Am Geburtsort Jesu Zur Welt Gekommen
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15./16. Dezember 2018 / Nr. 50 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,50 Euro, 6070 Neuburg/Donau: Krippe Papst Franziskus reist Mit 90 Jahren ist lang Christi in der Alten Münz 2019 nach Abu Dhabi noch nicht Schluss Peter Stowassers Spezialgebiet Im Februar wird Franziskus als ers- Lidwina Schäfer besucht ehrenamtlich sind Krippen mit Lokalbezug. ter Papst die Vereinigten Arabischen die Bewohner eines Nürnberger Senio- So transferierte er die Geburt Emirate besuchen. Dem Reisemot- renheims – und das, obwohl sie selbst des Christkinds in die Alte to gemäß will er in Abu Dhabi als schon 90 ist. Sie will nicht untätig Münz in Neuburg/Donau „Werkzeug des Friedens“ wirken zu Hause sitzen, sondern noch Gu- (Foto: ah). Seite 19 (Foto: KNA). Seite 6 und 8 tes bewirken (Foto: KNA). Seite 5 Vor allem … Liebe Leserin, lieber Leser Am Geburtsort Jesu audete – freut Euch! Unter Gdiesem Motto steht der drit- zur Welt gekommen te Adventssonntag (siehe Litur- gie, Seite 11). Noch acht Mal ls eine „Oase des Friedens“ bezeichnet schlafen, dann ist Heiligabend. AKlinikchef Denis Sevaistre das Malteser- In manchen Pfarreien ziehen krankenhaus zur Heiligen Familie in Bethle- die Priester statt des violetten Messgewands ein rosafarbenes hem. In der katholischen Klinik in der Nähe an – was nur zweimal im Kir- der Geburtsgrotte Jesu erblickten bereits rund chenjahr überhaupt möglich ist: 80 000 Kinder das Licht der Welt – darunter am Sonntag Gaudete und an viele muslimische. Die Religionszugehörig- Laetare, dem vierten Fasten- keit spielt hier keine Rolle: „An erster Stelle sonntag. „Das Violett der Buße wird durch das Weiß der zu steht die Medizin, steht der Patient“, sagt erwartenden Festzeit aufgehellt Sevaistre. Seite 2/3 – und deshalb eben zu Rosa“, erklärt das „Ministrantenportal“ im Internet. Folgt man anderen Berichten dieser Ausgabe, wäre allerdings kein rosanes, sondern ein dun- kelviolettes oder gar schwarzes Messgewand angebracht. Auf „Tier und Natur“ (Seite 32) wird drastisch geschildert, wie der Mensch mit der Natur um- geht. Im Frühjahr ist das letzte männliche Tier der Nördlichen Breitmaulnashörner verendet. Nichts hinzuzufügen ist der traurigen Feststellung von Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“: „Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht.“ Ihr Johannes Müller, Chefredakteur Foto: KNA Foto: 2 THEMA DER WOCHE 15./16. Dezember 2018 / Nr. 50 Dieses Neugeborene im Holy Family Hospital sieht ein wenig so aus, als ob es beten würde. Fotos: KNA GEBURTSKLINIK DER MALTESER Für jeden Atemzug Im „Holy Family Hospital“ in Bethlehem landen oft die schwersten Fälle ine lange Nacht liegt hinter ten Fälle in der größten Geburtskli- „Andere Krankenhäuser“, sagt ben die Ärzte von Bethlehem alle dem Team der Neugebore- nik im Westjordanland landen. Zoughbi, „hätten die Frühgeburt als im Ausland studiert. Regelmäßige nen-Intensivstation des Mal- 24. Schwangerschaftswoche, 800 Fehlgeburt behandelt.“ Seine Ethik Fortbildungen durch ausländische teserkrankenhauses zur Hei- Gramm Geburtsgewicht, krank: ndet der Arzt, der vor der Rück- Dozenten sollen die Qualität zusätz- Eligen Familie in Bethlehem. „Zwölf kehr in seine Geburtsstadt Bethle- lich erhöhen. Stunden haben wir mit dem Baby hem 17 Jahre in Kanada und New gearbeitet“, sagt der leitende Arzt York gelebt hat, in seinem Glauben Komplizierte Fälle George Zoughbi. Doch der winzige begründet: „Wenn ein Kind atmet Körper in dem Brutkasten wird nur und sich bewegt, dann müssen wir Tamer Musleh hat in Kairo Me- noch durch Maschinen am Leben mit ihm arbeiten.“ dizin studiert und ist nun einer von erhalten. Der Junge ist tot. Ein ro- Die Erfolgsquote gibt dem ka- acht angehenden Ärzten, die ihre ter Kittel, wie ihn die Mütter tragen, tholischen Arzt recht. So ist die verp ichtende fün ährige Anerken- deckt das Wärmebett ab. Doktor Sterblichkeitsrate im Holy Family nungszeit am Holy Family Hospital Zoughbi hat alles gegeben, „doch Hospital mit jenen westlichen Stan- absolvieren. „Wenn wir die Situa tion wenn ein Kind gehen will, dann dards vergleichbar, an denen sich hier verbessern wollen“, sagt der Pa- geht es“. Ein bis zwei Mal im Jahr das Krankenhaus am Geburtsort lästinenser aus Bethlehem, „müssen kommt das vor, erstaunlich selten Jesu gemessen sehen will. Klinikdi- wir neue Erfahrungen von außen dafür, dass oftmals die schwers- rektor Denis Sevaistre: „Wenn wir reinbringen.“ Das Krankenhaus sei in unserem Kreis blieben, wären berühmt in der Region, sagt Mus- wir nur die ersten leh, der sich auf Gynäkologie und im Dorf. Weiter Geburtskunde spezialisiert. „Alle George Zoughbi behandelt kämen wir da- komplizierten Fälle landen hier.“ auch Fälle, die in anderen mit nicht!“ Da Noch etwas zeichnet die Einrich- Kliniken als hoffnungslos Medizin nicht tung nach den Worten des jungen angesehen würden. Der im Angebot Mediziners aus: „Als christliches katholische Arzt arbeitet der palästi- Krankenhaus behandeln wir Mus- im Malteserkrankenhaus nensischen lime und Christen und vermitteln zur Heiligen Familie in Universitä- die Erfahrung, dass wir alle hier Bethlehem. ten ist, ha- zusammen leben.“ Am Ende ste- 15./16. Dezember 2018 / Nr. 50 THEMA DER WOCHE 3 he nicht Religionszugehörigkeit im Vordergrund, sondern die Freude der Mütter. „Hier wird neues Leben gegeben. Und vielleicht wird dieses Leben in Zukunft etwas verändern“, sagt Musleh. „Oase des Friedens“ Der doppelte Zeugnischarak- ter des Krankenhauses ist Direktor Sevaistre wichtig. „Hier zeigen wir, dass wir Katholiken uns ohne Hin- tergedanken engagieren. Wir sind ein Beispiel für die Zusammenar- Die Kranken- beit von Christen und Muslimen, schwestern des und gleichzeitig sind unsere Räu- Malteserkranken- me eine Oase des Friedens“, sagt er. hauses zur Hinzu kommen die Kontakte der Heiligen Familie arabischen Mediziner zu israelischen kümmern sich Krankenhäusern. Auch das, sagt der auf der Säug- Franzose und einzige Ausländer im lingsstation Team, „ist ein Zeugnis: An erster liebevoll und Stelle steht die Medizin, steht der vorsichtig um die Patient.“ neuen Erdenbe- Um rund ein Drittel hat die Zahl wohner. Auf der der Geburten in dem Krankenhaus Schwesternklei- unter Denis Sevaistre zugelegt. Der dung prangt das ehemalige Militär hat seit vier Jah- Wappen des ren die Leitung inne. Bis Jahresende, Malteserordens. so schätzt er, dürften es 4500 Kinder berkeit und Sicherheit. „Bei meiner räumlichen Vorgaben sowie in der sein, die 2018 unter dem Malteser- ersten Entbindung im staatlichen schwierigen politischen Situation kreuz das Licht der Welt erblickten Krankenhaus habe ich mich nicht den selbstgesteckten hohen Zielen – rund die Hälfte der im Distrikt sicher gefühlt“, sagt die 28-jährige gerecht zu werden, seien schon mal Bethlehem geborenen Kinder. Stei- Beduinin Maryam. Diskriminie- ungewöhnliche Maßnahmen nö- gende Geburtenzahlen, aber auch rung gegen Beduinen und gegen tig, sagt George Zoughbi. Statt ur- das beständig wachsende Renom- Arme sei dort an der Tagesordnung. sprünglich 16 hat seine Intensivsta- mee der Klinik sind die Gründe für Ihr viertes Kind, Yassin, ist wie sei- tion inzwischen 18 Betten. Fast den Wachstum. ne beiden nächstälteren Geschwister immer sind sie voll belegt. Sevaistre begegnete der steigen- bei den Maltesern geboren worden. „Wir versuchen, die Behand- den Nachfrage mit einem deutli- „Hier bin ich in sicheren Händen“, lungszeit der Babys nicht länger als chen Ausbau des Personals – für betont sie. zwei Monate zu halten“, sagt der das vor allem spendenfinanzierte Arzt. Im Idealfall seien nicht mehr Krankenhaus eine große finanziel- Voll belegte Betten als zwei Betten von chronisch kran- le Herausforderung. „Als karitative ken Babys belegt. Am Ende aber Einrichtung decken unsere Preise Auf der Intensivstation ist Ruhe steht die Ethik immer über den Re- die Ausgaben nicht“, sagt der Lei- eingekehrt. Ein paar Mütter in ro- geln: „Wenn ein Baby lebt, arbeiten ter. Wird mehr Personal eingestellt, ten Kitteln streicheln die winzigen wir mit ihm. Und wenn es gehen steigt die Qualität und es kommen Säuglinge in den Bettchen. Um im will, dann ist das nicht meine Ent- mehr Patienten. „Für unser Budget Rahmen der engen finanziellen und scheidung.“ Andrea Krogmann ist das ein Risiko.“ Auch wenn der Krankenhauschef auf lange Sicht größtmögliche Auto- Hintergrund nomie anstrebt: Rund die Hälfte der laufenden Kosten des Krankenhau- Krankenhaus zur Heiligen Familie ses werden durch Spenden getragen. Palästinensische Spender gehören Das „Holy Family Hospital“ in Bethle- In den darauf folgenden Jahren kamen zu Sevaistres Bedauern nicht dazu. hem wurde 1885 ursprünglich von der mobile Kliniken für die abgelegenen Die Symbolkraft Bethlehems als Gemeinschaft der Vinzentinerinnen Dörfer und Beduinengemeinschaften, Geburtsort Jesu, sagt er, „wirkt vor errichtet. 100 Jahre später musste die eine Neugeborenen-Intensivstation allem nach außen“. Einrichtung schließen. Der anhaltende mit zunächst zehn Betten sowie Die Schwestern auf den Stationen palästinensisch-israelische Konflikt Spezialsprechstunden für Schwange- bestätigen: In den Köpfen der Pati- hatte das Haus an die Grenzen seiner re mit Diabetes und Frauen in den enten spielt die Nähe zur Geburts- finanziellen Möglichkeiten gebracht. Wechseljahren hinzu. grotte keine Rolle bei der Wahl des Die Schwesterngemeinschaft über- Seit der Wiedereröffnung des Kran- Krankenhauses. Was für die Mütter trug das Krankenhaus an den Malte- kenhauses 1990 wurden