Europaschutzgebiet Untere Traun
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Europaschutzgebiet Untere Traun Managementplan Managementplan für das Europaschutzgebiet „Untere Traun“ AT3113000 Auftraggeber: Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abt. Naturschutz Bahnhofplatz 1, 4021 Linz Projektleitung: Dr. Alexander Schuster Auftragnehmer: coopNATURA - Büro für Ökologie & Naturschutz Pollheimer & Partner OG Geschäftsstelle Tirol: Finkenberg 14a, 6063 Rum bei Innsbruck Geschäftsstelle Niederösterreich: Kremstalstraße 77, 3500 Krems [email protected] www.coopnatura.at Autoren: Mag. Werner Weißmair (Technisches Büro für Biologie) Mag. Martin Pollheimer (coopNATURA) Dr. Alexander Schuster (Amt d. Oö. Landesregierung) Unter Mitarbeit von: Mag. Ingrid Schmitzberger (coopNATURA) Zitiervorschlag: Weißmair, W., M. Pollheimer & A. Schuster (2011): Managementplan für das Europaschutzgebiet „Untere Traun“ AT3113000. Im Auftrag der Abteilung Naturschutz, Amt der OÖ Landesregierung. Kurzfassung Das Europaschutzgebiet „Untere Traun“ AT3113000 wurde im Jahr 1998 auf Grundlage der Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie) als „Besonderes Schutzgebiet“ bzw. Vogelschutzgebiete nominiert. Es ist damit Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000, das der Erhaltung gefährdeter Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten dient. Gebietsinformation Das etwa 2.310 ha große Vogelschutzgebiet liegt in den politischen Bezirken Gmunden, Vöcklabruck, Wels-Land, Kirchdorf und Magistrat Wels. Folgende 16 Gemeinden haben Anteil am Schutzgebiet (in Klammer die Prozentanteile): Gschwandt (0,94%), Ohlsdorf (8,00%), Laakirchen (3,26%), Roitham (5,67%), Desselbrunn (3,68%), Rüstorf (2,51%), Stadl Paura (10,09%), Bad Wimsbach-Neydharting (8,08%), Steinerkirchen (3,42%), Fischlham (17,99%), Steinhaus (4,57%), Edt bei Lambach (14,28%), Gunskichen (8,59%), Wels (4.03%), Sipbachzell (0,12%) und Kremsmünster (4,76%). Das Europaschutzgebiet Untere Traun wird maßgeblich vom Traunfluss geprägt, welcher das Gebiet in Nord-Süd-Richtung von Gmunden bis Wels durchfließt. Weiters zählen zum Gebiet das Untere Almtal, von der Mittleren Au bis zur Mündung, und die Schacherteiche bei Kremsmünster. Das Schutzgebiet liegt auf einer Seehöhe von etwa 310 bis 460 Metern und damit in einer klimabegünstigten Lage in Oberösterreich. Die Traun besitzt im Vergleich zu anderen Flüssen dieser Größe in Oberösterreich einen sehr bedeutenden Anteil an Fließstrecken. Im flussaufwärtigen Abschnitt des Gebietes fließt die Traun durch ein Engtal von Gmunden bis Stadl Paura; neben gut strukturierten Fließstreckenabschnitten bilden hier extensiv genutzte naturnahe Waldflächen an den Einhängen sowie Konglomeratfelsen und Hangrutschungen die aus Sicht des Vogelschutzes bedeutendsten Lebensräume. Anschließend erweitert sich das Trauntal zwischen Lambach und Wels und bildet eine gut einen Kilometer breite Austufe aus. Die Fließstrecke der Traun wird hier nur an einer Stelle durch den Rückstau der Welser Wehr unterbrochen und wird durchgehend von einem bereichsweise gewässerreichen Auwaldgürtel gesäumt. Besonders naturnah ausgebildet sind die Hangwälder, die das Tal linksufrig zur Welser Heide und rechtsufrig zur Traun-Enns- Platte begrenzen. Eine Vielzahl weiterer bedeutender Lebensräume von natürlichen Trockenstandorten in der Au bis zu Sumpfwäldern sowie eine bereichsweise reich strukturierte Kulturlandschaft mit Magerwiesen und Obstgärten charakterisiert diesen Abschnitt. Durch die Regulierung der Traun erfolgte seit 1870 zwischen Lambach und Linz eine deutliche Eintiefung der Traun in die quartären Sedimente, die aber im Europaschutzgebiet im Vergleich zu Abschnitten flussabwärts von Wels deutlich geringer verblieb. Durch die deutliche Verbesserung der biologischen Gewässergüte der Traun seit Ende der 1980er Jahre, Errichtung von Fischaufstiegen an Wehranlagen und ein im Jahr 2008 begonnenes Renaturierungsprojekt, das zugleich ein Hochwasserschutzprojekt darstellt, verbessert sich aktuell die ökologische Situation an der Traun. Managementplan Der Schutzzweck eines Europaschutzgebietes ist die Erhaltung oder gegebenenfalls Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands der Schutzgüter dieses Gebietes. 1 von 270 Das sind in einem Vogelschutzgebiet die vorkommenden Vogelarten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie und bedeutende Zugvogelarten. Die Schutzgüter eines Natura 2000 - Gebietes, werden in einem Standarddatenbogen aufgelistet. Der Managementplan für das Europaschutzgebiet "Untere Traun" dient als fachliche Grundlage für die Erreichung der Ziele dieses Europaschutzgebietes. Die Vorkommen der zu schützenden Vogelarten und ihrer Habitate werden erhoben und in Schutzgutkarten dargestellt. Die im Managementplan getroffenen Regelungen bzw. Maßnahmenvorschläge beziehen sich auf jene Flächen innerhalb des Europaschutzgebietes, die ein bedeutendes Habitat einer Vogelart des Anhang I Vogelschutzrichtlinie oder einer bedeutenden Zugvogelart sind. Diese Flächen werden im Managementplan dargestellt. Für jede Art werden konkrete Schutzziele auf Ebene des Gesamtgebietes festgelegt und Maßnahmen entwickelt, die zur Erreichung dieser Ziele notwendig sind. Grundlage für die Definition der Schutzziele ist die erste vollständige Erhebung einer Art im Gebiet seit 1995, dem Beitrittsjahr Österreichs zur Europäischen Union. Diese Ergebnisse und spätere Folgeuntersuchungen führen zur Ableitung realistischerweise zu erhaltender oder zu erreichender Brut- bzw. Rastvogelbestände innerhalb des Gebietes. Bei der Umsetzung der Ziele des Europaschutzgebiets wird versucht, die Interessen der Grundeigentümer und Bewirtschafter mit jenen des Naturschutzes bestmöglich in Einklang zu bringen. Ein wichtiges Instrument für die Umsetzung dieser Maßnahmen ist der in Oberösterreich bereits bewährte Vertragsnaturschutz. Die konkrete Umsetzung der Schutzmaßnahmen erfolgt in erster Linie über speziell auf das Gebiet abgestimmte Maßnahmenpakete bzw. land- und forstwirtschaftliche Förderprogramme. Es ist das erklärte Ziel der oberösterreichischen Landesverwaltung, Bewirtschaftungsverträge mit den Grundeigentümern abzuschließen. In diesen werden jene Maßnahmen geregelt, die Einfluss auf die vorkommenden Vogelarten haben. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, den Erhaltungszustand eines Schutzgutes innerhalb des Gesamtgebietes langfristig zu verbessern. Sie können aber auch einen – rechnerischen - Ausgleich darstellen, wenn durch Nutzungen in anderen Bereichen der Erhaltungszustand von Teilflächen verschlechtert wird (Bilanzsystem). Diese Maßnahmen und der Abschluss entsprechender Verträge sind für den Grundeigentümer freiwillig. Die Landesverwaltung ist bestrebt, durch entsprechend attraktive Angebote möglichst viele und aus naturschutzfachlicher Sicht wertvolle Flächen auf diese Weise zu entwickeln und zu sichern. Bewirtschaftungserschwernisse oder Ertragseinbußen werden dabei finanziell entschädigt. Die Entschädigungsrichtlinie des Landes Oberösterreich vom Juli 2006 über Entschädigungsleistungen in Schutzgebieten ist die Grundlage der Vereinbarungen mit den betroffenen Grundeigentümern. Abgesehen von Maßnahmen bzw. Bewirtschaftungsmaßnahmen sind in einem Europaschutzgebiet Pläne oder Projekte daraufhin zu prüfen, ob durch sie das Schutzziel des Gebietes erheblich beeinträchtigt wird (Naturverträglichkeitsprüfung). Ergibt die Prüfung eine erhebliche Beeinträchtigung, so muss weiters geprüft werden, ob Alternativlösungen bestehen und wenn nicht, ob andere überwiegende öffentliche Interessen vorliegen. Liegen diese vor, so kann der Plan oder das Projekt durchgeführt werden, es sind aber geeignete Ausgleichsmaßnahmen zur Erhaltung der betroffenen Schutzgüter festzulegen und weiters muss über das Ergebnis dieser Prüfung die Europäische Kommission unterrichtet werden. Gemäß Art. 7 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie erlangen nach der Erklärung oder Anerkennung eines besonderen Schutzgebiets gemäß Art. 4 Vogelschutzrichtlinie durch 2 von 270 einen Mitgliedsstaat hinsichtlich der Durchführung einer Naturverträglichkeitsprüfung die Verpflichtungen nach Artikel 6 Absätze 2, 3 und 4 der FFH-Richtlinie Geltung. Schutzgüter des Europaschutzgebietes Untere Traun Nachfolgend werden bedeutende im Europaschutzgebiet vorkommende Schutzgüter (Vogelarten) stark vereinfacht gruppiert nach Großlebensräumen angeführt. Fließgewässerarten Fischadler, Gänsesäger, Schellente, Flussuferläufer, Flussregenpfeifer, Eisvogel, Uferschwalbe Arten stehender Gewässer mit Verlandungszonen Rohrdommel, Graureiher, Silberreiher, Nachtreiher, Schnatterente, Tafelente, Rohrweihe, Wasserralle Waldarten Schwarzstorch, Uhu, Wespenbussard, Baumfalke, Schwarzspecht, Hohltaube Kulturland-Arten Gartenrotschwanz, Feldschwirl, Grauschnäpper, Raubwürger, Jagdlebensraum verschiedener Greifvogelarten wie Rohrweihe, Wanderfalke, Baumfalke Maßnahmen Maßnahmen auf Lebensraumebene Fließgewässer • Erhalt der Fließstreckenabschnitte an der Traun und der Alm. • Fortführung lokaler Revitalisierungsmaßnahmen der Flusslandschaft an der Traun und Alm z.B. im Rahmen von Hochwasserschutzmaßnahmen (Aufweitungen und Inselbildungen, Altarmanbindung, Zulassen von Uferanrissen). • Punktuelle Maßnahmen am Flussufer der Traun und Alm: Kleinräumiges Entfernen von Blocksteinen oder Hangsicherungen, wo dies nicht unbedingt für die Objektsicherung notwenig ist; Belassen kleinerer Uferanrisse nach Hochwässern und Ablösung landseits angrenzender Grundstücke. • Sicherung der guten Wasserqualität. • Lenkung der Freizeitnutzung an renaturierten Traunabschnitten (z.B. Anlage von Inseln). • In den Kernbereichen der Vorkommensgebiete der Schellente (Traun zwischen Lambach