Programmheft (PDF)
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200 Jahre „Freischütz“ Freitag 18.06.2021 19.00 Uhr · Großer Saal Live-Übertragung auf den Gendarmenmarkt CARLUS PADRISSA – LA FURA DELS BAUS Inszenierung und Bühne ESTEBAN MUÑOZ Mitarbeit Regie und Dramaturgie HWAN KIM Kostüme NICOLE FÖRSTER Maskenbild JOSE VAALINA Licht und Video TAMARA JOKSIMOVIC Mitarbeit Bühne ANDREA TORTOSA Regieassistenz SASKIA STEINBECK Inspizienz HOLGER GROSCHOPP Repetitor KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN RUNDFUNKCHOR BERLIN CHRISTOPH ESCHENBACH Dirigent GARRETT KEAST Musikalische Assistenz MICHAEL ALBER Choreinstudierung JEANINE DE BIQUE Sopran (Agathe) ANNA PROHASKA Artist in Residence, Sopran (Ännchen) BENJAMIN BRUNS Tenor (Max) CHRISTOF FISCHESSER Bass (Kaspar) FRANZ HAWLATA Bass (Kuno) VIKTOR RUD Bariton (Kilian) 200 JAHRE MIKHAIL TIMOSHENKO Bariton (Ottokar) TIJL FAVEYTS Bass (Eremit) WOLFGANG HÄNTSCH Schauspiel (Samiel) „FREISCHÜTZ“ CHRISTINA BISCHOFF Sopran (Brautjungfer) HEIKE PEETZ Sopran (Brautjungfer) Jubiläums-Inszenierung BIANCA REIM Sopran (Brautjungfer) von La Fura dels Baus ISABELLE VOSSKÜHLER Sopran (Brautjungfer) SASCHA GLINTENKAMP (1. Jäger) HOLGER MARKS (2. Jäger) PROGRAMM Grußwort Carl Maria von Weber (1786 – 1826) „Der Freischütz“ – Romantische Oper in drei Aufzügen (Libretto: Friedrich Kind) Liebes Publikum unserer Freischütz-Jubiläumsinszenierung, Neu inszeniert von La Fura dels Baus seit genau 200 Jahren steht unser schönes klassizistisches Konzerthaus zwischen Französischem und Deutschem Dom mitten im Herzen Berlins. TV-Regie: Michael Beyer Bereits drei Wochen nach seiner Eröffnung wurde im damaligen Königli- Dauer: 120 Minuten - Konzert ohne Pause chen Schauspielhaus Musikgeschichte geschrieben: Am 18. Juni 1821 – also heute vor 200 Jahren – erklang hier die Uraufführung von Carl Maria Eine Opernproduktion vom Konzerthaus Berlin. Aufzeichnung von ACCENTUS Music in von Webers romantischer Oper „Der Freischütz“. Danach entwickelte sich Koproduktion mit RBB und NHK in Zusammenarbeit mit ARTE. dieses Meisterwerk zum Grundstein der Deutschen Nationaloper. Livestream am 18. Juni 2021 um 19.00 Uhr auf ARTE Concert und konzerthaus.de Die Aufführung kann während der nächsten drei Monate auf ARTE Concert angesehen Es war uns deshalb wichtig, mit einer außergewöhnlichen Inszenierung werden. Voraussichtlich Ende September wird sie auf ARTE TV ausgestrahlt. im Jubiläumsjahr die Aufführungsgeschichte des „Freischütz“ am Gen- darmenmarkt fortzuschreiben. Dafür konnten wir die für ihre avantgar- distischen Operninszenierungen bekannte katalanische Theatergruppe La Fura dels Baus gewinnen. Ihre Deutungen sind aufregend und oftmals bahnbrechend. Auf ihren Umgang mit dem Themenkomplex „Deutscher Wald“ und „Deutsche Seele“ im „Freischütz“ sind wir alle sehr gespannt – die Verwandlung des Großen Saals in die entsprechende Kulisse hat das gesamte Haus in den letzten Tagen gebannt mitverfolgt. Ich wünsche Ihnen einen herrlichen musikalischen Sommerabend auf dem Gendarmenmarkt vor der Kulisse des Konzerthaus Berlin mit dem DIE ARTIST IN RESIDENCE MEDIENPARTNER WIRD PRÄSENTIERT VON Konzerthausorchester Berlin unter Chefdirigent Christoph Eschenbach, dem Rundfunkchor Berlin, zahlreichen renommierten Solist*innen wie unserer derzeitigen Artist in Residence Anna Prohaska – und natürlich Carl Maria von Webers wunderbarer Musik. HINWEISE ZUR PANDEMIE Bitte beachten Sie die allgemeine Hygiene-, Husten- und Nies-Etikette. Bis zum Erreichen Ihres Sitzplatzes besteht während des gesamten Aufenthaltes auf dem Gendarmenmarkt die Ihr Sebastian Nordmann Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske. Am Sitzplatz dürfen Sie die Maske abnehmen Bitte nehmen Sie (Intendant Konzerthausorchester Rücksicht aufeinander und halten sich an die weiterhin geltenden Abstands- und Hygieneregeln. und Konzerthaus Berlin) 200 Jahre „Freischütz“ Zur Neuinszenierung Riesige Tüllbahnen um die Kronleuchter, ein Kran, der extra aus Barcelona herangeschafft wird, Chorsänger*innen mit vielseitig einsetzbaren Spezialrucksäcken, die nicht nur als Einen Monat nach der festlichen Eröffnung von Schinkels Symbol für naturzerstörerische Konsumkultur stehen, son- Schauspielhaus im Beisein von König und Hofstaat gab es dern im Bühnengeschehen auch praktische Funktionen er- am Gendarmenmarkt am 18. Juni 1821 gleich ein zweites füllen – La Fura dels Baus lassen einen ungewöhnlichen kulturelles Großereignis: Die Uraufführung von Carl Maria „Freischütz“ im Großen Saal lebendig werden. von Webers „Freischütz“. An der endgültigen Namenfindung Regisseur Carlus Padrissa beschreibt die Inszenierung als der Oper hatte übrigens Carl von Brühl, Generalintendant „Reise zu den Wurzeln der Oper“, wo Mythos, Geschichte der Königlichen Theater zu Berlin und damit auch des und aktuelle Realität des Waldes aufeinandertreffen: „Leider Schauspielhauses, mitgewirkt. Bald schon galt der „Frei- liegen die Wälder und ihre gesamten Ökosysteme im Ster- schütz“ als deutsche Nationaloper. Eingängig war das Werk ben. Klimawandel und menschliches Dazutun löschen sie obendrein: Rasch sang und pfiff ganz Berlin Ohrwürmer wie aus, durch Hitze, Dürren, Feuersbrünste, Termitenplagen den „Jägerchor“ oder das Lied vom „Jungfernkranz“. und Pilzbefall. Deutschland ist zu einem Drittel von Wald Genau 200 Jahre später wagt sich die weltweit für ihre avant- bedeckt, das sind 11,4 Millionen Hektar. Seit Jahrhunderten gardistischen Operninszenierungen gefeierte katalanische haben sich die Deutschen mit ihren Wäldern identifiziert – Theatergruppe La Fura dels Baus im Großen Saal ganz tief in in mythologischer und sogar in spiritueller Hinsicht. Die den deutschen Wald und liefert eine aufregende neue Deu- Wälder sterben und mit ihnen ein Teil der deutschen Seele. tung der romantischen Oper. Durch die frühe Entscheidung, In unserer neuen Produktion des ‚Freischütz‘ graben wir uns das lange geplante Live-Ereignis vor Publikum in ein filmi- tief in dieses beunruhigende ökologisch-soziale Thema hin- sches Erlebnis ohne Publikum im Saal umzuwandeln, konn- ein. Dabei wird der Große Saal zu einer mythenerfüllten Ins- te diese Jubiläumsinszenierung durch die Monate der coro- tallation.“ na-Pandemie gerettet werden. Umso schöner, dass nun zum Das Konzerthausorchester Berlin unter Christoph Eschen- Ausklang der Saison doch noch das Publikum – auf dem bach spielt größtenteils im Parkett, Projektoren sorgen für Gendarmenmarkt vor dem Schinkel-Bau – an dem ganz be- dramaturgisch begründete unterschiedliche Bildsprachen. sonderen Ereignis Anteil haben kann. Hwan Kim hat sich bei seinen auf keine Epoche festgelegten Kostümen durch die Stimmungswechsel der Musik inspirie- ren lassen – mal spiegeln sie die dunkle Welt Samiels und Kaspars, mal die helle Welt von Max und Agathe. „Es geht nicht darum, eine Illusion zu schaffen, sondern mit Elementen des Straßentheaters starkes Bildtheater zu ma- chen“, sagt Esteban Muñoz (Mitarbeit Regie und Dramatur- schmähte. Max lässt sich derweil auf dem Weg in die Wolfs- gie) zur Theatersprache von La Fura dels Baus: „Deswegen schlucht nicht einmal vom Geist seiner toten Mutter aufhal- verstecken wir die Theatermaschinerie nie – im „Freischütz“ ten. Das Teufelswerk des Kugelgießens wird vollzogen. gilt das für den großen Kran. Wir benutzen sie, um die Ge- schichte zu erzählen. Technische Vorgänge sind sichtbar und 3. AKT: werden Teil des Bühnengeschehens – unter anderem dafür 1. Bild: Mit drei der Freikugeln liefert Max wahre Kunst- setzen wir vier Artisten ein. Von ihren akrobatischen Einsät- schüsse ab, auch Kaspar verschießt seine. Die letzte Kugel zen zum Beispiel in der Wolfschlucht wollen wir noch nicht wird aufgespart. zu viel verraten!“ 2. Bild: Agathe hat schlecht geträumt. Ännchen und ein Brautjungfern-Quartett wollen sie aufmuntern. Als sie den Brautkranz aus seiner Schachtel nehmen, ist aber eine To- Die Handlung tenkrone darin. Flink wird aus weißen Rosen – Geschenk eines Eremiten – ein neuer Kranz gewunden. 1. AKT: 3. Bild: Vor großem Publikum gibt Max den letzten Probe- Der Jägerbursche Max ist eigentlich sehr treffsicher; momen- schuss ab. Zwar erscheint genau in diesem Moment Agathe tan geht ihm freilich doch Einiges daneben. Dummerweise an dem Baum, auf dem die zum Ziel bestimmte Taube sitzt, soll er aber schon am nächsten Tag ein Probeschießen vor doch wird nicht sie getroffen, sondern – den Rosen des Ere- dem Fürsten zeigen. Und der Preis wäre die schöne Agathe, miten sei Dank – Kaspar. „Er war von je ein Bösewicht, ihn Tochter des Erbförsters Cuno. So stimmt Max dem Vorschlag traf des Himmels Strafgericht“, singt der Chor. Der Fürst, der seines üblen Kollegen Kaspar zu, gemeinsam mit Hilfe dunk- Max zunächst für dessen Mittäterschaft verdammt, gesteht ler Mächte Freikugeln zu gießen, die ganz gewiss ihr Ziel fin- im schließlich zu, Agathe – nach einem Jahr Bewährung – den. zu heiraten. 2. AKT: 1. Bild: Agathe sitzt mit ihrer Freundin Ännchen im Forst- haus und ist durch böse Vorzeichen beunruhigt. Dennoch können sie Max nicht von dem Vorhaben abhalten, in der Wolfsschlucht – so sagt er zumindest – zu jagen. 2. Bild: Kaspar fleht an eben jenem gespenstischen Ort den „schwarzen Jäger“ Samiel, das personifizierte Böse also, an und bietet als Preis für die sieben Freikugeln das Leben Aga- thes: Sie soll von der letzten Kugel getroffen werden, womit sich Kaspar auch dafür gerächte hätte, dass sie ihn einst ver- IM PORTRÄT öffnungszeremonie der Capital Americana de la Cultura 2016 Im Porträt in Valdivia in Chile. 2013 wurde er mit dem ProArte-Preis als Nachwuchskünstler des Jahres in Chile ausgezeichnet. Seit 2016 ist er als Spielleiter an der Komischen