Claude Piano Music Vol. I Michael Korstick 02 (1862 – 1918) Der Sturz über die Debussy-Klippe 03

Michael Korstick Klavier Warum uns die Musik einiger Komponisten be- Zur selben Zeit begegnete ich erstmals meinem In diesem Zusammenhang wollte ich mir die sonders nahesteht, ist ein unergründliches Ge- damaligen Idol Arturo Benedetti Michelangeli Chance nicht entgehen lassen, einmal mit einem 12 Préludes, premier livre heimnis. Ist ein spezifisches auslösendes Ereignis im Konzert, und zwar mit Childrens’ Corner und Augenzwinkern dem großen Glenn Gould Reve-

dafür verantwortlich, sind es persönliche Erfah- sämtlichen , die einen geradezu überwäl- renz zu erweisen, der wohl der erste Pianist ge- Deutsch 1 Danseuses de Delphes [03:13] rungen, können Erlebnisse außerordentlicher tigenden Eindruck auf mich machten (wobei mir wesen sein dürfte, der im Studio mit sich selbst 2 [04:12] ­Interpretationen unauslöschliche Eindrücke hin- eine neben mir sitzende Dame unvergesslich im Duo gespielt hat: Die 8 Takte von 17:28 bis 3 Le vent dans la plaine [02:10] terlassen? Bei mir war es wohl eine Mischung bleiben wird, die mir nach fast jedem Stück zu- 17:51 am Schluss von Khamma, keineswegs die 4 „Les sons et les parfums tournent ­daraus, jedenfalls begann meine Neigung zur flüsterte, dass Walter Gieseking das doch alles so schwierigsten in diesem teuflischen Stück, von dans l’air du soir“ [03:23] französischen Musik mit einer Phase absoluter viel schöner gespielt habe, was bei mir nicht nur Debussy in einer Art zweiklavierigen Fassung 5 Les collines d’Anacapri [03:11] Debussy-Schwärmerei. Als ich mit fünfzehn Jah- heftigen Widerspruch auslöste, sondern auch das ­notiert, sind – teils aus purem Spaß, teils um die 6 [05:00] ren Schüler von Jürgen Troester in Köln wurde, Verlangen, die freundliche Musikliebhaberin auf andernfalls nötige Reduktion zu vermeiden – 7 Ce qu’a vu le vent d’ouest [03:13] wählte dieser als erstes größeres Solostück der Stelle zu erwürgen … ). Wenig später hörte ich ­sozusagen an zwei Klavieren im Playback-Verfah- 8 La fille aux cheveux de lin [02:26] ­Debussys Suite für mich aus. Diese mein erstes Orchesterstück von Debussy, , ren aufgenommen. Dass diese 8 Takte, die nur 9 La sérénade interrompue [02:30] Klangwelt, eine Mischung aus Archaik, Neo­ dirigiert von keinem Geringeren als Carlo Maria 23 Sekunden dauern, einen halben Aufnahmetag 10 La cathédrale engloutie [05:36] barock und farbiger Harmonie, nahm mich so- Giulini – da dürfte es wohl niemanden verwun- verschlungen haben, sei nur nebenbei vermerkt – 11 La danse de Puck [02:52] gleich gefangen. Wenig später spielte ich das dern, dass mich diese Eindrücke endgültig über wir alle standen jedenfalls mehrfach am Rand 12 Minstrels [02:14] Stück in einem Schülerkonzert, das mein Leben die Debussy-Klippe schubsten. der Verzweiflung (und kurz davor, das Handtuch nachhaltig beeinflussen sollte: Der gestrenge zu werfen und uns demütig mit einer abgespeck- 13 Les soirs illuminés ­Kritiker des Kölner Stadt-Anzeiger reklamierte die Die Möglichkeit, meine inzwischen vier Jahrzehn- ten Sparversion zu bescheiden). Deshalb danke par l’ardeur du charbon [02:14] „Entdeckung eines pianistischen Talents“ und te andauernde Beschäftigung mit dieser immer ich an dieser Stelle meiner Produzentin, Frau ­endete mit dem Verdikt: „Derart entfesseltes und aufs Neue faszinierenden Musik jetzt in Form Dr. Marlene Weber-Schäfer vom SWR, und mei- 14 Khamma (Legende Dansée – zugleich kontrolliertes Spiel schien den gebore- ­einer Gesamteinspielung zu resümieren, erfüllt nem wunderbaren Aufnahmeteam, den Herren Partition pour le Piano) [19:28] nen Virtuosen zu exemplifizieren.“ Auch das Kon- mich schon deshalb mit größter Freude. Roland Rublé und Friedemann Trumpp, für ihre I

kurrenzblatt, die Kölnische Rundschau, sprach in Geduld und Beharrlichkeit – und nicht zuletzt für . 15 Intermède* [03:25] seltener lokaler Einmütigkeit von einer Bestim- Es ist diese Begeisterung für einen der ganz Gro- den ungeheuren Spaß, den dieses kleine Aben- Vol mung zur Pianistenlaufbahn. Allerdings war mir ßen der Musik, die mich inspiriert hat, auch De- teuer dann beim Gelingen doch noch gemacht 16 Toomai des Eléphants* zunächst der unmittelbarere Effekt dieses bussys Klavierfassungen von Orchesterwerken hat. (compl. Robert Orledge) [05:33] schwerwiegenden Lobes viel wichtiger, nämlich mit einzubeziehen, die natürlich viel mehr sind Michael Korstick die Rettung vor dem geballten Zorn meines als „Klavierauszüge“, für mich stehen sie vielmehr Klavier 17 Petite valse* (compl. Robert Orledge) [01:49] ­Lehrers über meine Unverfrorenheit, dass ich auf ähnlichem Niveau wie Strawinskys Petrusch- klammheimlich und hinter seinem Rücken ein ka-Suite. Total Time [72:39] weiteres Stück meines neuen Helden einstudiert Werke für Werke

und als Zugabe gespielt hatte, nämlich | * World Premiere recording Golliwogg’s Cakewalk aus Childrens’ Corner. D ebussy Claude Claude Piano 04 05

Für einen Komponisten, der in der Entwicklung zwischen dem 17. Dezember 1909 und Anfang Fe- „Salonstück“ in den Zyklus zu schmuggeln, so ist Debussy dessen Wunsch nach einem Original­ der modernen Klaviermusik einen Chopin und bruar 1910 geschrieben, wobei Skizzen für die es doch ein außergewöhnlich schöner und diskre- manuskript als Bezahlung für eine Lieferung des Liszt vergleichbaren Rang einnimmt, ist es sicher Préludes 2, 8 und 10 bis 1907 – 1908 zurückrei- ter Beitrag zu dieser Gattung. Ähnlich populär kostbaren Brennstoffs. Dieses kurze Prélude, das Deutsch untypisch, wie im Falle Debussys zunächst als chen. An den Anfang setzt Debussy eine Art Trip- wurde auch die Legende von der „Versunkenen auch Anspielungen auf Canope und Les tierces Deutsch Schöpfer von Liedern, Kammermusik und Orches- tychon, zunächst notiert in der Reihenfolge Kathedrale“ von Ys in der Bretagne, die die Fanta- ­alternées aus dem 2. Band der Préludes aufweist, terwerken, ja sogar einer Oper (Pelléas et Mélisan- Danseuses de Delphes, Le vent dans la plaine und sie stets aufs Neue beflügelt, wenn ihr Turm sich findet seinen Höhepunkt in einer der lyrischsten de) hervorzutreten und erst relativ spät, nämlich Voiles (was entweder mit „Segel“ oder „Schleier“ allmählich im Morgennebel abzeichnet und dazu und schönsten Melodien aus Debussys Feder. Das mit den von 1903, das Niveau zu errei- zu übersetzen ist, Letzteres vielleicht als Hom- mittelalterliche Mönchsgesänge ertönen. Ganz Stück kam erst 2001 in der Sammlung Eric van chen, welches als sein pianistisches Reifestadium mage an die Schleier der Tänzerin Loie Fuller). gleich, wie man es bewerten mag, die meisten Lauwe wieder ans Tageslicht. angesehen wird. Fairerweise sollte man aber da- ­Alle drei Stücke basieren auf dem gleichen Orgel- dieser Stücke wurden mit dem Etikett des „Im- zu sagen, dass er Frühfassungen von Stücken punkt B, der dann für das vierte Stück Les sons et pressionismus“ versehen – da konnte Debussy Toomai des éléphants wurde inspiriert von Rud­ wie L’Isle joyeuse schon Jahre vor ihrer Veröffent­ les parfums zum A absteigt. Als Debussy dieses noch so oft betonen, er beschäftige sich mit yard Kiplings erstem Band seiner Dschungelbuch- lichung dem Pianisten Ricardo Viñes vorgespielt Stück schrieb, waren Les Collines d’Anacapri und ­„Realitäten“, oder erklären, er ziehe es vor, mit Geschichten. Das hatte nicht zuletzt damit zu oder schon im Juli 1903 die genauen Titel aller das rätselhafte Des pas sur la neige bereits vollen- den dichterischen Beschwörungen von Sym­ tun, dass Debussys heißgeliebte 7-jährige Tochter seiner späteren Images ausgearbeitet hatte, was det, was zeigt, dass die Reihenfolge der Stücke bolisten wie Stéphane Mallarmé in Verbindung Chouchou von Elefanten fasziniert war, was den Schluss erlaubt, dass allen seinen Klavier­ sorgsam überlegt war, obwohl Debussy selbst sie gebracht zu werden. schon in Jimbo’s Lullaby aus Childrens’ Corner sei- stücken lange Gedankenarbeit und Reflexion vor- nie als Zyklus aufgeführt hat. Dass er die Titel je- nen Niederschlag gefunden hatte. Debussy hat ausging. Er erarbeitete sich eingehende Kennt- weils ans Stückende setzte, war wohl ein Kunst- Zu diesen Préludes gesellt Michael Korstick zwei nicht begründet, warum To(o)mai „sich als un- nisse der Werke seiner pianistischen Vorfahren griff, um das Erscheinungsbild im Druck neuartig weitere, unbekannte: zum einen Debussys gleich- möglich für ein Prélude erwiesen“ habe; er er- von Rameau bis Chopin, wobei er eher Chopins aussehen zu lassen; sie prägen sich ohnehin nach sam improvisatorisches Les soirs illuminés par setzte es jedoch bald durch die eher strawinsky- poetische Konzepte und formale Neuerungen einmaligem Hören ein. l’ardeur du charbon („Abende, erleuchtet durch hafte Etüde Les tierces alternées. Das Material, weiterzuentwickeln suchte als die romantische die Glut der Kohle“), zum anderen meine Ergän- das er bis dahin schon geschrieben hatte, fand Virtuosität à la Liszt. Bedeutsam ist die Tatsache, Die meisten Préludes sind inspiriert von Literatur, zung von Toomai des éléphants, des Stücks, wel- stattdessen Eingang in sein Kinderballett La Boîte I

dass alle großen Debussy-Partituren ihr Leben Kunst oder Natur, wie etwa das überraschend ches im Januar 1913 als Nummer 11 für den 2. à joujoux aus dem Sommer desselben Jahres. . am Klavier begannen – und dies, obwohl er eine Liszt-nahe Ce qu’a vu le Vent d’Ouest durch eine Band der Préludes vorgesehen war. Les soirs illu- Dort gibt es einen „Pas d’éléphant“ mit einem Vol Abneigung gegen das Orchestrieren von aus- 1907 erschienene Übersetzung von Hans Christi- minés ist Debussys letztes bekanntes Klavier- exotischen „alten Hindugesang, der (in Indien) drücklich für das Klavier geschriebenen Stücken an Andersens Les Jardins du Paradis, La Danse de stück und führt uns zurück zu Le Balcon, dem ers- noch immer zum Abrichten von Elefanten be- hegte, selbst in Fällen, wo sich so etwas geradezu Puck möglicherweise durch eine Ausgabe von ten von Cinq Poèmes de Baudelaire, welche De- nutzt wird. Er basiert“, so Debussy weiter, „auf aufdrängte. Shakespeares Sommernachtstraum von 1908 mit bussy im Januar 1888 vertont hatte – eine Ge- der 5-Uhr-morgens-Tonleiter, was bedeutet, dass Klavier Illustrationen von Arthur Rackham, oder Minst- meinsamkeit mit Les sons et les parfums tournent er natürlich im ⁵/₄-Takt stehen muss“. Meine Er- Der Weg, auf dem Debussy das Klavier ins rels, ein Porträt der Christy-style-Schausteller- dans l’air, das durch eine Zeile aus Harmonies du gänzung basiert auf diesem Material und folgt 20. Jahrhundert führte, ist von zahlreichen Neue- truppe mit ihren geschwärzten Gesichtern, die Soir aus demselben Zyklus inspiriert ist. Les soirs dem cinematographischen Stil der gleichzeitig Werke für Werke

rungen und originellen Ideen geprägt. Das wird Debussy während seines Sommeraufenthalts illuminés bezieht sich, wenn man genau hinhört, entstandenen Ballette Khamma und . Das | überall in den 12 Préludes des ersten Bandes 1905 vor dem Grand Hotel in Eastbourne erlebt auf eben dieses Prélude, obwohl es seine Entste- Stück erzählt von einem Tag im Leben von deutlich, von der formalen Gestaltung mit Hilfe hatte. Diese hatten wohl ein paar Gleichge- hung sehr viel prosaischeren Umständen schul- ­Toomai, dem jungen Mahout, und seinem alten, verschiedener Tonleitern in Voiles (sozusagen ein wichtsprobleme, und wenn sie von einer Idee zur det. Während des eisigen Kriegswinters 1916/17 treuen Elefanten Kala Nag, von einer Morgen- Ganztonsandwich mit pentatonischer Füllung) nächsten zu stolpern scheinen, so führt Debussy war Kohle absolute Mangelware, und Debussy, dämmerung bis zur folgenden, dabei klingen ein

bis zum atmosphärischen Einsatz von Obertönen im Hintergrund so originell wie perfekt Regie. bereits schwer an Darmkrebs erkrankt, befand paar Momente jenes legendären „Elefantentan- D ebussy und subtil aufgefächerten parallelen Akkorden in Wenn Debussys Rückkehr zu Leconte de Lisles Ge- sich in einer kaum erträglichen Lage. Sein Koh- zes“ an, den zu sehen keinem Menschen außer Les sons et les parfums und La Cathédrale englou- dicht La fille aux cheveux de lin (nach seinem Lied lenhändler, ein Monsieur Tronquin, war anschei- Toomai jemals vergönnt war. tie. Die Préludes wurden offenbar relativ schnell von 1881) ein Versuch sein mag, ein populäres nend Musikliebhaber, und im März 1917 erfüllte Claude Claude Piano 06 07

Auf dieser CD befinden sich noch zwei Stücke zerin im Mittelpunkt steht, die ihr Land vor maro- douille rettete und dafür sorgte, dass Charles ­Chemie der Harmonik“. Nach dem Vorbild von zum puren Vergnügen, Intermède und Petite Valse dierenden Horden rettet, indem sie sich zu Tode Koechlin im Winter 1912/13 die von Debussy be- ­Petruschka fügt auch er dem Orchester ein von ca. 1915. Letzteres wurde von mir vervollstän- tanzt, um den Gott Amun-Ra zum Eingreifen zu gonnene Orchestrierung zu Ende brachte, nach- Klavier hinzu. Die drei geschmeidig-schönen Deutsch digt nach einem Manuskript, welches 2004 in bewegen. Das lag wohl auch daran, dass „la ‚Girl’ dem Debussy selbst von der ganzen Angelegen- Tänze Khammas bilden ein langsam(Sarabande)- Deutsch ­Paris zur Auktion gekommen war, darin eine klei- anglaise“ mit immer absurderen Forderungen an- heit die Nase voll hatte und sich lieber auf die schnell-langsam-Intermezzo im Zentrum des ne Anspielung auf (1910); Erste- kam und zum Schluss sogar verlangte, dass ihre Vollendung seines 2. Bandes von Préludes kon- ­Balletts, sie führen zu jenem Moment, da sie res ist eine Klaviertranskription – mit ziemlicher „Tanzlegende“ (bzw. „Ballett-Pantomime“, wie zentrierte. Sein Klavierauszug wurde 1912 zwar ­erkennt, dass die massive steinerne Statue des Sicherheit von Debussys Hand – des 2. Satzes ­Debussy es nannte) doppelt so lang ausfallen gedruckt, ging aber erst 1916 in den Verkauf, und Amun-Ra Kopf und Schultern bewegt hat. Als sich (Scherzo) aus dem Klaviertrio, das er im Herbst und gleichzeitig für ein nur halb so groß besetz- zu einer Aufführung sollte es zu Debussys Leb­ dann auch Arme und Hände in Bewegung setzen, 1880 für das Ensemble seiner russischen Gönne- tes Orchester eingerichtet werden sollte. Ihr zeiten nicht mehr kommen. löst das den ekstatischen „Tanz der Freude, Liebe rin Nadeschda von Meck in Florenz geschrieben Wunsch nach „sechs oder sieben Tänzen“ statt und Hingabe“ aus, der in ihrem Opfertod kulmi- hatte. Sie verdient besonderes Interesse als eine der von Debussy geschriebenen drei hing natür- Debussy hatte seinem Klavierauszug eine Un- niert. Dann bricht das Morgengrauen an, man der ersten erhaltenen Kompositionen Debussys, lich wieder mit Salome und ihrem sensationellen menge wichtiger orchestraler Details auf zusätz- hört Siegesrufe und es folgt eine pentatonische, mit modalen Anklängen und einer Vorahnung der Tanz der sieben Schleier zusammen, und man darf lichen Notensystemen hinzugefügt, und so gamelanähnliche Apotheose im ⁷/₄-Takt. Der Ho- Zweiten Arabeske. Neu ist hier der Gebrauch einer davon ausgehen, dass es Frau Allan in erster Linie braucht es für eine Aufführung einen über- hepriester segnet Khammas Leiche, dabei kommt dreiteiligen Form innerhalb der dreiteiligen Groß- auf einen Ersatz für ihre eigene spärlich bekleide- menschlichen Pianisten wie Michael Korstick (der die Musik in einer feierlichen Elegie zur Ruhe. form, und man findet eine ungewöhnliche Passa- te Vision of Salome ankam, die bereits auf beiden drei Hände zu haben scheint). Dazu beschäftigte ge mit Elementen harmonischer und thema­ Seiten des Atlantik in Konflikt mit der Zensur sich Korstick in seinem Debussy-Enthusiasmus Ich bezweifle, dass Debussy sich jemals hätte tischer Durchführungsarbeit, nach der dann zum ­geraten war. noch einmal mit der Orchesterpartitur und nahm träumen lassen, dass sein Probenauszug als Kon- guten Schluss das charmante und einprägsame weitere solche Details mit hinein, dazu noch fast zertstück aufführbar sein würde, aber Michael Anfangsmotiv wiederkehrt und für perfekte Es grenzt an ein Wunder, dass Debussy ange- alle von Debussys abschließenden, um 1916 vor- Korstick beweist, dass das scheinbar Unmögliche ­Ordnung sorgt. sichts von Frau Allans Launen und ihren häufigen genommenen Revisionen (aus einem mit hand- durch genaueste Vorbereitung und vollendete tourneebedingten Abwesenheiten bis 1912 tat- schriftlichen Eintragungen Debussys versehenen Könnerschaft erreichbar ist. I

Kurz nach Drucklegung des ersten Bandes der sächlich ein Particell fertiggestellt und die Druckexemplar, das 1996 bei Christie’s in London Robert Orledge . Préludes unterschrieb der finanziell notorisch schwierige Orchestrierung des unterirdischen Be- versteigert wurde). Und es gelingt ihm tatsäch- Vol klamme Debussy hinter dem Rücken seines Verle- ginns und der ersten Szene in Angriff genommen lich, die harmonischen und strukturellen Ver- gers einen lukrativen Vertrag mit der damals be- hatte. Und dabei war ihm auch noch eine seiner wicklungen von Khamma absolut mühelos klin- rühmten „exotischen“ Tänzerin Maud Allan (Beu- besten und harmonisch gewagtesten sinfoni- gen zu lassen in einer austarierten Interpretation lah Maud Allan Durant), die für ihre Welttourne- schen Schöpfungen gelungen! Er machte hier von phänomenaler Treffsicherheit, Klarheit und Klavier en ein neues Ballett haben wollte. Der ursprüng- von seiner neuesten Entdeckung, Strawinkys Sensibilität. So versteht man endlich, warum liche Titel Isis änderte sich bald in Khamma (mög- Petruschka, raffinierten Gebrauch, indem er ein Koechlin der Meinung war, dass Khamma dem licherweise als Anspielung auf das Kama Sutra, komplexes Tonartenschema entwarf, das weit besser bekannten Ballett Jeux musikalisch über- Werke für Werke

wie Debussy einmal bissig bemerkte), und Frau entfernte Akkorde übereinander legt und auf un- legen sei. | Allan spekulierte offensichtlich auf die Skandal­ konventionellste Weise auflöst. Am 1. Februar bat trächtigkeit des Oscar-Wilde-Stücks (und der er seinen Verleger Jacques Durand, zu kommen Tatsächlich ist Khamma völlig anders aufgebaut, Strauss-Oper) Salome, als sie Mitte 1910 mit Hilfe und „dieses kuriose Ballett anzuhören, mit seinen mit vier Hauptthemen, die im Verlauf des Dramas ihres Bewunderers William Leonard Courtney Trompetenrufen, die nach Revolte und Feuer eine Metamorphose erleben, im Gegensatz zu

(vom Daily Telegraph) ihr Szenario skizzierte. schmecken und einem die Schauer über den den einundzwanzig kurzen Motiven in Jeux. Ob- D ebussy ­Debussy sprach später nur noch mit Verachtung ­Rücken jagen“. Zu guter Letzt war es ausgerech- wohl die Grenze zur Bitonalität nie ganz über- von dieser angeblich authentischen, im alten net Durand, der Debussy, welcher inzwischen schritten wird, erreicht Debussy einige verblüf- Ägypten spielenden Geschichte, in der eine Tän- von Frau Allan verklagt worden war, aus der Bre- fende Dissonanzen durch seine „persönliche Claude Claude Piano 08 Khamma Libretto Michael Korstick Piano 09

Prélude [05:10] Zweite Szene Michael Korstick, 1955 in Köln geboren, ­studierte [01:05] Erste Szene Das große Tor öffnet sich und eine schlanke u. a. bei Hans Leygraf in Hannover und Tatiana Der innere Tempel des Großen Gottes verschleierte Gestalt wird vom Hohe­ ­Nikolaieva in Moskau, bevor er seine Ausbildung Deutsch Amun-Ra. Die riesige Götterstatue, aus priester sanft in den Tempel geschoben. mit einem siebenjährigen Studienaufenthalt an Deutsch ­schwarzem Stein gehauen, steht bewe- [05:29] Khamma, denn sie ist es, versucht zu fliehen. der New Yorker bei Sascha Gorod- gungslos da. Später Nachmittag. Durch die [05:49] Die Angst Khammas. nitzki abschloss. Er ist Preisträger bedeutender in- Fenster fällt das strahlende Licht eines stür- [07:18] Sanftes Mondlicht scheint in den Tempel ternationaler Klavierwettbewerbe und konzertiert mischen Sonnenuntergangs. Die Stadt hinein. Khamma nähert sich langsam weltweit mit einem ­Repertoire von 110 Klavierkon- steht unter Belagerung. der Statue und wirft sich ihr zu Füßen. zerten und Solowerken aus allen Epochen. [01:11] Der Hohepriester tritt herein und verweilt [07:47] Khamma erhebt sich und beginnt die ­Darüber hinaus hat er sich mit zahlreichen preis- kurz neben der Statue. Die Anbetenden Tänze, die das Vaterland retten sollen. gekrönten CD-Einspielungen einen Namen als bringen ihre Opfergaben dar. [08:00] Erster Tanz (Grave et lent) ­einer der führenden deutschen Pianisten erwor- [02:22] Der Hohepriester wendet sich der Statue zu, [11:02] Zweiter Tanz (Assez animé) ben. ­Neben seinen zyklischen Aufführungen die Hände in einer bittenden Geste [12:31] Dritter Tanz (Très lent) sämtlicher Klavierkonzerte von Bartók, Beethoven, ­erhoben. [14:19] Plötzlich bemerkt Khamma eine merk­ Brahms, Prokofieff und Rachmaninoff hat Korstick [02:55] Gebet um die Rettung der Stadt. würdige, kaum sichtbare Bewegung von sich bis heute immer wieder auch für selten [03:47] (Beginn der Orchestrierung Kopf und Schultern der massiven ­gespielte Werke eingesetzt. Einen besonderen von ) ­steinernen Statue. Schwerpunkt seines Repertoires bildet die Aus-­ [03:59] Am Ende des Gebets wartet der Hohe­ [14:33] Und da, langsam, heben sich die Arme so ­­­­­­­einandersetzung­ mit dem Zyklus der 32 Klavier­ priester bange auf ein Zeichen des Gottes; weit von den Knien, dass die Handflächen sonaten von , den Korstick aber, ach, es geschieht nichts. Er bedeutet sich nach oben drehen können. mehrfach öffentlich gespielt hat und derzeit für der Menge, sich zu entfernen. [15:00] Nun tanzt Khamma, von allen das Label Oehms Classics auf CD aufnimmt. Die [04:15] Der Hohepriester geht durch eine kleine Tür ­Hemmungen befreit, trunken vor Freude, Kritik bescheinigt ihm, mit seinen Einspielungen I

hinaus … aber genau in dem Moment, Liebe und Hingabe. „neue interpretatorische Maßstäbe” (Stereoplay) . da er die Schwelle überschreitet, kommt [15:52] Ein gewaltiger Blitz schlägt ein, zu setzen, und nennt ihn einen „der bedeutends­ ­ Vol ihm ein Gedanke, ein Hoffnungsschimmer Donner grollt. Khamma stirbt. ten Beethoven-Interpreten unserer Zeit” (Fono­ erleuchtet sein Gesicht; es scheint, ­Forum). als habe er das Geheimnis des Sieges [16:01] Dritte Szene ­erraten, er geht schnell hinaus. Der kalte und graue Morgenhimmel Klavier färbt sich langsam rot. [16:42] Aus der Ferne sind Jubel und Siegesrufe zu hören, sie kommen langsam näher. Werke für Werke

[17:09] Die Tempelpforten öffnen sich, | der Hohepriester tritt ein, gefolgt von Palmwedel- und Blumenträgern. [17:52] Der Hohepriester und die Menge bemerken Khammas Leiche.

[18:11] Der Hohepriester segnet Khammas Leiche. D ebussy Claude Claude Piano 10 Falling off the „Debussy Cliff“ 11

Why we feel especially close to certain composers but also the desire to strangle this friendly music ing team, Messrs. Roland Rublé and Friedemann ruary 1910, although sketches for preludes 2, 8, 10 will always remain an unsolvable mystery. Could lover on the spot … ). Soon after I experienced my Trumpp, for their patience and dedication – and can be dated back to 1907 – 1908. Debussy seems this be explained with specific triggering events, first orchestral piece by Debussy, La Mer, con- not least for the enormous fun we had when our to have begun with yet another triptych, notated English with personal experiences, or is it possible that an ducted by no less a celebrity than Carlo Maria little adventure finally succeeded. in the order ‘Danseuses de Delphes’, ‘Le vent dans English extraordinary performance can create an inextin- Giulini, and it should come as no surprise to any- Michael Korstick la plaine’ and ‘Voiles’ (either sails or veils, perhaps guishable impression? Speaking about myself, it one that these experiences pushed me over the in homage to those of the celebrated dancer Loie is probably a mix of all of those things. In any “Debussy Cliff” for good. For a composer who is as important in the devel- Fuller), because they are all focused on the same case, my having a soft spot for French music opment of modern piano music as Chopin or bass pedal note (Bb). This slips down to A as the started with a period of complete infatuation Imagine the pleasure it gives me to be able to Liszt, it is surprising that Debussy appears to have preludes progress to ‘Les sons et les parfums’, but with the music of Debussy. When I became a stu- make a recording of Debussy’s complete piano evolved as a creator of songs, chamber and only after he had completed ‘Les collines dent of Jürgen Troester at the age of 15 in Cologne, music and to sum up four decades of continuous orchestral music, and even opera (Pelléas et d’Anacapri’ and the enigmatic ‘Des pas sur la the first large piece he chose for me to learn was involvement with this wonderful music which Mélisande) before he reached what is acknowl- neige’. Debussy therefore gave much thought to Debussy’s Pour le Piano. This world of sounds, a never fails to spur the imagination! edged as his full pianistic maturity with the their ordering, even if he never performed them mixture of archaic and neo-baroque elements Estampes in 1903. To be fair, he played versions of as a cycle himself, and placing their titles at the with colorful harmonies, took me by storm. A It is this enthusiasm which has inspired me to later pieces like L’isle joyeuse to Ricardo Viñes sev- end seems to have been a device to make them ­little later I performed this piece at a student include Debussy’s piano versions of his orchestral eral years before they were published and knew look different in publication, as once played they recital which was to influence my life profoundly: music in this project – to me they are anything the exact titles of all his later Images by July 1903, are never forgotten. The stern critic of the Kölner Stadt-Anzeiger pro- but “piano reductions”, I consider them to be on a so we can conclude that much thought and claimed the “discovery of a pianistic talent” and similar level as, for example, Stravinsky’s reflection went into every piano piece he eventu- Most of the preludes derive from literature, art or concluded with the verdict: “This kind of explo- Petrushka Suite. ally completed. He also accumulated a thorough nature – like the uncharacteristically Lisztian ‘Ce sive yet controlled playing seemed to exemplify knowledge of the music of his keyboard predeces- qu’a vu le Vent d’Ouest’ from a translation of the born virtuoso.” And the competition, the In the case of Khamma, I couldn’t resist the sors from Rameau to Chopin, whose poetic con- Hans Christian Andersen’s Le Jardin du Paradis ­Kölnische Rundschau, diagnosed in an act of rare opportunity – for once – to pay homage to the cepts and formal originality he chose to develop which appeared in 1907, or ‘La danse de Puck’ local unanimity my “vocation for a pianistic great Glenn Gould who probably was the first in preference to the Romantic virtuosity of Liszt. It which was probably inspired by a 1908 edition of career”. What was really important to me, though, pianist to have played duets with himself in the is also significant that all Debussy’s larger scores Shakespeare’s A Midsummer Night’s Dream with I

was the more immediate effect of these acco- recording studio (you can see the twinkle in my began life at the piano, although he did not like illustrations by Arthur Rackham, or ‘Minstrels’ .

lades as they saved me from my teacher’s wrath eyes): The eight bars from 17:28 to 17:51 at the end works specifically created for the instrument to evoking the blacked-up, Christy-style entertainers Vol for having committed the crime to learn behind of Khamma, certainly not the most difficult ones be orchestrated, however much they might invite Debussy heard outside the Grand Hotel in East- his back and perform as an encore yet another of this fiendish piece, notated by Debussy in a this. bourne when he stayed there in the summer of piece by my new hero, Golliwogg’s Cakewalk from sort of two-piano-version, were recorded exactly 1905. They seemed to have some trouble keeping Childrens’ Corner … that way, using playback technology, partly, I have Debussy also introduced much that was new and their balance, and if they appear to hop from one to admit, for mere fun, partly to avoid having to original as he brought the piano into the twenti- idea to the next, Debussy unifies their efforts in a Piano Music Piano

Around the same time, I encountered my pianistic create a slimmed-down reduction. That these eth century. This is apparent everywhere in his formally original but satisfying way behind the | idol of those days, Arturo Benedetti Michelangeli, eight bars, lasting a mere 23 seconds, devoured first book of twelve Préludes, from the formal scenes. for the first time, in a concert where he played half a recording day I only mention as an aside, delineation through different modes in ‘Voiles’ Childrens’ Corner and the complete Images, which but, in fact, all of us stood at the brink of despair (a whole-tone sandwich with a pentatonic filling) If Debussy’s return to Leconte de Lisle’s poem ‘La made a staggering impression on me (and I shall several times (only inches away from throwing in to the atmospheric use of overtones and subtly fille aux cheveux de lin’ (after his 1881 song) is

never forget the lady sitting next to me who whis- the towel and humbly reverting to an economy spaced parallel chord chains in ‘Les sons et les perhaps an attempt to introduce a popular ‘salon’ D ebussy pered to me after almost every piece how much class version). Therefore I would like to take the parfums’ and ‘La Cathédrale engloutie’. The piece into the collection, it is a supremely beauti- more beautifully Walter Gieseking had played this opportunity to thank my producer, Dr. Marlene ­preludes appear to have been notated relatively ful and restrained contribution to the genre, just music, triggering not only my violent opposition Weber-Schäfer of SWR, and my wonderful record- quickly between 7 December 1909 and early Feb- as ‘The Sunken Cathedral’ of Ys in Breton legend Claude Claude Piano 12 13

has achieved equal renown, yet never fails to fire not unconnected with the fact that Debussy’s the charming and memorable opening idea duced one of his finest and most harmonically the imagination as its spire appears through the beloved daughter Chouchou (aged seven) was fas- makes a brief return at the end to put everything daring symphonic creations, putting his recent morning mists to the medieval accompaniment of cinated by elephants, as ‘Jimbo’s Lullaby’ from the to rights. discovery of Stravinsky’s Petrushka to ingenious English chanting monks. For better or worse, most of Children’s Corner suite bears earlier witness. use in a complex key scheme which juxtaposed English these pieces have been coupled with artistic Debussy gave no reasons why To[o]mai ‘proved Shortly after the publication of his first book of distant tonalities and resolved them in unconven- ‘impressionism’, however much Debussy claimed impossible [to complete] as a prelude’, and he preludes, the ever-impecunious Debussy signed a tional ways. On 1 February 1912 he enthusiastically he dealt in ‘realities’, or preferred to be associated soon replaced it with the more Stravinskian study lucrative contract behind his publisher’s back asked his publisher, Jacques Durand, when he with the poetic evocations of Symbolists such as ‘Les tierces alternées’. However, the material with the then-celebrated exotic dancer, Maud ‘could come and hear … this curious ballet with its Stéphane Mallarmé. Debussy composed for Toomai almost certainly Allan (Beulah Maud Allan Durrant), who wanted a trumpet-calls which savour of revolt and fire and found its way into his children’s ballet La Boîte à new ballet for her world-wide tours. Originally send a shiver down your back’ and in the end it Together with these preludes, Michael Korstick joujoux that summer, with its ‘Pas de l’éléphant’ called Isis, the title was soon changed to Khamma was Durand who saved him from Maud’s legal brings us two more unknown ones in the form of featuring an exotic ‘old Hindu chant which is still (perhaps in reference to the Kama Sutra, as actions and arranged for Charles Koechlin to com- Debussy’s quasi-improvisatory Les soirs illuminés used to train elephants [in India]. It is con- Debussy wickedly suggested), and Maud plete Debussy’s orchestration over the winter of par l’ardeur de charbon (Evenings lit up by glowing structed’, Debussy tells us, ‘on the scale of “5 undoubtedly had the notoriety of Oscar Wilde’s 1912 – 1913. By then, Debussy had lost patience coals) and my completion of Toomai des éléphants, o’clock in the morning”, which means it must be play (and Strauss’s opera) Salome in mind when with the whole affair and moved on to the com- which was originally intended as the eleventh in ⁵/₄ time.’ My prelude is based around this she drafted her scenario with the assistance of pletion of his second book of preludes. In the end prelude in Book 2 in January 1913. Les soirs illumi- material, following the cinematographic her admirer, William Leonard Courtney (from The his piano reduction was printed in 1912 but not nés, Debussy’s last-known piano piece, takes us approach found in the contemporary ballets Daily Telegraph) in mid-1910. Debussy was later put on sale until 1916, and Khamma was never back to ‘Le Balcon’, the first of the Cinq Poèmes de Khamma and Jeux. It evokes a day in the life of disparaging of this supposedly authentic story set performed during his lifetime. Baudelaire that Debussy set in January 1888 – just Toomai, the young mahout, and his faithful old in ancient Egypt which features a dancer who as ‘Les sons et les parfums tournent dans l’air du elephant Kala Nag from one dawn to the next, saves her country from marauding hordes by Because he added so many important orchestral soir’ was inspired by a line from ‘Harmonie du incorporating glimpses of the legendary and exu- dancing herself to death to gain the intervention details on extra staves to his piano reduction, it soir’ from the same collection. Les soirs illuminés berant ‘Elephants’ Dance’ which only Toomai was of the god Amun-Ra. But this was because ‘la takes a superhuman pianist like Michael Korstick refers to this prelude if you listen carefully, ever privileged to witness. “Girl” anglaise’ proved increasingly unreasonable (who seems to have at least three hands) to per- though its raison d’être was much more mundane. in her demands, later demanding that her form. In addition, Korstick, in his devotion to I

During the freezing wartime winter of 1916-17, Also on this CD are two pieces for pure relaxation, ‘légende dansée (or ‘ballet-pantomime’ as Debussy, has returned to the orchestral score and .

coal was in very short supply, and Debussy, seri- the Intermède and the Petite Valse of c. 1915. The Debussy called it) be made twice as long and incorporated yet more of these details, as well as Vol ously ill with rectal cancer, found the situation latter was completed from a manuscript that scored for an orchestra of half the size. Wanting most of Debussy’s final revisions, probably made intolerable. Monsieur Tronquin, his coal mer- appeared for auction in Paris in 2004, with pass- ‘six or seven dances’ instead of the three solos in 1916 (in an annotated copy sold at Christie’s in chant, apparently liked music, and in March 1917 ing allusions to La plus que lente (1910), and the Debussy provided reinforces the link the Salome London in 1996). Moreover, he makes the har- Debussy complied with his request for an original former is a piano transcription of 1882, almost and its sensational dance of the seven veils, and monic and textural complexities of Khamma manuscript in return for a supply of the precious certainly by Debussy, of the second scherzo move- we have to consider that what Miss Allan really sound effortless in a poised performance of phe- Piano Music Piano

fuel. This short prelude, which also alludes to ment of the that he wrote for the group wanted was a replacement for her own scantily nomenal accuracy, clarity and sensitivity. At last, | ‘Canope’ and ‘Les tierces alternées’ from the sec- assembled by his Russian patroness, Madame von clad Vision of Salome which had already run into it becomes possible to see why Koechlin consid- ond volume of preludes, climaxes with one of the Meck, in Florence in the autumn of 1880. As one censorship problems on both sides of the Atlantic. ered Khamma to be musically superior to the bet- warmest and most beautiful melodies Debussy of Debussy’s earliest surviving compositions, it is ter-known ballet Jeux. ever composed. It resurfaced in 2001 in the collec- of especial musical interest, with its modal ambi- The miracle is that, given Maud’s vacillations and

tion of Eric van Lauwe. ence and its foretastes of the better-known Sec- frequent absences on tour, Debussy actually com- Indeed, Khamma has a quite different construc- D ebussy ond Arabesque. It also makes novel use of ternary pleted his short score for her in 1912 and began tion, with four main themes which are metamor- Toomai des éléphants was inspired by Rudyard within ternary form and contains a rare passage the difficult orchestration of the subterranean phosed as the drama develops, instead of some Kipling’s first volume of Jungle Book stories (1894), of harmonic and thematic development before prelude and opening scene. In so doing he pro- twenty-one short motives in Jeux. Although he Claude Claude Piano 14 Khamma Libretto Michael Korstick Piano 15

never quite passes over the border into bitonality, Prélude [08:00] First Dance (Grave et lent) Michael Korstick, born in Cologne in 1955, studied Debussy creates some amazing discords through [01:05] First Scene [11:02] Second Dance (Assez animé) among others with Hans Leygraf in Hanover and his ‘personal harmonic chemistry’, as well as The inner temple of the great god [12:31] Third Dance (Très lent) Tatiana Nikolaieva in Moscow before he complet- English including a piano in the orchestra. Khamma’s Amun-Ra. The enormous statue, [14:19] Suddenly, Khamma notices a strange, hardly ed his training with seven years of study with three sinuously beautiful dances form a slow made of black stone, is impassive. It is late visible motion of the head and the ­Sascha Gorodnitzki at The Juilliard School in New (sarabande)-faster-slow intermezzo in the middle afternoon. A stormy sunset is visible shoulders of the massive stone statue. York City. A prizewinner of several important in- of the ballet, leading to her recognition that through the windows. The city is under [14:33] And then, the arms slowly rise from the ternational competitions, he concertises world- Amun-Ra’s massive stone statue has made a siege. knees, just far enough for the palms of the wide with a repertoire of 110 piano concerti and slight movement with its head and shoulders. [01:11] The High Priest enters and dwells at the hands to turn upwards. solo works from all periods. Numerous award- When this is followed by movement in the arms side of the statue for a moment. The [15:00] Khamma now dances free of any inhibition, winning CD recordings have won him a reputa- and hands, it stimulates the ecstatic (fourth) worshippers lay down their offerings. intoxicated with joy, love, and devotion. tion as one of Germany’s leading pianists. While dance of ‘joy, love and devotion’ that climaxes in [02:22] The High Priest turns towards the statue [15:52] A terrible flash of lightning strikes with a giving cyclic performances of the complete her sacrificial death. After this a grey dawn breaks with his hands raised in a gesture of thunderclap. Khamma dies. ­concerti of Bartók, Beethoven, Brahms, Prokofiev and shouts of victory are heard, leading to a supplication. and Rachmaninoff, Korstick has been ceaselessly ­pentatonic, gamelan-like celebration that is effec- [02:55] Prayer to save the city. [16:01] Third Scene championing lesser-known works as well. At the tively in ⁷/₄ time. The High Priest ceremonially (At [03:47] the orchestration The cold, gray morning sky slowly turns core of his repertoire remains the cycle of the 32 blesses Khamma’s corpse as the music stills in a of Charles Koechlin starts) red. Piano by Ludwig van Beethoven, which solemn, respectful elegy. I have my doubts [03:59] At the end of the prayer, the High Priest [16:42] From far away, cheers and shouts of victory Korstick has performed publicly on several occa- whether Debussy imagined that his rehearsal anxiously awaits a sign from the god, can be heard, they slowly come closer. sions and which he is currently recording for score for Khamma would ever be performable as a alas, nothing happens. He motions to the [17:09] The temple gates open and the High Priest ­Oehms ­Classics. Critics are attesting him to be piano solo, but Michael Korstick has proved that crowd to withdraw. enters, followed by palm and flower setting “new interpretative standards” (Stereo- the seemingly impossible can be achieved [04:15] The High Priest leaves through a small door, bearers. play) and pronounced him “one of the most through meticulous preparation and consum- but exactly at the moment when he passes [17:52] The High Priest and the crowd notice ­important Beethoven performers of our time” mate skill. the threshold, he has an idea, a ray of hope Khamma’s body. ­(Fono Forum). Robert Orledge lights up his face; he seems to have [18:11] The High Priest blesses Khamma’s body. I

guessed the secret of victory and leaves .

quickly. Vol

[05:10] Second Scene The great gate opens and a slight, veiled shape is gently pushed inside by the High Aufnahme | Recording Einführungstext | Programme notes Priest. 21. – 24.02.2011 Kammermusikstudio SWR, Michel Korstick, Robert Orledge Piano Music Piano

[05:29] Khamma, for it is she, tries to escape. Stuttgart Art Director Margarete Koch |

[05:49] Khamma’s fear. Künstlerische Aufnahmeleitung­ | Artistic ­Director Verlag | Publishing 1 – 12 Henle; 13 – 15 Durand, [07:18] Soft moonlight fills the temple. Khamma Roland Rublé 16 , 17 Soundkiosk approaches the statue slowly and throws Toningenieur | Sound Engineer Fotos | Photographs Cover, Inlay, Booklet herself at its feet. Friedemann Trumpp Seite | Page 9: Michael ­Korstick © Marion Koell;

[07:47] Khamma rises and commences her dances Digitalschnitt | Digital Editor Roland Rublé Notenskizzen Khamma: © Charles Koechlin D ebussy to save the country. Produzent | Producer Übersetzung | Translation Charles K. Tomicik Dr. Marlene Weber-Schäfer, SWR Endredaktion | Final editing hänssler CLASSIC Claude Claude Piano Piano you may as well order our printed catalogue, order no.: 955.410, contact: [email protected] dVds from hänssler at Gerne können sie unseren Gesamtkatalog anfordern, bestell-Nr. 955.410, Kontakt: [email protected] von hänssler unter 1 Michael Korstick Œuvres pour piano Piano Music “… des jardins enchantés …” Bereits already erschienen | available : CHaRles KOeCHlIN CHaRles Cd www.haenssler-classic.com you enjoy a huge selection of more than 800 classical Cds and No.: www.haenssler-classic.de finden sie eine große auswahl von über 800 Klassik-Cds und dVds 93.220 ClassIC Vol. 1 Vol. ClassIC mit Hörbeispielen, download-Möglichkeiten und Künstlerinformationen. including listening samples, downloads and artist-related information. 1 Michael Korstick Œuvres pour piano Piano Music Les heures persanes CHaRles KOeCHlIN CHaRles Cd No.: 93.246 Vol. Vol. 2

1 Michael Korstick Œuvres pour piano Piano Music “… des horizons lointains …” CHaRles KOeCHlIN CHaRles Cd No.: 93.261 Vol. Vol. 3

Piano CD 93.290 CD

Michael Korstick Klavier CD93.290 Claude Debussy | Piano Music Vol. I

12 Préludes, premier livre

1 Danseuses de Delphes [03:13] 13 Les soirs illuminés par l’ardeur du charbon [02:14] 2 Voiles [04:12] 3 Le vent dans la plaine [02:10] 14 Khamma (Légende Dansée – 4 „Les sons et les parfums tournent Partition pour le Piano) [19:28]

dans l’air du soir“ [03:23] Claude Piano Debussy | Music 5 Les collines d’Anacapri [03:11] 15 Interméde* [03:25] 6 Des pas sur la neige [05:00]

Vol. I Vol. 7 Ce qu’a vu le vent d’ouest [03:13] 16 Toomai des Eléphants* 8 La fille aux cheveux de lin [02:26] (compl. Robert Orledge) [05:33] 9 La sérénade interrompue [02:30] 10 La cathédrale engloutie [05:36] 17 Petite valse* (compl. Robert Orledge) [01:49] 11 La danse de Puck [02:52] 12 Minstrels [02:14]

total time [72:39]

* World Premiere recording Vol. Vol. I

|Music Debussy Piano Claude Eine Aufnahme des SWR | A recording of the SWR

CD-No. 93.290 Made in Germany | Booklet in German and English © 2011 swr Media Services GmbH, 70150 Stuttgart, Germany, www.SWRmusic.de | ℗ 2012 hänssler classic, P. O. Box, 71087 Holzgerlingen, Germany, www.haenssler-classic.com, [email protected] | Design: www.doppelpunkt.com 4 010276 025184