Hefte aus Burgscheidungen
Wolfgang Hanke
Kirchenmusik in der DDR
Eine erste Bestandsaufnahme
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Herausgegeben vom Sekretariat des Hauptvorstandes der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands -4- SI n•... Hefte aus Burgscheidungen .. ~
Wolfgang llanke
Kirchenmusik in der DDR Eine erste Bestandsaufnahme
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1983
Herausgegeben vom Sekretariat des Hauptvorstandes der Christlich-Demokratischen Nnion Deutsdllands
Ag-Nr.224/111/83- "Sehr. .hoch schätzen wir das Schaffen der Kirchenrnusiker und bildenpen ' Künstler unseres Landes, die im sakralen Raum tätig sind. Sie bereichern das kulturelle Leben der Städte und Gemeinden, -erschließen unvergängliches Erbe dem Heute, fördern künstlerische Talente, und oft praktizieren,sie besonders eindrucksvoll den Einklang von Bürgerpflicht und Christenpflicht," Mit diesen Worten gab Parteivorsitzender Gerald Götting im Bericht des Hauptvorstandes an qen 15. Parteitag der ChristIich-Demokratisrhen 'Nnion Deutschlands im Oktober 1982 erneut der hohen Wertschätzung Ausdruck, die die enu den im "Raum der Kirclie wirkenden Kunstschaf fenden und nicht zuletzt den Kir,chenmusikern entgegen bringt: . In ähnlicher Weise ist auch auf früheren Parteitagen, Sit zungen des Hauptvorstandes und Beratungen der CDU mit ," Kunst.:. und Kulturschaffenden der Einsatz der Kirchenmusi ker gewürdigt und unterstrichen worden, welchen hervorra genden Beitrag sie zur Entwicklung und Bereicherung 'des geistig-kulturellen Lebens an ihren Wirkungsstätten und oft weit darüber hinaus zur musischen und ästhetischen Erzie hung breiter Kreise leisten. So erklärte Werner Wünschmann, Mitglied des Präsidiums und Sekretär des Hauptvorstandes der CDU, ' auf einer Tagung mit christlichen Künstlern 1981 in Burgscheidungen u, a,: .. Unsere Republik und ihr kulturel les Leben wären um vieles ärmer, wenn nicht in Hunderten von Kirchen fast Woche für Woche Orgelkonzerte, Mon~.t ·für Monat Lieder- und Motettenabende stattfänden 'und in den Festzeiten die großen Oratorien und Passionen erklängen.
3 . Fast noch bedeutungsvoller schlägt die Breitenarbeit zu ren Leiter der Fachrichtung Orgel an der Hodlsdtule für Budte, die von den weit über 2000 ' haupt- und nebenamtli Musik .. Franz Liszt" Johannes-Ernst Köhler, den 1982 ver chen Kirchenmusikern der evangelischen, katholischen und storbenen Dresdner Kreuzorganisten Herbert Collum oder der Freikirchen geleistet wird, aufopferungsvoll, mit vielen den einstigen Organisten der katholisdten Propsteigemeinde guten Ideen und oft großen Initiativen bei bescheidenstem in Leipzig und heutigen Professor an der Hodlsmule für Mu finanziellem Aufwand: die Arbeit mit Chören, Bläsergruppen sik .. earl Maria von Weber" Dresden Amadeus Webersinke, und anderen Instrumentalkreisen, ganz besonders aber aum an die Würdigung der Domkantoren Hans Qtto in Freiberg dem Nachwuchs in den Kurrenden und Kindermusiziergrup und Günther Hoff in Magdeburg, des Saalfelder Kirdtenmu pen. Zehntausende wirken hier mit, opfern viele Stunden ih sikdirektors und Leiters der Thüringer Sängerknaben Walter rer Freizeit für die allwöchentlichen Proben und das regel Schönheit oder des Leipziger Thomasorganisten Hannes Käst• mäßige Singen in Gottesdienst und Konzert. Indem sie ner durdt den Kunstpreis der DDR. anderen unvergeßliche Erlebnisse sdlenken, werden sie selbst In vielen Städten und Gemeinden vor allem des thürin• durdl die intensive Beschäftigung mit den Meisterwerken gism-sächsischen Raumes findet das Engagement der Kir eines Dufay oder Josquin, eines Schütz, Buxtehude, Bach, chenmusiker besonders deutlich öffentliche Anerkennung. Händel, Telemann, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Hier werden Oratorienaufführungen kirchlicher Chöre und Mendelssohn, Bruckner, Brahms, Reger, eines Distler, Pep Orgelkonzerte in Kirchen weithin als Bereicherung des kul ping, Trexler, Weyrauch und vieler anderer ,Komponisten um turellen Lebens begrüßt und in staatliche Veranstaltungs tiefe Eindrücke reicher und für ihr ganzes Leben geprägt, ler zyklen wie die Bach-Tage im Bezirk Erfurt oder die Silber nen sie den Sinn menschlicher Existenz tiefer begreifen und mann-Tage des Bezirkes Karl-Marx-Stadt einbezogen. Ihrer praktizieren zugleidl ein Stück echter Mitmensdllichkeit. Was öffentlichen Plakatierung sowie der Mitwirkung von Musi hier musikerzieherisch geleistet und an gemeinschaftsbilden kern staatlicher Orchester und von Gesangssolisten aus Opern den Kräften, an persönlichkeits- und charakterformenden ensembles steht nichts entgegen. In vielen Fällen sind hier ethischen und ästhetischen Werten vermittelt wird, läßt sich Kirmenmusiker bei entsprechender Qualifikation als Ver nicht hom genug einsdtätzen. tragslehrkräfte an staatlichen Musikschulen und Musikkabi Schwerer meßbar, aber dennodt von höchstem Gewicht ist netten oder als Leiter von Chören und Ensembles des künst• die Wirkung auf die Hunderttausende, wenn nimt Millionen lerischen Volksschaffens tätig. von Hörern, die alljährlich Passions- und Oratorienauffüh• Andererseits gab es - vor allem in den fünfziger und sech rungen, Orgelmusiken, Kammerkonzerte und nidtt zuletzt ziger Jahren - auch Städte und Kreise, in denen sich eine das gottesdienstlime Singen und Musizieren erleben. Nicht solche vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen staatlidlen von ungefähr ist der Besuch jener Veranstaltungen in den Organen' und Kirdlenmusikern nur schwer entwickelte. Das letzten Jahren stetig gewadlsen, kommen gerade auch junge hatte seine Ursadlen insbesondere in der politischen und kir Menschen in erstaunlicher Zahl - nicht nur da, wo die Kir chenpolitischen Situation jener Jahrzehnte. Die damaligen chenkonzerte oft die einzigen künstIerisdlen Darbietungen Versuche, die Kirchen als Instrumente gegen die DDR und sind wie in vielen kleineren Städten und Landgemeinden, ihre sozialistische Ordnung zu mißbrauchen, belasteten auch sondern auch in Großstädten mit reimern und vielseitigem die kirchenmusikalische Arbeit, hemmten ihre Öffentlicl1keits-. Kulturangebot. Sie kommen, weil sie in diesen Konzerten wirkung und veranlaßten nicht wenige Kirchenmusiker, sich durch die Eigenart der dargebotenen Werke und das Enga selbst zu isolieren. gement der Mitwirkenden eine ganz besondere innere Be Die Standortfindunß, die sich nach der 1969 erfolgten Grün• reicherung erfahren. dung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR voll . Es hat nicht an gesellschaftlicher Anerkennung für heraus zog, und ihre fortschreitende Profilierung als Kirchen im So ragende Leistungen auf kirchenmusikalismem Gebiet in Ge zialismus sclluf im Laufe der siebziger Jahre allmählim die stalt hoher staatlimer Auszeichnungen gefehlt. Erinnert sei Voraussetzungen für ein Klima des Vertrauens und der ge-' an die Verleihung des Nationalpreises der DDR an die Kreuz genseitigen Achtung. Es erhielt ein gesichertes Fundament kantoren Rudolf Mauersberger und Martin Flämig, die Tho durch das Gespräcl1, das der Generalsekretär des Zentral maskantoren Günther Ramin und Hans-Joamim Rotzsch, an komitees der SED und Vorsitzende des Staatsrates der DDR, den Weimarer Kirdtenmusikdirektor und langj ährigen frühe- Erim Honecker, am 6. März 1978 mit dem Vorstand der Kon-
4 5 ferenz der Evangelisdlen Kirdlenleitungen in der DDR führ• Wie auf allen Gebieten des kulturellen und künstlerischen te. Auf dieser Vertrauensgrundlage konnte das kirdlenmusi..; Lebens hatte der zweite Weltkrieg aum im Bereidl der Kir kalisdle Leben und Sdlaffen einen neuen Aufsdlwung neh chenmusik ein Trümmerfeld und unabsehbare Verluste hin men und seine Potenzen in zunehmendem Umfang entfalten. terlassen. An vieren Orten waren ihre Wirkensstätten ver Daß der sozialistische Staat und seine Regierung- diese nichtet, Kirchen und Orgeln zerstört, die Notenarchive ver wachsenden Aktivitäten der Kirchenmusik aner.kennt, be brannt und verwüstet, die Chöre zusammengeschmolzen, weisen die Worte, die der Minister für Kultur der DDR, Hans nicht wenige Kantoren und Organisten gefallen oder nom Joadlim Hoffmann, am 22. April 1983 auf der Tagung des nicht wieder aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt. In Präsidiums des CDU-Hauptvorstandes mit christlidlen Kul so mancher Stadt, die noch in den letzten Kriegswochen tursdlaffenden in Burgscheidungen sprach: "In der sozialisti schwerste Zerstörungen erlitten hatte - wie etwa Dresden, schen Kunst der DDR haben die christlichen Künstler keine Magdeburg, Halberstadt, Nordhausen, Neubrandenburg - Außenseitetposition, sind sie keine.taktisen geduldeten Leute. sdlien ein Neubeginn zunächst nahezu hoffnungslos. Sie sind ein fester Teil dieser unserer Gesellschaft, ihrer Dom das Wunder gesmah, weit rascher, als man es am Kultur und Kunst. Wir suchen' miteinander den Konsens, das Ende des Krieges je zu hoffen gewagt hätte. In den weitge Gemeinsame. Zugleich wissen wir, daß religiöse Strömungen hend unzerstört gebliebenen Städten und Kirchen begann und Bewegungen in der Menschheitsgeschichte immer mit sich bereits unmittelbar nach dem Ende der Kampfhandlun Kunstbewegungen und Kunstströmungen zu tun haben. Auen gen wieder erstes kirchenmusikalisches Leben zu regen. Vie deshalb brauchen wir' eine intensive Pflege des christlichen lerorts hatte die sowjetische Besatzungsmacht ausdrücklich kulturellen Erbes. Wo beispielsweise eine Orgel in einer Kir den Anstoß dazu gegeben. Selbst da, wo zunächst alle Exi che ist, dort sollten regelmäßig Orgelkonzerte stattfinden, stenz- und Entfaltungsmöglichkeiten sakralen Musizierens sollte Kirchenmusik und damit dieser reiche Teil des deut vernichtet schienen, ließ der Neubeginn nicht lange auf 'sim schen und internationalen kulturellen Erbes gepflegt werden. Karl Straube, gegen den Machtanspruch der kir chenfeindlichen braunen Ideologie, gegen die Verfälschung der christlichen Lehre durch die "Deutschen Christen" hatten Wiederaufbau aus tiefen Wurzeln ihre Widerstandskraft erhöht und sie unzerstörbar werden lassen. Nach der Befreiung im Mai 1945 erwiesen sich die von Dem Versuch einer Bestandsaufnahme des gegenwärtigen diesen Wurzeln ausgehenden Kräfte als eine echte Lebens kirchenmusikalischen Lebens und Schaffens in der DDR sei hilfe für ungezählte Verzweifelte und Niedergedrückte, als eine Rückschau auf den schweren Wiederanfang name der. Be Ausdruck der Hoffnung und des Strebens nach einer neuen freiung 1945 .und die seither vollzogene Entwicklung voraus Welt des Friedens und der Menschlichkeit. geschickt, denn nur so läßt sich das heute' Erreichte in· seiner Die gelichteten Reihen der Chorsanger und Bläser, der ganzen Tragweite und Wirkung ermessen. v,. Kantoren und Organisten füllten sich wieder auf mit den
6 7 Heimgekehrten, den Umsiedlern aus den Gebieten jenseits Bautzen, von Gerhard Bremsteller und Werner Tell in Mag von Oder und Neiße. Bald gab es an vielen Orten wieder lei deburg, Kurt Fiebig und Oskar Rebling in Halle, Hermann stungsfähige Kirchenchöre, die sich auch an große Aufgaben Aps in Wittenberg, Ernst Otto Göring in Stendal, Hans Ge heranwagen konnten. Die Singwochenarbeit konnte wieder org Görner und Georg Gothe in Schwerin, Theodor Klupsch aufgenommen werden. Sie gewann als ein Stück diakonischen in Güstrow und vielen anderen in den ersten Jahren nach Dienstes besondere Bedeutung. Alfred Stier, Landessingwart der Befreiung auf kirchenmusikalischem Gebiet vollbracht der Kirchenprovinz Sachsen, der Nestor der K'irchenmusiker wurden. Sie gingen sehr bald weit über einen bloßen Wie in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Ar deraufbau hinaus und nahmen schließlich, das in den zwan min Haufe, der thüringische Landeskirchenmusikdirektor und ziger und frühen dreißiger Jahren Begonnene fortführend, spätere Thomaskantor Erhard Mauersberger und der aum als den Umfang einer "Erneuerung an Haupt und Gliedern" an. Liedschöpfer hervorgetretene ,Johannes Petzold, damals in Die wesentlichen Schritte auf diesem Wege ,waren die Schaf Bad Berka, entfalteten auf diesem Gebiet eine segensreiche fung des Evangelischen Kirchengesangbuches und der neuen Wirksamkeit. Gottesdienstordnungen, die von den evangelischen Landes Bald entstanden erste neue Werke, die ·aus der Auseinan k'irchen auf dem Territorium der DDR mit an erster Stelle dersetzung mit dem Vergangenen ein Zeichen neuer Hoff erprobt und eingeführt wurden. Sie lösten im kirchenmusika nung setzen wollten. So schrieb der Dresdner Kreuzkantor !ischen Schaffen umfangreiche Aktivitäten aus und ließen Rudolf Mauersberger unter dem Eindruck der Zerstörung eine Vielzahl neuer Liedsätze, Motetten, Psalmvertonungen seiner Stadt und des Flammentodes inehrerer seiner jungen und Choralvorspiele bzw. Orgelchoräle unterschiedlimsten Sänger die Motette" Wie liegt die Stadt so wüst" nach Wor künstlerischen Anspruchs entstehen. Kirchenmusiker aller ten aus den Klageliedern des Jeremias und das "Dresdner Re Generationen'" stellten sich in den Dienst dieser großen Auf quiem". Kreuzorganist Herbert Collum suchte sich von dem gabe. Erlebnis der Schrecken in der Bombennacht des 13./14. Fe Zum rechten Zeitpunkt erkannten die Verantwortlichen in bruars 1945 in Dresden in einem "Totentanz" betitelten mo den Kirchenleitungen, daß es unerläßlich war, an die Heran numentalen Orgelwerk, Variationen über das alte geistliche bildung befähigter Nachwuchskräfte zu denken, wenn der Volkslied "Es ist ein Schnitter, heißt der Tod", zu befreien. erreichte Stand der kirchenmusikalischen Arbeit gehalten und
Der große Aufbruch der Musica sacraj' der sich in den Jah nach ~öglichkeit weiter ausgebaut werden sollte. Viele Jahr ren nach der Befreiung vom Faschismus ungeamtet aller ma zehnte lang hatten in der weitaus überwiegenden Zahl aller teriellen und finanziellen Nöte vollzog, beschränkte sich nicht Gemeinden Lehrer-Kantoren und -Organisten nebenberuflich auf die traditionellen Kirchenmusikzentren Sachsens und in den Kirchen Dienst getan. Die Trennung von Staat und Thüringens, die auf Jahrhunderte einer nahezu ungebroche evangelischer Kirche nach dem ersten Weltkrieg bedeutete das nen K'ontinuität gottesdienstlichen Musizierens zurückblicken ,Ende dieser Personalunion. Die evangelischen Kirchen zogen können. Es wurde auch in Gebieten und Landeskirchen spür• daraus die einzig sinnvolle Konsequenz: Sie gründeten eigene bar, denen man zuvor oft nachsagte, daß sie kaum zu singen Ausbildungsstätten, die ersten bereits in den zwanziger Jah und zu musizieren verstünden, wie etwa in Mecklenburg, in ren (u. a. in Aschersleben), und richteten hauptamtliche Kan der Altmark, der Mark Brandenburg. Auch hier entfaltete 'sich toren- und Organistenstellen ein, z. T. in Verbindung mit der in vielen Städten, selbst fernab von den kulturellen Brenn Wahrnahm~ weitere;r Aufgaben im kirchlichen Raum, insbe punkten, ein reiches kirchenmusikalisches Leben. sondere dem Katechetenamt. Es waren immense Aufbauleistungen, die von Männern wie Auf dem Territorium der DDR wurden neben der Aschers Rudolf Mauersberger in Dresden und seinem Bruder Erhard lebener Gründung, die 1939 nach Halle verlegt worden war in Eisenach, von Karl Straube, Günther Ramin und Georg und nach Kriegsende sehr bald ihr~ Tätigkeit wiederaufneh Trexler in Leipzig, Oskar Söhngen, Fritz Heitmann, Otto Abel men konnte, in den Jahren 1947 bis 1950 vier weitere Kir und Ernst Gafert in Berlin, Eberhard Wenzel in Görlitz, Hans chenmusikschulen in Greifswald, Görlitz, Dresden und Eisen Pflugbeil in, Greifswald, Martin Flämig in Leisnig und später ach neu ins Leben gerufen. Sie haben unter Leitung führen• Dresden, von Herbert Collum am gleichen Ort, Arthur Eger der Kirchenmusiker mit namhaften Organisten, Chorleitern. in Freiberg, Paul Geilsdorf im damaligen Chemnitz, Johannes Theologen und Musikwissenschaftlern als Dozenten in den Schanze in Zwickau, Horst Schneider und Martin Bauer in vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten eine ergebnisreiche
8 9 Arbeit geleistet und insgesamt weit über tausend gründlidl zeitig Wege für die weitere Erneuerung von Liturgie und Kir ausgebildete junge Kantoren und Organisten in den kirdlen~ chenmusik, für die sich Trexler und einige weitere damals musikalischen Dienst entlassen, die heute z. T. selbst bereits junge Kräfte bereits in den Jahren vor dem zweiten Welt wieder in verantwortlichen Funktionen tätig sind. krieg nachdrücklich eingesetzt hatten. Die Beschlüsse der Ta Als Anfang der fünfziger Jahre die ersten Absolventen die gung bedeuteten eine wirksame Aufwertung des kirchenmusi ser Ausbildungsstätten ihre großenteils neu geschaffenen Am~ kalisdJ.en Dienstes und forderten u. a. eine verbesserte Aus ter antraten, zeigte sich sehr bald, daß sich der Kirche und und Weiterbildung der Chorleiter und Organisten. ihren Gemeinden hier bei aUen notwendigen finanziellen Auf wendungen große Möglichkeiten eröffneten. Denn die nun mehr hauptamtlich tätigen Kir 10 11 ten, wurden vollends verwirrt, soweit sie mit den neuen Be dürfen, und daneben - nicht selten in ganz ähnlich struktu strebungen in Kontakt kamen. rierten Gemeinden - kleinste Kantoreien, die für sich allein Man begann in den evangelischen Kirchen ernsthaft von kaum noch lebensfähig sind, so gut wie keinen Zuwachs mehr einer "Krise der Kirchenmusik" zu sprechen - einer Krise finden, teils durch subjektives B'nvermögen oder mangelnde des Selbstverständnisses, aber auch der materiellen Mittel Kommunikationsfähigkeit des Leiters, teils durch die sozio und Möglich~eiten. Angesichts der verringerten Zahl der Ge logische Struktur des Territoriums bedingt. Dem stehen an meindeglieder und des schmaler gewordenen Budgets konnte dere Gemeinden gegenüber, wo - auch heute noch - inner man nicht umhin, nach den Prioritäten zu fragen, nach der halb kurzer Frist nach Jahren völliger Stagnation durch neu Notwendigkeit der Kirchenmusik, ob nicht vielleicht andere, berufene Kirdlenmusiker mit Initiative und Tatkraft nahezu vor allem diakon ische Aufgaben dringlicher wären. ! aus dem Nichts eine lebendige Arbeit wächst. An vielen Or Auch in der DDR sind in Kirchenleitungen und Gemeinden ten ist man dazu übergegangen, wo die eigenen Kräfte nicht seit langem überlegungen im Gange, wie weit eine große, ausreichen, für größere Aufgaben ökumenische Chorgemein festliche und damit aum kostenaufwendige Kirchenmusik der schaften zusammenzuführ.en. In einer ganzen Reihe von Kir Diasporasituation angemessen ist, ob man es sich in einer zu chenbezirken entstanden überregionale Singkreise aus beson nehmend angespannten Finanzlage leisten kann, eine so ders interessierten und qualifizierten Sängern, z. T. kirchli große ~Zahl hauptamtlicher Kircbenmusiker zu beschäftigen chen Mitarbeitern, die sich verpflichtet fühlen, vor allem in und für Zehntausende, in Einzelfällen sogar Hunderttausende Gemeinden wirksam zu werden, wo bisher kaum etwas auf von Mark neue Orgeln zu bauen oder die vorhandenen re kirchenmusikalismem Gebiet geschehen ist. Genannt seien staurieren zu lassen. Es hat in den secbziger Jahren nicht an die Ostthüringische Kantorei unter KMD Si.egfried Schadwill Kassandrarufen gefehlt, die einer mit hohem künstlerischem (Greiz) oder die Uckermärkisclle Kantorei unter Hermann Anspruch betriebenen Kirmenmusikpflege ein rasches und Euler (Eberswalde). Sing_ und Musizierwochen an den ver zwangsläufiges Ende prophezeien wollten. sclliedensten Orten, seit Jahren in wachsender Zahl angebo Die pessimistischen Prognosen sind bisher nicht in Erfül• tt;n, stets bis.. auf den letzten Platz ausgebucht und von den lung gegangen und werden es wohl auch in Zukunft nicht. Teilnehmern dankbar als ein Stück. Lebenshilfe entgegenge Die Kirchenmusik floriert - mit einem Minimum an finan nommen, tun ein üQriges, um die, kirchenmusikalische Ge ziellen Zuschüssen, oft sogar völlig aus eigener Kraft. Sie er meindearbeit mittelbar und unmittelbar zu befruchten. weist sich immer wieder von neuem als essentielles Agens des Wo sie sich entfalten konnte, hat die kirdlenmusikalische Gottesdienstes, ungeachtet aller Veränderungstendenzen. Die Arbeit ein gesichertes Fundament und tiefe Wurzeln, die bis Kantoreien, Bläserchöre, Instrumentalgruppen und Kurren in das Jahrhundert der Reformation und z. T. weit darüber den gehören nach wie vor, heute vielleicht sogar mehr denn hinaus zurückreichen. Nicht nur die bei den weltberühmt ge je, zu den aktivsten Gemeindekreisen. Und der Besuch der wordenen Knabenchöre in Leipzig und Dresden, Thomaner kirchenmusikalischen Veranstaltungen zeigt an vielen Orten und Kruzianer, blicken auf eine Gescl'lichte von mehr als steigende Tendenz. Sie versammeln Menschen aus allen 750 Jahren zurück. Der-Magdeburger Domchor, unter seinem Schichten, auch solche, die sonst kaum eine Kirche zum Got gegenwärtigen Leiter, KMD Günther Hoff, gleichfalls einer tesdienst betreten. 1 der Spitzenklangkörper der DDR im Raum der Kirche, darf Der kritische Beobachter wird die Frage nicht unterdrücken, SÜD einer noch älteren Tradition rühmen. Für die Domchöre ob diese Blüte der Kirchenmusik, von der man heute an so in Halberstadt, Schwerin, Naumburg' und Meißen gilt ähn• vielen Orten sprechen darf, mehr ist als eine glänzende Fas liches. In Sachsen und Thüringen, den - wenn man so sagen sade. Es läßt sich nicht leugnen, daß erhebliche Unterschiede darf - "Mutterländern" der deutschen evangelisdlen Kirchen bestehen. Neben Gemeinden mit einer lebendigen, weithin musik, konnte manche Kantorei bereits ihr 400-, 450jähriges ausstrahlenden Arbeit gibt es Städte und Dörfer, wo es selbst Jubiläum feiern. Die Torgauer Kantorei, heute unter der Lei an geeigneten Kräften fehlt, die im Gottesdienst in schlühter tung von Ekkehard Saretz, einem jungen Kirdlenmusiker mit Form die Orgel spielen könnten, wo demzufolge auch die viel Initiative, wurde sogar unmittelbar von Luthers engstem Orgeln kaum noch gepflegt werden. Es gibt große Chöre, die kirchenmusikalischem Berater und Mitarbeiter, Johann Wal sich alljährlich anspruchsvolle Aufgaben stellen, Spitzen ter, gegründet. klangkörper, die zur internationalen Elite gezählt werden Traditionen - und seien sie noch so alt und ehrwürdig - 12 13 können freilien nur weiterbestehen, wenn sie ständig mit A-Prüfung als Abschluß, die dem Staatsexamen einer Hoch neuem Leben erfüllt werden. Das ist eins der wesentlienen sdlule entspricht, erfolgt für besonders befähigte Bewerber Anliegen der kirmenmusikalischen Arbeit in den acht evan in fünf jährigen Lehrgängen an der Kirchenmusikschule in gelischen Landeskirchen der DDR, den sechs katholischen Halle. Daneben besteht nach wie vor die Möglichkeit der Diözesen und - mit z. T. unterschiedlicher Zielsetzung - auch Ausbildung hauptamtlicher Kirchenmusiker mit Staatsexa in der Mehrzahl der Freikirchen. Kirchenmusik darf und will men an den Fachbereichen Orgel der Hochschulen für Musik nicht als Museumspflege verstanden werden, sondern als ak "Felix Mendelssohn Bartholdy 14 15 lischen" Landeskirchen in der DDR tragen demgegenüber Bach' mit Helmuth Rilling, Vizep'räsident der Neuen Bachge heute einheitlich die Amtsbezeichnung "Landeskirchenmusik sellschaft, Professor für Chorleitung an der Musikhochschule direktor" (abgekürzt: LKMD). Propsteikirchenmusikwarte Frankfurt (Main) und Leiter der weltweit renommierten kennt nur die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sach Gädtinger Kantorei; statt. Zwei Jahre zuvor hatte Rilling be sen. Sie haben die Fachaufsicht über die kircheilmusikalische reits in Potsdam eine ganze Woche lang mit Kirchenmusikern Arbeit und die Verantwortung für die Aus- und Weiterbil aus der gesamten DDR an der Johannespassion des gleichen dung der Kirchenmusiker in den acht Propsteien, in die sich i Meisters gearbeitet. In Vorbereitung des Bach-Jubiläums 1985 jene Landeskirche gliedert. ist ein weiteres Seminar zur Interpretation des Kantatenwer Gefragt sind die Ferienkurse, die einige Landeskirchen seit I kes vorgesehen. Mit den Silbermann-Tagen 1983 der Evange 1980 u. a. in Greifswald, Brandenburg, Görlitz und Schwerin • lisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Freiberg waren veranstalten. Auf Erfahrungen der Ungarischen Reformierten Seminarkurse zur Interpretation französischer, italienischer Kirche aufbauend, werden hier die Kursteilnehmer, vornehm und flämischer Orgelmusik mit den Professoren Andre Isoir lich junge Menschen, nach der von dem großen ungarischen (Paris) und Jean Ferrard (Brüssel) verbunden. Komponisten Zoltän Kodäly entwickelten Methode ohne Vor Einige besonders begabte jüngere Kirchenmusiker erhfelten aussetzungen innerhalb weniger Lehrgänge befähigt, Aufga durch das Ministerium für Kultur der DDR die Möglichkeit ben des gbttesdi~nstlichen Qrgelspiels wahrzunehmen. Die in zum B'esuch von Lehrgängen oder zum postgradualen Stu diesen Kursen ·erlangte Qualifikation kann durch ein Hilfs dium in der CSSR, in Österreich, der Schweiz, Frankreich, kirmenmusikerzeugnis (.. D-Prüfung") bestätigt werden, Ziel den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland. Im dieser und anderer Lehrgänge ist es, die nicht wenigen bisher Rahmen des seit 1960 alljährlich in Weimar stattfindenden zum Schweigen verurteilten Orgeln in Dörfern und kleinen Internationalen Musikseminars rief Prof. Johannes-Ernst Städten wieder zum Klingen zu bringen und Interesse an der ~öhler vor einigen Jahren Orgelkurse ins Leben, die von jun "Königin der Instrumente" und der kirchenmusikalischen Ar gen Orgelinterpreten aus dem In- und Ausland besucht wer beit zu wecken. den und selbstverständlich auch Kirchenmusikern offenstehen. Für die Bewältigung der wachsenden Gegenwarts- und Zu Die hervorragendsten jungen Organisten unseres Landes, kunftsaufgaben des Kirchenmusikers in Gemeinde und Ge auch aus dem Raum der Kirche, werden vom Ministerium für sellschaft genügen die im Studium erworbenen Kenntnisse Kultur zur Teilnahme an internationalen Wettbewerben dele und Fähigkeiten oft nicht. Er steht vor der Notwendigkeit giert, unter denen der alle vier ;Jahre in Leipzig stattfindende unablässiger Arbeit an sich selbst, an seiner künstlerischen Internationale Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb einen be Vervollkommnung wie an der Erweiterung und Vertiefung sonders geachteten Platz einnimmt. Aus ihm, aber auch aus seines Wissens - von der täglich mehrstündigen übung am den Orgel wettbewerben beim "Prager Frühling", dem Franz Instrument zur Erhaltung der manuell-technischen Fähigkei• Liszt-Wettbewerb in Budapest und dem Anton-Bruck.ner ten, zur Gottesdienstvorbereitung und zur ständig notwendi Wettbewerb in Linz, sind mehrere Kirchenmusiker und Kon gen Repettoireerweiterung ganz zu schweigen. Die Kirchen zertorganisten uns~rer Republik als Preisträger hervorgegan leitungen und die Arbeitsgemeinschaften evangelischer Kir 1 gen, unter ihnen Amadeus Webersinke und Walter Schönheit, chenmusiker in den einzelnen Landeskirchen, seit einigen Karl-Rainer Böhme, Andreas Buschnakowski, Felix Fried Jahren auch das Sekretariat des Bundes der Evangelischen rich, Gottfried Preller, Friedrich Kircheis, Matthias Eisenberg, Kirchen in der DDR, sorgen für ein reiches Weiterbildungs Thomas Sauer, Gabriele Wadewitz und Kristiane KÖbler. Die angebot in Gestalt von Ferienkursen und Seminaren mit pro in Weimar und seit 1983 auch in Halle veranstalteten Impro minenten Interpreten und Wissenschaftlern aus dem In- und visationswettbewerbe sind ebenfalls zu einem wichtigen Be Ausland. So waren allein in das Programm der sächsischen währungsfeld jun€ter Kirchenmusiker geworden. Landeskirchenmusiktage 1982 in Dresden fünfzehn mehrtä• gige Weiterbildungsseminare eingeschlossen, u. a. mit zwei Chorarbeit mit weiter Wirkung international führenden Orgelkünstlern, den Professoren Marie Claire Alain (Paris) und Gerd Zacher (Essen), als Do Tragende Säule der KirchenmUSik ist seit J ahrhunderten zenten. Wenige Wochen später fand in 'Berlin ein Seminar' die Chorarbeit. Sie hat im Laufe der Zeit tiefgreifende Wand zur Interpretation der h-moll-Messe von Johann Sebastian lungen erlebt. Von den alten Schülerkanjoreien sind nur noch 16 17 Thomanerchor, Kreuzchor und - weniger bekannt, jedoch fast mäßig mit weithin beachteten Oratorienaufführungen her noch ein Jahrhundert älter - der Stadtsingemor in Halle bis vortritt, sondern in Kammerbesetzung auch eine vorzügliche in unsere Tage in ihrem traditionellen Gepräge erhalten ge a-cappella-Arbeit leistet. Sie singt in den Domgottesdiensten, blieben - bereits seit der Reformation unter städtismer Ob gestaltet alljährlich mehrmals eigene Kantatengottesdienste hut. Im Raum der Kirche haben allein die Dresdner Kapell • in der Marienkirche und hat inzwischen auch in der wieder knaben, aus der einstigen sächsischen Hofkantor~i hervor aufgebauten Französischen Friedrichstadtkirche am Platz der gegangen und besonders durch Heinrich Schütz geprägt, ihren Akademie eine Heimstatt gefunden. ursprünglicllen Charakter bewahrt. Sie wurden 1981 in die Neben den genannten wären viele weitere leistungsfähige aus verschiedenen Klangkörpern zusammengeschlossene Chor Chöre hervorzuheben. Der Rundfunk der DDR arbeitet für vereinigung der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen ein seine kirchlichen Morgenfeiern, die er an jedem Sonn~ und gegliedert. Unter ihrem langjährigen Leiter, Domkantor KMD Festtag überträgt, mit rund 150 evangelischen, katholischen Konrad Wagner, der selbst Kapellknabe war, haben sie heute und freikirchlichen Kantoreien, Sing- und Musizierkreisen wieder überragendes Leistungsvermögen erreicht. zusammen. Damit ist jedoch die Zahl der Chöre, die alljähr• Die Thüringer Sängerknaben, in der Saalfelder Johannis lich in immer wieaer erstaunlicher Qualität oratorisme Werke kirclle beheimatet, sind eine Gründung unserer Zeit. Sie wur zur Aufführung bringen, längst nicht erschöpft. Zur absolu den 1950 von KMD Walter Schönheit ins Leben gerufen und ten Spitze gehören seit langem, obwohl ständigem Wechsel stehen nom heute unter seiner Leitung. Die Thüringer Sän• unterworfen, die Kantoreien und Kammerchöre der Kirchen gerknaben leben nicht wie andere Knabenchöre in einer In musikschulen unter Leitung der jeweiligen Direktoren. Sie ternatsgemeinschaft zusammen. Sie gewinnen ihren Nach singen regelmäßig im Gottesdienst, geben aber auch mehr wuchs allein aus der nur etwa 31 000 Einwohner zählenden oder minder häufig Konzerte in ihren Städten und auf Rei Stadt und deren nächster Umgebung. Um so anerkennenswer sen durch weite Teile der DDR. Sie wollen den Kirchenmusi ter ist der künstlerische Rang, den sie erreidlt und auf un kern von morgen Vorbilder und Maßstäbe für ihr künftiges gezählten Konzertreisen durch die gesamte DDR bewiesen eigenes Wirken geben. Daher leisten sie großenteils auch haben, und um so bewunderungswürdiger, was Walter Sdlön• Pionierarbeit für neue und unbekannte Werke. heit in beispiellosem Einsatz aufbauen kpnnte: einen wohl Zu den herausragenden Chören gehören auch einige über• einzigartig zu nennenden Reichtum des kirchenmusikalischen gemeindliche Vereinigungen, die sicll - z. T. aus der Singwo Lebens mit allwöchentlicher Gottesdienstmusik und einer chenarbeit hervorgegangen - in größeren oder geringeren Vielzahl von Abendveranstaltungen - insgesamt bisher weit Zeitabständen zu Arbeitswochenenden oder längeren Rüst• über 600 -, getragen von drei leistungsfähigen Chören mit zeiten zusammenfinden und zumeist ganz speziellen Aufga zusammen mehr als 250 Sängern, deren jeder dem Kantor ben widmen. Am bekanntesten geworden ist bisher wohl die eine gründliche musikalische und stimmtech.nische Ausbil Meißner Kantorei, die der damalige Domkantor in Meißen, dung zu danken hat. Dr. Erich Schmidt, 1961 auf einer Singwoche ins Leben rief. Die im Jahrhundert der Reformation gegründeten sächsi Ihre erste Aufgabe war die Erarbeitung des "Ezzoliedes 44 von schen und thüringischen Kantoreien, ursprünglich großenteils dem Schweizer Komponisten Willy Burkhard. Seitdem hat sie Schülerchöre, sind - soweit sie heute noch bestehen - längst eine Vielzahl neuer Werke der Musica sacra erst- oder ur zu gemischten Chören umgewandelt worden. Der Magdebur aufgeführt und eine ganze Reihe von Komponisten, nimt nur ger Domchor, nach wie vor im wesentlidlen ein Kinder- und aus der DDR, zu neuen Schöpfungen inspiriert. Nach Dr. Jugendchor, sah sidl in unserem Jahrhundert veranlaßt, zur Schmidts Eintritt in den Ruhestand 1980 ging die Leitung an gemischten Besetzung überzugehen. An die Stelle des Berli den langjährigen Präfekten des Chores, den Mathematiker ner Domchores, einer Gründung der Res$8urationsepoche in Dr. Chrjstfried Brödel, über. Er führt die Arbeit mit gleichen der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts nach dem Zielen und nicht geringerem Einsatz von Leipzig aus fort. Vorbild der alten Schülerkantoreien, späterhin zum Staats- . Ähnliche Gründungen, wenn auch z. T. mit anderer Aufga und Domchor umgestaltet, trat die von KMD Herbert Hilde bensteIlung, entstanden u. a. mit der Dessauer Kantorei unter brandt 1961 neu ins Leben gerufene Domkantorei, die sich dem Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Kirche innerhalb weniger Jahre zu einer der hervorragenden Chor Anhalts, Wolfgang Elger, dem Buckower Singkreis unter dem .. vereinigungen profilieren konnte und heute nicht nur regel- sächsischen Landeskirchenmusikdirektor Hans-Joachim 18 19 Schwinger und dem Güstrower Cäcilienchor unter Domkan der Heinersdorfer Kantorei, der Berlin-Brandenburgisdte tor Paul Gerhard Schumann. Zu nennen wären auch einige Landeskirchenmusikdirektor Gottfried Weigle in Berlin-Buch, chorische oder solistische Spitzen vereinigungen, die - zu ei KMD Manfred Heinig, der gegenWärtig zugleich den Vorsitz nem Teil aus ehemaligen Kruzianern oder Thomanern be in der Obleutekonferenz der Arbeitgemeinschaften evange stehend - zwar nicht im Raum der Kirche beheimatet sind, lismer Kircllenmusiker in der DDR innehat, in Köpenick, aber an vielen Orten das kirchenmusikalische Leben berei Werner Stoll in Friedrichshagen, Klaus Grothe in Pankow chern, unter ihnen der Thüringische Akademische Singkreis und Konrad Winkler, der in Niederschönhausen innerhalb unter Wolfgang Unger, die Dresdner Vocalisten und der Leip weniger Jahre eine Chor-, Kurrende- und Instrumentalkreis ziger Vokalkreis unter Georg Christoph Biller, dem auch als arbeit aufbauen konnte, die inzwischen weit über Berlin hin überragenden Oratoriensänger hervorgetretenen Leiter der aus wirkt. Leipziger Gewandhauschorvereinigung. Leipzig und besonders Dresden sind weitere kirmenmusi Doch nicht nur die Spitzenchöre prägen das Bild des kir kaUsche Brennpunkte von internationaler Ausstrahlungskraft, dlenmusikalischen Lebens in der DDR. Neben ihnen stehen nicht nur durch Thomaner- und Kreuzchor unter ihren ge - als tragfähige Basis Hunderte anderer Kantoreien, die nicht genwärtigen Kantoren Prof. Hans-Joachim Rotzsch, PräSi• immer den Ehrgeiz haben, mit konzertanten Aufgaben an die dent des Johi3:nn-Sebastian-Bach-Komitees der DDR, und Öffentlichkeit zu treten, sondern sich im besten Sinne als GMD Prof. Martin Flämig, und die Kirchenmusikschule, der Gemeindechöre verstehen, nichtsdestoweniger aber eine ver Dresdens Musikleben seit Jahrzehnten bedeutende Impulse antwortungsvolle musikerzieherische Breitenarbeit leisten. zu verdanken hat. Stellvertretend für viele andere seien in Spitze und Breite stehen in einem gesunden Wechselverhält• Leipzig wenigstens die Kantoreien der Nikolai-, Tabor- und nis. Von ganz besonderer Bedeutung ist in dieser Hinsicht Friedenskirche unter KMD Wolfgang Hofmann, dem langjäh• die Kinderchorarbeit, die nicht nur das nötige Nachwuchs rigen, hochverdienten früheren sädlsiscben Landeskirchen reservoir für die "großen" Chöre schafft, sondern auch einen musikdirektor Hans-Jürgen Thomm und dem auch als Ora nicht hoch. genug zu bewertenden Beitrag·zur musisch:-ästhe• toriensänger international geschätzten Gothart Stier. sowie tischen Bildung und Erziehung, zur Weck.ung der künstleri• die vielseitige, qualitätvolle kirchenmusikalische . Gemeinde sdlen Erlebnisfähigkeit und Förderung des Gemeinschaftsge arbeit genannt, die Johannes Gerdes an der Gedächtniskirche fühls leistet. im Vorort Schönefeld aufgebaut hat. Sie wird seit seiner Be Auch der Künstlernachwuchs profitiert nicht 'unerheblich rufung nach Dresden 1983 von DeUef Schoener mit gleimem von dieser Arbeit. Viele Sänger und Instrumentalisten, die Einsatz fortgeführt. In Dresden wäre eine noch größere Zahl heute an großen Opernpühnen und in Spitzenol'chestern tätig von Chören hervorzuheben. HervorrageI}.des leisten insbeson sind, auch Preisträger internationaler WettbeweJ.:be, sind aus dere, z. T. seit Jahrzehnten, Karl Frotscher an der Martin Kinderchören und Kurrenden, Bläsergruppen und Instrument'" Luther-Kirche der Neustadt, Eckhard Baumgij.rtel an St. talkreisen der Kirme hervorgegangen und haben hier die Petri, Friedrich Kircheis an der Diakonissenhauskirche, KMD entscheidende Motivation für ihre Berufswahl, zugleich aber Gottfried Fischer an der Apost~kirme Tramau, KMD Gerald auch ein hohes künstlerisches Qualitätsbewußtsein und Stier in Dresden-Plauen, Volkmar Werner in Leuben, Chri menschliches Verantwortungsgefühl gewonnen. • stian Thiele in Briesnitz, Karl-Heinz Ludwig an der Christus kirme Strehten, KMD Hans-Bernhard Hoch in Radebeul-West und Ernst Salewski an der Lutherkirdle in Radebeul-Ost. Vielzahl kirdlenmusikalischer Zentren Doch auch in anderen - und nid1t nur großen - Städten hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten erneut ein Kennzeichnend für die kirchenmusikalisme Arbeit in der intensives kirchenmusikalisches Leben entwickelt, besonders DDR ist,. daß sie viele Zentren besitzt. In Berlin konzentriert dicht im sädlsischen Raum. Hier werden rund 800 Chöre mit sich zweifellos eine besonders große Zahl profilierter evan mehr als 15000 Sängern und über 500 Kurrenden mit mehr gelischer Kirdtenmusiker, die z. T. auch eine ergebnisreidte als 7000 Kindern gezählt. Das sächsische Kirdlenmusikwesen Chorarbeit vorweisen können, wie neöen KMD Herbert Hil ruht auf einem gesicherten Fundament, und wenn es eines debrandt mit der Domkantorei etwa KMD Dr. Christoph weiteren Beweises für die Breite dec. Arbeit und die Tiefe Albredtt mit der Kantorei St. Marien, Wolfgang Hensel mit ihrer Wurzeln bedurfte, haben ihn die sächsischeQ. Landes- 20 21 kirchenmusiktage 1982 gegeben, die unter der Gesamtleitung burg, Schleiz mit seinem 325jährigen Schülersingchor, Weida, von LKMD Schwinger ein imponierendes Bild von der Le Pößneck, KahIa, die kleine Frankenwaldstadt Lobenstein, Ge bendigkeit der Kirchenmusikptlege in den sächsischen Bezir burtsort des Liedsängers Heinrich Albert, Sonneberg, Hild ken zeichneten. Konzentrationspunkte sind hier neben den burghausen, Bad Satzungen, Schmalkalden, Zella-Mehlis, großen Zentren Dresden und Leipzig, neben den Domstädten Friedrichroda, Waltershausen, Ilmenau, Bad Berka, Sonders Meißen, Freiberg, Bautzen und Zwickau, neben Städten wie hausen und Bad Frankenhausen haben als Pflegestätten der Pirna und Zittau besonders Karl-Marx-Stadt (mit drei gro Musica sacra in unseren Tagen erneut Ausstrahlungskraft er ßen, Chören unter den Kirchenmusikdirektoren Wolfgang langt oder sind auf dem besten Wege dazu. Reinhold und Günther Schmidt an der Schloßkirche und St. Die Kirchenprovinz Samsen erreicht territorial die wei Petri sowie unter Ullrich Böhme an der Kreuzkirche), das teste Ausdehnung unter den evangelischen Landeskirchen der Erzgebirge mit seinen reichen Traditionen weihnachtlichen DDR: von der Altmark bis nach Südthüringen und vom Harz Singens und Musizierens und das Vogtland, das durch. den bis zu den Grenzen der Lausitz. Sie umschließt das Kern Musikinstrumentenbau in ganz besonderer Weise zum Musik land der Reformation mit den wichtigsten Lutherstätten Wit land werden konnte. Viele Namen müßte man hier nennen: tenberg, Eisleben, Erfurt und Torgau, die zugleich auch große In fast allen Städten und vielen Dörfern sind engagierte kirchenmusikalische Traditionen bewahren. Die Wittenberger Kräfte am Werk. Einige Orte zeichnen sich besonders aus: Stadtkirche, wo Luther einst predigte, ist die Wirkensstätte Annaberg, Neudorf am Fichtelberg mit seiner durch den des Landeskirchenmusikdirektors der Kirchenprovinz, Klaus Rundfunk weit bekannt gewordenen Christmette, Plauen, Dieter Mücksch. Erfurt gehört neben Halle und Magdeburg Auerbach, Bad Elster, Reimenbach, im Vorland des Gebirges zu den bedeutendsten Kirchenmusikzentren der DDR über• Werdau, Glauchau, Hohenstein-Ernstthal, Mittweida, Leisnig. haupt. Hier bewährt sich seit drei Jahrzehnten hervorragend Aue war lange Zeit ein wichtiges Zentrum und gewinnt in das nachahmenswerte Modell der Arbeitsteilung von vier je zwischen wieder Profil. In den nördlich gelegenen Kirchen weils auf ein ganz spezielles Gebiet orientierten hauptamt kreisen liegen die Kristallisationspunkte weiter voneinander lichen Kirchenmusikern: KMD Dr. Günter Vogel an der entfernt, aber auch hier gibt es Städte mit hervorhebenswer Augustinerkirche, in deren Kloster Martin Luther 1505 als ten Aktivitäten wie etwa Riesa, Großenhain, Oschatz und Mönch eintrat, widmet sich dem Oratorium und der Kammer Wurzen. orchesterarbeit. KMD Gerhard Häußler pflegt mit der Reg Auch in der thüringischen Kirche haben deren erster Lan ler-Singschar auf hohem Niveau die a-cappella-Chorkunst deskirchenmusikdirektor Rudolf Mauersberger und sein Bru von der Renaissance bis zur Gegenwart. KMD Johannes Schä• der Erhard als Amtsnachfolger seit 1925 ein achtunggebieten fer hat an der Predigerkirche ein Zentrum der Orgelkunst des Aufbauwerk vollbracht und einen Boden bereitet, der sich geschaffen, und Walter Seezen sorgt an der Thomaskirche für noch für künftige Generationen fruchtbar erweisen wird. 1 das weite Feld der kirchenmusikalischen Gemeindearbeit, vor Hauptzentren sind neben Johann Sebastian Bachs Geburts allem das Singen und Musizieren mit Kindern. Doch aum in stadt Eisenach, seit 1922 Sitz des thüringischen Landesbi den Domstädten Halberstadt - mit dem Domchor und dem schofs, mit dem Bachchor und der Kirchenmusikabteilung des J Michael-Praetorius-Chor, einer Kinder- und Jugendkantorei, Kirchlicl1en Seminars sowie Saalfeld die beiden weiteren unter Domkantor Klaus-Jürgen Teutsmbein -;-, Stendal (un Bamstädte Weimar und Arnstadt mit hervorragend geschul ter Horst Lehmann), Merseburg (KMD Hans-Günther Wauer, ten Bachchören unter den Kirchenmusikdirektoren Egon Eva Ernst) und Naumburg (KMD Reinhard Ohse, Irene Greu Malsch und Alwin Friedel und nicht zuletzt die Universitäts• lieh), in der Thomas-Müntzer-Stadt Mühlhausen, in der Bach stadt Jena, die bei· den Thüringischen Landeskirchenmusik ein Jahr lang wirkte, in Quedlinburg, Nordhausen, Wernige tagen im Herbst 1983 erneut Umfang und Rang ihrer von rode, in den Industriestädten Bitterfeld, Zeitz und Leuna, in KMD Eike Reuter, KMD Horst Fröhlich und anderen enga Weißenfets, Sangerhausen und den Heil- und Pflegestätten gierten Kräften getragenen kirchenmusikalischen Arbeit be von Neinstedt sind beachtenswerte kirchen musikalische Po legen konnte. Jedoch auch Städte wie das vor allem durch tenzen am Werk. Hans von Bülow, Johannes Brahms, Richard Strauss und Die kleine anhaltinische Landeskirche hat unter den Lan Max Reger in die Musikgeschichte eingegangene Meiningen, deskirchenmusikdirektoren Hans Helmut Ernst und Wolfgang wie Gotha, Gera, Altenburg, Greiz, Rudolstadt, Bad Blanken- Elger in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten einen spürba- 22 23 ren Aufschwung ihrer kirchenmusikalischen Arbeit erlebt. musiker im Hauptamt tätig. Unter Leitung der Landeskir Nicht nur in Dessau, dem Sitz des Kirchenpräsidenten, und chenmusikdirektoren Hans Georg Görner, Dr. Hans Joachim der Bachstadt Köthen, wo der jetzige Dresdner Kreuzorganist Wagner und Winfried Petersen, Domkantor in Schwerin, ist KMD Michael-Christfried Winkler mehr als ein Jahrzehnt eine Aufbauleistung vollbracht worden, die vielleidlt noch lang ein Forum produktiver Auseinandersetzung mit dem mehr Gewicht besitzt als in Thüringen. Rostock hat durch Gegenwartsschaffen aufbauen konnte, auch in der ehrwürdi• Dr. Wagners Arbeit an St. Marien, seit 1982 fortgesetzt von gen romanischen Stiftskirche Gernrode üben Oratorienauf Joachim Vetter, durch den Universitätsorganisten Christoph führungen und Orgelkonzerte unvermindert Anziehungskraft Krummacher und ganz besonders durch KMD Hartwig aus. Eschenburg den Rang eines der führenden Kirchenmusik Im Norden und Osten der DDR liegen die Brennpunkte des und Orgelzentren in der DDR gewonnen. kirchenmusikalischen Geschehens weiter voneinander ent Die Leistungen, die Hartwig Eschenburg in den letzten zwei fernt, gelingt es in kleineren Orten und stadtfernen Dörfern Jahrzehnten vollbracht hat, dürfen wohl als einzigartig gel schwerer als etwa in Sachsen oder Thüringen, Chöre aufzu ten. Die von ihm aufgebaute und geleitete St.-Johannis-Kan bauen und geeignete Kräfte für den Orgeldienst zu finden torei vereint heute sechs Chöre mit rund 360 Sängern aller und heranzubilden. Einige Versuche blieben jedom nicht ohne Altersstufen. Höchste künstlerisroe Ansprüche erfüllt der be Erfolg. In den größeren Städten fehlt es nicht an profilierten reits erwähnte Motettenchor, der durch Gastkonzerte in vie Kirchenmusikern und einsatzber:eiten, z. T. sogar hervorra len Orten der DDR, durch exzeptionelle Aufführungen der genden Chören wie im Bereich der Berlin-Brandenburgiscnen h-moll-Messe und der Matthäuspassion von Johann Se Kirche in den Bezirksstädten Potsdam, Cottbus und Frank bastian Bach sowie durch Schallplattenaufnahmen der Baro furt sowie in der Domstadt Brandenburg, wo 19&2 mit weiter Motej.ten weit- über Rostock hinaus seinen Ruf errungen hat. Resonanz Landeskirchenmusiktage stattfanden. Auch ande Neben ihm bestehen ein als "Figuralchor" bezeichneter Ora renorts gibt es außergewöhnliche Initiativen. In Fürsten• torienchor, ein leistungsfähiger Jugendchor mit 90 Mitglie walde, einer mittler.en Industriestadt, besteht neben anderen dern, der alljährlich Singwanderungen durch Mecklenburg Gruppen eine weitgereiste Kinder- und Jugendkantorei mit unternimmt, "Choralchor" geJlannt, die in zw:ei Altersgruppen mehr als 75 Sängern und Instrumentalisten, von KMD Wolf unter~eilte Kurrende, weithin bekannt geworden durch die gang Kahl gegründet und in langjähriger Arbeit zu beacht Fernsehaufzeichnung der Weihnachtsgeschichte von Carl Orff, lichem Können geführt. In Dahme, einer Kleinstadt weit ent und ein offener Singkreis für ältere Menschen. fernt von den kulturellen Zentren und Knotenpunkten des Rostock gibt überdies ein Beispiel für fruchtbare kirchen Verkehrs, hat Volker Ochs, Landessingwart der Evangelischen musikalische Arbeit in neuen Stadtgebieten. Die Bewohner Kirche Berlin-Brandenburg, Schüler von Alfred Stier, ein von Lütten Klein und den anderen großen Neubaugebieten Sing- und Lehrwochenzentrum mit DDR-weiter Ausstrahlung im Nordwesten der Stadt finden in der stilvoll restaurierten aufgebaut. Er widmet Sich hier auch der musiktherapeuti gotischen Dorfkirche von Lichtenhagen ein reiches Veranstal sehen Arbeit an Behinderten. Die ·kleilj.e Flämingkreisstadt tungsangebot und vielseitige Möglichkeiten zu eigener Mit Belzig ist durch das ideenreiche Wirken von Thea Labes zu wirKung. Die Initiative ging u. a. von einem Gemeindeglied einem Brennpunkt reicher- Entdeckungen aus dem Erbe der aus, der als Ingenieur in der Warnow-Werft tätig ist und den Musica sacra vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert gewor Aufbau eines Chores übernahm. Inzwischen fand die Gemein den. Eine Fülle vergessener Kostbarkeiten konnte hier be de d.en Mut, erstmals in ihrer mehr als 700jährigen Geschichte reits zu neuem Leben erweckt und in Konzertfahrten be einen hauptamtlichen Kirchenmusiker, Fritz Abs, anzustellen. kannt gemacht werden. Die Arbeit in Templin und Beeskow Ähnliche Beispiele dynamischer Entwicklung sind auch aus beginnt auszustrahlen. anderen Orten Mecklenburg zu berichten, so vor allem aus Mecklenburg besaß bis 1945 einen einzigen hauptamtlirhen der Bezirksstadt Neubrandenburg, wo Wolfgang Rosenmüller Kirchenmusiker, äen Domorganisten in Schwerin. Alle übri• 1983 erstmalig eigene Kirchenmusiktage veranstalten konnte. gen Ämter, auch an den großen Kirchen, wurden im Neben Die Domstädte Schwerin und Güstrow sind seit langem beruf wahrgenommen und verwaisten unter dem Druck des Brennpunkte des kirchenmusikalischen Lebens. Aber auch in faschistischen Regimes in zunehmender Zahl. Heute sind in Wismar, Warnemünde, Bad Doberan", Ludwigslust, Parchim, sämtlichen größeren Städten umfassend ausgebildete Kirchen_ Neustrelitz, Fürstenberg, Waren und so manchem kleineren . 24 , 25 Ort wie etwa Röbel, Pla·u, Schönberg oder dem Ostseebad Eichsfeldes, der Rhön und der Oberlausitz. Das Kirchenkon~ Rerik regen sich fähige und aktive Kräfte in z. T. erst in zer! im eigentlichen Sinne hat allerding$ in den katholischen jüngster Zeit neugeschaffenen Stellen. Kirchen kaum einen Platz. Alles Singen und Musizieren ord Greifswald, Mittelpunkt einer eigenen Landeskirche, ist net sich in den Gottesdienst ein. Auch die an der Silbermann durch die 1946 von Hans Pflugbeil begründeten und von sei~ Orgel der Dresdner. Kathedrale, in Berlin an St. Hedwig und nem Nachfolger im Amt des Landeskirchenmusikdirektors, anderen Orten regelmäßig veranstalteten Orgel vespern wah Manfred Schlenker, bis zum heutigen Tage fortgeführten all ren das gottesdienstliche Gepräge. jährlichen Bach-Wochen weit über die DDR-Grenzen hinaus Die Gemeinschaften und Freikirchen erkennen gleichfalls bekannt geworden. In den Nachbarstädten, vor allem in Stral mehr und mehr die B"edeutung einer professionell geleiteten sund, aber a uch in Pasewalk, Anklam, Wolgast, Jarmen, Kirchenmusikpflege. Die in beträchtlicher Zahl vorhandenen Demmin, Barth und Bergen auf Rügen, sind ebenfalls viel Chöre und Bläsergruppen und ihre großenteils ehrenamtli fältige Aktivitäten zu verzeichnen. In den Badeorten an der chen Dirigenten finden zunehmend Anleitung und Unterstüt• Ostseeküste wird in den Sommermonaten durrh Kurkantoren zung durch hauptamtliche Kirchenmusiker, die zumeist einen und -organisten aus anderen DDR-Bezirken ein vielseitiges größeren Bezirk betreuen. Hervorzuheben sind als besondere Veranstaltungsprogramm geboten. Zen.tren Herrnhut, Ursprungsort der Brüdergemeine (mit Auch Görlitz, Bischofssitz der kleinsten evangelischen Lan Gottfried Dette als hauptamtlichem Kirchenmusiker) und deskirche in der DDR, veranstaltet seit mehr als zwei Jahrw Friedensau bei Burg, wo die Gemeinschaft. der Siebentenw zehnten unter Leitung der Landeskirchenmusikdirektoren Tags-Adventisten ihren Hauptsitz und ihre Ausbildungsstät• Horst Schneider und Rolf Lammert alle zwei Jahre Bach ten hat. Wolfgang Kabus sorgt hier auch für die Heranbil~ Tage mit den leistungsfähigen eigenen Kräften und mit Gä dung nebenamtlicher Kräfte für den kirchenmusikalischen sten, verbunden mit Weiterbildungsseminaren für Kirchen Dienst und die musikalische Zurüstung der künftigen Predi musiker. Orgeltage mit prominenten in- und ausländismen ger. Zu nennen wäre auch die umfangreiche Wirksamkeit von Solisten kamen vor einigen Jahren hinzu. Eine besondere Christoph Panneck innerhalb des Bundes Evangelisch-Frei Würdigung erfuhr die in Görlitz geleistete Arbeit, indem die kirchlicher Gemeinden nahezu in der gesamten DDR. In der internationale Organisation "Mitteleuropäische Kontakte für Christengemeinschaft hat der Leipziger Komponist Siegfried Evangelische KirchenmUSik" ihre Jahrestagung 1983 in der Thiele ein weites kirchenmusikalisches Wirkensfeld gefunden. an kirchenmusikalischen Traditionen sehr reichen Stadt an der Oder-Neiße-Friedensgrenze abhielt. Zentren der katholischen Kirchenmusikpflege sind die bi schöflichen Kathedralen in Berlin (wo Domkantor Midlael Orgelland DDR Witt innerhalb weniger Jahre ein breites Fundament für eine vielgestaltige und hohe Qualitätsanforderungen erfüllende Die Orgel, seit annähernd einem Jahrtausend das zentrale Arbeit geschallen hat), in Dresden (unter KMD Konrad Wag Musikinstrument der Kirche, hat in den letzten Jahrzehnten ner), Erfurt (mit KMD Wilhelm Kümpel als Domkantor), eine geradezu beispiellose Renaissance erlebt. Orgelkonzerte Magdeburg (unter Hedwig Frost) und Görlitz (unter KMD ziehen in Kirchen und Konzertsälen fast überall zwischen Karl Jonkisch): In Leipzig hat KMD Prof. Georg Trexler mit Ostseeküste, Thüringer Wald und Erzgebirge viele Hunderte dem Propsteichor eine bedeutende Oratorientradition gesdlaf in ihr.en Bann. Seit den Tagen der großen Orgelmeister des fen, die sein einstiger Schüler KMD Kurt Grahl in der neu 17. und 18. Jahrhunderts h aben zu keiner Zeit so viele Kon errichteten Propsteikirche St. Trinitatis auf eigene Weise zerte auf jenem Instrument stattgefunden wie heute. Einer fortführt. Potsdam (mit Dr. Johanna Schell) und Halle, Baut derjenigen, denen diese Renaissance der Orgel und ihr wie zen und Meiningen und neuerdings auch Schwerin und Ro dererrungener Rang in uns~rem Musikleben wesentlich mit stock. bilden weitere Konzentrationspunkte. Mehr und mehr verdankt werden darf, ist Prof. Johannes-Ernst Köhler. Er geht die katholische Kirche dazu über, auch in anderen hat bereits in den fünfziger J ahren, als die "Königin der In Städten voll ausgebildete Kirchenmusiker zu berufen. Die strumente" noch kaum einen StellenweI:t im öffentlichen Kon breiteste Basis hat die kirchenmusikalische Arbeit in den zertleben besaß und auch in den Kirmen Orgelmusiken nur noch heute vorwiegend katholisch besiedelten Gebieten des wenige Besucher fanden, immer wieder mit Nachdruck auf 26 27 ihre überragende geschichtliche Bedeutung aufmerksam ge ster König Friedrichs II., für die Carl Philipp Emanuel Bach macht und die Notwendigkeit betont, einen international seine Orgelwerke gescl1rieben hat. Weitere Werke von Wag wettbewerbsfähigen Organistennachwuchs heranzubilden. ner-Scl1ülern finden sich in der Mark Brandenburg u. a. im Besondere Anziehungskraft üben die historischen Instru Dom und in der Stadtkirche zu Havelberg. Nach Belzig wur mente aus. Die DDR besitzt auf diesem Gebiet trotz scl1merz de, originalgetreu restauriert, ein Werk von Johann Adolarius lieher Kriegsverluste noch heute einen bedeutenden Reich Papenius umgesetzt, das letzte klingende Zeugnis für das tum, und es wird von· der staatlichen Denkmalpflege, den Wirken der einst im Harzraum sehr produktiven Orgelbauer Kirchenleitungen und Gemeinden und nicht zuletzt den be familie. teiligten Orgelbauwerkstätten mit großem Ernst und Verant In der Marienkirche zu Stralsund steht das einzige auf dem wortungsbewußtsein für ihre Pfiege und Erhaltung gesorgt. Territorium der DDR erhaltene Großwerk des norddeutschen Da sind in Freiberg, Dresden, Rötha, Glauchau, Zöblitz, Orgel barock, eine Schöpfung des Lübecker Orgelbauers Fried Oederan, Großhartmannsdorf, Forchheim, Nassau, Reinhardts rieb Stellwagen, 1659 vollendet und nach schwerer Beschädi• grimma, in Fraureuth, Ponitz und anderen Orten des sädl• gung am Ende des zweiten Weltkrieges unter der Leitung sisch-thüringischen Raumes Werke Gottfried Silbermanns, von Hans-Joachim Schuke wiederaufgebaut. Die mecklenbur der zu den bedeutendsten Orgelbauern aller Zeit gezählt wer gische Orgelbaukunst des Barock wird u. a. durch einige er den darf. An den fähigsten und am meisten eigengeprägten haltene Werke und Prospekte des Rostocker Meisters Paul seiner Schüler und Mitarbeiter, der in enger künstlerischer Sebmidt repräsentiert. Eine besondere Kostbarkeit wurde Beziehung zu Johann Sebastian Bach stand, Zacharias Hilde 1983 mit der 300 Jahre alten dreimanualigen Orgel der Dorf brandt, erinnern Meisterwerke in Naumburg, Sangerhausen kirche zu Basedow (Kreis Malchin) nam grundlegender Re und Störmthal bei Leipzig. Auch die noch in beachtlicher Zahl konstruktion durch die erfahrenen Restauratoren des VEB vorhandenen Instrumente weiterer Schüler und Nachfolger Scl1uke-Orgelbau Potsdam wieder geweiht. Ein noch ehrwür• Silbermanns wie etwa Johann Georg Sdlön, Adam Gottlieb digeres Alter besitzt die auf den Hamburger Meister Hans Oehme, David Sdlubert, Andreas und Johann Christi an Kay Smerer d. J. zurückgehende Orgel der 'Stephanskirche zu ser und der frühen Glieder der Dresdner Orgelbauerfamilie Tangermünde aus dem Jahre 1624, die gegenwärtig in der Jehmlich sind heute wieder in den Blickpunkt des Interesses gleichen Werkstatt wiederhergestellt wird. Bereits in frühe• ·gerückt. ren Jahren von Schuke restauriert wurde in der Nikolaikirche In der Schloßkirche zu Altenburg, heute Konzerthalle, in zu Luckau eins der wenigen erhaltenen Werke des Leipziger Waltershausen und einigen weiteren Orten Thüringens haben Orgelbauers Christoph Donat von 1672/73. sich Orgeln von Tobias Gottfried Heinrich Trost, einem gleich Auch die bedeutendsten Orgelbauleistungen des 19. Jahr falls bedeutenden Meister des Spätbarocks, erhalten. Im Vogt hunderts finden heute wieder zunehmend Interesse und Wert land und in Ostthüringen stehen noch verschiedene Instru schätzung, besonders die Werke des Weißenfelser Meisters mente der Adorfer Familie Trampeli aus der Zeit vor und Friedrich Ladegast in den Domen zu Merseburg und Schwe nach 1800. Bad Lausidc 'besitzt als besondere Merkwürdig• rin, in Köthen, Weißenfels, Rudolstadt, Hohenmölsen und keit eine von Johann Gottlob Trampeli erweiterte Orgel Gott anderen Orten, die die sächsischen Traditionen mit den Er fried Silbermanns. Bis nam Dresden strahlte die Wirksam rungenschaften der weltberühmten Pariser Werkstatt Aristide keit der Brüder Johannes und Johann Michael Wagner aus Cavaille-Colls verbinden. Auch weitere einst sehr namhafte Schmiedefeld im Thüringer Wald aus, von deren Tüchtigkeit Orgelbaumeister sind in diesem Zusammenhang zu nennen, heute u. a. noch bemerkenswerte Werke in Suhl und Hohen von denen noch einzelne beachtenswerte Werke, wenn auch stein-Ernstthal zeugen. zumeist mehr oder weniger verändert, erhalten geblieben Hohen künstlerischen Rang besitzen auch die Schöpfungen sind:. Johann Friedrich Schulze (Paulinzella), Carl August des Berliner Barockorgelbauers Joachim Wagner im Dom zu Buchholz (Berlin), Barnim Grüneberg (Stettin), Johann Niko- Brandenburg, in der Berliner Marienkirche, in AngermUnde, , laus Jahn (Dresden), Johann Gottlob Mende (LeipzigL Urban Treuenbrietzen, Jüterbog und Wusterhausen/Dosse. Von·Wag Kreutzbach (Borna), Gotthilf Bärmig (Werdau), Adolf Reubke ners früverstorbenem Meisterschüler Johann Peter Migendt (Hausneindorf bei Quedlinburg), die Ladegast-Sdlü1er Wil stammt die Orgel in . Berlin-Karlshorst, die einstige Haus helm und Theodor Rühlmann (Zörblg bei Bitterfeld) und orgel der Prinzessin Anna Amalia von Preußen, der Schwe- Friedrich A. Mehmel (Stralsund), Friedrich Hermann Lütke- 28 29 müller (Wittstock) und die verschiedenen Generationen der stungsfähigsten gelten dürfen. Ganz besonders die großen Schweriner Orgelbauerdynastie Friese. Werke im Zwickauer Dom (Eule) und in der Dresdner Kreuz Die qualitätvollsten Instrumente aus der Zeit der letzten kirche (Jehmlich), die Schuke-Orgeln in der Mühlhäuser Kir Jahrhundertwende aus den Werkstätten von Wilhelm Sauer che Divi Blasii, in den Domen zu Erfurt, Magdeburg und (Frankfurt/Oder), Eberhard Friedrich Walcker (Ludwigsburg), Stendal, in der Thomaskirche Leipzig, der Stadtkirche St. Mi Georg Friedrich Steinmeyer (Oettingen), Hermann Eule chael Jena, der Predigerkirche Erfurt, dem Doberaner Mün• (Bautzen) und anderen renommierten Firmen dürfen heute ster und der Georgenkirche Eisenam, die Klais-Orgel der gleichfalls Denkmalsrang beanspruchen - das um so mehr, Berliner St. Hedwigs-Kathedrale, das von Sauer erbaute Werk als Kriegszerstörungen, Um- und Neubauten der fünfziger in der Wittenberger Stadtkirche und die Schuster-Orgeln in und sechziger Jahre unseres Jahrhunderts nur wenige dieser Schmalkalden, Bitterfeld, Gernrode und GörIitz sowie an Werke hinterlassen haben. Besonderes Interesse verdienen dere Instrumente aus den letzten zweieinhalb Jahrzehnten die von der elsässischen Orgelreform Albert Schweitzers be sind hervorragende handwerklich-technische und künstle• einflußten Werke in der Bachkirche Arnstadt (Steinmeyer) rische Leistungen, die den Vergleich mit Meisterwerken ver und in Ilmenau (Walcker). Aber auch die monumentale Sauer gangener Jahrhunderte nicht zu scheuen brauchen. Das gilt Orgel des Berliner Doms, mit 113 klingenden Stimmen auf nimt weniger für die neuen Orgeln in den staatlichen Kon vier Manualen und Pedal einst eine der Gipfelleistungen des zerthallen, insbesondere im Neuen Gewandhaus Leipzig Orgelbaus, 5011 weitestmöglich in ursprünglicher Gestalt wie (Schuke), in den Konzerthallen Frankfurt (Sauer), Magde d·ererstehen. burg (Jehmlich), Halle/Saale (Sauer), in der Stadthalle Karl Das Institut für Denkmalpflege beim Ministerium für Kul Marx-Stadt (Jehmlich) und demnächst im ehemaligen Schau tur der DDR stellt für die Restaurierung denkmalswerter Or spielhaus Berlin (Jehmlich). geln und ihrer Gehäuse nicht allein oft erhebliche finanzielle Zuschüsse bereit. Seine Sachverständigen, z. T. selbst Kir chenmusiker, stehen den auftraggebenden Kirchengemeinden Interpreten von hohem Rang und Kantoren und den ausführenden Orgelbaubetrieben be ratend und überwachend zur Seite. Eine wichtige Aufgabe Groß ist die Zahl fähiger Orgelinterpreten unter den Kir hat das Institut mit der Inventarisierung des Gesamtbestan chenmusikern der DDR. Einige von ihnen zählen zur inter des der historischen Orgeln in der DDR übernommen. Als nationalen Spitze und konnten, von der Künstleragentur der erstes Ergebnis liegt, von Dr. Ulrich Dähnert bearbeitet, seit DDR entsandt, sowohl in den sozialistischen Staaten wie in 1980 das Inventar der sächsischen Orgeln aus der Zeit bis der BRD, der Schweiz, Österreich, Italien, Frankreich, den etwa 1800 vor. Es muß ergänzt werden durch die Erfassung Niederlanden, den skandinavischen Ländern, Japan und den der im 19. und frühen 20. Jahrhundert erbauten Werke - USA hohes Ansehen erringen. eine sehr umfangreiche' Aufgabe, der sich der 1983 berufene Einzelne Repräsentanten der älteren und mittleren Gene Orgelbeauftragte der Arbeitsstelle Dresden des Instituts, Kan ration sind noch aus der Schule Karl Straubes hervorgegan tor Johannes Gerdes, widmen will. In den thüringischen Be gen wie Karl Frotscher in Dresden, Wolfgang Semrau in Wei zirken ist Dr. Hartmut Haupt (Jena) gegenwärtig mit der ßenfels und der vor allem als genialer Improvisator geschätzte Inventarisation befaßt. Für die Nordbezirke hat KMD Diet Merseburger Domkantor und -organist KMD Hans-Günther rich W. Prost (Stralsund) umfassende Vorleistungen erbracht. Wauer, die an den Kirchenmusikschulen in Dresden und Halle Die übrigen Gebiete harren noch des Bearbeiters. das verpflichtende Erbe ihres Lehrers an die junge Genera Seit etwa 1960 sind in wachsender Zahl neue Instrumente tion weitervermitteln, oder der Freiberger Domkantor KMD gebaut worden, von den heute volkseigenen Werkstätten in Hans Otto, der sich ebenfalls lange Zeit Verdienste um die Potsdam (Schuke), Frankfurt/Oder (Sauer), Dresden (Jehm Nachwuchsausbildung erworben hat. lich) und Bautzen (Eule) und von verschiedenen privaten Günther Ramin hatten u. a. der auch mit fundierten theolo Handwerksbetrieben, unter denen A. Schuster & Sohn (Zit gischen und musikwissenschaftlichen Arbeiten hervorgetre tau), Rudolt Böhm (Gotha), Karl-Heinz Schönefeld (Stadtilm), tene Berliner Marienkantor KMD Dr. Christoph Albrecht, der Gebrüder Voigt (Bad Liebenwerda), Gerhard Kühn (Merse Leipziger Thomasorganist Hannes Kästner, heute selbst Pro burg) und Wolfgang Nußbücker (Plau am See) als die lei- fessor an der Musikhochschule "Felix Mendelssohn Barthol- 30 31 dyCC, der Zwickauer Domorganist Günter Metz und KMD Jo preten hervorgebracht. Genannt seien Lisztpreisträgerin Ga hannes Schäfer (Erfurt) zum Lehrer. Mehrere namhafte Kir briele Wadewitz in Leipzig, die Konzertorganisten Felix chenmusiker und Orgelinter.preten der DDR absolvierten oder Friedrich in- Altenburg, Henry Scliädlich in Frankfurt/Oder, vervollkommneten ihre Ausbildung bei international führen• Martin Stephan in Erfurt und Sieghard Zitzmann in Gera den Erben und Fortsetzern der Straube-Ramin-Sdtule. Von sowie aus dem Kreis der Kirchenmusiker Hannelore Köhler, dem Ramin-Schüler Prof. Hans Heintze wurde KMD Eridt Organistin der Stadtkirche . in Weimar, KMD Christhard Piasetzki (Berlin) geprägt, der in den letzten Jahren in die Kirchner in Berlin, der Meißener Domkantor Andreas Weber, vorderste Reihe der international renommierten DDR-Inter Bachpreisträger KMD Gottfried Preller, Organist der Bach preten gerückt ist. Bei dem gleichen Lehrer und zeitweilig und Liebfrauenkirche in Arnstadt, der Eisenacher Georgen auch bei dem Straube-Schüler Wolfgang Reimann studierte organist ünd Dozent an der Kirchenmusikabteilung des Kirctt KMD Wolfgang Fischer, früher längere Zeit Domorganist in licllen Seminars KMD Wolfgang Platzdasch, KMD Albrecht Brandenburg und Berlin-Brandenburgischer Landeskirchen Dietl in Altenburg, KMD Dietrich Waglet: in Glauchau und musikdirektor, heute Kirchenrat in der Leitung der Evange Christian Glöckner in Meiningen. Die erwähnten Konzert lischen Kirche der Union/Bereich DDR und bis 1983 mehrere organisten sind häufig auch in den in kirchlichen Räumen Jahre lang Beauftragter für Kirchenmusik beim Bund der ver.anstalteten Orgelzyklen zu Gast. Evangelischen Kirchen in der DDR. KMD Friedrich Meinel Zur Berliner Orgelklasse von Prof. Joseph Ahrens gehör• (Potsdam), in gleicher Weise herausragend als Chorleiter wie ten u. a. Dr. Johanna Schell in Potsdam, KMD Konrad Wag als Orgelinterpret, verdankt seine künstl~rische Vervoll ner in Dresden, der Erfurter Domkantor KMD ' Wilhelm kommnung Prof. Michael Schneider, einem der bedeutendsten Kümpei, der überdies das Glück hatte, von Marcel Dupre in Schüler Karl Straubes. Der mecklenburgische Landeskirchen Paris persönlich unterwiesen ;' zu werden, Hans-Jürgen Is musikdirektor Winfried Petersen studierte bei Herbert Scl1Ulze. kraut (Berlin) und zeitweilig auch. KMD Dietrich W. Prost Aus der neueren Leipziger Schule, repräsentiert durch die (Stralsund). Die einstige Breslauer Orgelschule vertritt als Professoren Robert Köbler (t), Wolfgang Schetelich und Han einer ihrer letzten Repräsentanten KMD Heinz Sawade, nes Kästner, durch Werner Buschnakowski sowie in den fünf• mehr als drei Jahrzehnte lang verdienstvoller. Wahrer des ziger Jahren zeitweilig auch Ekkehard Tietze und Diethard Bachschen Erbes an Divi Blasii in Mühlhausen. Er studierte Hellmann, kamen u. a. Roland Münch, der improvisatoriscll bei KMD Otto Burkert, einem Freund und Vorkämpfer Max glänzend begabte Organist der Migendt-Orgel in Berlin Regers. Karlshorst, der Bautzener Domkantor KMD Gerhard Nöbel, Eine beträchtliche Zahl der heute in führenden Ämtern die Bachpreisträger Andreas Buschnakowski, Organist an St. tätigen Organisten ist aus der Kirchenmusikschule Halle her Jakobi in Karl-Marx-Stadt, Friedrich Kircheis in Dresden, vorgegangen, die ält'ere Generation noch aus der Klasse von Thomas Sauer, Organist der Berliner St. Hedwigs-Kathedra Prof. Heinz Wunderlidl. Die Jüngeren wurden u. a. von Jo- . le, Matthias Eisenberg, Gewandhausorganist in Leipzig, Jo hannes Sdläfer, Wolfgang Semrau, Helmut Gleim und Hans achim Daiitz, Organist der Konzerthalle "Georg Philipp Te Günther Wauer unterrichtet. Genannt seien im besonderen lemann ce in Magdeburg, und Kristiane Köbler (Leipzig), Heinrich Albrecht in Pirna, auch als Chorleiter bedeutend, weiter Gundei Zieschang und Holm Vogel, beide in Leipzig Bringfriede Baumgarten (Greifswald), Dieter Damm (Wer tätig, Siegfried Pr! tsche und J ohannes Gerdes in Dresden, nigerode), Irene Greulich, Kantorin und Organistin an St. Elisabeth Schubert in Suhl, Christoph Krummacher und Jo Wenzel in Naumburg, Emil Handke in Barth, Matthias Jacob, achim Vetter in Rostock, Michael Pohlt seit 1983 Domorganist der auch als Leiter des Potsdamer Oratoriendlores in der in Berlin, Wolfgang Rosenmüller .in Neubrandenburg, Eber Nachfolge von KMD Prof. Ekkehard Tietze hervorragende hard Kienast in Wismar und Ullrich Böhme in Karl-Marx~ Qualitäten beweist, Wolfgang Kupke in Nordhausen, KMD Stadt. Richard Lah in Ilmenau, Matthias .Passauer, Domorganist in Auch die Weimarer Hochschule, an der nach Prof. Michael Brandenburg, Almuth Reuther, Organistin an der Thomas Schneider nahezu vier Jahrzehnte lang der noch heute aktive kirche in Leipzig, Ekkehard Saretz in Torgau, Uthmar Sdlei KMD Prof. Johannes Ernst Köhler bahnbrechend wirkte und dig in Bad Frankenhausen, Hansjürgen Sdlolze, ' Kathedral gegenwärtig sein früherer Schüler Bachpreisträger Karl Rai organist in Dresden und Sachwalter der wiederaufgebauten ner Böhme die Fachrichtung Orgel leitet, hat namhafte Inter- großen Silbermann-Orgel' in der I einstigen Hofkirche, Hans- 32 33 Dieter Schöne in Werdau, der Nachfolger Prof. Herbert Col Industriegemeinde Bärenstein, wo sich ein Sing- und Musi lums im Amt des Dresdner Kreuzorganisten KMD Michael zierkreis unter Leitung von Kantor Günter Schubert vor Christfried Winkler (der seine Studien postgradual an der allem Michael Praetorius, dem bedeutendsten Meister evan Leipziger Hochschule, bei Prof. Jm Reinberger in Prag und gelischer Kirchenmusik vor Heinrich Schütz, widmet. Kirchen in speziellen Kursen bei den Professoren Gerd Zacher in musikalische Arbeitswochen und Interpretationsseminare, Essen und Jean Guillou in Paris fortsetzen konnte), Chri vom Bund der Evangelischen Kirchen und von einzelnen Lan stiane Werbs in Warnemünde und Burghardt Zitzmann in deskirchen veranstaltet, wollen die von Spezialisten gewon Gera. nenen Erkenntnisse zur Aufführungspraxis und zur Spiel weise der Instru~ente vergangener Epochen an einen mög• Klingende Zeugnisse aus zwei Jahrtausenden lichst breiten Kreis von Interessenten vermitteln und alle . auf diesen Gebieten tätigen Kirchenmusiker mit dem nötigen Der K.reis der in Gottesdienst und kirchenmusikalischen Wissen ausrüsten. Veranstaltungen aufgeführten Werke hat sich im Laufe der Längst haben die Kirchenmusiker gelernt, ökumenisch zu letzten drei Jahrzehnte in bemerkenswerter Weise gewan denken. Evangelische Kantoreien singen Messenwerke der delt und erweitert. Schütz, Buxtehude und ganz besonders großen Meister katholischer Muda sacra von Palestrina bis Bach stehen mit ihren Zeitgenossen nach wie vor im Brenn Bruckner. Katholisdle Chorleiter und Organisten beschäfti• punkt. Die Zahl der Aufführungen ihrer Werke ist noch im gen sich mit Werken, die ganz und gar von der lutherischen mer im Wachsen begriffen, da sich ihnen ständig weitere Tradition geprägt sind, nicht nur Schütz und Bach. Die im Chöre zuwenden. Das meistgesungene Werk überhaupt, katholischen Raum Italiens, Spaniens, Frankreichs und Bel Bachs Weihnachtsoratorium, erklingt in den Kirchen der DDR giens entstandene Orgel- und Chormusik von der Renaissance Jahr für Jahr mit steigender Tendenz weit über dreihundert bis in unser Jahrhundert, von Frescobaldi, Cabez6n, Ti mal. telouze, de Grigny, Couperin, Dandrieu, Charpentier bis hin Neben den genannten Meistern gewinnen lange Zeit ver zu cesar Franck, Lemmens, Widor, Guilmant, Gigout, Vierne, nachlässigte, aus zeitweiligen theologischen, liturgischen und Boellmann, Litaize, Dupre, Alain und vor allem Messiaen, musikhistorischen Bedenken ausgesparte Bereiche wieder an gewinnt allgemeines Interesse. Tschechische, polnische, unga Bedeutung. Das nahezu zwei Jahrtausende umspannende risdle Komponisten der Musica sacra und der Orgelkunst Erbe christlich-liturgischer Musik wird immer umfassender werden entdeckt und für die kirchenmusikalische Arbeit in in Besitz genommen und in das gegenwärtige kirchenmusika der DDR erschlossen. Die reichen musikalischen Schätze der lische und kulturelle Leben integriert - eine Pionierarbeit, Orthodoxie und der anglikanischen Kirche finden mehr und die in ihrem Wert nicht hoch genug veranschlagt werden mehr Widerhall. Für die Musik der Synagoge und des ost kann. Die Kirchenmusik der Luther-Zeit wird neu erschlos europäischen Judentums hat sich neben dem Leipziger Syn sen. Auch an die reichen überlieferungen des Mittelalters, agogalchor unter Helmut Klotz audl Günther Hoff mit dem von den frühen Zeugnissen der Mehrstimmigkeit und den Magdeburger Domchor mehrfach mit nachhaltiger Resonanz Organa von Notre Dame bis hin zu den Meisterwerken der eingesetzt. niederländischen Schulen um Dufay, Okeghem und Josquin Kleinmeister aus der Zeit nach Bach, dem Umkreis der des Pres, beginnt man sich wieder heranzutasten. Klassik und frühen Romantik rücken - nicht in jedem Falle An verschiedenen Orten haben sich, z. T. ganz spontan, mit Gewinn - in das Blickfeld. Aber audl Händel, Haydn Musizierkreise gebildet, die sich mit historischen Instrumen und Mozart sowie das deutsche und österreichische 19. Jahr ten des 16., 17. und frühen 18. Jahrhunderts um eine authen hundert mit Beethoven, Schubert, Mendelssohn, Schumann, tische Interpretation alter Musik bemühen, so etwa an der Liszt, Brahms, Bruckner an der Spitze erreichen eine noch Berliner St. Hedwigs-Kathedrale um Domkantor Michael vor zwei, drei Jahrzehn~en im kirchlichen Raum für völlig Witt, in Leipzig um die Kantorei St. Nikolai unter KMD undenkbar gehaltene Wirkung. Reger behauptet seine Posi Wolfgang Hofmann, in Belzig um Thea Labes, in der ost tion unumstritten und findet auch mit seinen Chorwerken thüringischen Kleinstadt Auma von Oberpfarrer Dr. Rein zunehmend ·Widerhall. Neben ihn treten Karg-EIert, Fähr• hold Krause, einem ausgezeichneten Spezialisten für histori mann, Hoyer und einige weitere Kom'Ponisten der Zeit vor sche Blasinstrumente, initiiert, und in der erzgebirgisdlen und nach 1900. Auch Rheinberger, Töpfer, Ritter, Merkel und 34 35 andere um die Jahrhundertwende ' hochgeschätzte, dann aber Der Einbruch des Jazz, B~at und Pop in die Kirchenmusik lange Zeit, kaum' beachtete Tonsetzer, erleben eine - wenn blieb mehr oder weniger Episode. Er hat Spuren' hinterlas auch begrenzte ,- Wiedergeburt, , sen, auch im kompositorischen Schaffen, aber es sind haupt Deutlich wird in der Programmgestaltung, vor allem der sächlich Jugendkreise, die sich 'dieser Art Musik widmen. Orgelmusiken, das Streben, der ständigen Wiederkehr' des Nur an wenigen Orten 'arbeiten professionelle Kirchenmusi Gleichen und den damit verbundenen Gefahren der Routine ker fördernd oder selbst ausübend mit. Die Gefahr des aus dem Wege zu gehen, In diesem Sinne ist wohl auch' die Dilettantismus läßt sich dadurch kaum ausschließen. Die Re in den letzten Jahren so ungemein populär gewordene Kom serve vieler Kirchenmusiker ist zu ,einem Teil darauf zurück• bination der Orgel mit anderen Instrumenten - wie Flöte, zuführen, daß ihnen von der Ausbildung her die notwendigen Oboe, Horn, Posaune und vor allem Trompete - zu verste Voraussetzungen fehlen. Teilweise - und das betrifft insbe hen, die freilich nur in wenigen Fällen,auf Originalkomposi sondere Vertreter der älteren Generation - halten sie aber tionen zurückgreifen kann und großenteils a1Jf - ,gelegentlich auch grundsätzliche Erwägungen von einer Mitarbeit ab, die fragwürdige - Arrangements angewiesen ist. ihnen eine derartige Form des Musizierens mit der Würde Bedenklich erscheint, daß sich mit der Aufwertung bisher des sakralen Raums unver~inbar erscheinen lassen. wenig gepflegter oder völlig abgelehnter Bereiche des 19. und , Einen breiten eigenen Raum innerhalb der kirchenmusika frühen 20. Jahrhunderts die Abkehr von den verdienstvollen lischen Arbeit nehmen die Posaunenchöre ,ein. Sie werden Erneuerern der Kirchenmusik aus den zwanziger und frühen nur zu einem Teil von Kirchenmusikern geleitet und sind dreißiger Jahren, Johann Nepomuk David, Hugo Distler, organisatorism der Inneren ,Mission zugeordnet. 1961 wurde Ernst Pepping,' Günter Raphael und anderen, verbindet. eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen, die die Posau überhaupt ist eine gewisse ·Abstinenz gegenüber dem neue nenwerke und -missionen der evangelischen Kirchen zusam ren Schaffen zu beobacl1ten. Nur wenige Chöre' und Organi menfaßt. Sie vereint gegenwärtig mehr als 1600 Bläserchöre sten haben bisher den Mut gefunden, sich mit aller Konse mit annähernd 15 000 Einzelmitgliedern. Diese Arbeitsge quenz in den Dienst der Musica sacra nova zu stellen, an der meinscl1aft hat etwas erreicht, was in den übrigen Bereichen Spitze die Meißner Kantorei, der Merseburger Domkantor der kirchenmusikalischen Arbeit bisher Wunschtraum geblie Hans-Günther Wauer, der Dresdner Kreuzorganist Michael ben ist: Sie veranstaltet seit 1970 etwa alle fünf Jahre zen Christfried 'Winkler, Hansjürgen Scl1olze, Domorganist der trale Bläsertage, an denen Bläser aus sämtlichen Posaunen Kathedrale in Dresden, Matthias Jacob in Potsdam, Wolfgang werken der evangelischen Landes- und Freikirchen teilneh Tretzsch in Berlin, der Weimarer Publizist und Organist Mi men. Ihre Entwicklung spiegelt eindrucksvoll die wachsende chael- von Hiritzenstern mit seinem "Ensemble für intuitive Wirkung und Ausstrahlung wider. Zählte das erste Bläserfest Musik" und einige wenige Kirchenmusiker, die selbst als 1970 in Magdeburg 1200 Teilnehmer, waren es in Stralsund Komponisten hervorgetreten sind, wie Dr. Günter Vogel in 1976 1500 und in Dresden 1980 nicht 'weniger als 5600 Mit Erfutt, Domkantor Paul Eberhard Kreisel in 'Zwick'au Lothar wirkende. Bei der Abschlußveranstaltung auf der Dresdner Graap in Cottbus und Volker Bräutigam in Leipzig. ' Elbwiese mit der Uraufführung von Paul Eberhard Kreisels Daß das Engagen;lent für Neues, Vergessenes, Unbekanntes "Te Deum '80" waren rund 20000 Bläser und Zuhörer ver nicht immer in verdienter Weise honoriert wird, sollte man sammelt. Das vierte DDR-Bläsertreffen soll 1985 in Halle nicht verschweigen, Nicht selten sind die Kirchen und Ge (Saale) stattfinden. meindesäle nur mäßig besucht, wenn derartige Werke, auch Für die Aus- und Weiterbildung der Bläser und der Chor Neuentdeckungen aus vergangenen Jahrhunderten, aufge leiter sorgen die einzelnen Posaunenwerke bzw. -missionen führt werden. Darin ist zweifellos ein Grund für den man in großzügiger Weise. Sie geben in Zusammenarbeit mit der gelnden Mut vieler Kirchenmusiker zu suchen. Auch die nicht Evangelischen Verlagsanstalt und anderen Verlagen auch die selten eminenten Schwierigkeiten neuer Werke im Hinblick benötigten Noten- und Studienmateriallen heraus. Die Blä• auf Interpretation und' Rezeption hemmen ihre Verbreitung. serchöre widmen sich vielseitigen Aufgaben. Sie wirken in Es gibt jedoch auch gegenteilige Beispiele, die beweisen, daß Gottesdiensten ebenso mit wie bei festlichen Anlässen beson sich mit beharrli'cher Erziehungsarbeit in Chor und Gemeinde derer Art. Sie geleiten Verstorbene zur letzten Ruhe, geben sehr wohl Aufgeschlossenheit für neue und unbekannte Wer alten und kranken Menschen Mut und' Zuversicht. In vielen ke wecKen läßt. Städten hat sich noch, besonders in der Adventszeit, der 36 37 Christ- und Silvesternacht, der schöne alte Brauch des Turm hard Knechtei, Kantor an den Neinstedter~ Anstalten, .hervor blasens lebendig erhalten. zuheben. Ihr z. ~ T. sehr umfangreiches Oeuvre umfaßt nahezu alle Bereiche des gottesdienstlichen Musizierens, vom Orato rium,.. von der Messe. und Passion bis zuin ,großangelegten.liM Fruchtbares kompositorisches Schafl'en turgischen und freien Orgelwerk. Als Liedschöpfer von ein dringlicher Gestaltungskraft'sind vor allem Johannes Petzold,. Das kompositorische Sdlaffen auf dem Gebiet der Musica Theophil Rothenberg, Volker Ochs und .' Gerhard Neumann; sacra hat in der DDR bisher wohl noch keine Werke vom Landessingwart der mecklenburgischen Kirche, zu nennen. Range etwa der Psalmensinfonie oder der Messe von Igor Geglückte Versuche für die Kinderchorarbeit, Kantaten, Lie Strawinsky, des War Requiem von Benjamin Britten oder derspiele, . sind u. a. Susanne Lemcke, Hanne-Lore Friedrich, der Lukaspassion von Krzysztof Penderecki hervorgebracht. Wolfgang Elger und Detlef Scl10ener ZU' danken:' Es erweist sich aber audt in der Gegenwart als produktiv 4uf katholischer Seite hat Kurt Grahl; Schüler und Nach und gewinnt immer wieder die Kraft zur Erneuerung aus folger,Georg Trexlers im Amt des Kirchenmusikdirektors der sich selbst. Viel, sehr viel ist vor allem an gottesdienstlicher Leipziger Propstei, ein Werk von imponierender Fülle vor Gebrauchsmusik geschrieben worden, für die unterschiedlich gelegt, das vom Kinderchorsatz bis zu großen· Formen für sten Chorbesetzungen, für Orgel und Bläser, fast stets von Chor 'und Orgel reicht. Wie sein Lehrer und einige weitere ausübenden Kirchenmusikern, in der Praxis erprobt und zu profiiierte katholische Kirchenmusiker. Dr. Johanna Schell in einem Teil auch im Druck erschienen. Potsdam, KMD Wilhelm Kümpel in 'Erfurt· und KMD Kar! über die DDR-Grenzen hinaus sind insbesondere einige J.onkisch in Görlitz, hat er auch durch Neuvertonun~en litur heute nicht mehr lebende Komponisten bekannt geworden: gismer Stücke, Sätze zu Gesängen des " Gotteslobs" und neue Rudolf Mauersberger, mehr als vier Jahrzehnte lang Kreuz Liedsdlöpfungen dazu beigetragen, das :Reformwerk ces kantor in Dresden, mit seinem bereits erwähnten .. Dresdner II: Vatikanischen Konzils auf dem Gebiet der Liturgie \in die Requiem", seiner .. Geistlichen Sommermusiku und einer kir:chenmusikalische Praxis-umzusetzen. Lukaspassion; Eberhard Wenzel mit seinem Oratorium "Ber Daneben wären viele weitere Namen von 'Kircl1enmusikern ge des Heils" und vielen weiteren Werken; Johannes Wey zu 'nennen, die' mit Liedweisen, Werken für das gottesdienst rauch mit seiner "Missa pauperum ",Orgelpartiten über Lie liche ' ·Musizieren, für die Kinderchorarbeit und z. T . auah mit der des Kirchenjahres und einer Johannespassion, Herbert umfangreichen Chor- ' und Orgelkompositionen hervorgetre Collum mit weit ausgreifenden, für ihre Zeit klanglich unge ten . sind, aus der älteren Generation etwa Otto Abel, Pau! 1 wöhnlich kühnen Orgel- und ChorSchöpfungen, auf katho Geilsdorf, Hans Georg Görner, Günther .Marks, Bruno He lischer Seite Georg Trexler mit Messen und Propriumsverto roldt, Helmut Thömer, Hans Helmut Ernsti von den heute nungen, einem Te Deum nach der deutschen übertragung Ro im Dienst Stehenden Dr. Günter Vogel und Gerhard Häuß• mano Guardinis, der Kantate "Metanoeite" nach Werner Ber ler in Erfurt, Johannes Muntschick in ~ Leipzig, Konrad Bräu• gengruens "Dies irae" und expressiven Orgelwerken nach tigam in Gotha, Dietrich Barth in Markkleeberg, Winfried gregorianischen und Bruckner-Themen. Von Wilhelm Weis Petersen in Schwerin, Erhard Anger in Oscl1atz, Wolfram mann, der als Cheflektor der Edition Peters und Professor Zöllner in Dresden, Eberhard Egermann· in Bautzenr Hans für Komposition an der Musikhochschule in Leipzig tätig war, Jürgen Iskraut in Berlin, Eike Reuter 'in Jena. Hartrnut werden eindrucksvolle Psalm vertonungen und Motettenwerke Grosch in· Anklam und Hartmut Bietz in BerUn. bis heute häufig gesungen. Die Mehrzahl der bisher Genannten knüpft an die Errun Von den gegenwärtig Schaffenden sind Herbert Gadsch, genschaften der ersten Komponistengeneration der kirctlen Herbert Peter, Manfred Schlenker und aus der Generation musikalischen Erneuerungsbewegung seit 1925 an und zeigt der um 1930 Geborenen vor allem die Domkantoren Reinhard sich zum überwiegenden Teil bestrebt, die Brücken zur TraM Ohse (Naumburg) und Paul Eberhard Kreisel (Zwickau), fer dition, zum Hörer, zur Gemeinde nicht abzubredlen, sondern ner Lothar Graap, Kirchenmusikdirektor in Cottbus, Volker eine Musik zu schreiben, die ohne Verständnishilfe rezipiert Bräutigam, Kirchenmusiker in Leipzig, Dr. Christoph AI und nicht nur von Spitzenchören aufgeführt werden kann. brecht, Kirchenmusikdirektor an der Berliner Marienkircl1e, Unter der jüngeren Generation mehren sich die . Versuche. Andreas Muntschick, Kantor in Berlin-Mahlsdorf, und Ekke- neue· Klangräume >auszuschreiten und ·neuerworbene kompo.l. 38 39 sitorische Ted1niken zu erproben. Hier wären etwa die von Erbes auch neue Kompositionen herauszugeben, soweit sie der Meißner Kantorei uraufgeführten Chorkompositionen des breiteres Interesse für sich beanspruchen dürfen. Die Evange Dresdner Paul-Dessau-Meisterscllülers Jörg Herchet zu nen lische Verlagsanstalt Berlin hat in ihrer von Hartmut Bietz nen, die freilicll an die Ausführenden hödlste Anforderungen geleiteten Kirchenmusikabteilung inzwischen einen umfang stellen und daher bislang nur wenige Interpreten gefunden reichen Katalog vorzuweisen, der neben Sammlungen und haben. In neuerer Zeit· hat sich ein junger Thüringer Kirdlen Einzelwerken gottesdienstlicher Gebrauchsmusik aus Vergan musiker, Helmut Zapf in Eisenberg, geprägt zunächst durdt genheit und Gegenwart auch Handreichungen zur kirchen Johannes Petzold an der Kirchenmusiksdlule Eisenach, seit musikalischen Arbeit und Grundlagenwerke zur Liturgik, 1982 Meisterschüler an der Akademie der Künste der DDR Hymnologie und Kirchenmusikgeschichte verzeichnet. Der ka bei Georg Katzer, für eins seiner Werke mit dem Hanns tholische St. Benno-Verlag in Leipzig will seine in den fünf• Eisler-Preis des Rundfunks der DDR ausgezeichnet, mit neu ziger und frühen semziger Jahren unter der Verantwortung artige Mittel verwendenden Kompositionen biblischer Texte, von Prof. Georg Trexler schon einmal sehr aktive Kirmen unter Einsatz auch von Live-Elektronik, zu Wort gemeldet. musikproduktion, erneut ausbauen und konnte dafür Trexlers Demgegenüber gibt es nadl wie vor - im evangelischen wie Nachfolger KMD Kurt Grahl als Berater gewinnen. im katholischen Lager - Versuche, im besonderen von Lie Die Kirchenmorwerke der evangelischen Landeskirchen in dermachern, Elemente des Negro Spiritual oder der Unter der DDR und ihre Arbeitsgemeinschaft geben selbst .Lied haltungsmusik, des Jazz, des Beat, in das gottesdienstliche und Chorblätter und neuerdings auch umfangreichere Ver Musizieren einzubringen. Bei den Evangelischen Kirchentagen öffentlichungen - so im Jahre der Martin-Luther-Ehrung u . a. im Zeichen der Martin-Luther-Ehrung des Jahres 1983 wurde ein Chorbuch' zu Liedern der Reformation - heraus, z. T. in wiederum eine ganze Reihe derartiger "neuer" Lieder vorge Z14iammenarbeit mit dem VEB Deutscher Verlag für Musik stellt und z. T. audl auf einer Schallplatte publiziert - von in Leipzig, der nicht nur die zahlreiche kircltenmusikalische den zumeist jugendliChen Hörern teils kritisch, teils auch mit Schöpfungen einschließenden Gesamtausgaben der Werke von Beifall entgegengenommen. Wie weit diese Lieder über den Samuel Scheidt, Dietrich Buxtehude, Johann Sebastian Bach, Tag hinauswirkende Kraft besitzen und womöglich einmal Georg Friedridl Händel, Wolfgang Amadeus Mozart und Fe Ansprudl erheben dürfen, in das künftige Kirchengesangbuch lix Mendelssohn Bartholdy betreut, sondern auch Chor- und Aufnahme zu. finden, bleibt freilich abzuwarten. Die Mehr Orgelwerke von Kircltenmusikern der Gegenwart in Sammel zahl der bisherigen Produktionen ähnlicher Art erwies sidl und EinzelveröffentlidlUngen herausbringt. Der VEB Edition jedenfalls als sehr kurzlebig, da allzu rasch wechselnden und Peters Leipzig hat in praktisdlen Ausgaben eine Reihe der vergehenden Moden unterWorfen. bedeutendsten sakralen Chor- und Orgelwerke des 17., 18. Auch andere wie Herchet nicht im Dienst der Kirche ste und 19. Jahrhunderts verlegt und schenkt auch dem Gegen hende' Komponisten haben in den letzten Jahren in wadlsen wartssdlaffen, im besonderen auf dem Gebiet der Orgel, Auf dem Umfang Werke für den sakralen Raum und die Orgel merksamkeit. Der traditionsreichste deutsche Musikverlag, geschrieben: Rainer Kunad, die einstigen Weyrauch-Schüler der VEB Breitkopf & Härtel in Leipzig, 1719 gegründet, hat Siegfried Thiele und Lorenz Stolzen bach, Manfred Weiss, die kirdJ.enmu~ikalische Erneuerungsbewegung der zwanziger Christfried S 40 41 auch aktiv mitvollziehend auf , sich ~ wirken zu lassen, und da ·Aufga.be 'und Verpftiehtung mit eng verbunden die spürbar erhöhte Opferbereitschaft, ihre Aufführungen mitzutragen; die in Zahl und Leistungs So fragmentarisch diese Bestandsaufnahme zwangsläufig verp1ögen erneut wachsend~n Potenzen der auf kirche.nmUSi bleiben muß:·Sie belegt .hinlänglich, daß das kirdlenmusika kalischem Gebiet tätigen Kräfte; das im fortschreitenden lische Leben und Schaffen in der DDR - im Ganzen gesehen Lernprozeß auf der Grundlage des 6. März 1978 n~u gewon - kein Zeichen von Krise~ 'Stagnation oder gar Rückgang nene Vertrauensverhältnis zwischen Staat und Kirche und zeigt, sondern sich vielfältig und reim entwickelt. Diese·Ent das vertiefte Wissen um die Marxisten und Christen gemein wicklung verläuft in von Ort zu Ort oft sehr unterschiedlicher sam gebotenen humanistischen Aufgaben sowie nicht zuletzt Intensität und· Kontinuität - je nach der Einsatzfähigkeit .die eindeutig bekundete Bereitsß1aft der Kulturpolitik un und -bereitschaft der Kräfte, die die kirchenmusikalische Ar seres sozialistischen Staates, auch jene Bereiclle des kultu beit tragen, dem 'Grad ihres Engagements und der Aufge rellen Erbes als für die Gegenwart wichtig anzuerkennen und schlossenheit, die sie in ihrer Gemeinde finden oder zu wecken zu pflegen, die aus christlicher Ethik und Tradition erwach verstehen. sen sind. Fest steht jedoch: Die Kirchenmusik hat sich weit über den In diesen. Faktoren liegt eine großartige Chance für . das Gottesdienst hinaus als notwendig und wertvoll, ' ja für den kirchenmusikalische Schaffen in unserem Lande, die Verhei künstlerischen Reichtum unseres Landes als unverzichtbar ßung seines weiteren Aufblühens. Nnd immer erneut wird erwiesen. Ihre Aufgabe ist von bleibender Bedeutung, da sie von Orgeln, Chören und Orchestern die Bitte musikalisch ge die Kraft hat, intensiver, als' das gesprochene Wort es ver staltet und so zugleich die Kraft, das Menschenmögliche zu mag, auf den Mensrhen einzuwirken und sein Inneres zu be ihrer Verwirklichung beizutragen, gestärkt werden - die wegen. Gerade auch sie ist gefordert, dem Evangelium ·des Bitte in der sich christlicher Dienst wie gesellschaftliche Mit Friedens und der Gerechtigkeit Ausdruck und Nachdruck zu vera~twortung des Kirchenmusikers gleichermaßen verbin verleihen .. da es mehr denn je darum geht, den Kräften der den: Dona nobis Pacem - Herr, gib uns Frieden ewiglich. Vernichtung mit aller Entscp,iedenheit entgegenzutreten) den Friepen der Welt· zu bewahren und im Einklang -mit dem göttlichen Gebot der Nächstenliebe eine menschliche -Welt ohne Krieg, ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu schaf fen. Wo Kirchenmusiker diese ihre Verantwortung erkennen und wahrnehmen, wo sie die Aufgabe des Christen, für an dere dazusein, auch als ihren Auftrag begreifen, werden sie stets ein 'reiches Wirkungsfeld finden. Die sozialistische Ge sellschaft wird ihnen Achtung und Anerkennung für ihren Einsatz zur Bereicherung des geistig-kulturellen Lebens, zur Weckung künstlerischer Potenzen und kreativer Fähigkeiten entgegenbringen. Die Aufgaben sind groß. Das Gedenkjahr 1985 für Schütz, Bach und Händel fordert alle Kräfte. Das in Vorbereitung befindliche neue Gesangbuch der evangelischen Kirche bedarf zu gegebener Zeit der Erprobung und Einführung. Groß sind aber auch die Möglichkeiten, und sie werden noch längst nicht in vollem Maße genutzt. Wer die Entwicklung der leUten Jahrzehnte 'aufmerksam verfolgt hat und mit wachem Be wußtsein erlebt, was sich heute vollzieht, wird bereit sein, von einem neuen "Kairos Die vorliegende Darstellung kann nur in großen Zügen die In der Reihe "Hefte aus Burgscb.eldungen" erschienen zuletzt: wesentlichsten Aktivitäten zu erfassen und zu ordnen suchen,' die in der DDR.auf kirchenmusikalischem Gebiet zu verzeich nen sind. Vieles muß leider unberücksichtigt bleiben, was ebenfalls eine Würdigung verdient hätte. Sie greift in Teilen 214 Wolfgang Beyl, Chancen des Friedens - Betrachtungen auf vorausgegangene Verö.ffentlichungen des Verfassers in nach der Weltkonferenz .. Religiöse Vertreter für die der Evangelisdlen Monatssdldft STANDPNNKT, Heft 12/ Rettung der heiÜgen Gabe des Lebens vor einer nuklea 1979, und im Bulletin 1/1983 des Musikrats der DDR zurück. ren Katastrophe" Wenn sie einen Eindruck von dem Reichtum und der Vielge staltigkeit des kirchenmusikalischen Lebens und Schaffens in 215 Carl Ordnung, Christen in der Friedensbeweg~ng - Zu der DDR zu geben vermag, ist ihre Aufgabe erfüllt. Weiter Position und Aufgabe der Christlichen Friedenskonfe gehende Aufschlüsse müssen einer in Arbeit beflndlichen um renz (CFK) fassenden Bestandsaufnahme und kritischen Sichtung über• ,lassen bleiben. 216 Günter Wirth, Friedensprogramm gegen Kreuzzugspläne 217 Gerald Götting, Huldrydl Zwingli - Zum 500. Geburts tag des Schweizer Reformators 218 Helmut Lilck, Vancouver 1983 - Zum Ertrag der VI. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen • Vertrieb an den Buchhandel durch Union Verlag (VOR) Berlin 44