Verbreitung Und Phänologie Des Zweiflecks, Epitheca
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© Entomologische Nachrichten und Berichte; downloadEntomologische unter www.biologiezentrum.at Nachrichten und Berichte, 50, 2006/1-2 45 R. M auersberger , Templin Verbreitung und Phänologie des Zweiflecks,Epitheca bimaculata C harpentier, 1825 (Odonata, Corduliidae), im Norden Brandenburgs Zusammenfassung Im Untersuchungsgebiet zwischen Prenzlau, Schwedt, Eberswalde and Rheinsberg (ca. 3500 km2) wurden 551 Nachweise von E. bimaculata, die von 140 Fundorten stammen, zusammengetragen. Im Zeitraum von 1987 bis 2006 konnten 88 Gewässer in den untersuchten pleistozänen Seengebieten als Fortpflanzungshabitat identifiziert werden. Es handelt sich damit um den bedeutendsten Verbreitungsschwerpunkt der Art in Deutschland. Die Aufsammlung von 394 Exuvien innerhalb eines Jahres markiert die größte Individuenzahl eines Gewässers im Gebiet und deutschlandweit. Die größte Abundanz wurde mit 2,4 Exuvien pro Meter festgestellt (193 Exuvien, auf 80 m Uferlänge eines Sees gefunden). Im östlichen Teil des Untersuchungsgebietes befindet sich das Biosphärenreservat „Schorfheide-Chorin“ mit 216 Seen über 1 ha; E. bimaculata erreicht hier eine Stetigkeit von mindestens 29 %. Außerdem wurden aus den vorliegenden Daten die Eckpunkte der Imaginalphänologie zusammengestellt, wobei sich für den Zeitraum von 1992 bis 2004 folgende Mittelwerte ergeben: Schlupfbeginn am 11.5., Emergenzmaximum am 16.5., die ersten revierbesetzenden Männchen am 25.5. und die letzte Imago des Jahres am 24.6. Summary Distribution and phenology of Epitheca bimaculata C h a r p e n t ie r , 1825 (Odonata, Corduliidae) in the north of Brandenburg (NE Germany). - The author recorded E. bimaculata at about 551 occasions in the study area between Prenzlau, Schwedt, Eberswalde and Rheinsberg (about 3500 km2), at 140 localities listed in this paper. From 1987 to 2006, breeding was observed in 88 water bodies in this lake landscape shaped during the Pleistocene. It represents the centre of distribution of the species in Germany. At the lake with the largest breeding colony, up to 394 exuviae in a year were found. The greatest recorded abun dance of the species in this region was 193 exuviae along 80 meters of lake shore. E. bimaculata reaches a frequen cy of at least 29 % in 216 lakes with a water surface of more than one hectare existing in the UNESCO-biosphere reserve „Schorfheide-Chorin“ in the eastern part of the study area. The cornerstone data of adult phenology in the period 1992-2004 were as follows: earliest emerging adults, 11 May; peak emergence, 16 May; first males appearing in their territory over the water surface, 25 May; last living specimens, 24 June. 1. Einleitung autökologische Erkundungen ebenda bis einschließlich 1996 ergaben den Kenntnisstand von T r o c k u r & Der Zweifleck genießt unter Odonatologen den Ruf als M auersberger (2000) mit 49 Epitheca-Seen, wobei die äußerst leistungsfähiges, aber auch sehr seltenes Flug faunistische Datengrundlage seinerzeit nicht mit veröf insekt; das Tier zu sehen, blieb jedoch nur wenigen fentlicht werden konnte. M auersberger (2000) postu vergönnt. Für Schorr (1990) war noch „unklar, ob in lierte, dass sich die Hälfte der deutschen Fortpflan der BRD z. Zt. überhaupt ein autochthones Vorkom zungsgewässer in Brandenburg befindet. Vorliegende men besteht“ In der Folgezeit wurde von Trockur Arbeit liefert erstmalig konkrete Verbreitungsangaben (1990) der Erstnachweis für das Saarland erbracht, dem für die pleistozänen Seengebiete im Norden Branden zahlreiche weitere Funde folgten (schon 19 Gewässer burgs, wo sich zahlreiche naturnahe Seen als Primärha bei Trockur & Mauersberger 2000). 1989 wurde die bitate (Abb. 4) befinden. Der Untersuchungsraum wird Art in Bayern nach 45jähriger Pause wiederaufgefun begrenzt von der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern den (H ess et al. 1996), 1991 in Rheinland-Pfalz (Reder im Norden, der Oder im Osten, dem Eberswalder Ur 1992) und 1993 in Sachsen-Anhalt reproduzierend be stromtal im Süden sowie dem Rheinsberger Rhin im legt (Petzold 1994). Westen. S c h m i d t (1929) schrieb von regelmäßigeren Vorkom men in Mitteleuropa nur im Nordosten, z. B. in Meck 2. Methodik und Danksagung lenburg, wo sie auch heute noch vorkommt ( K r e c h Die Lebensweise dieser großen Libelle ist ausgespro 2002, Bönsel 2004). Für Brandenburg insgesamt wer chen unauffällig: die Flugzeit beträgt nur wenige Wo den in der Zusammenstellung von K a n z l e r (1954) 17 chen, die Imaginalhabitate befinden sich über ausge Orte genannt, wobei von 1987 bis 1992 allein im Nord dehnten offenen Wasserflächen oder auch im Kro osten des Landes 15 neue Vorkommen entdeckt worden nenbereich von Bäumen. Zur Erfassung der bei Wärme sind (M auersberger & M auersberger 1992). Intensive aktiven Imago eignen sich daher nur wenige Flugtage; © Entomologische Nachrichten und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at 46 Entomologische Nachrichten und Berichte, 50, 2006/1-2 der Fang ist zumeist unmöglich. Dafür gelingt die Be 3. Ergebnisse obachtung und Determination der revierbesetzenden 3.1. Verbreitung Männchen über dem Gewässer mit dem Fernglas bei einiger Erfahrung problemlos. Die Tiere wirken unauf Für den Zeitraum von 1987 bis 2004 liegen ca. 490 fällig graubraun, aber ihre Figur und Fortbewegungs Nachweise der Art aus dem Untersuchungsraum vor, weise läßt ihre Identität erkennen. Der Thorax ist volu davon stammen 24 von Kollegen (s. Danksagung). minös und das ungebogene Abdomen weit oben Die Beobachtungen verteilen sich auf 132 Gewässer angesetzt, so dass es sich fast in der Höhe der Flügel (Tab. 1) - darunter befinden sich mindestens 88 durch ebene befindet. Das dunkle basale Feld im Hinterflügel Schlupfbeobachtung oder Exuvienfund belegte Fort sowie die hellen, schwarz abgesetzten Abdomenseiten pflanzungshabitate - sowie auf 8 Orte abseits von Ge kanten fallen auf (Abb. 1); ob die Augen der aktiven wässern, wo Imagines bei Nahrungsflügen oder Orts reifen Männchen am Tage graublau (T rockur mündl.) wechseln beobachtet wurden. Alle Fundorte sind in der oder graugrün sind, wie ich es empfand, ist noch nicht Verbreitungskarte (Abb. 3) eingetragen. zweifelsfrei geklärt. Sofern die Tiere nicht vom Wind oder anderen Großlibellen gestört oder abgelenkt wer Einige der Epitheca- Vorkommen sind bereits publi den, bewegen sie sich langsam und stetig über dem of ziert: Ochsenpfuhl, Stechlin, West-Rarangsee, Kleiner fenen Wasser oder Schwimmblattrasen auf und ab und V ä terse e , Krummer K ö lln see , Köpernitzsee, P a u lsee, fliegen dabei höher als Libelluliden oder andere Cordu- Kalklöcher und Thymensee (Kanzler 1954, M o th e s liiden (0,5-2 m über dem Wasserspiegel). Die Röhricht 1965, M auersberger 1993, M auersberger, Bönsel & zonen oder gar die Ufer erreichen sie dabei fast nie. M a tth e s 2002, M auersberger & Petzold 2002, B u- Wenn es zu Kämpfen kommt, steigen sie mit enormer K o w sK Y & M auersberger 2004, M auersberger 2004). Beschleunigung hoch auf, kehren aber zumeist umge Außerdem erscheinen die 49 ökologisch beschriebenen hend auf ihre ruhige Flugbahn über dem See zurück. Gewässer aus Trockur & M auersberger (2000), v o n denen jedoch seinerzeit Lage und Untersuchungszeit Die meisten Nachweise stammen allerdings aus witte raum nicht benannt worden waren. In einigen der Ge rungsunabhängigen Aufsammlungen der unverkenn wässer haben sich seither (Datenstand von 1996) z u baren Exuvien (Abb. 2) in der Uferzone von Seen, wo dem Wandlungen ergeben, die zu völlig veränderten bei darauf zu achten ist, dass die Epitheca-Larve auf Abundanzen von Epitheca bimaculata führten. So bei dem Landweg zum Verwandlungsort eigenen Beobach spielsweise am Kespersee, wo bei Trockur & M auers tungen zufolge durchschnittlich größere Strecken zu b e r g e r (2000) 14 Exuvien einer Aufsammlung aus dem rücklegt, als alle anderen Libellen an den Seen; ein bis J a h r 1995 als Maximalzahl angegeben wurden. In d e m drei Meter sind die Regel, vier bis zwölf Meter keine selben Untersuchungsabschnitt wurden 1997 bei gleich Seltenheit, wenn sich dort große Bulte der Flatterbinse gebliebener Methodik hingegen 228 Exuvien gefunden oder der Rispensegge (Juncus effusus oder Carex pani- (Tab. 1). Die Phänomene, die für diese Verschiebung culata) befinden. verantwortlich sind, konnten noch nicht zweifelsfrei Für die Bereitstellung von ergänzenden Daten und für aufgeklärt werden; auf eine Deutung wird daher vor Hinweise zum Manuskript danke ich O liver B rauner läufig verzichtet. (E berswalde) und F alk P etzold (Berlin). Folgende In Tab. 1 findet sich in der Spalte „max.“ eine Angabe weitere Kollegen lieferten Fundangaben oder wurden zur höchsten am jeweiligen Fundort nachgewiesenen Zeuge der Anwesenheit des Zweiflecks bei gemein Individuenzahl innerhalb eines Jahres. Die Daten sind samen Exkursionen: R olf B usse (Bad Essen), K arsten jedoch nicht direkt vergleichbar, da nur an einigen Ge G rabow (Berlin/Karlsruhe), A ndré G ünther (G ro ß wässern Abundanzuntersuchungen durchgefuhrt wur schirma), Dr. U lf H auke (B o n n ), C ornelia H inz (T em - den und es sich andernfalls um Stichprobendaten han plin), Dr. R einhard J ödicke (W esterstede), E ike K ähler delt. (B lankenburg/Görsdorf), A ntje K ilias (Templin), T om K irschey (M e n z), A nne K rawutschke und M ichael In der Spalte Funddaten werden bis zu vier Beobach K ruse (Potsdam), M artin L emke (Potsdam), Dr. G ott tungstermine genannt. Ist das Gewässer häufiger er fried M auersberger (f, Berlin), J ens M öller (E b e rs folgreich kontrolliert worden (im Extremfall 55-mal: walde), Dr. J oachim M üller (Magdeburg), Prof. Dr. Dreiecksee), tauchen aus Gründen der Platzersparnis G ünther P eters (Zepernick), A ndreas R eichling nur noch die Jahreszahlen auf. (E berswalde), H eike R othe (Premnitz), Prof. Dr. E ber hard S chm idt (Dülmen), V erena S ommerhäuser (P o ts d am ), R osem arie S teglich (Magdeburg), C lemens S teiof (Berlin), Dr. B ernd T rockur (Tholey-Scheu e rn ), B jela V ossen (Berlin), Dr. S iegmund W agner (G reifswald) und J. Wittig (Eberswalde). © Entomologische Nachrichten und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at Entomologische Nachrichten und Berichte, 50, 2006/1-2 47 Abb.