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U A A E V T F Ökolöwe – Umweltbund e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 1

Hochwasserschutz in Leipzig 2011

1. Zusammenfassung 2

2. Chronik des Leipziger Hochwasserschutzes 6

3. Wie geht es weiter? 10 3.1. Maßnahmen mit geschaffener Baufreiheit 10 3.2. Angekündigte Maßnahmen 13 3.3. Offene Kernmaßnahmen 14

4. Variantenuntersuchungen des HWSK zur Nordwestaue 18 4.1. Gesamter Bereich der Nordwestaue von Leipzig bis Schkeuditz (A9) 19 4.2. Polder „Südliche Luppeaue/Burgaue“ und linke Deiche der Neuen 21 4.3. Polder „Nördliche Luppeaue“ und rechte Deiche der Neuen Luppe 22 4.4. Beurteilung der Variantenuntersuchungen 23 4.5. Politische Festlegung 24 4.6. Standpunkte der Umweltvereine – NABU und Ökolöwe 25

5. Planungsgrundlagen 27 5.1. Sicherheitskonzept 27 5.2. Schadpotential 27 5.3. „DINgerechte“ Deiche 28 5.4. Ökologische Grundlagen 30 5.5. Rechtliches 34

Anhang Anhang 1 Übersichtskarten Anhang 2 Einzelfallbetrachtungen von Baumfällungen Anhang 3 – Querschnitt und Längsprofil Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 2

1. Zusammenfassung

Mit diesem Papier widmet sich der Ökolöwe Umweltbund Leipzig e.V. einem emotional und kont rovers diskutierten Thema dem Hochwasserschutz in Leipzig 2011. Obwohl Hochwasserereignisse regelmäßig im Fokus des medialen und öffentlichen Interesses stehen, sind nur wenige Fakten und Zusammenhänge in der Öffentlichkeit bekannt. Die Verfasser dieser Sei ten haben sich daher ausgiebig mit dem Leipziger Hochwasserschutzkonzept (HWSK) auseinanderge setzt und die Ereignisse vom Januar 2011 für wichtige Leipziger Gewässer untersucht. Anliegen des Ökolöwen ist es, die Öffentlichkeit über den Inhalt des HWSK und seine Umsetzung zu informieren und die Gefahrendiskussion zu versachlichen. Ziel soll es sein, eine öffentliche Debatte über Hochwasserschutz und den Leipziger Auwald anzustoßen und damit politische Entscheidungen transparenter zu gestalten. Wirksamer Hochwasserschutz ist mit der Flutung von Auwaldbereichen verbunden. Bestrebungen, den Hochwasserschutz möglichst ausschließlich durch Deichbau ohne Einbeziehung der Auen zu rea lisieren, führen zu weniger Sicherheit, zu höheren Kosten und entziehen dem Auwald seit 80 Jahren die Lebensgrundlage. Hochwasserschutz und Naturschutz werden erst durch übermäßigen Deichbau zu Gegensätzen. Die dauerhaften Schäden am Auwald können auch durch kostenintensive Aus gleichsmaßnahmen nicht repariert werden. Die Stadt Leipzig (Bürger, Politiker und Verwaltung) muss selbst zum Schutz ihres europaweit einzi gartigen stadtnahen Auwaldsystems tätig werden, indem verbindliche Leitbilder aufgestellt und auch eingefordert werden. Die notwendigen Entscheidungen kann sie nicht an die Landestalsperrenver waltung (LTV) delegieren.

Vorgeschichte Bereits Ende der 1990er Jahre wurde für die Nordwestaue die Revitalisierung durch großflächige, durchfließende Überflutungen als naturschutzfachliche Vorzugsvariante untersucht und der Rückbau der Luppedeiche als realisierbar nachgewiesen. Nach der „Jahrhundertflut“ 2002 waren Deichrückverlegungen zur Schaffung von Retentionsflächen in den Flussauen für kurze Zeit in aller Munde. Diese Ansätze wurden jedoch politisch rasch begra ben. Für ein künftiges Leipziger Hochwasserschutzkonzept wurde die Deichertüchtigung entlang der Gewässerränder als Grundsatz verfügt. Das Schutzziel wurde dabei auf ein 150jähriges Hochwasser ereignis festgelegt. Als naturschutzrechtlichen Ausgleich hielt man eine künstliche und gesteuerte Wiedervernässung einzelner Auwaldbereiche für ausreichend. 2004 wurden durch die LTV mehrere flussgebietsbezogene Hochwasserschutzkonzepte (HWSK) ers tellt. Für die Leipziger Flüsse sind darin zahlreiche Maßnahmen enthalten, die konträr zu den politi schen Vorfestlegungen stehen. So sind Flutungen der südlichen Luppeaue erforderlich, um die zu errichtende Überleitung der Parthe in die wirksam werden zu lassen und damit Überflu tungen an der Unteren Weißen Elster zu verhindern. Wichtige Bestandteile des HWSK sind ergebnisoffene Untersuchungen, bei denen großräumiger Deichrückbau jeweils die kostengünstige und naturschutzfachlich optimale Varianten darstellt. Der Ökolöwe sprach sich bereits zu jener Zeit für diese Varianten aus, die zugleich optimalen Schutz bei großen Hochwasserereignissen bieten. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 3

Die eigentlich notwendige Variantenabwägung fand nicht statt und die Thematik versandete über die Jahre. Nur wenige Maßnahmen des HWSK wurden bis 2010 in Angriff genommen. Ordentliche Plan verfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung gemäß dem Gerichtsurteil von 2003 wurden nicht durchgeführt. Erst 2010 wird die Politik wieder aktiv. Der sächsische Umweltminister verabschiedet einen Erlass, der die Fällung sämtlicher Gehölze auf und an Deichen ohne weitere Prüfung ermöglicht. Dabei wer den die Naturschutzgesetze umgangen, denn in Sachsen stehen fast alle Flussgebiete und Auen unter Schutz. Nun sollen in diesen Gebieten alle Gehölze unabhängig vom Schadenspotential im Hinterland und den möglichen Alternativvarianten gerodet werden, was auf ganz Sachsen bezogen bis zu 100.000 Bäume bedeuten würde.

Hochwasser 2011 Die LTV nimmt das Winterhochwasser 2011 zum Anlass, den nach Ansicht des Ökolöwen nicht rechtskonformen „Tornadoerlass“ umzusetzen und rodet auf ca. 22 km Länge tausende Altbäume. Die zuständigen Leipziger Ämter verteidigen alle Baumfällungen hinsichtlich der Gefahrenabwehr für Leipziger Stadtgebiete als notwendig und unaufschiebbar. Für konkrete Gewässerabschnitte haben die Verfasser Bereiche mit Baumfällungen analysiert und die Situation auf der Grundlage des Hochwasserschutzkonzeptes bewertet (vgl. Anhang 2). Wie die erar beiteten Beispiele belegen, reicht bei den meisten als „kritisch“ bezeichneten Deichabschnitten be reits die Urgeländehöhe aus, um das unmittelbare Hinterland anforderungsgerecht (gemäß der dor tigen Hochwasserschutzziele) zu schützen.

Im Ergebnis der Untersuchungen muss man feststellen:

• Die aktuellen Rodungsmaßnahmen in den Naturschutz und Natura 2000Gebieten waren aus hochwasserschutztechnischer Sicht nicht notwendig, es bestand keine akute Gefahr, die ei nen derart gewaltigen Eingriff in den Naturhaushalt rechtfertigen könnte. Weite Deichab schnitte haben eine nur untergeordnete Schutzfunktion oder werden nur durch geringe Was serstände belastet. Die Beseitigung sämtlicher Altbäume zur Anlage von neuen Deich verteidigungswegen ist an vielen Deichabschnitten nicht nachvollziehbar und mit den Ent wicklungszielen des Auwaldes unvereinbar.

• Besonders bedauerlich ist diese Tatsache vor dem Hintergrund der unmittelbar bevorstehen den Fertigstellung des Zwenkauer Sees als Hochwasserspeicher und der planmäßig vorgese henen Poldernutzung der südlichen Luppeaue. Dadurch werden bei einem künftigen 150 jährigen Bemessungshochwasser im Stadtgebiet etwa gleiche Wasserstände erzielt wie beim diesjährigen Ereignis.

• Deutlich wurden allerdings Gefährdungen, die auf erhebliche Versäumnisse bei der Umset zung des HWSK zurückzuführen sind. Obwohl die Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf die Luppedeiche gelenkt wurde, sind die tatsächlich sicherheitsrelevanten Maßnahmen der Pol derertüchtigung und zur Realisierung des integrierten Gewässerknotens bisher nicht erfolgt. Davon betroffen sind nicht nur die unmittelbaren Polderanlieger in Leutzsch, Böhlitz Ehrenberg und Kleinliebenau, sondern auch die Stadtgebiete an der Unteren Weißen Elster (Möckern, Wahren, Lützschena, Schkeuditz). Sofern notwendige sicherheitsrelevante Deich Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 4

abschnitte tatsächlich gefährdet waren, stellt sich die Frage, warum diese bisher nicht mit ordentlichen Genehmigungsverfahren instandgesetzt wurden.

Fazit Bei der Beschäftigung mit diesem Thema wird deutlich, dass pauschale Aussagen zu Deichen und Bäumen der komplexen Leipziger Situation nicht annähernd gerecht werden. Vor dem Hintergrund der sensiblen Auenlandschaft gilt es vor allem, die jeweilige Schutzfunktion und Ausbildung einzelner Deichabschnitte zu beurteilen. Grundsätzlich ist zudem die künftige Entwicklung des Ökosystems Auwald in seiner Abhängigkeit vom Wasserhaushalt zu sehen, denn mit der Instandsetzung der Luppedeiche wird die permanente Ent wässerung der Nordwestaue manifestiert. Dies wäre mit einer künstlichen Wiedervernässung allein nicht zu kompensieren, denn für den Auwald sind zyklische Überflutungen überlebensnotwendig. Die Überflutung des Auwalds bei Hochwasser ist Voraussetzung für den Schutz anderer Leipziger Stadtgebiete und sichert zugleich den Erhalt des Leipziger Auwalds. Wenn die überfälligen Schutz maßnahmen am Auwaldrand (und nicht an den Luppedeichen) in Angriff genommen werden und die aktuelle öffentliche Debatte versachlicht wird, werden die Leipziger Bürger eines Tages Auwaldüber schwemmungen wie in diesem Jahr als ein beeindruckendes Naturschauspiel empfinden.

Ausblick und Standpunkt des Ökolöwen Die bisher verfolgten Naturschutzprojekte der Wiedervernässung einzelner Auwaldbereiche sind ein wichtiger Beitrag, um der kontinuierlichen Austrocknung der Flussauen entgegenzuwirken und die Entwicklung von Feuchtbiotopen zu ermöglichen. Hier wird auf verschiedene Weise versucht, den Grundwasserspiegel anzuheben und saisonale Wasserschwankungen zu simulieren. Dabei sollen Erfahrungen gesammelt und der Auwald auch in seiner jetzigen touristischen und forstwirtschaftli chen Konstitution erhalten bzw. verbessert werden. Durch die Reaktivierung von Fließgewässern soll der für einen Auwald untypische Wassereinstau vermieden werden. Ergänzend dazu stellen großflächige Überflutungen durch Hochwasser im Abstand von mehreren Jahren (>HQ5) wesentliche auwaldtypische Ereignisse dar. Diese vergleichsweise seltenen Über schwemmungen durchfließen den Auwald im Verlauf des Hochwasserereignisses relativ zügig und sind gekennzeichnet durch eine variable Flächenverteilung, Wasserbeaufschlagung und Sedimentati on. Erst dadurch werden wichtige auentypische dynamische Prozesse aktiviert. Diese notwendigen Überflutungen gelten zwar allgemein als naturschutzfachliche Vorzugsvariante, doch wurden sie wegen vermeintlicher Probleme beim Hochwasserschutz für Objekte und Infrastruk tur politisch nicht weiter verfolgt. Seitdem konzentrieren sich die naturschutzfachlichen Anstrengun gen und Studien ausschließlich auf künstliche Wiedervernässungsprojekte, wobei die komplette Ein deichung der Flussläufe als faktischer Grundsatz gilt. Die vorliegende Analyse zeigt jedoch, dass auch in Leipzig Hochwasserschutz unter Verwendung na türlicher Überschwemmungsflächen sehr gut möglich ist. Es bestehen keine zusätzlichen Gefahren für Auwald und Anlieger. Im Gegenteil, die Vorteile und Entwicklungschancen überwiegen, wenn die flussnahe Eindeichung reduziert und stattdessen auf kleinräumige Objektschutzmaßnahmen gesetzt wird. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 5

Wesentlich sind auch die finanziellen Aspekte. Laut HWSK ist der Schutz der Einzelobjekte und Anlie ger der Luppeaue erheblich preiswerter als die Instandsetzung der Deiche. Die für die Luppedeiche vorgesehenen Mittel können wirksamer in nachhaltigen Hochwasserschutz zur Aktivierung potentiel ler Retentionsflächen investiert werden. So könnten auch die Fließgewässer II. Ordnung in der Aue (z.B. in BöhlitzEhrenberg) für den Hochwasserschutz nutzbar gemacht werden. Auch eine Ertüchtigung der Auwaldinfrastruktur für Hochwassersituationen (Hauptwegenetz, Straßen, Durch lässe) erfordert Finanzen, die bisher meist auf der Kommune lasten. Davon profitieren die Anlieger auch bei lokalen Starkregenereignissen, die nicht Gegenstand des HWSK sind. Das Grundproblem für den Auwald bleibt jedoch die permanente Entwässerung durch die sich tiefer eingrabende Neue Luppe. Die Instandsetzung der Luppedeiche manifestiert diesen Zustand für wei tere Generationen. Ein Rückbau der Deiche in Kombination mit dem notwendigen Objektschutz der Anlieger und den erforderlichen Wiedervernässungsmaßnahmen eröffnet dagegen Chancen, diesen Prozess mittelfristig zu stoppen.

Der Ökolöwe Umweltbund Leipzig e.V. hat deshalb folgenden Aufruf mit Unterschriftenaktion initiiert:

• Sofortiger Stopp der Fällungen im Leipziger Auwald; Abstimmung aller weiteren Schritte und Planungen mit Umweltvereinen und Öffentlichkeit

• Umsetzung eines nachhaltigen Hochwasserschutzkonzeptes für die Stadt Leipzig unter Nut zung der natürlichen Retentionsflächen des Auwaldes.

• Kompensation der erfolgten Rodungen durch zügige Neuanlage einer Auwalderweiterung mit mindestens dreifacher Ausdehnung; diese Flächen sind in die bestehenden europäischen Schutzgebiete FFH und SPA aufzunehmen

• Schaffung eines AuwaldKompetenzzentrums (bestehend aus Stadtverwaltung, Stadträten, Wissenschaftlern, Umweltvereinen und Bürgern), das bei allen Vorhaben im Auwald zu betei ligen ist. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 6

2. Chronik des Leipziger Hochwasserschutzes

1999 Staatliches Umweltfachamt (StUFA) Leipzig gibt bei DorschConsult Dresden eine Studie zur Wiedervernässung der Nordwestaue mit entsprechender Kostenabschätzung verschiedener Varianten in Auftrag: Die Wiedervernässung der Nordwestaue ist mit dem partiellen Rückbau / Schlitzung der Luppedeiche kostengünstig und naturschutzfachlich optimal zu realisieren 2002 Augusthochwasser als „Jahrhundertflut“ an und Mulde, jedoch an der Weißen Elster und im Leipziger Raum kein vergleichbares Ereignis Hochwasserkonferenz der Stadt Leipzig am 26.09.2002 in Dresden zur Abstimmung eines Maßnahmekataloges in Zusammenarbeit mit Zwenkau, Schkeuditz, dem Freistaat und RP Leipzig sowie Fachexperten mit u.a. folgenden Aufgabenstellungen [Info DB III/2636]: Ableiten Spitzenabfluss aus der Weißen Elster in das Restloch Zwenkauer See Retentionsflächen im südlichen Auwald und in der Nordwestaue suchen Konzeption für Deichrückbau entwickeln Ergebnis der Abstimmung am 28.10.2002 Stadt Leipzig mit TSM, RP, StUFA und NABU Leipzig: Kein Rückbau sondern Instandsetzung der Luppedeiche links und rechts künstliche Wiedervernässung der Nordwestaue soll realisiert und als naturschutzrechtli cher Ausgleich für Instandsetzung der Luppedeiche gewertet werden Landestalsperrenverwaltung (LTV) beabsichtigt, alle Gehölze auf Leipziger Deichen unabhän gig von ihrer Funktion zu beseitigen; Öffentlichkeitsbeteiligung mit Umweltverträglichkeits prüfung wird dabei umgangen 2003 Klage des Ökolöwe Umweltbund Leipzig e.V. gegen die pauschale Rodung und die Umge hung angemessener Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung: Sächsisches Oberverwaltungsgericht Bautzen schreibt für Gehölzbeseitigung auf Leipziger Deichen eine Umweltverträglichkeitsprüfung fest und lässt die pauschale Rodung stop pen [Az. 1 BS/03 vom 23.01.2003] Rodung und Neubau der rechten Luppedeiche (1. BA Heuweg bis GustavEscheStraße) Rodung und Neubau der rechten Luppedeiche (2. BA GustavEscheStraße bis KGV Stah meln) gemäß Tischvorlage des RP vom 14.05.2003: Antrag auf wasserrechtliche Genehmigung, Waldumwandlung sowie Befreiung von NSG bzw. LSGVorschriften Wiedervernässung der Südlichen Luppeaue, Anlaufberatung am 17.04.2003: Für Erhalt und Entwicklung des Hartholzauenwaldes ist eine flächige Überflutung in unre gelmäßigen Abständen entsprechend dem natürlichen Hochwasserdargebotes anzustre ben [StUFA Leipzig]. Gegen einen Rückbau bzw. verlegung der Deiche spricht die Grundsatzentscheidung der Städte Leipzig und Schkeuditz, die vorhandenen Deiche an ihren jetzigen Standorten zu belassen und für HQ150 instandzusetzen. Stellungnahme des Ökolöwen (22.05.2003) zur geplanten künstlichen Wiedervernässung: Der Erhalt der Deiche ist ein politisch herbeigeführter Grundsatz, der aus naturschutzfachli cher Sicht nicht begründbar ist. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 7

2004 Integriertes Gewässerkonzept mit dem Ziel Hochwasserschutz in Leipzig wird am 18.02.2004 im Stadtrat behandelt und beschlossen. Hochwasserschutzkonzepte für Weiße Elster, Pleiße und Parthe werden zur Einsichtnahme ausgelegt (09/2004). Wesentliche Inhalte des HWSK Weiße Elster sind: Nutzung des Polders Luppeaue/Burgaue ist notwendig, um mit einer Wasserspiegelab senkung die Überleitung der Parthe in die Neue Luppe zu ermöglichen und damit Über flutungen an der Unteren Weißen Elster und am Unterlauf der Parthe zu verhindern. Umsetzung des integrierten Gewässerkonzeptes durch Umgestaltung des Gewässerkno tens Leipzig; Die Umgehung des Elsterbeckens soll Sedimentation im Elsterbecken und weiteres Eingraben der Neuen Luppe reduzieren. Festlegung folgender, komplex wirkender Kernmaßnahmen für Leipzig: [A] Nutzung des Polders „Südliche Luppeaue/Burgaue“ [B] Hochwasserrückhalt im Tagebaurestsee Zwenkau [C] Absenkung des Fachbaumes des Nahleauslassbauwerkes [D] Überleitung zwischen Unterer Weißer Elster und Neuer Luppe [E] Herstellung der hydraulischen Leistungsfähigkeit im Poldergebiet „Südliche Lup peaue/Burgaue“ [F] Verbesserung der hydraulischen Leistungsfähigkeit des Nahlewehrs [G] Verbesserung der hydraulischen Leistungsfähigkeit der Parthe [H] Elsterbeckenentschlammung, Elsterbeckenumgehung, Öffnung der Alten Elster [I] Herstellung der hydraulischen Leistungsfähigkeit des Elsterflutbetts Ökolöwe bekräftigt im Beteiligungsverfahren seine Position und sieht sich in den Ansätzen des HWSK bestätigt: Allerdings stimmen die Prioritäten der festgesetzten Maßnahmen nicht mit den textli chen Erläuterungen zu den Kernmaßnahmen und Varianten überein. Um der politischen Vorfestlegung zu folgen, wird im HWSK der Instandsetzung der Luppedeiche auf HQ150 höchste Priorität eingeräumt, obwohl die Deiche vor den Poldergebieten nicht zu den Kernmaßnahmen zählen und sie nicht für die Sicherheit der Auwaldanrainer maßgebend sind. Bei Auslegung der Hochwasserschutzkonzepte handelt es sich nicht um ein förmliches Anhö rungsverfahren: Abwägungen oder Bekanntgabe von Ergebnissen des Beteiligungsverfahrens finden nicht statt. Strategische Umweltprüfung wird weder zum Zeitpunkt der Fertigstellung des HWSK 2004/2005 noch später angefertigt. Belange von Natura 2000Gebieten können so nicht hinreichend betrachtet und berück sichtigt werden. 2005 HWSK Weiße Elster wird zu der jetzt vorliegenden Fassung (04/2005) vervollständigt: Kommunikation oder Begründung von Ergebnissen und Aussagen zu künftigen Verfahren und Abläufen bei der Umsetzung finden nicht statt. Sächsisches Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) gibt eine Priorisierungsliste der Maßnahmen in Sachsen heraus (30.11.2005): Begründung zur Variantenfestlegung oder veröffentlichte Fortschreibung des HWSK sind nicht bekannt. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 8

2003 bis 2010 In Leipzig werden einzelne Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz realisiert: Teilweise werden die Umweltverbände beteiligt. Sie weisen regelmäßig auf die Notwen digkeit einer Alternativenprüfung im Rahmen der FFHVerträglichkeitsprüfungen hin. Die Maßnahmen werden regelmäßig über Notverordnungen der Landesdirektion Leipzig durchgeführt. Ordentliche Planverfahren mit entsprechender Verbändebeteiligung und Umweltverträglichkeitsprüfungen finden nicht statt. Den Verbänden wird durch Umgehung der Verwaltungs und Naturschutzgesetze das Be teiligungsrecht und die Möglichkeit von rechtlichen Schritten entzogen. Sedimentberäumung im Elsterbecken und die Herstellung der hydraulischen Leistungsfähig keit des Elsterflutbetts werden turnusmäßig durchgeführt: Sie haben aufgrund des bisher nicht umgesetzten integrierten Gewässerkonzepts und den damit verbundenen Sohlanlandungen keine nachhaltige Wirkung. Alle anderen Kernmaßnahmen [A] bis [H] wurden bisher nicht umgesetzt. 2010 Es ergeht ein Erlass des SMUL (17.08.2010), der den Behörden die Fällung sämtlicher Gehölze auf Deichen in Sachsen ohne Abwägung des Einzelfalls ermöglicht: Auf Grundlage des sogenannten „Tornadoerlasses“ sollen in Sachsen schätzungsweise bis zu 100.000 Bäume gefällt werden. In Sachsen stehen fast alle Flussgebiete und Auen unter Naturschutz. Nun werden in zahlreichen sächsischen Schutzgebieten (oft Natura 2000Gebiete) alle Gehölze auf und an Deichen unabhängig vom Schadenspotential im Hinterland und den möglichen Alter nativvarianten gerodet. Im Erlass wird der landesweite Fall von „Gefahr im Verzug“ angenommen und damit rechtswidrig eine grundlegende Befreiung vom Abwägungsvorbehalt zwischen Natur schutz und Hochwasserschutzinteressen erteilt. 2011 Hochwasser vom Januar 2011 ist für Leipzig das größte gemessene Ereignis der Weißen Elster seit Einrichtung der Pegelstationen (Kleindalzig und Oberthau) in den 1970er Jahren: Ein Abschnitt des linken Luppedeiches (Nahe Fußgängerbrücke Stahmeln) wird instabil und durch Sandsackverbau gesichert. Dieser Bereich ist durch die Einmündung einer Alt armschlinge des Hundewassers gekennzeichnet (s. Anhang 2 Detailblatt 10). Das Nahleauslasswehr wird zur Wasserspiegelabsenkung erstmals gezogen; die Situation am kritischen Deichabschnitt entspannt sich. Die Überflutung der Südlichen Luppeaue verläuft relativ problemlos, obwohl in diesem Poldergebiet bisher keine Hochwasserschutzmaßnahmen realisiert wurden; innerhalb weniger Tage fließt das Wasser wieder ab. Es besteht die historische Gelegenheit, in Leipzig eine auwaldtypische Überschwemmung zu beobachten. Die LTV rodet unter Berufung auf den „Tornadoerlass“ im Februar 2011 auf ca. 22 km Länge tausende Altbäume vor allem an Neuer und Kleiner Luppe: Dies geschieht überwiegend an Deichabschnitten, die geringe Hochwasserschutzfunktion für die Bevölkerung besitzen, da die dahinterliegenden Auenbereiche gemäß HWSK planmäßige bzw. potentielle Überflutungsgebiete sind. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 9

Bei der erstmaligen Anlage zusätzlicher Deichverteidigungswege fällt man auch zahlrei che 200jährige Eichen. Umweltverbände werden kurzfristig informiert, jedoch nicht beteiligt. Eine dringend notwendige FFHVerträglichkeitsprüfung wird so vermieden. Diese hätte planungsrech tlich eine Alternativenprüfung nach sich gezogen und eine echte Detail und Varianten abwägung ermöglicht. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 10

3. Wie geht es weiter?

Eine Fortschreibung des Hochwasserschutzkonzeptes seit 2005 sowie eine begründete Variantenab wägung sind nicht bekannt. Ebenfalls nicht veröffentlicht sind Stand und Zeitplan bei der Umsetzung der Maßnahmen. Die folgenden Hinweise auf angekündigte Maßnahmen konnten daher nur sporadi schen Presseartikeln mit der Wiedergabe von LTVAuftritten in der Region entnommen werden. Die Kostenangaben sind in der Maßnahmetabelle des HWSK (2005) enthalten. Nicht nachvollziehbar ist, weshalb Kernmaßnahmen zum Hochwasserschutz jahrelang nicht realisiert und teilweise erst jetzt angekündigt werden, aber die umfangreichen Deichbaumaßnahmen mit ei nem Schlag in Angriff genommen werden. Bereits bei den Baumfällungen im Februar 2011 wurden technologische Probleme und mangelhafte Detailabstimmung bei der übereilten Umsetzung offen kundig. Unklar ist ebenfalls, wieso die erheblichen Kosten für den Deichbau scheinbar keine Rolle spielen und NutzenKostenVerhältnisse nicht beachtet werden. Mittel für nachhaltigen Hochwasserschutz, An passungsmaßnahmen, Flächenumwidmungen, Infrastruktur, Schadensregulierung und nicht zuletzt für Naturschutz stehen dagegen nur spärlich zur Verfügung. Desweiteren fehlen konkrete, belastbare Aussagen zu den geplanten Arbeiten und Ausgleichsmaß nahmen. Es ist erstaunlich, dass bei diesem Ausmaß an finanziellen und naturräumlichen Konsequen zen mit einer derart geringen Genehmigungs, Beteiligungs und Informationstiefe gearbeitet werden kann.

3.1. Maßnahmen mit geschaffener Baufreiheit Durch die massiven Baumfällungen auf ca. 22 km Länge hat die LTV nun Baufreiheit für eine (über wiegend unnötige) Instandsetzung der Deiche geschaffen. In welcher Form und Technologie das ge schehen soll ist unklar. Die Deiche sind von schwerer Technik derart zerstört, dass bezweifelt werden muss, dass sie in diesem Zustand besser als bisher eine „akute Gefahr“ abwehren können.

3.1.1. Instandsetzung der linken Luppedeiche (M6c 18.5 Mio. €) Gemäß Maßnahmenplan des HWSK ist (vorbehaltlich eines weiteren Untersuchungsbedarfs) eine Ertüchtigung und Erhöhung von HQ50 auf HQ150 geplant. Dem Vernehmen nach soll jetzt jedoch nur eine Instandsetzung mit Stubbenentfernung und Verdichtung, aber ohne Deicherhöhung durchge führt werden. Die bisherige Erfahrung zeigt allerdings, dass zumeist doch ein Ersatzneubau durch führt wird. Die Instandsetzung der Deiche ist unnötig, weil ein auf den Deichzustand abgestimmtes Flutungsre gime für die Südliche Luppeaue (z.B. HQ25 oder niedriger) den Status quo gesichert hätte. Bei Ver zicht auf die Steuerfunktion des Polders ist auch ein Rückbau bzw. eine Schlitzung der Deiche prob lemlos möglich. Bei Deichrückbau würde die Flutung der Polderfläche entsprechend den topografischen Verhältnis sen erfolgen. Der Bau von zusätzlichen rückwärtigen Deichen ist, von Objektschutzmaßnahmen abge sehen, nicht erforderlich. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 11

Es besteht weiterer Untersuchungsbedarf bzgl. Instandsetzung oder Rückbau der Deiche. Mehr dazu im Kapitel 4 (Variantenuntersuchung laut HWSK).

3.1.2. Instandsetzung der rechten Luppedeiche (Lützschena bis Autobahn) (M8 10.7 Mio. €) Die obigen Aussagen zu den linken Luppedeichen gelten grundsätzlich auch für die „Nördliche Lup peaue“ und die rechten Luppedeiche ab Lützschena. Die Festlegung zur Instandsetzung der rechten Luppedeiche erfordert zugleich den Erhalt der linken Rückstaudeiche der Unteren Weißen Elster (M5 4.4 Mio. €) und verhindert zudem ein naturschutz fachlich erwünschtes Ausufern in diesem Bereich. Objektschutzmaßnahmen im Bereich der Nördlichen Luppeaue wären nur in geringem Umfang nötig. Sie würden mit 0.4 Mio. € nur ein Bruchteil der Deichinstandsetzungskosten erfordern. Es besteht weiterer Untersuchungsbedarf bzgl. Instandsetzung oder Rückbau der Deiche. Mehr dazu im Kapitel 4 (Variantenuntersuchung laut HWSK).

3.1.3. Instandsetzung der rechten Luppedeiche Stahmeln bis Lützschena (M8 4.1 Mio. €) In diesem Bereich wird gegenwärtig eine Deichinstandsetzung mit integrierter Spundwand und auf gesetzter Betonwand durchgeführt. Diese aufwändige Bauweise mit statisch wirksamer Dichtung wird anderenorts gewählt, um den Baumbestand im Deichbereich zu erhalten, z.B. Isardeiche im Stadtbereich München [1,2]. Die Baukosten betragen ein Mehrfaches einer reinen Erdbaulösung und dürften den angegebenen Kostenrahmen erheblich überschreiten. Gemäß Variantenuntersuchung [HWSK Anhang 6] hätte in diesem Bereich auch ein Deichrückbau erfolgen können, bei einem östlichen Abschluss der Retentionsfläche durch einen Querdeich ober halb des Hundewassers (km 9.4).

1 (entnommen aus )

1 Hinweise zur Ertüchtigung und Sanierung von Deichen an Fließgewässern in Bayern, aus dem Endbericht des FEVorhabens „Deichsanierung“, TU München 2005 – Abs. 2.7.1 2 R. Haselsteiner, Maßnahmen zur Ertüchtigung von Flussdeichen, DWASeminar „Flussdeiche“, Fulda 2007 Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 12

3.1.4. Instandsetzung der Deiche an Kleiner Luppe und (M15, M17, M17a, M18 7.1 Mio. €) Die Situation bezüglich der an Kleiner Luppe und Nahle (unterhalb Nahlewehr) sehr zweifelhaften Baumfällungen und den bisher nicht verworfenen Deichinstandsetzungsmaßnahmen ist ausführlich in den Einzelfallbetrachtungen (Anhang 2, Blätter 4 bis 9) beschrieben. Offenbar wurden in diesem Bereich Planeintragungen formal nach der Kartengrundlage abgearbeitet ohne die konkrete Situation vor Ort zu prüfen. An der Kleinen Luppe ist anzuzweifeln, ob die niedri gen und nun in einem breiten Streifen abgeholzten Verwallungen ursächlich überhaupt dem Hoch wasserschutz dienten oder möglicherweise nur Aufschüttungen überschüssiger Massen im Rahmen der Flussbegradigung im 20. Jahrhundert darstellen. Der schmale Auwaldstreifen zwischen Kleiner Luppe und Nahle/Elsterbecken wurde durch die Abhol zungsmaßnahmen erheblich beeinträchtigt. Im Blatt 4 der Einzelfallbetrachtungen ist plausibel darge legt, dass das einzige dortige Schutzziel (Schützenhof) durch einfache Maßnahmen zu schützen wäre.

3.1.5. Instandsetzung rechter Deich Elsterhochflutbett am Ratsholz (M33 4.8 Mio. €) Die lokale Situation ist in den Einzelfallbetrachtungen (Anhang 2, Blatt 1) beschrieben. Das Ratsholz ist laut dem Amt für Umweltschutz als natürliche Retentionsfläche vorgesehen. Ohne Deiche am Elsterhochflutbett würde über Altarme der Paußnitz die Flutung des Ratsholzes erfolgen, die dem naturnahen Charakter dieses Auensystems entspräche, Objektschutzmaßnahmen wären in Randbereichen (u.a. Wildpark, Kläranlage Markkleeberg) erforderlich. Laut HWSK Anhang 6 Abs. 1.4 sind zusätzliche Variantenuntersuchungen erforderlich.

3.1.6. Instandsetzung linker Deich Elsterflutbett (M keine ca. 1.4 Mio. €) Die dortige Situation ist in den Einzelfallbetrachtungen (Anhang 2, Blätter 2 und 3) detailliert be schrieben. Südlich des Schleußiger Wegs ist aufgrund rückwärtiger Dämme und Verwallungen (u.a. Straßen damm Schleußiger Weg, ehemaliger Bahndamm PlagwitzConnewitz) keine Gefahr für bebaute Ge biete gegeben.

3.1.7. Herstellung Zulaufbauwerk Zwenkauer See (M42a bis c 12.0 Mio. €, Gesamtkosten) zu Kernmaßnahme [B] Hochwasserrückhalt im Tagebaurestsee Zwenkau Bereits zum Hochwasser 2002 wurde diese Maßnahme als vordringlich eingeschätzt und die Funkti onsfähigkeit des Zulaufes bis 2005 in Aussicht gestellt. Die Fertigstellung des Abschlags und Über leitbauwerkes soll nun Ende 2011 erfolgen. Die dazu notwendige B186Brücke wird gegenwärtig – nach Sanierung der B186 – errichtet. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 13

Seit 08/2010 besteht eine Einleitgenehmigung für Oberflächenwasser zur beschleunigten Flutung (bis 2014 statt 2016) sowie zur Verbesserung der sauren Gewässersituation. Ein Abschlag von Hochwas seranteilen zur Restlochflutung erscheint naheliegend und würde die problematische Wasserent nahme bei Niedrigwasser einschränken. Nach Erreichen des Endwasserstandes und der Errichtung des Auslaufbauwerkes im Jahr 2014 wer den durch Vorhalten einer Staulamelle die Bemessungswasserstände für die Unterlieger reduziert. Künftige 150jährige Hochwasser (HQ150PLAN) verursachen dann im Leipziger Stadtgebiet Pegel stände, die etwa dem von 2011 (HQ25…50IST) entsprechen.

3.2. Angekündigte Maßnahmen Im Sog der Baumfällaktivitäten an den Deichen lassen sich gut neue Ankündigungen für bisher nicht realisierte wichtige Maßnahmen unterbringen. Diese lt. HWSK vordringlichen Kernmaßnahmen er fordern teilweise einen erheblichen Genehmigungsvorlauf.

3.2.1. Instandsetzung der Kleinliebenauer Deiche (M3 2.7 Mio. €) zu Kernmaßnahme [A] Nutzung des Polders „Südliche Luppeaue/Burgaue“. Binnendeiche, die für die landseitige Sicherung des Polders Südliche Luppeaue dringend notwendig sind.

3.2.2. Umbau des Nahleauslassbauwerkes (M10 3.0 Mio. €) Kernmaßnahme [C] Die Maßnahme dient der verbesserten Steuerung des Polders Südliche Luppeaue für größere Ab flussmengen, um eine notwendige Wasserspiegelabsenkung für die Überleitung des Parthehochwas sers realisieren zu können.

3.2.3. Herstellung einer Überleitung zwischen Unterer Weißer Elster und Neuer Luppe (M23, M24, M25 9.7 Mio. €) Kernmaßnahme [D] Die Notwendigkeit dieser Maßnahme liegt darin begründet, dass Untere Weiße Elster und Parthe nur ein beschränktes Abflussvermögen mit hohen Ausuferungstendenzen haben. Eine angebliche Behinderung der Sedimentberäumung durch naturschutzfachliche Einwände ist nicht Ursache dieser Maßnahme. Während des Hochwassers 2011 waren weite Flächen zwischen Neuer Luppe und Unterer Weißer Elster überschwemmt (z.B. Campingplatz Auensee). Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 14

3.3. Offene Kernmaßnahmen Folgende Kernmaßnahmen lt. HWSK sind bisher nicht realisiert. Einige davon wurden nach dem Hochwasser 2011 neu angekündigt (s. Abs. 3.2), obwohl sie bereits seit 2004 auf der Agenda stehen. Der Investitionsbedarf sowie der Abstimmungs und Genehmigungsaufwand für diese Maßnahmen ist teilweise erheblich. Angesichts der 2013 auslaufenden EUFördermittel sind für Land und auch Kommune hohe Kosten absehbar, deren Aufteilung nicht unstrittig ist.

[A] Nutzung des Polders „Südliche Luppeaue/Burgaue“

M1 Instandsetzung der Überlaufschwelle 0.3 Mio. € M3 Instandsetzung Deiche Kleinliebenau 2.7 Mio. € M9 Herstellung eines funktionsfähigen Poldergebietes s. [E] M10 Instandsetzung Nahleauslassbauwerk s. [C] M11 Objektschutzmaßnahmen im und am Polder 4.0 Mio. € M14 mobile HWSMaßnahmen entlang Bahnlinie Leutzsch 0.25 Mio. €

Die Nutzung des Polders ist lt. HWSK für den Hochwasserschutz von erheblicher Bedeutung. Bereits im ISTZustand werden die Schadenspotentiale erheblich reduziert. Im Planzustand besitzt der Polder grundsätzliche Bedeutung bei der Minimierung der Schäden. Ab HQ100 ist die Nutzung wegen der erforderlichen Partheüberleitung unumgänglich. Der Zulauf zum durchströmten Polder erfolgt gesteuert durch das Nahleauslasswehr. Im westlichen Bereich, an der A9, befindet sich eine Deichschwelle, die je nach Wasserstand als Zulauf oder Ablauf anspringt. Nach dem Abklingen der Hochwasserscheitel entwässert sich das Gebiet über den Lup pealtarm im Westen und über die vorhandenen Vorfluter und Grabensysteme (Alte Luppe, Zscham pert, Burgauenbach). Eine gesteuerte Entwässerung erfolgt über das Luppeverschlussbauwerk am Deich Kleinliebenau. Für diese Maßnahmen sind lt. HWSK zusätzliche Variantenuntersuchungen (s. Abs. 4) erforderlich. Sicherheitsbetrachtung Die vorhandenen Luppedeiche haben lt. HWSK eine Leistungsfähigkeit von HQ25 bis max. HQ50. Das bedeutet, dass die Polderfläche bei den bestehenden Deichen ab HQ25 geflutet werden muss, um einen Deichbruch zu verhindern. Diese Situation war bekannt und wurde 2011 so praktiziert. Das Poldergebiet war nicht vorbereitet, die Flutung verlief trotzdem relativ unproblematisch. Die längst überfällige Konsequenz wäre zunächst die Ertüchtigung des Poldergebietes mit wirksamen Objektschutzmaßnahmen für Anlieger und begleitender Kommunikation gewesen. Stattdessen wur de die Flutung zur Katastrophe erklärt und als Anlass für eine sofortige Deichinstandsetzung genom men. Wenn der postulierte Ansatz eines 150jährigen Hochwasserschutzes für Leipzig auch für den Stadtteil BöhlitzEhrenberg gelten soll, müssen die Schutzmaßnahmen im Poldergebiet (M11 Einzelobjekte HWSZ25) durchgeführt werden, unabhängig davon, ob eine Flutung ab HQ25 (Bestandsdeiche), ab HQ50 (ertüchtigte Deiche) oder HQ100 (neue und höhere Deiche) erfolgt. Sofern jedoch nach Hoch wasserschutzzielen (HWSZ) abgestufte Sicherheitsbetrachtungen die Grundlage bilden, ist die erfolg te Poldernutzung 2011 (>HQ25) folgerichtig gewesen und eine Deichertüchtigung unnötig. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 15

Eine Gefahr für höhere Schutzgüter (HWSZ150 – Wohngebiete) besteht offenbar nicht, oder sie wird, angesichts ausgebliebener Vorkehrungen, in Kauf genommen. Die teure LuppedeichInstandsetzung bringt keinen Sicherheitsgewinn für die Bevölkerung bei ex tremen Ereignissen (>HQ100). Steuerung Für Unterlieger hat die bisherige bzw. geplante späte Steuermöglichkeit (ab HQ100) aufgrund des verhältnismäßig geringen Poldervolumens nur geringe Effekte auf den Spitzenabfluss. Eine aufwändi ge Eindeichung und Regelung des Polders wäre damit nicht zu rechtfertigen. Wichtiger als eine et waige Steuerung ist eine konsequente Nutzung natürlicher Retentionsflächen, die in der Summe zu einem verlangsamten Hochwasserabfluss führen. Wie u.a. 2003 und 2011 zu beobachten war, beste hen an der häufiger Probleme auch bei niedrigen bis mittleren WeißeElster Hochwasserereignissen, so dass ein reduzierter/verzögerter Zufluss hilfreich für einen wirkungsvollen Hochwasserschutz im Unterlauf der Saale ist. Eine gesteuerte Überflutung ist für das Poldergebiet ansonsten nur notwendig, sofern keine Schutz maßnahmen getätigt wurden und deshalb im Hochwasserfall eine Evakuierung erforderlich wird. Objektschutzmaßnahmen dagegen sind dauerhaft wirksam, unabhängig von Zeitpunkt und Häufigkeit der Überflutungen. Eine Steuermöglichkeit ist für das Gebiet dann nicht mehr erforderlich. Die Reak tionszeiten für etwaige mobile HWSMaßnahmen reichen aus. Eine Poldernutzung ab HQ5 hat unmittelbare lokale Vorteile durch die Absenkung des Wasserspie gels an angrenzenden Deichen und Ufern. Sie funktioniert auch ohne die linksseitigen Luppedeiche. Mit den gewonnenen Erfahrungen eines funktionierenden Hochwasserschutzes durch Ausuferung ist mittelfristig auch im Bereich der Neuen Luppe die Etablierung alter Gewässerstrukturen denkbar. Für eine etwaige technische Steuerfähigkeit des Polders müssten 11 km Deiche und aufwändige Flu tungsbauwerke (u.a. Nahleauslassbauwerk) zusätzlich ersetzt und unterhalten werden, wobei den Direktanliegern des Polders allein damit noch nicht geholfen wäre. Hinzu kommen die ökologischen und hydrologischen Nachteile der manifestierten Trennung von Auwald und Neuer Luppe. Das ist kein sinnvoller und nachhaltiger Hochwasserschutz. Die (ungeplante) Nutzung des Polders hat 2011 die Situation an der Saale spürbar entspannt. Dafür sollen sich die sachsenanhaltinischen Behörden bei ihren Kollegen in Sachsen bedankt haben.

[C] Absenkung des Fachbaumes des Nahleauslassbauwerkes M10 Instandsetzung bzw. Neubau 3.0 Mio. € sofern nur Rückbau 0.5 Mio. €

Das Nahleauslassbauwerk dient der Flutung des Polders Südliche Luppeaue/Burgaue. Im Zuge einer Instandsetzung soll die Wehrschwelle (Fachbaum) um 40 cm abgesenkt werden. Die Maßnahme dient der Herrichtung des Poldergebietes Südliche Luppeaue für größere Abflussmengen. Eine gesteuerte Poldernutzung ist dann ab HQ5 möglich. Lt. HWSK soll der Polder allerdings erst ab HQ100 zur Wasserspiegelabsenkung der Neuen Luppe wegen der Partheüberleitung geflutet werden. Damit wäre aber nur eine geringe Steuerungsfunktion zum Nutzen der Unterlieger gegeben. Mit dem jetzigen Nahleauslassbauwerk (102,41 m HN) kann eine Poldersteuerung im Bereich HQ10 bis HQ25 realisiert werden. Dafür sind die vorhandenen linken Luppedeiche ausreichend und hätten Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 16

in ihrem Bestand (mit Bewuchs) für längere Zeit belassen werden können. Auch ein ständiges Offen halten des Wehres wäre möglich gewesen und hätte nur aller 5 bis 10 Jahre zum Einfließen von Was ser in die Burgaue geführt. Bei Rückbau oder Schlitzung der linken Luppedeiche kann das Bauwerk entfallen. Das Abflussprofil der Neuen Luppe ohne Deiche entspricht etwa HQ5. Es besteht weiterer Untersuchungsbedarf [HWSK Anhang 6] im Zusammenhang mit Instandsetzung oder Rückbau der linken Luppedeiche.

[D] Überleitung zwischen Unterer Weißer Elster und Neuer Luppe M23 Neubau der Flutmulde 5.9 Mio. € M24 Neubau Wehr Untere Weiße Elster 1.9 Mio. € M25 Neubau Wehr Flutmulde 1.9 Mio. €

Diese Überleitung minimiert die Schäden im Bereich der Unteren Weißen Elster und im Parthebe reich, hier besonders im Bereich des Leipziger Zoos, der Kläranlage Rosental und des Rosentals. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme liegt darin begründet, dass die Untere Weiße Elster und die Parthe nur ein beschränktes Abflussvermögen mit hohen Ausuferungstendenzen haben. Die Reduzie rung des Durchflusses (< 20m³/s) wird durch die Überleitung von Parthehochwasser zur Neuen Luppe in Kombination mit der Nutzung des Polders „Südliche Luppeaue/Burgaue“ erzielt.

[E] Herstellung der hydraulischen Leistungsfähigkeit im Poldergebiet „Südliche Luppeaue/ Burgaue“ M9 Herstellung eines funktionsfähigen Poldergebietes 11.0 Mio. €

Diese Maßnahmen sind bedeutsam für die Wasserspiegelabsenkung der Neuen Luppe, die Entwässe rung und Kapazitätserweiterung des Polders. Sie umfasst die Verbesserung der hydraulischen Leis tungsfähigkeit, die Wiederherstellung, Anbindung, Vernetzung und Pflege alter Haupt und Neben gewässersysteme, der Gewässerlaufstrukturen in der Auenlandschaft, der alten Flutrinne und die Pflege des Gehölzbestandes (speziell des Unterholzes im Bereich des Nahleauslassbauwerkes). Die hier genannten Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes sind zum Teil identisch mit denen einer künstlichen Wiedervernässung, die als Ausgleich der Deichrodungen in Aussicht ge stellt wurden. Der Unterschied besteht darin, wann und wie die Wasserzufuhr erfolgt und in wel chem Umfang die Reaktivierung der alten Gewässersysteme tatsächlich umgesetzt wird. Wenn diese Maßnahmen auch dem Hochwasserschutz dienen, sollten sie ebenso wie die Ertüchtigung der Au waldinfrastruktur (z.B. Hauptwegesystem) finanziell entsprechend ausgestattet und umgesetzt wer den. Beim Hochwasser 2011 waren die hydraulischen Defizite der Alten Luppe am Nordrand von Böhlitz Ehrenberg zu beobachten. Die zu kleinen Durchlässe bei den Straßenquerungen führten zu unnötigen Rückstausituationen am Siedlungsrand. Die Funktionsfähigkeit der Alten Luppe ist wesentlich für die Entwässerung und Ertüchtigung des Poldergebietes. Die Nutzung natürlicher Retentionsflächen bei allen Hochwasserereignissen entspricht der natur schutzfachlichen Vorzugsvariante zum Schutz des Auwaldes. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 17

[F] Verbesserung der hydraulischen Leistungsfähigkeit des Nahlewehrs M27 Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Wehranlage 3.0 Mio. €

Durch die Verbesserung der hydraulischen Leistungsfähigkeit des Wehres kann der Abfluss gesteigert und die Situation an Parthe und Kläranlagenablauf zusätzlich entspannt werden.

[G] Verbesserung der hydraulischen Leistungsfähigkeit der Parthe Diese Maßnahme besitzt in Kombination mit den oben genannten Maßnahmen hohe Effekte. Es werden am deutlichsten die Wasserspiegel und Schadpotentiale im Gewässerabschnitt Weiße Elster bis Zoo reduziert.

[H] Elsterbeckenentschlammung, Elsterbeckenumgehung, Öffnung der Alten Elster M23 Überleitung Untere Weiße Elster zu Neuer Luppe s. [D] M30 Profilgestaltung u. Sedimentberäumung Elsterbecken 25.0 Mio. € M31 Offenlegung der Alten Elster 24.8 Mio. € M32 Profilausbau Elstermühlgraben 13.1 Mio. €

Diese Maßnahmen des integrierten Gewässerkonzeptes mit der Herstellung der östlichen Elsterbe ckenumgehung (Alte Elster, Elstermühlgraben) sowie der Wehrsteuerungsvorhaben sind ebenfalls für den Hochwasserschutz relevant. Das NutzenKostenVerhältnis von 1.3 > 1.0 verdeutlicht trotz hoher Investitionskosten die wirtschaftliche Bedeutung [s. HWSK Anhang 6 1.8] dieser „strategischen“ Hochwasserschutzmaßnahme. Zum Vergleich: Die Instandsetzungen der linken und rechten Luppe deiche sind bei einen NutzenKostenVerhältnis von 0.1 << 1.0 sehr unwirtschaftlich (s. Abs. 4.2 und 4.3). Bei Nichtumsetzung der Neugestaltung des Gewässerknotens fallen jährliche Aufwendungen zur Sedimentberäumung von ca. 1.5 Mio. € an. Die Umgestaltung des Gewässerknotens Leipzig erweist sich aus ökonomischen, gewässermorphologischen und ökologischen Gründen als notwendig. Aus Sicht des Hochwasserschutzes sind der Erhalt des Abflussprofils und der Schutz vor Verfrachtung belasteter Sedimente bedeutsam. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 18

4. Variantenuntersuchungen des HWSK zur Nordwestaue

Wichtige Bestandteile des HWSK sind ergebnisoffene Variantenvergleiche, bei denen ein Rückbau von großen Teilen der Luppedeiche ausdrücklich als Option enthalten ist. Nur bei dieser Option, die zugleich auch die naturschutzfachliche Vorzugsvariante bei geringsten Investitionskosten darstellt, sind Schutzmaßnahmen für Einzelobjekte und Polderanrainer (BöhlitzEhrenberg, Leutzsch) vorgese hen. Bei den anderen Varianten wird darauf verzichtet, obwohl auch hier die Burgaue spätestens ab HQ100 geflutet wird. Die instandgesetzten Luppedeiche schützen dann den Auwald vor den natur schutzfachlich notwendigen zyklischen und großräumigen Überflutungen (HQ5 bis HQ100) ohne je doch darüber hinaus einen wirksamen Beitrag zum Schutz der Polderanrainer zu bieten.

Ergebnis der Variantenuntersuchung [HWSK A6, S.23]: Bei der Hochwasserschutzkonferenz der Stadt Leipzig in Dresden am 26.09.2002 wurde festgelegt, dass der Rückbau der Deiche nicht weiterverfolgt wird, sondern, dass die Luppedeiche rechts und links erhalten und instandgesetzt werden. Diese Forderung gilt als Aufgabenstellung für den Hochwasser schutz im untersuchten Gebiet und setzt somit die Inhalte der (gewünschten – d. A.) Vorzugsvariante fest. Eine Vorzugsvariante ist auf Grund der komplexen ökologischen, hydrologischen und bautechnischen Zusammenhänge momentan nicht eindeutig und gesichert zu ermitteln. Die Variante Deichrückbau ist grundsätzlich als Alternativvariante zur Deichinstandsetzung zu empfehlen.

Fazit Die politische Vorfestlegung auf die gewünschte „Vorzugsvariante“ der Deichinstandsetzung konn te bereits in der Variantenuntersuchung des HWSK fachlich nicht bestätigt werden.

Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 19

4.1. Gesamter Bereich der Nordwestaue von Leipzig bis Schkeuditz (A9) Bei dieser Variantenuntersuchung [HWSK A61.1] wird das gesamte Gebiet der Nordwestaue beidsei tig der Neuen Luppe betrachtet. Die Teilgebiete Südliche und Nördliche Luppeaue werden im An schluss behandelt.

Studie DorschConsultDresden und StUFA Leipzig [HWSK A6, S.9]: Auf der Grundlage von Untersuchungen zur Hochwasserabführung in der ElsterLuppeAue bei Deich rückbau [DDC/StUFA Leipzig 1999/2000 sowie Abschlussbericht StUFA Leipzig 2001] wurde das Sze nario „Rückbau der linken Deiche und teilweiser Rückbau der rechten Deiche“ für die weiteren Be trachtungen als Vorzugsvariante, auch durch den Naturschutzbeirat, bestätigt. Die wichtigsten was serwirtschaftlichen Aspekte der zwei Konzeptionen sind folgende: an der Neuen Luppe Der Rückbau der rechten Deiche ist bis Brücke Gundorfer Str. (km 7.3) oder bei Bau eines Querdei ches bis Hundewasser (km 9.4) möglich. Bei Rückbau des linken LuppeDeiches kommt es zu einer häufigeren Gefährdung mehrerer Einzelobjekte, die jedoch durch örtliche Maßnahmen (z.B. Ringdei che) geschützt werden können. Trotz häufigeren Einstaus wird so die absolute Gefährdung dieser Objekte verringert. Der bordvolle Abfluss zwischen den Deichfüßen entspricht ca. HQ5. Landwirtschaftliche Nutzflächen, das kommunale Wegesystem und die B186 werden ab HQ5 teilweise überschwemmt. (Anmerkung: Die konkrete Wasserbeaufschlagung ist abhängig vom Hochwasserereignis. Ergebnisse für 2011 kön nen aus Monitoring abgeleitet werden.) Durch die Öffnung der Deiche lassen sich große Bereiche des natürlichen Überschwemmungsgebie tes reaktivieren. Dies wirkt sich günstig auf das Abflussverhalten im Unterlauf der Weißen Elster aus (Hochwasserscheitelreduzierung). Die Entwässerung der Aue erfolgt vorwiegend über vorhandene Gewässerstrukturen. an der Weißen Elster Die rechten Rückstaudeiche der Unteren Weißen Elster (bis zur B186) müssen erhalten werden, zum Schutz der rechtsseitig gelegenen Objekte. Der Schutz einzelner rechtsseitiger Objekte oberhalb der B186 ist durch Verwallungen möglich. (Anmerkung: Die linken Rückstaudeiche sind demnach nicht erforderlich. Sie behindern zudem ein naturschutzfachlich erwünschtes Ausufern der Unteren Weißen Elster.)

Wiedervernässungskonzept (Planung zum Ausgleich von Eingriffen) [HWSK A6, S.9]: Das Planungsszenario wurde im Ergebnis der Hochwasserschutzkonferenz 2002 in Dresden entwi ckelt und stützt sich auf die regionalpolitische Aufgabenstellung zum Erhalt der Deiche. Ein mit den Naturschutzverbänden und behörden abgestimmtes Wiedervernässungskonzept soll als Ausgleich maßnahme zur Deichinstandsetzung dienen. Konzeptinhalt Zur Nachempfindung der auenlandschaftstypischen Hauptprozesse (Ausuferung) werden unter Be rücksichtigung der Vorgabe „Erhalt der Deiche“ technische Maßnahmen vorgeschlagen. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 20

Großräumige Flutungsbauwerke und Durchlässe sollen den jahreszeitlichen Gang im hydrologischen Geschehen mit raumwirksamem Sedimenteintrag und austrag ermöglichen. Diese Bauwerke werden bis HQ5 (ständig) geöffnet und bei mittleren Hochwassern bis HQ100 geschlossen. Die Ausuferung kann gesteuert werden. (Anmerkung: Hintergrund dieser aufwändigen Konstruktion ist ausschließlich der Wunsch nach einer gesteuerten Auwaldflutung. Wirksamer Hochwasserschutz ließe sich durch objektbezogene Maß nahmen preiswerter umsetzen.) Das gebietsinterne Gewässersystem soll erweitert und neu strukturiert werden, um eine für die Ent wicklung des Gebietes günstige Verteilung des Wassers und eine Be bzw. Entwässerung des Gebie tes zu ermöglichen. Hier werden an speziellen Stellen Altläufe wieder an das Fließgewässersystem der Neuen Luppe und Weißen Elster angeschlossen. (Anmerkung: Die Reaktivierung und Vernetzung der Gewässeraltläufe dient sowohl der saisonalen Wiedervernässung wie auch der Ableitung zyklischer Hochwasserereignisse ab HQ5. Die Umsetzung als Hochwasserschutzmaßnahme zur Polderertüchtigung würde umfassender und bedeutsamer er folgen, als wenn es sich lediglich um eine nachgelagerte Naturschutzmaßnahme handelt. Hier be steht zudem die Schwierigkeit, dass sich die Ausgleichsmaßnahmen bereits bei den erheblichen Kos ten der Flutungsbauwerke erschöpfen und die tatsächliche Wasserbeaufschlagung gegenüber ande ren Nutzungsansprüchen regelmäßig neu durchgesetzt werden muss.)

Auswertung [HWSK A6, S.15]: Beide Maßnahmen, Deichrückbau und Deichinstandsetzung, stellen sich als unwirtschaftlich heraus (N/K=0.3). Allerdings weichen hierbei die Investkosten um den Faktor 1:6 voneinander ab.

In den nachfolgenden Kapiteln 4.2 und 4.3 werden die Einzelbereiche der Maßnahmen separat bewertet. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 21

4.2. Polder „Südliche Luppeaue/Burgaue“ und linke Deiche der Neuen Luppe Die im HWSK [A61.2] betrachteten Varianten für das Teilgebiet Südliche Luppeaue beinhalten fol gende Bestandteile: V1 Deichinstandsetzung HQ150 ohne Poldernutzung funktioniert nicht wegen fehlender Partheüberleitung V2 Deichinstandsetzung HQ150 mit Poldernutzung HQ100 Wiedervernässung bis HQ5 (Profilierung Gewässernetz, Durchlässe und Flutungsbauwer ke ständig offen, ggf. regelbar) Abschottung Polder ab HQ5 bis

Auswertung [HWSK A6, S.23]: NutzenKostenVerhältnis für V2 bis V4: N/K = 0.1 << 1.0 (unwirtschaftlich) Als zentrale Maßnahme für den Hochwasserschutz der Stadt Leipzig ist die Überleitung des Parthe hochwassers in die Neue Luppe vorgesehen. Diese Maßnahme wirkt nur, indem die Polderfläche „süd liche Luppeaue/Burgaue“ genutzt wird. Die Variante V1 stellt sich somit als nicht realisierungswürdig dar. Es kann im Untersuchungsbereich keine eindeutige Vorzugsvariante festgelegt werden. Die ökologischen Effekte sind in der Variante V4 auf Grund der Wiederherstellung naturraumspezifi scher Potentiale am ausgeprägtesten. Es besteht in ökonomischer, ökologischer und bautechnischer Hinsicht weiterer Untersuchungsbedarf.

Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 22

4.3. Polder „Nördliche Luppeaue“ und rechte Deiche der Neuen Luppe Die im HWSK [A61.3] betrachteten Varianten für das Teilgebiet Nördliche Luppeaue beinhalten fol gende Bestandteile: V1 Deichinstandsetzung HQ150 ohne Flutung Hinterland Durchflussbegrenzung der Unteren Weißen Elster durch Poldernutzung Südliche Lup peaue V2 Deichinstandsetzung HQ150 mit gesteuerter Flutung Hinterland Wiedervernässung bis HQ5 (Profilierung Gewässernetz, Durchlässe und Flutungsbauwer ke ständig offen, ggf. regelbar) Gesteuerte Poldernutzung ohne schädliche Beeinflussung von Nutzungen und Infrastruk tur (Durchlässe und Flutungsbauwerke geregelt) V3 partieller Deichrückbau mit ungesteuerter Poldernutzung ab HQ5 Wiedervernässung bis HQ5 (Profilierung und Renaturierung Gewässernetz, Herstellung von Flutungsbauwerken entfällt) ungesteuerte Poldernutzung ab HQ5 (konkrete Wasserbeaufschlagung abhängig vom Hochwasserereignis) Schutz der Bebauungen und Nutzungen, Umnutzungen, Infrastrukturherstellung linke Rückstaudeiche der Unteren Weißen Elster (M5) sind nicht erforderlich

Auswertung [HWSK A6, S.29]: NutzenKostenVerhältnis für V1 bis V3: N/K < 0.1 << 1.0 (unwirtschaftlich) Es kann im Untersuchungsbereich keine eindeutige Vorzugsvariante festgelegt werden. Die ökologischen Effekte sind in der Variante V3 auf Grund der Wiederherstellung naturraumspezifi scher Potentiale am ausgeprägtesten. Es besteht in ökonomischer, ökologischer und bautechnischer Hinsicht weiterer Untersuchungsbedarf. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 23

4.4. Beurteilung der Variantenuntersuchungen Kosten – Nutzen Verhältnis Im HWSK wurden die Kosten für Deichrückbau (800 €/m) im Vergleich zur Deichinstandsetzung (1.300 €/m) relativ hoch angesetzt. Die tatsächlichen Investkosten für Deichrückbau/Schlitzung im Vergleich zur Deichinstandsetzung werden sicherlich geringer sein als im HWSK angesetzt. Die Kosten für Bau, Instandsetzung und Unterhaltung der Deiche und technischen Bauwerke liegen, langfristig gesehen, über den Kosten des Deichrückbaus einschließlich dauerhafter Objektschutz maßnahmen und Infrastrukturherstellung. Anrechenbare Nutzeffekte von Hochwasserschutzmaßnahmen ergeben sich in erster Linie aus der Reduktion des Schadpotentials (s. Abs. 5.2). Zugleich sorgen Überflutungen für Erhalt und Entwick lung des Ökosystems Auwald, sei es durch Wiedervernässung, Biotopvernetzung oder Umnutzung. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass eine erfolgreiche Renaturierung des Auwaldes neben der Stärkung weicher Standortfaktoren auch wirtschaftlich positive Effekte für Wissenschaft, Forstwirtschaft und Tourismus zur Folge hat. Vorzugsvariante Südliche Luppeaue/Burgaue Die naheliegende, preiswerte Variante die Deiche im Bestand zu belassen und ein passendes Flu tungsregime durchzuführen – wurde im Variantenvergleich gar nicht betrachtet. Hier hätten zu nächst rückwärtige Schutzmaßnahmen und die Polderertüchtigung realisiert werden können, um dann mit der Erfahrung von Auwaldvernässung und Hochwasserereignissen wie 2011 schrittweise eine Umgestaltung und Renaturierung des Gewässersystems anzugehen. Die Schutzmaßnahmen für Objekte und Anlieger im Bereich der Südlichen Luppeaue (M11 – 4.0 Mio. €) sowie die Infrastrukturherstellungskosten (2.0 Mio. €) betragen nur einen Bruchteil der Deichin standsetzungskosten (18.5 Mio. €). Diese Maßnahmen sind bei Variante V2 nicht vorgesehen, obwohl auch hier eine Poldernutzung ab HQ100 notwendig ist. Die Variante V4 (Deichrückbau) ist aus Sicht des Ökolöwen eindeutig die Vorzugsvariante. Sie ist kostengünstig, naturschutzfachlich optimal und erzielt über Objektschutzmaßnahmen eine nach haltige Schutzwirkung auch bei großen Hochwasserereignissen. Vorzugsvariante Nördliche Luppeaue Die naheliegende, preiswerte Variante die Deiche im Bestand zu belassen und ein passendes Flu tungsregime durchzuführen – wurde im Variantenvergleich des HWSK, wie bei den linken Luppedei chen, gar nicht betrachtet. Eine Flutung der Südlichen Luppeaue hat eine entlastende Wirkung auch auf die rechten Luppedeiche. Durch Reaktivierung und Vernetzung der Altgewässer hätte das poten tielle Poldergebiet ertüchtigt und die Wiedervernässung vorbereitet werden können. Objektschutzmaßnahmen im Bereich der Nördlichen Luppeaue sind nur in sehr geringem Umfang nötig. Sie betragen mit 0.4 Mio. € nur ein Bruchteil der Deichinstandsetzungskosten (10.4 Mio. €). Die Festlegung zur Instandsetzung der rechten Luppedeiche (V1 und V2) erfordert zusätzlich den Erhalt der linken Rückstaudeiche der Unteren Weißen Elster (M5 4.4 Mio. €). Diese verhindern zu dem ein naturschutzfachlich erwünschtes Ausufern in diesem Bereich. Die Fläche besteht zum Großteil aus dem NSG „Luppeaue“ und stellt ein nahezu ideales natürliches Überflutungsgebiet dar. Aus Sicht des Ökolöwen ist Variante V3 (Deichrückbau) eindeutig die Vor zugsvariante. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 24

4.5. Politische Festlegung Die bereits erwähnte politische Festlegung bei der Hochwasserschutzkonferenz am 26.09.2002 in Dresden zum Erhalt der LuppeDeiche spielt bei der Erstellung und Umsetzung des HWSK eine zentra le Rolle. Obwohl unmittelbar nach dem Augusthochwasser 2002 angekündigt wurde, Lehren aus der Jahrhun dertflut zu ziehen (Prüfung natürlicher Retentionsflächen und Deichrückbau), erfolgte bereits im September/Oktober des Jahres die „verbindliche“ Festlegung auf den Erhalt der Deiche. Damit wurden bisherige Untersuchungen zum Deichrückbau ignoriert und künftige Grundzüge des Hochwasserschutzes bereits vor Konzepterarbeitung festgeschrieben. Die im Nachgang der Konfe renz durchgeführten Variantenuntersuchungen des HWSK lieferten jedoch keine stichhaltige Bestäti gung für eine Vorzugsvariante im Sinne der Vorfestlegung auf eine Deichinstandsetzung. Wenn man bedenkt, dass diese Variantenuntersuchungen lediglich formale Bestandteile der HWSK sind, die weder in der Konzepterarbeitung noch bei der Fortschreibung wirklich ergebnisoffen diskutiert wur den, kann man dies auch als fachliche Ablehnung einer Deichinstandsetzung interpretieren. Der Erhalt der Deiche hat deutliche ökonomische und ökologische Nachteile. Eine hochwasserschutz technische Notwendigkeit besteht ebenfalls nicht. Den geringen Vorteilen einer PolderSteuerbarkeit stehen erhebliche Mehrkosten gegenüber. Bei fehlender Polderertüchtigung bleiben zudem die Si cherheitsrisiken bei großen Hochwasserereignissen für das Hinterland bestehen; anderenfalls wird das Geld mehrfach ausgegeben für Deiche, für Objekt und Anliegerschutz, für Polderertüchtigung und Wiedervernässung. Die Variantenfestlegung muss nach Ansicht des Ökolöwen kritisch hinterfragt und grundsätzlich ge ändert werden. Die willkürliche Festsetzung zum Deichbau führt z.B. für die Nördliche Luppeaue (Schkeuditz) zu Mehrkosten im zweistelligen Millionenbereich. Die Nutzeffekte sind marginal und der Naturschutz wird nachrangig und permanent unterfinanziert als Ausgleichsmaßnahme betrachtet. Die pauschale politische Begründung, Deichinstandsetzungen würden dem Gemeinwohl dienen, nimmt vor dem konkreten Hintergrund der FFH und Naturschutzgebiete Luppeaue groteske Züge an. Man kann darüber spekulieren, warum solche Entscheidungen so frühzeitig gefällt und nicht hinter fragt werden. Trotz großem finanziellen und planerischen Aufwand gelingt es nicht, eine faktische Binsenweisheit zu realisieren, nämlich austrocknende und unbesiedelte Auwaldbereiche als natürli che Retentionsflächen zurückzugewinnen. Vermutlich spielen behördliche Zuständigkeiten eine entscheidende Rolle. Hochwasserschutz als Landesaufgabe wird einseitig auf die Herstellung und Unterhaltung technischer Bauwerke reduziert. Die Schaffung natürlicher Retentionsflächen ist aus Verwaltungssicht komplizierter. Solange nachhal tiger Hochwasserschutz eine politische Floskel bleibt und gesellschaftliche, naturräumliche Gesamt kosten nicht betrachtet werden, wird es bei der „Bauch“ Entscheidung für Deichbau bleiben. Bei tatsächlicher Bereitschaft für Ökologie und Kosteneffizienz hätte es längst eine konstruktive Dis kussion zur Fortschreibung des HWSK geben müssen. Die undifferenzierte Art und Weise der Abhol zung lässt jedoch wenig Bereitschaft für nachhaltigen Hochwasserschutz erkennen. Die Kommunen haben bei der Festlegung der Hochwasserschutzziele ein erhebliches Mitsprache recht und wirken damit grundsätzlich auf die Hochwasserschutzkonzepte ein. Um für den Auwald ein Schutzziel von 150 Jahren einzufordern und zugleich dessen künstliche Wiedervernässung anzustre ben, braucht man stichhaltige Gründe. In der Nordwestaue sind diese nicht vorhanden. Selbst der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 25

sachsenweit praktizierte (Voll)Schutz von Ackerflächen entlang von Flussläufen (eigentlich HWSZ 5 Jahre) kann für den Auwald nicht gelten. Hier stellt die intensive Landwirtschaft eine Nebennutzung bzw. auenuntypische Nutzung dar. Zur Verdeutlichung sei erläutert, dass es sich bei den diskutierten Flutungen um Hochwasser ab HQ5 handelt. Diese Ereignisse erfolgen im statistischen Abstand von 5 Jahre und führen zu unterschiedli cher Wasserverteilung. Erst bei größeren Ereignissen wie 2011 wird der Polder in seiner gesamten Länge durchströmt. Wie anschaulich erlebt, sind diese Hochwasserereignisse von relativ kurzer Zeit dauer und stellen damit nur eine geringe Nutzungseinschränkung von größeren Auwaldbereichen dar. Ohnehin notwendig ist die Wiederherstellung der alten Gewässerstrukturen mit einer jahreszeit lich schwankenden Wasserzufuhr, sei es als künstliche Wiedervernässung oder als Polderertüchti gung und entwässerung.

4.6. Standpunkte der Umweltvereine – NABU und Ökolöwe Um der fortschreitenden Austrocknung der Nordwestaue entgegenzuwirken, trat der NABU Kreisverband über Jahre für die Schaffung natürlicher Retentionsflächen und Deichrückverlegungen ein [NABUReport 2003, S.8]. Entgegen der Aufgabenstellung (Schaffung Retentionsflächen durch Deichrückverlegung) wurde auf der Hochwasserschutzkonferenz vom 26.09.2002 der Erhalt der Luppedeiche festgesetzt. Der NABU akzeptierte diese regionalpolitische Forderung auf der Abstimmungsberatung am 28.10.2002 in Ver bindung mit künstlichen Wiedervernässungsmaßnahmen von Auwaldbereichen. Vermutlich waren hier überzeichnete Schadensszenarien, unnötiger Zeitdruck und die behördliche Vorfestlegung derart massiv, dass die Aussicht auf Mitwirkung bei den Ausgleichsmaßnahmen die NABUVertreter zu dieser weitreichenden Zustimmung bewegte [NABUReport 2004, S.8]. Auch mag die Vorstellung, jederzeit steuernd und „helfend“ für die Aue eingreifen zu können, eine Rolle ge spielt haben. Daraus entwickelten sich teilweise widersprüchliche Überlegungen: So kursierte die Vorstellung, ggf. kontaminiertes Hochwasser an der Aue vorbeileiten zu können als ob die Unterlieger besser damit umgehen könnten. Dabei ist gar nicht belegt, ob die zur Renaturierung gedachten (unverdünnten) Niedrig und Mittelwasseranteile überhaupt mengenmäßig für den Auwald ausreichend und stofflich besser geeignet sind. Einerseits sollen große Flutungsbauwerke für Sedimentein und austrag gebaut werden, andererseits soll nicht zu viel Wasser einströmen, und bei Extremereignissen kann sich das sowieso niemand mehr aussuchen. Obwohl das HWSK 2004 bei der Eindeichung deutliche hochwasserschutztechnische, finanzielle und naturschutzfachliche Nachteile aufzeigt und eine Flutung der Aue ab HQ100 ohnehin erfolgt, blieb es bis heute bei der Vorfestlegung zum Deicherhalt mit vermeintlicher Zustimmung der Umweltver bände. Der Ökolöwe Umweltbund Leipzig e.V. hat jederzeit für die Nutzung natürlicher Retentions räume und die Verknüpfung von Auwaldvernässung und Hochwasserschutz geworben [u.a. Stellung nahme zum HWSK, 18.11.2004]. Die angekündigte künstliche Wiedervernässung stockt an vielen Stellen und kommt praktisch nicht voran. So beklagt der NABU aktuell die mangelnde Finanzausstattung des Freistaates bei der Umset zung von Maßnahmen zur Gesundung des Leipziger Auwaldes [NABUReport 2010, S.8]. Offensich tlich wird auch, dass durch die Instandsetzung der Luppedeiche die Verbindung mit den zahlreichen Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 26

Altarmen weiter abgeschnürt wird [LVZ 30.03.2011]. Die Hoffnung auf wirksame Ausgleichsmaßnah men zur umfassenden AuenWiedervernässung im Zuge der Deichinstandsetzung könnte eine trüge rische sein. Die Neue Luppe mit ihren Deichen bleibt das Grundproblem für den Auwald. Die erheblichen finan ziellen Mittel für den Deichausbau (Neue Luppe ca. 30 Mio. €) können nur einmal ausgegeben wer den. Es könnte sich als technische und finanzielle Illusion erweisen, durch nachgelagerte Maßnahmen eine tatsächliche Gesundung des Auwaldes zu realisieren. Nach Meinung des Ökolöwen dienen die angekündigten Ausgleichsmaßnahmen vorrangig der Legalisierung der Abholzungs und Deichbauar beiten. Umfang und Umsetzung sind willkürlich, da naturschutzrechtliche Verfahren und Verbindlich keiten umgangen wurden. Zudem macht es ökologisch keinen Sinn, bei dem generell knappen Was serangebot, die Aue vor mittleren Hochwassern (ab HQ5 bis HQ50) zu schützen. Zumal eine proble matische Nährstoff und Schadstoffbelastung bei Hochwasser wegen des Verdünnungseffektes und des zügigen Durchflusses eher gering einzuschätzen ist und dem Auwald in erster Linie die Wasser menge fehlt. Belastbare Aussagen dazu könnte eine fachliche Auswertung der ungewollten Auwald flutung 2011 (>HQ25) liefern. Die Deichbaukosten allein würden ausreichen, um für wirksamen nachhaltigen Hochwasserschutz zu sorgen und zugleich eine grundlegende Revitalisierung der Aue anzustoßen. Angedachte kleinräumige Deichrückverlegungen bzw. die Eindeichung einzelner Auwaldbereiche über Objektschutzfunktionen hinaus erscheinen ebenfalls nicht zielführend. Sie stehen einer natürli chen Auendynamik entgegen, stellen einen weiteren unnötigen Eingriff dar und sollten schon aus Kostengründen vermieden werden. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 27

5. Planungsgrundlagen

5.1. Sicherheitskonzept Ein nach Hochwasserschutzzielen differenzierter Sicherheitsansatz gibt den Flüssen nötigen Raum und entlastet damit bei größeren Ereignissen planmäßig die anderen angrenzenden Gewässerränder. Deshalb sind entlang der Gewässer entsprechend den konkret vorhandenen Hochwasserschutzzielen (HWSZ) abgestufte Bemessungsansätze zu betrachten. Zusätzlich ist ein Nachweis für die dahinterlie genden höherwertigen Stadtgebiete mit dem festgesetzten Bemessungshochwasser zu führen. Nur so können die potentiell vorhanden Retentionsgebiete im Stadtgebiet wirksam in das Hochwasser management einbezogen werden und Gefahren bei größeren Ereignissen konkret beurteilt werden. Hintergrund der Flächenzuordnung mit Hochwasserschutzzielen (HWSZ) ist ein dem Schadpotential angemessener Hochwasserschutz, der naturgemäß immer mit Flächen bzw. Speicherbedarf einher geht. Wenn bei dem jeweiligen Bemessungshochwasser keine untergeordneten Flächen zur Gewäs serausbreitung zur Verfügung stehen, können die Abflussmengen nur durch bauliche Maßnahmen mit erhöhten Deichen bewältigt werden. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf angrenzende und nachfolgende Gewässerabschnitte z.B. erhöhte Bemessungswasserstände und Schadpotentiale, Rückstau für Nebenflüsse und verstärkter Grundwasseranstieg. Zudem sind im Schadensfall (z.B. Ereignisse oberhalb BHQ) die Objekte und Flächen im Deichhinterland ungeschützt. Wegen der engen Bebauung und dichten Besiedlung der Stadt Leipzig sowie wegen des zu erwarten den hohen Schadpotentials wurde für das Stadtgebiet das Hochwasserschutzziel von HQ150 (statt üblicherweise HQ100) vorgegeben [Erlass SMUL 11.01.2000, HWSK S.49]. Diese politische Errungen schaft kann allerdings nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn die städtischen Überflutungs gebiete für eine abgestufte Sicherheitsbetrachtung zur Verfügung stehen und bei großen Hochwas serereignissen tatsächlich auf eine Nutzung vorbereitet sind. Wie die im Anhang 2 erarbeiteten Beispiele belegen, reicht bei den meisten als „kritisch“ bezeichne ten Deichabschnitten bereits die Urgeländehöhe aus, um das unmittelbare Hinterland anforderungs gerecht (gemäß den dortigen Hochwasserschutzzielen) zu schützen. Die vorhandenen Deichabschnit te sind daher unproblematisch, sofern kein übermäßiger einseitiger Einstau durch ausgebliebene Poldernutzung erfolgt. Eine Deichinstandsetzung für HQ150 ist daher überwiegend nicht erforder lich. Stattdessen können Einzelobjekte und angrenzende Wohngebiete durch gezielte Maßnahmen in ihrem Schutzstatus verbessert werden und damit dauerhaft auch gegen größere HWEreignisse ge schützt werden.

5.2. Schadpotential Für Auwaldbereiche ist ein flächenbezogener pauschaler Ansatz des Schadpotentials unzureichend, da hier die positiven Effekte der Erhaltung der Auenlandschaft bisher nicht betrachtet werden. Der Ansatz von überhöhten Schadpotentialen für natürliche Retentionsflächen führt letztlich dazu, dass diese Flächen eben nicht für den Hochwasserschutz zur Verfügung gestellt werden. Die Bilanz wird (paradoxerweise) schlechter je größer die potentielle Retentionsfläche hinter dem Flussdeich ist. Einrichtungen der Forstwirtschaft und Naherholung (Wegenetz) werden durch Überschwemmungen einerseits beeinträchtigt, jedoch profitieren diese Nutzungsarten zugleich von der höheren Auwald qualität. Der erhebliche Gewinn für den Erhalt des Naturraums wäre ebenfalls zu berücksichtigen. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 28

Um in Auwaldbereichen künftig auch häufigere Hochwasserereignisse (z.B. HQ5) zu ermöglichen, sollten Objektschutzmaßnahmen grundsätzlich vorgesehen werden. Auch die hochwassergerechte Ausbildung eines Hauptwegesystems bietet sich als investive Maßnahme im Zusammenhang mit einer Polderertüchtigung an. Für derartig vorbereitete Überschwemmungsgebiete sind die Schadpotentiale unabhängig von der Hochwasserwahrscheinlichkeit relativ gering, der Wert eines Auwalds kann hingegen erst durch Hochwasser beibehalten werden oder vergrößert sich sogar. Landwirtschaftliche Flächen mit auwal duntypischen Nutzungen (Ackerbau) können und sollten, sofern sie von häufigen Ereignissen betrof fen sind, auf Grünland umgestellt werden.

5.3. „DINgerechte“ Deiche Angesichts der häufig verwendeten Formulierung des notwendigen „DINgerechten“ Deichbaus wer den im Anschluss einige Auszüge der maßgebenden Vorschrift zitiert. Die DIN 19712 Flussdeiche (11/1997) ist die eingeführte Regel der Technik für den Deichbau. Sie stellt allerdings kein Gesetz dar, das andere Lösungen ausschließen würde. Für 2011 ist ein Entwurf für eine Neufassung der DIN angekündigt. Bemerkenswert ist, dass in der DIN selbst ausführliche Hinweise zum naturräumlichen Kontext gege ben werden. Die originäre Planungsaufgabe besteht demnach darin, Hochwasserschutz unter Be rücksichtigung der vorhandenen natürlichen Bedingungen so zu gestalten, dass Überschwemmungen von Auenlandschaften nicht behindert werden. Die Festlegungen von Schutzzielen und Maßnahmen müssen bei Einhaltung der Naturschutzgesetze vertretbar und wirtschaftlich belegbar sein. Gemäß DIN sind die an Auwaldgebiete grenzenden Deiche allenfalls als Teilschutzdeiche zum Schutz gegen kleinere und mittlere Hochwasser vertretbar. Auch die Neuanlage von zusätzlichen landseiti gen Deichverteidigungswegen lässt mit der DIN 19712 nicht begründen. Dass es sehr wohl verschie dene Ausführungsmöglichkeiten praktiziert werden, kann man hinter der Landesgrenze in Sachsen Anhalt beobachten. Dort sind entlang der Weißen Elster die neuen Volldeiche über weite Strecken ohne separate Deichwege ausgeführt, auch in unmittelbarer Nähe von Ortschaften. Über die DIN 19712 hinaus gibt es andere Bauweisen, mit statisch wirksamer Innendichtung den Er halt von Baumbeständen zu ermöglichen [s. Abs. 3.1.3]. Beispielsweise wurden solche Spundwände mit aufgesetzter Betonwand auch im Leipziger Stadtgebiet eingesetzt (rechtes Ufer Elsterbe cken/Kläranlage). Weshalb aber gerade im Leipziger Stadtpark (Clarapark/Nonne) die Alteichen ei nem „DINgerechten“ Deich mit zusätzlichem Verteidigungsweg weichen sollen, ist angesichts alter nativer Lösungsmöglichkeiten nicht nachvollziehbar. Viele Deichabschnitte in Leipzig sind wegen ihrer geringen Größe eher als Verwallungen zu bezeich nen. Entlang des Elsterflutbetts, der Kleinen Luppe und der Nahle haben die Aufschüttungen häufig nicht einmal 1 m Höhe. Die Bemessungswasserstände für den HQ150Planzustand übersteigen hier die Urgeländehöhe, wenn überhaupt, nur um wenige Dezimeter und stellen damit nur eine geringe Belastung und Gefahr dar (s. Anhang 3). Ein Wasserübertritt wäre in diesen Bereichen wegen der äußerst geringen Höhendifferenz unproblematisch und gut verteidigbar. Bei diesen Verwallungen sind die vorhandenen Starkbäume unproblematisch und mit den Angaben zu Gehölzen in der DIN 19712 nicht vergleichbar. Die Eichen und Eschen sind als Tief bzw. Herzwurz ler im Urgelände verankert. Diese Bäume mit Stammdurchmesser bis 1.6 m waren bereits zum Zeit Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 29

punkt der Gewässerregulierung vorhanden. Als „biologische Bewehrung“ zur Sicherung der Gleitfu gen stellen sie keine Gefährdung für die Verwallung dar. Da die Großbäume naturgemäß untereinan der einigen Abstand haben, können die Deichabschnitte bei Erfordernis trotzdem zugänglich und kontrollierbar gestaltetet werden. Innerhalb geschlossener Waldgebiete (Kleine Luppe) ist zudem die Gefahr des Windwurfes gering einzuschätzen, so dass hier die Anwendung des „Tornadoerlasses“ zur Abholzung einer 40 m breiten Schneise besonders unangemessen erscheint.

Auszüge aus [DIN 19712 Flussdeiche (11/1997)] 4.1 Allgemeines [zu wasserwirtschaftlichen und ökologischen Grundlagen] Die natürlichen Überschwemmungsgebiete der Fließgewässer sind die Auen. In Überschwemmungs gebieten mit menschlicher Nutzung richten Hochwasser zumeist Schäden an. Der wirksamste Weg, diese zu vermeiden, ist, die intensive Nutzung der Talaue im Wege der räumlichen Planung zu un terbinden. [...] Da Deiche einen Teil des natürlichen Überschwemmungsgebietes vom Wasserlauf abtrennen, haben sie ökologisch und hydraulisch auch nachteilige Wirkungen. Aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen können Deiche nicht so dimensioniert werden, dass sie Schutz vor dem größtmöglichen Hochwasser gewähren. Öffentliche Interessen wie Belange des Landschaftsbildes und des Städtebaus, soziale Aspekte und die Schonung der AuenÖkoSysteme können das Sicherheitsmaß mitbestimmen. 4.2.2 Bemessungshochwasser Der im weitesten Sinne verstandene Nutzen der Eindeichungsmaßnahme muss größer sein, als ihre Kosten. Anstelle ausführlicher NutzenKostenUntersuchungen kann die pauschale Zuordnung be stimmter Wiederholungszeitspannen zu verschiedenen Schadenspotentialen treten [...]. So wird bei dichtbebauten Industrie und Siedlungsgebieten Tn meist größer als 100 Jahre gesetzt. Dagegen sind bei wenig genutzten Flächen allenfalls Teilschutzdeiche vertretbar. 4.3.1 Lebensraum Flussaue Flussauen unterscheiden sich von anderen Lebensräumen durch ihren Wasserhaushalt, der vor allem durch den Wechsel in Abfluss und Feststoffführung bestimmt wird. Abhängig von Häufigkeit und Dauer der Überflutungen sowie von Grundwasserspiegelschwankungen, entwickeln sich die auentypi schen Pflanzengesellschaften mit ihrer Tierwelt. Das für Flussauen kennzeichnende räumliche Nebe neinander (Zonation) und zeitliche Nacheinander (Sukzession) der Vegetation ist durch flussdynami sche Prozesse (Umlagerung, Erosion, Sedimentation) immer wieder Veränderungen unterworfen. 4.3.2 Auswirkungen von Deichen auf die Gewässerlandschaft Der Wegfall der regelmäßigen Überflutung verbunden mit Sedimentations und Erosionsprozessen hat immer Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften, auch bei Grünlandnutzung. 5. Planungsgrundsätze Die Planung von Deichen muss von vornherein interdisziplinär durchgeführt werden. Neben hydrologi schen, geologischen und wasserbaulichen Gesichtspunkten sind die Eingriffe in die Landschaft sowie die Auswirkungen auf Fauna und Flora zu berücksichtigen. Ausgleichs und Ersatzmaßnahmen sind nach Maßgabe der Naturschutzgesetze festzulegen. Auf Grund der Untersuchung von Alternativen sind die Eingriffe zu minimieren. Dazu gehören auch die Rückverlegung und der Rückbau von Dei chen. 6. Linienführung Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 30

[...] Soweit Flüsse von Auwäldern begleitet werden, sind Deiche bevorzugt auf angrenzenden weni ger schützenswerten Flächen anzulegen. 7.1 Allgemeine Anforderungen [an Deiche] [...] Einfluss auf die Formgebung haben auch Deichunterhaltung, Deichverteidigung und die land schaftliche sowie städtebauliche Einbindung. Allgemein verbindliche Regelprofile für Deiche können nicht festgelegt werden. 9.1 Allgemeines [zum Standsicherheitsnachweis] [...] Ein Standsicherheitsnachweis kann entfallen für Flussdeiche mit einer Höhe bis 2 m, die eine Kronenbreite von mindestens 3 m und Böschungsneigungen von 1:3 oder flacher besitzen. 12.1 Allgemeines [zum Bewuchs] Für die Planung von Bewuchs ist von Bedeutung, welche Funktionen der Deich über den Schutzzweck hinaus erfüllen soll. Entsprechend sind Deichkörper und Vorland zu bemessen und zu gestalten. Dabei ist der Deich als ein Bestandteil der Gewässerlandschaft zu betrachten.

5.4. Ökologische Grundlagen Das Gebiet der Nordwestaue ist gekennzeichnet als Überschwemmungsgebiet nach §100 SächsWG / Poldergebiet Überschwemmungsgebiet lt. Regionalplan historischer und natürlicher Ausuferungsbereich der Luppe und der Weißen Elster FFH Gebiet „Leipziger Auensystem“ LSG sowie SPAGebiet „Leipziger Auwald“ NSG „Luppeaue“, NSG „Burgaue“

5.4.1. Biotoptypenausstattung des FFHGebiets "Leipziger Auensystem" 3 Das Gebiet weist eine auetypische, mosaikartige Geländestrukturierung durch bespannte und unbes pannte Gräben, Flutrinnen und Lehmgruben auf. Bemerkenswert ist der hohe Anteil von Wäldern und Forsten, die partiell hohe Altholzanteile aufweisen. Der größte Teil dieser Waldbestände kann als Auwald bezeichnet werden. Höher gelegene Bereiche bzw. Flächen, die durch die umfangreichen Flussregulierungsmaßnahmen nicht mehr in ausreichendem Maße überflutet werden, stellen Stan dorte für EichenHainbuchenwälder dar, deren Anteil im Zuge der Austrocknung der Aue zunimmt. Geländesenken, in denen die Wasserstände über längere Zeiträume hinweg hoch sind, werden von ErlenAuenwäldern besiedelt. Auf dem Schwemmland der Weißen Elster sind auch vereinzelt Reste von WeidenWeichholzauenwäldern vorhanden. Infolge der fortschreitend ausbleibenden Hochwäs ser haben sich Teile der ursprünglichen Hartholzauen bereits in EichenHainbuchenWälder umge wandelt. Das gesamte FFHGebiet befindet sich innerhalb des mit ca. 5.900 ha mehr als doppelt so großen Landschaftsschutzgebiets (LSG) „Leipziger Auwald“. Die Schutzwürdigkeit des LSG ergibt sich aus der für Deutschland geltenden Einmaligkeit des größtenteils noch vergleichsweise naturnahen Auensys tems. Innerhalb der Stadt Leipzig übernimmt der Auwald eine Refugialfunktion für zahlreiche Tier und Pflanzenarten, von denen viele als selten, gefährdet oder vom Aussterben bedroht gelten.

3 Auszug aus dem Entwurf des Abschlussberichtes FFH Managementplan Leipziger Auensysteme, Sept. 2007

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Im FFHGebiet liegen folgende 4 NSG, die mit insgesamt rund 950 ha etwa 35% der Gesamtfläche des FFHGebietes einnehmen.

• NSG „Luppeaue“ Das Schutzgebiet repräsentiert einen inzwischen selten gewordenen Kulturlandschaftstyp, der durch extensive Nutzungsweise entstanden ist und durch den kleinräumigen Wechsel von Offenlandberei chen, Gebüschen und Wäldern gekennzeichnet wird. Vor allem durch die Fließgewässer sowie die gewässerbegleitende Vegetation wird ein Biotopverbund zwischen dem benachbarten sachsen anhaltinischen Teil der Aue und dem NSG „Burgaue“ hergestellt. Die Auendynamik in Verbindung mit einer an die natürlichen Gegebenheiten angepassten Nutzung führten zur Herausbildung einer ein drucksvollen Struktur und Artenvielfalt.

• NSG „Burgaue“ Das NSG umfasst große zusammenhängende Hartholzauwaldbestände nördlich von Gundorf und BöhlitzEhrenberg, die eine besondere Vielfalt von Frühjahrsgeophyten enthalten. Kleinere Teilberei che werden von Grünland (Waldwiesen) oder Lehmabbaugewässern eingenommen (z.B. Hakenteich, Lehmlachen an der Waldspitze). Den hohen naturschutzfachlichen Wert erhält das Gebiet durch sei ne Vielfalt an auetypischen Strukturen, Biotoptypen sowie Pflanzen und Tierarten. Die Lehmabbau gewässer stellen unter anderem bedeutende Habitate für ein breites Artenspektrum an Amphibien (z.B. Laubfrosch, Moorfrosch, Rotbauchunken) und Libellen dar. Da die Wälder aus der Mittelwald bewirtschaftung hervorgegangene, höhlenreiche Altholzbestände (v.a. Eichen) enthalten, ist neben einer artenreichen Avifauna auch eine hohe Anzahl von holzbewohnenden Käfern enthalten. Aus diesem Grunde wird die Burgaue als Teil des Leipziger Auwaldes als eines der wichtigsten Refugien für Urwaldreliktarten in Deutschland bezeichnet.

• NSG „Elster und PleißeAuwald“ Das NSG „ElsterPleißeAuwald“ umfasst zusammenhängende Hartholzauwälder, die im Frühjahr einen ausgeprägten Geophytenaspekt aufweisen. Aufgrund des hohen Alt bzw. Totholzanteils ist eine recht artenreiche Avifauna vorhanden, jedoch sind im Zuge der Hochwaldbewirtschaftung und des damit verbundenen zunehmenden Bestandsschlusses typische Arten der Auflichtungs und Jungwaldphasen verschwunden. Die im Gebiet enthaltenen Altarme der Paußnitz stellen bedeutende Amphibienhabitate dar und haben von den Wiedervernässungsmaßnahmen der vergangenen Jahre profitiert. Hier sind Arten wie der Moorfrosch, der Teichfrosch oder der Kammmolch vorhanden, ferner gibt es Vorkommen von EiszeitreliktKrebsen.

• NSG „Lehmlache Lauer“ Das Areal des NSG setzt sich aus Grünlandbereichen, Altholzbeständen, Aufforstungsflächen und Gewässern zusammen. In Teilen des NSG fand Ende der 1980er Jahre eine Abholzung von Waldbe ständen als Vorbereitung für die später (aufgrund der politischen Umwälzungen 1989/90) nicht zur Durchführung gekommene Fortführung des Tagebaus Cospuden statt. Heute stocken hier Auffors tungen mit überwiegend auetypischen Gehölzen, deren Sukzession gemeinsam mit benachbarten, unbepflanzten Stubbenflächen seit 1992 im Auftrag der Stadt Leipzig wissenschaftlich untersucht und dokumentiert wird. Insbesondere die Altwässer der Paußnitz sind aus naturschutzfachlicher Sicht wertgebende Elemente, da sie zu den wenigen größeren stehenden Gewässern des Leipziger Auwal des zählen, eine Refugialfunktion für zahlreiche Wasserinsekten erfüllen und Habitate für etliche Amphibien und Fischarten sind. Darüber hinaus weist das Gebiet eine artenreiche Libellenzönose und bemerkenswerte Vogelarten auf. Daneben sind zahlreiche seltene und gefährdete Pflanzenarten Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 32

und gesellschaften vorhanden. Weiterhin besitzt das Gebiet eine hohe Bedeutung im Hinblick auf eine Vernetzung und Stabilisierung der Auenlandschaft.

5.4.2. Entwicklung der Lebensraumtypen (LRT) in Abhängigkeit von Hochwasserereignissen" 3 In der FFHRichtlinie sind natürliche und naturnahe Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse aufgeführt, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden sollen. Nachfolgend sind die beiden im Leipziger Auensystem relevantesten Lebensraumtypen aufgelistet.

• Lebensraumtyp 91F0 – HartholzAuenwälder Mit 101 Einzelbeständen zu insgesamt ca. 730 ha und einem Anteil von mehr als 25% an der Gesamt fläche des FFHGebiets bilden die HartholzAuenwälder den im Hinblick auf seine Ausdehnung be deutsamsten LRT des Gebietes. In den LRT einzuordnen ist der Großteil des derzeit im Nordwesten (Höhe Auensee bis Landesgrenze) befindlichen Waldbestandes. Ferner zählen noch die zentralen, tiefer liegenden Bereiche des Ratsholzes (im Süden) zum LRT. Da die überwiegend relativ hoch gele genen Hartholzauen aktuell, bis auf eine jährlich künstlich überflutete kleine Fläche im Ratsholz, nicht mehr oder bestenfalls noch gelegentlich von Hochwasserereignissen unmittelbar berührt werden, können nahezu alle erfassten Bestände nur noch begrenzt dem LRT zugeordnet werden. Infolge der Flussregulierungsmaßnahmen ergeben sich einerseits intensive Bezüge zu SternmierenEichen Hainbuchenwäldern (LRT 9160, wurde deshalb durchgängig als Nebencode vergeben). Andererseits bedingt die zunehmend gleichmäßige Wasserführung der Flussläufe auch eine Verringe rung der an sich charakteristischen Austrocknungsphasen, wodurch floristische Beziehungen zu Gründchenwäldern erkennbar werden. Hierzu zählt z.B. der teils außerordentliche Geophytenreich tum. Neben anthropogen bedingten Wirkfaktoren (v.a. Flussregulierung) dürften einige der ange führten floristischen Abweichungen tendenziell auch durch natürliche Umstände begünstigt werden (zunehmender Unterlaufcharakter der Weißen Elster, dadurch auch natürliche Abschwächung der Wasserstandsamplitude; Lage des FFHGebiets im subkontinentalsubatlantischen bzw. planar collinen Übergangsbereich). Insgesamt lässt die floristische Eigenständigkeit der im Gebiet kartierten Wälder eine Zuordnung zum LRT 91F0 noch zu. Durch verschiedene Differenzialarten ergibt sich so wohl eine Trennlinie zu Hainbuchen als auch zu Gründchenwäldern. Ferner ist zu erwähnen, dass die floristische Artenvielfalt insbesondere in der Feld und Strauch schicht, und so partiell auch das Charakteristikum des LRT insgesamt, vom ländlichen Raum am West rand des Gebietes nach Osten, zum stärker urban geprägten Bereich hin, tendenziell abnimmt. Dabei kommen als Ursachen ganz verschiedene, sich teils überlagernde Wirkfaktoren in Betracht (natürli cher Boden und Klimagradient, anthropogene Frequentierung, Wirkung der Flussregulierungsmaß nahmen usw.). Perspektivisch ist, bei Fortschreiten der derzeit vorherrschenden, für den LRT ungünstigen Rahmen bedingungen (weitgehend fehlende Auendynamik) mit einer weiteren floristischen Umstrukturierung der Bestände zu rechnen. Infolge dessen sind HartholzAuenwälder, trotz ihrer momentan noch groß flächigen Ausdehnung, allein aufgrund qualitativer Veränderungen im FFHGebiet vom Verschwinden bedroht.

• Lebensraumtyp 9160 – SternmierenEichenHainbuchenwälder Insgesamt werden 61 Einzelflächen diesem LRT zugeordnet. Sie umfassen zusammen genommen etwa 317 ha und bedecken damit mehr als 11 % des FFHGebiets. Die Vorkommensschwerpunkte Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 33

liegen im stadtnahen zentralen und südlichen Bereich, während EichenHainbuchenwälder im Nord westen auf Einzelbestände an den Randzonen des Auentals beschränkt bleiben. Ursache für die Ver teilung ist einerseits der sich ändernde Stromtalcharakter an Elster und Pleiße, zum anderen unter liegen diese Bereiche im heute urban geprägten Raum bereits seit Jahrhunderten einer anthropoge nen Gestaltung der Flussläufe, so dass auch davon auszugehen ist, dass sich ehemalige Hartholzauen infolge frühzeitig begonnener und fortschreitend verstärkter Regulierungsmaßnahmen zu Eichen Hainbuchenwäldern entwickelt haben.

5.4.3. Die Stieleiche (Quercus robur L.) 4, 5 Wurzelsystem Bereits in frühester Jugend wird ein Pfahlwurzelsystem angelegt. Im hohen Alter wird die Pfahlwurzel durch Senkerwurzeln begleitet. Diese starke Durchwurzelung bewirkt eine große Stabilität und damit eine sehr geringe Windwurfgefahr. Standortansprüche Die Stieleiche bevorzugt nährstoffreiche, tiefgründige, gut wasserversorgte Lehm und Tonböden. Aber auch auf Böden mit zeitweiligem Wasserüberschuss (Staunässe) und auf nährstoffärmeren Sandböden zeigt sie gute Wuchsleistungen. Sie ist bestandsbildend in der periodisch überfluteten Hartholzaue mit Esche und Ulme in größeren Flussniederungen. Waldbauliche Eigenschaften Die Stieleiche gehört zu den Lichtbaumarten, d.h. sie benötigt zum Gedeihen einen hohen Lichtge nuss und ist somit konkurrenzschwach. Charakteristisch ist ein sehr schnelles Jugendwachstum, das frühzeitig kulminiert. Das Wachstum im Alter ist sehr langsam. Waldbaulich spielt die Stieleiche eine wichtige Rolle, da sie im hohen Alter sehr wertvolles Holz liefern kann. Das Nutzungsalter der Stielei che liegt zwischen 200 und 300 Jahren, wenn sich ein Stammdurchmesser größer 80 cm ausgebildet hat. Für dieses Holz in entsprechender Dimension und mit engem und gleichmäßigem Jahrringaufbau (Abstand < 5 mm) werden bis zu 5.000 EUR/fm gezahlt. Standsicherheit Stieleichen sind sprichwörtlich bekannt für ihre außergewöhnliche Standsicherheit und Langlebigkeit (über 1000 Jahre). Dies gilt auch in Überschwemmungsgebieten, stellt doch die Flussaue (Hartholz aue) den natürlichen Lebensraum dar. Ursachen für die Widerstandsfähigkeit gegen Sturm und Über schwemmung sind die starke, tiefgründige Durchwurzelung, die geringe Windangriffsfläche (lichte Belaubung) sowie der aufrechte und massige Wuchs (großes Eigengewicht). Das sekundäre Dickenwachstum von Holzgewächsen kann Jahrhunderte andauern, während die Baumkrone (ebenfalls vor allem physiologisch bedingt), je nach Baumart und Standort, ab dem Errei chen einer bestimmten Größe keinen weiteren Zuwachs aufweist. Damit werden vielfache Sicherhei ten gegen Orkanwindlast erreicht.6 Als langlebige Lichtbaumart profitiert die Stieleiche auch von nachträglicher Freistellung, ohne dass windexponierte Lagen ihre Standsicherheit beeinträchtigen würden. Erkennbar ist dies an der Anzahl und Ausbildung entlang der Gewässerränder sowie an den Maßnahmen der Mittelwaldbewirtschaf tung, mit denen der Eichenbestand gezielt gefördert werden soll.

4 Das Kosmos Wald und Forstlexikon; Erlbeck; Haseder; Stinglwagner; FranckhKosmos VerlagsGmbH & Co., Stuttgart 5 BLV Bestimmungsbuch, Bäume und Sträucher; Ulrich Hecker; BLV Verlagsgesellschaft mbh 6 G.+T. Sinn, Meßmethoden zur Stand und Bruchsicherheitsüberprüfung von Bäumen, Arbeitsstelle für Baumstatik (AfB), Bad Vilbel 1992 Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 34

5.5. Rechtliches Alle Gehölzrodungen sind als Eingriffe zu werten. Das Bundesnaturschutzgesetz (neu) gilt z.Z. in Sach sen direkt (§ 14 BNatSchG). Die notwendigen Ausgleichs und Ersatzmaßnahmen stehen noch aus. Weder die Verfügbarkeit der Flächen noch die Funktionalität der Maßnahmen sind bisher geklärt. Von den Rodungen sind zahlreiche Schutzgebiete betroffen: LSG „Leipziger Auwald“, NSG „Lup peaue“, NSG „Burgaue“, FFHGebiet „Leipziger Auensystem“, SPAGebiet „Leipziger Auwald“. Die Schutzgebietsziele wurden dabei regelmäßig erheblich beeinträchtigt. Es geschahen Rodungen und Beeinträchtigungen, welche z.B. zur Zerstörung von mindestens 5 ha SternmierenEichenHainbuchenwald bzw. Hartholzauwald führten. Dabei wurde die Erheblichkeits schwelle bei den Lebensraumtypen „SternmierenEichenHainbuchenwald“, LRT 9160 und Hartholz auwald LRT 91F0 des Anhanges I der FFHRL im Natura 2000Gebiet als Schutzgebietsziel, überschrit ten. So wäre Alternativenprüfung im Rahmen der FFHVerträglichkeitsprüfung nach Artikel 6 Abs. 3 und 4 der FFHRL vor der Rodung gesetzlich notwendig gewesen. Der Rückzug der LTV auf das Argument, es hätte Gefahr im Verzug für die menschliche Gesundheit bzw. erhebliche Sachwerte bestanden, ist falsch und kann somit nicht als pauschale Befreiung von der europäischen Naturschutzgesetzgebung verwendet werden. Hinter großen Teilen der Luppedei che befinden sich überwiegend Polder, Auwälder und Grünländer und in seltenen Fällen Einzelbau werke mit geringem Schadenspotential. Die in der Lokalpresse dargestellten Überschwemmungssze narien stellen Extremsituationen dar, die nur bei einem alle 150 Jahre zu erwartenden Hochwasser, beim gleichzeitigen Versagen aller Schwachstellen und bei völliger Untätigkeit der Hochwasser schutzbehörden eintreten können. Eine Verbändebeteiligung zu den erheblichen Eingriffen in die Schutzgebiete hat nicht stattgefunden. Durch die Überschreitung des Waldumwandlungsschwellenwertes von 10 ha bei der Waldrodung zur Neuanlage von Deichverteidigungswegen ist deshalb eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nach Spalte 1 Nr. 17.2.1 des UVPGesetzes und eine weite Öffentlichkeitsbeteiligung zwingend notwendig. Über das Umweltrechtsbehelfsgesetz eröffnet sich nun über die Pflicht zur Durchführung einer UVP das Klagerecht für die Umweltverbände. Die entsprechenden Klagen werden nun vom Ökolöwen z.Z. gegen den Erlass aus dem SMUL und gegen das verschleierte Verfahren zu den Rodungen im Leipzi ger Auwald vorbereitet. Der Ökolöwe möchte mit seinen Klagen auf die europäische begründete NaturschutzRechtslage hinweisen und eine landesweite Veränderung in der Planungspraxis anregen. Seit Jahren ist in Sach sen flächendeckend zu beobachten, wie man den Naturhaushalt in den europäisch bedeutenden Natura2000Gebiete an möglichst einfach planbare Hochwasserabflusserfordernisse angepasst. Dieser von der Landesregierung vorgegebene Weg bedarf dringend der Korrektur. Da bei der Erstellung der sächsischen Hochwasserschutzkonzepte keine Strategischen Umweltprü fungen stattgefunden haben, müssen diese unter Beteiligung der Flussanliegergemeinden und Um weltverbände schnell nachgeholt werden. Nur so kann über frühzeitige Variantenuntersuchungen das europäische Naturerbe erhalten bleiben. Aus diesen Gründen ist unabhängig von Haushaltserwägungen und Fördermittellogik ein Dialog zwi schen Landespolitik, den Gemeinden und den Umweltverbänden zur zukünftigen Planungspraxis eines naturverträglichen Hochwasserschutzes notwendig. Die bisherigen Regelungen im Sächsischen Wassergesetz, Sächsischen Naturschutzgesetz und Sächsischen Gesetz zur Umweltverträglichkeits prüfung bedürfen dabei einer dringenden Überarbeitung. Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Seite 35

Dem Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. ist an einem ergebnisorientierten Dialog mit den Leipzi ger Behörden gelegen. Es sollten zunächst gemeinsame Zielvorstellungen abgestimmt werden, damit die Beurteilung von Teilvorhaben nicht ständig von ungeklärten Grundsatzfragen überlagert wird. Voraussetzung dafür sind rechtzeitige und transparente Informationen zu anstehenden Konzepten, Projekten und Vorhaben. Sofern es unterschiedliche Auffassungen bzw. Zuständigkeiten zu einzelnen Problemfeldern gibt, kann es sich für alle Beteiligten im Einzelfall durchaus als hilfreich erweisen, Rechtsaufassungen ge richtlich überprüfen zulassen. Der Klageweg ist jedoch aus Sicht des Ökolöwen das letzte Mittel, Ab läufe zu beeinflussen. Er deutet regelmäßig auch auf kommunikative und inhaltliche Unzulänglichkei ten hin und ist für die jeweiligen Vorhaben hinderlich. Andererseits ist ein formal rechtmäßiger Vorgang nicht zwangsläufig auch inhaltlich zufriedenstel lend. Das Ausbleiben einer Klage kann nicht als Indiz für ein fehlerfreies Verfahren oder gar als gene relle Zustimmung verstanden werden. Der Ökolöwe erwartet von den städtischen Ämtern ein stärkeres Engagement zur Wahrung Leipziger Interessen. Ein bloßes Weiterleiten von Landeserlassen ohne Prüfung der konkreten Verhältnisse bzw. die Beschränkung auf eine Moderation im Konflikt mit der LTV sind der Situation und Interes senlage aus unserer Sicht nicht angemessen.

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K R M K OSM M CCBYSA Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.0

Einzelfallbetrachtungen von Baumfällungen

Anhand einzelner Beispiele, die im Zuge detaillierter Recherchen auf Basis von Angaben, Beschreibungen und Modellberechnungsergebnissen des Hochwasserschutzkonzepts „Wei- ße Elster“ zusammengestellt wurden, werden die Baumfällungen in den Kontext des Hoch- wasserschutzkonzeptes gestellt und bewertet.

Erläuterung der Abkürzungen und Hintergründe:

HWSK Hochwasserschutzkonzept Weiße Elster HW Hochwasser HQ Hochwasserabfluss in m³/s HQ(T) Hochwasserabfluss für ein bestimmtes mittleres statistisches Wiederkehrintervall T in Jahren (Ein- trittswahrscheinlichkeit des Ereignisses in Jahren) BHQ Bemessungshochwasserabfluss - alle Hochwasserschutzmaßnahmen werden für ein - HQ150 der Weißen Elster mit Nutzung des Zwenkauer Sees (→ Pegel Kleindalzig 450 m³/s) sowie für Durchflüsse entsprechend - HQ100 für Pleiße (→ Pegel Böhlen 80,4 m³/s) und - HQ100 für Parthe (→ Pegel Leipzig-Thekla 34,8 m³/s) geplant und dimensioniert. IST- derzeitiger Stand am Gewässer ohne die Hochwasserschutzmaßnahmen, die laut HWSK gefordert Zustand werden PLAN- künftiger Stand am Gewässer mit Realisierung aller Hochwasserschutzmaßnahmen des HWSK Zustand Im Vergleich zum IST-Zustand beruhen die Verbesserungen vor allem auf folgenden Punkten: - Inbetriebnahme des Hochwasserspeichers Zwenkauer Sees - Sohlberäumung und dauerhafte Sicherstellung geringerer Sohlanlandung in Elsterflutbett und Elsterbecken (→ integriertes Gewässerkonzept) - Bau der Parthewasserüberleitung zur Abführung von Parthehochwasser in die Neue Luppe zum Schutz der Unteren Weißen Elster - Nutzung des Polders Burgaue, der die Parthewasserüberleitung erst ermöglicht HWSZ Hochwasserschutzziel ist die Schutzwürdigkeit einer Objektkategorie, der ein bestimmtes Bemes- sungshochwasser zugeordnet ist HWSZ 0: Wald, Grünland HWSZ 5: Acker, kommunale Straßen, Wirtschaftswege, Sportplätze HWSZ 25: Parks, Grünanlagen, Sport- und Freizeitanlagen, Kleingartenanlagen, Landwirtschafts- betriebe, Staats- und Kreisstraßen sowie Einzelanwesen HWSZ 100/HWSZ 150: Wohngebiete (Ortslagen), Industrie- und Gewerbegebiete, hochwertige Einzelanlagen und Infrastruktur aber auch Campingplätze und Feriensiedlungen Kernmaß- komplex wirkende Maßnahmen, die im Verbund ihre Wirkung entfalten und den entscheidenden nahme Beitrag für wirksamen Hochwasserschutz in Leipzig leisten (HWSK S. 60) Deichfuß wasserseitige Geländehöhe, entspricht in den hydraulischen Längsschnitten des HWSK dem Hö- Wasserseite henwert des Ufers Deichfuß landseitige Geländehöhe bzw. Urgelände, die standsicherheitsrelevante Deichbelastung ergibt sich Landseite aus der Höhendifferenz von Bemessungswasserstand über Urgelände

Einstufung des Hochwassers Januar 2011

HQ(2011) zwischen HQ25 und HQ50, infolge Tauwetter (lang anhaltend, mit zwei Spitzen) erste HQ-Spitze zweite HQ-Spitze Jährlichkeit max. gemessener Hoch- 1 1 1 Januar 2011 Januar 2011 (Einordnung laut HWSK) wasserdurchfluss Weiße Elster 230 m³/s 222 m³/s HQ25 bis HQ50 202 m³/s am 11.08.1981 Kleindalzig (09.01.2011) (15.01.2011) (Reihe 1979-2008) Pleiße 51 m³/s 54 m³/s HQ5 bis HQ10 142 m³/s am 11.06.1961 Böhlen (08.01.2011) (14.01.2011) (gesteuert) (Reihe 1951-2008) Parthe 22 m³/s 14 m³/s ~HQ25 29,1 m³/s am 10.02.1946 Leipzig-Thekla (09.01.2011) (16.01.2011) (Reihe 1942-2008)

1 Quelle: www.hochwasserzentrum.sachsen.de Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.1

1. Elsterhochflutbett rechter Deich – Ratsholz (Station ca. 0+750 bis 0+000)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante Deich FFH Leipziger Auensystem nein M33 mittel ~HQ25 HQ150 LSG Leipziger Auwald Anmerkung laut HWSK: „Maßnahme mit weiterem Untersuchungsbedarf“, Variantenuntersuchung

Hochwasserschutz für: Naturraum Auenwald (HWSZ 0) sowie vereinzelte Objekte in den Randbereichen (Kläranla- ge Markkleeberg, Wildpark, Sportanlagen - HWSZ 25/150), die über Objektschutzmaßnah- men gesichert werden können. Wohngebiete und andere höherwertige Schutzziele sind nicht betroffen. Die „geschützten“ Bereiche stellen ein Überschwemmungsgebiet nach §100 Sächsisches Wassergesetz dar.

Geschaffene Tatsachen: Am Elsterhochflutbett wurden rechtsseitig, beginnend nördlich der "Waldbahn", auf Deich und potenziellen Verteidigungsweg-Streifen alle Bäume gefällt; nach der Mündung ins Elster- flutbett nicht mehr. Mit welcher Begründung erfolgte diese Ungleichbehandlung? Welchem Schutzziel ist sie geschuldet? Für eine evtl. Begründung im Sinne einer Gefahrenabwehr hätte sicherlich der Gesamtdeich bis zum Schleußiger Weg beräumt werden müssen. Eine mögliche Gefahrenabwehr kann hier also nur ein Vorwand sein.

Wertung: Das Ratsholz ist laut dem Amt für Umweltschutz als natürliche Retentionsfläche vorgesehen. Ab ca. HQ1 bis HQ5 würde ohne Deiche am Elsterhochflutbett über Altarme der Paußnitz die Flutung des Ratsholzes erfolgen, die dem naturnahen Charakter dieses Auensystems ent- sprechen würde. Vergleichsweise unaufwändige Objektschutzmaßnahmen wären in Rand- bereichen (u.a. Wildpark, Kläranlage Markkleeberg) erforderlich. Einer Verteidigung des rechtsseitigen Deiches von Elsterhochflutbett und Elsterflutbett (bis zum Schleußiger Weg) kann somit keine hohe Priorität eingeräumt werden, im Gegenteil, dieser Deich schützt letzt- endlich ein Überschwemmungsgebiet vor Hochwasser.

Dokumentation am Beispiel der Station 0+200:

Kennwerte Deich Höhen [m HN] Oberkante Deich 111,6 Deichfuß Wasserseite 108,1 Deichfuß Landseite (=Urgelände) ~110,3 relative Deichhöhe 1,3 m Hochwasserstände HQ25-IST 109,86 HQ50-IST 110,66 HQ100-IST 111,40

HQ25-PLAN 109,52 Situation Elsterhochflutbett rechter Deich am HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 110,95 08.03.2011, kurz vor Mündung ins Elsterflutbett Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.2

2. Elsterflutbett linker Deich – südlich Schleußiger Weg (Station ca. 2+100 bis 1+900)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante Deich FFH Leipziger Auensystem nein nein - HQ25 HQ100 LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: private Hundeschule (HWSZ 5), ohne Bedeutung für Stadtteil Schleußig

Geschaffene Tatsachen: Baumfällungen im Bereich des ehemaligen Rödel-Flussbetts bis zum Schleußiger Weg. Ge- fällt wurden sowohl die Linden, welche die Allee bis zum ehem. Brückenkopf der Plagwitz- Connewitzer Verbindungsbahn (jetzt Weg zwischen Deich und Schleußiger Weg) fortsetzten und zusätzlich die Bäume auf dem dahinterliegenden Verteidigungsweg-Streifen, als auch die auf dem sich nördlich anschließenden kurzen Deichstück bis zum Damm des Schleußi- ger Weges. Letzterer ist erheblich höher als sämtliche anschließenden Deiche und stellt so- mit eine ohnehin vorhandene Hochwasserbarriere für Schutzziele in Richtung Schleußig dar. Geschützt wird durch den beräumten Deichabschnitt lediglich die winzige Fläche einer priva- ten Hundeschule – deren Gebäude, an welchem gerade ein Anbau begonnen wurde, letzt- endlich für die Neuanlage eines Deichverteidigungsweges abgerissen werden müsste.

Wertung: Bei einem dem Schutzziel entsprechenden Wasserstand von HQ5 wird der landseitige Deichfuß nicht erreicht. Deshalb sind hier keine Maßnahmen zur Deichsicherung notwendig. Der Schutz für Schleußig ist unabhängig von diesem Deichabschnitt durch rückwärtige Dämme und Verwallungen gegeben. Die Abholzungsmaßnahmen sind nicht zu rechtfertigen.

Dokumentation am Beispiel der Station 2+000:

Kennwerte Deich Höhen [m HN] Oberkante Deich 109,9 Deichfuß Wasserseite 107,6 Deichfuß Landseite (=Urgelände) ~108,9 relative Deichhöhe 1,0 m Kennwerte rückwärtige Dämme

Bahndamm (ehem. Verbindungsbahn) ~110,0 Schleußiger Weg ~111,7 Hochwasserstände HQ25-IST 108,86 HQ50-IST 109,56 HQ100-IST 109,73

Situation Elsterflutbett linker Deich am 01.04.2011, HQ25-PLAN 107,98 südlich Schleußiger Weg HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 109,29

Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.3

3. Elsterflutbett linker Deich – „Nonne“ (Station ca. 1+800 bis 0+800)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante Deich FFH Leipziger Auensystem nein nein - HQ10 HQ50-HQ100 LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: Naturraum Auenwald „Nonne“ (HWSZ 0), Sportanlagen und Clara-Zetkin-Park (HWSZ 25) und Wohnbebauung Schleußig (HWSZ 150).

Geschaffene Tatsachen: Am Elsterflutbett wurden linksseitig, beginnend nördlich des Schleußiger Weges bis in Höhe des Spielplatzes am AOK-Sportvereinsgelände, auf Deich und Verteidigungswegstreifen alle Bäume gefällt; die nördlich anschließende Lindenallee (bis zur Klingerbrücke) hingegen nicht. Besonders zweifelhaft ist die zwischen Rennbahnsteg und der Lindenallee scheinbar geplante Anlage eines Deichverteidigungsweges, wofür bereits eine große Anzahl sehr alter Eichen geopfert wurde (mit Stammdurchmessern bis zu 1,5 m), obwohl parallel zum Ufer dort nur wenige Meter entfernt ein schon vorhandener, befahrbarer Weg verläuft.

Wertung: Bei einem dem maximalen Schutzziel entsprechenden Hochwasser HQ150-PLAN würde ohne wirksame Deiche zwar eine Flutung der Geländesenke „Nonne“ erfolgen, die Wohnbe- bauung der am tiefsten gelegenen Areale in Schleußig (Geländeniveau ≥109,5 m HN) wäre bei dem geplanten Bemessungshochwasserfall sowie bei HQ100-IST jedoch nicht betroffen. In diesem wichtigen Leipziger Stadtpark sollte die Bürgerschaft ein Mitspracherecht haben, wie Hochwasserschutz gestaltet bzw. organisiert wird.

Dokumentation am Beispiel der Station 1+000:

Kennwerte Deich Höhen [m HN] Oberkante Deich 109,1 Deichfuß Wasserseite 107,6 Deichfuß Landseite (=Urgelände) ~107,7 relative Deichhöhe 1,4 m Wohnbebauung Schleußig Geländehöhe (tiefstes Areal nord- 109,5 östlich der Alfred-Frank-Straße) ≥ Hochwasserstände HQ25-IST 108,13 HQ50-IST 108,66 HQ100-IST 109,22

Situation Elsterflutbett linker Deich am 26.03.2011, HQ25-PLAN 107,41 nördlich Rennbahnsteig HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 108,34

Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.4

4. Elsterbecken (Station 38+250-37+600) bzw. Nahle (Station 3+000-2+553) – linker Deich nördlich der Hans-Driesch-Straße bis zum Nahlewehr

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante Deich FFH Leipziger Auensystem nein M18 hoch HQ10-HQ25 >HQ200 LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: Naturraum Auenwald „Verschlossenes Holz“ (HWSZ 0) und die Sportanlagen Schützenhof. Wohngebiete und andere höherwertige Schutzziele sind nicht betroffen. Zwischen dem Deich und anderen zu schützenden Objekten in Leutzsch verläuft die Kleine Luppe.

Geschaffene Tatsachen: Auf diesem Deichabschnitt wurde noch während des Hochwasserereignisses im Sinne einer Gefahrenabwehr begonnen, in einem breiten Streifen landseitig und wasserseitig Bäume abzuholzen und einen landseitigen Stützkörper zur Deichsicherung aufzuschütten.

Wertung: Ohne einen wirksamen Deich würde hier ab HQ25-IST bzw. HQ50-PLAN Wasser in das Auewaldgebiet strömen. Da bei diesen Situationen die Gebäude am „Schützenhof“ (Gelän- dehöhe ≥105,5 m HN) noch deutlich über den wasserseitigen Hochwasserständen liegen, wären sie noch nicht gefährdet. Bei größeren Ereignissen sollte die Erfordernis von Objekt- schutzmaßnahmen am Schützenhof untersucht werden. Jegliche weitere Wohnbebauung in Lindenau oder Leutzsch würde jedoch ungefährdet bleiben, da das übergetretene Wasser im Bemessungshochwasserfall über die Kleine Luppe wieder in die Nahle zurückfließen und Lindenau und Leutzsch nicht gefährden würde. Das Schadenspotenzial würde sich zusätz- lich deutlich verringern, wenn das Wasser unterhalb des Nahlewehrs wieder frei in die Nahle zurückfließen könnte (vgl. Blatt 6), möglicherweise wären dann nicht einmal mehr Objekt- schutzmaßnahmen am Schützenhof notwendig.

Dokumentation am Beispiel der Station 2+660 (Nahle):

Kennwerte Deich Höhen [m HN] Oberkante Deich 106,7 Deichfuß Wasserseite 102,8 Deichfuß Landseite (=Urgelände) ~104,9 relative Deichhöhe 1,8 m Geländehöhe Schützenhof ≥105,5 Hochwasserstände HQ25-IST 104,95 HQ50-IST 105,22 HQ100-IST 105,89

HQ25-PLAN 104,33 Situation Nahle linker Deich am 19.03.2011, HQ50-PLAN 104,71 im Hintergrund das Nahlewehr HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 105,66

Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.5

5. Kleine Luppe rechtsseitig – südlich der Hans-Driesch-Straße bis zu den Sportanla- gen Schützenhof (Stat. 1+700 bis 0+500)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante Wall FFH Leipziger Auensystem nein M17a hoch HQ50 HQ200 LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: Östlich der Kleinen Luppe liegt der Naturraum Auenwald „Verschlossenes Holz“ (HWSZ 0) sowie Sportanlagen (HWSZ 25). Wohngebiete und andere höherwertige Schutzziele sind nicht betroffen.

Geschaffene Tatsachen: Auf diesem verwallten Abschnitt mit den äußerst geringen Höhen über dem ursprünglichen Gelände wurden in einem breiten Streifen alle Bäume abgeholzt.

Wertung: Die Kleine Luppe ist laut HWSK im IST-Zustand durch eine nicht optimale Wehrsteuerung am Palmengartenwehr bzw. am Lindenauer Wehr gekennzeichnet. Durch Änderungen der Steueranweisungen im Zusammenhang mit der Sohlberäumungen (Elsterflutbett und Elster- becken) kann im PLAN-Zustand die Wasserzuführung gedrosselt werden. Dann ist die Klei- ne Luppe im Bereich der Abholzungen nur durch den Nahle-Rückstau gekennzeichnet. Die flachen Verwallungen schützen in diesem Bereich aufgrund der topografischen Situation einzig und allein den Auenwald mit dem HWSZ von 0. Ein Übertreten zu den Gebäuden am Schützenhof und Motodrom oder auf die Hans-Driesch-Straße ist im Bemessungshoch- wasserfall unmöglich. Auch der Höchstwasserwasserstand im Januar 2011 verblieb unter der landseitigen Verwallungshöhe, der Lastfall ist somit nicht eingetreten. Die Abholzungsmaßnahmen sind nicht zu rechtfertigen.

Dokumentation am Beispiel der Station 1+450:

Kennwerte Verwallung Höhen [m HN] Oberkante 105,9 Fuß Wasserseite 104,2 Fuß Landseite (=Urgelände) ~105,1 relative Höhe 0,8 m Geländehöhen

Motodrom ≥107,0 Hans-Driesch-Straße ≥106,1 Hochwasserstände HQ25-IST 104,53 HQ100-IST 105,33

Situation Kleine Luppe am 26.02.2011 HQ25-PLAN 104,33 HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 104,89 Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.6

6. Nahle linker Deich – Nahlewehr bis Mündung Kleine Luppe (Stat. 2+553-2+000) so- wie Kleine Luppe rechter Deich im Mündungsbereich (Stat. 0+500- 0+000)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante Deich FFH Leipziger Auensystem nein M18 / M17a hoch HQ25 HQ200 LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: Zwischen den beiden Deichen liegt der Naturraum Auenwald „Verschlossenes Holz“ (HWSZ 0), weit südlich schließen die Sportanlagen Schützenhof (HWSZ 25) an.

Geschaffene Tatsachen: Auf diesen Deichabschnitten wurden, zum Teil noch während des Hochwassers, in einem breiten Streifen Bäume abgeholzt.

Wertung: Der Düker des Burgauenbachs unter der Kleinen Luppe hat nicht die Durchflusskapazitäten, um Schäden linksseitig der Kleinen Luppe (z.B. in Leutzsch) anzurichten. Der Deich schützt somit in diesem Bereich aufgrund der topografischen Situation einzig und allein den Auen- wald mit dem HWSZ von 0. Ein Rückstau bis zum Schützenhof wäre auch ohne wirksamen Deich unmöglich. Die Abholzungsmaßnahmen sind nicht zu rechtfertigen. Im Gegenteil, es müsste darüber nachgedacht werden, unterhalb des Nahlewehrs eine Deichschlitzung vor- zusehen, um Gefahren bei einem möglichen Deichbruch oberhalb zu reduzieren.

Dokumentation am Beispiel der Situation im Mündungsbereich:

Situation Mündungsbereich Nahle (links, Stat. 2+250) Situation Kleine Luppe rechter Deich am 26.02.2011, und Kleine Luppe (rechts, Stat. 0+000) am 19.03.2011 Station 0+400, im Hintergrund der Mündungsbereich Höhen Höhen Kennwerte Deich (Nahle 2+250) Kennwerte Verwallung (Kl. Luppe 0+400) [m HN] [m HN] Oberkante Deich 105,6 Oberkante 105,8 Deichfuß Wasserseite 103,5 Fuß Wasserseite 104,6 Deichfuß Landseite (=Urgelände) ~104,2 Fuß Landseite (=Urgelände) ~104,7 relative Deichhöhe 1,4 m relative Höhe 1,1 m Hochwasserstände Hochwasserstände HQ25-IST 104,24 HQ25-IST 104,22 HQ100-IST 105,01 HQ100-IST 105,00

HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 104,78 HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 104,72

Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.7

7. Kleine Luppe links – südlich der Hans-Driesch-Straße (Stat. 1+700 bis 1+150)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante Wall FFH Leipziger Auensystem nein M17 mittel HQ50 HQ150 LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: Westlich der Kleinen Luppe liegender Naturraum Auenwald (HWSZ 0). Die in den Intensi- tätskarten im HWSK für die Bemessungshochwässer dargestellten Überschwemmungs- flächen in den Leutzscher Wohngebieten stellen ausgespiegelte Rückstauflächen der Polder- flutung Burgaue dar. Um dies zu verhindern, sind laut HWSK die Maßnahmen M11 und M14 vorgesehen; ein ursächlicher Zusammenhang mit der Kleinen Luppe besteht nicht, da hier die Deichkronen gar nicht überschwemmt werden.

Geschaffene Tatsachen: Auf diesem verwallten Abschnitt mit den äußerst geringen Höhen über dem ursprünglichen Gelände wurden in einem breiten Streifen alle Bäume abgeholzt.

Wertung: Die flachen Verwallungen schützen südlich der Hans-Driesch-Straße aufgrund der topografi- schen Situation nur den Auenwald (HWSZ 0), beim Bemessungshochwasser HQ150-PLAN wird hier nicht einmal mehr die landseitige Verwallungshöhe (=Urgelände) eingestaut. Auch der Höchstwasserwasserstand im Januar 2011 verblieb unter der landseitigen Verwallungshöhe, der Lastfall ist somit nicht eingetreten. Die Abholzungsmaßnahmen sind nicht zu rechtfertigen.

Dokumentation am Beispiel der Station 1+450:

Kennwerte Verwallung Höhen [m HN] Oberkante 106,0 Fuß Wasserseite 104,1 Fuß Landseite (=Urgelände) ~105,2 relative Höhe 0,8 m Geländehöhen

Kleingärten/Bebauung Leutzsch ≥104,0 Hans-Driesch-Straße ≥106,1 Hochwasserstände HQ25-IST 104,53 HQ100-IST 105,33

Situation Kleine Luppe am 26.02.2011, HQ25-PLAN 104,33 südlich der Hans-Driesch-Straße HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 104,89 Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.8

8. Kleine Luppe links – nördlich der Hans-Driesch-Straße (Stat. 1+150 bis 0+000)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante Wall FFH Leipziger Auensystem nein M17 mittel ~HQ100 HQ150 LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: Westlich der Kleinen Luppe liegender Naturraum Auenwald (HWSZ 0). Die in den Intensi- tätskarten im HWSK für die Bemessungshochwässer dargestellten Überschwemmungs- flächen in den Leutzscher Wohngebieten stellen ausgespiegelte Rückstauflächen der Polder- flutung Burgaue dar. Um dies zu verhindern, sind laut HWSK die Maßnahmen M11 und M14 vorgesehen, ein ursächlicher Zusammenhang mit der Kleinen Luppe besteht nicht.

Geschaffene Tatsachen: Auf diesem verwallten Abschnitt mit den geringen Höhen über dem ursprünglichen Gelände wurden in einem breiten Streifen alle Bäume abgeholzt.

Wertung: Im Ist-Bewirtschaftungszustand verhindert die Verwallung, dass Wasser aus der Kleinen Luppe übertritt und in die flache Geländesenke im Bereich des Bauerngrabens fließt, sich dort speichert und möglicherweise in Randbereichen zu Überflutungen von höherwertigeren Objekten führt. Außerdem stellt der verwallte Abschnitt eine Sicherheit gegen die Auswirkun- gen eines möglichen Deichbruchs im unteren Elsterbecken/Nahle oberhalb des Nahlewehrs dar. Im Zustand HQ100-IST bzw. HQ150-PLAN wird jedoch selbst das Urgelände der Ver- wallung kaum eingestaut, so dass in diesem Zusammenhang die Baumfällarbeiten auf dem maximal 1 m hohen Wall und die geplante Anlage von Deichverteidigungswegen nicht nach- vollzogen werden kann, umso weniger die gegebene Begründung „Gefahrenabwehr“.

Dokumentation am Beispiel der Station 0+400:

Kennwerte Verwallung Höhen [m HN] Oberkante 105,6 Fuß Wasserseite 104,8 Fuß Landseite (=Urgelände) ~104,7 relative Höhe 0,9 m Geländehöhen

Kleingärten/Bebauung Leutzsch ≥104,0 Hochwasserstände HQ25-IST 104,22 HQ100-IST 105,00

HQ25-PLAN 103,81 Situation Kleine Luppe am 26.02.2011, HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 104,72 südlich der Fußgängerbrücke Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.9

9. Nahle links – gegenüber der ehemaligen Mülldeponie (Stat. 2+000 bis 1+600)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet Leistungsfähigkeit HQ-IST im HWSK? nummer Urgelände Oberkante FFH Leipziger Auensystem nein M15 hoch HQ10-HQ25 HQ2002 LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: Westlich der Nahle liegt der Naturraum Auenwald (HWSZ 0). Über den nicht verschließbaren Wegdurchlass im Bahndamm der Eisenbahnstrecke Leutzsch-Wahren kann eine Gefähr- dung der Bebauung in Leutzsch (Bereich der Straße „An der Luppe“, Alfred-Kunze- Sportpark) nicht ausgeschlossen werden.

Geschaffene Tatsachen: Die hier sehr flach ausgeprägte landseitigen Böschung mit einer Böschungsneigung von ca. 1:10 wurde auf ihrer gesamten Breite von allen Bäumen beräumt. Im nördlich anschlie- ßenden Abschnitt ist visuell keine Änderung der Böschungsneigung und -höhe auszuma- chen, obwohl hier keine Bäume gefällt werden mussten.

Wertung: Die Aufschüttung hat, so lange keine Objektschutzmaßnahmen zum Schutz der bebauten Gebiete in Leutzsch installiert sind, prinzipiell ihre Berechtigung. Man kann davon ausgehen, dass sich zum Hochwasser 01/2011 ein geringer wasserseitiger Einstau über dem Urgelän- de einstellte. Hingegen kann ausgeschlossen werden, dass in diesem Uferabschnitt ein standsicherheitsrelevanter Lastfall eingetreten ist, der die Begründung der Abholzung im Sinne einer Gefahrenabwehr stand halten würde. Denn laut DIN19712 können Standsicher- heitsuntersuchungen bei folgenden, hier zutreffenden, Kriterien gänzlich entfallen: „Flussdei- che mit einer Höhe bis 2 m, die eine Kronenbreite von mindestens 3 m und Böschungsnei- gungen von 1:3 oder flacher“. Die Abholzungsmaßnahmen sind nicht zu rechtfertigen.

Dokumentation am Beispiel der Station 1+750:

Kennwerte Aufschüttung Höhen [m HN] Oberkante 105,4 Fuß Wasserseite 101,6 Fuß Landseite (=Urgelände) ~103,9 relative Höhe 1,5 m landseitige Böschungsneigung ~1:10 Hochwasserstände HQ25-IST 103,92 HQ100-IST 104,65

HQ25-PLAN 103,54 HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 104,46

Situation Nahle am 10.04.2011 (nördlich der Bahnstre- cke, rechts die ehemalige Mülldeponie)

2 Nur an der Station 1+950 bestünde laut den hydraulischen Berechnungen im HWSK nur ein Schutz für ein HQ50-HQ100. Die verzeichnete Geländesenke ist vor Ort jedoch nicht mehr auszumachen. Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.10

10. Neue Luppe linker Deich – Schadstelle Altarmschlinge (Stat. ca. 9+950)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet im HWSK? nummer FFH Leipziger Auensystem, NSG Burg- nein M6a hoch aue, LSG Leipziger Auwald Anmerkung laut HWSK: „Maßnahme mit weiterem Untersuchungsbedarf“, Variantenuntersuchung

Hochwasserschutz für: Südlich der Schadstelle liegt der Naturraum „Burgaue“ (HWSZ 0), welcher ein Über- schwemmungsgebiet nach §100 Sächsisches Wassergesetz darstellt. Die Einzelobjekte (HWSZ 25) innerhalb des Überschwemmungsgebiets sind derzeit noch nicht mit Objekt- schutzmaßnahmen versehen. Laut HWSK ist das Gefährdungspotential für Böhlitz- Ehrenberg und Leutzsch nicht erheblich, hierfür wäre ebenso Objektschutz möglich.

Geschaffene Tatsachen: Im Zuge des Hochwasserereignisses wurde der Deich zuerst verteidigt, dann wurde zur Ent- lastung der Wasserseite die Burgaue gesteuert geflutet. Die Schadstelle gilt gemeinhin als Schlüsselereignis für die weiteren flächendeckend durchgeführten Abholzungsmaßnahmen mit der Begründung Gefahrenabwehr.

Wertung: Der als kritisch beschriebene Deichabschnitt grenzt unmittelbar an eine geschlossene Alt- armschlinge (Hundewasser) und war deshalb im Untergrund stark durchweicht. Allerdings liegt die Geländehöhe an der Altarmschlinge nur gering unterhalb der Deichoberkante und dem vermutlichen Höchstwasserstand. Bei einem Deichbruch hätte das Wasser zuerst die Altarmschlinge aufgefüllt und bereits damit die Wasserstandsunterschiede reduziert. An- schließend, ab einem Wasserstand in der Altarmschlinge von ca. 102,2 m HN, wäre es zu einem geringen Einfließen von Wasser in die Burgaue gekommen, was für dieses als Polder genutztes Gebiet unkritisch gewesen wäre. Als Sofortmaßnahme ohne Kenntnis der weiteren Hochwasserentwicklung ist die Sicherung eines solchen Deichabschnitts sicherlich nachvoll- ziehbar. Daraus jedoch Rückschlüsse auf eine generelle Deichbeschaffenheit abzuleiten ist nicht zutreffend und wirkt inszeniert. Da die linken Luppedeiche als Abgrenzung zu einem Auwald-Poldergebiet allenfalls als Teilschutzdeiche (DIN 19712 – 4.2.2) auszubilden sind, ist die Neuanlage zusätzlicher landseitiger Deichwege im NSG nicht nachvollziehbar.

Dokumentation:

Kennwerte Deich Höhen [m HN] Oberkante 103,7 Fuß Wasserseite 100,5 Fuß Landseite (Sohle Altarm) ~100,0 relative Höhe 3,7 m Geländehöhe Verwallung südlich Altarmschlinge (ca. niedrigster Punkt) ~102,2 Hochwasserstände HQ25-IST 102,53 HQ100-IST 103,22

HQ25-PLAN 102,58 Situation Schadstelle am 15.03.2011 HQ150-PLAN (Bemessungs-HQ) 102,74 Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V. Hochwasserschutz in Leipzig 2011 Anhang 2.11

11. Deich Kleinliebenau (Polder Burgaue)

Kernmaßnahme Maßnahme- Priorität Schutzgebiet im HWSK? nummer FFH Leipziger Auensystem ja M3 hoch LSG Leipziger Auwald

Hochwasserschutz für: Der Flügeldeich des Polders Burgaue schützt die Ortslage Kleinliebenau (HWSZ 100) vor Hochwasser.

Geschaffene Tatsachen: Notwendige Deichschutzmaßnahmen im Sinne der Gefahrenabwehr im Zusammenhang mit dem erstmaligen Poldereinstau, nachdem in Kleinliebenau großräumige Vernässungen durch aufsteigendes Qualmwasser Schäden angerichtet haben. Eine umfassende Deichsa- nierung ist kurzfristig geplant.

Wertung: Dieser Flügeldeich bietet der Wohnbebauung Kleinliebenaus unmittelbaren Schutz bei Hoch- wasser. Die Unterhaltung/Instandsetzung der notwendigen Flügeldeiche ist eine längst überfällige Maßnahme und notwendig für den Betrieb des Polders Burgaue.

Dokumentation:

Situation in Kleinliebenau am 22.01.2011, auf dem rechten Foto im Hintergrund das Luppe- verschlussbauwerk

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