1 2016 | 17 September, Oktober, November

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

Premiere „Die Zauberflöte“ mit Jean-Christophe Spinosi und Jette Steckel Ballett Wiederaufnahme von John Neumeiers Ballett „Nijinsky“ Uraufführung Familienoper „Katze Ivanka“ von Massimiliano Matesic und Vera Nemirova THEATER HAMBURG

EIN BLICK ALLE BÜHNEN

THEATER-HAMBURG.ORG Unser Titelfoto ist während der Proben zu „Die Zauberflöte“ entstanden

Inhalt September bis November 2016

OPER BALLETT

04 Premiere 1: Die Zauberflöte Mozarts bekannteste Oper erzählt 10 Wiederaufnahme: Mit dem Jahrhunderttänzer und visionä- von Freundschaft, von Liebe, vom Älterwerden. Von schönen ren Choreografen Vaslaw Nijinsky hat sich John Neumeier und unschönen Begegnungen, von Prüfungen, von Enttäu- sein ganzes Leben beschäftigt. Als erste Produktion nach der schungen und vom Glück. Sie ist ein Theater des Menschen, Jahrtausendwende brachte er sein Ballett Nijinsky heraus, das und wie der die Welt erlebt. Am Pult Jean-Christophe Spinosi, seitdem in Hamburg und international für Furore sorgt. Zum Jette Steckel inszeniert. Auftakt der neuen Spielzeit erlebt es seine Wiederaufnahme auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper 16 Premiere 2: Senza Sangue/Herzog Blaubarts Burg Peter Eötvös in Doppelfunktion: er dirigiert seine eigene Komposition 14 Repertoire: Nach der umjubelten Uraufführung von John Senza Sangue und Béla Bartóks Einakter Herzog Blaubarts Neumeiers Turangalîla während der Hamburger Ballett-Tage Burg: Zwei Paare verstricken sich in den emotionalen Strudel steht die Erfolgsproduktion im Oktober dreimal auf dem Pro- von Liebe, Schuld, Rache und Erlösung. Es inszeniert zum gramm des Hamburg Ballett. Ebenfalls im Repertoire: Romeo ersten Mal an der Staatsoper Hamburg Dmitri Tcherniakov. und Julia – John Neumeiers legendäres erstes Handlungsbal- lett, das in acht Aufführungen in Hamburg und Baden-Baden 26 Premiere 3 Katze Ivanka ist der heimliche Star des Opernhau- gezeigt wird. ses und alles andere als eine gewöhnliche Katze: Ihr Revier ist die Bühne. Die Familienoper von Massimiliano Matesic wird RUBRIKEN von Vera Nemirova inszeniert, die auch das Libretto schrieb. 13 Rätsel 30 Ensemble: Seit der vergangenen Spielzeit ist die junge ungari- 29 opera stabile: Vorträge von Jürgen Kesting und Wolfgang Wil- sche Mezzosopranistin Dorottya Láng im Ensemble der laschek. AfterShow mit Kurzfilmen von René Clair und David Staatsoper. Lynch. Reihe Opernforum: „Was kann Pamina wollen?“ 36 Spielplan PHILHARMONISCHES STAATSORCHESTER 38 Leute: Ballett-Uraufführung „Turangalîla“,

32 Die Akademiekonzerte werden im September fortgesetzt. Sie Premiere „Daphne“ sind ein Projekt, das GMD Kent Nagano zusammen mit dem 40 Finale Impressum Philharmonischen Staatsorchester ins Leben gerufen hat.

TITELBILD: ARNO DECLAIR

1.2016/17 | JOURNAL 1 Ballett Momentaufnahme

Ensemble

2 JOURNAL | 1.2016/17 Turangalîla Ballett von John Neumeier

Nächste Vorstellungen: 20., 22., 29. Oktober 2016 8. Juli 2017 FOTO: KIRAN WEST KIRAN FOTO:

1.2016/17 | JOURNAL 3 Oper Premiere

Premiere A Musikalische Leitung Sarastro Papageno Einführungsmatinee Jean-Christophe Andrea Mastroni Jonathan McGovern 23. September 2016 mit Mitwirkenden Spinosi Tamino Papagena der Produktion 18.30 Uhr Inszenierung Dovlet Nurgeldiyev Maria Chabounia Moderation: Premiere B Jette Steckel Pamina Monostatos Johannes Blum 25. September 2016 Bühnenbild Christina Gansch Dietmar Kerschbaum Florian Lösche Sprecher Zwei Geharnischte 18. September 2016 18.00 Uhr Kostüme Alin Anca Christian Juslin um 11.00 Uhr Aufführungen Pauline Hüners Priester Bruno Vargas Probebühne 1 27., 29. September, Licht Sergei Ababkin Drei Knaben 19.00 Uhr; Paulus Vogt Königin der Nacht Solisten des Knaben- Video Christina Poulitsi chores der Chorakade- 3. (18.00 Uhr), EINS(23).TV Erste Dame mie Dortmund 6., 12. Oktober 2016, (Alexander Bunge) Iulia Maria Dan 19.00 Uhr Dramaturgie Zweite Dame Johannes Blum Nadezhda Karyazina Carl Hegemann Dritte Dame Chor Marta Świderska Eberhard Friedrich

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Die Zauberflöte – eine Polemik

ie Zauberflöte von Mozart, wird gesagt, sei wahlweise: ein Knecht ist etabliert, das kennt der Zuschauer von tief in der Kindheit Meisterwerk, ein Machwerk, das wichtigste Werk der verwurzelten Archetypen. Ebenso einfach fliegen der Königin der Operngeschichte; es sei ein Kinderstück, das Märchen Nacht die Sympathien zu. Einer Mutter, der das Kind geraubt wurde D vom Humanismus, eine aufklärerische Parabel; es sei ein von einem ruchlosen Bösewicht, kann nur Mitleid entgegenschlagen, kruder zusammengezwungener Zwitter aus Volksstück zumal auch das Machtinsignium, der siebenfache Sonnenkreis, ihr und Mysterienspiel, ein Spießerbrevier von zweifelhafter Erhaben- nach dem Tod ihres Mannes abhanden gekommen ist, usurpiert von heit, das Operngegenstück zu Lessings Nathan der Weise; die Zauber- eben diesem Emporkömmling Sarastro. Jetzt kann es nicht mehr um flöte sei frauenfeindlich, revolutionär-egalitär, staatstragend-elitär das Was der Geschichte gehen, sondern nur noch um das Wie. Er- etc. etc. wartet man. Flöte und Glockenspiel werden übergeben, die Knaben Generationen von Wissenschaftlern widmeten sich der Spuren- vorgestellt, die Reise geht los. suche nach verborgenen, aber lesbaren freimaurerischen Ingredien- Die Sklaven sind die ersten aus Sarastros Machtbereich, denen wir zen, materialistisch-soziologische Studien wurden getrieben, die begegnen. Der Oberkommandierende Monostatos möchte sich an Oper wurde ins Kraftfeld von Bastillesturm in Paris und Verbot von Pamina, der Tochter der Königin der Nacht, nach einem misslunge- Freimaurerlogen in Wien gesetzt. Was denn nun die wirkliche „Aus- nen Fluchtversuch vergehen. Noch buchstabiert sich die Verteilung sage“ der Oper sei, kulminierte an einem großen Ärgernis der dra- der Zuschauergunst konsequent durch: Sarastro hält Sklaven, stellt maturgischen Konstruktion, das bis heute das Nachdenken über die einen subalternen sadistischen Kommandanten an, und die guten erzählerische Struktur bestimmt: der vieldiskutierte „Bruch“ am Seelen der Sklaven sind Kollegen Papagenos im Geiste, haben aber Ende des ersten Aktes. Es werden daraus, je nach Erkenntnisinteresse, leider das schlimmere Los in Sarastros Regime erwischt. diverse „Botschaften“ herausdestilliert, denn so einfach und wider- Tamino und Papageno trennen sich. Letzter solle schon mal vor- spruchsfrei wie der Nathan verkauft die Zauberflöte ihre aufkläre- gehen und Pamina vorwarnen, und so betritt Papageno den Macht- risch-humanistische Position nicht. bereich Sarastros ins „türkische Zimmer“, sozusagen durch den Im ersten Akt sind Tamino und Papageno, die drei Damen und Dienstboteneingang. Tamino hingegen steht vor dem offiziellen Ein- die Königin die „Guten“: ein Prinz tritt auf, singt um Hilfe, weil er gang, konfrontiert mit gleich drei Pforten, an denen straffe Zugangs- von einer Schlange bedroht wird. Drei Damen bringen die Schlange kontrollen herrschen. Die Diskussion mit dem Türsteher entzündet zur Strecke, und wir sind für sie eingenommen. Papageno ist lustig, sich daran, dass Tamino offenbar völlig abwegige Einschätzungen hat das Herz auf dem rechten Fleck und verbreitet dabei bäuerlich- über Sarastros Geisteshaltung äußert: dieser sei ein Bösewicht, und proletarisches Gedankengut gegen „die da oben“, indem er auf Ta- er habe Pamina der Mutter entrissen. Letzteres wird vom Sprecher minos Frage, wer er sei, mit der entwaffnend egalitären Antwort pa- nicht abgeleugnet. Plötzlich betritt der Bösewicht selbst die Bühne riert: „Ein Mensch wie du.“ Ein gleich-ungleiches Paar aus Herr und mit seiner Entourage und dreht sofort die Geschichte um: nicht er,

4 JOURNAL | 1.2016/17 Die Zauberflöte

Jonathan McGovern (Papageno)

1.2016/17 | JOURNAL 5 Oper Premiere

die Mutter sei doch die Ruchlose, Sarastro habe Pamina nur vor ihren neben ihm in der Loge gesessen, der sich köstlich über Papageno (in Machenschaften gerettet. Das müsse sie jetzt zu ihrem Besten so ak- persona Emmanuel Schikaneder, Librettist der Zauberflöte) amü- zeptieren, da ja eine Frau ohne männliche Führung in die Irre läuft. siert habe, der aber den Anfang des zweiten Aktes, die „feierliche Sarastro hatte aber zuvor noch ein Abkommen über das Reichseigen- Scene“ nur auslachte. Er, Mozart, habe es ihm vergeblich zu erklären tum mit Paminas Vater getroffen, weil auch der den Frauen nicht ge- versucht, „da wards mir nun zu viel – ich heiß ihn Papageno und gehe traut hat, auch und gerade der eigenen nicht. fort. – ich glaube aber nicht, dass es der Dalk verstanden hat.“ Es gab Monostatos wird mit 77 Sohlenstreichen bestraft, weil er Pamina damals in Wien eine Theatermode, die offenbar aus Italien gekom- sexuell bedrängt hat. „Der böse Mohr verlangte Liebe“ – das sei der men war: Stücke des Genres des dramma eroicomico, des heroisch- eigentliche Grund für ihre Flucht gewesen, sagt Pamina. Das Ganze komischen Stückes. Schikaneder und Mozart kannten offenbar wird demonstrativ vor dem gesamten Gefolge exerziert und gemahnt Stücke dieses Genres und goutierten diese eigenartige Mischung, an einen inszenierten Schauprozess, auf dem das Oberhaupt der Ge- deren Merkmale passgenau die Zauberflöte aufweist. Auf den he- meinschaft Offizielles mit Intimem mischt. Gemeinhin empfindet roischen Anteil der Zauberflöte aber legt sich als moralische Ingre- das Zauberflötenpublikum die Bestrafung des Monostatos als ge- dienz das Mysterium der freimaurerisch-ägyptischen Riten und setzt rechte, denn der, der Pamina schützt, gewinnt auch die Gunst der Zu- es so unter andere Vorzeichen. Das Ineinanderwirken von Tragödie schauer. Dass Sarastro, um es einmal prononciert auszudrücken, der und Komödie ist uns spätestens seit Shakespeare vertraut. Doch man Chef einer Sklavenhalterjunta ist, frauenverachtende und -herabset- stelle sich vor, Schiller, der Meister des erhabenen Pathos hätte in sei- zende Äußerungen tätigt, gönnerhaft den Verzicht auf den Besitz von nen eine komische Figur geschrieben – wir wären stets Pamina verlautbart, und sie trotzdem einem Untergebenen von auf Seiten des jeweiligen Papageno, der das Erhabene so richtig der zweifelhafter Reputation überlässt, – das scheint nicht schwer zu Lächerlichkeit preisgibt, und es ist sehr verräterisch, dass Mozart sei- wiegen. Zu Beginn des zweiten Aktes verbreitet Sarastro wohlklin- nen kunstignoranten Bekannten Papageno nennt. Der „Dalk“ hatte gende und akzeptable Überzeugungen. Der Zuschauer muss sich also Sinn für die bauernschlau-proletarische Unterlaufung erhabener sagen lassen, dass alles, was er bisher erlebte, Betrug gewesen sein Mysterieninhalte durch den „Kasperl“. Und wirft ein aufklärerisches muss, er ist desillusioniert ähnlich wie Tamino, der ja auch mit dem Licht der anderen Art, eins „von unten“ auf die Verhältnisse. neuen System klarkommen muss. Doch der Zweifel müsste eigent- Eine Hypothese wäre, dass die mangelnde Konsequenz der Zau- lich bleiben, denn Sarastros Methoden sind dubios. berflöten-Geschichte nicht geglättet werden darf, sondern auf der Die Geschichte sei nur bis hierher, bis zu diesem Umbruchspunkt Bühne offen verhandelt werden muss. Jette Steckel findet in dieser genauer untersucht. Der 2. Akt spielt sich folgerichtig unter diesen Oper drei exemplarische Menschenschicksale, ihren Lebensweg von am Ende des ersten Aktes etablierten Kategorien konsequent weiter. Geburt bis Tod, den „quest“ ihres Lebensganges voller Zweifel, Ent- Prüfungen werden etabliert, die Tamino durchlaufen muss. Papa- täuschungen, Liebe, Verlassenheiten, herzergreifender Innigkeiten. geno darf nur die niedrigeren Weihen erhalten, immerhin ist er ein Die Inszenierung versucht gar nicht erst, die Widersprüche in der Mann. Pamina hingegen muss sich geradezu in die Feuer- und Was- Konstruktion zu erklären: sie definiert Sarastro und die Königin der serprobe hineindrängeln. Das nimmt für sie ein, aber warum sollen Nacht lediglich als Energien, Kräfte, Mächte – sie werden ihrer Bio- wir ein System die ganze Zeit bewundern, das man betrügen muss, grafie, ihrer „Figurenhaftigkeit“ und Psychologie entkleidet, ebenso weil es den freien Willen einer Frau nicht vorgesehen hat? wie ihrer Statthalterfunktion im geschichtlichen Moment der Ent- Das Problem ist nicht das Zerstückte, Zusammengesetzte, das in stehung dieser Oper. Die Logik und Psychologie ihrer gemeinsamen sich Widersprüchliche der Motive, – es ist die Rezeption der Oper als Vorgeschichte weicht zurück vor den Wirrnissen, die sie in den Her- ein wider besseres Hinsehen in sich Geschlossenes, das in tröstender zen, Gehirnen und Körpern der drei uns nahen, zutiefst verwandten Abgerundetheit, Schönheit, Geschichtsferne und Widerspruchsfrei- MENSCHEN Tamino, Pamina, Papageno anrichten. Die drei gehen heit ein (zweifelhaftes) Ideales formuliert: das pure Vergnügen an durch Prüfungen, aber es sind die Prüfungen des Lebens, die erlebt Mozarts Musik verhindert den Blick auf das Konstrukt – wo aber werden in einem biografischen Bogen, der Die Zauberflöte heißt. Kein doch genauestes Hinschauen, Hinhören notwendig wäre, um das System gewinnt hier. Problem von Humanität und Autokratie, Gut und Böse, Alt und Neu, Die Inszenierung nutzt Mittel, die unsere Zeit erhellen, die in ihr Revolution und Restauration, Demokratie und Eliteherrschaft, Frei- „aufscheinen“ und die einen geheimen metaphorischen Sinn als heit und Ordnung zu stellen. Wenn wir genauer hinschauen in un- Lichtspur vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins Heute ziehen: Licht sere Welt, sehen wir in vielen Politikfeldern der Erde entsprechende im Sinne der Aufklärung. Hier nun Licht als Quanten, als Wellen, als Antagonismen, die seit 1990, dem trügerischen Moment des „Endes Pixel. So „erscheint“ uns heute die Welt, suggeriert und angebetet im der Geschichte“ unaufhaltsam aufbrachen. Von der zerstörerischen hybriden „bigger than life“. Mozart hingegen – innerhalb dieses auf- Kraft der Politik, der Wirtschaft, der Macht handelt die Zauberflöte gespannten medialen Netzes aus acht Pixelvorhängen – singt von und von der Kraft der Einzelnen, kulminierend in der so mutigen wie einer zutiefst humanen, aber so gar nicht tröstlichen Geschichte, zu- poetischen Antwort Paminas auf Papagenos Frage, was man denn sammengesetzt aus oft grausam widersinnigen und wankenden Ver- jetzt sagen solle: „Die Wahrheit, sei sie auch Verbrechen.“ hältnissen. Die Utopie, das Humane erklingt in der Musik als etwas Es gibt einen aufschlussreichen Brief Mozarts, der ein Schlüssel wunderbar Genaues und Gekanntes, das aus einer schöneren Realität sein könnte für das, was wir heute als innere Widersprüchlichkeiten herüberweht. Das Bild ist unsäglich traurig, die Musik umso sehn- der Zauberflöte überliefert bekommen haben. Mozart berichtet über suchtsvoller und zarter. Ein Widerschein einer Heimat, in der noch den Besuch einer Zauberflötenvorstellung. Es habe ein Bekannter niemand war, die wir aber alle kennen. | Johannes Blum

6 JOURNAL | 1.2016/17 Die Zauberflöte

Biografien der Mitwirkenden Die Zauberflöte

Jean-Christophe Spinosi Pauline Hüners court die Barbarina in Le (Musikalische Leitung) (Kostüme) Nozze di Figaro am Theater an der Wien, diese Rolle ver- ist sowohl als Violinist wie studierte bei Dirk von Bo- körperte sie 2015 auch bei auch als Dirigent erfolgreich. disco und Reinhardt von der den Salzburger Festspielen. Als Leiter des von ihm ge- Thannen. Seit 2006 arbeitet In dieser Saison wechselte sie gründeten Ensemble Matheus sie mit Jette Steckel zusam- vom Internationalen Opern- und als Gastdirigent tritt er men. Sie entwarf die Kostü- studio ins Ensemble der an renommierten Opernhäusern und bei wichti- me u. a. für Der Fremde, Dantons Tod und Die Staatsoper. Zu ihren Partien zählen Gretel in gen Festivals in Europa und den USA auf. Am Tragödie von Romeo und Julia am Thalia Theater Hänsel und Gretel, Barbarina in Le Nozze di Fi- Théâtre des Champs-Elysées leitete er zuletzt Hamburg, Caligula, Die schmutzigen Hände und garo, Oscar in Un Ballo in Maschera, Ascagne in Rossinis , in Versailles Händels Messiah und Das weite Land am Deutschen Theater Berlin, Les Troyens und Gemmy in Guillaume Tell. 2016 dessen Serse. An der Wiener Staatsoper dirigierte sowie für am Theater Basel und Antigone war sie wieder bei den Salzburger Festspielen zu er Rossinis Il Barbiere di Siviglia. Von 2007 bis am Burgtheater Wien. Weitere künstlerische Part- Gast und ebenso an der Staatsoper Berlin, wo sie 2015 leitete er jährlich eine Neuproduktion am ner von Pauline Hüners sind die Regisseure Lilja den Waldvogel in Siegfried unter Barenboim gab. Théâtre du Châtelet in Paris, wo er u. a. Bellinis Rupprecht, Ulrich Matthes und Christian Schwo- Norma, Rossinis Il Barbiere di Siviglia und zuletzt chow. Auch sie zählte zum Leitungsteam der ge- Christina Poulitsi Mozarts Il Re pastore betreut hat. Er trat u. a. bei feierten Uraufführung Weine nicht, singe. (Königin der Nacht) den Salzburger Festspielen, in Zürich, Versailles, Rom und bei den Londoner Proms auf. Der fran- Andrea Mastroni wurde in Athen geboren. Der zösische Dirigent gibt sein Debüt in Hamburg. (Sarastro) 1. Preis beim internationalen Nico-Dostal-Wettbewerb in Jette Steckel gewann wichtige Wettbe- Wien und die Finalteilnahme (Regie) werbe, darunter den Giu- beim Operalia-Gesangswett- seppe Di Stefano-Preis in bewerb in Los Angeles verschafften ihr interna- studierte an der Theateraka- Trapani. Seither gehört er zu tionale Aufmerksamkeit. Mit ihrer Paraderolle, demie Hamburg. Für ihre In- den gefragten Bässen der jün- der Königin der Nacht, gastierte sie u. a. in Turin, szenierung Gerettet von Ed- geren Generation. Engagements führten ihn u. a. Dresden, Barcelona, Cagliari, Athen, Seattle und ward Bond 2006 am Thalia in an die Arena di Verona, ans Opernhaus von an der Los Angeles Opera. Die Greek National der Gaußstraße bekam sie den Monte-Carlo, an die Mailänder Scala, an die Opera ist ihr Heimathaus, wo sie in zahlreichen „Eysoldt-Preis für junge Regisseure“. 2007 wurde Opéra National de Paris, ans Teatro La Fenice in Hauptrollen aufgetreten ist. 2015/16 sang sie sie von der Zeitschrift „Theater heute“ zur Nach- Venedig, an die Bayerische Staatsoper in Mün- unter der Leitung von Zubin Mehta die Partie der wuchsregisseurin des Jahres gewählt und 2008 für chen, ans Théâtre des Champs-Elysées, ans Teatro Gilda in an der Opera di Firenze. den Wiener Nestroy-Preis in der Kategorie „Bester Real in Madrid und ans Opernhaus Zürich. Seine Nachwuchs“ nominiert. Im Sommer 2009 kam künftigen Pläne beinhalten Auftritte als Sparafu- Jonathan McGovern ihre Bearbeitung des Romans von Ilija Trojanow cile (Rigoletto) in Hamburg, an der Pariser Opéra (Papageno) Die Welt ist groß und Rettung lauert überall bei den Bastille und an der New Yorker Met. Salzburger Festspielen zur Uraufführung, ebenso studierte am Londoner King’s wie ihr Caligula von Albert Camus, eine Über- Dovlet Nurgeldiyev College sowie an der Royal nahme vom Deutschen Theater Berlin, wo sie re- (Tamino) Academy of Music. Der eng- gelmäßig arbeitet, wie auch am Hamburger Thalia lische Bariton ist Preisträger Theater. Mit Giacomo Puccinis Tosca gab sie 2013 ist seit 2013 Ensemblemit- renommierter Wettbewerbe. am Baseler Theater ihr Operndebüt. Ihre erste Ar- glied der Staatsoper. Hier re- Engagements führten ihn u. a. an die English Na- beit an der Staatsoper war die Uraufführung von üssierte er in Mozart-Partien tional Opera, zum Verbier-Festival, an die Kon- Michael Wertmüllers Weine nicht, singe. wie Ferrando, Don Ottavio zerthäuser in Berlin und Dortmund und zu den und Belmonte aber auch in Dresdner Musikfestspielen sowie an das Londoner Florian Lösche italienischen, französischen, russischen und sla- St John’s Smith Square, zum West Malling (Bühne) wischen Fachpartien, darunter Fenton, Alfredo, Festival und zum Barber Institute in Birmingham. Nemorino und Lenski. Im November 2013 gab er kreierte bereits während sei- sein Debüt an der Staatsoper Berlin als Belfiore in Dietmar Kerschbaum nes Studiums in München Mozarts La finta Giardiniera. 2014 folgten Gast- (Monostatos) und Hamburg Bühnenbilder auftritte als Lenski in einer Neuproduktion von am Staatstheater Kassel, auf Eugen Onegin in Montpellier. Ende der vergange- singt regelmäßig an der Wie- Kampnagel Hamburg, am nen Saison gab der turkmenische Tenor sein um- ner Volksoper. Bei den Salz- Deutschen Theater Berlin und am Thalia Theater jubeltes Debüt an der Bayerischen Staatsoper mit burger Festspielen gastierte er Hamburg. Er hat das Bühnenbild für verschie- der Partie des Alfredo in La Traviata. 2003 und 2006 als Pedrillo in dene Inszenierungen von Jette Steckel und Antú Mozarts Die Entführung aus Romero Nunes gestaltet, u. a. am Thalia Theater, Christina Gansch dem Serail sowie im Sommer 2008 als Monosta- Deutschen Theater Berlin, Maxim Gorki-Theater, (Pamina) tos (Zauberflöte). Mit letzterer Rolle debütierte er am Schauspiel Zürich und am Wiener Burgthea- an der New Yorker Met. Weitere Gastengagements ter. Mit dem Bühnenbild zu Weine nicht, singe in studierte am Mozarteum Salzburg. Danach war führten ihn u. a. an die Bayerische Staatsoper, der opera stabile feierte er sein Debüt an der sie Stipendiatin an der Royal Academy of Music ans Theater an der Wien, sowie an die Häuser in Staatsoper Hamburg. in London. 2014 sang sie unter Nikolaus Harnon- Paris (Bastille), Brüssel und Amsterdam.

1.2016/17 | JOURNAL 7 Zum Thema Die Zauberflöte

Wo bleibt dein Zauber, Flöte?

Offener Musiktheater-Workshop Regisseur Alexander Radulescu im Gespräch mit Christoph Böhmke

it einem der beliebtesten und gleichzeitig un- durchsichtigsten Musiktheaterwerke eröffnet die Hamburgische Staatsoper die nächste Spielzeit. M Mozarts Zauberflöte, dieses Welttheater, zusam- mengesetzt aus Singspiel, Volkstheater und Frei- maurerphilosophie, verzaubert und verwirrt seit mehr als zwei Jahrhunderten das Theaterpublikum. Welche Bedeutung hat dieses Stück für uns heute? Welche Aspekte dieses Gesamtkunstwerks in- teressieren uns heute besonders? Diesen Fragen möchte sich die Staatsoper in einem Musiktheater- Projekt nähern, bei dem musikbegeisterte Menschen unterschied- lichster Altersgruppen in der Spielzeit 2016/17 mitmachen kön- nen. Regisseur Alexander Radulescu hat dafür ein spannendes Konzept erarbeitet, das Mozarts Zauberflöte und Sergej Turgenjews Roman Väter und Söhne einander gegenüberstellt. Dabei lernen die Pro- jektteilnehmer in szenischer Arbeit die Charaktere der beiden Stücke kennen, setzen diese in Bezug zueinander und erzählen ge- meinsam, auch aufgrund eigener biografischer Erlebnisse, die darin geschilderten Generationenkonflikte auf ganz neue Weise.

Mit professionellen Sängerinnen und Sängern stellen die Teilneh- Alexander Radulescu mer das erarbeitete musikalisch-szenische Werk zum Ende der Spielzeit einer breiten Öffentlichkeit vor. Bei einem Ihrer letzten Projekte mit der Deutschen Kammerphil- Mehr als eintausend Neu-Hamburgerinnen und Neu-Hamburger harmonie Bremen haben Sie mit Kindern und Jugendlichen eine waren in der vergangenen Spielzeit zu Gast in der Hamburgischen Oper mit dem Titel Sehnsucht nach Isfahan einstudiert, die die Staatsoper. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Paten erlebten Ge- Geschichte des persischen Gelehrten Ibn Sina erzählt, der vor flüchtete zahlreiche Opern- und Ballettaufführungen sowie Phil- knapp 1000 Jahren lebte und der auf der Suche nach einem Ort harmonische Konzerte und Kinderprogramme. Mit diesem Musik- war, an dem er in Frieden forschen und lehren konnte. Eine Ge- theater-Workshop will die Staatsoper diese Begegnung über die schichte mit erschreckend aktuellen Bezügen. Welche Beziehun- Spielzeit 2016 /17 hinweg fortschreiben und intensivieren. gen zum Hier und Heute können die Projektteilnehmer im kom- menden Workshop herstellen? Partizipatorische Angebote, also Theaterprojekte zum Mitma- ALEXANDER RADULESCU: Spannungen zwischen den Generationen chen und Kreativ-Workshops stehen bei den etablierten Kultur- waren und sind immer ein aktuelles Thema für das Theater. Das institutionen heute hoch im Kurs. Sie selbst haben bereits zahl- gilt für die Zauberflöte genauso, wie für Väter und Söhne oder bei- reiche Erfahrungen in diesem Bereich gemacht. Was macht die spielsweise Filme wie Das Fest oder ganz aktuell Toni Erdmann. In- Wichtigkeit für solche Vermittlungsprojekte für Sie aus? teressant wird es sein, diesen Aspekt durch verschiedene kulturelle ALEXANDER RADULESCU: Für mich und meine Kollegen an der Staats- Folien zu beleuchten. Folien und Codes, die die einzelnen Projekt- oper steht im Vordergrund, dass wir den beteiligten Projektteilneh- teilnehmer mitbringen. Hier erhoffe ich mir, dass wir in der mern die Möglichkeit einräumen, ihr eigenes kreatives Potenzial Gruppe voneinander erfahren und lernen können, dass wir uns zu entdecken und dieses in der Auseinandersetzung mit Kunst und vorurteilsfrei begegnen und dass die Lebenslinien aller Mitwirken- Kunstwerken weiter zu entwickeln. Wichtig ist, dass wir das Ange- den zum tragfähigen und inspirierenden Gerüst dieses Projekts bot gezielt offen halten und Menschen unterschiedlichster Her- werden. kunft und unterschiedlichsten Alters ansprechen und begeistern wollen. Kulturvermittlung nicht als Werkzeug von Marketing oder Wie werden Sie konkret vorgehen und was erwartet die Projekt- Öffentlichkeitsarbeit sondern als Kulturpädagogik im besten Sinn. teilnehmer?

8 JOURNAL | 1.2016/17 Die Zauberflöte

ALEXANDER RADULESCU: Wir wollen mit einer Gruppe von ca. 25 Per- Moin Mozart! sonen arbeiten, die sich im Vierzehn-Tage-Rhythmus mit mir und Die Zauberflöte ist zurück in Hamburg! Und wir wollen meinen Kollegen der Staatsoper in den Räumen der Oper trifft. mit Ihnen singen: mit Moin Mozart! kommen wir zu Spielerisch – d. h. durch Improvisationen und die Entwicklung Ihnen in den Stadtteil. Gemeinsam studieren wir ein unterschiedlichster Schauspielszenen – werden wir uns beiden eigens arrangiertes Medley aus Mozarts Meisterwerk Werken nähern, die Charaktere kennenlernen und Zusammen- ein und fügen die Einzelteile zu einem großen Ganzen hänge herstellen. Ich möchte die Kursteilnehmerinnen und Kurs- zusammen. Wo? In der goldenen Mitte am Jungfern- teilnehmer ermutigen und befähigen, sich selbst zu den Hand- stieg! Bringen Sie gemeinsam mit Opernstar Hellen lungssträngen der Werke zu positionieren, sie animieren die Kwon als Königin der Nacht die Zauberflöte zum Er- Geschichte neu zu denken, zu übertragen auf eigene biografische klingen. Im Anschluss können Sie die Premiere unter Erlebnisse und sie miteinander in ein neues Gefüge zu übersetzen. Sternenhimmel an der Binnenalster genießen – Jette Da wir an einem Musiktheaterprojekt arbeiten, stehen die Musik Steckels Zauberflöte wird zeitversetzt aus der Staatsoper und die Dialoge der Zauberflöte ganz klar im Mittelpunkt unserer übertragen. Arbeit. Sicher müssen wir auf die Fähigkeiten und Interessen der Natürlich ist das Erlebnis für alle kostenlos! Kursteilnehmer eingehen und im Zweifelsfall auch mehrsprachig 18.00 Uhr in Ihrem Stadtteil Hamburg Nord Evangeli- arbeiten. Die Neugier auf andere Kulturen und die Freude an der sche Stiftung Alsterdorf, Wandsbek Stadtteilschule Begegnung sind dabei wichtige Voraussetzungen. Alter Teichweg, Hamburg Mitte/Veddel Immanuelkir- che, Altona Musikkindergarten Hamburg, Eimsbüttel Zum Ende der Spielzeit werden Sie das Stück in öffentlichen Auf- New Living Home, Harburg Goethe-Schule, Bergedorf führungen präsentieren? Wann und wo sind diese geplant? Haus im Park ALEXANDER RADULESCU: Noch haben wir keine festen Termine und Die Anfahrt der Stadtteil-Teams an den Jungfernstieg auch die Örtlichkeit steht noch nicht fest. Gut möglich, dass wir in ist mit dem HVV kostenlos. die Stadt hinausgehen und auch außerhalb der Staatsoper aktiv 19.30 Uhr am Jungfernstieg werden. Wichtig ist mir, dass wir dieses Projekt zusammen mit den Teilnehmern entwickeln. Mein Konzept steht, dennoch freue ich 20.45 Uhr Open-Air-Übertragung der Zauberflöte live mich darauf, gemeinsam mit den Mitwirkenden daran zu feilen zeitversetzt aus der Staatsoper. Unter Sternenhimmel und es weiter zu entwickeln. ist die Vorstellung für alle auf Großbildleinwand im Rahmen des Binnenalster Filmfests kostenlos zu erle- Voraussetzung zur kostenlosen Teilnahme: ben, das in Kooperation des City Management Ham- Mindestalter 16 Jahre burg, des „Verein Lebendiger Jungfernstieg e.V.“ und Begeisterung für das Musiktheater und für kreatives Arbeiten Filmfest Hamburg veranstaltet wird. Mit freundlicher Freude an der Begegnung mit anderen Theaterbegeisterten aus ver- Unterstützung der Haspa Musik Stiftung. schiedenen Herkunftsländern Musikalische Grundkenntnisse und Interesse an szenischem Spiel Weitere Kooperationspartner: Deutsches SchauSpiel- Bereitschaft, sich für eine gesamte Spielzeit zu verpflichten (zwei Tref- Haus, NEW GENERATION, The Young ClassX, NEW fen pro Monat in den Räumen der Hamburgischen Staatsoper) HAMBURG, Körber-Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, Hapag-Lloyd Stiftung, Stiftung zur Förderung der Anmeldungen mit einem kurzen tabellarischen Lebenslauf Hamburgischen Staatsoper bis 15. Oktober 2016 an: Alle Infos gibt es hier: Christoph Böhmke moinmozart.staatsoper-hamburg.de 040-3568624 #moinmozart. [email protected]

1.2016/17 | JOURNAL 9 Ballett Wiederaufnahme

Alexandre Riabko als Vaslaw Nijinsky

10 JOURNAL | 1.2016/17 Nijinsky

Wiederaufnahme Vorstellungen Musik 24. September 2016 28., 30. September, Frédéric Chopin, Robert Schu- 19.30; 2. Oktober, mann, Nikolaj Rimskij-Korsakow 19.00 Uhr 18.00 Uhr und Dmitri Schostakowitsch

Choreografie, Bühnenbild und Kostüme John Neumeier

Musikalische Leitung Simon Hewett

„Nijinsky“ – Ein Ballett für das 21. Jahrhundert Wiederaufnahme von John Neumeiers legendärer Choreografie

„Neumeier-Uraufführung feiert Triumph in nik, mit der er scheinbar mühelos die lung zu Leben und Werk von Vaslaw Nijin- der Staatsoper“, titelte Der Spiegel nach der Schwerkraft hinter sich ließ. sky zusammengetragen, unter anderem die umjubelten Premiere des Balletts Nijinsky im Ausgebildet an der renommierten Tanz- weltweit größte Sammlung von dessen Jahr 2000. Es war John Neumeiers erste akademie in St. Petersburg, wurde Nijinsky Zeichnungen. Die persönliche Faszination große Uraufführung nach der symbolträch- zunächst Mitglied des Kaiserlichen Balletts. John Neumeiers für den Ausnahmetänzer tigen Jahrtausendwende. Dem historischen Nach der Begegnung mit Serge Diaghilew entstand aber lange, bevor er zum Sammler Moment entsprechend begegnen sich in die- nahm Nijinsky 1909 als führender Solist an wurde und reicht zurück bis in seine Kind- sem Ballett Vergangenheit und Zukunft auf den ersten Auftritten der Ballets Russes in heit. Eine Biografie über den legendären eindrucksvolle Weise. Paris teil. Dem Impresario Diaghilew gelang Tänzer gehörte zu den ersten Büchern, die John Neumeier hat sich mit dem russi- mit diesem Tournee-Ensemble eine Sensa- John Neumeier über Ballett gelesen hat. Das schen Tänzer und Choreografen Vaslaw Ni- tion: Mit seiner russischen Gastcompagnie Eintauchen in die Geheimnisse seiner Bio- jinsky sein ganzes Leben beschäftigt. Mehr- mischte er das behäbige Pariser Ballettum- grafie wurde für ihn zu einer Suche nach der fach schuf er Choreografien – wie Vaslaw, Le feld auf und machte die Ballets Russes zum Bedeutung der Kunstform Ballett: „Ich habe Sacre und Le Pavillon d’Armide –, die von Ni- Gesprächsthema der Pariser Salons. Nijinsky versucht, immer mehr Wissen, Eindrücke jinsky inspiriert sind. Dem Hamburger Pu- wurde zum männlichen Startänzer der und Gefühle zu sammeln, weil ich mich zur blikum ist der Name nicht zuletzt durch die Compagnie und schuf revolutionäre Cho- gleichen Zeit auf eine Karriere als Tänzer Nijinsky-Gala ein Begriff, die den feierlichen reografien wie die zum Sacre du Printemps. vorbereitet habe. Ich brauchte fassbare Höhepunkt der Saison zum Abschluss der Sein spontaner Entschluss zu heiraten führte Dinge – Bilder, Worte – über den Tanz als Hamburger Ballett-Tage markiert. John im Jahr 1913 zum Bruch mit Diaghilew – der Kunstform, um in meiner Phantasie diese Neumeier hatte dieses hochkarätige Veran- Ausbruch des Ersten Weltkriegs brachte wei- Welt zu bauen, in die ich eintreten wollte.“ staltungsformat mit der bezeichnenden Na- tere Einschränkungen seiner Karriere. Als Die spektakuläre Lebensgeschichte von mensgebung bereits in seiner zweiten Ham- desaströs erwies sich seine zunehmende Gei- Vaslaw Nijinsky, vermittelt auch durch des- burger Spielzeit eingeführt. steskrankheit: 1919, in seinem 30. Lebens- sen Tagebuch, zeigte John Neumeier, dass jahr, trat Nijinsky das letzte Mal vor Publi- Tänzer jenseits ihrer Bühnenerfolge als Tänzer und Choreograf kum auf. Rund drei Jahrzehnte sollte ihn Menschen ernst genommen werden müs- Wer in die Berichte über das Leben von diese Krankheit gefangen nehmen; nicht zu- sen. Abbildungen von Nijinskys berühmten Vaslaw Nijinsky eintaucht, dem wird sofort letzt verwehrte sie dem Menschen Nijinsky, Rollen, beispielsweise aus Scheherazade, ver- klar, dass von diesem Menschen eine unge- sich in der ihm angemessenen Ausdrucks- mittelten ihm das Potential des Balletts zu wöhnliche Faszination ausging. Von keiner form – dem Tanz – zu artikulieren. einem geheimnisvollen Drama. Geringeren als Sarah Bernhardt ist der Aus- Die bahnbrechende Leistung von Vaslaw spruch überliefert: „Ich bekomme Angst, Das Vermächtnis Nijinsky als Choreograf sollte John Neu- denn ich sehe den größten Schauspieler der John Neumeier hat in der nach ihm be- meier erst später in vollem Umfang bewusst Welt.“ Legendär war auch seine Sprungtech- nannten Stiftung eine umfassende Samm- werden. Lincoln Kirsteins Erkenntnisse FOTO: KIRAN WEST KIRAN FOTO:

1.2016/17 | JOURNAL 11 Ballett Wiederaufnahme

spielten dabei eine wichtige Rolle: Er vertrat skys Sensationserfolge mit den Ballets Rus- die Auffassung, dass Nijinsky als einer der ses wach. Eine dieser Rollen ist der Goldene ers ten mit der Vorstellung brach, es müsse Sklave aus Scheherazade. Für John Neumeier immer eine Handlung vorliegen, die Anlass ist sie das Sinnlichste, was Nijinsky auf die zum Tanzen gebe. Vielmehr stellte Nijinsky Bühne gebracht hat. In seinem eigenen Bal- an sich den Anspruch, für jedes Ballett eine lett verzichtet er darauf, die Originalchoreo- eigene Gesten- und Körpersprache zu ent- grafie zu rekonstruieren. Vielmehr versteht wickeln. Die kompromisslose und selbstbe- er es auf meisterhafte Weise, die Effekte, von wusste Konsequenz, mit der der berühmte denen Nijinskys Zeitgenossen so lebendig Tänzer Nijinsky sich für seine choreografi- berichten, für das Publikum von heute wie- schen Visionen stark machte, trifft auf John derzubeleben. Neumeiers uneingeschränkte Bewunde- Im weiteren Verlauf des Balletts streift Ni-

rung: „Er, der über eine exzellente Technik jinskys Fantasie durch sein Leben: Seine Fa- BADEKOW HOLGER FOTO: verfügte, dem tanztechnisch alles zur Verfü- milie, sein kompromissloser Einsatz für eine Susanne Menck gung stand, was damals überhaupt möglich neue choreografische Sprache und seine war, der vergöttert wurde, verzichtete auf das plötzliche Vermählung in Südamerika wer- tet, die bei jeder Probe anwesend ist und in alles. Und choreografierte nicht hier ein klei- den thematisiert. Die skandalträchtige Ur- der „Benesh-Notation“ genannten Tanz- nes Solo für sich, dort einen seiner berühm- aufführung des Sacre du Printemps ver- schrift jede Szene mitschreibt. ten Sprünge, sondern suchte konsequent in schränkt sich mit einer alptraumhaften Seit 1979 war Susanne Menck für diese jedem seiner Stücke nach einem neuen Stil, Vision des Ersten Weltkriegs. Aufgabe verantwortlich. Die Kreation von einer neuen Bewegungssprache.“ Nijinsky im Jahr 2000 begleitete sie gemein- Lebendige Erinnerung sam mit ihrer Kollegin Sonja Tinnes, die seit Das Ballett Wenn ein Ballett von John Neumeier – der Pensionierung von Susanne Menck allei- In John Neumeiers Ballett Nijinsky bildet wie bei der Wiederaufnahme von Nijinsky – nige Choreologin beim Hamburg Ballett ist. die realistische Wiedergabe von Vaslaw Ni- neu einstudiert wird, übernehmen dies die Am 14. Juni 2016 ist Susanne Menck nach jinskys letztem öffentlichem Auftritt den Ballettmeister und natürlich John Neumeier schwerer Krankheit in Hamburg gestorben. Ausgangspunkt für eine Reise in die Welt des selbst. Neben der persönlichen Erinnerung Mit Dankbarkeit blickt John Neumeier auf Titelhelden. Nijinsky steht an der Grenze an vorhergehende Vorstellungsserien und ihre große Leistung zurück: „Im Juni dieses zum Wahnsinn – und das Bühnengeschehen deren Videoaufzeichnung gibt es ein Doku- Jahres mussten wir Abschied nehmen von entfaltet gleichsam seine Gedanken, Erinne- ment, in dem jeder einzelne Schritt des Bal- Susanne Menck, die als Choreologin über rungen und Wahnvorstellungen während letts auf Papier festgehalten ist: die so ge- Jahrzehnte die Entstehung meiner Ballette dieses Auftritts. nannte „Bibel“. Seit Jahrzehnten wird die begleitet hat. Sie ist ein wichtiger Teil des Ausgelöst durch ein Trugbild von Serge Entstehung der Ballette von John Neumeier Hamburg Ballett und wir verlieren mit ihr Diaghilew werden Erinnerungen an Nijin- in Hamburg von einer Choreologin beglei- ein Stück lebendiger Erinnerung.“

Hélène Bouchet und Alexandre Riabko Ein Denkmal für die Zukunft John Neumeiers Ballett Nijinsky ist für sich genommen ein Beweis für die Leben- digkeit des historischen Titelhelden. Vaslaw Nijinsky war „das“ große Ballettgenie des 20. Jahrhunderts und seine Vergegenwärti- gung vermag auch heute noch das große Bal- lettpublikum zu begeistern: Seit der Urauf- führung im Jahr 2000 wird John Neumeiers Ballett – und damit auch das historische Ver- mächtnis Nijinskys – durch eine junge Tän- zergeneration wachgehalten. Die Erfolge von Nijinsky in Hamburg sowie bei zahlrei- chen Gastspielen in Europa, Asien, Austra- lien und Amerika zeigen dies eindrücklich – ebenso wie die internationalen Übernah- men des Balletts, beispielsweise durch das National Ballet of Canada und aktuell durch das Australian Ballet. | Jörn Rieckhoff

12 JOURNAL | 1.2016/17 Das Balletträtsel Nr. 1

Kultivierter Narzisst trifft auf verträumtes Mädchen vom Lande.

Sein Leben ist geprägt vom Überdruss am Überfluss und dem schnellen, vergnügungssüchtigen Leben in der Großstadt. So zieht der Hedonist ruhelos von Ort zu Ort und ist nicht im- stande, echte Beziehungen zu Menschen einzugehen. Auf das zutiefst ernsthaft empfundene Liebesgeständnis des jungen Mädchens reagiert er mit abgeklärtem Zynismus und kann sich allenfalls ironisch mit der Liebe als Spiel und Imagination auseinandersetzen. Was klingt wie die Beschreibung unsteter Generation-Y-Glo- betrotter-Hipster aus dem gehobenen bürgerlichen Mittel- stand, den heutigen Nutznießern der babyboomenden Nach- kriegsgeneration, hat seinen Ursprung in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Im zugrundeliegenden Versroman ist es der Adel, der Zeit und Geld nicht fruchtbar macht, sondern Realitätsflucht betreibt. So auch die Gegen- spielerin des dandyhaften Jünglings, die sich in die Welt der Literatur und ihre Traumfantasien zurückzieht und ganz hollywood reif an die große, wahre Liebe auf den ersten Blick glaubt. Als der werte Herr Jahre später begreift, dass die Dame doch Potenzial hätte, sein verkühltes Herz zu erwärmen, ist es jedoch zu spät für ein Happy End. Opportunismus oder Selbstbestimmtheit? Sie entscheidet sich gegen Abenteuer und Wissen, wo die Leidenschaft und für ein Leben in Wohlstand und Sicherheit. Statt den Lebemann in den Mittelpunkt zu stellen wie Ro- manvorlage, Oper und andere künstlerische Bearbeitungen, Musik spielt! geht es im gesuchten Ballett um das titelgebende Mädchen, das vom Kind zur Frau wird.

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Ein Meisterwerk! John Neumeiers Neuproduktion Turangalîla im Spiegel der Presse

Wie zu erwarten, gehen die Kritiker vor- Akris-Chefdesigner Albert Kriemler be- zugsweise auf die Leistung von John Neu- zeichnet sie als „puristisch und elegant“ und meier ein, der nach rund einem halben Jahr- führt weiter aus: „Die Männer steckte er in hundert als erster Choreograf von den asiatisch inspirierte Hosenröcke aus Jersey, Messiaen-Erben die Erlaubnis erhielt, die die Frauen tragen knie- und bodenlange Turangalîla-Symphonie auf die Bühne zu Kleider in allen erdenklichen Rottönen, die bringen. Hartmut Regitz (Stuttgarter Nach- herrlich mitschwingen und die Bewegungen richten) bemerkte dazu: „Bravourös hält in den Raum verlängern.“ Dorion Weick- Neumeier die Balance zwischen Ekstase und mann (Die Zeit) hob die enge Verbindung Askese, Konkretheit und Abstraktion … Oli- von Musik und Tanz hervor: „Die räumliche vier Messiaen hätte seine Freude gehabt.“ Nähe macht das Philharmonische Staatsor- Alexandra Albrecht bescheinigte John chester und die Akteure des Hamburg Bal- Neumeiers Choreografie in der Frankfurter letts zu hinreißenden Komplizen. … Wo Allgemeinen Zeitung eine gelungene Ba- sonst, wenn je, treten Tanz und Musik in lance zwischen intellektuellem und intuiti- einen derart sensiblen Dialog? Es ist ein star- vem Zugriff. Einerseits hebt sie positiv her- kes Signal, das Nagano und Neumeier hier vor, dass er die Sinfonie „nicht sklavisch Ton aussenden.“ für Ton in Bewegung umsetzt“, sondern „die | Jörn Rieckhoff musikalischen Leitmotive im Tanz“ auf- nimmt. Andererseits sieht sie die Momente als besonders gelungen an, „in denen er die Handlung hintanstellt und einfach der Le- bensfreude und Energie, die in dieser Sym- phonie stecken, Ausdruck verleiht“. Ohne Einschränkung wird auch die Leis- tung des Hamburg Ballett und besonders Zum Auftakt der 42. Hamburger Ballett- der Solorollen positiv gewürdigt, beispiels- Tage fand am 3. Juli die Uraufführung von weise von Stefan Grund (Die Welt): „Hier (in John Neumeiers Ballett Turangalîla statt. Der einer Reihe von Pas de deux) glänzen die So- Hamburger Ballettintendant und Chefcho- listen Hélène Bouchet und Carsten Jung, die reograf gilt als Meister des Sinfonischen Bal- innig aneinander hängen … Auch das En- letts – allein von Gustav Mahler hat er neun semble überzeugt in dieser intensiven Pro- sinfonische Werke choreografiert. Mit sei- duktion rest- und ausnahmslos. Der aufre- nem neuen Ballett Turangalîla zur gleichna- gende Bilderreigen hebt mit dem tänzerisch migen Sinfonie von Olivier Messiaen setzt er herausragenden Christopher Evans an, der diesen Weg auf eindrucksvolle Weise fort. als Erster ins Licht tritt und wie ein Dichter, Die Presseresonanz zur Uraufführung ein Betrachter erfühlt, erschmeckt und er- war geradezu euphorisch. Die Zeit jubelte: fleht.“ „Neumeier, Nagano, bravo! Eine exzellente Obwohl es sich bei Turangalîla um eine Turangalîla an der Staatsoper“ (Dorion Ballettpremiere handelt und die Choreogra- Weickmann). Ähnlich die Bild-Zeitung fie naturgemäß im Zentrum steht, fand das (Lien Kaspari): „Ballett-Tage starten mit künstlerische Produktionsteam, das John einem Highlight. Die Ballettwelt ist um ein Neumeier um sich versammelt hat, ebenfalls Meisterwerk reicher!“ Das Hamburger große Beachtung. Alexandra Albrecht (FAZ) Abendblatt titelte: „Pure Schönheit und Ele- ging näher auf Bühnenbild und Kostüme ganz. Mit der hinreißenden Uraufführung ein. Die Bühne, auf der das Philharmonische von Olivier Messiaens Turangalîla wurden Staatsorchester sitzt, erinnert sie „manchmal links: Marc Jubete, Xue Lin, Christopher Evans; die 42. Hamburger Ballett-Tage glanzvoll er- an einen modernen Konzertsaal und dann oben: Hélène Bouchet, Carsten Jung öffnet“ (Annette Stiekele). an einen sakralen Ort“. Die Kostüme von rechts: Hélène Bouchet, Alexandr Trusch

14 JOURNAL | 1.2016/17 John Neumeiers erstes Handlungsballett Romeo und Julia in Hamburg und Baden-Baden

2016 ist ein „Shakespeare-Jahr“: Die literarische Welt feiert den 400. desmal gefragt, ob diese Arbeit noch eine Relevanz für mich hat, ob Todestag des englischen Nationaldichters. Auch das Hamburg Ballett ich noch an dieses Stück glaube. Es bedeutet mir noch immer viel – richtet sein Programm darauf aus. Nachdem in der ersten Jahres- das Werk ist im Laufe der Jahre gewachsen: Seit es in Hamburg ge- hälfte unter anderem John Neumeiers Shakespeare Dances und zeigt wird, ist es eine viel größere Produktion. Aber meine choreo- Othello zu sehen waren, kehrt im Herbst sein Ballett Romeo und Julia grafische Leseart Shakespeares ist in ihrer Essenz gleich geblieben.“ prominent auf den Spielplan zurück. Insgesamt acht Vorstellungen Im Herbst wird Romeo und Julia –neben dem Galaprogramm The dieses Klassikers werden in Hamburg und Baden-Baden über die World of John Neumeier – erstmals im Festspielhaus Baden-Baden zu Bühne gehen. sehen sein. Bühne und Zuschauerraum sind dort ganz anders auf- Ein Dichterjubiläum bestimmt den Ballettspielplan? Was auf den gebaut als in Hamburg. Für John Neumeier ist dieser Transfer eine ersten Blick ungewöhnlich erscheint, ergibt sich beim Hamburg Bal- willkommene Gelegenheit, sein Ballett an die neue Aufführungssi- lett ganz natürlich, denn John Neumeier ist in aller Welt für seine tuation anzupassen: „In Baden-Baden entsteht eine Art Labor-Situa- abendfüllenden Handlungsballette berühmt. Er selbst beschreibt tion – das ist etwas, was ich sehr gerne mag. Dass wir jeweils ein paar seine Motivation in einfachen Worten: „Mich hat es immer fasziniert, Tage haben, um ein Stück neu zu konzipieren, ist etwas sehr Wesent- Literatur in eine neue, völlig ‚sprachlose‘ Form umzusetzen.“ Die liches: Es macht unsere Vorstellungen dort besonders lebendig.“ Wahrhaftigkeit und Allgemeingültigkeit der Shakespeare’schen Fi- | Jörn Rieckhoff guren machen dessen Dramen zum idealen Ausgangspunkt von John Neumeiers Choreografien. Vorstellungen 4., 5., 10., 11., 17. November, 19.00 Uhr Vorstellungen in Baden-Baden 14.-16. Oktober Ein legendäres Ballett Für John Neumeier persönlich ist Romeo und Julia ein zentrales Ballett, denn es begleitet ihn seit Jahrzehnten und markiert wichtige Stationen seiner Karriere. In Hamburg war es seine erste große Pre- miere, aber die Anfänge des Balletts liegen weiter zurück: „Romeo und Julia ist das allererste Handlungsballett, das ich in meinem Leben kreiert habe. Entstanden ist es in meiner Frankfurter Zeit. Im Ver- gleich zu allen anderen Romeo und Julia-Balletten, die ich bis dahin gesehen hatte, bedeutete es eine Art ‚Revolution‘. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, schon als Tänzer in Stuttgart hatte ich diese Fassung im Kopf.“ Der einflussreiche Ballettkritiker Horst Koegler beschrieb 1974 anlässlich der Hamburger Premiere die Wucht, mit der John Neu- meiers neuartiger Zugriff auf den literarischen Stoff das Publikum berührte: „Zu der Überraschung, hier einem der ganz wenigen dra- maturgisch denkenden Choreografen zu begegnen, gesellte sich die Erkenntnis, es mit einem Choreografen zu tun zu haben, der, von der ebenso solide wie phantasievoll beherrschten Basis des klassisch-aka- demischen Tanzes ausgehend, über ein weites Bewegungsvokabular verfügt, das mühelos charaktertänzerische und sogar Elemente des Modern Dance zu assimilieren imstande ist.“ Man spürt regelrecht, wie der Kritiker nach Worten ringt, um die umfassende Leistung von John Neumeier auf das Papier zu bannen!

Ein Ballett – zwei Bühnen John Neumeier legt großen Wert darauf, dass seine Ballette ihr Ei- genleben haben. Er ist in praktisch jeder Vorstellung des Hamburg Ballett persönlich anwesend und hat auf diese Weise jederzeit die Möglichkeit, die Produktion auf ihre innere Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen. Für jede Neueinstudierung gilt dies natürlich erst recht: „Bei den Wiederaufnahmen von Romeo und Julia habe ich mich je-

1.2016/17 | JOURNAL 15 Oper Premiere

Premiere A Musikalische Leitung Senza Sangue Herzog Blaubarts Burg Einführungsmatinee 6. November 2016 Péter Eötvös/ mit Mitwirkenden Gregory Vajda La donna Herzog Blaubart der Produktion 18.00 Uhr (15., 23., 30.11.) Angela Denoke Bálint Szabó Moderation Inszenierung L’uomo Judith Johannes Blum Premiere B und Bühnenbild Sergei Leiferkus Claudia Mahnke 30. Oktober 2016 9. November 2016 Dmitri Tcherniakov Kostüme um 11.00 Uhr 19.30 Uhr Elena Zaitseva Orchesterprobensaal Aufführungen Licht 15., 19., 23., 26., Gleb Filshtinsky 30. November Dramaturgie Johannes Blum

Ungarn – Belgien 0:4 Zwei Opern in Budapest: Senza Sangue und Herzog Blaubarts Burg

as Nemzeti Shínház, das Nationaltheater in Budapest, eine holzrahmendurchsetzte Glasdecke, Imitat großbürgerlicher liegt am südlichen Rand der Innenstadt von Pest am Bauten im Paris des 19. Jahrhunderts, an der Außenfassade mythi- Ostufer der Donau. Das Haus ist erst einige Jahre alt, scher Kitsch in Form antikisierender Skulpturen. Gleichwohl hatte D beherbergt das Sprechtheater und ist in diesem Som- dieses Theater eine aufregende Zeit, als Róbert Alföldi, populärer ho- mer Spielort des Armel Opera Festivals, in dessen Rah- mosexueller Filmschauspieler, scharfzüngiger TV-Talkmaster und men ein Doppelabend unter der musikalischen Leitung von Péter für einen guten Skandal immer zu haben, fünf Jahre lang bis 2013 Eötvös stattfindet: Senza Sangue, eine Uraufführung des Komponis - künstlerischer Leiter dieses Hauses war. Sein Engagement als Inten- ten Eötvös, zusammen mit Ungarns Nationaloper Herzog Blaubarts dant endete in Folge eines Interviews mit einer Journalistin, die ihn Burg. Dieselbe Kombination beider Stücke wird im November in mit Unterton auf eine in seiner letzten Inszenierung vorkommenden Hamburg zu sehen sein, in der Neuinszenierung von einem der an- Oralsexszene ansprach. Der Höhepunkt des Gesprächs war gekom- gesehensten Opernregisseure unserer Zeit, Dmitri Tcherniakov. Der men, als er mit vernichtender Freundlichkeit der seriösen Dame Besuch in Budapest galt also dem ersten Kennenlernen des neuen einen bis zu ihrem Lebensende erfüllten Oralsex wünschte. Eben die- Stückes Senza Sangue, basierend auf dem Roman des italienischen ser Alföldi ist nun Regisseur von Senza Sangue: er kehrte also nach Erfolgsautors Alessandro Baricco (Seide) und einem langen Ge- knapp 3 Jahren wieder, nun als Gast zurück an sein ehemaliges Haus, spräch mit Péter Eötvös, das am dritten Tag des Besuches in seinem das er, wie Eötvös anerkennend sagt, klug und mit Erfolg geleitet Haus hoch oben in Buda, fast am Stadtrand von Budapest, stattfin- habe. Die Generalprobe holpert und zieht sich aufgrund technischer det. Pest sei, sagt Eötvös in mitleidigem Ton, flach, und er gibt zu ver- Probleme zäh dahin bis 16:20. Um 19:00 ist Premiere. stehen, dass er nicht nur die Topographie damit meint. Es sei voller Es läuft gerade die Fußball Europa-Meisterschaft, und ich sitze am hässlicher Gebäude, von Geld und Geschäften durchsetzt, laut, lär- Tag zuvor in einem public viewing auf dem Erzsébet Platz, genau an mig, oberflächlich. Im bergigen Buda hingegen könne man wohnen, dem Ort, auf dem der alte Bau des Nationaltheaters bis zu seinem leben, sich wohlfühlen. Aber das sagen die meisten Ungarn, und sie Abriss gestanden hatte. Seither gibt es dort auf dem weiterhin unbe- tun Pest, finde ich, Unrecht. bauten Platz einen der angesagtesten Clubs in Budapest, Gödör ge- Das Nationaltheater ist eine der groteskesten Bausünden, die man nannt, das Loch – ein Name, der Bände spricht. Deutschland gewinnt sich denken kann. In seiner demonstrativ rückwärtsgewandten das Spiel gegen die Slowakei, jedes Tor wird mit freundlichem Ap- „Schönheit“ ist das Theater ein Architektur gewordener Auswuchs plaus bedacht. In der Halbzeitpause flimmern ungarische Fans auf des kulturellen Miefs der neuen Regierung von Orbáns Fidesz-Partei. dem Weg ins Stadion in Toulouse zum Spiel gegen Belgien über die Innen führen wuchtige Balustraden aus falschem (?) Marmor nach Leinwand – und die Kontenance ist dahin. Naturgewaltliche „Magya- oben, tiefblauer Teppichboden durchzieht die Galerien, zweifelhaft rország“-Rufe bewegen mich zum Rückzug. Ungarn verliert und ver- altmodische Ampeln geben schummriges Licht. Im Zuschauerraum lässt das Turnier mit der Genugtuung, dem späteren Europameis ter

16 JOURNAL | 1.2016/17 Senza Sangue / Herzog Blaubarts Burg

Mahnmal: Schuhe am Ufer der Donau in Budapest

1.2016/17 | JOURNAL 17 Oper Premiere

ein 3:3 abgezwungen zu haben. Die Sonne ist untergegangen und auf schreiben, nicht ganz unähnlich zu Akira Kurosawas filmischem der Suche nach einem ruhigeren Ort sehe ich am Donauufer eine Meisterwerk Rashomon. Und auch in Senza Sangue haben wir es mit Reihe alter Schuhe direkt über dem Wasser stehen. Die Schuhe sind zwei Menschen zu tun, die sich über ein gemeinsames Erlebnis klar- aus Metall, und zusammen mit ein paar anderen Leuten, die still am werden möchten. Doch ob es ihnen gelingt, ob so etwas überhaupt Ufer stehen, wird mir klar, das hier der in Ungarn getöteten Juden gelingen kann oder soll, bleibt fraglich. gedacht wird. Die Morde wurden von den sogenannten Pfeilkreuz- Der erste Teil von Alessandro Bariccos Roman Senza Sangue be- lern begangen, einer faschistischen Bewegung, die am Ende des Zwei- schreibt einen Überfall von Rebellen auf eine Farm eines Mannes, ten Weltkriegs mit dem Hitlerregime kollaborierte. der dort mit seinen beiden Kindern lebt. Dieser Mann gehörte bis Am Tag nach der Premiere bin ich also bei Peter Eötvös und seiner zum politischen Umbruch als wichtiges Geheimdienstmitglied Frau Mari Mezei, von der mehrere Libretti zu Eötvös’ Opern stam- einem diktatorischen Unrechtsregime an, wofür Baricco ein süd- men, auch der Text zu Senza Sangue nach dem Roman von Baricco amerikanisches Land wie Argentinien oder Chile als Vorlage gedient stammt von ihr. Eötvös ist ein aufmerksamer, klug und zurückhal- haben mag. Alte Gegner aus dieser Zeit, ehemalige Widerständler, tend fomulierender Gesprächspartner, mit viel leisem Humor. Drei möchten alte Rechnungen begleichen. Der Mann ist verantwortlich Stunden sind lang, und immer wieder zaubert Mari Mezei Stärken- für Folterungen von Kameraden gewesen. Er soll sterben. Sie über- des auf den Tisch. fallen seine Farm, bringen ihn und seinen Sohn um. Kurz vor dem Blaubart, sagt Eötvös, ist die erste wirklich ungarische Oper. Das Angriff war es ihm aber noch gelungen, seine Tochter unter dem Die- hatte stark mit einer Anti-Habsburg-Bewegung zu tun, die Anfang lenboden eines Zimmers zu verstecken. Einer der Revolutionäre, der des 20. Jahrhunderts viele Ungarn, auch Bartók erfasst hatte. All das, jüngste, entdeckt das Mädchen: er klappt die Diele hoch, sieht das was vorher als „ungarische Musik“ in den Köpfen und Konzertsälen Mädchen, das zusammengekrümmt auf der Seite liegt. Sie schauen erklang (Berlioz, Brahms, Liszt etc.) hatte, so sagt Eötvös, „mit Un- sich für einen langen Moment in die Augen. Ein Moment, der Jahr- garn gar nichts zu tun“. Bartók betrieb musikethnologische For- zehnte überdauern wird. Der junge Mann schließt den Boden wieder. schungen, indem er die höchst komplexe asymmetrische ungarische Der zweite Teil dieses Romans spielt lange Zeit später. Eine Frau spa- Volksmusik, die mit unserem metrischen System kaum erfassbar ist, ziert über den Marktplatz einer größeren Stadt, bemerkt einen Los- trotzdem notenschriftlich fixierte. Bartók war aber so klug, diese Er- verkäufer und überredet ihn, mit ihr einen Kaffee trinken zu gehen. kenntnisse nie in seiner Kunstmusik zu verwenden, gleichwohl fin- Er weiß, wer sie ist. In einem langen Gespräch versuchen nun die bei- den sich Elemente der Volksmusik in den Gesangspartien des Blau- den, über die Vergangenheit zu sprechen. Über allem schwebt die bart, die er aber in eine Art Richard Strauss-Orchestrierung Sehnsucht der beiden, etwas ungeschehen zu machen. Das Gespräch hineinmontierte. Blaubart sei Bartóks Spiegelfigur, sagt Eötvös, es sei kreist um Rache, Verzeihung, Erlösung. Aber eigentlich möchten sie auch Bartóks Thema gewesen, was man dem anderen oder der Mit- diesen einen Moment beschwören, sie möchten verstehen, was sie welt von sich zeigt, und was man lieber verschweigt. trennt oder verbinden kann, was der eine im anderen sucht. Als beide In Bartóks Oper betritt Blaubart zusammen mit Judith das tiefe nicht mehr weitersprechen können, fragt die Frau den Mann, ob er Dunkel seiner Burg. Judith ist jung, hat offenbar alles, was sie an ihr mit ihr auf ein Hotelzimmer gehen möchte. Sie schlafen miteinander, früheres Leben gebunden hat, aufgegeben, um sich nur noch ihrer danach liegt sie, zusammengekrümmt und an ihn geschmiegt, auf Liebe zu Blaubart zuzuwenden. Die Oper beschreibt – das ist ihr der Seite. symbolistisch aufgeladener und doppelbödiger Inhalt – das Sicht- Péter Eötvös hat natürlich nur den zweiten Teil des Romans zu barwerden der Innenwelt Blaubarts, seiner „Burg“. Eine Burg wird seiner Oper gemacht. Die Frage wird sein, wie sich diese beiden Ge- belagert, und in ihre Mauern reißt der Angreifer Lücken, es sei denn, schichten aneinanderbinden. Im Blaubart ist es der Mann, dessen der Burgherr lädt zur Belagerung ein und befragt den Belagerer, ob Geschichte zu entdecken ist, in Senza Sangue ist es die Geschichte der dieser auch wirklich bereit sei, das Belagerte als dann eingenomme- Frau: wie tritt sie ihrem Retter, der aber ihren Vater umgebracht hat, nes Eigentum zu tragen. Und so öffnet auf Judiths dringenden der ein Folterer war, gegenüber? Sie hat alle Revolutionäre bis auf Wunsch hin Blaubart die geheimen Türen seines Ichs: die Folterkam- einen umgebracht. Der Mann weiß, dass sie ihn eines Tages finden mer, die Waffenkammer, die Schatzkammer, den Garten, seine Län- würde. Und beide möchten diesen Moment des gemeinsamen Bli- dereien. Die Burg wird heller, Licht strömt herein. Zwei Türen noch, ckes wiederhaben: nur jetzt ohne Blutvergießen. Senza Sangue. In beide kämpfen um ihre Öffnung. Hinter der sechsten Tür erstreckt Blaubart geht das Paar in den Clinch. Womöglich wäre es besser ge- sich ein Tränensee, und aus der siebenten treten die drei ersten Ehe- wesen, sie hätten sich nie wieder gesehen. frauen Blaubarts, die er offenbar umgebracht hat. Judith wird die Nach dem Gespräch mit Eötvös bleibt mir noch etwas Zeit in der vierte sein. Aber vielleicht beobachten wir nicht nur Blaubarts Wei- Stadt, bevor ich zum Flughafen muss. Ich verliere mich in einem Ein- gerung, sondern auch Judiths Mut, Sehnsucht und Risikobereit- kaufszentrum mit all den Läden, die eine ordentliche europäische schaft, vielleicht auch ihren Leichtsinn. Großstadt im Portfolio haben muss. Wie nah oder fern in diesen Eötvös beschreibt, dass ihn an Stoffen für Opern immer wieder Tagen die Verbundenheit mit dem politischen Europa ist, spielt für interessiert hat, wenn zwei oder mehrere Figuren ein und denselben die Verkaufsbilanz der Waren und ihrer Attraktivität beim Laufpu- Sachverhalt empfinden, wahrnehmen und bewerten. Deshalb hat er blikum keine Rolle. An diesem Tag läuft das Fußballspiel, das die Un- auch für seine Oper Tri sestri aus dem vieraktigen Drama von Anton garn gegen Belgien verloren haben, als Wiederholung im Fernsehen. Tschechow Drei Schwestern eine 3-stufige Sequenz herausdestilliert, Eine Kneipe hat einen Bildschirm im Biergarten. Keiner schaut hin. in der mehrere Personen ihre jeweils anderen Empfindungen be- | Johannes Blum

18 JOURNAL | 1.2016/17 Senza Sangue / Herzog Blaubarts Burg

Biografien der Mitwirkenden Senza Sangue / Herzog Blaubarts Burg

Péter Eötvös Elena Zaitseva Zubin Mehta, Riccardo Muti, Seiji Ozawa, Gen- (Musikalische Leitung) (Kostüme) nadi Roshdestwenski und Sir Georg Solti. Zahl- reiche CD-Aufnahmen von ihm liegen vor. In ist einer der bedeutenden In- stammt aus St. Petersburg Hamburg gab der russische Bariton 1995 einen terpreten zeitgenössischer und begann ihre Laufbahn Liederabend, war 2006 als Scarpia (Tosca) zu Gast Musik. Seine Kompositionen als Kostümassistentin bei und kehrte im Oktober 2015 als Förster im sind preisgekrönt und seine Filmproduktionen. Seit 2007 Schlauen Füchslein an die Alster zurück. Im Früh- Opern haben eine wachsende arbeitet sie regelmäßig mit ling diesen Jahres verkörperte er die Titelpartie in Anzahl neuer Inszenierungen zu verzeichnen. Dmitri Tcherniakovs zusammen. Sie entwarf die der Neuinszenierung von Guillaume Tell. Zwei Opern jüngeren Datums, Paradise Reloaded Kostüme für Verdis Macbeth für das Opern- und (Lilith) und Golden Dragon, wurden in der Spiel- Ballett-Theater Nowosibirsk und die Opéra Ba- Bálint Szabó zeit 2013/14 uraufgeführt, und in der letzten Sai- stille, für Poulencs Dialogues des Carmélites an (Herzog Blaubart) son feierte seine Oper Senza Sangue – in Auftrag der Bayerischen Staatsoper München, für Mo- gegeben von den New Yorker Philharmonikern zarts Don Giovanni (Festival d’Aix-en-Provence feierte bereits als Ensemble- und der Kölner Philharmonie – ihre konzertante und Bolschoi-Theater), 2011 für Verdis Simon mitglied am Haus an der Premiere. In jüngster Zeit entstanden verschie- Boccanegra (English National Opera) und Rim- Dammtorstraße große Er- dene neue Werke, etwa sein Cello Concerto Grosso sky-Korsakows Die Legende der unsichtbaren folge, beispielsweise als Selim für die Berliner Philharmoniker, das Violinkon- Stadt Kitesch an De Nederlandse Opera. 2013 ent- in Il Turco in Italia, Philippe zert DoReMi, sein Schlagwerk-Konzert Speaking warf Elena Zaitseva die Kostüme für Tchernia- in Don Carlos, Zaccharia in Nabucco und als Pu- Drums, sowie da capo für Ensemble und Solo- kovs Inszenierung von Rimsky-Korsakows Die blio in La Clemenza di Tito. Der rumänische Bass Cimbalom und Dodici für 12 Celli. In der aktuel- Zarenbraut an der Staatsoper im Schiller Theater wechselte 2005 für einige Jahre an die Frankfurter len Saison präsentierte der ungarische Komponist Berlin und an der Mailänder Scala sowie Alexan- Oper. Inzwischen freischaffend, gastiert er u. a. Halleluja: Oratorium balbulum bei den diesjähri- der Borodins Fürst Igor an der Metropolitan an der Mailänder Scala, am Royal Opera House gen Salzburger Festspielen, ein Stück für Soli- Opera New York. Covent Garden, am Théâtre des Champs-Elysées sten, Chor und Orchester. Seine Opern Tri Sestri Paris sowie an den Opernhäusern von Monte und Angels in America wurden bereits vor einigen Angela Denoke Carlo, Toulouse, Tel Aviv, München, Düsseldorf, Jahren an der Hamburgischen Staatsoper aufge- (La donna) Stuttgart, Athen und Genf. Sein Repertoire um- führt. fasst u. a. die Partien Sarastro (Die Zauberflöte), zählt zu den profilierten So- Sparafucile (Rigoletto), Fiesco (Simon Boccanegra) Dmitri Tcherniakov pranistinnen unserer Tage. sowie Conte di Walter und auch Wurm in Luisa (Inszenierung und Büh- An der Staatsoper Hamburg Miller. nenbild) feierte sie u. a. als Marie in der Konwitschny-Wozzeck- Claudia Mahnke stammt aus Moskau und ist Produktion sowie als Kundry, Sieglinde und Ro- (Judith) als Opern- und Schauspielre- senkavalier-Marschallin Triumphe. Zu ihrem ge- gisseur in Russland, Europa genwärtigen Repertoire zählen außerdem Rollen war mehrere Jahre Ensemble- und in den USA erfolgreich. wie die Küsterin (Jenufa), Katerina Ismailova mitglied der Staatsoper Stutt- Er arbeitet stets als sein eigener Bühnenbildner. (Lady Macbeth von Mzensk) sowie die Titelpar- gart, wo sie sich ein breites Zahlreiche Auszeichnungen begleiten seinen tien in , Katja Kabanowa und Alceste. Re- Repertoire erarbeitete. Ihre künstlerischen Weg, darunter die renommierte gelmäßig gastiert sie bei den Salzburger Festspie- Interpretation des Simplicius Goldene Maske und 2013 die International Opera len, zuletzt als Montezuma in Wolfgang Rihms Simplicissimus in Karl Amadeus Hartmanns Awards für die Beste Inszenierung und die Beste Die Eroberung von Mexico in der Regie von Peter gleichnamiger Oper brachte ihr mehrere Nomi- Regie. In den vergangenen Spielzeiten wurde er Konwitschny. Engagements führten sie u. a. an nierungen als „Sängerin des Jahres“ in der Fach- mehrfach zum Opernregisseur des Jahres ge- die Opernhäuser von Wien, Berlin, München, zeitschrift „Opernwelt“ ein. Im August 2006 wählt. Zu seinen wichtigen Inszenierungen zäh- Dresden, Paris, Zürich, London, Amsterdam, wurde sie zur Kammersängerin der Staatsoper len u. a. am Mariinski-Theater Mailand, San Francisco, Chicago und New York. Stuttgart ernannt. Seit 2006/07 gehört die deut- Sankt Petersburg, The Rake's Progress, Eugen One- 2007 erhielt sie den Deutschen Theaterpreis sche Mezzosopranistin zum Ensemble der Oper gin und Wozzeck am Bolschoi-Theater Moskau, Faust, 2009 wurde sie zur Kammersängerin der Frankfurt. Eine umfangreiche Gastiertätigkeit Boris Godunow und Der Spieler an der Berliner Wiener Staatsoper ernannt. führte sie u. a. an die Komische Oper Berlin, an Staatsoper, Macbeth an der Opéra national de die San Francisco Opera, an die Opéra National Paris, La Traviata an der Mailänder Scala, Don Sergei Leiferkus de Lyon, an die Bayerische Staatsoper München, Giovanni in Aix-en-Provence, Chowanschtschina, (L’uomo) an das Teatro Real Madrid und an die Los Ange- Dialogues des Carmélites, Simon Boccanegra und les Opera (als Judith in Herzog Blaubarts Burg) an der Bayerischen Staatsoper München. Er gehört seit Jahrzehnten zu sowie zur Ruhrtriennale. Seit einigen Jahren gas- arbeitete außerdem an den Opernhäusern in Zü- den fes ten Größen im Bari- tiert sie regelmäßig bei den Bayreuther Festspie- rich, Barcelona, London und Amsterdam sowie tonfach. Er gastierte u. a. an len. In Hamburg war Claudia Mahnke bisher als an der in New York. der New Yorker Met, dem Silla in Pfitzners Palestrina und als Komponist in ROH London, der Bayeri- zu erleben. schen und Wiener Staatsoper, der Mailänder Scala sowie bei den Festspielen in Salzburg, Edin- burgh und Glyndebourne. Zu seinen künstleri- schen Partnern zählten Claudio Abbado, Daniel Barenboim, Sir Colin Davis, Bernard Haitink,

1.2016/17 | JOURNAL 19 Oper Wiederaufnahme

Szenenfoto der Hamburger Produktion

20 JOURNAL | 1.2016/17 Iphigénie en Tauride

„Nie hat mich eine Musik so bewegt …“ Glucks Iphigénie en Tauride kehrt in den Spielplan zurück

hristoph Willibald Glucks herausragende Musik nur Mittel sein, um die dramatische Entwicklung Stellung als Reformator der Oper ist unbe- sinnfällig aufzubauen, die Ausdruckskraft der handeln- stritten. Dennoch fristeten seine Werke auf den Personen zu steigern und psychologische Vorgänge C den Spielplänen lange Zeit ein Schattenda- zu verdeutlichen. sein. Ein Antikenbild, das hauptsächlich im Mit dem Stück Iphigénie en Tauride (1779) hat Gluck 19. Jahrhundert geprägt wurde, wirkt sich bis heute ver- seine Opernreform vollendet. Seine Titelheldin ist eine hängnisvoll auf die Gluck-Rezeption aus. Nicht selten Frau von rebellischer Seelenkraft, Leidenschaft und Lei- schmähte man seine Musik als anämisch und blutarm. densbereitschaft. Es ist die Geschichte der vom eigenen Dabei wur de konsequent ignoriert, welch aufwühlendes Vater Agamemnon geopferten, von Diana als Priesterin und anrührendes Musiktheater seine Opern bieten. ins thrakische Tauris entführten Iphigénie. Als vermeint- Schon Mozart, Berlioz und Wagner schätzten die drama- lich letzte Überlebende ihrer Familie fristet sie nun ihr tische Kraft seiner Werke. Und Friedrich Schiller schrieb Dasein isoliert im Exil. Der tyrannische König Thoas an Johann Wolfgang Goethe: „Hier erwartet Sie die Iphi- zwingt seine Gefangene Iphigénie, alle Schiffbrüchigen genia. Die Musik ist so himmlisch, dass sie mich selbst zu den Göttern zu opfern. Als Oreste und sein Freund Py- Tränen gerührt hat.“ Gemeint war nicht Goethes Drama lade auf der Insel stranden will Iphigénie wenigstens Iphigenie auf Tauris sondern Glucks gleichnamige Oper. einen von ihnen retten. Sie weiß nicht, dass Oreste ihr tot Von einem „unendlichen Genuss“, berichtete Schiller, geglaubter Bruder ist. Schließlich setzt sie sich gegen „noch nie hat eine Musik mich so bewegt wie diese.“ Thoas durch und verweigert die Opferung des Bruders. Gluck war ein Zeitgenosse Ludwig des Vierzehnten. Der Regisseur der Hamburger Produktion Philippe Die Oper galt zu dieser Zeit allgemein als charakteristi- Calvario – ein Schüler des legendären Patrice Chéreau – sches Abbild des Absolutismus, die mit ihrer pompösen versetzt die Geschichte in ein Untergangsszenario: „Die Dekoration und der ins überdimensionale gesteigerten explosive Wucht dieser Gefühle finde ich überwältigend, Szenerie die fürstliche Pracht sinnbildlich entfaltete. gerade weil sie fast holzschnittartig sind … verschiedene Alles was dargestellt wurde, diente vor allem der Verherr- Facetten der Liebe stehen unverbunden neben Rachege- lichung des Regimes und seines Prinzipalen, des Königs. lüsten und Todesfurcht. Die Figuren wechseln von einem Vorbild der französischen Oper waren die Tragödien Gefühlsextrem ins andere und sind doch immer Gefan- Corneilles und Racines. Nach ihnen nannte man die mu- gene ihrer Ängste.“ sikalische Gattung Tragédie lyrique, eine musikalische Mit prominenten Gästen wartet die Wiederaufnahme Theaterform, die sich schon im 17. Jahrhundert erheb- der Produktion auf: Allen voran Anna Caterina An- lichen Zuspruchs erfreute. Bedeutender Vertreter dieser tonacci als Iphigénie. Die Italienierin ist an großen Richtung war der Komponist Jean Baptiste Lully, der es Opernhäusern und Festivals zu Gast, darunter die Mai- mit Hilfe des Sonnenkönigs verstanden hatte, die Gat- länder Scala, die San Francisco Opera, die Bayerische tung Oper in Frankreich nahezu für sich zu monopoli- Staatsoper und das Glyndebourne Festival. Ihr Reper- sieren. Nach seinem Tod begannen die Anhänger der ita- toire ist breitgefächert, als und Cassandre (Les lienischen Opernkunst gegen die Tragédie lyrique zu Troyens) sorgt sie ebenso für Furore wie mit den großen Felde zu ziehen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wel- Mozart- oder Barockpartien von Monteverdi und Hän- chem der Elemente die Vorherrschaft zustünde, der del. Als Barockspezialist hat sich der Dirigent und Vio- Musik oder dem Drama – dass erst eine Synthese das linist Riccardo Minasi einen Namen gemacht, Schwer- Ideal bilden könnte, wurde seinerzeit wohl nicht in Er- punkt seines Repertoires, mit dem er vielerorts gastiert, wägung gezogen. Gluck hatte sich in seinen Anfängen in- sind Werke von der Renaissance bis hin zur Spätklassik. tensiv mit der italienischen Opernkunst befasst. Die Aus- Rainer Trost übernimmt die Rolle des Pylade. Er war in einandersetzung mit den Oratorien Händels oder den früheren Jahren oft mit Mozartpartien an der Dammtor- französischen Tragédies lyriques vermittelten ihm we- straße zu Gast, unlängst kehrte er für die musikalischen Riccardo Minasi, sentliche Inpulse, um das festgefahrene System der ita- Parts in den Balletten Messias und Winterreise an die Anna Caterina An- tonacci, Rainer Trost, lienischen opera seria zu überwinden. Staatsoper zurück. Komplettiert wird die Riege der Pro- Viktor Rud und Glucks Reform bestand aus der Annäherung der ita- tagonisten durch den Ensemblebariton Viktor Rud als Alexey Tikhomirov lienischen an die französische Oper, die in der Zeit nach Oreste und durch den jungen Bass Alexey Tikhomirov, Lully und Rameau in einer epigonenhaften Verflachung der als Thoas sein Debüt an der Staatsoper gibt. steckengeblieben war. Für den Komponisten sollte die | Annedore Cordes

1.2016/17 JOURNAL 21 Oper Repertoire

Gioachino Rossini Christoph Willibald Gluck Peter I. Tschaikowsky La Cenerentola Iphigénie en Tauride Pique Dame

Musikalische Leitung Gregor Bühl Musikalische Leitung Riccardo Minasi Musikalische Leitung Gregor Bühl Inszenierung und Choreografie Inszenierung Philippe Calvario Inszenierung Willy Decker Renaud Doucet Bühnenbild und Kostüme Jon Morrell Bühnenbild und Kostüme Wolfgang Gussmann Bühnenbild und Kostüme André Barbe Licht Bertrand Couderc Licht Hans Toelstede Chor Christian Günther Licht Guy Simard Chor Christian Günther Spielleitung Heiko Hentschel Chor Christian Günther Spielleitung Holger Liebig Spielleitung Holger Liebig Iphigénie Anna Caterina Antonacci Oreste Viktor Rud Herman Torsten Kerl Don Ramiro Levy Sekgapane Pylade Rainer Trost Graf Tomsky Vladimir Baykov Dandini Kartal Karagedik Thoas Alexey Tikhomirov Fürst Jeletzky Alexey Bogdanchikov Don Magnifico Tigran Martirossian Diane Katja Pieweck Czekalinsky N.N. Angelina Dorottya Láng Le Ministre Zak Kariithi Ssurin Bruno Vargas Clorinda Maria Chabounia Un Scythe Daniel Todd Narumoff Denis Velev Tisbe Marta Świderska Un femme grecque Anat Edri Gräfin Renate Behle Alidoro Alin Anca Lisa Barbara Haveman Ensemble Resonanz Pauline Nadezhda Karyazina Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung Unterstützt durch die Stiftung zur der Hamburgischen Staatsoper Aufführungen Förderung der Hamburgischen Staatsoper 16. Oktober, 15.00 Uhr, Aufführungen Wiederaufnahme 19., 23., 28. Oktober, 19.00 Uhr 1., 5., 8., 14., 18. Oktober, 19.30 Uhr 9. Oktober, 18.00 Uhr Aufführungen 11., 13., 15. Oktober, 19.30 Uhr

Gastsänger und Ensemblemitglieder in neuen Rollen Erste Repertoirevorstellung der Saison 2016/17 wird Rossinis Aschenputtel-Oper La Cenerentola in der fantasievollen Inszenierung des franko-kanadischen Duos Renaud Doucet/André Barbe sein. Einige Mitglieder des Ensembles präsentieren sich dem Publikum mit neuen Hauptpartien: Dorottya Làng übernimmt die Angelina, Tigran Martirossian ist als Don Magnifico dabei, Alin Anca gibt den Alidoro und Kartal Karagedik singt erstmals die Rolle des Dandini. Für die Titelpartie in Pique Dame gastiert Renate Behle an der Staatsoper, zuletzt war sie hier u. a. als Ortrud (Lohengrin) erfolgreich. Ebenfalls in Pique Dame ist die Rolle des Fürsten Jeletzky mit dem jungen Bariton Alexey Bogdanchikov aus dem Ensemble neu besetzt. Verdis Rigoletto kehrt auf den Spielplan zurück. Vier Mal übernimmt der renom- mierte italienische Bariton Franco Vassallo wieder die Titelpartie. Ein Wiedersehen gibt es mit dem Hamburger Publikumsliebling Wolf- gang Koch, der gleich für zwei Vorstellungsserien zu Gast an der Elbe sein wird: als Jochanaan in Salome und als Telramund in Lohengrin. Beide Opern werden erstmals von Generalmusikdirektor Kent Nagano dirigiert. In Salome wird Hellen Kwon das erste Mal die Herodias geben und Dovlet Nurgeldiyev debütiert als Narraboth. Bei den Bayreuther Festspielen durfte Wilhelm Schwinghammer unlängst als König Heinrich in der Hans Neuenfels-Inszenierung von Lohengrin einen großen Erfolg für sich verbuchen. Nun stellt er sich in dieser Rolle auch den Hamburger Opernfreunden vor.

Levy Sekgapane (Don Torsten Kerl (Herman) Barbara Haveman (Lisa) Ivan Magrì (Duca di Man- Ramiro) ist Preisträger gastiert mit den Partien ist international erfolgreich. tova) erntete Ovationen wichtiger Wettbewerbe. des Heldenfachs an den Zuletzt sang sie u. a. an der als Rodolfo in der Ham- Engagements führten den renommierten Opernhäu- Mailänder Scala, der Deut- burger Neuproduktion von sern und Festivals der jungen Südafrikaner u. a. schen Opern Berlin und an Verdis Luisa Miller. Der si- Welt. In der vergangenen an die Scottish Opera der Wiener Staatsoper. In zilianische Tenor gastiert Spielzeit war er als Enée Glasgow, an das Opern- bei der Neuproduktion Les Hamburg wurde sie u. a. an den großen italieni- haus Chemnitz, nach Troyens und als Paul (Die als Manon Lescaut und als schen Häusern sowie u. a. Mönchengladbach und an tote Stadt) in der Hanse- Elisabeth (Don Carlos, an den Opern in Zürich, die Semperoper Dresden. stadt zu Gast. Tannhäuser) gefeiert. Köln, Budapest und Berlin.

22 JOURNAL | 1.2016/17 Giuseppe Verdi Richard Strauss Richard Wagner Rigoletto Salome Lohengrin

Musikalische Leitung Gregor Bühl Musikalische Leitung Kent Nagano Musikalische Leitung Kent Nagano Inszenierung Andreas Homoki Inszenierung Willy Decker Inszenierung Bühnenbild und Kostüme Wolfgang Gussmann Bühnenbild und Kostüme Bühne und Kostüme Helmut Brade Licht Manfred Voss Wolfgang Gussmann Licht Manfred Voss Chor Christian Günther Licht Manfred Voss Dramaturgie Werner Hintze Spielleitung Heiko Hentschel Spielleitung Heide Stock Chor Eberhard Friedrich Spielleitung Heiko Hentschel Il Duca di Mantova Ivan Magrì Herodes Jürgen Sacher Rigoletto Franco Vassallo Herodias Hellen Kwon König Heinrich Wilhelm Schwinghammer Gilda Hayoung Lee Salome Simone Schneider Lohengrin Roberto Saccà Monterone Alexander Roslavets Jochanaan Wolfgang Koch Elsa Ann Petersen Il Conte di Ceprano/Usciere di Corte Narraboth Dovlet Nurgeldiyev Friedrich von Telramund Wolfgang Koch Stanislav Sergeev Page Marta Świderska Ortrud Tanja Ariane Baumgartner La Contessa di Ceprano Gabriele Rossmanith 1. Jude Peter Galliard Heerrufer Vladimir Baykov Marullo Viktor Rud 2. Jude Daniel Todd Vier brabantische Edle Borsa Sergei Ababkin 3. Jude Sergei Ababkin N.N., Daniel Todd, Bruno Vargas, Denis Velev Sparafucile Andrea Mastroni 4. Jude Sascha Emanuel Kramer Maddalena Nadezhda Karyazina 5. Jude Alexander Roslavets Koproduktion mit dem Gran Teatre del Giovanna Renate Spingler 1. Nazarener Alin Anca Barcelona Il Paggio della Duchessa Narea Son 2. Nazarener N.N. 1. Soldat Bruno Vargas Aufführungen Aufführungen 2. Soldat Denis Velev 13., 27. November, 16.00 Uhr 21., 27. Oktober, 1. November, 19.30 Uhr 18., 24. November, 18.00 Uhr 30. Oktober, 18.00 Uhr Aufführungen 8., 12., 16., 20., 25. November, 19.30 Uhr

Szenenfotos zu „Salome“ und „Lohengrin“

Simone Schneider (Salome) Roberto Saccà (Lohengrin) Ann Petersen (Elsa) ist Tanja Ariane Baumgartner ist fest an der Staatsoper war in Hamburg als eine gefragte Interpretin (Ortrud) feierte einen gro- Stuttgart engagiert. Gast- Dämon in Henzes L’Upupa, der großen Wagner- und ßen Erfolg bei der Ham- spiele führten sie u. a. an als Palestrina in Pfitzners Strausspartien, die sie an burger Uraufführung von gleichnamiger Oper und die Semperoper Dresden, die großen internationa- La bianca notte. Außer- als Bacchus zu erleben. Er an die Komische Oper Ber- len Opernhäuser führen, dem gastierte sie bei den gastierte u. a, an der Ber- lin, zum Richard-Strauss- darunter die Mailänder liner Lindenoper, der New Salzburger Festspielen, Festival in Garmisch- Yorker Met, der Mailänder Scala, das ROH London beim Edinburgh-Festival Partenkirchen und an die Scala und bei den Bayreu- und die Wiener Staats- und an der Berliner Oper Leipzig. ther Festspielen, oper. Staatsoper

1.2016/17 | JOURNAL 23 Oper Repertoire

Es stockt einem der Atem … Ein Gespräch mit dem Dirigenten Gregor Bühl, der im Herbst gleich mehrfach an der Staatsoper zu Gast sein wird. Er übernimmt die musikalische Leitung der Tschaikowsky- Oper Pique Dame sowie Rossinis La Cenerentola und Verdis Rigoletto.

mir so vor, als sei ich gar nicht so lange weg vorletzte Oper und geht, wie Eugen One- gewesen. Einiges ist mir noch vertraut, und gin, auf eine Novelle von Alexander viele Leute kenne ich noch. Aber natürlich Puschkin als Vorlage zurück. Im Mittel- gibt es, gerade im Orchester, auch große punkt steht der Spieler Herman, ein schil- personelle Veränderungen. lernd komplexer Charakter, ein dämoni- scher Außenseiter, der um Anerkennung Sie werden in der laufenden Saison gleich und des Geldes wegen alles auf eine Karte mehrere Repertoirestücke dirigieren, setzt. Im Vergleich zu Eugen Onegin ist etwa zu Beginn La Cenerentola, Rigoletto diese faszinierende Oper jedoch das un- und Pique Dame. Das bedeutet ja: Sie populärere Stück. Liegt das Ihrer Meinung verfügen „inzwischen“ über ein sehr breit nach an dem düsteren Sujet? Gregor Bühl, Hamburg muss Ihnen wie ein gefächertes Repertoire. Wenn man das GREGOR BÜHL Genau kann ich mir auch Déjà-vu vorkommen … Anfang der neunzi- „Rad des Repertoires“ an Ihren Lieblings- nicht erklären, woran es liegt. Ich habe ger Jahre sind Sie als Assistent des da- stellen anhielte? Welche wären diese? Eugen Onegin gerade im Januar in Malmö maligen Generalmusikdirektors Gerd Al- GREGOR BÜHL Das Interessante dabei ist, dass dirigiert. Es gibt hier natürlich die großen brecht an die Staatsoper gekommen und es für mich eigentlich keine Lieblingsoper Ballszenen, die musikalisch übrigens, wenn durften bereits in jungen Jahren als Diri- gibt. Ich habe es immer vermieden, mich in man sie mit Pique Dame vergleicht, un- gent Erfahrung in einem Repertoirebe- eine Kiste stecken zu lassen, was ja im heu- glaublich konventionell konzipiert sind, trieb sammeln. Haben diese Jahre, auch tigen Musikbetrieb gerne passiert. Und ich und es gibt prachtvolle Ballettszenen. Das wenn das ja schon einige Zeit her ist, Ihre habe es immer genossen, ein weites Reper- alles hat Pique Dame nicht, da es das viel Laufbahn geprägt? toire abzudecken, denn mir gefällt dieses intimere Stück ist. Zwar gibt es auch hier GREGOR BÜHL Auf jeden Fall. Hamburg ist ja Spektrum von unterschiedlichen Werken den prunkvollen Maskenball bei der Grä- meine erste berufliche Station gewesen. und Stilen gut. Mir macht es auch Spaß, fin, aber er dient nur noch als Folie für den Gerd Albrecht war immer sehr daran inter- immer mal wieder in eine Ecke zu gehen, sich zuspitzenden Konflikt zwischen den essiert, junge Leute zu fördern. Und wir, in der ich vorher noch nicht war. Figuren. Es fällt einem vielleicht ein biss- eine Truppe von fünf oder sechs Leuten: chen schwer, eine Figur zu finden, mit der Dirigenten, Pianis ten und Sänger, haben So besehen sind Sie ein idealer Dirigent man sich identifizieren kann. Bei Eugen uns gegenseitig unterstützt und auch im für den Repertoirebetrieb, in dem man die Onegin ist es bei Tatjana relativ leicht, sich positiven Sinne und ohne Filter kritisiert. Werke im Detail gut kennen sollte, da man emotional mit ihr zu identifizieren. Das ist Diese Zeit war sehr inspirierend, und ich häufig mit wenigen Proben klarkommen bei Pique Dame ein wenig komplizierter: habe irrsinnig viel gelernt. muss … Der Offizier Herman ist kein Held, den GREGOR BÜHL Von Vorteil war für mich man so rasch ins Herz schließt. Puschkin Dann sind Sie in den letzten Jahren für dabei sicherlich, dass ich nach den Anfän- beschreibt Herman sogar als reinen Mate- Gastdirigate an die Staatsoper zurückge- gerjahren in Hamburg für sechs Jahre Ka- rialisten, der sich gesellschaftlichen Rang kehrt. Einmal ehrlich: Ist es von Vor- oder pellmeister in Hannover war, ebenfalls ein erkaufen will. Wahre Liebe kommt nicht eher von Nachteil, wenn man ein Haus Haus mit einem größeren Repertoire. Die vor. Tschaikowsy aber konnte mit so „star- bzw. ein Orchester so lange und so genau Situation, dass es nicht viele Proben gibt, ren Typen“, wie er es einmal formulierte, kennt? ist für mich also nichts Neues. Man muss nichts anfangen und ließ daher Herman als GREGOR BÜHL Obwohl sich vieles verändert natürlich damit umgehen lernen, das heißt, empfindsamen Liebhaber erscheinen, der hat, fühlt es sich für mich immer noch wie man muss sehr konzentriert arbeiten und sich später zum Dämon wandelt. Der zuhause an. Ich erinnere mich, dass ich vor die wenige Zeit, über die man verfügt, Komponist identifizierte sich, wie er versi- ein paar Jahren nach längerer Zeit wieder möglichst effizient nutzen. cherte, mit seinem Protagonisten und an die Staatsoper kam und verblüfft vor wollte die Musik als „Beichte der Seele“ der verschlossenen Tür des ehemaligen Pique Dame, eines der erwähnten Werke, verstanden wissen, also als eine Art Ventil Bühneneingangs stand. Aber abgesehen die Sie in der nächsten Spielzeit in Ham- für seine Selbstzerstörungswut. Wenn man von den baulichen Veränderungen kam es burg dirigieren werden, ist Tschaikowskys sich die damalige Zeit genauer anschaut,

24 JOURNAL | 1.2016/17 PiqueLuisa Dame Miller

Szene aus der Hamburger „Pique Dame“ in der Inszenierung von Willy Decker dann ist es doch interessant, wie Tschai- ren. In Pique Dame steckt akribische Fein- wie diese weltberühmte Sängerin die Rolle kowsky vorgeht, nicht nur bei dem, was er arbeit. Aber damit macht man leider keine präsentierte. Einfach unfassbar! Diesen musikalisch tut, sondern auch, welche The- Punkte als Dirigent (lacht) ... Moment habe ich bis heute nicht verges- men er aufgreift, quasi zeitgleich mit dem sen. Die Szene der Gräfin ist in der Opern- späten Wagner. Bewusst spontan gefragt: Was sind Ihre literatur sowieso einzigartig, und wenn sie Lieblingsfigur, Ihr Lieblingsstück, Ihre dann auch noch so eindringlich präsentiert Was macht bei einer solch genauen und Lieblingsszene … wird, dann stockt einem der Atem. reizvollen Psychologisierung dann im Kern GREGOR BÜHL Es ist die Szene im Schlafzim- den Reiz der Oper Pique Dame aus Diri- mer der alten Gräfin, die von Tschaikow- Bei der Hamburger Pique-Dame-Serie gentensicht aus? sky, wie ich finde, musikalisch genial gestal- wird die Gräfin von Renate Behle inter- GREGOR BÜHL Mittels der Musik gelingt es tet wurde. Die Handlung wird von der pretiert … Tschaikowsky, eine beklemmende Atmo- Musik praktisch umwoben wie ein gleich- GREGOR BÜHL Renate Behle kenne ich aus sphäre von unerträglicher Spannung zu bleibendes Muster, welches das Kreisen um den Hamburger Zeiten, genau genommen schaffen, die sich durch die ganze Oper die versunkene Vergangenheit vermittelt, in seit der Uraufführung von Rihms Die Er- zieht. Wenn wir beim Vergleich der beiden der die Gräfin ja immer noch lebt. Ich habe oberung von Mexico, aber auch von gemein- Werke Onegin und Pique Dame bleiben, ist das Stück zum ersten Mal als Student in samen Ariadne- und Tosca-Vorstellungen letzteres das psychologischere Stück mit Köln erlebt, und Martha Mödl sang die in Hannover. Sie wird diese Rolle großartig vielen musikalischen Feinheiten und Facet- Pique Dame, also die Gräfin, als ihre Al- gestalten. Ich freue mich sehr auf die Zu- ten. Dieses Stück geht ganz bewusst in tersparaderolle. Sie wurde in einem Roll- sammenarbeit. Da schließt sich für mich Richtung Musikdrama, in dem der Text für stuhl auf die Bühne gefahren – das war na- perfekt der Kreis um Heimkehr, Repertoire die Charakterzeichnung ebenso wichtig ist türlich so inszeniert, denn sie konnte ja und außerordentlichem Profil. wie die Musik, die nicht mehr primär im noch gehen. Martha Mödl hat diese besagte Vordergrund steht. Kurz gesagt: So eine ge- Szene fast gesprochen. Das war unfassbar Interview Annedore Cordes pfefferte Polonaise ist leichter zu dirigie- intensiv. Es war wirklich überwältigend,

1.2016/17 | JOURNAL 25 Oper Uraufführung

Premiere Musikalische Leitung Kater 1/Ballettratte Falana/Der Einführungsmatinee 15. Oktober 2016 Johannes Harneit Michael Taylor Bariton/Hund 1 mit Mitwirkenden Inszenierung der Produktion 19.00 Uhr Kater 2/Der Tenor Julien Arsenault Vera Nemirova Moderation Aufführungen Co-Regie Sergei Ababkin Operndirektor/Hund 2 Janina Zell 16. Oktober, 15.30 Uhr Sonja Nemirova Kater 3/Der Regis- Marcel Rosca 18. Oktober 19.00 Uhr Bühnenbild und Kos- seur/Ein Eisenbahner Die Primadonna 9. Oktober 2016 tüme um 11.00 Uhr 19.Oktober, 16.00 Uhr Sascha Emanuel Kra- Gabriele Rossmanith Pavlina Eusterhus opera stabile Dramaturgie mer Katze Ivanka Janina Zell Narea Son

Die sieben Leben der Katze Ivanka Endlich steht Katze Ivanka im Rampenlicht und lädt Groß und Klein in die neue Familienoper von Massimiliano Matesic ein. Regisseurin und Librettistin Vera Nemirova berichtet aus dem Hinterhaus.

„Katzen haben sieben Leben“ – dieser Spruch hat etwas wiederkommt, ist sie nur noch ein dünner, rotgetigerter von Wiedergeburt oder einer zweiten Chance im Leben. Strich in der Landschaft und hat ihre Stimme verloren, Er klingt unglaubwürdig und doch stimmt er irgendwie nicht jedoch ihren Lebenswillen, auch nicht die Bindung hoffnungsvoll. Auf Ivanka trifft er auf jeden Fall zu. zu ihrem Bestimmungsort: dem Opernhaus der kleinen Schon allein der Ort, an dem sie geboren wurde, lässt sich Stadt am Ufer der Donau, 60 km südlich von Bukarest, leicht mit diesem Satz verbinden, denn es ist ein Opern- auf der anderen Seite des Flusses. haus: dort, wo jeden Abend im Scheinwerferlicht die My- Ivanka war eine jener Katzen, die meine Kindheit be- then und Geschichten unwirklicher Gestalten zum völkerten. Sie hauste jedoch nicht in der Nachbarschaft,

Vera Nemirova Leben erwachen, um am Ende vor den Augen der begeis - auch nicht auf dem Hinterhof, wie alle anderen, ge- terten oder verstörten Zuschauer möglichst lange und wöhnlichen Katzen, sondern in den Erzählungen meines schön zu sterben und dann zum tosenden Applaus des Vaters. Ivanka gab es wirklich, sie lebte im Opernhaus in Publikums wiedergeboren zu werden. Katze Ivanka sah Ruse, und wenn sie nicht gestorben ist, dann sieht man in diesen Gestalten wohl eine Art Seelenverwandte. sie immer noch durch die Gänge streifen; rotgetigert mit Warum sonst sollte Ivanka jeden Abend auf ihre Chance bernsteinfarbenen Augen. lauern, diesen magischen Raum aus Klängen und Licht Ruse an der Donau, die Geburtsstadt des Schriftstel- selbst zu betreten? Wollte sie einmal im Mittelpunkt ste- lers Elias Canettis, war die Stadt, in der mein Vater über hen? Oder in verschiedene Rollen schlüpfen, die sie am mehrere Jahre als Regisseur an der Oper tätig war. Mit Ende der Vorstellung ablegen könnte wie eine zweite dem Charme einer fernen Provinz der k. u. k. Monarchie, Haut? Für sie gab es eben keinen schöneren, keinen wirk- verbunden mit dem Rest der Welt durch den Orient-Ex- licheren Ort als eine Theaterbühne. Über einhundert Ki- press, ist Ruse nach wie vor eine der schönsten Städte lometer Fußmarsch, Kälte und Hunger hindern sie nicht Bulgariens, wo die ersten Klaviere und das deutsche daran, zu überleben und dorthin zurückzukehren, nach- Wort „Butter“ aus Wien mit den Schiffen über die Donau dem man sie gegen ihren Willen ausgesetzt hat. Als sie gefahren kamen.

Die Musik wird zum Theater selbst! Mit Ivanka machen wir eine Zeitreise durch die letzten 100 Jahre – treffen Puccini, Strauss und Wagner. Durch bekannte Melodien und solche, die man bloß dafür hält, zeigt uns Ivanka die Opernwelt der großen Komponisten aus Katzenperspektive. Johannes Harneit Johannes Harneit

26 JOURNAL | 1.2016/17 Katze Ivanka FOTODESIGN: JÖRN JÖRN KIPPING FOTODESIGN:

1.2016/17 | JOURNAL 27 Für mich spielt die Oper etwa vor hundert Jahre (in der letzten Blütezeit der Oper also ...) in der k. u. k. Monar- chie. Musikalisch ist ihr Stil nicht allzu weit von den letzten Wiener Opern entfernt: Strauss, Zemlinsky, Korngold – allerdings durch eine verzerrende Zeitlupe gesehen … oder vielleicht mit Katzenohren gelauscht? Genau wie die Handlung auf zwei Ebenen spielt, auf der Bühne und im Hinterhaus, spielt auch meine Musik mit die- sen beiden Welten: auf der Bühne werden die Klassiker des Opernrepertoires geprobt; „Bohème“, „Lakmé“, „Onegin“. Dahinter aber tummelt sich Ivanka und bringt auf animalische Weise die kleinen Geschichten des Alltags zum Klingen. Sie wähnt sich als Brünnhilde, kämpft gegen die Primadonna und miaut Wagner’sche Kriegsrufe mit lasziven kubani- schen Rhythmen. Ihr musikalisches Idiom schwankt zwischen Wiener Walzer und slawischer Melancholie. Sie kokettiert Massimiliano Matesic gerne mit spanischem Flair (wenn sie die Carmen übt und dadurch den drei Katern den Kopf verdreht) und kann ihre angeborene animalische Erotik nicht bändigen. So wird das Hinterhaus zum Spiegel des Bühnengeschehens, in dem wir mit den liebenswerten Absurditäten der Opernwelt kokettieren: eine Reise in die Welt des Musiktheaters, die gleicher- maßen heranwachsende Zuhörer wie alternde Opernnostalgiker (wie mich …) einlädt. Massimiliano Matesic

Im neu eröffneten Opernhaus, das die Bevölkerung Lange saßen wir zusammen und überlegten uns, wie der Stadt mit viel Liebe nach dem zweiten Weltkrieg auf- wir aus Ivankas abenteuerlicher Reise zurück ins Opern- gebaut hat, hielt ein breit gefächertes Repertoire Einzug. haus eine Geschichte für die Bühne machen sollten. Da Auf dem Probenplan fanden sich die Namen vieler in- kamen wir auf die Idee, die verschiedenen Opern, in ternationaler Gesangs-Stars wieder. Und als kleiner Witz denen Ivanka aufgetreten ist, zu zitieren und in unsere stand da oft am Rande auch der Name Ivanka, die für die Geschichte einfließen zu lassen. Schnell waren die Cha- eine oder andere Solo-Korrepetitionsstunde oder für das raktere umrissen: eine schlaue, anmutige Katze, die es Ballett-Training aufgeschrieben war. Das hob die Stim- liebt, aufzutreten und keine Mäuse jagt; die schräge, mung, denn die Katze Ivanka war das Maskottchen der schrullige Primadonna, die in ihr eine Konkurrentin Oper. Ihr Revier reichte von der Kantine bis zu den Gar- sieht; der Operndirektor, der immer noch in die Prima- deroben, doch am liebsten mochte Ivanka die Abende im donna verliebt ist; Falana, der Requisiteur, der seine Opernhaus. Von der Festtreppe aus konnte sie beobach- Katze Ivanka wie ein eigenes Kind liebt; dann noch 3 ten, wie das elegante Publikum ins Haus strömte, alle in Kater, 2 Hunde und aller Art von anderen Tieren, wie den ihren besten Kleidern, in gespannter Erwartung ... ein Mäusen und der flinken Ballettratte. Wir alle waren von Sekt am Buffet, ein Lachs-Canapé – da fiel auch manch- der Idee begeistert und die Reise konnte beginnen. mal etwas ab für sie. Ivanka begrüßte die Gäste freund- | Vera Nemirova lich und kurz nach dem zweiten Klingelzeichen ver- schwand sie oft, um irgendwo im Gang zwischen Bühne und Garderobe ihren Lieblingsarien zu lauschen. Ich kann nicht sagen, dass ich Ivanka gefunden habe. Sie ist mir zugelaufen. Das machen die Katzen bei be- stimmten Menschen, und ich war dankbar, dass sie sich ausgerechnet für mich entschieden hat. Ich mochte sie, nach und nach wurde sie zu einer Vertrauten. An einem sonnigen Nachmittag im Mai des vergangenen Jahres saßen wir nach der Probe unserer Produktion Hölderlin in der Kantine des Theater Basel. Massimiliano Matesic, der Komponist unserer Uraufführung, suchte nach einem Stoff für eine Kinderoper. Plötzlich war sie wieder da, die Katze Ivanka. Sie blitzte mich an mit ihren bern- steinfarbenen Augen und schien zu sagen: Erzählt doch meine Geschichte!

Im schleichenden Gang einer Katze führt Ivanka den Zuschauer in das innerste Getriebe des Opernhauses. Durch einfache, klassische Vorgaben des Bühnenbildes erhält das Publikum zwei Sichtpunkte und verwandelt sich vom reinen Beobachter zum lebendigen Teilnehmer des Geschehens. Als wäre sie eine Münze, sieht der Zuschauer die Bühne von beiden Seiten: Er ist zugleich vor und hinter der Kulisse. Ein zau- berhaftes Spektakel voller Wandelbarkeit! Pavlina Eusterhus

Pavlina Eusterhus rechts: Kostümzeichnung von Pavlina Eusterhus

28 JOURNAL | 1.2016/17 jung | opera stabile

Opernwerkstatt

zu Die Zauberflöte und Senza Sangue/Herzog Blaubarts Burg Die Opernwerkstatt von Volker Wacker ist seit vielen Jahren ein beliebter Ort, an dem an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der Form eines Blockseminars alle offenen Fragen beantwortet wer- den. Hier ist die Zeit, sich tiefer in das Werk zu versenken, Hörbeispiele zu analysieren, Einflüsse von Zeitgeschichte und Musikgeschichte, Politik und Gesellschaft auf das Werk zu verfol- gen, Aufführungsgeschichte nachzuvollziehen. Opernwerkstatt Die Zauberflöte 16. September, 18.00 bis 21.00 Uhr, Fortsetzung 17. September, 11.00 bis 17.00 Uhr, Probebühne 2 Musiktheater für Babys von 0-2 Jahren Opernwerkstatt Senza Sangue/Herzog Blaubarts Burg 4. November, 18.00 bis 21.00 Uhr, Fortsetzung 5. November, Krabbeln, Kuscheln, Schlafen - hier ist alles erlaubt! 11.00 bis 17.00 Uhr, Probebühne 3 Musiktheater für Babys ermöglicht auch den Allerkleinsten die Be- gegnung mit allem, was da klingt, singt und tönt. Sie lauschen be- „Unforgiven“: Blutbad-Perspektiven kannten und neuen Klängen und bewegen sich im Rhythmus der Musik. Die Krabbellandschaft der opera stabile erlaubt es Babys und Eine Spurensicherung der etwas anderen medialen Art unter- ihren Eltern in gemütlicher Atmosphäre ganz nah am Geschehen zu nimmt der Dramaturg Wolfgang Willaschek, um an zwei etwas sein oder sich auch mal in sicherer Distanz zu halten. Auf Decken mehr als 100 Jahre auseinander liegenden Frau-Mann-Dramen – und Kissen können die Kleinen gemeinsam mit Müttern und Vätern Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók (1911/18) und Senza Sangue eine gute halbe Stunde lang einer abwechslungsreichen musikali- von Péter Eötvös (2014/15) – zu ermitteln, was geschieht, wenn schen Geschichte lauschen. Thriller & Vergangenheitsbewältigung im Musiktheater auf Kinderwagenparkplätze und Wickelgelegenheiten vorhanden Schicksal & Mythos stoßen oder: Oper à la David Lynch und Konzept und Moderation: Katharina Loock Quentin Tarantino. Aufführungen 10. November, 19.30 Uhr | Probebühne 3 24., 25. November, 10.00 und 11.30 Uhr 27. November, 14.30 und 16.00 Uhr AfterShow 28., 29. November, 10.00 und 11.30 Uhr Karten €8,-, Babys €5,- (inkl. HVV-Ticket) Unerhörte Filme Paris qui dort, ein Stummfilmklassiker von René Clair (siehe Foto) Das ewige Rätsel: Meister- oder Machwerk? aus dem Jahr 1925 und The Grandmother, ein Kurzfilm, den der damals schon geniale David Lynch 1970 gedreht hat, werden von Anlässlich der Neuproduktion von Die Zauberflöte stellt Journalist Johannes Harneit neu vertont und live präsentiert, dramaturgisch und Musikschriftsteller Jürgen Kesting Ausschnitte aus Mozarts unterstützt von Johannes Blum. bekanntester Oper in aktuellen und his torischen Aufnahmen vor. AfterShow „Das ewige Rätsel: Meister- oder Machwerk?" Paris qui dort, The Grandmother Vortrag von Jürgen Kesting 14. November, ca. 22.45 Uhr, Stifterlounge 7. Oktober, 19.30 Uhr, Probebühne 3

Opernforum zu Die Zauberflöte

Was kann Pamina wollen? – ein Gespräch über die Freiheit Das Opernforum ist eine Kooperation zwischen der Universität Hamburg und der Hamburgischen Staatsoper und etabliert eine Gesprächsrunde, in der ein Forum für interessantes Weiterdenken von Oper, Gesellschaft und Wissenschaft entstehen soll. Mit Dozenten der Universität Hamburg: Dr. Martin Schneider (Literaturwissenschaft), Prof. Dr. Moritz Schulz (Philosophie), Prof. Dr. Frank Rösler (Psychologie), Moderation Ortrud Gutjahr 25. September, im Anschluss an die Vorstellung Die Zauberflöte Stifterlounge

1.2016/17 | JOURNAL 29 30 JOURNAL | 1.2016/17 Oper Ensemble

Sprung ins kalte Wasser Dorottya Láng gehört seit der vergangenen Saison zum Ensemble. Unter anderem begeis- terte sie als Cherubino in den Neuproduktionen Le Nozze di Figaro und mit dem Mezzopart in La Passione. Die ungarische Mezzosopranistin traf sich mit dem Journalisten Marcus Stäbler und im sommerlichen Beachclub Strandpauli mit dem Fotografen Jörn Kipping.

o etwas nennt man wohl Naturbegabung: Stimme aktiv bei der renommierten Gesangspädagogin wenn jemand sein Talent ganz von alleine Claudia Visca weiter entwickelt. Ihr lyrischer Mezzo entdeckt, ohne äußeren Anstoß, wie es Do- klingt wunderbarm warm und hat ein ganz eigenes Tim- S rottya Láng passiert ist. Die ungarische Sän- bre – wahrscheinlich auch dank ihrer Herkunft. „Ich gerin, Jahrgang 1986, hatte keinerlei fami- glaube schon, dass die ungewöhnlichen ungarischen Vo- liäre Vorbelastung in Richtung Musik – und fing von sich kalfarben, die es so in keiner anderen Sprache gibt, be- aus an zu trällern. „Ich wusste immer, dass ich Sängerin sondere Resonanzräume öffnen und den Sängern die bin, keine Ahnung, warum“, erzählt Láng in hervorra- Möglichkeit geben, einen charakteristischen Klang zu gendem Deutsch. „Als Kind war ich öfter allein zu Hause, entwickeln.“ und wir hatten eine Wohnung mit einer sehr guten Aku- Diesen Klang nutzt die Mezzosopranistin am liebsten für stik. Ich wollte die Stille ausnutzen, deshalb habe ich da die Werke ihrer Leib- und Magenkomponisten Richard viel für mich gesungen.“ Strauss, Wolfgang Amadeus Mozart und – nicht unbe- Der Titelsong aus Titanic gehörte zu den ersten Parade- dingt alltäglich für eine Opernsängerin – Franz Schu- partien der jungen Autodidaktin, wie sie mit herzlichem bert. „Ich liebe seine Lieder und versuche, mir so oft wie Lachen bekennt. Ein Jahr vor dem Abitur inszenierte ihre möglich auch für dieses Repertoire Zeit zu nehmen.“ Musiklehrerin dann eine Schulaufführung von Mozarts Dabei wird sie von so renommierten Liedpianisten wie Zauberflöte, mit dem Physiklehrer als Sarastro und der Julius Drake und Helmut Deutsch unterstützt. jungen Dorottya als Pamina, die ihre Partie ohne fremde An der Staatsoper, wo sie bisher unter anderem als Che- Hilfe von CD lernte. „Das war ein fantastisches Erlebnis, rubino in Mozarts Figaro begeisterte, erkundet sie dem- das ich bis heute nicht vergessen habe.“ nächst noch ein ganz anderes Terrain: In der kommen- Damit waren die Weichen für den späteren Berufsweg den Saison übernimmt Dorottya Láng die Titelrolle in gestellt – auch wenn erst noch ein Intermezzo mit ande- Rossinis La Cenerentola. „Das wird meine erste Rossini- Dorottya Láng ist ren Fächern wie der Literaturwissenschaft dazwischen Partie überhaupt und natürlich eine große Herausforde- seit der vergange- kam. rung, ein Sprung ins kalte Wasser. Ich sehe das erstmal nen Saison En - semblemitglied der Dorottya Láng nahm privaten Gesangsunterricht in der als einmaligen Ausflug, weil ich nicht glaube, dass ich in Staatsoper. Nach Heimatstadt Budapest, bevor sie zum Studium nach diesem Fach mit den virtuosen Koloraturen meinen ihren Auftritten u. a. Wien ging, in die Welthauptstadt der klassischen Musik. Schwerpunkt haben werde. Ich mag es gern, wenn ich als Cherubino, Hän- „Das ist natürlich eine wahnsinnig inspirierende Umge- längere Linien zu singen habe. Aber man kann ja vorher sel und Dorabella wird sie im Herbst bung für junge Sänger“, schwärmt die sympathische nie wissen, wohin sich die Stimme entwickelt.“ als Angelina in Ros- junge Frau, deren braune Augen ebenso zu den Haupt- Langfristige Pläne hat die Wahlhamburgerin deshalb sinis La Cenerentola darstellern ihrer lebendigen Mimik gehören wie der keine. Wie so viele Sänger ihrer Generation blickt sie sehr auf der Bühne zu er- sinnliche Mund. bodenständig und ohne die ganz großen Träume in die leben sein. „Ich bin oft abends noch spontan für drei Euro auf einen Zukunft: „Ich bin jetzt noch ein Jahr hier, mal schauen, Stehplatz in die Staatsoper gegangen und konnte dort was dann kommt. Ich vertraue darauf, dass die Sachen große Stars wie Natalie Dessay oder Anna Netrebko er- mich finden – keine Ahnung, ob das gut oder schlecht leben. Auf diese Weise atmet man in der Stadt jeden Tag ist.“ Musik ein. Wenn ich solche Sänger am Abend gehört habe, singe ich selbst am nächsten Morgen besser, ohne besonders etwas dafür getan zu haben.“ Marcus Stäbler arbeitet u. a. für den NDR, das Dorottya Láng hat sich aber selbstverständlich nicht al- Hamburger Abendblatt, die Neue Zürcher Zeitung lein auf die Abhörmethode verlassen, sondern ihre und das Fachmagazin Fono Forum.

1.2016/17 | JOURNAL 31 Philharmonisches Staatsorchester

Die „Philharmonische Akademie“ – Eine Herzensangelegenheit

In Hamburg haben Sie schon öfter konzer- Haben Sie solch einen musikalischen Ma- tiert, zuletzt im Februar dieses Jahres in rathon bereits einmal bestritten? der Laeiszhalle. Was verbinden Sie mit der Lustigerweise hatte ich solch eine Situation Musikstadt Hamburg? auch bei meinem Kennenlernen mit Kent Nach Hamburg zieht es mich für Konzerte Nagano in Montreal. Ich habe vor knapp immer wieder. Mit zwölf kam ich zum ers - zwei Jahren mit seinem Orchester in Mont- ten Mal in die Stadt für „Jugend musiziert“. real das Mendelssohn-Violinkonzert mit Durch diesen und die weiteren Aufenthalte ihm gespielt – eine unglaublich schöne Er- beim NDR Sinfonieorchester und in der fahrung. Daraufhin habe ich bei seinem Laeiszhalle konnte ich ein paar sehr shöne mehrtägigen Sommerfestival in San Fran- Ecken der Stadt kennenlernen. Planten un cisco spielen dürfen und dort auch Stücke Blomen hab ich besonders gern und die of- verschiedener Gattungen interpretiert. So fene Atmosphäre der Stadt. Man spürt die hatte ich die Gelegenheit Kent Nagano bes- Bewegung und internationale Verknüpfung ser kennenzulernen. Ich freue mich riesig dieser Hafenstadt auch in der Musikwelt; darauf, unsere musikalische Zusammenar- in den Klangkörpern wie dem Philharmo- beit in Hamburg fortzusetzen. Die Verdich- nischen Staatsorchester und dem NDR. tung eines so vielseitigen Programms auf einen einzigen Tag in der Philharmoni- Unsere Akademiekonzerte sind in Anleh- schen Akademie ist ein absolutes Highlight nung an die klassischen Akademien zu für mich: Vier Werke an einem Tag zu spie- Zeiten Beethovens als große, abwechs- len und die Spannung über sechs Stunden lungsreiche Programme angelegt: Neben zu halten – das wird auf jeden Fall aufre- Violinwerken von Haydn, Mozart und gend. Die Mischung der Gattungen macht Schumann stehen Chor- und Orchester- die Akademie für mich besonders span- werke ebenso wie Kammermusik, die von nend. Ich werde sowohl als Solistin mit Veronika Eberle, Artist in Residence bei der der Romantik bis in die Gegenwart rei- dem Philharmonischen Staatsorchester auf Philharmonischen Akademie, über musikali- chen. Sie werden am Konzerttag von der Bühne stehen, als auch kammermusi- sche Marathons, spanische Salsa-Nächte und 16 bis etwa 22 Uhr immer wieder konzer- kalisch mit Michail Lifits am Klavier. Diese ihre Liebe zu Schumann tieren und stehen als Solistin im Fokus. Spannbreite an einem Konzerttag ist für

1. Akademiekonzert 2. Akademiekonzert 1. Philharmonisches Konzert

Veronika Eberle & Kent Nagano Kent Nagano Dirigent Kent Nagano Viola Naomi Seiler Dirigent Kent Nagano Dirigent Kent Nagano Violoncello Gautier Capuçon Violine Veronika Eberle Violine Veronika Eberle Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Klavier Michail Lifits Audi Jugendchorakademie Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Richard Strauss Don Quixote op. 35 György Ligeti Heinrich Schütz „Verleih uns Frieden“ / „Gib Johannes Brahms Poème symphonique für 100 Metronome unsern Fürsten“ op.10 Nr. 14/15 Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68 Igor Strawinsky Sinem Altan Verwischt – Silik für Alt, Bariton, Auszüge aus „Die Geschichte vom Soldaten“ Bläserquintett und Schlagzeug Konzerteinführung Joseph Haydn Aziza Sadikova Silberklang für Mezzosopran 18. September 2016, 10:15 Uhr, Violinkonzert C-Dur Hob. VIIa:1 und Kammerensemble 19. September 2016, 19:15 Uhr Wolfgang Amadeus Mozart Samy Moussa Melancholy’s Attributes für Laeiszhalle, Kleiner Saal Violinsonate F-Dur KV 377 Chor und Horn Robert Schumann Tobias Schneid Choleric für Chor, Bläserquin- Kinderprogramm 18. September, 11:00 Uhr: Violinsonate d-Moll op. 121 Nr. 2 tett und Schlagzeug 4 bis 8 Jahre: Spielplatz Orchester (Studio E) Johannes Brahms 4 Gesänge op. 17 für 9 bis 12 Jahre: Künstlergespräch mit Gautier 3. September 2016, 16:00 Uhr Frauenchor / Streichsextett Nr. 2 G-Dur op. 36 Capuçon nach der Pause Laeiszhalle (Kleiner Saal) Paul Hindemith Kammermusik Nr. 1 op. 24 Info: [email protected] Wolfgang Amadeus Mozart Violinkonzert Nr. 3 G-Dur KV 216 18. September 2016, 11:00 Uhr 19. September 2016, 20:00 Uhr 3. September 2016, 19:00 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal) Laeiszhalle (Kleiner Saal)

32 JOURNAL | 1.2016/17 mich eine richtige Herausforderung, der über alles. Seine Musiksprache ist mir sehr Original zu schauen, wenn es noch vorhan- ich mich freudig und mit viel Neugier nahe. Genauso liebe ich aber Haydn, der den ist. So fühle ich mich direkt mit dem stelle. leider oft unterschätzt wird. Er ist so ein Komponisten verbunden. Im nächsten wacher, spannender und unorthodoxer Schritt schätze ich es auch sehr, mich mit Im Programm der Philharmonischen Aka- Komponist, der voller Überraschungen anderen Musikern auszutauschen. Früher demie liegt Ihr Schwerpunkt auf Komposi- steckt und mich immer wieder staunen war das natürlich vor allem meine Profes- tionen der Klassik, dazu kommt ein ro- lässt. Und bei Mozart findet man diese sorin Ana Chumachenco, inzwischen ist es mantisches Werk von Schumann. Ist für wahnsinnig schönen, langen Kantilenen, ganz unterschiedlich. In meiner Beschäfti- Sie der Epochenunterschied entscheidend die jeden schmelzen lassen und mitreißen. gung mit Schumann war es beispielsweise für Ihre Herangehensweise an die Stücke? Man kommt sich vor wie in einer Musik- eine große Bereicherung, dass ich Heinz Wichtiger noch als der Epochenunter- box, weil eine Melodie nach der anderen Holliger kennengelernt habe, der wirklich schied sind für mich die individuellen kommt und es gar nicht mehr aufhört. Das alles von ihm kennt. Es ist toll für mich, Handschriften der Komponisten. Haydn kann man nur lieben. Für mich gehören mit ihm darüber reden zu können und von und Mozart sind beide Klassiker, kannten alle drei zu den liebsten Komponisten, die ihm zu lernen. sich gut, haben Quartett zusammen ge- ich habe. Das Akademieprogramm ist eine spielt und sind doch so unterschiedlich im richtige Herzensangelegenheit für mich. Sie sind in Donauwörth aufgewachsen, Vergleich: Das Haydn-Violinkonzert steht leben inzwischen in Berlin und reisen für in der barocken Tradition. Mozarts Violin- Wie bereiten Sie sich auf den großen Kon- Ihre Konzerte von Großstadt zu Groß- konzert ist dagegen ein ganz klassisches zerttag vor? stadt. Wohin zieht es Sie, wenn Sie einmal Violinkonzert. Schumann ist in seinen Für mich ist es ein riesiges Geschenk, die frei haben? Harmonien und der Dichte, die er erreicht Autographe der Komponisten studieren zu Im Sommer verbringe ich dieses Jahr zwei noch einen ganzen Schritt weiter in der können. Allein die Handschrift verrät so Wochen mit meiner Familie in Spanien am Musikgeschichte. An der Zusammenstel- viel über den Menschen. Das ist genau wie Meer. Ich spiele davor in Portugal auf lung dieser Werke kann man spüren, wie bei einem handgeschriebenen Brief, der einem Festival und fahre von dort direkt die Komponisten voneinander gelernt und schon vom Schriftbild her stark und laut weiter nach Spanien. Dann mache ich ein Elemente weiterentwickelt haben. Schu- zum Leser spricht. Ich schaue mir den No- paar Geigen-freie Tage, aber im Gepäck mann hätte niemals so schreiben können, tentext gerne ganz genau an, um aus erster habe ich sie schon und es zieht mich meis - wären Haydn und Mozart nicht gewesen. Quelle zu sehen, was der Komponist wie tens schnell wieder zum Üben. Die Zeit für Diese Wechselwirkung ist faszinierend. Ich geschrieben hat. Jede Ausgabe eines Verla- Familie, kulturelle Entdeckungen, am fühle mich Schumann unglaublich verbun- ges ist ja bereits eine Interpretation und Strand lesen und das spanische Nachtleben den. Ich liebe ihn, seine Musik, seine Werke deshalb ist es mir sehr wichtig, selbst ins kommt aber nicht zu kurz. Ich tanze sehr gerne und freue mich auf ausgiebige Salsa- Abende.

2. Philharmonisches Konzert 1. Kammerkonzert Das klingt nach einer zweiten großen Lei- Dirigent Thomas Zehetmair Vivaldi, Telemann, Hoffmann u.a. denschaft neben dem Geigenspiel. Sie Oboe Heinz Holliger haben schon mit sechs Jahren angefan- Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Dominick Argento Six Elisabethan Songs Antonio Vivaldi Concerto a-Moll RV 108 gen Violine zu spielen und Ihr Hobby dann Joseph Haydn Georg Philipp Telemann früh als Jungstudentin in München pro- Symphonie d-Moll Hob. 1/80 Concerto Nr. 6 a-Moll fessionalisiert. Gibt es auch einen ande- Elliott Carter Antonio Vivaldi ren Beruf, den Sie sich für sich vorstellen Oboenkonzert Domine Deus aus Gloria RV 588/589 Ludwig van Beethoven Ilja Hurník Sonata da camera könnten? Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 36 Georg Melchior Hoffmann Aria aus Momentan nicht. Dafür bin ich zu leiden- „Meine Seele rühmt und preist“ schaftlich mit der Musik verbunden. Um Konzerteinführung 9. Oktober 2016, 10.15 Uhr die Musik zum Beruf zu machen, muss und 10. Oktober 2016, 19.15 Uhr Sopran Maria-Isabella Jung jeweils im Kleinen Saal Violine Hibiki Oshima man wirklich dafür brennen. Sie steht Violoncello Yuko Noda immer an erster Stelle und ist mir so wert- Kinderprogramm 9. Oktober, 11:00 Uhr: Flöte Vera Plagge voll. Diesem Drang muss man sich hinge- Oboe Nicolas Thiébaud 4 bis 8 Jahre: Spielplatz Orchester (Studio E) ben. Ich kann gar nicht anders, als Musik 9 bis 12 Jahre: Konzertbesuch (Oboenkonzert Cembalo Nadine Remmert von Elliott Carter) in der 1. Konzerthälfte, Künst- zu machen. Und das genieße ich. lergespräch mit Oboist Heinz Holliger nach der 30. Oktober 2016, 11:00 Uhr Pause / Info: [email protected] Laeiszhalle (Kleiner Saal) Interview Janina Zell

9. Oktober 2016, 11:00 Uhr 10. Oktober 2016, 20:00 Uhr Laeiszhalle (Großer Saal)

1.2016/17 | JOURNAL 33 Oper Namen und Nachrichten

Die diesjährige Studiosus-Eventreise der Abonnenten der Hamburgischen Staatsoper ging vom 7. bis 12. Juni nach Riga, der Haupt- stadt Lettlands und der größten Stadt des Baltikums. Das Opernfestival 2016 stand unter dem Vorzeichen Giuseppe Verdis. Auf dem Pro- gramm standen die Meisterwerke Der Troubadour, Rigoletto, La Traviata und Macbeth. Daneben galt es bei der Eventreise eine geschichtsträchtige Stadt zwischen Mittelalter, Jugendstil und Moderne zu erkunden.

Hamburger Theaternacht Eine Frau, die weiß, was sie will! Überall Theater! Am Samstag, dem 10. Operette von Oscar Straus September öffnen über 40 Hamburger Bühnen ihre Türen für die 13. Theater- 20 verschiedene Rollen – 2 Darsteller! Dagmar Manzel als Operettendiva Manon Caval- nacht. 50 Shuttlebus-Linien verbinden die lini spielt sowohl deren Verehrer Raoul Severac als auch den Vater ihrer Tochter Lucy. Theater miteinander – und Theaterfreunde Max Hopp als eben jene Tochter Lucy gibt gleich alle fünf Liebhaber der Cavallini und brauchen für alles nur ein Ticket. Auch die den Hausfreund Lucys obendrein! Eine ebenso rasante wie atemlose Tour de force, der Staatsoper ist wieder mit einem abwechs- das Orchester unter Adam Benzwi mit einem furiosen Feuerwerk an flotten Märschen, lungsreichen Programm auf allen Bühnen stürmischen Walzern und unvergleichlichen Chansons aus der Feder von Oscar Straus dabei. Für Kinder gibt es in der Staatsoper ordentlich einheizt. am Nachmittag in der opera stabile ein Mini-Konzert, sie lernen Musikinstru- Glamour-Queen Manon Cavallini ist eine von allen Männern umschwärmte Operetten- mente kennen und können bei der neuen diva. Auch Raoul Severac ist ihr erlegen – sehr zum Unmut der jungen Lucy, die Hals Familienoper Katze Ivanka Mäuschen spie- über Kopf in den schmucken Junggesellen verliebt ist. Sie bittet den Bühnenstar daher, len. Die Eröffnungsproduktion Die Zauber- auf Raoul zu verzichten und ihn ihr zu überlassen. Was sie nicht weiß: Manon ist ihre flöte wird in konzertanten Ausschnitten im Mutter! Äußerst verzwickte Familienverhältnisse brodeln also hinter den Kulissen des Großen Haus vorgestellt. schillernden Operettenbetriebs, wo ohnehin der schöne Schein regiert. Wen wundert es John Neumeier gewährt Einblicke in sein da noch, dass das Orchester zum Zeugen intimster Gespräche wird oder dass hier der Ballett Nijinsky, das am 24. September auf Backfisch Lucy von Max Hopp verkörpert wird – und Dagmar Manzel nicht nur der Bühne der Hamburgischen Staatsoper Manon, sondern auch gleich deren zahlreiche Fans und Verehrer spielt? seine Wiederaufnahme feiert. Sänger des Opernensembles präsentieren sich mit Der Wiener Oscar Straus, in den 1920er und 30er Jahren einer der bekanntesten Operet- einem Gesangsprogramm und die Musiker ten- und Filmkomponisten, am Berliner Überbrettl-Kabarett Komponistenkollege von des Philharmonischen Staatsorchesters Arnold Schönberg und im amerikanischen Exil auch in Hollywood erfolgreich, schuf in Hamburg gestalten Kammerkonzerte in seiner Operette, die 1932 am legendären Metropol-Theater, der heutigen Komischen der opera stabile. Auf der Probebühne 1 Oper Berlin, mit Fritzi Massary in der Hauptrolle ihre umjubelte Uraufführung feierte, stellen sich die Ballettschule und die Jun- neben flotten Märschen und stürmischen Walzern so unvergleichliche Chansons wie gen Choreografen des Hamburg Ballett „ Die Sache, die sich Liebe nennt“ und „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“ vor. Sie soll es. Denn eine Frau, die weiß, was sie will!

10. September ab 19.00 Uhr, Ein Gastspiel der Komischen Oper Berlin, im Rahmen des Hamburger Theaterfestivals Kinderprogramm ab 16.00 Uhr 10. Oktober 2016, 20.00 Uhr, Großes Haus

34 JOURNAL | 1.2016/17 Musikalische Höhepunkte

Beethovenfest Bonn Konzertkarte Kat. 1 für die Beethovenhalle, Rheinschifffahrt, Führung Haus der Geschichte, Globetrotter-Reiseleitung 01.10. – 04.10.16 ab € 779,– Usedom und Musikfestival 2 Ausflüge inkl, weitere Ausflüge und Konzertkarten (u.a. Jan Lisiecki/ Thomas Hengelbrock) zubuchbar 12.10. – 16.10.16 ab € 689,– Berlin & Musik

Das Bundesjugendballett traf die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel MdB 2 Konzertkarten Kat. 2 Komische Oper beim „Kultursalon unter der Kuppel“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am und 1 Konzertkarte Kat. 2 Kammer- 8. Juni 2016 im Deutschen Bundestag in Berlin. Auf Einladung von Kulturstaats- musiksaal, Führung Staatsoper, ministerin Monika Grütters MdB tanzte die Compagnie Auszüge aus ihrem ak- Globetrotter Reiseleitung tuellen Repertoire vor prominenten Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur. 25.11. – 28.11.16 ab € 929,– Semperoper Dresden Konzertkarte Kat. 3‚ Der Nussknacker‘, Nicht nur für Schüler: Der Herbstferienpass Führung Residenzschloss, Besuch Bleiben Sie in den Herbstferien lieber in der Stadt? Dann können Sie vom 15. bis 30. Oktober mit dem Herbstferienpass die Hamburger Kultur- Museum für Sächsische Volkskunst, szene unsicher machen: Theater, Oper und Konzerte zum halben Preis! Globetrotter Reiseleitung Mit dabei sind das Thalia Theater, das Thalia in der Gaußstraße, Kamp- 14.12. – 16.12.16 ab € 419,- nagel, die Staatsoper und der Mojo Club. Der Pass kostet 10 Euro und ist ab dem 1. Oktober an den Vorverkaufskassen von Thalia Theater, Kamp- nagel und Staatsoper erhältlich. Mit dem Pass erhalten Sie eine Ermäßi- Telefon: 04108 430374 gung von 50% auf Karten ausgewählter Platzgruppen nach Verfügbarkeit. Katalog und weitere Informationen Der Kartenverkauf beginnt ebenfalls am 1. Oktober. Jedes Haus kann in gratis anforden! den Herbstferien bis zu zweimal besucht werden. Ausgenommen sind Premieren, Galavorstellungen, Sonderveranstaltungen und Gastspiele fremder Veranstalter.

ab 4. Tag Taxi-Abholservice incl. . 5 Sterne Busse

Globetrotter Reisen GmbH Harburger Str. 20 . 21224 Rosengarten Spielplan

September 29 Do Die Zauberflöte Iphigénie en Tauride Christoph Wolfgang Amadeus Mozart Willibald Gluck 19:00 Uhr│€ 6,– bis 109,– | E Ensemble Resonanz | 1. Akademiekonzert Einführung 18:20 Uhr (Stifter- 18:00 - 20:15 Uhr € 6,– bis 97,– 3 Sa | 16:00 Uhr│€ 10,– bis 35,– lounge) | Do1 D Einführung 17:20 Uhr (Stifter- 2. Akademiekonzert lounge) | So2, Serie 49 19:00 Uhr│€ 10,– bis 35,– 30 Fr Ballett – John Neumeier Laeiszhalle, Kleiner Saal Nijinsky Nikolai Rimskij-Korsa- 10 Mo Gastspiel Komische Oper Berlin kow, Dmitri Schostakowitsch Eine Frau, die weiß, was sie will! │ jung 19:30 - 22:15 Uhr € 6,– bis 20.00 Uhr | € 12,– bis 68,– 6 Di │ │ OpernIntro „Die Zauberflöte“ 109,– E Fr1 10:00 - 13:00 Uhr│Veranstaltung 2. Philharmonisches Konzert │ für Schulklassen (Anmeldung er- 20:00 Uhr € 10,– bis 48,– forderlich)│Probebühne 2 Oktober Laeiszhalle, Großer Saal

10 Sa Hamburger Theaternacht 11 Di Iphigénie en Tauride Christoph Kinderprogramm ab 16 Uhr in 1 Sa La Cenerentola Willibald Gluck der opera stabile Gioachino Rossini Ensemble Resonanz │ │ Programm ab 19:00 Uhr auf der 19:30 - 22:40 Uhr € 6,– bis 19:30 - 21:45 Uhr € 5,– bis 87,– │ │ | Hauptbühne, der Probebühne 1 109,– E Sa1 C Einführung 18:50 Uhr (Stifter- und in der opera stabile lounge) | Di1 2 So Ballett – John Neumeier 16 Fr Opern-Werkstatt Nijinsky Nikolai Rimskij-Korsa- 12 Mi Die Zauberflöte Wolfgang „Die Zauberflöte“ kow, Dmitri Schostakowitsch Amadeus Mozart │ │ 18:00 - 21:00 Uhr│ Fortsetzung 18:00 - 20:45 Uhr € 6,– bis 19:00 Uhr € 6,– bis 109,– │ │ │ 17. September, 11:00 - 17:00 109,– E So1, Serie 38 E Einführung 18:20 Uhr (Stifter- Uhr│€ 48,–│Probebühne 2 lounge) | Oper gr.1, VTg4 3 Mo Die Zauberflöte Einführungsmatinee Wolfgang Amadeus Mozart Iphigénie en Tauride Christoph 18 So │ | 13 Do „Die Zauberflöte“ 18:00 Uhr € 7,– bis 119,– F Willibald Gluck 11:00 Uhr│€ 7,–│Probebühne 1 Einführung 17:20 Uhr (Stifter- Ensemble Resonanz lounge) | WE gr., WE kl., Serie 68 19:30 - 21:45 Uhr│€ 5,– bis 87,– | 1. Philharmonisches Konzert C Einführung 18:50 Uhr (Stifter- | 11:00 Uhr│€ 10,– bis 48,– 4 Di jung lounge) Do2 Laeiszhalle, Großer Saal OpernIntro „La Cenerentola“ 10:00 - 13:00 Uhr | Veranstal- 14 Fr La Cenerentola 1. Philharmonisches Konzert tung für Schulklassen (Anmel- Gioachino Rossini 19 Mo | │ 20:00 Uhr│€ 10,– bis 48,– dung erforderlich) auch am 5., 19:30 - 22:40 Uhr € 6,– bis | │ │ Laeiszhalle, Großer Saal 7. Oktober Probebühne 3 97,– D Fr3, Oper kl.2

Premiere A Die Zauberflöte La Cenerentola AfterShow 23 Fr 5 Mi │ Wolfgang Amadeus Mozart Gioachino Rossini ca. 22:50 Uhr € 10,–; für Besu- │ 18:30 Uhr│€ 8,– bis 195,– 19:30 - 22:40 Uhr € 5,– bis cher der Hauptvorstellung € 5,– │ │ M│Einführung 17:50 Uhr (Stif- 87,– C Mi2 Stifterlounge terlounge) l PrA 6 Do jung 15 Sa Uraufführung Katze Ivanka Ballett – John Neumeier OpernIntro „Katze Ivanka“ Massimiliano Matesic 24 Sa | │ Nijinsky Nikolai Rimskij-Korsa- 10:00 - 13:00 Uhr Veranstaltung 19:00 Uhr € 28,–, erm. € 10,– kow, Dmitri Schostakowitsch für Schulklassen (Anmeldung er- Einführung 18:15 Uhr, Probe- | │ 19:00 - 21:45 Uhr | € 7,– bis 119,– | F forderlich) Probebühne 3 bühne 2 opera stabile

25 So Premiere B Die Zauberflöte Die Zauberflöte Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Wolfgang Amadeus Mozart Wolfgang Amadeus Mozart Iphigénie en Tauride Christoph | 18:00 Uhr│€ 7,– bis 119, | F | 19:00 Uhr € 6,– bis 109,– | E Willibald Gluck Einführung 17:20 Uhr (Stifter- Einführung 17:20 Uhr (Stifter- Ensemble Resonanz │ lounge) | PrB | Anschließend Dis- lounge) | VTg1 19:30 - 21:45 Uhr € 6,– bis │ | kussion: Was kann Pamina 109,– E Einführung 18:50 Uhr wollen? 7 Fr Das ewige Rätsel: Meister- oder (Stifterlounge) | Sa4, Serie 28 Machwerk? Die Zauberflöte Vortrag von Jürgen Kesting Pique Dame Peter I. Tschaikowsky 27 Di │ │ 16 So │ Wolfgang Amadeus Mozart 19:30 Uhr € 7,– Probebühne 3 15:00 - 17:45 Uhr € 6,– bis │ 19:00 Uhr | € 6,– bis 109,– | E 109,– E | Einführung 14:20 Uhr │ Einführung 18:20 Uhr (Stifter- 8 Sa La Cenerentola (Stifterlounge) Nachm lounge) | Di2, Schnupper Gioachino Rossini 19:30 - 22:40 Uhr│€ 6,– bis Katze Ivanka Massimiliano │ │ Ballett – John Neumeier 109,– E Sa2 Matesic 28 Mi │ Nijinsky Nikolai Rimskij-Korsa- 15:30 Uhr € 28,–, erm. € 10,– kow, Dmitri Schostakowitsch 2. Philharmonisches Konzert Einführung 14:45 Uhr, Probe- 9 So │ │ 19:30 - 22:15 Uhr│€ 6,– bis 97,– 11:00 Uhr € 10,– bis 48,– bühne 2 opera stabile D│Mi1 Laeiszhalle, Großer Saal

36 JOURNAL | 1.2016/17 18 Di Katze Ivanka Massimiliano 30 So Rigoletto Giuseppe Verdi 6 So Katze Ivanka Massimiliano Matesic 18:00 – 20:30 Uhr│€ 6,– bis Matesic 19:00 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– 109,– | E | So2, Serie 48 15:30 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– Einführung 18:15 Uhr, Probe- Einführung 14:45 Uhr, Probe- bühne 2│opera stabile EVEN THE NIGHT HERSELF IS HERE bühne 3│opera stabile Purcell: Dido and Aeneas, The Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Fairy Queen Premiere A Senza Sangue / La Cenerentola Eine Koproduktion zwischen der Herzog Blaubarts Burg Gioachino Rossini Theaterakademie Hamburg und Péter Eötvös, Béla Bartók 19:30 - 22:40 Uhr│€ 5,– bis der Hamburgischen Staatsoper 18:00 Uhr│€ 8,– bis 179, | L 87,–│C│Di3 18:00 Uhr│€ 18,–, erm. 12,– Einführung 17:20 Uhr (Stifter- opera stabile lounge)│PrA 19 Mi Katze Ivanka Massimiliano Matesic 31 Mo EVEN THE NIGHT HERSELF IS HERE 7 Mo Katze Ivanka Massimiliano 16:00 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– Purcell: Dido and Aeneas, The Matesic Einführung 15:15 Uhr, Probe- Fairy Queen 11:00 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– bühne 2│opera stabile Eine Koproduktion zwischen der opera stabile Theaterakademie Hamburg und Pique Dame Peter I. Tschaikowsky der Hamburgischen Staatsoper 8 Di Salome Richard Strauss 19:00 - 21:45 Uhr│€ 6,– bis 97,– 20:00 Uhr│€ 18,–, erm. 12,– 19:30 - 21:15 Uhr│€ 6,– bis 97,– D│Einführung 18:20 Uhr (Stif- opera stabile D | Einführung 18:50 Uhr (Stifter- terlounge) | Mi1 lounge)│Di3 November 20 Do Ballett – John Neumeier 9 Mi Katze Ivanka Massimiliano Turangalîla Olivier Messiaen Matesic 19:30 - 21:00 Uhr│€ 6,– bis 97,– 1 Di Rigoletto Giuseppe Verdi 11:00 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– D | Do1 19:30 - 22:00 Uhr│€ 6,– bis opera stabile 97,–│D│Di2, Oper kl.1 21 Fr Rigoletto Giuseppe Verdi Premiere B Senza Sangue / 19:30 - 22:00 Uhr | € 6,– bis EVEN THE NIGHT HERSELF IS HERE Herzog Blaubarts Burg 109,– | E | Fr2 Purcell: Dido and Aeneas, The Péter Eötvös, Béla Bartók Fairy Queen 19:30 Uhr│€ 6,– bis 97,– | D 22 Sa Ballett – John Neumeier Eine Koproduktion zwischen der Einführung 18:50 Uhr (Stifter- Turangalîla Olivier Messiaen Theaterakademie Hamburg und lounge)│PrB 19:30 - 21:00 Uhr│€ 7,– bis der Hamburgischen Staatsoper 119,–│F│Bal 1 20:00 Uhr│€ 18,– erm. 12 ,– 10 Do Katze Ivanka Massimiliano opera stabile Matesic 23 So Ballett – John Neumeier 11:00 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– Ballett-Werkstatt 2 Mi EVEN THE NIGHT HERSELF IS HERE opera stabile 11:00 Uhr│(ausverkauft) Purcell: Dido and Aeneas, The A│öff. Training ab 10:30 Uhr Fairy Queen Ballett – John Neumeier Eine Koproduktion zwischen der Romeo und Julia Pique Dame Peter I. Tschaikowsky Theaterakademie Hamburg und Sergej Prokofjew 19:00 - 21:45 Uhr│€ 6,– bis der Hamburgischen Staatsoper 19:00 - 22:00 Uhr│€ 6,– bis 109,–│E | Einführung 18:20 Uhr 20:00 Uhr│€ 18,–, erm. 12,– 109,–│E│Do2 (Stifterlounge) | S39 | So1 opera stabile „Unforgiven“: Blutbad-Perspek- 27 Do Rigoletto Giuseppe Verdi 4 Fr Opern-Werkstatt „Senza San- tiven Vortrag von Wolfgang 19:30 - 22:00 Uhr│€ 6,– bis gue – Herzog Blaubarts Burg“ Willaschek 97,–│D│Ital1 18:00 Uhr│Fortsetzung 5. No- 19:30 Uhr│€ 7,– | Probebühne 3 vember, 11:00 - 17:00 Uhr 28 Fr Zum letzten Mal in dieser Spielzeit € 48,–│Probebühne 3 11 Fr Katze Ivanka Massimiliano Pique Dame Peter I. Tschaikowsky Matesic 19:00 - 21:45 Uhr | € 6,– bis Ballett – John Neumeier 11:00 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– 109,– | E│Einführung 18:20 Uhr Romeo und Julia opera stabile (Stifterlounge) | Fr1 Sergej Prokofjew 19:00 - 22:00 Uhr│€ 7,– bis Ballett – John Neumeier 29 Sa Ballett – John Neumeier 119,–│F│BalKl1 Romeo und Julia Turangalîla Olivier Messiaen Sergej Prokofjew 19:30 - 21:00 Uhr | € 7,– bis 119,– 5 Sa Katze Ivanka Massimiliano 19:00 - 22:00 Uhr│€ 7,– bis F | WE gr., Serie 69 Matesic 119,–│F│Fr2 15:30 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– 30 So Einführungsmatinee „Senza Einführung 14:45 Uhr, Chor- Katze Ivanka Massimiliano Sangue“/„Herzog Blaubarts Burg“ saal│opera stabile Matesic 11:00 Uhr│€ 7,– 19:00 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– Orchesterprobensaal Ballett – John Neumeier Einführung 18:15 Uhr, Probe- Romeo und Julia bühne 3│opera stabile 1. Kammerkonzert Sergej Prokofjew 11:00 Uhr│€ 9,– bis 22,– 19:00 - 22:00 Uhr│€ 7,– bis Laeiszhalle, Kleiner Saal 129,–│G│Sa1

1.2016/17 | JOURNAL 37 Spielplan/Leute

12 Sa Salome Richard Strauss 19:30 - 21:15 Uhr│€ 7,– bis 119,– F | Einführung 18:50 Uhr (Stifter- lounge) | Sa4, Serie 29

13 So Katze Ivanka Massimiliano Matesic 15:30 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– Einführung 14:45 Uhr, Probe- bühne 3│opera stabile

Lohengrin Richard Wagner 16:00 - 20:30 Uhr│€ 6,– bis 109,–│Einführung 15:20 Uhr 1 (Stifterlounge) | E│Oper gr.2

14 Mo Katze Ivanka Massimiliano Matesic 11:00 Uhr│€ 28,–, erm. € 10,– opera stabile

* Alle Opernaufführungen in Ori- ginalsprache mit deutschen 2 3 4 Übertexten.

„Die Zauberflöte“ und „Senza Sangue“/“Herzog Blaubarts Burg“ mit deutschen und engli- schen Übertexten.

Die Produktionen „Die Zauber- flöte“, „La Cenerentola“, „Iphigénie en Tauride“, „Turangalîla“, „Senza 5 6 7 8 Sangue/Herzog Blaubarts Burg“, „Salome“ werden unterstützt durch die Stiftung zur Förderung Jubel für „Daphne“ der Hamburgischen Staatsoper. Am 5. Juni 2016 ging die Neuproduktion von Richard Strauss Daphne unter der musikali- „Salome“ wird gefördert durch schen Leitung von Michael Boder und in der Regie von Christof Loy über die Bühne. Die die Deutschen Philips Unterneh- Premiere wurde gebührend gefeiert. Auf den Bildern ist zu sehen: Schlussapplaus (1) men. „Lohengrin“ ist eine Kopro- Opernintendant Georges Delnon mit Ingrid von Heimendahl (Stiftung zur Förderung der duktion mit dem Gran Teatre del Liceu Barcelona. Hamburgischen Staatsoper) und dem Künstlerischen Betriebsdirektor Tillmann Wiegand (2) Barbara Mirow und Thomas Mirow (Aufsichtsratsvorsitzender HSH Nordbank ) (3) Öffentliche Führungen durch die Heidi Heinemann-Schulte mit Claus Heinemann (Gebr. Heinemann) und dessen Ehefrau Staatsoper am 27. und 30. Sep- Gloria Bruni (4) Martin Köttering (Präsident der Hochschule für Bildende Künste) und tember, am 13., 27. und 28. Ok- Ehefrau Marion Jorritsma (5) Engelke Schümann und Kammersänger Franz Grundheber, tober und am 9. November der im Oktober sein 50jähriges Bühnenjubiläum feiern wird (6) Schriftstellerin Dr. Ulla jeweils 13.30 Uhr. Treffpunkt ist Hahn und Hamburgs ehemaliger Erster Bürgermeister Dr. Klaus von Dohnanyi (7) Anne- der Bühneneingang. Karten (€ 6,-) marie Rauhe und Prof. Dr. Hermann Rauhe (8) erhältlich beim Kartenservice der

Kassenpreise

Platzgruppe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11* A € 28,– 26,– 23,– 20,– 17,– 12,– 10,– 9,– 7,– 3,– 6,– B € 79,– 73, – 66,– 58,– 45,– 31,– 24,– 14,– 11,– 5,– 11,– C € 87,– 78, – 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 11,– D € 97,– 87, – 77,– 68,– 57,– 46,– 31,– 16,– 12,– 6,– 11,– E € 109,– 97, – 85,– 74,– 63,– 50,– 34,– 19,– 12,– 6,– 11,– F € 119,– 105,– 94,– 83,– 71,– 56,– 38,– 21,– 13,– 7,– 11,– G € 129,– 115, – 103,– 91,– 77,– 62,– 41,– 23,– 15,– 7,– 11,– H € 137,– 122,– 109,– 96,– 82,– 67,– 43,– 24,– 15,– 7,– 11,–

Preiskategorie J € 147,– 135,– 121,– 109,– 97,– 71,– 45,– 25,– 15,– 7,– 11,– K € 164,– 151, – 135,– 122,– 108,– 76,– 47,– 26,– 15,– 7,– 11,– L € 179,– 166,– 148,– 133,– 118,– 81,– 50,– 27,– 16,– 8,– 11,– M € 195,– 180,– 163,– 143,– 119,– 85,– 53,– 29,– 16,– 8,– 11,– N € 207,– 191, – 174,– 149,– 124,– 88,– 55,– 30,– 17,– 8,– 11,– O € 219,– 202,– 184,– 158,– 131,– 91,– 57,– 32,– 18,– 8,– 11,– *Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

38 JOURNAL | 1.2016/17 ORTEIL PREISV FÜR WIEDERHOLERCunard-Profi 5% Marion v. Schröder rät: Buchen Sie schnell! In 2017 gibt es nur 4 Kreuz- fahrten ab Deutschland! ůůĞZĞŝƐĞŶŝŶŬů͘ĂƩƌĂŬͲ ƟǀĞŵ'ůŽďĞƚƌŽƩĞƌͲ tŽŚůĨƺŚůͲWĂŬĞƚ͊ &ƌƺŚďƵĐŚĞƌͲWƌĞŝƐĞ ;ŐƺůƟŐďŝƐϯϭ͘Ϭϴ͘ϮϬϭϲͿ Queen mary 2 1

2 3 4 5 NORWEGEN 21.08.-29.08.17 Route: Hamburg - Bergen - Aalesund - Olden - Flaam - Stavanger - Hamburg. Vollpension an Bord. mind. USD 50,- Bordguthaben inkl. pro Person Innenkabine Kat. IF ab € 1.590,-

6 7 8 Queen Elizabeth

Ballett-Uraufführung Turangalîla Frenetisch gefeiert wurde die Uraufführung des Ballettes Turangalîla zur Eröffnung der 42. Hamburger Ballett-Tage. Glücklich über den Erfolg zeigten sich John Neumeier, GMD Kent Nagano, Bühnenbildner Heinrich Tröger und Kostümbildner Albert Kriemler mit dem gesamten Ensemble hinter der Bühne (1). Auf der anschließenden Premierenfeier waren unter den gutge- launten Gästen der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Olaf Scholz mit Ehefrau Britta Ernst (2), Kent Nagano mit den Solistinnen Yejin Gil (Klavier) und Valérie Hartmann-Cla- verie (Ondes Martenot) (3), John Neumeier mit Ted Brandsen, Direktor des Dutch National Bal- let (4), Prof. Dr. Dr. Hermann Reichenspurner mit Ex-Tagesschausprecherin Dagmar Berghoff ENGLAND - 10.05.-19.05.17 (5), Förderin Erica Astesani mit Gastronom Alexander Nava, Inhaber des „Favoloso“ in der PORTUGAL Dammtorstraße, mit seiner Schwester Jacqueline Nava (6), die Ballettmeister Niurka Moredo Route: Hamburg - Southampton - Vigo - Lissabon - und Lloyd Riggins mit Kay Kruse, Ehrenmitglied der Freunde des Ballettzentrums e.V. (7), Desi- Porto - St. Peter Port - Guernsey - Southampton (Flug). gner Albert Kriemler mit seinem Vater Max Kriemler (8). mind. USD 50,- Bordguthaben inkl. pro Person Innenkabine Kat. IF ab € 1.990,- BALTIKUM 12.06.-21.06.17 Route: Hamburg - Kopenhagen - Stockholm - Tallinn St. Petersburg - Kiel. Vollpension an Bord. mind. USD 50,- Bordguthaben inkl. pro Person Innenkabine Kat. IF ab € 1.690,- BRIT. INSELN 03.07.-16.07.17 Route:ZŽƩĞƌĚĂŵͲƌŝƟƐĐŚĞ/ŶƐĞůŶͲZŽƩĞƌĚĂŵ͘ /ŶŬů͘&ůƵŐĂďͬďŝƐĞƵƚƐĐŚůĂŶĚƵŶĚsŽůůƉĞŶƐŝŽŶ͘ mind. USD 75,- Bordguthaben inkl. pro Person Innenkabine Kat. IF ab € 2.770,-

Krönender Abschluss der 42. Ballett-Tage: Die Nijinsky-Gala (Foto mit allen Beteiligten) Kostenlose Kreuzfahrt-Hotline: 0800 22 666 55 Telefon: 040 300335-12, Neuer Wall 18 (4. Stock), ϮϬϯϱϰ,ĂŵďƵƌŐ͕ŶĞƵĞƌǁĂůůΛƌĞŝƐĞůĂŶĚͲŐůŽďĞƚƌŽƩĞƌ͘ĚĞ Cunard Line, eine Marke der Carnival plc., Sandtorkai 38, 20457 HH www.globetrotter-kreuzfahrten.de Finale

Schwarz und Weiß Ein Zimmer. Müller und Becker im Gespräch

BECKER: Schauen Sie mal Müller! Das ist interessant: Eine virtuos ge- durchzieht, die hektischen Bewegungen in Singstimme und Orches - machte Illustration zur Zauberflöte entstanden um 1800. ter – dies alles ist Ausdruck der sexuellen Gier, die „den Mohren“ be- MÜLLER nach einer Pause, etwas betreten: Ein Garten im hellen Son- kanntlich nun mal überkommt, wenn er auf „unsere Mädchen“ trifft. nenlicht. Blumen wiegen sich im sanften Wind … Wunderbar diese Wie wollen Sie dem, der so denkt und das so hört, beweisen, dass er zarten Striche! Und dort in der schattigen Laube ein anmutig Unrecht hat? Und nun schauen Sie mal in die Partitur. Die oberste schlummerndes Mädchen. Aber sie ist in Gefahr: Ein schwarzer Zeile. / MÜLLER: Die Piccoloflöte … / BECKER: … die nur in dieser einen Mann mit riesigen Wulstlippen, strebt auf die schutzlose Schöne zu Nummer vorkommt. Die Piccoloflöte ist unverzichtbarer Bestandteil … Monostatos und Pamina … Aber das ist doch ein Missverständ- der damals beliebten „türkischen Musik“. Sie ist der Militärmusik nis! Das ist ein leider beliebtes rassistisches Bildmotiv. Das passt nicht jener Truppen nachempfunden, die einstmals bis Wien vorgerückt zu dieser Szene! waren und Mitteleuropa in Angst und Schrecken versetzten. Was BECKER: Sind Sie sicher? / MÜLLER: Aber gewiss. Sie kennen den Text macht sie hier, wenn sie nicht diese Assoziation hervorrufen soll? Wie seiner Arie: Alles fühlt der Liebe Freuden, Schnäbelt tändelt, herzet, küsst, seinerzeit die Barbaren zum Angriff auf unsere Kultur bliesen, geht Und ich soll die Liebe meiden, Weil ein Schwarzer hässlich ist! nun der „Mohr“ zum Angriff auf unser Mädchen über. Ist mir denn kein Herz gegeben, Bin ich nicht von Fleisch und Blut? MÜLLER: Aber das ist doch böswillig interpretiert. / BECKER: Mag sein, Und so weiter. Was der unglückliche „Mohr“ hier einklagt, ist ein aber ist die Interpretation damit widerlegt? / MÜLLER: Sie wollen also gutes Recht als Mensch, das ihm verwehrt wird. Das muss doch jeden die Zauberflöte zu einem rassistischen Werk erklären? / BECKER: Daran rühren. / BECKER: Jeden, der glaubt, dass auch dem schwarzen Sklaven liegt mir nichts. Aber können wir die Möglichkeit ausschließen? / MÜL- dasselbe zusteht wie allen Menschen. Wer das nicht glaubt, wird ihn LER nach längerem Brüten, plötzlich: Aber ist das überhaupt wichtig? auslachen und seine „Hybris“, erst recht als Beweise seiner Minder- Ich meine, warum wählen wir nicht einfach die Variante, die uns lie- wertigkeit sehen. / MÜLLER: Aber die Aufklärung! Die Idee der Men- ber ist, die menschlichere, ergreifendere? / BECKER: Und die Werktreue? schenrechte… / BECKER: … wurde von Denkern entwickelt, die von Die Pflicht, das Werk den Intentionen der Autoren entsprechend dar- der Minderwertigkeit der „Neger“ zutiefst überzeugt waren. Kaum zubieten? / MÜLLER: Wer verpflichtet uns denn auf die? Oh, mein Be- einer von ihnen hat sich gegen den Sklavenhandel ausgesprochen, ster, jetzt sehe ich einen Weg, den Sie mir nicht verrammeln können: viele aber haben ihn gerechtfertigt. / MÜLLER: Aber die Musik! Hören Nicht diesen ominösen Intentionen der Autoren, unseren fundamen- Sie doch auf Mozarts Musik: diese furchtbare Unruhe, diese hekti- talen Überzeugungen sind wir verpflichtet. Nicht was Mozart und schen Bewegungen im Orchester und in der Singstimme! Diese Ner- Schikaneder vielleicht gedacht haben, müssen wir darstellen, sondern vosität, dieses Unstete. Was immer Schikaneder gedacht haben mag, was wir hier und heute für richtig und wichtig erachten. Und wer der Komponist hat daraus doch das erschütternde Porträt einer ge- weiß? Wenn das vorliegende Material beide Möglichkeiten zulässt – schundenen Kreatur gemacht, eines gedemütigten, verängstigten, vielleicht ist ja das Stück klüger als seine Autoren? traumatisierten Menschen, dem bitteres Unrecht getan wird. BECKER: Das kann man so sehen, und es ehrt Sie, dass sie es tun. Aber Werner Hintze lebt als freischaffender Theaterwissenschaftler und ist wirklich nur diese Interpretation möglich, die Sie so überzeugend Dramaturg in Berlin. Unter der Intendanz von Andreas Homoki vortragen? Wie wäre es mit dieser: Die Hochspannung, unter der die war er Chefdramaturg der Komischen Oper Berlin. Eine langjäh- Musik zu stehen scheint, die prickelnde Erregung, die das Ganze rige Zusammenarbeit verband ihn mit Peter Konwitschny.

IMPRESSUM Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Georges Delnon, Opernintendant / John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Dr. Michael Bellgardt, Eva Binkle, Johannes Blum, Annedore Cordes, Matthias Forster, Dr. Jörn Rieckhoff, Daniela Rothensee, Janina Zell | Autoren: Christoph Böhmke, Werner Hintze, Vera Nemirova, Marcus Stäbler | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Änne-Marthe Kühn | Fotos: Holger Badekow, Thilo Beu, TB-Photo, Brinkhoff/Mögenburg, Felix Broede, Bundesregierung / Bergmann, Arno Declair, Kartal Karagedik, Henriette Mielke, Jürgen Joost, Jörn Kipping, Jörg Landsberg, Dominik Odenkirchen, schott music Bernd Uhlig, Kiran West | Titel: Arno Declair | Gestaltung: Annedore Cordes | Anzeigenvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH | Tages- kasse: Große Theaterstraße 25, 20354 Hamburg, Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr, Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn der Aufführung. Es werden ausschließlich Karten für die jeweilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: Telefon 040/35 68 68, Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr | Abonnieren Sie unter: Telefon 040/35 68800

VORVERKAUF Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonisch be- Gastronomie in der Oper, Karten können Sie außer an der Tageskasse der stellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu. Tel.: 040/35019658, Fax: 35019659 Hamburgischen Staatsoper an den bekannten Vorver- Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbeitungs - www.godionline.com kaufsstellen in Hamburg sowie bei der Hamburg Touris- gebühr von € 5,–, die zusammen mit dem Kartenpreis Die Hamburgische Staatsoper ist online: mus GmbH (Hotline 040/300 51777; in Rechnung gestellt wird. www.staatsoper-hamburg.de www.hamburg-tourismus.de) Der Versand erfolgt nach Eingang der Zahlung. www.staatsorchester-hamburg.de erwerben. Fax 040/35 68 610 www.hamburgballett.de Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach, 20308 Hamburg; Das nächste Journal erscheint Mitte November

40 JOURNAL | 1.2016/17 Für 10,,– Euroo. Ab 1. Oktobere HHE EERRRBBBSSSTT – ssolaange derr VVoorrat reicichtt. FFE EERRIEIEIENENN VVeerrrddoppeldopdo lln SiSie PAASSSSS Ihrrreeenn KuKultutuuretaturetat!retat! VVoomom15. bbisis 30. Okkttoberr: Theheaheaterr,, Konzerrtte und Oper zum halben Prreeis!

Dirreekt hier aaus schneiden! Dieser Herbstferienpass ist nur gültig mit einem Stempel eines der teilnehmenden Häuser (Nor malpreis ∂0 €, erhältlich bei den teilnehmenden Häusern). Die Ermäßigung von 50% auf eine Eintrittskarte pro Vorstellung gilt vom ∂5. bis 30. Oktober 20∂ 6 in folgenden Häusern: 2× Hamburgische Staats oper, 2× Thalia Theater, 2× Thalia in der Gaußstraße, 2× Kamp nagel, 2× Mojo Club. Karten für aus gewählte Platzgruppen, soweit verfügbar. Ausgenommen Premieren, Galavorstellungen, Sonderveranstal- Herbstferienpass & Eintrittskarten sind erhältlich bei: Thalia Theater & Thalia tungen und Vorstellungen fremder Veranstalter. Kein Online- Gaußstraße T 32 8∂ 44 44 | Kampnagel T 27 09 49 49 Staatsoper T 35 68 68 Verkauf. Telefonische Reservierung möglich.

Name des Inhabers / der Inhaberin Stempel der Persönlicher Pass - nicht übertragbar Verkaufsstelle 10. SEPTEMBER 300 Programme / 40 Theater

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Staatsoper Hamburg, „Les Troyens“, © Hans Jörg Michel © Hans Jörg Troyens“, „Les Hamburg, Staatsoper ÝÑÎÊÝÎÛ×ÊÌÑÝ´ÑÊÖËÞÛÐØÛÐ