2 2014/15 OKTOBER, NOVEMBER

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

PREMIERE Verdis »Luisa Miller« mit Simone Young und Andreas Homoki BALLETTREPERTOIRE »Tatjana« und »Othello« Ballette von John Neumeier GALA-KONZERT ZUM JUBILÄUM 20 Jahre Internationales Opernstudio Verleihung am 08. November 2014 in der Hamburgischen Staatsoper

Die Nominierungen

Regie Schauspiel Sängerdarstellerin/Sängerdarsteller Bühne/Kostüm Musiktheater Viktor Bodó, „König Ubu“, Theater und Aleksandar Denic, „Der Ring des Orchester Heidelberg (in Kooperation mit Barbara Hannigan, Agnès in „Written on Nibelungen“, Bayreuther Festspiele der Szputnyik Shipping Company, Budapest) Skin“, Bayerische Staatsoper München im Pia Maria Mackert, „Das goldene Zeitalter – Johan Simons, „Dantons Tod“, Münchner Rahmen der Münchner Opernfestspiele (eine 100 Wege dem Schicksal die Show Kammerspiele Produktion von Festival d‘Aix-en-Provence, zu stehlen“, Schauspiel Dortmund Simon Stone, „Die Orestie“, Theater De Nederlandse Opera, Théâtre du Capitole, Paul Zoller, „Mefistofele“, Oberhausen Royal Opera House Covent Garden, Staatstheater Mainz London und Teatro del Maggio Fiorentino) Darstellerin/Darsteller Schauspiel Evelyn Herlitzius, Elektra in „Elektra“, Preis für das Lebenswerk Sächsische Staatsoper Dresden Dagmar Manzel, Sie in „Gift“, Svetlana Sozdateleva, Maria Müller-Sommer gehört zu den ein- Deutsches Theater Berlin Renata in „Der feurige Engel“, flussreichsten Bühnenverlegern Deutsch- Astrid Meyerfeldt, Marianne in „Szenen Komische Oper Berlin lands. Mit ihrem bemerkenswerten Enga- einer Ehe“, Staatsschauspiel Stuttgart gement, ihrem Gespür für theaterlitera- Taner Sahintürk, Lopachin in „Der Choreografie rische Strömungen sowie ihrem Sinn für Kirschgarten“, Maxim Gorki Theater Berlin Vermittlung und Vernetzung hat sie nicht Marco Goecke, „On Velvet“ im Rahmen nur die deutsche Autorenlandschaft, son- Regie Kinder- und Jugendtheater des Ballettabends „Fort/Schritt/Macher“, dern auch die deutsche Theaterlandschaft Stuttgarter Ballett wesentlich mitgeprägt. Andrea Gronemeyer, „Tanz Trommel“, Richard Siegal, „Unitxt“ im Rahmen des Schnawwl / Kevin O’Day Ballett – Ballettabends „Exits and Entrances“, Preis des Präsidenten Nationaltheater Mannheim Bayerisches Staatsballett München Rüdiger Pape, „Momo“, Christoph Winkler, „Das wahre Gesicht - Das Institut für Theaterwissenschaft in Junges Schauspielhaus Düsseldorf Dance is not enough“, Ballhaus Ost Berlin Leipzig zeichnet sich durch nationale wie (in Kooperation mit Take-off: Junger Tanz) internationale Strahlkraft und Vernetzung Petra Wüllenweber, „Zweier ohne“, Darstellerin/Darsteller Tanz aus. Durch seine weltweiten Kontakte und Theater Heilbronn Kooperationen ist das Institut ein unver- Alicia Amatriain in „workwithinwork“ und zichtbarer wissenschaftlicher und soziokul- Regie Musiktheater „Frank Bridge Variations“ im Rahmen des tureller Bestandteil nicht nur der Theater- Ballettabends „Fort/Schritt/Macher“, stadt Leipzig, sondern auch weit über deren Sandra Leupold, „Don Carlo“, Theater Lübeck Stuttgarter Ballett Grenzen hinaus. Angesichts akuter Kürzungs- Jetske Mijnssen, „Werther“, Saarländisches Bruna Andrade in „Der Fall M.“ und „Spiegel- maßnahmen in Wissenschaft und Bildung Staatstheater Saarbrücken gleichnis“ im Rahmen des Ballettabends soll mit dem Preis daher ein Signal auch Dmitri Tcherniakov, „Die Zarenbraut“, „Mythos“, Staatsballett Karlsruhe gegen die drohende Schließung dieses Insti- Staatsoper im Schiller Theater Berlin Sayaka Kado, Cinderella in „Cinderella“, tuts – als einziges seiner Art in den neuen (Koproduktion mit dem Teatro alla Scala Ballett Staatstheater Nürnberg Ländern – gesetzt werden. di Milano)

Veranstalter und Förderer

Veranstaltungspartner Medienpartner Automobilpartner Unser Titel: Anonyme französi- sche Radierung: Die Guillotine

Inhalt Oktober, November 2014

OPER BALLETT

04 Premiere »Luisa Miller« Nach dem großen Erfolg von »Verdi 10 Repertoire »Tatjana« In seinem kürzlich uraufgeführten Bal- im Visier« stellt Simone Young nun ein weiteres hinreißendes lett schildert John Neumeier die leidenschaftliche Inbrunst Frühwerk von Verdi vor: »Luisa Miller« nach Schillers »Ka- eines jungen Dorfmädchens zu einem unverbindlichen Lebe- bale und Liebe«. Andreas Homoki inszeniert. mann und folgt darin Alexander Puschkins Roman »Eugen Onegin«. Jahre später scheinen die Vorzeichen umgekehrt, 12 Internationales Opernstudio Gala-Konzert Das 20-jährige wenn Onegin auf Tatjana trifft. Ein Tanz, der das Unerfüllte Jubiläum des Internationalen Opernstudios wird mit einem einer großen Liebe als nicht vergeblich zeigt – mit Musik von großen Gala-Konzert gefeiert. Und in Repertoire-Vorstellun- Lera Auerbach. gen sind die »Ehemaligen« in wichtigen Partien zu sehen. 14 Neues aus der Compagnie Seit Beginn der Spielzeit ist 26 Angela Denoke »Two lives to live« Angela Denoke beweist er- Karen Azatyan Solist des HAMBURG BALLETT. Der Arme- neut ihr Faible für die Songs vom Ku’damm bis zum Broad- nier kommt vom Bayerischen Staatsballett. Im September war way. Nun präsentiert sie ein Kurt Weill-Programm: von den er bereits an der Staatsoper in »Giselle« zu sehen. Hits aus der »Dreigroschenoper« bis zu seinen USA-Werken. RUBRIKEN 28 Ensemble Das Internationale Opernstudio Neu dabei ist der amerikanische Tenor Benjamin Popson. Der Bariton Vin- 09 Opernrätsel Mitraten und Mitgewinnen cenzo Neri und die Sopranistin Anat Edri haben sich bereits 30 Namen und Nachrichten letztes Jahr in vielen Auftritten bewährt. 27 Opera stabile After work, Gastspiel PHILHARMONIKER 36 Leute Premiere in der Staatsoper

34 Konzerte Beethovens Neunte dirigiert Simone Young zum 38 Spielplan Alle Veranstaltungen auf einen Blick 25. Jahrestag des Berliner Mauerfalls. Im 3. Philharmonischen 40 Finale Impressum Konzert gastiert das Klavierduo Katia & Marielle Labèque mit dem elegant-poetischen Konzert von Francis Poulenc.

2.2014/15 JOURNAL 1 OPER Momentaufnahme »La Belle Hélène« FOTO: KLAUS LEFEBVRE KLAUS FOTO:

2 JOURNAL 2.2014/15 Das Trojanische Pferd und seine Insassen hatte sich Homer vermutlich an- ders vorgestellt – in Jacques Offenbachs »La Belle Hélène« aber sind die griechischen Götter und Helden willige Zielscheibe des Spotts. Das Team Re- naud Doucet & André Barbe verlegte Offenbachs Gesellschaftssatire auf ein Kreuzfahrtschiff und nahm das Publikum mit auf eine farbenfrohe und char- mante Reise: Von den spießigen Sechzigerjahren bis in den Flower Power der Seventies führte die Liebessehnsucht der Schönen Helena. Angesichts der erotischen Anziehungskraft von Hélène und Pâris sieht sich der düpierte Gatte Ménélas (Peter Galliard) ausgebootet. Hier wird er vom zwielichtigen Kapitänspriester Calchas (Christian Miedl) entsorgt.

2.2014/15 JOURNAL 3 OPER Premiere »Luisa Miller«

Premiere A Musikalische Il Conte di Walter Federica »Vor der Premiere« 16. November 2014 Leitung Tigran Martirossian Cristina Damian Einführungsmatinee Simone Young Rodolfo Laura mit Mitwirkenden 18.00 Uhr Inszenierung Ivan Magrì Ida Aldrian der Produktion und Premiere B Andreas Homoki Miller Un Contadino Musikeinlagen 19. November 2014 Bühnenbild George Petean Daniel Todd Moderation: Kerstin Schüssler-Bach 19.30 Uhr Paul Zoller Luisa Kostüme Nino Machaidze Aufführungen Gideon Davey Wurm 2. November 2014 22., 25. November; Licht Oliver Zwarg um 11.00 Uhr 4., 9. Dezember Franck Evin Probebühne 1 2014 jeweils 19.30 Chor Eberhard Friedrich Uhr; 30. November 15.00 Uhr

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper | Die Premiere wird von NDR Kultur live übertragen

Am Vorabend der Revolution Nach »Simon Boccanegra«, »La Traviata«, »La Battaglia di Legnano«, »I due Foscari«, »I Lombardi« und einem konzertanten »Attila« setzt Simone Young mit »Luisa Miller« die sechste Verdi-Premiere ihrer Amtszeit auf den Spielplan. Die Inszenierung über- nimmt Andreas Homoki, Paul Zoller kreiert das Bühnenbild und Gideon Davey die Kos tüme. Dramaturgin Annedore Cordes sprach mit Hamburgs Opernchefin.

Nach dem außerordentlichen Echo der Frühwerk-Trilogie in darin, dass es kaum noch die Verwendung der Banda der letzten Spielzeit setzen Sie jetzt eine Oper auf den Spiel- gibt. Es ist Verdis erste Oper, in der die Bühnenmusik plan, die zwar unmittelbar auf »La Battaglia di Legnano« theatralisch keine Rolle mehr spielt. Und auch der Chor folgt, aber in Genre und Stil einen totalen Umbruch für Verdi bestimmt den Handlungsablauf nicht mehr in dem bedeutete. Geschieht das bewusst? Maße wie in früheren Werken. Es gibt zwar noch, vor allem an den Aktanfängen, große Chorszenen, aber die Absolut. »Luisa Miller« ist das letzte Stück aus seinen so- Handlung selbst wird stärker an diese Familientragödie genannten Galeerenjahren, wobei aus diesem Zeitraum gebunden. einige Werke dabei sind, die bereits einen reiferen Ver- Simone Young distil aufweisen, man denke an »Nabucco«, »Macbeth« Während es bei Schiller um einen letztlich zum Scheitern ver- oder auch »I due Foscari«. Bei »Luisa Miller« erleben wir urteilten Freiheitsappell in einer von Korruption durchsetzten schon den Komponisten der mittleren Periode von »Ri- geschlossenen Gesellschaft geht, konzentriert sich Verdis goletto«, »La Traviata« und »Il Trovatore«. Die Partie des »Luisa Miller« weit mehr auf die erwähnte Familientragödie Miller, Luisas Vater, ist eine der brillantesten Partien, die und dabei auf den Vater-Kind-Konflikt von extremer Zuspit- Verdi für einen Bariton schrieb, stilistisch nicht mehr zung … weit entfernt von der Titelfigur des »«. Und auch die Figur der Luisa ist eher charakteristisch für den Ja, so ist es und in diesem Fall gibt es eben in dramati- Spätstil Verdis, in dem eine Sopranrolle anfangs jung scher Steigerung zwei Väter und zwei Kinder. Man kann und naiv erscheint, mit einer gewissen Leichtigkeit in natürlich zahlreiche Parallelen in einigen Opern Verdis der Stimme, die dann immer dramatischer und tragi- finden: Die für Verdi so entscheidende dramatische scher ausgeformt wird, ein bisschen vergleichbar mit der Konstellation von der gefühlvollen Tochter und dem Leonora im »Trovatore«, die man ebenfalls nicht zu unbeugsamen Vater erleben wir danach wieder in »Ri- schwer besetzen darf, erst recht nicht bei einer unge- goletto«, dann in »La Traviata« und so weiter. Nur kürzten Fassung, etwa bei der Cabaletta, für die Verdi kommt in »Luisa Miller« der Konflikt zwischen den bei- ausdrücklich eine bewegliche Stimme fordert. den Vaterfiguren Miller und Graf Walter als Kontrast Die Musik in »Luisa Miller« ist von großer poetischer zweier immens starker Persönlichkeiten hinzu. Und dies Ausdruckskraft. Ein neuer auffälliger Aspekt besteht weist voraus auf vergleichbare Persönlichkeitsstruktu-

4 JOURNAL 2.2014/15 OPER Premiere

»Am gestrigen Tag fand man in der Wohnung des Musikers Kritz dessen älteste Tochter Luise und den herzoglichen Dragonermajor Blasius von Böller tot auf dem Boden liegend. Der aufgenommene Tatbestand und die ärztliche Obduktion ergaben, dass beide durch getrunkenes Gift vom Leben gekommen waren. Man spricht von einem Liebesverhältnis, welches der Vater des Majors, der Präsident von Böller, zu beseitigen versucht habe. Das Schicksal des wegen seiner Sittsamkeit allgemein geachteten Mädchens erregt die Teilnahme aller fühlenden Seelen.«

Notiz im Stuttgarter Journal vom 11. Juli 1782 Diese Notiz soll Friedrich Schiller zu seinem Bürgerlichen Trauerspiel »Kabale und Liebe« angeregt haben.

Caspar David Friedrich: Eule auf Grab

2.2014/15 JOURNAL 5 OPER Premiere »Luisa Miller«

ren wie später in »Don Carlo« oder »Simon Boccane- gra«. Der Konflikt zwischen dem Bass Graf Walter und dessen Sohn Rodolfo, dem Tenor, gibt einen klaren Hin- weis, worauf Verdi in dramatischen Situationen hinaus will, etwa im späteren »Don Carlo«. Es ist schon interessant, dass Verdi, der ja eine große po- litische Persönlichkeit war, in seiner Oper »Luisa Miller« die gesellschaftspolitische Ebene von »Kabale und Liebe« zugunsten des Familiendramas in den Hinter- grund rückt. Darüber habe ich lange mit dem Regisseur Giuseppe Verdi Andreas Homoki gesprochen, der die soziale Spreng- im Jahr 1848 kraft, die sich hinter der Handlung verbirgt, akzentuie- rechts: Szene aus »Kabale und Liebe«, ren will, was ich auch sehr angemessen finde. Und das Stich von Daniel Cho- gilt natürlich vor allem für ein deutsches Publikum, das dowiecki Schillers »Kabale und Liebe« kennt, und für das es wich- tig ist, dass dieser Aspekt nicht untergeht.

Kann man die verschiedenen Macht-Konstellationen in der musikalischen Interpretation verschärfen?

Verdi zeigt, dass Miller die gefühlvollere und differen- ziertere Figur von den beiden Vätern ist. Er kann Luisas zeichnet hat. Bei Wurm ist kaum Humor zu finden. Ei- Verbindung mit Rodolfo nicht ohne Vorbehalt zustim- gentlich merkwürdig, da Verdi in einem Brief an seinen men, weil er Angst hat, dass seine Tochter enttäuscht Librettisten Salvadore Cammarano forderte, er möge werden könnte. Verdi hat Miller mit einer ungeheuer diese Figur skurril und grotesk entwerfen. ausdrucksstarken Musik versehen, zum Beispiel mit ausgedehnten, von Triolen begleiteten Kantilenen. Die Ein weiterer extremer Charakter ist Rodolfo, der sich in einer Figur des Grafen Walter zeichnet Verdi dagegen viel kan- Art kopfloser Rebellion gegen seinen Vater übt … tiger. Seine Musik ist bewusst konventioneller gestaltet, die Tonarten sind eher »gerade«, es gibt weniger Melis- Rodolfo ist ein problematischer Charakter, auch im mu- men in der Vokallinie. Er macht also einen klaren Un- sikalischen Sinn. Er ist für mich als Dirigentin alles an- terschied zwischen den beiden Figuren, musikalisch und dere als leicht zu fassen. In Verdis Gestaltung deutet er vor allem vom stimmlichen Profil. zu Beginn ein bisschen auf den Duca in »Rigoletto« hin, Opernwerkstatt entpuppt sich dann als treuer Edler wie Gabriele Adorno »Luisa Miller« Zu Beginn der Oper erleben wir eine glückliche Beziehung in »Simon Boccanegra«. Er wandert ein wenig hin und Kompaktseminar zu Stoff, Musik und In- zwischen der bürgerlichen Luisa und dem adeligen Rodolfo, her zwischen bürgerlicher Empfindsamkeit und dem szenierung mit die dann in kürzester Zeit durch die Intrige von Wurm zer- Pathos der Tenorhelden aus den Frühwerken. Manch- Volker Wacker. stört wird … mal erscheint er tatsächlich wie ein jugendliches Abbild Vorkenntnisse sind seines Vaters, den er ja mit einer alten Geschichte und nicht erforderlich, Unterlagen werden Der Wurm ist eine interessante Figur! In Verdis späteren seinem Wissen um dessen Verbrechen erpresst. Er den Teilnehmern Opern war der Verräter oder Intrigant immer ein Bari- zwingt Wurm in das Duell auf Leben und Tod, und ausgehändigt. ton, wie Jago oder Paolo in »Simon Boccanegra«. Hier schließlich wird er zum Mörder an seiner Geliebten. Freitag, 14. Novem- befinden wir uns in einem völlig anderen Umfeld. Es Trotzdem, er lässt sich von seinen momentanen Gefüh- ber, 18.00-21.00 Uhr und Samstag, gibt in dem ganzen Werkkanon Verdis keine einzige len leiten und gewinnt unsere Sympathie nicht zuletzt 15. November 11.00- Figur, die mit Wurm vergleichbar wäre. Nicht einmal durch seine außergewöhnlichen Gesangslinien, aber 17.00 Uhr (mit ent- der Großinquisitor in »«, ebenfalls ein Bass nicht in dem Maß wie Luisa. sprechenden und der »böse Geist« in dem Stück. Während aber der Pausen) Großinquisitor eine edle, weil allmächtige Figur ist, fin- Die Oper heißt ja nicht »Kabale und Liebe«, sondern »Luisa den wir bei dem heimtückischen und intriganten Wurm Miller«, ein einfaches Mädchen aus dem Volk, unerschütter- gar nichts Edles. Nein, Verdi schenkt ihm nicht viel Sym- lich in ihrem Glauben, durchsetzungsfähig, unbeugsam, ei- pathie und gibt ihm keine eigene musikalische Num- gentlich eine Heldin … mer. Wurm könnte man auch nicht mit Sparafucile in »Rigoletto« vergleichen, der ein Auftragsmörder ist. Das ist richtig. Luisa ist der dominierende Mittelpunkt. Doch das ist schließlich dessen Beruf, und man hat das Dass es am Ende für sie eigentlich eine Rettung bedeuten Gefühl, dass Verdi diesen Bass halbwegs mit Humor ge- würde, mit dem Vater zu fliehen, ist eine starke Aussage.

6 JOURNAL 2.2014/15 OPER Premiere

Es wäre auch eine politisch kluge Lösung. Dadurch zeigt formal in einzelne Szenen geteilt ist und in ganz unter- Verdi die mögliche Zukunft der bürgerlichen Klasse an, schiedlichen Welten angesiedelt ist. Es gilt für mich den aber auch deren Unvereinbarkeit mit der höfischen. großen Bogen zu finden, vor allem im Bemühen, dass Schillers Drama ist ja im Vorfeld der Französischen Re- die Teile dann nicht mehr in die traditionell geschlosse- volution entstanden. Gerade diesen Aspekt möchte An- nen Nummern zerfallen, also mit dem normalen Ablauf: dreas Homoki wie bereits erwähnt in seiner Interpreta- Chor, Arie, Duett, Terzett, Chor, Finale. Um es katego- tion und in seinen Bildern deutlich unterstreichen. risch zu wiederholen: Das fordert dieses Stück vom Di- rigenten und vom Regisseur: Eine konsequente Linie Kommen wir auf die zweite Frau in »Luisa Miller« zu spre- muss durchgehalten werden. Und dabei kann man ei- chen, Luisas adelige Rivalin Federica von Ostheim … gentlich immer wieder an diese zwei Figuren Luisa und Miller anknüpfen, weil dies die beiden sind, welche die Diese Federica von Ostheim ist eine kuriose Figur. Sie ist Entwicklung durch das gesamte Stück machen. Weder zwar sehr nobel, aber man hat das Gefühl, sie bringt Wurm noch Walter und auch nicht Rodolfo. keine wirklich neuen Konflikte in die Handlung. Für mich als Musikerin ist es viel wichtiger, warum Verdi Bei den drei Verdi-Opern der vergangenen Spielzeit haben Sie trotz dieser Einschränkungen der Figur der Federica von genaue Quellenrecherchen betrieben und bei »Luisa Miller« Ostheim quasi als Opernversion von Schillers Lady Mil- wird es genau so gewesen sein? ford großartige musikalische Möglichkeiten bietet, bei- spielsweise in den ausladenden Ensembles oder in dem So ist es. Ich war kurz vor der Sommerpause für drei einzigartigen a-cappella-Abschnitt aus dem Quartett Tage in Mailand in der Pinacoteca Brera. Da ist das Verdi des zweiten Aktes. Archiv von Ricordi untergebracht, und ich hatte Zugang zu den Autographen-Partituren. Von »Luisa Miller« gibt Man sieht die Oper »Luisa Miller« heute eher düster, skep- es eine kritische Ausgabe, die wirklich sehr aufschluss- tisch, ausweglos, als wären die Figuren von allem Anfang an reich ist und die zahlreiche detaillierte Informationen verurteilt, unterzugehen, nicht nur Luisa … liefert. Trotzdem gibt es Stellen, wo ein Dirigent eigent- Empfinden Sie das auch so? lich keine klare Aussage über die Aufführungspraxis aus der kritischen Ausgabe entnehmen kann. Und dann er- Nein, ich sehe das Stück nicht so. Das ist das Markante kennt man bei den älteren Ausgaben, dass es die Ent- bei Verdi: Man hat immer das Gefühl, dass er selbst an scheidung von einer einzelnen Person war, wie man es die Rettung durch die Liebe geglaubt hat. Und dann aufführen sollte. Für mich ist es wie eine Erleuchtung, zeichnet er so eine unverwechselbare Figur wie Luisa, die wenn ich die Partitur vor mir sehe. Gibt es eine Einzeich- sich noch im Angesicht des Todes die Hoffnung auf ein nung in den Violinen, die anders ist als in den Flöten? besseres Jenseits bewahrt. Klar ist in der kritischen Ausgabe alles notiert, aber Das ist das, was ich vorhin meinte: Luisa macht eine auf- wenn ich das Original vor mir sehe, hat es eine ganz an- regende Entwicklung durch, von einem auf seine Ge- dere Wirkung. Eine der schwierigsten Entscheidungen fühle setzenden Mädchen bis hin zu einer die Konse- bei Verdi: Handelt es sich bei diesem Symbol um einen quenz ihrer Empfindung kompromisslos annehmenden Akzent oder ist es ein Decrescendo oder ist es beides? Frau. Das Stück verabschiedet sich, während wir Schritt Und da kann man eigentlich nur an seine eigene Erfah- für Schritt hindurchgehen, quasi von der Tradition des rung mit diesen Werken anknüpfen. Ich habe sowohl reinen Belcanto und weist immer eindringlicher auf die Verdis erste Oper als auch seine letzte dirigiert und da- späteren Entwicklungen im Verdischen Opernschaffen zwischen mindestens zwölf weitere Stücke von ihm. hin. Musikalisch verändert sich die formale Struktur Man schöpft dann doch sehr bewusst aus der eigenen von Akt zu Akt. Genau das ist es: Wir Dirigenten lieben Erfahrung. Aus genau dieser Erkenntnis heraus ist es für »Luisa Miller«, weil wir diese Entwicklung so gerne mich persönlich sehr wichtig, gerade jetzt »Luisa Miller« Librettist Salvadore hautnah erleben … zu machen, nachdem wir hier an der Staatsoper exakt Cammarano vor einem Jahr »La Battaglia di Legnano« realisiert Es gibt also diese »schönen« Belcanto-Stellen in dieser Oper. haben. Denn es ist interessant, sich zu vergegenwärtigen, Und es gibt die bis dahin außergewöhnlichen Ausdrucksfor- wie unterschiedlich diese beiden Werke sind, obwohl men. Geht man in der konkreten Umsetzung da als Dirigentin ihre Entstehungszeit gerade mal ein Jahr auseinander- unterschiedlich heran? Also stellt man einzelne Dinge heraus, liegt. »Luisa Miller« ist das Brückenstück zu Verdis trotz der Form der Nummernoper, oder muss man sich beim mittleren Schaffensperiode, während »La Battaglia di doch noch »frühen Verdi« um einen großen Bogen bemühen? Legnano« noch den »muskulösen« Frühwerken zuzu- ordnen ist. Mit »Luisa Miller« war für Verdi die Zeit der Das ist sicher der Anspruch gerade in diesem Werk, ei- großen historischen und biblischen Stoffe unwiderruf- nerseits die große Linie hindurch zu ziehen, obwohl es lich vorbei.

2.2014/15 JOURNAL 7 OPER Premiere »Luisa Miller«

Biografien der Mitwirkenden Luisa Miller

SIMONE YOUNG GIDEON DAVEY IVAN MAGRÌ (Musikali sche Leitung) (Kostüme) (Rodolfo)

ist Hamburgische General- stammt aus Großbritannien. stammt aus Catania und ab- musikdirektorin und Inten- Engagements führten ihn u. solvierte sein Gesangsstu- dantin der Staatsoper. Hier a. an das Pariser Théâtre des dium in Mailand. Seit seinem dirigiert sie ein breites Spek- Champs-Elysées, die Neder- Debüt im Jahre 2006 sang er trum von Premieren und Re - landse Opera, das Theater an zunächst an zahlreichen ita- pertoire vorstellungen. Ihre internationale der Wien und das Royal Danish Theatre. Gemein- lienischen Opernhäusern, u. a. in Genua, Bolo- Karrier e führt sie an alle großen Opern- und sam mit Andreas Homoki realisierte er Arbeiten gna, Ferrara und Parma. Sein Repertoire umfasst Konzerthäuser der Welt, z. B. Wiener Staatsoper, für die Dresdner Semperoper (»La Traviata«), das Partien wie Nemorino (»L’Elisir d’Amore«), Wer- Pariser Opéra Bastille, ROH London, Bayerische Teatro La Fenice in Venedig (»Von heute auf mor- ther, Arturo (»I Puritani«) und Alfredo (»La Tra- Staatsoper, Dresdner Semperoper und New Yor- gen« und »I Pagliacci«) und die Bayerische Staats- viata«). Als Duca in Verdis »Rigoletto« hatte er ker Met. Nach ihrem gefeierten »Wagner-Wahn« oper (»Roméo et Juliette«). Außerdem entwarf er Auftritte u. a. an den Opernhäusern von Turin, mit den zehn großen Wagner-Opern in Hamburg die Kostüme für Charpentiers »David et Jona- Budapest, Valencia und Berlin. Weitere Gastspiele wurde »Verdi im Visier«, ihr zweites herausragen- thas«, für eine Produktion des Festival d‘Aix-en- führten ihn u. a. an die Bayerische Staatsoper, die des Jubiläumsprojekt des Opernjahrs 2013, mit Provence, die außerdem im Rahmen des Edin- Florida Grand Opera, das Wexford Festival und dem Opera Award ausgezeichnet. Jüngst leitete sie burgh Festival sowie an der Pariser Opéra das Donizetti Festival in Bergamo. die Premiere »Lohengrin« in der Inszenierung Comique aufgeführt wurde. von Andreas Homoki am Zürcher Opernhaus. TIGRAN MARTIROSSIAN NINO MACHAIDZE (Il Conte di Walter) ANDREAS HOMOKI (Luisa) (Regie) gehört seit 2005 zum Ham - erhielt ihre Gesangsausbil- burger Ensemble, wo er in wurde mit einer viel beachte- dung in Tiflis. 2005 wurde sie vielen Fachpartien reüssierte. ten Deutung der »Frau ohne Mitglied der Akademie der Zu seinen jüngeren Erfolgen Schatten« in Genf schlagartig Mailänder Scala und über- zählen Méphistophélès in bekannt. Diese Auffüh rung nahm dort 2007 die Partie Gounods »Faust«, Philippe II in »Don Carlos« ist vom Théâ tre du Châtelet der Marie in Donizettis »La Fille du Régiment«, und Geronte in »Manon Lescaut«. Nebenher füh- in Paris übernommen worden und er hielt den mit der sie in Folge auch in Rom, Barcelona und ren ihn Gastspiele an die New Yorker Met sowie französischen Kritiker preis. Seit 1993 ist er an an der New York auftrat. an die großen Opernhäuser in Chicago, San Fran- den großen Opernhäusern erfolgreich, u. a. in Weitere Engagements führten sie u. a. an die cisco, Kopen hagen, Wien, Madrid, Paris, Mailand Dresden, München, Amster dam, Brüssel, Mai- Staatsoper Unter den Linden in Berlin, die Opéra und zu den Salzburger und Bregenzer Festspielen. land, Barce lona und Tokio. In Hamburg insze- National in Paris, das Teatro Real Madrid, das nierte er 1994 Verdis »Rigo let to«, 2011 folgte ROH Covent Garden London, an die Bayerische OLIVER ZWARG Gounods »Faust«. 2003 wurde er zum Inten dan- und Wiener Staatsoper sowie zu den Festspielen (Wurm) ten der Komischen Oper Berlin berufen; 2007 ist in Salzburg und Verona. In der Spielzeit 2011/12 das von ihm geleitete Berli ner Haus von der feierte Nino Machaidze als Gilda (»Rigoletto«), in war von 1999 bis 2001 Mit- Fachzeitschrift »Opernwelt« zum Opernhaus des der Titelpartie von »Lucia di Lammermoor« und glied beim hiesigen Opern- Jahres gekürt worden. Seit 2012/13 ist Andreas als Adina (»L’Elisir d’Amore«) Erfolge am Haus studio. Seither gastierte er in Homoki Intendant des Zürcher Opernhauses und an der Dammtorstraße. vielen bedeutenden Musik- inszenierte seither u. a. »Lady Macbeth«, »Fide- zentren, darunter das Gran lio«, »Der fliegende Holländer« in Koproduktion GEORGE PETEAN Teatre del Liceu Barcelona, die Berliner und Baye- mit der Mailänder Scala und dem Opernhaus (Miller) rische Staatsoper München, die Oper Köln sowie Oslo sowie »Lohengrin« in Koproduktion mit der die Wiener Festwochen, die Salzburger Festspiele, Wiener Staatsoper. zählt zu den gefragten Sän- das Edinburgh Festival, das Théâtre du Capitole gern un serer Zeit. Der rumä- Toulouse sowie die Opéra National du Rhin Stras- PAUL ZOLLER nische Bariton gas tiert an bourg. In Hamburg war er zuletzt 2012 als Besen- (Bühnenbild) wichtigen internationalen binder Peter in »Hänsel und Gretel« zu Gast. Opernhäusern und Festivals studierte bei Erich Wonder in wie ROH Covent Garden, Teatro Comunale di CRISTINA DAMIAN Wien. Engagements führten Bologna, Teatro dell’Opera di Roma, Deut sche (Federica) ihn u. a. an die Deutsche Oper Berlin, Wiener Staatsoper, Bregenzer Fest- Oper Berlin, das Opernhaus spiele, Opéra de Paris, Grand Théâtre de Ge nève gehört seit 2008 zum En- Zürich, die Komische Oper und an der New Yorker Met. Von 2002 bis 2010 semble der Staatsoper. Zum Berlin, das Festival d’Aix-en-Provence, die Opéra war George Petean gefeiertes Ensemblemitglied Repertoire der rumänischen Comique in Paris, das Edinburgh International der Staatsoper Hamburg mit Partien wie Figaro Mezzosopranistin zählen Festival sowie die BAM in New York. Er arbeitete (»Il Barbiere di Siviglia«), Jeletzky (»Pique Partien wie , Dora- mit Regisseuren wie Andreas Homoki, Thilo Dame«), Marcel lo (»La Bohème«), Rodrigue bella (»Così fan tutte«), Elvira (»Don Giovanni«), Reinhardt, Lorenzo Fioroni und Jetske Mijnssen (»Don Carlos«), Anckar ström (»Un Ballo in Ma- Komponist (»«) oder Rosina zusammen. Seine Arbeit zu György Ligetis »Le schera«), Giorgio Ger mont (»La Traviata«), Ford in Rossinis »Il Barbiere di Siviglia«. Tourneen Grand Macabre« am Staatstheater Mainz wurde (»Falstaff«), Valentin (»Faust«), Enri co Ashton führten sie in die Schweiz, nach Spanien, 2012 für den Faustpreis nominiert. (»Lucia di Lammermoor«) und Rigoletto. Deutschland, Italien, Belgien und Südkorea.

8 JOURNAL 2.2014/15 Das Opernrätsel Nr. 2

Notennöte

Sie gehen schwanger mit einer Oper? Dann seien Sie ganz Ohr: Sparen Sie sich Kunstkrampf und Notennot – an denen schon unser gesuchter Genius litt! Dabei wollte er die Singsache sauber über die Bühne bringen, nistet deshalb im Theater. Doch er vertont sich: Das Vorspiel ist zu Unterhaltungsmusik geraten. Das Opus wird deshalb mit einer neuen Ouvertüre erschwert. So droht die Uraufführung – kann aber noch rechtzeitig verboten werden. Das Sorgenkind, nun ein Junge, er- blickt dann doch das Licht der Opernwelt: Allein das Abopublikum ist vergrault (kriegsbedingt) und das Stück gehört gestutzt. Der Tonsetzer tobt – ein Akt raus –, das Orchester quietscht – dritte Ouvertüre rein –, die Kritik ätzt – frischer Titel drüber. Nach Ultimatum der Intendanz wird die Oper mit heißen Tasten genotet: Presto ist Premiere, natürlich umtituliert. Die Kasse indes klingelt nicht und so rettet der Schöpfer sein hol- des Weib vor erneuter Vorführung. Doch der Flop- grund ist endlich ausgemacht: Das Libretto muss weg! Und auch die Ouvertüre ist zu ertüchtigen. Nach einer Völkerschlacht und 16 (teilweise sangbaren) Versionen einer Tenorarie dämmert der Tag der dritten Urauffüh- rung: Der Schöpfer hat keine Ouvertüre, aber einen Kater. Das vierte Vorspiel gibt's dann wenig später, au- ßerdem packt er noch zwei Arien extra drauf. Fertig ist das Heroisch-komische Singspiel in einem Jahrzehnt! Oper? Nie wieder!

Frage: Wie heißen Komponist und Oper?

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 10. November 2014 an die Redaktion »Jour nal«, Ham bur gische Staats oper, Postfach, 20308 Hamburg. Mitarbeiter der Hambur gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sind leider nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

DAS KÖNNEN SIE GEWINNEN

1. Preis: Zwei Karten »Napoli« am 10. Januar 2015 2. Preis: Zwei Karten für »Tannhäuser« am 17. Januar 2015 3. Preis: Zwei Karten für »Das schlaue Füchslein« am 23. Januar 2015

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort: >>> Samiel (»Der Freischütz«), Bassa Selim (»Die Ent- führung aus dem Serail«) Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt. BALLETT Repertoire »Tatjana«

10 JOURNAL 2.2014/15 BALLETT Repertoire

Liebe als Fiktion John Neumeiers Ballett »Tatjana« n »TATJANA IST EINE Außenseiterin, fremd in ihrer Familie und trotz ihrer Ver- träumtheit wild, ungebändigt und stark in ihrer Vorstellungskraft. Zunächst ist sie mit einer Traumwelt verbunden; sie schwebt in einer Second-Hand-Welt, in der Figuren aus Romanen, die sie gelesen hat, eine wichtige Rolle spielen. Aus dieser Einstellung, die viel mit ihrem Erwachsen- werden zu tun hat, entfaltet sie später eine nicht für möglich gehaltene, unglaublich spannende oder spannungsvolle Eigen- ständigkeit. Schritt für Schritt löst sie sich von ihren Romanfiguren und gelangt zu einer staunenswerten, geradezu tapferen Autonomie. Onegin hingegen ist weder Held noch Scheusal. Beide tragen Züge viel- schichtiger Figuren shakespeareschen Typs«, beschreibt John Neumeier die Hauptfigu- ren in seinem Ballett »Tatjana«, das Alex- ander Puschkins »Eugen Onegin« in freier Form folgt. Die Musik schrieb die rus- sisch-amerikanische Komponistin Lera Auerbach, mit der Hamburgs Ballettinten- dant zuletzt 2007 in »Die kleine Meerjung- frau« zusammengearbeitet hat. Aufführungen 11., 14., 20. November, 19.30 Uhr

2.2014/15 JOURNAL 11 BALLETT Repertoire | News »Tod in Venedig«

In den Fängen der Manipulation John Neumeiers Ballett »Othello«

n »ES WIRD EINE GESCHICHTE erzählt von der Liebe zwischen Othello und Desde- mona, besonders aber von dem Undefinier- baren dieser Liebe und von der Verletzbar- keit in einem so intimen und gefährlichen zwischenmenschlichen Bereich. Sagt je- mand zu einem anderen: ›Ich liebe dich‹, und dieser antwortet dasselbe, so ist es mög- lich, dass ein solches Geständnis in einer be- stimmten Situation glaubhaft sein kann, in einer anderen nicht. In beiden Augenblicken aber ist es auf keinen Fall beweisbar. Was ein Mensch wirklich denkt und fühlt, bleibt un- erklärlich. Er bleibt für sich allein. ›Othello‹ handelt von der Unmöglichkeit, einen ande- ren wirklich zu kennen, wirklich zu wissen, was in ihm vorgeht, und die daraus entste- hende Unsicherheit. Es geht um das Wissen, was die Macht der Suggestion mit einem starken Menschen anrichten kann.« (JN) Aufführungen 27. Okt., 19.30 Uhr 9. Nov., 14.30 | 19.30 Uhr

»Wie aus einer anderen Welt« Ballette von John Neumeier in Houston, Kopenhagen, Kapstadt und Moskau n GLEICH VIER internationale Com - Das südafrikanische Kapstadt kommt pagnien nahmen im Herbst Choreo- sogar in den Genuss von mehreren grafien von John Neumeier neu oder Choreografien John Neumeiers. Für wieder in ihr Repertoire auf: das Hou- die Premiere am 26. September kon- ston Ballet, das Königlich Dänische zipierte Hamburgs Ballettchef einen Ballett, das Cape Town City Ballet so - Abend aus seinen Balletten »Le Sacre«, wie das Ballett Stanislavsky und Ne- »Vaslaw« und »Spring and Fall«, John mirovich-Danchenko Musik-Theater Cranko gewidmet. Für das Ensemble in Moskau. Am 4. September hat als des Cape Town City Ballet war es eine erste amerikanische Compagnie das große Ehre, wie der Künstlerische Lei- Hous ton Ballet Neumeiers »Ein Som- ter Keith Mackintosh der Cape Times mernachtstraum« auf die Bühne ge- in einem Interview sagte. Die beiden bracht. Nach der erfolgreichen Premiere Ersten Solisten des HAMBURG BAL- schrieb CULTURE MAP HOUSTON: LETT Silvia Azzoni und Alexandre Ri- »Die überwältigende Schönheit und abko tanzten »Vaslaw« und »Spring Eleganz dieses Sommernachtstraums and Fall« mit der südafrikanischen lässt die Tänzer wie aus einer anderen Compagnie. Welt erscheinen.« Mit dem Königlich Am 7. November findet die Mos- Dänischen Ballett erlebte am 14. Sep- kauer Premiere von »Tatjana« statt. tember John Neumeiers »Die Kame- John Neumeiers jüngst uraufgeführ- liendame« seine Wiederaufnahme. Die tes Ballett nach Puschkins »Eugen dänische Compagnie hatte das Stück Onegin« ist eine Kooperation mit 2012 erstmals getanzt und Publikum dem dortigen Stanislavsky und Nemi- und Presse gleichermaßen begeistert. rovich-Danchenko Musik-Theater. Edvin Revazov Hélène Bouchet

12 JOURNAL 2.2014/15 Mein CD-Tipp Entscheiden Alexandr Trusch Sie in Ruhe!

Alexandr Trusch ist Erster Solist beim HAMBURG BALLETT

Ich höre jeden Tag Musik, schon morgens auf dem Weg zur Arbeit. Grundsätzlich mag ich keinen Pop, ausnahmsweise vielleicht im Radio beim Autofahren. Vor einigen Jahren habe ich sehr gern The Doors, Pink Floyd oder Janis Joplin gehört und ei- gentlich mag ich diese Old-School-Sachen immer noch. Meine aktuelle Lieblingsmusik kommt eher aus der al- ternativen Ecke – Songs, die nicht im Fokus der Medien und Werbeindustrie stehen, also alles, was kein Main- stream ist. In letzter Zeit mag ich Devendra Banhart, zum Beispiel seinen Song »Mi Negrita«. Das ist coole Gitarrenmusik mit einer echt abgedrehten Stimme. Er ist jetzt bekannter geworden, aber früher war er so etwas wie ein Geheimtipp. Er hat gerade eine Phase, in der er verstärkt entspannte Lieder schreibt, die mich weit weg beamen. Neulich habe ich die englische Indie-Rock-Band Alt-J gehört, die machen u.a. elektronische Musik. Die fand ich auch ziemlich gut, »Matilda« zum Beispiel oder »The Ripe & Ruin«. Ich mag komische Stimmen. Im In- ternet bin ich zufällig auf Tom Rosenthal gestoßen, er ist Songwriter aus London, der 2013 sein neues Album »Who’s That In The Fog?« veröffentlicht hat. Er macht verrückte Lieder. Eines meiner liebsten ist »The Boy«, Die dänische Mentalität wird vor allem von dazu gibt es einen berührenden Zeichentrickfilm – Ruhe, Ausgeglichenheit und dem gesunden keine Ahnung, ob der auch von ihm stammt. Ich finde diesen Song mit seiner Story und einfallsreichen har- Menschenverstand geprägt. Sie fließt als monischen Gestaltung sehr magisch. Mich fasziniert, Grundlage in die Erstellung einer gemeinsamen dass er über verrückte Geschichten schreibt, zum Bei- Anlagestrategie mit ein – und das bereits ab spiel trägt eines seiner Lieder den Titel »Toby Carr’s Dif- einer Einstiegssumme von 150.000 Euro. ficult Relationship With Tuna«, da geht es um einen Typen, der über seine Dose Thunfisch redet – abgefah- Dabei ist uns eines besonders wichtig: Lassen ren und voll britischen Hu mors, bescheu ert, aber un- Sie sich Zeit und entscheiden Sie in Ruhe! glaublich witzig. Ich höre gerne Gitarrenmusik, nicht nur, weil mein Bruder sie spielt. Mir fällt der spanische Gitarrist Paco Persönlich. Ehrlich. Nah. de Lucía ein, der im Frühjahr leider verstorben ist. Er jbpb.de war einer der Ausnahmegitarristen. Der Klang seines In- struments war schlackenlos, geradezu perlend. Auch ge- fällt mir, dass er mit Musikern anderer Richtungen zu- sammengearbeitet hat. Ich mag einfach Flamenco- und Jyske Bankan t#BMMJOEBNN  t  )BNCVSH klassische Gitarrenmusik. 5FM   t &.BJM QSJWBUFCBOLJOH!KZTLFCBOLEF +ZTLF#BOL 1SJWBUF #BOLJOH JTU FJOF (FTDI»GUTFJOIFJU EFS +ZTLF#BOL "4 7FTUFSHBEF  %, 4JMLFCPSH  $73/S %JF #BOL XJSE WPO EFS E»OJTDIFO 'JOBO[BVGTJDIUCFBVGTJDIUJHU BALLETT Neues aus der Compagnie »Tatjana«

Von der Isar an die Elbe Karen Azatyan bereichert als neuer Solist das HAMBURG BALLETT

Wir freuen uns auf Karen Azatyan, den wir ab dieser Spielzeit als neuen Solisten für das HAMBURG BALLETT gewinnen konn- ten. Schon früh wechselte der Armenier nach Mitteleuropa. Nach seiner Ausbildung an der staatlichen Hochschule für Tanz- kunst in Jerewan ging er nach Zürich und studierte dort an der Tanz Akademie. 2007 folgte er einem Engagement am Bayeri- schen Staatsballett in München, wo er drei Jahre später zum Halbsolisten avancierte und 2012 zum Solisten ernannt wurde. An der Isar kreierte er Rollen in Balletten von Terence Kohler und übernahm Soli in Jirˇí Kyliáns »Zugvögel« und Richard Siegals »Unitxt«. Zudem tanzte er zahlreiche Rol- len des klassischen Repertoires. In John Neumeiers Balletten war er als Fritz in »Der Nussknacker«, Graf Alexander in »Illusio- nen – wie Schwanensee« und Demetrius in »Ein Sommernachtstraum« zu sehen. Karen gewann den Zweiten Preis beim »Tanz Olymp Berlin 2005« in der Kategorie Klas- sische Variation und erhielt im selben Jahr den Prix de Lausanne. Ein Jahr später wurde ihm der Nachwuchsförderpreis des Internationalen Bal- lett wettbewerbs in Varna zugesprochen. An der Elbe war er in dieser Spielzeit bereits als Aschenbachs Konzepte in John Neumeiers »Tod in Vene- dig« und im Bauern-Pas de deux mit Leslie Heylmann in »Giselle« zu erleben. Wir wün- schen ihm einen guten Start in Hamburg und heißen ihn herzlich Willkommen!

Karen Azatyan mit Carsten Jung und Hélène Bouchet in John Neumeiers »Tod in Vene- dig«, Gastspiel in Kopenhagen FOTOS: HOLGER BADEKOW HOLGER FOTOS:

14 JOURNAL 2.2014/15 Aus aller Welt Neu im Ensemble des HAMBURG BALLETT

Neue Gesichter gibt es auch in der Gruppe: auch. Sara ist Amerikanerin und wurde in Elbe ging. Japan, Südafrika, Nordamerika, Die Japanerin Madoka Sugai tanzt seit die- Singapur geboren. Nach ihrer Ausbildung Europa – da darf Südamerika nicht fehlen: ser Spielzeit im Corps de ballet. Hamburg an Canada’s National Ballet School in To- der aus Argentinien stammende Matias ist ihr nicht unbekannt, vor zwei Jahren kam ronto und der Nationalen Ballettakademie Oberlin wurde zunächst in seiner Heimat- die Gewinnerin des Prix de Lausanne 2012 in Amsterdam erhielt sie ihr erstes Engage- stadt Santa Fe unterrichtet und ließ sich an zum BUNDESJUGENDBALLETT und hat sich ment beim Ballett Dortmund und ging 2013 der Ballettschule des HAMBURG BALLETT seither auf Europas Bühnen vertraut ge- zum BUNDESJUGENDBALLETT. weiter ausbilden. macht. Auch der in Basel geborene Luca-Andrea Die Aspiranten der vergangenen Spielzeit Auch Jemina Bowring kommt von John Tessarini hat es als Aspirant in John Neu- Winnie Dias, Emilie Mazon’, Hayley Page Neumeiers junger Compagnie. Die in Johan - meiers HAMBURG BALLETT geschafft. Er und Aljoscha Lenz sind ins Corps de ballet nesburg geborene Südafrikanerin erhielt ließ sich u. a. an der John Cranko Schule in des HAMBURG BALLETT übernommen ihre erste Ausbildung in ihrer Heimatstadt Stuttgart und an der Akademie des Tanzes worden. Der Sprung ist bei allen geschafft. und wechselte dann an die Ballettschule Birgit Keil in Mannheim ausbilden und be- Herzlichen Glückwunsch und zahlreiche er- des HAMBURG BALLETT, wo sie von Mari- kam danach einen Gastvertrag am Badi- füllende Momente auf und hinter der anne Kruuse und Kevin Haigen unterrichtet schen Staatstheater Karlsruhe, bevor er Bühne! wurde. Sie ist Aspirantin, wie Sara Coffield 2013 zum BUNDESJUGENDBALLETT an die

2.2014/15 JOURNAL 15 OPER Thema »Das Internationale Opernstudio«

20 Jahre Internationales Opernstudio Seit zwanzig Jahren gibt es dank des mustergültigen hanseatischen Mäzenatentums an der Hamburgischen Staatsoper das Internationale Opernstudio: eine Institution, die den jungen Künstlern den Weg in den Beruf des Opernsängers ebnen will.

as ist die spezifische Aufgabe eines In- spielt eine bedeutende Rolle für weitere Engagements. ternationalen Opernstudios? Es sollte Während des zweijährigen Stipendiums im Opernstu- Wjungen Opernsängern als Initialzün- dio werden oft Grundsteine für spätere Entwicklungen dung für ihre berufliche Laufbahn die- gelegt. 2008, zum 100. Geburtstag von Olivier Messiaen, nen. Alle Aspekte der Arbeit am Musiktheater, vom Rol- konnte ich Christiane Karg dessen »Trois Mélodies« vor- lenstudium bis hin zur Aufführung – aber auch stellen. Schon bald knüpfte Christiane Karg daran an, als Meis ter kurse, Konzertauftritte und Wettbewerbe – sind sie den großen Messiaen-Zyklus »Chants de terre et de Schritte auf dem Weg in dieses sehr besondere und he - ciel« mit großem Erfolg im NDR und in der Kölner Phil- rausfordernde Metier. Seit der Gründung des Interna- harmonie sang. Wichtig ist auch die Teilnahme an Wett- tionalen Opernstudios in Hamburg 1994 ist es uns um- bewerben, um den musikalischen Horizont zu erweitern fassend gelungen, junge Sängerinnen und Sänger zu und internationale Erfahrung zu sammeln. Hier setzte diesem Ziel zu begleiten. Katerina Tretyakova, damals bereits Ensemblemitglied, Alexander Winterson Bei der Ausrichtung und Profilierung des Opernstu- 2013 einen Glanzpunkt: Sie gewann den Ersten Preis ist seit 2010 musika- dios ist es für mich selbst sehr hilfreich, Vergleiche mit beim Internationalen Francisco Viñas-Gesangswettbe- lischer Leiter des Internationalen ähnlichen Institutionen ziehen zu können. Ich schöpfe werb in Barcelona. Opernstudios aus meiner Erfahrung mit entsprechenden Tätigkeiten Das Erweitern des Horizonts wird besonders groß an verschiedenen Häusern, etwa dem National Opera ge schrieben beim Internationalen Gesangswettbewerb Studio London, dem Atelier Lyrique de l’Opéra de Lyon, »Stella Maris«: die Teilnehmer müssen sich nicht nur dem Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein Düs- mit Opernarien präsentieren, sondern auch die Bereiche seldorf und dem Opéra Studio de La Monnaie in Brüs- Oratorium und Lied abdecken. In den letzten beiden sel. Verglichen mit diesen hat Hamburg einen immen- Jahren schickte das Internationale Opernstudio die So- sen Vorteil: als Repertoiretheater bringt es pro Saison pranistin Mélissa Petit und die Mezzosopranistin Ida Al- über 30 verschiedene Opern auf die Bühne. Das ist keine drian erfolgreich ins Rennen: Sie erhielten insgesamt Selbstverständlichkeit im internationalen Opernbe- drei Auszeichnungen beim »Stella Maris«-Wettbewerb. trieb. An der Staatsoper Hamburg bilden die jungen Und immerhin mussten sich die beiden Sängerinnen Künstler vom ersten Moment an eine Einheit innerhalb dort gegen Kolleginnen und Kollegen aus der Wiener des Sängerensembles. Um diesen hochprofessionellen Staatsoper, dem Nationaltheater München, der San Ansprüchen gerecht zu werden, legt die Ausbildung be- Fran cisco Opera, dem Royal Opera House Covent Gar- sonderen Wert auf Sprachen und Diktion. Denn den und der Metropolitan Opera New York durchsetzen: schließlich müssen innerhalb einer einzigen Spielzeit ein schönes Gütesiegel für die Ausbildung in Hamburg. Rollen in Deutsch, Italienisch, Französisch, Russisch, In Zeiten, wo eine so große Anzahl von qualifizierten Tschechisch und Englisch gesungen werden. Nicht die Sängern die Musikhochschulen verlässt, ist es auf dem phonetische Aussprache allein ist entscheidend – auch kompakten Markt extrem schwer, an das erste Engage- das Gespür für literarische und dramaturgische Hinter- ment zu kommen. Die Brücke dahin muss die prakti- gründe wird geschult, um Inhalte positiv und individu- sche Erfahrung bilden: bei der Ensemblearbeit aufein- ell vermitteln zu können. Jeder Sänger soll zunächst ander zu hören, die Impulse des Dirigenten ab der ersten seine eigene Persönlichkeit in die studierte Partie ein- musikalischen Probe umzusetzen, schrittweise in die bringen können, um sich dann mit dem Charakteristi- szenische Arbeit hineinzuwachsen bis schließlich hin schen des jeweiligen musikalischen Stils zu beschäftigen. zur Verkörperung großer Rollen. Vor allem muss jedes Es ist uns ein besonderes Anliegen, musikalische Im- Opernstudiomitglied individuell lernen, wie man das pulse sowohl für das Repertoire der Staatsoper Ham- nötige Durchhaltevermögen entwickelt, um den tägli- burg als auch für Gastauftritte, Konzerte und Wettbe- chen Belastungen dieses Berufs standzuhalten. Dafür ist werbe außerhalb zu geben. Das ist wichtig für die die Arbeit eines Internationalen Opernstudios unab- Entwicklung eines jeden Sängers oder Musikers und dingbar.

16 JOURNAL 2.2014/15 OPER Thema OPER Repertoire »La Traviata«

In tragenden Rollen Im Repertoire, das auf dem Herbstspielplan steht, treten erfolgreiche »Ehemalige« des Internationalen Opernstudios in stücktragenden Rollen auf; darunter die Ensemblemitglieder Katerina Tretyakova, Dovlet Nurgeldiyev, Wilhelm Schwinghammer und Katja Pieweck.

GIUSEPPE VERDI Don Ottavio in der Neuinszenierung des La Traviata »Don Giovanni«. Das Level ist bei uns wirk- Musikalische Leitung: Alexander Joel lich sehr hoch. Ich weiß zwar nicht, wie die Inszenierung: Johannes Erath Opernstudios in Frankreich, Italien oder Bühnenbild: Annette Kurz Österreich funktionieren, aber hier in Kostüme: Herbert Murauer Licht: Olaf Freese Deutschland kann es kaum übertroffen Dramaturgie: Francis Hüsers werden. Wir haben ein gutes Training, wie Chor: Christian Günther Workshops mit prominenten Sängern oder Spiel leitung: Holger Liebig mit Regisseuren, was den Einstieg in die sze- Violetta Valéry Katerina Tretyakova nische und schauspielerische Arbeit erleich- Flora Bervoix Maria Markina Annina Ida Aldrian tert. Natürlich benötigt man jede Menge Alfredo Germont Dovlet Nurgeldiyev Disziplin, muss viel lernen und flexibel sein. Giorgio Germont Alfredo Daza Aber es ist eine Superschule für den Sänger- Gastone Daniel Todd beruf. Die Chance, sich mit Auftritten im Il Barone Douphol Jan Buchwald Il Marchese d’Obigny Florian Spiess Opernalltag zu profilieren, ist dabei mindes- Il Dottore Grenvil Alin Anca tens so wichtig wie jeder Unterricht. Über Giuseppe Benjamin Popson zwei Spielzeiten ist das Aufbaustudium an- Un Domestico di Flora Gheorghe Vlad Dovlet Nurgeldiyev als Wladimir Igorewitsch gelegt, und wenn man danach so viel Glück Un Commissionario Andreas Kuppertz/Peter Veit in »Fürst Igor«. Zum ersten Mal singt er die hat wie ich, erhält man ein Festengagement Rolle des Alfredo Germont in der neuen In- an der Oper. Da zeigte sich dann einmal Unterstützt durch die Stiftung zur szenierung »La Traviata«. Förderung der Hamburgischen Staatsoper mehr, wie hilfreich die beiden Jahre im Opernstudio für mich gewesen sind: In kur- Aufführungen n ES WAR FÜR MICH ein Glücksfall, dass zer Zeit erfolgten dann meine Debüts als Al- 30. Oktober; ich 2008 im Internationalen Opernstudio fredo in »La Traviata«, als Nemorino in 6. November 2014, 19.30 Uhr aufgenommen wurde. Die Hochschulen »L’Elisir d’Amore«, Ferrando in »Così fan und Konservatorien sind oft zu wenig auf tutte« und als Wladimir Igorewitsch in der die Bedürfnisse der späteren Praxis ausge- Neuproduktion von Borodins »Fürst Igor«. richtet und man erlernt als junger Sänger Doch die Möglichkeit, Gastspielangebote zwar Paradenummern für Vor singen, be- anzunehmen, habe ich trotzdem bekom- kommt aber keine wirkliche Repertoire- men: Im November 2012 war ich das erste kenntnis. Dabei ist Bühnenerfahrung das Mal als Don Ottavio in einer Neuproduk- Wichtigste, und die kann man in Hamburg tion an der Budapester Oper. 2013 durfte ich als Opernstudiomitglied reichlich sammeln. an der Berliner Staatsoper in einer tollen Meine erste Chance, auf der großen Bühne Neuproduktion von »La Finta Giardiniera« zu singen, war 2008 der Fenton in »Falstaff«. mitwirken, die Inszenierung stammte von Ich war eben erst in Hamburg angekom- Hans Neuenfels. Alfredo Daza (Giorgio Ger- mont) ist Ensemblemitglied men. Simone Young hat die Vorstellung di- Besonders am Herzen liegt mir die Partie der Berliner Staatsoper. Seit rigiert, und trotz anfänglicher Nervosität des Alfredo in »La Traviata«. Ich wusste 2005 gastiert er in Hamburg habe ich mich sehr aufgehoben gefühlt. Es immer, dass das absolut meine Rolle ist und mit Partien wie Fürst Jeletzki wurde ein großer Erfolg, der mich sehr ich hoffe, dass ich sie in den nächsten fünf- (»Pique Dame«), »Figaro«- Graf, Ford (»Falstaff«) sowie glücklich gemacht hat. Dann ging es weiter zehn, zwanzig Jahren oft singen kann. Mein in Brittens »Gloriana« als Sir mit kleineren und größeren Rollen wie erster und bisher einziger Auftritt als Al- Robert Cecil. Lenski in »Eugen Onegin«, Le Chevalier in fredo liegt nun vier Jahre zurück und ist mir »Dialogues des Carmélites« und schließlich in keiner besonders guten Erinnerung ge-

18 JOURNAL 2.2014/15 Szene aus »La Traviata« blieben. Es war 2010 in der alten »Traviata«- Entscheidung getroffen habe. In den beiden Inszenierung und die Voraussetzungen wa - Jahren schätzte ich es besonders, dass un- ren gar nicht gut. Ich hatte keine einzige sere Arbeit sofort auf professionellen Fuß Bühnenorchesterprobe gehabt. Alles war gestellt wurde und wir als Teil des Soliste- vollkommen neu für mich. Ausgerechnet an nensembles behandelt wurden. Wir haben diesem Tag kam die Dirigentin Karen Ka- kleinere und mittlere Partien auf der mensek kurz vor der Vorstellung in meine Hauptbühne gesungen und sind manchmal Garderobe und sagte: »Tut mir sehr leid, wir sogar mit stückprägenden Rollen betraut haben heute Probleme mit den Lautspre- worden. chern. Sie sind kaputt gegangen.« Man muss Während meines Studiums am Salzbur- vielleicht dazu wissen, dass wir Sänger an ger Mozarteum hatte meine Berufslaufbahn manchen Stellen auf der Bühne das Orches - schon recht gut angefangen. Ich habe bei- ter nicht hören können und auf Verstärkung spielsweise als Studentin bei einer Produk- durch die Lautsprecher angewiesen sind. tion der Salzburger Festspiele Hyacinthus Ich musste also wohl oder übel auf die in Mozarts »Apollo et Hyacinthus« gesun- Bühne und hörte natürlich an manchen gen. Nach dem Studienabschluss fragte ich Stellen nichts. Das war wirklich schwierig. mich dann: Wie geht es jetzt weiter? Ich er- Hinterher war ich richtig erleichtert, als ich Katerina Tretyakova als Lucia di Lammer- kundigte mich bei verschiedenen Professo- trotzdem einen guten Applaus bekommen moor. Im Oktober singt sie erstmals Vio- ren, Studenten und auch bei Christiane habe. Obwohl diese Vorstellung letztendlich letta in »La Traviata«, im November folgt Karg, die damals im hiesigen Opernstudio erfolgreich war, weiß ich, dass erst jetzt die wieder Marzelline in »Fidelio« und im De- war. Dann bewarb ich mich bei drei Opern- richtige Zeit für diese Rolle gekommen ist. zember Pamina in »Die Zauberflöte«. studios und konnte zwischen München Ich bin jetzt stark genug, weiß mit meinen und Hamburg wählen. Geografisch er- Kraftreserven umzugehen und kann sie nut- n DAS HAMBURGER OPERNSTUDIO schien mir München geeigneter, weil mein zen. Ich freue mich sehr darauf. halte ich für eines der besten in Deutschland damaliger Lebensmittelpunkt in Salzburg oder vielleicht sogar ganz Europas. Ich bin war. Ich entschied mich trotzdem für Ham- jetzt noch froh, dass ich 2008 die richtige burg, da mir alles sehr professionell vor-

2.2014/15 JOURNAL 19 OPER Repertoire »Turandot«»Die Zauberflöte« kam: Wir erfuhren früh, welche Rollen wir in dem Zeitraum studieren und singen wür- den, für mich war das damals Oscar in »Un WOLFGANG AMADEUS MOZART Die Zauberflöte Ballo in Maschera«, Musetta in »La Bo- hème« und Valencienne in der »Lustigen Musikalische Leitung: Witwe«. Also alles Rollen, die normaler- Eugene Tzigane Inszenierung, Bühnenbild weise ein fertiger junger Sänger bekommt, und Kostüme: wenn er in ein Ensemble einsteigt, sei es an Achim Freyer der Wiener Staatsoper oder auch in Mün- Chor: Christian Günther chen. Von Mitgliedern anderer Opernstu- Spiel leitung: Wolfgang Bücker dios hört man bisweilen, dass sie weniger im Tamino Jun-Sang Han Sarastro Wilhelm Schwinghammer Repertoirebetrieb auf der Bühne als bei Pamina Vida Mikneviciute Konzerten für die Sponsoren eingesetzt wer- Sprecher Jan Buchwald den. Auf jeden Fall konnte ich hier meine Priester Benjamin Popson Fähigkeiten vervollkommnen. Ich hatte die Königin der Nacht Cornelia Götz Drei Damen Solen Mainguené, Möglichkeit, mit den besten Sängern der Rebecca Jo Loeb, Renate Spingler Welt auf der Bühne zu stehen und lernte von Papageno Moritz Gogg ihnen. Es waren bei vielen Vorstellungen Papagena Anat Edri Stars dabei und auch Dirigenten von hohem Monostatos Chris Lysack / Ziad Nehme (23.11.) Niveau. Kollegen des Ensembles verrieten Zwei Geharnischte mir Tricks aus ihrer langjährigen Bühnener- Jürgen Sacher, Stanislav Sergeev fahrung. Wer oft auf der Bühne singt, Drei Knaben wächst einfach schneller. Dabei hielt ich Solisten des Tölzer Knabenchors mich nach Studienabschluss für eine fertige Aufführungen Sängerin. Ich hatte keine Probleme mit mei- 23. November 2014 (18.00 Uhr), ner Technik und war für die großen Rollen 29. November; 3. Dezember 2014 19.00 Uhr vorbereitet. Mein Studium am Mozarteum habe ich mit Fiordiligi in »Così fan tutte« abgeschlossen. Auch hatte ich bereits in Li- tauen große Rollen gesungen und war für Festengagements an Theatern halbwegs vorbereitet. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie wichtig die Zeit im Opernstudio für meine Entwicklung sein würde. Die Ver- mittlung des täglichen know how, auch der Alltagsbelastung und die kontinuierliche Einbindung in den Betrieb – diese Qualitä- ten bekommt man kaum irgendwo, schon gar nicht bei einem anderen Ausbildungsin- stitut. Auch die Chance zu gastieren wurde mir gegeben. Ich war am Theater an der Wien, im dortigen Konzerthaus oder am Concertgebouw Amsterdam. Als mir nach Abschluss des Opernstudios hier ein Festen- gagement angeboten wurde, musste ich nicht lange überlegen. Was mich hier all die Jahre so glücklich gemacht hat, das sind nicht nur die Menschen, die gute Atmo- sphäre, die professionelle Arbeit, die Quali- tät und das Niveau, sondern vor allem, dass als Violetta in »La Traviata« vor. Damit geht den Concorso Internazionale »Marcello ich mir die großen Hauptpartien meines für mich ein Traum in Erfüllung. Mit der Giordani« in Catania und den Grand Prix Repertoires erarbeiten durfte. Ich habe Arie »È strano« habe ich im Jahr 2013 vier de l’ Opera in Bukarest. Jetzt ist es für mich meine erste Gilda hier gesungen, dann ka- Wettbewerbe gewonnen, den Francisco- eine Herausforderung, die komplette Rolle men Adina, Pamina, Lucia hinzu, und ge- Viñas-Wettbewerb in Barcelona, den Mont- in der wunderbaren neuen Inszenierung auf genwärtig bereite ich mich auf mein Debüt serrat Caballé Competition Zaragoza oder der Bühne zu gestalten.

20 JOURNAL 2.2014/15 OPER Repertoire

viele Gastspiele. Außerdem werden die Mit- glieder verbeamtet. Heutzutage kein unwe- sentlicher Aspekt, denn so reizvoll und viel- seitig der Beruf des Opernsängers auch sein mag, die Laufbahn kann sich schwierig ge- stalten. Es sind ja nicht nur die stimmlichen Qualitäten ausschlaggebend, man benötigt auch die physische und psychische Festig- keit, um den enormen beruflichen Bela- stungen standzuhalten. Und selbst wenn die Vor ausset zungen stimmen, gibt es keine Ga- rantie, seinen Lebensunterhalt für immer mit dem Sängerberuf zu bestreiten. Doch ich wollte nicht den bequemen Weg gehen und suchte die Herausforde- rung. Ich habe in den Jahren im Opernstu- dio viel Erfahrung gesammelt, mit kleineren Rollen in Repertoirevorstel lungen oder auch bei Konzerten für die Körber-Stiftung. Nach dem Intendanzwechsel zu Simone Young wurde ich 2006 ins feste Ensemble engagiert. Ich schätze nicht nur die gründ- liche musikalische Arbeit, die hier gemacht wird, sondern auch, dass man ein berufli- ches Zuhause hat. Das ist für mich kein un- wichtiger Aspekt. Man darf sich heimisch fühlen, man wird nicht darauf reduziert zu funktionieren und Topleistung zu bringen. Wilhelm Schwinghammer als Leporello in Während meiner Gastspieltätigkeiten ob in »Don Giovanni«. In Kürze ist er wieder als Washington, Hongkong oder in Japan Sarastro in der »Zauberflöte und als Rocco konnte ich das so genannte Jet Set-Leben in »Fidelio« zu erleben. kennenlernen. Wenn man das nicht will, ist die Karriere, die man macht, vielleicht nicht n NACH DEM STUDIUM an der Berliner ganz so groß. Doch man hat mehr vom Musikhochschule bin ich ins Hamburger Leben. Man muss nicht aus den Koffern Opernstudio gekommen, das war im Sep- leben wie die Kollegen, die sehr gute inter- tember 2003. Mit meinem Professor in Ber- nationale Karrieren machen. Manch einer lin, Kammersänger Harald Stamm, konnte von ihnen hat mir gesagt: »Mensch, ich ich dann direkt weiterarbeiten. Damals würde auch gerne in ein festes Ensemble hatte er seine Theaterkarriere noch nicht gehen. Du machst es richtig.« Attraktive beendet und wir standen bei vielen Stücken Gas tierangebote müssen manchmal abge- hier in Hamburg gemeinsam auf der Bühne. lehnt werden, und das sind dann die weni- Er war es auch, der mich der damaligen Lei- gen Momente, wo man anfängt zu grübeln tung Louwrens Langevoort/Ingo Metzma- … Ich habe in Hamburg bisher 70 bis 80 cher für das Opernstudio empfahl. Zur glei- Partien gesungen und konnte in Ruhe mit chen Zeit hatte ich ein Angebot für den den Anforderungen wachsen: Erst kam Ma- Berliner Rundfunkchor in der Tasche. Ich setto, dann Leporello in »Don Giovanni«, war bereits längere Zeit Chorsänger gewesen bei der »Zauberflöte« kam erst der Gehar- und entschied mich nun für die Solisten- nischte, dann der Sprecher und inzwischen Szene aus Mozarts »Die Zauberflöte« mit Katerina Tretyakova (Pamina) laufbahn, weil ich mir dachte, im Zweifels- singe ich Sarastro. Alles in allem eine wun- und Wilhelm Schwinghammer (Sarastro) fall kann ich immer noch in den Chor zu- derbare organische Entwicklung. Inzwi- rück gehen. Der Rundfunkchor ist etwas schen gibt es zunehmend Wagnerrollen in besonderes, es wird an jedem Tag konse- meinem Repertoire. Vor einigen Jahren sang quent drei Stunden geprobt. Es ist ein guter ich bei Katharina Wagner und Eva Wagner- Job, dieser Chor ist sehr gefragt und macht Pasquier vor und erhielt schnell das Ange-

2.2014/15 JOURNAL 21 OPER Repertoire »Turandot«»Zauberflöte« »Fidelio«

LUDWIG VAN BEETHOVEN Fidelio

Musikalische Leitung: Marcus Bosch Inszenierung: Hans Neuenfels Bühne und Kostüme: Reinhard von der Thannen Licht: Bernd Grube Chor: Eberhard Friedrich Spiel leitung: Petra Müller Don Fernando Jan Buchwald Pizarro Wolfgang Koch Florestan Simon O’Neill Leonore Katja Pieweck Rocco Wilhelm Schwinghammer Marzelline Katerina Tretyakova Jaquino Chris Lysack 1. Gefangener Benjamin Popson 2. Gefangener Stanislav Sergeev

Aufführungen 15., 18., 21. November 2014, 19.30 Uhr bot für den König Heinrich im Bayreuther ist der Osmin in »Entführung aus dem Se- Unterstützt durch die Stiftung zur »Lohengrin«; in diesem Jahr kam der Fasolt rail« neu. Mozart und Wagner sind im Mo- Förderung der Hamburgischen Staatsoper im »Rheingold« hinzu. ment die Hauptsachen. Bei Mozart muss Mein bisheriger beruflicher Werdegang man die Stimme geschmeidig führen und ist optimal gelaufen. Natürlich ist viel Glück bei Wagner muss man das ganze Instrument Szenen aus »Die Zauberflöte« (oben links) dabei: der Aspekt, mit den richtigen Leuten eher auf Lautstärke trimmen. Es ist gut, und »Fidelio« (unten, rechte Seite) zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wenn man die Selbstdisziplin entwickelt, die spielt dabei eine große Rolle. Ich hatte hier Stimme im mer wieder umzustellen. Die stets mit guten Beratern zu tun: Simone Grundlage ist die Technik, das habe ich bei Young, Josef Hussek und Tobias Hasan Harald Stamm gelernt, der ja lange gesun- haben mich gefördert, indem sie mich bei gen hat und immer noch auf einem Topni- den richtigen Stücken eingesetzt haben. veau singt. Seine Stimme ist 1a! Jetzt verfüge ich über dieses Fundament mit Denn wenn die Technik nicht in Ord- einer gesunden Technik und einem guten nung ist, kann man das auch später nie Repertoire. Demnächst kommt hier in mehr beheben. Es ist wichtig mit der Stim - Ham burg der Landgraf im »Tannhäuser« me zu singen, die man hat und nicht mit der, dazu, auch Mozartrollen wie Figaro und Sa- die man gerne hätte. Wenn man das nicht rastro singe ich weiterhin, in dieser Saison erfährt, bleibt alles graue Theorie.

Simon O’Neill (Florestan) war Wolfgang Koch (Pizarro) ist in Hamburg bisher als Mario weltweit einer der gefragten Cavaradossi (»Tosca«) und Heldenbaritone. Er zählt zu als Siegmund (»Die Wal- den Hamburger Publikums- küre«) zu Gast. Der aus Neu- lieblingen und begeisterte seeland stammende Tenor hier u. a. als Alberich, Kur- gastiertmit den Rollen des wenal, Giovanni Morone Heldenfachs an den wichtigs- (»Palestrina«) und zuletzt ten Musikmetropolen. als Telramund

22 JOURNAL 4.2012/132.2014/15 OPER Repertoire

Bunzel regelmäßig erteilte. Meisterkurse bei profilierten Sängern wie Montserrat Caballé oder bei Kammersänger Hermann Winkler, der ja einer der Gründungsmitglieder des Hamburger IOS war, gehörten zu unserem Ausbildungsprogramm. Zu den anspruchs- volleren Aufgaben der ersten Jahre zählte die Marcellina in »Le Nozze di Figaro« und dann ganz überraschend die Sélysette in »Ariane et Barbe- Bleue«, die ich kurzfristig übernahm, da die vorgesehene Sängerin die Partie zurückgegeben hatte. Mit der Unter- stützung des Repetitors Klaus Sallmann lernte ich die Sélysette in kürzester Zeit und war vor meinem ersten Auftritt dement- sprechend aufgeregt. Praktischerweise konnte ich mit dieser Rolle auch gleich mein Operndiplom für die Hochschule machen. Die Prüfungskommission begab sich dafür extra in eine Vorstellung »Ariane et Barbe- Bleue«. Als ich das Opernstudio beendet hatte, wusste ich immer noch nicht genau, ob ich ins Sopran- oder Mezzofach gehöre. Denn eine größere Stimme braucht einfach mehr Zeit, sich zu entwickeln. Das Großartige an entwickeln würde. Nachdem ich den Kom- den beiden Jahren im Opernstudio war, dass ponisten aus »Ariadne auf Naxos« vorge- ich mir diese Zeit nehmen konnte. Der zu- sungen habe, wurde ich für das Stimmfach künftige Berufsweg hing für uns Absolven- Mezzosopran aufgenommen. Damals war ten von so vielen Dingen ab: Würde man in das Internationale Opernstudio gar nicht so das hauseigene Ensemble übernommen? In international, wir kamen alle aus Deutsch - welche Partien wird man von der Leitung land, außer Petia Petrova aus Bulgarien und eingesetzt? Traut man sich schon alles zu, Danielle Halbwachs von Mauritius. Wäh- was von einem gefordert wird? rend die Mitglieder des Opernstudios heute Ich hatte das Glück, ein Festengagement früh mit großen Partien betraut werden, hier in Hamburg zu bekommen. Wenn man war das zu unserer Zeit nicht der Fall. Wir aus dem Opernstudio ins Ensemble wech- bekamen die »Wurzen«, so werden kleine selt, ist man erst einmal weiterhin Anfänger Partien bezeichnet. Mein Debüt war die Ida und für die vielen kleinen und mittleren in der »Fledermaus«. Hinzu kamen Rollen Partien zuständig, was letztendlich für die wie die Tante in »Jenufa«, Annina in »La Entwicklung der Stimme, der schauspieleri- Traviata«, Giovanna in »Rigoletto« und die schen Fähigkeiten und der Bühnenpräsenz zweite oder dritte Dame in der »Zauber- nur von Vorteil ist. Man wird quasi nicht flöte«. Oft hatten wir auch Coveraufträge, »ins kalte Wasser geworfen«. Ich konnte mit das bedeutet wir studierten die Rollen der vielen Regisseuren zusammenarbeiten, be- Protagonisten und waren bei den szeni- sonders gerne mit Peter Konwitschny. Die Katja Pieweck als Goneril in Aribert Rei- schen Proben dabei, sind aber nie damit auf Probenarbeit mit ihm, beispielsweise bei manns »Lear«. Im November wird sie wie- der großen Bühne aufgetreten. Verglichen den »Meistersingern«, war eine wunderbare der als Leonore in Beethovens »Fidelio« auf mit dem Opernstudio heute war das wirk- Zeit und eine tolle Erfahrung. Er ist wirklich der Bühne stehen. lich ein anderes Leben. In den Pausen zwi- ein Regisseur, der ganz genau hinschaut, schen den Vormittags- und Nachmittags- wenn er einen Bühnencharakter entwickelt n ICH KAM 1997 direkt von der Hambur- proben gab es für uns weitere Termine: und Hilfestellungen gibt, wo es nötig ist. Er ger Musik hoch schule in das Opernstudio Körpertraining und Jazz-Dance-Unterricht beherrscht sein Handwerk vollkommen der Staatsoper. Es war damals nicht ganz im Ballettsaal oder auch Schauspielunter- und hat eine Vision von dem, was er auf der klar, in welche Richtung sich meine Stimme richt, den der damalige Spiel leiter Rainer Bühne erzählen will. Ich fühle mich sehr

2.2014/15 JOURNAL 23 OPER Repertoire »Turandot«»Fidelio« wohl in einem festen Ensemble, da kann ich habe ich einen kleinen Schreck bekommen: wöhnlich. Anfangs dachte ich: Schade, dass Dinge ausprobieren und bin nicht mutter- Das ist eine so hehre und große Rolle, die ja ich die Dialoge nicht selbst sprechen kann. seelenallein auf mich gestellt. nur eine Handvoll Sopranistinnen singen Aber dann war ich froh, zumal Neuenfels’ Nach und nach kamen die größeren und kann! Ich fing sehr früh an, mich damit zu Entscheidung, die Texte aus dem Off spre- schweren Partien auf mich zu, wie Brangäne beschäftigen. Die Arie »Abscheulicher, wo chen zu lassen, wirklich einen Reiz hat und in »Tristan und Isolde«, Fricka im »Rhein- eilst du hin?« hatte ich schon längere Zeit eine besondere Atmosphäre vermittelt. Ich gold« oder Ortrud in »Lohengrin«, wo man ausprobiert, und ich denke, wenn man die muss also nur singen und agieren. Für die verstärkt lernen muss, mit der Stimme mühelos bewältigen kann, dann müsste der Stimme ist es angenehmer, wenn man nicht hauszuhalten. Bei einer Hauptpartie muss Rest der Partie auch ganz gut funktionieren. abwechselnd singen und sprechen muss. Ich man sich ganz anders auf die Vorstellung Wie gesagt, ich habe über ein Jahr vorher übernehme die Partie der Leonore in die- vorbereiten. Es ist immens wichtig, dass angefangen, die Leonore zu studieren und sem Herbst erneut und bin sehr gespannt, man auch bei einer komplizierten Inszenie- habe sie immer mal wieder beiseite gelegt, wie es sich ein gutes halbes Jahr nach dem rung immer auf der szenischen Spur bleibt das empfinde ich auch als die einzig mögli- Debüt anfühlen wird. und dennoch gut singt. Als ich erfuhr, dass che Art und Weise, sich so einer Rolle anzu- ich die Leonore in »Fidelio« übernehmen nähern. Die Hamburger Inszenierung von Die Berichte der Künstler wurden soll, war ich freudig überrascht. Gleichzeitig Hans Neuenfels ist faszinierend und unge- von Annedore Cordes aufgezeichnet.

Mitglieder des aktuellen Opernstudios

Gala-Konzert zum 20-jährigen Bestehen des Internationalen Opernstudios

n EIN WIEDERSEHEN mit ehemaligen Mitgliedern des Opernstudios gibt es beim großen Festkonzert zum Jubiläum. Gemeinsam mit dem aktuellen Jahr- gang präsentieren die Gäste einen musikalischen Gruß auf jener Bühne, von der aus sich die ersten Türen zur Karriere junger Sängerinnen und Sänger öffnen.

Simone Young (Musikalische Leitung) Anat Edri, Christina Gansch, Christiane Karg, Inga Kalna, Aleksandra Kurzak, Vida Mikneviciute, Mélissa Petit, Katerina Tretyakova, Katja Pieweck; Ida Aldrian, Maria Markina, Ann-Beth Solvang; Hoyoon Chung, Jun-Sang Han, Martin Hom- rich, Chris Lysack, Dovlet Nurgeldiyev, Benjamin Popson, Daniel Todd; Jan Buch- wald, Moritz Gogg, Dominik Köninger, Vincenzo Neri, Oliver Zwarg; Andreas Hörl, Wilhelm Schwinghammer, Stanislav Sergeev Philharmoniker Hamburg 2. November, 18.00 Uhr

24 JOURNAL 2.2014/15 OPER Repertoire

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL Almira

Musikalische Leitung: Alessandro De Marchi Inszenierung: Jetske Mijnssen Bühnenbild und Kostüme: Ben Baur Licht: Mark van Denesse Dramaturgie: Kerstin Schüssler-Bach Spiel leitung: Holger Liebig Almira Robin Johannsen Edilia Mélissa Petit Bellante Rebecca Jo Loeb Fernando Viktor Rud Osman Manuel Günther Consalvo Wolf Matthias Friedrich Raymondo Florian Spiess Tabarco Sara-Maria Saalmann

Koproduktion mit den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

Aufführungen 28., 31. Oktober 2014, 19.00 Uhr

LEOSˇ JANÁCEKˇ Jenufa

Musikalische Leitung: Susanna Mälkki Inszenierung: Olivier Tambosi Bühnenbild und Kostüme: Frank Philipp Schlößmann Licht: Hans Toelstede Chor: Eberhard Friedrich Spiel leitung: Petra Müller Alte Burya Renate Behle Laca Miroslav Dvorsky Stewa Martin Homrich Küsterin Deborah Polaski Jenufa Karita Mattila Altgesell Wilhelm Schwinghammer Dorfrichter Stanislav Sergeev Seine Frau Maria Markina Karolka Christina Gansch Eine Magd Rebecca Jo Loeb Barena Gabriele Rossmanith Jano Anat Edri

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen 29. Oktober; 1. November, 2014 19.30 Uhr

Renate Behle übernimmt kurzfristig die Rolle der Alten Burya in »Jenufa«. Sie trat im Laufe ihrer langen Karriere an vielen Opern- und Konzerthäusern rund um den Globus auf. An der Hamburgischen Staatsoper ist die Österreicherin seit langen Jahren zu Gast, hier interpretierte sie u. a. die Titel- rolle in »Ariane et Barbe-Bleue«, Elisabeth in »Tannhäuser«, Senta in »Der fliegende Holländer«, Ortrud in »Lohengrin« und vor kurzem Herodias in »«.

2.2014/151.2014/15 JOURNAL 25 OPER Liederabend

Angela Denoke singt Brecht & Weill Nach »Von Babelsberg bis Beverly Hills« 2011 präsentiert die bekannte Sopranistin im November ihren Weill-Abend »Two lives to live« an der Staatsoper Hamburg.

enn Musiker über Genregrenzen sprin- geur Tal Bashai erinnert sie in ihrem Programm an gen, könnte Skepsis angebracht sein. einen Tondichter, der Kontroversen heraufbeschwor – wNicht so bei Angela Denoke: Im Herbst Berg, Adorno und Zemlinsky zeigten großes Interesse an 2011 überzeugte sie bereits mit ihrem der Kunst Weills, bei Schönberg und Webern stieß seine Abend »Von Babelsberg bis Beverly Hills« – Lieder aus Musik auf Unverständnis – und dabei ein Universalge- Revue, Singspiel und Film begeisterten damals das Pu- nie war: Der Berliner Weill und der amerikanische blikum. Mit »Two lives to live« gastiert die gefragte Sän- Weill? Lotte Lenya, die zweimalige Frau des in Dessau gerin erneut auf der Bühne der Staatsoper Hamburg geborenen Komponisten, befand ein Auseinanderdivi- und präsentiert damit ihren in Salzburg uraufgeführten dieren unpassend und hat ihn nach allerlei Liebesturbu- Kurt Weill-Abend zum ersten Mal in der Hansestadt. lenzen in beiden Welten geheiratet. Von Angela Denoke Gebucht wird die in Stade beheimatete Angela De- zitierte Briefstellen aus der Korrespondenz des Paares noke weltweit normalerweise für Partien wie Marschal- würzen die musikalische Hommage. »Wie man sich bet- lin, Salome, Elsa oder Kundry – tet so liegt man« – um einen der bekanntesten Songs des hochdramatische Frauenfigu- Abends zu zitieren. Kurt Weill war ein Meister der ton- ren, deren Darstellung weit dichterischen Assimilation: »Er hatte die Fähigkeit, sich mehr verlangt als »gut bei Stim - in den Ländern, in denen er lebte, unglaublich gut mu- me« zu sein. Ihre immensen sikalisch akklimatisieren zu können.« Aus seinem Schaf- schauspielerischen Fähigkeiten fen in Deutschland, dem der erste Teil des Abends ge- und die ihr von Kritikern nach- widmet ist, sind Bertolt Brechts Texte nicht gesagte Bereitschaft, »tief in die weg zudenken – »Nanas Lied ist zum Beispiel so stark, Psychologie der Figuren einzu- dass es mich einfach jedes Mal trifft und zu Tränen steigen«, nimmt sie mit in eine rührt«. Ohrwürmer aus der »Dreigroschenoper« oder andere Herzensangelegenheit, der »Alabama Song« aus »Aufstieg und Fall der Stadt »ein wirklich eigenes Kind, das Mahagonny« laden zum textversunkenen Träumen ein, man auf die Reise schickt«. Mit bevor es nach der Pause mit dem von den Nationalso- »Two lives to live« tourt sie um zialisten vertriebenen Komponisten an den Broadway die Welt: eine Hommage an geht. Für diese Bühne hat er Langston Hughes’ »Street Kurt Weill und ein Zufallspro- Scene« vertont, (Jazz-)Standards geschrieben wie dukt – oder eher eine Fortset- »Speak Low« oder »September Song« – Evergreens, die zung der Arbeit an ihrem Abend heute hundertfach gecovert, aber deren Autorschaft in »Von Babelsberg nach Beverly Vergessenheit geraten sind. »Two lives to live« erinnert Hills«. »Auf der Suche nach Lie- nicht nur an den politisch verfolgten und kosmopoliti- dern der 30er-Jahre von Kom- schen Künstler Weill, Angela Denoke lässt mit ihrem ponisten, die in der Nazi-Zeit Programm und ihrer Stimme auch die 30er- und 40er- Deutschland verlassen mussten, Jahre auferstehen – nicht mit ihrer dem Opernpubli- hat uns Kurt Weill ganz beson- kum bekannten Stimme, wie sie ausdrücklich betont: ders in seinen Bann gezogen.« »Die Lieder von Weill müssen sehr stark aus dem Text Mit ihrem Pianisten und Arran- heraus gestaltet werden, und ich möchte sie nicht mit einer Opernstimme singen. An diesem Abend arbeite ich mit zwei Jazzmusikern zusammen, ich bin aber auch keine Jazzsängerin. Daher haben wir versucht, eine Angela Denoke Form zu finden, die stark textbasiert, gleichzeitig weder »Two lives to live« Ein Kurt Weill-Abend Jazz noch klassisch ist. Ein ganz eigener Zugang also. 24. November 2014 Dieses Programm zeigt also auch stimmlich eine neue 20.00 Uhr Facette von mir. Ich singe in einer anderen Welt.« Großes Haus | Daniela Becker

26 JOURNAL 2.2014/15 OPERA STABILE

After work Italienisches Liederbuch andreas bode company

BACH UND VILLA-LOBOS: der deutsche HUGO WOLF schrieb mit dem »Italie- ARBEIT STEHT im Zentrum des mo- Barockmeister und der brasilianische nischen Liederbuch« einen der schönsten dernen urbanen Lebens. Und ob Chaplin, Komponist passen gut zusammen, wie Liedzyklen der Romantik. Die wunderba- Tati oder Brecht – seitdem die Arbeit nicht man seit Villa-Lobos’ »Bachianas Brasilei- ren poetischen Miniaturen beleuchten das mehr nur dem bloßen Überleben dient, ras« weiß. Im »After work« spielen drei So- Thema »Liebe« in verschiedensten Facet- sondern als Motor des modernen Wirt- lobläser der Philharmoniker Hamburg u. a. ten: Hingabe und Eifersucht, Sehnsucht schaftskreislaufes unsere Identität be- Bearbeitungen von Bachs »Goldberg - und Verlangen, Glück und Verlust – Wolfs stimmt, ist sie auch Gegenstand künstleri- Variationen« und Originalwerke von Villa- farbenreiche Lieder loten alle seelischen scher Auseinandersetzung. Andreas Bode Lobos. Nicolas Thiébaud, Rupert Wachter Regungen dieser Himmelsmacht aus. Zwei wirft mit seiner Company einen Blick auf und Christian Kunert haben sich unter der Staatsoper eng verbundene Sänger bie- die Sehnsucht des Menschen, sich in der dem Namen »Trio d’anches« zusammen- ten nun die seltene Gelegenheit, den kom- Arbeit zu verwirklichen. Anhand der Le- geschlossen: darunter versteht man die Be- pletten anderthalbstündigen Zyklus zu bensgeschichte einer jungen Frau, die auf setzung Klarinette, Oboe und Fagott, weil hören: die Mezzosopranistin Ann-Beth Arbeitssuche ist, beleuchtet er Fallstricke bei diesen Instrumenten der Klang über Solvang, als ehemaliges Ensemblemitglied einer modernen menschen-unwirtlichen ein Rohrblatt (frz. anche) erzeugt wird. in Partien wie Hänsel, Cherubino und zu- Arbeitswelt, in der der Einzelne, beim Ver- After work: Bach und Villa-Lobos mit dem letzt Flavia in Telemanns »Flavius Bertari- such seine Bestimmung zu finden, letztlich Trio d’anches Hamburg: Nicolas Thiébaud dus« zu erleben und Tenor Jürgen Sacher, scheitern muss. (Oboe), Rupert Wachter (Klarinette) und der in Hamburg u. a. als Herodes und Gefördert durch die Kulturbehörde der Christian Kunert (Fagott) Mime reüssierte. Freien und Hansestadt Hamburg und 28. November, 18.00 Uhr, Opera stabile Hugo Wolf: Italienisches Liederbuch mit durch den Fonds Darstellende Künste und Ann-Beth Solvang (Mezzosopran), Jürgen Inoui e.v. Eine Produktion der andreas Sacher (Tenor) und Erling Eriksen (Klavier) bode company. Opernwerkstatt 30. November, 19.30 Uhr, Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen Opera stabile Eine Arbeiter-Ballade in 30 Bildern LUISA MILLER: Die Neuinszenierung mit Katharina Meves und Johannes Öllinger. von Verdis Frühwerk nach Schiller stellt Regie: Andreas Bode, Bühne: Geelke Gaycke, Volker Wacker in seinem beliebten und Kostüme: Judith Hepting, Maske: Jana Dier- unterhaltsamen Kompaktseminar vor. mann Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, Ma- 7., 8., 9. November, 20.00 Uhr, terialien werden den Teilnehmern ausge- Opera stabile händigt. Opernwerkstatt mit Volker Wacker 14. November, 18.00-21.00 Uhr, 15. November, 11.00-17.00 Uhr Szenen aus »Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen«. (mit entsprechenden Pausen), Chorsaal

2.2014/15 JOURNAL 27

OPER Hinter den Kulissen Internationales Opernstudio Pure Euphorie Ob in einem Dorf in Ohio, bei der Kinderchorprobe in Israel oder vor Vaters Hamburger Plattenschrank: die Liebe zur Oper hat sie alle erwischt. Die Sopranistin Anat Edri, der Tenor Benjamin Popson und der Bariton Vincenzo Neri singen nun im Opernstudio.

enn ein junger Sänger im Backstage- fliegen, lange nicht so groß wie beim Herodes. Man bereich der Staatsoper auf seinen Auf- kann alles lernen – aber auf einem relativ sicheren Weg.« W tritt wartet, dann schwingt in der Vor- Der führt allerdings manchmal auch direkt ins kalte freude meist auch ein Gespür für den Wasser. Da musste Anat Edri kopfüber reinspringen, als gewaltigen Druck der Situation mit. Stichwort: Lam- sie in Hamburg ihre Papagena-Premiere feierte. Denn penfieber. Das kann einen ganz schön mitnehmen. Der ihre erste Begegnung mit dem Orchester fand gleich in amerikanische Tenor Benjamin Popson, zum Beispiel, einer Vorstellung statt. Puh. »Ich sehe das Opernstudio dachte kurz vor seinem Debüt als Ajax II in Offenbachs als Ausbildungscamp für junge Sänger, in dem man sich »La Belle Hélène« im September irgendwann nur noch immer für den Ernstfall bereit halten muss.« Den hat »Oh mein Gott!«, wie er selber bekennt. Um sich abzu- auch Neri schon erlebt, als er kurzfristig im »Liebes- lenken, hört er vor solchen Momenten am liebsten Pop- trank« als Belcore einspringen durfte. musik von ABBA oder Queen – »aber nicht ›We are the Bei solchen Aufgaben sind die erfahrenen Kollegen Champions‹, das wäre dann doch etwas klischeehaft«, eine große Hilfe, wie alle drei unisono bestätigen. Der sagt der Amerikaner schmunzelnd. 24-jährige Popson hat etwa sehr vom Austausch mit sei- Sein Baritonkollege Vincenzo Neri – der, anders als ner prominenten Landsfrau Jennifer Larmore profitiert. sein Name vermuten ließe, ein waschechter Hamburger »Sie hat mir viele nützliche Tipps gegeben. Zum Um- ist – fokussiert sich nach Vorbildern aus der Leichtath- gang mit Agenten etwa, für Gespräche mit Operndirek- letik: »Beim Weitspringen finde ich total spannend zu toren oder auch zur Frage, wie oft man an einer Tür sehen, wie die Sportler jeden Schritt im Kopf ein paar klopfen sollte, bevor man reingeht oder aufgibt. All das Mal ganz genau durchgehen. Wenn sie dann wirklich lernt man nicht im Studium, aber es sind wichtige Dinge loslaufen, rufen sie nur noch etwas ab, was vorher schon im Berufsleben eines Sängers.« Popson erzählt manch- zigfach eintrainiert ist. So ähnlich versuche ich auch, mal mit der Begeisterung eines Jungen, der immer noch mich vor dem Auftritt mental zu präparieren«, meint staunt, dass er selber jetzt dazu gehört. »Ich komme aus der 22-Jährige. einem Dorf in Ohio, wo es deutlich mehr Kühe als Mu- Die israelische Sopranistin Anat Edri hat einfach ir- siker gibt. Da ist der Beruf des Opernsängers etwas sehr gendwann beschlossen, sich nicht vom selbst gemachten Exotisches.« Anat Edri kam durch ihre Mutter zum Ge- Druck verunsichern zu lassen, »weil ich gemerkt habe, sang, die sie schon als Kind mit in die Oper geschleppt dass ich es sonst nicht mehr genießen kann, auf der hat: »Das war immer freitags und hieß für mich, dass ich Bühne zu stehen«. früher aus der Schule durfte«, erzählt sie lachend. »Im Kurz vor Beginn Die Umgangsformen mit dem Thema Lampenfieber Israelischen Kinderchor hat mich dann die Liebe zum der Vorstellung sind so unterschiedlich wie die drei Sängerpersönlich- Singen gepackt.« »La Belle Hélène« keiten selbst. Was den quirligen Tenor, den hanseati- Bei Vincenzo Neri kam die Begeisterung mit den Mo- verabredete sich Fotograf Jörn Kip- schen Bariton und die leicht melancholisch wirkende zart-Schallplatten des Vaters. »Er stammt aus Italien, da ping mit den Sopranistin vereint, ist das Internationale Opernstudio. hat man vielleicht einen natürlichen Zugang zur Oper«, Opernstudiomit- Dort können sie die Wirksamkeit ihrer Strategien erpro- sagt der junge Mann, der in der Metzmacher-Zeit bereits gliedern Vincenzo Neri, Benjamin Pop- ben und das richtige Opernleben kennen lernen. Von als Knabe in Henzes »We come to the river« auf der Büh - son und Anat Edri der Pike auf, die bei jungen Sängern erst einmal aus klei- ne der Staatsoper gestanden und gespürt hat, wie sich auf der Haupt- neren Rollen besteht. »Ich hatte in der letzten Saison 13 das Lampenfieber in pure Euphorie verwandeln kann. bühne. Partien«, sagt Vincenzo Neri. »Manche davon, wie der Herold im Otello, haben nur ein paar Sätze – aber das ist auch gut so, weil man sich allmählich in die Anfor- Marcus Stäbler arbeitet u. a. für den derungen des Berufs hineinfinden kann. Dazu gehört NDR, das Hamburger Abendblatt, zum Beispiel, wirklich jeden Tag auf anständigem Ni- die Neue Zürcher Zeitung und das veau singen zu können.« Dafür, pflichtet ihm Popson Fachmagazin Fono Forum. bei, seien die kleineren Rollen eben besser geeignet. »Wenn man in der ›Salome‹ von Richard Strauss den dritten Juden singt, ist das Risiko, auf die Schnauze zu

2.2014/15 JOURNAL 29 OPER Namen & Nachrichten Aktuelles aus der Staatsoper

»Tanz lesen« Ein Abend zur Choreologie im Literaturhaus n WIE JOHN NEUMEIERS Choreografien in einem ganz bestimmten Notationssystem, der »Benesh-Move- ment-Notation«, verschriftlicht werden, erläutert am 25. November um 19.30 Uhr Sonja Tinnes, die Choreo- login des HAMBURG BALLETT, im Literaturhaus am Schwanenwik: »So ähnlich wie aus Buchstaben Worte und Sätze werden, verschriftlichen Choreologen Bewe- gungen zu Partituren vollständiger Ballette. Ein System aus Linien, Punkten, Strichen und Bögen ist wie eine ei- gene Sprache. Jede Drehung, jeder Sprung und auch die kleinste Handbewegung einer Choreografie werden auf diese Weise festgehalten – und sind nur für ausgebildete Choreologen lesbar«, sagt Sonja Tinnes, die ihren Beruf seit 1996 beim HAMBURG BALLETT – John Neumeier ausübt. Der große Gartensaal des Literaturhauses, der den Rahmen für den Abend bildet, hat selbst eine Tanz- BADEKOW HOLGER FOTO: Geschichte: von 1924 bis 1934 war hier die Hamburger Laban-Schule untergebracht. Wir freuen uns auf Sie zum gemeinsamen »Tanz lesen«! Die Karten zu 10 Euro und ermäßigt 8 Euro (für Mit- glieder im Literaturhaus 6 Euro) sind erhältlich über die Website des Literaturhauses, in der Buchhandlung Samtleben, über die Hotline 0180.60 15 729, an den be- Szene aus John Neumeiers »Weihnachtsoratorium I-VI«. Der rot markierte Aus- kannten VVK-Stellen sowie an der Abendkasse. schnitt in der Skizze fixiert choreologisch die Tanzbewegung auf dem Foto.

Gesprächsabend zu »Napoli« im Italienischen Kulturinstitut

n SEIT 1842 ZIEHT eine Geschichte einfacher Fischersleute in Italien die dä- nischen Bühnen in ihren Bann: Das romantische Ballett »Napoli« von August Bournonville gilt als das dänische Nationalballett schlechthin. Ist es die Liebes- geschichte von Teresina und Gennaro, sind es romantische Sehnsuchtsprojek- tionen nach Italien oder die verschiedenen Inszenierungen, welche die Faszina- tion dieses Stücks ausmachen? Lloyd Riggins, langjähriger Erster Solist des Königlich Dänischen Balletts in Kopenhagen und heute Erster Solist und Bal- lettmeister des HAMBURG BALLETT, inszeniert Bournonvilles Klassiker für MUSIK INSPIRIERT Hamburg neu und widmet sich dabei dem zweiten Akt auch als Choreograf. Die n MUSIK KANN NICHT NUR erfüllen- Italienerin und Erste Solistin Silvia Azzoni übernimmt bei der Premiere die des Hörerlebnis sein, sondern auch zu Krea- weibliche Hauptrolle der Teresina. Bei einem Werkstattgespräch mit Daniela Ro- tivität anregen: Die Gesangslehrerin und Malerin Maja Greiser-Albert besuchte zahl- thensee aus der Abteilung Kommunikation des HAMBURG BALLETT am Frei- reiche Konzerte von Simone Young und ließ tag, den 21. November um 19.00 Uhr im Italienischen Kulturinstitut nähern wir sich von der Kraft und Intensität ihrer Diri- uns, in deutscher und englischer Sprache, der anstehenden Premiere von »Na- gate zu einem Gemälde inspirieren.Maja Greiser-Albert lebt und arbeitet in Bad Ol- poli«. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist jedoch erforderlich. Bitte telefo- desloe und malt seit vielen Jahren, ihr Bild nisch unter 040 / 39 99 91 30 oder per E-Mail an [email protected]. von Simone Young entstand 2009 (Öl auf Leinwand, 70x60 cm).

30 JOURNAL 2.2014/15 OPER Namen & Nachrichten

»Hamburg hat mich einfach sehr gelockt« Die neue Kostümchefin Eva-Maria Weber

n DEN ENTSCHLUSS, den Job zu wechseln, hatte Eva-Maria Weber schon gefasst, als sie sich auf die Stelle der Kostümdirektorin an der Hamburgischen Staatsoper bewarb. »Am Tag meines Bewerbungsgesprä- ches war schon die Begrüßung an der Pforte sehr freundlich«, erinnert sie sich lachend. »Und das hat sich dann so fortgesetzt – alle hier im Haus sind sehr herzlich und hilfsbereit.« Seit Beginn dieser Spielzeit ist Eva-Maria Weber neue Leiterin der Kostümab- teilung. »Es fühlt sich sehr gut an«, sagt sie und ihre Augen leuchten.

Kreativ am Theater zu arbeiten – das Thorsten Kausch und Svenja Holst-Runge (Hamburg Marketing) war schon immer ihr Wunsch. Und mit Dr. Kerstin Schüssler-Bach so begann sie nach dem Abitur 1984 Die Hamburger »Butterfly« verzauberte im August die Wiener eine Schneiderlehre am Theater in beim Internationalen Opernfilmfestival. Im Rahmen der Aktion Frankfurt, arbeitete dann als freie Assistentin und Kostümbildnerin »Wien Ahoi! Hamburg kommt« von Hamburg Marketing erober- unter anderem in Köln, Gelsenkirchen, Mainz, Essen und Mannheim, ten drei große Papierschiffe und viele Events die Donaustadt. Höhepunkt war die Open-Air-Ausstrahlung des »Madama Butter- bis sie 1999 eine Stelle als Kostümdirektorin am Staatstheater in Kassel fly«-Films aus der Staatsoper Hamburg, die von Dramaturgin annahm. 2005 wechselte sie in der gleichen Position an die Oper Leipzig Kerstin Schüssler-Bach präsentiert wurde. 3000 Zuschauer folg- – und nun Hamburg. Zur Hansestadt hat Eva-Maria Weber einen ten auf dem Wiener Rathausmarkt der intensiven Inszenierung Bezug, sie kennt Hamburg durch Besuche bei der Familie ihres Mannes. von Vincent Boussard, spendeten der Sopranistin Alexia Voulga- ridou Szenenapplaus und fotografierten die opulenten Kostüme Dass sie hier nun lebt und arbeitet, freut sie ganz besonders: »Ich liebe von Christian Lacroix von der Leinwand ab. den Wind, das viele Wasser, das Grün, den weiten Himmel, es ist einfach eine wunderschöne Stadt.« Aber sie liebt auch den Job mit allen seinen vielfältigen Aufgaben: »Die Kostümbildnerei fasziniert mich, weil hier- bei so viele Wissenschaften einfließen«, sagt sie. »Musik, Literatur, Kunstgeschichte, Kostümgeschichte, Psychologie und Soziologie. Das sind alles Bereiche, in denen recherchiert werden muss, damit dann am Ende etwas ganz Konkretes entsteht, nämlich ein Kostüm. Wir fragen uns, wie ein Mensch auf der Bühne in einer ganz bestimmten theatra- lischen Situation aussieht?« Danach kommt dann der technische Aspekt, die Fragen nach Schnitten, Stoffen, Verarbeitung. »Für mich gibt es keinen Gegensatz zwischen künstlerischem Denken und dem Hand- werk«, sagt sie. Dass sie in Hamburg von Doris Kirchhof eine ausge- zeichnet aufgestellte Kostüm- und Maskenabteilung übernehmen würde, wusste sie. Eine Abteilung, die all diese Anforderungen an die ei- gene Arbeit umsetzt und auf höchstem künstlerischen und handwerk- lichen Niveau arbeitet. »Luisa Miller« ist die erste Neuproduktion, die Eva-Maria Weber hier verantwortlich betreut. Sie freut sich sehr auf ihre Simones Youngs umjubeltes »Lohengrin«-Dirigat am Opernhaus neue Aufgabe und hat sich einen hohen Anspruch gesetzt: »Ich bin die Zürich war der Anlass der ersten Kulturreise für Abonnenten und erste Interpretatorin und natürlich die Anwältin der Kostümentwürfe«, Freunde der Hamburgischen Staatsoper in dieser Saison. Natür- lich ließ es sich die Hamburgische Generalmusikdirektorin und sagt sie in ihrer besonnenen Art. »Bei uns sollen der künstlerische und Opernintendantin nicht nehmen, die Reisenden aus dem Norden der technische Aspekt Hand in Hand gehen, damit wir ein exzellentes auch persönlich zu treffen. In Begleitung von Staatsoper- Ergebnis erreichen. Ich will alles so gut wie möglich umsetzen im Sinne Geschäftsführer Detlef Meierjohann und Reiseleiter Richard jedes einzelnen Ausstatters, der hier an die Hamburgische Staatsoper Eckstein von STUDIOSUS durfte die Gruppe neben dem umfangreichen Begleitprogramm außerdem als besondere Über- kommt.« raschung in der Vorstellungspause einen Blick hinter die Kulis- | Bettina Bermbach sen des Opernhauses werfen.

2.2014/15 JOURNAL 31 JUGENDPROJEKTE Ballettschule des HAMBURG BALLETT / Musikkontakte Was für eine Nacht! Während der Theaternacht eroberten Schülerinnen und Schüler der Ballettschule des HAMBURG BALLETT und der neuen TUSCH-Schule die Bühnen der Staatsoper

Steeb beginnt mit Aufwärmübungen wie Beinchen herausragen, wanken etwas orien- dem »Zipp-Zapp«-Spiel. Das klappt inzwi- tierungslos umher, eine Schlange schlängelt schen richtig toll, die Klasse ist zu einem sich lautlos den Boden entlang und der großen Team zusammen gewachsen, in dem Löwe, der König der Tiere, demonstriert jeder mal eine der Rollen übernimmt! seine Überlegenheit, indem er sich stolz auf Dann beginnt die Generalprobe. Alle die Brust klopft. Aber irgendetwas ist ver- müssen sich noch an das Scheinwerferlicht dächtig. So grazil und tänzerisch bewegt gewöhnen und sich ihre Positionen im sich die Tierwelt doch sonst nicht fort. Raum merken. »Wenn wir den Stiefvater Schaut man genauer hin, kommt man ihnen spielen, müssen wir das Publikum richtig auf die Schliche: in den bunten Kostümen böse angucken«, merkt Leart an. Genau! stecken Schülerinnen und Schüler der Bal- Denn nur noch eine halbe Stunde, dann be- lettschule des HAMBURG BALLETT. Sie ginnt die Aufführung. warten auf ihren Auftritt in der Choreogra- Die Klasse nimmt ihre Position ein und fie »Karneval der Tiere«, die sie an diesem Die Klasse 3b kurz vor dem Auftritt mit Regis- das Publikum wird endlich eingelassen. Was Theaternacht-Abend gleich zweimal auf der seurin Kerstin Steeb für eine Überraschung – es sind so viele Zu- großen Bühne der Staatsoper vor Publikum schauer gekommen, dass jeder Platz besetzt tanzen werden. Aber zuerst kommt noch »DER KÖNIG SUCHT NE‘ BRAUT!« – ist. Die Vorstellung verläuft reibungslos, der Choreograf Demis Volpi vorbei und na- UNSERE NEUE TUSCH-SCHULE AUF hinter der Bühne ist es muckmäuschenstill türlich die Pädagogische Leiterin der Bal- ASCHENPUTTELS SPUREN und jeder spielt seine Rolle mit großer lettschule Gigi Hyatt. Letzte Toi Toi Toi- Es kribbelt im Bauch, man ist aufgeregt und Überzeugung und Lust. »Die Ballade vom Wünsche und dann wird es still. Der Vorhang doch voller Vorfreude: Lampenfieber. Befal- Königssohn« singen alle geschlossen und öffnet sich: der große Karneval kann begin- len hat es dieses Mal die Grundschülerinnen das Publikum lauscht gebannt. Beim nen. Hier tanzt selbst ein dickhäutiger Ele- und Grundschüler der Klasse 3b der Ge- »Dingsda!«-Spiel ist das Publikum eifrig fant noch anmutig und federleicht über die samtschule Alter Teichweg. In der Garde- dabei. Die Vorstellung ist zu Ende, erleich- Bühne. Am Ende wacht nicht nur der kleine robe der Opera stabile flirrt die Luft vor Auf- tert verbeugen sich die Schülerinnen und Junge im roten Schlafanzug auf der Bühne regung. »Ich zähle jetzt von fünf abwärts, Schüler, Stolz glitzert in den Augen. aus seinem farbenfrohen Traum aus, auch und dann geht es auf die Bühne«, sagt Klas- Die Gesamtschule Alter Teichweg ist un- das Publikum gelangt zurück in die Realität senlehrerin Imke Siebels. Bei Eins ertönt ein sere neue TUSCH–Schule. Mit diesem er- und spendet begeistert Beifall. Der Ballett- Gong und die achtzehn Schülerinnen und sten Projekt hat die auf zwei Jahre angelegte Zoo läuft zurück in die Gassen – und strahlt Schüler machen sich leise auf den Weg zur Partnerschaft einen guten Auftakt genom- bis über alle Ohren. Bühne. »Die Vorstellung ist ein Geschenk men. Demnächst sind die Schüler der Jahr- | Daniela Rothensee für meinen Papa, der hat nämlich heute Ge- gänge 8 – 10 gefragt, wenn es an ein Kom- burtstag«, flüstert Sahadat. Es geht die positionsprojekt zur »Opera piccola« mit Treppe hinauf, durch eine Tür – nun noch dem Komponisten und musikalischen Lei- den schwarzen Vorhang beiseite gezogen ter Benjamin Gordon geht. Weiter so! und dann stehen sie dort, wo sie heute | Judith Zeitner Nachmittag ihren »Interaktiven Opernfüh- rer zu ›La Cenerentola‹« im Rahmen der DER BUNTE »KARNEVAL DER TIERE« Theaternacht präsentieren. DER BALLETTSCHULE DES HAMBURG Eine Woche lang hat die Klasse mit Re- BALLETT gisseurin Kerstin Steeb und Pianistin Hanne Im Hinterbereich der großen Staatsopern- Franzen zu Rossinis »La Cenerentola« bühne herrscht buntes Treiben: ein ganzer (Aschenputtel) gearbeitet. Nach den Proben Zoo tummelt sich hier in den Gassen. Kän- in der Schule und auf der Probebühne der guruhs mit Boxhandschuhen trippeln auf Staatsoper betreten alle den Raum der der Stelle, noch nicht vollständig ge- Opera stabile mit Ehrfurcht – »Schau mal, schlüpfte Küken, von denen aus ihren wei- Backstage: Kurz vor dem Auftritt » Karneval richtige Scheinwerfer!«. Regisseurin Kerstin ßen Eierschalen bislang nur die dünnen der Tiere«

32 JOURNAL 2.2014/15 JUGENDPROJEKTE

Angebot für Familien

n FAMILIEN AUFGEPASST! Im November werden die Tage kürzer und kühler – höchste Zeit, sich mit der Musik von Edvard Grieg auf Trollsuche zu begeben. In den hohen Norden muss dafür keiner fahren, denn das Abenteuer wartet gleich um die Ecke: am Sonntag, 16. November zeigen wir »Aus der Welt der Trolle« um 14.00 und 16.00 Uhr in der Opera stabile. Die Veranstaltungsreihe »Spielplatz Musik« der Musik- kontakte richtet sich an unsere jüngsten Zuschauer im Alter von fünf bis acht Jahren. Hier hören die Kinder Geschichten mit Musik und zwei Erzählern, während sie auf Sitzkissen die Orchesterinstrumente in Kammerbe- setzung ganz aus der Nähe erleben. Um das Programm herum gibt es die Möglichkeit, den Besuch spielerisch zu vertiefen, manchmal kann man im Anschluss sogar die Instrumente selbst erkunden.

Angebote für Schulklassen n ZU AUSGESUCHTEN INSZENIERUNGEN der Oper und des Balletts kön- nen Lehrerinnen und Lehrer einführende Workshops, »Opern- bzw. BallettIn- tros«, buchen. Die Schülerinnen und Schüler werden spielerisch an die Insze- nierungen herangeführt. Szenische und musikalische Improvisationen schaffen einen Zugang zu Figuren, Handlung und szenischer Umsetzung. Musikalische bzw. tänzerische Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Die »Opern- und BallettIntros« sind auch ein guter Anlass, sich mit Stoffen aus- einanderzusetzen, die nicht so gängig sind. Lassen Sie sich gerne beraten, wel- ches Intro sich für Ihre Klasse eignet. Buchung und Kontakt: [email protected]

Aktuell gibt es zum Beispiel noch freie Termine zu folgenden Inszenierungen: »ALMIRA« (ab 14 Jahren) von Georg Friedrich Händel OpernIntro am Mo 27. Oktober 2014, 10–13 Uhr, Bei den Angeboten der Musikkontakte spielt auch das Vorstellungsbesuch am Fr 31. Oktober 2014 Selbstausprobieren eine Rolle. Hier bei »Musikinstrumente entdecken«. »LUISA MILLER« (ab 16 Jahren) von Giuseppe Verdi nach Friedrich Schillers »Kabale und Liebe«. Unter der musikalischen Leitung von Generalintendantin Simone Young und der Regie von Andreas Homoki wird diese Oper neu inszeniert. OpernIntro am Di 25. November 2014 oder Mi 26. November 2014, jeweils 10–13 Uhr, Vorstellungsbesuch am Di 25. November 2014 OpernIntro am Do 27. November 2014 oder Fr 28. November 2014, jeweils 10–13 Uhr, Vorstellungsbesuch am Do 04. Dezember 2014 »TATJANA« (ab 12 Jahren) von John Neumeier nach »Eugen Onegin« von Alexander Puschkin BallettIntro am Mi 12. November 2014, 10–12 Uhr, Vorstellungsbesuch am Fr 14. November 2014

2.2014/15 JOURNAL 33 PHILHARMONIKER Konzerte

Beethovens Neunte, die Schwestern Labèque und nordischer Barock

Friedrich Schiller, Simone Young, Camilla Nylund, Ida Aldrian, Stuart Skelton, Wolfgang Koch, Ludwig van Beethoven n SCHILLERS GEDICHT »An die Freude« Beethovens Hymnus immer wieder zu Sil- Das 3. Philharmonische Konzert ver- wird durch Beethovens sinfonische Verto- vester oder an Feiertagen erklingen ließ. Für mittelt nicht nur den Flair und den Charme nung zu einem Plädoyer für den Frieden die »Ode an die Freude« sind der Chor der der Pariser Varieté-Theater, sondern auch und die Freiheit aller Menschen – zum In- Staatsoper Hamburg sowie die prominen- die Wildheit russischer Folklore. Sergej begriff der Verbundenheit und der Brüder- ten Solisten Camilla Nylund, Stuart Skel- Rachmaninows »Sinfonische Tänze«, sein lichkeit. 25 Jahre nach dem Fall der Berliner ton und Wolfgang Koch zu Gast; aus dem letztes Werk, ist auf Long Island im Bundes- Mauer steht Beethovens Neunte im Zen- Internationalen Opernstudio komplettiert staat New York entstanden, nachdem er sein trum des 2. Philharmonischen Sonderkon- Ida Aldrian das Ensemble. Arvo Pärts nach- Schweizer Exil mit Beginn des Zweiten Welt- zerts unter der musikalischen Leitung von denkliche Meditation »In spe« gibt den Zu- kriegs ebenfalls aufgeben musste. Erinne- Generalmusikdirektorin Simone Young. Bei hörern die Möglichkeit, sich an den 9. No- rung und Gedenken stehen auch hier im einer Aufführung zum Mauerfall 1989 er- vember vor 25 Jahren zu erinnern: ein Mittelpunkt, denn in dieser letzten Arbeit setzte Leonard Bernstein das Wort »Freude« Moment der Ruhe, um inne zu halten und zitiert Rachmaninow einige Elemente seines durch »Freiheit« und hob so den Bekennt- das Gedenken durch die Kraft der Musik zu vorherigen Schaffens: so zum Beispiel das nischarakter hervor. Dieser unblutigen Re- verstärken. Auch bei Arvo Pärt schwingt die Hauptthema seiner 1. Sinfonie oder das volution gilt es sich nun zu erinnern. Mit Hoffnung mit. Sie gibt Anlass, Schillers »Dies Irae«-Motiv, das sich durch sein ge- dem Sonderkonzert knüpft Simone Young Ideale der Freiheit und der Brüderlichkeit in samtes Werk als Symbol des Todes durch- an eine philharmonische Tradition an, die die Welt hinauszutragen. zieht. Matthias Pintscher ist in der Reihe

2. SONDERKONZERT 3. PHILHARMONISCHES KONZERT 2. KAMMERKONZERT

Simone Young, Dirigentin Matthias Pintscher, Dirigent Nordisk Barock Camilla Nylund, Sopran Katja & Marielle Labèque, Klavier Ida Aldrian, Mezzosopran Werke von Stuart Skelton, Tenor Labèque, Pintscher Johann Helmich Roman, Anders Wes- Wolfgang Koch, Bariton ström, Jacob Mestmacher, Johann Adolf Chor der Staatsoper Hamburg Matthias Pintscher Scheibe, Georg von Bertouch, Per Brant, towards Osiris Ferdinand Zellbell d.Ä., Johann Joachim Beethovens Neunte Francis Poulenc Agrell Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-Moll Arvo Pärt Sergej Rachmaninow In spe Sinfonische Tänze op. 45 Anke Braun (Flöte und Blockflöte) Ludwig van Beethoven Marianne Engel (Violine) Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 23. November, 11.00 Uhr Felix Heckhausen (Violine) 24. November, 20.00 Uhr Naomi Seiler (Viola) 9. November, 19.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal Susanna Weymar (Barockcello) Laeiszhalle, Großer Saal Tobias Grove (Kontrabass) Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach Isolde Kittel-Zerer (Cembalo) In Kooperation mit der Staatsoper Hamburg am So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saal am Mo. um 19.15 Uhr im Kleinen Saal 30. November, 11.00 Uhr Laeiszhalle, Kleiner Saal Kindereinführung/-betreuung am Sonntag: Einführung in Rachmaninows »Sinfonische Tänze« (mit Besuch der 2. Konzerthälfte) für ältere Kinder, Betreuung im Klingenden Mu- seum für jüngere Kinder. Anmeldung unter 040/35 68 68.

34 JOURNAL 2.2014/15 tion gilt jedoch nicht nur der ägyptischen Mythologie, sondern auch dem französi- schen Repertoire. Der in Paris lebende Diri- gent und Komponist dirigiert als Kernstück des Programms das Konzert für zwei Kla- viere und Orchester von Francis Poulenc, der in der Seine-Metropole geboren wurde. Poulenc selbst nennt seine 1932 in Venedig uraufgeführte Komposition ein »poetisches Spiel mit dem Porträt Mozarts«, sprengt aber gleichzeitig auch die Stilgrenzen mit Anklängen an die französische Salonmusik und den Jazz. So verwandelt sich der Kon- zertsaal allmählich zu einem Varieté-Thea- Cäsar ter auf dem Montmartre. Die beiden Schwes tern Katia und Marielle Labèque Katia und Marielle Labèque und kehren mit diesem Konzert nach über 20 Jahren wieder zu den Philharmonikern »Dirigierende Komponisten« zu Gast und Hamburg zurück. Mit ihrer Interpretation Cleopatra lässt in seinem Orchesterwerk »towards sorgt das Klavierduo regelmäßig für Furore: Osiris« die ägyptischen Götter wiederaufer- »Es ist fantastisch, mitreißend, spielt mit Oper von G. Friedrich Händel stehen: »Ich begegnete einer in den 1970er- den Kontrasten von Kraft, Eleganz, Witz – in deutscher Sprache – Jahren entstandenen Arbeit von Joseph und Charme und transportiert unglaublich Beuys, die verstreute Einzelteile zeigt, die in viel Energie. Die eröffnenden Akkorde wir- einer freirhythmischen Sequenz auf eine ken wie eine Initialzündung zur puren nackte, unbehandelte Leinwand montiert Spielfreude.« Berühmt sind die beiden sind. Die beeindruckende Arbeit wurde von Schwestern für ihre Virtuosität und Syn- Beuys ›Osiris‹ genannt und inspirierte mich, chronität. Ihr umfangreiches Repertoire über den unmittelbaren Eindruck in der Be- reicht vom Barock bis hin zur Avantgarde, gegnung mit dieser besonderen Arbeit hin- was sich auch an den zahlreichen Koopera- aus, mich mit dem Osiris-Mythos auseinan- tionen mit so verschiedenen Musikern wie derzusetzen und der Bedeutung dieses Sir John Eliot Gardiner, Louis Andriessen Stoffes über Jahrhunderte nachzuspüren«. und Pierre Boulez abzeichnen lässt. Pintscher reizen in diesem Zusammenhang Nach dem Publikumserfolg von Händels speziell der Tod und die Auferstehung des barocker Hamburgensie »Almira« wendet Osiris als Fruchtbarkeitsgott. Seine Faszina- sich nun auch das 2. Philharmonische Vorstellungen: Kammerkonzert dem frühen und unbe- Matthias Pintscher kannten, diesmal aber nordischen Barock ab 29. Oktober 2014 zu. Werke von Agrell, Brant, Roman, Zellbell oder Bertouch verschmelzen hier zu einem spannenden Potpourri. Im 18. Jahrhundert kam es zu einer Art »Landflucht« der Kom- ponisten und Musiker von der europäischen Musikalische Leitung: Florian Csizmadia / Tjaard Kirsch Peripherie hin zu den Musikzentren in Mit- Regie: Andreas Franz teleuropa. Georg von Bertouch wanderte Bühne: Kathrin Kegler entgegen dem Trend sogar nach Norwegen Kostüme und Textfassung: Barbara Hass Musikalische Bearbeitung: Tjaard Kirsch aus, war aber dennoch ein hoch geschätzter Musiker und Komponist. Dies belegt eine Mit (alternierend): langjährige Korrespondenz mit Johann Se- Sonja Adam, Silvia Aurea Aurelia De Stefano, bastian Bach sowie Johann Mattheson. Zur Natascha Dwulecki, Katharina Müller, Einstimmung auf die Advents- und Weih- Rebekka Reister, Eva Summerer, Simone Werner; Onur Abaci, Marius Adam, nachtszeit erwartet die Hörer also ein festli- Konstantin Derri, Thomas Diestler, ches Konzert ganz im Zeichen von Skandi- Roman Grübner, Roman Tsotsalas, Titus Witt naviens »exotischen« Komponisten. und dem Allee Theater Ensemble | Max Koch Theaterkasse: 040 - 38 29 59 www.hamburger-kammeroper.de LEUTE Eröffnungswochenende

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PREMIERE »LA BELLE HÉLÈNE« Bestens gelaunt legte die »Jupiter Stator« am 20. September in die neue Saison an der Hamburgischen Staatsoper ab: der kanadische Regisseur Renaud Doucet, Ausstatter André Barbe und Lichtdesigner Guy Simard (1) verlegten die Handlung von Jacques Offenbachs Operette »La Belle Hélène« auf ein Kreuzfahrtschiff Ende der 60er-Jahre. Mit an Bord: die Schöne Helena und ihr überspannter Gatte Ménélas. Als eine antike Adonis-Statue auf das Schiff verladen wird, trifft sie Helena am Kopf – fortan glaubt sie, sie sei die schöns te Frau der Welt. Die Solisten hatten einen Riesenspaß an ihren Rollen: Christian Miedl (Calchas), Jun-Sang Han (Pâris), Jennifer Larmore (Hélène), Peter Galliard (Ménélas) und Dirigent Gerrit Prießnitz (2). Und auch das Publikum amüsierte sich bei der temporeichen, knallbunten Zeitreise aufs Höchste: Unter den Premierengästen waren Eva Hubert und Dr. Wilfried Maier (3), Horst und Ingeborg Kruse (4), Detlef und Claudia Meierjohann mit Nadine und Thomas Vinnen (5) sowie Lui Ming und Heribert Diehl (6). Die Intendantin der rbb Dagmar Reim war aus Berlin angereist und unterhielt sich in der Pause angeregt mit Anja Hajduk und Ute Pape (7). Auch Ulf Klapp, Wolf-Jürgen Wünsche und Ralf von Samson (8) sowie Katrin Kegler, Kammersänger Franz Grundheber und Helga Schuchardt (9) genossen den kurzweiligen Abend.

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WIEDERAUFNAHME »GISELLE« Nach elf Jahren kehrte am 21. September John Neumeiers Fassung von »Giselle« mit dem HAMBURG BALLETT auf die Bühne der Staats- oper zurück. John Neumeier wählte für die Titelrolle die international gefragte Giselle-Interpretin Alina Cojocaru, Erste Solistin des English National Ballet und ständiger Gast in Hamburg. Sie tanzte die Parade- rolle des klassisch-romantischen Fachs an der Seite des jüngsten Er- sten Solisten des HAMBURG BALLETT Alexandr Trusch als Albert. (1) Das Werk, laut John Neumeier ein »Juwel des klassisch-romantischen Balletts in einer modernen Fassung« begeisterte das Publikum zu ste- henden Ovationen, die Darsteller durften sich mehrfach verbeugen (2). Bereits in der Pause wurde dem zweiten Akt mit Vorfreude entgegen- gesehen von MdB Johannes Kahrs (SPD) in Begleitung von Christoph Rohde (3), den Unternehmerpaaren Michael und Cornelia Behrendt (4), Ian und Barbara Karan (5) sowie Michael Otto und Ehefrau Christl (6). Auch unter den Gästen waren Dr. Ernst Breuel mit Schwiegertochter Clivia Breuel (7) und der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Im September vor genau 25 Jahren wurde das Ballettzentrum Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz mit Ehefrau Vera (8). Auf den Abend Hamburg – John Neumeier im Stadtteil Hamm feierlich eröffnet. stieß Marie-Luise Marjan gemeinsam mit Dagmar Berghoff (9) an und Anlässlich dieses Jubiläums ließ Kay Kruse, Ehrenmitglied der Spaß hatten auch Stefan Klein mit Anja Tabarelli, Direktorin in der Freunde des Ballettzentrums e.V. und langjärige Freundin von Deutschland-Niederlassung der Cunard-Reederei, und Jost Deitmar vom John Neumeier, den Garten von der Baumschule Lorenz von Louis C. Jacob (10). Ehren neu bepflanzen. Wir bedanken uns für dieses großzügige Geschenk!

2.2014/15 JOURNAL 37 DER SPIELPLAN

OKTOBER NOVEMBER BALLETT – JOHN NEUMEIER 11 Di Tatjana Lera Auerbach › 19:30 – 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,– | C

BALLETT – JOHN NEUMEIER ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT Musikkontakte Spielplatz Musik zu 27 M0 Othello Arvo Pärt, Alfred 01 Sa Jenufa Leoš Janáček »Aus der Welt der Trolle« Schnittke, Naná Vasconcelos u. a. Einführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge) › 9:30 und 11.30 Uhr › täglich bis Hamburger Symphoniker › 19:30 – 22:30 Uhr › € 6,– bis 15.11. › geschlossene Veranstaltung › 19:30 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,– 107,– | A | Sa2 für Schulklassen (Anmeldung er- C | Fr1 forderlich) › Opera stabile BLACK BOX 20_21 | ZUM LETZTEN 2. Philharmonisches Konzert MAL IN DIESER SPIELZEIT Musikkontakte BallettIntro »Tatjana« Einführung 19.15 Uhr im Studio E Die Verzeihung 12 Mi › 10:00 – 13:00 Uhr › geschlossene 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,– OBK Riehm, Vivier Veranstaltung für Schulklassen Laeiszhalle, Großer Saal Einführung 19.40 Uhr, Probebühne 2 (Anmeldung erforderlich) › 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,– Almira Georg Friedrich Händel Opera stabile BALLETT – JOHN NEUMEIER 28 Di Einführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge) 14 Tatjana Lera Auerbach › 19:00 – 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,– »20 Jahre Internationales Opern- Fr › 19:30 – 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,– C | Di2, Oper kl.1 02 studio« So B | VTg4 › 18:00 Uhr › € 18,– bis 76,– BLACK BOX 20_21 Opern-Werkstatt: »Luisa Miller« Die Verzeihung Vor der Premiere »Luisa Miller« › 18:00 – 21:00 Uhr › € 48,– Riehm, Vivier › 11:00 Uhr › € 7,– › Probebühne 1 Fortsetzung 15.11., 11:00 – 17:00 Einführung 19.40 Uhr, Probebühne 2 Uhr › Probebühne 1 › 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,–› La Traviata Giuseppe Verdi Opera stabile 06 DO › 19:30 – 22:20 Uhr › € 5,– bis 87,– Fidelio Ludwig van Beethoven C | Do1 15 Sa Einführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge) Musikkontakte › 19:30 – 22:00 Uhr › € 6,– bis OpernIntro »Almira« ZU GAST IN DER OPERA STABILE 107,– | A | Sa4, Serie 28 › 10:00 – 13:00 Uhr › auch am 30.10. 07 Fr »Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen« geschlossene Veranstaltung für Schul - › 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,– PREMIERE A klassen (Anmeldung erforderlich) › Opera stabile 16 So Luisa Miller Giuseppe Verdi › 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,– | P | PrA Jenufa Leoš Janáček Verleihung des »Faust«-Preises 2014 29 Mi Einführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge) 08 Sa › 20.00 Uhr › Großes Haus Musikkontakte › 19:30 – 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,– (geschlossene Veranstaltung) Spielplatz Musik zu »Aus der Welt C | Mi2 der Trolle« ZU GAST IN DER OPERA STABILE › 14.00 und 16.00 Uhr › € 5,– (Kinder), Musikkontakte »Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen« € 10,– (Erwachsene) › Opera stabile OpernIntro »La Traviata« › 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,–› › 10:00 – 13:00 Uhr › auch am 31.10. Opera stabile Fidelio Ludwig van Beethoven geschlossene Veranstaltung für Schul- 18 Di Einführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge) klassen (Anmeldung erforderlich) BALLETT – JOHN NEUMEIER › 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,– 09 So Othello Arvo Pärt, Alfred C | Di1 La Traviata Giuseppe Verdi Schnittke, Naná Vasconcelos u. a. 30 Do › 19:30 – 22:20 Uhr › € 5,– bis 87,– Hamburger Symphoniker PREMIERE B C | Ital1, Jugend Oper Familieneinführung 13.45 Uhr 19 Mi Luisa Miller Giuseppe Verdi (Stifter-Lounge) › 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– C | PrB BLACK BOX 20_21 › 14:30 – 17:15 Uhr › € 5,– bis 98,– Die Verzeihung B | BalKl1 BALLETT – JOHN NEUMEIER Riehm, Vivier 20 Do Tatjana Lera Auerbach Einführung 19.40 Uhr, Probebühne 2 BALLETT – JOHN NEUMEIER › 19:30 – 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,– › 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,– Othello Arvo Pärt, Alfred C | Mi2 › Opera stabile Schnittke, Naná Vasconcelos u.a. Hamburger Symphoniker ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT Musikkontakte Einführung 18.45 Uhr (Stifter-Lounge) 21 Fidelio Ludwig van Beethoven OpernIntro »Luisa Miller« › 19:30 – 22:15 Uhr › € 5,– bis 98,– Fr Einf. 18.50 Uhr (Foyer II. Rang) › 10:00 – 13:00 Uhr › auch am 31.10. B | VTg3, Serie 69 › 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,– geschlossene Veranstaltung für Schul- B | Fr2 klassen (Anmeldung erforderlich) 2. Sonderkonzert »Beethovens Neunte« Luisa Miller Giuseppe Verdi ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT › 19:00 Uhr › € 15,– bis 55,– 22 Sa › 19:30 Uhr › € 6,– bis 107,– A | Sa1 31 Fr Almira Georg Friedrich Händel › Laeiszhalle, großer Saal Einführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge) › 19:00 – 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,– ZU GAST IN DER OPERA STABILE B | Fr3, Oper kl.2 »Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen« › 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,– › Opera stabile

38 JOURNAL 2.2014/15 Die Zauberflöte DEZEMBER PREMIERE B | HAMBURG BALLETT 23 So Wolfgang Amadeus Mozart 10 Mi Napoli › 18:00 – 21:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B Edvard Mads, Ebbe Helsted, Hol- | Mi1 La Bohème* Giacomo Puccini ger Simon Pauli, Niels Wilhelm 02 Di › 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,– Gade, Hans Christian Lumbye 3. Philharmonisches Konzert C | Ital1 › 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– | C | PrB › 11:00 Uhr › € 10,– bis 48,– › Laeiszhalle, Großer Saal Die Zauberflöte Musikkontakte OpernIntro »La Bohème« 03 Mi Wolfgang Amadeus Mozart Angela Denoke: › 19:00 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,– › 10:00 - 13:00 Uhr › geschlossene 24 Mo »Two lives to live« C | Weihn Veranstaltung für Schulklassen Ein Kurt Weill-Abend (Anmeldung erforderlich) › 20:00 Uhr › € 9,– bis 38,– | L Luisa Miller* Giuseppe Verdi 04 Do › 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– 3. Philharmonisches Konzert C | Do1 * Aufführung mit deutschen Übertexten. › 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,– › Laeiszhalle, Großer Saal Bühne frei ! »Almira« ist eine Koproduktion mit den Inns- 06 Sa Benefizkonzert zu Gunsten der Musikkontakte Deutschen Muskelschwundhilfe brucker Festwochen der Alten Musik. Musikinstrumente entdecken e. V. Die Produktionen »La Traviata«, »Tatjana«, »Fi- › 9:00 und 11:00 Uhr › täglich bis › 20:00 Uhr | € 11,– bis 44,– delio«, »Luisa Miller« und »Napoli« werden un- 28.11. › geschlossene Veranstal- terstützt durch die Stiftung zur Förderung der tung für Schulklassen (Anmeldung PREMIERE A | HAMBURG BALLETT Hamburgischen Staatsoper. erforderlich) › Opera stabile 07 So Napoli Edvard Mads, Ebbe Helsted, Hol- Öffentliche Führungen durch die Staatsoper am Musikkontakte ger Simon Pauli, Niels Wilhelm 29.10. , 6., 14., 20. und 25.11. jeweils 13.30 Uhr. OpernIntro »La Bohème« Gade, Hans Christian Lumbye Treffpunkt ist der Bühneneingang. › 10:00 – 13:00 Uhr › geschlossene › 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,– Karten (€ 6.-) erhältlich beim Kartenservice der Veranstaltung für Schulklassen P | PrA Staatsoper. (Anmeldung erforderlich) Hänsel und Gretel* Engelbert Luisa Miller Giuseppe Verdi 08 Mo Humperdinck 25 Di › 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– | C | Di2 Hamburger Symphoniker › 19:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 87,– Musikkontakte C | Oper gr.2 OpernIntro »Luisa Miller« › 10:00 – 13:00 Uhr › täglich bis ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT 28.11. › geschlossene Veranstal- 09 Di Luisa Miller* Giuseppe Verdi tung für Schulklassen (Anmeldung › 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– | C | Di1 erforderlich)

La Bohème Giacomo Puccini 28 Fr › 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,– B | Fr1

After work »Bach und Villa-Lobos« › 18:00 – 19:00 Uhr › € 10,– (inkl. Getränk) › Opera stabile

Die Zauberflöte 29 Sa Wolfgang Amadeus Mozart KASSENPREISE › 19:00 – 22:15 Uhr › € 6,– bis 107,– A | Schnupper Platzgruppe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11* Luisa Miller Giuseppe Verdi F € 25,– 23,– 21,– 18,– 15,– 11,– 9,– 8,– 6,– 3,– 5,– 30 So › 15:00 Uhr › € 5,– bis 98,– B | Nachm D € 74,– 68,– 62,– 54,– 42,– 29,– 22,– 13,– 10,– 5,– 10,– C € 87,– 78,– 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 10,– 2. Kammerkonzert B € 98,– 87,– 77,– 67,– 57,– 45,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,– › 11:00 Uhr › € 9,– bis 20,– A € 107,– 95,– 85,– 75,– 64,– 54,– 34,– 19,– 12,– 6,– 10,– › Laeiszhalle, Kleiner Saal S € 132,– 122,– 109,– 98,– 87,– 62,– 37,– 20,– 12,– 6,– 10,– Preisgruppe Hugo Wolf: Italienisches P € 176,– 162,– 147,– 129,– 107,– 77,– 48,– 26,– 13,– 7,– 10,– Liederbuch L € 38,– 29,– 18,– 9,– (abweichende Platzaufteilung) 5,– › 19:30 Uhr › € 10,– › Opera stabile * Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

2.2014/15 JOURNAL 39 FINALE

»Singin’ in the pain«

on einem homme à femmes stammt der Satz, die aus- mädchenhaft klingen – nicht zu reden von der physique du rôle. gelassenen Sünden der Jugend seien der Kummer des Gleichwohl gab und gibt es viele Sänger, die auch mit sechzig und Alters. Hingegen erinnern sich Sänger meist voller selbst mit siebzig nicht ins Charakterfach wechseln mussten, son- V Reue der Sünden, die sie in ihrer Jugend begangen dern auch den Hauptpartien gerecht geworden sind. Franz Grund- haben: Dass sie, den Verlockungen des Betriebes erlie- heber steht seit bald fünf Jahrzehnten auf der Bühne der Hamburger gend, zu viel gesungen oder sich an Partien gewagt haben, denen sie Oper – und singt nach wie vor große Partien. Kirsten Flagstad und nicht oder noch nicht gewachsen waren; dass sie auf Grund der Birgit Nilsson klangen mit sechzig als Brünnhilde, Isolde und Elek- Überforderung schwere Stimmkrisen zu überstehen hatten; dass sie tra jünger als ihre oft zwanzig Jahre jüngeren Kolleginnen. – und auch die Hörer – ein »Singin’ in the pain« zu erleben hatten. Die Voraussetzung dafür ist ein Singen, das die stimmlichen Res- Leider werden die Fragen des frühen stimmlichen Verschleißes sourcen nicht verbraucht, bevor diese durch das Altern ohnehin nur selten diskutiert – oder erst dann, wenn ein Star zum Opfer eines schwinden. Entscheidend dafür ist zunächst die stetige Entwicklung »early vocal burnout« geworden ist. Aber gerade unter den Arrivier- physischer Fähigkeiten, um allen Anforderungen einer Rolle gerecht ten gibt es nur wenige, die über ihre stimmlichen Probleme zu reden zu werden. Dazu gehört die Kontrolle des Atems, das feine »tuning« bereit sind wie etwa Nathalie Dessay. Die Französin brauchte nach der muskulären Koordination, das Training der stimmlichen Agilität zwei Operationen ein Jahr, bevor sie auf die Bühne zurückkehren und, ganz besonders, die Entwicklung einer differenzierten Klang- konnte. Seither steckt sie, wie sie freimütig einräumte, in einer Krise. vorstellung. All diese Fähigkeiten müssen dergestalt koordiniert Noch erstaunlicher war das Eingeständnis: »Ich war keine Traviata.« werden, dass sie dem Sänger stets verlässlich zur Verfügung stehen Gleichwohl hat Nathalie Dessay die Partie in Wien und an der Met – auch bei Indispositionen, seelischen Belastungen, mentaler und gesungen. Dass sie großen Erfolg hatte, lag daran, dass sie die Figur physischer Erschöpfung. Studiert man die Biographien, die Inter- als Darstellerin glaubwürdig gestaltet hat. Nur war es ein Erfolg auf views der Großen, finden sich, gleichsam leitmotivisch, die immer- Kosten der Stimme, der Konstanz. Wie können junge Sänger vor sol- gleichen Ratschläge: Lerne zuerst »nein« zu sagen (also nicht zu sün- chen Überforderungen geschützt werden? Wer achtet darauf, dass digen), sammle Erfahrung in einem Ensemble und lerne von den sie Zeit bekommen, stimmlich zu reifen? Erfahrenen; und sing endlich nur mit der Stimme, die du hast und Die Dauer der Laufbahn, auf die ein Opernsänger hoffen kann, nicht mit der, die du gern hättest. Wer dies beachtet, wird nach ei- ist meist länger als die von Tänzern (oder Athleten), gleichwohl aber niger Zeit – nach Jahren! – die Stimme haben, die er gern hätte. begrenzt durch den natürlichen Prozess der Alterung. Sänger begin- nen ihre Bühnenkarriere in ihren frühen Zwanzigern, erreichen den Jürgen Kesting ist Experte für die Geschichte Höhepunkt in den Dreißigern und können ihre stimmlichen Kräfte, des Gesangs und des Belcanto. Er schrieb das eine gute Technik vorausgesetzt, bis in ihre vierziger und frühen Standardwerk »Die großen Sänger« sowie Bü- fünfziger Jahre erhalten. Die hohen Stimmen altern meist früher als cher über Maria Callas und Luciano Pavarotti. die Altistinnen oder Bässe. Tenöre mit fünfzig-plus haben keine An der Hamburgischen Staatsoper hält er re- Jünglingsstimmen mehr, so wenig wie Soprane in diesem Alter noch gelmäßig Vorträge.

IMPRESSUM | KARTENSERVICE Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Simone Young, Opernintendantin und Generalmusikdirektorin / John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Bettina Berm- bach, Annedore Cordes, Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach (Oper); André Podschun, Daniela Rothensee (Ballett) | Autoren: Daniela Becker, Max Koch, Marcus Stäbler, Alexander Winterson, Judith Zeitner | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Moritz Lieb | Fotos: Holger Badekow, BACI_BACI-Studio, Brinkhoff/Mögenburg, Thilo Beu, andreas-bode-company, Pia Clodi, Stefan Deuber, Mara Eggert, Berthold Fabricius, Karl und Monika Forster, Rosa Frank, Lemper Goerissen, Werner Hinniger, Jürgen Joost, Jörn Kipping, Jörg Landsberg, Klaus Lefebvre, Maja Metz, Umberto Nicoletti, Johan Persson, Betina Stöß, Heikki Tuuli, Bernd Uhlig, Kurt-Michael Wester- mann, John Wright, Archiv der Hamburgischen Staatsoper | Titel: anonyme französische Radierung | Gestaltung: Annedore Cordes, Holger Badekow (Ballett) | Anzei- genvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH

Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 Hamburg www.hamburg-tourismus.de) erwerben. Die Hamburgische Staatsoper ist online: Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonisch www.staatsoper-hamburg.de Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. bestellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gerne www.staatsoper-hamburg.mobi Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn der zu. Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbei- www.philharmoniker-hamburg.de Aufführung. Es werden ausschließlich Karten für die je- tungsgebühr von € 5,–, die zusammen mit dem www.hamburgballett.de weilige Vorstellung verkauft. Kartenpreis in Rechnung gestellt wird. Der Versand Telefonischer Kartenvorverkauf: 040/35 68 68 erfolgt nach Eingang der Zahlung. Das nächste Journal erscheint Ende November. Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach, Abonnieren Sie unter Telefon 040/35 68 800 20308 Hamburg; Fax 040/35 68 610 Vorverkauf: Karten können Sie außer an der Tages- Gastronomie in der Staatsoper: kasse der Hamburgischen Staatsoper an den bekann- Tel. 040/35019658, Fax: 35019659 ten Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei der www.godionline.com Hamburg Tourismus GmbH (Hotline 040/300 51777;

Wir haben viel zu bieten! Werden Sie Förderer der Hamburgischen Staatsoper. Wenn Sie Informationen benötigen, erreichen Sie uns unter Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper, Tel. 040/7250 35 55, Fax 7250 21 66 oder www.opernstiftung-hamburg.de

40 JOURNAL 2.2014/15 Hojot oho!

Der Ring: Rheingold/Walküre nach Richard Wagner und Altvätern ab 25. Oktober 2014 Der Ring: Siegfried/Götterdämmerung nach Richard Wagner und Friedrich Hebbel ab Januar 2015 Der Ring-Marathon ab Januar 2015 Regie Antú Romero Nunes Karten unter 040.32 81 44 44 www.thalia-theater.de Oper sinnlich erfahrbar machen Die Staatsoper Hamburg unter Simone Young

Erscheinungstermin: Juni 2015

Welchen Bedingungen muss sich ein international arbeitendes Opernhaus heute künstlerisch, programmatisch, organisatorisch und ökonomisch stellen, wenn es erfolgreich sein will? Der Ab- schluss der zehnjährigen Amtszeit von Simone Young als Intendan- tin der Staatsoper Hamburg von 2005 bis 2015 bietet Anlass zur Auswertung und Dokumentation der Hamburger Opernarbeit die- ser Zeit: Wie wichtig ist zum Beispiel das Studium der Partitur in Original- quellen für den Dirigenten? Wie lässt sich die Ensemblepflege mit dem Gastengagement reisender Opernstars vereinbaren? Wie ver- hält sich auf dem Spielplan die Barockoper zu Wagner und Verdi? Welche Bedeutung kommt dem so genannten Regietheater in der Oper zu? Und auch: Welche Perspektive hat das zeitgenössische Opernschaffen? Ist Hochkultur ein Wirtschaftsfaktor? Brauchen wir Opernkritik im Feuilleton? Der Dokumentations- und Auswertungsband der Staatsoper Ham- burg diskutiert diese Fragen in allgemeingültiger Form mit konkre- tem Bezug zur Opernpraxis in Hamburg – ein Opernbuch für kri- tische Liebhaber, das mit seiner Fülle aus exzellenten Fotografien einen sinnlichen Rückblick wirft auf diese wichtige Dekade im Hg. von der Staatsoper Hamburg Hamburger Kulturleben. OPER SINNLICH ERFAHRBAR MACHEN DIE STAATSOPER HAMBURG UNTER SIMONE YOUNG n Alle Opernpremieren aus 10 Jahren Staatsoper Hamburg ca. 192 Seiten ca. 160 Farbabbildungen n Klapppenbroschur, Alle Konzertprogramme der Philharmoniker Hamburg Format 17 x 22,5 cm n Aktuelle Themen der Opernarbeit ISBN: 978-3-86218-071-4 n Ansprechender Erinnerungs- und Geschenkband Dölling und Galitz Verlag 14,90 € »Meiner Überzeugung nach basiert herausragende musikalische Arbeit auf einer wirklich soliden und fundierten intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Werk. Erst dann kann man mit dem Stoff auf der Bühne spontan und leidenschaftlich umgehen.« Simone Young, 2009

20 % Subskriptionsrabatt exklusiv für Abonnenten der Staatsoper und der Philharmoniker Hamburg bis zum 31. Januar 2015! Jetzt vorbestellen unter Tel. (040) 35 68 68 oder direkt beim Kartenservice der Staatsoper!