The Complete Symphonies
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The Complete Symphonies SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg | Michael Gielen 02 Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) The Complete Symphonies | Sämtliche Sinfonien 03 CD 1 CD 3 CD 4 CD 5 Symphony No. 1 in C Major | C-Dur op. 21 [24:45] Symphony No. 4 in B Flat Major | B-Dur Symphony No. 5 in C Minor | c-Moll Symphony No. 9 in D Minor | d-Moll op. 60 [32:23] op. 67 [31:08] op. 125 [64:35] 1 Adagio molto – Allegro con brio [08:33] 1 1 1 2 Andante cantabile con moto [07:04] Adagio – Allegro vivace [11:03] Allegro con brio [06:59] Allegro ma non troppo, 2 2 un poco maestoso [14:06] 3 Menuetto. Allegro molto e vivace [03:18] Adagio [08:55] Andante con moto [08:33] 2 3 3 Scherzo. Molto vivace – Presto [14:27] 4 Finale. Adagio – Allegro molto [05:49] Menuetto. Allegro vivace [05:50] Allegro [04:43] 3 4 Allegro ma non troppo [06:33] 4 Allegro [10:51] Adagio molto e cantabile [13:26] Symphony No. 3 in E Flat Major | Es-Dur 4 Schlusschor aus Schillers Ode „An die op. 55 (Eroica) [44:35] Symphony No. 8 in F Major | F-Dur op. 93 [24:32] Symphony No. 6 in F Major | F-Dur Freude“ | Final chorus op. 68 (Pastorale) [42:30] from Schiller’s ”Ode to Joy“ 5 Allegro con brio [15:35] 5 Allegro vivace e con brio [08:40] Finale. Presto – Allegro assai – 5 6 Marcia funebre. Adagio assai [13:05] 6 Allegro scherzando [03:49] Erwachen heiterer Empfindungen Presto – Rezitativo bei der Ankunft auf dem Lande | „O Freunde, nicht diese Töne“ [22:35] 7 Scherzo. Allegro vivace [05:43] 7 Tempo di minuetto [04:30] Awakening of joyful feelings upon 8 Finale. Allegro molto [10:08] 8 Allegro vivace [07:32] arriving in the countryside TOTAL TIME [64:35] Allegro ma non troppo [10:19] TOTAL TIME [69:37] TOTAL TIME [57:10] 6 Szene am Bach | Scene by the brook Andante molto mosso [12:35] CD 2 7 Lustiges Zusammensein der Landleute | Sinfonie No. 2 in D Major | D-Dur op 36 [31:52] Cheerful gathering of country folk Allegro [05:13] 1 Adagio molto – Allegro con brio [11:37] 8 Gewitter, Sturm | Thunderstorm 2 Larghetto [10:12] Allegro [03:58] 9 3 Scherzo. Allegro [03:38] Hirtengesang. Frohe und dankbare Sämtliche Sinfonien Sämtliche Gefühle nach dem Sturm | 4 | Allegro molto [06:23] Shepherd’s song – happy and thankful feelings after the storm Sinfonie No. 7 in A Major | A-Dur op. 92 [40:35] Allegretto [10:23] Renate Behle Sopran Yvonne Naef Alt 5 Poco sostenuto – Vivace [14:22] TOTAL TIME [73:54] Glenn Winslade Tenor 6 Allegretto [08:22] Hanno Müller-Brachmann Bass 7 Presto [08:52] Rundfunkchor Berlin 8 Allegro con brio [08:57] Sigurd Brauns Einstudierung TOTAL TIME [72:27] SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Michael Gielen LUDWIG VAN BEETHOVEN VAN LUDWIG ORCHESTRA 04 Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 05 Dass ich die Tempo„vorschriften“ Widmung: Freiherr Gottfried van Swieten sich von Welt und Dasein zu eigener direkter Beethovens vergessen habe, stimmt nicht – Uraufführung: 2. April 1800 Aussprache“ zu bringen. Dass dieses Dasein kurz eutsch eutsch im Gegenteil, ich habe sie befolgt. vor der Jahrhundertwende für Beethovens Ver- D D Beethoven war bei der Uraufführung seiner ers- hältnisse allerdings ein glückliches und erfolg- Michael Gielen an einen Kritiker, 1957 ten Sinfonie 30 Jahre alt, also kein ganz junger reiches war, merkt man dem Stück ebenso an Komponist mehr (zumal in einer Zeit, als das wie die gelegentlich heftige Wesensart seines Durchschnittsalter bei 35 lag). Das ist auch ein Verfassers. Indiz dafür, dass es bereits um 1800 auch – oder gerade – einem Genie nicht problemlos erschien, Schon die langsame Einleitung der Sinfonie irri- in einer Gattung zu reüssieren, die mit dem tierte das Publikum des Konzerts am 2. April Spätwerk von Haydn und Mozart viel bewunder- 1800 im Wiener Burgtheater (Beethovens erster te und schwer überbietbare Höhepunkte gelie- „Akademie zu seinem Vorteile“): wegen der Ver- fert hatte. Beethoven, Zeitzeuge der philosophi- weigerung eines eröffnend-strahlenden C-Dur- schen Aufklärung und politisch hoch interes- Akkords zugunsten eines „fortepiano“ zu spie- siert, ist sich auch der musikhistorischen Son- lenden C-Dur-Septakkords, mithilfe dessen die dersituation wohl bewusst: Die Sinfonie ver- Tonika zwölf Takte lang umgangen werden kann. langt förmlich danach, aus der Serienproduktion Sie meldet sich dann umso nachdrücklicher mit herausgelöst und als „Solitär“ behandelt zu wer- dem insistierenden Ton C, wenn das Kopf thema den, als von Fall zu Fall gänzlich unterschiedliche in der Art eines französischen revolutionären Individuallösung kompositorischer und inhaltli- Geschwindmarsches in Aktion tritt. Es wird in cher Aufgabenstellungen. Keine andere Gattung der Durchführung nach allen Regeln der Kunst in ist geeigneter, „die Menschheit“ zu erreichen, seine Einzelteile zerlegt und dann neumontiert. um ihr den Weg zu einem „allgemeinen Welten- Das Andante irritiert wegen seiner siebentakti- „Beethoven ist eine zentrale Aufgabe glück“ zu weisen und zu zeigen, dass Musik ein gen Phrasen den Hör-Gleichgewichtssinn ein meines Lebens geworden.“ Michael Gielen besonders geeignetes Medium zur Darstellung wenig, und Satz 3 wird von Beethoven ironisch geistiger Prozesse sein kann. noch als „Menuett“ tituliert, ist aber ein drauf- Für die Kunst dürfe man ruhig „das Gehirn be- schienen sind. Man erfährt dort – wie auch in gängerisches Scherzo. Humorvoll ist auch die mühen“, hat Michael Gielen gesagt und damit Gielens Autobiografie – Unbedingt Musik – eben- Das C-Dur der ersten Sinfonie hat Symbolwert: Adagio-Einleitung des Finalsatzes gemeint: die ironisch zu verstehen gegeben, dass auch musi- falls vieles über die Wichtigkeit, die Gielen den Nicht nur repräsentiert die „weiße“ Tonart die prätentiös-tiefsinnige Entfaltung einer Tonleiter, Sämtliche Sinfonien Sämtliche kalische Interpretation wesentlich eine Sache Tempi und Temporelationen beimisst. Er hat sich Helligkeit der Aufklärung (englisch „enlighten- die dann doch nur als Auftakt zum spritzigen | des Intellekts sei. Für die Hauptaufgabe des Diri- schon zu Zeiten an den durchweg sehr raschen ment“, französisch „les lumières“), sie gilt auch, Kopfthema dient. genten hält Gielen jedenfalls nicht die Herstel- Beethoven’schen Metronomisierungen orien- spätestens seit dem Wohltemperierten Klavier, lung von allgemeinem Wohlbefinden und diffu- tiert, als man sich damit noch den heftigen Un- als Ausgangspunkt für Bedeutendes: Eine Werk- Die „neue große Symphonie mit vollständigem ser Feierstimmung, sondern von Deutlichkeit willen von Musikern und Auditorien (und Kriti- reihe oder ein markantes musikalisches Gebäu- Orchester“ wurde ein glänzender Erfolg. Die und Transparenz, das Aufspüren und Offenlegen kern) zuzog, die verschleppte Tempi mit Bedeu- de. Beides trifft auf Beethovens sinfonischen Wiener Allgemeine musikalische Zeitung attes- des komponierten Sinns und damit auch die tungsschwere verwechselten. Erstling zu, wiewohl kein Exeget darauf verzich- tiert ihr „sehr viel Kunst, Neuheit und Reichtum nachdrückliche Herausarbeitung von Normver- tet, mit der Erwähnung der Nähe von op. 21 zu an Ideen“, monierte aber, es seien darin „der stößen und Irritationen. Beethovens Sinfonien Die vorliegende Aufnahme der Neuner-Serie ist Haydn und Mozart dem Stück eine originalitäts- Blasinstrumente gar zu viele angewendet“. sind voll davon. eine CD-Erstveröffentlichung. Sie basiert auf mindernde Abhängigkeit zu den älteren Klassi- 1997 – 2000 entstandenen Hörfunkaufnahmen kern zu attestieren. Dabei gibt es Anzeichen zu- Wie originell Gielen über sie nachgedacht hat, in Zusammenhang mit den TV-Produktionen und hauf, dass sich hier ein komponierender Subjek- ist seinen Gesprächen mit Paul Fiebig zu entneh- besteht aus sorgfältig digital neu bearbeitetem, tivist auf den Weg macht, um – frei nach Scho- men, die 1995 in Buchform (Metzler-Verlag) er- zum Teil neu geschnittenem Material. penhauer – durch die Musik „das Ursein und An- LUDWIG VAN BEETHOVEN VAN LUDWIG ORCHESTRA 06 Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 07 Widmung: Fürst Karl von Lichnowsky Im Falle der zweiten Sinfonie mutet der Versuch „großen Menschen“, nicht als Abstraktum vor- anderen, von einem gewissen Anton Eberl stam- Uraufführung: 5. April 1803 des ansonsten ernstzunehmenden Musikwis- stellen konnte, zerbrachen sich die Exegeten die menden, im gleichen Konzert aufgeführten Es- eutsch eutsch senschaftlers Harry Goldschmidt besonders kuri- Köpfe, wen denn Beethoven gemeint haben Dur-Sinfonie. D D Die „Heiterkeit“, die der zweiten Sinfonie in der os an, das Stück als „Kontrafaktur“ der Zauber könnte, und kamen auf den Prinzen Louis Ferdi- Musikgeschichtsschreibung so nachdrücklich zu- flöte zu deuten, als eine Art Instrumentalversion nand von Preußen, den Beethoven-Freund und Musiker und Hörer hatten ihre Schwierigkeiten gestanden wird, diente auch der Mythisierung: von Mozarts Oper, in der zudem Beethoven und begabten Pianisten, der 1806, 34-jährig, im mit dem Stück. Beethoven empfahl (oder ver- Es sollte gestaunt werden über die Gleichzeitig- die von ihm geliebte Gräfin Guiccardi die Rollen Kampf gegen Napoleon gefallen war. langte) zunächst, die Eroica an den Anfang der keit des „Heiligenstädter Testaments“ – Beetho- von Tamino-Pamina übernähmen. Konzerte zu platzieren, damit das Publikum noch vens Verzweiflungsdokument über seine Ertau- Die zahlreichen kompositorischen Besonderhei- genügend Konzentration aufbrachte. Wo immer bung – und des lebensbejahend-übermütigen Die Zeitgenossen ließen sich erwartungsgemäß ten der Es-Dur-Sinfonie öffneten spekulativen sie aufgeführt wurde – in Wien, Paris, Leipzig – Tons der D-Dur-Sinfonie. von der D-Dur-Sinfonie beunruhigen: Die Zeit- Deutungsversuchen Tür und Tor: So etwa meine veranlasste sie Sonderproben. Insgesamt jedoch schrift Für die elegante Welt entdeckte „das Stre- der Schlusssatz mit seinem Rückgriff auf die Bal- ist es erstaunlich, dass die Musikwelt von vor Dabei war das Stück bereits abgeschlossen, als ben nach dem Neuen und Auffallenden“, die All lettmusik Die Geschöpfe des Prometheus gleich- gut 200 Jahren sich nicht mehr und länger über Beethoven sein an die Brüder adressiertes Be- gemeine musikalische Zeitung vor allem in den zeitig auch die Menschheits-Aufklärung, für die die Sinfonie wunderte, sondern sie ziemlich bald kenntnis niederschrieb.