11. Juni 1969: Fraktionssitzung (1
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SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 11. 06. 1969 (1. Sitzung) [86] 11. Juni 1969: Fraktionssitzung (1. Sitzung) AdsD, SPD-BT-Fraktion 5. WP, 130 Überschrift: »Protokoll der Fraktionssitzung vom 11. Juni 1969«. Dauer: 9.40–10.25 Uhr. Anwesend: 150. Vorsitz: Schmidt. Bundesregierung: Brandt, Schmid, Strobel, Wehner. PStS: Arndt, Börner, Jahn. Protokoll: Rechenberg. Datum der Niederschrift: 15. 6. 1969. Sitzungsverlauf: A. Zweite und dritte Lesung Lohnfortzahlung B. Bericht des Bundeskanzlers zur Lage der Nation im gespaltenen Deutschland Zu Tagesordnungspunkt 1: Helmut Schmidt eröffnet die Sitzung und berichtet über das Gespräch im Kressbron- ner Kreis am 10. Juni 1969,1 bei dem es zunächst um die Vorbereitung der Bundestags- sitzung am 17. Juni 1969 mit dem Bericht des Bundeskanzlers2 über die Lage der Nati- on im gespaltenen Deutschland und dann hauptsächlich um die Verabschiedung des Lohnfortzahlungsgesetzes gegangen sei. Der Koalitionspartner habe dabei zu verstehen gegeben, daß er eine Kampfabstimmung in der Frage der Angestelltenversicherungs- pflichtgrenze und des Inkrafttretungstermins des Gesetzes vermeiden wolle und um die Vertagung der zweiten und dritten Lesung des Lohnfortzahlungsgesetzes auf die nächste Woche gebeten habe; in der Zwischenzeit sollte erneut eine Einigung zwischen den Koali- tionspartnern versucht werden. Auf Seite der SPD sei dieses Vertagungsangebot auf der Grundlage ihrer Vorstellungen zu dem Gesetz zunächst einmal nicht abgelehnt worden. Helmut Schmidt, Willy Brandt, Ernst Schellenberg und Herbert Wehner bitten unter Hinweis darauf, daß bei einer Verabschiedung in dieser Woche mit einer Kampfab- stimmung zu rechnen sei, die Fraktion um Zustimmung zur bedingten (Bedingung: Versicherungspflichtgrenze von 1200,– DM) Vertagung um eine Woche. Arthur Killat schlägt als Kompromiß eine Versicherungspflichtgrenze von 1080,– DM ab 1. August 1969 und von 1200,– DM ab 1. Januar 1970 vor. Helmut Rohde und Hugo Collet geben zu bedenken, daß auf eine Vertagung nur ein- gegangen werden könne, wenn die andere Seite auch bereit sei, das LfG in der nächsten Woche ohne Rücksicht auf etwaige Fristeinredemöglichkeiten zu verabschieden. Helmut Schmidt und Herbert Wehner erklären übereinstimmend, daß sie aus dem Gespräch, insbesondere mit Dr. Barzel, Strauß und Stücklen, nicht den Eindruck ge- wonnen hätten, hinter dem Vertagungswunsch verberge sich ein taktisches Manöver des Koalitionspartners. Werner Buschfort spricht sich gegen das Inkrafttreten des LfG erst zum 1. Januar 1970 aus, weil dann die Vorteile des Gesetzes erst nach den Wahlen einträten. Hedwig Meermann macht darauf aufmerksam, daß sie und einige andere Genossen Mittwochvormittag am Städtebaukongreß in München3 teilnehmen würde, Ludwig Metzger weist auf Sitzungen der europäischen Fraktion hin. 1 Vgl. ACDP, 01–226–A010. 2 Kurt Georg Kiesinger. 3 Vgl. SPD-Fraktionssitzung am 6.Mai 1969, Anm. 8. Copyright © 2016 KGParl Berlin 1 SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 11. 06. 1969 (1. Sitzung) Walter Behrendt bezweifelt, daß für neue Verhandlungen noch ausreichend Spielraum vorhanden sei. Fritz Büttner und Helmut Schmidt warnen vor allzu großen Hoffnun- gen auf Unterstützung durch den »linken Flügel« der CDU/CSU-Fraktion. Die Fraktion faßt gegen zwei Stimmen bei einer Stimmenthaltung den folgenden Be- schluß: 1. Die Fraktion der SPD hält fest an ihren gestern gefaßten Beschlüssen, nach denen a) die Versicherungspflichtgrenze für Angestellte in der Krankenversicherung auf 1 200,– DM festgesetzt wird und b) das Lohnfortzahlungsgesetz zum 1. April 1969 in Kraft treten soll. 2. Die Fraktion nimmt zur Kenntnis, daß nach diesen gestrigen Beschlüssen die Frakti- on der CDU/CSU einen erneuten Einigungsversuch angeboten hat. 3. Die Fraktion der SPD will sich einem solchen Gespräch nicht entziehen. Sie ist daher bereit, die für heute vorgesehene 2. und 3. Lesung des Lohnfortzahlungsgesetzes bis Mittwochvormittag der kommenden Woche zu vertagen. Für die Mitwirkung bei den Beratungen mit dem Koalitionspartner sind weiterhin vor- gesehen: Fritz Büttner, Walter Behrendt, Helmut Rohde. Zu Tagesordnungspunkt 2: Hans Apel, Georg Kurlbaum, Joachim Raffert, Karl Ravens und Helmut Rohde er- klären sich auf Bitten von Helmut Schmidt bereit, bis Donnerstag (12. 6. 1969) mittags Stichworte zu den Problemen Wirtschafts-, Gesellschaftspolitik und Unruhe der Ju- gend auszuarbeiten. Helmut Schmidt beendet die Sitzung um 10.25 Uhr. Copyright © 2016 KGParl Berlin 2 .