Leopold Kielholz (O.) Marco Wölfli «SFL GLORY» Schwerpunkt 1933 2018 Eine Zeitreise Durch Die Geschichte Des Schweizer Klubfussballs
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Leopold Kielholz (o.) Marco Wölfli «SFL GLORY» Schwerpunkt 1933 2018 Eine Zeitreise durch die Geschichte des Schweizer Klubfussballs Marco Wölfli ist der Held der jüngsten jedoch nicht. Diese Ehre gebührt Schweizer Fussballgeschichte. Mit Jacques «Jacky» Fatton, der für Servette seinem gehaltenen Elfmeter im «Meis- insgesamt 273 Tore bejubelte, gefolgt terspiel» am 28. April 2018 gegen den von Eugen «Geni» Meier mit 247 Toren FC Luzern setzte der YB-Goalie einen und Josef «Seppe» Hügi mit 245 Toren. weiteren Glanzpunkt in der langen Ihren und vielen Heldennamen der und bewegten Historie des nationalen Geschichte mehr begegnet der Fussball- Klubfussballs. Leopold «Poldi» Kielholz fan bei einem Besuch des neuen Online- (*9. Juni 1911; 4. Juni 1980) hiess einer Archivs der Swiss Football League. der ersten Helden, unverkennbar wegen «SFL Glory» lädt die Besucher zu einer seiner kreisrunden Hornbrille, die er Zeitreise durch den Schweizer Klub- auf dem Feld trug. Mit seinen 40 Toren fussball seit 1933 ein. Erstmals in der in der Saison 1933/34 schoss er den Geschichte wurden in enger Zusam- Servette FC unter Trainer Karl Rappan menarbeit mit dem Fussballmagazin zum Meistertitel. Mehr Tore in einer «Zwölf» sämtliche Saisons, Matches, Saison gelangen seither keinem anderen Spieler und Trainer seit der ersten Spieler in der höchsten Schweizer Spiel- regulären Spielzeit der National-Liga klasse. Zum ewigen Rekordtorschützen recherchiert, erfasst und öffentlich reichte es dem gebürtigen Basler, der zugänglich gemacht. Entstanden ist auch das erste Schweizer Tor an einer das offizielle Nachschlagewerk zur Fussball-Weltmeisterschaft erzielte, Historie des Schweizer Klubfussballs. www.sfl.ch/glory SCHWERPUNKT 26: 27 «SFL GLORY» Schwerpunkt DAS PUZZLE ZUSAMMENGESETZT Die Hintergründe des Projekts «SFL Glory» Das Online-Archiv «SFL Glory» umfasst Sta- tistiken zu allen Saisons, Matches, Klubs, Spielern und Trainern der höchsten Schweizer Fussballliga seit 1933. Wie es zu dieser Idee Facts zu kam, wie es dem Team der SFL sowie des Fuss- «SFL Glory» ballmagazins «Zwölf» gelang, die Daten zu sämtlichen Partien seit 1933 zu recherchieren, und warum das Projekt für die SFL von grosser Bedeutung ist. DATENSÄTZE 3'924'503 SPEICHERPLATZ DER DATENBANK Das Meisterteam 1933/34: Servette FC 1,8GB ERFASSTE SPIELER 16'073 ERFASSTE TORE 54'836 SFL JAHRESBERICHT 2017/18 INTERVIEW Was ist «SFL Glory»? Nachgefragt bei Philippe Die Schweizer Fussballfans im Jahr 1943 Guggisberg, Head of DIE IDEE ten zuerst unseren eigenen Webauf- tritt modernisieren und intern die Be- Communica- «Glory ist ein deutung dieses Projekts vermitteln», Gegenentwurf zur erinnert sich Roger Müller, Chief Me- tions SFL dia & Marketing Officer bei der SFL. vergänglichen und Er betont: «Das wichtigste Argument kurzlebigen Welt- für ‹SFL Glory› war schliesslich, dass bühne des Fussballs.» es uns hilft, der Schweizer Liga ein Was ist unter dem Online-Archiv Gesicht zu geben. Dabei spielen Tra- «SFL Glory» zu verstehen? Roger Müller ditionen und Rivalitäten aus der Ver- «SFL Glory» umfasst die Daten Chief Media & Marketing Officer gangenheit eine zentrale Rolle.» aller seit 1933 ausgetragenen Meis- Rund fünf Jahre nach dem ersten terschaftsspiele in der höchsten Kontakt fiel schliesslich der Start- Schweizer Fussballliga. Die Besucher Schon vor über zehn Jahren stellten schuss — unter anderem auch mit der können Statistiken unterteilt nach die Macher des Fussballmagazins Unterstützung von Raiffeisen — mit Saisons, Klubs, Spielern und Trainern «Zwölf» fest, dass keine verlässliche dem Ziel, die erste öffentlich zugäng- abrufen. Also zum Beispiel, wer in Quelle für historische Daten zum liche Plattform zur Geschichte des einer bestimmten Saison oder für ei- Schweizer Klubfussball existierte (le- Schweizer Fussballs zu kreieren. Da- nen bestimmten Klub die meisten sen Sie dazu das Interview mit Mämä mit würde einerseits eine verlässli- Tore erzielte, oder welcher Klub seit Sykora auf der Seite 42). 2009 traten che Quelle für Informationen zu ver- 1933 die meisten Siege feierte. sie schliesslich mit dem Vorschlag an gangenen Spielzeiten geschaffen; Zudem lassen sich Geschichten er- die Swiss Football League (SFL) her- andererseits entspräche die Platt- zählen und entdecken, die sich an, sämtliche gespielten Saisons und form dem Selbstverständnis der SFL, hinter den Daten verstecken. Partien aufzuarbeiten und in einer wie Philippe Guggisberg, Head of Datenbank zu sammeln. Bei den Liga- Communications, erklärt: «Ich emp- Verantwortlichen trafen sie auf Zu- finde es als eine sehr wichtige Aufga- stimmung und Unterstützung. Den- be der Liga, die Geschichte und Ver- noch verblieb das Projekt für einige gangenheit zu bewahren und zu über- Zeit auf der Ersatzbank. «Wir muss- liefern.» Fortsetzung auf nächster Seite SCHWERPUNKT 28: 29 «SFL GLORY» Schwerpunkt DIE QUELLENSUCHE Fortsetzung Interview mit Philippe Guggisberg Die SFL und «Zwölf» standen vor einer riesigen Herausforderung. Sämtliche Meisterschaftsspiele der höchsten «Die zuverlässigste Liga seit 1933 sollten erfasst und in SWISS FOOTBALL LEAGUE NATIONAL-LIGA SFV Quelle für Daten einer Datenbank zusammengeführt werden. Für die «Neuzeit» konnten sie zum Schweizer IONAL-LIGA SFV ISS FOOTBALL LEAGUE T auf bestehendes Datenmaterial zurück- SW NA Klubfussball.» greifen. Seit 2008 erheben die SFL und die TV-Produktionsfirma NEP Switzer- Philippe Guggisberg SWISS FOOTBALL LEAGUE Haus des Fussballs Worbstrasse 48 Head of Communications SFL land elektronisch die Statistikwerte3074 Muri b. Bern zu jedem Match (lesen Sie dazu den Ar- tikel auf der Seite 38). Zudem verfügte der Schweizerische Fussballverband (SFV) in seiner Datenbank «NIS» über gesammelte Informationen zu den seit 2003 ausgetragenen Saisons. Das Buch «75 Jahre Swiss Football An wen richtet sich «SFL Glory»? Schwieriger gestaltete sich die La- League — National-Liga SFV» wurde im An Fussballfans, die mehr über die ge zu Daten aus den Jahren vor 2003 Jahr 2009 veröffentlicht und doku- Geschichte ihres Klubs erfahren mentiert den Schweizer Klubfussball sowie im Speziellen aus den «histori- wollen. An Studierende oder Journa- seit seinen Anfängen. schen Zeiten» vor dem EDV-Zeitalter, ISBN: 978-3-9523556-0-2 listen bei der Recherche von frühe- als eine elektronische Erfassung der ren Spielzeiten und Rekorden. Tore und Aufstellungen technisch An alle, die sich für die Geschichte noch unmöglich war. Philippe Guggis- des Fussballs interessieren. Und berg kannte diese Herausforderung nicht zuletzt soll «SFL Glory» nur allzu gut. 2009 war er Initiant und dazu anregen, über die Geschichten Mitautor des Buchs «75 Jahre Swiss rund um den Schweizer Fussball Football League — National-Liga SFV», zu diskutieren. das den Schweizer Klubfussball seit den 1890er-Jahren dokumentiert. «Eine wissen, zu Archivaren. Welche ande- Wie unterscheidet sich «SFL Glory» systematische Datenerfassung seitens ren offiziellen Berichte es damals von anderen Quellen im Internet? des Verbandes gab es damals nicht. gab, lässt sich heute nur noch sche- Sämtliche seit 1933 bestrittenen Die National-Liga veröffentliche ab menhaft nachvollziehen. Es existier- Meisterschaftsspiele der höchsten den 1950er-Jahren Jahresberichte, die te wohl eine Art Matchblatt, das nach Liga wurden systematisch recher- aber nur die Schlussranglisten und dem Spiel an die National-Liga über- chiert, aufgearbeitet und elektronisch eine Zusammenfassung enthielten, mittelt wurde. Welche Informationen in einer Datenbank erfasst. Ent- nicht jedoch Telegramme der einzel- darauf festgehalten wurden, ist aber sprechend ist «SFL Glory» die zu- nen Spiele mit Ergebnissen, Zuschau- unklar. Und diese Unterlagen liegen verlässigste Quelle, wenn es um erzahlen, Aufstellungen, Torschützen, heute leider nicht mehr vor.» historische Daten zum Schweizer usw. An die Überlieferung der Ge- In verschiedenen Zeitungsarchi- Klubfussball geht. schichte dachte damals niemand.» ven waren die Matchtelegramme bis Dennoch fand das Glory-Team ei- ins Jahr 1933 zurück aufbewahrt. Ein Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird nen Weg, um die Aufzeichnungen aus Team des Fussballmagazins «Zwölf» in der Schweiz Klubfussball betrie- längst vergangenen Zeiten zu be- fotografierte diese systematisch ab ben. Warum reicht «SFL Glory» nur schaffen (mehr dazu im Interview mit und erfasste sie anschliessend in ei- bis ins Jahr 1933 zurück? Mämä Sykora auf der Seite 42). Als ner Datenbank. Bei fehlenden oder Die Saison 1933/34 war die erste beste Datengrundlage stellten sich widersprüchlichen Informationen griff schweizweit ausgetragene Einheits- die Matchtelegramme heraus, die be- das Recherche-Team auf Lokalzeitun- meisterschaft, damals noch mit reits früh in der Geschichte in den gen oder Jahrbücher zurück. So setzte 16 Klubs, und somit der Anbeginn Zeitungen publiziert wurden. Philippe sich das Puzzle der Schweizer Fuss- der Schweizer Meisterschaft, wie Guggisberg: «Mit ihrer Arbeit wurden ballgeschichte Schritt für Schritt zu- wir sie heute kennen. die Journalisten, ohne es damals zu sammen. SFL JAHRESBERICHT 2017/18 Charles «Kiki» Antenen mit dem Günter Netzer 1976 nach dem Pokal für den FC La Chaux-de-Fonds, Wechsel von Real Madrid Schweizer Meister 1963/64 zum Grasshopper Club Zürich Eine Ode an die Matchtelegramme «Spieltelegramme sind die am meisten verdich- tete Form des Fussballs. Nichts findet darin Platz ausser die nackten Fakten. Die Namen, die Resultate, die Minuten. Die Spieltelegram- me sind derart reduziert auf unverrückbare Wahrheiten, dass selbst Leser mit einer doppel- verglasten