Vom 17. Juni 1953 Bis Zum Ende Der Kommunistischen Diktatur

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Vom 17. Juni 1953 Bis Zum Ende Der Kommunistischen Diktatur Widerstand gegen den Kommunismus Vom 17. Juni 1953 bis zum Ende der kommunistischen Diktatur 24. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Sachsen 30. und 31. Mai 2013 Dokumentation Gefördert aus Mitteln der Erich-BRost-Schenkung in der Friedrich-Ebert-Stiftung 24. Bautzen-Forum 30. und 31. Mai 2013 Zeitzeugengespräch 91 Widerstand und Haft im SED-Staat Sabine Popp, Heike Waterkotte, Harald Möller, Wolfgang Kockrow Moderation: Markus Pieper Einleitung 6 Matthias Eisel Podiumsdiskussion 117 Geschichtsvermittlung in Jubiläen – Was bleibt? Grußworte Claudia Schreiner, Roland Jahn, Oliver Reinhard Harald Möller 9 Moderation: Dietmar Molthagen Dirk Panter 11 Ökumenische Andacht in der Kapelle auf dem Karnickelberg 138 Marko Schiemann 14 am Mittwoch, 29. Mai 2013 Pfarrerin Angela-Beate Petzold und Kaplan Oliver Gonda Christian Schramm 17 Referentinnen und Referenten des 24. Bautzen-Forums 143 Eröffnungsvortrag 20 Ilko-Sascha Kowalczuk Bautzen-Foren im Überblick 146 Impressum 150 Podiumsdiskussion 44 Diktatur im Alltag und die Handlungsoptionen Einzelner Wolfgang Tiefensee, Marianne Birthler, Lutz Rathenow Moderation: Jacqueline Boysen Podiumsdiskussion 69 Warum Auseinandersetzung mit der SBZ/DDR-Geschichte? Ein Plädoyer der heute 30- bis 40-Jährigen Hanka Kliese, Maria Hiebsch, Juliane Thieme, Peter Wurschi Moderation: Sven Riesel Inhalt Inhalt Sozialdemokraten, die sich widersetzten oder zögerten, wurden an den Pranger gestellt oder verschwanden in Lagern und Zuchthäusern wie zum Beispiel in Bautzen. Auch im liberal-konservativen Spektrum wurden unbequeme und widerständige Menschen verfolgt oder sie dienten sich den Blockparteien an, um letztlich gleichermaßen die SED-Doktrin zu vertreten. Die ostdeutschen Blockparteien wie CDU oder Liberaldemokraten hatten der SED dabei behilflich zu sein, den Anschein von Parteienpluralismus zu erwecken. Dass aber selbst das nicht verfing, zeigt der vehemente Volksaufstand vom 17. Juni 1953. In den anfänglichen PRo- test gegen Arbeitsnormerhöhungen und die schwierige Versorgungslage mischten sich sogleich die Forderungen nach freien Wahlen und weiteren elementaren Bür- gerrechten („Wir wollen freie Menschen sein!“). Forderungen übrigens, die sich von denen im Herbst 1989 wenig unterschieden und die zeigen, dass die über- große Mehrheit der DDR-Bevölkerung mit ihrem Staat wenig gemein hatte. Als vom Westen gesteuerte PRovokation, als Faschisten und Kriegstreiber ver- unglimpften die SED-Machthaber den FReiheitswillen der Demonstranten vom 17. Juni 1953. Hunderttausende Ostdeutsche widersetzten sich an diesem Tag im ganzen Land der Restriktiven SED-Politik. Das sozialistische Regime stand am Abgrund und erlebte seine erste große Bankrotterklärung. Nur mit Hilfe der Einleitung Roten Armee, die den Aufstand niederschlug, konnte die SED die Kontrolle zurückerlangen. Mehr als 50 Demonstranten ließen dabei ihr Leben, Tausende Matthias Eisel wurden als Staatsverbrecher abgeurteilt und inhaftiert. Staatsoffiziell war das Datum später weitgehend tabu in der DDR. Über Westradio und Westfernsehen „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben“, war immerhin an den Jahrestagen davon zu hören. Aber auch in den Familien lautete Walter Ulbrichts intern vorgegebene Maxime bei seiner Rückkehr aus wurde darüber gesprochen. Von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich war dem Moskauer Exil im Mai 1945 in Berlin. Nicht nur diese Äußerung widerlegt wiederum im Mai dieses Jahres bei einer Dokfilmpremiere in Leipzig zu hören, er die bis heute in SED-Nachfolgemilieus gepflegte Mär vom eigentlich demo kra - habe von den EReignissen des 17. Juni 1953 erst im Herbst 1989 erfahren. tisch gewollten Sozialismus auf deutschem Boden, der in den Konfrontationen Selbst Stefan Heyms Roman „5 Tage im Juni“ durfte im „Leseland DDR“ nicht des Kalten Krieges eben nicht wie gewollt umzusetzen gewesen sei. gedruckt werden. In der DDR erschien bereits 1954 Stephan Hermlins unsäg- Der Nationalsozialismus hatte Deutschland zuvor in die Katastrophe geführt. liche Novelle „Die Kommandeuse“, in der er die EReignisse ganz im Sinne der Halb Europa lag in Trümmern. Ulbrichts zynische Direktive zeigt aber, worum es SED-PRopaganda aufarbeitete und beschrieb, wie in den Wirren des 17. Juni eine Stalin und den deutschen Kommunisten im Nachkriegsdeutschland von Anfang ehemalige KZ-Aufseherin aus einem Zuchthaus befreit wird und daraufhin sofort an ging und dass der sogenannte demokratische Neubeginn als eine Art Schein- wieder beginnt, konspirativ tätig zu werden. Widersprüchlich war auch die veranstaltung zum Ziel hatte, die Diktatur des PRoletariats nach sowjetischem Haltung von Bertolt BRecht, der sich noch am 17. Juni 1953 mit Ergebenheits- Vorbild auch im ostdeutschen Einflussgebiet ohne Wenn und Aber durchzu - adressen an Walter Ulbricht und an den Chef der Sowjetischen Militäradminis- setzen. Dazu gehörte 1946 das De-facto-Verbot der SPD in der SBZ und den tration in Berlin beeilte. Im Spätsommer dann schrieb er sein berühmtes Gedicht Berliner Ostsektoren durch die Zwangsvereinigung mit der KPD zur SED. „Die Lösung“ mit der sarkastischen Frage: Wenn das Volk das Vertrauen der 6 Einleitung · Matthias Eisel Einleitung · Matthias Eisel 7 Regierung verscherzt habe – ob es da nicht einfacher sei, die Regierung würde das Volk auflösen und sich ein anderes wählen? Dass dieser Text die Leserschaft in der DDR wenn überhaupt, dann nur auf Umwegen erreichen konnte, versteht sich von selbst. Mit diesem 24. Bautzen-Forum hat die Friedrich-Ebert-Stiftung an 60 Jahre Nie - der schlagung des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 erinnert und zugleich den Bogen bis zum Ende der SED-Diktatur im Herbst 1989 gespannt. Neben der historischen Aufarbeitung und Betrachtung in Vorträgen, Diskussionen und Zeit - zeugengesprächen ging es dabei immer auch um die Würdigung des Widerstands und des Mutes von Menschen bei ihrem Eintreten für FReiheit und Demokratie in über 40 Jahren SBZ und DDR. Grußwort Harald Möller Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden, in diesem Jahr widmet sich die Friedrich-Ebert-Stiftung einem ausgesprochen wichtigen Thema, das in besonderer Weise den Widerstand gegen den Kom- munismus beleuchten und diskutieren soll. Insbesondere wird hier zunächst an den Widerstand des 17. Juni 1953 gedacht, einen Aufstand, der sich vor 60 Jahren ereignet hat, sich in erster Linie gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen gerichtet, aber unmittelbar danach zu einem Bekenntnis eines freien Gesamt- deutschland ausgeweitet hat. Hierzu ist jedoch eine Bemerkung ausgesprochen wichtig. Wir als ehemalige politische Häftlinge des Gelben Elends in Bautzen ver- stehen „Widerstand gegen den Kommunismus vom 17. Juni 1953 bis zum Ende der kommunistischen Diktatur“ durchaus als griffiges Thema, müssen jedoch zeithistorisch darauf hinweisen, dass bereits viele Jahre vor dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 speziell hier in Bautzen neben Schülern, Studentenvertretern und Menschen verschiedener politischer Parteien insbesondere Sozialdemokraten wegen ihres Widerstandes gegen diese kommunistische Diktatur inhaftiert waren. 8 Einleitung · Matthias Eisel Grußwort · Harald Möller 9 Einer der wesentlichsten Gründe für die Inhaftierung der Sozialdemokraten war deren Ablehnung des Eintritts in die SED bei der Vereinigung von SPD und KPD. Diese Kameraden wurden von den neuen Machthabern der SED an die „FReunde der Sowjetunion“, hier den Geheimdienst NKWD, verraten. Sie erleb - ten eine sehr leidvolle Zeit hinter den Zuchthausmauern, speziell durch Fol te - Rungen, Hunger und zeitlangen Schlafentzug, womit sie erpresst wurden, ent- sprechend belastende PRotokolle zu unterschreiben. Alle wurden zu Spionen und Feinden der Sowjetunion erklärt, weil man sie in Verbindung mit dem soge - nannten Ostbüro der SPD in Hannover brachte. Aber es gab noch einen weiteren wichtigen Akt des Widerstandes gegen den erst wenige Monate existierenden DDR-Staat. Nämlich den lange Zeit vergessenen Aufstand der über 6 000 Häftlinge im Gelben Elend am 13. und 31. März 1950, über den Ende 2011 in einer Dokumentation des Bautzen-Komitees geschrieben wurde. Dank der Mithilfe des SPD-Archivs wurden uns die Dokumente und Briefe einer Reihe sozialdemokratischer Häftlinge zur Verfügung gestellt. Hier denken wir ganz besonders an unseren Kameraden Dieter Rieke, der lange Zeit nach seiner wiedergewonnenen FReiheit Redakteur des „Vorwärts“ war. Zwei Briefe über die Situation der Haft wurden dem damaligen Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner auf abenteuerliche Weise zugestellt. Er verlas sie dann auf einem SPD-Parteitag in Hamburg, um der Weltöffentlichkeit diese Tatsachen zu ver- künden. Grußwort Wir wissen, wie wichtig es ist, einer großen Öffentlichkeit immer wieder den Wider stand gerade am 17. Juni 1953 ins Gedächtnis zu Rufen, sollten aber den Dirk Panter vorhergehenden Widerstand nicht in Vergessenheit geraten lassen. Wir wissen auch, dass gerade die Friedrich-Ebert-Stiftung seit nunmehr 24 Jahren eine große Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Möller, sehr geehrte Mit- erinnerungspolitische Arbeit leistet und dass ihr das Bautzen-Forum ein beson - glieder des Bautzen-Komitees, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schramm, deres Anliegen ist. Deshalb gilt es, der Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusam - lieber Herr Kollege Schiemann, lieber Matthias Eisel, menarbeit mit dem Verein „Gegen Vergessen – für Demokratie“ und der Bundes- ich darf Sie, auch im Namen von Hanka Kliese, die ich heute vertrete, herzlich stiftung Aufarbeitung erneut für das diesjährige
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