Z 8398 CX Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 9. Februar 1978

• FINANZEN Zusammenbruch Die Schuldenlawine tickt — auf Raten Ausgaben sind zu hoch. Seite 5 • DDR Diese sogenannte Regierungsumbildung ist Ost-Berlin wird als Verhand- ein Stück Zusammenbruch der Bundes- lungspartner zunehmend regierung auf Raten. Die neuen Köpfe im handlungsunfähiger. Seite 7 Kabinett machen die Regierung nicht handlungsfähiger, stellt fest. • NEUTRONEN- Das Vertrauen der Bürger in die SPD/FDP- WAFFE Regierung ist ohnehin zerstört worden. SPD-Bundesgeschäftsführer Das fing an mit dem Rentenbetrug und endet läuft Amok. Seite 8 jetzt in einer Spionageaffäre größten Aus- maßes sowie illegalen Abhöraktionen • KABELFERN- mit „Wanzen". SEHEN Die Union drängt auf schnelle Die nächsten Konflikte sind bereits vorprogram- Entscheidung über Pilotprojekte. miert. Sie liegen in der Sache und in den Perso- Seiten nen begründet. Wichtige überfällige Sachent- scheidungen wie die Verabschiedung der Gesetze • ZUR SACHE zur Bekämpfung des Terrorismus, die Entschei- Ein Telegramm zur Renten- dung in der Rentenpolitik, die Maßnahmen zur situation. Seite 13 Bekämpfung der Arbeitslosigkeit werden von Bun- deskanzler Schmidt auf die lange Bank gescho- • PARTEIARBEIT ben, weil er in seiner eigenen Partei und in der Ideen — Taten — Aktionen. Koalition keine Mehrheiten mehr findet. Nicht Seite 14 entscheidet über die Ereignisse, 664 214 Mitglieder Seite 16 sondern die Ereignisse entscheiden längst über ihn und seine Regierung. • DOKUMENTATION Zu weiteren Fragen nahm Helmut Kohl in einem Orientierungsstufe — Vorfeld Interview Stellung. der integrierten Gesamtschule. Werter auf Seile 2 Grüner Teil UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 2

(Fortsetzung von Seite 1) Helmut Schmidt im Jahre 1972 vorge- kommen? Frage: Was sagen Sie zu den neuen Dazu kann ich feststellen: Es war Männern im Kabinett? schließlich doch Helmut Schmidt, der Helmut Kohl: Zuerst zu dem neuen Fi- den damaligen MAD-Chef Scherer ins nanzminister Matthöfer: Für eine be- Amt geholt hat. Schmidt und Schüler müssen alle Einzelheiten vor dem Deut- sonders bedenkliche Entscheidung im Kabinett halte ich die Berufung Matt- schen Bundestag darlegen. Dazu wer- höfers zum Chef des Finanzressorts. den wir sie zwingen. Wie will der linke Matthöfer denn mit dem Wirtschaftsminister Graf Lambs- Frage: Immer ruhiger wird es um die dorff klarkommen? Mit dem Gespann Spionageaffäre Lutze . . . Lambsdorff/Matthöfer geht das nicht Helmut Kohl: Nach allem, was wir wis- gut. Matthöfer ist kein Fuhrmann, sen, ist dieser Spionagefall der größte, der vor die Kutsche gespannt wer- was die Gefährdung der Sicherheit der den kann, damit die deutschen Un- Bundesrepublik Deutschland anbetrifft- ternehmer wieder mehr Vertrauen ge- Es wird eine der Aufgaben von Minister winnen. Der Grund für die Berufung Apel sein, dem NATO-Partner gegen- Matthöfers bleibt ein persönliches Ge- über und der deutschen Öffentlichkeit heimnis von Helmut Schmidt. die wahre Dimension dieses Falles deut- Frage: Und wie bewerten Sie den neuen lich zu machen. Verteidigungsminister Apel? Frage: Warum hat die FDP zu Krisen Helmut Kohl: Er tritt ein sehr schweres der Regierung geschwiegen? Erbe an. Eines muß man klar sehen: Für ist das Verteidigungs- Helmut Kohl: Die FDP sieht ganz ge- ressort doch nicht die Endstation. Er nau, daß die Regierungsfähigkeit ihres sieht sich doch schon als Kanzlerkandi- Partners SPD zerrinnt. Ich nehme doch dat des Jahres 1984. stark an, daß die Freien Demokraten Frage: Was sagen Sie zu den neuen jetzt über ihre eigene Zukunft nachden- Lauschaktionen des Militärischen Ab- ken. schirmdienstes (MAD)? Der Bundeskanzler ist durch Minderhei- Helmut Kohl: Ich kann die Regierung ten in seiner eigenen Partei erpreßbar hier nur warnen, diese schlimmen Dinge geworden. Helmut Schmidt hat doch die unter den Teppich zu kehren. Wir wer- eigene Partei und seine Fraktion nicht den im Bundestag auf eine restlose Auf- mehr in der Hand. Es genügen doch klärung drängen: zwei Dutzend SPD-Abgeordnete, um die 1. Trifft es zu, daß hohe Offiziere illegal Regierungspolitik je nach Belieben abgehört wurden? Dazu muß Herr Apel blockieren zu können. Das wird sich öffentlich Auskunft geben. doch demnächst schon bei den Anti-Ter- 2. Hat Kanzleramtschef Schüler von den rorgesetzen zeigen. Von dem großen Abhöraktionen gewußt? Macher und seinem Anspruch, „den Ge- 3. Sind Aktionen mit „Wanzen" in der zeiten gebieten zu können", ist doch Amtszeit des Verteidigungsministers nichts mehr übriggeblieben. UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 3

konzertierten Aktion zur Überwindung ^INFORMATION der überproportional hohen Frauen- arbeitslosigkeit zustimmen. Die Frauen- arbeitslosigkeit sei kein „Problem- Gegen Verdoppelung chen", sondern eine gesellschaftspoli- der Heizölsteuer tische Herausforderung, an der keiner der politisch Verantwortlichen vorbei- Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion lehnt sehen könne. die von der Bundesregierung vorgese- hene Verdoppelung der Heizölsteuer ab. Herbe Enttäuschung Es sei nur ein Vorwand der Regierung, Wenn sie behauptet, die Steuererhöhung Zu den von der Bundesanstalt für Ar- 'Uhre zur Einsparung von Energie, er- beit veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen härte der Vorsitzende des Arbeitskrei- für Ende Januar 1978 erklärte der Vor- ses für Haushalt, Steuern, Geld und sitzende des Arbeitskreises Sozial- und Kredit der CDU/CSU-Bundestagsfrak- Gesellschaftspolitik der CDU/CSU-Bun- tion, Hansjörg Häfele. In Wirklichkeit be- destagsfraktion Heinz Franke, die Ver- schließe die SPD/FDP-Koalition eine Ab- schlechterung der Arbeitsmarktsituation 9abenmehrbelastung, um sich der Auf- gegenüber Dezember 1977 bedeute eine 9abe der sparsamen Verwendung öf- herbe Enttäuschung für die Bundesre- fentlicher Mittel leichter entziehen zu gierung, die sich von den im Herbst 1977 können. Die CDU/CSU begrüßt es, daß beschlossenen steuerpolitischen Maß- die Bundesregierung ermäßigt versteu- nahmen schnelle Impulse auf die Be- ertes Mineralöl für den Betrieb von Mo- schäftigtenzahlen für 1978 erhofft habe. toren in ortsfesten Anlagen zur Erzeu- Es zeige sich wieder einmal: Solange gung von Strom und Wärme vorsieht. die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpoli- Dies dient einer besseren Nutzung und tik der Bundesregierung nicht insgesamt damit Einsparung von Energie und war ein höheres Maß an allgemeiner Glaub- von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion würdigkeit gewinne, müßten alle Einzel- schon am 29. November 1977 beantragt maßnahmen zur Verstärkung des Wirt- Worden. Übrigens ein Beispiel dafür, schaftswachstums nur Stückwerk blei- Wie sich die SPD/FDP-Koalition gerne ben. der Initiativen der CDU/CSU bedient, Urr> sie nachher als eigenes Produkt zu Mehr Verkehrserziehung verkaufen. Zu dem von der Bundesregierung ver- öffentlichten „Unfallverhütungsbericht Frauenarbeitslosigkeit Straßenverkehr 1977" erklärte Günter ln der jüngsten Haushaltsdebatte des Straßmeir, Mitglied des Verkehrsaus- Deutschen Bundestages hat der Bun- schusses des Bundestages, der Bericht desarbeitsminister kein Wort für die be- dürfe nicht in der Schublade verschwin- sondere Problematik der überproportio- den. Nach Auffassung der CDU/CSU nal hohen Frauenarbeitslosigkeit ver- komme es darauf an, die Unfallschwer- loren. Dazu erklärte die Vorsitzende punkte im innerstädtischen Verkehr, der Frauenvereinigung der CDU, Frau auf Landstraßen, bei den motorisierten Dr. Helga Wex, MdB, die Bundesregie- Zweiradfahrern und bei Jugendlichen rung sollte endlich der von der Frauen- und Kindern in das Zentrum der Ver- vereinigung der CDU vorgeschlagenen kehrssicherheitspolitik zu rücken. Die UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 4

CDU/CSU forclere verstärkte Anreize heitsfraktion im Wiesbadener Stadtpar- zu freiwilliger Nachschulung auch auf- lament beschlossenen Antrag hin, 'n fällig gewordener Kraftfahrer. Diese der Landeshauptstadt 40 Lehrer als müßten die Chance erhalten, sich zu „Lehrerfeuerwehr" einzusetzen. Diese bewähren. Initiative soll bereits in der nächsten Sitzung des Stadtparlaments einge- Aktionspaket für den bracht werden. Die CDU geht davon Wahlkampf aus, daß diese „Lehrerfeuerwehr" nach Ein Wahlkampf-Aktionspaket verschickt den Osterferien einsatzfähig ist. die CDU in Niedersachsen ab 1. Febru- Ludwig-Erhard-Preis ar an alle 96 000 Mitglieder. Neben einem ersten Argumente-Prospekt mit Die Ludwig-Erhard-Preise für Wirt- Aussagen zur Wirtschafts-, Sozial- und schaftspublizistik 1978, die eine unab- Schulpolitik sowie zur Politik der inne- hängige Jury Rudolf Mühlfenzel, Mün- ren Sicherheit liegen dem Aktions- chen, Prof. Dr. Wolfgang Stützet, Saar- paket Aufkleber, ein Werbemittelkatalog brücken, und Hans-Henning Zencke, und ein Ideen-Vorschlag für den per- Bonn, zugesprochen hat, sind in An- sönlichen Wahlkampf bei, der die CDU- wesenheit des Bundespräsidenten und Mitglieder motivieren soll, aktiv in den anderer Ehrengäste durch den Vor- Wahlkampf einzugreifen. sitzenden der Ludwig-Erhard-Stiftung In einem dem Aktionspaket beiliegen- e. V., Prof. Dr. Alfred Müller-Armack, den Brief an alle Mitglieder schreibt der den Preisträgern überreicht worden. CDU-Landesvorsitzende Wilfried Has- Partielle Lockerung des selmann: „Diese Wahl ist zu gewinnen. Wir haben mit Ernst Albrecht den rich- Anwerbungsstopps tigen Mann für Niedersachsen. Es muß Für eine partielle Überprüfung und ge- unseren Mitbürgern im Land deutlich gebenenfalls Lockerung des Anwer- gemacht werden, daß es für Niedersach- bungsstopps für ausländische Arbeit- sen keine bessere Politik gibt als die nehmer, zumindestens im Bereich des Albrecht-Politik." Hotel- und Gaststättengewerbes, hat sich der Vorsitzende des Diskussions- Lehrerfeuerwehr kreises Mittelstand der CDU/CSU-Bun- Der Vorschlag des hessischen CDU- destagsfraktion, Hansheinz Hauser Landesvorsitzenden , (Krefeld), ausgesprochen. Er nimmt Be- angesichts der unzureichenden Schul- zug auf das jüngste Gutachten des wis- politik der SPD/FDP-Regierungskoali- senschaftlichen Beirats beim Bundes- tion in Hessen ein kommunales Hilfs- ministerium für Wirtschaft zu den ak- programm durch von christdemokrati- tuellen Problemen der Beschäftigungs- schen Mehrheiten geprägte Magistrate politik, in dem sich der wissenschaft- oder Stadtparlamente in Gang zu set- liche Beirat ausdrücklich für eine par- zen, hat eine lebhafte Resonanz ge- tielle Lockerung des Anwerbungsstopps funden und bereits erste konkrete Maß- ausgesprochen hat, und zwar nicht nur nahmen ausgelöst. Der parlamentari- zur Überbrückung vorhandener Eng- sche Geschäftsführer der CDU-Fraktion pässe, sondern zur Erhöhung des ge- im Hessischen Landtag, Manfred Kan- samtwirtschaftlichen Produktionspoten- ther, wies auf einen von der CDU-Mehr- tials. UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 5

BUNDESFINANZEN Die Schuldenbombe tickt — Ausgaben sind zu hoch

[n der Haushaltsdebatte des Der Schuldendienst des Bundes (s. Ta- Deutschen Bundestages nahm die belle 1) wird im Jahre 1981 44,3 Mrd. Auseinandersetzung über die DM, d. h. fast ein Viertel der Steuerein- Verschuldung beim Bund großen nahmen aufzehren. Damit wird jede 4. Raum ein. Der finanzpolitische Mark der Steuereinnahmen vom Schul- Sprecher der Bundestagsfraktion dendienst aufgezehrt und steht nicht £ranz Josef Strauß erklärte: Der mehr für andere Aufgaben des Bundes Bundeskanzler kündigte in seiner zur Verfügung. Regierungserklärung vom 16. De- zember 1976 eine Herabsetzung des Schuldendienst des Bundes 1970- -1981 Schuldenzuwachses an. Die Neu- (in Mrd. DM) verschuldung müsse „deutlich Tabelle 1 niedriger liegen als bisher"; also Til- Zin- Schul- deutlicher niedriger als die gun- sen den- Neuverschuldung des Jahres 1976 gen dienst v°n 25,8 Mrd. DM. Im Gegensatz dazu verstrickt sich die Bundes- 1970 3,8 2,5 6,3 regierung immer tiefer in Schulden. 1971 4,1 2,6 6,7 1972 3,0 2,8 5,8 ^ie fast 31 Mrd. DM, um die sich die 1973 5,6 3,3 8,9 ^Schuldenlast des Bundes 1978 er- 1974 5,9 4,2 10,1 höhen soll, überschreitet erneut — und 1975 6,8 5,2 12,0 2war nach 1975 und 1976 zum dritten 1976 20,5 6,9 27,4 Male die in der Verfassung vorgeschrie- 1977 14,7 8,8 23,5 bene Obergrenze, nämlich die Summe de 1978 17,1 10,1 27,2 r Investitionen beim Bund. Selbst der 1979 23,2 12,6 35,8 finanzpolitische Sprecher der FDP, Hop- 1980 24,7 14,4 39,1 Pe> räumte ein: „Es kann keine Mei- 1981 27,4 16,9 44,3 nungsverschiedenheit darüber geben, daß derart hohe Kreditaufnahmen kein Dauerzustand sein können. Allein die Die Gefährlichkeit der hohen Verschul- Vorbelastungen, die sich bei der gegen- dung des Bundes in den letzten Jahren wärtigen Staatsverschuldung aus dem zeigt sich auch in den daraus resultie- 2irts- und Tilgungsdienst für die näch- renden Folgelasten. Während von 1977 sten Haushalte ergeben, werden für das bis 1981 die Gesamtausgaben des Bun- Haushaltsjahr 1979 brisant sein." Die des um 31,5%, die Steuereinnahmen Bundesregierung schwieg dazu. Denn um 34,1 % und das nominale Brutto- d'e Zahlen sprechen für sich. sozialprodukt um rund 30 bis 35% stei- UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 6 gen sollen, erhöhen sich im gleichen Gradmesser für die Gefährlichkeit der Zeitraum der Schuldendienst um 83,3% Schuldenentwicklung. Entscheidend sind und der Gesamtschuldenstand des Bun- vielmehr Tempo und Ausmaß der Schul- des um 71,9%. denlawine in den Jahren 1974, 1975, Damit wird die hohe Verschuldung des 1976 und wieder ab 1978 mit ihren Fol- Bundes und die sich daraus ergebenen gewirkungen auf Zins- und Tilgungs- Zins- und Tilgungsbelastungen zu einer belastung. Dies muß bei der Bewertung schweren Hypothek für die Haushalte der nach den Plänen der Bundesregie- der kommenden Jahre. Mit 44,3 Mrd. rung 1978 rund 31 Mrd. DM hochschnel- DM wird der Schuldendienst im Haus- lende Neuverschuldung entscheidend haltsjahr 1981 hinter den Sozialausga- berücksichtigt werden. gen (75,5 Mrd. DM) zum zweitgrößten Denn von 100 DM, die der Staat 1981 Ausgabenblock. Er liegt damit noch vor am Kreditmarkt aufnehmen wird, ver- den Ausgaben für Verteidigung (39,5 bleiben ihm nur noch 47,30 DM netto. Mrd. DM) und ist fast doppelt so groß Im Jahre 1975 waren es noch 81,25 DM- wie der Verkehrsetat. Die wichtigen Zu- Das heißt, der ab 1979 auf dem Bundes- kunftsausgaben für Bildung, Wissen- haushalt lastende Zins- und Schulden- schaft und Forschung werden sogar um berg wird den Haushalt immer unbe- das Viereinhalbfache übertroffen. weglicher, immer weniger geeignet zur konjunkturell notwendigen flexiblen Tabelle 2 Ausgabengestaltung machen. Es muß endlich, wie es die CDU/CSU fordert, Schul- Brutto- Netto- Inve- stand kredlt- kredit- stive gespart werden. Daran führt kein Weg des auf- auf- Aus- vorbei. Denn wir haben nicht zu wenig Bun- nahme nahme gaben Einnahmen, sondern zu hohe Ausgaben- des Dies ist auch deshalb notwendig, weil (Mrd. (Mrd. (Mrd. (Mrd. DM) DM) DM) DM) die Neuverschuldung 1978 zum dritten Male deutlich die Summe der investi- 1970 47,3 4,9 1,1 15,0 ven Ausgaben überschreitet und damit 1971 48,8 5,5 1,4 18,1 die Verschuldungsobergrenze nach Ar- 1972 55,3 7,0 4,0 20,2 tikel 115 des Grundgesetzes. Das ist 1973 61,4 8,3 2,7 22,1 ,,Zur Abwehr einer Störung des gesamt- 1974 72,1 15,3 9,5 22,2 wirtschaftlichen Gleichgewichtes" nur 1975 108,5 36,8 29,9 24,9 für Ausnahmefälle zulässig. Aber die 1976 128,5 46,3 25,8 21,5 Arbeitslosigkeit in Millionenhöhe, die 1977 145,4 35,4 20,7 24,7 das Gleichgewicht stört, hält nunmehr 1978 172,8 44,6 27,5(31)28,8 schon im fünften Jahr an. 1979 196,7 50,1 26,9 30,2 Franz Josef Strauß erklärte: Unter die- 1980 225,4 50,4 25,7 30,7 sen Umständen ist es auch verfassungs- 1981 250,0 52,0 24,6 30,0 mäßig nicht länger zu rechtfertigen, die Schuldenobergrenze des Grundgesetzes Der im internationalen Vergleich relativ weiter zu überschreiten. Damit verstößt niedrige Gesamtschuldenstand des der Haushalt 1978 gegen das Grund- Bundes, der 1977 145,4 Mrd. DM be- gesetz. Rein finanzwirtschaftlich sind trug und bis Ende 1981 auf 250 Mrd. die Grenzen des Schuldenzuwachses DM ansteigen wird, ist kein geeigneter längst erreicht und überschritten. UiD 6 • 9. 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DDR Ost-Berlin als Vertragspartner zunehmend handlungsunfähig

Die jüngsten Vorkommnisse und weisung von Mitgliedern der CDU/CSU- Entwicklungen im innerdeutschen Fraktion am Übergang nach Ost-Berlin Verhältnis sind — über ihre verstößt nicht nur gegen langjähriges aktuelle Bedeutung hinaus — ein Gewohnheitsrecht, sondern auch gegen das Viermächte-Abkommen, in dessen Anlaß zu grundsätzlichen Über- Teil I dieses Recht garantiert wird. Das legungen. Es geht dabei um nichts sprunghafte Anwachsen der schika- Weniger als die Handlungs- nösen Kontrollen auf den Transitstrek- unfähigkeit und politische Seriosität ken hat inzwischen eine qualitativ neue der DDR-Führung, stellt Olaf von Größenordnung erreicht, die einen di- Wrangel, stellvertretender Vor- rekten Bruch des Artikels 16 Transitab- sitzender des innerdeutschen kommen darstellt. Bundestagsausschusses, fest. Diese Diese wachsende Bereitschaft zum un- ^rage drängt sich geradezu auf, verblümten Vertragsbruch stellt die Ver- Wenn man das gegenwärtige tragsfähigkeit der DDR ernsthaft in innerdeutsche Miß-Verhältnis unter Frage. Wer den Vertragsbruch so selbst- den folgenden Gesichtspunkten verständlich einkalkuliert wie die DDR, macht sich international unglaubwürdig näher betrachtet: und taugt nicht zum Vertragspartner. O Die sich häufenden Verletzungen Für die CDU/CSU ist dies eine beson- von Verträgen und Vereinbarungen — ders schwerwiegende Feststellung — n'cht nur ihrem Geist, sondern auch ih- gerade weil sie sich selbst ganz eindeu- rem Buchstaben nach — deuten auf tig zur Einhaltung bestehender Verträge einen gefährlichen Erosionsprozeß in bekennt und für eine Fortsetzung von der Vertragstreue der DDR hin. Dieser Verhandlungen eintritt. p rozeß ist unterdessen so weit fortge- 0 Die hysterischen Reaktionen der schritten, daß sich die SED-Führung SED-Führung auf das im „Spiegel" ab- heute schon gar nicht mehr die Mühe gedruckte Oppositions-Manifest lassen ^acht, ihre Vertragsbrüche wenigstens n daran zweifeln, daß die DDR-Politik ach außen hin zu bemänteln. noch in rationalen Bahnen verläuft. Was °ie Schließung des ,,Spiegel"-Büros ist das für ein Staat, dessen Politik of- 2um Beispiel läßt sich selbst mit der fenbar von persönlichen Empfindlich- fragwürdigen „Journalistenverordnung" keiten einiger Spitzenfunktionäre dik- nicht rechtfertigen, weil keinem „Spie- tiert wird? Zu einem solchen Staat ver- 3el"-Korrespondenten irgendein Vor- nünftige, sachbezogene und kontinuier- wurf gemacht werden kann. Die Zurück- liche Beziehungen zu unterhalten, ist UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 8

praktisch kaum möglich. Denn politische Beziehungen zwischen seriösen Staa- • NEUTRONENWAFFE ^ ten beruhen darauf, daß sie einigerma- ßen berechenbar und nicht willkürlichen Launen unterworfen sind. Bahr läuft Amok Die Bundesregierung muß daher — Der Bundesgeschäftsführer der SPD auch um der Selbstachtung unseres hält es nach seinen voreiligen, von Landes willen — gegenüber der DDR Sachkenntnis weithin ungetrübten mit aller Deutlichkeit klarstellen, daß sie Attacken gegen die Neutronen- nicht länger bereit ist, einen irrationa- waffe offenbar für seine Pflicht, im len Zickzackkurs in den innerdeutschen Irrtum zu verharren und — koste Beziehungen hinzunehmen. Durchaus im es, was es wolle — der NATO gegenseitigen Interesse muß den DDR- ein besonders schlagkräftiges Machthabern dringend empfohlen wer- Abschreckungsmittel noch vor seiner den, endlich eine sinnvolle Perspektive Einführung aus der Hand zu für die Beziehungen zur Bundesrepublik schlagen. Hierzu Willi Weiskirch, Deutschland zu entwickeln, denn die ge- Vorsitzender der Arbeitsgruppe genwärtige Konzeptionslosigkeit kann Verteidigung der Fraktion: nicht ohne Folgen bleiben. Mit seinen Dauerangriffen auf die O Wenn es zutreffen sollte — und man- Neutronenwaffe befindet sich der ches spricht dafür —, daß die Ver- SPD-Bundesgeschäftsführer in einem schlechterung des innerdeutschen Ver- bemerkenswerten Akkord mit dem so- hältnisses wesentlich von Moskau fern- wjetischen Parteichef Breschnjew, der gesteuert worden ist, dann müssen auch vor kurzem in Briefen an die Regie- rungschefs des NATO-Bündnisses in daraus politische Konsequenzen gezo- gen werden. Denn damit würde nicht rüdem Ton vor der Einführung der Neu- tronenwaffe gewarnt hat. Der Moskauer nur das Souveränitätsdefizit der DDR KP-Chef scheint jedoch — anders als mit Händen greifbar, sondern auch die Handlungsfähigkeit der DDR-Regie- Egon Bahr — begriffen zu haben, daß rung zweifelhaft. Die Bundesregierung die Neutronenwaffe die Abschreckungs- kraft des Atlantischen Bündnisses wei- müßte daraus die für sie schmerzliche ter verstärken und der gewaltigen Pan- Folgerung ableiten, daß sie ihre zer-Armada des Warschauer Paktes Deutschlandpolitik mit einem unzustän- überhaupt erst Paroli bieten würde. digen Partner geführt hat und daß der Wenn eine glaubwürdige Abschreckung Schlüssel selbst für die Lösung von die Voraussetzung für die Erhaltung des Detailproblemen nach wie vor in Mos- Friedens ist, dann kommt der Neutro- kau liegt. nenwaffe in der Tat eine friedensichern- Fortlaufende Vertragsbrüche, konfuses de Funktion zu. Verhalten und der Verdacht mangelnder Es müßte zu einer der ersten Aufgaben Handlungsvollmacht haben die DDR-Re- des neuen Verteidigungsministers ge- gierung als Vertrags- und Gesprächs- hören, den SPD-Bundesgeschäftsführer partner ins Zwielicht gerückt. Es liegt in die Schranken zu weisen. Ob aller- jetzt an ihr, die eigene Seriosität und dings Apel der Mann dazu sein wird, Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen. bleibt eine offene Frage. UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 9

Kanzleramt bei seinem letzten Besuch KOALITION in Ost-Berlin häufig unter Alkoholein- fluß stand. Das Blatt schreibt u. 'a., Wischnewski habe sich bereits „unter- Ravens will wegs durch den einen oder anderen Schluck für einen langen Abend ge- gegen FDP kämpfen stärkt". Als seine Ostberliner Ge- Einen harten Wahlkampf gegen die FDP sprächspartner sich nicht bereit zeig- hat der SPD-Spitzenkandidat für die ten, Bonns ständigen Beauftragten in Landtagswahl in Niedersachsen, Karl Ost-Berlin, Günter Gaus, zu den Ge- Ravens, angekündigt. Vor der Presse sprächen hinzuzuziehen, sei Wischne- in Hannover reagierte er damit auf den wski „von der zwischendurch immer Beschluß des FDP-Parteitages, die Koa- wieder in Form nachgefüllter Gläser de- lition mit der CDU nach den Wahlen am monstrierten Gastfreundschaft offenkun- 4. Juni fortzusetzen. Die Koalitionsaus- dig milde gestimmt" gewesen und habe sage der Liberalen werde die SPD mo- daher keinen Grund gesehen, länger zu bilisieren, sagte der Bundesbauminister, insistieren. Die offizielle Unterredung der am 16. Februar aus dem Amt schei- am folgenden Vormittag habe Wisch- det. Sein Bundestagsmandat will er da- newski nach dreieinhalb Stunden gegen noch solange beibehalten, bis er „merklich ermüdet" beendet, sei jedoch in den Landtag in Hannover gewählt am Abend wieder zum Stadtbummel worden ist. fähig gewesen.

Groß gegen Starke Belastungsprobe SPD-Volksfronttendenzen Die nordrhein-westfälische SPD/FDP- Der niedersächsische Innenminister Koalition ist nach der Auffassung des Rötger Groß (FDP) hat den SPD-Spit- FDP-Landesvorsitzenden Wirtschaftsmi- zenkandidaten für die Landtagswahl am nister Riemer zur Zeit „auf dem Prüf- 4. Juni, Karl Ravens, aufgefordert, da- stand". In der FDP-Mitgliederzeitschrift für Sorge zu tragen, daß SPD-Mitglie- „forum liberal" schreibt Riemer, die der nicht länger in einer „reinen Volks- durch den Poullain-Skandal ausgelö- front" in Hannover mitwirken. Anlaß ist sten Ereignisse hätten Landesregierung eine von SPD- und DKP-Funktionären und Koalition „auf eine harte Bela- getragene Aktion, die sich gegen an- stungsprobe" gestellt. Die Probleme gebliche „Übergriffe und Überfälle neo- seien noch nicht beseitigt oder gelöst. nazistischer Gruppen" wendet. Peinliche Fragen Feuchtfröhliche Genossen an NRW-Minister Ein Sprecher der Bundesregierung hat, „Herr Minister, ist Ihnen bekannt, daß wie die „Welt" berichtet, es abgelehnt, ein Richter allein 25 Besuchsgenehmi- zu einem Bericht des Nachrichtenma- gungen für Terroristen an einem einzi- gazins „Der Spiegel" (6. Februar 1978) gen Tag ausstellt und 25 Mann von uns Stellung zu nehmen, in dem deutlich zu unter Anhäufung von Hunderten von erkennen gegeben wird, daß Staatsmi- Überstunden ihre Zeit damit verbrin- nister Hans-Jürgen Wischnewski vom gen müssen, sich um all die Vergünsti- UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 10

gungen zu kümmern, die es da für Ter- wohl Arndt als auch dem Vorstands- roristen gibt?" Diese Frage wurde Lan- vorsitzenden der Flughafengesellschaft, desjustizminister Dr. Diether Posser Erich Becker, „eindeutig unkorrektes (SPD) auf einer Personalrätetagung für Verhalten" vorzuwerfen. Der CDU-Ab- Bedienstete des Strafvollzuges gestellt, geordnete Hartmut Nassauer bedauerte, die von der Bischöflichen Akademie daß die Koalitionsparteien SPD und FDP Aachen und vom katholischen Männer- nicht den Mut gehabt hätten, ein derar- werk veranstaltet wurde. Hauptthema tiges Fehlverhalten beim Namen zu nen- dieser zweitägigen Beratungen war die nen. CDU-Sprecher Dieter Weirich for- Neuordnung des öffentlichen Dienst- derte die Ablösung Beckers, da sich rechtes. Bei diesem Anlaß protestierten der FAG-Chef als „Türöffner zur Spen- die Teilnehmer energisch gegen die ih- denbeschaffung für die SPD" erwiesen ren Dienst erheblich erschwerenden habe. An der Spitze eines Weltflugha- Privilegien gewisser Häftlinge in Nord- fens sei Becker nicht mehr tragbar. rhein-Westfalen, insbesondere in Köln. Dadurch würden die übrigen 1 200 In- Weniger neue sassen der Justizvollzugsanstalt in Köln entschieden benachteiligt. Judo-Mitglieder Einen Rückgang der Neuaufnahmen von „Türöffner zur Mitgliedern um rund ein Drittel gegen- über den Vorjahren hat der nordrhein- Spendenbeschaffung" westfälische Landesverband der Jung- Ein direkter Zusammenhang zwischen demokraten (DJD) verzeichnet. Ähnlich Spendenzahlungen an die Frankfurter starke Einbrüche gebe es auch bei an- SPD und der Vergabe von Konzessio- deren politischen Jugendorganisationen nen am Rhein-Main-Flughafen hat vom und bei der FDP, teilte der DJD-Lan- Untersuchungsausschuß des Hessi- desvorsitzende Thilo Schelling mit. Er schen Landtags nicht nachgewiesen wertet diesen Vorgang als Folge der werden können. Ausschußvorsitzender wachsenden Entpolitisierung der Ju- Otto Wilke kritisierte jedoch den ehe- gendlichen und einer allgemeinen Par- maligen Frankfurter Oberbürgermeister teien- und Staatsverdrossenheit, wie sie Rudi Arndt (SPD): „Er hat in der Spen- auch am Zulauf der Bürgerinitiativen denaffäre die negative Rolle gespielt, deutlich werde. denn die Tatsache, daß Arndt von Ge- schäftspartnern der Flughafengesell- Bangemann für schaft milde Gaben für die Frankfurter Koalitionswechsel SPD entgegennahm, genügt bereits, um dem demokratischen Staat Schaden zu- Der baden-württembergische FDP-Lan- zufügen." Es sei für alle Ausschußmit- desvorsitzende hat glieder mehr als überraschend gewe- sich für eine Annäherung der FDP an sen, inwieweit im Bereich des Flugha- die CDU auf Bundes- und Landesebene fens offensichtlich „orientalische Bräu- ausgesprochen. „Ich glaube, daß wir in- che" die Szene beherrschten. zwischen wichtige politische Fragen, die uns heute bedrängen, besser mit der Die CDU gab sich mit diesen Aussagen CDU lösen können", sagte Bangemann nicht zufrieden. Sie legte einen „Min- in einem Interview .mit dem in Kon- derheitenbericht" vor. Danach ist so- stanz erscheinenden „Südkurier". UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 11

KABELFERNSEHEN Schnelle Entscheidung über Pilotprojekte erforderlich

Der Koordinierungsausschuß für zug auf die vorgeschlagenen Pilotpro- Medienpolitik der CDU/CSU hat jekte noch immer keine Entscheidungen sich eingehend mit den Vorschlägen vor. Die Bundesrepublik läuft dabei Ge- zum Thema Pilotprojekte im Bereich fahr, die Chance für eine freiheitliche der Kabelkommunikation befaßt. und vielfältige Weiterentwicklung des Da inzwischen zwei Jahre seit Kommunikationssystems zu versäumen. Vorliegen des KtK-Berichtes ver- Sie riskiert, daß die technologische Ent- gangen sind und noch keine wicklung an ihr vorbeiläuft und daß sie konkreten Entscheidungen gefaßt gegenüber ihren Nachbarländern in wurden, hält es die Union für einen unaufholbaren Rückstand gerät. erforderlich, die Vorstellungen der Die Entwicklung medialer Technologie CDU/CSU zu konkretisieren und schreitet so rasch voran, daß die Tele- der Öffentlichkeit darzulegen. kommunikation über Breitbandverteiler- netze in Kürze durch andere neue Kom- Die Union erwartet, erklärt der Vor- munikationsmöglichkeiten und -kapa- sitzende des Koordinierungsaus- zitäten wie z. B. das Satellitenfernsehen schusses für Medienpolitik der CDU/ in ihrer Bedeutung tangiert wird. CSU, Christian Schwarz-Schilling, MdB, daß Entscheidungen der Ministerpräsi- Die Union hält unter diesem Gesichts- denten über die Pilotprojekte zur Kabel- punkt jede weitere Verzögerung in der kommunikation umgehend getroffen Diskussion und Entscheidung über die werden, damit die Landtage baldmög- Kabelprojekte für untragbar. Sie fordert lichst die gesetzlichen Grundlagen hier- deshalb eine umgehende Entscheidung zu schaffen können. Die medienpoli- der Ministerpräsidenten über die recht- tischen Forderungen der Union, die vom liche Ausgestaltung und die Anzahl der Koordinierungsausschuß erarbeitet wur- Projekte. den, dienen dafür als politische Leit- Die Pilotprojekte sollen so organisiert linie. Nachfolgend der Wortlaut: werden, daß auswertbare Ergebnisse bis 1981 vorgelegt werden können. Grundvoraussetzungen 2. Die Union geht bei der Durchführung Die Union geht bei der Beurteilung für von Pilotprojekten vom Prinzip mög- die Durchführung von Pilotprojekten lichst großer Informations- und Mei- der Kabelkommunikation von den fol- nungsvielfalt bei gleichen Wettbewerbs- genden Grundvoraussetzungen aus: bedingungen für alle Programmträger 1. Zwei Jahre nach der Vorlage des aus. Diesem Prinzip folgend, müssen Abschlußberichtes der KtK liegen in be- die Pilotprojekte aufgrund ihres spezi- UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 12

fischen Charakters und Auftrags eine Da unter allen Umständen verhindert eigene Organisationsstruktur und damit werden soll, daß ein neuer Subventions- eine eigengesetzliche Verantwortung er- herd entsteht, legt die Union auf einen halten. Es sind daher Einrichtungen des genau festgelegten Endtermin für die öffentlichen Rechts zu schaffen, wel- Versuchsauswertung besonderen Wert. chen die Lizenzvergabe, die Schaffung Nach diesem Termin muß aufgrund der von Programmrichtlinien durch Satzung Versuchsergebnisse eine auf Kosten sowie deren Einhaltung obliegen und und Preise aufgebaute Gebührenfinan- die das jeweilige Pilotprojekt koordi- zierung erfolgen. nieren und überwachen. Die Kontroll- organe solcher Einrichtungen müssen Aufgaben der Pilotprojekte pluralistisch zusammengesetzt sein. Die Pilotprojekte dienen der Überprü- Es muß gewährleistet sein, daß auch die fung der durch die Breitbandtechnik ge- bestehenden Rundfunkanstalten, soweit schaffenen neuen Kommunikationsmög- sie sich über die Einspeisung ihrer nor- lichkeiten und -formen. Im Vordergrund malen Programme hinaus an Pilotpro- stehen dabei ein erweitertes Angebot jekten beteiligen oder solche durch- von Bildung, Information und Unterhal- führen sollen, den gleichen Zulassungs- tung. Darüber hinaus sollen die Pilot- bedingungen, Programmgrundsätzen projekte wichtige Aufschlüsse über ihre und Kontrollen unterliegen wie private Wirkung auf die Beschäftigungspolitik Veranstalter. (Sicherung und Schaffung von Arbeits- plätzen), auf die Industriepolitik (Inno- 3. Solange Pilotprojekte durchgeführt vationsförderung, Stärkung der interna- werden, die der Entscheidungsfindung tionalen Wettbewerbsfähigkeit) sowie über das zukünftige Gesamtangebot an die Marktpolitik (Transparenz von An- neuen Telekommunikationsformen die- gebot und Nachfrage) geben. Dazu wer- nen, wird in überwiegendem Maße eine den wichtige Erkenntnisse im medien- öffentliche Finanzierung Platz greifen und gesellschaftspolitischen Bereich müssen. Wo staatliche Organe aufgrund erwartet im Hinblick auf die Befriedi- ihrer politischen Zuständigkeit verant- gung des individuellen und gesell- wortliche Entscheidungen sich vorbe- schaftlichen Bedarfs nach Kommunika- halten, wird das unternehmerische Ri- tion, die Erweiterung des Bildungsange- siko für private Investoren unkalkulier- bots sowie die Förderung kommunika- bar und damit unzumutbar. tionsbenachteiligter Gruppen. Die Finanzierung der jeweiligen Pilot- Die Union setzt voraus, daß die Pilot- projekte erfolgt daher für alle Pro- projekte eine unabhängige wissen- grammträger einheitlich aus Mitteln der schaftliche Begleitung erfahren. Es ist öffentlich-rechtlichen Rundfunkgebüh- dafür zu sorgen, daß diese Begleitun- ren, der öffentlichen Hände sowie aus tersuchungen von wissenschaftlich Zahlungen, die im Rahmen der Ver- kompetenten Institutionen durchgeführt suche von den Empfängern in variabler werden, die unabhängig von Programm- Anordnung zu leisten sind. Auch Wer- und Netzträgern sowie von staatlichen beeinnahmen, die in der Phase der Institutionen unnd nach einheitlichen, Testversuche anfallen, werden zur Fi- untereinander vergleichbaren Versuchs- nanzierung herangezogen. kriterien arbeiten. UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 13 Zur Sache: Renten sind keine Almosen Das steht den Rentnern zu: 1979 Rentenerhöhung 7,2 % 1980 Rentenerhöhung über 6 °/o 1981 Rentenerhöhung über 6 % Warum ? Wer ein Leben lang Beiträge bezahlt hat, hat Anspruch auf eine angemes- sene, dem Lebensstandard der Gesellschaft entsprechende Alterssicherung und auf eine gleichberechtigte Teilnahme an der wirtschaftlichen Entwick- lung. Dies ist Inhalt der Rentenformel, die die CDU/CSU mit der Renten- reform von 1957 eingeführt hat. Rentenpolitik der SPD Natürlich, die Finanzen der Rentenversicherung sind knapp. Die CDU hat deshalb bereits vor langer Zeit ein Konzept zur Sanierung vorgelegt. Aber was die SPD jetzt veranstaltet, ist ein beschämender Rentenpoker: Immer neue Pläne werden diskutiert. Jetzt will sie die Rentenanpassungen sogar von der Einkommensentwicklung abkoppeln und die Renten nach eigenem Gutdünken manipulieren. Dazu sagt der DGB: „Betrug an den Rentnern." Protest Die CDU ruft alle Bürger zum Protest auf. Laßt nicht zu, daß die SPD eines der Hauptanliegen der Rentenreform von 1957 zerstört. Die Alterssiche- rung darf nicht von willkürlichen, politischen Entscheidungen abhängig ge- macht werden.

sicher sozial mundfrei UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 14

PARTEIARBEIT Ideen — Taten — Aktionen Fragebogen im Dienste der Kommunalpolitik

Die CDU-Politik soll sich noch mehr Bereiche und versucht, eine Palette von am Bürger orientieren. Eine bürger- öffentlichen Funktionen zu berühren. nahe Kommunalpolitik braucht Auf folgende Fragenkomplexe können jedoch zuverlässige Informationen Antworten angekreuzt werden: darüber, wie die Menschen über umstrittene, aktuelle politische Fra- • Soziale Einrichtungen gen am Ort denken. Lautstarke • Einkaufsmöglichkeiten Meinungsäußerungen entsprechen • Arztliche Versorgung oft nicht der Mehrheitsmeinung. • Arbeitsplatzsicherung Fragebogen-Aktionen führen zu • Verkehrsverbindungen realistischeren Ergebnissen. • Freizeitmöglichkeiten Zwei Beispiele sollen hier die unter- • Verwaltung und andere Dienststellen. schiedliche Handhabung der Frage- Eine Frage bezieht sich auf die konkrete bogen vorstellen: Gestaltung einer Fußgängerzone. Die Aktion Berlin Bürger werden aufgefordert, beklagens- werte Mangelerscheinungen im Straßen- In einer Sonderdrucksache (DIN A4, 4 bild zu melden bzw. Verbesserungsvor- Seiten) „CDU extra" befragt der Lan- schläge und Anregungen anzubringen. desverband Berlin die Bürger über die Ein Begleitschreiben der CDU bietet Neugestaltung des Breitscheidplatzes Fachgespräche an und wirbt für die Mit- an der Gedächtniskirche. Die Maßnah- gliedschaft. men werden das Gesicht der Berliner City maßgeblich beeinflussen. Die Pro- Beide Fragebogen, in Berlin und Zeil/ blematik wird ausführlich beschrieben, Mosel, haben ihre Existenzberechtigung zwei Lösungen werden mit Illustratio- und dienen der politischen Arbeit. nen vorgestellt. Als „Nebenfragen" wer- Sie erhalten die Fragebogen und Infor- den weitere Neugestaltungsmöglichkei- mationen über Vertrieb, Auswertung ten aus dem Citybereich gestellt. usw. direkt bei den Verbänden: Die Befragung konzentriert sich auf eine CDU-Landesverband Berlin Thematik, die mit großer Ausführlichkeit behandelt wird. Lietzenburger Straße 46 1000 Berlin 30 Aktion Zeil/Mosel CDU-Stadtverband Zeil/Mosel Die Neujahrsbefragung des CDU-Stadt- Waldbornstraße 14 verbandes Zeil/Mosel umfaßt mehrere 5583 Zeil/Mosel UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 15

344 Neumitglieder Neues für Neumitglieder Im Rahmen einer umfassenden Mitglie- derwerbeaktion steuert der CDU-Kreis- Seminarprogramm läuft an verband Ostalb das 4 000. Mitglied an. Unter der Bezeichnung „Eichholzwo- Seit Oktober 1977 konnten 344 neue che" startet die Politische Akademie Mitglieder geworben werden. Die Aktion Eichholz der Konrad-Adenauer-Stif- läuft nach den Prinzipien des Kontakter- tung einwöchige Bildungskurse für Modells, wobei die Schwerpunkte bei neue CDU-Mitglieder. den Ortsverbänden liegen. Das Programm soll die politischen CDU-Kreisverband Ostalb Entscheidungsfelder in unserem Lan- Wellandstraße 58 de darstellen, in der Absicht, den 7080 Aalen/Unterombach persönlichen Einsatz durch Informa- tionen zu erleichtern. Die SPD ahmt nach Die Teilnahmebedingungen sind vor- teilhaft. Nach den Grundsätzen des CDU Kon- CDU-Verbände und andere Interes- takter-Modells, will nun die SPD ihren senten wenden sich bitte an: Mitgliederbestand erweitern. Modellver- suche, bei denen der Hausbesuch im Politische Akademie Eichholz Mittelpunkt der Aktion stand, wurden Postfach 29 kürzlich durchgeführt. 5047 Wesseling Schon vor einigen Jahren scheiterten Kennwort: „Eichholzwoche" die Versuche der SPD-Zentrale, derarti- Telefon (0 22 36) 70 71 ge Aktionen in der Partei populär zu Die CDU-Verbände werden gebeten, machen. SPD-Mitglieder waren damals ihre Neumitglieder über das Pro- nicht bereit, die anstrengende Tätigkeit gramm zu informieren. eines Kontakters auf sich zu nehmen. Informationen über Ihre Aktionen geben Sie bitte auch weiterhin an die CDU-Bundesgeschäftsstelle, Abt. Öffentlichkeitsarbeit, Konrad-Adenauer-Haus 5300 Bonn 1, Kennwort: „Ideen — Taten — Aktionen"

TERMINE

18. 2. LV Rheinland-Pfalz, KPV, 25. 2. BV Südbaden, Bezirks- Landestag, Mainz parteiausschuß 18.2. LV Hessen, Sozialausschüsse, 25. 2. CDU Niedersachsen, Kultur- Betriebsrätekonferenz, Kriftel politischer Kongreß, Peine 18.2. LV Oldenburg, Landesparteitag, 27. 2. CDU — Bund, Bundesvorstand, Nordenham Saarbrücken 27. 2. BV Nordwürttemberg, 20. 2. LV Baden-Württemberg, Präsidium Bezirksvorstand, Stuttgart und Landesvorstand, Stuttgart 2. 3. Union der Vertriebenen und 24.2. CDU — Bund, Frauenvereinigung, Flüchtlinge — Bund, Vorstands- Europa-Sektion, Bonn sitzung, Hannover 25. 2. LV Hamburg, Landesparteitag, 3.14. 3. CDU Niedersachsen, Landes- Hamburg parteitag, Oldenburg UiD 6 • 9. Februar 1978 • Seite 16

UNION BETRIEBS GMBH 5300 BONN ARGELANDERSTRASSE 173 POSTVERTRIEBSSTÜCK Z 8398 CX GEBÜHR BEZAHLT

noch deutlicher: 21 % der Neuzugänge, aber BUNDESPARTEI erst 9 % der Gesamtmitgliedschaft, gehören dieser Altersgruppe an. Auch die unterschiedliche Stärke der Kon- fessionen innerhalb der CDU-Mitgliedschaft 664214 Mitglieder gleicht sich immer mehr aus. Stehen bei der Gesamtmitgliedschaft 61,4°/o Katholiken Zur Mitgliederentwicklung im Jahre 1977 33 % Protestanten gegenüber, so ist das stellt Bundesgeschäftsführer Karl-Heinz Büke Verhältnis mit 47 gegenüber 43 °/o bei den folgendes fest: Der CDU gehörten zum Jah- Neumitgliedern nahezu ausgeglichen. resende 1977 genau 664 214 Mitglieder an. Die Beschäftigungsverhältnisse der Neumit- Das sind über 12 000 Mitglieder mehr als glieder zeigen, daß die CDU eine Volks- zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. 39 487 partei für alle sozialen Schichten ist: die Neuzugängen, die die CDU im Laufe des Selbständigen sind mit 17°/o vertreten, Ar- vergangenen Jahres verzeichnen konnte, beiter mit 11 %, Angestellte mit 28 %, Be- standen 27 283 Abgänge gegenüber. Bei den amte mit 10°/o, Hausfrauen mit 74%, Schü- Neumitgliedern fällt vor allem der starke ler, Studenten und Auszubildende mit 11 °lo Anteil weiblicher Mitglieder auf: er beträgt und Rentner mit 7°/o. Vergleiche zur Ge- 29°/o, bei der Gesamtzahl der Mitglieder samtmitgliederzahl sind hiernach nicht mög- 20 %. lich, weil die Statistik Veränderungen im Erfreulich ist auch die Tatsache, daß sich Laute der Mitgliedszeit nicht vollständig er- überdurchschnittlich viele Bürger schon in faßt hat. Von den Mitgliederabgängen ent- jüngeren Jahren zum Beitritt in der CDU fallen 61 % auf Austritte bzw. Ausscheiden entschließen und die Partei selbst dadurch aus der Partei, wobei lediglich 4 % mit poli- ständig verjüngt wird. 48°/o der Neumit- tischen Begründungen erfolgten. Aus der glieder waren bei ihrem Eintritt 36 Jahre und CDU ausgeschlossen wurden im vergange- jünger. Innerhalb der Gesamtmitgliedschaft nen Jahr genau 46 Mitglieder, also kaum liegt der Anteil dieser Altersgruppe jetzt bei mehr als ein Promille der Gesamtmitglieder- 27 %. Bei den Mitgliedern, die 26 Jahre und schaft. Die restlichen Mitgliederabgänge be- jünger sind, wird der Verjüngungsprozeß ruhen auf Tod, Wohnungswechsel u. a. m.

Union In Deutschland — Informationsdienst der Christlich Demo- kratischen Union Deutschlands. Für den Inhalt verantwortlich: Heinz Winkler, 5300 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Telefon (0 22 21) 54 41. Verlag: Union Betriebs GmbH, 5300 Bonn, Arge- landerstraße 173, Telefon (0 22 21) 2180 40. Verlagsleitung: Peter Müllenbach, Gerhard Braun. Bankverbindung: Sparkasse Bonn, Konto-Nr. 7504 152, BLZ 380 500 00, Postscheckkonto Köln, Nr. 2214 31-502, BLZ 370100 50. Abonnementspreis vierteljährlich 9 — UiD DM. Einzelpreis 0,75 DM. Druck: WA-Druck, Düsseldorf.