Drogen- und Suchtbericht Juli 2014 und Suchtbericht Juli Drogen-

Drogen-Drogen- und Suchtberichtund Suchtbericht Mai 2015 Juli 2014

www.drogenbeauftragte.de Arbeit stehen. Das beginnt bereits mit dem noch ungebo- besorgniserregend. Die Auswirkungen, die nicht nur den wir auch diesen neuen Formen von Suchtmitteln besser renen Leben. Noch immer kommen in Deutschland viel Abhängigen selbst sondern sein gesamtes Umfeld treffen, entgegen wirken können. Das ist mir wichtig, denn ich zu viele Kinder mit dem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) sind oft dramatisch. Schnell wird aus dem Spiel eine habe immer die Gesundheit der Menschen und insbeson- zur Welt. Oft bleiben lebenslange Behinderungen zurück. ernsthafte Suchterkrankung. Hier gilt: Wir müssen über dere der Kinder und Jugendlichen im Blick. Gerade auch FAS ist zu 100 Prozent vermeidbar, durch konsequenten diese Suchtform reden, aufklären und den Betroffenen die das Thema „Computerspiel- und Internetabhängigkeit“ Alkoholverzicht werdender Mütter während der Schwan- richtige Hilfe anbieten. Auch Filme können hier einen rückt zunehmend ins Blickfeld. Neue Zahlen und gerschaft. Doch noch immer weiß nicht einmal jeder Beitrag zur Aufklärung leisten – so etwa ein jüngst in Erhebungen aus der wissenschaftlichen Praxis belegen Zweite in Deutschland, dass Alkoholkonsum in der Berlin gedrehter, international besetzter deutscher einen Anstieg verhaltensbezogener Störungen. Auch hier Schwangerschaft zu bleibenden Schäden beim Kind Spielfilm, der das Thema Glücksspielsucht betrachtet. sind besonders junge Menschen betroffen. Daher bedarf es führen kann. Aufklärung ist daher zentral. Sie stand auch Einer der Protagonisten, der Schauspieler Christian Wolff, guter Angebote der Beratung und Behandlung. im Zentrum meiner 1. Jahrestagung zum Thema. wird in der Rubrik „Vorgestellt“ porträtiert. Deutschlands Suchtberatungs- und Drogenhilfesystem Prävention wie diese spielt eine wesentliche Rolle in der Die „Vorgestellt“-Rubrik und die neuen Fokuskästen zu zielt darauf, von Suchterkrankungen Betroffenen Drogen- und Suchtpolitik. Die positive Entwicklung, die verschiedenen Drogen und Substanzen sowie die grafi- erstklassige Angebote auf dem Weg zu einem gesunden wir beispielsweise im Bereich Alkohol und Tabak erzielt schen Abbildungen sollen Ihnen, liebe Leserinnen und Leben anzubieten. Unser System genießt international haben, macht deutlich: Es lohnt sich, zielgruppenspezifi- Leser die Lektüre des Drogen- und Suchtberichtes noch hohes Ansehen. So hat etwa der UN-Suchtstoffkontrollrat sche Präventionsangebote zu entwickeln und nachhaltig übersichtlicher gestalten. Zudem erscheint der Bericht in die deutsche Drogen- und Suchtpolitik in seinem jüngsten umzusetzen. Sehr erfreut war ich daher, dass es mir in doppelter Form: Neben der gekürzten Druckfassung Jahresbericht ausdrücklich gelobt. Hierauf können wir 2014 gelungen ist, die zuständigen Haushaltspolitiker des finden Sie auf meiner Internetseite www.drogenbeauf- stolz sein, aber wir wollen uns darauf nicht ausruhen. Im Deutschen Bundestages zu überzeugen, noch mehr Mittel tragte.de die vollständige Onlinefassung mit weitergehen- Bereich der Internationalen Zusammenarbeit haben wir für die Drogen- und Suchtprävention bereit zu stellen. So den Informationen. So werden hier auch umfangreiche 2014 gemeinsam mit dem Bundesentwicklungshilfe- steht künftig eine halbe Million Euro für das Programm Projekte aus den Ländern und aus Verbänden und ministerium die Weichen gestellt, um positive Erfahrun-

©Elaine Schmidt „Klasse2000“ zur Verfügung. Es setzt darauf, Schulkinder Vereinen präsentiert. Von dort gelangen Sie per Mausklick gen weiterzugeben. Wir werden den Weg der Alternativen gezielt zu fördern, damit sie zu starken Persönlichkeiten direkt zu Interviews und Videos, die wir in 2014 für unsere Entwicklung aktiv begleiten, um in den Drogen produzie- heranwachsen können. Die Ergebnisse der vergangenen Internetseite gestaltet haben – darunter die im Herbst renden Ländern vor Ort die Grundlagen dafür zu schaffen, Vorwort Jahre zeigen deutlich: Dieses Programm wirkt. Es stärkt gestartete Audio-Podcastreihe „HiLights“. Diese erfreut dass weniger Drogen in den internationalen, illegalen die teilnehmenden Jungen und Mädchen darin, Nein zu sich inzwischen großer Beliebtheit. In den Kurzinterviews Handel gelangen. Liebe Leserinnen und Leser, sagen – auch und gerade mit Blick auf den Konsum von mit Prominenten, Experten und ehemaligen Drogenkon- Drogen. sumierenden thematisieren wir aktuelle Themen der Wir bleiben also bei unseren erfolgreichen vier Säulen in vor Ihnen liegt der aktuelle Drogen- und Suchtbericht Drogen- und Suchtpolitik – angefangen bei Alkohol und der Drogen- und Suchtpolitik, von der Prävention, über 2015. Ich habe zu Beginn des Jahres 2014 das Amt der Ein weiteres Thema, das in den vergangenen Monaten Tabak über Cannabis, bis hin zu Crystal Meth oder Beratung und Behandlung, der Schadensminimierung bis Drogenbeauftragten der Bundesregierung angetreten und verstärkt in den Blickpunkt geriet, war Crystal Meth. Computerspiel- und Internetabhängigkeit. Hier finden Sie hin zu gesetzlichen Regulierungen zur Angebotsreduzie- somit deckt der diesjährige Bericht einen Großteil meines Der Konsum dieser gefährlichen „Modedroge“ hat Wissenswertes aus erster Hand. rung. Der vorliegende Bericht fasst die Aktivitäten ersten Amtsjahres ab. Das neue Layout soll helfen, die insbesondere im deutsch-tschechischen Grenzgebiet zusammen. umfangreichen Themen übersichtlich darzustellen. Der deutlich zugenommen. Studienergebnisse haben uns im Politik beginnt beim Betrachten der Wirklichkeit. Bericht umfasst den Zeitraum des Jahres 2014 bis März Frühjahr 2014 erste entscheidende Handlungsempfehlun- Erfolgreiche Drogen- und Suchtpolitik ist auf aussage- Eine informative Lektüre des Drogen- und Suchtberichts 2015. gen geliefert, wie sich besonders gefährdete Zielgruppen kräftige Zahlen und Fakten angewiesen. Diese finden Sie in neuem, modernisierten Layout wünscht erreichen lassen. Für entsprechende Modell- und For- im ersten Teil des Drogen- und Suchtberichts. Hier Seit Januar 2014 ist viel geschehen. Die Themen waren schungsvorhaben stehen zusätzlich eine halbe Million erfahren Sie mehr über die aktuellen Entwicklungen, zum vielfältig, wie es der Umfang des vorliegenden Berichtes Euro aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung. Beispiel bei E-Zigaretten und E-Shishas oder zu Neuen widerspiegelt. Ob legale Suchtmittel, illegale Substanzen Ebenfalls gezielt um eine weitere halbe Million Euro Psychoaktiven Substanzen, den so genannten „Legal oder stoffungebundene Süchte, immer muss in der gestärkt haben wir den Bereich Glücksspielprävention. Highs“. Beides sind Themen, die uns sehr beschäftigen. Drogen- und Suchtpolitik der Mensch im Mittelpunkt der Die Entwicklung der Zahl der Glücksspielsüchtigen ist Gesetzesänderungen sind derzeit in Vorbereitung, damit Inhaltsverzeichnis

A Aktuelle Daten und Fakten...... 12 3 Medikamente...... 35 7 Presse und Öffentlich- 1.3 Prävention für Jugendliche und Jugendschutz...... 81 keitsarbeit der Drogen- 1.3.1 »Jugendschutzgesetz – Verbesserung 1 Situation in Deutschland: Medikamenten- beauftragten...... 65 des gesetzlichen Vollzugs«...... 83 1 Alkohol...... 15 missbrauch und -abhängigkeit...... 35 1.3.2 Jugendfilmtage »Nikotin und Alkohol – 2 Ergebnisse des Epidemiologischen 1 Pressemitteilungen...... 65 Alltagsdrogen im Visier«...... 83 1 Situation in Deutschland...... 15 Suchtsurveys...... 36 2 Erklärvideos...... 65 1.3.3 »KlarSicht« – Mitmach-Parcours zu 2 Ergebnisse des Epidemiologischen 3 Tag der offenen Tür im Bundesministerium Tabak und Alkohol...... 84 Suchtsurveys...... 15 für Gesundheit...... 65 1.3.4 Schüler- und Lehrerbefragung 3 Studien zur Gesundheit in Deutschland...... 16 4 illegale Drogen...... 39 4 Projekt des Monats...... 66 »SCHULBUS«...... 85 4 Alkoholkonsum in der Schwangerschaft...... 17 5 Neues Podcastangebot »HiLights!«...... 67 1.4 Junge Erwachsene...... 86 5 Repräsentativbefragung der BZgA zum 1 Situation in Deutschland...... 39 1.4.1 Alkohol und Drogen als Risikofaktoren Alkoholkonsum Jugendlicher und junger 2 Ergebnisse des Epidemiologischen für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss...... 86 Erwachsener...... 18 Suchtsurveys...... 43 1.4.2 Prävention des Substanzkonsums 5.1 »Studie zur Gesundheit von Kindern und 3 Repräsentativbefragung der BZgA zum bei Studierenden...... 89 Jugendlichen in Deutschland«...... 20 Cannabiskonsum Jugendlicher und junger 1.5 Qualitätssicherung in der Suchtprävention...... 90 6 Krankenhausbehandlungen aufgrund von Erwachsener...... 43 Schwerpunkte der • »Expertise zur Suchtprävention«...... 90 Alkoholvergiftungen...... 22 4 Neue psychoaktive Substanzen...... 43 1.6 Betriebliche Suchtprävention...... 91 B Drogen- und Suchtpolitik...... 68 7 Schätzung alkoholattribuierbarer Morbidität 5 Aktueller Stand der DRUCK-Studie...... 46 1.6.1 Aktivitäten der Deutschen Hauptstelle und Mortalität in Deutschland: Trends und 6 Schülerstudien im kommunalen Bereich...... 50 für Suchtfragen...... 92 Vergleich zwischen den Jahren 2006 und 2012...... 23 7 Daten der Ermittlungsbehörden zu 1.6.2 »Prev@WORK« ...... 92 Drogen und Kriminalität...... 50 1 Prävention...... 71 1.7 Suchtprävention in der Bundeswehr...... 94 7.1 Drogenbedingte Todesfälle...... 51 1.7.1 Suchtselbsthilfe in der Bundeswehr...... 95 2 Tabak...... 25 7.2 Erstauffällige Konsumenten harter Drogen...... 52 1 Suchtstoffübergreifende Prävention...... 71 7.3 Drogenanbau – Drogenproduktion...... 52 1.1 Suchtprävention in der Schwangerschaft 1 Situation in Deutschland...... 25 7.4 Drogenhandel – Drogenschmuggel...... 54 und im Kindesalter...... 71 2 Ergebnisse des Epidemiologischen 1.1.1 Innovative Präventionskonzepte Suchtsurveys...... 26 in der Schwangerschaft...... 71 3 »Studie zur Gesundheit Erwachsener 5 Pathologisches 1.1.2 Individualisierte, risikoadaptierte internet- in Deutschland« des Robert Koch-Instituts...... 26 Glücksspiel...... 57 basierte Interventionen zur Verringerung von 4 Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell« Alkohol- und Tabakkonsum bei Schwangeren...... 73 des Robert Koch-Instituts...... 28 1 Situation in Deutschland...... 57 1.1.3 Frühe Hilfen für Eltern und Kinder...... 74 5 »Studie zur Gesundheit von Kindern und 2 BZgA-Studie zum Glücksspiel...... 58 1.1.4 Lebenskompetenzprogramme...... 75 Jugendlichen in Deutschland«...... 28 • »Kinder stark machen«...... 75 6 Repräsentativbefragung der BZgA zum • »Klasse2000« – Stark und gesund Tabakkonsum Jugendlicher und junger 6 computerspiel- und in der Grundschule...... 78 Erwachsener...... 29 Internetabhängigkeit...... 61 • »Eigenständig werden«...... 80 7 E-Zigaretten...... 31 1.2 Kinder aus suchtbelasteten Familien...... 81 7.1 Konsumentwicklung von 2012 bis 2014...... 32 1 Situation in Deutschland...... 61 1.2.1 Projekt »Trampolin«...... 81 7.2 Fazit...... 33 2 Aktuelle Datenlage...... 62 1.8 Suchtprävention der 2.2.2 »Be Smart – Don’t Start«...... 152 2.4.6 Naloxon-Fachtag »Drogentod 2 beratung, Behandlung Gesetzlichen Krankenversicherung...... 96 2.2.3 Von »rauchfrei« zu »rauchfrei PLUS« – ist vermeidbar!«...... 185 und Versorgung sowie 1.9 Beispielprojekte aus den Ländern Gesundheitseinrichtungen für Beratung • Vorgestellt: Der Mountain Activity Club...... 187 schadensminimierung...... 201 zur Suchtprävention...... 98 und Tabakentwöhnung...... 153 1.10 Interdisziplinäre Klausurwoche 2.2.4 Prävention und Reduktion des 3 Prävention stoffungebundener Süchte...... 188 1 Suchtstoffübergreifend...... 201 zur Suchtprävention...... 109 Tabakkonsums unter Auszubildenden 3.1 Pathologisches Glücksspiel...... 188 1.1 Klausurwoche und Memorandum in der Pflege...... 154 3.1.1 Kooperation zwischen der BZgA und Evidenzbasierung in der Suchtprävention...... 201 2 Suchtstoffspezifische Prävention...... 111 2.2.5 Beispielprojekte aus den Ländern...... 157 dem Deutschen Lotto- und Totoblock...... 189 1.2 Projekte Schulung Tanzbetriebe...... 202 2.1 Alkohol...... 111 2.2.6 Publikation des Deutschen • Vorgestellt: Christian Wolff...... 190 1.3 Sucht- und Drogenbeirat des 2.1.1 Alkohol in der Schwangerschaft...... 111 Krebsforschungszentrums 3.1.2 Beispielprojekte aus den Ländern...... 191 Landkreises Mittelsachsen...... 203 2.1.1.1 Jahrestagung der Drogenbeauftragten...... 111 »Tabakprävention in Deutschland«...... 161 3.2 Computerspiel- und Internetabhängigkeit...... 194 1.4 Suchtrehabilitation in der 2.1.1.2 Beispielprojekte zum Förderschwerpunkt 2.3 Medikamente...... 162 3.2.1 Programme des BMFSFJ und des Deutschen Rentenversicherung...... 205 Suchtmittelkonsum in der 2.3.1 Prävention der Medikamenten- Beauftragten für Kultur und Medien 1.4.1 Entwicklung der Bewilligungen Schwangerschaft zu Alkohol in der abhängigkeit...... 162 zur Förderung der Medienkompetenz...... 195 in den Jahren 1997 bis 2013...... 205 Schwangerschaft...... 113 2.3.2 Beispielprojekt aus den Ländern...... 163 • Initiative »Ein Netz für Kinder«...... 195 1.4.2 Qualitätssicherung...... 206 2.1.1.3 Beispielprojekte aus den Ländern 2.3.3 Epidemiologie der Langzeitverschreibung •»SCHAU HIN! Was Dein Kind 1.4.3 Empfehlungen zur Stärkung des und Verbänden...... 114 von Medikamenten mit Abhängigkeits- mit Medien macht.«...... 196 Erwerbsbezugs in der medizinischen 2.1.2 BZgA-Kampagne potential in Deutschland – eine prospektive • Kindersuchmaschine »Blinde Kuh«...... 196 Rehabilitation Abhängigskeitskranker...... 207 »Alkohol? Kenn dein Limit.«...... 127 Analyse kassenärztlicher Verschreibungen • Wettbewerb »MB21 – Mediale Bildwelten«...... 196 1.4.4 Gemeinsames Rahmenkonzept der • Für Jugendliche und junge Erwachsene...... 127 über 5 Jahre...... 164 • »Dein Spiel. Dein Leben.« – Prävention und Deutschen Rentenversicherung und der • Massenmediale und direkte Ansprache...... 127 • Vorgestellt: Marc Schöttner...... 166 Sensibilisierung junger Menschen bei der Gesetzlichen Krankenversicherung zur • Für Erwachsene...... 129 2.3.4 Förderschwerpunkt Benzodiazepine...... 167 Nutzung virtueller Spielewelten...... 196 Kombinationsbehandlung in der 2.1.3 »Null Alkohol – Voll Power« – 2.3.5 Prävention des Anabolikamissbrauchs • Erarbeitung und Veröffentlichung eines medizinischen Rehabilitation BZgA-Kampagne für Jugendliche...... 131 in Fitnessstudios...... 167 Online-Handbuchs zur Vorbereitung des Abhängigkeitskranker...... 207 2.1.4 »Hart am Limit« – Verbesserung 2.3.6 »Nationaler Dopingpräventionsplan«...... 168 bundesweiten Transfers des Modellprojekts der HaLT-Brückengespräche...... 132 2.4 Illegale Drogen...... 169 »ComputerSpielSchule Leipzig«...... 196 2.1.5 Prognostizieren und Erkennen mittel- und 2.4.1 Amphetaminkonsumierende • »Jugendmedienschutz und Medienerziehung langfristiger Entwicklungsgefährdungen in Deutschland...... 170 in digitalen Medienumgebungen: nach jugendlichen Alkoholvergiftungen...... 132 2.4.2 Internetplattform www.drugcom.de...... 171 empirische Evidenz und politische 2.1.6 Beispielprojekte aus den Ländern, 2.4.3 Beispielprojekte aus den Ländern ...... 172 Herausforderungen«...... 196 Verbänden und Krankenkassen zum • Vorgestellt: Ronny B...... 177 • »Digitale Medien: Beratungs-, Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen...... 134 2.4.4 Cannabisausstiegsprogramm Handlungs- und Regulierungsbedarf aus • Vorgestellt: Markus Majowski...... 138 »Quit the Shit«...... 183 Elternperspektive«...... 196 • Vorgestellt: Daniel Schreiber...... 147 2.4.5 Spice und synthetische Cannabinoide...... 183 • »Medienkompetenzbericht...... 196 2.1.7 Beispielprojekt aus den Verbänden • Aktivitäten des Centre for 3.2.2 Projekt der BZgA – Ins Netz gehen...... 196 zu Alkohol am Arbeitsplatz...... 148 Drug Research im Rahmen des 3.2.3 Projekt der BZgA – Faszination Medien...... 197 2.2 Tabak...... 148 EU-Projekts »SPICE II Plus«...... 183 3.2.4 Beispielprojekte der Krankenkassen ...... 198 2.2.1 »rauchfrei« – Kampagnen der BZgA...... 148 • Vorgestellt: Jürgen Zielinski...... 184 1.10 Suchtselbsthilfe...... 217 2.2.3 Mobile Raucherambulanz am 2.1.4 »gesundheitsziele.de«: Vorschläge 1.10.1 Anonyme Alkoholiker...... 217 Universitätsklinikum Tübingen...... 231 der Arbeitsgruppe 6 – Tabakkonsum 1.10.2 Suchtselbsthilfeverbände bei der DHS...... 218 2.3 Illegale Drogen...... 234 reduzieren...... 266 1.10.3 »Chancen nahtlos nutzen – konkret!«...... 220 2.3.1 Fachgespräche zu Crystal-Meth und 2.1.5 Beispielprojekte des Deutschen 1.10.4 Suchtselbsthilfe in der Bundeswehr...... 221 weitere Umsetzung...... 234 Krebsforschungszentrums (DKFZ)...... 267 1.10.5 Förderung der Suchtselbsthilfe 2.3.2 Substitutionsregister...... 241 2.1.6 Fortführung der Auswertung einer durch die Deutsche Rentenversicherung 2.3.3 Diamorphinbehandlung aktueller Stand...... 247 bundesweiten prospektiven Kohortenstudie Bund...... 222 2.3.4 CAN Stop Intramural zur Evaluation der deutschen Tabak- 1.10.6 Vielfalt von unterschiedlichen (Cannabisprojekte im Strafvollzug)...... 248 kontrollpolitik (International Tobacco Lebens- und Suchtmittelerfahrungen...... 222 2.3.5 FreD in der Strafverfolgung...... 248 Control Policy Evaluation Project (ITC))...... 268 1.11 Kongresse ...... 223 2.3.6 Beispiele aus den Ländern 2.2 Arzneimittel ...... 270 1.4.5 Einführung einer ambulanten zur Forschung...... 249 2.3 Illegale Drogen...... 271 Entlassungsform...... 208 2 Suchtstoffspezifische Beratung, Behandlung, 2.3.1 Änderungen des Betäubungs- 1.4.6 Projekte der Regionalträger Versorgung und Schadensminimierung...... 225 3 Beratung, Behandlung, Versorgung und mittelrechts...... 271 der Deutschen Rentenversicherung...... 208 2.1 Alkohol...... 225 Schadensminimierung bei stoffunge- 2.3.2 Grundstoffüberwachung...... 272 1.5 Herausforderungen in der 2.1.1 Fetale Alkoholspektrum-Störungen bundenen Süchten...... 252 2.4 Pathologisches Glücksspiel...... 272 Behandlung suchtkranker Familien...... 211 und Fetales Alkoholsyndrom...... 225 3.1 Pathologisches Glücksspiel...... 252 2.4.1 Erster Glücksspieländerungs- 1.6 Fallmanagement bei substanzbezogenen 2.1.2 Rehabilitanden-Management-Kategorien: 3.1.1 Katamnese-Projekte zur Glücksspielsucht staatsvertrag...... 272 Störungen in Klein- und Kleinstbetrieben...... 211 ein bedarfs- und leistungsbezogenes in der stationären Behandlung...... 253 2.4.2 Gewerbliches Automatenspiel – 1.7 S3-Leitlinien Tabak und Alkohol...... 212 Patientenklassifikationssystem für die 3.2 Computerspiel- und Internetabhängigkeit...... 255 Novellierung der Spielverordnung...... 273 1.8 Fachexpertise »Geistige Behinderung stationäre Entwöhnungsbehandlung 3.2.1 Beispiele aus den Verbänden...... 256 und Sucht«...... 213 Alkoholabhängiger...... 228 1.9 Sucht im Alter...... 214 2.1.3 Studie zur Effektivität der stationären 1.9.1 Förderschwerpunkt Sucht im Alter...... 214 Alkoholentwöhnung...... 229 3 gesetzliche • Beispiel 1: Modellprojekt »Sucht im Alter« 2.2 Tabak...... 230 regelungen und der Alida Schmidt-Stiftung Hamburg...... 214 2.2.1 »rauchfrei«: Angebote der BZgA rAhmenbedingungen...... 261 • Beispiel 2: Modellprojekt »Psychosoziales zur Tabakentwöhnung...... 230 Netzwerk Sucht im Alter (PNSA)« • Online-Rauchstopp für Jugendliche 1 Suchtstoffübergreifende Regelungen des Suchthilfezentrums Schleswig...... 215 und junge Erwachsene...... 230 und Rahmenbedingungen ...... 261 • Beispiel 3: Modellprojekt „Sucht im Alter – • Online-Rauchstopp für Erwachsene...... 230 1.1 Teilhabe am Arbeitsleben für Sensibilisierung und Qualifizierung von • Gruppenprogramm »losgelöst« für suchtkranke Menschen...... 261 Fachkräften in der Alten- und Suchthilfe“ Jugendliche...... 230 2 Suchtstoffspezifische Regelungen der Fachklinik Kamillushaus Essen...... 215 • »rauchfrei«-Programm: Rauchstopp und Rahmenbedingungen...... 262 1.9.2 Projekt »Sucht im Alter«: Fortbildung in der Gruppe für Erwachsene...... 230 2.1 Tabak...... 262 hausärztlicher Einzelpraxen und • Telefonische Beratung zum Nichtrauchen...... 230 2.1.1 Tabaksteuererhöhung 2013 und 2014...... 262 Qualitätszirkel in der Versorgungsregion...... 216 2.2.2 Weitere Beispiele für Angebote zur 2.1.2 Bekämpfung des Zigarettenschmuggels...... 264 1.9.3 BMG-Projekttitel: Online-Selbsthilfe Tabakentwöhnung DdL, DKfZ, Charité- 2.1.3 Ausgaben der Tabakindustrie für für Methamphetamin-Konsumenten...... 217 Nichtraucherprogramm Schule...... 230 Werbung, Promotion und Sponsorship...... 265 4 internationales...... 275 3.2.1 Büro für Drogen- und Verbrechens- bekämpfung der Vereinten Nationen...... 289 1 Europäische und internationale 3.2.2 Suchtstoffkommission der Alkoholpolitik...... 275 Vereinten Nationen...... 290 1.1 Situation in Europa...... 275 3.2.3 Internationaler Suchtstoffkontrollrat 1.2 EU-Alkoholstrategie...... 275 der Vereinten Nationen...... 292 1.3 Projekte der Alkoholprävention 3.3 Internationale Entwicklungs- im Rahmen des EU-Aktionsprogramms zusammenarbeit...... 293 Gesundheit...... 276 3.3.1 Die entwicklungspolitische Dimension 1.4 Globale Strategie der WHO zur der globalen Drogenproblematik...... 293 Reduzierung des Alkoholmissbrauchs...... 276 3.3.2 Reduzierung des Drogenanbaus durch alternative Entwicklung...... 294 2 Europäische und internationale 3.3.3 Harm Reduction und HIV/AIDS: Tabakpolitik...... 277 Alternativen zu Risikosituationen bieten...... 295 2.1 Tabakprävention in der EU...... 277 2.2 Tabakproduktrichtlinie...... 277 2.3 Projekte der Tabakprävention Stichwortverzeichnis...... 298 im Rahmen des EU-Aktionsprogramms Gesundheit...... 278 Abbildungs- und 2.4 Arbeit des WHO-Kollaborationszentrums...... 279 Tabellenverzeichnis...... 301

3 Europäische und internationale Danksagung...... 302 Drogenpolitik...... 282 3.1 Situation illegaler Drogen in Europa...... 282 Hinweise/Impressum...... 303 3.1.1 EU-Gremien...... 282 • Die EU-Kommission...... 282 • Der Rat der EU...... 283 • Horizontale Gruppe Drogen...... 283 3.1.2 Europäische und Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht...... 284 3.1.3 Treffen der Drogenkoordinatoren der EU 2014...... 285 3.1.4 Projekte im EU-Förderprogramm »Drogenprävention und -information«...... 287 3.1.5 CADAP V...... 287 3.2 Vereinte Nationen...... 289 A Aktuelle Daten und Fakten 1 Alkohol 12 2 Tabak 25

Der Drogen- und Suchtbericht informiert über die aktuelle Datenlage und die 3 Medikamente 35 drogen- und suchtpolitischen Aktivitäten der Bundesregierung von Januar 2013 4 Illegale Drogen 39 bis Anfang 2014. Er stellt Maßnahmen, Projekte und Initiativen der beteiligten Bundesressorts, Institutionen und Verbände sowie neue Projekte in den Bundes- 5 Pathologisches Glücksspiel 57 ländern vor. In der Rubrik „Vorgestellt“ werden in diesem Jahr exemplarisch Promi- 6 Computerspiel- und nente und Betroffene für ihr vorbildliches Engagement in der Suchthilfe gewürdigt. Internetabhängigkeit 61 7 Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Drogenbeauftragten 65 12

Schwerpunkte der B Drogen- und Suchtpolitik 68 15

1 Alkohol

1 situation noch nie Alkohol konsumiert haben. Weitere 9,8 Pro- in Deutschland zent haben zwar Erfahrungen mit Alkohol, lebten aber in den vergangenen zwölf Monaten abstinent. Mit Der durchschnittliche Pro-Kopf-Alkoholkonsum in einem Anteil von 71,5 Prozent trank die Mehrheit Deutschland beträgt jährlich 9,6 Liter reinen Alkohol innerhalb der letzten 30 Tage Alkohol. Nimmt man (1995: 11,1 Liter). Alkohol in gesundheitlich riskantem einen Grenzwert von durchschnittlich zwölf (Frauen) Ausmaß konsumieren hierzulande 9,5 Millionen bzw. 24 (Männer) Gramm Reinalkohol pro Tag an, setzt Menschen. Gemäß den Ergebnissen des Epidemiologi- sich dieser Anteil aus 57,3 Prozent risikoarmen und schen Suchtsurveys (ESA) gelten etwa 1,77 Millionen 14,2 Prozent riskanten Konsumierenden zusammen. Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren als alkoholab- Zudem erlebten in den letzten 30 Tagen schätzungs- hängig, ein Alkoholmissbrauch liegt bei etwa 1,61 Milli- weise 21,3 Prozent der Personen ein bis drei Rauschtage onen Menschen vor. Das entspricht weitgehend den (Konsum von fünf oder mehr alkoholischen Getränken) bisher vorliegenden Zahlen des ESA aus 2009, denen und 14,3 Prozent vier oder mehr Rauschtage. zufolge bei etwa 3,3 Millionen Menschen ein Alkohol- missbrauch oder eine Alkoholabhängigkeit zu finden Männer haben gegenüber Frauen ein erhöhtes Risiko ist. Jedes Jahr sterben in Deutschland mindestens für riskanten und Rauschkonsum. Unter jungen 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholmiss- Erwachsenen bis zu einem Alter von 24 Jahren sind brauchs bzw. des kombinierten Konsums von Alkohol zwar die Abstinenzraten am höchsten; Konsumierende und Tabak. Nach Untersuchungen, die sich auf das Jahr dieses Alters zeigen jedoch mit erhöhten Raten für 2007 beziehen, belaufen sich die volkswirtschaftlichen Risiko- und Rauschkonsum ein besonders problema- Kosten durch missbräuchlichen oder riskanten tisches Trinkmuster. Schätzungsweise 3,1 Prozent der Alkoholkonsum in Deutschland auf 26,7 Milliarden erwachsenen Allgemeinbevölkerung weisen eine Euro pro Jahr. Alkoholabhängigkeit nach DSM-IV und 3,4 Prozent einen entsprechenden Missbrauch auf.

2 ergebnisse des ePidemiologischen Jedes Jahr sterben in Von Absinth bis Zipuro: suchtsurveys Deutschland mindestens Der Epidemiologische Suchtsurvey (ESA) stellt eine Hier erfahren Sie alles Repräsentativerhebung zur Erfassung des Substanz- konsums und damit verbundener Probleme in der über den Konsum des legalen Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren dar. Mit wechselnden Altersgrenzen wurde der Survey seit 74.000 Suchtmittels Alkohol bis hin zu 1980 wiederholt vom Institut für Therapie- und Menschen an den Gesundheitsforschung (IFT) München unter Förderung Folgen ihres Krankenhauseinweisungen des BMG durchgeführt. Die letzte Erhebung fand 2012 statt. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass nur Alkoholmissbrauchs wegen Komasaufens. 3,6 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren

A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol 16 17

7,8 % von 374 Befragten schwangeren Frauen Im zeitlichen Verlauf sind seit 1995 tendenziell positive Abbildung 01: Risikokonsum zeigen sich keine signifikanten Verände- weisen einen riskanten Entwicklungen zu mehr Abstinenz und geringeren Risiko- und mindestens monatlicher Rausch- rungen in den Erhebungen seit 2009. Alkoholkonsum auf. Konsummengen unter 18- bis 59-Jährigen zu beobachten. konsum in verschiedenen Altersgruppen nach Geschlecht Der Konsumrückgang ist besonders unter Männern http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonito- ausgeprägt. Als problematisch ist eine steigende ring/Studien/Geda/Geda_node.html Prävalenz der Alkoholabhängigkeit sowie ein steigen- der Konsum spezifisch unter jungen Frauen bis zu 60 einem Alter von 24 Jahren zu bewerten. »Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen 50 in Deutschland« http://www.esa-survey.de/ Die erste Folgebefragung der Studie zur Gesundheit 40 von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die in den Jahren 2009 bis 2012 durchgeführt wurde, stellt 3 sTudien Zur Gesundheit 30 aktuelle Daten zum Alkoholkonsum von Jugendlichen in Deutschland bereit. Näheres hierzu findet sich im Drogen- und Suchtbericht 2014. Aus den Zahlen ergibt sich, dass 20 »Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland« Anteil der Jugendlichen, die jemals Alkohol getrunken Die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutsch- haben, von 62,8 Prozent auf 54,4 Prozent zurückgegangen 10 land“ (DEGS1) und ihr Zusatzmodul zur psychischen ist (Lampert et al. 2014). Gesundheit (DEGS1-MH) liefern für die Altersgruppe 0 der 18- bis 79-Jährigen repräsentative Daten zur 18-29 Jahre 30-44 Jahre 45-64 Jahre 65-79 Jahre http://www.kiggs-studie.de Verteilung des problematischen Alkoholkonsums in Deutschland. Die Angaben beruhen dabei auf Selbst- Risikokonsum: Frauen Rauschkonsum: Frauen auskünften der Befragten, wobei das Erinnerungsver- 4 Alkoholkonsum in Risikokonsum: Männer Rauschkonsum: Männer mögen, die persönliche Einschätzung von Glasgrößen der Schwangerschaft sowie die soziale Erwünschtheit der Antworten die Quelle: „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) 2008-11 Ergebnisse beeinflussen können. (Hapke et al. 2013) Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter müssen frühzeitig und umfassend über die Gefahren des Die DEGS 1 Studie fand zwischen 2008 und 2011 statt. Alkoholkonsums in der Schwangerschaft aufgeklärt Die Ergebnisse wurden im Drogen- und Suchtbericht Bevölkerung ab 18 Jahren, es besteht also keine obere werden. Fetale Alkoholspektrums-Störungen (FASD) 2014 näher erläutert. Risiko- und Rauschkonsum sind Altersgrenze. Das derzeit letzte verfügbare Jahr der sind irreparable körperliche und geistige Schädigungen nach dieser Studie in der deutschen Bevölkerung weit Studie ist 2012. In GEDA wird ebenfalls der AUDIT-C des Ungeborenen durch einen Alkoholkonsum der verbreitet. Personen in jüngeren Altersgruppen zur Bestimmung von Risiko- und Rauschkonsum Mutter in der Schwangerschaft, die zu 100 Prozent konsumieren dabei häufiger Alkohol oberhalb empfoh- eingesetzt. vermeidbar sind. Eine repräsentative Studie im Auftrag lener Trinkmengen als Personen in höheren Alters- der Fachstelle für Suchtprävention Berlin zum Tag des gruppen. Männer sind häufiger von allen Formen prob- In GEDA 2012 waren 20,7 Prozent aller Personen alkoholgeschädigten Kindes am 9. September 2014 lematischen Alkoholkonsums betroffen als Frauen. Nie-Trinkerinnen bzw. Trinker (Frauen: 27,1 Prozent; zeigt zwar, dass 85 Prozent der Bevölkerung über 14 Männer: 14,0 Prozent) und 26,3 Prozent Risikokonsu- Jahren der Auffassung sind, dass Alkohol während der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell« mentinnen bzw. -konsumenten (Frauen: 20,6 Pro- Schwangerschaft generell problematisch ist. In der Die geschlechts- und altersspezifischen Unterschiede zent; Männer: 32,3 Prozent). Rauschkonsum von sechs Altersgruppe der 14 bis 29-Jährigen sind es 94 Prozent, der DEGS1-Studie werden durch die regelmäßig vom und mehr alkoholischen Getränken zu einer Gelegen- bei den über 60-Jährigen 80 Prozent. Unterschieden Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführten Befra- heit mindestens einmal monatlich berichteten 16,1 nach Berufsgruppen zeigt sich, dass nur 65 Prozent der gungsstudien „Gesundheit in Deutschland aktuell“ Prozent aller Personen (Frauen: 9,3 Prozent; Männer: Freien Berufe und Selbstständigen Alkohol als generell (GEDA) gestützt. GEDA richtet sich dabei an die 23,1 Prozent). Sowohl beim Rausch- als auch beim problematisch einschätzen und 35 Prozent der

A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol 18 19

Meinung sind, dass ab und zu ein Glas Sekt nicht heit) bei den schwangeren Frauen ergab, dass 84,0 Pro- insgesamt Abbildung 02: männlich schaden kann. Den Bedarf an Aufklärung zeigt, dass nur zent nie, 12,1 Prozent seltener als ein Mal im Monat, weiblich Trend regelmäSSiger Alkoholkonsum 56 Prozent der Befragten bei der Frage „Wie kann sich 3,8 Prozent jeden Monat und 0,1 Prozent mindestens Alkoholkonsum in der Schwangerschaft schlimmsten- jede Woche ein solches Rauschtrinken praktizierten. falls auf das werdende Kind auswirken?“ wussten, dass 60 Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu lebenslan- Als Bestandteil der Nationalen Strategie wurde 2013 gen schweren Behinderungen führen kann. der Förderschwerpunkt „Neue Präventionsansatze 52,3 50 gegen Substanzmissbrauch in der Schwangerschaft Auch die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu und Stillzeit“ fortgeführt. Vom Fetalen Alkoholsyn- 40 Schwangerschaft und Alkoholkonsum in den Studien drom (FAS) oder von FASD betroffene Kinder benöti- 38,4 zur „Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in gen möglichst schnell umfassende Hilfs- und Förder- 30 Deutschland“ (KiGGS) und zur „Gesundheit in angebote. Dies erfordert eine frühzeitige ärztliche Deutschland aktuell“ (GEDA) machen den Bedarf an Diagnose und ein auf den Einzelfall ausgerichtetes 23,8 20 Aufklärung zum Alkoholkonsum in der Schwanger- Hilfsangebot. Dazu bedarf es einer umfassenden 18,0 schaft deutlich. Information der Fachkräfte, etwa in den Jugendämtern 13,6 und Beratungsstellen, der Gerichte sowie der Pflege- 10 9,0 In KiGGS wurde im Elternfragebogen gefragt, ob die und Adoptiveltern. Zur Unterstützung hat die Drogen- Mütter zum Zeitpunkt der Schwangerschaft Alkohol beauftragte im Jahr 2014 die Informationsbroschüre 0 2001 2004 2005 2007 2008 2010 2011 2012 2001 2004 2005 2007 2008 2010 2011 2012 konsumiert haben. In DEGS1 und in GEDA wurde zur mit dem Titel „Die Fetale Alkoholspektrum-Störung – Erfassung des Alkoholkonsums der aus drei Fragen Die wichtigsten Fragen der sozialrechtlichen Praxis“ 12-12- bis bis 17-Jährige17 Jährige insgesamt 18- bis 25-Jährige insgesamt bestehende Alcohol Use Disorder Identification aktualisiert. Auf der Jahrestagung der Drogenbeauf- 12- bis 17-Jährige männlich 18- bis 25-Jährige männlich Test-Consumption (AUDIT-C) eingesetzt. Aus den tragten im Dezember 2014 in Erlangen wurden die 12- bis 17-Jährige weiblich 18- bis 25-Jährige weiblich Angaben in der KiGGS-Basiserhebung wurde die vorliegenden Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.

„pränatale Alkoholexposition“ (PAE) für die Geburts- Quelle: BZgA jahrgänge der Kinder 1985 bis 2005 extrahiert. Auf- grund der Angaben der Eltern hat die PAE 13,5 Prozent 5 repräsentativbefragung betragen. Über die 20 Jahre hinweg ließ sich kein der BZgA zum Alkohol- Rückgang der Prävalenz verzeichnen. Nach Sozial- konsum Jugendlicher und chen im Alter von zwölf bis 17 Jahren ist der regelmä- sind aber mit 6,3 Prozent der männlichen und 3,9 Pro- schichten unterteilt war die Exposition in der höchsten Junger Erwachsener ßige Alkoholkonsum im dargestellten Zeitraum zent der weiblichen Jugendlichen noch immer viel zu Sozialschicht am häufigsten. In den späteren KiGGS- zurückgegangen. Im Jahr 2012 gaben 13,6 Prozent der hoch. Mit riskantem Alkoholkonsum ist hier gemeint, Erhebungen wurde keine Frage zu Alkoholkonsum in Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Jugendlichen an, mindestens einmal pro Woche dass der tägliche Konsum höher ist als für Erwachsene der Schwangerschaft gestellt. (BZgA) führt seit 1973 regelmäßig Repräsentativbefra- Alkohol zu trinken. Der Anteil des regelmäßigen empfohlen. Auch bei den 18- bis 25-jährigen jungen gungen zum Alkoholkonsum junger Menschen in Alkoholkonsums war im Jahr 2012 bei männlichen Männern geht der Konsum gesundheitlich riskanter Eine zusammenfassende Auswertung der GEDA-Daten Deutschland durch. Die zuletzt veröffentlichten Jugendlichen doppelt so hoch wie bei ihren weiblichen Alkoholmengen in den letzten Jahren zurück. Im Jahr der Jahre 2009, 2010 und 2012 (bezogen auf den Ergebnisse beruhen auf einer Befragung aus dem Jahr Altersgenossinnen. Bei jungen Erwachsenen im Alter 2012 tranken 19,2 Prozent der jungen Männer zu große Bevölkerungsstand von Ende 2011) zeigt, dass von den 2012, an der insgesamt 5.000 Jugendliche und junge von 18 bis 25 Jahren ist im Zeitraum von 2001 bis 2012 Mengen (2004 bis 2008 liegen die entsprechenden 374 zum Befragungszeitpunkt schwangeren Frauen im Erwachsene im Alter von zwölf bis 25 Jahren teilge- keine Trendwende zu erkennen. 2012 tranken jeder Anteilwerte noch bei 23 Prozent bis 24 Prozent). Von Alter von 18 bis 50 Jahren 72,4 Prozent keinen Alkohol nommen haben. zweite junge Mann und jede vierte junge Frau regelmä- den jungen Frauen im Alter von 18 bis 25 tranken 2012 tranken, 19,8 Prozent einen „moderaten Alkoholkon- ßig Alkohol. Die Verbreitung des riskanten Alkohol- ungefähr ein Achtel (12,8 Prozent) gesundheitlich sum“ hatten und 7,8 Prozent einen riskanten Alkohol- In der Abbildung ist der regelmäßige Alkoholkonsum konsums bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 riskante Alkoholmengen (2004: 16,1 Prozent. konsum aufwiesen. Eine zusätzliche Analyse zum für den Zeitraum von 2001 bis 2012 dargestellt. und 17 Jahren ist zwar im Vergleich zu 2007 gesunken sogenannten Rauschtrinken (mindestens sechs oder Regelmäßiger Alkoholkonsum heißt, mindestens (2007: 12,7 Prozent der männlichen und 11,1 Prozent http://www.bzga.de/forschung/studien-untersuchun- mehr alkoholische Getränke bei einer Trinkgelegen- einmal pro Woche Alkohol zu trinken. Bei Jugendli- der weiblichen Jugendlichen), die Anteile im Jahr 2012 gen/studien/suchtpraevention/

A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol 20 21

5.1 »Studie zur Gesundheit gen ist. Ein riskanter Alkoholkonsum (nach AUDIT-C) Abbildung 04 von Kindern und ist bei 15,8 Prozent der Heranwachsenden festzustellen, Krankenhausbehandlungen aufgrund von Alkoholvergiftungen Jugendlichen in Deutsch- regelmäßiges Rauschtrinken (mindestens einmal im land« Monat 6 oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit) bei 11,5 Prozent. Zwischen den Ge- Hamburg: 131,4 Schleswig-Holsstein: 288,5 Die erste Folgebefragung der Studie zur Gesundheit schlechtern sind in Bezug auf die meisten Indikatoren von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die in keine signifikanten Unterschiede festzustellen. den Jahren 2009 bis 2012 durchgeführt wurde, stellt Lediglich bei den 14- bis 17-Jährigen zeigt sich, dass Bremen: 268,2 aktuelle Daten zum Alkoholkonsum von Jugendlichen Jungen (23,1 Prozent) häufiger als Mädchen (16,5 Pro- MEcklenburg-Vorpommern: 315,9 bereit. Näheres hierzu findet sich im Drogen- und zent) zu regelmäßigem Rauschtrinken neigen (Lampert Suchtbericht 2014. Aus den Zahlen ergibt sich, dass et al. 2014). Anteil der Jugendlichen, die jemals Alkohol getrunken Niedersachsen: 326,1 25 haben, von 62,8 Prozent auf 54,4 Prozent zurückgegan- http://www.kiggs-studie.de Berlin: 162,6

Abbildung 03: Nordrhein-Wesfalen: 330,3 Brandenburg: 241,2 Stationäre Krankenhausbehandlungen aufgrund von akuter Alkoholintoxikation im Jahr 2013 insgesamt

14.000 Hessen: 302,9 Sachsen-Anhalt: 381,0

12.000

Rheinland-Pfalz: 406,4 Sachsen: 300,4 10.000

8.000

Saarland: 505,1 Thüringen: 308,4 6.000

4.000 Baden-Würtemberg: 310,08 Bayern: 430,5 2.000

0 10–14 15–17 18–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 80–84 85–89 90>

Jahre Quelle: Statistisches Bundesamt Destatis, 2014

„Alkoholvergiftungen“ – alle Altersgruppen

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Krankenhausdiagnosestatistik.

A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol 22 23

6 krankenhausbehand- zehn und 20 Jahren ins Krankenhaus eingeliefert; Dieser Rückgang im Vergleich zum Vorjahr ist sehr erfasst werden. Basierend auf den Empfehlungen lungen aufgrund von davon waren 71 Prozent noch keine 18 Jahre alt. 2012 positiv und es bleibt zu hoffen, dass die Alkoholprä- einer vorangegangenen Machbarkeitsstudie führte Alkoholvergiftungen waren es insgesamt 26.673 Fälle in der Altersgruppe vention auch in den kommenden Jahren dazu das IFT unter Förderung des BMG eine Studie zur zwischen zehn und 20 Jahren gewesen, das entspricht beiträgt, dass die Fallzahlen der Alkoholvergiftungen Schätzung der alkohol-attribuierbaren Krankheitslast Gemäß der Krankenhausdiagnosestatistik für das Jahr einem Rückgang von 12,8 Prozent. In dieser Alters- nach den regelmäßigen Anstiegen von 2000 bis 2012 und Sterblichkeit in Deutschland durch. 2013 wurden insgesamt rund 19,2 Millionen Patientin- gruppe sank die Anzahl der Fälle in 2013 bezogen auf weiter sinken werden. Gemessen an der Gesamtzahl nen und Patienten vollstationär in einem Krankenhaus 100.000 Einwohner gegenüber 2012 von 336 auf 296; der Fälle von Alkoholintoxikationen im Jahr 2000 Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: behandelt. Mit 338.204 Fällen lagen psychische und das entspricht einem Rückgang von 12,1 Prozent. (insgesamt 9.514 Fälle) ist der Wert von 2013 immer In Bezug auf vollständig alkohol-attribuierbare Fälle Verhaltensstörungen durch Alkohol, zu denen auch die Dabei ging der entsprechende Wert bei Mädchen und noch etwa anderthalbfach erhöht (144,6 Prozent). zeigt sich, dass die Rate alkoholbezogener Kranken- Alkoholvergiftungen zählen, an zweiter Stelle. jungen Frauen um 6,7 Prozent zurück (auf 253 Fälle je Damals wurden mit insgesamt 101 alkoholvergifteten hausfälle zwischen 2000 und 2012 bei Frauen um 38 100.000 Einwohner), bei Jungen und jungen Männern Kinder und Jugendlichen pro 100.000 Einwohner Prozent und bei Männern um 16 Prozent zugenom- Aufgrund einer Alkoholvergiftung wurden 2013 verringerte er sich sogar um 15,6 Prozent (auf 336 Fäl- etwa ein Drittel der entsprechenden Fallzahl von men hat. Vergleiche zwischen 2006 und 2012 unter insgesamt 23.267 Kinder und Jugendliche zwischen le je 100.000 Einwohner). 2013 dokumentiert. Einbeziehung von Krankheiten, die nicht vollständig auf Alkohol zurückzuführen sind, weisen ebenfalls auf eine Zunahme alkoholbedingter Krankenhausbe- Abbildung 05: 7 schätzung alkohol- handlungen hin.Zu berücksichtigen ist jedoch, dass Stationäre Krankenhausbehandlungen aufgrund von akuter Alkoholintoxikation ATTribuierbarer Morbidi- nicht nur alkoholbedingte Krankenhausbehandlun- bei 10- bis 17-Jährigen von 2009–2013 tät und Mortalität in gen, sondern generell alle Behandlungen im Kran- 19.000 deutschland: Trends und kenhaus zugenommen haben. Vergleich zwischen 18.500 den Jahren 2006 und 2012 In Bezug auf die alkoholbedingte Sterblichkeit zeigt sich bei beiden Geschlechtern ein Rückgang der Vor dem Hintergrund massiver negativer Folgen des Mortalitätsrate zwischen 1995 und 2012 um 33 Pro- 18.000 missbräuchlichen oder riskanten Alkoholkonsums in zent. Die Abnahme alkohol-attribuierbarer Sterblich- Europa empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation keit zeigt sich in allen Krankheitskategorien. 17.500 (WHO) ein Alkoholmonitoring, in dem alle relevan- ten alkoholassoziierten Informationen systematisch http://www.ift.de 17.000

16.500 Zunahme der alkoholbezogenen Krankenhausfälle 16.000

15.500

15.000 2009 2010 2011 2012 2013 +16% +38% „Alkoholvergiftungen“ bei den 10- bis 17- Jährigen

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Krankenhausdiagnosestatistik.

zwischen 2000 und 2012

A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol A_Aktuelle Daten und Fakten | Alkohol 25

2 Tabak

1 situation lichen Raucherinnen und Raucher liegt nach der in Deutschland Erhebung der BZgA im Jahr 2014 bei zehn Prozent und damit auf dem tiefsten erhobenen Wert seit 1979. Die Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko Zahl der rauchenden Jugendlichen lag im Jahr 2001 in Deutschland und führt zu jährlich etwa 110.000 noch bei 28 Prozent und hat sich bis zum heutigen vorzeitigen Todesfällen. Tabakkonsum verkürzt das Zeitpunkt weit mehr als halbiert. Leben um durchschnittlich etwa zehn Jahre. Mehr als die Hälfte aller regelmäßigen Raucherinnen und In der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ist Raucher stirbt vorzeitig an einer Herz-Kreislauf- die Reduzierung des Rauchens als vorrangiges und Erkrankung, an Lungenkrebs oder einer anderen quantifiziertes Präventionsziel aufgeführt. Danach soll Atemwegserkrankung. Jeder zweite dieser vorzeitigen der Anteil rauchender Kinder und Jugendlicher bis Todesfälle tritt bereits im mittleren Lebensalter ein 2015 auf unter zwölf Prozent und der Anteil bei und wäre völlig vermeidbar. Erwachsenen auf unter 22 Prozent gesenkt werden. Bei den Kindern und Jugendlichen ist es gelungen, das Die Zahl der aktiven Raucherinnen und Raucher ist in angestrebte Ziel mit zehn Prozent sogar noch zu Deutschland mit 24,5 Prozent der Bevölkerung noch übertreffen. Jedoch setzt sich dieser Trend in den immer zu hoch – damit raucht knapp jede(r) Vierte. In höheren Altersgruppen nicht im gleichen Maße fort der Mikrozensusbefragung von 2013 bezeichnen sich und die Zahl der Rauchenden liegt 2014 mit 24,6 insgesamt 13,6 Millionen Frauen und Männer ab Prozent über den angestrebten 22 Prozent. 15 Jahren als Raucherinnen und Raucher. Dieser Anteil lag im Jahr 1999 noch bei 28 Prozent und ist in den letzten vier Jahren bei den Frauen von 22 auf 20 Prozent Raucherquote bei und bei den Männern von 35 auf 29 Prozent gesunken. Erwachsenen in Deutsch- Insgesamt 76 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren land im Jahr 2014: zählt sich zu den Nichtraucherinnen und Nichtrau- chern. 56 Prozent der Befragten haben noch nie Rauchen kann geraucht, 19 Prozent sind ehemalige Raucherinnen und Raucher. Der Nichtraucheranteil ist im Jahr 2013 tödlich sein! im Vergleich zu 2009 vor allem in den jüngeren Altersgruppen weiter gestiegen. Abgenommen hat Die Bundesregierung auch die Zahl der starken Raucherinnen und Raucher mit einem täglichen Zigarettenkonsum von mehr als 20 24,5 % Zigaretten. Dieser Anteil fiel von 2009 bis 2013 deutlich Kinder verfolgt das Ziel, um ein Drittel auf zwölf Prozent aller Rauchenden. und Jugend- liche: die Raucherquote Im Alter von zwölf bis 17 Jahren hat sich der Trend zum 9,7 % zu senken. Nichtrauchen weiter fortgesetzt. Die Zahl der jugend-

A_Aktuelle Daten und Fakten | Tabak 26 27

Die Bundesregierung und die Bundesländer haben in jüngsten Altersgruppe der 18- bis 20-Jährigen mit Tabelle 01: den letzten Jahren vielfältige Maßnahmen zur Verhal- 72,0 Prozent am höchsten. Verbreitung des Rauchens bei Frauen und Männern in verschiedenen Altersgruppen. tens- und Verhältnisprävention eingeleitet, darunter Dargestellt sind Prävalenzen (in Prozent) und 95 Prozent-Konfidenzintervalle. Regelungen zum Jugend- und Nichtraucherschutz oder Von allen aktuellen Zigarettenkonsumierenden rauchen Präventionsmaßnahmen wie die „rauchfrei“-Kampag- drei Viertel (73,2 Prozent) täglich, 29,0 Prozent sind Täglich Gelegentlich Früher Nie ne. Rauchen liegt bei den meisten Jugendlichen heute starke Rauchende mit einem Durchschnittskonsum von Frauen nicht mehr im Trend. Um diese Entwicklung in allen 20 Zigaretten oder mehr pro Tag. Zudem sind Altersef- 18–29 Jahre 29,7 [25,7–34,1] 10,3 [7,8–13,5] 14,5 [11,5–18,0] 45,5 [41,0–50,1] Altersgruppen zu sichern und damit Jugendliche fekte im Konsummuster der aktuellen Rauchenden zu weiterhin erst gar nicht mit dem Rauchen beginnen, beobachten. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil 30–44 Jahre 24,6 [21,2–28,3] 6,6 [5,0–8,6] 20,4 [17,5–23,5] 48,5 [44,4–52,5] werden die bisherigen Anstrengungen in der Tabak- nicht-täglicher Konsumentinnen und Konsumenten ab 45–64 Jahre 23,2 [20,4–26,2] 4,7 [3,6–6,1] 30,3 [27,7–32,9] 41,9 [38,9–44,9] prävention im gleichen Umfang fortgesetzt. und der Anteil stark Rauchender zu. 65–79 Jahre 7,1 [5,5–9,3] 1,8 [1,1–3,1] 20,0 [16,7–23,7] 71,1 [67,0–74,8] Gesamt 21,4 [19,7–23,1] 5,5 [4,8–6,5] 22,8 [21,4–24,2] 50,3 [48,3–52,2] Im Folgenden werden weitere aktuelle Ergebnisse zum Bezogen auf alle 18- bis 64-Jährigen weisen 10,8 Pro- Männer Tabakkonsum in Deutschland aus dem Epidemiologi- zent eine Tabakabhängigkeit nach DSM-IV auf. Davon schen Suchtsurvey des IFT, des Robert Koch-Instituts sind vermehrt Männer sowie Personen zwischen 21 18–29 Jahre 34,2 [29,6–39,2] 12,8 [10,0–16,2] 12,6 [9,5–16,4] 40,4 [35,4–45,7] (RKI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche und 29 Jahren betroffen. Der Anteil Tabakabhängiger 30–44 Jahre 32,1 [28,0–36,5] 7,7 [5,8–10,3] 24,1 [20,4–28,4] 36,0 [31,9–40,4] Aufklärung (BZgA) vorgestellt, deren Befragungen sich liegt höher als noch im Jahr 2000. Gleichzeitig ist die 45–64 Jahre 25,6 [22,5–29,0] 4,6 [3,5–6,2] 43,0 [40,0–46,1] 26,7 [24,0–29,6] an unterschiedliche Altersgruppen richten und Raucherprävalenz seit den 1980er Jahren insgesamt 65–79 Jahre 9,8 [7,7–12,3] 1,8 [1,0–3,1] 50,8 [47,2–54,5] 37,6 [34,1–41,3] unterschiedliche Erhebungsmethoden verfolgen. Die zurückgegangen. Zusammen betrachtet sprechen die Ergebnisse der Studien sind trotz abweichender Werte zeitlichen Veränderungen für die sogenannte Harde- Gesamt 26,1 [24,0–28,2] 6,5 [5,6–7,5] 33,7 [31,9–35,5] 33,7 [31,8–35,7] miteinander vergleichbar. ning-Hypothese, nach der zwar auf Gesamtbevölke- rungsebene immer weniger Personen rauchen, die Quelle: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) 2008-11 (Lampert et al. 2013) http://www.destatis.de/publikationen, Mikrozensus- verbleibenden Raucherinnen und Raucher jedoch Zusatzbefragung 2013, Suchwort: Fragen zur Gesundheit. einen stärkeren Konsum aufweisen.

http://www.esa-survey.de/ Am häufigsten wird im jungen Erwachsenenalter Männer mit 10,6 Prozent liegt. Der Anteil der starken 2 ergebnisse des Epidemio- geraucht (Tabelle 01). Bei 18- bis 29-jährigen Frauen Raucherinnen und Raucher ist in der Altersgruppe der logischen Suchtsurveys beträgt die Prävalenz für das aktuelle Rauchen 30- bis 44-Jährigen am höchsten. Von den Frauen und 3 »Studie zur Gesundheit (täglich oder gelegentlich) 40,0 Prozent, bei gleichalt- Männern dieses Alters rauchen 8,5 Prozent bzw. Der Epidemiologische Suchtsurvey (ESA) erlaubt eine Erwachsener in rigen Männern 47,0 Prozent. Im mittleren Lebensalter 16,8 Prozent stark. Die geringsten Anteile an starken Einteilung der Personen in aktuelle, ehemalige sowie deutschland« des Robert liegen die Prävalenzen um die 30 Prozent bei Frauen Raucherinnen und Rauchern finden sich mit Nichtrauchende. Die Daten der letzten Erhebung im Koch-Instituts und zwischen 30 Prozent und 40 Prozent bei Män- 1,5 Prozent bzw. 2,4 Prozent in der 65- bis Jahr 2012 legen nahe, dass etwa ein Drittel der nern. Von den Frauen und Männern im Alter von 65 79-jährigen Bevölkerung (Lampert et Männer (34,0 Prozent) und ein Viertel der Frauen »Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland« bis 79 Jahren rauchen 8,9 Prozent bzw. 11,6 Prozent al. 2013). (26,4 Prozent) zwischen 18 und 64 Jahren mit einem Nach den Daten der DEGS1-Studie rauchen 29,7 Pro- und damit ein geringerer Anteil als im jungen und Tabakkonsum in den letzten 30 Tagen als aktuelle zent der 18- bis 79-jährigen Erwachsenen täglich oder mittleren Erwachsenenalter. Raucher bzw. Raucherinnen zu bezeichnen sind. gelegentlich (Frauen: 26,9 Prozent; Männer: 32,6 Pro- Insgesamt ein weiteres Viertel (26,4 Prozent) stellen zent). Weitere 22,8 Prozent der Frauen und 33,7 Etwa ein Viertel der Frauen und Männer, die rauchen, ehemalige Raucher bzw. Raucherinnen dar. Die Präva- Prozent der Männer haben früher geraucht, sich das konsumieren 20 und mehr Zigaretten am Tag. Bezogen lenz der Ex-Raucher und Raucherinnen unterschei- Rauchen aber mittlerweile abgewöhnt. 50,3 Prozent auf die Gesamtbevölkerung im Alter von 18 bis det sich nur gering zwischen den Geschlechtern und der 18- bis 79-jährigen Frauen und 33,7 Prozent der 79 Jahren kann die Prävalenz des starken Rauchens auf steigt mit zunehmendem Alter an. Der Anteil an gleichaltrigen Männer haben nie geraucht (Lampert 8,3 Prozent beziffert werden, wobei der Wert für Nichtraucherinnen und Nichtrauchern ist in der et al. 2013). Frauen mit 6,0 Prozent unter dem Vergleichswert für

A_Aktuelle Daten und Fakten | Tabak A_Aktuelle Daten und Fakten | Tabak 28 29

Abbildung: 06 wobei der Rückgang bei Frauen mit 2,2 Prozentpunk- Abbildung 07: Zeitliche Entwicklung des Anteils der ten und bei Männern mit 2,5 Prozentpunkten ähnlich Verbreitung des Rauchens bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen und 18- bis 25-jährigen Raucherinnen und Raucher in der 25- bis stark ausgeprägt war. jungen Erwachsenen insgesamt und nach Geschlecht von 2001 bis 2014 69-jährigen Bevölkerung. Dargestellt sind Prävalenzen (in %). Aussagen über längerfristige zeitliche Entwicklungen und Trends beim Rauchen sind für die 25- bis 69-jährige 50 50 Bevölkerung möglich (Abbildung 06). Ab den 1990er

39,5 Jahren sprechen die Daten bei Frauen für einen Anstieg 37,6 38,4 40 36,7 der Prävalenz um mehr als fünf Prozentpunkte bis auf 34,9 40 32,0 Prozent im Jahr 2003, während sich für Männer keine 30 wesentlichen Veränderungen beobachten lassen. Für den 32,0 33,9 29,8 26,7 28,8 28,4 Zeitraum von 2003 bis 2009 ist hingegen bei Frauen wie 30 20 Männern ein Rückgang der Raucherquote festzustellen, 30,2 und zwar um jeweils etwa zwei Prozentpunkte. Seitdem 26,3 10 hat sich der rückläufige Trend weiter fortgesetzt. Im Jahr 2012 betrug die Rauchprävalenz bei Frauen 28,4 Prozent 20 0 und bei Männern 34,9 Prozent (Lampert, Kuntz 2015). 1990-92 1998 2003 2009 2012 10,5 10 9,7 8,9 Männer Frauen 5 »Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugend- Quelle: Gesundheitssurveys des RKI 1990–92 bis 2012 (Lampert, Kuntz 2015) lichen in Deutschland« 0 2001 2003 2004 2005 2007 2008 2010 2011 2012 2014 Auswertungen der Daten der ersten Folgebefragung der 4 sTudie »Gesundheit in Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in 18- bis 25-Jährige männlich 12- bis 17-Jährige männlich Deutschland aktuell« des Deutschland (KiGGS Welle 1) sprechen dafür, dass aktuell 18- bis 25-Jährige insgesamt 12- bis 17-Jährige insgesamt 18- bis 25-Jährige weiblich 12- bis 17-Jährige weiblich robert Koch-Instituts 12,0 Prozent der 11- bis 17-jährigen Jugendlichen in Deutschland rauchen, wobei keine auffälligen Unter- Quelle: BZgA, in Vorbereitung Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell« schiede zwischen Mädchen (11,9 Prozent) und Jungen Mit den Daten der GEDA-Studie sind Aussagen zum (12,1 Prozent) bestehen. Regelmäßiges Rauchen, das heißt Tabakkonsum der 18-jährigen und älteren Bevölkerung mindestens einmal in der Woche, trifft in diesem Alter auf ist das Einstiegsalter in den regelmäßigen Tabakkonsum Jahr 2001 mehr als halbiert hat (Abbildung 07). Er ist von möglich. Nach den Daten aus dem Jahr 2012 liegt der 7,4 Prozent der Mädchen und 7,5 Prozent der Jungen zu. von 14,2 Jahren auf 15,1 Jahre angestiegen (Lampert et al. 27,5 Prozent im Jahr 2001 auf 9,7 Prozent im Jahr 2014 Anteil der aktuellen oder gelegentlichen Raucherinnen Die Prävalenz des täglichen Tabakkonsums beträgt bei 2014). gesunken. Dabei sind die Geschlechtsunterschiede und Raucher bei 27,6 Prozent (Frauen: 23,9 Prozent; Mädchen 5,3 Prozent und bei Jungen 5,5 Prozent. Geht zwischen Raucherinnen und Rauchern unter den 12- bis Männer: 31,4 Prozent). Der Anteil der Ex-Raucherinnen man von den heute 17-Jährigen aus, so lässt sich das Alter 17-Jährigen in allen Erhebungsjahren sehr gering. und Raucher beträgt 25,1 Prozent (Frauen: 20,5 Prozent, beim Einstieg ins regelmäßige Rauchen im Durchschnitt 6 repräsentativbefragung Männer: 29,9 Prozent), der Anteil der Nie-Raucherinnen auf 15,1 Jahre beziffern (Mädchen: 15,0 Jahre; Jungen: der BZgA zum Tabakkonsum Auch bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 und Raucher 47,4 Prozent (Frauen: 55,6 Prozent, 15,1 Jahre) (Lampert et al. 2014). Jugendlicher und junger Jahren geht das Rauchen zurück. Während 2001 noch Männer: 38,7 Prozent). Erwachsener 44,5 Prozent dieser Altersgruppe rauchten, taten dies Unter Berücksichtigung der Daten der KiGGS-Basiserhe- im Jahr 2014 nur noch 30,2 Prozent. In der aktuellen Zieht man zum Vergleich die Daten der GEDA-Studie bung aus den Jahren 2003 bis 2006 lässt sich feststellen, Die Repräsentativbefragungen der Bundeszentrale für Studie von 2014 ist das Rauchen unter den 18- bis von 2009 heran, so ist der Anteil der Rauchenden in den dass sich der Anteil der rauchenden Jugendlichen von gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigen, dass sich 25-jährigen Männern statistisch signifikant höher als letzten drei Jahren um 2,3 Prozentpunkte gesunken, 20,4 Prozent auf 12,0 Prozent verringert hat. Gleichzeitig der Anteil der rauchenden 12- bis 17-Jährigen seit dem. unter den gleichaltrigen Frauen.

A_Aktuelle Daten und Fakten | Tabak A_Aktuelle Daten und Fakten | Tabak 30 31

Gleichzeitig ist der Anteil der Nieraucherinnen und verlaufen die Entwicklungen des Nierauchens in 7 e-Zigaretten des Hauptverdienenden, Bundesland etc. ausgewählt, Nieraucher im Zeitraum von 2001 bis 2014 deutlich beiden Geschlechtergruppen ähnlich. sodass sie die Gesamtbevölkerung widerspiegeln. Sie angestiegen (Abbildung 08). Bei der Befragung 2001 Die Produkte, die in ihrer Form und im Gebrauch der wurden anhand eines strukturierten Fragebogens hatten 40,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen noch nie http://www.bzga.de/forschung/studienuntersuchun- Tabakzigarette ähneln, werden seit etwa 2006 vor allem gefragt, ob sie von E-Zigaretten gehört oder diese geraucht, 2014 waren es 75,3 Prozent. Bei den jungen gen/studien/suchtpraevention/ im Internet, zunehmend aber auch in Spezialläden, bereits ausprobiert hätten. 2012 und 2013 wurden nur Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren ist der Tabakwarenläden und in Supermärkten angeboten. Raucherinnen und Raucher befragt, erst 2014 wurde Anteil des Nierauchens von 23,1 Prozent (2001) auf Veröffentlichungszeitpunkt des BZgA-Berichts zum E-Zigaretten bestehen aus einem Mundstück, einer die Befragung auf Ex-Rauchende und Nichtrauchende 36,2 Prozent (2014) gestiegen. Sowohl bei den 12- bis Tabakkonsum ist Ende Mai 2015. Erst dann ist der Kartusche mit Flüssigkeit (Liquid), einem Verdampfer ausgeweitet. Daher konnten für die Auswertungen im 17-Jährigen als auch bei den 18- bis 25-Jährigen Bericht unter dieser Verlinkung zu finden! sowie einer Batterie. Die Hauptbestandteile der Zeitvergleich von 2012 bis 2014 nur Raucherinnen E-Zigaretten-Liquids sind Propylenglykol und/oder und Raucher berücksichtigt werden. Um möglichst Glyzerin, Aromastoffe und zumeist Nikotin in unter- unvoreingenommene Antworten zu erhalten, Abbildung 08: schiedlichen Konzentrationen. Bei einem Zug am erfuhren die Teilnehmenden nicht, dass das DKFZ die Verbreitung des Nierauchens bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen und 18- bis 25-jährigen Mundstück verdampft die E-Zigarette die Flüssigkeit Befragung veranlasst hatte. Erhebung und Auswer- jungen Erwachsenen insgesamt und nach Geschlecht von 2001 bis 2014 durch Erhitzen und die Konsumentin bzw. der Konsu- tung der Daten erfolgten durch die GfK und das ment inhaliert das Chemikaliengemisch des Aerosols. DKFZ. Finanziert wurden die Umfragen von der 75,4 Dieter Mennekes-Umweltstiftung. 75,3 Im Auftrag des DKFZ befragte die Gesellschaft für 75,2 70 Konsumforschung (GfK) jeweils im Februar 2012, 2013 Eine Infografik des Bundesinstituts für Risikobewer- und 2014 rund 2000 Bundesbürgerinnen und Bundes- tung zu Aufbau, Funktion und Risiken der E-Zigarrette bürger im Alter von über 15 Jahren zu Bekanntheit findet sich unter:

60 und Konsum von E-Zigaretten. Die Stichprobe ist repräsentativ. Das heißt, die Teilnehmenden wurden http://www.bfr.bund.de/ nach Kriterien wie Geschlecht, Alter, Beruf der bzw. cm/343/e-zigarette-aufbau-funktion-risiken.pdf

50

Unter »nikotinhaltige E-Inhalatoren« 40 38,6 E-Zigaretten werden sowohl nikotinhaltige E-Zigaretten als 36,2 auch nikotinhaltige E-Shishas zusammengefasst. 34,0 simulieren das Rauchen, ohne 30 dabei Tabak zu verbrennen. E-Zigaretten bestehen aus … Diese E-Inhalatoren ermöglichen die Aufnahme von Nikotin, ohne dabei Tabak zu verbrennen. 20

… … Die Produkte werden seit 2006 einem einem vor allem im Internet, zunehmend aber auch 10 Mundstück Verdampfer in Spezialläden, Tabakwarenläden und in 2001 2003 2004 2005 2007 2008 2010 2011 2012 2014 sowie Supermärkten angeboten. einer Batterie 18- bis 25-Jährige männlich 12- bis 17-Jährige männlich … Bei einem Zug am Mundstück 18- bis 25-Jährige insgesamt 12- bis 17-Jährige insgesamt einer Kartusche 18- bis 25-Jährige weiblich 12- bis 17-Jährige weiblich mit Flüssigkeit (Liquid) wird die Flüssigkeit durch Erhitzen verdampft.

Quelle: BZgA, in Vorbereitung

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25 7.1 konsumentwicklung von 2012 bis 2014 7.2 fAzit

10025 Abbildung 09: E-Zigaretten sind in Deutschland den meisten – insbe- Anteil der Raucher, die E-Zigaretten ausprobiert haben, diese aber nicht mehr benutzen, sondere jungen – Menschen bekannt. Ausprobiert nach Altersgruppen getrennt, im Zeitvergleich von 2012 bis 2014 werden die Produkte vor allem von Raucherinnen und 25 Rauchern: Jede(r) fünfte Rauchende hat sie zumindest einmal getestet. Vor allem unter jugendlichen Rau- chenden im Alter von 16 bis 19 Jahren und jungen 5025 erwachsenen Rauchenden im Alter von 20 bis 29 Jah- ren war die E-Zigarette 2014 besonders beliebt: Jede(r) Vierte hat sie getestet. Dennoch konsumierten nur 27 25 24 25 0,4 Prozent der Bevölkerung dauerhaft E-Zigaretten. 19 19 15 15 17 17 15 14 Im Jahr 2014 wurden E-Zigaretten in Deutschland 12 13 12 8 8 6 6 7 6 seltener für einen Rauchstopp verwendet als Nikotin- 3 5 3 0 ersatzprodukte und nur 0,2 Prozent der Ex-Rauchen- 0 Bei den 16–19-jährigen war die 16-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-79 70+ Gesamt den gaben an, sich mithilfe von E-Zigaretten das Rauchen abgewöhnt zu haben. E-Zigarette in 2014 besonders beliebt.

2012 2013 2014

Erläuterung: In Prozent Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum

Abbildung 10: Bekanntheitsgrad und Konsum von E-Zigaretten im Jahr 2014

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25 24,1 19,1 12,4 11,4 8,5 4,5 3,7 1,3 0,2 0,6 0,4 0 0 Ich habe noch nicht von Ich habe E-Zigaretten ausprobiert, Ich habe E-Zigaretten probiert E-Zigaretten gehört benutzte sie aber nicht mehr und nutze sie noch heute

Nichtraucher Ehemalige Raucher Gegenwärtige Raucher Gesamt

Erläuterung: In Prozent Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum

Weitere Informationen zu aktuellen Entwicklungen bei E-Zigaretten finden sich auch in Teil B, Internationales unter Punkt 2.4

A_Aktuelle Daten und Fakten | Tabak A_Aktuelle Daten und Fakten | Tabak 35

3 Medikamente

1 situation in Deutschland: errechnet der Gesundheitssurvey des RKI eine Zahl von Medikamentenmissbrauch etwa 1,3 Millionen Betroffenen, die diese Präparate und -abhängigkeit missbräuchlich konsumieren.

Medikamente sind ein unerlässlicher Bestandteil Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für medizinischer Therapien. Einige Medikamente besitzen Gesundheit am 14. Mai 2014 ein Fachgespräch geführt, jedoch ein oftmals unterschätztes Abhängigkeitspoten- um die unterschiedlichen Herangehensweisen und zial. Hierzu zählen vor allem Schlaf , Beruhigungs- und Erhebungsmethoden zu diskutieren. Ein Ergebnis war, Schmerzmittel. Werden sie nicht bestimmungsgemäß dass die unterschiedlichen Methoden in den Publikatio- und über einen zu langen Zeitraum eingenommen, so nen stärker erläutert werden sollen. kann sich daraus unbemerkt eine Suchterkrankung entwickeln. Ein besonderes Problem stellt dies für Außerdem regten die Expertinnen und Experten an, Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter dar. Synergien der vier vorgestellten Studien bzw. Surveys zu Insbesondere die meistverschriebenen Schlafmittel, nutzen, um weitere Erkenntnisse zu generieren. Ein Benzodiazepine, führen bei einer Langzeitverschreibung Mehrwert wird insbesondere auch in möglichen oft zu ähnlichen Symptomen wie natürliche Alterungs- künftigen Kooperationen und der Kombination der prozesse: Gedächtnisleistungen und körperliche Energie verschiedenen methodischen Vorgehensweisen bzw. können nachlassen, Stürze können vermehrt auftreten. Datenzugänge und Datensätze gesehen. Durch zahlreiche jüngere Studien ist belegt, dass die dauerhafte Einnahme von Sedativa auch die Entwick- lung von Demenz fördern kann. Eine Medikamentenab- hängigkeit steht somit einem gesunden Altern entgegen. Schätzungen zufolge sind

Schätzungen, wie viele Menschen in Deutschland in Deutschland bis zu tatsächlich medikamentenabhängig sind, gehen weit auseinander. Dies liegt vor allem daran, dass eine Medikamentenabhängigkeit schwer zu erheben ist. Die Abhängigkeit von Medikamenten unterscheidet sich von anderen Suchtproblematiken. Oft geht sie nur mit einer schleichenden Dosissteigerung einher. Die Unterscheidung, ob ein Medikament aufgrund einer Erkrankung oder missbräuchlich eingenommen wird, Medikamente sind wichtiger Bestandteil ist in Befragungen nicht leicht zu erheben. Bisherige

Studien gingen von 1,4 bis 1,5 Millionen Menschen in Millionen der medizinischen Versorgung. Sie können Deutschland mit Medikamentenabhängigkeit aus. Neuere Ergebnisse zeigen eine sehr große Bandbreite. 2,3Menschen medika- jedoch auch zu einer Abhängigkeit führen. Während der Suchtsurvey 2012 von 2,3 Millionen Menschen in Deutschland ausgeht, die von Schmerz-, mentenabhängig Schlaf- oder Beruhigungsmitteln abhängig sind,

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Rund 4,61 Millionen Menschen in Deutschland nehmen Medikamente missbräuchlich ein.

Unabhängig von der Datenlage ist es jedoch wichtig, 2 ergebnisse des Epidemio- und Schlafmittel (0,8 Prozent). Eine Abhängigkeit nach eine breite gesellschaftliche Debatte über die Präventi- logischen Suchtsurveys DSM-IV liegt für Schmerzmittel bei schätzungsweise on von Medikamentenabhängigkeit zu führen (siehe 3,4 Prozent, für Schlafmittel bei 0,8 Prozent und für auch B 2.3). Eine wichtige Orientierungshilfe kann Auf Basis der Daten des Epidemiologischen Sucht- Beruhigungsmittel bei 1,4 Prozent der Personen vor. Gegenüber dem Jahr 2000 stiegen dabei die sogenannte 4K-Regel sein: surveys (ESA) 2012 kann davon ausgegangen werden, Zudem weisen 8,7 Prozent einen Missbrauch von die Prävalenzwerte der Abhängigkeit dass 61,9 Prozent der 18- bis 64-Jährigen in den letzten Schmerzmitteln und je 0,8 Prozent von Schlaf- bzw. von . • Klare Indikation (Verordnung nur bei klarem Grund zwölf Monaten Schmerzmittel einnahmen. Seltener Beruhigungsmitteln auf. Zusammengenommen sind Beruhigungsmitteln der medikamentösen Therapie und Aufklärung über werden Antidepressiva (6,2 Prozent), Schlafmittel damit etwa 2,31 Millionen Personen in Deutschland das bestehende Abhängigkeitspotenzial). (5,5 Prozent), Beruhigungsmittel (5,4 Prozent), Neuro- zwischen 18 und 64 Jahren von mindestens einer der leptika (1,4 Prozent), Anregungsmittel (0,9 Prozent) und drei Arzneimittelgruppen abhängig. Weitere 4,61 Milli- • Korrekte Dosierung (Verschreibung kleinster Appetitzügler (0,4 Prozent) genutzt. Verglichen mit onen zeigen einen entsprechenden Missbrauch. Packungsgrößen; für die Krankheit angezeigte anderen psychoaktiven Substanzen zeigt sich für Veränderungen in der Arzneimitteleinnahme 18- bis Dosierung). Arzneimittel ein umgekehrtes Geschlechterverhältnis 59-Jähriger lassen sich anhand der Daten des ESA bis mit einem häufigeren Konsum unter Frauen. Während 1995 zurückverfolgen. Seitdem sank sowohl die • Kurze Anwendung (Dauer der Behandlung mit der Schlafmittelkonsum mit dem Alter kontinuierlich einmalige als auch die wöchentliche Einnahme von Patienten und Patientinnen vereinbaren, sorgfältige steigt, werden die übrigen Medikamente meist im Schlaf , Beruhigungs- und Anregungsmitteln sowie Überprüfung der Weiterbehandlung). mittleren Erwachsenenalter am häufigsten eingenom- Appetitzüglern. Die regelmäßige Einnahme von men. Schmerzmitteln nahm hingegen zu. Zusätzlich stiegen • Kein abruptes Absetzen (zur Vermeidung von die Prävalenzwerte der Abhängigkeit von Beruhigungs- Entzugserscheinungen nach und nach mit niedrigeren Betrachtet man die mindestens wöchentliche Einnah- mitteln bei beiden Geschlechtern und die der Abhän- Dosierungen die Behandlung langsam absetzen). me einer Arzneimittelgruppe in den letzten 30 Tagen, gigkeit von Schmerz- und Schlafmitteln bei Frauen belegen Schmerzmittel und Antidepressiva mit jeweils gegenüber dem Jahr 2000. 4,2 Prozent den ersten Rang. Darauf folgen Beruhi- gungsmittel (1,2 Prozent), Neuroleptika (1,0 Prozent) http://www.esa-survey.de/

A_Aktuelle Daten und Fakten | Medikamente A_Aktuelle Daten und Fakten | Medikamente 39

4 Illegale Drogen

Das Ziel der Bundesregierung bleibt es, den Konsum 1 Situation illegaler Drogen mit all seinen negativen gesundheitli- in DeutschlanD chen und gesellschaftlichen Auswirkungen zu verrin- gern und ihre Verfügbarkeit durch konsequente Rund ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung Verfolgung des Drogenhandels einzuschränken. Nach Deutschlands hat Erfahrungen mit illegalen Drogen. wie vor ist die hauptsächlich konsumierte illegale Eine deutliche Mehrheit der erwachsenen deutschen Droge Cannabis. Die gesundheitlichen und psychi- Bevölkerung (74,1 Prozent) hat allerdings noch nie in schen Gefahren werden dabei häufig unterschätzt. ihrem Leben irgendeine illegale Droge konsumiert. Deshalb setzt sich die Bundesregierung weiterhin für gezielte Präventionsmaßnahmen ein. Auch im Bereich Weniger als 4,9 Prozent haben in den letzten 30 Tagen der synthetischen Drogen besteht Handlungsbedarf, Drogen konsumiert. Bei Jugendlichen weichen die insbesondere im Hinblick auf die Verhinderung der Zahlen jedoch ab. Im Jahr 2012 hat in Deutschland weiteren Ausbreitung des Angebots und des Konsums jeder dreizehnte Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 von Methamphetaminen („Crystal Meth“) und Neuen Jahren (7,8 Prozent) mindestens schon einmal im Psychoaktiven Substanzen (NPS). Leben Cannabis zu sich genommen (Lebenszeitpräva- lenz). 5,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen konsumierten Die langfristig sinkenden Zahlen der drogenbedingten in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung Todesfälle zeigen, dass diese Maßnahmen zur Scha- densminimierung, darunter Drogenkonsumräume, Kontaktläden und Spritzentauschprogramme, wirksam sind. Dennoch sind weitere Bemühungen erforderlich, geschätztER Prozentwert Vom Joint bis zur Heroinspritze – um die Zahl dieser Todesfälle noch mehr zu reduzieren. Die weiterhin hohe Anzahl von Hepatitis-C-Infektio- für Cannabismissbrauch & Hier informieren wir Sie über illegale nen unter Drogenkonsumierenden gibt Anlass zu abhängigkeit bei der unter- weiteren Überlegungen, Präventionsmaßnahmen zu Rauschmittel und ihre Auswirkungen. stärken. suchten BevölkerunG …

Im Strafvollzug findet sich im Vergleich zur Allgemein- Cannabis bevölkerung ein deutlich höherer Anteil an Drogen- konsumierenden. Maßnahmen zur Behandlung und 0,5 % Schadensminimierung sind dort aber noch keine Selbstverständlichkeit. Es ist weiterhin Ziel, die Behandlung und Versorgung von Drogenabhängigen im Strafvollzug auszubauen, Verbesserungen beim 0,2 % 0,1 % Kokain Übergang von der Haft in Einrichtungen der medizini- Amphe- schen Rehabilitation für Abhängigkeitskranke zu erreichen und eine einheitliche Datenerhebung der tamine Situation in Haft zu ermöglichen.

A_Aktuelle Daten und Fakten | Illegale Drogen 40 41

25 Im Fokus Cannabis

Abbildung 11: Dies spiegelt sich wider in der hohen Nachfrage nach Veränderung der Zugänge zu ambulanter cannabisbezogener Beratung und Behandlung: Produktion Suchtbehandlung für verschiedene Haupt- 38,7 Prozent aller Klientinnen und Klienten haben Cannabiskraut (Marihuana) wird durch die Trocknung diagnosen (DSHS ambulant) Probleme mit ihrem Cannabiskonsum, bei den zerkleinerter Pflanzenteile gewonnen. Cannabisharz erstmaligen Behandlungen beträgt deren Anteil bereits (Haschisch) besteht aus dem Harz der Blütenstände. 240 fast 60 Prozent. Hochgerechnet ist davon auszugehen, Die zumeist braun-schwarze Substanz wird zu 231% dass rund 600.000 vorwiegend junge Menschen Klumpen oder Platten gepresst. Durch Extraktion von Probleme mit dem Konsum von Cannabis haben. Marihuana oder Haschisch mit organischen Lösungs- 220 mitteln entsteht das schwarze Haschischöl. In 0,2 Prozent sind kokainabhängig, 0,1 Prozent sind Deutschland ist der Anbau von Nutzhanf mit maxima- 180 abhängig von Amphetaminen, weitere 0,2 Prozent lem Wirkstoffgehalt von 0,3 Prozent THC (Tetrahydro- zeigen Kriterien eines Amphetaminmissbrauchs. Noch cannabinol) erlaubt. 140 131% unter einem Prozent liegt in der erwachsenen Allge- meinbevölkerung die Lebenszeitprävalenz für soge- Handel/Schmuggel 100 83% nannte Neue Psychoaktive Substanzen (NPS). Cannabisprodukte sind die weltweit meist gehandelten 82% und verfügbaren Drogen. Der Hauptanteil des in der EU erfolgt insbesondere per Lkw über Griechenland/Italien 60 Im Vergleich zu den vorangegangenen Erhebungen konsumierten Haschischs stammt aus Marokko; sowie über Land auf der Balkanroute. 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 zeigt sich für Gesamtdeutschland zwar noch kein daneben ist Afghanistan als Ursprung für Haschisch- zunehmender Gebrauch von Amphetaminen, doch transporte nach Europa von Bedeutung. Konsum Stimulanzen Opiode nimmt der Konsum von Methamphetamin („Crystal ● Haschisch aus Marokko wird auf dem Seeweg Die Staatsanwaltschaft kann das Verfahren bei Besitz von Cannabis Kokain Meth“) in der Grenzregion zu Tschechien erheblich zu. (Schnellboote, Fähren, Seecontainer) an die europä- „geringen Mengen“ für den Eigengebrauch einstellen 2013 bleiben die erhöhten Sicherstellungs-, Konsum- ischen Häfen (v. a. Iberische Halbinsel) geschmug- (§ 29 Abs. 5 BtMG). Nicht geringe Menge: ab einem Quelle: Deutsche Suchthilfestatistik und Behandlungsdaten beunruhigend. In den Bera- gelt. Der Weitertransport erfolgt per Lkw oder Pkw, Wirkstoffgehalt von 7,5 g THC tungs- und Behandlungseinrichtungen machen die vielfach in die Niederlande (bedeutendes europä- Hilfe suchenden „Crystal“-Konsumierenden in diesen isches Verteilerzentrum). Einnahme Regionen zwischen 50 und 70 Prozent der Klientel aus, ● Marihuanaschmuggel aus Albanien nach Westeuropa Konsum durch Rauchen (Vermischung mit Tabak üblich). Cannabis (Zwölf-Monats-Prävalenz), 1,3 Prozent davon aber auch in der Notfallmedizin und in der Psychiatrie regelmäßig. Die Offenheit und Akzeptanz gegenüber stellen sie eine erhebliche Herausforderung dar. dem Konsum von Cannabis ist gestiegen. Abhängigkeit von Cannabis oder missbräuchlicher Konsum dieser Zwar ist eine Heroinüberdosierung – auch in Verbin- Substanz bestehen bei 0,5 Prozent der deutschen dung mit anderen Substanzen – immer noch Haupt- Wirkung Wirkung ist abhängig von der Erwachsenen. Cannabiskonsum ist bei den unter ursache für drogenbezogene Todesfälle, der Konsum Ausgangsstimmung und äußert sich 25-Jährigen mittlerweile der Hauptgrund für eine von Heroin ist jedoch nach wie vor rückläufig. In einer in intensiver Sinneswahrnehmung, ambulante und stationäre Behandlung sowie die opiatgestützten Behandlung befanden sich zum Regelmäßiger Konsum: „Halluzinationen“, Verlust von Zeit-/ schwache psychische Abhängigkeit, Inanspruchnahme von Einrichtungen der Suchthilfe Stichtag 1. Juli 2013 75.400 Patientinnen und Patienten. Raumgefühl, oft auch verminderter verminderte Konzentrationsfähigkeit bei Problemen mit illegalen Drogen. Cannabis bleibt Hervorzuheben ist, dass durch die Neueinrichtung Antrieb/Passivität. ,Gedächtnisverlust, Lethargie, damit weiterhin das wichtigste Thema in der Präven- zweier Einrichtungen in Berlin und Stuttgart zur Realitätsverlust, Depressionen. tion illegaler Suchtstoffe. Nach wie vor stellt es eine diamorphingestützten Behandlung mehr Schwerst- große Herausforderung dar, die Zielgruppe der abhängige Zugang zu dieser Behandlung haben. regelmäßigen Cannabiskonsumentinnen und -konsu- menten besser zu erreichen. Aber die Zahl derjenigen, Das Auftauchen neuer psychoaktiver Substanzen mit Psychische Abhängigkeit die Hilfe suchen, ist gestiegen. unbekanntem Risikopotenzial stellt weiterhin eine

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Abbildung 12: 2 ergebnisse des Epidemio- 3 repräsentativbefragung 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen und logischen Suchtsurveys der BZgA zum Cannabis- 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen insgesamt und nach Geschlecht von 2001 bis 2012 konsum Jugendlicher und Im Rahmen des ESA 2012 (2012) wurde die Konsum- Junger Erwachsener prävalenz von Cannabis, Amphetaminen, Ecstasy, LSD, Heroin, anderen Opiaten, Kokain, Crack und Pilzen Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 25 erfragt. Zusätzlich wurden Störungen nach DSM-IV (BZgA) untersucht in ihren Repräsentativerhebungen bezüglich ausgewählter Substanzen erhoben. auch den Cannabiskonsum der 12- bis 25-jährigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. 20,8 20 Nach den so erhobenen Daten ist Cannabis nach wie vor die mit Abstand am weitesten verbreitete illegale Droge Von den 12- bis 17-jährigen Jugendlichen konsumier- in Deutschland. Fast jede(r) Vierte (23,2 Prozent) im Alter ten im Jahr 2012 insgesamt 5,6 Prozent in den letzten 16,1 15,8 15 zwischen 18 und 64 Jahren hat bereits Erfahrungen mit zwölf Monaten Cannabis (Zwölf-Monats-Prävalenz), 13,8 dieser Substanz. In den letzten zwölf Monaten konsu- was im Vergleich zu 2001 einen Rückgang darstellt. Bei mierten immerhin noch 4,5 Prozent Cannabis. Andere männlichen Jugendlichen ist der Cannabiskonsum 11,4 10,5 10 6,9 illegale Drogen nahmen in diesem Zeitraum insgesamt weiter verbreitet als bei weiblichen Jugendlichen. Bei 5,6 nur 1,4 Prozent, wobei die Einzelprävalenzen für die den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren 4,2 6,9 Substanzen jeweils unter einem Prozent liegen. Männer deutet sich seit 2008 ein Wiederanstieg der Zwölf- 5,6 5 konsumieren häufiger als Frauen illegale Drogen. Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums an. Bezogen 4,2 Während Cannabis am häufigsten von jungen Erwach- auf alle jungen Erwachsenen beträgt die Zwölf-Monats- senen bis zu einem Alter von 20 Jahren konsumiert wird, Prävalenz im Jahr 2012 15,8 Prozent und liegt damit 0 sind die übrigen Substanzen bei Personen zwischen 25 wieder auf dem Niveau der Jahre 2001 und 2004. Die 2001 2004 2007 2008 2010 2011 2013 und 39 Jahren am prävalentesten. Es wird geschätzt, dass größte Zunahme zeigt sich bei den 18- bis 25-jährigen je etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung im untersuchten jungen Männern. Bei den jungen Frauen dieser 18- bis 25-Jährige männlich 12- bis 17-Jährige männlich Altersbereich die Kriterien für Cannabismissbrauch und Altersgruppe ist der Anstieg geringer und statistisch 18- bis 25-Jährige insgesamt 12- bis 17-Jährige insgesamt abhängigkeit erfüllen. Für Kokain liegen die Werte bei nicht signifikant. 18- bis 25-Jährige weiblich 12- bis 17-Jährige weiblich 0,0 bzw. 0,2 Prozent und für Amphetamine bei 0,2 bzw. 0,1 Prozent. Hochgerechnet weisen damit schätzungs- http://www.bzga.de/forschung/studienuntersuchun- Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Der Cannabiskonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2012. Ergebnisse einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends“, 2013 weise 283.000 Personen einen Missbrauch und 319.000 gen/studien/suchtpraevention/ eine Abhängigkeit von mindestens einer der drei Substanzen auf. Herausforderung dar. Auch wenn der Anteil der Studie wurde auch ermittelt, dass über 80 Prozent 4 neue psychoaktive Klientinnen und Klienten, die deshalb Hilfe suchen, der Befragten bereits in Haft waren, im Durchschnitt Die ESA-Daten erlauben die Beobachtung zeitlicher substanzen noch gering ist, nimmt ihr Anteil dennoch zu und es insgesamt über fünf Jahre. Ein Drittel setzte den Entwicklungen bei 18- bis 39-Jährigen ab 1990 für gibt bereits erste Todesfälle aufgrund des – vor allem injizierenden Konsum auch in der Haft fort, wäh- Cannabis, Amphetamine, LSD, Opiate und Kokain/ In den letzten Jahren gilt die besondere Aufmerksam- injizierenden – Konsums. rend elf Prozent mit dem Drogenkonsum erst dort Crack. Die Zwölf-Monats-Prävalenzen all dieser Subs- keit der Bundesregierung auch neuen psychoaktiven, begannen. tanzen sind seitdem signifikant gestiegen. Immerhin ist meist synthetischen Stoffen. Diese werden gelegentlich Besorgniserregend sind auch die Ergebnisse der in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen der Canna- auch „Designerdrogen“, Research Chemicals oder sogenannten „DRUCK“-Studie (vgl. Kap. 5) zur biskonsum seit rund zehn Jahren wieder rückläufig, fälschlicherweise Legal Highs genannt. In ihrem 2011 Verbreitung von Hepatitis C unter Opiatabhängigen. wenngleich er noch deutlich über dem Niveau von 1990 veröffentlichten Briefing „Drogen im Blickpunkt“ In den großen deutschen Städten lag die Prävalenz liegt. definiert die Europäische Beobachtungsstelle für zwischen 60 und 75 Prozent (zwei Drittel davon Drogen und Drogensucht (EBDD) diese Substanzen als können die Infektion auch weitertragen). In dieser http://www.esa-survey.de/ neuen Suchtstoff oder psychotropen Stoff in reiner

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Im Fokus KOKAIN

Form oder als Zubereitung, der nicht nach dem Konsumierenden. Die Drogen werden häufig als Herstellung Einheits-Übereinkommen der Vereinten Nationen von Kräutermischungen, Badesalze, Lufterfrischer oder Die Kokablätter werden zunächst zur Extraktion des 1961 über Suchtstoffe oder dem Übereinkommen der Pflanzendünger verpackt und verkauft, ohne die Wirkstoffes zu Kokapaste verarbeitet (Zusätze: Wasser Vereinten Nationen von 1971 über psychotrope Stoffe wirklichen Inhaltsstoffe anzugeben. Dabei wird und Kalk, Benzin oder Kerosin, Schwefelsäure, kontrolliert wird, welcher aber eine Gefahr für die fälschlicherweise der Eindruck vermittelt, sie seien Ammoniak), ehe daraus Kokain-Base (Zusätze: öffentliche Gesundheit darstellen kann, vergleichbar ungefährlich und gesundheitlich unbedenklich. Schwefelsäure, Kaliumpermanganat, Ammoniak) und mit den Substanzen, die in diesen Abkommen aufgelis- Tatsächlich aber zieht der Konsum teilweise schwere letztlich Kokain-Hydrochlorid (Zusätze: Aceton oder tet sind (Beschluss 2005/387/JI des Rates). Es handelt Folgen nach sich: Die Symptome reichen von Übelkeit, Ether und Salzsäure) hergestellt wird (ca. 200 bis 300 die deutschen Häfen in Hamburg und Bremerhaven), z. T. sich hierbei um bislang unbekannte oder aber bekann- heftigem Erbrechen, Herzrasen und Orientierungsver- kg Kokablätter für 1 kg Kokain-HCl erforderlich). Auf auch nach Ost- und Südosteuropa oder nach Westafrika. te, nicht in Verkehr gebrachte Stoffe, die dem Betäu- lust über Kreislaufversagen, Ohnmacht, Lähmungser- dem deutschen Drogenmarkt wird weit überwiegend In hoher Frequenz erfolgt der Schmuggel nach Europa bungsmittelgesetz (BtMG) teilweise noch nicht scheinungen und Wahnvorstellungen bis hin zum Kokain-Hydrochlorid festgestellt, während in anderen durch Flugkuriere (Direktflüge aus Südamerika, mitunter unterstellt sind. Versagen der Vitalfunktionen. Betroffene mussten Regionen (Nord- und Südamerika) auch die Konsum- auch über Staaten Westafrikas) oder in Luftpostsendun- bereits künstlich beatmet oder sogar reanimiert form der Base bzw. Paste weit verbreitet ist. gen (meist kleinere Mengen im dreistelligen Gramm- In den letzten Jahren sind immer wieder neue derarti- werden. In Deutschland wurden bereits Todesfälle bereich). Es finden Transporte von den westafrikanischen ge Substanzen aufgetaucht: Die EBDD hat im Rahmen bekannt, bei denen der vorherige Konsum einer oder Kokainproduktion Häfen/Depots mittels Lkw auf dem Landweg nach des europäischen Frühwarnsystems zwischen 2005 und mehrerer dieser neuen psychoaktiven Substanzen Kokaanbau und Kokainproduktion findet fast Nordafrika und dann auf den etablierten Haschisch- 2011 mehr als 164 neue psychoaktive Substanzen nachgewiesen werden konnte. ausschließlich in der südamerikanischen Andenregion routen vorwiegend nach Spanien und Italien statt. ermittelt. In den Jahren 2012 und 2013 wurden Rekord- (Kolumbien, Peru, Bolivien) statt. zahlen von 73 bzw. 81 erstmalig entdeckten Substanzen Linkliste Konsum gemeldet und in 2014 weiterhin eine Substanz pro Handel/Schmuggel Die Staatsanwaltschaft kann das Verfahren bei Besitz Woche. Synthetische Cannabinoide und synthetische Briefing „Drogen im Blickpunkt“ der EBDD Der überwiegende Teil des südamerikanischen Kokains von „geringen Mengen“ für den Eigengebrauch einstel- Phenylethylamine/Cathinone machen seit 2005 zwei http://www.emcdda.europa.eu/publications/drugs-in- ist für Nordamerika und Westeuropa bestimmt. Die len (§ 29 Abs. 5 BtMG). Nicht geringe Menge: ab einem Drittel aller neuen Substanzen aus, die über das focus/responding-to-new-psychoactive-substances bedeutendsten Transportwege nach Europa führen Wirkstoffgehalt von 5 g Kokainhydrochlorid. Frühwarnsystem gemeldet werden. Zudem gibt es von Südamerika auf dem Seeweg – des Öfteren über vermehrt Meldungen über Substanzen aus eher Jahresbericht 2014 der EBDD zu Trends und Entwick- die Karibik – Richtung Iberische Halbinsel, Niederlande Einnahme seltenen chemischen Gruppen. Oft ist bei diesen lungen der Drogenproblematik in Europa: oder Belgien. Oft werden größere Mengen in Schiffs- Schnupfen oder intravenöse Anwendung (Rauchen von Stoffen die chemische Struktur bereits unterstellter http://www.emcdda.europa.eu/publications/edr/ containern nach Europa geschmuggelt (vereinzelt an Crack). Betäubungsmittel so verändert, dass der neue Stoff trends-developments/2014 nicht mehr dem BtMG unterliegt. Die für Missbrauchs- zwecke geeignete Wirkung auf die Psyche bleibt jedoch EBDD-Europol Jahresbericht 2013 zu neuen Drogen in Wirkung erhalten oder wird sogar verstärkt. Europa: Zunächst euphorisches Stadium (u. a. http://www.emcdda.europa.eu/publications/imple- Abbau von Hemmungen, Kontaktfreudig- Diese psychoaktiven Substanzen werden nach bisheri- mentation-reports/2013 Starke psychische Abhängigkeit bis hin zu keit, Risikofreude, gesteigertes Sexual- gen Erkenntnissen maßgeblich im asiatischen Raum Wesensveränderungen, Organschäden und verlangen), gefolgt von gestörten produziert. Zahlreiche Internetseiten sowie eine Beschluss des Europäischen Rates zu neuen psychoak- körperlichem Verfall. Reizwahrnehmungen und anschließender Vielzahl von Sicherstellungen deuten darauf hin, dass tiven Substanzen: depressiver Phase mit Erschöpfung und sich im asiatischen Raum eine Industrie entwickelt hat, http://eur lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri= Niedergeschlagenheit. Organschäden die gezielt die westlichen Märkte mit Rauschsubstan- OJ:L:2005:127:0032:0037:de:PDF zen beliefert. Die europäischen Händler verkaufen die starke psychische Körperlicher erworbenen Substanzen oder Produkte häufig in UNODC: The challenge of new psychoactive substances: Abhängigkeit Verfall kleineren Mengen über sogenannte Head- und http://www.unodc.org/documents/scientific/ Online-Shops an kleinere Händler oder direkt an die NPS_2013_SMART.pdf

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Tabelle 02: 5 Aktueller Stand der gewonnen werden, die bisher keine Angebote der Ergebnisse der DRUCK-Studie (n=2.077) und 22 Prozent, Spritzen und/oder Nadeln mit anderen niedrigschwelligen Drogenhilfe in Anspruch genom- geteilt zu haben, 32 bis 44 Prozent gaben an, andere druck-Studie Spanne der men hatten. Alle Daten wurden anonym erhoben. Die Utensilien wie Filter, Pfännchen oder Wasser geteilt zu Städte (%) Das Robert Koch-Institut (RKI) hat in Kooperation mit Durchführung eines anonymen HIV-Schnelltestes mit (Min.- Max. haben. Von 36 bis 48 Prozent der Studienteilnehmen- Einrichtungen der Drogenhilfe von April 2012 bis März entsprechender Beratung wurde den Studienteilneh- Soziodemographie Wert) den – je nach Stadt – wurde berichtet, mindestens eine 2015 eine Studie zu HIV, Hepatitis B (HBV) und C (HCV) menden zusätzlich angeboten. Die Vortestberatung dieser Unsafe-Use-Verhaltensweisen innerhalb der Frauen 18.5–35.2 unter aktiv intravenös Drogen konsumierenden sowie die Rückgabe der HIV- und HCV-Testergebnis- letzten 30 Tage praktiziert zu haben. Menschen (IVD) durchgeführt, die vom Bundesminis- se – sofern gewünscht – erfolgten im Rahmen eines Nicht in Deutschland geboren 9.2–30.6 terium für Gesundheit gefördert wurde. Bei der Beratungsgesprächs durch den Studienarzt bzw. die Junge IVD (<25Jahre) 2.1–8.9 Deutliche Unterschiede zeigten sich auch in der DRUCK-Studie („Drogen und chronische Infektions- Studienärztin und geschulte Testberaterinnen und Obdachlosigkeit (jemals) 52.8–76.9 Prävalenz der untersuchten Infektionserkrankungen. krankheiten“) handelt es sich um einen Sero- und Testberater der Drogenhilfeeinrichtung. Die HIV-Prävalenz unter den IVD schwankte innerhalb Hafterfahrung (jemals) 72.8–85.8 Verhaltenssurvey, mit dem Informationen zu Infekti- der Studienstädte zwischen null und neun Prozent. Die onsrisiken und Verhaltensweisen von Menschen, die Ergebnisse der DRUCK-Studie als Spanne der Mittel- Injizierender Drogenkonsum Haft (jemals) 17.7–39.8 Hepatitis-C-Antikörper-Prävalenz bewegte sich in den sich aktuell Drogen spritzen, gewonnen wurden. werte in den 8 Studienstädten (n = 2077) Substitutionstherapie (jemals) 54.6–88.9 Studienstädten zwischen 42 und 75 Prozent. Die Anhand von Blutproben wurde zudem bestimmt, wie Substitutionstherapie (aktuell) 30.8–64.9 HCV-RNA-Prävalenz betrug 23 bis 54 Prozent. Somit häufig die Infektionskrankheiten HBV, HCV und HIV Der Anteil der Frauen unter den Studienteilnehmen- sind bis zu 54 Prozent der teilnehmenden IVD von Substanzkonsum* (30-Tages-Prävalenz) vorkommen, die durch Drogenkonsum oder Ge- den lag in den acht Studienstädten zwischen 18 und einer aktiven, potenziell behandlungsbedürftigen schlechtsverkehr übertragen werden können [1]. Die 35 Prozent, während der Anteil der nicht in Deutsch- Heroin 56.8–85.4 Hepatitis C betroffen, die infektiös und auf andere Analyse des Risiko- und Präventionsverhaltens in land geborenen von neun bis 31 Prozent reichte. Das Kokain 17.7–79.9 Personen übertragbar ist. Die Hepatitis-B-Impfpräva- Kombination mit den erhobenen Prävalenzen soll mediane Alter der Teilnehmenden lag zwischen 30 und Crack 0.8–71.6 lenz, gemessen durch Nachweis von Anti-HBs, lag helfen, derzeitige Präventionsempfehlungen zu 40 Jahren. Ein hoher Anteil der IVD gab an, bereits zwischen 15 und 52 Prozent. Die Hepatitis-B-Prävalenz Crystal 0.0–66.9 aktualisieren und zu fokussieren. obdachlos (53 bis 77 Prozent) und mindestens einmal bewegte sich je nach Stadt zwischen 5 und 33 Prozent, im Leben inhaftiert (73 bis 86 Prozent) gewesen zu sein. Amphetamine 7.1–18.9 wobei der Anteil aktiver Infektionen mit Nachweis von Die Datenerhebung in den sechs Städten der Hauptstu- 18 bis 40 Prozent der jemals Inhaftierten gaben an, in Benzodiazepine 39.5–58.7 HBs-Antigen oder HBV-DNA zwischen 0,3 bis 3 die (Leipzig, Frankfurt am Main, Köln, Hannover, Haft auch Drogen gespritzt zu haben und hierbei durch Methadon/Polamidon (nur Beikonsum) 26.1–63.5 Prozent lag. München und Hamburg) erfolgte Ende 2012 bis Mitte die Verwendung nicht steriler Injektionsutensilien zur Buprenorphin/Subutex (nur Beikonsum) 6.5–34.9 2014 jeweils in lokalen Einrichtungen der Drogenhilfe, Drogeninjektion ein Infektionsrisiko eingegangen zu Zur Ermittlung des Wissensstandes von IVD bezüglich Infektionsstatus (HIV, HCV, HBV) zum Teil in Kooperation mit lokalen AIDS-Hilfen und sein. Zwischen 55 und 88 Prozent der Teilnehmenden HIV, Hepatitis B und C wurden in den sechs Städten dem öffentlichen Gesundheitsdienst. Vorausgegangen gaben an, jemals zuvor in ihrem Leben in Opioidsubsti- HIV positiv 0.0–9.1 der Hauptstudie den Studienteilnehmenden im war eine Pilotierung der Studie in Berlin und Essen im tutionstherapie gewesen zu sein. Während Heroin von HCV-Prävalenz Interview 26 wahre Aussagen über HIV, Hepatitis B Jahr 2011 [2]. An der Studie konnten Personen, die in den IVD in allen Städten zum Zeitpunkt der Befragung (abgelaufene oder aktive/chronische und C sowie zu Übertragungswegen und Präventions- den letzten 12 Monaten Drogen injiziert hatten, sehr häufig konsumiert wurde (57 bis 85 Prozent), gab Infektion) 42.3–75.0 möglichkeiten vorgelesen. Die Teilnehmenden wurden mindestens 16 Jahre alt waren und in der jeweiligen es deutliche Unterschiede beim Konsum von Crack HCV RNA positiv (aktive/chronische gebeten, anzugeben, ob sie den Sachverhalt bereits Studienstadt konsumierten, teilnehmen. Insgesamt (0,4–72 Prozent), Crystal (0–67 Prozent) und Kokain Infektion) 23.1–54.0 kannten, dieser gänzlich neu für sie war oder ob sie wurden 2077 Teilnehmende, die die Einschlusskriterien (18–80 Prozent) je Stadt. sich nicht sicher waren. Im Anschluss an das Interview HBV positiv (aktive/chronische Infektion) 0.3–3.0 erfüllten, aus acht Städten in die Studie eingeschlos- konnten die Teilnehmenden eine Kurz-Beratung, sen. Zur Rekrutierung der Studienteilnehmenden Unsafe-Use-Verhaltensweisen wurden sehr ausführlich Durchgemachte Infektion* (Anti HBs + basierend auf Ergebnissen der Wissensbefragung, zu wurde ein modifiziertes Schneeballverfahren („Respon- abgefragt. Unter anderem gaben Teilnehmende, die in Anti HBc) 0.0–23.4 ihrem persönlichen Risikoprofil mit ausgebildeten dent Driven Sampling“) angewendet. Dabei rekrutieren den letzten 30 Tagen Drogen injiziert hatten, in 17 bis Hepatitis B geimpft (Anti HBs) 15.1–52.4 Testberaterinnen und -beratern wahrnehmen. In der Personen, die bereits an der Studie teilgenommen 37 Prozent der Fälle an, dies im genannten Zeitraum HBV (suszeptibel-weder geimpft noch Auswertung zeigte sich, abgesehen von geringen haben, weitere Teilnehmende aus ihrem sozialen täglich getan zu haben. Beim injizierenden Drogenkon- infiziert) 15.9–69.2 Schwankungen, ein ähnlicher Wissensstand der Netzwerk. So konnten auch IVD für die Teilnahme sum in den letzten 30 Tagen berichteten zwischen fünf Teilnehmenden in allen Städten. Das Wissen zu * alle Konsumformen

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Im Fokus HEROIN Injizierende Drogengebraucher/innen je Stadt Produktion Heroin wird in einem relativ einfachen chemischen Prozess aus Rohopium, dem getrockneten „milchigen“ 0% 42% 15% Saft aus der angeritzten Kapsel der Schlafmohnpflan- - - - 48% ze, gewonnen. Die in einem ersten Bearbeitungsschritt 9% 75% 52% gewonnene Morphinbase wird durch Zusatz von Essig- säureanhydrid und Natriumcarbonat zur Heroinbase hohe sehr hohe niedrige Unsafe use HIV-Prävalenz Hepatitis C-Prävalenz Hepatitis B-Impfprävalenz Verhalten in den umgewandelt. Unter Zugabe von organischen letzten 30 Tagen Lösungsmitteln (z. B. Aceton) und Chlorwasserstoffgas oder Salzsäure entsteht in einem weiteren Schritt Heroinhydrochlorid. Auf dem deutschen Rauschgift- Es zeigten sich deutliche Wissenslücken zu Übertragungswegen und Aspekten der Therapie und Prävention der Infektionen, die in einer niedrigschwelligen, fokussierten Kurzberatung gut adressiert werden konnten. markt ist die in Afghanistan (seit Jahren bedeutendster Heroinproduzent weltweit) hergestellte braune. Heroinbase am gebräuchlichsten, das vorwiegend in Bedeutende Transportrouten nach Europa und SO-Asien produzierte weiße Heroin ist von relativ Deutschland: geringer Bedeutung. ● Klassische Balkanroute (AFG-IRAN-TR-EU-D) allgemeinen Aspekten und gemeinsamen Übertra- Ergebnisberichte der DRUCK-Studie für die einzelnen ● sog. „Südroute“ (AFG-PAK-Ostafrika-EU/D), gungswegen und Schutzmöglichkeiten einer Hepatitis- Studienstädte und Empfehlungen für die Prävention Handel/Schmuggel zunehmend, auch mittels Container aus PAK zu den B, -C und HIV-Infektion war relativ gut ausgeprägt. sollen noch in 2015 durch das RKI publiziert werden. EU-Häfen Deutliche Wissensdefizite fanden sich bei spezielleren In Afghanistan produziertes Heroin ● sog., „Nordroute von AFG–Zentralasien-RUS dient in drogenkonsumassoziierten Übertragungswegen der ● für die lukrativen Märkte in Asien, Europa, hohem Maße der Versorgung des russischen Marktes. Hepatitis C, wie durch das Teilen von Filtern, Löffeln, Tabelle 03: Russland, Amerika und Afrika Wasser und durch das Teilen von Sniefröhrchen. Noch Spanne der erreichten mittleren Wissens- ● beträchtliche Mengen werden auch nach Europa Einnahme weniger ausgeprägt war das Wissen zu Hepatitis B und scores aller Städte mit Standardabweichung geschmuggelt Überwiegend intravenöser Konsum (auch Schnupfen, (SD) in den gebildeten Kategorien zur Prävention durch Impfung sowie die Kenntnis ● zudem Schmuggel über Häfen in Iran und Pakistan Rauchen). einer HIV-Postexpositionsprophylaxe und dem Schutz nach Ost- und Westafrika (Südroute) Mittl. Wissens- SD vor einer HIV-Übertragung durch eine effektive score (Min/Max (Min/Max der Therapie. der Städte) Städte) Alle Aussagen 7,1–7,9 1,1–2,2 beruhigende und entspannende Über die Ergebnisse der erhobenen Daten hinaus zeigt Wirkung Wirkung, gleichzeitig bewusstseins- Allgemeines Wissen zu 8,9–9,3 0,6–1,0 die DRUCK-Studie auch die hohe Akzeptanz von mindernd und stark euphorisierend Angeboten der Testung auf Infektionsmarker von HIV, HIV, Hepatitis B und C HBV und HCV und der Beratung in Einrichtungen der Allgemeines Wissen 7,0–9,0 0,3–0,6 rasch einsetzende schwerste psychische zu HCV Drogenhilfe, insbesondere in Form von kurzen, und physische Abhängigkeit bis zum Rauschgifttodesfälle stehen zumeist gezielten Interventionen. Das HIV-Schnelltestangebot Allgemeines Wissen zur 8,3–8,8 0,4–0,7 körperlichen und geistigen Verfall direkt oder indirekt im Zusammen- während der DRUCK-Studie wurde in den verschiede- HCV Übertragung hang mit dem Konsum von Heroin nen Städten von bis zu 50 Prozent der Teilnehmenden Spezifisches Wissen zur 6,6–8,0 0,2–2,1 angenommen. Im Rahmen eines Studienabschlusstref- HCV Übertragung fens Ende Februar 2015 wurden erste Ergebnisse der Allgemeines Wissen 5,9–6,8 1,8–2,5 zu HBV DRUCK-Studie und die daraus abzuleitenden Präven- Extrem Schneller Körperlicher Verfall tions- und Handlungsbedarfe mit den Kooperations- Wissen zur PEP/HIV- 2,8–4,5 1,2–1,8 Behandlung partnern und weiteren Akteuren diskutiert. Detaillierte

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www.staygold.eu 6 schülerstudien im 1. Das Faltblatt »Sehn-Sucht« mit Informationen herausgegebene Broschüre „Risiko Drogen“. In Bran- kommunalen Bereich zu »Legal Highs«. denburg gibt es eine multimediale Drogenpräventions- reihe des Landeskriminalamtes unter dem Titel „Hast Neben repräsentativen Befragungen zum Suchtverhal- Du noch was vor?“. ten der Bevölkerung in Deutschland – etwa dem Epidemiologischen Suchtsurvey (ESA), der Befragung „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) und der 7.1 drogenbedingte „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ Todesfälle (DEGS1) des RKI sowie der Drogenaffinitätsstudie der BZgA – finden im Auftrag einiger Bundesländer und Die Zahl der polizeilich registrierten, drogenbeding- Kommunen auch Studien auf regionaler oder lokaler ten Todesfälle stieg im Jahr 2014 auf 1032 an. Dies DON‘T DRINK STAY GOLD Ebene statt. Diese Studien beruhen zum Teil auf entspricht einem Zuwachs um drei Prozent gegen- Einzelauswertungen, die im Kontext größerer, auf TOO MUCH über dem Vorjahr (1.002). Die Zahl der Rauschgiftto- Bundesebene durchgeführter Studien in Auftrag Eine Initiative der Polizei gegen Komasaufen. ten stieg damit nach einem mehrjährigen rückläufi- gegeben werden. Dazu gehören zum Beispiel regionale gen Trend im zweiten Jahr in Folge wieder an. Der Auswertungen der „Studie zur Gesundheit der Kinder größte Anstieg wurde in Bremen (+171 Prozent), und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS), die alle vier weit die verschiedenen Formen von Kriminalität Mecklenburg-Vorpommern (+100 Prozent) und Jahre unter Schirmherrschaft der Weltgesundheitsor- bekanntzumachen und darüber zu informieren, wie Rheinland-Pfalz (+45 Prozent) registriert. ganisation durchgeführte Studie „Health Behaviour in diese verhindert werden können. Sie ist eine Institution School-aged Children“ (HBSC, siehe www.hbsc-germa- der Innenministerkonferenz und veröffentlicht Die höchsten Anteile an der Gesamtzahl entfielen wie ny.de/) oder der „European School Survey Project on bundesweit Medien, etwa Broschüren, Filme und Apps. 2. Die Broschüre „Sehn-Sucht“, welche Informationen bereits in den Vorjahren auf die bevölkerungsreichs- Alcohol and other Drugs“ (ESPAD, siehe www.ift.de/ zu „Crystal Meth“ enthält und wertvolle Tipps ten Bundesländer Bayern (252 Tote, dies entspricht index.php?id=330). Zur Entwicklung, Erprobung und In länderübergreifend finanzierten und konzipierten gibt, wie man Kinder vor Drogen schützen kann. einem Anteil von 24 Prozent) und Nordrhein-Westfa- Bereitstellung Tablet-PC-gestützter Schüler- und Projekten geht es unter anderem um polizeiliche Die Broschüre enthält zudem eine Auflistung von len (184 Tote bzw. 18 Prozent). Gemessen an der Lehrerbefragungen zum Umgang mit Suchtmitteln als Suchtprävention, die sich an die unterschiedlichsten legalen und illegalen Drogen. Belastungszahl waren die Stadtstaaten Berlin (3,7), Planungs-, Steuerungs- und Qualitätssicherungsinstru- Zielgruppen richtet – von Kindern und Jugendlichen Hamburg (3,0) und Bremen (2,9) am stärksten betrof- ment suchtpräventiver Maßnahmen in der Region und deren Eltern sowie Lehrkräften über Gewerbetrei- Beide Medien sind im Frühjahr 2014 neu überarbeitet fen. Der Bundesdurchschnitt lag hier bei 1,2. siehe auch B 1.3.4. bende bis hin zu Journalistinnen und Journalisten. und inhaltlich aktualisiert worden. Das Durchschnittsalter der polizeilich registrierten Vor allem über die Homepage www.polizei-beratung.de Nach Erkenntnissen der Kommission Polizeiliche Rauschgifttoten stieg erneut an und lag bei knapp 7 dATen der Ermittlungs- werden die Interessentinnen und Interessenten Kriminalprävention ist „Crystal Meth“ derzeit noch über 38 Jahren. Damit hält der langjährige Trend des behörden zu Drogen und informiert. Dem Schwerpunktthema Drogen widmet kein bundesweites Problem. Seit August 2014 werden Anstiegs des Altersdurchschnittes auch im Jahr 2014 Kriminalität sich die Unterseite www.polizei-beratung.de/themen- mit der Kampagne zur Bekämpfung des Crystal- weiter an. Im Jahr 2002 lag das Durchschnittsalter und-tipps/drogen.html. Hier wird über Drogen im Konsums der Polizei Thüringen unter www.thuerin- noch bei 32 Jahren. Der Anteil der männlichen Im Jahr 2014 wurden die nachfolgend aufgeführten, Allgemeinen berichtet, darüber, wie Kinder davor gen.de/th3/tim/crystal weitere Informationen zu Rauschgifttoten beläuft sich auf 85 Prozent. wesentlichen Entwicklungen der Rauschgiftkriminali- geschützt werden können und wie man als Drogenku- dieser Droge bereitgestellt. tät in Deutschland festgestellt. Die Zahlen basieren auf rier missbraucht werden kann. Einen besonders Wie bereits in den Vorjahren war in rund zwei Drittel dem Datenbestand der Falldatei Rauschgift (FDR) zum wichtigen Aspekt stellen die Informationen zu „Legal In den meisten Bundesländern gibt es noch zusätzlich aller Todesfälle der Konsum von Opiaten allein oder Stichtag 31.01.2015 und betreffen den Zeitraum Highs“ dar. Des Weiteren gibt die Polizeiliche Kriminal- landeseigene Medien oder Programme, beispielsweise in Verbindung mit anderen Rauschgiftarten todesur- 01.01. bis 31.12.2014. prävention – über ihre Homepage für jedermann für Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse, in sächlich. bestellbar – folgende Printmedien heraus, die im denen vor Drogen gewarnt wird oder die als Informati- Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und gesamten Bundesgebiet bei allen Polizeidienststellen on zum Schutz vor Drogen dienen, so zum Beispiel in des Bundes hat es sich zur Aufgabe gemacht, bundes- kostenlos erhältlich sind: Baden-Württemberg die vom Innenministerium

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Zuwachs der Konsumenten von Im Fokus Crystal um 14 % Amphetamine

Produktion Vollsynthetische Drogen werden ausschließlich unter Verwendung von Chemikalien in illegalen Laboren hergestellt. Aufgrund der Vielzahl produzierender Staaten sind keine seriösen Schätzungen zu Produk- tionsmengen möglich.

Schwerpunkt ist die Gruppe der Amphetamine (intern. Sprachgebrauch ATS [Amphetamine-Type- schen Markt. Deutschland ist häufig als Transitstaat beim Stimulants]), hierzu gehören: Schmuggel aus den Beneluxstaaten nach Nord-, Ost- ● Amphetamin – zumeist Pulverform (in D), seltener und Südeuropa tangiert. Tabletten ● Methamphetamin – zumeist Pulverform, kristalline Preise Form (in D „Crystal“), Tabletten Durchschnittspreis in Deutschland 2013 • Methamphetamin ist die weltweit Straßenhandel: 7.2 erstauffällige 7.3 drogenanbau – am meisten produzierte Synthetische Droge Amphetamin 11,60 €/g konsumenten harter drogenproduktion • Synthese v. a. aus Grundstoffen Ephedrin bzw. Ecstasy 7,90 €/Stück drogen Pseudoephedrin ( z. T. Extraktion aus Arzneimit- Crystal 79,60 €/g Beim Anbau von Cannabis hielt der Langzeittrend mit teln), aber auch über BMK (Benzylmethylketon) Die Gesamtzahl der erstauffälligen Konsumenten einem Anstieg der sichergestellten Pflanzen um ● Ecstasy – Der Begriff umfasst die Erscheinungsform Großhandel (Handelsmenge 0,5–1,5 kg): harter Drogen stieg im Jahr 2014 im Vergleich zum 23 Prozent auf insgesamt 132.257 Stück auch im Jahr Tablette oder Kapsel, die einzelne oder kombinierte Amphetamin 3.944 €/kg Vorjahr um rund fünf Prozent auf insgesamt 20.120 2014 weiter an. Dieser Zuwachs erstreckt sich auf alle Wirkstoffe enthält. Ecstasy 2.664 €/1.000 Stk. (2013: 19.210) an. Kapazitätskategorien und betrifft den Anbau auf Crystal 31.733 €/kg Außenflächen ebenso wie die Aufzucht von Pflanzen in Handel/Schmuggel Der größte Anstieg (+42 Prozent) war bei den polizei- Indoor-Plantagen. Ausgehend von den Hauptproduktionsländern Einnahme lich erstmals registrierten Konsumenten von Ecstasy Niederlande, Belgien und Polen europaweiter Vertrieb; Zumeist orale (sniffen oder rauchen) Anwendung, mit insgesamt 2.096 (2013: 1.480) zu verzeichnen, Insgesamt wurden im Jahr 2014 16 (2013: 20) illegale aus Tschechien v. a. für den deutschen und österreichi- auch intravenös. gefolgt von einem Zuwachs der erstauffälligen Konsu- Labore zur Herstellung synthetischer Drogen beschlag- menten kristallinen Methamphetamins (sogenanntes nahmt. Hierbei handelte es sich um 14 Produktions- Crystal) um 14 Prozent auf 3.138 (2013: 2.746). Die mit stätten zur Herstellung von Amphetamin bzw. Meth- Wirkung deutlichem Abstand größte Anzahl entfiel erneut auf amphetamin sowie um je eine zur Herstellung von zuvor nicht registrierte Konsumenten von Ampheta- GHB und DMT . Bei regelmäßigem Konsum: psychische Abhängigkeit min mit 11.356 (2013: 10.975). Leistungssteigernde Wirkung, Euphorie, Die aufgefundenen Labore verfügten lediglich über Unterdrückung von Müdigkeit/Hunger-/ Somit hält der seit dem Jahr 2010 ansteigende Trend Produktionskapazitäten zur Deckung des Eigenbedarfs Durstgefühl, Gefahr: Kreislaufversagen der Zahl der erstmals registrierten Konsumenten bzw. zur Versorgung eines begrenzten Abnehmerkreises. synthetischer Drogen weiter an.

Rückläufig hingegen waren die Zahlen bei den klassi- Psychische bis zu schen Drogen, wie bei Heroin mit 1.648 (2013: 1.789) Abhängikeit Kreislaufversagen und bei Kokain mit 2.956 (2013: 3.173) erstmals polizeilich festgestellten Konsumenten.

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7.4 drogenhandel – Ausprägung) zu verzeichnen. Insgesamt scheint sich stellungen, meist im Zusammenhang mit dem Marihuana die im Rahmen von 31.519 (2013: 28.875) drogenschmuggel diese Droge also weiter zu verbreiten. Schmuggel in Überseecontainern. Fällen sichergestellte Gesamtmenge um knapp 80 Prozent auf 8.515 Kilogramm (2013: 4.857 Kilogramm). Die Gesamtzahl der gemeldeten Sicherstellungsfälle Die Anzahl der Heroin-Sicherstellungsfälle belief sich Auch hier lässt sich am weltweiten Aufkommen der stieg im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um knapp im vergangen Jahr auf 2.857 Fälle (2013: 3.065) und Großsicherstellungsmengen ein anhaltend hoher Damit stellen die Fälle, in denen Marihuana sicherge- sieben Prozent an und beläuft sich auf 63.586 Fälle folgte mit einem erneuten Rückgang um nahezu Zufuhrdruck ableiten, der seinerseits eine entsprechen- stellt wird, knapp die Hälfte aller Sicherstellungsfälle (2013: 59.560). sieben Prozent dem langjährigen rückläufigen Trend de Nachfrage in Deutschland und den europäischen (63.586) im abgelaufenen Jahr. Die beträchtliche dieses Indikators. Die im Rahmen dieser Fälle sicherge- Nachbarstaaten impliziert. Steigerung der Gesamtsicherstellungsmenge ist Der bereits bei den erstauffälligen Konsumenten harter stellte Gesamtmenge hingegen stieg überproportional insbesondere auf zwei Großsicherstellungen in Drogen beschriebene Trend der Zunahme im Bereich um rund 190 Prozent an und belief sich auf 780 Bei den Cannabisprodukten deuten die Zahlen aus dem Nordrhein-Westfalen mit 2,7 Tonnen und in Bayern synthetischer Drogen spiegelt sich auch in den Kilogramm Heroin (2013: 270 Kilogramm). Diese Jahr 2014 auf eine Fortsetzung des Trends der letzten mit 1,2 Tonnen Marihuana zurückzuführen. In beiden Sicherstellungszahlen wider. So wurden im Jahr 2014 Größenordnung wurde zuletzt im Jahr 2009 erreicht. Jahre hin. So waren die Zahlen bei Haschisch sowohl Fällen handelte es sich um albanisches Marihuana, das 1.341 Kilogramm (2013: 1.262 Kilogramm) Ampheta- Ursächlich hierfür waren in erster Linie die Sicherstel- hinsichtlich der Fälle (5.201; -8 Prozent) als auch der zunehmend – auch in Großlieferungen – nach min sichergestellt, was eine Steigerung um sechs lung von 330 Kilogramm Heroin, die gleichzeitig die sichergestellten Menge (1.755 Kilogramm; -1 Prozent) Deutschland geschmuggelt wird. Dieser Trend ist in Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Auch die größte jemals in Deutschland sichergestellte Einzel- erneut leicht rückläufig. Dagegen steigerte sich bei den letzten Jahren verstärkt zu beobachten. Anzahl der Fälle nahm etwa in gleicher Größenord- menge darstellt, sowie zwei weitere Sicherstellungen in nung zu, nämlich um zehn Prozent auf 9.854 Fälle einer Größenordnung um 50 Kilogramm. Vor dem (2013: 8.954). Die Zahl der Sicherstellungsfälle von Hintergrund der Tatsache, dass nach Schätzungen der Ecstasy stieg sogar um 40 Prozent auf 3.122 registrierte UNODC die Rohopiumproduktionsmengen in Afgha- Fälle (2013: 2.233). Die hierbei sichergestellte Gesamt- nistan, dem weltweit bedeutendsten Opium produzie- Der Trend im Bereich synthetischer Drogen spiegelt sich auch in den menge stieg um 45 Prozent auf 692.332 (2013: 480.839) renden Land, im Jahr 2014 erneut deutlich zugenom- Sicherstellungszahlen wider. Tabletten an. men haben (+17 Prozent auf ca. 6.400 Tonnen), lassen einzelne Großsicherstellungen in Deutschland und Nach stetigem Anstieg der Jahressicherstellungsmen- Europa sowie in den klassischen Transitstaaten mit Ecstasy Amphetamin Heroin Sichergestellte Sichergestellte Sichergestellte gen kristallinen Methamphetamins (Crystal) war diese Bezügen nach Deutschland bzw. in die Nachbarstaaten Menge stieg um Menge stieg um Menge stieg um Zahl im Jahr 2014 erstmals leicht rückläufig und ging auf eine weiterhin große Nachfrage in Deutschland 45% 6% 190% um gut fünf Prozent auf 73 Kilogramm Crystal zurück. und Europa schließen. Diese Erkenntnislage steht in Die Anzahl der Fälle hingegen nahm erneut um klarem Widerspruch zu den Indikatoren erstauffällige 1,5 Prozent zu und beläuft sich mittlerweile auf 3.905 Konsumenten von Heroin und Anzahl der Heroinsi- Fälle (2013: 3847). cherstellungsfälle. Betrachtet man die Preisentwick- lung bei den Straßen- und Großhandelspreisen von Mit Blick auf die Herkunft synthetischer Drogen ist wie Heroin, so ist hier ein langjähriger Anstieg festzustel- bereits in den Vorjahren festzustellen, dass diese weit len. Dieser kann als Indikator für eine entsprechend überwiegend aus dem benachbarten Ausland in das hohe Nachfrage gewertet werden. 692.332 Tabletten 1.341 Kg 730 Kg Bundesgebiet geschmuggelt werden. So wurden 73 Kg Ecstasy und Amphetamin größtenteils aus den Eine vergleichbare Entwicklung wurde im vergange- Niederlanden eingeführt, während kristallines Meth- nen Jahr auch bei Kokain festgestellt. Während die amphetamin nach wie vor fast ausschließlich aus der Anzahl der Sicherstellungsfälle um gut sechs Prozent Tschechischen Republik stammt. Aus diesem Grund ist auf 3.395 (2013: 3.622) zurückging, stieg die vom Markt auch für das Jahr 2014 ein regionaler Schwerpunkt des genommene Gesamtmenge um knapp 20 Prozent auf crystal Crystal-Aufkommens in Sachsen, Bayern, Sachsen- 1.568 Kilogramm (2013: 1.314 Kilogramm) Kokain. Sichergestellte Menge Anhalt und Thüringen sowie in Brandenburg und Ursächlich für den signifikanten Anstieg der sicherge- ging zurück um 5% Berlin (hier zwar in geringerer, jedoch zunehmender stellten Mengen waren ebenso einzelne Großsicher-

A_Aktuelle Daten und Fakten | Illegale Drogen A_Aktuelle Daten und Fakten | Illegale Drogen 57

Pathologisches 5 Glücksspiel

1 situation Geldspielautomaten in Spielhallen oder Gastronomie- in Deutschland betrieben mit einem erhöhten Risiko für glücksspielas- soziierte Probleme verbunden zu sein. Risikoreich sind Von Glücksspiel spricht man immer dann, wenn um zudem (Online )Sportwetten, das „kleine Spiel“ in der Geld gespielt wird. Entscheidend für alle Glücksspiele Spielbank (Glücksspielautomaten) und Online-Poker. ist, dass ein Geldgewinn überwiegend vom Zufall Die PAGE-Studie zeigte zudem, dass – unter Berück- abhängt. sichtigung alkohol-, drogen- oder tabakbezogener Störungen – ca. 95 Prozent der pathologischen Das Glücksspielverhalten und damit assoziierte Glücksspieler(innen) mindestens eine weitere psychi- Probleme in der Bevölkerung in Deutschland gelten sche Störung aufwiesen (im Vergleich zu 35,7 Prozent durch seit 2006 insgesamt acht repräsentative Studien in der Allgemeinbevölkerung). Das Risiko für das mittlerweile als gut erforscht. Die aktuellste Studie ist Vorliegen einer psychischen oder einer durch Subs- die Repräsentativerhebung der Bundeszentrale für tanzkonsum bedingten Störung ist bei diesen damit gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2013 um das Drei- bis Vierfache erhöht. (siehe Kapitel 2, S. 58). Daneben hat insbesondere die 2011 durchgeführte Studie „Pathologisches Glücks- Internetlink zu den BZgA-Studien: spiel und Epidemiologie“ – (PAGE) große Beachtung http://www.bzga.de/forschung/studien-untersuchun- gefunden. gen/ studien/gluecksspiel

Die Studien haben weitgehend übereinstimmend Internetlink zur PAGE-Studie: ergeben, dass die meisten Glücksspielangebote von http://www.landesfachstelle-gluecksspielsucht-nrw. männlichen Befragten eher genutzt werden als von de/pdf/PAGE_Kurzbericht_2.pdf weiblichen. Die ganz überwiegende Mehrheit der Befragten nimmt nur gelegentlich an Glücksspielen teil. Das mit Abstand verbreitetste Spiel bei den Erwachsenen ist Lotto „6 aus 49“, bei Jugendlichen sind es Sofortlotterien. Die Glücksspielbelastung in der Geldspielautomaten: Bevölkerung schwankt je nach Studie (Differenzen in 18 bis 20-jährige Der Traum vom schnellen Geld? den Erhebungsmethoden, den verwendeten Instru- menten, der Altersspanne der Befragten etc.) zwischen Männer spielen am Die Bank gewinnt immer! 0,3 und 0,7 Prozent für problematisches und zwischen 0,2 und 0,8 Prozent für pathologisches Glücksspiel. häufigsten – Anstieg Dabei ist die Belastungsquote unter Männern durch- weg mehr als doppelt so hoch wie unter Frauen. Im von 5,8 % in 2007 auf Vergleich mit weiteren europäischen Ländern liegt 23,5 % in 2013. Wenn aus Spiel eine Abhängigkeit wird. Deutschland im unteren Bereich der Spannweite. Zudem hat sich in vielen Studien gezeigt, dass verschie- dene Glücksspiele unterschiedliche Suchtpotenziale aufweisen. So scheint insbesondere das Spielen an

A_Aktuelle Daten und Fakten | Pathologisches Glücksspiel 58 59

25 25

Abbildung 14 A: Abbildung 14 B: Trends problematisches Glücksspielverhalten Trends pathologisches Glücksspielverhalten 2 bzgA-Studie zum Entgegen diesem Trend hat die Nutzung von Geldspielau- in den BZgA-Surveys 2009 bis 2013 in den BZgA-Surveys 2009 bis 2013 glücksspiel tomaten erheblich zugenommen, von 2,2 Prozent im Jahr 2007 auf 3,7 Prozent im Jahr 2013. Der Anstieg fiel 3,0 3,0 2,97 Die BZgA-Studie 2013 ist die vierte Untersuchung einer wiederum besonders deutlich in der Altersgruppe der 2,53 2007 begonnenen und in zweijährigen Intervallen 18- bis 20-jährigen männlichen Befragten aus: Seit 2007 2,5 2,5 wiederholten Studienserie zum Monitoring des Glücks- hat sich die Spielprävalenz hier etwa vervierfacht, von 2,06 spielverhaltens in der 16- bis 65-jährigen Bevölkerung in 5,8 auf 23,5 Prozent. 2,0 2,0 Deutschland. Im Rahmen der methodischen Weiterent- 1,67 wicklung und um die Repräsentativität der Studie zu Dominierender Ort des Glücksspiels war 2013 mit knapp 1,5 1,5 verbessern, wurden in einer erweiterten Stichprobe 69 Prozent weiterhin die Lotto-Annahmestelle, gefolgt 1,31 (n = 11.500 gegenüber zuvor n = 10.000) erstmals auch vom Internet mit knapp elf Prozent. Während die Anteile 1,16 1,0 1,0 0,89 mobiltelefonisch (besser) erreichbare Personen in die dieser beiden Spielorte seit 2007 annähernd konstant 0,82 Studie einbezogen. 2015 erfolgt die nächste BZgA Studie. geblieben sind, ist bei den Wettbüros eine Zunahme zu 0,68 0,5 0,55 0,5 verzeichnen (2007: 0,3 Prozent, 2013: 4,2 Prozent). 0,31 Die Studie ergab einen deutlichen Rückgang der generel- 0,19 len Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel. Betrug dieser Der Anteil problematischer Glücksspieler(innen) unter 0 0 2009 2011 2013 2009 2011 2013 Anteil bezogen auf die letzten zwölf Monate im Jahr 2011 allen Befragten betrug im Jahr 2013 0,82 Prozent (männ- noch 50,7 Prozent, so waren es im Jahr 2013 nur noch lich: 1,16 Prozent, weiblich: 0,19 Prozent) und der Anteil Spieler männlich Alle Befragten männlich Festnetzstichprobe 2013 männlich 40,2 Prozent (Abbildung 13). Der Anteil der Jugendlichen, pathologischer Glücksspieler(innen) 0,68 Prozent Spieler insgesamt Alle Befragten insgesamt Festnetzstichprobe 2013 insgesamt die im zurückliegenden Jahreszeitraum an einem der (1,31/0,31 Prozent). Die gegenüber der BZgA-Studie 2011 Spieler weiblich Alle Befragten weiblich Festnetzstichprobe 2013 weiblich gewerblichen Glücksspiele teilgenommen hatten, war im erhöhten Quoten sind durch einen (nicht signifikanten) Jahr 2013 gegenüber 2011 ebenfalls rückläufig (von Anstieg bei den männlichen Befragten bedingt und liegen Fallzahlen siehe Abb. 13; Glücksspieler: 2009: 5.333, 2011: 4.649, 2013 (DF): 4.643, 2013 (FN): 4.129. 24,1 auf 19,2 Prozent). am oberen Ende des Spektrums vergleichbarer Studien in

Abbildung 13: Deutschland. Andererseits wurde unter den befragten grund sowie Langzeitarbeitslosigkeit erwiesen. Bezogen Trends Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel in den BZgA-Surveys 2007 bis 2013 Jugendlichen ein geringerer Anteil an Problemspielerin- auf einzelne Glücksspiele finden sich Problemspieler 70 nen und -spielern identifiziert als noch im Jahr 2011. Dies (innen) am häufigsten unter den Befragten, die an Geld- dürfte zum Teil auf die rückläufige generelle Glücksspiel- spielautomaten gespielt (28,6 Prozent), an Live-Wetten (26,8 60 teilnahme von Jugendlichen zurückzuführen sein, zum Prozent) oder an Casinospielen im Internet (17 Prozent, Teil aber auch auf den Einsatz eines erstmals für Jugendli- hauptsächlich Online-Poker) teilgenommen haben. 50 che angepassten Screening-Instruments auf Glücksspiel- sucht. Das Ausmaß glücksspielassoziierter Probleme ist Auch das Bewusstsein für das Thema Glücksspielsucht in 40 geringer, wenn nur Personen mit einem Festnetzan- der Bevölkerung hat sich in den letzten Jahren positiv schluss berücksichtigt werden (Abbildung 14A, 14B). entwickelt: Knapp 68 Prozent der Befragten schätzten 30 sich diesbezüglich als gut informiert ein. Auch der Hochgerechnet auf die 16- bis 65-jährige Bevölkerung Bekanntheitsgrad von regionalen Beratungsstellen und 20 lässt sich den Daten der Befragung zufolge in Deutsch- telefonischen Beratungsmöglichkeiten zur Glücksspiel- land im Jahr 2013 die Anzahl der Menschen mit einem sucht hat 2013 weiter zugenommen. Zugleich fanden die 10 problematischen Glücksspielverhalten auf 208.000 bis gesetzlichen Regelungen und die staatliche Kontrolle des 351.000 und der mit einem pathologischen Glücksspiel- Glücksspiels zum Schutz der Spielerinnen und Spieler 0 verhalten auf 191.000 bis 339.000 schätzen (jeweils und insbesondere der Jugendlichen mit Raten um die Gesamt Männlich Weiblich 95 Prozent Konfidenzintervalle). Als Risikofaktoren für 90 Prozent weiterhin hohe Zustimmung. Ein Verbot von

2007 2009 2011 2013 DF 2013 FN Problemspielverhalten haben sich männliches Ge- Glücksspielen im Internet befürworten 59 Prozent der schlecht, junges Erwachsenenalter, Migrationshinter- Befragten. Fallzahlen: 2007: 9.894 2009: 9.915, 2011: 9.921, 2013 (DF): 11.408, 2013 (FN): 9.920; DF= “Dual-Frame“-, FN= Festnetzauswahlrahmen.

A_Aktuelle Daten und Fakten | Pathologisches Glücksspiel A_Aktuelle Daten und Fakten | Pathologisches Glücksspiel 61

Computerspiel- und 6 Internetabhängigkeit

1 situation internetbezogene Verhaltensweisen wie die Nutzung in Deutschland sozialer Netzwerke, Chatten oder die Informationssu- che ebenfalls den Verhaltenssüchten zuzuordnen sind. Die Nutzung von Computer und Internet mit ihren Ein wichtiger Schritt zur Klärung der Frage, wann eine vielfältigen Möglichkeiten ist in der breiten Bevölke- Computerspielnutzung mit Krankheitswert vorliegt, rung sowohl im Privatleben als auch in der Arbeitswelt erfolgte 2013 durch die Expertengruppe für die fünfte selbstverständlich, hilfreich und unproblematisch . Seit Revision des Diagnostischen und Statistischen Manu- etwa zehn Jahren allerdings wird das Phänomen einer als Psychischer Störungen (DSM-5) der American exzessiven Computerspiel- oder Internetnutzung in Psychiatric Association (APA). Da Belege zu Störungen Schulen sowie Medienkompetenzstellen thematisiert mit Krankheitswert vor allem im Bereich der patholo- und führt vor allem in Erziehungs- und Suchtbera- gischen Nutzung von PC-Spielen Computerspielnut- tungsstellen in Form des „pathologischen Computer- zung vorliegen, wurde die Störung entsprechend auf oder Internetgebrauchs“ zu einem zunehmenden Bera- diese begrenzt und im Sinne einer Forschungsdiagnose tungs- und Behandlungsbedarf. als „Internet Gaming Disorder“ bezeichnet. Die Diagnose kann somit nur für die pathologisch betrie- Unter verschiedenen Begriffen wie „Computerspielab- bene Nutzung von Video- oder Computerspielen hängigkeit“, „pathologischer Internetgebrauch“ oder vergeben werden, und zwar unabhängig von der „Internetsucht“ Begriff „pathologischer Internetge- genutzten Plattform (z. B. PC, Spielkonsole, Smartpho- brauch“ werden derzeit internetbezogene mediennut- ne) sowohl für Onlinespielnutzung (Spiele mit aktiver zungsbezogene Verhaltensweisen zusammengefasst Internetverbindung) als auch Offlinespielnutzung beschrieben, die für das Individuum tatsächlich oder (Spiele ohne aktive Internetnutzung). Andere Formen potenziell schädliche Konsequenzen haben. Nicht das pathologischer PC-Nutzung wie zum Beispiel bezüg- Internet oder der Computer als Technologie, sondern lich sozialer Netzwerke oder Online-Pornographie die mit deren Nutzung einhergehenden Verhaltenswei- gelten demnach zum jetzigen Zeitpunkt als noch nicht sen werden dabei als problematisch oder pathologisch hinreichend untersucht. beschrieben. Vor diesem Hintergrund wird in der Wissenschaft derzeit untersucht, inwieweit extreme Derzeit stehen einheitlich anerkannte Methoden zur Formen der Mediennutzung tatsächlich zum Erleben Erfassung der Störung noch aus. Inzwischen wurden klinisch relevanter Symptome und Beeinträchtigungen erste Screeninggverfahren entwickelt, mit denen sich führen und somit in bestimmten Fällen als Ausdruck eine Internet Gaming Disorder verdachtsdiagnostisch einer psychischen Störung zu verstehen sind. Nach erfassen lässt. So wurde kürzlich in englischer Sprache Ob PC, Smartphone oder Tablet: derzeitiger Mehrheitsauffassung werden die neu die Internet Gaming Disorder Scale von Lemmens und erforschten Störungsbilder im Bereich der Computer- Kollegen (2015) vorgestellt, die in der Kurzform spiel- und Internetnutzung den stoffungebundenen insgesamt 9 Items enthält, die sich auf die 9 Diagnose- Immer online und erreichbar! Suchterkrankungen (Verhaltenssüchten) zugerechnet. kriterien der Internet Gaming Disorder beziehen. Während für den Bereich des Computerspielens Ferner liegt in englischer sowie in Kürze in deutscher Ab wann wird das Freizeitvergnügen weitgehende Einigkeit besteht, dass dieses Verhalten Sprache die Computerspielabhängigkeitsskala von deutliche Parallelen zu einem Suchtverhalten aufweist, Rehbein und Kollegen (2015) vor, die insgesamt 18 zum Suchtverhalten? ist derzeit noch nicht geklärt, ob verschiedene weitere Items beinhaltet, von denen sich jeweils 2 auf eines der

A_Aktuelle Daten und Fakten | Computerspiel- und Internetabhängigkeit 63

Etwa 4 % der 14–16 Jährigen sind 560.000 Menschen als internetabhängig bezeichnet terspielabhängigkeit mittels der Computerspielabhän- bereits Internet- werden; das entspricht einer Prävalenz von einem gigkeitsskala (CSAS) erfasst. Unter den repräsentativ oder Computerspiel- Prozent (Frauen: 0,8 Prozent, Männer: 1,2 Prozent). befragten 11.003 Neuntklässlern in Niedersachsen im Jüngere Menschen sind häufiger betroffen: So zeigen in Durchschnittsalter von rund 15 Jahren ergibt sich eine abhängig. der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen etwa 250.000 12-Monats-Prävalenz von 1,2 Prozent. Jungen (2,0 Anzeichen (2,4 Prozent) Anzeichen einer Abhängigkeit, Prozent) sind wesentlich häufiger davon betroffen als unter den 14- bis 16-Jährigen sogar 4 Prozent. Unter Mädchen (0,3 Prozent). Der Anteil männlicher Perso- ihnen sind etwa 100.000 14 bis 16-Jahre alt. In der nen unter den Betroffenen beträgt damit rund 90 9 Diagnosekriterien beziehen. Ein diagnostischer Bereichen Prävention, Beratung und Therapie sollten Altersgruppe der über 25-Jährigen sind insgesamt etwa Prozent. Während sich zwischen einheimisch-deut- Goldstandard besteht jedoch nach wie vor nicht und deshalb spezifisch auf die verschiedenen Nutzergrup- 0,7 Prozent wahrscheinlich internetabhängig. schen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund auch anerkannte klinische Interviews konnten bislang pen ausgerichtet werden. keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der zum Thema nicht etabliert werden. Auch die 2013 veröffentlichte Studie der BZgA zur Prävalenz von Computerspielabhängigkeit ergeben, ist Angesichts der hohen Dynamik, mit der sich Compu- „Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik“ die Schulform mit dem Risiko für Computerspielab- Zur Internetabhängigkeit wurden zwar ebenfalls erste ter- und Internetnutzung als Bestandteil des Medien- in Bezug auf die Nutzung von Computerspielen und hängigkeit verknüpft. So beträgt die Prävalenz unter Screening-Verfahren entwickelt, doch fehlten bis Mitte konsums verbreiten, sind Kinder und Jugendliche eine Internet gilt unverändert. Die Studie bestätigt, dass Hauptschülern rund 2,6 Prozent, unter Realschülern 2013 für diese Störung noch abgesicherte Schwellen- besonders wichtige Zielgruppe. Denn hier ist eine Computerspiele und Internet für viele Jugendliche und rund 1,3 Prozent und unter Gymnasiasten rund 0,6 werte (Cut-Offs), die pathologische Ausprägungen medienerzieherische Einflussnahme bereits in der junge Erwachsene in Deutschland attraktiv und für die Prozent. Es zeigt sich, dass die Kriterien Dysfunktionale erkennen lassen, da Internetabhängigkeit im weiteren Phase eines auffälligen gesundheitsgefährdenden und meisten von ihnen ein Gewinn sind. Bei einem Gefühlsregulation (mit dem Spielen Probleme verges- Sinne bislang nicht mit der Forschungsdiagnose suchtgefährdeten Verhaltens möglich. Das Bundesmi- vergleichsweise geringen Anteil der insgesamt 5.000 sen und unangenehme Gefühle verdrängen) und Internet Gaming Disorder nach DSM-5 abgedeckt wird. nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Gedankliche Vereinnahmung (ständig an das Spielen Mit der vom BMG geförderten Studie PINTA-DIARI (BMFSFJ) setzt sich für eine wirksame und nachhaltige Alter von zwölf bis 25 Jahren offenbaren sich im denken müssen, auch wenn nicht gespielt wird) zwar (siehe Drogen- und Suchtbericht 2014) wurden aufgrund Präventionsarbeit besonders für die junge Altersgrup- Umgang mit Computerspielen und dem Internet besonders häufig von den Jugendlichen erlebt werden, diagnostischer Interviews Schwellenwerte abgeschätzt pe, entsprechende medienpädagogische Konzepte in Verhaltensprobleme. Die Studie kommt zu den allerdings nur in manchen Fällen auf ein echtes und zur Verfügung gestellt, die für weitere Erhebungen der Familien- und Erziehungsberatung sowie eine folgenden Ergebnissen: Der größte Teil der Jugendli- Problem hindeuten. Hingegen scheint gerade dem und andere Studien genutzt werden können. nachhaltige Qualifizierung medienpädagogischer chen und jungen Erwachsenen zeigt im Umgang mit Kriterium Verhaltensbezogene Einengung (Interessen- Fachkräfte ein. Maßnahmen zur Einrichtung und zum Computerspielen und dem Internet keine Verhaltens- verlust) eine besondere Bedeutung zuzukommen: Auffällig ist, dass Internetsucht kein Problem bestimm- Einsatz geeigneter Jugendschutzprogramme für den probleme. 2,5 Prozent der 12- bis 25-jährigen Jugendli- Rund 45 Prozent der Jugendlichen, die ihre Hobbies ter gesellschaftlicher Schichten zu sein scheint, heimischen PC werden unterstützt. chen und jungen Erwachsenen sind nach der „Compul- und Freizeitaktivitäten zugunsten des Computerspie- sondern vielmehr in allen sozialen Gruppen vor- sive Internet Use Scale“ jedoch als exzessive lens vernachlässigen oder ihr Interesse daran verlieren, kommt. Menschen mit pathologischem Internet- Internetnutzende bzw. exzessive Computerspielende weisen mindestens fünf Kriterien der Internet Gaming gebrauch leiden oft auch unter einer psychischen 2 Aktuelle Datenlage einzustufen. Dabei gibt es keine Geschlechtsunter- Disorder auf und können somit als computerspielab- Erkrankung. Bei diesen sogenannten komorbiden schiede. Bei den 12- bis 17-jährigen Jugendlichen ist hängig gelten. Zusätzlich wurde in der Studie ermittelt, Störungen handelt es sich meistens um Depressionen, Neue Daten zu den Prävalenzen im Bereich der mit drei Prozent ein etwas größerer Anteil als bei den wie belastet computerspielabhängige Jugendliche im Affektstörungen, ADHS, aber auch um Substanzmiss- Computerspiel- und Internetabhängigkeit in Deutsch- 18- bis 25-jährigen Erwachsenen (2 Prozent) betroffen. Vergleich zu unauffällig spielenden Jugendlichen sind. brauch, etwa von Alkohol oder Nikotin. land wurden seit dem Drogen- und Suchtbericht 2014 Schülerinnen und Schüler der Haupt- und berufsbil- Dabei zeigte sich, dass die als computerspielabhängig nicht veröffentlicht. Damit gilt unverändert: Wird die denden Schulen sowie Arbeitslose haben vergleichs- eingestuften Jugendlichen täglich 375 Minuten Anders als vorhergehende Untersuchungen zeigen die aktuelle Studienlage zugrundgelegt, so lassen sich die weise hohe Werte zu verzeichnen, die allerdings nicht (6h/15min) mit Computerspielen beschäftigt sind, sich Ergebnisse von PINTA bzw. PINTA-DIARI und der Betroffenenzahlen für Internet- und Computerspielab- statistisch signifikant sind. selbst als süchtig nach Spielen empfinden, häufiger Drogenaffinitätsstudie der BZgA, dass es bezüglich hängigkeit wie folgt abschätzen: Für die Internetab- Schlafprobleme aufweisen, schlechtere Schulnoten einer Internetabhängigkeit offenbar keine geschlechts- hängigkeit gilt nach wie vor die PINTA-Studie als Eine vor kurzem in der Zeitschrift Addiction veröffent- erzielen und häufiger die Schule schwänzen. Viele der spezifischen Unterschiede gibt, auch wenn die zugrun- wichtigste Referenzstudie, da sie bundesweite Reprä- lichte Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts aufgefundenen Effektstärken bewegen sich dabei im deliegende Nutzung des Internets (Spiele bzw. Social sentativität beanspruchen kann. Nach dieser Studie Niedersachsen (KFN) hat sich auf die DSM-5 Diagnose mittleren bis hohen Bereich. Media) unterschiedlich ist. Die Maßnahmen in den können in der Gruppe der 14- bis 64-Jährigen ca. „Internet Gaming Disorder“ konzentriert und Compu-

A_Aktuelle Daten und Fakten | Computerspiel- und Internetabhängigkeit A_Aktuelle Daten und Fakten | Computerspiel- und Internetabhängigkeit 65

Presse und 7 Öffentlichkeitsarbeit der Drogenbeauftragten

Die Drogenbeauftragte reagiert gegenüber der Presse 2 erklärvideos und informiert in Gesprächen, Interviews und Presse- mitteilungen über Drogen- und Suchtthemen. Neben Im Jahr 2014 hat die Drogenbeauftragte zwei kurze der reinen Pressearbeit ist auch die Öffentlichkeitsar- Erklärvideos produzieren lassen, die sich an ein breites, beit ein Baustein des Informationsangebotes der interessiertes Publikum wenden. Mit dem ersten Video Drogenbeauftragten. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wurden in anschaulicher grafischer Darstellung die werden verschiedene Instrumente genutzt, um die Aufgaben der Drogenbeauftragten in leichter Sprache Öffentlichkeit über suchtspezifische Themen zu erklärt. Das zweite Video erläutert die vier Säulen der informieren und hierfür zu sensibilisieren. Die Drogen- Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung und beauftragte übernimmt zudem regelmäßig Schirm- gibt so einen Überblick über den Aufbau des Drogen- herrschaften für besondere Projekte oder Veranstal- und Suchtberichts. tungen und hält häufig Reden und Grußworte. Über einige ihrer Besuchstermine wird ebenso auf der http://www.drogenbeauftragte.de/index.php?id=23932 Homepage www.drogenbeauftragte.de berichtet, wie über eigenen Veranstaltungen, wie Tagungen und Fachgespräche. Die nachfolgenden Informationen 3 Tag der offenen Tür im geben einen groben, nicht abschließenden Überblick Bundesministerium für über die Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Gesundheit

Am 30. und 31. August 2014 öffnete das Bundesgesund- 1 Pressemitteilungen heitsministerium (BMG) wieder seine Pforten zum Tag der offenen Tür. Wie jedes Jahr beteiligte sich auch die Die Drogenbeauftragte informiert die Journalisten und Drogenbeauftragte wieder aktiv am Angebot des Medienvertreter über sämtliche aktuelle Themen der Ministeriums. Am großen Informationsstand konnten Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung. Die sich die zahlreichen Besucher an den zwei Tagen rund Drogenbeauftragte ist dabei erste Ansprechpartnerin um das Thema Drogen und Sucht einen Überblick für die Pressevertreter wenn es um diesbezügliche verschaffen und sich von den fachkundigen Mitarbei- Themen aus dem Zuständigkeitsbereich des Bundes- tern des Arbeitsstabes der Drogenbeauftragten beraten ministerium für Gesundheit (BMG) geht. Sie greift auch lassen. Ein „Glücksrad“ mit Fragen rund um legale aktiv eigene neue Themen auf und gibt Pressemittei- Suchtmittel und illegale Drogen lud auch Kinder ein, lungen zu relevanten Entwicklungen heraus. Im Jahr sich aktiv mit dem Thema zu beschäftigen. Am 2014 wurden 39 Pressemitteilungen veröffentlicht. Das Samstag begrüßte die Drogenbeauftragte zudem auf entspricht einem Durchschnitt von 3,25 pro Monat. der großen Bühne des BMG einige Schauspieler des Medienvertreter erreichen die Pressestelle der Drogen- Theaters der Jungen Welt Leipzig, die einen Auszug aus beauftragten unter: ihrem Stück „Crystal – Variationen über Rausch“ aufführten. Ein weiterer Gast war an diesem Tag der http://www.drogenbeauftragte.de/presse Seriendarsteller Jörn Schlönvoigt (u.a. Gute Zeiten,

A_Aktuelle Daten und Fakten | Computerspiel- und Internetabhängigkeit A_Aktuelle Daten und Fakten | Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Drogenbeauftragten 66 67

Schlechte Zeiten), der in einem Bühnengespräch mit »WebC@are« – ein innovatives Hilfeangebot für 5 neues Podcastangebot gemeinte, letzte Frage, entlockt den Interviewpart- der Drogenbeauftragten über seine Rolle bei „Gute Menschen mit problematischem Nutzungsverhalten »HiLights!« nern auch ganz persönliche Details. Neugierig? Dann Zeiten, Schlechte Zeiten“ diskutierte. Gemeinsam mit an Bildschirmmedien. hören Sie rein!“ dem ehemaligen Weltklasse-Hürdenläufer und Am 10. November 2014 hat die Drogenbeauftragte fünfmaligem Europameister Harald Schmid nahm die »Schulterschluss« – eine Kooperations- und Qualifizie- ein neues Podcastangebot auf ihrer Homepage Bis zum Jahresende 2014 wurden 15 Interviews Drogenbeauftragte am Bühnenprogramm von „Kinder rungsoffensive für Hilfen für Kinder aus suchtbelaste- gestartet. Unter dem Titel „HiLights!“ werden online gestellt. Zu Wort kamen Journalisten, Schau- stark machen“ teil. Die Mitmach-Initiative der Bundes- ten Familien. seitdem in unregelmäßigen Abständen Experten, spieler, Schriftsteller, Experten, Politiker und andere zentrale für gesundheitliche Aufklärung will „Kinder Politiker und Prominente interviewt, die sich mit interessante Menschen, die etwas zum Thema zu stark machen für ein suchtfreies Leben“ und wird dabei »PEaS – Peer Eltern an Schule« – ein Programm zur Fragen rund um die Themen Drogen und Sucht sagen haben. von der Drogenbeauftragten tatkräftig unterstützt. Suchtprävention beschäftigen. In der Pressemitteilung zum Start der Audiopodcasts äußerte sich Marlene Mortler wie Die Podcasts finden Sie unter: »FASI« – eine neu entwickelte FASD-Puppe zur folgt: „Der Themenbereich Drogen und Sucht ist so 4 Projekt des Monats Aufklärung über das Fetale Alkoholssyndrom (FAS). Die vielfältig wie das Leben. http://drogenbeauftragte.de/drogenbeauftragte/ Puppe hat die typischen Merkmale eines an FAS podcasts.html Die Drogenbeauftragte stellt jeden Monat auf Ihrer erkrankten Babys. Bereits mit dem Drogen- und Suchtbericht 2014 Internetseite www.drogenbeauftragte.de ein Projekt des haben wir begonnen, einzelne Prominente und Monats vor. Hier werden Aktivitäten präsentiert, die in »NACOA feiert 10jähriges Jubiläum!« – NACOA ist die deren Engagement vorzustellen. Die große Anzahl der Regel wenig bundesweite Aufmerksamkeit erhalten, Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien. professioneller und ehrenamtlicher Akteure, die sich die aber wertvolle Aspekte in der Drogen- und Suchtpo- Suchtfamilien verleugnen in der Regel das Suchtprob- für ein sucht- und drogenfreies Leben einsetzen, ist litik behandeln. Mit der Vorstellung der Projekte auf der lem und schotten sich gegenüber Hilfeangeboten ab. beeindruckend. Mit unseren Podcast-Interviews Homepage werden diese einem breiteren Publikum So haben die Kinder meist keine Chance auf Hilfe. präsentieren wir beispielhafte Aufklärungs- und vorgestellt. Häufig ergeben sich daraus neue Kooperati- NACOA setzt sich für sie ein. Im September 2014 feierte Präventionsarbeit. Dies soll kurzweilig und informa- onsmöglichkeiten für die Projektpartner. Im Jahr 2014 der Verein NACOA-Deutschland sein zehnjähriges tiv sein. Und unsere regelmäßige, nicht ganz ernst wurden folgende Projekte vorgestellt: Bestehen.

»Netzgänger« – ein Peer-gestütztes Projekt zur Präven- »Suchtsensible Pflege/-Beratung« – die Fachstelle für tion dysfunktionalen und pathologischen PC- und Suchtprävention Berlin hat das Thema „Sucht im Alter Internetgebrauchs bei Kindern und Jugendlichen. vorbeugen“ als Schwerpunktthema gesetzt. Sie 15 Podcast- engagiert sich für eine gesunde und „unabhängige“ »Crystal – Variationen über Rausch« – ein Theaterstück Lebensgestaltung. zum aktuellen Thema Crystal-Meth. Das Theater der Interviews... Jungen Welt Leipzig inszenierte dieses Stück unter »Treppe Aufwärts« – ein Spielfilm über und gegen großem nationalen Applaus. Die Zuschauerzahlen Glücksspielsucht. Mit hochkarätiger Besetzung wurde ...veröffentlichte waren beachtlich. dieser Film 2014 in Berlin gedreht und soll in 2015 Premiere feiern. Die Drogenbeauftragte unterstützt die Drogenbeauftragte »Wenn aus der Party ein Notfall wird« – ein Präventi- dieses wichtige Präventionsprojekt. von Nov.–Dez. 2014. onsprojekt für junge Arbeitnehmer zu den Themen Suchtverhalten und Erste Hilfe. »Dance Against e.V.« – der Verein engagiert sich mit Tanz-Flashmobs an Schulen gegen Drogen und Sucht und für ein suchtfreies Aufwachsen der Kinder.

A_Aktuelle Daten und Fakten | Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Drogenbeauftragten A_Aktuelle Daten und Fakten | Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Drogenbeauftragten Aktuelle Daten A und Fakten 12

Schwerpunkte der B Drogen- und Suchtpolitik

1 Prävention 71 2 Beratung, Behandlung und Versorgung sowie Schadensminimierung 201 3 Gesetzliche Regelungen und Rahmenbedingungen 261 4 Internationales 275 69 71

Prävention »Vorbeugen 1 ist besser als Heilen« Hippokrates, 400 v. Chr. 1 suchtstoffübergreifende und Verlaufsmuster der Suchterkrankungen für die Prävention verschiedenen Gruppen zu unterstützen.

Prävention bedeutet, Abhängigkeit vorzubeugen sowie Im Folgenden werden verschiedene Beispiele Sucht- den bereits bestehenden problematischen, gesund- stoffe übergreifender Präventionsansätze vorgestellt, heitsgefährdenden Konsum von Suchtmitteln zu die sich an unterschiedliche Zielgruppen (Altersgrup- vermeiden oder zu verringern. pen, Settings, Lebenssituationen) richten.

Gemäß der Nationalen Strategie der Bundesregierung zur Drogen- und Suchtpolitik von 2012 ist Prävention 1.1 suchtprävention in der nur erfolgreich, wenn sie zielgruppenspezifisch schwangerschaft und im ausgerichtet ist. Um die Menschen zu erreichen und kindesalter geeignete Angebote für sie schaffen zu können, müssen sie daher in ihrem jeweiligen Umfeld und ihrer individuellen Lebenssituation entsprechend angespro- 1.1.1 innovative Präven- chen werden. Des Weiteren gilt es, die Menschen in Tionskonzepte in der ihrem persönlichen Umgang mit Risiken zu stärken. schwangerschaft

Ziel universeller Prävention ist es, breite Bevölkerungs- Der Konsum von Tabak, Alkohol und Drogen in gruppen über die Folgen des Suchtmittelkonsums zu Schwangerschaft und Stillzeit hat einen erheblichen informieren und aufzuklären. Im Bereich der selekti- Einfluss auf die Gesundheit des ungeborenen bzw. ven Prävention werden spezifische Angebote für neugeborenen Kindes und negative Folgen für dessen Gruppen mit einem riskanten Verhalten entwickelt. weitere Entwicklung. Mütterliches Rauchen gehört zu Die indizierte Prävention wiederum richtet sich an den bedeutendsten vermeidbaren Risiken für das diejenigen, bei denen sich bereits Probleme entwickelt ungeborene Kind. Schätzungen gehen davon aus, dass haben. Dabei sind auch die verschiedenen Ursachen Rauchen für ca. 15 Prozent aller Frühgeburten sowie

97,2 74,3 42,8

… Prozent … Prozent … können sich vorstellen, der schwangeren Frauen der schwangeren Frauen an einer Online-Beratung haben einen nutzen das Internet zu Gesundheitsfragen Internetzugang. täglich. teilzunehmen.

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 72

für 20 bis 30 Prozent aller Fälle von geringerem Schwangerschaften sind zugleich ein günstiger Geburtsgewicht verantwortlich ist. In Deutschland Zeitraum für Frauen und ihre Partner, ihren Suchtmit- raucht zu Beginn der Schwangerschaft ungefähr jede telkonsum zu reduzieren oder – im Idealfall – komplett dritte Frau, bei der Geburt in etwa noch jede vierte. einzustellen. In dieser Zeit sind werdende Eltern für Bild: Titelseite der IRIS-Plattform www.iris-plattform.de gesundheitsrelevante Informationen und Beratungs- Alkoholkonsum kann während der gesamten Schwan- angebote besonders aufgeschlossen. Viele von ihnen gerschaft zu unheilbaren Schädigungen des ungebore- sind dann auch in hohem Maße bereit, Änderungen in nen Kindes führen. Schätzungen zufolge werden in ihrem Gesundheitsverhalten umzusetzen. 1.1.2 individualisierte, risiko- steht für „individualisierte, risikoadaptierte, internet- Deutschland pro Jahr ca. 2.000 bis 4.000 Kinder mit adaptierte internet- basierte Intervention zur Verringerung des Alkohol- dem Vollbild eines Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung basierte Interventionen und Tabakkonsums bei Schwangeren“ (Batra, Stiegler). geboren. Die Kinder haben erhebliche Defizite in ihrer (BZgA) informiert daher im Rahmen ihrer Aufklä- zur Verringerung von geistigen und motorischen Entwicklung, die auf den rungsmaßnahmen für werdende Eltern, insbesondere Alkohol- und Tabakkonsum In einer Tübinger Vorstudie, die bis 2013 vom BMG Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft auf ihrem Internetauftritt www.familienplanung.de, bei Schwangeren gefördert worden war, konnte herausgearbeitet zurückzuführen sind. Eine unschädliche Menge an regelmäßig auch über die Gefahren von Rauchen und werden, dass Alkohol und Tabak wichtige Themen in Alkohol in der Schwangerschaft gibt es nicht – bereits Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Jede zweite Frau konsumiert Alkohol in der Schwan- der Schwangerenberatung sind, allerdings kein geringer Alkoholkonsum kann gesundheitliche gerschaft, immerhin 14,4 Prozent gelegentlich und einheitliches Vorgehen existiert und die ärztliche Beeinträchtigungen des Kindes zur Folge haben. Aus Dennoch fällt der Verzicht auf Tabak und/oder Alkohol etwa ein Prozent regelmäßig (Bergmann et al. 2007). Problemeinschätzung des Suchtmittelkonsums in der diesem Grund wird dringend zum gänzlichen Verzicht vielen sehr schwer oder gelingt nicht immer. Deshalb Jede dritte Frau raucht zu Beginn der Schwangerschaft, Schwangerschaft sehr divergent ist. Die allgemeine auf Alkohol in der Schwangerschaft geraten. ist es wichtig, die Prävention zur Vermeidung des bis zur Entbindung setzen zwölf bis 25 Prozent der Arbeitsbelastung, die Vielfältigkeit zu bearbeitender Substanzkonsums in der Schwangerschaft und Stillzeit Schwangeren ihren Tabakkonsum fort (Infant Feeding Themen und auch Hemmnisse in der Ansprache durch vielseitige zielgruppenspezifische Initiativen Survey NHS, 2010). Nicht wenige beginnen nach der schwieriger Themen verhindern eine gezielte regelmä- unterschiedlicher Akteure weiter zu stärken und Geburt erneut mit dem Tabakkonsum. ßige, flächendeckende Beratung bei Schwangeren. auszubauen. Vor diesem Hintergrund hat das Bundes- Insofern sind Medien und insbesondere internetbasier- Das bietet ministerium für Gesundheit im Zeitraum von März Die Folgen des Alkohol- und Tabakkonsums in der te Angebote, die einen anonymen Zugang zu Schwan- 2011 bis Februar 2012 sieben Modellvorhaben geför- Schwangerschaft sind vielfältig: Die Alkoholembryopa- geren gestatten, zugleich breit verfügbar, niederschwel- dert, die sich unterschiedlichen Ansätzen der Präventi- thie mit Organfehlbildungen, aber auch psychische lig und ohne großen finanziellen Aufwand zur IRIS… on von Tabak- und/oder Alkoholkonsum in Schwan- und soziale Folgen sowie Erkrankungen der Atmungs- Verfügung stehen, eine wertvolle und interessante gerschaft und Stillzeit auf lokaler und regionaler Ebene organe bei neugeborenen Kindern (S3-Leitinie FAS, Ergänzung. In der Vorstudie IRIS-I konnte eine erste · 12 Wochen lang wöchentlich widmeten. Im Fokus des Fördervorhabens standen 2013), Störungen der Schwangerschaft, Missbildungen Version einer Beratungsplattform entwickelt werden. neue Hintergrundinforma- einerseits die Schaffung geeigneter Zugangswege zu und psychische Auffälligkeiten infolge des elterlichen tionen, suchtmittelkonsumierenden Schwangeren und Rauchens belasten Entwicklung und Gesundheit der IRIS II geht nun der Frage nach, ob eine Beratungs- Stillenden und andererseits die Organisation zielgrup- Neugeborenen. plattform, die zusätzlich durch einen Experten oder · interaktive Online-Übungen penspezifischer Interventionsangebote durch verschie- eine Expertin moderiert wird, eine höhere Compliance Zum Selbstausfüllen, dene Formen der intersektoralen Zusammenarbeit wie Angesichts von 4.000 Kindern mit FASD in Deutsch- und Abstinenzquote der beratenen Schwangeren zur der Schwangerenberatung mit der Suchthilfe. Im land sowie weiteren 155.000 Neugeborenen, die dem Folge hat. Inhalte des Programms zielen auf die · Entspannungstipps und -audios Anschluss wurden im Rahmen einer zweiten Förder- Tabakrauch exponiert sind, ist es ein Anliegen des Aufklärung und Informationsvermittlung, das Schaf- zum Download, phase drei der sieben Modellvorhaben für zwei weitere Bundesministeriums für Gesundheit, zusätzliche fen eines Problembewusstseins, die Motivation zur · standardisierte Rückmeldungen Jahre gefördert, um ihre Ansätze überregional zu wirksame Angebote zur Aufhörberatung alkohol- und Verhaltensänderung sowie Unterstützung und oder eine individuelle Beglei- implementieren (Beispiel siehe unter 2.1.1.2). tabakkonsumierender Frauen zu schaffen. Erreichung einer Alkohol- und Tabakabstinenz. tung. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert seit In der kontrollierten, zweiarmigen und randomisierten Juli 2013 an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Interventionsstudie sollen n = 500 Schwangere aus Psychotherapie Tübingen das Projekt „IRIS II“. „IRIS“ dem gesamten Bundesgebiet auf die beiden Behand-

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lungsbedingungen (expertengestützte Behandlung flächendeckend umgesetzt. Im Rahmen dieser Initiati- und welchen Beitrag die Frühen Hilfen leisten können. Fortgesetzt wurden laufende Forschungsarbeiten im sowie standardisierte Online-Version) verteilt werden. ve sollen der Aus- und Aufbau sowie die Weiterent- An dem Workshop nahm auch eine Vertreterin der Rahmen der Bundesinitiative unter anderem auch zu In der Nachbeobachtungsphase werden zu einem wicklung der kommunalen Netzwerke Frühe Hilfen Drogenbeauftragten der Bundesregierung teil. Das Fragestellungen der Frühen Hilfen im Kontext Drogen definiertenZeitpunkt sowie die postpartal die Absti- gefördert werden. Auch der Einsatz von Familienheb- Eckpunktepapier soll die Basis eines intensiven und Sucht, zu denen im Jahr 2015 entsprechende nenz-Verläufe untersucht. Neben der Änderung des ammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkran- interdisziplinären Fachdiskurses darstellen, der 2015 Ergebnisse erwartet werden. Konsumverhaltens wird auch die Zufriedenheit mit kenpflegerinnen und pflegern wird unterstützt. gestartet wird und den Grundstein für eine bessere Form und Inhalt, Unterstützung des Angebots sowie Darüber hinaus können auch ehrenamtliche Struktu- Versorgung von Kindern aus psychisch belastenden die Frage nach Verbesserungspotenzial bearbeitet. ren in den Frühen Hilfen gefördert werden. Hierzu Familien legen soll. 1.1.4 Lebenskompetenz- stellt der Bund bis Ende 2015 insgesamt 177 Millionen Programme Am 07.04.2014 wurde die IRIS-II-Plattform als zwölf- Euro zur Verfügung. Die Ausgestaltung der Bundesini- Für die aufsuchende Arbeit in den Familien hat das wöchige strukturierte Online-Behandlungsplattform tiative ist in einer Verwaltungsvereinbarung zwischen NZFH im Rahmen der Bundesinitiative das „NEST- Maßnahmen zur gesellschaftlichen und sozialen für Konsumentinnen von Alkohol, Tabak oder beiden Bund und Ländern geregelt. Für die Koordination auf Material für Frühe Hilfen“ herausgegeben. „NEST“ Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern Substanzen online geschaltet. Bundesebene hat das zuständige Bundesministerium steht hierbei für die Schaffung einer Umgebung, in der Das Bundesministerium des Innern (BMI) und das für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Kinder gesund aufwachsen können. Das Material ist in Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Mittlerweile wurden n = 498 Personen (Stand: eine Koordinierungsstelle beim Nationalen Zentrum leichter Sprache formuliert und berücksichtigt Jugend (BMFSFJ) fördern auf der Grundlage gemeinsa- 14.01.2015) den beiden Behandlungsarmen randomi- Frühe Hilfen (NZFH) eingerichtet. Themen, die im Rahmen der Frühen Hilfen begleitet mer Richtlinien lokale Maßnahmen zur gesellschaftli- siert zugeteilt, 384 schwangere Frauen haben mit den werden. Für den Themenbereich „Rauchfrei/Suchtfrei“ chen und sozialen Integration von Zuwanderinnen Beratungen begonnen. Die Rekrutierung von Schwan- Eine psychische Erkrankung wie zum Beispiel die wurden 2014 zwei weitere NEST-Arbeitsblätter und Zuwanderern; das BMI fördert Integrationsprojek- geren aus dem gesamten Bundesgebiet wird bis April Suchterkrankung eines Elternteils gehört zu den konzipiert, die 2015 erscheinen. Alle NEST-Arbeitsblät- te für erwachsene, das BMFSFJ für junge Menschen 2015 fortgesetzt. Die Ergebnisse der Katamnesen gravierendsten familiären Belastungsfaktoren, die sich ter sind für Fachkräfte inzwischen einzeln nachbestell- unter 27 Jahren. Die Projektförderung ist unter werden für die zweite Jahreshälfte 2015 erwartet. ungünstig auf die gesunde Entwicklung eines Kindes bar. anderem auf die Kompetenzstärkung der Zuwanderin- auswirken können. Frühe Hilfen können hier schon nen und Zuwanderer ausgerichtet und wirkt insofern http://www.iris-plattform.de frühzeitig Unterstützung und Entlastung bieten, damit http://www.fruehehilfen.de/nest-material vorbeugend. auch unter diesen Belastungsfaktoren die Eltern-Kind- Beziehung gefördert sowie eine entwicklungs- und Im Jahr 2014 verfolgten drei Projekte für erwachsene 1.1.3 frühe Hilfen für Eltern gesundheitsfördernde Umgebung für das Kind Für die Arbeit in den Frühen Hilfen benötigen Fach- und 20 Projekte für junge Zuwanderinnen und und Kinder sichergestellt werden kann. Das Nationale Zentrum kräfte Wissen, Fertigkeiten, Sozial- und Selbstkompe- Zuwanderer mit einer Gesamtbundeszuwendung von Frühe Hilfen hatte daher Ende 2014 Fachkräfte aus tenzen, die das NZFH entsprechend der Struktur des rund 714.000 Euro neben der sozialen Integration auch Frühe Hilfen sind präventiv ausgerichtete Unterstüt- Fachpraxis und Wissenschaft zu einem zweitägigen Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) in Kompe- den speziellen Aspekt der Sucht- und Drogenprävention. zungs- und Hilfeangebote für Eltern vom Beginn der Workshop zum Thema „Kinder psychisch kranker tenzprofilen beschreibt. Im Jahr 2014 erschien das Schwangerschaft bis etwa zum Ende des dritten Eltern“ eingeladen. Ziel des damit gestarteten Prozesses Kompetenzprofil „Familien-Gesundheits- und Kinder- Lebensjahres eines Kindes. Hierbei sollen Risiken für ist die Erstellung eines Eckpunktepapiers zur Standort- krankenpflege in den Frühen Hilfen“. Ausgehend von • »Kinder stark machen« die Entwicklung des Kindes frühzeitig erkannt und die bestimmung der Frühen Hilfen im Kontext familiärer diesem und vom Kompetenzprofil „Familienhebam- Erziehungskompetenzen der Eltern Belastungen aufgrund einer psychi- men“ begann 2014 die Entwicklung von Qualifizie- Suchtvorbeugung ist vor allem dann wirksam, wenn gestärkt werden. Die Frühen Hilfen schen Erkrankung eines Elternteils. rungsmodulen als Beispiel für eine konsequent kompe- sie frühzeitig beginnt, lokal vernetzt agiert und an der richten sich insbesondere an In diesem Zusammenhang spielte tenzorientierte Qualifizierung als Angebot für Anbieter Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ansetzt. Vor Familien in belastenden Lebenslagen auch das Thema Sucht eine zentrale von Fort- und Weiterbildungen. Parallel dazu begann diesem Hintergrund konzipierte die BZgA „Kinder mit geringen Bewältigungsressour- Rolle, da diese von den Teilnehmen- die Entwicklung eines Qualifizierungsmoduls für stark machen“ als Programm zur substanzübergreifen- cen. Seit 2007 unterstützt das Nationale Zentrum Frühe den als psychische Erkrankung verstanden wird und „Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren in den Prävention. Hilfen (NZFH) als zentrale Institution des Bundes Fach- im Kontext niedrigschwelliger Unterstützungsangebo- den Frühen Hilfen“. kräfte in Ländern und Kommunen bei ihrer Arbeit. te nicht gesondert behandelt werden muss. Eine der Die „Mitmach-Initiative“ richtet sich mit zahlreichen Seit 2012 wird die im Bundeskinderschutzgesetz zentralen Fragen war, wie die Hilfe für die betroffenen http://www.fruehehilfen.de/bundesinitiative-fruehe- Angeboten vor allem an Multiplikator(inn)en aus (BKiSchG) verankerte Bundesinitiative Frühe Hilfen Familien systemübergreifend organisiert werden kann hilfen/qualifizierung/ Schule, Sport sowie aus der Kinder- und Jugendarbeit

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oder direkt an Eltern und Erziehende, die für die Idee Schwerpunkte im Setting Sport für Kinder vermittelt. Ein gemeinsam entwickeltes Pakete werden vor allem von Vereinen und Schulen einer früh beginnenden Suchtprävention sensibilisiert Die Qualifizierung weiterer Lehr- und Bildungsreferen- Handbuch ermöglicht es den Landesverbänden, bestellt, sind kostenlos und zu den Themen „Kinder und gewonnen werden sollen. tinnen und -referenten in den Landesverbänden der Turnshows in Eigenregie mit Schulen und Vereinen aus stark machen“, „Elternabend“ und „Alkoholfrei Sport Sportfachverbände und der Landessportjugenden zum der Region zu initiieren. genießen“ erhältlich. Auf diese Weise wird die Eigenini- Als universell-präventives Programm setzt „Kinder Thema frühe Suchtprävention war 2014 eine der tiative zur Umsetzung von Präventionsprojekten auf stark machen“ auf die Förderung von Lebenskompe- wichtigsten Maßnahmen. So konnten im Jahresverlauf Die Einführung und Umsetzung eines Güte- und lokaler Ebene unterstützt und gefördert. tenzen bei Kindern und Jugendlichen. Dazu zählen über die bundesweit angebotenen Schulungen rund Qualitätssiegels unter dem Motto „Kinder stark beispielsweise das Erlernen von Frustrationstoleranz, 3.700 Multiplikator(inn)en aus den Sportvereinen, die machen“ steht im Mittelpunkt eines von der BZgA 2014 wurden diese Angebote insgesamt 3.400 Mal Konflikt- und Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen Verantwortung in der Arbeit mit Kindern und Jugend- unterstützten Pilotprojektes. Ausrichter sind der genutzt und damit rund 680.000 Multiplikator(inn)en, sowie Aufbau und Pflege sozialer Beziehungen. So lichen haben, geschult werden. Für 2015 wird ange- Deutsche Handballbund und die DJK-Sportjugend. Eltern und Vereinsmitglieder erreicht. werden im Verlauf der kindlichen Entwicklung strebt, die Zahl der Referentinnen und Referenten zu Sportvereine, die dieses Siegel erwerben wollen, Schutzfaktoren aufgebaut und gestärkt, die später in erhöhen, um damit die Anzahl der Schulungen und der verpflichten sich zur Teilnahme an einer Kurzschulung Eine bundesweite Tour flankiert öffentlichkeitswirk- Gefährdungssituationen präventiv wirken können. Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch einmal zu zum Thema frühe Suchtvorbeugung. Die Schulung sam diese Maßnahmen und setzte 2014 mit der steigern. informiert über den Präventionsansatz von „Kinder Teilnahme an 25 Sport- und Familienveranstaltungen Kooperationen – bundesweit und vor Ort stark machen“ und gibt die Möglichkeit, Handlungsan- präventive Akzente. Die Einbindung der kommunalen Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für frühe Die mit dem Deutschen Handballbund (DHB) für leitungen für den Vereinsalltag zu erarbeiten. Präventionseinrichtungen ist ein wichtiges Merkmal Suchtvorbeugung unterstützt die BZgA den Aufbau „Kinder stark machen“ bestehende Kooperation wurde dieses Veranstaltungskonzepts, das auf die erlebnisrei- und die strukturelle Verankerung von suchtpräventi- um das Thema „verantwortungsvoller Umgang mit Das Kooperationsprojekt mit dem DFB „Doppelpass che Vermittlung der Präventionsbotschaften setzt und ven Aktivitäten in der Region und etabliert das Alkohol“ erweitert. Der DHB rief 2014 seine Vereine 2020“ wurde 2014 fortgesetzt. Es ermöglicht der BZgA, 2014 insgesamt rund 500.000 Besucherinnen und Besu- Konzept der frühen suchtmittelunspezifischen auf, sich am Projekt „Alkoholfrei Sport genießen“ zu rund 11.000 Fußballvereine und etwa 7.000 Schulen cher erreichte. Prävention als regulären Bestandteil der Aus- und beteiligen und Sportveranstaltungen unter dieses über ihre Angebote zur frühen Suchtvorbeugung zu Fortbildung von Fachkräften in der Kinder- und Motto zu stellen (erwartete Teilnehmerzahl bis zum informieren. Ein wichtiges Ziel dieses Projekts ist die http://www.kinderstarkmachen.de Jugendarbeit von Sportverbänden und vereinen. Abschluss der Aktion im Frühjahr 2015: 300 Vereine). Förderung der Zusammenarbeit von Schule und http://www.alkoholfrei-sport-genießen.de Darüber hinaus zielen die „Kinder stark machen“- Das Projekt „Alkoholfrei Sport genießen“ wird auch Verein. Die Fortsetzung für die nächsten beiden Aktivitäten darauf ab, dass der Sportverein als Lernfeld vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Schuljahre wurde im neu vereinbarten Kooperations- und kommunaler Kooperationspartner für ein dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) unterstützt und in vertrag mit dem DFB festgeschrieben. Im Rahmen der Kampagne „Kinder stark machen“, die gesundheitsbewusstes Verhalten von Kindern aner- 2015 aufgrund der sehr positiven Rückmeldungen aus sich vorrangig an vier- bis zwölfjährige Kinder richtet, kannt wird. den teilnehmenden Vereinen als Schwerpunkt der Serviceangebote und Veranstaltungen werden insbesondere Multiplikatorinnen und Multi- Zusammenarbeit breiter kommuniziert und ausgebaut. Die stärkere Ausrichtung auf „Mitmach-Initiative“ soll plikatoren, die in Sportvereinen Verantwortung für Diese Maßnahmen auf Landesverbands- und Verein- Zwischen 2012 und 2014 beteiligten sich bundesweit die Grundidee von „Kinder stark machen“, nämlich Kinder tragen, angesprochen. Die BZgA bietet ihnen sebene werden durch langjährige Kooperationen mit insgesamt rund 4.800 Sportvereine an der Aktion. dass Suchtprävention eine gesellschaftliche Gemein- seit vielen Jahren ein Schulungsangebot, das praxisnah wichtigen Dachverbänden des organisierten Sports schaftsaufgabe ist, noch weiter verbreiten. All diejeni- vermittelt, wie eine Orientierung an den Bedürfnissen ermöglicht. Auch 2014 arbeitete die BZgA mit den Im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit mit gen, die mit der Erziehung von Kindern befasst sind, der Kinder und eine suchtpräventive Ausrichtung im mitgliederstarken Sportverbänden Deutscher Olympi- dem Deutschen Turnerbund wurden 2014 zwei können mithelfen, diese stark zu machen – als Lehr- Vereinsalltag aussehen kann. Ziel ist es, die Mitarbeite- scher Sport-Bund (DOSB), Deutsche Sportjugend (dsj), Landeskinderturnfeste mit einem Rahmenprogramm kräfte, Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen oder auch rinnen und Mitarbeiter zu sensibilisieren und zu Deutscher Fußball-Bund (DFB), Deutscher Handball- unter dem Motto „Kinder stark machen“ begleitet und als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sportverein. befähigen, die Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit bund (DHB), Deutscher Turnerbund (DTB), Deutsche gemeinsam mit der Deutschen Turnerjugend eine von Kindern zu fördern. Unter dem Motto „Alkoholfrei Turnerjugend (DTJ) und DJK-Sportverband (konfessio- „Kinderturnshow“ unter dem Motto „echt stark“ entwi- Die von der BZgA als Unterstützung für die regionalen Sport genießen“ haben die BZgA und der DOSB mit neller Bundesverband für Breiten- und Leistungssport) ckelt. Das Programm dieser Kinderturnshow ist so Akteure geschaffenen Informationsangebote werden Unterstützung des DFB die Aktion „Alkoholfrei Sport zusammen. Die Kooperationsvereinbarung mit dem konzipiert, dass Kinder mit und ohne Behinderung dazu in sogenannten „Aktionsboxen“ bereitgestellt. genießen“ gestartet. Seit 2011 haben Sportvereine in DFB wurde aktuell im Herbst 2014 um weitere drei mitwirken können. In der Umsetzung werden an- Diese sind auf lokale Veranstaltungsformate zuge- Deutschland die Möglichkeit, sich mit alkoholfreien Jahre verlängert. Auch die Zusammenarbeit mit den schaulich Schlüsselbegriffe wie Mut, Zusammenhalt, schnitten und machen es den Multiplikator(inn)en Sportwochenenden, Turnieren oder anderen Veranstal- anderen Sportverbänden wird 2015 fortgesetzt. Vertrauen und Anerkennung spielerisch von Kindern leichter, die Präventionsbotschaften zu vermitteln. Die tungen an der Aktion zu beteiligen. (Kern)

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Tabelle 04: studie des Instituts für Therapie- und Gesundheitsfor- Anzahl der erreichten Klassen und schung (IFT-Nord) belegt. Sie verglich die prozentuale Beteiligung an Klasse2000 Klasse2000-Kinder von der ersten bis zum Ende der Bundesland Anzahl der % der erreich- siebten Klasse mit einer Kontrollgruppe: Klassen ten Grund- schulklassen • Ehemalige Klasse2000-Kinder hatten am Ende der im Bundesland siebten Klasse deutlich seltener schon einmal geraucht als die Jugendlichen der Kontrollgruppe Baden-Württemberg 3.233 17,2 (7,9 Prozent gegenüber 19,7 Prozent). Bayern 2.435 12,3 Berlin 428 9,5 • Unter den Jugendlichen, die schon einmal Brandenburg 196 5,5 heimlich Alkohol getrunken hatten, waren die Erfahrungen mit Rauschtrinken in der Bremen 96 9,3 Klasse2000-Gruppe deutlich seltener (21,4 Prozent Hamburg 117 4,6 gegenüber 48,2 Prozent). Hessen 1.308 12,3 Weitere Informationen: Mecklenburg-Vorpommern 207 8,3

Niedersachsen 2.844 19,5 http://www.klasse2000.de/fileadmin/user_upload/ Nordrhein-Westfalen 4.631 16,8 downloads/evaluation/laengsschnittstudie-kurzfas- Rheinland-Pfalz 1.049 14,7 sung-2-nachbefragung.pdf • »Klasse2000« – Stark und gesund Eine Besonderheit ist der Einsatz externer, speziell Saarland 398 27,2 in der Grundschule geschulter Klasse2000-Gesundheitsförderinnen und Die Wirkungen des Programms in den Bereichen förderer. Sie führen pro Schuljahr zwei bis drei neue Sachsen 393 6,4 Bewegung und Ernährung werden in einer randomi- Gesund, stark und selbstbewusst – so sollen Kinder Themen in den Unterricht ein, die die Lehrkräfte Sachsen-Anhalt 75 2 sierten Kontrollgruppenstudie der Universität Bielefeld

aufwachsen, und dabei unterstützt sie Klasse2000, das anhand ausgearbeiteter Unterrichtsvorschläge Schleswig-Holstein 979 20,8 untersucht (Erhebung: 2013–2015). in Deutschland am weitesten verbreitete Unterrichts- vertiefen, sodass pro Schuljahr insgesamt ca. 15 Thüringen 258 7,9 programm zur Gesundheitsförderung sowie Sucht- Klasse2000-Stunden stattfinden können. Die erforder- http://www.klasse2000.de und Gewaltvorbeugung in der Grundschule. Es hat seit lichen Materialien stellt Klasse2000 zur Verfügung. Gesamt 18.647 14,1 1991 über eine Million Kinder erreicht und wird Insbesondere für jahrgangsgemischte, inklusive und bundesweit in 14,1 Prozent aller Grundschulklassen Förderschulklassen gibt es Schülerhefte in verschiede- und in 21,8 Prozent aller Grundschulen durchgeführt. nen Schwierigkeitsstufen. Wenn man in der Schule was » fürs Leben lernen soll, dann doch Mit der Symbolfigur KLARO begleitet das Programm Eine kontinuierliche Prozessevaluation ist die Basis für am besten, wie man gesund und lebendig bleibt! Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse und fördert die laufende Weiterentwicklung des Programms. Sie Klasse2000 ist klasse! zentrale Gesundheits- und Lebenskompetenzen: zeigt die insgesamt hohe Zufriedenheit der Lehrkräfte: « Auf einer fünfstufigen Skala (1 = sehr gut, 5 = mangel- • Gesund essen & trinken haft) bewerten sie das Unterrichtskonzept mit 1,98 und • Bewegen & entspannen die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsfördererin- • Sich selbst mögen & Freunde haben nen und förderern mit 1,53. • Probleme & Konflikte lösen • Kritisch denken & Nein sagen, zum Beispiel zu Die positive Wirkung von Klasse2000 auf den Subs- Copyright Frank Eidel Tabak und Alkohol. tanzkonsum ist durch eine mehrjährige Evaluations- Dr. Eckart von Hirschhausen www.klasse2000.de

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• »Eigenständig werden« Tabelle 05: 1.2 kinder aus 1.3 Prävention für Entwicklung des Rauchverhaltens suchtbelasteten Jugendliche und „Eigenständig werden“ ist ein universelles Unterrichts- Bundesland Anzahl der % dererreichten fAMilien Jugendschutz programm zur Gesundheitsförderung und Suchtpräven- Klassen Grundschulklassen tion, das auf dem Lebenskompetenzansatz basiert. In im Bundesland 30.000 bis 60.000 Kinder haben Eltern, die von Schulische Suchtprävention durch Lebens- Unterrichtseinheiten, die komplett ausgearbeitet in illegalen Drogen abhängig sind. Kinder aus suchtbe- kompetenzstärkung Manualform vorliegen und durch fortgebildete Lehr- Anfang 5. Klasse 2,7 3,9 lasteten Familien sind besonders gefährdet: So gilt Schwerpunkt der schulischen Sucht- und Drogen- kräfte im Schulalltag umgesetzt werden, sollen Lebens- Mitte 7. Klasse 16,0 20,2 eine elterliche Alkoholabhängigkeit als Risikofaktor prävention ist die Stärkung von Lebenskompetenzen. kompetenzen wie Kommunikationsfertigkeiten und Einstieg in das Rauchen für eine gesunde körperliche und psychische Sie steht in direktem Bezug zu § 1 Schulgesetz für den Stressmanagement gefördert und damit die Resistenz Entwicklung des Kindes. Vor allem im Hinblick auf Freistaat Sachsen (Erziehungs- und Bildungsauftrag Anfang 5. Klasse 0,0 0,0 gegenüber dem Rauchen und dem frühzeitigen bzw. die Entwicklung einer eigenen Suchtproblematik der Schule). exzessiven Alkoholkonsum gestärkt werden. Zusätzlich Mitte 7. Klasse 13,7 17,1 werden Kinder aus suchtbelasteten Familien als zu der bereits seit 2001 angebotenen und positiv Hochrisikogruppe betrachtet. Wissenschaftlichen Zur inhaltlichen Unterstützung wurden für Kinderta- evaluierten Version „Eigenständig werden 1–4“ für Untersuchungen zufolge ist ihr Risiko, später selbst geseinrichtungen, die Kindertagespflege und Schulen Grundschulen erfolgte im Rahmen eines vierjährigen, ein Suchtverhalten zu entwickeln, zweieinhalb bis vom SMK in Kooperation mit dem SMI und SMS durch von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungs- (72,3 Prozent) zu Beginn des achten Schuljahres erneut sechsmal so hoch wie bei anderen Kindern. Kinder die Landesarbeitsstelle Schule und Jugendhilfe Sachsen vorhabens eine Erweiterung auf die Klassenstufen 5 befragt werden. Das Präventionsprogramm wurde von aus suchtbelasteten Familien beginnen früher als e. V. unter anderem drei Online-Lernportale zur und 6. den durchführenden Lehrkräften insbesondere nicht betroffene Gleichaltrige mit dem Alkoholkon- frühkindlichen und schulischen Gesundheitsförderung hinsichtlich Praktikabilität und angebotener Materiali- sum, machen früher erste Rauscherfahrungen und und Prävention eingerichtet. Die Effektivität des Programms „Eigenständig werden en sehr positiv bewertet. Die Untersuchung der geben sich häufiger dem Rauschtrinken hin. Vielen 5+6“ wurde dabei in einer cluster-randomisierten Auswirkungen des Programms zeigte, dass „Eigenstän- Betroffenen fällt es schwer, Hilfe zu suchen, weil „Junge Sachsen genießen“ Längsschnittstudie mit fünf Messzeitpunkten überprüft. dig werden 5+6“ zu einem Ausbau an rauch- und eine Suchterkrankung noch immer stigmatisiert (Ernährungs- und Verbraucherbildung) Zu Beginn des fünften Schuljahres nahmen 45 Schulen alkoholbezogenem Wissen sowie zu einem Anstieg wird. Kinder aus suchtbelasteten Familien erhalten http://www.lernportal-sachsen-geniessen.de mit 172 Klassen und 3.444 Schülerinnen und Schüler bzw. der Aufrechterhaltung einer kritischen Haltung deshalb oft keine adäquate Hilfe und Unterstützung teil. Die Schülerinnen und Schüler waren im Durch- gegenüber dem Substanzkonsum beitragen sowie dem von außen. „Junge Sachsen in Bewegung“ schnitt 10,4 Jahre alt, knapp die Hälfte (47,9 Prozent) der Einstieg in den Zigarettenkonsum vorbeugen kann. (Bewegung, Sport und Spiel) Stichprobe waren Mädchen. Von der ursprünglichen Diese positiven Einflüsse von „Eigenständig werden http://www.lernportal-sachsen-bewegung.de Stichprobe konnten 2.490 Schülerinnen und Schüler 5+6“ fanden sich mehrheitlich nicht nur direkt nach 1.2.1 Projekt »Trampolin« der Durchführung, sondern auch noch 15 Monate nach „Junge Sachsen fit fürs Leben“ Ende der Umsetzung des Präventionsprogramms. Bei dem Präventionsprogramm Trampolin handelt (Suchtprävention, Gewaltprävention, Soziales Lernen, Mit dem Präventions- es sich um ein Gruppenprogramm für Kinder aus Medienbildung, Physisches/Psychisches Wohlbefinden, Ergebnisse des Sechs-Monats-Follow-ups: suchtbelasteten Familien. Es wurde von 2008 bis Sexuelle Gesundheit) programm »Eigenständig Ende 2012 im Forschungsverbund zwischen dem http://www.lernportal-sachsen-lebenskompetenz.de werden 5 + 6« liegt ein http://www.bmjopen.bmj.com/content/4/1/e004422.full Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Basis aller Portale sind ganzheitliche und institutions- modernes Unterrichts- Kontakt und Informationen: Hamburg-Eppendorf und dem Deutschen Institut übergreifende Curricula, welche den Altersbereich von programm vor, das IFT-Nord gGmbH, Harmsstr. 2, 24114 Kiel, für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) an der drei bis 18 Jahren (Bewegung, Spiel und Sport: 0 bis 18 Tel.: 0431 5702970, Fax: 0431 5702929, katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen als Jahre) umfassen. Diese eigens für Sachsen konzipierten hinsichtlich Akzeptanz E-Mail: [email protected] Modellprojekt entwickelt und durch das Bundes- Curricula wurden durch die LSJ Sachsen e. V. entwickelt und Effektivität positiv ministerium für Gesundheit gefördert. Siehe auch und durch das Sächsische Kultusministerium legiti- http://www.eigenstaendigwerden.de unter Punkt 2.1.1.3 miert. Erstmals wurde das Handlungsfeld Lebenskom- evaluiert worden ist. petenz für den Altersbereich von drei bis 18 Jahren

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strukturiert, in Form eines Lernportals aufbereitet und komplexe Kompetenzen fassbar machen. Die Beschrei- 1.3.1 »Jugendschutzgesetz – land e. V. (BTG) durchführt, sensibilisiert mit Plaka- Ende des Jahres 2013 im Internet freigeschaltet. bung der in jeder Stufe angestrebten Kompetenzen gibt verbesserung des ten, Flyern und Aufklebern für die Einhaltung der einen Orientierungsrahmen dazu, welche Angebots- gesetzlichen Vollzugs« Jugendschutzvorschriften. Im Sinne eines roten Fadens oder Grundgerüstes inhalte für ein bestimmtes Kind oder eine bestimmte ermöglichen die sächsischen Curricula für Lebenskom- Schülergruppe sinnvoll sind. Der Bundesregierung ist der Schutz von Kindern und • Neben der Broschüre „Jugendschutzgesetz und petenz, für Bewegung, Spiel und Sport sowie für Ernäh- Jugendlichen ein zentrales Anliegen. Denn diese Jugendmedienschutz-Staatsvertrag der Länder“ hat rungs- und Verbraucherbildung die systematische und Das Konzept zur Gesundheitsförderung und Präventi- Altersgruppe braucht Unterstützung, um sich zu das BMFSFJ im Jahr 2014 die Broschüre „Jugend- transparente Einordnung und Bearbeitung von on in Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflege eigenverantwortlichen Persönlichkeiten entwickeln zu schutz – verständlich erklärt“ herausgegeben, in der Themen und Inhalten. und Schulen anlässlich der KMK-Empfehlung „Ge- können. Der Kinder- und Jugendschutz genießt sowohl die wichtigsten Jugendschutzthemen übersichtlich sundheitsförderung und Prävention in der Schule“ aufgrund des verfassungsrechtlich geregelten elterli- gegliedert, verständlich und systematisch aufbereitet Die Portale liefern Kindertageseinrichtungen, der vom 15. November 2012, vorgelegt von SMK in chen Erziehungsrechts (Artikel 6 Absatz 2 Satz 1 GG) als sind. Kindertagespflege und Schulen systematisierte Kooperation mit SMS und SMI am 25. Juni 2013, legt auch aufgrund des Rechts der Kinder auf Entfaltung Informationen für ihre programmatische Arbeit zum hierfür grundlegende Inhalte, Umsetzungsschwer- ihrer Persönlichkeit (Artikel 1 Absatz 1 GG in Verbin- • Zur gezielten Präventionsarbeit im Rahmen des Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Prävention. punkte und Zuständigkeiten dar. dung mit Artikel 2 Absatz 1 GG) Verfassungsrang. Glücksspiels führt das BMFSFJ die Initiative „Glücks- Damit werden sächsische und für Sachsen relevante spiel: Nix für Jugendliche“ durch. Ein Flyer mit bundesweite Angebote und Projekte, Kooperations- Quellen und Links: Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sieht das einem abtrennbaren Aufkleber unterstützt Mitarbei- partner und Materialien nach Themenfeldern, Alters- Jugendschutzgesetz klare Regelungen vor. Wichtig ist, terinnen und Mitarbeiter in gastronomischen stufen und Lernzielen (Lebenskompetenz: Kompetenz- http://www.lsj-lernportale.de dass diese gesetzlichen Regelungen eingehalten und Betrieben bei der aktiven und wirksamen Umset- stufen) aufbereitet zur Verfügung gestellt. Die http://www.lernportal-sachsen-geniessen.de konsequent umgesetzt werden. zung der jugendschutzrechtlichen Vorgaben in Lernportale richten sich an Pädagoginnen und http://www.lernportal-sachsen-bewegung.de diesem Bereich. Pädagogen, Eltern sowie Jugendhilfe, Krankenkassen, http://www.lernportal-sachsen-lebenskompetenz.de • Zur Einhaltung der gesetzlichen Regelungen hat das Projektanbieter und Interessierte. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unter dem Motto „Jugend- 1.3.2 Jugendfilmtage Alle drei Portale unterstützen die schulische Lebens- schutz konsequent umsetzen“ einen Film sowie »Nikotin und Alkohol – kompetenzförderung, insbesondere das Themenfeld einen Flyer mit praktischen Tipps und Anregungen Alltagsdrogen im Visier« „Suchtprävention“ im Portal „Junge Sachsen fit fürs herausgegeben, die für Schulungszwecke insbeson- Leben“. dere der Beschäftigten in Einzelhandel, Gastronomie Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und Tankstellengewerbe eingesetzt werden können. (BZgA) führt seit 2005 die Jugendfilmtage „Nikotin und Das Themenfeld Suchtprävention beinhaltet: Alkohol – Alltagsdrogen im Visier“ durch. Im Jahr 2014 • Prävention von stoffgebundenem • Darüber hinaus hat das BMFSFJ das Internet-Portal wurden mit Unterstützung des Verbandes der Privaten Missbrauch – legale Drogen www.jugendschutzaktiv.de eingerichtet, das Gewer- Krankenversicherung e. V. (PKV) bundesweit 14 • Prävention von stoffgebundenem betreibende und Veranstalter, aber auch Eltern und zweitägige Veranstaltungen angeboten und rund 9.400 Missbrauch – illegale Drogen Erziehende sowie alle Interessierten über die Schülerinnen und Schüler sowie 600 Lehrkräfte • Prävention von stoffungebundenem Missbrauch gesetzlichen Bestimmungen zum Jugendschutzge- erreicht. Ziel der Jugendfilmtage ist es, Schülerinnen setz informiert. Der Einstieg in das Themenfeld Suchtprävention führt zu den Kompetenzen als Lernziele. Dabei wird man • Die Aktion „Jugendschutz: Wir halten uns daran!“, die über die mögliche Betrachtung von Inhaltsbereichen das BMFSFJ zusammen mit der Bundesarbeitsge- zu den allgemeinen Bildungszielen (pdf) geleitet. Die meinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ), dem Bildungsziele der Suchtprävention wurden im Portal in Handelsverband Deutschland – Der Einzelhandel e. V. drei Kompetenzstufen mit Kompetenzen als Lernziele (HDE), dem Deutschen Hotel- und Gaststättenver- unterteilt. Auf jeder der drei Kompetenzstufen werden band e. V. (DEHOGA) und dem Bundesverband Lernziele für Kinder und Jugendliche beschrieben, die Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche Deutsch-

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Im Jahr 2014 fanden mit Unterstützung des Verbandes Bereitstellung eines empiriegestützten Planungs-, der Privaten Krankenversicherung e. V. (PKV) bundes- Steuerungs- und Qualitätssicherungsinstrumentes für Seit der Pilotphase weit 26 Einsätze des „KlarSicht“-Mitmach-Parcours in regionale suchtpräventive Maßnahmen. Ausgangs- 2003 wurden mit den Schulen statt. Insgesamt 6.850 Schülerinnen und punkt war die bereits seit 2004 bestehende Schüler- Jugendfilmtagen Schüler und 333 pädagogische Begleitpersonen und und Lehrerbefragung zum Umgang mit Suchtmitteln – »Nikotin und Alkohol– Lehrkräfte konnten mit dem Angebot erreicht werden. SCHULBUS – in Hamburg. Sie wurde auf moderne Alltagsdrogen im technische Standards (Tablet-PC-gestützte Datenerfas- Mitmach-Parcours sind stets Kooperationsprojekte, bei sung) umgestellt. Zusätzlich wurde ein allgemein Visier« mehr als 149.000 denen die BZgA und örtliche Einrichtungen aus den anwendbares Stichprobendesign für kommunale Personen erreicht, Bereichen Gesundheitswesen oder Jugendbildung Erhebungen entwickelt und in drei weiteren Regionen davon ca. 140.000 zusammenarbeiten. Ziel ist es, regionale Strukturen zu erprobt. Insgesamt konnten mehr als 5.000 Schülerin- Schülerinnen und stärken, die Vernetzung vor Ort zu unterstützen und nen und Schüler sowie etwa 500 Lehrkräfte an den Schüler und ca. 9.000 damit auch die Verzahnung der langfristigen Präventi- beteiligten allgemein- und berufsbildenden Schulen onsarbeit zu sichern. befragt werden. Lehrkräfte. Aufgrund der hohen Nachfrage seitens der Schulen Der entwickelte Fragebogen und sein Einsatz in der bietet die BZgA den Bundesländern seit mehreren Tablet-PC-gestützten Version hat sich sowohl inhalt- Jahren die Entwicklung und Nutzung einer eigenen lich als auch technisch gut bewährt, zum Beispiel und Schüler mit jugendgerechten, themenbezogenen Durchführung von Jugendfilmtagen durch Länder und Version des Parcours an. So wird in Schleswig-Holstein aufgrund der antwortabhängigen Filterfragenführung, Spielfilmen und attraktiven Mitmach-Aktionen zu Kommunen. seit 2008 ein eigener Parcours bereitgestellt. Seit 2009 der unmittelbaren Hinweis- und Korrekturmöglichkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den Themen bietet die BZgA außerdem eine handliche Koffervari- sich widersprechender Antworten und des Wegfalls der Rauchen und Alkoholkonsum anzuregen. Die Lehre- www.rauch-frei.info/events/jugendfilmtage.html ante des Mitmach-Parcours an, um den schulischen aufwendigen und häufig mit Fehlern behafteten rinnen und Lehrer werden vor der Veranstaltung in Bedarf besser decken zu können. Die Koffervariante Datenübertragung vom Papier auf das elektronische einem Workshop oder einem „Lehrkräfte-Service“ wurde im Jahr 2010 positiv evaluiert und wird den EDV-System. vorbereitet, um die Themen im Unterricht vor- und Schulen zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt. nachzubereiten. Für den themenbezogenen Austausch Das entwickelte Erhebungsinstrument ist sowohl während der zweitägigen Veranstaltungen werden http://www.klarsicht.bzga.de methodisch als auch inhaltlich sehr gut dafür geeignet, zudem „Lehrkräfte-Cafés“ in den Kinos angeboten. mit vergleichsweise geringem Aufwand die relevanten 1.3.3 »KlarSicht« – Informationen zum Ausmaß des suchtgefährdenden Die BZgA-Jugendfilmtage finden in regionalen (Multi- Mitmach-Parcours zu 1.3.4 Schüler- und Lehrer- Verhaltens von Jugendlichen in der Region zu erfassen plex-)Kinos und in enger Kooperation mit kommuna- Tabak und Alkohol befragung »SCHULBUS« und so die empiriegestützte Grundlage für die Konzep- len Akteuren der Suchtprävention vor Ort statt. Sie tion und Umsetzung standortspezifischer Präventions- sind inhaltlich eng mit den BZgA-Kampagnen „rauch- Mit dem von der BZgA entwickelten „KlarSicht“- Bundesweit existieren Prävalenzstudien, die einen maßnahmen zu schaffen. Deutsche Städte und frei“, „Null Alkohol – Voll Power“ und „Alkohol? Kenn Mitmach-Parcours zu Tabak und Alkohol werden die guten bevölkerungsbezogenen Überblick über den Kommunen können sich an das Forscherteam des dein Limit.“ verzahnt und richten sich an Schülerinnen beiden legalen Suchtstoffe interaktiv und spielerisch Substanzkonsum verschaffen. Sie geben jedoch keinen Hamburger Büros für Suchtprävention wenden und und Schüler aller Schulformen im Alter von zwölf bis thematisiert. Der Parcours richtet sich an Schülerinnen Aufschluss über die drogenkonsumrelevanten Prozesse die Durchführung entsprechender Regionalerhebun- 19 Jahren. und Schüler im Alter von zwölf bis 18 Jahren und ist in der Region. Das BMG förderte daher zwei Projekte gen beantragen. Dass daran Interesse besteht, zeigt die mit den BZgA-Kampagnen „rauchfrei“, „Alkohol? Kenn für ein lokal einsetzbares Datenerhebungsverfahren bereits im Verlauf des Projektes entstandene Koopera- Im Jahr 2014 entwickelte die BZgA in Kooperation mit dein Limit.“ und „Null Alkohol – Voll Power“ verknüpft. mit Tablet-PCs. tion mit der Stadt Frankfurt, der die Tablet-PCs Länderkoordinatoren für Suchtprävention sowie Ziel des Parcours ist es, über die Risiken des Rauchens erstmalig ausgeliehen wurden. So könnte diese kommunalen Akteuren ein Verstetigungskonzept für und des Alkoholkonsums zu informieren, Schutzfakto- Ziel des vom Büro für Suchtprävention der Hamburgi- Erhebungsform zukünftig in weiteren Städten und die Jugendfilmtage. Mittelfristiges Ziel des Versteti- ren zu stärken und eine kritische Einstellung zu schen Landesstelle für Suchtfragen e. V. initiierten Regionen eingesetzt werden, um konkrete Daten gungsprozesses ist die eigenständige Organisation und fördern. Vorhabens war die Entwicklung, Erprobung und ermitteln zu können.

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Das Vorhaben der Universität Frankfurt am Main, Konsums gesundheitlich riskanter Alkoholmengen Die Eingangserhebung erfolgte im Herbst 2012. Insge- Laufzeit: 1. April 2012 bis 31. März 2015 Centre for Drug Research, bestand in einer Modifikati- und die des Rauschtrinkens. Hier gibt es keine Verän- samt nahmen 5.688 Auszubildende aus 49 berufsbilden- Der Zusammenhang zwischen Ausbildungserfolg und on der Datenerhebung des seit 2002 bestehenden, derungen – bis auf zwei Ausnahmen, die in unter- den Schulen und 329 Klassen teil. Die Geschlechterver- Substanzkonsum wird mittels einer Beobachtungsstu- extern finanzierten Forschungsprojekts zur Drogen- schiedliche Richtungen weisen: Der Konsum gesund- teilung variierte in Abhängigkeit des Berufsfeldes. Die die durch das Kieler Institut für Therapie- und Gesund- trendforschung, Monitoringsystem „MoSyD“ für heitlich riskanter Mengen ist bei 18- bis 21-jährigen Gesamtstichprobe 54 Prozent männliche und 46 heitsforschung (IFT-Nord) untersucht. Erhoben werden Frankfurt am Main. Auch hier konnte durch den Männern im Vergleich zu 2008 zurückgegangen, Prozent weibliche Auszubildende eingeschlossen. Das Daten von Auszubildenden zu Beginn der Ausbildung Einsatz von Tablet-PCs beim SCHULBUS-Vorhaben während das häufige Rauschtrinken bei Frauen dieser mittlere Alter lag bei 19,4 Jahren (SD: 3,9 Jahre; Range: 15 und 18 Monate später nach der Zwischen- bzw. anstelle der bisher verwendeten Papierfragebögen die Altersgruppe von 2010 zu 2012 angestiegen ist. bis 55 Jahre) bei einem Anteil von 33 Prozent Minderjäh- Gesellenprüfung Teil 1 in sieben Bundesländern. Ziel Datenqualität und Vergleichbarkeit der in diesem rigen. 21,6 Prozent hatten einen Migrationshintergrund, des vom Bundesministerium für Gesundheit geförder- Rahmen jährlich durchgeführten repräsentativen Den Tabakkonsum betreffend befindet sich die 68,6 Prozent hatten mindestens einen mittleren ten Forschungsvorhabens ist es, zu untersuchen, wie Schülerbefragung wesentlich verbessert werden. Raucherquote bei den 12- bis 17-jährigen Jugendlichen Schulabschluss. Ein problematischer Substanzkonsum verbreitet der Substanzkonsum unter Auszubildenden auf einem historischen Tiefstand, während die Zahl war zu Ausbildungsbeginn weit verbreitet: So rauchten derjenigen, die in dieser Altersgruppe nie geraucht 40,7 Prozent täglich, 45,0 Prozent zeigten riskanten 1.4 Junge Erwachsene haben, weiter steigt. Die Erfolge in der Altersgruppe der Alkoholkonsum, 3,6 Prozent abhängigen Cannabiskon- Tabelle 06: jüngeren Erwachsenen sind dagegen nicht ganz so sum und 10,2 Prozent auffälligen Medikamentenkon- Soziodemografische Merkmale der Stichprobe Suchtprävention hat sich in der Vergangenheit sehr ausgeprägt, hier sinkt die Raucherquote nur langsam. sum. Täglicher Tabakkonsum sowie problematischer Problematischer Substanzkonsum N % stark auf Jugendliche ausgerichtet. Ziel war es, den Vor diesem Hintergrund hat das BMG verschiedene Alkohol- und Cannabiskonsum fanden sich häufiger bei Einstieg in den Tabak- oder Alkoholkonsum möglichst Projekte für die Zielgruppe der jungen Erwachsenen männlichen Auszubildenden, auffälliger Medikamen- Gesamt 5.688 100% zu verhindern bzw. das Alter des Erstkonsums zu entwickelt. Dabei stehen auf der einen Seite Studieren- tenkonsum hingegen häufiger bei Frauen. In den Geschlecht erhöhen. Diese Zielsetzung war richtig, da beispielswei- de (siehe B 1.4.2), auf der anderen Seite Auszubildende höheren Altersgruppen war täglicher Tabakkonsum Männlich 3.069 54,1 se beim Tabakkonsum eindeutig belegt ist, dass ein (siehe B 1.4.1, 1.5, 1.6.3) im Fokus. stärker verbreitet als bei jüngeren Auszubildenden, Einstieg in den Konsum nicht in höherem Lebensalter umgekehrt verhielt es sich beim problematischen Weiblich 2.601 45,9 erfolgt. Wer also bis zum Erwachsenenalter zu den Alkoholkonsum. Tägliches Rauchen und auffälliger Alter Nichtraucherinnen und Nichtrauchern zählt, wird 1.4.1 Alkohol und Drogen Medikamentenkonsum fanden sich am häufigsten bei auch später mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mit Als Risikofaktoren für personenbezogenen Dienstleistungsberufen, problema- <18 Jahre 1.905 33,5 dem Rauchen beginnen. Vor allem beim Tabakkonsum, einen erfolgreichen tischer Alkoholkonsum am häufigsten bei gewerblich- 18–21 Jahre 2.706 47,6 aber auch beim Rauschtrinken konnten in den Ausbildungsabschluss technischen Ausbildungsberufen. Zusammenhänge 18–21 Jahre 1.072 18,9 vergangenen Jahren in der Altersgruppe der Jugendli- zwischen Berufsfeld und problematischem Substanz- Migrationshintergrund chen deutliche Erfolge verzeichnet werden. Der Zusammenhang zwischen Ausbildungserfolg und konsum blieben allerdings bei Berücksichtigung aller Substanzkonsum wird mittels einer Beobachtungsstu- Einflussfaktoren nur für den Tabakkonsum bestehen. Nein 4.451 78,4 Anders sieht dies in der Gruppe der jungen Erwachse- die durch das Kieler Institut für Therapie- und Gesund- Ja 1.227 21,6 nen aus. Beim Alkoholkonsum junger Menschen im heitsforschung (IFT-Nord) untersucht. Erhoben werden Schulabschluss Alter von 18 bis 25 Jahren zeichnen sich in den letzten Daten von Auszubildenden zu Beginn der Ausbildung Hauptschule 1.772 31,4 Jahren keine einschneidenden Veränderungen ab. Zwar und 18 Monate später nach der Zwischen- bzw. Bei den 18- bis deutet sich langfristig ein langsamer Rückgang in der Gesellenprüfung Teil 1 in sieben Bundesländern. Ziel 21-jährigen Männern Mittlere Reife 2.618 46,4 30-Tage-Prävalenz des Alkoholkonsums an, die sich im des vom Bundesministerium für Gesundheit geförder- FHR/Abitur 1.255 22,2 Zeitraum von 2004 bis 2012, also innerhalb von acht ten Forschungsvorhabens ist es, zu untersuchen, wie ist der riskante Berufsfeld Jahren, bei 18- bis 25-jährigen Männern um vier und verbreitet der Substanzkonsum unter Auszubildenden 18–21 Jahre 1.680 29,5 bei 18- bis 25-jährigen Frauen um neun Prozentpunkte ist und ob dieser Konsum einen Einfluss auf den Konsum von Alkohol 18–21 Jahre 1.654 29,1 verringert hat. Aber die Frage, ob in den vergangenen Ausbildungserfolg hat. Neben Merkmalen von Person im Vergleich zu 2008 30 Tagen Alkohol getrunken wurde oder nicht, ist bei und Ausbildung werden Häufigkeit und problema- 18–21 Jahre 1.667 29,3 Erwachsenen aus gesundheitlicher Sicht nicht so sehr tischer Konsum von Tabak, Alkohol, Cannabis und zurückgegangen. 18–21 Jahre 687 12,1 entscheidend. Wichtiger ist die Verbreitung des Medikamenten erfasst.

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 88 89

Abbildung 15: 1.4.2 Prävention des Insgesamt verzeichnete die Website im Jahr 2014 mehr Problematischer Substanzkonsum Auszubildenden, auffälliger Medikamentenkonsum substanzkonsums bei als 10.000 (eindeutige) Besuche. 60 in Prozent hingegen häufiger bei Frauen. In den höheren Alters- sTudierenden gruppen war täglicher Tabakkonsum stärker verbreitet Zum Modellvorhaben gehört auch die Erprobung 50 als bei jüngeren Auszubildenden, umgekehrt verhielt es Schulische Präventionsarbeit kann bereits auf eine unterschiedlicher Zugänge zu den Präventionsmaß- 45,0 sich beim problematischen Alkoholkonsum. Tägliches langjährige Erfahrung zurückblicken. Weitaus weniger nahmen. So wurde zum einen im Rahmen eines 40,7 40 Rauchen und auffälliger Medikamentenkonsum Gesundheitsförderung und Prävention findet bislang systematischen Gesundheitsmonitorings (Uni Hildes- fanden sich am häufigsten bei personenbezogenen in Hochschulen statt. Eine vom BMG geförderte Studie heim) auf das Präventionsportal hingewiesen. Zum 30 Dienstleistungsberufen, problematischer Alkoholkon- zu „Formen der Stresskompensation und Leistungsstei- anderen wurden Studierende mittels Werbemaßnah- sum am häufigsten bei gewerblich-technischen gerung bei Studierenden“ in 2010 untersuchte den men auf die Website aufmerksam gemacht. Ausbildungsberufen. Zusammenhänge zwischen Präventionsbedarf genauer. Die Ergebnisse der Studie 20 Berufsfeld und problematischem Substanzkonsum zeigen, dass empfundene Belastungen durch Leis- Entsprechend dem modellhaften Charakter des Projek- 10,2 blieben allerdings bei gegenseitiger Berücksichtigung tungsstress eng mit dem Substanzkonsum (Alkohol, tes wird der gesamte Prozess der Bewerbung und 10 3,6 aller Einflussfaktoren nur für den Tabakkonsum Cannabis, Tabak) verbunden sind. Darauf aufbauend Implementierung der Intervention im Rahmen einer bestehen. fördert das BMG seit Sommer 2013 drei Projekte, in Prozessevaluation untersucht. Die Ergebnisevaluation 0 Tabak Alkohol Cannabis Medikamente denen neue Ansätze der Prävention bei bereits riskant fokussiert (1.) die Werbemaßnahmen, (2.) die Zugangs- http://www.thieme-connect.de/DOI/ konsumierenden Studierenden entwickelt wurden: wege zum Internetportal sowie (3.) die verfügbaren DOI?10.1055/s-0034-1382043[DOI:10.1055 Interventionen. Mit der Kombination einer Prozess- ist und ob dieser Konsum einen Einfluss auf den /s-0034-1382043] 1. Prävention von riskantem Substanzkonsum und Ergebnisevaluation lassen sich Hinweise für die Ausbildungserfolg hat. Neben Merkmalen von Person unter Studierenden – delphi GmbH (Berlin) erfolgreiche Implementierung des Präventionsangebo- und Ausbildung werden Häufigkeit und problema- Im Rahmen des Modellprojekts www.dein-masterplan. tes an weiteren Hochschulen ableiten. Das Projekt wird tischer Konsum von Tabak, Alkohol, Cannabis und de werden Maßnahmen der selektiven Prävention für am 30.06.2015 abgeschlossen sein. Die Evaluationser- Medikamenten erfasst. Studierende konzipiert, bereitgestellt und evaluiert. gebnisse werden spätestens bis zum 31.07.2015 Der Konsum von Ziel dabei ist es, Studierende, die riskante oder schädli- vorliegen. Die Eingangserhebung erfolgte im Herbst 2012. che Verhaltensweisen im Umgang mit Alkohol, Tabak, Insgesamt nahmen 5.688 Auszubildende aus 49 Tabak, Alkohol, Cannabis oder Medikamenten zeigen, zu einer reflek- 2. INSIST Internetbasierte Soziale Normen berufsbildenden Schulen und 329 Klassen teil. Die tierten Einstellung bzw. zu einer Verhaltensänderung Intervention zur Prävention von Substanzkonsum Geschlechterverteilung variierte in Abhängigkeit des Cannabis und zu bewegen. In das Maßnahmenbündel einbezogen bei Studierenden – Leibniz-Institut für Präventi- Berufsfeldes, in die Gesamtstichprobe waren 54 wird auch die problematische Nutzung von Online- onsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH Prozent männliche und 46 Prozent weibliche Auszubil- Medikamenten Angeboten sowie Computer- und Glücksspielen. (Bremen) dende eingeschlossen. Das mittlere Alter lag bei 19,4 In diesem Projekt werden Studierende von acht Jahren (SD: 3,9 Jahre; Range: 15 bis 55 Jahre) bei einem ist unter Auszu- Alle Maßnahmen der Prävention wurden internetba- Hochschulen in Deutschland durch eine Rückmeldung Anteil von 33 Prozent Minderjährigen. 21,6 Prozent siert realisiert. Hierbei wurden zum einen bereits über den tatsächlichen, oftmals überschätzten Sucht- hatten einen Migrationshintergrund, 68,6 Prozent bildenden weit etablierte und evaluierte Inhalte und Programme der mittel- bzw. Drogenkonsum ihrer eigenen Peergruppe hatten mindestens einen mittleren Schulabschluss. Ein Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA aufgeklärt (sogenannter Soziale-Normen-Ansatz). problematischer Substanzkonsum war zu Ausbildungs- verbreitet. eingebunden. Ergänzend hierzu wurden zum anderen 4.569 Studierende machten Angaben zum persönlichen beginn weit verbreitet: So rauchten 40,7 Prozent für die Zielgruppe der Studierenden spezifische und zum geschätzten Peerkonsum, die in vier der acht täglich, 45,0 Prozent zeigten riskanten Alkoholkonsum, Interventionsmodule (zum Beispiel Angebote zur Hochschulen zur Entwicklung eines webbasierten 3,6 Prozent abhängigen Cannabiskonsum und 10,2 Prävention psychischer Belastungen) konzipiert und in geschlechtsspezifischen Feedbacks genutzt wurden. Prozent auffälligen Medikamentenkonsum . Täglicher die Website integriert. Dabei werden Diskrepanzen zwischen Einschätzungen Tabakkonsum sowie problematischer Alkohol- und des Peerkonsums und dem tatsächlichen Substanzkon- Cannabiskonsum fand sich häufiger bei männlichen Das internetbasierte Präventionsangebot für Studie- sum verdeutlicht. . Dies soll zu einer Reduktion von rende ist seit Mitte Januar 2014 online verfügbar. Substanzkonsum führen, was mittels der clusterrando-

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misierten kontrollierten Studie untersucht wird. Im Begleitend – und im Sinne der Verankerung im Das Fachportal „PrevNet“ besteht seit 2004 und wird gefolgt von der Cannabis- (47 Prozent) und der Anschluss an eine Folgeerhebung erhielten Studieren- Setting – werden an der Hochschule Esslingen von der BZgA und den Landeskoordinierungsstellen Tabakprävention (34 Prozent). Seit 2006 stellt „Dot.sys“ de der Kontrollhochschulen ebenfalls Zugang zu der Peer-Beraterinnen und -berater ausgebildet. Die der Suchtprävention aus derzeit 14 Bundesländern eine wichtige Basis für die Präventionsberichterstat- Intervention. Qualifizierung erfolgt in umfassenden Kursen, die in betrieben. Das Portal bündelt Informationen über tung auf nationaler und internationaler Ebene dar. den Studienprogrammen der Fakultät Soziale Arbeit, Einrichtungen und Akteure, Veranstaltungen, Projekte, Die Erhebungen sind bereits abgeschlossen, die Gesundheit und Pflege eingebettet sind. Die Peerbe- Studien und Materialien in der Suchtprävention. http://www.bzga.de Veröffentlichung der Ergebnisse ist ab Juli 2015 raterinnen und Berater entwickeln alkoholpräventi- Hierfür werden bestehende regionale Netzwerke http://www.prevnet.de geplant. ve Ansätze, die auf dem Campus als „Sensibilisie- genutzt und Maßnahmen der Suchtprävention von http://www.dotsys-online.de rungs-Aktionen“ umgesetzt werden. Bei diesen Bund und Ländern miteinander vernetzt. Das Portal http://www.ispi-studie.de/home.html Aktionen spielen einzelne Elemente der deutschen wird laufend aktualisiert und bietet den Nutzerinnen Version von eCHECKUP TO GO eine zentrale Rolle, und Nutzern vielfältige Interaktions- und Kommuni- 3. Online-Prävention substanzbezogener mit dem Ziel, die Bekanntheit und Akzeptanz des kationsmöglichkeiten. Die Nutzung ist auch im Jahr 1.6 Betriebliche Störungen – Hochschule Esslingen (Esslingen) Programms zu erhöhen. Eine Befragung von Studie- 2014 weiter gestiegen. Derzeit sind mehr als 1.000 suchtprävention Ziel des Projektes ist es, ein US-amerikanisches renden zur Akzeptanz dieser Aktionen ist für den Einrichtungen und rund 1.600 Mitglieder registriert. Online-Programm zur Prävention riskanten Alkohol- Sommer 2015 vorgesehen. Der Konsum von Nikotin, Alkohol, Medikamenten konsums bei Studierenden (eCHECKUP TO GO) auf die Mit der Online-Datenbank „Dot.sys“ wird ein compu- oder illegalen Drogen hat neben den individuellen Bedingungen im deutschsprachigen Raum anzupassen, In dem geplanten Disseminationskonzept wird die tergestütztes Dokumentationssystem bereitgestellt, das Gesundheitsfolgen auch negative Auswirkungen auf die deutsche Version des Programms an einer Hoch- Übertragbarkeit der vorliegenden Erfahrungen auf wesentlich zur Transparenz der Präventionsmaßnah- die Arbeitswelt. Vermehrte Fehlzeiten, eine verrin- schule zu implementieren und auf seine Wirksamkeit andere Hochschulen überprüft und Verbreitungs- men in Deutschland beiträgt. Hauptamtlich in der gerte Leistungsfähigkeit und die Gefährdung der zu überprüfen. Dabei spielt die Partizipation von strategien werden entwickelt. Suchtprävention tätige Mitarbeiterinnen und Mitar- Arbeitssicherheit sind die Folge. Studierenden sowohl im Adaptationsprozess als auch beiter aus Fach- und Beratungsstellen, Ämtern, bei der Verankerung im Setting Hochschule eine http://www.hs-esslingen.de/de/hochschule/ Vereinen, Fachambulanzen und Landeskoordinie- Deshalb förderte die Bundesregierung im Rahmen herausragende Rolle. fakultaeten/soziale-arbeit-gesundheit-und-pflege/ rungsstellen können in „Dot.sys“ die von ihnen der betrieblichen Gesundheits- und Suchtprävention forschung/projekte/laufende-projekte/echug-d.html durchgeführten Maßnahmen der Suchtprävention im Februar 2014 die Fachtagung „Fallmanagement Das US-amerikanische Programm eCHECKUP TO GO dokumentieren. Die Datenbank ermöglicht so auch bei substanzbezogenen Störungen in Klein- und wird seit mehr als zehn Jahren an über 600 amerikani- eine gezielte Beobachtung der suchtpräventiven Kleinstbetrieben“, bei der Wege zu einer verbesserten schen Hochschulen eingesetzt und ist vielfach mit Aktivitäten auf Bundes-, Länder- und kommunaler Kooperation zwischen Betrieben, Einrichtungen der ermutigenden Ergebnissen evaluiert worden. Der 1.5 Qualitätssicherung in Ebene. Suchtberatung und -behandlung, der Selbsthilfe, Adaptationsprozess für die deutsche Version erfolgte in der Suchtprävention Betriebs- und Werksärztinnen und ärzten sowie studentischen Fokusgruppen an vier Hochschulen, die Im Jahr 2012 wurden insgesamt mehr als 33.000 Leistungsträgern aufgezeigt wurden. Um eine unterschiedliche Hochschultypen repräsentierten. Die • »Expertise zur Suchtprävention« suchtpräventive Maßnahmen, Projekte und Program- nachhaltige Verwertung der Ergebnisse zu ermögli- Ergebnisse der Fokusgruppenarbeit zeigten erhebli- me in „Dot.sys“ dokumentiert. 58 Prozent dieser chen, wurde von dem Projektnehmer die Broschüre chen Anpassungsbedarf des Programms an die Mit der Bereitstellung der internetgestützten Maßnahmen dienten der universellen Prävention, 17 mit dem Titel „Suchtprobleme in Klein- und Kleinst- Lebenswelten von Studierenden in Deutschland. Systeme „PrevNet“ und „Dot.sys“ tragen die Bundes- Prozent der indizierten und 14 Prozent der selektiven betrieben – ein praxisorientierter Leitfaden für zentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und Prävention. 58 Prozent der dokumentierten Maßnah- Führungskräfte“ mit einer Auflagenhöhe von 34.000 Die entwickelte deutsche Programmversion wurde im die Länder seit vielen Jahren wesentlich zur Koope- men waren an Endadressatinnen und adressaten Exemplaren entwickelt. Zeitraum von April bis November 2014 in drei Erhe- ration und Qualitätsentwicklung in der Suchtprä- gerichtet, 39 Prozent an Multiplikator(inn)en. bungswellen mittels einer randomisierten kontrollier- vention bei. Beide Systeme dienen dazu, die Transpa- Als weiteres Projekt fördert das BMG seit 2012 eine ten Studie auf ihre Wirksamkeit untersucht. Die renz der bundesweiten Präventionsmaßnahmen zu Mit 47 Prozent der dokumentierten Maßnahmen Studie zur Erforschung von suchtmittelbezogenen erhobenen Daten werden gegenwärtig für die Analyse fördern, qualitätsgesicherte Informationen bereitzu- wurden – wie in den Vorjahren – die meisten Projekte Problemen in der Ausbildung. Das Projekt wird aufbereitet, sodass erste Ergebnisse im zweiten Quartal stellen und die Vernetzung von Fachkräften bundes- in Schulen durchgeführt. 59 Prozent der Maßnahmen voraussichtlich 2015 abgeschlossen. 2015 vorliegen werden. weit zu optimieren. widmeten sich einzelnen Substanzen, wobei die meisten der Alkoholprävention (81 Prozent) dienten,

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 92 93

1.6.1 Aktivitäten der 1.6.2 »Prev@WORK« Abbildung 16: deutschen Hauptstelle Konzept und Zielgruppen des Programms Prev@WORK für Suchtfragen Die Altersgruppe der 18- bis 20-Jährigen zeigt den höchsten und intensivsten Suchtmittelgebrauch – Das Thema „Betriebliche Suchtprävention und -hilfe“ auch problematische Konsummuster sind hier am Prev@WORK bildete auch im Jahr 2014 einen Schwerpunkt der DHS. weitesten verbreitet (Quelle: JDH-Studie – Jugend, Im Rahmen dieses Schwerpunktthemas wurden vor Drogen, Hintergründe, Berlin 2014). Dabei sind allem die Informationsangebote weiterentwickelt und Folgekosten von riskantem Konsum und Ausbildungs- ihre Verbreitung ausgeweitet. Für verschiedene Perso- abbrüche nicht zu vernachlässigen, auch angesichts nengruppen in Unternehmen und Behörden gibt die der demografischen Entwicklung. Suchtmittelkonsum DHS maßgeschneiderte Printmaterialien heraus, zum in der Ausbildung stellt jedoch weiterhin ein kaum Ausbilder/ Entscheidungs- Auszu- innen bzw. Beispiel Leitfäden für Führungskräfte für den Umgang beachtetes Problem dar. trager/innen bildende Lehrende mit Betroffenen oder an Mitarbeitende gerichtete Informationen über Risiken des Suchtmittelkonsums Prev@WORK als ganzheitliches Programm hat das am Arbeitsplatz. Eine zentrale Informationsquelle ist das Ziel, Suchtprävention als Bestandteil des Arbeitsschut- Internetportal www.sucht-am-arbeitsplatz.de. zes im betrieblichen Gesundheitsmanagement zu verankern. Hauptzielgruppe sind Auszubildende, die Strukturelle Fortbildung zu Hinter- Zielgruppengerehte Es bietet einen umfassenden Überblick über den sich in Seminaren Wissen zum Thema Sucht aneignen, Verankerung des grundwissen, Vermittlung von Präventions- bzw. Frühinter- Themenkomplex „Betriebliche Suchtprävention und ihr eigenes Konsumverhalten reflektieren und Programms Handlungskompetenz ventionsprogramme Suchthilfe“ für Verantwortliche in Unternehmen, dadurch einen verantwortungsvollen und risikokom- Führungskräfte und Personalverantwortliche, Mitar- petenten Umgang mit Suchtmitteln erlernen sollen. Quelle: Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin (hrsg.) 2011: Handbuch Prev@Work-Suchtprävention in der Ausbildung, Berlin beitervertretungen, Suchtbeauftragte, betriebliche Suchtkrankenhelferinnen und -helfer, Beschäftigte Das Programm Prev@WORK, das von März 2011 bis und auch Betroffene selbst sowie deren Kolleginnen Februar 2012 als Bundesmodellprojekt vom BMG und Kollegen. Für alle Interessierten hält die Internet- gefördert wurde, wurde von der Fachstelle für Sucht- Um die nachhaltige Verankerung und Umsetzung Beiträge über betriebliche Suchtpräventionsansätze seite Informationsmaterialien, Handlungshilfen und prävention Berlin entwickelt und befindet sich seit des Programms Prev@WORK weiter voranzubrin- aus der Schweiz und aus Österreich. Die Evaluations- Leitfäden bereit, die Unterstützung in diesem Bereich März 2012 in der Verstetigung. Es wird auch in 2015 gen, fand von 29. bis 30. September 2014 unter ergebnisse zeigen, dass die Konferenz ein großer der betrieblichen Gesundheitsförderung suchen. weitergeführt. Beteiligung von elf Bundesländern, Österreich und Erfolg war. Über 98,4 Prozent der Teilnehmenden der Schweiz die Prev@WORK-Qualitätskonferenz in konnten durch die Konferenz Erkenntnisse dazuge- Zudem bündelt die Seite zahlreiche Adressen von In der Verstetigungsphase wurden 129 Fachkräfte der der Neuen Mälzerei in Berlin statt. Die Konferenz winnen und fanden eine solche programmbezogene Beratungsstellen, Einrichtungen sowie auch Netzwer- Suchtprävention sowie Beschäftigte im Ausbildungs- wurde vom BMG gefördert. Über 80 Fachkräfte aus Qualitätskonferenz sinnvoll. Besondere Zustimmung ken und Institutionen, die mit dem Thema befasst sind. setting darin zertifiziert, Prev@WORK umzusetzen – Suchtpräventions-Fachstellen, Beratungsdiensten, fand auch der Praxisaustausch untereinander, den Das Portal wurde in 2014 kontinuierlich weiterentwi- damit gibt es bundesweit insgesamt 219 Prev@ Betrieben, Behörden und anderen Arbeitsfeldern 95,1 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ckelt und um neue Inhalte ergänzt, wie etwa den WORK-Trainerinnen und Trainer. Seit 2012 wurden folgten der Einladung. nutzten. Weitere Informationen finden Sie unter: Seitenbereich „Psychische Gesundheit“ in Bezug zur 118 Seminare mit Auszubildenden bundesweit „Betrieblichen Suchtvorbeugung“. Das starke Interesse durchgeführt und damit insgesamt 1.500 Auszubilden- Die Qualitätskonferenz konnte den effektiven http://www.berlin-suchtpraevention.de an der Seite zeigt sich auch in den steigenden Besu- de erreicht. Gemäß dem Konzept wurden darüber Nutzen des Programms Prev@WORK darstellen und http://www.prevatwork.de cherzahlen und Seitenaufrufen. hinaus von den ausgebildeten Prev@WORK-Trainerin- es weiter bekannt machen. Die teilnehmenden nen und Trainern auch Ausbilderseminare abgehal- Trainerinnen und Trainer nutzten die Möglichkeiten ten. Dank der Unterstützung der BZgA konnten des Austausches darüber, wie eine Implementierung weitere Prev@WORK-Manuale gedruckt werden. Die gut gelingen kann und welche Partner dafür mit „ins AOK Nordost unterstützt die Durchführung weiterer Boot“ geholt werden können und sollten. Auch ein Trainer(innen)-Seminare. Blick „über den Tellerrand“ wurde ermöglicht, durch

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1.7 Suchtprävention und riskante Konsummuster sowie stoffungebundene gepflicht, sodass die Privatsphäre der Ratsuchenden aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik zu dem in der Bundeswehr Süchte eingegangen werden. geschützt bleibt. Zweck, Leistungsfähigkeit, Bewältigungsmöglichkeiten, Widerstandsressourcen, Selbsthilfe- und Gesundheits- Die Bundeswehr hat es sich zum Ziel gesetzt, die Als zentrale Anlaufstelle für Fragen der Suchtpräventi- Mit dem Rahmenkonzept „Erhalt und Steigerung der kompetenzen der Angehörigen der Bundeswehr zu Gesundheit der Bundeswehrangehörigen zu erhalten, on und -bekämpfung in der Bundeswehr fungiert das psychischen Fitness von Soldaten und Soldatinnen“, erhalten und zu stärken. Im Bereich der „Betrieblichen Abstinenz zu fördern sowie Missbrauch von legalen im Jahr 2000 am „Zentrum Innere Führung“ in Koblenz das einen grundsätzlich präventiven Ansatz verfolgt, Gesundheitsförderung“ wird in der angelaufenen und illegalen Suchtmitteln zu verhindern. Durch eine eingerichtete „Dokumentationszentrum zur Suchtprä- werden bestehende und neue Maßnahmen, die unter Erprobung neben den Themen Stress, Ernährung und strukturelle Verankerung wird dies als dauerhafter und vention und -bekämpfung“. Die zugehörige Web/ anderem auch der Suchtprävention dienen, prozessbe- Bewegung auch der Bereich Sucht bzw. Suchtpräventi- nachhaltiger Prozess gestaltet. Er umfasst die Aufklä- Intranetseite wird überarbeitet und soll im Jahr 2015 zogen und zielgruppenorientiert entwickelt und on dahingehend untersucht, welche den Bedingungen rung sowie die Aus- und Weiterbildung von wieder zur Verfügung stehen. Hier werden Vorgesetzte zusammengeführt. Basierend auf bereits bestehenden und Bedürfnissen an den einzelnen Dienststellen Multiplikator(inn)en und Vorgesetzten. unter dem Stichwort „Dokumentationszentrum Methoden zur Erfassung der psychischen Fitness Rechnung tragenden Optimierungen möglich sind. Suchtprävention“ weiterführende Informationen zum wurden Screening-Verfahren für die Streitkräfte Zur Bündelung aller Facetten der Prävention arbeiten Umgang mit Suchterkrankungen finden können. entwickelt und erprobt, die zweckgebunden zu die Dienststellen der Bundeswehr in einem Netzwerk bestimmten Zeitpunkten eingesetzt werden können, 1.7.1 Suchtselbsthilfe zusammen. Hier engagieren sich neben dem psychoso- In Lehrgängen wird den Multiplikator(inn)en sowie etwa vor und nach einem Auslandseinsatz. Die Er- in der Bundeswehr zialen Netzwerk der Bundeswehr (bestehend aus dem zivilen und militärischen Führungspersonal kenntnisse der Erprobung werden derzeit wissen- Sanitätsdienst, Sozialdienst, Psychologischem Dienst Handlungssicherheit im Umgang mit Suchterkrankten schaftlich ausgewertet. Eine Anwendung im Regelbe- Der Verein Soldatenselbsthilfe gegen Sucht e. V. (SSHS und Militärseelsorge) auch die Soldatenselbsthilfe vermittelt. Dabei werden auch der unangemessene trieb ist ab dem dritten Quartal 2015 vorgesehen. e. V.) ist ein bundesweit organisierter Personenkreis von gegen Sucht e. V. sowie weitere Organisationen, Vereine Internetgebrauch, der Umgang mit elektronischen über 280 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und und Initiativen, um an den Bundeswehrstandorten den Medien, Spielsucht, Kaufsucht, Arbeitssucht und der Der Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Mitarbeitern aus dem Bereich der Bundeswehr, die Soldatinnen und Soldaten, zivilen Mitarbeitern und Konsum von Designerdrogen und neuen psychoakti- Verteidigung führt ein „Betriebliches Gesundheitsma- überwiegend aus der eigenen Betroffenheit heraus Mitarbeiterinnen, deren Angehörigen sowie den ven Substanzen thematisiert. nagement“ ein. Dazu erfolgt seit Januar 2015 eine handeln. Vorgesetzten professionelle Beratung und Unterstüt- Erprobung an elf ausgewählten Dienststellen. Im zung anbieten zu können. Der Sozialdienst der Bundeswehr stellt den Angehöri- Wesentlichen geht es dabei um die Frage, wie eine Die SSHS e. V. unterstützt und begleitet die Bundes- gen der Bundeswehr deutschlandweit flächendeckend noch bessere, evidenzbasierte Orchestrierung der wehr im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförde- Die Soldatinnen und Soldaten werden umfassend über sowie an Auslandsstandorten individuelle Beratung innerhalb der Bundeswehr bereits bestehenden rung mit ihrem niederschwelligen Hilfsangebot und Drogen- und Suchtmittelgefahren aufgeklärt und und Betreuung in sozialen Angelegenheiten zur vielfältigen Maßnahmen zur Verbesserung der den ausgebildeten Suchtkrankenhelferinnen und darüber informiert, dass der Missbrauch von legalen Verfügung. Neben den persönlichen Beratungsgesprä- Gesundheit gelingen kann. Suchtkrankenhelfern bei der Umsetzung und Realisie- und illegalen Suchtmitteln in der Bundeswehr nicht chen bieten die Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen rung des Konzeptes „Betriebliches Gesundheitsma- geduldet wird und entsprechende Hilfsangebote zum auch Veranstaltungen zu spezifischen Abhängigkeits- Das Betriebliche Gesundheitsmanagement fußt auf nagement“ für den Geschäftsbereich des Bundesminis- Ausstieg aus der Sucht seitens der Bundeswehr themen an. den drei Säulen „Führung und Organisation“, „Arbeits- teriums der Verteidigung. bestehen. und Gesundheitsschutz“ sowie „Betriebliche Gesund- Des Weiteren sind in den Heimatstandorten und im heitsförderung“. Es verfolgt einen vorbeugenden Die Unterstützung umfasst unter anderem Informati- Zu den präventiven Maßnahmen gehören Meldungen, Auslandseinsatz Truppenpsychologen und Truppen- Ansatz mit dem Ziel, die Gesundheit der Bundeswehr- onsveranstaltungen in den Dienststellen, die Teilnah- Aktionen, Broschüren, Plakate, CD-ROM-Verteilungen psychologinnen der Bundeswehr in der Suchtpräventi- angehörigen zu erhalten, zu fördern und zu schützen. me an suchtpräventiven Maßnahmen der Bundeswehr sowie Auftritte in digitalen Medien. Sie verdeutlichen on aktiv. Sie beraten Vorgesetzte, richten Weiterbil- Präventive und korrektive Maßnahmen werden damit und zivilen Organisationen, individuelle Erst- und die Risiken und Gefahren von Sucht und stärken das dungsveranstaltungen zur Suchtprophylaxe aus und noch effektiver strukturiert, vertieft und in der weiterführende Beratungsgespräche sowie notwendige Abwehrverhalten. Suchtleitfäden sowie konkrete bieten individuelle Beratungsgespräche an. Nachhaltigkeit gefestigt. Angestrebt wird eine Verhal- begleitende Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Dienstvereinbarungen, die zum Beispiel Bestimmun- tensänderung, die den Bundeswehrangehörigen nicht hilfesuchenden Personen. gen zum Alkoholverbot während der Dienst-/Arbeits- Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Sozialdiens- nur am Arbeitsplatz, sondern auch für das Privatleben zeit enthalten, ergänzen dieses Angebot. Künftig soll in tes der Bundeswehr und des Psychologischen Dienstes hilfreiche Informationen und Handlungsmöglichkei- Die Mitglieder des Vereins sind sowohl aktive als auch der Präventionsarbeit zudem stärker auf polyvalente der Bundeswehr unterliegen der gesetzlichen Schwei- ten vermittelt und aufzeigt. Dies erfolgt auf dem jeweils ehemalige Soldatinnen und Soldaten sowie Zivilperso-

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Über 15.000 Kursteilnahmen konnten 2013 durch die Krankenkassen gefördert werden. nen, die im Rahmen ihrer Tätigkeiten eng mit dem 1.8 Suchtprävention der psychosozialen Netzwerk der Bundeswehr und dem gesetzlichen durch das Bundesministerium der Verteidigung krankenversicherung moderierten „Netzwerk der Hilfe“ (www.bundeswehr- support.de) zusammenarbeiten. Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) unter- stützt im Rahmen der Primärprävention und 92% 8% Sie verfügen dank einer mehrwöchigen Ausbildung betrieblichen Gesundheitsförderung Leistungen zur Tabakkonsrum Alkoholkonsrum zum betrieblichen Suchtkrankenhelfer bzw. zur Verhinderung von Suchtmittelabhängigkeit sowie Suchtkrankenhelferin in einer zivilen Suchtkranken- möglichen Folgeerkrankungen des Suchtmittelkon- klinik und oftmals auch aufgrund einer eigenen sums entsprechend §§ 20 und 20a des Fünften Abhängigkeitserkrankung über das notwendige Buches des Sozialgesetzbuchs. Die Leistungen zielen Fachwissen, um die hilfesuchenden Personen beratend, über die suchtmittelspezifischen Aspekte hinaus begleitend und betreuend zu unterstützen. auch auf die Förderung eines gesundheitsgerechten 78% 50% Lebensstils in allen Altersgruppen. Inhalte und frauen Nahmen waren in einem alter Alle Mitglieder unterliegen einer schriftlich dokumen- Qualitätskriterien der Präventionsmaßnahmen hat das angebot in anspruch von 40 – 60 Jahre tierten und nachgewiesenen Verschwiegenheitsver- der GKV Spitzenverband für Krankenkassen und pflichtung, sodass alle Informationen vertraulich Leistungserbringer verbindlich in seinem Leitfaden behandelt werden. Prävention festgelegt.

Regelmäßige Weiterbildungsmaßnahmen, zum Bei Kindern und Jugendlichen besteht das Ziel der Bei erwachsenen Versicherten unterstützen die strukturbezogene Maßnahmen wie die Förderung von Beispiel in Form von vereinsinternen Workshops, Präventionsmaßnahmen vor allem darin, den Krankenkassen die Inanspruchnahme von Gruppenbe- Betriebs- und Dienstvereinbarungen zum Nichtrau- Besuchen in Therapieeinrichtungen und Teilnahme an Einstieg in den Tabak-, Alkohol- und anderen ratungen und Trainings auf kognitiv-verhaltensthera- cherschutz oder zur betrieblichen Alkoholpolitik. Lehrgängen über stoffgebundene und stoffungebunde- Drogenkonsum zu verhindern. Hier eignen sich am peutischer Basis zur Tabakentwöhnung und zu einem Betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ne Suchterkrankungen, sorgen für einen fachlich besten solche Maßnahmen, die Kinder und Jugendli- gesundheitsgerechten Alkoholkonsum. Über 15.000 werden Hilfsangebote vermittelt. Hinzu kommen aktuellen Wissensstand der Mitglieder. che direkt in ihren Lebenswelten – insbesondere in Kursteilnahmen zu diesem Thema konnten 2013 durch verhaltensbezogene Aufklärungs- und Informations- Schulen – ansprechen und zur Teilnahme motivie- die Krankenkassen gefördert werden. Dabei bezogen angebote, Tabakentwöhnungsmaßnahmen sowie die Der Schirmherr des Vereins ist der ehemalige Wehrbe- ren. Hierdurch können Kinder und Jugendliche sich 92 Prozent der Maßnahmen auf den Tabak- und Schulung von Führungskräften. auftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, unterschiedlicher sozialer Herkunft und Bildungs- acht Prozent auf den Alkoholkonsum. Zu 78 Prozent GKV-Leitfaden Prävention: der zugleich auch Leiter des „Runden Tisches Solidari- schicht erreicht werden. Die Krankenkassen konnten wurden diese Angebote von Frauen in Anspruch tät mit Soldaten“ in Berlin ist, zu dessen Teilnehmen- im Jahr 2013 bundesweit 1,3 Millionen Kinder, genommen. Knapp 50 Prozent der Teilnehmenden http://www.gkv-Spitzenverband.de den der Verein SSHS e. V. gehört. Jugendliche, pädagogisches Personal und Eltern waren in einem Alter von 40 bis 60 Jahren. • Krankenversicherung durch verhaltens- und verhältnispräventive Maß- • Prävention, Selbsthilfe, Beratung Der Verein „Soldatenselbsthilfe gegen Sucht e. V.“ nahmen zur Prävention erreichen. Diese umfassen Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung • Prävention und betriebliche Gesundheitsförderung unterstützt alle Soldatinnen und Soldaten, Beamtinnen zumeist mehrere Handlungsfelder neben der konnten die Krankenkassen 2013 1,1 Millionen • Menüpunkte „Leitfaden Prävention“ bzw. und Beamten sowie alle Tarifbeschäftigten der Bundes- Suchtprävention, zum Beispiel auch Bewegungsför- Beschäftigte und Führungskräfte in 9882 Betrieben „Präventionsbericht“. wehr und deren Angehörige. derung, gesundheitsgerechte Ernährung oder erreichen. Stressreduktion/Entspannung. Hinzu kommen – GKV-Präventionsberichte: http://www.soldatenselbsthilfe.de insbesondere bei jüngeren Kindern – auch substanz- In der betrieblichen Gesundheitsförderung stehen die unspezifische Maßnahmen zur Stärkung sozial- Krankenkassen allen betrieblichen Gruppen – Füh- http://www.mds-ev.de emotionaler Kompetenzen. Auch wird die Fähigkeit rungskräften, Betriebs- und Personalräten, Fachkräften gefördert, in herausfordernden Situationen auf für den Arbeitsschutz und den Beschäftigten selbst – in persönliche und sozial vermittelte Ressourcen allen Fragen zur Tabak- und Alkoholprävention zurückgreifen zu können. beratend zur Seite. Zum Leistungsspektrum gehören

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4. Wie und wo bewerben Sie sich?

Bitte füllen Sie die Bewerbungsunterlagen aus und senden Sie diese mit Fotos online oder per Post an die regionalen Suchtarbeitskreise bei den örtlichen Gesundheitsämtern. 5. Was gibt es zu gewinnen? Adressen unter: www.suchtinfo-oberpfalz.de Die Geschäftsführung im örtlichen Gesundheits- Die Preise sind mit insgesamt amt hilft Ihnen bei Fragen gerne weiter. 12.000,-- € dotiert.

- Amberg, Irene Hug, Tel. 09621/39-676 Es wird eine Prämierung in Höhe von jeweils - Cham, Karl Benkner, Tel. 09971/78-469 1.000,-- € und 500,-- € pro Einzugsgebiet des 4. Wie und wo- Neumarkt, Fabian Schambeck, Tel. 09181/470-5075. Was gibt es zuSuchtarbeitskreises gewinnen? und zusätzlich eine - Neustadt/WN, Prämierung für die Stadt Regensburg geben. Strategien Strategienguter guter bewerben Sie- Regensburg, sich? Helga Salbeck, Tel. 0941/4009-740 - Schwandorf, JosefHans Mickisch, Roggenhofer, Tel. 09431/471-641 Das Preisgeld soll wieder für suchtpräventive Die Preise sind mit insgesamt SuchtpräventionSuchtprävention Bitte füllen Sie die- Tirschenreuth, Bewerbungsunterlagen Theresia Schwarz, aus Tel. 09631/7076-10 Aktivitäten eingesetzt werden. und senden Sie diese mit Fotos online oder per Tel. 09602/79-606012.000,-- € dotiert. Post an die regionalen Suchtarbeitskreise bei den in der Schulein der Schule Bei der Bewerbung erklären sich die Teilnehmer Es wird eine Prämierung in Höhe von jeweils örtlichen Gesundheitsämtern.mit der Veröffentlichung ihres Projekts einver- 1.000,-- € und 500,-- € pro Einzugsgebiet des standen. Adressen unter: Suchtarbeitskreises und zusätzlich eine www.suchtinfo-oberpfalz.deDer Rechtsweg ist ausgeschlossen. Prämierung für6. die Wer Stadt bewertet Regensburg die geben. Projekte? Die Geschäftsführung im örtlichen Gesundheits- Das Preisgeld soll wieder für suchtpräventive amt hilft Ihnen bei Fragen gerne weiter. Aktivitäten eingesetztDie Jury besteht werden. aus Fachkräften der Suchtar- Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung! beitskreise in der Oberpfalz und den Vertretern 1.9 Beispielprojekte Bayern - Amberg, Irene Hug, Tel. 09621/39-676 der Sieglinde-Nothacker-Stiftung. - Cham, Karl Benkner, Tel. 09971/78-469 - Neumarkt, Fabian Schambeck, Tel. 09181/470-507 - Neustadt/WN, Hans Roggenhofer, Tel. 09602/79-6060 Aus den Ländern zur 6. Wer bewertet die Projekte? - Regensburg, Helga Salbeck, Tel. 0941/4009-740 - Schwandorf, Josef Mickisch, Tel. 09431/471-641 - Tirschenreuth, Theresia Schwarz, Tel. 09631/7076-10 suchtprävention Suchtpräventionswettbewerb: Einsendeschluss: Die Jury besteht aus Fachkräften der Suchtar- Bei der Bewerbung02. Mai erklären 2014 sich die Teilnehmer beitskreise in der Oberpfalz und den Vertretern mit der Veröffentlichung ihres Projekts einver- der Sieglinde-Nothacker-Stiftung. Strategien guter Suchtpräventionstanden. in der Schule

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Prämierung von Konzepten und Projekten aus OBERPFALZ Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

kbüro A&M Patrzek, Regensburg Baden-Württemberg der Oberpfalz von KonzeptenPRÄMIERUNG und Projekten

OBERPFALZ PRÄMIERUNG

Layout: Grafi Eine Initiative von: von Konzepten und Projekten Suchtarbeitskreis Oberpfalz aus der Oberpfalz Ein Suchtpräventionswettbewerb für alle 200 Sieglinde-Nothacker-Stiftung aus der Oberpfalz www.suchtinfo-oberpfalz.de

OBERPFALZ Einsendeschluss: Eine Initiative von: Projekt Wartezimmer-Zeitschrift Schulen der Oberpfalz sollte die Bedeutung des Suchtarbeitskreis Oberpfalz 02. Mai 2014 Sieglinde-Nothacker-Stiftung

www.suchtinfo-oberpfalz.de OBERPFALZ kbüro A&M Patrzek, Regensburg Patrzek, A&M kbüro Eine Initiative von: Eine Initiative von: Themas selbst stärken und die Vernetzung der Suchtarbeitskreis Oberpfalz Suchtarbeitskreis Oberpfalz Sieglinde-Nothacker-Stiftung Sieglinde-Nothacker-Stiftung www.suchtinfo-oberpfalz.de

Layout: Grafi Layout: www.suchtinfo-oberpfalz.de »frei« – das Magazin zu Risiken von Genuss- Eltern oder das Gespräch mit älteren Menschen Akteure in allen sieben Landkreisen der Oberpfalz und Suchtmitteln – 2014 finden sich ebenso wie Hinweise zu weiterführen- und der kreisfreien Stadt Regensburg fördern. Die Die Landesstelle für Suchtfragen hat als universelle den Internetseiten und Beratungsstellen. Mittels Sieglinde-Nothacker-Stiftung unterstützt die Suchtprävention ein Magazin veröffentlicht, das kurzer Erfahrungsberichte und kleiner Interviews bewährte Organisation des Oberpfälzer Suchtar- ben. Parallel dazu verlief die partizipative Besetzung für die Wartezimmer der Arztpraxen konzipiert oder Statements von Fachleuten sollen die beitskreises finanziell. der Jury. Einsendeschluss war Mai 2014. Im Juni wurde. Mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren Leserinnen und Leser bei ihrem Wissensstand 2014 tagte die Jury und ermittelte aus den 34 wurde es an alle Hausarztpraxen in Baden-Würt- „abgeholt“ werden. Durch die Streuung der Beispiele guter Praxis der Suchtprävention in den Beiträgen 16 Siegerbeiträge (= 17 Prozent Beteili- temberg verschickt. Themen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich Schulen sollten im Schuljahr 2013/2014 prämiert gung von allen Schulen). Noch im Juli 2014 erfolg- möglichst viele Leserinnen und Leser über ein werden und zur Nachahmung anregen. Die Beiträge ten in allen sieben Landkreisen und in Regensburg Mit dem Print-Medium soll der „teachable bestimmtes Thema angesprochen fühlen. sollten folgende Kriterien erfüllen: Partizipation die öffentlichen Preisverleihungen. moment“ beim Arztbesuch genutzt werden, um anstreben, verhältnispräventiv sein, nachhaltig sein, Informationen zu Genuss- und Suchtmitteln Über einen QR-Code kann das gesamte Magazin vernetzt durchgeführt werden und die Lebenskom- Die Sieglinde-Nothacker-Stiftung fördert regionale ansprechend und kurzweilig zu vermitteln. auch im Internet aufgerufen werden, sodass petenz der Schülerinnen und Schüler stärken. Über suchtpräventive Aktionen und stellte für den Interessierte auch nach dem Arztbesuch noch die Preisverleihungen sollte Suchtprävention Wettbewerb insgesamt 12.000 Euro zur Verfügung. Die Zeitschrift lehnt sich in ihrem Erscheinungs- weiterlesen können. zudem öffentlichkeitswirksam dargestellt werden. Das Engagement des Stiftungsvorstandes, des bild an die Zeitschriften, die üblicherweise im Vorsitzenden des Oberpfälzer Suchtarbeitskreises, Wartezimmer ausliegen, an. Sie ist einladend zum Durch bekannte Persönlichkeiten, so auch anhand Eine Projektgruppe legte ab Februar 2013 einen der Schulen und der Sozialpädagoginnen und „in die Hand nehmen“ gestaltet. Die Information eines einführenden Statements der Sozialministe- Organisationsplan und die Wettbewerbsziele fest. pädagogen aus den Gesundheitsämtern und der bezieht sich im Wesentlichen auf legale Suchtsubs- rin und der Landesärztekammer, wird ein Bezug zu Die Grundlagen für den Wettbewerb „Strategien Regierung füllte die finanzielle Vorlage mit fachli- tanzen, spart aber illegale Suchtmittel und Baden-Württemberg und eine gewisse Nähe zur guter Suchtprävention in der Schule“ wurden chem Input. Verhaltenssüchte nicht aus. Praktische Tipps für Leserschaft hergestellt. erarbeitet und ein Bewerbungsbogen sowie ein Werbeflyer erstellt. Die Schulverantwortlichen der Die Durchführung des kompletten Wettbewerbes Oberpfalz wurden im Juli 2013 einbezogen, sodass orientierte sich an der suchtpräventiven Ge- der Wettbewerb pünktlich im neuen Schuljahr samtstrategie und an den projektbezogenen starten konnte. Ab September 2013 wurde der Qualitätsstandards der Suchtprävention in Bayern. Wettbewerb schriftlich und über persönliche Sämtliche Schritte wurden dokumentiert und Kontakte der Suchtpräventionsfachkräfte bewor- überprüfbare Ziele wurden festgelegt und erreicht.

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Niedersachsen Sachsen

Fortbildungs-Projekt »Legal Highs/NPS« Modellprojekt »Vitamine – ein Projekt zur ein an den Bedürfnissen der Schule orientierter Das Projekt für eine Fortbildungs-Offensive für die schulischen Suchtprävention« Stadtmission Suchtpräventionsplan entstehen kann. Dieser knüpft Mitarbeitenden aus den Sucht-Fachstellen in Chemnitz somit an den Ressourcen bereits erfolgreich stattfin- Niedersachsen zu neuen psychoaktiven Substanzen Vitamine stärken. Vitamine beugen vor. dender Schulsozialarbeit an. Schulsozialarbeiterin- (NPS) ist in 2014 von der NLS erfolgreich umgesetzt Vitamine wehren ab. Vita (lat.) bedeutet Leben. nen und -arbeiter sind wichtige Ansprechpersonen worden. Gefördert wurde das Projekt vom nieder- Vitamine sind genau die Stoffe, die der menschliche vor Ort, welche das Verständnis von Suchtprävention sächsischen Sozialministerium. Organismus für alle lebenswichtigen Funktionen teilen und unterstützen. Gemeinsam mit ihnen folgende Referentinnen und Referenten: benötigt. können Interessen und Schwerpunkte ermittelt Anlass waren besorgniserregende Meldungen, dass • Prof. Dr. Volker Auwärter, Uni Freiburg, Rechts- werden, um die Angebote für die Schulen zielgerich- in den vergangenen Jahren immer mehr neue medizin (Toxikologie, Pharmakologie) Das Projekt Vitamine stärkt Schülerinnen und tet zu erarbeiten. Im Rahmen des Projektes Vitamine psychoaktive, meist synthetische Stoffe auf den • Dr. Bernd Werse, Uni Frankfurt am Main (Präva- Schüler, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, werden die Suchtpräventionsmitarbeiterinnen und Markt gekommen waren. Diese werden gelegent- lenzen, Monitoring, Konsummuster) Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiterinnen und -mitarbeiter fortbilden, beraten und unterstützen. lich auch „Designerdrogen“, „Research Chemicals“ • Lisa Jakob, Deutsche Beobachtungsstelle für Schulleiter sowie Eltern im Umgang mit den Ziel ist es, die Suchtprävention im Zuge der Schulso- oder „Legal Highs“ genannt. Es handelt sich hierbei Drogen und Drogensucht (DBDD), Frühwarnsys- Themen Sucht und Drogen. zialarbeit langfristig an Schulen zu sichern und um bislang unbekannte oder aber bekannte Stoffe, tem synthetische Drogen, München (IFT) Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter im Sinne von die dem BtMG teilweise noch nicht unterstellt sind. • Dirk Grimm, Mindzone-Suchtpräventionsprojekt Die Entwicklung eines gemeinsa- Multiplikator(inn)en zu schulen. Die Europäische Drogenbeobachtungsstelle (EBDD) in Bayern, München (selektive Prävention, men langfristigen Konzeptes hatte im Rahmen des europäischen Frühwarnsys- Zugangswege zu Konsumentengruppen) zwischen Schulsozialarbeiterinnen Die Fachstelle für Suchtprävention tems zwischen 2005 und 2011 mehr als 164 neue • Die Jahrestagung 2014 der NLS sprach mit dem und -arbeitern und Suchtpräventi- ermöglicht im Rahmen des Projek- psychoaktive Substanzen ermittelt. Im Jahr 2012 Thema „Alles neo? – neue psychoaktive Substan- onsmitarbeiterinnen und -mitarbei- tes Vitamine neben Weiterbildun- wurde eine Rekordzahl von 73 erstmalig entdeck- zen“ einen breiteren Adressatenkreis an und tern setzt sich zum Ziel, eine gen, Methodentagen, Reflexions- ten Substanzen gemeldet. verstärkte die Aufklärungskampagne. Sie fand effektive, sinnvolle und zielgerich- und Kriseninterventionsgesprächen, überregional großen Anklang und war mit etwa tete Suchtprävention an den Materialien etc. eine individuelle Die als Informations-Offensive angelegte Fortbil- 160 Teilnehmenden stark überbucht. Zusätzlich Schulen zu etablieren. Unterstützung bei der Erstellung dung von Multiplikator(inn)en aus den niedersäch- zur NPS-Thematik wurde die „Crystal Meth“- eines Präventionskonzeptes für die Schulen. Im sischen Sucht-Fachstellen zu Legal-High-Produk- Situation aufgegriffen und die „Meth-Studie“ des Das Amt für Jugend und Familie Chemnitz und die kontinuierlichen fachlichen, schulbezogenen sowie ten (LH), Kräutermischungen (KM) und Research BMG: Amphetamin und Methamphetamin – Per- Fachstelle für Suchtprävention im Direktionsbezirk lösungsorientierten Austausch mit den Schulsozial- Chemicals (RC) umfasst folgende Einzelmaßnah- sonengruppen mit missbräuchlichem Konsum Chemnitz der Stadtmission Chemnitz e. V. haben arbeiterinnen und -arbeitern werden Projektideen men und Materialien: und Ansatzpunkte für präventive Maßnahmen damit ein Modellprojekt konzipiert, welches sich entwickelt, gemeinsame Veranstaltungen durchge- • In einem zweitägigen Fortbildungsintensivse- von Dr. med. Ingo Schäfer vom Zentrum für durch die Kooperation der einzelnen Akteurinnen führt und Netzwerkarbeit zum Thema Suchtpräven- minar im Frühjahr 2014 in Hannover wurden 35 interdisziplinäre Suchtforschung der Universität und Akteure auszeichnet. Das Projekt Vitamine tion an der Schule eingebettet. Durch die Zusam- Fachkräfte aus den niedersächsischen Sucht- Hamburg vorgestellt und diskutiert. fördert damit nicht zuletzt auch die trägerübergrei- menarbeit mit der Fachstelle für Suchtprävention und Drogenberatungsstellen für den Bereich • Ferner wurden umfangreiche Info-Materialien zu fende Arbeit. eignen sich die Schulsozialarbeiterinnen und NPS/Legal Highs qualifiziert, um zukünftig den neuen psychoaktiven Substanzen für die arbeiter Leitfäden und Handlungskompetenzen zum kompetent in Bezug auf die NPS informieren, Hände der Fachkräfte in der Suchtberatung und Suchtprävention ist Beziehungsarbeit – im Rahmen Beispiel im Umgang mit dem Bekanntwerden von beraten und (weiter)helfen zu können. Dieser Suchthilfe entwickelt und allen Sucht-Fachstellen des Projektes Vitamine steht nicht nur die enge Drogenkonsum sowie mit konsumierenden Schüle- Personenkreis konnte einen Expertenstatus in Niedersachsen zur Verfügung gestellt: Zusammenarbeit zwischen Schulsozialarbeiterinnen rinnen und Schülern im schulischen und außerschu- erwerben und steht nun für Anfragen und • eine USB-Card mit einer Vielzahl von abgespei- und -arbeitern und Suchtpräventionsmitarbeiterin- lischen Bereich an. Auskünfte zum Spezialgebiet NPS in der cherten Informationen nen und -mitarbeitern im Mittelpunkt. Zentrales Perspektivisch betrachtet werden die Schulsozialar- jeweiligen Heimregion zur Verfügung. Fachkun- • und ein DIN A1-Plakat zum Aushang an Element ist die bereits etablierte pädagogische Arbeit beiterinnen und -arbeiter sowie die Multiplikator(inn) dig unterstützt wurde das Seminar durch geeigneten Stellen. der Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, sodass en, Ansprechpersonen für Suchtprävention vor Ort

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und befinden sich über die Zeit der Projektkooperati- Weitere Informationen finden Sie unter: Nordrhein-Westfalen on hinaus und je nach Bedarf im Austausch mit der Fachstelle für Suchtprävention. Das im Rahmen des www.suchtpraevention-sachsen.de Bayer-Azubis machten bei Gesundheitstagen mit; Abschlussdiskussion im Plenum und eine Evaluation Projektes Vitamine entstandene Suchtpräventions- Suchtprävention ist großes Thema durch Befragung der Teilnehmerinnen und Teilneh- konzept wird der Schule und allen Akteurinnen und mer zu den Inhalten sowie zur Relevanz für die eigene Akteuren Handlungssicherheit für bevorstehende „Gesundheit von Anfang an“, so das Motto der gemein- Lebensplanung rundeten die Veranstaltungstage ab. Herausforderungen im Schulalltag geben. samen Initiative der Bayer Pharma AG aus Wuppertal Die pronova BKK und die Bayer Pharma AG bieten und der pronova BKK. Drei Jahre lang begleiteten sie den Azubis bei Bedarf oder auf persönlichen Wunsch gemeinsam einen Ausbildungsjahrgang des Chemiebe- auch qualitätsgeprüfte Gesundheitskurse an. Kooperationsprogramm MindMatters triebes, um die jungen Leuten für eine gesunde Lebens- führung zu motivieren und die Selbstverantwortung zu Zufriedene Auszubildende – Projekt wirkt MindMatters ist ein bundesweites, erprobtes und 2005). Ein Beispiel hierfür ist das Unterrichtsmodul stärken. nachhaltig wissenschaftlich fundiertes Programm zur Förderung „Mit Stress umgehen – im Gleichgewicht bleiben. Die jungen Leute haben ihr Fazit aus der Initiative der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens Förderung der Resilienz in der Schule“. Neben der Die Suchtprävention hat eine zentrale Bedeutung im gezogen. 90 Prozent der Azubis würden das betriebli- in der Schule. Es ist ein Kooperationsprogramm der Wissensvermittlung zielen die Unterrichtseinheiten gesamten Konzept! Ein strukturierter Alltag, weniger che Präventionsprojekt weiterempfehlen. Die meisten BARMER GEK, der Unfallkasse Nord- und Übungen dieses Moduls auf die Freizeit und Essen im Betrieb: Der Übergang von der empfanden die Informationen der Thementage als rhein-Westfalen, des Gemeinde-Unfall- Entwicklung von Fähigkeiten zum Schulzeit in ein betriebliches Umfeld ist für Berufs- nützlich für den Alltag (84 Prozent) und sehen auch versicherungsverbands Hannover, der Umgang mit schwierigen Situationen starter und Berufsstarterinnen eine große Umstellung. einen Vorteil für das Berufsleben (64 Prozent). Rüdiger Landesunfallkasse Niedersachsen und und auf die Förderung von Hilfe suchen- Gesundheitsschädliche Verhaltens- Schüller, zuständig für betriebli- der Leuphana Universität Lüneburg. dem Verhalten. Die Schülerinnen und muster wie vor allem Bewegungs- ches Gesundheitsmanagement MindMatters basiert auf dem Konzept Schüler lernen zum Beispiel für verschie- mangel oder Essen unter Zeitdruck bei der pronova BKK, ist mit den der „guten gesunden Schule“. Durch den dene Situationen unterschiedliche können leicht Einzug halten. Um Thementagen sehr zufrieden: Einsatz der MindMatters-Unterrichts- und Schulent- gesundheitsförderliche Bewältigungsstrategien diesen entgegenzusteuern, „Wir haben tolle Erfolge erzielt. wicklungsmodule können Schulen einen Beitrag zur kennen. Lehrkräfte werden für die Probleme der entwickelte die pronova BKK in Es ist aber wichtig, dass die Verbesserung ihrer Schulqualität und der Lehr- und Schülerinnen und Schüler sensibilisiert und erhalten Zusammenarbeit mit der Bayer Pharma AG aus Maßnahmen durch weitere Angebote im Betrieb Lernergebnisse leisten. in diesem Modul Anregungen zur Entwicklung einer Wuppertal ein spezielles Gesundheitsförderprogramm begleitet und anschlussfähig gehalten werden. Der Schulkultur, mit der sich alle Schulmitglieder sicher, mit ganztägigen Veranstaltungen, das für die Azubis Aufwand lohnt sich aber auf jeden Fall, sodass wir das Sozial-emotionale Kompetenzen fördern wertgeschätzt und eingebunden fühlen. Die MindMat- verpflichtend war. Gestartet wurde im ersten Ausbil- Azubi-Präventionsprogramm ausbauen werden.“ Das Primarstufenmodul „Gemeinsam(es) Lernen mit ters-Module wurden bereits von vielen tausend dungsjahr mit „Bewegung und Ernährung“, im Gefühl. Förderung von sozial-emotionalem Lernen in Schulen bestellt und sind Bestandteil verschiedener zweiten Ausbildungsjahr lag der Schwerpunkt auf Dr. Bernd Wieland, Gesundheitsmanager am Standort der Primarstufe“ wurde 2011 auf Basis aktueller Landesprogramme für die gute gesunde Schule. „Suchtmitteln“ und im letzten Jahr auf „Prüfungsvor- Wuppertal: „Die Azubi-Gesundheitstage sind seit Forschungsergebnisse entwickelt. Die Schülerinnen bereitung und Stress“. Jahren fester Bestandteil der betrieblichen Gesund- und Schüler werden dazu befähigt, anstatt risikorei- Eine nachhaltige Umsetzung auf Länderebene wird heitsförderung und setzen sehr früh im beruflichen cher Verhaltensweisen solche Strategien anzuwenden, angestrebt. Daher wurden unter anderem 2014 Die Auszubildenden fragten sich in moderierten Werdegang junger Mitarbeitender an. Die Auszubil- die ihre sozial-emotionale Entwicklung positiv MindMatters-Fortbildungsangebote für sächsische Kleingruppen, wie eine „Wunderdroge“ aussehen denden transportieren dadurch Gesundheitsthemen, beeinflussen. Durch Module zur Elternzusammenar- Schulen durch die BARMER GEK Landesgeschäftsstelle müsste, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen: unter anderem auch das Thema Sucht, schon während beit und Lehrergesundheit wird das sozial-emotionale und die Sächsische Landesvereinigung für Gesund- Alle waren sich anschließend einig, dass das Ziel der und vor allem nach ihrer Ausbildung in den betriebli- Lernen auch zum Gegenstand der Schulentwicklung. heitsförderung e. V. in Kooperation mit dem sächsi- Zufriedenheit ganz ohne Drogen und Nebenwirkun- chen Alltag.“ schen Staatsministerium für Kultus angeboten. Die gen zu erreichen ist. Mit Stress umgehen und Coping-Strategien Fortbildungsangebote zur Programmeinführung und Seelisch fit in Schule und Ausbildung anwenden zu den Umsetzungsmöglichkeiten in der schulischen Alle Thementage folgten einem ähnlichen Format: Psychische Erkrankungen manifestieren sich oft in MindMatters kann als Programm zur Förderung von Praxis sind in Sachsen auf großes Interesse gestoßen Fachvorträge, Gruppenarbeiten, Rollenspiele, Einzel- der Jugend und treten im Laufe des Lebens in fast Lebenskompetenzen eingeordnet werden (BZgA, und werden daher 2015 fortgeführt. arbeiten, Screenings und Praxisübungen. Eine jeder Familie auf. Dennoch stoßen die Betroffenen

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immer noch auf Ängste und Vorurteile. Dafür zahlt die tausch über die großen und kleinen Fragen zur seeli- Abbildung 17: Gesellschaft einen hohen Preis: menschliches Leid und schen Gesundheit ein. Ein Team aus Moderator bzw. MaSSnahmen zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen beruflicher Suchthilfe und Sucht- enorme volkswirtschaftliche Kosten. Moderatorin und „Experte bzw Expertin in eigener Selbsthilfe in der Caritas Sache“, also ein Psychologe bzw. eine Psychologin oder ein Sozialarbeiter/-pädagoge bzw. eine Aufklärungsinitiative »Verrückt? Na und!« Perspektivprozess Weitere gemeinsame „Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung“ Sozialarbeiterin/-pädagogin einerseits sowie ein Zusammenarbeit Veröffentlichung der Entwicklung eines Veranstaltungen von berufliche Suchthilfe Ergebnisse des Pers- Praxismanuals ist ein evaluiertes, vielfach prämiertes Programm und (ehemals) Betroffener bzw. eine (ehemals) Betroffene beruflicher Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe pektivprozesses bietet in Schulen, Ausbildungs- und anderen Bildungs- andererseits führt in den Schulen klassenweise eintägige und Sucht-Selbsthilfe einrichtungen ein eintägiges Schulprojekt sowie Fort- Workshops zum Thema durch. (2 Module) (Workshops) (Dokumentation) 2011 2013–2014 2012 und Weiterbildungen zur Auseinandersetzung mit dem 2007–2010 Thema „Psychische Gesundheit“ und insbesondere auch Das Konzept des eintägigen Schulprojekttages Suchtprävention an. Junge Menschen, Eltern Das Konzept von "Verrückt? Na und!" verfolgt und Lehrkräfte sollen für dieses Thema sensi- einen universellen Ansatz der Gesundheitsför- bilisiert werden. Bislang wurde ein bundes- derung und geht von den Bedürfnissen der Bayern weites Netzwerk aus 54 Regionalgruppen Jugendlichen aus. Die Themen sind unter aufgebaut, das mit ca. 500 Referentinnen und anderem: Prüfungsstress, (Cyber-)Mobbing, Kooperation der beruflichen Suchthilfe und der gibt zunächst einen Überblick über verschiedene Referenten jährlich ca. 12.000 Schülerinnen Alkohol, Drogen, riskanter Medienkonsum, Sucht-Selbsthilfe in der Caritas: Empfehlungen Formen der Zusammenarbeit, gefolgt von ausführ- und Schüler erreicht. Hauptträger der Auf- Umgang mit psychisch und suchtkranken und Good Practice lich aufbereiteten Good-practice-Beispielen, die sich klärungsinitiative sind BARMER GEK, Irrsin- Eltern, Zukunftsängste, zum Beispiel den In der Suchthilfe der Caritas gibt es eine lange auf strukturelle Aspekte wie Schnittstellenkonzepte nig Menschlich e. V. und die Gesellschaft für Seelisch fit in Schule Schulabschluss nicht zu schaffen. Darüber hin- Tradition der engen Zusammenarbeit zwischen der und Rahmenvereinbarungen, spezielle Modelle der und Ausbildung Versicherungswissenschaft und -gestaltung aus werden Fort- und Weiterbildungsangebote beruflichen Suchthilfe und der Sucht-Selbsthilfe. In Zusammenarbeit (Tandems, Buddies, Lotsen) sowie e. V. (GVG) des nationalen Kooperationsver- für Multiplikator(inn)en (Lehrkräfte, den letzten Jahren haben der Deutsche Caritasver- spezifische Zielgruppen (zum Beispiel junge Men- bundes „gesundheitsziele.de“. Schulsozialarbeiter/-pädagogen und Schulsozialarbeite- band und der Kreuzbund zahlreiche gemeinsame schen, Menschen mit Migrationshintergrund, rinnen/ pädagoginnen, Erziehende etc.) zur Unterstüt- Workshops und Veranstaltungen durchgeführt mit Konsumierende illegaler Drogen, Glücksspielsüchti- „Verrückt? Na und!“ ist ein Modellprojekt zur Umset- zung der psychischen Gesundheit an Schulen angebo- dem Ziel einer guten, tragfähigen und zukunftsori- ge) beziehen und konkrete Ansatzpunkte zur zung der nationalen Gesundheitsziele „Gesund aufwach- ten. Dieser Projekttag wird von Materialien und Medien entierten Zusammenarbeit. Abbildung 17 gibt einen Umsetzung vor Ort liefern. Vertreterinnen und sen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung“ und flankiert, die insbesondere auch von Schülerinnen und Überblick über die einzelnen Meilensteine dieses Vertreter aus der beruflichen Suchthilfe und der „Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, Schülern konzipiert wurden. Ein Beispiel ist der Prozesses. Sucht-Selbsthilfe von Bundes-, Diözesan- und nachhaltig behandeln“. Die Wirksamkeit wurde in regionale „KrisenAuswegweiser“, der Adressen und Ortsebene haben die Entwicklung der Module im verschiedenen Evaluationen durch das Institut für Kontaktstellen im Umgang mit allen genannten Aktuell hat der Deutsche Caritasverband ein Praxis- Rahmen einer Arbeitsgruppe Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Themenbereichen wie etwa mit (Cyber-)Mobbing manual mit zwei Modulen entwickelt. Modul I begleitet. Die beiden Module Universität Leipzig belegt. Weitere Unterstützer sind die beinhaltet. Besonders im Vordergrund steht das enthält Grundlagen und Empfehlungen für eine richten sich gleichermaßen an Deutschen Rentenversicherungen Baden-Württemberg, Gespräch mit einem bzw. einer (ehemals) Betroffenen gute Zusammenarbeit, Modul II Good-practice- berufliche Suchthilfe und Mitteldeutschland, Westfalen und Rheinland sowie die bzw. „Experten bzw. Expertin in eigener Sache“. Dadurch Beispiele zur Zusammenarbeit. Die beiden Module Sucht-Selbsthilfe und können Unfallkassen NRW und Thüringen. Seit 2014 erfolgt die bekommt das komplexe Konstrukt „seelische Gesund- sind als Einheit zu betrachten und ergänzen sich zu über den Deutschen Caritas- bundesweite Umsetzung des Projektes unter der heit“ ein Gesicht, zum Greifen nah – und dabei ganz einer umfassenden Hilfe für die Arbeit in der Praxis, verband in elektronischer Schirmherrschaft von Gesundheitsminister Hermann normal. Diese „unerwartete“ Begegnung ist der Schlüs- können aber auch unabhängig voneinander genutzt Form bezogen werden. Gröhe. sel zur Veränderung von Einstellungen und bestenfalls werden. Modul I gibt einen Überblick über Angebo- Verhaltensweisen bei Schülerinnen und Schülern sowie te, Stärken und Stellenwert von beruflicher Bayern: Zentrum für Präven- Der Wirkungsansatz: Mit MUT-Machern Lehrkräften. Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe im Hilfesystem, tion und Gesundheitsförde- zu mehr Offenheit und Achtsamkeit stellt die Vorteile einer guten Zusammenarbeit rung (ZPG) im Bayerischen „Verrückt? Na und!“ bricht das Schweigen und lädt junge Ziel ist es, in den Schulen Entwicklungsprozesse zu heraus und gibt praxisnahe Handlungsempfehlun- Landesamt für Gesundheit Menschen und ihre Lehrkräfte der Sekundarstufe 1 + 2 initiieren, wie mit psychischer Gesundheit gute Schule gen für eine gelingende Zusammenarbeit. Modul II und Lebensmittelsicherheit sowie Ausbildungsjahrgänge zu einem offenen Aus- gemacht werden kann.

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Bayern Bayern

Projekt Disco-Fieber für die jungen Menschen selbst, für ihre Familien, Projekt MINDZONE Risikokompetenz entwickeln, die Persönlichkeit Freunde und für diejenigen haben kann, die zuerst Info-Booklet und Plakat zu »Neuen psycho- stärken – für Verantwortung und Sicherheit im an einer Unfallstelle eintreffen, für Feuerwehrleute, aktiven Substanzen« Straßenverkehr und darüber hinaus Notärztinnen und Notärzte, Sanitäterinnen und Der Drogenmarkt bringt laufend neuartige Substan- Junge Erwachsene sind überdurchschnittlich häufig Sanitäter, Polizei und Notfallseelsorge. Gemeinsam zen hervor und ist so unübersichtlich wie nie zuvor. an Verkehrsunfällen beteiligt. Fast die Hälfte der mit diesen Einsatzkräften veranstaltet Disco-Fieber Research Chemicals (RCs) sind molekulare Abwand- Unfälle 18- bis 24-Jähriger ereignet sich an Wochen- Aktionstage an Schulen, Fahrschulen, Vereinen und lungen bereits etablierter illegaler Drogen. Dabei enden nachts auf der Unternehmen. Sie hinter- handelt es sich meist um synthetische Reinsubstan- Autofahrt von oder zu lassen bewegende Eindrü- zen, zum Beispiel aus der Cathinon-Gruppe. Legal Vergnügungen, Partys cke, die die Jugendlichen Highs werden dagegen in der Regel als Fertigproduk- oder Clubs; Ursachen anschließend in ihren te mit psychoaktiver Wirkung als sogenannte dieser „Disco-Unfälle“ sind Gruppen oder Schulklassen „Düngerpillen“ oder „Badesalze“ vermarktet. Die immer wieder Selbstüber- weiter bearbeiten. Sie Begriffe RCs und Legal Highs sind nicht klar vonein- schätzung, Gruppendyna- diskutieren über die ander abgegrenzt und werden häufig nebeneinander mik, hohe Geschwindig- Ursachen solcher Unfälle, verwendet. Neuerdings fasst man sie auch unter dem keiten, Übermüdung, suchen Lösungen zur Sammelbegriff „Neue psychoaktive Substanzen“ Die körperlichen und psychischen Folgeschäden von Ablenkung und/oder Vorbeugung und entwi- (NPS) zusammen. NPS werden generell unterschätzt und verharmlost. Alkoholkonsum. ckeln so die Bereitschaft zur künftigen Risikomini- Immer häufiger kommt es deshalb zu akuten mierung. Der Konsum von NPS ist kein vorübergehender Drogennotfall-Situationen, wie zum Beispiel nach Fahranfänger wissen um die Gefahren im Straßen- Trend. Durch die fehlende Deklarierung der Wirk- dem Konsum von Kräutermischungen, die mit verkehr, sie kennen die Regeln und Verbote. Doch Lokale Netzwerke mit hohem Engagement stoffe wissen Konsumierende nicht, welchen hochdosierten, synthetischen Cannabinoiden theoretisches Wissen allein reicht nicht immer aus: Aus der Zusammenarbeit im Rahmen von Disco- Wirkstoff sie sich in welcher Konzentration zufüh- versehen sind. MINDZONE leistet wichtige Aufklä- Oft sind es Emotionen, die unser Verhalten leiten. Fieber sind lokale Netzwerke entstanden, die immer ren. Daraus ergibt sich das Risiko für Überdosierun- rungsarbeit und hat unter dem Titelmotiv „Versuchs- Auf dieser Ebene spricht Disco-Fieber Jugendliche wieder gemeinsam Aktionstage gestalten. Ihnen gen und unkalkulierbare Folgewirkungen, da kaninchen“ ein jugendgerechtes Info-Booklet sowie und junge Erwachsene an. Was im Jahr 2000 in allen gilt Dank für ein besonderes Engagement, das Wirkspektrum, Toxizität und Langzeitrisiken der ein spezielles Warn-Plakat zu NPS (siehe Grafik) Schrobenhausen als Bürgerinitiative nach mehreren oft ehrenamtlich erfolgt – und das wohl auch einen vorwiegend unerforschten Substanzen nicht aufgelegt. Ziel ist es, Jugendliche für die gesundheitli- tragischen Disco-Unfällen begann, ist heute unter Beitrag dazu geleistet hat, dass die Zahl tödlicher eingeschätzt werden können. chen Risiken und Folgewirkungen dieser neuartigen Leitung des Bayerischen Zentrums für Prävention Verkehrsunfälle junger Erwachsener in Bayern im Substanzen zu sensibilisieren, aber auch Eltern, und Gesundheitsförderung (ZPG) eine landesweite vergangenen Jahrzehnt um rund zwei Drittel zurück- Auch auf den MINDZONE-Aktionen in der Partysze- Lehrkräften und Multiplikator(inn)en das komplexe Aktion. gegangen ist. ne sind zunehmend NPS-Konsumierende anzutref- Thema NPS verständlich näherzubringen. Weiter- fen. Junge Partygängerinnen und Partygänger führende Infos unter: Im Zentrum steht die persönliche Auseinanderset- http://www.disco-fieber.de konsumieren vermehrt NPS als Drogen-Ersatzstoffe, zung mit dem Risiko. Disco-Fieber zeigt, welche da diese leicht verfügbar, vergleichsweise billig und http://www.nps.mindzone.info Folgen das Eingehen von Risiken im Straßenverkehr meist sehr ergiebig sind.

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Sachsen 1.10 interdisziplinäre Tabelle 07: klausurwoche zur Inhalte des Kölner Memorandums (2014): Prävention im Team »PiT-Ostsachsen« Das Ziel ist es, mittelfristig gesellschaftlichen suchtprävention „Evidenzbasierung in der Suchtprävention – Möglichkeiten und Grenzen“ Durch eine Kooperation mit dem Landespräventi- Phänomenen wie Sucht, Risiken mit Neuen onsrat Niedersachsen konnte der Landespräventi- Medien, Extremismus, Missbrauch und vor allem Evidenzbasierung in der Suchtprävention: onsrat Sachsen die behördenübergreifende Gewalt präventiv zu begegnen. Möglichkeiten und Grenzen – Ergebnisse eines Präambel Kooperation nach dem Arbeitsansatz Prävention Experten- und Expertinnendiskurses Definition: Evidenzbasierte Suchtprävention im Team „PiT-Ostsachsen“ zwischen der Sächsi- Die Schülerbefragung betrachtet die bislang Evidenzbasierung gilt als Mittel der Qualitätssicherung Gemeinsamkeiten und Unterschiede der evidenzbasierten schen Bildungsagentur Regionalstelle Bautzen, den weitgehend nicht erfasste Sichtweise der Zielgrup- wie auch -bewertung in vielen Bereichen der Medizin Medizin, kurativen Medizin oder anderer Disziplinen zur Landratsämtern Bautzen und Görlitz und der pe und wurde zunächst an allen weiterführenden und Gesundheitsprävention. In der Suchtprävention ist evidenzbasierten Suchtprävention Polizeidirektion Görlitz mit dem Instrumentarium Schulen im Planungsraum 2 des Landkreises die Ausrichtung von Maßnahmen am Paradigma der Möglichkeiten der Evidenzbasierung in der Suchtprävention der Methode „Communities Görlitz (Region Niesky) und im Evidenzbasierung jedoch kein Standard, sondern That Care (CTC)“ unterstützen. Planungsraum 1 des Landkrei- vielmehr in einem derzeit regen, zum Teil gegensätzli- Evidenzbasiertes Handeln in der Suchtprävention Mit Unterzeichnung der ses Bautzen (Region Lausitzer chen Diskurs zwischen Praxis und Forschung (zum Suchtpräventionsforschung zur Generierung von Evidenz als Kooperationsvereinbarung am Seenland) und somit an rund Beispiel Bühler & Thrul, 2013; Hanewinkel & Morgen- Grundlage für evidenzbasiertes Handeln

04.09.2012 haben sich die einem Siebtel der Schulen stern, 2013; Korczak et al., 2011; Uhl, 2013). In diesem Grenzen und Probleme der Evidenzbasierung und -generierung Beteiligten darauf verständigt, durchgeführt. Im Schuljahr Zusammenhang wurde im Februar 2014, gefördert in der Suchtprävention die präventiven Aktivitäten 2014/15 finden weitere Schüler- durch das Bundesministerium für Gesundheit, eine Handlungsempfehlungen für die Verbesserung der Evidenz- ihrer Behörden für die Berei- befragungen an allen weiter- fünftägige interdisziplinäre Klausurwoche mit Exper- basierung der Suchtprävention che Kita und Schule zu führenden Schulen in den noch ten und Expertinnen aus Praxis und Forschung der verzahnen und aufeinander nicht erfassten Planungsräu- Suchtprävention durchgeführt, in der vor allem die abzustimmen. Es wurden men der beiden Landkreise Möglichkeiten und Grenzen einer evidenzbasierten innerhalb der einzelnen statt. Suchtprävention diskutiert werden sollten. In einer Deutschland umfassen unter anderem folgende Institutionen Schwerpunktthe- offenen Ausschreibung wurden hierzu Fachkräfte aus Anregungen und Empfehlungen: men festgelegt, sodass Synergi- Mit der flächendeckenden Praxis und Forschung eingeladen, im Rahmen der en entstehen und Doppelarbeit Schülerbefragung liegen Klausurwoche gemeinsam Lösungs- und Verbesse- • Eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen For- vermieden werden kann. umfangreiche Daten zu Prob- rungsmöglichkeiten der aktuellen Evidenzbasierung schung und Praxis bei klarer Aufgabenteilung und lemverhaltensweisen, Risiko- und Schutzfaktoren der Suchtprävention anhand von Leitfragen zu einem partizipativen Arbeitsverständnis. Die nach dem Arbeitsansatz PiT-Ostsachsen aus den Bereichen Familie, Peergroup, Schule und erarbeiten. Die in der Klausurwoche diskutierten gemeinsam agierenden Behörden können damit Wohngegend vor. Für den Bereich Drogen und Sucht Leitfragen befassten sich zum Beispiel mit der Über- • Eine praxisnahe Gestaltung der Suchtpräventions- die Angebote zielgerichtet und effektiv entspre- werden auf Schul- und Planungsraumebene häufiger tragbarkeit von Standards aus anderen Disziplinen, der forschung, das heißt unter anderem die verstärkte chend der Sichtweise der Zielgruppe (Schülerinnen bzw. problematischer Alkohol-, Tabak-, Glücksspiel- Erarbeitung methodischer Parameter und der Formu- Untersuchung praxisrelevanter Untersuchungsge- und Schüler) und aufgrund von Erfahrungswerten und Drogengebrauch nach Gebiet, Klassenstufen lierung von konkreten Handlungsempfehlungen unter genstände durch das Aufgreifen von Fragestellungen von Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, und Geschlecht sowie Schultyp ausgewertet. Beachtung gesellschaftlicher, politischer und finanziel- aus der Praxis und die Überprüfung von Durchführ- Schulleiterinnen und Schulleitern, Lehrerinnen ler Rahmenbedingungen sowie rechtlicher, sozialer, barkeit und Implementierbarkeit von entwickelten und Lehrern, Bürgermeisterinnen und Bürgermeis- Die ausführlichen Auswertungen dieser Befragun- ökonomischer und ethischer Aspekte. In einem regen Forschungsansätzen unter Praxisbedingungen. tern, Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten sowie gen sind unter dem nachfolgenden Link abrufbar: Diskurs entwickelten die beteiligten Expertinnen und Jugendstaatsanwältinnen und Jugendstaatsanwäl- Experten ein Memorandum mit den in Tabelle 7 • Eine Optimierung der Praxis der Suchtprävention ten platzieren. http://www.pit-ostsachsen.de enthaltenen Inhalten. durch eine nachhaltige Aus- und Fortbildung der Fachkräfte zum Thema Evidenzbasierung, durch die Die im Memorandum entwickelten Handlungsemp- verstärkte Nutzung tauglicher Instrumente zur fehlungen für eine wünschenswerte Weiterentwick- Konzeptbegründung und zur Recherche evidenzba- lung der Evidenzbasierung der Suchtprävention in sierter Maßnahmen in der Praxis wie auch die

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Vernetzung mit anderen Präventionsbereichen (zum insbesondere zur Qualitätssicherung und zur 2 Suchtstoffspezifische schaft Alkohol getrunken hatten. Jedes siebte werden- Beispiel Gewaltprävention). Eine langfristige, Forschungsakzeptanz Aufwendungen der Praxis im Prävention de Kind war also dem Alkoholkonsum der Mutter abgesicherte Finanzierung der Fachkräfte/-stellen ist Rahmen von Forschungsvorhaben regelhaft finan- ausgesetzt. Die Studienergebnisse zeigten zudem, dass hierfür eine unabdingbare Voraussetzung. ziert werden. 2.1 Alkohol in der höchsten Sozialschicht auch der Konsum von Alkohol in der Schwangerschaft am höchsten war, • Eine Veränderung der Forschungsförderung insbe- Der unterschiedliche Erfahrungshintergrund der 2.1.1 Alkohol in der dass Alkohol konsumierende schwangere Frauen auch sondere hinsichtlich der Beachtung realisierbarer beteiligten Experten und Expertinnen in der Klausur- schwangerschaft häufiger rauchen als abstinente Schwangere und dass Anforderungen an Forschungsprojekte, zum Beispiel woche führte zu einem innovativen, engagierten und Schwangere mit einem Migrationshintergrund durch ein mehrstufiges Vorgehen in Projektphasen fachlich hochwertigen Diskurs, der sich im Memoran- Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann schwer- seltener Alkohol trinken. Nach neueren Daten aus der mit vorbereitenden Machbarkeits- und Pilotstudien, dum widerspiegelt. Das Memorandum selbst wurde wiegende Folgen für das ungeborene Kind haben: Befragung „Gesundheit in Deutschland aktuell“ und dies auch in mehrstufigen Ausschreibungsver- positiv auf diversen Fachtagungen aufgenommen und Bereits durch den Konsum geringer Mengen können (GEDA) des Robert Koch-Instituts, bei der Daten von fahren. Zur Stärkung einer wissenschaftlichen konstruktiv diskutiert. Das Memorandum und ein in Wachstumsstörungen sowie geistige und soziale 2009, 2010 und 2012 zusammengefasst wurden, Evidenzgenerierung in der Suchtprävention wird 2015 erscheinender Sammelband der beteiligten Entwicklungsstörungen auftreten. Diese vorgeburt- tranken zwar knapp drei Viertel der Schwangeren unter anderem eine Verstärkung von Replikations- Experten und Expertinnen (Springer-Verlag) dienen lich verursachten Schädigungen durch Alkoholkon- keinen Alkohol. Aber fast jede fünfte schwangere Frau und vergleichenden Interventionsstudien als der weiteren Dissemination der Ergebnisse der sum in der Schwangerschaft werden als Fetale wies einen moderaten und fast jede dreizehnte notwendig erachtet, ebenso wie eine Verstärkung der Klausurwoche und einer nachhaltigen Umsetzung der Alkoholspektrum-Störungen (FASD) bezeichnet. Bei schwangere Frau sogar einen riskanten Alkoholkon- Implementationsforschung. Der Frage der langfristi- darin thematisierten Inhalte. der schwerwiegendsten Form – dem Fetalen Alkohol- sum auf. gen Wirkung suchtpräventiver Maßnahmen ist nur syndrom (FAS) – ist die Hirnentwicklung bei den durch eine entsprechende finanzielle Vorhabenaus- http://www.katho-nrw.de/fileadmin/primaryMnt/ Betroffenen so stark beeinträchtigt, dass sie ein Leben Einen aktuellen Überblick zu den Angeboten im stattung zu begegnen. Im Hinblick auf die notwendi- KatHO/Bilder/Bilder_zu_Pressemitteilungen/ab_2014/ lang auf Hilfe angewiesen bleiben. Bei schwächeren Bereich von FAS- bzw. FASD-Prävention, Diagnostik, ge Zusammenarbeit von Forschung und Praxis zur KoelnerMemorandum_EBSP2014.pdf Ausprägungen treten Entwicklungsverzögerungen Beratung und Behandlung in Deutschland gibt die im Evidenzbasierung wie auch -generierung sollten und Verhaltensauffälligkeiten auf, die eine intensive Dezember 2014 veröffentlichte Bundestagsdrucksa- Frühförderung nötig machen, aber trotzdem lebens- che „Schädigung von Föten durch Alkoholkonsum lange Beeinträchtigungen zur Folge haben können. während der Schwangerschaft“ Laut Schätzungen kommen in Deutschland jährlich bis zu 10.000 Kinder mit einer FASD und mehr als http://www.dipbt.bundestag.de/dip21/ Evidenzbasierte Suchtprävention 2000 Kinder mit FAS zur Welt. Damit zählen diese btd/18/033/1803378.pdf Krankheitsbilder zu den häufigsten angeborenen ist die gewissenhafte und systematische Nutzung der Erkrankungen. Sie sind vollständig vermeidbar, wenn gegenwärtig bestmöglichen theoretisch und empirisch ermittelten die werdende Mutter auf Alkohol verzichtet. 2.1.1.1 Jahrestagung der Drogenbeauftragten

wissenschaftlichen Erkenntnisse. Eine repräsentative Befragung von TNS Infratest im Bei der Jahrestagung der Drogenbeauftragten am 12. September 2014 im Auftrag der Dachstelle für Dezember 2014 in Erlangen informierten sich Evidenz in der Suchtprävention ergibt sich aus der Integration Suchtprävention Berlin hat ergeben, dass zwar 85 zahlreiche Fachkräfte aus den Bereichen Gesundheit, Prozent aller Männer und Frauen wissen, dass Soziales und Bildung über den Förderschwerpunkt von wissenschaftlich generierter Evidenz, dem Erfahrungswissen Alkoholkonsum in der Schwangerschaft problema- „Prävention in der Schwangerschaft“ und über aus der Praxis und dem subjektiven Wissen der Zielgruppen. tisch ist, aber 44 Prozent der Befragten nicht bekannt weitere Projekte und Kampagnen zu diesem Thema. ist, dass Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu Auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml bleibenden Schäden beim Kind führen kann. nahm an der Tagung teil. Im Mittelpunkt standen neue Wege und Möglichkeiten, wie präventive Die KiGGS-Untersuchung des Robert Koch-Instituts Angebote zielgerichtet in die Arbeit der Fachkräfte zeigt, dass fast 14 Prozent aller Mütter der Geburts- integriert werden können. Frau Huml wies darauf hin, jahrgänge von 1985 bis 2005 während der Schwanger- dass es wichtig sei, werdende Mütter und Väter

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genauso wie das Umfeld dafür zu sensibilisieren, dass Menschen mit FAS. Mithilfe der Finanzierung des Projekt Alkohol- und Tabakkonsum während der Schwanger- BMG konnte das Buch zur Leitlinie breit unter schaft bei den ungeborenen Kindern zu schwerwie- Fachgesellschaften und Berufsverbänden gestreut »Clearinggruppe für Menschen mit Fetalen anderer Genese (zum Beispiel geburtliche oder genden Gesundheitsschäden führen können. Dieses werden. Dadurch konnten viele relevante professio- Alkoholspektrum-Störungen, vergleichbaren erworbene Hirnschädigungen) nutzbar ist. Ziel der Ziel verfolgt auch seit zwei Jahren die Kampagne nelle Helferinnen und Helfer im Gesundheits- und Beeinträchtigungen sowie dem Beginn von zu entwickelnden Module ist eine Reduzierung des „Schwanger? Null Promille!“. Sozialsystem erreicht und über das Krankheitsbild riskantem bis abhängigem Konsum« Konsums durch personenzentrierte Förderung der FAS informiert werden. Evangelischer Verein Sonnenhof e. V. Teilhabemöglichkeiten. Der besondere Bedarf dieser Die Tagung machte deutlich, dass Suchtmittel Menschen soll erfasst werden und es soll ein Zugang konsumierende Frauen mit geeigneten Maßnahmen Das Buch zur Leitlinie „Fetales Alkoholsyndrom – S 3 Fast die Hälfte der Menschen mit Fetalen Alkohol- über die differenzierte Auseinandersetzung mit der erreicht werden können. Die Erfahrungen zeigen aber, Leitlinie zur Diagnostik“ wurde vom BMG finanziell spektrum-Störungen (FASD) entwickeln eine Behinderung erfolgen (kompensierende Hilfen). dass dazu eine gute und dauerhafte Vernetzung der gefördert und erschien im August 2013 in der Reihe Suchtproblematik. Allerdings haben diese Menschen Durch die spezifischen Zugänge kann der Klärungs- Fachkräfte aus den Bereichen Gesundheit, Soziales Pädiatrische Neurologie im Kohlhammer-Verlag große Schwierigkeiten, einen für sie adäquaten prozess für Fragen des Zugangs zu geeigneten und Bildung unerlässlich ist. Die Ergebnisse der (ISBN 978-3-17-023444-4). Zugang zu Suchtberatung und Suchtkrankenhilfe zu suchttherapeutischen Angeboten ermöglicht unterschiedlichen vom Bundesministerium für finden. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie werden. Insgesamt soll ein Angebot geschaffen Gesundheit geförderten Modellprojekte fanden vielfache Behandlungsversuche unternehmen, von werden, das eine passgenaue ambulante Ergänzung großen Zuspruch und sollen künftig in die praktische denen sie jedoch aufgrund ihrer neurokognitiven der Regelversorgung der Eingliederungshilfe Arbeit vor Ort einbezogen werden. Projekt Defizite nicht profitieren können. darstellt. Langfristiges Ziel des Projekts ist somit die Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten für die Implementierung der S3-Leitlinie zur Diagnostik »Expertenkonsens Diagnose der Fetalen Alko- In dem vom BMG seit August 2014 geförderten oben genannten Personen. Konkret sollen ein des Fetalen Alkoholsyndroms bei Kindern und holspektrumstörungen bei Kindern und Jugend- Projekt soll daher eine spezifische Sucht-Clearing- Manual/Handbuch erstellt werden sowie Vorklärun- Jugendlichen in Deutschland lichen in Deutschland«; Soziale Beratungs- und gruppe konzipiert werden. Für Menschen mit gen zu Umsetzung und Evaluation im Rahmen einer Seit Dezember 2012 ist die S3-Leitlinie zur Diagnostik Betreuungsdienste Bayern GmbH Beeinträchtigungen durch FASD, die zugleich einen Pilottestung im Anschluss an dieses Projekt abge- des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) öffentlich riskanten bis abhängigen Suchtmittelkonsum schlossen sein. verfügbar. Sie beinhaltet Informationen zur Leitlinie- Während das Fetale Alkoholsyndrom mittlerweile aufweisen, sollen damit adäquate Hilfen entwickelt Mit diesen Aktivitäten (und deren Erweiterung und nentwicklung, die diagnostischen Kriterien und von Expertinnen und Experten besser erkannt wird, werden. Diese Sucht-Clearinggruppe soll so gestaltet Fortsetzung) wird ein weiterer Schritt zur gesteiger- Empfehlungen für das FAS und seine Differentialdiag- werden Kinder mit Fetalen Alkoholspektrum- werden, dass ein Teil der Module auch für Menschen ten Wahrnehmung und Hilfe für Menschen mit nosen. Ergänzend werden anhand von Hintergrund- Störungen (FASD) häufig über lange Zeit fehldiag- mit vergleichbaren Funktionsbeeinträchtigungen Fetalen Alkoholspektrum-Störungen getan. informationen die Prävalenz von Alkoholkonsum in nostiziert. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch ein der Schwangerschaft, die Prävalenz des FAS, Risiko- wissenschaftlich belegter protektiver Faktor für die faktoren für mütterlichen Alkoholkonsum und Langzeitentwicklung der Betroffenen, insbesondere Risikofaktoren für die Entstehung eines FAS darge- hinsichtlich eines selbstständigen Lebens und der 2.1.1.2 beispielprojekte zum Förderschwerpunkt Deutschen Instituts für Sucht- und Präventionsfor- stellt. Vermeidung von sekundären Erkrankungen. Sowohl Suchtmittelkonsum in der Schwanger- schung der Katholischen Hochschule NRW vorgestellt, vonseiten der Betroffenen und ihren Bezugsperso- schaft zu Alkohol in der Schwangerschaft an dem die Schwangerschaftsberatungsstellen in Anfang 2013 wurde für die praktische Orientierung nen als auch vonseiten der professionellen Helferin- Erfurt, Trier, Wuppertal und im Rhein-Erft-Kreis, das im ärztlichen und institutionellen Alltag ein Pocket nen und Helfer wird dringend eine einheitliche Im Rahmen des Förderschwerpunktes „Neue Präventi- Netzwerk „Schwangerschaft und Sucht“ in Guide FAS (in deutscher und englischer Fassung) Diagnostik der FASD bei Kindern und Jugendlichen onsansätze zur Vermeidung und Reduzierung von sowie die SkF-Bundeszentrale beteiligt waren. entwickelt. In einem Algorithmus wird der diagnos- in Deutschland gefordert. Das BMG fördert daher ab Suchtmittelkonsum in Schwangerschaft und Stillzeit" tische Prozess bei Verdacht auf FAS auf einen Blick Mai 2015 die Entwicklung eines evidenzbasierten (siehe auch unter 1.1.) förderte das Bundesministerium Mit dem Projekt wurden folgende Projektziele verfolgt: sichtbar dargestellt. Zu jeder diagnostischen Säule formalen Expertenkonsenses über die notwendigen für Gesundheit sieben Modellvorhaben. Drei davon • Fortführung und weitere Anpassung des aus der werden Differentialdiagnosen aufgeführt. Web-Links diagnostischen Kriterien und relevanten Empfeh- wurden in einer zweiten Förderphase weitergefördert, ersten Förderphase vorliegenden Interventionsan- weisen zu weiterführenden Informationen hinsicht- lungen für die Fetalen Alkoholspektrum-Störungen um ihre Ansätze überregional zu implementieren. satzes (Ermittlung des Substanzkonsums in der lich Prävention von Alkoholkonsum in der Schwan- (FASD) bei Kindern und Jugendlichen. Beispielhaft wird das Projekt des Sozialdienstes Schwangerschaft durch ein Kurz-Screening, Sensibi- gerschaft und Unterstützung von betroffenen katholischer Frauen e. V. Köln (SkF e. V.) und des lisierung für eine Verhaltensänderung der Schwan-

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geren durch motivierende Kurzinterventionen, war und in diesen zumindest bei Frauen ohne senden. Zielsetzung des Förderprogramms war dabei wurden in vier Informations- und Fortbildungsver- Vermittlung von Wissen durch psychoedukative Migrationshintergrund und ohne akute Krisensitu- primär anstaltungen zum Förderprogramm vermittelt. Materialien) in der Schwangerschaftsberatungsstelle ation standardmäßig eingesetzt wurde. Da die • die Vermittlung bzw. „Reaktivierung“ positiven des SkF e. V. Köln Schwangeren sich nicht als suchtkrank erleben und Sozialverhaltens, Auf die Projektausschreibung wurden 61 Projekt- • Anpassung der Curricula der vorhandenen Gruppen- es hinsichtlich des Alkoholkonsums oder des • die Verhütung von Gewaltkriminalität unter förderanträge eingereicht, von welchen 26 beson- angebote (insb. SKOLL), Durchführung und Imple- Konsums anderer Substanzen auch tatsächlich Alkoholeinwirkung, ders geeignete Projekte ausgewählt wurden. Die mentierung des zusätzlichen Erziehungskompetenz- mehrheitlich nicht sind, nehmen sie die Angebote • die Reduzierung von alkoholbedingten Verkehrs- Projektlaufzeit betrug zwei Jahre und startete im trainings Mehr-MUT! spezieller Suchtberatungsstellen nicht an. Eine unfällen und Oktober 2011. Das Präventionsprojekt wurde von • Verbreitung des Interventionsansatzes in den Bearbeitung des (kritischen) Konsums in der • die Verhinderung des Wegs in eine Alkoholsucht. Beginn an durch das proVal-Institut aus Nieder- Einrichtungen und Netzwerken der Kooperations- Schwangerschaftsberatungsstelle hingegen steigert sachsen begleitet und evaluiert. partner in Köln und in anderen Regionen die Erreichbarkeit und Akzeptanz der Klientinnen Daneben zielte das Programm darauf ab, örtliche • Stärkung der Veränderungsbereitschaft/Sensibilisie- für Verhaltensänderungen. Präventionsnetzwerke zu stärken bzw. zu initiieren. Die Evaluation der Programmumsetzung zeigt, dass rung konsumierender Schwangerer die Zielgruppe sehr gut erreicht wurde. Akzeptanz- • Verbreitung von themenspezifischem Fachwissen bei Zielgruppe des Förderprogramms waren Jugendli- unterschiede zwischen Teilnehmerinnen und Multiplikator(inn)en 2.1.1.3 beispielprojekte aus den Ländern und che und Heranwachsende im Alter zwischen 14 und Teilnehmern, die aufgrund einer verbindlichen • Schaffung weiterer Zugangswege durch themenspe- Verbänden 19 Jahren, die innerhalb der letzten vier Monate vor Auflage an einem der Projekte teilnahmen, und zifische Informationen in lebensweltorientierten Programmstart unter Alkoholeinfluss aufgrund von anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern Bezügen durch neue Medien Baden-Württemberg Gewalthandlungen oder als konnten nicht festgestellt werden. Insgesamt belegt Verkehrsteilnehmer(innen) straf-/ordnungs- oder die Evaluation einen nachhaltigen Rückgang beim Zielgruppen waren schwangere Klientinnen mit Prävention alkoholbedingter Jugendgewalt verkehrsrechtlich auffällig geworden waren oder Alkoholkonsum und bei der Gewaltausübung der Alkohol- und/oder Tabakkonsum sowie Fachkräfte aus Die Ursachen von Gewalt sind in unserer moder- dies aufgrund ihres Verhaltens zu erwarten war. Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Verbesserungen Einrichtungen und Diensten der „Frühen Hilfen“. nen Gesellschaft vielschichtig. Vorangegangener im Sinne des Programms konnten auch bei der Alkoholkonsum und gruppendynamische Prozes- Das Förderprogramm richtete sich vornehmlich an Befürwortung eigener Gewalt, bei der Konfliktkom- Das Modellprojekt bestand aus drei Modulen: se sind als auslösende oder verstärkende Faktoren Kommunen, Stadt- und Landkreise, freie Träger der petenz, der Gruppendruckresistenz, der Perspekti- 1. Entwicklung und Umsetzung des Interventionsmo- häufig im Zusammenhang mit Gewalthandlungen Jugendhilfe und die Polizei, aber auch an andere venübernahme, der angenommenen Wahrschein- dells in den Schwangerschaftsberatungsstellen feststellbar. Fast jede(r) dritte Jungtäter(in) ist nach Institutionen und Vereinigungen (zum Beispiel lichkeit von bestimmten praktischen Tatfolgen, der 2. Sensibilisierung von Fachkräften und Feststellungen der Polizei bei der Begehung von Vereine) als Netzwerkpartner. Verfügbarkeit von Anerkennungsalternativen, der Multiplikator(inn)en in anderen Einrichtungen und Gewalttaten alkoholisiert. Damit sind junge Einbindung und Unterstützung im Hinblick auf Netzwerken Früher Hilfen Menschen bei alkoholbeeinflussten Gewaltdelik- Zur Qualitätssicherung waren bei den geförderten praktische Fragen, der Motivation zur Einhaltung 3. Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts ten stark überrepräsentiert. Zudem ist festzustel- örtlichen Präventionsprojekten vorgegebene gesellschaftlicher Normen, dem Wissen über die Wie die Evaluationsdaten belegen, reagierten len, dass junge Fahrer nach Alkohol- und/oder Mindeststandards einzuhalten. Konkret bedeutet Folgen des Alkoholkonsums sowie dem Wissen über Schwangere (unabhängig vom eigenen Konsum) Drogenkonsum deutlich risikobereiter und dies, dass der Projektträger im Sinne eines ganzheit- die psychischen und sozialen Folgen von Gewalt auf das Interventionsmodell mehrheitlich offen aggressiver am Straßenverkehr teilnehmen. lichen Ansatzes und eines vernetzten Vorgehens nachgewiesen werden. und interessiert, sowohl auf das Screening als auch handeln sollte. Dabei musste er definierte und auf die psychoedukativen Materialien und die Das mit einer Million Euro aus Mitteln der erfolgversprechende sozialpädagogische sowie Zwischen den einzelnen Projekten gab es diesbe- motivierenden Gespräche. Mehrheitlich waren Baden-Württemberg Stiftung geförderte Pro- suchtpräventive Ansätze, die die Folgen normab- züglich allerdings teilweise erhebliche Unterschie- Schwangere, die einen Substanzkonsum in der gramm „Prävention alkoholbedingter Jugendge- weichenden Verhaltens verdeutlichen, in seiner de. Projekte mit dem Schwerpunkt auf verhaltens- Schwangerschaft aufwiesen und im Interventions- walt“ (PAJ) des Innenministeriums Baden-Würt- Konzeption berücksichtigen und bereits bei der bezogenen Maßnahmen erreichten in der Regel modell darauf angesprochen wurden, bereit, ihr temberg hatte zum Ziel, diesem Phänomen Beantragung von Fördermitteln nachweisen. größere Veränderungen in Richtung der Pro- Verhalten im Sinne des ungeborenen Kindes zu nachhaltig entgegenzuwirken. Ausgangspunkt war grammziele als Projekte, die sich auf Maßnahmen verändern. Bewährt hat sich, dass das Interventi- die Verdeutlichung der Zusammenhänge zwischen Die Inhalte der verschiedenen Präventionsansätze mit Bezug zu den Bereichen „Wissen“, „Einstellun- onsmodell konzeptionell auf das Beratungssetting Alkoholkonsum bzw. -missbrauch und delinquen- sowie Möglichkeiten der Umsetzung dieser Ansätze gen“ und „Emotionen“ konzentriert haben. Ein der Schwangerschaftsberatungsstellen ausgerichtet tem Verhalten bei Jugendlichen und Heranwach- in der Konzipierung örtlicher Präventionsprojekte verhaltensbezogener Präventionsansatz scheint

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Inhalte von Trampolin

Es handelt sich um ein Angebot für Inhalte von TrampolinKinder und dabei soll auch der Spaß nicht fehlen, die Kinder sollen gerne Kontaktaufnahme für Eltern kommen und ohne Zwang! und andere Interessierte Es handelt sich um ein Angebot für Kontaktaufnahme für Eltern und andere Interessierte Kinder und dabei soll auchVermittlung der Spaß von Informationen R Inhalte von Trampolin ufen Sie uns zu unseren allgemei- nicht fehlen, die Kinderzu sollen Alkohol gerne und Drogen sowie zur nen Sprechzeiten an, gerne auch, kommen und ohne Zwang!Sucht als KrankheitKontaktaufnahmeRufen Sie uns für zu Elternunserenum einen allgemei persönlichen- Informations- und anderenen SprechzeitenInteressierte an,termin gerne zu auch,vereinbaren. Es handelt sichVermittlung um ein Angebot von InformationenHinführung für zum Thema Suchtum in einen persönlichen Informations- der Familie termin zu vereinbaren. Kinder und dabeizu Alkohol soll auch und Drogender Spaß sowie zur Rufen Sie uns zu unseren allgemeiBitte rufen- Sie uns an unter: nicht fehlen,Sucht die Kinder als Krankheit sollen gerne 02433 / 86238 Stärkung des Selbst-nen SprechzeitenBitte rufen an, Sie gerne uns an auch, unter: kommen und ohne Zwang! um einen persönlichen Informations- bewußtseins 02433 / 86238 Sprechzeiten: Hinführung zum Thema Sucht in termin zu vereinbaren. Vermittlungder Familievon Informationen Mo, Di, Do u. Fr von Erwerb von Verhaltens- und ProbSprechzeiten:- zu Alkohol und Drogen sowie zur 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr lemlösestrategien Bitte rufenMo, Sie Di, uns Do an u. Frunter: vonsowie Di auch von Sucht alsStärkung Krankheit des Selbst- 02433 / 86238 bewußtseins 9:00 Uhr bis 12:0016:00 Uhr Uhr bis 19:00 Uhr Mobilisierung und Nutzung vonsowie Di auch von Hinführung zum ThemaHilfen Sucht in Sprechzeiten: Erwerb von Verhaltens- und Prob- 16:00 Uhr bis 19:00Beratungsstelle Uhr für Suchtfragen der Familie Mo, Di, Do u. Fr von lemlösestrategien Parkhofstraße 93a Besonderes Angebot: 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr Wir holen Ihre Kinder zu Hause ab undBeratungsstelle 41836 für Suchtfragen Hückelhoven Stärkung des Selbst- sowie Di auch von Mobilisierungbringen und sie Nutzung im Anschluss von wieder zu- Parkhofstraße 93ae-mail [email protected] bewußtseins 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr Hilfen rück. 41836 Hückelhoven e-mail [email protected]äger: Caritasverband für die Region Erwerb von Verhaltens- und Prob- Beratungsstelle für SuchtfragenHeinsberg e.V. in Kooperation mit somit ein empfehlenswertes Mittel zur Vorbeugung Stärkung der Konfliktkompetenz und die Sensibili- Stiftungsgelder finanziert.Besonderes Im folgenden Angebot: Jahr dem Diakonischen Werk des Kirchen- lemlösestrategien ParkhofstraßeTräger: Caritasverband 93a für die Region Wir holen Ihre Kinder zu Hause ab und kreises Jülich bringen sie im Anschluss wieder zu- 41836Heinsberg Hückelhoven e.V. in Kooperation mit oder Reduktion der alkoholbedingten Jugendgewalt sierung bezüglich der Bedeutung von Alkohol für übernahm der Kreis HeinsbergMobilisierung unddie Nutzung Kosten von für die dem Diakonischen Werk des Kirchen- rück. e-mail [email protected] Kurstermine erfahren Sie Hilfen kreises Jülich über unsere Beratungsstelle. Träger: Caritasverband für die Region zu sein. gewalttätiges Verhalten wichtig. Darüber hinaus Durchführung des Angebotes.Besonderes Angebot: HeinsbergAktuelle e.V. in Kurstermine Kooperation erfahrenmit Sie Wir holen Ihre Kinder zu Hause ab und dem Diakonischenüber unsere Werk Beratungsstelle. des Kirchen- zeigen die Befunde, dass auch ein Wissenszuwachs bringen sie im Anschluss wieder zu- kreises Jülich Das Angebot ist kostenfrei. rück. AktuelleDas KurstermineAngebot ist erfahren kostenfrei. Sie Für eine Veränderung der Trinkgewohnheiten über die psychischen und sozialen Folgen von „Trampolin“ ist ein Gruppenprogramm für Kinderüber unsere Beratungsstelle. kommt es den Ergebnissen der statistischen Analy- Gewalt präventiv wirkt. aus suchtbelasteten Familien. Angesprochen werden Das Angebot ist kostenfrei. sen zufolge vor allem darauf an, dass die Jugendli- Kinder zwischen acht und zwölf Jahren. Entwickelt chen eine feste Absicht entwickeln, ihren Alkohol- Der Evaluationsbericht des Instituts proVal steht wurde „Trampolin“ als Präventionsangebot vom konsum zu reduzieren. Hierbei spielen die zum Download zur Verfügung Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Einschätzung der Bedeutung von Alkohol für die Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Entstehung von Gewalt und die Wahrnehmung von http://www.im.baden-wuerttemberg.de/de/service/ Hamburg-Eppendorf und dem Deutschen Institut Risikofaktoren im eigenen Lebensumfeld eine Rolle. publikationen/ für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) der Vielversprechend sind nach den Ergebnissen der Katholischen Hochschule NRW. Das Präventions- Angebot teil, es gab keine Abbrüche. Hier spielt Analysen des proVal-Instituts auch das Training konzept ist modular aufgebaut und findet an sicherlich unser kostenloser Hol- und Bringdienst eine alternativer Handlungsweisen und die Sensibilisie- Um den Projektverlauf und die Evaluationsergebnis- insgesamt neun Terminen à 90 Minuten statt. entscheidende Rolle zur Sicherstellung der regelmäßi- rung für bestimmte Tatfolgen wie beispielsweise se interessierten Kreisen aus Präventionspraxis und gen Teilnahme der Kinder. Wir nehmen Kinder aus Führerscheinentzug, hohe Schuldenbelastung oder Wissenschaft zur Verfügung zu stellen, wird eine „Wir können Kompetenzen und Erfahrungen aus der dem gesamten Kreisgebiet Heinsberg auf und stellen Freiheitsstrafe. Abschlussdokumentation in Form eines Buchprojek- Sucht- und Jugendhilfe miteinander verbinden, indem auch den Fahrdienst hierfür. tes erstellt. Dieses soll im Juni 2015 beim 20. Deut- wir mit der Jugendhilfe des Caritasverbandes Heins- Für die Reduzierung der Gewaltausübung waren den schen Präventionstag in Frankfurt vorgestellt berg kooperieren. Die Gruppe wird von einem Mitar- Der Mix aus Psychoedukation, Zeit zum Spielen und Ergebnissen der Evaluation zufolge vor allem die werden. beiter der Jugendhilfe und einer Mitarbeiterin der dem Erlernen von Strategien sowie dem Austausch Suchthilfe geleitet. untereinander hat sich als sehr sinnvoll erwiesen. Die Kinder haben sich schon sehr früh als Gruppe definiert Modellprojekt Trampolin Bisher konnten zwei Trampolin-Gruppen angeboten und schnell „Gruppenregeln“ für sich erarbeiten werden. Im Vorfeld haben wir viel Öffentlichkeitsarbeit können, von denen die wichtigsten „Verschwiegenheit“ Die Beratungsstelle für Suchtfragen in Hückelhoven, hier im Schnitt ca. 5.000 (zwischen 4.532 und 6.799) betrieben. Letztendlich zeigte sich jedoch, dass sich und „Akzeptanz“ waren. Hier zeigte sich das große in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Region Kinder betroffen wären, von den unter Dreijährigen ausschließlich Eltern offen für dieses Angebot zeigten, Bedürfnis, einen sicheren Rahmen zu haben und nicht Heinsberg e.V . in Kooperation mit dem Diakoni- wären es im Schnitt ca. 750 (zw. 605 und 908) Kinder. die bereits im Suchthilfesystem angebunden sind und aufgrund der Suchterkrankung der Eltern Ausgrenzung schen Werk des Kirchekreises Jülich, hat sich nach sich bereits mit ihrer eigenen Suchterkrankung zu erfahren. Die eingeführten Rituale, etwa eine langer Vorlaufphase und Auseinandersetzung mit Diese Kinder machen häufig belastende familiäre auseinandergesetzt haben. Es ist uns wichtig, die „Befindlichkeitsrunde“ anhand von „Wetterkarten“ zu dem Thema: „Kinder aus suchtbelasteten Familien“, Erfahrungen, die ihre Entwicklung gefährden Kinder nicht in Loyalitätskonflikte zu bringen. Deshalb Beginn jeder Gruppe, sowie das „Glückssteinritual“, bei im Jahr 2013 entschieden, die Kindergruppe Trampo- können. So zeigen Forschungsergebnisse, dass Kinder nehmen wir nur Kinder auf, deren Eltern ihnen in dem jedes Kind durch Weitergabe eines „Glückssteins“ lin anzubieten. suchtkranker Eltern deutlich anfälliger für eigene unserem Beisein die Erlaubnis geben, offen über die seiner Nachbarin bzw. seinem Nachbarn am Ende jeder Suchtprobleme und andere psychische Auffälligkei- Problematik zu sprechen. In Ausnahmefällen nehmen Gruppe ein positives Feedback geben sollte, wurden In Deutschland leben ca. 2,65 Mio. Kinder und ten sind als andere Kinder. Sie stellen die größte wir auch Kinder in die Gruppe auf, bei denen das von den Kindern sehr gut angenommen. Es war schön Jugendliche zeitweise oder dauerhaft mit mindestens Risikogruppe dar, selbst eine Suchtstörung bzw. Thema Abhängigkeit kein tabuisiertes Thema mehr zu sehen, wie sie diesen Raum zunehmend für sich einem alkoholabhängigen Elternteil zusammen. andere psych. Störungen zu entwickeln. Daher sehen darstellt, die also beispielsweise aufgrund einer nutzten und von sich erzählten. Auch die Ressourcen- Hinzu kommen ca. 40.000 Kinder, deren Eltern wir die Notwendigkeit, im Kreis Heinsberg ein Abhängigkeitserkrankung der Eltern aus der Familie übungen begleiteten die Kinder in ihren Alltag, so drogenabhängig sind oder eine andere stoffgebunde- entsprechendes Präventionsangebotsangebot zu genommen wurden und die über diese Erkrankung hatten sie zum Beispiel eine „Schatzkiste“, in die sie ne Abhängigkeitserkrankung aufweisen. In Prozen- initiieren. auch informiert sind. Bisher konnten wir in der Gruppe Dinge legen konnten, die ihnen gut tun, um sich in ten ausgedrückt bedeutet das, dass je nach Studie überwiegend positive Erfahrungen sammeln, lediglich schwierigen Situationen daran erinnern zu können. 10–15 Prozent aller Kinder in suchtbelasteten Famili- Die Durchführung der ersten Gruppe im Jahr 2013 die Zeit, um Vertrauen aufzubauen, ist sehr kurz Ein Mädchen deponierte dort zum Beispiel Haare ihres en leben. Für den Kreis Heinsberg bedeutet dies, dass wurde im Rahmen einer Projektphase durch bemessen. Die Kinder nahmen regelmäßig an dem Meerschweinchens.

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Die Kinder waren am Ende des Angebotes in der Lage, Gruppe. Zudem hatten wir den Eltern angeboten, lichkeit für „Binge Drinking“ hatten als ihre Altersge- sehr detailliert zu formulieren, an welche Dinge sie auch während der Gruppenphase bei Fragen oder nossinnen und genossen, die nicht am Plakatwett- sich erinnern konnten und was ihnen besonders viel Schwierigkeiten auf uns zuzukommen. bewerb teilgenommen hatten. Eine unmittelbare Spaß gemacht oder im Gedächtnis geblieben war. kausale Rückführung dieses Unterschiedes auf die Dieses Angebot wurde jedoch nur von wenigen Eltern Intervention der Kampagne ist jedoch aufgrund des Durch das Zusammentragen der unterschiedlichen genutzt. Auch hier zeigte sich die Tendenz, dass Eltern, Studiendesigns nicht zulässig. Themen wurde deutlich, dass die Kinder sehr viele die sich bereits mit der eigenen Abhängigkeit ausein- Details für sich erarbeitet und einen Fundus unter- andergesetzt und eine ausreichende Krankheitsein- Der Plakatwettbewerb „bunt statt blau“ ist eingebet- schiedlicher Strategien angelegt hatten. sicht hatten, diese Unterstützung nutzen konnten. tet in die „Aktion Glasklar“, eine seit dem Schuljahr Von den übrigen Eltern wurde dieses Angebot nicht 2004/05 angebotene und positiv evaluierte Informa- Nahezu alle Kinder aus beiden stattgefundenen angenommen. Unsere Hypothese hierzu ist, dass eine tions- und Sensibilisierungskampagne zum Thema Gruppen hätten sich eine Weiterführung der Gruppe Vermeidungstendenz besteht, um sich nicht mit dem Alkohol. Über Printmedien, ein Quiz mit Gewinn- gewünscht und äußerten Bedauern über die Beendi- Thema Elternschaft und Suchterkrankung auseinan- möglichkeit, Unterrichtseinheiten und die Internet- gung des Angebotes. dersetzen zu müssen, oder vielleicht auch grundsätzli- seite www.dak.de/aktionglasklar werden Jugendliche che Schwierigkeiten, sich einer Gruppensituation über die Wirkung von Alkohol zu denken. Die informiert und zur Auseinandersetzung mit der Das Angebot sieht zwei begleitende Elternabende vor, auszusetzen.“ Mehrheit der Befragten war außerdem davon Thematik motiviert. Weitere Zielgruppen bzw. einen zu Beginn und einen nach Beendigung der überzeugt, dass „bunt statt blau“ zu einem vernünfti- Ansprechpartner sind Eltern und erwachsene geren Umgang mit Alkohol unter jungen Leuten Bezugspersonen wie Lehrkräfte sowie Jugendgrup- beitrage. penleiterinnen und leiter. Plakatwettbewerb »bunt statt blau« Ferner zeigte die Studie, dass die Teilnehmenden der Bei der Kampagne „bunt statt blau – Kunst gegen von Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsiden- Online-Befragung im Vergleich zu einer hinsichtlich Komasaufen“ der DAK-Gesundheit werden Jugendli- ten, Ministerinnen und Ministern, Landrätinnen und Alter und Geschlecht parallelen Stichprobe seltener Lediglich jede zehnte che kreative Botschafterinnen und Botschafter gegen Landräten, Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Alkohol konsumieren. Die Wiederholungsbefragung den Alkoholmissbrauch. Bundesweit sind jedes Jahr Suchtberatungsstellen sowie Künstlerinnen und machte einen signifikanten Unterschied beim „Binge Person, die eine 12- bis 17-jährige Schülerinnen und Schüler eingela- Künstlern unterstützt sowie durch eine intensive Drinking“ deutlich. Von den an „bunt statt blau“ den, um mit selbst gestalteten Plakaten Farbe gegen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Die Teilnehmenden gaben 55 Prozent an, in ihrem Leben Alkoholabhängig- das Rauschtrinken zu bekennen. Seit 2010 reichten Kampagne wurde mehrfach ausgezeichnet – aktuell noch nie bei einer Gelegenheit fünf oder mehr über 62.000 Schülerinnen und Schüler einzeln oder mit dem renommierten „Internationalen Deutschen alkoholische Getränke getrunken zu haben. In der keit aufweist, nimmt als Team ihre Kunstwerke ein. Aus den 16 Landessie- PR-Preis 2014“. Vergleichsgruppe war dies mit 38 Prozent deutlich gern wählt eine Jury für die jährliche Preisverleihung weniger. Dies deutet darauf hin, dass an „bunt statt an einer Therapie jeweils vier Bundessieger. Zu gewinnen gibt es Geld- Eine Studie zu „bunt statt blau“ aus dem Jahr 2013 blau“ Teilnehmende im Verlauf eines Jahres nach und Sachpreise. Die 16 besten Plakate werden als zeigt den Erfolg und die positive Wirkung des Wettbewerbsteilnahme eine niedrigere Wahrschein- teil. Wanderausstellung in Schulen oder Rathäusern Präventionsprojekts in der Zielgruppe. Im Jahr 2014 gezeigt. wurde „bunt statt blau“ erneut durch eine Online- Befragung von mehr als 200 Teilnehmenden seitens 2015 findet die Kampagne „bunt statt blau“ zum des IFT-Nord begleitet. Die Schülerinnen und sechsten Mal in Folge statt. Schirmherrin ist die Schüler bewerten den Wettbewerb wieder als sehr Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Kooperati- positiv, obwohl die überwiegende Mehrzahl nicht zu onspartner sind das Kieler Institut für Therapie- und den Gewinnerinnen bzw. Gewinnern zählte. Über die Gesundheitsforschung (IFT-Nord) sowie die Band Hälfte der Stichprobe gab an, durch die Teilnahme an „Luxuslärm“. Das Projekt wird in den Bundesländern dem Plakatwettbewerb „bunt statt blau“ nun anders

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»Weniger-trinken-online« Außerdem können wir bislang feststellen, dass Kontakt: sich Personen, die an „Weniger-trinken-online“ Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll, Was ist »Weniger-trinken-online«? Gründe dagegensprechen und somit der zweite Teil teilnehmen, über Risikosituationen für einen Klinik für Abhängigkeitserkrankungen, Dieses innovative Therapieangebot richtet sich an der Therapie folgen kann. Im anknüpfenden erhöhten Alkoholkonsum besser bewusst sind als Suchtambulanz (Haus 3, EG) Personen aus Hamburg und Umgebung, die einen zweiten Teil der Therapie setzt sich die Patientin vor der Therapie und dass sie den Online-Kontakt kritischen Alkoholkonsum aufweisen und diesbe- bzw. der Patient ein konkretes Ziel, welches im mit den Therapeutinnen und Therapeuten als Besucheranschrift: züglich Fragen und Veränderungsabsichten haben. Anschluss über unterschiedliche Interventionen angenehm und persönlich empfinden. Henny-Schütz-Allee 3 Das Programm unterscheidet sich im Vergleich zur und Aufgaben erreicht werden soll. Weiterführende rein stationären Therapie dadurch, dass die Patien- Informationen zum Inhalt dieses Therapieangebots Der abschließende Therapieerfolg soll zum Ende Postanschrift: tinnen und Patienten sich ihre Therapiezeit durch unter: des Projekts evaluiert werden. Hierzu werden Langenhorner Chaussee 560, den Online-Kontakt weitestgehend frei einteilen Ergebnisse aus Befragungen (1) direkt nach 22419 Hamburg, Tel.: 040 1818-872524 können und dass in der Klinik nur wenige persönli- http://www.weniger-trinken-online.de Abschluss der Therapie, (2) nach sechs Wochen che Kontakte zwischen Therapeut(in) und sowie (3) nach sechs Monaten nach Therapieende http://[email protected] Patient(in) vorgesehen sind. herangezogen. http://www.asklepios.com/nord Erste Ergebnisse des Projekts »Weniger- Im Vergleich zu anderen „Online-Angeboten“ trinken-online« zeichnet sich dieses Angebot durch persönliche Vorangegangene Studien über die Online-Therapie individualisierte online-gestützte Kontakte zwi- zeigten, dass sich die Charakteristika der an der schen Therapeut(in) und Patient(in) aus. Online-Therapie teilnehmenden Patientengruppe »Ich will, dass möglichst im Vergleich zu Personen, die an einer Face-to- Als Zielgruppe dieses Projekts sollen Personen Face-Therapie teilnahmen, unterschieden. So jede schwangere Frau weiSS, angesprochen werden, die verfügten Personen, die an mit dem bisherigen einer Online-Therapie welch enorme Gefahren vom Therapieangebot schwer Weniger-trinken- teilnahmen, signifikant erreichbar waren: häufiger über einen Alkohol für das werdende beispielsweise Frauen, online spricht höheren Bildungsab- Arbeitnehmerinnen und schluss und waren Kind ausgehen.« Arbeitnehmer sowie häufiger berufstätig. Selbständige oder jene eine neue Ferner wurden verhältnis- (Marlene Mortler) mit einem weiten mäßig mehr Frauen Anfahrtsweg. Zielgruppe an erreicht (Postel et al. 2011). Die Therapie mit einer Durch eine therapiebe- durchschnittlichen Dauer von zwölf bis 16 Wochen gleitende Evaluation soll auch der Erfolg von gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil der „Weniger-trinken-online“ geprüft werden. Bei den Therapie wird mithilfe eines Alkoholtagebuchs und ersten Auswertungen ist feststellbar, dass mithilfe weiterer Aufgaben festgestellt, inwieweit ein dieses Zugangsweges Personen mit einem Durch- Missbrauch bzw. eine Abhängigkeit von Alkohol schnittsalter von 54,4 Jahren und einem höheren vorliegt. Aus diesem ersten Teil wird abgeleitet, ob Bildungsabschluss (50 Prozent verfügen über einen eine Weiterbehandlung im Rahmen der Online- Abschluss der Fachhochschule/Universität) Therapie sinnvoll erscheint, keine gravierenden angesprochen werden.

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Forschungsprojekt zur web-basierten Grußwort der Drogenbeauftragten der Bundesre- kreis“, der nur durchbrochen wird, wenn wir auch Tele-Nachsorge bei Alkoholabhängigen gierung Marlene Mortler. die betroffenen Kinder befähigen, bei Suchtgefah- ren „gegen den Strom schwimmen zu können“. Die erfolgreiche Implementierung von Nachsor- höhere Erfolgsquote auf als Patientinnen und „Diese große Aufgabe kann nur gelingen, wenn wir gekonzepten nach einer stationären psychosoma- Patienten der TAU (p < 0.05). Es zeigte sich zudem dafür sorgen, dass Eltern trotz ihrer Suchtbelastung In ihrer Rede spricht die Bundesdrogenbeauftrag- tischen Rehabilitation mithilfe neuer Medien ein Trend zugunsten der EG. selbst so stark sind, dass sie in der Lage sind, ihre te zwei zentrale Herausforderungen an: „zum konnte bereits gezeigt werden (vgl. Ebert et al. Kinder zu selbstbewussten Persönlichkeiten einen, welche Angebote Eltern als Hilfesuchenden 2008). Da vergleichbare Ansätze bezogen auf die Bezogen auf die Abstinenzsicherung ein Jahr nach heranziehen zu können.“ am meisten nützen. Zum anderen, wie man die Rehabilitation Alkoholabhängiger fehlen, wurde Entlassung aus der stationären Rehabilitation Eltern erreichen kann, die bisher die Angebote das vorliegende von der DRV Bund geförderte deuten die Ergebnisse sowohl auf die Wirksamkeit So lautete eine unmissverständliche Feststellung nicht aufsuchen“. Es seien solche „Angebote, die in Projekt einer web-basierten Tele-Nachsorge einer therapeutisch geleiteten Chat-Nachsorge als der Bundesdrogenbeauftragten, die damit auch funktionierende Netzwerke eingebettet sind und initiiert. Ziel waren der Erhalt einer abstinenten auch eines telefonischen Kurzkontaktes im Ver- auf die quasi „naturgegebene“ Verbindung des Angebote, die die ganze Familie im Blick haben“, Lebensweise im Alltag und die Überwindung der gleich zu TAU hin. Themas „Elternschaft und Suchterkrankung“ mit von denen suchtkranke Eltern am stärksten poststationären Schnittstellenproblematik (vgl. dem Thema „Kinder aus suchtbelasteten Famili- profitieren, so Mortler. Wollmerstedt et al. 2013). Internetbasierte sowie telefonische Nachsorgekon- en“ hinwies. Auch müssten wir uns „um diese zepte stellen ein innovatives, bedarfsgerechtes besondere Risikogruppe auch deshalb kümmern, Ein Manko sei jedoch möglicherweise, dass Die vorliegende prospektiv randomisierte Längs- Behandlungsangebot dar, welches die Chance bietet, weil die Kinder suchtkranker Eltern selbst wieder „betroffene Eltern schlicht nicht wissen, wo und schnittstudie wurde unter zwei Bedingungen den Anteil der regelmäßig an Nachsorgemaßnah- Eltern werden und ohne Hilfe ein Leben lang die bei wem sie Hilfe erhalten“ können. Die Bundesd- durchgeführt: Experimentalgruppe: wöchentlich men teilnehmenden Patientinnen und Patienten zu Unsicherheit aus ihrer Kindheit mitschleppen rogenbeauftragte schlägt daher „einen Lotse oder therapeutisch geleitete Chatgruppe, Kontrollgrup- erhöhen. und auf ihre Kinder übertragen könnten“, so ein Navigationssystem, was den Eltern das Finden pe: monatlicher telefonischer Kurzkontakt mit Mortler weiter zu einem mutmaßlichen „Teufels- der richtigen Hilfe erleichtern würde“, vor. einer Klinikmitarbeiterin bzw. einem Klinikmitar- Das 10. Berliner Suchtgespräch des Gesamtverbands beiter (n = 268). Beide Gruppen wurden über sechs für Suchthilfe e. V. (GVS) versammelte zum Thema Monate nach Entlassung aus der stationären „Elternschaft und Suchterkrankung“ am 27. November Die GVS-Kampagne »Elternschaft und Suchterkrankung« Rehabilitation begleitet (vgl. Eich et al. 2012). 2014 Expertinnen und Experten der Sucht-, Jugend- und Erziehungshilfe, Politikerinnen und Politiker Knut Kiepe, Suchtreferent des GVS, stellte in seinem getan. Als Ergebnisse des jüngst abgeschlossenen Als Datenbasis dienten die standardisierte sowie Interessierte zu einem wegweisenden Austausch. Vortrag die – bisherigen – Aktivitäten und Maßnah- zweijährigen Projekts „Elternschaft und Suchter- Basisdokumentation und Katamnestik, psycho- men des GVS zum Thema vor. krankung“ wurden unter dem programmatischen metrische Fragebögen sowie spezifische Instru- http://www.sucht.org/fileadmin/user_upload/ Titel „Herausforderungen in der Behandlung mente zum Beispiel zur Erhebung von Rückfällen Service/Publikationen/Dokumentation/10_BSG_Do- Die große Resonanz auf die Herausgabe des ersten suchtkranker Familien“ unter anderem ein und zur Programmevaluation. kumentation.pdf Leitfadens „Suchtberatung bei suchtkranken Weiterbildungscurriculum sowie ein weiteres Eltern zur Förderung des Kindeswohl“ – vor Positionspapier mit expliziten Forderungen zur Die Abstinenzquoten wurden gemäß der Stan- Wie ist das professionelle Hilfesystem auf die vielfäl- kurzem ist eine aktualisierte und erweiterte Optimierung der Hilfen für suchtkranke Eltern dards der DGSS (DGSS 1-4) berechnet. Sechs tigen Unterstützungserfordernisse suchtkranker zweite Auflage erschienen – ist einer der Aus- entwickelt. Nicht zuletzt gelang auch der Schritt Monate nach der stationären Entlassung fiel die Menschen mit Erziehungsverantwortung und deren gangspunkte für die Vertiefung des Fokus auf in Richtung einer Einbindung der Sucht-Selbst- Erfolgsquote der EG mit 69,4 Prozent erwartungs- Kinder vorbereitet? Welche Rahmenbedingungen „suchtkranke Eltern“. Mit einer gut besuchten hilfe. Hier wurde eine grundlagenschaffende gemäß höher aus als in der KG (59,5 Prozent). Zur gewährleisten eine qualifizierte Hilfe für suchtkran- Fachtagung im Juni 2012, der Herausgabe des Studie durchgeführt und ein bereits erfolgreich Ein-Jahres-Katamnese wurden die Abstinenzquo- ke Familien? Wie können die benötigten Hilfen Positionspapiers „Im Interesse der Kinder eine erprobtes Weiterbildungsmodul für Menschen in ten von EG und KG einer Vergleichsgruppe (TAU, bereitgestellt werden? angemessene Kontrolle bei Opiat- und polytoxi- der Sucht-Selbsthilfe geschaffen. treatment as usual) gegenübergestellt: Die komaner Abhängigkeit entwickeln“ sowie der Teilnehmenden der Interventionsgruppen wiesen Diesen Leitfragen „auf der Spur“ startete das Entwicklung und Veröffentlichung der Webseite Unter dem Motto Suchtkranke Menschen mit hier je nach Standard eine um zehn bis 20 Prozent Jubiläumssuchtgespräch mit einem einleitenden www.eltern-sucht.de wurden weitere Schritte Erziehungsverantwortung – Eine Zielgruppe im

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Blickpunkt wartete das Podiumsgespräch des 10. Vorschlägen entwickelt werden. Also, warum Was drauf steht, muss auch drin sein! Regelfinanzierung statt Projektförderung – Berliner Suchtgesprächs mit acht Gästen auf, die nicht eine übergreifende, breit aufgestellte Als Geschäftsführer des GVS gibt Dr. Theo Wessel vor allem, wenn es auch um Kinder geht! sich aus Vertretern der vier Fraktionen des Deut- Kampagne? eine klare Richtung vor: „Das Leitmotiv müsste sein, Die übliche Organisation und Finanzierung von schen Bundestags, drei Verbändevertretern und dass Kindeswohl und Elternwohl unmittelbar Hilfen in Form von „Projekten“ steht im Gegensatz einem Wissenschaftler zusammensetzten. Mode- Raus aus der »Projektitis« – hin zur Verstetigung! miteinander zusammenhängt.“ Er schlägt ein zu dem, was die Arbeit mit Kindern und ihren Eltern riert wurde die Diskussion von Patrick Diemling, „Aber den Weg, über Standards zu reden, Stan- Gütesiegel für die elternbezogene Suchtarbeit vor, verlangt: Kontinuität! Neue Angebote bedürfen Moderator, Schauspieler, Religionswissenschaftler dards, die man definieren kann (…) find ich erst denn „wir müssen transparent machen, dass das, einer ausreichenden Entwicklungszeit, werden und Heilpraktiker für Psychotherapie. mal einen lohnenswerten Ansatz, um mehr Druck was drauf steht, auch drin ist“. Nur so geht „famili- jedoch häufig in Form von Projekten gefördert. reinzubekommen“, so Burkhard Blienert, MdB enorientierte Suchthilfe“! Projekte sind schon von ihrem Verständnis her Volkswirtschaftliche »Blackbox«: Die suchtkranke und Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion zeitlich befristet, haben eine begrenzte Fragestellung Familie! für Drogen und Sucht. Er fordert, dass die „syste- Herausforderungen: Die Gestaltung einer familien- und eine projektspezifische Organisation. Die Folge: Eine wichtige Grundlage und auch Anregung für mische Frage gestellt werden“ muss, angesichts bezogenen Suchthilfe In der Regel ist das Ende die weitere Diskussion lieferte Dr. Tobias Effertz, der vielen Ansätze, die in die richtige Richtung Dr. Wessel setzt dann auch den eines Projektzeitraums wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Recht gehen, und führt die Modelle des „Quartiersma- Schlusspunkt des 10. Berliner absehbar – dabei wird der Wirtschaft, Arbeitsbereich Zivilrecht der nagements“ und der „Sozialen Stadt“ an, die auch Suchtgesprächs. Nach einem allerdings das Projektende Universität Hamburg. Mit seinen Forschungser- wieder zusammenführen und vernetzen. spannenden Podiumsgespräch durch die Forderung gebnissen zu den „Kosten bei Kindern aus Sucht- skizziert er wichtige Forderun- definiert und nicht durch familien“ deckt er die volkswirtschaftliche Wir dürfen Kinder nicht überfordern! gen an die Kommunen, die den Entwicklungsprozess der Dimension eines kaum beachteten Problems auf. Dr. Björn Hagen, Geschäftsführer des Evangeli- Leistungsträger, die Wissen- Ratsuchenden. Für eine Nach seinen Recherchen entsteht in Deutschland schen Erziehungsverbands e. V., widmet sich in schaft und die Einrichtungs- wirksame beratende/ bei Kindern jedes Jahr aufgrund von medizini- seinem Statement den Kindern. Diese „sind damit träger, gibt aber vor allem folgende Forderungen an therapeutische Hilfe für gestörte Familiensysteme schen Kosten ein Betrag von 210 Millionen Euro, überfordert, das ist meine Erfahrung aus den die versammelte Politik zurück: sind jedoch häufig die Projektlaufzeiten zu kurz. wenn sie einen Alkoholiker als Elternteil haben. Familien, überhaupt die Systeme zu stabilisieren. Zudem sind die begrenzt angebotenen Hilfeformen Unklar ist jedoch, wie sich die häufig nur allzu Sondern sie müssen auf die Kinderebene zurück. Wir benötigen dringend das schon so oft angekün- zumeist nicht flexibel genug, um auf die verschiede- deutlichen Langzeitfolgen für die betroffenen Die einzige Chance ist es, die Eltern in die Lage zu digte Präventionsgesetz! nen Problemlagen und Diagnosen des hilfesuchen- Kinder wirtschaftlich auswirken. Hier existiert versetzen, ihre Elternverantwortung wahrzuneh- Zahlreiche Studien belegen das erhöhte gesundheit- den, gestörten sozialen Systems „Familie“ zu immer noch sozusagen eine „Blackbox“, so Dr. men.“ liche Risiko bei Kindern aus suchtbelasteten reagieren und ihrem langfristigen dauerhaften Tobias Effertz. Familien im Vergleich zu Kindern aus unbelasteten Bedarf gerecht zu werden. Sinnvoll ist es, die Kinderschutz und Elternwohl ist Bundesaufgabe! Elternhäusern sowie eine Notwendigkeit möglichst unterschiedlichen bereits existenten Hilfeangebote Warum nicht eine Kampagne? Sehr deutlich auf die Verantwortung der Bundes- frühzeitig einsetzender Interventionen, um Fehlent- auf Grundlage einer gesicherten Finanzierung Die Leiterin des Zentrums für Familie, Bildung ebene weist von der CDU, MdB und wicklungen entgegenzusteuern. Umso dringlicher weiterzuentwickeln und auszubauen. und Engagement der Diakonie Deutschland Doris Vorsitzender der Kinderkommission des Bundes- ist die Forderung an die Politik, Prävention als vierte Benecke sieht die dringende Notwendigkeit eines tags, hin: „Also der Bund muss hier die Kosten Säule im Gesundheitswesen zu verankern, um Jugendämter brauchen Unterstützung zur realistischen Überblicks „darüber, was Kinder- übernehmen und muss hier auch für ein System präventive Maßnahmen auch hier auf eine solide Image-verbesserung! und Jugendhilfe in der Breite von Regeleinrich- sorgen, das die Familien auf dem Plan hat.“ Wenn Basis zu stellen. Ohne die notwendigen finanziellen Die Angebote von Allgemeinen Sozialen Diensten tungen über Beratungsstellen, Ehe-, Familien-, es um die Frage der ersten Zugänge zu den und personellen Ressourcen wird es nicht möglich und Jugendämtern werden von suchtkranken Lebens- und Erziehungsberatung bis hin eben zu Familien und gerade auch zu den Eltern geht, hat sein, Kindern mit suchtkranken und/oder psychisch Eltern nur schwer akzeptiert. Mütter und Väter den breiten Angeboten im Bereich der Hilfe zur er zwei Berufsgruppen mit Potenzial im Blick: kranken Eltern die Unterstützung zu geben, die sie fürchten Eingriffe in ihr Erziehungsrecht, sobald Erziehung (…) ist.“ Darüber hinaus müssten Kinderärztinnen und Kinderärzte sowie Hebam- brauchen. Denn insgesamt gilt: Investitionen in die die Sprache auf Unterstützungsmöglichkeiten erfolgreiche Projekte zum Thema ausgewertet, men. Kinder sind Investitionen in die Zukunft unserer vonseiten dieser Institutionen kommt. zusammengeführt und möglichst zu konkreten Gesellschaft!

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Bei Klientinnen und Klienten, denen mitgeteilt Resümee wird, dass die Beratungsstelle im Falle eines Das 10. Berliner Suchtgespräch und die verschiede- Verdachts der Kindeswohlgefährdung Kontakt nen Maßnahmen der dargestellten GVS-Kampagne zum Jugendamt aufnimmt, besteht die große zum Thema „Elternschaft und Suchterkrankung“ Gefahr eines Beratungs/Behandlungsabbruchs. Es stellen wichtige erste Türöffner dar. Nun ist insbe- müssen Möglichkeiten einer Imageverbesserung sondere die Politik gefragt, die Gestaltung einer der Jugendämter gefunden werden. So können familienbezogenen Suchthilfe maßgeblich zu zum Beispiel Babybegrüßungsdienste oder fördern, damit neben den Kindern auch den oft Willkommensgrüße für zugezogene Familien mit vergessenen suchtkranken Eltern angemessene Informationen über kommunale Beratungs- oder Unterstützung zukommt – und alle vertrauensvoll Unterstützungsangebote dazu beitragen, die und nachhaltig von den angebotenen Hilfen Familienfreundlichkeit kommunaler Einrichtun- profitieren können. gen zu zeigen und Vertrauen zu schaffen. 2.1.2 bzgA-Kampagne »Alkohol? Kenn dein Limit.« Vernetzung sollte selbstverständlicher werden – besonders mit den medizinischen Angeboten! Studien belegen das • Für Jugendliche und junge • Massenmediale und direkte Vor allem der medizinische Sektor muss stärker in Erwachsene Ansprache die Mitverantwortung gezogen werden (Gynäkolo- erhöhte gesundheitliche ginnen und Gynäkologen, Kinderärztinnen und Risiko bei Kindern aus Seit 2009 führt die BZgA mit Unterstützung des Eine hohe Reichweite der Kampagne ist Voraussetzung, Kinderärzte). Es besteht noch immer keine selbst- Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) die um Wirkung zu erzielen. Massenkommunikative verständliche Kooperation von Ärztinnen und suchtbelasteten bislang größte deutsche Kampagne zur Prävention von Maßnahmen dienen dazu, die Kampagne und ihre Ärzten mit anderen Teilbereichen des Hilfesystems Alkoholmissbrauch durch: Die Jugendkampagne verschiedenen Angebote in der Breite und in der (Sucht-, Jugend- und Erziehungshilfe). Auch die Familien im Vergleich zu „Alkohol? Kenn dein Limit.“. Sie richtet sich insbeson- Kernzielgruppe bekannt zu machen. „Bundesinitiative Netzwerk Frühe Hilfen“ konnte dere an die Altersgruppe der 16- bis 20-Jährigen. diesem Defizit nicht ausreichend entgegenwirken. Kindern aus unbelasteten „Alkohol? Kenn dein Limit.“ hat zum Ziel, im Rahmen 2014 war die Kampagne mit Plakatschaltungen Eine Kooperation zwischen der gynäkologischen Elternhäusern eines gesamtgesellschaftlichen Lernprozesses den (Großflächen- und City-Light-Plakate) bundesweit Betreuung während der Schwangerschaft, der verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu fördern präsent. Dabei wurde die Kampagnenlinie um die suchtmedizinischen Behandlung/Betreuung und sowie langfristig riskante Konsummuster wie das Plakatmotive „Verkehr“ und „Übergriff“ ergänzt. Beide der Jugendhilfe findet nur unzureichend statt. Rauschtrinken zu reduzieren. Die bundesweite Themen bzw. Plakatmotive wurden in Fokusgruppen- Mehrebenenkampagne umfasst massenmediale, arbeit mit der Kampagnenzielgruppe entwickelt. internetbasierte und personalkommunikative Maß- nahmen, die miteinander verzahnt sind. Durch die Eine Kurzfassung des Kampagnen-Spots „Entscheidun- starke öffentliche Präsenz konnte die Kampagne in gen“ war auf den großen Musikfestivals wie „Rock am kurzer Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen, Ring“, „Rock im Park“, „Chiemsee Summer“, „Highfield sodass inzwischen mehr als 80 Prozent der Jugendli- Festival“, „Vainstream“ und anderen zu sehen. Insge- chen und jungen Erwachsenen der Kampagnenslogan samt wurden mit den Spotschaltungen auf Festivals „Alkohol? Kenn dein Limit.“ bekannt ist. 2014 mehr als eine halbe Million Jugendliche und

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präsent. Im Jahr 2014 wurden mit den Jugendfilmtagen Möglichkeit bekommen, an dem Online-Verhaltensän- in 14 Regionen Deutschlands rund 14.000 Schülerin- derungsprogramm „Change Your Drinking“ teilzuneh- nen und Schüler sowie Multiplika- men. Der Kampagnen-Blog auf torinnen und Multiplikatoren www.kenn-dein-limit.info greift persönlich erreicht. Der Mitmach- aktuelle Themen aus der jugendli- Parcours „KlarSicht“ erreichte mit chen Erfahrungswelt auf und stellt 22 Einsätzen etwa 14.000 Schüle- sie zur Diskussion. Bloggerinnen rinnen und Schüler sowie ihre und Blogger zwischen 18 und 24 Lehrkräfte. Um den Schulen die Möglichkeit zu geben, Jahren berichten über ihre alltäglichen Erlebnisse, eigenständig und nachhaltig interaktive Veranstaltun- Gedanken und Erfahrungen rund um das Thema gen zum Thema Suchtprävention durchzuführen, „verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol“. Die wurde eine Koffervariante des Mitmach-Parcours Blogbeiträge führen zu einer intensiven Auseinander- entwickelt und evaluiert. Bereits rund 400 Koffer- setzung der Zielgruppe vor allem auf der Fanpage der Parcours konnten bundesweit abgegeben werden. Kampagne auf Facebook unter www.facebook.com/ alkohol.kenndeinlimit.de, die das Internetportal Um Lehrkräften ein aktuelles Unterrichtsmedium zum ergänzt. In 2014 ist die Zahl der Facebook-Fans der Thema Alkoholprävention zur Verfügung zu stellen, Kampagne auf über 335.000 angestiegen. 2015 wird das wurde die umfassende interaktive didaktische DVD Online-Angebot der Kampagne noch um einen „Thema: Alkohol“ entwickelt, die aus drei Filmteilen YouTube-Kanal erweitert werden. (ein fiktionaler Kurzspielfilm, ein Sachfilm zu Alkohol- wissen sowie O-Töne von Jugendlichen) und metho- Die von „Alkohol? Kenn dein Limit.“ geförderten disch-didaktischem Arbeitsmaterial für Schule Landeskonferenzen unterstützen eine Professionalisie- junge Erwachsene erreicht. Im Ambient-Bereich das Thema Alkohol sprechen und sie zu einem verant- (Sekundarstufen I und II) sowie Jugendarbeit besteht. rung kommunaler Alkoholprävention durch Austausch wurden 2014 mehr als 2,27 Millionen Ambient-Kom- wortungsvollen Umgang mit Alkohol motivieren, sind Die didaktische DVD ist für Lehrkräfte und Suchtprä- von Ideen und Netzwerkarbeit. 2014 fanden die ersten munikationsmittel (Freecards, Disco-Lights, Sanitärpla- seit Sommer 2014 erneut deutschlandweit im Einsatz. ventionsfachkräfte kostenfrei bestellbar. Mehr als 2.000 beiden Länderkonferenzen in Hessen mit 180 Teilneh- kate und Schulposter) der Kampagne im Schulbereich Die Peer-Aktionen finden zum Beispiel auf Musikfesti- DVDs wurden seit Mai bereits an Schulen abgegeben. menden und Niedersachsen mit 80 Teilnehmenden und der „jungen Gastronomie“ eingesetzt und rund 4,5 vals, Sportveranstaltungen, Stadtfesten oder in statt. Für 2015 sind Fachkonferenzen in Mecklenburg- Millionen Freecards gestreut. Urlaubsregionen statt. Ergänzt wurden die Peer- Aufgrund des Online-Nutzungsverhaltens von Vorpommern und Rheinland-Pfalz vorgesehen. Aktionen durch das interaktive Kampagnen-Event- Jugendlichen setzt die Kampagne bewusst einen Die personalkommunikativen Aktionen der Kampagne Areal „KDL on tour“ für den Sportbereich, das auf Schwerpunkt in der Internetkommunikation, die dabei http://www.kenn-dein-limit.info haben neben einer vertieften, persönlichen Ansprache insgesamt acht Veranstaltungen zu Gast war, unter als wichtiges Bindeglied zwischen Personal- und http://www.facebook.com/alkohol.kenndeinlimit der Zielgruppe und der Multiplikator(inn)en (Eltern, anderem auf dem Hessentag in Bensheim, dem Massenkommunikation fungiert. Das Internetportal Lehrkräfte, Fachkräfte der Suchtprävention etc.) auch Jugendmasters Beachhandball in Niedersachsen und www.kenn-dein-limit.info als zentrales Informations- das Ziel, die lokale Vernetzung unterschiedlicher dem DFB-Beachsoccer-Cup in Mecklenburg-Vorpom- medium der Kampagne erreicht mit durchschnittlich • Für Erwachsene Akteure zu intensivieren. Die personalkommunikati- mern. Insgesamt besuchten ca. 90.000 Jugendliche und 80.000 Besucherinnen und Besuchern pro Monat eine ven Kampagnenmaßnahmen unterstützen daher auch Multiplikator(inn)en die Veranstaltungen. sehr hohe Reichweite. Die Besuchsdauer hat sich mit Die Erwachsenenkampagne „Alkohol? Kenn dein kommunale Strukturen der Alkoholprävention. durchschnittlich vier Minuten positiv entwickelt. Das Limit.“ der BZgA hat zum Ziel, riskante Alkoholkon- Neben dem Freizeitbereich ist das Setting Schule für die Portal umfasst neben detaillierten Sachinformationen summuster in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung Die Peer-Aktionen der Kampagne stehen im Zentrum Ansprache der Zielgruppe von zentraler Bedeutung. Im interaktive Module wie die Alkohol-Bodymap, den zu reduzieren, indem sie für die Gesundheitsrisiken, die der persönlichen Ansprache der Jugendlichen im Schulbereich war die Kampagne wieder mit ihren Alkohol-Einheitenrechner, den Alkohol-Kalorienzähler ein hoher Alkoholkonsum mit sich bringt, sensibili- Freizeitbereich (Peer-Education-Ansatz). Die insgesamt beliebten Mitmach-Angeboten, den Jugendfilmtagen sowie den Selbsttest „Check Your Drinking“, bei dem siert. Die Kampagne richtet sich besonders an 30- bis 39 geschulten Kampagnen-Peers im Alter von 18 bis 24 „Nikotin und Alkohol – Alltagsdrogen im Visier“ sowie Nutzerinnen und Nutzer ein individuelles Feedback zu 50-Jährige, da diese häufig als Eltern Verantwortung für Jahren, die mit den Jugendlichen auf Augenhöhe über dem interaktiven BZgA-Mitmach-Parcours „KlarSicht“ ihrem Konsumverhalten und anschließend die Kinder und Jugendliche haben und damit eine Vorbild-

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rolle innehaben. Eltern, Schwangere und ihre Partner unterstützt, den persönlichen Alkoholkonsum zu umfasst das Thema verantwortungsvoller bzw. selbstkritische Einstellung zum Alkoholkonsum zu sowie Multiplikator(inn)en wie Ärztinnen und Ärzte reflektieren. Dieses und andere interaktive Tools sind problematischer Umgang mit Alkohol, Leitfäden zur fördern und die Veränderung von schädlichen Kon- sowie Fachärztinnen und Fachärzte sind daher eingebettet in ein umfassendes Online-Informations- Behandlung von Patientinnen und Patienten mit summustern zu unterstützen. Die Schwerpunkte der wichtige Teilzielgruppen der Kampagne. angebot, das derzeit monatlich rund 86.000 zusam- Alkoholproblemen für Allgemeinmedizinerinnen und Interventionsstrategie sind im Wesentlichen den menhängende Seitenaufrufe erreicht. Allgemeinmediziner sowie Fachärztinnen und Fach- Bereichen Wissenszuwachs sowie Einstellungs- und Die Erwachsenenkampagne hat folgende Ziele: ärzte und Materialien, die sich an die speziellen Verhaltensänderung zuzuordnen. Ein wichtiger • Wissen über gesundheitsschädigende Wirkung von Die 2011 initiierte bundesweite Informationstour Zielgruppen der Kampagne wie Eltern sowie Schwan- Baustein der Wissensvermittlung ist die Website Alkoholkonsum fördern „Alkohol? Kenn dein Limit.“ wurde im Jahr 2014 gere und ihre Partner richten. Das Materialienangebot www.null-alkohol-voll-power.de. In den Rubriken • Über Trinkmengengrenzen für risikoarmen Alkohol- erfolgreich fortgeführt. Die Informationstour besteht für Schwangere wurde 2014 um ein Rezeptheft für „Wissen“ und „Machen“ werden Informationen, konsum informieren aus einer interaktiven Ausstellung rund ums Thema Schwangere und ihre Familien ergänzt. Somit stehen Wissens- und Mitmach-Tests angeboten, unter dem • Vorbildverhalten von Erwachsenen gegenüber Alkohol sowie der Möglichkeit zu persönlichen für diese Zielgruppe nicht nur Informations- und Punkt „Reden“ finden Interessierte Beratungs- und Kindern und Jugendlichen stärken Gesprächen mit qualifizierten Fachkräften. Insbeson- Reflexionsangebote im Hinblick auf Alkoholverzicht Hilfsangebote. Neben dem Online-Angebot schnürt die • Punktnüchternheit in der Schwangerschaft und bei dere die Multi-Touch-Tische mit multi-medialer während der Schwangerschaft und Stillzeit zur Broschüre „Wissen was geht“ die wichtigsten suchtprä- Medikamenteneinnahme sowie im Straßenverkehr Informationsvermittlung und der Rauschbrillen- Verfügung. Im Rezeptheft „Lecker und gesund hoch ventiven Inhalte zu einem kompakten Informations- und bei der Arbeit fördern Parcours werden von den Besucherinnen und Besu- zwei“ werden einfache und leckere alkoholfreie paket. Die Jugendbroschüre sowie das Alkohol-Quiz chern häufig genutzt. Im Jahr 2014 besuchte die Cocktailrezepte beschrieben und so der Aspekt des und der Rätselfolder sind für viele Multiplikator(inn)en Nach wie vor stellt der Internetauftritt www.kenn- Informationstour acht Großstädte deutschlandweit Genusses während einer alkoholfreien Zeit in den fester Bestandteil ihrer Suchtpräventionstätigkeit. Im dein-limit.de ein zentrales Kampagnenelement dar, das und war jeweils zwischen drei und neun Tagen vor Ort. Vordergrund gestellt. Jahr 2014 kamen die interaktiven Printangebote die unterschiedlichen Zielgruppen niedrigschwellig Die Einsätze der Informationstour werden jeweils mit (verschiedene Wissenstests) von „Null Alkohol- Voll informiert und zur Konsumreflexion anregt. Hervorzu- regionaler Pressearbeit begleitet. Telefonaktionen mit regionalen Tages- und Wochen- Power“ rund 200.000 Mal zum Einsatz. heben ist das interaktive Element „Selbst-Test“ mit fast zeitungen runden die Öffentlichkeitsarbeit der 50 Prozent der gesamten Seitenaufrufe, ein gut Ergänzt wird das Angebot der Erwachsenkampagne Kampagne ab: Leserinnen und Leser erhalten hierbei Das Kooperationsprojekt mit dem Deutschen Fußball- genutztes Angebot, das auf einfache Weise dabei „Alkohol? Kenn dein Limit.“ durch Printmedien. Es die Möglichkeit, telefonisch ihre Fragen zum Thema Bund „Doppelpass 2020 – Schule und Verein: ein starkes Alkohol vom BZgA-Beratungsteam beantworten zu Team“ www.doppelpass2020.dfb.de setzt das Schwer- lassen. Mit einer Gesamtauflagenhöhe von mehr als punktthema auf die Alkoholprävention. In dieser sieben Millionen wurde mit den Telefonaktionen im Kooperation stellt „Null Alkohol – Voll Power“ Schulen Etwa Jahr 2014 wieder eine sehr breite Leserschaft erreicht. und Vereinen ein Unterstützerpaket für die altersge- rechte Vermittlung von Alkoholpräventionsbotschaften http://www.kenn-dein-limit.de zur Verfügung. Rund 1.000 „Null Alkohol – Voll Power“- Pakete wurden 2014 in Schulen und Vereinen eingesetzt. 10.000 Dieses rege Interesse spiegelt den immer höheren Kinder werden mit Schädigungen geboren, 2.1.3 »Null Alkohol – Voll Stellenwert, den das Engagement für die Prävention von Alkoholbedingte die durch Alkoholkonsum Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen in Schädigungen sind zu Power« – BZgA-Kampagne während der Schwanger- für Jugendliche Vereinen und Schulen einnimmt, wider. Gegenüber schaft verursacht werden. 2013 verdoppelte sich die Zahl der beteiligten Schulen „Null Alkohol – Voll Power“, die Alkoholpräventions- und Vereine. Die im Unterstützerpaket enthaltenen 14% 100% kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Materialien ermöglichen es den Trainerinnen und der Schwangeren vermeidbar durch einen Aufklärung (BZgA), informiert Jugendliche im Alter Trainern sowie Lehrkräften, mit einer Mannschaft, einer trinken gelegentlich konsequenten Verzicht von zwölf bis 16 Jahren über die Risiken von Alkohol- Klasse oder einer Gruppe von 12- bis 16-jährigen Alkohol während auf Alkohol während konsum und regt sie zu einer Lebensgestaltung ohne Jugendlichen die Risiken des Alkoholkonsums im der Schwangerschaft der Schwangerschaft. Alkohol an. Kinder und Jugendliche sollen noch vor Jugendalter gemeinsam zu erarbeiten. Quizkarten der Stabilisierung riskanter Konsummuster erreicht fördern die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema werden, um zum Thema Alkohol zu informieren, eine und die Selbstreflexion der Jugendlichen.

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2.1.4 »Hart am Limit« – sich als Koordinator und Dienstleister und befindet Rahmen des Projektes „Hart am Limit“ (HaLT), aus- aufgetretene Entwicklungsgefährdungen. Zum verbesserung der sich in der Aufbauphase. Verbesserte Zertifizierungs- reicht oder ob intensiverer Beratungsbedarf besteht ersten Zeitpunkt berichteten 45 Prozent der Jugend- hAlT-Brückengespräche schulungen, fortlaufende Schulungen und die laufende und möglicherweise Maßnahmen zur Abwehr von lichen von mindestens zwei Entwicklungsgefähr- Aktualisierung des Qualitätshandbuches bilden auch Kindeswohlgefährdung getroffen werden müssen. Zur dungen, bei der Nachuntersuchung waren es noch »Hart am Limit« (HaLT) ist mittlerweile deutschland- zukünftig die Grundlage von HaLT. Die konzeptionelle Beantwortung dieser Fragen förderte das BMG von etwa 25 Prozent. Damit sind die interviewten weit zum Markenzeichen eines qualitätsgesicherten Weiterentwicklung und die Entwicklung von Instru- September 2011 bis Juni 2014 ein wissenschaftliches Jugendlichen deutlich stärker belastet als der Präventionsprojektes zur Verhinderung von jugendli- menten zur Qualitätssicherung erfolgt in Zusammen- Projekt, bei dem ein Instrument zur Erhebung relevan- Durchschnitt dieser Alterskohorte, obwohl diese chem Alkoholmissbrauch geworden. Ein zentrales arbeit mit den Mitgliedern des Bundesnetzwerkes. ter Risiko- und Schutzfaktoren bei dieser Patienten- Subgruppe bereits eine Positivauswahl darstellt und Element von HaLT ist die Frühintervention bei Durch eine höhere Standardisierung des Konzeptes soll gruppe entwickeln werden sollte (RiScA). Es bestand die nicht erreichten Betroffenen vermutlich noch Jugendlichen, die aufgrund einer Alkoholvergiftung ins eine bessere und einfachere Multiplizierbarkeit erreicht aus einer retrospektiven Untersuchung zum Langzeit- stärker gefährdet sind. Krankenhaus eingeliefert werden. Der Kontakt zu den werden. Damit wird die Wirksamkeit von HaLT noch verlauf sowie einer prospektiven Studie zum mittelfris- Jugendlichen und ihren Eltern wird über die enge weiter steigen und damit auch die Akzeptanz bei tigen Verlauf nach Alkoholvergiftungen im Jugendalter. Insgesamt legen diese Ergebnisse den Schluss nahe, Zusammenarbeit mit den Kliniken hergestellt. Dieser Partnern (wie zum Beispiel Krankenkassen) und in der dass jugendliche Alkoholvergiftungen in der über- familienorientierte Ansatz wird mit kommunal Öffentlichkeit. Die erfolgreiche Umsetzung an den Im retrospektiven Teil wurde mit 393 jungen Erwach- wiegenden Mehrheit der Fälle nicht mit einer verankerten Präventionsmaßnahmen kombiniert. Die zahlreichen Standorten sowie die Gewinnung weiterer senen ein standardisiertes Telefoninterview geführt. besorgniserregenden oder ungünstigen Langzeit- Verbesserung des Jugendschutzes und die Verantwor- Standorte macht es notwendig, dass die zukünftige 277 der Interviewten waren zuvor als Jugendliche Entwicklung verbunden sind. Bei einer Minderheit tung und Vorbildfunktion von Erwachsenen im Nutzung des HaLT-Konzeptes durch eine partner- wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus entwickelt sich jedoch bereits bis Mitte Zwanzig eine Umgang mit Alkohol werden dabei betont. schaftlich vertragliche Regelung im Qualitätsnetzwerk behandelt worden, die anderen 116 dienten als voll ausgeprägte Alkoholabhängigkeit mit mehreren erörtert wird. Die abschließende Vereinbarung wird im Vergleichsgruppe und waren aus anderen Gründen in damit assoziierten Verhaltensproblemen. Bereits In nur zwölf Jahren hat sich aus dem Modellvorhaben Jahr 2015 geschlossen. einem Kinderkrankenhaus behandelt worden. Im während des stationären Krankenhausaufenthaltes des Bundesministeriums für Gesundheit ein bundes- Vergleich zur Kontrollgruppe tranken Teilnehmende kann durch persönliche Befragung eine Hochrisiko- weites Netzwerk aus 170 Standorten in 15 Bundeslän- Das HaLT Service Center wird in der Aufbauphase der Intoxikationsgruppe mittlerweile signifikant mehr gruppe von Jugendlichen identifiziert werden, die dern entwickelt. In elf Bundesländern gibt es HaLT- finanziell durch die Schöpflin-Stiftung getragen. Alkohol, wiesen mehr Anzeichen von Alkoholge- mehreren Entwicklungsgefährdungen ausgesetzt ist. Koordinatorinnen und Koordinatoren. Diese brauchsstörungen auf und waren häufiger bereits als Der Hauptproblembereich liegt dabei zumeist gar transportieren die Erfahrungen aus der Praxis in das http://www.halt-projekt.de/ alkoholabhängig einzuschätzen. Zudem berichteten sie nicht im Alkoholkonsum, sondern im sozialen Bundesnetzwerk, sichern den Wissenstransfer zu den häufiger über den Gebrauch illegaler Drogen, vor allem Umfeld, in Verhaltensauffälligkeiten oder Sympto- lokalen Standorten und gewährleisten die politische Cannabinoiden, sowie häufigerem delinquentem men affektiver Erkrankungen. Für diese Gruppe Verankerung. Die Koordination des Bundesnetzwerkes 2.1.5 Prognostizieren und Verhalten. Die große Mehrheit von 80 Prozent war erscheint eine Nachsorge, die sich allein auf Alkohol- lief bisher über die Villa Schöpflin im baden-württem- erkennen mittel- und jedoch nicht alkoholabhängig im Sinne von DSM-IV, konsum fokussiert, unangebracht. Mit dem RiScA- bergischen Lörrach, die Finanzierung der Koordination langfristiger Entwick- betrieb auch keinen Alkoholmissbrauch, nahm nicht Fragebogen liegt ein kurzes, valides Instrument vor, erfolgte maßgeblich über die Schöpflin-Stiftung. lungsgefährdungen häufiger psychiatrische/psychotherapeutische Hilfe in mit dem es gelingt, das Ausmaß und die Art von nach jugendlichen Anspruch und war in einer Reihe von Aspekten nicht Entwicklungsgefährdungen und weiteren Einfluss- Aus Sicht der Expertinnen und Experten sowie der Alkoholvergiftungen unzufriedener mit ihrer Lebensgestaltung. faktoren bei Jugendlichen nach Alkoholintoxikation Verantwortlichen der Schöpflin-Stiftung ist die Zeit zu erfassen. Dies bietet eine verlässliche Grundlage reif für eine weitere Professionalisierung der HaLT- Die Häufigkeit von Krankenhausbehandlungen von Im prospektiven Teil wurden 342 Jugendliche (im für die bedarfsgerechte Planung von Maßnahmen Strukturen. Um eine qualitätsgesicherte Umsetzung Kindern und Jugendlichen aufgrund von Alkoholver- Mittel 15,5 Jahre alt, 51,9 Prozent männlich) im der Prävention und Früherkennung. des HaLT-Konzeptes auch weiterhin zu gewährleisten, giftungen nahm in Deutschland und vielen anderen Rahmen des Projektes Hart am Limit (HaLT) mittels sollen Strukturen geschaffen werden, die eine kontinu- Ländern der EU in den letzten 15 Jahren besorgniserre- eines Fragebogens untersucht. 228 davon konnten ierliche Weiterentwicklung und Verbesserung ermögli- gend zu. Bislang wurde dieses Phänomen vorwiegend nach sechs bis acht Monaten nochmals telefonisch chen: Aus dem bundesweiten HaLT wird ein verbindli- unter epidemiologischen Aspekten betrachtet (Groß et nachbefragt werden. Der Fragebogen erfasste Art ches Qualitätsnetzwerk HaLT. Im August 2014 startete al. 2014). Erkenntnisse zum mittel- und langfristigen und Zahl von bestehenden Entwicklungsgefährdun- das HaLT Service Center in Lörrach als Teil des Quali- Entwicklungsverlauf gibt es bislang ebenso wenig wie gen sowie umfassend Risiko- und Schutzfaktoren. tätsnetzwerkes HaLT. Das HaLT Service Center versteht zu der Frage, ob eine Kurzintervention, etwa im Die telefonische Nachbefragung erfasste dann neu

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2.1.6 beispielprojekte aus den Ländern, Verbänden und suchtpräventiven Maßnahmen auf kommunaler Bezug auf jugendlichen Alkoholmissbrauch. Der LVR krankenkassen zum Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen Ebene qualitativ zu verbessern, zu intensivieren und unterstützte und begleitete im Rahmen des GigA- damit die Grundlagen zu schaffen, um die vorhande- Projekts den Aufbau entsprechender Projektstruktu- Kampagne »Don´t drink too much – STAY GOLD« nen Maßnahmen im Bereich der Alkoholmiss- ren sowie die Durchführung eines Arbeitsprogramms. brauchsprävention nachhaltig zu verstärken und Um exzessivem Alkoholkonsum und Gewalt entge- Motto „Don’t drink too much – Stay Gold“ und neue Ansätze zu fördern. Insgesamt bestand nahezu bei allen Beteiligten die genzutreten, hat die Polizeiliche Kriminalprävention Bierstriche am Rand des Bierdeckels. Sie signalisieren Auffassung, dass die Bildung der örtlichen Lenkungs- der Länder und des Bundes bereits im Dezember zusätzlich den geringen bzw. übermäßigen Alkohol- Gefördert wurde das Projekt durch die BZgA im gruppen verbunden mit dem Netzwerkmanagement 2008 die Kampagne „Don’t drink too much – Stay konsum. Die Bildmotive werden als Kampagnen- Rahmen der Jugendkampagne „Alkohol? Kenn dein die Vernetzung und die Zusammenarbeit in der Gold“ gestartet. Sie steht unter der Schirmherrschaft Bierdeckel, Plakate und Werbeanzeigen von der Limit.“ mit Unterstützung des Verbandes der Alkoholmissbrauchsprävention in den jeweiligen der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Polizei bundesweit in der Zielgruppe gestreut und in Privaten Krankenversicherung e. V. (PKV) sowie mit Regionen deutlich fördert. So konnte eine Verbesse- Marlene Mortler, MdB. Durch eine mitunter drasti- Form von Aktionsspots visualisiert. Prominente Eigenmitteln der Landeskoordinierungsstelle rung im Informationsfluss und in der Kommunikati- sche Text-Bild-Ansprache will die Kampagne Botschafterinnen und Botschafter wie der Fußball- Suchtvorbeugung NRW und des Landschaftsverban- on erreicht werden. Die Effektivität der Sitzungen Jugendliche aufrütteln, ihnen zeigen, dass Trinken weltmeister Per Mertesacker unterstützen die des Rheinland (LVR). wurde erhöht und Verbesserungsmaßnahmen alles andere als „cool“ ist. Stay Gold setzt auf Genuss Kampagne und dienen den Jugendlichen als Identifi- wurden umgesetzt. Letztendlich führte diese Art der mit Verstand: Etwas trinken ist okay – zu viel trinken kationsfiguren. Kern ist die Webseite www.staygold. Im Zeitraum 2011 bis 2014 wurde das Projekt an Vorgehensweise von einer vorher eher sporadischen ist absolut uncool. Präsentiert werden fünf Motive, eu. Alle Kommunikationsmittel können dort sechs Modellstandorten in Nordrhein-Westfalen bis unsystematischen Kooperation zwischen Instituti- die aus jeweils zwei Gegensatzbildern bestehen und heruntergeladen werden. Zudem finden sich dort (Köln, Bielefeld, Soest, Schwelm, Kreis Höxter und onen und Sektoren vor Ort hin zu einer effektiven auf Bierdeckel gedruckt sind. Einer positiven weitere Informationen zum Thema Alkoholmiss- Kreis Heinsberg) durchgeführt. Die beteiligten Städte, und verbindlichen Zusammenarbeit zwischen den Situation des mäßigen Alkoholkonsums stehen die brauch, beispielsweise ein Infoblatt für Festveranstal- Gemeinden und Landkreise erhielten im Rahmen Beteiligten. Das Projekt wirkte aktivierend auf die negativen Folgen übermäßigen Trinkens gegenüber. ter. Innerhalb der Polizei wird die Kampagne mit des Projekts GigA eine Arbeitshilfe in Form eines relevanten Akteurinnen und Akteure in den beteilig- Thematisiert werden unter anderem Gewalt und großer Akzeptanz umgesetzt – das belegen die über Handbuches zur Entwicklung und Umsetzung eines ten Regionen. GigA führte schließlich zu konzertierten Kontrollverlust, aber auch Attraktivität und Spaß in 4,65 Millionen Bierdeckel und Medien, die bundes- Gesamtkonzeptes zur Alkoholmissbrauchspräventi- Aktionen in der kommunalen Prävention des der Gruppe. Die Dialektik der Motive soll beim weit von der Polizei verteilt wurden. Seit der dritten on, in das unter anderem die verschiedenen Arbeits- Alkoholmissbrauchs. Betrachter einen Lern- und Sensibilisierungsimpuls Auflage gibt es auch ein fünftes von der Zielgruppe felder der Suchtprävention, des Jugendschutzes, des auslösen. Unterstützt wird die Bildaussage durch das selbst ausgewähltes neues Motiv bei den Bierdeckeln. Bildungsbereichs, der Ordnungsbehörden und der Zu diesen Aktionen gehörten unter anderem abge- Polizei einbezogen wurden. stimmte Maßnahmen im Rahmen von Stadtfesten, in zentralen Gaststätten und Diskotheken, alternative GigA – Gemeinsam initiativ gegen Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen Die Einführung einer qualitätsorientierten Kooperati- Angebote wie alkoholfreie Getränke- und Cocktail- on in einem örtlichen Projektnetzwerk ist das bars, verstärkte Jugendschutzaktivitäten und -kontrol- Ein neuer Baustein für die kommunale Aufgrund steigender Nachfragen aus Städten und herausragende innovative Element des GigA-Kon- len, Peerprojekte, öffentlichkeitswirksame Aktionen Suchtpräventionsarbeit Gemeinden nach wirkungsvollen Maßnahmen zur zepts. Auf Grundlage des vom Landschaftsverband wie Wettbewerbe, Imagepostkarten, Infostände, Flyer Ein verbesserter Informationsfluss sowie eine Alkoholprävention erfolgte Anfang 2011 aus einer Rheinland (LVR) entwickelten Konzepts des netzwerk- und Plakataktionen sowie die Ansprache der Eltern effektive und verbindliche Zusammenarbeit zwi- Initiative der Landeskoordinierungsstelle für bezogenen Qualitätsmanagements (NBQM) in über entsprechende Internetseiten. Die örtlichen schen den in der kommunalen Suchtvorbeugung (ginko Stiftung für kommunalen Strukturen bildeten sich in den Maßnahmen fanden dabei rege Unterstützung durch Alkoholprävention tätigen Prävention), der nordrhein-westfäli- Modellregionen örtliche Lenkungsgruppen aus den die Kommunalpolitik, die sich unter anderem durch Institutionen und damit verbun- schen Jugendschutzverbände sowie unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Je nach Standort eine zeitweise Beteiligung der Stadtspitze an der den eine bessere Umsetzung des Landeskriminalamtes NRW die waren dies unter anderem Mitarbeiterinnen und Netzwerkarbeit zeigte. Am Standort Bielefeld gab es gemeinsamer Aktionen in der Konzeptionierung des Modellpro- Mitarbeiter aus Gesundheits-, Jugend- und Ordnungs- schließlich einen Ratsbeschluss zur kommunalen kommunalen Prävention des jekts „Gemeinsam initiativ gegen ämtern sowie aus den Bereichen Suchthilfe/-präven- Alkoholprävention, der explizit die Initiativen zur Alkoholmissbrauchs – das sind die den Alkoholmissbrauch von Kindern tion, Bildung, Polizei und Verbände. Gemeinsam Minimierung des Alkoholkonsums bei Kindern, Hauptergebnisse nach der dreijährigen Modellphase und Jugendlichen“ (GigA). Die Ziele dieses Projektes entwickelten sie entsprechende Handlungsschritte Jugendlichen und Erwachsenen begrüßt und unter- des GigA-Projekts in Nordrhein-Westfalen. bestanden in erster Linie darin, die Vernetzung der zur frühzeitigen Prävention und Intervention in stützt.

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Obwohl sich der reine Projektzeitraum zur Umset- Zeitraum feststellbar sein wird. Hier ist nach Ansicht Niedersachsen-Landes-Contest zung alkoholpräventiver Maßnahmen zunächst nur der wissenschaftlichen Begleitforschung von einem auf etwa drei Jahre bezog, waren anhand der beglei- Zeitraum von fünf bis zehn Jahren auszugehen. Musikrausch 2014 tenden Evaluation durch die Gesellschaft für Der Musikrausch-Wettbewerb, der 2009 vom angewandte Sozialforschung (GE-F-A-S) bei den Ausblick Caritasverband Osnabrück im Rahmen des Alko- verschiedenen Standorten nach Ablauf dieses Das GigA-Modellprojekt etabliert ein zeitgemäßes, holpräventionsprojektes „HaLT – Hart am Limit“ als Zeitraums bereits erste Effekte erkennbar. So zeigten innovatives Vorgehen in der kommunalen Alkohol- regionaler Musikwettbewerb entwickelt wurde und die gezielten und abgestimmten Präventionsmaß- missbrauchsprävention. Eine solche Strategie ist seitdem sehr erfolgreich jährlich durchgeführt wird, nahmen und die damit verbundene regionale fortzuführen und weiterzuentwickeln. Im Hinblick hat sich seit 2013 auf die Städte Hannover und Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen einer sektoren- auf die Anwendung des Netzmanagements ist es Göttingen ausgeweitet. Regionale Musikgruppen übergreifenden Vernetzung vor Ort erste positive deshalb vorgesehen, gemeinsam mit dem Land- gleich welcher Art sowie Einzelpersonen konnten Ergebnisse in Hinblick auf eine Reduzierung des schaftsverband Rheinland (LVR) sowohl in Nord- am Wettbewerb teilnehmen, indem sie einen Alkoholmissbrauchs im Jugendbereich. rhein-Westfalen als auch in anderen Bundesländern eigenen Song zum Thema Alkohol einsendeten. im Rahmen zweitägiger Schulungsprogramme Eine Jury aus Musik- und Präventionsexpertinnen Jugendliche nahmen zum Beispiel in den GigA- Inhalte und Methoden des Konzepts zu verbreiten und -experten entschied über die Aufnahme zum Projektregionen zwischen 2011 und 2013 stärker die und weitere örtliche Netzwerke zur kommunalen Wettbewerb. Über Liveauftritte und teilweise ein Kontrollen zur Einhaltung des Jugendschutzgesetzes Alkoholprävention zu bilden bzw. bestehende in vorgeschaltetes Voting im Internet wurden die bewerb veranstaltet, den die Hannoversche Band wahr, andererseits wurden aber auch verstärkt qualitativer Hinsicht auszubauen. Städte-Sieger ermittelt. Leaves and Trees mit dem Song Who Is That Man Maßnahmen zur Alkoholprävention wahrgenom- gewann. Den zweiten Platz belegte die Göttinger men (von 27 auf 51,8 Prozent) im Vergleich zu den Geplant ist, aus interessierten Kommunen jeweils Der Musikrausch erreicht viele vor allem junge Schülerband Better Than mit ihrem Song Musi- Kontrollregionen (Abnahme von 44,2 auf 26,6 eine Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter aus der Menschen und veranlasst sie, sich mit dem Thema krausch und Dritter wurde Eiskalt mit dem Song Prozent). Gleichzeitig wurde Jugendlichen an Kommunalverwaltung wie dem Jugendamt sowie Alkohol auseinanderzusetzen, eine Botschaft zu Koma. Verkaufsstellen wie Supermärkten und Discountern eine Fachkraft aus der Suchtprävention gemeinsam formulieren und sie musikalisch umzusetzen. sowie an Tankstellen aufgrund vermehrter Alters- als Multiplikator(inn)en für die weitere Verbreitung Durch die hohe Öffentlichkeitswirkung werden Mit dem Musikrausch-Wettbewerb arbeitet die kontrollen seltener Alkohol verkauft. der Netzwerkarbeit zu schulen. Diese können dann weitere Menschen als Zuhörer erreicht. In der Suchtprävention mit anderen Methoden, Settings als Tandem im Rahmen eines Lenkungsgremiums Kombination mit den anderen Präventionsmaß- und Zugängen, aber auch mit ganz neuen Koopera- Auch wenn eingeräumt werden muss, dass einige die örtliche Netzwerkarbeit organisieren und nahmen im Rahmen des HaLT-Projektes werden tionspartnern. Alkoholprävention wird so mit ganz Ergebnisse zum Teil einen eher allgemeinen Trend weiterentwickeln. Insbesondere soll so der Ausbau alkoholpräventive Botschaften auf eine ganz viel Kreativität und positiver Energie umgesetzt widerspiegeln, so waren in den Modellregionen im einer Kooperation zwischen den beteiligten Instituti- besondere Art und Weise vermittelt. und erreicht Menschen auf einer Ebene, wo sie Gegensatz zu den Kontrollregionen doch im Detail onen wie Suchtprophylaxefachkräfte/Gesundheits- zunächst nicht erwartet wird. signifikante Veränderungen erkennbar, die auf die förderung, Suchthilfe, Jugendschutz/-hilfe, Schulbe- Das Konzept „Musikrausch“ wurde 2013 beim Aktivitäten im Rahmen des GigA-Projekts zurückzu- hörden und Ordnungsämter/Polizei auch in anderen Bundeswettbewerb Alkoholprävention der BZgA als Der Musikrausch-Landes-Contest 2014 war eine führen sind. Feldern der kommunalen Prävention intensiviert besonders innovatives Projekt ausgezeichnet. Mit Kooperationsveranstaltung von der Stadt und und dauerhaft etabliert werden. dem Preisgeld wurde bereits 2013 erfolgreich ein Region Hannover, dem Caritasverband Osnabrück, Dazu zählte zum Beispiel ein subtiler Wandel der erster Landeswettbewerb mit den drei Siegerbands der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention allgemeinen „Alkoholkultur“, etwa die Abnahme Kontakt: der Regionen Osnabrück, Hannover und Göttingen Göttingen und der NLS. Schirmherrschaft: eines auffälligen öffentlichen Alkoholkonsums von Dr. Hans-Jürgen Hallmann vom Caritasverband Osnabrück veranstaltet. Niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt. Jugendlichen auf öffentlichen Plätzen und Straßen Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW Förderer: Barmer GEK (etwa im Kreis Heinsberg von 61,7 auf 43 Prozent), Kaiserstr. 90, 45468 Mülheim a. d. Ruhr In Kooperation mit der Niedersächsischen Lan- was im Vergleich in den Kontrollregionen so nicht Tel.: 0208 30069-41 desstelle für Suchtfragen, mit der Förderung der festgestellt werden konnte. Grundsätzlich ist Fax: 0208 30069-49 Krankenkasse Barmer GEK und unter der Schirm- allerdings festzuhalten, dass die nachhaltige Wirkung E-Mail: [email protected] herrschaft der niedersächsischen Sozialministerin des GigA-Modells erst nach einem angemessenen Cornelia Rundt wurde 2014 erneut ein Landeswett-

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 138 139

»Mein Weg Starker Wille statt Promille Der neuartige, interaktive und hoch partizipative Pädagogen entstanden, die unter Berücksichtigung Ansatz des Projekts, das mit kurzen Videosequenzen der vorhandenen Rahmenbedingungen und persön- aus der Sucht!« Entscheidungen und Entscheidungsprozesse beim lichen Anliegen eine flexible Arbeitsweise ermög- Alkoholkonsum in den Mittelpunkt stellt, sorgt für licht. Die Akzeptanz in der Zielgruppe und die hohe

offotografen großes Interesse sowohl bei der Zielgruppe der Identifikation aller Beteiligten mit dem Projekt Jugendlichen als auch bei Multiplikator(inn)en. Der erhöhen nicht nur die Arbeitsmotivation, sondern

oto: D ie H Umgang mit neuen Medien ist Jugendlichen vertraut, auch die Wirksamkeit des Programms.

© F die Nutzung im Rahmen von „Starker Wille statt Promille“ hat damit einen hohen Aufforderungscha- 2015 wird „Starker Wille statt Promille“ durch eine Vorgestellt: rakter. Das Projekt wird bayernweit in allen Regie- interaktive Ausstellung ergänzt. Elf Ausstellungsta- rungsbezirken und unterschiedlichen Settings feln werden Impulse geben und – unter anderem (Suchtprävention und -beratung, Schulen, Offene über Informationen zu riskantem Trinkverhalten – Markus Majowski Jugendarbeit und anderen) eingesetzt und durch dazu auffordern, den eigenen Konsum und die Multiplikatorenschulungen weiter verbreitet. Auch Mechanismen dahinter zu reflektieren. Das Bayeri- Ich schaute mir die eigene Sucht früh an. Wenn ich als Schaden zu. Stattdessen gehe ich in Schulen und wenn Partizipation bedeuten kann, neue und sche Zentrum für Prävention und Gesundheitsförde- Kind eine Tafel Milchschokolade anfing, konnte ich Suchteinrichtungen, erzähle aus meinem Leben, lese ungewohnte Wege zu gehen, die auf den ersten Blick rung stellt die Ausstellung Schulen und anderen gleich nach dem ersten Stück nicht mehr aufhören. Ich aus meiner Biographie (die kann man im Internet riskant erscheinen, zeigen unsere Erfahrungen mit interessierten Einrichtungen kostenlos zur Verfü- ass die ganze Tafel auf. Gleicher Mechanismus wie finden) und stelle mich Fragen und Antworten von „Starker Wille statt Promille“, dass sich der Schritt gung. beim Koma Saufen. Heute weiss ich, dass wir uns Angehörigen und Betroffenen. Eines weiß ich sicher, lohnt. Es ist eine Lehr-Lern-Umgebung für Jugendli- besser Hilfe holen, wenn Maßlosigkeit und Betäuben es macht mehr Spaß ein anständiger, abstinenter che, junge Erwachsene sowie Pädagoginnen und http://www.starker-wille-statt-promille.de der eigentlichen Persönlichkeit durch Völlerei Mann zu sein, als von einer Party zur nächsten zu auftaucht. Die Hilfestellung bei Süchtigen liegt nicht rasen – als das Abziehbild eines Mannes. automatisch in liebevollen, geduldigen Gesprächen. HaLT in Bayern Bei sich bleiben, nicht belehren wollen ist angesagt. Es ist der richtige Zeitpunkt für mich, Freude zu Eigene Nöte und Sehnsüchte sollte der Zuhörer eines erleben und zwar mit klarem Kopf. Im Umgang mit Prävention und Intervention für jugendliche HaLT in Bayern wird im Auftrag des Bayerischen Süchtigen zeigen. Vielleicht kann das nur eine meiner eigenen Schauspieler Geschichte war ich Rauschtrinker in kommunalen Netzwerken Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege Anonyme Gruppe leisten, denke ich heute oft. früher oft von Eitelkeit befallen. Das durfte ich Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit durch die Otto-Friedrich-Universität Bamberg ablegen. Es zählt die nackte Wahrheit und nicht der und Pflege initiierte im Jahr 2008 die weitreichende (www.uni-bamberg.de/halt-in-bayern/) wissenschaft- Wenn ich Süchtigen helfe, erzähle ich von meiner Erfolg als „Verrückter Künstler“! Ich wünsche mir Einführung des alkoholspezifischen Präventions- lich begleitet. Kapitulation vor der Sucht. Ich konnte den Kampf manchmal noch mehr Selbstbewusstsein, wenn mich projektes HaLT – Hart am Limit (www.halt-in- gegen den Alkohol nicht gewinnen. Ich konnte aber jemand wegen meiner Vergangenheit „anmacht“. Und bayern.de; www.halt-projekt.de). Aktuell beteiligen Ergebnisse und Effekte den Verlockungen aus dem Weg gehen. Schlimm war in Bezug auf meine Selbsthilfegruppen wünsche ich sich 45 Städte und Landkreise. Die Strategie einer Anhand der nachfolgenden Indikatoren lassen sich es bei mir, als die Erkenntnis kam, dass ich dabei war, mir mehr Anziehung für die Gemeinschaft des dezentralen Durchführung mit zentraler Koordina- Ergebnisse und Hinweise auf mögliche Effekte von mich schrittweise selber zu töten. Ich konnte nur mit Zwölf-Schritte-Programms. Es könnte noch bekannter tion (durch die Bayerische Akademie für Sucht- und HaLT in Bayern skizzieren: Hilfe meiner Höheren Macht (das ist etwas, das stärker gemacht werden. Ich rate: Bei Bedarf einfach im Gesundheitsfragen: www.bas-muenchen.de) wurde • Inanspruchnahme, als ich ist; für mich Gott) meine Krankheit Sucht zum Internet nachschauen unter dem Begriff Zwölf- von weiteren Bundesländern übernommen. Neben • Interventionseffekte, Stillstand bringen. Ich bin wieder zu dem Menschen Schritte-Programm und dementsprechende Gruppen dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit • kommunale Netzwerke und geworden, der ich ursprünglich war. Ich belaste nicht in der eigenen Stadt suchen. Und habt bitte den Mut, und Pflege, den Kommunen und freien Trägern • Projektzufriedenheit. mehr andere Menschen mit den Auswirkungen meiner einfach hinzugehen. Euer Markus – clean und gelassen unterstützen auch Gesetzliche Krankenkassen Krankheit. Weder mir noch anderen füge ich heute seit sieben Jahren. durch eine Kostenbeteiligung an den reaktiven Inanspruchnahme des reaktiven Projektteils Interventionen das Projekt. Im Erhebungszeitraum zwischen 2008 bis Ende 2013

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 140 141

Zeitpunkt der Nachbefragung nicht stärker ausgeprägt Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeiter (88 Prozent) Tabelle 08: ist als das einer Vergleichsstichprobe aus einer reprä- und der politischen Entscheidungsträgerinnen und Teilnahme im reaktiven Projektbaustein 2008 sentativen Schülerbefragung (Wolstein et al. 2012). -träger (90 Prozent) würden das Projekt an Exper- bis 31.12.2013 tinnen und Experten aus dem eigenen Fachgebiet Interventionen Anzahl der Teilnahme- Prä-Post-Vergleiche im Rahmen von Subgruppen- weiterempfehlen. Alle politischen Entscheidungs- Klassen quote* (%) analysen weisen darauf hin, dass am erlebnispädago- trägerinnen und -träger geben an, das Projekt Teilnehmende Jugendliche 3.233 --- gischen Gruppenangebot teilnehmende und weiterhin unterstützen zu wollen. Das Ziel, das (reaktiver Projektteil) hochriskant konsumierende Jugendliche besonders Projekt auch in der Allgemeinbevölkerung bekannt Motivierende Kurzinter- 2.435 --- von den Interventionen des HaLT-Projektes profitie- zu machen, konnte erreicht werden (Wolstein et al. vention im Krankenhaus ren können (Wurdak et al. 2014). 2012). Unterstützendes Elternge- 428 78,90 % Kommunale Netzwerke Fazit spräch im Krankenhaus nahmen insgesamt 7.009 Kinder und Jugendliche Die regionalen HaLT-Zentren initiieren kommunale Mit HaLT in Bayern stellt das Bayerische Staatsminis- Erlebnispädagogisches 196 19,80 % zumindest eines der Beratungsangebote des reakti- Netzwerke und gewinnen dadurch wichtige Koope- terium für Gesundheit und Pflege teilnehmenden Gruppenangebot nach stat. ven Projektteils wahr, von denen 6.470 bereits im rationspartner für die Umsetzung präventiver und interessierten Kommunen eine innovative Aufenthalt Krankenhaus mit einer motivierenden Kurzinter- Strategien sowie für die Optimierung des Jugend- Präventionsstrategie zur Verfügung. Das Präventi- Kurzintervention, Eltern- 96 18,30 % vention unterstützt worden waren. Die hohe schutzes. Im Erhebungszeitraum 2013 wurden 141 onskonzept ist in der Allgemeinbevölkerung gespräch, Gruppenangebot, gemeinsame Erreichbarkeit von Jugendlichen und unterschiedliche, zum Teil längerfristig angelegte weitreichend bekannt. Fachkräfte, Kooperations- Abschlussintervention deren Eltern (Elternquote: 78,9 Prozent) stellt ein Präventionsmaßnahmen dokumentiert. Mehr als ein partner, Entscheidungsträger und Eltern beurteilen Empfehlung/Vermittlung: 117 15,10 % wesentliches Alleinstellungsmerkmal von HaLT in Viertel dieser Maßnahmen (28 Prozent) zielt auf eine das Gesamtprojekt auch hinsichtlich der Übertrag- weiterführende Beratungs- Bayern im Vergleich mit weiteren Maßnahmen der Optimierung des Jugendschutzes in der Kommune. barkeit und Umsetzbarkeit positiv. Die Ergebnisse angebote indizierten Prävention dar. Ein Großteil der Jugend- Die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern der Nachbefragungsstudie geben Hinweise auf eine Erlebnispädagogisches 1.308 --- lichen war aufgrund der Alkoholvergiftung akut führt in vielen Fällen zur konkreten Umsetzung von Reduktion des riskanten Alkoholkonsums bei Gruppenangebot: Freunde, gefährdet und wurde deshalb in eine Klinik einge- Präventionsprojekten. Einige ausgewählte Beispiele teilnehmenden Jugendlichen. andere Zugangswege

wiesen. Insgesamt handelt es sich jedoch nicht um verdeutlichen dies anhand des Verhältnisses zwi- * Als Bezugsgröße wird für diese Berechnung die absolute Zahl der Jugendlichen, die eine Stichprobe mit überdurchschnittlicher psycho- schen der Anzahl der Kooperationen und der Anzahl eine motivierende Kurzintervention im Krankenhaus in Anspruch genommen haben (n=6.470), gleich 100 Prozent gesetzt. sozialer Belastung. Trotzdem wurde im Rahmen des konkret durchgeführter Kooperationsprojekte HaLT-Projekts bei 975 Jugendlichen aufgrund einer (Projektquote): Schule (98 Prozent), Jugendhilfe (73 psychosozialen oder suchtbezogenen Problematik Prozent), Polizei (60 Prozent), Sportvereine (47 »Jugendschutz im Online-Handel« – Selbstregulierung des BSI eine weiterführende Hilfe empfohlen bzw. vermittelt Prozent), nicht kommerzielle Party- und Festveran- (vgl. Tabelle 1). Somit kommt der Kurzintervention stalter (46 Prozent), kommerzielle Party- und Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen- nehmen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregie- im HaLT-Projekt auch eine wichtige diagnostische Festveranstalter (58 Prozent), Einzelhandel (63 Industrie und -Importeure e. V. (BSI) und der rung, Marlene Mortler, begrüßt die Selbstregulierung und interventionssteuernde Funktion zu. Prozent). Bundesverband Onlinehandel e. V. (BVOH) haben der beiden Verbände: „Dieser Standard geht in die eine gemeinsame Empfehlung für einen Jugend- richtige Richtung, denn er setzt auch im Bereich des Interventionseffekte im reaktiven Projektteil Projektzufriedenheit: schutzstandard im Online-Handel mit Spirituosen stetig wachsenden Online-Handels das Jugend- In einer Nachbefragungsstudie der Universität Eltern, Fachkräfte und Kooperationspartner und spirituosenhaltigen Getränken verabschiedet. schutzgesetz sinngemäß um. Ich würde mir wün- Bamberg geben 79 Prozent der teilnehmenden Teilnehmende Eltern, Präventionsfachkräfte der Mit dem Standard wird das Jugendschutzgesetz schen, dass das Beispiel des BSI und BVOH Schule Jugendlichen ein bis zwei Jahre nach dem Kranken- HaLT-Zentren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der bestimmungsgemäß auf den Bereich des Online- macht und eine Altersprüfung bei der Paketzustel- hausaufenthalt an, inzwischen seltener betrunken zu kooperierenden Kliniken sowie politische Entschei- Handels mit alkoholhaltigen Getränken übertragen: lung von alkoholhaltigen Getränken zur Selbstver- sein. Die Auswertung verschiedener Indikatoren zum dungsträgerinnen und -träger bewerten ihre Ziel des Standards ist es, durch eine Altersprüfung ständlichkeit für Online-Händler und Kunden wird.“ Alkoholkonsum (Tage mit Alkoholkonsum, Tage mit Zufriedenheit mit dem Präventionsprojekt mit 2,0. In bei der Paketzustellung sicherzustellen, dass nur Binge Drinking, Tage mit Trunkenheit) zeigt, dass das der Gruppe der Eltern würden 89 Prozent eine Erwachsene Spirituosen und spirituosenhaltige Die beiden Verbände verpflichten sich im Namen Konsumverhalten der HaLT-Jugendlichen zum Teilnahme empfehlen. Der überwiegende Teil der Getränke online bestellen und als Paket entgegen- ihrer Mitglieder, den Jugendschutzstandard ab sofort

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kontinuierlich umzusetzen. Bis Mitte 2015 sollen darüber hinaus mit dem Signet „Jugendschutz im • Dr. Claudia Lücking-Michel, MdB, in der Region mindestens 80 Prozent der Mitgliedsunternehmen Online-Handel – Wir halten uns dran!“ auf der Bonn, der beiden Verbände, die entsprechende Shops Website ihr Bekenntnis zum Standard sichtbar • Elisabeth Winkelmeier-Becker, MdB, im Rhein- betreiben, den Standard umgesetzt haben. machen. Sieg-Kreis.

Zu den zentralen Inhalten des Standards gehören (Quelle: Presseinformation des „Arbeitskreises Seit März 2010 können sich Eltern auch im Rahmen neben der Altersprüfung bei der Paketempfängerin Alkohol und Verantwortung“ Nr. 13/2014 vom 25. eines Online-Trainings Rat einholen (www.klartext- bzw. dem Paketempfänger auch ein Hinweis in der November 2014) elterntraining.de). In vier unterschiedlichen Kursen – Produktansicht bzw. -übersicht, dass das entspre- je nach Alter des Kindes – erhalten Eltern individuel- chende Produkt nur an volljährige Personen verkauft le Erziehungstipps, wie sie am besten mit ihren werden darf, sowie ein Hinweis auf den Spezialver- Kooperations-partner: Kindern über das Thema „Alkohol“ sprechen können. sand. So werden die Kunden spätestens zu Beginn Am Ende eines abschließenden Multiple-Choice- des Bestellvorgangs über die bevorstehende Alters- Bundesverband Online- Tests können sich Eltern einen individualisierten prüfung bei Auslieferung informiert und für den handel e. V. (BVOH) Leitfaden downloaden. Seit 2010 haben über 39.700 Jugendschutz sensibilisiert. Online-Händler können Eltern das Online-Training genutzt. In 2012 wurden gen im Anschluss an die Teilnahme an einem von Website und Online-Training durch die Einbindung fünf „Klartext reden!“-Workshops im Oktober 2012 dreier Schulungsvideos noch attraktiver und ab. Diese wurden mit den Ergebnissen einer Online- »Klartext reden!« nutzerfreundlicher gestaltet. Befragung von 150 Eltern ohne Workshop-Teilnah- me verglichen und auf statistisch signifikante Initiative zur Unterstützung der Alkohol- Evaluierung 2012 Unterschiede hin untersucht. Dabei zeigte sich als prävention in Familien Im Rahmen einer zweiteiligen Evaluierung in 2012 eines der wichtigsten Ergebnisse, dass Eltern nach Eltern nehmen eine zentrale Vorbildrolle ein, wenn (Teil I) wurde die nachhaltige Wirksamkeit der der Teilnahme an einem „Klartext reden!“-Workshop es um die Sozialisierung von Konsummustern in Initiative „Klartext reden!“ erneut bestätigt. Im ersten deutlich motivierter sind, das Thema „Alkohol“ offen Bezug auf alkoholhaltige Getränke bei Kindern und Teil der Analyse wurden die ausgefüllten Fragebögen bei ihrem Kind anzusprechen, als nicht geschulte Jugendlichen geht. Daher ist es wichtig, die Erzie- Kind ins Gespräch über alkoholhaltige Getränke von 1856 Workshop-Teilnehmenden aus 73 Work- Eltern. 85 Prozent der Workshop-Teilnehmerinnen hungskompetenzen der Eltern durch gezielte kommen, ohne dass es gleich abblockt? Oder: Wie shops im Zeitraum von Mai 2009 bis April 2012 und Teilnehmer gaben an, zeitnah nach dem Präventionsmaßnahmen zu stärken. kann ich im Umgang mit alkoholhaltigen Getränken ausgewertet: 96 Prozent der befragten Eltern würden Workshop ein Gespräch über das Thema „Alkohol“ ein glaubwürdiges Vorbild sein? Wie kann ich die Infoveranstaltung uneingeschränkt an andere mit dem Kind führen zu wollen. Diese Eltern Die Initiative „Klartext reden!“ wurde im Dezember wirksam Grenzen setzen? Die Workshops werden Eltern weiterempfehlen, 87 Prozent der Eltern gaben unterscheiden sich signifikant von den nicht 2005 vom „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ bundesweit angeboten und von unabhängigen an, neues Wissen hinzugewonnen zu haben, und 87 geschulten Eltern einer Online-Befragung, die nur zu des BSI in Kooperation mit dem BundesElternRat ins Sucht- und Präventionsexpertinnen und -experten Prozent fühlten sich durch den Workshop besser 58 Prozent angaben, innerhalb der nächsten Zeit das Leben gerufen, um die Alkoholprävention in durchgeführt. gerüstet, um beim Thema „Alkohol“ bei ihren Gespräch mit den Kindern zu diesem heiklen Thema Familien zu unterstützen. Die Initiative stützt sich Kindern Grenzen zu setzen. Insbesondere Eltern von anzugehen. 85 Prozent der Eltern, die bisher noch wesentlich auf fünf Komponenten: Im Rahmen der Initiative „Klartext reden!“ fanden Volks-, Real- und Hauptschulen profitierten von dem keinen „Klartext reden!“-Workshop besucht hatten, • Eltern-Workshops an Schulen, im Jahr 2014 folgende Regional-Kooperationen unter Informationsangebot, denn sie schätzen ihre würden gerne an einer Informationsveranstaltung • Broschüre „Klartext reden!“, anderem unter politischer Schirmherrschaft wie persönlichen Lerneffekte aus dem Workshop an einer Schule teilnehmen. Dies zeigt den großen • ein begleitender Internetauftritt, folgt statt: signifikant noch besser ein als zum Beispiel Eltern Bedarf an gezielter Unterstützung von Eltern bei der • ein Online-Training für Eltern sowie • Landtagsabgeordnete Renate Hendricks in Bonn, von Kindern an Gymnasien. Alle positiven Bewer- Alkoholprävention in Familien. • begleitende Evaluierungen. • , MdB, in Stuttgart, tungen finden sich in der Schulnotenbewertung von • Landtagsabgeordnete Julia Klöckner in der Region durchschnittlich 1,8 (Schulnoten 1 bis 6) wieder. Seit 2011 ist das „Klartext-Elterntraining“ verlinkt Im Mittelpunkt der Eltern-Workshops stehen Bad Kreuznach, mit der Internetseite der Zeitschrift „Eltern“ praktische Tipps und Antworten auf brennende • , MdB, in der Region Bad Neuenahr- Im Rahmen eines Kontrollgruppenvergleichs (Teil II) http://www.eltern.de/schulkind/jugendliche/ Fragen, wie zum Beispiel: Wie kann ich mit meinem Ahrweiler, gaben weitere 122 Eltern einen anonymen Fragebo- alkoholgefaehrdet.html?page=2

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Des Weiteren wurde die Initiative „Klartext reden!“ • Verband Deutscher Kornbrenner und mittelstän- • Tankstellen-Interessenverband e. V. Inhalte des Jugendschutzgesetzes in Bezug auf auf dem Server „Jugendschutz aktiv“ des Bundes- discher Spirituosen- und Alkoholanbieter • Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroß- alkoholhaltige Getränke behandelt. In einem anschlie- ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und • Bundesverband der Obstverschlussbrenner e. V. handels e. V. (BV GFGH) ßenden Wissenstest können die Teilnehmenden bei Jugend http://www.jugendschutzaktiv.de vernetzt. Fakten 12/2014 (seit Initiativenstart 2005) • TANKSTELLENGEWERBE BAYERN erfolgreichem Abschluss ein persönliches Zertifikat Eltern-Workshops: • Barschule München zur Vorlage beim Arbeitgeber erlangen. Zusätzlich wurde das „Klartext-Elterntraining“ • 223 durchgeführte Workshops • Barschule Rostock – American Cocktail College erfolgreich auf dem „Deutschen Bildungsserver“ • insgesamt über 6.197 Teilnehmende in allen • bar academy sachsen Damit sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu http://www.bildungsserver.de als Weiterbildungs- bisherigen Workshops • GBS Barservice GmbH dem wichtigen Thema maßnahme für Eltern implementiert. Dabei ist der • durchschnittliche Teilnehmerzahl: 27,8 Eltern/ (German Bartender „Jugendschutz“ kontinuier- „Deutsche Bildungsserver“ ein inhaltlich auf Erziehungsberechtigte School) lich weiterbilden können, Bildung spezialisierter Web-Server im Internet, der • Dauer: 90 bis 120 Minuten ist seit dem 1. Juni 2012 ein nicht nur für Ausbildende und Lehrkräfte, sondern Drucksachen: Darüber hinaus werden neuer Aufbaukurs (WBT II) auch für Eltern Informationsmaterialien und • ca. 50.000 Broschüren wurden seit Initiativenstart „SchuJu-Materialien“ von online, der die Inhalte der Weiterbildungsmöglichkeiten anbietet. produziert der Polizeilichen Kriminal- Einstiegsschulung wieder- Elterntraining www.klartext-elterntraining.de prävention der Länder und holt und gleichzeitig In den Drogen- und Suchtberichten der Drogenbe- (online seit März 2010): des Bundes über derzeit vertiefende Praxisbeispiele auftragten der Bundesregierung von Mai 2012 bis • rund 39.706 Nutzende/Teilnehmende fünf Landeskriminalämter vermittelt. Wie beim Mai 2014 wurde über die Initiative „Klartext reden!“ • 113.731 Seitenaufrufe eingesetzt. Grundkurs kann auch am als wichtiger Präventionsbaustein informiert. Website www.klartext-reden.de: Ende des Aufbaukurses ein • Website-User: 232.206 „SchuJu“ wendet sich zum einen an Auszubildende Test absolviert werden. Seit Start des „SchuJu“- Mitte 2015 wird die Initiative mit einer Facebook- • Seitenaufrufe: 620.636 und Mitarbeitende der Branchen Gastronomie, Aufbaukurses im Juni 2012 haben bisher (Stand: Microsite zum Eltern-Coaching vertreten sein. • durchschnittliche Besuchsdauer: ca. zwei Minuten Hotel, Handel und Tankstellen, zum anderen an 12/2014) bereits 3.238 Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Ideelle Partner der Initiative: • Berichterstattung: ca. 13 Millionen Kontakte über Lehrkräfte in Berufsschulen und anderen betriebli- ter freiwillig den Aufbaukurs absolviert und mit • Bundesverband der Deutschen Klein- und TV, Radio, Print sowie 26 Online-Beiträge in chen Ausbildungsinstitutionen. Die Initiative Zertifikat bestanden. Obstbrenner e. V. 2013/2014 umfasst verschiedene Schulungsunterlagen für Berufsschullehrer(innen) sowie Lehrkräfte, drei Das internetgestützte Jugendschutz-Training (WBT I) Broschüren für Mitarbeitende in Handel, Gastrono- ist außerdem Bestandteil des „Aktionsplans Jugend- »Schulungsinitiative Jugendschutz« – Initiative zur konsequenten Umsetzung des Jugendschutzgesetzes mie und Tankstellen, eine Info-Karte für den schutz der Tankstellen“, den die Branchenvertreter im Barbereich, eine „SchuJu“-Alterskontrollscheibe Beisein der Drogenbeauftragten bis 2014 verlängert Der „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ des BSI • Handelsverband Deutschland e. V. (HDE) sowie den begleitenden Internetauftritt www. haben. hat im Oktober 2007 die Präventionsinitiative • Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhan- schu-ju.de mit einem WBT-Modul (web based „Schulungsinitiative Jugendschutz – SchuJu“ ins Leben dels e. V. (BVLH) training). Auf der Website wurden 2013 drei Video-Filme mit gerufen. Ziel ist es, die konsequente Umsetzung des • Deutsche Barkeeper-Union e. V. (DBU) Beispielen aus Gastronomie, Handel und Tankstellen Jugendschutzes in Bezug auf die Abgabe von alkohol- • Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Mithilfe der „SchuJu“-Alterskontrollscheibe können integriert. Diese veranschaulichen unterhaltsam, wie haltigen Getränken weiter zu verbessern. Die „Schu- (DIHK) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Handel, man in für den Jugendschutz relevanten Verkaufssitu- lungsinitiative Jugendschutz“ wird aktuell von • Bundesverband Freier Tankstellen e. V. (bft) Gastronomie und Tankstellen ohne kompliziertes ationen richtig reagiert. Die Videos kommen bei der inzwischen 19 Kooperationspartnern aus den • Bundesverband Tankstellen und Gewerbliche Rechnen leicht überprüfen, ob der Kunde die Zielgruppe gut an und wurden 2013/2014 insgesamt Bereichen Handel, Gastronomie und Tankstellen Autowäsche Deutschland e. V. (BTG – Minden) gesetzliche Altersgrenze für den Verkauf von Bier, 28.976 Mal abgerufen. unterstützt: • Zentralverband des Tankstellengewerbes e. V. (ZTG) Wein, Sekt (16 Jahre) oder Spirituosen (18 Jahre) • Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an • Mineralölwirtschaftsverband e. V. (MWV) bereits erreicht hat. Das Online-Training der „Schulungsinitiative Jugend- beruflichen Schulen e. V. (BLBS) • UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralöl- schutz – SchuJu“ – führt zu konsequenteren Alters- • Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e. V. unternehmen e. V. Bei dem 10- bis 15-minütigen internetgestützten kontrollen, wie eine entsprechende Evaluierung zum (DEHOGA Bundesverband) • Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Trainingskurs (WBT I) werden die wichtigsten Ende des Jahres 2013 zeigt: Mitarbeiterinnen und

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 146 147

»Viele Menschen verstehen

Mitarbeiter aus den Bereichen Gastronomie, Hotel, »SchuJu« wendet sich an Auszu- nicht, mit welch großem Handel und Tankstellen, die am Online-Training der bildende und Mitarbeitende „Schulungsinitiative Jugendschutz“ erfolgreich der Branchen Gastronomie, alltäglichen Unglück teilgenommen haben, zeigen im Vergleich zu ungeschulten Nicht-Teilnehmenden eine höhere Hotel, Handel und Tankstellen, Abhängigkeit einhergeht.« Sensibilität in Sachen Jugendschutz sowie ein an Lehrkräfte in Berufsschulen kritischeres Abgabeverhalten bei alkoholhaltigen und anderen betrieblichen oto: O laf B lecker

Getränken: Die geschulten Mitarbeiterinnen und © F Mitarbeiter zweifeln signifikant häufiger am gefor- Ausbildungsinstitutionen. derten Alter jugendlicher Kunden und fragen folglich – nach eigener Einschätzung – häufiger nach Vorgestellt: einem Ausweis. Laut Online-Befragung hatten „SchuJu“-Teilnehmende im Durchschnitt 5,4 Mal pro Seit Dezember 2014 präsentiert sich die „Schulungs- Woche Zweifel am Kundenalter, Mitarbeiterinnen initiative Jugendschutz“ mit einem komplett Daniel Schreiber und Mitarbeiter aus der Kontrollgruppe nur 2,1 Mal. überarbeiteten Internetauftritt www.schu-ju.de, mit Auch das kritischere Abgabeverhalten der „SchuJu“- dem künftig die praktischen Umsetzungen des „Viele Menschen verstehen nicht, mit welch großem Obwohl diese Krankheit so weit verbreitet ist, redet Absolventinnen und Absolventen konnte statistisch Jugendschutzes durch die Kooperationspartner in alltäglichen Unglück Abhängigkeit einhergeht. Dass kaum jemand in Deutschland darüber. Darüber hinaus gesichert nachgewiesen werden. Sie fragten nach den Vordergrund gerückt werden. Die letzte Presse- dieses Unglück mit dem Trinken zu tun hat, ist einem halten wir an völlig überkommenen Vorstellungen fest. eigener Einschätzung signifikant häufiger nach konferenz zur „Schulungsinitiative Jugendschutz“ jedoch die längste Zeit nicht bewusst. Durch eine Das ist in anderen Ländern anders. Es ist sehr wichtig, einem Altersnachweis – im Durchschnitt 7,7 Mal pro wurde im Sommer 2012 mit Vertreterinnen und Reihe von glücklichen Umständen ist es mir gelungen, dass wir über Abhängigkeit reden und darüber Woche im Vergleich zu 3,4 Mal bei Befragten ohne Vertretern der neuen Kooperationspartner durchge- dieses Unglück abzulegen und nüchtern zu leben. aufklären. Jeder kennt jemanden, der betroffen ist. Nur „SchuJu“-Training. (Diese Ergebnisse waren statis- führt. zehn Prozent aller Abhängigen trauen sich jemals in tisch signifikant bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit Einer dieser Umstände war, dass ich Autor bin und Behandlung. Unfassbar viele Menschen sterben an von weniger als fünf Prozent). Bestandene „SchuJu“-Zertifikate: mich für Recherchen jeder Art begeistere. Als ich dieser Krankheit. Ich habe „Nüchtern “ geschrieben, • WBT I: 143.923 begann, mich mit dem Thema Alkoholismus zu um daran etwas zu ändern. Wenn wir uns als Gesell- Die Zeitschrift „Grips & Co.“ der RUNDSCHAU für • WBT II: 3.238 beschäftigen und das Buch „Nüchtern. Über das schaft eine Droge erlauben, müssen wir auch bereit den Lebensmittelhandel – medialog GmbH & Co. KG Persönliche Schulungen: Trinken und das Glück“ zu schreiben, fiel mir auf, dass sind, den gesundheitlichen Folgen ins Auge zu blicken, hat die „SchuJu“-Broschüre „Informationen für den • 153 Schulungsveranstaltungen mit ca. 3.323 fast alles, was ich darüber wusste, falsch war. Mir war die diese Droge für einen Großteil von uns hat.“ Handel“ in den Jahren 2013 und 2014 in einer Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht bewusst, dass es sich um eine neurologische Auflage von je 10.000 Exemplaren an Auszubildende Drucksachen: Krankheit handelt, bei der sich das Gehirn nach und Daniel Schreiber hat in Berlin und New York Allgemei- im Handel verteilt. • 231.000 Broschüren für Handel, Gastronomie und nach unwiderruflich verändert, auch beim Konsum ne und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert Tankstellen verhältnismäßig geringer Mengen. Mir war nicht und viele Jahre als freier Korrespondent in New York Im „Aktionsleitfaden des Handels zur Sicherung des • 50.000 Barkarten bewusst, dass ein Viertel aller Deutschen an der und später als Redakteur bei den Magazinen Monopol Jugendschutzes“ des Handelsverbandes Deutschland • 25.000 Alterskontrollscheiben für Kassenpersonal Schwelle zur Abhängigkeit steht, auch wenn niemand und Cicero gearbeitet. Sein Buch „Susan Sontag. Geist e. V. (HDE), der seit Jahren mit der Drogenbeauftrag- Website www.schu-ju.de (inkl. WBT): das wahrhaben möchte. Mir war auch nicht bewusst, und Glamour“ (Aufbau Verlag und Northwestern ten vereinbart wird, ist die „Schulungsinitiative • Website-User: 803.857 dass man keine körperlichen Entzugserscheinungen University Press) war die erste Biografie über die Jugendschutz“ wichtiger Bestandteil. • Seitenaufrufe: 7.350.737* haben muss, um abhängig zu sein; dass es eine bekannte amerikanische Intellektuelle. Seine Texte Aufrufe der drei „SchuJu“-Schulungsvideos Vielzahl von Selbsthilfegruppen gibt, die exzellente erscheinen in DIE ZEIT, in Zeitschriften wie DU – das Überdies wird die Initiative „SchuJu“ auf dem Server (seit 18.09.2013): Hilfe anbieten und dass für jemandem mit einem Kulturmagazin, Weltkunst, Philosophiemagazin und „Jugendschutz aktiv“ des Bundesministeriums für • Schulungsvideo „Einzelhandel“: 9.699 Aufrufe Alkoholproblem sehr viel einfacher ist, nüchtern zu bei Deutschlandradio Kultur. Im Herbst 2014 erschien Familie, Senioren, Frauen und Jugend www.jugen- • Schulungsvideo „Gastronomie“: 9.152 Aufrufe leben, als zu trinken. Nicht nur einfacher, sondern sein Buch „Nüchtern. Über das Trinken und das Glück“ schutzaktiv.de als Beispiel aus der Praxis dargestellt. • Schulungsvideo „Tankstelle“: 10.125 Aufrufe auch viel glücklicher und erfüllter. (Hanser Berlin). Schreiber lebt in Berlin.

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2.1.7 beispielprojekt aus den 2.2 Tabak durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst Im Herbst 2012 wurde erstmalig eine Drei-Jahres- verbänden zu Alkohol am bestimmt, sodass für sie die Möglichkeit besteht, Nachbefragung von Teilnehmenden des „rauchfrei“- Arbeitsplatz einen möglichst günstigen Termin für ihren Rauch- Programms durchgeführt. Dafür wurden alle 442 (Ex-) 2.2.1 »rauchfrei« – stopp-Tag zu wählen. In der Vorbereitungszeit werden Rauchende, die in den Monaten September und »Hinsehen, Zuhören, Ansprechen!« – Leitfaden für kAMPAgnen der BZgA ebenfalls täglich Empfehlungen und Tipps gegeben. Oktober 2009 am „rauchfrei“-Programm teilgenom- die kollegiale Hilfe Außerdem bietet das „rauchfrei“-Programm auch men und die Einwilligung zur Nachbefragung abgege- Im März 2009 hat der „Arbeitskreis Alkohol und Online-Rauchstopp für Jugendliche und junge einen „Quereinstieg“ für bereits (kurz zuvor) ausge- ben hatten, erneut telefonisch kontaktiert. Die Zwölf- Verantwortung“ des BSI die Broschüre „Hinsehen, Erwachsene stiegene bzw. für Personen an, die ihren Rauchstopp Monats-Abstinenzquote betrug 36,1 Prozent Zuhören, Ansprechen!“ – Alkohol am Arbeitsplatz – Ein Die BZgA bietet im Rahmen der „rauchfrei“-Jugend- für den Tag der Programmanmeldung planen. Bislang (ITT-Analyse). Nach drei Jahren waren noch 25,6 Leitfaden für die kollegiale Hilfe“ in der zweiten kampagne seit 2005 ein kostenloses, interaktives nahmen rund 75.000 Menschen am Online-Ausstiegs- Prozent der Teilnehmenden rauchfrei. Um aufhörwilli- Auflage herausgegeben. Die überarbeitete Version Online-Ausstiegsprogramm zum Rauchstopp für programm teil. gen Raucherinnen und Rauchern eine schnelle Suche wurde in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft Jugendliche und junge Erwachsene an. Das Programm nach Kursen vor Ort zu ermöglichen, bietet die Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) Mannheim ist unter www.rauch-frei.info abrufbar und bietet den http://www.rauchfrei-info.de Internetseite www.rauchfrei-programm.de eine erstellt. Teilnehmenden vier Wochen lang Unterstützung beim Datenbank mit aktuellen deutschlandweiten Kursan- Rauchstopp mit individualisierten Tipps, mit interakti- »rauchfrei«-Programm: Rauchstopp in der Gruppe geboten. Ziel der Broschüre ist es, den Arbeitnehmerinnen und ven Elementen wie dem Ersparnisrechner oder der für Erwachsene Arbeitnehmern Hilfestellung und Tipps zu geben, wie Community, die beim Durchhalten motiviert. Insge- Das „rauchfrei“-Programm ist ein kognitiv-verhaltens- http://www.rauchfrei-programm.de sie in ihrem täglichen Berufsleben mit dem Thema samt nutzten bislang etwa 12.500 Teilnehmerinnen therapeutisches Gruppenprogramm zur Tabakentwöh- „Alkohol“ umgehen und Verantwortung übernehmen und Teilnehmer das Online-Ausstiegsprogramm. nung. Der Gruppenkurs wurde 2007 vom Institut für Telefonische Beratung zum Nichtrauchen können. Therapieforschung München (IFT) mit Unterstützung Die BZgA bietet unter der Rufnummer 01805 313131 http://www.rauch-frei.info/app/ der BZgA entwickelt und wird bundesweit von von Montag bis Donnerstag von 10:00 bis 22:00 Uhr Dabei steht der Gedanke der kollegialen Hilfe im zertifizierten Kursleiterinnen und Kursleitern durchge- und von Freitag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr Vordergrund: Mit den Arbeitskolleginnen und Arbeits- Online-Rauchstopp für Erwachsene führt. Die Kurse werden vom Spitzenverband der eine telefonische Beratung zum Nichtrauchen an (0,14 kollegen verbringt man viel Zeit, eventuell sogar mehr Das webbasierte Online-Ausstiegsprogramm begleitet Krankenkassen als erstattungsfähiges Präventionspro- €/Min. a. d. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.). In Zeit als mit der Familie. Daher kann am Arbeitsplatz auf www.rauchfrei-info.de ausstiegswillige Raucherin- gramm anerkannt. 2014 wurde zusätzlich zur kostenpflichtigen Hotline- ein problematischer Umgang mit alkoholhaltigen nen und Raucher bei ihrer Tabakentwöhnung. Im Nummer bereits die kostenlose Nummer 0800 8 313131 Getränken frühzeitig erkannt und Hilfestellung Rahmen dieser Ausstiegsunterstützung erhalten die Das Kursprogramm wird in einer Basisversion mit freigeschaltet. Diese Nummer wird auch in der geleistet werden. Teilnehmerinnen und Teilnehmer über einen Zeitraum sieben 90-minütigen Kursterminen und zwei Telefon- aktuellen Fassung der Tabak-Produktverordnung von mindestens 24 und maximal 31 Tagen (richtet sich terminen sowie in einer Kompaktversion mit drei aufgeführt, in der die ergänzenden Warnhinweise auf Die Broschüre kann von den Mitgliedsunternehmen nach der selbst gewählten Dauer der Vorbereitungszeit 180-minütigen Kursterminen und zwei Telefontermi- Tabakprodukten geregelt sind. Geplant ist, nach dieser und anderen interessierten Unternehmen direkt beim vor dem Rauchstopp) E-Mails mit Empfehlungen und nen angeboten. Die Kompaktversion eignet sich gut für Übergangsphase das Beratungsangebot komplett auf BSI bestellt werden. Tipps. Darüber hinaus haben die Teilnehmerinnen und Betriebe, da sie besser in die internen Abläufe zu die kostenfreie Rufnummer bis 2016 umzustellen. Teilnehmer die Möglichkeit, auf ihr persönliches integrieren ist. „Konto“ im Rahmen des Ausstiegsprogramms zuzu- Neben der Beantwortung allgemeiner Fragen zum greifen und dort weiterführende Informationen zu Aus dem Jahr 2013 liegen auswertbare Daten von 2.901 Rauchen und insbesondere zum Rauchstopp erhalten beziehen und beispielsweise Features wie das Erfolgs- Teilnehmenden aus 450 Kursen vor, die von 232 Interessierte auch individuelle Beratung und persönli- diagramm zu nutzen. Kursleiterinnen und Kursleitern durchgeführt wurden. che Tipps, die beim Rauchstopp helfen können. Sie Die Teilnehmenden wurden zu Kursbeginn und können BZgA-Medien zum Rauchstopp anfragen und Um eine gute Grundlage für einen dauerhaften Kursende schriftlich, unter anderem zum Rauchverhal- sich über Kursangebote in der Nähe informieren. Anru- Rauchstopp zu schaffen, sieht das Online-Ausstiegs- ten, befragt. Zu Kursende liegt die kurzfristige Absti- ferinnen und Anrufer, die mit dem Rauchen aufhören programm eine Vorbereitungsphase von drei bis zehn nenzquote gemäß ITT-Analyse (Intention-to-treat) bei möchten, haben auch die Möglichkeit, eine proaktive Tagen vor. Die genaue Dauer dieses Zeitraums wird 61,0 Prozent. Zur langfristigen Abstinenz liegen für Telefonberatung in Anspruch zu nehmen. Hierbei 2013 noch keine Daten vor. werden sie auf Wunsch im ersten Monat nach ihrem

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Seit dem Start des Programms »Rauchfrei-Lotsen« sind die Besucherzahlen der Website merklich gestiegen. So wurde die Startseite des Forums im September 2013 rund 60.000 Mal angesehen, im September 2014 waren es bereits 100.000 Seitenaufrufe. Außerdem haben sich mehr Menschen für das Ausstiegsprogramm angemeldet (September 2013: 789; September 2014: 1200).

Eine Online-Befragung von Usern, die im Forum oder im Chat Kontakt mit einem oder mehreren der Rauchfrei-Lotsen hatten, ergab folgendes Bild:

91% 86% 59%

…gaben an, …der Befragten waren mit …gaben eine positive Antwort dass sie das Lotsenprogramm den praktischen Hilfestellungen, auf die Frage: „Hat die anderen weiterempfehlen die sie von den Lotsinnen/Lotsen Unterstützung durch die Lotsen würden. bekamen, entweder Ihnen geholfen, Nichtraucher/-in zu Rauchstopp bis zu fünfmal kostenfrei von den Berate- ve Elemente und ein Online-Ausstiegsprogramm zur „sehr“ oder „eher“ zufrieden. werden oder zu bleiben?“ rinnen und Beratern zurückgerufen. Die BZgA-Tele- Verfügung stellt. 2014 wurde die Internetseite mehr als fonberatung wird kontinuierlich evaluiert und 114.000 Mal besucht. Am Online-Ausstiegsprogramm optimiert. Im Jahr 2014 konnten über 4.500 Anrufe nahmen 430 junge Menschen teil. programm. Die Webseite wurde im Jahr 2014 mehr als eine Lücke zwischen der professionellen Beratung durch verzeichnet werden. Zusätzlich wurden etwa 1.000 700.000 Mal besucht. Das Online-Ausstiegprogramm Fachleute und der privaten Hilfe im Familien- und proaktive Beratungsgespräche geführt. Im Rahmen der „rauchfrei“-Jugendkampagne stellt die wurde im selben Zeitraum von etwa 13.600 Menschen Freundeskreis. Seit dem Start des Lotsenprogramms sind BZgA Materialien zur Förderung des Nichtrauchens in genutzt. Insbesondere das Forum, in dem sich Nutze- die Besucherzahlen der Website merklich gestiegen. Förderung des Nichtrauchens in der Schule Schulen zur Verfügung, wie zum Beispiel die Leitfäden rinnen und Nutzer rund um das Thema Nichtrauchen Außerdem haben sich mehr Menschen für das Aus- Mit den beiden „rauchfrei“-Kampagnen, zum einen für „Auf dem Weg zur rauchfreien Schule“, „Förderung des austauschen können, erfreut sich weiterhin zuneh- stiegsprogramm angemeldet. Bei einer Online-Befra- die Zielgruppe der Jugendlichen, zum anderen für die Nichtrauchens in Berufsbildenden Schulen“ oder mender Beliebtheit. Einmal pro Woche haben die gung von Userinnen und Usern, die im Forum oder im Zielgruppe der Erwachsenen, leistet die Bundeszentrale „Schülermentoren zur Förderung der rauchfreien Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit, an einem Chat Kontakt mit einem oder mehreren der Rauchfrei- für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) einen Beitrag Schule“. Für Jugendliche im Schulalter und deren „rauchfrei“-Chat teilzunehmen, der professionell Lotsinnen und Lotsen hatten, gaben 91 Prozent an, dass zur Strategie der nationalen Tabakprävention in Eltern hält die BZgA weitere Informationsmaterialien betreut wird. sie das Lotsenprogramm anderen weiterempfehlen Deutschland. Ein Ziel der Kampagnen ist es, den bereit, darunter die Broschüren „Rauchfrei durchs würden. Einstieg in das Rauchen zu verhindern bzw. einen Leben“ mit allgemeinen Informationen zum Rauchen, Nachdem die Pilotphase des im Jahr 2013 entwickelten möglichst frühzeitigen Ausstieg aus dem Rauchen zu die Broschüre „Schluss mit Rauchen“ für ausstiegsbe- Projekts „Rauchfrei-Lotsen“ erfolgreich abgeschlossen Zur Förderung des Rauchstopps bietet die „rauchfrei“- fördern. Weitere Ziele sind der Schutz von Kindern, reite Jugendliche und den Elternratgeber „Raucht mein worden war, konnte es im Jahr 2014 weiterentwickelt Erwachsenenkampagne außerdem vielfältiges kostenlo- Jugendlichen und Erwachsenen vor Passivrauch, die Kind?“. und ausgebaut werden. Rauchfrei-Lotsen haben den ses Informationsmaterial, so etwa die Broschüre „Ja, ich Bereitstellung und Bekanntmachung von Hilfsangebo- Rauchstopp bereits hinter sich und kennen mögliche werde rauchfrei“ und den „Kalender für die ersten 100 ten zum Rauchverzicht sowie die Qualifizierung von Die Erwachsenenkampagne beinhaltet als zentrales Hürden auf dem Weg dorthin sehr gut. Mit dieser Tage“, die unter anderem auch im „rauchfrei“-Startpaket Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Element eine umfangreiche Informationsplattform. Erfahrung sind sie als Mentorinnen und Mentoren enthalten sind. Neben den Materialien für ausstiegswilli- Das Portal www.rauchfrei-info.de bietet neben online auf www.rauchfrei-info.de aktiv. Dort beraten ge Rauchende werden im Rahmen der Kampagne auch Zentrales Element der Jugendkampagne ist die Informationen zum Rauchen, Passivrauchen und und unterstützen sie andere bei ihrem Rauchstopp. Für zahlreiche Materialien für Multiplikator(inn)en, Internetseite www.rauch-frei.info, die altersgerechte Rauchstopp sowie zu den gesetzlichen Regelungen diese Aufgabe wurden sie von der BZgA geschult. Das beispielsweise Lehrkräfte oder Fachkräfte im Gesund- Informationen zum Thema (Nicht-)Rauchen, interakti- zum Nichtraucherschutz auch ein Online-Ausstiegs- Mentorenprogramm „Rauchfrei-Lotsen“ schließt damit heitswesen, zur Verfügung gestellt.

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Im Rahmen der „rauchfrei“-Kampagne wurden im Jahr Jugendliche darin zu bestärken, gar nicht erst mit dem „Be Smart – Don’t Start“ richtet sich an Schülerinnen 2.2.3 von »rauchfrei« zu 2014 zudem drei Hörfunkspots veröffentlicht, die Rauchen anzufangen – das ist das Ziel von „Be Smart – und Schüler weiterführender Schulen. Eine Besonder- »rauchfrei PLUS« – Gesund- unterschiedliche Zielgruppen von Raucherinnen und Don’t Start“, einem bundesweiten Wettbewerb, der seit heit bei dem Wettbewerb: Die Schülerinnen und heitseinrichtungen Rauchern und deren Motivation, einen Rauchstopp 18 Jahren erfolgreich Schülerinnen und Schülern Schüler entscheiden bei „Be Smart“ selber, ob sie an für Beratung und Tabak- anzugehen, ansprechen sollen. Die drei Spots „Alternati- vermittelt, dass Nichtrauchen der bessere Lebensstil ist. dem Programm teilnehmen möchten oder nicht. Das entwöhnung ven“, „Vorbild“ und „Olivia´s Secret“ zeigen teils auf Eine Untersuchung des Deutschen Krebsforschungs- heißt, alle teilnehmenden Klassen entscheiden sich komische, teils auf nachdenkliche Art und Weise, warum zentrums aus dem Jahr 2014 kommt zu dem Ergebnis, ganz bewusst gegen das Rauchen und für ein gesundes, Zehn Jahre »rauchfrei PLUS« – Gesundheitseinrichtun- es sich lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören dass durch die Teilnahme an „Be Smart – Don’t Start“ rauchfreies Schuljahr. gen für Beratung und Tabakentwöhnung: jährlich etwa 11.000 Jugendliche mehr rauchfrei Das Deutsche Netz Rauchfreier Krankenhäuser & http://www.bzga-avmedien.de/bot_spotthema.nichtrau- bleiben. So hat „Be Smart – Don’t Start“ wohl mit dazu Im Schuljahr 2014/2015 findet der Wettbewerb von 10. Gesundheitseinrichtungen e. V. (DNRfK) startete mit chen.html beigetragen, dass heute deutlich weniger Jugendliche November 2014 bis Ende April 2015 statt. Klassen, die einem Förderprojekt des BMG am 1. Juli 2005 und rauchen als noch vor zehn Jahren. bis April 2015 rauchfrei bleiben, nehmen an einer besteht nunmehr seit zehn Jahren. Mit „rauchfrei rauchfrei-Jugendkampagne: Auslosung teil. Als bundesweiter Hauptpreis winkt eine PLUS“ werden die Ergebnisse der Modellprojekte http://www.rauch-frei.info Trotz dieses Erfolges zeigen die aktuellen Zahlen, dass Klassenfahrt im Wert von 5000 Euro. In einzelnen weiterentwickelt und die Vernetzung ausgebaut. Seit kontinuierliche Aufklärung wichtig ist. Zwar ist der Bundesländern werden weitere Geld- und Sachpreise der Etablierung der Nichtraucherschutzgesetze nimmt rauchfrei-Erwachsenenkampagne: Anteil rauchender Jugendlicher in den vergangenen vergeben. Auch Klassen, die wiederholt an „Be Smart – das Interesse der Gesundheitseinrichtungen zu, über http://www.rauchfrei-info.de zehn Jahren deutlich zurückgegangen, aber neue Don’t Start“ teilnehmen oder mit besonders kreativen das DNRfK Gesundheitsberatung und Tabakentwöh- Produkte wie E-Zigaretten und E-Shishas drängen auf Ideen das Thema Nichtrauchen im Unterricht umset- nung zu etablieren und sich nach internationalen den Markt und können Jugendliche dazu verleiten, mit zen, können bis zu 5000 Euro gewinnen. Standards des ENSH (Global Network for Tobacco Free dem Rauchen anzufangen. Health Care Services) zertifizieren zu lassen. Wichtigs- 2.2.2 »Be Smart – Don’t Start« Der Wettbewerb wird vom Institut für Therapie- und tes Instrument im DNRfK ist die regelmäßige Selbst- Gesundheitsforschung (IFT-Nord) koordiniert, mit einschätzung, um den jeweiligen Handlungsbedarf »Be Smart – Don’t Start« wird volljährig Kooperationspartnern in den Bundesländern umge- festzustellen. Mitglieder im DNRfK erhalten Unterstüt- Der Wettbewerb für rauchfreie Schulklassen setzt und von der Bundeszentrale für gesundheitliche zung, um die Selbsteinschätzung als Planungstool im »Be Smart – Don’t Start« ist im November 2014 zum Aufklärung, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Team einzusetzen. Je nach Qualität der Umsetzung 18. Mal gestartet Herzstiftung sowie einer Reihe weiterer öffentlicher können international anerkannte Zertifikate über ein Es gibt wohl wenige Präventionsprojekte, die bereits so und privater Institutionen gefördert. Peer-Review-Verfahren erworben werden. Dafür lange durchgeführt werden wie der Wettbewerb für rauchfreie Schulklassen „Be Smart – Don’t Start“. Seit dem Schuljahr 1997/98 motiviert dieser Jugendliche in ganz Deutschland zu einem rauchfreien Leben. In Seit dem Start im Schuljahr 1997/1998 diesem Schuljahr haben sich insgesamt 7560 Schulklas- sen mit rund 200.000 Schülerinnen und Schülern haben sich rund 143.000 Schulklassen mit mehr als angemeldet und bekennen damit: Wir sind rauchfrei! 3 Millionen Schülerinnen und Schülern an dem Eine so lange Durchführungszeit mit hohen Teilneh- merzahlen ist nur dank der Unterstützung vieler Wettbewerb beteiligt. Lehrkräften und Schulen Partner möglich – darunter auch Institutionen wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die bietet »Be Smart – Don’t Start« damit ein bewährtes, Deutsche Krebshilfe, die Deutsche Herzstiftung und die AOK, die den Wettbewerb seit Jahren fördern, sowie wenig aufwendiges und umfassend wissenschaftlich Schulen und Lehrkräfte, für die eine Teilnahme an „Be untersuchtes Programm zur Rauchprävention. Smart – Don’t Start“ fest im Stundenplan verankert ist.

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stehen mittlerweile 33 geschulte Auditorinnen und nicht mit dem Rauchen anzufangen bzw. wieder Abbildung 18: Auditoren zur Verfügung. rauchfrei zu werden. Mehr Informationen dazu 10 Jahre „rauchfrei PLUS“ – Gesundheitseinrichtungen für Beratung und Tabakentwöhnung: erhalten Sie im Bericht: „astra – Aktive Stresspräventi- Bei Fragen zur Umsetzung werden Beratungen on durch Rauchfreiheit in der Pflege“ und zur angeboten, die entweder telefonisch oder aber Umsetzung des astra-Programms unter persönlich in Form von Workshops erfolgen. Auch Online-Präsentationen und Online-Meetings fördern http://www.astra-pflege-projekt.de. den Austausch mit Mitgliedern sowie Expertinnen http://www.rauchfrei-plus.de und Experten. In Schulungen zum „ABC der Raucher- beratung“ wurde die Weitervermittlung in eine kostenfreie pro-aktive Telefonberatung wie „Fax to Quit“ der BZgA oder das „RAUCHFREI-FAX“ der HelpLine Bayern integriert. Das Programm wird durch eine kollegiale Beratung und motivierende Gesprächsführung ergänzt. Seit 2014 unterstützt das DNRfK darüber hinaus Kliniken und Hebammen- schulen bei der Umsetzung des Programms „Weniger ist mehr – Rauchfreiberatung von Anfang an“ für die Schulung von (Familien-)Hebammen und Fachkräften 2.2.4 Prävention und Reduktion der Frühen Hilfen zur Raucherberatung von Schwan- des Tabakkonsums unter geren. Auszubildenden in der Pflege International arbeitet der DNRfK e. V. eng mit den deutschsprachigen ENSH-Netzen aus Österreich und Der Anteil der Rauchenden ist unter Beschäftigten in der Schweiz zusammen und es werden jährlich eine Pflegeberufen deutlich höher als in der Allgemeinbe- gemeinsame Konferenz und das Auditorentraining völkerung. Dies gilt insbesondere für die Alten-, aber organisiert. auch für die Krankenpflege. Verschiedene Studien belegen, dass bereits Auszubildende in Pflegeberufen Die konzeptionelle Entwicklung wird durch den überdurchschnittlich häufig Raucherinnen und Vorstand und Beirat des DNRfK, den Auditorenkreis, Raucher sind. Da den Beschäftigten im Pflegebereich einen Expertenkreis Qualifikation sowie den Arbeits- zugleich eine wachsende Vorbildfunktion in Bezug auf kreis für Uniklinika und Großklinika unterstützt. Gesundheitsförderung und Prävention zukommt, wurde in der „Nationalen Strategie zur Drogen- und Von April 2013 bis Januar 2015 war der DNRfK e. V. in Suchtpolitik“ das Ziel formuliert, in Gesundheitsberu- Kooperation mit dem Institut für Therapieforschung fen verstärkt für ein rauchfreies Leben zu motivieren. München und der Hochschule Esslingen an einem Modellprojekt zur Prävention und Reduktion des Seit April 2013 werden in diesem Zusammenhang zwei Tabakkonsums bei Auszubildenden in Pflegeberufen Projekte mit jeweils zweijähriger Laufzeit gefördert. beteiligt. Bundesweit nahmen daran acht Interventi- Ziel ist die Entwicklung eines Präventionskonzeptes, onsschulen und vier Kontrollschulen mit etwa 500 das die Zahl der Rauchenden in der Pflegeausbildung Pflegeschülerinnen und schülern teil. Ziel ist es, verringert und dafür sorgt, dass im Rahmen der Auszubildende in Pflegeberufen zu unterstützen, Ausbildung kein Einstieg in den Tabakkonsum erfolgt.

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Das Projekt PA-TRES (Pflege-Ausbildung Tabakkon- Das Modellprojekt „astra – Aktive Stressprävention sind zu einem besonders hohen Anteil Raucherinnen lung eines Fortbildungsprogramms zum astra-Trainer sumprävention und Reduktion) der Universität durch Rauchfreiheit in der Pflege“ wurde unter der und Raucher (78 Prozent), im Gegensatz zu Schülerin- bzw. zur astra-Trainerin und der Aufbau einer Betreu- Würzburg umfasst die Entwicklung und Evaluation Leitung des Instituts für Therapieforschung München nen und Schülern der Gesundheits- und Krankenpflege ungsstruktur. Gefördert wird dieses Projekt ebenso eines solchen Präventionskonzepts. Personenbezogene (IFT) in Kooperation mit der Hochschule Esslingen und (48 Prozent). Veränderungen im Sinne der Zielsetzung vom Bundesministerium für Gesundheit (Zeitraum und strukturelle Maßnahmen wurden in enger dem Deutschen Netz Rauchfreier Krankenhäuser & konnten bereits im ersten Interventionsdurchlauf bei Februar 2015 bis September 2016). Abstimmung mit den beteiligten Schülerinnen und Gesundheitseinrichtungen DNRfK e. V. bundesweit an den Einrichtungen gemessen werden, die das gesamte Schülern, Lehrkräften und Schulleitungen von zwölf acht Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege Programm durchgeführt haben. http://www.astra-pflege-projekt.de Berufsfachschulen der Region Unterfranken im Jahr sowie Altenpflege umgesetzt. Mittels eines partizipati- 2013 entwickelt und in bereits bestehende Präventi- ven Ansatzes wurde ein Programm entwickelt, das die Im Folgeprojekt „astra-Implementationsforschung“ onsangebote integriert. Kernelement ist ein zwölfstün- besondere Situation von Schülerinnen und Schülern in (Arbeitstitel) geht es nun um die Verbreitung des 2.2.5 beispielprojekte diges, verpflichtendes Unterrichtscurriculum, bei dem der Pflege berücksichtigt. Lehrkräfte in den beruflichen astra-Programms. Ziel ist unter anderem die Entwick- Aus den Ländern in drei Themenblöcken gesundheitsförderliche Schulen und Beschäftigte der Praxiseinrichtungen Lebensstiländerungen (Bewegung und Ernährung), werden einbezogen sowie neue Medien eingesetzt. Rauchen und Raucherberatung sowie Stress und Hierbei wurden neben verhaltensbezogenen Angebo- Nordrhein-Westfalen Stressbewältigung im Pflegeberuf thematisiert werden. ten wie Rauchstopp-Kursen und Online-Programmen Detaillierte Ergebnisse zur summativen Evaluation vor allem auch verhältnispräventive Module entwi- Tabakprävention per Facebook, App & Co. insbesondere jugendlichen Auszubildenden beim werden im Sommer 2015 vorgelegt. Sämtliche Unter- ckelt. Ziel ist unter anderem, die Funktionalität der Landesinitiative »Leben ohne Qualm« auf Ausstieg helfen. richtsmaterialien sowie ein Manual zum Unterricht Zigarette für den Kontakt- und Beziehungsaufbau und neuen Zugangswegen werden im Frühjahr 2015 auf der Homepage des die Strukturierung des Arbeitsalltages zu hinterfragen Hintergrund für diesen Service ist die relativ hohe Projektes zur Verfügung gestellt: sowie Alternativen mit der Berufsgruppe zu erarbeiten. Rauchfreie Rapper bei Facebook treffen Raucherquote von Berufsschülerinnen und -schü- Die Arbeit der nordrhein-westfälischen Landesini- lern im Vergleich zu anderen Gleichaltrigen. http://www.pa-tres.de. Erste Auswertungen zeigen, dass 51 Prozent der tiative „Leben ohne Qualm“ (LoQ) wird bereits seit Der „sms-coach“ kann ohne Voraussetzung und viel http://www.psychotherapie.uni-wuerzburg.de/ befragten Pflegeschülerinnen und -schüler angeben, zu längerem durch digitale Medien unterstützt. Der Aufwand von Schulklassen und von einzelnen forschung/projekte-koop_24.html rauchen. Schülerinnen und Schüler der Altenpflege seit zwölf Jahren bestehende jährliche Hip-Hop- Jugendlichen genutzt werden. Dabei ist es zunächst Wettbewerb ist seit rund zwei Jahren auf Facebook nicht ausschlaggebend, ob man über einen Ausstieg vertreten. Hier sind insbesondere jugendliche nachdenkt oder nicht. Einzige Bedingung ist der „Probierer(innen)“ eingeladen, einen Hip-Hop- Besitz eines Handys oder Smartphones. Song zu den Vorteilen des Nichtrauchens zu produzieren und einzusenden. Schulklassen Das Angebot selbst ist kostenlos. Kosten können – je werden durch begleitende Hip-Hop-Workshops nach Mobilfunkanbieter – jedoch für die Beantwor- zur Auseinandersetzung mit dem Thema „Rau- tung der Fragen entstehen (zwei SMS pro Woche). chen“ motiviert. Das Programm wurde bereits in Bremen („MyWay“) 51% 78% und in der deutschsprachigen Schweiz eingesetzt https://de-de.facebook.com/LoQHipHopWettbe- und hinsichtlich Akzeptanz und Wirksamkeit werb überprüft. Dabei erwies es sich sowohl bei gelegent- lich als auch regelmäßig Rauchenden als wirksam Via SMS und Smartphone dem Rauchen (Reduktion des Zigarettenkonsums, häufigere Mehr als jeder zweite Schülerinnen und Schüler widerstehen Aufhörversuche). Auszubildende in der Pflege der Altenpflege Zum Weltnichtrauchertag 2014 fiel der Startschuss gibt an, in den letzten rauchen mit einem Anteil für einen neuen Service der Landesinitiative. Es Der „sms-coach“ kommt 2015 an weiteren berufs- 30 Tagen geraucht zu haben. von 78 Prozent handelt sich um ein SMS-basiertes Programm zur bildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen zum besonders häufig Förderung des Rauchausstiegs bei Jugendlichen Einsatz. Schulen mit besonders hohen Raucherquo- (Befragung astra-Projekt) und jungen Erwachsenen. Der sms-coach soll ten und speziellen Problemlagen werden zudem

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durch ein individuelles Beratungs- und Fortbil- nicht erst mit dem Rauchen anzufangen. Andere, die und Kinder: Aufgezeigt wird unter anderem, wie Anstöße für dungsangebot zur schulischen Tabakprävention sich durch Passivrauch belästigt fühlen, werden Rund 60 Säuglinge versterben im Jahr am plötzlichen Verhaltensänderungen gegeben werden können (zum unterstützt. motiviert, Stellung zu beziehen. Kindstod, weil sie vor der Geburt oder zu Hause Beispiel rauchfreier Wohnraum, Rauchregeln) und Tabakrauch ausgesetzt sind. wie Eltern bzw. Erziehende motiviert werden können, Infos und Materialien für interessierte Schulen und Weiterführende Links laden dazu ein, am Hip-Hop- Unterstützung und gegebenenfalls Ausstiegsangebote Ausbildungsbetriebe sowie Anmeldung zum Wettbewerb der Landesinitiative „Leben ohne Qualm“ Weitere Folgen des Passivrauchens sind Wachstums- anzunehmen. „sms-coach“ unter 0208/30069-32 oder: teilzunehmen und sich mit einem Rap zum Thema störungen, Asthma, Atemwegserkrankungen, Nichtrauchen zu positionieren. Entzündungen sowie eine allgemeine Krankheitsan- Im Rahmen des eintägigen Workshops „Tabakpräven- http://www.loq.de fälligkeit. Diese Gefahren bedrohen Kinder haupt- tion – Methoden für die Elternarbeit“ wird aufgezeigt, Rauchende Teilnehmende oder diejenigen, die ihren sächlich im häuslichen Umfeld! auf welche Weise sich das Thema „Rauchen“ und/ Beim »Tabak-Talk« Stellung beziehen Freundinnen, Freunden oder ihren Familienmitglie- oder „Passivrauchen“ in den erzieherischen/pädago- „Tabak-Talk“ nennt sich das neue kleine Programm dern helfen wollen, finden Hinweise zu Ausstiegsange- Da das Rauchverhalten durch die soziale Schichtzu- gischen Einrichtungen platzieren lässt. (App), mit dem die Landesinitiative Jugendliche ab boten. gehörigkeit beeinflusst ist, wachsen durch Passiv- zwölf Jahren dazu einlädt, über das Thema Rauchen rauch gefährdete Kinder häufig in Haushalten auf, Die Teilnehmenden erfahren, wie sie gezielt Ge- ins Gespräch zu kommen – unabhängig davon, ob sie Mit kleinen Infos, Hinweisen und Fragestellungen deren Alltag mehrfach belastet ist, sodass den Eltern sprächsanlässe schaffen können, um – zum Beispiel selbst rauchen oder nicht. spricht die App auch diejenigen an, die Unterhaltung bzw. Erziehenden kaum Zeit und Kraft bleibt, ihren auf der Grundlage der motivierenden Gesprächsfüh- suchen, aber bisher noch nicht über das Rauchen oder Fürsorge- und Schutzpflichten nachzukommen. Das rung – zum Nichtrauchen zu motivieren. Die App, die kostenlos im Google Play Store erhält- das Aufhören nachgedacht haben. Verhalten der Personen im unmittelbaren Umfeld lich ist, regt ohne „pädagogischen Zeigefinger“ dazu hat ebenfalls Einfluss auf Kinder: Kinder, denen Die vorgestellten Methoden geben auf spielerische an, sich mit dem Thema Rauchen zu beschäftigen. Der „Tabak-Talk“ eignet sich auch als „Warming up“ daheim das Rauchen vorgelebt wird, werden später Art und Weise Anstöße für gesündere und kindge- Das kann sowohl das eigene Rauchen als auch das und im Rahmen von schulischen Angeboten zur öfters selbst zu Rauchenden. rechte Verhaltensweisen im häuslichen Umfeld und Rauchverhalten der anderen sein. Tabakprävention und fügt sich so als Baustein in die lassen sich flexibel, also je nach vorhandenen Res- bestehenden Präventionsangebote der Landesinitiative Wenn Erzieherinnen und Erzieher sowie pädagogi- sourcen, Vorkenntnissen, Lebenswelten und Ein- Die Teilnehmenden sind aufgefordert, zu 20 State- ein. sche Fachkräfte schädigende Einflüsse aus dem gangsvoraussetzungen der Eltern bzw. Familien, ments, in denen – wie in einem Quiz – kurze häuslichen Umfeld des Kindes wahrnehmen, sind sie einsetzen. Alltagssituationen skizziert werden, Stellung zu Den „Tabak-Talk“ gibt es kostenlos zum Download im gefordert, zu reagieren. Das heißt unter anderem, in beziehen und aus verschiedenen Antwortmöglich- Google Play Store. einer geeigneten Situation einen angemessenen Angesprochen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keiten auszuwählen. Sie erhalten zum Teil direkte Zugang zu den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten aus Rückmeldungen und Hinweise, sodass sich ein Kinder vor Passivrauch im häuslichen Umfeld zu finden. Dies ist jedoch nicht leicht, da sich • Kitas kleiner, unterhaltsamer „Tabak-Talk“ entwickelt. schützen: insbesondere schwer erreichbare Eltern von her- • Familienzentren Landesinitiative »Leben ohne Qualm« imple- kömmlichen Angeboten nicht angesprochen oder • Kinder- und Jugendhilfe Je nachdem, wie die Nutzerin bzw. der Nutzer die mentiert Mitarbeitende im Elementarbereich missverstanden fühlen. • Familienhilfe Fragen beantwortet hat, ob sie/er Raucher(in), Gesetzliche Regelungen und nicht zuletzt die • offenen Ganztagsschulen Gelegenheitsraucher(in) oder überzeugte(r) Einsicht eines Großteils unserer Mitmenschen bieten Die Landesinitiative LoQ hat entsprechende • Frühen Hilfen oder ähnlichen Einrichtungen Nichtraucher(in) ist: am Ende erhält sie/er eine insbesondere Kindern im Alltag Schutz vor den Angebote und Materialien für Multiplikatorinnen in Nordrhein-Westfalen. Auflösung ähnlich wie bei einem Persönlichkeitstest. schädigenden Folgen von Passivrauchbelastungen. und Multiplikatoren entwickelt und wird diese in Ein Bild verrät den Typus, zu dem sich das jeweilige Kinder jedoch, die in Haushalten leben, in denen 2015 implementieren: Die dreitägige Fortbildung Infos und Materialien zur rauchfreien Kita: Antwortprofil gefügt hat. Die fünf lustigen Typenbil- geraucht wird, sind weiterhin gefährlichen Belastun- „Eltern-MOVE – Motivierende Ansprache von der können heruntergeladen und weiterverwendet gen durch Rauchende ausgesetzt. Eltern am Beispiel ‚Tabak‘“ (MOVE) vermittelt http://www.loq.de/kita/Tabakpraevention-in-Kitas. werden. Mit den Hinweisen werden rauchende Kenntnisse und Fertigkeiten, die ermutigen, mit aspx Jugendliche angeregt, über ihr Rauchverhalten Die Rauchenden gefährden nicht nur sich selbst. Der weniger zugänglichen Eltern und Erziehungsbe- http://www.loq.de/multiplikatoren/loqmittel.html nachzudenken. Jugendliche, die bisher nicht ge- sogenannte „Passivrauch“, der beim Rauchen rechtigten respektvoll in Kontakt zu treten und raucht haben, werden bestätigt und motiviert, gar freigesetzt wird, schädigt insbesondere Säuglinge angemessen zu intervenieren.

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Schleswig-Holstein Einführung von standardisierten Zigarettenverpackun- Ich IchIch gen zu widersetzen. ICH (B)RAUCH DAS NICHT! (b)rauch(b)rauch(b)rauch dasdas nicht!das nicht! nicht! Die Tabakindustrie behauptet, dass der Rückgang des Der Wettbewerb für einen rauchfreien Start Der WettbewerbDer Wettbewerb Derfür einenWettbewerb für einen für einen Raucheranteils unter Jugendlichen in Deutschland auf rauchfreienrauchfreien Startrauchfreien ins Berufsleben.Start ins Start Berufsleben. ins Berufsleben. ins Berufsleben Schulprogramme zur Tabakprävention und Kampag- Auszubildende stellen nach wie vor die Bevölke- In einer durch das nen zur gesundheitlichen Aufklärung zurückzuführen rungsgruppe mit den höchsten Raucherquoten sei. Sie empfiehlt, Deutschland als Beispiel zu nehmen dar. Präventive Angebote für diese Zielgruppe Bundesministerium für und Schulprogramme einzuführen, statt die Zigaret- existieren hingegen nur wenige. Gesundheit geförderten tenverpackungen unattraktiv zu machen.

Aus diesem Grund fördert das Ministerium für Der Wettbewerb „Ich (b)rauch das nicht!“ findet erstmals im Tatsächlich zeigten Maßnahmen zur öffentlichen Untersuchung Ausbildungsjahr 2014/2015 statt. Alle Auszubildenden aus KielDer können Wettbewerb mitmachen „Ich (b)rauchund tolle dasPreise nicht!“ gewinnen. findet erstmals im Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleich- Wie? Einfach im AusbildungsjahrAusbildungsjahr 2014/2015 2014/2015 weiter statt. Allerauchfrei Auszubildenden Aufklärung und schulische Tabakpräventionsprogram- bleiben oder ausmitDer unsererKiel Wettbewerb können Unterstützung mitmachen „IchMitmachen (b)rauch rauchfrei und tolledas lohnt werden. nicht!“ Preise sich! gewinnen.findet erstmals im Wie? Einfach Ausbildungsjahrim Ausbildungsjahr 2014/2015 2014/2015 statt. weiter Alle Auszubildendenrauchfrei bleiben oderaus Kielmit unsererkönnen Unterstützungmitmachen und rauchfrei tolle Preise werden. gewinnen. (5.688 Auszubildenden Mitmachen lohnt sich! stellung des Landes Schleswig-Holstein die Wie? Einfach im Ausbildungsjahr 2014/2015 weiter rauchfrei me aufgrund der geringen Reichweite nur einen Weitere Informationen zur Teilnahme und Anmeldung bleibenunter: www.ift-nord.de/ichbrauchdasnicht oder mit unserer Unterstützung rauchfrei werden. Weitere InformationenIFT-Nord zur Teilnahme gGmbH, Ichund (b)rauch Anmeldung das nicht,unter: Harmsstraßewww.ift-nord.de/ichbrauchdasnicht 2, 24114 Kiel Mitmachen lohnt sich! Präventionsinitiative „Ich (b)rauch das nicht!“, die, 70 29 70, Fax: 0431-570 29 29, E-Mail: [email protected] schwachen Einfluss auf das Rauchverhalten Jugendli- WeitereTel: 04 Informationen31- 5 zur Teilnahme und Anmeldung unter: www.ift-nord.de/ichbrauchdasnicht IFT-Nord gGmbH,Anmeldeschluss Ich (b)rauch dasist dernicht, 30. Harmsstraße November 2014. 2, 24114 Kiel aus sieben Bundes- 1- 570 29 70, Fax: 0431-570 29 29, E-Mail: [email protected] Tel: 043 unterstützt unter anderem durch die AOK Nord- IFT-Nord gGmbH, Ich (b)rauch das nicht, Harmsstraße 2, 24114 Kiel cher. Damit weist das Deutsche Krebsforschungszent- Tel: 0431- 570 29 70, Fax: 0431-570Anmeldeschluss 29 29, E-Mail: ist [email protected] der 30. November 2014.

www.ift-nord.de/ichbrauchdasnicht West – Die Gesundheitskasse und die Evangeli- www.ift-nord.de/ichbrauchdasnichtwww.ift-nord.de/ichbrauchdasnicht Anmeldeschluss ist der 30. November 2014. rum nachdrücklich die Behauptungen der Tabakindus- Förderer und ländern) gaben 40,7% Kooperationspartner: Förderer und Kooperationspartner: Eine Aktion imEine Aktion im Eine Aktion im Förderer und Rahmen der Kampagne:Rahmen der Kampagne: sche Stadtmission Kiel, im Ausbildungsjahr Rahmen der Kampagne: Kooperationspartner: trie zurück, dass in Deutschland die 2014/2015 erstmals in Kiel umgesetzt wird. der Befragten an, Gesundheitserziehung „eines der erwiesenermaßen täglich zu rauchen. wirksamsten Mittel“ in der Tabakprävention bei „Ich (b)rauch das nicht!“ ist ein eigens für den Jugendlichen sei. Ausbildungsbereich entwickeltes Tabakpräventi- onsprogramm in Form eines Wettbewerbs: Um Jugendliche dauerhaft vom Rauchen abzuhalten, Auszubildende verpflichten sich für ein Ausbil- Bis zum Anmeldeschluss des aktuellen Wettbe- 2.2.6 Publikation des Deutschen sind neben der Tabakprävention weitere gesetzliche dungsjahr zur Rauchfreiheit und werden bei werbs am 30. November 2014 haben sich 313 Krebsforschungszentrums Maßnahmen notwendig. Dazu gehören ein umfassen- erfolgreicher Teilnahme mit Anerkennungsprei- Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet. Sie »Tabakprävention in des Tabakwerbeverbot, weitere deutliche Tabaksteuer- sen und der Chance, in einer Lotterie weitere haben sich dazu verpflichtet, im Zeitraum von Deutschland« erhöhungen, ein Nichtraucherschutzgesetz ohne Preise zu gewinnen, belohnt. Der Wettbewerb November 2014 bis Juni 2015 weder bei der Arbeit Ausnahmen und die Einführung großer bildgestützter richtet sich sowohl an Nichtrauchende als auch an noch in der Freizeit zu rauchen. Während der Was wirkt wirklich? Warnhinweise. Rauchende: Nichtrauchende Auszubildende gesamten Laufzeit des Wettbewerbs werden die In Deutschland ist der Raucheranteil unter Jugendli- werden in ihrer Entscheidung für ein rauchfreies Teilnehmerinnen und Teilnehmer monatlich mit chen im Alter von zwölf bis 17 Jahren von 28 Prozent Publikation in Deutsch: Leben bestärkt, rauchende Auszubildende dabei E-Mail-Newslettern über Neuigkeiten rund um im Jahr 2001 auf zwölf Prozent im Jahr 2012 zurückge- http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ unterstützt, mit dem Rauchen aufzuhören. Als den Wettbewerb auf dem Laufenden gehalten. gangen. Diese Entwicklung wird von Vertreterinnen Publikationen/AdWfP/AdWfP_Tabakpraevention_in_ Grundlage von „Ich (b)rauch das nicht!“ diente das und Vertretern der Tabaklobby genutzt, um die Deutschland_was_wirkt_wirklich.pdf von der Lungenliga St. Gallen in der Schweiz „Ich (b)rauch das nicht!“ ist ein Projekt im Rahmen der Notwendigkeit weiterer gesetzlicher Maßnahmen zur initiierte und realisierte Projekt „Rauchfreie Kampagne NICHTRAUCHEN. TIEF DURCHATMEN. Eindämmung des Tabakkonsums in Frage zu stellen. So Publikation in Englisch: Lehre“. verweisen Tabakkonzerne wie Philip Morris und http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ Imperial Tobacco in Großbritannien und Irland auf das Publikationen/AdWfP/AdWfP_Tobacco_prevention_in_ „deutsche Modell“, um sich dortigen Plänen zur Germany_what_works.pdf

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 162 163

2.3 Medikamente zusammengestellt. Wichtige Hinweise zur Medikamen- Die Internetportale zur Frauen- und Männergesundheit und Hirndoping. Der Begriff Hirndoping (pharmakologi- teneinnahme finden sich auch auf den Seiten der BZgA der BZgA gehen insbesondere auch auf geschlechtsspezifi- sches Neuroenhancement oder auch cognitive enhance- Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel sind die am unter sche Besonderheiten bei der Nutzung von Medikamenten ment) bezeichnet den Gebrauch von psychoaktiven häufigsten missbräuchlich eingenommenen Medika- ein. Substanzen durch Gesunde, die solche Mittel einnehmen, mente. Anders als bei Abhängigkeitsproblemen mit http://www.frauengesundheitsportal.de um die geistige Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Das Nikotin, Alkohol oder illegalen Drogen ist die Anwen- http://www.maennergesundheitsportal.de. So verweist das Online-Angebot www.frauengesundheit- Männergesundheitsportal gibt einen zusammenfassen- dung von Arzneimitteln meist von Expertinnen und sportal.de darauf, dass besonders Frauen in verschiedenen den Überblick zu den möglichen Nebenwirkungen. Experten mitbestimmt: Ärztinnen und Ärzte verordnen, Lebensphasen wie beispielsweise einer Schwangerschaft Apothekerinnen und Apotheker empfehlen. Dies hat zur 2.3.1 Prävention der Medi- besondere Risiken bei der Einnahme von Medikamenten Entscheidend ist der richtige Umgang mit Medikamen- Folge, dass eine Abhängigkeit noch seltener als bei kamentenabhängigkeit berücksichtigen müssen. Darüber hinaus bestehen auch ten. Die Internetportale zur Frauen- und Männergesund- anderen Substanzen als solche wahrgenommen wird, bei der Verschreibung von Arzneimitteln und bei der heit der BZgA bieten qualitätsgesicherte und verlässliche weder von den Betroffenen selbst noch von Angehöri- Seit Juni 2014 stellt die Bundeszentrale für gesundheitli- Arzneimittelabhängigkeit geschlechtsspezifische Informationen rund um das Thema Medikamente, unter gen oder Freunden. che Aufklärung (BZgA) auf ihren Online-Portalen www. Unterschiede. Insgesamt gehen Schätzungen von 1,5 bis anderem zu Haltbarkeit oder Darreichungsformen, frauengesundheitsportal.de und www.maennergesund- 1,9 Millionen medikamentenabhängigen Personen in Wechselwirkungen sowie Risikogruppen. Über weiter- Da Medikamentenabhängigkeit oftmals mit einer heitsportal.de qualitätsgesicherte Informationen zum Deutschland aus. Zwei Drittel der Arzneimittelabhängi- führende Verlinkungen zu Broschüren und interaktiven Grunderkrankung oder zumindest medizinischen Thema Medikamente zur Verfügung. Dieses Angebot der gen sind Frauen (Quelle: Deutsche Hauptstelle für Angeboten, einen detaillierten Quellennachweis und ein Diagnose beginnt, steht die Prävention vor besonderen BZgA bietet eine zusätzliche Hilfestellung für ratsuchen- Suchtfragen (Hrsg.) 2013: Gemeinsam mehr erreichen. Glossar für Begriffserklärungen können sich die Nutze- Herausforderungen. Von zentraler Bedeutung ist es, de Frauen und Männer. Zielsetzung ist es, über den Frauen – Medikamente – Selbsthilfe. Hamm). Frauen im rinnen und Nutzer der Portale detailliert informieren. Ärztinnen und Ärzte für eine verantwortungsvolle richtigen Umgang mit Medikamenten aufzuklären und höheren Lebensalter sind in besonderem Maße betroffen. Verschreibungspraxis zu sensibilisieren. Vor allem die so zum Beispiel dem Missbrauch von Arzneimitteln Zu den geschlechtsspezifischen Besonderheiten bei der http://www.frauengesundheitsportal.de/themen/ Dauer der Verschreibung von Medikamenten mit vorzubeugen. Die Inhalte der Seiten dienen der allge- Nutzung von Medikamenten stellt das Frauengesund- medikamente/ Abhängigkeitspotenzial muss immer wieder kritisch meinen Information und ersetzen keinesfalls die heitsportal www.frauengesundheitsportal.de weiterfüh- http://www.maennergesundheitsportal.de/themen/ hinterfragt werden. Zugleich bedarf es der stärkeren Behandlung durch die Ärztin bzw. den Arzt und/oder rende Informationen bereit. medikamente/ Sensibilisierung von Patientinnen und Patienten. Mit die Beratung durch die Apothekerin bzw. den Apotheker. der gestiegenden Zahl wirksamer Arzneimitteln Das Männergesundheitsportal www.maennergesund- verlieren wir leicht die Nebenwirkungen aus dem Blick. Neben Antworten zu allgemeinen Fragen, beispielswei- heitsportal.de setzt einen besonderen Schwerpunkt auf 2.3.2 Beispielprojekt Allzu oft erwartet die Patientin oder der Patient, bei se zur richtigen Lagerung von Medikamenten, erhalten die Themen Medikamentenmissbrauch am Arbeitsplatz Aus den Ländern einem Arztbesuch ein Medikament verschrieben zu Interessierte über die Gesundheitsportale auch bekommen, das schnelle Leidensmilderung bringt. Eine verlässliche Informationen über Wirkstoffe mit gut durchdachte und sparsame Medikation, egal ob Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial sowie Nordrhein-Westfalen verschrieben oder ohne Rezept in der Apotheke praktische Alternativen zur Einnahme von Medika- erworben, ist die beste Prävention der Medikamenten- menten. Medikamentenabhängige schwangere Frauen, Frauenanteil liegt bei 70 Prozent und damit weit abhängigkeit. Das BMG fördert daher zwei Modellpro- Mütter und ihre Kinder höher als bei jeder anderen Gruppe Substanzabhän- jekte, die neue Möglichkeiten der Kommunikation über Die Seiten geben auch Auskunft darüber, worauf Seit dem 1. Juni 2014 führt die Landeskoordinie- giger. Epidemiologische Daten liefern jedoch die Risiken bestimmter Medikamente erproben und Frauen und Männer im Gespräch mit medizinischem rungsstelle Frauen und Sucht NRW, BELLA DON- keinerlei Hinweise auf die Lebensumstände dieser gezielt den Übergang von einer Kurz- in eine Langzeit- Personal zur Einnahme von Medikamenten achten NA, das Projekt „Medikamentenabhängige schwan- Frauen. So kann nur vermutet werden, dass es sich verschreibung in den Blick nehmen (siehe 2.3.4). sollten. Verständlich erklärte Leitsätze aus der ärztli- gere Frauen, Mütter und ihre Kinder“ durch. Es bei einem relevanten Teil dieser Frauen um Mütter chen Praxis, wie die „4K-Regel“ (klare Indikation, wird vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipati- handelt und somit auch Kinder betroffen sind – dies- Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) korrekte Dosierung, kurze Anwendung, kein abruptes on, Pflege und Alter des Landes NRW (MGEPA) für bezüglich ist die Datenlage aber ebenfalls bislang informiert die Bevölkerung mit Broschüren über das Absetzen), sollen Interessierten helfen, sich im ärztli- drei Jahre gefördert. äußerst unbefriedigend. Suchtrisiko bei Medikamenten. In Kooperation mit der chen Fachgespräch besser zu orientieren, und sie BARMER GEK hat sie auf den Internetseiten www. ermutigen, Aufklärung über mögliche Risiken einzu- In Deutschland leben schätzungsweise 1,4 bis 1,9 Nach bisherigen Erkenntnissen nehmen Frauen in der unabhaengig-im-alter.de umfangreiche Informationen fordern. Millionen medikamentenabhängige Menschen. Der Schwangerschaft und Mütter mit missbräuchlichem

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Medikamentenkonsum die Angebote der Suchtkran- medikamentenabhängigen schwangeren Frauen, Drei-Jahres-Zeitraum prospektiv analysiert, um schlechtern kaum unterscheiden, zeigt sich mit kenhilfe kaum wahr. Es ist nicht bekannt, ob und wo Müttern und Kindern in diesen Lebenssituationen. anhand einer aus den Vorstudien etablierten Risiko- steigendem Lebensalter eine deutliche Zunahme des sie spezifische Hilfe finden, wenn sie diese suchen. • Erhebung und Bündelung des Expertinnen- und klassifikation den Anteil missbräuchlicher Verwen- missbräuchlichen bis abhängigen Gebrauchs (rote Expertenwissens. dung quantifizieren zu können. Schließlich wurde die und schwarze Risikoklasse). Patientinnen und Vor dem Hintergrund, dass Kinder – Mädchen wie • Entwicklung von Kooperationen zwischen als besonders gefährdet geltende Gruppe der Patien- Patienten mit leitliniengerechten BZD-Verordnungen Jungen – in Familien mit einer Suchtproblematik mit unterschiedlichen Berufsgruppen. tinnen und Patienten über 60 Jahre in den Fokus erhalten in den nachfolgenden zwei Beobachtungs- unterschiedlichen psychosozialen Belastungen • Nutzung der Erkenntnisse zur Entwicklung genommen (Modul 3). Auch hier wurde der Verlauf jahren mehrheitlich keine weiteren BZD. Hingegen aufwachsen sowie einem erhöhten Risiko unterlie- adäquater Angebote zur verbesserten Erreichbar- der Verordnungen (und möglicher Kombinationen) setzt die Mehrheit der Patienteninnen und Patienten gen, selbst suchtkrank zu werden, besteht hier keit der Zielgruppen. potenziell risikoreicher Substanzen über einen aus den Hochrisikoklassen rot und schwarz ihren dringender Handlungsbedarf. • Entwicklung von Qualifizierungsangeboten und Fünf-Jahres-Zeitraum beschrieben und die relevante problematischen Medikamentenkonsum in den Arbeitshilfen. Begleitmedikation analysiert. Folgejahren fort. Gleichzeitig gibt es bislang nur Vermutungen über geschlechtsbezogene unterschiedliche Reaktionswei- Modul 1: Modul 3: sen von Mädchen und Jungen auf einen missbräuch- Ein langfristiges Ziel besteht darin, eine integrierte, Im Verlauf der Jahre 2006 bis 2010 zeigte sich bei den In 2006 bekamen 27,5 Prozent aller älteren Personen lichen Konsum von psychoaktiven Medikamenten berufs- und arbeitsfeldübergreifende, kooperative Benzodiazepinen sowohl hinsichtlich der Prävalenz ab 60 Jahren BZD, AD und/oder OPA verordnet. Nach ihrer Mütter. Versorgungsstruktur der beteiligten Akteurinnen als auch der pro Patientin bzw. Patient verschriebenen fünf Jahren ist die Prävalenz für die Verschreibung und Akteure zu entwickeln. jährlichen DDDs ein stetig abnehmender Trend, mindestens eines dieser Arzneimittel auf zehn Es fehlen insgesamt grundlegende Erkenntnisse, welcher insbesondere auf die Entwicklung der Prozent gesunken. Frauen bekommen diese Medika- wie Prävention und Hilfen für die betroffenen Die Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht Verschreibungen bei den Frauen sowie den Älteren mente etwa doppelt so häufig verordnet wie Männer. Frauen und Kinder gestaltet sein müssen. In der NRW, BELLA DONNA, lädt Expertinnen und zurückzuführen ist. Die Prävalenz der Z-Substanzen Durchgängige Verschreibungen über mehrere Jahre Praxis möglicherweise vorhandene Erfahrungen, Experten, die mit schwangeren Frauen und Müttern stagniert hingegen im betrachteten Fünf-Jahres- sind mit stabilen Dosierungen auf einem vergleichs- Angebote und Strategien sind weder veröffentlicht arbeiten, bei denen ein missbräuchlicher Konsum Zeitraum, während sich für die Opioid-Analgetika weise hohen Niveau verbunden. noch systematisiert. von psychoaktiv wirksamen Medikamenten zu (OPA) leicht und die Antidepressiva (AD) deutlich vermuten bzw. festzustellen ist, herzlich ein, ihr ansteigende Anteilswerte ergeben. Bezüglich der Die Ergebnisse machen insgesamt deutlich, dass sich Mit dem Projekt sind folgende Zielsetzungen Wissen und ihre Erfahrungen zu teilen und die letztgenannten Arzneimittelgruppe ist zudem eine die betroffenen Berufsgruppen im Sozial- und verbunden: Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht NRW, deutliche Zunahme der jährlich verschriebenen Gesundheitswesen vermehrt der Diskussion von • Aufbereitung des nationalen und internationalen BELLA DONNA, bei der Durchführung des Projekts Wirkstoffmengen pro Patientin bzw. Patient zu Behandlungsalternativen sowie der multiprofessio- Kenntnisstands bezogen auf die Situation von zu unterstützen! erkennen. nellen Kooperation verschiedener Fachrichtungen bei schwierigen Fällen, in denen eine Langzeitverschrei- Modul 2: bung vermeintlich alternativlos erscheint, stellen Von Patientinnen und Patienten, die zwischen 2006 müssen. Insbesondere die Altenhilfe steht hier im 2.3.3 ePidemiologie der Lang- keitspotenzial zu gewinnen. Beruhend auf Rezeptda- und 2008 mindestens einmal eine Verschreibung von Mittelpunkt, da die älteren Menschen in besonderem zeitverschreibung von ten des Norddeutschen Apotheken-Rechenzentrums BZD/Z-Substanzen (BZD) erhielten, haben drei Viertel Maße von – hoch dosierten – Langzeitverschreibun- Medikamenten mit Abhän- (NARZ) konnten hochgerechnet für ganz Deutschland diese Arzneistoffe innerhalb des ersten Beobach- gen von BZD, AD und OPA betroffen sind. Weitere gigkeitspotential in längerfristige Trends in der Verordnung derartiger tungsjahres entsprechend den ärztlichen Leitlinien Aufklärung bzw. Fortbildung für Professionelle und Deutschland – eine pros- Substanzen identifiziert werden. Hierfür wurden erhalten (Risikoklasse grün). Jede elfte Person nahm Angehörige über das Thema „Sucht und Medikamen- pektive Analyse kassen- zunächst fünf aufeinanderfolgende Jahre betrachtet BZD zwar bis zu sechs Monate ein, jedoch in einer tenmissbrauch im Alter“ im Allgemeinen sowie über ärztlicher Verschreibungen und die relevanten Verordnungen nach Alter und Dosis von weniger als einer DDD pro Tag (Risikoklasse die erweiterten und gegebenenfalls alternativen über 5 Jahre Geschlecht im jeweils darauf folgenden Jahr differen- gelb). Der Anteil der roten Risikoklasse (zwei bis sechs Möglichkeiten zu einer hochdosierten Dauermedika- ziert ausgewertet (Modul 1). Da sich Benzodiazepine Monate mit > 1 DDD oder > sechs Monate mit ≤ 1 tion von Schlafstörungen und Komorbiditäten im Ziel des Projekts war es, neue, systematische Erkennt- (inkl. Z-Substanzen) in mehreren Untersuchungen als DDD) beträgt ca. 14 Prozent und die der schwarzen (> Besonderen erscheint angesichts der vorliegenden nisse über die Entwicklung von kassenärztlichen besonders relevante Substanzgruppe erwiesen hatten, sechs Monate mit > 1 DDD) 2,8 Prozent. Während sich Befunde dringend notwendig. Verschreibungen von Medikamenten mit Abhängig- wurden diese in einem weiteren Modul (2) über einen die Anteile der Risikoklassen zwischen den Ge-

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»Es ist es nicht Wert, über sich 2.3.4 Förderschwerpunkt zum Einsatz von Benzodiazepinen und Z-Substanzen und seinen Körper benzodiazepine aufgenommen: (1) zu den Ursachen eines nicht bestim- mungsgemäßen Gebrauchs derartiger Arzneimittel und hinwegzugehen Seit vielen Jahren belegen Untersuchungen, dass (2) zu einer evidenzbasierten Risikokommunikation. Zur Benzodiazepine und Z-Substanzen auf breiter Basis in Umsetzung des Aktionsplans fördert das Bundesminis- und sich hoch zu der Bevölkerung nicht bestimmungsgemäß eingenom- terium für Gesundheit seit Januar 2014 zwei zweijährige men werden. Mit steigendem Alter nimmt dieses Verhal- Projekte, nämlich „Benzodiazepine und Z-Substanzen – dopen.« ten zu. Das Missbrauchspotenzial dieser Substanzen ist Ursachen der Langzeiteinnahme und Konzepte zur seit langem in der Wissenschaft und unter Ärztinnen Risikoreduktion bei älteren Patientinnen und Patienten“

oto: Markus N ass und Ärzten bekannt. Weniger Beachtung wurde bisher (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum © F den sonstigen Risiken von Benzodiazepinen und für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS), Klinik und Z-Substanzen geschenkt: Eine langfristige Einnahme Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) und „ …da geht nicht nur mit erhöhtem Sturzrisiko und dem gab es wunderbare Schlaftabletten – Verordnungen von Vorgestellt: Verlust kognitiver Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Benzodiazepinen und Z-Substanzen an der Schnittstelle Erinnerung oder Lernen einher, sondern führt auch von Krankenhaus und Hausarzt“ (Universität Göttingen, Marc Schöttner dazu, dass das emotionale Empfinden verflacht. Der Institut für Allgemeinmedizin). Das Projekt des Univer- aktuelle Arzneimittelreport der BARMER/GEK zeigt sitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zielt auf die Ich kann von Glück sagen, dass ich mit dem Thema aus der Abhängigkeitsspirale führen. Um Lukas so erstmalig ein erhöhtes Risiko für Menschen mit Ursachen und Bedingungen der Langzeiteinnahme von Drogensucht noch keine persönliche Erfahrung glaubwürdig und facettenreich spielen zu können, Demenz, häufiger Benzodiazepine verordnet zu bekom- Benzodiazepinen und Z-Substanzen bei älteren Men- gemacht habe. Allerdings rutschte meine Serienfigur habe ich mich mit einem Suchttherapeuten von „Life men. Gleichzeitig deuten jüngste internationale Daten schen. Außerdem wird eine Strategie zur Risikokommu- Lukas Levin bei „Alles was zählt“ nach einem Motor- Spring“ auseinandergesetzt, die sich auf die Entgiftung auf einen dosisabhängigen Zusammenhang zwischen nikation zwischen Ärztin bzw. Arzt und betroffenen radunfall in eine ungewollte Schmerzmittelabhängig- mit Hilfe von Neuro-Elektrischer Stimulation (NES) der Einnahme von Arzneimitteln mit Benzodiazepinen Patientinnen und Patienten entwickelt, implementiert keit. Als Tanzstudent stand Lukas im Wettbewerb um spezialisiert haben. Darüber hinaus habe ich eine bzw. Z-Substanzen und einem steigenden Mortalitätsri- und evaluiert. Das Projekt der Universität Göttingen ein Stipendium in New York. Um das nötige Training Patientin interviewt, die 6 Jahre lang Schmerzmittel- siko sowie einem steigenden Risiko für Demenzerkran- fokussiert die Schnittstelle zwischen Krankenhaus und für das Vortanzen zu gewährleisten, hat er sich nach abhängig war. Ich hatte viele Fragen: Wie geraten kungen hin. hausärztlicher Praxis. Mit einem Mixed-Methods-Ansatz seiner minimal invasiven Operation nicht geschont, Menschen in die Abhängigkeit? Welche Phasen werden zunächst die Psychopharmaka-Verordnungen sondern mit Morphin aufgeputscht. Nach dem ersten durchlaufen sie? Wie schafft man es, sich aus der Bereits 2007 hat die Bundesärztekammer einen Leitfa- bei Patientinnen und Patienten analysiert. Durch Vortanzen standen weitere Trainingseinheiten auf dem Sucht zu befreien? den für die Praxis „Medikamente – schädlicher Ge- Befragungen werden die Motive, Ziele und Erwartungen Plan, eine körperliche Einschränkung war inakzeptabel brauch und Abhängigkeit“ veröffentlicht. Eine externe der Benzodiazepin-Verordnungen bei den Beteiligten und so begann der Weg in die Spirale der Sucht. Die Antworten sind erschütternd, aber leider Realität: Evaluation belegt eine gute Handhabbarkeit des erhoben. In einem zweiten Schritt wird partizipativ eine Immer weiter stieg die Dosis, um belastbar zu bleiben, Medikamentensucht geht mit erheblichen physischen Leitfadens in der Arztpraxis. Dennoch ist aus aktuellen Intervention entwickelt und nachfolgend implementiert bis die Entzugserscheinungen zum eigentlichen und psychischen Risiken einher. Die Anzahl der deutschen Studien bekannt, dass die Substanzen bei und evaluiert. Schmerz und Problem wurden. Erst als Lukas Schmerzmittelabhängigen in Deutschland ist knapp der Hälfte der Patientinnen und Patienten länger Abhängigkeit aufgeflogen war, ihm ein Weiterstudium alarmierend. Mit meiner Stimme und meinem als die in den Leitlinien verankerten acht Wochen ohne Entzug untersagt wurde, er seine Familie Bekanntheitsgrad möchte ich Menschen für das verordnet werden. 2.3.5 Prävention des hinterging und seine Partnerin belog, war er körperlich Thema sensibilisieren. Denn: Es ist es nicht Wert, über Anabolikamissbrauchs und seelisch soweit am Boden, dass er zusammen- sich und seinen Körper hinwegzugehen und sich hoch Es bleibt folglich im Hinblick auf eine angemessene in Fitnessstudios brach und sich seine Sucht eingestehen musste. zu dopen – der Fall ist sehr viel tiefer … Nur mit Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) die Notwendig- eisernem Willen und professioneller Hilfe kann es den keit, Professionelle im Gesundheitswesen sowie Im Schatten des im Fokus der öffentlichen Wahrneh- Mir war es ein besonderes Anliegen mit dieser Betroffenen gelingen einen Weg aus der Sucht zu Patientinnen und Patienten weiter für ein risikoarmes mung stehenden Dopingproblems im Hochleistungs- Geschichte auf das Thema Medikamentensucht finden. Medikamentenmanagement mit Benzodiazepinen und sport steht der Missbrauch von Medikamenten zum aufmerksam zu machen und Wege aufzuzeigen, die Z-Substanzen zu sensibilisieren. Im Aktionsplan AMTS Zweck der Leistungssteigerung im Freizeit- und 2013–2015 wurden daher zwei Forschungsmaßnahmen Breitensport. Den Ergebnissen der bundesweit repräsen-

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tativen KOLIBRI-Studie des Robert Koch-Instituts stütztes Online-Portal eingerichtet, an das sich vor allem 2.4 illegale Drogen Zu den vielfältigen Maßnahmen der Drogenprävention zufolge ist zwar ein Missbrauch von verschreibungs- Anwenderinnen und Anwender anaboler Steroide bei gehören unter anderem die Aufklärung der Drogenab- pflichtigen Medikamenten gering, die grundsätzliche allgemeinen Fragen, Unterstützungswünschen und Illegale Drogen wie Cannabis, Amphetamine, Kokain hängigen über Infektionsrisiken und Infektionsver- Haltung leistungssteigernden Substanzen gegenüber beim Auftreten von Nebenwirkungen wenden können. oder Heroin stellen für die Gesundheit der Menschen meidung sowie die Minimierung des intravenösen gibt allerdings zu denken. Im Freizeit- und Breitensport eine erhebliche Gefahr dar. Erhebungen zeigen, dass Gebrauchs von Drogen. Insbesondere der intravenöse nimmt der Missbrauch von Medikamenten zur Steige- Die Ergebnisse des Projekts werden im Frühjahr 2015 rund ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung Drogenkonsum, vorwiegend von Heroin, ist eine der rung des Muskelwachstums und fettfreier Körpermasse vorliegen. Erste Einschätzungen zu den Resultaten Deutschlands Erfahrungen mit Drogen hat. Dabei wichtigsten Ursachen für Infektionskrankheiten unter eine Sonderstellung ein; er kommt bei Kraftsportlern wurden auf der Fachtagung „Medikamentenmissbrauch beeinträchtigen Drogen nicht nur das Leben der Drogenkonsumentinnen und -konsumenten, darunter und Bodybuildern am ehesten vor. Missbraucht werden in Fitnessstudios“ am 9. Januar 2015 in Paderborn Betroffenen selbst, sondern auch das der Angehöri- HIV/AIDS sowie Hepatitis B und C. Infektionsrisiken vor allem die anabol-androgenen Steroide, im allgemei- vorgestellt. gen. Am deutlichsten wird die Gefährlichkeit illegaler gibt es beim gemeinsamen Gebrauch von Spritzen, bei nen Sprachgebrauch häufig auch als anabole Steroide Drogen bei den dadurch verursachten Todesfällen, der gemeinsamen Nutzung anderer Spritz- und oder einfach als Anabolika bezeichnet. Vorliegende http://www.natural-training.info deren Zahl sich in Deutschland derzeit auf ca. 1000 Drogenzubereitungsutensilien (Filter und Ähnliches) spezielle Studien beziffern den Anteil von Fitnessstudio- pro Jahr beläuft. Eine Gefahr für die gesamte Gesell- sowie von Haushaltsgegenständen (Rasierer, Zahnbürs- besuchenden, die Medikamente missbrauchen, auf unter schaft stellen auch der Drogenhandel und die ten, Nagelscheren etc.). Bei der Übertragung von HIV/ fünf bis hin zu 20 Prozent bei Männern und bis zu acht 2.3.6 »Nationaler Doping- Drogenkriminalität dar. Deshalb zielt die Sucht- und AIDS sind zudem sexuelle Kontakte für die Weiterver- Prozent bei Frauen. Das Angebot der Fitnessstudios ist Präventionsplan« Drogenpolitik der Bundesregierung darauf, den breitung unter Drogenabhängigen und ihren Partnern sehr verschieden; für den Bereich der Prävention des Drogenkonsum zu verringern, die sozialen und verantwortlich. Anabolikamissbrauchs erscheinen diejenigen Studios 2009 wurde von Bund, Ländern, der Nationalen Anti gesundheitlichen Schäden infolge des Gebrauchs besonders interessant, bei denen das Krafttraining Doping Agentur (NADA) und dem Deutschen Olympi- illegaler Drogen zu reduzieren und durch eine Zu den präventiven und schadensminimierenden eindeutig dominiert, die Beiträge gering sind und die schen Sportbund (DOSB) der „Nationale Dopingprä- konsequente Verfolgung des Drogenhandels die Maßnahmen für Drogenkonsumierende zählen neben Betreuung der Nutzerinnen und Nutzer nicht intensiv ventionsplan“ (NDPP) verabschiedet. Ziel des NDPP ist Verfügbarkeit von Drogen einzuschränken. Drogen- der opioidgestützten Substitutionstherapie unter ande- ist. Gerade solche Studios sind nicht nur Orte, an denen eine aktive und optimierte Präventionsarbeit gegen prävention hat unverändert die Aufgabe, mit selekti- rem eine (regelmäßige) Testung auf Infektionskrank- trainiert wird, sondern auch ein wichtiger Lernort für Doping im Sport, bei der die verschiedenen Akteure ven und indizierten Ansätzen zielgerichtet die heiten, die aktive Informationsvermittlung zu Safer Trainings- und Ernährungswissen sowie den Umgang ihre Präventionsaktivitäten aufeinander abstimmen besonders gefährdeten Personen zu erreichen. Use und Safer Sex sowie das Angebot von Nadel- und mit anabolen Steroiden. und die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal Spritzentauschprogrammen, von Programmen zur genutzt werden. Daneben sieht das Rahmenkonzept Cannabis ist nach wie vor die mit Abstand am Drogennotfallprophylaxe und von Drogenkonsumräu- Das BMG hat deshalb das Präventionsprojekt „No roids zusätzlich zur Informationsvermittlung und Aufklä- häufigsten konsumierte illegale Droge. Nennenswerte men. Insbesondere niedrigschwellige Drogenhilfeein- inside“ gefördert. Im Projektzeitraum wurden bundes- rung eine Erweiterung der Prävention um den Lebens- Werte erreichen darüber hinaus nur noch in abstei- richtungen leisten mit entsprechenden Angeboten weit insgesamt 15 Seminare in Fitnessstudios abgehal- kompetenzansatz vor. Die Jugendlichen sollen durch gender Reihenfolge Kokain, Amphetamine und einen wichtigen Beitrag zur Bereitstellung von Hilfe ten, in denen die Grundlagen des sogenannten Natural- Stärkung ihrer Bewältigungsstrategien, Durchset- Ecstasy. Der Konsum von Heroin, LSD, Pilzen und und Unterstützung für die betroffenen Menschen. Trainings und gesunder Sporternährung sowie die zungsfähigkeit sowie ihres Selbstvertrauens vor einem Crack ist nach wie vor auf bestimmte und zahlenmä- Risiken des Konsums anaboler Steroide vermittelt Missbrauch bewahrt werden. Im Herbst 2014 ist von ßig deutlich kleinere Gruppen beschränkt. Aus diesem Das vermehrte Aufkommen neuer psychoaktiver wurden. Die teilnehmenden Fitnessstudios konnten der Universität Potsdam die Studie „Evaluation des Grund entstanden vor allem seit 2003 mit Förderung Substanzen stellt eine Herausforderung im Bereich der auch dank der Unterstützung der German Natural NDPP“ vorgelegt worden. Sie bestätigt, dass sich des Bundes zahlreiche Initiativen und Projekte, die illegalen Drogen dar. Dabei handelt es sich häufig um Bodybuilding & Fitness Federation e. V. (GNBF) und der gegenüber der Ausgangslage 2008 die zielgruppenspe- sich insbesondere an jugendliche Cannabiskonsumie- synthetische Drogen, die aufgrund geringer chemi- Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung e. V. (dflv) gefun- zifische Ansprache vor allem im Spitzensport und die rende wenden. Die Angebote reichen von niedrig- scher Veränderungen nicht dem Betäubungsmittelge- den werden. Wettkampferfahrene, natural trainierende Qualität der Präventionsmaterialien verbessert haben. schwelligen Einzel- und Gruppenangeboten bis zu setz unterliegen, gleichzeitig aber eine psychoaktive Fitnesssportler vermittelten den Teilnehmenden auf der Allerdings ist das Engagement der einzelnen beteilig- psychotherapeutischen Interventionsansätzen. Wirkung haben. Geeignete Lösungen, wie mit dem Trainingsfläche praxisnah, welche sportlichen Erfolge ten Einrichtungen nicht ausreichend. Hier soll in Mögliche Risiken und langfristige Folgen des intensi- Gefahrenpotenzial der Neuen Psychoaktiven Substan- ohne medikamentöse Hilfe erreichbar sind. Insgesamt Zukunft die NADA ihre Steuerungsfunktion noch ven oder abhängigen Cannabiskonsums werden zen adäquat umgegangen werden kann, werden in wurden 324 Personen mit den Seminaren erreicht, 69 stärker wahrnehmen. Derzeit wird auf Basis der unverändert sowohl in der breiten Öffentlichkeit als Deutschland, aber auch auf EU- und internationaler Nutzerinnen und 255 Nutzer mit einem Durchschnitts- Evaluation von den NDPP-Partnern ein Konzept zu auch in Fach- und Expertenkreisen diskutiert. Ebene diskutiert. alter von 29 Jahren. Ergänzend wurde ein internetge- dessen Optimierung entwickelt.

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2.4.1 Amphetamin- ihrer Konsumumstände sowie der jeweiligen Bedarfe Durchgeführt wurde die Studie vom Zentrum für 2.4.2 Internetplattform konsumierende in und möglichen Zugänge für präventive Maßnahmen Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität www.drugcom.de deutschland unterscheiden. Die Sekundäranalyse des IFT hat Hamburg. Einen Schwerpunkt stellte die Erreichung von darüber hinaus gezeigt, dass insgesamt der Anteil der Konsumierenden des kristallinen Methamphetamins Der Konsum legaler und illegaler Drogen ist beson- Von Juli bis Dezember 2013 hat das Zentrum für Klientinnen und Klienten mit einer methamphetamin- dar, sowohl innerhalb als auch außerhalb des sucht- ders unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität bezogenen Störung unter der gesamten Klientel mit bezogenen Hilfesystems. verbreitet. Mit der Internetplattform www.drucom.de Hamburg im Rahmen der Studie „Amphetamin und einer substanzbezogenen Störung in der zur Tschechi- wendet sich die Bundeszentrale für gesundheitliche Methamphetamin – Personengruppen mit miss- schen Republik grenznahen Einrichtungsstichprobe Im Erhebungszeitraum konnten 145 persönlich befragte Aufklärung (BZgA) daher in erster Linie an drogen- bräuchlichem Konsum und Ansatzpunkte für präventi- erheblich höher lag als in der Bundesstichprobe. Patientinnen und Patienten, Beratungsklientinnen und affine junge Menschen im Alter zwischen 15 und 25 ve Maßnahmen“ bundesweit aktuelle und ehemalige Insgesamt deutet das Ergebnis auf eine wachsende klienten sowie 247 Konsumierende, die über das Jahren. Seit 2001 können die Nutzerinnen und Nutzer Konsumierende von Amphetamintyp-Stimulanzien Relevanz des Metamphetaminkonsums und einen Internet teilgenommen hatten, eingeschlossen werden. der Website auf ein umfangreiches und stetig weiter über vielfältige Zugänge erreicht und befragt. „Crystal- damit verbundenen Hilfebedarf in Deutschland hin. Davon wiesen 205 einen Amphetamin- und 187 auch ausgebautes Informationsangebot zurückgreifen, das Meth“ wurde besonders berücksichtigt. Die Zielgruppe einen Methamphetaminkonsum auf. Es konnten sieben ergänzt wird durch verständlich aufbereitete aktuelle wurde sowohl im stationären und ambulanten Die Studien liefern für Deutschland erstmals wissen- Subgruppen mit missbräuchlichem Konsum ermittelt Meldungen aus der Suchtforschung. Bei persönlichen Hilfesystem als auch über soziale Netzwerke, Online- schaftlich begründete Hinweise auf unterschiedliche und im Hinblick auf mögliche Kontexte für präventive Fragen können sich die Nutzerinnen und Nutzer Foren und szenekompetente Kooperationspartner Typen von Amphetamin- und Methamphetaminkon- Maßnahmen differenziert dargestellt werden: zudem an das Beratungsteam wenden, entweder per rekrutiert, wobei auch schwierig erreichbare Konsu- sumierenden. Das ZIS hat anhand der Erkenntnisse • Konsumierende im Freizeitkontext E-Mail oder im Chat. mierende einbezogen werden konnten. Die Teilneh- Empfehlungen für unterschiedliche Maßnahmen der • Spezielle Subgruppen unter schwulen Konsumie- menden wurden quantitativ und qualitativ befragt. selektiven Prävention vorgeschlagen. Das Studien- renden 2014 wurde die Beratung um eine Crystal-Sprech- Zusätzlich wurden aktuelle Erfahrungen von Expertin- design wurde unter besonderer Beachtung der • Konsumierende mit besonders riskanten Konsum- stunde erweitert, da Hinweise auf eine zunehmende nen und Experten aus Therapie und Beratung erhoben. Maßgabe der Nachhaltigkeit konzipiert. Die entwickel- gewohnheiten Verbreitung des Konsums von Crystal, insbesondere ten Module des elektronisch umgesetzten Befragungs- • Konsumierende mit psychischer Komorbidität und/ in den Grenzregionen zu Tschechien, bestehen. Es Im Rahmen einer Sekundärerhebung des Instituts für instruments wie auch die aufgebauten Netzwerke oder Traumatisierungen kann davon ausgegangen werden, dass nur ein Teil Therapieforschung (IFT) wurden zudem Trends und lassen sich auch für zukünftige Studien erneut einset- • Konsumierende mit Kindern der Betroffenen die Hilfe von Beratungsstellen in Risikofaktoren des (Meth-)Amphetaminkonsums in zen, um neue Trends effektiv zu erfassen und den • Konsumierende in Zusammenhang mit Schule und Anspruch nimmt bzw. diese erst dann nutzt, wenn Deutschland auf der Grundlage verschiedener Daten- Erfolg von zielgruppenspezifischen Maßnahmen zu Ausbildung sich bereits eine Abhängigkeit verfestigt hat. Um quellen analysiert. Um die Subgruppen von Metham- evaluieren. • Konsumierende in Zusammenhang mit der Berufs- diesen Personen ein Angebot zu machen, frühzeitig phetamin-Konsumierenden zu identifizieren, wurden tätigkeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, hat die epidemiologische Daten zum Konsum von Ampheta- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die minen und Methamphetamin aus bevölkerungsreprä- Im Rahmen mehrerer Fachgespräche des BMG wurden Chat-Beratung auf drugcom.de ausgeweitet und sentativen Studien ausgewertet und einzelne Klientin- die Studiendaten nochmals im Hinblick auf spezifische bietet nun auch Crystal-Konsumierenden und deren nen und Klienten in Suchthilfeeinrichtungen Fragestellungen vertiefend ausgewertet. Beim Fachtag Angehörigen Rat und Unterstützung, eine „erste hinsichtlich ihres Methamphetaminkonsums befragt. zu „Methamphetamin/Crystal Meth in der Partyszene“ Hilfe“ zu Fragen und Problemen rund um Crystal. Die »MethStudie« des ZIS: Personengruppen mit wurde anhand der Befragungsdaten ein mögliches Bei Bedarf werden die Betroffenen an Hilfen vor Ort Die Studie des ZIS liefert unter anderem Erkenntnisse missbräuchlichem Konsum und Ansatzpunkte für Modell für unterschiedliche Phasen des Methampheta- weitergeleitet bzw. erhalten Informationen zu zu soziodemografischen und substanzspezifischen präventive Maßnahmen minkonsums im Freizeitbereich vorgelegt und Implika- Hilfemöglichkeiten. Charakteristika der Konsumierenden, den Umständen Im Jahr 2014 stellte die Bundesdrogenbeauftragte den tionen für die Erreichung und Ansprache von Konsu- des Erstkonsums, den Konsummustern sowie den Abschlussbericht einer vorrangig qualitativen Studie zu mierenden wurden diskutiert. Mit mehr als 100.000 Besucherinnen und Besuchern subjektiven Konsummotivationen, Problemeinschät- Konsumierenden von Amphetamin-Typ-Stimulanzien pro Monat gehört die Internetplattform in Deutsch- zungen und Meinungen zu möglichen Akteuren und vor. Ziel der Studie war es, potenzielle Subgruppen zu http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien- land weiterhin zu den am häufigsten besuchten wahrgenommenen Schwierigkeiten. Anhand der Daten identifizieren, um zielgruppenspezifische Bedarfe für die dba/DrogenundSucht/Illegale_Drogen/Heroin_andere/ Internetseiten im Bereich Suchtprävention. lassen sich unterschiedliche Gruppen von Konsumie- selektive Prävention zu ermitteln und Maßnahmen auf Downloads/2014-09-12_Schaefer_Milin_BMG_Fach- renden differenziert betrachten, die sich hinsichtlich Basis von Forschungsergebnissen planen zu können. tag_III.pdf

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 172 173

2.4.3 Beispielprojekte Sachsen-Anhalt Aus den Ländern Checkpoint C Eine im Januar 2014 veröffentlichte qualitative Studie, Sachsen Die anonyme Crystal-Sprechstunde für (H)alle die unter der Leitung von Prof. Dr. Barsch unter Seit Oktober 2014 werden in Halle neue Wege Crystal-Konsumierenden aus Halle und Umgebung Drug Scouts sind seit 18 Jahren mit selektiver und und Inhalten von Safer-Clubbing sowie Möglichkei- beschritten. Zweimal wöchentlich haben hier durchgeführt wurde, deckt einen dringenden indizierter Prävention in Leipzig tätig. Das Projekt ten der Implementierung durch. 2014 war erneut Konsumentinnen und Konsumenten regionalen Bedarf an Beratungsangebo- stellt Informationen, Materialien sowie Beratungs- ein großes Interesse an Drug-Checking-Möglichkei- aus der Region die Möglichkeit, sich ten auf. Als Reaktion auf die speziel- angebote zur Verfügung, die junge Konsumentin- ten und -Ergebnissen zu verzeichnen – sowohl auf im Checkpoint C über Crystal Meth len Bedarfe wurde 2014 der nen und Konsumenten zur Reflexion ihres Kon- der Webseite und bei Facebook als auch in der zu informieren. Checkpoint C ist Checkpoint C ins Leben gerufen. sums anregen sollen. Ziel ist es, auf diese Weise Vor-Ort-Arbeit auf Partys und Festivals. ein interdisziplinäres Projekt, Checkpoint C versteht sich als Risiken beim Drogenkonsum zu minimieren und gestaltet von über 20 Studieren- Erweiterung zu bereits beste- einer möglichen Abhängigkeit vorzubeugen. Des Weiteren bestand im Partysetting hauptsäch- den der Sozialen Arbeit und der henden Versorgungsangeboten lich Gesprächsbedarf zu MDMA, Crystal, Alkohol, Medizin unter der Leitung von des Hilfesystems, die kostenfrei, Bei allen Beratungsangeboten (Telefon, Infoladen, Cannabis und LSD sowie zu Safer Use. Um Konsu- Prof. Dr. Gundula Barsch von der anonym und niederschwellig zu Web) dominierten Fragen zu Cannabis, MDMA, mentinnen und Konsumenten bei der Reflexion Hochschule Merseburg, Dipl. med. erreichen ist. Das Konzept der Crystal und Speed. Auch 2014 waren die Themen- ihres Konsumverhaltens zu unterstützen, wurde das Peter Jeschke, dem Leiter der Sprechstunde ist nicht abstinenzori- schwerpunkte Nachweismöglichkeiten, Drogenkon- Faltblatt „Konsumreflexion?“ entwickelt, welches Ostdeutschen Arbeitsgemeinschaft entiert. Vielmehr soll hier zu Themen sum und Straßenverkehr, gesundheitliche Aspekte sehr stark nachgefragt wurde. Suchtmedizin, und Prof. Dr. med. Andreas wie Safer Use und Risikomanagement wie körperliche und psychische Langzeitschäden, Klement, dem Leiter der Sektion Allgemeinmedi- aufgeklärt werden. Dadurch stehen die Konsu- Wechselwirkungen (mit Medikamenten) sowie Darüber hinaus stießen vor allem Infomaterialien zin an der Martin-Luther-Universität Halle. Als mierenden mit ihren individuellen Bedürfnissen und Unterstützungsbedarf bei einer Konsumreduktion zu Alkohol, Crystal, MDMA, Ketamin, GHB/GBL Pilotprojekt versucht Checkpoint C, neue Impulse in Fragestellungen im Fokus der Sprechstunde. Es wird oder Abstinenz. Unsere Website drugscouts.de und Cannabis auf großes Interesse; insgesamt gaben der Arbeit mit Crystal-Konsumierenden zu setzen. ein Raum geschaffen, in dem nicht zwingend die verzeichnete 2014 2.380.000 Besuche (50 Prozent wir 34.000 Faltblätter an Userinnen und User sowie Diskussion der Konsummuster im Vordergrund mehr als 2013 bzw. 170 Prozent mehr als 2012). Am Fachpersonal heraus. Besonders in den südöstlichen Bundesländern stehen muss. Im Rahmen eines akzeptierenden häufigsten wurden Infos zu Stimulanzien (Speed, Sachsen, Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Ansatzes werden die Lebenswelten der Konsumieren- Ecstasy, Crystal, Kokain), Opioiden (Codein, Tilidin), Von Fachpersonal wurden auch 2014 Weiterbildun- südlichen Teilen Brandenburgs hat Crystal Meth eine den ganzheitlich betrachtet und somit die Schwer- GHB/GBL, Ketamin, LSD und Cannabis abgerufen. gen zum Thema Crystal stark nachgefragt. enorme Verbreitung als Freizeitdroge gefunden. Vor punkte des Informationsgesprächs von den Besuche- allem die unkomplizierte Verfügbarkeit und der rinnen und Besuchern selbst festgelegt. Die 2014 konnten die Aktivitäten zur Risikominimie- Nach wie vor wird das Projekt von vielen Praktikan- extrem niedrige Preis sorgen aktuell für einen Akteurinnen und Akteure in der Sprechstunde des rung im Nachtleben fortgeführt und weiter ausge- tinnen und Praktikanten sowie ehrenamtlichen regelrechten Crystal-Boom, der sich durch sämtliche Checkpoints sind Studierende der Sozialen Arbeit und baut werden (Safer Clubbing). Zur Bewerbung Helferinnen und Helfern unterstützt, die 5212 soziale Schichten zieht. Unter den Konsumierenden der Medizin. Das eröffnet die Möglichkeit, den unserer Angebote wurde ein Imagefilm erstellt und Stunden für die Arbeit im Projekt investierten. Auf lässt sich ein breites Spektrum an Konsumprofilen Konsumierenden peer-to-peer eine Rückmeldung im Netz veröffentlicht (www.youtube.com/ Bundesebene konnte die gemeinsame Vor-Ort- ausmachen. über die psychischen und physischen Folgen ihres watch?v=3IUaZaxX26w). Zudem führten wir in Arbeit von Freiwilligen verschiedener Partydrogen- Crystal-Konsums zu geben. Leipzig sechs Schulungen mit Club- und Security- projekte weiter ausgebaut werden, auf Europaebene Eine große Gruppe von Konsumentinnen und Personal zu (erster) Hilfe in Krisensituationen sowie wurde dies durch das NEWNet-Netzwerk ermög- Konsumenten bleibt lange Zeit sozial unauffällig, setzt Da das Team der Sprechstunde interdisziplinär im Rahmen des jährlichen Treffens des Sonics- licht, welches aus dem NEWIP-Projekt hervorge- sich aber dennoch einem hohen Risiko von Schäden aufgestellt ist, können die unterschiedlichsten Netzwerks eine Podiumsdiskussion zu Anliegen gangen ist. die psychische, physische und soziale Gesundheit Fragestellungen bearbeitet werden. Im medizinischen betreffend aus. Gerade diese Konsumentinnen und Bereich ist vom allgemeinen Checkup über den Konsumenten sind vom psychosozialen Hilfesystem Schwangerschaftstest bis hin zur Weitervermittlung mit seinen bisherigen Routinen nur schwer zu in ein eigens aufgebautes Netz von Vertrauensärztin- erreichen. nen und ärzten vieles möglich.

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 174 175

Sachsen-Anhalt

Das SCHIRM-Projekt in Halle an der Saale ist eine gut funktionierendes Modell, um die konsumieren- Jugendhilfeeinrichtung, die sozial benachteiligten den Eltern und ihre Kinder im eigenen Haushalt zu Jugendlichen und von sozialer Exklusion bedrohten betreuen und den Schutz der Kinder sicherzustellen. jungen Erwachsenen mit niedrigschwelligen Die zunehmende Erfahrung nutzend, entstand in Unterstützungsangeboten zur Seite steht. Zu diesem einem interdisziplinären Team in Halle ein Modell- Zweck stellt das Schirm-Projekt neben weiteren projekt, um Crystal gebrauchende Eltern ambulant Angeboten eine Anlaufstelle für junge Menschen in zu betreuen und den Schutz der Kinder sicherzustel- besonders schwierigen Lebenslagen len. Dabei sehen wir uns stets aufs mit einem Grundversorgungs- und Neue mit der Gratwanderung zwischen Beratungsangebot zur Verfügung. Zu Familienerhaltung und Kindeswohlsi- diesen Lebenslagen gehört der cherung durch Fremdunterbringung Missbrauch legaler und illegaler konfrontiert. Das Modellprojekt stützt Substanzen – insbesondere Alkohol, sich insbesondere auf drei Säulen: Es Heroin, Kokain und Crystal Meth. Da legt (1) einen besonderen Fokus auf die viele der konsumierenden jungen Menschen die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team, Anlaufstelle dauerhaft besuchen, mit dieser Einrich- bestehend aus Drogenberatung, suchtmedizinischer tung „erwachsen werden“ und eigene Familien Behandlung sowie öffentlicher und freier Jugendhil- gründen, rückt ebenso die Frage nach einem sicheren fe. Hauptkooperationspartner sind die Drogenbera- Aufwachsen für die Kinder suchtkranker Eltern in tungsstelle Halle, die suchtmedizinische Praxis den Fokus der sozialpädagogischen Arbeit des Gerdes/Darmochwal und der Allgemeine Soziale SCHIRM-Projektes. Seit 2001 bietet die Einrichtung Dienst der Stadt Halle/Saale. Die betreuten Eltern sozialpädagogische Familienhilfe (nach § 31 SGB werden durch die Medizinerinnen und Mediziner Für die psychosoziale Aufklärung ist der Checkpoint Während der Sprechstunden zeigt sich bislang ein VIII) an: zunächst ausschließlich und heute mit einer regelmäßig und unangekündigt auf die verschiede- mit systemischen und klientenzentrierten Gespräch- breites öffentliches Interesse an der Arbeit des deutlichen Spezialisierung auf Substanzen missbrau- nen Substanzen getestet. Die Tests werden vom sangeboten, Informationen zu Safer-Use-Strategien Checkpoint C. Nicht nur Konsumentinnen und chende Eltern. Jugendamt Halle finanziert. Die Testergebnisse sind und einem von den Studierenden eigens erstellten Konsumenten nutzen das Gesprächsangebot, auch ein wesentliches Kriterium für die Entscheidung Pool an Handreichungen, wie einem Selbsttestbogen Angehörige und Freunde erhoffen sich Information Während in den Anfangsjahren hauptsächlich über den Verbleib des Kindes in der Familie. Im für konsumierende Eltern oder einer Broschüre zu und Aufklärung. Die Tatsache, dass auch heroinabhängige und substituierte Elternteile unmittelbaren Austausch der interdisziplinären „Kompetenz im selbstbestimmten Substanzkonsum“, Multiplikator(inn)en aus Institutionen wie Drobs, der betreut wurden, arbeitet das SCHIRM-Projekt seit Fachkräfte gelingt eine professionelle Risikoein- ebenfalls breit aufgestellt. Für den Fall, dass im Agentur für Arbeit oder der Polizei, Interesse zeigen, 2012 ebenso mit Crystal konsumierenden Müttern schätzung. Im Falle von Krisensituationen (unter Verlauf einer Sitzung Fragen und Problemstellungen bestätigt den Bedarf an akzeptierender Drogenarbeit und Vätern. Die C-Konsumenten stellen aufgrund anderem Rückfälle, Kontaktabbrüche) informieren auftreten, die von den Studierenden nicht direkt zu Crystal Meth. der konsumbedingten psychotischen Episoden, der sich die Netzwerkpartner sofort gegenseitig und behandelt werden können, stehen dem Team massiven Strukturlosigkeit, des mangelnden leiten gegebenenfalls weitere Maßnahmen zum erfahrene Ehemalige aus dem Bereich der Sozialar- Weitere Informationen zum Projekt: Zeitempfindens, der Fehleinschätzung von Situatio- Schutz der Kinder ein. Zu den weiteren Säulen des beit und Suchtmedizin als Senior Experts zur nen und des erhöhten Aggressionspotenzials halleschen Modellprojektes zählt (2) die intensive Verfügung, um die Gesprächssituation fachlich http://www.checkpoint-c.de besondere Herausforderungen an die ambulante Zusammenarbeit mit dem Familiensystem. Hierbei angeleitet weiterzuführen. Betreuung im Rahmen der Hilfen zur Erziehung. Mit zeigt sich eine besondere Anforderung an die wachsender Nachfrage entwickelte sich in Halle ein Fachkräfte, wenn es darum geht, die Balance

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Prävention 176 177

»Ich bin 32 Jahre alt, Vater einer dreijährigen zwischen wertschätzender Grundhaltung dem als Multiplikator für Fragen der niedrigschwelli- Familiensystem gegenüber und wachsamer gen Jugendsozialarbeit und der Begleitung süßen Tochter und ich bin Kontrolle zu halten. Ein weiterer Standard sind suchtmittelgebrauchender Familiensysteme für crystalabhängig.« regelmäßige wöchentliche Kontakte (mindestens öffentliche und freie Träger des Landes. Aufgrund zweimal pro Woche) in Form von Hausbesuchen der in den letzten Jahren stark zunehmenden und Begleitungen sowie (3) die notwendige Popularität der Droge stoßen insbesondere die Behandlung kindlicher Verhaltensauffälligkeiten Angebote zum Thema Crystal Meth mit seinen durch spezialisierte Professionen (zum Beispiel neuen Herausforderungen für niedrigschwellige Frühförderung, Logopädie). Einrichtungen und sozialpädagogische Familien- hilfe auf starke Nachfrage. In diesem Zusammen- Seit 2014 wirkt das SCHIRM-Projekt im Auftrag hang bieten wir, in Kooperation mit der drobs des Ministeriums für Arbeit und Soziales des Halle, zusätzliche Fortbildungsangebote für freie oto: Ronny

Landes Sachsen-Anhalt und des Landesjugendam- und öffentliche Träger der Jugendhilfe an. © F tes mit einem Fortbildungs- und Beratungsmodul Vorgestellt:

Bayern Ronny B.

Crystal-Hotline Betroffene erhalten Antworten auf Fragen zur Mein Name ist Ronny B., ich bin 32 Jahre alt, Indus- Menschen hat und sehr vielfältige Möglichkeiten wie Bayernweite Hilfe für Angehörige und Substanz, zum Konsum, zu möglichen Folgeschäden, trieisolierer, Vater einer dreijährigen süßen Tochter z. B. Sauna, Kreativtherapie, Kanufahren und Bogen- Betroffene aber auch zu Therapie- und Ausstiegsmöglichkeiten. und ich bin crystalabhängig. Es fing eher harmlos aus schießen anbietet. Von meiner 26wöchigen Therapie- DrugStop Drogenhilfe Regensburg e. V. hat Ende Juli Mithilfe eines eigens angefertigten Verzeichnisses der reiner Neugier mit einer Pille Ecstasy in der Berufs- zeit habe ich bislang 20 Wochen geschafft. Ich fühle 2014 eine bislang einmalige Beratungshotline Beratungsstellen und der auf Crystal Meth speziali- schule an, zum Schluß brauchte ich ein bis zwei mich so gut wie lange nicht, bin selbstbewusster, gestartet. Es handelt sich um ein spezialisiertes sierten Institutionen in Bayern kann den Anruferin- Gramm Crystal und sieben Gramm Cannabis in der aufgeschlossener, tatkräftiger, traue mir mehr zu und Beratungsangebot, das sich sowohl an betroffene nen und Anrufern auf Wunsch ein wohnortnaher, Woche zum befriedigen meiner Sucht. Was mir habe vor allem wieder mehr Selbstachtung. Ich konnte Konsumierende der Droge Crystal Meth als auch an persönlicher Kontakt vermittelt und somit der Weg in anfangs half in meinem Umfeld selbstbewusster in den Seminaren und Gruppentherapien in der deren Angehörige und andere Personen im sozialen das Suchthilfesystem erleichtert werden. Dazu haben aufzutreten, Anerkennung durch Leistungssteigerung Fontane Klinik viel lernen und erfahren, bei den Umfeld in ganz Bayern richtet. Unter der Rufnummer sich Suchthilfeeinrichtungen aller Art aus ganz Bayern im Job brachte, sexuelle Lust steigerte und Probleme vielfältigen Sportmöglichkeiten fitter werden und 0941 56 95 82 901 können die Anruferinnen und vernetzt und sich als Vermittlungspartner angeboten. verdrängte endete mit Schulden, Gewalt, Abzockerei, habe in den Studios der Kreativtherapie beim Anrufer Fragen zum Umgang mit der Suchterkran- Gefördert wird das anonyme Beratungsangebot vom Lügen und Isolation, wenn man mal von anderen Speckstein bearbeiten meine Beruhigung und kung stellen, Ängste und Zweifel ansprechen sowie Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Süchtigen absieht. Dann kam die Angst, Angst zu Ausgleich gefunden. Natürlich habe ich auch Angst, aus ihrer momentanen Lebenssituation berichten. Pflege. sterben, verrückt zu werden. Ich brauchte Hilfe und genieße aber meine Motivation und bin gespannt auf fand sie in der Suchtberatung der Caritas in Zwickau. mein Leben danach, ohne Crystal, ohne jedes Natürlich wurde nicht sofort alles gut, ich dachte Suchtmittel. Ich wechsel nahtlos in die Adaptionsein- Entgiftung reicht. Ich ließ auch die illegalen Drogen richtung Leipzig, mit Abstand zu meinem alten Umfeld weg, trank dafür Alkohol. Ich schaffte so Drogenpau- und doch in die Nähe meiner kleinen Tochter. In sen von zuerst neun und dann vier Monaten. Beim Zukunft möchte ich in der Selbsthilfe und durch dritten Anlauf, mit all meiner Angst, entschied ich meine hier begonne Öffentlichkeitsarbeit anderen ein mich für eine Langzeitbehandlung. Meine Suchtbera- Beispiel sein und Mut machen, den Ausstieg zu tung empfahl die Fontane Klinik Motzen, welche schaffen. Erfahrungen in der Behandlung von crystalabhängigen http://www.fontane-klinik.de

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Ausstellung ab dem 2. Juni 2014 in der Centrum Galerie Dresden Bilder, Graffitis und Informationen zum Thema Crystal und Sucht

Kommt zu unseren interaktivem ProgrammAktionstagen vom Sachsen 4. Juni 2014 mit in Kooperation mit: 2. bis zum

gefördert durch: Präventions- und Aktionswoche ausgestellt. Die Aktionswoche »Leg dich nicht mit Crystal an!« wurde am 02.06.2014 durch Dresden Mit dem Slogan „Leg dich nicht mit Crystal an!“ den Bürgermeister für Soziales legt sich an reagierte die Landeshauptstadt Dresden auf die und Verbraucherschutz Herrn zunehmende Verbreitung der Droge Crystal und Martin Seidel eröffnet. Begleitet wurde organisierte gemeinsam mit vielen weiteren Partnern die Ausstellung durch interaktive suchtpräventive eine Ausstellung. Das Gymnasium Dresden Cotta griff Angebote des Fachteams Mobile Jugendarbeit zur die Thematik Crystal in seiner Projektwoche „Sehn- Suchtprävention der Diakonie Dresden sowie das Sucht“ auf. Neben Informationen über die Droge Gesundheitsamt Dresden. Ein musikalisches Highlight lernten die Schülerinnen und Schüler der achten stellte der Rap-Track des Rappers Paliwo dar, der Klassen einen ehemaligen Konsumenten sowie die damit seine eigene Konsumvergangenheit verarbeitet Angehörige eines Betroffenen kennen. Im Anschluss und den Song bei der Eröffnungsveranstaltung verarbeiteten sie ihre Eindrücke in Bildern. Darüber vorstellte. Das entstandene Musikvideo finden Sie hinaus gestalteten Jugendliche des SPIKE Dresden in unter: einem Workshop Graffitis zum Thema Crystal. Alle Ergebnisse wurden in der Centrum Galerie Dresden http://www.youtube.com/watch?v=ArGHVjhim0E Sachsen

Ansätze der Crystal-Prävention cherschutz bietet mit der Webseite www.crystal.sachsen. Hamburg Der 2. Sächsische Drogen- und Suchtbericht wurde am de eine Internetplattform mit Informationen zur 24. Januar 2014 veröffentlicht. Im Bereich der illegalen Substanz, zu Nebenwirkungen und Folgeschäden, Eine Kampagne auf vielen »Kommunikations- miert hatten, war also nach einem Rückgang in den Drogen dominiert die Substanz Crystal Methampheta- einem Frage-Antwort-Bereich sowie Hinweisen zu kanälen« Jahren 2005 und 2007 wieder angestiegen. Neben min weiterhin im sächsischen Versorgungsgebiet. externen Fort- und Weiterbildungen an. Die Broschüre Die Behörde für Gesundheit und Verbraucher- dem erneuten Anstieg des Cannabiskonsums Crystal-Konsumierende konfrontieren das gesamte „Was tun bei Drogenkonsum von Kindern und Jugendli- schutz in Hamburg und das Büro für unter Jugendlichen wurde auch in psychosoziale Hilfesystem mit sehr spezifischen chen – Informationen, Unterstützung und Hilfeangebo- Suchtprävention der Hamburgischen Hamburg deutlich, dass bei etwa Problemlagen. Flexibles Zeitmanagement im Bera- te“ wurde überarbeitet und neu aufgelegt. Crystal City Landesstelle für Suchtfragen e. V. haben einem Fünftel der Jugendlichen der tungskontext, übersichtliche Gesprächsfrequenzen oder Cards sind mit regionalen Kontaktdaten der Suchtbera- im Sommer 2014 eine Cannabis- Konsum von Cannabis eine hohe Kooperationen mit anderen Institutionen, zum Beispiel tungs- und Behandlungsstellen an Einrichtungen im Präventionskampagne gestartet. Die Alltagsrelevanz hat und daher auch der Familien- oder Jugendhilfe, sind nur einige wenige Gesundheits- und Sozialwesen in den Landkreisen Kampagne sollte nachhaltig gestaltet zum Beispiel den Schulalltag Aspekte im Beratungs- und Behandlungsalltag mit ausgegeben. Die Fachstelle für Suchtprävention des werden, mehrere Zielgruppen gleich- betreffen kann. Crystal-Konsumentinnen und Konsumenten. Durch Direktionsbezirks Chemnitz veröffentlichte den zeitig ansprechen und eine klare die Bündelung von disziplinübergreifendem Fachwissen Animationsclip „Crystal im Kopp“ in den sozialen Position gegen einen jugendlichen Dabei darf nicht unberücksichtigt in zielgruppenorientierten landesweiten Fort- und Netzwerken bzw. auf Videoplattformen. In den Land- Cannabis-Konsum beziehen. bleiben, dass Cannabiskonsum insbesonde- Weiterbildungen, Schulungsveranstaltungen für kreisen und kreisfreien Städten sind regionale Kampag- re bei Kindern und Jugendlichen schwerwiegende Fachkräfte und Regionalkonferenzen in den sächsischen nen und Veranstaltungen organisiert worden. Wie kam es dazu? – Ausgangslage Probleme nach sich ziehen kann. Zu den wesentli- Krankenhäusern wurde ein flächendeckender Aus- Die Hamburger SCHULBUS-Untersuchung stellt chen Risiken gehören: tausch mit Beteiligung von Mitarbeiterinnen und http://www.sms.sachsen.de seit 2004 einen guten Überblick über den Konsum • Entwicklungsverzögerungen Mitarbeitern aus Jugend- und Gesundheitsämtern, http://www.publikationen.sachsen.de von Cannabis bei Jugendlichen zur Verfügung. • Auslösen von psychischen Erkrankungen Bildungsagenturen, allgemeinbildenden und Berufs- http://www.crystal.sachsen.de Demnach haben im Jahr 2012 29 Prozent der 14- bis • Eingeschränkte Aufmerksamkeit und Gedächt- schulen, Sucht- und Jugendhilfe, Justiz, Jobcentern, http://www.suchtpraevention-sachsen.de/fachstelle- 17-jährigen Hamburgerinnen und Hamburger nisleistungen Polizei und medizinischen Bereichen ermöglicht. Das chemnitz schon einmal Cannabis konsumiert. Der Anteil • Bei frühem Einstieg in den Konsum Abhängig- Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbrau- http://www.youtube.com/watch?v=Iy5VboF7V-w derjenigen, die zumindest einmal Cannabis konsu- keitsprobleme im Erwachsenenalter

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Um dem aktuellen Trend zu mehr Cannabiskonsum Aktionen etc.) auf das Portal laden und sich ernst- Nutzpflanze kann hierbei verstärkend wirken. Eine entgegenzuwirken, wurde die Entwicklung einer haft, kritisch und möglichst geistreich mit den Differenzierung fällt derzeit schwer und findet Cannabis-Präventionskampagne beschlossen. Themen Cannabis und Kiffen auseinandersetzen. insbesondere auch in den Medien nur selten statt. Sämtliche Beiträge konnten während des Wettbe- Schon in der frühen Planung wurde deutlich, dass werbs von Nutzerinnen und Nutzern sowie Besu- Das war für die Behörde für Gesundheit und die Zielgruppe mit einer Kampag- cherinnen und Besuchern der Verbraucherschutz der Anlass, eine offensive ne, die lediglich auf die Folgen des Website mit einem sogenannten Auseinandersetzung mit dem Thema Cannabis und Cannabiskonsums abzielt, nicht zu Like-Button bewertet werden. Die Kiffen im Jugendalter zu initiieren. Jugendliche erreichen sein würde. Jugendliche Wochengewinnerinnen bzw. sollten von Anfang an in den Prozess miteingebun- halten sich im Alter von 14 bis 18 gewinner erhielten jeweils 100 den werden. Gemeinsam mit dem Büro für Sucht- Jahren oftmals für unverletzbar Euro und am Ende des Wettbe- prävention der Hamburgischen Landesstelle für Workshop mit Jugendlichen zur Festlegung von Methoden, mit und sind überzeugt, alles im Griff werbs kürte eine Jury aus Exper- Suchtfragen e. V. und dem SuchtPräventionsZent- denen die Kampagne umgesetzt werden sollte. zu haben. Die aktuelle Debatte um tinnen und Experten die Gesamt- rum der Schulbehörde wurde unter Beteiligung von Regulierung oder sogar Legalisie- gewinnerinnen und gewinner. Jugendlichen die Kampagne BLEIB STARK! BLEIB rung des Cannabiskonsums sowie DU SELBST! entwickelt. Wesentlicher Kommunika- glaubwürdige Position, die unter Beteiligung von die Wiederentdeckung der Pflanze Wichtig war hierbei immer eine tionskanal sollte das Internet sein. Auf www. Jugendlichen dem Cannabiskonsum entgegentrat. als Heil- und Nutzpflanze kann nachhaltige und glaubwürdige bleib-stark.com wird über Risiken und Gefahren, Die Auseinandersetzung mit dem Thema stand hierbei verstärkend wirken. Eine Position, die unter Beteiligung die vom Cannabiskonsum ausgehen, informiert und immer vor der reinen Vermittlung einer präventi- Differenzierung fällt derzeit von Jugendlichen dem Cannabis- zugleich ein kritischer Diskurs auf einer eigens ven Botschaft. Mit BLEIB STARK! BLEIB DU schwer und findet insbesondere konsum entgegentrat. Die eingerichteten Facebook-Seite angestrebt. SELBST! wurde eine Strategie entwickelt, die auch in den Medien nur selten Auseinandersetzung mit dem einerseits Jugendliche aktiv einbezieht, aber auch statt. Thema stand immer vor der Das Herz der Kampagne 2014 war ein Wettbewerb. Eltern und Fachkräfte informiert und befähigt, mit reinen Vermittlung einer präven- Jugendliche konnten über einen Zeitraum von fünf ihren Kindern bzw. jungen Menschen auf Augenhö- Das war für die Behörde für Gesundheit und tiven Botschaft. Mit BLEIB STARK! BLEIB DU Monaten eigene Beiträge (Video-Clips, Plakate, he zu diskutieren. Verbraucherschutz der Anlass, eine offensive SELBST! wurde eine Strategie entwickelt, die Aktionen etc.) auf das Portal laden und sich ernst- Auseinandersetzung mit dem Thema Cannabis und einerseits Jugendliche aktiv einbezieht, aber auch haft, kritisch und möglichst geistreich mit den Für Eltern und Fachkräfte wurde unter www. Kiffen im Jugendalter zu initiieren. Jugendliche Eltern und Fachkräfte informiert und befähigt, mit Themen Cannabis und Kiffen auseinandersetzen. bleib-stark.com ein sehr umfangreiches Internetan- sollten von Anfang an in den Prozess miteingebun- ihren Kindern bzw. jungen Menschen auf Augenhö- Sämtliche Beiträge konnten während des Wettbe- gebot eingerichtet, zusätzlich sind jeweils auf einem den werden. Gemeinsam mit dem Büro für Sucht- he zu diskutieren. werbs von Nutzerinnen und Nutzern sowie Besu- Faltblatt für Eltern bzw. Fachkräfte die wesentlichen prävention der Hamburgischen Landesstelle für cherinnen und Besuchern der Website mit einem Informationen zu Risiken, Wirkungen und Geset- Suchtfragen e. V. und dem SuchtPräventionsZent- Um dem aktuellen Trend zu mehr Cannabiskonsum sogenannten Like-Button bewertet werden. Die zeslage zusammengefasst. Eine umfassende rum der Schulbehörde wurde unter Beteiligung von entgegenzuwirken, wurde die Entwicklung einer Wochengewinnerinnen bzw. gewinner erhielten Elternbroschüre zum jugendlichen Cannabiskon- Jugendlichen die Kampagne BLEIB STARK! BLEIB Cannabis-Präventionskampagne beschlossen. jeweils 100 Euro und am Ende des Wettbewerbs sum gibt Tipps zum Umgang mit dem Thema in der DU SELBST! entwickelt. Wesentlicher Kommunika- kürte eine Jury aus Expertinnen und Experten die Familie. tionskanal sollte das Internet sein. Auf www. Schon in der frühen Planung wurde deutlich, dass Gesamtgewinnerinnen und gewinner. bleib-stark.com wird über Risiken und Gefahren, die Zielgruppe mit einer Kampagne, die lediglich http://www.hamburg.de/drogenberatung-suchthil- die vom Cannabiskonsum ausgehen, informiert und auf die Folgen des Cannabiskonsums abzielt, nicht Wichtig war hierbei immer eine nachhaltige und fe/4419634/bleib-stark-broschuere-artikel/ zugleich ein kritischer Diskurs auf einer eigens zu erreichen sein würde. Jugendliche halten sich im eingerichteten Facebook-Seite angestrebt. Alter von 14 bis 18 Jahren oftmals für unverletzbar und sind überzeugt, alles im Griff zu haben. Die Das Herz der Kampagne 2014 war ein Wettbewerb. aktuelle Debatte um Regulierung oder sogar Jugendliche konnten über einen Zeitraum von fünf Legalisierung des Cannabiskonsums sowie die Monaten eigene Beiträge (Video-Clips, Plakate, Wiederentdeckung der Pflanze als Heil- und

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25 Abbildung 19: 2.4.4 Cannabisausstiegs- and synthetic cannabinoids“ an. Das abgeschlossene, vom Lebenszeit-Prävalenz Cannabis der Jugendlichen in Hamburg 2004 bis 2012 Programm »Quit the Shit« BMG kofinanzierte EU-Projekt beschäftigte sich mit der 50 Identifizierung und pharmakologischen bzw. forensisch- 25 Das Online-Ausstiegsprogramm „Quit the Shit“ ist seit toxikologischen Charakterisierung synthetischer 2004 auf der Internetplattform www.drugcom.de der Cannabinoide und sogenannter Räuchermischungen, die 40 BZgA integriert. Nutzerinnen und Nutzer können sich diese Substanzen als Beimischung enthalten und als 25 hier unkompliziert und anonym anmelden und werden Cannabisersatz konsumiert werden, sowie mit sozialwis- 50 Tage lang von professionellen und geschulten senschaftlichen Aspekten dieses Phänomens (Prävalenz, 30 Beraterinnen und Beratern bei der Reduzierung oder Konsummotivation, Konsummuster). 25 dem Ausstieg aus dem Cannabiskonsum unterstützt. Seit Beginn des Programms haben mehr als 5000 Im Rahmen des ebenfalls vom BMG kofinanzierten

20 Nutzerinnen und Nutzer von diesem Angebot profitiert. EU-Projekts „SPICE II Plus“ werden das Monitoring von 25 Das Ausstiegsprogramm wird seit 2006 in Kooperation sogenannten „Legal High“-Produkten, die Entwicklung mit regionalen Drogenberatungsstellen in mittlerweile von spezifischen forensischen Nachweisverfahren sowie acht Bundesländern durchgeführt. Trotz dieses großen die pharmakologische und toxikologische Charakterisie- 10 25 Engagements übersteigt die Nachfrage das Angebot rung fortgeführt, wobei das Spektrum der einbezogenen weiterhin deutlich. Bereits im Jahr 2011 zeigte eine Substanzen auf die Gruppe der Stimulanzien (Szenename 38 35 23 24 29 Kontrollgruppenstudie zur Wirksamkeit von „Quit the „Badesalze“) erweitert wurde. Weitere zusätzliche 0 25 2004*** 2005** 2007*** 2009** 2012 Shit“, dass das Programm die Teilnehmerinnen und Bestandteile des Projekts sind eine systematische Teilnehmer sowohl bei der Konsumreduktion als auch Erhebung und Auswertung klinischer und toxikologi- beim Ausstieg aus dem Cannabiskonsum wirksam scher Daten zu Vergiftungsfällen, realitätsnahe Toxizitäts- 16- bis 17-Jährige 14- bis 15-Jährige unterstützen kann. Derzeit wird das Programm im tests (Inhalationsmodell an Lungenzellen), die Entwick- 25 männlich weiblich Rahmen einer weiteren Kontrollgruppenstudie über- lung eines Online-Beratungsmoduls sowie eine verstärkte Erläuterung: %-Anteil der Gesamtpopulation in den Vorjahren signifikant verschieden von dem des Referenzjahres 2012 mit ** p<0,01; *** p<0,001. Der Anstieg ist auch bei den prüft, um den Einfluss einzelner Wirkfaktoren zu testen. europaweite Vernetzung zur Verbreitung der Projekter- aktuellen Konsumentinnen und Konsumenten zu beobachten. 17 Prozent der 14- bis 17-jährigen Hamburgerinnen und Hamburger gehören zu dieser Gruppe. Die Rekrutierung von Studienteilnehmenden wird gebnisse (unter anderem wurde eine Konferenz zum 20 voraussichtlich im Frühjahr 2016 abgeschlossen sein. Thema „Spice“ in Zusammenarbeit mit der EMCDDA in Abbildung 20: Die Ergebnisse werden für die kontinuierliche Optimie- Lissabon im Juni 2014 ausgerichtet). Seit Projektbeginn Aktueller Cannabiskonsum (30-Tage-Prävalenz) der Jugendlichen in Hamburg 2004 bis 2012 rung des Online-Ausstiegsprogramms genutzt. Darüber wurden diverse Kräutermischungen, „Badesalz“-Produkte hinaus werden Erkenntnisse zum Einfluss einzelner und „Research Chemicals“ auf pharmakologisch aktive Programmeigenschaften auf den Erfolg einer webbasier- Inhaltsstoffe untersucht. Insgesamt zwölf neue Substan- ten Intervention angestrebt. zen wurden identifiziert, vier bisher nicht in Europa 20 aufgetretene psychoaktive Substanzen wurden dem Early http://www.quit-the-shit.net Warning System der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht gemeldet. Methoden für 10 Schnelltests, die vor Ort durchgeführt werden können, 2.4.5 sPice und synthetische wurden hinsichtlich ihrer praktischen Anwendbarkeit für 17 16 9 11 17 Cannabinoide Zoll- und Polizeibehörden evaluiert. Zudem wurde eine 0 Online-Umfrage unter ca. 1.000 „Legal High“-Userinnen 2004 2005 2007*** 2009*** 2012 • Aktivitäten des Centre for Drug Research im und Usern durchgeführt. Rahmen des EU-Projekts »SPICE II Plus« 16- bis 17-Jährige 14- bis 15-Jährige Das Online-Beratungsmodul ist inzwischen funktions- männlich weiblich Das EU-Projekt „SPICE II Plus“, das seit März 2013 und fähiger Bestandteil der Präventions-Website.

Erläuterung: %-Anteil der Gesamtpopulation in den Vorjahren signifikant verschieden von dem des Referenzjahres 2012 mit *** p<0,001. Etwa sieben Prozent der Hamburger noch bis Februar 2015 läuft, knüpft inhaltlich an das im Jugendlichen gelten nach SDS als cannabisabhängig. Jahr 2012 erfolgreich abgeschlossene EU-Projekt „SPICE https://legal-high-inhaltsstoffe.de

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»Kleine und große Krisen einmal LSD ausprobiert – verstanden als Selbstexperi- Jürgen Zielinski: Die Utopie ist der Anfang der Erfindung! ment im Sinne der Bewusstseinserweiterung. Das war gehören zum Leben dazu höchst ambivalent: Zwischen intensivierter Wahrneh- Was sind ihre Pläne, Erwartungen für die Zukunft in mung, Horrortrips und Flashbacks war alles dabei. Heute Bezug auf ihre Arbeit und Person? und sie können bewältigt sehe ich das als Experiment eines suchenden Jugendli- chen in einem glücklicherweise nicht gefährdetem oder Jürgen Zielinski: Eine Theaterschule des Lebens bzw. für werden.« gefährdendem Umfeld. das Leben zu gründen! So etwas wie die öffentlichen Musikschulen, die jeder kennt, „in Theater “. Dafür kämpfe Gibt es einen besonderen Leitspruch, der ihre Arbeit ich! ausmacht?

Vorgestellt: • Die Zahl der Suizide ist hoch (59, rund sechs Prozent), Regisseur und Intendant des Theaters 2.4.6 Naloxon-Fachtag hier ist es sicher sinnvoll, stärker auf Symptome zu der Jungen Welt in Leipzig »Drogentod ist Jürgen Zielinski vermeidbar!« achten. Allerdings ist nicht klar, ob die Betroffenen Kontakt zum Hilfesystem hatten. Seit 2002 ist der Regisseur, Autor und Dramaturg Jürgen die gerade im Kinder- und Jugendtheaterbereich auf sehr „Der Anstieg der Drogentodesfälle in 2013 ist ein • Es gibt leider keine Informationen, wie viele der Zielinski (61)Intendant des Theaters der Jungen Welt hohem Niveau arbeiten und Qualitätskriterien aufgestellt Zeichen dafür, dass man bei den Angeboten und Betroffenen Kontakt zum Hilfesystem hatten und ob Leipzig (TdJW), dem ältesten eigenständigen deutschen haben. Unsere Inszenierungen setzen den Fokus auf viele Maßnahmen in der Drogen- und Suchthilfe in sie in privatem Raum gestorben sind, mit oder ohne Theaterhaus für ein junges Publikum. Im Jahr 2014 Themen, die Jugendliche umtreiben, wie etwa Crystal unserem Land nicht nachlassen darf und dass wir soziale Kontakte. hatten mit dem Social-Media-Stück „Man sieht sich“ und Meth in „Crystal –Variationen über Rausch“ oder Internet- genauer prüfen müssen, was getan werden kann, um der Tanztheaterproduktion „Crystal – Variationen über sucht und der Umgang mit sozialen Medien in „Man sieht Drogentodesfälle zu reduzieren. Denn wir wissen, Auch wenn aus der Praxis bekannt ist, dass in Drogen- Rausch“ gleich zwei Stücke am TdJW Premiere, die sich sich“. Jenseits aller Probleme, die in diesen Stücken dass wir viele Todesfälle verhindern könnten, wenn konsumräumen viele mögliche Todesfälle verhindert in unterschiedlicher inhaltlicher und ästhetischer Art und verhandelt werden, gehen wir immer einen Schritt weiter rechtzeitige Hilfe zur Verfügung steht. Es handelt sich werden konnten, war ein Anstieg der Todesfälle leider Weise mit den Themen Sucht, Drogen und Rausch und versuchen zu vermitteln: Kleine und große Krisen ja nicht um statistische ‚Fälle‘, sondern um Menschen- auch in Städten zu verzeichnen, in denen es solche auseinandersetzen. gehören zum Leben dazu und sie können bewältigt leben und jeder Tote hinterlässt trauernde und Hilfsangebote gibt (zum Beispiel in Hamburg, Berlin werden. Da ist es uns in jeder Produktion und ebenso in verzweifelte Freunde und Angehörige.“ oder Frankfurt). Es gilt, noch mehr über Risiken des Theater verbindet man nun nicht zwangsläufig mit unserer inszenierungsbegleitenden theaterpädagogischen (Marlene Mortler) Stellungnahme der Drogenbeauf- Konsums und riskante Konsumformen aufzuklären Sucht, Drogen und mit Suchtprävention – wie sieht die Arbeit auch immer wichtig, Selbstvertrauen zu stärken tragten zu Drogentodesfällen in 2013 (Bundespresse- und Hilfsmöglichkeiten besser erreichbar zu machen. Arbeit eines Kinder- und Jugendtheaters auf diesen und Lebenslust zu wecken, um etwa das Hineingleiten in konferenz am 17. April 2014 in Berlin) Gebieten aus? eine Sucht vielleicht sogar zu verhindern! So kann Naloxon als Substanz zur Behandlung der Bei der Statistik der Todesursachen fällt auf: akuten Opioid-Intoxikation vom geschulten Laien – Jürgen Zielinski: Wir spielen Stücke, die sich mit der Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit dem • Fälle von Drogentod mit Substitutionsmitteln in diesem Fall dem Heroinabhängigen selber – ange- Lebensrealität, mit den Sorgen und Hoffnungen von Thema Sucht gemacht? Methadon oder Buprenorphin, beides in Verbin- wendet werden, um bei einer Überdosis zu helfen. jungen Menschen auseinandersetzen. Dass wir unser dung mit anderen Substanzen. Hier ist sicher Naloxon ist kein Betäubungsmittel (BtM) und somit Publikum in der Vorbereitung und Umsetzung unserer Jürgen Zielinski: Vor meiner Theaterlaufbahn war ich als nachzuprüfen, ob die Betroffenen in einer geregel- ein normal verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Inszenierungen ernst nehmen müssen, (ernster als es in Sozialpädagoge in sozialen Brennpunkten tätig. Da hatte ten Behandlung waren oder ob es sich um Nach Einschätzung der Drogenbeauftragten und des vielen „Erwachsenen-Theaterhäusern“ der Fall ist), um ich täglich mit Menschen zu tun, die Alkohol, Cannabis „Schwarzmarktmittel“ handelte. Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) handelt es etwas bei unserer Zielgruppe auszulösen und sie und härtere Drogen konsumierten. Ganz persönlich kenne • Unklar ist, was in diesem Bereich „sonstige“ sich bei der Verabreichung von Naloxon durch überhaupt zu erreichen, ist erster Arbeitsgrundsatz. Mit ich die Problematik als Workaholic, der es gelernt hat, Substitutionsmittel sind. geschulte Laien in Drogennotfällen um eine weitere erhobenem Zeigefinger und aufklärerischem, missionari- Stress eben nicht mit „gepflegtem“ Alkohol zu bekämpfen. • Die Zahl der Todesfälle durch Amphetamine/ zusätzliche Handlungsoption, die das Leben Drogen- schem Impetus erreicht man da wenig. Das wirkt Dass in meiner Jugend – ich bin in Dortmund aufgewach- Methamphetamine (16/10) ist noch gering, aber bei abhängiger retten kann. In Deutschland besteht zwar belehrend und stößt sofort auf Ablehnung. Es gibt, was sen – Amsterdam nicht allzu weit entfernt war, sei auch Methamphetaminen auffällig, da die Konsumen- ein gut ausgebautes Nothilfesystem, aber eine zwi- das angeht, eine Menge Theatermacher und –autoren, noch ergänzend erwähnt... Wie Viele damals habe ich tenzahl deutlich geringer zu sein scheint als bei schenzeitliche Naloxon-Verabreichung beim Intoxi- Amphetaminen. kierten durch Laien kann bis zum Eintreffen des

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Notarztes lebensrettend sein. Daher sollte der Stellen- hat 2012 im Rahmen ihrer Resolution 55/7 „Promoting wert dieser Therapieoption, insbesondere im Rahmen measures to prevent drug overdose, in particular opioid des realen Lebensumfelds der opioidabhängigen overdose“ auf die Bedeutung des Opioid-Rezeptor- Patientinnen und Patienten, berücksichtigt werden. Es Antagonisten Naloxon im Rahmen der Behandlung von »Den Kick, den ich mir damals durch die bleibt zu hoffen, dass eine Anwendung durch geschulte Opioid-Überdosierungen hingewiesen. Ärztinnen und Ärzte bzw. Sozialarbeiterinnen und Drogen holte, brauch ich immer noch, nur -arbeiter auf Länderebene ausgeweitet werden kann, 2014 fanden unter anderem zwei Fachtage zur Thematik um wirksam Todesfälle unter injizierenden Opiatab- des Einsatzes von Naloxon durch Laien zur Vermeidung habe ich jetzt was Besseres gefunden, denn hängigen zu vermeiden. Ob Naloxon-Verschreibungen von Drogentodesfällen unter injizierenden Opiatkonsu- beim Klettern bleibt das gute Gefühl.« berufsrechtlich zulässig sind, muss von der regional mierenden statt, am 18. Juni in Berlin durch die Senats- zuständigen Ärztekammer beurteilt werden, kann aber verwaltung für Gesundheit und die Landesdrogenbeauf- oto: M AC © F im Rahmen eines rechtfertigenden Notstands nach § tragte sowie am 16. Juni durch den Drogenhilfeverein 34 Strafgesetzbuch (StGB) gerechtfertigt werden. „Visionen“ in Köln. Hier wurden verschiedene Praxis- Vorgestellt: Auch die Commission on Narcotic Drugs (CND) der UN modelle vorgestellt. Der Mountain Activity Club Naloxon kann Leben retten!

Naloxon wird in Deutschland durch den Der „Mountain Activity Club“ (MAC) ist eine Gruppe MAC: „Grundgedanke war es von Anfang an, Spaß und herbeigerufenen Notarzt dem intoxikierten junger Menschen zwischen 20 und 35 Jahren mit Freude am Sport, an der Natur und am Klettern zu Patienten in der Regel langsam intravenös, aber unterschiedlichen Suchterfahrungen. Überwiegend sammeln. Durch die regelmäßigen Klettertreffen in auch intramuskulär oder subkutan verabreicht, HO jedoch aus der Amphetamin und Crystal Meth-Szene. der Nürnberger Boulderhalle „Cafe Kraft“ jeden bis sich die Symptome der Opioid-Intoxikation Die meisten von ihnen haben eine Langzeit-Sucht- Montag und Donnerstag, haben neue Klienten die (Atemdepression, enge Pupillen) abschwächen therapie oder Gefängnisaufenthalte hinter sich. Die Möglichkeit zu uns zu stoßen. Bei regelmäßiger bzw. zurückbilden. Aufgrund der kurzen Initiatoren des MAC haben durch das Projekt „Über Teilnahme besteht die Möglichkeit mit uns in der Halbwertszeit des Naloxon muss der Patient den Berg“, das von der Nürnberg Drogenhilfe ‚Mudra’ Natur am Fels der fränkischen Schweiz zu klettern. weiter klinisch beobachtet werden, ggf. neben oh durchgeführt wird, ihre Drogensucht hinter sich Außerdem fahren wir zweimal im Jahr nach Fontaine- einer erneuten Naloxon-Verabreichung weitere O gelassen. bleau in Frankreich zum Kletterurlaub.“ intensivmedizinische Maßnahmen ergriffen h werden. Das von diesem Arzneimittel ausge- Die Initiatoren des MAC: „Nach der Alpenüberquerung Der Leitspruch des MAC lautet: N CH2 hende Gefährdungspotential ist als relativ „Über den Berg“ mit der Mudra Nürnberg im Jahr Das gute Gefühl bleibt!!! gering einzustufen. Bei Opioidabhängigen kann 2013, haben wir uns entschieden weiter zu machen ein akutes Entzugs-Syndrom ausgelöst werden, O und unsere positiven Erfahrungen und Erlebnisse MAC: „Mit diesem Spruch identifizieren wir uns. Es falls die Substanz überdosiert und bei intrave- weiterhin miteinander zu teilen und nach Möglichkeit bedeutet, dass beim Klettern mit uns, das gute Gefühl nöser Verabreichung nicht langsam – unter an andere weiterzugeben. Dadurch entstand der bestehen bleibt. Das böse Erwachen und schlechten Beobachtung des Patienten – verabreicht wird. Gedanke einen gemeinnützigen Verein zu gründen, Gefühle wie beim Drogenrausch bleiben aus. Durch den Mountain Activity Club.“ das Klettern und die sportlichen Aktivitäten und dem Mountain Activity Club haben wir wieder neue Vier Teilnehmer der Alpenüberquerung im August Lebensfreude bekommen. Die meisten der Gruppe 2013 haben den MAC als Bouldergruppe ins Leben haben einen geregelten Alltag und bekamen auch gerufen. Seit dem 1. März 2015 ist er als gemein- dadurch ein stabiles Umfeld in Beruf und Freizeit. nütziger Verein eingetragen. Feste Freundschaften und ein cleanes Umfeld haben

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schen evaluiert wurde. Das interaktive Browsergame Glücksspielsucht“ erreichen suchtpräventive Botschaf- wurde von der Aktion Jugendschutz Bayern e. V. ten und gezielte Präventionsangebote zur Frühinter- entwickelt und im November 2012 online veröffent- vention die Bevölkerung. sich daraus ergeben. Mit dem „Mountain Activity Club“ Drogen gegriffen habe war, dazuzugehören und was licht. Die Zielgruppe besteht primär aus männlichen möchten wir jungen Menschen mit Drogenproblemen gelten zu wollen. Aber wie man sieht, klappt das auch Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die über die Das Internetportal www.spielen-mit-verantwortung.de eine Freizeitalternative bieten und ihnen die Möglich- auf andere Weise und ohne schlechtes Gewissen. mit Glücksspielen assoziierten Suchtgefahren aufge- bietet Informationen zu einzelnen Glücksspielen und keit aufzeigen, dass man auch ohne Drogen den Alltag M.A.C ist für mich eine Gruppe von gleichgesinnten, klärt und zu einem reflektierten Umgang mit Glücks- zur Glücksspielsucht. Darauf aufbauend können meistern kann. Wir möchten junge Menschen die einen verstehen und halt geben. Das ist eine gute spielangeboten motiviert werden sollen. „Spielfieber“ Personen, die regelmäßig Glücksspiele nutzen, unter motivieren und gleichzeitig als Vorbild mit gutem Art Abstinent zu bleiben. Ich finds gut, dass die Sucht kann in unterschiedlicher Weise eingesetzt werden. www.check-dein-spiel.de einen Selbsttest zum Ausmaß Beispiel vorangehen. Ein weiterer Aspekt unserer nicht vordergründig thematisiert ist. Die Minderung Zum einen eignet es sich als Medium für pädagogische der eigenen Suchtbelastung durchführen. Seit Septem- Arbeit ist die Prävention. Ziel des Vereins ist es, des Suchtdrucks gibt es noch als Bonus oben drauf.“ Fachkräfte, zum anderen bietet es Jugendlichen einen ber 2007 erhielten so rund 100.000 Personen eine regelmäßige Outdoor-Aktiv-Urlaube zu organisieren eigenständigen Zugang zur Thematik. Auswertung aufgrund ihrer Testteilnahme. Zudem und zu gestalten.“ „Der M.A.C. ist für mich mehr als eine Freizeitaktivität. werden persönlich zugeschnittene Hilfeempfehlungen Der M.A.C ist für mich Hilfe zur Selbsthilfe. Freund- Neben der Aufklärung über die Suchtgefahren sind formuliert, wie zum Beispiel die Teilnahme am leicht Die Mitglieder des MAC üben ihre Vereinstätigkeit schaft mit gleichen Interessen und Beziehung auf gesetzliche Regelungen wie in den Glücksspielverträ- zugänglichen, strukturierten Beratungsprogramm für ehrenamtlich aus. Ausgaben für Ausrüstungen und hohem Niveau.“ gen der Bundesländer oder auch in der Glücksspielver- Menschen mit Glücksspielproblemen. Ausflüge werden weitgehend selbst finanziert. ordnung des Bundes sehr wichtig. Spenden sind jederzeit herzlich willkommen! „Wenn wir da oben hängen, in den Wänden und uns Ein ähnlich niedrigschwelliges Angebot ist die BZgA- gegenseitig „sichern“ ist das die höchste Form von Auf der Seite www.spielen-mit-verantwortung.de der Telefonberatung zur Glücksspielsucht unter der Zitate von Gruppenmitgliedern: Beziehung, denn wir vertrauen uns gegenseitig unser Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) kostenlosen Telefonnummer 0800 1372700. Die „M.A.C. ist für mich: Zusammenhalt, zwangloses Leben an. Den Kick den ich mir damals durch die finden Sie zahlreiche Anregungen sowohl zur Präventi- telefonische Beratung richtet sich an alle Spielenden, miteinander, Freundschaft, Vertrauen, Spaß und Drogen holte, brauch ich immer noch, nur habe ich on (siehe www.check-dein-spiel.de) als auch zur Angehörige und Interessierte. Mit etwa 40.000 Anru- Herausforderung. Ich finds cool, dass wir so eine super jetzt was besseres gefunden, denn beim Klettern Behandlung von Glücksspielsucht. Präventionsmaß- fern jährlich bleibt das Angebot der Telefonberatung Gemeinschaft sind. Einer der Gründe wieso ich zu bleibt das gute Gefühl.“ nahmen in Form von Beratungsprogrammen wie stark nachgefragt. „Check ein Spiel“ von der Bundeszentrale für politische Bildung (BzgA) (siehe auch auf der Seite: Online- Darüber hinaus bereiten schriftliche Materialien Beratung, anonym; Chat Sprechstunde) oder die Fakten zum Glücksspiel zielgruppengerecht auf und Maßnahmen der Suchtpräventionsfachstellen der sensibilisieren so für problemreflektierte Einstellungen 3 Prävention Pathologisches Glücksspiel ist nicht nur für die Bundesländer oder anderer kommunaler Initiativen in Bezug auf Glücksspiele und ihre Gefahren. Im stoffungebundener Süchte Betroffenen selbst, sondern auch für deren Familien haben dazu beigetragen, dass die breite Öffentlichkeit Rahmen der bundesweiten Präventionskampagne eine große psychische Belastung, die sie häufig in den diesem Thema mehr Aufmerksamkeit schenkt. „Spiel nicht bis zur Glücksspielsucht“ wurden außer- 3.1 Pathologisches wirtschaftlichen Ruin treibt. Deshalb ist rechtzeitige dem vier Repräsentativbefragungen zum Glücksspiel- glücksspiel Aufklärung über die Suchtgefahr von Glücksspiel verhalten in Deutschland durchgeführt (Vorschlang neben den gesetzlichen Regulierungen zur Vorbeugung 3.1.1 kooperation zwischen der Link: zu B Pathologisches Glückspiel). Das pathologische Glücksspiel (Glücksspielsucht) ist sehr wichtig. So trägt etwa der bundesweite Aktionstag BZgA und dem Deutschen Alle Studien sind als Download verfügbar unter eine ernstzunehmende Suchterkrankung. Gemäß den gegen Glücksspielsucht am 25. September dazu bei, Lotto- und Totoblock im Jahre 2001 formulierten Empfehlungen der über die Risiken des Glücksspiels aufzuklären und auf http://www.bzga.de/forschung/studien-untersuchun- Spitzenverbände der Krankenkassen und Rentenversi- das Leid der Betroffenen und ihrer Familien aufmerk- Im Rahmen der seit 2007 bestehenden Kooperation gen/studien. cherungsträger für die medizinische Rehabilitation sam zu machen. 2014 gab es erneut ein vielfältiges zwischen der Bundeszentrale für gesundheitliche http://www.spielen-mit-verantwortung.de beim pathologischen Glücksspiel wurde es als Krank- Angebot der Beratungs- und Fachstellen vor Ort. Aufklärung (BZgA) und dem Deutschen Lotto- und http://www.check-dein-spiel.de heit anerkannt. Es besteht ein rechtlicher Anspruch auf Totoblock (DLTB) hält die BZgA bundesweite Präventi- ambulante oder stationäre Leistungen der Renten- Ein Spiel zur Prävention bei Glücksspielsucht ist das onsmaßnahmen zur Verhinderung von Glücksspiel- Als Präventionsangebot im Bereich des pathologischen versicherungsträger und der Krankenkassen. aus Bayern stammende Spiel „Spielfieber“, das inzwi- sucht vor. Mit der Kampagne „Spiel nicht bis zur Glücksspiels wurde 2014 die interaktive Ausstellung

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entwickelt. Bei der Ausstellung handelt es sich um ein 3.1.2 beispielprojekte ausleihbares Projektangebot für Jugendliche ab zwölf Aus den Ländern

oto: C hristian H artmann Jahren. Konzipiert wurde es für die schulische und © F außerschulische Jugendarbeit. Zum Beispiel können Niedersachsen Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, Vorgestellt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendhilfe sowie Suchtpräventionsfachkräfte die interaktive Ausstellung „Spielglück-Glücksspiel“ ausleihen und für Christian die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Information und Aufklärung, zur Sensibilisierung und Wolff Wertevermittlung einsetzen. Ein weiteres Ziel besteht darin, mit Jugendlichen, Berufsschülerinnen und „Wie Drogen- oder Alkoholsucht ist die Spielsucht ein schülern sowie Studierenden gemeinsam über Zu- ebenso gefährliches Problem, das Menschen abhängig kunftsvisionen und Wertevorstellungen ins Gespräch werden lässt, sie und ihre Familien kaputt machen zu kommen und die Heranwachsenden auf Hilfsange- kann, sie in den Suizid treibt. Ich selbst war in der bote vor Ort aufmerksam zu machen. Richtung nie gefährdet. Der Großvater meiner Frau, Control yourself Glück. Dann hole ich mir das Geld zurück“. Die ein Russe, hat sein Vermögen verspielt. Gerade, wenn Durch den Einsatz verschiedener Methoden und Wettbewerb gegen Glücksspielsucht ungewöhnliche Aktion machte viele Passantinnen man an Russland denkt, war dort die Spielsucht spielerischer Aktionen an fünf Stationen gelingt es, die Erstmalig wurde im Landkreis Cloppenburg ein und Passanten neugierig. Immer wieder blieben sie besonders verbreitet. Man kennt ja die großartige Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu motivieren, Kreativ-Wettbewerb gegen Sucht initiiert. Mit stehen, lasen mit und ließen sich über den Hinter- Literatur zum Beispiel Dostojewskis „Der Spieler“. sich aktiv und kritisch mit der Problematik des einem originellen Werbespot und einem Rap-Song grund aufkläre. Früher habe ich häufig in Baden Baden gedreht und Glücksspielens, ihren Zukunftsvorstellungen und der wurden Schülerinnen und Schüler der Jahrgangs- kam immer wieder mit Spielern ins Gespräch, die kein Thematik „Geld und Glück“ auseinanderzusetzen. stufen acht bis zwölf aufgefordert, sich aktiv und frisches Hemd mehr zum wechseln hatten und immer kritisch mit dem Thema Abhängigkeit und dem noch an den großen Gewinn glaubten. Besonders hat Darüber hinaus können die Teilnehmenden an einer eigenen Gebrauch von Glücksspielen auseinander- mich deshalb gefreut, daß mein Sohn mit seinen Station eigene emotionale Erfahrungen in Form eines setzen. Begleitet durch die regionalen Präventions- Freunden dieses Thema für seinen Debütfilm Würfelspiels machen und diese im Gruppengespräch fachkräfte entwickelten die Schülerinnen und ausgesucht hat. Gerade diese Form von Sucht wurde, auswerten. Schüler kreative Collagen, Bilder, Kurzgeschichten, wie ich finde, in den Medien zu selten thematisiert. Es Skulpturen und Videospots. Diese wurden im Kreis- hat mich in „Treppe aufwärts“ sehr berührt, diesen Es gibt zwei Möglichkeiten, diese Ausstellung zu haus präsentiert, prämiert und in einer Wanderaus- alten Mann zu spielen, der seine Familie mit seiner handhaben. Zum einen können die einzelnen Statio- stellung im Landkreis vorgestellt. Spielsucht in den Ruin getrieben hat und es noch nicht nen in der vorgesehenen Reihenfolge durchlaufen mal weiß, da er inzwischen dement ist. Besonders werden (Dauer ca. 2,5 bis drei Stunden), zum anderen Aufmerksam machen tragisch ist es, daß der Sohn durch Manipulation von ist „Spielglück-Glücksspiel“ so konzipiert, dass einzelne Aktionstag Glücksspielsucht mit Riesenzeitungen Spielautomaten die Schulden seines Vaters begleichen Einheiten (Dauer 30 bis 45 Minuten) herausgenommen Herkömmliche Info-Stände haben häufig den will. Ich freue mich sehr, daß die Drogenbeauftragte, und somit einzelne Stationen im Unterricht eingesetzt „Omega-Effekt“: Die Leute machen einen großen die so großes leistet, unseren Film unterstützt und werden können. Bogen. Deswegen entschied sich das Team der „Treppe Aufwärts“ zum Projekt des Monats November Suchthilfe in Hildesheim für eine andere Form der 2014 gekürt hat. Bleibt mir nur noch, Ihnen und uns Vor Beginn der Stationsarbeit erfolgt eine Einführung Aufklärung über die Gefahr von Sportwetten. Drei zu wünschen, daß dieser Film viele Zuschauer in das Thema, die methodisch unterschiedlich gestaltet Mitarbeitende saßen am Aktionstag mit großen, bekommt, die nachdenklich das Kino verlassen.“ werden kann. Danach werden die einzelnen Stationen selbstgestalteten Zeitungen in der Fußgängerzone. Christian Wolff erklärt und erarbeitet. Dort waren Sätze zu lesen wie „Aber Wetten sind ein todsicherer Tipp“ und „Morgen habe ich wieder

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Jugendliche und Glücksspiel Hannover – Aktion mit Elchgeweih... LOG OUT – unabhängig im Netz. Gerade bei diesem Thema ist eine sinnvolle Vernet- Informationsbroschüre für Eltern Präventionsfachkräfte verschenken Anleitung Modellprojekt zur Prävention von Medienab- zung und Aufgabenteilung mit anderen lokalen Die Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen zum Glücklichsein auf dem Weihnachtsmarkt in hängigkeit in Niedersachsen Anbietern von Medienkompetenzangeboten NSL hat bundesweit die erste Informationsbro- Hannover Der technische Fortschritt hat die digitale Medien- sinnvoll und wird angestrebt. schüre für Eltern, „Jugendliche und Glücksspiel“, Mit der Aktion „Anleitung zum Glücklichsein“ nutzung in fast allen Altersgruppen mittlerweile zur herausgegeben. Das zwölfseitige Heft gibt hilfrei- haben die Fachkräfte der Fachstelle Sucht & Normalität werden lassen. Während die meisten LOG OUT – unabhängig im Netz wird von der che Hinweise rund um das Thema Glücksspiel, Suchtprävention des Diakonischen Werks Hanno- Menschen die Medien als Ergänzung und Erleichte- Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen seine Faszination speziell für Jugendliche, rechtli- ver auf das Beratungsangebot für Glücksspielerin- rung betrachten, zeigen die Zahlen der PINTA- und koordiniert und von Prof. Dr. Soellner, Stiftung che Rahmenbedingungen im Jugendschutz sowie nen und Glücksspieler sowie deren Angehörige PINTA-DIARY-Studien (vgl. Kapitel B), dass einige Universität Hildesheim, evaluiert. Das Projekt endet Tipps für Eltern zum Erkennen und zur Interven- aufmerksam gemacht. Als „Elchinnen und Elche“ Userinnen und User – insbesondere Jugendliche Ende 2016. Es sollen Erkenntnisse über erforderli- tion bei riskantem Spielver- getarnt verteilten sie auf dem Weihnachtsmarkt in und junge Erwachsene – digitale Medien so intensiv che Strukturen und Ressourcen gewonnen werden, halten ihrer Kinder. Hannover Umschläge mit dem Aufdruck „Anleitung nutzen, dass sie starke psychische, soziale und/oder damit Fachstellen für Sucht und Suchtprävention zum Glücklichsein“. Diese enthielten Spardosen körperliche Beeinträchtigen bis hin zu einer die gewünschte Zielgruppe erreichen und ihnen Poker-Games auf Facebook, zum Selberbasteln, Schokospielgeld sowie informa- Abhängigkeit zeigen. angemessene Angebote bereitstellen können. Casino-Apps auf dem tive Postkarten mit dem Titel „Behalt das Glück in Handy, Tipplisten im deiner Hand“. Mit den Spardosen sollte auf den Das Land Niedersachsen fördert seit 2014 das http://nls-online.de/home16/index.php/praeventi- Sportverein – die Hürde sinnvollen Umgang mit Geld hingewiesen werden, Projekt LOG OUT – unabhängig im Netz, um an vier on/log-out-unabhaengig-im-netz zum Spieleinstieg ist im Gegensatz zu dem Schlitz eines Geldautomaten. Standorten ein Angebot zur Prävention und niedrig. Immer mehr Beratung bei exzessivem wMedienkonsum aufzu- Kinder und Jugendliche Die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher bauen. Mit jeweils einer halben Personalstelle und verbringen ihre Zeit mit des Weihnachtsmarkts waren überwiegend positiv. angegliedert an die Fachstellen für Sucht und Glücksspielen, die schon Viele freuten sich am Anblick von Elchgeweih und Suchtprävention bieten geschulte Fachkräfte bei einem geringen Einsatz roter Nase. Dass es nebenbei noch ein Geschenk Präventionsveranstaltungen für Jugendliche, Eltern einen hohen Gewinn gab, war dann die Krönung: „Anleitung zum und Multiplikator(inn)en (zum Beispiel Lehrkräfte) versprechen. Vielfach Glücklichsein? Das kann ich gut gebrauchen!“, so an. Darüber hinaus werden Beratungen für Betrof- erfolgt der Einstieg mittels kostenfreier Demospie- und so ähnlich lauteten die Kommentare. fene sowie für Angehörige angeboten. Ziele sind le. Erste Erfolgserlebnisse stellen sich ein, wirken eine Einordnung des Problemausmaßes und eine belohnend und legen eine Teilnahme am Echt- angemessene (Früh-)Intervention. geldspielbetrieb nahe. Nicht selten nehmen Eltern gemeinsam mit ihren Kindern an Glücksspielen teil – manchmal ohne zu wissen, dass dies nicht erlaubt ist und Risiken mit sich bringen kann. Mit dieser Broschüre wird das Thema Glücksspiel aufgegriffen und Eltern aufgezeigt, wie sie die Faszination ihrer Kinder für Glücksspiele und Anreize, daran teilzunehmen, erkennen können, um Risiken und Gefahren für ihr Kind zu mindern oder erst gar nicht entstehen zu lassen.

„Jugendliche und Glücksspiel – Elterninfo“ steht zum kostenfreien Download bereit.

http://www.nls-online.de

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Niedersachsen und Hessen 3.2.1 Programme des BMFSFJ Spiel im Vordergrund steht, angeregt werden kann. Das und des Beauftragten für Handbuch ist pädagogisch Verantwortlichen und Wetten, dass du das noch nicht wusstest? Problementwicklung ist groß. Die Kenntnis einer Kultur und Medien zur Interessierten frei unter http://wiki.computerspiel- Infoheft für Jugendliche Sportart und das Beobachten von Spielverläufen Förderung der Medien- schule.net zugänglich. Darin betrachten die Autorin- Trotz der Teilnahmebeschränkung „ab 18 Jahren“ haben suggerieren eine erhöhte Chance, den richtigen Tipp kompetenz nen und Autoren auch Hintergründe für exzessives rund 61 Prozent der Jugendlichen im Alter von 16 bis abzugeben. Auf Schulhöfen gehören Diskussionen über Spielverhalten und geben konkrete Anregungen zum 17 Jahren schon Glücksspielerfahrung und zocken Sportergebnisse, todsichere Tipps und die besten Die Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen Umgang damit. munter mit. Es ist so einfach und erscheint kalkulier- Quoten zum täglichen Gespräch. erfolgt zunehmend in digitalen und mobilen Umge- bar: Wer sich ein wenig mit Fußball auskennt, muss nur bungen und mehr und mehr losgelöst von durchgängi- Ergebnisse aus der DJI-Erhebung „Digitale Medien: wenige Minuten für einen Tipp investieren und kann Zur Information und Aufklärung hat die Niedersächsi- ger elterlicher Kontrolle. Deshalb ist es wichtig, den Beratungs-, Handlungs- und Regulierungsbedarf aus seinen Einsatz schnell vervielfachen. Die Gewinnspan- sche Landesstelle für Suchtfragen (NLS) gemeinsam mit Schutz von Kindern und Jugendlichen in den Medien Elternperspektive“ bestätigen die hohe Verantwor- ne ist hoch. Das wissen viele Jugendliche und sie ihrer hessischen Partnerorganisation (HLS) eine zu gewährleisten und gleichzeitig ihre Befähigung zu tungsbereitschaft von Eltern in der Medienerziehung versuchen, ihr Taschengeld mit vermeintlich sicheren bundesweit erste Informationsbroschüre für Jugendli- einem kompetenten, selbständigen und risikobewuss- ihrer Kinder. Die Begrenzung der Nutzungsdauer Tipps aufzubessern. Wenngleich sie in einem Alter che herausgegeben: „Wetten, dass Du das noch nicht ten Handeln mit Medien zu fördern. Um ein gutes gehört zu den wichtigsten Regeln, die Eltern gegenüber unter 18 Jahren eigentlich nicht wetten dürfen, können wusstest?“. Unter diesem Motto werden Tipps und Aufwachsen junger Menschen mit digitalen Medien zu ihren Kindern für den Umgang mit Medien ausspre- sie es vielfach trotzdem. Der Jugendschutz, welcher Hinweise zum Glücksspiel und zu Sportwetten unterstützen, fördert das Bundesministerium für Fami- chen. Das Bundesfamilienministerium unterstützt Minderjährigen die Spielteilnahme untersagt, wird gegeben. Irrglaube und Wahrheit werden einander lie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) eine Familien in der Medienerziehung mit Informations- seitens der Anbieter häufig nicht ernst genommen. gegenübergestellt, über Jugendschutz und Unterstüt- Vielzahl präventiver Projekte und Initiativen, die Eltern und Beratungsangeboten. So bietet der Medienratgeber zungsangebote wird informiert. Die zwölfseitige bei der medienpädagogischen Erziehung unterstützen „Schau Hin! Was Dein Kind mit Medien macht.“ auf Gerade junge Menschen mit 14, 15 oder 16 Jahren sind Broschüre „Wetten, dass…?“ steht als Blätterversion zum und Kinder und Jugendliche in deren Medienkompe- www.schau-hin.info einen eigenen Themenschwer- jedoch für die Risiken des Glücksspielens besonders kostenfreien Download oder zur kostenfreien Bestel- tenz stärken (niedrigschwellige Angebote). punkt zu exzessiver Mediennutzung an. empfänglich. Wenn sie einen kurzzeitigen Erfolg lung bereit. erzielen, führt dieser häufig zu einer Überschätzung der Exzessive Mediennutzung wird mit der Nutzung von Der „Deutsche Multimediapreis mb21“ ist der einzige eigenen Fähigkeiten. Die Gefährdung für eine spätere http://www.nls-online.de Kommunikationsdiensten und insbesondere mit deutschlandweite Kreativwettbewerb für alle bis 25 Computerspielen in Verbindung gebracht. Die vom Jahre und nutzt die ganze Vielfalt medialer Darstel- BMFSFJ geförderte Ratgeber-Reihe „Spiel- und lungsformen. Der Wettbewerb vermittelt auf kreative Lernsoftware pädagogisch beurteilt“ bietet Eltern und und spielerische Art und Weise Medienkompetenz und 3.2 computerspiel- und Erziehenden Informationen zu im Laufe eines Jahres leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Unterstüt- internetabhängigkeit neu erschienenen Computer-, Konsolen- und Online- zung von Medienerziehung bereits im Kindesalter. Ein spielen. Die Spielebewertungen aus Pädagogen- und Expertenteam hilft bei der Umsetzung. Menschen mit problematischer oder pathologischer Die BZgA stellt mit der Broschüre „Online sein mit Kindersicht kommentieren auch Spieleeigenschaften, Computerspiel- und Internetnutzung fallen in der Maß und Spaß“ und der Homepage www.ins-netz- die den selbstbestimmten Umgang mit Spielzeiten http://www.mb21.de Familie und im engeren Umfeld meist durch sozialen gehen.de Informationen und Materialien zur Verfü- fördern. Auch die vom BMFSFJ geförderte Kindersuch- Rückzug und die Vernachlässigung der schulischen gung. Auch das Bundesministerium für Gesundheit hat maschine Blinde Kuh bietet in einem eigenen Spiele- • Initiative »Ein Netz für Kinder« oder beruflichen Verpflichtungen auf. Oft sind es mit Projekten wie ESCapade, iPIN oder ELSA zur bereich kindgerechte Spiele an. Wenn es um Compu- Angehörige oder Freunde, die in den Beratungsstellen Stärkung der Prävention von Onlinesucht beigetragen. terspiele geht, fällt es vielen Eltern schwer, die Die Bundesregierung sieht in der Förderung der Hilfe suchen. Diese haben ihr Angebot bereits bundes- Die Förderung von Medienkompetenz wird vor allem Faszination ihrer Kinder richtig einzuschätzen und Medienkompetenz eine der zentralen Aufgaben der weit um Unterstützung bei exzessiver und pathologi- durch das BMFSFJ mit zahlreichen Projekten unter- einzuordnen. Das vom BMFSJ geförderte Online- Medien , Jugend-, Familien- und Bildungspolitik und scher Computerspiel- und Internetnutzung erweitert. stützt. Auch in den Schulen wird vermehrt über die Handbuch zur bundesweiten Gründung von Compu- betreibt daher eine Vielzahl entsprechender Projekte. Auch in psychiatrischen und psychologischen Kliniken Chancen und Risiken der Internetnutzung informiert. terspiel-Schulen spricht konkrete Empfehlungen aus, Damit Kinder das Internet sinnvoll nutzen können, gibt es mittlerweile spezielle ambulante und stationäre Neben den Suchtpräventionsstellen sind auch die wie der Dialog über das Computerspielen in generatio- sind extra für sie geschaffene Angebote erforderlich, Therapieangebote für Computerspiel- und Internetab- Erziehungsberatungsstellen wichtige Anlaufpunkte für nenübergreifenden Begegnungen vor Ort in Form von die Inhalte altersgerecht und ansprechend aufbereiten. hängige. hilfesuchende Eltern und Multiplikator(inn)en. Computerspiel-Schulen, bei denen das gemeinsame Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und

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Medien fördert mit großem Erfolg die Produktion • »Jugendmedienschutz und Medienerziehung Der Bereich der personalen Kommunikation wird 3.2.3 Projekt der BZgA – hochwertiger Online-Inhalte. Bis Ende 2014 wurden 69 in digitalen Medienumgebungen: empirische seit September 2014 in einem zweijährigen bundes- fAszination Medien neue Kinderwebseiten aus den unterschiedlichsten Evidenz und politische Herausforderungen« weiten Pilotprojekt ausgebaut: Die sogenannten Themenbereichen geschaffen, die 125 Auszeichnungen „Net-Piloten“ sind jugendliche Peers, die an weiter- Die DVD-ROM Faszination Medien (FaMe) ist ein erhalten haben und monatlich von über 2,2 Millionen • »Digitale Medien: Beratungs-, Handlungs- und führenden Schulen Informationen zu Computer- gemeinsames Projekt der Freiwilligen Selbstkontrolle Kindern genutzt werden. Um dem Suchtpotenzial Regulierungsbedarf aus Elternperspektive« spielen und Internetangeboten sowie zu deren Fernsehen (FSF) und der Bundeszentrale für politische durch übermäßige Internetnutzung zu begegnen, Risiken und Wirkungen an jüngere Mitschülerinnen Bildung (bpb) in Kooperation mit der Filmuniversität werden auf den Online-Angeboten gezielt Beschäfti- • »Medienkompetenzbericht und Mitschüler weitergeben. In Zusammenarbeit Babelsberg KONRAD WOLF. Sie vermittelt grundsätzli- gungen in der Offline-Welt angeregt. Die Europäische mit Fachstellen für Suchtprävention und der Schule che Medienkenntnisse und motiviert zur Auseinander- Kommission hat in ihrer „Europäischen Strategie für erhalten Jugendliche und ihre Eltern auf diese Weise setzung mit Computerspielen und Communities, mit ein besseres Internet für Kinder“ allen Mitgliedstaaten 3.2.2 Projekt der BZgA – eine Anleitung zum verantwortungsvollen Umgang Fernsehnachrichten und Filmen sowie mit Videos und 25 diese Förderung empfohlen. ins Netz gehen mit Medien und alternative Erlebnisse in der Freizeit Reality-TV. Die DVD-ROM enthält auch für den werden verdeutlicht. Unterricht aufbereitete gesellschaftliche Diskurse zu http://www.enfk.de Präventionskampagne „Online sein mit Maß Medienthemen wie Gewalt, Sexualität und Intimität, und Spaß“ und Internetportal für Jugendliche http://www.ins-netz-gehen.de Fremd- und Selbstinszenierung sowie exzessiver Der von der Wirtschaft finanzierte Surfraum „frag- www.ins-netz-gehen.de Internetnutzung und fördert die Entwicklung eigener FINN“ basiert auf einer Auswahl von über 11.000 Die Präventionskampagne zur exzessiven Computer- Haltungen dazu. In ihrer multimedialen Aufbereitung unbedenklichen Domains, die es den Kindern ermög- spiel- und Internetnutzung „Ins Netz gehen – Online Abbildung 21: bietet die DVD-ROM neben umfangreichem Bild- und licht, zu surfen und eine Suchmaschine sinnvoll zu sein mit Maß und Spaß“ basiert seit 2011 auf drei Anteil der Eltern, die bei Ihren Kindern Bewegt-Bild-Material und zahlreichen Experteninter- nutzen, ohne das Risiko einzugehen, auf für ihr Alter Kommunikationsansätzen. Im Bereich der Massen- Anzeichen von Onlineabhängigkeit views viele Lerneinheiten, die sich an der Mediennut- feststellen ungeeignete Inhalte zu stoßen. kommunikation bietet zum einen der Elternratgeber 60 zungspraxis Heranwachsender orientieren. Die „Online sein mit Spaß und Maß“ alltagspraktische DVD-ROM hat im Oktober 2014 die Auszeichnung http://www.fragFINN.de Hinweise zur Medienerziehung von Jugendlichen. Zum 25 Medal of Excellence bei den Erasmus EuroMedia http://www.ein-netz-fuer-kinder.de anderen stellen die beiden Jugendflyer „Im Netz bin ich Awards 2014 in der Kategorie „Language and Media“ am liebsten! Wo ist das Problem?“ und „Computerspie- 20 aufgrund ihrer didaktischen Praktikabilität gewonnen. 17 le find ich toll! Wo ist das Problem?“ Tipps zum In der Begründung der Jury heißt es: „FaMe greift die

• »SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien Umgang mit den jeweiligen Medienangeboten bereit. 15 13 zentralen Kritikthemen der Medienkulturdebatte auf macht.« 11 (u. a. Gewalt, Sexualität) und ordnet sie beispielsweise Der Bereich der Onlinekommunikation umfasst die den Genres Computerspiel oder Reality-TV zu. Die 10 9 • Kindersuchmaschine »Blinde Kuh« Kampagnenwebsite www.ins-netz-gehen.de und bietet DVD bietet geordnetes und strukturiertes Wissen in neben zielgruppenspezifisch aufbereiteten Informatio- digitaler Handbuchform sowie kritische Einsichten 5 • Wettbewerb »MB21 – Mediale Bildwelten« nen für die Zielgruppe der zwölf- bis 18-Jährigen und weiterführende Anregungen. Ein Produkt, das die interaktive Elemente wie einen Selbsttest zur Einschät- Aufmerksamkeit der pädagogischen Branche verdient.“ 0 • »Dein Spiel. Dein Leben.« – Prävention und zung der eigenen Problemausprägung bezüglich gesamt 12–13 Jahre 14–15 Jahre 16–17 Jahre Alle Informationen zur DVD und Hintergrundmaterial Sensibilisierung junger Menschen bei der exzessiver Nutzung von Computerspielen oder 12–17 Jahre unter: Erläuterung: Nach Alter der Kinder in Prozent nutzung virtueller Spielewelten Internetangeboten. Weiteres Element ist das Verhal- tensänderungsprogramm „Das andere Leben“ auf http://www.faszination-medien.de • Erarbeitung und Veröffentlichung eines www.ins-netz-gehen.de. Hier werden die Jugendlichen http://blog.fsf.de/medienpadagogik/multimediale- online-Handbuchs zur Vorbereitung des dabei unterstützt, dem übermäßigen Internetsurfen dvd-rom-faszination-medien-fur-schule-und-jugendar- bundesweiten Transfers des Modellprojekts oder exzessiven Gebrauch von PC-Spielen zunehmend beit/2014/08 »ComputerSpielSchule Leipzig« Aktivitäten im realen Leben entgegenzusetzen.

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3.2.4 beispielprojekte der Krankenkassen Film »Jugend 3.0 – mit Sicherheit im Netz«

Projekt Firewall Live Techniker Krankenkasse informiert zu gesundem Medienkonsum Laut der TK-Studie kontrollieren nur drei von zehn Firewall Live ist ein Aufklärungsprojekt der Kranken- lernen, soziale Netzwerke bewusst, kritisch und den Die TK unterstützt Familien sowie Pädagoginnen Elternteilen, wo ihre Kinder im Internet unterwegs kasse Knappschaft und des Deutschen Kinderschutz- eigenen Bedürfnissen entsprechend zu nutzen. Dabei und Pädagogen dabei, Kinder und Jugendliche zu sind. 40 Prozent der Eltern geben keine Limits bundes für einen sicheren Umgang mit sozialen geht es um die Themen Privatsphäre und Daten- einem gesunden Umgang mit digitalen Medien diesbezüglich vor, wie viel ihre Kinder online sind. Netzwerken und Cybermobbing. Es richtet sich an schutz, Urheber- und Persönlichkeitsrechte sowie das anzuleiten. Die Umfragedaten zeigen zudem, dass Kinder, die Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen 6 bis 8 Verhalten bei Cybermobbing. laut ihren Eltern deutlich zu viel online sind, auch sowie deren Eltern und Lehrkräfte. Mit Medienkursen Da sich eine ausschweifende Mediennutzung auch stärker von gesundheitlichen Belastungen betroffen an der Schule will Firewall Live die junge Internetgene- Der zweite Medienkurs schult Eltern und Lehrkräfte. auf die mentale und physische Gesundheit von sind. Der Anteil der Jugendlichen, die unter Stress, ration dazu befähigen, sich vor Risiken im Netz zu In einer abendlichen Doppelstunde lernen Erzie- Jugendlichen auswirkt, setzt sich die Techniker Konzentrations- und Schlafstörungen leiden, ist bei schützen. hungspersonen, wie und warum Kinder soziale Krankenkasse (TK) dafür ein, dass sich alle gesell- den Extremsurfern deutlich höher. Jugendliche mit Netzwerke nutzen und welchen Risiken sie dabei schaftlich verantwortlichen Institutionen künftig für auffälligem Netzverhalten sind auch häufiger von Bereits im Alter von zwölf Jahren haben fast alle Kinder begegnen können. Im Mittelpunkt des Abends stehen den Erwerb und Erhalt gesund- körperlichen Beschwerden ein eigenes Handy, einen Computer und 93 Prozent Kinder in sozialen Netzwerken, das Erstellen und heitsförderlicher Lebenskompe- betroffen: Fast ein Fünftel von sind online aktiv. Sie kommunizieren verstärkt über Pflegen eines „sicheren“ Accounts, rechtliche Vor- tenz in einem digitalen Lebens- ihnen leidet an Rückenschmer- soziale Netzwerke (Facebook, Twitter, WhatsApp oder schriften sowie angemessene, aber zielführende umfeld engagieren. Der zen, bei den anderen Jugendli- Chats). Leider gehen Kinder und Jugendliche bisweilen Reaktionen bei Cybermobbing. bisherige Leitfaden Prävention chen ist es nur jeder zehnte. unvorsichtig mit ihren persönlichen Daten im Netz um der Krankenkassen müsse und laufen damit Gefahr, Opfer von Cybermobbing zu Seit der Pilotphase im Jahr 2012, zunächst nur in deshalb neben den bisherigen Mit dem Filmprojekt „Jugend werden. Aktuellen Studien zufolge wurde bereits jedes Nordrhein-Westfalen, waren die Krankenkasse Themen Ernährung, Bewegung 3.0 – mit Sicherheit im Netz“ dritte Kind Opfer von Internetmobbing. Die Mob- Knappschaft und der Deutsche Kinderschutzbund mit und Stressbewältigung künftig um das Thema unterstützt die TK Familien sowie Pädagoginnen und bingattacken im Netz können zu gesundheitlichen und Firewall Live bereits bundesweit an 25 Schulen Medienkompetenz erweitert werden. Pädagogen dabei, Kindern und Jugendlichen einen psychischen Problemen führen. Hier will die Knapp- unterwegs. Mit dem Aufklärungsprojekt wurden bis gesunden Umgang mit digitalen Medien beizubrin- schaft vorbeugen und im Rahmen zielgerichteter dato jährlich 600 Schülerinnen und Schüler als Die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland ist nach gen. „Digitale Medien nehmen einen großen Raum Schulungsmaßnahmen Kinder und Jugendliche zu Multiplikator(inn)en erreicht. Diese Jugendlichen Ansicht der Eltern zu viel online. Das geht aus einer im Alltag der Jugendlichen ein. 80 Prozent besitzen einem sichereren Umgang im Netz befähigen. Die haben im Idealfall auch positiven Einfluss auf die repräsentativen Umfrage hervor, für die das Mei- ein eigenes Smartphone. Sie chatten mit Freunden, Knappschaft sieht hier eine erfolgversprechende Gruppendynamik im Freundes- und Bekanntenkreis nungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der spielen online, recherchieren für die Schule. Das ist Möglichkeit, niedrigschwellig auf Kinder und Jugendli- und sind zudem auch in sozialen Netzwerken aktiv. Techniker Krankenkasse (TK) Eltern zum Medien- auch gut so. Wir möchten aber eine Diskussion dazu che, aber auch auf Eltern, Lehrkräfte und das System Hinzu kommen die Eltern und die Lehrkräfte, die von nutzungsverhalten ihrer 12- bis 17-jährigen Kinder anstoßen, wie Kinder und Jugendliche zu einem Schule zuzugehen und sie über Chancen, aber auch dem Projekt auch nachhaltig aufgrund der Begleitung befragt hat. gesunden Umgang mit digitalen Medien kommen“, Risiken sozialer Netzwerke aufzuklären. durch pädagogische Fachteams profitieren. erklärt Dr. Jens Baas, Vorsitzender des TK-Vorstandes. Wie viel und welche digitalen Angebote Jugendliche Das Projekt Firewall Live besteht aus zwei Schulungs- Weitere Informationen unter nutzen dürfen, ist in fast jeder Familie ein Thema. Der Film „Jugend 3.0 – mit Sicherheit im Netz“ kann maßnahmen. Der erste Medienkurs richtet sich an Auch wenn Kinder ihren Eltern sowie Pädagoginnen auf der Website der TK unter dem Webcode 656684 Schülerinnen und Schüler, die in zwei Doppelstunden http://www.firewall-live.com und Pädagogen bei der Bedienung der Geräte angesehen werden. Alternativ kann der Film als DVD überlegen sind, bleibt es Aufgabe der Erwachsenen, unter dem Webcode 654988 bestellt werden. Alle zu entscheiden, welche Inhalte in welchem Ausmaß Informationen zum Thema Medienkompetenz sind für das Kind sinnvoll sind und ob es die digitalen unter: Inhalte intellektuell und emotional verarbeiten kann. http://www.tk.de/medienkompetenz abrufbar

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Beratung, Behandlung »Die Gesundheit ist zwar und Versorgung sowie nicht alles, aber ohne 2 Schadensminimierung Gesundheit ist alles nichts.« Arthur Schopenhauer (1788–1860) 1 Suchtstoffübergreifend 1.1 klausurwoche und Memorandum Erfolgreiche Prävention ist zielgruppenspezifisch evidenzbasierung in ausgerichtet. Um die Menschen zu erreichen und ihnen der Suchtprävention geeignete Angebote bereitstellen zu können, müssen sie in ihrem jeweiligen Umfeld und an ihre individuelle Seit Dezember 2013 fördert das BMG das Projekt Lebenssituation angepasst angesprochen werden. einer Klausurwoche zum Thema „Evidenzbasierung Prävention bedeutet, Abhängigkeiten vorzubeugen der Suchtprävention – Möglichkeiten und Grenzen“. sowie den bereits bestehenden problematischen, Ziel der Klausurwoche ist die disziplinübergreifende gesundheitsgefährdenden Konsum von Suchtmitteln Erarbeitung von Empfehlungen zu forschungsme- zu verringern. Des Weiteren müssen die Menschen in thodischen Aspekten der Evidenzbasierung der ihrem persönlichen Umgang mit Risiken gestärkt Suchtprävention. Die Klausurwoche fand von 17. bis werden. 21. Februar 2014 statt. Zwölf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Praktikerinnen und Das Ziel universeller Prävention ist es, breite Bevölke- Praktiker nahmen daran teil. rungsgruppen über die Folgen des Suchtmittelkon- sums zu informieren und aufzuklären. Im Bereich der Im Anschluss erarbeiteten die Teilnehmenden ein selektiven Prävention werden spezifische Angebote für Memorandum, das die Diskussion um Evidenzbasie- Gruppen mit einem riskanten Verhalten entwickelt. rung in der Suchtprävention inhaltlich bündelt. Es Die indizierte Prävention richtet sich wiederum an enthält folgende Arbeitsdefinition: diejenigen, bei denen sich bereits Probleme manifes- tiert haben. Die spezifischen Ursachen und Verlaufs- „Evidenzbasierte Suchtprävention entspricht der muster der Suchterkrankungen müssen dabei für die gewissenhaften, vernünftigen und systematischen verschiedenen Gruppen gesondert betrachtet werden. Nutzung der gegenwärtig bestmöglichen theoretisch Im Folgenden werden verschiedene Beispiele sucht- und empirisch ermittelten wissenschaftlichen stoffübergreifender Präventionsansätze vorgestellt, die Erkenntnisse als auch des Praxiswissens sowie des sich an unterschiedliche Zielgruppen (Altersgruppen, Wissens der Zielgruppen für die Planung, Imple- Settings, Lebenssituationen) richten. mentierung, Evaluation, Verbreitung und Weiterent- wicklung von verhältnis- und verhaltensbezogenen Maßnahmen. Die Generierung neuen Wissens für evidenzbasierte Suchtprävention erfolgt im Kontext Prävention von Forschung und Praxis.“

bedeutet: Wesentliches Merkmal ist die Unterscheidung zwischen Evidenzbasierung und Generierung von Abhängigkeiten Evidenz. Deutlich wird, dass nicht jedes Praxis- projekt Evidenz generieren, wohl aber sich an der vorzubeugen vorhandenen Evidenz orientieren muss. Dazu gehört eine theoretisch fundierte Konzeptionsbegründung.

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Beratung, Behandlung und Versorgung sowie Schadensminimierung 202 203

Praxiswissen wird explizit als notwendiger Baustein Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und 1.3 sucht- und Drogenbeirat Gesundheit, Jugend und Familie, Ordnung und eingeschlossen. Drogensucht (DBDD) soll dem steigenden Mischkon- des Landkreises Mittel- Sicherheit sowie Soziales. sum von legalen und illegalen Drogen, insbesondere sachsen Das Memorandum wurde im Juli 2014 veröffentlicht der steigenden Prävalenzrate von Methamphetamin, Aktuelle Arbeitsschwerpunkte des mittelsächsischen durch weitere selektive Maßnahmen begegnet Im Dezember 2013 konstituierte sich auf der Grund- Sucht- und Drogenbeirates sind die Weiterentwicklung http://www.katho-nrw.de/fileadmin/primaryMnt/ werden. Zu diesem Zweck werden seit Mitte 2014 lage des § 7 des Sächsischen Gesetzes über die Hilfen bisheriger Kooperationsformen in den Handlungsfel- KatHO/Bilder/Bilder_zu_Pressemitteilungen/ab_2014/ zwei Projekte durch das BMG gefördert, bei denen und die Unterbringung bei psychischen Krankheiten dern „Kinder – Familie – Sucht“ sowie „Abstinenzförde- KoelnerMemorandum_EBSP2014.pdf) mithilfe manualbasierter Schulungen auf lokaler (SächsPsychKG) der „Sucht- und Drogenbeirat“ des rung und Arbeitsmarktintegration“. Die bisherige Ebene durch Fachkräfte der Suchtprävention ein Landkreises Mittelsachsen. Er hat den Status eines Zusammenarbeit auf Ebene dieses noch „jungen“ Außerdem wird auf der Grundlage dieses Memoran- adäquater Umgang des Personals in Clubs, Diskothe- satzungsmäßigen Fach-Arbeitskreises der Psychosozia- Beirates wird von allen beteiligten Netzwerkpartnern dums ein gleichnamiges Buch veröffentlicht, das mit ken und anderen Einrichtungen des Nachtlebens mit len Arbeitsgemeinschaft (PSAG) des Landkreises und ist als konstruktiv, zielorientiert und gegenseitig nutz- zahlreichen Ausführungen der Personen bereichert riskantem Suchtmittelkonsum der Gäste erreicht auf den Gebieten der Suchtprävention, -behandlung bringend beschrieben. wird, die an der Klausurwoche teilgenommen haben. werden soll. und -therapie sowie Schadensminimierung und Aspekte, die im Memorandum nur angeschnitten Repression fachberatend tätig. Entsprechend den vier Weitere Informationen unter: werden können, werden tiefergehend erläutert sowie Das Projekt der Fachambulanz für Suchterkrankun- Säulen der Sucht- und Drogenpolitik arbeitet er deren Hintergründe erklärt. Das Buch soll 2015 beim gen in Rosenheim „safe – sauber feiern“ wird in interdisziplinär und professionsübergreifend und http://www.landkreis-mittelsachsen.de/buergerservice/ Springer Verlag Berlin-Heidelberg erscheinen. Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deut- fungiert als fachliche Schnittstelle zwischen der fachbereiche/6936.html scher Diskotheken und Tanzbetriebe e. V. (BDT) Kommune, anderen Behörden und Leistungsanbietern. durchgeführt und richtet sich vorwiegend an Dem Sucht- und Drogenbeirat werden im Benehmen 1.2 Projekte Schulung Diskotheken im ländlichen Raum und Kleinstädten. mit der PSAG die fachliche Beratung der Aktivitäten Position Tanzbetriebe auf dem Gebiet der Abhängigkeitserkrankungen, die Welche Grundvoraussetzungen müssen auf professio- Das „Betreiberschulungstest-Projekt“ von Fixpunkt – Reflexion der kommunalen Entwicklungen im Sucht- neller und struktureller Ebene gegeben sein, um eine Ein im Rahmen der Drogenprävention zu beachten- Verein für suchtbegleitende Hilfen e. V. Berlin – und Drogensektor sowie eine Mitverantwortung beim effektive und nachhaltige Versorgung suchtkranker der Aspekt und Bestandteil der aktuellen EU- arbeitet mit ClubCommission e. V., einem alternati- Informations- und Erfahrungsaustausch und bei der Familien gewährleisten zu können? Welche Hilfen Drogenstrategie sowie der EU-Drogenaktionspläne ven Verein Berliner Club-, Party- und Kulturer- Erarbeitung von Maßnahme-Konzepten übertragen. muss das System bereitstellen, um suchtkranken ist der Mischkonsum von legalen und illegalen eignisveranstalter, zusammen und verfolgt einen Der Sucht- und Drogenbeirat erarbeitet als Ergebnis Eltern und deren Kindern eine optimale Teilhabe am Suchtmitteln. Unter Mischkonsum wird vorwiegend Peer-Ansatz (in der Soziologie Personen gleichen einer gemeinsamen Meinungsbildung Vorschläge und sozialen Leben ermöglichen zu können? Wie können der gleichzeitige Konsum von Alkohol und mindes- Alters oder Status) mit dem Schwerpunkt auf Clubs Empfehlungen in Bezug auf die regionale Suchtpla- für die betroffenen Kinder Bedingungen geschaffen tens einer illegalen Droge verstanden, der häufig im in Großstädten wie Berlin, Leipzig und Frankfurt. nung und berät in Fragen der Versorgung. werden, die ein gesundes Aufwachsen zulassen und Rahmen von Aktivitäten im Nachtleben (Club- oder fördern? Diskothekenbesuch) stattfindet. Beide Projekte werden als Pilotprojekte bis Mitte Zur Erfüllung seiner fachlichen Aufgaben und Ziele 2015 umgesetzt und beinhalten zielgruppenspezifi- arbeiten im Sucht- und Drogenbeirat mindestens je Menschen, die in Einrichtungen der Suchthilfe Bereits seit Ende der 90er Jahre werden in Deutsch- sche Differenzierungen sowie Evaluationsmaßnah- eine Netzwerkpartnerin bzw. ein Netzwerkpartner behandelt werden, haben meist einen sehr spezifi- land präventive Ansätze in Form von Party-Projek- men, die eine anschließende Nutzung der Ergebnisse folgender Professionen bzw. Institutionen zusammen: schen und komplexen Hilfebedarf, der eine interdiszi- ten umgesetzt, die vor Ort in Clubs und bei den durch Transfer auf Einrichtungen verschiedenen Fachkrankenhäuser für Psychiatrie und Psychothera- plinäre Zusammenarbeit erfordert, um auf individu- einschlägigen Festivals über die Risiken des Kon- Typs in unterschiedlichen regionalen Ebenen, von pie, Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, elle Bedarfe eingehen zu können. Dazu gehört, dass sums, insbesondere des Konsums von Partydrogen der Diskothek im ländlichen Raum bis hin zu Clubs Psychosomatik und Psychotherapie, Suchtberatungs- die Rehabilitation in enger Verbindung zu vor- und wie Ecstasy, aufklären. in Großstädten, ermöglichen. und behandlungsstellen im Gemeindepsychiatrischen nachgelagerten Angeboten stehen muss. Bei der Verbund des Landkreises Mittelsachsen, Sächsische Behandlung von suchtkranken Menschen mit Nach Durchführung eines Fachgesprächs mit Bildungsagentur – Regionalstelle Chemnitz, Jobcenter Kindern besteht häufig auch ein Bedarf zu nebengela- Expertinnen und Experten im BMG und der Verbes- Mittelsachsen, Amtsgerichte auf dem Gebiet des gerten Angeboten, zum Beispiel zu Erziehungs- und serung der Vernetzung zwischen den bestehenden Landkreises Mittelsachsen, Polizeidirektion Chemnitz, Jugendhilfen. Standardisierung ist dort sinnvoll, wo Partyprojekten und dem Frühwarnsystem der Landratsamt Mittelsachsen mit den Abteilungen sie Vernetzungsaktivitäten sicherstellt und Verfahren

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erleichtert. Sie darf aber nicht zulasten einer rehabilita- dar und ermöglichen es dem Auftraggeber, Thema, 1.4 suchtrehabilitation bis 2009 ist, einhergehend mit der allgemeinen 25 tiven Praxis führen, die Zeit und Raum für biografische Dauer, Ort und Zeitpunkt nach eigenen Wünschen zu in der Deutschen Renten- Antragsentwicklung, die Anzahl der bewilligten Fragen und Gespräche benötigt und individuelle bestimmen. Durch maßgeschneiderte Qualifizierungs- versicherung Leistungen zur medizinischen Rehabilitation bei Verwirklichungschancen fördert. konzepte können individuelle Bedürfnisse und Abhängigkeitserkrankungen kontinuierlich gestiegen. 25 Besonderheiten der Einrichtungen/Dienste berück- 1.4.1 entwicklung der In den Jahren 2010 bis 2013 ist als Folge eines allge- In der Position vom 27.11.2014 fasst der GVS die sichtigt werden und eine Ausrichtung an den Zielen bewilligungen in den meinen Antragsrückganges auch ein Rückgang der Ergebnisse einer Arbeitsgruppe zusammen, die sich im und Rahmenbedingungen der Einrichtungs- sowie der Jahren 1997 bis 2013 Bewilligungszahlen bei Entwöhnungsbehandlungen Rahmen des Projektes „Elternschaft und Suchterkran- Teilnehmerstruktur kann stattfinden. Spezielle 25 zu verzeichnen. Aufgrund des leichten Anstiegs der kung“ über einen Zeitraum von zwei Jahren mit dem Probleme werden intensiv betrachtet und Lösungs- Die Grafik stellt die Entwicklung bei den Bewilligun- Bewilligungen von ambulanten Entwöhnungsbe- Thema beschäftigt hat. Es soll Impulse zur Weiterent- ansätze erarbeitet. gen von Entwöhnungsbehandlungen für die gesamte handlungen im Jahr 2014 stieg die Anzahl der Bewilli- wicklung der Hilfen für suchtkranke Menschen mit Deutsche Rentenversicherung dar. In den Jahren 1997 gungen insgesamt. Elternverantwortung geben – letztendlich zum Wohle http://www.eltern-sucht.de/weiterbildung-2/ der Kinder. Leitfaden Abbildung 22: http://www.sucht.org/fileadmin/user_upload/Service/ Der in zweiter, überarbeiteter und erweiterter Auflage Suchtrehabilitation in der Deutschen Rentenversicherung Publikationen/Thema/Position/2014_Positionspapier_ vorliegende Leitfaden „Suchtberatung für suchtkranke Elternschaft.pdf Eltern zur Förderung des Kindeswohls“ (2014) richtet 96.026 sich an Fach- und Führungskräfte der Fachstellen 95.000 Weiterbildung Sucht. Er rückt – ganz bewusst – nicht nur das uns alle 85.000 81.710 Professionelles Handeln im Kontext suchtkranker angehende Kindeswohl in den Mittelpunkt: Ein Familien stellt hohe Ansprüche an das Helfersystem. wesentlicher Schlüssel zur Verbesserung der Situation 75.000 Ressourcen und Risiken zu erkennen, nicht offensicht- betroffener Kinder liegt auch in der Hilfe für die liche Einflüsse und Zusammenhänge zu erfassen und suchtkranken Eltern. 65.000 26.448 nachhaltige Hilfepläne zu entwickeln, ist ein komplexer 51.448 55.000 51.854 Auftrag, der einer guten fachlichen Vorbereitung und Der Leitfaden bietet eine Fülle praktischer Hilfen, um Vernetzung bedarf. das Thema Suchtberatung für suchtkranke Eltern zur 45.000 Förderung des Kindeswohls in die alltägliche Arbeit der 42.795 Die Inhouse-Weiterbildung des GVS möchte Fachkräfte Suchtberatung zu implementieren. Zu finden sind 35.000 30.579 29.856 der verschiedenen Disziplinen (Suchthilfe, Jugendhilfe, neben Informationen über die Lage von suchtkranken 25.000 Familienhilfe, Schulen, Kitas etc.) auf die Arbeit mit Eltern und ihren Kindern auch konkrete Handlungs- suchtkranken Familien vorbereiten und Handlungssi- empfehlungen für die Arbeit mit den betroffenen 15.000 cherheit vermitteln. Die modulare Struktur ermöglicht Familien sowie ein großer Materialienanhang mit 8.653 das Zusammenstellen passgenauer Weiterbildungen, Gesetzestexten, Mustern für Klientinnen- und Klien- 5000 die sich an der Situation und den Erfordernissen der ten-Informationen, Checklisten, Adressen und 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Fachkräfte/Einrichtungen sowie den örtlichen Literaturtipps. Ein besonderer Blick gilt natürlich auch Rahmenbedingungen orientieren. Durch interdiszipli- der diesbezüglichen Rolle der Suchtberatung in der gesamt stationär ambulant näre Schulungen (zum Beispiel Jugend-, Erziehungs- Kommune und den politischen Forderungen, die sich Erläuterung: einschl. bewilligte Leistungen zur Eingliederung nach § 31 Abs. 1 Nr.1 SBG VI mit Nachsorgeleistungen im Anschluss an eine Entwöhnungsbehandlung. und Suchthilfe) können Einblicke in die jeweils aus dem Thema ergeben. anderen Fachgebiete und Kontakte vermittelt werden und Kooperationspartner zu einer lernenden Organi- Zu beziehen ist der Leitfaden gegen eine Schutzgebühr sation zusammenwachsen. über den GVS unter Inhouse-Schulungen stellen eine besonders effektive und wirtschaftliche Form der Mitarbeiterqualifizierung http://[email protected]

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1.4.2 Qualitätssicherung der Rehabilitationseinrichtungen und die Qualität aus keit beendet haben. 89 Prozent der Frauen und 88 entsprechend ihren individuellen Teilhabebedarfen zu Sicht der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden. Prozent der Männer sind im Beobachtungszeitraum im fördern und damit zu einer weiteren Optimierung der Um die Umsetzung qualitativ hochwertiger Leistungen Erwerbsleben verblieben. Die für diese Altersgruppe Rehabilitations- und Integrationsprozesse beizutragen. zur Rehabilitation sicherzustellen, werden in der Aus den Routinedaten der Rentenversicherung werden (Durchschnittsalter: 44,4 Jahre) erhebliche Sterblichkeit Erwerbsbezogene Screening-, Diagnostik- und Assess- Rentenversicherung routinemäßig Qualitätsdaten an außerdem Auswertungen zum Verlauf nach medizini- von drei Prozent pro Jahr entspricht in etwa dem mentverfahren werden ausführlich behandelt. Einzel- die Rehabilitationseinrichtungen zurückgemeldet und scher Rehabilitation erstellt und zurückgemeldet, die generell höheren Sterberisiko der Alkoholkranken. ne Instrumente werden vorgestellt. Kernstück sind im Vergleich mit Fachabteilungen gleicher Krankheits- Hinweise zum Rehabilitationsergebnis geben können. fünf verschiedene sogenannte BORA-Zielgruppen, an schwerpunkte dargestellt. Im Jahr 2014 wurden von der Generelles Ziel der Rehabilitation der Rentenversiche- Dieses Ergebnis der sozialmedizinischen Verlaufsbe- denen sich die Rehabilitationseinrichtungen bei der Rentenversicherung beispielsweise fünf unterschiedli- rung ist es, die Erwerbsfähigkeit der Versicherten zu trachtung ist vor dem Hintergrund zu interpretieren, Frage, welche erwerbsbezogenen Leistungen in che Berichte zur Qualitätssicherung an die Suchtein- erhalten und das Eintreten von Erwerbsminderung zu dass als Voraussetzung einer Rehabilitation die Betracht kommen, orientieren sollen. Zudem werden richtungen und die Rentenversicherungsträger verzögern bzw. zu verhindern. Versicherten vermindert erwerbsfähig sind oder dies die therapeutischen Angebote und Leistungsinhalte versandt. Dazu zählen Berichte zur therapeutischen bei ihnen in absehbarer Zeit zu erwarten ist. Bekannte unter Beachtung der KTL 2015 (Klassifikation thera- Versorgung (KTL), zu den Therapiestandards für die Bei den Auswertungen zum sozialmedizinischen Einflussgrößen auf den sozialmedizinischen Verlauf peutischer Leistungen) beschrieben und den einzelnen Rehabilitation bei Alkoholabhängigkeit sowie zu den Verlauf werden die pflichtversicherten Rehabilitandin- sind unter anderem Geschlecht, Alter, Schweregrad BORA-Zielgruppen beispielhaft zugeordnet. Ein Befragungsdaten von gut 85.000 Rehabilitandinnen nen und Rehabilitanden über einen Zeitraum von zwei und Art der Krankheit, Sozialschicht, Arbeitsmarktlage weiterer Schwerpunkt liegt auf der Kooperation und und Rehabilitanden der Suchtrehabilitation. Insgesamt Jahren nach der Rehabilitation in ihrem Erwerbsver- etc. Die Ergebnisse der Rehabilitandinnen und Rehabi- systemübergreifenden Vernetzung. Kernaussagen sind wurden bis zu 40.000 ärztliche Entlassungsberichte aus lauf beobachtet. Nach der Rehabilitation ist ein litanden einer Rehabilitationseinrichtung in Bezug auf im Rahmen von Empfehlungen speziell hervorgeho- bis zu 300 Suchteinrichtungen herangezogen. Mit Verbleib im Erwerbsleben oder ein Ausscheiden aus den sozialmedizinischen Verlauf können also nicht ben. diesem differenzierten Instrumentarium werden dem Erwerbsleben zum Beispiel durch den Bezug einer ohne weiteres als Erfolg der Einrichtung interpretiert unterschiedliche Qualitätsaspekte der Rehabilitation Erwerbsminderungs- oder Altersrente möglich. Die werden, da eine Vielzahl von Einflussfaktoren existie- http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allge- dargestellt und bewertet. Inhaltlich geht es unter Tabelle 9 zeigt den Zwei-Jahres-Verlauf für Rehabilitan- ren, die von der Einrichtung nicht beeinflusst werden mein/de/Inhalt/3_Infos_fuer_Experten/01_sozialmedi- anderem um die Qualität der rehabilitativen Versor- dinnen und Rehabilitanden nach Geschlecht, die im können. Sie geben aber wichtige Hinweise auf die zin_forschung/downloads/konzepte_systemfragen/ gung im engeren Sinne, die Struktur und Organisation Jahr 2010 eine Rehabilitation wegen Alkoholabhängig- gesetzliche Zielstellung der Rehabilitation, die Er- konzepte/gemeinsame_empfehlung_BORA_2014.html werbsfähigkeit zu erhalten und dadurch eine gesund- heitlich bedingte Frühverrentung zu verhindern. Tabelle 09: 1.4.4 gemeinsames Rahmenkon- Basis Auswertung Suchtmittel „Alkohol“, Sozialmedizinischer 2-Jahres-Verlauf zept der Deutschen Renten-

Alle pflichtversicherten Rehabilitanden Sozialmedizinischer 2-Jahres-Verlauf – Reha wg. Alkoholabhängigkeit 1.4.3 eMPfehlungen zur versicherung und der Entlassungszeitraum: 01.01.2010 bis 31.12.2010 sTärkung des Erwerbs- gesetzlichen Krankenver- Basis Männer Frauen bezugs in der medizi- sicherung zur Kombina- Im Erwerbsleben verblieben 19.880 88 % 15.168 89% 4.712 87 % nischen Rehabilitation tionsbehandlung in der Abhängigskeitskranker medizinischen Rehabili- davon lückenlose RV-Beiträge 14.212 63 % 10.837 64 % 3.375 62 % tation Abhängigkeits- davon lückenhafte RV-Beiträge 5.668 25 % 4.331 25 % 1.337 25 % Die gemeinsam aus Vertreterinnen und Vertretern der kranker Aus dem Erwerbsleben ausgeschieden 2.636 12 % 1.914 11 % 722 13 % Rentenversicherung, der Suchteinrichtungen und der Suchtfachverbände gebildete Arbeitsgruppe „Berufli- Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) und die davon EM-Renten 1.678 8 % 1.144 7 % 534 10 % che Orientierung in der medizinischen Rehabilitation Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) haben sich auf davon Altersrenten 238 1 % 167 1 % 71 1 % Abhängigkeitskranker“ (BORA) hat Empfehlungen zur ein „Gemeinsames Rahmenkonzept zur Kombinations- Stärkung des Erwerbsbezugs erarbeitet, am 1. März behandlung in der medizinischen Rehabilitation davon aus dem Erwerbsleben heraus verstorben 720 3 % 603 3 % 117 2 % 2015 in Kraft getreten sind. Abhängigkeitskranker“ vom 14. November 2014 Gesamt 22.516 100 % 17.082 100 % 5.434 100 % verständigt. Es definiert die Kombinationsbehandlung Alter Ø Ø 44,4 Jahre Ø 44,4 Jahre Ø 44,4 Jahre Mit den Empfehlungen soll angeregt werden, die und grenzt sie von anderen Rehabilitationsleistungen Rehabilitandinnen und Rehabilitanden noch gezielter ab. Danach setzt sich die Kombinationsbehandlung aus Quelle: RSD 2012 – SMV 2010

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verschiedenen Phasen zusammen und muss vor Für das Jahr 2015 wird angestrebt, dass diese Entlas- Der Abschluss einer entsprechenden bundesweiten Beschäftigungsverhältnisse und auch nicht zu einer Beginn der Rehabilitation bewilligt werden. Die sungsform von allen Rentenversicherungsträgern und Kooperationsvereinbarung wird für das Jahr 2015 Verbesserung der Abstinenzraten führt. Eine detail- einzelnen Phasen können in stationärer, ganztägig der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) angebo- angestrebt. lierte Ergebnispublikation wird derzeit vorbereitet. ambulanter oder ambulanter Form durchgeführt ten wird. werden. In der Regel erfolgt im Anschluss an eine 2. Projekt »Schnittstellenübergreifende, arbeits- 3. Methamphetaminkonsum in Mitteldeutsch- stationäre Rehabilitationsphase eine Fortführung im bezogene Fall-Begleitung in der suchtthera- land. Eine qualitative Studie zu Bedarf und ambulanten Setting. Das Rahmenkonzept beschreibt 1.4.6 Projekte der Regional- peutischen Nachsorge als Schlüssel zu herausforderungen für die rehabilitative die Zielgruppen und Indikationskriterien für die Träger der Deutschen Erwerbsintegration und Rückfallprophylaxe« Versorgung (Deutsche Rentenversicherung Kombinationsbehandlung. Ferner enthält es Ausfüh- rentenversicherung (Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland) Mitteldeutschland) rungen zur Durchführung der Leistung und Dokumen- tation. Mit dem Rahmenkonzept stärken die Rehabili- 1. Kooperationsvereinbarung mit dem Ziel des Projekts ist die Optimierung der Nachsorge- Die Droge Crystal Meth besitzt ein enormes Abhängig- tationsträger die Passgenauigkeit und Flexibilität von niedersächsischen Justizministerium prozesse im Anschluss an stationäre Rehabilitations- keitspotenzial und hat gravierende physische wie Rehabilitationsleistungen für Abhängigkeitskranke. (Deutsche Rentenversicherungen Braunschweig- maßnahmen bei Abhängigkeitskranken mit Blick auf psychische Folgen für die Betroffenen. In Deutschland Hannover und Oldenburg-Bremen) eine dauerhafte Verbesserung der Abstinenzraten und weist der Konsum von Crystal in den letzten Jahren die Die Suchtfachverbände wurden im Rahmen von eine bessere Erwerbsintegration. Dazu soll eine höchsten Steigerungsraten auf. Die Region Mittel- Stellungnahmen eingebunden. Bei einer gemeinsamen Laut § 12 Abs. 1 Nr. 5 SGB VI können Versicherte, die sich systematische, schnittstellenübergreifende Fallbeglei- deutschland ist besonders stark von dem Konsuman- Erörterung wurden Anregungen der Verbände aufge- in Untersuchungshaft oder im Vollzug einer Freiheits- tung von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden stieg betroffen. Ziel des Projektes ist es, die Anforde- griffen, was zu sinnvollen Ergänzungen des Konzepts strafe oder freiheitsentziehenden Maßregel der Besse- schon in und insbesondere aus der stationären rungen an den gestiegenen Versorgungsbedarf von führte. rung und Sicherung befinden oder einstweilig nach § Rehabilitationsmaßnahme heraus als spezifisch Methamphetaminsüchtigen in Mitteldeutschland und 126a Abs. 1 der Strafprozessordnung untergebracht sind, berufsintegrierende Nachsorge etabliert werden. Das die damit verbundenen Herausforderungen für die Das „Gemeinsame Rahmenkonzept Kombibehand- von der Rentenversicherung keine Leistungen zur Projekt ist zusammen mit dem Institut für Gesund- Deutsche Rentenversicherung zu explorieren. lung“ ist am 1. März 2015 in Kraft getreten. Link und Teilhabe erhalten. Damit ein Versicherter dennoch heits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther- Datum des Inkrafttretens werden nachgereicht. nahtlos eine Entwöhnungsbehandlung nach der Haft Universität Halle-Wittenberg in Kooperation mit vier Dazu werden Expertinnen und Experten der ambulan- beginnen kann, haben die Deutschen Rentenversiche- Suchteinrichtungen in Mitteldeutschland durchge- ten Beratungs- und Behandlungseinrichtungen, der http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allge- rungen Braunschweig-Hannover und Oldenburg- führt worden. Akutversorgung und Rehabilitation zu ihren Erfahrun- mein/de/Inhalt/3_Infos_fuer_Experten/01_sozialmedi- Bremen mit dem niedersächsischen Justizministerium gen und Einschätzungen bezüglich bestehender zin_forschung/downloads/konzepte_systemfragen/ eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Die manualisierte Fallbegleitung sollte über Netz- Risikokonsumierender befragt, ebenso zur aktuell konzepte/gemeinsames_rahmenkonzept_kombibe- werkarbeit mit Partnern des ambulanten Hilfesys- bestehenden Versorgungsstruktur für die Betroffenen handlung_sucht_2014.html Die Vereinbarung regelt die Vorbereitung von abhängig- tems sowie durch Beratung und Begleitung der und zu zentralen Herausforderungen für eine bedarfs- keitskranken Versicherten während der Haft auf eine Rehabilitandinnen und Rehabilitanden die Rückkehr gerechte Versorgung. Die Erhebung erfolgt durch Entwöhnungsbehandlung. Die niedersächsischen in Erwerbsarbeit und die Abstinenzfähigkeit fördern. leitfadengestützte Experteninterviews in Form von 1.4.5 einführung einer Justizvollzugsanstalten bieten gemeinsam konzeptio- Die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden der Einzelinterviews und professionsübergreifende AMbulanten nierte therapievorbereitende Maßnahmen an. Es werden Interventionsgruppe erhielten die Fallbegleitung Fokusgruppen. entlassungsform Sozialberichte und ärztliche Befundberichte erstellt. zusätzlich bis zu zwölf Monate nach der Entlassung. Zudem werden Vorbehandlungen komorbider psychi- Zwölf und 24 Monate nach Ende der Rehabilitation Aus Expertensicht sollen Aspekte des Zugangs, der Die Deutsche Rentenversicherung Bund hat am 1. Juli scher Störungen, psychiatrischer und somatischer erfolgte eine Befragung unter anderem zur berufli- Inanspruchnahme und der Qualität der Versorgung 2014 die ambulante Entlassungsform eingeführt. Diese Erkrankungen durchgeführt. Die beteiligten Rentenver- chen Wiedereingliederung, Abstinenz, Lebenszufrie- Methamphetaminsüchtiger erschlossen und Optimie- grenzt sich durch einen nachträglichen Wechsel der sicherungsträger sagen eine schnelle Entscheidung über denheit und die Nutzung von Suchtnachsorgeange- rungsmöglichkeiten innerhalb dieser Teilbereiche Behandlungsform von der Kombinationsbehandlung die Anträge ihrer Versicherten zu. Die Betroffenen boten. herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse der Untersu- (vgl. D 1.1.x) ab und ermöglicht es, auch nach Beginn werden somit in die Lage versetzt, die Entwöhnungsbe- chung stellen erstmalig eine interdisziplinär gefächerte einer Rehabilitation flexibel auf den individuellen handlung mit bestmöglichen Voraussetzungen zu Die Studienergebnisse zeigten, dass die arbeitsbezoge- Bestandsaufnahme hinsichtlich des Versorgungsbe- Rehabilitationsbedarf zu reagieren. beginnen, um dann möglichst dauerhaft einer Erwerbs- ne Fallbegleitung unter den gegebenen Bedingungen darfs Methamphetaminsüchtiger sowie der wahrge- tätigkeit nachgehen zu können. nicht zu einer Steigerung der Rückkehr in reguläre nommenen Herausforderungen einer bedarfsgerech-

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ten Versorgung dar. Das Projekt wird durch die Modellphase mit knapp 70 Versicherten wurde das 1.5 herausforderungen in der ersten Schritt die Broschüre „Suchtprobleme in Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wissen- Projekt weitergeführt. Ab dem Jahr 2014 wurde BISS in Behandlung suchtkranker Klein- und Kleinstbetrieben: Ein praxisorientierter schaftlich begleitet. das Regelangebot übernommen. Es wird durch die Familien Leitfaden für Führungskräfte“ entwickelt, welche Adaptierbarkeit auf anerkannte Suchtberatungsstellen praxisorientierte Informationen mit entsprechenden 4. Reha-Fallbegleitung (Deutsche Rentenver- im Rahmen der „Beruflichen Orientierung in der Die Optimierung der Beratung, Begleitung, Unterstüt- Fallbeispielen zu dieser speziellen Themenstellung sicherung Rheinland-Pfalz) medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker“ zung und Rehabilitation abhängigkeitskranker enthält. (BORA) bald in den ersten Suchtberatungsstellen Menschen mit Elternverantwortung ist dem GVS seit Mit der Reha-Fallbegleitung stellt die Deutsche durchgeführt werden. Die DRV Baden-Württemberg vielen Jahren ein besonderes Anliegen. Gemeinsam mit Behandelt werden darin folgende Aspekte: Rentenversicherung Rheinland-Pfalz ihren abhängig- strebt eine breite Umsetzung im ambulanten Setting seinen Kooperationspartnern macht er sich dafür stark, • Suchtprobleme am Arbeitsplatz erkennen keitskranken Versicherten mit erwerbsbezogenen an. dass suchtkranke Eltern und deren Kinder fachlich und • Handlungsmöglichkeiten für Inhaber und Führungs- Problemen einen persönlichen Begleiter zur Seite. Die menschlich die Hilfen erhalten, die sie benötigen. kräfte Evaluation dokumentierte zahlreiche positive 6. thema: Modellprojekt »SURE« Dokumentiert und visualisiert wird das Engagement • Suchtbehandlung und berufliche Wiedereingliede- Ergebnisse. Bezüglich der beruflichen Integration und (Substitutionsgestützte Rehabilitation) des GVS auf: rung der Einbindung in das Hilfesystem wurde Optimie- (Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg) • Externe Ansprechpartner und weiterführende rungspotenzial festgestellt, sodass ein Projekt zur http://www.eltern-sucht.de Informationen Entwicklung eines Manuals für die Reha-Fallbeglei- Das Projekt SURE ist zuletzt im Drogen- und Suchtbe- tung folgte. richt 2013 vorgestellt worden. SURE soll substituierten Des Weiteren wurde von den Herausgebern der Drogenabhängigen einen Weg über die Rehabilitation 1.6 fAllmanagement bei sub- Broschüre eine Fachtagung „Fallmanagement bei Das nun vorliegende Manual ist eine Handreichung zur Drogenfreiheit ermöglichen. stanzbezogenen Störun- substanzbezogenen Störungen in Klein- und Kleinstbe- für die Durchführung der Reha-Fallbegleitungen bei gen in Klein- und Kleinst- trieben“ am 13.02.2014 in Berlin organisiert. Alkohol- und Drogenabhängigen mit erwerbsbezoge- Im Laufe des Projekts hat sich gezeigt, dass gegen Ende betrieben nen Problemen. Es enthält sowohl Informationen der Rehabilitation eine doppelt so hohe Abbrecherquo- Ziel der Veranstaltung war es, Wege zu einer verbesser- zum theoretischen Hintergrund und der Zielsetzung te im Vergleich zu nicht an diesem Projekt teilnehmen- Fachtagung und Publikation eines praxisorientierten ten Kooperation zwischen Klein- und Kleinstbetrieben, der Reha-Fallbegleitung als auch Vorgaben für das den Rehabilitandinnen und Rehabilitanden vorliegt. Leitfadens für Führungskräfte Einrichtungen der Suchtberatung und -behandlung, praktische Vorgehen. Es werden Strukturierungshil- Dies lag vor allem daran, dass die vollständige Abdosie- der Selbsthilfe, Betriebs- und Werksärztinnen und fen für die Durchführung eingeführt und die Prozesse rung des Substituts den Rehabilitandinnen und In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Klein- und ärzten, Leistungsträgern sowie weiteren beteiligten im Detail beschrieben. Im Anhang sind alle relevanten Rehabilitanden Ängste und Zweifel bereitete. Es wurde Kleinstbetrieben, in denen ca. 8,7 Millionen Menschen Dokumente zur Reha-Fallbegleitung enthalten. Das festgestellt, dass auch unter Beibehalten einer gewissen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Während Manual kann in Form einer Broschüre oder als Dosis des Substituts eine Integration in das Erwerbsle- es für größere Betriebe zahlreiche Materialien und pdf-Datei bei der Deutschen Rentenversicherung ben erfolgen kann. Handlungsanleitungen zum Umgang mit substanzbe- Rheinland-Pfalz angefordert werden. zogenen Störungen gibt und sich auch entsprechende Für Versicherte, denen eine Integration in das Erwerbs- betriebliche Strukturen im Bereich Gesundheitsförde- 5. Modellprojekt »BISS« (Berufliche Integration leben unter Beibehaltung der Eingangsdosis oder mit rung und Suchtprävention entwickelt haben, fehlen nach stationärer Suchtbehandlung) Reduktion auf die Erhaltungsdosis möglich ist, wird entsprechende Ansätze im Bereich der Klein- und (Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg) das Modellprojekt um SURE plus erweitert. Die Ärztin Kleinstbetriebe weitgehend. Suchtprobleme verursa- bzw. der Arzt der Rehabilitationseinrichtung prüft, ob chen immense volks- und betriebswirtschaftliche Das durchgeführte Modellprojekt „BISS“ ist zuletzt mit die Rehabilitandin bzw. der Rehabilitand für SURE plus Kosten. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, wie die dem Drogen- und Suchtbericht 2014 vorgestellt geeignet ist. In diesen Fällen wird das Ziel der (Wieder-) Suchtprävention gerade in Klein- und Kleinstbetrieben worden. Ziel von BISS ist es, ehemalige Drogenabhän- Eingliederung in das Erwerbsleben vor die Abstinenz- gefördert werden kann. gige bei dem beruflichen Einstieg in den ersten Arbeits- orientierung gestellt. Es zeigt sich bereits, dass die markt zu unterstützen. Akzeptanz des Projekts gestiegen ist. Es bleibt abzuwar- In Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher ten, welche weiteren Ergebnisse aus der Erweiterung Betriebs- und Werksärzte e. V. sowie weiteren Organi- Nach der erfolgreichen wissenschaftlich evaluierten des Projekts resultieren. sationen hat der Fachverband Sucht e. V. in einem

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Organisationen aufzuzeigen und deren Umsetzbarkeit 1.7 s3-Leitlinien Tabak Form personeller Unterstützungen durch das Zentral- ren erarbeitet, geprüft und genehmigt. Nach Abschluss zu diskutieren. und Alkohol institut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie dieser Phase sollen weitere Projekte zur Dissemination die Sektion Suchtforschung und Suchtmedizin in und Implementierung sicherstellen, dass das in den Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen folgende Grundlage jeder Suchtbehandlung in Deutschland Tübingen) getragen. Drittmittel privater Unternehmen Leitlinien festgestellte Wissen auch in die Praxis Fragen: sollte ein aktuelles evidenzbasiertes Wissen um wurden nicht verwendet. umgesetzt wird, sodass das übergeordnete Ziel der • Vor welchen besonderen Herausforderungen im wirksame Strategien der Suchttherapie sein. Angesichts qualitativen Weiterentwicklung von Suchtbehandlung Umgang mit substanzbezogenen Störungen von der zahlreichen parallelen Entwicklungen und Die Methodikerinnen und Methodiker führten in Deutschland erreicht werden kann. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen Klein- unterschiedlichen Behandlungskonzepte besteht die zunächst systematische Literaturrecherchen nach und Kleinstbetriebe? Notwendigkeit, das Wissen um eine optimale Behand- existierenden Behandlungsleitlinien in internationalen • Welche spezifischen Rahmenbedingungen sind im lung auf methodisch und hinsichtlich potenzieller Datenbanken und systematische Reviews in der 1.8 Fachexpertise »Geistige Umgang mit substanzbezogenen Störungen in Interessenkonflikte maximal unangreifbare Weise zu Cochrane Library durch. Die Expertengruppen suchten Behinderung und Sucht« diesem Bereich zu beachten? gewinnen und auf höchstem Niveau verfügbar zu anhand dieser Literatur nach Antworten für die ihnen • Wie sehen die konkreten Handlungsmöglichkeiten machen. Dieses höchste Niveau von Behandlungswis- zugeordneten klinischen Fragestellungen. In der Folge Eine Ergebnissammlung der gemeinsamen Arbeits- von Klein- und Kleinstbetrieben aus? sen repräsentieren in Deutschland die S3-Behand- wurden mit Unterstützung durch den Scientific gruppe des Gesamtverbands für Suchthilfe e. V., des • Wie können ein Fallmanagement und ein vernetztes lungsleitlinien der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaft- Guideline Manager des Instituts für Lungenforschung Fachverbands der Diakonie Deutschland (GVS) und des Vorgehen vom Erkennen einer Suchtproblematik bis lich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF). GmbH (Dr. Nina Hämäläinen) als technisches Hilfsmit- Bundesverbands evangelischer Behindertenhilfe e. V. zur beruflichen Wiedereingliederung aussehen? tel eine Vielzahl systematischer Reviews erarbeitet. Die (BeB) Im Oktober 2010 wurde von der Deutschen Gesell- mit Evidenz- und Empfehlungsgrad vorgeschlagenen Die Untersuchungen zum Ausmaß von Sucht- und Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung betonte in schaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheil- Empfehlungen wurden zwischen November 2012 und insbesondere von Alkoholproblemen zeigen in den ihrem Grußwort die Bedeutung der Veranstaltung, kunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Februar 2014 auf sieben mehrtägigen Konsensuskonfe- 90er Jahren eine aktuelle Prävalenz von drei bis vier verschiedene Fachbeiträge beleuchteten das Thema aus Suchtforschung und Suchttherapie e. V. (DG-Sucht) die renzen diskutiert und verabschiedet. Stimmberechtigte Prozent aller in Institutionen betreuten Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven. Diese können unter Erarbeitung von zunächst zwei S3-Leitlinien im Delegierte stimmten über 78 Empfehlungen für die Behinderung. Der zunehmend häufigere Gebrauch und www.sucht.de – Veranstaltungen – Kooperationsveran- Bereich der substanzbezogenen Störungen initiiert: Tabakleitlinie und 174 Empfehlungen für die Alkoholl- Missbrauch von Suchtmitteln, insbesondere Alkohol, staltungen des Fachverbands Sucht e. V. im Internet Begründet durch die hohe Bevölkerungsprävalenz eitlinie ab. Die Leitlinien durchliefen daraufhin einen spielt bei Menschen, die als geistig behindert bezeich- heruntergeladen werden. dieser Suchterkrankungen wurden Leitlinien zur aufwendigen Redaktionsprozess. Im August 2014 net werden, eine erhebliche Rolle, wie die Zahlen zur Alkohol- bzw. zur Tabakabhängigkeit erarbeitet. Im wurden sie von den beteiligten Fachgesellschaften institutionellen Prävalenz belegen. Sie reichen aller- Ebenso wird die Broschüre auf verschiedenen Home- Frühjahr 2011 wurden eine Steuergruppe für den formal abgesegnet. Im Oktober 2014 fand die abschlie- dings nicht aus, um die Fragen zu beantworten, ob das pages als Download zur Verfügung gestellt (zum Leitlinienprozess, eine Konsensusgruppe aus Vertrete- ßende methodologische Prüfung durch die AWMF Problemausmaß niedriger oder gleich ist im Vergleich Beispiel www.sucht.de – Veröffentlichungen). rinnen und Vertretern von neun wissenschaftlichen statt. zur Allgemeinbevölkerung oder ob das Ausmaß Fachgesellschaften als oberstes Entscheidungsgremium insgesamt zunimmt. Im Bereich der Suchthilfen wird Das Bundesministerium für Gesundheit hat die sowie für die Erarbeitung der Leitlinienkapitel Arbeits- Seit Ende Januar 2015 sind beide S3-Leitlinien („Scree- das Problem geistige Behinderung und Sucht nur Broschüre und die Veranstaltung finanziell gefördert. gruppen aus ehrenamtlich aktiven Suchtexpertinnen ning, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener peripher wahrgenommen (Suchtberatungsstellen, und -experten gebildet. Die Gesamtleitung wurde von Störungen“, AWMF-Register Nr. 076-001 sowie „Inter- Suchtselbsthilfe und Suchtbehandlungseinrichtungen). Kontakt: Prof. Dr. Karl Mann (Mannheim) und Prof. Dr. Anil disziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zum Screening, In wenigen Fachkliniken zur Suchtentwöhnung haben Fachverband Sucht e. V. Batra (Tübingen) übernommen. Die methodische der Diagnostik und der Behandlung des schädlichen sich indikative Angebote entwickelt. Walramstraße 3 Anleitung und Koordination wurde von Dr. Eva Hoch und abhängigen Tabakkonsums“, AWMF-Register Nr. 53175 Bonn (Mannheim), ab August 2011 im Team mit Dr. Kay Uwe 076-006) auf den Internetseiten der Domain www. Neben Ausführungen zu den ethischen Begründungen Telefon: 0228 261555 Petersen (Tübingen), geleistet. Als externe methodische awmf.org kostenlos abrufbar. Zurzeit werden im und einem christlichen Grundverständnis von Men- [email protected] Supervisorin und Moderatorin stand Prof. Dr. Ina Kopp Rahmen eines strukturierten, mehrstufigen Prozesses, schen mit Behinderungen enthält die Fachexpertise www.sucht.de (AWMF-IMWI, Marburg) zur Verfügung. Alle entstan- der sich eng an die Vorgehensweise der Nationalen eine Bestandsaufnahme sowie die Darstellung bekann- denen Kosten wurden ausschließlich durch nicht inter- Versorgungsleitlinien (NVL) zur Entwicklung von ter Schnittstellenprobleme in der Zusammenarbeit essengeleitete Spenden (zum Beispiel Beiträge der Qualitätsindikatoren anlehnt, für beide Behandlungs- beider Hilfesysteme. Grundlagen und Anforderungen DG-Sucht und der DGPPN, aber auch Zuwendungen in leitlinien auf der Basis der Literatur Qualitätsindikato- für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit, eine orientieren-

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de Handlungsanleitung, eine Zusammenfassung der schwinghschen Stiftungen Bethel, Stiftung Nazareth, kann. Darüber hinaus wurden umfangreiche Schu- machen). Ferner wurde ein „Sucht-spezifisches“ Arbeitsgruppenergebnisse mit den daraus folgenden Bildung und Beratung Bethel, in Bielefeld lungs- sowie Unterrichtsmaterialien für Pflege-Fach- Curriculum in die Kranken- und Altenpflegeschulen Konsequenzen für die praktische Arbeit und eine schulen erarbeitet. Die Idee der einrichtungsbezogenen implementiert. Checkliste für die Gesprächsführung runden diese • Beispiel 2: Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wurde zu Handreichung für die Fachebene ab. Modellprojekt „Niedrigschwellige Angebote bei einem in ganz Hamburg eingesetzten mobilen Bera- Beispiel 3: Substanzgebrauch im Alter“ (NASIA) der Fachambu- tungsteam weiterentwickelt. Die Handlungsempfeh- Modellprojekt „Sucht im Alter – Sensibilisierung http://www.sucht.org/fileadmin/user_upload/Service/ lanz Sucht Emsland des Diakonischen Werkes Ems- lungen wurden unter anderem um ethische und und Qualifizierung von Fachkräften in der Alten- Publikationen/Thema/Handreichung/BeB_GVS_Geisti- land-Bentheim rechtliche Hinweise ergänzt. Die Handlungsempfeh- und Suchthilfe“ der Fachklinik Kamillushaus Essen ge_Behinderung_und_Sucht.pdf lung eignet sich als praxisorientierte Grundlage für Ziel des Vorhabens war die Entwicklung von bedarfs- • Beispiel 3: künftige Schulungen wie auch für Kooperationsverein- gerechten praxisorientierten Schulungen für Sucht- Modellprojekt „Sucht im Alter – Sensibilisierung und barungen zwischen Alten- und Suchthilfe. Die beteilig- und Altenhilfeeinrichtungen, um ältere Suchtkranke 1.9 sucht im Alter Qualifizierung von Fachkräften in der Alten- und ten Suchtberatungsstellen haben in der zweiten gezielt gemeinsam behandeln zu können. Es sollten Suchthilfe“ von der Landesstelle für Suchtfragen Förderphase ein spezialisiertes Beratungskonzept für Ausbildungsmodule für Alten- und Pflegeschulen Projektübergreifende Analyse des Förderschwer- Mecklenburg-Vorpommern e. V. ältere suchtbelastete Menschen entwickelt und in sowie für die Ausbildung von Suchttherapeutinnen punktes »Sucht im Alter« – Sensibilisierung und Einzelfällen erprobt. und Suchttherapeuten entwickelt und erprobt werden. Qualifizierung von Fachkräften in der Alten- und Über eine Befragung aller Essener Sucht- und Altenhil- Suchthilfe Beispiel 1: Beispiel 2: feeinrichtungen wurde zunächst der Status quo der Um den Transfer der erprobten Konzepte der acht Modellprojekt »Sucht im Alter« der Alida Schmidt- Modellprojekt »Psychosoziales Netzwerk Sucht im Versorgung und des Hilfebedarfs älterer suchtkranker bundesdeutschen Modellvorhaben zu „Sucht im Alter“ Stiftung Hamburg Alter (PNSA)« des Suchthilfezentrums Schleswig Bürgerinnen und Bürger aus Essen erfasst. Außerdem in andere Regionen und in Einrichtungen mit unter- In dem Projekt haben sich drei Träger der freien Ziel des Vorhabens war der Aufbau eines Netzwerkes wurden der Kenntnisstand und der Weiterbildungsbe- schiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen zu Wohlfahrtspflege zusammengetan, die sowohl Einrich- zwischen ambulanter bzw. stationärer Altenhilfe und darf bei den Einrichtungen erhoben. Weitergehendes ermöglichen, wurden die entwickelten Maßnahmen tungen der Altenhilfe als auch der Suchtkrankenhilfe Suchthilfe mit dem Ziel, über eine Sensibilisierung der Ziel war eine vertraglich geregelte verbindliche analysiert und überarbeitet. Die Ergebnisse der vom betreiben. Schwerpunkt des Projekts war die Koopera- Mitarbeitenden in den Hilfesystemen die Wahrneh- Vernetzung von Essener Sucht- und Altenhilfeeinrich- BMG geförderten Projekte wurden retrospektiv und tion zwischen ambulanter Altenhilfe (ambulante Pflege mung für suchtauffällige ältere Menschen zu verbes- tungen. Im Verlängerungszeitraum stand die Versteti- projektbegleitend analysiert und in Form einer und Servicewohnen) und Suchtberatungsstellen. sern, deren Motivation zur Veränderung des Substanz- gung und Implementation der Maßnahmen im öffentlich zugänglichen Webseite aufbereitet, die unter konsums zu fördern und entsprechende Hilfsangebote Vordergrund. www.alter-sucht-pflege.de zu erreichen ist. Die erstellte Im Rahmen der ersten Förderphase wurde ein Schu- zu vermitteln. Darüber hinaus sollten Angebote der Webseite dient der nachhaltigen Weitergabe der in den lungskonzept bestehend aus mehreren Modulen Prävention, Beratung und Therapie an die spezifischen Das grundlegende Ziel des Essener Projektes konnte Projekten entwickelten Konzepte und der Erfahrungen entwickelt und bei den beteiligten Trägern flächende- Lebenswelten älterer Menschen angepasst werden. Im erreicht werden, nämlich eine kontinuierliche Steige- bei der Vernetzung von Sucht- und Altenhilfe. Die ckend für alle Fachkräfte umgesetzt. Zum Aufbau der Verlängerungszeitraum stand zum einen die dauerhaf- rung der Sensibilisierung und Qualifizierung von Ergebnisse sind für Sucht- und Altenhilfeeinrichtun- Kooperation zwischen Altenhilfe und Suchtkranken- te Implementation der Aspekte „Sucht im Alter“ in der Fachleuten im Sucht- und Altenhilfebereich. Schulun- gen, aber auch für regionale Entscheidungsträger, die hilfe wurden Multiplikator(inn)en in den Suchtbera- Alten- und Suchthilfe in den bereits beteiligten gen erfolgten hierbei im Sinne eines breiten Angebotes den Aspekt „Sucht im Alter“ in ihren Einrichtungen tungsstellen und ambulanten Pflegediensten ausge- Einrichtungen und zum anderen eine landesweite von Basisschulungen bis hin zu Beauftragtenschulun- oder Regionen etablieren möchten, relevant. wählt und qualifiziert. Um den Fachkräften Ausdehnung des Projektes auf ganz Schleswig-Holstein gen. Handlungsempfehlungen wurden erarbeitet und Orientierung im Umgang mit älteren suchtbelasteten im Vordergrund. Zu diesem Zweck wurden Schulungs- implementiert. Veränderungen zeigten sich am Menschen zu geben, hat das Projekt Handlungsemp- maßnahmen landesweit koordiniert und angeboten. deutlichsten in der Bereitschaft zur Unterzeichnung 1.9.1 Förderschwerpunkt fehlungen entwickelt, die aus einem idealtypischen Die Schulungen führten zu einer Verbesserung der der „Kooperationsvereinbarung Sucht im Alter“ in sucht im Alter Ablaufplan sowie begleitenden Erläuterungen und Selbsteinschätzung der Mitarbeitenden bezüglich des Essen. Insgesamt 35 Essener Sucht- und Altenhilfeein- Materialien bestehen. Fachwissens Sucht und zu einer Verringerung des richtungen beteiligten sich an der Kooperation, in der • Beispiel 1: Schwierigkeitsgrades für die Mitarbeitenden bei es darum ging, sich zu verpflichten, das Thema als Teil Modellprojekt „Gemeinsam für ein gelingendes Leben In der zweiten Förderphase wurde das Schulungskon- suchtbezogenen Handlungen (zum Beispiel Gespräche der Konzeption und Qualität der eigenen Arbeit zu im Alter – Netzwerk der Alten- und Suchthilfe im zept so modifiziert, dass es dauerhaft ohne gesonderte mit Seniorinnen und Senioren sowie deren Angehöri- betrachten und unter anderem an regelmäßigen ambulanten und stationären Setting“ der von Bodel- Fördermittel und in der Fläche implementiert werden gen führen, Fakten vermitteln, konkretes Hilfsangebot Kooperationstreffen teilzunehmen.

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Projektübergreifende Analyse des Förderschwerpunk- Handlungsempfehlungen entwickelt, die praxisleitend Versorgung von Patientinnen und Patienten mit der Nutzerinnen und Nutzer durch das Hilfesystem tes „Sucht im Alter – Sensibilisierung und Qualifizie- für die Altenhilfe sein können. Sie können, zusammen substanzbezogenen Störungen im dritten und vierten notwendig ist, die im Verlauf schrittweise reduziert rung von Fachkräften in der Alten- und Suchthilfe“ des mit den zusätzlichen Erläuterungen und dem Down- Lebensalter und sind für Hausarztpraxen und haus- werden kann. Ein fester Projektbestandteil sind Zentrums für interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) load-Material, als umfassende Anleitung zum Umgang ärztliche Qualitätszirkel überregional nutzbar. deshalb Maßnahmen, mit deren Hilfe eine Versteti- der Universität Hamburg mit Pflegebedürftigen mit einem problematischen gung als selbstorganisiertes Online-Selbsthilfeangebot Alkohol- oder Psychopharmakagebrauch verstanden Weitere Informationen finden Sie auch unter angestrebt werden soll. Im Rahmen der projektübergreifenden Analyse des werden. Förderschwerpunktes „Sucht im Alter“ wurden die von http://www.kommunales-suchthilfe-netzwerk-reutlin- den acht Modellprojekten erarbeiteten Instrumente gen.de/Aktuelles/Allgemeine_Informationen.php. 1.10 suchtselbsthilfe sowie die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen 1.9.2 Projekt »Sucht im Alter«: zusammengeführt, aufbereitet und für die Fachöffent- Fortbildung hausärzt- 1.10.1 Anonyme Alkoholiker lichkeit nutzbar gemacht. Im Mittelpunkt dieser licher Einzelpraxen und 1.9.3 BMG-Projekttitel: Analyse standen die Aufbereitung der von den Projek- Qualitätszirkel in der online-Selbsthilfe Die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker (AA) ten erprobten Schulungsmaßnahmen und die Ent- versorgungsregion für Methamphetamin- besteht seit 80 Jahren weltweit, sie hat im deutschspra- wicklung von Schulungsmaterialien, die in Form eines konsumenten chigen Raum etwa 40.000 und weltweit über zwei Baukastensystems (modulares System) in unterschied- Landkreis Reutlingen, Baden-Württemberg Millionen Mitglieder. In fast allen Ländern der Erde lichen Bereichen eingesetzt werden können (zum Das BMG förderte von Oktober 2010 bis Dezember Entwicklung und Evaluation eines zielgruppen- sind ihre Gruppen zu finden. Die AA kennen nur einen Beispiel als Unterrichtseinheit an beruflichen Schulen 2012 das Projekt „Sucht im Alter – Fortbildung haus- spezifischen Angebotes Hauptzweck: „ … nüchtern zu bleiben und anderen zur Pflegeausbildung oder als Inhouse-Schulung für ärztlicher Einzelpraxen“. Das Projekt hatte zum Ziel, Einrichtung: Zentrum für Interdisziplinäre Suchtfor- Alkoholikern zur Nüchternheit zu verhelfen“ (Präam- Pflegekräfte). Begleitend wurden Hinweise zur Imple- durch Fortbildung der ärztlichen und nicht ärztlichen schung (ZIS) der Universität Hamburg bel). In den Gruppen treffen sich Männer und Frauen mentierung und mögliche Schwierigkeiten beschrie- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hausärztlicher Laufzeit und BMG/BVA-Förderzeichen: Oktober 2014 jeden Alters und jeder nur möglichen sozialen, ben. Darüber hinaus wurden die von den Projekten Einzelpraxen und hausärztlicher Qualitätszirkel in der bis April 2016, ZMVI5-2514DSM219 wirtschaftlichen und kulturellen Herkunft, weil sie entwickelten Handlungsempfehlungen kritisch Versorgungsregion Landkreis Reutlingen die Sensibili- Projektleitung: Priv.-Doz. Dr. med. Ingo Schäfer, MPH erfahren haben, dass sie ohne Alkohol leben müssen, analysiert und kommentiert aufbereitet. tät für die Zielgruppe älterer Menschen mit Suchter- wenn sie Unheil von sich selbst und ihrem Umfeld krankungen zu verstärken. Ziel des von 1. Mai 2013 bis »Breaking Meth« – Entwicklung und Evaluation abwenden wollen. Die AA sind keine medizinische Es wurde eine Webseite entwickelt, die unter www. 31. Mai 2014 dauernden Nachfolgeprojekts war es, die eines zielgruppenspezifischen Online-Selbsthilfe- Organisation, sie verabreichen keine Medikamente und alter-sucht-pflege.de zu erreichen ist. Sie dient der gewonnenen Ergebnisse mithilfe der Entwicklung portals für Methamphetaminkonsumierende bieten weder psychologische Beratung noch therapeu- nachhaltigen Weitergabe der in den Projekten entwi- eines Handlungsleitfadens für Ärztinnen und Ärzte tische Behandlung. Als Selbsthilfegemeinschaft ckelten Konzepte und Erfahrungen bei der Vernetzung sowie medizinische Fachangestellte und der Aufberei- unterhalten die AA auch keine Sozialdienste, stellen von Sucht- und Altenhilfe. Die Ergebnisse sind für tung der erarbeiteten Fortbildungsmodule für Haus- weder Unterkunft, Verpflegung, Kleidung, Arbeit noch Sucht- und Altenhilfeeinrichtungen, aber auch für arztpraxen zu „Sucht im Alter“ nutzbar zu machen. Um Geld zur Verfügung. Sie helfen aber den Alkoholikerin- regionale Entscheidungsträger, die den Aspekt „Sucht eine ausreichende Praxisorientierung der Handlungs- nen und Alkoholikern, mit dem Trinken aufzuhören, im Alter“ in ihren Einrichtungen oder Regionen empfehlungen und Materialien zu gewährleisten, Am Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) sodass sie für all die genannten Dinge wieder selbst etablieren möchten, relevant. Alle acht Projekte wurden diese gemeinsam mit den Hausärztinnen und der Universität Hamburg wird derzeit ein Modellpro- sorgen können. Die Mitglieder sind vereint durch ihr konnten in ihren Binnenevaluationen die Sensibilisie- Hausärzten entwickelt, die durch die Kooperationen jekt und Forschungsvorhaben zur onlinebasierten gemeinsames Problem – den Alkohol, mit dem sie rung und Qualifizierung der Mitarbeitenden durch die des Vorgängerprojekts gewonnen werden konnten. Suchtselbsthilfe für Methamphetaminkonsumierende nicht umgehen können. Durch den ständigen Kontakt umgesetzten Maßnahmen belegen. Im Fokus aller entwickelt. Durch die Schaffung mehrerer unterschied- mit den genesenden AA-Freundinnen und Freunden, Projekte standen die Schulungen der Mitarbeitenden, Die entwickelten Handlungsempfehlungen stellen die licher virtueller Räume sollen verschiedene Nutzer- durch das Gefühl der Gemeinschaft und der Freund- die in unterschiedlicher Intensität und Besetzung der Bedeutung der Hausarztpraxis als zentrale Anlaufstelle, gruppen angesprochen werden. Der Betrieb des schaft kann der Zwang zum Trinken durchbrochen Schulungsgruppen durchgeführt wurden. Die Erfah- für Beratungs- und Behandlungsanlässe sowie Be- Webportals wird vom Projekt Drug Scouts der koope- werden. rungen der Projekte werden reflektiert und Hinweise handlungs- und Interventionsmöglichkeiten bei Sucht rierenden SZL Suchtzentrum gGmbH in Leipzig für die Entwicklung passgenauer Weiterbildungskon- im Alter in den Vordergrund. Die nun vorliegenden übernommen. Es wird davon ausgegangen, dass beim Die Anonymen Alkoholiker glauben nicht, dass sie eine zepte gegeben. Die weitaus meisten Projekte haben Handlungsempfehlungen dienen der Verbesserung der Aufbau des Angebotes eine anfängliche Unterstützung allgemeingültige Antwort auf Alkoholprobleme

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Deutschsprachiges Ländertreffen Deutschsprachigesder Anonymen Ländertreffen Alkoholiker der Anonymen Alkoholiker Deutschsprachiges Ländertreffen der Anonymen Alkoholiker SalzburgSalzburg Salzburg 1. bis 3. Mai 2015 1. bis 3. Mai 2015 1. bis 3. Mai Messezentrum2015 Salzburg Messezentrum Salzburg Messezentrum Salzburg sich nicht für die Stellung des anderen in der Gesell- Die Verbände der Selbsthilfe, aber auch freie Selbst- Förderung durch die Sozialversicherungsträger schaft. AA kennen keine Vorschriften. Sie geben hilfegruppen und Selbsthilfegruppen der Wohl- Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund) lediglich mit ihren „zwölf Schritten“ und „zwölf fahrtsverbände sind deutschlandweit verbreitet. Sie und die regionalen Rentenversicherungsträger Traditionen“ Ratschläge und Anregungen. erfahren eine breite gesellschaftliche Anerkennung. unterstützen die Sucht-Selbsthilfe durch finanzielle In InEinigkeit Einigkeit In Einigkeit genesen genesen Dazu tragen auch die Kontinuität der Gruppenange- Zuwendungen gemäß § 31 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 SGB VI. genesen 80 Jahre AA weltweit Meetings heißen die regelmäßig stattfindenden bote und die gute Vernetzung der Verbände und Die Zielsetzung der Förderung ist die Rehabilitation 80 Jahre AA weltweit 80 Jahre AA weltweit Gruppentreffen der AA. Im Allgemeinen werden sie an Gruppen untereinander bei. Ein weiterer Pluspunkt Suchtkranker durch langfristige Stabilisierung und jeweils gleicher Stelle einmal oder mehrmals wöchent- für ihren Erfolg ist die gute Zusammenarbeit der Verbesserung bzw. Wiederherstellung der Erwerbsfä- lich zu festgelegten Zeiten abgehalten. Die AA unter- Selbsthilfeverbände mit der professionellen Sucht- higkeit. Gefördert werden Selbsthilfegruppen, Schu- halten auch Gruppen in Krankenhäusern und Justiz- hilfe. lungen für Gruppenleiterinnen und leiter, Gruppen- vollzugsanstalten. Man wird in die Gemeinschaft mitglieder sowie Beratungsstellen. kennen. Sie haben jedoch für sich eine Lösung gefun- weder aufgenommen noch muss man sich anmelden, Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) den, die ihnen mithilfe der „zwölf Schritte“ genügend man geht einfach zu einem Treffen und gehört dazu, vereinigt als Dachorganisation die folgend genann- Darüber hinaus wird die Arbeit von Suchtreferentin- Kraft gibt, das erste Glas stehen zu lassen. Der erste wenn man Alkoholikerin bzw. Alkoholiker ist oder den ten bundesweit tätigen Sucht-Selbsthilfeverbände: nen und -referenten der Selbsthilfe gefördert. Die DHS Schritt „Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber ehrlichen Wunsch hat, das Trinken aufzugeben. Blaues Kreuz in Deutschland (BKD), Blaues Kreuz in koordiniert die Zusammenarbeit der Suchtreferentin- machtlos sind – und unser Leben nicht mehr meistern der Evangelischen Kirche (BKE), Bundesverband der nen und -referenten der verschiedenen Träger der konnten“ ist die notwendige Voraussetzung für einen Die AA erheben keine obligatorischen Beiträge, wenn Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogen- Sucht-Selbsthilfeverbände, der Fachverbände und der neuen Anfang. Die übrigen elf Schritte sind Empfeh- auch die Gruppen die Miete für die Räumlichkeiten, die arbeit, Bundesverband der Elternkreise suchtgefähr- Wohlfahrtsverbände. Bedarfsgerechte eintägige lungen, gewonnen aus bitteren Erfahrungen unzähli- Druckkosten der Prospekte und anderer AA-Literatur deter und suchtkranker Söhne und Töchter, Deut- Fortbildungen werden organisiert und durchgeführt. ger Alkoholikerinnen und Alkoholiker, die den bezahlen müssen. Sie erhalten sich ausschließlich über scher Frauenbund für alkoholfreie Kultur, Durch den gemeinsamen Austausch kann eine Betroffenen helfen sollen, zu genesen, sein nüchternes ihre eigenen Spenden und lehnen von außen kom- Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, Guttempler Vernetzung der Unterstützungsarbeit stattfinden. Zu Leben zu ordnen und schließlich wieder als vollwerti- mende Unterstützung ab, um sich ihre Unabhängigkeit in Deutschland (I.O.G.T.), Kreuzbund und die den Aufgaben der Suchtreferentinnen und -referenten ges Mitglied der Gesellschaft anerkannt zu werden. zu bewahren. Wohlfahrtsverbände mit ihren Fachabteilungen für gehören die Unterstützung, Koordinierung und Die Anonymität stellt eine Grundlage der Gemein- die Sucht-Selbsthilfe. Aufgabe der DHS ist es, den Erweiterung der Netzwerke der Selbsthilfe. Sie stoßen schaft dar und ist deshalb in den „zwölf Traditionen“ Austausch zwischen den Verbänden zu fördern und Initiativen sowie Projekte an und leisten Bildungsar- verankert. Sie macht es möglich, dass die AA ein 1.10.2 Suchtselbsthilfe- sie bei gemeinsamen Projekten zu unterstützen und beit und Beratung für die Gruppen sowie die freiwilli- Zusammenschluss von Gleichen sind, die in den verbände bei der DHS einzubeziehen. Gegenüber den Gesetzlichen Kran- gen Helferinnen und Helfer. Das Fortbildungstreffen Mitgliedern nur die Alkoholiker(innen) sehen, nichts kenkassen und den Rentenversicherungen vertritt der Suchtreferentinnen und -referenten im Jahr 2014 anderes. Durch die Anonymität werden die sozialen Die Sucht-Selbsthilfe ist ein unverzichtbares Element die DHS die Interessen der Sucht-Selbsthilfe. fand zu dem Thema „Teilhabeförderung im Sinne der Strukturen der Umwelt außer Kraft gesetzt. Es gibt im Gesamtsystem der Suchtkrankenhilfe. Die unbüro- Sozialgesetzbücher – Teilhabe an der Gemeinschaft weder Gruppenprotokolle noch Mitgliederkarteien, kratischen Hilfsangebote der Verbände richten sich Die verbandsübergreifende und bundesweite und Teilhabe an Arbeit“ statt. geschweige denn Hierarchien. In der Gruppe zählt nur unmittelbar an die Betroffenen. Darüber hinaus Sucht-Selbsthilfe-Konferenz 2014 fand zum Thema die Aussage, nicht die Person. bieten die Verbände auch hilfesuchenden Angehöri- „Sucht-Selbsthilfe und Prävention“ statt. Ziel war es, Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) fördert die gen Unterstützung an und stehen als Ansprechpart- auszuloten, welche Rolle die Sucht-Selbsthilfe in der Suchtselbsthilfe nach § 20c SGB V, indem sie Selbsthil- Ob jemand Alkoholikerin bzw. Alkoholiker ist und ob ner für professionelle Dienstleister (unter anderem Prävention übernehmen kann, welche Chancen sich fegruppen auf örtlicher Ebene mit Pauschal- und ihr bzw. ihm das Programm und die Lebensweise der Betriebe, Ärztinnen und Ärzte, Beratungsstellen) zur für sie in der Suchtvorbeugung auftun und welche Projektmitteln unterstützt. Die Mittel werden von den AA helfen können, kann nur sie oder er selbst entschei- Verfügung. Ihre Vielfältigkeit zeigt sich nicht nur in Grenzen ihr gesetzt sind. Neben der Rückfallpräven- Gruppen für regelmäßige Aufwendungen (zum Beispiel den. Niemand aus der Gemeinschaft der Anonymen den unterschiedlichen Organisationsformen, sondern tion will die Sucht-Selbsthilfe auch Verantwortung Sach- und Reisekosten) genutzt. Gefördert werden Alkoholiker kann ihr oder ihm diese Entscheidung auch in ihrem vielseitigen Angebot an Menschen mit in der Primärprävention übernehmen. Sie engagiert auch die Strukturen der Sucht-Selbsthilfeverbände abnehmen. Die Voraussetzung für die Zugehörigkeit zu einer stoffgebundenen oder nicht-stoffgebundenen sich zum Beispiel in Schulen oder Freizeiteinrich- (landes- und bundesweit), wobei auf allen Ebenen den AA ist einzig und allein „der Wunsch, mit dem Abhängigkeit. Engagiert leisten sie zudem allgemeine tungen. Die Tagung sprach Ehrenamtliche und pauschal und projektbezogen gefördert wird. Für die Trinken aufzuhören“ (Präambel). Die Mitglieder Aufklärung in der Öffentlichkeit über Suchterkran- Hauptamtliche der Selbsthilfe an. Selbsthilfeverbände dient die kassenartenübergreifen- sprechen sich nur mit Vornamen an und interessieren kungen. de Gemeinschaftsförderung (Pauschalförderung) zur

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Absicherung der Basiskosten. Aufgrund individueller zur Überwindung von Sucht und Abhängigkeit. Um Bisher wurden Workshop-Reihen im Bereich der an suchtpräventiven Maßnahmen der Bundeswehr und Planungen und Voraussetzungen beantragen die alle Hilfebedürftigen zu erreichen, bedarf es eines Zusammenarbeit mit stationären Settings veranstaltet ziviler Organisationen, individuelle Erst- und weiterfüh- Sucht-Selbsthilfeverbände auch krankenkassenindivi- nahtlosen Übergangs zwischen den Einrichtungen und (Psychiatrie, Tagesklinik und Reha-Klinik). Derzeit rende Beratungsgespräche sowie notwendige begleiten- duelle Fördermittel (Projektförderung). Angeboten der beruflichen Suchthilfe und der Sucht- finden Workshop-Reihen im ambulanten Setting in de Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den hilfesu- selbsthilfe. Genau an dieser Nahtstelle setzt das Projekt Zusammenarbeit mit örtlichen/regionalen Suchtbera- chenden Personen. Die „GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf „CNN...konkret!“ an: Die Zusammenarbeit zwischen tungsstellen statt. Innerhalb dieser Workshops werden Bundesebene“ veröffentlicht die ausgeschütteten den Hilfesystemen beruflicher Suchthilfe und Sucht- auch das Profil und die Selbstdarstellung von Selbsthil- Die Mitglieder des Vereins sind sowohl aktive als auch Fördermittel auf ihrer Homepage selbsthilfe soll verbessert werden, um suchtkranken fe kritisch beleuchtet, um die Stärken der Suchtselbst- ehemalige Soldatinnen und Soldaten und Zivilpersonen, Menschen den Weg zu den Angeboten der Suchtselbst- hilfe deutlicher hervorzuheben. Ziel hierbei ist es, das die im Rahmen ihrer Tätigkeiten eng mit dem Psychoso- http://www.vdek.com/vertragspartner/Selbsthilfe/_jcr_ hilfe zu erleichtern. Prinzip der Suchtselbsthilfe zu verdeutlichen und die zialen Netzwerk der Bundeswehr und dem durch das content/par/download_5/file.res/%c3%9cbersicht%20 Schwelle zur Nutzung dieses unverzichtbaren Hilfsan- Bundesministerium der Verteidigung moderierten Gesamt%c3%b6rderung%20Bundesebene%202013_Pau- Im Verlauf des Projekts erarbeiten Ehrenamtliche der gebotes zu senken. „Netzwerk der Hilfe“ (www.bundeswehr-support.de) schal_Projektmittel_17_06_2014.pdf Selbsthilfe und beruflich Tätige der ambulanten und zusammenarbeiten. Sie verfügen aufgrund einer stationären Suchthilfe gemeinsam Handlungsempfeh- Die Handlungsempfehlungen und Ergebnisse werden mehrwöchigen Ausbildung zum betrieblichen Sucht- Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen ist als lungen für eine wirksame und bedarfsgerechte in einer Handreichung zusammengefasst, die träger- krankenhelfer bzw. zur Suchtkrankenhelferin in einer maßgebliche Spitzenorganisation zur Wahrnehmung Zusammenarbeit. Grundlage hierfür sind zum einen übergreifend innerhalb der Suchtselbsthilfe genutzt zivilen Suchtkrankenklinik und oftmals auch aufgrund der Interessen der Selbsthilfe auf Bundesebene bei der die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung werden kann. Eine ausgiebige Erörterung der Ergebnis- einer eigenen Abhängigkeitserkrankung über das Vergabe der Fördermittel mitberatend tätig. der Universität Hildesheim aus dem Vorgängerprojekt se und der Handlungsempfehlungen mit den Kosten- notwendige Fachwissen, um die hilfesuchenden (der detaillierte Abschlussbericht findet sich auf den und Leistungsträgern der Suchthilfe ist ebenfalls für Personen beratend, begleitend und betreuend zu Internetseiten der Selbsthilfeverbände und des 2015 vorgesehen. unterstützen. 1.10.3 »Chancen nahtlos Bundesministeriums für Gesundheit). Zum anderen nutzen – konkret!« sind die konkreten Erfahrungen und Anregungen von Alle Mitglieder unterliegen einer schriftlich dokumen- Betroffenen zur Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe 1.10.4 Suchtselbsthilfe tierten und nachgewiesenen Verschwiegenheitsver- »Chancen nahtlos nutzen – konkret!« – und Suchthilfe ausschlaggebend. in der Bundeswehr pflichtung, sodass alle Informationen vertraulich Zusammenarbeit zwischen Suchtselbsthilfe und behandelt werden. Regelmäßige Weiterbildungsmaß- beruflicher Suchthilfe stärken Der Verein Soldatenselbsthilfe gegen Sucht e. V. nahmen, zum Beispiel in Form von vereinsinternen Vernetzung und Kooperation der Suchthilfe mit der (SSHS e. V.) ist ein bundesweit organisierter Personen- Workshops, Besuchen in Therapieeinrichtungen und Suchtselbsthilfe sind wichtige Bausteine in den Die Wirkungen der Suchtselbsthilfe kreis von über 280 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Teilnahme an Lehrgängen über stoffgebundene und Hilfsangeboten für Menschen mit Abhängigkeitspro- in der Bedeutung für eine Änderung und Mitarbeitern aus dem Bereich der Bundeswehr, die stoffungebundene Suchterkrankungen, sorgen für einen blematiken und deren Angehörige. Im Sinne eines des Lebensstils und für eine erfolg- überwiegend aus der eigenen Betroffenheit heraus jederzeit fachlich aktuellen Wissensstand der Mitglieder. „nahtlosen Übergangs“ zwischen den Hilfesystemen handeln. und zur Entwicklung einer optimierten Angebots- reiche Rückfall-Prophylaxe sind Der Schirmherr des Vereins ist der ehemalige Wehrbe- struktur der Suchtselbsthilfe wird seit Herbst 2013 bis unbestritten. Die SSHS e. V. unterstützt und begleitet die Bundeswehr auftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, Mitte 2015 das Praxisprojekt „Chancen nahtlos im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung der zugleich auch Leiter des „Runden Tisches Solidarität nutzen – konkret!“ als Kooperationsprojekt der fünf Auch in der neuen AWMF S-3-Leitlinie mit ihrem niederschwelligen Angebot der Hilfe und den mit Soldaten“ in Berlin ist, zu dessen Teilnehmenden der Suchtselbsthilfeverbände Blaues Kreuz in der Evangeli- ausgebildeten Suchtkrankenhelferinnen und Sucht- Verein SSHS e. V. gehört. schen Kirche, Blaues Kreuz in Deutschland, Freundes- »Alkohol« werden Empfehlungen für krankenhelfern bei der Umsetzung und Realisierung des kreise für Suchtkrankenhilfe, Guttempler und Kreuz- den nachhaltigen Besuch von Selbst- Konzeptes „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ für Der Verein „Soldatenselbsthilfe gegen Sucht e. V.“ bund, durchgeführt vom Bundesministerium für hilfegruppen für Betroffene und den Geschäftsbereich des Bundesministeriums der unterstützt alle Soldatinnen und Soldaten, Beamtinnen Gesundheit, gefördert. Angehörige ausgesprochen, analog zu Verteidigung. und Beamten sowie alle Tarifbeschäftigten der Bundes- wehr und deren Angehörige. Die Suchtselbsthilfe war, ist und bleibt ein wichtiges internationalen Leitlinien. Die Unterstützung umfasst unter anderem Informati- Unterstützungsangebot für Abhängige und Angehörige onsveranstaltungen in den Dienststellen, die Teilnahme http://www.soldatenselbsthilfe.de

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1.10.5 Förderung der Sucht- 1.10.6 Vielfalt von unterschied- 1.11 kongresse Fachtagung „Der Deutsche Kerndatensatz (KDS) selbsthilfe durch lichen Lebens- und Sucht- am 28. Januar 2014 in Frankfurt am Main die Deutsche Renten- mittelerfahrungen Übersicht der vom BMG im Jahr 2014 geförderten Der Deutsche Kerndatensatz zur Dokumentation in der versicherung Bund Fachtagungen und Kongresse Suchtkrankenhilfe (KDS) in seiner jetzigen Form ist seit Neues Buchprojekt bei den Freundeskreisen für 2007 in Kraft und wird in den nächsten Jahren einer Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund) Suchtkrankenhilfe 37. Bundesdrogenkongress des fdr Überarbeitung unterzogen, die sich zum einen durch die unterstützt durch finanzielle Zuwendungen gemäß In 2014 konnte ein ganz besonderes Projekt im Bundes- vom 26. bis 27. Mai 2014 in Köln Veränderungen auf europäischer Ebene ergibt und zum § 31 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 SGB VI sowohl die regionale verband der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Der Fachverband Drogen und Rauschmittel e. V. (fdr) anderen eine notwendige Anpassung dieses Instrumen- Suchtselbsthilfe als auch die Arbeit von Nachsorgerefe- umgesetzt werden: Erstmals gelang die Herausgabe führt seit 1980 den Bundesdrogenkongress als Fach- tes an veränderte Anforderungen widerspiegelt. Das Ziel rentinnen und -referenten der Suchtverbände, die eines eigenen „Freundeskreis-Buches“. tagung der Suchtkrankenhilfe mit dem Schwerpunkt der Tagung war es, hierzu in strukturierter Form einen innerhalb der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen illegale Drogen durch. Um eine Verbindung zwischen Einstieg in die fachöffentliche Diskussion zu ermögli- (DHS) organisiert sind. Das Ziel dieses Projekts bestand darin, Menschen in den der Bundesebene und regionalen Besonderheiten chen und im ersten Schritt die wichtigsten Überarbei- Freundeskreisen zu motivieren, ihre Lebens- und herzustellen, wird dieser Fachkongress jährlich in einem tungsbereiche zu ermitteln. Ziel der Förderung ist es, suchtkranke Menschen Suchtmittelerfahrungen zu Papier zu bringen. Zum anderen Bundesland veranstaltet und findet in Abstim- langfristig bei einer abstinenten Lebensführung zu Ausdruck gebracht werden sollte, was abhängige mung mit der ebenfalls jährlich organisierten Fachkon- FASD-Fachtagung von FASD Deutschland e. V. unterstützen, um so Rückfälle zu vermeiden. Im Menschen, ihre Partnerinnen bzw. Partner und Kinder ferenz der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) vom 26. bis 27. September 2014 in Dresden Interesse der betroffenen Menschen und der Versicher- im tiefsten Herzen berührt, welche Emotionen die statt. Der 37. Kongress stand unter dem Motto „Teilhabe Jährlich werden 10.000 alkoholgeschädigte Kinder in tengemeinschaft muss die Rehabilitation der Abhän- Suchterfahrung bei ihnen geweckt hat und wie ein an Arbeit: Herausforderung für die Suchthilfe“. Deutschland geboren, davon 2000 mit dem Vollbild des gigkeitskranken auf einen langfristigen Erfolg ausge- Umdenkungsprozess hin zu neuen Einstellungen und Fetalen Alkoholsyndroms (FAS), einer schwerwiegenden richtet sein. Der Kontakt zu Selbsthilfegruppen kann Perspektiven in Gang gekommen ist. Es sollte nachvoll- Bundeskongress der DG-SAS geistigen und körperlichen Behinderung. Die Zahl dieser die Nachhaltigkeit der Rehabilitation bei Abhängig- ziehbar werden, dass die Mitwirkung in einer Sucht- vom 30. bis 31. Oktober 2014 in Köln Kinder ist etwa doppelt so hoch wie die Zahl derer, die keitserkrankungen fördern, da diese einen Beitrag zur Selbsthilfegruppe ein zufriedenes und eigenverantwort- Hauptziel des Fachkongresses 2014 mit dem Titel mit dem Down-Syndrom geboren werden. Es zählt zu Stabilisierung der erreichten Rehabilitationsziele liches Leben ohne Suchtmittel fördert und den „Kompetenzprofil Sozialer Arbeit in der Sucht“ war, ein den häufigsten angeborenen Behinderungen in leisten. Suchtreferentinnen und -referenten unterstüt- Menschen ganz neue Möglichkeiten eröffnet. von der DG-SAS erarbeitetes vorläufiges Kompetenzpro- Deutschland. Im Dezember 2012 wurde die erste zen die Selbsthilfegruppen vor Ort, indem sie den fil für die Soziale Arbeit im Arbeitsumfeld der Suchthilfe FASD-Leitlinie verabschiedet, die erstmals in Deutsch- Austausch untereinander fördern, Initiativen anstoßen Auf rund 200 Seiten sind gemalte Bilder und Fotos zu vorzustellen, zu überarbeiten und damit die Qualität im land eine einheitliche Diagnose von FAS bei Kindern sowie Bildungs- und Beratungsarbeit leisten. sehen sowie Gedichte, Wortspiele und Geschichten zu Suchtbereich zu stützen und weiterzuentwickeln. Das und Jugendlichen ermöglicht. Bei der Fachtagung lesen. Selbstbestimmt und in eigener Verantwortung Konzept wurde in arbeitsfeldspezifischen Gruppen handelt es sich um einen Kongress mit dem Ziel der Die Zuwendungsmittel für die regionale Suchtselbst- präsentieren die Autorinnen und Autoren – die aus- vertiefend diskutiert und komplettiert. Informationsvermittlung, des Erfahrungsaustausches hilfe kommen überwiegend den einzelnen Selbsthilfe- nahmslos aus den rund 800 bundesweit tätigen Freun- und der Verbesserung der Praxis. Titel der Tagung 2014 gruppen zugute. Sie erhalten zum Beispiel Pauschalen deskreis-Selbsthilfegruppen kommen – auf kreative und 6. Fachtag Hepatitis C und Drogengebrauch war „FASD-Leit(d)pfade durch das Leben“. bis zu 200 Euro zur Deckung von Ausgaben wie liebevolle Weise auch ihre vielfältigen Beweggründe für von akzept e. V. Fahrgeld, Porto und Literatur. Auch für Gruppenleiter- den Anschluss an die Selbsthilfegruppe. Das, was sonst vom 22. bis 23. Oktober 2014 in Berlin 26. Jahrestagung des FAGS schulungen, Seminare für Betroffene oder Öffentlich- im Gespräch der Sucht-Selbsthilfegruppe stattfindet, ist Im Mittelpunkt der knapp zweitägigen Fachkonferenz vom 20. bis 21. November 2014 in Berlin keitsarbeit wurden Zuwendungsmittel eingesetzt. Die auszugsweise im Buch festgehalten und damit auch der standen evidenzbasierte Interventionen zur HCV- Bei der Fachtagung stand die Förderung innovativer DRV Bund stellte dafür im Jahr 2014 803.246,10 Euro Öffentlichkeit zugänglich. So erhalten Menschen, die Prävention bei Drogengebraucherinnen und Drogenge- Sichtweisen und Konzepte für Suchtforschung und (Stand: 12.12.2014) zur Verfügung. Die Arbeit der sich für das Angebot der Sucht-Selbsthilfe interessieren, brauchern sowie neue Behandlungsmethoden bei Suchttherapie sowie die Förderung der Kooperation Suchtreferentinnen und -referenten wurde im Jahr authentische Informationen. Auch Hilfesuchende bestehender chronischer Hepatitis C. Ziel der Fachta- und Kommunikation zwischen Wissenschaftlerinnen 2014 mit 1.357.999,91 Euro (Stand: 12.12.2014) geför- erfahren, worüber in einer Selbsthilfegruppe gesprochen gung war es, den Teilnehmenden die Möglichkeit zu und Wissenschaftlern sowie Praktikerinnen und dert. wird, und sie können dadurch zu einer Kontaktaufnah- bieten, sich anhand von erfolgreichen HCV-Interventio- Praktikern im Bereich Glücksspielsucht im Fokus. Die me ermuntert werden. Weitere Informationen: nen, -Modellen und Strategien zielgerichtet fortzubil- Schwerpunktthemen waren sozialrechtliche Grundla- den, um die erweiterte Handlungskompetenz in die gen, Verhaltens- und Verhältnisprävention sowie http://www.freundeskreise-sucht.de tägliche Arbeit integrieren zu können. differentielle Behandlungsmethoden.

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7. Deutscher Suchtkongress der DG-Sucht Mehrwert für die beteiligten kommunalen Partner zu 2 suchtstoffspezifische Das Buch zur Leitlinie „Fetales Alkoholsyndrom – vom 30. September bis 2. Oktober 2014 in Berlin erhöhen, wurde basierend auf konkreten Fragestel- beratung, Behandlung, S3-Leitlinie zur Diagnostik“ wurde vom BMG finanziell Die Fachtagung, die regelmäßig eine hohe Zahl an lungen und Erfahrungen ein Anstoß zur inter- und versorgung und Schadens- gefördert und erschien im August 2013 in der Reihe Teilnehmenden erreicht, spricht mittlerweile europa- intrakommunalen Zusammenarbeit zwischen den Minimierung Pädiatrische Neurologie im Kohlhammer-Verlag weit Forscherinnen und Forscher sowie Fachkräfte im verschiedenen Akteuren in drogen- und suchtbezoge- (ISBN 978-3-17-023444-4). Suchtbereich an und leistet wechselseitig einen nen Fragen (entlang der Säulen Prävention, Behand- 2.1 Alkohol wichtigen Beitrag zum Wissenschafts- und Pra- lung, Schadensreduzierung, Repression) gegeben, um Weil die beste Leitlinie wenig nutzt, wenn sie nicht xistransfer. Dabei stehen Erträge aus der Suchtfor- in der Folge einen messbaren Beitrag zur Verbesse- 2.1.1 fetale Alkoholspektrum- verbreitet und angewendet wird, ließ die Drogenbeauf- schung (Grundlagenforschung ebenso wie angewand- rung und Verstetigung dieser Zusammenarbeit zu sTÖrungen und Fetales tragte der Bundesregierung im Dezember 2014 den te Forschung) im Vordergrund. Hauptziel der ermöglichen. Hauptziel der Tagung war eine verbes- Alkoholsyndrom sogenannten Pocket Guide – eine Kurzfassung der Fachtagung 2014 war die Förderung des Dialogs serte Informationsgrundlage für die Berichterstattung S3-Richtlinie für die Manteltasche – an alle ambulan- zwischen Suchtforschung und Suchthilfe, wobei der der DBDD zur Drogensituation in Deutschland. Die Diagnostik des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) ten und stationären Einrichtungen der Sucht- und aktuelle Stand in der interdisziplinären Suchtfor- eintägige Tagung wurde als Satellit der DHS-Fachkon- bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Drogenhilfe versenden. Damit wurden die Expertinnen schung dargestellt wurde. ferenz „Suchtprävention“ (13. bis 15. Oktober 2014) in die neue Leitlinie (S3) und Experten vor Ort motiviert, sich aktiv an der Potsdam durchgeführt. Seit Dezember 2012 ist die S3-Leitlinie zur Diagnostik Verbreitung des Pocket Guides und vor allem an der 11. Suchtselbsthilfekonferenz der DHS des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) öffentlich Nutzung des damit verbundenen Wissens zu beteiligen. vom 25. bis 27. April 2014 in Erkner Prev@work Qualitätskonferenz der Fachstelle für verfügbar. Sie beinhaltet Informationen zur Leitlinien- Konkret wurde vorgeschlagen, in den örtlichen Die bundesweit ausgerichtete Fachtagung dient Suchtprävention Berlin entwicklung, die diagnostischen Kriterien und Netzwerken, beim Öffentlichen Gesundheitsdienst, bei insbesondere der Vernetzung der Verantwortungsträ- vom 29. bis 30. September 2014 in Berlin Empfehlungen für das FAS und seine Differentialdia- den Sozialpädiatrischen Zentren oder in den Geburts- ger und Mitglieder sowie Interessierten der Sucht- Prev@WORK, ein Programm der Fachstelle für gnosen. Ergänzend werden mit den Hintergrundin- kliniken nachzufragen, ob die Leitlinie bekannt ist, Selbsthilfe. Suchtprävention Berlin, setzt im Setting Ausbildung formationen die Prävalenz von Alkoholkonsum in der angewendet wird und wie vor Ort die Hilfe für Eltern an, mit dem Ziel, Suchtprävention als Bestandteil des Schwangerschaft, die Prävalenz des FAS, Risikofakto- von Kindern mit FAS oder FASD geregelt ist. ZieI der Konferenz war es, den Teilnehmenden Arbeitsschutzes im betrieblichen Gesundheitsma- ren für mütterlichen Alkoholkonsum und Risikofak- themenspezifische Kenntnisse zur Prävention und zur nagement zu verankern. Um die nachhaltige Veranke- toren für die Entstehung eines FAS dargestellt. Verflechtung von Sucht-Selbsthilfe und Prävention zu rung und Umsetzung des Programms weiter voranzu- vermitteln. bringen, fand 2014 unter Beteiligung von elf Anfang 2013 wurde für die praktische Orientierung Bundesländern, Österreichs und der Schweiz eine im ärztlichen und institutionellen Alltag ein Pocket Ein »Pocket-Guide« 54. Fachkonferenz der DHS Prev@WORK-Qualitätskonferenz statt. Guide FAS (in deutscher und englischer Fassung) vom 13. bis 15. Oktober 2014 in Potsdam entwickelt. In einem Algorithmus wird der diagnosti- zur FAS-Leitlinie Bei der Fachtagung 2014 wurde das Thema Präventi- Fachtagung Kompetenzorientierung in der sche Prozess bei Verdacht auf FAS auf einen Blick on als eigenständiger Arbeitsbereich der Suchthilfe in Suchtprävention des LWL sichtbar dargestellt. Zu jeder diagnostischen Säule wurde durch die den Vordergrund gestellt. Ausgehend von dem vom 15. bis 17. September 2014 in Berlin werden Differentialdiagnosen aufgeführt. Web-Links vorrangigen Ziel der Suchtprävention und der Das Forum Prävention ist ein Austauschforum weisen zu weiterführenden Informationen hinsicht- Drogenbeauftragte Senkung des Suchtmittelkonsums und Suchtverhal- deutschsprachiger Expertinnen und Experten der lich Prävention von Alkoholkonsum in der Schwan- tens in der Bevölkerung ist es erforderlich, dass zur Suchtprävention, das sich einmal im Jahr für drei Tage gerschaft und Unterstützung von FAS-betroffenen in 2014 an alle Ein- Zielerreichung Maßnahmen der Verhaltens- und trifft, um aktuelle Themen und Entwicklungen der Menschen. Mithilfe der Finanzierung des BMG konnte richtungen der Verhältnisprävention optimal ineinandergreifen, um Suchtprävention zu diskutieren. Es ist das einzige das Buch zur Leitlinie breit unter Fachgesellschaften ihre Wirkung voll entfalten zu können. internationale deutschsprachige Gremium der und Berufsverbänden gestreut werden. Dadurch Sucht- und Drogen- Suchtprävention. Die Fachtagung mit dem Titel konnten viele relevante professionelle Helferinnen Tagung »Drogenstrategien in großen deutschen „Kompetenzorientierung in der Suchtprävention“ und Helfer im Gesundheits- und Sozialsystem hilfe versandt. Städten« des IFT hatte 2014 als Schwerpunktthema die EU-Joint Action erreicht und über das Krankheitsbild FAS informiert Um vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen den Reducing Alcohol Related Harm (RARHA). werden.

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Beispiele aus den Ländern Das neue FASD-Konzept ist etabliert. Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts als lernendes und »Expertenkonsens Diagnose der Fetalen In dem vom BMG seit August 2014 geförderten gelebtes System ist die Integration der Anregungen Alkoholspektrum-Störungen bei Kindern und Projekt soll daher eine spezifische Sucht-Clearing- FASD-Betroffener und ihrer Bezugspersonen. Jugendlichen in Deutschland« Soziale Beratungs- gruppe konzipiert werden. Für Menschen mit und Betreuungsdienste Bayern gGmbH Beeinträchtigungen durch FASD, die zugleich einen Die Evaluation ergab folgende Hitliste: 1 riskanten bis abhängigen Suchtmittelkonsum 1. Akzeptanz der Diagnose durch Betroffene und Während das Fetale Alkoholsyndrom mittlerweile aufweisen, sollen damit adäquate Hilfen geschaffen Bezugspersonen. von Expertinnen und Experten besser erkannt wird, werden. Diese Sucht-Clearinggruppe soll so gestaltet 2. Austausch, Unterstützung und Hilfe der werden Kinder mit Fetalen Alkoholspektrum- werden, dass ein Teil der Module auch für Menschen Betroffenen und Bezugspersonen untereinan- Störungen (FASD) häufig über lange Zeit fehldiag- mit vergleichbaren Funktionsbeeinträchtigungen der (Vermittlung an die Selbsthilfegruppen des nostiziert. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch ein anderer Genese (zum Beispiel geburtliche oder Vereins FASD Deutschland e. V.). wissenschaftlich belegter protektiver Faktor für die erworbene Hirnschädigungen) nutzbar ist. 3. Betroffene als „Präventionsbotschafter“ (Abb. 1). 3 Langzeitentwicklung der Betroffenen, insbesondere 4. Erstellung eines sozialmedizinischen Gutach- hinsichtlich eines selbstständigen Lebens und der Ziel der zu entwickelnden Module ist eine Reduzie- tens (in dem die Ressourcen und die Entwick- Vermeidung von sekundären Erkrankungen. rung des Konsums durch personenzentrierte lung von Zukunftsperspektiven des Menschen Sowohl vonseiten der Betroffenen und ihrer Förderung der Teilhabemöglichkeiten. Der besondere mit FASD aufgeführt werden – inklusive Bezugspersonen als auch vonseiten der professio- Bedarf dieser Menschen soll erfasst werden und es Schul- und Berufsperspektiven (Abb. 2). nellen Helferinnen und Helfer wird dringend eine soll ein Zugang über die differenzierte Auseinander- 5. Lernen des Umgangs mit der Behinderung einheitliche Diagnostik der FASD bei Kindern und setzung mit der Behinderung erfolgen (kompensie- FASD, das heißt Erlernen von Selbstwirksam- Jugendlichen in Deutschland gefordert. Das BMG rende Hilfen). Durch die spezifischen Zugänge kann keit und Umgang mit der Wut (Abb. 3). fördert daher ab Mai 2015 die Entwicklung eines der Klärungsprozess für Fragen des Zugangs zu 6. Freunde finden. evidenzbasierten formalen Expertenkonsenses über geeigneten suchttherapeutischen Angeboten 7. Eine FASD-spezifische Rehabilitationsmaßnah- die notwendigen diagnostischen Kriterien und ermöglicht werden. me verbessert deutlich die Lebensqualität und 2 relevanten Empfehlungen für die Fetalen Alkohol- schafft für die Betroffenen und ihr Bezugssys- spektrum-Störungen (FASD) bei Kindern und Insgesamt soll ein Angebot aufgebaut werden, das tem neue Perspektiven. Jugendlichen. eine passgenaue ambulante Ergänzung zu der 8. FASD ist häufig noch unbekannt, deshalb sind Regelversorgung der Eingliederungshilfe darstellt. diesbezügliche Informationen und das Schaffen »Clearinggruppe für Menschen mit Fetalen Langfristiges Ziel des Projekts ist somit die Verbesse- von Netzwerkstrukturen zwingend erforderlich. Alkoholspektrum-Störungen, vergleichbaren rung der Teilhabemöglichkeiten für die oben Beeinträchtigungen sowie dem Beginn von genannten Personen. Konkret sollen ein Handbuch Als Konsequenz aus der immer wieder kritisierten riskantem bis abhängigem Konsum« erstellt werden sowie Vorklärungen zu Umsetzung Unwissenheit über FASD wurde im KMG Reha- Evangelischer Verein Sonnenhof e. V. und Evaluation im Rahmen einer Pilottestung im Zentrum Sülzhayn mit 35 Teilnehmenden aus ganz Anschluss an dieses Projekt abgeschlossen sein. Deutschland ein zweitägiges Curriculum zum Fast die Hälfte der Menschen mit Fetalen Alkohol- Thema FASD veranstaltet, um Multiplikator(inn)en wurde eine Prävalenz von FASD von 2,3 bis 6,3 spektrum-Störungen (FASD) entwickelt eine »Neues FASD Konzept« auszubilden. Die Präsenz des Themas wurde in Prozent geschätzt. Das würde bedeuten, dass in Suchtproblematik. Allerdings haben diese Men- KMG Rehabilitationszentrum Sülzhayn Printmedien ausgeweitet, von Beiträgen in der Deutschland vom Säuglingsalter bis zur Volljährig- schen große Schwierigkeiten, einen für sie adäqua- „Zeit“ bis hin zu Artikeln in Boulevardzeitungen. keit 260.000 bis 800.000 von FASD Betroffene leben, ten Zugang zu Suchtberatung und Suchtkranken- Im KMG Rehabilitationszentrum Sülzhayn werden Darüber hinaus war FASD Thema in Fernsehrepor- und so neben der als unabdingbar angezeigten hilfe zu finden. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit tagen. Prävention die Behandlung dieser Betroffenen dass sie vielfache Behandlungsversuche machen, Fetalen Alkoholspektrum-Störungen als Alleinstel- extrem wichtig ist. Dies stellt die beste Prophylaxe von denen sie jedoch aufgrund ihrer neurokogniti- lungsmerkmal inklusiv mit anderen neurologischen Auf dem EUFASD-Kongress n Rom wurde das zur bisher „schicksalshaften“ Wiederholung von ven Defizite nicht profitieren können. Patientinnen und Patienten behandelt. europaweit einzigartige Konzept vorgestellt. Dort FASD über mehrere Generationen dar.

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»Studien zu FAS«; FAS, Inobhutnahme und Gewalt gegen Jungen mit Zuletzt wurde im Rahmen einer Implementationsstu- vom Fachverband Sucht e. V. (FVS) und dem Bundes- Tagesklinik Walstedde FAS. In einem Projektseminar der Fachhochschule die von 2011 bis 2014 an rund 900 Rehabilitanden aus verband für Stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. (buss) Münster konnten FAS-Materialboxen für Familien, zwölf Suchtfachkliniken Praktikabilität und Nutzen berichtet. Dabei zeigt sich, dass nur ungefähr die FAS-Ambulanz der Tagesklinik Walstedde bei Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte der TOW untersucht. Das Projekt wurde gefördert von Hälfte der angeschriebenen Patientinnen und Münster entwickelt und erprobt werden. Fortgeführt wird der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund), Patienten auch antwortet. Um die Wirksamkeit der Die Ambulanz für Patientinnen und Patienten mit auch die Präventionsarbeit zu Alkohol und Schwan- den Unternehmen AHG Allgemeine Hospitalgesell- Behandlung trotzdem angemessen beurteilen zu einem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) und für Kinder gerschaft (Aufklärung für Schwangere, Hilfen für schaft AG, AKG Dr. S. Zwick GmbH und Co. KG, dem können, werden Erfolgsquoten zur Abstinenz nach opioidabhängiger Mütter versorgt mit derzeit neun Familien mit FAS-Kind, Aufklärung in Kindergärten Bundesverband für Stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. vier verschiedenen Berechnungsvorschriften der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betroffene und Schulen). (buss), den Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH, DGSS angegeben. Dies löst jedoch nicht das Problem, Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und ihre der salus klinik Lindow, der Haus Saaletal GmbH dass über den Erfolg der Nichtantwortenden keine Familien aus ganz Deutschland. Die Patientenversor- Kontakt: sowie der Klinik Eschenburg KG. verlässlichen Aussagen möglich sind. gung umfasst medizinische und psychologische In Münster Diagnostik, familiäre, schulische, berufliche und sozi- Dr. Reinhold Feldmann Dabei hat sich gezeigt, dass die RMK von den Klini- Das birgt die Gefahr einer Fehleinschätzung der alrechtliche Beratung sowie die Begleitung der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin kern überwiegend als plausibel und die Assessmenter- längerfristigen Wirksamkeit von Suchtbehandlun- Patientinnen und Patienten und ihrer Familien. In Albert-Schweitzer-Campus 1, 48149 Münster gebnisse zur Schwere der Beeinträchtigung als gen, insbesondere dann, wenn sich die Gruppe der der Planung sind Intensiv-Wohngruppenplätze für Tel.: 0251 8356439 · Fax: 0251 8349594 hilfreich und nützlich eingeschätzt wurden. Die antwortenden Patientinnen und Patienten im Jugendliche mit FAS im nördlichen Münsterland – E-Mail: [email protected] Bewertung des Nutzens der TOW war heterogen, Abstinenzverhalten systematisch von der Gruppe hier beraten wir den Träger. In Walstedde wobei klinikübergreifend vor allem der Nutzen für der Nichtantwortenden (Non-Responder) unter- Dr. Reinhold Feldmann unerfahrene Therapeutinnen und Therapeuten scheidet. Wäre die Gruppe der Non-Responder zum Die breite Problematik des FAS und seine Auswir- FAS-Ambulanz der Tagesklinik Walstedde betont wurde, für die die TOW eine gute Orientierung Beispiel weniger erfolgreich, so wäre die Schätzung kungen auf die betroffenen Menschen wird wissen- Dorfstraße 9, 48317 Walstedde für die Therapieplanung darstellten. Kritisch beurteilt des Erfolgs der Behandlung auf der Basis der schaftlich untersucht. Derzeit laufende Studien: Tel.: 02387 9194-6100 · Fax: 02387 9194-8610 wurde vor allem die Umsetzbarkeit der TOW bei Antwortenden eine Überschätzung des allgemeinen Ökonomische Folgen des FAS, Differentialdiagnostik E-Mail: [email protected] tradierten und eingespielten Klinikkonzepten. Abstinenzverhaltens. Bislang gibt es keine Studien, bei FAS, Nikotin und Alkohol in der Schwanger- die diese möglichen Unterschiede in der deutschen schaft, Adoptionen aus Osteuropa, Sexualität bei www.fetales-alkoholsyndrom.de TOW-konform behandelte Patientinnen und Patien- Suchtrehabilitation aufdecken. Jugendlichen mit FAS und Down-Syndrom, Kieferor- www.fasq.eu ten schätzten den Therapieerfolg besser ein und thopädischer Behandlungsbedarf bei Kindern mit www.verantwortung-von-anfang-an.de waren zufriedener mit ihren Behandlungen. Es zeigte Durch die Studie der Charité soll diese Lücke nun sich, dass die RMK-Gruppe prognostisch bedeutsam geschlossen werden. Ziel der Studie ist es, eine für das Katamnese-Outcome war: Zu Beginn der möglichst hohe Zahl nicht antwortender Patientin- Rehabilitation leichter beeinträchtigte Rehabilitanden nen und Patienten doch noch für eine Befragung zu 2.1.2 Rehabilitanden- Klassifikation von alkoholabhängigen Rehabilitanden zeigten zum Ende hin deutlich bessere Abstinenzra- gewinnen. Dies geschieht durch eine systematische Management-Kategorien: nach ihrem Reha-relevanten somato-psycho-sozialen ten als schwerer Beeinträchtigte. mehrstufige Nachbefragung der Studienteilnehmen- ein bedarfs- und leistungs- Therapiebedarf entwickelt. Für diese Gruppen den, die anfänglich nicht auf die Suchtkatamnese bezogenes Patienten- wurden Experten- und Empirie-gestützt auch geantwortet haben. So sollen einerseits das Absti- klassifikationssystem für Empfehlungen für Quantitäten von Leistungen in den 2.1.3 sTudie zur Effektivität nenzverhalten der anfänglichen Non-Responder und die stationäre Entwöh- evidenzbasierten Therapiemodulen (ETM) des der stationären andererseits Gründe für die primäre Antwortverwei- nungsbehandlung „Therapiestandards Alkoholabhängigkeit“ der DRV Alkoholentwöhnung gerung erfragt werden. Die Ergebnisse sollen eine Alkoholabhängiger festgelegt, sogenannte Therapieorientierungswerte genauere Abschätzung des Abstinenzverhaltens (TOW). Es steht ein Algorithmus zur Verfügung, der In der Suchtrehabilitation werden kontinuierlich primärer Non-Responder ermöglichen. Weiter sollen Mit den Rehabilitanden-Management-Kategorien für jede Patientin und jeden Patienten unter Rückgriff schriftliche Patientenbefragungen zwölf Monate durch die Berücksichtigung der Gründe für das (RMK) wurde an der Charité – Universitätsmedizin auf seine Assessment-Ergebnisse eine individuelle nach der Entlassung aus der Klinik durchgeführt Nichtantworten gegebenenfalls Strategien für eine Berlin ein Software-gestütztes Assessment für die Therapieempfehlung gibt. (Katamnesen). Über die Ergebnisse wird regelmäßig Erhöhung der Antworterquote erarbeitet werden.

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Die Studie wird durch das Institut für Medizinische nutzen, hat sich als sehr effizient erwiesen. Das Deutsche Aktualisierung der Datenbank mit bundesweiten prehensive Cancer Center (CCC) am Universitätskli- Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Krebsforschungszentrum (DKFZ) bietet Kliniken an, Angeboten zur Tabakentwöhnung nikum Tübingen (UKT), bot stationären rauchenden Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation rauchende Patientinnen und Patienten ans Rauchertele- Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat die Patientinnen und Patienten eine Motivations- und mit dem Fachverband Sucht e. V. (FVS) und dem fon per Fax-Überweisung weiterzuleiten, auch wenn sie gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Ausstiegsberatung am Krankenbett an. Unter Bundesverband für Stationäre Suchtkrankenhilfe sich noch nicht sicher sind, ob sie wirklich mit dem Aufklärung entwickelte Datenbank mit bundesweiten Berücksichtigung der Motivationslage, des Rauchver- e. V. (buss) durchgeführt. Gefördert wird das Projekt Rauchen aufhören möchten. Die vom Rauchertelefon Angeboten zur Tabakentwöhnung in 2014 umfassend haltens und des aktuellen Gesundheitszustands durch das Bundesministerium für Gesundheit. begleiteten Patientinnen und Patienten erreichen aktualisiert und erweitert. Sie umfasst mehr als 3300 wurden Patientinnen und Patienten vor Ort thera- Laufzeit: 01.07.2014 bis 30.04.2017. Abstinenzraten von bis zu 39 Prozent. Bis zu 55 Prozent aktuelle Angebote. peutisch unterstützt und mit Angeboten für intensi- der Beratenen schaffen es, im Verlauf der Beratung ihren vere Behandlungsangebote ausgestattet. Im Projekt- Zigarettenkonsum zu reduzieren. http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/anbieterdaten- verlauf (5/12 bis 8/14) wurden 486 Beratungen 2.2 Tabak bank angefordert. Im Rahmen der Evaluation (11/13 bis http://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/Ueberweisung_ 8/14) wurden bei 78 teilnehmenden Patientinnen 2.2.1 »rauchfrei«: Angebote ans_Rauchertelefon.html Experteninformation durch einen Newsletter zur und Patienten die Erreichungsquote und die langfris- der BZgA zur Tabak- Tabakentwöhnung tige Konsequenz dieser proaktiven Beratungsmaß- entwöhnung Fax-Überweisung durch niedergelassene Der Newsletter Tabakentwöhnung wird herausgegeben nahme untersucht. Ärztinnen/Ärzte und Zahnärztinnen/Zahnärzte vom WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle im • Online-Rauchstopp für Jugendliche und junge Auch die niedergelassene Ärzteschaft nutzt gerne die Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Zusam- Methode: Erwachsene Möglichkeit, Patientinnen und Patienten zur Rauchaus- menarbeit mit dem Dezernat für Fortbildung und Die in die Evaluation eingeschlossenen Patientinnen stiegsberatung an das Deutsche Krebsforschungszentrum Gesundheitsförderung der Bundesärztekammer und dem und Patienten des UKT wurden mittels eines struktu- • Online-Rauchstopp für Erwachsene (DKFZ) zu überweisen. Die Ärztinnen und Ärzte sparen Wissenschaftlichen Aktionskreis Tabakentwöhnung e. V. rierten Interviews zu Tabakkonsum, Motivation und viel Zeit und wissen ihre Patientinnen und Patienten in und wird per E-Mail an über 1.000 Abonnenten versendet. geplanten Ausstiegsversuchen befragt. Nach drei • Gruppenprogramm »losgelöst« für Jugendliche kompetenten Händen. Der Newsletter kann kostenfrei per E-Mail (who-cc@dkfz. Monaten erfolgte eine schriftliche Nachbefragung de) angefordert werden. Alle Ausgaben stehen auch zum zum aktuellen Tabakkonsum, zur Motivation und zu • »rauchfrei«-Programm: Rauchstopp in der http://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/Ueberweisung_ Herunterladen zur Verfügung. bisher in Anspruch genommenen Ausstiegshilfen. Gruppe für Erwachsene ans_Rauchertelefon.html http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/Newsletter_ Ergebnisse: • Telefonische Beratung zum Nichtrauchen Individuelle Tabakentwöhnungsberatung für Tabakentwoehnung.html Die Zuweisung erfolgte zu 32 Prozent über Pflege- Krebspatientinnen und -patienten sowie deren kräfte und zu 49 Prozent über Ärztinnen und Ärzte. Angehörige Zehn Prozent der Raucherinnen und Raucher 2.2.2 Weitere Beispiele für Behandelnde Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte 2.2.3 Mobile Raucherambulanz nahmen von sich aus Kontakt zur Mobilen Raucher- Angebote zur Tabakent- haben häufig Bedenken, Krebspatientinnen und -patien- am Universitätsklinikum ambulanz auf. Die untersuchten Raucherinnen und wöhnung DdL, DKfZ, ten mit dem Thema des Rauchausstiegs zu konfrontieren. Tübingen Raucher (n = 78) sind mit einem durchschnittlichen charité-Nichtraucher- Verständlicherweise fehlen ihnen Zeit und Rahmen für FTND von 5,9 als stark abhängig einzustufen. Sie Programm Schule eine individuelle Tabakentwöhnungsberatung ihrer Hintergrund: befanden sich zum Zeitpunkt des Klinikaufenthaltes Patientinnen und Patienten, da bei ihnen vor allem Tabakentwöhnung gehört in Deutschland bislang nicht (T1) in einem Stadium hoher Ausstiegsmotivation Weiterführende Tabakentwöhnungsberatung medizinische Fragestellungen im Vordergrund stehen. zum regulären Versorgungsauftrag von Krankenhäu- und hoher Änderungsbereitschaft. Alle Teilneh- nach einem Klinikaufenthalt via Fax-Überweisung Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) bietet sern. Oftmals steht das Rauchen mit der zu behandeln- merinnen und Teilnehmer reduzierten ihren Tabak- Für viele Patientinnen und Patienten, die wegen einer Krebspatientinnen und -patienten sowie deren Angehöri- den Diagnose in ursächlichem Zusammenhang oder konsum im Vergleich zu der Zeit vor dem Klinikauf- Herz-Kreislauferkrankung, einer Lungen- oder auch einer gen eine umfassende individuelle Beratung an und wirkt sich zumindest hemmend auf den Heilungsver- enthalt. Einen Abstinenzversuch innerhalb des Krebserkrankung stationär behandelt werden müssen, ist schließt damit eine wichtige Lücke. lauf und die Prognose der Erkrankung aus. nächsten halben Jahres planten 73 Prozent der der Klinikaufenthalt ein wichtiger Anstoß, um über einen befragten Raucherinnen und Raucher. Dabei wollten Rauchausstieg nachzudenken. Diesen sensiblen Moment http://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/Krebspatienten. Die „Mobile Raucherambulanz“, ein Projekt innerhalb 52 Prozent der Rauchenden im Anschluss an die (teachable moment) für eine Rauchausstiegsberatung zu html des durch die Deutsche Krebshilfe geförderten Com- Erstberatung eine weitere Unterstützung in Form

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von Beratungen, Gruppenkursen und/oder medika- hang zwischen der Inanspruchnahme erneuter Aufgaben der Mitarbeitenden und insbesondere die mentöser Unterstützung in Anspruch nehmen. Beratungen und der Abstinenz zum Zeitpunkt T2. erleichterte Verfügbarkeit passender Ansprechpartne- Systematische Übersichtsar- rinnen und -partner. Die Verbesserungen werden nach Es besteht ein signifikanter Unterschied zwischen dem Diskussion: Ansicht der Patientinnen und Patienten direkt durch beiten zeigen, dass CRA der selbst berichteten Rauchverhalten vor dem Klinikauf- Nach drei Monaten sind 48 Prozent der erreichten Pati- die verbesserte Niederschwelligkeit möglich bzw. herkömmlichen Behandlung enthalt und T1 (p < .05, n = 25). Zwischen T1 und der entinnen und Patienten abstinent. Einen Beitrag hierzu erleichtert. von Alkohol-, Kokain und Opiat- Nachbefragung T2 nach drei Monaten ergab sich keine könnte die proaktive Beratung am Krankenbett signifikante Änderung. geleistet haben. Welchen Einfluss die Intervention Die Befragungen der beteiligten Institutionen sind zu abhängigkeit überlegen ist sowie die erfolgten Anschlussmaßnahmen auf die weiten Teilen abgeschlossen, die Befragungen der Roozen et al. 2004. Daten zu Es zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwi- Abstinenz haben, könnte in einem randomisierten Mitarbeitenden sind vollständig erhoben und ausge- Langzeitbehandlungen entgif- schen der Inanspruchnahme einer erneuten persönli- Studiendesign mit Kontrollgruppe ermittelt werden. wertet. Hier zeigte sich ein weniger positives Bild zur chen Beratung und der Abstinenz zu T2. Änderungsbe- Einschätzung der Microstructure. Im Rahmen der teter Opiatabhängiger mittels reitschaft, Motivation und Selbstwirksamkeit waren Grenzüberschreitendes Projekt Substitution Kehl Evaluation wurden anhand der Ergebnisse zahlreiche CRA fehlen dagegen weitgehend zwischen T1 und T2 ohne signifikante Änderung. Die Seit dem 16. September 2013 existiert in der grenzna- Veränderungen angestoßen. Es gilt abzuwarten, wie Abbott 2009. Angaben zur geplanten Inanspruchnahme (T1) und die hen Stadt Kehl eine neueröffnete Substitutionspraxis sich diese Veränderungen für die Mitarbeitenden und tatsächliche Inanspruchnahme einer Unterstützung der Drogenberatung Kehl/Offenburg (Drobs) in insbesondere für die Patientinnen und Patienten (T2) unterschieden sich nicht. Trägerschaft des Baden-Württembergischen Landes- auswirken. verbandes für Prävention und Rehabilitation (bwlv) Zusammenfassung: gGmbH, nach dem Vorbild der in Frankreich etablier- Der Community-Reinforcement Approach (CRA; (operationalisiert: reguläres Behandlungsende vs. Die an der Befragung Teilnehmenden weisen einen ten interdisziplinären „Microstructure“ und als Meyers & Smith 2007) ist ein verhaltenstherapeutisches abbruch) sowie verbesserte berufliche Teilhabe hohen FTND, eine hohe Änderungsbereitschaft, eine Kooperationsprojekt mit „ITHAQUE“, dem Träger eines Behandlungskonzept für substanzbezogene Probleme. (operationalisiert: Katamnese-Fragebogen zu Teilhabe hohe Motivation und eine hohe Selbstwirksamkeit auf. Netzwerks von Microstructures mit Zentrum im Elsass. Bei Suchtmittelabhängigen werden die positiven in Beruf und Freizeit (KFTBF-S)) und eine verbesserte Zum Zeitpunkt der Klinikeinweisung kommt es zu Verstärker für den Gebrauch der psychotropen psychosoziale Reintegration (operationalisiert: einer signifikanten Reduktion des Zigarettenkonsums Die Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung des Substanz systematisch entfernt und die positive Fragebogen zur sozialen Unterstützung (F-SozU)). Als oder zur Tabakabstinenz. Es besteht ein Zusammen- Universitätsklinikums Tübingen führt mit Unterstüt- Verstärkung für Abstinenz unter Einsatz von Verstär- zusätzliche weitere Instrumente kamen unter anderem zung aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg von kern aus dem sozialen Bereich systematisch erhöht. die SCL-90, der SF-35, die HEISA und weitere standar- 2014 bis 2015 eine formative Evaluation der Imple- Dieser teilhabe-orientierte verhaltenstherapeutische disierte Fragebögen zum Einsatz. Innovatives Element der mentation der „Microstructure“ durch. Die Umsetzung Ansatz wurde in den USA bereits erfolgreich evaluiert, »Microstructure« ist die ver- wird anhand qualitativer Interviews der beteiligten ist in Deutschland jedoch bislang wenig verbreitet. Die Studie konnte weder eine Überlegenheit noch eine besserte Niederschwelligkeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Befragungen Mit Unterstützung aus Mitteln der Deutschen Renten- Unterlegenheit der CRA-Behandlung hinsichtlich der der beteiligten Institutionen untersucht. Durch versicherung wurden durch die Sektion Suchtmedizin Haltequote, der Prävalenz von Drogenabstinenz oder durch ein in die Substitutver- qualitative Interviews zu zwei Befragungszeitpunkten und Suchtforschung des Universitätsklinikums der beruflichen Teilhabe im Vergleich zur herkömmli- gabe integriertes, vermehrtes wird die Änderung der Betreuungszufriedenheit einer Tübingen zwei stationäre Drogenrehabilitationsein- chen Behandlung belegen. Allerdings zeigen die qualifiziertes psychosoziales Teilstichprobe von n = 20 Patient(inn)en über sechs richtungen innerhalb des Baden-Württembergischen Ergebnisse der Langzeitstudie langfristig stabile Angebot eines interdisziplinä- Monate hinweg als zentrales Zielkriterium erfasst. Landesverbands für Prävention und Rehabilitation Verbesserungen der Symptombelastung und gesund- gGmbH in einem kontrollierten zweiarmigen Design heitsbezogenen Lebensqualität, die als Hinweise auf ren Teams von Suchtmedizine- Die Patienteninterviews wurden vollständig erhoben, (CRA vs. Standardbehandlung) über fünf Untersu- erfolgreiche Behandlung in beiden Einrichtungen rinnen und medizinern, Psy- die erste Befragungswelle ist bereits ausgewertet. Die chungszeitpunkte (Prä/Post/Drei-Monats, Sechs- bewertet werden können. chologinnen und Psychologen Ergebnisse zeichnen insgesamt ein positives Bild der Monats- und Zwölf-Monats-Follow-up) miteinander sowie Sozialarbeiterinnen Einrichtung, die Patientinnen und Patienten sind mit verglichen. Betrachtet wurden hierbei die Behand- Mit Unterstützung aus Mitteln der Deutschen Renten- den Angeboten und Unterstützungsmöglichkeiten lungscompliance, die Abstinenzquoten und insbeson- versicherung wurden durch die Sektion Suchtmedizin und arbeitern. zufrieden bis sehr zufrieden. Bemerkbar sind für die dere die Veränderung der beruflichen und sozialen und Suchtforschung des Universitätsklinikums Patientinnen und Patienten eine Erweiterung der Teilhabe. Erwartet wurden eine bessere Haltequote Tübingen zwei stationäre Drogenrehabilitationsein-

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richtungen innerhalb des Baden-Württembergischen zum Beispiel mittels Jodwasserstoff oder Jod und Umständen des Einstiegs in den Konsum und weiteren Das dritte Fachgespräch am 16. Dezember 2014 Landesverbands für Prävention und Rehabilitation Phosphor. Ephedrin ist ein in zahlreichen Asthma-, Aspekten, aus denen sich Ansätze für präventive fokussierte das Themenfeld Behandlung. Neben der gGmbH in einem kontrollierten zweiarmigen Design Husten- und Grippemedikamenten enthaltener Maßnahmen ableiten lassen, Befunde zur Einschät- Vorstellung aktueller Studienergebnisse und internati- (CRA vs. Standardbehandlung) über fünf Untersu- Wirkstoff, der aus dem Ephedra-Kraut gewonnen wird. zung von Hilfsangeboten und Prävention durch die onaler Leitlinien zur Behandlung der Methampheta- chungszeitpunkte (Prä/Post/Drei-Monats, Sechs- Crystal Meth in rekristallisierter Form hat einen Betroffenen selbst gewonnen werden. minabhängigkeit wurden Eindrücke aus der Behand- Monats- und Zwölf-Monats-Follow-up) miteinander besonders hohen Reinheitsgrad (90 bis100 Prozent). lungspraxis geschildert und Möglichkeiten zur verglichen. Betrachtet wurden hierbei die Behand- Um diese Präventionsansätze und Hilfsangebote zu Frühintervention diskutiert. lungscompliance, die Abstinenzquoten und insbeson- Erhebungen zeigen, dass der Missbrauch von Metham- analysieren, wurden sie in verschiedenen Fachgesprä- dere die Veränderung der beruflichen und sozialen phetamin oder Crystal Meth im Gegensatz zu den chen mit den Drogenbeauftragten, Suchtreferentinnen Auf Basis der in den Fachgesprächen entwickelten Teilhabe. Erwartet wurden eine bessere Haltequote stabilen oder sogar leicht gesunkenen Zahlen des und -referenten sowie Suchtkoordinatorinnen und Erkenntnisse wurden einige vom BMG geförderte (operationalisiert: reguläres Behandlungsende vs. Gesamtkonsums illegaler Drogen steigt. Auch wenn es -koordinatoren der Länder und weiteren Fachexpertin- Projekte bzw. Studien ins Leben gerufen, weitere sind abbruch) sowie verbesserte berufliche Teilhabe sich nach wie vor um ein regionales Phänomen in den nen und -experten aus der Versorgungspraxis disku- geplant: (operationalisiert: Katamnese-Fragebogen zu Teilhabe Gebieten nahe der tschechischen Grenze handelt, sind tiert, bereits etablierte Projekte wurden vorgestellt, in Beruf und Freizeit (KFTBF-S)) und eine verbesserte seit 2011 die Beschlagnahmungen von und Behand- weitere Projektideen entwickelt und Möglichkeiten zur Studie psychosoziale Reintegration (operationalisiert: lungsnachfragen wegen Crystal in Deutschland Frühintervention erarbeitet. »Crystal Meth und Familie – Zur Analyse der Fragebogen zur sozialen Unterstützung (F-SozU)). Als angestiegen. Lebenssituation und des Hilfebedarfs betroffener zusätzliche weitere Instrumente kamen unter anderem Ziel des ersten Fachgespräches am 24. Juni 2014 zum Kinder« die SCL-90, der SF-35, die HEISA und weitere standar- Im Rahmen der Studie „Amphetamin und Metham- Themenfeld Prävention war es, die vorgelegten Auf Basis der steigenden Fallzahlen von Crystal-Meth- disierte Fragebögen zum Einsatz. phetamin – Personengruppen mit missbräuchlichem Empfehlungen mit den Teilnehmenden hinsichtlich Abhängigen besonders in den Regionen Sachsen, Konsum und Ansatzpunkte für präventive Maßnah- Innovation, Praxisnähe und Förderwürdigkeit zu Thüringen und Oberpfalz und der Erfahrungsberichte Die Studie konnte weder eine Überlegenheit noch eine men“ des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtfor- bewerten. Inhaltlicher Schwerpunkt wurde dabei auf von Fachexpertinnen und -experten wurde ein Unterlegenheit der CRA-Behandlung hinsichtlich der schung der Universität Hamburg und der Sekundär- die Konsumgruppen im Freizeitbereich, im schulischen überdurchschnittlich häufiges Auftreten von Crystal- Haltequote, der Prävalenz von Drogenabstinenz oder analyse des Instituts für Therapieforschung München und im Ausbildungsbereich sowie auf Konsumierende Meth-Abhängigen mit Kindern bei den Hilfeeinrich- der beruflichen Teilhabe im Vergleich zur herkömmli- wurden unterschiedliche Gruppen von Konsumieren- mit Kindern gelegt. tungen festgestellt. chen Behandlung belegen. Allerdings zeigen die den bzw. Missbrauchenden von Amphetamin und Ergebnisse der Langzeitstudie langfristig stabile Methamphetamin identifiziert sowie Trends und Als erste Maßnahme nach dem Fachgespräch wurde In der seit Oktober 2014 implementierten Studie Verbesserungen der Symptombelastung und gesund- Risikofaktoren des Konsums in Deutschland analysiert. eine Erweiterung des Informationsangebotes der BZgA „Crystal Meth und Familie – Zur Analyse der Lebenssitu- heitsbezogenen Lebensqualität, die als Hinweise auf Hierbei wurde festgestellt, dass Crystal Meth von den mit einer Expertise zum Versorgungsstand veröffent- ation und des Hilfebedarfs betroffener Kinder“ der erfolgreiche Behandlung in beiden Einrichtungen verschiedensten Gruppen quer durch die Gesellschaft licht. In Planung ist die Entwicklung von Unterrichts- Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (KatHO bewertet werden können. konsumiert wird. Dazu zählen neben Personen, die material für Schulen und den Einsatz in der Sekundar- NRW) wird in Form eines Pilotprojektes eine umfassen- ausschließlich Freizeit-bezogen konsumieren, auch stufe II. Zur Verbesserung der Datenlage wird darüber de Basisdokumentation von Crystal-Meth-abhängigen Konsumierende im beruflichen Kontext, Konsumie- hinaus zukünftig eine getrennte Erfassung der Subs- Eltern und ihren Kindern in Schwerpunktberatungsstel- 2.3 illegale Drogen rende mit zusätzlichen psychischen Erkrankungen, tanzen Amphetamin und Methamphetamin im len in Sachsen erstellt, auf deren Grundlage ein Doku- Konsumierende mit Kindern und Konsumierende mit jährlichen Suchtsurvey ESA vorgenommen. mentations- und Diagnostiksystem entwickelt wird. Die 2.3.1 fAchgespräche zu besonders riskanten Konsumgewohnheiten. defizitäre Datenlage zu den mitbetroffenen Kindern soll crystal-Meth und weitere Inhalt des zweiten Fachgespräches am 11. September dabei besonders berücksichtigt werden. Dies ist notwen- Umsetzung Die bisherigen Behandlungsansätze sind nicht explizit 2014 war das Arbeitssetting einzelner Party-Projekte dige Voraussetzung für die Entwicklung von Strategien auf die Behandlung von Crystal-Konsumierenden und deren Erfahrungen zum Stimulanzienkonsum in zur Frühintervention in den betroffenen Familien und „Crystal Meth“ ist ein synthetisch hergestelltes Stimu- zugeschnitten; die Kurz- und Langzeitwirkungen bei der Partyszene hinsichtlich der Figurierung der zur Verbesserung des Kinderschutzes. lans auf Amphetaminbasis. Der chemische Name lautet Crystal-Abhängigen behindern zusätzlich die Maßnah- Botschaften und Arbeitsansätze, der Bestimmung und N-Methylamphetamin oder kurz Methamphetamin. men der herkömmlichen Suchttherapie. Im Rahmen Erreichung der Zielgruppen und der Bestimmung und Mit der Studie sollen die Erfahrungen der Schwer- Die Herstellung von Methamphetamin erfolgt im der oben genannten Studien konnten neben den Konkretisierung der Konzepte der jeweiligen Projekte. punktberatungsstellen im Umgang mit der Klientel der Labor durch die chemische Reduktion von Ephedrin teilweise unterschiedlichen Konsummotiven, den Crystal-Meth-Abhängigen systematisch erfasst und

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qualitativ evaluiert werden. Dabei sollen besonders Konsumierenden einbezogen. Berücksichtigt werden nen und Patienten recherchiert und in einem Exper- Ziel des Projektes „Prävention in der Zielgruppe der Behandlungsverläufe und Interaktionsmuster unter- dabei die nach Kenntnisstand als besondere Chance tengremium diskutiert werden. MSM“ der Deutschen AIDS-Hilfe ist die Gewährleis- sucht werden. Hauptziele der Studie sind die Analyse angesehenen Bausteine wie Niedrigschwelligkeit, tung eines niedrigschwelligen Hilfezugangs durch die der gegenwärtigen Situation der betroffenen Familien Überwindung von Isolation, Wiedererlangung von Das Projekt beinhaltet die systematische Sichtung und Kompetenzerweiterung in den Schwulenberatungs- und Kinder sowie die Entwicklung einer Hilfestellung interpersonellen Kompetenzen und Motivationen zur Aufbereitung der zum Thema Methamphetamin stellen hinsichtlich des Umgangs und der Weiterver- für die Arbeit der Suchthilfe, Jugendhilfe und Medizin, Inanspruchnahme des Hilfesystems. Erreicht werden verfügbaren Studien und der Literatur zur Behandlung mittlung von Drogen konsumierenden MSM. In dem um Kindeswohl weitgehend zu sichern und die sollen so die unterschiedlichsten Subgruppen von Crystal-Meth-Abhängiger sowie eine Befragung Projekt sollen bis 2016 Trainings- und Praxisangebote Veränderungsmotivation der Eltern zu stärken. Menschen mit Methamphetamin-Abhängigkeit oder relevanter Einrichtungen des Suchthilfesystems zu in mehreren deutschen Städten für Mitarbeiterinnen schädlichem Gebrauch, die mithilfe des sozialen deren praktischen Erfahrungen mit der Behandlung und Mitarbeiter in AIDS-Hilfe- bzw. Schwulenbera- Projekt Austauschs zwischen Betroffenen Abstinenz erreichen und Betreuung dieser Patientengruppe, insbesondere tungsstellen erarbeitet sowie Interventionen mit »Online-Selbsthilfe für Methamphetamin- und aufrechterhalten sowie mit der Suchterkrankung bezüglich der Diagnosestellung, der Akut- und Lang- Kooperationen vor Ort initiiert werden. Die Angebote Konsumenten – Entwicklung und Evaluation eines einhergehende Alltagsprobleme gemeinsam bewälti- zeitbehandlung, der medikamentösen Therapieerfah- sollen beworben und deutschlandweit bekanntge- zielgruppenspezifischen Angebotes« gen wollen. rungen sowie vorhandener therapeutischer Konzepte, macht werden. Selbsthilfeaktivitäten gewinnen neben Angeboten der Konzepte zur Rehabilitation und zur ambulanten Therapie und der Beratung auch im Bereich der Es wird davon ausgegangen, dass beim Aufbau des Nachsorge. Projektadaption illegalen Drogen zunehmend an Bedeutung. Die Angebotes eine anfängliche Unterstützung der »FreD (Frühintervention bei erstauffälligen vorliegenden Hilfsangebote im Internet bieten Nutzerinnen und Nutzer durch professionelle Akteure Nach Aufbereitung und Bewertung der Ergebnisse soll Drogenkonsumenten) für Crystal-Konsumierende« Basisinformationen und Links zu Beratungsstellen vor des Hilfesystems notwendig ist, die im Verlauf bis Anfang 2016 neben einem Expertennetzwerk, In dem Projekt FreD wurde ein suchtpräventives Ort, sind jedoch nicht auf Crystal-Meth-Konsumieren- schrittweise reduziert werden kann. Ein fester Projekt- bestehend aus den teilnehmenden Einrichtungen, ein Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene bis de und eine Interaktion mit diesen fokussiert. bestandteil sind deshalb Maßnahmen, mit deren Hilfe Expertengremium, bestehend aus Fachexpertinnen zum 25. Lebensjahr, die zum ersten Mal wegen des eine Verstetigung als selbstorganisiertes Online- und -experten und den Mitgliedern des Ausschusses Konsums illegaler Drogen polizeilich auffällig gewor- Ziel des Projektes „Online-Selbsthilfe für Methamphe- Selbsthilfeangebot angestrebt werden soll. für Sucht und Drogen der Bundesärztekammer, den waren, entwickelt. Ziel des Projektes war die Förde- tamin-Konsumenten – Entwicklung und Evaluation eingerichtet werden. Auf der Grundlage der Diskussi- rung der Beachtung und Anwendung von Frühinter- eines zielgruppenspezifischen Angebotes“ des Univer- Projekt onsergebnisse des Gremiums sollen anschließend vention bei erstauffälligen Drogenkonsumierenden bei sitätsklinikums Hamburg-Eppendorf ist es, ein »Erstellung von Handlungsempfehlungen für die Handlungsempfehlungen für Ärztinnen und Ärzte und Strafverfolgungsbehörden: Etabliert wurden Kurse, in spezifisches onlinebasiertes Selbsthilfeangebot für Behandlung von Methamphetamin-Abhängigen« andere beteiligte Berufsgruppen für die Behandlung denen erstauffällige Drogenkonsumentinnen und Crystal-Meth-Konsumierende zu entwickeln und Trotz stetiger Zunahme des Konsums der illegalen von Crystal-Meth-Abhängigen erstellt werden. -konsumenten lernen, den eigenen Drogenkonsum zu wissenschaftlich zu begleiten. Zudem sollen geeignete Droge Crystal Meth in Deutschland, insbesondere in reflektieren, und Wissen über Risiken und rechtliche Voraussetzungen für einen Weiterbetrieb im An- den an die Tschechische Republik angrenzenden Weitere Planungen Aspekte sowie praktische Tipps zur Reduzierung oder schluss an die geförderte Projektlaufzeit geschaffen Bundesländern, zunehmend aber auch darüber hinaus, Projekt »Prävention in der Zielgruppe der MSM« Beendigung des Konsums vermittelt bekommen. werden. liegen bislang keine evidenzbasierten medizinischen (Männer, die Sex mit Männern haben) Mittlerweile ist FreD mit etwa 116 Standorten und Behandlungskonzepte für den Personenkreis der Merkmale der Zielgruppe der drogenkonsumierenden 236 FreD-Trainerinnen und Trainern in Deutschland In Form eines Online-Portals wird neben allgemein Crystal-Konsumierenden vor. Das medizinisch- Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), sind unter sowie in mehr als einem Dutzend anderer europäischer einsehbaren Informationen und Verlinkungen zu therapeutische Wissen beschränkt sich daher derzeit anderem eine weitgehende Integration der Betroffenen Länder verbreitet. bestehenden Hilfsangeboten ein spezieller Mitglieder- weitgehend auf Erfahrungsberichte und Einzelfallstu- in Beruf und Gesellschaft sowie ein eher privates, bereich mit virtuellen Kommunikationsräumen dien, aus denen sich noch keine gesicherten Empfeh- wochenendorientiertes, den Zugang erschwerendes Das abgeschlossene Projekt war stark auf den Konsum eingerichtet. Durch die Schaffung von mehreren lungen für die ärztliche Praxis ableiten lassen. Konsummuster. Auf Grundlage der Ergebnisse einer von Cannabis als am häufigsten verbreitete illegale unterschiedlichen virtuellen Räumen sollen verschie- Studie, die sich mit dieser Zielgruppe beschäftigt Droge fokussiert. Das aktuelle Projekt „Adaption von dene Nutzergruppen angesprochen werden. Bei der In dem Projekt „Erstellung von Handlungsempfehlun- (Chemsex-Studie), und mit Bestätigung der Erfahrun- FreD (Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkon- Durchführung werden sowohl aktuelle Erkenntnisse gen für die Behandlung von Methamphetamin- gen der Deutschen AIDS-Hilfe wurde ein Bedarf an sumenten) für Crystal-Konsumierende“ des Land- zu Möglichkeiten, Chancen und besonderen Heraus- Abhängigen“ des Ärztlichen Zentrums für Qualität in Präventionsmaßnahmen, vor allem eine Verstärkung schaftsverbands Westfalen-Lippe soll – als Modellprojekt forderungen der Selbsthilfe im Internet als auch zu der Medizin (ÄZQ) soll der aktuelle Wissensstand zur des Beratungsangebotes in Form von Anlaufstellen für angelegt – den erfolgreichen Frühinterventionsansatz, bekannten Charakteristika von Methamphetamin- Behandlung Methamphetamin-abhängiger Patientin- MSM mit Drogenproblemen, festgestellt. der substanzübergreifend angelegt ist, auf die sich

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zunehmend verbreitende Droge Crystal Meth adaptie- Bedürfnis nach drogeninduzierten „Highs“ vorgebeugt lich in eine Klinik für Forensische Psychiatrie einge- Merheim ist die Entwicklung einer Handlungsanlei- ren. Hierzu bedarf es diverser Anpassungsmaßnahmen, werden. Der Umgang mit Frustrationserlebnissen soll wiesen werden. Das Projekt verknüpft Präventions- tung, um das Erkennen Crystal-Meth-Konsumierender die in dem Projekt bis 2016 entwickelt und evaluiert geschult und der erlebnisintensive, gemeinschaftliche maßnahmen im Lehrbereich und Maßnahmen zur zu erleichtern und Hinweise für einen sicheren werden sollen. Eine Erweiterung des Ansatzes auch auf Sport als Energiequelle anerkannt werden. Vorliegende Förderung der Rehabilitation von Patientinnen und Umgang mit den Betroffenen zu bieten. Erfahrungen andere Substanzen ist möglich. Drogenerfahrungen sind dabei ein stark verbindendes Patienten mit einer Crystal-Abhängigkeit. aus einzelnen Notfallambulanzen und von Ersthelfe- Element zwischen (noch) konsumierenden Teilneh- rinnen und Ersthelfern aus den bisher am stärksten Projekt merinnen und Teilnehmern und Peers. Der Austausch Ziel ist es, bis zum Jahr 2016 Patientinnen und Patienten betroffenen Regionen werden aufgenommen und im »Spotting – Präventionsprojekt für junge und und die Auseinandersetzung zu diesem Thema werden aus einer Klinik zu Suchtkrankenhelferinnen und Rahmen eines Informationsblattes aufbereitet. Eine jugendliche Konsumentinnen und Konsumenten erleichtert und beschleunigt und sind wichtiges helfern zu schulen, damit diese in Universitäten deutschlandweite Verbreitung ist vorgesehen. von Crystal Meth und ATS« Element des Miteinanders. Im Bedarfsfall werden begleitete Präventionsmaßnahmen durchführen. Nach Eine besondere Herausforderung der Suchtprävention thematische psychoedukative Einzel- und Gruppenan- einer Evaluation kann das Projekt überregional auf Projekt ist die Erreichung der Zielgruppe der Jugendlichen und gebote von der sozialpädagogischen Fachkraft (Projekt- verschiedene Bildungseinrichtungen (Schulen, Berufs- »Evaluierung eines kognitiv-verhaltenstherapeuti- jungen Erwachsenen. mitarbeiterin oder -mitarbeiter) initiiert. schulen etc.) übertragen werden. schen Ansatzes und Entwicklung eines Leitfadens für die stationäre Rehabilitation Methampheta- Ziel des Projektes „Spotting – Präventionsprojekt für Das Projekt wird durch die Universität Bamberg Projekt minabhängiger« junge und jugendliche Konsumentinnen und Konsu- wissenschaftlich begleitet und ausgewertet mit dem »Handlungsempfehlungen für Ersthelferinnen Das im dritten Fachgespräch zum Thema Crystal Meth menten von Crystal Meth und ATS“ der Alternativen Ziel der Entwicklung eines evidenzbasierten Konzeptes und Ersthelfer« vorgestellte Manual der Rehabilitationsklinik Hoch- Jugend- und Drogenhilfe mudra e. V. in Nürnberg ist es, für den Transfer und zur Implementierung in die Das Aufkommen unterschiedlicher Subgruppen stadt setzt auf kognitiv-verhaltenstherapeutische den Bereich der Peerarbeit und Selbsthilfe zu stärken praktische überregionale Arbeit. Eine Veröffentlichung Crystal-Meth-Konsumierender und die Heterogenität Interventionen und orientiert sich im Wesentlichen an und deren Potenzial in die professionelle Suchtarbeit der Ergebnisse ist vorgesehen. dieser Zielgruppe bedingen ein zielgruppenspezifisches den von den US-amerikanischen Gesundheitsbehör- zu integrieren bzw. diese zu vernetzen. „Spotting“ ist Vorgehen in der Behandlung und vor allem in der den und dem Nationale Institute for Drug Abuse ein Instrument der selektiven Prävention im Bereich Projekt Erstbehandlung der Betroffenen. Die neurotoxische veröffentlichten Manualen zur Behandlung der Crystal-Meth und Amphetamintypische Stimulanzien »Methamphetamin-Prävention in Lehreinrichtun- Wirkung von Methamphetamin bewirkt Veränderungen Kokainabhängigkeit sowie den Erkenntnissen und (ATS). Das Angebot wendet sich an Risikogruppen und gen durch Patienten als Suchtkrankenhelfer« im Transmittersystem und kann zu kognitiven Störun- Manualen aus dem Matrix-Modell, welche seit den 80er konsumierende, die (noch) keine manifeste Abhängig- Sowohl zwei vom BMG geförderte Studien als auch die gen führen. Eine Auswirkung kann ein besonders Jahren für Kokainkonsumierende in Kalifornien keit entwickelt haben. Dieser Zielgruppe soll ein Erfahrungen der Fachexpertinnen und -experten aus aggressives Verhalten sein, welches – anders als bei dem entwickelt und in den 90er Jahren auf Methampheta- innovatives und attraktives Angebot bereitgestellt den im Jahr 2014 durchgeführten Fachgesprächen zum Konsum anderer Substanzen – ungewöhnlich lange minabhängige angepasst wurden. werden, das der Entwicklung einer manifesten Drogen- Thema Crystal haben eine Zunahme des Crystal- anhalten kann. Das besondere Verhalten speziell der problematik entgegenwirkt. Ein Abgleiten in dauerhaf- Konsums in Deutschland auch in der Zielgruppe der Methamphetamin-Konsumierenden sowie die unge- Da in Deutschland bislang keine Handlungsempfeh- ten Konsum, missbräuchliches Verhalten und drohen- Studierenden bestätigt. wöhnliche Dauer dieser Zustände bedürfen besonderer lungen und Behandlungskonzepte speziell für Meth- de Abhängigkeit soll vermieden, Straffälligkeit Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit den Betroffenen. amphetaminkonsumierende vorliegen, soll im Rahmen verhindert und einem drohenden Verlust von Ausbil- Das aktuelle Projekt „Methamphetamin-Prävention in des Projektes „Evaluierung eines kognitiv-verhaltens- dungs- und Arbeitsplätzen sowie einer sozialen Lehreinrichtungen durch Patienten als Suchtkranken- Der zunehmende Konsum von Crystal Meth bewirkt, therapeutischen Ansatzes und Entwicklung eines Isolation vorgebeugt werden. helfer“ der Universität Bamberg in Kooperation mit dass sich auch professionelle Retterinnen und Retter im Leitfadens für die stationäre Rehabilitation Metham- der Universität Bayreuth und der Abteilung Klinische somatischen Bereich zunehmend diesem aggressiven phetaminabhängiger“ der Bezirksklinik Hochstadt in Das verbindende Medium im Projekt ist die Suchtmedizin des Bezirkskrankenhauses Bayreuth Verhalten und extremen Ängsten der Crystal-Intoxikier- Kooperation mit der Universität Bamberg eine Hilfe Trendsportart Bouldern und die Interaktion mit Peers greift diese Erkenntnis auf: Die Lehreinrichtungen in ten ausgesetzt sehen. Betroffen sind hier vor allem für stationäre Therapieeinrichtungen erarbeitet des „MountainActivityClubs MAC“ (ehemalige Crystal- Bamberg und Bayreuth sowie die Klinik für Forensi- Rettungskräfte sowie Polizistinnen und Polizisten, aber werden. Ausgehend von den bisherigen neurobiologi- Konsumierende). Die Peerkräfte coachen und betreuen sche Psychiatrie Bayreuth haben umfängliche Erfah- auch die Mitarbeitenden in den Rettungsambulanzen. schen Erkenntnissen über die psychischen Wirkungen ein wöchentlich stattfindendes Bouldertraining und rungen einerseits mit Studierenden mit Crystal- und besonderen Gefahren von Amphetaminen und helfen bei der Reflexion des eigenen Konsums und Konsum und andererseits mit Patientinnen und Ziel des Projektes „Handlungsempfehlungen für Ersthel- besonders Methamphetamin und den US-amerikani- Freizeitverhaltens der Teilnehmerinnen und Teilneh- Patienten, die wegen einer entsprechenden Abhängig- ferinnen und Ersthelfer“ der Klinik und Poliklinik für schen Angeboten wurde das in der Klinik Hochstadt mer. Mit den erfahrbaren „Kickerlebnissen“ soll dem keit stationär behandelt werden müssen oder gericht- Psychiatrie und Psychotherapie der LVR-Klinik Köln- angewendete Therapiekonzept auf bundesdeutsche

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stationäre Bedingungen des Suchthilfesystems Persönlichkeit der Teilnehmenden bildet gleichsam 2.3.2 substitutionsregister Kommunen einen wichtigen Beitrag zum Patienten- angepasst. Mithilfe einer Evaluierung unter Einbezie- den Ausgangspunkt und das Ziel aller schulorientier- schutz sowie zur Sicherheit und Kontrolle im Rahmen hung der an der Behandlung beteiligten Personen ten Bildungsprozesse. Die Teilnehmerinnen und Nach § 13 Abs. 3 Betäubungsmittelgesetz (BtMG) in der Substitutionsbehandlungen. und einer Befragung der Betroffenen soll bis 2016 ein Teilnehmer werden dabei von qualifiziertem Fach- Verbindung mit § 5a der Betäubungsmittel-Verschrei- Leitfaden erarbeitet und allen Therapieeinrichtungen personal (Lehrkräfte, Dozentinnen und Dozenten, bungsverordnung (BtMVV) führt das Bundesinstitut Die Meldungen der substituierenden Mediziner(innen) zugänglich gemacht werden. Sozialpädagoginnen und pädagogen) beschult und für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für die erfolgen schriftlich auf dem Postweg oder im gesicher- betreut. Länder das Substitutionsregister. Seit dem 1. Juli 2002 ten Online-Verfahren über den beim BfArM eingerich- Projekt hat jede Ärztin bzw. jeder Arzt, die bzw. der Substituti- teten Formularserver. Die Patientencodes werden nach »Schulische Qualifikation für Crystal Meth- Projekt onsmittel für eine opiatabhängige Patientin bzw. einen Erfassung aus datenschutzrechtlichen Gründen Abhängige« »MethCare« opiatabhängigen Patienten verschreibt, der Bundesopi- unverzüglich in ein Kryptogramm verschlüsselt. Wiederkehrende Berichte von Fachexpertinnen und Innerhalb der letzten Jahre hat sich in Teilen umstelle im BfArM unverzüglich die in § 5a Abs. 2 Fachexperten heben die Notwendigkeit der Ausrich- Deutschlands aufgrund der Ausbreitung von Meth- BtMVV vorgeschriebenen Angaben zu melden: den Die Anzahl der gemeldeten Substitutionspatientinnen tung von Rehabilitationsverfahren für Crystal-Meth- amphetamin die Drogenszene verändert, wobei Patientencode, das Datum der ersten Verschreibung, und -patienten ist seit Beginn der Meldepflicht bis 2010 Abhängige auf ein anschlussfähiges Ziel hervor. Eines dieses Phänomen aktuell besonders in Mittel- das verschriebene Substitutionsmittel, das Datum der kontinuierlich angestiegen und belief sich zum 1. Juli der wichtigsten Ziele ist dabei die Erlangung bzw. deutschland ausgeprägt ist. So waren zum Beispiel im letzten Verschreibung, den Namen und die Adresse der 2010 auf 77.400 Patientinnen und Patienten. Seit 2011 Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit und einer Jahr 2012 in Thüringen 92 Prozent der erstauffälligen verschreibenden Medizinerin bzw. des verschreiben- ist die Anzahl nun weitgehend gleichbleibend und lag entsprechenden Qualifikation. Dies gilt in besonde- Konsumierenden harter Drogen aus dem Bereich den Mediziners sowie gegebenenfalls auch den Namen am 1. Juli 2014 bei 77.500 Patientinnen und Patienten rem Maße für Menschen, die aufgrund eines frühen (Meth-)Amphetamin. Gesundheitliche Folgen des und die Anschrift der beratend hinzugezogenen Ärztin (Tabelle 10). Konsumeinstiegs bisher keine ausreichende schuli- Methamphetaminkonsums führen zu einem gestei- bzw. des beratend hinzugezogenen Arztes (Konsiliari- sche oder berufliche Qualifikation erlangen konnten. gerten Behandlungsbedarf. Der vielfältigen Szene us). Ferner mussten die Ärztekammern bis 2014 jedes Im Jahr 2014 wurden im Substitutionsregister rund neuer Konsumentinnen und Konsumenten gegen- Jahr zum 31. März und 30. September der Bundesopi- 92.200 An-, Ab- bzw. Ummeldungen von Patienten- Im Rahmen des Projektes „Schulische Qualifikation über steht ein Hilfesystem, welches nur unzurei- umstelle alle Ärztinnen und Ärzte mitteilen, die die codes erfasst. Diese hohe Zahl ergibt sich unter für Crystal Meth-Abhängige“ des Instituts für chend auf die spezifischen Bedarfe ausgerichtet ist Mindestanforderungen an eine suchttherapeutische anderem dadurch, dass dieselben Patientinnen und Gesundheit und Bildung-IGB e. V. (Fachklinik für und die internationale (fast ausschließlich in engli- Qualifikation erfüllen. Künftig wird das Ärztekammer- Patienten mehrfach an- und wieder abgemeldet Abhängigkeitskranke Alte Flugschule) wird für scher Sprache vorliegende) Forschungsliteratur der Meldeverfahren gemäß der „28. Verordnung zur wurden – entweder durch dieselbe Ärztin bzw. densel- ehemalige perspektivlose Crystal-Meth-Abhängige letzten Jahre mangels Bedarf kaum zur Kenntnis Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften“ ben Arzt oder durch verschiedene Mediziner(innen). ohne schulische Qualifizierung, die aufgrund ihres genommen hat. Aufklärung, Früherkennung und vom 5. Dezember 2014 geändert (unter anderem Gründe hierfür können sowohl bei den Patientinnen frühen Konsumeinstiegs erhebliche Integrations- Behandlung von Folgeschäden gestalten sich ent- Einzelanforderung des BfArM bei den Ärztekammern und Patienten (zum Beispiel aufgrund eines Wechsels hemmnisse haben, ein nachhaltiges Angebot zur sprechend schwierig. ausschließlich zu Ärztinnen und Ärzten, die an erfolgreichen Integration geschaffen. Dies erfolgt Substitutionsbehandlungen beteiligt sind). Tabelle 10: durch eine schulische Vorbereitung auf die Schul- Ziel des Projektes „MethCare“ des Vereins SuPraT, Anzahl gemeldeter Substitutionspatientinnen fremdenprüfung zur Erlangung des Haupt- oder Suchtfragen in Praxis und Theorie e. V., ist es, eine Zu den Aufgaben des Substitutionsregisters gehören und -patienten pro Ärztin bzw. Arzt (Stichtag 01.07.2014) Realschulabschlusses und eine individuelle Berufs- umfassende deutschsprachige Datenbank kostenlos insbesondere die frühestmögliche Unterbindung von orientierung zur Befähigung einer rationalen zur Verfügung zu stellen, die sich spezifisch auf die Mehrfachverschreibungen von Substitutionsmitteln Anzahl gemeldeter Subs- Anteil der meldenden Entscheidung für einen Erstberuf. weltweit vorhandene Literatur zu Prävalenz, Folge- durch verschiedene Mediziner(innen) für dieselbe titutionspatientinnen und substituierenden Ärztinnen patienten pro Mediziner(in) und Ärzte schäden, Therapieoptionen und Komorbiditäten in Patientin bzw. denselben Patienten, die Feststellung Ziel des Modellprojektes sind die Entwicklung Zusammenhang mit Methamphetamin konzentriert. der Erfüllung der Mindestanforderungen an eine bis zu 3 28 % passgenauer didaktischer Konzepte und Unterrichts- Das Projekt dient der Optimierung der qualifizierten suchttherapeutische Qualifikation der Ärztinnen und 4 bis 50 52 % einheiten für die genannte Zielgruppe und die Arbeit in der Suchthilfe und im psychiatrischen Ärzte sowie die Übermittlung statistischer Auswertun- 51 bis 100 14 % Förderung der Sach-, Personal- und Sozialkompetenz Bereich. gen an die zuständigen Überwachungsbehörden und in Bezug auf eine berufliche Orientierung. Im obersten Landesgesundheitsbehörden. Das Substituti- über 100 6 % Mittelpunkt steht der individuelle Kompetenzansatz onsregister leistet als bundesweites Überwachungsin-

der einzelnen Teilnehmenden. Die individuelle strument auf der Ebene von Bund, Ländern und Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

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Abbildung 23: Abbildung 24: anzahl gemeldeter substitutionspatienten in deutschland von 2002 bis 2014 (jeweils stichtag 1. juli) anzahl meldender, substituierender ärzte von 2002 bis 2014

80.000 2.800 2.786 77.400 77.300 77.500 2.710 2.731 76.200 75.400 2.706 2.700 2.703 74.600 2.673 2.691 2.664 2.650 72.200 2.607 2.616 70.000 68.800 2.600

64.500 2.436 61.000 60.000 2.400 57.700

52.700 50.000 2.200 46.000

40.000 2.000 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

Abbildung 25: der behandelnden Ärztin bzw. des behandelnden Kollegen als Konsiliarius in die Behandlung einbezie- Art und Anteil der gemeldeten Substitutionsmittel (Stichtag 01.07.2014) Arztes oder längerer Klinik-Aufenthalte) als auch bei hen. Die Zahl der seitens der Ärztekammern gemelde- den Medizinerinnen und Medizinern (zum Beispiel ten suchttherapeutisch qualifizierten Ärztinnen und 22,6% aufgrund eines ärztlichen Personalwechsels in Ärzte liegt um ein Mehrfaches höher als die Zahl der Buprenorphin Substitutionsambulanzen) liegen. tatsächlich substituierenden Medizinerinnen und Mediziner. Die von den Ärztekammern eingereichten 0,2% 2014 haben insgesamt 2.650 Substitutionsärztinnen Meldungen über suchttherapeutische Qualifikationen Dihydrocodein und ärzte Patientinnen und Patienten an das Substi- werden arztbezogen in der Datenbank erfasst. tutionsregister gemeldet. Die Entwicklung seit 2002 Rund 15 Prozent der substituierenden Ärztinnen und 46,1% 0,1% stellt sich wie folgt dar (Abbildung 24): Ärzte hatten am genannten Stichtag die Hälfte aller Methadon Codein Substitutionspatientinnen und -patienten gemeldet. 2014 nutzten 506 Ärztinnen und Ärzte – also etwa 19 Art und Anteil der gemeldeten Substitutionsmittel 0,7% Prozent der substituierenden Mediziner(innen) – die sind in Abbildung 25 dargestellt. Diamorphin Konsiliarregelung: Hiernach können Ärztinnen und Ärzte ohne suchttherapeutische Qualifikation bis zu Das überwiegend gemeldete Substitutionsmittel ist 30,3% drei Patientinnen und Patienten gleichzeitig substitu- Methadon. Allerdings steigt der Anteil von Buprenor- Levomethadon ieren, wenn sie eine suchttherapeutisch qualifizierte phin und Levomethadon seit über zehn Jahren Kollegin oder einen suchttherapeutisch qualifizierten kontinuierlich an (Abbildung 26). Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

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25 Abbildung 26: Abbildung 27: Art und Anteil der gemeldeten Substitutionsmittel (Stichtag 01.07.2014) durchschnittliche anzahl der gemeldeten patienten pro substituierendem arzt (2014)

80 72,1%

60

40 46,1% 35 40 30 25 30,3% 20 22,6% 20 15 16,2% 10

5 37,9

36,1 9,7% 38,0 2 3 33,6 1 4 33,3 0 5,6 5 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 16 6 29,2 12,6 15 7 29,0 14 8 13,9 27,0 Methadon Levomethadon Buprenorphin 13 9 12 10 26,7

18,8 11 19,3 25,1

23,3 Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

2014 wurden durch das Substitutionsregister bundes- chungsbehörden hilft, bei Verstößen gegen das weit rund 120 Doppelbehandlungen von Patientinnen Betäubungsmittelrecht korrigierend tätig zu werden. und Patienten aufgedeckt und durch die betroffenen Ärztinnen und Ärzte entsprechend beendet. Im Jahr Die 16 obersten Landesgesundheitsbehörden erhalten 2013 waren es rund 170 Doppelbehandlungen. regelmäßig anonymisierte Daten aus dem Substituti- onsregister. Die durchschnittliche Anzahl der gemelde- Das Substitutionsregister stellt in regelmäßigem ten Substitutionspatientinnen und -patienten pro Turnus sowie auf Einzelanforderung den 180 zuständi- substituierende Ärztin bzw. substituierenden Arzt gen Überwachungsbehörden der Länder die arztbezo- beträgt bundesweit 29, variiert zwischen den einzelnen genen Daten (das heißt Namen und Adressen der Bundesländern jedoch stark (Abbildung 27). substituierenden Ärztinnen und Ärzte und der gegebe- nenfalls eingesetzten Konsiliarien, Anzahl der Substitu- Eine hohe „Dichte“ an Substitutionspatientinnen tionspatientinnen und -patienten, Angaben zur und -patienten, bezogen auf jeweils 100.000 1 Berlin 5 Hessen 9 Bremen 13 Sachsen-Anhalt suchttherapeutischen Qualifikation) für ihren jeweili- Einwohner(innen), weisen insbesondere die Stadt- 2 Hamburg 6 Rheinland-Pfalz 10 Bayern 14 Thüringen 3 Saarland 7 Niedersachsen 11 Baden-Württemberg 15 Mecklenburg-Vorpommern gen Zuständigkeitsbereich zur Verfügung. Dies erfolgt staaten Bremen und Hamburg auf, wobei hier auch 4 Nordrhein-Westfalen 8 Schleswig-Holstein 12 Sachsen 16 Brandenburg über ein gesichertes Online-Download-Verfahren. Die Umlandeffekte eine Rolle spielen könnten enge Zusammenarbeit des BfArM mit den Überwa- (Abbildung 28). Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Beratung, Behandlung und Versorgung sowie Schadensminimierung B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Beratung, Behandlung und Versorgung sowie Schadensminimierung 246 247

Abbildung 28: Die Validität (Realitätsnähe) der statistischen 2.3.3 Diamorphinbehandlung gemeldete Substitutionspatienten pro 100.000 einwohner (stichtag 01.07.2014) Auswertungen des Substitutionsregisters ergibt sich aktueller Stand aus den Vorgaben der BtMVV und steht in unmittelba- rem Zusammenhang mit der Vollständigkeit und Die seit 20 Jahren in Deutschland angewandte Qualität der Meldungen der Ärztinnen und Ärzte. Substitutionstherapie Opioidabhängiger hat sich im Laufe der Zeit zu einer anerkannten und wissen- schaftlich umfassend begründeten Behandlungsme- Tabelle 11: thode entwickelt. Eine Substitutionstherapie Opio- Anzahl gemeldeter Substitutionspatientinnen idabhängiger ist eine ärztliche Behandlung dieses und -patienten sowie substituierender Ärztinnen Personenkreises mit opioidhaltigen Medikamenten

300 und Ärzte nach Bundesländern (Substitutionsmittel/Ersatzstoffe) oder mit Diacetyl- 250 morphin (Originalstoff bekannt als Heroin). Wichtige Bundesland Gemeldete Pati- Substituierende 200 entinnen und Pati- Ärztinnen und Substitutionsmittel sind Methadon, Levomethadon 150 enten am Stichtag Ärzte in 2014 und Buprenorphin, in sehr viel geringerem Umfang 100 01.07.2014 werden Diamorphin, Codein und Dihydrocodein 50 Baden- eingesetzt. 10.254 440

10 230

150 264 Württemberg 2 3 142 1 4 122 Bayern 7.870 313 Seit der Beendigung des bundesweiten Modellpro- 4,0 5 16 6 116 jekts zur heroingestützten Behandlung Mitte 2007 hat Berlin 5.133 135 14,0 15 7 101 sich die Zahl der Patientinnen und Patienten in den 14 8 Brandenburg 18,0 96,0 95 17 seit dem Modellprojekt eingerichteten sieben Ambu- 13 9 12 11 10 69,0

19,0 Bremen 1.734 65 lanzen zur diamorphingestützten Behandlung nicht 30,0 62,0

58,0 sehr verändert. 2011 waren in den Ambulanzen in Hamburg 4.017 106 Hamburg, Hannover, Frankfurt, Köln, Bonn, Karlsru- Hessen 7.359 221 he und München etwa 460 Personen in Behandlung. Mecklenburg- Anfang Januar 2013 erfolgte durch den Gemeinsamen 303 24 Vorpommern Bundesausschuss eine Änderung der Richtlinie Niedersachsen 7.835 270 „Methoden vertragsärztlicher Versorgung“ (MVV-RL), die nach dem Inkrafttreten im April 2013 zu Erleich- Nordrhein- 25.032 746 terungen im Hinblick auf die personellen und Westfalen räumlichen Anforderungen an diamorphinsubstituie- Rheinland- 2.306 79 rende Einrichtungen geführt haben. Im September Pfalz 2013 eröffnete die erste Diamorphinambulanz in Saarland 685 19 Berlin, zugleich die erste derartige Versorgungsein- Sachsen 578 30 richtung, die nicht im Zusammenhang mit dem Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Sachsen- 675 36 entstanden ist. Die Kapazität dieser Einrichtung liegt Anhalt bei etwa 100 Patientinnen und Patienten. Anfang Schleswig- 1 Bremen 5 Hessen 9 Saarland 13 Mecklenburg-Vorpommern 3.262 121 2014 wurde eine weitere Diamorphinambulanz in Holstein 2 Hamburg 6 Schleswig-Holstein 10 Bayern 14 Thüringen Stuttgart eröffnet. Damit werden sich in Deutschland 3 Berlin 7 Niedersachsen 11 Rheinland-Pfalz 15 Sachsen Thüringen 389 28 voraussichtlich laufend etwa 600 Personen in einer 4 Nordrhein-Westfalen 8 Baden-Württemberg 12 Sachsen-Anhalt 16 Brandenburg Diamorphinbehandlung befinden. In Relation zu den Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Recherche- aktuell etwa 77.000 Substitutionspatientinnen und datum 06.01.2015)

B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Beratung, Behandlung und Versorgung sowie Schadensminimierung B_Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik | Beratung, Behandlung und Versorgung sowie Schadensminimierung 248 249

-patienten in Deutschland bleibt die Diamorphin- Das im Jahr 2013 begonnene und im August 2014 2.3.6 beispiele aus den Ländern zur Forschung behandlung für Opiat-Schwerstabhängige weiterhin erfolgreich abgeschlossene vom BMG geförderte eine nachrangige Substitutionstherapie. Projekt „Frühintervention bei erstauffälligen Drogen- Hessen konsumenten bei den Strafverfolgungsbehörden“ (FreD) der Koordinationsstelle Sucht des Landschafts- Netzwerk Cannabis in Frankfurt Frankfurter Suchtberatungsstellen trifft auf zum Teil 2.3.4 cAN Stop Intramural verbandes Westfalen-Lippe (LWL) setzte an der Der Verbund Jugendberatung und Jugendhilfe e. V. lange Wartezeiten. Zur Gewährleistung einer (Cannabisprojekte im Schnittstelle Suchtprävention und Justiz an. Das Frankfurt hält eine differenzierte, zum Teil über schnellen Beratungsaufnahme und einer gezielten sTrafvollzug) Programm bietet – auf der Grundlage sektorenüber- Projekte organisierte Hilfestruktur für Cannabis- Zuweisung in passgenaue Hilfen wurde ergänzend greifender Kooperation – die Möglichkeit einer konsumierende vor: das Projekt „Infoabende Cannabis“ entwickelt. Die Im Strafvollzug findet sich im Vergleich zur Allgemein- pädagogischen und gesundheitsbezogenen Interven- FreD (Frühintervention bei erstauffälligen Drogen- Infoabende Cannabis ermöglichen eine einfache, bevölkerung ein deutlich höherer Anteil an Drogen- tion als Reaktion auf eine Auffälligkeit im Zusam- konsumenten), CaBS (Casemanagement und rasche Kontaktaufnahme zum Suchthilfesystem. konsumierenden. Maßnahmen zur Behandlung und menhang mit Substanzkonsum. Beratung für cannabiskonsumierende Schüler), Cannabiskonsumierende, Interessierte, Angehörige Schadensminimierung sind dort aber noch keine Ambulante/Stationäre Rehabilitation, Chat- und sowie Kolleginnen und Kollegen können an den Selbstverständlichkeit. Auch 2014 wurden die Anstren- Basierend auf der Nationalen Strategie zur Drogen- Internetberatung. Infoabenden ohne Anmeldung und kostenfrei gungen zur Umsetzung der Nationalen Strategie auf und Suchtpolitik wurde durch das Projekt die teilnehmen. Seit dem 24. Juni 2014 finden die unterschiedlichen Ebenen fortgesetzt, um die Behand- Beachtung und Anwendung des Interventionsansat- Weniger entwickelt sind die Schnittstellen zwischen Infoabende Cannabis jeden Dienstagabend statt. lung und Versorgung von Drogenabhängigen im zes von FreD bei den Strafverfolgungsbehörden Justiz, verschiedenen Angeboten, zum Beispiel zwischen Strafvollzug auszubauen, Verbesserungen beim Polizei und Jugendhilfe im Strafverfahren bundesweit Beratung, Rehabilitationsvorbereitung und Ambu- Regelmäßig wiederkehrende thematische Bausteine Übergang von der Haft in Einrichtungen der medizini- gefördert. Daneben waren Bestandteil des Projektes lanter Rehabilitation/Stationärer Suchttherapie werden von verschiedenen erfahrenen Referentin- schen Rehabilitation für Abhängigkeitskranke zu die Entwicklung und Herausgabe eines Factsheets sowie die Vernetzung der Angebote mit Angehöri- nen und Referenten des Vereins JJ angeboten. Dazu erreichen und eine einheitlichere Datenerhebung der „Frühintervention“ als Informationsgrundlage für die genberatung und Elterncoaching sowie mit der gehören Themen wie „Erkenntnisse aus der Hirnfor- Situation in Haft zu ermöglichen. verschiedenen Zielgruppen, der Versand von Materia- Konsumreduktionsgruppe Cannabis. schung“, „Cannabis als Medikament“, „Soziale Folgen lien an Adressatinnen und Adressaten der relevanten des Cannabiskonsums“, „Cannabis und MPU“ sowie Aufgrund dessen startete im Jahr 2014 das vom BMG Behörden und Dienststellen aus den Bereichen Justiz, Mit einem von den oben genannten Einrichtungen „Therapiemöglichkeiten“. geförderte Projekt CAN Stop Intramural mit dem Ziel, Polizei und Jugendhilfe im Strafverfahren in den gebildeten Netzwerk für Beratung und Therapie bei das CAN-Stop-Training im Strafvollzug weiter zu 16 Bundesländern, die Erstellung von Fachartikeln Cannabiskonsum werden die verschiedenen Interessierte können zu jedem Zeitpunkt in die verbreiten und zu implementieren, um die Jugend- und Veröffentlichungen in justiz-, JGH- und polizei- zielgruppenorientierten Beratungsangebote des Informationsgruppe „einsteigen“ oder auch einzelne strafanstalten zu befähigen, dieses Training in eigener relevanten Periodika und die Qualifizierung von Suchthilfeverbundes JJ in Frankfurt miteinander Themen auswählen. Der folgende Link hält weitere Regie in den Vollzugsalltag zu übernehmen. Fachkräften zu FreD-Trainerinnen und -Trainern. verknüpft. Curricula sowie Beratungs- und Behand- Informationen bereit: lungsmodule werden aufeinander abgestimmt und Das Projekt bietet mit seinen 113 Standorten und von einem einrichtungsübergreifenden Team http://www.jj-ev.de 2.3.5 freD in der ausgebildeten 235 Trainerinnen und Trainern nach gemeinsam weiterentwickelt. sTrafverfolgung wie vor ein Alleinstellungsmerkmal im Feld der erprobten, manualisierten und evaluierten selektiven Neben der Verbesserung der Behandlungsqualität Beteiligte Einrichtungen Aufgrund der anhaltend hohen Zahl der in der Suchtpräventionsprogramme mit dem Interventions- über das Netzwerk ist ein weitergehend erleichtern- Jugendberatung und Suchthilfe Am Merianplatz/ Bundesrepublik registrierten Erstkonsumentinnen und zeitpunkt der (strafrechtlichen) Erstauffälligkeit nach der Zugang der Klientel zu den cannabisspezifischen Jugendberatung und Suchthilfe Sachsenhausen/ -konsumenten illegaler Drogen – vor allem Cannabis – Suchtmittelkonsum. Eine konzeptionelle Weiterent- Angeboten grundlegend wichtig. Suchthilfezentrum Bleichstraße/Therapeutische und der laut polizeilicher Kriminalitätsstatistik wicklung von FreD vor allem in Bezug auf den Einrichtung Auf der Lenzwiese/Therapeutische zunehmenden Rauschgiftdelikte wurde das seit dem erstauffälligen Konsum von Crystal Meth ist daher Die seit einigen Jahren wachsende Anfrage nach Einrichtung Eppenhain Jahr 2000 bundesweit und international erfolgreiche vorgesehen. einem Erstgespräch zu Cannabismissbrauch in den Interventionsprojekt „Frühintervention bei erstauffäl- ligen Drogenkonsumenten“ (FreD) für den Einsatz bei den Strafverfolgungsbehörden adaptiert.

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Thüringen Thüringen

Workshop »Drogenrausch« »High 5« Der Workshop „Drogenrausch“ ist eine jugendgemä- • Aktuelle Zahlen Interaktive Ausstellung zum Thema illegale Vor Beginn der Stationsarbeit erfolgt eine Einfüh- ße Quizshow zum Thema illegale Drogen. Zielgrup- • Definition Sucht Drogen rung in das Thema, die mithilfe zweier verschiede- pen sind Jugendliche und junge Erwachsene. • Verschiedene Drogen (Amphetamine, „High 5“ ist eine interaktive Ausstellung zum ner Methoden durchgeführt werden kann. Danach Cannabis etc.) Thema illegale Drogen, die vom Präventionszent- werden die einzelnen Stationen erklärt und Der „Drogenrausch“ findet im Wohnmobil des • Jugendstrafrecht rum der SiT – Suchthilfe in Thüringen gGmbH und erarbeitet. „Musikszeneprojektes Drogerie“ statt. • Betäubungsmittelgesetz der Thüringer Fachstelle Suchtprävention des fdr Das Wohnmobil: • Führerschein + - Fachverband Drogen- und Suchthilfe e. V. 1. Station: „Suchtverlauf“ • dient als geschützter Raum, das heißt, alles, was im • Drogentest entwickelt worden ist. (Wissensvermittlung zu Sucht) Wohnmobil besprochen wird, bleibt im Wohnmobil, • Drogennotfall Bei der Ausstellung handelt es sich um ein ausleih- 2. Station: „Talkshow“ • ist auf eine Kleingruppe (maximal sechs Personen) Danach erfolgt immer eine Aufklärung bzw. Erklä- bares Projektangebot für Jugendliche ab 14 Jahren. (Erarbeiten von Problemsituationen) beschränkt, in der intensiver am Thema gearbeitet rung. Die Quizshow dauert 90 Minuten plus 30 Konzipiert wurde es für die schulische und außer- werden kann, Minuten als Ansprechpartner für die Jugendlichen. schulische Jugendarbeit. Zum Beispiel können 3. Station:„ Tabu-Spiel“ Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, (Förderung der Lebenskompetenz) • dient als Eyecatcher, um mit den Jugendlichen Der „Drogenrausch“ wurde vom Präventionszentrum Mitarbeitende der Jugendhilfe sowie Suchtpräventi- vorab ins Gespräch zu kommen, und zur Vorstel- der SiT – Suchthilfe in Thüringen gGmbH und der onsfachkräfte die interaktive Ausstellung „High 5“ 4. Station „Quizshow Drogenrausch“ lung des Musikszeneprojekts Drogerie (niedrig- Thüringer Sportjugend im LSB e. V. entwickelt. Die an fünf Standorten in Thüringen ausleihen und für (Wissensvermittlung zu BtmG, Führerschein) schwelliges Drogenpräventionsprojekt auf Ziele sind Wissensvermittlung zum Thema illegale die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Techno-House-Veranstaltungen), Drogen, Ermöglichen von Lernerfahrungen sowie Information und Aufklärung, zur Sensibilisierung 5. Station: „Memory“ Sensibilisierung gegenüber dem Thema. und Wertevermittlung einsetzen. Weitere Ziele sind, (Wissensvermittlung zu Substanzen) • hat einen Wiedererkennungswert, das heißt, die dass Jugendliche, Berufsschülerinnen und schüler Jugendlichen, die an unserem Workshop teilneh- Der „Drogenrausch“ besteht nicht nur aus der sowie Studierende gemeinsam über Konsummotive 6. Station: „Rollenspiel“ men, sind in einem Alter, in dem auch Partyveran- Beantwortung offener Fragen, sondern auch aus der reflektieren und die Heranwachsenden auf Hilfsan- (Erarbeiten von Problemsituationen) staltungen besucht werden. Auseinandersetzung mit dem Thema, der selbststän- gebote vor Ort aufmerksam gemacht werden. digen Reflexion eigener Konsumerfahrungen, der 7. Station: „Meine High 5´s“ Im Laufe der Quizshow können bis zu 1.500 Punkte Akzeptanz unterschiedlicher Sichtweisen und der Durch verschiedene Methoden und spielerische (Förderung von Schutz- und Risikokompetenzen) erreicht werden. Hierzu dienen Ausführungen und eigenen Meinungsfindung. Aktionen an sieben Stationen gelingt es, die Fragen zu verschiedenen Themen wie: Jugendlichen und jungen Heranwachsenden zu • Definition und Einteilung von legalen motivieren, sich aktiv und kritisch mit dem und illegalen Drogen Konsum illegaler Drogen auseinanderzusetzen.

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3 Beratung, Behandlung, verbreitetsten Süchte hinsichtlich der Fallzahl der schiedlich hohe Erfolgsraten: Während im ambulanten Pathologisches Glücksspiel durch. Ziel ist es, in drei versorgung und Schadens- betreuten/behandelten Personen. Bereich die Planmäßigkeit der Behandlungsbeendi- Erhebungswellen Variablen zu identifizieren, welche Minimierung bei stoff- gung relativ niedrig bei 53 Prozent liegt (Spitzenwert den Therapieerfolg kurz- und mittelfristig beeinflus- ungebundenen Süchten Siehe hier Kuchendiagramm der DHSH, S. 11, Verteilung Alkohol mit 68 Prozent), weist pathologisches Glücks- sen. Das Projekt befindet sich derzeit in seiner der Hauptdiagnosen (ambulant) und 12, Verteilung der spiel im stationären Bereich mit 82 Prozent die Abschlussphase und wird am 30. April 2015 beendet 3.1 Pathologisches Hauptdiagnosen stationär zweithöchste Planmäßigkeitsrate auf. sein. Im Sommer 2015 ist dann mit der Veröffentli- glücksspiel chung erster Ergebnisse zu rechnen. http://www.suchthilfestatistik.de/cms/images/dshs_ Was die berufliche Integration anbelangt, scheint ein Im Hilfesystem des pathologischen Glücksspiels sind jahresbericht_2013.pdf leichter Trend dahingehend zu bestehen, dass im Zum ersten Erhebungszeitpunkt wurden 403 die wichtigsten ersten Anlaufpunkte zumeist ambu- ambulanten Setting der Anteil Erwerbsloser insgesamt Patientinnen und Patienten aus acht Rehabilitati- lante Beratungs- und Behandlungsstellen sowie die Mit einem Verhältnis von 1:7,6 sind auch hier wesent- zunimmt (vier von sechs Hauptdiagnosegruppen onszentren in die Untersuchung eingeschlossen. verschiedenen Hotlines, die von der BZgA und den lich mehr Männer von der Störung betroffen als zunehmend: Alkohol: +1 Prozent, Kokain: +3 Prozent, Zum zweiten Messzeitpunkt (unmittelbar nach dem Fachstellen angeboten werden. Frauen, wobei der Männeranteil noch höher ist als bei pathologisches Spielen und Stimulanzien jeweils Ende der Rehabilitationsmaßnahme) konnten aus allen substanzbezogenen Störungen und sogar den von +7 Prozent), während im stationären Setting der Anteil diesem Kollektiv 367 Patientinnen und Patienten zu Das therapeutische Angebot reicht von Einzel- und Kokain überschreitet (in ambulanten und stationären Erwerbsloser eher rückläufig ist (vier von sechs Hauptdi- den unmittelbaren Therapieeffekten befragt werden. Gruppengesprächen in der ambulanten Behandlung Einrichtungen). agnosegruppen abnehmend: Stimulanzien: In beiden Erhebungswellen wurden umfassende über Vorbereitung, Vermittlung und Nachsorge -2 Prozent, Opioide: -5 Prozent, pathologisches Glücks- Daten zur Soziodemografie, Vorgeschichte und stationärer Aufenthalte in einer Fachklinik bis hin zur Die Hauptdiagnose pathologisches Glücksspiel hängt spielen: -8 Prozent, Kokain: -13 Prozent). Dies könnte auf Komorbidität (Deutscher Kerndatensatz), Symptom- Begleitung und Unterstützung von Selbsthilfegrup- häufig mit folgenden Einzeldiagnosen (schädlicher einen Trend hindeuten, dass zunehmend Personen mit belastung sowie zu subklinischen Faktoren, die den pen. Gebrauch/Abhängigkeit) zusammen: Alkohol (ambu- besserer (sozialer) Prognose im stationären Segment Behandlungsverlauf und die Abstinenzetablierung lant: zwölf Prozent, stationär: 68 Prozent), Tabak behandelt werden. Eine Ausnahme hiervon stellt die beeinflussen (Persönlichkeitsmerkmale, Konsequen- Im Rahmen des seit 2008 geltenden Glücksspielstaats- (ambulant: 22 Prozent, stationär: 72 Prozent), Cannabis Hauptdiagnosegruppe Cannabis dar, bei der im ambu- zerwartungen), erhoben. In der derzeit stattfinden- vertrages, aktualisiert am 01.07.2012, haben die (ambulant: sechs Prozent, stationär: 15 Prozent) und lanten Bereich ein Rückgang (-3 Prozent) und im den Abschlusserhebung werden die Entwicklung der Bundesländer – denn bei ihnen liegt die Gesetzge- begrenzt mit Kokain (ambulant: zwei Prozent, statio- stationären Bereich eine Zunahme (+5 Prozent) des Patientinnen und Patienten zwölf Monate nach bungskompetenz – das Hilfsangebot für Menschen när: sieben Prozent). Pathologische Glücksspielerinnen Erwerbslosen-Anteils zu verzeichnen ist. Therapieende sowie durch die Therapie erlebte mit Glücksspielsucht ausgebaut. Hierfür haben und Glücksspieler gehören zu den älteren von Sucht psychosoziale Veränderungen und die Nutzung von inzwischen alle Bundesländer eigene Landesfach- betroffenen Personen (ambulant: 35 Jahre, stationär: Selbstheilung bei pathologischen Glücksspielerinnen Anschlussbehandlungen erfasst. Ein mögliches stellen für Glücksspielsucht eingerichtet: 37 Jahre). Störungen im Zusammenhang mit pathologi- und Glücksspielern: Kann man nach Ansicht der HSDS Rückfallgeschehen wird detailliert erfragt und schem Glücksspiel gehen im Vergleich zu den stoffge- weglassen, weil Anteil verschwindend gering. zwischen singulären, zeitlich umgrenzten und http://www.lsgbayern.de/index.php?id=42. bundenen Störungen seltener mit Erwerbslosigkeit anhaltenden Rückfällen unterschieden. Zusätzlich einher (ambulant: 23 Prozent, stationär: 37 Prozent) werden Daten zum Umgang mit Rückfällen und Diese haben sich auch dafür eingesetzt, die Qualifizie- und Personen mit glücksspielbezogenen Störungen Verführungs- bzw. Risikosituationen erhoben, um rung von Fachkräften in Suchtberatungsstellen zu sind im Vergleich zu Personen mit Substanzstörungen 3.1.1 kATAMnese-Projekte zur Strategien zu identifizieren, die mit einer erfolgrei- intensivieren und Hilfen für Glücksspielsüchtige und häufiger in festen Beziehungen (ambulant: 51 Pro- Glücksspielsucht in der chen Aufrechterhaltung bzw. Re-Etablierung einer deren Angehörige zu erweitern. zent, stationär: 44 Prozent). Pathologische Glücks- stationären Behandlung Abstinenz in Zusammenhang stehen. spieler(innen) weisen im Vergleich zu Personen mit Die aktuelle deutsche Suchthilfestatistik (DSHS) von substanzgebundenen Störungsbildern die im Durch- Der Bundesverband für Stationäre Suchtkrankenhil- Ein weiteres Ziel der Studie ist die Entwicklung eines 2014 zeigt, dass pathologisches Glücksspiel im Jahr schnitt kürzeste Behandlungsdauer auf, sowohl im fe (buss) führt derzeit unter wissenschaftlicher standardisierten Katamnese-Verfahrens, das zur 2013 mit 11.704 Hauptdiagnosen in ambulanten und ambulanten (169 Tage) als auch im stationären Bereich Begleitung der Ambulanz für Spielsucht der Univer- Implementierung in der stationären Rehabilitation stationären Einrichtungen mehr Fallzahlen als die (74 Tage). sitätsmedizin Mainz eine vom Bundesministerium pathologischer Glücksspielerinnen und Glücksspie- Hauptdiagnosegruppe Kokain verzeichnet. Pathologi- für Gesundheit geförderte multizentrische Katamne- ler geeignet sein kann. Umfassende Analysen sollen sches Glücksspiel rangiert hinter Alkohol, Cannabis, Die Behandlung von Störungen bezogen auf pathologi- se-Studie bei Patientinnen und Patienten aus der zudem die Identifikation von Prädiktoren erlauben, Opioiden und Stimulanzien auf Platz fünf der sches Glücksspiel hat je nach Einrichtungstyp unter- stationären Rehabilitation mit der Hauptdiagnose die einen Behandlungserfolg begünstigen bzw.

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Risikofaktoren für ein späteres Rückfallgeschehen genannten Kliniken nach erfolgter Behandlung im emotionale Involviertheit in das Glücksspielen nahm 3.2 computerspiel- und darstellen. Erste Erkenntnisse zu stärker individuali- Zeitraum 01.10.2009 bis 30.09.2010 entlassen wurden, im Vergleich von Behandlungsbeginn (MW = 19,8) zu internetabhängigkeit sierten bzw. adaptiven Therapieansätzen sollen in durchgeführt. Die Nachbefragung erfolgte im Zeit- Behandlungsende (MW = 6,5) deutlich ab und stieg diesem Zusammenhang erarbeitet werden. raum 01.10.2010 bis 30.09.2011, untersucht wurden zum Katamnese-Zeitpunkt (MW = 10,1) wieder leicht Menschen mit problematischer oder pathologischer 617 Patientinnen und Patienten. Von diesen wurden an. Dabei zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten, Computerspiel- und Internetnutzung fallen in der Multizentrische Katamnese zur stationären 225 in einem Behandlungssetting für Abhängigkeitser- die zum Katamnese-Zeitpunkt glücksspielfrei waren, Familie und im engeren Umfeld meist durch sozialen Behandlung von pathologischen Glücksspielern krankungen und 392 in einem Behandlungssetting für schon zu Behandlungsbeginn signifikant geringere Rückzug und die Vernachlässigung der schulischen Premper, V., Schwickerath, J., Missel, P. , Feindel, H. , psychosomatische Erkrankungen behandelt. Die Werte bei der gedanklichen und emotionalen Invol- oder beruflichen Verpflichtungen auf. Oft sind es Zemlin, U., Schwarz, S. & Petry, J. Messungen fanden bei Aufnahme, bei Entlassung und viertheit in das Glücksspielen aufwiesen als die später Angehörige oder Freunde, die in den Beratungsstellen zwölf Monate nach der Behandlung statt. rückfälligen. Hilfe suchen. Seit Beginn der 90er Jahre existieren erste systemati- sche glücksspielerspezifische Behandlungsprogramme Katamnese-Studien dienen der Überprüfung der Die soziale Situation hat sich für einen erheblichen Im Bereich der Behandlung von pathologischer in Deutschland. Einen erheblichen Schritt nach vorn Behandlungswirksamkeit. Da die Behandlungspro- Teil der Befragten verbessert. Die Quote der Erwerbs- Computerspiel- und Internetnutzung existieren in getan hat die Behandlung pathologischen Glücksspie- gramme der beteiligten Kliniken abstinenzorientiert tätigen stieg von 45,7 Prozent bei Therapiebeginn auf psychiatrischen, psychosomatischen und Suchtklini- lens in Deutschland durch die „Empfehlung der sind, ist die Hauptfragestellung die nach dem Absti- 60,9 Prozent zum Nachbefragungszeitpunkt. Von den ken spezielle ambulante und stationäre Therapiean- Spitzenverbände der Krankenkassen und Rentenversi- nenzstatus, das heißt nach dem Vorliegen von Glücks- Patientinnen und Patienten, die zum Aufnahmezeit- gebote für Computerspiel- und Internetabhängige. cherungsträger für die medizinische Rehabilitation bei spielfreiheit (Abstinenz) zum Nachbefragungszeit- punkt arbeitslos waren, gaben 30,3 Prozent an, wieder Mit der Förderung verschiedener Studien hat das Pathologischem Glücksspielen“ vom März 2001 (VDR, punkt. Weiter wurde untersucht, welche Anlässe es für in Arbeit zu sein. In einer festen Beziehung lebten zum Bundesministerium für Gesundheit (BMG) dazu 2001). Seither ist es möglich, die Diagnose F63.0 erneutes Glücksspielen gibt, wie sich die gedankliche Nachbefragungszeitpunkt 51,9 Prozent, während es zu beigetragen, dass neue Hilfsangebote für die Betroffe- Pathologisches Spielen als primäre Rehabilitations- und emotionale Involviertheit in das Glücksspielen Therapiebeginn 44,5 Prozent waren. Als Risikofakto- nen und ihre Familienangehörigen entwickelt, Diagnose zu stellen und eine Kostenübernahme für entwickelt hat, welche Veränderungen sich in der ren für die Aufrechterhaltung von Glücksspielfreiheit erprobt und eingeführt sowie Hilfestellungen für eine entsprechende Behandlung über den Renten- sozialen und beruflichen Situation der Patientinnen erwiesen sich eine geringe Fähigkeit zum Umgang mit Multiplikator(inn)en zur Verfügung gestellt wurden. versicherungsträger zu erreichen. Der überwiegende und Patienten ergeben haben und welcher Zusam- negativ gefärbten Gefühlen, eine hohe Anzahl von Teil der Behandlungen pathologischer Glücks- menhang sich dabei mit dem Abstinenzstatus zeigt. Spieltagen pro Monat, eine hohe gedankliche und Internetabhängigkeit ist bislang nicht als eigenständi- spieler(innen) findet im Rahmen der medizinischen Schließlich wurde untersucht, ob sich spezifische emotionale Involviertheit in das Glücksspielen, eine ge Krankheit anerkannt (siehe dazu den Abschnitt A 6 Rehabilitation statt – hier wiederum weit überwiegend Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung von Glücks- geringe Anzahl glücksspielfreier Tage vor Beginn der Situation in Deutschland – Computerspiel- und in Form stationärer medizinischer Rehabilitations- spielfreiheit identifizieren lassen. Behandlung sowie Arbeitslosigkeit. Internetabhängigkeit). Die Aufnahme der „Internet maßnahmen. Gaming Disorder“ als Forschungsdiagnose im Von den 617 pathologischen Glücksspielerinnen und Berücksichtigt man, dass bei pathologischen Glücks- „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disor- Unter Einbeziehung von fünf Kliniken, die überwie- -spielern, die in die Untersuchung einbezogen waren, spielerinnen und -spielern von häufigem Wohnort- ders“ (DSM-V) der American Psychiatric Association gend über eine langjährige Erfahrung in der Behand- antworteten 345 – damit lag die Rücklaufquote bei wechsel und schwankender Mitwirkungsbereitschaft (APA) ist ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der lung pathologischer Glücksspielerinnen und Glücks- 55,9 Prozent. Die Abstinenzquoten wurden nach den auszugehen ist, so ist die Rücklaufquote von 55,9 Internetabhängigkeit als eigenständige Krankheit, spieler verfügen, wird nun erstmals eine umfassende Standards der Deutschen Gesellschaft für Suchtfor- Prozent als gut zu betrachten. Die katamnestischen auch wenn sie sich ausschließlich auf pathologische Katamnese-Untersuchung für den Bereich der schung und Suchttherapie (DGSS, 2001) berechnet. Die Erfolgsquoten sind vergleichbar mit denen aus der Formen des Computerspielens bezieht. Andere stationären Behandlung pathologischer Glücksspiele- katamnestische Erfolgsquote lag berechnet auf Basis Behandlung alkoholabhängiger Patientinnen und Formen pathologischer PC-Nutzung – zum Beispiel in rinnen und -spieler vorgelegt (Premper et al. 2014). Die der Gesamtstichprobe bei 39,7 Prozent und berechnet Patienten. Die bisher identifizierbaren Risikofaktoren Bezug auf soziale Netzwerke oder Online-Pornografie – Untersuchung ist multizentrisch angelegt, an ihr sind auf Basis der Katamnese-Antwortenden bei 71,0 für die Aufrechterhaltung von Glücksspielfreiheit gelten demnach zum jetzigen Zeitpunkt als noch fünf Kliniken beteiligt, die AHG Klinik Berus, die AHG Prozent. Als häufigste Anlässe für erneutes Glücksspie- sollten in zukünftigen Katamnese-Studien noch nicht hinreichend untersucht. Kliniken Daun, die AHG Klinik Münchwies, die AHG len wurden negativ gefärbte Gefühlszustände wie genauer untersucht werden. Ferner sollten Wege Klinik Schweriner See sowie die AHG Klinik Wil- Frustration und Enttäuschung (von 45,6 Prozent), gefunden werden, wie die Rücklaufquoten noch weiter helmsheim. Die Erhebung wurde als Volluntersuchung Anspannung und Unruhe (von 38,3 Prozent) sowie verbessert werden können. der pathologischen Glücksspieler(innen), die in den Ärger (von 38,3 Prozent) genannt. Die gedankliche und

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3.2.1 beispiele aus den wurden. Zudem wurden gesperrte Kundinnen und schon einmal formelle glücksspielbezogene Hilfe in verbänden Kunden einer Spielbank und ehemalige Teilnehmerin- Anspruch genommen haben, weisen hinsichtlich nen und Teilnehmer der PAGE-Studie um Teilnahme dieser maladaptiven Bewältigungsstrategien deutlich Selbstheilung bei pathologischen Glücksspielern. gebeten. Zwecks besserer Abgrenzung der Untersu- erhöhte Werte auf. Eine empirische Untersuchung zu den Möglichkei- chungsgruppen wurden letztendlich 260 ehemalige ten, mithilfe von Spielerschutzmaßnahmen bzw. aktuelle PGS in die nachfolgenden Analysen Insgesamt liefern die Ergebnisse dieses Analyseteils nur Selbstheilungsprozesse zu initiieren und zu eingeschlossen: Selbstheilerinnen und Selbstheiler wenige Anhaltspunkte dafür, dass Selbstheilungspro- fördern. (n = 62); Remittierte mit formeller Hilfe (n = 54); PGS zesse mit vertretbarem Aufwand gezielt befördert Diese Studie wurde durchgeführt vom Institut für ohne formelle Hilfe (n = 84) und PGS mit formeller werden können. Hierfür wären Maßnahmen erforder- interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) Hilfe (n = 60). Die Auswertungen erfolgten in Form von lich, mit denen es gelingt, psychisch belasteten und gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit Gruppenvergleichen. Menschen frühzeitig, effizient und dauerhaft zu helfen, (BMG). sodass ein Entfliehen vor den Problemen mithilfe des Analyseteil I: Glücksspiels nicht mehr notwendig ist. Vor dem Hintergrund des national und international Vergleich der ehemaligen und aktuellen defizitären Forschungsstandes zu Remissionsprozessen pathologischen Glücksspielenden mit und ohne Analyseteil II: bei pathologischen Glücksspielerinnen und Glücks- formelle Hilfe Ansätze für Prävention und Hilfe spielern waren mit der Durchführung dieser Studie Selbstheilerinnen und Selbstheiler unterscheiden sich Die Analyse des Inanspruchnahmeverhaltens zeigt, zwei primäre Ziele verbunden. Zum einen sollte es hinsichtlich demografischer und sozialstruktureller dass die Remittierten mit formeller Hilfe in stärkerem ermöglicht werden, die Gruppe der Selbstheilerinnen Merkmale kaum von den anderen drei Untersuchungs- Maße auf Angebote außerhalb des eigentlichen und Selbstheiler auf Basis einer gesicherten empiri- gruppen. Auch in Bezug auf die Anzahl der erfüllten Suchthilfesystems zurückgreifen, als dies bei den schen Grundlage detailliert zu beschreiben (Analyseteil DSM-IV-Kriterien und die Dauer der Spielprobleme Selbstheilerinnen und Selbstheilern der Fall ist. Auch I). Darauf aufsetzend bestand das zweite Hauptziel in zeigen sich nur kleinere Unterschiede. Hingegen bei den Ergebnissen zu den persönlichen Strategien zur der Identifizierung von Indikatoren, die erklären, empfinden im Vergleich zu den Selbstheilerinnen und Beendigung des exzessiven Spielens bzw. zur Aufrecht- warum es einer großen Zahl von pathologischen Selbstheilern deutlich mehr Remittierte mit formeller erhaltung des Spielstopps ergeben sich für die Selbst- Glücksspielerinnen und -spielern (PGS) gelingt, aus der Hilfe im Rückblick die eigene Spielsucht als schwer- heilerinnen und Selbstheiler durchgängig geringere Spielsucht herauszuwachsen, während andere auf wiegend. Prozentanteile; bei vielen Vermeidungsstrategien professionelle Hilfe angewiesen sind bzw. in ihrer liegen signifikante Abweichungen zugunsten der Sucht verharren (Analyseteil II). Es sollte dabei insbe- Sehr viele Studienteilnehmende haben akute psychi- Remittierten mit formeller Hilfe vor. sondere untersucht werden, wie sich diese Erkenntnis- sche Probleme. Je nach Untersuchungsgruppe sind se für eine Verbesserung der Maßnahmen zum zwischen einem Drittel und drei Viertel von ihnen Insgesamt lassen sich keine Maßnahmen oder Strategi- Spielerschutz nutzen lassen. aktuell von depressiven Symptomen betroffen. en identifizieren, die für die Förderung von Selbsthei- Hinsichtlich der Frage nach früheren ambulanten wie lungsprozessen eine spezifische Relevanz hätten. Es Insgesamt 347 Personen sind im Rahmen von telefoni- stationären Behandlungen aufgrund einer Depression ergeben sich jedoch einige wichtige Hinweise darauf, in schen, schriftlichen und internetgestützten Interviews finden sich die höchsten Anteile jeweils bei den welchen Bereichen das Präventions- und Hilfsangebot zu ihrem aktuellen und früheren Spielverhalten, zu Betroffenen, die auch von einer Inanspruchnahme für problematische und pathologische Glücksspielerin- glücksspielbezogenen Problemen, zur Inanspruchnah- glücksspielbezogener formeller Hilfe berichten. nen und Glücksspieler ausgebaut werden sollte. me von Hilfen, zu den Barrieren einer solchen Inan- Insbesondere sind hier zu nennen: die Entwicklung spruchnahme, zu Spielmotiven, zu kognitiven Verzer- Gefragt nach den Motiven der Teilnahme am Glücks- von Tipps über erfolgversprechende Vermeidungsstra- rungen, zum aktuellen Gesundheitsstatus u. v. m. spiel spielt insbesondere das Coping eine wichtige tegien des Spielens, die Ausweitung des Sperrsystems befragt worden. Die Rekrutierung der Stichprobe Rolle. So ist mit der Teilnahme am Glücksspiel oftmals (zum Beispiel Spielhallen), die Verstärkung der Koope- erfolgte vorrangig über Anzeigen bzw. Hinweise zur die Hoffnung verbunden, von bestehenden Sorgen ration zwischen der Suchthilfe und der Schuldnerbera- Studie, welche in Wochenblättern, in öffentlichen oder Problemen abzulenken oder negativen Stimmun- tung sowie die Weiterentwicklung von Selbsthilfe- Verkehrsmitteln und in Internetportalen platziert gen zu entfliehen. Insbesondere die Befragten, die Materialen.

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süchtige Mädchen im deutschen Suchthilfesystem“, • Keine 1 Klick-Käufe „Spielimmanente Faktoren, die süchtig machen“ und • Nicht zwei, sondern drei Optionen aufzeigen „Manualisierte Behandlung Suchtkranker“. Als (1. kostenlos spielen, 2. Geld aufwenden, 3. das besonderes Highlight konnte Frau Dr. Kimberley Spiel beenden) → insbesondere für Kinder und Young über eine Videokonferenz zum Thema Jugendliche von Bedeutung „Evaluation and Treatment“ am Symposium mit • Dichotome Ranglisteninformation über Echt- einem Hauptvortrag teilnehmen. Dr. Young gab Geld-Einsatz auf Accounts einen differenzierten Überblick zu „Internet Addic- • Rückgaberecht für ungenutzte In-Game-Käufe tion“, in dem sie einen Bogen von Untersuchungen aus den Anfängen ihrer Forschung zur heutigen Die sehr positive Resonanz auf die breitgefächerte Situation und den aktuellen Problemfeldern wie Palette und attraktive Gestaltung des Symposiums zum Beispiel „Social Networking“ schlug. durch Theorie- und Praxisanteile sowie zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch hat in der anschlie- Weitere Vorträge befassten sich mit neurobiologi- ßenden Mitgliederversammlung dafür gesorgt, dass schen Befunden bei Medienabhängigkeit (Hr. Groh, die Entscheidung für eine jährliche Durchführung Medizinische Hochschule Hannover), diagnostischen getroffen wurde. Am 12./13.11.2015 soll das sechste Kriterien bei Internetsucht (Hr. Müller, Ambulanz Symposium in Berlin stattfinden. Ein „call for für Spielsucht der Universitätsmedizin Mainz) und papers“ wird in Kürze auf der Homepage veröffent- via Videokonferenz konnte Dr. Ellen Helsper licht. Fachtagung des Fachverbands die Durchführung, die Medizinische Hochschule (London School of Economics and Political Science) Medienabhängigkeit e. V. Hannover, hat die Tagung tatkräftig unter anderem mit einem auf aktuellen Studien basierenden http://www.fv-medienabhaengigkeit.de Im vorjährigen Symposium wurde die Aufnahme mit drei Beiträgen aus eigenen Forschungsbereichen Hauptvortrag zum Thema „Vulnerability and von „Internet Gaming Disorder“ in das amerikani- unterstützt. Prof. Dr. Krüger (Medizinische Hoch- excessive Internet use in Adolescents“ die Tagung sche Klassifikationssystem DSM-5 thematisiert. schule Hannover) eröffnete die Fachtagung mit bereichern. Aktuell diskutiert die WHO die Revision des ICD und einem Vortrag über exzessives Sexualverhalten, in beschäftigt sich dabei eingehend mit dem Thema welchem er Definition, Grundlagen und klinische Hr. Dr. Bross und Hr. Knothe rundeten mit einem Verhaltenssüchte, zu denen auch Medienabhängig- Aspekte darstellte. Mit dem Thema „Pathologisches Beitrag „Juristisches zur Mediennutzung und -sucht“ keit gehört. Damit wird das eng umrissene Störungs- Kaufen off- und online“ referierte anschließend PD den Tag ab und gaben Inputs zu Verbraucherschutz, verständnis des DSM-5 auf andere pathologische Dr. Müller (Medizinische Hochschule Hannover) Suchtvorbeugung und Betriebsvereinbarungen. Mediennutzungsformen erweitert. Der Fachverband über ein weiteres Mediensuchtverhalten, das Medienabhängigkeit e. V. hat deshalb sein fünftes allgemein eher noch als Randthema betrachtet wird. Der Vorstand des Fachverbandes Medienabhängig- Symposium in Hannover auf den für 2017 erwarte- keit erarbeitete aus den Erkenntnissen des Symposi- ten ICD-11 bezogen und ein breites Spektrum an Die vielschichtigen Diskussionen über Browserga- ums Handlungsempfehlungen, welche Free-to-Play- internetbasierten Mediennutzungsformen auf ihre mes/Free-to-Play-Games wurden im Vortrag von Games und kostenlose Apps betreffen. Die präven- Suchtpotenziale und ihre Pathologie hin genauer Michael Dreier (Ambulanz für Spielsucht der Univer- tiven Handlungsempfehlungen beziehen sich betrachtet. sitätsmedizin Mainz) aufgegriffen und Suchtmecha- insbesondere auf das Monetarisierungsdesign von nismen wie vorliegende Studienergebnisse dazu Computerspielen: Auch in diesem Jahr konnten nationale und interna- erläutert. • Keine Verschleierung der tatsächlichen Geld- tionale Expertinnen und Experten gewonnen beträge durch In-Game-Währungen werden, so dass Verhaltenssüchte und Verbraucher- In den drei sich anschließenden Workshops wurden • In-Game-Anzeige über insgesamt investiertes schutzthemen präsentiert und diskutiert werden praxisnahe Themen im Diskurs mit den Teilneh- Geld nach dem Login konnten. Der diesjähriger Kooperationspartner für merinnen und Teilnehmern bearbeitet: „Internet- • Retrospektive Warenkorbanzeige

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Gesetzliche Regelungen 3 und Rahmenbedingungen

1 suchtstoffübergreifende und Bundesagentur für Arbeit (BA) werden Gesund- regelungen und Rahmen- heits- und Arbeitsmarktpolitik enger verzahnt. Im bedingungen Rahmen eines gemeinsamen Modellprojekts wird in einem ersten Schritt an sechs Standorten erprobt, wie 1.1 Teilhabe am Arbeitsleben arbeitslose Leistungsbezieherinnen und Leistungsbe- für suchtkranke Menschen zieher im Rechtskreis SGB II einen erleichterten Zugang zu Präventionsangeboten der Gesetzlichen Arbeitslosigkeit und Gesundheit beeinflussen sich Krankenkassen erhalten können. Die auf die Zielgruppe wechselseitig. In diesem Zusammenhang gewinnt die zugeschnittenen Angebote der Krankenkassen enthal- Verknüpfung von Eingliederungsleistungen nach dem ten dabei auch Elemente zur Suchtmittelprävention. Sozialgesetzbuch (SGB II/SGB III) mit gesundheitsori- entierten Angeboten anderer Leistungsträger zuneh- Die Initialisierungsphase läuft noch bis Mitte des mend an Bedeutung. Die Bundesagentur für Arbeit Jahres 2015. Im Anschluss sollen sukzessive weitere (BA) hat bereits in ihrer Beratung und ihren Produkten Standorte in die Erprobung aufgenommen werden. verschiedene eigene Maßnahmen zur Gesundheitsori- entierung von Arbeitslosen und von Arbeitslosigkeit • Modul „Gesundheitsorientierung“ für Maßnahmen bedrohten Arbeitsuchenden ergriffen und leistet damit zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung bei in beiden Rechtskreisen einen signifikanten Beitrag zur einem Träger nach § 16 SGB II i. V. m. § 45 SGB III Gesundheitsförderung und Prävention. Sie hält mit Mit dem Modul „Gesundheitsorientierung“ steht den ihren Fachdiensten (dem Berufspsychologischen gemeinsamen Einrichtungen seit dem Jahr 2013 ein Service und dem Ärztlichen Dienst) fachkompetente flexibel einsetzbares Modul, das bis zu 20 Prozent der Ansprechpartner und Dienstleister für die berufliche Teilnahmedauer der Maßnahme nach § 16 SGB II i. V. (Wieder-) Eingliederung von Arbeitslosen und von m. § 45 SGB III umfassen kann, zur Verfügung. Träger Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitsuchenden bereit. Die von Maßnahmen der Arbeits- Jobcenter machen – sofern kein spezifisches Angebot förderung erhalten einen der Krankenkassen bereitgestellt wird – schon heute konkreten Rahmen für die von den Möglichkeiten Gebrauch, Maßnahmen der gesundheitsorientierten aktiven Arbeitsmarktpolitik mit gesundheitsorientier- Aktivitäten und können ten Elementen zu ergänzen. Darüber hinaus stärkt die entsprechende Angebote Bundesagentur die Kompetenzen ihrer Fachkräfte professionell gestalten. durch Qualifizierungsmaßnahmen in den Handlungs- Dieses Modul beinhaltet die feldern ressourcen- und lösungsorientierter Beratung Säulen Stressbewältigung, sowie in Themengebieten, die eine spezifische gesund- Bewegung, gesunde heitsorientierte Fachlichkeit erfordern (zum Beispiel Ernährung, Umgang mit »Banane: das einzig für die Integrationsarbeit mit Sucht- oder chronisch eigenem Konsumver- kranken Menschen). halten sowie legale krumme Ding« Selbstma- (Zitat unbekannter Herkunft) Mit der seit dem Jahre 2012 bestehenden Kooperation nagement. zwischen Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV)

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• Integrationsarbeit mit chronisch erkrankten Menschen 2 suchtstoffspezifische 25 Abbildung 29: Für Suchtkranke oder Substituierte, die darüber hinaus an Regelungen und Rahmen- Entwicklung der Steuer und des Konsums von Fabrikzigaretten in Deutschland während der vier einer HIV-Infektion leiden, bietet die Deutsche AIDS- bedingungen Phasen der Tabaksteuererhöhungen von 1997 bis 2013 Hilfe (DAH) den Vermittlungs- und Integrationsfachkräf- ten der Agenturen für Arbeit und der gemeinsamen 2.1 Tabak Einrichtungen ein Qualifizierungsmodul an, das Kompe- tenzen beim Umgang mit chronischen Erkrankungen am 2.1.1 Tabaksteuererhöhung Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4 160 15,2 Beispiel der Immunschwäche HIV vermittelt. 2013 und 2014 14,9 14,5 145,3 145,2 14,2 142,5 13,8 13,9 13,9 14,0 139,6 Im Rahmen des beschäftigungsorientierten Fallma- Am 1. Januar 2015 ist die fünfte Steuererhöhung des 137,7 138,4 13,1 nagements bietet die BA auch eine spezialisierte Tabaksteuermodells, welches mit dem Fünften Gesetz 140 132,6 Betreuung von suchterkrankten Leistungsempfänge- zur Änderung von Verbrauchsteuergesetzen vom 11,3 rinnen und Leistungsempfängern im Rechtskreis 21. Dezember 2010 (BGBl. I S. 2221) umgesetzt wurde, SGB II an. in Kraft getreten. Die Tabaksteuer auf Zigaretten und 120 10,0 Feinschnitt war zuvor schon am 1. Mai 2011, am 9,1 111,8 Für die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (SGB II) 1. Januar 2012, am 1. Januar 2013 und am 1. Januar 2014 8,0 7,7 7,8 unterstützen die kommunalen Eingliederungsleistun- erhöht worden. 100 7,4 7,6 95,8 93,5 91,5 gen wie zum Beispiel die Suchtberatung im Rahmen 88,0 86,6 87,6 83,6 82,4 der ganzheitlichen und umfassenden Beratung Die Steuererhöhungen sind so ausgestaltet, dass die 80,3 maßgeblich den Eingliederungsprozess in Arbeit. Die steuerliche Belastung von Feinschnitt stärker steigt als 80 Kommunen erbringen diese Eingliederungsleistungen die steuerliche Belastung von Zigaretten. Abhängig von individuell vor Ort. der jeweiligen Preisklasse erfordert jede Steuererhö- hung bei Zigaretten eine steuerinduzierte Preisanpas- 60 Konkrete Aktivitäten mit Bezug zu den Themenfeldern sung von 4 bis 8 Cent bezogen auf eine Packung mit Drogen und Sucht: 19 Zigaretten und bei Feinschnitt von 12 bis 14 Cent • Modellprojekt von BA und dem Spitzenverband der bezogen auf eine Packung mit 40 Gramm Feinschnitt. 40 Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 • Integrationsarbeit mit chronisch erkrankten Publikation des Deutschen Krebsforschungs- Menschen zentrums (DKFZ): Konsum von Fabrikzigaretten in Milliarden Stück Steuer von Fabrikzigaretten in Cent pro Stück Tabaksteuererhöhungen und Rauchverhalten in Basierend auf einer gemeinsamen Erklärung der Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt (1998–2014) Finanzen und Steuern – Absatz von Tabakwaren 1997–2013. Fachserie 14, Reihe 9.1.1, Destatis, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Deutschen AIDS-Hilfe e. V. und der BA vom 01.12.2012 In Deutschland sank in den vergangenen 15 Jahren wurde zusammen mit der Deutschen AIDS-Hilfe ein erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik der Zigaret- Qualifizierungsangebot „Leben und Arbeiten mit HIV tenkonsum deutlich – vor allem Jugendliche rauchen – ein Beispiel für den Umgang mit chronischen weniger. An diesem Rückgang waren preisrelevante Erkrankungen und Tabuthemen“ erarbeitet, welches Tabaksteuererhöhungen maßgeblich beteiligt. um das Rauchverhalten zu beeinflussen. Ergänzende 24 Jahre) deutlich. Daher sind eine deutliche jährliche im Jahre 2014 den Vermittlungs- und Integrationsfach- Seit dem Jahr 2011 gibt es zwar wieder Steuererhöhun- Tabakkontrollmaßnahmen fehlen. Infolgedessen stieg Tabaksteuererhöhung sowie eine Gleichbesteuerung kräften der BA nachfrageorientiert zur Verfügung gen, diese sind jedoch mit jährlich etwa zwei Prozent der Zigarettenkonsum 2011 im Vergleich zum Vorjahr aller Tabakprodukte dringend angezeigt. gestellt wurde. Ein wesentlicher Bestandteil des sehr gering. Zum Januar 2015 soll die letzte Tabak- um fünf Prozent – das ist die größte Steigerung Schulungsmoduls ist der empfohlene Umgang im steuererhöhung stattfinden. Weitere Erhöhungen sind innerhalb des vorangehenden Jahrzehnts. Im Jahr 2012 http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ Rahmen der Integrationsarbeit mit substituierten nicht geplant. Diese Steuererhöhungen haben jedoch stieg der Raucheranteil unter den Jugendlichen (zwölf Publikationen/AdWfP/AdWfdP_Tabaksteuererhoehun- Personen. keinen Lenkungseffekt, das heißt, sie sind zu gering, bis 17 Jahre) und unter den jungen Erwachsenen (18 bis gen_und_Rauchverhalten_in_Deutschland.pdf

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25 Abbildung 30: Schlussfolgerung zu, dass die Nachfrage nach und der der EU erfolgen muss. Unter anderem leisten die in Entwicklung des Rauchverhaltens der deutschen Bevölkerung während der vier Phasen der Nachschub an unversteuerten Zigaretten unverändert diverse Länder entsandten Zollverbindungsbeamtin- Tabaksteuererhöhungen von 1997 bis 2012 groß ist. nen und -beamten hierzu einen erheblichen Beitrag.

Nach wie vor werden auf dem Schwarzmarkt sowohl

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4 unversteuerte Originalzigaretten der namhaften 2.1.3 Ausgaben der Tabakindust- 55 Zigarettenhersteller wie auch Fälschungen dieser rie für Werbung, Promoti- Markenzigaretten angeboten. Überwiegend werden on und Sponsorship 50 aber die sogenannten „Uncommon Brands“ festgestellt. Hierbei handelt es sich um im Ausland legal nach Die Mitgliedstaaten des Rahmenabkommens zur 45 Maßgabe des dort geltenden Rechts hergestellte Tabakkontrolle (FCTC) sind nach Artikel 13 verpflichtet, Zigaretten, die aber in der Regel keinen regulären die Offenlegung der Werbeausgaben der Tabakindustrie

40 Absatzmarkt besitzen. Zunehmend wurde festgestellt, zu gewährleisten. Deutschland hat im Jahr 2005 dass selbst diese „Uncommon Brands“ als Fälschungen zwischen der Drogenbeauftragten der Bundesregierung auf dem deutschen Schwarzmarkt angeboten werden. und dem damaligen Verband der Cigarettenindustrie 35 (vdc) eine Vereinbarung geschlossen, nach der die Bei gefälschten Zigaretten – unabhängig davon, ob es Aufwendungen der Tabakindustrie in der Tabakwerbung 30 sich um Fälschungen von Markenzigaretten oder in Deutschland, nach Werbeträgern gegliedert, jährlich „Uncommon Brands“ handelt – besteht eine hohe und notariell beglaubigt mitgeteilt werden. Die Verein- 25 Wahrscheinlichkeit, dass die Herstellung dieser barung wurde ab dem Berichtsjahr 2008 vom neu Falsifikate nicht den vorgeschriebenen Qualitäts- und gegründeten Deutschen Zigarettenverband (DZV) sowie 20 Hygienevorschriften entspricht und die gefälschten vom nicht mehr dem DZV angeschlossenen Tabakher- Zigaretten damit möglicherweise unzulässige oder steller Philip Morris GmbH übernommen. Die Angaben 15 zumindest bedenkliche Bestandteile enthalten. zu den Werbeausgaben der Tabakindustrie werden im Hauptziel bei der Bekämpfung des Zigarettenschmug- Drogen- und Suchtbericht veröffentlicht. 10 gels ist zum einen die Reduzierung der in das Steuer- 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 gebiet eingeschmuggelten bzw. illegal verbrachten Damit liegen der Bundesregierung vergleichbare Tabakwaren durch Sicherstellung, um fiskalische und Angaben zu jährlichen Werbeausgaben der Tabakin- gesundheits- sowie wirtschaftspolitisch relevante dustrie für Werbung, Promotion und Sponsoring ab Raucher (18-24 Jahre) Raucherinnen (25-69 Jahre) Raucherinnen (18-24 Jahre) Raucherinnen (12-17 Jahre) Schäden zu minimieren, und zum anderen die Identi- dem Jahr 2005 vor. Die von der deutschen Tabakindus- Raucher (25-69 Jahre) Raucher (12-17 Jahre) fizierung und Zerschlagung illegaler Strukturen des trie mitgeteilten Zahlen beinhalten die Ausgaben für Zigarettenhandels, um so präventiv und repressiv dem direkte Marketingmaßnahmen und zu Teilen die

Quellen: Statistisches Bundesamt 1998–20149, Darstellung: Deutsches Krebsforschungszentrum, Stabsstelle Krebsprävention, 2014 Nachschub illegaler Zigaretten auf den deutschen Ausgaben für indirektes Marketing und Konsumenten- Schwarzmarkt begegnen zu können. ansprachen. Darüber hinausgehende Maßnahmen sind in den Angaben nicht enthalten. Dies erfordert eine intensive Beobachtung der Zigaret- 2.1.2 bekämpfung des niedrigen Herstellungskosten für Zigaretten beispiels- ten-Kriminalitätslage im Bundesgebiet und in der EU Mit dem Inkrafttreten des Tabakwerbeverbotes mit zigarettenschmuggels weise in Osteuropa bleiben in der Gesamtbetrachtung sowie eine phänomenologische Auswertung aller grenzüberschreitender Wirkung in Deutschland zum 29. ein lukrativer Anreiz für illegale Zigaretteneinfuhren. vorliegenden Informationen zu diesem Deliktsfeld. Der Dezember 2006 haben sich nach der Tabakwerberichtli- Der Zigarettenschmuggel stellt seit Jahren ein Problem Der Zollverwaltung liegen für die tatsächliche Größe Zigarettenschmuggel stellt eine internationale Proble- nie der Europäischen Union (2003/33/EG) ab 2007 die von internationaler Tragweite dar. Das Preisgefälle in des deutschen Zigarettenschwarzmarktes zwar keine matik dar, sodass die Bekämpfung dieses Deliktsfeldes Werbeausgaben der Tabakindustrie im Vergleich zu den Europa, der hohe Erwerbspreis für die Konsumentin- eigenen und belastbaren Zahlen vor, doch lassen die auch durch die internationale Zusammenarbeit mit Vorjahren durch das Werbeverbot in Printmedien und nen und Konsumenten in Deutschland und die Studien von Industrie, Wirtschaft und Verbänden die den zuständigen Behörden innerhalb und außerhalb im Internet in verbliebene Marketingbereiche verlagert.

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Tabelle 12: Zusammenstellung der Jährlichen Tabakwerbeausgaben (in 1.000 Euro) Zu allen Zielen wurden Teilziele entwickelt und jeweils Im Februar 2014 sprachen sich 81 Prozent der befrag- mit konkreten Umsetzungsmaßnahmen unterlegt. Die ten Bundesbürgerinnen und -bürger für ein Rauchver- 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Überarbeitung des Gesundheitsziels wird in Kürze bot in Gaststätten aus. Damit liegt die Zustimmung zu Gesamte 182.329 79.900 128.942 192.769 222.262 199.089 200.883 220.761 205.639 abgeschlossen. rauchfreien Gaststätten nahe am Rekordwert des Werbeausgaben Vorjahrs. Vor zehn Jahren, also im Jahr 2005, waren Direkte Werbung 93.647 34.281 53.089 86.296 81.345 69.214 70.270 80.225 70.186 lediglich etwas mehr als die Hälfte der Bundesbürge- Werbung in 21.661 8.612 436 504 1.536 719 345 235 299 2.1.5 beispielprojekte des Deut- rinnen und -bürger für ein Rauchverbot in Gaststätten. Printmedien schen Krebsforschungs- Seither stieg die Zustimmung stetig an. Außenwerbung 51.995 20.020 49.190 78.010 70.983 66.798 68.133 75.986 69.806 zentrums (DKFZ) Werbung im Kino 9.694 2.150 2.065 1.512 2 1.216 1.785 3.950 7.769 Ausweitung des Rauchverbots auf E-Zigaretten Repräsentativbefragung zur Akzeptanz der rauch- Bei der Frage, ob das Rauchverbot in Gaststätten auch Werbung im Internet 2.891 2.756 295 188 277 1 7 4 1 freien Gastronomie in Deutschland für E-Zigaretten gelten solle, zeigt sich eine ähnliche Sonstige Werbung 4.980 712 1.103 6.005 8.494 480 0 50 50 Seit dem Jahr 2005 wird jährlich im Auftrag des Tendenz unter den Befragten wie beim Rauchverbot in Keine Zuordnung 2.426 31 0 77 53 0 0 0 0 Deutschen Krebsforschungszentrums die Einstellung Bezug auf herkömmliche Tabakprodukte. Promotion 85.996 41.930 72.646 102.792 137.495 127.105 122.887 135.397 128.944 der Bevölkerung zu Rauchverboten in Gaststätten in 25 Sponsorship 2.686 3.689 3.207 3.681 3.422 2.770 4.517 5.139 6.509 Repräsentativuntersuchungen erhoben. Die Untersu- Insgesamt sprachen sich rund drei Viertel der Befrag- chung, die auch im Jahr 2014 von der Gesellschaft für ten für ein Verbot von E-Zigaretten in Gaststätten aus.

Quelle: Deutscher Zigarettenverband Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Von den Nichtraucherinnen und Nichtrauchern waren Krebsforschungszentrums durchgeführt wurde, basiert es mit 86 Prozent mehr als bei den ehemaligen In den Angaben für das Jahr 2007 fehlen aufgrund der der GVG finanziert. Die bislang festgelegten Gesund- auf Befragungen von rund 2000 Deutschen im Alter Raucherinnen und Rauchern mit 77 Prozent und den Auflösung des damaligen Verbandes der Cigaretten- heitsziele bauen auf breiter fachlicher Expertise auf von über 15 Jahren. Raucherinnen und Rauchern mit 55 Prozent. industrie (vdc) die Angaben eines großen Tabakherstel- und wurden konsensual entwickelt. Im März 2012 lers. Damit waren im Jahr 2007 die Gesamtausgaben wurde das Gesundheitsziel „Gesund älter werden“ Abbildung 31: http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ der Tabakindustrie in Deutschland höher als angege- vorgestellt. Zu jedem Gesundheitsziel wurden Ziele, Zustimmung zu rauchfreien Gaststätten in Publikationen/AdWfP/AdWfP_Rauchfreie_Gaststaet- Deutschland im Zeitvergleich von 2005 bis 2014 ben. Seit dem Jahr 2008 sind alle Tabakfirmen in der Teilziele und Empfehlungen für die konkrete Umset- 60 ten_2013.pdf notariellen Zusammenstellung enthalten. Im aktuell zung erarbeitet. Die Umsetzung von Maßnahmen vorliegenden Berichtsjahr für 2013 lagen die Wer- erfolgt eigenverantwortlich durch die an „gesundheits- http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ 100 beausgaben damit bei etwa 205 Millionen Euro. In ziele.de“ beteiligten Institutionen. Publikationen/AdWfP/AdWfdP_Rauchfreie_Gaststaet- 81,8 81,1 Deutschland ist neben der noch zulässigen Plakat- 77,5 ten_2014.pdf 80 74,4 76,1 außenwerbung für Tabakerzeugnisse die Tabakwer- Das Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“ 73,4 66,6 65,3 bung im Kino ab 18 Uhr erlaubt und 2013 auf fast acht befindet sich seit Juni 2010 im Prozess der Überarbei- 60 59,1 Millionen pro Jahr angestiegen. tung, wobei es derzeit folgende Zielbereiche umfasst: 52,9 Gesundheitsmonitor 2014 Auf Einladung der Bertelsmann Stiftung wertete das Ziel 1: 40 Deutsche Krebsforschungszentrum – wie bereits im 2.1.4 »gesundheitsziele.de«: Jugendliche und junge Erwachsene bleiben Nicht- Jahr 2007 – die Fragen des Gesundheitsmonitors zur Vorschläge der raucherinnen bzw. Nichtraucher. 20 Einstellung der Bevölkerung zu den Nichtraucher- Arbeitsgruppe 6 – Tabak- schutzgesetzen aus, um die Auswirkungen der Gesetze konsum reduzieren Ziel 2: 0 im Zeitverlauf zu erfassen. Es zeigte sich eine positive 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Der Rauchstopp ist in allen Altersgruppen gestiegen. Wirkung der in den letzten Jahren in Deutschland Das „Forum gesundheitsziele.de“ wurde 2000 als Erläuterung: Zustimmung in % eingeführten Nichtraucherschutzgesetze: Die Passiv- Quelle: DKFZ, www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/Aus_der_Wissenschaft_fuer_ Modellprojekt von BMG und den Ländern initiiert und Ziel 3: die_Politik.html www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/Aus_der_Wissenschaft_fuer_ rauchbelastung ist deutlich gesunke Erfreulich ist, dass bis 2006 aus Bundesmitteln und einem Eigenbeitrag Umfassender Schutz vor Passivrauchen ist gewährleistet. die_Politik.html die Nichtraucherschutzgesetze große Unterstützung

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Zustimmung zu rauchfreien Gaststätten und zu einem Verbot von E-Zigaretten in Gaststätten (2014) 268 25 269

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finden, die seit der Einführung der Gesetze außerdem Landeshauptstädten, wie die vor Ort geltenden Abbildung 33: deutlich angestiegen ist. Besonders positiv ist die wach- Ausnahmeregelungen von den Gastwirtinnen und Belastung durch Passivrauchen bei der Arbeit (bezogen auf Erwerbstätige), zu Hause und in der sende Unterstützung seitens der Gruppe der Rauche- Gastwirten gehandhabt wurden. Im Zuge einer Freizeit, nach Jahr 25 rinnen und Rauchern, insbesondere für Bereiche, für die Begehung von Gaststätten in Schwerin traten damals bisher keine gesetzlichen Regelungen bestehen, wie ein gravierende Missstände beim Nichtraucherschutz zuta- Rauchverbot im Auto, wenn dort Kinder anwesend sind. ge: In einem Großteil der Getränkegaststätten wurde geraucht und in vielen Raucherkneipen gegen die 81 80 80 80 www.gesundheitsmonitor.de/uploads/tx_itao_download/ gesetzlichen Vorschriften verstoßen. Das Nichtrau- Gesundheitsmonitor_NL_4_2014.pdf cherschutzgesetz in Mecklenburg-Vorpommern trat 71 am 31. Juli 2014 außer Kraft, sodass sich die Gelegen- 62 Abbildung 32: heit eröffnete, vorhandene Regelungslücken zu 60 Zustimmung zu rauchfreien Gaststätten schließen. Um herauszufinden, ob sich die Situation in 50 und zu einem Verbot von E-Zigaretten in der Landeshauptstadt Schwerin in der Zwischenzeit Gaststätten (2014) verbessert hatte, wiederholte das DKFZ die Erhebung 40

im Mai 2014. Bei der Evaluation des Nichtraucher- 29 100 94,4 schutzes in der Schweriner Gastronomie im Mai 2014 86 87,4 18 81,1 hat sich bestätigt, was schon bei der Voruntersuchung 20 80 76,9 13 74,1 des DKFZ Anfang 2011 zu beobachten war: Die 10 10 10 12 9 9 9 8 getränkegeprägte Gastronomie und die Spielhallen 5 6 7 6 6 6 7 60 56,6 55,2 sind nahezu komplett verraucht. Doch auch in der 0 speisengeprägten Gastronomie wird gegen die gesetzli- 2007* 2014* 2007** 2014** 2007*** 2014*** 40 che Vorschrift verstoßen. häufig (%) manchmal (%) selten (%) nie (%) 20 http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ Publikationen/AdWfP/AdWfP_Nichtraucherschutz_Meck- Erläuterung: *bei der Arbeit; **zu Hause; *** in der Freizeit 0 lenburg-Vorpommern.pdf Gesamt Nichtraucher Ehemalige Raucher Raucher 2.1.6 fortführung der Auswer- Rauchverhalten und zu Einstellungen in der Bevölke- Länder, darunter die USA, Kanada, Australien und im Grundsätzlich begrüße ich ein Rauchverbot in Gaststätten rung zum Tabakkonsum sowie zu Einzelmaßnahmen EU-Raum das Vereinigte Königreich, Irland, Frankreich Das Rauchverbot in Gaststätten sollte auch für E-Zigaretten tung einer bundesweiten gelten prospektiven Kohorten- der Tabakprävention erfasst werden. Mittels dieser und die Niederlande. Die internationalen Vergleiche studie zur Evaluation der repräsentativen Kohortenstudie kann die Wirksamkeit ermöglichen eine Bewertung und Einordnung der in Erläuterung: Zustimmung in % deutschen Tabakkontroll der deutschen Tabakkontrollpolitik untersucht werden. Deutschland potenziell zu beobachtenden Verände- Quelle: DKFZ, www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/Aus_der_Wissenschaft_fuer_ politik (International Dadurch wurden auch erstmals die Einstellungen der rungen von Einstellungen und Rauchverhalten. Die die_Politik.html Tobacco Control Policy Bevölkerung zu Einzelmaßnahmen erfasst, wozu sich Daten wurden fortlaufend ausgewertet und auch im Evaluation Project (ITC)) die Bundesregierung im Rahmen der WHO Framework Jahr 2014 publiziert: Evaluation des Nichtraucherschutzes in Mecklen- Convention on Tobacco Control verpflichtet hatte. burg-Vorpommern: Gesetzeslücken und Gesetzes- Auswertung des Deutschen Krebsforschungszent- Socioeconomic and country variations in cross-border verstöße am Beispiel der Gastronomie in Schwerin rums (DKFZ) Da diese Studie in das internationale ITC-Projekt cigarette purchasing as tobacco tax avoidance strategy. Das Landesnichtraucherschutzgesetz in Mecklenburg- Mit drei Befragungen im Rahmen des ITC-Projekts in eingebunden ist, können auf Basis standardisierter Findings from the ITC Europe Surveys Vorpommern (NichtRSchutzG M-V) trat am 1. August den Jahren 2007, 2009 und 2011, die vom Bundesminis- Fragebogeninstrumente Vergleiche mit anderen 2007 in Kraft. Im Frühjahr 2011 untersuchte das terium für Gesundheit gefördert wurden, konnten Ländern vorgenommen werden, die ebenfalls Teil http://tobaccocontrol.bmj.com/content/23/suppl_1/i30. Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in zehn erstmals für Deutschland relevante Daten zum dieses Projektverbunds sind. Dies sind mittlerweile 20 full.pdf+html

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Associations between tobacco control policy aware- November 2014 ihren gemeinsamen Entwurf eines Ausgestaltung als Verbrechenstatbestände werden die Verfügbarkeit riskanter neuer psychoaktiver ness, social acceptability of smoking and smoking Gesetzes zur Bekämpfung des Dopings im Sport erweitert, was auch zur Folge hat, dass sie geeignete Substanzen für Konsumentinnen und Konsumenten auf cessation. Findings from the International Tobacco (AntiDopG) vorgelegt. Der Entwurf wurde am 25. März Vortaten für den Geldwäschetatbestand des § 261 des EU-Ebene zu reduzieren, hat die EU-Kommission im Control (ITC) Europe Surveys 2015 abschließend im Kabinett behandelt und an den Strafgesetzbuches werden. September 2013 Legislativvorschläge für ein schnelleres, weitergeleitet. effektiveres und verhältnismäßiges Vorgehen vorgelegt. http://her.oxfordjournals.org/content/29/1/72.abstract • Es wird eine neue Ermächtigung geschaffen, die Diese werden im EU-Parlament und im Rat verhandelt. Wesentliche inhaltliche Neuerungen des Entwurfs: die Datenübermittlung von Gerichten und Staats- Die Bundesregierung arbeitet daran mit, eine möglichst • Mit dem Anti-Doping-Gesetz wird ein neues anwaltschaften an die NADA ermöglicht. effiziente Regelung zu finden, die geeignet ist, auf das Stammgesetz zur Dopingbekämpfung geschaffen, grenzüberschreitende Phänomen der NPS effektiver als das die Rechtsvorschriften zur Dopingbekämpfung • Eine neue Vorschrift soll es der NADA ermöglichen, bislang EU-weit zu reagieren. bündelt und in das auch die bisherigen Vorschriften personenbezogene Daten zu erheben, zu verarbeiten des Arzneimittelgesetzes überführt werden. und zu nutzen. Mit seinem Urteil vom 10. Juli 2014 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine streitige Frage zur Auslegung • Die bisher im Arzneimittelgesetz geregelten Verbote • In dem Gesetzentwurf erfolgt zudem eine Klarstel- des europäischen Arzneimittelbegriffs geklärt. In der 2.2 Arzneimittel um neue Tatbegehungsweisen („herstellen“, „Handel lung der Zulässigkeit von Schiedsvereinbarungen in Sache ging es darum, ob Stoffe wie synthetische treiben“, „veräußern“, „abgeben“, „in den Geltungsbe- den Verträgen zwischen Verbänden sowie Sportlerin- Cannabinoide, die die Körperfunktionen beeinflussen, Regulierung der Dopingbekämpfung im Sport reich dieses Gesetzes verbringen“) werden deutlich nen und Sportlern. zusätzlich auch einen gesundheitsfördernden Zweck Die Bundesregierung verfolgt das Ziel einer wirksamen erweitert. haben müssen, um als Arzneimittel zu gelten. Der EuGH nationalen und internationalen Bekämpfung des • Schließlich werden Landesregierungen künftig hat diese Frage bejaht. Dabei ist er nicht der Auslegung Dopings im Sport. Sie fördert und unterstützt Anti- • Dopingmethoden werden in dem Entwurf ausdrück- ermächtigt, durch Rechtsverordnung die Anti- gefolgt, die von der Mehrheit der Stellung nehmenden Doping-Maßnahmen auf internationaler und nationa- lich erfasst. Doping-Strafverfahren bei bestimmten Gerichten zu Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, vertreten ler Ebene. konzentrieren. wurde. Es ist jedoch zu begrüßen, dass der EuGH selbst • Es wird ein strafbewehrtes Verbot des Selbstdopings ausdrücklich auf die gesundheitsschädliche Wirkung Im Oktober 2012 wurde vom Bundeskabinett der geschaffen, mit dem erstmals gezielt dopende der Präparate hinweist. Das BMG ist zurzeit dabei, in Evaluierungsbericht zum Gesetz zur Verbesserung der Leistungssportlerinnen und Leistungssportler erfasst 2.3 illegale Drogen Abstimmung mit den fachlich zuständigen Bundesmi- Bekämpfung des Dopings im Sport – DBVG (BGBl I werden, die beabsichtigen, sich mit Doping Vorteile nisterien und unter Heranziehung naturwissenschaftli- S. 2510) aus dem Jahr 2007 beschlossen. in Wettbewerben des organisierten Sports zu chen Sachverstandes einen Lösungsansatz zu entwi- verschaffen [erfasst werden: (1.) Spitzensportlerinnen 2.3.1 änderungen des Betäu- ckeln, wie NPS zukünftig rechtlich effektiver begegnet Die im Rahmen der Evaluation als zielführend bewer- und Spitzensportler, die in einem der Testpools der bungsmittelrechts werden kann. Ziel ist es dabei, die Verbreitung, Verfüg- teten Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) erfasst sind, barkeit und damit den gefährlichen Konsum der nicht Bekämpfung des Dopings wurden durch das Dritte und (2.) Sportlerinnen und Sportler, die mit dem Maßnahmen gegen neue psychoaktive Substanzen auf ihre Inhaltsstoffe deklarierten, mit unkalkulierbaren Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher und Sport erhebliche Einnahmen erzielen]. Durch die Mit der 28. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverord- Gesundheitsgefahren verbundenen NPS, die oft anderer Vorschriften vom 7. August 2013 (BGBl. I Fassung des Tatbestandes ist auch das Dopen nung (BtMÄndV) vom 5. Dezember 2014 hat die irreführend etwa als „Kräutermischungen“, „Raumluft- S. 3108) umgesetzt. außerhalb von Wettbewerben erfasst. Bundesregierung dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) erfrischer“ oder „Dünger“ angeboten werden, besser als 32 neue psychoaktive Substanzen (NPS) unterstellt. Mit bislang zu unterbinden. Für die 18. Legislaturperiode haben sich die Koalitions- • Die Strafbarkeit des Erwerbs und Besitzes von einer 29. BtMÄndV, die am 25. März 2015 von der parteien darauf verständigt, weitergehende strafrecht- Dopingmitteln zum Zwecke des Selbstdopings ohne Bundesregierung beschlossen wurde, folgen weitere Allerdings sind auch nach der EuGH-Entscheidung liche Regelungen beim Kampf gegen Doping zu mengenmäßige Beschränkung wird eingeführt (nur neun Substanzen. NPS, die dem BtMG noch nicht unterstellt sind, nicht schaffen. für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler, ohne weiteres legal. Vielmehr ist im jeweiligen Einzel- die beabsichtigen, sich in einem Wettbewerb des Derzeit ist es aufwendig, neue psychoaktive Substan- fall zu prüfen, inwieweit andere gesetzliche Vorschrif- Das Bundesministerium für Gesundheit, das Bundes- organisierten Sports Vorteile zu verschaffen). zen dem BtMG zu unterstellen. So entsteht ein Wett- ten anwendbar sind, wie beispielsweise das Tabakrecht ministerium des Innern und das Bundesministerium lauf zwischen immer neuen Varianten einer Substanz oder bei NPS, die keine synthetischen Cannabinoide der Justiz und für Verbraucherschutz haben am 12. • Die bisherigen besonders schweren Fälle und deren und ihrer betäubungsmittelrechtlichen Regelung. Um sind, weiterhin das Arzneimittelgesetz.

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2.3.2 grundstoffüberwachung 2.4 Pathologisches nicht diskriminierender und im Voraus bekannter nung vom 8. Dezember 2014 wurde die Novellierung Glücksspiel Kriterien gerügt hat (Beschluss vom 7. Oktober 2014). der Spielverordnung abgeschlossen. Bei Grundstoffen oder Drogenausgangsstoffen handelt es sich um 24 international gelistete Chemikalien, die 2.4.1 erster Glücksspielände- Das Glücksspiel im Internet bleibt grundsätzlich Zahlreiche Regelungen tragen zur Verbesserung des meist legal gehandelt werden. Sie werden aber auch zur rungsstaatsvertrag verboten; für Lotterien und Sportwetten werden Spieler- und Jugendschutzes und zur Verhinderung Herstellung illegaler Drogen eingesetzt Hierfür werden jedoch Ausnahmen zugelassen. von Steuerhinterziehung und Geldwäsche bei. Dazu sie missbräuchlich aus dem legalen Handelsverkehr Die Gesetzgebungszuständigkeit für das Glücksspiel Der Glücksspieländerungsstaatsvertrag nimmt gehören insbesondere die Einführung einer Spielun- abgezweigt. Deshalb ist es unverzichtbar, diese Stoffe liegt im Wesentlichen bei den Ländern. Lotterien, erstmals Regeln zum gewerblichen Spiel in Spielhallen terbrechung nach drei Stunden mit Nullstellung der weltweit zu überwachen, um gegen die Drogenherstel- Spielbanken und Sportwetten unterliegen nach dem auf. Künftig Mehrfach-Konzessionen, also der Betrieb Geräte und die Befristung der Bauartzulassung für lung und den Drogenhandel vorzugehen. Hierzu gibt „Ersten Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertra- mehrerer Spielhallen an einem Standort, nicht mehr Geldspielgeräte auf zunächst ein Jahr sowie der es internationale, europäische und nationale Vorschrif- ges zum Glücksspielwesen der Länder“ weiterhin möglich. Stattdessen muss zwischen Spielhallen ein Aufstelldauer für jedes einzelne Gerät auf vier Jahre. ten. Der Verkehr mit diesen Grundstoffen ist Teil des einem staatlichen Monopol. Dieses ist gerechtfertigt, bestimmter Mindestabstand liegen. Außerdem können Weiterhin wurden die Anforderungen an die Aufzeich- „Übereinkommens der Vereinten Nationen von 1988 denn es dient dazu, die Spielleidenschaft in geordnete die Bundesländer Sperrzeiten für die Spielhallen nungen, die während des Spielbetriebs durch die gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtstoffen und Bahnen zu lenken und der Glücksspielsucht vorzu- festsetzen, die drei Stunden nicht unterschreiten Geldspielgeräte vorgenommen werden müssen, psychotropen Stoffen“ (Suchtstoffübereinkommen von beugen. Der Glücksspieländerungsstaatsvertrag trat dürfen. Das strengste Spielhallengesetz hat derzeit verschärft: Diese Daten müssen künftig dauerhaft 1988). Das EU-Recht regelt den europäischen Binnen- am 1. Juli 2012 in Kraft und ist bis 30.06.2021 gültig. Berlin. Es wurde durch das OVG Berlin-Brandenburg aufgezeichnet, jederzeit elektronisch verfügbar und und Außenhandel der EU mit Grundstoffen. Die betref- Mittlerweile sind ihm alle Bundesländer beigetreten. im November 2014 bestätigt. auslesbar sowie gegen Manipulationen geschützt sein. fenden Chemikalien unterliegen danach jeweils Dieser Vertrag verfolgt insbesondere das Ziel, das Mit der Sechsten Änderungsverordnung wurden unterschiedlich strengen Kontrollen, um den Handels- Entstehen von Glücksspiel- und Wettsucht zu Eine zentrale bundesweite Sperrdatei für Spielhallen, zugleich die Maßgaben des Bundesrates vom 5. Juli verkehr für legale Zwecke nicht über Gebühr zu verhindern sowie Glücksspielangebote zu begrenzen, die grundsätzlich nach den Ländergesetzen individuell 2013 übernommen. Diese beinhalten weitere Verschär- erschweren. Das deutsche Grundstoffüberwachungsge- um besonders im Kinder- und Spielerschutz einer möglich wäre, ist bisher nicht vorgesehen. fungen der Anforderungen an Geldspielgeräte, setz vom 11. März 2008 regelt ergänzend die behördliche Spielsucht vorzubeugen. Dafür sind differenzierte insbesondere das Verbot der Automatiktaste, mit der Kontrolle und Überwachung des Grundstoffverkehrs in Maßnahmen für die einzelnen Glücksspielformen Allerdings wurde auf der Fachtagung des Fachverban- die Spielerin bzw. der Spieler unbeeinflusst Einsätze Deutschland sowie Straf- und Bußgeldtatbestände. vorgesehen, die deren spezifischen Sucht-, Betrugs-, des Glücksspielsucht e. V. in Berlin am 20. und 21. tätigen kann, die Reduzierung des maximalen Verlustes Manipulations- und Kriminalitätspotenzialen November ausführlich darüber diskutiert, ob eine pro Stunde auf 60 Euro sowie des maximalen Gewinns Am 30. Dezember 2013 traten Änderungen im europäi- Rechnung tragen. bundesweite Sperrdatei nicht doch eine sinnvolle pro Stunde auf 400 Euro. Weiterhin darf der Spielein- schen Grundstoffrecht in Kraft. Ziel ist zu verhindern, Präventivmaßnahme wäre. satz künftig nur in Euro und Cent erfolgen; diese dass besonders Essigsäureanhydrid – notwendig, um Der Glücksspieländerungsstaatsvertrag regelt vor Beschränkung zielt ab auf das Spielen mit Geldäquiva- Heroin herzustellen – aus dem EU-Binnenhandel allem die Sportwetten neu, nach dem Sportwetten- Gerätebezogene Regeln bezüglich der Geldspielgeräte lenten, das sogenannte Punktespiel. Nach Ablauf einer abgezweigt wird. Außerdem soll der Drittlandhandel von Anbieter eine Konzession benötigen. In diesem Sektor in Spielhallen und Gaststätten umfasst der Vertrag fünfjährigen Übergangsfrist dürfen zudem in Gaststät- ephedrin- und pseudoephedrinhaltigen Arzneimitteln, hat sich in den letzten Jahren das Glücksspiel über- nicht, da die Zuständigkeit der Länder hier insoweit ten generell nur noch zwei Geldspielgeräte aufgestellt die für die Herstellung von Methamphetamin miss- wiegend auf illegale Online-Anbieter verlagert. Ziel ist nicht gegeben ist. Regelungen hierzu enthalten die werden. braucht werden können, stärker kontrolliert werden. die Kanalisierung der Nachfrage von Spiel erfinden Gewerbeordnung und die Spielverordnung, für die der Personen zu legalen Sportwetten-Angeboten. Hierbei Bundesgesetzgeber zuständig ist. Ferner wurden mit der Sechsten Änderungsverord- sind Spielformen vorzuhalten, die aus suchtpräventi- nung die Einzelheiten der personenungebundenen ver Sicht weniger gefahrenträchtig sind. Zudem sollen Spielerkarte geregelt: Spielgeräte müssen künftig so strengere Konzessionsregeln einen ausreichenden 2.4.2 gewerbliches Automaten- hergestellt werden, dass sie nur mit einer Spielerkarte Spielerschutz sicherstellen. Für Sportwetten ist aus spiel – Novellierung der betrieben werden können, die vom Aussteller ausgege- diesem Grund eine Experimentierklausel für die Spielverordnung ben wird. Dies dient dem Jugendschutz (die Ausgabe Dauer von sieben Jahren vorgesehen. Das Verfahren der Karte erfolgt nur nach einer Alterskontrolle) und zur Vergabe der insgesamt 20 Konzessionen ist noch Mit der Sechsten Verordnung zur Änderung der dem Spielerschutz (das gleichzeitige Bespielen mehre- nicht abgeschlossen, weil der Verwaltungsgerichtshof Spielverordnung vom 4. November 2014 und der rer Geräte ist nicht möglich, da jede(r) Spielende nur Hessen das Vergabeverfahren mangels objektiver, Siebten Verordnung zur Änderung der Spielverord- eine Karte erhält).

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4 Internationales

1  Europäische und interna- 1.2 eu-Alkoholstrategie tionale Alkoholpolitik Im Jahr 2014 wurde von der EU und dem Ausschuss 1.1 situation in Europa „Nationale Alkoholpolitik und Maßnahmen“ ein Aktionsplan entwickelt. Der Plan setzt sich den Schäden aufgrund von Alkoholkonsum sind ein großes Schwerpunkt, den Alkoholkonsum Jugendlicher und gesundheitsbezogenes Problem in der Europäischen das Rauschtrinken (Action Plan on Youth Drinking and Union. Weltweit gesehen ist die EU die Region mit dem on Heavy Episodic Drinking (Binge Drinking)) zu höchsten Pro-Kopf-Alkoholkonsum sowie der höchsten verringern. In den Jahren 2014 bis 2016 soll an den Rate an Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen infolge folgenden Zielen gearbeitet werden: von Alkoholmissbrauch. Gemäß einer Studie der OECD war Alkohol in 2012 für knapp acht Prozent der Todes- 1) Rauschtrinken reduzieren (zum Beispiel durch fälle unter Männern und für vier Prozent der Todesfälle Aufklärungsmaßnahmen und Schulung von unter Frauen verantwortlich. Der durchschnittliche Verkaufs- und Ausschankpersonal). Alkoholkonsum pro Kopf ist in vielen europäischen Ländern in den letzten drei Jahrzehnten leicht zurück- 2) Verfügbarkeit von Alkohol für Jugendliche reduzie- gegangen. 2012 trank die erwachsene Bevölkerung ren (zum Beispiel durch bessere Umsetzung von insgesamt 10,1 Liter reinen Alkohol. Vor allem die Jugendschutzbestimmungen). großen Wein produzierenden Länder (wie Frankreich oder Italien) sehen einen sinkenden Alkoholkonsum, 3) Den Umfang, in dem Jugendliche Alkoholwerbung wohingegen der Konsum in den nordischen Ländern ausgesetzt sind, verringern (zum Beispiel durch (wie Schweden oder Finnland) zugenommen hat. bessere Umsetzung der bestehenden Audiovisuel- Insgesamt ist folglich eine Angleichung der Trink- len Medienrichtlinie). mengen in Europa zu beobachten. In vielen Ländern zunehmend ist allerdings der sogenannte Rauschkon- 4) Schäden durch Alkoholkonsum in der Schwanger- sum, das heißt, es werden größere Mengen (in der Regel schaft reduzieren (zum Beispiel durch verbessertes mehr als fünf Gläser) zu einer Gelegenheit getrunken. Screening von Alkoholkonsum in der Schwanger- schaft). Alkohol hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten, 5) Eine sichere und gesunde Umgebung für Jugendli- sondern auch auf das soziale Umfeld, die Familie oder che gewährleisten (zum Beispiel durch Reduzierung den Arbeitsplatz. Dies wirkt sich insgesamt negativ auf der alkoholbedingten Verkehrsunfälle). Beschäftigung und Produktivität aus: Nach Schätzungen Die Bundesregierung belaufen sich die direkten und indirekten Kosten von 6) Forschung und Monitoring verbessern. alkoholbezogenen Schäden in der EU auf rund 1,3 setzt auf einen globalen Ansatz Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Der Aktionsplan trägt zur Umsetzung der im Jahr 2006 Quelle: Health at a Glance 2014: verabschiedeten „EU-Strategie zur Unterstützung der einer modernen Mitgliedstaaten bei der Verringerung alkoholbedingter http://ec.europa.eu/health/reports/docs/health_ Schäden“ bei. Zu den Schwerpunkten der Strategie Drogen- und Suchtpolitik. glance_2014_en.pdf gehören zum einen der Schutz von Kindern und

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Jugendlichen sowie des ungeborenen Kindes und zum gemeinsame Maßnahme wird von der EU mit rund mit zunehmendem wirtschaftlichem Wohlstand eines Mitgliedstaaten, beispielsweise durch Konsultations- anderen die Reduzierung von alkoholbedingten 1.500.000 Euro kofinanziert. Von deutscher Seite Landes mehr Alkohol konsumiert. Zugleich trinken gut prozesse und einen regelmäßigen Austausch der Verkehrsunfällen, von Gesundheitsschäden bei Erwach- beteiligen sich die Bundeszentrale für gesundheitliche 60 Prozent der Bevölkerung keinen Alkohol. Dennoch Mitgliedstaaten zur Umsetzung der Tabakrahmenkon- senen und von negativen Konsequenzen am Arbeits- Aufklärung (BZgA), das IFT – Institut für Therapiefor- werden weltweit 3,3 Millionen Todesfälle ursächlich vention. Deutschland beteiligt sich auch auf europäi- platz. Weitere Schwerpunkte sind die Information und schung München sowie der Landschaftsverband durch Alkohol bedingt. Dies entspricht sechs Prozent scher Ebene aktiv an der Weiterentwicklung der Aufklärung über Schäden durch Alkohol sowie die Westfalen-Lippe. aller vorzeitigen Todesfälle. In der WHO-EURO-Region Tabakpolitik. Schaffung einer gemeinsamen Forschungsgrundlage. ist in der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen sogar http://ec.europa.eu/health/programme/policy/index_en.htm jeder vierte Todesfall auf Alkohol zurückzuführen. Die 6. Konferenz der Vertragsparteien (COP6) zur http://ec.europa.eu/health/alcohol/docs/2014_2016_ http://www.eurocare.org/eu_projects/let_it_hapyn Tabakrahmenkonvention (FCTC) fand von 13. bis 18. actionplan_youthdrinking_en.pdf http://www.eurocare.org/eu_projects/rarha_joint_ Seit Verabschiedung der globalen Strategie 2010 haben Oktober in Moskau statt. Wie bei den letzten Konferen- action_on_reducing_alcohol_related_harm WHO-Konferenzen in Bangkok, in der Türkei und in zen wurde eine Deklaration (Moscow Declaration) http://www.apyn.org/ Korea stattgefunden. Eine neue Kooperation zu UNDP verabschiedet, in der die Vertragsparteien aufgefordert 1.3 Projekte der Alkohol- (United Nations Development )zu geschlechterbasier- werden, ihren Beitrag zur Erreichung des Redukti- Prävention im Rahmen des ter Gewalt konnte etabliert werden. Zudem unterstützt onszieles für Tabak um 30 Prozent bis 2025 zu erreichen. EU-Aktionsprogramms 1.4 globale Strategie der WHO die WHO interessierte Länder in der Entwicklung einer Wichtige Themen waren die Verabschiedung von Gesundheit zur Reduzierung des Alko- eigenen Alkoholstrategie. Dazu wird eine Implementie- Leitlinien zu Artikel 6 (Steuern) sowie ein Bericht zur holmissbrauchs rungshilfe für die Globale Strategie entwickelt. Der weiteren Ausarbeitung von Leitlinien zu Artikel 9/10 Im Aktionsprogramm der Gemeinschaft im Bereich Statusbericht ist einzusehen unter: (Tabakinhaltsstoffe). Es gab Berichte zu rauchlosen Gesundheit werden seit 2003 unter anderem Projekte Die WHO hat 2010 die „Globale Strategie zur Reduzie- Tabakprodukten, zu elektronischen Nikotinprodukten und Maßnahmen gefördert, die Suchtmittelabhängig- rung des Alkoholmissbrauchs“ verabschiedet. Ziel http://www.who.int/substance_abuse/publications/ sowie zu Wasserpfeifen und zu Artikel 19 (Haftungs- keit vorbeugen sollen. Zuständig ist die Generaldirekti- dieser Strategie ist es, ein globales Bewusstsein für den global_alcohol_report/en/ fragen), zu denen jeweils Beschlussvorlagen während on Gesundheit und Verbraucher. Die Prioritätsbereiche Alkoholismus zu schaffen, die Handlungsbereitschaft der Sitzung erstellt wurden. Alle Unterlagen und und Kriterien für die Finanzierung werden jedes Jahr für Veränderungen zu steigern und die Wissensgrund- Informationen sind zu finden unter: in einem Arbeitsplan festgelegt und über die Exekutiv- lage für effektive Maßnahmen zu verbessern, mit 2 europäische und inter- agentur für Verbraucher, Gesundheit und Lebensmittel denen sich alkoholbedingte Schäden verringern oder nationale Tabakpolitik http://www.who.int/fctc/en/ (Chafea) veröffentlicht. Das Alcohol Policy Youth vermeiden lassen. Besonders Länder mit geringem und Network (APYN) – das Jugendnetzwerk zur Alkohol- mittlerem Bruttoinlandsprodukt sollen technische 2.1 Tabakprävention in der EU prävention – führt von April 2013 bis April 2016 das Unterstützung erhalten. Interessenvertreter sollen 2.2 Tabakproduktrichtlinie Projekt „Let it hAPYN“ durch, dessen Zielsetzung es ist, stärker zusammenarbeiten, Behandlung und Präven- Die Tabakkontrollpolitik ist nicht nur innerhalb der einen EU-weiten Überblick zu evidenzbasierten tion sollen verbessert werden. Außerdem gilt es, das einzelnen Mitgliedstaaten der EU ein vordringliches Tabakproduktrichtlinie Alkoholinterventionsprogrammen zu erstellen. Das jeweilige Monitoring zum Alkoholkonsum sowie zu gesundheitspolitisches Thema. Auch auf europäischer Anfang 2014 wurde die neue Tabakproduktrichtlinie Projekt wird mit knapp 240.000 Euro gefördert. alkoholbedingter Erkrankung und Sterblichkeit zu Ebene werden wichtige Entscheidungen und verbindli- verabschiedet und als RL 2014/40/EU am 29. April 2014 optimieren. che Richtlinien verabschiedet, die von den einzelnen im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Zur Unterstützung der Mitgliedstaaten bei der Umset- Mitgliedstaaten zu übernehmen sind. So ist die in 2014 Sie löst die bisherige, aus dem Jahr 2001 stammende zung der EU-Alkoholstrategie hat die Europäische Basierend auf dem Monitoring im Rahmen der novellierte EU-Richtlinie über die Aufmachung und Richtlinie (RL 2001/37/EG) ab. Die neue Tabakproduk- Kommission 2013 eine gemeinsame Maßnahme zur Strategie hat die WHO 2014 einen neuen Globalen Kennzeichnung von Tabakerzeugnissen auf europäi- trichtlinie ist von den Mitgliedstaaten bis zum 20. Mai Alkoholprävention ausgeschrieben. Ziel ist die Verbes- Statusbericht zu Alkohol vorgelegt. Der Bericht macht scher Ebene, die umfangreiche Regelungen zu den 2016 in nationales Recht umzusetzen. Mit ihr werden – serung des Monitorings von Trinkgewohnheiten und die globalen gesundheitlichen und sozialen Konse- Inhaltsstoffen und zur Verpackung von Tabakproduk- vor dem Hintergrund wissenschaftlicher und interna- alkoholbedingten Gesundheitsschäden sowie die quenzen von Alkoholmissbrauch deutlich. Der Alko- ten enthält, bis 2016 in nationale gesetzliche Regelun- tionaler Entwicklungen – die Verpackungs- und Sammlung guter Praktiken bei der Aufklärung und holkonsum hat weltweit leicht zugenommen. Konsu- gen zu überführen (siehe 2.2). Die Tabakwerberichtlinie Kennzeichnungsbestimmungen auf den neuesten Informationsvermittlung. Die gemeinsame Maßnahme miert werden von der erwachsenen Bevölkerung im der EU wiederum führte zu umfassenden Werbever- Stand gebracht. Außerdem werden voneinander „Reducing Alcohol Related Harm (RARHA)“ hat am Durchschnitt rund 6,2 Liter reiner Alkohol, was 13,5 botsregelungen auch in Deutschland. Darüber hinaus abweichende Entwicklungen in den EU-Mitgliedstaa- 31. Januar 2014 begonnen. Die auf drei Jahre angelegte Gramm Alkohol pro Tag entspricht. In der Regel wird setzt die europäische Tabakpolitik Impulse in den ten harmonisiert, wie beispielsweise die Regelungen zu

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Zusatzstoffen. Nikotinhaltige E-Zigaretten werden werden erstmals so genannte E-Inhalatoren einbezo- 2.4 Arbeit des WHO- schaftlichen Ergebnissen und Erkenntnissen zu allen erstmals EU-weit im Rahmen der Tabakproduktrichtli- gen. Die nikotinhaltigen Flüssigkeiten dürfen einen kollaborationszentrums Bereichen der Tabakkontrolle. nie geregelt. Im Einzelnen sind folgende Bestimmun- Nikotingehalt von 20 mg/ml nicht übersteigen. gen enthalten: Außerdem gibt es Beschränkungen für die Größe von Das Heidelberger WHO-Kollaborationszentrum für • Beratungsfunktion: Erarbeitung von Empfehlungen Nachfüllbehältern, Tanks und Kartuschen. Die Erzeug- Tabakkontrolle wurde 2002 gegründet mit der Ziel- für politische Entscheidungsträger auf der Basis Inhaltsstoffe nisse müssen mit einer Kindersicherung versehen sein, setzung, einen spürbaren Beitrag zu nationalen und gebündelten Wissens und neuester Erkenntnisse. Tabakerzeugnisse mit einem charakteristischen Aroma müssen einen Warnhinweis tragen und dürfen nur mit internationalen Bemühungen um die Verringerung des könnten den Einstieg in den Konsum erleichtern oder einem Beipackzettel in Verkehr gebracht werden, der Tabakkonsums zu leisten. Kernarbeitsgebiete sind die • Überzeugungsfunktion (Advocacy): Kommunikation die Konsumgewohnheiten beeinflussen. Aus diesem unter anderem über Suchtpotenzial und Toxizität Bereitstellung von Wissen und Erkenntnissen über das mit Entscheidungsträgern und Multiplikator(inn)en. Grund dürfen Zigaretten und Tabak zum Selbstdrehen aufklärt, über mögliche schädliche Auswirkungen Ausmaß des Tabakkonsums, Herausstellung tabakbe- mit einem charakteristischen Aroma künftig nicht informiert und Warnungen für spezielle Risikogruppen dingter gesundheitlicher und ökonomischer Konse- • Ausbildungsfunktion: Durchführung regelmäßiger mehr vermarktet werden. Wenn dabei Erzeugnisse mit enthält. Bestimmte Zusatzstoffe (zum Beispiel Vitami- quenzen sowie die Erarbeitung wirksamkeitsüberprüf- Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen in höheren Verkaufsmengen betroffen sind, wie es ne oder Koffein) in den Liquids sind verboten. Zudem ter Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums. der Tabakprävention und Tabakkontrolle für beispielsweise bei Mentholzigaretten der Fall sein haben Hersteller und Importeure von E-Zigaretten/ Besonderer Wert wird auf die Kommunikation mit Gesundheitsberufe, Journalistinnen und Journalisten könnte, gibt es eine längere Übergangsfrist (bis 20. Mai E-Shishas eine Meldepflicht über die Erzeugnisse, die Entscheidungsträgern aus Politik, Medien und Gesund- sowie Politikerinnen und Politiker. 2020). Tabakprodukte mit Zusätzen, die den Eindruck sie in Verkehr bringen wollen. heitsberufen gelegt. eines Gesundheitsvorteils vermitteln (Vitamine) oder • Netzwerkfunktion: Mitarbeit in nationalen und belebend wirken (Koffein), werden künftig verboten. internationalen Arbeitsgruppen, um den Transfer Bei Rauchtabakerzeugnissen werden auch Zusatzstoffe, 2.3 Projekte der Tabak- von Wissen und Erfahrung sowohl im deutschspra- die das Inhalieren oder die Nikotinaufnahme erleich- Prävention im Rahmen des chigen als auch im englischsprachigen Bereich tern, verboten. EU-Aktionsprogramms schneller verfügbar zu machen. Gesundheit Verpackung und Etikettierung Ein Schwerpunkt im Jahr 2014 bestand in der Bereit- Zur besseren Information der Konsumentinnen und Das Aktionsprogramm Gesundheit beteiligt sich stellung von Informationen für die Öffentlichkeit, die Konsumenten über die von Tabakerzeugnissen jährlich mit rund 100.000 Euro am „European Network Politik sowie Journalistinnen und Journalisten zum ausgehenden Risiken für die Gesundheit sind auf den for Smoking and Tobacco Prevention (ENSP)“. Deut- Thema E-Inhalationsprodukte. Dazu wurden unter Packungen entsprechende Hinweise anzubringen. scher Vertreter ist der Ärztliche Arbeitskreis Rauchen anderem verschiedene Publikationen vorgelegt: Dazu werden beispielsweise künftig die Vorder- und und Gesundheit e. V. Funktionen des Zentrums: Rückseiten der Packungen für Zigaretten, Tabak zum • Evaluationsfunktion: Überprüfung wissenschaftli- Selbstdrehen und Wasserpfeiffentabak mit kombinier- Die Europäische Kommission hat 2014 Studien zu cher Ergebnisse zur Tabakprävention und Tabak- ten Bild-Text-Warnhinweisen versehen. Diese sollen folgenden Themen vergeben: kontrolle auf ihre Wirksamkeit hinsichtlich einer 65 Prozent der bedruckten Fläche ausmachen. Verminderung des Tabakkonsums. • Technologien zur Überwachung und Nachverfol- Die Angabe der Höhe der Teer-, Nikotin- und Kohlen- gung von Tabakprodukten • Bewertungsfunktion: Aufbereitung und Zusammen- monoxidemissionswerte auf Zigarettenpackungen hat • Bedeutung von Zusatzstoffen und Verpackungsde- führung neuester Forschungsergebnisse in Publikati- sich in der Vergangenheit als irreführend erwiesen, da sign bei der Konsumentenpräferenz onen und auf der eigenen regelmäßig aktualisierten sie die Verbraucherinnen und Verbraucher glauben • E-Zigarette Website. macht, bestimmte Zigaretten seien weniger schädlich • Entwicklung von Standards zur Etikettierung von als andere. Diese Angaben werden daher künftig nicht Tabakprodukten • Monitoringfunktion: Erfassung der Tabakkontroll- mehr auf den Packungen angebracht. maßnahmen und ihrer Wirkung in Deutschland. http://www.ensp.org/ Nikotinhaltige E-Inhalatoren • Informationsfunktion: Bereitstellung von wissen- In den Regelungsbereich der Tabakproduktrichtlinie

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Supplement zur Publikation »Elektrische onsprodukte, nämlich nikotinhaltigen E-Zigaretten, Abbildung 34: Zigaretten – ein Überblick« wurden bei der Überarbeitung der Richtlinie aufge- Anteil der Raucher, die von E-Zigaretten gehört haben, nach Altersgruppen getrennt, Nach der Publikation von „Elektrische Zigaretten – ein nommen. Aspekte des Nichtraucher- oder Jugend- im Zeitvergleich von 2012 bis 2014. Überblick“ im Jahr 2013 sind zahlreiche wissenschaftli- schutzes werden nicht oder nur unzureichend berück- che Artikel zum Thema erschienen. Dieses Supplement sichtigt. Daher hat das DKFZ Regulierungsem- in englischer Sprache gibt einen Überblick über die pfehlungen erarbeitet, die alle E-Inhalationsprodukte 100 100 100 99 neuen Artikel innerhalb der Struktur der Originalpu- einbeziehen. 95 97 97 97 96 96 95 95 96 95 89 88 87 89 87 blikation. 86 85 81 Deutsch: 77 75 http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ 75 68 Publikationen/RoteReihe/Band_19_e-cigarettes_an_ Publikationen/AdWfP/AdWfdP_Regulierungsempfeh- overview_supplement_March_2014.pdf lungen_fuer_elektronische_Inhalationsprodukte.pdf 50 Regulierungsempfehlungen für elektronische Englisch: Inhalationsprodukte http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ In Deutschland wie auch in vielen anderen Ländern Publikationen/RoteReihe/Band_19_e-cigarettes_an_ 25 bestehen für E-Inhalationsprodukte keinerlei gesetzli- overview.pdf che Regelungen: Es gelten keine Standards für die Produktsicherheit und es besteht kein Schutz vor http://www.dkfz.de/en/tabakkontrolle/download/ 0 möglichen Gesundheitsschäden. Bestimmungen zur AdWfdP_Recommendations_on_the_Regulation_of_ 16-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-79 70+ Gesamt Produktsicherheit von nur einem Teil der E-Inhalati- Electronic_Inhalation_Products.pdf 2012 2013 2014 Informationen für Schulen: E-Zigaretten und E-Shishas Die Bekanntheit von Erläuterung: in Prozent Da immer häufiger Schülerinnen und Schüler Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum E-Zigaretten ist in E-Zigaretten bzw. E-Shishas verwenden, seit neuestem auch verstärkt auf Schulhöfen und im Klassenraum, Prozent der deutschen Bevölkerung E-Zigaretten hat sie zumindest einmal getestet. Vor allem unter allen Altersgruppen wenden sich seit Januar 2014 viele besorgte Lehrerin- ausprobiert. Um die Entwicklung, die der E-Zigaretten- jugendlichen Rauchenden im Alter von 16 bis 19 sehr hoch. Auspro- nen und Lehrer mit Fragen zum Gefahrenpotenzial der konsum innerhalb der letzten Jahre weltweit erfahren Jahren und jungen erwachsenen Rauchenden im Alter Produkte und zu deren rechtlicher Einordnung an das hat, auch in Deutschland zu erfassen, gab das Deutsche von 20 bis 29 Jahren war die E-Zigarette 2014 beson- biert werden E-Ziga- Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Daher Krebsforschungszentrum (DKFZ) eine Befragung bei ders beliebt: Jede(r) Vierte hat sie getestet. Dennoch retten vor allem von wurde dieses Informationsblatt speziell für Schulen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Auftrag. konsumierten nur 0,4 Prozent der Bevölkerung verfasst. Diese befragte in den Jahren 2012, 2013 und 2014 2000 dauerhaft E-Zigaretten. jungen Menschen. Der Personen zu Bekanntheit und Konsum von E-Zigaret- www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikatio- ten. In dieser repräsentativen Umfrage konnte festge- E-Zigaretten werden hierzulande offenbar nur selten Anteil derjenigen, die nen/FzR/FzR_Informationen_fuer_Schulen_E_Zigaret- stellt werden, dass in der Gruppe der 16- bis 19-jähri- als Hilfsmittel zum Rauchstopp verwendet. Lediglich E-Zigaretten dauer- ten_und_E_Shishas.pdf gen Raucherinnen und Raucher der Bekanntheitsgrad eine(r) von 478 Ex-Rauchenden (0,2 Prozent) gab an, von 68 Prozent auf 100 Prozent gestiegen war. Im sich mithilfe von E-Zigaretten das Rauchen abgewöhnt haft konsumieren, E-Zigaretten: Bekanntheit und Konsum in Mittel kannten 95 Prozent der Raucherinnen und zu haben. Deutschland 2012–2014 Raucher E-Zigaretten. liegt jedoch bei unter E-Zigaretten sind internationalen Studien zufolge http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ einem Prozent. inzwischen den meisten Menschen bekannt. Laut einer Ausprobiert werden die Produkte vor allem von Publikationen/AdWfP/AdWfdP_E-Zigaretten_Bekannt- europaweiten Erhebung hatten im Jahr 2012 sieben Raucherinnen und Rauchern: Jede(r) fünfte Rauchende heit_und_Konsum_in_Deutschland_20122014.pdf

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Abbildung 35: problem“ aus dem Jahr 2011 liegen seit 2013 Legislativ- die Gesamtübersicht über alle drogenbezogenen Verwendete Hilfsmittel bei der Tabakentwöhnung von Exrauchern und bei Aufhörversuchen vorschläge für ein schnelleres, effektiveres und Fragen. Der jeweilige Ratsvorsitz und das Generalsekre- von Rauchern im Jahr 2014 verhältnismäßiges Vorgehen gegen neue psychoaktive tariat gewährleisten, dass die Gruppe über alle drogen- Substanzen (NPS) vor. Das Paket besteht aus einem bezogenen Fragen, die in anderen Gruppen (zum Verordnungsvorschlag zu NPS sowie aus einem Beispiel Gesundheit, Strafrecht, Justiz und Inneres, 82,5 Vorschlag für eine Richtlinie zur Änderung des Handel, Zoll, Auswärtiges) behandelt werden, auf dem 80 Rahmenbeschlusses 2004/757/JI des Rates vom 25. Laufenden gehalten wird. Oktober 2004 zu Mindestvorschriften über die Tatbe- standsmerkmale strafbarer Handlungen und über Der Schwerpunkt lag 2014 auf der Fortsetzung der 60 Strafen. Weitere legislative Aktivitäten hierzu seitens Beratung des Verordnungsvorschlags der EU-Kommis- der Kommission gab es im Jahr 2014 nicht. sion über neue psychoaktive Substanzen (NPS), die 45,6 2013 begonnen wurde. Dabei war festzustellen, dass die 40,5 40 • Der Rat der EU Positionen der EU-Mitgliedstaaten und der EU-Kom- Dem Antrag der EU-Kommission und mehrerer mission in wichtigen Fragen, die zum Beispiel ein Mitgliedstaaten gemäß Art. 6 des „Beschlusses System zur Risikobewertung, die Auswirkungen 2005/387/JI des Rates betreffend den Informationsaus- europäischer Regelungen auf nationale Gesetzgebun- 20 tausch, die Risikobewertung und die Kontrolle bei gen und nicht zuletzt die Rechtsgrundlage, auf der 7,2 7,4 5,7 neuen psychoaktiven Substanzen“ folgend, beschloss dieser VO-Vorschlag gegründet werden soll, betreffen, 3,1 2,7 4,4 4,2 0,3 0,2 2,9 0,2 1,4 1,5 2,3 0 der Rat 2014, die Risiken bewerten zu lassen, die mit sehr weit auseinandergehen. Daher werden die 0 Verschrei- E-Zigarette Entwöh- Akupunktur, Ärztliche Sonstige Nikotiner- Keine ohne dem Konsum und der Herstellung der vier neuen Beratungen dieses Entwurfs auch unter künftigen bungspflichtige nungskurs Akupressur Beratung satzprudukte Angaben Hilfsmittel psychoaktiven Substanzen 25I-NBOMe, AH-7921, Ratspräsidentschaften weiter auf der Tagesordnung Medikamente MDPV sowie Methoxetamin verbunden sind. Hierbei der HDG stehen.

verwendete Mittel bei Aufhörversuchen von Rauchern verwendete Mittel zum Rauchstopp bei Exrauchern wurden auch die gesundheitlichen und sozialen Risiken berücksichtigt. Der Bewertung unterlagen In Umsetzung des vom Rat 2013 verabschiedeten

Erläuterung: in Prozent darüber hinaus auch die Risiken des illegalen Handels, EU-Aktionsplans (2013 bis 2016) zur Umsetzung der Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum die Beteiligung der organisierten Kriminalität und die EU-Drogenstrategie (2013 bis 2020) wurde 2014 mit möglichen Folgen von Kontrollmaßnahmen. In Umset- den Vorüberlegungen zu den Themen Missbrauch von Rote Reihe Marketing E-Zigaretten 3 europäische und inter- zung der von der EBDD im April 2014 vorgelegten verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sowie Ent- E-Zigaretten sind in Deutschland keine Randerschei- nationale Drogenpolitik Risikobewertung beschloss der Rat im September 2014 wicklung von Mindestqualitätsstandards im Bereich nung mehr. Sie werden hierzulande wie Tabakzigaret- entsprechende Kontrollmaßnahmen für diese vier Nachfragereduzierung begonnen. Beide Aktivitäten ten an Tankstellen, Supermärkten und Kiosken 3.1 situation illegaler Drogen neuen psychoaktiven Substanzen. werden 2015 fortgeführt. verkauft und beworben. Eine neue Publikation des in Europa Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) doku- Das selbe Verfahren wurde 2014 für die beiden NPS Im Kontext der Drogenpolitik der Vereinten Nationen mentiert das E-Zigarettenmarketing im Internet, im 3.1.1 EU-Gremien 4,4'-DMAR und MT-45 durchgeführt, was zu Risikobe- (VN) koordinierte die HDG die gemeinsamen Positio- Fernsehen, auf Sportveranstaltungen, Volksfesten und wertungsberichten der EBDD von September bzw. nen der EU für die 57. Sitzung der Suchtstoffkommissi- am Verkaufsort. Die Wissenschaftlerinnen und • Die EU-Kommission Oktober 2014 führte. Daran anknüpfende Durchfüh- on der VN (CND). Der griechische Ratsvorsitz brachte Wissenschaftler machen darin deutlich, dass sich die In den letzten beiden Jahrzehnten haben die EU rungsbeschlüsse des Rates über Kontrollmaßnahmen im Namen der Mitgliedstaaten der EU zwei Resoluti- Werbung nicht nur an erwachsene Rauchende wendet, Mitgliedstaaten und die Europäische Kommission für diese NPS konnten 2014 nicht mehr gefasst werden. onsentwürfe in die 57. CND ein, die von den VN im sondern auch an Jugendliche. gemeinsam einen europäischen Ansatz zur nachhalti- Konsens angenommen wurden: „Education and gen Drogenbekämpfung entwickelt und sich vor • Horizontale Gruppe Drogen training on drug use disorders“ und „Providing http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/ diesem Hintergrund auf eine enge Zusammenarbeit Die Horizontale Gruppe Drogen (HDG) ist eine sufficient health services to individuals affected by Publikationen/RoteReihe/Band_20_Marketing_fuer_E- verständigt. In Umsetzung ihrer Mitteilung „Eine Arbeitsgruppe des Rates der EU, in der Regierungen substance use disorders during long-term and sustai- Zigaretten_in_Deutschland.pdf entschlossenere europäische Reaktion auf das Drogen- aller EU-Mitgliedstaaten vertreten sind. Die HDG hat ned economic downturns“.

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Im zweiten Halbjahr 2014 hat die HDG begonnen, sich mit illegalen Drogen benötigen. Die breite Öffentlich- Versorgung, Forschung, öffentlichen Verwaltung, • Kritische Beleuchtung der Rolle des National verstärkt der Frage zu widmen, wie und mit welchen keit erhält Zugang zu Informationen und fundierten Prävention oder Strafverfolgung tätig sind und Coordinator - Drogenbeauftragter bei der Förderung Positionen sich die EU in den Vorbereitungsprozess für Analysen im Zusammenhang mit Drogen. Rund 30 aufgrund ihrer Expertise eine umfassende Bericht- einer intersektoralen ausgewogenen und evidenzba- die Sondersitzung der General-Versammlung der nationale Beobachtungsstellen (Focal Points) sammeln erstattung erst ermöglichen. sierten Politik und Praxis im Drogenbereich. Die Vereinten Nationen zur Bekämpfung des weltweiten dafür in den Mitgliedstaaten die nötigen Informatio- Drogenbeauftragte der Bundesregierung stellte den Drogenproblems im Frühjahr 2016 (UNGASS 2016) nen für die EBDD in Form eines jährlich erstellten In den letzten Jahren wächst insbesondere das Interes- deutschen Ansatz in der Diskussion vor und erläu- einbringen kann. Dabei wurde deutlich, dass die EU Berichts zur Drogensituation, der durch zahlreiche se, Daten aus dem Bereich der Angebotsreduktion terte, dass die Bundesregierung in der Suchtpolitik auch weiterhin ihre während des hochrangigen Daten und Informationen im Jahresverlauf ergänzt systematischer als bisher bei der Berichterstattung zu und Drogenpolitik weiterhin einen integrativen Sitzungsteils der 57. CND im Jahr 2014 vertretenen wird. Im Gegenzug tragen die nationalen Beobach- berücksichtigen. Die zur Verfügung stehenden Infor- Ansatz verfolgt. Anders als in einigen anderen Grundsatzpositionen verfolgen wird. tungsstellen die Ergebnisse der EBDD in das eigene mationen aus dem Segment der Nachfragereduktion europäischen Ländern werden legale wie illegale Land zurück. Die aus den Mitgliedstaaten zur Verfü- sind bereits sehr umfangreich und detailliert Suchtstoffe gemeinsam betrachtet. Die legalen Auch 2014 hat die HDG unter den jeweiligen Rats- gung gestellten Informationen bilden eine der Grund- Suchtmittel Alkohol, Tabak und psychotrope vorsitzen ihren politischen Dialog mit Drittstaaten lagen für vergleichende Analysen der EBDD, die diese Medikamente finden aufgrund der weiten Verbrei- fortgeführt, um der weltweiten Dimension des zum Beispiel im Rahmen von Sonderpublikationen tung dabei eine besondere Beachtung bei der Drogenproblems Rechnung zu tragen. Gespräche in englischer Sprache oder als „Perspectives on Drugs“ 3.1.3 Treffen der Drogenkoordi- Weiterentwicklung der Suchtprävention und des fanden schwerpunktmäßig mit den Vereinigten auf ihrer Internetseite veröffentlicht. natoren der EU 2014 Hilfesystems. Besonderes Augenmerk richtet die Staaten von Amerika, Russland sowie den westlichen Nationale Strategie auf neue Herausforderungen in Balkanländern statt. Ein Treffen mit der Gemeinschaft In Deutschland sind die Bundeszentrale für gesund- 16. Juni 2014 in Athen der Drogen- und Suchtpolitik. der lateinamerikanischen und karibischen Staaten heitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche Hauptstelle Die griechische Ratspräsidentschaft lud turnusgemäß (CELAC) wurde unter der Ratspräsidentschaft Grie- für Suchtfragen (DHS) und das Institut für Therapiefor- zum Treffen der Nationalen Drogenkoordinatoren ein. 13. und 14. November 2014 in Rom chenlands auf hoher Ebene in Athen durchgeführt, schung München (IFT) gemeinsam mit diesen Aufga- Thematisch ging es um folgende Themenschwerpunkte: Das Treffen unter der italienischen Ratspräsidentschaft dessen Abschlusserklärung unter anderem die Not- ben betraut. Seit 1999 führen sie unter dem Namen behandelte folgende Hauptthemen: wendigkeit eines personen- und gesundheitsbezoge- „Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogen- • Soziale Kosten des Drogenmissbrauchs und ausge- nen Ansatzes zur Bekämpfung der Drogenproblematik sucht“ (DBDD) unter Geschäftsführung und Koordina- wogener Ansatz und 'dritter' Weg der Drogenpolitik, • die Prävention der Verbreitung von illegalen unterstreicht. tion des IFT die damit verbundenen Aktivitäten durch. hin zu einem inklusiven, gesundheitsbezogenen psychoaktiven Substanzen im Internet Neben der Berichterstattung auf Basis zahlreicher Ansatz aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse überregionaler Datenquellen, die Informationen zum und Best Practices Modelle sowie um eine Neube- • die Vorstellung neuer Indikatoren zur Feststellung 3.1.2 europäische und Deutsche Drogenkonsum in Deutschland liefern, wurden auch wertung des Paradigmenwechsels aus Sicht der von schädlichem Drogenkonsum Beobachtungsstelle für 2014 aktuelle Daten aus regionalen Studien und untrennbaren Verstrickung zwischen öffentlicher Drogen und Drogensucht Berichten (zum Beispiel aus Hamburg, Niedersachsen, Gesundheit und Strafjustiz. Dazu trugen griechische • die rechtliche und tatsächliche Problematik des Sachsen oder Frankfurt) oder Hinweise zu aktuellen Referenten ihre Posotionen vor, die insbesondere die Drogenhandels auf Schiffen auf hoher See Die EBDD wurde 1993 gegründet und 1995 in Lissabon Entwicklungen wie zum Konsum von Methampheta- Auswirkungen der sozio-ökonomischen Krise in als dezentrale Agentur der EU eröffnet. Aufgabe der min oder Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) in Griechenland und deren Auswirkungen auf die Darüber hinaus galt das Treffen der Information über EBDD ist es, der EU und ihren Mitgliedstaaten einen den Jahresbericht der DBDD aufgenommen. Darüber Sucht- und Drogenhilfe beleuchteten (Abbau von die Vorbereitungen der EU zum UNGASS Prozess, u.a. objektiven Überblick zum Stand der europäischen hinaus bietet der Bericht einen Überblick über rechtli- Hilfemaßnahmn und vermehrte Ausbreitung von zur Entwicklung von EU weiten Minimum-Qualitäts- Drogenproblematik zu geben und zum Beispiel durch che, politische und versorgungsrelevante Veränderun- HIV unter Drogenabhängigen). standards zur Prävention und Behandlung einer die Einführung von Standards bei der Datenerhebung gen. Anknüpfend an entsprechende Vorarbeiten hat Drogenabhängigkeit. einen gemeinsamen Informationsrahmen zu schaffen. sich die DBDD mit Unterstützung des BMG 2014 unter • Kontinuität in der Betreuung – Mindestqualitäts- Neben der Bevölkerung sowie Expertinnen und anderem im Rahmen einer eigenen Fachtagung mit standards. Aktuelle Strategien zur Reduzierung der Der Leiter der „Public Health Abteilung“ von UNODC Experten versorgt die EBDD auch politische Entschei- Vertreterinnen und Vertretern deutscher Großstädte Drogennachfrage, Stand der Wissenschaft im Bereich (United Nations Office on Drugs and Crime), Gilberto dungsträgerinnen und Entscheidungsträger mit dem Thema „Kommunale Drogenstrategien“ genähert. der Behandlungswirksamkeit, Mindestqualitätsstan- Gerra, hielt einen Vortrag zum Thema „Health Centred, Fakten, die diese zur Ausarbeitung juristischer und Die DBDD arbeitet mit einer Vielzahl von Partnern dards und Sicherheitskontinuität der Versorgung. human rights and science based approach in drug politischer Rahmenbedingungen im Zusammenhang zusammen, die unter anderem in den Bereichen der control“. Gerra machte deutlich, dass die Reduzierung

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des Drogenangebotes allein nicht ausreicht, um das zu schaffen. Selbst unter schwierigen sozialen und 3.1.4 Projekte im EU-Förderpro- politik, deren Förderung Aufgabe dieser Verwaltungs- Drogenproblem bewältigen zu können und dass die ökonomischen Bedingungen. gramm »Drogenprävention partnerschaft ist. Gesundheits- und sozialen Probleme von Drogenkon- und -information« sumenten angegangen werden müssen. Es gibt im Bereich der Behandlung eine Reihe von Die Verwaltungspartnerschaft folgt dem sogenannten erforschten und effektiven Methoden, seien es Bis 2013 wurden im Rahmen des EU-Förderprogramms „balanced approach“. Dementsprechend stehen zum Bei der Drogenabhängigkeit handelt es sich laut Gerra Kurzinterventionen, Familientherapie, ambulante „Drogenprävention und information“ (DPIP) jährlich einen die Reduzierung des Drogenangebots und zum um eine chronische Erkrankung, nicht um eine und stationäre Entwöhnungs- und Rehabilitationsbe- etwa drei Millionen Euro für Modellprojekte und anderen die Verminderung der Drogennachfrage im moralische Verfehlung oder selbstgewählte Entschei- handlung, contigency management und vor allem die europaweit agierende Organisationen im Drogenbe- Fokus. Das Projekt wurde zu 100 Prozent aus EU- dung, die durch genetische und soziale Faktoren und Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit. reich zur Verfügung gestellt. Mitteln finanziert. Das BMG hatte das Zentrum für emotionale Vernachlässigungen in der Kindheit Allerdings gebe es selbst unter Mitarbeitern in Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität entsteht. Es stelle sich keine Schuldfrage für die Gesundheitsdiensten noch immer viel Unwissen über Eine vergleichbare Fördermöglichkeit besteht auch im Hamburg (ZIS) mit der Durchführung des Projekts Betroffenen. In vielen Gesellschaften in allen Teilen die Natur einer Abhängigkeitserkrankung. Ein Zeitraum 2014 bis 2020 innerhalb des EU-Förderpro- beauftragt; das ZIS arbeitete dabei mit der tschechi- der Welt wird dies aber noch immer anders gesehen weiteres Problem bestehe in der noch immer man- gramms „Justice“. Für „Transnationale Projekte im schen Regierungsstelle für Drogenkontrolle zusammen. und drogenabhängige Menschen werden als Kriminel- gelnden Zurverfügungstellung von Opiaten oder Bereich der EU Drogenpolitik“ wurden 2014 seitens der Die Ergebnisse des Projekts wurden auf der Abschluss- le oder als menschlicher Müll gesehen und behandelt. anderen psychoaktiven Substanzen zur Schmerzbe- Europäischen Kommission insgesamt 2,5 Millionen konferenz am 26. Juni 2014 in Belgrad vorgestellt. Der Gerra sieht sich durch die Forschung u.a. auch die handlung oder Behandlung von Krankheiten (etwa Euro zur Verfügung gestellt. Aus diesen Mitteln sollen serbische Innenminister, Dr. Nebojša Stefanović, der moderne Hirnforschung bestätigt, die davon ausgeht, Cannabis). Hier gebe es ein völliges Ungleichgewicht vor allem Projekte für die folgenden Bereiche gefördert serbische Gesundheitsminister, Dr. Zlatibor Lončar, der dass durch fortgesetzten Drogenkonsum das motivati- im globalen Maßstab. Eine Versorgungssicherheit sei werden: Neue psychoaktive Substanzen, Rehabilitation, EU-Botschafter in Serbien, Michael Davenport, der onale System beeinflusst wird und die betroffenen nur in entwickelten Industrieländern gewährleistet. Best-Practice-Beispiele für eine gelungene Zusammen- deutsche Botschafter in Serbien, Heinz Wilhelm, die Personen sich ausschließlich und zwanghaft auf den Es gebe unnötige Hindernisse, die nicht in den arbeit relevanter Akteure sowie Projekte im Bereich tschechische Botschafterin in Serbien, Ivana Hlasova, Erwerb und Konsum von psychoaktiven Substanzen Internationalen Suchtstoffkonventionen begründet Zivilgesellschaft. Die Frist zur Einreichung von Anträ- und viele weitere hochrangige Repräsentantinnen und fokussieren (was für legale Drogen genauso gilt). Die seien, die eine wissenschaftliche und medizinische gen ist am 20. Januar 2015 abgelaufen. Welche Projekte Repräsentanten aus Serbien, Tschechien, Polen, Pathogenese einer Abhängigkeitserkrankungen zeigt Nutzung der kontrollierten Drogen ausdrücklich gefördert werden sollen, ist bisher noch nicht bekannt. Deutschland sowie der EU und des INCB nahmen an zudem eine lange Geschichte von emotionalen zulassen. Auch Zwangsbehandlungen, mit Rückfall- der Abschlusskonferenz teil und würdigten die Erfolge Vernachlässigungen in der Kindheit auf, zudem leben quoten von 80 bis 90%, und die Todesstrafe für Twinning-Projekt mit Serbien des Twinning-Projekts. viele der betroffenen Menschen in unwürdigen Drogendelikte seien nicht mit den Internationalen Von Oktober 2012 bis Sommer 2014 bestand zwischen Verhältnissen und leiden unter extremer Armut, Suchtstoffkonventionen vereinbar. Effektive Maßnah- dem Bundesgesundheitsministerium und dem serbi- Vernachlässigung, Hunger und Gewalt. In Liberia men der „harm reduction“ zur Prävention von schen Innen- und Gesundheitsministerium die 3.1.5 cADAP V erhalten Kindersoldaten z.B. Kokain und Benzodiaze- Infektionserkrankungen (HIV, Hepatitis) und Überle- Verwaltungspartnerschaft „Implementierung einer pine, um zu „funktionieren“. benshilfen – etwa die Nutzung von Naloxon gegen Drogenstrategie“. Seit März 2012 ist Serbien EU- Die Staaten der zentralasiatischen Region – Kasachstan, Überdosierungen, wie jüngst von der WHO empfoh- Beitrittskandidat. Das Land kann auf eine eher fort- Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan Der Blick aus Europa oder den USA auf das Drogen- len - seien essentiell. Es gibt keine Heilung ohne schrittliche Gesundheits- und Drogenpolitik unter – sind eine Schlüsselregion geworden für internationa- problem ist häufig eingegrenzt auf eine „westernized“ Überleben! Methadonbehandlung sei höchst effektiv jugoslawischer Ägide zurückblicken. In Jugoslawien le Aktivitäten, um mit der wachsenden Drogenproble- Sichtweise. Es dürfe auch nicht der langfristige und müsse genutzt werden und auch für die Behand- wurde beispielsweise die Methadonbehandlung von matik umzugehen. Als Nachbarregion zu Afghanistan neurologische Schaden langjährigen und exzessiven lung einer Abhängigkeit von Stimulantien müsse Heroinabhängigen Ende der 1970er Jahre eingeführt. ist Zentralasien zunehmend mit dem Schmuggel von Drogenkonsums unterschätzt werden, was auch für weiter an einer medikamentösen Behandlung 1980 wurden schon mehr als 500 Personen in Belgrad Opium, Heroin und Cannabis konfrontiert, aber auch Cannabis gelte. Eine wichtige Entwicklung in der geforscht werden. Entscheidend bei allen Maßnah- mit Methadon substituiert. Der wirtschaftliche Boykott mit einer wachsenden Zahl von Drogenabhängigen, internationalen Drogenpolitik sei es, dass sie sich men der Prävention und Behandlung sei aber die in den 1980er und 1990er Jahren, die Kriege und insbesondere injizierenden Heroinabhängigen. Diese zunehmend auf wissenschaftliche Erkenntnisse zur Einhaltung der Menschenrechte, das gelte auch für Bürgerkriege im gleichen Zeitraum sowie die politische Zunahme des Drogenkonsums ist auch in Afghanistan Behandlung und zur Prävention stütze. Es gibt Maßnahmen der Alternativen Entwicklung, die nicht Vetternwirtschaft haben das Gesundheitssystem in selbst ein riesiges Problem. wirksame „tools“ zur Prävention, wobei die entschei- nur aus der Vernichtung von Drogenpflanzen beste- seinen Grundfesten aber stark erschüttert. Dennoch de Komponente in der Unterstützung von Eltern hen dürfe. finden sich auch heute in Serbien alle Ansätze einer Das Drogenproblem ist eine Herausforderung für die liege, ihren Kindern eine unterstützende Umgebung modernen, ausgewogenen Gesundheits- und Drogen- Autorität der staatlichen Organe, für die soziale

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Kohäsion der Gesellschaft, für die öffentliche Gesund- Im Rahmen des hochrangigen Treffens der Suchtstoff- Insgesamt wurden mehr als 140 Seminare, Workshops Ecstasy (19 Millionen) und Kokain (17 Millionen). Zehn heit und für die Sicherheit des öffentlichen Lebens. kommission der Vereinten Nationen in Wien wurde im und Studienbesuche erfolgreich durchgeführt und bis 15 Prozent der Drogenkonsumierenden sind Deutschland und die EU-Kommission haben eine März 2014 eine Gemeinsame Ministererklärung mehr als 3000 Fachkräfte konnten ihre Kenntnisse und abhängig und benötigten Hilfe. Etwa 12,7 Millionen Reihe von Drittstaaten bislang vor allem bei Maßnah- verabschiedet, in der es unter anderem heißt: Fähigkeiten in der Drogenprävention, Behandlung Menschen injizieren Drogen, hauptsächlich Heroin. men der Grenzkontrolle und der Bekämpfung des und Rehabilitation von Drogenabhängigen im Rahmen Über 180.000 Menschen sterben weltweit an einer Drogenschmuggels unterstützt. „Die Weltdrogensituation ist weiterhin ein Problem, das der öffentlichen Gesundheit und des Strafvollzugs Überdosis, 1.7 Millionen injizierende Drogenkonsu- in gemeinsamer Verantwortung der Weltgemeinschaft verbessern. mierende sind mit HIV infiziert, rund 6,6 Millionen mit Angesichts der gravierenden Auswirkungen des behandelt werden muss im Rahmen multilateraler Hepatitis. Über zehn Millionen Drogenkonsumierende Drogenkonsums in Afghanistan und in Zentralasien auf Kooperation und mit einem integrierten, multidiszipli- Zudem wurden Koordinationsgespräche mit anderen sind in Haft. Die große Mehrheit von ihnen verbüßt die Gesundheitssituation der dort lebenden Menschen nären, umfassenden und ausgewogenen Ansatz zur internationalen Organisationen, wie EMCDDA wegen des Drogenkonsums und des damit verbunde- ist es jetzt ein besonderes Anliegen der EU und ihrer Angebots- und Nachfragereduzierung.“ (Europäische Drogenbeobachtungsstelle), UNODC nen nicht erlaubten Besitzes oder Verkaufs in einigen Mitgliedstaaten, die Länder bei der Reduzierung der (United Nations Office on Drugs and Crime) und WHO Staaten teilweise langjährige Haftstrafen. Es gibt Drogennachfrage zu unterstützen. Es besteht dringender Unsere Erfahrungen in Deutschland und Europa zeigen, geführt, um Möglichkeiten der fachlichen Kooperation zunehmend effektive Maßnahmen der Prävention und Handlungsbedarf: Eine wachsende Zahl von Konsumen- dass dazu ein gutes Netzwerk zwischen staatlichen und zu erörtern. Darüber hinaus fanden Vorgespräche in Behandlung von Drogenabhängigkeit sowie HIV und tinnen und Konsumenten illegaler Drogen, die schnelle nicht-staatlichen Akteuren notwendig ist, um evidenz- Zentralasien mit den verantwortlichen Drogenkont- Hepatitis. Jedoch erhält nur jeder sechste Drogenab- Ausbreitung von Krankheiten und Todesfällen sowie die basierte und bewährte Methoden zur Reduktion der rollbehörden und Gesundheitsbehörden sowie mit hängige weltweit die notwendige Behandlung. Erhöhung der Hochrisiko-Muster des Drogenkonsums Drogennachfrage in der Praxis umsetzen zu können. möglichen Umsetzungspartnern (GIZ, AIDS Foundati- erfordern ein sofortiges und kohärentes Handeln. on East-West, AFEW, Eurasian Harm Reduction Nachhaltige Erfolge in der Kontrolle und Bekämpfung Evidenzbasierte bewährte und neue Präventions- und Das Hauptziel dieses Programms ist die weitere Network, EHRN) statt. von Drogen erfordern laut UNODC einen konsequenten Behandlungsmethoden sind einige der erforderlichen Entwicklung einer effektiven, umfassenden Drogenpo- und unermüdlichen internationalen Einsatz. Notwendig Maßnahmen, um dieses Problems Herr zu werden. litik, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Die sechste Phase des Programms soll im Sommer 2015 sei ein ausgewogener und umfassender Ansatz sowohl bewährten internationalen Praktiken basiert. beginnen. im Bereich Nachfrage- als auch Angebotsreduzierung, Die fünf Staaten Zentralasiens und die Europäische Union In der vorherigen Phase von CADAP sind bereits aufbauend auf evidenzbasierten Antworten im Bereich haben sich Ende 2013 auf die Stärkung ihrer Zusammen- bemerkenswerte und nachhaltige Ergebnisse erzielt Prävention, Behandlung, soziale Rehabilitation und arbeit in der Behandlung und der Prävention von worden. Das Engagement der nationalen Arbeitsgrup- 3.2 vereinte Nationen Integration. Wichtig sei ferner der Zugang zu kontrol- Drogenabhängigkeit durch die gemeinsame Verabschie- pen war außergewöhnlich. Zum ersten Mal erstellten lierten Substanzen für medizinische Zwecke bei dung des „EU-Zentralasien Drogenaktionsplan 2014– vier Länder jährliche Berichte über die Drogensituation 3.2.1 büro für Drogen- und gleichzeitiger Verhinderung von Missbrauch. 2020“ verständigt. Die erforderlichen Elemente für eine und publizierten sie in Englisch, Russisch sowie den verbrechensbekämpfung kontinuierliche Umsetzung dieses Aktionsplans für die Landessprachen und präsentierten sie der nationalen der Vereinten Nationen Das Schwerpunktthema des Weltdrogenberichts 2014 kommenden Jahre werden nun umgesetzt. und internationalen Öffentlichkeit. ist die Kontrolle der Vorläufersubstanzen (auch Deutschland ist seit vielen Jahren einer der Hauptun- Grundstoffe genannt) zur Herstellung von illegalen Die EU-Kommission hat am 2. September 2013 Behandlungseinrichtungen für Heroinabhängige terstützer des Drogenkontrollprogramms der VN Drogen. Verschiedene legal hergestellte und vertriebe- beschlossen, das Bundesministerium für Gesundheit innerhalb und außerhalb von Gefängnissen wurden (UNDCP), das vom Büro für Drogen- und Verbrechens- ne chemische Substanzen, die zur Herstellung von in Deutschland zu bitten, das Konsortium für die durch maßgeschneiderte Aktivitäten gestärkt. Das bekämpfung der VN (UNODC) durchgeführt wird. Das Heroin, Kokain oder synthetischen Drogen erforderlich nächste Phase des Central Asia Drug Action Program- Behandlungspersonal wurde in verschiedenen psycho- UNODC gibt jährlich einen Weltdrogenbericht heraus. sind, werden vom legalen Markt für Missbrauchszwe- me, kurz: CADAP, gemeinsam mit der Deutschen logischen und medizinischen Aspekten der Behandlung cke abgezweigt. Der hohe Bedarf der chemischen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geschult und es wurde ihm die Möglichkeit gegeben, Laut dem im Juni 2014 veröffentlichten Bericht ist der Industrie an Vorläufersubstanzen bei der Produktion zu führen. Die GIZ wird vom BMZ für die Durchfüh- Erfahrungen und bewährte Praktiken mit Kolleginnen Konsum „traditioneller“ Drogen wie Heroin und erschwert in einigen Regionen oder Staaten eine rung des Programms beauftragt. Das Programm wird und Kollegen aus anderen Institutionen im eigenen Kokain weltweit betrachtet weiterhin einigermaßen effektive Kontrolle illegaler Abzweigungen. Gleichwohl von einem erfahrenen Expertenteam aus den Nieder- Land oder in den Nachbarländern zu teilen. Länderar- stabil geblieben; rund 300 Millionen Menschen haben sich die Beschlagnahmungen von Vorläufersub- landen, der Tschechischen Republik, Polen, Ungarn beitsgruppen ist die Entwicklung hervorragender konsumieren illegale Drogen. Am häufigsten ist danach stanzen in den letzten zehn Jahren verzwölffacht. Um und Deutschland durchgeführt werden. zielgruppenorientierter Präventionskampagnen der Konsum von Cannabis (178 Millionen), gefolgt von solchen Beschlagnahmungen zu entgehen, wird zuneh- gelungen. Amphetamin (35 Millionen), Opiaten (33 Millionen), mend der illegale Vertrieb über das Internet genutzt.

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Neben Opiaten stellen vor allem der zunehmende 3.2.2 suchtstoffkommission der Entwicklung. Im Vordergrund stand die Darstellung des da einige Staaten Mittel- und Südamerikas die Frage Konsum und die Herstellung von Amphetaminen und Vereinten Nationen deutschen Verständnisses von alternativer Entwicklung der Einbindung weiterer Akteure in den Vorberei- Methamphetamin ein Problem dar. Die Zahl der als nachhaltiges Instrument der Drogenpolitik, um an tungsprozess kontrovers thematisierten. Ziel dieser entdeckten Labore zur Herstellung von Amphetami- Als Mitglied der CND nahm Deutschland unter zeit- den Ursachen von Drogenanbau anzusetzen. Gleichzei- Staaten war es, zu vermeiden, dass die CND ein klares nen und Methamphetamin (Crystal Meth) stieg weiliger Leitung der Beauftragten der Bundesregierung tig verwies die Drogenbeauftragte auf ein von BMZ und Mandat für den weiteren Vorbereitungsprozess erhält. weltweit von 12.500 in 2011 auf 14.000 in 2012. In 2012 für Drogenfragen vom 13. bis 21. März 2014 an der UNODC verfasstes und als Sitzungsdokument an alle Sehr kontroverse Debatten gab es auch zu zwei von wurden 144 Tonnen Amphetamin/Methamphetamin 57. Sitzung der CND in Wien teil, vertreten durch eine Delegationen der CND zirkuliertes Arbeitspapier, das Russland eingebrachten Resolutionen zur Förderung beschlagnahmt – 15 Prozent mehr als im Vorjahr, Delegation von Expertinnen und Experten aus den für eine Neuorientierung der globalen Strategie in Richtung einer drogenfreien Gesellschaft durch Sport sowie zur hauptsächlich durch Steigerungen der Beschlagnah- Drogenfragen zuständigen Ressorts der Bundesregie- einer alternativen Entwicklung skizziert. Bekämpfung des – aus dortiger Sicht - missbräuchli- memengen bei Methamphetamin begründet. rung sowie aus deren Geschäftsbereichsbehörden. chen Nutzens von Lebensmittelmohn zu Zwecken des Darüber hinaus führte die Drogenbeauftragte unter Drogenhandels. Beide Texte erfuhren nach intensiven Die zunehmende Produktion und der Konsum von Die Drogenbeauftragte leitete die Delegation während anderem bilaterale Gespräche mit der Schweiz und Verhandlungen Neufassungen, die schließlich im Neuen Psychotropen Substanzen (NPS) führen weltweit des hochrangigen Sitzungsteils (High Level Segment – Thailand. Im Gespräch mit der Schweiz tauschte man Konsens angenommen wurden. Liste der VN-Resoluti- zu neuen Herausforderungen. So hat sich die Zahl der HLS) vom 13. bis 14. März 2014. Sie wies in ihrer Rede sich über die jeweilige nationale Politik zu Cannabis onen auf der 57. CND kann eingesehen werden im angebotenen NPS zwischen 2009 und 2013 verdoppelt. darauf hin, dass in der gegenwärtigen drogenpolitischen aus. Schwerpunkt des Gesprächs mit Thailand war die Dokument: Ende 2013 waren UNODC bereits 348 verschiedene NPS, Diskussion die Frage nach der Zeitgemäßheit der Kooperation im Bereich der alternativen Entwicklung. die in rechtlicher Hinsicht oft irreführend als „Legal VN-Drogenkonventionen nicht zu überhören sei. Sie In einem weiteren Gespräch auf Arbeitsebene mit http://www.unodc.org/documents/commissions/CND/ Highs“ angeboten und bezeichnet werden, gemeldet betonte jedoch mit Nachdruck, dass der Fokus der Vertretern der Regierung von Uruguay stellten diese CND_Sessions/CND_57/Report/E2014_28_eV1402549.pdf worden. Bei der Herstellung von NPS werden häufig nur Drogenpolitik – unter Berücksichtigung eines ausgewo- ihre neue nationale Rechtslage zur Deregulierung von sehr geringe chemische Veränderungen an bereits genen Ansatzes – gesundheitsorientiert sein müsse. Cannabis vor. Kritik der VN durch INCB und UNODC Schwerpunkte des Plenums waren die Vorstellung verbotenen Stoffen vorgenommen, sodass 'neue' Stoffe Hierzu seien die drei internationalen Suchtstoffüberein- (Bruch der Drogenkonventionen) wurde mit dem verschiedener Berichte von UNODC und des Sucht- entstehen, die noch nicht dem enumerativen internatio- kommen in ihrer derzeitigen Form ausreichend flexibel. Argument zurückgewiesen, die Auslegung durch die stoffkontrollrats (INCB). Hervorgehoben wurden nalen Drogenkontrollsystem unterliegen. VN beruhe auf einem veralteten, rigiden Verständnis, insbesondere die Notwendigkeit der Stärkung des Das wesentliche Ziel des HLS der 57. CND bestand in das jegliche Auslegungsmöglichkeiten vermissen lasse. Menschenrechtsaspekts im Bereich Drogenbekämp- Die Bekämpfung der Opiumproduktion in Afghanistan der Verabschiedung einer Ministererklärung zur Von deutscher Seite wurde deutlich gemacht, dass die fung, ein besserer Schutz und vermehrte Aufmerksam- hat einen Rückschlag erlitten, das Land hat weiterhin Weltdrogensituation, die die Themen Erfolge bei Entwicklungen in Uruguay aufmerksam zur Kenntnis keit für die von Drogenabhängigkeit betroffenen die weltweit führende Position als Produzent und Nachfrage- und Angebotsreduzierung, neue psychoak- genommen würden, jedoch für die deutsche Bundesre- schwächsten Glieder der Gesellschaft, die Bedeutung Anbauer für Opium (80 Prozent der weltweiten tive Substanzen (NPS), verbleibende Herausforderun- gierung die Achtung der drei VN-Drogenkonventionen von alternativer Entwicklung sowie die Besorgnis illegalen Opiumproduktion in 2013) inne. Auch in gen bei der Bekämpfung der internationalen Drogen- universelle Bedeutung und oberste Priorität habe. vieler Mitgliedstaaten über die Ausbreitung von NPS. Myanmar ist eine Zunahme des Opiumanbaus zu problematik, Minimierung gesundheitlicher beobachten (rund 57.000 Hektar in 2013). Die globale Konsequenzen und alternative Entwicklung zum Während des regulären Teils der 57. CND vom 17. bis 21. Der Antrag des INCB zur Aufnahme der Vorläufersubs- Opiumproduktion hat 2013 ein ähnlich hohes Niveau Inhalt hat. Nicht gelungen ist es aufgrund der kompro- März 2014 wurden insgesamt elf VN-Resolutionen im tanz APAAN, die vorwiegend zur Produktion von erreicht wie zuletzt in den Jahren 2008 und 2011. misslosen, ablehnenden Haltung einiger Staaten, das Konsens verabschiedet. Schwerpunktthemen waren Methamphetamin benutzt wird, in Anhang I der Thema Ächtung der Vollstreckung der Todesstrafe bei dabei alternative Entwicklung, Kooperationen insbeson- VN-Konvention von 1988 fand die Zustimmung aller Die Verfügbarkeit von Kokain ist weltweit gesunken, Drogendelikten in der Ministererklärung zu erwähnen. dere in Südostasien zur Bekämpfung des Drogenprob- CND-Mitglieder. Keine Mehrheit erhielt dagegen der bedingt durch einen Rückgang der Produktion von Link zur gemeinsamen Ministererklärung: lems, internationale Kooperation zur Identifizierung und von den Niederlanden eingebrachte Beschlussvor- 2007 bis 2012. Während der Konsum in Nordamerika Berichterstattung bei neuen psychoaktiven Substanzen schlag zur Umstufung von Dronabinol, einem auf rückläufig scheint, ist er in Südamerika angestiegen. http://www.unodc.org/documents/hlr//JointState- (NPS) sowie die Vorbereitung der Sondersitzung der Cannabisbasis hergestellten Arzneimittel, von Anhang Eine deutliche Zunahme des Konsums ist laut UNODC ment/V1403583_E_ebook.pdf General-Versammlung der VN zur Bekämpfung des II in Anhang III der VN-Konvention über psychotrope in Afrika als Transitkontinent zu beobachten. Weltdrogenproblems im Jahr 2016 (UNGASS 2016). Substanzen aus 1971. Die Niederlande stützten sich auf UNODC-Weltdrogenbericht 2014: Schwerpunkt der Diskussionen am Runden Tisch der 57. ein 2012 bestätigtes Gutachten des Expertenausschus- CND zum Bereich Angebotsreduzierung, an der die Zu letztgenannter Resolution gestalteten sich die ses der WHO von 2006, das diese Umstufung empfiehlt. http://www.unodc.org/wdr2014/ Drogenbeauftragte teilnahm, war das Thema Alternative multinationalen Verhandlungen herausforderungsvoll, Ziel des Antrags war es, den weltweiten Handel zu

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erleichtern und die Substanz somit für medizinische Ansatzes, um dem Weltdrogenproblem zu begegnen“, stattfanden. Mit den jeweiligen Staaten diskutierte das In Europa bleibt die Nutzung von neuen psychoaktiven und wissenschaftliche Zwecke leichter zugänglich zu „Funktionsweise des internationalen Drogenkontroll- INCB Maßnahmen und Fortschritte in den verschiede- Substanzen (NPS) ein Hauptproblem für den Schutz machen. Der Beschluss wurde bei neun Ja-Stimmen systems“ und „Die Situation weltweit“. nen Bereichen der Drogenkontrolle. Zudem wird die der öffentlichen Gesundheit. Dabei ist ein Anstieg von und zwölf Enthaltungen mit 20 Nein-Stimmen Umsetzung der in früheren „Country Missions“ kriminellen Aktivitäten zur Verstellung und zum abgelehnt Der INCB macht im Rahmen des Schwerpunkts ausgesprochenen Empfehlungen in fünf Staaten (Costa Vertrieb insbesondere in Ost- und Südosteuropa zu „Umsetzung eines umfassenden, ganzheitlichen und Rica, El Salvador, Mexiko, Myanmar und Zimbabwe) verzeichnen. Die expandierenden Märkte für NPS ausgewogenen Ansatzes, um dem Weltdrogenproblem bewertet. Dabei betont das INCB die Wichtigkeit der stellen auch ein großes Problem für Ozeanien dar. 3.2.3 internationaler Sucht- zu begegnen“ deutlich, dass diesem Prinzip zur Zusammenarbeit und Kooperation der Staaten mit INCB-Bericht 2014: stoffkontrollrat der Bekämpfung des Weltdrogenproblems im Kontext der dem INCB. vereinten Nationen Sondersitzung der Vereinten Nationen im Frühjahr https://www.incb.org/documents/Publications/ 2016 besondere Bedeutung zukommen wird. Kernele- Im weiteren Verlauf setzt sich das INCB mit der Verfüg- AnnualReports/AR2014/English/AR_2014.pdf Der Internationale Suchtstoffkontrollrat der VN ment einer solchen Vorgehensweise sei die Verfügbar- barkeit von Cannabis für medizinische Zwecke, der (International Narcotics Control Board – INCB) in keit von international kontrollierten Substanzen für Verfügbarkeit von Betäubungsmitteln in Notfallsituati- Wien wurde 1968 gegründet und besteht aus einer medizinische und wissenschaftliche Zwecke. Dies sei onen, der Verwendung von Methylphenidat, neuen 3.3 internationale Entwick- dreizehnköpfigen regierungsunabhängigen Experten- ein fundamentales Ziel der internationalen Drogen- psychoaktiven Substanzen sowie dem internationalen lungszusammenarbeit gruppe, die vom Wirtschafts- und Sozialrat der VN konventionen und für alle Vertragsstaaten verpflich- elektronischen Genehmigungsverfahren für den (ECOSOC) gewählt wird. Vorsitzender ist seit 2014 ein tend. Darüber hinaus stellen Nachfragereduzierung Import und Export von Betäubungsmitteln und 3.3.1 die entwicklungspoliti- Mitglied aus Südafrika; das deutsche Mitglied wurde und entsprechende Maßnahmen, Angebotsreduzie- psychotropen Substanzen und den damit jeweils sche Dimension der globa- zum Vize-Vorsitzenden gewählt. Die zentrale Aufgabe rung, sozio-ökonomische und sozio-kulturelle Aspekte verbundenen Anforderungen an die Vertragsparteien len Drogenproblematik des INCB ist die Überwachung der Einhaltung der sowie Stabilität und Sicherheit Elemente eines solchen der internationalen Konventionen auseinander. VN-Drogenkonventionen über Anbau, Produktion und Prinzips dar. Schließlich hebt der INCB hervor, dass all Das globale Drogenproblem, sowohl die Angebots- als Verwendung von Drogen. Die Vertragsstaaten sind diese Maßnahmen in Einklang mit internationalen Im dritten Teil des Berichts analysiert der INCB die auch die Konsumproblematik, zeichnet sich nicht nur verpflichtet, dem INCB regelmäßig Informationen zu Menschenrechtsnormen stehen müssen. Situationen in den verschiedenen Regionen der Welt. durch eine gesundheits- und sicherheitspolitische, liefern. Zur Erfüllung seiner Aufgaben erstellt der INCB Afrika stellt eine immer wichtigere Route für den sondern auch durch seine entwicklungspolitische unter anderem einen Jahresbericht, in welchem Im zweiten Schwerpunkt „Funktionsweise des interna- illegalen Handel von Drogen dar. Ein hoher Cannabis- Dimension aus. Dies wird am Beispiel des Anbaus von insbesondere die weltweite Drogensituation analysiert tionalen Drogenkontrollsystems“ beschäftigt sich der konsum ist in ganz Afrika zu verzeichnen, ebenso wie ein Drogenpflanzen wie Koka und Schlafmohn besonders wird. Der INCB veröffentlichte seinen Jahresbericht Bericht insbesondere mit der Einhaltung der internati- sich stark entwickelnder Markt für „Amphetamine-type deutlich: Entwicklungsdefizite wie defizitäre staatliche 2014 Anfang März 2015. Der aktuelle Bericht widmet onalen Drogenkonventionen und Maßnahmen zu stimulants“ (ATS). Die Ausbreitung illegaler Märkte für Präsenz in den Anbauregionen, Armut, bewaffnete sich insbesondere den thematischen Schwerpunkten deren Umsetzung. Das INCB weist darauf hin, dass derartige Stimulanzien bleibt auch das größte Problem in Konflikte und massive kriminelle Gewalt, ein fehlender „Umsetzung eines umfassenden, immer noch nicht alle Staaten die drei Drogenkonven- Ost- und Südostasien; ferner stellt die Bekämpfung der Zugang zu Land und Wasser und nicht zuletzt eine ganzheitlichen und ausge- tionen ratifiziert haben (Konvention von 1961: elf Herstellung und Verbreitung von Methamphetamin in mangelhafte physische Infrastruktur führen zur wogenen Staaten noch nicht ratifiziert, Konvention von 1971: dieser Region eine Herausforderung dar. Entstehung und zum Fortbestehen der illegalen vierzehn Staaten, Konvention von 1988: neun Staaten), Produktion von Drogen. Die meisten dieser Faktoren allen voran die ozeanischen Staaten. Weiter wird die In Zentralamerika und der Karibik ist ein Anstieg finden sich in allen Hauptanbauregionen für Koka und Einhaltung der Drogenkontrollverträge für das Jahr drogenindizierter Gewalttaten zu verzeichnen, Schlafmohn, den Vorläuferpflanzen für harte Drogen 2014 insbesondere in Papua-Neuguinea, den USA, Nordamerika hat die höchste Rate an drogenbedingten wie Kokain, Crack, Heroin und Opium. Uruguay und Usbekistan ausgewertet. Todesfällen. Positiv wird der Rückgang der Anbauflä- Daneben werden die 2014 durchgeführ- chen von Coca-Sträuchern in Südamerika vermerkt. Während Koka nahezu ausschließlich in den Anden- ten sogenannten „Country Missi- Die Vereinbarkeit der Abstimmungen in Alaska, ländern Bolivien, Kolumbien und Peru angebaut wird, ons“ des INCB vorgestellt, Oregon und Washington D. C. zur Nutzung von verteilt sich der Anbau von Schlafmohn auf Asien welche in Island, Nicara- Cannabis für nicht-medizinische Zwecke mit den sowie Lateinamerika. Hauptanbauland ist mit deutli- gua, Panama und internationalen Konventionen wird weiterhin eine chem Abstand Afghanistan, gefolgt von Myanmar. Tansania Herausforderung für die US-Regierung darstellen. Daneben sind jedoch auch Kolumbien, Mexiko, Laos

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oder Guatemala Anbaustaaten zum Zweck der illegalen überhaupt – nur wenig mehr als andere, legale landwirt- Lateinamerika um (Cooperation Programme between 3.3.3 hArm Reduction und HIV/ Opiatproduktion. Die genauen Zahlen, sofern sie zur schaftliche Erzeugnisse einbringen. Daneben geht mit Latin America and the European Union on Anti-Drugs AIDS: Alternativen zu Risi- Verfügung stehen, finden sich im Weltdrogenbericht, dem Anbau dieser Pflanzen ein hohes Risiko für die Policies), wozu zahlreiche Beratungs- und Pilotmaß- kosituationen bieten den das UNODC jährlich veröffentlicht. Bäuerinnen und Bauern einher. Die staatliche Repressi- nahmen im Bereich alternative Entwicklung stattfin- on des illegalen Anbaus zählt ebenso dazu wie klimati- den. Hinzu kommen beratende Tätigkeiten sowie die Weltweit gab es 2013 geschätzte 12,7 Millionen Drogenökonomien siedeln sich primär dort an, wo die sche Risiken für den Anbau von Drogenpflanzen in Organisation und Wahrnehmung internationaler Menschen, die Drogen injizierten, von denen 1,7 strukturellen Rahmenbedingungen nur wenige Monokultur sowie die Willkür irregulärer Gewaltakteure Dialogveranstaltungen im Auftrag des BMZ. 2014 Millionen HIV-positiv waren (HIV-Prävalenz von ca. alternative Einkommensquellen ermöglichen. Für die und krimineller Netzwerke, die vielfach die Hauptab- wurde die GIZ hierzu in Ecuador, Indien, Kolumbien, 13 Prozent) (UNODC 2014). Weltweit lebten 2013 35 Kleinbäuerinnen und bauern macht sich der Anbau nehmer der Ernten sind. Es ist kein Zufall, dass zahlrei- Myanmar und Peru tätig. Millionen Menschen mit HIV. Außerhalb von Subsa- der Drogenpflanzen entgegen der allgemeinen che Hauptanbauregionen für illegale Drogen fernab hara-Afrika treten 30 Prozent der HIV-Neuinfektio- Annahme nur selten bezahlt. Tatsächlich führen staatlicher Kontrollinstanzen in Bürgerkriegsgebieten Ein Überblick zu den Maßnahmen der GIZ im Auftrag nen bei Menschen auf, die Drogen injizieren (UNAIDS Drogenökonomien zu Verstetigung von Armut und liegen. Dies ist etwa der Fall in einigen Regionen in des BMZ findet sich hier. GAP Report, 2014). bringen Unsicherheit, Korruption und Gewalt mit sich. Afghanistan, Kolumbien und Myanmar. Für einige Partnerländer der deutschen Entwicklungs- Die betroffenen Familien haben also starke Anreize, ein http://www.giz.de/fachexpertise/html/14988.html Injizierender Drogengebrauch ist in Osteuropa, zusammenarbeit ist die ungelöste Drogenproblematik Leben in der Illegalität und Willkür aufzugeben und Zentralasien, Südostasien und Nordamerika wesentli- damit zu einem der größten Entwicklungshemmnisse legale Alternativen zu etablieren. An diesem Punkt Der deutsche Ansatz der alternativen Entwicklung gilt cher Übertragungsweg für HIV. Zusätzlich werden auf geworden. Durch die enge Verbindung zwischen setzt die Entwicklungszusammenarbeit an. vielen internationalen Partnern als vorbildlich, da ein diesem Weg auch Hepatitis B und C Infektionen Entwicklungsdefiziten und der Drogenproblematik entwicklungspolitischer Umgang mit der Drogenprob- (Leberentzündungen) übertragen, die mittlerweile ergibt sich für die Entwicklungszusammenarbeit ein Die Bundesregierung ist international einer der größter lematik weiterhin keine Selbstverständlichkeit ist. weltweit zur Haupttodesursache bei HIV-infizierten Handlungsauftrag, dem sich nicht mit den herkömmli- Geber im Bereich der alternativen Entwicklung. Das Angesichts der zunehmenden Kritik am „Krieg gegen Menschen geworden sind. Es gibt zum Beispiel in chen polizeilichen und gesundheitspolitischen Maßnah- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenar- die Drogen“ stellen entwicklungspolitische Ansätze im Asien und im Pazifikraum geschätzte 3,8 Millionen men im Umgang mit der Drogenproblematik begegnen beit und Entwicklung (BMZ) verfügt über mehr als drei Umgang mit der Drogenproblematik derzeit für viele Menschen, die Drogen injizieren (UNAIDS GAP lässt. Für die Entwicklungszusammenarbeit gilt der Jahrzehnte Erfahrung in diesem Feld und hat eine klare Länder attraktive Politikalternativen dar. Die langjähri- Report, 2014). Diese Menschen tragen aufgrund ihrer Grundsatz, dass an den Ursachen und nicht nur an den Position zum Umgang mit der Drogenanbauproblema- ge Erfahrung der deutschen Entwicklungszusammen- Diskriminierung und Kriminalisierung ein stark Symptomen von Drogenökonomien anzusetzen ist. tik entwickelt. Dieser international etablierte Begriff arbeit wird daher zunehmend von internationalen erhöhtes HIV- und Hepatitis B und C Infektionsrisiko. beschreibt Projekte der ländlichen Entwicklung zur Partnern nachgefragt, die ihr Interesse an Dialog und UNAIDS, das gemeinsame Programm der Vereinten Substitution des illegalen Drogenanbaus durch legale Beratung zum Umgang mit der Drogenproblematik Nationen (VN) zu HIV/AIDS, beschreibt in einigen 3.3.2 reduzierung des Drogen- Landwirtschaft. Die zentrale Wirkung der geförderten zum Ausdruck bringen. Insbesondere im Hinblick auf Ländern ein 40-faches HIV Infektionsrisiko für diese anbaus durch alternative Projekte ist die Bekämpfung der Ursachen des Dro- die 2016 stattfindende Sondersitzung der Generalver- Gruppe. Dies wiederum führt zu konzentrierten Entwicklung genanbaus, insbesondere durch die Diversifizierung sammlung der Vereinten Nationen zum Weltdrogen- Epidemien (Epidemien, die sich hauptsächlich auf der landwirtschaftlichen Produktion in den Koka- und problem (UNGASS 2016) bringt sich die Bundesregie- bestimmte Bevölkerungsgruppen konzentrieren) mit Für die meisten Kleinbäuerinnen und bauern, die ihre Schlafmohnanbauregionen, in denen zuvor die rung in die internationale Debatte zum Umgang mit schneller Ausbreitungsdynamik, wie die Entwicklun- Lebensgrundlagen durch den Anbau von Drogenpflan- Drogenökonomie die Haupteinkommensquelle war. Drogenanbau ein und greift das Interesse anderer gen der letzten Jahre in Osteuropa, der Asien-Pazifik- zen erwirtschaften, ist diese Art der Einkommensgene- VN-Mitgliedstaaten am Austausch zu alternativer Region und Zentralasien zeigen. Studien belegen rierung tatsächlich nur wenig attraktiv. Allen Klischees Zur Reduzierung des Drogenanbaus durch alternative Entwicklung auf. Das BMZ führt hierzu Dialog- und zudem eine hohe HIV-Prävalenz unter Drogenkonsu- zum Trotz sind Koka- oder Schlafmohnbauern nicht nur Entwicklung wird das BMZ durch die Deutsche Beratungsformate mit interessierten Drittstaaten und mentinnen und Drogenkonsumenten in Ländern mit häufig das ärmste Segment der ländlichen Bevölkerung Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Zusammenarbeit mit Partnern der VN und der EU generalisierter Epidemie (Epidemien, die sich in der – sie bleiben es auch trotz häufig jahrlanger Betätigung GmbH (GIZ) beraten. Die deutsche Entwicklungszu- durch. Allgemeinbevölkerung ausbreiten), vornehmlich in in der Drogenökonomie. Die Gewinnmargen für sammenarbeit implementiert derzeit Projekte der Subsahara-Afrika. Die HIV-Prävalenz unter Men- Kleinbäuerinnen und Kleinbauern haben nur sehr alternativen Entwicklung in insgesamt vier Ländern in schen, die Drogen injizieren, kann bis zu 28 Mal höher wenig mit den exorbitanten Gewinnsteigerungen im Asien und Lateinamerika, häufig in enger Zusammen- sein als in der Allgemeinbevölkerung (UNAIDS GAP Drogenhandel zu tun; faktisch sind Kokablätter und arbeit mit dem UNODC. Daneben setzt die GIZ im Report 2014). Rohopium niedrigpreisige Agrarprodukte, die – wenn Auftrag des BMZ das EU-COPOLAD-Vorhaben in

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Die „Verpflichtungserklärung zu HIV/AIDS“ der In vielen Ländern wird die Umsetzung von Harm- die Umsetzung des Harm-Reduction-Ansatzes poli- GFATM weiter ausgeweitet. Methadonsubstitutions- Generalversammlung der Vereinten Nationen (VN) Reduction-Maßnahmen durch Politik, Justiz und tisch und mit ihren finanziellen Beiträgen in den programme sind derzeit an staatlichen Provinz- und von 2011 definiert das Ziel, die HIV-Übertragung bei gesellschaftliche Normen behindert oder ganz Verwaltungsräten von UNAIDS und dem Globalen Distrikt-Krankenhäusern in Katmandu, Patan (Zentral), Menschen, die Drogen injizieren, bis 2015 um 50 unterbunden. Die Kriminalisierung von Menschen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Pokhara (West), Nepalgunj und Butwal (Mid-West) Prozent zu reduzieren. Bis 2030, so das Ziel der mit injizierendem Drogengebrauch missachtet Malaria (GFATM). Der GFATM ist mittlerweile der sowie Biratnagar (Ost) verfügbar. Im Juni 2014 hatte das Weltgemeinschaft, soll die HIV-Epidemie beendet Menschenrechte, einschließlich des Rechts, sich vor größte multilaterale Geber für Harm Reduction, Programm 589 Patientinnen und Patienten. Im sein (UNAIDS Fast-Track-Strategie, 2014). Dies kann HIV zu schützen, und drängt diese Menschen ins Deutschland der viertgrößte Beitragszahler des Fonds. Rahmen dieses Programms wurde auch eine Studie nur gelingen, wenn sehr schnell sowohl HIV- Abseits, wo sie vom Gesundheitssystem nicht erreicht Im Rahmen der deutschen bilateralen Entwicklungs- durchgeführt, die erstmals die Prävalenz von Hepatitis Behandlungs- als auch Präventionsprogramme werden können. Im Dialog mit allen gesellschaftli- zusammenarbeit wurden 2014 Harm-Reduction- B und C (HCV), Ko-Infektionen mit HIV und Genotypi- weiter ausgeweitet werden, sowohl um Menschen, chen Akteuren muss eine Entkriminalisierung und Aktivitäten in Nepal und in einem regionalen Gesund- sierung von HCV und den vorherrschenden Genotyp die mit HIV leben, als auch um Risikogruppen, wie Entstigmatisierung dieser gesellschaftlichen Gruppen heitsprogramm in Zentralasien unterstützt. bei Menschen, die Drogen injizieren, untersucht hat. zum Beispiel Menschen, die Drogen injizieren, zu erzielt werden, um ihnen den Zugang zu den notwen- erreichen. digen Präventions-, Behandlungs- und Unterstüt- Aus der Praxis: Unterstützung bei der Umsetzung des Harm- zungsmaßnahmen zu ermöglichen und die Ausbrei- HIV-Prävention und Harm Reduction in Nepal Reduction-Ansatzes in Zentralasien Wissenschaftlich gesehen ist klar, dass „Harm- tung von HIV zu verhindern. In Nepal qualifiziert die deutsche Entwicklungszusam- Um Harm-Reduction-Programme für Menschen, die Reduction“-Programme die Ausbreitung von HIV menarbeit (EZ) staatliche und nichtstaatliche Organisa- Drogen konsumieren oder injizieren, umsetzen zu unter Menschen, die Drogen konsumieren, verhin- Die VN schätzen, dass zur Zeit ca. acht Prozent aller tionen und Institutionen darin, ein nationales Substi- können, ist es essenziell, zu wissen, wie viele Betroffene dern können. Der englische Begriff „Harm Reduc- Menschen, die Drogen injizieren, Zugang zu Substitu- tutionsprogramm qualitativ hochwertig sowie es gibt und an welchen Orten der Konsum stattfindet. tion“ bezeichnet einen anerkannten Ansatz zur tionsprogrammen, zehn Prozent Zugang zu Nadel- flächendeckend und für möglichst viele Betroffene Denn dort können diese Menschen am besten erreicht Reduzierung von HIV-Infektionen und anderer mit und Spritzenaustauschprogrammen und nur ca. 14 nachhaltig umzusetzen. Regierungs- und Nichtregie- werden. Um die Datenlage im Bereich Drogengebrauch Drogengebrauch einhergehender Erkrankungen, wie Prozent der HIV-positiven Drogenkonsumenten und rungsorganisationen werden im Bereich der Substituti- und HIV zu stärken, hat das Bundesministerium für virale Hepatitis. Gerade bei injizierendem Drogen- Drogenkonsumentinnen Zugang zu einer HIV- onsbehandlung beraten, Ausbildung von Personal für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konsum haben sich Programme, die Risiken mindern Behandlung (ART) haben (Weltbank 2014). ART die medizinische und psychosoziale Betreuung (BMZ) im Jahr 2014 Länderstudien und deren Vorstel- und Alternativen eröffnen, als sehr wirksam für die vermindert die Viruslast im Blut und kann so zu einer unterstützt und ein Überweisungs- und Referenzsys- lung in Zentralasien unterstützt. Diese wurden in Prävention von HIV und anderen Infektionskrank- Verringerung der HIV-Verbreitung beitragen. Dort, tem zu relevanten Gesundheitsdiensten und anderen Zusammenarbeit mit dem Büro der Vereinten Natio- heiten erwiesen. Präventionsmaßnahmen werden wo Harm Reduction angeboten wird, ist die HIV- Unterstützungsleistungen eingeführt. nen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung dabei unter Einbeziehung der Zielgruppen konzi- Prävalenz signifikant gesunken. Eine Studie, die im (UNODC) koordiniert und vom Population Council mit piert und umgesetzt. Nadel- und Spritzenaustausch- Jahr 2003 in 99 Städten durchgeführt wurde, zeigte, Um die Ausbildung von medizinischem Personal von Unterstützung der Weltbank durchgeführt. Ziel war die programme (Needle and Syringe Exchange Pro- dass dort, wo NSP angeboten wurde, die HIV-Präva- externen Expertinnen und Experten unabhängig zu Stärkung nationaler Kapazitäten, um aktuelle Schät- grammes (NSP)), die Bereitstellung von sterilem lenz um 19 Prozent sank, im Gegensatz zu Städten, wo machen, wurde unter anderem der eLearning Kurs zungen zur Zahl der Menschen, die Drogen injizieren, Spritzbesteck, verhindern, dass Menschen, die NSP nicht angeboten wurde. Dort stieg die HIV- „Comprehensive health care for People Who Use sowie zur Verbreitung von HIV unter ihnen zu erlan- Drogen injizieren, sich am mit HIV verunreinigten Prävalenz um acht Prozent (MacDonald et al. 2013). In Drugs“ entwickelt und im Mai 2014 pilotiert. Der gen. Die Vorstellung der Ergebnisse zielte außerdem Spritzbesteck eines anderen anstecken. Drogensubs- Katmandu, Nepal, ging die HIV-Prävalenz bei Men- modulare Aufbau ermöglicht eine zeitlich und räum- darauf ab, das Bewusstsein für die Situation dieser titutionsprogramme mit Ersatzstoffen wie Metha- schen, die Drogen injizieren, von 68 Prozent im Jahr lich flexible Bearbeitung von Fallstudien, die die Menschen zu stärken. Die ca. 100 Teilnehmenden don reduzieren Risikoverhalten und Beschaffungs- 2002 auf 6,3 Prozent im Jahr 2011 zurück (UNAIDS Komplexität der Behandlung von Menschen, die kamen aus Kirgistan, Tadschikistan und Kasachstan, kriminalität und verhindern nachweislich GAP Report, 2014). Drogen nutzen, widerspiegelt. Das Ziel ist eine qualita- sowohl von Regierungsorganisationen als auch von HIV-Infektionen und andere Erkrankungen. Als tive Stärkung der Gesundheitsdienste für Menschen, Betroffenengruppen. weitere unterstützende Maßnahmen haben sich Hinsichtlich der Realisierung schadensmindernder die Drogen konsumieren. Die deutsche EZ prüft Drogenberatungsstellen, Drogenkonsumräume und Maßnahmen für Menschen, die Drogen konsumieren, zurzeit, inwieweit die Ausbildung adaptiert und in Maßnahmen zur sozialen Reintegration sowie ist Deutschland international modellgebend. Harm anderen Ländern umgesetzt werden kann. Aufklärungsaktivitäten für medizinisches Personal Reduction ist ein wichtiges Handlungsfeld für und administrative und politische Amtsträger als Deutschlands Beitrag zur nachhaltigen Eindämmung Das nationale „Opioid Substitution-Programme“ wichtig und wirksam erwiesen. von HIV weltweit. So unterstützt die Bundesregierung wurde mit Unterstützung der deutschen EZ und des

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Stichwortregister

Aktionsleitfaden des Handels zur CADAP 288 GIZ 288, 294, 295 Kommunale Alkoholprävention 129 A Sicherung des Jugendschutzes 146 C Cannabis 39, 41–43, 52, 55, 86, 88, 91, 169, G Glücksspiel 57, 58, 66, 83, 89, 105, 188, 189, Komorbidität 165, 171, 240, 253 Aktionsplans Jugendschutz der Tankstellen 145 172, 177, 179–181, 183, 184, 237, 190, 192, 194, 223, 252, 256, 272 Kongresse 223 Alkohol 15–23, 57, 62, 63, 71–89, 91, 96, 104, 248, 249, 252, 286, 289, 291, 293 Grundstoffüberwachung 272 Konsumierende mit Kindern 171, 234, 235 108, 111, 113, 116, 119–121, 126, Comprehensive health care for People Kreativ-Wettbewerb gegen Sucht 191 128–129–131, 135–138, 142–144, 148, Who Use Drugs 297 162, 172, 175, 177, 184, 202, 212, 217, Computerspiel- und Internetabhängigkeit 61, 62, 255 HaLT Service Center 132 l Legal Highs 43, 50, 51, 100, 107, 290 218, 225, 228, 252, 275-277 Crystal Meth 39, 40, 51, 66, 100, 170, 173–176, H Hamburg 44, 46, 51, 81, 85, 100, 117, 119, Alkoholabhängigkeit 15, 81, 119, 133, 206 184, 187, 209, 234-240, 248, 290 120, 124, 167, 170, 179, 185, 214, Alkoholprävention 23,91, 128, 134, 276 216, 234, 236, 244, 247, 284, 287 Manualisierte Behandlung Suchtkranker 259 Alkoholvergiftung 22, 132, 140 Harm Reduction 286, 289, 296, 297 M Medienabhängigkeit 193, 258, 259 Alternative Entwicklung 290, 291, 294 Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) 268 Hart am Limit (HaLT) 133 Medikamente 35, 36, 86, 88, 89, 91, 162–165, Amphetamine 40, 43, 53, 169, 185, 239, 290, 293 D Diagnostische Kriterien bei Internetsucht 259 Heroin 40, 43, 46, 49, 52, 54, 169, 175, 167, 168, 172, 217, 247, 285 Amphetamin-Typ-Stimulanzien 170 Diamorphin 247, 248 185, 247, 272, 287, 289, 293 Methamphetamin 39, 40, 52–54, 100, 170, 171, 178, Amphetaminkonsum 170 Doping 168, 136 Hessen 129, 194, 249, 272 185, 202, 217, 234–240, 284, 290, 293 Ausbildungsbereich 160, 235 Drogenanbau 52, 291, 294, 295 HIV/AIDS 46–48, 169, 295–296 Methamphetaminkonsum 170, 171, 209, 217, 240 Ausbildungserfolg 86, 88 Drogenbedingte Todesfälle 39, 40, 51, 293 Mütter 17, 18, 72, 111, 125, 163, 164, 175, 228 Auszubildende 86, 87, 92, 103, 145, 146, 154, 157, 160 Drogenberatungsstellen 100, 183, 296 Automatenspiel 273 Drogenhandel 39, 54, 169, 272, 285, 291, 294 Informationstour „Alkohol? Kenn dein Limit.“ 130 Drogenkoordinatoren 285 i Interaktive Ausstellung „Spielglück-Glücksspiel“ 190 Naloxon 185–186, 286 DRUCK-Studie 46–48 Internationales 275 N Nationales Substitutionsprogramm 297 Baden-Württemberg 51,98, 104, 114, 132, Drug Scouts 172, 217 Internetabhängigkeit 61, 62, 255 Nepal 296, 297 210, 216, 232 DSM-5 61, 62, 63, 258 Internetkommunikation 129 Neurobiologische Befunde bei Medien- Bayern 51, 54, 99, 100, 105, 106, 107, 111, 112, Internetsüchtige Mädchen im deutschen abhängigkeit 259 139, 141, 145, 154, 173, 176, 188, 226 Suchthilfesystem 259 Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) 39, 40, 100, Belastung durch Passivrauchen 269 EBDD 43, 45, 100, 283, 284 107, 271, 283, 284, 290, 293 Betreiberschulungstest-Projekt 202 E Eltern-MOVE 159 Niedersachsen 63, 100, 102, 108, 115, 128, BLEIB STARK! BLEIB DU SELBST! 180, 181 Entwicklungszusammenarbeit 294, 295, 297 Jahrestagung der Drogenbeauftragten 18, 111 137, 191, 193, 194, 284 BMZ 288, 291, 294, 295, 297 Erklärvideos 65 j Jugendfilmtage 83, 84, 128 Nordrhein-Westfalen 51, 55, 81, 103, 134, 136, Breaking Meth 217 E-Zigarette 31, 33, 152, 267, 278, 280, 281, 282 Jugendschutz aktiv 144, 146 157–159, 163, 198, 235 Broschüre „Hinsehen, Zuhören, Ansprechen!“ – E-Shisha 31, 152, 278, 280 Jugendschutzgesetz 83, 136, 141, 144 Alkohol am Arbeitsplatz – Ein Leitfaden für EU-Alkoholstrategie 276 Juristisches zur Mediennutzung und -sucht 259 die kollegiale Hilfe“ 148 EU-Drogenkoordinatoren 285 Kinder aus suchtbelasteten Öffentlichkeitsarbeit 65, 117, 118, 131, 136, 177, 222 Browsergames/Free-to-Play-Games 258 Familien 66, 81, 116, 117, 123 O Online-gestützte Behandlung 119 Bundeswehr 94, 95, 96, 221 Online-Informationsangebot 130 Fachverband Medienabhängigkeit e. V. 258 Online-Selbsthilfe 217, 236 f FASD 17, 18, 66, 73, 111, 112, 113, 223, 225, 226 Klasse2000 78, 79 K Kokain 43, 44, 46, 52, 54, 169, 172, 175, 252, 253, 286, 289, 290, 293

Drogen- und Suchtbericht 2014 | Stichwortregister Drogen- und Suchtbericht 2014 | Stichwortregister 300 301

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Passivrauchen 150, 159, 266 Tabak 15, 25, 31, 41, 71–74, 78, 84, 88, P Pathologisches Kaufen off- und online 258 T 108, 144, 158–159, 252, 277, 278, 285 Podcast 67 Tabakprävention 26, 91, 150, 157–161, 269, 279

Prävalenz von FASD 227 Tabakpräventionsprogramm 160 Abbildungen Prävention 36, 40, 48, 62, 66, 71, 72, 76, 81, Tabakproduktrichtlinie 277, 278 82, 89, 90, 188, 189, 193, 194, 196, 199, Tabaksteuer 262 01 Risiko- und mindestens monatlicher Rauschkonsum 15 problematischer Substanzkonsum in Prozent 88 201, 215, 219, 224–257, 232–235, 237–238, Tag der offenen Tür 65 in verschiedenen Altersgruppen nach Geschlecht 16 16 konzept und Zielgruppen des Programms 257,261, 276, 285, 286, 288–289, 297 Telefonaktionen 131 02 trend regelmässiger Alkoholkonsum 19 prev@WORK 93 Präventionsbotschafter 227 Therapie 15, 35, 36, 48, 62, 79, 86, 118, 119, 03 Stationäre Krankenhausbehandlungen aufgrund von 17 Maßnahmen zur Förderung der Zusammenarbeit Pressemitteilungen 65 120, 170, 215, 236, 249, 253 akuter Alkoholintoxikation im Jahr 2013 insgesamt 20 zwischen beruflicher Suchthilfe und Sucht- Programm „Prävention alkoholbedingter Thüringen 51, 54, 104, 173, 235, 240, 250, 251 04 krankenhausbehandlungen aufgrund von Selbsthilfe in der Caritas 105 Jugendgewalt“ (PAJ) 114 Traumatisierungen 171 alkoholvergiftungen 21 18 10 Jahre „rauchfrei PLUS“ – Gesundheitseinrichtungen Projekt des Monats 66, 190 Treppe aufwärts 66, 190 05 Stationäre Krankenhausbehandlungen aufgrund für Beratung und Tabakentwöhnung: 155 von akuter Alkoholintoxikation bei 10- bis 17 19 lebenszeit-Prävalenz Cannabis der Jugendlichen Jährigen von 2009–2013 22 in Hamburg 2004 bis 2012 182 Rentenversicherung 104, 205, 206–210, 06 zeitliche Entwicklung des Anteils der Raucherinnen 20 aktueller Cannabiskonsum (30-Tage-Prävalenz) der 219, 222, 229, 233 UNGASS 2016 284, 291, 295 R und Raucher in der 25- bis 69-jährigen Bevölkerung 28 Jugendlichen in Hamburg 2004 bis 2012 182 Rezeptheft „Lecker und gesund hoch zwei“ 131 UNODC 45, 54, 285, 289, 290–295, 297 U 07 verbreitung des Rauchens bei 12- bis 17-jährigen 21 anteil der Eltern, die bei ihren Kindern Anzeichen Jugendlichen und 18- bis 25-jährigen jungen von Onlineabhängigkeit feststellen 197 Erwachsenen insgesamt und nach Geschlecht 22 Suchtrehabilitation in der Deutschen S3-Leitlinie 112, 212, 225 von 2001 bis 2014 29 Rentenversicherung 205 Sachsen 54, 81, 82, 101, 102, 108, 172, 173, 178, 235 Verbraucherschutz 178-181, 258, 259, 270 S 08 verbreitung des Nierauchens bei 12- bis 17-jährigen 23 anzahl gemeldeter substitutionspatienten in Sachsen-Anhalt 54, 173, 175, 176 Vereinte Nationen 45, 272, 284, 288, 289, V Jugendlichen und 18- bis 25-jährigen jungen deutschland von 2002 bis 2014 242 Safe – sauber feiern 202 290, 292, 295–297 Erwachsenen insgesamt und nach Geschlecht 24 anzahl meldender, substituierender Ärzte SchuJu-Alterskontrollscheibe 145 Verhaltenssüchte 61, 98, 258 von 2001 bis 2014 30 von 2002 bis 2014 243 SCHULBUS 85–86, 179 Vorgestellt 138, 147, 166, 177, 184, 187, 190 09 anteil der Raucher, die E-Zigaretten ausprobiert haben, 25 art und Anteil der gemeldeten Schleswig-Holstein 85, 160, 215 Vulnerability and excessive Internet use in diese aber nicht mehr benutzen, nach Altersgruppen Substitutionsmittel 243 Schwangerschaft 17–19, 71–74, 111–114, 126, Adolescents 259 getrennt, im Zeitvergleich von 2012 bis 2014 32 26 art und Anteil der gemeldeten 130–131, 163, 225, 228, 275 10 bekanntheitsgrad und Konsum von E-Zigaretten Substitutionsmittel 244 Selektive Prävention 100, 170 im Jahr 2014 32 27 durchschnittliche Anzahl der gemeldeten Patienten Setting Schule 128 11 veränderung der Zugänge zu ambulanter pro substituierendem Arzt (2014) 245 Social Networking 259 WBT I 145, 146 Suchtbehandlung für verschiedene Hauptdiagnosen 28 gemeldete Substitutionspatienten Spielimmanente Faktoren 259 Webportal 217 W (DSHS ambulant) 40 pro 100.000 Einwohner 246 Stillzeit 18, 71, 72, 113, 131 WHO 23, 231, 258, 269, 276,–277, 279, 286, 291 12 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums bei 29 Entwicklung der Steuer und des Konsums von Substanzkonsum 15, 57, 72, 78, 80, 85–89, 12- bis 17-jährigen Jugendlichen und fabrikzigaretten in Deutschland während der vier 113, 114, 174, 215, 248 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen insgesamt phasen der Tabaksteuererhöhungen Substitution 232, 294 Zentrum für Interdisziplinäre und nach Geschlecht von 2001 bis 2012 42 von 1997 bis 2013 263 Sucht im Alter 66, 214–216 Suchtforschung (ZIS) 167, 170, 171, 217 Z 13 trends Teilnahme an irgendeinem Glücksspiel in den 30 Entwicklung des Rauchverhaltens der deutschen Suchtselbsthilfe 95, 213, 217, 219–220 Zigarettenschmuggel 264–265 bzgA-Surveys 2007 bis 2013 58 bevölkerung während der vier Phasen der Suchtstoffkommission 283, 288, 290 14 a: Trends problematisches Glücksspielverhalten tabaksteuererhöhungen von 1997 bis 2012 264 SZL Suchtzentrum gGmbH 217 in den BZgA-Surveys 2009 bis 2013 59 31 zustimmung zu rauchfreien Gaststätten in 14 b: Trends pathologisches Glücksspielverhalten deutschland im Zeitvergleich von 2005 bis 2014 267 in den BZgA-Surveys 2009 bis 2013 59 32 zustimmung zu rauchfreien Gaststätten und

Drogen- und Suchtbericht 2014 | Stichwortregister Drogen- und Suchtbericht 2014 | Stichwortregister 302 303

Hinweise/ I Impressum zu einem Verbot von E-Zigaretten in Bildnachweise: gaststätten (2014) 268 Titel: © fullempty - Fotolia.com, © amenic181 - Fotolia.com, © leszekko- businski - Fotolia.com, © Swapan - Fotolia.com, © Juanmonino - istock.com, 33 belastung durch Passivrauchen bei der Arbeit © pressmaster - Fotolia.com, © Bastos - Fotolia.com, © Jeanette Dietl - Foto- (bezogen auf Erwerbstätige), zu Hause und in lia.com, © izusek - istock.com, © zorandim75 - Fotolia.com, © Andrey Kuzmin der Freizeit, nach Jahr 269 - Fotolia.com, © mitrija - Fotolia.com Diese Publikation (Print- und Onlineausgabe) wird im Herausgeber: Autorenfotos: S. 5/279 © Swapan - Fotolia.com, S. 7/41 © jeremynathan - 34 anteil der Raucher, die von E-Zigaretten gehört Fotolia.com, S. 8 © robtek - Fotolia.com, S. 10 © destina - Fotolia.com, Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung haben, nach Altersgruppen getrennt, S. 11/121 © Gina Sanders - Fotolia.com, S. 12/13/68/69 © Xuejun li - Fotolia. für Gesundheit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien Bundesministerium für Gesundheit im Zeitvergleich von 2012 bis 2014 280 com, S. 12/13/68/69 © Bastos - Fotolia.com, S. 14 © AleksandarNakic - istock. noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während des 11055 Berlin com, S. 14 © MP2 - Fotolia.com, S. 17 © RioPatuca Images - Fotolia.com, 35 verwendete Hilfsmittel bei der Tabakentwöhnung S. 24 © zadveri - Fotolia.com, S. 27 © B. Wylezich - Fotolia.com, S. 33 Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet von Exrauchern und bei Aufhörversuchen von © tibanna79 - Fotolia.com, S. 34 © blackboard1965 - Fotolia.com, S. 36/37 werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Landtags- und Stand: Rauchern im Jahr 2014 282 © Kadmy - Fotolia.com, S. 37 © Mybona - Fotolia.com, S. 38 © Juanmonino - Kommunalwahlen. Missbräuchlich sind besonders die Vertei- Mai 2015 istock.com, S. 44 © yvdavid - Fotolia.com, S. 44 © Vector Open Stock, S.49 © Diana Taliun - Fotolia.com, S. 49 © Vector Open Stock, S. 52 © Christopher lung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen Howey - Fotolia.com, S. 53 © robtek - Fotolia.com, S. 55 © Africa Studio - Fo- der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben Gestaltung/Satz: tolia.com, S. 56 © fullempty - Fotolia.com, S. 57 © Artem Zamula - Fotolia. parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. zweiband.media GmbH, Berlin com, S. 60 © zorandim75 - Fotolia.com, S. 62 © Photographee.eu - Fotolia. Tabellen com, S. 64 © mitrija - Fotolia.com, S. 67 © DGM - Panthermedia.net, S. 70 www.zweiband.de © mbbirdy, S. 130 © Sylwia Nowik - Fotolia.com S. 200 © izusek - istock.com, Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke S. 257 © mik38 - Fotolia.com, S. 258 © iriska - Fotolia.com, S. 260 © 01 verbreitung des Rauchens bei Frauen und Männern der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Corgarashu - Fotolia.com, S. 261 © gertrudda - Fotolia.com, S. 274 © Andrey Lektorat: in verschiedenen Altersgruppen. 27 Kuzmin - Fotolia.com, S. 292 © S.Alias - Fotolia.com Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger Lektorat Berlin 02 Ergebnisse der DRUCK-Studie 47 zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer 03 Spanne der erreichten mittleren Wissensscores bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, Druck: aller Städte mit Standardabweichung (SD) in den Danksagung die als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner Bonifatius GmbH, Paderborn gebildeten Kategorien 48 politischer Gruppen verstanden werden könnte. 04 anzahl der erreichten Klassen und prozentuale Inhalt gedruckt auf Recyclingpapier. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung dankt den beteiligung an Klasse2000 79 Bundesministerien, Ländern, Verbänden, Organisationen und 05 Entwicklung des Rauchverhaltens 80 Gender-Hinweis: Wenn Sie Bestellungen aufgeben möchten: Privatpersonen für ihre Beiträge und Darstellungen der 06 Soziodemografische Merkmale der Stichprobe 87 In dieser Publikation werden aus Gründen der besseren Best.-Nr.: bMG-D-11008 Sucht- und Drogenpolitik. Der Drogen- und Suchtbericht 07 inhalte des Kölner Memorandums (2014): Lesbarkeit nicht immer die weiblichen Formen gesondert drogen- und Suchtbericht der erscheint in diesem Jahr erstmals als gekürzte Printausgabe „Evidenzbasierung in der Suchtprävention – genannt. Selbstverständlich beziehen sich diese Begriffe dann bundesregierung 2015 und zusätzlich als ungekürzte Onlineausgabe. Die Langfas- Möglichkeiten und Grenzen“ 109 sowohl auf weibliche wie auch auf männliche Personen. Telefon: 030 182722721* sung sowie weitere aktuelle Informationen zum Thema 08 teilnahme im reaktiven Projektbaustein Schreibtelefon für Sucht- und Drogenpolitik sind im Internet abrufbar unter : 2008 bis 31.12.2013 141 Gehörlose und 09 basis Auswertung Suchtmittel „Alkohol“, Hörgeschädigte: 0180 5 996607* http://www.drogenbeauftragte.de Sozialmedizinischer 2-Jahres-Verlauf 206 Schriftlich: publikationsversand der 10 anzahl gemeldeter Substitutionspatientinnen bundesregierung und -patienten pro Ärztin bzw. Arzt 241 postfach 48 10 09 18132 Rostock 11 anzahl gemeldeter Substitutionspatientinnen und -patienten sowie substituierender Ärztinnen E-Mail: [email protected] und Ärzte nach Bundesländern 247 Telefax: 0180 5 778094* 12 zusammenstellung der Jährlichen tabakwerbeausgaben 266 *Für diesen Anruf gilt ein Festpreis von 14 Cent/Minute aus den Festnetzen und maximal 42 Cent/Minute aus den Mobilfunknetzen.

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