NEUER GEIST 2/08 · 42. Jahrgang · Nr. 84 · ISSN 1866-8593

Ordensinformation der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf

Wie Gott die Menschen lieben – das Lebenszeugnis Peter Friedhofens 2 | Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser unserer Ordenszeitschrift „Neuer Geist“,

In ihm sei's begonnen, mit diesem Gedicht von Eduard Mörike glaube seiner Solidarität mit den Armen und seiner der Monde und Sonnen ich, den Inhalt dieser Ausgabe umschreiben zu ungewöhnlichen Selbstlosigkeit sein kann. an blauen Gezelten können. Informieren wir doch über Anfänge, Und schließlich schildern wir den Be- des Himmels bewegt. wie die Einkleidung unseres Bruders Maximi- such des mit uns Brüdern seit vielen Jahren Du, Vater, du rate! lian, die Ablegung der ersten zeitlichen Profess verbundenen Erzbischofs Dr. Jean-Claude Lenke du und wende! von Bruder Matthias oder die Zusammenfüh- Perisset, der nun als Nuntius in Deutschland Herr, dir in die Hände rung der Brüder mit zeitlicher Profess im Kon- sein Versprechen gegenüber unserem verstor- sei Anfang und Ende, vent in Koblenz, aber auch über Beendigungen, benen Bruder Justus wahr gemacht hat und sei alles gelegt! wie die Verabschiedung der Brüder aus Ober- nun bei den Brüdern in zu Gast war. wil und der Schwestern aus Rom. Ja, liebe Leserinnen und Leser, gegen Ende Und dazwischen geschieht das Leben, über dieses Jahres dürfen wir zurückschauen auf welches wir berichten wollen und das wir dem viele Ereignisse, auf Gutes und weniger Gutes, Herrn mit Dank in die Hände zurücklegen auf Höhen und Tiefen. Legen wir dies alles zu- dürfen. Dank für viele Jahre der Treue unserer rück in SEINE Hände und vertrauen wir uns diesjährigen Professjubilare, Dank für schöne auch weiterhin SEINEM Rat und seiner Sorge und erholsame Tage für ältere Ordenschristen für uns Menschen an. auf der Insel Wangerooge, Dank für ein brü- Viel Freude beim Anschauen und Lesen derliches und erbauliches Miteinander bei der wünscht Ihnen Brüdertagung in Oberwil. Außerdem wollen wir in diesem Zusammenhang auch das Le- Ihr benszeugnis unseres Gründers Peter Friedho- fen in Erinnerung rufen, der für uns ein Vor- bild hinsichtlich seiner tiefen Menschlichkeit, Bruder Benedikt Molitor, Chefredakteur

Aus dem Inhalt

Peter Friedhofen – Wie Gott die Menschen lieben ...... 3 Loslassen und neu beginnen ...... 9 Hoher Besuch im Generalmutterhaus in Trier ...... 12 „Grazie per tutto“ ...... 14 Geistliche Auszeit auf der Insel Wangerooge ...... 16 „Gott in allem suchen und finden“ ...... 18 „Dass ich gestärkt im Glauben weiter diesen Weg gehen kann ...“...... 21 Ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir! ...... 24 Das Juniorat der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf ...... 26 Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht ...... 28 Buchtipps ...... 30 Neues Internetportal für Klosterprodukte ...... 31

Impressum Herausgeber und Verlag: In Deutschland: Generalat Barmherzige Brüder e.V., Generalat der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, Postfach 2506, D-54215 Trier, Sparkasse Trier Kto. 100 3821 Nordallee 1, 54292 Trier; Postfach 2506, 54215 Trier (BLZ 585 501 30) ISSN 1866-8593 In der Schweiz: Neuer Geist – Ordensinformation der Redaktion: Br. Benedikt Molitor (V.i.S.d.P) Kongregation der Krankenbrüder, Steinhof, 6005 Luzern, Postscheckrechnung, Nr. 60-238 71-0 Luzern Layout, Satz und Gestaltung: Christoph de Haar, Mathias Klüver – PR-Beratung Essen In Luxemburg: Barmherzige Brüder, 20 rue J.P. Brasseur, L-1258 Luxembourg, Cheques Posteaux P&T – IBAN Lu48 Fotos: Fotoarchiv der Barmherzigen Brüder, 1111 0102 9513 0000 Margarete Singer, Martin Fuchs, Br. Nicetius, BBT e. V. und KNA-Bild, Bonn, Br. Benedikt, Fotolia [email protected] Druck: Rautenberg Media & Print KG, Troisdorf Leitgedanke | 3

Peter Friedhofen betet als Jugendlicher in der Maria-Hilf-Kapelle in Koblenz – Lützel

Peter Friedhofen – Wie Gott die Menschen lieben

it dem Lebenszeugnis Peter Fried- das große Gleichnis vom Endgericht (Mt 25, hofens verbindet sich die Erinnerung 31-46), dessen Pointe darin besteht, dass man M an tiefe Menschlichkeit, an Solidari- in den Kleinen und Geringen – bewusst oder tät mit den Armen und ungewöhnliche Selbst- unbewusst – Christus dient. Peter Friedhofen losigkeit. Nächstenliebe und soziale Gerechtig- schreibt hierzu in seinen Satzungen: keit bleiben als Begriffe abstrakt. In Biographien werden solche Prinzipien konkret, bekommen „Den drei wesentlichen Ordensgelübden im buchstäblichen Sinn ein „Gesicht“. fügen die Barmherzigen Brüder noch das Was an Peter Friedhofen bis heute faszi- vierte hinzu, die Kranken zu pflegen, um da- niert, ist die ungewöhnliche Perspektive, mit durch vorzugsweise das Gebot der Nächsten- der er auf die Menschen schaute. Er schaute liebe um Gottes willen auszuüben ... Durch gleichsam mit den Augen Gottes auf die ihm diesen heiligen Dienst wollen die Brüder dem Er schaute gleichsam anvertrauten Menschen. Beim Sehen kommt es Herrn nachfolgen, welcher ,umherzog, Wohl- mit den Augen Gottes in der Tat auf die Perspektive an. Peter Fried- taten spendete‘, und seine Liebe besonders auf die ihm anver- hofen war ein Mann mit einer ungewöhnlichen durch Krankenheilungen bewährt hat. Durch trauten Menschen. Perspektive. Er war vom Evangelium angerührt, die Krankenpflege wollen sie ihrem Gott und von der Botschaft Jesu vom Gottesreich, das in Heiland dienen, indem sie in der Person der seiner Person schon jetzt unter uns angefangen Kranken IHN selbst erblicken und mit treuer hat. Liebe pflegen, denn so wird der Herr am Tag Wer dem Evangelium traut, sieht manche der Vergeltung sprechen: ‚Ich war krank, und Dinge anders. Er fängt zum Beispiel an, in den ihr habt mich besucht. Was ihr einem dieser Armen nicht nur ein soziales Problem zu se- meiner geringsten Brüder getan habt, das habt hen, sondern den gegenwärtigen Christus, wie ihr mir getan‘.“ (Satzungen 7) uns der Herr selbst aufklärt. Denken wir an 4 | Leitgedanke

Jesu Zuwendung zu den Kranken und Ar- heit“, wie das Johannesevangelium sagt (vgl. men bezeugt nicht allein gesellschaftskritische Joh 4,23). Sensibilität. Sie ist ein direkter Ausfluss seiner Jesus hat uns Gott neu sehen gelehrt. Jesu Sicht Gottes. Vor Gott sind die Armen groß. Leben, sein Verkünden und sein Handeln be- Vor Gott sind die Armut ist nicht zuerst ein sozialer Zustand, zeugen, wie sehr er sich dem Vater im Himmel Armen groß. sondern eine Lebenshaltung. Nach dem Ein- verdankt weiß. Er will uns anstiften, die „kost- zug in das erste Kloster in Weitersburg schreibt bare Perle“, den „reichen Schatz“ (vgl. Mt 13, Peter Friedhofen an Domvikar Liehs: 44-46) zu entdecken, um dessentwillen es sich lohnt, alles hinzugeben. Das Reich Gottes, als „O wie glücklich leben wir jetzt; wir sind dessen Verkünder er sich versteht, ist ja letzt- arm und doch reich; wir besitzen nichts und lich Gott selbst, seine gnädige Herrschaft, sein doch alles. Wir haben uns gewählt Jesus Chri- Erbarmen, das die Sünde und den Tod als Herr- stus, den Gekreuzigten; IHM haben wir uns schaftsmächte abgelöst hat. Wer sich wie Peter geschenkt und alles was wir hatten. Nichts Friedhofen als Reich-Gottes-Anwärter weiß, haben wir IHM vorbehalten. Und Jesus, unser gewinnt einen neuen Horizont, schaut auf die Heiland, hat sich uns geschenkt ... Denn heili- Welt aus einer neuen Perspektive. Er taucht ge Seelenruhe und Frieden lässt uns der liebe gleichsam in Jesu Lebensart ein und fängt an, Jesus kosten. O, jetzt können wir es begreifen, die vielen Dinge „loszulassen“, die das Herz be- was es heißt: Jesus mein Alles!“ (Brief 13) setzen und den Lebenshorizont eng machen. Er weigert sich, alles nur noch unter dem Aspekt In denen, die bereit sind, alles von Gott zu käuflicher Ware wahrzunehmen. Er gewinnt empfangen, erkennt sich Jesus wieder. Solche eine neue Weite, die ungläubige Zeitgenossen Menschen sind Geist von seinem Geist, sie immer wieder zum Staunen bringt: sind die „Anbeter im Geist und in der Wahr-

Peter Friedhofen erlernt bei seinem Bruder Jakob den Beruf des Schornsteinfegers

Peter Friedhofen als Geselle auf Wanderschaft Leitgedanke | 5

„Die himmlische Weisheit rät uns an: Lie- Peter Friedhofen ist nur zu verstehen, wenn be zur Armut, alles für alles zu geben, nur nach man seine Christusfrömmigkeit als Quell- dem einen höchsten Ziel zu streben, nämlich grund seiner Menschenfreundlichkeit zu wür- nach Gott.“ (Brief 5) digen weiß. Die Entschiedenheit, mit der Peter Friedhofen den Weg der Christusnachfolge In dieser überraschenden Weite besteht ernst nahm, ist eine deutliche Anfrage an das das Geheimnis der Heiligen. Es geht bei Peter Christentum und die Gesellschaft heute. Pe- Friedhofen nicht vorrangig um Nächstenliebe ter Friedhofen hat Christus in den Armen in als Nächstenliebe. Natürlich geht es auch da- einem umfassenden Sinn dienen wollen. Das rum. Wir können so sagen: Nächstenliebe ohne kommt auch zum Ausdruck, indem er in sei- Nachfolge Jesu ist eine Tugend. Nächstenliebe nen Satzungen über die Brüder schreibt: um Jesu willen und in seiner Nachahmung ist – Gottesverehrung. Das Handeln des Glau- „Die ärmsten Kranken werden sie vor- benden wird dann zu einer Antwort, die nicht zugsweise lieben und pflegen, weil diese dem allein den Bedürftigen als solchen im Blick hat, armen Heiland am ähnlichsten sind.“ (Sat- sondern in ihm Gott selbst, dem unsere Le- zungen 4) benshingabe gilt: Das Christentum verliert seine „salzende“ „Dann habe ich vor, eine Krankenanstalt Kraft, wenn es Nächstenliebe nicht mehr so zu zu bauen und Kranke darein zu nehmen, die motivieren weiß. Darum gilt von den Heiligen Das Christentum wir um Jesu willen bedienen.“ (Brief 12) aller Generationen das Jesuswort: „Selig sind verliert seine „salzende“ die, deren Augen sehen, was ihr seht!“ (Lk 10, Kraft, wenn es Nächs- 23). Die Heiligen sehen in der Tat alle Wirklich- tenliebe nicht mehr so zu motivieren weiß.

Peter Friedhofen baut sein erstes „Klösterchen“ in Weitersburg

Peter Friedhofen unterstützt die Witwe und die elf Kinder seines verstorbenen Bruders Jakob in Ahrweiler 6 | Leitgedanke

Peter Friedhofen zieht am 16. November 1850 zusammen mit Josef Otten und Karl Marchand in das erste „Klösterchen“; Karl verlässt die junge Gemeinschaft

Peter Friedhofen erhält am 25. März 1851 von Pfarrer de Lorenzi in Koblenz das Ordenskleid

keit mit neuen Augen. Sie stellen alle Dinge in Selbst in Leid und Trauer ist diese Freude einen neuen, eben einen österlichen Horizont. nicht von ihm gewichen. Hier erfährt sich je- Für uns Christen wird die Wirklichkeit mand in einer Liebe geborgen, die unerschüt- nicht verzaubert. Die Realitäten behalten ihre terlich ist, nicht aufzuheben durch irdische Hier erfährt sich Widerständigkeit. Wir werden als Christen „Todeszeichen“. Den eigenen Tod vor Augen jemand in einer nicht dem Leid und dem Schmerz enthoben. schrieb er drei Tage vor seinem Tod: Liebe geborgen, die Uns werden auch keine heroischen Tugend- unerschütterlich ist. kräfte verliehen, die uns zu Helden einer be- „Am liebsten wäre mir, wenn ich etwas zu sonderen, herausragenden Moralität machen. wünschen hätte, bald zu sterben. O welche Man könnte sagen: Wir Christen sind nicht Freude, wenn ich die heiligen Weihnachten besser (als andere), aber wir haben es besser! das ‚Gloria in excelsis deo‘ mit den Engeln Was uns Christen geschenkt ist, ist diese im Himmel singen könnte. Bei Gott ist alles „Beleuchtung“ aller Wirklichkeit, die vom Os- möglich ...“ (Brief 40) terlicht her kommt. Vielleicht erklärt das die tiefe Freude Peter Friedhofens, die Zeitgenos- Die Botschaft Peter Friedhofens, die wir sen von ihm bezeugen. Er hat diese Freude zu offenen Herzens hören und aufnehmen sol- seinem Lebensprogramm gemacht, wie seine len, heißt: Wer selbstlos liebt, berührt Gott, Worte offenbaren: wird mit ihm „eines Sinnes“. Das bedeutet zum einen etwas sehr Tröst- „Meine Freude ist erfüllt und gestillt ist liches: Es gibt auch heute über die aktiven Kir- mein Verlangen, wenn ein Werk für Gottes chenmitglieder hinaus viele „Gottesfürchtige“. Ehre aufgerichtet ist.“ - „Mit Mut und Freude So manche, die mit Kirche nichts oder nichts weiter.“ (Brief 9 und 16) mehr anfangen können, sind dennoch Gott nahe – eben, weil sie in der Art Peter Friedho- fens und ihres Verhaltens an manchen Stellen Leitgedanke | 7

Peter Friedhofen stirbt am 21. Dezember 1860 im Kreis seiner Mitbrüder in Koblenz

Peter Friedhofen im Dienst an den Kranken

ihres persönlichen und beruflichen Lebens Zeit und ihre Nöte zu schauen. In Kurzform: Menschen selbstlos dienen und darin unbe- Die beste Form des Gedenkens an Peter Fried- wusst Christus ähnlich werden. hofen ist das genaue Hinschauen. Zum anderen: Unser eigener Gottesglaube Unsere Zeit hat andere Nöte und Heraus- Unser eigener Got- braucht die Konkretion der „Fußwaschung“am forderungen als das 19. Jahrhundert, in dem tesglaube braucht Mitmenschen. Jeder hat dazu allerlei Gelegen- Peter Friedhofen lebte. Was Peter Friedho- die Konkretion der heiten. Besonders wichtig sind jene Dienste, fen von vielen seiner Zeitgenossen aber un- „Fußwaschung“ die sich nicht weltlich auszahlen. Es muss in terschied, war seine Bereitschaft, angesichts am Mitmenschen. unserem Leben Handlungsweisen geben, die des Elends seiner Zeit nicht wegzuschauen. im Sinne der Welt „töricht“ sind, sich nur vom In seiner Nachfolge stehend gilt es, die Nöte Osterlicht her erklären lassen. Peter Friedho- unserer Zeit beim Namen zu nennen. Dazu fen war in den Augen der Welt töricht. Ob- wollen wir uns sensibilisieren lassen, an un- wohl sich fast alle von ihm abwandten, hielt er serem Arbeitsplatz, in unseren Pfarrgemein- doch an seiner Absicht, einen Krankenpflege- den, in unseren katholischen Verbänden und orden zu gründen, fest: Gemeinschaften, aber auch in der Öffentlich- keit und nicht zuletzt in der Beurteilung poli- „Nicht herrschen will ich, sondern mich tischer Sachverhalte. freuen, wenn das Werk zu seiner Vollkom- Aus dem Hinschauen soll und muss ein menheit gekommen ist, welches dem einen Handeln werden. Das kann in vielen Fällen ein Ärgernis, dem anderen eine Torheit, nur zeichenhaft und beispielhaft sein, aber dem anderen eine Unmöglichkeit schien ...“ es wird nicht ohne Wirkung bleiben. Unsere (Brief 15) Gesellschaft braucht mehr als Gerechtigkeit, so notwendig diese auch ist. Auf dem Funda- Das Gedenken an Peter Friedhofen soll ment der Gerechtigkeit braucht unser gesell- uns veranlassen, mit seinen Augen auf unsere schaftliches Haus auch Barmherzigkeit und 8 | Leitgedanke

Solidarität für jene, die allein nicht mit dem „O, das ist des Allmächtigen Güte! Es ist Leben zurechtkommen. der Schöpfer, der die ganze Welt erfüllt! Er Gerade im Bereich zwischenmenschlicher erfüllt ... auch mein Herz. Und das ist das Beziehungen gilt es, der gesellschaftlich anzu- Glück, welches mich umweht und erfüllt.“ treffenden Kälte zu widerstehen und Räume (Vermächtnis 5) zu bewahren und auszubauen, in denen der Mensch Zuwendung und Wärme empfangen Wenn wir die Heiligen ehren, ehren wir kann. nicht nur tugendhafte Menschen, sondern Peter Friedhofen hat bekanntlich nicht rühmen die dynamische Kraft Gottes, die Bi- Peter Friedhofen hat Wert gelegt auf weltlichen Beifall für sein Ver- ographien verwandeln kann. Darum kann die bekanntlich nicht halten. Er hat sich angeschaut gewusst. Nicht Verehrung Peter Friedhofens für uns Lobpreis Wert gelegt auf welt- nur allgemein von den Menschen, sondern der Gnade Gottes sein. Bruder Benedikt lichen Beifall für sein konkret in den Bedürftigen seiner Zeit hat er Verhalten. sich von Gott selbst fragend und bittend an- geschaut gewusst. Ob das nicht das Geheimnis der Heiligen überhaupt ist? Peter Friedhofen wusste sich jedenfalls „angeschaut“ vom Him- mel her, deshalb konnte er bei einer Rast in der Natur auch ausrufen:

Peter Friedhofen wird am 23. Juni 1985 durch Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochen

Die Fotos zeigen die von dem Trierer Bildhauer Willi Hahn (1920-1995) geschaffenen Kapitelle in der Maria-Hilf-Kapelle. Konvente | 9

Loslassen und neu beginnen

n unserem Leben ist das „Loslassen“ im- unseren Dienst durch Zuhören, Gespräche und mer wieder ein Thema. Diese Wirklichkeit Hilfestellungen erfüllen können. I hatten wir Brüder in der Schweiz konkret Wir sechs Brüder von Oberwil haben uns erlebt, als wir im Herbst 2007 drei Mitbrüder also zusammengesetzt und gemeinsam bera- im Konvent Luzern in die ewige Heimat ziehen ten, wie der Umzug nach Luzern vonstatten- lassen mussten, sodass sich die Gemeinschaft gehen soll. Dabei haben wir gestaunt, wie sich in der Leuchtestadt bis auf zwei Mitbrüder re- jeder damit auseinandersetzte und grundsätz- duzierte. lich bereit war, den schönen Flecken Oberwil Schon während des Generalkapitels in und die gepflegten Räumlichkeiten der Brü- Rom im November 2007 war es ein Gesprächs- dergemeinschaft in der Klinik loszulassen. thema, wie es denn mit den schweizerischen Damit kam zum Ausdruck, was jeder einmal Konventen weitergehen solle? Damals haben gelobt hatte, nämlich dorthin zu gehen, wo er Damit kam zum wir uns entschieden, die beiden Konvente von gebraucht wird. Ausdruck, was jeder Oberwil und Luzern zusammenzulegen. Bis Und doch bedeutete dieser Schritt für jeden einmal gelobt hatte, Ende August 2008 sollten dann alle Brüder etwas anderes: nämlich dorthin nach Luzern umgezogen sein. Bruder Blasius wirkte und lebte 67 Jahre in zu gehen, wo er gebraucht wird. Warum gerade den Konvent in Luzern ver- Oberwil. Ihm sind dieses Haus und die Gegend stärken? Der Steinhof war das erste Haus der am Zugersee sehr ans Herz gewachsen. Doch Brüder in der Schweiz, das ihr Eigentum wur- nach außen gelassen meinte er, dass er in sei- de und somit zum Noviziat und „Mutterhaus“ nem Alter (88 Jahre) doch auch daran denken für die schweizerischen Brüder. Zudem werden müsse, einmal mehr Hilfe in Anspruch zu neh- wir alle älter oder „reifer“ und brauchen früher men. In Luzern angekommen äußerte er, dass oder später auch Hilfe und Betreuung. Ein an- er von seinem Zimmer in Oberwil täglich den derer Grund besteht darin, dass wir in einem Sonnenuntergang erleben durfte und nun in Alten- und Pflegeheim, eher als in einer Klinik, Luzern sich am Sonnenaufgang erfreuen kann. 10 | Konvente

Für Bruder Dominik, der nur vier Jahre in unsere zukünftigen Zimmer im Schloss auszu- Oberwil lebte, ist es ein Zurückkehren in die suchen. Gemeinsam konnten wir uns einigen. Heimat, wo er 50 Jahre gelebt und als Koch und Unsere Wünsche bezüglich der Einrichtung Superior gewirkt hatte. wurden großzügig entgegengenommen und Bruder Robert hat insgesamt 35 Jahre, also verwirklicht. Einen herzlichen Dank unserem die Hälfte seines Lebens, in Oberwil verbracht; als Superior ! Psychiatriepfleger, Delegierter der Trägerschaft Mit dem Weggang der Brüder von Oberwil in der Klinikleitung, Superior und Provinzial. ist nach 85 Jahren Wirken bei den psychisch Bruder François gehörte über 50 Jahre zur Kranken eine Ära zu Ende gegangen. Im Jah- französischen Provinz und ist altershalber vor re 1923 hatten wir die Trägerschaft der Klinik sieben Jahren nach Oberwil gekommen. Er übernommen. Allerdings bleibt die Träger- wirkte als Krankenpfleger, Superior und Pro- schaft bei den Barmherzigen Brüdern und auch vinzial in Strasbourg, Metz und Nancy. die Räumlichkeiten der Brüdergemeinschaft

Bruder Walter musste einmal mehr seine verbleiben in unserem Eigentum. Diese stehen Koffer packen, was ihm anfänglich nicht so be- zur Verfügung für die Gesamtgemeinschaft hagte. Er lebte insgesamt vier Jahre in Oberwil. und sind auch zum Vermieten für weitere In- Zuvor war er 40 Jahre in St. Gallen im Pflege- teressenten vorgesehen. Eine Hausangestellte und Betagtenheim Josefshaus tätig. wird für die Pflege und Organisation dieser Bruder Josef war seit drei Jahren in Ober- Räumlichkeiten zuständig sein. wil. Zuvor wirkte und lebte er 14 Jahre ebenfalls Zum Abschied der Brüdergemeinschaft im Pflege- und Betagtenheim Josefshaus als wurden in der Dorfkirche in Oberwil und in Seelsorger. Anfänglich hatte auch er in Oberwil der Klinikkapelle am 23. und 24. August Dank- die Psychiatrielehre absolviert und arbeitete als gottesdienste gefeiert, welche sehr gut besucht Abteilungsleiter, bis er sich berufen fühlte, als waren und viele Freunde, Bekannte und Nach- Priester weiterzuwirken. barn vereinigte. Beide Feiern wurden musika- Alle Mitbrüder, außer Bruder François, lisch umrahmt vom ehemaligen Personalchor haben das Noviziat im Steinhof in Luzern ver- der Klinik „tiglio verde“. Unter der kompe- bracht. Somit kennen alle das Haus und sind tenten Leitung der ehemaligen Dirigentin Frau doch schon damit vertraut. Béatrice Isler wurden der wohlklingende Ge- Unser Superior Bruder Raphael hat uns sang und das festliche Hornspiel zu einer wah- Brüder von Oberwil frühzeitig eingeladen, um ren Freude. Konvente | 11

Beiden Gottesdiensten standen Bruder Seelsorge überbrachte symbolisch eine Scha- Josef Portmann und der Leiter der Pfarrei le kleiner, roter Schokoladenherzen mit dem Bruder Klaus in Oberwil, Brauchart, Wunsch, weiter zu pflegen, was die Brüder vor. Mit bewegenden Worten dankte Micha- gelebt und gewirkt haben. Stadtrat Andreas el Brauchart der Brüdergemeinschaft für den Bossard dankte im Namen der Stadt Zug den langjährigen Dienst in der Klinik und für Barmherzigen Brüdern für ihr segensreiches all das, was durch die Gemeinschaft auch in Wirken in der Klinik und in Oberwil und ver- der Umgebung entstanden ist, wie zum Bei- sprach den Brüdern eine Zugerfahne als An- spiel der soziale Wohnungsbau mit 100 Woh- denken. nungen, die 50 Eigentumswohnungen und In beiden Feiern sprach Bruder Robert das Kreuz am Lindenstutz. Er meinte: „Die zum Abschluss ein Dankeswort im Namen der Brüder haben jedoch nicht nur Spuren in der gesamten Gemeinschaft für das stets gezeigte Oberwiler Landschaft hinterlassen, sondern Wohlwollen der Behörden, der Bevölkerung auch in den Herzen der Menschen. Durch die von Oberwil sowie der Mitarbeitenden und Schlüssel, die Gott ihnen gegeben, Barmher- vieler anderer Menschen. Er betonte, dass auch zigkeit und Güte, haben sie es fertiggebracht, weiterhin ein guter Stern über der Psychia-

dass Herzenstüren aufgegangen sind und trischen Klinik Zugersee leuchten möge – zum Menschen den Zugang zu Gott finden konn- Wohle aller, die Hilfe, neue Kraft und Heilung ten.“ suchten. In der Pfarrkirche Oberwil dankte am Inzwischen haben wir Oberwiler Brüder uns Schluss der Landamann und Gesundheits- im Steinhof in Luzern schon gut eingelebt und direktor des Kantons Zug, Joachim Eder, der erfahren Gutes und Schönes. Auch der Dienst Brüdergemeinschaft für das 85-jährige Wir- bei den betagten und behinderten Menschen be- ken der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf inhaltet viel Wertvolles. So ist beispielsweise das und drückte seine guten Wünsche aus für eine tägliche Feiern der Eucharistie mit den Heimbe- segensreiche Zukunft. In der Klinikkapelle wohnern und Nachbarn immer ein ganz beson- dankte Klinikdirektor Paul Lalli stellvertre- deres Erlebnis. Es ergeben sich auch viele gute tend für alle Mitarbeitenden und Patienten Begegnungen und Gespräche. So dürfen wir als für das langjährige Wirken der Brüderge- Gemeinschaft immer mehr zusammenwachsen, meinschaft und wünschte den Brüdern Kraft um so ein Zeichen der Gegenwart Gottes zu und Zuversicht. Monika Ulmann von der sein. Bruder Robert 12 | Konvente

Hoher Besuch im Generalmutterhaus in Trier

er apostolische Nuntius in Deutsch- Als Jugendlicher hatte Jean-Claude Perisset land, Erzbischof Dr. Jean-Claude Pe- im Rahmen eines Volontariats für einige Wo- Als Jugendlicher D risset, besuchte am 16. August 2008 chen Ende der 50er-Jahre in unserer Einrich- hatte Jean-Claude zusammen mit dem Trierer Diözesanadminis- tung Steinhof in Luzern gearbeitet und so Perisset im Rahmen trator Weihbischof Robert Brahm die Brüder- Kontakt zu den Brüdern und ihrer Lebensweise eines Volontariats für gemeinschaft in Trier. sowie ihrem Ordensauftrag bekommen. Wäh- einige Wochen Ende der 50er-Jahre in Es war eine große Freude, als sich der apos- rend dieser Zeit lebte er mit den Brüdern des unserer Einrichtung tolische Nuntius in Deutschland im Rahmen Konvents zusammen. Bis heute ist ihm diese Steinhof in Luzern seines Besuchs der ältesten Diözese des Landes Zeit wichtig und präsent geblieben. gearbeitet. auch bei uns Brüdern anmeldete. Seither hat es zu den Mitbrüdern in der Aufgrund seiner mittlerweile fünf Jahr- Schweiz immer wieder Kontakte gegeben, bis zehnte andauernden persönlichen Verbunden- hin zur Feier des 100-jährigen Jubiläums der heit mit unserer Brüdergemeinschaft war es Brüder im Jahr 1998, als Erzbischof Perisset, dem in Berlin residierenden schweizerischen damals Nuntius in Rumänien, dem Festgottes- Erzbischof ein persönliches Anliegen, zu den dienst in Luzern vorstand. Brüdern zu kommen. Konvente | 13

Nuntius Dr. Perisset hatte Bruder Justus, Gemeinsam mit dem hohen Gast kamen ehemals Vorsteher in Luzern und Provinzial in auch der Diözesanadministrator des Bistums der Schweiz, später dann Generalsekretär und Trier, Weihbischof Robert Brahm, der Vor- Generaloberer, versprochen, die Brüder einmal sitzende des Diözesancaritasverbands, Dom- in Trier zu besuchen und hat dies nun auch in kapitular Prälat Franz-Josef Gebert sowie der die Tat umgesetzt. Bischofskaplan Frank Kleinjohann und der Bi- Nach einer kurzen Besichtigung des Kran- schofsfahrer Herr Graf. kenhauses mit Vertretern des Krankenhausdi- In brüderlicher und herzlicher Atmosphäre rektoriums fand eine schöne und persönliche erfreuten sich alle – Gäste und Brüder – dieser Zusammenkunft der Brüder aus nah und fern zwanglosen und schönen Begegnung. mit dem Nuntius im Rahmen eines Empfangs Die persönliche und herzliche Verbunden- und des anschließenden Mittagessens im Re- heit gegenüber uns Brüdern und unserem Auf- fektorium statt. trag, die Erzbischof Dr. Jean-Claude Perisset nochmals in seinen Worten an die Brüder aus- drückte, zeichnete diesen Besuch aus und hat uns Brüdern gut getan. Bruder Peter 14 | Konvente

„Grazie per tutto“ Dank für 38 Jahre Dienst in der Casa Domitilla

ach 38 Jahren Arbeit und Gebet zu- Domitilla-Katakombe Eucharistie, um Gott zu sammen mit den Brüdern in der Casa danken für den Dienst der Schwestern an den N Domitilla verabschiedete Bruder Ge- Brüdern, Pilgern und Touristen. neral Peter am 11. September 2008 in Rom die Zusammen mit allen Mitarbeitenden der Schwestern der Gemeinschaft „Little flowers of Casa Domitilla fanden dann zur Mittagszeit Bethany“ („Kleine Blumen von Bethanien“). ein Umtrunk und ein gemeinsames Mahl statt. In Anwesenheit von Schwester Irene, der Bruder Superior Kassius dankte allen Delegierten der Generaloberin, feierten Brüder Schwestern für ihren Dienst in der Casa Domi- und Schwestern in der renovierten Kapelle der tilla und erinnerte in seiner Ansprache an viele Konvente | 15 schöne gemeinsame Momente. In den vielen nachfolgenden Jahren von hier aus Konvente in Jahren gaben zahlreiche Schwestern ihr Bestes Deutschland, Österreich, Frankreich, Maureta- zum Wohl der Hausgemeinschaft und der Gä- nien und in der Türkei gründen. Viele Schwes- ste – ein Dienst der einiges abverlangte und oft tern haben gerne in der Casa Domitilla gear- anstrengend war. beitet, auch wenn es schon mal kulturelle und Im Anschluss an die Dankesworte über- sprachliche Hindernisse gab. Dankend werden reichte Bruder General Peter den Schwestern die Schwestern die Hausgemeinschaft der Casa Dankend werden als Zeichen des tief empfundenen Dankes eine Domitilla auch weiterhin im Gebet begleiten. die Schwestern die Christus-Ikone. Bruder Kassius beschenkte Später gab es noch viele persönliche Rück- Hausgemeinschaft stellvertretend für alle Schwestern Sr. Oberin blicke und Erinnerungen an Schwestern und der Casa Domitilla Geetha mit Blumen. Außerdem erhielten alle Brüder, die einst im Hause tätig waren. auch weiterhin im Gebet begleiten. fünf Schwestern eine Medaille des Seligen Bru- Mögen die Schwestern der „Gemeinschaft ders Peter Friedhofen. der kleinen Blumen von Bethanien“ auf die Anschließend bedankte sich Sr. Irene im Fürsprache ihres Ordensgründers, dem Die- Namen ihrer Gemeinschaft bei den Barmher- ner Gottes Monsignore Mascarenhas, jederzeit zigen Brüdern und der Hausgemeinschaft: Die Gottes Schutz und Segen erfahren und einen Niederlassung in Rom war die erste außerhalb guten Start im neuen Konvent in Berlin haben. von Indien und die Schwestern konnten in den Bruder Kassius 16 | Erfahrungen & Erlebnisse

Geistliche Auszeit auf der Insel Wangerooge

Ein Erfahrungsbericht von Bruder Matthias und Bruder Antonius

om 16. bis zum 25. September 2008 So machten sich nun im September 21 bot das Bistum Trier zum zweiten Mal Ordensschwestern und Ordensbrüder aus V innerhalb von vier Jahren älteren Or- neun verschiedenen Gemeinschaften auf den densschwestern und Ordensbrüdern die Mög- Weg nach Wangerooge, begleitet von Schwes- lichkeit einer „Geistlichen Auszeit“ auf der In- ter Veronika und uns, Bruder Antonius und sel Wangerooge an. Bruder Matthias. Alles begann damals mit einer Idee von Sr. Wangerooge ist eine Insel im Niedersäch- Veronika Dreymüller und Br. Peter Berg, dem sischen Wattenmeer innerhalb des gleichna- jetzigen Generaloberen der Barmherzigen Brü- migen Nationalparks. Sie ist die östlichste der der von Maria-Hilf. Beide waren es, die vor sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln und rund vier Jahren die erste „Geistliche Auszeit“ mit knapp acht Quadratkilometern Fläche das organisierten und in die Tat umsetzten. Ein zweitkleinste bewohnte Eiland dieser Gruppe. besonderes Anliegen war und soll es auch wei- Die autofreie Insel Wangerooge gehört als ein- terhin sein, dass ebenso Ordensschwestern und zige der bewohnten ostfriesischen Inseln nicht Ordensbrüder an dieser Auszeit teilnehmen zum politischen Ostfriesland, sondern ist his- können, die im täglichen Leben pflegerische torisch Teil des friesischen Jeverlandes. Hilfe benötigen. In den frühen Morgenstunden des 16. Sep- tembers fuhren wir mit mehreren Kleinbussen aus verschiedenen Himmelsrichtungen der Die Teilnehmerinnen und Diözese Trier in den rauen Norden. Am Fähr- Teilnehmer mit ihrer Beglei- hafen Harlesiel angekommen, setzten wir mit tung: Sr. Veronika (Mitte), dem Schiff auf die ostfriesische Insel Wangero- Br. Matthias und Br. Antoni- oge über. Nach einer kurzen Bahnfahrt und us (beide hockend). anschließendem Fußmarsch kamen wir am späten Nachmittag völlig erschöpft in unserem Feriendomizil Haus Meeresstern an. Dieses Haus ist ein Haus der Begegnung, welches seit 100 Jahren durch die Ordensschwes- tern „Unserer Lieben Frau“ geführt wird. Von den drei Schwestern wurden wir liebevoll auf- genommen und bei so manchem rollstuhlbe- dingten Hindernis stand uns die Hausleitung mit Rat und Tat zur Seite. Auch für unser leib- liches Wohl wurde durch die Mitarbeiter des Hauses sehr gut gesorgt. Selbst die ortsansäs- sige Sozialstation war bereit, uns Rollstühle für Erfahrungen & Erlebnisse | 17

Auch unser Bruder Linus (rechts) nahm an der „Geistlichen Aus- zeit“ teil. Hier mit Paul Hann- appel vom Schönstatt-Institut Marienbrüder.

die gehbehinderten Mitschwestern- und Brü- der zur Verfügung zu stellen. Ganz unterschiedliche Aktivitäten und At- traktionen standen auf dem Tagesprogramm. So war es uns möglich, auch einen Ausflug auf die Nachbarinsel Spiekeroog zu unternehmen. Jeder hatte aber auch die Gelegenheit, seinen Tag für sich zu gestalten. Schon früh am Mor- gen konnte man am Strand im Osten der Insel dersächsisches Wattenmeer mit manch seltener einige Schwestern und Brüder beim Sonnen- Vogelart. aufgang sehen. Zumindest wollte jeder einmal Auf dem Abendprogramm standen je nach in den Genuss kommen, dieses faszinierende Lust und Laune ein inseltypischer Tanzabend, Farbenspiel am Horizont zu genießen. Aber ein Vortrag über die Geschichte der Insel oder auch den Rollstuhlfahrern wurde es ermög- ein Filmbeitrag über „Wangerooge bei Sturm, licht, dieses Licht-Spektakel mitzuerleben. Eis und Kälte“. Weitere Highlights der geistlichen Auszeit Unser Tagesprogramm war umrahmt vom waren vor allem auch bei herrlichem Wetter gemeinsamen Morgen- und Abendlob und der und strahlend blauem Ostfriesen-Himmel Eucharistiefeier in St. Willehad. Hier erlebten (ganz nach dem Motto: „Wenn Engel reisen, wir in einer meist sehr vollen Kirche einen äu- lacht der Himmel“) die ausgeprägten Spazier- ßerst lebendigen Gottesdienst, der vor allem gänge – fast einmal rund um die Insel. von vielen Inselgästen besucht wurde. Für uns junge Ordensbrüder, die wir als Nach zehn erlebnisreichen Tagen fiel es Begleiter dabei waren, war es eine Wohltat, mit so mancher Ordensschwester und manchem ansehen zu dürfen, wie so manche Schwester Ordensbruder nicht unbedingt leicht, von und so mancher Bruder beim Anblick der herr- der Insel Abschied zu nehmen. Mit vielen Er- lichen Landschaft richtig aufblühte. Schließlich lebnissen und Eindrücken und vor allem mit hat Wangerooge nicht nur einen einladenden Dankbarkeit im Herzen konnten wir am 25. Sandstrand zu bieten, sondern ist vor allem September die Schwestern und Brüder wieder auch geprägt durch seine Dünenlandschaft, wohlbehalten und gesund in ihre jeweiligen Sanddornsträucher und den Nationalpark Nie- Kommunitäten zurückbringen. 18 | Erfahrungen & Erlebnisse

in allem suchen „Gott und finden“

nter diesem Leitgedanken der igna- Maria-Hilf direkt an diesem Wochenende in tianischen Spiritualität trafen sich unserer eigenen Gemeinschaft erleben. Denn U die Brüder aus den verschiedensten mit der Brüdertagung war auch der Abschied Konventen unserer Gemeinschaft zur Brüder- der Brüder von Oberwil verbunden. Für die tagung am 5. Juli 2008 in Oberwil (Schweiz). kommenden Tage und Wochen war der Umzug Die Aufforderung des Heiligen Ignatius von der schweizerischen Mitbrüder von Oberwil Loyola – „Gott in allem zu suchen und zu fin- nach Luzern geplant. Wenn es für uns alle auch den“ – konnten wir Barmherzigen Brüder von ein sehr schwerer und für so manchen auch ein Erfahrungen & Erlebnisse | 19

schmerzlicher Abschied ist, müssen wir darin Veränderung eine Krise in einem Menschen wohl auch das Wirken Gottes erfahren. hervorbringen und wie dabei die Gnade Gottes Am Vormittag begannen wir unsere Brü- in einem wirken kann. dertagung mit einem Film, in dem uns das Ein weiteres wichtiges Augenmerk bei die- Leben und Wirken des Heiligen Ignatius etwas ser Brüdertagung wurde auf das „Gebet der nähergebracht wurde. In einem sehr interes- liebenden Aufmerksamkeit“ gesetzt, welches

santen Vortrag von Bruder Benedikt erfuhren einem jeden von uns Hilfe sein kann, im Licht wir Brüder mehr über die Entwicklungsstu- Gottes liebend und aufmerksam auf das eige- fen des Heiligen, die geprägt waren von der ne Leben zu schauen. Diese Form der Gewis- jugendlich-idealistischen Phase über die mys- senserforschung geht auch auf den Heiligen tische und kirchliche Phase bis hin zur vierten Ignatius zurück. Phase: „Contemplativus in actione“ (beschau- Am Nachmittag fuhren wir dann alle ge- end im Tun). Faszinierend an der Geschichte meinsam nach Flüeli-Ranft, um dort zunächst des Heiligen Ignatius war es, zu sehen, welche mit Kaplan Phillip Specken die Heilige Messe 20 | Erfahrungen & Erlebnisse

zu feiern. Anschließend hat es sich so mancher Am späten Abend in Oberwil wieder an- Mitbruder nicht nehmen lassen und ist – zum gekommen versammelten sich noch viele der Teil unter schwierigen Bedingungen und glü- Mitbrüder zum traditionellen Sonnenunter- hender Hitze – hinunter zur Einsiedelei des gang auf der Terrasse mit einem phantastischen Heiligen Bruder Klaus gepilgert. Sicherlich Blick über den Zuger See. konnte auch jeder in dieser Stille und im allei-

nigen Gehen dieses Weges das Thema des Tages Für die nächste Brüdertagung war es der – „Gott in allem suchen und finden“ – noch- Wunsch vieler Mitbrüder, noch mehr über den mals persönlich auf sich wirken lassen. Heiligen Ignatius zu erfahren und einen Ein- Der Abschluss in Flüeli-Ranft fand im be- blick in die ignatianischen Exerzitien zu be- nachbarten Hotel „Pax Montana“ bei einem kommen. Bruder Antonius gemeinsamen Abendessen statt. Erfahrungen & Erlebnisse | 21

„Dass ich gestärkt im Glauben weiter diesen Weg gehen kann …“

Interview von Bruder Léonard mit Bruder Maximilian (24) anlässlich seiner Einkleidung am 19. Juli 2008

or gar nicht allzu langer Zeit war der weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man sehr „kleinste“ unserer Brüder in ganz nervös ist und sich auf ein Leben einlässt, das V schön großer Aufregung. Ich spreche man nicht kennt und auch nicht genau weiß, von unserem Postulanten Boris Kühl, der am was dieses für einen bereithält. Ich, Bruder 19. Juli dieses Jahres eingekleidet und somit in Léonard, habe mich mit meinem Mitnovizen unsere Gemeinschaft aufgenommen wurde. An Bruder Maximilian zusammengesetzt, um diesem Tag hat er auch seinen Brudernamen diesen Tag mit einem freudigen Blick Revue erhalten und so dürfen wir ihn seitdem Bru- passieren zu lassen. Wie es ihm an diesem Tag der Maximilian nennen. Bei so einem Ereignis erging und warum er sich für ein Leben im 22 | Erfahrungen & Erlebnisse

Kloster entschied, wollen wir von ihm selber Ordensleben in Verbindung mit der Arbeit an hören. und mit Menschen gestalten kann. Ich fühle mich nicht zum Priestertum berufen und wir Bruder Maximilian, jetzt lebst Du schon eini- Barmherzige Brüder von Maria-Hilf sind eine ge Monate mit uns zusammen und ich habe den Gemeinschaft, die eben genau dieser Berufung Eindruck, dass Du Dich sehr gut eingelebt hast entspricht. Beeindruckend für mich ist, wie viel und zu Hause fühlst.Wodurch ist eigentlich der die Brüder seit ihrer Gründung durch Peter Entschluss in Dir gereift, dass das Ordensleben Friedhofen im 19. Jahrhundert in ihren Ein- eine Lebensform sein könnte, die Dir entspricht richtungen für die armen, kranken und benach- oder die Du leben kannst? teiligten Menschen bis heute getan haben. Die Schon während meiner Berufsausbildung frohe Botschaft Christi kann ich den Menschen zum Konditor ist in mir der Wunsch gereift, eben im Besonderen durch meinen Dienst im ein geistliches Leben zu führen! Ich fühlte mich Trierer Brüderkrankenhaus nahebringen. Und Schon während von Kind an in der Kirche und bei Christus zu das erfreut mich wirklich tagtäglich. meiner Berufsausbil- Hause. Auch habe ich die Gegenwart des heili- Nun haben wir ja auch alle ein Leben vor dung zum Konditor gen Geistes bei vielen kleinen Dingen des Alltags dem Klostereintritt gehabt. Ein Leben mit Fa- ist in mir der Wunsch so deutlich gespürt, dass für mich Ordensleben, milienangehörigkeit und Freunden. Wie haben gereift, ein geistliches d.h. Christusnachfolge im Konkreten interessant diese denn darauf reagiert, als Du ihnen anver- Leben zu führen! wurde und ich mich über verschiedene Ordens- trautest, dass Du im Kloster leben möchtest? gemeinschaften informiert habe. Und ich glau- Zum Glück haben alle Freunde und Ver- be, mit meinem Eintritt bei den Barmherzigen wandten meine Entscheidung positiv und mit Brüdern von Maria-Hilf die richtige Entschei- Respekt aufgefasst. Ich habe meine Familie und dung getroffen zu haben. Freunde von Anfang an in mein Vorhaben ein- geweiht und sie haben den ganzen Weg meiner Wie hast Du die Barmherzigen Brüder von Berufung bis zum Eintritt mit Interesse mitver- Maria-Hilf denn kennengelernt und warum folgt. Auch wenn im Postulat und Noviziat nicht hast Du Dich berufen gefühlt, gerade in unsere immer so viel Zeit ist, um Kontakte zu pflegen,

Gemeinschaft einzutreten? Ich meine, es gibt ja bemühe ich mich trotzdem, den Kontakt mit al- unendlich viele geistliche Gemeinschaften in der len zu halten, die mir wichtig sind. Ich bin froh, katholischen Kirche. dass niemand traurig oder enttäuscht wegen Als Trierer kannte ich die Barmherzigen meiner Entscheidung ist, denn so kann ich viel Brüder und ihr Krankenhaus natürlich schon befreiter und gelöster mein Noviziat bestreiten. länger, aber konkret kennengelernt habe ich die Gemeinschaft erst nach einem Besuch im Erzähl unseren Lesern des „Neuen Geistes“ Ausbildungskonvent. Für mich war wichtig, einmal, wie Du die Feier der Einkleidung erlebt in eine Gemeinschaft einzutreten, in der ich hast und vor allem, was in diesem Moment in als Laie Christus nachfolgen kann und mein Dir vorgegangen ist. Erfahrungen & Erlebnisse | 23

Natürlich war ich in den Wochen vor mei- wir Novizen vormittags in der Krankenpflege ner Einkleidung sehr gespannt und freute mich als Praktikanten und lernen so auch im Beson- auch schon sehr darauf. Während des Gottes- deren die apostolische Sendung unserer Kon- dienstes, in dem meine Einkleidung stattfand, gregation kennen. Neben geistlicher Beglei- empfand ich eine sehr große Dankbarkeit Gott tung und Kursen mit Novizen anderer Orden gegenüber, der so viel Großes an mir getan hat nehmen wir auch an jährlichen Exerzitien teil, in den letzten Monaten. So ganz genau be- wo jeder noch einmal speziell seine Christus- Eine recht intensive schreiben kann ich es nicht, aber ich war ein- Beziehung vertiefen und anschauen kann. Eine Zeit, auf die es sich fach glücklich, fortan als Bruder Maximilian recht intensive Zeit also, auf die es sich mit Leib mit Leib und Seele leben zu dürfen. und Seele einzulassen lohnt. einzulassen lohnt.

Wie kam es zu Deinem Ordensnamen und Was wünschst Du Dir für Dein Noviziat? was bedeutet der Name für Dich? Ich wünsche mir natürlich, dass ich mich Bereits vor meinem Eintritt beschäftigte ich weiterhin wohl und zu Hause in meiner Ge- mich mit dem heiligen Franziskanerpater Ma- meinschaft fühlen kann und meine Mitbrüder ximilian Kolbe, der im KZ Auschwitz freiwillig mich so gut sie können unterstützen und mit- für einen Familienvater in den Tod gegangen helfen, als Ordensbruder meinen Weg der Chri- ist. Eine starke Persönlichkeit, die mich von stusnachfolge zu gehen. Ich wünsche mir natür- Anfang an faszinierte. Ziemlich schnell war lich auch den Beistand von „oben“, denn das ist für mich klar, ihn als Namenspatron zu wäh- und bleibt natürlich das Wichtigste. Eben auch len. Mich beeindruckt einfach dieses feste und in manchmal schwierigen Situationen „IHN“ zu entschlossene Auftreten für Gott, für Christus erkennen und für mich die richtigen Schlüsse zu bis zum Äußersten. Ich glaube, dass mir die ziehen. Und dass ich gestärkt im Glauben weiter Fürsprache des hl. auch wei- diesen Weg gehen kann. terhin helfen wird, für Christus einzustehen, mich konkret und klar immer wieder zu ihm und zur Kirche zu bekennen.

Wie werden für Dich die ersten zwei Jahre in Lieber Bruder Maximilian, ich danke Dir für unserer Gemeinschaft aussehen? Was wird der Deine offenen und ehrlichen Antworten. Wir, Inhalt der Vorbereitung auf ein Leben mit den Deine Mitbrüder, wünschen Dir für Deinen Weg evangelischen Räten sein? der Nachfolge viel Kraft und Mut. Auch hoffen Während des Noviziats geht es um die Ver- wir, dass Deine Wünsche für die Zeit des Novi- tiefung der persönlichen Beziehung zu Jesus ziats in Erfüllung gehen. Weiß Dich getragen Christus und das nähere Kennenlernen des durch unser Gebet und pack es so an, wie unser Ordenslebens. Unterstützt wird dies durch Ordensvater Bruder Peter Friedhofen vollen Mu- den Novizenmeister, der uns in grundlegender tes immer wieder den Weg des Herrn beschritten Theologie unterrichtet und persönlich beglei- hat: „Mit Gottes Gnade wollen wir beginnen!“ tet. Neben einem Theologie-Fernkurs arbeiten 24 | Ordensleben

Ich habe dich beim Namen gerufen,

Bruder Matthias Kollecker (39) legte in der Klosterkirche der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf in Trier seine erste zeitliche Profess auf zwei Jahre ab du gehörst mir! Ordensleben | 25

Ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir!

m Ende der zweieinhalbjährigen Aus- formel und erhielt als äußeres Zeichen seiner bildung zum Ordensbruder steht die Gelübde das Ordensskapulier. A Feier der Erstprofess. Der Novize wird In seiner Predigt wies der Provinzi- dadurch mit Rechten und Pflichten in die Ge- al der Karmeliten darauf hin, dass, wenn meinschaft aufgenommen und bindet sich zu- sich jemand auf Gott einlasse, dies sein Le- nächst zeitlich begrenzt durch die Gelübde der ben radikal verändere. Denn das Wissen, ehelosen Keuschheit, der Armut und des Ge- von Gott bedingungslos geliebt zu werden, horsams an Gott und die Kirche. lasse den Menschen loslassen von der ewigen Denn das Wissen, von So geschehen am 1. Juni 2008 innerhalb der fixierenden Suche nach Bestätigung, Aner- Gott bedingungslos sonntäglichen Eucharistiefeier, welcher Pater kennung und ständigen Gunsterweisen, lasse geliebt zu werden, lasse Dieter Lankes O.Carm., der Bruder Matthias den Menschen aufhören, sein Denken, Fühlen den Menschen loslas- auch in seinen Vorbereitungsexerzitien beglei- und Handeln immerzu davon abhängig zu sen von der ewigen fixierenden Suche nach tete, vorstand. machen, was er dadurch erreichen und dafür Bestätigung, Anerken- Auf die Frage des Generaloberen Bruder bekommen könne. So bringe Bruder Matthias nung und ständigen Peter, was er von Gott und seiner Kirche erbit- mit seiner Profess zum Ausdruck, dass er von Gunsterweisen. te, antwortete Bruder Matthias: „Gottes Barm- Gott geliebt sei, dass er Antwort gebe auf diese herzigkeit und die Gnade, Christus in Ihrer Ge- Liebe durch ein Leben nach den evangelischen meinschaft nachfolgen zu dürfen.“ Daraufhin Räten und dass durch sein Leben diese Liebe sprach der aus Ost-Berlin stammende 39-jäh- weitergegeben werde. Bruder Benedikt rige Kranken- und OP-Fachpfleger die Profess- 26 | Ordensleben

Das Juniorat der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf

Die derzeitigen Junioratsbrüder: Br. Antonius, Br. Matthias und Br. Johannes (v.l.n.r.)

ie Zeit des Juniorats dient der weiteren eine ordentliche Arbeit ausüben. Nach dem Klärung, ob ein junger Mann sein zweijährigen Noviziat, der Einübungszeit in D Leben bei uns im Orden verbringen den Orden, macht jeder Bruder eine Berufs- kann und will. Durch das gemeinschaftliche ausbildung, nimmt ein Studium auf oder ar- Leben lernt der Bruder sich und die Mitbrü- beitet in seinem erlernten Beruf. der tiefer kennen. Er setzt sich weiter mit der Wichtig ist, dass jeder eine Tätigkeit erlernt Lebensform auseinander und versucht, seinen und ausübt, die seinen Fähigkeiten und Wün- Platz in der Gemeinschaft zu finden. So soll schen entspricht und die er gut in die Ordens- Er setzt sich weiter am Ende des Juniorats eine gereifte Entschei- gemeinschaft einbringen kann. mit der Lebensform dung für das Ordensleben stehen und sich eine Über das Jahr verteilt finden Treffen aller auseinander und Idee für ein Leben als Barmherziger Bruder Jungprofessen statt. Gemeinsam mit dem Aus- versucht, seinen Platz entwickelt haben. bildungsleiter Bruder Benedikt verbringen sie in der Gemeinschaft Als Zeit der Ausbildung ist das Juniorat die Wochenenden, um als Gemeinschaft der zu finden. eine Lehrzeit auf verschiedenen Ebenen. Die jungen Brüder das Ordensleben zu hinterfra- Brüder setzen sich mit Fragen zu ihrer Person gen und auszuprobieren. auseinander und suchen eine tragende Form Nach fünf Jahren im Juniorat kann ein Jung- des geistlichen Lebens. professe um die Zulassung zur ewigen Profess Die andere wesentliche Frage des Juniorats bitten. Diese Zeitspanne soll der verantwort- ist die nach der beruflichen Aus-, Fort- und lichen Entscheidungsfindung sowohl des ein- Weiterbildung. Peter Friedhofen, der Gründer zelnen Bruders als auch unserer Ordensgemein- unserer Gemeinschaft, wollte, dass alle Brüder schaft dienen. Durch das Gebet vor Gott und Ordensleben | 27

in der Auseinandersetzung mit dem aktuellen begleitet, wurde Bruder Alfons Maria ernannt. Leben der Brüdergemeinschaft sowie durch Ge- Bruder Benedikt wird weiterhin die ungefähr spräche zwischen Jungprofesse, Junioratsleiter alle zwei Monate stattfindenden Junioratswo- und den anderen Brüdern der Gemeinschaft, chenenden begleiten. können beide Seiten die Berufung zum Barm- Wir drei sind in den Konvent, der schon in herzigen Bruder prüfen. Mit der ewigen Profess Koblenz bestand, integriert, um ein Leben zu bindet sich der Bruder dann für immer an un- führen, zu dem im Noviziat der Grundstock sere Ordensgemeinschaft. Damit kommt die mit gelegt worden ist. In diesem Konvent möchten dem Noviziat begonnene Eingliederung in den wir unseren Alltag und unser religiöses Leben In diesem Konvent Orden zu ihrem endgültigen Abschluss. miteinander teilen, uns darüber austauschen möchten wir unseren und voneinander lernen. Alltag und unser Unser Junioratskonvent in Koblenz Wichtig ist uns, dass wir unser Leben wirk- religiöses Leben mit- Nachdem sich unsere Ordensleitung dazu lich teilen! Jeder Mitbruder hat die Möglichkeit einander teilen, uns darüber austauschen entschieden hatte, alle Jungprofessen in einem zu erzählen, was ihn gerade bewegt, was ihm und voneinander Das Juniorat der Konvent zusammenzufassen, wurden nach und Freude bereitet, wo er Schwierigkeiten hat und lernen. nach alle betroffenen Mitbrüder dorthin ver- wo seine Wünsche, Hoffnungen und Sehn- setzt: Bruder Johannes, Bruder Antonius und süchte liegen – jeder auf seine, die ihn ausma- Barmherzigen Brüder Bruder Matthias. Zum Junioratsleiter, der die chende und unnachahmliche Art. von Maria-Hilf Brüder während dieser Phase der Ausbildung Br. Johannes und Br. Benedikt

Bruder Johannes (Jg. 1968 – Eintritt Bruder Antonius (Jg. 1974 – Eintritt 2004) Bruder Matthias (Jg. 1969 – Eintritt 2003) absolvierte eine Weiterbildung arbeitet als Krankenpfleger in der am- 2005) arbeitet als OP-Fachpfleger und zur Leitung des Pflegedienstes einer bulanten Pflege und macht derzeit eine beginnt zum 1.4.2009 einen berufsbe- Station im Krankenhaus und ist ge- Weiterbildung zur Palliative-Care-Pflege- gleitenden Studiengang „Organisati- genwärtig als Krankenpfleger auf der fachkraft an der katholischen Akademie onsmanagement und Spiritualität“ am Intensivstation des Brüderhauses des in Regensburg („Palliative Care“ ist ein Institut für Kirche, Management und Katholischen Klinikums tätig. Behandlungs- und Betreuungskonzept für Spiritualität in Münster. Menschen mit einer fortschreitenden un- heilbaren Erkrankung). 28 | Ordensleben

Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht

Feier der Professjubiläen am 13. September 2008 in Trier

Der Eucharistiefeier stand vor Pallottiner- pater Prof. Dr. Heribert Niederschlag, Rektor der PTH Vallendar. Ordensleben | 29

as Kreuz steht fest, während die Welt Die gesellschaftlichen Veränderungen im sich dreht“ – so lautet der Wahlspruch Zuge der 68er führten auch in den Orden zu D des bis heute strengsten katholischen großen Austrittswellen. Doch all dies konnte Ordens, der Kartäuser. Doch wir können diesen die Brüder, die am 13. September 2008 ihr Ju- Spruch auch auf unseren persönlichen christ- biläum feierten, nicht von ihrem individuellen lichen Glauben beziehen. Denn wir wollen Weg der Christusnachfolge abbringen. Zu sehr

unseren individuellen Weg der Christusnach- vertrauten sie auf das Kreuz, auf Jesus, dem sie folge, sei es als Ordensmann, Ehepartner, Sin- ihr ganzes Leben in der Profess feierlich ge- gle oder wie auch immer, entschieden gehen. weiht haben. Auch die Bedingungen des dama- Allen gesellschaftlichen Umbrüchen, Verän- ligen Ordenslebens waren aus heutiger Sicht derungen in Politik und Wirtschaft zum Trotz alles andere als leicht. Insbesondere die Kran- einstehen für Jesus Christus, der uns Menschen kenpflege war Knochenarbeit und die Medizin liebt und immer für uns da ist. Der für uns ge- war in vielen Dingen noch nicht weit fortge- storbene Heiland kann uns niemals verlassen, schritten, so dass unsere Brüder mit vollem geis- Der für uns gestor- zu sehr liebt er uns Menschen, als dass Verände- tigen und körperlichen Einsatz die Menschen bene Heiland kann rungen in uns und um uns ihn von uns trennen pflegten und für sie da waren. So viele Jahre im uns niemals verlas- könnten. Daran zu glauben und dies bewusst zu Dienste des Herrn sind eine Leistung, die uns sen, zu sehr liebt er leben, bedeutet eben, auf das Kreuz zu setzen, es jungen Brüdern nur Vorbild sein kann. uns Menschen, als über alles zu stellen. Allen Widrigkeiten und Entbehrungen zum dass Veränderungen Die diesjährigen Professjubilare, Bruder Trotz haben die Jubilare auf das Kreuz gesetzt in uns und um uns ihn von uns trennen Albert (60 Jahre), die Brüder Arno, Friedrich, und es über ihr Leben gestellt. Sie haben es auf könnten. Beda und Vitalis (50 Jahre) und Bruder Matt- sich genommen und sind Jesus bis heute nach- häus (40 Jahre) haben ihr ganzes Ordensleben gefolgt. Und das ist alles andere als selbstver- eingestanden für Christus, haben Verände- ständlich. Dafür haben sie Gott gedankt und rungen in Politik und Gesellschaft miterlebt, ihr Versprechen, ihm und der Kirche zu dienen, als die Kirche sich veränderte, das Zweite Va- im feierlichen Gottesdienst bekräftigt. tikanische Konzil viele Neuerungen und Ver- „Das Kreuz steht fest, während die Welt besserungen für die Katholiken hervorbrachte sich dreht!“ Ein Satz der viel aussagt und und auch die Orden sich neu hinterfragten der uns anhält, immer wieder hinzusehen, und ihre Lebensformen den neuen Verhält- offen zu bleiben für Veränderungen, aber nissen anpassten. Die Fenster wurden geöffnet eben nicht das Wesentliche unseres Glau- und ein frischer Wind erfasste die ganze katho- bens aus den Augen zu verlieren. Für unsere lische Christenheit. Manch einer fand sich in Jubilare ist dieser Spruch eine Lebensein- den neuen Verhältnissen der Kirche nicht mehr stellung geworden. Bruder Maximilian zurecht und konnte sich in den neuen Umstän- den der Weltkirche kaum wiederfinden. 30 | Buchtipps Über allem die Liebe

Die Augustinusregel als spiritueller Wegweiser von Abt Hermann Josef Kugler

ie Augustinusregel ist als älteste Ordens- nus schon vor 1.600 Jahren, ausgehend von der regel der Christenheit einer der grund- Heiligen Schrift, eine Form christlichen Ge- D legenden Texte für das Mönchtum in meinschaftslebens schuf, in der sich Güte und Europa und die europäische Kulturgeschichte. Ernst, Barmherzigkeit und Menschenkenntnis Die im Jahre 397 in Mailand verfasste Regel des zu einer genialen Synthese verbinden. großen Kirchenvaters war die Grundlage für die Zahlreiche Gemeinschaften, unter ande- weitere Entwicklung des Ordenslebens in West- rem auch die Barmherzigen Brüder von Ma- europa und inspirierte auch die Benediktsregel, ria-Hilf, haben an der Entstehung des Werks die erst 100 Jahre später entstand. Bis heute le- „Über allem die Liebe – Die Augustinusregel ben unzählige Ordensgemeinschaften aus dem als spiritueller Wegweiser“ mitgewirkt und Geist der Augustinusregel. Nicht nur der Au- zeigen durch Bilder aus ihrem Alltag, wie die- gustinerorden und die Augustiner-Chorherren se uralte Mönchsregel bis heute Grundlage befolgen die Regel des heiligen Augustinus. einer caritativen und spirituellen Begleitung Auch die Barmher- Auch die Barmherzigen Brüder und die Barm- und Bereicherung des Lebens vieler Menschen zigen Brüder und herzigen Schwestern, die Prämonstratenser und ist. Der komplette Regeltext und eine Adres- die Barmherzigen Dominikaner haben die Ordensregel des großen senliste der mitwirkenden Klöster bieten die Schwestern, die Kirchenvaters angenommen. seltene Gelegenheit, die Augustinusregel im Prämonstratenser und Hermann Josef Kugler kommentiert ausge- Ganzen zu lesen und einen Überblick über Dominikaner haben wählte Passagen der Augustinusregel und stellt das augustinische Ordensleben im deutsch- die Ordensregel des großen Kirchenvaters sie als spirituellen Wegweiser für moderne sprachigen Raum zu gewinnen. angenommen. Menschen von heute vor. Der Abt der Prämons- ISBN 978-3-86744-060-8, gebunden, 160 tratenser-Abtei Windberg zeigt, wie Augusti- Seiten, EUR 19,90 / sFr 36,90

Der Charme einer uralten Stadt

Das Trier-Buch von Gisela Siepmann-Wéber

rier ist eine Stadt, die sich der Ge- la Siepmann-Wéber porträtiert Trier als einen schichte, wie kaum eine andere Stadt liebens- und lebenswerten Ort für die Bewoh- T Deutschlands, bewusst ist. Für die Bau- ner und tausende von Gästen, die den Charme ten der alten Römer ist Trier berühmt. Diese dieser uralten Stadt erleben. Das Trier-Buch Stadt, die sich an den Bogen wendet sich an jeden, der die Stadt liebt und der Mosel schmiegt, mehr über Trier wissen möchte – das histo- besitzt aber nicht nur rische und das moderne. ihre 2.000-jährige Beim Entstehen dieses Buches haben zahl- Geschichte. Gise- reiche örtliche Vereine und Unternehmen, auch die Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, tat- kräftig mitgewirkt und auf diese Art dazu beigetragen, die Stadt als das darzustellen was sie ist: eine uralte Stadt mit Charme. ISBN 978-3-86037-348-4, gebunden, 200 Seiten, 600 farbige Fotos, EUR 19,90 Ordensleben | 31

Neues Internetportal für Klosterprodukte

Mehr als 120 Klöster präsentieren ab sofort ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen

rdensgemeinschaften und Klöster Angebot aus einem bestimmten Themenbe- in Deutschland haben am 13. Okto- reich, in einem einzelnen Bundesland oder O ber 2008 die neue Internetplattform auch nach einem einzelnen Kloster bzw. einer „www.klosterportal.org“ online gestellt, die einzelnen Gemeinschaft zu suchen. einen schnellen Überblick über klösterliche Die Angebotspalette auf „www.klosterpor- Dienstleistungen und Produkte ermöglicht. tal.org“ reicht von A wie „Abteibier“ bis Z Mit einem Druck auf den „roten Knopf“ wie „Zierpflanzen“. Darüber hinaus erhalten gaben im Rahmen der Jahrestagung der Ar- Gourmetfreunde in der Rubrik „Klosterbe- beitsgemeinschaft klösterlicher Cellerare und triebe“ Tipps für ihren nächsten Restaurant- Prokuratoren (AGCEP) in Reute Schwester besuch, interessierte Personen können an Klo- Walburga M. Scheibel, Generalsekretärin der sterführungen oder mehrtägigen Aufenthalten Deutschen Ordensobernkonferenz, AGCEP- in einer Ordensgemeinschaft teilnehmen. Die Vorsitzender P. Markus Haering OSB und Pro- Plattform verweist auch auf Tagungs- und jektkoordinator P. Gilbert Kraus O.Praem. die Konferenzräumlichkeiten für geschäftliche neue Internetseite frei. Meetings in Klöstern. Auf „www.klosterportal.org“ präsentieren Mit der neugeschaffenen Plattform möchte sich bereits zum Start mehr als 120 Klöster und die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) Gemeinschaften aus ganz Deutschland mit ih- zusammen mit den Ordensgemeinschaften die ren Produkten und Dienstleistungen. Ein breites Vielfalt an Angeboten zusammenführen, die Publikum erhält dadurch die Möglichkeit, das Ordensfrauen und -männer in Klöstern erstel- vielfältige Angebot an Klosterprodukten ken- len. Die Benutzer des Portals können darauf nenzulernen. Es erstreckt sich über die Bereiche vertrauen, dass es sich dabei um echte Klos- „Spirituelles“, „Bildung und Soziales“, „Kloster- terprodukte handelt und hinter den Dienst- betriebe“, „Klosterprodukte“, „Übernachtungs- leistungen die Ordensgemeinschaften selbst angebote“ sowie „Kunst und Kultur“. stehen. Besonders hilfreich ist die Suchfunktion, Das gesamte vielfältige Angebot des Klos- die es Besuchern der Plattform in jeder Rubrik terportals kann unter „www.klosterportal.org“ ermöglicht, schnell und präzise nach einem eingesehen werden. Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast: Denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens. Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist. Weisheit 11,24-12,1

Internet: www.brueder.info [email protected] Deutschland: Barmherzige Brüder von Maria-Hilf Nordallee 1 D-54292 Trier Schweiz: Barmherzige Brüder von Maria-Hilf Steinhofstr. 10 CH-6005 Luzern France: Frères de la Charité 9, rue d’Ypres F-67000 Strasbourg Luxembourg: Frères de la Charité 20, rue J.P. Brasseur L-1258 Luxembourg-Ville Italia: Fratelli della Misericordia Via delle Sette Chiese, 280 I-00147 Roma