Eine Siedlungsgrube Der Horgener Kultur in Andelfingen ZH-Bollen
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Eine Siedlungsgrube der Horgener Kultur in Andelfingen ZH-Bollen Autor(en): Nagy, Patrick Objekttyp: Article Zeitschrift: Jahrbuch Archäologie Schweiz = Annuaire d'Archéologie Suisse = Annuario d'Archeologia Svizzera = Annual review of Swiss Archaeology Band (Jahr): 93 (2010) PDF erstellt am: 06.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-178664 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. 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Mitteilungen - Communications - Comunicazioni Patrick Nagy Eine Siedlungsgrube der Horgener Kultur in Andelfingen ZH-Bollen* Keywords: Neolithikum, Schweiz, Deutschland, Siedlung, C14-Datierung «__ r~ -F ".Z-F;F£~^ ^ /£ ~"":* ' -FF: r „'", » F#"' i^-^t«'/^ y *~*^ Is-fe-'tfW*^ 4 Abb. 1. Andelfingen ZH. Übersicht mit Blick Richtung Nordosten. Im Vordergrund die Fundstelle Bollen (Pfeil). Luftbild Kantonsarchäologie Zürich. Die kürzlich zu Tage gekommenen Siedlungsbefunde von ten in den Jahren 1999, 2002 und 2009 weitere Andelfingen-Bollen sind Anlass, die neolithischen Spuren Untersuchungen in den unmittelbar angrenzenden Arealen2. Bei und insbesondere jene aus der Horgener Kultur im Zürcher Feldbegehungen zwischen 1991 und 2007 bargen Mitarbeiter Weinland und dessen Nachbargebieten in einem kurzen der Kantonsarchäologie in der näheren Umgebung der Überblick vorzustellen. Fundstelle zahlreiche Einzelfunde. Die Fundstelle befindet sich am südwestlichen Ortsausgang Im Gebiet von Andelfingen und Umgebung führte die von Andelfingen, auf einer kleinen Terrasse rund 20 m über Kantonsarchäologie Zürich seit 1988 regelmässig archäologische dem Thurtal (LK 1052, 692 777/272 362, 373 m Ü.M.; Abb. Prospektionsflüge durch; dabei wurden an verschiedenen 1.2). Sie ist seit längerem als prähistorischer Siedlungsplatz Orten mehrheitlich positive Bewuchsmerkmale dokumentiert3, bekannt. Im Jahre 1967 entdeckte man hier bei Aushubarbeiten die möglicherweise von archäologischen Bodendenkmälern erstmals archäologische Funde. Bei den folgenden herrühren. Im Jahre 2000 entdeckte man so bei An- Ausgrabungen wurden Überreste einer HaA-zeitlichen Siedlung delfingen-Steinacker und Chrottenbuck auf einer Terrasse freigelegt1. Wegen verschiedener Bauvorhaben erfolg- rund 40 m über der Thur, rund 500 m vom Fundplatz Bol- * Publiziert mit Unterstützung der Kantonsarchäologie Zürich. 194 P. Nagy, Eine Sicdlungsgrube der Horgener Kultur in Andelfingen ZH-Bollcn TTZF5 MfcJc^flTt I 16 „ I à Ss ggSI - -L Sonnerthot X3S6 S CÛ -r,7.l T^ 14 ./¦/, -i F- ' .Ì 13 #7 %3SS * ¦ ^iJ.7ite7ihor\ '.-W-* •• \ \ \ Riband; lilni ¦ -l ¦x ^3V-> ,,' \ \2 ; Jliìtihìif Wm F i &F^JÈ&Ëi& i. /<,,/.>//***-/. »• tlPïSBi Abb. 2. Andelfingen und Umgebung. Neolithische Fundstellen. 1 Andelfingen ZH-Bollen (Siedlungsgrube und Funde); 2 Andelfingen-Niederfeld 1 Z'- 5^ MVsï.$&-. "F-^--< In¥SÜa /Z '-•¦.. \Iir$ßÜq ^ (Steinbeil, verschollen); 3 Ändelfingen-Thurbett, verschiedene Lokalitäten sf 5 ^>zz-m ber§ (Lochaxt, zwei Steinbeile); 4 Andelfingen-Unterdorf (Steinbeil); Andel- SP§^f\ fingen-oberhalb Bahnhof (Steinmeisseichen, verschollen); 6 Andelfingen- ¦ h A 's Laufen und Wolfsgrueb (Silices); 7 Andelfingen-Müliberg und Heggi !?#¦? 12 (Silices); 8 Andelfingen-Hinterer Isenberg (Silexgerät); 9 Andelfingen-Jumeten, WaUAuOi /3&k*?'" Erlen und Lachen (Silices); 10 Andelfingen-Pünten (Silex); 11 Andelfingen- v-;F:«'*.. vywy ^r *«. X* Ebnet (Silex); 12 Andelfingen-Chrottenbuck (Silices); 13 Klcinandelfingen ^->3 ZH-Andelfinger Feld (Steinbeil); 14 Kleinandelfingen-Hinderes Riet und Hindere Foren (Silices); 15 Kleinandelfingen-Grueben (Silex); 16 Kleinan- '.:':. *\ IJrpIS.pri delfingen-Sonnenhof (Silex). Ausschnitt aus der Landeskarte, Blatt 1052, 1:25 000. Reproduziert mit Bewilligung der swisstopo (BA 100050). len entfernt, Teile einer Doppelgrabenanlage. In deren dem Humus fand sich eine rund 10-30 cm mächtige Mischzone, unmittelbarer Nähe befinden sich der bronzezeitliche darunter folgte die eigentliche Grubenverfüllung. Sie Siedlungsplatz und das frühlatenezeitliche Gräberfeld von An- bestand zuoberst aus einer max. 0.6 m dicken, graubraunen, delfingen-Laufen4. fundführenden Siltschicht (Pos. 3), dann folgte eine bis zu Im Zusammenhang mit einem Bauprojekt veranlasste die 0.8 m dicke, rotbraune, sandig-lehmige Siltschicht (Pos. 4). Kantonsarchäologie Zürich im Mai 2002 im Areal Bollen Letztere erinnert an den B-Horizont des lokal anstehenden geophysikalische Messungen und anschliessend umfangreiche Bodens. Es dürfte sich um umgelagertes Schichtmaterial Sondierungen. Die Magnetikmessungen auf einer Fläche handeln. Diese Strate enthielt wenige Holzkohleflitter, einige von rund 1.3 ha erbrachten keine Hinweise auf archäologisch uncharakteristische Keramikfragmente und einen relevante Strukturen (Abb. 3). Während der Sondierungen Knochen. Im nördlichen Bereich des Befundes wies die gelang dagegen der Nachweis von drei spätbronzezeitlichen Grubensohle eine sackartige Vertiefung auf. Brandgruben, wovon eine anhand eines Das Fundmaterial (Abb. 6 sowie Katalog am Schluss dieses Eichenbretts C14 datiert und der Stufe BzD/HaA zugewiesen Beitrags) umfasst einen kleinen Keramikkomplex, mehrere wurde'. Silices (u.a. eine Pfeilspitze mit schwach konkaver Basis) Im Mai 2006 entdeckte K. Schäppi, Mitarbeiterin der sowie einen Klopfstein und ein Werkstück mit Säge- und Kantonsarchäologie Zürich, im Profil einer Baugrube im Pickspuren. Südwesten der Terrasse eine grosse Grube mit prähistorischem Bei der Keramik handelt sich um typische Gefässe der Fundmaterial, was eine kleinere Ausgrabung auslöste (Abb. Horgener Kultur, mehrheitlich grosse, grobkeramische Töpfe 4). Der westliche Teil der Terrasse war zu jenem Zeitpunkt mit zylindrisch geradem oder schwach einziehendem Ge- durch den Bagger bereits teilweise abgetragen, so dass die fässkörper und geraden oder leicht einziehenden Rändern. Gesamtausdehnung des Befundes nicht mehr genauer In den Randzonen findet sich horizontal umlaufende, einfache erfasst werden konnte. Im Planum liessen sich zwei annähernd oder doppelte Kannelurenzier, oftmals kombiniert mit gerade Seiten einer ursprünglich wohl rechteckigen Grube Durchbohrungen. Ein einzelnes Gefässfragment weist wenig partiell dokumentieren. Die erhaltene Ecke war rundlich unterhalb des Randes eine unverzierte Leiste auf. Die drei ausgebuchtet; indessen wurde bei der Untersuchung nicht erhaltenen Bodenscherben sind flach und leicht abgesetzt. abgeklärt, ob es sich hierbei um einen Pfostenstandort Bei einem Objekt handelt es sich um die Randscherbe eines handelte. Napfs. Die Gefässe sind von beige-brauner bis grauer Farbe. Die Struktur (Abb. 5) umfasste nur wenige Schichten: Unter Die Machart der Keramik, die Wanddicken (>15 mm), die P. Nagy, Eine Siedlungsgrube der Horgener Kultur in Andelfingen ZH-Bollen 195 *¦F ^/ f V*1 0m * i » * I. > * v i % w » ¥ *- ' t I * Abb. 3. Andelfingen-Bollen. Magnctikmessbild J. Lcckcbusch. Markiert sind die Lage der horgenzeitlichen Grube (1) sowie weitere Befunde prähistorischer Zeitstellung (2-4). IllilllllllllllllllllllBIHBiBIIP^WW!Ä™™W^ a* Uti ' i IT " Abb. 4. Andelfingen-Bollen. Die neolithische Fundstelle kurz nach der Entdeckung. Foto U. Bodmer, Stadel. 196 P. Nagy, Eine Siedlungsgrube der Horgener Kultur in Andelfingen ZH-Bollen Ostprofil auf Achse m' 10.30 :—, 2 o a ¦ & o u " ¦ „ « S° QsP ^. s s ^ J a £S 37300 ¦ ; jt o \x -- 6s 'o S.-N ¦¦ N=»\ ° • •D. ' V-,\" o •"' 372.00 371.00 68 :>/ bb 5') :-.:- •S2 51 Abb. 5. Andelfingen-Bollen. Profil der neolithischen Siedlungsgrube. Umzeichnung M.Moser, Kantonsarchäologie Zürich. Ausprägung der Zier sowie die Art der Zierlochungen sprechen Probe Labor-Nr. C14BP A-C13 Callo Cal2o für eine Datierung in die ältere Horgener Kultur (um (89.4 %) (95.4 %) 3200 v.Chr.)6. Einzelne Elemente, etwa die Ausprägung der 3 (FK 9) ETH-32850 4545±55 23.3±1.2%o 3080 BC 3380 BC Profile, weisen tendenziell bereits in die mittlere Horgener 4 (FK 13) ETH-32851 4500±55 21.0+1.2 %o 3020 BC 3370 BC Kultur (um 3100 v.Chr)". Aus der Grubenverfüllung wurden mehrere Holzkohleproben Tab. 1. Andelfingen ZH-Bollen. C14-Datierungen an Holzkohle aus der für eine Datierung entnommen. Die beiden analysierten Schicht Position 3. Kalibrierung nach OxCal v3.10, Bronk Ramsey 2005; cub r:5 sd:12 prob usp [chronj; Athmospheric data from Reimer et al. Proben stammen aus der fundführenden Schicht Position 3 2004. (Tab.