Tätigkeitsbericht Bundesstiftung zur Aufarbeitung2007 der SED-Diktatur

Bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Ein Portrait in Zahlen

Seit 1998, dem Gründungsjahr der Bundesstiftung wurden insgesamt mehr als

1.600 Ausstellungen, Publikationen, Konferenzen, Veranstaltungen und Dokumentarfilme zur Auseinandersetzung mit den kommunistischen Diktaturen in Deutschland und Europa realisiert

213 Bücher konnten mit Druckkostenzuschüssen der Bundesstiftung erscheinen

22,5 Mio. Euro an Fördermitteln wurden ausgereicht.

300 Förderanträge werden jedes Jahr an die Bundesstiftung gerichtet. Von ihnen können rund

160 neue Projekte aus den unterschiedlichsten Bereichen gefördert werden

5,5 Mio. Euro wurden insgesamt für die Unterstützung der Beratung und Betreung von Opfern der SED-Diktatur bereitgestellt

50 Mio. Euro hätte die Bundesstiftung seit 1998 an Fördermitteln benötigt, um alle bei ihr eingereichten Anträge fördern zu können

69 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler haben seit 2001 ein Stipendium zur Erarbeitung ihrer Dissertation erhalten.

36.000 Bücher zur Geschichte von Repression in sowie Opposition und Widerstand gegen kommunistische Diktaturen sowie zur Dokumentation der Auseinandersetzung mit Diktaturen weltweit sind in der Stiftungsbibliothek verfügbar

40.000 Blatt des »Archivs unterdrückter Literatur« befinden sich im Archiv der Bundesstiftung

3.600 Kunstwerke von Roger Loewig werden im Archiv der Bundesstiftung aufbewahrt und in Ausstellungen zugänglich gemacht

20.000 Photos sind im Stiftungsarchiv verfügbar

618 Erinnerungsorte an die kommunistische Diktatur in der SBZ/DDR und die deutsche Teilung verzeichnet die Bundesstiftung Aufarbeitung bundesweit in ihrer Dokumentation »Orte des Erinnerns« mit 300 Partnerinstitutionen und Organisationen in der Bundesrepublik und in der Welt unterhält die Bundesstiftung Kooperationsbeziehungen

9.000 Nutzer besuchen jeden Monat die Website der Bundesstiftung und nutzen ihre Angebote unter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de

4,9 Mio. Euro beträgt der Etat 2007 der Bundesstiftung Aufarbeitung 77 Mio. Euro aus dem ehemaligen SED-Vermögen stehen der Bundesstiftung Aufarbeitung als Kapital zur Verfügung.

21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen in der Geschäftsstelle der Bundesstiftung Anfragen und Projektvorhaben von der Konzeption bis zur Realisierung, betreuen das Archiv und die Bibliothek und stehen für alle Fragen zur Auseinandersetzung mit kommunistischen Diktaturen für Wissenschaft, Medien, Politik und gesellschaftliche Aufarbeitung zur Verfügung

5 namhafte Persönlichkeiten stehen der Bundesstiftung ehrenamtlich vor und entscheiden über deren Arbeit und Förderpraxis. Alle Fragen von grundsätzlicher Bedeutung sind An- gelegenheit der

26 nicht weniger namhaften Mitglieder des Stiftungsrats. Beide Gremien können sich auf die Expertise von

33 renommierten Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Medien, politischer Bildung und des Archivwesens in drei Fachbeiräten stützen.

Stand Januar 2008 Tätigkeitsbericht Bundesstiftung zur Aufarbeitung2007 der SED-Diktatur Impressum

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Kronenstraße 5 10117

Tel.: +49 (030) 319895-0 Fax: +49 (030) 319895-210 E-Mail: [email protected]

Redaktion: Dietrich Wolf Fenner, Dr. Anna Kaminsky und Dr. Ulrich Mählert Redaktionsschluss: 28. April 2008 Layout und Satz: ultramarinrot – Büro für Kommunikationsdesign, Berlin Druck: vierC print+mediafabrik GmbH&Co. KG, Berlin

Bildrechte Cover: Archiv Bundesstiftung Aufarbeitung; Barbara Seyerlein/Archiv Bundesstiftung Aufarbeitung; Bundesarchiv Bild 49007-1-48556; Bundespräsidialamt Innenseiten: Archiv Bundesstiftung Aufarbeitung S. 5, 6, 10–17, 19, 23, 25–28, 30, 32–35, 40–42, 44–51, 54, 56–58, 62 (oben), 66–74, 80, 81 (unten), 82, 84; Barbara Seyerlein/Archiv Bundesstiftung Aufarbeitung: S. 7, 18; Bundesarchiv: S. 38: Bild 183-1989-1104-034, S. 77: Bild 49009-1-48556, S. 81 (oben): Bild 490011-1-48556, S. 83 (unten): Bild 45949-1-48558; Bundespräsidialamt: S. 62 (unten), 63, 64; LStU Sachsen: S. 43 Inhalt

1. Einführung ...... 5

2. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ...... 15

2.1 Die Gremien der Bundesstiftung Aufarbeitung ...... 16

2.2 Die Geschäftsstelle ...... 18

2.3 Die Finanzierung ...... 19

2.4 Die Arbeitsfelder der Bundesstiftung Aufarbeitung im Jahr 2007 ...... 19

2.4.1 Projektförderung ...... 19

2.4.2 Eigentätigkeit ...... 21

2.5 Kontinuität und Neuanfang – der Umzug in die Kronenstraße ...... 23

3. Erinnerung und Aufarbeitung als Auftrag –

Schwerpunkte und Perspektiven der Stiftungsarbeit im Jahr 2007 ...... 25

3.1 Beiträge zur Erinnerungskultur ...... 26

3.1.1 An die SED-Diktatur und ihre Opfer im öffentlichen Raum erinnern ...... 28

3.1.2 Die Geschichte von Diktatur und Teilung musealisieren, ausstellen und zur Diskussion stellen ...... 34

3.1.3 Ein Oscar für die Aufarbeitung – Film als Medium der Diktaturauseinandersetzung ...... 38

3.1.4 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit als Beitrag zur Ausgestaltung der Erinnerungskultur ...... 40

3.2 An SED-Unrecht erinnern und das Gedenken an die Opfer bewahren ...... 41

3.3 Opposition und Widerstand gegen die kommunistischen Diktaturen dokumentieren und würdigen ...... 48 3.4 »Fundament der Erinnerung sind die historischen Fakten und ihre wissenschaftliche Erforschung.«

Die Wissenschaftsförderung der Bundesstiftung Aufarbeitung ...... 53

3.5 Erinnerung für die Zukunft – DDR-Geschichte im Schulunterricht und in der außerschulischen Bildungsarbeit ...... 59

3.6 Die internationale Aufarbeitung des Kommunismus fördern und vernetzen ...... 64

3.6.1 Stalins Verbrechen erinnern ...... 65

3.6.2 Internationale Aufarbeitung fördern und vernetzen ...... 69

3.7 Das papierne Gedächtnis von Widerstand und Opposition gegen die Diktatur bewahren ...... 73

4. 20 Jahre friedliche Revolution und deutsche Einheit – Anstoßen&Fördern, »Informieren&Vernetzen ...... 77

4.1 Anstöße geben ...... 78

4.2 Fördern ...... 80

4.3 Informieren & Vernetzen ...... 83

5. Anhang ...... 85

1. ZEHN JAHRE BUNDESSTIFTUNG ZUR AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR

ZUM GELEIT

Die Erwartungen, die im Sommer 1998 an die neu gegründete Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gerichtet waren, hätten kaum größer sein können. Allein der Auftrag, den der Deutsche am 5. Juni vor zehn Jahren in das Errichtungsgesetz der Stiftung geschrieben hatte, war eben- so grundsätzlich wie breit gefasst. Der Bundesstiftung Auf- arbeitung war nicht weniger und nicht mehr aufgetragen, »als Beiträge zur umfassenden Aufarbeitung von Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in der sowjetischen Be- satzungszone in Deutschland und in der DDR zu leisten und zu unterstützen, die Erinnerung an das geschehene Unrecht und die Opfer wach zu halten sowie den antitotalitären Konsens in der Gesellschaft, die Demokratie und die innere Einheit Deutschlands zu fördern und zu festigen«. Sie sollte darüber hinaus ebenfalls ein Archiv aufbauen und eine Bibliothek unterhalten. 6 1. ZUM GELEIT

Am 1. November 1998 nahm die Geschäftsstelle der Projekte unterstützen das Gedenken an die Opfer der sow- Bundesstiftung schließlich mit sechs Mitarbeiterinnen und jetischen Besatzungswillkür und der SED-Diktatur, über Mitarbeitern ihre Arbeit auf. Bald wurde klar, dass der Ge- 100 wissenschaftliche Konferenzen und Workshops sowie setzgeber der Bundesstiftung Aufarbeitung nicht nur weit über 60 Promotionsvorhaben wurden seitens der Stiftung gesteckte Ziele auf den Weg, sondern auch Mittel und Mög- ermöglicht, um ein weiteres Wirkungsfeld der Stiftung Auf- lichkeiten in die Hand gegeben hatte, um auf diese Ziele arbeitung zu benennen. Die Bundesstiftung Aufarbeitung hinzuarbeiten. Das Errichtungsgesetz erlaubt die Förderung tritt jedoch nicht nur als Fördergeberin in Erscheinung. nahezu aller Vorhaben, die den Stiftungszweck befördern, Sie setzt mit eigenen Veranstaltungen und Publikationen, die konzeptionell überzeugend entwickelt, finanziell plau- Dokumentationen, Wettbewerben und Handreichungen sibel und angemessen kalkuliert sind, in einem vorab ge- inhaltliche Impulse und Akzente. Die Stiftung konzentriert nannten Zeitraum ein konkret beschriebenes Ziel oder Er- sich dabei besonders auf die Bereiche öffentliches Geden- gebnis anstreben, von möglichst hoher Reichweite und/oder ken und Erinnern, schulische und außerschulische Bil- Nachhaltigkeit, dabei möglichst innovativ sind und den dungsarbeit, die Vernetzung und Transfer wissenschaftli- Qualitätsmaßstäben genügen, die der Bund bei seiner För- cher Forschung sowie die Aufarbeitung des Kommunismus dertätigkeit verlangen muss. Seit 1998 hat die Bundesstif- im internationalen Rahmen. Die Stiftung Aufarbeitung do- tung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in diesem Sinne kumentiert nicht nur Gedenkorte und -zeichen, die bun- insgesamt rund 22,5 Millionen Euro für über 1.800 Projek- desweit und im Ausland an die Geschichte der kommu- te bundesweit und im Ausland zur Verfügung gestellt. Da- nistischen Diktaturen und deren Opfer erinnern, sie enga- runter waren mehr als 220 Ausstellungen, 100 Dokumen- giert sich auch für eine angemessene, würdige und mög- tarfilme, 250 Bücher, die seitdem mit Mitteln der Stiftung lichst auch konkrete Ausgestaltung des Gedenkens in al- erarbeitet, gedreht und gedruckt werden konnten. Über 200 len Sphären der Erinnerungskultur und für die Beratung, Projekte waren darauf ausgerichtet, höchst unterschied- Anerkennung und Entschädigung der Diktaturopfer. Mit liche Quellen zumeist der DDR-Opposition zu erschließen eigenen Expertisen, Veranstaltungen und didaktischen und zugänglich zu machen, 500 Vorhaben der vielen Ver- Materialangeboten sowie im Bereich der Projektförderung bände der Opfer der SED-Diktatur konnten mit Unterstüt- unterstützt die Bundesstiftung Aufarbeitung zunehmend zung der Stiftung realisiert werden, 170 von ihr geförderte auch die schulische und außerschulische Bildungsarbeit. Sie arbeitet dabei eng mit den Kultusministerien, Lehrer- verbänden sowie den unterschiedlichsten Bildungsträgern zusammen. Kontinuierlich fördert oder organisiert die Bundesstiftung Aufarbeitung Fachkonferenzen, mit dem Ziel, nicht nur den innerwissenschaftlichen Austausch, son- dern auch den Transfer in die politische Bildungsarbeit zu befördern. Mit ihrem »Newsletter Aktuelles aus der DDR- Forschung« und Publikationen, die den Forschungsstand resümieren, hat sich die Stiftung Aufarbeitung längst als die Schnittstelle zwischen der an der Geschichte der SED- Diktatur und deutscher Teilung interessierten Wissenschaft und Öffentlichkeit etabliert. Dass sich die Auseinanderset- zung mit der SED-Diktatur nicht auf eine deutsche Nabel- schau beschränken darf, sondern in der Geschichte des Kommunismus und seiner Diktaturen verortet sein muss, ist für die Bundesstiftung Aufarbeitung kein Lippenbe- kenntnis, sondern Arbeitsrealität. Die Stiftung arbeitet mit

Der neue Stiftungssitz in der Kronenstraße 7

Memorial in Russland, KARTA und dem IPN in Polen, dem in den drei Fachbeiräten der Stiftung mitarbeiten. Kenn- »56er-Institut« und dem »Haus des Terrors« in Budapest zeichen der Stiftungsarbeit und zugleich die wesentliche sowie zahlreichen Museen, Gedenkstätten und Opfer- und Voraussetzung für ihren Erfolg ist das kooperative Mitei- Verfolgtenverbänden sowie anderen NGOs im Rahmen von nander – innerhalb der unhierarchisch und motivierend transnationalen Publikations- und Dokumentationsvorha- geleiteten Geschäftsstelle sowie zwischen und mit den Gre- ben zusammen, sie sorgt mit ihren Studienreisen nach Ost- mien und nicht zuletzt zwischen der Bundesstiftung und mitteleuropa sowie dem internationalen Gedenkstättentref- ihren zahlreichen Partnern bundesweit und im Ausland. fen in Krzyzova/Kreisau Jahr für Jahr für ganz konkrete Vernetzung und sie hat nicht nur Wegweiser durch die Ar- War in den ersten Jahren der Stiftung Aufarbeitung nicht chiv- und Forschungslandschaften von mittlerweile acht selten die Sorge laut geworden, die Stiftung Aufarbeitung europäischen Staaten vorgelegt, sondern verfügt mit dem in könne als neue »Hauptverwaltung ewiger Wahrheiten« Ge- ihrem Auftrag herausgegebenen »Jahrbuch für Historische schichtsbilder diktieren, mit ihren Fördermitteln die einen Kommunismusforschung« auch über die zentrale deutsch- belohnen und durch den Entzug derselben andere bestra- sprachige Jahresschrift in diesem Feld. fen oder mit dem eigenen Archiv die Existenz der Bürger- archive untergraben, hat sich Schritt für Schritt ein partner- Neben ihrer kontinuierlichen Arbeit sowie den hier be- schaftliches Miteinander entwickelt. Die Arbeit der Bundes- schriebenen Schwerpunkten engagiert sich die Bundesstif- stiftung Aufarbeitung geht mit der Überzeugung einher, tung Aufarbeitung bei der Ausgestaltung herausragender dass diese immer nur so gut ist, wie die Summe der von ihr Jahrestage, die besonders dazu geeignet sind, öffentliche geförderten und der von ihr selbst oder gemeinsam mit Aufmerksamkeit auf die Auseinandersetzung mit den kom- Dritten realisierten Projekte. Der Umstand, dass das Er- munistischen Diktaturen und ihre Folgen zu lenken. Ob richtungsgesetz die Stiftung bei ihrer Förderung auf Pro- aus Anlass des 40. Jahrestags des Mauerbaus 2001, 50 Jahre jektförderung beschränkt, hat sich – so schmerzlich dies für 17. Juni 1953 im Jahre 2003, 50 Jahre Ungarnaufstand 2006, die unzureichend finanzierten Bürgerarchive, Gedenkstät- 30 Jahre Charta 77 2007, 40 Jahre Prager Frühling 2008, ten, Aufarbeitungsinitiativen und sonstige zivilgesellschaft- stets hatte die Stiftung Anstoß zu einer Vielzahl öffentlicher liche Institutionen auch war (und zum Teil noch ist) – einer- Veranstaltungen, zu Publikationen und anderen erinne- seits als produktiv dafür erwiesen, dass die Fördertätigkeit rungskulturellen Initiativen gegeben oder diese selbst rea- lisiert. Besonderes Augenmerk genießen die bevorstehen- den 20. Jahrestage von friedlicher Revolution und deutscher Einheit 2009 und 2010, die die Bundesstiftung seit 2007 systematisch und bundesweit vorbereitet.

Die Förderung und Begleitung von rund 150 Projekten Dritter im Jahr 2008, die etwa 20 – in diesem Jahr bereits maßgeblich von der Stiftung verwirklichten oder konkret in Planung befindlichen – Veranstaltungen und Publikatio- nen, die Studienreise in die Ukraine, der Kontakt zu mitt- lerweile bundesweit rund 500 Kommunen und örtlichen Bildungsträgern, die sich aufgrund eines Schreibens der Stiftung von Mai 2007 dazu entschlossen haben, eigene Bei- träge aus Anlass von 20 Jahren friedlicher Revolution vor- zubereiten – all diese Vorhaben werden von der Bundes- stiftung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern umgesetzt. Rat, Vorstand und die Geschäftsstelle können sich dabei auf den Rat und die Expertise von über 30 höchst Der Ratsvorsitzende , MdB, Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky, sachkundigen und engagierten Persönlichkeiten stützen, die Staatsminister und der Vorstandsvorsitzende 8 1. ZUM GELEIT

der Stiftung nicht zunehmend verkrustet und erstarrt. An- Das Geleitwort zum Tätigkeitsbericht 2007 soll nicht dererseits war und ist diese Beschränkung die Vorausset- nur Gelegenheit zu einem kurzen Rückblick, sondern auch zung dafür, kontinuierlich darauf hinzuarbeiten, die Bun- zu einem Wort des Dankes sein. desländer in die Pflicht zu nehmen, der ihnen obliegen- den Kulturhoheit auch im Bereich der Erinnerung an die Die Unterzeichner möchten den vielen herausragen- kommunistische Diktatur zu entsprechen. Dass es Aufar- den Persönlichkeiten danken, die seit 1998 in den Gremien beitungsinstitutionen in Sachsen und Sachsen-Anhalt ge- die Arbeit der Stiftung engagiert und kollegial gestaltet, lungen ist, in eine mehr oder weniger kontinuierliche För- begleitet und/oder beraten haben bzw. dies bis heute tun. derung ihrer Länder aufgenommen zu werden, dass der- Dieser Dank gilt ausdrücklich der Rechtsaufsicht, die mitt- lei Pläne auch in anderen Bundesländern ernsthaft beraten lerweile vom Bundesministerium des Innern zum Beauf- werden, ist vor allem das Ergebnis kontinuierlicher Bemü- tragten für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt ge- hungen vor Ort. Aber auch die Bundesstiftung Aufarbei- wechselt ist. In beiden Häusern fanden und finden wir mit tung hat diese – längst noch nicht abgeschlossene – Ent- unseren Fragen und Bitten kollegiale Partner. Unser Dank wicklung auf vielfältige Weise befördert und begleitet. kann nicht oft genug den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern der Stiftung ausgesprochen werden, die die Bundes- Die Errichtung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung stiftung Aufarbeitung ganz maßgeblich zu dem gemacht der SED-Diktatur ging auf eine Empfehlung der Enquete- haben, was sie heute ist. Und schließlich gilt unser Dank Kommission des Deutschen Bundestages im Jahr 1998 zu- allen Institutionen und Persönlichkeiten, die mit ihren Pro- rück. Zwischen 1992 und 1998 hatten sich in zwei Enquete- jekten an die Bundesstiftung herangetreten sind und För- Kommissionen Parlamentarier aller Bundestagsfraktionen dermittel in Aufarbeitung umwandelten, damit den Auf- und von diesen benannte Sachverständige mit großem Ernst trag der Stiftung beförderten und dazu beigetragen haben und Engagement für eine umfassende Auseinandersetzung und weiterhin dazu beitragen, dass die Geschichte der kom- mit der Geschichte der SED-Diktatur und ihrer Folgen ein- munistischen Diktatur und ihrer Opfer und Folgen weder gesetzt. Trotz manch heftiger Auseinandersetzung in der verklärt wird, noch in Vergessenheit gerät. Für diese Arbeit Sache entwickelte sich in der Arbeit der beiden Kommis- und das partnerschaftliche Miteinander auch dann, wenn sionen ein überparteilicher antitotalitärer Konsens, eine Ge- über die Förderung des einen oder anderen Projektes keine meinschaft der Aufarbeiter, die nie das gemeinsame Ziel Einigkeit hergestellt werden konnte, danken wir an dieser aus den Augen verlor. Dieser überparteiliche Geist setzte Stelle herzlich! sich nicht nur bei der Gründung der Bundesstiftung Auf- arbeitung fort, deren Errichtungsgesetz am 5. Juni 1998 in Mit diesem Tätigkeitsbericht laden wir zu einem Rück- einem breiten parteiübergreifenden Konsens verabschiedet blick auf unsere Arbeit im Jahr 2007 ein und freuen uns wurde. Überparteilichkeit war und ist der Bundesstiftung zugleich auf die weitere Zusammenarbeit aller Mitstreite- zur Aufarbeitung der SED-Diktatur seit ihrer Gründung rinnen und Mitstreitern, Partnerinnen und Partnern der Verpflichtung und Selbstverständlichkeit. Der überpartei- Stiftung Aufarbeitung im laufenden Jahr 2008 wie auch in liche Konsens der Aufarbeiter spiegelt sich in ihren Gremien der nächsten Dekade gemeinsamer Auseinandersetzung mit wider und trägt dafür Sorge, dass die Bundesstiftung Auf- den Ursachen, der Geschichte und den Folgen der Dikta- arbeitung der Auseinandersetzung mit den Ursachen, der tur in der SBZ und DDR sowie der deutschen Teilung. ◀ Geschichte und den Folgen der kommunistischen Dikta- tur(en) und der deutschen Teilung verpflichtet ist und sie bei parteipolitischen Auseinandersetzungen keine Position Rainer Eppelmann, Vorstandsvorsitzender bezieht. Ihr Kapital ist ihre Glaubwürdigkeit und ihre Ge- Anna Kaminsky, Geschäftsführerin sprächsfähigkeit mit Gruppen unterschiedlichster Positio- Markus Meckel, Ratsvorsitzender nen. Die Stiftung Aufarbeitung steht für eine pluralistische Aufarbeitung der Vergangenheit, die, ausgehend vom anti- totalitären Grundkonsens, auch kontrovers erfolgen kön- nen muss. 1. TEN YEARS ON: THE FEDERAL FOUNDATION FOR THE REAPPRAISAL OF THE SED DICTATORSHIP

PREFACE

The expectations directed at the newly-established Federal Foundation for the Reappraisal of the SED Dictatorship during the summer of 1998 could hardly have been greater. Passed by the Bundestag on June 5, 1998, the law leading to the establishment of the Foundation was both specific in detail and broadly defined. The Foundation was called upon to do no less (and no more) than “to promote a complete reappraisal of the causes, history, and impact of dictatorship in the Soviet zone of occupation in and the former (German Democratic Republic, or GDR).” The Foundation was also “to testify to the injustice of the SED regime and com- memorate its victims, to further the anti-totalitarian con- sensus within our society and to strengthen democracy and German unity.” The Foundation was also called upon to es- tablish an archive and maintain its own library. 10 1. PREFACE

On November 1, 1998, the Foundation’s six employees most part concerning the East German opposition. 500 began the work. It soon became clear that legislators had projects put forward by the many organizations attending not only set high objectives for the Foundation, but had also to the victims of the SED dictatorship were realized through provided the Foundation with the means and opportuni- funding made available by the Foundation. 170 projects ties to work toward their realization. The 1998 Law Con- assisted by the Foundation support commemoration of the cerning the Establishment of a Foundation for the Recon- victims of Soviet occupation and the SED Dictatorship. To ciliation of the SED Dictatorship allows the Foundation mention yet another sphere of the Foundation’s influence, to support virtually all projects that advance the Founda- more than 100 scholarly conferences and sixty doctoral the- tion’s purpose. The Foundation ensures such projects are sis projects have been made possible through the Founda- convincing from a conceptual viewpoint; carefully calcu- tion’s support. That said, the Foundation is not only active lated and plausibly financed; aim to reach a goal, described as a funder. The Foundationalso sets priorities and offers in concrete terms, within a set period of time; and seek to impetus to debate through its own public events, publica- cover the broadest possible range and/or achieve lasting tions, documentation projects, contests, and various other sustainability – all the while being innovative and meeting forms of assistance. Specifically, the Foundation focuses on the strict quality measures for grantmaking defined by the public remembrance and commemoration, education with- German federal government. In this spirit, since 1998 the in and beyond the formal school structure, the networking Federal Foundation for the Reappraisal of the SED Dicta- and transfer of scholarly research, and the critical appraisal torship has made available approximately 22.5 million euros of communism in international contexts. Our Foundation for 1,800 projects in Germany and abroad. These projects not only documents memorial sites and monuments com- include more than 220 exhibitions, 100 documentary films, memorating the history of the Communist dictatorships and 250 books – all made possible with the financial sup- and their victims within Germany and abroad. The Foun- port of the Foundation. More than 200 projects sought to dation is also engaged in promoting practical approaches collect and make available highly diverse sources – for the to memorial culture characterized by dignity and the most

Buchvorstellung »Deutsch-Deutscher Radweg« mit Michael Cramer MdEP, Axel Vornbäumen und Bundestagsvizepräsident 11

Veranstaltung »Frieden schaffen ohne Waffen« mit Rainer Eppelmann und Professor

Veranstaltung »Gedenkt ihrer mit Nachsicht?« mit Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, Professor Paul Nolte, Ministerpräsident Wolfgang Böhmer, Robert Ide, Vorstandsvorsitzender Rainer Eppelmann, Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky und Moderator Stephan Detjen 12 1. PREFACE

concrete possible expression of commemoration, an ap- tute and the House of Terror in Hungary, as well as numer- proach the Foundation also adopts to the questions sur- ous other museums, memorial sites, groups representing rounding counsel, recognition, and compensation to the Communist victims, and other non-governmental organi- victims of dictatorship. The Foundation is also increasingly zations. The Foundation’s study trips to East-Central Eu- involved in the field of education, within and beyond the rope (to date we visited research institutions in eight Euro- formal school structure, offering expert opinions, public pean countries) and the annual gathering of Eastern Euro- programs, and didactic materials. In these efforts, the Foun- pean memorial site experts in Krzyzova serve to foster close dation works in close cooperation with state-level minis- professional links. The Foundation is also the publisher of tries of education, teacher’s associations, and other educa- the leading German-language journal in the field, the Jahr- tional associations. The Foundation continues to fund and buch für Historische Kommunismusforschung. organize symposia which not only aim to promote closer exchange among scholars, but also to ensure the successful In addition to the day-to-day work and special empha- transfer of scholarship to educators. Through its publica- ses described above, the Foundation is also engaged in a tions and its newsletter summarizing the latest develop- series of events commemorating historical anniversary ments in research on East Germany, the Foundation has years, as these anniversaries have in the past proven effec- established its position at the intersection of public and tive in directing public attention to the ongoing critical as- scholarly communities actively interested in the history of sessment of Communist dictatorships and their conse- the SED dictatorship and Germany’s postwar division. The quences. Whether the 40th anniversary of the ’s Foundation does not merely pay lip service to the notion construction, the 50th anniversary of the East German up- that critical appraisal of the SED dictatorship cannot be rising on June 17, 1953, the 50th anniversary of the Hun- reduced to domestic navel-gazing. Rather, we believe this garian Revolution of 1956, the 30th anniversary of Charta appraisal must be set within the history of Communist 77, or the 40th anniversary of the Prague Spring – in each dictatorships more generally. The Foundation works in the instance the Foundation has seized the opportunity pre- context of transnational publication and documentation sented by these anniversaries, sponsoring or realizing on projects with Memorial in Russia, KARTA and the Institute our own a variety of public programs, publications, and of National Remembrance (IPN) in Poland, the 1956 Insti- other memorial events. Especially noteworthy in this con- text are the efforts underway within the Foundation since 2007 to commemorate the 20th anniversaries of the peace- ful revolution in East Germany (1989) and Germany’s sub- sequent re-unification (1990).

The Foundation implements a broad range of activities in close cooperation with diverse partners. Recent exam- ples include sponsorship and expert monitoring of approx- imately 150 projects carried out by third parties in 2008; the roughly twenty public events and publications either already completed or planned for 2008; this year’s study trip to Ukraine; and maintaining contacts to the approxi- mately 500 local governments and educational institutions across Germany – who, in response to a letter sent by the Foundation in May 2007 – are now committed to preparing their own contribution to the 20th anniversary of the peace- ful revolution in East Germany. In accomplishing these tasks, the Foundation’s Board of Trustees, Board of Direc- tors, and office manager turn for advice and expertise to Veranstaltung »Deutsch-deutsches Handballerleben – Zu Gast bei Freunden« mit Rainer Eppelmann und Ministerpräsident Harald Ringstorff the more than thirty highly knowledgeable and committed 13

individuals serving in the Foundation’s three advisory com- that the Foundation’s grantmaking activity has not become mittees. The hallmark of the Foundation’s work is a coop- sclerotic over time. This limitation has also encouraged us eration, which is also an important precondition for our to insist that the federal states take full advantage of the success. Cooperation defines the energetic, unbureaucratic sovereignty they enjoy in cultural affairs, extending their own approach of the Foundation’s office manager, the Founda- independent efforts to commemorate East Germany’s com- tion’s oversight committees, and, last but not least, the munist dictatorship. That institutions in two federal states Foundation and its many partners across Germany and – and Saxon-Anhalt – have succeeded in receiving abroad. a more or less constant stream of funding from their respec- tive state governments – and that such plans are now also During the first years of the Foundation’s existence, the under serious consideration in other federal states – attests concern was not infrequently raised that the Foundation to ongoing efforts within each of these states. For its part, the could dictate historical interpretation as a new sort of Foundation continues to support these unfolding develop- “central office of eternal truths” – dispensing public funds ments at the state level in numerous ways. to those it favored, punishing others through denial of the same. The fear also existed that with its own archive the The decision to establish a federal foundation to reap- Foundation could sap the strength of the 1989-era “citizens’ praise the SED dictatorship can be traced back to a 1998 archives.” Instead, cooperation has emerged as the hallmark recommendation of the Enquete Commission. Convened of the Foundation’s efforts. We are convinced that the work by the German parliament, between 1992 and 1998 parlia- of the Foundation is only as good as the sum of the projects mentarians from all Bundestag factions, together with ex- we fund, run, or administer together with other organiza- perts appointed by these factions, took part in two Enquete tions. While it was – and at times still is – disadvantageous Commissions. Carried out with great earnestness and en- to the insufficiently funded citizens’ archives, memorial gagement, both Commissions sought a comprehensive com- sites, and other civic organizations promoting a critical re- ing to terms with the history of the SED dictatorship – as appraisal of the East German past, the passage from the well as its consequences. Notwithstanding at times rigorous 1998 law (the law which established the Foundation) lim- debate, within both Commissions an anti-totalitarian con- iting the Foundation’s work to grantmaking has ensured sensus emerged, together with a close-knit community of those interested in critical account of the past. This consen- sus and this community transcended party allegiances, never losing sight of the shared objective. This non-partisan spirit accompanied the Bundestag’s establishment of our Founda- tion on June 5, 1998. For the Foundation for the Reappraisal of the SED Dictatorship, nonpartisanship was – and is – both a commitment and matter of course. The nonpartisan con- sensus among our community engaged in assessing criti- cally the past is reflected in the work of the Foundation’s advisory committees. This consensus ensures that the Foun- dation remains committed to critical appraisals of the origins, history, and consequences of communist dictatorship(s) and Germany’s postwar division, avoiding any and all party po- litical disputes. The Foundation’s capital is its credibility and its willingness to engage in dialogue with groups from the most diverse positions. The Foundation stands for a pluralistic assessment of the past, which, based on the anti-totalitarian consensus described above, must at times be controversial.

Veranstaltung »Frieden schaffen ohne Waffen« mit Dr. André Brie, MdEP und Dr. 14 1. PREFACE

This preface to the 2007 Activity Report shall offer not of the SED dictatorship, its victims, and its consequences only an opportunity to look back to the past, but also to are neither transfigured nor forgotten, central elements of express a word of thanks. the Foundation’s mission. For these efforts and the ensu- ing cooperative endeavors, as well as in those cases when The signers would like to thank the many outstanding we were unable to reach agreement on funding a specific personalities who, since 1998, have participated – or are project, we wish to extend our thanks! currently participating – in the Foundation’s advisory committees. We offer explicit thanks to the Foundation’s With this Activity Report we invite you to review the legal supervisors, initially the responsibility of the Federal work we accomplished in 2007. We look forward to future Ministry for Internal Affairs, today the domain of the Fed- cooperation with our partners and colleagues during the eral Government Commissioner for Culture and Media. In current year, 2008. Together, we will continue the Foun- both ministries our questions and requests have always dation’s consideration of the origins, history, and conse- found the attention of collegial partners. We cannot express quences of dictatorship in the Soviet Zone of Occupation often enough our thanks to the Foundation’s employees, and Germany’s postwar division into our next decade. ◀ all of whom have done much to ensure the Foundation is was it is today. And finally we want to thank all of the in- stitutions and personalities who have approached the Foun- Rainer Eppelmann, Chairman of the Board of Directors dation with their projects. Their efforts to convert funding Anna Kaminsky, Executive Director into a critical appraisal of the past is ensuring that the history Markus Meckel, Chairman of the Board of Trustees 2. DIE BUNDESSTIFTUNG ZUR AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wurde 1998 vom Deutschen Bundestag als bundesunmittelbare Stif- tung des öffentlichen Rechts gegründet. Ihrem gesetzlichen Auftrag entsprechend fördert sie die vielfältige und lebendige Auseinandersetzung mit den Ursachen, der Geschichte und den Folgen der Diktatur in SBZ/DDR und der deutschen Tei- lung im internationalen und europäischen Kontext, insbeson- dere im Hinblick auf die Entwicklungen in Mittelosteuropa. Sie trägt dazu bei, die Erinnerung an das dort geschehene Unrecht wachzuhalten und den antitotalitären und demokra- tischen Konsens in der Gesellschaft zu festigen. Mit ihrer Arbeit leistet die Bundesstiftung Aufarbeitung somit auch einen Beitrag dazu, die Folgen der deutschen und europäi- schen Teilung zu überwinden. 16 2. DIE BUNDESSTIFTUNG ZUR AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR

DIE MITGLIEDER DES ZWEITEN STIFTUNGSRATES

Markus Meckel (MdB, Vorsitzender) (Stellv. Vorsitzender) Hans Altendorf Michael Beleites Dr. (MdB)

Marianne Birthler Hartmut Büttner Prof. Dr. Rainer Eckert (MdB) Hans-Joachim Hacker (MdB)

Klaus Haupt Irmtraud Hollitzer Dr. Bernd Hübinger Barbara Kissler Gerry Kley

2.1 DIE GREMIEN DER BUNDESSTIFTUNG Stellvertreterinnen und Stellvertreter werden von der Bun- AUFARBEITUNG desregierung und dem Land Berlin sowie den Bundestags- fraktionen entsandt. Die Bundesstiftung Aufarbeitung untersteht der Rechts- aufsicht des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur Die Entscheidungen über die konkrete Ausgestaltung und Medien im Bundeskanzleramt. Ihr höchstes Organ der Stiftungsarbeit sowie insbesondere über die Projektför- ist der Stiftungsrat, dem seit ihrer Gründung der Bundes- derung trifft der fünfköpfige Vorstand der Bundesstiftung. tagsabgeordnete Markus Meckel vorsteht. Das Gremium Dieses zuletzt im Jahr 2004 vom Stiftungsrat gewählte beschließt über alle Fragen von grundsätzlicher Bedeu- Gremium tagt seit 1998 unter dem Vorsitz von Rainer tung. Die dreizehn Mitglieder des Stiftungsrats und deren Eppelmann. Sein Stellvertreter ist Professor Dr. Bernd 17

Hartmut Koschyk (MdB) Dr. Günter Kröber Thomas Krüger Dr. Michael Roik

Prof. Dr. Hermann Schäfer André Schmitz Silke Stokar (MdB) Prof. Dr. Dr. h. c. Hermann Weber Prof. Dr. Manfred Wilke

Faulenbach. Darüber hinaus gehörten im Jahr 2007 Doris Werkentin und der Fachbeirat Wissenschaft von Professor Liebermann (bis 31. Juli 2007), Gerd Poppe und Dr. Dr. Peter Maser geleitet. Den drei Gremien gehörten 2007 Hermann Rudolph dem Vorstand an. 32 namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Journalistinnen und Journalisten, Vertreterinnen und Ver- Stiftungsrat und Stiftungsvorstand können auf die Ex- treter der politisch-historischen Bildungsarbeit, von Ar- pertise dreier Fachbeiräte zurückgreifen. Der Fachbeirat chiven und Gedenkstätten sowie vormalige DDR-Bürger- Gesellschaftliche Aufarbeitung wurde 2007 von Dr. h.c. rechtlerinnen und Bürgerrechtler an. ◀ Karl Wilhelm Fricke, der Fachbeirat Archiv von Dr. Falco

DIE MITGLIEDER DES ZWEITEN STIFTUNGSVORSTANDES

Doris Liebermann Rainer Eppelmann (Vorsitzender) Prof. Dr. Bernd Faulenbach Gerd Poppe Dr. Hermann Rudolph (Stellv. Vorsitzender) 18 2. DIE BUNDESSTIFTUNG ZUR AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR

Dr. Anna Kaminsky Dr. Robert Grünbaum Dr. Ulrich Mählert Dr. Sabine Roß

2.2 DIE GESCHÄFTSSTELLE verantwortet Dr. Ulrich Mählert. Dr. Matthias Buchholz steht dem Bereich Archiv, Bibliothek und Dokumentation Das Rückgrat der Stiftungsarbeit bildet die Geschäftsstelle vor, der auch wichtige Archiv- und Bibliotheksberatung für mit 21 Stellen, die im Auftrag des Vorstands arbeitet und Partner der Bundesstiftung leistet. Zu den bei der Bundes- von Dr. Anna Kaminsky geleitet wird. Als Geschäftsfüh- stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur angesiedel- rerin stand sie 2007 an der Spitze eines Teams von 24 Mit- ten Projektvorhaben zählen die Erstellung eines Internatio- arbeiterinnen und Mitarbeitern in vier Arbeitsbereichen nalen Gedenkortführers, in dem Orte des Erinnerns an die sowie drei befristet Beschäftigten in Einzelprojekten. Der kommunistischen Diktaturen in Deutschland und Mittel- Arbeitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung wird von und Osteuropa erfasst und beschrieben werden, das Pro- Dr. Sabine Roß geleitet; zu ihm gehört auch die Presse- jektbüro »20 Jahre friedliche Revolution und deutsche Ein- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Redaktion der Website heit 2009/2010« sowie das Projekt »Bildungskatalog«, in der Bundesstiftung Aufarbeitung. Der Bereich Bildungs- dem Lern- und Lehrmittel zur Geschichte der SED-Dikta- arbeit und Publikationen untersteht dem stellvertretenden tur und der deutschen Teilung zusammengestellt, erläutert Geschäftsführer Dr. Robert Grünbaum. Den Arbeitsbe- und bekannt gemacht werden. ◀ reich Wissenschaft und internationale Zusammenarbeit

Dr. Matthias Buchholz Tobias Dollase Dietrich Wolf Fenner 19

2.3 DIE FINANZIERUNG

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur verfügte im Jahr 2007 über einen Etat von 5,01 Millionen Euro. 52,4 Prozent davon, 2,628 Millionen Euro, konnte sie aus ihrem Kapitalvermögen erwirtschaften. 2,295 Mil- lionen Euro wurden aus dem Haushalt des Bundesbeauf- tragten für Kultur und Medien zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus erzielte die Bundesstiftung weitere Ein- nahmen durch Spenden und Rückzahlungen. Die Bundes- stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur verfügt über ein Kapitalvermögen in Höhe von insgesamt 77 Millionen Euro. 75 Millionen Euro davon wurden ihr in den Jahren 2004 und 2005 in zwei Tranchen à 55 und 20 Millionen Euro aus ehemaligem SED-Vermögen zugesprochen. Das Kapi- tal der Bundesstiftung Aufarbeitung ist bei der Deutschen Bundesbank in Bundesanleihen angelegt. Dass die Zinser- Staatsminister Bernd Neumann träge aufgrund einer Festlegung des Finanzministeriums bereits 2005, nach einer weniger als einjährigen Laufzeit erstmalig in den Haushalt des laufenden Jahres eingestellt werden mussten, war für die Anlage der ersten Tranche des Vermögens nachteilig und erweist sich für den Haushalts- vollzug bis in die Gegenwart als erschwerend. ◀

2.4 DIE ARBEITSFELDER DER BUNDES- STIFTUNG AUFARBEITUNG IM JAHR 2007

Das Errichtungsgesetz weist der Bundesstiftung Aufarbei- tung ein umfangreiches Aufgabenspektrum zu. Um ihrem Errichtungszweck zu entsprechen, soll sie einerseits thema- Lesesaal der Stiftungsbibliothek tisch einschlägige Projekte Dritter fördern und andererseits mit eigenen Veranstaltungen, Publikationen und Dienst- leistungen den Aufarbeitungsprozess voranbringen. Dar- über hinaus hat der Gesetzgeber der Bundesstiftung aufge- tragen, eine Bibliothek und ein Archiv nebst Dokumenta- tionsstelle aufzubauen, die Bücher, Dokumente und andere Materialien insbesondere zu den Schwerpunkten Opposi- tion und Widerstand sowie politische Verfolgung und Re- pression verwahren und zugänglich machen. ◀

2.4.1 PROJEKTFÖRDERUNG

Die Bundesstiftung Aufarbeitung ist für die vielfältigen In- stitutionen, die sich in Deutschland mit der Geschichte und den Folgen der SED-Diktatur, der deutschen Teilung Veranstaltung »Schein und Wirklichkeit« mit Professor Manfred Wilke und Dr. Wolfgang Berghofer 20 2. DIE BUNDESSTIFTUNG ZUR AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR

und/oder der kommunistischen Diktaturen in Ostmittel- Ausstellungen, Dokumentarfilme sowie Publikationen, in- europa beschäftigen, eine der wichtigsten Fördermittelge- soweit diese nicht wissenschaftlichen Charakter haben oder ber des Bundes. Seit 1998 steigt die Zahl der Anträge auf dem Förderbereich Opfer und Gedenken zuzuordnen sind. Projektförderung, die bei ihr gestellt werden, kontinuierlich Für den Bereich Gesellschaftliche Aufarbeitung wurden an. Für das Haushaltsjahr 2007 wurden insgesamt 297 An- 2007 rund 1,7 Millionen Euro oder 66 Prozent des Förder- träge auf Projektförderung und 46 Anträge auf ein Stipen- etats aufgewendet. 25 Prozent der unterstützten Projekte dium fristgerecht eingereicht. Das Antragsvolumen sum- bzw. 18 Prozent des Etats (rund 472 Tsd. Euro) nehmen mierte sich dabei auf rund 5,8 Millionen Euro (ohne Stipen- Vorhaben der Verbände der Opfer der SED-Diktatur und dienanträge). Die Bundesstiftung konnte im Jahresverlauf des sowjetischen Nachkriegsunrechts ein, darunter zahl- 2007 insgesamt 189 Projekte mit insgesamt 2,63 Millionen reiche Beratungsprojekte sowie Vorhaben zur Erinnerung Euro fördern. Darunter waren 26 überjährige Vorhaben, an die Opfer der Diktatur, sei es durch Veranstaltungen in die bereits im Jahr 2006 bewilligt und begonnen worden Gedenkstätten und an historischen Orten, durch Zeichen- waren. Zudem wurden 21 Doktoranden mit Stipendien setzung im öffentlichen Raum, durch Publikationen oder unterstützt, die eine Laufzeit von bis zu 30 Monaten haben Dokumentarfilme. Der dritte hier zu nennende Förderbe- können; dafür wurden 216 Tsd. Euro aufgewandt. Acht der reich ist die Wissenschaft mit 40 geförderten Projekten (21 21 Stipendien wurden 2007 neu angetreten. Prozent), die 283 Tsd. Euro (11 Prozent des Etats) erhielten. Hinzu kommen die bereits erwähnten 21 Promotions- Bei der Projektförderung zeichneten sich folgende stipendien mit einem Fördervolumen von 216 Tsd. Euro. Schwerpunkte ab: 50 Prozent der von der Bundesstiftung Von einer weiteren Differenzierung der Projekte in inhalt- im Jahr 2007 geförderten Vorhaben betreffen den Bereich liche Gruppen soll hier abgesehen werden, da der Tätig- Gesellschaftliche Aufarbeitung. Dazu zählen Projekte der keitsbericht im Weiteren deutlich machen wird, wie sehr die historisch-politischen Bildungsarbeit der unterschiedlichs- unterschiedlichen Förderbereiche miteinander verzahnt ten Träger, ferner Archiv- und Dokumentationsprojekte, sind.

Bewilligte Projekte nach Projekttyp

1.400.000,00 €

1.200.000,00 €

1.000.000,00 €

800.000,00 €

600.000,00 €

400.000,00 €

200.000,00 €

0 € DO SO AU DR MM OB PV VA beantragte Mittel bewilligte Mittel

DO Dokumentationsvorhaben/ AU Ausstellungsvorhaben OB Opferberatung Archivierungsprojekte DR Druckkostenzuschüsse PV Publikumsvorhaben SO Sonstiges MM Multimediaprojekte/Dokumentarfilme VA Tagungen/Veranstaltungen etc. 21

Beantragte Mittel 2007 nach Förderbereichen Bewilligte Mittel 2007 nach Förderbereichen WI 9 % WI 12,5 % OG 8 % OG 14,5 %

IZ 3 %

IZ 6 %

GA 80 % GA 67 %

GA Gesellschaftliche Aufarbeitung IZ Internationale Zusammenarbeit OG Opfer und Gedenken WI Wissenschaftliche Aufarbeitung

Bei der regionalen Verteilung der durch die Bundesstif- Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicher- tung Aufarbeitung ausgereichten Mittel ergibt sich ein ähn- heitsdienstes, das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig, das liches Bild wie in den Vorjahren. 74 (39 Prozent) der geför- Bundesarchiv, Vertretungen der Länder beim Bund in derten Projekte (Fördervolumen: 1,25 Millionen Euro bzw. Berlin, Gedenkstätten sowie viele andere Partner aus dem 47 Prozent des Etats) werden in Berlin realisiert, 87 (46 In- und Ausland. Die Bundesstiftung war 2007 u.a. in Prozent) in den fünf neuen Bundesländern (1,1 Millionen Bonn, Frankfurt am Main, Görlitz, Heidelberg, Köln, Euro bzw. 42 Prozent des Etats). Mit 28 Projekten (15 Pro- Leipzig, Siegen, Stuttgart, Tutzing, , Wittenberg, im zent) bilden die westdeutschen Bundesländer wiederum polnischen Kreisau, in Moskau, Archangelsk und Budapest das Schlusslicht (276 Tsd. Euro oder 11 Prozent des Etats). sowie in Seoul und Istanbul präsent. Sie präsentiert auf Quantitativ nur gering ins Gewicht fallen die Projekte mit ihren Veranstaltungen Ergebnisse eigener bzw. von ihr internationalem Bezug. Die Bundesstiftung Aufarbeitung geförderter Projekte, sie setzt Themen und erinnert an be- unterstützt grenzüberschreitende oder gänzlich im Ausland kannte und unbekannte Ereignisse der Geschichte der Tei- angesiedelte Vorhaben nur auf Antrag und in Trägerschaft lung sowie der kommunistischen Diktaturen in der DDR inländischer Einrichtungen. Im Jahr 2007 waren acht Pro- und in Mittelosteuropa. Mit Workshops und Kolloquien jekte dem Förderbereich Internationale Zusammenarbeit sowie speziellen Weiterbildungsveranstaltungen sorgt sie zuzurechnen, die ein Fördervolumen von 135 Tsd. Euro für Wissenstransfer, Kommunikation und Beratung. Die in Anspruch nahmen. ◀ Bundesstiftung Aufarbeitung kann für das Jahr 2007 nicht nur auf eine große Zahl von eigenen oder von ihr mitge- 2.4.2 EIGENTÄTIGKEIT tragenen Veranstaltungen verweisen, sondern auch auf ei- ne Reihe von Publikationen zu den unterschiedlichsten Die Bundesstiftung Aufarbeitung hat im Verlauf des Jahres Themen und Bereichen. 2007 zu mehr als 60 Abendveranstaltungen, Weiterbildun- gen, Workshops, Kolloquien, Tagungen und Exkursionen Zu den kontinuierlichen Aufgaben der Bundesstiftung eingeladen. Diese fanden in der Mehrzahl in Berlin statt. Aufarbeitung zählt der Ausbau ihres Bereichs Archiv – Die Bundesstiftung ist allerdings bestrebt, verstärkt auch Bibliothek – Dokumentation, der für die Stiftungsarbeit mit Veranstaltungen außerhalb und insbesondere nach innen wie nach außen Dienstleistungen erbringt und in Westdeutschland präsent zu sein. Wie in den vorausge- durch die Sicherung und Bereitstellung von Informationen gangenen Jahren kooperierte sie bei ihrer Veranstaltungs- zur Auseinandersetzung mit der kommunistischen Dikta- tätigkeit mit zahlreichen Institutionen. 2007 zählten dazu tur in der SBZ/DDR und im europäischen Kontext große u.a. das Bundespräsidialamt, die Bundeszentrale und die Bedeutung besitzt. Im Archiv der Bundesstiftung Aufar- Landeszentralen für politische Bildung, die Bundes- und beitung werden insbesondere Materialien von Opposition 22 2. DIE BUNDESSTIFTUNG ZUR AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR

Aufstellung der Projekte nach Ost- und Westdeutschland Beantragte Mittel Bewilligte Mittel Westdeutschland 18 % Westdeutschland 15 %

Ostdeutschland 81 % (Ausland 1 %)Ostdeutschland 84 % (Ausland 1 %)

und Widerstand gegen die SED-Diktatur, sei es aus der wähnen. Darüber hinaus übernimmt der Archivbereich SBZ/DDR oder von außen, verwahrt. Das Archiv nimmt der Bundesstiftung umfängliche Beratungsaufgaben, ins- grundsätzlich alle Dokumente und Materialien auf, die da- besondere für die Archive der DDR-Opposition, die seit zu geeignet sind, Herrschaft und Alltag der SED-Diktatur den 1990er Jahren bei zeitgeschichtlichen Vereinigungen und der deutschen Teilung und ihre Folgen zu rekapitulie- und Aufarbeitungsinitiativen entstanden sind. Mit dieser ren. Es verfügt aber ebenso über Bestände, die den Prozess Doppelfunktion hat sich das Archiv der Bundesstiftung der Auseinandersetzung mit der Diktatur in der SBZ/DDR Aufarbeitung mittlerweile als Schnittstelle zwischen den seit 1990 dokumentieren. Hier sind insbesondere die Un- sogenannten unabhängigen Oppositionsarchiven und dem terlagen der beiden Enquete-Kommissionen des Deutschen öffentlichen Archivwesen etabliert. Ein zentraler Grund- Bundestages zur Auseinandersetzung mit Ursachen, Ge- satz der Archivarbeit ist dabei, Konkurrenzsituationen in schichte und Folgen der Diktatur in SBZ und DDR zu er- die eine wie in die andere Richtung zu vermeiden. 23

Eine weitere kontinuierlichen Aufgabe der Bundesstif- stiftung vereinbart worden, dass diese nach Sanierung des tung Aufarbeitung ist die Betreuung und der Ausbau ihrer sogenannten »Hauses der Demokratie« ihren Sitz in der Website. Seitdem der Internetauftritt Ende 2006 barriere- Friedrichstraße 169–170 nehmen würde. Der Beamten- frei gestaltet wurde, bietet sie dort ein breites und stetig er- bund hatte zuvor das repräsentativ gelegene, jedoch bau- weitertes Informationsangebot. Mittels ihrer umfangrei- lich marode Gebäude gekauft, in dem bis 1989 die SED- chen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit stellt die Bundesstif- Kreisleitung Mitte ihren Sitz hatte und das während der tung (nicht nur) für Journalistinnen und Journalisten viel- friedlichen Revolution den Bürgerrechtsgruppen und neu fältige Informationen bereit, etwa in ihrem zweimonatlich gegründeten politischen Initiativen zur Verfügung gestellt erscheinenden »Historischen Kalenderdienst«. Sie unter- worden war. Diese Gruppen zogen 1999 in die Greifswalder stützt zudem die Pressearbeit ihrer Antragstellerinnen und Straße 4 um, in das neue »Haus der Demokratie und Men- Antragsteller und trägt zur öffentlichen Wahrnehmung von schenrechte«. Als der Beamtenbund die Sanierung abge- deren Projektergebnissen bei. ◀ schlossen hatte und der Bundesstiftung Aufarbeitung die Möglichkeit des Umzugs avisierte, wurde deutlich, dass die vereinbarte Bürofläche insbesondere für die Einrichtung 2.5 KONTINUITÄT UND NEUANFANG – von Archiv und Bibliothek nicht ausreichen würde. Vor DER UMZUG IN DIE KRONENSTRASSE diesem Hintergrund verzichtete die Bundesstiftung auf die- se Option. Auch unter den in Bundesbesitz befindlichen Als am 1. November 1998 die ersten sechs Mitarbeiterin- Immobilien fand sich kein geeignetes Objekt. Im Jahr 2007 nen und Mitarbeiter der Bundesstiftung Aufarbeitung in war die Suche nach einem neuen Standort endlich von Er- der Otto-Braun-Straße 70–72 ihre Arbeit aufnahmen, gal- folg gekrönt. Mit Unterstützung des Beauftragten der Bun- ten die Büros im Gebäude der Bundesbeauftragten für die desregierung für Kultur und Medien, der Bundesimmobi- Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen lienagentur und des Bundesfinanzministeriums konnte im DDR im Plattenbau der vormaligen Staatlichen Zentral- Sommer 2007 der Mietvertrag für ein überaus geeignetes verwaltung für Statistik der DDR als Provisorium. Mit dem funktionales Bürogebäude in der Kronenstraße unterschrie- Deutschen Beamtenbund war bei Gründung der Bundes- ben werden.

Alter Standort Otto-Braun-Straße 70 – 72 Neuer Standort Kronenstraße 5 24 2. DIE BUNDESSTIFTUNG ZUR AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR

Am Mittwoch, dem 31. Oktober, um 12 Uhr wurde in stiftung zusätzlich zu ihren normalen Arbeitsaufgaben mit der Otto-Braun-Straße der zentrale Server, das »elektroni- Beschlag belegt hatte. Auch wenn bis zum Neujahrsempfang sche Hirn« der Bundesstiftung Aufarbeitung herunterge- der Bundesstiftung Aufarbeitung am 16. Januar 2008, der fahren und damit der reguläre Arbeitsbetrieb vor Ort de offiziellen Eröffnung des neuen Standorts, noch überall im facto eingestellt. Ab Donnerstagmorgen rollten die Um- Haus geschraubt, gebohrt und montiert wurde, war der ei- zugswagen Richtung Kronenstraße. Am Freitagmorgen, gentliche Geschäftsbetrieb tatsächlich für nicht einmal zwei dem 2. November, begannen die Mitarbeiterinnen und Tage unterbrochen. Seit dem Jahreswechsel 2007/2008 ver- Mitarbeiter ihre Büros einzurichten und ihre Arbeit wie- fügt die Bundesstiftung Aufarbeitung nunmehr nicht nur der aufzunehmen. Nur bis die Bibliothek und das Archiv über ansprechende Büroräume sowie eine nutzerfreund- vollständig umgezogen waren, sollten noch zwei Wochen liche Bibliothek mit Freihandaufstellung, sondern auch vergehen. Hinter diesen dürren Zeilen verbirgt sich ein über einen eigenen Veranstaltungssaal für Diskussionen großer logistischer Aufwand, der seit dem Frühsommer und Filmvorführungen aller Art. ◀ 2007 viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundes-

Archangelsk 8 Moskau Berlin 8 Potsdam Seoul 8

Wittenberg Leipzig Bautzen Bochum Görlitz Weimar Köln Siegen Kreisau Bonn 8

Frankfurt/Main Prag Mannheim Heidelberg

Stuttgart Budapest 8 Istanbul 8 Tutzing

Veranstaltungsorte der Bundesstiftung Aufarbeitung 2007 3. ERINNERUNG UND AUFARBEITUNG ALS AUFTRAG – SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT IM JAHR 2007

Der Blick in die Vergangenheit wird nicht selten von der Ma- gie runder Zahlen gelenkt. Auch 2007 fanden historische Er- eignisse und Themen, die mit Jahrestagen verbunden waren, in den Medien und der Öffentlichkeit verstärkte Aufmerksam- keit. So jährte sich die Oktoberrevolution zum 90. Mal, 75 Jahre lagen seit dem von Stalin verantworteten »Holodomor« in der Ukraine, 70 Jahre seit den großen »Säuberungen« in der Sowjetunion zurück. Sechs Jahrzehnte waren seit dem Bruch der Anti-Hitler-Koalition vergangen, der in den Kalten Krieg und den Aufbau der Diktatur in der SBZ/DDR mündete. 2007 war es ein halbes Jahrhundert her, dass für viele Jahre seine letzten tatsächlichen und potenziellen Widersacher in der SED ausschalten konnte. 30 Jahre waren seit der Veröffentlichung der Charta 77 vergangen, mit der tschechoslowakische Dissidenten das Prager Regime heraus- forderten. Ein Vierteljahrhundert lagen die großen Friedens- demonstrationen im Westen zurück, mit denen viele Menschen ihre Angst angesichts eines neuerlichen atomaren Rüstungs- wettlaufs zum Ausdruck brachten und ein Ende des Kalten Kriegs forderten. Erst 20 Jahre waren vergangen, seit von in Bonn als Staatsgast empfangen worden war, während die SPD mit der SED ein gemeinsa- mes Papier zum Streit der Ideologien veröffentlichte und die Staatsmacht in Ost-Berlin in den Räumen der Zionsgemeinde viele Mitglieder der DDR-Bürgerrechtsbewegung verhaftete. 15 Jahre lang konnte sich schließlich das Gesetz bewähren, auf dessen Grundlage ab Januar 1992 die Einsicht in die - Unterlagen erfolgte. 26 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Viele dieser Ereignisse griff die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Verlauf des Jahres 2007 direkt oder indirekt in ihrer Arbeit auf. Mit ihren Veran- staltungen und Publikationen, aber vor allem auch im Rahmen ihrer Projektförderung trug sie wesentlich dazu bei, dass die Geschichte der kommunistischen Diktatu- ren, insbesondere aber die Diktatur der SED und deren Opfer nicht verdrängt werden oder in Vergessenheit ge- raten konnten. Das vorliegende Hauptkapitel des Tätig- keitsberichts 2007 fasst das vielfältige Engagement der Bundesstiftung Aufarbeitung thematisch zusammen. Da- bei wird nicht nach eigenen oder geförderten Projekten, Publikationen oder Veranstaltungen unterschieden. Da- mit unterstreicht die Bundesstiftung ihre Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit den kommunistischen Diktaturen und der deutschen und europäischen Teilung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die nur gemein- sam, auf Grundlage des antitotalitären Konsenses erfolg- reich verwirklicht werden kann. ◀

3.1 BEITRÄGE ZUR ERINNERUNGSKULTUR

Auch wenn Wortmeldungen von Politikern und Persön- lichkeiten des öffentlichen Lebens aus Anlass von Jahres- Mahnmal für die Opfer des »Holodomor« in der Ukraine 1932 – 33, Kiew tagen, die mit der SED-Diktatur verbunden sind, etwas anderes suggerieren: Der SED-Staat und die deutsche Tei- lung haben ihren Ort in der gesamtdeutschen Erinnerungs- dass die Verbrechen des Nationalsozialismus »nicht durch kultur noch nicht gefunden. Erst nach und nach setzt sich Auseinandersetzung mit dem Geschehen der Nachkriegszeit die Überzeugung durch, dass die SED-Diktatur nicht als relativiert, das Unrecht der Nachkriegszeit nicht mit dem Regionalgeschichte nur in Ostdeutschland erinnert wer- Hinweis auf die NS-Zeit bagatellisiert werden« dürfe. Tat- den kann, sondern dass sie Teil der gesamtdeutschen Ge- sächlich stehen Lehrer, politische Bildner und Kommen- schichte im 20. Jahrhundert ist. Der Umstand, dass viele tatoren des Zeitgeschehens noch immer vor der letztlich Heranwachsende die Schulen verlassen, ohne mit der DDR- bislang ungelösten Herausforderung, wie die Geschichte Geschichte adäquat oder gar überhaupt im Unterricht kon- der Diktaturen im Deutschland und Europa des 20. Jahr- frontiert worden zu sein, die Tendenz zur Trivialisierung hunderts erinnert werden kann, ohne dass Unterschiede der SED-Herrschaft in der Alltagskultur, nicht selten haar- oder aber Gemeinsamkeiten negiert werden. Es ist Jahr für sträubende Vergleiche zwischen den Verhältnissen in der Jahr eine Herausforderung für Lehrerinnen und Lehrer, DDR mit aktuellen Entwicklungen im öffentlichen Dis- lehrplangemäß zunächst die Geschichte des Nationalso- kurs – all dies sind Anzeichen für die anhaltende Unsicher- zialismus mit seinen Massenverbrechen und dem von ihm heit, wie an die SED-Diktatur und insbesondere an ihre verantworteten II. Weltkrieg zu vermitteln, um danach Opfer zu erinnern sei. Nicht selten kommt es zu einer fa- deutlich zu machen, auf welche Weise Demokratie und talen Konkurrenz der Vergangenheiten, vor der doch die Freiheit nach 1945 im Osten Deutschlands für Jahrzehnte Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages bereits aufs Neue verwehrt wurden. Denn so wenig die Diktatur in den 1990er Jahren eindringlich gewarnt hat, als sie mit der SED mit der der Nationalsozialisten im Ausmaß der den Worten von Prof. Dr. Bernd Faulenbach dazu aufrief, Verbrechen auch nur im Ansatz gleichgesetzt werden darf, 27

Konferenz in Heidelberg »Diktaturüberwindung und Zivilgesellschaft in Europa« mit Julie Trappe, Cordia Baumann, Birgit Hofmann, Katrin Hammerstein, Katja Wezel und Regina Fritz

so wenig dürfen die Hunderttausenden politischen Häft- linge der SBZ/DDR, die zerstörten Lebensentwürfe, die Toten des Grenzregimes oder die Abriegelung der DDR nach Westen unter Verweis auf den Holocaust bagatelli- Auf dem Podium Professor Harald Welzer, Rüdiger Sielaff, Professor Stefan Troebst und Professor Bernd Faulenbach siert werden. Dabei muss die Auseinandersetzung mit der zweiten Diktatur in Deutschland deren Entstehungs- und Wirkungszusammenhänge mit dem sowjetisch beherrsch- ten Imperium im Osten Europas berücksichtigen.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dikta- tur sieht es als eine ihrer Aufgaben an, auf internationalen Tagungen und Konferenzen einen Raum zu bieten, in dem sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, po- litische Bildner und Experten von Gedenkstätten und Museen über ihre Erfahrungen und neue Ansätze bei der Auseinandersetzung mit den diktatorischen Vergangen- heiten austauschen und miteinander diskutieren können. Hier sind u.a. solche Foren wie das Internationale Gedenk- stättentreffen in Kreisau oder die Tagungen mit der Arbeits- Dr. Martina Weyrauch, Professor Alfons Kenkmann und der sächsische Landesbeauftragte Michael Beleites 28 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

gemeinschaft SED-Gedenkstätten oder zur Gedenkstät- tenarbeit in Berlin zu nennen. Wie kontrovers und politi- siert die Aufarbeitung von Diktaturvergangenheiten in ganz Europa diskutiert wird, wie sich in Europa gleichzeitig so etwas wie europäische Standards des Vergangenheitsdis- kurses herausbilden und welche Chancen und Risiken da- mit verbunden sind, zeigte sich bei einer viel beachteten Konferenz, die das von Prof. Dr. Edgar Wolfrum geleitete Graduiertenkolleg zur Zeitgeschichte »Diktaturüberwin- dung und Zivilgesellschaft in Europa« des Historischen Se- minars/ZEGK der Universität Heidelberg in Verbindung mit der Bundesstiftung Aufarbeitung vom 20. bis 23. Sep- tember 2007 in Heidelberg ausrichtete. 2008 sollen die Bei- träge der Tagung in einem Sammelband veröffentlicht wer- den. ◀

3.1.1 AN DIE SED-DIKTATUR, IHRE OPFER UND OPPOSITION UND WIDERSTAND IM ÖFFENTLICHEN RAUM ERINNERN

Die Markierung historischer Orte der Repression und Op- position, Straßenumbenennungen und Denkmale tragen wesentlich dazu bei, die Erinnerung an die zweite Diktatur in Deutschland und deren Überwindung wachzuhalten, und geben Anstoß, sich mit Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzusetzen. Oft ist dabei der Diskussionsprozess, Einweihung der Gedenktafel »Berliner Geschichtsmeile« vor dem Haus Torstraße 1 der einer Denkmalsetzung oder Straßenumbenennung vo- mit Rainer Eppelmann und Kulturstaatssekretär André Schmitz rausgeht, für die gesellschaftliche Selbstverständigung über das Thema ebenso wichtig wie das spätere Denkmal, die Im Juni konnte die zweite, umfassend erweiterte Auflage Straße oder der Platz, die fortan an die friedliche Revolu- der Publikation »Orte des Erinnerns« präsentiert werden, tion, an Bürgermut oder parteistaatliche Verfolgung erin- die Dr. Anna Kaminsky im Auftrag der Bundesstiftung nern. Aufarbeitung und der Bundeszentrale für politische Bildung im Ch. Links Verlag Berlin herausgegeben hat. Das Buch Am 18. April 2007 weihten der Berliner Kulturstaats- verzeichnet, übersichtlich nach Bundesländern sortiert, 618 sekretär André Schmitz und der Vorstandsvorsitzende der Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur Bundesstiftung Aufarbeitung, Rainer Eppelmann, vor dem in der SBZ und der DDR. Wer immer sich mit der Erinne- sogenannten »Haus der Einheit«, dem ehemaligen Kredit- rungskultur zur Geschichte der deutschen Teilung und der kaufhaus Jonas, an der Torstraße in Berlin eine gläserne SED-Diktatur beschäftigt, findet in diesem Band nicht nur Stele ein, die über die Geschichte des Hauses informiert. eine ausführliche Beschreibung der Gedenkzeichen und Der mächtige Bau an der Ecke Prenzlauer Allee war nach -orte sowie der damit verbundenen historischen Sachver- der »Arisierung« durch die Nationalsozialisten Sitz des halte, sondern erhält auch Auskunft über die nicht selten »Reichsjugendführers der NSDAP«. 1946 wurde er zum kontroversen Debatten, die die Zeichensetzung vor Ort ersten Sitz der SED-Parteiführung und damit Machtzent- begleiteten. Mit Hilfe der Bundesstiftung erschien darüber rum der frühen DDR. Bis 1990 residierte hier schließlich hinaus in einer Schriftenreihe des Berliner Stadtwandel das »Institut für Marxismus-Leninismus«. Verlags eine gut handhabbare Broschüre zu Orten der SED- Diktatur in Berlin. 29

Die Bundesstiftung Aufarbeitung beschränkt sich je- Vision, die den Europaabgeordneten von Bündnis90/Die doch nicht darauf, öffentliches Gedenken in Form von Grünen seit einiger Zeit umtreibt. Von der Barentssee im Museen, Erinnerungsorten und -zeichen zu dokumentieren Norden bis zum Schwarzen Meer an der bulgarisch-türki- oder Ausstellungen zu fördern. Sie versucht auch, im Rah- schen Küste im Süden soll 2009 der Iron Curtain Trail dazu men ihrer Projektförderung und mit ihren eigenen Vorha- einladen, den Verlauf des Eisernen Vorhangs, der sich mit ben Angebote zu schaffen, sich im Alltag mit der Geschich- den – zumeist – friedlichen Revolutionen des Jahres 1989 te der deutschen Teilung und der SED-Diktatur sowie für immer gehoben hat, im Wortsinn zu erfahren – ein Pro- insbesondere ihrer Überwindung auseinanderzusetzen. jekt, für das sich die Bundesstiftung Aufarbeitung ebenfalls »Geschichte erfahren« – auf einen kürzeren und besseren engagiert. Nenner kann das von Michael Cramer erarbeitete und 2007 mit Unterstützung der Bundesstiftung veröffentlichte Als Beitrag zur Ausgestaltung der gesamtdeutschen Er- Radtourenbuch nicht gebracht werden. Es beschreibt den innerungskultur versteht die Bundesstiftung zur Aufarbei- »deutsch-deutschen Radweg«, der entlang der einstigen in- tung der SED-Diktatur auch ihren regelmäßig veranstalteten nerdeutschen Grenze von der Ostsee bis an die tschechische studentischen Wettbewerb. Als der Vorstand im Frühjahr Grenze verläuft. Der 1.400 Kilometer lange Radwanderweg 2006 beschloss, den alljährlichen künstlerischen Wettbe- ist in insgesamt 37 Etappen gegliedert, deren Anfang und werb »geschichts-codes« im Jahr 2007 Entwürfen für ein Ende nach Möglichkeit jeweils an einem Bahnhof liegen. Denkmal für Freiheit und Einheit zu widmen, vermochte Das Buch ist ein Zwischenschritt zur Verwirklichung einer man noch nicht abzusehen, welche Dynamik dieses Thema 30 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

3. Platz des Stiftungswettbewerbs »geschichts-codes« 2007, Norman Schmidt 3. Platz des Stiftungswettbewerbs »geschichts-codes« 2007, Jan Blatt

alsbald entwickeln würde. Im Kontext ihrer Vorbereitungen gereicht. Mit Gabriele Basch, Ulrike Poppe, Prof. Dr. Peter zu den 20. Jahrestagen der friedlichen Revolution und der Brandt, Prof. Dr. Heinz-Jürgen Kristahn und Christoph deutschen Einheit verband die Bundesstiftung Aufarbei- Links konnte die Bundesstiftung exzellente Juroren ge- tung damals die Hoffnung, zu diesen Jubiläen endlich ein winnen. Als der Zeitpunkt der Preisverleihung schließ- Denkmal zu realisieren, das in Berlin an die Freiheitsbe- lich auf den 5. November 2007 terminiert war, überschlug wegung erinnern sollte, die 1989 über die SED-Diktatur sich die Entwicklung. Eine interfraktionelle Initiative setzte triumphierte und den Weg zur deutschen Einheit ebnete. für den 9. November 2007 eine Bundestagsdebatte an, die Eine entsprechende parteiübergreifende Initiative war im mit einer Entschließung enden sollte, die die Bundesregie- Deutschen Bundestag im Jahr 2000 vorerst gescheitert. Die rung aufforderte, dafür Sorge zu tragen, dass 2009 ein Denk- bevorstehenden Jahrestage, so das Kalkül, sollten einem mal für »Freiheit und Einheit« in Berlin errichtet sein wird. neuerlichen Anlauf mehr Widerhall verschaffen. Parallel In dieser Konstellation lieferte die Bundesstiftung Aufarbei- dazu nahm sich die Deutsche Gesellschaft e.V. dieses Ziels tung am 5. November 2007 mit der Preisverleihung in der an. Der künstlerische Wettbewerb des Jahres 2007, der un- Nikolaikirche die Bilder zur Idee. Die Bundesstiftung war ter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Dr. bei der Preisverleihung prominent mit zahlreichen Vertretern stand, wurde deshalb auch in Verbindung ihrer Gremien vertreten. So nahmen neben den Vorsitzen- mit der Deutschen Gesellschaft ausgeschrieben, in deren den von Rat und Vorstand auch Dr. Hermann Rudolph Reihen sich namhafte Persönlichkeiten des öffent lichen Le- und Doris Liebermann sowie Ulrike Poppe, die gleichzeitig bens finden. Fast 60 Entwürfe wurden bei der Bundesstif- Mitglied der Jury war, und Hartmut Büttner teil. Während tung bis zum Stichtag des Wettbewerbs am 31. Juli 2007 ein- der sehr gut besuchten Veranstaltung bekräftigten der 31

1. Platz des Stiftungswettbewerbs »geschichts-codes« 2007, Bernadette Boebel 32 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Schirmherr des Wettbewerbs, Dr. Norbert Lammert und beigetragen, einer Debatte Gestalt zu geben, die mit dem Wolfgang Tiefensee, der für die Angelegenheiten der neuen Bundestagsbeschluss noch längst nicht abgeschlossen ist. Länder zuständige Minister, vor laufenden Kameras die Die Debatte wurde begleitet von der Auseinandersetzung Notwendigkeit eines solchen Denkmals. Die Entwürfe der um den Standort für das Denkmal in Berlin und/oder in Studierenden fanden bundesweit die wohlwollende Auf- Leipzig. merksamkeit der Medien. Als die Bundestagsabgeordneten vier Tage später im Plenum zusammenkamen, um über Wie jedes Jahr hat die Bundesstiftung die besten Ein- den Antrag auf Errichtung eines solchen Denkmals zu ent- sendungen zu einer Wanderausstellung zusammengefügt, scheiden, war ihnen von der Bundesstiftung Aufarbeitung die seit Januar 2008 bundesweit und international gezeigt bereits eine Broschüre mit den Wettbewerbsergebnissen wird. Der Beauftragte für Kultur und Medien, Bernd übermittelt worden. Selbstverständlich war die Freude in Neumann, äußerte auf dem Neujahrsempfang der Bundes- der Bundesstiftung groß, als sich die Volksvertreter nach stiftung Aufarbeitung am 16. Januar 2008 die Hoffnung, ausführlicher Debatte schließlich mit großer Mehrheit für dass ein Weg gefunden wird, die Preisträger von »geschichts- die Errichtung eines solchen Denkmals aussprachen. Auch codes 2007« am Realisierungswettbewerb für das künftige wenn die Bundesstiftung Aufarbeitung nie den Anspruch Denkmal zu beteiligen. formuliert hat, dass die Ideen der Studierenden einen in- ternationalen künstlerischen Wettbewerb vorwegnehmen Dass die Bundesstiftung Aufarbeitung mit ihrem 2003 könnten, so haben diese Entwürfe doch wesentlich dazu etablierten jährlichen Plakatwettbewerb und den daraus re-

Preisverleihung des Stiftungswettbewerbs »geschichts-codes« mit Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee 33

Die Preisträger Jan Blatt, Ronny Schmidt, Christoph Knoth, Norman Schmidt, Vorstandsvorsitzender Rainer Eppelmann, Bundesminister Wolfgang Tiefensee, Preisträgerin Bernadette Böbel, Ratsvorsitzender Markus Meckel und Professor Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages

3. Platz des Stiftungswettbewerbs »geschichts-codes« 2007, Ronny Schmidt und Christoph Knoth 34 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

sultierenden Wanderausstellungen großen Widerhall er- fährt, bestätigte sich, als ihr im Juli 2007 die Ehre zuteil wurde, dass Bundeskanzlerin gemeinsam mit der Bundesstiftung im Kanzleramt die aus dem Plakat- wettbewerb 2006 hervorgegangene Ausstellung »grenzen- los!« eröffnete. Anlässlich des 35. Jahrestags des Mauerbaus hatten Studentinnen und Studenten von Hochschulen der Bundesrepublik Plakate gestaltet, die das Thema bildkünst- lerisch umsetzten. Die Ausstellung mit rund 20 Plakaten wurde wegen des großen Erfolgs über das eigentlich vorge- sehene Ende der Ausstellung zum Ausklang des Jahres 2007 hinaus im Kanzleramt verlängert. ◀

3.1.2 DIE GESCHICHTE VON DIKTATUR UND TEILUNG MUSEALISIEREN, AUSSTELLEN UND ZUR DISKUSSION STELLEN

Gedenkstätten, zeithistorische Museen und Ausstellungen verzeichnen seit einigen Jahren steigende Besucherzahlen. Dies gilt auch für historische Orte und Expositionen, die sich der Geschichte der Diktatur in Ostdeutschland und der deutschen Teilung widmen. Im Herbst 2007 eröffnete beispielsweise das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig seine grundlegend überarbeitete Dauerausstellung und konnte im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der Besucherzah- len um 10.000 auf rund 175.000 verzeichnen. Mit über 180 Veranstaltungen mit 11.000 Teilnehmern zählt das Forum zweifellos zu den produktivsten Institutionen der Ausein- andersetzung mit der SED-Diktatur. Aber auch weitere Ein- richtungen wie beispielsweise die Gedenkstätte Museum Eröffnung der Ausstellung »geschichts-codes« im Bundeskanzleramt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in der »Runden Ecke« Leipzig, die Gedenkstätten Norman- und dem Vorstandsvorsitzenden Rainer Eppelmann nenstraße und Berliner Mauer in der Bernauer Straße kön- nen auf steigende Besucherzahlen verweisen.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur trug mit der Förderung zahlreicher Museums- und Ge- denkstätten- sowie temporärer Ausstellungsprojekte dazu bei, dass das »Licht der Aufklärung« über die deutsche Tei- lung und die SED-Diktatur 2007 auch jenseits der etablier- ten Museumslandschaft leuchtete. Gemeinsam mit dem Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Berlin leistete die Bundesstiftung Aufarbeitung auch 2007 ihren Beitrag, um die Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße in Berlin- auch weiterhin in die Lage zu verset- zen, die im Originalzustand erhaltenen Dienst- und Ar- Dr. Sabine Roß mit Dr. Angela Merkel und Verleger Christoph Links beitsräume Erich Mielkes sowie eine Ausstellung zur Tä- 35

tigkeit der Staatssicherheit, zu unterschiedlichen Aspek- ten des politischen Systems und zu Widerstand und Op- position in der DDR der Öffentlichkeit zugänglich zu ma- chen. Der Blick auf die innerdeutschen Grenze ist Thema der großen Ausstellung »Unüberwindlich? Die innerdeut- sche Grenze und ihre Wahrnehmung«, deren Erarbeitung die Bundesstiftung 2007 gefördert hat und die am 6. Dezem- ber 2007 in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn eröffnet wurde. Das Grenzlandmuseum »Point Alpha« er- arbeitete 2007 das Ausstellungsvorhaben »Wo ein Wille, da ein Weg«. Einen Einblick in die Bandbreite der von der Bundesstiftung Aufarbeitung 2007 geförderten Ausstel- lungsprojekte geben auch die Dauerausstellung zur Ge- schichte des »Städtchens« am Pankower Majakowskiring vom Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. Potsdam, Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn wo vor dem Umzug nach Wandlitz die SED-Führungsriege wohnte, und des Schlosses Schönhausen in Berlin, zunächst Amtssitz des DDR-Staatspräsidenten, später Gästehaus der Regierung und Tagungsort des »Zentralen Runden Tisches«, eine Exposition zum 50. Jahrestag des Sputnikschocks vom Trägerverein des Instituts für Umwelt- und Zukunftsfor- schung e.V., die in Bochum gezeigt wurde, eine Schau in Leipzig zur Geschichte der Hip-Hop-Bewegung in der DDR, die viele Jugendliche erreichte, ebenfalls in Leipzig die Aus- stellung zum Umgang mit der sozialistischen »Baukunst« nach 1989, die Ausstellung »Doppelpässe« zur deutsch- deutschen Fußballgeschichte und das beim Bürgerkomitee angesiedelte Ausstellungsprojekt zur Filmclub- bewegung der DDR, die Schau des Martin-Luther-King- Zentrums in Werdau zur Auseinandersetzung des SED- Regimes mit der unabhängigen Friedensbewegung, die von Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße, Haus Normannenstraße 1, Doktoranden aus sechs Ländern erarbeitete Exposition zum ehemaliges Büro von Wandel der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Mu- seen in Mittel- und Osteuropa vor und nach dem Fall des tung Aufarbeitung erarbeitete, im April im Roten Rathaus Eisernen Vorhangs, die Dokumentation der Friedenswerk- vorstellte und schließlich noch an anderen Orten zeigte. statt Berlin durch die Robert-Havemann-Gesellschaft so- Hier wurde deutlich gemacht, dass auch der Osten Deutsch- wie die beeindruckende Fotoausstellung »Grüße aus der lands Teil des nationalsozialistischen »Täterlandes« gewe- DDR« vom Institut für neue Medien Freie Bildungsgesell- sen ist und sich die DDR mit dessen Erbe hätte auseinan- schaft Rostock mit Bildern von Siegfried Wittenburg, die dersetzen müssen. Der SED-Staat jedoch hatte seine Bür- seit Februar 2008 an vielen Orten in Deutschland einen ger pauschal zu einem Volk von Antifaschisten erklärt und Eindruck vom Alltag der DDR vermitteln. den Holocaust lange zugunsten einer realitätsfernen Hel- denerzählung über kommunistischen Widerstand nach- Welche Kontroversen durch solche Projekte ausgelöst rangig behandelt. So fand auch in den Familien sowie auf werden können, zeigte die Ausstellung »,Das hat’s bei uns lokaler Ebene keine Auseinandersetzung mit der Vergan- nicht gegeben’ – Antisemitismus in der DDR«, die die genheit statt, die nach persönlicher Verantwortung fragte. Amadeu-Antonio-Stiftung mit Förderung der Bundesstif- Für die Ausstellung recherchierten 76 Jugendliche in acht 36 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

oben: Roger Loewig: Weite, leere Straße (1961); rechts: Roger Loewig: Ecce homo I. (1957)

ostdeutschen Städten und trugen beredte Beispiele für die sehen werden. Im Werk Loewigs, der zunächst in der SBZ/ Fortdauer antisemitischer Einstellungen in der DDR-Gesell- DDR und nach dem Freikauf durch die Bundesrepublik im schaft zusammen. Westteil Deutschlands lebte, schlugen sich Lebenserfah- rung und Reibung an den verschiedenen politischen Sys- Eine enge Zusammenarbeit hat sich seit Ende der neun- temen nieder, denen der Künstler eine engagiert humani- ziger Jahre zwischen der Roger Loewig Gesellschaft und der täre Haltung entgegensetzte. Mithilfe der Bundesstiftung Bundesstiftung Aufarbeitung entwickelt. Roger Loewig Aufarbeitung konnte die Gesellschaft, die sich engagiert der (1930–1997) war Maler, Zeichner und Schriftsteller. Seine Pflege und Bewahrung von Roger Loewigs Werk widmet, in Biografie mit ihren tiefen Einschnitten und Wendungen den letzten zehn Jahren den Nachlass des Künstlers erschlie- wurde von der deutschen Geschichte in Ost und West ge- ßen sowie verschiedene Ausstellungen und Publikationen prägt und kann als exemplarisch für die vielschichtige His- realisieren. Gefördert durch die Bundesstiftung bereitete torie dieses Landes in ihrer Spannbreite vom Nationalso- die Roger Loewig Gesellschaft 2007 eine Dauerausstellung zialismus über die Teilung bis zur Wiedervereinigung ge- vor, die in einem Haus des Künstlers im brandenburgischen 37 38 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Belzig eröffnet werden soll. Aus Anlass seines zehnten To- 3.1.3 EIN OSCAR FÜR DIE AUFARBEITUNG – destages lud die Gesellschaft gemeinsam mit der Bundes- FILM ALS MEDIUM DER DIKTATURAUSEIN- stiftung Aufarbeitung im November zu einer Lesung in ANDERSETZUNG die Akademie der Künste im Hanseatenweg in Berlin. Der bildkünstlerische Nachlass von Loewig befindet sich »Ein Oscar für die Aufarbeitung« – so war die Pressemit- übrigens als Dauerleihgabe im Archiv der Bundesstiftung. teilung überschrieben, mit der Rainer Eppelmann am 26. Februar 2007 die Verleihung des renommiertesten Film- Die Bundesstiftung Aufarbeitung fördert nicht nur preises an das Stasi-Drama »Das Leben der Anderen« kom- Ausstellungsvorhaben von Museen und Gedenkstätten, mentierte. Er gab in diesem Zusammenhang seiner Hoff- sondern auch wichtige Grundlagen- und auch Öffentlich- nung Ausdruck, dass der Film von Florian Henckel von keitsarbeit, die angesichts ihrer knappen Budgets von diesen Donnersmarck dazu beitragen werde, dass die Themen Institutionen sonst häufig nicht geleistet werden kann. So SED-Diktatur und Stasi weltweit in den Kinosälen zum förderte sie 2007 bei der Gedenkstätte Amthordurchgang Nachdenken anregen. Tatsächlich löste der Preis nicht nur in Gera eine Befragung von Zeitzeugen zum Thema »Um- in Deutschland einen Besucherandrang in den Kinos aus, weltzerstörung im Kontext des Uranabbaus in der Wismut« er sorgte auch international für bis dahin nicht gekannte sowie eine zugehörige Begleitveranstaltung im Rahmen der Aufmerksamkeit für die Geschichte der SED-Diktatur. Bundesgartenschau, die 2007 in den Städten Gera und Fachkundige Kritiker bemängelten, dass es den Typus des Ronneburg zu Gast war. ◀ hochrangigen Stasioffiziers, der sich in seiner Arbeit »vom Saulus zum Paulus« wandelt, in der Realität wohl nie ge- geben hat, – es muss wohl nüchtern konstatiert werden,

Ulrich Mühe auf der Demonstration am 4. November 1989 auf dem Berliner , rechts: Johanna Schall 39

dass die künstlerische Freiheit, die sich an der Logik und zu geben. 2007 förderte die Bundesstiftung die Produktion den Bedürfnissen Hollywoods und damit der Mehrheit der von sechs Dokumentationen. Damit stieg die Gesamtzahl Kinobesucher orientierte, die Voraussetzung für den Er- der seit 1998 geförderten Filme auf über 45 an. Zu den Pro- folg des Films war. duktionen des Jahres 2007 zählte ein Film zur Spiegelaffäre von der Filmproduktion Hoferichter&Jacobs, des Jahres Bereits lange vor »Das Leben der Anderen« hat die 1978, die Dokumentation »Vom Hörsaal nach Workuta – Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur den Der Widerstand gegen die SED-Diktatur an den Universitä- Film als Medium der Aufarbeitung erkannt und gefördert. ten der SBZ und frühen DDR« von Fokus Geschichte e.V. Dieses Engagement bezog sich freilich nicht auf Spielfilm- Berlin sowie die filmische Rekonstruktion der Geschichte produktionen, wo sie mit ihren knappen Fördermitteln des »teuersten Flugblatts der Welt«, die die Geschichte ei- ohnehin keinen signifikanten Beitrag leisten könnte. Viel- nes Flugblatts von Studenten an der Humboldt-Universi- mehr konzentriert sich die Bundesstiftung Aufarbeitung tät und der darauf folgenden Stasiermittlung erzählt, deren auf die Förderung von Dokumentationen, die vor allem in Aufwand jedes Maß und jede Rationalität überschritt. »Das den dritten Fernsehprogrammen des öffentlich-rechtlichen braune Erbe – Antifaschismus in der DDR« von Armada- Rundfunks gezeigt werden. Mit Beträgen von 30 bis 50 Tsd. film und die Dokumentation »Der Mauersegler« von Film- Euro pro Film leistet sie eine Kofinanzierung, die nicht nur strom Media GmbH Berlin, die sich dem ungewöhnlichen für die Produktionsgesellschaften, sondern vor allem auch Bau und dem ebenso ungewöhnlichen Segeltörn einer Jacht für die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender oft ein zen- aus der DDR ins Mittelmeer widmet, seien hier ebenfalls trales Argument ist, einer Dokumentation zur Geschichte erwähnt. Die Dokumentarfilme, die in aller Regel nach und der SED-Diktatur gegenüber anderen Themen den Vorzug nach in mehreren dritten Programmen gezeigt werden, er- reichen jeweils mehrere Hunderttausend Fernsehzuschau- er. Die Bundesstiftung Aufarbeitung behält sich bei jeder Produktion das Recht vor, diese auch als DVD im Rahmen ihrer historisch-politischen Bildungsarbeit zu verbreiten. Mittlerweile kann sie auf eine Videothek von insgesamt 13 Dokumentationen zu höchst unterschiedlichen Themen verweisen. Die Neuerscheinungen des Jahres 2007 werden im Abschnitt zur schulischen Bildungsarbeit sowie im An- hang aufgeführt.

Die Bundesstiftung Aufarbeitung unterstützte im Jahr 2007 zudem mehrere Filmfestivals, die das Thema der kom- munistischen Diktaturen und deren Aufarbeitung fokus- sierte. So förderte sie auf dem Leipziger Dokfilmfestival ein Forum, in dessen Mittelpunkt die Aufarbeitung der 50- jährigen Geschichte des Internationalen Leipziger Festi- vals stand. Eine Filmreihe, die in Neubrandenburg und in Nürnberg gezeigt wurde, präsentierte mit Förderung durch die Bundesstiftung ihren Zuschauern Filmpaare aus Ost und West, die sich dem Zeitraum 1945–1953 widmeten. Auf dem Neisse-Filmfestival des Kunstbauerkino e.V. war schließlich die von der Bundesstiftung unterstützte Film- reihe zum Thema »Anpassung und Verweigerung« zu se- hen, die sich mit den kommunistischen Diktaturen in Polen, Tschechien und der DDR und deren Folgen auseinander- setzte. ◀ 40 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

zu erreichen. Ein wichtiges Instrument stellt dabei ihr Ta- schenkalender dar, der seit 2003 alljährlich erscheint und mit ihrem sinnfälligen Slogan »Erinnerung als Auftrag» ERINNERUNG ALS AUFTRAG 2008 betitelt ist. In einer Auflage von 3.500 Exemplaren wurde er auch 2007 wieder Politikern, Journalisten, Historikern, Mittlern der historisch-politischen Bildungsarbeit sowie zeithistorisch Interessierten als Begleiter durch das Jahr zur Verfügung gestellt. Das praktische Kalendarium weist Tag für Tag auf bekannte und unbekannte Ereignisse hin, die Zeugnis von den überwundenen Diktaturen, aber vor allem auch von Opposition gegen diese Regime ablegen und bei der Terminfindung in der Gegenwart zum Nachdenken an- regen. Die dem Kalender alljährlich vorangestellte Über- sicht über historische Ereignisse, die sich zum 50., 40., 30. oder 25. Mal jähren, ist ein von Journalisten und Veranstal- tungsplanern gleichermaßen geschätztes Informationsan- 3.1.4 PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT gebot. Es wird alle zwei Monate durch den »Historischen ALS BEITRAG ZUR AUSGESTALTUNG DER Kalenderdienst« der Bundesstiftung Aufarbeitung ergänzt, ERINNERUNGSKULTUR der per Fax und E-Mail in den Redaktionen, aber auch bei Institutionen der politischen Bildungsarbeit eingeht und Ausstellungen können noch so gut konzipiert, Erinnerungs- auf Jahrestage im Verlauf der folgenden Monate hinweist. orte noch so würdig gestaltet, Filme noch so informativ und anregend gedreht sein – ohne die Unterstützung der Medien Die Bundesstiftung Aufarbeitung hat sich 2007 weiter und der Multiplikatoren kann nur unzureichend öffentli- als Ansprechpartnerin für Medienanfragen aller Art etab- che Aufmerksamkeit für die Belange der Diktatur-Aufar- liert. Sie wurden von Dietrich Wolf Fenner, der in der Ge- beitung geweckt und wachgehalten werden. Die Bundes- schäftsstelle für Pressearbeit zuständig ist, beantwortet oder stiftung Aufarbeitung richtet aus diesem Grund besonde- intern, ggf. auch extern an kundige Stellen weitergeleitet. res Augenmerk darauf, Journalisten sowie Multiplikatoren 2007 konnte ein signifikanter Anstieg von Medienanfragen

Der Historische Kalenderdienst wird per Fax und Email versandt Pressefrühstück im Admiralspalast 41

verzeichnet werden, in denen die Bundesstiftung um Stel- lungnahmen zu aktuellen Themen angefragt wurde. Auch die insgesamt 70 Pressemitteilungen und -erklärungen, mit denen die Bundesstiftung 2007 auf die Medien zuging, stie- ßen auf zunehmendes Interesse, das sich in entsprechenden Erwähnungen, Meldungen und Berichten niederschlug. Mit einem Pressefrühstück informierte die Bundesstiftung Auf- arbeitung im Juni nicht nur über 20 namhafte Vertreter wichtiger Medien über ihre Planungen zum 20. Jahrestag der friedlichen Revolution, sondern erprobte zugleich ein für sie neues Format ihrer Medienarbeit. 2007 konnte im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nicht nur ein neu- es und attraktiv gestaltetes Gesamtverzeichnis aller Publi- kationen vorgelegt werden, die von der Bundesstiftung seit ihrer Gründung verantwortet wurden, sondern auch bereits im Sommer der Tätigkeitsbericht über die Arbeit im Jahr 2006, mit dem die Bundesstiftung im Sinne einer zeitnahen Demonstration der Opferverbände im Februar 2007 in Berlin Öffentlichkeitsarbeit von ihrer zweijährigen Berichtszeit Abschied nahm. Darüber hinaus erschien zu Beginn des ersten und zweiten Halbjahrs jeweils das Veranstaltungs- programm der Bundesstiftung Aufarbeitung für die kom- menden sechs Monate, das mit seinem Wandkalender zu- gleich den Adressaten einen besonderen Nutzwert bietet. ◀

3.2 AN SED-UNRECHT ERINNERN UND DAS GEDENKEN AN DIE OPFER BEWAHREN

Das Gedenken an die Opfer sowjetischer Besatzungswill- kür und der SED-Diktatur zu fördern und zu bewahren ist ein Auftrag, den der Deutsche Bundestag der Bundesstif- tung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 1998 mit auf den Günter Assmann (†) vor dem Gefängnis Görlitz Weg gegeben hat. Die Bundesstiftung leistet auf diesem Feld vielfältige Beiträge. 2007 flossen rund 472 Tsd. Euro Fördermittel in Projekte, die der Erinnerung an die Opfer der SED-Diktatur gewidmet und/oder von den zahlreichen Verbänden der Opfer der zweiten Diktatur ausgerichtet worden waren. Auch 2007 konnte die sogenannte Bera- tungsinitiative fortgeführt werden, mit der seit 2003 die Beratung von SED-Opfern bei Rehabilitierungs- und Ent- schädigungsanträgen durch die Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen mit jährlich rund 100.000 Euro unterstützt

Mahn- und Gedenkstätte Neubrandenburg – Fünf Eichen 42 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

wird. Diese Beratungstätigkeit erlangte 2007 neue Bedeu- ation von ehemaligen politischen Häftlingen der DDR, die tung, als der Deutsche Bundestag am 13. Juni 2007 die an der Universität Duisburg-Essen erarbeitet wird. Die Zahlung einer Sonderrente für Opfer der SED-Diktatur be- Universität Leipzig wertet gemeinsam mit der Dokumen- schloss, die in der SBZ/DDR sechs Monate und länger aus tationsstelle Widerstands- und Repressionsgeschichte in der politischen Gründen inhaftiert waren. Die Bundesstiftung NS-Zeit und der SBZ/DDR bei der Stiftung Sächsische Aufarbeitung hat gemeinsam mit vielen Verbänden und Gedenkstätten die Unterlagen von über 1.000 politisch Initiativen auf dieses Gesetz hingearbeitet, das – auch wenn Verfolgten aus der SBZ/DDR aus, um im Rahmen einer es wichtige Bereiche wie etwa die Einführung von Beweis- sozialmedizinischen Studie Aufschluss über Art und Häu- erleichterungen bezüglich des Nachweises von verfolgungs- figkeit von verfolgungsbedingten Gesundheitsschäden zu bedingten Gesundheitsschäden unberücksichtigt lässt – ein erhalten. wichtiges Signal war, um die Opfer der und Oppositionelle gegen die SED-Diktatur zu würdigen. Die Bundesstiftung Dem Selbstverständnis der Bundesstiftung, die Opfer Aufarbeitung brachte in den Gesetzgebungsprozess ihre der SED-Diktatur in ihrem Streben nach Rehabilitierung, Expertise ein, als sie im April 2007 Politiker und Fachrefe- Entschädigung und Anerkennung zu unterstützen, ent- renten zu einem Informationsgespräch zum Entwurf für ein spricht auch die Förderung des an der Universität Greifs- Drittes SED-Unrechtsbereinigungsgesetz einlud. wald angesiedelten Forschungsvorhabens »Stumme und sprechende Opfer. Politische Verfolgung in der DDR – Um eine bessere Beratungsgrundlage für Entschei- Häufigkeit, Typologie, psychosoziale Charakteristika und dungsträger in Verwaltung, Gesellschaft und Politik auf körperliche Gesundheit«. Das Projekt soll das psychiatrisch- diesem schwierigen Gebiet zur Verfügung zu stellen, finan- psychologische Profil der »stummen« Opfer herausarbei- ziert die Bundesstiftung Aufarbeitung auf dem Wege der ten, die Beweggründe für deren Schweigen analysieren und Projektförderung Studien über die Situation ehemaliger po- die körperliche Gesundheit der »stummen« und »sprechen- litischer Häftlinge und von Opfern politischer Verfolgung den Opfer« untereinander und mit einer Gruppe nicht ver- in der SBZ/DDR. Hierzu gehören die beim Bürgerbüro zur folgter Personen vergleichen. Die Ergebnisse sollen einer- Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur Berlin seits der psychiatrischen Fachwelt, andererseits politischen angesiedelten Untersuchungen über die Situation von ehe- und gesellschaftlichen Institutionen, welche die Belange der maligen Ausreiseantragstellern aus der DDR oder von Kin- Opfer der SED-Diktatur vertreten, zur Verfügung gestellt dern von Pfarrern ebenso wie die Studie zur sozialen Situ- werden. Auf Grundlage der Projektergebnisse sollen Emp-

Veranstaltung »15 Jahre SED-Unrechtsbereinigung« Podiumsdiskussion u. a. mit Thomas Rogalla und Jens Planer-Friedrich 43

Kongress in Görlitz »Widerstand gegen den Kommunismus« mit Ministerpräsident Georg Milbradt Dr. Anna Kaminsky und Tobias Hollitzer, Bürgerkomitee Leipzig e. V. und dem sächsischen Landesbeauftragten Michael Beleites

Inge Bennewitz befragt das Podium Auf dem Podium: Wolfgang Wieland, MdB, , Landesbeauftragte des Freistaates Thüringen und , MdB fehlungen formuliert werden, die auch den »stummen Op- fern« zu einer gesellschaftlichen Anerkennung verhelfen.

Aus Anlass des 15. Jahrestages der Verabschiedung des ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes aus dem Jahr 1992 lud die Bundesstiftung Aufarbeitung zu einem Podi- umsgespräch ins Berliner Abgeordnetenhaus. Dort wurde nicht nur eine Bilanz gezogen, ob die seitdem verabschiede- ten Rehabilitierungsgesetze die an sie gestellten Erwartun- gen erfüllt haben, sondern es wurden auch erste Ergebnisse einer Dissertation diskutiert, in der die Juristin Ulrike Guckes die materielle Entschädigung von NS-Verbrechen und SED-Unrecht vergleicht. Diese Arbeit, die sicher viel Aufmerksamkeit finden wird, erscheint 2008 mit einem Druckkostenzuschuss der Bundesstiftung. Günter Mühle, Bautzen Komitee e. V. in Görlitz 44 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Seit ihrer Gründung ist die Bundesstiftung zur Aufar- burg des Bundes der Stalinistisch Verfolgten (BSV) getra- beitung der SED-Diktatur eine verlässliche Partnerin der gen wird und eine Plattform aller – zum Teil auch kontro- zahlreichen Verbände und Vereinigungen der Opfer der verser und nicht selten gegenläufiger – Positionen ist, die in Diktatur in SBZ und DDR. Sie unterstützt deren Initiativen den Verbänden vertreten werden, insoweit sie die freiheit- im Bereich der Opferberatung, der Weiterbildung sowie der lich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik historisch-politischen Aufarbeitung und Aufklärung des nicht in Frage stellen. Ohne die Unterstützung der Bundes- Unrechts zwischen 1945/49 und 1989 in Form von Semi- stiftung Aufarbeitung könnte »Der Stacheldraht« nicht naren, Konferenzen und Publikationen. Gemeinsam mit neunmal im Jahr erscheinen. den Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen lud sie im Juni zum alljährlichen Kongress der Verfolgtenverbände Die Erinnerung an diejenigen, die in den sowjetischen und Aufarbeitungsinitiativen zur kommunistischen Dikta- Speziallagern nach 1945 unter elenden Umständen zu Tode tur, der 2007 unter der Überschrift »Widerstand gegen den kamen, ist für die Überlebenden der Lager und die Ange- Kommunismus als Teil der kommunistischen Freiheitsbe- hörigen der dort Umgekommenen von großer Bedeutung. wegungen« stand, nach Görlitz. Am 54. Jahrestag des Volks- Hier unterstützte die Bundesstiftung Aufarbeitung nicht aufstands vom 17. Juni 1953 wurde von den Teilnehmern in nur zahlreiche Gedenkveranstaltungen. Mit Fördermitteln einem der Zentren des Aufstands außerhalb Berlins über der Bundesstiftung konnte die Arbeitsgemeinschaft Lager Ursachen, Verlauf und Folgen des Volksaufstands im Kon- Fünfeichen ein Modell des einstigen sowjetischen Spezial- text der europäischen Freiheitsbewegungen sowie seine Be- lagers Fünfeichen bauen lassen. Zwischen 1945 und 1948 wertung in der deutschen Erinnerungskultur diskutiert. waren mehr als 15.000 Männer und Frauen dort inhaftiert. Zahlreich waren die – häufig öffentlichen – Gedenkveran- Das Modell vermittelt Besuchern der kleinen Gedenkstätte staltungen, die 2007 zumeist an ehemaligen Haftorten aus- am Rande der einstigen DDR-Bezirkshauptstadt Neubran- gerichtet wurden. Von zentraler Bedeutung ist auch die denburg einen Eindruck von der streng bewachten Ba- Förderung der Zeitschrift »Der Stacheldraht«, die von der rackenanlage, die bis 1945 als Kriegsgefangenenlager ge- Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherr- nutzt wurde und von der heute nur noch wenige bauliche schaft (UOKG) und dem Landesverband Berlin-Branden- Spuren zu sehen sind. Auch die wichtige Arbeit der Initia-

Gedenkstätte Speziallager Nr. I. des NKWD / MWD in Mühlberg 45

Gedenkstätte Sachsenhausen

tivgruppe Lager Mühlberg, die in der Brandenburger Elbe- stadt an der Grenze zu Sachsen nicht nur an das Leiden im sowjetischen Speziallager erinnert, das dort von 1945 bis 1948 existierte, sondern auch an die Zeit des national- sozialistischen Kriegsgefangenenlagers, wurde 2007 von der Bundesstiftung unterstützt. Im Jahresverlauf konnte u.a. ein Lehrpfad für Schüler- und Besuchergruppen auf dem ehemaligen Lagergelände angelegt werden.

Neben dem Erhalt und der Kennzeichnung der oftmals nur wenigen noch vorhandenen baulichen Überreste der Gedenkstein in Neubrandenburg – Fünf Eichen einstigen Lager ist die Dokumentation der dort umgekom- menen Frauen und Männer in Form von Totenbüchern ins- besondere den überlebenden Häftlingen und den Hinter- bliebenen der Toten ein großes Anliegen. Die Bundesstif- tung Aufarbeitung unterstützte die Erarbeitung solcher Do- kumentationen bei der Initiativgruppe Lager Jamlitz, der Gedenkstätte Hohenschönhausen und der Initiativgruppe Lager Mühlberg. Bei der Stiftung Brandenburgische Ge- denkstätten wurde das bereits im Vorjahr von der Bundes- stiftung bewilligte Totenbuchprojekt 2007 fortgeführt. Die Gedenkstätte Sachsenhausen erhielt zudem Mittel zur Re- alisation der Publikation Lebenszeichen, in der Kassiber faksimiliert werden, die aus dem sowjetischen Speziallager Sachsenhausen geschmuggelt worden waren. Ewald Kurbiuhn, Zittau, Vereinigung der Opfer des Stalinismus 46 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Die Bundesstiftung Aufarbeitung unterstützte aber auch Gedenkstätten, die sich mit Themen der jüngeren Verfol- gungs- und Repressionsgeschichte auseinandersetzen. Die Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau konn- te mit ihrer Förderung 2007 ein Konzept für die Weiter- entwicklung der Gedenkstätte an einem historischen Ort erarbeiten, der wie kaum ein anderer für das repressive Er- ziehungskonzept der SED-Diktatur steht. Zudem erschien 2007 mit Förderung der Bundesstiftung die DVD »GJWH – Material zum Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau«, die umfangreiches Material, zahlreiche Interviews mit ehema- ligen Insassen sowie Dokumente zu den Jugendwerkhöfen in der DDR enthält. Schließlich stellte die Bundesstiftung die erforderlichen Mittel für die Entwicklung eines Ge- denkstättenkonzepts für die einstige MfS-Untersuchungs- haftanstalt in der Erfurter Andreasstraße zur Verfügung. Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde ver- mochte im Rahmen eines von der Bundesstiftung geförder- ten Projekts die dort zusammengetragenen Archivalien zu erschließen; in der Gedenkstätte Museum in der »Runden Ecke«, dem ehemaligen MfS-Bezirkssitz in Leipzig, konnte der Ausbau der umfangreichen Internet-Datenbank fortge- setzt werden, die über die Bestände des Museums infor- miert und künftig Ausstellungsmachern online ausleihbare Exponate und Hintergrundwissen präsentieren wird.

Eingang zum Museum des Speziallagers Nr. 7 / Nr. 1 in Sachsenhausen 47

Internationales Gedenkstättentreffen in Krzyzowa (Kreisau) mit Leszek Rysak, Anna Pastuchowa und Jury Kalmykov

Tatjana Kursina, Ellena Shemakova und Dr. Anna Kaminsky

ßen teils über Jahre inhaftiert waren. Ob es den Gedenk- stätten mit einer solchen doppelten Diktaturvergangen- heit gelungen ist, Ausstellungen und Informationen zur Topografie der beiden aufeinanderfolgenden Lagersysteme so zu konzipieren, dass deren Unterschiede in der Wahr- nehmung der Besucher nicht verwischen, soll in dem Pro- jekt herausgefunden werden. Die Vernetzung und den Aus- tausch zwischen den Gedenkstätten zu den beiden großen Diktaturen im Europa des 20. Jahrhunderts unterstützte die Bundesstiftung 2007 mit dem internationalen Gedenk- stättenseminar im polnischen Kreisau, bei dem Gedenk- stättenvertreter aus Deutschland und Ostmitteleuropa zu- Eine an der Universität Bochum angebundene Befra- sammenkamen. Im September stieß der Oral-History- gung von Besuchern von Gedenkstätten mit doppelter Workshop wieder auf reges Interesse, den die Bundesstif- Vergangenheit findet ebenfalls mit Förderung durch die tung alljährlich mit der Vereinigung »Gegen Vergessen – Bundesstiftung Aufarbeitung statt. In den Gedenkstätten Für Demokratie« ausrichtet. Sachsenhausen und Buchenwald wie auch an anderen historischen Orten wurden nationalsozialistische Lager Schließlich konnten 2007 auch zahlreiche Publikations- und Gefängnisse nach dem Krieg von den Sowjets als und Dokumentationsvorhaben realisiert werden, die an die Speziallager weitergenutzt, in denen NS-Funktionsträger Opfer politischer Willkür in der SBZ/DDR erinnern. In und unschuldige Opfer von Denunziationen gleicherma- Band 2 der Reihe »Gelebte Geschichte« veröffentlichte die 48 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Bundesstiftung Aufarbeitung unter dem Titel »Weggesperrt« die erschütternden Erinnerungsberichte zweier politischer Gefangener in der SBZ und DDR. Memorial Deutschland legte, unterstützt durch einen Druckkostenzuschuss, den Sammelband »Schatten zwischen Belvedere und Schloss Cecilienhof« vor, der Lebensläufe von Häftlingen des KGB- Gefängnisses Potsdam, Leistikowstraße 1, dokumentiert. Viele Besucher sahen 2007 wiederum die Wanderausstel- lung »Erschossen in Moskau«, die das Schicksal der 1.000 deutschen Opfer des Stalinismus dokumentiert, die zwi- schen 1950 und 1953 von den Sowjets verhaftet, in die Sowjetunion verschleppt, im Schnellverfahren zum Tode verurteilt, hingerichtet und auf dem Moskauer Donskoje- Internationale Konferenz: »Auseinandersetzung mit der totalitären Vergangenheit. Deutsche und Friedhof verscharrt worden waren. Die von Memorial tschechische Wege nach 1989 – Ein Vergleich« mit Professor Rainer Eckert Moskau und der Berliner Agentur Facts&Files in Verbin- dung mit der Bundesstiftung Aufarbeitung im Jahr 2005 erstmals präsentierte Exposition wurde 2007 in Bautzen, Leipzig, , Potsdam und München gezeigt. Das Be- schweigen einzelner Opfergruppen des Nationalsozialismus in der DDR illustriert das Dokumentations- und Kultur- zentrum Deutscher Sinti und Roma mit einer von der Bun- desstiftung geförderten Publikation, die sich der Rezepti- onsgeschichte des NS-Völkermords an den Sinti und Roma in der SBZ und DDR widmet. ◀

Stiftungsvorstand Gerd Poppe und PhDr. Jirina Siklová 3.3 OPPOSITION UND WIDERSTAND GEGEN DIE KOMMUNISTISCHEN DIKTATUREN DOKUMENTIEREN UND WÜRDIGEN

Das besondere Augenmerk der Bundesstiftung zur Aufar- beitung der SED-Diktatur finden alljährlich Projekte, die sich mit Opposition und Widerstand gegen die kommu- nistischen Regime in der DDR und Ostmitteleuropa be- fassen. Im Mittelpunkt vieler von der Bundesstiftung ge- förderter Vorhaben sowie stiftungseigener Veranstaltungen und Publikationen stehen die unterschiedlichen Formen und Arten von Widerstand gegen die Diktatur, von oppo- sitionellem Verhalten und Zivilcourage. Zahlreiche Pro- Professor Manfred Wilke und Stiftungsvorstand Doris Liebermann jekte Dritter, wie etwa des Vereins Ehemaliger Rostocker Studenten (VERS), der Lagergemeinschaft Workuta/ oder der UOKG selbst – mit der Tagung »Künstler im Wi- Aus Anlass des 30. Jahrestags der Veröffentlichung der derstand gegen die SED-Diktatur« – illustrieren die unter- Charta 77 in der ČSSR beteiligte sich die Bundesstiftung schiedlichen Ansätze, die zu allen Zeiten der SBZ/DDR Aufarbeitung an einer ganzen Reihe von Projekten. Den existierenden Formen von widerständigem Verhalten zu Auftakt bildete die Konferenz »Auseinandersetzung mit dokumentieren und damit zu würdigen. der totalitären Vergangenheit nach 1989. Deutsche und 49

Josef Masín und die Bundesbeauftragte Marianne Birthler Jaromir Stetina und Dr. Jaroslav Sonka tschechische Wege – ein Vergleich«. Sie wurde Mitte Januar 2007 gemeinsam mit der Tschechischen Botschaft und dem Tschechischen Zentrum in Berlin veranstaltet. Für die Stif- tung nahmen an den verschiedenen Panels und Veranstal- tungen zahlreiche Gremienmitglieder teil. So hatte Gerd Poppe die Veranstaltung nicht nur maßgeblich mit vorbe- reitet und geprägt; auch Doris Liebermann, Marianne Birthler, Prof. Dr. Rainer Eckert und Prof. Manfred Wilke bereichterten die Diskussionen mit ihren Beiträgen, Er- fahrungen und Erinnerungen. Im März förderte die Bun- desstiftung die Konferenz »Charta 77 im Kampf für die Menschenrechte und bürgerliche Freiheit (1977 bis 1989)«, die von zahlreichen Partnern in Prag realisiert wurde. Ge- meinsam mit Václav Havel nahm der renommierte Bürger- rechtler und ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Gerd Poppe an dieser Konferenz teil, der seit 1998 Mitglied des Vorstands der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ist.

Mit Unterstützung der Bundesstiftung Aufarbeitung konnte Freya Klier 2007 gemeinsam mit dem Bürgerbüro Berlin ihre Publikation »Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand« veröffentlichen, die vor allem, aber nicht nur für eine junge Leserschaft konzipiert ist. Matthias Domaschk war in den späten 1970er-Jahren Teil einer rebellischen Ju- gendszene, die sich in Jena herausgebildet hatte. 1981 starb er 24-jährig unter nach wie vor ungeklärten Umständen in Stasi-Haft. Wenige Tage vor seinem 50. Geburtstag konnte das Buch gemeinsam mit der Autorin in der Thüringischen Landesvertretung in Berlin vorgestellt werden. Die Vielfalt des Veranstaltungsprogramms der Bundesstiftung Aufar- beitung im Jahr 2007 vermittelt zugleich einen Eindruck Veranstaltung »Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand« mit Rainer Eppelmann und Freya Klier 50 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

von der Bandbreite von Opposition und Widerstand gegen März 1947 wurde Manfred Klein von den Sowjets verhaf- die Nachkriegsdiktaturen. Im März luden die Bundesstif- tet, erst 1956 kam er wieder in Freiheit. Er wechselte in die tung und die Konrad-Adenauer-Stiftung in deren am Tier- Bundesrepublik, wo er lange Jahre für die Bundeszentrale garten gelegenes Akademiegebäude ein, um an die Verhaf- für politische Bildung tätig war. Michael Richter vom tung Manfred Kleins 60 Jahre zuvor zu erinnern. Der Christ- Hannah-Arendt-Institut würdigte das Leben und die poli- demokrat hatte für die CDU die FDJ-Gründung begleitet tische Arbeit von Klein, an den sich Zeitzeugen, darunter und war im Führungszirkel des Einheitsjugendverbands der ehemalige langjährige Präsident des Bundesverfassungs- mit seinem konsequenten Eintreten für Demokratie und gerichts Prof. Dr. Ernst Benda, in einer von Dr. Ulrich Freiheit rasch in Konflikt mit Erich Honecker geraten. Im Mählert moderierten Gesprächsrunde erinnerten.

Veranstaltung »Manfred Klein – vom FDJ Zentralrat ins Zuchthaus nach Bautzen« mit Professor Ernst Benda Veranstaltung »Kaltgestellt – Intellektuelle in den Knast« mit Erich Loest

Veranstaltung »Manfred Klein – vom FDJ Zentralrat ins Zuchthaus nach Bautzen« Veranstaltung »Kaltgestellt – Intellektuelle in den Knast« mit Dr. Anna Kaminsky, mit Dr. Ansgar Klein und Klaus Schmidt Gustav Just und Heide Draexler-Just 51

»Kaltgestellt – Intellektuelle in den Knast« war ein Zeit- zeugengespräch überschrieben, in dem Gustav Just und Erich Loest mit ihren Erinnerungen ins Jahr 1957 zurück- führten, als prominente Kritiker des politischen Kurses von Walter Ulbricht verhaftet und zum Teil zu langer Ge- fängnishaft verurteilt worden waren. Diese Veranstaltung fand anlässlich des 54. Jahrestags des Aufstands vom 17. Juni 1953 in der DDR statt. Die ebenfalls systemimmanen- te Kritik am SED-Regime der siebziger Jahre, die Rudolf Bahro im August 1977 in Stasi-Haft führte, war Thema eines Podiumsgesprächs, zu dem die Heinrich-Böll-Stiftung und die Bundesstiftung Aufarbeitung im Juni in die Landes- vertretung Sachsen-Anhalt einluden. Die Rolle der Kirchen in der DDR-Opposition wurde im September schließlich in der Berliner Marienkirche im Rahmen einer Podiums- diskussion diskutiert, die gemeinsam mit der Robert-Have- mann-Gesellschaft und dem Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen im Rahmen einer Veranstaltungs- reihe zum Jahr 1987 ausgerichtet wurde. Für die Bundes- stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nahm nicht nur der Vorstandsvorsitzende, Rainer Eppelmann teil, son- dern auch der Generalsuperintendent der Berlin-Branden- burgischen Kirche, Martin Michael Passauer, der zugleich Mitglied im Fachbeirat der Bundesstiftung ist.

Die Theodor-Heuss-Stiftung veranstaltete im November gemeinsam mit der Bundesstiftung Aufarbeitung in Stutt- gart einen Film- und Diskussionsabend, der der jugendli- Gedenkstätte Bautzen, Zelle von Rudolf Bahro

Veranstaltung: »Eine Alternative? Reformhoffnungen in der Ära Honecker« Wolfgang Templin und Ulrich Schwarz mit Guntlof Herzberg und Ulrike Poppe 52 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

chen Subkultur in der DDR seit den siebziger Jahren ge- Aufarbeitung mit dem Berliner Landesbeauftragten für die widmet war. Der von der Bundesstiftung geförderte Do- Stasi-Unterlagen und der Robert-Havemann-Gesellschaft kumentarfilm »Wittstock statt Woodstock – Hippies in der unter dem Titel »Kirche mittendrin?«, die in der gut ge- DDR« führte in den Abend ein. Er machte deutlich, dass füllten Marienkirche in der Mitte Berlins stattfand. Für die sich trotz Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl auch in der Bundesstiftung nahmen an diesem Podium der Vorstands- DDR eines Erich Honecker eine Jugendkultur etabliert hat- vorsitzende Rainer Eppelmann sowie der Generalsuper- te, die sich an angelsächsischen Trends orientierte. Im nach- intendent der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, folgenden Zeitzeugengespräch wurde nach Gemeinsam- Martin-Michael Passauer, teil. Im Rahmen dieses Themen- keiten und Unterschieden der deutsch-deutschen Jugend- kreises bewegt sich auch ein Publikationsvorhaben des kulturen gefragt. Berliner Bürgerbüros, das nach dem besonderen Leben von Pfarrerskindern in der DDR, den »Außenseitern zwischen Auch unter den von der Bundesstiftung geförderten Benachteiligung und Privilegierung«, fragt. »Der gefähr- Publikations- und Dokumentationsvorhaben sowie im Be- liche kleine Schmied« ist eine Wanderausstellung über- reich der Filmförderung kann auf eine ganze Reihe von schrieben, die vom Martin-Luther-King Zentrum in Werdau Projekten verwiesen werden, die sich nicht nur mit den auf den Weg gebracht wurde. Sie widmet sich der unabhän- unterschiedlichsten Facetten von Opposition und Wider- gigen Friedensbewegung der DDR in den 1980er-Jahren, stand, sondern auch mit der Repression des SED-Staates die mit dem Slogan »Schwerter zu Pflugscharen« zu einer auseinandersetzen. Eine biografische Studie zu Bischof Dr. blockübergreifenden Abrüstung aufforderte. Eine grenz- Gottfried Forck will sich dem Kirchenpolitiker nähern, überschreitende Perspektive auf den politischen und künst- der in den 1980er-Jahren die schwierige Gratwanderung lerischen Samisdat in Polen und in der DDR, konkret an- vollziehen musste, den Freiraum der Kirchen in der DDR hand dessen Ausformungen in Leipzig und Lublin von Mitte gegen den SED-Vormachtanspruch zu bewahren. Die der siebziger Jahre bis zur friedlichen Revolution, nimmt schwierige Frage nach dem richtigen Maß erforderlicher ein Publikationsvorhaben ein, das vom Leipziger Kreis ver- Abgrenzung gegen den sozialistischen Staat auf der einen folgt wird. Das studentische Forum für Wissenschaft und und notwendiger Kooperation auf der anderen Seite war Kunst hat bereits in den vergangenen Jahren mit Unter- für die Kirchen zentral und führte wiederholt zu massiven stützung der Bundesstiftung Aufarbeitung höchst inno- Auseinandersetzungen – mit den SED-Herrschern, aber vative Projekte realisiert. Das Projekt fragt nach den sehr auch innerhalb der Kirche. Welche wichtige Rolle die unterschiedlichen Entstehungsbedingungen, der Verbrei- Evangelische Kirche in der DDR vor diesem Hintergrund tung und der Rolle der Untergrundschriften für die staats- am Vorabend der friedlichen Revolution einnahm, thema- kritische Szene der beiden Städte. Es ergänzt ein Großvor- tisierte eine gemeinsame Veranstaltung der Bundesstiftung haben, das seit einigen Jahren die Umweltbibliothek Groß- 53

hennersdorf und das Mitteleuropazentrum der TU jahr 2007 Gegenstand öffentlich ausgetragener Kontrover- aufgrund so mancher unerwarteter technischer und kon- sen. Nach einem internen Klärungsprozess im Bürgerko- zeptioneller Hürde in Atem hält. In Kooperation mit den mitee bereitete eine neue Redaktion unter der Leitung von unabhängigen Archiven wird dort der gesamte politische Johannes Beleites und Peter Grimm einen Relaunch der Samisdat der DDR digitalisiert und zur Präsentation im In- Zeitschrift vor, die dann Ende 2007 in neuem Layout und ternet aufbereitet. Nach wie vor ist diese Internetressource hoher Qualität erschien. Auf dieser Grundlage setzt die noch nicht offiziell freigeschaltet. Im Rahmen eines klei- Bundesstiftung, dies sei hier bereits angemerkt, 2008 die nen ergänzenden Projekts sollten im Jahr 2007 zur Online- Förderung dieses wichtigen Periodikums fort. Das thürin- Datenbank dringend erforderliche Kontextinformationen gische Forum der gesellschaftlichen Aufarbeitung ist die und didaktisches Begleitmaterial hinzugefügt werden. Zeitschrift »Gerbergasse 18«, die von der Geschichtswerk- statt Jena 2007 im 12. Jahr herausgegeben wurde. Die Bun- Eine wichtige Plattform für die Auseinandersetzung mit desstiftung Aufarbeitung hat auch 2007 mit einem Druck- der Geschichte von Opposition und Repression in der DDR kostenzuschuss zu ihrem Erscheinen beigetragen. ◀ stellen zwei Zeitschriften dar, die nach 1989 von Bürger- rechtlern gegründet wurden. Seit 1992 erscheint »Horch und Guck«, die »historisch-literarische Zeitschrift« des 3.4 »FUNDAMENT DER ERINNERUNG SIND Bürgerkomitees »15. Januar« e.V. in Berlin, die auch außer- DIE HISTORISCHEN FAKTEN UND IHRE halb des bürgerrechtlichen Milieus Aufmerksamkeit gefun- WISSENSCHAFTLICHE ERFORSCHUNG.« den hat. Die Bundesstiftung Aufarbeitung förderte diese DIE WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG DER Zeitschrift seit Ende der neunziger Jahre gemeinsam mit BUNDESSTIFTUNG AUFARBEITUNG dem Berliner Landesbeauftragten. 2007 stellte sie diese För- derung vorläufig ein, da zwischen der Redaktion und einem Mit »Verantwortung wahrnehmen, Aufarbeitung verstär- zwischenzeitlich eingerichteten Beirat sowie schließlich ken, Gedenken vertiefen« ist der Entwurf einer neuen Ge- auch mit der Bundesstiftung kein Konsens über das Selbst- denkstättenkonzeption überschrieben, den der Beauftragte verständnis und den Erneuerungsbedarf der Zeitschrift für Kultur und Medien am 4. Juli 2007 dem Kulturausschuss hergestellt werden konnte. Die Entscheidung war im Früh- des Deutschen Bundestags vorgestellt hat. Im Vorwort zu 54 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

diesem Papier heißt es treffend:»Fundament der Erinnerung volumens über Jahre zur Finanzierung der dann jeweils sind die historischen Fakten und ihre wissenschaftliche Er- neun laufenden Forschungsprojekte gebunden. Eine solche forschung.« Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- Unterstützung würde zwangsläufig zulasten anderer För- Diktatur trägt auf vielfältige Weise dazu bei, dieses Fun- derbereiche gehen. Gleichzeitig bestünde die Gefahr, dass dament zu stärken und zu erweitern. Die Förderung der die großen Fördereinrichtungen unter Verweis auf die Bun- wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Ursachen, desstiftung Aufarbeitung ihre eigene Fördertätigkeit im Be- der Geschichte und den Folgen der Diktatur in der SBZ und reich der DDR-Forschung reduzieren könnten. Vor dem der DDR, der deutschen Teilung und von Diktaturen im Hintergrund dieser Selbstbeschränkung konzentriert sich Allgemeinen zählt zu ihrem gesetzlichen Auftrag. Gleich- die Bundesstiftung darauf, Projekte zu fördern, zum Teil wohl muss vorangestellt werden, dass die Bundesstiftung auch zu initiieren, die dazu geeignet sind, Forschung an- Aufarbeitung bis auf Weiteres keine Forschungsprojekte zuregen, zu erleichtern, zu vernetzen und den Transfer zwi- analog zu den großen Fördereinrichtungen wie etwa der schen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu befördern. Wei- Volkswagenstiftung oder der Deutschen Forschungsge- terhin wird besonderes Augenmerk auf die Förderung des meinschaft fördert. Diese Selbstbeschränkung resultiert wissenschaftlichen Nachwuchses gerichtet. allein aus der – in dieser Hinsicht – unzureichenden finan- ziellen Ausstattung der Bundesstiftung Aufarbeitung, die Mit ihrem Stipendienprogramm leistet die Bundesstif- hier einen dringenden Bedarf der universitären und außer- tung Aufarbeitung einen beachtlichen Beitrag zur Erfor- universitären Forschungslandschaft nicht befriedigen kann. schung der SED-Diktatur und der deutschen Teilung. Mit Würde die Bundesstiftung jährlich auch nur drei jeweils den acht Doktorandinnen und Doktoranden, die zum Jah- dreijährige Forschungsprojekte bewilligen, wäre ab dem resanfang 2007 ihre Stipendien antraten, haben fast 60 Nach- dritten Jahr mindestens ein Fünftel ihres gesamten Förder- wuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler seit 2001

Fabian Klabunde Monika Sigmund Michael Bienert Helene Grünecker

Sven Schultze Meike Haselmann Patricia Zeckert Andreas Stirn 55

von der Bundesstiftung Aufarbeitung ein Stipendium er- mit der Geschichte der DDR und der deutschen Teilung zu halten. Die Stipendien haben eine maximale Laufzeit von befördern. Dem entsprechen auch die von den Stipendia- 30 Monaten. Mittlerweile bewerben sich Jahr für Jahr zwi- ten des Jahres 2007 bearbeiteten Themen: die Ausschal- schen 35 und 45 Promovierende darum. Das Förderange- tung der parlamentarischen Demokratie in den Landtagen bot wird jeweils im Frühjahr mit einer Anzeige in der Wo- Brandenburgs und Thüringens zwischen 1946 und 1952, chenzeitung »Die Zeit«, auf der Website der Bundesstiftung die Geschichte der Aktion Sühnezeichen in der DDR, das sowie mit einem eigenen Plakat (»KollegInnen gesucht!«) Jagdwesen in der DDR »zwischen Feudalismus und Sozi- beworben, das bundesweit an Hochschulen aushängt. Die alismus«, die Systemkonkurrenz am Beispiel der Grünen fristgerecht eingereichten Stipendienanträge werden von Woche und der Landwirtschaftsausstellung Leipzig-Mark- den Mitgliedern des Fachbeirates Wissenschaft im Septem- kleeberg, der deutsch-deutsche Literaturaustausch im Rah- ber und Oktober begutachtet. Auf seiner Novembersitzung men der Leipziger Buchmesse, eine sozialgeschichtliche formuliert der Fachbeirat dann auf der Grundlage einer Ge- Studie zu Kaffeekonsum und -kultur im geteilten Deutsch- samtschau der Anträge ein Fördervotum an den Vorstand, land sowie schließlich eine Arbeit zu den »Traumschiffen der im Dezember über die Stipendienvergabe entscheidet. des Sozialismus«, den DDR-Kreuzfahrtschiffen in der Tra- dition des Seetourismus von »Kraft durch Freude«. 2007 Das breite inhaltliche Spektrum der im Rahmen des Sti- konnte auch wieder eine ganze Reihe von Arbeiten abge- pendienprogramms bislang geförderten Arbeiten entspricht schlossen werden. Seit Beginn des Programms haben 22 dem Selbstverständnis der Bundesstiftung Aufarbeitung, Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Doktorarbeit vor- eine pluralistische und breit angelegte Auseinandersetzung gelegt. 56 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Promovierendentage zur deutschen Zeitgeschichte in Wittenberg 2007 mit Professor Christoph Klessmann, Dr. Jens Hüttmann und Professor Günther Heydemann

Die StipendiatInnen der Bundesstiftung Aufarbeitung in Wittenberg 57

RBB Inforadio-Sendung mit den StipendiatInnen Kathleen Schröter, Dr. Daniel F. Sturm, Thomas Kochan und Hedwig Richter

Von Seiten der Bundesstiftung Aufarbeitung werden die ten auch zunehmend in die Arbeit der Bundesstiftung ein. geförderten Doktorandinnen und Doktoranden kontinu- Beispielhaft sei auf zwei Veranstaltungen verwiesen, die im ierlich betreut. Zum einen ist hier der jährlich im ersten Mai 2007 von Kathleen Schröter mit Förderung der Bun- Quartal ausgerichtete Stipendiatenworkshop zu nennen, desstiftung in Bonn organisiert wurden. Ein Abend war un- auf dem jede von der Bundesstiftung geförderte Nachwuchs- ter der Überschrift »Grenzüberschreitung« dem Promo- wissenschaftlerin bzw. jeder geförderte Nachwuchswissen- tionsthema Schröters gewidmet, der Rezeption von DDR- schaftler ihr bzw. sein Vorhaben und dessen Fortschritte Kunst in der alten Bundesrepublik. Die andere Runde be- im Verlauf der Förderung zweimal vorstellt. Zum anderen fasste sich mit dem unangepassten Künstlerfilm in der fanden im Juli 2007 in Wittenberg mittlerweile zum drit- DDR, zu dem Claus Loeser, ehemals Stipendiat der Bun- ten Mal die »Promovierendentage zur Deutschen Zeitge- desstiftung, promoviert. schichte« statt, die Dr. Jens Hüttmann, ein ehemaliger Sti- pendiat der Bundesstiftung Aufarbeitung, am Institut für Auch wenn die Bundesstiftung Aufarbeitung, wie er- Hochschulforschung der Universität -Wittenberg ent- wähnt, keine mehrjährigen Forschungsvorhaben unter- wickelt hat und die gemeinsam mit der Bundesstiftung aus- stützen kann, hat sie sich in der Wissenschaft als Anlauf- gerichtet werden. Die Promovierendentage stehen aus- stelle etabliert, wenn es darum geht, Publikationsvorhaben drücklich auch Doktoranden offen, die nicht von der Bun- zu ermöglichen, die aufgrund ihres Zuschnitts nicht ins desstiftung gefördert werden. Dort werden v.a. Kenntnisse Raster der großen Wissenschaftsförderer passen. So för- und Fertigkeiten vermittelt, die bei der universitären Aus- derte die Bundesstiftung im Jahr 2007 die Realisation einer bildung eine eher geringe Rolle spielen: journalistisches Online-Edition der Protokolle des Nationalen Verteidi- Schreiben, wissenschaftlicher Vortrag, Fragen der eigenen gungsrats, die vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Veröffentlichungen, der Selbstorganisation etc. Weiterhin und dem Institut für Zeitgeschichte gemeinsam mit dem werden die Stipendiaten auch stets dazu angehalten, an der Bundesarchiv erarbeitet wurde. Ebenfalls am Institut für jährlichen, 2007 in Wittenberg ausgerichteten Deutsch- Zeitgeschichte angesiedelt ist ein deutsch-russisches Edi- landforschertagung aktiv teilzunehmen. Und schließlich tionsvorhaben, das die Arbeit der operativen Gruppen der engagiert sich die Bundesstiftung Aufarbeitung nach Kräf- russischen Staatssicherheit in der SBZ/DDR 1945 bis 1953 ten auch in der individuellen Betreuung der Stipendiatin- dokumentieren und in beiden Sprachen erscheinen wird. nen und Stipendiaten. Zudem bringen sich die Stipendia- Mit 14 bzw. knapp 20 Tsd. Euro kann die Bundesstiftung 58 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

hier mit überschaubarem finanziellem Aufwand dazu bei- fand im September die Konferenz »Der heimliche Leser in tragen, dass Quellen allgemein zugänglich werden, die für der DDR«, die sich der Verbreitung und Kontrolle illega- die Erforschung der SBZ/DDR-Geschichte unverzichtbar ler Literatur in der DDR widmete. Organisiert vom frisch sind. In diesem Kontext ist auch die kollektivbiografische berufenen Professor für Buchwissenschaft, Dr. Siegfried Studie von Heinz Mestrup, Universität Jena, zu den Vorsit- Lokatis, wurde diese Tagung u.a. in Verbindung mit dem zenden der Räte der Bezirke und Kreise vor 1989 auf dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam ausge- Territorium des heutigen Freistaats Thüringen zu nennen. richtet. Der Autor konnte bei den aufwendigen Archivrecherchen mit Stiftungsmitteln für eine studentische Hilfskraft unter- Dass sich der Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung stützt werden. nicht auf die Aufarbeitung der Ursachen und die Geschich- te der kommunistischen Diktaturen in der SBZ/DDR und Wissenstransfer – innerhalb der scientific community im Ostblock beschränkt, sondern auch deren Folgen ein- und über deren Grenzen hinaus in die historisch-politische schließt, dokumentierte u.a. im November 2007 das Sym- Bildungsarbeit – ist ein weiterer Schwerpunkt der Wissen- posium »Demokratisierung und Parteienentwicklung in schaftsförderung durch die Bundesstiftung Aufarbeitung. postdiktatorischen Systemen« in Weimar. Mit dem Blick auf In diesem Kontext ist die Unterstützung von Tagungen die EU-Osterweiterung und den bevorstehenden Jahrestag und Konferenzen zu nennen. Neben der bereits erwähnten der friedlichen Revolutionen wurde dort die Stabilität der Deutschlandforschertagung, die die Bundesstiftung seit Jah- jungen Demokratien Ostmitteleuropas hinterfragt. Mit dem ren gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bil- Symposium setzte die Bundesstiftung eine bereits vielfach dung finanziert und mit ausrichtet, fanden 2007 eine ganze bewährte Zusammenarbeit mit der von Professor Dr. Hans- Reihe von Tagungen und Workshops zu höchst unterschied- Joachim Veen geleiteten Stiftung Ettersberg fort, die im Frei- lichen Themen statt: Die Geschichte der Germanistik seit staat Thüringen – und über dessen Grenzen weit hinaus der Weimarer Republik, in beiden deutschen Diktaturen – wichtige Impulse für die Auseinandersetzung mit Dik- wie auch in der Bundesrepublik, war Thema einer Tagung, tatur und Demokratie gibt. die Prof. Dr. Georg Bollenbeck mit Förderung der Bundes- stiftung im Mai an der Universität Siegen veranstaltete. Ein Sammelband zu den Akteuren der friedlichen Re- Anlass war u.a. das Erscheinen der Dissertationsschrift zur volutionen 1989, Studien zu jugendlichen Subkulturen im DDR-Germanistik, die Jens Saadhoff im Rahmen des Sti- Bezirk Suhl, zur Entstehung oppositioneller Gruppen in der pendienprogramms erarbeitet hat. Beträchtliche Aufmerk- DDR der späten 80er-Jahre, zur DDR-Musikgeschichte, samkeit bis hin zu einem Beitrag in den »Tagesthemen« Germanistik sowie Journalistik, zu den Reisekadern, zur Sektion Marxismus-Leninismus an der Uni Jena, zum Um- gang der DDR mit namibischen Flüchtlingskindern und zu den Kontakten der niederländischen Kirchen zur unabhän- gigen DDR-Friedensbewegung, Untersuchungen zur Aus- landsarbeit der DDR in Schweden und zur Geschichte der DDR-Forschung, ein voluminöser Band zum Thema Er- ziehung und Staatssicherheit, eine Quellensammlung zu den Evangelischen Akademien, weitere Ausgaben der Edi- tion Verschwiegene Bibliothek, eine Analyse der Erinne- rung der Fürstenberger Bevölkerung an das Frauen-KZ Ravensbrück, eine zu den erinnerungspolitischen Debatten zu Flucht und Vertreibung im geteilten Deutschland, eine umfassende Arbeit zum Verbotsverfahren gegen die KPdSU Anfang der 1990er-Jahre in der GUS, die Dokumentation Professor Hans-Joachim Veen, Professor Hans-Jürgen Puhle und Professor Hans-Peter Schwarz einer Konferenz zur britischen DDR-Forschung – all dies auf dem 6. Internationalen Symposium der Stiftung Ettersberg sind Bücher, deren Drucklegung die Bundesstiftung Auf- 59

arbeitung im Jahr 2007 finanziell gefördert hat. Sie spiegeln 3.5 ERINNERUNG FÜR DIE ZUKUNFT – die Vielfalt der Fragen wider, die an die jüngere und jüngste DDR-GESCHICHTE IM SCHULUNTERRICHT Geschichte im Bereich der Auseinandersetzung mit den UND IN DER AUSSERSCHULISCHEN kommunistischen Diktaturen gestellt werden. Ohne die BILDUNGSARBEIT Bundesstiftung Aufarbeitung hätten viele dieser Bände, die die Ergebnisse jahrelanger Grundlagenforschung präsen- Mehr als ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler in tieren, nicht oder nicht adäquat erscheinen können. De- Deutschland absolvieren die zehnte Klasse des Gymnasi- tails zu den von der Bundesstiftung unterstützten Publika- ums, ohne die Geschichte der DDR und der deutschen tionen finden sich im Anhang in der Übersicht der geför- Teilung im Unterricht behandelt zu haben. Gleichzeitig er- derten Projekte. ◀ klären vier Fünftel aller Schülerinnen und Schüler, dass sie mehr von dieser Geschichte erfahren wollen. Zu diesem Ergebnis kam eine von der Bundesstiftung 2006 präsentierte Befragung von 5.600 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die vom renommierten Deutschen Institut für Internatio- nale Pädagogische Forschung (DIPF) 2005 durchgeführt worden war. Die Ergebnisse der von Dr. Ulrich Arnswald 60 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Im Vorgriff auf das Jahr 2009, den 20. Jahrestag der friedlichen Revolution in der DDR, untersuchte die Bun- desstiftung Aufarbeitung im Jahr 2007 Lehrpläne der Bun- desländer im Hinblick darauf, wie dieses historische Er- eignis in ihnen verankert ist. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass trotz Überarbeitung vieler Lehrpläne in den vergangenen Jahren die friedliche Revolution in der DDR 1989 dort noch nicht den ihr gebührenden Platz gefunden hat. Sie zeigt Möglichkeiten auf, wie das Thema fächerüber- greifend behandelt werden könnte. Die Studie ist auf der Website der Bundesstiftung abrufbar – im 2007 eigens ein- gerichteten Portal über DDR-Geschichte in Lehre und For- schung.

50 JAHRE IN 50 TAGEN 2007 hat die Bundesstiftung Aufarbeitung damit begon- ERINNERUNGEN FÜR DIE ZUKUNFT nen, als hilfreichen Begleiter insbesondere für Lehrerinnen und Lehrer einen umfangreichen Bildungskatalog zu er- stellen. Ziel des Projekts ist die Sammlung, Erfassung und Beschreibung didaktischer Materialien und Angebote jeg- licher Form (von Arbeitsblättern über Stundenvorschläge bis zu Projekttagen), die ausdrücklich für den Einsatz in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit kon- zipiert wurden. Die Zusammenstellung konzentriert sich auf Bildungsangebote zur Geschichte der Diktatur in SBZ/ DDR, der deutschen Teilung und deren Überwindung durch die friedliche Revolution sowie – soweit vorhanden – die Überwindung des Kommunismus in Osteuropa. Den Nutzerinnen und Nutzern können damit schnelle Wege und breit gefächerte Materialien zur Ausgestaltung solcher Themen aufgezeigt werden. Der Bildungskatalog soll 2008 herausgegeben werden und wird als Datenbank auf der Website der Bundesstiftung verfügbar sein.

Die Bundesstiftung Aufarbeitung veröffentlicht auch selbst für den Schulunterricht geeignete Materialien. Im Jahr 2007 gehörte dazu der Film »Vier Schüler gegen Stalin – Eine Nachkriegsgeschichte aus Altenburg«. Er gibt Ein- blicke in einen oppositionellen Zirkel von Jugendlichen an einer Altenburger Schule in den Jahren 1949/50, der von der Staatssicherheit zerschlagen wurde. Ein verhafteter Schüler wurde in Moskau hingerichtet. Die DVD enthält am DIPF gemeinsam mit dem Geschichtslehrerverband neben dem Film umfangreiches Begleitmaterial für den realisierten Untersuchung wurden durch eine vom For- Unterricht, das im Auftrag der Bundesstiftung von der schungsverbund SED-Staat der FU Berlin Ende 2007 prä- Firma paedigi erstellt wurde. Ein angebliches Konzert der sentierte Folgebefragung bestätigt und weiter konturiert, Rolling Stones auf dem Springerhochhaus in Berlin löste die auch Schüler der Real- und Hauptschulen erfasste. 1969 in der DDR eine groß angelegte Verfolgungs- und Re- 61

Das FWU, das Institut für Film in Wissenschaft und Unterricht, der wichtigste Produzent von multimedialen Lehrmitteln, gab in Verbindung mit der Bundesstiftung die didaktische DVD »Wirtschaft in der DDR« heraus. Dar- auf werden das System der Planwirtschaft in der DDR er- läutert, deren propagandistische Aufladung dargestellt und Schwerpunkte der DDR-Wirtschaft erklärt. Umfangreiche Arbeitsmaterialien für den Unterricht ergänzen die DVD. Sie knüpft an zwei Produktionen an, die die beiden Häuser zuvor bereits gemeinsam realisiert hatten: die DVDs »Der Mauerbau im DDR-Unterricht« (2005) und »Aufstand ge- gen die Diktatur. DDR 1953 – Ungarn 1956« (2006). Mit Unterstützung der Bundesstiftung Aufarbeitung konnte der Dokumentarfilm »Jeder schweigt von etwas anderem« von bauderfilm mit Begleitmaterial für den Schulunterricht auf DVD erscheinen. Der Film schildert auf eindrückliche Weise den Umgang von Kindern mit der Oppositions- und Repressionsgeschichte ihrer Eltern.

Einem gemeinsamen Radioprojekt der Bundesstiftung Aufarbeitung mit dem rbb-Sender Radio Eins entstammt die 2007 veröffentlichte CD »DDR-Geschichte in Augen- blicken«. Alle 14 Tage sendet Radio Eins in seiner Reihe »Geschichte in Augenblicken« ein etwa dreiminütiges Fea- ture zu einem Thema der DDR-Geschichte. Renommierte Historiker geben Informationen und kurze Statements über kleinere und größere Ereignisse in der SED-Diktatur – über Schicksale von Verfolgten und Enteigneten wie in der »Ak- tion Rose« oder von Grenzopfern, aber auch über opposi- tionelle Aktionen und Alltagserfahrungen in der DDR. Zu den 20 Geschichten auf zwei CDs erstellte »der apparat« mit Förderung der Bundesstiftung eine weitere CD mit Un- terrichtsmaterialien, die in dem Paket enthalten ist. Schließ- lich veröffentlichte die Bundesstiftung zusammen mit dem NDR 1 Radio MV die Doppel-CD »50 Jahre in 50 Tagen«. Hier sind Tondokumente aus 50 Jahren deutscher Nach- kriegsgeschichte versammelt – für jedes Jahr eine Aufnah- me zu einem wichtigen Ereignis bzw. der Entwicklung in diesem Jahr in Ost und West. Die Doppel-CD eignet sich als Quellensammlung für den Unterricht.

Ebenfalls an Schüler richtete sich die zweite mit in- pressionswelle gegen Rockfans aus. Der ebenfalls mit didak- haltlicher und finanzieller Förderung der Bundesstiftung tischem Begleitmaterial versehene Film »Für Mick Jagger Aufarbeitung realisierte thematische Beilage der Jugend- in den Knast« bereitet dieses Thema für Jugendliche auf. zeitung »Spiesser«, die in Ostdeutschland in einer Auflage von 350.000 Exemplaren erscheint und dort in Schulen, 62 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Ein besonders innovatives Projekt der schulischen Bil- dungsarbeit ist der »Geschichtskoffer – DDR-Lebensläufe«, der von Politische Memoriale Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet wurde. Der Koffer will Jugendliche ab 13 oder 14 Jahren dazu anregen, sich über konkrete Lebensgeschich- ten die DDR-Geschichte zu erschließen. Er lädt dazu ein, unterschiedliche Blickwinkel auf das Leben in der SED- Diktatur kennenzulernen und sich eine eigene Meinung zu bilden zu dem, was die DDR war. Die Lebensgeschich- ten werden mit viel Hintergrundmaterial präsentiert, das unterschiedliche Sinne anspricht: Sehen, Hören und Füh- len. Objekte und viele persönliche Dokumente sollen neu- gierig und den historischen Kontext sichtbar machen.

Bundespräsident Horst Köhler lud im Jahr 2007 ge- meinsam mit der Bundesstiftung Aufarbeitung Schülerin- nen und Schüler zu mehreren Diskussionsveranstaltungen Bundespräsident Horst Köhler wird von Dr. Anna Kaminsky, Silke Klewin, Rocco Schettler (links) unter dem Titel »Für Freiheit und Demokratie« ein. Ange- und Dr. Norbert Haase in Bautzen begrüßt sichts vielfach offenbarter Wissensdefizite von Schülern zur Geschichte der DDR verfolgt diese Gesprächsreihe das Ziel, Erfahrungen über Opposition und Widerstand in der SBZ und DDR sowie über unangepasstes, nicht systemkonfor- mes Leben im SED-Staat an die junge Generation weiter- zugeben. Sie ermöglichte Gespräche von Zeitzeugen mit Schülerinnen und Schülern über die SED-Diktatur und über Fragen der gesellschaftspolitischen Aufarbeitung der DDR. Bundespräsident Köhler wies dabei auf die Notwen- digkeit hin, »dass wir die Erinnerung an den Widerstand gegen die DDR-Diktatur wachhalten. Deshalb ist es gut, wenn junge Menschen Fragen stellen und wenn die Opfer von da- mals von ihren Erfahrungen berichten.« Zugleich geht es bei dieser Gesprächsreihe, die 2008 fortgesetzt und 2009 in eine Publikation münden wird, auch darum, Menschen zu würdigen, die sich mit Mut und Zivilcourage in der DDR für Freiheit und Demokratie einsetzten oder sich den viel- fachen Ansprüchen von Partei und Staat auf verschiedene Der Bundespräsident im Gespräch mit SchülerInnen aus Sachsen und Hessen in der Gedenkstätte Bautzen Weise und mit unterschiedlichen Folgen für ihre persönli- che Entwicklung entzogen. »Beides darf nicht in Vergessen- Jugendclubs, Bibliotheken sowie in einer Fastfoodkette heit geraten«, betonte Köhler, »weder die SED-Diktatur noch kostenlos ausliegt. Die zwölfseitige Sonderbeilage war mit das Leid und die menschliche Größe derjenigen, die sich »Meckerossi – Besserwessi« überschrieben und beschäf- mit diesem Unrecht nicht abgefunden haben. […] Denn die tigte sich informativ wie unterhaltsam mit wechselseitigen Gegner und Opfer des Regimes sind es, die in einer Zeit der Vorurteilen zwischen ost- und westdeutschen Jugendlichen Unterdrückung die positiven Werte der Menschlichkeit ver- und den Möglichkeiten ihres Abbaus. Im Herbst 2007 wur- körpert haben.« de sie von der Bundeszentrale für politische Bildung mit dem renommierten Einheitspreis ausgezeichnet. 63

Gesprächsrunde für Freiheit und Demokratie in Schloss Bellevue mit Michael Beleites, Dr. , Gerd Poppe, Sven Felix Kellerhoff, Ruth Misselwitz, Harald Bretschneider und Roland Jahn

SchülerInnen aus Berlin und Brandenburg mit dem Bundespräsidenten, Eva Luise Köhler, Rainer Eppelmann und Dr. Anna Kaminsky in Schloss Bellevue

Einen höchst produktiven Fortgang nimmt ein Lang- den waren. Ausgangspunkt seines Vorhabens wurde die Di- zeitvorhaben, das mit dem Namen des Bildungsforschers gitalisierung, Erschließung und schließlich Veröffentlichung Dr. Henning Schluß verbunden ist und seit 2003 verschie- einer mitgeschnittenen Unterrichtsstunde, die dem Thema dentlich nicht nur von der Bundesstiftung Aufarbeitung, Mauerbau gewidmet war. Mit Förderung der Bundesstif- sondern auch in einem beispielhaften Projekt der Deutschen tung Aufarbeitung erschien das Projektergebnis 2005 als Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Dr. Schluß, der didaktische DVD-ROM des FWU. Aufgrund dieses Vor- an der Humboldt-Universität zu Berlin an seiner Habili- laufs gelang es Dr. Henning Schluß, die DFG für die För- tation arbeitet, hatte im Universitätsarchiv einen in Ver- derung eines Projekts zu gewinnen, in dessen Verlauf 100 gessenheit geratenen Bestand von Unterrichtsmitschnitten Unterrichtsmitschnitte von in der DDR zu den unterschied- entdeckt, die in einem Schullabor der Universität in den lichsten Themen gehaltenen Schulstunden digitalisiert und 1970er- und 1980er-Jahren auf Video aufgezeichnet wor- für die wissenschaftliche Forschung aufbereitet wurden. 64 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Ende November 2007 wurde dieser einzigartige Einblick in die Unterrichtsrealität der DDR vollständig online gestellt. Unter www.fachportal-paedagogik.de/filme/ stehen diese Mitschnitte Wissenschaftlern fortan zur Verfügung.

Das Bildungswerk der Humanistischen Union Nord- rhein-Westfalens erarbeitet mit Unterstützung der Bundes- stiftung Aufarbeitung ein Handbuch zu ausgewählten Pro- jekten der außerschulischen politischen Bildungsarbeit für Jugendliche und Erwachsene mit dem Themenschwerpunkt »Aufarbeitung der DDR-Geschichte«. Es soll Themen, di- daktische Modelle sowie Lernorte vorstellen. Das Vorhaben knüpft an die 2005 geförderte Bestandsaufnahme »Die DDR in der politischen Erwachsenenbildung« an. ◀

3.6 DIE INTERNATIONALE AUFARBEITUNG DES KOMMUNISMUS FÖRDERN UND VERNETZEN

Die SED-Diktatur war als westlichster Satellit Moskaus Teil des Warschauer Pakts und auf vielfältige Weise mit der internationalen kommunistischen Bewegung und deren Regimen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ver- bunden. Die Auseinandersetzung mit der zweiten Dikta- tur in Deutschland bedarf daher einer international ver- gleichenden Perspektive und einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von Wissenschaft, politischer Bildung, Medien, Museen und Gedenkstätten sowie Politik. Eine solche internationale Zusammenarbeit zu fördern ist Teil des gesetzlichen Auftrags der Bundesstiftung Aufarbeitung. Die Bundesstiftung hat sich diesem Auftrag auch 2007 auf vielen Feldern gestellt, obgleich die internationale Zusam- menarbeit zu den Tätigkeitsbereichen zählt, die bislang per- sonell überhaupt nicht ausgestattet sind. Sie wurde deshalb gleichsam als Querschnittsaufgabe unter Koordination des Bereichsleiters Wissenschaft nach Kräften von allen leiten- den Mitarbeitern betreut. Die internationale Zusammen- arbeit bei der Aufarbeitung kommunistischer Diktaturen im Jahr 2007 soll nachfolgend im Hinblick auf Initiativen dargestellt werden, die sich der Erinnerung an den »Großen Terror« in der Sowjetunion widmeten, sowie unter Zusam- menfassung vieler weiterer von der Bundesstiftung reali- sierter Vorhaben in diesem Bereich.

Veranstaltung »Schein und Wirklichkeit« mit Markus Meckel, Rainer Eppelmann und Dr. Wolfgang Berghofer 65

3.6.1 STALINS VERBRECHEN ERINNERN begründete Jahrbuch für Historische Kommunismusfor- schung im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung. Die In den Jahren 1937/38 erschütterte der »Große Terror« die Ausgabe 2007 dieser im deutschen Sprachraum einzigarti- Sowjetunion. Eine Verfolgungswelle gigantischen Ausma- gen Zeitschrift, die im April vorgestellt wurde, widmete sich ßes erfasste alle Schichten der Gesellschaft. Planmäßig wur- in ihren Beiträgen auf vielfältige Weise dem 90. Jahrestag den über zwei Millionen Menschen verhaftet, 700.000 von der Oktoberrevolution sowie schwerpunktmäßig dem Wi- ihnen wurden hingerichtet. Die Repressionen betrafen ein- derstand und der Opposition gegen die kommunistischen fache Arbeiter und Bauern sowie Vertreter der politischen, Regime weltweit. Für reichlich Aufregung sorgte der Frak- wirtschaftlichen und militärischen Eliten gleichermaßen. tionsvorsitzende der Linkspartei.PDS, Dr. : Zwei Jahrzehnte nach der Oktoberrevolution richtete Stalin Er ließ eine ihm unliebsame Stelle in einem im Jahrbuch den Terror, der die Machterringung der Bolschewiki in der veröffentlichten Interview, das Mitherausgeber Prof. Dr. Sowjetunion seit 1917 auf unterschiedliche Weise begleitet Manfred Wilke mit Dr. h.c. Wolfgang Berghofer geführt und gekennzeichnet hatte, in bis dahin ungekanntem Aus- hatte, der 1989 Oberbürgermeister von Dresden war, mit maß nun auch gegen die eigene Anhängerschaft. Mehr als juristischen Mitteln schwärzen. Wolfgang Berghofer hatte eine Million KPdSU-Mitglieder wurden inhaftiert. Dies in diesem Interview beschrieben, wie die damaligen Spit- zeigt eine Besonderheit des stalinistischen Terrors: Der zen der SED/PDS eine Strategie zur Rettung der SED ver- Kommunismus war die einzige Bewegung in der jüngeren Geschichte, die mehr ihrer eigenen Führer, Funktionäre und Mitglieder selbst umgebracht hat, als es ihre Feinde taten. Die Erfahrung des »Großen Terrors« prägte für Jahrzehn- te nicht nur die sowjetische Gesellschaft, sondern auch die internationale kommunistische Bewegung: Jene kommu- nistischen Funktionäre, die vor dem »Großen Terror« aus dem Ausland in die Sowjetunion gekommen waren und die Zeit der Repression überlebt hatten, kehrten als Funk- tionäre neuen Typs in ihre Heimat zurück. Sie wurden zum Motor der Stalinisierung ihrer eigenen Parteien und der Er- richtung der Diktaturen östlich des Eisernen Vorhangs, die alsbald selbst von Säuberungen und politischem Terror er- schüttert werden sollten. Auch in westeuropäischen kom- munistischen Parteien gab es nach dem Zweiten Weltkrieg »Säuberungen«. Der »Große Terror« ist somit kein histo- risches Phänomen, das vor allem für die Geschichte Russ- lands von Belang ist. Er zählt zu den politischen Verbre- chen, die das 20. Jahrhundert prägten.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur misst der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kom- munismus im 20. Jahrhundert große Bedeutung bei. War die deutsche Teilung und die Diktatur in der SBZ/DDR zu- nächst und vor allem ein Resultat des von Deutschland ent- fesselten Zweiten Weltkriegs, lassen sich die sowjetische Be- satzungspolitik, aber auch die Politik der SED nicht ohne den Rückgriff auf die Geschichte des Kommunismus vor 1945 erklären. Seit 2004 erscheint das von Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Weber 1993 an der Universität Mannheim 66 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Podium auf der Frankfurter Buchmesse: Professor Hermann Weber, Gerd Poppe, Irina Scherbakova, Gerd Koenen, , Professor Wolfgang Eichwede und Arsenij Roginskij

abredeten, mit der das MfS als alleinig Verantwortliche für Historische Kommunismusforschung erschienen waren. die in der DDR begangenen Verbrechen etabliert und die Die zu einem erschwinglichen Ladenpreis in hoher Auf- SED aus dem Blickfeld gerückt werden sollte. Aus Anlass lage im renommierten Aufbau-Verlag erschienene Publi- des Erscheinens des Jahrbuchs 2007 hatten dessen Heraus- kation ergänzt eine Dokumentation, die die Bundesstiftung geber und die Bundesstiftung Aufarbeitung am 17. April Anfang Oktober auf der Buchmesse in Frankfurt a. M. nach Berlin in die Thüringische Landesvertretung zu einem vorstellen konnte. Herausgegeben von der Geschäftsfüh- Workshop eingeladen. In einem Rundtischgespräch berich- rerin der Bundesstiftung, Dr. Anna Kaminsky, präsentiert teten die Mitglieder des neu berufenen internationalen Bei- »Erinnerungsorte an den Massenterror 1937/38. Russische rats des Jahrbuchs über aktuelle Tedenzen der Kommunis- Föderation« ausführliche Beschreibungen von 265 Gedenk- musforschung in ihren Ländern und Sprachräumen. Das zeichen und -orten, die in der Russischen Föderation an Protokoll der Runde, zu der weitere namhafte Historiker das Leid und die Verfolgung dieser Jahre erinnern. Die un- eingeladen waren, erschien im Jahrbuch 2008. ter Mitarbeit von Ruth Gleinig und Ronny Heidenreich in enger Kooperation mit der Menschenrechtsorganisation »Verbrechen im Namen der Idee – Terror im Kommu- Memorial und anderen russischen Partnern zusammen- nismus 1936–1938« ist ein von Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann getragenen Informationen berichten nicht selten zugleich Weber und Dr. Ulrich Mählert im Oktober 2007 gemein- über örtliche Widerstände, die die Initiatoren dieses Ge- sam im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung heraus- denkens überwinden mussten. Viele Einträge des Bandes gegebenes Taschenbuch überschrieben. Es präsentiert zehn sind mit Fotos versehen, die Eindrücke von der unterschied- herausragende Studien zum »Großen Terror« in der Sow- lichen Ästhetik der Erinnerungszeichen vermitteln. Das jetunion, die seit den neunziger Jahren im Jahrbuch für Buch, das gemeinsam mit Memorial auch in russischer 67

Gedenkstätte für die Opfer politischer Repression in Abakan

Friedhof von Archangelsk Ehemalige KGB Zentrale in Lubjanka 68 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

des Prager Frühlings vor dann 40 Jahren sowie eine zum »Holodomor« in der Ukraine, der 2007/2008 75 Jahre zu- rückliegt.

Als »Holodomor« wird eine beispiellose Hungerkatas- trophe in der Ukraine bezeichnet, bei der aktuellen For- schungen zufolge 1932/33 bis zu sechs Millionen Men- schen umkamen. Sie wurden Opfer Stalins, als während der brutalen Zwangskollektivierung der Landwirtschaft de- ren Erträge einbrachen, man bei den Bauern alle Lebens- Tagung »Hungersnot – Holodomor in der Ukraine« mit Professor Jury Schapowal, Professor Lutz Niethammer, mittelreserven und das Saatgut beschlagnahmte und den- Professor Rainer Eckert, Wilfried Jilge und Professor Heorkii Kasianov noch rücksichtslos immer mehr Getreide gegen Devisen ins Ausland exportiert wurde. Der »Holodomor« gilt in der Sprache herausgegeben werden soll, ist ein weiteres Teiler- Ukraine als eine der größten nationalen Tragödien, seine gebnis des von Dr. Anna Kaminsky geleiteten Dokumen- Folgen wirken bis heute nach. Seinen Ort in der europäi- tationsprojekts »Erinnerungsorte an die kommunistischen schen Erinnerungskultur erkundete am 15./16. November Diktaturen im Europa des 20. Jahrhunderts« der Bundes- 2007 eine Konferenz in Leipzig, zu der die Bundesstiftung stiftung Aufarbeitung, in dessen Rahmen weltweit Infor- Aufarbeitung gemeinsam mit der Umweltbibliothek Groß- mationen zu Gedenkzeichen und -orten an den Kommu- hennersdorf, dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum »Ge- nismus recherchiert und gesammelt werden. 2008 werden schichte und Kultur Ostmitteleuropas« an der Universität weitere Zwischenergebnisse veröffentlicht werden: eine Leipzig sowie dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig ein- Dokumentation zum Gedenken an die Niederschlagung geladen hatte.

Friedhof in Bortnyky Gedenkkreuz für die Opfer des »Holodomor« in Wepryk 69

Die langen Linien der kommunistischen Kollektivie- zur Veranstaltungsreihe erschien mit »Das Lager schreiben. rungspolitik auf dem Lande von den dreißiger bis in die Varlam Šalamov und die Aufarbeitung des Gulag« ein The- achtziger Jahre in international vergleichender Perspektive menheft der Zeitschrift Osteuropa. Damit und mit der Kon- werden im Rahmen eines Workshop- und Publikations- ferenz leisteten die Deutsche Gesellschaft für Osteuropa- projekts unter Federführung von Dr. Arnd Bauerkämper kunde, das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung vom Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas und und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dikta- Dr. Constantin Iordachi von der Central European Univer- tur, die auf der Konferenz durch das Vorstandsmitglied sity Budapest in den Blick genommen. Im Rahmen des von Doris Liebermann vertreten war, einen wichtigen Beitrag, der Bundesstiftung Aufarbeitung mitgetragenen Vorhabens um Šalamov und sein Werk in Deutschland bekannter zu trafen sich am 22./23. Juni Fachwissenschaftler aus ganz machen. Europa zu einem ersten Workshop in Budapest. Eine perfide Ausprägung des von der Sowjetunion »Das Lager als menschliche Grenzerfahrung« war eine stets propagierten Internationalismus ist Thema des Buchs prominent besetzte Veranstaltungsreihe überschrieben, die »Schwarze Pyramiden, rote Sklaven«, das von Wladislaw vom 3. bis 5. Juli in der Berlin-Brandenburgischen Akade- Hedeler und Horst Hennig im Leipziger Universitätsverlag mie der Wissenschaften zum Gedenken an Varlam Šalamov herausgegeben und am 17. September in der Landesvertre- ausgerichtet wurde. Šalamov (1907–1982) zählt zu den be- tung Sachsen-Anhalt vorgestellt wurde. Es schildert einen deutendsten und eindringlichsten Chronisten des sowje- Streik im Lager Workuta, an dem sich im Juli/August 1953 tischen Lagersystems, in dem er fast 20 Jahre zubrachte. politische Häftlinge aus über 30 Ländern beteiligten und Seine Erzählungen aus Kolyma sind von einer Poetik äu- der von sowjetischen Sicherheitskräften blutig niederge- ßerster Dichte geprägt, die der von Primo Levi, Jorge schlagen wurde. Es ist eine Besonderheit des Bandes, des- Semprun und Imre Kertész in nichts nachsteht. Begleitend sen Erscheinen und Präsentation die Bundesstiftung Auf- arbeitung förderte, dass ein Mitherausgeber, Horst Hennig, eigenes Erleben in dieses Projekt einbringen konnte. ◀

3.6.2 INTERNATIONALE AUFARBEITUNG FÖRDERN UND VERNETZEN

Auch im Jahr 2007 konnte die Bundesstiftung Aufarbeitung neue Kontakte knüpfen, bestehende ausbauen und so ihr internationales Netzwerk weiterentwickeln. Besonderes Au- genmerk widmet sie dabei dem grenzüberschreitenden wis- senschaftlichen Austausch und dem Wissenstransfer. 2007 setzte sie in diesem Kontext eine bereits in den Vorjahren etablierte Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Alexander Vatlin von der Moskauer Lomonossow-Universität fort, die einen kontinuierlichen Dialog russischer Zeithistoriker der jün- geren und mittleren Generation mit deutschen Fachkolle- gen über Fragen der Nachkriegsgeschichte befördern soll. »Grundzüge und Wahrnehmung deutscher Nachkriegsge- schichte« war die Tagung überschrieben, zu der die Bun- desstiftung Aufarbeitung, die Akademie für politische Bil- dung Tutzing und die Bayerische Landeszentrale für poli- tische Bildung vom 24. bis 28. März zwölf russische Histo- rikerinnen und Historiker nach Tutzing eingeladen hatten. Gedenkmuseum der Geschichte politischer Repressionen »Perm-36« 70 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Teilnehmer der Konferenz »Staat und Gesellschaft unter den Bedingungen der Diktatur: Historische Erfahrungen in der Sowjetunion und der DDR« in Archangelsk

Im Rahmen der hochkarätig besetzten Konferenz, an der wies 13 russische und elf deutsche Fachkolleginnen und von deutscher Seite u.a. Oberst Dr. Winfried Heinemann, -kollegen aus, die sich in der Hafenstadt am Weißen Meer Prof. Dr. Günther Heydemann, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. über das sowjetische Besatzungsregime in Deutschland, Horst Möller und Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Teltschik sowie Moskaus Deutschlandpolitik, den Aufbau der Diktatur in seitens der Bundesstiftung Aufarbeitung Prof. Dr. Bernd SBZ und DDR sowie über Repression und Widerstand aus- Faulenbach und Dr. Anna Kaminsky aktiv mitwirkten, tauschten. Schließlich sei an dieser Stelle auch die Mitwir- erfolgte auch ein Besuch der Bayerischen Staatskanzlei in kung der Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbei- München. Vom 11. bis 15. September 2007 reiste eine Dele- tung an der Konferenz »Vergangenheit: Russische und gation deutscher Wissenschaftler ins russische Archangelsk. deutsche Ansätze« erwähnt, die die Friedrich-Naumann- »Staat und Gesellschaft unter den Bedingungen der Dik- Stiftung für die Freiheit am 12./13. Juli in Moskau veran- tatur: Historische Erfahrungen in der Sowjetunion und der staltete. Thema war u.a. der zeitgenössische Vergangen- DDR« lautete das Thema der mittlerweile dritten Konfe- heitsdiskurs in Russland, der die Verbrechen der Stalinzeit renz, die die Bundesstiftung Aufarbeitung mit unterschied- mehr und mehr in einer neuen Heldenlegende aufgehen lichen Partnern in Russland ausrichtete. Das Programm lässt. 71

Anhaltend großes Interesse an der Aufarbeitung der SED-Diktatur und der deutschen Teilung zeigen koreani- sche Wissenschaftler und Politiker. Vom 29. Mai bis 6. Juni reisten Dr. Anna Kaminsky und Rainer Eppelmann, die Geschäftsführerin und der Vorstandsvorsitzende der Bun- desstiftung Aufarbeitung, auf Einladung der Hanns-Seidel- Stiftung in die südkoreanische Hauptstadt Seoul, um dort an verschiedenen Konferenzen und Gesprächen teilzuneh- men. Aus dieser Kooperation resultierte der Gegenbesuch einer zwölfköpfigen südkoreanischen Delegation, die sich am 13. Juli 2007 in der Bundesstiftung über die aktuellen Debatten bei der Auseinandersetzung mit der kommunis- tischen Diktatur in der DDR und der deutschen Teilung sowie deren Folgen für die Bundesrepublik informierte.

Eine Fotoausstellung, die die Bundesstiftung Aufarbei- tung gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung im Fotoausstellung »Yuyanapaq – Damit es nicht vergessen wird« Oktober im Rathaus Schöneberg eröffnete, lenkte mit ein- dringlichen Bildern die Aufmerksamkeit auf den blutigen Bürgerkrieg, der in den beiden letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Peru erschütterte. Die von Dr. Sabine Roß betreute Ausstellung zeigt mit eindringlichen Bildern, wie sich die kommunistische Untergrundbewegung »Leuch- tender Pfad« und Regierungstruppen über Jahre blutige Kämpfe lieferten, die mehr als 60.000 Tote kosteten und über 600.000 Menschen zu Flüchtlingen im eigenen Land machten. Professor Myoung-Kyu Park, Professor Sung-Jo Park, Vorstandsvorsitzender Rainer Eppelmann, Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky und Professor Dal-Joong Chang

Internationale Konferenz in Seoul vom Institute for Unification Studies und der Hanns-Seidel-Stiftung 72 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

»Wie aus zwei Deutschlands ein Staat wurde« ist eine Frage, die auch am Bosporus Interesse findet. Unter dieser Überschrift diskutierten Markus Meckel, Rainer Eppelmann und Prof. Dr. Bernd Faulenbach mit der türkischen Journa- listin Dilek Zaptçıoğlu am 31. März bei einer gemeinsam mit der renommierten Bilgi-Universität und dem Goethe-Ins- titut ausgerichteten Matinee in Istanbul. Am Vortag hatte an der Bilgi-Universität ein wissenschaftlicher Workshop zu Fragen der DDR-Geschichte stattgefunden, bei dem u.a. Prof. Dr. Beatrix Bouvier, Dr. Helmut Müller-Enbergs, Dr. Peter Wurschi und Dr. Ulrich Mählert referierten und an dessen Rande eine Ausstellung der Bundesstiftung Auf- arbeitung mit Ergebnissen des künstlerischen Plakatwett- bewerbs zum Thema deutsche Wiedervereinigung eröff- net wurde. Zum Reiseprogramm gehörten Gespräche der Stift ungsleitung mit dem deutschen Generalkonsul, der Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Istanbul und mit Seiner Seligkeit Mesrob II., dem armenischem Patriarchen.

Unter dem Titel »Der Kommunismus im Ostseeraum« führte vom 13. bis 16. Dezember eine Konferenz im däni- schen Odense Historiker aus allen Ostseeanrainerstaaten Dr. Helmut Müller-Enbergs, Professor Beatrix Bouvier, Dr. Peter Wurschi, Professor Christoph K. Neumann zusammen. Die internationale Tagung wurde gemeinsam und Dr. Ulrich Mählert mit dem Nordischen Lehrstuhl der Universität Greifswald und dem Zentrum für Kaltekriegsstudien der Süddänischen Universität ausgerichtet. Am 7. Dezember tagte das Adviso- ry Board des Centre for East German Studies an der briti- schen Universität Reading, in dem Dr. Ulrich Mählert die Bundesstiftung Aufarbeitung vertritt. Auf der Sitzung konn- ten umfängliche Vorhaben im Kontext des bevorstehenden 20. Jahrestags der friedlichen Revolution verabredet wer- den.

Zu den herausragenden Beispielen der internationalen Zusammenarbeit zählte 2007 die Kooperation mit der ka- tholischen, polnischen Wochenzeitung »Tygodnik Pows- zechny« und dem Verein »Gegen Vergessen – Für Demo- kratie«. Mit Förderung der Bundesstiftung Aufarbeitung erschienen in der Zeitung zehn umfassende Sonderbeila- gen zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktaturen in den ostmitteleuropäischen Staaten und in der DDR, die die dort jeweils aktuellen Debatten und die vielfältigen Aus- formungen der Erinnerungskultur auf journalistische Wei- se porträtierten. Viel beachtet wurde schließlich auch das Veranstaltung »Farbenspiele – die Ukraine nach der Revolution in Orange« u.a. mit Wolfgang Templin, 3. von links Ergebnis eines Projekts, das Wolfgang Templin mit Unter- 73

stützung der Bundesstiftung 2006 realisiert hatte und im Mai 2007 in der Thüringischen Landesvertretung vorstel- len konnte. »Farbenspiele – die Ukraine nach der Revolu- tion in Orange« ist der Titel seines Buchs, das sich mit den Folgen des verspäteten demokratischen Umbruchs in der Ukraine im Jahr 2004 beschäftigt.

Einen wichtigen Beitrag zur internationalen Vernetzung der Aufarbeiter kommunistischer Regime leistet die Bro- schürenreihe »Vademecum Zeitgeschichte«, in der seit 2004 fünf Hefte zu den Ländern Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechien und Bulgarien (2007) erschienen sind. Jeder Band verzeichnet Archive, Bibliotheken, Forschungsein- richtungen, zeitgeschichtliche Vereinigungen, Museen, Ge- denkstätten, Zeitschriften und Internetangebote, die mit Büchern, Dokumenten, Forschungen und Beiträgen jegli- cher Art zur Auseinandersetzung mit der Geschichte der kommunistischen Regime beitragen. Die Vademecums werden von Partnern der Bundesstiftung Aufarbeitung in den jeweiligen Ländern erarbeitet und erscheinen mittler- weile grundsätzlich in englischer Sprache. Die gedruckte Ausgabe ist sowohl bei den jeweiligen Instituten in den Ländern als auch bei der Bundesstiftung Aufarbeitung ge- gen ein geringes Entgelt erhältlich, zudem wird sie auf der Website der Bundesstiftung kostenlos zum Download an- geboten. 2008 werden Ausgaben zur Ukraine, zu Groß- britannien und Irland sowie zu Skandinavien erscheinen. Die Vademecums zur zeitgeschichtlichen Forschung in den westeuropäischen Ländern verzeichnen Institutionen, in denen zur Geschichte der DDR geforscht oder Dokumente vorgehalten werden bzw. die sich mit der Geschichte des Kalten Krieges beschäftigen. ◀

3.7 DAS PAPIERNE GEDÄCHTNIS VON WIDERSTAND UND OPPOSITION GEGEN DIE DIKTATUR BEWAHREN

Die friedliche Revolution ging in der DDR mit einer Archiv- revolution einher. Bis zum Herbst 1989 wachte die SED sorgsam über die papiernen Zeugnisse ihrer Herrschaft. Der Zugang zu Archivalien der DDR, der SED und der von ihr beherrschten Parteien und Massenorganisationen war selbst für Historiker mit SED-Parteibuch äußerst einge- schränkt. Völlig unvorstellbar war es, Einsicht in die Un- Gedenkstätte »Weiße Mauerkreuze« im Berliner Regierungsviertel terlagen der Staatssicherheit zu erhalten. Die Selbstbefrei- 74 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

ung der Menschen in Ostdeutschland ging im Herbst 1989 Hand in Hand mit dem Schließen weißer Flecke in der Ge- schichte der SED-Herrschaft, mit der Selbstverständigung über die Geschichte der vorausgegangenen Jahrzehnte, die von der Partei und ihren Historikern und Journalisten ma- nipuliert und im Dienste jeweils aktueller politischer Les- arten instrumentalisiert worden war. Im Zuge dieser Wie- deraneignung der eigenen Geschichte fielen auch die Zu- gangsbeschränkungen zu den DDR-Archiven. Besonderen Stellenwert hatte die Erstürmung des Ministeriums für Staatssicherheit in der Berliner Normannenstraße am 15. Januar 1990, mit der die Allmacht der Stasi demonstrativ gebrochen war. »Jedem seine Akte« war ein Slogan, mit dem Bürgerrechtler im Verlauf des Jahres 1990 die Öffnung des Stasi-Archivs erzwangen, das manche Politiker in Ost und West lieber für immer geschlossen gesehen hätten. Es sollte bis Dezember 1991 dauern, bis der dann seit einem Jahr gesamtdeutsche Bundestag das Stasi-Unterlagengesetz ver- abschiedete, das seitdem den Zugang zu diesen Akten re- gelt. 15 Jahre nach der rechtsförmigen Öffnung der Stasi- Akten luden die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen und die Bundesstiftung Aufarbeitung am 15. Januar 2007 in das Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum. Eva-Maria Hagen, Roland Jahn, Rainer Eppelmann und Die Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen Marianne Birthler

Veranstaltung »Einsichten – 15 Jahre Öffnung der Stasiakten« mit Dr. Ulrich Mählert, Dr. Joachim Gauck, Eva-Maria Hagen, Rainer Eppelmann und Roland Jahn 75

Dr. h.c. Joachim Gauck waren dazu eingeladen, auf die Umstände der Aktenöffnung und die damit verbundenen Erwartungen und Ängste zurückzublicken und die mitt- lerweile eineinhalb Jahrzehnte der Akteneinsicht zu bi- lanzieren. Die von Dr. Ulrich Mählert moderierte nach- denkliche, von vielerlei unerwarteten Einlagen außerhalb des Gebäudes und auf dem Podium überraschend berei- cherte Diskussion zog eine positive Bilanz der Aktenöff- nung. Sie wurde vom Fernsehsender Phoenix bundesweit übertragen.

Nach der Wiedervereinigung galt es jedoch nicht nur die Akten der Staatssicherheit zu erschließen. Auch die Zukunft der Archive der SED sowie der von ihr gelenkten Parteien und Massenorganisationen war zunächst unge- klärt. Mit der »Stiftung Archiv der Parteien und Massen- organisationen der DDR im Bundesarchiv«, die im Januar 2008 auf ihr 15-jähriges Bestehen zurückblickte, sowie mit den Landesarchiven in Ostdeutschland wurde hier ei- ne Lösung gefunden, die die umfänglichen Bestände nicht nur sicherte, sondern auch auf beispielhafte Weise zu- gänglich machte. Der verstreuten papiernen Zeugnisse der Opposition und des Widerstands gegen die SED-Diktatur vor allem der siebziger und achtziger Jahren nehmen sich seit den frühen neunziger Jahren Bürgerarchive an, die selbst aus der Oppositionsbewegung hervorgegangen sind. Ih- nen ist es zu verdanken, dass wichtige Zeugnisse der Zivil- te die Existenz der Bürgerarchive in Frage stellen, um die courage heute erhalten und zugänglich sind. Die 1998 ge- eigene Sammlung auf deren Kosten auszuweiten, konnten gründete Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dikta- mittlerweile durch die praktische Arbeit widerlegt werden. tur sollte die DDR-bezogene Archivlandschaft, die sich seit Seit 1998 hat die Bundesstiftung Aufarbeitung mehr als drei 1990 herausgebildet hat, ergänzen. Als ein Archiv des Bun- Millionen Euro Fördermittel für archivische Projekte aus- des bildet sie eine Schnittstelle zwischen den staatlichen Ar- gereicht. Mit diesen Fördermillionen konnten diese Oppo- chiven auf Bundes- sowie Landesebene und den vor allem sitionsarchive weite Teile ihrer Sammlungen auf hohem in Berlin, Sachsen und Thüringen tätigen bürgerrechtli- Niveau erschließen und zugänglich machen. Der Umstand, chen Oppositionsarchiven. Die Bundesstiftung Aufarbei- dass die Zahl der Anträge und das Antragsvolumen, die Er- tung sammelt und archiviert Schriftgut und Sachzeugnis- schließungsprojekten gewidmet sind, in den letzten Jahren se von Opposition und Widerstand gegen die SED-Dikta- deutlich zurückgeht, spiegelt einerseits den erreichten Er- tur in der ehemaligen DDR sowie insbesondere auch von schließungsstand wider. Andererseits zeugt dies auch von Personen und Institutionen, die von Westdeutschland aus dem gewandelten Selbstverständnis dieser Archive, auch über die SED-Diktatur aufklärten, die deren Opfer organi- Projekte zu entwickeln, die eine aktive historisch-politische sierten und gegen das Vergessen ankämpften. Und sie un- Bildungsarbeit zum Ziel haben. terstützt materiell und immateriell die Arbeit der Oppo- sitionsarchive mit Projektförderungen, archivfachlicher Dessen ungeachtet hat die Bundesstiftung Aufarbeitung Weiterbildung und Beratung. In den ersten Jahren nach auch im Jahr 2007 Erschließungsvorhaben der Robert- Stift ungsgründung verbreitete Sorgen in der unabhängigen Havemann-Gesellschaft in Berlin, des Thüringer Archivs für Archivlandschaft, die Bundesstiftung Aufarbeitung könn- Zeitgeschichte »Matthias Domaschk« in Jena, des Archivs 76 3. SCHWERPUNKTE UND PERSPEKTIVEN DER STIFTUNGSARBEIT 2007

Bürgerbewegung Leipzig und der Universitätsbibliothek die Archivförderung der Bundesstiftung Aufarbeitung vor. Marburg gefördert. Im Verlauf des Jahres 2007 konnte die Die Arbeit der Bibliothek stand 2007 ganz im Zeichen der Robert-Havemann-Gesellschaft die Arbeiten an einem ar- professionellen Vorbereitung, Durchführung und Nach- chivübergreifenden Bestandsverzeichnis abschließen, das bereitung des Umzugs der Bundesstiftung von der Otto- über die in der ganzen Bundesrepublik verstreuten Bestände Braun-Straße in die Kronenstraße. Obwohl der Umzug ab zu Opposition und Widerstand in der DDR (1961–1990) September vor allem den Bereich ABD fast vollständig ab- informiert. Gleiches gilt für eine ausführliche Bestände- sorbierte, konnten im Jahr 2007 wichtige Schritte bei des- übersicht, die die umfänglichen Sammlungen der Robert- sen Ausbau und Weiterentwicklung vollzogen werden. Ar- Havemann-Gesellschaft dokumentiert. Beide Broschüren chiv und Bibliothek verfügen am neuen Standort insge- wurden zum Jahreswechsel 2007/2008 ausgeliefert und sind samt über 450 m2 Fläche für rund 40.000 Medieneinheiten ein fortan unverzichtbares Hilfsmittel für alle, die sich mit (Bibliothek), ca. 300 laufende Meter Schriftgut und ca. der Geschichte der Opposition in der DDR beschäftigen. 20.000 Fotos (Archiv). Während die Medieneinheiten am alten Standort auf mehrere Räume verteilt waren, können Als immaterielle Förderung dürfen die Weiterbildungs- sie im Lesesaal in der Kronenstraße nunmehr erstmals angebote gewertet werden, die der Arbeitsbereich Archiv, komplett an einem Ort in Freihandaufstellung präsentiert Bibliothek, Dokumentation 2007 entwickelte. Im Oktober werden. Dort werden den Nutzern jetzt deutlich ange- 2007 wurde wieder eine – im Zweijahresturnus stattfin- nehmere Arbeitsbedingungen geboten. dende – zweitägige Fortbildungsveranstaltung abgehalten, die neben der Vermittlung von Informationen natürlich Im Archiv wurde 2007 der von der Bundesstiftung ini- auch dem kollegialen Austausch diente. Ort des Treffens war tiierte Plakatwettbewerb zum 45. Jahrestag des Mauerbaus das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert- unter dem Thema »grenzen-los« erschlossen. Gleiches gilt Stiftung in Bonn. Auf der sehr an der Praxis orientieren für die Fotobestände Gentges und Schwarzer, die nunmehr Tagesordnung standen die Erörterung von Rechtsproble- in digitalisierter Form vorliegen. Ebenso wurden die Ar- men im Archiv, die Diskussion der Folgen der Digitalisie- beiten an den Vorlässen von Markus Meckel und Rainer rung, Fragen der Nachlassbewertung und -erschließung Eppelmann sowie am Nachlass von Prof. Siegfried Mampel sowie der Verzeichnung von Sammlungsgut. Eine überaus fortgesetzt. Das Archiv hatte aber auch neue Akquisitionen, spannende Führung durch die Magazine des Archivs run- z.B. in Gestalt des Teilvorlasses von Prof. Dr. Dr. Hermann dete die Veranstaltung ab. Einziger Kritikpunkt der Teil- Weber, zu verzeichnen. nehmer war die Zeitnot. Man hätte gern noch länger dis- kutiert und das Archiv ausführlicher kennengelernt. Also Im Dokumentationsbereich wurde die Dokumentati- eigentlich ein verstecktes Lob … on von Veranstaltungen im Aufarbeitungskontext sowie des Aufarbeitungsprozesses im Spiegel der Presse fortgesetzt. Auch im Jahr 2007 hat der Leiter des ABD-Arbeitsbe- Darüber hinaus wurde die Sammlung von Ostalgieproduk- reichs, Dr. Matthias Buchholz, im Arbeitskreis Bewertung ten ergänzt, die letztlich auf ihre Weise auch den Stand der des Verbands deutscher Archivare mitgewirkt. Darüber hi- Aufarbeitung abbildet. ◀ naus stellte er auf dem Deutschen Archivtag in Mannheim 4. 20 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION UND DEUTSCHE EINHEIT – ANSTOSSEN & FÖRDERN, INFORMIEREN & VERNETZEN

2009 können die Menschen in Deutschland und Europa zum 20. Mal auf das Freiheitsjahr 1989 als zentralen, gemeinsamen Bezugspunkt in der jüngeren Vergangenheit zurückblicken. Die friedlichen Revolutionen des Jahres 1989 in der DDR und in Ostmitteleuropa ebneten nicht nur den Weg zur Wiedererlan- gung der deutschen Einheit im Jahre 1990, sondern überwan- den auch die europäische Teilung. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nimmt die 20. Jahrestage zum Anlass, die epochale Bedeutung dieser herausragenden Ereig- nisse in der deutschen und europäischen Freiheits- und Demo- kratiegeschichte hervorzuheben. Erst mit der Wiedervereini- gung, die sich 2010 zum 20. Mal jährt, war das Ziel erreicht, dass alle Menschen in Deutschland in Frieden, Freiheit und Demokratie leben können, sowie in Freundschaft zu ihren Nachbarn und von diesen geachtet. 78 4. 20 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION UND DEUTSCHE EINHEIT

de, Unternehmen und andere Akteure – dazu ermuntert und anregt, eigene Projekte und Ideen zu entwickeln. Den Auftakt bildete dabei ein Schreiben der Vorsitzenden von Rat und Vorstand, das Markus Meckel und Rainer Eppel- mann ab Mai 2007 sukzessive an 2.380 Landtags- und Bun- destagsabgeordnete und 1.831 Bürgermeister in Deutsch- land versandten. Die Unterzeichner warben dafür, Projekte und Initiativen anlässlich der 20. Jahrestage von friedlicher Revolution und deutscher Einheit auf den Weg zu brin- gen, die 2009/2010 reife Früchte tragen sollen. Außerdem 20 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION baten sie darum, der Bundesstiftung Aufarbeitung einen UND DEUTSCHE EINHEIT Ansprechpartner für die Jahrestage zu benennen. Insbesondere die Kommunen – der Brief ging an alle ostdeutschen Städte und Gemeinden mit mehr als 7.500 Aufgrund ihres gesetzlichen Auftrags versteht sich die Einwohnern und alle westdeutschen mit über 15.000 Ein- Bundesstiftung Aufarbeitung als »Lobby-Agentur« für die wohnern – reagieren bis heute in bemerkenswerter Weise Jahrestage der friedlichen Revolution und der deutschen auf diese Bitte. Das Rundschreiben zirkuliert mittlerweile Einheit. Ihre darauf bezogenen Aktivitäten nahmen zum an vielen weiteren Orten und Einrichtungen wie allgemein- Jahreswechsel 2006/2007 konkrete Gestalt an. Im Januar bildenden Schulen, Volkshochschulen, Museen, Archiven, wurde dem Vorstand ein ausführliches Konzept vorgestellt, Geschichtsvereinen etc., dies hat für eine erfreuliche Ver- im März wurde es im Stiftungsrat diskutiert. Zu den Grund- breitung des Aufrufs gesorgt. Zum Jahreswechsel 2007/ satzentscheidungen zählte, in der eigenen Fördertätigkeit 2008 stand die Bundesstiftung bereits mit rund 500 An- in den Jahren 2008 bis 2010 den Schwerpunkt auf Projekt- sprechpartnern vor allem aus den Kommunen in Kontakt, vorhaben zu setzen, die besonders dazu geeignet sind, das und es werden täglich mehr. Zwei Drittel dieser Ansprech- gesamtdeutsche Bewusstsein für die epochale historische partner sind in Westdeutschland tätig. Auffällig ist die gro- Bedeutung der friedlichen Revolution in der DDR und der ße Bandbreite an Rückmeldungen, denn die der Bundes- Wiederherstellung der deutschen Einheit zu stärken. Zu- stiftung genannten Ansprechpartner besitzen Funktionen dem richtete die Bundesstiftung das Projektbüro »20 Jahre auf den unterschiedlichsten Ebenen: Etwa in der Hälfte der friedliche Revolution« ein, für das Dr. Jens Hüttmann bis Fälle handelt es sich um Referenten oder (Amts-)Leiter für 2010 befristet als Koordinator gewonnen werden konnte. die Bereiche Jugend, Schule, Kultur, Soziales, Öffentlich- Ziel der Bundesstiftung Aufarbeitung ist es, mit zahlrei- keitsarbeit, Grundsatzangelegenheiten und vieles mehr. chen Initiativen eine möglichst breite, gesamtgesellschaftli- Ebenso haben sich aber auch Archivare, Bibliothekare, che Auseinandersetzung mit dem Freiheitsjahr 1989 zu Schulleiter, Lehrer oder Pfarrer gemeldet. Inhaltlich kris- erreichen. Die Stichworte für die vielfältigen Planungen tallisieren sich bei den vor Ort aufgrund der Schreiben ge- lauten »Anstoßen&Fördern« und »Informieren&Ver- planten Projekten, Ausstellungen, Vortragsreihen, Lesun- netzen«. Dieses »Aufarbeitungsquartett« kommt in allen gen, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen folgen- Projekten der Bundesstiftung zum Ausdruck. ◀ de Interessenschwerpunkte heraus: die innerdeutschen Städte- und Landkreispartnerschaften, die Grenzöffnungen 1989 bzw. Erfahrungen von und mit Übersiedlern aus der 4.1 ANSTÖSSE GEBEN DDR, die Umbenennung von Straßen und öffentlichen Plätzen, Konzeptionen für Gedenktafeln und Gedenkstei- »Anstoßen« meint, dass die Bundesstiftung Aufarbeitung ne zur Erinnerung an die Demonstrationszüge sowie die die Politik auf der Ebene des Bundes, der Länder und der Erweiterung von Museen um die Themenschwerpunkte Kommunen, die Wissenschaft und politische Bildung, aber friedliche Revolution und deutsche Einheit. auch zentrale gesellschaftliche Gruppen – Kirchen, Verbän- 79

Installation im U-Bahnhof Alexanderplatz 80 4. 20 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION UND DEUTSCHE EINHEIT

Dass die Initiative bereits auf dem Weg zu den 20. Jah- blick auf das Jubiläum wurden dort bereits eingeleitet. In restagen konkrete Ergebnisse gezeitigt hat, illustriert eine die gleiche Richtung zielen auch die Anfragen an den Bun- von der Bundesstiftung Aufarbeitung mitinitiierte Podi- desverteidigungsminister und an Bildungseinrichtungen umsdiskussion in Hannover, die am 19. November 2007 auf wie die Theodor-Molinari-Stiftung, das Bildungswerk des 20 Jahre Städtepartnerschaft mit Leipzig Rückschau hielt Deutschen Bundeswehrverbands, die unter die Überschrift (»Hannover–Leipzig – eine deutsch-deutsche Beziehungs- »Armee der Einheit« gestellt wurden: Angeregt wurde, dies geschichte«). An dieser Diskussion nahmen sowohl die zum Schwerpunktthema der Bildungsarbeit in der Bundes- aktuellen Oberbürgermeister der Städte Hannover und wehr zu machen. Leipzig, Stephan Weil und Burkhard Jung, als auch die ehe- maligen Oberbürgermeister Dr. Herbert Schmalstieg und Einen weiteren Anstoß gab die Bundesstiftung Aufar- Dr. Hinrich Lehmann-Grube, der ehemalige Superinten- beitung im Frühjahr 2007 mit ihrem fünften künstlerischen dent und Stadtpräsident Leipzigs, Friedrich Magirius, so- Wettbewerb »geschichts-codes«, der Studierende dazu auf- wie – last but not least – Gisela Kallenbach, Europaabge- forderte, Entwürfe für ein Denkmal für Freiheit und Ein- ordnete von Bündnis 90/Die Grünen, teil. heit vorzulegen. Der Wettbewerb stand unter der Schirm- herrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert. Wie Auch über das Rundschreiben hinaus ist die Bundes- an anderer Stelle dieses Tätigkeitsberichts bereits erwähnt, stiftung Aufarbeitung seit 2007 mehrfach an zentrale ge- stieß die Preisverleihung im November 2007 auf rege öffent- sellschaftliche Akteure herangetreten, darunter insbeson- liche Aufmerksamkeit. dere die Kirchen, die wichtigen Anteil an der friedlichen Überwindung der SED-Diktatur und der deutschen Tei- Zu nennen ist ferner der Vorschlag an den Bundesfi- lung hatten. Ihnen wurde der Vorschlag unterbreitet, aus nanzminister, eine Sonderbriefmarkenserie zu initiieren, Anlass des Jahrestags zu einem innerdeutschen Pfarrer- die in den Jahren 2009 und 2010 an die friedliche Revolu- austausch aufzurufen: In dessen Rahmen sollen an einem tion des Jahres 1989 und an die wichtigsten Etappen auf bestimmten Wochenende oder in einer bestimmten Woche dem Weg zur deutschen Einheit erinnert. Es wurde ange- des Jahres 2009 Pfarrer und Pastoren aus dem Westen in regt, die Sonderbriefmarkenserie mit einem Zuschlag zu die Gemeinden im Osten gehen und umgekehrt. Der Vor- versehen, dessen Erlös für das Denkmal für Freiheit und schlag stieß bei der Evangelischen Kirche in Deutschland Einheit in Berlin aufgewendet werden soll. ◀ (EKD) auf offene Ohren, entsprechende Planungen in Hin- 4.2 FÖRDERN

Die Übergänge von »Anstoßen« zu »Fördern« sind fließend. Neben dem bereits genannten Förderschwerpunkt »20 Jahre friedliche Revolution und deutsche Einheit« wird dies be- sonders beim gemeinsamen Stipendienprogramm »Auf- bruch 1989« deutlich, für das die Bundesstiftung zur Auf- arbeitung der SED-Diktatur 16 Stiftungen gewinnen konn- te, 21 Postdoc- und Promotionsstipendien für Nach- wuchswissenschaftler auszuschreiben, die sich mit den Ur- sachen, der Geschichte und den Folgen der friedlichen Re- volutionen in Europa auseinandersetzen wollen. Erstmals haben sich im Rahmen dieses Programms alle vom Bun- desministerium für Bildung und Forschung finanzierten Studienwerke der parteinahen Stiftungen, der Stiftungen der

Professor Norbert Lammert, der Präsident des Deutschen Bundestages, wird im neuen Stiftungssitz von Kirchen, Gewerkschaften und Arbeitgeber mit namhaften Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky und dem Vorstandsvorsitzenden Rainer Eppelmann begrüßt privaten Stiftungen zu einem solchen Vorhaben zusammen- 81

Berliner Mauer vor dem Pariser Platz am 9. November 1989

Die erste Preisträgerin Bernadette Boebel erklärt ihren Entwurf für »Ein Denkmal für Freiheit und Einheit« 82 4. 20 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION UND DEUTSCHE EINHEIT

Gedenken an die Demonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig 2007

gefunden. Addiert man die dafür von den beteiligten Stif- Auch Schul-, Hochschul- und Bildungsprojekte sind tungen bereitgestellten Mittel, ergeben sich mehr als 750.000 von großer Relevanz: So wird das renommierte Institut für Euro, die aufgrund der Initiative der Bundesstiftung Auf- Film in Wissenschaft und Unterricht (FWU) unter der arbeitung für die Erforschung der friedlichen Revolutio- Überschrift »Die friedliche Revolution – Deutschland auf nen und ihrer Folgen zur Verfügung gestellt werden. dem Weg zur Einheit 1989–1990« die mittlerweile dritte didaktische DVD für den Schulunterricht vorbereiten. Der Besonderes Augenmerk in der Förderung finden im Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) plant ein gro- Sinne des Stiftungsauftrags stets Ausstellungsvorhaben, die ßes Koordinationsprojekt aller ihm angeschlossenen Volks- geeignet erscheinen, Bürgerinnen und Bürger mit zeithis- hochschulen für bildungsferne Jugendliche in Deutsch- torischen Themen zu erreichen und zur Diskussion anzu- land (»Die DDR als Teil der gesamtdeutschen Geschichte«). regen, die Bücher zur gleichen Thematik nur selten zur Zahllose weitere Publikations- und Dokumentationsvor- Hand nehmen. Begrüßt werden insbesondere Wanderaus- haben werden – u.a. durch Druckkostenzuschüsse – ge- stellungen. Den gleichen Zweck erfüllen viele von der fördert. Bundesstiftung Aufarbeitung geförderte Film- und Multi- mediaprojekte sowie Dokumentarfilme zu Aspekten der 2007 wurden von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung Geschichte der DDR, der deutschen Teilung und deren der SED-Diktatur eine ganze Reihe von Veranstaltungen Überwindung, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zahl- unterschiedlicher Themenstellungen und Dimensionen auf reiche Zuschauer erreichen. In Vorbereitung ist beispiels- den Weg gebracht – vom Workshop bis zur öffentlichen weise ein Zeitzeugen- und Filmprojekt über die letzte DDR- Großveranstaltung. So bereiten die Bundeszentrale für po- Regierung. litische Bildung und die Bundeskulturstiftung in Verbin- 83

dung mit namhaften zeithistorischen Instituten und der Bildungskonferenz »Friedliche Revolution und deutsche Bundesstiftung Aufarbeitung das »Geschichtsforum Berlin Einheit im Unterricht« vor, die im Herbst 2008 stattfinden 2009« vor, eine zeithistorische und kulturelle Großveran- wird. Diese richtet sich besonders an Multiplikatoren, Bil- staltung, für deren Durchführung die Bundesstiftung auf dungsträger und -verwaltungen, Politiker sowie Schulbuch- Antrag dem Verein »Gegen Vergessen – Für Demokratie« verlage. Ziel ist es, das Themeninteresse wie auch -bewusst- die finanzielle Grundlage zur Verfügung gestellt hat. Grund- sein der Multiplikatoren zu schärfen. Bei den Länderbil- prinzip wird wie bei der Vorgängerveranstaltung im Jahr dungsministerien und -politikern soll dafür geworben wer- 1999 sein, dass das Geschichtsforum Plattform für »Insti- den, die Geschichte der friedlichen Revolution und der tutionen der Aufarbeitung« sein soll, die im Rahmen einer deutschen Einheit im Schulunterricht angemessen (und da- drei- bis viertägigen Großveranstaltung in Berlin die Mög- mit deutlich stärker als bisher) zu berücksichtigen und die lichkeit bekommen, eigene Programmangebote in das Vor- friedliche Revolution in die deutsche Nachkriegsgeschich- haben einzubringen. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass te einzuordnen. Die bislang vorherrschende partikularis- sich dieses Geschichtsforum II ebenso wenig wie sein Vor- tische, westdeutsch–ostdeutsch fixierte Geschichtsbetrach- läufer auf das Thema »Friedliche Revolution« beschränken, tung bedarf dringend der Ablösung durch einen gesamt- sondern Beiträge zur Auseinandersetzung mit der Ge- deutschen Ansatz. ◀ schichte des geteilten Deutschlands insgesamt und der Verortung der SED-Diktatur in der Geschichte des 20. Jahrhunderts leisten wird. 4.3 INFORMIEREN & VERNETZEN

Seit 2007 bereiten die Bundesstiftung Aufarbeitung, die Die Aufgaben des »Anstoßens und Förderns« stehen im Bundeszentrale für politische Bildung und die Bundesbe- engen Zusammenhang mit den beiden weiteren Kernauf- auftragte für die Stasi-Unterlagen gemeinsam die große gaben der Bundesstiftung Aufarbeitung: »Informieren und

Eine Nacht im November 1989 an der Berliner Mauer 84 4. 20 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION UND DEUTSCHE EINHEIT

Vernetzen«. So fand bereits im Mai 2007 in den Räumen Vorangetrieben wird außerdem die Bibliothekskampa- der Bundesstiftung das erste bundesweite Informations- gne, im Rahmen derer sich die Bundesstiftung Aufarbei- treffen mit Vertretern zeitgeschichtlicher Institutionen und tung bemüht, die Stadtbibliotheken inhaltlich und materiell Initiativen statt: Die Bundesstiftung Aufarbeitung hatte zu unterstützen, die in vielen Kommunen neben den Volks- interessierte Institutionen der Aufarbeitung, Akteure der hochschulen Orte sind, an denen nicht nur Bücher zu zeit- politisch-historischen Bildungsarbeit und Vertreter von geschichtlichen Themen bereitgestellt werden, sondern viel- Bundesinstitutionen zu einem ersten Austausch über an- fach auch Lesungen und Diskussionen stattfinden. stehende Planungen und Vorhaben für die Jahre 2009/2010 eingeladen. Mehr als 50 Vertreter von Institutionen und Anlaufpunkt für alle genannten Institutionen und Ini- Initiativen stellten in Berlin ihre Konzepte und Überlegun- tiativen ist die Website der Bundesstiftung Aufarbeitung, gen zu den anstehenden Jahrestagen vor. Dadurch wurden auf der seit Beginn 2007 regelmäßig aktualisierte Informa- frühzeitig Kontakte zwischen den einzelnen Akteuren her- tionen und Serviceangebote zu den 20. Jahrestagen bereit- gestellt, um künftige gemeinsame Vorhaben und Koopera- gestellt werden. Eine herausgehobene Stellung besitzen in tionen zu erleichtern. Den dort präsentierten Projekten und diesem Kontext zwei Projekte, die seit langer Zeit verfolgt Initiativen wurde ein wichtiges Forum gegeben, das im werden: zum einen die Datenbank zur friedlichen Revolu- März 2008 mit der Geschichtsmesse in Suhl seine Fortset- tion und deutschen Einheit, die über sämtliche Veranstal- zung findet. Diese Foren richten sich an all diejenigen Ver- tungen, Konferenzen, Ausstellungen, Wettbewerbe, Schul- treter von Initiativen und Institutionen in der Bundesre- projekte, Radio-, TV- und Kinoproduktionen etc. infor- publik, die Projekte zu den Jahrestagen der friedlichen Re- miert, die bundesweit zum Thema ausgerichtet bzw. ge- volution und deutschen Einheit planen; im Zentrum steht zeigt werden – unabhängig davon, ob diese Angebote von der Servicecharakter. Adressaten sind alle Kommunen, den großen Institutionen der DDR-Aufarbeitung oder et- Träger politischer Bildungsarbeit, Museen und Gedenk- wa von den Volkshochschulen erbracht werden; zum an- stätten und Vertreter der Kultusministerien. Als Schirm- deren die Stiftungskalender, die bis 2010 der friedlichen herr und Eröffnungsredner der Geschichtsmesse konnte der Revolution und deutschen Einheit gewidmet sind. Sie sor- Ministerpräsident des Freistaats Thüringen, , gen dafür, dass sich ihre Nutzer über einen Zeitraum von gewonnen werden. zwei Jahren Tag für Tag den rasanten Verlauf und die Trag- weite des damaligen Umbruchs vergegenwärtigen können. Auch die Konzeption für das Publikationsprojekt: »Zahlen, bitte! Deutsch-deutsche und europäische Entwicklungen seit 1989/90«, einen Zahlenspiegel zur Entwicklung der deutschen Einheit seit 1989/1990, sieht neben Bilanzen und Tabellen erläuternde Beiträge und Interpretationen vor. ◀

Hubertus Heil, Generalsekretär der SPD, mit Dr. Anna Kaminsky und Markus Meckel bei seinem Besuch in der Bundesstiftung 85

5. ANHANG

Mitglieder der Gremien: Rat, Vorstand, Fachbeiräte Stiftungsrat 2007 Mitglieder /Stellvertreter

VOM BUNDESTAG GEWÄHLTE MITGLIEDER AUS DEM VORSCHLAG DER FRAKTIONEN

Markus Meckel (MdB), Vorsitzender Hans-Joachim Hacker (MdB) Werner Schulz, stv. Vorsitzender Silke Stokar (MdB) Klaus Haupt Otto Fricke (MdB) Hartmut Koschyk (MdB) Hartmut Büttner

VOM BUNDESTAG GEWÄHLTE MITGLIEDER AUS DEM PERSONENKREIS, DIE IN FRAGEN DER AUFARBEITUNG DER SED-DIKTATUR BESONDERS ENGAGIERT UND QUALIFIZIERT SIND

Michael Beleites Irmtraut Hollitzer (Der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen) (Bürger-Komitee Leipzig e.V.) Dr. Günter Kröber Gerry Kley (MdL Sachsen-Anhalt) Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Weber Prof. Dr. Rainer Eckert (Universität Mannheim) (Zeitgeschichtliches Forum Leipzig) Prof. Dr. Manfred Wilke Vera Lengsfeld (Freie Universität Berlin)

VON DER BUNDESREGIERUNG BENANNTE MITGLIEDER

Dr. Christoph Bergner Eberhard Kuhrt (Staatssekretär BMI) (BMI) Marianne Birthler Hans Altendorf (BStU) (BStU) Thomas Krüger Dr. Bernd Hübinger (Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung) (Bundeszentrale für politische Bildung) Prof. Dr. Hermann Schäfer Dr. Michael Roik (Ministerialdirektor beim BKM) (Ministerialdirigent beim BKM)

VERTRETER DES LANDES BERLIN

André Schmitz Barbara Kisseler Staatssekretär für Kultur Chefin der Senatskanzlei des Landes Berlin 86 5. ANHANG

STIFTUNGSVORSTAND SEIT 26. JANUAR 2004

Rainer Eppelmann (Vorsitzender) Prof. Dr. Bernd Faulenbach (stellv. Vorsitzender) Doris Liebermann (ausgeschieden 31.07.2007) Gerd Poppe Dr. Hermann Rudolph

DIE FACHBEIRÄTE 2007

FACHBEIRAT GESELLSCHAFTLICHE AUFARBEITUNG FACHBEIRAT WISSENSCHAFT

Dr. h.c. Karl Wilhelm Fricke (Vorsitzender) Prof. Dr. Peter Maser (Vorsitzender) Dr. Günter Buchstab Prof. Dr. Jörg Baberowski Roland Bude Prof. Dr. Dieter Dowe Dr. Gabriele Camphausen Prof. Dr. Thomas Großbölting Jörg Drieselmann Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke Dr. Norbert Haase Prof. Dr. Günther Heydemann Ralf Hirsch Prof. Dr. Eckhard Jesse Roland Jahn Prof. Dr. Ralph Jessen Dr. Hans-Jürgen Misselwitz Prof. Dr. Christoph Kleßmann Martin Michael Passauer Dr. Hubertus Knabe Sybille Ploog Prof. Dr. Sigrid Meuschel Ulrike Poppe Dr. Armin Mitter Thomas A. Seidel Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Möller Prof. Dr. Martin Sabrow Prof. Dr. Stefan Troebst

FACHBEIRAT ARCHIVE

Dr. Falco Werkentin (Vorsitzender) Tobias Hollitzer Prof. Dr. Friedrich P. Kahlenberg Tom Sello Birgit Salamon 87

HAUSHALTSMITTEL DER BUNDESSTIFTUNG AUFARBEITUNG

IST in Td. € IST in Td. € IST in Td. € IST in Td. € IST in Td. € Jahr 2003 2004 2005 2006 2007 Bundeszuschuss 3.825 3.845 3.864 2.332 2.438 Eigenmittel 102 938 1.758 2.068 2.563 Gesamtmittel 3.927 4.783 4.622 4.400 5.130

Zuschüsse zur Förderung der Aufarbeitung der SED-Diktatur in Euro bewilligte Förderungen 2.650.000,00 davon abgerufene Mittel 2.632.961,45 Stipendien bewilligte Stipendien 250.000,00 davon abgerufene Mittel 216.695,00 Ausgaben für sonstige Aufarbeitungsmaßnahmen (Publikationen, Ausstel lungen, Veröffentlichungen, Veranstaltungen) 330.998,00 Sonderbiefmarke/Beratungsoffensive 105.000,00 Aufbau Bibliothek 17.512,28 Aufbau Archiv 2.568,86 Verwaltungskosten (Personal, Umzug, Miete, Betriebskosten, Rückführung Vermögen, u. a.) 1.825.078,78 Ausgaben insgesamt: 5.130.814,47

Vermögen 2007 in Euro Zinserträge 2.563.532,40 Vermögen insgesamt 73.818.420,99

Einnahmen/Ausgaben 2007 in Euro Zuschuss Bund 2.438.627,70 sonstige Einnahmen 128.654,37 Zinserträge 2.563.532,40 Einnahmen insgesamt 5.130.814,47 88 5. ANHANG

PROJEKTFÖRDERUNG DER BUNDESSTIFTUNG AUFARBEITUNG IM JAHR 2007

Antragsteller Kurzbezeichnung Förderungen 2007 (ggf. auch überjährig in 2008)

Agenda Verlag Münster Druckkostenzuschuss: Leise auf Holzpantinen. Die niederländischen 4.268,53 € GmbH&Co. KG Kirchen, die Friedensbewegung und die DDR von Beatrice de Graaf

Anne Frank Zentrum Berlin e.V. Ausstellungsvorhaben: Der Umgang mit Anne Frank in der DDR 26.900,00 €

Antistalinistische Aktion Berlin Veranstaltung: Besucherführungen mit dem thematischen Schwer- 132.300,00 € Normannenstraße e.V. punkt »Der Sozialismus in der DDR – eine gute Idee, die nur schlecht ausgeführt wurde?«

Antistalinistische Aktion Berlin Veranstaltung: Vorbereitung der Besucherbetreuung 2008 und 7.950,00 € Normannenstraße e.V. Schulung der Referenten

Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen Ausstellungsvorhaben: Erstellung eines Lagermodells 15.000,00 €

Arbeitsgemeinschaft Lager Gedenkveranstaltung: 2007 1.977,00 € Sachsenhausen 1945–1950 e.V.

Arbeitskreis für Geschichte und Kultur Veranstaltung: Aufrecht gehen. Opposition und Widerstand in der DDR 6.500,00 € in Ostmittel- und Südosteuropa e.V. und Osteuropa. Ein Zeitzeugenprojekt für Schulen.

Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. Ausstellungsvorhaben: Die Kirche muss weg – Die Sprengung der 44.000,00 € Universitätskirche in Leipzig am 30. Mai 1968

Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. Archivierungsprojekt: Archivierung des Bestandes von Stephan 12.000,00 € Bickhardt

Armadafilm Dokumentarfilm: Das braune Erbe – Antifaschismus in der DDR 35.000,00 €

Aufbau-Verlag Berlin Druckkostenzuschuss: Verbrechen im Namen der Idee, Sammelband 6.000,00 €

Basisdruck Verlag. Druckkostenzuschuss: Selbstzeugnisse von Opposition und Widerstand 5.000,00 € in der DDR 1961 bis 1990. Ein archivübergreifendes Bestandsverzeichnis von Bernd Florath

Bautzen-Komitee e.V. Gedenkveranstaltung: Bautzen-Treffen im Mai 2007 – Gedenkveranstal- 6.000,00 € tung zum 17. Juni, Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag 18.11.2007

Bautzen-Komitee e.V. Ausstellungsvorhaben: Erweiterung der Ausstellung des Bautzen- 1.500,00 € Komitees 89

Bautzen-Komitee e.V. Multimediaprojekt: Erstellung des web-Auftritts 1.200,00 €

Bezirksamt -Kreuzberg Dokumentarfilm: 4000 Kilometer von Potsdam nach Berlin – 15.000,00 € – Bezirksamt Wie Detlef Sch. 1981 nach Kreuzberg kam

Bildungswerk der Humanistischen Publikationsvorhaben: Handbuch DDR-Geschichte in der 25.000,00 € Union NRW – wissenschaftliche- politischen Jugend- und Erwachsenenbildung pädagogische Arbeitsstelle –

Böhlau Verlag Druckkostenzuschuss: Hochschule im Sozialismus. Studien zur 4.500,00 € Friedrich-Schiller-Universität Jena (1945–1990) von Uwe Hoßfeld/ Tobias Kaiser/Heinz Mestrup (Hrsg.)

Böhlau Verlag Druckkostenzuschuss: Jugendliche Subkulturen im Thüringer Raum 4.500,00 € 1952 bis 1989 von Peter Wurschi

Böhlau Verlag Druckkostenzuschuss: Wissenschaftsaustausch im Kalten Krieg. Die ost- 4.500,00 € deutschen Naturwissenschaftler und der Westen von Jens Niederhut

Böhlau Verlag Druckkostenzuschuss: Musikalische Dekonstruktion. 3.570,00 € Neue Instrumentalmusik in der DDR von Nina Noeske

Böhlau Verlag Druckkostenzuschuss: Die Deutung des Verlustes. Erinnerungspolitische 3.623,00 € Debatten um Flucht und Vertreibung im geteilten Deutschland 1948–1972 von Christian Lotz

Böhlau Verlag Druckkostenzuschuss: Journalisten und Journalismus in der DDR. 1.785,00 € Berufsorganisation – Westkorrespondenten – »Der Schwarze Kanal« von Jürgen Wilke (Hrsg.)

BSV – Bund der Stalinistisch Opferberatung: Beratung von Verfolgten 2.100,00 € Verfolgten e.V.

BSV – Bund der Stalinistisch Veranstaltung: Weiterbildungsseminar für Berater 5.800,00 € Verfolgten e.V.

BSV – Bund der Stalinistisch Bildungsveranstaltung: Studienreise Kemerowo 2.032,00 € Verfolgten e.V.

BSV – Bund der Stalinistisch Veranstaltung: Filmaufführung und Diskussion: Wir waren schon 1.100,00 € Verfolgten e.V. halbe Russen

BSV-Förderverein für Beratung e.V. Publikationsvorhaben: Erarbeitung von neun Ausgaben des 91.693,08 € Informationsblattes »Der Stacheldraht« 90 5. ANHANG

Büchergilde Gutenberg Druckkostenzuschuss: sieben Ausgaben der Reihe 14.000,00 € Verlagsgesellschaft mbH »Die verschwiegene Bibliothek«

Bürgerbüro e.V. – Verein zur Publikationsvorhaben: Pfarrerskinder in der DDR. Außenseiter 9.456,00 € Aufarbeitung von Folgeschäden der zwischen Benachteiligung und Privilegierung SED-Diktatur

Bürgerbüro e.V. – Verein zur Druckkostenzuschuss: Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand 5.071,80 € Aufarbeitung von Folgeschäden der von Freya Klier SED-Diktatur

Bürgerbüro e.V. – Verein zur Publikationsvorhaben: Manuskripterstellung – Matthias Domaschk 11.800,00 € Aufarbeitung von Folgeschäden der und der Jenaer Widerstand SED-Diktatur

Bürgerbüro e.V. – Verein zur Beratung von Opfern politischer Verfolgung 9.000,00 € Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur

Bürgerbüro e.V. – Verein zur Veranstaltung: lebendig und kräftig und schärfer – gemeinsame 1.645,45 € Aufarbeitung von Folgeschäden der Präsentation Dokumentationszentrum Berliner Mauer und Bürgerbüro SED-Diktatur zum 31. Evangelischen Kirchentag in Köln

Bürgerkomitee »15. Januar« e.V. Veranstaltungsreihe: Öffentliche Vorträge und Podiumsdiskussionen 2.400,00 € zur Förderung und Weiterführung der historisch-politischen Bildungs- arbeit

Bürgerkomitee Leipzig e.V. für die Archivierungsprojekt: Inventarisieren der Sammlung im Museum im 5.500,00 € Auflösung der ehemaligen Staatssicher- Stasi-Bunker Machern bei Leipzig heit (MfS) – Träger der Gedenkstätte Museum in der »Runden Ecke« mit dem Museum im Stasi-Bunker

Bürgerkomitee Leipzig e. V. für die Archivierungsprojekt: Vervollständigung, Erschließung und 67.695,00 € Auflösung der ehemaligen Staatssicher- Digitalisierung der Fotosammlung der Gedenkstätte Museum heit (MfS) – Träger der Gedenkstätte in der »Runden Ecke« Museum in der »Runden Ecke« mit dem Museum im Stasi-Bunker

Bürgerkomitee Leipzig e.V. für die Multimediaprojekt: Online-Datenbank der Gedenkstätte Museum in 34.000,00 € Auflösung der ehemaligen Staatssicher- der »Runden Ecke« mit dem Museum im Stasi-Bunker heit (MfS) – Träger der Gedenkstätte Museum in der »Runden Ecke« mit dem Museum im Stasi-Bunker 91

Bürgerkomitee Sachsen-Anhalt e.V. Ausstellungsvorhaben: Alltag in der DDR am Beispiel der Filmclubbewegung 17.502,00 € – Dokumentationszentrum am Moritzplatz

Bürgerkomitee Sachsen-Anhalt e.V. Multimediaprojekt: »Staatssicherheit in der Wirtschaft« und »Flucht 8.484,00 € – Dokumentationszentrum am aus der DDR«. Zeitzeugenvideos für die historisch-politische Bildungs- Moritzplatz arbeit des Dokumentationszentrums

Der apparat multimedia gmbh Multimediaprojekt: »Geschichte in Augenblicken« Audio CD und DVD 24.500,00 € mit unterrichtsbegleitendem Material

Deutsche Gesellschaft e.V. zur Veranstaltung: Hearings für ein Denkmal für Freiheit und Einheit zum 5.000,00 € Förderung politischer, kultureller und 20. Jahrestag der friedlichen Revolution sozialer Beziehungen in Europa

Deutsche Gesellschaft für Osteuropa- Tagung: Das Lager als menschliche Grenzerfahrung. 31.315,00 € kunde e.V. Zum 100. Geburtstag von Varlam Schalamov

Deutsches Historisches Institut Tagung: Deutsch-russische Konferenz – Staat und Gesellschaft unter 29.930,00 € Moskau den Bedingungen der Diktatur. Historische Erfahrungen in der Sowjetunion und der DDR

Deutsches Institut für Internationale Druckkostenzuschuss: Pädagogik und Staatssicherheit. Schule und Ju- 3.248,70 € Pädagogische Forschung gend in der Erziehungsideologie und -praxis des DDR-Geheimdienstes von Ulrich Wiegmann

Dokfilm Fernsehproduktion GmbH Dokumentarfilm: Operativer Vorgang: Aufwiegler oder das teuerste 40.000,00 € Flugblatt der Welt

Dokumentations- und Kulturzentrum Druckkostenzuschuss: Die Rezeptionsgeschichte des NS-Völkermordes an 4.000,00 € Deutscher Sinti und Roma den Sinti und Roma in der SBZ und der DDR von Michaela Baetz/Heike Herzog/Oliver von Mengersen

DominoFilm Rüchel u. Disselberger GbR Dokumentarfilm: Geteiltes Land – geteilter Himmel? – Filmbeiträge 35.000,00 € zur deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte

Ergon Verlag Druckkostenzuschuss: Russlands langsamer Abschied von der Vergan- 4.403,00 € genheit. Der KPdSU-Prozess vor dem russischen Verfassungsgericht (1992) als geschichtspolitische Weichenstellung von Elke Fein

Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Archivierungsprojekt: Aktenerschließung in der Erinnerungsstätte 15.550,00 € Marienfelde e.V. Notaufnahmelager Marienfelde e.V.

Esterbauer Verlag Druckkostenzuschuss: »Deutsch-deutscher Radweg«. Iron Curtain Trail. 5.000,00 € Am grünen Band von der Ostsee bis zur tschechischen Grenze von Michael Cramer 92 5. ANHANG

Europa-Universität Viadrina – Professur Ausstellungsvorhaben: Wandel der Erinnerungslandschaften im 25.000,00 € für Geschichte Osteuropas Prof. Dr. postsozialistischen Raum Detlef Pollack

Europa-Universität Viadrina – Professur Druckkostenzuschuss: Akteure oder Profiteure? Die demokratische 3.553,75 € für Geschichte Osteuropas – Fakultät Opposition in den ostmitteleuropäischen Regimeumbrüchen 1989 für Kulturwissenschaften – Prof. Dr. Detlef Pollack

Evangelische Kirchengemeinde Ausstellungsvorhaben: Künstlerische und literarische Zeugnisse aus 20.000,00 € Lieberose und Land sowjetischer Haft

Evangelische Kirchengemeinde Druckkostenzuschuss: Totenbuch für das Speziallager Jamlitz 7.470,00 € Lieberose und Land

Evangelische Kirchengemeinde Publikationsvorhaben: Bischof Dr. Gottfried Forck – ein politisches 16.500,00 € St. Bartholomäus Porträt

Evangelische Verlagsanstalt Druckkostenzuschuss: Evangelische Akademien in der DDR. Quellen 3.587,30 € und Untersuchungen zu Bildungsstätten zwischen Widerstand und Anpassung von Martha Friedenthal-Haase (Hrsg.)

E-werk weimar e.V. Veranstaltung: Das Schweigen des Sichtbaren 12.000,00 €

Facts&Files – Historisches For- Ausstellungsvorhaben: Wanderausstellung »Erschossen in Moskau« 31.200,00 € schungsinstitut Berlin und Aktualisierung des Begleitbuches

Fibre Verlag Druckkostenzuschuss: Jugendmode und Politik in der DDR und in 5.400,00 € Polen. Eine vergleichende Analyse 1968–1989 von Anna Pelka

Filmstrom Media GmbH Dokumentarfilm: Der Mauersegler 40.000,00 €

Fokus Geschichte e.V. Dokumentarfilm: Vom Hörsaal nach Workuta – Der Widerstand gegen 40.000,00 € den SED-Einfluss an Universitäten in der SBZ und DDR

Förderverein Uwe Johnson Veranstaltungsreihe: Die Macht des Wortes – Verbotene Literatur 3.205,00 €

Forschungsinstitut Arbeit, Bildung, Publikationsvorhaben: Besucherverhalten in Gedenkstätten mit 51.600,00 € Partizipation e. V. – Institut an der doppelter Vergangenheit Ruhr-U

Frauenkreis d. ehem. Hoheneckerinnen Gedenkveranstaltung: Hoheneck und Chemnitz und Zeitzeugen- 2.557,00 € gespräche mit Schülerinnen und Schülern 93

Friedrich-Schiller-Universität Jena Publikationsvorhaben: Einzel- und kollektivbiographische Studien zu 6.800,00 € – Historisches Institut – Prof. Dr. den thüringischen Vorsitzenden der Räte der Bezirke und Kreise Heinrich Best

FU Berlin – Berliner Kolleg für Publikationsvorhaben: The Collectivization of Agriculture in 16.500,00 € Vergleichende Geschichte Europas Communist Eastern Europe: Comparison and Entanglement from the 1930s to the 1980s

FWU Institut für Film und Bild in Multimediaprojekt: Erstellung einer didaktischen FWU-DVD für den 22.000,00 € Wissenschaft und Unterricht Bildungsbereich zum Thema »Wirtschaft und Alltag in der DDR«

Gedenkstätte Amthordurchgang e.V. Zeitzeugenprojekt: Erfahrungen mit politischer Verfolgung und 8.335,00 € Umweltzerstörung in der Wismut

Gedenkstätte Amthordurchgang e.V. Sonstiges: Schülerprojekt »Theater als Unterrichtsform« 1.900,00 €

Gedenkstätte Amthordurchgang e.V. Veranstaltungsreihe: Gesprächsreihe zur Aufarbeitung des 4.400,00 € Kommunismus in Osteuropa

Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Druckkostenzuschuss: zehn redaktionelle Sonderbeilagen zu der 29.300,00 € Wochenzeitung »Tygodnik Powszechny«

Geschichtswerkstatt Jena e.V. Druckkostenzuschuss: Zeitschrift »Gerbergasse 18« 4.700,00 €

Gesellschaft für Zeitgeschichte e.V. Ausstellungsvorhaben: Erarbeitung eines Gedenkstättenkonzepts 14.600,00 € für die MfS-Untersuchungshaftanstalt Andreasstraße Erfurt

Grenzlandmuseum Eichsfeld Sonstiges: Erarbeitung einer Konzeption für eine Dauerausstellung 6.854,00 € im Grenzlandmuseum Eichsfeld

Hannah-Arendt-Institut für Totalitaris- Tagung: Charta 77 im Kampf für die Menschenrechte und bürgerliche 6.971,13 € musforschung e.V. Dresden Freiheit (1977 bis 1989). Internationale Konferenz vom 23. bis 24. März 2007 in Prag

Haus der Demokratie Veranstaltung: Worte können fliegen 4.460,00 €

Heimatfilm GbR Film- und Medienpro- Multimediaprojekt: Zeitzeugeninterviews mit Vertretern der letzten 76.000,00 € duktion DDR-Regierung

Hoferichter&Jacobs GmbH – Gesell- Dokumentarfilm: Die Spiegel-Affäre Ost 25.000,00 € schaft für audiovisuelle Medien und Kommunikationstechnologien mbH – Film und Fernsehproduktionsgesell- schaft 94 5. ANHANG

Initiativgruppe Geschlossener Ausstellungsvorhaben: Erarbeitung einer Konzeption für die 10.000,00 € Jugendwerkhof Torgau e. V. Gedenkstätte

Initiativgruppe Internierungslager Gedenkveranstaltung: 2007 3.000,00 € Jamlitz e.V.

Initiativgruppe Internierungslager Gedenkveranstaltung: XVIII. 2.270,00 € Ketschendorf e.V.

Initiativgruppe Internierungslager Gedenkveranstaltung: Totensonntag 575,00 € Ketschendorf e.V.

Initiativgruppe Internierungslager Opferberatung 510,00 € Ketschendorf e.V.

Initiativgruppe Internierungslager Tagung: 1947 – Die Eskalation des Kalten Krieges und die 2.100,00 € Ketschendorf e.V. sowjetischen Speziallager in der SBZ

Initiativgruppe Lager Buchenwald Gedenkveranstaltung: Kameradschaftstreffen in Brotterode 2.100,00 € 1945–1950 e.V. (04.01.2007) und XVII. Buchenwaldtreffen (04.03.2007)

Initiativgruppe Lager Buchenwald Druckkostenzuschuss: Herstellung einer Dokumentation über das 1.750,00 € 1945–1950 e.V. 16. Buchenwaldtreffen

Initiativgruppe Lager Buchenwald Sonstiges: Erweiterung der Opferbibliothek 300,00 € 1945–1950 e.V.

Initiativgruppe Lager Buchenwald Opferberatung: Beratung von Opfern 750,00 € 1945–1950 e.V.

Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V. Sonstiges: Öffentlichkeitsarbeit mit Neugestaltung der Gedenkstätte, 18.300,00 € Erarbeitung Totenbuch, Einrichten Lehrpfad

Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V. Archivierungsprojekt: Erweiterung und Neuordnung des Archivs 1.000,00 €

Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V. Ausstellungsvorhaben: Wanderausstellung 1.000,00 €

Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V. Veranstaltung: Informationsveranstaltung 6.000,00 €

Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V. Gedenkveranstaltung: XVII. Mahn- und Gedenktreffen 5.500,00 €

Institut für Hochschulforschung e.V. Publikationsvorhaben: »Kaderschmiede« DDR-Forschung? Situation, 3.100,00 € an der Martin-Luther-Universität Verbleib und Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses im Halle-Wittenberg Feld der neuesten deutschen Zeitgeschichte 95

Institut für Hochschulforschung e.V. Publikationsvorhaben und Veranstaltung: Promovieren in der deut- 25.000,00 € an der Martin-Luther-Universität schen Zeitgeschichte sowie III. Promovierendentage zur deutschen Halle-Wittenberg Zeitgeschichte

Institut für Kunstgeschichte und Veranstaltung: Grenzüberschreitung. Kunst aus der DDR in der 4.947,08 € Archäologie Bundesrepublik Deutschland

Institut für neue Medien Ausstellungsvorhaben: Grüße aus der DDR 23.253,70 €

Institut für Sozialpsychiatrie Publikationsvorhaben: Stumme und sprechende Opfer politischer 40.000,00 € Mecklenburg-Vorpommern e.V. Verfolgung in der DDR

Institut für Umweltgeschichte und Archivierungsprojekt: Erschließung der Archivalien des Studienarchivs 67.945,00 € Regionalentwicklung e.V. an der Umweltgeschichte zum Umwelt- und Naturschutz der DDR Fachhochschule

Institut für Zeitgeschichte München- Publikationsvorhaben: Operative Gruppen des Volkskommissariats des 18.500,00 € Berlin Innern/Ministeriums für Staatssicherheit der UdSSR in der SBZ/DDR 1945–53

Jugendbildungsverein Sachsen e.V. Druckkostenzuschuss: »Spießer spezial«: Ost und West 49.974,00 €

Kunst-Bauer-Kino e.V. Dokumentarfilm: Filmreihe – Anpassung und Verweigerung 2.800,00 €

Kunsthochschule für Medien Veranstaltung: Filmabend – Unangepasste Künstlerfilme der 1980er 1.383,51 € Jahre aus der DDR

Künstler für Andere e.V. – Thüringer Publikationsvorhaben: Wirkungsgeschichte der »Pechblende« 9.345,00 € Archiv für Zeitgeschichte »Matthias Domaschk«

Künstler für Andere e.V. – Thüringer Archivierungsprojekt: Langzeitarchivierung und plattformunabhängige 8.500,00 € Archiv für Zeitgeschichte »Matthias Bereitstellung von Zeitzeugeninterviews Domaschk«

Lagergemeinschaft Workuta/GULag/ Tagung: Wie können wir junge Menschen für die Auseinandersetzung 7.000,00 € Sowjetunion mit der zweiten Diktatur gewinnen?

Lagergemeinschaft Workuta/GULag/ Opferberatung: Lagergemeinschaft Workuta/GULag 450,00 € Sowjetunion

Latücht Film und Medien e.V. Multimediaprojekt: Deutsch-Deutsche Filmwelten 6.000,00 € Neubrandenburg 96 5. ANHANG

Leipziger Dok-Filmwochen GmbH Multimediaprojekt: Zwischen Weltoffenheit und Zensur – 20.000,00 € Aufarbeitung der 50-jährigen Geschichte des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm

Leipziger Kreis e.V. – Forum für Ausstellungs- und Publikationsvorhaben: Die Gegenwart des 7.400,00 € Wissenschaft und Kunst Vergangenen. Eine Dokumentation des Umgangs mit baukünst- lerischen Überlieferungen der DDR und Osteuropas

Leipziger Kreis e.V. – Forum für Publikationsvorhaben: Samizdat in Polen und in der DDR. Eine verglei- 26.500,00 € Wissenschaft und Kunst chende und beziehungsgeschichtliche Analyse von Leipzig und Lublin (1976–1989)

Leipziger Universitätsverlag GmbH Druckkostenzuschuss: Schwarze Pyramiden, rote Sklaven. Der Streik in 4.500,00 € Workuta im Sommer 1953. Eine dokumentierte Chronik von Wladislaw Hedeler/Horst Hennig (Hrsg.)

Lichtschliff Bilder und Töne – Berlin e.V. Multimediaprojekt: deinegeschichte.de, Internetprotal 28.000,00 €

LIT Verlag Druckkostenzuschuss: Die politische Auslandsarbeit der DDR in Schweden. 4.500,00 € Zur Public Diplomacy der DDR gegenüber Schweden nach der diploma- tischen Anerkennung (1972–1989) von Nils Abraham

Loretta Walz Videoproduktion Multimediaprojekt: Die Kinder des GULag 45.720,00 €

Mahn-, Gedenk- und Bildungsstätte Ausstellungsvorhaben: »Wo ein Wille, da ein Weg« 30.000,00 € »Point Alpha Stiftung«

Martin-Luther-King-Zentrum für Ausstellungsvorhaben: Wanderausstellung – Der gefährliche kleine 39.000,00 € Gewaltfreiheit und Zivilcourage – Schmied – Schwerter zu Pflugscharen – die Auseinandersetzung Archiv der Bürgerbewegung zwischen DDR-Staat und unabhängiger Friedensbewegung mit ihren Südwestsachsen e.V. Symbolen

Memorial Deutschland e.V. Druckkostenzuschuss: Schatten zwischen Belvedere und Schloss 2.362,15 € Cecilienhof. Lebensläufe ehemaliger Häftlinge des KGB-Gefängnisses Potsdam Leistikowstraße 1

Metropol Verlag Druckkostenzuschuss: Die Wissenschaftspraxis der De-De-Errologen. 4.173,00 € Akteure und Konjunkturen. Zur Historisierung der DDR-Forschung in der Bundesrepublik seit 1949 von Jens Hüttmann

Metropol Verlag Druckkostenzuschuss: »Das ist so’n zweischneidiges Schwert hier unser 3.065,44 € KZ …« Der Fürstenberger Alltag und das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück von Annette Leo

Metropol Verlag Publikationsvorhaben: Verschwiegene Zerstörungen – Schändungen 1.500,00 € jüdischer Friedhöfe in der DDR 97

Metropol Verlag Druckkostenzuschuss: Norm und Eigensinn. Die Selbstlegitimation 2.936,92 € politischen Protests in der DDR 1985–1989 von Sebastian Richter

Militärgeschichtliches Forschungsamt/ Archivierungsprojekt: Onlineedition der Protokolle des Nationalen 5.259,80 € Institut für Zeitgeschichte Verteidigungsrates der DDR

Netzwerk Migration in Europa e. V. Veranstaltung: Seminarforum – Menschenrechte in der historisch- 5.000,00 € politischen Bildung

PFAU-Verlag Druckkostenzuschuss: Musik unter politischen Vorzeichen. Parteiherr- 4.385,86 € schaft und Instrumentalmusik in der DDR seit dem Mauerbau. Werk- und Kontextanalyse von Christiane Sporn

Politische Memoriale e.V. Publikationsvorhaben: Erarbeitung einer empirischen Studie über Haft- 95.000,00 € Mecklenburg-Vorpommern folgeschäden in der SBZ/DDR Kooperationsprojekt mit der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und der Hochschule Mittweida

Politische Memoriale e.V. Mecklenburg- Sonstiges: Erarbeitung eines Geschichtskoffers zu Jugenderfahrungen in 45.000,00 € Vorpommern DDR und Bundesrepublik

Psychosoziale Initiative Moabit e.V. Opferberatung: Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter von Beratungs- 29.277,00 € stellen und Behörden zu Folgen politischer Verfolgung und Traumati- sierung in der SBZ/DDR

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Ausstellungsvorhaben: Friedenswerkstatt Berlin 21.445,00 €

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Archivierungsprojekt: Archivierung neuer Bestände 60.130,00 €

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Archivierungsprojekt: Archivierung des Nachlasses von 8.071,00 € Dr.

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Archivierungsprojekt: Archivierung der Sammlungen von Harold Hurwitz 9.067,22 €

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Dokumentationsvorhaben: Beständeübersicht zum Archiv der 11.846,00 € DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Archivierungsprojekt: Archivierung von Beständen der DDR-Opposition 60.413,45 €

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Druckkostenzuschuss: Blues-Messen in Ostberlin 500,00 €

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Multimediaprojekt: Neugestaltung Internet-Angebot der 21.637,00 € Robert-Havemann-Gesellschaft

Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Veranstaltung: 25 Jahre Friedenswerkstatt 12.276,00 €

Roger Loewig Gesellschaft e.V. Ausstellungsvorhaben: Erarbeitung Dauerausstellung Roger Loewig 41.000,00 € 98 5. ANHANG

Ruhr-Universität Bochum – Institut Veranstaltungsreihe: »Einblicke« in die DDR-Kultur. Deutsch-deutsche 1.085,67 € für Deutschlandforschung Kulturkontakte in den 80er Jahren – das Beispiel Nordrhein-Westfalen

Siedler Verlag Druckkostenzuschuss: Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik 1.750,00 € von 1945 bis 1990 von Roman Grafe

Stadtwandel Verlag Publikationsvorhaben und Druckkostenzuschuss: Orte der SED- 12.617,00 € Diktatur in Berlin – Ein Sammelband der neuen Architekturführer

Steinhaus e.V. Ausstellungsvorhaben: The early Days – Ausstellung über die Jugend- 8.600,00 € kultur HipHop in der DDR

Stiftung Brandenburgische Publikationsvorhaben: Totenbuch des sowjetischen Speziallagers 66.697,00 € Gedenkstätten Nr. 1/Nr. 7 in Sachsenhausen 1945–1950

Stiftung Brandenburgische Publikationsvorhaben: Lebenszeichen. Kassiber-Serien aus dem 12.025,60 € Gedenkstätten sowjetischen Speziallager Sachsenhausen 1945–1950

Stiftung Ettersberg zur vergleichenden Tagung: 6. Internationales Symposium der Stiftung Ettersberg 20.000,00 € Erforschung europäischer Diktaturen »Demokratisierung und Parteienentwicklung in postdiktatorischen und ihrer Überwindung Systemen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts«

Stiftung Gedenkstätte Berlin- Publikationsvorhaben: Erstellung eines Totenbuches zum Speziallager 34.000,00 € Hohenschönhausen Nr. 3 in Berlin-Hohenschönhausen

Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt Unüberwindlich? Die innerdeutsche Grenze und ihre Wahrnehmung 89.446,18 € – Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn

Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt Multimediaprojekt: Textübersetzung deutsch-englisch für die 9.240,00 € – Gedenkstätte Deutsche Teilung Multimediastationen in den Einrichtungen der AG Grenzmuseen Marienborn

Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt Publikationsvorhaben: Herausgabe eines Begleitbandes zur Dauer- 7.500,00 € ausstellung in der Gedenkstätte Roter Ochse in Halle/Saale

Stiftung »Neue Synagoge Berlin – Ausstellungsvorhaben: Politische Verfolgung und Antisemitismus in 35.500,00 € Centrum Judaicum« der SBZ/DDR von 1949–1953

Stiftung Sächsische Gedenkstätten Opferberatung: Unterstützung der Auskunftstätigkeit der 12.500,00 € Dokumentationsstelle für Opfer politischer Verfolgung

Synchron Wissenschaftsverlag der Druckkostenzuschuss: Germanistik in der DDR. Literaturwissenschaft 4.500,00 € Autoren zwischen »gesellschaftlichem Auftrag« und disziplinärer Eigenlogik von Jens Saadhoff 99

Trägerverein des Instituts für Umwelt- Ausstellungsvorhaben: »50 Jahre Sputnik« 30.000,00 € und Zukunftsforschung e.V.

Tschechisches Zentrum Tagung: Auseinandersetzung mit der totalitären Vergangenheit nach 26.530,00 € 1989 in Deutschland und in der Tschechischen Republik

Umweltbibliothek Multimediaprojekt: Inhaltliche Überarbeitung und grafische 13.620,00 € Großhennersdorf e.V. Neugestaltung der Website www.ddr-samisdat.de

Union der Opfer Kommunistischer Opferberatung: Koordinierung der Beratungs-/Gedenk- und 42.392,00 € Gewaltherrschaft e.V. – UOKG Betreuungsarbeit für Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft

Union der Opfer Kommunistischer Ausstellungsvorhaben: Wanderausstellung 4.000,00 € Gewaltherrschaft e.V. – UOKG

Union der Opfer Kommunistischer Tagung: Künstler im Widerstand zur DDR-Diktatur 7.750,00 € Gewaltherrschaft e.V. – UOKG

Universität Duisburg-Essen Publikationsvorhaben: Die soziale Situation von ehemaligen 25.500,00 € politischen Häftlingen der DDR unter Berücksichtigung des gender-Aspekts

Universität Greifswald – Historisches Tagung: Sozialismus im Ostseeraum 19.000,00 € Institut, Prof. Dr. Jens E. Olesen

Universität Heidelberg – Graduierten- Tagung: Aufarbeitung der Diktatur – Diktat der Aufarbeitung? Nor- 21.600,00 € kolleg zur Zeitgeschichte mierungsprozesse beim Umgang mit diktatorischer Vergangenheit

Universität Leipzig – Institut für Tagung: Heimliches Lesen in der DDR – Bücherschmuggler, 16.400,00 € Kommunikations- und Medienwissen- Giftschränke und »Messeklau« schaft – Prof. Dr. Siegried Lokatis

Universität Leipzig – Zentrum für Publikationsvorhaben: Hunger, Ernährung und Rationierungssysteme 27.600,00 € Höhere Studien – Prof. Dr. Matthias unter dem Staatssozialismus (1917–2006) Middell

Universität Siegen Tagung: »Spiele« um Grenzen: Germanistik von der Weimarer bis zur 5.548,00 € Berliner Republik

Universitätsbibliothek Marburg Archivierungsprojekt: Erschließung des Nachlasses von Richard 8.000,00 € Hamann

Verband der Geschichtslehrer Multimediaprojekt: Entwicklung von inhaltlichen und methodischen 6.000,00 € Deutschland e.V. Lehrer-Informationen sowie Schüler-Arbeitsmaterialien 100 5. ANHANG

Verband politisch Verfolgter des Gedenkveranstaltung: Mauern – Gitter – Stacheldraht in der 6.400,00 € Kommunismus e.V. SED-Diktatur – Erinnerung als Chance am 17.03.2007 in Salzgitter

Verein Berliner Mauer – Gedenkstätte Publikationsvorhaben: Versöhnungskirche 11.000,00 € und Dokumentationszentrum e.V.

Verein Berliner Mauer – Gedenkstätte Veranstaltung: Workshop – Das Grenzregime der DDR 2.181,44 € und Dokumentationszentrum e.V.

Vos Opferberatung: Seminar I zur Fortbildung von Beratern und Betreuern 12.260,00 € aus den neuen Bundesländern in Friedrichroda

Vos Opferberatung: Seminar II zur Fortbildung von Beratern und Betreuern 7.664,00 € aus den alten Bundesländern in Bad Kissingen

Vos Veranstaltung: öffentliches Zeitzeugengespräch – 1.000,00 € Mütter-Kinder-Treffen 2007

Vos Opferberatung: Beratung und Betreuung 6.000,00 €

Vos Opferberatung: Beratung und Betreuung in der 3.000,00 € Bundesgeschäftsstelle der VOS

W. Bertelsmann Verlag Druckkostenzuschuss: Views from abroad. Die DDR aus britischer Pers- 4.500,00 € pektive von Peter Barker/Marc-Dietrich Ohse/Dennis Tate (Hrsg.)

Waidak media e.V. Multimediaprojekt: Made in Germany – von Träumen und Albträumen 15.000,00 € – Exkursionen in zwei deutsche Leben

Waxmann Verlag GmbH Druckkostenzuschuss: Parteiliche Bildungszusammenarbeit. Das 4.761,00 € Kinderheim Bellin für namibische Flüchtlingskinder in der DDR von Susanne Timm

Zentrum für deutsche Sportgeschichte Ausstellungsvorhaben: Wanderausstellung »Doppelpässe« – 20.000,00 € Berlin-Brandenburg e.V. Wie die Deutschen die Mauer umspielten

Zentrum für Zeithistorische Forschung Tagung: Die DDR in der Geschichte des 20. Jahrhunderts 36.330,00 € Potsdam

Zentrum für Zeithistorische Forschung Ausstellungsvorhaben: Die Pankower Machthaber. Die Geschichte des 47.600,00 € Potsdam Städtchens am Majakowskiring und des Schlosses Schönhausen nach 1945

Zentrum für Zeithistorische Forschung Multimediaprojekt: Eine vergessene Verhaftungswelle: 11.500,00 € Potsdam Die »Affäre Walter« im Herbst 1951 (Buch und CD) 101

VERANSTALTUNGEN UND WEITERBILDUNGEN DER BUNDESSTIFTUNG IM JAHR 2007

15. Januar 2007 | Berlin 27. Februar 2007 | Mannheim Einsichten. 15 Jahre Öffnung der Stasiakten Gerda und Hermann Weber: »Leben nach dem Prinzip Links« Podiumsgespräch. Gemeinsam mit der Bundesbeauftragten für die Buchvorstellung. Gemeinsam mit Ch. Links Verlag und Mannheimer Stasi-Unterlagen und dem Deutschen Historischen Museum Abendakademie

17. Januar 2007 | Berlin 13. März 2007 | Berlin Veranstaltungsreihe Zeitzeichen: »Kennzeichen D« Manfred Klein – Jugend zwischen den Diktaturen oder: Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für Aus dem FDJ-Zentralrat ins Gefängnis nach Bautzen politische Bildung und dem Maxim Gorki Theater Berlin Vortrags- und Zeitzeugenveranstaltung. Gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung 18.–19. Januar 2007 | Berlin Auseinandersetzung mit der totalitären Vergangenheit nach 1989 14. März 2007 | Berlin Deutsche und tschechische Wege – ein Vergleich Weiterbildung: Anrechnung von Verfolgungszeiten auf die Rente Konferenz. Gemeinsam mit der Botschaft der Tschechischen Republik und dem Tschechischen Zentrum 20. März 2007 | Berlin »Schändungen jüdischer Friedhöfe in der DDR« 6. Februar 2007 | Berlin Buchpräsentation und Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit dem Frieden schaffen ohne Waffen – Die Friedensbewegung in Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, dem Zentralrat Deutschland und das Ende des Kalten Krieges der Juden in Deutschland und der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Podiumsgespräch. Gemeinsam mit RBB/Inforadio und der Centrum Judaicum Landesvertretung Bremen 20. März 2007 | Berlin 10. Februar 2007 | Berlin-Erkner Veranstaltungsreihe Zeitzeichen: »Helden der Arbeit?« Erinnerung an den Dissidenten Robert Havemann Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Podiumsgespräch mit und Rainer Eppelmann. Bildung und dem Maxim Gorki Theater Berlin Gemeinsam mit der Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. 24.–28. März 2007 | Tutzing 15. Februar 2007 | Berlin Grundzüge und Wahrnehmung deutscher Nachkriegsgeschichte »Zu Gast bei Freunden« – deutsch-deutsches Handballerleben Deutsch-Russische Historikerkonferenz. Gemeinsam mit der Bayeri- Podiumsdiskussion anlässlich der Handball-WM 2007 in Deutschland. schen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, der TU Chemnitz, Gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen- der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Akademie für Politische Bildung Anhalt und der Landesvertretung des Saarlandes beim Bund Tutzing und der Lomonossow-Universität Moskau

21. Februar 2007 | Berlin 23.–24. März 2007 | Prag/Tschechische Republik Weiterbildung: Methodik oral history Charta 77 im Kampf für die Menschenrechte und bürgerliche Freiheit (1977 bis 1989) 22. Februar 2007 | Berlin Internationale Konferenz. Gemeinsam mit dem Hannah-Arendt-Institut Veranstaltungsreihe Zeitzeichen: »Auferstanden aus Ruinen?« für Totalitarismusforschung, Institut für Zeitgeschichte/Akademie Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Tschechisches National- Bildung und dem Maxim Gorki Theater Berlin museum, Tschechoslowakisches Dokumentationszentrum und der Karls-Universität Prag 102 5. ANHANG

30./31. März 2007 | Istanbul/Türkei 25. April 2007 | Berlin Workshop zur friedlichen Revolution und deutscher Einheit in Weiterbildung: Einführung in die Projektförderung der Istanbul Bundesstiftung Aufarbeitung Gemeinsam mit dem Goethe Institut Istanbul und der Bilgi-Universität 25. April 2007 | Berlin 5. April 2007 | Berlin Gedenkt ihrer mit Nachsicht? Die DDR in der deutschen Veranstaltungsreihe Zeitzeichen: »Vom Lipsi zum Punk« Erinnerungskultur Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Landesvertretung Bildung und dem Maxim Gorki Theater Berlin Sachsen-Anhalt und dem Deutschlandradio Kultur

11. April 2007 | Berlin 7. Mai 2007 | Köln »Das hat’s bei uns nicht gegeben« – Antisemitismus in der DDR Unangepasste Künstlerfilme der 1980er Jahre aus der DDR Ausstellungseröffnung und Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Filmabend mit Claus Löser. Gemeinsam mit der Kunsthochschule Amadeu Antonio Stiftung, dem Bundesministerium für Familie, für Medien Köln Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms CIVITAS und der Freudenberg Stiftung 8. Mai 2007 | Bonn Grenzüberschreitung. Die Rezeption von Kunst aus der DDR 17. April 2007 | Berlin in der Bundesrepublik Deutschland Bilanz und Perspektiven der historischen Kommunismusforschung Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Ein Rundtischgespräch. Gemeinsam mit dem Jahrbuch für Historische Institut der Universität Bonn und dem Kunstmuseum Bonn Kommunismusforschung 21. Mai 2007 | Berlin 17. April 2007 | Berlin Veranstaltungsreihe Zeitzeichen: »Schneller, höher, weiter« Schein und Wirklichkeit. Die SED am Vorabend der friedlichen Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für Revolution politische Bildung und dem Maxim Gorki Theater Berlin Ein Zeitzeugengespräch mit Wolfgang Berghofer. Präsentation des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung 2007. Gemeinsam 23. Mai 2007 | Berlin mit der Landesvertretung Thüringen Weiterbildung: »Einführungsfilme« in Museen und Gedenkstätten

20. April 2007 | Berlin 24. Mai 2007 | Berlin »Für Frieden und Menschenrechte« – Schüler diskutieren mit Farbenspiele – Die Ukraine nach der Revolution in Orange. Angehörigen von Opposition und Widerstand in der DDR über Ein Autorengespräch mit Wolfgang Templin die SED-Diktatur Buchpräsentation. Gemeinsam mit der Vertretung des Freistaats Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit Bundespräsident Horst Köhler Thüringen beim Bund und dem fibre Verlag

18.–21. April 2007 | Kreisau/Polen 14.–16. Juni 2007 | Siegen 5. Internationales Gedenkstättenseminar Kreisau Spiele um Grenzen: Germanistik von der Weimarer bis zur Gemeinsam mit der Gedenkstätte Kreisau, der Evangelischen Berliner Republik Akademie Berlin und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Tagung. Gemeinsam mit dem Fachbereich Germanistik der Universität Siegen 23. April 2007 | Berlin Informationsgespräch zum Entwurf für ein drittes SED-Unrechts- 7. Juni 2007 | Berlin bereinigungsgesetz Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand Buchvorstellung. Gemeinsam mit der Landesvertretung Thüringen 103

14. Juni 2007 | Berlin 9. August 2007 | Bochum Kaltgestellt – Intellektuelle in den Knast Sputnik 50 – Die Geschichte der Raumfahrt in zwei politischen Lesung und Podiumsgespräch. Gemeinsam mit der Systemen Landesvertretung Sachsen-Anhalt Ausstellungseröffnung. Gemeinsam mit der Sternwarte Bochum

15.–17. Juni 2007 | Görlitz 13. August 2007 | Berlin Widerstand gegen den Kommunismus als Teil der europäischen »Letzter Vorhang?« Die Mauer im Spiegel des deutschen Kinos Freiheitsbewegungen Filmvorführung und Vortrag. Anlässlich des 46. Jahrestages des 11. Kongress der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und Mauerbaus der Bundesstiftung Aufarbeitung mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen 10. September 2007 | Potsdam »Erschossen in Moskau…« Die deutschen Opfer des Stalinismus 18. Juni 2007 | Bautzen auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953 »Politische Haft in SBZ und DDR« – Schüler diskutieren mit ehe- Ausstellungseröffnung. Gemeinsam mit MEMORIAL Moskau, maligen politischen Häftlingen in der Gedenkstätte Bautzen Facts&Files – Historisches Forschungsinstitut Berlin und der Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit Bundespräsident Horst Köhler Friedrich-Naumann-Stiftung (Ausstellung bis 04.10.2007) und der Gedenkstätte Bautzen 14.–15. September 2007 | Berlin-Wannsee 20. Juni 2007 | Berlin Gedenkstättenarbeit und oral history Weiterbildung: Digitale Fotoarchivierung Tagung. Gemeinsam mit »Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.« Gemeinsam mit dem Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin 17. September 2007 | Berlin 20. Juni 2007 | Berlin Schwarze Pyramiden, rote Sklaven – Der Streik im Gulag Eine Alternative? Reformvorstellungen und Erneuerungshoffnungen Workuta im Sommer 1953 in der Ära Honecker Buchpremiere und Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Vortrag und Podiumsgespräch. Gemeinsam mit der Heinrich-Böll- Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund und dem Stiftung, Inforadio und der Landesvertretung Sachsen-Anhalt Leipziger Universitätsverlag

3.–4. Juli 2007 | Berlin 19. September 2007 | Berlin Das Lager als menschliche Grenzerfahrung – Varlam Šalamarov Weiterbildung: Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten im (1907–1982) zum Gedenken Umgang mit politisch Traumatisierten der SED-Diktatur Konferenz. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. 20. September 2007 | Heidelberg Aufarbeitung der Diktatur – Diktat der Aufarbeitung? Normie- 5. Juli 2007 | Berlin rungsprozesse beim Umgang mit diktatorischer Vergangenheit »geschichts-codes« »grenzen-los!« Konferenz. Gemeinsam mit dem Graduiertenkolleg zur Zeitgeschichte Ausstellungseröffnung. Gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel »Diktaturüberwindung und Zivilgesellschaft in Europa« der Universität (Ausstellung bis zum 31.12.2007) Heidelberg

19.–22. Juli 2007 | Wittenberg 26. September 2007 | Berlin III. Promovierendentage zur deutschen Zeitgeschichte nach 1945 Berlin 1987: Kirche mittendrin? Gemeinsam mit dem Institut für Hochschulforschung Wittenberg Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit dem LStU Berlin und der Robert-Havemann-Gesellschaft 104 5. ANHANG

26.–28. September 2007 | Leipzig 7. November 2007 | Stuttgart »Der heimliche Leser in der DDR« – Wissenschaftliche Konferenz Wittstock statt Woodstock – Hippies in der DDR über die Verbreitung und Kontrolle illegaler Literatur in der DDR Filmvorführung und Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Konferenz. Gemeinsam mit dem Zentrum für Zeithistorische Theodor-Heuss-Stiftung, Stuttgart Forschung Potsdam und der Professur für Buchwissenschaft der Leipziger Universität 8.–10. November 2007 | Wittenberg Das geteilte Deutschland im Europa des 20. Jahrhunderts 1.Oktober 2007 | Berlin Deutschlandforschertagung. Gemeinsam mit dem Zentrum für 3. Hearing Deutsche Gesellschaft: Denkmal für Freiheit und Zeithistorische Forschung Potsdam und der Bundeszentrale für Einheit zum 20. Jahrestag der friedlichen Revolution politische Bildung in Verbindung mit dem Deutschland Archiv Eine Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft in Verbindung mit der Bundesstiftung Aufarbeitung 15.–17. November 2007 | Leipzig Hungersnot – Holodomor in der Ukraine. Der »Holodomor« in der 2. Oktober 2007 | Berlin europäischen Erinnerungs- und Gedenkkultur »Yuyanapaq – Damit es nicht vergessen wird« – Fotographische Tagung. Gemeinsam mit der Umweltbibliothek Großhennersdorf Dokumentation des Terrors in Peru von 1980 bis 2000 und dem Zeitgeschichtlichen Form Leipzig Ausstellungseröffnung. Gemeinsam mit dem Ibero-Amerikanischen Institut (Ausstellung bis 28. 10. 2007) 23. November 2007 | Berlin »Ich werde diesem Lande nicht entrinnen...« Lesung zum 13. Oktober 2007 | Frankfurt am Main 10. Todestag von Roger Loewig (1930–1997) »Erinnerungsorte an den Massenterror 1937/38« und »Verbrechen Gemeinsam mit der Roger Loewig Gesellschaft und dem Archiv im Namen der Idee« auf der Frankfurter Buchmesse 2007 der Akademie der Künste Buchvorstellung. Gemeinsam mit MEMORIAL Moskau, MEMORIAL Deutschland und Aufbau Taschenbuch Verlag 23.–24. November 2007 | Weimar Demokratisierung und Parteienentwicklung in postdiktatorischen 17.–18. Oktober 2007 | Bonn Systemen Archiv-Weiterbildung Internationales Symposium. Gemeinsam mit der Stiftung Ettersberg In Zusammenarbeit mit dem Archiv der sozialen Demokratie und der und der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung Friedrich-Ebert-Stiftung 29. November 2007 | Berlin 25. Oktober 2007 | Berlin Unterrichtsmitschnitte aus der ehemaligen DDR – Eröffnung der 15 Jahre SED-Unrechtsbereinigungsgesetz Internetportals www.fachportal-paedagogik.de/filme Podiumsdiskussion Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische 30. Oktober 2007 | Berlin Forschung und der Stiftung Stadtmuseum Berlin »Wider die Diktatur« – Schüler diskutieren mit verfolgten Demokraten der 1940er/1950er Jahre in der SBZ/DDR 29. November 2007 | Berlin Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit Bundespräsident Horst Köhler Aufarbeitung von Systemunrecht Buchvorstellung. Gemeinsam mit den Rechtshistorikern Professor 5. November 2007 | Berlin Dr. Klaus Marxen und Professor Dr. Gerhard Werle, Humboldt- »geschichts-codes 2007«: Entwürfe für ein Freiheits- und Universität zu Berlin Einheitsdenkmal! Preisverleihung und Ausstellungseröffnung. Anlässlich des 18. Jahres- tages von friedlicher Revolution und Mauerfall (Ausstellung bis 01.01.2008 in der Berliner Nikolaikirche) 105

8. Dezember 2007 | Leipzig 13.–16. Dezember 2007 | Odense/Dänemark Die Gegenwart des Vergangenen – Strategien im Umgang mit Der Sozialismus im Ostseeraum sozialistischer Repräsentationsarchitektur Internationale Tagung. Gemeinsam mit dem Nordischen Lehrstuhl Wissenschaftliches Kolloquium/Kunstausstellung. Gemeinsam mit der Universität Greifswald und dem Zentrum für Kaltekriegsstudien dem Leipziger Kreis. Forum für Wissenschaft und Kunst der Süddänischen Universität

LISTE DER GEFÖRDERTEN PUBLIKATIONEN, SOWIE EIGEN- UND KOOPERATIONSPUBLIKATIONEN – ERSCHIENEN 2007

4 Schüler gegen Stalin. Eine Nachkriegsgeschichte aus Altenburg. Barth, Bernd-Rainer/Schweizer, Werner (Hrsg.): Der Fall Noel Inklusive umfangreichem Begleitmaterial für die Schule. Ein Dokumen- Field: Schlüsselfigur der Schauprozesse in Osteuropa. 1948–1957. tarfilm von Steffen Lüddemann und Hanno Brühl. Berlin: Stiftung Bd. 2: Asyl in Ungarn 1954–1957. Berlin: Basisdr., 2007. Aufarbeitung, 2007. 1 DVD. Bereska, Henryk: Kolberger Hefte. Die Tagebücher von Henryk 50 Jahre in 50 Tagen. Erinnerungen für die Zukunft. 1949–1999. Bereska 1967–1990. Frankfurt a. M.: Ed. Büchergilde, 2007. Schwerin: NDR 1, Radio MV, 2007. 2 Audio-CD. Buchholz, Matthias/Schmitz, Walter/Schönfelder, Andreas/ 1957–2007. 50 Jahre treue Kameradschaft der Gründer vom Verband Sello, Tom (Hrsg.): Samisdat in Mitteleuropa. Prozeß – Archiv – Politischer Sowjetgefangener Braunschweig, ab 1. Januar 2005 Erinnerung. Dresden: Thelem, 2007. Verband Politisch Verfolgter des Kommunismus e.V. (VPVDK). Langenhagen, 2007. Cramer, Michael: Deutsch-deutscher Radweg. Iron Curtain Trail. Am grünen Band von der Ostsee bis zur tschechischen Grenze. Abraham, Nils: Die politische Auslandsarbeit der DDR in Schweden. Rodingersdorf: Esterbauer, 2007. Zur Public Diplomacy der DDR gegenüber Schweden nach der diplomatischen Anerkennung (1972–1989). Berlin: Lit, 2007. DDR-Geschichte in Augenblicken. Von Jugendweihe bis Biermann- Ausbürgerung. Berlin: Der Apparat, 2007. 2 Audio-CD, 1 CD-ROM. Baetz, Michaela/Herzog, Heike/von Mengersen, Oliver: Die Rezeption des nationalsozialistischen Völkermords an den Sinti Entwurf für »Ein Denkmal für Freiheit und Einheit«. Beiträge zum und Roma in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Eine Wettbewerb »geschichts-codes« 2007 der Bundesstiftung zur Auf- Dokumentation zur politischen Bildung. Heidelberg: Dokumentations- arbeitung der SED-Diktatur. Berlin: Stiftung zur Aufarbeitung der und Kulturzentrum Dt. Sinti u. Roma e.V., 2007. SED-Diktatur, 2007.

Baeva, Iskra/Troebst, Stefan (Hrsg.): Vademecum contemporary Fein, Elke: Rußlands langsamer Abschied von der Vergangenheit. Der history Bulgaria. A guide to archives, research institutions, libraries, KPdSU-Prozeß vor dem russischen Verfassungsgericht (1992) als ge- associations, museums and sites of memory. Berlin: Stiftung zur Auf- schichtspolitische Weichenstellung. Ein diskurs-analytischer Beitrag arbeitung der SED-Diktatur, 2007. zur politischen Soziologie der Transformation. Würzburg: Ergon- Verl., 2007. Barker, Peter/Ohse, Marc-Dietrich/Tate, Dennis (Hrsg.): Views from abroad. Die DDR aus britischer Perspektive/Hrsg. im Auftrag Florath, Bernd/Theuer, Werner: Robert Havemann. Biographie, des Centre for East German Studies und der Stiftung zur Aufarbei- Lebensdaten, Dokumente. Berlin: Robert-Havemann-Ges., 2007. tung der SED-Diktatur. Bielefeld: W. Bertelsmann, 2007. 106 5. ANHANG

Florath, Bernd (Bearb.): Selbstzeugnisse von Opposition und Leo, Annette: »Das ist so’n zweischneidiges Schwert hier unser KZ ...« Widerstand in der DDR 1961 bis 1990. Ein archivübergreifendes Der Fürstenberger Alltag und das Frauenkonzentrationslager Bestandsverzeichnis/Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. (Hrsg.). Ravensbrück. Berlin: Metropol-Verl., 2007. Berlin: Basisdr., 2007. Lotz, Christian: Die Deutung des Verlusts. Erinnerungspolitische Franke, Uta: Sand im Getriebe. Die Geschichte der Leipziger Kontroversen im geteilten Deutschland um Flucht, Vertreibung und Oppositionsgruppe um Heinrich Saar 1977 bis 1983. die Ostgebiete (1948–1972). Köln: Böhlau, 2007. Leipzig: Leipziger Univ.-Verl., 2007. Marxen, Klaus/Werle, Gerhard/Schäfter, Petra: Die Strafverfolgung Friedenthal-Haase, Martha (Hrsg.): Evangelische Akademien in der von DDR-Unrecht. Fakten und Zahlen. Berlin: Stiftung zur Aufarbei- DDR. Quellen und Untersuchungen zu Bildungsstätten zwischen tung der SED-Diktatur [u.a.], 2007. Widerstand und Anpassung. Leipzig: Evang. Verl.-Anst., 2007. Niederhut, Jens: Wissenschaftsaustausch im Kalten Krieg. Die ost- de Graaf, Beatrice: Über die Mauer. Die DDR, die niederländischen deutschen Naturwissenschaftler und der Westen. Köln: Böhlau, 2007. Kirchen und die Friedensbewegung. Münster: Agenda-Verl., 2007. Noeske, Nina: Musikalische Dekonstruktion. Neue Instrumental- Hedeler, Wladislaw/Hennig, Horst (Hrsg.): Schwarze Pyramiden, musik in der DDR. Köln: Böhlau, 2007. rote Sklaven. Der Streik in Workuta im Sommer 1953. Eine dokumen- tierte Chronik. Leipzig: Leipziger Univ.-Verl., 2007. Osteuropa. 2007, Heft 6: Das Lager schreiben. Varlam Šalamov und die Aufarbeitung des Gulag. Berlin: Berliner Wiss.-Verl., 2007. Heitzer, Enrico: »Einige greifen der Geschichte in die Speichen«. Jugendlicher Widerstand in Altenburg/Thüringen 1948 bis 1950. Plakate 2003 – 2006 des offenen Plakat-Wettbewerbs Berlin: Metropol, 2007. »geschichts-codes«. Berlin: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, 2007. Hoßfeld, Uwe/Kaiser, Tobias/Mestrup, Heinz (Hrsg.): Hochschule im Sozialismus. Studien zur Friedrich-Schiller-Universität Jena Ploenus, Michael: »... so wichtig wie das tägliche Brot«. (1945–1990). Köln: Böhlau, 2007. [2 Bände] Das Jenaer Institut für Marxismus-Leninismus 1945–1990. Köln: Böhlau, 2007. Jander, Martin: Orte der SED-Herrschaft. Berlin: Stadtwandel-Verl., 2007. Reichert, Steffen: Unter Kontrolle. Die Martin-Luther-Universität und das Ministerium für Staatssicherheit. 1968–1989. Halle Kaminsky, Anna (Hrsg.): Erinnerungsorte an den Massenterror (Saale): Mitteldt. Verl., 2007. [2 Bände] 1937/38. Russische Föderation. Berlin: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, 2007. Richter, Sebastian: Norm und Eigensinn. Die Selbstlegitimation poli- tischen Protests in der DDR 1985–1989. Berlin: Metropol-Verl., 2007. Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in der SBZ und DDR. Saadhoff, Jens: Germanistik in der DDR. Literaturwissenschaft 2., überarb. u. erw. Aufl. Berlin: Ch. Links Verlag, 2007. zwischen »gesellschaftlichem Auftrag« und disziplinärer Eigenlogik. Heidelberg: Synchron Wissenschaftsverl. der Autoren, 2007. Klier, Freya: Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand. Berlin: Bürgerbüro Berlin e.V., 2007. Schatten zwischen Belvedere und Schloss Cecilienhof. Lebensläufe ehemaliger Häftlinge des KGB-Gefängnisses Potsdam-Leistikowstraße. Kurilo, Olga (Hrsg.): Der Zweite Weltkrieg im Museum. Kontinuität Berlin: Memorial Deutschland e.V., 2007. und Wandel. Berlin: Avinus, 2007. Schmidt, Monika: Schändungen jüdischer Friedhöfe in der DDR. Eine Dokumentation. Berlin: Metropol, 2007. 107

Spiesser. Die Jugendzeitschrift. März 2007 = Nr. 111: Wenn Wessis Weggesperrt. Zwei Erlebnisberichte politischer Gefangener in SBZ urteilen und andersrum. Das Wendespezial. Dresden, 2007. und DDR. Berlin: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, 2007.

Spitzer, Giselher: Wunden und Verwundungen. Sportler als Opfer des Werner, Simon: Das politische Verhalten der Mitglieder evangelisch- DDR-Dopingsystems. Eine Dokumentation. Köln: Sportverlag Strauß, freikirchlicher Gemeinden in der DDR. Auswertung einer Umfrage. 2007. Kassel: Oncken, 2007. Theologisches Gespräch, Beih. 7.

Sporn, Christiane: Musik unter politischen Vorzeichen. Parteiherr- Widerstand gegen den Kommunismus. Teil der europäischen schaft und Instrumentalmusik in der DDR seit dem Mauerbau. Friedensbewegungen. 11. Bundesweiter Kongress der Landesbeauf- Werk- und Kontextanalyse. Saarbrücken: Pfau, 2007. tragten für die Stasi-Unterlagen und der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vom 15. bis 17. Juni 2007 in Görlitz. Dresden, 2007. Templin, Wolfgang: Farbenspiele – die Ukraine nach der Revolution in Orange. Osnabrück: Fibre, 2007. Wiegmann, Ulrich: Pädagogik und Staatssicherheit. Schule und Jugend in der Erziehungsideologie und -praxis des DDR-Geheim- Theuer, Werner/Florath, Bernd: Robert Havemann Bibliographie. dienstes. Berlin: Metropol, 2007. Mit unveröffentlichten Texten aus dem Nachlass/Robert-Havemann- Gesellschaft e.V. (Hrsg.). Berlin: Akad.-Verl., 2007. Wilke, Jürgen (Hrsg.): Journalisten und Journalismus in der DDR. Berufsorganisation – Westkorrespondenten – »Der Schwarze Timm, Susanne: Parteiliche Bildungszusammenarbeit. Das Kinder- Kanal«. Köln: Böhlau, 2007. heim Bellin für namibische Flüchtlingskinder in der DDR. Münster: Waxmann, 2007. Wirtschaft in der DDR. Grünwald: FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, 2007. 1 DVD. Veen, Hans-Joachim/Mählert, Ulrich/März, Peter (Hrsg.): Wechselwirkungen Ost-West. Dissidenz, Opposition und Zivil- Wurschi, Peter: Rennsteigbeat. Jugendliche Subkulturen im gesellschaft 1975–1989. Köln: Böhlau, 2007. Thüringer Raum 1952 bis 1989. Köln: Böhlau, 2007.

Vogel, Anne-Dorothee (Bearb.): Archiv der DDR-Opposition. Bestände- Zeitzeugen berichten. Rudi Peine, Wolfgang Stiehl, Joachim Marck- übersicht. Berlin: Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., 2007. stadt, Johannes Rink. Ein Videoprojekt des Bügerkomitees Sachsen- Anhalt e.V. Schönebeck: Elbe-Medien-Produktion, 2007. 4 DVD. Weber, Hermann/Mählert, Ulrich/Bayerlein, Bernhard H. [u.a.] (Hrsg.): Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung. Berlin: Aufbau-Verl., 2007.

Weber Hermann/Mählert, Ulrich (Hrsg.): Verbrechen im Namen der Idee. Terror im Kommunismus 1936–1938. Berlin: Aufbau Taschenbuch-Verl., 2007. ERINNERUNG ALS AUFTRAG Foundation devoted to the Examination and Reappraisal of the Communist Dictatorship in East Germany A Portrait by Numbers

Since the Foundation’s establishment in 1998, more than exhibitions, publications, conferences, workshops, and documentary films 1,600 examining communist dictatorships in Germany and Europe have been realized books have been published through the Foundation’s financial support 213 euro in financial support has been awarded to grantees 22.5 Mio. applications for financial support are submitted each year. Of these, 300 new projects spanning a wide variety of topics received support 160 euro have been allocated to support efforts to counsel and care for victims 5.5 Mio. of the SED Dictatorship is the sum the Foundation has required to fund the various applications 50 Mio. submitted since its inception in 1998 young academics have received scholarships to complete dissertations 69 since 2001 books concerning repression, opposition and resistance to communist dictatorships 36,000 – as well as documentation on dictatorships worldwide – are available in the Foundation’s library copies of the Archiv unterdrückter Literatur (Archives of Repression Literature) 40,000 are housed in the Foundation’s archive works of art by Roger Loewig are stored in the Foundation’s archive and are 3,600 made available for exhibitions photographs are held by the Foundation’s archive 20,000 places commemorating the communist dictatorship in the Soviet Zone of 618 Occupation/East Germany, as well as the postwar division of Germany, are described in the Foundation’s special research volume, «Orte des Erinnerns» (Places of Remembrance) partner institutions worldwide enjoy cooperative relationships with the 300 Foundation unique visitors each month make extensive use of the Foundation’s website, 9,000 www.stiftung-aufarbeitung.de is the Foundation’s current annual budget 4.9 Mio. euro is the Foundation’s capital, resulting from the sale of assets once held by 77 Mio. the former East German Communist Party (SED) employees of the Foundation guide a wide variety of projects from start to finish, 21 maintain an expanding archives and library, and respond to all questions concerning communist dictatorships raised by scholars, media, and elected officials well-known individuals preside over the Foundation on a strictly voluntary basis, 5 determining the Foundation’s work and funding practice. Matters of paramount importance are referred to no less well-known individuals of the Foundation’s board. These two bodies in turn 26 draw upon the expertise of distinguished representatives from the fields of politics, scholarship and education, as 33 well as media and archives: these professionals offer their expertise to the Foundation through three advisory teams Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Kronenstraße 5 10117 Berlin www.stiftung-aufarbeitung.de