Nachlass Bärbel Bohley
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Findbuch zum Bestand Nachlass Bärbel Bohley bearbeitet von Tina Krone ROBERT-HAVEMANN-GESELLSCHAFT Berlin 2014 Dieses Findbuch ist Ergebnis eines Erschließungsprojektes, das durch die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und den Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR des Landes Berlin finanziert wurde. Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Schliemannstraße 23 10437 Berlin www.havemann-gesellschaft.de Reproduktion, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. I Inhaltsverzeichnis Vorwort Geschichte und Aufbau des Bestandes II Biografische Daten - Bärbel Bohley IX Hinweise zur Benutzung des Findbuches XI Abkürzungsverzeichnis XII Bestandsverzeichnis 1. Manuskripte, Grafiken, Notizen 1 2. Korrespondenz 3 2.1. Korrespondenz an B. Bohley 3 2.2. Korrespondenz von B. Bohley 17 2.3. Korrespondenz Dritter 18 3. Lebensdokumente 18 4. Arbeitsunterlagen/Thematische Sammlungen 21 4.1. Opposition in der DDR (bis Sommer 1989) 21 4.2. Bürgerbewegung/Herbst 1989 31 4.3. Politische Tätigkeit ab 1990 42 4.4. Weitere thematische Arbeitsunterlagen und Sammlungen 47 4.5. Sammlungen zu Personen 56 5. Samisdat aus der DDR 65 6. Publikationen über Bärbel Bohley 69 Index Ortsindex 71 Personenindex 73 Sachindex 76 Zeitungen/Zeitschriften 81 Vorwort II Vorwort Geschichte des Bestandes „Bärbel, die Rebellin, ging voran, wo andere sich fürchteten, war ei- ne Wegbereiterin und Hoffnungsträgerin. Sie war mitreißend und man folgte ihr, war eine Anstifterin und provozierte gern“ (aus dem Nachruf der Robert-Havemann-Gesellschaft im September 2010) Die Malerin und Grafikerin Bärbel Bohley war eine engagierte Streiterin gegen das Unrecht. Sie gab dem Widerstand in der DDR ein Gesicht und ihr Name wird „immer für das Beste stehen, das die Deutschen im 20. Jahrhundert zustande brachten“.1 In den 1980er Jahren gehörte sie zu den Initiatorinnen der Gruppen „Frauen für den Frie- den" und „Initiative Frieden und Menschenrechte" und war an der Herstellung der illegalen Samisdat-Zeitung „Grenzfall" beteiligt. Sie hielt trotz aller Hindernisse und Bedrohungen en- ge Kontakte in die Bundesrepublik, u. a. zu der Politikerin Petra Kelly und zu dem aus der DDR ausgebürgerten Schriftsteller Jürgen Fuchs. Zweimal wurde sie verhaftet, zum ersten- mal im Dezember 1983, wo sie aufgrund von Protesten im In- und Ausland nach sechs Wo- chen Untersuchungshaft wieder freigelassen wurde. Nach der Verhaftung im Januar 1988 wurde sie statt einer Verurteilung nach England geschickt. Als sie nach sechs Monaten die Wiederkehr in die DDR erkämpft hatte, begann sie sofort mit den Vorbereitungen zur Grün- dung einer von Staat und Kirche unabhängigen Vereinigung. Im September 1989 war sie dann Mitbegründerin der Bürgerbewegung Neues Forum, die in kürzester Zeit zur größten unter den damals neu entstandenen Bewegungen und Parteien heranwuchs. Neben ihrem Engagement im Neuen Forum war Bärbel Bohley ab 1990 u. a. Mitglied der letzten Stadt- verordnetenversammlung Ost-Berlins, beteiligte sich an der mehrwöchigen Besetzung des Stasi-Archivs auf dem Gelände der ehemaligen Zentrale des MfS und organisierte den „Runden Tisch von unten". Sie war auch an der Gründung einer Vielzahl von Vereinen, Stif- tungen und Initiativen aktiv beteiligt, darunter die Initiativkreise „Treuhand von unten" und „Recht für Dietrich Bonhoeffer" sowie das Bürgerbüro, Verein zur Aufarbeitung von Folge- schäden der SED-Diktatur. Im November 1990 gehörte sie zum Gründungskreis der Robert- Havemann-Gesellschaft und arbeitete viele Jahre im Vorstand und Beirat des Vereins mit. Einen Teil der Unterlagen von Bärbel Bohley übernahm die Robert-Havemann-Gesellschaft bereits im Jahr 1997. Diese wurden 2005 archiviert und umfassten 184 Bände. 2009 über- gab Bärbel Bohley nochmals Materialien an das Archiv der DDR-Opposition. Diese wurden zusammen mit dem nach ihrem Tod im September 2010 übernommenen Schriftgut er- 1 Regina Mönch: Sie gab dem Widerstand in der DDR ein Gesicht. Zum Tode Bärbel Bohleys, FAZ, 13.9.2010 Vorwort III schlossen. Insgesamt hat der Nachlass jetzt einen Umfang von 235 Bänden mit Unterlagen aus dem Zeitraum von 1963 bis 2010. Aufbau des Bestandes Die Unterlagen kamen zum kleineren Teil in Mappen oder Heftern und zum größeren Teil in ungeordnetem Zustand ins Archiv. Das Schriftgut wurde nach dem „freien und flexiblen Strukturprinzip"2 geordnet. Ohne starres Schema wurde vom vorhandenen Material ausge- gangen, wobei die private, berufliche und politische Tätigkeit berücksichtigt und der persön- lichen Ordnung entgegengekommen wurde. Der Bestand gliedert sich in sechs Hauptgruppen. Innerhalb der einzelnen Gruppen und Ak- teneinheiten wurden die Unterlagen in chronologischer Ordnung abgelegt. Das betrifft auch die Korrespondenz. Ausnahme bilden kleinere Sammlungen zu Personen, die in alphabeti- scher Reihung in Ordnern verblieben sind. 1. Manuskripte, Grafiken, Aufzeichnungen Die vorhandenen Manuskripte für Reden, Vorträge, Artikel und Bücher stammen aus dem Zeitraum von 1991 bis 1996 und wurden in neun Bänden zusammengefasst. In einem weite- ren Band befinden sich das Deckblatt zur Samisdat-Ausgabe, die Einleitung und 80 Seiten des Manuskriptes zu dem 1989 entstandenen Buch „40 Jahre – DDR ... und die Bürger mel- den sich zu Wort". Diese 80 Seiten hatte Bärbel Bohley durch Dritte verstecken lassen, um einem Verlust durch Hausdurchsuchungen vorzubeugen. Das Buch wurde im Frühsommer des Jahres 1989 im Eigenverlag herausgegeben und mit Hilfe der Wachsmatrizentechnik vervielfältigt. Im Herbst 1989 erschien es außerdem in der Bundesrepublik.3 Jutta Seidel, eine langjährige Mitstreiterin, hatte das Manuskript durch den Pfarrer Martin-Michael Passauer in den Räumen des Gemeindehauses der Berliner Sophiengemeinde aufbewah- ren lassen. Im Jahre 1998 übergab sie das Manuskript nach Absprache mit Frau Bohley an das Archiv. Im Januar 1988 ist Bärbel Bohley aufgrund ihrer Aktivitäten zur Solidarisierung mit den auf der offiziellen Demonstration anlässlich der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Lieb- knecht in Berlin Festgenommenen verhaftet worden. Über die Haft und den Aufenthalt in Großbritannien danach sind verschiedene Fassungen eines Manuskriptes, basierend auf 2 Vgl. Eberhard Illner: Probleme der Nachlasserschließung, in: Archivische Erschließung - Methodische Aspekte einer Fachkompetenz. Beiträge des 3. Archivwissenschaftlichen Kolloquiums, Angelika Menne-Haritz (Hg.), Mar- burg 1999 3 Bärbel Bohley, Jürgen Fuchs u. a.: 40 Jahre DDR und die Bürger melden sich zu Wort, Büchergilde Guten- berg/Carl Hanser Verlag, Frankfurt/Main 1989 Vorwort IV Tagebuchaufzeichnungen aus dem Zeitraum von Januar bis August 1988 überliefert. Ihre Freundin und politische Weggefährtin Irena Kukutz hat dieses Manuskript nach dem Tod von Bärbel Bohley 2011 unter dem Titel „Englisches Tagebuch“ herausgegeben. Aus dem bildnerischen Schaffen sind ein Linolschnitt und Kopien mehrerer druckgraphischer Blätter und Zeichnungen vorhanden, die sich in einem eigenständigen Band befinden, wel- cher der Hauptgruppe der Manuskripte zugeordnet wurde. Handschriftliche Aufzeichnungen Bärbel Bohleys und weiterer Personen, die nicht den Arbeitsunterlagen und thematischen Materialsammlungen zugeordnet waren, wurden in einem weiteren Band zusammengefasst. 2. Korrespondenz Die umfangreiche Korrespondenz aus dem Zeitraum von 1982 bis 1996 füllt 43 Bände. Die überlieferten Briefe, Karten, Telegramme und Einladungen kamen bis auf die Korrespon- denz aus den Jahren 1995 bis 1996 ungeordnet ins Archiv. Zwei Bände enthalten Korrespondenz von B. Bohley. Der erste umfasst den Zeitraum von 1982 bis 2003 und beinhaltet auch einige Briefwechsel, die sich aus Eingaben und Schrei- ben an staatliche Stellen ergeben haben, z. B. zur Eingabe gegen das Wehrdienstgesetz 1982. Ein weiterer Band enthält Briefe, die Frau Bohley in der Zeit, als sie für „cap anamour" in Sarajevo tätig war, geschrieben hat. Die Korrespondenz an B. Bohley umfasst 39 Bände, von denen allein 16 Bände Zuschriften aus den Monaten September 1989 bis März 1990 enthalten, die Bärbel Bohley in ihrer Funk- tion als Gründerin des Neuen Forums erhielt. Die 1997 übernommene Korrespondenz aus den Jahren 1995 bis 1996 befand sich in chronologischer Abfolge in Ordnern. Jedem Brief war die Kopie der Antwort zugeordnet. Diese Anordnung wurde unverändert übernommen. Die später abgegebene Korrespondenz aus diesem Zeitraum wurde in eigenen Bänden ar- chiviert. In zwei Bänden ist die Korrespondenz Dritter zusammengefasst. Darin befinden sich u. a. ein Brief von Eva-Maria Epple an Karl und Hilke Bohley, die Verhaftung Bärbel Bohleys im Dezember 1983 betreffend und ein Brief von Reiner Bohley an den Generalstaatsanwalt der DDR wegen der Verhaftung B. Bohleys im Januar 1988. 3. Lebensdokumente In acht Bänden sind Adressbücher, Dokumente zum bildnerischen Schaffen, juristische Do- kumente, Reiseunterlagen und Unterlagen zu Familienangehörigen aus dem Zeitraum von 1980 bis 2000 archiviert. Darunter sind Unterlagen zum Aufenthalt in Großbritannien 1988, die Abschrift eines Strafbefehls gegen Bärbel Bohley aus dem Jahre 1980, ein Schreiben des Generalstaatsanwaltes der DDR an den Ehemann Dietrich Bohley zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens und zum Erlass eines Haftbefehls gegen Bärbel Bohley aus dem Jah- Vorwort V re 1983. Hervorzuheben ist eine umfangreichere Sammlung von Schriftstücken zur Verhaf- tung von Dietrich Bohley 1980 wegen Verweigerung des Dienstes an der Waffe im Reservis- tenwehrdienst. Weiterhin sind Listen über für verschiedene