13. Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik für die Jahre 2015 und 2016 www.bstu.de 13. Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik für die Jahre 2015 und 2016

Inhaltsverzeichnis

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Vorwort des Bundesbeauftragten ...... 7

1 Zusammenfassung ...... 8 1.1 Expertenkommission und Bundestagsbeschluss zur Zukunft des BStU...... 8 1.2 Archivarbeit ...... 8 1.3 Verwendung von -Unterlagen ...... 10 1.4 Forschung ...... 13 1.5 Unterrichtung der Öffentlichkeit ...... 14

2 Die Behörde des BStU ...... 15 2.1 Organisationsstruktur ...... 15 2.2 Beirat ...... 15 2.3 Personal ...... 15 2.3.1 Personalbestand und Personalentwicklung­ ...... 15 2.3.2 Fortbildung ...... 16 2.3.3 Ausbildung ...... 16 2.3.4 Betriebliche Gesundheitsförderung ...... 16 2.3.5 Beschäftigung von Mitarbeitern des Staatssicherheitsdienstes ...... 16 2.4 Haushalt ...... 17 2.5 Liegenschaften ...... 17 2.6 Informationstechnik und Informationssicherheit­ ...... 18 2.7 Anträge nach dem Informationsfreiheitsgesetz­ ...... 18 – 2 –

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3 Archivbestände ...... 18 3.1 Arbeitsschwerpunkte ...... 18 3.2 Erschließungsergebnisse ...... 19 3.2.1 Zentrale Schriftgutüberlieferung des Ministeriums ...... 19 3.2.1.1 Ablagen des MfS-Zentralarchivs ...... 20 3.2.1.2 Bis 1990 kurrentes Schriftgut der zentralen MfS-Diensteinheiten­ . 20 3.2.2 Schriftgutüberlieferung der MfS-Bezirksverwaltungen und ­-Kreisdienststellen ...... 21 3.2.2.1 Land ...... 21 3.2.2.2 Land Brandenburg ...... 21 3.2.2.3 Land -Vorpommern ...... 23 3.2.2.4 Freistaat Sachsen ...... 23 3.2.2.5 Land Sachsen-Anhalt ...... 24 3.2.2.6 Freistaat Thüringen ...... 24 3.2.3 Audiovisuelle Medien und maschinenlesbare Daten ...... 24 3.2.3.1 Filme und Videos ...... 24 3.2.3.2 Tondokumente ...... 24 3.2.3.3 Fotodokumente ...... 25 3.2.3.4 Maschinenlesbare Daten ...... 25 3.3 Findmittel ...... 25 3.3.1 MfS-Karteien ...... 25 3.3.2 Datenbanken des BStU ...... 26 3.3.2.1 Bestehende Fachanwendungen ...... 26 3.3.2.2 Anpassung und Einführung von BASYS 2 ...... 26 3.3.3 Findmittel im Internet ...... 26 3.4 Digitalisierungsprojekte: Strategische Ausrichtung, Fachziele und Projekte ...... 27 3.5 Bestandserhaltung ...... 28 3.5.1 Präventive Maßnahmen ...... 28 3.5.2 Restaurierung und Konservierung ...... 29 3.6 Herausgabe und Übernahme von Unterlagen ...... 29 3.7 Manuelle und virtuelle Rekonstruktion zerrissener Unterlagen ...... 29 3.7.1 Manuelle Rekonstruktion ...... 29 3.7.2 Virtuelle Rekonstruktion ...... 30 3.8 Kontakte mit anderen Institutionen zu Archivthemen ...... 30

4 Verwendung von Unterlagen auf Antrag und Ersuchen ...... 31 4.1 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern auf Auskunft, Einsicht in und Heraus­gabe von Unterlagen sowie auf Bekanntgabe von Namen ­ehemaliger Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes ...... 31 – 3 –

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4.1.1 Antragseingänge und Erledigungen ...... 31 4.1.2 Antragsbearbeitung ...... 33 4.1.3 Beratungsangebote für Bürgerinnen und Bürger ...... 33 4.1.4 Anträge naher Angehöriger Vermisster und Verstorbener ...... 35 4.1.5 Decknamenentschlüsselung ...... 36 4.2 Verwendung von Unterlagen durch öffentliche und nicht-öffentliche ­Stellen ...... 36 4.2.1 Ersuchen zur Rehabilitierung von Betroffenen und zur ­Wiedergutmachung erlittenen Unrechts ...... 36 4.2.1.1 Strafrechtliche Rehabilitierung ...... 36 4.2.1.2 Wiedergutmachung ...... 37 4.2.2 Verwendung für Zwecke der Strafverfolgung­ und Gefahrenabwehr 37 4.2.3 Ersuchen zur Überprüfung von Personen ...... 37 4.2.3.1 Abgeordnete, Mitglieder kommunaler Vertretungen, sonstige ­kommunale Funktionsträger sowie Regierungsmitglieder­ ...... 38 4.2.3.2 Leitende Mitarbeiter öffentlicher Stellen, von der öffentlichen Hand ­bestellte Mitglieder­ von Vertretungs- und Aufsichtsorganen, ­Beschäftigte im öffentlichen Dienst in tatsachengestützten Verdachtsfällen ...... 39 4.2.3.3 Berufsrichter und ehrenamtliche Richter ...... 39 4.2.3.4 Leitende Personen im Sport sowie Trainer und Betreuer von ­Mitgliedern der deutschen Nationalmannschaften ...... 39 4.2.3.5 Beiratsmitglieder des BStU, Bundesbeauftragter, Landes­ beauftragte und Mitarbeiter sowie Gremienmitglieder in Aufarbei­ tungseinrichtungen ...... 39 4.2.3.6 Sicherheits- und Zuverlässigkeitsüberprüfungen­ ...... 40 4.2.3.7 Rentenangelegenheiten ...... 40 4.2.3.8 Ordensangelegenheiten ...... 40 4.3 Anträge für die Forschung zum Zweck der politischen und ­historischen Aufarbeitung sowie für Zwecke der politischen Bildung ­sowie von Presse, Rundfunk und Film ...... 40 4.3.1 „Westarbeit“ des MfS ...... 41 4.3.2 Grenzregime, Fluchten und Militär ...... 43 4.3.3 Justiz und Strafvollzug sowie Polizei ...... 43 4.3.4 Bürgerprotest ...... 44 4.3.5 Kirche ...... 44 4.3.6 Kinder und Jugendliche ...... 45 4.3.7 Ausländer und Minderheiten ...... 45 4.3.8 Medien ...... 45 4.3.9 Sport ...... 46 4.3.10 Wirtschaft ...... 46 4.3.11 Medizin ...... 46 – 4 –

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4.3.12 Aufarbeitung der NS-Diktatur ...... 46 4.3.13 Kunst und Kultur ...... 47 4.3.14 Terrorismus, Extremismus ...... 47 4.3.15 MfS ...... 47 4.4 Widersprüche gegen Entscheidungen des BStU ...... 48 4.5 Rechtsstreitigkeiten zum Stasi-Unterlagen-Gesetz ...... 48

5 Forschung und Publikationen ...... 49 5.1 Arbeit des Wissenschaftlichen Beratungsgremiums ...... 50 5.2 Forschungsergebnisse: ­abgeschlossene und publizierte Projekte­ .... 50 5.2.1 Staatssicherheit. Ein Lesebuch zur DDR-Geheimpolizei ...... 50 5.2.2 Die Hauptabteilung IX: Untersuchung – Reihe „MfS-Handbuch“ . 51 5.2.3 Die DDR im Blick der Stasi. Die ­geheimen Berichte an die ­SED-Führung 1981 und 1956 ...... 51 5.2.4 Das Archiv der Stasi ...... 51 5.2.5 Das Gedächtnis der Staatssicherheit – Die Kartei- und Archiv­ abteilung des MfS ...... 51 5.2.6 Hinter vorgehaltener Hand – Studien­ zur Denunziationsforschung 52 5.2.7 Auftrag: Menschenraub ...... 52 5.2.8 Annäherungen an Robert Havemann ...... 52 5.2.9 In Haft bei der Staatssicherheit – das­ Untersuchungsgefängnis ­Berlin-Hohenschönhausen ...... 52 5.2.10 Die Macht der Kirchen brechen – Mitwirkung­ des MfS bei der ­Durchsetzung der Jugendweihe ...... 52 5.2.11 Kooperation und Kontrolle ...... 53 5.2.12 Entzweite Freunde. Rumänien, die Securitate­ und die DDR-­ Staatssicherheit ...... 53 5.2.13 Sperrgebiete in der DDR – ein Atlas ...... 53 5.2.14 „Für menschliche Würde, Anstand und eine neue Moral“ – ­Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Karl-Marx-Stadt ...... 53 5.2.15 Stasi in Sachsen-Anhalt. Die DDR-Geheimpolizei­ in den Bezirken ­ und ...... 53 5.2.16 Stasi in . Die Geheimpolizei im­ DDR-Bezirk ...... 54 5.2.17 Geheimdienstkrieg in Deutschland. Die Konfrontation von DDR-­ Staatssicherheit und Organisation Gehlen 1953 ...... 54 5.2.18 „Akten-Einsichten“. Beiträge zum historischen­ Ort der Staats­sicherheit ...... 54 5.3 Laufende Forschungsprojekte ...... 54 5.3.1 Widerstand und Anpassung im Alltag ...... 54 5.3.2 ZAIG-Edition und -Analyse/Das MfS im deutsch-deutschen ­Systemkonflikt ...... 55 5.3.3 Zusammenarbeit osteuropäischer Staatssicherheitsdienste ...... 56 – 5 –

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5.3.4 Herrschaft und Gesellschaft ...... 56 5.3.5 MfS und DDR-Justiz ...... 57 5.3.6 Schwerpunktstudien ...... 57 5.4 Bibliothek ...... 58

6 Unterrichtung der Öffentlichkeit ...... 58 6.1 Lernort ehemalige Stasi-Zentrale ...... 59 6.1.1 Dauerausstellung ...... 59 6.1.2 Archivführungen ...... 59 6.1.3 Bildungsangebote für junge Menschen und Multiplikatoren am ­Lernort ehemalige Stasi-Zentrale ...... 59 6.1.4 Veranstaltungen am Lernort ehemalige Stasi-Zentrale ...... 61 6.2 Internetpräsenz des BStU ...... 62 6.2.1 Online-Portal Stasi-Mediathek (Mediathek­ ausgewählter Dokumente) ...... 62 6.2.2 Online-Schwerpunkte und Dokumentensammlungen zu Archiv­unterlagen ...... 63 6.2.3 BStU und Social Media ...... 63 6.3 BStU-Dokumentenhefte ...... 63 6.4 Regionale und überregionale ­Ausstellungen ...... 63 6.4.1 Dauerausstellungen ...... 63 6.4.2 Wander- und Wechselausstellungen ...... 64 6.5 Regionale und überregionale Bildungsangebote­ ...... 66 6.6 Veranstaltungen des BStU ...... 67 6.6.1 Veranstaltungen der Zentralstelle ...... 67 6.6.2 Veranstaltungen und Archivpräsentationen­ in den Regionen ...... 69 6.7 Pressearbeit ...... 71

7 Internationale Bezüge ...... 72 7.1 Die Arbeit des Netzwerks ...... 72 7.2 Ausgewählte internationale Kontakte ...... 73

Anhang ...... 77

Abkürzungsverzeichnis ...... 115

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Vorwort des Bundesbeauftragten Die Stasi-Akten haben eine Zukunft. Und zwar eine dauerhafte. Das hat der Deutsche im Juni 2016 beschlossen. Das ist ein klares Bekenntnis – zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, zu den Opfern der Repression und auch zur Investition in die näch­ sten Generationen. Die Weiterentwicklung der Institution des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) folgt so einem Grund-Motiv: den Opfern gerecht werden und eine Brücke in die nächste Generation schlagen. Die vergangenen zwei Jahre, der Berichtszeitraum 2015 und 2016, waren stark von Diskussionen über die Zukunft des Umgangs mit den Stasi-Unterlagen geprägt. Dabei ging es nicht zuletzt darum, ob die Stasi-Unterlagen-Behörde als zeitlich begrenzte Einrichtung unverändert weiterarbeitet oder ob es neue Strukturen geben kann, die langfristig den Erhalt und den Zugang zu den Stasi-Unterlagen sowie die Unterrich- tung der Öffentlichkeit über das Wirken der Stasi besser und zeitgemäßer ermöglichen. Übereinstimmend wurde in den Diskussionen festgestellt, dass die Stasi-Unterlagen für die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur unverzichtbar sind. Nach der Er- fahrung von 25 Jahren Zugang zu den Stasi-Akten sind sie längst auch zum Teil des „Gedächtnisses der Nation“ geworden. Die persönlichen Akteneinsichten, die Nut- zung der Akten zur Aufklärung über die Herrschaftsmechanismen in der DDR, die Nutzung der Akten zur Überprüfung heutiger staatlicher Funktionsträger haben dies im Berichtszeitraum erneut bestätigt. Bei unseren Veranstaltungen und den öffentlich möglichen Einblicken in das Stasi-Unterlagen-Archiv wurde deutlich, dass die Akten als Monument der Überwachung in der Diktatur, aber auch als Zeugnisse von Zivil- courage von Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen werden. Die Eroberung und Nutzung der Stasi-Unterlagen sind zu einem Symbol der Friedlichen Revolution ge- worden. Auch deshalb sollte diese Errungenschaft in den Regionen im Osten Deutsch- lands ebenfalls verankert bleiben. Die Eroberung der Akten, sie hat in den Regionen begonnen, bis sie in Berlin ihren Abschluss fand. Der Dreiklang von Repression, Revolution und Aufklärung, den die Stasi-Akten re- präsentieren, braucht zukunftsfähige Strukturen, geeignete Orte und zeitgemäße Ver- mittlung. Mit seinem Beschluss hat der Bundestag eine klare Entscheidung getroffen: Der Ge- samtbestand des Stasi-Unterlagen-Archivs wird dauerhaft erhalten. Endlich sind wir nicht mehr eine Einrichtung „auf Abruf“. Endlich können wir für die Zukunft planen. Endlich können wir notwendige Reformen konkret angehen. Die dauerhafte Nutzung der Akten braucht Investitionen und Modernisierung, in Digitalisierung und archivge- rechte Bauten. Neues schaffen, um den Kern des Alten zu bewahren. Der Bundestag hat beschlossen, den Transformationsprozess aus dem Amt des Bun- desbeauftragten für die Stasi-Unterlagen heraus einzuleiten. Dazu gehört, dass der BStU gemeinsam mit dem Bundesarchiv ein belastbares Konzept erarbeitet, in dem die dauerhafte Sicherung des Stasi-Unterlagen-Archivs durch die Überführung in das Bundesarchiv gewährleistet werden soll. Dabei gilt es sicherzustellen, dass der Ak- tenzugang weiterhin auf Basis des Stasi-Unterlagen-Gesetzes garantiert ist und die eigenständige Sichtbarkeit des Stasi-Unterlagen-Archivs mit seiner internationalen Vorbildwirkung gewährleistet ist. In vielen postdiktatorischen Gesellschaften der Welt wird der Umgang mit den Akten einer Geheimpolizei in Deutschland als ein Modell für die Aufarbeitung von Diktatu- ren und Diktatur-Folgen gesehen. Auch das ist bei Dutzenden internationalen Besu- chen in Berlin und im Ausland in den letzten zwei Jahren wieder deutlich geworden. Es geht nicht nur um die Vergangenheit, sondern um grundsätzliche und aktuelle Fra- gen im Spannungsfeld von Diktatur und Demokratie. Gerade in den letzten zwei Jah- ren hat diese Diskussion eine länger nicht mehr gekannte Dringlichkeit erlangt. Der Blick in die Geschichte und konkret in die Stasi-Akten kann helfen, die Werte von Demokratie und Menschenrechten besser zu schätzen und zu schützen. – 8 –

1 Zusammenfassung der Symbolwert des Stasi-Unterlagen-Archivs sowie die internationale Vorbildwirkung des Stasi-Unterlagen-Ge- 1.1 Expertenkommission und Bundestags- setzes, verbunden mit der Rolle des Bundesbeauftragten beschluss zur Zukunft des BStU als „im Inland wie im Ausland […] glaubwürdige, ge- Am 4. Juli 2014 setzte der Deutsche Bundestag die „Ex- wichtige Stimme“, hervorgehoben. Durch den Beschluss pertenkommission zur Zukunft der Behörde des Bundes- des Deutschen Bundestages sieht der Bundesbeauftragte beauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiens- eine gute Grundlage für die Umsetzung notwendiger Re- tes der ehemaligen DDR (BStU)“ unter Vorsitz von Prof. formen für eine zukunftsfeste Ausrichtung der Arbeit des Wolfgang Böhmer ein. Der BStU unterstützte die Arbeit Stasi-Unterlagen-Archivs. der Kommission insbesondere durch vertiefte Informati- onen zu unterschiedlichen Aufgaben des Stasi-Unterla- Infolge des Bundestagsbeschlusses hat der BStU Gesprä- gen-Archivs. Anliegen des BStU war es, den Mitgliedern che mit dem Bundesarchiv unter Beteiligung der Beauf- der Kommission ein umfassendes Bild der Arbeit mit den tragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufge- Stasi-Unterlagen zu vermitteln und bestehende Reform­ nommen. Es wurde verabredet, den Deutschen Bundestag bedarfe aufzuzeigen (siehe Anhang 5, Papier „Reform- regelmäßig über die weiteren Schritte zu unterrichten. bedarf für eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit den Folgen kommunistischer Diktatur“). 1.2 Archivarbeit Neben einer auswärtigen Sitzung am 15. Januar 2015 in der Wesentliche Arbeitsschwerpunkte der Archive des BStU ehemaligen Stasi-Zentrale mit einer Besichtigung des Ar- im Berichtszeitraum waren wiederum die archivische Er- chivs und Beratungen mit dem Bundesbeauftragten, dem schließung, Sach- und Personenrecherchen, die Bereitstel- Direktor und den Abteilungsleitern wurden Mitarbeiter des lung von Unterlagen für die Nutzung, die Erarbeitung von BStU zu Fachthemen wie Forschung und Außenstellen zu Findmitteln für das Internet, die vorbeugende Bestands­ mehreren Sitzungen als Sachverständige in die Kommissi- erhaltung, die Entwicklung und Umsetzung von Digitali- on geladen. Über grundsätzliche Fragestellungen und die sierungsvorhaben sowie der Ausbau archivfachlicher Ko- Arbeit des Beauftragten tauschte der Bundesbeauftragte operationen. sich am 21. Januar 2016 mit der Kommission aus. Der BStU hat im Berichtszeitraum, wie schon in den Jah- Die Kommission übergab ihre Empfehlungen am 12. ­April ren davor, eine enge Zusammenarbeit mit dem Bundes- 2016 an den Bundestagspräsidenten (siehe Anhang 6). archiv gepflegt. Ein gutes Beispiel für diese Kooperation Die Empfehlungen wurden im Rahmen eines Experten­ ist die bewährte Praxis, sämtliche Online-Findmittel des gesprächs im Ausschuss für Kultur und Medien beraten, BStU (inzwischen 230) über die Recherche- und Präsen- bei dem neben dem Bundesbeauftragten Vertreter der Op- tationsplattform ARGUS („ARchivGUtSuche“) zu veröf- ferverbände und der Landesbeauftragten für die Stasi-Un- fentlichen. ARGUS wird vom Bundesarchiv betrieben und terlagen, der Gedenkstätten und der Robert-Havemann-­ der BStU nutzt diese Plattform mit. Verknüpft damit ist die Gesellschaft, des Bundesarchivs, der Bundeszentrale für Vereinbarung, dass das Bundesarchiv auch die Digitalisate politische Bildung und der Bundesstiftung zur Aufarbei- von Archivgut hostet, die in Findmitteln eingebettet sind tung der SED-Diktatur sowie die ehemalige Bundesbeauf- (siehe Abschnitt 3.3.3). tragte Marianne Birthler gehört wurden. Auch die Kooperation bei der im Bundesarchiv in Ent- Die Empfehlungen der Kommission wurden vom Bundes- wicklung befindlichen und teils bereits eingesetzten in- beauftragten grundsätzlich begrüßt, da sie eine dauerhafte tegrierten Archivverwaltungssoftware BASYS 2 hat im Sicherung der Arbeit mit den Stasi-Unterlagen darstellen Berichtszeitraum maßgebliche Impulse erfahren. Die und auch dem besonderen Symbolwert des Stasi-Unter- 2015 abgeschlossene Erarbeitung eines Änderungskata- lagen-Archivs und des vom Parlament gewählten Beauf- logs formuliert alle Anpassungen, die an BASYS 2 (B+M tragten als Errungenschaften der Friedlichen Revolution [= Benutzungswesen und Magazinverwaltung]) notwen- 1989/90 gerecht werden. dig wären, um es im BStU optimal einsetzen zu können. Auf dieser Grundlage wurde eine Gewichtung dieser Än- Ausgehend von den Beratungen in den Gremien des Par- derungsbedarfe vorgenommen, um die Einführung von lamentes fasste der Deutsche Bundestag am 9. Juni 2016 BASYS 2 (B+M) zügig und technisch nah an der IT-Lö- einen Beschluss unter dem Titel „Die Aufarbeitung der sung des Bundesarchivs zu ermöglichen. Um dieses Ziel SED-Diktatur konsequent fortführen“ (siehe Anhang 7). in kurzer Frist zu erreichen, wurde eine gemeinsame Ar- Kernpunkte des Beschlusses sind, den Gesamtbestand beitsgruppe von Bundesarchiv und BStU gebildet, die die dauerhaft zu erhalten und den Zugang zu den Stasi-Un- Rahmenbedingungen festlegt und die Realisierung steuert terlagen auch weiterhin nach den Regeln des Stasi-Unter- (siehe Abschnitt 3.3.2.2). lagen-Gesetzes zu gewähren. Ferner wurde beschlossen, den Transformationsprozess der Stasi-Unterlagen-Behör- Ebenfalls ist die Partnerschaft zwischen Bundesarchiv de aus dem Amt heraus einzuleiten, und der Bundesbe- und BStU auf dem Gebiet der Digitalisierung sowie der auftragte ist beauftragt, in diesem Prozess gemeinsam mit Erschließung enger geworden. So wurde 2016 – beim Be- dem Bundesarchiv ein Konzept für „die dauerhafte Siche- such des BStU im Koblenzer Bildarchiv – vereinbart, be- rung der Stasiakten durch eine Überführung“ in die Struk- stehende Standards und Richtlinien für die Digitalisierung turen des Bundesarchivs zu entwickeln. Zudem werden gemeinsam zu evaluieren und Markterkundungen sowie – 9 –

Beschaffungen gegebenenfalls gemeinsam zu realisieren. personenbezogen verfügbar; dazu gehören auch 41 Milli- Gleichzeitig wurden die Standards für die Erschließung onen Karteikarten. Ferner hat die Stasi Schriftgut verfilmt. von Fotografien und Tondokumenten ausgetauscht. Dieses würde, auf Papier ausgedruckt, den Umfang des Bestandes noch um viele Kilometer vergrößern. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass sich die Leiter des Bundesarchivs, des Politischen Archivs des Im Berichtszeitraum wurden rund 1 850 lfd. M. des Auswärtigen Amtes, des Bundesratsarchivs, des Parla- Schriftguts archivisch bearbeitet. Die besondere Aufmerk- mentsarchivs des Deutschen Bundestages und des BStU samkeit galt dabei nach wie vor den Überlieferungsteilen, mehrmals im Jahr treffen. Diese Zusammenkünfte die- die 1989/1990 in den Dienstzimmern der Staatssicherheit nen dem Erfahrungsaustausch und der Abstimmung zu geborgen werden konnten. Darüber hinaus wurden rund verschiedenen strategischen Fragen (z. B. zu Themen der 115 600 Fotos, 484 Tonaufzeichnungen sowie 26 Filme Digitalisierung). Im Juni 2016 tagte dieses Archivleiter- und Videos erschlossen. An einer Reihe von Diensteinhei- gremium beim BStU und informierte sich u. a. über die ten konnten die Erschließungsarbeiten abgeschlossen wer- Vorstellungen des Bundesbeauftragten zu den Fragen der den, so z. B. am Teilbestand Hauptabteilung XIX (Verkehr, Integration des BStU in das Bundesarchiv. Post- und Nachrichtenwesen) (siehe Abschnitt 3.2.1.2) so- wie an weiteren Teilbeständen der Bezirksverwaltungen Erschließung und Recherche des MfS (siehe Abschnitt 3.2.2). Die Unterlagen, die durch den BStU erschlossen und ver- Durch Erschließungskooperationen soll eine zügige archi- waltet werden, sind grundsätzlich auf zwei Arten recher- vische Erschließung noch nicht bearbeiteten Schriftguts in chierbar: sachbezogen und/oder personenbezogen. Der jenen Außenstellen erreicht werden, in denen noch größe- per­sonenbezogene Zugang ist der für die Staatssicherheit re Restbestände unerschlossen sind. Im Berichtszeitraum und ihre überlieferten Karteien typische. Die sogenannten wurden die Außenstellen Dresden, und Suhl sowie archivierten Ablagen des Ministeriums für Staatssicher- die Zentralstelle von den Außenstellen , , heit (MfS) und seiner Bezirksverwaltungen sind auf diese (Oder), Gera, Halle, Magdeburg, Neubranden- Weise recherchierbar. In gleicher Weise gilt das in der Re- burg, und Schwerin unterstützt. gel für die Zentralen Materialablagen (ZMA) – Informati- onssammlungen der einzelnen Diensteinheiten, die für die Nach Abschluss archivischer Erschließungsarbeiten wird tägliche Arbeit bereitgehalten wurden. Für zentrale Aufga- grundsätzlich die Erarbeitung von Findmitteln und deren ben des BStU – Akteneinsichten, aber auch Personenüber- Online-Stellung angestrebt. Im Berichtszeitraum wurden prüfungen – ist diese Art des Zugangs von entscheidender 89 Findmittel online gestellt: dies sowohl für Unterla- Bedeutung. gen aus der ministerialen Überlieferung (MfS) als auch für die Bestandsbereiche aller MfS-Bezirksverwaltungen Die personenbezogene Erschließung stößt an ihre Gren- (BV) sowie für MfS-Kreisdienststellen (KD). Auch die zen, wenn es um themenbezogene Recherchen geht, wie Erstellung von Online-Findmitteln, die gleichzeitig auf sie bei Bildungs- und Forschungsvorhaben oder Anfragen digitalisiertes Archivgut führen, wurde fortgesetzt (siehe von Medien häufig vorkommen, sobald diese nicht ausrei- Abschnitt 3.3.3) chend mit Hinweisen auf Personen verbunden sind. Eine sachthematische Erschließung ermöglicht darüber hinaus Digitalisierungsprojekte den für Archive üblichen systematischen, themenbezoge- nen Zugang zu Archivalien. Es ist daher ein wichtiges An- Der BStU stellt sich schon seit mehreren Jahren den Her- liegen des BStU, auch solche Unterlagen nach inhaltlichen ausforderungen des digitalen Wandels für Archive. Schon Gesichtspunkten zu erschließen, die bislang nur über per- der Zwölfte Tätigkeitsbericht informierte ausführlich da- sonenbezogene Karteien recherchierbar sind, wenn sich rüber, welche strategischen Fachziele das Stasi-Unterla- da­raus ein Mehrwert für Öffentlichkeit und Forschung gen-Archiv anstrebt. Auch im jetzigen Berichtszeitraum ergibt. wurden diese Intentionen weiter verfolgt. Die Behörde konzentriert sich dabei auf die Sicherung und den Schutz In den vergangenen Jahren wurde mit Priorität an der Er- des Archivguts sowie die Schaffung eines erleichterten schließung von Stasi-Unterlagen gearbeitet, für die noch Zugangs für die Öffentlichkeit und stellt sich parallel dazu keinerlei Findmittel (also auch keine MfS-Karteien) zur den Fragen der digitalen Langzeitsicherung. Neben kon- Verfügung standen. So sind mittlerweile sämtliche Unter- kreten Fortschritten bei einzelnen Digitalisierungsprojek- lagen der ehemaligen MfS-Bezirksverwaltungen Berlin, ten werden Konzepte zur langfristigen digitalen Sicherung Cottbus, Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Neubrandenburg, und zum Aufbau eines digitalen Archivs erarbeitet. Rostock und Schwerin erschlossen. Die Archivare und Ar- chivarinnen der entsprechenden Außenstellen unterstützen So hat die Digitalisierung von MfS-Ton- und Videoauf- mittlerweile andere Außenstellen sowie die Zentralstel- zeichnungen oberste Priorität, weil deren Trägermateriali- le, um eine zügige Abarbeitung des verbliebenen Restes en zerfallen. Gleichzeitig hat sich das sogenannte ruhende noch unzugänglicher Unterlagen zu gewährleisten. Inzwi- Fotoarchiv (Nutzung von digitalisierten Fotografien an- schen sind von den mehr als 111 000 laufenden Metern stelle der Originale) bewährt, wie auch vielfach nachge- (lfd. M.) Schriftgut ca. 67 000 lfd. M. (also 60 Prozent) fragtes Schriftgut im Zuge der Nutzung digitalisiert wird, personen­bezogen zugänglich sowie rund 40 600 lfd. M. um die Originale zu schonen. Des Weiteren gestatten Di- (36 Prozent) inhaltlich erschlossen und damit gleichzeitig gitalisate, die in den Internetauftritt der Behörde, in die – 10 –

Stasi-Mediathek oder in Online-Findmittel eingebunden Halle, Leipzig, Magdeburg und in den grenzüberschrei- sind, Nutzern einen komfortablen Zugang zu ausgewähl- tenden Verbund Frankfurt (Oder)/Słubice integriert (siehe ten Stasi-Unterlagen. Abschnitt 3.5). Der BStU hat Standardformate für die Digitalisierung der Manuelle und virtuelle Rekonstruktion einzelnen Medien und für die unterschiedlichen Anwen- dungen festgelegt. Diese gewährleisten im Zusammenspiel Zum MfS-Archivbestand gehören Hunderttausende Do- mit technischen und organisatorischen Prozessen, dass die kumente, die 1989/90 von Stasi-Mitarbeitern per Hand überlieferten Informationen dauerhaft sicher und nachvoll- zerrissen worden waren, um sie für die endgültige Ver- ziehbar zur Verfügung stehen (siehe Abschnitt 3.4). Exem- nichtung vorzubereiten. Um auch diesen Teil der Über- plarisch erwähnt werden soll hier ein Projekt, das der BStU lieferung für die Nutzung zugänglich zu machen, werden gemeinsam mit dem für die Bundessicherungsverfilmung sie rekonstruiert (siehe Abschnitt 3.7). Im Rahmen der im Rahmen des Kulturgutschutzes zuständigen Bundes- manuellen Rekonstruktion wurden im Berichtszeitraum amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zerrissene Dokumente, Vorgänge und Aktenteile im Um- realisiert. In seinem Kontext wird eine Auswahl aus der fang von ca. 84 000 Blatt wiederhergestellt. Seit Bestehen Überlieferung getroffen, die beispielhaft Ziele, Strukturen des BStU wurden mittlerweile zerrissene Unterlagen im und Arbeitsweisen des MfS dokumentiert. Diese Archiva- Umfang von insgesamt über 1 615 000 Blatt händisch re- lien sollen digitalisiert und verfilmt werden. Anschließend konstruiert. Sowohl durch dieses Verfahren als auch durch werden die Filme dauerhaft im zentralen Bergungsort der die virtuelle Rekonstruktion konnten für die persönliche Bundesrepublik Deutschland gesichert, dem sogenannten oder gesellschaftliche Aufarbeitung aufschlussreiche Un- Barbarastollen bei Freiburg im Breisgau. terlagen gewonnen und genutzt werden. Das Projekt der virtuellen Rekonstruktion konnte aus technischen Grün- Liegenschaftssituation und Bestandserhaltung den nicht in einen Massenbetrieb überführt werden, da bisher keine geeigneten Scanner für das Einlesen größerer Nach wie vor hat der BStU mit den unterschiedlichen, je- Mengen von Unterlagen vorhanden sind. Auf Basis einer doch häufig suboptimalen Gegebenheiten in den Liegen- Skizze des Fraunhofer IPK für ein „Pilotsystem 2.0“, das schaften und Magazinen umzugehen. Das betrifft nicht insbesondere den fehlenden technischen Baustein generie- lediglich die raumklimatischen Bedingungen, die zwei- ren soll, wurde vom BStU ein angepasstes Konzept für die felsohne den Grundschutz für Archivalien bilden, sondern Weiterführung der virtuellen Rekonstruktion entworfen ebenso die generelle Lage einiger Liegenschaften und den (siehe Abschnitt 3.7.2). Der BStU möchte demnach die konkreten räumlichen Zuschnitt der Gesamtliegenschaft. virtuelle Rekonstruktion künftig als begleitendes Erschlie- In mehreren Fällen führt die bauliche Einrichtung zu lan- ßungs- und Restaurierungsinstrument in den Regelabläu- gen Aktentransportwegen zwischen den verschiedenen fen im Archiv einsetzen. Gebäudeteilen. Deshalb ist der BStU seit Jahren bemüht, bestandssichernde Unterbringungsmöglichkeiten für die Archivfachliche Forschungen gesamte MfS-Überlieferung zu schaffen. Dies wird wei- terhin eine dringliche Aufgabe bleiben. Im Berichtszeitraum wurden mehrere archivfachliche Pro- jekte beendet und stehen der Öffentlichkeit in Form von Bestandsgefährdend wirkt – neben teils ungünstigen Publikationen zur Verfügung. Es handelt sich um die Ge- Maga­zinbedingungen – das in der DDR häufig benutzte schichte der – von der Forschung bislang weitgehend ver- säurehaltige Papier in Verbindung mit hoher Zugriffsfre- nachlässigten – Kartei- und Archivabteilung XII des MfS quenz sowie langer Verweildauer in der Nutzung (und da- und um den Band „Das Archiv der Stasi. Begriffe“ (siehe mit außerhalb der Magazinräume). Um die beschriebenen Abschnitt 5.2). Probleme zu mildern, plant und unternimmt der BStU ver- schiedene Maßnahmen wie Verpackung, Umstellung auf 1.3 Verwendung von Stasi-Unterlagen liegende Lagerung, Begrenzung der Ausleihzeit, Verwen- dung geeigneter Transportbehältnisse, Entmetallisierung, Persönliche Akteneinsicht Restaurierung, Entsäuerung, systematische Erfassung Nach wie vor machen Bürgerinnen und Bürger in erheb- geschädigter Akten in Schadensklassen sowie die Anferti- lichem Umfang von ihrem Recht Gebrauch, auf Antrag gung von Nutzungsdigitalisaten (siehe Abschnitt 3.5). Zugang zu den in den Stasi-Unterlagen enthaltenen Infor- Einer gesonderten Erwähnung bedarf die Überlieferung mationen zur eigenen Person zu erhalten (siehe Abschnitt audiovisueller Medien, deren Trägermaterialien häufig 4.1). Dieser Bereich war mit über 60 000 Anträgen im Jahr noch weniger widerstandsfähig als die Papierüberliefe- 2015 und knapp 50 000 Anträgen im Jahr 2016 weiterhin ein zentraler Verwendungszweck für die Stasi-Unterlagen, rung sind. Deswegen werden in diesem Bereich bereits wenn auch die Zahl der Bürgeranträge auf persönliche umfangreiche Digitalisierungsmaßnahmen vorgenommen Akteneinsicht im Berichtszeitraum rückläufig war (zur (siehe Abschnitt 3.4). Entwicklung der letzten Jahre siehe Anhang 8). Bis heute Bestandsschutz endet keineswegs an den Grenzen der ein- geht es auch um Fälle politischer Haft, Flucht, gezielter zelnen Liegenschaften, sondern ist in vielen Fällen Teil ei- oder sonstiger politischer Diskriminierung. nes regionalen Notfallverbundes. Die Behörde ist dabei in Viele Menschen finden erst mit großem zeitlichem Ab- die Notfallverbünde Berlin-Brandenburg, Dresden, Gera, stand zur DDR und den Aktivitäten der Stasi den Mut oder – 11 – auch , sich mit den damaligen Ereignissen und den Beratung der Antragsteller bei der themenbezogenen Re- möglichen Auswirkungen auf das eigene Leben und das cherche in den zahlreichen Beständen des MfS und eine persönliche Umfeld auseinanderzusetzen. Auch geraten Bündelung der konkret benötigten Unterlagen erfolgen Menschenrechtsverletzungen in der ehemaligen DDR zum kann. Die Struktur der Antragsteller hat sich wie bereits in Teil erst aufgrund von Veröffentlichungen in das breitere den Vorjahren zugunsten der Forschung verschoben, auf öffentliche Bewusstsein, was in manchen Fällen wieder- die etwa zwei Drittel der Anträge entfallen. Das Interes- um zu individuellen Anträgen auf Akteneinsicht führt. So se an der Aufarbeitung der SED-Diktatur hält aber auch bezogen sich Antragstellerinnen und Antragsteller in der von journalistischer Seite an. Im Vergleich zum vorherge- privaten Akteneinsicht häufig auf eine vorausgegangene henden Berichtszeitraum zeigt sich beim Thema „Kunst/ Berichterstattung und Reportagen in den Medien oder auf Kultur/Medien“ ein steigendes und beim Themenbereich wissenschaftliche Veröffentlichungen zu bestimmten The- „Opposition in der DDR“ ein fallendes Interesse. men. Auch in der Beratungstätigkeit der Behörde werden Die Themen, zu denen Anträge gestellt werden, sind natur- entsprechende Zusammenhänge immer wieder deutlich, gemäß vielfältig. Schwerpunkte und leichte Verschiebun- wie etwa bei der Heimkinderproblematik. Nicht selten gen ergeben sich jeweils aus bevorstehenden Jahres- und geben hierbei auch Fragen der Kinder und Enkel und Ge- Gedenktagen, sie können aber auch neue Tendenzen in spräche in der Familie den Anstoß zur Antragstellung. der historischen Forschung widerspiegeln. So ist eine Zu- Die Möglichkeit gemäß § 15 Stasi-Unterlagen-Gesetz nahme des Interesses an Themen erkennbar, die sich mit (StUG), die Einsicht in Unterlagen­ verstorbener oder dem Alltag in der Diktatur befassen. Bei einigen Anträ- vermisster naher Angehöriger zu beantragen, wurde im gen spielt die Gender-Frage eine wichtige Rolle. So wur- Berichtszeitraum zunehmend genutzt. Allerdings ist ein de unter anderem die Rolle der Frauen im MfS bzw. die solcher Zugang nach wie vor auf Zwecke der Aufarbei- Einstellung des MfS zu Frauen zum Gegenstand gemacht tung von Einflüssen des MfS und anderer staatlicher Maß- und damit dem seit einigen Jahren steigenden Interesse an nahmen beschränkt. Die erforderliche Darlegung eines Gender-Themen Rechnung getragen. Ganz neue Themen, entsprechenden berechtigten Interesses ist nicht selten mit zum Beispiel im Gesundheitsbereich die Einflussnah- einem besonderen Beratungsbedarf verbunden (siehe Ab- me auf Kliniken und damit verbunden die Formung des schnitt 4.1.4). Menschenbildes in der DDR-Gesellschaft, reflektieren die Erweiterung des Themenspektrums. Daneben reagieren Nach wie vor bestehen für Antragsteller im Bereich der Wissenschaftler mit ihren Anträgen durchaus auch auf die persönlichen Akteneinsicht Wartezeiten. Diese Warte- Berichterstattung in den Medien und umgekehrt Journalis- zeiten sind durch Rückstände bedingt, die in zurücklie- ten auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse. genden Jahren aufgrund steigender Antragszahlen und der bereits seit den 90er-Jahren geltenden Nachbesetzungs- Themen oder Personen, die Gegenstand aktuellen öffentli- sperre entstanden waren. Sinkende Antragszahlen und die chen Interesses sind, sind nach wie vor Anlass für Medien- ab 2012 teilweise erfolgten Nachbesetzungen haben es im anträge beim BStU, wenn diese Bezüge zur Zeit der DDR Berichtszeitraum ermöglicht, dass die Zahl der Erledigun- haben. Hier seien etwa der Flughafen Berlin-Schönefeld gen die der Antragseingänge nunmehr deutlich übersteigt. oder der russische Präsident Putin (ehemals KGB-Offizier Auf diese Weise konnten die aufgelaufenen Rückstände in der DDR) erwähnt. Dies führt immer wieder dazu, die im Berichtszeitraum um ca. ein Drittel abgebaut und damit Aufarbeitung der Tätigkeit des MfS und der ehemaligen auch Wartezeiten verringert werden. DDR insgesamt zu beleben. Ein verstärktes Interesse war im Berichtszeitraum auch Herausgabe von Unterlagen an Forschung und ­Medien am MfS selbst festzustellen und daran, wie es in anderen Die Thematisierung und Aufarbeitung der DDR-Vergan- Bereichen agierte, mit anderen Organen kooperierte und genheit und ihrer Herrschaftsmechanismen durch For- über die Grenzen des unmittelbaren Einflussbereiches als schung und Medien sowie im Rahmen der politischen Geheimpolizei hinaus das Leben der eigenen Mitarbeiter Bildung hat im Berichtszeitraum zu einem gleich hohen und das Leben der DDR-Bürgerinnen und Bürger mitbe- Antragsaufkommen wie in den Vorjahren geführt. Hinter stimmte. den insgesamt 2 650 Anträgen stehen zum Teil große For- Wie schon im vorangegangenen Tätigkeitsbericht er- schungsvorhaben mit mehrjähriger Bearbeitungszeit. Für wähnt, befasst sich ein großes Projekt des Forschungsver- Zwecke von Forschung und Medien wurden 2015/16 ins- bundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin damit, gesamt mehr als 1,1 Millionen Seiten aus MfS-Akten in die Schicksale der Opfer an der deutsch-deutschen Grenze Kopie herausgegeben. Die Zahl der zur Verfügung gestell- näher aufzuklären. Nach wie vor ist die genaue Zahl der an ten Bild-, Film- und Tondokumente belief sich auf 14 704 der Grenze getöteten Menschen nicht bekannt. Vor allem (siehe Abschnitt 4.3). mithilfe der MfS-Unterlagen will man diesen zentralen Die für die Bearbeitung von Forschungs- und Medien­ und tragischen Aspekt des DDR-Unrechts wissenschaft- anträgen zuständigen Referate sind nach thematischen lich gründlich erforschen und dokumentieren. Ein wesent- Spezialisierungen strukturiert, sodass neben der gemäß liches Element hierbei ist es, soweit wie möglich die Na- dem StUG jeweils erforderlichen Prüfung und Bearbei- men der an der Grenze getöteten Menschen zu bestimmen tung der Unterlagen zum Schutze der Persönlichkeitsrech- und damit den Toten ein Gesicht zu geben. Hiermit wird te betroffener und unbeteiligter Personen eine fachkundige wie schon mit dem vorangegangenen Forschungsprojekt – 12 – zu den Toten an der Berliner Mauer mehr als 25 Jahre Parlamenten und kommunalen Vertretungen war es wei- nach dem Fall der Grenze ein ganz wesentlicher Beitrag terhin ein aufarbeitungspolitisches Anliegen, ihre Mitglie- zur Aufarbeitung des SED-Unrechts geleistet. der auf eine frühere Stasi-Verstrickung zu überprüfen und gegenüber den Wahlberechtigten ihrer Bereitschaft zur Auffällig ist die Zunahme von Forschungsanträgen, bei Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur Ausdruck zu denen die Stasi-Unterlagen dafür genutzt werden, um Fra- verleihen. Die entsprechenden Überprüfungstatbestände gen zur NS-Diktatur zu beantworten. Auch der Umgang sind nach wie vor von zahlenmäßiger wie auch praktischer des MfS selbst mit der Vergangenheit, zum Beispiel in Be- Bedeutung, was mit der Kandidatur auch älterer Perso- zug auf die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nen für Wahlämter zusammenhängt. In der öffentlichen in der Zeit des Nationalsozialismus Mitglieder der SS oder Wahrnehmung finden die Ergebnisse solcher Überprüfun- SA gewesen waren, ist Gegenstand des Interesses. Ebenso gen immer noch große Beachtung. Dies gilt insbesondere wird hier deutlich, dass die Aufarbeitung beider deutscher dann, wenn bei erstmals gewählten Personen die Überprü- Diktaturen viele Jahrzehnte nach ihrem Ende unter immer fung zu entsprechenden Erkenntnissen geführt hat. Nicht neuen Aspekten weiter relevant sein wird. selten besteht insbesondere bei den kommunalen Vertre- In verschiedenen Anträgen geht es um die Beziehungen tungen ein Erörterungsbedarf mit der Behörde des BStU, innerhalb des Warschauer Vertrages und die Kooperatio- wie im Überprüfungsverfahren die Grundsätze eines fai- nen der Ostblock-Staaten untereinander. Hier konnte der ren und rechtsstaatlichen Verfahrens gewährleistet werden BStU in einigen Fällen bei den Forschungen der Netz- können. werkpartner behilflich sein. Generell ist es dem BStU ein Zu einem Teil dieser von Parlamenten und kommunalen besonderes Anliegen, durch die Antragsbearbeitung und Vertretungen angefragten Personen wie aber etwa auch bei -begleitung viele Partner in der Aufarbeitung, wie Ge- den Funktionsebenen im Sport sind die Sachverhalte den denkstätten, Vereine, aber auch die Initiative von Einzel- ersuchenden Stellen bereits durch frühere Überprüfungen personen zu unterstützen. bekannt, die Erkenntnisse mithin nicht neu. Damit kommt Viele Herausgaben waren wie in den vorhergehenden Be- manchen Überprüfungsmöglichkeiten im Gesetz heute nur richtszeiträumen Grundlage von Publikationen. Daneben noch eine eher symbolische Bedeutung zu. Bei manchen gab es mehrere Projekte, die zu Fernseh- oder Kinofilmen von den ersuchenden Stellen eingereichten Personen ent- geführt haben, unter anderem einem Film, der sich erst- fällt eine Überprüfbarkeit bereits durch das in der Regel mals speziell mit , dem langjährigen Minister jüngere Alter, da Tätigkeiten für den Staatssicherheits- für Staatssicherheit, auseinandersetzt. dienst vor Vollendung des 18. Lebensjahres bei den meis- ten Überprüfungstatbeständen nicht mitgeteilt werden. Kontinuierlich versucht der BStU, die Dienstleistungen Bei einigen Überprüfungstatbeständen wie zum Beispiel für die Antragsteller zu erweitern und zu verbessern. So den Ordensangelegenheiten oder den tatsachengestützten verweisen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits Verdachtsfällen im öffentlichen Dienst ist der Erkenntnis- gegenwärtig auch auf Quellen im Bundesarchiv oder in gewinn im Sinne der Aufdeckung von MfS-Verstrickun- anderen relevanten Archiven, um den Antragstellern eine gen und damit die Relevanz der Auskunft nach wie vor umfassende Recherche zu erleichtern. Ein spezielles An- bedeutsam. Bei der Verwendung zum Zweck der Sicher- liegen der Behörde ist die Digitalisierung für die Nutzung heitsüberprüfung aufgrund von Vorschriften in den Sicher- und deren Fortentwicklung entsprechend den Nutzerinte- heitsüberprüfungsgesetzen des Bundes und einiger Länder ressen. Deshalb wird seit längerer Zeit ein IT-Pilotprojekt wird zudem deutlich, dass sie oft nur durch einen früheren zur Bildschirmbearbeitung von digitalisierten Unterlagen DDR-Wohnsitz veranlasst ist (siehe § 12 Abs. 4 SÜG). in den für Forschungs- und Medienanträge zuständigen Daneben fällt auf, dass wiederholende Anfragen auch in Referaten getestet. Es soll den Vorbereitungsprozess der Fällen gestellt werden, in denen früher bereits Hinweise Akteneinsicht sowie im geeigneten Fall auch die Heraus- auf eine Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst mitge- gabe sowohl für die Nutzerinnen und Nutzer als auch für teilt wurden. Von den insgesamt 14 160 im Berichtszeit- die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BStU unterstüt- raum überprüften Fällen ergaben sich bei knapp 94 Pro- zen und erleichtern. Neben den für die Realisierung eines zent keinerlei solche Erkenntnisse. Regelbetriebs erforderlichen technischen und datenschutz- bedingten Fragen sind die gebührenrechtlichen Vorausset- Rehabilitierung, Wiedergutmachung zungen für die Herausgabe von Unterlagen in digitaler­ und Strafverfolgung Form zu schaffen. In diesem Zusammenhang setzt sich der BStU seit Längerem dafür ein, dass die Stasi-Unter- Die strafrechtliche Rehabilitierung ist nach wie vor für viele Betroffene der DDR-Diktatur ein zentraler, wichti- lagen-Kostenordnung an die aktuellen Entwicklungen an- ger Bestandteil der persönlichen Aufarbeitung. Dies gilt gepasst wird. für die gerichtliche Feststellung, dass aus politischen Gründen ausgesprochene und verbüßte Haftstrafen rechts- Herausgabe von Unterlagen zur Überprüfung staatswidrig waren. Gleiches gilt auch für die ungerecht- von Personen fertigte Unterbringung in einem Heim oder Jugendwerk- Bei den Ersuchen zur Überprüfung auf eine Tätigkeit für hof. Diese Feststellungen sind auch Voraussetzung für den Staatssicherheitsdienst ist nach den einzelnen Verwen- Folgeansprüche auf soziale Ausgleichszahlungen, wie dungszwecken zu differenzieren (siehe Abschnitt 4.2.3). eine Haftentschädigung oder die sogenannte Opferrente. – 13 –

Die entsprechenden Anträge können nach gegenwärtiger dererseits konnte mit der Veröffentlichung von populären Gesetzeslage noch bis 2019 gestellt werden. Im Berichts- Arbeiten eine breite Leserschaft erreicht werden. zeitraum war die Zahl von gerichtlichen Ersuchen beim In diesem Zusammenhang sind vor allem drei Bände zu BStU zum Zwecke der strafrechtlichen Rehabilitierung nennen, die in neuen Formaten grundlegendes Wissen mit 1 788 weiter rückläufig. Die gestellten Ersuchen führ- bereitstellen: Das Lesebuch zur Staatssicherheit, das auf ten in etwa zwei Drittel der Fälle zu Mitteilungen oder zur Deutsch und Englisch vorliegt, bietet eine Übersicht der Herausgabe von Unterlagen (siehe Abschnitt 4.2.1). wichtigsten Problemkreise der Staatssicherheit. Es er- Die Zahl behördlicher Ersuchen im Zusammenhang mit gänzt insofern das MfS-Lexikon, das nunmehr in dritter, Anträgen auf verwaltungsrechtliche Wiedergutmachung aktualisierter Auflage erschienen ist. Einen neuen Ansatz blieb im Berichtszeitraum etwa auf gleichem Niveau. In verfolgt die Reihe „Staatssicherheit in der Region“, deren diesen Fällen dienen die MfS-Unterlagen zum einen zur Auftaktband zu Sachsen-Anhalt nun vorliegt. Sie vermit- Ermittlung des jeweiligen Sachverhaltes, etwa ob gesund- telt am lokalen Beispiel, wie Staatssicherheit funktionier- heitliche Schäden oder berufliche Benachteiligungen auf te und wie sie vor Ort ihren Auftrag erfüllte, die Macht staatliche Einflussnahmen aus politischen Gründen zu- der SED zu sichern. Die Reihe ist auf sechs Bände ange- rückzuführen waren, zum anderen dienen sie der Prüfung legt, die jeweils eines der neuen Bundesländer und Berlin von Ausschlussgründen für die Gewährung von Leistun- behandeln. gen, wenn der Antragsteller oder die Antragstellerin sei- nerseits bzw. ihrerseits Mitarbeiter/in des MfS war oder in Der Dienstleistungscharakter, der sich in diesen Publika- gleicher Weise gehandelt hatte. Klagt ein Bürger gegen die tionen manifestiert, steht auch bei den Publikationen aus Versagung von Leistungen, wendet sich häufig das Gericht dem Bereich Grundlagenforschung im Vordergrund. Mit noch einmal direkt an den BStU, um sich einen eigenen der Studie zur Hauptabteilung IX, dem Untersuchungs- Eindruck von der Aktenlage zu verschaffen. organ der Geheimpolizei, liegt nun der letzte Band des MfS-Handbuchs „Anatomie der Staatssicherheit“ vor. Er Ersuchen zum Zwecke der Strafverfolgung spielen mehr stellt das Wissen zu diesem wichtigen Organ der Staatssi- als 26 Jahre nach dem Sturz des SED-Regimes und der cherheit auf eine solide Basis und rundet damit das grund- Wiedervereinigung naturgemäß zahlenmäßig keine nen- legende Projekt ab. Im Bereich der ZAIG-Akteneditionen nenswerte Rolle mehr. Gleichwohl gibt es auch heute noch konnten im Berichtszeitraum zwei neue Jahrgangsbände Ermittlungsverfahren, bei denen der BStU um die Recher- vorgelegt werden, für 1981 und 1956. Insbesondere die che nach Unterlagen ersucht wird. Diese betreffen vor al- Dokumente zum Jahr 1956 bieten nicht nur aufgrund ihres lem Tötungsdelikte, die nicht verjähren. Allein sieben Er- Umfangs neue Einsichten für das Umbruchsjahr des kom- suchen wurden im Berichtszeitraum für Verfahren wegen munistischen Machtbereichs. NS-Verbrechen bearbeitet. Auch gab es u. a. Ersuchen im Zuge von Ermittlungen zu einem Terroranschlag aus den Grundlagenforschung anderer Art, nämlich zu den Bestän- 80er-Jahren. den des Stasi-Unterlagen-Archivs selbst, leistet ein neu aufgelegtes Projekt, das Umfang und Schwerpunkt der Widersprüche und Rechtsstreitigkeiten Unterlagenvernichtung im MfS in der revolutionären Pha- se 1989/90 ermittelt. Es gilt, die Überlieferungslücken mit Alle Entscheidungen des BStU unterliegen dem uneinge- wissenschaftlicher Methodik auszuloten und schließlich schränkten Rechtsschutz, das heißt, gegen sie können Wi- transparent zu machen, welche Aktenbestände in welcher derspruch und Klage vor dem Verwaltungsgericht erhoben Dimension vernichtet wurden. Die Ergebnisse der Arbeits- werden. gruppe werden eine Aussage darüber ermöglichen, inwie- Die Zahl der Widersprüche gegen Entscheidungen und weit es MfS und AfNS vor dem Untergang gelang, ihr Tun Auskünfte des BStU ist gering (siehe Abschnitt 4.4). zu verschleiern. Noch geringer war im Berichtszeitraum die Zahl der Kla- Monografien und Sammelbände verdeutlichen, welches gen, welche sich aber zum Teil auf rechtlich komplizierte Potenzial die Akten der Staatssicherheit für die historische Fragen von grundsätzlichem Interesse bezogen, etwa die Forschung unter spezifischen Fragestellungen besitzen. Reichweite des StUG und die in ihm enthaltenen stren- Hervorzuheben in den Jahren 2015/16 sind drei Publika- gen Vorschriften zur Vermeidung der Beeinträchtigungen tionen, die die Bandbreite von Verfolgung und Überwa- schutzwürdiger Rechte von Personen im Verhältnis zum chung verdeutlichen: „Auftrag: Menschenraub“ beschreibt Informationsfreiheitsgesetz. Die Gerichtsentscheidungen Umfang und Fallbeispiele einer geheimdienstlichen Praxis haben auch im Berichtszeitraum in aller Regel die Rechts- der frühen DDR, nämlich „Feinde“ in West-Berlin zu kid- auffassungen des BStU bestätigt (siehe Abschnitt 4.5). nappen, um sie in Ost-Berlin oder gar der Sowjetunion zu richten. Der Sammelband „Annäherungen an Robert 1.4 Forschung Havemann“ widmet sich den Facetten der Verfolgung des Die Forschung beim BStU hat es auch in diesem Berichts- wohl prominentesten Dissidenten der DDR. Schließlich zeitraum verstanden, Grundlagenforschung und histo- geht der Band „Hinter vorgehaltener Hand“ dem gesell- risch-politische Aufarbeitung zu verbinden. Damit wurde schaftlichen Phänomen von Denunziation nach. Die Auf- einerseits der gesetzmäßige Auftrag erfüllt, der Öffent- sätze eröffnen ein innovatives Forschungsfeld, das neue lichkeit gesichertes Wissen zur Verfügung zu stellen, an- Einblicke in den Alltag der DDR gewährt. – 14 –

Die Lebenswelt der DDR-Bürger steht auch im Mittel- Damit hat die 2009 auf dem erfolgreiche punkt der Studie „Die Macht der Kirchen brechen“. Sie Ausstellung endlich eine langfristige Berliner Heimstatt zeigt, in welch hohem Maß die Staatssicherheit an der gefunden. Der Bundesbeauftragte hat im Sommer 2016 Durchsetzung der Jugendweihe und damit an der Zurück- begonnen, das von ihm genutzte „Haus 7“ umzugestalten, drängung der evangelischen Kirche als gesellschaftlicher um dort dem Publikum das Stasi-Unterlagen-Archiv zu Kraft in der Frühphase der DDR beteiligt war. Im Be- präsentieren. Räume in vier Stockwerken dieses Hauses richtszeitraum konnte auch die Forschung über die Spio- sollen öffentlich zugänglich gemacht werden, um die In- nagetätigkeit der Stasi im Westen neu aufgestellt werden. halte des Archivs in einer multimedialen Form zu zeigen. In Zusammenarbeit mit der Unabhängigen Historikerkom- Im Berichtszeitraum wurden dafür die inhaltlichen und mission zur Geschichte des BND (UHK) wurde eine Pub- baulich-planerischen Voraussetzungen geschaffen. likation „Geheimdienstkrieg in Deutschland. DDR-Staats- Der Großteil der Bildungsangebote des BStU für Schü- sicherheit und Organisation Gehlen 1953“ vorgelegt. lerinnen und Schüler und für Lehrkräfte ist inzwischen Perspektivisch von forschungspolitischer Bedeutung ist auf dem Gelände mit seinem Archivstandort konzentriert. auch der Ansatz, das Ministerium für Staatssicherheit in Schulklassen können dort im Modulsystem frei gestaltbare seiner internationalen Verflechtung mit den anderen sozia­ Projekttage wahrnehmen. Speziell ergänzend zur Dauer­ listischen Staaten zu betrachten. Wie viel Potenzial darin ausstellung hat das Bildungsteam des Stasi-Unterlagen-­ liegt, belegt die Studie zu den Operativgruppen des MfS, Archivs passgenaue Angebote entwickelt; seit ­April 2016 die in den Bruderländern tätig waren („Kooperation und liegen drei museumspädagogische Formate in gedruckter Kontrolle“), ebenso wie die zur Zusammenarbeit des MfS Form vor, passend einsetzbar zum individuellen Profil ei- mit der rumänischen Securitate („Entzweite Freunde“). ner Schulklasse. Konzeptionell setzt die Bildungsarbeit Beide Bände verdeutlichen, dass es sich hier um jeweils verstärkt auf die Fortbildung von Lehrkräften, um über zumindest ambivalente Beziehungen handelte. Multiplikatoreffekte eine größere Reichweite zu erzielen. 1.5 Unterrichtung der Öffentlichkeit Neben der Konzentration auf den Lernort Stasi-Zentrale hat das Bildungsteam andere Angebote fortgesetzt, ins- In diesem Arbeitsbereich hat der Bundesbeauftragte die besondere das begleitende Bildungsprogramm zu den im vorigen Berichtszeitraum begonnenen Ansätze mit Wanderausstellungen. Die Außenstellen haben in der Bil- neuen Projekten weiterentwickelt. Insbesondere die Ge- dungsarbeit und bei Veranstaltungen die Arbeitsteilung nerationen, die keine eigenen Erfahrungen in der DDR mit örtlichen oder regionalen Gedenkstätten bzw. Bil- oder mit deutscher Teilung gemacht haben, sollen Zugang dungsträgern weiterentwickelt. zur Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur finden. So wurde das vorbereitete Konzept einer Mediathek für on- Digitale und andere Angebote der Unterrichtung line zugängliche Stasi-Dokumente Anfang 2015 realisiert und anschließend ausgebaut. Neu entwickelt wurden ein Seit nunmehr zwei Jahren präsentiert der BStU mit Modulsystem für die Bildungsarbeit mit individuell kom- der Stasi-Mediathek ein digitales Schaufenster in das binierbaren Angeboten für Schulklassen sowie ein Veran- Stasi-Unterlagen-Archiv. Die Webseite bietet erstmalig staltungsformat am historischen Ort der Stasi-Zentrale, einen breiten und multimedialen Zugang zu Stasi-Unter- bei dem das Archiv als Quelle im Mittelpunkt steht. Die lagen: Videos, Audiofiles, Fotos und ausgewählte Akten 2013 gestartete Reihe „Dokumentenhefte. Einblicke in das zu unterschiedlichsten Themen und aus allen Jahrzehnten Stasi-Unterlagen-Archiv“ wurde fortgesetzt und profiliert. des Bestehens der DDR-Geheimpolizei, inzwischen über 1 000 Dokumente. Die Mediathek richtet sich gleicherma- Lernort ehemalige Stasi-Zentrale ßen an Experten wie Laien und wird auch von Journalisten und sonstigen Antragstellern genutzt. Das technisch inno- Das Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lich- vative Format erhielt im Berichtszeitraum drei Preise im tenberg ist Ort der Repression, der Revolution und der Auf- Bereich Online-Kommunikation/Web-Design. klärung. Der BStU unterstützt alle Initiativen, die Chancen dieses historischen Ortes für Bildung und Information zu Als wichtige Bereicherung zur Grundlageninformation nutzen. Das Areal bestätigte auch im Berichtszeitraum sein über das MfS ist das MfS-Lexikon des BStU jetzt auch Potenzial, ein geeigneter Lernort zu sein. Der wichtigste online abrufbar. Fachartikel auf der Homepage sind nun Eckpfeiler ist die vom BStU und der Antistalinistischen mit Begriffen aus dem Lexikon zur schnellen Erklärung Aktion Berlin-Normannenstraße e. V. (ASTAK e. V.) ge- verlinkt. Auf www.bstu.de präsentiert der Bundesbeauf- meinsam entwickelte Dauerausstellung „Staatssicherheit tragte ausgewählte Themenschwerpunkte, oft zu Jahresta- in der SED-Diktatur“; diese wurde im Januar 2015 eröff- gen oder zu aktuellen Anlässen, insbesondere als Service net und für den Besucherverkehr in Betrieb genommen. für Journalisten. Im Berichtszeitraum waren dies u. a. die Die Ausstellung, die im ehemaligen Dienstsitz Erich Themen „Stasi im Westen“, „40 Jahre Schlussakte von Mielkes gezeigt wird, zählte rund 100 000 Besucherinnen Helsinki“ oder der 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess. Um und Besucher pro Jahr. Die Etablierung der Dauerausstel- auf seine Angebote aufmerksam zu machen, nutzt der lung erleichterte es, weitere Bausteine für die Entwick- BStU auch Facebook und Twitter. Über die Foto-Platt- lung des Lernorts anzugliedern. Im Juni 2016 wurde die form Instagram soll insbesondere ein jüngeres Publikum Open-Air-Ausstellung der Robert-Havemann-Gesellschaft Zugang zum Lernort Stasi-Zentrale bekommen. Vom mit zur Friedlichen Revolution auf dem Gelände angesiedelt. der Mediathek konzeptionell vergleichbaren Format in – 15 –

Print-Form, den Dokumentenheften, wurden im Berichts- sollen die Weichen für eine zukunftsfähige und effiziente zeitraum vier neu herausgegeben, u. a. zu „ Struktur gestellt werden, die dem gesetzlichen Auftrag aus und die Stasi“ und zur Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. dem Stasi-Unterlagen-Gesetz weiterhin gerecht wird. Alle öffentlichen Verwaltungen sind verpflichtet, in regelmäßi- Ausstellungen gen Abständen neben einer umfassenden Aufgabenkritik auch eine fortschreibungsfähige Personalbedarfsermitt- Als neues Produkt wurde ein Baukastensystem „Ausstel- lung durchzuführen. Auch dies wird mit der Organisati- lungen regional“ entwickelt; dieses zeichnet sich durch onsuntersuchung gewährleistet. Unter Einbezug des Bun- konkrete regionalspezifische wie auch biografische Be- desverwaltungsamtes wurde eine externe Beraterfirma züge aus und ist flexibel für verschiedenste Orte und be­auftragt, die die Untersuchung federführend realisiert. Anlässe einsetzbar. Die Ausstellungsmodule sind in vier Hauptgruppen gegliedert − Grundkenntnisse zur Stasi, 2.2 Beirat Biografien, Themen und Ereignisse. Die eingeführte Wan- derausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ wurde im Beim BStU ist nach § 39 Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) Berichtszeitraum in zehn Städten gezeigt, begleitet von ein Beirat eingerichtet. Der BStU berichtet dem Beirat über Veranstaltungen für ein allgemeines Publikum sowie für grundsätzliche und andere wichtige Angelegenheiten und Schülerinnen und Schüler, an sechs Orten unter Beteili- berät diese mit ihm. Dem Beirat gehören neun Mitglieder gung des Bundesbeauftragten. Zwei Ausstellungen mit an, die von den Landtagen der neuen Bundesländer ge- internationalen Komponenten waren ebenfalls von Be- wählt werden, sowie acht Mitglieder, die vom Deutschen deutung: die gemeinsame Ausstellung des „Europäischen Bundestag gewählt werden (siehe Anhang 3). Die Zusam- Netzwerks der für die Geheimpolizeiakten zuständigen mensetzung des Gremiums trägt dem besonderen Interesse Behörden“ über kommunistische Geheimpolizeien „By an Aufarbeitung in den neuen Bundesländern Rechnung. Any Means“, vom BStU mit den Partnern aus Polen und Im Berichtszeitraum fanden fünf Beiratssitzungen statt. Ungarn erarbeitet, und die Ausstellung „Lernt Polnisch“ Der Beirat ließ sich aus dem Bereich der persönlichen Ak- (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 75), welche an ver- teneinsicht von der Behördenpraxis beim novellierten § 15 schiedenen Stätten in Norddeutschland und in Polen ge- des StUG (Zugang zu Unterlagen für nahe Angehörige von zeigt wurden, teils von Trägern, die in deutsch-polnischer Vermissten und Verstorbenen) berichten; bei dessen No- Zusammenarbeit profiliert sind. vellierung im Jahr 2011 hatte er sich mit Vorschlägen an den Gesetzgeber gewandt (siehe Elfter Tätigkeitsbericht, Archiv im Zentrum der Unterrichtung der S. 21), insbesondere zur Abgrenzung des „berechtigten ­Öffentlichkeit Interesses“. Vor diesem Hintergrund begrüßte der Beirat Die Veranstaltungen des BStU konzentrieren sich in die diesbezügliche Richtlinie der Behörde und regte für stärkerem Maß auf das Archiv und nutzen die Wirkung die Beratungspraxis – auch der Landesbeauftragten – eine historischer Standorte. In Berlin wurde auf dem ehema- kurze, verständliche Handreichung an. ligen MfS-Gelände in die Reihe „Quelle: Über den Stand beim Projekt der virtuellen Rekonstruk­ Stasi-Unterlagen-Archiv. Aktuelles aus der Überlieferung tion zerrissener Unterlagen (siehe Abschnitt 3.7.2) hat sich der DDR-Geheimpolizei“ etabliert, mit sechs Veranstal- der Beirat laufend informieren lassen; in seiner Sitzung tungen im Jahr 2016. Auch die Außenstellen folgten dem im September 2016 hat er das von der Behörde vorgeleg- Prinzip, Arbeit und Wirken des MfS direkt am histori- te Konzept zur Weiterführung des Projekts begrüßt (sie- schen Ort des Archivs anschaulich zu machen und so das he Abschnitt 3.7). Bezüglich der Weiterentwicklung des Thema nachhaltig zu vermitteln. Dafür wurden Archiv- Lernorts auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale führungen zunehmend mit thematischen Veranstaltungen stellte der BStU dem Beirat das Konzept der künftigen verbunden. In Veranstaltungsreihen wie „Geschichten aus Präsentation des Stasi-Unterlagen-Archivs im „Haus 7“ den Stasi-Akten“ oder „Akten lesen“ stellen Außenstellen vor (siehe Kapitel 6). ihr Archiv und regionale Fälle aus den Unterlagen der Ge- heimpolizei vor. Der Vorstand des Beirats wurde in seiner bisherigen Zu- sammensetzung bestätigt: Prof. Richard Schröder als Vor- sitzender, Ulrike Poppe als erste stellvertretende Vorsit- 2 Die Behörde des BStU zende und Jörn Mothes als zweiter Stellvertreter. Durch 2.1 Organisationsstruktur Änderung seiner Geschäftsordnung wurde die Amtszeit Die Organisationsstruktur des Bundesbeauftragten für die des Vorstands auf zwei Jahre verlängert; der jetzige am- Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen tiert bis November 2017. DDR (BStU) wurde im Berichtszeitraum optimiert, in Details hat es einzelne Änderungen gegeben. So wurden 2.3 Personal beispielsweise die Außenstellen in der neu gebildeten Ab- 2.3.1 Personalbestand und Personal­ teilung Regionale Aufgaben zusammengefasst (siehe An- entwicklung hang 1). In den Haushaltsjahren 2015 und 2016 wurde dem BStU Im März 2016 hat beim BStU eine flächendeckende Or- erneut eingeräumt, jeweils 40 Stellen mit kw-Vermerk ganisationsuntersuchung begonnen. Mit der Untersuchung wieder zu besetzen. Dies entsprach den Volumina aus – 16 – den Jahren seit 2013 und erfolgte insbesondere, um die 2.3.3 Ausbildung weiterhin hohe Zahl von Anträgen auf Akteneinsicht mit Im September 2015 begannen 16, im September 2016 19 dem stetig geminderten Personalbestand der Behörde be- junge Frauen und Männer ihre Ausbildung beim BStU. wältigen zu können und die Erschließungsarbeiten voran- Insgesamt erlernen derzeit 47 Auszubildende einen Beruf zutreiben. Von den Neueinstellungen entfallen 43 auf den beim BStU. Seit 2007 bildet der BStU den Beruf der/des Auskunftsbereich und 37 auf den Archivbereich. Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste Der Personalbestand des BStU ist im Berichtszeitraum aus. Bisher haben über 80 junge Menschen diese Ausbil- nahezu konstant geblieben. Ende Dezember 2014 waren dung überwiegend mit guten und sehr guten Noten abge- 1 605 Beschäftigte in der Behörde tätig (siehe Zwölfter schlossen. Tätigkeitsbericht, S. 16); zum 31.12.2016 waren es 1 601 Im Berichtszeitraum beendeten insgesamt 37 junge Men- Beschäftigte (der Anhang 4 stellt die Personalentwicklung schen in den drei angebotenen Ausbildungsberufen ihre seit Beginn der Behörde dar). Personen, die nicht bei der Ausbildung beim BStU. Davon wurden acht Auszubilden- Behörde tätig sind, weil sie in der Freistellungsphase der de in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernom- Altersteilzeit, Elternzeit o. Ä. sind, sind hierin nicht er- men, 17 Stellen konnten für die Dauer von 24 Monaten für fasst. die ausgelernten Auszubildenden als Anschlussbeschäf- Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde weiter tigung zur Verfügung gestellt werden. Ferner bildet die gestärkt. 299 Beschäftigte nehmen individuelle Teilzeit­ Behörde Volontäre und Referendare aus; schließlich sind modelle in Anspruch, davon 84 Prozent weibliche Beschäf­ auch Praktikanten und Freiwillige im Sozialen Jahr beim tigte. An alternierender Telearbeit können nun 16 Be­ BStU tätig. schäf­tigte teilnehmen. Die Beschäftigungsquote von schwer­behinderten Menschen liegt seit 2006 dauerhaft über 2.3.4 Betriebliche Gesundheitsförderung 10 Prozent. Im Berichtszeitraum wurde die behördliche Dienstver- Auf dem Gebiet der manuellen Rekonstruktion zerris- einbarung „Betriebliche Gesundheit“ novelliert. Sie ist sener Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit die Basis für die betriebliche Gesundheitsförderung beim bestand eine langjährige Zusammenarbeit zwischen dem BStU. Die schon bestehenden umfangreichen Angebote BStU und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zur Gesundheitsförderung wurden fortgesetzt und teilwei- (BAMF). Eine gemeinsame Projektgruppe, hauptsächlich se noch erweitert. in Zirndorf (bei Nürnberg) tätig, umfasste zu Beginn des Im August 2015 fand eine Begehung durch die Unfallver- Berichtszeitraumes 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. sicherung Bund und Bahn statt, die gezeigt hat, dass die Angesichts des Aufgabenzuwachses im BAMF wurde die Behörde im Bereich des Arbeitsschutzes gut aufgestellt ist. Zusammenarbeit zwischen dem BStU und dem BAMF in Zirndorf zum Jahresende 2015 beendet. Mithilfe einer Gefährdungsanalyse im Sinne von § 5 Abs. 3 Nr. 6 Arbeitsschutzgesetz werden seit Sommer 2.3.2 Fortbildung 2015 die arbeitsplatzbezogenen psychischen Belastungen aller Beschäftigten des BStU ermittelt und bei festgestell- Der mittel- und langfristigen Personalentwicklung und tem Bedarf entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung Fortbildung kommt weiterhin eine wichtige Rolle zu. der Arbeitsbedingungen eingeleitet. Neben den fachlichen Fortbildungen wurde der Schwer- punkt auf eine systematische Führungskräftequalifizie- 2.3.5 Beschäftigung von Mitarbeitern des rung und -entwicklung gelegt. Im Berichtszeitraum stan- Staatssicherheitsdienstes den Workshops und Inhouse-Seminare für Führungskräfte zu „Führen im Dialog – Feedbackorientiertes Führen“ im Auch im Berichtszeitraum war der BStU mit der Umset- Mittelpunkt. Flankierend dazu fanden Seminare für die zung der in § 37 a StUG niedergelegten Vorgabe befasst, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema „Argumen- ehemalige Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes „ih- tieren, überzeugen und Feedback geben“ statt. Fortbil- ren Fähigkeiten entsprechend und unter Berücksichtigung dungsveranstaltungen zu den Themen „Kommunikation“ sozialer Belange auf einen gleichwertigen Arbeitsplatz und „Arbeitsorganisation“ sowie archivfachliche Weiter- innerhalb der Bundesverwaltung [zu versetzen], wenn ih- bildungen wurden zahlreich nachgefragt, ebenso die Ein- nen dies im Einzelfall zumutbar ist“. Der BStU hat seine führungsveranstaltungen für neue Mitarbeiterinnen und Bemühungen um gleichwertige Arbeitsplätze in den Bun- Mitarbeiter sowie die Seminare zum Stasi-Unterlagen-Ge- desministerien und -behörden fortgesetzt. setz, zum Datenschutz und zur Arbeit des Archives. Für die Zum Jahresende 2016 waren von den ursprünglich 47 noch beim BStU als Ausbilderinnen und Ausbilder tätigen 190 zwölf ehemalige Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes Beschäftigten wurden erneut Workshops zur Auffrischung der ehemaligen DDR beim BStU beschäftigt. Für sie liegt des Wissens und zum gegenseitigen Austausch durchge- bis jetzt kein Verwendungsangebot aus den Bundesminis- führt. Die seit einigen Jahren regelmäßig stattfindenden terien und -behörden vor, das den gesetzlichen Vorgaben Supervisions-Sitzungen insbesondere für Kolleginnen und entspricht. Sämtliche arbeitsrechtlichen Streitverfahren Kollegen der Abteilung Auskunft in der Zentralstelle und wurden bis hin zum Bundesarbeitsgericht zugunsten des den Außenstellen fanden weiter statt. BStU entschieden. – 17 –

2.4 Haushalt der Flächenzukauf eine wesentliche Voraussetzung, die Dauerausstellung der Robert-Havemann-Gesellschaft zur Im Kapitel 0408 des BStU sind im Haushaltsjahr 2015 Friedlichen Revolution vor dem „Haus 7“ aufzustellen. Mittel in Höhe von 101 970 000 Euro verausgabt worden, Diese wurde am 15. Juni 2016 eröffnet (siehe Kapitel 6). wovon 79 426 000 Euro auf Personalausgaben entfielen Im „Haus 22“ wurde in Kooperation von BStU und Ro- (77,9 Prozent). Des Weiteren sind für sächliche Verwal- bert-Havemann-Gesellschaft ein Informationsbereich er- tungsausgaben 19 098 000 Euro (18,7 Prozent), für Inves- öffnet, der über die Ausstellung und andere Angebote des titionen 2 822 000 Euro (2,8 Prozent) und für Zuweisungen Standortes informiert. Gleichfalls ergab sich hierdurch die sowie Zuschüsse 625 000 Euro (0,6 Prozent) verausgabt Möglichkeit, das „Haus 22“ bis zu seiner Sanierung für die worden. bildungspolitische Arbeit des BStU und anderer Aufarbei- Aufgrund von Umstrukturierungen des Haushaltsplanes tungseinrichtungen zu nutzen. Hierzu hat der BStU Tei- des Bundes existieren seit dem Haushaltsjahr 2016 zwei le dieses Hauses bis zu seiner Sanierung angemietet. Für Kapitel, die die Haushaltsmittel des BStU abbilden. Das die Entwicklung des Gesamtstandortes Magdalenenstraße Kapitel 0455 ist das Kapitel des BStU und wird ergänzt wurde im Berichtszeitraum eine komplette Unterbringung durch das Zentralkapitel 0451, welches einen Teil der der Robert-Havemann-Gesellschaft durch die BImA ge- Einnahmen und Ausgaben verschiedener anderer Kapitel prüft. Dies erfolgte im engen Kontakt mit dem BStU. des Einzelplanes 04 − neben denen des BStU − ausweist. Im Jahr 2018 werden für zwei Außenstellen (Dresden und Die tatsächlichen Gesamtausgaben des BStU beliefen Chemnitz) die Mietverträge auslaufen. Der BStU lässt des- sich auf 103 535 000 Euro, wovon 102 663 000 Euro dem halb Erkundungsverfahren durchführen. Mit dem Sächsi- Kapitel 0455 zuzurechnen sind und weitere 872 000 Euro schen Staatsarchiv wurden Verhandlungen aufgenommen, dem Zentralkapitel 0451. Diese Haushaltsmittel wur- um eine Unterbringung der BStU-Außenstelle Chemnitz den wie folgt verausgabt: Für Personalausgaben wurden in der dort vom Staatsarchiv genutzten Liegenschaft zu 79 877 000 Euro (77,1 Prozent) und für sächliche Verwal- prüfen. tungsausgaben 19 735 000 (19,1 Prozent des Gesamthaus- haltes) verbraucht. Weiterhin wurden Ausgaben für Inves- Am Standort Halle hatte das Hochwasserereignis im Jahre titionen in Höhe von 3 705 000 Euro (3,6 Prozent) und 2013 unmittelbare Auswirkungen, die sogar den Kartei- Zuweisungen und Zuschüsse in Höhe von 218 000 Euro bereich der Außenstelle betrafen (siehe Zwölfter Tätig- (0,2 Prozent des Gesamthaushaltes) verausgabt. keitsbericht, S. 18). Im Ergebnis dieses Vorfalls wurden zwischenzeitlich sowohl bauliche Vorsorgemaßnahmen an Für das Haushaltsjahr 2017 sind Ausgaben in Höhe von der durch den BStU genutzten Liegenschaft getroffen als 108 409 000 Euro (Kapitel 0455 – 106 106 000 Euro und auch im technischen Bereich durch die Aufstellung leis- Kapitel 0451 – 2 303 000 Euro) geplant, wovon für Per- tungsstarker Pumpen entsprechende weitere Sicherungs- sonalausgaben Mittel in Höhe von 81 469 000 (75,1 Pro- maßnahmen veranlasst. Dadurch sollen Notfälle soweit zent) berücksichtigt wurden. Die Ausgaben für sächliche als möglich ausgeschlossen bzw. die Folgen minimiert Verwaltungsausgaben belaufen sich auf 19 715 000 Euro werden. Außerdem hat die Stadt Halle zum Schutz der (18,2 Prozent). Weitere Haushaltsmittel sind für Investi- Neustadt vor Hochwasser im Jahr 2016 mit Bauarbeiten tionen in Höhe von 5 748 000 Euro (5,3 Prozent) sowie begonnen, u. a. zur Errichtung eines Deiches in unmit- 1 477 000 Euro für Zuweisungen und Zuschüsse (1,4 Pro- telbarer Nachbarschaft der Außenstelle. Aufgrund eines zent) eingeplant. fehlenden Planfeststellungsverfahrens wurden die Bautä- tigkeiten wieder gestoppt. Die zeitliche Weiterführung ist 2.5 Liegenschaften ungewiss. Beim Vorhaben zur Zusammenführung der Zentralstelle Eine weitere Konsequenz des Vorkommnisses war eine des BStU am Standort Magdalenenstraße in Berlin-Lich- Modifizierung des Notfallmanagements beim BStU. Im tenberg gehen die Planungen weiter. Aufgrund der Nut- Berichtszeitraum wurde aufbauend auf dem Standard 100- zung eines Hauses als Flüchtlingsunterkunft waren Um- 4 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstech- planungen notwendig. Das bisher favorisierte „Haus 15/3“ nik (BSI) die Implementierung eines Notfall- und Krisen- steht seit seiner Bereitstellung zur dauernden Unterbrin- managements beim BStU intensiviert (siehe Abschnitt gung von Flüchtlingen und Asylsuchenden auf dem Ge- 3.5.1). Dafür erforderliche Meldewege wurden aufgrund lände nicht mehr zur Verfügung. Gegenwärtig werden von geänderten Strukturen präzisiert, Notfalldokumente deshalb durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erstellt. Für die notwendigen Verfahrensweisen im Um- (BImA) andere Varianten am Standort geprüft. Parallel gang mit und bei der Bergung und Behandlung von Ar- erarbeitet der BStU das erforderliche Anforderungsprofil chivgut etwa wurden Handlungshilfen entwickelt. In den zur Unterbringung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Archiven wurden Notfallteams für die Bewältigung von stimmt dieses ab und bereitet die Umsetzung vor. Schadensereignissen gebildet. Zur möglichen Gefahren- Zur weiteren Vervollkommnung des Standortes wurden abwehr und für die Hilfe im Notfall wurde in der Liegen- das „Haus 22“ und anliegende Flächen durch die BImA schaft Magdalenenstraße im dortigen Zentralarchiv ein erworben. Dies diente der Zielstellung, dieses Haus als Erstversorgungszentrum konzipiert und eingerichtet. Bei Bundeseigentum zu sichern und somit in die Entwick- bereits eingetretenen Schadensereignissen beim BStU im lung des Standortes einzubeziehen. Des Weiteren war Berichtszeitraum konnten die Abläufe im Notfallmanage- – 18 – ment positiv greifen, und es gelang, Schäden bei techni- 2.7 Anträge nach dem Informations­ schen Havarien zu minimieren. freiheitsgesetz Beim Beauftragten für das Informationsfreiheitsgesetz 2.6 Informationstechnik und Informations­ gingen im Berichtszeitraum insgesamt 13 Anträge sowohl sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern als auch von Journalistin- Der BStU nutzt den Informationsverbund der Bundesver- nen und Journalisten auf Einsicht vornehmlich in Behör- waltungen für die informationstechnischen Verbindungen denunterlagen zur eigenen Person ein. Davon betroffen zwischen allen Liegenschaften. Im Rahmen eines Konsoli- waren klassische Verwaltungsunterlagen und sogenannte dierungsprojektes des Bundes sollen die unterschiedlichen Behördenvorgänge, die bei der Bearbeitung von Anträgen Landes- und Bundesnetze zu einer einheitlichen Infra- nach dem StUG angelegt werden. struktur („Netze des Bundes“) zusammengeführt werden. Für diese Konsolidierung wurden einheitliche Vorausset- 3 Archivbestände zungen definiert, welche von den Behörden eingehalten 3.1 Arbeitsschwerpunkte werden sollen. Der BStU hat in allen Außenstellen und Wesentliche Arbeitsschwerpunkte im Berichtszeitraum den Standorten der Berliner Zentrale die bautechnischen waren die archivische Erschließung, Sach- und Personen- und sicherheitstechnischen Voraussetzungen erfüllt. Mit recherchen, die Bereitstellung von Online-Findmitteln, diesem Projekt geht die Verantwortung für die Sicherheit die vorbeugende Bestandserhaltung, die Entwicklung bei der Datenübertragung vom BStU auf den Bund über. und Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben sowie der Dafür waren die Sicherheitsbeziehungen, basierend auf Ausbau archivfachlicher Kooperationen, insbesondere mit den Fachanforderungen, abzustimmen. Im 2. Quartal 2016 dem Bundesarchiv. erfolgte der Aufbau der neuen Anschlüsse in allen Liegen- schaften des BStU einschließlich ihrer Überprüfung. Mit Der Deutsche Bundestag hat mit dem Stasi-Unterlagen-Ge- der Abnahme der Anschlüsse wird der BStU zukünftig die setz (StUG) dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unter- Kommunikation zwischen seinen Liegenschaften über die lagen (BStU) neben anderen Aufgaben aufgetragen, die neuen einheitlichen Anschlüsse des Bundes realisieren. Stasi-Unterlagen nach archivischen Grundsätzen zu er- schließen, um sie für die vielfältigen Verwendungszwecke Neben diesem wichtigen Projekt der Konsolidierung der des StUG nutzen zu können. Danach haben u. a. alle Bür- Netze wurden weitere Sicherheitsziele gemäß den Vorga- gerinnen und Bürger Anspruch darauf, Auskunft darüber ben des BSI in die Umsetzungsplanung des BStU aufge- zu verlangen, ob in den erschlossenen Stasi-Unterlagen nommen. So wird Schritt für Schritt die Umstellung auf Informationen zu ihrer Person vorhanden sind. Daher be- eine sichere Transportverschlüsselung erfolgen. Die kon- inhaltet die archivische Verzeichnung stets zugleich die zeptionellen Voraussetzungen dafür sind bereits geschaf- umfassende Aufnahme von Personendaten aus den Unter- fen worden. Der Erlass der Bundesregierung mit den im lagen. Umsetzungsplan Bund geforderten Zielen wird IT-strate- gisch berücksichtigt und gemäß den verfügbaren Kapazi- Insgesamt sind von den mehr als 111 laufenden Kilome- täten und netztechnischen Gegebenheiten umgesetzt. So tern Schriftgut rund 67 000 laufende Meter (lfd. M.), also wurden sowohl eine Kurzrevision als auch die Durchfüh- 60 Prozent, personenbezogen zugänglich sowie ca. 40 600 rung von Auffrischungsschulungen für die Mitarbeiterin- lfd. M. (36 Prozent) inhaltlich erschlossen und damit nen und Mitarbeiter zu Fragen der Informationssicherheit gleichzeitig personenbezogen verfügbar. Insgesamt haben beschlossen und in die Arbeitspläne für 2016 beginnend die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Berichtszeitraum aufgenommen. 658 716 Personenrecherchen und 10 425 Sachrecherchen bearbeitet sowie 461 399 Akten ausgehoben. Der BStU ist gemäß E-Government-Gesetz stichtagsge- recht per De-Mail zu erreichen. Auf gleicher gesetzlicher Im Berichtszeitraum wurden insgesamt ca. 1 850 lfd. M. Grundlage soll in einem weiteren Schritt die Möglichkeit Schriftgut archivisch bearbeitet, wobei die Priorität wie- eröffnet werden, dass Bürgerinnen und Bürger über den derum auf den Überlieferungsteilen lag, die 1989/90 in Internetauftritt des BStU online einen Antrag auf Akten­ den Dienstzimmern des Ministeriums für Staatssicherheit einsicht stellen und sich dabei mittels neuem Personal- (MfS) geborgen werden konnten. Darüber hinaus wurden ausweis authentifizieren können. Die Konzeption und rund 115 600 Fotos, 484 Tonaufzeichnungen sowie 26 Fil- Umsetzung dieser Dienstleistungen erfolgt mit externer me und Videos erschlossen. Auch in diesem Berichtszeit- personeller und finanzieller Unterstützung unter Einbezie- raum konnte die Erschließungsarbeit an einer Reihe von hung des IT-Zentrums des Bundes. Diensteinheiten abgeschlossen werden, so z. B. am Teil- bestand MfS HA XIX (Hauptabteilung Verkehr, Post- und Alle Rahmenbedingungen für eine stabile Informations- Nachrichtenwesen) (siehe Abschnitt 3.2.1.2) sowie an technik und die Belange der Informationssicherheit sind weiteren Teilbeständen der Bezirksverwaltungen des MfS über die Verantwortlichen und Beauftragten im Fokus des (siehe Abschnitt 3.2.2). BStU. Zu nennen sind hier das gültige Sicherheitsgesetz mit seinen Meldepflichten und weiteren Festlegungen Im Berichtszeitraum wurden 89 Online-Findmittel – auch und die im Berichtszeitraum erfolgte Verabschiedung der zu audiovisuellem Archivgut – neu erarbeitet oder we- EU-Datenschutz-Grundverordnung. sentlich erweitert. Darunter sind auch Findmittel zu den – 19 –

Bestandsbereichen aller MfS-Bezirksverwaltungen (BV) amtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie für MfS-Kreisdienststellen (KD). Einbegriffen war (BBK) realisiert der BStU gegenwärtig ein Projekt, in des- dabei im Berichtszeitraum die Erstellung von Online-Find- sen Rahmen eine Auswahl aus der Überlieferung getroffen mitteln, die gleichzeitig zu digitalisiertem Archivgut füh- wird, die exemplarisch Ziele, Strukturen und Arbeitswei- ren. Schwerpunkte bildeten zum einen die Bereitstellung sen des MfS dokumentiert. Dabei werden charakteristische digitalisierter Tonaufzeichnungen, zum andern die weitere Unterlagen ausgewählt, die ebenfalls zeitliche, regionale Bereitstellung digitalisierter Unterlagen aus der Samm- und inhaltliche Besonderheiten angemessen berücksich- lung zentraler dienstlicher Bestimmungen des MfS. Ins- tigen. Diese Archivalien sollen digitalisiert und verfilmt gesamt hat das Stasi-Unterlagen-Archiv mittlerweile 230 werden. Anschließend werden die Filme dauerhaft im zen- Online-Findmittel veröffentlicht. Diese enthalten rund tralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland, dem 70 600 Titelangaben von Archivgut und führen zusammen sogenannten Barbarastollen bei Freiburg im Breisgau, ge- zu etwa 18 400 Seiten von digitalisiertem Archivgut sowie sichert. zu 113 digitalisierten Tondokumenten (siehe Abschnitt Mehrere archivfachlich orientierte Projekte mündeten in 3.3.3). Publikationen und stehen somit der Öffentlichkeit zur Ver- Auch in diesem Berichtszeitraum wurden Erschließungs- fügung. Es handelt sich dabei um die – von der Forschung kooperationen weitergeführt. Mit diesem bewährten und bislang weitgehend vernachlässigte – Geschichte der Kar- erfolgreichen Verfahren werden gegenwärtig die Außen- tei- und Archivabteilung XII des MfS (siehe Abschnitt stellen Dresden, Leipzig und Suhl sowie die Zentralstelle 5.2.5) und um den Band „Das Archiv der Stasi. Begriffe“ von den Außenstellen Chemnitz, Erfurt, Frankfurt (Oder), (siehe Abschnitt 5.2.4). Gera, Halle, Magdeburg, Neubrandenburg, Rostock und Auch die schon im Zwölften Tätigkeitsbericht (siehe S. 20) Schwerin unterstützt. beschriebene aufwändige Retrokonversion ursprünglich Die Archive des BStU streben auf dem Gebiet der Digi- analoger Daten aus den MfS-Archivregistrierbüchern wur- talisierung die Sicherung und den Schutz des Archivguts de vorangetrieben. Damit werden die Grundlagen für die sowie die Schaffung eines erleichterten Zugangs für die Einführung der im Bundesarchiv entwickelten Archivver- Öffentlichkeit an und stellen sich parallel dazu den Fra- waltungssoftware BASYS 2 geschaffen (siehe Abschnitt gen der digitalen Langzeitsicherung. In der archivfachli- 3.3.2.2). Insgesamt wurden in der Zentralstelle von 511 chen Diskussion besteht Konsens, dass der digitale Wan- MfS-Archivregistrierbüchern 165 und in den Außenstellen del entsprechende Erwartungen an die Archive generiert 539 (von 998) erfasst. und gleichzeitig große Herausforderungen zur Wirtschaft- Die Archivarinnen und Archivare des BStU wirken des lichkeit, Ressourcenknappheit und Nachhaltigkeit in sich Weiteren an der Unterrichtung der Öffentlichkeit mit und birgt. sind in die Begleitung von Besuchergruppen einbezogen, Beim BStU hat die Digitalisierung von MfS-Ton- und deren hohe Zahl das Interesse an Fragen der archivischen Videoaufzeichnungen oberste Priorität, weil deren Trä- Überlieferung des MfS und ihrer fachgerechten Bearbei- germaterialien zerfallen. Deshalb stellt die Digitalisie- tung durch die Behörde zeigt (siehe Abschnitt 6.1.2). Vie- rung mit anschließender digitaler Langzeitarchivierung le Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Fachprojekten für diese Mediengattungen eine sinnvolle archivfachliche tätig, um die Kernaufgaben der Erschließung, Verwahrung Lösung dar. Bewährt hat sich zudem das im Zwölften Tä- und Nutzbarmachung auch zukünftig effektiv, nach inhalt- tigkeitsbericht erwähnte sogenannte ruhende Fotoarchiv lichen Prioritäten und mit Blick auf die Interessen der Nut- (Nutzung von digitalisierten Fotografien anstelle der Ori- zer und die Notwendigkeiten einer sicheren und authenti- ginale). schen Langzeitsicherung fortführen zu können. Vielfach nachgefragtes Archivgut wird im Zuge der Nut- 3.2 Erschließungsergebnisse zung digitalisiert, um die Originale zu schonen und eine parallele Verwendung zu ermöglichen. Schließlich gestat- 3.2.1 Zentrale Schriftgutüberlieferung des ten Digitalisate, die in den Internetauftritt der Behörde, in Ministeriums die Stasi-Mediathek oder in Online-Findmittel eingebun- Die Überlieferung der Stasi-Unterlagen besteht im We- den sind, Nutzerinnen und Nutzern einen komfortablen sentlichen aus zwei Schriftgutgruppen: einerseits die be- Zugang zu ausgewählten Stasi-Unterlagen. Anhand archi- reits vom MfS archivierten Akten, andererseits die zum vfachlicher Kriterien unter Einbeziehung der nationalen Zeitpunkt der Auflösung des Staatssicherheitsdienstes und internationalen Praxis hat der BStU Standardformate noch im Umlauf befindlichen, für die aktuelle Arbeit be- für die einzelnen Medien und die unterschiedlichen An- nutzten Unterlagen der einzelnen Diensteinheiten. Sowohl wendungen festgelegt. Diese sollen im Zusammenspiel in der zentralen Überlieferung als auch in den Unterlagen mit technischen und organisatorischen Prozessen sicher- der ehemaligen MfS-Bezirksverwaltungen halten sich bei- stellen, dass die überlieferten Informationen dauerhaft de Überlieferungsarten umfangmäßig etwa die Waage. sicher und nachvollziehbar zur Verfügung stehen (siehe Das von der Abteilung XII des MfS geführte Zentralarchiv Abschnitt 3.4). verwaltete die überwiegend personenbezogen geführten Gemeinsam mit dem für die Bundessicherungsverfilmung Vorgänge, die nach ihrem Abschluss vom MfS als aufbe- im Rahmen des Kulturgutschutzes zuständigen Bundes- wahrungswürdig betrachtet wurden. Die dort aufgefunde- – 20 – nen Unterlagen im Umfang von ca. 20 000 lfd. M. sind Die sachbezogene Erschließung der archivierten Abla- grundsätzlich über die Karteien des MfS personenbezogen gen der Hauptabteilung IX/11 (Aufklärung von Nazi- und recherchierbar. Etwa 1 840 lfd. M. sind zudem inzwischen Kriegsverbrechen, siehe Elfter Tätigkeitsbericht, S. 28) sachthematisch verzeichnet. – der Öffentlichkeit als „NS-Archiv“ bekannt – wurde fortgesetzt. Die „Z-Ablagen“ wurden im Berichtszeitraum Die bis zuletzt in den Diensteinheiten des MfS zirkulieren- abschließend erschlossen. Bei diesen zur Aufklärung von den Akten wurden dagegen bei dessen Auflösung überwie- NS-Verbrechen angelegten „Z-Ablagen“ handelt es sich gend ungeordnet und ohne Findmittel aufgefunden. Ihre um personenbezogene Unterlagen verschiedenster Prove- archivische Erschließung genoss daher und aufgrund der nienz (NS-Staat und NSDAP nebst Gliederungen; Entna- Aktualität der Vorgänge von Anfang an höchste Priorität. zifizierungsunterlagen der Sowjetischen Besatzungszone Von den zentralen MfS-Diensteinheiten sind Unterlagen bzw. DDR). Die Unterlagen der Hauptabteilung IX/11 (einschließlich nachträglicher Übernahmen, Aktenfun- sind gegenwärtig über den personenbezogenen Zugang hi- de und bereits rekonstruierter zerrissener Seiten) im Ge- naus im Umfang von rd. 729 lfd. M. auch sachthematisch samtumfang von knapp 24 000 lfd. M. überliefert. Bei erschlossen (98 Prozent). einem Erschließungsstand von gegenwärtig 83 Prozent verbleibt eine Restmenge von weniger als 4 000 lfd. M. 3.2.1.2 Bis 1990 kurrentes Schriftgut der Im Berichtszeitraum wurden 965 lfd. M. Unterlagen aus zentralen MfS-Diensteinheiten den zentralen MfS-Diensteinheiten geordnet sowie perso- Im Berichtszeitraum wurden 965 lfd. M. Unterlagen aus nen- und sachthematisch verzeichnet. Weitere 108 lfd. M. den zentralen MfS-Diensteinheiten geordnet sowie per- Unterlagen aus dem MfS-Zentralarchiv, die bislang nur sonen- und sachthematisch verzeichnet. Im Folgenden personenbezogen zugänglich waren, wurden zusätzlich werden beispielhaft einige Arbeitsschwerpunkte darge- nach sachthematischen Gesichtspunkten erschlossen. stellt: Abgeschlossen werden konnte (mit Ausnahme des verfilmten Schriftguts und des zerrissenen Materials) 3.2.1.1 Ablagen des MfS-Zentralarchivs die Bearbeitung des Teilbestandes Hauptabteilung XIX Die Überlieferung im Zentralarchiv des MfS setzte sich (Verkehr, Post- und Nachrichtenwesen). Dieser oblag die aus neun sogenannten Archivbeständen und zwei „Spei- Überwachung des grenzüberschreitenden Verkehrs, des chern“ zusammen. Darin abgelegt wurden vom MfS als Transitverkehrs sowie des Post- und Fernmeldewesens. aufbewahrungswürdig eingestufte, meist personenbezo- Der Umfang des erschlossenen materialintakten Archiv- gene Akten, insbesondere alle zentral registrierpflichtigen gutes beläuft sich auf 309 lfd. M. Unterlagen aus dem Ministerialapparat der Staatssicher- Am Teilbestand Hauptabteilung II (Spionageabwehr) heit. Trotz der Bezeichnung „Archivbestände“ handelt es wurden die Verzeichnungsarbeiten fortgeführt. Mittler- sich eher um ressortarchivische Ablagen ohne echte end- weile sind 1 595 von insgesamt 1 666 lfd. M. zugänglich archivische Funktion. Diese sind grundsätzlich anhand (96 Prozent). Im Berichtszeitraum konnte die Verzeich- der dazu vom MfS hinterlassenen Nachweissysteme und nung wichtiger Unterlagen der Auswertungs- und Kon­ damit überwiegend personenbezogen zugänglich. trollgruppe der Hauptabteilung II abgeschlossen werden. Im Berichtszeitraum wurden 108 lfd. M. davon sachthe- Sie vermitteln einen Überblick über den Erkenntnishori- matisch verzeichnet, um eine Auswertung der Unterlagen zont und das Handlungsspektrum des MfS auf dem Ge- unter inhaltlichen Gesichtspunkten künftig zu erleichtern. biet der Spionageabwehr. Die erschlossenen Unterlagen Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem Archivbestand 1 – der Hauptabteilung II werden beispielsweise für das For- Operative Hauptablage. Diese umfasst verschiedene Ak- schungsvorhaben des BStU über die Tätigkeit des MfS zur tenkategorien, u. a. Vorgänge zu inoffiziellen Mitarbeitern Bekämpfung des BND in den Jahren bis zum Bau der Ber- und Offizieren im besonderen Einsatz, Untersuchungs- und liner Mauer herangezogen (siehe Abschnitt 5.3.2). operative Vorgänge. Es handelt sich in der Regel um for- Die materialintakten Unterlagen des Teilbestands Abtei- mierte, geordnete Aktenvorgänge, die durch die Nutzung lung X (Internationale Verbindungen) sind seit Längerem stark frequentiert werden. Ein personenbezogener Zugriff durchgehend verzeichnet. Seit einigen Jahren konnten ist grundsätzlich über Findmittel des MfS möglich. Die aber rekonstruierte Unterlagen sukzessive in die Über- sachthematische Erschließung der Vorgänge wurde wäh- lieferung integriert werden (siehe Abschnitt 3.7.1). Die rend des Berichtszeitraumes für die archivierten Untersu- Verzeichnung der Unterlagen der Hauptabteilung XVIII chungsvorgänge der Jahrgänge 1960 und 1961 fortgesetzt. (Sicherung der Volkswirtschaft) wurde fortgesetzt. Hier Darüber hinaus wurden Einzelvorgänge erschlossen, aus sind aktuell 559 von insgesamt 803 lfd. M. (70 Prozent) denen audiovisuelle Medien entnommen und zur Nutzung verzeichnet. bereitgestellt worden sind. Unter anderem handelte es sich Der Teilbestand Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kul- um Vorgänge zu Zersetzungsmaßnahmen gegen Fluchthil- tur, Kirche, Untergrund) erfuhr weiterhin Zuwachs durch feorganisationen, Ermittlungen wegen Brandanschlägen rekonstruierte Unterlagen, insbesondere in Form virtuell auf die Berliner S-Bahn, Republikfluchten, Grenzverlet- rekonstruierten Schriftgutes (siehe Abschnitt 3.7.2). zungen durch Personen aus West-Berlin und aus Bayern, zur Aufklärung der Polizei von West-Berlin und zu Maß- Die beim BStU überlieferten Dissertationen der Juris- nahmen gegen die Verbreitung illegaler Punkmusik. tischen Hochschule des MfS Potsdam (JHS) werden für – 21 – die Online-Stellung digitalisiert. Zurzeit sind fünf Dis- brandenburg, Rostock und Schwerin. Die Stasi-Unterlagen sertationen als jpg-Images abrufbar. Gleichzeitig wurden werden in ihrer Gesamtheit vom BStU nach einheitlichen Online-Findmittel für die Dissertationen sowie über die Grundsätzen verwahrt und erschlossen. Daher werden das Studienanleitungen der JHS veröffentlicht. Archiv der BStU-Zentralstelle und Außenstellen mit gro- ßen Restumfängen in zunehmendem Maße durch andere Die Erschließung von Schriftgut des Teilbestands Wach- Außenstellen bei der Erschließung unterstützt. regiment „Feliks E. Dzierzynski“ bildete erneut einen Ar- beitsschwerpunkt. Dadurch sind mittlerweile 508 lfd. M. Nach Abschluss der Verzeichnung steht auch bei den (57 Prozent) der insgesamt 892 lfd. M. nutzbar. Neu ver- Außenstellen die Veröffentlichung von Online-Findmit- zeichnet wurden u. a. Protokolle über den Einsatz zur Ab- teln im Vordergrund. Die sachthematische Erschließung schottung von Dienstobjekten des MfS und Einrichtungen der bereits personenbezogen nutzbaren archivierten Ab- der Staats- und SED-Parteiführung sowie Unterlagen über lagen der Abteilungen XII (Auskunft/Speicher) des MfS Organisation und Dienstbetrieb, welche die Kenntnisse wurde demgegenüber weitgehend zurückgestellt, bleibt über Strukturen und Arbeitsweise des Wachregiments­ er- jedoch im Interesse einer optimalen Zugänglichkeit für weitern. Forschung und Aufarbeitung perspektivisch ein wichtiges Anliegen. Die Erschließungsarbeiten am Teilbestand ZAIG (Zen­ trale Auswertungs- und Informationsgruppe) wurden im Der Überlieferungs- und Erschließungsstand für die ehe- Berichtszeitraum fortgesetzt. Aktuell sind 1 143 lfd. M. maligen MfS-Bezirksverwaltungen wird in der Tabelle 1 von insgesamt 1 448 lfd. M. verzeichnet (79 Prozent). (auf der folgenden Seite) dokumentiert, geordnet nach Die inhaltlichen Prioritäten der Erschließung werden heutigen Bundesländern. mit der Forschungsabteilung des BStU abgestimmt. Bei Die Erschließungsergebnisse des Berichtszeitraums wer- den Unterlagen aus dem ZAIG-Bereich 1 (Auswertung, den im Folgenden beispielhaft dargestellt, zur leichteren Information) betraf dies erneut eine Priorisierung in Zu- Orientierung geordnet nach den heutigen Bundesländern sammenhang mit der Edition der geheimen Lage- und und darunter nach den ehemaligen MfS-Bezirksverwal- Stimmungsberichte an die Partei- und Staatsführung tungen. (siehe Abschnitt 5.2.3). Die neu aufgenommenen Ver- zeichnungsarbeiten an Unterlagen des ZAIG-Bereichs 6 (Öffentlichkeitsarbeit) unterstützen das BStU-For- 3.2.2.1 Land Berlin schungsvorhaben über die Stasi-Tätigkeit zur Bekämp- Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Berlin fung des BND in den Jahren bis zum Bau der Berliner Im Berichtszeitraum wurde ein Online-Findmittel zur Ab- Mauer (siehe Abschnitt 5.3.2). Darüber hinaus wurden teilung XIV (Untersuchungshaft, Strafvollzug) erarbeitet. weitere Unterlagen des ZAIG-Bereichs 3 (Elektronische Die vom MfS zur Archivierung der Unterlagen genutzten Datenverarbeitung) verzeichnet. Ablagen wurden in dieser Bezirksverwaltung erst 1986 Die Erschließung der materialintakten Papierüberlieferung eingeführt. Bis dahin wurden die Unterlagen der Bezirks- des Teilbestandes ZKG (Zentrale Koordinierungsgruppe; verwaltung (BV) unmittelbar im MfS-Zentralarchiv archi- Flucht/Übersiedlung), dessen Umfang 417 lfd. M. beträgt, viert. steht kurz vor dem Abschluss. Diese Diensteinheit erhob Informationen über Antragstellerinnen und Antragsteller 3.2.2.2 Land Brandenburg auf ständige Ausreise aus der DDR, über geplante, vollen- Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Cottbus dete und gescheiterte Fluchten, über DDR-Bürger, die von Reisen dienstlicher oder privater Natur nicht in die DDR Im Berichtszeitraum wurden 35 lfd. M. Unterlagen der zurückgekehrt waren, sowie über die Tätigkeit von Flucht- Abteilung RD (Rückwärtige Dienste), der Abteilung XX hilfeorganisationen. Daraus erarbeitete die ZKG Analysen (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund) und der Kreis- und Strategien für ein Zurückdrängen der Fluchten und dienststelle Lübben der BV Cottbus bearbeitet. Dazu ge- Ausreisen. hören in erster Linie die im Jahre 2014 rückgeführten Bau- unterlagen für das Gebäude der Stasi-Bezirksverwaltung 3.2.2 Schriftgutüberlieferung der Cottbus einschließlich des Bunkers, die ursprünglich von MfS-Bezirksverwaltungen und der Abteilung RD der BV angelegt worden waren. Es wur- -Kreisdienststellen den vor allem Bauunterlagen zum Dienstkomplex „Am Nordrand“ erschlossen. Des Weiteren wurden technische Priorität bei der Erschließung hatten, wie bereits in den Zeichnungen und Karten zum genannten Dienstkomplex, letzten Berichtszeiträumen, die Unterlagen der Dienst­ zu den Kreisdienststellen Calau und Senftenberg und zur einheiten der Bezirksverwaltungen (BV), der Kreisdienst- Untersuchungshaftanstalt der BV Cottbus archivisch be- stellen (KD) und der Objektdienststellen (OD), um die- arbeitet. se recherchierbar und somit nutzbar zu machen. Bei der Überlieferung von sieben der 15 ehemaligen Bezirksver- Im Rahmen der manuellen Rekonstruktion (siehe Ab- waltungen sind mittlerweile 100 Prozent der material­ schnitt 3.7.1) konnten Unterlagen aus der ­Kreisdienststelle intakten, d. h. nicht zerrissenen Unterlagen erschlossen Luckau wiederhergestellt werden. Dabei handelte es sich worden. Es handelt sich dabei um die Bezirksverwaltun- zum größten Teil um personenbezogene Unterlagen. Zu- gen Berlin, Cottbus, Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Neu- dem wurden im Berichtszeitraum bisher über 3 400 Kar- – 22 –

Tabelle 1 Überlieferungen der MfS-Bezirksverwaltungen und deren Erschließungsstand Stand: Dezember 2016

davon Bundesland/ehemalige Gesamt­ vom MfS davon Unterlagen der Diensteinheiten 2 MfS-Bezirksverwaltung bestand ­archivierte ­Ablagen 1 davon erschlossen 3 Rest lfd. M. lfd. M. lfd. M. lfd. M. in Prozent lfd. M. Berlin 2 326 1 125 1 201 1 201 100 0

Berlin 2 326 1 125 4 1 201 1 201 100 0

Brandenburg 10 742 5 118 5 624 5 609 99,7 15

Cottbus 2 905 1 284 1 621 4 1 621 100 0

Frankfurt (Oder) 3 086 1 670 1 416 4 1 412 99,7 4

Potsdam 4 751 2 164 2 587 4 2 576 99,6 11

Mecklenburg-Vorpommern 7 956 4 926 3 030 3 030 100 0

Neubrandenburg 2 385 1 447 4 938 938 100 0

Rostock 3 199 2 179 4 1 020 1 020 100 0

Schwerin 2 372 1 300 4 1 072 1 072 100 0

Sachsen 21 581 9 944 11 637 11 299 97,1 338

Dresden 8 221 3 277 4 4 944 4 810 97,3 134

Karl-Marx-Stadt 7 602 4 336 4 3 266 3 266 100 0

Leipzig 5 758 2 331 4 3 427 3 223 94,0 204

Sachsen-Anhalt 13 612 4 248 9 364 9349 99,8 15

Halle 6 790 2 400 4 390 4 4 375 99,7 15

Magdeburg 6 822 1 848 4 974 4 4 974 100 0

Thüringen 12 123 5 811 6 312 6 027 95,5 285

Erfurt 4 431 2 255 4 2 176 2 175 99,95 1

Gera 3 931 2 017 4 1 914 1 901 99,4 13

Suhl 3 761 1 539 4 2 222 1 951 87,8 271

Gesamt 68 340 31 172 37 168 36 515 98,2 653

1 Schriftgut einschließlich audiovisueller Medien (Datenträger, Mikrofiches, Filme usw.). Die ­Unterlagen sind grundsätzlich personenbezogen nutzbar. 2 Schriftgut einschließlich Karteien sowie audiovisueller Medien im unerschlossenen Bestand (Rest). 3 Die aufgeführten Umfänge sind personen- und/oder sachbezogen erschlossen. 4 einschließlich der sogenannten aktiven registrierten Vorgänge – 23 – teikarten der KD Luckau rekonstruiert. Die Rekonstruk- 3.2.2.4 Freistaat Sachsen tionsarbeiten an der vorvernichteten Vorverdichtungs-, Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Dresden Such- und Hinweiskartei (VSH) dauern noch an. Die Kar- teikarten wurden nach der Rekonstruktion in der Daten- Im Berichtszeitraum wurde die Verzeichnung der Teil­ bank Elektronisches Personenregister (EPR) erfasst und bestände Abteilung N (Nachrichten), SR BCD (Selbstän- stehen damit für die Beauskunftung zur Verfügung. diges Referat Bewaffnung und Chemischer Dienst) sowie SV (Sportvereinigung) Dynamo abgeschlossen. In weite- Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Frankfurt rer Bearbeitung befinden sich die Teilbestände Abteilung (Oder) OT (Operative Technik), WSE (Wach- und Sicherungsein- heit), Abteilung M (Postkontrolle), Abteilung RD (Rück- Im Rahmen der manuellen Rekonstruktion wurden Un- wärtige Dienste) und ZPL (Zentrale Parteileitung). Zu den terlagen der Abteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Teilbeständen SR AWK (Selbständiges Referat Abwehr Untergrund), der Abteilung XVIII (Sicherung der Volks- Wehrkommando), SR BCD, Abteilung XI (Chiffrierwe- wirtschaft) und der Kreisdienststelle Frankfurt (Oder) sen) und SV Dynamo wurden Online-Findmittel veröf- wiederhergestellt und entsprechend ihrer Provenienz den fentlicht. Teilbeständen zugeordnet und erschlossen. Dabei handelt es sich um insgesamt mehr als sechs lfd. M. Unterlagen, Beim Teilbestand Abteilung N sind Fernschreiben aus u. a. aus dem Referat XX/1 zum Gesundheitswesen sowie dem Zeitraum September 1989 bis Januar 1990 hervorhe- benswert. Besonders interessant sind einige Mitteilungen aus dem Referat XVIII/3 zum Bauwesen (hier: VEB Spe- vom 14. Dezember 1989. Der Regierungsbeauftragte von zialbau Potsdam und VEB Bau- und Montagekombinat Dresden informierte darin den Ministerrat der DDR zur Ost Frankfurt [Oder]). Die Bearbeitung der Formular- Arbeitsfähigkeit des Bezirksamtes für Nationale Sicher- und Vordrucksammlung wurde abgeschlossen. Neue On- heit sowie zur weiteren Aufrechterhaltung der Dienstfä- line-Findmittel wurden zu den Teilbeständen Offizier für higkeit der Abteilung N. Sonderaufgaben (OfS) und Arbeitsgruppe Sonderbauten (AG S) veröffentlicht. Aus den Unterlagen des SR BCD sollen Auswertungen von Todesfällen beim Umgang mit der Dienstwaffe sowie Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Potsdam die Übergabeprotokolle von Waffen und Munition an die 1989/90 genannt werden. Für das Büro der Für die Diensteinheiten Abteilung XIV (Untersuchungs- Bezirksleitung der SV Dynamo verdient die internationa- haft, Strafvollzug), Abteilung 26 (Telefonüberwachung), le Zusammenarbeit mit tschechoslowakischen und polni- Abteilung RD (Rückwärtige Dienste) und SR BCD (Selb- schen Sportgemeinschaften Erwähnung. ständiges Referat Bewaffnung und Chemischer Dienst) wurden Online-Findmittel im Berichtszeitraum erarbeitet. Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Karl-Marx- Stadt 3.2.2.3 Land Mecklenburg-Vorpommern Die Erstellung von Online-Findmitteln bildete im Be- Die Unterlagen der Diensteinheiten für die Bestandsbe- richtszeitraum einen Schwerpunkt der Erschließungsauf- reiche der MfS-Bezirksverwaltungen im Land Mecklen- gaben, um den allgemeinen Zugang zu Erschließungs­ burg-Vorpommern sind mittlerweile vollständig erschlos- informationen über die Unterlagen der Diensteinheiten sen. Die Erschließungsarbeit im Berichtszeitraum war zu erleichtern. Neue Findmittel stehen zu den Unterlagen geprägt durch Kooperationen und die Erstellung von On- aus den Kreisdienststellen Flöha, Hainichen, Hohen- line-Findmitteln. stein-Ernstthal und Rochlitz zur Verfügung.

Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Neubran- Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Leipzig denburg Mit den Kreisdienststellen (KD) Delitzsch und Wurzen Es wurden neue Findmittel zum SR PS (Selbständiges sind nunmehr die Unterlagen aller Kreisdienststellen im Referat Personenschutz), zur Abteilung RD (Rückwärtige ehemaligen Bezirk Leipzig erschlossen. Abschließend be- Dienste) und zur AKG (Auswertungs- und Kontrollgrup- arbeitet wurden zudem die Unterlagen der Abteilungen III pe) der BV Neubrandenburg veröffentlicht. (Funkaufklärung, Funkabwehr), VI (Passkontrolle, Touris- mus, Interhotel), XIX (Verkehr, Post, Nachrichtenwesen), Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Rostock 26 (Telefonüberwachung), der Zentralen Parteileitung Neue Findmittel stehen zu den Unterlagen aus den Kreis- (ZPL), des SR BCD (Selbständiges Referat Bewaffnung dienststellen und Rostock zur Verfügung. und Chemischer Dienst) und der AG AuE (Arbeitsgruppe Aktionen und Einsätze). Aus der Überlieferung der ge- Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Schwerin nannten Teilbestände konnten u. a. im Jahr 2015 Quellen zum Thema „Leipziger Messen“ zur Verfügung gestellt Erarbeitet wurden neue Findmittel zu den Unterlagen des werden. Mit Unterstützung der Außenstellen Halle und Leiters der BV, zum Stellvertreter Operativ sowie zu den Rostock befinden sich gegenwärtig sämtliche Teilbestän- Abteilungen XV (Aufklärung) und 26 (Telefonüberwa- de der Diensteinheiten mit unerschlossenen Unterlagen in chung). Bearbeitung. – 24 –

Im Berichtszeitraum ist die Veröffentlichung von On- dem wurden neue Online-Findmittel zu Unterlagen der line-Findmitteln für die Leitung der BV, die Abteilung 26 Diensteinheiten WSE (Wach- und Sicherungseinheit), Ar- (Telefonüberwachung) und die KD Torgau erfolgt. beitsgruppe XXII (Terrorabwehr) und Abteilung Opera­ tive Technik fertiggestellt. 3.2.2.5 Land Sachsen-Anhalt Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Suhl Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Halle Im Berichtszeitraum wurden mit Unterstützung der Au- Im Berichtszeitraum wurden die Verzeichnungsarbeiten an den Teilbeständen Abt. III (Funkaufklärung, Funkabwehr) ßenstellen Chemnitz, Erfurt und Gera Erschließungsarbei- und Abt. Finanzen abgeschlossen. Fortgeführt wurde die ten an den Teilbeständen Kreisdienststelle (KD) Ilmenau, Erschließung der Teilbestände Abteilung KuSch­ (Kader Abteilung Finanzen und Leitung der Parteiorganisation und Schulung) und Kreisdienststelle (KD) , aufgenommen. Die Bearbeitung des Teilbestandes BdL während mit der Erschließung der manuell rekonstruierten (Büro der Leitung) wurde fortgeführt. Des Weiteren wur- Unterlagen der KD Eisleben begonnen werden konnte. den unerschlossene und zum Teil vermischte Karteien in erheblichem Umfang sortiert und den jeweiligen Dienst­ Darüber hinaus wurden Online-Findmittel zur AGL (Ar- einheiten zugeordnet. Dadurch wurde z. B. die Kartei Ein-/ beitsgruppe des Leiters), zur Abteilung XI (Chiffrierwe- Ausreiseanträge der KD Meiningen manuell recherchier- sen), zur Objektdienststelle Leuna sowie zu den KD Ar- bar gemacht; sie befindet sich wie die Kartei Postkontrolle tern, Dessau, Merseburg und Zeitz veröffentlicht. aktuell in der elektronischen Erfassung. Zudem wurden Online-Findmittel zu den Teilbeständen MD (Medizini- Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Magdeburg scher Dienst) und SR BCD (Selbständiges Referat Be- Im Berichtszeitraum wurden die Erschließungsarbeiten an waffnung und Chemischer Dienst), AG XXII (Terrorab- allen Teilbeständen aus der Bezirksverwaltung Magdeburg wehr) und Abt. RD (Rückwärtige Dienste) veröffentlicht. abgeschlossen. Exemplarisch für die neu verzeichneten Akten ist auf die Unterlagen der Abteilung VIII (Beobach- 3.2.3 Audiovisuelle Medien und maschinen- tung und Ermittlung) hinzuweisen. Die Dokumente bezeu- lesbare Daten gen in vielfältiger Weise die Überwachung der damaligen 3.2.3.1 Filme und Videos Transitautobahn. Einen Schwerpunkt bildete hierbei die Kontrolle und Beobachtung des „Rasthofes Börde“ mit Die Überlieferung an Filmen und Videos des MfS ist dem Ziel, Republikfluchten und Treffen zwischen Bürgern grundsätzlich vollständig erschlossen. Die Gesamtmenge der DDR und der Bundesrepublik zu verhindern. beträgt aktuell 2 855 Stück. Zuwächse ergeben sich nur noch vereinzelt, insbesondere aus Funden in bislang un- Neue Online-Findmittel stehen zum 1. Stellvertreter des verzeichneten Akten. Film- und Videodokumente werden Leiters der BV Magdeburg sowie zum SR GS (Selbstän- ausschließlich im Archiv der BStU-Zentralstelle bear- diges Referat Grenzsicherheit) und zur AG XXII (Terror­ beitet. Recherchen in den Erschließungsergebnissen sind abwehr) zur Verfügung. auch in den jeweiligen Außenstellen möglich. Im Berichts- zeitraum wurden 21 Filme und fünf Videos (Außenstellen 3.2.2.6 Freistaat Thüringen und Zentrale) erschlossen. Bei den Aufnahmen handelt es Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Erfurt sich zumeist um operative Beobachtungen sowie um Fern- sehmitschnitte. Die Erschließungstätigkeit an den Unterlagen der Dienst­ einheiten konzentrierte sich im Berichtszeitraum auf den 3.2.3.2 Tondokumente Teilbestand Abteilung XII (Auskunft/Speicher) sowie die Kartensammlung und konnte bis auf geringe Restmen- Derzeit sind 19 917 von 23 890 Tondokumenten erschlos- gen abgeschlossen werden. Neue Online-Findmittel wur- sen (83 Prozent). Auch die Tonaufzeichnungen werden in den zu Unterlagen der SV (Sportvereinigung) Dynamo, der Zentralstelle zusammengeführt. Recherchemöglich- zur Abteilung Medizinischer Dienst, zur Abteilung XIX keiten bestehen gleichermaßen in der Zentralstelle wie (Verkehr, Post- und Nachrichtenwesen), zum SR AWK auch in den jeweiligen Außenstellen des BStU. (Selbständiges Referat Abwehr Wehrkommando) und zur Im Zuge der abschließenden Bearbeitung der Tonüber- Wach- und Sicherungseinheit veröffentlicht. lieferung wurden Tondokumente ohne MfS-Bezug, leere Tonträger und identische Kopien (Mehrfachüberlieferung) Bestandsbereich MfS-Bezirksverwaltung Gera identifiziert und ausgesondert. Dies schlägt sich statistisch Im Berichtszeitraum lag der Schwerpunkt der Verzeich- in einer Minderung der überlieferten Gesamtmenge um ca. nungsarbeiten auf Unterlagen aus dem Teilbestand Abtei- 3 000 Tonbänder nieder. Den Schwerpunkt der Erschlie- lung KuSch (Kader und Schulung). Daneben wurde die ßung bildeten auch in diesem Berichtszeitraum Tonträger, Erschließung der Gegenstandsablage fortgesetzt. Ziel ist die im Zusammenhang mit der Erschließung des dazuge- es, den inhaltlichen Zusammenhang der Gegenstände zu hörigen Schriftgutes zugänglich gemacht werden sollten. jenen Akten, denen sie bereits vom MfS entnommen oder Inhaltlich überwiegen Aufnahmen von Raumüberwachun­ von denen sie heute aus Gründen der Überlieferungsscho- gen, Vernehmungen, Gerichtsprozessen, Mitschnitte von nung separiert werden müssen, kenntlich zu halten. Zu- Beratungen und Konferenzen, z. B. der Parteileitungen, – 25 – von Vorträgen sowie von Schulungsmaterialien und IM-­ also aus dezentralen PC-Anwendungen des MfS. Der Berichten. Nachweis wurde um Feldlisten, Beispieldaten, Angaben zu Speichergrößen und Prüfsummen erweitert. Insgesamt Die Erschließung der Tondokumente der Bezirksverwal- sind damit nun 54 MfS-Datenprojekte nachgewiesen. Die- tungen Leipzig und Suhl wurde abgeschlossen. Im Rah- se liegen in sehr unterschiedlicher Qualität und Quantität men der Bestandssicherungen durch Digitalisierung wur- vor. Bei der Erschließung werden die Daten technisch so den Verzeichnungsangaben korrigiert bzw. ergänzt. Im aufbereitet, dass sie mithilfe aktueller Software lesbar Berichtszeitraum wurden zehn Teilbestände der Dienst­ sind. Das trifft nunmehr für 46 Datenprojekte zu. einheiten des MfS hinsichtlich der darin enthaltenen Ton- dokumente abschließend überarbeitet und als Findmittel 3.3 Findmittel online in der Recherche- und Präsentationsplattform „AR- chivGUtSuche“ (ARGUS) und im Archivportal Europa 3.3.1 MfS-Karteien eingestellt (siehe Abschnitt 3.3.3). Es handelt sich dabei Zu den wichtigsten personenbezogenen MfS-Karteien ge- um Findmittel zu den Hauptabteilungen VII (Ministeri- hören die zentral geführten Karteien F 16 (Personenkartei) um des Innern/Deutsche Volkspolizei), KuSch (Kader mit 5,45 Millionen Karteikarten und F 22 (Vorgangskartei) und Schulung) und PS (Personenschutz), zu den Abtei- mit 1,14 Millionen Karteikarten. Sie ermöglichten von Be- lungen XI (Chiffrierwesen) und XIV (Untersuchungshaft, ginn an den Zugang zu den bereits vom MfS und in den Strafvollzug) sowie zur AG XVII (Arbeitsgruppe Besu- Bezirksverwaltungen archivierten Ablagen, den MfS-Ar- cherbüros West-Berlin), zur SED-Kreisleitung, zum WR chivbeständen. Unverzichtbar für die Recherchen sind (Wachregiment Berlin), zur ZAGG (Zentrale Arbeitsgrup- weitere zentrale Karteien wie die F 77 (Decknamenkartei- pe Geheimnisschutz) und zur ZKG (Zentrale Koordinie- en) mit ca. 728 000 Karteikarten und die F 78 (Straßenkar- rungsgruppe; Flucht/Übersiedlung). Ein Teil der Findmit- teien) mit rund 254 000 Karteikarten. tel ist mit den entsprechenden Tondigitalisaten verknüpft, sodass der Nutzer online direkt die Aufnahmen der Stasi Neben den zentralen Karteien werden auch die überliefer- anhören kann. ten dezentralen Karteien für die personenbezogenen Re- cherchen genutzt. Insgesamt stehen im Archiv der Zentral- 3.2.3.3 Fotodokumente stelle über 940 dieser Karteien mit einem Umfang von ca. 12,2 Millionen Karteikarten für Recherchen zur Verfügung. Bei der Fotosammlung des BStU handelt es sich um lose, In den Außenstellen können die Archivbereiche insgesamt oft in Bündeln überlieferte Fotodokumente. Fotos in Akten über 4 200 dezentrale MfS-Karteien mit ca. 17,6 Millio- gehören nicht dazu, da sie im Verbund mit dem Schriftgut nen Karteikarten für Personenrecherchen nutzen. Zu den verbleiben und erschlossen werden. Fotografien werden wichtigsten von den Diensteinheiten geführten dezentralen sowohl in der Zentralstelle als auch in den Außenstellen Karteien gehört die Vorverdichtungs-, Such- und Hinweis- des BStU erschlossen, recherchiert und genutzt. Im Be- kartei (VSH) der jeweiligen Diensteinheit. Die VSH diente richtszeitraum wurden rund 115 600 Fotografien erschlos- einerseits als interner Informationsspeicher zu den speziell sen. Damit liegen etwa 1,28 Millionen von insgesamt von der jeweiligen Diensteinheit operativ bearbeiteten Per- über 1,78 Millionen Fotodokumenten erschlossen vor (ca. sonen und andererseits als Findmittel für die hierzu ange- 71 Prozent). Aufgrund fehlender personeller Ressourcen legten Dossiers zu diesen Personen und ihrem persönlichen musste die Erschließung von Fotografien zugunsten der Umfeld, den Zentralen Materialablagen (ZMA). Bearbeitung von Recherchen zurücktreten. Zudem wur- den und werden Digitalisierungsvorhaben realisiert (siehe Im Berichtszeitraum konnten sowohl die zentralen Abschnitt 3.4). MfS-Karteien­ als auch die Karteien der MfS-Dienstein­ ­ heiten durch Informationen aus Aktenrecherchen und Er­ Fortgeführt wurde die Erschließung der Fotografien der schließungsarbeiten inhaltlich weiter ergänzt werden. ZAIG (Zentrale Auswertungs- und Informationsgrup- Diese­ Zusätze erfolgen nicht auf den originalen MfS- pe), der Hauptabteilungen II (Spionageabwehr), XX Karteikarten,­ sondern mittels farblich hervorgehobener (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund) und PS (Per- BStU-Karteikarten. Im Bereich der Zentralstelle ergaben sonenschutz), der Bezirksverwaltung Berlin, der VRD sich ca. 3 300 Ergänzungen und Korrekturen. Des Weite- (Verwaltung Rückwärtige Dienste), der ZKG (Zentrale ren wurden ca. 900 Ergänzungen von den Außenstellen in Koordinierungsgruppe; Flucht/Übersiedlung) sowie der ihren zentralen Karteien F 16 und F 22 veranlasst. SED-Kreisleitung. Die Karteibereiche des BStU in der Zentralstelle und in Im Berichtszeitraum wurde ein Online-Findmittel für die den Außenstellen ordneten im Berichtszeitraum zudem Fotografien aus dem Teilbestand Hauptabteilung XXII 145 dezentrale personenbezogene Karteien mit einem (Terrorabwehr) veröffentlicht (siehe Abschnitt 3.3.3). Umfang von mehr als 260 000 Karteikarten, die nunmehr für Personenrecherchen genutzt werden können. 3.2.3.4 Maschinenlesbare Daten Besonders hinzuweisen ist auf die über 3 400 Karteikarten Im Berichtszeitraum wurden weitere Datenüberlieferun- aus der Kreisdienststelle (KD) Luckau, die im Berichts- gen in den Nachweis über die maschinenlesbaren Daten zeitraum manuell rekonstruiert und durch die Außenstelle des MfS aufgenommen. Es handelt sich hier zumeist um Frankfurt (Oder) recherchierbar gemacht wurden. Die Re- unvollständige Restdaten aus der Diskettenüberlieferung, konstruktionsarbeiten dauern aktuell noch an. Des Weiteren – 26 – konnte in der Außenstelle Erfurt eine Wehrdienstüberprü- 3.3.2.2 Anpassung und Einführung von fungskartei der KD Erfurt recherchierbar gemacht werden. BASYS 2 Zentrale wie dezentrale Karteien sind nicht nur uner- Die langfristige Aufgabe, die Archivverwaltungssoftware­ lässliche Findmittel, sondern parallel dazu auch Teil der von BStU und Bundesarchiv durch Adaptierung des Sys- MfS-Überlieferung. Sie bedürfen verstärkten konservato- tems BASYS (Bundesarchiv-IT-System) zu harmonisie­ ­ rischen und restauratorischen Interesses (siehe Abschnitt ren, wurde weiter vorangetrieben. Das Projekt zielt auf 3.5). die gemeinsame Entwicklung und Nutzung der beim Bun- desarchiv in Entwicklung befindlichen und teils bereits 3.3.2 Datenbanken des BStU eingesetzten integrierten ­Archivverwaltungssoftware BA- 3.3.2.1 Bestehende Fachanwendungen SYS 2. Damit sollen sowohl die Datenbanken Sachakten­ erschließung, Aktenausgabe Magazin als auch DOSA Um den im StUG formulierten Aufgaben zur Beauskunf- beim BStU ersetzt werden. Perspektivisch sollen Metada- tung der Stasi-Unterlagen nachkommen zu können, ent- ten zu Digitalisaten in BASYS 2 verwaltet und Schnitt- wickelte der BStU verschiedene IT-Fachverfahren, die stellen zu digitalen Magazinen und Archiven eingerichtet personenbezogene oder thematische Recherchen ermögli- werden. Im Berichtszeitraum wurden bezüglich der An- chen. Sowohl inhaltlich als auch technisch werden diese passung von BASYS 2 B+M (Benutzungswesen und Ma- Datenbanken ständig weiterentwickelt und mit neuen – gazinverwaltung) einige Meilensteine erreicht. Ein Las- aus der Erschließung, aus Karteien oder aus dem Akten- tenheft wurde im Entwurf fertiggestellt, welches sämtliche lesen gewonnenen – Daten gespeist. Nachfolgend werden fachlich notwendigen Anpassungen an BASYS 2 (B+M) die größten und wichtigsten Datenbanken vorgestellt. formuliert sowie die Rahmenbedingungen für dessen Ein- Das umfangreichste personenbezogene Findmittel in den führung beim BStU aufzeigt. Archiven des BStU ist die 1993 eingeführte Datenbank Die neu eingerichtete Arbeitsgruppe von BStU und Bun- Elektronisches Personenregister (EPR). Sie verwaltet desarchiv, die die kooperative Nutzung und Entwicklung Fundstellen zu Personendaten, insbesondere aus den de- von BASYS steuert, hat grundlegende Aspekte der An- zentralen Karteien und aus Erschließungsergebnissen. Für passung für die Nutzung durch den BStU thematisiert. Im die Bestände der zentralen Ministeriumsebene umfasst das Ergebnis wurden die Änderungsbedarfe gewichtet, um die EPR gut 10,8 Millionen Datensätze. Hinzu kommen ca. Einführung von BASYS 2 (B+M) zügig und technisch nah 18,4 Millionen Datensätze zu den Überlieferungen in den an der IT-Lösung des Bundesarchivs zu ermöglichen. ehemaligen Bezirksverwaltungen. Als „Rosenholz“-Dateien werden die mikroverfilmten 3.3.3 Findmittel im Internet und später digitalisierten Materialien der Hauptverwal- Insgesamt hat das Stasi-Unterlagen-Archiv mittlerwei- tung Aufklärung (HV A) bezeichnet, die 2003 aus den USA rückgeführt wurden. Die Datenbank verwaltet die le 230 Online-Findmittel veröffentlicht. Diese enthalten Personenkartei F 16/HV A, die Vorgangskartei F 22/HV A rund 70 600 Titelangaben von Archivgut und führen zu- und die Statistikbögen der HV A. Enthalten sind 293 114 sammen zu etwa 18 400 Seiten von digitalisiertem Archi- Datensätze zu Personen, zu 57 471 Vorgängen und zu vgut sowie zu 113 digitalisierten Tondokumenten. Zum 1 702 Statistikbögen. Die Anzahl der erfassten Personen Online-Angebot gehört außerdem die regelmäßig aktua- schwankt weiterhin, da die Prüfung des Datenbestandes lisierte Beständeübersicht mit 1 087 Kurzbeschreibungen immer wieder Mehrfacherfassungen zutage fördert. zu den einzelnen MfS-Teilbeständen bzw. den Beständen von SED und Massenorganisationen im MfS. Alle On- Ebenfalls werden die Datenbanken Hauptverwaltung A/ line-Findmittel des Stasi-Unterlagen-Archivs wurden im Hauptamtliche inoffizielle Mitarbeiter/Offiziere im be- Berichtszeitraum gleichermaßen über die Recherche- und sonderen Einsatz (HHO) und Hauptamtliche Mitarbeiter/ Präsentationsplattform ARGUS (ARchivGUtSuche) und Wachregiment (HM/WR) im BStU geführt und ergänzt. über das Archivportal Europa (Archives Portal Europe) Derzeit sind in der HHO-Datenbank 213 740 Datensätze veröffentlicht (zu diesen beiden Portalen siehe Zwölfter und in der HM/WR-Datenbank 522 469 Datensätze ent- Tätigkeitsbericht, S. 27). Auch die Beständeübersicht ist halten. über die genannten Internetportale erreichbar. Ende der 90er-Jahre wurde die vom BStU entwickelte Die Plattform ARGUS wird vom Bundesarchiv betrieben IT-Fachanwendung zur Sachaktenerschließung (SAE) und vom Stasi-Unterlagen-Archiv mitgenutzt. Gemäß ei- eingeführt. Das Programm ermöglicht seitdem, Schriftgut ner Vereinbarung hostet das Bundesarchiv auch die Digita- und Medien archivisch zu verzeichnen, zu recherchieren lisate von Archivgut für die Online-Präsentationen, die in und elektronische Findmittel zu generieren. Über eine Findmittel des Stasi-Unterlagen-Archivs eingebettet sind. Schnittstelle können Personendaten in das EPR eingelesen In ARGUS können dadurch Erschließungsangaben und di- werden. Aktuell sind ca. 1 116 000 Datensätze in der Da- gitalisierte Archivalien, die aus dem Stasi-Unterlagen-Ar- tenbank erfasst. chiv stammen, zusammen mit sachverwandten Unterlagen Archivisch gesondert verzeichnet werden darüber hinaus konsultiert werden, die das Bundesarchiv verwahrt bzw. die zentralen dienstlichen Bestimmungen des MfS in der die in die Obhut der Stiftung Archiv der Parteien und Mas- Datenbank Dokumentensammlung (DOSA). senorganisationen der DDR (SAPMO) gegeben sind. – 27 –

Das Archivportal Europa wird seit Oktober 2015 von Es können nun unter anderem die Tondokumente aus der gleichnamigen europäischen Stiftung mit Sitz in Den dem MfS-Teilbestand Hauptabteilung KuSch (Kader und Haag getragen. Hunderte europäische Archive bringen Schulung) sowie aus dem MfS-Teilbestand Wachregi­ Daten in dieses Portal ein. Die Erschließungsangaben aus ment (WR) Berlin „Feliks E. Dzierzyn­ski“ im Internet dem Stasi-Unterlagen-Archiv sind hier in einen transna- systematisch über die Online-Findmittel erreicht und an- tionalen Recherchekontext eingebettet, der z. B. bei der gehört werden, ebenso die Tondokumente aus dem Be- Behandlung vergleichender Fragestellungen zur ost- und stand SED-Kreisleitung im MfS. Zum anderen bildete mitteleuropäischen Repressionsgeschichte von Bedeutung die weitere Bereitstellung digitalisierter Unterlagen aus sein kann. der Sammlung zentraler dienstlicher Bestimmungen des MfS – der sogenannten Dokumentensammlung (DOSA) Im Berichtszeitraum wurden außerdem Vorbereitungen aus der ehemaligen Dokumentenstelle beim Büro der zur Teilnahme des Stasi-Unterlagen-Archivs am Archiv­ Leitung des MfS – einen Schwerpunkt der Arbeiten. Im portal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) ge- Berichtszeitraum konnte ein Online-Findmittel zur Kate- troffen. Angestrebt wird dadurch, Online-Erschließungs- gorie Dienstanweisungen publiziert werden. Es weist die angaben des Stasi-Unterlagen-Archivs auch über das 772 dieser Kategorie zugehörigen zentralen dienstlichen Internetangebot der DDB zugänglich zu machen. Hierzu Bestimmungen des MfS nach und führt gleichzeitig auf di- wurden im Berichtszeitraum größere Datenbestände für gitale Reproduktionen dieser Bestimmungen. Etwa 13 000 eine Teststellung an das Archivportal-D übergeben. Au- Seiten können dadurch im Kontext archivischer Erschlie- ßerdem wurden die Modalitäten für einen Kooperations- ßungsinformationen gelesen werden. vertrag mit der DDB erörtert. Im Berichtszeitraum wurden 89 Online-Findmittel – auch 3.4 Digitalisierungsprojekte: Strategische zu audiovisuellem Archivgut – neu erarbeitet oder wesent- Ausrichtung, Fachziele und Projekte lich erweitert. Für den Bereich der ehemaligen MfS-Zen- Der BStU verfolgt mit seinen Digitalisierungsprojekten trale wurden neue Findmittel u. a. zum Schriftgut aus den – wie andere Archive auch – drei Intentionen: die dau- Diensteinheiten Hauptabteilung II/18 (Terrorabwehr), erhafte Sicherung der Inhalte, den Schutz der wertvollen Abteilung XIV (Untersuchungshaft, Strafvollzug), Ar- Originale vor Beschädigung bei der Benutzung sowie beitsgruppe XVII (Besucherbüros West-Berlin), Hauptab- auch den erleichterten Zugang zu digitalisierten Quellen, teilung XVIII (Volkswirtschaft), Hauptabteilung XX/10 insbesondere durch Veröffentlichung im Internet. Zu die- (Überwachung von SED-Einrichtungen und Sonderobjek- sen drei grundsätzlichen Zielen sowie der damit zusam- ten) sowie weitere Teilfindmittel zum Schriftgut aus dem menhängenden Frage der Nachhaltigkeit digitaler Über- SdM (Sekretariat des Ministers) und der ZAIG (Zentra- lieferungsformen wurde bereits in der Vergangenheit über le Auswertungs- und Informationsgruppe) veröffentlicht. Digitalisierungs- und strategische Vorhaben beim BStU Gleichzeitig wurden weitere neue Online-Findmittel zu berichtet (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, Abschnitt 3.4). audiovisuellem Archivgut bereitgestellt, so zu den Foto- Im Berichtszeitraum wurden konkrete Fortschritte zur Di- grafien im Teilbestand Hauptabteilung XXII (Terrorab- gitalisierung erreicht. Parallel dazu erarbeitet der BStU wehr) oder zu den Tondokumenten in den Teilbeständen Konzepte zur langfristigen digitalen Sicherung und zum Hauptabteilung VII (Ministerium des Innern/Deutsche Aufbau eines digitalen Archivs. Volkspolizei) und ZKG (Zentrale Koordinierungsgruppe; Flucht/Übersiedlung). Die Herstellung eines Digitalisats ist eine Präventivmaß- nahme für den Fall, dass das originäre Überlieferungsme- Auch für die Bestandsbereiche aller MfS-Bezirksverwal- dium in absehbarer Zeit nicht mehr genutzt werden kann tungen (BV) wurden zahlreiche neue Online-Findmittel oder verloren geht. Neben der Sicherung von Informatio- publiziert (siehe Abschnitt 3.2.2). Herauszuheben sind an nen wird mit der Digitalisierung auch die Schonung der dieser Stelle die Teilbestände Leiter bzw. stellvertretender Originale, also der Schutz von Archivgut, bezweckt. Da- Leiter der BV in Leipzig, Magdeburg und Schwerin, AGL gegen wird vielfach nachgefragtes Schriftgut im Zuge der (Arbeitsgruppe des Leiters) der BV Halle, AKG (Auswer- Nutzung auch digitalisiert, um eine parallele Verwendung tungs- und Kontrollgruppe) der BV Neubrandenburg so- durch mehrere Benutzer zu ermöglichen. Schließlich ge- wie Arbeitsgruppe XXII (Terrorabwehr) in den BV Gera, statten Digitalisate, die in den Internetauftritt der Behörde, Magdeburg und Suhl. in die Stasi-Mediathek oder in Online-Findmittel einge- Neu hinzugekommen sind im Berichtszeitraum außerdem bunden sind, Nutzern den direkten Zugang zu ausgewähl- Online-Findmittel zum Dienstschriftgut aus den MfS-­ ten Stasi-Unterlagen (siehe Abschnitt 6.2). Kreisdienststellen Artern, Dessau, Flöha, Greifswald,­ Der BStU hat anhand archivfachlicher Kriterien sowie der Hainichen, Hohenstein-Ernstthal, Merseburg, Rochlitz,­ nationalen und internationalen Praxis und nach Austausch Rostock, Torgau, Zeitz sowie aus der MfS-Objektdienst- mit dem Bundesarchiv Standardformate für die einzelnen stelle Leuna (Bezirk Halle). Medien und die unterschiedlichen Anwendungen festge- Fortgesetzt wurde schließlich die Erstellung von Online-­ legt. Die Nutzung dieser Standardformate soll im Zusam- Findmitteln, die gleichzeitig auf digitalisiertes Archivgut menspiel mit technischen und organisatorischen Prozessen verweisen. Hier war im Berichtszeitraum die Bereitstel- sicherstellen, dass die überlieferten Informationen dauer- lung digitalisierter Tonaufzeichnungen ein Schwerpunkt. haft sicher und nachvollziehbar zur Verfügung stehen. – 28 –

Oberste Priorität hat die Digitalisierung von MfS-Ton- und Liegenschaften ist es nicht durchgängig gewährleistet, die -Videoaufzeichnungen, deren Trägermaterialien zerfallen. gültigen baulichen und raumklimatischen Anforderungen Für diese Mediengattungen stellt die Digitalisierung mit an die Aufbewahrung von Archivgut zu sichern. Auf die- anschließender digitaler Langzeitarchivierung eine sinn- sem Gebiet sind weitreichende Maßnahmen erforderlich. volle archivfachliche Lösung dar. Im Berichtszeitraum So wurde das laufende Projekt zur Verpackung der bis- wurden 2 375 Tonträger mit einer Laufzeit von gut 4 100 her offen lagernden Akten der Ablagen des früheren Stunden digitalisiert. In der Datenbank AudioDigital sind MfS-Zentralarchivs in säurefreie, basisch gepufferte und damit 9 847 Verzeichnungseinheiten mit einer Laufzeit von rund 16 500 Stunden erfasst. alterungsbeständige Archivkartons fortgeführt. Auch die Umstellung von stehender auf liegende Lagerung des Die Digitalisierung der auf Videobändern überlieferten Schriftguts wurde im Berichtszeitraum weiter verfolgt. Eigenproduktionen des MfS wurde im Berichtszeitraum Die Außenstellen Chemnitz und Dresden lagerten auf die- durch einen externen Dienstleister begonnen. Insgesamt se Weise 244 lfd. M. Akten um. In mehreren Außenstellen wurden 137 Videokassetten im Format VCR sowie in sind allerdings gegenwärtig die Bedingungen hinsichtlich diversen Sonderformaten mit insgesamt ca. 100 Stunden Ausstattung und Raumbedarf für eine solche Umstellung Spielzeit gesichert. Die Digitalisierung der Videokassetten nicht gegeben. Ebenso wurde der Sicherungsfonds (siehe im Format VHS steht noch aus. Abschnitt 3.4) der MfS-Zentrale und der Bezirksverwal- Ferner wurden im Rahmen der systematischen Digitalisie- tungen des MfS – die verfilmten archivierten Ablagen – rung besonders gefährdeter oder besonders wertvoller fo- umgelagert. tografischer Überlieferungen (sogenanntes ruhendes Foto- Die Sicherungsverfilmung ausgewählter Aktenkategorien archiv; siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 29) ca. 15 400 der archivierten Ablagen der Hauptabteilung IX/11 wur- Bilder und im Rahmen von Nutzungsaufträgen ca. 16 500 de im Berichtszeitraum abgeschlossen. Ebenfalls beendet Bilder digitalisiert, sodass insgesamt ca. 31 900 Master­ wurde die Verfilmung der Karteien F16 und F22 aus den digitalisate von Fotografien entstanden sind. Für beson- Beständen der MfS-Bezirksverwaltungen. Ferner wurde ders gefährdete Fotonegative aus Nitrozellulose wurde die im Berichtszeitraum die Duplizierung von Mikrofilmen Digitalisierung durch einen externen Dienstleister vorbe- der Sicherungsfonds der MfS-Bezirksverwaltungen fort- reitet. geführt. Im Stasi-Unterlagen-Archiv sind in großem Umfang Mi- Die Digitalisierung bietet inzwischen für die Sicherung krofilme überliefert, die vom MfS zu Sicherungszwecken von Archivgut gleichwertige und bessere Möglichkeiten von Teilen der damals archivierten Ablagen, aber auch als die Verfilmung auf Mikrofilm. Hinzu kommt, dass Ma- innerhalb einzelner Diensteinheiten angefertigt wurden. terial und Technik für die Verfilmung in Zukunft nicht oder Es werden auch Unterlagen abgebildet, die physisch nicht nur noch begrenzt zur Verfügung stehen werden. Daher mehr existieren, sogenannte Ersatzüberlieferungen. Diese wird mit dem Abschluss der genannten Projekte die Verfil- Überlieferungsform ist im Hinblick auf die Bestandserhal- mung von Archivgut beendet. Im Bereich der AV-Medien tung problematisch, da das Filmmaterial zu Teilen aus Aze- (Ton, Film, Video und z. T. Fotos) beschreitet der BStU be- tat besteht, welches zu einem sich selbst beschleunigenden reits seit Längerem den Weg der Bestandssicherung durch Zerfallsprozess neigt. Gerade der Verlust solcher Auf- Digitalisierung. Entsprechende Maßnahmen wurden im zeichnungen, die ausschließlich auf Mikrofilm überliefert Berichtszeitraum fortgesetzt (siehe Abschnitt 3.4). sind, soll durch eine Sicherungsdigitalisierung verhindert werden. Im Berichtszeitraum wurde damit begonnen, Mi- Im Berichtszeitraum fanden umfassende interne Mul- krofilme, die ausschließlich als Ersatzüberlieferung vor- tiplikatorenschulungen zur Bestandserhaltung statt. Ihr liegen, zu digitalisieren. Parallel dazu wurde eine Matrix Schwerpunkt waren die Vermittlung der Aufgaben der erarbeitet, nach der zukünftig – neben der Digitalisierung Bestandserhaltung und die Betrachtung von Schadens- im Zuge der Ausleihe – Mikrofilme des Sicherungsfonds formen, -faktoren, -risiken und -ursachen am Archivgut systematisch und planvoll digitalisiert werden. sowie das Erkennen von Schadensbildern und die Einstu- fung in Schadensklassen. Die Digitalisierung von Ausgangsinformationen der HV A wurde abgeschlossen. Alle bekannten Berichte der Aus- Die Ausstattung eines Erstversorgungszentrums für – in landsaufklärung an die SED liegen damit digital vor und Notfällen – geborgene Unterlagen wurde konzipiert und können Nutzerinnen und Nutzern auf Antrag zur Verfü- nach der Beschaffung für den Einsatz vorbereitet. Für die- gung gestellt werden. Insgesamt wurden im Projekt ca. ses Zentrum steht nun ein separater Raum mit den not- 13 000 Dokumente mit einem Umfang von etwa 98 300 wendigen Materialien bereit. Dabei handelt es sich z. B. Seiten digitalisiert. um Zelte, Schutzmaterialien für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Reinigungs- und Verpackungsmate- 3.5 Bestandserhaltung rialien für die Erstversorgung von Archivgut innerhalb und außerhalb des Archivgebäudes bei einer Evakuie- 3.5.1 Präventive Maßnahmen rung. Für das Agieren in einem solchen Fall erarbeitete Auch in diesem Berichtszeitraum war das Ringen um ver- der für Bestandserhaltungsfragen federführende Bereich besserte Lagerungsmöglichkeiten ein dringliches Anliegen Handlungshilfen, bereitete diese in Form von Notfall- des BStU. Bei der unterschiedlichen Beschaffenheit der karten auf und stellte die entsprechenden Materialien für – 29 – das Notfallmanagement zur Verfügung. Ebenso wurden Rahmen seines gesetzlichen Auftrags, die MfS-Unterlagen entsprechende Nachweismaterialien für die Logistik bei zu verwahren, zu sichern und für die Nutzung bereitzustel- einer notwendigen Beräumung von Archivräumen er- len, gehört zu den Aufgaben des BStU auch die Rekon­ arbeitet. Das Archiv der Zentralstelle ist im Notfallver- struktion dieser zerrissenen Unterlagen. Der Rekonstruk- bund Berlin-Brandenburger Archive organisiert. Auch die tion kommt die Rolle einer begleitenden Erschließung zu. BStU-Außenstellen Dresden, Frankfurt (Oder), Gera, Hal- Sie erfolgt im Zusammenspiel manueller Verfahren und le, Leipzig und Magdeburg sind in lokale Notfallverbünde IT-basierter Verfahren (virtuelle Rekonstruktion, die noch eingebunden (siehe Abschnitt 2.5). in der Entwicklung ist). Durch Vorsichtung entscheiden die Arbeitsbereiche des BStU, ob das eine oder andere Ver- 3.5.2 Restaurierung und Konservierung fahren besser geeignet ist. Grundsätzlich ist für Säcke mit größeren Schnipseln – mit Blättern, die ein oder zwei Mal Die konzeptionellen und anlassbezogenen Aktivitäten zerrissen sind − die manuelle Rekonstruktion vorzuziehen. der vergangenen Jahre wurden fortgeführt. Eine wichtige Insgesamt konnten bisher durch die Rekon­struktion zer- Konservierungsmaßnahme für holzhaltige, saure Papiere rissener Unterlagen sowohl personen- als auch sachbezo- ist die Massenentsäuerung. Es wurden ca. 100 lfd. M. Ak- gen wichtige Erkenntnisse gewonnen werden: So wurden tenmaterial nach dem Bückeburger Verfahren (wässriges wichtige Grundsatzdokumente zur internationalen Zu- Einzelblattverfahren) entsäuert. In Vorbereitung ist die sammenarbeit kommunistischer Geheimpolizeien ebenso Testung eines weiteren Verfahrens in Form der nicht wäss­ wiederhergestellt wie etwa Teile eines umfangreichen Un- rigen Blockentsäuerung. Nach Gegenüberstellung beider tersuchungsvorgangs zu einem NS-Kriegsverbrecher oder Verfahren kann eine kontinuierliche Behandlung der Un- die Ausspähung der Friedensbewegungen in Ost und West terlagen geplant werden. der 80er-Jahre. Für manchen inoffiziellen Mitarbeiter mit Im Berichtszeitraum wurden 2 274 Akten, 1 661 Kartei­ wichtigen Funktionen in der DDR wurde die Zusammen- karten, 73 MfS-Archivregistrierbücher, 1 818 Fotopositi- arbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit erst durch ve, 844 Rollfilme sowie 432 Karten und Pläne restauriert. die Rekonstruktion bekannt, ebenso ließen sich Unterla- Die Restaurierung der im Juni 2013 während des Saa- gen zu einzelnen Mitarbeitern der Hauptverwaltung Auf- le-Hochwassers in der Außenstelle Halle durch eindrin- klärung rekonstruieren. gendes Grundwasser beschädigten MfS-Karteien (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 30) konnte mit externer 3.7.1 Manuelle Rekonstruktion Unterstützung im Berichtszeitraum beendet werden. Auf dem Gebiet der manuellen Rekonstruktion haben BStU und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 3.6 Herausgabe und Übernahme von (BAMF) langjährig in einer gemeinsamen Projektgruppe Unterlagen „Manuelle Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen“ Gemäß StUG hat der BStU ein Verwahrmonopol für zusammengearbeitet, überwiegend am Standort Zirndorf Stasi-Unterlagen. Im Gesetz werden diese klar definiert (bei Nürnberg) des BAMF. Angesichts des Aufgabenzu- und die Verfahrensweisen für die Rück- und Herausgaben wachses im BAMF wurde die Zusammenarbeit zwischen anderer Unterlagen geregelt. So können Betroffene und dem BStU und dem BAMF zum Jahresende 2015 beendet. Dritte vom Staatssicherheitsdienst widerrechtlich weg- Seitdem wird die manuelle Rekonstruktion ausschließlich genommene oder vorenthaltene Gegenstände und Unter- vom BStU fortgeführt. lagen (wie Fotografien oder Briefe) im Zuge der Akten- Im Rahmen der manuellen Rekonstruktion wurden im einsicht zurückerhalten. Auch andere Unterlagen fremder Berichtszeitraum zerrissene Dokumente, Vorgänge und Provenienz werden an die zuständigen Stellen und Archi- Aktenteile im Umfang von ca. 84 000 Blatt wiederherge- ve abgegeben, sofern sie keine Bearbeitungsspuren des stellt und an die Erschließungsbereiche des BStU überge- MfS tragen. Im Berichtszeitraum waren dies 5,4 lfd. M., ben. Hinzu treten wiederum einige Teilrekonstruktionen seit Gründung der Behörde ca. 320 lfd. M. (Blattfragmente), die erst vervollständigt werden können, Gleichzeitig sind öffentliche und nicht-öffentliche Stellen wenn in anderen Behältnissen die zugehörigen Teile ge- dazu verpflichtet, dem BStU das Auffinden von Stasi-Un- funden werden. Seit Bestehen des BStU wurden mittler- terlagen anzuzeigen und diese herauszugeben. Seit Anfang weile zerrissene Unterlagen im Umfang von insgesamt 2015 wurden auf diese Weise 1,4 lfd. M. Unterlagen vom über 1 615 000 Blatt händisch rekonstruiert. Stasi-Unterlagen-Archiv akzessioniert, seit Gründung der Inhaltlich lag der Schwerpunkt der Arbeiten im Berichts- Behörde waren es insgesamt mehr als 4 870 lfd. M. zeitraum weiter auf der Wiederherstellung von Unterlagen aus der MfS-Abteilung X (Internationale Verbindungen). 3.7 Manuelle und virtuelle Rekonstruktion Zahlreiche Unterlagen betrafen erneut die Zusammen­ zerrissener Unterlagen arbeit mit dem tschechoslowakischen Geheimdienst, z. B. Der BStU hat 1990 knapp 16 000 Säcke mit von der Stasi zur Überwachung von Begegnungen zwischen Menschen zerrissenen Unterlagen in sein Archiv übernommen. Dies aus beiden deutschen Staaten in der ČSSR oder zur Ver- ist nur ein Teil des Materials, das das Ministerium für hinderung von Fluchtversuchen in die Bundesrepublik Staatssicherheit in den letzten Monaten seines Bestehens über die tschechoslowakische Grenze. Auch Schriftgut im (bzw. der Nachfolgeorganisation AfNS) vernichtet hat. Im Zusammenhang mit dem „Prager Frühling“ 1968 konnte­ – 30 – rekonstruiert werden. Andere Dokumente belegen die und mit den vorhandenen Mitteln zu bewältigen. Das der- Zusammenarbeit mit dem polnischen Geheimdienst seit zeitige System ist für einen Massenbetrieb nicht ausrei- den 50er-Jahren und namentlich in den 80er-Jahren, als chend. Der bisher genutzte Scanner erwies sich auch nach die oppositionellen Kräfte in Polen erstarkten. Schließ- diversen Anpassungen als nicht leistungsstark genug, um lich konnten Unterlagen rekonstruiert werden, die bei Hunderttausende Schnipsel zu verarbeiten. Darüber hin- der Zusammenarbeit des MfS mit den Geheimpolizeien aus ist der Automatisierungsgrad der Software deutlich zu aus einer Vielzahl weiterer Ostblock-Staaten entstanden niedrig. (Albanien, Bulgarien, Kuba, Laos, Mongolei, Rumänien, Da insofern der vom Deutschen Bundestag gestellte ­Sowjetunion, Vietnam, Ungarn). Forschungsauftrag teils nicht erfüllt war, hat der BStU Weitere Rekonstruktionen betrafen im Berichtszeitraum zunächst keine weiteren Mittel freigegeben. Der BStU beispielsweise Schriftgut zur Überwachung des Bezirks- prüfte die Fortsetzung dieses Vorhabens. Dabei galt es krankenhauses in Frankfurt (Oder), u. a. in Form von einerseits, den politischen Auftrag des Deutschen Bun- IM-Akten, und aus der MfS-Kreisdienststelle in Luckau destages zu beachten, der durch die Etatisierung von zwei (BV Cottbus): Dort konnten mehrere Arbeitskarteien Millionen Euro im Haushaltsjahr 2015 verdeutlicht wurde, wiederhergestellt werden, darunter wesentliche Teile der und andererseits für eine wirtschaftliche Verwendung der sogenannten Vorverdichtungs-, Such- und ­Hinweiskartei Haushaltsmittel zu sorgen. Das Fraunhofer IPK legte eine (VSH). Diese Karteikarten können mittlerweile in die Be­ Projektskizze „Pilotsystem 2.0“ vor. Das System enthält auskunftung von Anfragen und Anträgen einbezogen wer- die Entwicklung und den Aufbau einer Scanneranlage für den. größere Mengen sowie die Weiterentwicklung der Rekon­ struktionssoftware „ePuzzler“. Nach Vorlage dieser Skizze 3.7.2 Virtuelle Rekonstruktion erarbeitete der BStU einen Konzeptentwurf zur Weiterfüh- rung der virtuellen Rekonstruktion. Der Entwurf enthält Das Pilotverfahren zur virtuellen Rekonstruktion zerrisse- Berechnungen zu Leistungsfähigkeit und Output des vor- ner Stasi-Unterlagen war vom Deutschen Bundestag ini- geschlagenen Folgeprojekts sowie Kostenprognosen für tiiert worden, um die Inhalte solcher zerrissenen Stasi-Un- BStU-eigenes Personal und Räume. Die Bearbeitung aller terlagen zugänglich machen zu können, die durch manuelle noch verbliebenen 15 500 Säcke in einem Massenverfah- Rekonstruktion nicht wiederhergestellt werden könnten ren wird in diesem Konzept nicht angestrebt. (siehe vorigen Abschnitt). Dazu war das Fraunhofer-In- stitut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik Der Konzeptentwurf sieht die Entwicklung eines Scan- (IPK) in Berlin mit der Entwicklung eines IT-Systems be- systems vor, das rund 50 Säcke im Jahr rekonstruieren auftragt worden, dessen Kernstück eine spezielle Software könnte. Um die Leistungsfähigkeit dieses Systems fun- zur virtuellen Rekonstruktion digitaler Schnipselbilder diert einschätzen zu können, sollen zunächst 160 Säcke darstellt (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 32 f.). rekonstruiert werden, d. h. rund 1 Prozent der Gesamtzahl aller Säcke mit zerrissenen Unterlagen. Das überarbeitete Im Herbst 2013 hatte das Fraunhofer IPK nachgewiesen, Konzept wurde im Beirat beim BStU vorgestellt. Der Bei- dass der sogenannte „ePuzzler“, also die Rekonstruk­ rat begrüßt den Konzeptentwurf nach seiner Intention und tionssoftware, prinzipiell funktioniert. Seitdem wurden Dimensionierung und hält ihn für förderungswürdig. 23 Säcke mit zerrissenem Material automatisiert zusam- mengesetzt und dem BStU in Form digitaler Daten sowie 3.8 Kontakte mit anderen Institutionen zu als Papierausdruck (rund 90 600 Seiten) übergeben; davon Archivthemen sind inzwischen 15 Säcke mit rund 47 400 Seiten erschlos- sen. Der Berichtszeitraum stand erneut im Zeichen eines re- gen fachlichen Austauschs der Mitarbeiterinnen und Mit- Im Berichtszeitraum konnten u. a. 2 000 Seiten einer ver- arbeiter des Stasi-Unterlagen-Archivs mit Kolleginnen mutlich fast kompletten Spitzelakte eines hochkarätigen und Kollegen außerhalb der Behörde. Dazu gehört zu- DDR-Juristen rekonstruiert werden, zu dem bislang nur nächst die Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem eine Karteikarte im Archiv des BStU existierte. Das Zu- Bundesarchiv bei der Veröffentlichung sämtlicher On- sammenspiel der virtuellen und der manuellen Rekonst- line-Findmittel des BStU über die Recherche- und Prä- ruktion wird an der Akte eines promovierten Historikers sentationsplattform ARGUS („ARchivGUtSuche“). Aber deutlich, der in den 70er- und 80er-Jahren ein wichti- auch die Kooperation bei der sich im Bundesarchiv in Ent- ger Zuträger der Hauptabteilung XX des MfS war. Im wicklung befindlichen und teils bereits eingesetzten inte­ Stasi-Unterlagen-Archiv befanden sich noch etwa 1 300 grierten Archivverwaltungssoftware­ BASYS 2 (Bundes- Seiten aus dessen Akte. Im Laufe der vergangenen Jahre archiv-IT-System) hat im Berichtszeitraum substanziell konnten weitere 1 600 Seiten per Hand gepuzzelt werden; zugenommen, um die Einführung von BASYS 2 im BStU durch die virtuelle Rekonstruktion kamen nun noch mehr zügig und technisch nah an der IT-Lösung des Bundes­ als 1 300 Seiten hinzu, die durch das manuelle Verfahren archivs zu ermöglichen (siehe Abschnitt 3.3.2.2). nicht hätten wiederhergestellt werden können. Zu den archivfachlichen Kontakten gehören weiterhin Be- Mit der derzeitigen Scantechnologie sieht sich das Fraun- suche der Deutschen Archivtage (2015 in Karlsruhe, 2016 hofer IPK allerdings nicht in der Lage, die im Pilotprojekt in Koblenz) sowie der Landesarchivtage der ostdeutschen vereinbarte Menge von 400 Säcken in vertretbarer Zeit Bundesländer. An Organisation und Durchführung der – 31 –

Sächsischen Archivtage in Chemnitz (2015) und Dresden Stasi-Verstrickung sowie der Unterstützung von For- (2016) waren die BStU-Außenstellen in den jeweiligen schung und Medien bei der Aufarbeitung der Vergan- Ortskomitees beteiligt. Bei der internationalen Tagung genheit. Insgesamt wurden die Unterlagen in rund 7,1 „Technology meets Scholarship, or how Handwritten Text Millionen Anträgen und Ersuchen für die Aufarbeitung Recognition will Revolutionize Access to Archival Collec- verwendet, davon im Berichtszeitraum ca. 150 000. Der tions“, die Anfang 2015 beim Staatsarchiv Hessen in Mar- in der Friedlichen Revolution begründete politische Wil- burg stattfand und sich dem Thema Handschrifterkennung­ le, die Stasi-Unterlagen langfristig zugänglich zu machen, widmete, war der BStU mit zwei Referaten im Programm wird in der Abteilung Auskunft im direkten Kontakt mit vertreten. Des Weiteren waren im Januar 2016 Beschäftigte den Antragstellerinnen und Antragstellern sowohl in der der Stiftung Topografie des Terrors zu einem Erfahrungs- Antragsbearbeitung als auch durch die Beratung umge- austausch zum NS-Archiv des Staatssicherheitsdienstes setzt. beim BStU in Berlin zu Gast. 4.1 Anträge von Bürgerinnen und Eine gut etablierte Zusammenarbeit mit anderen öffent- Bürgern auf Auskunft, Einsicht in lichen Einrichtungen gibt es im Bereich der Ausbildung und Heraus­gabe von Unterlagen von Fachangestellten für Medien- und Informationsdiens- sowie auf Bekanntgabe von te z. B. mit dem Bundesarchiv, der Deutschen National­ Namen ehemaliger Mitarbeiter des bibliothek Leipzig, dem Landeshauptarchiv Schwerin Staatssicherheitsdienstes oder der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Kontakte zu Fragen der Digitalisierung, insbesondere von audio- 4.1.1 Antragseingänge und Erledigungen visu­ellen Medien, bestehen u. a. mit dem Bundesarchiv und dem Tonfilmmuseum Babelsberg. Besuchte Tagun- Im Bereich der privaten Akteneinsicht gingen im Be- gen auf diesem Gebiet waren z. B. der Nestor-Praktikertag richtszeitraum insgesamt 111 178 Anträge ein, davon 2015 in Duisburg, ein Workshop zum Thema Langzeit- 62 544 im Jahr 2015 und 48 634 im Jahr 2016. Das sind archivierung von Bildformaten beim Leibniz-Informati- 2015 rund 5 200 und 2016 rund 4 050 pro Monat. Von onszentrum Lebenswissenschaften in Köln 2015 oder die den über 111 000 Anträgen waren rund 64 000 Erstanträ- Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Bildarchive und ge und rund 25 000 Wiederholungsanträge; die weiteren Landesmedienzentren der öffentlichen Hand 2016 in Mar- waren Anträge auf Decknamenentschlüsselung und auf burg. Herausgabe von Kopien (siehe Tabelle 2). Von allen An- trägen gehen nach wie vor knapp drei Viertel in den zwölf 4 Verwendung von Unterlagen auf Antrag Außenstellen der Behörde ein (siehe Tabelle 3 auf der fol- und Ersuchen genden Seite). Seit über 25 Jahren nehmen Bürgerinnen und Bürger Ein- Die Gründe, dass sich Bürgerinnen und Bürger auch nach sicht in die Unterlagen, die das Ministerium für Staats- langer Zeit noch entscheiden, einen Antrag auf Akten- sicherheit (MfS) in den 40 Jahren der SED-Diktatur zu einsicht zu stellen, sind sehr vielfältig. Der Beginn ei- ihnen gesammelt hat. Neben der Akteneinsicht dient die nes neuen Lebensabschnittes, der zum Beispiel mit der Verwendung der Unterlagen der Rehabilitierung poli- Pensionierung oder dem Renteneintritt einhergeht, und tisch Verfolgter, der Überprüfung bestimmter Personen­ die Zeit, die nun zur Beschäftigung mit der eigenen Le- gru­ppen insbesondere des öffentlichen Dienstes auf eine bensgeschichte zur Verfügung steht, wird oft zum Anlass

Tabelle 2 Anträge zur persönlichen Akteneinsicht nach Antragsarten

Anträge 1990/91– 2001– 2011 2012 2013 2014 2015 2016 gesamt 2000 2010 Erstanträge 1 252 967 547 245 49 756 55 771 38 869 40 994 37 499 27 348 2 050 449 Wiederholungs- 141 935 187 560 19 032 21 232 15 698 15 982 14 756 11 674 427 869 anträge Decknamen­ 293 352 181 716 10 308 9 822 8 330 9 270 8 742 8 175 529 715 anträge Kopienanträge 105 215 39 493 1 515 1 406 1 349 1 517 1 547 1 437 153 479 nach Akten­ einsicht gesamt 1 793 469 956 014 80 611 88 231 64 246 67 763 62 544 48 634 3 161 512 – 32 –

Tabelle 3 Bürgeranträge gesamt Verteilung der Antragseingänge auf die einzelnen Bundesländer

Bundesland Anträge gesamt davon Anträge 2015 davon Anträge 2016 davon Standort Berlin − Zentralstelle 769 202 17 671 13 198 Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern 345 921 7 000 5 832 Neubrandenburg 83 024 1 719 1 265 Rostock 133 791 2 607 2 263 Schwerin 129 106 2 674 2 304 Brandenburg 303 366 2 996 2 506 Frankfurt (Oder) 185 042 2 996 2 506 Potsdam* 118 324 0 0 Sachsen-Anhalt 398 195 9 640 6 672 Halle 170 431 4 085 2 666 Magdeburg 227 764 5 555 4 006 Thüringen 517 994 10 117 7 903 Erfurt 246 116 4 954 3 600 Gera 138 680 2 175 1 990 Suhl 133 198 2 988 2 313 Sachsen 826 834 15 120 12 523 Chemnitz 312 971 5 343 4 060 Dresden 286 313 5 369 4 770 Leipzig 227 550 4 408 3 693 Gesamt BStU 3 161 512 62 544 48 634 * bis 31.12.2008; seitdem werden diese Anträge bei der Zentralstelle erfasst

genommen, sich stärker mit der Vergangenheit auseinan- den Berichtszeitraum 2013/14 zurückgegangen. Gestiegen derzusetzen. Insbesondere ältere Bürgerinnen und Bürger ist der Anteil der Anträge naher Angehöriger Vermisster berichten, dass sie den Antrag stellen, um ihren Enkeln, oder Verstorbener nach § 15 Stasi-Unterlagen-Gesetz die die DDR-Zeit nur aus Erzählungen kennen, mit au- (StUG): nach ca. 12,5 Prozent in 2014 und ca. 14 Prozent thentischen Informationen und Unterlagen diese Zeit im Jahr 2015 sind dies im Jahr 2016 15,3 Prozent aller näherzubringen. Manche haben bewusst länger gewartet Erstanträge (siehe dazu Abschnitt 4.1.4). angesichts der Ungewissheit, was sie in den Unterlagen erwartet. Mitunter werden Beschäftigungsnachweise für Im Berichtszeitraum wurden 139 008 Anträge auf priva- die Rentenregelung benötigt. Im Zusammenhang mit te Akteneinsicht erledigt, davon 77 109 ­Anträge im Jahr Heimeinweisungen­ und Haftzeiten in der DDR werden 2015 und 61 899 Anträge im Jahr 2016 (siehe Anhang 9). immer noch Anträge gestellt, um durch Nachweise aus Das bedeutet gegenüber dem vorherigen Berichtszeitraum den Stasi-Unterlagen Rehabilitierung und Entschädigun- einen Anstieg um ca. 1,1 Prozent. In den Jahren 2015/16 gen zu erreichen. ist es gelungen, die Zahl der noch nicht abschließend bear- Insgesamt sind die Antragszahlen in der privaten Akten- beiteten Anträge um rund 28 000 bzw. rund 34 Prozent zu einsicht um rund 16 Prozent gegenüber dem vorhergehen- reduzieren: von zuvor gut 82 000 auf knapp 54 000. – 33 –

4.1.2 Antragsbearbeitung Kopien immer eine Auskunft mit Erläuterungen zum Re- chercheergebnis und zu den Inhalten der Unterlagen bei. Antragstellerinnen und Antragsteller haben Anspruch auf Natürlich kann es bei diesem Verfahren zu Nachfragen die Zugänglichmachung­ der zu ihrer Person vorhandenen über die Deutung des Inhalts oder zu den vorgenommenen und erschlossenen Unterlagen (§ 3 Abs. 1 StUG). Bei der Schwärzungen kommen, die bei einer Akteneinsicht vor Bearbeitung eines Antrags auf Akteneinsicht wird in al- Ort sofort beantwortet werden könnten. In solchen Fällen len aufgrund der Angaben im Antrag infrage kommenden werden diese Fragen schriftlich beantwortet oder in einem Beständen recherchiert. Zusätzlich können die Erkennt- persönlichen Gespräch oder Telefonat geklärt. nisse aus den aufgefundenen Signaturen bzw. Unterlagen auf weitere Recherchemöglichkeiten hinweisen. Konkrete Aufgrund der unterschiedlich hohen Antragseingänge in Angaben des Antragstellers zur eigenen Geschichte und den Außenstellen und der Zentralstelle in Berlin könnte es den sich daraus ergebenden Vermutungen zu Kontakt- zu stark differierenden Wartezeiten kommen. Um dem ent- punkten mit der Stasi erleichtern diese Recherchen. Der gegenzuwirken, werden mittels einer zentralen Steuerung Rechts­anspruch des Antragstellers auf Zugang zu allen gegebenenfalls Anträge unter den Referaten und Außen- zur Person vorhandenen und erschlossenen Unterlagen stellen der Behörde umverteilt. Auf diese Weise werden bezieht sich auch auf die Erwähnung in Akten anderer die für die Antragsbearbeitung zur Verfügung stehenden Personen. Allerdings dürfen diese Recherchen nicht außer Ressourcen optimal genutzt. An Art und Umfang der Be- Verhältnis zu dem vom Antragsteller geltend gemachten arbeitung ändert sich dadurch nichts. Informationsinteresse stehen (§ 13 Abs. 7 StUG). Bis zur vollständigen Erschließung der Archivbestände kann al- 4.1.3 Beratungsangebote für Bürgerinnen lerdings keine abschließende Aussage darüber getroffen und Bürger werden, ob sich nicht noch Veränderungen im jeweils zu Der Bundesbeauftragte (BStU) berät zu den gesetzlichen recherchierenden Bestand ergeben und dadurch weitere Nutzungsmöglichkeiten der Stasi-Unterlagen sowohl durch Unterlagen aufgefunden werden könnten. seine Zentralstelle als auch durch die zwölf Außenstellen. Aufgrund der Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt Allein durch die Bürgerberatung der Berliner Zentralstelle einen Wiederholungsantrag zu stellen, werden mitunter wurden im Berichtszeitrum 1 595 persönliche Beratungen, Menschen im Rahmen der Antragsbearbeitung über Jahre 8 177 Beratungsgespräche am Bürgertelefon und 875 Be- in der Aufarbeitung ihres Schicksals begleitet. Erwähnens- ratungen durch die Beantwortung von E-Mail-Anfragen wert ist hier der Fall eines Antragstellers, der auch mithil- durchgeführt. Die Beratungsangebote des BStU werden fe seiner wiederholten Akteneinsicht nachweisen konnte, von Privatpersonen, Vertretern von Forschung und Medi- dass seine Unterbringung in DDR-Kinderheimen eine en sowie den verschiedensten Institutionen genutzt. Nicht freiheitsentziehende Maßnahme im Sinne des Strafrecht- nur aus Deutschland, sondern auch aus dem Ausland wird lichen Rehabilitierungsgesetzes war, und so eine Rehabi- die Beratung durch den BStU gesucht, zum Beispiel durch litierung erreichte. Bürgerinnen und Bürger, die über persönliche oder beruf- liche Kontakte in die ehemalige DDR verfügten. Vielfach Bei den Anträgen, bei denen Dokumente im Stasi-Unter- informieren sich auch Wissenschaftler oder Journalisten lagen-Archiv gefunden werden, werden im Interesse einer aus dem Ausland über die Modalitäten der Antragstellung Beschleunigung der Antragsbearbeitung bereits seit vie- oder die Bestände des Archivs. len Jahren in geeigneten Fällen anonymisierte Kopien der Unterlagen (bis zur Grenze von 85 Seiten) an die antrag- Ein besonderer Beratungsbedarf ergibt sich bei der Sensibi- stellende Person übersandt; das StUG stellt die Einsicht in lisierung zur Entstehungsweise der Unterlagen. Die durch Original­unterlagen oder in Duplikate gleich. Dies waren das MfS angelegten Akten basieren in vielen Fällen auf im Berichtszeitraum 47 742 Anträge, während bei 4 904 menschenrechtswidrig gesammelten Informationen und Anträgen auf Akteneinsicht die Unterlagen persönlich müssen daher für eine Sichtung entsprechend vorbereitet übergeben wurden. Es ist jeweils zu entscheiden, in wel- werden. Anonymisierungen in den vorgelegten Unterlagen cher Form der Antrag erledigt wird (siehe Tabelle 4 auf der werden oft hinterfragt. Hier erläutern die Mitarbeiterinnen folgenden Seite mit einer Aufschlüsselung aller Bearbei- und Mitarbeiter des BStU die Vorgaben des StUG. Wenn tungsformen). Manche Antragstellerinnen und Antragstel- es sich thematisch anbietet, verweisen sie auch auf wei- ler möchten bei einer persönlichen Akteneinsicht „ihre“ tere Anlaufstellen für die persönliche Aufarbeitung. Bei- Akte körperlich in den Händen halten. Vor allem aber ist spielhaft seien das Bundesarchiv und andere Archive in in Einzelfällen aufgrund des Akteninhalts mit einer psy- Deutschland genannt sowie die Landesbeauftragten für chischen Belastung zu rechnen, sodass die Betreffenden die Stasi-Unterlagen (LStU), der Personensuchdienst des mit den Unterlagen besser nicht allein gelassen und im Deutschen Roten Kreuzes oder auch Einrichtungen, wel- persönlichen Gespräch beraten werden sollten. che bei der Aufarbeitung durch politische Haft bedingter Traumata unterstützen können. Die Zusendung von Unterlagen in Kopie hat sich in der An- tragsbearbeitung bewährt und reduziert die Wartezeiten. Die Außenstellen bieten in ihren Regionen regelmäßig Viele Antragstellerinnen und Antragsteller sind erfah- Beratungstage an und präsentieren sich zu verschiedenen rungsgemäß erleichtert, wenn sie nicht für vergleichswei- Anlässen in der Öffentlichkeit, sei es bei den jeweiligen se wenige Seiten in die Zentralstelle oder eine der Außen- Landes-Tagen, den in der Region stattfindenden Tagen der stellen kommen müssen. Zusätzlich liegt den versandten offenen Tür in den Landtagen sowie bei ­Museumsnächten, – 34 –

Tabelle 4 Erledigte Erst- und Wiederholungsanträge zur persönlichen Akteneinsicht 2015 und 2016: ­Übersicht über die Bearbeitungsformen

Zusendung von Informationen Summe der ­Rücknahme Anträge, Anträge, Anträge, zu Anträge, zu Erledigungen oder zu denen keine zu ­denen nur denen ­weitere ­denen ­weitere ­Ablehnung Erfassungen in Karteikarten Unterlagen Unterlagen des Antrags den Karteien gefunden und gefunden und gefunden und vorliegen in Kopie über- in Kopie kom- persönlich sandt wurden plett übersandt vorgelegt wurden wurden Mecklenburg- 12 993 599 4 335 2 295 4 938 826 Vorpommern Neubranden- 3 754 127 1 048 591 1 628 360 burg Rostock 4 771 287 1 872 795 1 487 330 Schwerin 4 468 185 1 415 909 1 823 136 Brandenburg 6 673 164 1 634 1 386 3 361 128 Frankfurt 6 673 164 1 634 1 386 3 361 128 (Oder) Sachsen- 14 310 645 4 635 2 826 5 439 765 Anhalt Halle 6 044 341 2 649 1 352 1 546 156 Magdeburg 8 266 304 1 986 1 474 3 893 609 Thüringen 20 338 636 4 654 5 485 8 884 679 Erfurt 8 384 289 2 073 2 355 3 357 310 Gera 7 137 175 1 617 1 864 3 344 137 Suhl 4 817 172 964 1 266 2 183 232 Sachsen 29 153 1 137 8 873 5 099 12 837 1 207 Chemnitz 8 735 278 3 383 1 898 2 646 530 Dresden 10 157 516 3 259 1 712 4 428 242 Leipzig 10 261 343 2 231 1 489 5 763 435 Summe 83 467 3 181 24 131 17 091 35 459 3 605 Außenstellen Zentralstelle 32 941 2 254 10 799 6 306 12 283 1 299 BStU Gesamt 116 408 5 435 34 930 23 397 47 742 4 904 – 35 –

Projektmessen, Veranstaltungen und Ausstellungen. fügten § 15 Abs. 1 Satz 2 StUG können nunmehr Ehegat- Durch diese Form der Öffentlichkeitsarbeit bekommt die ten, Kinder, Enkelkinder, Eltern und Geschwister Zugang Behörde des Bundesbeauftragten ein Gesicht. Gerade in zu den Unterlagen Vermisster oder Verstorbener erhalten, ländlichen Gegenden werden solche Angebote von den wenn sie sonstige berechtigte Interessen glaubhaft ma- Bürgerinnen und Bürgern gern genutzt, um sich zu infor- chen, die in Zusammenhang mit dem Aufarbeitungszweck mieren oder einen Antrag auf persönliche Akteneinsicht des StUG stehen. Dabei muss der Antrag die Aufklärung zu stellen. Durch die Außenstelle Frankfurt (Oder) wur- und Aufarbeitung möglicher staatlicher Maßnahmen und den beispielsweise im Jahr 2015 insgesamt elf Informa- Einwirkungen auf die vermisste oder verstorbene Person tionstage in verschiedenen Städten des Landes Branden- zum Gegenstand haben. Hierfür bedarf es der Darlegung burg durchgeführt. Dabei wurden mehr als 800 Anträge entsprechender tatsächlicher Anhaltspunkte. Durch den auf Akteneinsicht gestellt. Wo es sich thematisch anbietet, Aktenzugang dürfen keine überwiegenden schutzwür- werden die Beratungstermine mit Bildungsangeboten in digen Interessen des Vermissten oder Verstorbenen oder Form eigener Ausstellungen oder von Vorträgen über das anderer Personen beeinträchtigt werden. Informationen, Wirken des MfS ergänzt. die den Kernbereich privater Lebensgestaltung, insbe- sondere die Intimsphäre betreffen, sind aus Gründen des Der BStU und die Landesbeauftragten für die Stasi-Un- postmortalen Persönlichkeitsrechtsschutzes vom Akten- terlagen unterstützen sich gegenseitig bei Beratungstagen zugang nicht umfasst. Jeder Antragsteller hat nach StUG in den Regionen. Dabei ergänzen sich das Know-how und die Möglichkeit zu verfügen, dass die zu ihm angelegten die verschiedenen Beratungskompetenzen. Die Zusam- Unterlagen bzw. Teile dieser Unterlagen nach seinem Tod menarbeit der Außenstellen mit den Landesbeauftragten Familienangehörigen nicht zugänglich gemacht werden der ostdeutschen Bundesländer wird insgesamt als sehr sollen. Liegt ein solcher entgegenstehender Wille vor, ist positiv und für beide Seiten gewinnbringend eingeschätzt. eine Akteneinsicht naher Angehöriger zum Verstorbenen Wie in den vorherigen Jahren wirkten sich auch im Be- nicht bzw. nur eingeschränkt möglich. Im Übrigen sei dar- richtszeitraum aktuelle Ereignisse mit medialer Bericht­ auf verwiesen, dass der nahe Angehörige nicht an die Stel- erstattung direkt auf die Frequentierung der Bürgerberatung le des Vermissten oder Verstorbenen tritt, sondern eigene beim BStU aus. Durch diverse und an Informationsgehalt Zugangsrechte nach § 15 StUG wahrnimmt. Auskunft unterschiedliche Presseveröffentlichungen haben offenbar wird jeweils nur entsprechend dem geltend gemachten viele Bürgerinnen und Bürger den Eindruck gewonnen, Antragszweck erteilt. mit dem Jahr 2019 ende die Möglichkeit der Aufarbeitung Viele Menschen, deren Angehörige verstorben sind, be- der MfS-Geschichte. In diesem Zusammenhang wurde oft gehren Zugang zu deren Unterlagen. Hier bedarf es oft die Frage nach dem Fortbestehen der Behörde und ihrer einer eingehenden Beratung. Denn je umfassender die Außenstellen an den bisherigen Standorten gestellt. Die Beratung der Antragsteller zu den rechtlichen Möglichkei- Bürgerberatung klärt über die aktuellen Gegebenheiten ten vorab erfolgt, desto präziser können sie ihren Antrag auf und unterstreicht den breiten politischen Konsens, formulieren. Viele Angehörige haben Schwierigkeiten, dass es einen grundsätzlichen Schlussstrich unter die Auf- die notwendigen Nachweise, zum Beispiel zum Verstor- arbeitung des MfS als Teil der SED-Diktatur nicht geben benen- bzw. Vermisstenstatus oder zum Verwandtschafts- wird. verhältnis beizubringen oder den Gesetzesbegriff des be- rechtigten Interesses richtig zu interpretieren. Die Prüfung 4.1.4 Anträge naher Angehöriger Vermisster der Zulässigkeit dieses Antragszwecks erweist sich in der und Verstorbener Praxis häufig als schwierig. Manche Angehörige reagie- Im Berichtszeitraum nahmen Fragen zum Zugang von ren mit Unverständnis, weil sie den Eindruck haben, von nahen Angehörigen zu den Unterlagen des Staatssicher- ihnen werde der Vortrag von Umständen verlangt, die heitsdienstes zu vermissten oder ver storbenen Personen sie ja gerade erst in den Unterlagen zu finden hoffen. Zu einen großen Raum bei der Beratung zur Antragstellung dieser Frage hatte sich auch ein Antragsteller an den Pe- ein. Wie bereits in Abschnitt 4.1.1 angedeutet, gewann titionsausschuss des Deutschen Bundestages gewandt. Er dieser Bereich der Antragstellung in den letzten Jahren hatte gefordert, das berechtigte Interesse aus dem StUG u. a. aufgrund einer Novellierung des § 15 StUG im Jahr zu streichen und den Aktenzugang für nahe Angehörige 2011 an Bedeutung (siehe auch Zwölfter Tätigkeitsbe- Vermisster oder Verstorbener nicht an eine Begründung zu richt, S. 38). knüpfen. Der Petitionsausschuss hat dies abgelehnt. Die bestehende Regelung berücksichtige ausgewogen das be- § 15 StUG regelt das Zugangsrecht naher Angehöriger zu rechtigte Auskunftsinteresse naher Angehöriger und den den MfS-Unterlagen vermisster oder verstorbener Perso- postmortalen Persönlichkeitsschutz, der sich aus der Men- nen. Dieses Zugangsrecht bildet eine Ausnahme von dem schenwürde nach Artikel 1 des Grundgesetzes ergebe. Grundsatz des Gesetzes, dass jeder Einzelne ausschließ- lich Zugang zu den Unterlagen und Informationen des Im Einzelfall schwierig zu entscheiden sind auch Anträ- Staatssicherheitsdienstes erhalten kann, die seine eigene ge auf Auskunft zu vermissten nahen Angehörigen. Hier Person betreffen. Die Antragstellung als naher Angehö- ist der Vermisstenstatuts vom Antragsteller glaubhaft zu riger ist daher an bestimmte Voraussetzungen gebunden, machen. Es reicht dabei nicht aus, dass der Aufenthaltsort insbesondere erfordert sie die Glaubhaftmachung eines des Angehörigen über längere Zeit nicht bekannt ist. Viel- Antragszwecks. Nach dem 2011 neu in das Gesetz einge- mehr müssen – in Anlehnung an die Definition des Ver- – 36 – schollenheitsgesetzes – ernsthafte Zweifel am Fortleben fenen hergestellt werden. Ohne diesen Bezug kann dem der Person hinzukommen. Nicht zulässig sind Anträge, Antragsteller der Klarname nicht eröffnet werden (siehe die mit dem Ziel gestellt werden, mithilfe der MfS-Un- dazu im Detail Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 41). terlagen vermisste Familienangehörige lebend im Ausland Die IM, deren Klarnamen den Betroffenen bekannt gege- wiederzufinden. In einem Fall wurde geltend gemacht, der ben werden können, gehörten oft dem Arbeitsumfeld der Bruder sei nach der Haftentlassung über die Bundesrepu- Betroffenen an. Informationslieferanten aus dem Freun- blik nach Kanada ausgewandert. Da die Stasi über die so- des- und Familienkreis sowie dem Wohnumfeld bilden genannten Rückverbindungen doch sicher den Wohnsitz eine wesentlich kleinere Gruppe. Hinzu kommen als wei- in Kanada ermittelt habe, hatte der Antragsteller die Hoff- tere Gruppe vom MfS eingesetzte Ermittler, die also die nung, so Informationen über den möglichen Aufenthalts- Betroffenen zuvor nicht kannten und von deren Wirken sie ort des Bruders zu erhalten. Anträge dieser Art werden als mitunter auch damals nichts geahnt haben. In diesen Fäl- unzulässig abgelehnt. len sind die Antragsteller oft erleichtert, dass sich aus der Im Berichtszeitraum wurden rund 2 Prozent der Anträge Kenntnis der Klarnamen keine Belastung für ihr soziales nach § 15 formell abgelehnt. Bei weiteren rund 15 Prozent Umfeld ergibt. konnten die Antragsteller die erforderlichen Nachweise nicht erbringen. Hierin eingeschlossen sind solche Fälle, 4.2 Verwendung von Unterlagen durch in denen das erforderliche berechtigte Interesse nicht aus- öffentliche und nicht-öffentliche Stellen reichend dargelegt wurde. Seit Inkrafttreten der Regelung 4.2.1 Ersuchen zur Rehabilitierung von ist der Anteil der Anträge nach § 15 StUG an allen Erst­ Betroffenen und zur Wiedergutmachung anträgen leicht gestiegen (siehe Tabelle 5). erlittenen Unrechts 4.1.5 Decknamenentschlüsselung Die Auseinandersetzung mit zugefügtem SED-Unrecht war und ist ein aufarbeitungspolitisches Kernelement in Die Zahl der Anträge auf Entschlüsselung von Decknamen dem durch die Vereinigung am 3. Oktober 1990 erweiter- war im Berichtszeitraum leicht rückläufig. Während in den ten Bundesgebiet. Jahren 2013/14 noch die Entschlüsselung der Klarnamen von 17 600 Personen, die an das MfS Informationen ge- 4.2.1.1 Strafrechtliche Rehabilitierung liefert hatten, begehrt wurde, lag diese Zahl im Berichts- zeitraum der Jahre 2015/16 bei 16 917 Fällen. Gegenläufig Auf der Grundlage des Strafrechtlichen Rehabilitierungs- zu den verringerten Antragszahlen sind die Erledigungen gesetzes (StrRehaG) können mit rechtsstaatswidriger der Decknamenanträge angestiegen. Während in den Jah- Freiheitsentziehung verbundene Gerichts- oder Behörden­ ren 2013/14 insgesamt zu 18 304 Personen die Anträge entscheidungen auf Antrag betroffener Personen aufgeho- abschließend bearbeitet werden konnten, belief sich die- ben werden. Ebenso steht die nach derzeitigem Stand bis se Summe in den beiden letzten Jahren auf 19 599, also zum 31. Dezember 2019 bei Gericht noch mögliche An- 7 Prozent mehr. tragstellung nicht nur den Betroffenen selbst, sondern im Falle deren Versterbens auch ihren Angehörigen ebenso zu Unverändert konnten in ca. 65 bis 70 Prozent der Anträge wie das Recht, ein bereits eingeleitetes Verfahren fortzu- die Klarnamen bekannt gegeben werden. Bei den übrigen setzen. Anträgen konnten trotz Ausschöpfung aller Recherche- möglichkeiten entweder keine Klarnamen ermittelt wer- Stasi-Unterlagen sind in diesem Zusammenhang ein un- den oder es konnte aus den entsprechenden Unterlagen des verzichtbarer Bestandteil der Aufarbeitung, weil die benö- inoffiziellen Mitarbeiters (IM) kein Bezug zu den Betrof- tigten gerichtlichen Akten der DDR-Justiz nach Abschluss

Tabelle 5 Anträge zu vermissten oder verstorbenen nahen Angehörigen nach § 15 Stasi-­Unterlagen-Gesetz

Erstanträge gesamt davon nach § 15 StUG Anzahl in Prozent 2012 55 771 5 581 10,0 2013 38 869 4 930 12,7 2014 40 181 4 964 12,5 2015 37 499 5 215 13,9 2016 27 348 4 184 15,3 – 37 – der Verfahren vielfach vom MfS übernommen wurden. verwahrten Briefumschlag, den die verdächtige Person Für die Landgerichte ist dies neben den vom MfS selbst damals an eine DDR-Adresse gerichtet und offenkundig angelegten sonstigen personenbezogenen Unterlagen mit selbst frankiert hatte. Umschlag und Briefmarke kamen Hinweisen auf Freiheitsentzug oft die einzige Möglich- somit für die Ermittler als Spurenträger in Betracht, um keit, einschlägiges Archivmaterial zum Zweck der straf- mithilfe vorhandener Sekretreste unter der Marke einen rechtlichen Rehabilitierung zu erhalten. Abgleich mit weiterem noch vorhandenem DNA-Material vornehmen zu können. Seit Geltung des StrRehaG haben sich die Gerichte mit rund 102 000 Ersuchen um Mitteilung und Herausgabe an Andere Ersuchen wiederum befassten sich beispielsweise­ die Stasi-Unterlagen-Behörde gewandt. Im Zeitraum des mit geheimdienstlicher Agententätigkeit, schwerer Brand­ vorliegenden Berichts der Jahre 2015 und 2016 lag die stiftung und groß angelegtem illegalen Handel mit Be- Eingangszahl bei 1 788 Ersuchen, womit sich der zuletzt täubungsmitteln. Einem Straftatverdacht wegen Titel- rückläufige Trend erwartungsgemäß fortgesetzt hat (siehe missbrauchs konnte in Stasi-Unterlagen nur deshalb Anhang 8). Dabei haben die Recherchen zum Zweck der nachgegangen werden, weil der Verdächtigte MfS-Mitar- strafrechtlichen Rehabilitierung in 77 Prozent der Fälle beiter war und weil der § 23 StUG (Verwendung von Un- zum Auffinden von Unterlagen geführt, gegenüber 70 Pro- terlagen für Zwecke der Strafverfolgung und Gefahrenab- zent im vorigen Berichtszeitraum. wehr) in seinem Absatz 2 die Verwendung von Unterlagen dieser Personengruppe erlaubt. Wären es Unterlagen zu 4.2.1.2 Wiedergutmachung einem Betroffenen gewesen, hätte das Ersuchen abgelehnt Ob Wiedergutmachungsleistungen wegen erlittener rechts- werden müssen. Weitere Beispiele von rechtspolitischen staatswidriger Maßnahmen als Folgeansprüche gewährt Problemen in diesem Zusammenhang finden sich auch in werden können, wird von den Rehabilitierungsbehörden den letzten beiden Tätigkeitsberichten (siehe Elfter Tätig- auf Antrag der Betroffenen festgestellt. Belege dafür, dass keitsbericht S. 52 f. und Zwölfter Tätigkeitsbericht S. 43). hoheitliche Eingriffe in wichtige Rechtsgüter wie Leben, Im Berichtszeitraum gab es wiederum Veranlassung zu körperliche Unversehrtheit, Freizügigkeit, Eigentum oder sogenannten Mitteilungen ohne Ersuchen in Strafsachen Berufsfreiheit stattgefunden und zu persönlichen Nach- nach § 27 StUG. Neben vier Verdachtsfällen von in der teilen geführt haben, lassen sich häufig nur mithilfe von DDR begangenen Tötungsdelikten war einer Staatsan- Stasi-Unterlagen finden. Auf ein Ersuchen der dafür zu- waltschaft Mitteilung zu einem Wachmann im Konzen- ständigen Stelle hin wird beim BStU nach anspruchsbe- trationslager Auschwitz zu machen. Diese Unterlagen gründenden Sachverhalten recherchiert; ebenso danach, ob waren gelegentlich eines Ersuchens angefallen, bei dem die Person gegen die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit es um die Recherche nach Gründen für eine sogenannte und Menschlichkeit verstoßen hat; dies würde einen An- Ordensunwürdigkeit geht. Die dabei erlangten Erkenntnis- spruch auf Wiedergutmachung ausschließen (siehe Zwölf- se durften allerdings zu diesem Verwendungszweck nicht ter Tätigkeitsbericht, S. 42 f.). mitgeteilt werden, da sich die Rechtsgrundlage „Verwen- Die Eingänge an Ersuchen sind gegenüber dem vorher­ dung in Ordensangelegenheiten“ nach § 20 Abs. 1 Nr. 10 gehenden Berichtszeitraum um knapp 6 Prozent zurück- StUG nur auf Unterlagen mit Informationen zu MfS-Mit- gegangen (siehe Anhang 8). Mithilfe der Stasi-Unterlagen arbeitern bezieht. Würden Ordensangelegenheiten auch können zu Wiedergutmachungszwecken wie bisher in zum Katalog der Verwendungszwecke in § 21 StUG ge- etwa einem Drittel der Fälle Sachverhaltsmitteilungen ge- hören, wäre der Sachverhalt mitteilbar gewesen. Das auf- macht werden. Bei 10 Prozent der Ersuchen liegen Gründe gezeigte Problem weist somit einen gleichgelagerten ge- vor, die den Erhalt einer Opferrente ausschließen könnten. setzgeberischen Handlungsbedarf auf wie im vorstehend geschilderten Fall des § 23 StUG. 4.2.2 Verwendung für Zwecke der Straf­ Wegen Vorliegens von Anhaltspunkten für eine erhebli- verfolgung und Gefahrenabwehr che Gefahr für die öffentliche Sicherheit wurde ohne Er- Hintergrund von Ersuchen zu diesem Verwendungszweck suchen Mitteilung gemäß § 27 Abs. 2 Nr. 3 StUG zu dem waren vorwiegend in der DDR begangene Tötungsdelikte, dokumentierten und damals nicht aufgeklärten Verlust von die bisher nicht aufgeklärt werden konnten. Sieben Ver- scharfen Raketen der Nationalen Volksarmee der DDR in fahren richteten sich gegen noch lebende Beschuldigte Peenemünde gemacht. im Rahmen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen. In einem anderen Fall, in dem ein Pressebericht zu Ermitt- 4.2.3 Ersuchen zur Überprüfung von lungen wegen des Verdachts der systematischen Tötung Personen angeblich nicht lebensfähiger frühgeborener Säuglinge in Im Bereich der Personenüberprüfungen sind bei einem DDR-Kliniken geführt hatte, konnten in den Stasi-Unter- Teil der angefragten Personen die Sachverhalte bereits lagen keine Hinweise zum Sachverhalt gefunden werden. durch frühere Überprüfungen bekannt und es gibt keine Zur Gruppe nicht vollständig aufgeklärter Straftaten neuen Erkenntnisse. Bei erstmals angefragten Personen gehörte weiterhin ein terroristischer Anschlag aus den spielt häufig die Altersstruktur eine Rolle, das heißt, diese 80er-Jahren. Das entsprechende neue Ersuchen führte Menschen können aufgrund ihres jüngeren Alters gar nicht durch Recherchen in den MfS-Unterlagen zu einem darin­ mit dem MfS zusammengearbeitet haben. – 38 –

Von erheblicher praktischer Bedeutung sind in erster Linie zur Überprüfung eingereicht. Vom Deutschen Bundestag noch die Tatbestände der Überprüfung von Abgeordne- wurde in der Wahlperiode 2013–2017 zu 185 Personen, ten sowie von Funktionsträgern im kommunalen Bereich die dies gewünscht hatten, um Mitteilung ersucht. Davon nach den §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 6 b StUG. Hier gibt es nach waren 19 Parlamentarier nach Stasi-Unterlagen-Gesetz wie vor sehr viele Anfragen. Dies ist unter anderem da- nicht überprüfbar, weil sie bei Auflösung der Staatssicher- rauf zurückzuführen, dass sich durch Neuwahlen anders heit jünger als 18 Jahre waren. Eine Vielzahl von Abge- zusammengesetzte Gremien abermals mit dieser Thematik ordneten hatte sich bereits in früheren Legislaturperioden befassen wollen, selbst wenn aus einer vorangegangenen überprüfen lassen. Es ergaben sich in keinem Fall in den Wahlperiode bei bestimmten Mitgliedern eine Tätigkeit Akten Hinweise auf eine Tätigkeit für den Staatssicher- für den Staatssicherheitsdienst bereits bekannt ist. Dane- heitsdienst. Auch die Parlamente der sechs ostdeutschen ben geht es auch um ältere Personen, die in der Vergangen- Länder einschließlich sowie der Länder Nieder- heit noch nicht überprüft wurden oder um Personen, die sachsen und Nordrhein-Westfalen haben im Berichtszeit- erstmals für ein Amt kandidierten bzw. in ein Amt berufen raum die Möglichkeit zur Überprüfung ihrer Abgeordne- wurden. In 3,5 Prozent der Fälle führen diese Anfragen zur ten genutzt. Mitteilung einer Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst. Die Quote von Mitteilungen mit Hinweisen auf eine Tätig- Von der Überprüfbarkeit der Mitglieder kommunaler keit bei den Tatbeständen in §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 6 a StUG Vertretungen (Kreistage, Stadt- und Gemeinderäte) ist – Regierungsmitglieder in Bund und Ländern – liegt bei im Berichtszeitraum in 2 610 Fällen Gebrauch gemacht 2,7 Prozent und bei Personen mit Leitungsfunktionen aus worden. Ersuchen wurden wie folgt eingereicht: zu einer dem öffentlichen Dienst nach den §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 6 d Person aus Berlin, zu 525 Personen aus Brandenburg, 535 (1. Bereich des Verwendungszwecks) bei 2,6 Prozent. aus Mecklenburg-Vorpommern, 391 aus Sachsen, 1 062 aus Sachsen-Anhalt und zu 96 aus Thüringen. Zu dem Insgesamt ist das Ersuchensaufkommen für den Berichts- weiteren im Kommunalbereich gemäß §§ 20/21 Abs. 1 zeitraum zur Überprüfung auf Tätigkeit für den Staatssi- Nr. 6 b StUG überprüfbaren Personenkreis zählen neben cherheitsdienst in Bezug auf die einzelnen Verwendungs- den kommunalen Wahlbeamten (z. B. Landräte, hauptamt- zwecke differenziert zu betrachten. Parlamenten und liche Bürgermeister und Beigeordnete) die ehrenamtlichen kommunalen Vertretungen war es wie im vorangegan- Bürgermeister sowie die entsprechenden Vertreter eines genen Berichtszeitraum ein Anliegen, ihre Mitglieder zu Gemeindeteils (z. B. Ortsteilbürgermeister und Ortsvor- überprüfen. Dies gilt auch für Beschäftigte öffentlicher steher). Im Berichtszeitraum wurde aus diesem Bereich Stellen bzw. des öffentlichen Dienstes, zu denen durch die zu insgesamt 385 Personen um Mitteilung ersucht. Da- Achte StUG-Novellierung seit dem 31. Dezember 2011 von wiederum bezogen sich 291 Fälle auf Ersuchen von eine erweiterte Zugangsmöglichkeit zu Unterlagen ge- Kommunalaufsichtsbehörden des Freistaats Thüringen, da schaffen wurde. Überdenkenswert erscheint die Regelung hier das Landesrecht für alle neugewählten kommunalen zu den Ersuchen nach den Sicherheitsüberprüfungsgeset- Wahlbeamten eine obligatorische Überprüfung beim BStU zen des Bundes und einiger Länder, nach denen an den vorsieht, was sich im Zuge der Thüringer Bürgermeister- Bundesbeauftragten eine Anfrage bereits dann zu richten wahlen im Jahr 2016 entsprechend bemerkbar machte. ist, wenn der Betreffende oder die einbezogene Person vor dem 1. Januar 1970 geboren wurde und in der ehemaligen Bezogen auf alle im Kommunalbereich nach §§ 20/21 DDR wohnhaft war. Diese Bestimmung führt zu einem Abs. 1 Nr. 6 b StUG überprüfbaren Personen, hat sich hohen Ersuchensaufkommen. Hinzu kommt, dass in vie- die Zahl der Ersuchen mit 2 995 Personen gegenüber der len Fällen, bei denen der Bundesbeauftragte bereits früher Zahl aus dem vorhergehenden Berichtszeitraum verdop- eine inoffizielle oder hauptamtliche Tätigkeit mitgeteilt pelt. Die Ursache ist im Wesentlichen, dass im Jahr 2014 hatte, zuständige Stellen bzw. Behörden zu derselben Per- in den ostdeutschen Bundesländern Kommunalwahlen son, die offenbar dort weiterhin eine sicherheitsempfindli- sowie in den Jahren 2015 und 2016 regional Bürgermeis- che Tätigkeit ausgeübt hat, an den BStU eine Wiederho- terwahlen stattfanden. Dabei lag die Quote mitzuteilender lungsanfrage gerichtet hatten. Tätigkeiten für den Staatssicherheitsdienst insgesamt bei 4,6 Prozent und bei der Teilgruppe der Bürgermeister ein- 4.2.3.1 Abgeordnete, Mitglieder kommunaler schließlich der ehrenamtlichen Bürgermeister sowie ent- Vertretungen, sonstige kommunale sprechender Vertreter eines Gemeindeteils bei 9,7 Prozent. Funktionsträger sowie Regierungs­ Für die Kommunen von Sachsen-Anhalt waren die Ver- mitglieder fahrensanregungen hilfreich, die die Landesbeauftragte Landesparlamente überprüfen ebenso wie der Deutsche für die Stasi-Unterlagen in einer Handreichung bereitge- Bundestag die Abgeordneten in den meisten Fällen nur auf stellt hat. Sie informieren Stadt- bzw. Gemeinderäte und deren Antrag hin oder wenn Tatsachen einen Verdacht auf Kreistage mit Mustertexten darüber, wie die Ersuchen Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheitsdienst begrün- gestellt und wie mit den durch den Bundesbeauftragten den. Lediglich in den Ländern Brandenburg, Sachsen und gegebenen Mitteilungen umgegangen werden kann. Eine Thüringen, die in ihren Abgeordnetengesetzen die anlass- solche Handreichung hatte die Beauftragte des Landes lose Überprüfung obligatorisch geregelt haben, werden Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommu- Abgeordnete nach Annahme des Mandats bzw. nach Neu- nistischen Diktatur für ihren Bereich bereits im Jahr 2010 konstituierung infolge von Parlamentswahlen beim BStU herausgegeben. – 39 –

Was die gemäß §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 6 a StUG überprüf- Entgeltgruppe an. Hier wurden insgesamt 25 Ersuchen aus baren Mitglieder der Bundesregierung oder der Landes- vier ostdeutschen Ländern und dem Bundesbereich ge- regierungen betrifft, erreichten den BStU aus den Ländern stellt. In drei Fällen waren sie abzulehnen, weil entweder Berlin, Brandenburg, , Sachsen und Thüringen in nur ein Verdacht, aber keine Tatsachen vorgebracht wer- den Jahren 2015 und 2016 22 Ersuchen zu 39 Personen, den konnten bzw. die Person doch nicht im öffentlichen darunter einem Ministerpräsidenten, zu Ministern bzw. Dienst tätig war; ein Ersuchen wurde zurückgezogen. Bei Senatoren/Staatsräten und Staatssekretären. Hierbei erga- allen anderen bestätigte sich der Verdacht. ben sich in 36 Fällen keine sowie in einem Fall Hinweise auf eine Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheitsdienst. 4.2.3.3 Berufsrichter und ehrenamtliche Richter Ersuchen zu zwei Personen mussten abgelehnt werden, da sie zum Zeitpunkt der Auflösung des Staatssicherheits- In den Jahren 2015 und 2016 wurden aus den Ländern dienstes das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zu 84 Berufs- richtern Ersuchen eingereicht, im vorherigen Berichtszeit- raum waren es Ersuchen zu 78 Personen. Soweit erkenn- 4.2.3.2 Leitende Mitarbeiter öffentlicher Stel- bar, waren Bewerbungen um ein Beförderungsamt der len, von der öffentlichen Hand bestellte Mitglieder­ von Vertretungs- und Auf- Anlass. Zu zwei Berufsrichtern mussten Erkenntnisse auf sichtsorganen, Beschäftigte im öffent- eine Zusammenarbeit mitgeteilt werden. Zwei Ersuchen lichen Dienst in tatsachengestützten waren abzulehnen, da die Personen zum Zeitpunkt der Verdachtsfällen Auflösung des Staatssicherheitsdienstes das 18. Lebens- jahr noch nicht vollendet hatten. Von den ehrenamtlichen Die Überprüfbarkeit leitender Funktionsträger (1. Bereich Richtern lagen nur noch zu 22 Personen Ersuchen vor, des Verwendungszwecks gemäß §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 6 d wobei sich zu einer Person Erkenntnisse auf eine Zusam- StUG) ist durch die Achte Novellierung des Gesetzes vom menarbeit mit dem Staatssicherheitsdienst ergaben. Dane- 22. Dezember 2011 erweitert worden. Die meisten der ins- ben durften fünf Friedensrichter aus dem Land Sachsen gesamt 291 Ersuchen zu 422 Personen betrafen Schullei- und der Beisitzer einer Spruchstelle in Brandenburg nicht terinnen und Schulleiter aus Berlin und Sachsen-Anhalt. überprüft werden, da deren Funktionen nicht zur Gruppe Des Weiteren wurde unter anderem um Mitteilung zu der ehrenamtlichen Richter gehören. Präsidenten bzw. Kanzlern von Hochschulen und Univer- sitäten, leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus 4.2.3.4 Leitende Personen im Sport sowie ost- und westdeutschen Länderministerien, zu Funktions- Trainer und Betreuer von Mitgliedern trägern des Polizeibereichs und leitenden Mitarbeitern aus der deutschen Nationalmannschaften verschiedenen Stadtverwaltungen und anderen kommuna- len Einrichtungen gebeten. Bei 2,4 Prozent der Personen Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) richtet seit fanden sich in den Akten Hinweise auf eine Zusammenar- 2008 vor allem in Vorbereitung von Olympischen Spielen beit mit dem Staatssicherheitsdienst. Überprüfungsersuchen an den BStU. Im Jahr 2015 betraf das in Vorbereitung der European Games in Baku unter an- Ersuchen waren dann abzulehnen, wenn entweder keine derem Trainer und verantwortliche Betreuer der deutschen leitende Funktion vorlag oder weil die gesetzlich vorge- Nationalmannschaft. Hinweise auf eine Zusammenarbeit schriebene Bewertung des Dienstpostens mit mindestens mit dem Staatssicherheitsdienst ergaben sich in knapp der Besoldungs- bzw. Entgeltgruppe A9/E9 nicht gegeben 8 Prozent der 117 zur Überprüfung eingereichten Fälle. war. In einigen Fällen hatten die betreffenden Personen Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio zum Zeitpunkt der Auflösung des Staatssicherheitsdiens- de Janeiro erreichte den BStU ein Ersuchen mit insgesamt tes aber auch noch nicht das 18. Lebensjahr vollendet. 223 Personen, bei denen in rund 6 Prozent der Fälle eine Insgesamt ist die Zahl der Ersuchen zu diesem Zweckteil Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst mitzuteilen war. gegenüber dem vorangegangen Zeitraum in etwa gleich Hierbei handelte es sich unter anderem neben Mitgliedern geblieben. von DOSB-Verbandsgremien um medizinisches Personal Zum zweiten Bereich des Verwendungszwecks nach und Trainer. Aktive Sportler sind nach dem Gesetz nicht §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 6 d StUG – das sind die von der öf- überprüfbar. fentlichen Hand bestellten Mitglieder in Vertretungs- und Aufsichtsorganen von Stellen in öffentlicher Hand – gab 4.2.3.5 Beiratsmitglieder des BStU, Bundes- es im Berichtszeitraum neun Ersuchen zu 37 Personen. Sie beauftragter, Landesbeauftragte und betrafen unter anderem Vorstandsmitglieder, Geschäfts- Mitarbeiter sowie Gremienmitglieder in führer und Angehörige der Verbandsversammlung von Aufarbeitungseinrichtungen kommunalen Zweckverbänden sowie ein Mitglied im Ver- Drei Mitglieder des Beirats beim BStU sind nach §§ 20/21 waltungsrat einer Sparkasse. Bei einer Person wurden Hin- Abs. 1 Nr. 7 a StUG überprüft worden. Ferner fand im weise auf eine Zusammenarbeit mit der Stasi gefunden. Jahr 2016 die nach den §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 7 b StUG Im tatsachengestützten Verdachtsfall bei Beschäftigten im mögliche Überprüfung des Bundesbeauftragten und sei- öffentlichen Dienst, also dem dritten Bereich des Verwen- ner Beschäftigten statt. Darin einbezogen waren insge- dungszweckes, kommt es nicht auf die Zugehörigkeit zu samt 1 180 überprüfbare Personen. Neue Erkenntnisse zu einer bestimmten Leitungsfunktion und Besoldungs- bzw. Belastungen ergaben sich dabei nicht (zur Beschäftigung – 40 – hauptamtlicher Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes können, dürfen Stasi-Unterlagen in Ordensangelegenhei- siehe Abschnitt 2.3.5). ten von den ersuchensberechtigten Stellen des Bundes und der Länder nach der nur auf hauptamtliche und inoffizi- Zu einer Landesbeauftragten und den bei zwei Beauftrag- elle Mitarbeiter des MfS zugeschnittenen Nr. 10 des § 20 ten tätigen Beschäftigten wurden gemäß §§ 20/21 Abs. 1 Abs. 1 StUG verwendet werden. Nr. 7 c StUG Ersuchen zu insgesamt elf Personen gestellt. Zwei dort Tätige hatten zum Zeitpunkt der Auflösung des Bezogen auf Betroffene stehen die Stasi-Unterlagen in Staatssicherheitsdienstes das 18. Lebensjahr noch nicht diesem Fall nicht zur Verfügung, was mitunter zu nicht un- vollendet und waren nicht überprüfbar. Eine mit Rehabili- problematischen Ergebnissen führt (siehe dazu Abschnitt tierungsanträgen befasste Stelle des Landes Brandenburg 4.2.2 – Mitteilung ohne Ersuchen). Die Ersuchenszahl war reichte gemäß §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 7 d StUG eine bei ihr im Berichtszeitraum mit 704 Fällen gegenüber den beiden beschäftigte Person zur Überprüfung ein. Aus den Län- Vorjahren rückläufig. Hinweise auf Tätigkeiten für den dern Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sach- Staatssicherheitsdienst ergaben sich hier in 7,3 Prozent sen-Anhalt und Thüringen sowie von einem Opferverband der Fälle. und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dikta- tur wurden gemäß §§ 20/21 Abs. 1 Nr. 7 e StUG 20 Er- 4.3 Anträge für die Forschung zum Zweck suchen um Mitteilung zu insgesamt 39 Beschäftigten und der politischen und historischen Gremienmitgliedern eingereicht. Zu zwei Personen war Aufarbeitung sowie für Zwecke der die Bearbeitung mit Verweis auf das am 12. Januar 1990 politischen Bildung sowie von Presse, noch nicht vollendete 18. Lebensjahr abzulehnen. In zwei Rundfunk und Film von 37 Fällen ergaben sich Hinweise auf eine Zusammen- Ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung ist arbeit mit dem Staatssicherheitsdienst. das Interesse von Forschung und Medien an den Unter- lagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR 4.2.3.6 Sicherheits- und Zuverlässigkeits­ ungebrochen. In den Anfangsjahren der Behörde hatten überprüfungen die Medienanträge die tägliche Arbeit des Bereichs domi- Die zuständigen Stellen des Bundes und der Länder haben­ niert. Inzwischen gibt es jedoch mehr Forschungsanträge. im Berichtszeitraum zu 14 197 Personen Ersuchen um Die Antragszahlen der letzten Jahre sind relativ konstant. Mitteilung eingereicht. In den Jahren 2013 und 2014 lag Im Berichtszeitraum gingen beim Bundesbeauftragten das Aufkommen bei 15 659 Personen. Des Öfteren han- insgesamt 2 650 Forschungs- und Medienanträge gemäß delte es sich um Wiederholungsüberprüfungen (siehe dazu §§ 32 ff. StUG ein (siehe Tabelle 6 und die Grafiken 1 schon Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 13). Hierzu gehören und 2 auf den folgenden Seiten). 1 773 Anträge stellten auch Fälle, bei denen eine Tätigkeit für den Staatssicher- Wissenschaftler, Forschungseinrichtungen oder Aufarbei- heitsdienst bereits mitgeteilt worden war. Insgesamt liegt tungsinitiativen. 877 Anträge kamen von Medien. Leicht bei diesem Verwendungszweck die Quote von Hinweisen gestiegen ist der Anteil an Forschungs- und journalisti- auf eine Zusammenarbeit mit dem MfS bei 6 Prozent. schen Anträgen aus dem Ausland. 388 Anträge wurden von ausländischen Wissenschaftlern und Medienvertretern 4.2.3.7 Rentenangelegenheiten gestellt. Dies entspricht einem Anteil von rund 15 Prozent. Der Anwendungsbereich dieses Verwendungszwecks be­ Die Anzahl der eingegangenen Anträge von Forschern trifft die Überführung aus Sonder- und Zusatzversor- und Journalisten ist im Berichtszeitraum mit durchschnitt- gungssystemen in die gesetzliche Rentenversicherung lich 110 pro Monat konstant geblieben. Das Spektrum der durch dafür zuständige Stellen. Zu allen insoweit ange- Interessenten reichte, wie auch schon in früheren Jahren, fragten Versicherten recherchiert der BStU danach, ob von renommierten Forschern unterschiedlichster Wissen- Zeiten hauptamtlicher oder verdeckt-hauptamtlicher Tä- schaftszweige bis hin zu international, regional und lokal tigkeiten für den Staatssicherheitsdienst vorliegen. Ferner tätigen Journalisten. Auch Studenten und Doktoranden so- gilt der Zweck auch für das Verfahren der Anerkennung wie Schriftsteller, Museen, Mahn- und Gedenkstätten so- von Beschäftigungs- bzw. ruhegehaltfähigen Zeiten von wie Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Dik- Beamtinnen und Beamten. Gegenüber dem vorangegan- tatur, Schulen und Universitäten, Vereine und Verbände genen Berichtszeitraum ist die Zahl mit 5 060 Ersuchen in wenden sich mit ihren Forschungsfragen an den BStU. Rentenangelegenheiten um 17 Prozent zurückgegangen. Abhängig von den jeweiligen Anforderungen werden im Die Quote mitgeteilter Tätigkeiten für den Staatssicher- Zuge der Recherchen nicht selten 50 000 Seiten oder mehr heitsdienst liegt bei rund 3 Prozent. gelesen, um themenbezogene Informationen zu ermit- teln. Die fortschreitende Digitalisierung von MfS-Akten 4.2.3.8 Ordensangelegenheiten erleichtert es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Derjenigen Person, die sich eines verliehenen Titels oder Unterlagen für die Nutzerinnen und Nutzer vorzubereiten. einer verliehenen Auszeichnung als unwürdig erweist, Wie berichtet (siehe Abschnitt 3.4), werden im Archiv im kann der Verleihungsberechtigte den Titel oder die Aus- Interesse der Bestandserhaltung vordringlich solche Ak- zeichnung entziehen und die Einziehung der Verleihungs- ten digitalisiert, die aufgrund von Schädigung absehbar urkunde anordnen. Um Fälle von Ordensunwürdigkeit nicht mehr genutzt werden können. Solche Akten werden bereits im Vorfeld einer solchen Verleihung feststellen zu dann nicht mehr in Papierform zur Verfügung gestellt. Das – 41 –

­Pilotprojekt „Digitalisierung zur Nutzung“ wird seit 2014 sich anhand von Karteikarten eine Verbindung zu diesem von den Bereichen Forschung und Medien durchgeführt. Fall herstellen. Für dieses Projekt werden den Sachbearbeiterinnen und Im Fokus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung Sachbearbeitern sowie letztendlich auch den Antragstel- stand im zurückliegenden Berichtszeitraum zunehmend lern Archivalien digital zur Verfügung gestellt. Die Akte die Einflussnahme des MfS auf Parteien der Bundesre- kann am Computerbildschirm gelesen und gegebenenfalls publik. Die Partei Bündnis 90/Die Grünen beauftragte anonymisiert werden. Im Lesesaal wird dann ein Aus- Jens Gieseke und Andrea Bahr vom Zentrum für Zeithis- druck des Digitalisates vorgelegt bzw. die Akte über den torische Forschung Potsdam mit einem Gutachten zum Computer bereitgestellt. Thema „Die Einflussnahme des MfS auf die Partei Die Für die Antragsteller ist es wegen enger Zeitpläne oft Grünen 1983 bis 1989/90“. Zahlreiche Personen wurden wichtig, die forschungsrelevanten Stasi-Unterlagen ­zügig gemäß § 32 a StUG darüber benachrichtigt, dass beab- bereitzustellen. Im Interesse einer schnellen Antragsbe- sichtigt war, Unterlagen zu ihrer Person zu dem genannten arbeitung haben sich beim BStU in der Vergangenheit Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Schlussendlich konn- Schwerpunktfelder herausgebildet, um ähnliche Antrags- ten 360 000 Seiten zur Einsicht vorgelegt werden. Die themen parallel bearbeiten zu können. Diese sachthema- Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden im Oktober­ tische Aufteilung hat sich als zweckmäßig erwiesen. Im 2016 unter dem Titel „Die Staatssicherheit und die Grü- Folgenden werden diese Schwerpunktbereiche anhand nen“ veröffentlicht. ausgewählter Anträge vorgestellt. Die vom BStU verwahrten Unterlagen des DDR-Staats- sicherheitsdienstes wurden in der Vergangenheit bereits 4.3.1 „Westarbeit“ des MfS mehrfach für Filmprojekte beantragt. Die Filmemacher Der Themenkomplex „Westarbeit“ des MfS ist sowohl in benötigen den „authentischen“ Blick auf das Material, das Forschungs- als auch in Medienanträgen immer wieder in ihren Spiel- und Fernsehfilmen eine Rolle spielen soll, präsent. Ein Antrag der „Lausitzer Rundschau“ bezog so auch für das amerikanische Drama „Bridge of Spies – sich darauf, dass sich das MfS der Identität einer Person Der Unterhändler“ des Regisseurs Steven Spielberg. Der aus dem südbrandenburgischen Raum bedient hatte, um Film basiert auf Tatsachen. Im Kalten Krieg wurde ein einen Agenten mit dessen Personalien in die Bundesre- US-amerikanisches Flugzeug über der Sowjetunion abge- publik zu schleusen. Ein DDR-Spion, der 1977 in Düs- schossen, und die CIA beauftragte einen Juristen, mit den seldorf verhaftet wurde, hatte den Namen, das Geburts- Vertretern der Sowjetunion die Freilassung des Piloten zu datum, den Geburtsort und darüber hinaus dessen echte verhandeln. Im Ergebnis wurde im Jahre 1962 der in der Geburtsurkunde für die Legendierung seiner eigenen Per- DDR inhaftierte US-Bürger Frederic Pryor gegen einen son benutzt. Erst durch einen alten Zeitungsartikel war sowjetischen Agenten ausgetauscht. Für die Herrichtung der Brandenburger auf seinen Namen im Zusammenhang von Szenenbildern, die sich möglichst nah an den realen mit einem Spionageprozess gestoßen. Tatsächlich ließ Unterlagen orientieren sollten, stellte die Produktions­

Tabelle 6 Antragseingänge gemäß §§ 32 und 34 StUG (Forschung/Medien)

Themenkomplexe Eingänge gesamt Eingänge im Anteile der Themen (1993–2016) Berichtszeitraum im Berichtszeitraum Politik/Internationale Beziehungen 6 171 442 17 % Kunst/Kultur/Medien 4 768 420 16 % Nationalsozialismus (NS) 2 919 243 9 % MfS 3 080 217 8 % Recht/Justiz/Polizei 2 066 217 8 % Wissenschaft/Medizin/Sport 3 225 205 8 % Militär/Grenze/ 2 251 196 7 % Wirtschaft 2 323 192 7 % Bildung/Jugend/Familie/Sexualität 1 189 164 6 % Opposition in der DDR 1 852 131 5 % Geheimdienste (außer MfS)/Terrorismus 1 041 127 5 % Religionsgemeinschaften 2 221 96 4 % gesamt 33 106 2 650 – 42 –

Verteilung der Antragsteller

Grafik 1

§ 32 StUG (Forschung) 600

500

400

300

200

100

0

a.) Museen Stiftungen Universitäten/ Privatpersonen Hochschulen Institutionen Vereine/Verbände/ Landesbeauftragtegemeinschaften Kirchen/Glaubens­ SonstigeKommunen (Schulen, u. AufarbeitungsinitiativenParteien/Organisationen

Grafik 2

§ 34 StUG (Presse, Rundfunk, Film) 350

300

250

200

150

100

50

0

Sonstige Agenturen P r o d u k t i o n s ­- Medien­privat Tageszeitungen gesellschaftenFreie­JournalistenWochenmagazine Wochenzeitungen Radioöffentlich-rechtlich und Fernsehen, – 43 – firma einen Medienantrag und begehrte die Sichtung der Dokumenten und Fotos aus dem MfS-Bestand. Erste Er- Aktendeckel des vom MfS zu Frederic Pryor angelegten folge des Projekts bestehen darin, dass entlang der ehe- Untersuchungsvorgangs. Ein Fotograf mit spezieller Tech- maligen innerdeutschen Grenze­ Stelen aufgestellt wurden, nik fertigte Bilder dieser Aktendeckel, und der ebenfalls die an Fluchtversuche, aber auch an ausradierte Dörfer, die anwesende Szenenbildner bekam vor Ort einen Eindruck Zwangsaussiedlungen und die LPG-Zwangskollektivie- von Ausmaß und Beschaffenheit der Akten. rung erinnern. Zu einem Antrag des WDR recherchierte der BStU per- Im Frühjahr 2015 stellte das Deutsch-Russische Museum sonenbezogen zu inoffiziellen Mitarbeitern und sachbezo- in Berlin-Karlshorst einen Antrag zum Manöver „Waf- gen allgemein zur Arbeit der Hauptverwaltung Aufklärung fenbrüderschaft“ vom Oktober 1970, an dem Streitkräfte (HV A) sowie speziell zum Bundesland NRW. Insgesamt der meisten Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages wurden 48 000 Seiten, 2 Filme und ca. 1 400 Fotos vorge- teilnahmen. Es stellte sich heraus, dass im Stasi-Unterla- sichtet. Zur Einsicht konnten 2 800 Seiten und 200 Fotos gen-Archiv neben Führungsdokumenten, Ablaufplänen, bereitgestellt werden. Im November 2015 lief in der ARD Fotodokumenten usw. insbesondere operative Akten la- die 30-minütige Dokumentation „Westagenten für die gern, welche die Absicherung des Manövers gegenüber Stasi“. Eine weitere Veröffentlichung (45 Minuten) erfolg- der Bevölkerung dokumentieren. Aus dem Material ließen te im März 2016 beim WDR. Kopien der Filme befinden sich zudem Schlussfolgerungen über die Bedeutung des sich in der BStU-Bibliothek. Manövers für das Selbstverständnis der Nationalen Volks- armee sowie der DDR als Vertragsstaat des Warschauer 4.3.2 Grenzregime, Fluchten und Militär Vertrages ziehen. Mit der Bereitschaft der Mitgliedsstaa- ten, an dem Großmanöver in der DDR teilzunehmen, Im Berichtszeitraum abgeschlossen wurde ein umfangrei- fühlte sich die ostdeutsche Armee als gleichberechtigt cher Antrag des Forschungsverbunds SED-Staat, der im anerkannt. Die Ausstellung zum Manöver „Waffenbrüder- Juli 2012 begonnen worden war. Das von der Beauftrag- schaft“ wurde am 31. März 2016 in Lieberose, in der Nähe ten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförder- eines ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatzes, er- te Projekt hat zum Ziel, die Geschichte der Toten an der öffnet. Seit September 2016 ist sie im Deutsch-Russischen innerdeutschen Grenze aufzuarbeiten. Für dieses Projekt Museum in Berlin-Karlshorst zu sehen. wurden umfangreiche Sachunterlagen gesichtet und zu über 1 000 Personen recherchiert. Dem Forschungsver- bund wurden weit über 550 000 Seiten zur Akteneinsicht 4.3.3 Justiz und Strafvollzug sowie Polizei vorgelegt. Auch die Herausgaben haben mittlerweile einen Als Reaktion auf die Forschungen zu geheimdienstlichen Umfang von mehreren Tausend Seiten. Als Ergebnis wird Tätigkeiten des MfS in Bezug auf die West-Berliner Po- der Forschungsverbund ein Totenbuch veröffentlichen. lizei richtete sich der Fokus des wissenschaftlichen Inte- Darin wird jedem Todesopfer an der innerdeutschen Gren- resses auch auf die Kriminalpolizei der DDR und deren ze ein eigener Abschnitt gewidmet sein, in dem neben ei- Beeinflussung durch das MfS. Ein entsprechender For- ner Kurzbiografie auch Informationen über die Umstände schungsantrag wurde im Jahr 2009 vom Berliner Poli- enthalten sein werden, die zum Tode geführt haben. Damit zeipräsidenten gestellt. Bisher erschienen dazu drei Bän- wird es erstmals nach einer Geschichte der Toten an der de einer wissenschaftlichen Schriftenreihe. Gegenwärtig Berliner Mauer auch eine Übersicht über die Toten an der arbeitet der Autor an einem weiteren Band, in welchem innerdeutschen Grenze geben und es wird auf diese Weise anhand konkreter Fälle die Arbeitsweise der Ermittlungs- eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Teilung aufge- abteilungen von Kriminalpolizei und Staatssicherheit ver- arbeitet. anschaulicht werden soll. Nach wie vor sind die Medien an Fluchtgeschichten über Eine Gruppe ehemaliger politischer Häftlinge regte die die Ostsee interessiert. 2015 strahlte der Hörfunksen- Anbringung einer Gedenktafel an der früheren DDR-Straf- der NDR-Kultur einen längeren Beitrag zur Flucht einer vollzugseinrichtung Reichenhainer Straße in Chemnitz an. ostdeutschen Familie aus. Im Sommer 1975 hatte sich Dafür wurde der Nachweis verlangt, dass in der Haftan- die Familie mit ihrer Yacht mit einem Schiff des Bun- stalt neben kriminellen Straftätern auch politische Häftlin- desgrenzschutzes auf See getroffen, das sie nach Schles- ge einsaßen. Durch einen Forschungsantrag der Stiftung wig-Holstein begleiten sollte. Boote der Volksmarine hat- Sächsische Gedenkstätten konnte vor allem im Bestand ten noch versucht, die Flucht zu verhindern und bedrängten der Außenstelle Chemnitz nachgewiesen werden, dass eine das Schiff des Bundesgrenzschutzes massiv – jedoch ohne große Anzahl politischer Häftlinge in diesem DDR-Ge- Erfolg, die Flucht glückte. Grundlage des Beitrags waren fängnis inhaftiert war. Die Gedenktafel an der Justizvoll- unter anderem Stasi-Akten. zugsanstalt Chemnitz wurde im Mai 2016 enthüllt. 2014 gründeten engagierte Bürgerinnen und Bürger im In den Jahren 2015 und 2016 wurden zwei Forschungspro- ehemaligen Grenzgebiet des Bezirks Rostock zur Bun- jekte der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden/Stiftung desrepublik einen Verein, um die Aufarbeitung des DDR- Sächsische Gedenkstätten bearbeitet. Der Forschungsan- Grenz­regimes in ihrer Region voranzutreiben. Daraus­ trag „Politische Justiz in Dresden 1933–1945/1945–1957“ entstand das Projekt, im Raum Dassow-Lübeck einen wurde abgeschlossen. Die Forschungsergebnisse werden Erinnerungspfad zu schaffen. Die Außenstelle Rostock in der neuen Dauerausstellung der Gedenkstätte „Verur- unterstützte das Vorhaben durch die Bereitstellung von teilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden – 44 –

1933–1945/1945–1957“ gezeigt und flossen auch in den März 2015 wurde die Arbeitsgruppe „Tod von Matthias gleichnamigen Ausstellungskatalog ein. Noch gearbei- Domaschk“ im Auftrag der Thüringer Landesregierung tet wird an einem Forschungsprojekt zur sogenannten gebildet. Zu dem beim BStU eingereichten Forschungsan- Totila-Bande − einer Widerstandsgruppe aus der Region trag der Arbeitsgruppe recherchierte die Außenstelle Gera. Dresden. Diese Gruppe stand in den 50er-Jahren in en- Neben den Akten zu Matthias Domaschk wurden u. a. gem Kontakt mit der West-Berliner „Kampfgruppe gegen Bauunterlagen der Stasi-Untersuchungshaftanstalt­ in Gera Unmenschlichkeit“. Die zu diesem Thema vorhandenen gesichtet. Überprüft wurden die IM aus dem Umfeld von Stasi-Unterlagen zeichnen ein umfangreiches Bild über Domaschk und der Jungen Gemeinde Stadt-Mitte in , die Struktur und Methoden des MfS bei der Verfolgung die hauptamtlichen Mitarbeiter der MfS-Bezirksverwal- und Verurteilung der Gruppierung. tung Gera, die an der Auswertung des Todes ­Domaschks beteiligt waren, sowie die dmaligen Mitarbeiter der Patho- Hervorzuheben ist ferner ein Forschungsantrag der Ge- logie der Universität Jena. denkstätte Bautzner Straße Dresden zum Thema „Die Untersuchungshaftanstalt des MfS in Dresden“. Dem Zu den konstant zu Jahrestagen nachgefragten Themen Antragsteller wurden bisher ca. 16 000 Seiten vorgelegt. gehören der 17. Juni 1953 oder der „Prager Frühling“. Ein Der Schwerpunkt liegt dabei auf der grundlegenden Erfor- Forschungsprojekt des tschechischen Netzwerkpartners schung der Belegung des Hafthauses, der Häftlingsstruk- Institut zur Erforschung totalitärer Regime beschäftigt tur und den Haftbedingungen in der Untersuchungshaftan- sich mit dem Thema „Zusammenarbeit der Staatssicher- stalt (UHA) des MfS in Dresden. In der BStU-Außenstelle heitsdienste der ČSSR und der DDR von 1968 bis 1989“. Dresden liegen die Vorgangsbücher der UHA des MfS Es geht dabei um die Informationen zur Opposition des seit ihrer Gründung, eine Kartei mit über 8 000 personen­ jeweiligen anderen Landes und den gegenseitigen Infor- bezogenen Karten zur Belegung der Haftanstalt in den mationsaustausch beider Geheimdienste bei der Verfol- 70er- und 80er-Jahren sowie umfangreiche Aufzeichnun- gung der Opposition und der vorbeugenden Kontrolle gen unter anderem zu den medizinischen und hygieni- der Gesellschaft. Den Forschungsbeauftragten wurden im schen Bedingungen während der Untersuchungshaft. Die Rahmen dieses Antrags über 45 000 Seiten zur Einsicht Forschungsergebnisse aus den Stasi-Unterlagen wurden vorgelegt und über 2 000 Kopien bereitgestellt. unter anderem zur historisch-politischen Bildung am his- Die LStU Mecklenburg-Vorpommern hat einen For- torischen Ort in der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden schungsantrag zur Überwachung der Gesellschaft für eingesetzt. Natur und Umwelt (GNU) im Bezirk Rostock gestellt. Ab Anfang der 80er-Jahre erfuhren die zunehmenden 4.3.4 Bürgerprotest Umweltprobleme in der DDR größere Aufmerksamkeit. Viele Anfragen in diesem Bereich haben die Ereignisse Naturschützer begannen sich zu organisieren und pro- im Herbst 1989 zum Gegenstand und wollen die Akteure testierten auf vielfältige Art und Weise gegen fehlenden der Friedlichen Revolution in der Region würdigen. Lo- Umweltschutz. Um die Organisation besser kontrollieren kalredakteure, Stadtmuseen und Aufarbeitungsinitiativen zu können, versuchte das SED-Regime, die GNU im Kul- widmen sich u. a. den Demonstrationen vor Ort und bean- turbund anzusiedeln. Außerdem warb das MfS eine Reihe tragten MfS-Unterlagen, insbesondere Foto- oder Filmma- von IM an. Zu dem Forschungsantrag hat die Außenstelle terial, die die Geschehnisse kurz vor dem Fall der Mauer Rostock bisher über 12 000 Seiten vorgelegt. aus Sicht des Staatssicherheitsdienstes dokumentieren. Im Juni 2016 eröffnete im Innenhof der ehemaligen Zentrale 4.3.5 Kirche des MfS in Berlin-Lichtenberg die Open-Air-Ausstellung Auch die Kirchen bzw. kirchliche Einrichtungen standen „Revolution und Mauerfall“ der Robert-Havemann-Ge- immer wieder im Fokus des MfS. Das zu diesem Themen- sellschaft. Auf 1 300 Quadratmetern dokumentiert die bereich vorhandene Material wird in vielen Forschungs- zweisprachige Dauerausstellung die wichtigsten Stationen und Medienanträgen genutzt. der Revolution in der DDR, von den Anfängen des Pro- Im Berichtszeitraum wurden elf Forschungs- bzw. Me- tests über den Mauerfall bis zur deutschen Einheit. Sie war dienanträge zum Fall des Theologen Aleksander Radler teilweise bereits im Jahr 2009 auf dem Berliner Alexan- bearbeitet. Radler wuchs in der DDR auf, erhielt aber – derplatz zu sehen. Schon damals hatte der BStU viele Un- wahrscheinlich aufgrund der Nationalität seiner Mutter – terlagen bereitgestellt. Für die überarbeitete Ausstellung zusätzlich die österreichische Staatsbürgerschaft. 1965 sichteten die Antragsteller nochmals rund 3 500 Seiten wurde er vom MfS angeworben und gab sich selbst den und 1 706 Fotos. Decknamen „Thomas“. Er studierte Evangelische Theo- Ein besonders berührender Fall ist der von Matthias Do- logie an der Humboldt-Universität Berlin, später an der maschk, dessen Tod in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt­ Universität Jena, und berichtete regelmäßig über Kontakte Gera sich 2016 zum 35. Mal jährte. Die Erklärung des zu Kommilitonen und Professoren. Im Juli 1968 verriet er Thüringer Ministerpräsidenten, in der ehemaligen DDR die Namen mehrerer Mitstudenten, die ihm Briefe nach geschehenes Unrecht aufarbeiten zu wollen, nahm Re- West-Berlin anvertraut hatten. Daraufhin erhielten sechs nate Ellmenreich − einstige Weggefährtin Matthias Do­ Studenten wegen „geplanter Republikflucht“ langjährige maschks − zum Anlass, Bodo Ramelow aufzufordern, auch Haftstrafen. Mithilfe der Ergebnisse seiner IM-Tätigkeit die Todesumstände Domaschks untersuchen zu lassen. Im wurden weitere Personen verhaftet und verurteilt, darunter – 45 –

Fluchtwillige und Fluchthelfer. Um Radler vor Enttarnung 4.3.7 Ausländer und Minderheiten zu schützen, ließ ihn das MfS sein Studium in Schweden Für einen Dokumentarfilm über das Leben von vietname- fortsetzen und unterstützte ihn finanziell. 1977 promo- sischen und mosambikanischen Vertragsarbeitern in der vierte er an der Universität Lund und vertrat von 1982 bis DDR beantragte eine Produktionsfirma im Auftrag des 1985 eine Professur an der Åbo Akademi in Finnland. Mit Fernsehsenders rbb Einsichtnahme in die dazu vorhande- Unterstützung des MfS wurde er 1988 zum Theologiepro- nen Unterlagen des MfS. Im Mittelpunkt der Recherchen fessor an der Universität Jena berufen, nachdem er bereits standen die Absicherungs- und Überwachungsmaßnah- zuvor am Katechetischen Oberseminar in Naumburg als men des MfS sowie der zielgerichtete Einsatz inoffizieller schwedischer Gastdozent gelehrt hatte. Die in der Außen- Mitarbeiter. Außerdem wurde zu den Konsequenzen der stelle Frankfurt (Oder) zu IM „Thomas“ aufgefundenen Überwachung, z. B. den Folgen krimineller Delikte für die Unterlagen einschließlich der Sachakten umfassen über ausländischen Vertragsarbeiter, recherchiert. Im Novem- 2 800 Seiten. Sie wurden seit 2011 manuell rekonstru- ber 2015 lief der Film in der ARD unter dem Titel „Hone- iert. Erst durch die Rekonstruktion der Unterlagen wur- ckers Gastarbeiter“. de das Ausmaß seiner inoffiziellen Tätigkeit für das MfS bekannt. Radler, inzwischen schwedischer Staatsbürger, Gleichermaßen im Fokus des MfS standen nationale bestritt zunächst eine Zusammenarbeit mit dem Staatssi- Minderheiten in der DDR − am bekanntesten dürften die cherheitsdienst der ehemaligen DDR, legte aber noch im Sorben sein, die auch schon in Zeiten der NS-Herrschaft selben Jahr sein Pfarramt in der Schwedischen Kirche nie- unter Repressalien zu leiden hatten. Die Außenstelle Dres- der, nachdem Untersuchungen gegen ihn eingeleitet wor- den bearbeitete einen Antrag des Sorbischen Instituts e. V. den waren. Bautzen zum Thema „Sorben, Deutsche, Fremde: Die zweisprachige Oberlausitz im Zweiten Weltkrieg“. Da- 4.3.6 Kinder und Jugendliche bei stehen die politischen und gesellschaftlichen Prozesse während der Zeit des NS-Regimes als auch deren Folgen Im Frühjahr 2015 erschien das Buch „Vater, Mutter, Stasi“ in der DDR-Zeit im Mittelpunkt dieser Untersuchung, die von Angela Marquardt, das sie zusammen mit Miriam die Entwicklung in den sorbischen und wendischen Gebie- Hollstein geschrieben hat. Die Aufarbeitung von Mar- ten beleuchtet. Mithilfe der Unterlagen des BStU konnten quardts Leben hat in der Öffentlichkeit viel Beachtung ge- insbesondere Repressionen und Diskriminierungen gegen- funden. Marquardt hatte als Jugendliche mit 15 Jahren eine über der sorbischen Bevölkerung u. a. durch Verbote von Verpflichtungserklärung unterschrieben. Sie wurde schon Publikationen oder Gottesdiensten in sorbischer Sprache in jungen Jahren auf ihre Mitarbeit beim MfS vorbereitet. belegt werden. Es wurden insgesamt 13 800 Seiten perso- Ergänzend zu den ihr aus der persönlichen Akteneinsicht nen- und sachbezogener Unterlagen zur Einsicht vorgelegt. vorliegenden Unterlagen wurden weitere Dokumente, wie z. B. die Diplomarbeiten der Juristischen Hochschule zum 4.3.8 Medien Thema „Jugendliche IMs“, in die Bearbeitung des An- trages einbezogen. In dem sehr persönlichen Buch wird Ein ausländischer Student untersucht in einem For- auch das System der Ausnutzung und der ideologischen schungsantrag das Zusammenwirken des MfS mit dem Ausbeutung Jugendlicher durch die Staatssicherheit dar- DDR-Fernsehen und fokussiert dabei auf die Fernsehpro- gestellt. duktion „Das unsichtbare Visier“ aus den 70er-Jahren, die in Kooperation mit dem MfS entstand. Im Mittelpunkt der In letzter Zeit erreichten den BStU vermehrt Anträge zu 16 Folgen der Serie und der vier Romane zur Serie steht Adoptionen in der DDR, sowohl zu einzelnen Personen, ein in der Bundesrepublik Deutschland wirkender Agent als auch allgemein zum Verfahren der Adoption. Ein im des MfS. Die Autoren der Serie wurden für ihre Dreh- Rahmen einer Masterarbeit für die Universität Rostock buch- und Romanvorlagen mit Hintergrundmaterialien gestellter Antrag befasste sich mit „Zwangsadoptionen versorgt und erhielten auf Beratungen mit Mitarbeitern als politisches Repressionsinstrument in der DDR“. Dafür der dem Minister für Staatssicherheit direkt unterstellten wurden aus über 15 500 durchgesehenen Seiten 440 Sei- Abteilung Agitation Anregungen zu einzelnen Szenen. ten in Kopie zur Verfügung gestellt. Das Drehbuch zur zweiten Staffel schrieb der von 1957 Eine deutliche Zunahme in den Anträgen konnte beim bis 1975 amtierende Leiter der Abteilung Agitation selbst. Thema Kinderheime verzeichnet werden. So stellte im Im Ergebnis der Recherchen wurden u. a. detaillierte Jah- Jahr 2016 eine Privatinitiative ehemaliger Heimkinder ei- respläne der Abteilung Agitation aus dem Zeitraum 1971 nen Antrag auf Akteneinsicht zum Kinderheim A. S. Ma- bis 1985 ermittelt, die erst kürzlich erschlossen wurden. karenko, dem größten Kinderheim der DDR. Dazu wurden Zudem fanden sich etliche Querverweise auf andere Pro- bisher 23 600 Seiten durchgesehen. Für einen Antrag der duktionen, an denen das MfS im Hintergrund mitgewirkt Evangelischen Hochschule Berlin zum Durchgangsheim hatte. Auch die konkrete Tätigkeit und die Kaderarbeit der Abteilung Agitation konnte anschaulich belegt werden. Alt-Stralau sind bisher ca. 18 700 durchgesehene Seiten zusammengekommen. Im Gegensatz zu Anträgen, die sich Der Regisseur und Grimme-Preisträger Andreas Voigt auf ein spezielles Kinderheim beziehen, recherchierte zum befasst sich in einem neuen Projekt mit einem Journalis- Beispiel die Fachhochschule Potsdam das Thema Kinder- tenehepaar; beide jahrelange inoffizielle Mitarbeiter des heime übergreifend. Dafür wurden ca. 2 900 Seiten durch- MfS. Für den Medienantrag wurden die IM-Akten der gesehen und 1 250 Seiten sowie 14 Fotos vorgelegt. ­Ehepartner und die Kaderakten der Führungsoffiziere als – 46 – auch sachbezogene Unterlagen der IM-führenden Dienst­ Station beantragten für ihre Betriebshistorie den Zugang einheit recherchiert. Der Film, der auch ausgewählte zu Unterlagen des MfS zur Katastrophe. Die Recherchen ­Originale zeigte, feierte zum Auftakt des Leipziger Doku- ergaben eine große Anzahl von Unterlagen aus verschie- mentar- und Kurzfilmfestivals am 25. Oktober 2015 unter denen Hauptabteilungen und der Bezirksverwaltung Karl- dem Titel „Alles andere zeigt die Zeit“ seine Premiere, am Marx-Stadt. Diese waren zum Teil sehr aussagekräftig, 25. Januar 2016 wurde er in Vorbereitung der Berlinale auch in der technischen Bewertung des damaligen Ge- gezeigt. Mittlerweile war der Dokumentarfilm im Fernse- schehens, und waren mit Fotodokumentationen­ ergänzt. hen zu sehen. Weite Teile der DDR waren ländlich geprägt, insbeson- Lokalzeitungen wie die ehemalige Neubrandenburger dere im Norden. Hier hatte die Landwirtschaft ein großes Bezirkszeitung „Freie Erde“, der heutige „Nordkurier“, Gewicht, und damit auch die Landwirtschaftlichen Pro- und die „Lausitzer Rundschau“ arbeiten zunehmend ihre duktionsgenossenschaften (LPG). Nach der Zwangskol- Vergangenheit auf. Als erste Thüringer Zeitung erteilte die lektivierung galt es für das MfS, nicht nur Widerstand „Thüringer Allgemeine“ den Auftrag, die Geschichte ihrer gegen die „sozialistische Landwirtschaft“ aufzuspüren, Vorgängerzeitung aufzuarbeiten und dazu beim BStU zu auch die Mangel- und Planwirtschaft forderte aus Sicht recherchieren. Die Ergebnisse verarbeitete eine unabhän- der Geheimpolizei ihren Einsatz. So war die Stasi häufig gige Publizistin in einer Artikelserie zur SED-Bezirkszei- an sogenannten Komplexkontrollen im Agrarwesen be- tung „Das Volk“. teiligt. In seiner Staatsexamensarbeit hat sich ein Student der Universität Rostock intensiver mit der Rolle des MfS 4.3.9 Sport im Agrarwesen des Bezirks Rostock beschäftigt und dazu über 4 000 Seiten zur Einsicht vorgelegt bekommen. Im Berichtszeitraum gingen in der Zentralstelle insgesamt 17 Forschungs- und Medienanträge zum Thema Sport und Sportüberwachung ein, hier speziell im Bereich des Fuß- 4.3.11 Medizin balls. Konkret ging es um bestimmte Mannschaften der Im März 2015 wurden in einer Veranstaltung mit der LStU DDR-Oberliga, aber auch um die bundesdeutsche Natio- Sachsen-Anhalt erste Ergebnisse eines von ihr unterstütz- nalmannschaft. Es wurden insgesamt über 93 000 Seiten ten Forschungsantrags von Prof. Florian Steger über die gesichtet und davon rund 14 000 zur Einsicht vorgelegt. Venerologische Station in Halle vorgestellt. Thematisiert wurden dabei die teils massiven körperlichen Eingriffe und Die Außenstelle Erfurt hat einen umfangreichen Antrag psychologischen Maßnahmen der Station, um zwangsein- des Bayerischen Rundfunks bearbeitet, der sich mit dem gewiesene Mädchen und Frauen zu „sozialistischen Per- Einfluss der Stasi auf das Leben und die Karriere der sönlichkeiten“ umzuerziehen. Der Antrag befasst sich mit Leichtathletin Heike Drechsler befasst und in einen Hör- Art, Form und Umfang dieser Eingriffe und fragt spezi- funkbeitrag mündet. fisch nach den Funktionen des MfS auf der Station. Dieses Thema stieß in der Öffentlichkeit auf großes Interesse und 4.3.10 Wirtschaft führte u. a. zu Filmbeiträgen des MDR. Die Absicherung der Volkswirtschaft stellte eine Haupt- aufgabe des MfS dar, vor allem da Interventionen aus dem 4.3.12 Aufarbeitung der NS-Diktatur westlichen Ausland in der Form von Sabotage oder Wirt- Wie in den vorangegangenen Jahren wandten sich im schaftskriminalität vermutet wurden. Gleichzeitig war die Berichtszeitraum zahlreiche Wissenschaftler und Jour- Stasi in Aktivitäten involviert, die darauf ausgerichtet wa- nalisten an den BStU, um die nationalsozialistische Ver- ren, in der Bundesrepublik und anderen westlichen Staa- gangenheit politisch und historisch aufzuarbeiten. Die ten Valuta für die DDR zu beschaffen. Ein freischaffender frü­here Hauptabteilung IX/11 des MfS hat umfangreiche Schweizer Journalist recherchierte zu diesem Thema in Materialien hinterlassen (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, den Stasi-Unterlagen und veröffentlichte dazu 2015 das S. 52 f.). Im Jahr 2015 wurden insgesamt 116 Forschungs- Buch „Operationsgebiet Schweiz“. und Medienanträge mit NS-Bezug beim BStU eingereicht. Der Fernsehsender rbb beantragte für einen Filmbeitrag Im Jahr 2016 wurde diese Zahl mit 127 Anträgen noch Material zur Geschichte des Flughafens Schönefeld. Zu übertroffen. den recherchierten Ereignissen gehörte u. a. eine geplante Neben den Forschungsprojekten namhafter Gedenkstätten, Flugzeugentführung. Zu diesem breiten Themenfeld wur- wissenschaftlicher Institutionen, Stiftungen und Museen den über 6 000 Seiten und über 500 Fotos, sieben Filme haben auch internationale Forscher und Einrichtungen und zwei Tonbänder vorgelegt und schließlich 685 Seiten, nach wie vor wissenschaftliches Interesse an der Nutzung 66 Fotos und sieben Filme herausgegeben. dieser Unterlagen. So hat das polnische Institut des Natio- Im Zusammenhang mit dem Bau der Erdgastrasse aus Si- nalen Gedenkens (IPN) Kopien von Unterlagen beantragt, birien in den Süden der DDR durch die Sowjetunion und die Verbrechen der Nationalsozialisten in Polen betreffen die DDR wurde in der kleinen Erzgebirgsstadt Sayda eine und an deren Aufklärung die damaligen polnischen Be- Erdgasverdichterstation gebaut. Mit der Inbetriebnahme hörden (1945–1990) beteiligt waren. Zum Beispiel sind dieser Station kam es im Juli 1978 zu einer folgenschwe- im Zuge der damaligen Aufklärung auch IM des MfS ren Katastrophe. Die Station explodierte und es kamen als Kriegsverbrecher enttarnt und in der DDR verurteilt zwei Mitarbeiter zu Tode. Die jetzigen Betreiber dieser ­worden. Zu diesem Thema sind unzählige Unterlagen im – 47 –

Archiv vorhanden. Dazu sind bisher 11 000 Seiten in digi- ein Feature über den Roman „Nackt unter Wölfen“ und talisierter Form dem IPN zur Verfügung gestellt worden. dessen Erstverfilmung mit weiteren Informationen zu unterfüttern. Anlass war die Neuverfilmung des Buches. Zu den Verbrechen des Dritten Reichs gehört auch die Ermordung von Behinderten. In beiden deutschen Staa- Insbesondere interessierten ihn Unterlagen über Bruno ten kamen viele ehemalige Täter aus dem medizinischen Apitz, der von der Stasi als IM geführt wurde. Aber auch Sektor ungeschoren davon. 1950 gab es einen Prozess zur Unterlagen über den Lektor und Vertrauten Apitz’, Martin Euthanasie in Schwerin. Angeklagt war u. a. der Leiter der Gustav Schmidt, sowie den Regisseur Frank Beyer wur- psychiatrischen Klinik in Rostock-Gehlsdorf, der mangels den aufbereitet. Das Feature wurde am 11. April 2015, Beweisen freigesprochen wurde. Die Außenstelle Rostock dem 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers bearbeitete im Berichtszeitraum zwei Forschungsanträge Buchenwald, im MDR Figaro gesendet. zur Euthanasie in den psychiatrischen Anstalten auf dem Sachsenberg in Schwerin und in Rostock. 4.3.14 Terrorismus, Extremismus Eine Doktorandin der Schlesischen Universität Katowice Im Berichtszeitraum gingen zu diesem Themenbereich stellte zum Thema „SS-Aufseherinnen der Konzentra­ wieder zahlreiche Forschungs- und Medienanträge aus tionslager Auschwitz sowie Ravensbrück und Majdanek − dem In- und Ausland ein. Überwiegend wurden Unterlagen deren Biographien, Motivationen und Strafverfolgung nach zu rechtsextremistischen und rechtsterroristischen Strö- 1945“ einen Forschungsantrag. Umfangreiche Recherchen mungen angefordert. So wurden insbesondere Stasi-Akten zu dem großen Personenkreis wiesen in den meisten Fäl- mit Informationen über die internationale Zusammenar- len auf Unterlagen der MfS-Hauptabteilung IX/11 hin. Bei beit und Vernetzung rechtsextremer Gruppen beantragt Hinweisen auf Unterlagen im Bestand des Bundesarchivs und nach entsprechender Recherche und Aktensichtung wurden der Nutzerin die Signaturen mitgeteilt. zur Verfügung gestellt. Zu einem Forschungsantrag der LStU Sachsen-Anhalt zu „Rechtsextremen Strukturen in 4.3.13 Kunst und Kultur den ehemaligen Bezirken Halle und Magdeburg“ wurden bislang ca. 20 000 Seiten gelesen. Den Kunst- und Kulturbetrieb der DDR überwachte der Staatssicherheitsdienst mit immensem Aufwand. Zu den 4.3.15 MfS weltweit bekanntesten deutschen Schriftstellern zählt Uwe Johnson (1934–1984). 1952 bis 1956 studierte er in Nach wie vor sehr groß ist das wissenschaftliche Interesse Rostock und geriet hier und darüber hinaus ins Visier der an den Strukturen des MfS, vor allem aber an den Akteu- SED und des MfS, als er sich öffentlich für Meinungs- und ren. So wurde über mehrere Jahre hinweg ein Medienan- Religionsfreiheit einsetzte. Für eine „Uwe-Johnson-Ge- trag zu Erich Mielke bearbeitet und im Jahr 2015 mit der samtausgabe“ forscht ein Team des Instituts für Germa- Erstaufführung des Films „Meister der Angst“ sowie der nistik der Universität Rostock auch in MfS-Unterlagen zu Veröffentlichung eines Begleitbuchs, in dem zahlreiche seinem Leben und Wirken. Im Zuge eines Forschungsan- von der Behörde zur Verfügung gestellte Fotos abgedruckt trags sahen die zuständigen Sachbearbeiterinnen bisher wurden, abgeschlossen. fast 200 000 Seiten durch. Im Berichtszeitraum wurde ein umfangreiches For- Ein oft von Wissenschaftlern und Journalisten beantragtes schungsvorhaben der Universität Leipzig mit dem Titel Thema ist die Ausbürgerung Wolf Biermanns vor 40 Jah- „Hauptamtliche Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit“ ren und deren Folgen. Wolf Biermann selbst beantragte im beendet. Das Forscherteam untersuchte dabei die Mo- Berichtszeitraum Zugang zu den Stasi-Unterlagen in Vor- tivation und Lebenswege ehemaliger hauptamtlicher bereitung seiner Autobiografie, die im Oktober 2016 un- MfS-Mitarbeiter der Bezirksverwaltungen Karl-Marx- ter dem Titel „Warte nicht auf bessre Zeiten!“ erschienen Stadt und Rostock. Biografische Interviews, ausgewertet ist. Für diesen Antrag wurden über 20 000 Seiten gelesen, mit sozialwissenschaftlichen Methoden, in Kombination rund 4 500 Seiten vorgelegt und 352 Seiten herausgege- mit Erkenntnissen aus MfS-Unterlagen bildeten dafür die ben. Grundlage. Seit 2012 erfolgten allein 700 Personenrecher- Ein Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen chen. Zur Einsicht wurden ca. 21 000 Seiten vorgelegt Medienunternehmen und einer BStU-Außenstelle ist ein und ca. 10 000 Seiten Aktenmaterial herausgegeben. Die Antrag der Zeitung „Dresdner Neueste Nachrichten“ zum Forschungsergebnisse wurden im Herbst 2016 von Uwe Thema „Aktion Semperoper“. 575 von der Außenstelle­ Krähnke u. a. unter dem Titel „Im Dienst der Staatssicher- Dresden vorgelegte Seiten sowie 266 herausgegebene Du- heit. Lebensverläufe von hauptamtlichen Mitarbeitern des plikate führten zu einem Artikel in der Zeitung über die DDR-Geheimdienstes“ publiziert. Maßnahmen des MfS zur Wiedereröffnung der Semper­ Vielfach beantragt wurde die Herausgabe von Dokumen- oper am 13. Februar 1985. Darüber hinaus referierte der ten und Bildern zu Wladimir Putin. Besonderes Aufse- Autor in einer Abendveranstaltung in der Außenstelle hen erregte dabei ein neu erschlossenes Bild, das Putin Dresden über seine Erkenntnisse aus den Akten. Der MDR bei der Ordensverleihung durch das MfS zeigt. Nicht nur berichtete darüber in seiner Abendsendung. inländische Medienvertreter zeigten Interesse. So gab es Der MDR beantragte Zugang zu den Akten des Staats- ­Anfragen von schwedischen, französischen und britischen sicherheitsdienstes der ehemaligen DDR mit dem Ziel, Medienunternehmen wie der BBC. – 48 –

Insgesamt ist aus dieser exemplarischen Zusammenstel- BStU vor Erlass eines kostenpflichtigen Widerspruchs- lung einiger Medien- und Forschungsanträge ersichtlich, bescheides ausführlich die Sach- und Rechtslage. Dabei wie vielfältig die in der Behörde archivierten Stasi-Un- wird auf die hier maßgebliche archivische Betrachtung der terlagen genutzt werden können und genutzt werden. Unterlagen und die dazu bestehende gefestigte Rechtspre- Besonders deutlich wird auch, dass die Bereitstellung chung des Verwaltungsgerichts Berlin hingewiesen. In der der Unterlagen für Forschung und Medien, anders als in Mehrzahl dieser Fälle wurde der Widerspruch nach dem herkömmlichen Archiven, eine umfassende Vorbereitung erläuternden Schreiben zurückgenommen. erfordert, bevor Aktenseiten gelesen, Tonbänder gehört sowie Fotos und Filme gesichtet werden können. Es hat sich bewährt, in Einzelfällen Bürgerinnen und Bürgern im laufenden Widerspruchsverfahren vor Erlass eines Widerspruchsbescheides die Sach- und Rechtslage 4.4 Widersprüche gegen Entscheidungen ausführlich zu erläutern. Dem BStU ist es in jedem Fal- des BStU le ein wichtiges Anliegen, dass seine Entscheidungen und Trotz umfassender und fundierter Beratung über die Zu- Bescheide nachvollziehbar sind, auch wenn im Einzelfall gangsrechte zu den Unterlagen des Staatssicherheitsdiens- einem Widerspruch nicht abgeholfen werden kann. tes im Vorfeld der Antragstellung und während der Be- arbeitung sind Widersprüche gegen Entscheidungen des 4.5 Rechtsstreitigkeiten zum Stasi- BStU nicht zu vermeiden. Jedoch ist die Anzahl der Wi- Unterlagen-Gesetz derspruchsverfahren im Vergleich zur Gesamtzahl der An- träge und Ersuchen und im Hinblick auf die Schwierigkeit Im Berichtszeitraum sind beim Bundesbeauftragten zehn der rechtlichen Materie gering. So wurde im Berichtszeit- Klagen. bzw Anträge auf vorläufigen Rechtsschutz einge- raum in insgesamt 42 Fällen Widerspruch gegen einen Be- gangen, die sich auf die Verwendung von Unterlagen des scheid des BStU erhoben, davon die meisten, nämlich 40, Staatssicherheitsdienstes beziehen. Diese Rechtsstreitig- wiederum im Bereich der privaten Akteneinsicht, ferner keiten haben in erster Linie Fragen des Umfangs der bei zwei zu Forschungs- und Medienanträgen. Diese beiden der persönlichen Akteneinsicht zugänglich zu machenden Widersprüche wurden zurückgewiesen, da die zugrunde Unterlagen zum Gegenstand. Insgesamt neun Verwal- liegenden Anträge wegen fehlender Zugangsvoraussetzun­ tungsstreitverfahren zu Rechtsfragen des Stasi-Unterla- gen abzulehnen waren. gen-Gesetzes wurden im Berichtszeitraum durch eine ge- richtliche Entscheidung abgeschlossen. In 36 der insgesamt 42 Widerspruchsverfahren ergab die Prüfung, dass die Entscheidungen der Behörde recht- Auch im aktuellen Berichtszeitraum weitergeführt wurde mäßig ergangen waren. Diese Widersprüche wurden ein Verfahren, das die Herausgabe von Dokumenten aus zurückgewiesen. In sechs Fällen hob der BStU die Aus- Behördenvorgängen der Forschungsgruppe Rosenholz an gangsbescheide vollständig auf, wobei in vier Verfahren einen Journalisten zum Gegenstand hat (siehe Siebenter zu § 15 StUG die Widerspruchsführer ihre Anträge erst Tätigkeitsbericht, S. 29 f., Achter Tätigkeitsbericht, S. 13, im Widerspruchsverfahren entsprechend den gesetzlichen Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 58 f.). Ausgangspunkt des Vorgaben glaubhaft gemacht oder erforderliche Begrün- Rechtsstreits war ursprünglich ein Antrag nach dem In- dungen nachgereicht hatten. Sechs Widersprüche wurden formationsfreiheitsgesetz auf Herausgabe dieser Behör- nach ausführlichen erläuternden Schreiben zur Rechts­ denunterlagen. Bereits im Jahr 2009 war in dieser Sache lage durch die Widerspruchsführer zurückgenommen. Der ein Urteil ergangen, in dem das Verwaltungsgericht Berlin überwiegende Anteil der Widersprüche im Bereich der entschieden hatte, dass der Kläger im Hinblick auf sol- privaten Akteneinsicht richtete sich gegen die Ablehnung che Unterlagen, die personenbezogene Informationen aus von Anträgen naher Angehöriger auf Akteneinsicht in Un- MfS-Unterlagen enthalten, auf der Grundlage der Regelun- terlagen zu verstorbenen oder vermissten Personen gemäß gen des Stasi-Unterlagen-Gesetzes neu zu bescheiden sei § 15 StUG (siehe Abschnitt 4.1.4). In einem Großteil die- (VG Berlin, Urteil vom 8. September 2009, Az. 2 A 8.07, ser Verfahren gehörten die Antragsteller, wie zum Beispiel siehe Zehnter Tätigkeitsbericht, S. 29). In der Folgezeit als Stiefkinder oder als geschiedene Ehepartner, nicht zum wurden die Akten der Forschungsgruppe Rosenholz nach antragsberechtigten Personenkreis nach § 15 StUG. den Maßgaben dieser Entscheidung umfassend zugänglich gemacht. Streitig blieb allein die Herausgabe von in den Zu Widerspruchsverfahren kam es außerdem, weil die Be- Behördenvorgängen enthaltenen, von den Mitarbeitern der hörde Anträge wegen fehlender Rechtsgrundlage ablehnen Forschungsgruppe erstellten internen Arbeitslisten. Diese musste. Hierbei handelte es sich um Anträge von Bürgern, enthalten Angaben zu über 2 000 Personen, zu denen von die Auskünfte zu anderen Personen wünschten, um diese der Hauptverwaltung A des MfS sogenannte Statistikbö- auf eine vermeintliche Tätigkeit für den Staatssicherheits- gen angelegt worden waren und bei denen eine gewisse dienst zu überprüfen, sowie um Anträge auf Entschlüsse- Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass sie als inoffizielle lung von Decknamen inoffizieller Mitarbeiter. Mitarbeiter für die HV A tätig waren. Eine Aussage hierzu, Zudem wandten sich auch in diesem Berichtszeitraum die den Anforderungen des StUG an eine Herausgabe oder Bürgerinnen und Bürger gegen die vorgenommene Ein- Veröffentlichung von personenbezogenen Informationen stufung der zu ihnen aufgefundenen MfS-Unterlagen als genügt, lässt sich jedoch nur anhand umfassender Recher- Mitarbeiterunterlagen sowie gegen die damit verbundene chen im jeweiligen Einzelfall treffen. Grundsätzlich wer- Kostenerhebung. Auch in derartigen Fällen erläutert der den Unterlagen mit personenbezogenen Informationen, – 49 – auch solche zu inoffiziellen Mitarbeitern des MfS, vom Herauszuheben sind einige über das Einzelthema hin- BStU bei Forschungs- und Medienanträgen themenbezo- ausweisende Veröffentlichungen. Mit dem Lesebuch zur gen und nach Maßgabe einer Abwägung zur Verfügung DDR-Geheimpolizei „Staatssicherheit“ in Deutsch und gestellt; eine Herausgabe oder Veröffentlichung in Listen- Englisch hat Daniela Münkel einen Reader zum Repressi- form sieht das Stasi-Unterlagen-Gesetz nicht vor. Dement- onsapparat der DDR herausgegeben, der über das Fachpu- sprechend konnte die gewünschte vollständige Deanony- blikum hinaus Interesse findet. Dieses Ziel, einen breiteren misierung der Arbeitslisten nicht vorgenommen werden. Leserkreis anzusprechen, verfolgt auch die neue Reihe zur Staatssicherheit in den neuen Bundesländern. Sie verbin- Der Antragsteller erhob gegen den entsprechenden Be- det gut lesbar wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse mit scheid Untätigkeitsklage beim Verwaltungsgericht Berlin. Fallbeispielen aus den behandelten Regionen und bietet so Im Zuge weiterer Verhandlungen zwischen den Beteiligten einem regionalen Publikum konkrete Anknüpfungspunkte wurde beim BStU geprüft, ob und inwiefern eine teilweise zur Beschäftigung mit der Geschichte der Staatssicherheit. Deanonymisierung der Listen möglich sei. Zugänglich ge- Den ersten Band zum Ministerium für Staatssicherheit macht wurden in der Folgezeit die Namen derjenigen Per- (MfS) in Sachsen-Anhalt konnten Peter Boeger und ­Elise sonen, die wegen Spionage rechtskräftig verurteilt worden Catrain 2016 vorlegen. Dass der Ansatz, verlässliches waren bzw. deren Tätigkeit für das MfS bereits Gegen- Wis­sen kompakt zur Verfügung zu stellen, angenommen stand öffentlicher Berichterstattung gewesen war. Die vom wird, belegt die Tatsache, dass das MfS-Lexikon 2016 in Antragsteller trotz der erfolgten teilweisen Deanonymisie- einer dritten, wiederum aktualisierten Version als Taschen- rung der Listen weiterbetriebene Klage wurde vom Ver- buch erscheinen konnte. waltungsgericht nach mündlicher Verhandlung als unzu- lässig abgewiesen (VG Berlin, Urteil vom 23. ­April 2015, Die Veröffentlichung des Handbuchbandes zur Haupt­ Az. VG 1 K 233.13). Der vom Kläger gestellte Antrag auf abteilung IX (Untersuchung) von Roger Engelmann und Zulassung der Berufung gegen dieses Urteil wurde vom Frank Joestel schließt nicht nur eine Lücke im Überblick Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg abgelehnt. über die Tätigkeitsfelder der Staatssicherheit (siehe Ab- schnitt 5.2.2), sondern bildet auch den Abschluss der Parallel zu diesem Verfahren stellte der Antragsteller ei- grundlegenden Reihe der MfS-Handbücher „Anatomie nen weiteren Antrag beim Verwaltungsgericht Berlin auf der Staatssicherheit“. In 28 Bänden liegt nun Basiswissen Vollstreckung aus dem rechtskräftigen Urteil vom 8. Sep- zur Struktur und Arbeit der Staatssicherheit vor. tember 2009. In diesem Verfahren machte er geltend, der BStU sei der in dieser Entscheidung ausgesprochenen Im zweiten umfangreichen Vorhaben des Forschungs­ Verpflichtung zur Neubescheidung nach den Maßgaben bereichs, der Edition der ZAIG-Bände (Zentrale Auswer- des Stasi-Unterlagen-Gesetzes nicht ausreichend nachge- tungs- und Informationsgruppe), konnte im Berichtszeit- kommen. Er verlangte umfassende Recherchen zu jeder raum der neunte Band vorgelegt werden – zum Krisenjahr einzelnen der über 2 000 in den Listen enthaltenen Per- 1956 von Henrik Bispinck. Mit 537 Dokumenten handelt sonen, soweit diese nicht bereits deanonymisiert worden es sich hier um einen ungewöhnlich umfangreichen Be- waren. Demgegenüber machte der BStU geltend, dass stand, der tiefe Einblicke in die Stimmung der DDR-Be- eine derartige Prüfung aufgrund der Komplexität der nach völkerung gewährt – freilich jeweils gesehen durch die StUG durchzuführenden Recherchen die Arbeitskraft in Brille der Stasi-Mitarbeiter. Deren Wahrnehmung als auch dem zuständigen Bereich über Jahre binden würde, der die der Bürgerbewegung im Herbst 1989 werden in einer Aufwand im Rahmen eines Antrags auf Zugang zu Be- Publikation zur letzten Phase der MfS-Bezirksverwaltung hördenvorgängen mithin unverhältnismäßig sei. Das Ver- Karl-Marx-Stadt thematisiert. Diese Studie von Holger waltungsgericht lehnte den Antrag des Journalisten auf Horsch erschien zum 25. Jahrestag der Auflösung des MfS Durchführung der Zwangsvollstreckung ab (VG Berlin, und seiner Nachfolgeinstitution. Beschluss vom 28. August 2015, Az. VG 2 M 427.15). Die Veröffentlichung seiner Studie zu den Operativgrup- In seiner Entscheidung führte es aus, dass die Behörde pen der Staatssicherheit in den sogenannten Bruderländern ihrer Verpflichtung aus dem Urteil vom 8. September 2009 konnte ihr Verfasser, Christian Domnitz, tragischerweise nachgekommen sei, soweit dessen Bindungswirkung rei- nicht mehr erleben. Er verstarb plötzlich, schon an einem che. Die daraufhin erhobene Beschwerde gegen diese neuen Projekt am Deutschen Historischen Institut in War- Entscheidung wurde durch das Oberverwaltungsgericht schau arbeitend. Die Arbeit sorgfältig zu publizieren, war Berlin-Brandenburg zurückgewiesen, ebenso eine gegen seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aus dem diesen Beschluss eingelegte Anhörungsrüge des Vollstre- Forschungsbereich eine besondere Verpflichtung. ckungsgläubigers. Der Forschungsbereich hat die Aufgabe übernommen, die Frage zu beantworten, in welchem Umfang Akten 5 Forschung und Publikationen im Herbst 1989 und in den ersten Monaten des Jahres In den Jahren 2015 und 2016 hat der Bundesbeauftragte 1990 vorsätzlich vernichtet wurden (siehe Abschnitt für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- 5.3.1). Diese Frage stellte sich stets beim Blick auf die maligen DDR (BStU) elf Monografien, vier Sammelbän- großen Überlieferungslücken und die rund 16 000 Säcke de, zwei Akteneditionen und einen Handbuchband pub­ mit zerrissenen­ Akten. Nun hat sich eine kleine Gruppe liziert. Einzelheiten zu den verschiedenen Bänden finden von Wissenschaftlern, unterstützt aus allen Bereichen der sich unten (siehe Abschnitt 5.2). Behörde, daran gemacht, ein Fundament für die Beant- – 50 – wortung der Frage zu erarbeiten. Die Ergebnisse dürfen funden. Wiederum stand die gründliche und differenzierte auf großes Interesse der Öffentlichkeit und der vom Tun Beurteilung von ausgearbeiteten Forschungsvorhaben im der Staatssicherheit besonders Betroffenen rechnen. Vie- Vordergrund der Arbeit des Gremiums. Die fünf behandel- le von ihnen erwarten Aufklärung darüber, warum die ten Projekte wurden zur Bearbeitung empfohlen. Das WBG Staatssicherheit welche Akten wann vernichtet hat und würdigte wiederholt sowohl die Produktivität als auch die ob möglicherweise Unterlagen zu ihrer Person darunter Qualität der Arbeit des Forschungsbereichs beim BStU. gewesen sein könnten. 5.2 Forschungsergebnisse: Die Kooperationen der Forschung haben auch in den ver- ­abgeschlossene und publizierte gangenen zwei Jahren Früchte getragen. Zusammen mit ­Projekte der Robert-Havemann-Gesellschaft hat Bernd Florath einen Sammelband herausgegeben, der die verschiede­ Das Sachgebiet Publikationen begleitet die in der For- nen, zum Teil widersprüchlichen Facetten im Leben ihres schungsabteilung entstehenden Manuskripte und Editi- Namensgebers ausleuchtet. Die Zusammenarbeit mit der onsvorhaben von der Manuskriptkorrektur über den Satz „Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung bis hin zur Drucklegung. Die Publikationen erscheinen des Bundesnachrichtendienstes“ – forschungspolitisch entweder als Verlags- oder als Eigenveröffentlichung bedeutsam, weil hier erstmals Sachverhalte in der Ge- bzw. als elektronische Publikationen, die als barrierefreie genüberstellung der Überlieferung zweier, wenn auch PDF-Dateien kostenlos online zur Verfügung gestellt wer- grundverschiedener Geheimdienste betrachtet werden den. Betreut werden ferner Nachschlagewerke wie das können – hat zu einer Veröffentlichung unter Beteiligung „Abkürzungsverzeichnis“ der häufig verwendeten Begrif- von Daniela Münkel und Elke Stadelmann-Wenz ge- fe des MfS, das nunmehr in 11., ergänzter und korrigierter führt, die auf ein ganz neues Niveau der Forschung zum Auflage vorliegt. Im Berichtszeitraum konnten zudem er- „deutsch-deutschen Geheimdienstkrieg“ in den 50er-Jah- neut Veröffentlichungen retrodigitalisiert werden. Dieses ren gelangen konnte. Vorhaben wird fortgesetzt, bis nahezu alle Bücher aus dem Selbstverlag der Behörde als Download zur Verfügung Die internationale Zusammenarbeit auf vielen Feldern stehen. mit den Partnerbehörden des BStU hat im Forschungsbe- reich insbesondere im gemeinsamen Projekt der digitalen Im Folgenden werden die im Berichtszeitraum erschiene- Veröffentlichung von Dokumenten zur Zusammenarbeit nen Veröffentlichungen vorgestellt. Eine Liste sämtlicher der Staatssicherheitsdienste des ehemaligen sowjetischen Publikationen des BStU befindet sich im Anhang 14. Blocksystems ihren Niederschlag gefunden. Dieses Pro- jekt wird derzeit gemeinsam vom „Europäischen Netz- 5.2.1 Staatssicherheit. Ein Lesebuch zur werk der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Be- DDR-Geheimpolizei hörden“ unter Federführung des polnischen Instituts des 2015 erschien der Sammelband „Staatssicherheit. Ein Nationalen Gedenkens (IPN) umgesetzt. Lese­buch zur DDR-Geheimpolizei“, herausgegeben von Der Austausch mit den großen zeitgeschichtlichen In- Daniela Münkel. Er bietet eine Gesamtschau wichti- stituten – Institut für Zeitgeschichte, München/Berlin, ger Aspekte der DDR-Diktatur und ihrer Geheimpolizei Zentrum für Zeitgeschichtliche Forschung, Potsdam, und soll zugleich Begleitband für die Dauerausstellung und Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, „Staatssicherheit in der SED-Diktatur“ im Stasi-Museum Dresden – blieb konstant eng, auch wenn daraus im Be- Berlin sein. In wissenschaftlich fundierten und leicht les- richtszeitraum keine konkreten Projekte erwuchsen. Meh- baren Texten, angereichert mit Bildmaterial, behandelt das rere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Lesebuch zentrale Aspekte der Geschichte des MfS in der sind in der universitären Lehre tätig, und zwar an der DDR – eine Reise in die Abgründe einer Diktatur, in der Humboldt-Universität zu Berlin, der Freien Universität die massenhafte Bespitzelung der Bevölkerung und die Berlin und der Leibniz-Universität Hannover. Drei Mit- Verfolgung Andersdenkender 40 Jahre lang Bestand hat- arbeiter wurden mit Arbeiten, die im Kontext ihrer For- ten. Dabei gerät das Verhältnis des MfS zur Staatspartei schung beim BStU entstanden, promoviert. SED genauso in den Blick wie die hauptamtlichen und die inoffiziellen Mitarbeiter (IM) und die Orte, an denen die Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Bei- Geheimpolizei wirkte, von der Stasi-Zentrale in Berlin bis räten von Forschungsinstituten und Gedenkstätten mit. In zu den Haftanstalten. Die Beteiligung der Stasi am blu- diesem Zusammenhang besonders herauszustellen ist die tigen DDR-Grenzregime, die Verfolgung von Oppositio- Berufung von Daniela Münkel als ordentliches Mitglied in nellen, ihre Überwachungsmethoden und ihre Präsenz im die Enquetekommission des niedersächsischen Landtages Alltag der Menschen werden ebenfalls thematisiert. Wis- „Verrat an der Freiheit – Machenschaften der Stasi in Nie- senswertes erfährt man auch über das Wirken der Staats- dersachsen aufarbeiten“. sicherheit außerhalb der Grenzen der DDR sowie ihr Ver- hältnis zu den Geheimpolizeien in anderen sozialistischen 5.1 Arbeit des Wissenschaftlichen Ländern. Schließlich werden das Ende der Staatssicherheit Beratungsgremiums als Folge der Friedlichen Revolution von 1989, die Siche- In den Jahren 2015 und 2016 hat sich das Wissenschaft- rung und Öffnung der Akten sowie deren Nutzung für die liche Beratungsgremium (WBG) dreimal zusammenge- Strafverfolgung im wiedervereinigten Deutschland an- – 51 – schaulich gemacht. 2016 erschien die englische Ausgabe und Helmut Schmidt sowie zur „Berliner Begegnung“ von des Lesebuchs unter dem Titel „State Security. A Reader Schriftstellern aus Ost und West. on the GDR Secret Police“. Im Herbst 2016 erschien der Jahrgang 1956 der Reihe, bearbeitet von Henrik Bispinck. Die Berichte spiegeln 5.2.2 Die Hauptabteilung IX: Untersuchung – die völlige Verunsicherung der Bevölkerung in der DDR, Reihe „MfS-Handbuch“ ausgelöst durch den XX. Parteitag der Kommunistischen Die Reihe „Anatomie der Staatssicherheit – MfS-Hand- Partei der Sowjetunion und die Abkehr von Stalin. Die buch“ wurde im Berichtszeitraum mit dem Beitrag von Machtbasis der SED schien zu bröckeln, umso dichter in- Roger Engelmann und Frank Joestel über das MfS-Unter- formierte die Stasi die Partei- und Staatsführung über die suchungsorgan abgeschlossen. Wie alle kommunistischen Stimmung im Land. Nach dem Arbeiteraufstand in Posen Geheimpolizeien verfügte die Staatssicherheit über die- im Juni und dem Volksaufstand in Ungarn im Oktober se Diensteinheit, in der die exekutiven, durch straf- und wuchs die Unruhe in der DDR. Es kam immer wieder zu strafverfahrensrechtliche Bestimmungen geregelten Kom- kurzen Streiks und zu Protesten in Betrieben sowie an den petenzen einer Ermittlungsbehörde konzentriert waren. Universitäten. Mithilfe von punktuellen Zugeständnissen Die Hauptabteilung IX erwirkte Haftbefehle, vernahm versuchte die SED eine Eskalation zu verhindern. Aus der Beschuldigte und Zeugen, beschaffte sonstige Beweismit- Edition wurden darüber hinaus im Berichtszeitraum die tel und fasste den sogenannten Schlussbericht ab, der die Jahrgänge 1965 und 1981 online gestellt. Grundlage für die spätere Anklage durch den Staatsanwalt bildete. Kaum ein MfS-Bereich hat in den 40 Jahren sei- 5.2.4 Das Archiv der Stasi nes Bestehens eine so tiefgreifende Entwicklung durchge- Im Februar 2015 erschien im Verlag Vandenhoeck & Rup­ macht, wenngleich auch einige Konstanten festzustellen recht der Band „Das Archiv der Stasi. Begriffe“, heraus- sind wie die Methode der weitgehenden Isolierung der gegeben von Roland Lucht. Das Nachschlagewerk erklärt Untersuchungshäftlinge. Aufgrund ihrer primär offiziellen knapp und präzise 865 Begriffe und Kurzbezeichnungen Tätigkeit stand die Hauptabteilung IX stärker im Rampen- der geheimdienstlichen Terminologie, die von der Stasi licht als der Rest des MfS-Apparates und war erheblich bei der Erfassung von Personen, der Registrierung von von den jeweiligen allgemein- und justizpolitischen Kon- Vorgängen sowie der Aktenablage verwendet wurden. junkturen abhängig. Die Studie zeichnet die Entwicklung Ein Glossar und Abbildungen von typischen Karteien so- der Hauptabteilung im Kontext der politischen und recht- wie Akten und Strukturschemata ergänzen das Sachbuch. lichen Entwicklungen der DDR nach und widmet sich Dieser Band richtet sich gleichermaßen an Benutzer von dabei insbesondere ihrer Einflussnahme auf die Gesetzge- Stasi-Unterlagen, Forschung, Medien und Öffentlichkeit. bung. Beleuchtet wird auch ihr Verhältnis zu den anderen „Rechtspflegeorganen“. Die Arbeit präsentiert umfassende statistische Daten zur strafrechtlichen Ermittlungstätigkeit 5.2.5 Das Gedächtnis der Staatssicherheit – des MfS und zu anderen Tätigkeitsfeldern der MfS-Unter- Die Kartei- und Archivabteilung des MfS suchungsorgane, etwa dem Einsatz von sogenannten Zel- Der Sammelband „Das Gedächtnis der Staatssicherheit – leninformatoren und von Abhörtechnik. Die Kartei- und Archivabteilung des MfS“, herausgegeben von Karsten Jedlitschka und Philipp Springer, wurde im 5.2.3 Die DDR im Blick der Stasi. Dezember 2015 in der Reihe „Archiv zur DDR-Staatssi- Die ­geheimen Berichte an die cherheit“ vorgelegt. In einem mehrjährigen archivwissen- ­SED-Führung 1981 und 1956 schaftlich orientierten Projekt hatte eine Arbeitsgruppe die Geschichte der Abteilung XII erforscht, die für die Ver- Die Reihe zur Edition und Analyse der Stimmungs- und waltung der verschiedenen Karteien und der abgelegten Lageberichte wurde im Berichtszeitraum fortgesetzt. Im Akten im Archiv verantwortlich war. Als zentrale Instanz Jahr 2015 erschien der Jahrgang 1981 „Die DDR im Blick der Informationsverwaltung entwickelte sich diese Abtei- der Stasi“, bearbeitet von Matthias Braun und Bernd Flo- lung seit ihrer Gründung im Jahr 1950 zu einem wichtigen rath. Während die SED-Führung im Jahr 1981 mit dem Baustein im Machtapparat des MfS. Sie ermöglichte den X. Parteitag ganz auf Kontinuität unter dem Stichwort der operativen Diensteinheiten den Zugriff auf die gesammel- Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik setzte, vollzo- ten Erkenntnisse und bildete somit ein wichtiges Instru- gen sich in den Augen der Stasi bedrohliche Entwicklun- ment für die Repression und Überwachung der Bevölke- gen: In der DDR wuchs, auch durch entsprechende Impul- rung – sie war das „Gedächtnis“ der Staatssicherheit. se aus dem Westen, eine unabhängige Friedensbewegung. Gleichzeitig machte das Erstarken der Gewerkschaft So- Im Zentrum der Untersuchungen der Arbeitsgruppe stan- lidarność in Polen den Machtverlust der Kommunisten den neben der strukturellen Entwicklung und der Ana­ immer deutlicher. Die Ängste der Machthaber und ihre lyse der Tätigkeitsbereiche auch Herkunft und Alltag der Feindbilder spiegeln sich in den Berichten des Ministe- hauptamtlichen Mitarbeiter. Darüber hinaus konnten u. a. riums für Staatssicherheit zur Situation im Nachbarland Erkenntnisse über zentrale Bestände wie die „Geheime Ab- Polen genauso wie zu den friedenspolitischen Aktivitäten lage“, über den Bau des Archivzweckbaus an der Magda- und gesellschaftspolitischen Überlegungen innerhalb der lenenstraße in Berlin, über das Karteisystem und über die evangelischen Kirchen der DDR. Zum Jahresende domi- Unterstützung, die die Abt. XII befreundeten Geheimpoli- nieren Stimmungsbilder zum Treffen von zeien gewährte, gesammelt werden. Der multiperspektivi- – 52 – sche Blick auf diese besondere, von der Forschung bislang Havemann. Der überzeugte Kommunist und NS-Wider- weitgehend vernachlässigte Diensteinheit liefert nicht nur standskämpfer wirkte nach dem Krieg führend am Aufbau Grundlagen für eine notwendige Quellenkritik im Rahmen der DDR mit. Sein Eintreten gegen soziale und politische künftiger Forschungen zur Geschichte des MfS. Darüber Knechtschaft ließ ihn jedoch bald zum Gegner des Regi- hinaus bietet der Sammelband sowohl Anregungen für die mes werden und in den Fokus der Staatssicherheit gera- Erforschung der Archivgeschichte der DDR als auch für ten. Die Beiträge des von Bernd Florath herausgegebenen eine moderne Institutionengeschichte des MfS. Sammelbandes „Annäherungen an Robert Havemann. Biographische Studien und Dokumente“ beleuchten Wen- 5.2.6 Hinter vorgehaltener Hand – ­Studien zur depunkte der politischen Biografie Havemanns und die Denunziationsforschung ihnen zugrunde liegenden geistigen Voraussetzungen. Sie arbeiten seine Bedeutung für die historische Entwicklung Im Januar 2015 wurde der Sammelband „Hinter vorge- in der DDR heraus. Die Aufsätze werden ergänzt durch haltener Hand. Studien zur historischen Denunziations- autobiografische Schlüsseldokumente aus Havemanns forschung“ als Band 39 der wissenschaftlichen Reihe Nachlass, Dokumente über die Überwachung des Dissi­ „Analysen und Dokumente“ von Anita Krätzner heraus- denten durch das MfS sowie durch die Fortführung der gegeben. Der Band ging aus dem Workshop „Historische Robert-Havemann-Bibliografie. Der Band erschien 2016 Denunziationsforschung: Methoden, Längsschnitte, Ver- in der Reihe „Analysen und Dokumente“ als Band 43. gleichsperspektiven“ hervor und war erstes Ergebnis des Projekts „Politische Denunziation in der DDR“ (siehe 5.2.9 In Haft bei der Staatssicherheit – Abschnitt 5.3.1). Im Band werden verschiedene Erschei- ­das Untersuchungsgefängnis nungsformen der Denunziation in unterschiedlichen Ge- ­Berlin-Hohenschönhausen sellschaftsformen und Epochen untersucht. Der Unter- suchungszeitraum erstreckt sich vom Vormärz über den Im Ost-Berliner Stadtbezirk Hohenschönhausen befand Nationalsozialismus und legt einen besonderen Fokus auf sich das zentrale Untersuchungsgefängnis des MfS. Die die DDR und die Interaktionen von Denunzianten mit der Geheimpolizei ermittelte an diesem streng geheimen Ort Staatssicherheit, aber auch mit anderen Institutionen. Die gegen rund 11 000 politische Gegner und andere Personen, vergleichende Perspektive des Bandes soll dazu dienen, die für das SED-Regime von außerordentlicher Bedeutung den Blick bezüglich der Frage nach gesellschaftlicher Ver- waren. In Hohenschönhausen konzentrierten sich Verfah- ankerung der Denunziation und Mitwirkung des Einzelnen ren gegen in Ungnade gefallene Politiker, Dissidenten und auch im SED-Regime zu schärfen. Zudem geht der Band Bürgerrechtler. Daneben wurde hier auch gegen NS-Täter quellenkritisch der Frage nach, inwieweit die verschiede- und straffällige MfS-Mitarbeiter ermittelt. Die von Julia nen Systembedingungen Denunziation förderten und wie Spohr vorgelegte Studie „In Haft bei der Staatssicherheit. sich Motive der Zuträger ermitteln lassen. Das Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen 1951–1989“ stellt exemplarische Häftlingsschicksale vor 5.2.7 Auftrag: Menschenraub und untersucht Haftbedingungen und Vernehmungsmetho- den. Es wird deutlich, dass sich die Alltagssituation der Bis heute ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt, dass die Insassen und die Praktiken der MfS-Vernehmer im Laufe DDR-Staatssicherheit in den 50er- und 60er-Jahren etwa der Jahrzehnte erheblich veränderten. Konstant blieben 400 Menschen aus West-Berlin und der Bundesrepublik dagegen die völlige Isolierung der Gefangenen und die entführen ließ. Viele kehrten erst nach Monaten oder Jah- extreme Abschottung des Geschehens nach außen mit all ren zurück. 24 Entführte wurden hingerichtet, mindestens ihren angsteinflößenden Wirkungen. Die Studie ist 2015 zehn weitere starben in der Haft infolge von Krankheit, als Band 44 der wissenschaftlichen Reihe „Analysen und Selbsttötung oder Misshandlung. Die Methoden des MfS Dokumente“ erschienen. reichten dabei von perfiden Täuschungen bis zu brutalen Überfällen auf offener Straße. Auf Grundlage von um- 5.2.10 Die Macht der Kirchen brechen – fangreichem Archivmaterial beleuchtet Susanne Muhle ­Mitwirkung des MfS bei der Durchset- in ihrer Studie „Auftrag: Menschenraub. Entführungen zung der Jugendweihe von Westberlinern und Bundesbürgern durch das Minis- terium für Staatssicherheit der DDR“ dieses Kapitel der Die 2016 in der Reihe „Analysen und Dokumente“ als deutschen Teilung. Dabei widmet sie sich insbesondere Band 45 erschienene Studie „Die Macht der Kirchen bre- den als Entführern eingesetzten IM. Die Arbeit erschien chen. Die Mitwirkung der Staatssicherheit bei der Durch- 2015 in der wissenschaftlichen Reihe des BStU „Analysen setzung der Jugendweihe in der DDR“ von Markus Anhalt untersucht anhand der überlieferten Archive des Staatssi- und Dokumente“ als 42. Band. Im gleichen Jahr wurde die cherheitsdienstes, welcher Anteil der Stasi bei der Einfüh- Untersuchung mit dem „Opus Primum“ der Volkswagen- rung der Jugendweihe zukam. Sie zeichnet die Anfänge stiftung für die beste wissenschaftliche Nachwuchspubli- der Jugendweihe in der DDR bis zum Ende der 50er-Jahre kation des Jahres ausgezeichnet. nach und klärt über die Mitwirkung der Staatssicherheit bei der Durchsetzung kirchenpolitischer Ziele auf. Mit 5.2.8 Annäherungen an Robert Havemann Erfolg beeinflusste das MfS geistliche Amtsträger und In keinem anderen Intellektuellen der DDR fand das versuchte, einen Keil zwischen die Gläubigen und ihre SED-Regime einen so scharfen Kritiker wie in Robert Seelsorger zu treiben. Ende der 50er-Jahre war das Ziel – 53 – erreicht, die Gegner der Jugendweihe weitgehend mundtot net. Die Karten und Standortverzeichnisse erarbeiteten zu machen. Horst Henkel und Wolfgang Scholz, herausgegeben und eingeleitet wurde der Band von Christian Adam und Mar- 5.2.11 Kooperation und Kontrolle tin Erdmann. Entstanden ist ein thematischer Atlas zur DDR, bestehend aus gedrucktem Kartenwerk, das auch die Der im Sommer 2016 erschienene Band „Kooperation und Kontrolle. Die Arbeit der Stasi-Operativgruppen im Sperrgebiete an der innerdeutschen Grenze verzeichnet, sozialistischen Ausland“ in der Reihe „Analysen und Do- und einer fast 1 000 Seiten starken Liste auf CD-ROM, kumente“ (Band 46) bietet einen Einblick in die „geheim- die die Nummer auf den Karten dem damaligen Nutzer der polizeiliche Außenpolitik“ des MfS. Der Autor Christian Liegenschaft zuordnet. Domnitz (†) hat Vorrecherchen der früheren BStU-Mit- arbeiterin Monika Tantzscher aufgenommen und eine 5.2.14 „Für menschliche Würde, Anstand detailgenaue Darstellung mit einer kulturgeschichtlichen und eine neue Moral“ – Auflösung der Analyse verbunden. Da im Laufe der Zeit immer mehr Staatssicherheit im Bezirk Karl-Marx- DDR-Bürgerinnen und Bürger ins sozialistische Ausland Stadt reisten oder dort arbeiteten, wurde das MfS in den ver- Die Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt war mit ihren zu- bündeten Ländern überwachend aktiv. So stationierte es letzt 3 827 Mitarbeitern eine der größten Regionaldienst- in der Sowjetunion, in Polen, der Tschechoslowakei, Un- stellen des Ministeriums für Staatssicherheit. Der seit garn und Bulgarien dauerhaft Operativgruppen, also ei- 1958 an ihrer Spitze stehende Generalleutnant Siegfried gene Offiziere, die die Kontrollanmaßung des MfS über Gehlert sicherte Ende 1989 mit allen ihm zur Verfügung die eigenen Landesgrenzen hinaus ausweiteten und die stehenden geheimpolizeilichen Mitteln die Herrschaft der Freiheiten der Bürger ein­engten. Die Studie beschreibt die SED. Bis Mitte Oktober 1989 ging die Bezirksleitung da- Struktur und Arbeitsweise der Operativgruppen und deren von aus, die Lage jederzeit in den Griff zu bekommen. Zusammenarbeit mit den verbündeten Staatssicherheits- Im November hielt sie es noch für möglich, sich mit den diensten, die sich von Land zu Land sehr unterschiedlich neuen politischen Kräften zu arrangieren. Gleichzeitig gestaltete. begannen die Mitarbeiter damit, brisante Unterlagen zu vernichten. Die fortwährenden Demonstrationen führten 5.2.12 Entzweite Freunde. Rumänien, die dann schließlich zur Auflösung der Geheimpolizei der ­Securitate und die DDR-Staatssicherheit DDR. Holger Horsch analysiert diese letzte Phase der Im Mittelpunkt des im Herbst 2016 erschienenen Buches MfS-Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt in seiner Studie von Georg Herbstritt „Entzweite Freunde. Rumänien, die „‚Für menschliche Würde, Anstand und eine neue Moral‘. Securitate und die DDR-Staatssicherheit 1950 bis 1989“ Die Auflösung der Staatssicherheit im Bezirk Karl-Marx- stehen die Beziehungen zwischen dem MfS und der rumä- Stadt“. Die Untersuchung erschien 2015 als Band 35 in nischen Securitate. Kooperierten beide Geheimpolizeien der Reihe „BF informiert“. zunächst wie selbstverständlich, so entzweiten sie sich im Laufe der 60er-Jahre dauerhaft. Fortan wurde Rumänien 5.2.15 Stasi in Sachsen-Anhalt. Die DDR-­ von der DDR-Staatssicherheit als Problemfall begriffen Geheimpolizei in den Bezirken Halle und und ausspioniert. Gestützt auf Akten aus beiden Ländern Magdeburg untersucht das Buch die politischen Hintergründe dieses Die erste Publikation der neuen Reihe „Stasi in der ­Region“ Konflikts und betrachtet das vielschichtige Beziehungs­ zur „Stasi in Sachsen-Anhalt. Die DDR-Geheimpolizei gefüge sowie die einzelstaatlichen Interessen der sozi- in den Bezirken Halle und Magdeburg“ wurde am Sach- alistischen Geheimdienste. Neben Mitarbeitern und In- sen-Anhalt-Tag im September 2016 der Öffentlichkeit formanten kommen so auch die Menschen in den Blick, vorgestellt. Im Mittelpunkt der wissenschaftlich fundier- gegen die die Geheimpolizeien vorgingen: Menschen, die ten und zugleich allgemein verständlichen Beiträge zum bei gemeinsamen Aktionen in Berlin gekidnappt wurden, MfS in der Region stehen insbesondere regionale Auswir- die Opfer von Erpressung und Überwachung wurden, die kungen von politischen Ereignissen und die Reaktionen über das jeweils andere Land in den Westen zu fliehen ver- der Stasi entlang der großen historischen Zäsuren. Kom- suchten, aber auch junge kritische Schriftsteller wie der plexe Inhalte sind auf leicht lesbare Weise angeboten, die Kreis um die spätere Literaturnobelpreisträgerin Herta Interessierten auch ohne einschlägige Vorkenntnisse über Müller. die DDR-Geheimpolizei einen thematischen Zugang bie- tet. Wesentliche Merkmale der Reihe sind biografische 5.2.13 Sperrgebiete in der DDR – ein Atlas Fallbeispiele aus der Region sowie die ausgeprägte Visua­­ Im 2015 erschienenen Band 34 der Reihe „BF infor- lisierung mit Fotos und Dokumentenabbildungen. Für die miert“ „Sperrgebiete in der DDR“ werden in vier Serien Publikation gewannen Peter Boeger und Elise Catrain aus jeweils 15 Bezirkskarten die Standorte des MfS, des zahlreiche Koautoren, die bereits einschlägig zu regiona- Ministeriums des Innern, der Nationalen Volksarmee und len Themen wie dem 17. Juni 1953 in Halle und Magde- der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland burg, Postkontrolle, Umweltbelastung im Chemiedreieck,­ dargestellt. Alle ca. 6 000 Objekte werden mit einer Punkt­ Volkswirtschaft oder zum 1. FC Magdeburg geforscht signatur und dazugehöriger Nummer in Karten verzeich- ­haben. – 54 –

5.2.16 Stasi in Dresden. Die Geheimpolizei 5.3 Laufende Forschungsprojekte ­im DDR-Bezirk 5.3.1 Widerstand und Anpassung im Alltag Zur Feier des Tages der Deutschen Einheit 2016 in Dres- Der von Ilko-Sascha Kowalczuk geleitete Forschungs­ den erschien der Folgeband der Reihe „Stasi in der Regi- bereich befasst sich mit der Wirkungsgeschichte des MfS on“ zur Geheimpolizei in Dresden. Er wirft Schlaglichter und nimmt dabei auch Opposition und Widerstand sowie auf 40 Jahre MfS-Geschichte im ehemaligen DDR-Bezirk. Repressionsgeschichte in den Blick. Er zeigt, wie sich im Juni 1953 Bürgerinnen und Bürger in Niesky gegen die Regierung stellten. Er beschreibt aber Der DDR-Militärstrafvollzug und die Disziplinar­ auch, mit welchen Mitteln und Methoden die Stasi gegen einheit der NVA in Schwedt unliebsame Ausreiseantragsteller oder prominente Dyna- mo-Fußballspieler vorging. Auch dieser von Peter Boeger Schwedt als Standort des DDR-Militärstrafvollzugs und Elise Catrain herausgegebene Band „Stasi in Dresden. (1968–1990) war für nahezu jeden männlichen DDR-Bür- Die Geheimpolizei im DDR-Bezirk“ ist mit biografischen ger ein negativ besetzter Begriff. Das vorliegende Pro- Fallbeispielen angereichert und mit zahlreichen Fotos und jekt beschreibt die dortigen Verhältnisse und untersucht Dokumentenfaksimiles ausgestattet. die spezielle Rolle der Staatssicherheit. Angesichts der schwierigen Überlieferungslage in den Archiven geht es 5.2.17 Geheimdienstkrieg in Deutschland. Die darum, das Bild von „Schwedt“ über die personengebun- Konfrontation von DDR-Staatssicherheit denen Akten des MfS zu Insassen und Strafvollzugsper- und Organisation Gehlen 1953 sonal zu rekonstruieren. Das MfS war sowohl offiziell als auch inoffiziell im Militärstrafvollzug verankert. Neben In Kooperation zwischen der Unabhängigen Historiker­ zuletzt zwei hauptamtlichen Mitarbeitern infiltrierten ins- kommission zur Erforschung des Bundesnachrichten- gesamt mehr als 200 inoffizielle Mitarbeiter sowohl das dienstes 1945–1968 (UHK) und der Forschungsabteilung Personal als auch die Insassen. Wegen der Kombination des Bundesbeauftragten erschien 2016 im Ch. Links Ver- von Haft mit Schichtarbeit, militärischer Ausbildung und lag die Monografie „Geheimdienstkrieg in Deutschland. ideologischer Schulung stellte „Schwedt“ eine verschärf- Die Konfrontation von DDR-Staatssicherheit und Orga- te Variante von Freiheitsentzug dar. Dennoch kann der nisation Gehlen 1953“ von Ronny Heidenreich, Daniela zu DDR-Zeiten aufgebaute Mythos zumindest in Teilen Münkel und Elke Stadelmann-Wenz. Der Kalte Krieg war entzaubert werden: Schwedt war nicht die schlimmste auch ein Krieg der Geheimdienste. Erstmals zeigen bislang Haftanstalt in der DDR – womit das Leid der Betroffenen unbekannte Akten des Bundesnachrichtendienstes und der keinesfalls relativiert werden soll. Die Publikation der Un- Staatssicherheit, welche Hintergründe, Ziele und vor allem tersuchung in der wissenschaftlichen Reihe des BStU ist Folgen der erste von Ost-Berlin geführte „konzentrierte 2017 vorgesehen. Schlag“ gegen die Organisation Gehlen im Herbst 1953 hatte. Betroffen waren vor allem mehrere Hundert verhaf- Politische Denunziation in der DDR tete vermeintliche Spione in der DDR, deren Schicksal im Das Hauptziel des Forschungsprojekts zur politischen Spiegel der Akten beider Geheimdienste beleuchtet wird. Denunziation ist die Untersuchung, auf welche Weise in Dieser Geheimdienstkrieg spielte sich nicht im Verborge- der DDR Anzeigen und Zuträgerschaft unterstützt, ge- nen ab: Die Staatssicherheit versuchte mit einer bis dahin fördert und instrumentalisiert wurden. Es konnten bisher beispiellosen Medienkampagne, den Gehlen-Dienst öffent- unterschiedliche Formen von Denunziationen herausge- lich zu diskreditieren. arbeitet werden – von der persönlichen Anzeige auf den Dienststellen des MfS und der Polizei über Briefe, auch 5.2.18 „Akten-Einsichten“. Beiträge zum anonymer Natur, bis hin zu institutionalisierter Denunzi- ­historischen Ort der Staatssicherheit ation – wie zum Beispiel durch die inoffiziellen Mitarbei- Die Beiträge dieses von Helge Heidemeyer herausgege- ter. Das Projekt untersucht zugleich die häufigsten Inhalte benen Sammelbandes reflektieren an ausgewählten Bei- der Denunziation, aber auch, wie die Staatssicherheit und spielen das Potenzial der Quellengattung „Stasi-Unterla- die Polizei im Alltag diese Meldungen nutzten, in Auftrag gen“. Die Unterlagen der Staatssicherheit sind im Zuge gaben oder teilweise auch ablehnten. Zwei Schwerpunkte der Friedlichen Revolution von Bürgerrechtlern gesichert stehen im Zentrum der Untersuchungen: worden, um sie insbesondere den Betroffenen zugänglich 1. Wie lässt sich die Denunziation als Kommunikation zu machen. Die Stasi-Dokumente haben darüber hinaus ei- und Interaktion von Bürgerinnen und Bürgern mit der nen hohen wissenschaftlichen Wert, wofür schon die Op- Staatsmacht begreifen? positionellen in der heißen Revolutionsphase 1989/90 ein Gespür hatten. Der Sammelband vereint Fragestellungen 2. Wie lässt sich die Denunziation als soziales Phänomen zum Quellenwert der Akten mit Beiträgen zur Funktion, in der DDR beschreiben und welche Auswirkungen hat- te sie auf das Gesellschaftshandeln in der DDR? aber auch zur Dysfunktionalität der Staatssicherheit im Herrschaftssystem. Aus dem Nebeneinander unterschied- Dabei wird unter anderem den Fragen nachgegangen, ob licher Perspektiven entstehen so Einsichten in die Mög- und wie sich Motive der Denunzianten ermitteln lassen lichkeiten des Stasi-Unterlagen-Archivs. und welche Konsequenzen die Denunziationen hatten. – 55 –

Die Ergebnisse sollen in einer Monografie veröffentlicht Vernichtete Unterlagen ­werden. Ziel des Projektes ist es zu klären, welche Akten im Be- stand des Ministeriums für Staatssicherheit bzw. des Am- SED und MfS tes für Nationale Sicherheit in den Jahren 1950–1989 unter Im Rahmen eines neuen Forschungsprojektes wird das welchen Bedingungen vernichtet worden sind, sowohl im Verhältnis von SED und MfS untersucht. Zwar war das quantitativen als auch im qualitativen Sinne. Eine Analyse MfS formal eine staatliche Institution, die aber de facto der Kassationen, die diesen gesamten Zeitraum berück- jeder staatlichen Kontrolle entzogen war. Es geht um die sichtigt, ist deshalb notwendig, weil nur so zwischen den Frage, inwiefern die Staatssicherheit ein Instrument der „wilden Vernichtungen“ ab November 1989 und der übli- SED war oder ob es nicht historisch zutreffender ist, die chen Kassation differenziert werden kann und die „wilden Stasi als einen Teil des SED-Parteiapparates anzusehen. Vernichtungen“ in ihrem Ausmaß und ihrer Zielrichtung In dieser Perspektive jedenfalls stellen sich manche Fra- zu erfassen sind: Es ist zu fragen, was von dem ab Herbst gen in der „Beziehungsgeschichte“ anders, als wenn man 1989 vernichteten Schriftgut unter gewöhnlichen Verhält- von zwei Institutionen und ihrer Beziehung zueinander nissen vom MfS tatsächlich archiviert worden wäre und ausgeht. Weniger deutlich ist bislang in der Forschung in welchen Fällen es sich bei dem vernichteten Papier um konturiert worden, wie sich die gemeinsame Arbeit von weitgehend irrelevantes Material (Vordrucke) oder in ho- SED und Stasi konkret realisierte. Und wenn dies geschah, her Stückzahl vorliegende Dokumente (Schulungsmaterial dann ist diese Perspektive fast ausschließlich auf die zen- u. Ä.) handelte. Die Ergebnisse werden in Form eines Gut- trale Ebene (MfS-Leitung, SED-Politbüro, Apparat des achtens vorgelegt. Eine Publikation ist geplant. Zentralkomitees der SED, insbesondere „Abteilung Si- cherheit“) gerichtet worden. Im Zentrum dieses Projekts 5.3.2 ZAIG-Edition und -Analyse/Das MfS hingegen stehen untere Hierarchieebenen. Es wird gefragt im deutsch-deutschen Systemkonflikt nach Kompetenzen und Kompetenzstreitigkeiten, gemein- In dem von Daniela Münkel geleiteten Forschungsbereich samen und gegensätzlichen Interessen, nach Befehls-, werden die geheimen Berichte der Zentralen Auswer- Anleitungs- und Unterstellungsstrukturen sowie danach, tungs- und Informationsgruppe (ZAIG) des MfS heraus- in welchen gesellschaftlichen Räumen das MfS nicht an- gegeben und ausgewertet. Ein weiterer Schwerpunkt der wesend war. Prinzipiell wird dabei von der These eines Forschungstätigkeit liegt auf der Konfrontation der Ge- reaktiven Instruments ausgegangen, das nur in Ausnahme- heimdienste in Ost und West. fällen operativ-prophylaktisch tätig wurde. Das Ziel der Studie besteht darin, das konkrete Wirken des MfS als Teil Die DDR im Blick der Stasi. Die geheimen Berichte des SED-Apparates herauszuarbeiten und dabei zugleich an die SED-Führung die These zu prüfen, dass die Stasi Teil des SED-Appara- Die Edition der geheimen Berichte, die die Zentrale Aus- tes war. wertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) des MfS zur Information der Partei- und Staatsführung seit dem Juni- Sicherheitsstrukturen in der DDR – Zusammen­ aufstand 1953 bis zum Dezember 1989 verfasst hat, wur- arbeit und Kommunikation zwischen Ministerium de im Berichtszeitraum fortgesetzt (zur Konzeption siehe für Staatssicherheit, Ministerium des Innern und u. a. Elfter Tätigkeitsbericht, S. 74). In der Bearbeitung regionalen Strukturen der Volkspolizei befinden sich derzeit die Jahrgänge 1954, 1963 und 1964. Das Projekt untersucht, wie sich im Laufe der DDR-Ge- schichte die konkrete Zusammenarbeit, aber auch das Das MfS im deutsch-deutschen Systemkonflikt/ Kompetenzgebaren der verschiedenen Sicherheitsinstitu- Westarbeit tionen der Volkspolizei und des MfS in der DDR entwi- Das Forschungsprojekt „Geheimdienstkonfrontation im ckelten und wie sie regional funktionierten. Das setzt zum Kalten Krieg. MfS contra BND“ untersucht die Rolle einen die Untersuchung der kommunikativen Strukturen der Staatssicherheit in der Konfrontation mit der „Orga­ voraus und richtet zum anderen den Blick auf weitere nisation Gehlen“ bzw. dem Bundesnachrichtendienst im Kontroll- und Überwachungsinstanzen in der DDR. Es deutsch-deutschen Systemkonflikt. Der Zeitrahmen des soll zudem geklärt werden, wie stark der jeweilige Anteil Projekts erstreckt sich von 1950 bis 1961 und erfasst der Sicherheitsinstanzen an der Verfolgung war und wie damit die Hochphase des Geheimdienstkrieges in den das „politisch-operative Zusammenwirken“ gestaltet wur- 50er-Jahren bis zur Zäsur des Mauerbaus im Jahr 1961. de. Dabei wird herausgearbeitet, ob es sich in der Zusam- Ziel des Projektes ist, die deutsch-deutsche Geheimdienst- menarbeit eher um ein Miteinander, Nebeneinander oder konfrontation als gesellschaftsgeschichtliches Problem- Konkurrenz handelte. Hierzu sollen die Schwerpunkte in feld des Kalten Krieges in die asymmetrisch verflochtene der Zusammenarbeit von Volkspolizei und MfS (wie die Parallelgeschichte der beiden deutschen Staaten einzubet- Überschneidungen bei bestimmten Deliktgruppen, Amts- ten. Nachdem die erste Studie 2016 erschienen ist (siehe hilfe z. B. bei „Zuführungen“, die gemeinsame Nutzung Abschnitt 5.2.17), konnte im Berichtszeitraum auch eine von Speichern, aber auch der Austausch von Informatio­ umfassende Monografie zur Spionageabwehr des MfS ge- nen und Personal) bezogen auf das Alltagshandeln der bei- gen den BND in den 50er-Jahren erstellt werden, die 2017 den Institutionen ausgewertet werden. publiziert wird. Die Kooperation mit der UHK ermöglicht – 56 – erstmals, Dokumente der Staatssicherheit und des Bundes- und damit den Zeitraum seit der Schaffung der V. Haupt- nachrichtendienstes abzugleichen. verwaltung des KGB, in der die Zuständigkeiten für die Bekämpfung politisch-ideologischer Gegner zusammen- 5.3.3 Zusammenarbeit osteuropäischer liefen und die mit der in Hinblick auf Struktur und Funk- Staatssicherheitsdienste tion analogen Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund) eng zusammenarbeitete. Da es in ab- Mit der Erforschung der Zusammenarbeit des MfS mit den sehbarer Zeit nicht möglich sein wird, in entsprechendem osteuropäischen Staatssicherheitsdiensten beschäftigt sich sowjetischen Aktenmaterial zu forschen, werden die Re- der von Douglas Selvage geleitete Forschungsbereich. Im cherchen im Archiv des BStU durch die Auswertung per- Mittelpunkt der Arbeit stehen die nachfolgend genannten sönlicher Nachlässe russischer und ostdeutscher Dissiden- Projekte. ten, die im Visier beider Geheimdienste standen, ergänzt. Das MfS und der KSZE-Prozess Digitale Dokumentensammlung Im Berichtszeitraum wurde die Manuskriptarbeit im Rah- Das gemeinsame Projekt mit dem polnischen IPN und den men des Forschungsprojekts „Das MfS und der KSZE-Pro- anderen Partnerbehörden im Europäischen Netzwerk zur zess. Der Kampf der osteuropäischen Geheimdienste ge- Digitalisierung und Online-Veröffentlichung von Doku- gen Modernisierung und Globalisierung“ für den Zeitraum menten über die multilaterale Zusammenarbeit der Staats- von 1973 bis 1989 fortgesetzt. Zwischenergebnisse wur- sicherheitsdienste des ehemaligen sowjetischen Blocksys- den auf internationalen Konferenzen in ­Washington und tems wurde fortgesetzt (siehe Kapitel 7). Das IPN plant, Paris und in Vorträgen bei den Außenstellen des BStU in die gesammelten Digitalisate des BStU und der anderen Chemnitz, Rostock und Schwerin präsentiert. Partnerbehörden auf einer entsprechenden Webseite zu veröffentlichen. MfS und MGB/KGB im sowjetischen Block 1950–1989 Einen weiteren Forschungsschwerpunkt stellt das Projekt 5.3.4 Herrschaft und Gesellschaft „MfS und MGB/KGB im sowjetischen Block 1950–1989: Das unter Leitung von Roger Engelmann stehende For- Strukturen, Inhalt und Grenzen ihrer Beziehungen“ dar. schungsprojekt zu den regionalen Strukturen von Herr- Trotz der engen Verflechtung hinsichtlich Struktur und Ar- schaft und Gesellschaft im Landkreis Halberstadt konnte beitsweise stehen die Forschungen zur Zusammenarbeit nur nachrangig weitergeführt werden, weil die personellen zwischen dem MfS und dem KGB erst am Anfang. Neben Ressourcen in anderen Projekten eingesetzt waren. den laufenden hausinternen Recherchen wurden Archivre- cherchen bei der tschechischen Partnerbehörde des BStU Die Rolle des MfS in der Volkswirtschaft am Beispiel ÚSTR (Ústav pro studium totalıtních režimů – Institut zur der DDR-Chemieindustrie in der Ära Honecker Erforschung totalitärer Regime) und im Nachlass des ehe- maligen KGB-Archivars Wasili Mitrochin beim Archiv Am Beispiel der Chemiekombinate Buna, Leuna und Bit- des Churchill College der Cambridge University abge- terfeld wird das Wirken des MfS in einem ökonomischen schlossen. Weil die meisten Akten der Hauptverwaltung Schlüsselsektor der DDR beleuchtet. Die Studie arbeitet Aufklärung (HV A) zerstört wurden, sind Recherchen in heraus, dass das MfS durch steuernde Eingriffe die plan- diesen und anderen externen Archiven notwendig, in de- wirtschaftlichen Abläufe kaum effektivierte, sondern den nen größere Teile der Akten über die Auslandsaufklärung wirtschaftlichen Modernisierungsprozess hemmte. Pro­ erhalten und zugänglich sind. bleme führte die Staatssicherheit regelmäßig auf indivi- duelles Fehlverhalten von Funktionären zurück; mit ihren Die Zusammenarbeit zwischen dem MfS und dem Aktivitäten behinderte sie die Außenhandelsgeschäfte der KGB bei der Bekämpfung der „politisch-ideolo­ Kombinate. Trotzdem wurde das MfS zum Krisengewinn- gischen Diversion“ im Bereich der Kirchen und der ler, weil die eskalierenden Probleme die Legitimation für Kultur in den 70er- und 80er-Jahren eine Ausweitung geheimpolizeilicher Aktivitäten liefer- ten. Das Forschungsprojekt wurde von Mark Schiefer als Im Zusammenhang mit dem oben genannten Forschungs- Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin einge- schwerpunkt steht das neue Forschungsvorhaben „Die reicht. Es soll in der wissenschaftlichen Reihe des BStU Zusammenarbeit zwischen dem MfS und dem KGB bei veröffentlicht werden. der Bekämpfung der ‚politisch-ideologischen Diversion‘ im Bereich der Kirchen und der Kultur in den 1970er- und Die Rolle des MfS beim Umgang mit Umwelt­ 1980er-Jahren“. Ziel der Untersuchungen ist eine mög- problemen im Chemie-Bezirk Halle 1968–1989 lichst genaue Rekonstruktion der Zusammenarbeit zwi- schen MfS und KGB in diesem Bereich. Den Schwerpunkt Die Studie behandelt das Hallenser „Chemiedreieck“, das bildet dabei die Erforschung der Kooperation auf der Ab- als hochgradiger Umweltbrennpunkt in den 80er-Jahren teilungs- und Referatsebene sowie die Analyse wichtiger ins Visier der Staatssicherheit rückte. Dabei ging es vor operativer Vorgänge, um daraus Rückschlüsse auf die allem darum, technisch prekäre Produktionsprozesse zu Umsetzung der auf höherer Ebene vereinbarten Abkom- stabilisieren; dass die Beschäftigten rechtswidrig hohen men und die Modalitäten der Zusammenarbeit der IM zu toxischen Belastungen ausgesetzt waren, wurde dagegen ziehen. Zeitlich umfasst das Projekt die Jahre 1967–1989 hingenommen. Das MfS konzentrierte sich darauf, die – 57 –

Geheimhaltung von Umweltdaten sicherzustellen, Ein- wicklung von Rechtsnormen eine wichtigere Rolle spielte, gaben zu Umweltverschmutzungen zu überwachen und als bisher oft angenommen. Fraglich ist auch, ob sich die unabhängige Umweltgruppen zu bekämpfen. Das For- Staatsanwaltschaft nach Abschluss des Ermittlungsverfah- schungsprojekt wurde von Martin Stief als Dissertation an rens an Vorgaben des MfS orientierte. Dieser Frage soll an der Universität Hannover eingereicht und soll in der Reihe exemplarischen Verfahrensakten nachgegangen werden. „Analysen und Dokumente“ veröffentlicht werden. 5.3.6 Schwerpunktstudien Honeckers Zuchthaus. Brandenburg-Görden und der In der Abteilung Bildung und Forschung wurde unter der politische Strafvollzug der DDR 1949–1989 Leitung von Peter Boeger das Sachgebiet Schwerpunkt- Das Projekt untersucht am Beispiel der viertgrößten Haft­ studien eingerichtet, das in enger Zusammenarbeit mit anstalt der DDR auf der Grundlage neu ausgewerteter den Außenstellen des BStU regionale Forschungsthemen Akten sämtliche Aspekte des Strafvollzugs unter den poli­ aufgreift. In diesem Sachgebiet entstehen Beiträge für die tischen Vorgaben der SED: die Gefangenen, die Haftbe- neuen Publikationsreihen „Stasi in der Region“ und „BF dingungen, das Gefängnispersonal und die Staatssicher- informiert – regional“. heit. Das MfS führte verdeckt Regie, indem es Häftlinge ebenso wie deren Bewacher als Spitzel anwarb. Die Haft- Stasi in der Region wirklichkeit war durch kleinliche Regeln und Benachtei- ligung der politischen Gefangenen geprägt. Es herrschte Bei der Reihe „Stasi in der Region“ handelt es sich um eine harte Disziplinarpraxis, die durch Willkürhandlungen ein neues Format, das sich ausdrücklich auch an historisch noch unerträglicher wurde. Die Häftlinge von Branden- interessierte Laien wendet. Jede Ausgabe ist ein stark ver- burg-Görden mussten in unterschiedlichen Betrieben hart dichtetes Kompendium und folgt inhaltlich einem The- arbeiten. Zusätzlich ausgebeutet wurden sie durch den menraster, das insbesondere regionale Auswirkungen von langjährigen Leiter der Haftanstalt, der für sich und sei- politischen Ereignissen und die Reaktionen der Stasi ent- ne Leitungskader von den Gefangenen illegal Eigenheime lang der historischen Zäsuren aufgreift. Wesentliche Kenn- bauen ließ. Die Untersuchung wurde im Berichtszeitraum zeichen sind biografische Beispiele aus der Region sowie fertig gestellt und erscheint 2017 in der wissenschaftlichen die Visualisierung mit Fotos und Dokumentenabbildun- Reihe des BStU. gen. Die erste Publikation erschien im September 2016 zur „Stasi in Sachsen-Anhalt. Die DDR-Geheimpolizei in den 5.3.5 MfS und DDR-Justiz Bezirken Halle und Magdeburg“ (siehe Abschnitt 5.2.15). Die Reihe ist auf sechs Ausgaben angelegt; Bände zu den Im von Christian Booß koordinierten Forschungsbereich Ländern Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen „MfS und DDR-Justiz“ standen im Berichtszeitraum die und Brandenburg und Berlin sind in Vorbereitung. folgenden Forschungsvorhaben im Mittelpunkt: BF informiert – regional Rechtsanwälte in der Ära Honecker Unter dem Reihentitel „BF informiert – regional“ erschei- Das Projekt zu Rechtsanwälten und dem MfS in der Ära nen monografische Studien mit regionalem Schwerpunkt. Honecker wurde 2016 abgeschlossen und wird für die Im Berichtszeitraum wurden dazu die nachfolgend ange- Pub­likation in der wissenschaftlichen Reihe vorbereitet. führten Forschungsprojekte begonnen. Untersucht wurde die Entwicklung der DDR-Anwalt- schaft unter besonderer Berücksichtigung des Leitbildes Das MfS und der Sportclub „Traktor Schwerin“ vom sozialistischen Anwalt und der Einbettung in die bezirklichen Anwaltskollegien. Dabei wurde der Frage Am Beispiel des Sportclubs „Traktor Schwerin“ wird un- nachgegangen, welchen Einfluss das MfS im Verhältnis tersucht, welche politischen Ziele die SED mit der Förde- zu anderen Einflussträgern wie der SED und dem Justiz- rung von Sportlern verfolgte und wie das MfS steuernd in ministerium auf die Selbstverwaltungsorgane der Anwälte den Sportbetrieb eingriff. Der „SC Traktor“ und die an- hatte. Ein Schwerpunkt lag auf der Analyse des Anwalts- geschlossene Kinder- und Jugendsportschule förderten die verhaltens in politischen Prozessen. Hierfür wurden ca. Sportarten Boxen, Leichtathletik, Volleyball und Segeln. 1 800 Fälle in einer Datenbank erfasst und mit explorati- Anhand ausgewählter biografischer Fallbeispiele wird die ven statistischen Methoden analysiert. Erwartungshaltung von MfS und SED an Clubchefs, Trai- ner und vor allem Sportler insbesondere in Hinblick auf Das Verhältnis von Staatsanwaltschaft und MfS ­in eine SED-konforme politische Haltung analysiert. Schon politischen Prozessen ein marginaler Verdacht konnte dazu führen, dass das MfS rücksichtslos junge und leistungsstarke Sportler aus dem In Vorbereitung ist ein Projekt zur Untersuchung des Ver- Spitzensport drängte. hältnisses von Staatsanwaltschaft und MfS in politischen Prozessen. Dieses wurde bisher als ein eindeutiges Unter- Die MfS-Objektdienststelle im Kernkraftwerk ordnungsverhältnis dargestellt. Allerdings gibt es zahlrei- ­Greifswald che Indizien, dass die Generalstaatsanwaltschaft bei der Erstellung von Kriminalstatistiken, der Berichterstattung Das Atomkraftwerk (AKW) bei Greifswald war in tech- über wichtige Fälle an die SED-Führung und der Ent- nischer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht ein be- – 58 – sonderer Betrieb. Vier Reaktoren waren zuletzt in Betrieb, stand wird die historische und systematische Darstellung weitere vier sollten folgen. Damit hätte das AKW 25 Pro- der Arbeit der KD im Sinne einer Feldstudie sein. In ei- zent der Energie im ostdeutschen Staat produziert. Das MfS nem nach Dekaden aufgeschlüsselten Überblick zur Ent- überwachte mit einer Objektdienststelle auf dem Werksge- wicklungsgeschichte dieser Dienststelle soll die Studie am lände die zuletzt knapp 15 000 Angestellten und Arbeiter. genauen Zahlenmaterial sowohl die Mitarbeiterprofile der Die Studie fragt, welchen Einfluss das MfS nahm, um dem Kreisdienststelle als auch die von ihnen geführten inoffizi- Personalmangel, den materialtechnischen Engpässen und ellen Mitarbeiter dokumentieren. technologischen Sicherheitslücken abzuhelfen. Weiterhin Eine weitere Untersuchung befasst sich mit dem thüringi- wird untersucht, wie die Stasi über spezifische Aufgaben schen Kreis Schleiz. Dieser Kreis war – anders als Nord- in der Nuklear-Anlage hinaus auch ihren üblichen ge- hausen – weitgehend ländlich geprägt und relativ dünn heimpolizeilichen Aufgaben nachging, insbesondere bei besiedelt. Die Grenzsicherung spielte hier eine größere der Überwachung und Kontrolle politischer Gegner und Rolle, da es eine Transitstrecke gab und der größte Betrieb Ausreisewilliger sowie beim Verhindern politischen Pro- in der Sperrzone lag. Er war wiederholt Schauplatz von tests. Erstmals werden in dieser Tiefe die Gründung, der Fluchten. Die Studie schildert die Tätigkeitsfelder und die Aufbau, die Arbeitsweise, die Tätigkeitsfelder sowie das Arbeitsweise des MfS anhand kontextualisierter Fallbei- Ende einer MfS-Objektdienststelle analysiert. spiele, wobei vor allem die Perspektive der Betroffenen im Mittelpunkt stehen soll. Bei den Studien zu Nordhausen Der Ärztekreis „Christliche Mediziner in sozialer und Brandenburg liegt der Blick stärker auf der Struktur Verantwortung“ in Halle 1982–1989 des MfS und den Mitarbeitern. Seit 1982 engagierte sich unter dem Dach der Evangeli- schen Kirche eine Gruppe von Medizinern, Psychothe- 5.4 Bibliothek rapeuten und Krankenhausseelsorgern aus Halle für die Die wissenschaftliche Spezialbibliothek des BStU sam- Aufklärung über die unterschätzten Folgen eines atomaren melt und verwaltet neben Veröffentlichungen zum Minis- Krieges. Die „Christlichen Mediziner in sozialer Verant- terium für Staatssicherheit und anderen Geheimdiensten wortung“ standen den „Internationalen Ärzten zur Verhü- auch Publikationen zu modernen Diktaturen, zu Kommu- tung eines Atomkriegs“ (IPPNW) nahe und stellten sich nismus und Totalitarismus, zur SBZ und zur DDR, zur gegen eine vorbereitende Katastrophenmedizin für den Deutschlandpolitik und den innerdeutschen Beziehun- Fall eines nuklearen Konflikts. 1985 hatte die IPPNW den gen, zu Entwicklungen in Ost- und Mittelosteuropa sowie Friedensnobelpreis erhalten. Die SED verstand sich selbst Biografien und biografische Nachschlagewerke. Haupt- als alleinige Friedenshüterin und gründete eine staatlich aufgabe der Bibliothek ist die Informationsbeschaffung gelenkte DDR-Sektion der IPPNW. Die Studie untersucht, für die Beschäftigten des BStU. Durch die Bereitstellung inwieweit es dem MfS gelang, den Hallenser Ärztekreis des Bibliothekskatalogs und der Bibliografie zum Staats- zurückzudrängen, und welche Auswirkungen die nationale sicherheitsdienst der DDR auf der Internetseite der Bib- IPPNW-Gründung der DDR auf die private Initiative hatte. liothek im Berichtszeitraum konnte die Nutzung für die interessierte Öffentlichkeit verbessert werden. Der Zeit- Die Kreisdienststellen Nordhausen, Brandenburg schriftenbestand ist über die Zeitschriftendatenbank on- ­und Schleiz line recherchierbar. Die Mitgliedschaft in mehreren bib­ Mit der Studie zur Kreisdienststelle (KD) Nordhausen liothekarischen Verbänden ermöglicht einen konstanten wird die erste grundlegende Untersuchung von Struktur fachlichen Austausch mit anderen wissenschaftlichen Bib- und Geschichte einer MfS-Kreisdienststelle vorgelegt. liotheken. Im Berichtszeitraum konnte der Bestand durch Hierfür sind die Archivalien umfassend untersucht und gezielte Erwerbung, Tausch und Geschenke um über 1 300 sowohl systematisch nach Struktur, Personal, politischer Medien erweitert werden. Die Bibliothek bezieht laufend Verankerung und Aktivitäten analysiert worden. Der Kreis rund 120 Zeitschriften sowie 15 Tages- und Wochenzei- Nordhausen vereint eine ganze Reihe charakteristischer tungen und Nachrichtenmagazine. Sektoren in einem Flächenkreis (Industrie, Landwirt- schaft, Militär, Grenzregime, Erholung) und ist insoweit 6 Unterrichtung der Öffentlichkeit repräsentativ für DDR-Kreise ähnlich gemischter Struktur Im Aufgabenbereich der Unterrichtung der Öffentlich- (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 65 f.). Die detaillierte keit hat der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Untersuchung der Arbeit der MfS-KD verdeutlicht typi- (BStU) Methodik und Formate seiner Dienstleistungen sche Strukturen dieser Dienstebene der Staatssicherheit fortentwickelt und sich weiter auf das Archiv als histo- und schließt damit eine Lücke in der Erforschung von rischen Gegenstand konzentriert. Im Zentrum stehen die Struktur und Wirkungsweise des MfS. Die Studie ist für Stasi-Unterlagen selbst, die im Zuge der Friedlichen Re- die Publikation 2017 vorbereitet. volution von Bürgerinnen und Bürgern gesichert wurden Der Kreis Brandenburg hatte große wirtschaftliche Bedeu- und heute staatliches Handeln in einer Diktatur transpa- tung innerhalb der DDR. Hier befanden sich eine Reihe rent machen können. Sie stehen als einzigartige Quelle überregional agierender Betriebe und das Zuchthaus Bran- Nutzern zur Verfügung und sind die Grundlage der An- denburg, das neben Bautzen als eine der gefürchtetsten­ gebote, die das Stasi-Unterlagen-Archiv der Öffentlichkeit Haftanstalten der DDR galt. Konkreter Analysegegen­ macht. So können Einzelpersonen, Forscher und Medien – 59 – sich ein Bild vom Funktionieren der DDR-Geheimpolizei 2015 durch die Staatsministerin für Kultur und Medi- machen, ebenso nächste Generationen, die keine eigenen en, Prof. Monika Grütters, den Bundesbeauftragten für Erfahrungen mit der Diktatur haben. Die Beschäftigung die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, und den Leiter des mit Informationen und Sichtweisen in den Dokumenten Stasi-Museums und Geschäftsführer der ASTAK e. V., kann dazu beitragen, die Wirkmechanismen nicht nur der Jörg Drieselmann, feierlich eröffnet. Sie bietet auf drei Stasi, sondern der SED-Diktatur insgesamt zu erfassen. Etagen vielfältige Informationen über Entstehung, Funk- Das Stasi-Unterlagen-Archiv will als sichtbar eigenständi- tion, Struktur und Methoden der Stasi, über ihr Selbstver- ger Bestand diesen Prozess auch in Zukunft unterstützen. ständnis und die hauptamtlichen und inoffiziellen Mitar- beiter sowie schließlich über die Verzahnung mit anderen Im vorigen Tätigkeitsbericht war an gleicher Stelle (siehe „Organen“ des Sicherheitsapparats. Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 69 f.) ausführlich die Aufga- benstellung beschrieben, für die Auseinandersetzung mit Die Ausstellung hatte nach Auskunft der ASTAK im Jahr der SED-Diktatur und ihrer Geheimpolizei auch diejeni- 2015 rund 105 000 und im Jahr 2016 rund 108 000 Besu- gen in geeigneter Weise anzusprechen, die die DDR nicht cherinnen und Besucher aus dem deutschen und internatio­ aus eigenem Erleben kennen und insofern keine Erfah- nalen Raum; dabei nahm der Anteil von Einzelbesuchern rungen mit den Repressionsmechanismen dieser Diktatur zu. Die deutschen und englischen Ausstellungstexte wer- haben. Die notwendige Umorientierung findet sich in den den durch einen Audioguide in mehreren Fremdsprachen meisten im Folgenden beschriebenen Aktivitäten wieder. (Italienisch, Spanisch, Französisch, Polnisch) ergänzt, um dem internationalen Publikum entgegenzukommen. 6.1 Lernort ehemalige Stasi-Zentrale Das Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lich- 6.1.2 Archivführungen tenberg nimmt unter den geschichtsträchtigen Orten der In den Archiven der Zentralstelle und der Außenstellen Hauptstadt eine zunehmend wichtige Rolle ein: Im Januar des BStU können sich Besucherinnen und Besucher über 2015 öffnete in „Haus 1“ die Dauerausstellung „Staatssi- die Arbeitsweise des MfS informieren und sich einen Ein- cherheit in der SED-Diktatur“, erarbeitet vom Bundesbe- druck von Erschließung, Verwahrung der Unterlagen und auftragten und der Antistalinistischen Aktion Berlin-Nor- Funktion des Archivs heute verschaffen. mannenstraße e. V. (ASTAK e. V.). Zur Dauerausstellung Im Jahr 2015 besuchten insgesamt 308 Gruppen mit rund bietet der BStU nun spezielle Arbeitsmaterialien und Bil- 3 800 Besucherinnen und Besuchern das Archiv der Zen­ dungsformate insbesondere für Schülerinnen und Schüler tralstelle. 2016 waren 358 Gruppen mit gut 3 900 Perso- an. Zudem richtet er auf dem Gelände und in früheren nen zu Gast. Gebäuden des Ministeriums für Staatssicherheit regelmä- ßig Veranstaltungen, Archiv- und Geländeführungen aus. Archivführungen werden zunehmend in thematische Ver- Mit der Installation der Open-Air-Ausstellung „Revoluti- anstaltungen integriert, um das Publikumsinteresse am on und Mauerfall“ der Robert-Havemann-Gesellschaft im historischen Stasi-Gelände zu nutzen und Geschichtsinter- Juni 2016 bekam der Lernort eine weitere Attraktion. Die essierten einen Mehrwert zu bieten. So wurden etwa beim Dauerausstellung dokumentiert die Ereignisse der Fried- bundesweiten „Tag der Archive“ Führungen mit weiteren lichen Revolution von 1989/90 − von den Anfängen des Elementen kombiniert (siehe Abschnitt 6.1.4). Häufig Protests über den Mauerfall bis zur deutschen Einheit. sind diese Archivbesuche auch Teil eines umfassenden Bildungsangebotes externer Institutionen, wie etwa des Der BStU und die Robert-Havemann-Gesellschaft ha- Diplomatenkollegs für Nachwuchsdiplomaten oder von ben auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in Dienststellen der Bundeswehr. Neben diesen Führungen „Haus 22“ einen zentralen Anlaufpunkt für Besucherinnen für Gruppen fanden in der Regel an einem Abend im Mo- und Besucher geschaffen. Im ehemaligen Offizierskasino nat Archivführungen für Einzelbesucher statt. Auch das des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) erhalten In- ausländische Interesse an Archivbesuchen ist nach wie teressierte Auskünfte und Informationsmaterialien und vor hoch. Gruppen und Repräsentanten aus über 35 Län- können sich Videodokumente der Stasi anschauen. Der dern besuchten das ehemalige Stasi-Unterlagen-Archiv BStU präsentiert sich so auf dem historischen Gelände mit in Berlin. Zwischen April und Oktober bietet das Archiv dem Stasi-Unterlagen-Archiv und der Gesamtheit seiner außerdem öffentliche Geländeführungen zur Geschichte Angebote. des „Stasi-Reviers“ sowie zu einzelnen Gebäuden und den Im Berichtszeitraum wurde außerdem eine Archivaus- ehemals darin tätigen Diensteinheiten­ an. stellung konzipiert, die zusätzliche Informationen über Entstehung, Arbeit und Nutzung des Stasi-Unterlagen-Ar- 6.1.3 Bildungsangebote für junge Menschen chivs bieten soll. Sie soll 2017 in einem dann umgestalte- und Multiplikatoren am Lernort ten „Haus 7“ für die Öffentlichkeit zugänglich sein. ehemalige Stasi-Zentrale Nach der Eröffnung der Dauerausstellung „Staatssicherheit 6.1.1 Dauerausstellung in der SED-Diktatur“ in „Haus 1“ begann die Umsetzung Die neue Dauerausstellung „Staatssicherheit in der der museumspädagogischen Ideen zur selbstständigen SED-Diktatur“ − am früheren Dienstsitz des Stasi-Mi- Arbeit von Schülerinnen und Schülern mit der Ausstel- nisters Erich Mielke in „Haus 1“ − wurde am 14. Januar­ lung. Seit April 2016 liegen drei museumspädagogische­ – 60 –

Formate für Schülerinnen und Schüler in gedruckter Form dung im Bereich Lehrerfortbildung konnte fortgesetzt wer- vor. Diese erlauben unterschiedliche Vertiefungsgrade und den. Im Juni 2015 und 2016 fand jeweils eine mehrtägige Erarbeitungszeiten, sodass je nach den individuellen Mög- Fortbildung in Berlin statt. Die Teilnehmenden bekamen lichkeiten und Interessen einer Schulklasse beim Ausstel- die Möglichkeit, das Thema Stasi aus unterschiedlichen lungsbesuch das passende Format gewählt werden kann. Perspektiven zu beleuchten, indem sie sowohl den Lern- ort ehemalige Stasi-Zentrale und die Bildungsangebote Den Großteil der Bildungsveranstaltungen nahmen im Be- des BStU als auch andere Berliner Gedenkorte und deren richtszeitraum Projekttage für Schülerinnen und Schüler Bildungskonzeptionen kennenlernen konnten. Ein neues ein. Auf Anfragen von Schulen wurden auch Schülerse- Format stellte eine zweitägige Lehrerfortbildung mit der minare mit besonderen inhaltlichen und methodischen Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung dar. Elf Ansätzen durchgeführt. Die Themen dieser Projekttage meist junge Lehrkräfte arbeiteten gemeinsam mit einem entsprachen häufig den Schwerpunkten des Zentralabiturs­ wissenschaftspropädeutischen Seminar eines bayerischen im Fach Geschichte. Zu den Gästen gehörten auch Schü- Gymnasiums mit den ausstellungspädagogischen Aufga- lergruppen von speziellen Bildungsträgern und weiter- ben sowie den „Quellen für die Schule“. führenden Schulen wie dem Oberstufenzentrum Infor- mations- und Medizintechnik Berlin, der Jugendpflege Fortgesetzt wurden Seminare für die universitäre Aus- Schauenburg oder der Staatlichen Ballettschule Berlin. Das bildung zum Lehramt und die Tagesveranstaltungen für Bildungsteam führte am Lernort ehemalige Stasi-Zentrale Rechtsreferendarinnen und -referendare des Berliner Kam- im Berichtszeitraum insgesamt 159 Projekttage und Semi- mergerichts zum Thema „Politische Justiz in der DDR“ nare durch, davon 74 für Schülerinnen und Schüler aus (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 73). Mit einem ganz Berliner und Brandenburger Schulen und 85 für solche aus besonderen Anliegen besuchten die Teilnehmenden eines den alten Bundesländern. Für viele Schülergruppen stellte Seminars der Hochschule des Bundes für öffentliche Ver- ein Besuch des Stasi-Unterlagen-Archivs einen besonders waltung im Juni 2016 ein zweitägiges Seminar. Sie wer- eindrucksvollen Programmteil dar. An einem Wochenende den zukünftig fast alle für Nachrichtendienste der Bundes- im Juli 2016 lud die Stasi-Unterlagen-Behörde erstmals republik, vor allem den Bundesnachrichtendienst (BND), zu einem Bildungsangebot des Berliner Familienpasses arbeiten. Für sie ist es besonders wichtig, sich bewusst zu ein. Die Dauerausstellung und das ehemalige Stasi-Ge- sein, was die Stasi ausmachte, welches Selbstverständnis lände in Lichtenberg standen dabei im Mittelpunkt. Eine die Stasi-Mitarbeiter hatten und was es für die Menschen didaktische Herausforderung war es, das Programm so zu in der DDR bedeutete, einer Geheimpolizei ausgeliefert zu gestalten, dass es Erwachsene, Jugendliche und Kinder sein, die im Auftrag der SED die eigene Bevölkerung kon- gleichermaßen ansprach. Während des Wochenendes wur- trollierte und einschüchterte. Die Teilnehmenden erarbei- de das Gelände mit GPS-Geräten erkundet und die Dauer- teten mit den Bildungsmaterialien des BStU ein Konzept ausstellung familienfreundlich vermittelt. zur Vermittlung des Themas DDR-Staatssicherheit für ihre Kommilitonen. Im Berichtszeitraum ist das Bildungsteam dazu überge- gangen, pro Jahr mindestens fünf öffentliche Fortbildun- Auf mehreren schulbezogenen Fachtagungen und Kon- gen für Berliner Lehrerinnen und Lehrer am Lernort an- ferenzen im Bundesgebiet präsentierte der BStU sein er- zubieten. Viele Lehrergruppen haben sich darüber hinaus weitertes Bildungsprogramm am Lernort der ehemaligen im Rahmen von Fortbildungen oder Exkursionen über das Stasi-Zentrale. Neue Bildungsangebote wurden auch auf Potenzial des Lernorts ehemalige Stasi-Zentrale und die den Geschichtsmessen 2015 und 2016 der Bundesstiftung Bildungsmaterialien des BStU informiert. Insgesamt wur- zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Suhl vorgestellt. den im Berichtszeitraum im „Haus 1“ 72 Weiterbildungs- Zur weiteren Akzeptanz der ehemaligen Stasi-Zentrale veranstaltungen für 1 367 Lehrkräfte realisiert. Vom 25. als Lernort­ trug auch bei, dass der BStU dort im Septem- bis 29. April 2016 fand erstmals eine „Kennenlern-Woche“ ber 2016 das Berlin-Brandenburgische Forum für zeitge- des Bildungsteams in „Haus 1“ statt. Zielgruppe dieser schichtliche Bildung ausrichtete. Rund 100 Gedenkstät- Woche waren Berliner Referendarinnen und Referendare tenpädagogen, Multiplikatoren und Lehrkräfte setzten der Fächer Geschichte und Politik. Sowohl die didaktische sich mit der Frage auseinander, wie eine subjektorien- als auch die methodische Ausrichtung der Materialien und tierte Pädagogik an Gedenkstätten und Museen aussehen die zahlreichen Kurse des BStU wurden von den erfahre- kann. Subjektorientierung­ zielt darauf ab, mit speziellen nen Fachseminarleitern und den jungen Lehrerinnen und Konzepten auf die zunehmend heterogenen biografischen Lehrern positiv gewürdigt. Hintergründe der Lernenden sowie die immer stärker ausdifferenzierten Lernvoraussetzungen und -erfahrun- In einem mehrtägigen Seminar mit Referendarinnen und gen zu reagieren. Breiteren Interessentenkreisen konnten Referendaren eines Studienseminars aus Bielefeld beschäf- der Lernort­ und die Bildungsangebote bei der „Langen tigten sich die angehenden Lehrkräfte mit den archiv- und Nacht der Museen“ im August 2015 und 2016 und beim museumspädagogischen Möglichkeiten des Lernorts ehe- Bürgertag anlässlich des 15. Januar 1990 bekanntgemacht malige Stasi-Zentrale und erarbeiteten selbst Vorschläge ­werden. für Unterrichtseinheiten mit den Materialien des BStU. Die so erworbene Expertise wollen sie in ihrer Heimatregion Neben der Realisierung von Veranstaltungen für Lehren- weitervermitteln. Die langjährige, intensive Zusammenar- de und für Schulklassen setzte das Bildungsteam im Be- beit mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bil- richtszeitraum die Erarbeitung von Bildungsmaterialien – 61 – fort. Hervorzuheben ist ein Kooperationsprojekt mit der 2016 startete der BStU in den Räumen des Archivs eine Stiftung Berliner Mauer. Es thematisiert einen der vielen neue Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Quelle: Stasi-Un- Berliner Fluchttunnel, die nach dem August 1961 unter der terlagen-Archiv. Aktuelles aus der Überlieferung der Mauer hindurch gegraben worden waren. Dazu existieren DDR-Geheimpolizei“. Die mit Terminen im Abstand von Aufzeichnungen in den MfS-Unterlagen im Umfang von zwei Monaten stattfindende Reihe dient dazu, die Über- über 40 Bänden. Ein wichtiges Ergebnis der Kooperation lieferung des Stasi-Unterlagen-Archivs und Arbeitser- war die vom Bildungsteam herausgegebene neue Themen- gebnisse der Behörde einschließlich Publikationen der mappe „‚… Liquidierung einer Personenschleuse‘: Akten Öffentlichkeit vorzustellen und für das Wirken der Stasi zu einer gescheiterten Tunnelflucht in Berlin“. Das Koope- am historischen Ort zu interessieren. Kombiniert wurden rationsprojekt mündete ferner in einen seitdem buchbaren, die Vorträge mit jeweils thematisch passenden Führun- gemeinsamen Schülerprojekttag in beiden Gedenkorten. gen durch Teile des Archivs wie z. B. die Ton- oder die An diesem Projekttag können die Schülerinnen und Schü- Restaurierungswerkstatt, durch die Dauerausstellung im ler das Thema sowohl aus Sicht eines Zeitzeugen als auch Stasi-Museum oder über das Gelände der ehemaligen aus der Perspektive der Stasi-Akten bearbeiten. Stasi-Zentrale. Das neue Format hat sich unter anderem bei jüngeren Zielgruppen und beim Fachpublikum etablie- 6.1.4 Veranstaltungen am Lernort ehemalige ren können. Bisherige Themen waren: Stasi-Zentrale –– 9. Februar 2016: „Das Gedächtnis der Staatssicherheit. Einen bedeutenden Teil seiner Veranstaltungen führte der Entwicklung, Struktur und Funktion der Archivabtei- BStU am Lernort der ehemaligen Stasi-Zentrale durch, lung des MfS“, mit dem Ziel, Arbeit und Wirken des MfS direkt am histo- –– 12. April 2016: „Staatssicherheit. Ein Lesebuch zur rischen Ort anschaulich zu machen. Dabei kooperierte der DDR-Geheimpolizei“, BStU u. a. mit ASTAK e. V., Robert-Havemann-Gesell- schaft, Stattbau GmbH Berlin, Ziegler Film und Museum –– 7. Juni 2016: „Bilder, Töne, Filme sichern – im Wett- Lichtenberg. lauf gegen die Zeit. Herausforderungen für den Erhalt des Materials im Stasi-Unterlagen-Archiv“, Aus Anlass der Besetzung der Stasi-Zentrale vor 25 Jahren fand am 17. Januar 2015 eine ganztägige Veranstaltung –– 12. Juli 2016: „Kooperation und Kontrolle. Die Arbeit unter dem Motto „Demokratie statt Diktatur!“ mit rund der Stasi-Operativgruppen im sozialistischen Aus- 7 000 Bürgerinnen und Bürgern statt. Im Fokus standen land“, die damalige Rettung von Akten vor der Vernichtung und –– 13. September 2016: „Handwerker des Archivs. Die ihre Nutzung zur Aufklärung über Diktatur. Zum Pro- Restaurierungswerkstatt des BStU“, gramm gehörten Zeitzeugengespräche, Podiumsdiskussio- nen, Geländeführungen und Filmvorführungen sowie Be- –– 8. November 2016: „Feindseliges Auftreten gegenüber ratungen. Das Stasi-Unterlagen-Archiv war durchgehend der DDR. Die Ausbürgerung Wolf Biermanns in den zugänglich und bot einen Einblick in das Innenleben der Stasi-Akten“. DDR-Geheimpolizei. Insgesamt besuchten 375 Personen eine Veranstaltung die- Eine Veranstaltung am 2. Juli 2015 drehte sich um den ser Reihe. Rockmusiker Udo Lindenberg: Auf dem Programm stan- Am 15. Januar 2016 lud das Stasi-Unterlagen-Archiv zu den ein Zeitzeugengespräch zum Lindenberg-Konzert im einer Kurzfilm-Wanderung auf das Gelände. Für dieses Palast der Republik 1983, eine Diskussion mit Schülern Format mit historischem Filmmaterial und einem Aus- zum Thema „Die junge Generation und das Thema Stasi“ schnitt aus der aktuellen TV-Serie „Weissensee“ wurde und der Film „Die Akte Lindenberg“. Zeitgleich wurde unter dem Titel „Macht das Tor auf!“ die Besetzung der im Stasi-Museum auf dem Gelände die Sonderausstellung Stasi-Zentrale nachempfunden; beteiligt waren die damals „Mit dem Sonderzug nach Pankow – Udo Lindenberg in vom Gelände berichtenden Journalisten Peter Wensierski Ost-Berlin“ eröffnet. und Ulrich Leidholdt sowie die Macher der Serie „Weis- Bei der Langen Nacht der Museen stellt das Stasi-Unterla- sensee“. gen-Archiv regelmäßig Potenzial und Nutzungsmöglich- Am 5. März 2016 lud das Stasi-Unterlagen-Archiv zum keiten der Dokumente vor, um besonders Menschen mit „Tag der Archive“ unter dem bundesweiten Motto­ wenig Vorwissen zum Thema „DDR und Diktatur“ über „Mobilität im Wandel“. Es gab Vorträge zur Überwa- die Stasi zu informieren. Hierzu gab es am 29. August chung von Kreuzfahrtschiffen und zu Fluchten über die 2015 und am 27. August 2016 ein breit gefächertes Pro- DDR-Grenze, Präsentationen der Stasi-Mediathek und des gramm mit Stasi-Schulungsfilmen, Archiv-, Ausstellungs- Educaching-Projekts des Bildungsteams für das Gelände und Geländeführungen, einer Präsentation der Stasi-Me- sowie Führungen durch das Archiv. Auch die Außenstellen diathek und Zeitzeugengesprächen zum Jahr 1990, als der in Frankfurt (Oder), Magdeburg, Erfurt, Schwerin, Neu- politische Streit um die Öffnung der Stasi-Akten bis zu brandenburg, Halle, Gera und Dresden präsentierten an einem Hungerstreik führte. Im Jahr 2016 stand die Lange diesem Tag ihre Archivbestände. Nacht im Zeichen des Sports. Themen waren unter ande- rem die Verfolgung von Fußball-Fans durch das MfS, die Am 10. September 2016 beteiligte sich der BStU am „Tag WM 1974 und Doping in der DDR. des offenen Denkmals“ mit dem Thema „Vom Sperrgebiet­ – 62 – zum historischen Denkmal“. Besucher konnten den gan- 6.2 Internetpräsenz des BStU zen Tag über an Gelände- und Archivführungen teilneh- Die Angebote des Stasi-Unterlagen-Archivs im Netz ha- men, ein Vortrag beleuchtete die baulichen Herausforde- ben im Berichtszeitraum wachsendes Interesse erfahren. rungen, die das Stasi-Areal an Stadtplaner stellt, sowie die Im Fokus stand die Veröffentlichung von Originaldoku- Nutzungsperspektiven. Zum jährlichen „UNESCO-Tag menten, um Nutzern direkten Einblick in die Stasi-Unter- des audiovisuellen Erbes“ bot der BStU am 27. Oktober lagen zu ermöglichen. 2016 am authentischen Ort der ehemaligen Stasi-Zentrale eine Veranstaltung mit einer interaktiven Audioinstallati- 6.2.1 Online-Portal Stasi-Mediathek on zum Thema Überwachung an. Hierbei präsentierte die ­(Mediathek ausgewählter Dokumente) Künstlergruppe „ÜB3R“ originale von der Stasi abgehör- te Telefonate und veranschaulichte, wie es sich anfühlt, Die Stasi-Unterlagen-Behörde startete im Januar 2015 die überwacht zu werden. Ergänzend bestand die Möglich- Stasi-Mediathek. Dieses neue Online-Portal bietet erstma- keit, das Tonstudio des Archivs zu besuchen und mehr lig einen breiten und multimedialen Zugang zu Inhalten über die Erhaltung und Erschließung von Tondokumenten des Stasi-Unterlagen-Archivs. Internetnutzer haben durch zu ­erfahren. die Mediathek Zugriff auf vielfältige Videos, Audio-Do- kumente, Fotos und ausgewählte Akten zu unterschied- Die im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der lichsten Themen aus allen Jahrzehnten des Bestehens der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung DDR-Geheimpolizei. Die Seite www.stasi-mediathek.de der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes entstan- ist auf verschiedene Zielgruppen orientiert, als „Schau- dene Studie „Geheimdienstkrieg in Deutschland. Die fenster ins Archiv“ richtet sich die Mediathek gleicherma- Konfrontation von DDR-Staatssicherheit und Organi- ßen an Experten und Laien als zeitgemäßes Web-Angebot sation Gehlen 1953“ (siehe Abschnitt 5.2.17) stellte der zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Bundesbeauftragte gemeinsam mit den Autoren Ronny ­Heidenreich, Daniela­ Münkel und Elke Stadelmann-Wenz Zentrales Bedienelement ist eine semantische Suche. Sie er- am 7. November 2016 vor. Zusammen mit dem Bundes- möglicht qualifizierte Suchergebnisse, weil die inhaltliche tagsabgeordneten Uli Grötsch und Hans-Wilhelm Saure Bedeutung von Texten für die Suchanfrage berücksichtigt („Bild“-Zeitung) thematisierten sie die spannungsgelade- werden kann. Alle Unterlagen werden vorab vollständig ne Konfrontation zwischen der DDR-Staatssicherheit und transkribiert. Die Suche kann daher auch die Inhalte von der Vorläuferorganisation des BND, der „Organisation Dokumenten, Filmaufnahmen und Audiomitschnitten der Gehlen“, und diskutierten aktuelle Fragen zum Auftrag Stasi erfassen und recherchierbar machen. Seit dem Start und zur Kontrolle von Geheimdiensten. wurden die Inhalte der Media­thek kontinuierlich erweitert. Zurzeit befinden sich 439 Textdokumente (ca. 3 200 Sei- Der in der ZAIG-Reihe erschienene Band „Die DDR im ten), 525 Fotos, 16 Audios und 33 Videos in der Medi- Blick der Stasi. Die geheimen Berichte an die SED-Füh- athek, die für die Öffentlichkeit aufbereitet und online ge- rung 1956“ wurde am 14. November 2016 in Berlin der stellt wurden. Die in der Stasi-Mediathek veröffentlichten Öffentlichkeit vorgestellt. Hierbei diskutierten der Histo- Unterlagen verfügen über eine hohe Informationsdichte, riker György Dalos mit dem Bearbeiter des Bandes, Hen- stehen exemplarisch für die Inhalte des Archivs und sind rik Bispinck, über die Bedeutung des XX. Parteitages der Wegweiser zu weiteren Dokumenten. Sie verdeutlichen in Kommunistischen Partei der Sowjetunion und seine Fol- der Auswahl größere Zusammenhänge bei einem Thema gen für die DDR im Jahr 1956, umrahmt von einer Lesung und behandeln konkrete Fallbeispiele oder Ereignisse. Zu aus Stasi-Akten durch ein Ensemblemitglied der Berliner Beginn einer Sammlung ordnet ein redaktioneller Text das Volksbühne. Geschehen in seine historischen Zusammenhänge ein, ehe Der BStU stellte in einigen Fällen externen Veranstal- dann die Akten selbst den Verlauf eines Ereignisses doku- tern Räumlichkeiten in der ehemaligen Zentrale der mentieren. DDR-Geheimpolizei zur Verfügung. Am 9. September Der BStU bereitet außerdem Dokumentensammlungen 2015 fand die 6. FAN-Konferenz (Konferenz zur Zukunft zu spezifischen Themen auf. So gehören zum Beispiel des Gebiets Frankfurter Allee Nord) in der ehemaligen sämtliche Unterlagen in der Mediathek zum Volksauf- Stasi-Zentrale statt. Unter dem Titel „Lernort für Demo- stand am 17. Juni 1953 einer Sammlung an. Seit dem Start kratie braucht FANS“ lud die Stattbau GmbH Interessierte der Stasi-Mediathek sind 13 Ereignisschwerpunkte und aus dem Gebiet Frankfurter Allee Nord ein, die in diesem Sammlungen entstanden, darunter: Stadtteil wohnen oder arbeiten und sich engagieren wol- len. Die Initiatoren der Citizen Art Days – eine künstleri- –– Friedliche Revolution, sche Plattform, über die Bürger, Künstler und Stadtakteure –– Die Stasi und die RAF, zusammengebracht werden – nahmen die Einladung des Bundesbeauftragten an, an einem Ort der Repression und –– Tschernobyl: „Unter Kontrolle halten“, Revolution die Auseinandersetzung über Diktatur und De- –– Udo Lindenberg rockt für den Weltfrieden, mokratie zu führen. Die Künstlergruppe veranstaltete vom 23. bis 29. Mai 2016 Workshops und Vorträge auf ihrem –– „Erziehung mit der Guillotine“ – Der Tod von Manfred „Campus für Kunst und Demokratie“. Smolka. – 63 –

Die Mediathek ist im Berichtszeitraum mit drei Preisen ermöglichen einer breiten Öffentlichkeit, in einem unkom- in den Kategorien Online-Kommunikation und Website plizierten Format Stasi-Dokumente selbst zu lesen. Sie ausgezeichnet worden: mit dem Deutschen Designerpreis, eignen sich damit für Menschen mit wenig Vorwissen zum dem iF-Award des Internationalen Forums Design und mit Thema, für Archiv- und Geschichtsinteressierte sowie bei dem Lead-Award. entsprechender Anleitung auch für die Arbeit an Schulen. Ihre Themen sollen konkret sein – daraus ergeben sich ab- 6.2.2 Online-Schwerpunkte und Dokumenten- gesteckte historische Ereignisse. sammlungen zu Archivunterlagen In der Auseinandersetzung mit der DDR stehen die Do- Seit Ende 2015 steht Interessierten das MfS-Lexikon digi- kumentenhefte für eine von mehreren möglichen Perspek­ tal zur Verfügung. Das Lexikon ist ein kompaktes Nach- tiven, Geschichte zu erzählen. Es ist die Perspektive der schlagewerk zum Ministerium für Staatssicherheit der Stasi und der übrigen an der Repression beteiligten Staats- DDR. Erläutert werden u. a. Arbeitsweisen, Methoden, und Parteiorgane in der Diktatur. Über die thematische Abteilungen und wichtige Schlüsselbegriffe. In neu publi- Dokumentenauswahl soll über Struktur, Methoden und zierten Artikeln auf der Website werden Begriffe aus dem Wirkungsweise des MfS unterrichtet werden. Die Inter- MfS-Lexikon verlinkt, sodass die Erklärungen per Klick pretation des Dargestellten liegt jedoch allein bei den Nut- sofort angezeigt werden. zern. Hier unterscheiden sich die Dokumentenhefte von geschichtswissenschaftlichen Publikationen. Sie verste- Ein thematischer Schwerpunkt auf www.bstu.de im Be- hen sich als Türöffner zu einer eigenen Themenrecherche richtszeitraum war „Die Stasi im Westen“. Durch das auf Grundlage von Stasi-Dokumenten. Zusammenspiel mit der Mediathek ergaben sich Syner- gieeffekte. Alle in diesem Schwerpunkt verwandten Do- Die BStU-Dokumentenhefte sind kostenlos als Print- und kumente liegen in der Stasi-Mediathek und sind mit den Onlineversion erhältlich. Im Berichtszeitraum sind er- Artikeln zum jeweiligen Bundesland verknüpft. Weitere schienen: Schwerpunkte als Dienstleistung insbesondere für Me- –– „Stasi raus – es ist aus!“ Stasi am Ende – die letzten dienvertreter sind im Abschnitt zur Pressearbeit dargestellt Tage der DDR-Geheimpolizei, (siehe Abschnitt 6.7). Seit April 2016 sind unter dem Na- vigationspunkt „BStU in Zukunft“ grundlegende Informa- –– Hessen und die Stasi. Die Überwachung im „Operati- tionen zur öffentlichen Debatte um die Zukunft der Behör- onsgebiet West“, de zu finden. –– Tschernobyl. Der Super-GAU und die Stasi, 6.2.3 BStU und Social Media –– „Staatsbürgerliche Pflichten grob verletzt“. Der Raus- wurf des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR Für einen einfachen und breiten Zugang zu den im Netz 1976. abrufbaren Originaldokumenten und -sammlungen nutzt der BStU auch Verweise auf seiner Facebook-Präsenz. 6.4 Regionale und überregionale Hier erfahren Follower von neuen Themen aus dem Ar- ­Ausstellungen chiv, können Fragen stellen, Feedback geben und gelan- gen über einen Link zu Informationen auf www.bstu.de 6.4.1 Dauerausstellungen oder in der Stasi-Mediathek. Der BStU verfügt über eine breite themenspezifische Pa- Seit Dezember 2015 betreibt der BStU ein Konto bei der lette an Dauer- und Wanderausstellungen. Dauerausstel- Foto-Plattform Instagram, um die Bekanntheit des Gelän- lungen hält der BStU – neben der kooperativ entwickelten des der ehemaligen Stasi-Zentrale zu erhöhen. Auf dem Dauerausstellung im Stasi-Museum im „Haus 1“ (siehe Account @stasizentrale werden regelmäßig Fotos vom Abschnitt 6.1.1) – an mehreren Standorten bereit: in den Gelände hochgeladen mit Verweisen auf die Geschichte Informations- und Dokumentationszentren seiner Außen- des Ortes sowie auf gegenwärtige Angebote des BStU und stellen in Dresden, Erfurt, Halle und Frankfurt (Oder). Hier seiner Partner vor Ort. Dieses Online-Format bietet die können sich die Besucher über die Funktion und Tätig- Möglichkeit, mit Besucherinnen und Besuchern des Are- keit des DDR-Staatssicherheitsdienstes informieren, über als in Dialog zu treten und ihre Fragen zum Wirken der seine Mitarbeiter, seine Methoden und nicht zuletzt über DDR-Staatssicherheit zu beantworten. Geschichtsinteres- die Auswirkungen der Stasi-Repressionspolitik. Auch das sierte Instagram-Fotografen konnten spezielle Archiv- und Ende der Staatssicherheit 1989/90 und Fragen zum wei- Geländeführungen am Lernort ehemalige Stasi-Zentrale teren Umgang mit den überlieferten Stasi-Akten werden wahrnehmen. thematisiert. Unter anderem zeigen die Ausstellungen Ori- ginalgegenstände, die im Arbeitsalltag der Stasi eingesetzt 6.3 BStU-Dokumentenhefte wurden. Insbesondere die operative Technik zur verdeck- ten Beobachtung findet stets große Aufmerksamkeit. Das Format der Dokumentenhefte soll Einblick geben in das Stasi-Unterlagen-Archiv und zur Beschäftigung Eine eigene Wirkungskraft entwickeln die Dauerausstel- mit den Dokumenten des MfS anregen. Die Hefte stellen lungen an historischen Orten. Seit 2004 zeichnete die Au- jeweils eine Quellensammlung zur Verfügung. Sie prä- ßenstelle Frankfurt (Oder) für den Betrieb der Gedenkstät- sentieren Vielfalt und Potenzial der BStU-Archive und te Opfer politischer Gewaltherrschaft verantwortlich. Mit – 64 – ihrer Ausstellung „Eingesperrt … Untersuchungshaft bei nipulation auf das Leben der Betroffenen auswirkte, und der Staatssicherheit in Frankfurt (Oder)“ in diesem ehe- sie vermitteln anhand ausgewählter Themenfelder, wie die maligen, auch von der Stasi genutzten Gefängnisgebäu- Stasi in den verschiedenen Bereichen des Alltagslebens de erläuterte sie anhand von biografischen Beispielen die intervenierte. Nicht zuletzt die Station in Dresden zeigte, Stasi-Haft. Zum Ende des Jahres 2015 wurde die Gedenk- wie produktiv allgemeine Wissensvermittlung mit kon- stätte an den Träger, die Stadt Frankfurt (Oder), zurückge- kreten Einzeldarstellungen verknüpft werden kann. Die geben. Die Dokumentations- und Gedenkstätte ehemalige Darstellung „Stasi in der Oper“ stieß vor Ort auf großes Stasi-Untersuchungshaftanstalt (DuG) in Rostock wird Interesse. von der dortigen BStU-Außenstelle betreut. Die in der DuG präsentierte Dokumentation findet in ihrem konkre- Die Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ ist ten Ortsbezug und ihren Biografiedarstellungen ein breites das zentrale Angebot in den alten Bundesländern, in de- Publikum. Nach Beendigung der für Mitte 2017 geplanten nen es an thematisch einschlägigen Orten zur Informati- Sanierungsarbeiten wird das Land Mecklenburg-Vorpom- on und Aufarbeitung mangelt. Die Ausstellung gibt einen mern die Trägerschaft für die DuG übernehmen. Überblick über die Funktion, Struktur und Methoden der DDR-Staatssicherheit und spiegelt auf der Grundlage der 6.4.2 Wander- und Wechselausstellungen überlieferten Stasi-Akten zudem anschaulich wider, wel- che Bedeutung die Stasi-Thematik für die gesamtdeutsche Im Berichtszeitraum wurde ein neues modulares Ausstel- Geschichte hat. Für das jeweilige örtliche Publikum bie- lungskonzept entwickelt, das Baukastensystem „Ausstel- tet der BStU ergänzend konkrete regionalbezogene An- lungen regional“. Dieses gliedert sich inhaltlich in vier knüpfungspunkte an. Anhand von Fallbeispielen, die auf Modulgruppen. Das Basismodul bündelt die wichtigsten Tafeln dargestellt werden, erfahren die Besucher, wo und Grundkenntnisse zur DDR-Staatssicherheit; diese allge- wie die Stasi in der betreffenden Region aktiv war, und meinen Informationen werden durch regionale Darstel- sie erkennen, wie nah die vermeintlich entfernte ostdeut- lungen zur Stasi vor Ort untersetzt. Weitere Bausteine, sche Geschichte tatsächlich war und ist. Mit der Ausstel- die mit den Basismodulen verknüpft werden können, lung werden außerdem quellenbasierte Schülerprojekte sind die Themenmodule, beispielsweise zu „Stasi und sowie Fortbildungen für Lehrkräfte zu „DDR und Stasi als Umweltschutz“ oder „Stasi und DDR-Jugend“, die Bio- Thema im Schulunterricht“ verknüpft. Der BStU hat zu grafiemodule, die Betroffene und hauptamtliche sowie in- den Wanderausstellungen in den alten Bundesländern in offizielle Stasi-Mitarbeiter vorstellen, sowie die Ereignis- den Jahren 2015 und 2016 sechs Lehrerfortbildungen und module, die relevante historisch-politische Ereignisse wie 28 Schülerprojekttage durchgeführt. Daran nahmen 141 den Volksaufstand am 17. Juni 1953 darstellen und seine Lehrkräfte und 1 259 Schülerinnen und Schüler teil. Bedeutung für die Entwicklung der Stasi erläutern. Alle Module bieten in ihrer Anbindung an konkrete Fälle ei- Die Wanderausstellung wird in Kooperation mit Vertretern nen klaren Regionalbezug. Mit diesem modularen System von Stadt und Land oder mit regionalen Bildungsträgern wird die Ausstellungsarbeit des BStU konzeptionell neu präsentiert, die durch ihr Engagement und ihre Vernetzung orientiert, um die Kräfte zu bündeln und das Ausstellungs- maßgeblich zur Wirkung der Ausstellung vor Ort beitra- profil zu schärfen. Mittelfristig soll ein breit gefächerter gen. Die Ausstellungseröffnung nimmt der Bundesbe- Katalog an Ausstellungsmodulen bereitstehen, der es er- auftragte gemeinsam mit dem Kooperationspartner vor, möglicht, für unterschiedlichste thematische Anlässe eine wobei auf die aktive Einbeziehung junger Menschen Wert Ausstellung zusammenzusetzen, je nach Bedarf und Raum gelegt wird. So fand in Heidelberg ein BStU-Workshop für in knapper oder in ausführlicherer Version. Nicht zuletzt Abiturienten statt, dessen Ergebnisse sich auf der Eröff- sollen derartige Ausstellungen in den Außenstellen bzw. nungsveranstaltung in einem offenen, lebhaften Interview an historischen Orten der Region präsentiert werden und der Schülerinnen und Schüler mit dem Bundesbeauftrag- mit anderen Angeboten des BStU wie insbesondere Bür- ten manifestierten. Ergänzt wird das Programm zu „Feind gerberatungen in Paketen kombiniert werden. ist, wer anders denkt“ oft durch Vorträge, in denen Re- ferenten des BStU dem Publikum einzelne Schwerpunk- Das erste Produkt in dieser neuen Reihe, das konsequent te näherbringen, beispielsweise zu den Themen „Wie die die Regionen in den Mittelpunkt stellt und mit geschichtli- DDR-Staatssicherheit die Bevölkerung überwachte“, „Die chen Schwerpunktthemen verknüpft, war die Ausstellung DDR, die Stasi und die Anwälte“ oder „Die Stasi und der des BStU „Die Stasi in Köthen“ zum Sachsen-Anhalt-Tag Deutsche Bundestag“. 2015. Hier konnten sich die Besucherinnen und Besucher über die Aktivitäten der Stasi in der betreffenden Region Im Berichtszeitraum war die Ausstellung in zehn deut- informieren; eine Karte veranschaulichte die Dichte an schen Städten zu besichtigen; mehr als 12 000 Besuche- konspirativen Wohnungen der Stasi in Köthen. 2016 wur- rinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, sich über den für die Öffentlichkeit mehrere Module bereitgestellt, die Geheimpolizei der SED-Diktatur zu informieren (siehe primär im Kontext der Ländertage in Mecklenburg-Vor- Anhang 16). So war die Ausstellung im Landgericht Aa- pommern im Juli, in Sachsen-Anhalt und Sachsen im Sep- chen, in der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Ge- tember sowie zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden. denkstätte in Heidelberg und im Hanns-Dieter-Hüsch-Bil- Die dort präsentierten Ausstellungselemente konkretisie- dungszentrum in Moers zu sehen. Hervorhebenswert ren anhand regionaler Biografien, wie die Stasi arbeitete waren auch die Stationen im Schleswig-Holsteinischen und wie sich die geheimpolizeiliche Kontrolle und Ma- Landtag in Kiel und in der Justus-Liebig-Universität in – 65 –

Gießen. Die Präsentation in Gießen erfolgte anlässlich des Weitere Stationen waren die Deutsche Botschaft Bangkok Tages der Deutschen Einheit und wurde in Gegenwart des im Sommer 2016 und die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus Bundesbeauftragten und des Ministerpräsidenten des Lan- im November des Jahres. des Hessen feierlich eröffnet. Die Ausstellung „Überwachen – Verängstigen – Verfol- Ein besonderes Vorhaben stellte die Wanderausstellung gen“ gibt einen gestrafften Überblick zur Funktion und „By any means. Communist Secret Police and People’s Tätigkeit der DDR-Staatssicherheit, zeichnet anhand von Everyday Life“ dar. In Zusammenarbeit mit den Partner- Betroffenenbiografien die Auswirkungen der Stasi-Praxis institutionen des „Europäischen Netzwerks der für die nach und informiert über das Ende der Geheimpolizei und Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden“ aus Polen die Errichtung des BStU. Die Ausstellung wird in Deutsch, und Ungarn entwickelte der BStU eine Übersichtsausstel- Englisch und Spanisch bereitgestellt. Präsentiert wurde sie lung, die die Ideologie und Praxis der kommunistischen in BStU-Außenstellen, in verschiedenen regionalen Ein- Geheimpolizeien in Ostmitteleuropa dokumentiert. Die richtungen, so in Schwedt und Lauchhammer, sowie im Besucher erfahren, wie die Geheimpolizeien entstanden, Rathaus der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. was ihr politischer Auftrag war, wer für sie gearbeitet hat und welche Methoden sie anwandten. Exemplarische Bio- Darüber hinaus fördern die Außenstellen des BStU mit ei- grafien von Betroffenen aus den sieben Netzwerk-Län- ner Reihe weiterer eigener Ausstellungen die Aufklärung dern führen darüber hinaus die konkreten Auswirkungen über die Geschichte der DDR-Staatssicherheit. Dieses der geheimpolizeilichen Repressionen nachdrücklich vor Engagement der Außenstellen, ihre Vernetzung in der je- Augen. So lernt der Besucher die Gemeinsamkeiten in weiligen Region und ihre vielfältigen Kontakte ermögli- der Ausrichtung der verschiedenen Geheimpolizeien ken- chen einen hohen Wirkungsgrad in der Unterrichtung der nen, nimmt aber auch landesspezifische Prägungen wahr. Öffentlichkeit. Die Ausstellungen, die in den Außenstellen Sichtbar wird zudem, wie die DDR-Staatssicherheit – selbst gezeigt oder externen Leihnehmern zur Verfügung gleichsam der westliche Vorposten der kommunistischen gestellt werden und möglichst mit Bürgerberatungen oder Geheimpolizeien – in diesem Rahmen verortet ist. Die Veranstaltungen des BStU verknüpft werden, beziehen Ausstellung ist in englischer Sprache produziert, Begleit- sich auf örtlich relevante Themen und Ereignisse oder stel- hefte in Deutsch, Polnisch und Französisch liegen zur In- len besondere Schwerpunkte dar. Hierzu zählen formation bereit. Die Ersteröffnung der Ausstellung fand –– „Stasi Ohn(e)Macht“, eine bildreiche Dokumentation im Oktober 2015 in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin über die Überwindung der Stasi in den verschiedenen statt. Eine weitere wichtige Station war im Herbst 2016 Regionen der DDR durch die Friedliche Revolution, die Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union in Brüssel (siehe Kapitel 7). –– „Die Stasi-Zentrale in Berlin 1950–1989“, Die bereits im vorigen Berichtszeitraum erarbeitete Aus- –– „Im Fokus der Staatssicherheit. Willy Brandt in Erfurt“, stellung „Lernt Polnisch. Solidarność, DDR und die Stasi“ –– „Postgeheimnis – die Stasi und die Cottbuser Briefe“, (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 75 und 83 f.) liegt inzwischen als Plakatausstellung auch in englischer Spra- –– „Grenzgebiet“: zur Rolle der Stasi bei der Grenzüber- che vor, ferner gibt es Begleitbroschüren in Deutsch, Pol- wachung und Grenzkontrolle in Mecklenburg-Vor- nisch und Englisch. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen pommern, die Hoffnungen auf Reformen, die die DDR-Opposition –– die jugendbezogenen Ausstellungen „Zwischen Auf- aus der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarność begehren und Anpassen. Jugend in der DDR“ und schöpfte, und die Angst der DDR-Führung, der Funke des „Hoffnungsträger oder Staatsfeind? DDR-Jugend und Widerstands könne überspringen. Im Berichtszeitraum Stasi an der Ostsee“, war die Ausstellung in mehreren Außenstellen des BStU zu sehen und wurde bei Anlässen wie dem Bürgertag auf –– die frauenthematische Dokumentation „Kämpfen an dem ehemaligen Stasi-Gelände in Berlin-Lichtenberg ge- der Seite der Genossen. Mitarbeiterinnen der Stasi“ zeigt. Sie wurde ferner zusammen mit polnischen oder im sowie deutsch-polnischen Dialog tätigen Partnern dem Publikum –– die Darstellung „Schmutzige Geschäfte“ über das Vor- zugänglich gemacht, so mit dem Willy-Brandt-Zentrum­ gehen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im an der Universität Wrocław, dem Deutsch-Polnischen Kontext des Antikhandels Pirna. Gymnasium in Löckwitz und anschließend in dessen polnischer Partnerschule in Police. Daraus erwuchs eine Erhebliches Interesse rufen regelmäßig sporthistorische weitere Station in der Stadt Police selbst. Die Veranstalter Ausstellungen des BStU hervor, z. B. „Kaderschmiede verstanden diese zweisprachige Ausstellung zu einem ge- Sport“ über die Rolle der Stasi bei der Kinder- und Ju- meinsamen historischen Thema als einen wichtigen Bei- gendsportausbildung, „Doppeltes Spiel. Fußball im Vi- trag für die Gegenwartskontakte. Die Ausstellung „Lernt sier der Staatssicherheit“, aufgezeigt an der Entwicklung Polnisch“ war zudem im Sommer 2015 in der Vertretung in Sachsen, oder „Fußball für die Stasi. Der BFC Dy- des Landes Hessen bei der Europäischen Union in Brüs- namo“. Dem Selbstverständnis und der Selbststilisie- sel präsent. Dass im selben Haus auch die Vertretung der rung der DDR-Staatssicherheit ist die Sonderausstellung Woiwodschaft Wielkopolska residiert, war angesichts des „Stasi-Propagandaplakate“ gewidmet. Diese Auswahl ein- deutsch-polnischen Themas ein sehr trefflicher Umstand. schlägiger Propagandaplakate vermittelt dem Publikum – 66 – zum einen die Sicht des Apparats auf sich selbst sowie statt. Ausrichter und Träger des Camps ist das Sächsische seine Außendarstellung, zum anderen schafft sie durch in- Staatsministerium für Kultus. Die sächsischen Außen- haltliche Erläuterungen die erforderliche Kontextualisie- stellen unterstützen diese Veranstaltung seit Jahren. In rung und Einordnung. den Geschichtscamps konnten Schülerinnen und Schüler Einblick in vorbereitete Stasi-Akten nehmen, Gespräche Die eigenen Ausstellungen und archivbezogenen Ange- mit Zeitzeugen führen und sich mit anderen Schülern ver- bote werden insbesondere in den Außenstellen des BStU schiedener Altersklassen austauschen; die Teilnahme an durch themenrelevante externe Präsentationen erweitert. den Camps soll die eigene Projektarbeit an den Schulen fördern. Die Außenstelle Chemnitz stellte Aktenmaterial 6.5 Regionale und überregionale zur Verfügung, außerdem führte sie einen Workshop mit ­Bildungsangebote dem Zeitzeugen Klaus Hopf durch. 2016 fand das Ge- Seit 2015 wurden begleitende Schülerprojekttage zur schichtscamp unter Beteiligung des BStU in der Gedenk- Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ kon- stätte Bautzen statt. Die Veranstaltung „‚Ab nach Baut- sequent auf die Ausstellung bezogen. Auch die ausstel- zen!‘ – Politische Verfolgung und Haft in der sowjetischen lungsbegleitenden Lehrerfortbildungen konzentrieren sich Besatzungszone und der DDR“ ging dem Umgang mit darauf, Lehrkräfte zu befähigen, die Ausstellungsinhalte politischen Häftlingen und Besonderheiten der regionalen selbstständig mit ihren Schülerinnen und Schülern zu er- Geschichte nach. schließen. Dafür wurden die didaktischen Begleitmateria- Das Theaterprojekt „Im Fokus der Deutschen Einheit: lien zur Wanderausstellung grundlegend aktualisiert und ‚Freiheit für meine Akte!‘“ war ein Kooperationspro- erweitert. jekt der drei sächsischen Außenstellen mit der Sächsi- Regionale Schulprojekttage werden darüber hinaus vor schen Landeszentrale für politische Bildung. In diesem allem in den Außenstellen realisiert. Auch hier finden Ost-West-Schulprojekt befassten sich drei Schulklassen Bildungsprojekte des BStU seit 2013 fast ausschließlich aus Leipzig und Schweinfurt mit den damaligen kon­ in Einrichtungen des BStU statt. Insgesamt führten die troversen Debatten um das Stasi-Unterlagen-Gesetz und Außenstellen im Berichtszeitraum 538 Schülerprojektta- verarbeiteten diese in Theaterstücken. Sowohl die Auf- ge durch. Neben dem Regelbetrieb waren besondere Ko- führung im Leipziger Theater der Jungen Welt als auch operationen oder besondere historische Daten Anlässe für die anschließende Podiumsdiskussion zeigten, wie sehr Projekttage. um Positionen, Texte und Ausrichtung in den Parlamen- ten sowie zwischen Ost und West gestritten wurde. An In Erfurt fand im Berichtszeitraum wieder die jährliche der Veranstaltung nahm die Sächsische Kultusministerin Projektwoche des Christlichen Gymnasiums Jena statt. und damalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Sie ist ein Kooperationsprojekt mit dem Thüringer Lan- Brunhild Kurth, teil. In der Außenstelle Leipzig führ- desbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur te die Roland-Berger-Stiftung im Oktober 2015 mit Sti- und der Stiftung Ettersberg/Gedenk- und Bildungsstätte pendiaten ein Projektwochenende durch. 25 Kinder im Andreasstraße. Alter von 8 bis 13 Jahren wurden kreativ an das Thema Die Außenstelle Suhl arbeitete eng mit der Gedenk- und „Unterdrückungsapparat Staatssicherheit“ herangeführt. Bildungsstätte Point Alpha zusammen. Viele Schulklas- Hierfür wurden u. a. die „Untold Stories“-Caches genutzt, sen aus Hessen reisten im Rahmen von Exkursionen zu Ergebnisse eines Bildungsprojekts zum 25. Jahrestag der dieser Gedenk- und Bildungsstätte. Ohne die Unterlagen Friedlichen Revolution (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, der Staatssicherheit lassen sich die Funktionsweise des S. 86 f.). Grenzregimes der DDR und die zahlreichen Fälle, in de- Die Außenstelle Halle führte im Berichtszeitraum zwei nen Menschen mit Gewalt an Fluchten gehindert wurden, mehrtägige Schülerprojekte durch. Teilnehmer am ersten nicht erforschen. Projekt waren Schulklassen des Georg-Cantor-Gymnasi- Gera war im April 2015 Gastgeber und Mitveranstalter der ums und des Herder-Gymnasiums. Im Mittelpunkt dieses Sozialkundeolympiade Ostthüringen für die Klassenstufe Projektes stand der Zeitzeuge Matthias Waschitschka. Er 10. Zu den Veranstaltungen mit Schülern gehörte 2016 berichtete über die Besetzung und spätere Auflösung der der Projekttag anlässlich des 35. Todestages von Matthias MfS-Bezirksverwaltung Halle. Das zweite Schülerprojekt Domaschk. Er wurde von der Außenstelle Gera zusam- fand in der Hutten-Gesamtschule in Kooperation mit der men mit der Gedenkstätte Amthordurchgang e. V. und der Gedenkstätte „Roter Ochse“ Halle statt und stand unter Kunstschule Gera e. V. gestaltet. Schülerinnen und Schüler dem Thema „Fluchtversuch und Haft“. Es beschäftigte des Karl-Theodor-Liebe-Gymnasiums beschäftigten sich sich mit dem Fall „Versuchter Grenzdurchbruch zweier Schüler“ aus dem BStU-Bildungsmaterial „Quellen für mit der Frage, wie Jugendliche ins Visier der Stasi geraten die Schule“. Als Ergänzung zu den Bildungsmaterialien konnten. Dazu fand ein Gespräch mit dem aus Jena stam- wurden sowohl das Radiofeature „Lange Schatten“ (2012) menden Künstler und Bildhauer Thomas Kretschmer statt. als auch der Fernsehfilm „Tödliche Grenze – Der Schütze Unter der Überschrift „‚Halt – Grenzposten – Stehenblei- und sein Opfer“ (2015) des Regisseurs Thomas Gaevert in ben oder ich schieße!‘ 25 Jahre Deutsche Einheit – Le- das Projekt integriert. In einer Podiumsdiskussion beant- ben an und mit der Grenze“ fand vom 15. bis 19. Sep- wortete Gaevert Fragen der Schülerinnen und Schüler. Im tember 2015 das Sächsische Geschichtscamp in Plauen Rahmen der landesweiten Schulprojektwoche­ „DDR-Ge- – 67 – schichte“ im Juli 2015 besuchte eine große Anzahl von 6.6 Veranstaltungen des BStU Schülern die Außenstelle Magdeburg. Sie kamen vom He- Mittels Veranstaltungen – eigenen oder in Kooperation mit gel- und vom Domgymnasium, mit denen seit Jahren sta- anderen Institutionen – kommt der BStU seiner Aufgabe bile Kontakte bestehen. Den Schülerinnen und Schülern nach, über Struktur, Methoden und Wirkungsweise des wurde mit Überblicksdarstellungen und Fallbeispielen Staatssicherheitsdienstes zu unterrichten. Er richtet sich die Rolle des Staatssicherheitsdienstes in der SED-Dikta- dabei an die breite Öffentlichkeit mit Interesse an histori- tur verdeutlicht. Diese Veranstaltungen fanden wieder in schen Themen und Aufarbeitung. Dazu gehören die Gene- enger Kooperation mit der Gedenkstätte Moritzplatz und rationen mit eigener Diktaturerfahrung und vom SED-Un- dem Dokumentationszentrum des Bürgerkomitees Mag- recht betroffene Menschen. Ebenso werden Interessierte deburg statt. der nächsten Generation angesprochen, die die DDR nicht Ein häufiges Thema in Schwerin war die ehemalige inner- aus eigenem Erleben kennen. Fachleute aus Forschung deutsche Grenze des früheren Bezirkes. Im Mittelpunkt und Archivwesen sind eine weitere Zielgruppe. standen dabei das Leben an und mit der Grenze sowie die Bei der überwiegenden Zahl der Veranstaltungen bieten Flucht aus der DDR. Weitere Projekttage hießen „Leben Dokumente, Fotos, Videos oder Tonaufnahmen direkten im Überwachungsstaat“ sowie „Verantwortung tragen – Einblick in das Stasi-Unterlagen-Archiv. In drei Fällen Ist das Thema Stasi noch aktuell?“. 2015 arbeiteten die nahmen ehemalige MfS-Mitarbeiter an Veranstaltungen Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums „Am Sonnen- teil und stellten sich Debatten auf dem Podium. Außer- berg“ in Crivitz während der Projektwochen „Gegen das dem war der BStU bei bundesweiten Anlässen mit einer Vergessen“ mit der Plakatausstellung des BStU „Stasi. breiten Palette an Informationen vertreten. Dazu gehörten Was war das?“. 2016 stand die BStU-Ausstellung „Zwi- die Bürgerfeste zum Tag der Deutschen Einheit in Frank- schen Anpassen und Aufbegehren“ im Mittelpunkt der furt/Main (2015) und Dresden (2016). Besucherinnen und Projektarbeiten. Zum Abschluss der Projektwochen or- Besucher konnten sich anhand von auf Informationstafeln ganisierte die Außenstelle eine öffentliche Veranstaltung, zusammengestellten Unterlagen informieren, wie das MfS in der die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse der in ihrer Region agierte. Zur Vertiefung und zum Mitneh- zweiwöchigen Projektarbeit vorstellten und der Leiterin men wurden zusätzliche Archivalien in Broschüren zu- der Außenstelle übergaben. Besonders gelungene Präsen- sammengestellt. Für Frankfurt/Main entstand so das Do- tationen wurden in der Dauerausstellung in Görslow der kumentenheft „Hessen und die Stasi – Die Überwachung Öffentlichkeit präsentiert. Schwerpunkte der Bildungsar- im ‚Operationsgebiet West‘“, in dem es unter anderem um beit in Neubrandenburg waren 2015 und 2016 die Tage die Überwachung des Notaufnahmelagers Gießen geht. der offenen Tür am 9. November. An diesen Tagen bot die 2016 lag das Heft „Die Stasi in Dresden“ aus der neu ent- Außenstelle Schulklassen jeweils acht Themenworkshops wickelten Regionalreihe des BStU vor (siehe Abschnitt an. In deren Zentrum standen Zeitzeugen, die den Schü- 5.2.16). Informationen zu den archivischen Bildungsange- lerinnen und Schülern über Aufbegehren in der DDR, boten und Beratung zur Antragstellung gehörten in beiden Fluchten und über jugendliche inoffizielle Mitarbeiter be- Städten zum Programm. Ebenso war der BStU regelmäßig richteten. mit thematisch passenden Informationen aus dem Archiv, In einigen Außenstellen fanden im Berichtszeitraum re- Besuchermaterialien und Beratungsständen bei bundes- gelmäßig Weiterbildungen für Lehrende statt. Nach Erfurt politischen Anlässen (z. B. Tag der offenen Tür der Bun- kamen hauptsächlich Lehrerinnen und Lehrer aus dem be- desregierung) und auf den Ländertagen der ostdeutschen nachbarten Bayern und Hessen. In Gera informierten sich Bundesländer vertreten. Schulleiter und Mitarbeiter des Schulamtes Ostthüringen über die Bildungsangebote der Behörde. Fachberater für 6.6.1 Veranstaltungen der Zentralstelle Geschichte sächsischer Schulen und Lehramtsanwärter Insgesamt bot der BStU im Berichtszeitraum 2015 und der Regionalstelle Chemnitz besuchten die dortige Außen- 2016 in Berlin und Potsdam 31 Veranstaltungen, teils in stelle zur Projektarbeit. Mehrere Außenstellen realisieren Kooperationen, mit rund 12 300 Besucherinnen und Besu- Angebote für Studierende oder Stipendiaten. Journalis- chern an. Dazu gehörten Formate wie Tage der offenen Tür, tik-Studenten der Hochschule Magdeburg/Stendal hielten Zeitzeugengespräche, Podiumsdiskussionen, Filmvorfüh- sich zweimal pro Jahr in der Außenstelle Magdeburg auf. rungen, Vorträge, Buchvorstellungen und Ausstellungs- Hier befassten sie sich mit rechtlichen und methodischen eröffnungen. Im Fokus standen BStU-Arbeitsergebnisse Fragen der Ermittlung und Verwendung von Quellenma- und Archivrecherchen. Die Behörde kooperierte dabei mit terialien aus den Archivbeständen des BStU. Im Rahmen Akteuren der Aufarbeitungs- und Gedenkstättenlandschaft eines Seminars „Rechtsstaat – Unrechtsstaat. Ambivalen- wie der ASTAK e. V., der Robert-Havemann-Gesellschaft, zen moderner Staatlichkeit“ informierten sich angehende der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Juristen und Historiker der Friedrich-Schiller-Universi- der Stiftung Berliner Mauer und der Gedenkstätte Ber- tät Jena im Mai 2015 über das Wirken des MfS in Gera. lin-Hohenschönhausen. Um neue Zielgruppen anzuspre- Zweimal jährlich begrüßte die Außenstelle Erfurt Stipen- chen, gab es außerdem Kooperationen mit verschiedenen diaten der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Jakob-Kai- Verlagen, der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Musical „Hin- ser-Akademie Königswinter, die Kurzseminare in Thürin- term Horizont“, dem Schwulen Museum, Ziegler-Film, gen absolvierten. der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und dem – 68 –

Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk. Das his- des Herausgebers Bernd Florath, des Zeitzeugen Thomas torische MfS-Gelände in Berlin-Lichtenberg, der heutige Klingenstein und einer Schülerin des Robert-Havemann-­ Lernort ehemalige Stasi-Zentrale, wurde schwerpunktmä- Gymnasiums vorgestellt. Das Podiumsgespräch über wis- ßig für Veranstaltungen genutzt (siehe Abschnitt 6.1.4). senschaftliches Werk und politisches Leben von Robert Havemann und die Bedeutung seiner Ideen für die heutige Veranstaltungen zu Forschungsergebnissen Gesellschaft wurde von Filmsequenzen zu seiner Biogra- Die Publikationen des Forschungsbereichs beim BStU fie umrahmt. wurden in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen vor- Der Förderverein Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Ma­ gestellt, insbesondere in Berlin, etliche auch in den Au- rienfelde stellte am 25. Oktober 2016 in Kooperation­ mit ßenstellen; hervorzuheben sind ferner Präsentationen auf dem BStU die Publikation von Georg Herbstritt „Entzwei- der Leipziger und der Frankfurter Buchmesse. te Freunde. Rumänien, die Securitate und die DDR-Staats- Die Studie von Susanne Muhle mit dem Titel „Auftrag sicherheit 1950 bis 1989“ (siehe Abschnitt 5.2.12) vor. In Menschenraub. Entführungen von Westberlinern und Bun- der Veranstaltung wurden (ost)deutsch-rumänische Bezie- desbürgern durch das Ministerium für Staatssicherheit“ hungen, Konflikte im Ostblock und das Wirken der Ge- (siehe Abschnitt 5.2.7) wurde am 24. März 2015 gemein- heimdienste thematisiert. sam mit der Stiftung Berliner Mauer und der Bundesstif- tung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vorgestellt. Der Weitere Veranstaltungen des BStU 1955 aus West-Berlin entführte Karl Wilhelm Fricke saß Am 22. Juni 2015 diskutierte der Bundesbeauftragte als auf dem Podium und teilte Erinnerungen und Einschätzun- Kooperationspartner des Mitteldeutschen Verlages mit gen mit dem Sohn des 1961 entführten Heinz Brandt, dem Alexander Kobylinski, dem Autor der Publikation „Der Historiker Jens Giesecke und Roger Engelmann (BStU). verratene Verräter“, in der Berliner Sophienkirche über Die Untersuchung „Die AIDS-Verschwörung. Das Minis­ , den Bürgerrechtsanwalt und einen der terium für Staatssicherheit und die AIDS-Desinformati- wichtigsten inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für onskampagne des KGB“ (siehe Zwölfter Tätigkeitsbe- Staatssicherheit. richt, S. 69) wurde in einer Veranstaltung am 7. Mai 2015 Am 19. Oktober 2015 bot der BStU im Rahmen des zwei- in Kooperation mit dem Schwulen Museum in dessen tägigen Treffens des Europäischen Netzwerks der für die Ausstellungsräumen präsentiert. Douglas Selvage und Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden (siehe Kapi- Christopher Nehring, Autor und Koautor der Studie, der tel 7) eine Veranstaltung in der Heinrich-Böll-Stiftung an Journalist Kuno Kruse und Sabine Weinmann, Vertreterin mit dem Titel „Transparenz des Geheimen. Die osteuro- der Deutschen AIDS-Hilfe e. V., sprachen über die Rolle päischen Geheimpolizeiarchive und demokratischer Wan- von KGB und Stasi bei der Verbreitung der Verschwö- del“. Hierbei wurde die vom Netzwerk erarbeitete Aus- rungstheorie zur Entstehung des HI-Virus als ein in den stellung „By Any Means. Communist Secret Police and USA entwickelter biologischer Kampfstoff. People’s Everyday Life“ eröffnet. Eine Podiumsdiskussi- Das Buch „In Haft bei der Staatssicherheit. Das Untersu- on zum Umgang mit dem Unrecht aus der diktatorischen chungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen 1951–1989“ Vergangenheit verschiedener europäischer Länder schloss von Julia Spohr (siehe Abschnitt 5.2.9) wurde in einer sich an. Veranstaltung am 8. Oktober 2015 gemeinsam mit der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in deren Räumen 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl fand vorgestellt. Die Podiumsdiskussion zeigte, wie sich Häft- am 20. April 2016 eine Podiumsdiskussion mit dem Ti- lingsalltag und die Vernehmungspraxis vor dem Hinter- tel „Keinerlei gesundheitliche Gefährdungen. Tscherno- grund der sich verändernden Praktiken der Vernehmer im byl, die Stasi und die Rolle der Umweltbewegungen“ in Laufe der Jahrzehnte wandelten. der Berliner Zionskirche statt. Zeitzeugen und Experten diskutierten die Impulse, die von dem Ereignis auf Um- Der ZAIG-Band 1981 wurde am 30. November 2015 in weltaktivisten in der DDR ausgingen. Das Stasi-Unterla- der Samariterkirche der Öffentlichkeit präsentiert. Unter gen-Archiv präsentierte ein Dokumentenheft zum Thema. dem Titel „Staat. Kirche. Opposition. Das Jahr 1981 im Blick der Stasi“ (siehe Abschnitt 5.2.3) diskutierten Rainer­ Zum zweiten Mal beteiligte sich die Stasi-Unterlagen-Be- Eppelmann, damals Pfarrer der Samaritergemeinde Ber- hörde am 11. Juni 2016 an der „Langen Nacht der Wis- lin-Friedrichshain, und Manfred Stolpe, 1981 Leiter des senschaft“. Unter dem Titel „Die Stasi: Geheimpolizei in Sekretariats des Bundes der Evangelischen Kirchen in der der SED-Diktatur“ gab es in der Universitätsbibliothek der DDR, unter Moderation von Hans-Jürgen Börner, ehema- TU Berlin verschiedene Vorträge zu aktuellen Projekten liger ARD-Korrespondent in der DDR, wie sich die Kirche des BStU. in den 80er-Jahren zwischen den oppositionellen Gruppen, Am 1. November 2016 informierte der Bundesbeauftrag- dem Staat und der Stasi positionierte. te als Kooperationspartner der Wista Management GmbH Das Buch „Vom Kommunisten zum Dissidenten. Annä- (Betreiber des heutigen Technologiezentrums Berlin-Ad- herungen an Robert Havemann“ (siehe Abschnitt 5.2.8) lershof) im Rahmen einer Veranstaltung im Forum Adlers- wurde mit einer Veranstaltung am 25. April 2016 in der hof über den historischen Ort Adlershof, an dem einst das Arminius-Markthalle in Berlin-Moabit unter Beteiligung Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ stationiert war. – 69 –

6.6.2 Veranstaltungen und Archivpräsenta­ Bei Veranstaltungen präsentierte die Außenstelle mehr- tionen in den Regionen fach den auf Unterlagen ihres Archivs (siehe Zwölfter Tä- tigkeitsbericht, S. 85) basierenden Film „Der Stasimann Auch die Außenstellen kamen ihrem Unterrichtungsauftrag­ in Schweden“ und vertiefte das Thema in Podiumsgesprä- durch archivbezogene Veranstaltungen oder die Teilnahme chen (siehe Abschnitt 4.3.5). an übergreifenden Veranstaltungen nach. So präsentier- ten sie sich im Rahmen der jährlichen Ländertage in den Die von der Außenstelle seit 2004 betriebene Gedenkstätte ostdeutschen Ländern mit Informationen zur Arbeit des Opfer politischer Gewaltherrschaft befindet sich seit Ende BStU, Beratung zur Antragstellung und mit Dokumenten, 2015 im Interesse einer regionalen Arbeitsteilung wieder die das Wirken der Stasi in den jeweiligen Regionen ver- in Trägerschaft der Stadt Frankfurt (Oder), um personelle anschaulichten. Ressourcen für die Antragsbearbeitung beim BStU freizu- setzen. Die Stadt hält die Gedenkstätte zu den bisherigen Die Präsentation von regionalen Themen ermöglicht auf Zeiten offen. Die Außenstelle nutzt die Gedenkstätte wei- leicht zugängliche Weise einen Einblick in das Stasi-Un- terhin an vier Sonntagen im Jahr als Veranstaltungsort. terlagen-Archiv und soll zur Beschäftigung mit den Me- chanismen in der SED-Diktatur anregen. Dafür werden Mecklenburg-Vorpommern Unterlagen und Fotos aus dem Archiv verwendet, die exemplarisch den Blick der Stasi auf bestimmte Personen 2015 präsentierte die Außenstelle Neubrandenburg die oder Ereignisse verdeutlichen. Die Rechercheergebnisse Veranstaltungsreihe „25 Jahre Wiedervereinigung“, in de- kommen auf mobilen Flächen bei Anlässen wie Länder­ ren Rahmen die Podiumsdiskussion „‚feindlich-negativ‘ – tagen oder Tagen der offenen Tür zum Einsatz oder ver- Das Ende der Stasi in Neubrandenburg“ im Regional- tiefen die Inhalte von bereitliegenden Dokumentenheften. museum stattfand. Dabei berichteten Zeitzeugen und ein ehemaliger hauptamtlicher Mitarbeiter der Stasi über die Als solche thematische Archivpräsentationen (Roll-Ups) Ereignisse während der Auflösung der Geheimpolizei in wurden eingesetzt: Neubrandenburg. Ihre monatlichen Archivführungen setzt Außenstelle Suhl: die Außenstelle seit 2015 mit einem neuen Konzept fort: Der Rundgang wird verbunden mit Informationen zu re- –– „Stasi als Dauergast. Inoffizielle Mitarbeiter im Ring- gionalen Fällen, Geschichten und Begebenheiten aus den berghaus“ Neubrandenburger Stasi-Akten. Außenstelle Neubrandenburg: Im April 2015 führte die Außenstelle Rostock in der Doku- –– „Fluchtversuch mit einem Ballon. Traum geplatzt“, mentations- und Gedenkstätte in der früheren Stasi-U-Haft Rostock (DuG) erstmals ein deutsch-deutsches Zeitzeu- –– „Flucht über die Berliner Mauer: ‚Kratzspuren durch gen-Gespräch „Stasi-Haft statt Freiheit. Zwei Rostocker, Menschenhand‘“ zwei Bremer und eine gescheiterte Flucht“ durch. Auf der Außenstelle Leipzig: Grundlage von Stasi-Akten und den Erinnerungen der Pro- tagonisten wurden die Schicksale von zwei Westdeutschen –– „Keine Privatsphäre. Konspirative Wohnungsdurchsu- vorgestellt, die als Jugendliche zwei Rostockern bei der chung bei einem Grufti“, Flucht helfen wollten. Der Versuch endete mit Haft für alle –– „Tatort Friedhof. Gruftis unter Verdacht“, vier Jugendlichen. Am authentischen Ort der Haftanstalt fand auch die Veranstaltung „Gefangen im Netz der Dun- –– „Depeche Mode. Fantreffen in Annaberg“. kelmänner. Ein Gespräch zur Stasi-Überwachung“ statt. Außerdem boten die Außenstellen regelmäßig Archivfüh- Der frühere Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpom- rungen an. Dabei sind die vielfältige Nutzung der Akten merns, Berndt Seite, und der Bundesbeauftragte ­Roland durch Privatpersonen, Institutionen, Forschung und Medi- Jahn debattierten über die Folgen von Überwachung und en ein Thema, ebenso die Rekonstruktion zerstörter Doku- Repression durch die Stasi. mente. Viele Vorträge oder Ausstellungen waren mit Bera- Im Dezember 2015 eröffnete in der DuG die Ausstellung tungstagen der Außenstellen in den Regionen verbunden, „Eigentor. Der FC Hansa Rostock und die Stasi“. Zeitzeu- bei denen Interessierte Anträge auf Akteneinsicht stellen gen debattierten mit den Gästen, warum und mit welchen und Informationsmöglichkeiten der Behörde nutzen konn- Folgen die DDR-Geheimpolizei im Auftrag der SED den ten (zur Bürgerberatung siehe Abschnitt 4.1.3). Fußball so umfassend überwachte. Von April bis Juni 2016 wurde in der DuG erstmals eine Ausstellung zur „Westar- Brandenburg beit“ der Stasi gezeigt. Die Exposition „Hamburger Po- Die regelmäßigen Führungen durch das Archiv der Außen- litiker als DDR-Spione im Kalten Krieg“ wurde von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg der Bundeswehr stelle Frankfurt (Oder) werden seit 2016 mit einem spezi- erarbeitet. Sie stieß insbesondere bei Besuchern aus den fischen Thema gekoppelt. Zum Archivtag im März 2016 alten Bundesländern auf großes Interesse. beispielsweise wurden anonymisierte Akten-Beispiele zu Fluchtereignissen genutzt, um die Brutalität des Grenzre- Mit der Veranstaltungsreihe „Samstag im Archiv“ führte gimes und die Willkür des DDR-Justizapparates zu doku- die Außenstelle Schwerin im Berichtszeitraum ein neues mentieren. Format ein. Eine themenbezogene Archivführung wird – 70 – dabei einmal im Monat mit einer Lesung, einem Zeitzeu- staltung mit mehreren Hundert Ehrengästen nach achtjäh- gengespräch oder einem Vortrag mit regionalen Beispie- riger Bauzeit zu einer Mammutaufgabe für die Stasi geriet. len kombiniert. Durch diese inhaltliche Aufwertung der Mit 1 734 MfS-Mitarbeitern war es einer der größten Ein- Führungen erreicht die Außenstelle ein deutlich breiteres sätze der Stasi-Bezirksverwaltung Dresden. Die dazuge- Publikum. hörigen Dokumente sind in der Stasi-Mediathek einsehbar. Die Außenstelle setzte außerdem auf Veranstaltungsfor- Mit Unterstützung des BStU eröffnete in der Gedenkstätte mate mit Kooperationspartnern. Beispielsweise wurde Bautzner Straße am 20. April 2016 die Dauerausstellung eine Reihe mit dem Schweriner Schleswig-Holstein-Haus „STASI. Die Ausstellung zur DDR-Staatssicherheit“, eine fortgesetzt, in deren Rahmen Buchvorstellungen wie Leihgabe des BStU. Bei der Podiumsdiskussion „So, als „West-Ost-Migranten – Wie die Stasi Aufnahmelager sei nichts gewesen … SED, Stasi und das Unrecht in der überwachte“ oder „Hinter vorgehaltener Hand – Politische DDR“ mit rund 120 Gästen diskutierten der Bundesbe- Denunziation in der DDR“ stattfanden. Weitere Koopera- auftragte Roland Jahn, der Sächsische Landesbeauftragte tionen bestanden mit dem Grenzhus Schlagsdorf und dem für die Stasi-Unterlagen, Lutz Rathenow, und Bernd Roth, Dokumentationszentrum des Landes für Opfer der Dikta- ehemaliger MfS-Major. turen in Deutschland. Auf dem gemeinsamen Programm standen dort beispielsweise das Thema „Stasi, KSZE und Die Außenstelle Leipzig organisierte im Berichtszeitraum Menschenrechte in der DDR“ und der Vortrag „Volksauf- eine Reihe von themenbezogenen Veranstaltungen und stand und Staatssicherheit − Der 17. Juni 1953 in den ge- öffnete mehrfach die Türen ihres Archivs für Besucher. heimen Berichten an die SED-Führung“. Bei zwei Veranstaltungen standen die Aktivitäten der Staatssicherheit gegenüber Frauen im Mittelpunkt. Ende Sachsen Januar 2015 wurde die Überwachung lesbischer Grup- Im Berichtszeitraum hat sich die Außenstelle Chemnitz pierungen und Personen durch das MfS beleuchtet. Die auf Veranstaltungen zum Wirken der Stasi in der Region, Expertin Barbara Wallbraun belegte in einem Vortrag Archivführungen, die Teilnahme an öffentlichkeitswirksa- anhand zahlreicher Aktenauszüge das hohe Interesse der men Festen und kommunalen Kulturveranstaltungen kon- DDR-Geheimpolizei an der lesbischen Szene. Zeitzeugin zentriert. Im Jahr 2016 startete die Außenstelle ein neues Ursula Sillge ergänzte die aktenbasierten Ausführungen. archivbezogenes Format: „Führung spezial“; dieses bietet Einen Monat später befasste sich ein Zeitzeugengespräch Archivführungen zu spezifischen Themen, in die durch unter dem Titel „Das Leipziger ‚Wespennest‘ im Fokus einen kurzen Vortrag, ein öffentliches Interview mit Zeit- der Stasi“ mit der Gruppe „Frauen für den Frieden“. zeugen oder einen Expertendialog eingeführt wird. Haupt- An der Leipziger Museumsnacht beteiligte sich die Au- verantwortlich realisierte die Außenstelle im Berichtszeit- ßenstelle im April 2015 unter dem Titel „Kopfkino. Vor- raum u. a. Veranstaltungen zur Musikszene in der Region hang auf im Stasi-Archiv“, im April 2016 hieß das Motto im Visier der Stasi, zum Häftlingsfreikauf mit Bezug auf „Entzauberte Macht. Alltag der Tschekisten“ – jeweils mit die Untersuchungshaftanstalt Kaßberg, zur Motivation der Präsentation von Stasi-Unterlagen. Themenspezifische hauptamtlicher Mitarbeiter der Bezirksverwaltung Karl- Vorträge und szenische Lesungen rundeten das Programm Marx-Stadt und zur Verfolgung und Zersetzung einzelner ab. Zu den jährlichen Leipziger Lichtfesten lud die Au- regional bekannter Schriftsteller und Künstler. Wie in den ßenstelle Interessierte zu einer „Nacht der offenen Tür“. vergangenen Jahren beteiligte sich die Außenstelle an der Zahlreiche archivische Angebote wie die Präsentation von Chemnitzer Museumsnacht. Mit einem Infostand und ei- Aktenauszügen zur Region Leipzig sowie thematische Ar- ner Bürgerberatung war sie in beiden Jahren beim Behör- chivbegehungen informierten über die DDR-Staatssicher- denfest der Stadt Chemnitz im Areal des Wasserschlosses heit. Filmvorführungen und Ausstellungen komplettierten Klaffenbach präsent. das Programm. Mit den „Geschichten aus den Stasi-Akten“ etablierte die Außenstelle Dresden im Februar 2015 eine neue Veran- Sachsen-Anhalt staltungsreihe, um ihr Archiv und interessante Fälle aus Die Außenstelle Halle präsentierte bei ihren Veranstal- den Unterlagen der Geheimpolizei vorzustellen. So gibt tungen insbesondere Forschungsergebnisse und aktuelle das Format Einblick in die Methoden der Geheimhaltung, Publikationen des BStU. Im Oktober 2015 wurde etwa Täuschung und Tarnung wie auch des Eindringens in die im Hallenser Stadthaus das Buch „Auftrag Menschen- Privatsphäre des Einzelnen durch das MfS. Unter dem Ti- raub“ von Susanne Muhle (siehe Abschnitt 5.2.7) über tel „Rock und Revolution“ beteiligte sich die Außenstel- die Entführung von insgesamt etwa 400 Bundesbürgern le an der Dresdner Museumssommernacht im Juli 2015. und West-Berlinern in die DDR vorgestellt. Zur Muse- Bei einer Podiumsdiskussion wurde der Umgang mit umsnacht am 25. April 2015 nutzten die Besucherinnen Subkulturen in der DDR durch Beispiele aus Stasi-Akten und Besucher die Gelegenheit, nicht nur das Stasi-Unter- anschaulich gemacht. Besucher konnten sich außerdem lagen-Archiv zu besichtigen, sondern auch heute leerste- selbst im Anonymisieren von Stasi-Unterlagen versuchen. hende Teile des früheren MfS-Hauptgebäudes zu erkun- Im November 2015 referierte der Journalist Ingolf Pleil den, u. a. den „Dzierzynski-Saal“.­ In der ehemaligen Bar zum Thema „Stasi im Publikum. Die Wiedereröffnung der der früheren Stasi-Oberen organisierte die Außenstelle Semperoper 1985“. Die Akten zeigen, wie die Großveran- eine szenische Lesung mit der Schauspielerin Nele Heyse – 71 – und dem Intendanten des Neuen Theaters Halle, Matthias zung der Stasi-Bezirksverwaltung Gera, u. a. mit Führun- Brenner. Eine weitere Neuerung waren Geländeführungen gen durch das Archiv und über das Gelände der ehemaligen über das Areal der ehemaligen Bezirksverwaltung des MfS Bezirksverwaltung. Auf einem Podium zur Besetzung in Halle. Bei den Führungen werden Details der Bau- und stellte sich mit Michael Trostorff erstmals der ehemalige Nutzungs­geschichte des Gebäudekomplexes erläutert und Leiter einer MfS-Bezirksverwaltung der öffentlichen Dis- mit Originalfotos und Bauplänen der Stasi veranschau- kussion. Neben ihm nahmen der Bundesbeauftragte Ro- licht. Die Geländeführungen sind seither immer wieder im land Jahn und weitere Zeitzeugen an der Debatte teil. Im Programm, beispielsweise zum Tag der Archive 2016, an April 2016 widmete sich eine Veranstaltung dem Geden- dem sich die Außenstelle mit vielfältigen Informationen ken an den 35. Todestag Matthias Domaschks. Unter der zum Thema Republikflucht beteiligte. Fragestellung „Was bleibt?“ setzten sich im Alten Schwur- gerichtssaal des Landgerichts Gera Roland Jahn, der Thü- Neben monatlichen Archivführungen veranstaltete die ringer Landesbeauftragte Christian Dietrich, der Zeitzeuge ­Außenstelle Magdeburg anlässlich des bundesweiten Ta- Peter Rösch und die Historikerin Katharina Lenski mit den ges der Archive am 6. März 2016 einen Tag der offenen Umständen von Domaschks Tod auseinander. Tür. Unter dem Motto „Mobilität im Wandel“ wurden Informationen über das Stasi-Unterlagen-Archiv, Bei- Im Rahmen des 2013 ins Leben gerufenen Formats „Ge- spielakten und eine Ausstellung mit Dokumenten über schichte lesen“ organisierte die Außenstelle Suhl im „Transitreisen im Visier der Stasi“ präsentiert. In thema- Berichtszeitraum eine Reihe von Veranstaltungen. „Ge- tischen Veranstaltungen, meist mit Kooperationspartnern, schichte lesen“ setzt sich zusammen aus einer Archivfüh- wurden Publikationen des BStU vorgestellt wie „Knast- rung und einer themen- und regionalbezogenen Lesung ware für den Klassenfeind“ von Tobias Wunschik oder in aus den Stasi-Akten. Im Fokus stand dabei im Jahr 2015 einem Podium über „Missglückte Versuche zur Anwer- die Verfolgung unangepasster Jugendlicher im ehema- bung von Stasi-Spitzeln“ diskutiert. ligen DDR-Bezirk Suhl, zum Beispiel beim Wasunger Karneval. Weitere Themen waren unter anderem das Pe- Thüringen ter Maffay-Konzert­ in Suhl 1987, die geheime Waffenpro- duktion der Stasi im Bezirk Suhl, die Rolle der DDR-Ge- Seit 2015 bietet die Außenstelle Erfurt jeden Monat eine heimpolizei bei den regelmäßigen Motorrad-Grand-Prix thematische Archivführung in Verbindung mit einem Vor- im tschechischen Brno oder die Stasi-Aktionen beim Be- trag unter dem Titel „Stasi-Akte spezial“ an. Das regiona- such des russischen Astronauten Juri Gagarin in Suhl. Die le Wirken der Stasi und Besonderheiten aus dem Archiv Veranstaltung „Geschichte lesen am authentischen Ort“ stehen bei der Reihe im Mittelpunkt. Zusätzlich bietet findet an einem Ort statt, der in Bezug zu den Dokumen- die Außenstelle wöchentlich Archivführungen und ein- ten steht. mal monatlich Führungen für Senioren an. An beiden im Berichtszeitraum liegenden Tagen des offenen Denkmals beteiligte sich die Außenstelle mit einem Programm aus 6.7 Pressearbeit Vorträgen, Sonderausstellungen und Archivführungen. Auch für die Pressearbeit ist die Unterrichtung der Öffent- lichkeit über die Struktur, Methoden und Wirkungsweise Seit 2015 besteht die monatliche Vortragsreihe „Der Quel- der Stasi eine zentrale Aufgabenstellung. Daher kommu- lenwert der Stasi-Akten für die zeitgeschichtliche For- nizierte die Pressestelle nicht nur die Themen der Behör- schung“. In Kooperation mit dem Landesbeauftragten des denleitung und der Fachabteilungen des Hauses über ihre Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Kanäle an Pressevertreter. Sie recherchierte auch selber organisierte die Außenstelle in diesem Rahmen beispiels- Themen für ihre Zielgruppe, die sie auf der Homepage weise Vorträge zu den Themen „MfS an Thüringer Uni- www.bstu.de zum Anreiz für eine Berichterstattung zur versitäten am Beispiel der TH Ilmenau“ oder „Briefe im Verfügung stellte. Die Pressestelle war zudem für viele Wasserdampf − Die Postkontrolle der Staatssicherheit“. Journalistinnen und Journalisten aus dem In- und Ausland Neben der Teilnahme an der Geraer Museumsnacht am Ansprechpartner, wenn sie grundlegend erfahren wollten, 29. August 2015 oder dem Tag der Archive am 5. März wie man einen Antrag für die Recherche in Stasi-Unterla- 2016 konzipierte die Außenstelle Gera im Berichtszeit- gen beim BStU stellt. Sie organisierte und begleitete zu- raum zwei neue Veranstaltungsformate. Seit April 2015 dem Dutzende von Dreharbeiten im Archiv und Lesesaal. findet monatlich eine Archivführung für Senioren statt, die Um die Antragstellung für externe Forscher und Journalis- auf deren Bedürfnisse und Tempo eingeht. Im Juli 2015 ten zu erleichtern, entwickelten Pressestelle und Abteilung startete die Außenstelle Gera die Themenreihe „Aufge- AU gemeinsam ein PDF-Formular, mit dem ein Recher- griffen – Geschichten aus den Stasi-Akten“. Nach einer cheantrag online ausgefüllt werden kann. Auf der engli- Archivführung werden Akten vorgestellt und anhand von schen Seite des Webauftritts wurde dies für internationale regional interessanten Fällen die Methoden der Stasi ver- Interessenten ebenfalls ermöglicht. anschaulicht. Themen waren beispielsweise „Die Be- und Ein Schwerpunkt der Pressearbeit lag auf der Kommu- Entwaffnung der Geraer Stasi-Zentrale“ oder „Das Inter- nikation der Themen und Strategien des Bundesbeauf- hotel Gera im Blick der Stasi“. tragten. Dazu zählten Interviews des Bundesbeauftragten Im Januar 2015 bot die Außenstelle Gera ein umfangrei- mit nationalen und internationalen Medien, aber auch ches Programm anlässlich des 25. Jahrestages der Beset- die Pressebegleitung von Terminen und Auftritten des – 72 –

Bundes­beauftragten sowie die Begleitung von presserele- Besuchsprogramme für Journalistinnen und vanten Besuchergruppen im Archiv. Im Jahr 2016 lag ein ­Journalisten besonderes Medieninteresse auf der Diskussion um die Die Pressestelle ermöglichte es verschiedenen Interes- Zukunft des BStU. Dazu nahm der Bundesbeauftragte in senten aus den Medien und anderen Multiplikatoren, das vielen Interviews Stellung. Die Pressestelle initiierte für Archiv und damit die Arbeitsweise des BStU, aber auch die externe und interne Kommunikation des Transforma- die Strukturen und Methoden der Staatssicherheit kennen- tionsprozesses des BStU einen spezifischen Online-Be- zulernen. Unter den Besuchergruppen waren Journalis- reich, den sie kontinuierlich betreute. tik-Studenten verschiedener deutscher und amerikanischer Die Pressestelle kommunizierte im Berichtszeitraum neue Universitäten, Teilnehmer von Austauschprogrammen der Publikationen der Forschungsabteilung, neue Geschichten Bertelsmann Stiftung, der Fulbright-Kommission oder des und Sammlungen der Stasi-Mediathek sowie die Veran- German Marshall Funds, aber auch türkische und kubani- staltungen des BStU an die Presse. Neben dem üblichen sche Journalisten. Interessiert zeigten sich die Gäste zuneh- Instrument der Pressemitteilung vermittelte sie die The- mend an den Entwicklungen auf dem Stasi-Gelände. Hier men über den Twitterkanal der Pressestelle, über bildba- war für internationale Besucher besonders die Kooperation sierte E-Mails sowie den viermal pro Jahr erscheinenden einer staatlichen Einrichtung, also des BStU, mit zivilge- Newsletter. Besonders hervorzuheben ist in diesem Kon- sellschaftlichen Gruppen wie der ASTAK e. V. oder der Ro- text die Begleitung des Launches der Stasi-Mediathek An- bert-Havemann-Gesellschaft bei der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit spannend, aber auch die vom Land fang 2015, die Kommunikation der Eröffnung der neuen Berlin initiierte Unterbringung von Flüchtlingen in den Dauerausstellung in „Haus 1“ sowie des anschließenden ehemaligen Stasi-Büros der Auslandsspionage des MfS. Bürgertages. Intensiv betreute Themen waren der multi- Immer wieder waren Bezüge zu heutigen Fragestellungen medial vermittelte 30. Jahrestag des Reaktorunglücks von der Werte einer Demokratie ein viel diskutiertes Thema. Tschernobyl sowie der von der BBC weltweit publik ge- machte Videofilm eines Vortrags des Doppelagenten Kim 7 Internationale Bezüge Philby aus dem Archiv des BStU. Im Berichtszeitraum besuchten wiederum viele Gäste Weiterhin begleitete die Pressestelle die Wanderausstel- aus dem Ausland die Behörde des Bundesbeauftragten lung des BStU „Feind ist, wer anders denkt“ mit spezi- für die Stasi-Unterlagen (BStU), um sich über die Arbeit fischen Stasi-Unterlagen mit regionalem Bezug für die des Stasi-Unterlagen-Archivs und den deutschen Weg der Presse. Mehrfach griffen so regionale und landesweite Aufarbeitung einer Diktatur und ihrer Geheimpolizei zu Medien Themen auf und vertieften diese, auch mithil- informieren. Die meisten Gäste kamen aus Südkorea, La- fe von nachfolgenden Rechercheanträgen an den BStU. teinamerika und den Ländern des sogenannten Arabischen Insbesondere der Bayerische Rundfunk berichtete 2015 Frühlings. Unter diesen Ländern zeigte Tunesien aufgrund multimedial über die Ausstellungs-Station Nürnberg. In seiner politischen Entwicklung stärkere Nachfrage da- Aachen berichteten regionale Zeitungen ausführlich über nach, wie mit den Akten eines vormaligen diktatorischen die lokalen Stasi-Bezüge, der Westdeutsche Rundfunk in- Regimes umgegangen werden könnte. Aber auch führende tensivierte Recherchen NRW-weit. Mitarbeiter internationaler Organisationen, die zu anderen Bei den Online-Schwerpunkten nahm 2015 der 50. Jahres- Unrechtsregimes als kommunistischen arbeiten, besuch- ten das Archiv: so z. B. die Chefarchivarin der Unterlagen tag der Verkündung der Urteile im ersten Auschwitz-Pro- aus den beiden internationalen Strafgerichtsprozessen zu zess sowie die Erinnerung an die Stasi-Tätigkeiten bei Ruanda und Ex-Jugoslawien sowie eine Historikerin des den Olympischen Sommerspielen in Seoul 1988 parallel niederländischen Instituts für Kriegs-, Holocaust- und Ge- zu den aktuellen Spielen in Brasilien 2016 breiten Raum nozid-Studien. ein. Auch an das Auftrittsverbot von Wolf Biermann 1965 sowie die Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte von Darüber hinaus intensivierte der Bundesbeauftragte sei- Helsinki 1975 erinnerten die Presse-Schwerpunkte. Auf ne Kontakte in den Balkan. Obwohl dort der transparen- einer als fortlaufendes Projekt angelegten Webseite mit te Umgang mit Geheimpolizeiakten entweder nicht im dem Titel „Stasi im Westen“ stellte die Pressestelle die gesellschaftlichen Fokus oder nicht auf der politischen vielfältigen Aktivitäten der Stasi in der Bundesrepublik Agenda steht, gibt es teils doch vielversprechende Ansät- dar. Über Punkte auf einer Deutschland-Karte können ze. Die jahrelangen Anstrengungen von zivilgesellschaft- ausgewählte Unterlagen aus dem Stasi-Unterlagen-Ar- lichen und politischen Kräften in Albanien (siehe auch frü- chiv angeklickt und so ein Einblick in die vielschichtigen here BStU-Tätigkeitsberichte) führten schließlich im April Aktionen der Stasi in allen Regionen der Bundesrepublik 2015 zu einem Aktenöffnungsgesetz für den noch erhalten gewonnen werden. Das Projekt „Mauerfall 89 – Heute gebliebenen Bestand der Geheimpolizeiakten. Von den vor 25 Jahren“, eine Kooperation der BStU-Pressestelle Ländern des ehemaligen Jugoslawiens kam das stärkste mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) Engagement aus Kroatien. Potsdam und der „Bild“-Zeitung, wurde im Berichtszeit- raum mit dem Deutschen Preis für Onlinekommunikation 7.1 Die Arbeit des Netzwerks in der Kategorie „Kampagnen von Institutionen“ ausge- Im Jahr 2015 führte der BStU zum zweiten Mal die Ge- zeichnet. schäfte im „Europäischen Netzwerk der für die Geheim- – 73 – polizeiakten zuständigen Behörden“. Im Mittelpunkt stand veranstaltung am 26. Oktober Repräsentanten der drei die von der Behörde ausgerichtete zweitägige Tagung des Netzwerkpartner, die die Ausstellung produziert hatten: Netzwerks im Oktober 2015 im „Haus 1“ auf dem ehe- Prof. Krzysztof Szwagrzyk, stellvertretender Präsident des maligen Gelände des Ministeriums für Staatssicherheit. In IPN, Dr. Cseh Gergő Bendegúz, Historisches Archiv der der Klausurtagung berichteten die Institutionen von aktu- Staatssicherheitsdienste Ungarns, und Roland Jahn. ellen Erfolgen als auch Problemen bei der Aufarbeitung Im Jahr 2016 hatte das polnische IPN die Leitung im Netz- der kommunistischen Diktatur in ihren Ländern. So in- werk inne und richtete im April einen Workshop aus. Ziel formierten beispielsweise mehrere Netzwerkpartner über war es, eine gemeinsame Sammlung von digitalisierten Haushaltskürzungen. Da die Beratungen in Deutschland Dokumenten über die multilateralen Treffen der Staats- zur Zukunft des BStU in den Ländern des Netzwerks auf- sicherheitsdienste aus allen Archiven des Netzwerks auf merksam verfolgt wurden und vermeintliche Änderungen einer gemeinsamen Website online zu stellen. Auf der ge- laut Berichten von Partnern dort innenpolitisch instrumen- meinsamen Tagung der Netzwerkpartner im November talisiert wurden, informierte der BStU aus erster Hand 2016 in Krakau, bei der der Direktor die Behörde vertrat, über den Beratungsverlauf in Deutschland. fand die zunächst interne Präsentation dieser digitalisierten Dass es bei der Aktenöffnung unterschiedliche Ansätze Unterlagen zu den multilateralen Treffen der Staatssicher- gibt, zeigte sich am Beispiel des neuen Archivgesetzes heitsdienste statt, die aus den Archiven Polens, Rumäni- Sloweniens; aus diesem Staat gehören dem Netzwerk zwei ens, Ungarns und Deutschlands stammen. Eine dazuge- Einrichtungen als Beobachter an: das Staatsarchiv und das hörige Testversion der Netzwerk-Internetseite wurde den Studienzentrum für nationale Aussöhnung (SCNR; Study Tagungsteilnehmern vorgestellt. Eine Panel-Diskussion zu Center for National Reconciliation). Während das Staats- elektronischen Computersystemen kommunistischer Ge- archiv meinte, dass nun mehr Dokumente offen zugäng- heimdienste in Zentral- und Osteuropa mit Schwerpunkt lich seien, kritisierte das SCNR, dass durch die Ausgestal- auf Magnetbandaufzeichnungen führte vor Augen, mit tung der Anonymisierungsregeln der Sachzusammenhang welchen Problemen einige Partnereinrichtungen inzwi- historischer Ereignisse kaum zu erkennen sei. Die Tagung schen konfrontiert sind: Der Erhalt des Trägermaterials bot beim Erfahrungsaustausch über die alltägliche Arbeit wie auch die Funktionstüchtigkeit der Hardware stellen auch nützliche Anregungen, z. B. für die Hardwareausstat- eine Herausforderung dar. Die Lesbarkeit und Zugriffsfä- tung zum Entschlüsseln von elektronischen Aufzeichnun- higkeit dieser Informationen sollen gewährleistet werden. gen der Geheimpolizeien aus den 70er- und 80er-Jahren. Höhepunkt der Tagung war die öffentliche Podiumsdis- 7.2 Ausgewählte internationale Kontakte kussion mit dem Titel: „Transparenz des Geheimen. Die Seit vielen Jahren bekunden Besucher aus Südkorea ein osteuropäischen Geheimpolizeiarchive und demokra- starkes Interesse an der Aufarbeitung von Diktatur und tischer Wandel“, die in Zusammenarbeit mit der Hein- an der Überwindung der Teilung in Deutschland. Im Mai rich-Böll-Stiftung in deren Berliner Zentrale stattfand. 2015 war der Bundesbeauftragte als Teilnehmer an der 25 Jahre nach der Einrichtung der Stasi-Unterlagen-Be- 5. Sitzung des Deutsch-Koreanischen Konsultationsgre- hörde und der später gegründeten Aufarbeitungsinsti- miums für Vereinigungsfragen nach Seoul eingeladen. tutionen in Osteuropa wurde als Kernfrage debattiert: Roland Jahn reiste mit der Delegation der Parlamentari- „Welchen Wert hat das Modell des Aktenzugangs für den schen Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministeri- Umgang mit vergangenem Unrecht?“ Das Gespräch zwi- um und Beauftragten der Bundesregierung für die neuen schen Dr. Łukasz Kamiński (Präsident des Instituts für Na- Bundesländer, Iris Gleicke. In einem Programmpunkt zu tionales Gedenken, IPN, Polen), Elisabeth Baumgartner politischen, juristischen und administrativen Aspekten (Swiss Peace, Schweiz), Nikita Petrov (Nichtregierungs- der Aufarbeitung sprach er zur „Transparenz staatlichen organisation Memorial Russland) und Prof. Horst Möller Handelns und Persönlichkeitsschutz“ sowie zu den Er- (Historiker, Deutschland) ist auf der Homepage des BStU fahrungen in der Diktaturaufarbeitung mittels Akten einer dokumentiert (www.bstu.de/netzwerktreffen). Geheimpolizei. Ein praxisorientiertes Gespräch gab es mit dem Vizeminister des Vereinigungsministeriums, welches Gleichzeitig konnte während des Treffens die Gemein- über die letzten Jahre immer wieder Verwaltungsexperten schafts-Ausstellung des Europäischen Netzwerkes „By zum BStU entsandt hat. Any Means. Communist Secret Police and People’s Every­ day Life“ (siehe Abschnitt 6.4.2) feierlich eröffnet werden; Im Berichtszeitraum wurde der Kontakt nach Albanien sie wurde von den Institutionen aus Polen, Ungarn und intensiviert, nachdem die Behörde zuvor schon verschie- Deutschland erstellt. Sie gibt Einblick in die Ideologie und dene Institutionen dieses Landes beraten hatte (siehe u. a. Praxis der kommunistischen Geheimpolizeien in Ostmit- Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 92). Seit über einem Jahr- teleuropa und vermittelt, wie sich die geheimpolizeiliche zehnt wird dort um ein Aktenöffnungsgesetz gerungen; Kontrolle und die Repression auf das Leben der Bevölke- nun hat das albanische Parlament im April 2015 ein Gesetz rung auswirkten. Diese Wanderausstellung wurde im Ok- beschlossen. Nach Angaben des Albanischen Instituts für tober 2016 in Brüssel in der Hessischen Landesvertretung die Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen wur- bei der Europäischen Union präsentiert. Auf Einladung den in den Jahren der Diktatur nachweislich allein 6 027 der Hessischen Europaministerin Lucia Puttrich und der Albaner hingerichtet. Die Zahl derer, die darüber hinaus Konrad-Adenauer-Stiftung diskutierten in der Eröffnungs- ohne Gerichtsverfahren exekutiert wurden, ist unbekannt. – 74 –

Das Gesetz regelt nun für die Bürgerinnen und Bürger tiertes Zugriffsrecht auf die Dokumente haben. Aus dem die Einsicht in die sie betreffenden Akten und erlaubt Aufbaustab dieses Instituts kamen im Januar 2016 fünf Medienvertretern und Wissenschaftlern Einblicke in das leitende Angestellte zu einer Studienwoche beim BStU Dokumentenerbe. Der Aktenbestand weist nach größeren nach Berlin und in die Außenstelle Frankfurt (Oder). Da- „Säuberungsaktionen“ in den 90er-Jahren allerdings er- rüber hinaus war der BStU in dem vom Auswärtigen Amt hebliche Fehlbestände auf. Das Gesetz sieht keine Lustra- und der Europäischen Akademie aufgelegten Programm tionsregeln für Amts- und Funktionsträger vor. Auf Einla- „Akademie für gute Regierungsführung“ Fachpartner bei dung des MdB Johannes Selle nahm der Bundesbeauftrage fünf Workshops, an denen überwiegend Verwaltungsbe- Anfang Juni 2015 an einer Bundestags-Delegationsreise amte und Juristen aus der Ukraine, teils auch aus Georgien nach Tirana, Albanien, teil. Er traf sowohl den Präsidenten und Moldau, teilnahmen. als auch den Ministerpräsidenten des Landes; daneben gab Bei einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisier- es Gespräche mit dem Bürgermeister Tiranas und Regie- ten Exkursion kam der Bundesbeauftragte im Mai 2016 rungsmitgliedern. Der Präsident Albaniens erwiderte den mit Journalistinnen und Journalisten des türkischen on- Besuch wenige Tage später in Berlin. line-Nachrichtenportals P24 zusammen. Angesichts der Im Juni 2015 war Roland Jahn als Gastredner und Dis- massiven Einschränkungen für Medienvertreter in der kutant anlässlich des 15-jährigen Bestehens des polnischen Türkei bis hin zu Verhaftungen stand der Austausch unter IPN in Warschau eingeladen. Die internationale Konfe- dem Motto: Journalismus in Zeiten der Konflikte. renz „Reappraisal of Communist Dictatorship. 25 Years Einen räumlichen Schwerpunkt bildete Lateinamerika mit of European Experience: Achievements and Failures“ war den Staaten Kolumbien und Uruguay. Im Juni 2015 be- ein zentraler Programmpunkt der Feier; viele hochrangige suchte auf Initiative der Maximilian-Kolbe-Stiftung eine Persönlichkeiten der Republik Polen nahmen daran teil. Delegation aus Kolumbien den BStU. In dem Workshop, Im September 2015 reiste der Bundesbeauftragte gemein- an dem der Direktor der Behörde teilnahm, wurden die sam mit dem MdB Josip Juratovic nach Zagreb (Kroatien). deutschen Erfahrungen beim Umgang mit gewaltbelaste- Bisher wurde in keinem der Nachfolgestaaten Jugoslawi- ter Vergangenheit diskutiert. Im November 2015 fand ein ens eine Behörde eingerichtet, die sich mit der Aufarbei- Gespräch mit Teilnehmern einer über die Gesellschaft für tung der Tätigkeit des Geheimdienstes befasst. Zentraler Internationale Zusammenarbeit organisierten Studienreise Bestandteil des Programms war ein Treffen mit dem Jus- aus Kolumbien statt. Dabei ging es um Erfahrungen bei tizminister des Landes. Ferner war der Bundesbeauftragte kommunaler Erinnerungsarbeit ebenso wie um Möglich- zu einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung mit keiten pädagogischer Vermittlung und die Organisation dem Titel: „Lustration in Kroatien? Chancen, Risiken, von Gedenkstätten bei Beibehaltung deren politischer Per­spek­tiven“ eingeladen, an der auch die Staatspräsiden- Unabhängigkeit. Ende Mai 2016 empfing der Bundesbe- tin Kroatiens teilnahm. Eine zweite Reise mit dem MdB auftragte eine von der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Juratovic führte ihn Ende Mai 2016 nach Belgrad (Ser- Deutschland eingeladene kolumbianische Delegation und bien). Roland Jahn nahm − neben einem Besuch beim diskutierte in einem Panel über das Thema „Ein schmerz- Direktor des Jugoslawischen Staatsarchivs und Terminen hafter Weg – Opfer, Täter, Aufarbeitung und Versöhnung“. mit dem Leiter des Zentrums für Demokratie sowie der Im Juni 2016 besuchte der bis 2015 amtierende Präsident Direktorin des Zentrums für Menschenrechte − an einer der Republik Uruguay, José Mujica, den Bundesbeauf- Podiumsdiskussion zum Umgang mit den Unterlagen der tragten. Nach einem Militärputsch Anfang der 70er-Jahre früheren Geheimpolizei teil; diese fand in Zusammenar- war es in Uruguay gelungen, ab 1985 wieder demokrati- beit mit der Deutschen Botschaft statt. sche Strukturen aufzubauen. Nach mehreren Rückschlä- gen wurde im Jahr 2000 eine „Kommission des Friedens“ Termine mit Gästen aus dem Ausland eingerichtet, die das Schicksal zumindest der während der Der BStU und andere deutsche Institutionen hatten schon Herrschaft der Militärs Verschwundenen aufklären sollte. in der Vergangenheit Bemühungen in der Ukraine zur Öff- Themen der Gespräche zwischen José Mujica und Roland nung von Dokumenten aus der Zeit der UdSSR begleitet Jahn waren Formen der Aufarbeitung von Diktatur sowie (siehe Neunter Tätigkeitsbericht, S. 87). Ein nun erneut Menschenrechte und Menschenwürde als entscheidende im Aufbau befindliches ukrainisches Institut für Nationale Prinzipien. Erinnerung ist seit Mai 2015 auch für die Verwaltung des Aus den Ländern des sogenannten Arabischen Frühlings staatlichen Zweigarchivs verantwortlich, dem die Unter- kamen im Berichtszeitraum die meisten Gäste mit Inter- lagen der Sicherheitsdienste und Strafverfolgungsbehör- esse an der Arbeit der Stasi-Unterlagen-Behörde aus Tu- den der ehemaligen UdSSR zu übergeben sind. Nach dem nesien. Ziel eines befristeten Spezialgesetzes dort ist die Gesetz sollen die Aufzeichnungen aus repressiven Ein- Offenlegung von früheren Menschenrechtsverletzungen richtungen der sowjetischen Ukraine in dem Archiv des und die Haftbarmachung der Verantwortlichen mit dem Instituts zusammengeführt werden. Dazu gehören neben Ziel der nationalen Versöhnung; eine sogenannte „Kom- Unterlagen der Geheimdienste auch Akten der zuständi- mission für Wahrheit und Würde“ ist das zentrale Inst- gen Ministerien, der Staatsanwaltschaften, des Obersten rument. Nach dem Gesetz hat jeder Bürger das Recht, in Gerichts bis hinunter zu den Kreisgerichten sowie von die Unterlagen des vorigen Regimes Einsicht zu erhalten, diversen Tribunalen. Jedermann soll ein staatlich garan- wobei der Schutz personenbezogener Daten gesichert sein – 75 – muss. Dabei sollen sowohl das Schicksal Verstorbener Wie in den Jahren zuvor stand der Bundesbeauftragte und Vermisster als auch die Identität der Täter offen­gelegt auch mehrfach für Gesprächsrunden innerhalb der Diplo­ werden. Im Hinblick auf die Umsetzung dieser Ziele hat- matenprogramme und -kollegs des Auswärtigen Amtes te die Präsidentin dieser Instanz, Frau Sihem Bensedrine, zur Verfügung. Auf der Ebene der internationalen Diplo- detaillierte Beratungen mit dem Bundesbeauftragten und matie sind Besuche des kroatischen Außenministers, des verschiedenen Fachbereichen. Insgesamt fanden im Jahr US-Botschafters, des schwedischen, des spanischen Bot- 2015 drei Besuche der Präsidentin, teils mit Kommissi- schafters und der schweizerischen Botschafterin ebenso onsmitgliedern, in Berlin statt. Darüber hinaus waren tu- zu nennen wie der Besuch des Apostolischen Nuntius, des nesische Gäste aus der Politik, Wahlbeobachter und Ver- Botschafters des Vatikans. Erzbischof Eterović sprach mit treter von Nichtregierungsorganisationen beim BStU. dem Bundesbeauftragten über die jüngere deutsche Ge- schichte, unter anderem zum staatlichen Umgang mit den Delegationen aus Südkorea kamen wegen der besonderen Kirchen in der DDR. Die Botschaft Thailands initiierte ei- Situation der Teilung Koreas überdurchschnittlich oft, ins- nen Besuch der Prinzessin Maha Chakri Sirindorn in der besondere um sich über Vergleiche zur deutschen Teilung ehemaligen Stasi-Zentrale. Das Gespräch und eine Füh- und die Vernetzung im Ostblock zu informieren. Hervor- rung durch das Archiv fanden auf ausdrücklichen Wunsch zuheben ist neben einem Besuch des Außenministers bei der Prinzessin statt, die sich außerordentlich interessiert Roland Jahn ein vom Botschafter Südkoreas vermittelter zeigte. Gedankenaustausch mit dem stellvertretenden Direk- tor der neu gegründeten Erfassungsstelle zur Ermittlung Im November 2016 sprach eine vom Auswärtigen Amt und Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen in eingeladene Delegation aus Russland mit dem BStU über Nordkorea. Südkorea baut eine Einrichtung analog der verschiedene Aspekte der Aufarbeitung; ihr gehörten ne- „Erfassungsstelle Salzgitter“ (Zentrale Erfassungsstelle ben Vertreterinnen und Vertretern von Organisationen der der Landesjustizverwaltung) in der Bundesrepublik auf. Zivilgesellschaft wie Memorial auch leitende Direktoren Wichtig war den Gästen, welche Wirkung die Erfassungs- verschiedener staatlicher Museen an. stelle Salzgitter einerseits für die Geflüchteten, anderer- seits auf das DDR-Regime entfaltete. Roland Jahn stellte dar, wie man aus einer Verknüpfung von Unterlagen der Erfassungsstelle Salzgitter und von Stasi-Akten Erkennt- nisse gewinnen kann.

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Anhang

Seite

Anhang 1 Organisationsplan ...... 78 Anhang 2 Anschriftenverzeichnis ...... 79 Anhang 3 Mitglieder des Beirats ...... 81 Anhang 4 Entwicklung des Personalbestandes des BStU 1992–2016 ...... 82 Anhang 5 Papier des BStU „Reformbedarf für eine zeitgemäße ­Ausein­ander­setzung mit den Folgen kommunistischer Diktatur“ 83 Anhang 6 Bericht der „Expertenkommission zur Zukunft des BStU“ ­(Bundestags-Drs. 18/8050) ...... 85 Anhang 7 Beschluss des Deutschen Bundestages „Die Aufarbeitung der ­SED-­Diktatur ­konsequent fortführen“ (Drs. 18/8705) ...... 95 Anhang 8 Eingang von Anträgen und Ersuchen ...... 97 Anhang 9 Erledigung von Anträgen und Ersuchen ...... 98 Anhang 10 Summe der eingegangenen Anträge und Ersuchen 1991–2016 99 Anhang 11 Eingang von Anträgen gemäß §§ 32 und 34 StUG 1993–2016 100 Anhang 12 Mitglieder des Wissenschaftlichen Beratungsgremiums ...... 101 Anhang 13 Veranstaltungen des wissenschaftlichen Kolloquiums der ­Abteilung Bildung und Forschung ...... 102 Anhang 14 Publikationsreihen ...... 103 Anhang 15 Lernort ehemalige Stasi-Zentrale – Campus für Demokratie, ­Informations- und Dokumentationszentren­ des BStU, Gedenkstätten ...... 112 Anhang 16 Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ ...... 114 Anhang 17 Abkürzungsverzeichnis ...... 115 – 78 –

Anhang 1 Anhang 2 Herr Stoye Herr Sielaff Herr Felber Herr Walter Frau Schild Frau Richter Frau Krätzer Herr Brunner Herr Dr. Höffer Herr Dr. Frau Kalkreuth AP Boltze AP Frau Dr. Zehnter Frau Dr. Abteilung R RA Keßler (komm.) RA Außenstelle Suhl Außenstelle Gera Außenstelle Halle Außenstelle Erfurt Regionale Aufgaben Außenstelle Leipzig Außenstelle Rostock Außenstelle Dresden Außenstelle Schwerin Außenstelle Chemnitz Außenstelle Magdeburg Außenstelle Frankfurt (Oder) Außenstelle Neubrandenburg Frau Hovestädt Frau Steffen Herr Schwiderski ORR’in Michalsky ORR Koch Stabsbereich Bibliothek Ausstellungen, Wissenschaftliche Gesamtschwer - Forschungsprojekte Schwerpunktstudien Abteilung BF Datenschutzbeauftragte Jugend- und Auszu - IT-Sicherheitsbeauftragte Bibliothek, Publikationen, Gleichstellungsbeauftragte Personalvertretungen behindertenvertretung bildendenvertretungen Besondere Beauftragte Herr Dr. Heidemeyer Herr Dr. Forschungsbereich BF 2 Forschungsbereich BF 1 Forschungsbereich BF 3 Verwaltungsangelegenheiten BF Verwaltungsangelegenheiten Wissenschaftliche Forschung, Ausstellungen, Schwerpunktstudien, Öffentlichkeitsarbeit/Campus Referent des BStU Büroleiterin Interne Revision Pressesprecherin und Film und Film Akteneinsicht Akteneinsicht Referat AU 1 Referat AU 2 Referat AU 4 Referat AR 3 Referat AU 5 Referat AU 6 Referat AU G Direktor AP Förster AP Einwohnerregister Abteilung AU Anträge Einzelner auf Anträge Einzelner auf Roland Jahn Björn Deicke Grundsatzangelegenheiten, Decknamenentschlüsselung Ersuchen öffentlicher und nicht öffentlicher Stellen; Mitteilungen Fachaufsicht und Controlling AU Fachaufsicht und Controlling Verwendung von Unterlagen Verwendung ohne Ersuchen; Verwendung von ohne Ersuchen; Verwendung und der politischen Bildung sowie und der politischen Bildung sowie Unterlagen ohne Personenbezug; des Staatssicherheitsdienstes von Presse, Rundfunk, Fernsehen von Presse, Rundfunk, Fernsehen Anträge für Zwecke der Forschung Anträge für Zwecke der Forschung Anträge Einzelner auf Akteneinsicht, Anträge Einzelner auf Der Bundesbeauftragte Beirat Daten Karteien Referat AR 1 Referat AR 2 Referat AR 3 Referat AR 4 Referat AR 5 Referat AR 6 Referat AR 7 Fachaufsicht AR Kartensammlung Archivbestände Beratungsgremium Wissenschaftliches Abteilung AR Findmittel, PG mReko AP’in Salamon Schriftguterschließung Schriftguterschließung, Schriftguterschließung, Vorsitzender: Prof. Dr. Veen Prof. Dr. Vorsitzender: Erschließung und technische Vorsitzender: Prof. Dr. Schröder Prof. Dr. Vorsitzender: Magazine, Bestandserhaltung Grundsatzangelegenheiten und Bearbeitung von audiovisuellem Archivgut und maschinenlesbaren Justiziariat IT-Projekte Organisation Referat ZV 1 Referat ZV 8 Referat ZV 2 Referat ZV 3 Referat ZV 4 Referat ZV 5 Referat ZV 6 Referat ZV 7 IT-Organisation, Informations- und LRD’in Titze Abteilung ZV Liegenschaftswesen Aus- und Fortbildung Haushalt, Beschaffung Innerer Dienst, Sicherheit Personalangelegenheiten, Telekommunikationstechnik Zentral- und Verwaltungsaufgaben Organisationsplan Januar 2017 – 79 –

Anhang 2

Anschriftenverzeichnis Telefax: 0395 7774-1619 E-Mail: [email protected] Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen Rostock des ­Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen

Herr Stoye ­Deutschen Demokratischen Republik Straße der Demokratie 2 Herr Sielaff Herr Felber Herr Walter Frau Schild Frau Richter Frau Krätzer Herr Brunner Herr Dr. Höffer Herr Dr. Frau Kalkreuth AP Boltze AP Frau Dr. Zehnter Frau Dr. Abteilung R RA Keßler (komm.) RA Außenstelle Suhl Außenstelle Gera Außenstelle Halle 18196 Waldeck-Dummerstorf Außenstelle Erfurt Regionale Aufgaben Außenstelle Leipzig Außenstelle Rostock Außenstelle Dresden Außenstelle Schwerin Außenstelle Chemnitz Außenstelle Magdeburg Außenstelle Frankfurt (Oder) Außenstelle Neubrandenburg Anschriften, Telefon- und Faxnummern der Telefon: 038208 826-0 Zentralstelle des BStU Telefax: 038208 826-1219 E-Mail: [email protected] Postanschrift: 10106 Berlin Schwerin Frau Hovestädt Herr Schwiderski ORR’in Michalsky ORR Koch 19067 Görslow Hausanschrift/Akteneinsichtsbereich/Lesesäle/ Antragstellung: Telefon: 03860 503-0

Stabsbereich Telefax: 03860 503-1419 Karl-Liebknecht-Str. 31/33

Bibliothek E-Mail: [email protected] Ausstellungen, Wissenschaftliche Gesamtschwer- Forschungsprojekte Schwerpunktstudien Abteilung BF 10178 Berlin Datenschutzbeauftragte Jugend- und Auszu - IT-Sicherheitsbeauftragte Bibliothek, Publikationen, Gleichstellungsbeauftragte Personalvertretungen behindertenvertretung bildendenvertretungen Besondere Beauftragte Herr Dr. Heidemeyer Herr Dr. Forschungsbereich BF 2 Forschungsbereich BF 1 Forschungsbereich BF 3 Verwaltungsangelegenheiten BF Verwaltungsangelegenheiten Wissenschaftliche Forschung,

Ausstellungen, Schwerpunktstudien, Anschriften/Telefon- und Faxnummern der Öffentlichkeitsarbeit/CampusReferent des BStU Frau Steffen Büroleiterin Interne Revision Pressesprecherin Telefon/Fax/E-Mail/Internet: Außenstellen in Sachsen Telefon: 030 2324-50 Telefax: 030 2324-7799 Chemnitz Telefon IVBB-Netz: 030 18 665-50 Telefax IVBB-Netz: 030 18 665-7799 Jagdschänkenstraße 52 E-Mail: [email protected] 09117 Chemnitz Internet-Adresse: www.bstu.bund.de Telefon: 0371 8082-0 Telefax: 0371 8082-3719 und Film und Film

Akteneinsicht Akteneinsicht Telefonische Bürgerberatung: Referat AU 1 Referat AU 2 Referat AU 4 Referat AR 3 Referat AU 5 Referat AU 6 E-Mail: [email protected] Referat AU G Direktor AP Förster AP Einwohnerregister Abteilung AU Anträge Einzelner auf Anträge Einzelner auf Roland Jahn Björn Deicke Grundsatzangelegenheiten, Decknamenentschlüsselung Telefon: 030 2324-7000 Ersuchen öffentlicher und nicht öffentlicher Stellen; Mitteilungen Fachaufsicht und Controlling AU Fachaufsicht und Controlling Verwendung von Unterlagen Verwendung ohne Ersuchen; Verwendung von ohne Ersuchen; Verwendung und der politischen Bildung sowie und der politischen Bildung sowie Unterlagen ohne Personenbezug; des Staatssicherheitsdienstes von Presse, Rundfunk, Fernsehen von Presse, Rundfunk, Fernsehen Anträge für Zwecke der Forschung Anträge für Zwecke der Forschung

Anträge Einzelner auf Akteneinsicht, Anträge Einzelner auf Leipzig

Der Bundesbeauftragte Telefon IVBB-Netz: 030 18 665-7000 Dittrichring 24 Persönliche Bürgerberatung: 04109 Leipzig Karl-Liebknecht-Str. 31/33 Telefon: 0341 2247-0 10178 Berlin Telefax: 0341 2247-3219 E-Mail: [email protected] Anschrift/Telefon- und Faxnummer der Dresden

Beirat Außenstelle in Brandenburg Daten Karteien Referat AR 1 Referat AR 2 Referat AR 3 Referat AR 4 Referat AR 5 Referat AR 6 Referat AR 7 Fachaufsicht AR

Kartensammlung Riesaer Straße 7 Archivbestände Beratungsgremium Wissenschaftliches Abteilung AR Findmittel, PG mReko AP’in Salamon Schriftguterschließung Schriftguterschließung, Schriftguterschließung, Frankfurt (Oder) Vorsitzender: Prof. Dr. Veen Prof. Dr. Vorsitzender: 01129 Dresden Erschließung und technische Vorsitzender: Prof. Dr. Schröder Prof. Dr. Vorsitzender: Magazine, Bestandserhaltung Grundsatzangelegenheiten und Bearbeitung von audiovisuellem Archivgut und maschinenlesbaren Fürstenwalder Poststraße 87 Telefon: 0351 2508-0 15234 Frankfurt Telefax: 0351 2508-3419 Telefon: 0335 6068-0 E-Mail: [email protected] Telefax: 0335 6068-2419 E-Mail: [email protected] Anschriften/Telefon- und Faxnummern der Außenstellen in Sachsen-Anhalt Anschriften/Telefon- und Faxnummern der Außenstellen in Mecklenburg-Vorpommern Halle Justiziariat IT-Projekte Organisation Referat ZV 1 Referat ZV 8 Referat ZV 2 Referat ZV 3 Referat ZV 4 Referat ZV 5 Referat ZV 6 Referat ZV 7 IT-Organisation, Informations- und

LRD’in Titze Blücherstraße 2 Abteilung ZV Liegenschaftswesen Aus- und Fortbildung Haushalt, Beschaffung

Innerer Dienst, Sicherheit Neubrandenburg Personalangelegenheiten, Telekommunikationstechnik 06122 Halle (Saale)

Zentral- und Verwaltungsaufgaben Neustrelitzer Straße 120 Telefon: 0345 6141-0 17033 Neubrandenburg Telefax: 0345 6141-2719 Telefon: 0395 7774-0 E-Mail: [email protected] – 80 – noch Anhang 2

Magdeburg Gera Georg-Kaiser-Straße 7 Hermann-Drechsler-Straße 1 39116 Magdeburg 07548 Gera Telefon: 0391 6271-0 Telefon: 0365 5518-0 Telefax: 0391 6271-2219 Telefax: 0365 5518-4219 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Suhl Anschriften/Telefon- und Faxnummern der Außenstellen in Thüringen Weidbergstraße 34 98527 Suhl Erfurt Telefon: 03681 456-0 Petersberg Haus 19 Telefax: 03681 456-4519 99084 Erfurt E-Mail: [email protected] Telefon: 0361 5519-0 Telefax: 0361 5519-4719 E-Mail: [email protected] – 81 –

Anhang 3

Mitglieder des Beirats Stand: Dezember 2016

Vom Deutschen Bundestag gewählte Mitglieder des Beirats: 1. Prof. Dr. Richard Schröder Vorsitzender 2. Siegmund Ehrmann, MdB 3. Patrick Kurth 4. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Möller 5. Petra Morawe 6. Beatrix Philipp 7. Prof. Dr. Manfred Wilke 8. Jörn Wunderlich, MdB

Von den Ländern benannte Mitglieder des Beirats: 9. Ulrike Poppe Brandenburg erste stellvertretende Vorsitzende 10. Jörn Mothes Mecklenburg-Vorpommern zweiter stellvertretender Vorsitzender 11. Ludwig Große Thüringen 12. Martin Gutzeit Berlin 13. Prof. Dr. Ulrike Höroldt Sachsen-Anhalt 14. Prof. Dr. Georg Machnik Thüringen 15. Uwe Schwabe Sachsen 16. Jürgen Schwarz Sachsen 17. Prof. Dr. Florian Steger Sachsen-Anhalt

Im Berichtszeitraum ergaben sich im Beirat folgende personelle Entwicklungen: André Gursky war im Dezember 2014 aus dem Gremium ausgeschieden. Als Nachfolger wurde Prof. Dr. Florian Steger für das Land Sachsen-Anhalt benannt und im April 2015 bestellt. Frank Richter ist auf eigenen Wunsch vor Ablauf seiner Amtszeit aus dem Beirat ausgeschieden. Als Nachfolger wurde Uwe Schwabe für das Land Sachsen benannt und im April 2016 bestellt. Frau Prof. Dr. Ulrike Höroldt wurde abermals vom Land Sachsen-Anhalt benannt und im Mai 2016 bestellt. Vom Deut- schen Bundestag abermals in den Beirat gewählt wurde Herr Jörn Wunderlich (Bestellung Mai 2016). – 82 –

Anhang 4 1606 2016 1604 2015 1605 2014 1591 2013 1559 2012 2011 1638 2010 1634 2009 1702 2008 1763 Ä. 2007 1824 2006 1921 2005 2026 2004 2129 2003 2251 2002 2378 2001 2519 2000 2654 1999 2759 Entwicklung des Personalbestandes BStU 1992–2016 1998 2817 1997 2945 1996 3012 1995 3072 1994 3075 1993 3000 1992 2301 * 0 500

3 500 3 000 2 500 2 000 1 500 1 000 Beschäftigte Altersteilzeit, Elternzeit u. Abzug von Real in der Behörde tätige Personen im jeweiligen Jahr (ab 2000 zum 01.12. des Jahres), nach BStU gesamt * – 83 –

Anhang 5

Zukunft der Aufgaben des BStU – beschlossenen Digitalisierungsoffensive für das kultu- ­Reformbedarf für eine zeitgemäße Auseinander­ relle Erbe setzung mit den Folgen kommunistischer –– Bündelung von Ressourcen der Archive des Bundes Diktatur auf technischer Ebene (z. B. Digitalisierung, Rekon­ (vom Bundesbeauftragten übergeben an die „Experten- struktionswerkstätten, Magazine, IT) kommission zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauf- –– Zusammenarbeit von Spezialisten der Archive des tragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes Bundes in Kompetenzzentren zum Beispiel für die Di- der ehemaligen DDR (BStU)“ am 7.12.2015) gitalisierung, Konservierung oder Restaurierung ver- schiedener Archivguttypen Grundsätzlich –– Die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur ist eine –– Anwendung eines einheitlichen Archivverwaltungs- gesellschaftliche Aufgabe, staatliche Institutionen soll- systems für die Archive des Bundes (BASYS) ten weniger Akteur, sondern mehr Dienstleister und –– Verstärkte Erstellung von Findmitteln und Weiterent- Unterstützer in diesem Prozess sein. wicklung von bestandsübergreifenden Recherchepor- –– Es darf keine Doppelstrukturen staatlicher Instituti- talen der Archive des Bundes für externe Nutzer (zur onen zur Unterstützung der Aufarbeitung geben, der Zeit ARGUS mit Beständen DDR, SAPMO, Stasi-Un- Entwicklung der Gedenkstättenlandschaft ist Rech- terlagen-Archiv) nung zu tragen, Bund und Länder müssen sich besser –– Intensivere koordinierte Beteiligung der Archive des abstimmen mit dem Ziel einer klar definierten Arbeits- Bundes an nationalen und internationalen Recherche­ teilung. portalen (Archivportal D, Deutsche Digitale Biblio- –– Eine Dominanz des Themas Staatssicherheit ist für die thek, Archivportal Europa) Aufarbeitung nachteilig. Die teilweise vollzogene Ver- änderung der Aufgaben und des Namens der Landes- Verwendung der Stasi-Unterlagen beauftragten für die Stasi-Unterlagen zu Beauftragten –– Erteilung von Auskünften, Mitteilung aus Unterlagen, zur Aufarbeitung der SED-Diktatur bzw. kommunisti- Gewährung von Akteneinsicht, Herausgabe von Un- scher Diktatur sollte fortgesetzt werden. terlagen entsprechend des StUG mit einer verstärkten –– Die direkt von den Parlamenten gewählten Beauftrag- Herausstellung der eigenen Rolle als Archiv, um einer ten fungieren in ihrer Rolle eines/einer Ombudsmann/ Wahrnehmung einer amtlichen Deutung von Stasi-Un- frau für die Folgen der Diktatur als Brücke zwischen terlagen entgegenzutreten Opfern, Gesellschaft und Politik. Auf Bundesebene­ –– Effizientere Bearbeitung der Anträge zur persönlichen wird dafür vielfach der Bundesbeauftragte für die Akteneinsicht durch Änderungen in den Recherche­ Stasi-Unterlagen in Anspruch genommen. abläufen und Optimierung der IT-Verfahren –– Die Auseinandersetzung mit der kommunistischen –– Verbesserung der Möglichkeiten zur Herausgabe von Diktatur ist deutlicher als bisher als eine gesamtdeut- Unterlagen in Form von Digitalisaten insbesondere für sche Angelegenheit zu betrachten, die im internationa- Forschung und Medien len Kontext steht und einen Beitrag zur Stärkung des Bewusstseins für den Wert der freiheitlichen Demokra- –– Bessere Recherchemöglichkeit für externe Nutzer zur tie und der Menschenrechte leisten kann. Forschung im Internet als auch in den Lesesälen durch technische Lösungen unter Beachtung des StUG –– Besonders mit Blick auf die nachwachsenden Genera- tionen, die keine eigenen Erfahrungen mit der Zeit der –– Bessere Beratung bei der Recherche für externe Nutzer deutschen Teilung besitzen, erfordern die veränderten zur Forschung durch bessere personelle Verzahnung gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Instru- der Arbeit mit den Archivbeständen und der Betreuung mente und Formen der Auseinandersetzung mit der der Nutzer kommunistischen Diktatur weiterzuentwickeln. –– Verbesserung des Zugangs zum Archivgut durch die Bereitstellung von Editionen als Leitquellen sowie Sicherung, Erfassung und Erschließung der verstärkt multimediale themenbezogene Präsentation Stasi-Unter­lagen von Archivbeständen im Internet (z. B. Mediatheken, –– Schaffung archivarischer Standards für die Lagerung Dokumentensammlungen) der Unterlagen einschließlich des archivgerechten Ausbaus oder Neubaus von Gebäuden Bildung und Forschung –– Schaffung von Voraussetzungen für eine verstärkte –– Angebote zur Unterstützung der politischen Bildung Digitalisierung von Archivgut zur Nutzung und Si- nicht als staatlich vorgegebenes Geschichtsbild, son- cherung im Sinne der vom Deutschen Bundestag 2012 dern zur Befähigung zum eigenen Urteil – 84 – noch Anhang 5

–– Zeitgemäßere lebensnahe Vermittlung von Geschichte • Archivgerechte Lagerung der Unterlagen durch Nutzung moderner Medien und historischer Orte • Effiziente Arbeitsstrukturen in Archiv und Verwal- –– Stärkere Präsentation des Stasi-Unterlagen-Archivs als tung besonderen Archivbestand mit Symbolcharakter für • Nutzung der historischen Orte in der Vermittlung Repression, Revolution und Aufklärung • Einbindung in die regionale Gedenkstätten-, Bil- –– Zielgerichtetere Nutzung des Stasi-Unterlagen-Ar- dungs- und Forschungs- und Archivlandschaft chivs für archivpädagogische Angebote zur Anregung zum selbstständigen Forschen und kritischen Ausein- • Regionale Präsenz und Ansprechbarkeit für die andersetzung mit der Vergangenheit Bürgerinnen und Bürger, dabei Beachtung der re- gionalen Orientierung der Bevölkerung (Bundes- –– Erweiterung des Forschungsgegenstandes vom bishe- landbezug und Region Berlin/Brandenburg) rigen ausschließlichen MfS-Bezug hin zu den Herr- schaftsmechanismen der kommunistischen Diktatur, gleichzeitig Weiterentwicklung einer zweckgerichte- Verwaltung ten Bestandsforschung beim Archiv zur Verbesserung –– Bessere Personalentwicklung durch Zusammenarbeit des Zugangs zu den Stasi-Unterlagen mit den Archiven des Bundes, Austausch und Rota- tion von Personal, gemeinsame Personalbetreuung, –– Lösung des Spannungsfeldes zwischen dem Grund- gemeinsame Aktivitäten wie Gesundheitsvorsorge, recht der Wissenschaftsfreiheit und den Anforderun- gemeinsame Aus- und Weiterbildung mit einheitlichen gen einer zweckgerichteten Forschungstätigkeit inner- Standards halb einer staatlichen Behörde –– Anpassung des Personalkörpers und des Stellenplans Außenstellen entsprechend der archivfachlichen Aufgaben –– Bei Beibehaltung einer weiteren Präsenz der MfS-Un- –– Erzielung von Synergie-Effekten im Bereich Beschaf- terlagen in Trägerschaft des Bundes in den ostdeut- fung durch gemeinsamen kostengünstigeren Einkauf schen Bundesländern: Zusammenlegung von Ar- –– Einheitliche IT in den Archiven des Bundes, gemein- chivstandorten unter Abwägung der nachfolgenden samer IT-Service, gemeinsame Einführung der e-Akte Kriterien: – 85 –

Anhang 6

Deutscher Bundestag I. Einleitung 18. Wahlperiode, Drucksache 18/8050 Der Einsetzungsbeschluss des Deutschen Bundestages vom 4. Juli 2014 beauftragte die Expertenkommission „zu 05.04.2016 klären, welche Entwicklungsperspektiven sich für die bis- lang von der BStU erfüllten Aufgaben ergeben“ und dies Bericht „insbesondere mit Blick auf die nachwachsenden Genera- tionen“. Dazu musste eine Verständigung zwischen unter- der Expertenkommission zur Zukunft der schiedlichen Perspektiven gefunden werden. Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der Die Sicherstellung eines großen Teils der Akten des ehe- ehemaligen DDR (BStU)* maligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war ein historischer Erfolg der demokratischen Kräfte während Abschlussbericht der Expertenkommission der Friedlichen Revolution 1989. Über ihren Informations- gehalt hinaus haben die Akten für die Betroffenen einen hohen symbolischen Wert, der nicht verlorengehen sollte. Auch für künftige Generationen ohne persönliche Diktatur­ Inhaltsverzeichnis erfahrung sollten die Kenntnisse darüber nachvollziehbar bleiben. Den Wert der eigenen Freiheit zu schätzen, wer- I. Einleitung den sie nicht zuletzt aus dem Nachvollziehen und Auswer- ten der Diktaturerfahrung erlernen können. Dazu sollten II. Handlungsempfehlungen die strukturellen und wissenschaftlichen Voraussetzungen II.1 Verwahrung, Erhaltung und Bereitstellung der geschaffen und für die Zukunft gesichert werden. Stasi-Unterlagen Mit ihrem Bemühen darum, bezeugt die Kommission ihre II.2 Außenstellen des Bundesarchivs und politi- Wertschätzung für die Opfer der SED-Diktatur, den Mut sche-historische Bildung in den Ländern für Opposition und Widerstand gegen sie wie beim Volks- aufstand am 17. Juni 1953 und für die Leistungen der Bür- II.3 Nutzung des Geländes Normannenstraße/ gerbewegung 1989. Magdalenenstraße Der Deutsche Bundestag setzte die „Expertenkommission II.4 Wissenschaftliche Forschung zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die II.5 Aufgaben und Profil der/des Bundesbeauf- Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen tragten Deutschen Demokratischen Republik (BStU)“ mit seinem Beschluss am 4. Juli 2014 ein. III. Schlussbemerkungen Zur Begründung heißt es: „Im Zuge der Friedlichen Re- IV. Anlagen volution 1989/1990 sicherten Bürgerinnen und Bürger der Anlage 1 Minderheitsvotum ehemaligen DDR, getragen von der Bürgerbewegung und neuen demokratischen Kräften, die Akten vor der weiteren Anlage 2 Einsetzungsantrag Bundestagsdrucksache Vernichtung, indem sie die Dienststellen des Ministeri- 18/1957 ums für Staatssicherheit besetzten. Erstmalig in der Welt Anlage 3 Mitglieder der Expertenkommission wurden im Folgenden den Bürgerinnen und Bürgern die Informationen unmittelbar zugänglich gemacht, die eine Anlage 4 Übersicht auswärtige Sitzung und Experten­ Geheimpolizei über sie gesammelt hatte. gespräche Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterla- Anlage 5 Eingeholte Expertisen gen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deut- schen Demokratischen Republik (BStU) hat mit ihren (Die Anlagen 2–5 sind hier im BStU-Tätigkeitsbericht im Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) formulierten Kern­ nicht abgedruckt.) aufgaben, –– der Sicherung, Erfassung und Erschließung der Stasi-Unterlagen, –– der Gewährung von Akteneinsicht, –– der Verwendung der Unterlagen z. B. zum Zweck der Rehabilitation, aber auch der Überprüfung auf eine frühere Stasi-Tätigkeit * Eingesetzt durch Beschluss vom 4. Juli 2014 auf Bundestags­ drucksache 18/1957. –– und ihrer Forschungs- und Bildungsarbeit – 86 – noch Anhang 6 in entscheidender Weise zur persönlichen und öffentli- Die Kommission gliedert ihre Empfehlungen in folgende chen Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur und weit Themenfelder: darüber hinaus zur gesellschaftlichen Befriedung beige- 1. Verwahrung, Erhaltung und Bereitstellung der Stasi-­ tragen. Der Bundesbeauftragte mit seinem Archiv für die Unterlagen Stasi-Unterlagen ist für die vielen Opfer des SED-Un- rechts ein starkes und wichtiges Symbol der Überwindung 2. Außenstellen des Bundesarchivs und politische-histo- der SED-Diktatur. rische Bildung in den Ländern Die Arbeit des BStU ist für die demokratische und rechts- 3. Nutzung des Geländes Normannenstraße/Magdalenen- staatliche Aufarbeitung der SED-Diktatur von hoher straße Bedeutung und besitzt im Inland und im Ausland hohen 4. Wissenschaftliche Forschung Symbolwert und große Akzeptanz. International ist die Behörde zum Vorbild für einen geordneten und zukunfts- 5. Aufgaben und Profil der/des Bundesbeauftragten weisenden Umgang mit diktatorischer Vergangenheit ge- Dazu unterbreitet die Kommission dem Deutschen Bun- worden. Ihre Existenz und ihre Arbeit gelten insbesondere destag die im Folgenden ausgeführten Vorschläge. in den Ländern des ehemaligen Ostblocks als ermutigen- des Beispiel.“ (Drucksache 18/1957, Deutscher Bundes- II. Handlungsempfehlungen tag – 18. Wahlperiode) II.1 Verwahrung, Erhaltung und Bereit­ Der Deutsche Bundestag hat in seinem Einsetzungsbe- stellung der Stasi-Unterlagen schluss aber auch Reformbedarf festgestellt: „Der BStU wurde bei seiner Gründung als Sonderbehörde konzipiert, Grundsatzempfehlung: um wesentliche Aufgaben der Aufarbeitung der Tätig- Die Stasi-Unterlagen werden unter den im Folgenden keit des Staatssicherheitsdienstes gebündelt wahrzuneh- genannten Bedingungen bis zum Ende der nächsten men. Da seit dem Ende der SED-Diktatur vor nunmehr Wahl­periode in das Bundesarchiv integriert. 25 Jahren eine vielfältige Aufarbeitungs- und Gedenkstät- tenlandschaft aus zivilgesellschaftlichen Initiativen und Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unter- staatlichen Einrichtungen entstanden ist, ist nun zu klären, lagen hat sich vor allem als Instanz für die Öffnung der welche Entwicklungsperspektiven sich für die bislang von Akten bewährt und wird weltweit als Vorbild für den Um- der BStU erfüllten Aufgaben ergeben und wie sich diese gang mit geheimpolizeilicher Vergangenheit gerühmt. Der zukünftig in das entstandene Gefüge der Aufarbeitungs- von der/dem BStU ermöglichte Zugang zu den Unterlagen landschaft einfügen. hat die öffentliche Auseinandersetzung mit dem DDR-Un- recht wesentlich gefördert. Diese Unterlagen sind auch Die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, weiterhin zu erhalten und unter Wahrung persönlicher insbesondere mit Blick auf die nachwachsenden Gene- Rechte zugänglich zu machen. rationen die keine eigenen Erfahrungen mit der Zeit der deutschen Teilung besitzen, erfordern eine stetige Weiter- Die Behörde der/des BStU bewahrt auf der Grundlage entwicklung der Instrumente der Auseinandersetzung mit der spezialgesetzlichen Regelungen des StUG die 1990 der SED-Diktatur. sichergestellten Unterlagen des MfS und stellt sie zur Aus- kunft bereit. Dazu gehören neben den Akten der Stasi auch Die Aufarbeitung des Erbes der SED-Diktatur bleibt eine Aktenbestände, die auf BStU und Bundesarchiv aufgeteilt fortdauernde, gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zukünfti- sind, wie die Akten des Generalstaatsanwalts oder des ge strukturelle Veränderungen dürfen daher nicht zu einer Mili­täroberstaatsanwalts der DDR. Verschlechterung bei der Nutzung der Akten durch Bür- gerinnen und Bürger, Forschung, Bildung, Medien und Das Bundesarchiv nimmt für den Bund als Fachbehörde öffentliche Stellen führen. Veränderungen dürfen kein die Aufgabe der unbefristeten Erhaltung und der Öffnung Schlussstrich sein. Vielmehr geht es darum – wie bereits von staatlichen Unterlagen wahr. Am Dienstort Berlin des im Gedenkstättenkonzept des Bundes vorgesehen – durch Bundesarchivs werden bisher schon die Unterlagen der veränderte Aufgabenzuschnitte bei Sicherung der Res- staatlichen Verwaltung der DDR sowie der Parteien und sourcen in zukunftsfähigen Strukturen und verstärkter Massenorganisationen der DDR nach Bundesarchivgesetz (BArchG) archiviert und ohne Schutzfristen unter Respek- Kooperation den „Geschichtsverbund SED-Unrecht“ zu tierung der entsprechenden Persönlichkeitsrechte zur Ein- stärken.“ (Drucksache 18/1957, Deutscher Bundestag – sicht bereitgestellt. Neben der fachlich abgesicherten Er- 18. Wahlperiode) haltung, Erschließung und Vorlage von Archivgut aus 150 Die Kommission hat auf der Grundlage der Tätigkeitsbe- Jahren deutscher Staatlichkeit in seinen Lesesälen an drei richte der/des BStU, der schriftlichen und mündlichen An- Dienstorten (Berlin, Freiburg und Koblenz) beantwortet hörungen und der Expertise ihrer Mitglieder die bisheri- das Bundesarchiv mehr als 75.000 Anfragen pro Jahr. Bei gen Leistungen der Behörde gewürdigt und Empfehlungen der Behörde der/des BStU liegt demgegenüber der Fokus zu ihrer zukünftigen Gestaltung erarbeitet. auf der Verwendung nach den Bestimmungen des StUG – 87 –

noch Anhang 6 und insbesondere bei der Akteneinsicht für Betroffene. Bei eine besondere Kompetenz entwickelt haben, sollen auch ihr gingen allein im Jahre 2014 insgesamt 67.763 Bürger- in der Verantwortung des Bundesarchivs, im Rahmen der anträge auf Akteneinsicht (Vgl. Zwölfter Tätigkeitsbericht dienstrechtlichen Gegebenheiten, weiterhin mit diesen des BStU, S. 101, Drucksache 18/4200, Deutscher Bun- Aufgaben betraut bleiben. destag – 18. Wahlperiode) ein, deren Bearbeitung auch in 4. Die Regelungen des StUG für den Umgang mit den veränderten Strukturen ohne nachteilige Auswirkungen Akten, also die Erteilung von Auskünften und die ar- für die Nutzungsmöglichkeiten der Antragstellerinnen und chivische Bearbeitung sollen weiter gelten, bis ein no- Antragsteller gewährleistet sein muss. velliertes BArchG die Vorschriften des StUG erübrigt. In archivfachlichen Fragen kooperiert die/der BStU be- BArchG und StUG enthalten auf Grund ihrer Entstehung reits jetzt intensiv mit anderen Archiven, vor allem mit und Zwecksetzung unterschiedliche Regelungen. So kennt dem Bundesarchiv. Ein Ergebnis ist seit einigen Jahren das StUG nicht das Jedermannsrecht des BArchG auf freie der gemeinsame Internetauftritt von Bundesarchiv und Einsicht nach Ablauf der im selben Gesetz festgelegten BStU auf der Plattform ARGUS, die fortlaufend ergänzt Fristen, enthält jedoch seinerseits weitergehende Regelun- wird und in der digitalisierte Online-Findbücher und da- gen des Opferschutzes. mit verknüpfte Digitalisate aus dem Archivgut angeboten werden. Außerdem hat die/der BStU eine Mediathek mit Die spezialgesetzlichen Regelungen des StUG zur Ver- Digitalisaten einzelner Stücke zu themenorientierten In- wendung der Stasi-Unterlagen sollen auch bei der Inte­ formationen aufgebaut. Ein langfristiges Ziel besteht da- gration der Stasi-Unterlagen in das Bundesarchiv bis auf rin, auch die Archiv-Verwaltungssoftware von BStU und weiteres fortgelten. Damit sollen diese bewährte Rechts- Bundesarchiv durch Adaptierung des Systems BASYS zu grundlage und der unveränderte Zugang zu den Unterla- harmonisieren. gen gesichert bleiben. Einer späteren Einbeziehung in das BArchG steht dies nicht im Wege. Die Empfehlungen im Einzelnen: Durch Novellierungen des StUG in den letzten Jahren wur- 1. Das Stasi-Unterlagen-Archiv soll vollständig mit ei- den bereits Anpassungen vorgenommen, die insbesondere genem Namen und mit sichtbarer Eigenständigkeit un- den Zugang der externen Forschung zu den Akten erleich- ter dem Dach des Bundesarchivs weitergeführt werden. terten. Parallel dazu stehen gegenwärtig Novellierungen Zur Wahrung der Symbolkraft, die mit der Öffnung der des BArchG an, bei denen die weiterhin erforderlichen Akten verbunden war und ist, sollen die Stasi-Unterla- Vorschriften des StUG berücksichtigt werden sollten, so gen einen eigenständigen Bereich innerhalb des Bundes­ dass eine weitere Angleichung beider Gesetze zu erwarten archivs mit herausgehobener Leitungsposition bilden. ist, die zu einem späteren Zeitpunkt die Fortgeltung des StUG erübrigen wird. 2. Die Akten verbleiben grundsätzlich in der Norman- nenstraße in Berlin-Lichtenberg bzw. in den Ländern. 5. Die Digitalisierung der Bestände soll in enger Ab- stimmung mit dem Bundesarchiv unter den folgenden Der Aktenbestand von etwa 50 Prozent der gesamten Un- Prämissen weitergeführt werden: terlagen der Geheimpolizei in der früheren Berliner Zen- trale des MfS soll vollständig an seinem jetzigen Ort, mit –– Oberste Priorität genießen archivfachliche Ge- dem er durch seine Entstehung verbunden ist, verwahrt sichtspunkte. bleiben und unter bestandserhaltenden Bedingungen dort –– Ziel der Digitalisierung ist ein verbesserter Zugang zur Benutzung bereitgestellt werden. Es ist darauf hinzu- bei Erhaltung der vollständigen Aussagekraft der wirken, dass dort mit Führungen und Veranstaltungen in Unterlagen. Kooperation mit den anderen vor Ort arbeitenden Einrich- tungen und unter Berücksichtigung der für die Erhaltung –– Die Sichtbarkeit der Entstehungszusammenhänge der Unterlagen erforderlichen Maßnahmen die Vorausset- bleibt Voraussetzung für eine offene Auswertung zungen geschaffen werden, damit auch weiterhin persön- auch der digitalen Formen. lich Betroffene und andere Interessenten einen Eindruck Die Digitalisierung von Archivgut ist nach bisherigen Er- von Art und Umfang der geheimpolizeilichen Aufzeich- fahrungen ein hervorragendes Verfahren zur Verbesserung nungen gewinnen können. Dazu ist auch eine entsprechen- des Zugangs und zur Erhöhung des Benutzungskomforts de personelle Ausstattung des Stasi-Unterlagen-Archivs bei Beachtung schutzwürdiger Belange von Personen, im Bundesarchiv erforderlich. reicht jedoch zur notwendigen dauerhaften Sicherung 3. Die Stellen der Archivarinnen und Archivare und nicht aus. Sie wirft überdies erhebliche Probleme der Au- der Editorinnen und Editoren werden mit den ­Akten thentizität und Glaubwürdigkeit auf. Deshalb ist bei weite- in die Verantwortung des Bundesarchivs übertragen. ren Projekten eine archivfachliche Abwägung von Nutzen und Risiken erforderlich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bisher sowohl bei der Archivierung wie bei der Auskunftserteilung mit 6. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sieht sich die Kom- den Beständen gearbeitet und dabei viel Erfahrung und mission außerstande, zu hinreichenden Informationen – 88 – noch Anhang 6

über die virtuelle Rekonstruktion zerrissener Akten zu strukturierung soll parallel zum Umgestaltungsprozess der gelangen, die für eine belastbare Empfehlung notwen- gesamten BStU verlaufen. dig sind und zwar namentlich Dabei muss –– zur technischen Realisierbarkeit, –– die bauliche Situation (ggf. auch Neubau) der zukünf- –– über die Höhe der zu erwartenden Kosten und tigen Außenstellen des Bundesarchivs verbessert wer- den, –– über den zu erwartenden wissenschaftlichen Ertrag der virtuell rekonstruierten Unterlagen. –– der Standard des Bundesarchivs hinsichtlich Erschlie- ßung/Aufbewahrung/Nutzung des ­archivarischen Die Kommission hat sich vom BStU über den Stand der Materials in den Außenstellen gewährleistet werden virtuellen Rekonstruktion unterrichten lassen und einen und Eindruck von der hohen Komplexität des Problems ge- wonnen. Die der Kommission vorliegenden Erkenntnisse –– das Bundesarchiv in seinen Außenstellen Möglichkei- stimmen hinsichtlich der Durchführbarkeit der virtuellen ten/Räumlichkeiten zur archivpädagogischen Arbeit Rekonstruktion skeptisch. Bei einer künftigen Entschei- vorhalten. dung sollte eine nüchterne Kosten-Nutzen-Abwägung Um die bisher von den BStU-Außenstellen geleistete po- vorgenommen und die Leistungsfähigkeit der manuellen litisch-historische Bildung, die nicht in den Aufgabenbe- Rekonstruktion berücksichtigt werden. reich des Bundesarchivs fällt, aufrecht zu erhalten und 7. Die Kommission schlägt die Bildung einer gemein- zukunftsfähig zu gestalten, sollen die derzeit dafür bei samen Arbeitsgruppe von BStU und Bundesarchiv zur der/dem BStU eingesetzten Mittel auf Dauer bereitge- Planung und Durchführung des Integrationsprozesses stellt werden. Diese Gelder sollen zweckgebunden über vor. die „Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ (Bundesstiftung Aufarbeitung) als Förderstiftung bzw. Anknüpfend an bereits bestehende gemeinsame Arbeits- über die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in gruppen von BStU und Bundesarchiv, vor allem im Be- Form von Anträgen zur Projektförderung für die poli- reich der IT, sollen Planung und Umsetzung des Integrati- tisch-historische Bildung vor Ort ausgegeben werden. Die onsprozesses von einem gemeinsamen Gremium gesteuert zu fördernden Projekte sollen einen thematischen Bezug werden. zu den Hinterlassenschaften und der Tätigkeit des MfS 8. Für diesen Integrationsprozess geht die Kommission haben. Dabei ist auf die Kooperation und örtliche Netz- von einem mittelfristigen Zeitraum aus, der zum Ende werkbildung mit den Landesbeauftragten, Landeszentra- der nächsten Legislaturperiode abgeschlossen sein len, anderen Archiven, Schulen und weiteren regionalen sollte. Aufarbeitungsinstitutionen zu achten. Der Prozess der vollständigen Integration in die Organi- Die Kommission hält die dezentrale Aufarbeitung der sation des Bundesarchivs wird Zeit benötigen. Deshalb SED-Diktatur für unerlässlich. Dadurch sollen die Wege sollte zeitnah darüber entschieden werden, damit er zügig zu den Unterlagen des MfS in den Ländern zumutbar in Gang gesetzt und ihm die erforderliche Zeit für einen bleiben und die politisch-historische Bildung mit den Ak- erfolgreichen Abschluss eingeräumt wird. ten der Staatsicherheit gefördert werden. Als Symbol der Friedlichen Revolution sind sie ein wichtiger Teil der Bil- II.2 Außenstellen des Bundesarchivs und dungsarbeit. Um die Infrastruktur für die Aufarbeitung der SED-Diktatur in den Regionen zu stärken, soll die Netz- politische-historische Bildung in den werkbildung unter den örtlichen und regionalen Trägern Ländern politisch-historischer Bildung gefördert werden. Sie soll- Die Kommission erachtet eine administrative Zusammen- ten projektbezogene Mittel bei der Bundesstiftung Aufar- legung der BStU-Außenstellen in den Ländern Meck- beitung und/oder Bundeszentrale für politische Bildung lenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, beantragen können, um in Zusammenarbeit mit den Au- Sachsen und Thüringen unter dem Dach des zukünftigen ßenstellen des Bundesarchivs Bildungsprojekte zu entwi- eigenständigen Stasiunterlagenarchivs des Bundesarchivs ckeln. Dabei ist eine länderübergreifende Zusammenarbeit als sinnvoll. wünschenswert, damit die deutsche Nachkriegsgeschich- te in Ost und West stärker als Teil der gemeinsamen Ge- Auch in den Außenstellen muss die archivarisch-konser- schichte wahrgenommen wird. Hierin liegt grundsätzlich vatorische Aufbewahrung den Kriterien des Bundesar- eine der künftigen Herausforderungen der politisch-histo- chivs entsprechen, was bisher nicht überall der Fall ist. Es rischen Bildung. ist auf eine dezentrale Aufarbeitung zu achten, dabei soll der historische Ort jeweils berücksichtigt werden. Stand- ortentscheidungen sollten in enger Abstimmung mit den Ländern erfolgen. In jedem der fünf Bundesländer sollte mindestens eine Außenstelle vorhanden sein. Die Neu- – 89 –

noch Anhang 6

II.3 Nutzung des Geländes Normannen­ geschichte gegen die kommunistische Diktatur“ (Arbeits- straße/Magdalenenstraße titel) machen. Sie plant, ein Zeitzeugen-Archiv ebenso aufzubauen wie vielfältige Bildungsangebote zu entwi- Die Kommission schlägt für das Gelände eine plura- ckeln. le Nutzung vor. Die unterschiedlichen Nutzer sind nicht zwangsweise in eine administrative Form zu pressen. Al- Die Kommission begrüßt, dass das Archiv der Robert-­ lerdings ist eine Gesamtverantwortlichkeit für das Gelän- Havemann-Gesellschaft in der Normannenstraße ange- de erforderlich. Dazu soll eine „Stiftung Diktatur und Wi- siedelt werden soll und unterstützt ihr Anliegen, die Nor- derstand – Forum für Demokratie und Menschenrechte“ mannenstraße auch zu einem Ort der Erinnerung an den als eigenständige Stiftung öffentlichen Rechtes errichtet Widerstand in der DDR zu machen. werden. 4. Aufarbeitung: Kooperation und Arbeitsteilung Der Bund sollte seine Immobilien der Stiftung zur Nut- Die Kommission schlägt vor, die Gedenkstätten Norman- zung übertragen und die Leitung der Stiftung so das nenstraße/Magdalenenstraße und Hohenschönhausen un- Hausrecht und die Verantwortlichkeit für diese Gebäude ter dem Dach der neu gegründeten Stiftung zusammenzu- erhalten. Der Aufgabenbereich der Stiftung soll den Be- führen und hierzu mit dem Land Berlin in Verhandlungen trieb der Gedenkstätten sowie die Konzeption und Umset- einzutreten. Beides sind die zentralen historischen Orte zung neuer Ausstellungs- und Bildungsformate für diese der Auseinandersetzung mit dem MfS in Berlin. Sie wür- umfassen. Das Stasi-Unterlagenarchiv bleibt unabhängig den von einer gemeinsamen Struktur profitieren. von der neu zu gründenden Stiftung, die vorgeschlagene Forschungsstelle (vgl. II.4) arbeitet in wissenschaftlicher Um fundierte Veranstaltungen durchzuführen, Formate für Unabhängigkeit. junge Zielgruppen zu entwickeln und eine aktive und an- regende Rolle im Verbund der Gedenkstätten zu spielen, Mit den jetzigen externen Nutzern wie der „Antistalinisti- soll die Stiftung mit vier bis sechs Referentenstellen aus- schen Aktion“ (ASTAK) und der Robert-Havemann-Ge- gestattet werden. sellschaft sollten Nutzungsverträge geschlossen werden. Weitere Nutzungen durch andere zivilgesellschaftliche Die Kommission empfiehlt darüber hinaus eine enge Ko- Akteure sind wünschenswert. In dem Stiftungsrat sollte es operation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung, denn die durch Stiftungsgesetz Sitze für die/den Bundesbeauftrag- künftige Existenz zweier Stiftungen des Bundes zum The- te/n, die Leitung der Forschungsstelle, das Bundesarchiv ma Aufarbeitung lässt sich nur dann rechtfertigen, wenn und das Land Berlin geben. bei unterschiedlicher Schwerpunktsetzung eine enge Ge- samtabstimmung erfolgt. Die „Stiftung Diktatur und Wi- An dem historischen Ort Normannenstraße/Magdalenen- derstand“ soll ihre Arbeit auf die konkreten Orte Berlin straße wird es die folgenden Nutzungen, Angebote und Normannenstraße und Hohenschönhausen konzentrieren Möglichkeiten geben: und dabei die Staatssicherheit als „Schild und Schwert der 1. Archiv des MfS Partei“ in das Zentrum ihres Interesses stellen, die Bun- desstiftung Aufarbeitung soll weiterhin unterschiedliche Die Stasi-Unterlagen bleiben auch nach Übertragung der Aktivitäten der Aufarbeitung kommunistischer Herrschaft Akten an das Bundesarchiv grundsätzlich am bisherigen unterstützen. Standort. 5. Politische Bildung 2. Ständige Ausstellungen Die Besuchsmöglichkeiten des Geländes und des Stasi-­ Die Dauerausstellung „Staatssicherheit in der SED-Dikta- Archivs sollten zumindest im bisherigen Umfang weiter- tur“ in Haus 1, von der/dem Bundesbeauftragten und der geführt werden. Die Umwandlung des Offizier-Casinos ASTAK gemeinsam getragen, sollte fortgeführt, aber zu Haus 22 in ein Informations- und Bildungszentrum mit gegebener Zeit wissenschaftlich evaluiert und ggf. modi- entsprechenden Seminarräumen verbessert die Bedingun- fiziert werden. gen gerade der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern und Die Open-Air-Ausstellung der Robert-Havemann-Gesell- der Lehrerfortbildung. schaft über die Friedliche Revolution wird die doppelte 6. Forschung Bedeutung des Geländes, einerseits als jahrzehntelangen Ort der Repression, andererseits mit der Besetzung auch Die vorgesehene Forschungsstelle (siehe II.4) soll auf dem als Ort der Friedlichen Revolution, widerspiegeln. Diese Gelände untergebracht werden. und weitere Ausstellungen können dazu beitragen, dass der Ort zunehmend den Charakter einer Gedenkstätte und II.4 Wissenschaftliche Forschung eines Lernortes annimmt. Die Kommission schlägt die Gründung einer selbststän- digen „Forschungsstelle DDR-Staatssicherheit in ver- 3. Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft gleichender Perspektive“ vor. Sie soll in Form einer vom Die Robert-Havemann-Gesellschaft will ihr Archiv zum Bund zu finanzierenden unselbstständigen Stiftung in Trä- Kern eines „Zentrums für Widerstands-und Oppositions- gerschaft der „Stiftung Diktatur und Widerstand“ auf zu- – 90 – noch Anhang 6 nächst 12 Jahre errichtet werden. Vor Ende der Laufzeit ist schaftlers der/des BStU sind immer auch Aussagen der eine Evaluierung durch den Wissenschaftsrat vorzusehen, Behörde, für die die Behördenleitung und damit letztlich die die Frage einschließt, ob und wie eine Fortführung die/der Bundesbeauftragte verantwortlich zeichnet. Die- sinnvoll ist. In diesem Fall sollten künftig in regelmäßigen se rechtliche Letztverantwortlichkeit bringt es mit sich, Abständen die bei wissenschaftlichen Instituten üblichen dass die/der Bundesbeauftragte über die Implementierung Evaluierungen stattfinden (derzeit jeweils nach 7 Jahren). von Forschungsprojekten und die Bereitstellung dafür erforderlicher Ressourcen der Behörde ebenso entschei- Zentraler Forschungsgegenstand bleibt die bisherige Kern­ den kann wie über die Genehmigung bzw. Versagung der aufgabe, also das MfS. Doch sollten Perspektive und Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in Schriften- Themenspektrum in Richtung auf eine vergleichende Be- reihen sowie über die Beendigung von Projekten. Damit trachtung kommunistischer Geheimdienste und ihrer Wir- kommt der/dem Bundesbeauftragten eine fachlich nicht zu kungen in die Gesellschaft hinein erweitert werden. Die begründende Deutungshoheit zu. Forschungsstelle baut auf der im Rahmen der/des BStU erarbeiteten Kompetenz auf und erweitert sie sowohl auf Mit Hilfe einer Neugestaltung im Bereich Forschung kann die Kontextualisierung im Herrschaftssystem der DDR als die durch die gesetzliche Zweckbindung vorgegebene Fi- auch innerhalb der kommunistischen Diktaturen, indem sie xierung der Forschung auf die Staatssicherheit (vgl. § 37 ihren Gegenstand in die Geschichte von Staat und Gesell- Absatz 1 Nummer 5 StUG) überwunden und die wis- schaft der DDR, in die Zusammenarbeit kommunistischer senschaftliche Erkenntnisbildung in den politischen und Geheimpolizeien im Ostblock und in die vergleichende in- zeitgeschichtlichen Kontext gestellt werden. Die Unter- ternationale Geheimdienstgeschichte insgesamt einbettet. richtung der Öffentlichkeit über Struktur, Methoden und Wirkungsweise der Staatssicherheit ist sehr weit fortge- Die zu wählende Rechtskonstruktion muss gewährleisten, schritten, obwohl die Forschung auch in diesem Bereich dass die Forschungsstelle in voller wissenschaftlicher Un- nie abgeschlossen sein wird. abhängigkeit arbeiten und über ihr Forschungsprogramm selbst entscheiden kann. Dazu erhält die Forschungsstel- le in der Satzung zu verankernde Gremien (Stiftungs- II.5 Aufgaben und Profil der/des Bundes­ rat, Vorstand, wissenschaftlicher Beirat), die die fachli- beauftragten che Selbstständigkeit und ihre Qualitätssicherung über Die Expertenkommission hält das Amt einer/eines Bun- Zwischen­evaluierungen innerhalb der Erstlaufzeit ebenso desbeauftragten weiterhin für erforderlich, da die Ausei- sicherzustellen haben wie die Auswahl des wissenschaft- nandersetzung mit der SED-Diktatur und ihren Folgen lichen Personals und der wissenschaftlichen Leitung nach nach wie vor eine gesellschaftliche Bedeutung besitzt und den Standards des Fachs. von diesem Amt zudem eine symbolische Wirkung für die Weiterführung der Aufarbeitung ausgeht. Die Forschungsstelle soll neben der Leitung mit 10 bis max. 20 wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen ausgestat- Die Expertenkommission schlägt deshalb neben den Emp- tet werden, wobei das bisherige wissenschaftliche Perso- fehlungen zu Archiv, Forschung und der „Stiftung Dikta- nal der Abteilung Bildung/Forschung der/des BStU bei tur und Widerstand“ vor, dem Amt der/des Bundesbeauf- Vorliegen der personalrechtlichen Voraussetzungen unter tragten ein neues Profil zu geben. Wahrung erworbener Rechte und Anwartschaften in die 1. Dienstbezeichnung: Forschungsstelle zu überführen ist. Dazu sollten bis zu 10 nicht-wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Bundesbeauftragte/r für die Auseinandersetzung mit der zur Erfüllung administrativer und infrastruktureller Auf- SED-Diktatur und ihren Folgen gaben kommen. Die Ausstattung der Forschungsstelle mit 2. Aufgaben: Sachmitteln soll sicherstellen, dass sie angemessen am wissenschaftlichen Austausch teilnehmen und dazu auch –– Die/der Bundesbeauftragte ist Ansprechpartner/in bzw. Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler aus Ombudsperson für Opfer der kommunistischen Dikta- dem In- und Ausland einladen kann. Die Forschungsstelle tur und Betroffene im Sinne des StUG und bringt in soll die Möglichkeit haben, Drittmittel zur Förderung ihrer grundsätzlicher Form ihre Anliegen gegenüber Bun- wissenschaftlichen Arbeit einzuwerben. destag, Bundesregierung und Bundesbehörden zur Geltung. Sitz der Forschungsstelle soll auf dem Gelände der künfti- gen „Stiftung Diktatur und Widerstand“ sein. –– Sie/er berät den Deutschen Bundestag und seine Aus- schüsse im Rahmen seines Aufgabenbereichs und soll Die Kommissionsmitglieder sehen die zum Thema MfS bei einschlägigen Themen gehört werden. bisher im Rahmen der Behördenverantwortung durchge- führte Forschung bei Anerkennung der erbrachten Leis- –– Sie/er berät Bundesregierung und Bundesbehörden in tungen strukturell skeptisch. Hierarchisch organisierte grundsätzlichen Fragen sowie in besonderen Einzel- Verwaltungsstrukturen sind mit dem Prinzip wissenschaft- fällen der Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur licher Freiheit nach Artikel 5 des Grundgesetzes unverein- und ihrer Folgen bis heute und informiert über diese bar. Äußerungen einer Wissenschaftlerin/eines Wissen- Themen die Öffentlichkeit. – 91 –

noch Anhang 6

–– Sie/er ist Ansprechpartner/in für Informationsaus- Die Institution der/des Bundesbeauftragten für die Unterla- tausch und internationale Zusammenarbeit zu Fragen gen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR hat der Auseinandersetzung mit Diktaturen einschließlich sich in den mehr als 25 Jahren ihres Bestehens unabhängig Opposition und Widerstand. von der Person der jeweiligen Amtsinhaberin/des jewei- ligen Amtsinhabers eine große Reputation erworben. Die –– Zur Vernetzung mit den künftig institutionell getrenn- Unterrichtung der Öffentlichkeit über Struktur, Methoden ten bisherigen Aufgabenbereichen der/des BStU gehört und Wirkungsweise der Staatssicherheit ist weit fortge- die/der Bundesbeauftragte dem künftigen Stiftungsrat schritten, aber nicht abgeschlossen. Der zweite Aufgaben- der „Stiftung Diktatur und Widerstand – Forum für De- schwerpunkt, Betroffenen die Einsichtnahme in ihre Akte mokratie und Menschenrechte“ sowie dem Beirat der zu ermöglichen, wird eine fortdauernde Aufgabe bleiben. künftigen Forschungsstelle an. Wie unter II.1 ausgeführt, empfiehlt die Kommission die –– Die/der Bundesbeauftragte berät das Bundesarchiv in Übergabe der Bestände in die Verantwortung des Bun- Fragen, die die Unterlagen des Staatssicherheitsdiens- desarchivs. Die/der künftige Bundesbeauftragte ist dann tes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Repu­ nicht mehr der „Herr der Akten“. Sie/er wird somit keine blik betreffen. Hierbei haben der öffentliche Zugang zu Behördenleiterin bzw. kein Behördenleiter mehr sein und und die Vermittlung der Stasi-Unterlagen als Symbol von den administrativen Aufgaben entlastet. Der/die neue der Überwindung der SED-Diktatur und ihrer Aufarbei- Bundesbeauftragte soll eine deutlich politischere Funktion tung einen besonderen Stellenwert. Zur Wahrnehmung innehaben. Sie/er wird nach wie vor Symbolfigur der Jahre dieser Aufgabe informiert die Präsidentin/der Präsident des Umbruchs 1989/1990 sein. Ein Schwerpunkt ihrer/sei- des Bundesarchivs die/den Bundesbeauftragten über ner Arbeit soll die Rolle einer Ombudsperson für die Opfer grundsätzliche Fragen und erörtert sie mit ihr/ihm. der SED-Diktatur sein. Als unabhängige Instanz soll sie/ er die Weiterführung der Aufarbeitung im Blick behalten –– Sie/er kooperiert mit den Opferverbänden und Aufar- und das Thema gesellschaftspolitisch begleiten. Dabei ist beitungsinitiativen und den Landesbeauftragten sowie wissenschaftliche Expertise nach wie vor erforderlich, um auf Bundesebene tätigen einschlägigen Einrichtungen zu bestimmten Aspekten jederzeit kompetent Auskunft wie der Bundeszentrale für politische Bildung und der geben und öffentlich Stellung nehmen zu können. Einer Bundesstiftung Aufarbeitung, sie/er gehört dem Bei- eigenen Forschungskompetenz bedarf es hierfür künftig rat der bpb sowie dem Stiftungsrat der Bundesstiftung nicht mehr. Aufarbeitung an. Dem Rang der/des Bundesbeauftragten im politischen 3. Berufung und Rechtsstellung: Raum entspricht, dass sie/er vom Deutschen Bundestag Die/der Bundesbeauftragte wird vom Deutschen Bundes- gewählt wird, in ihrer/seiner Amtsführung unabhängig, tag für fünf Jahre gewählt, eine einmalige Wiederwahl ist also nicht der Bundesregierung zugeordnet und in räum- zulässig. Sie/er ist in ihrer/seiner Amtsführung dem Bun- licher Nähe zum Parlament angesiedelt ist. Des Weiteren destag verantwortlich und legt in zweijährigem Rhythmus soll sie/er mit anderen Institutionen vernetzt werden und einen Bericht vor. Sie/er ist hauptamtlich tätig. Eine Ent- Kooperationen in institutionalisierter Form eingehen, um lassung kann nur durch die Präsidentin/den Präsidenten Entwicklungen erkennen und beeinflussen zu können. Eine des Deutschen Bundestages erfolgen, wenn Gründe vor- dominante Stellung in der Aufarbeitungslandschaft soll liegen, die analog auch die Entlassung einer Richterin/ei- ihr/ihm daraus hingegen nicht erwachsen. Sie/er soll Pro- nes Richters aus dem Dienst rechtfertigen. bleme und Notwendigkeiten benennen, die Anliegen der Opfer bündeln und in den politischen Prozess einspeisen. 4. Dienstsitz: Demgegenüber nimmt die „Bundesstiftung zur Aufarbei- Der Dienstsitz soll sich in einer Liegenschaft des Bundes tung der SED-Diktatur“ gemäß Errichtungsgesetz primär im Umkreis des Deutschen Bundestages befinden. fördernde und unterstützende Aufgaben zur Aufarbeitung 5. Ausstattung: der kommunistischen Herrschaft wahr. Zur Erfüllung ihrer/seiner Aufgaben stehen der/dem künf- Mit der Tätigkeit der Landesbeauftragten gibt es inhalt- tigen Bundesbeauftragten 8 bis 12 Mitarbeiterinnen und liche Überschneidungen, wobei die Zuständigkeiten von­ Mitarbeiter zur Verfügung, darunter 4 bis 6 wissenschaft- einander abgrenzbar sind. Während die Landesbeauftrag- liche Referentinnen und Referenten sowie 4 bis 6 Mitar- ten im Rahmen der Landesgesetzgebung vor Ort konkret, beiterinnen und Mitarbeiter für Verwaltung, Sekretariats- d. h. im Einzelfall wirken, greift die/der Bundesbeauftrag- te neben grundsätzlichen Themen auch solche auf, die in arbeiten und Öffentlichkeitsarbeit. mehreren Bundesländern relevant sind. Es ist ihr/ihm auch In begründeten Fällen kann die/der Bundesbeauftragte auf unbenommen, anhand mehrerer konkreter Einzelfälle aus die Unterstützung der Verwaltung des Deutschen Bundes- den Ländern die grundsätzliche Bedeutung eines Themas tages bzw. der Wissenschaftlichen Dienste zurückgreifen. auf Bundesebene anzusprechen. Die/der neue Bundes­ Die Finanzierung des Etats erfolgt aus dem Haushalt des beauftragte bleibt als Ansprechpartner/in der Landesbeauf- Deutschen Bundestages. tragten erhalten. Zwischen der/dem Bundesbeauftragten­ – 92 – noch Anhang 6 und den Landesbeauftragten besteht kein Überordnungs- IV. Anlagen bzw. Unterstellungsverhältnis. Anlage 1 Minderheitsvotum III. Schlussbemerkungen Minderheitsvotum Die Kommission schlägt dem Bundestag vor, die hier vor- zu den ­Empfehlungen der Mehrheit der Experten­ gelegten Handlungsempfehlungen in ein Artikelgesetz um- kommission zur Zukunft der Behörde des zusetzen, „damit noch in der 18. Legislaturperiode notwen- ­Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staats­ dige Entscheidungen für die zukünftige Fortführung der sicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) Aufgaben der/des BStU getroffen werden können“ (Einset- zungsbeschluss des Bundestages vom 4. Juli 2014, Druck- 1. Aufgaben der EK sache 18/1957, Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode). Der Einsetzungsbeschluss hat klare Anforderungen an die Die Kommission ist sich bei ihren Vorschlägen bewusst, Empfehlungen des Expertengremiums: dass diese sich in der Praxis von Arbeitsteilung, Koopera- tion und Zusammenwachsen noch getrennter Institutionen „Zukünftige strukturelle Veränderungen dürfen daher bewähren müssen. Sie dienen dem Ziel, die Aufarbeitung nicht zu einer Verschlechterung bei der Nutzung der Ak- der kommunistischen Vergangenheit in Zukunft zu si- ten durch Bürgerinnen und Bürger, Forschung, Bildung, chern – um der Demokratie willen. Denn die Beschäfti- Medien und öffentliche Stellen führen. Veränderungen gung mit der Vergangenheit soll auch in diesem Fall dem dürfen kein Schlussstrich sein.“ „Sie [die Kommission] Verständnis von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie die- soll dabei sicherstellen, dass der Aktenzugang in der Wei- nen. Mit den in dieser Intention formulierten Vorschlä- se, wie das Stasi-Unterlagen-Gesetz ihn derzeit gewährt, gen würdigt die Kommission ausdrücklich die Opfer der grundsätzlich erhalten bleibt; der Aktenbestand … im SED-Diktatur und drückt ihre besondere Wertschätzung Ganzen erhalten bleibt; … die historische und politische der Bürgerbewegung aus, zu deren bleibenden historischen Bildung und Forschung weiterhin auf hohem Niveau ge- Leistungen in der Friedlichen Revolution die Öffnung der währleistet ist; … die internationale Kooperation … und Stasi-Hinterlassenschaft für die betroffenen Bürgerinnen der internationale wissenschaftliche Austausch keinen und Bürger, für die Wissenschaft und die politische Öf- Schaden nimmt.“ fentlichkeit gehört. Ich kann die Meinung der Mehrheit der Kommission nicht teilen, dass dafür die Abschaffung des Stasi-Unterlagen- Berlin, den 31. März 2016 Gesetzes, die Zerschlagung der Behörde und die Instal- lation eines derart verstümmelten Beauftragten geeignete Prof. Dr. Wolfgang Böhmer Maßnahmen sind. Daher verfehlen nach meiner Einsicht Vorsitzender die Empfehlungen der Expertenkommission ihre Aufgabe.­ Prof. Dr. Dr. h. c. Richard Schröder Stellvertretender Vorsitzender 2. Handlungsbedarf statt Auflösung Dr. Sabine Bergmann-Pohl Zweifellos gibt es berechtigte Kritik an der Praxis der Be- hörde und am Stand einiger der gesetzlichen Regelungen. Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke Die einseitige Orientierung einiger der Experten auf die Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz Abschaffung des StUG und des Amtes des Bundesbeauf- tragten für die Stasiunterlagen hat den Blick dafür ver- Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Möller stellt, dass die beklagten Mängel nicht systemischer son- Prof. Dr. Martin Sabrow dern organisatorischer Art sind. Prof. Dr. Silke Satjukow Kritikpunkte sind z. B.: Dr. h. c. Wolfgang Thierse Untergesetzlich behebbare Mängel: Prof. Dr. Hans-Joachim Veen –– Wartezeiten für Betroffene bei der Akteneinsicht Wolfgang Wieland –– unverhältnismäßig großer Verwaltungsapparat Prof. Dr. Manfred Wilke –– Normgerechte Lagerung der Unterlagen Dr. Peter Wurschi –– Erschließung von Unterlagen –– Digitalisierung Durch Haushaltsregelung zu behebende Mängel: –– Zahl und Zuschnitt der Außenstellen (die notwendige Gesetzesänderung ist bereits 2006 erfolgt!) – 93 –

noch Anhang 6

–– technischer Zustand der Archive (Neubau wäre auch Dienst (derzeit bis 2019 befristet) und in Ordensangele- für BArch1-Außenstellen nötig) genheiten (unbefristet) benötigt. Wieso das alles unter der Verwaltung des Bundesarchivs besser funktionieren soll –– Entscheidung über die Fortsetzung des Projektes „Vir- als in dem bundesrechtlichen Spezialarchiv ist nicht plau- tuelle Rekonstruktion vorvernichteter Unterlagen“ als sibel. einer Aufgabe weit über das Interesse an Stasi-Un- terlagen hinaus (z. B. für Rekonstruktion von Unter- Der Bundesbeauftragte hat bereits eine gemeinsame Ar- lagen nach Unglücken wie im Stadtarchiv Köln oder beitsgruppe mit dem BArch eingerichtet, in der beide Be- ­Anna-Amalia-Bibliothek ) hörden mit gleicher Software gemeinsame Standards für die archivische Arbeit entwickeln. Damit ist ein längerer Durch Gesetzesänderung zu behebende Mängel: Prozess begonnen, der ergebnisoffen erfolgen sollte, so –– unterschiedliche Zugangsrechte für Wissenschaftler dass durch Eile und politische Eingriffe keine Verzögerun- in- und außerhalb der Behörde gen der aktuellen Arbeit oder gar Verluste entstehen. –– Zweckbindung der Aktenverwendung durch die Be- Die Entscheidung, ob die gemeinsame Verwaltung sinn- hörde auf MfS-Forschung (für Wissenschaft: seit letz- voll ist, muss jetzt nicht getroffen werden. Die einseitige ter Änderung „SED-Herrschaft“) Ausrichtung auf die Integration in das BArch verkennt, dass die Fachleute (und der Bundestag) auch am BArchG –– hoher Prüfungsaufwand bei Herausgabe i. S. des Op- Kritik haben und derzeit eine Reform begonnen werden fer- und Persönlichkeitsrechtsschutzes. Daher auch soll. Auch das BArch ist also kein „Aktenparadies“. eingeschränkter Zugriff auf Findmittel und nur indi- rekter Zugang zu Unterlagen durch die Vermittlung 4. Abteilung Bildung und Forschung von behördeneigenen Rechercheuren Die Arbeit der Abteilung ist unter Roland Jahn auf die Fra- Leider enthalten aber die Empfehlungen der EK keine gen der Strukturen und die Tätigkeit des MfS konzentriert Vorschläge, wie das zu beheben sei. Vielmehr schlägt die worden. Das war eine Forderung aus der Wissenschafts- Mehrheit der EK die Zerschlagung der Behörde des Bun- landschaft und hat gleichzeitig die Forscher dem Vorwurf desbeauftragten für die Unterlagen des Ministeriums für ausgesetzt, die wahren Machtverhältnisse der SED-Dikta- Staatssicherheit der ehemaligen DDR vor. Den Nachweis, tur zu verzerren. Die EK schlägt die Bildung einer „For- dass es dadurch, wie der Auftrag lautet, zu keiner Ver- schungsstelle DDR-Staatssicherheit in vergleichender schlechterung kommt, bleibt die Kommission allerdings Perspektive“ vor, die also einer ähnlichen Themenzentrie- schuldig. rung unterliegen soll. Wo ist da die Verbesserung? Von der politisch-historischen Bildung soll nach den Emp- 3. Die Akten und ihre Verwaltung fehlungen der EK nur die in einer neuen Stiftung zu betrei- Das Bundesarchiv ist zweifellos das Endarchiv für alle bende Gedenkstätte in der Normannenstraße bleiben. Die gesamtstaatlichen Unterlagen Deutschlands, wenn diese überaus erfolgreiche Stiftung Gedenkstätte Hohenschön- nicht mehr aktuell genutzt werden. Die EK empfiehlt, die hausen soll der neuen Stiftung zugeschlagen und ihrer Ei- Unterlagen bis zum „Ende der nächsten Legislaturperio- genständigkeit beraubt werden. Die bisherigen Aktivitäten de“, also bis Herbst 2021, an das BArch zu übergeben, der Außenstellen auf diesem Gebiet sollen auf rein archiv­ wobei die „Regelungen des StUG für den Umgang mit den pädagogische Projekte beschränkt werden. Die EK hat Akten, also auch für die Beauskunftung und Bearbeitung, die Hoffnung, dass die Bundesstiftung Aufarbeitung und weiter gelten“ sollen. die Bundeszentrale für politische Bildung entsprechend besser ausgestattet werden, um Projekte in den Ländern In der Kommission wurde aber wiederholt festgestellt, zu finanzieren. Dabei wird aber übersehen, dass es in ei- dass die MfS-Unterlagen in archiv-untypischer Weise nigen Regionen keine potentiellen Projektträger gibt und genutzt werden. Die Nutzung ist nach wie vor aufgrund dass die der Projektfinanzierung inhärente Diskontinuität der hohen Antragszahlen sehr intensiv. Viele der Nutzer, der Feind von Qualität und Stetigkeit ist. Also auch hier vor allem Betroffene und ihre Angehörigen, haben sonst ist keine Verbesserung, eher eine Verschlechterung zu er­ keine Erfahrungen mit Archivnutzung. Die vom StUG warten. geforderte Unterscheidung nach Betroffenen, Dritten, Be- günstigten und den unterschiedlichen Nutzungszwecken 5. Der vorgeschlagene „Beauftragte ohne von Forschung und Medien – die ja weitergelten sollen – ­Akten“ – eine Fiktion ist ebenfalls im Bundesarchiv unbekannt. Die Unterlagen werden auch noch für aktuelle Zwecke benötigt, wie die Die EK schlägt die Schaffung eines neuartigen „Beauf- laufenden Rehabilitierungsverfahren (derzeit gilt die An- tragten für die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur“ tragsfrist bis 2019, die Verfahren dauern noch Jahre dar- vor, der ohne eine eigene Institution durch zweijährliche über hinaus), für Überprüfungsverfahren im Öffentlichen Berichte, Präsenz in zahlreichen Gremien und Lobbyarbeit­ bei Bundestag und Bundesregierung das Thema hochhal- 1 BArch = Bundesarchiv ten und Ansprechpartner der Opfer des Kommunismus – 94 – noch Anhang 6 und internationaler Aufarbeitungsinstitutionen sein soll. gebundener Abteilungsleiter im Bundesarchiv würde das Damit sei die symbolische Bedeutung des Amtes gewahrt. so wenig darstellen können wie ein Beauftragter ohne Ak- „Die/der künftige Bundesbeauftragte ist dann nicht mehr ten. der ‚Herr der Akten‘.“ heißt es im Bericht. Nicht einmal Mentale Situation nach der Diktaturphase Joachim Gauck hat jemals den Anspruch erhoben, der „Herr der Akten“ zu sein, viel weniger Marianne Birthler Die Aktensicherung und -öffnung in der Friedlichen Re- und Roland Jahn. Die Formulierung zeigt einmal mehr die volution geschah auch aus der Erfahrung mit der Aufar- schiefe und emotional gefärbte Wahrnehmung des Amtes. beitung nach der NS-Zeit, die lange an den Sperrfristen des Bundesarchivs und dem Mangel an Institutionen der Symbole als Orientierungspunkte in der politischen kritischen Auseinandersetzung gelitten hat. In der heute Landschaft von Vielen als unsicher erlebten Situation sehen wir mit Symbole haben immer Anteil an dem, was sie symboli- Schrecken, wie stark das Abgrenzungssyndrom des Mau- sieren. Die symbolische Bedeutung des BStU liegt in der erstaats, das Freund-Feind-Denken, der zentralistische weltweit erstmaligen Eroberung und Öffnung der Unterla- Etatismus und der Sozialpopulismus der marxistischen gen einer diktatorischen Geheimpolizei im Rahmen einer Ideologie, sogar der Antisemitismus und Rassismus der demokratischen Revolution. Im Institutionengefüge der Nationalsozialisten noch fortwirken. Auch dies sind ge- Bundesrepublik Deutschland repräsentiert der Beauftrag- wichtige Argumente gegen das Versenken des Flaggschiffs te mit der Behörde die Friedliche Revolution als Ganzes, der Aufarbeitung. auch wenn sich diese darin natürlich nicht erschöpft – es ist eben auch „nur“ ein Symbol. Ein Bundesbeauftragter 6. Fazit ohne Stasi-Unterlagen kann diese Repräsentation nicht Die Mehrheits-Empfehlungen der Expertenkommission ausfüllen. Die politische Wirkung und das gesellschaftli- eröffnen eine derzeit fachlich nicht notwendige Grundsatz- che Gewicht eines Beauftragten, wie sie von der Kommis- debatte. Offenbar soll hier ein politisches, ein geschichts- sion vorgesehen sind, würden vollständig vom persönli- politisches Zeichen gesetzt werden. Das Skandalon der chen Format des jeweiligen Amtsträgers abhängen. totalitären SED-Herrschaft mit ihren noch schmerzenden Rechtliche Probleme: Landesrecht – Stiftungsrecht – Nachwirkungen soll in den Abgründen der Geschichte, Bundesrecht den Labyrinthen von Archiven versinken, interessant nur noch für ein paar Spezialisten, die „die DDR als Chance“2 Es ist unklar, wie die in den Blick genommenen Institu- für ihre akademische Laufbahn sehen. tionen dazu bewegt werden sollen, ihre Satzungen so zu ändern, dass dieser Bundesbeauftragte geborenes Mit- Es gibt meines Erachtens keine zwingenden sachlichen glied in deren Gremien ist. Die zivilgesellschaftlichen Gründe, das Stasi-Unterlagen-Gesetz aufzuheben, die da- Institutionen der Aufarbeitung können ohnehin nicht zur mit gegründete Behörde zu zerschlagen und das Amt des Zusammenarbeit verpflichtet werden. Es liegt bereits ein Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen abzuschaf- erster Protestbrief der Bundesstiftung Aufarbeitung vor. fen. Die Aufklärung über die kommunistische SED-Dikta- Ebenso unklar ist die Funktion eines Ombudsmannes für tur wird verschwimmen, die Aufmerksamkeit der Öffent- die Opfer des Kommunismus. In den subsidiär geordneten lichkeit für das Thema schwinden und das Bildungsniveau Strukturen sind staatlicherseits derzeit die Landesbeauf- der Schüler und Studenten weiter absinken. tragten zuständig für die Angelegenheiten der Opfer der In einer Zeit, in der Deutschland vor großen Herausforde- SED-Diktatur und tragen diese als „Konferenz der Lan- rungen steht, in der viele Bürger um ihre Identität in ihrem desbeauftragten“ auch den Bundestagsabgeordneten und Land besorgt sind, in der neue totalitäre Regime und Ideo- den Bundesbehörden vor. Außerdem gibt es, z. B. mit der logien uns herausfordern, ist es das falsche Signal, diese UOKG und ihren Verbänden, zivilgesellschaftliche Vertre- Institution der Freiheit zu schleifen. tungen der Opfer des Kommunismus. Es entstünden also neue Doppelstrukturen. Hildigund Neubert Internationale Wahrnehmung im März 2016 Ebenso fiktiv ist die Annahme, der neue Beauftragte werde der Ansprechpartner für internationale Aufarbeitungsinsti- tutionen sein. Die internationalen Partner werden sich an die Institutionen wenden, die Kompetenzen und Koope- rationsmöglichkeiten bieten, kaum an ein Kleinbüro ohne eigene Aktivitäten. Vielmehr ist das StUG Vorbild für viele andere postdik- tatorische Gesellschaften. Vor allem die Unabhängigkeit und die Rechtssicherheit werden hoch geschätzt, da sie vor 2 So der Titel einer Neuerscheinung bei der Bundesstiftung politischer Instrumentalisierung schützen. Ein weisungs- ­Aufarbeitung. – 95 –

Anhang 7

Deutscher Bundestag des Stasiunterlagenarchivs sowie die internationale Vor- bildwirkung des Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) müssen 18. Wahlperiode, Drucksache 18/8705 erhalten werden. 07.06.2016 Die Auskunftserteilung für Betroffene, für die Wissen- schaft und die Öffentlichkeit und die Erschließung des Antrag Aktenbestandes müssen gewährleistet sein. 26 Jahre nach der Fraktionen der CDU/CSU und SPD Gründung der BStU werden monatlich noch rund 5.000 Anträge auf Akteneinsicht gestellt. Die Aufgabenfelder Die Aufarbeitung der SED-Diktatur konsequent der Stasiunterlagenbehörde bleiben ein wichtiger Teil der fortführen Aufarbeitung der SED-Diktatur, vor allem für das Demo- kratieverständnis nachfolgender Generationen und eine gesamtdeutsche Erinnerung. Die Koalitionsfraktionen haben sich darauf verständigt, Der Bundestag wolle beschließen: den Transformationsprozess der Stasiunterlagenbehörde aus dem Amt des Bundesbeauftragten für Stasiunterlagen „Die Aufarbeitung des Erbes der SED-Diktatur bleibt eine heraus einzuleiten. Der Bundesbeauftragte für Stasiunter- fortdauernde, gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zukünfti- lagen hat sowohl im Inland wie im Ausland eine glaub- ge strukturelle Veränderungen dürfen daher nicht zu einer würdige, gewichtige Stimme. Er kann und soll diesen Pro- Verschlechterung bei der Nutzung der Akten durch Bür- zess begleiten. gerinnen und Bürger, Forschung, Bildung, Medien und öffentliche Stellen führen. Veränderungen dürfen kein Im Einzelnen: Schlussstrich sein.“ So lautet eine der Kernaussagen des I. Erarbeitung eines gemeinsamen Konzeptes von BStU Antrages mit dem die Expertenkommission zur Zukunft und Bundesarchiv der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterla- gen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR BStU und Bundesarchiv erarbeiten für notwendige Ent- (Drs.18/1957) eingesetzt wurde. scheidungen in der nächsten Legislaturperiode des Deut- schen Bundestages ein gemeinsames, belastbares Konzept Die Expertenkommission, im Koalitionsvertrag von CDU, für die dauerhafte Sicherung der Stasiakten durch eine CSU und SPD vom 27.11.2013 vereinbart, erhielt ihren Überführung des Stasiunterlagenarchivs in das Bundesar- Arbeitsauftrag mit der Verabschiedung eines gemeinsa- chiv. Dieses Konzept soll folgende Konditionen beachten: men Antrages der Fraktionen von CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag –– dauerhafter Erhalt des Gesamtbestandes des Stasiun- am 4.7.2014. terlagenarchivs sowie Sichtbarkeit der Eigenständig- keit des Stasiunterlagenarchivs mit internationaler Die Expertenkommission hat am 12.4.2016 ihren Ab- Vorbildwirkung; schlussbericht (Drs.18/8050) öffentlich vorgelegt und dem Deutschen Bundestag auftragsgemäß Handlungsempfeh- –– Erhalt des Stasi-Unterlagen-Gesetzes mit spezialge- lungen unterbreitet. setzlichen Regelungen sowie keine Verschlechterung bei Aktenzugang und Akteneinsicht; Den Mitgliedern unter Vorsitz von Ministerpräsident a. D. Prof. Dr. Wolfgang Böhmer und seinem Stellvertreter –– Qualitätsgewinn durch Verbesserung der Arbeits- und Prof. Dr. Richard Schröder gebührt großer Dank. Die Serviceleistungen bei Antragsbearbeitung, Verkürzung Handlungsempfehlungen haben dreizehn der vierzehn der Wartezeiten, Aktenerschließung, archivgerechte Mitglieder verabschiedet. Sie sind eine wichtige Grund- Aktenlagerung, Digitalisierung; lage für die Weiterentwicklung der Aufarbeitung der –– Prüfung der Fortführung der Überprüfungsregelungen SED-Diktatur. nach § 19 ff. StUG. Der Ausschuss für Kultur und Medien hat am 27.4.2016 II. Förderung der dezentralen Aufarbeitungslandschaft ein öffentliches Fachgespräch zum Kommissionsbericht und der gesamtdeutschen Perspektive durchgeführt. Die dabei vorgetragenen Aspekte und Stel- lungnahmen sind bei der weiteren Bewertung der Ergeb- In unserem Land ist über die Jahre eine vielfältige, de- nisse der Expertenkommission zu bedenken. Auch fast zentrale Aufarbeitungs- und Gedenkstättenlandschaft aus drei Jahrzehnte nach der Friedlichen Revolution muss staatlichen Einrichtungen und zivilgesellschaftlichen Initi- unser politisches Handeln den Interessen der Opfer der ativen entstanden, die es zu erhalten und unterstützen gilt. SED-Diktatur gerecht werden. Es gilt zukunftsfähige und Der Deutsche Bundestag bekennt sich: stabile Strukturen zu erarbeiten, die einer weiteren Pro- fessionalisierung dienen. Darüber ist mit großer Sorgfalt, –– zur Verpflichtung, authentische Erinnerungsorte zu er- Sachverstand und Bedacht zu entscheiden. Der Zugang zu halten und das Gedenkstättenkonzept weiter zu entwi- den Stasiakten, der besondere Charakter und Symbolwert ckeln; – 96 – noch Anhang 7

–– zur Bedeutung und Fortentwicklung des Geländes –– zur Stärkung der politischen Bildungsarbeit auf allen Normannenstraße als „Ort der Aufklärung über Dik- Ebenen, um die teils enormen Wissensdefizite bei der tatur und Widerstand“ und zur Eigenständigkeit der jungen Generation zu beheben und Demokratiebe- Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen; wusstsein zu stärken. –– zur finanziellen und personellen Stärkung der Bundes- stiftung Aufarbeitung auf Grundlage des Koalitions- Berlin, den 7. Juni 2016 vertrages, vor allem, um dem erfreulich zahlreichen Vorliegen von deutschlandweiten Projektförderanträ- Volker Kauder, Gerda Hasselfeldt und Fraktion gen dauerhaft entsprechen zu können; Thomas Oppermann und Fraktion – 97 –

Anhang 8 33 106 18 360 14 746 504 811 253 730 232 643 102 136 180 336 222 339 gesamt 7 107 919 3 408 490 1 755 893 3 161 512 1 166 224 Eingänge 227 867 432 773 183 1 299 6 849 1 657 2 355 3 150 2 194 11 088 11 64 171 48 634 2016 260 906 445 726 a. 1 351 7 348 3 031 2 705 4 766 1 015 3 025 82 005 13 344 62 544 2015 272 891 516 288 1 407 7 859 1 847 2 457 4 135 1 130 2 717 85 740 12 435 67 763 2014 296 835 484 998 247 1 411 1 319 7 800 3 661 4 069 2 824 82 802 13 168 64 246 2013 317 994 436 270 1 430 7 834 2 064 6 845 5 547 1 596 3 681 17 060 88 231 112 268 112 2012 210 959 542 518 1 501 9 532 1 715 6 524 6 482 1 543 4 421 80 611 17 981 2011 106 575 Stand: Dezember 2016 Eingang von Anträgen und Ersuchen Eingang von 7 704 5 434 13 138 39 171 25 571 81 154 19 414 114 857 114 782 915 173 969 956 014 454 918 126 139 1 878 206 2001–2010 5 204 6 457 11 661 11 91 651 69 510 80 320 181 747 686 759 200 693 350 523 4 696 152 2 540 499 1 580 342 1 793 469 1991–2000 2) ­ - öffent

Überprüfung

zur

1) Verwendungszweck 2) 2) Parlamentarische Mandatsträger, kommunale Wahlbeamte, leitende Funktionsträger im Sport, Berufsrichter, ehrenamtliche Richter, Ordensangelegenheiten u. ehrenamtliche Richter, leitende Funktionsträger im Sport, Berufsrichter, Wahlbeamte, kommunale Parlamentarische Mandatsträger, Themen Zählung nur der beantragten Summe Ersuchen gesamt Bürgeranträge gesamt Ersuchen zur Überprüfung wich tiger Funktionsträger und weitere ­ Ersuchen Ersuchen licher Dienst Ersuchen Sicherheitsüberprüfungen/ Zuverlässigkeitsüberprüfungen Ersuchen Rentenangelegenheiten Ersuchen Rehabilitierung Ersuchen Wiedergutmachung Ersuchen Strafverfolgung gesamt Ersuchen Reha/WGM/StrV Anträge Forschung und politische Bildung Anträge Presse, Rundfunk und Film Anträge Forschung und Medien gesamt

1) 2) – 98 –

Anhang 9 ­ 31 832 17 349 14 483 252 611 232 380 503 851 101 916 179 691 222 244 gesamt Erledi gungen 7 048 619 3 405 839 1 755 872 3 107 097 1 164 976 231 856 408 836 396 6 841 1 969 1 264 2 417 3 440 2 208 11 458 11 78 061 61 899 2016 261 987 504 487 a. 8 582 3 194 1 491 2 821 4 754 1 129 3 138 98 212 14 858 77 109 2015 279 543 270 6 807 1 379 1 543 1 000 2 417 4 235 1 093 2 872 86 432 10 882 69 772 2014 283 933 488 469 7 272 1 616 1 421 3 788 4 610 1 172 2 969 86 733 12 959 67 743 2013 310 914 488 214 8 040 1 898 1 402 7 777 5 650 1 671 3 765 18 025 78 949 104 026 2012 201 942 582 513 9 523 4 024 1 524 5 351 8 013 1 983 5 517 19 099 79 158 2011 107 794 Stand: Dezember 2016 8 332 5 896 43 930 14 228 22 258 88 157 32 733 Erledigung von Anträgen und Ersuchen Erledigung von 119 401 119 890 714 186 358 541 025 143 148 2 104 121 1 056 031 2001–2010 3 385 5 574 8 959 86 145 71 774 71 065 174 370 599 380 187 162 330 001 4 407 686 2 427 844 1 567 949 1 640 883 1991–2000 2) ­ - öffent

Überprüfung

zur

1) Verwendungszweck 2) 2) Parlamentarische Mandatsträger, kommunale Wahlbeamte, leitende Funktionsträger im Sport, Berufsrichter, ehrenamtliche Richter, Ordensangelegenheiten u. ehrenamtliche Richter, leitende Funktionsträger im Sport, Berufsrichter, Wahlbeamte, kommunale Parlamentarische Mandatsträger, Themen Zählung nur der beantragten Summe Ersuchen gesamt Bürgeranträge gesamt Ersuchen zur Überprüfung wich tiger Funktionsträger und weitere ­ Ersuchen Ersuchen licher Dienst Ersuchen Sicherheitsüberprüfungen/ Zuverlässigkeitsüberprüfungen Ersuchen Rentenangelegenheiten Ersuchen Rehabilitierung Ersuchen Wiedergutmachung Ersuchen Strafverfolgung gesamt Ersuchen Reha/WGM/StrV Anträge Forschung und politische Bildung Anträge Presse, Rundfunk und Film Anträge Forschung und Medien gesamt

1) 2) 1200000 1000000

– 99 –

Anhang 10

64 171 64

2016

82 005 82

2015

85 740 85

2014

82 802 82

2013

112 268 112

2012

106 575 106

2011

120 919 120

2010

137 648 137

2009

142 752 142

2008

150 266 150

2007

182 952 182

2006

219 086 219

2005

271 656 271

2004

213 272 213

2003

212 604 212

2002

227 051 227

2001

252 102 252

2000

343 064 343

1999 1999

281 831 281

1998 1998

411 073 411

Summe der eingegangenen Anträge und Ersuchen 1991–2016 eingegangenen Summe der 1997 1997

411 745 411

1996 1996

440 304 440

1995 1995

429 885 429

1994 1994

588 811 588

1993

1 193 743 193 1

1992

343 594 343 1991 0 800 000 600 000 400 000 200 000 1 200 000 1 000 – 100 –

Anhang 11

2016 867 432 2016 2015 906 445 2015

891 516 2014 2014

835 484 2013 2013

994 436 2012 2012

959 542 2011 2011

910 576 2010 2010

893 2009 1037 2009

851 567 2008 2008

853 534 2007 2007

789 484 2006 § 34 2006

649 430 2005 2005

654 405 2004 2004 § 32

711 584 2003 2003 Stand: Dezember 2016

594 429 2002 2002

659 529 2001 2001

651 551 2000 2000 Eingang von Anträgen gemäß §§ 32 und 34 StUG 1993 –2016 Eingang von

618 488 1999 1999

584 476 1998 1998

577 480 1997 1997

533 602 1996 1996

587 881 1995 1995

580 1994 1685 1994

542 944 1993 1993 800 600 400 200 1600 1400 1200 1000 § 32 § 34 – 101 –

Anhang 12

Mitglieder des Wissenschaftlichen Beratungsgremiums

Prof. Dr. Hans-Joachim Veen Vom Gremium zum Vorsitzenden gewählt. Politikwissenschaftler, 1983–2000 Forschungsdirektor der Konrad-Adenauer-Stiftung, Honorarprofessor an der Universität Trier. 2002 bis November 2014 Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Ettersberg in Weimar

Prof. Dr. Rainer Eckert Historiker, Politologe, 2001 bis 2015 Direktor des Zeitgeschichtlichen Fo- rums Leipzig; Mitglied im Gremium ab Januar 2017

Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke Historiker, seit 1997 bis zur Emeritierung im Oktober 2012 Universitätspro- fessor an der Technischen Universität Dresden; ausgeschieden im Juni 2016

Dr. Michael Hollmann Historiker, seit 2011 Präsident des Bundesarchivs

Dr. Hubertus Knabe Historiker, seit 2000 Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

Stefan Liebich Diplom-Betriebswirt, seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages

Dr. Ulrich Mählert Politikwissenschaftler, seit 1999 Leiter des Arbeitsbereichs Wissenschaft der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Möller Historiker, 1992 bis 2011 Direktor des Instituts für Zeitgeschichte Mün- chen-Berlin, 1996 bis zu seiner Emeritierung 2011 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität München

Prof. Dr. Klaus Schroeder Politikwissenschaftler, seit 1992 Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin, Leiter der Arbeitsstelle Politik und Technik des Otto-Suhr-Institutes, Berlin

Prof. Dr. Alexander Vatlin Historiker, seit 2006 Professor für Neue und Neueste Geschichte an der His- torischen Fakultät der Lomonossow-Universität, Moskau – 102 –

Anhang 13

Veranstaltungen des wissenschaftlichen Kolloquiums der Abteilung Bildung und Forschung

Datum Referent(en) Thema 21.01.2015 Dr. Bettina Bock „Blindes“ Schreiben im Dienste der DDR-Staatssicher- heit. Über Texte der inoffiziellen Mitarbeiter 11.02.2015 Dr. Elke Stadelmann-Wenz/ „Verrat in Filiale 9592“ − Das MfS im deutsch-deut- Prof. Dr. Daniela Münkel schen Geheimdienstkrieg 1953/54 04.03.2015 Dr. Ralph Kaschka Das Wirken des MfS beim Sportclub Traktor Schwerin 02.06.2015 Dr. Martin Großheim Die Stasi und Vietnam: Zwischen „proletarischem Inter- nationalismus“ und Misstrauen 17.06.2015 Dr. Ann-Kathrin Reichardt Von der Sowjetunion lernen? 01.07.2015 Dr. Ulrike Schulz Parallelüberlieferung und Korrektiv − der „Leiter der Inspektion des Generaldirektors“ beim VEB „Simson“ 14.10.2015 Markus Goldbeck Eine Behörde zwischen Ost und West: Gründung und Arbeit der BStU als Gegenstand politischer und massen- medialer Debatten im vereinigten Deutschland 04.11.2015 Dr. Markus Anhalt Die Macht der Kirchen brechen – Die DDR-Jugend­ weihe und die Stasi 09.12.2015 Dr. Georg Herbstritt Die DDR-Staatssicherheit und Rumänien. Kooperation und Konfrontation zwischen verbündeten Geheimdiens- ten 13.01.2016 Matej Kotalik „Chuligánství“ in der ČSR/ČSSR und „Rowdytum“ in der DDR (1956–1989): Rezeptionen, Deutungen und Bekämpfungen im Vergleich 27.04.2016 Dr. Roger Engelmann Das Untersuchungsorgan der Staatssicherheit 1950– 1989. Wandlungen der politischen Strafverfolgung in der DDR 18.05.2016 Tanja Florath Die argentinischen Verschwundenen – Zur Entwicklung einer Rechtsfigur im internationalen Menschenrechts- schutz 15.06.2016 Arno Polzin Der DDR-Militärstrafvollzug bzw. die Disziplinareinheit der NVA in Schwedt – Eine Rekonstruktion unter Rück- griff auf Akten der Staatssicherheit 13.07.2016 Dr. Henrik Bispinck Von Streikdrohungen, Schweigeminuten und ranziger Margarine: Das Jahr 1956 im Spiegel der Berichterstat- tung des Ministeriums für Staatssicherheit 23.11.2016 Dr. Douglas Selvage Stasi, KGB und KSZE-Prozess: Die Bekämpfung kon- servativer Menschenrechtsorganisationen in der Bundes- republik 14.12.2016 Dr. Rüdiger Bergien Der zentrale Parteiapparat der SED 1946–89. Innenleben­ und Herrschaftspraxis einer Machtorganisation – 103 –

Anhang 14

Publikationsreihen Band 11: Karl Wilhelm Fricke und Roger Engelmann: „Konzentrierte Schläge“. Staatssicherheitsaktionen und Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten – politische Prozesse in der DDR 1953–1956, 359 S., Berlin Analysen und Dokumente 1998, 22,00 €, ISBN 978-3-86153-147-0 (Über den Buchhandel zu beziehen) Band 12: Reinhard Buthmann: Kadersicherung im Kom- Erschienen im Ch. Links Verlag, Berlin (einige Titel sind binat VEB Carl Zeiss Jena. Die Staatssicherheit und das nur noch als eBook verfügbar unter www.linksverlag.de) Scheitern des Mikroelektronikprogramms. Mit einem Vor- wort von Walter Süß, 256 S., Berlin 1997, als eBook ISBN Band 1: Klaus-Dietmar Henke und Roger Engelmann 978-3-86284-034-2 (Hg.): Aktenlage. Die Bedeutung der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes für die Zeitgeschichtsforschung, Band 13: Clemens Vollnhals: Der Fall Havemann. Ein 249 S., 2. Aufl., Berlin 1996, als eBook ISBN 978-3- Lehrstück politischer Justiz, 312 S., 2., akt. Aufl., Berlin 86284-046-5 2000, 18,00 €, ISBN 978-3-86153-215-6 Band 2: Karl Wilhelm Fricke: Akten-Einsicht. Rekon­ Band 14: Sonja Süß: Politisch mißbraucht? Psychiatrie struktion einer politischen Verfolgung. Mit einem Vorwort und Staatssicherheit in der DDR, 773 S., 2. Aufl., Berlin von Joachim Gauck, 264 S., 4., akt. Aufl., Berlin 1997, als 2010, als eBook ISBN 978-3-86284-032-8 eBook ISBN 978-3-86284-045-8 Band 15: Walter Süß: Staatssicherheit am Ende. Warum Band 3: Helmut Müller-Enbergs (Hg.): Inoffizielle Mit- es den Mächtigen nicht gelang, 1989 eine Revolution zu arbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 1: verhindern, 874 S., 2. Aufl., Berlin 2000, als eBook ISBN Richtlinien und Durchführungsbestimmungen, 544 S., 978-3-86284-031-1 3., durchges. Aufl., Berlin 2010, als eBook ISBN 978-3- 86284-036-6 Band 16: Roger Engelmann und Clemens Vollnhals (Hg.): Justiz im Dienste der Parteiherrschaft. Rechtspraxis und Band 4: Matthias Braun: Drama um eine Komödie. Das Staatssicherheit in der DDR, 564 S., Berlin 2000, als Ensemble von SED und Staatssicherheit, FDJ und Kul- eBook ISBN 978-3-86284-030-4 turministerium gegen Heiner Müllers „Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande“ im Oktober 1961, 172 S., Band 17: Thomas Auerbach: Einsatzkommandos an der 2., durchges. Aufl., Berlin 1996, 15,00 €, ISBN 978-3- unsichtbaren Front. Terror- und Sabotagevorbereitungen 86153-102-9 des MfS gegen die Bundesrepublik Deutschland. Mit ei- nem Vorwort von , 192 S., 6. Aufl., Berlin Band 5: Siegfried Suckut (Hg.): Wörterbuch der Staats- 2013, als eBook ISBN 978-3-86284-342-8 sicherheit. Definitionen zur „politisch-operativen Arbeit“, 472 S., 3., durchges. Aufl., Berlin 2001, als eBook ISBN Band 18: Hubertus Knabe: West-Arbeit des MfS. Das Zu- 978-3-86284-340-4 sammenspiel von „Aufklärung“ und „Abwehr“, 600 S., 2. Aufl., Berlin 1999, als eBook ISBN 978-3-86284-028-1 Band 6: Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen De- Band 19: Wolfgang Buschfort: Parteien im Kalten Krieg. mokratischen Republik, 899 S., 2. Aufl., Berlin 1998, als Die Ostbüros von SPD, CDU und FDP, 264 S., Berlin eBook ISBN 978-3-86284-042-7 2000, 18,00 €, ISBN 978-3-86153-226-2 Band 7: Clemens Vollnhals (Hg.): Die Kirchenpolitik von Band 20: Jens Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz, 464 S., der Staatssicherheit. Personalstruktur und Lebenswelt 2., durchges. Aufl., Berlin 1997, 30,00 €, ISBN 978-3- 1950–1989/90, 658 S., Berlin 2000, als eBook ISBN 978- 86153-122-7 3-86284-026-7 Band 8: Siegfried Suckut und Walter Süß (Hg.): Staats- Erschienen im Verlag Edition Temmen, Bremen partei und Staatssicherheit. Zum Verhältnis von SED und MfS, 351 S., Berlin 1997, 22,00 €, ISBN 978-3-86153- Band 21: Ehrhart Neubert und Bernd Eisenfeld (Hg.): 131-9 Macht – Ohnmacht – Gegenmacht. Grundfragen zur poli- tischen Gegnerschaft in der DDR, 457 S., Bremen 2001, Band 9: Silke Schumann: Parteierziehung in der Geheim- Schutzgebühr beim BStU 5,00 €, ISBN 978-3-86108- polizei. Zur Rolle der SED im MfS der fünfziger Jahre, 792-2 224 S., 2. Aufl., Berlin 2000, 15,00 €, ISBN 978-3-86153- 146-3 Band 22: Hans-Peter Löhn: Spitzbart, Bauch und Bril- le – sind nicht des Volkes Wille! Der Volksaufstand am Band 10: Helmut Müller-Enbergs (Hg.): Inoffizielle Mit- 17. Juni 1953 in Halle an der Saale, 212 S., Bremen 2003, arbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 2: An- ISBN 978-3-86108-373-3 (vergriffen) leitungen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bundesrepublik Deutschland, 1169 S., Band 23: Georg Herbstritt und Helmut Müller-Enbergs 3. Aufl., Berlin 2011, als eBook ISBN 978-3-86284-037-3 (Hg.): Das Gesicht dem Westen zu ... DDR-Spionage – 104 – noch Anhang 14 gegen die Bundesrepublik Deutschland, 458 S., 2. Aufl., Band 35: Lutz Niethammer und Roger Engelmann (Hg.): ­Bremen 2003, Schutzgebühr beim BStU 5,00 €, ISBN Bühne der Dissidenz und Dramaturgie der Repression. Ein 978-3-86108-388-7 Kulturkonflikt in der späten DDR, 364 S., Göttingen 2014, 30,00 €, ISBN 978-3-525-35035-5 Band 24: Karl Wilhelm Fricke und Roger Engelmann: Der „Tag X“ und die Staatssicherheit. 17. Juni 1953 – Reakti- Band 36: Renate Hürtgen: Ausreise per Antrag: Der lange onen und Konsequenzen im DDR-Machtapparat, 347 S., Weg nach drüben. Eine Studie über Herrschaft und All- Bremen 2003, Schutzgebühr beim BStU 5,00 €, ISBN tag in der DDR-Provinz, 340 S., Göttingen 2014, 25,00 €, 978-3-86108-386-3 ISBN 978-3-525-35078-2 Band 25: Bernd Eisenfeld, Ilko-Sascha Kowalczuk, Ehr- Band 37: Tobias Wunschik: Knastware für den Klassen- hart Neubert: Die verdrängte Revolution. Der Platz des feind. Häftlingsarbeit in der DDR, der Ost-West-Handel 17. Juni 1953 in der deutschen Geschichte, 847 S., Bre- und die Staatssicherheit (1970–1989), 363 S., Göttingen men 2004, Schutzgebühr beim BStU 5,00 €, ISBN 978-3- 2014, 30,00 €, ISBN 978-3-525-35080-5 86108-387-0 Band 38: Jan Philipp Wölbern: Der Häftlingsfreikauf aus Band 26: Matthias Braun: Die Literaturzeitschrift „Sinn der DDR 1962/63–1989. Zwischen Menschenhandel und und Form“. Ein ungeliebtes Aushängeschild der SED-Kul- humanitären Aktionen, 560 S., Göttingen 2014, 40,00 €, turpolitik, 229 S., Bremen 2004, Schutzgebühr beim BStU ISBN 978-3-525-35079-9 5,00 €, ISBN 978-3-86108-398-6 Band 39: Anita Krätzner (Hg.): Hinter vorgehaltener Hand. Studien zur historischen Denunziationsforschung, 180 S., Erschienen im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen Göttingen 2015, 13,00 €, ISBN 978-3-525-35081-2 (alle Titel sind auch als digitale Bücher verfügbar unter www.v-r.de) Band 40: Christian Halbrock: »Freiheit heißt, die Angst verlieren«. Verweigerung, Widerstand und Opposition Band 27: Roger Engelmann und Ilko-Sascha Kowalczuk in der DDR: Der Ostseebezirk Rostock, 540 S., 2., korr. (Hg.): Volkserhebung gegen den SED-Staat. Eine Be- Aufl., Göttingen 2015, 40,00 €, ISBN 978-3-525-35118-5 standsaufnahme zum 17. Juni 1953, 478 S., Göttingen 2005, 35,00 €, ISBN 978-3525-35004-1 Band 41: Ilko-Sascha Kowalczuk, Arno Polzin (Hg.): Fas- se Dich kurz! Der grenzüberschreitende Telefonverkehr Band 28: Henry Leide: NS-Verbrecher und Staatssicher- der Opposition in den 1980er Jahren und das Ministerium heit. Die geheime Vergangenheitspolitik der DDR, 448 S., für Staatssicherheit, 1 060 S., Göttingen 2014, 70,00 €, 3. Aufl., Göttingen 2007, 30,00 €, ISBN 978-3525-35018-8 ISBN 978-3-525-35115-4 Band 29: Georg Herbstritt: Bundesbürger im Dienst der Band 42: Susanne Muhle: Auftrag: Menschenraub. Ent- DDR-Spionage. Eine analytische Studie, 459 S., Göttin- führungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch gen 2007, Schutzgebühr beim BStU 5,00 €, ISBN 978-3- das Ministerium für Staatssicherheit der DDR, 670 S., 525-35021-8 Göttingen 2015, 50,00 €, ISBN 978-3-525-35116-1 Band 30: Jens Gieseke (Hg.): Staatssicherheit und Gesell- Band 43: Bernd Florath (Hg.): Annäherungen an Ro- schaft. Studien zum Herrschaftsalltag in der DDR, 391 S., bert Havemann. Biographische Studien und Dokumente, Göttingen 2007, 40,00 €, ISBN 978-3-525-35083-6 670 S., Göttingen 2016, 50,00 €, ISBN 978-3-525-35117-8 Band 31: Matthias Braun: Kulturinsel und Machtinstru- Band 44: Julia Spohr: In Haft bei der Staatssicherheit. ment. Die Akademie der Künste, die Partei und die Staats- Das Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen sicherheit, 463 S., Göttingen 2007, 35,00 €, ISBN 978-3- 1951–1989, 430 S., Göttingen 2015, 35,00 €, ISBN 978- 525-35049-2 3-525-35120-8 Band 32: Roger Engelmann und Thomas Großbölting, Band 45: Markus Anhalt: Die Macht der Kirchen brechen. Hermann Wentker (Hg.): Kommunismus in der Krise. Die Die Mitwirkung der Staatssicherheit bei der Durchsetzung Entstalinisierung 1956 und die Folgen, 478 S., Göttin- der Jugendweihe in der DDR, 222 S., Göttingen 2016, gen 2008, 35,00 €, ISBN 978-3-525-35052-2 18,00 €, ISBN 978-3-525-35121-5 Band 33: Łukasz Kamiński, Krzysztof Persak und Jens Band 46: Christian Domnitz: Kooperation und Kontrolle. Gieseke (Hg.): Handbuch der kommunistischen Geheim- Die Arbeit der Stasi-Operativgruppen im sozialistischen dienste in Osteuropa 1944–1991, 592 S., Göttingen 2009, Ausland, 261 S., Göttingen 2016, 20,00 €, ISBN 978-3- 40,00 €, ISBN 978-3-525-35100-0 525-35123-9 Band 34: Bernd Florath (Hg.): Das Revolutionsjahr 1989. Band 47: Georg Herbstritt: Entzweite Freunde. Rumäni- Die demokratische Revolution in Osteuropa als transnati- en, die Securitate und die DDR-Staatssicherheit 1950 bis onale, Zäsur 251 S., Göttingen 2011, 20,00 €, ISBN 978- 1989, 582 S., Göttingen 2016, 40,00 €, ISBN 978-3-525- 3-525-35045-4 35122-2 – 105 –

noch Anhang 14

Unterreihe: Biografische Quellen im Verlag Edition Matthias Braun, Bernd Florath (Bearb.): Die DDR im Temmen, Bremen Blick der Stasi 1981. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 320 S., mit Datenbank auf CD-ROM, Göt- (Über den Buchhandel oder den BStU zu beziehen) tingen 2015, 30,00 €, ISBN 978-3-525-37505-1 Band 1: Peter Eisenfeld: „… rausschmeißen …“. 20 Jah- Henrik Bispinck (Bearb.): Die DDR im Blick der Stasi re politische Gegnerschaft in der DDR, 504 S., Bremen 1956. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 320 S., 2002, Schutzgebühr beim BStU 5,00 €, ISBN 978- mit Online-Datenbankzugriff, Göttingen 2016, 30,00 €, 386108-342-9 ISBN 978-3-525-37506-8 Band 2: Wolfgang Schollwer: „Gesamtdeutschland ist uns Verpflichtung“. Aufzeichnungen aus dem FDP-Ostbüro Stasi in der Region 1951–1957, 298 S., Bremen 2004, 5,00 €, ISBN 978- (Über den Buchhandel oder den BStU zu beziehen) 386108-043-5 Peter Boeger, Elise Catrain (Hg.): Stasi in Sachsen-An- Unterreihe: Biografische Quellen im Verlag Vanden- halt. Die DDR-Geheimpolizei in den Bezirken Halle und hoeck & Ruprecht, Göttingen Magdeburg, 180 S., Berlin 2016, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-946572-00-8 Band 3: Dietmar Riemann: Laufzettel. Tagebuch einer Ausreise, 512 S., Göttingen 2005, als eBook 19,99 €, Peter Boeger, Elise Catrain (Hg.): Stasi in Dresden. Die ISBN 978-3-525-35800-9 Geheimpolizei im DDR-Bezirk, 64 S., Berlin 2016, kos- tenlos, ISBN 978-3-946572-02-2 Die DDR im Blick der Stasi. Die geheimen Berichte an die SED-Führung. Hg. von Daniela Münkel Einzelveröffentlichungen (Über den Buchhandel zu beziehen) (Über den Buchhandel oder den BStU zu beziehen) Erschienen im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen Klaus-Dietmar Henke (Hg.): Wann bricht schon mal ein Staat zusammen! Die Debatte über die Stasi-Akten auf Siegfried Suckut (Hg.): Die DDR im Blick der Stasi 1976. dem 39. Historikertag 1992, München 1993 (vergriffen) Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 320 S., mit Datenbank auf CD-ROM, Göttingen 2009, 30,00 €, ISBN Arbeitsgebiet I der Kriminalpolizei. Aufgaben, Struktur 978-3-525-37300-2 und Verhältnis zum MfS, 56 S., Berlin 1994, Schutzgebühr 1,00 €, ISBN 978-3-946572-09-1 Frank Joestel (Bearb.): Die DDR im Blick der Stasi 1988. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 320 S., mit Clemens Vollnhals: Das Ministerium für Staatssicherheit. Datenbank auf CD-ROM, Göttingen 2010, 30,00 €, ISBN Ein Instrument totalitärer Herrschaftsausübung, 24 S., 978-3-525-37502-0 Berlin 1995 (vergriffen) Daniela Münkel (Bearb.): Die DDR im Blick der Stasi Bernd Eisenfeld, Thomas Auerbach, Gudrun Weber, 1961. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 320 S., ­Sebastian Pflugbeil: Projektbericht „Strahlen“. Einsatz 2. Aufl. mit Online-Datenbank-Zugriff, Göttingen 2016, von Röntgenstrahlen und radioaktiven Stoffen durch das 30,00 €, ISBN 978-3-525-37507-5 MfS gegen Oppositionelle – Fiktion oder Realität? 226 S., 2., überarb. Aufl., Berlin 2002, Schutzgebühr 1,00 € Henrik Bispinck (Bearb.): Die DDR im Blick der Stasi 1977. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 320 S., Bernd Eisenfeld und Roger Engelmann: 13. August 1961: mit Datenbank auf CD-ROM, Göttingen 2012, 30,00 €, Mauerbau. Fluchtbewegung und Machtsicherung. Mit ei- ISBN 978-3-525-37501-3 nem Vorwort von Marianne Birthler, 120 S., Berlin 2001, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-87-5 Roger Engelmann (Bearb.): Die DDR im Blick der Stasi 1953. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 320 S., Ilko-Sascha Kowalczuk: 17. Juni 1953. Volksaufstand in mit Datenbank auf CD-ROM, Göttingen 2013, 30,00 €, der DDR. Ursachen – Abläufe – Folgen, 312 S., ­Audio-CD, ISBN 978-3-525-37500-6 Bremen 2003, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130- 86-8 Bernd Florath (Bearb.): Die DDR im Blick der Stasi 1965. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 320 S., mit Jens Gieseke: Der Mielke-Konzern. Die Geschichte der Datenbank auf CD-ROM, Göttingen 2014, 30,00 €, ISBN Stasi 1945–1990, 320 S., 3., erw. und akt. Aufl., München 978-3-525-37504-4 2006, 24,90 €, ISBN 978-3421-05952-7, weiter als „Die Stasi 1945–1990“ Daniela Münkel (Bearb.): Herbst ’89 im Blick der Stasi. Die geheimen Berichte an die SED-Führung, 192 S., Ber- Jens Gieseke: Die Stasi 1945–1990, erw. Paperbackaus- lin 2014, kostenlos beim BStU zu bestellen, ISBN 978-3- gabe, 359 S., München 2011, 14,99 €, ISBN 978-3-570- 942130-83-7 55161-5, früher: „Der Mielke-Konzern“ – 106 – noch Anhang 14

Jens Gieseke: The History of the Stasi. East ’s MfS-Handbuch: Anatomie der Staatssicherheit – Secret Police 1945–1990, 268 S., New York/Oxford 2014, Geschichte, Struktur, Methoden 120.00 $/75.00 £, ISBN 978-1-78238-254-6 (Hardcover) (Über den Buchhandel bzw. den BStU zu beziehen; alle New York/Oxford 2015, 34.95 $/22.00 £, ISBN 978-1- Titel des Handbuchs sind auf www.bstu.de kostenlos als 78533-024-7 (Paperback) PDF abrufbar) Joachim Granzow: Die Löwengrube. Als Arzt in DDR- Roland Wiedmann (Bearb.): Die Organisationsstruk- Haft­anstalten Mitte der fünfziger Jahre. Ein Erlebnisbe- tur des Ministeriums für Staatssicherheit 1989, Teil V/1, richt, 215 S., 2. Aufl., Berlin 2006, Schutzgebühr 5,00 €, 408 S., 2. Aufl., Berlin 1996, Schutzgebühr 10,00 €, ISBN ISBN 978-3-942130-70-7 978-3-942130-27-1 Helmut Müller-Enbergs unter Mitarbeit von Susan- Jens Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Minis- ne Muhle: Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für teriums für Staatssicherheit, Teil IV/1, 107 S., 2. Aufl., Staatssicherheit. Teil 3: Statistik, 1 024 S., Berlin 2008, Berlin 1996, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130- 40,00 €, ISBN 978-3-86153-441-9 25-7 Ilko-Sascha Kowalczuk: Die 101 wichtigsten Fragen – Bernd Eisenfeld: Die Zentrale Koordinierungsgruppe. Be- DDR, 159 S., München 2009 (vergriffen) kämpfung von Flucht und Übersiedlung, Teil III/17, 52 S., Ilko-Sascha Kowalczuk: Endspiel. Die Revolution von 2. Aufl., Berlin 1996, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3- 1989 in der DDR, 623 S., 3., überarb., korr. u. erw. 942130-16-5 ­Neuausg., München 2015, 19,95 €, ISBN 978-3-406- Tobias Wunschik: Die Hauptabteilung XXII: „Terrorab- 68407-4 wehr“, Teil III/16, 56 S., 2. Aufl., Berlin 1995, Schutzge- Feind ist, wer anders denkt. Eine Ausstellung über die bühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-14-1 Staatssicherheit der DDR, 3. aktual. Aufl., 88 S., Berlin Günter Förster: Die Juristische Hochschule des Ministe- 2011, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-91-2 riums für Staatssicherheit, Teil III/6, 42 S., Berlin 1996, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-22-6 The dissenter is the enemy. An Exhibition on the State Se- curity Service in the GDR, 88 S., 3rd updated edition, Ber- Maria Haendcke-Hoppe-Arndt: Die Hauptabteilung lin 2011, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-92-9 XVIII: Volkswirtschaft, Teil III/10, 130 S., Berlin 1997, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-12-7 „Stasi. Die Ausstellung zur DDR-Staatssicherheit.“ Kata- log und Aufsätze, 221 S., Berlin 2011 (vergriffen) Hanna Labrenz-Weiß: Die Hauptabteilung II: Spionage- abwehr, Teil III/7, 79 S., 2., durchges. Aufl., Berlin 2001, Reinhard Buthmann: Konfliktfall „Kosmos“. Die politi- Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-05-9 sche Geschichte einer Jugendarbeitsgruppe in der DDR, 389 S., Wien u. a. 2012, 39,90 €, ISBN 978-3-412-20742-7 Silke Schumann: Die Parteiorganisation der SED im MfS, Teil III/20, 89 S., 3. Aufl., Berlin 2002, Schutzgebühr Roger Engelmann, Bernd Florath, Helge Heidemeyer, 5,00 €, ISBN 978-3-942130-23-3 Daniela Münkel, Arno Polzin und Walter Süß (Hg.): Das MfS-Lexikon. Begriffe, Personen und Strukturen der Jens Gieseke (Hg.): Wer war wer im Ministerium für Staatssicherheit der DDR, 440 S., 3., akt. Aufl., Berlin Staatssicherheit. Kurzbiographien des MfS-Leitungsper- 2016, 25,00 €, ISBN 978-3-86153-900-1 sonals 1950 bis 1989, Teil V/4, 84 S., Berlin 1998, Schutz- gebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-30-1 Der Deutsche Bundestag 1949 bis 1989 in den Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Reinhard Buthmann: Die Objektdienststellen des MfS, Gutachten für den Deutschen Bundestag gemäß § 37 (3) Teil II/3, 25 S., Berlin 1999, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN Stasi-Unterlagen-Gesetz, 400 S., Berlin 2013, Schutzge- 978-3-942130-24-0 bühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-94-3 Hubertus Knabe: Die Rechtsstelle des MfS, Teil III/4, Thomas Auerbach und Gudrun Weber: Genossen, wir müs- 21 S., Berlin 1999, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3- sen alles wissen! DDR-Alltag im Spiegel der Stasi-Akten. 942130-21-9 Ein Lesebuch, 205 S., Berlin 2014, 19,80 €, ISBN 978- Reinhard Buthmann: Arbeitsgruppe Bereich Kommerziel- 3-86732-200-3 le Koordinierung, Teil III/11, 67 S., 2. Aufl., Berlin 2004, Daniela Münkel (Hg.): Staatssicherheit. Ein Lesebuch zur Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-18-9 DDR-Geheimpolizei, 204 S., Berlin 2015, Schutzgebühr Roger Engelmann und Frank Joestel (Bearb.): Grund- 5,00 €, ISBN 978-3-942130-95-0 satzdokumente des MfS, Teil V/5, 508 S., Berlin 2004, Schutzgebühr 10,00 €, ISBN 978-3-942130-31-8 Daniela Münkel (ed.): State Security. A Reader on the GDR Secret Police, 204 p., Berlin 2016, token fee 5,00 €, Johannes Beleites: Abteilung XIV: Haftvollzug, 65 S., Ber- ISBN 978-3-942130-97-4 lin 2004, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-11-0 – 107 –

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Stephan Wolf: Hauptabteilung I: NVA und Grenztrup- Dokumente (Reihe A) pen, Teil III/13, 102 S., 2., durchges. Aufl., Berlin 2005, (Über den Buchhandel bzw. den BStU zu beziehen) Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-04-2 Hanna Labrenz-Weiß: Abteilung M: Postkontrolle, Teil Günter Förster: Die Dissertationen an der „Juristischen III/19, 48 S., Berlin 2005, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN Hochschule“ des MfS. Eine annotierte Bibliographie, 978-3-942130-17-2 143 S., 2. Aufl., Berlin 1997, ISBN 978-3-942130-35-6 Monika Tantzscher: Hauptabteilung VI: Grenzkontrollen, Silke Schumann: Vernichten oder Offenlegen? Zur Entste- Reise- und Touristenverkehr, Teil III/14, 109 S., Berlin hung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes. Dokumentation der 2005, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-07-3 öffentlichen Debatte 1990/1991, 349 S., 2. Aufl., Berlin 1997, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-36-3 Angela Schmole: Abteilung 26: Telefonkontrolle, Abhör- maßnahmen und Videoüberwachung, Teil III/19, 66 S., Günter Förster: Bibliographie der Diplomarbeiten und Ab- 2. Aufl., Berlin 2009, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3- schlußarbeiten an der Hochschule des MfS, 577 S., Berlin 942130-19-6 1998, Schutzgebühr 10,00 €, ISBN 978-3-942130-37-0 Thomas Auerbach, Matthias Braun, Bernd Eisenfeld, Ge- Frank Joestel (Hg.): Strafrechtliche Verfolgung politischer sine von Prittwitz und Clemens Vollnhals: Hauptabteilung Gegner durch die Staatssicherheit im Jahre 1988. Der letz- XX: Staatsapparat, Blockparteien, Kirchen, Kultur, „po- te Jahresbericht der MfS-Hauptabteilung Untersuchung, litischer Untergrund“, 179 S., Berlin 2008, Schutzgebühr 128 S., 2. Aufl., Berlin 2004, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 5,00 €, ISBN 978-3-942130-13-4 978-3-942130-38-7 Helmut Müller-Enbergs: Die inoffiziellen Mitarbeiter, MfS und Leistungssport. Ein Recherchebericht, 209 S., 53 S., Berlin 2008, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3- Berlin 1994 (vergriffen) 942130-26-4 Die „Dokumente (Reihe A)“ werden fortgeführt in der Tobias Wunschik: Hauptabteilung VII: Ministerium des Reihe „BF informiert“. Innern, Deutsche Volkspolizei, 99 S., Berlin 2009, Schutz- gebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-08-0 Analysen und Berichte (Reihe B) Roger Engelmann und Frank Joestel: Die Zentrale Aus- (Über den Buchhandel bzw. den BStU zu beziehen) wertungs- und Informationsgruppe, 100 S., Berlin 2009, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-20-2 Thomas Auerbach unter Mitarbeit von Wolf-Dieter Sailer: Vorbereitung auf den Tag X. Die geplanten Isolierungs- Walter Süß: Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt lager des MfS, 154 S., 3., durchges. Aufl., Berlin 2000, der DDR. Geschichte der Staatssicherheit, 114 S., Berlin ISBN 978-3-942130-41-7 2009, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-03-5 Bodo Wegmann und Monika Tantzscher: SOUD. Das ge- Andreas Schmidt: Hauptabteilung III: Funkaufklärung und heimdienstliche Datennetz des östlichen Bündnissystems, Funkabwehr, 238 S., mit Beilagekarte zum Stützpunktsys- 104 S., Berlin 1996, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3- tem der HA III, Berlin 2010, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 942130-44-8 978-3-942130-06-6 Walter Süß: Zu Wahrnehmung und Interpretation des Helmut Müller-Enbergs: Hauptverwaltung A (HV A). Rechtsextremismus in der DDR durch das MfS, 106 S., Aufgaben – Strukturen – Quellen, 356 S., Berlin 2011, 3. Aufl., Berlin 2000, Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3- Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-15-8 942130-42-4 Angela Schmole: Hauptabteilung VIII: Beobachtung, Er- Monika Tantzscher: Die verlängerte Mauer. Die Zusam- mittlung, Durchsuchung, Festnahme, 136 S., Berlin 2011, menarbeit der Sicherheitsdienste der Warschauer-Pakt-­ Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-09-7 Staaten bei der Verhinderung von „Republikflucht“,­ Roland Wiedmann: Die Diensteinheiten des MfS 1950– 161 S., 2., durchges. Aufl., Berlin 2001, Schutzgebühr 1989: Eine organisatorische Übersicht, 540 S., mit CD- 5,00 €, ISBN 978-3-942130-45-5 ROM, Berlin 2012, Schutzgebühr 12,00 €, ISBN 978- Reinhard Buthmann: Hochtechnologien und Staatssicher- 3-942130-28-8 heit. Die strukturelle Verankerung des MfS in Wissen- Roger Engelmann, Frank Joestel: Hauptabteilung IX: schaft und Forschung der DDR, 311 S., 2., durchges. Aufl., Untersuchung,­ 266 S., Berlin 2016, Schutzgebühr 5,00 €, Berlin 2000, ISBN 978-3-942130-46-2 ISBN 978-3-942130-10-3 Ausreisen oder dableiben? Regulierungsstrategien der Die Handbuch-Lieferungen sind online verfügbar unter Staatssicherheit (öffentliche Veranstaltung am 26. Oktober www.bstu.de. Dort findet sich auch eine aktuelle Übersicht 1995), 129 S., 2. Aufl., Berlin 1998, ISBN 978-3-942130- über das Gesamtwerk. 43-1 – 108 – noch Anhang 14

Bearbeiten – Zersetzen – Liquidieren; Die Inoffiziellen Wollwebers und die Neuausrichtung des Staatssicherheits- Mitarbeiter; Freiheit für meine Akte, 99 S., Berlin 1993 dienstes 1956/57, 81 S., (1/1995), Schutzgebühr 5,00 €, (vergriffen) ISBN 978-3-942130-55-4 Tobias Hollitzer: „Wir leben jedenfalls von Montag zu Andreas Niemann und Walter Süß: „Gegen das Volk Montag“. Zur Auflösung der Staatssicherheit in Leip- kann nichts mehr entschieden werden“. MfS und SED zig. Erste Erkenntnisse und Schlußfolgerungen, 321 S., im Bezirk Neubrandenburg 1989. (Die Entmachtung der 2. durchges. Aufl., Berlin 2000 (vergriffen) Staatssicherheit in den Regionen, Teil 1), 71 S., (12/1996), Helmut Müller-Enbergs: Das Zusammenspiel von Staats- 2. Aufl., Berlin 1997, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3- sicherheit und SED nach der Selbstverbrennung des Pfar- 942130-56-1 rers Oskar Brüsewitz aus Rippicha am 18. August 1976, Hans-Peter Löhn: „Unsere Nerven lagen allmählich 133 S., Berlin 1993 (vergriffen) blank“. MfS und SED im Bezirk Halle. (Die Entmach- Monika Tantzscher: Maßnahme „Donau“ und Einsatz tung der Staatssicherheit in den Regionen, Teil 2), 66 S., „Genesung“. Die Niederschlagung des Prager Frühlings (13/1996), 2. Aufl., Berlin 1997 (vergriffen) 1968/69 im Spiegel der MfS-Akten, 145 S., 2. Aufl., Ber- Stephan Fingerle und Jens Gieseke: Partisanen des Kalten lin 1998 Krieges. Die Untergrundtruppe der Nationalen Volksar- Verfolgung und die Folgen. Über den Umgang mit den mee 1957 bis 1962 und ihre Übernahme durch die Staats- Opfern (öffentliche Veranstaltung am 27. Oktober 1994), sicherheit, 70 S., (14/1996), Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 98 S., Berlin 1995 (vergriffen) 978-3-942130-57-8 Die „Analysen und Berichte (Reihe B)“ werden fortge- Bibliographie zum Staatssicherheitsdienst der DDR, führt in der Reihe „BF informiert“. zusammengestellt von Hildegard von Zastrow, 124 S., (15/1996), 2., erw. Aufl. (vergriffen) BF informiert Clemens Vollnhals: Die kirchenpolitische Abteilung (Über den Buchhandel bzw. den BStU zu beziehen) des Ministeriums für Staatssicherheit, 43 S., (16/1997), Walter Süß (Edition): Erich Mielke und KGB-Vize Leonid 2. Aufl., Berlin 1997, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3- Schebarschin über den drohenden Untergang des Sozialis- 942130-58-5 tischen Lagers. Mitschrift eines Streitgesprächs am 7. Ap- Walter Süß: Das Verhältnis von SED und Staatssicherheit. ril 1989, 41 S., (1/1993) (vergriffen) Eine Skizze seiner Entwicklung, 36 S., (17/1997), 2. Aufl., Joachim Walther; Gesine von Prittwitz: Staatssicherheit Berlin 1998, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130- und Schriftsteller. Bericht zum Forschungsprojekt, 30 S., 59-2 (2/1993) (vergriffen) Tobias Wunschik: Die maoistische KPD/ML und die Zer- Helmut Müller-Enbergs: IM-Statistik 1985–1989, 64 S., schlagung ihrer »Sektion DDR« durch das MfS, 45 S., (3/1993) (vergriffen) (18/1997), 2. Aufl., Berlin 1998, Schutzgebühr 2,50 €, Jens Gieseke: Die Hauptamtlichen 1962. Zur Personal- ISBN 978-3-942130-60-8 struktur des Ministeriums für Staatssicherheit, 63 S., Holger Horsch: „Hat nicht wenigstens die Stasi die Stim- (1/1994) (vergriffen) mung im Lande gekannt?“ MfS und SED im Bezirk Karl- Jürgen Fuchs: Unter Nutzung der Angst. Die „leise Form“ Marx-Stadt. (Die Entmachtung der Staatssicherheit in den des Terrors – Zersetzungsmaßnahmen des MfS, 40 S., Regionen, Teil 3), 59 S., (19/1997), 2. Aufl., Berlin 1998, (2/1994) (vergriffen) Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-61-5 Roger Engelmann: Zu Struktur, Charakter und Bedeu- Volker Höffer: „Der Gegner hat Kraft“. MfS und SED im tung der Unterlagen des Ministeriums für Staatssicher- Bezirk Rostock. (Die Entmachtung der Staatssicherheit heit, 63 S., (3/1994), Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3- in den Regionen, Teil 4), 63 S., (20/1997), Schutzgebühr 942130-52-3 2,50 €, ISBN 978-3-942130-62-2 Walter Süß: Entmachtung und Verfall der Staatssicherheit. Jens Gieseke: Das Ministerium für Staatssicherheit 1950– Ein Kapitel aus dem Spätherbst 1989, 75 S., (5/1994), 1989/90. Ein kurzer historischer Abriß, 56 S., (21/1998) Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-53-0 (vergriffen) Jens Gieseke: Doktoren der Tschekistik. Die Promovenden Eberhard Stein: „Sorgt dafür, daß sie die Mehrheit nicht der „Juristischen Hochschule“ des MfS, 29 S., (6/1994), hinter sich kriegen“. MfS und SED im Bezirk Erfurt. ISBN 978-3-942130-54-7 (Die Entmachtung der Staatssicherheit in den Regionen, Roger Engelmann und Silke Schumann: Kurs auf die ent- Teil 5), 57 S., (22/1999), Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978- wickelte Diktatur. Walter Ulbricht, die Entmachtung Ernst 3-942130-63-9 – 109 –

noch Anhang 14

Andrzej Paczkowski: Terror und Überwachung. Die Funk- Helge Heidemeyer (Hg.): „Akten-Einsichten“. Beiträ- tion des Sicherheitsdienstes im kommunistischen System ge zum historischen Ort der Staatssicherheit, 170 S., in Polen von 1944–1956, 37 S., (23/1999), Schutzgebühr (36/2016), Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-79-0 2,50 €, ISBN 978-3-942130-64-6 Kooperationsprojekte Joachim Lampe: Juristische Aufarbeitung von Westspio- nage des MfS, 35 S., (24/1999), 3., durchges. Aufl., Berlin (Über den Buchhandel bzw. den BStU zu beziehen) 2002, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-65-3 Akademie für politische Bildung Tutzing/BStU: Gudrun Weber: Stille Post. Neue Wege der Westarbeit in Siegfried Suckut und Jürgen Weber (Hg.): Stasi-Akten der Vertriebsorganisation des Ministeriums für Staatssi- zwischen Politik und Zeitgeschichte. Eine Zwischenbi- cherheit in den sechziger Jahren, 65 S., (25/2005), Schutz- lanz, 338 S., München 2003, 19,80 €, ISBN 978-3-7892- gebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-66-0 8135-8 Arno Polzin: Der Wandel Robert Havemanns vom In- Militärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam/BStU: offiziellen Mitarbeiter zum Dissidenten im Spiegel der MfS-Akten, 59 S., (26/2005), 2., überarb. Aufl., Berlin Torsten Diedrich und Ilko-Sascha Kowalczuk: Staatsgrün- 2006, Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-67-7 dung auf Raten?, 435 S., Berlin 2005, 35,00 €, ISBN 978- 386153-380-4 Regina Teske: Staatssicherheit auf dem Dorfe. Zur Über- wachung der ländlichen Gesellschaft vor der Vollkollekti- Torsten Diedrich und Walter Süß (Hg.): Militär und vierung 1952 bis 1958, 109 S., (27/2006) (vergriffen) Staatssicherheit im Sicherheitskonzept der Warschau- er-Pakt-Staaten, 372 S., Berlin 2010, 34,90 €, ISBN Helmut Müller-Enbergs: „Rosenholz“. Eine Quellenkritik, 3-86153-610-9 234 S., (28/2007), ISBN 978-3-942130-69-1 Bundeszentrale für politische Bildung/BStU: Wilhelm Mensing: SED-Hilfe für West-Genossen. Die Arbeit der Abteilung Verkehr beim Zentralkomitee der Jens Gieseke unter Mitarbeit von Doris Hubert: Die SED im Spiegel der Überlieferung des Ministeriums für DDR-Staatssicherheit, Schild und Schwert der Partei, Staatssicherheit der DDR (1946–1976), 320 S., (29/2010), 120 S., Bonn 2001, Schutzgebühr 2,00 €, ISBN 3-89331- Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130-71-4 402-4 Martin Stief: Desertionen im geteilten Berlin. Bekämp- Jens Gieseke (with Doris Hubert): The GDR State Secu- fung von Fahnenfluchten aus den Reihen der Bereit- rity. Shield and Sword of the Party, translated by Mary schaftspolizei im Jahr des Mauerbaus, 98 S., (30/2011), Carlene Forszt, 120 S., Berlin 2004, 2,00 €, Versand von Schutzgebühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-73-8 Einzelexemplaren ins Ausland kostenlos Jenny Schekahn und Tobias Wunschik: Die Untersu- Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die chungshaftanstalt der Staatssicherheit in Rostock. Ermitt- Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen lungsverfahren, Zelleninformatoren und Haftbedingungen DDR/ BStU: in der Ära Honecker, 158 S., (31/2012), Schutzgebühr Johannes Beleites: Schwerin, Demmlerplatz. Die Unter- 5,00 €, ISBN 978-3-942130-74-5 suchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit, Daniela Münkel: Kampagnen, Spione, geheime Kanäle. 239 S., 2. Auflage, Schwerin 2011, Schutzgebühr 6,00 €, Die Stasi und Willy Brandt, 84 S., (32/2013), Schutzge- ISBN 978-3-933255-12-9 bühr 2,50 €, ISBN 978-3-942130-75-2 Robert-Havemann-Gesellschaft e.V./BStU: Douglas Selvage und Christopher Nehring: Die AIDS-Ver- Werner Theuer und Arno Polzin unter Mitarbeit von schwörung. Das Ministerium für Staatssicherheit und Bernd Florath: Aktenlandschaft Havemann. Nachlass und die AIDS-Desinformationskampagne des KGB, 152 S., Archivbestände zu Robert Havemann in der Robert-Ha- (33/2014), Schutzgebühr 5,00 €, ISBN 978-3-942130- vemann-Gesellschaft und bei der Bundesbeauftragten für 76-9 die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemali- gen Deutschen Demokratischen Republik, 576 S., Berlin Christian Adam, Martin Erdmann, Horst Henkel, Wolf- 2008, 25,00 €, ISBN 978-3-938857-07-6 gang Scholz: Sperrgebiete in der DDR. Ein Atlas von Standorten des MfS, des MdI, des MfNV und der GSSD Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur/BStU: mit CD-ROM, 160 S., (34/2015), Schutzgebühr 10,00 €, Christian Halbrock: „Stasi-Stadt“ – Die MfS-Zentrale in ISBN 978-3-942130-77-6 Berlin-Lichtenberg. Ein historischer Rundgang um das Holger Horsch: »Für menschliche Würde, Anstand und ehemalige Hauptquartier des DDR-Staatssicherheits­ eine neue Moral«. Die Auflösung der Staatssicherheit im dienstes. Mit einem Vorwort von Marianne Birthler, Bezirk Karl-Marx-Stadt, 86 S., (35/2015), Schutzgebühr 75 S., 2. Aufl., Berlin 2009, 13,00 €, ISBN 978-3-86153- 2,50 €, ISBN 978-3-942130-78-3 520-1 – 110 – noch Anhang 14

Christian Halbrock: Mielkes Revier. Stadtraum und Alltag BStU from 8th–9th March 2001 in Berlin, 304 S., Berlin rund um die MfS-Zentrale in Berlin-Lichtenberg, 253 S., 2006, 29,90 €, ISBN 978-38258-9039-2 2. durchges. Aufl., Berlin 2011, 19,80 €, ISBN 978-3- Band 8: Dagmar Unverhau (Hg.): Vorläufiges Findbuch 86732-073-3 zur Abteilung X: „Internationale Verbindungen“ des Mi- Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und nisteriums für Staatssicherheit der DDR, bearb. von Mar- der politischen Parteien e. V./Der Berliner Landesbeauf- ko Pollack und Doreen Bombitzki, 335 S., Münster 2005 tragte für die Stasi-Unterlagen/BStU: (vergriffen) Martin Gutzeit, Helge Heidemeyer und Bettina Tüffers Band 9: Dagmar Unverhau (Hg.): Geheimhaltung und (Hg.): „Opposition und SED in der Friedlichen Revolu- Staatssicherheit. Zur Kartographie des Kalten Krieges, tion. Organisationsgeschichte der alten und neuen politi- 600 S., 29,90 €, Teilband 1: Beiträge und Anlagen, Teil- schen Gruppen 1989/90“, Dokumentation einer Tagung band 2: Abbildungen, 582 S., Münster 2009, 29,90 €, am 25. und 26. November 2008 in Berlin, 264 S., Düssel- ISBN 978-3-643-10070-2 dorf 2010, 29,80 €, ISBN 978-3-7700-5304-9 Band 10: Abteilung Archivbestände der BStU (Hg.): Vor- Unabhängige Historikerkommission zur Erforschung der läufiges Findbuch Sekretariate der Stellvertreter des Mi- Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968: nisters Neiber, Mittig und Schwanitz im Ministerium für Ronny Heidenreich, Daniela Münkel und Elke Stadel- Staatssicherheit der DDR. Bearbeitet von Elisabeth Lars- mann-Wenz: Geheimdienstkrieg in Deutschland. Die sen und Jana Florczak, 400 S., Münster 2008, 19,90 €, Konfrontation von DDR-Staatssicherheit und Organisati- ISBN 978-3-8258-1106-8 on Gehlen 1953, 462 S., Berlin 2016, 45,00 €, ISBN: 978- Archivwissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten im 3-86153-922-3 Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen

Archivwissenschaftliche Veröffentlichungen Band 11: Roland Lucht (Hg.): Das Archiv der Stasi. Be- Archiv zur DDR-Staatssicherheit griffe, 387 S., Göttingen 2015, 30,00 €, ISBN 978-3-525- 31019-9 Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten im LIT Verlag, Münster Band 12: Karsten Jedlitschka, Philipp Springer (Hg.): Das Gedächtnis der Staatssicherheit. Die Kartei- und Ar- Band 1: Dagmar Unverhau: Das „NS-Archiv“ des Minis- chivabteilung des MfS, 489 S., Göttingen 2015, 35,00 €, teriums für Staatssicherheit. Stationen einer Entwicklung, ISBN 978-3-525-31033-5 258 S., 2., durchges. Aufl., Münster 2004 (vergriffen) Band 2: Dagmar Unverhau (Hg.): Das Stasi-Unterla- Dokumentenhefte. Einblicke in das Stasi-Unterlagen- gen-Gesetz im Lichte von Datenschutz und Archivgesetz- Archiv gebung, 312 S., 2., durchges. Aufl., Münster 2003 (ver- (Kostenlos über den BStU zu beziehen) griffen) Aktion „Gegenschlag“. Die Zerschlagung der Jenaer Op- Band 3: Dagmar Unverhau (Hg.) unter Mitarbeit von Ro- position 1983, 84 S., 2. Aufl., Berlin 2013 land Lucht: Lustration, Aktenöffnung, demokratischer Umbruch in Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn, Die Stasi in Stuttgart. Ausgewählte Dokumente aus dem 408 S., 2. Aufl., Münster 2005 (vergriffen) Stasi-Archiv, 76 S., 2. Aufl., Berlin 2015 Band 4: Abteilung Archivbestände der BStU (Hg.): Find- Udo rockt für den Weltfrieden. Das Konzert von 1983 in buch zum „Archivbestand 2: Allgemeine Sachablage“ des den Stasi-Unterlagen, 112 S., 2. Aufl., Berlin 2015 Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, bearb. von Jo- „Eingeschränkte Freiheit“. Der Fall Gabriele Stötzer, achim Franke u. a., 328 S., Münster 2001 (vergriffen) 76 S., 3. Aufl., Berlin 2015 Band 5: Dagmar Unverhau (Hg.): Kartenverfälschung als Operativer Vorgang „Inspirator“. Der Weimarer Montags- Folge übergroßer Geheimhaltung? Eine Annäherung an kreis, 108 S., 2. Aufl., Berlin 2015 das Thema Einflußnahme der Staatssicherheit auf das Kar- tenwesen der DDR, 304 S., 3., durchges. Aufl., Münster Kommunalwahlfälschung am 7. Mai 1989 in den ehemali- 2006 (vergriffen) gen DDR-Bezirken Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, 76 S., 2. Aufl., Berlin 2015 Band 6: Dagmar Unverhau (Hg.): Hatte „Janus“ eine Chance? Das Ende der DDR und die Sicherung einer Zu- Kommunalwahlfälschung am 7. Mai 1989 in den ehemali- kunft der Vergangenheit, 448 S., Münster 2003 (vergriffen) gen DDR-Bezirken Dresden, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) und Leipzig, 80 S., 2. Aufl., Berlin 2015 Band 7: Dagmar Unverhau (Hg.): State Security and Map- ping in the GDR. Map Falsification as a Consequence Gefängnis statt Rolling Stones. Ein Gerücht, die Stasi und of Excessive Secrecy? Lectures to the conference of the die Folgen, 130 S., 2. Aufl., Berlin 2015 – 111 –

noch Anhang 14

„Überall kocht und brodelt es ...“. Stasi am Ende – die Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdiens- ersten Tage der Friedlichen Revolution in Sachsen, 106 S., tes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik 2. Aufl., Berlin 2015 (Stasi-Unterlagen-Gesetz – StUG) vom 20. Dezember 1991 Niedersachsen und die Stasi. Die Überwachung im „Ope- rationsgebiet West“, 92 S., 2. Aufl. Berlin 2015 Act regarding the Records of the State Security Service of the former German Democratic Republic (Stasi Records „Keine Gewalt!“. Stasi am Ende – die Demonstrationen Act) im Herbst ’89, 132 S., 2. Aufl., Berlin 2015 Abkürzungsverzeichnis: Häufig verwendete Abkürzungen „Stasi raus – es ist aus!“. Stasi am Ende – die letzten Tage und Begriffe des Ministeriums für Staatssicherheit, 136 S., der DDR-Geheimpolizei, 160 S., Berlin 2015 11., durchges. Aufl., Berlin 2015 Hessen und die Stasi. Die Überwachung im „Operations- Zehn Jahre Stasi-Unterlagen-Gesetz – Zehn Jahre Aufar- gebiet West“, 58 S., Berlin 2015 beitung, 73 S., Berlin 2002 Tschernobyl. Der Super-GAU und die Stasi. 82 S., Berlin Entscheidungen gegen das Schweigen. 15 Jahre Einsicht 2016 in die Stasi-Unterlagen, 39 S., Berlin 2007 (vergriffen) „Staatsbürgerliche Pflichten grob verletzt“ − Der Raus- Das „Europäische Netzwerk der für die Geheimpolizeiak- wurf des Liedermachers Wolf Biermann 1976 aus der ten zuständigen Behörden“. Ein Reader zu ihren gesetzli- DDR, 112 S., Berlin 2016 chen Grundlagen, Strukturen und Aufgaben, 88 S., Berlin 2010 (vergriffen) Weitere kostenlos erhältliche Behördenpublikationen The „European Network of Official Authorities in Charge (Über den BStU zu beziehen) of the Secret Police Files“. A Reader on the Legal Founda- tions, Structures and Activities, Second and Revised Editi- Erster, Zweiter, Dritter, Vierter, Fünfter, Sechster, Sieben- ter, Achter, Neunter, Zehnter, Elfter und Zwölfter Tätig- on, 84 S., Berlin 2014, ISBN 978-3-942130-98-1 keitsbericht des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (Erster und Fünfter Tätigkeits- bericht nur als pdf-Datei) – 112 –

Anhang 15

Lernort ehemalige Stasi-Zentrale – Campus für Informations- und Beratungsstelle in der Demokratie, Informations- und Dokumentations­ Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden zentren des BStU, Gedenkstätten Bautzner Straße 112 a Stasi-Unterlagen-Archiv 01099 Dresden Ruschestraße 103, „Haus 7“ Beratungsstelle geöffnet Dienstag und Mittwoch von 10365 Berlin 10:00 bis 17:00 Uhr Informationsstelle geöffnet täglich von 10:00 bis Archivführungen jeden 1. Dienstag im Monat 17:00 Uhr 18:00 Uhr und nach Anmeldung Telefon: 0351 2508-3490/-3411 Bildungsteam des Stasi-Unterlagen-Archivs Telefax: 0351 2508-3419 E-Mail: [email protected] Ruschestraße 103, „Haus 1“, Projektwerkstatt , 4. OG 10365 Berlin Informations- und Dokumentationszentrum Telefon: 030 2324-8937 Erfurt Telefax: 030 2324-8939 Petersberg Haus 19 E-Mail: [email protected] 99084 Erfurt Stasi-Museum geöffnet täglich von 09:00 bis 18:00 Uhr Ruschestraße 103, „Haus 1“ Servicezeiten (für Bürgeranfragen, Archivführungen, 10365 Berlin Besuchergruppen) Montag bis Donnerstag von 08:00 bis 17:00 Uhr, Freitag von 08:00 bis 14:00 Uhr Ausstellung „Staatssicherheit in der SED-Diktatur“, gemeinsam entwickelt von BStU und ASTAK e. V., Öffentliche Archivführungen jeden Donnerstag (außer an betrieben vom ASTAK; geöffnet Montag bis Freitag von Feiertagen) 16:00 Uhr 10:00 bis 18:00 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage von Telefon: 0361 5519-4711 11:00 bis 18:00 Uhr Telefax: 0361 5519-4719 Eintritt 6 €, ermäßigt 4,50 €, Schüler 3 €; E-Mail: [email protected] ­Gruppen­ermäßigung ab 10 Personen Informations- und Dokumentationszentrum Telefon: 030 553-6854 Frankfurt (Oder) Telefax: 030 553-6853 E-Mail: [email protected] Fürstenwalder Poststraße 87 Internet: www.stasimuseum.de 15234 Frankfurt (Oder) geöffnet täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr Information auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale Telefon: 0335 6068-2411 Ruschestraße 103, „Haus 22“ Telefax: 0335 6068-2419 10365 Berlin E-Mail: [email protected] Anlaufpunkt für Gäste mit Informationen zur Arbeit des Informations- und Dokumentationszentrum BStU und zur Open-Air-Ausstellung „Revolution und Halle Mauerfall“ von Robert-Havemann-Gesellschaft­ e. V. (www.revolution89.de) Blücherstraße 2 06122 Halle (Saale) Montag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet Montag bis Freitag von 08:00 bis 18:00 Uhr, Informations- und Dokumentationszentrum Samstag nach Vereinbarung Dresden Telefon: 0345 6141-2711 Riesaer Straße 7, Seiteneingang C Telefax: 0345 6141-2719 01129 Dresden E-Mail: [email protected] geöffnet Montag bis Freitag von 08:00 bis 18:00 Uhr, Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Samstag nach Vereinbarung Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Rostock Telefon: 0351 2508-0 Telefax: 0351 2508-3419 Hermannstraße 34 b (Eingang gegenüber Supermarkt) E-Mail: [email protected] 18055 Rostock – 113 –

noch Anhang 15 geöffnet (März–Oktober) Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr, Samstag von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet (November–Februar) Dienstag bis Freitag von 09:00 bis 17:00 Uhr, Samstag von 10:00 bis 17:00 Uhr An Sonn- und Feiertagen geschlossen. Öffentliche Füh- rungen Mittwoch und Samstag 14:00 Uhr Telefon: 0381 498-5651/52 Telefax: 0381 498-5650 E-Mail: [email protected] Voraussichtlich ist die DuG ab Mitte 2017 für ca. ein Jahr wegen Sanierung geschlossen.

Bis auf das Stasi-Museum in Berlin ist der Besuch ­aller genannten Einrichtungen des BStU kostenfrei. Für Gruppenführungen werden Vor­anmeldungen erbeten. – 114 –

Anhang 16

Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“

Ort Zeitraum Besucher

Augsburg 04.03.–26.03.2015 1 703

Aachen 06.05.–26.05.2015 1 380

Ingolstadt 18.06.–02.07.2015 1 021

Essen 14.09.–23.09.2015 1 001

Nürnberg 30.09.–21.10.2015 1 456

Erlangen 28.10.–12.11.2015 892

Heidelberg 25.02.–24.04.2016 1 527

Kiel 06.09.–23.09.2016 2 147

Gießen 01.10.–19.10.2016 724

Moers 27.10.–16.11.2016 798

12 649

Gesamtzahl aller Besucherinnen und Besucher der beiden Wanderausstellungen des BStU „Feind ist, wer anders denkt“ und „Staatssicherheit – Garant der SED-Diktatur“: 479 761 Besucher an 143 Orten – 115 –

Anhang 17

Abkürzungsverzeichnis

A Abt. Abteilung AfNS Amt für Nationale Sicherheit (Nachfolgeorganisation des MfS) AIDS Acquired Immune Deficiency Syndrome (englisch für erworbenes Immundefektsyndrom) AKW Atomkraftwerk ARD Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands ARGUS „ARchivGUtSuche“, Online-Recherche- und Präsentationsplattform (vom Bundesarchiv betrieben) ASTAK Antistalinistische Aktion Berlin-Normannenstraße e. V. AU Abteilung Verwendung von Unterlagen beim BStU

B BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BASYS 2 Archivverwaltungssystem (IT-System) des Bundesarchivs BASYS 2 B+M Benutzungswesen und Magazinverwaltung BBC British Broadcasting Corporation, öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs BBK Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BF Abteilung Bildung und Forschung beim BStU BImA Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BND Bundesnachrichtendienst BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BStU Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik BV Bezirksverwaltung (des MfS)

C CD Compact Disk (Speicher für digitale Daten) CIA Central Intelligence Agency – Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten von Amerika ČSSR Tschechoslowakische Sozialistische Republik (1948–1993)

D DDB Deutsche Digitale Bibliothek DDR Deutsche Demokratische Republik (1949–1990) DNA deoxyribonucleic acid (engl. für Desoxyribonukleinsäure): Träger der Erbinformation DOSA Dokumentensammlung DOSB Deutscher Olympischer Sportbund DuG Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des MfS in Rostock DVP Deutsche Volkspolizei (DDR) – 116 – noch Anhang 17

E E-Government-Gesetz Gesetz zur Förderung der elektronischen Verwaltung sowie zur Änderung weiterer Vorschriften EPR Elektronisches Personenregister (IT-Verfahren des BStU) EU Europäische Union e. V. eingetragener Verein

F F ... Formblatt ... (des MfS), z. B. bei Karteien F 16 Zentrale Personenkartei/Klarnamenkartei (des MfS) F 22 Vorgangskartei (des MfS) F 77 Decknamenkartei (des MfS) F 78 Straßenkartei (des MfS)

G GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GNU Gesellschaft für Natur und Umwelt GPS Globales Positionsbestimmungssystem

H HA Hauptabteilung (MfS) HHO Datenbank HV A/HIM/OibE (IT-Verfahren des BStU) HI-Virus Humane Immundefizienz-Virus HM/WR Datenbank hauptamtliche Mitarbeiter/Mitarbeiter Wachregiment (IT-Verfahren des BStU)

I IM inoffizieller Mitarbeiter (MfS) IPK Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPN Instytut Pamięci Narodowej – Institut des Nationalen Gedenkens (Republik Polen) IPPNW Internationale Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs IT Informationstechnik

J JHS Juristische Hochschule des MfS in Potsdam

K KD Kreisdienststelle (MfS) KGB Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti – Komitee für Staatssicherheit (Geheimdienst der ehemaligen Sowjetunion, 1954–1991) KSZE Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa kw-Vermerk Haushaltsvermerk im Stellenplan, der vorsieht, dass Planstellen oder andere Stellen künftig wegfallen (Stellen mit kw-Vermerk können nicht nachbesetzt werden) – 117 –

noch Anhang 17

L lfd. M. laufende(r) Meter LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (DDR) LStU Landesbeauftragte/Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes

M MdB Mitglied des Deutschen Bundestages MdI Ministerium des Innern (DDR) MDR Mitteldeutscher Rundfunk MfS Ministerium für Staatssicherheit (DDR) MGB Ministerstwo Gossudarstwennoj Besopasnosti – Ministerium für Staatssicherheit (Vorgängerorganisation des KGB, 1946–1953)

N NDR Norddeutscher Rundfunk NRW Nordrhein-Westfalen NS Nationalsozialismus NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NVA Nationale Volksarmee (DDR)

O OD Objektdienststelle (MfS)

P PDF Portable Document Format; plattformübergreifendes Dateiformat für Dokumente

R RAF Rote Armee Fraktion rbb Rundfunk Berlin-Brandenburg

S SA sog. Sturmabteilung; Teilorganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) SAE Sachaktenerschließung (IT-Verfahren des BStU) SAPMO Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv SBZ Sowjetische Besatzungszone SCNR Study Centre for National Reconciliation – Studienzentrum für nationale Aussöhnung (Slowenien) SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (DDR) SS sog. Schutzstaffel; Teilorganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) StrRehaG Gesetz über die Rehabilitierung und Entschädigung von Opfern rechtsstaatswidriger Strafverfolgungsmaßnahmen im Beitrittsgebiet (Strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz) – 118 – noch Anhang 17

StUG Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (Stasi-Unterlagen-Gesetz) SÜG Sicherheitsüberprüfungsgesetz

T TH Technische Hochschule

U UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken UHA Untersuchungshaftanstalt UHK Unabhängige Historikerkommission zur Erforschung des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968 UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization – Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation US Vereinigte Staaten, Kurzform für USA USA Vereinigte Staaten von Amerika ÚSTR Ústav pro studium totalitních režimů – Institut für das Studium totalitärer Regime (Tschechische Republik)

V VEB Volkseigener Betrieb (DDR) VG Verwaltungsgericht VSH Vorverdichtungs-, Such- und Hinweiskartei (des MfS)

W WBG Wissenschaftliches Beratungsgremium des BStU WDR Westdeutscher Rundfunk WM Weltmeisterschaft

Z ZMA Zentrale Materialablage (des MfS) ZZF Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam – 119 –

noch Anhang 17

Erläuterungen zu den im Text genannten Diensteinheiten des MfS

Abt. Abteilung Abt. III Funkaufklärung, Funkabwehr (in den BV; entspricht im MfS: HA III) Abt. VI Passkontrolle, Tourismus, Interhotel (in den BV; entspricht im MfS: HA VI) Abt. VIII Beobachtung, Ermittlung (in den BV; entspricht im MfS: HA VIII) Abt. X Internationale Verbindungen Abt. XI Chiffrierwesen (in den BV; entspricht im MfS: HA XI) Abt. XII Zentrale Auskunft/Speicher (im MfS) bzw. Auskunft/Speicher (in den BV) Abt. XIV Untersuchungshaft, Strafvollzug (in den BV und im MfS) Abt. XV Aufklärung (in den BV; entspricht im MfS: HV A) Abt. XVIII Sicherung der Volkswirtschaft (in den BV; entspricht im MfS: HA XVIII) Abt. XIX Verkehr, Post- und Nachrichtenwesen (in den BV; entspricht im MfS: HA XIX) Abt. XX Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund (in den BV; entspricht im MfS: HA XX) Abt. 26 Telefonüberwachung (in den BV und im MfS) Abt. OT Operative Technik Abt. M Postkontrolle (in den BV und im MfS) Abt. N Nachrichten Abt. RD Rückwärtige Dienste AG Arbeitsgruppe AG AuE Aktionen und Einsätze AG S Sonderbauten AG XVII Besucherbüros Westberlin AG XXII Terrorabwehr AGL Arbeitsgruppe des Leiters AKG Auswertungs- und Kontrollgruppe (in den BV und im MfS) BdL Büro der Leitung HA Hauptabteilung HA II Spionageabwehr HA II/18 Abwehr terroristischer Handlungen HA VII Ministerium des Innern/Deutsche Volkspolizei HA VIII Beobachtung, Ermittlung HA IX Untersuchungsorgan HA IX/11 Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen HA XVIII Sicherung der Volkswirtschaft HA XIX Verkehr, Post- und Nachrichtenwesen HA XX Staatsapparat, Kultur, Kirche, Untergrund HA XX/10 Überwachung von SED-Einrichtungen und Sonderobjekten HA XXII Terrorabwehr – 120 – noch Anhang 17

HA KuSch Kader und Schulung HV A Hauptverwaltung A (Aufklärung) HA PS Personenschutz MD Medizinischer Dienst OfS Offizier für Sonderaufgaben SdM Sekretariat des Ministers SR AWK Selbständiges Referat Abwehr Wehrkommando SR BCD Selbständiges Referat Bewaffnung und chemischer Dienst SR GS Selbständiges Referat Grenzsicherheit VRD Verwaltung Rückwärtige Dienste WR Wachregiment WSE Wach- und Sicherungseinheit ZAGG Zentrale Arbeitsgruppe Geheimnisschutz ZAIG Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe ZAIG-Bereich 1 Auswertung, Information ZAIG-Bereich 3 Elektronische Datenverarbeitung ZAIG-Bereich 6 Öffentlichkeitsarbeit ZKG Zentrale Koordinierungsgruppe; Flucht/Übersiedlung ZPL Zentrale Parteileitung Impressum

Herausgeber Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Karl-Liebknecht-Straße 31/33 10178 Berlin Telefon: 030 2324-50 Fax: 030 2324-7799 [email protected] Erscheinungsdatum März 2017 Druck Ruksaldruck GmbH & Co KG, Berlin Layout Pralle Sonne, Berlin Umschlagfoto Die Stasi-Mediathek bietet seit Januar 2015 einen nutzer­ freundlichen, multimedialen Zugang zu ausgewählten Inhalten des Stasi-Unterlagen-Archivs. ­Dokumente, Videos, Tonband­ aufnahmen und Fotos der Stasi ­veranschaulichen die Wirkungs- weise der DDR-Geheimpolizei. Foto: BStU/Mulders