Hochwasserschutz Und Auenentwicklung in Leipzig 2013
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Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. 14.08.2013 Hochwasserschutz und Auenentwicklung in Leipzig 2013 Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. | Haus der Demokratie Leipzig Bernhard-Göring-Str. 152 | 04277 Leipzig | www.ökolöwe.de Umweltpolitische Arbeit | Ansprechpartner: Juliane Elzner-Buhl, Benjamin Schilling Telefon: 0341-3065-370 | Fax: 0341-3065-179 | [email protected] Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz und Auenentwicklung in Leipzig 2013 Seite | 1 Inhaltsverzeichnis 0 Einleitung .................................................................................................................. 2 1 Analyse und Bewertung des Hochwassers 2013 .......................................................... 2 1.1 Das Juni-Hochwasser 2013 in Zahlen ...................................................................................... 2 1.2 Leipziger Südraum: Zwenkauer See mit Abschlagsbauwerk Zitzschen ................................... 3 1.3 Deichsicherung: Elsterhochflutbett südlich der Brückenstraße .............................................. 3 1.4 Leipziger Nordwestaue: Flutung der Burgaue und der südlichen Luppeaue .......................... 4 2 Hochwasserschutz und Naturschutz: Retentionspotential nutzen, Auen beleben ........ 6 2.1 Nach 2011 sanierte Deichabschnitte: Hochwasserschutz weiterdenken ............................... 6 2.2 Die Burgaue: natürliches Überschwemmungsgebiet oder gesteuerter Polder? .................... 6 2.3 Das Nahleauslassbauwerk: Ersatzneubau behindert Auenentwicklung ................................. 8 2.4 Das Projekt „Lebendige Luppe“: Baustein zur Wiederbelebung auentypischer Prozesse .... 10 2.5 Fazit: Chance für die Leipziger Auen - Vorrang für Hochwasserschutz und Naturschutz ..... 11 3 Praxis: Aktuelle Hochwasserschutzstrategien in Sachsen und Leipzig ......................... 11 4 Ausblick .................................................................................................................... 13 Anhang Karte Nordwestaue Titelbild Nahleauslassbauwerk vor der Burgaue Foto: Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz und Auenentwicklung in Leipzig 2013 Seite | 2 Das Hochwasser vom Juni 2013 liefert einige ernüchternde Erkenntnisse. Die zuständige Landestal- sperrenverwaltung (LTV) setzt offenbar weiterhin allein auf Deichbau, den sogenannten techni- schen Hochwasserschutz. Das hat offensichtliche Grenzen und vergrößert nur die Probleme fluss- abwärts in Sachsen-Anhalt. Dabei wäre eine naturnahe Nutzung der Burgaue eine große Chance für Hochwasserschutz und Auenentwicklung in Leipzig. 0 Einleitung Seit 2002 befasst sich der Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. ausführlich mit dem Hochwasserschutz in Leipzig. Sein Anliegen ist, technischen und ökologischen Hochwasserschutz miteinander zu ver- knüpfen, um eine langfristige Auenentwicklung und besseren Hochwasserschutz gleichermaßen si- cherzustellen. Bereits bei der Erstellung des Hochwasserschutzkonzeptes (HWSK) 1 hatte der Ökolöwe konzeptionelle Defizite und Widersprüche benannt und auf Leipzigs Chancen beim nachhaltigen Hochwasserschutz hingewiesen 2. Das Winterhochwasser 2011 und die nachfolgenden Rodungen zur Deichsanierung im Auwald waren der Anlass, Inhalt und Umsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes zu analysieren 3. Die Intention des Ökolöwen bestand darin, das Thema Hochwasserschutz nicht nur auf Deichbau zu reduzieren, sondern weitergehende Ziele des HWSK aufzuzeigen und deren Umset- zung einzufordern. Das vorliegende Papier setzt die damaligen Überlegungen in Bezug zu den aktuel- len Ereignissen des Jahres 2013. Das Hochwasser vom Juni 2013 hat in Leipzig zu vergleichsweise geringen Schäden geführt, was die prinzipielle Funktionsfähigkeit des Hochwasserschutzes belegt. Zugleich wurde deutlich, dass weitere Maßnahmen erforderlich sind, um nachhaltigen Hochwasserschutz im Leipziger Raum zu realisieren. 1 Analyse und Bewertung des Hochwassers 2013 1.1 Das Juni-Hochwasser 2013 in Zahlen Nach vorläufigen Informationen betrug die maximale Durchflussmenge der Weißen Elster am Pegel Kleindalzig ca. 500-550 m³/s (ca. zwischen HQ 100 bis HQ 150). Davon konnten über das neue Ab- schlagsbauwerk Zitzschen ca. 130 m³/s in den Zwenkauer See abgeführt werden. Zusammen mit der Pleiße flossen so ca. 420-470 m³/s durch das Elsterbecken. Am Pegel Oberthau, kurz nach der Lan- desgrenze zu Sachsen-Anhalt und beeinflusst durch den Polder Burgaue, wurden über mehrere Tage knapp 400 m³/s angegeben. Die Höchststände (Werte sind noch nicht bekannt) dürften diese Marke überschritten haben (2011: 332 m³/s). Während die Parthe in Leipzig-Thekla (19 m³/s) unter den Hochwasserdurchflüssen vom Januar 2011 (22 m³/s) blieb, betrug die maximale Abflussmenge der Weißen Elster mehr als das Doppelte (Kleindalzig 2011: 230 m³/s). Auch die Pleiße hatte am Oberlauf Extremhochwasser zu verzeichnen 1 Vgl. „Hochwasserschutzkonzept für das Gewässer Weiße Elster im Regierungsbezirk Leipzig“, LTV Sachsen - Talsperrenmeisterei Untere Pleiße, 2004/2005. 2 Vgl. „Öffentliche Auslegung der Hochwasserschutzkonzepte für Gewässer I. Ordnung im Regierungsbezirk Leipzig HWSK Weiße Elster“, Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V., Stellungnahme v. 02.09.2004. 3 Vgl. „Hochwasserschutz in Leipzig 2011“, Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V., Analyse v. 20.06.2011. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz und Auenentwicklung in Leipzig 2013 Seite | 3 (Gößnitz: mind. 175 m³/s). Durch ein wirksames Rückhaltesystem konnte die Durchflussmenge süd- lich von Leipzig auf 67 m³/s am Pegel Böhlen begrenzt werden (2011: 54 m³/s). Presseberichten zufolge war die Niederschlagssumme im Einzugsgebiet kein „Jahrhundertereignis“. Dies deutet darauf hin, dass Flächennutzung, fehlende Retentionsräume und Hochwassersteuerung in Sachsen inzwischen zu einem schnelleren und höheren Auflaufen von Flutwellen führen. Das ver- lagert die Hochwassergefahren flussabwärts und führt zu Unmut bei den Unterliegern 4. 1.2 Leipziger Südraum: Zwenkauer See mit Abschlagsbauwerk Zitzschen Dieses wichtige Vorhaben südlich von Leipzig erlangte 2012, nach 10 Jahren Planung und Bau, seine Funktionsfähigkeit. Im Juni 2013 konnte der Hochwasserscheitel der Weißen Elster für zwei Tage um ca. 130 m³/s gekappt werden, indem ca. 20 Mio. m³ Wasser in den Zwenkauer See geleitet wurden. Der Wasserspiegel des Sees stieg dabei um mehr als 2 Meter an. Auch nach dem Erreichen des End- wasserstandes wird der Zwenkauer See dem Hochwasserschutz mit einem Fassungsvermögen der Speicherlamelle von ca. 18 Millionen m³ zur Verfügung stehen. Wasserrückhaltung, in der Fläche oder mit Speicherbecken, ist bekanntermaßen die wirksamste Hochwasserschutzmaßnahme, weil davon alle Unterlieger des Flusssystems profitieren: durch niedri- gere Pegelstände und geringere Fließgeschwindigkeiten. Das Hochwasser 2013 hat gezeigt, dass auch im Einzugsgebiet der Weißen Elster Retentionsräume nicht ausreichend vorhanden sind oder genutzt werden. In der seit 1990 neu entstehenden Seenlandschaft Mitteldeutschlands ist der Zwenkauer See (Fläche 9 km²) der einzige mit Hochwasserschutzfunktion. Insgesamt entstehen bis zum Ende der bergbauli- chen Nutzung (ca. im Jahr 2050) rund 175 km² neue Wasserflächen 5. Bereits 2004 hat der Ökolöwe die hohe Priorität des Zwenkauer Sees betont und weitere Retentionsmaßnahmen im Zuge der Re- kultivierung der Bergbaufolgelandschaft gefordert 6. Eine entsprechende Gestaltung künftiger Tage- baurestlöcher würde zudem überregionale Wirkung für Saale und Elbe entfalten. Ufergestaltung und Seenverbund dürfen nicht nur touristischen Vorgaben genügen, sondern müssen auch unterschiedli- che Wasserstände tolerieren und ausgleichen. 1.3 Deichsicherung: Elsterhochflutbett südlich der Brückenstraße Die Sicherung der Deiche des Elsterhochflutbetts zwischen dem Verteilerbauwerk Knauthain und der Brückenstraße stand 2013 im Fokus des Leipziger Katastrophenschutzes. Auf der linken Deichseite wurden mit Hilfe der Bundeswehr und der Bevölkerung Sandsackaufhöhungen errichtet und eine Zufahrt zur Deichverteidigung hergestellt. Mitunter erschwerte hohes Gras die Deichüberwachung. Außer der schon 2011 aufgetretenen Sickerstelle am linken Deich wurden keine weiteren kritischen Stellen am Deich bekannt. Die Sicherung erfolgte wie bereits 2011 mit einer Sandsack-Quellkade. Die 4 Vgl. „Flut-Drama: Sachsen-Anhalt erhebt schwere Vorwürfe gegen Sachsen“, Leipziger Volkszeitung v. 04.07.2013: S.4. 5 Vgl. „Auf der Straße der Braunkohle“, Pro Leipzig e.V., 2009 (2.Auflage): Tabellen S.220 f. 6 Vgl. „Öffentliche Auslegung der Hochwasserschutzkonzepte für Gewässer I. Ordnung im Regierungsbezirk Leipzig, HWSK Weiße Elster“, Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V., Stellungnahme v. 02.09.2004. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz und Auenentwicklung in Leipzig 2013 Seite | 4 Tatsache, dass diese Schadstelle 2011 nicht kommuniziert und behoben wurde, ist schwer verständ- lich. Damals beantragte die LTV lediglich, am Hochflutbett einige wenige Einzelgehölze innerhalb des landseitigen Deichschutzstreifens zu beseitigen 7. Die Deiche dieser 4 km langen Flutrinne sind für Leipzig von hoher Bedeutung. Linksseitig verhindern sie ein Überlaufen in die Weiße Elster und damit Überflutungen in Großzschocher und Schleußig. Rechtsseitig wären der Cospudener See und angrenzende Bereiche betroffen. Angesichts der unbestrittenen Funktion dieser technischen Hochwasserschutzanlage gab es seitens des Ökolöwen zu keinem Zeitpunkt Zweifel, dass dort Deiche und Schutzstreifen gehölzfrei zu unter- halten sind. Für die Sicherung, Bewirtschaftung