Entarteopera Festival Violinkonzerte Und Doppelkonzertvarianten
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EntArteOpera Festival Violinkonzerte und Doppelkonzertvarianten SACD I Ethel Smyth (1858–1944) Concerto for Violin, Horn and Orchestra (1926) Concerto für Violine, Horn und Orchester (1926) 1 I Allegro moderato 10:01 2 II Elegy (In Memoriam) 5:54 3 III Finale: Allegro 10:46 Vítězslava Kaprálová (1915–1940) Concertino for Violin, Clarinet and Orchestra, Op. 21 (1939) Concertino für Violine, Klarinette und Orchester op. 21 (1939) completed by / fertiggestellt von Miloš Štědroň, Leoš Faltus 4 I Andante ma non troppo 5:32 5 II (without tempo marking) 5:23 6 III (without tempo marking) 3:22 Thomas Albertus Irnberger violin/Violine Milena Viotti horn/Horn (1-3) Reinhard Wieser clarinet/Klarinette (4-6) Wiener Concert-Verein Doron Salomon conductor/Dirigent 2 SACD II Karl Amadeus Hartmann (1905–1963) “Concerto funebre” for Violin and Strings (1939; revised in 1959) „Concerto funebre“ für Violine und Streichorchester (1939; revidiert 1959) 1 I Introduction (Largo) 1:33 2 II Adagio 7:21 3 III Allegro di molto 8:17 4 IV Choral (Langsamer Marsch) 3:49 Thomas Albertus Irnberger violin/Violine Israel Chamber Orchestra Martin Sieghart conductor/Dirigent Bohuslav Martinů (1890–1959) Concerto for Violin, Piano and Orchestra, H 342 (1953) Konzert für Violine, Klavier und Orchester H 342 (1953) 5 I Poco Allegro 9:10 6 II Adagio 8:24 7 III Allegro 9:41 Thomas Albertus Irnberger violin/Violine Michael Korstick piano/Klavier Georgisches Kammerorchester Ingolstadt Martin Sieghart conductor/Dirigent 3 Präludium EntArteOpera widmet sich in seinem Festival der In Zeiten von Rechtspopulismus und im unreflektiertem sogenannten „entarteten“ Musik der lebendigen Gebrauch nationalsozialistischer Diktionen, Ikonogra- Erinnerungskultur. phie und eines solchen Geschichtsverständnisses In der Auseinandersetzung mit dem umfangreichen stellt eine exemplarische Auseinandersetzung gerade Meisterwerk vergessener, verfemter, durch den im Bereich der Kunst eine wichtige Aufklärung dar Nationalsozialismus verfolgter, ins Exil getriebener und bietet die Möglichkeit, gegenwärtige Konflikte oder gar ermordeter Musikschaffender wird deren unter einem anderen Blickwinkel zu verstehen. Lebensstimme, die zum Teil auch nach dem zweiten Weltkrieg aus dem historischen Gedächtnis gelöscht Unter dem Titel „Verfemte und Vergessene Komponis- blieb, wiederbelebt und hörbar gemacht. tinnen“ setzte EntArteOpera 2016 seine erfolgreiche Programmserie fort, nach Themenschwerpunkten Unter dem Begriff „Entartete Musik“ diffamierte der Vorjahre zum Werk Franz Schrekers und Walter das NS-Regime Musik, die nicht seiner Ideolo- Braunfels’ sowie zur Musik in Theresienstadt 1941-45. gie entsprach: Musik der damaligen Moderne, In der Ausstellung „Marsch der Frauen – Ungehörige atonale Musik, Jazzmusik und vor allem Musik Komponistinnen zwischen Aufbruch, Bruch & Exil“ von Musikschaffenden jüdischer Herkunft. Die und den dazugehörigen Konzerten porträtierte nationalsozialistische Bewegung, die auch kulturell EntArteOpera 2016 exemplarisch sieben sehr unter- ihre Ideologie durchzusetzen suchte, definierte ein schiedliche Komponistinnen, die ihre schöpferische eigenes Kunst- und Schönheitsideal und diffamierte Kreativität dem Frauenbild, im Besonderen jenem sogenannte „artfremde Verfallskunst“. Die fatale der NS-Zeit entgegensetzten. Im Spiegel ihrer Zeit Reglementierung des Musiklebens der NS-Zeit wurden sie doppelt ausgegrenzt. Das NS-Regime hat viele Leben von Musikern und Musikerinnen diffamierte sie wegen ihrer jüdischen Herkunft, ihrer zerstört, die Musikgeschichte nachhaltig verändert sexuellen Orientierung, ihrer poltischen Einstellung und wirkt bis heute im musikalischen Gedächtnis. oder weil sie für die Rechte der Frauen kämpften, Das philosophische Vermächtnis im Werk der Musi- als Verfemte und grenzte sie als unangepasste kerinnen und Musiker wird im Festival EntArteOpera schaffende Frauen aus. Trotz gesellschaftlicher in Ausstellungen, Konzerten und Opernaufführungen Widerstände suchten sie beharrlich als selbstbewuss- lebendig. Die Aktualität ihrer Themen und deren te, aufmüpfige Persönlichkeiten ihre künstlerische Reflexion auf ihre Zeit bilden eine emotionale Brü- Identität in der Musik. cke in die Gegenwart, ihre Musik eine Resonanz Im Orchesterkonzert des EntArteOpera Festivals auf ihr Leben. 2016 kehrte die englische Komponistin Ethel Smyth mit ihrem Concerto für Violine, Horn und Orchester 4 (1927) in den Wiener Musikverein zurück, wo ihre einen Platz sowohl in den Konzertsälen als auch in großen Orchesterwerke 1912 unter Bruno Walter und der Musikgeschichte. dem damaligen Concertverein erfolgreich aufgeführt EntArteOpera wird sich auch in Zukunft für die worden waren. Die unangepasste und beeindruckende Wiederbelebung der Werke sogenannter „entarteter“ Komponistin war 1911 durch ihr Engagement als Musiker und Musikerinnen einsetzten. Suffragette in der Frauenbewegung und mit ihrem March of the Women berühmt geworden. Susanne Thomasberger Vítězslava Kaprálová, eine der größten Bega- Leitung EntArteOpera bungen ihrer Zeit, schuf in ihrem kurzen Leben ein www.entarteopera.com beeindruckendes Werk. Das unvollendete Con- certino für Violine, Klarinette und Orchester (1939) entstand unter dem Eindruck der Annexion ihrer tschechischen Heimat durch die Nationalsozialisten. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie im Pariser Exil als Schülerin und Geliebte von Bohuslav Martinů und sollte den Einmarsch der Deutschen in Frankreich nur um wenige Tage überleben. Bohuslav Martinůs Konzert für Violine, Klavier und Orchester (1953) ist ein virtuoses Musikstück, das der vielseitige Komponist nach dem Tod seiner Geliebten „Vitulka“ Kaprálová, seinem schmerzlichen Abschied von Paris und der abenteuerlichen Flucht vor den Nazis im Exil in Amerika komponiert hat. Auch der Münchner Komponist Karl Amadeus Hart- mann hatte seine bekannte Komposition Concerto funebre (1939) unter dem Eindruck der Okkupation der tschechischen Gebiete der Tschechoslowakei Herzlichen Dank an das Schlossmuseum Linz für die durch die Nationalsozialisten geschrieben. Zur-Verfügung-Stellung des Barocksaals. Diese außergewöhnlichen Kompositionen verdienen Besonderen Dank an die Firma Bösendorfer für die Beachtung und öffentliche Wahrnehmung, ihre Musik Überlassung des Flügels. 5 Zwei Damen im Männerrevier Violin- und Doppelkonzerte des 20. Jahrhunderts Anders als heute war es in früheren Zeiten nicht innerfamiliären Widerstand gegen ihre Bestrebun- unbedingt selbstverständlich, dass Frauen ihr Leben gen überwinden, so wurde sie schließlich doch ab dem Komponieren widmen konnten, wenn sie das 1877 in Leipzig professionell ausgebildet und lernte wollten. Teilweise gab es eklatante, dem sozialen währenddessen weite Kreise des tonangebenden Status entsprechende Benachteiligungen, die heute Musiklebens kennen, darunter die „Grande Dame“ in einer aufgeklärten Gesellschaft zum Glück keine Clara Schumann ebenso wie Johannes Brahms, Rolle mehr spielen sollten. Nichtsdestotrotz wird man die Familien Röntgen und Herzogenberg, Edvard weiterhin auf die Leistungen einzelner Komponistinnen Grieg, Anton Rubinstein, Peter Iljitsch Tschaikowsky, vergangener Jahrhunderte gezielt hinweisen, um Antonín Dvořak und viele andere. Wie sehr sie den den Weg zur Gleichberechtigung zu dokumentie- – berechtigten – Anspruch stellte, als eine unter ren. Gab es auch schon in früheren Zeiten einige Gleichen neben ihre männlichen Kollegen gestellt wenige Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts in zu werden, zeigt ihr Œuvre, in dem sich auch große musikalisch-schöpferischer Funktion, so erweiterte Bühnen- und Orchesterwerke finden. Als bekann- sich dieser Kreis ab dem 19. Jahrhundert mit der teste ihrer sechs Opern wird „The Wreckers“ (Die Verbürgerlichung der Gesellschaft deutlich. Waren Strandräuber, 1902–1904) nach einem Libretto von es im deutschsprachigen Raum beispielsweise Alma Strettell bis heute gelegentlich aufgeführt, so Clara Schumann und Fanny Hensel, die über die während der letzten Jahre in England, Deutschland Grenzen hinausragten, so wurden an der Wende zum und den USA. In ihren Werken erkennt man, wie 20. Jahrhundert in den USA Amy Beach (1867–1944) sehr Smyth ganz in der spätromantischen Tradition und in noch höherem Maß in Großbritannien Ethel der deutschen bzw. englischen Schule steht. Dies Smyth (1858–1944) zu Ikonen der musikalischen gilt auch für das Concerto für Violine, Horn und Frauenbewegung. Wie im Vorwort festgehalten, Orchester, das aufgrund seiner ebenso ungewöhn- zählte sie zu den Suffragetten und errang einige lichen wie reizvollen Besetzung vergleichsweise Aufmerksamkeit mit ihrem „March of the Women“ weite Verbreitung fand. In klassisch-romantischer (Frauenmarsch) von 1910, der zu einem klingenden Konzerttradition dreisätzig angelegt, entstand es Symbol dieser Bewegung wurde, während seine 1926 für den britischen Hornisten Aubrey Brain, der Komponistin mit ihren Mitstreiterinnen für einige Zeit es mit der ungarischen Geigerin Jelly d’Arányi unter sogar inhaftiert war (sie erhielt eine zweimonatige der Leitung von Henry Wood 1927 in der Londoner Gefängnisstrafe, da sie 1912 Fensterscheiben des Queen’s Hall zur Uraufführung brachte. Mehr als britischen Kolonialsekretariats eingeworfen hatte). einmal vermeint man im Concerto Brahms oder sein Musste Smyth in ihrer Jugend zunächst einigen britisches „Pendant“, den in London zu Smyths Zeiten 6 ungemein populären Iren Charles Stanford zu hören. die meisten in der Folge auch in guten Notenaus- Die Kraft des Stücks liegt sicher nicht darin, etwas gaben erschienen und zum Teil bereits auch