HISTORISCHER ATLAS 7, 1

VON BADEN-WÜRTTEMBERG Erläuterungen

Beiwort zur Karte 7,1

Baden in napoleonischer Zeit von MEINRAD SCHAAB und HANS HALLER

I. Historischer Überblick ritorialen Fürstentums in der Reformation waren die geistlichen Territorien ja diejenigen Objekte, auf die Am Ende des 18. Jahrhunderts gebot Markgraf Karl sich die Erwerbsgelüste der Landesherren konzentriert Friedrich von Baden (1738-1811) über ein verhältnis- hatten. Diese Gelüste erhielten nun neue Nahrung mäßig kleines geschlossenes Gebiet zwischen Pfinz durch die mit dem republikanischen Heer eindringen- und Acher, auch dies erst seit 1771 in dieser Aus- den aufklärerischen Gedanken der Staatssouveränität dehnung (vgl. Karte 6,1a). Ohne Verbindung mit den und Säkularisierung des kirchlichen Eigentums. So Kernlanden waren die Obere Markgrafschaft mit den wurde das Schicksal der Kirche in Deutschland auf den Herrschaften Sausenberg-Rötteln und Hochberg, die Schlachtfeldern der Koalitionskriege entschieden. Besitzungen zwischen Nahe und Mosel sowie als Noch 1798 sah man im Erzbistum Mainz Geistliche kleinere Territorialsplitter Mahlberg und die Stadt auf den Straßen, die sich freudig erregt die Nachricht Kehl und linksrheinischer Streubesitz. Diesen Zustand von Nelsons Sieg bei Abukir mitteilten; nach den Sie- beendete die Umwälzung Europas im Gefolge der gen Napoleons bei Marengo und Hohenlinden jedoch Französischen Revolution. In den 20 Jahren nach 1789 war der Weg frei für die Verwirklichung der Entschä- konnte die Markgrafschaft Baden nicht nur ihre Exis- digungspläne auf Kosten der Kirche und der reichs- tenz behaupten, sondern vermochte darüber hinaus, städtischen Territorien. So verbanden sich in diesen sich um ein Mehrfaches ihres alten Gebietsstandes zu Jahren aufklärerisches Gedankengut, das politische In- vergrößern. Das Land Baden, wie es bis 1945 bestand, teresse Napoleons und landesherrliche Territorialpoli- wurde in diesen Jahren geschaffen. tik. Zunächst freilich schien die Existenz Badens be- Baden erhielt auf Grund der französisch-russischen droht, als das republikanische Heer die Grenzen Frank- Konvention vom 3. Juni 1802 zahlreiche Erwerbun- reichs bis an den Rhein trug. Baden ging seiner links- gen, die der Reichsdeputationshauptschluß nach der rheinischen Besitzungen verlustig. Die Wiederherstel- vorausgegangenen provisorischen Inbesitznahme be- lung der alten Rechte erhoffte man sich zunächst von stätigte. Im Süden entstand aus isoliertem Neugewinn einem Sieg an der Seite der Koalition. Als jedoch 1795 am Bodensee – dem Bistum Konstanz, den Abteien Preußen aus der Koalition ausbrach und Mannheim in Petershausen und Salem sowie den Reichsstädten die Hände der Franzosen fiel, wechselte Baden die Überlingen und – das Obere Fürstentum. Fronten. Der Freiherr Sigismund von Reitzenstein Bis zur Abtretung an Württemberg (1806) gehörte (1766-1847), Landvogt der Herrschaft Rötteln, brachte dazu auch die im oberschwäbischen Raum gelegene Baden an die Seite des überlegenen Frankreich. Er war Reichsstadt Biberach. Die Obere Markgrafschaft, ver- es auch, der in der Folgezeit die so erfolgreichen größert um die kleinen Besitzungen des Domstifts Unterhandlungen mit Frankreich über die Entschädi- Basel (Istein und Schliengen) konnte noch nicht mit gung Badens führte. dem Kernland verklammert werden, obwohl in der Schon in diesen Jahren dachte man daran, Baden für die Gebiete des Bistums Straßburg, der seine linksrheinischen Verluste mit geistlichen Ge- Reichsstädte (samt der Abtei), bieten zu entschädigen. Seit der Stärkung des ter- und Zell, die nassau-usingische Herrschaft und das hessen-

1

7,1 MEINRAD SCHAAB UND HANS HALLER / BADEN IN NAPOLEONISCHER ZEIT darmstädtische Hanauer Land hinzukamen. Die Stamm- Auf Widerstand stieß diese gewaltsame politische lande und dieser Neuerwerb wurden fortan als badische Flurbereinigung nicht. Die Bevölkerung ließ den Markgrafschaft bezeichnet. Im Norden mußte Bayern Wechsel der Herrschaft nahezu gleichgültig über sich auch auf die rechtsrheinischen Teile der Kurpfalz ver- ergehen, obwohl diese willkürlich-rationale Verschie- zichten. Baden erhielt den Hauptteil mit den Städten bung von Menschen und Ländern ohne Rücksicht auf Mannheim und Heidelberg und den Oberämtern Heidel- historische Gegebenheiten und ohne legitime Grund- berg, Ladenburg und Bretten. Durch die Säkularisation lage vorgenommen wurde. II nous faudra prendre tout des Bistums Speyer war für Baden die Verbindung zwi- ce que nous pourrons hatte die Devise Reitzensteins schen der Markgrafschaft und der jetzt badischen Pfalz- gelautet, als er auf den Ländermarkt nach Paris ge- grafschaft, zu der auch die speyerischen Gebiete ge- fahren war. zogen wurden, hergestellt. Auf die Pfalzgrafschaft stütz- Erhielt Baden 1803 um den niedrigen Preis seiner te sich die Kurwürde für Karl Friedrich. Noch 1803 Neutralität zahlreiche Gebiete, so mußte es die Ge- wurde die Reichsstadt Wimpfen im Austausch für Kon- winne von 1805 durch Beteiligung am Krieg im Bünd- dominatsanteile und Enklaven an Hessen-Darmstadt nis mit Frankreich und eine dynastische Verbindung abgetreten. mit dem Haus Bonaparte bezahlen. Noch während des Der österreichische Breisgau und die Ortenau, die die dritten Koalitionskriegs 1805 besetzte Baden aufgrund letzte Lücke geschlossen hätten und deshalb auch auf eines Befehls Napoleons die benachbarten Orte der Reitzensteins Wunschzettel gestanden hatten, gingen Reichsritterschaft und der Ritterorden. Durch den vorerst an den Herzog von Modena, als Entschädigung Preßburger Frieden vom 26. Dezember 1805 erwarb für seine oberitalienischen Verluste. Sein Schwieger- es als Hochzeitsgabe, die Napoleons Adoptivtochter sohn und baldiger Erbe war der Erzherzog Ferdinand. Stephanie Beauharnais ihrem Gemahl, dem badischen Aber Reitzenstein wußte, daß diese Gebiete für Baden Erbprinzen Karl, mitbrachte, die habsburg-modena- nicht verloren waren, denn es konnte nicht im Interesse sche Landgrafschaft Breisgau mit der alten Stamm- Frankreichs liegen, einen habsburgischen Erzherzog am burg der Zähringer und die Ortenau. Die unmittelbar Rhein zu haben. österreichisch gebliebenen Teile des Breisgaus, die Weitere Veränderungen bewirkte der Reichsdepu- Herrschaft Triberg und die Städte Villingen und tationshauptschluß in den benachbarten geistlichen und Bräunlingen, gingen zunächst allerdings an Würt- pfälzischen Gebieten. Der Fürst von Leiningen-Har- temberg. Außerdem erhielt Baden die österreichische denberg, zuvor ausschließlich links des Rheines begü- Stadt Konstanz und die Herrschaft Linz a. d. Aach und tert, erhielt als Entschädigungslande die Kurmainzi- die Deutschordens-Kommende Mainau mit der Herr- schen Oberämter Amorbach und (Tauber-)Bischofs- schaft Blumenfeld. Nicht verhindern konnte Reitzen- heim samt der Abtei Amorbach, die würzburgischen stein indessen, daß mit dem Ende von Ritterschaft und Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Ripperg sowie Ritterorden die Grafschaft Bonndorf und mit dem Kloster Gerlachsheim und die pfälzischen Oberämter Preßburger Frieden die österreichische Landgrafschaft Mosbach und Boxberg. Das mainzische Billigheim und Nellenburg an Württemberg fielen. Letzteres hatte Neudenau fielen an die gräflichen Linien Leiningen- ursprünglich auch einen großen Anteil am Breisgau Guntersblum und Leiningen-Heidesheim. Dem Grafen bis zu einer Demarkationslinie vom Hühnersedel zum von Salm-Reifferscheidt wurde beiderseits der mittleren Kandel besetzt, dann aber doch herausgegeben. Jagst ein Ersatzterritorium aus dem mainzischen Ober- Die Stellung der Reichsritter, schon vor 1800 von amt Krautheim geschaffen. Im Austausch mit Leiningen Preußen bestritten, ließ sich ab 1803 kaum mehr hal- erwarb er noch 1803 auch Gerlachsheim und Grünsfeld. ten. Zahlreiche, auch kleine Territorien besetzten die Leiningen und Salm sind die beiden einzigen nennens- ihnen benachbarten Ritterorte. Baden bildete jedoch in werten neuen Territorien im Bereich des späteren Ba- dieser Hinsicht eine Ausnahme und ging erst nach den. Außerdem kam damals Nassau-Oranien über die dem Schönbrunner Tagesbefehl vom 19. Dezember Abtei Weingarten in den Besitz von Hagnau. Auch die 1805, der diese Unterwerfungen sanktionierte, gegen bodenständigen Fürsten bzw. Grafen von Löwenstein- die Ritter vor. Dabei stieß es auf die Konkurrenz Wertheim konnten ihr Territorium durch zuvor würz- Württembergs und der kleineren Herrschaften, soweit burgische Entschädigungen arrondieren, die fürstliche die Ritterorte nicht ganz eindeutig innerhalb bisher ba- Linie mit der Abtei Bronnbach und Anteilen an Wid- dischen Gebiets lagen. Man vertrieb sich gegenseitig dern, die gräfliche Linie mit Freudenberg und den links- mit Waffengewalt und riß angeschlagene Hoheitszei- mainischen Teilen des Amtes Rothenfels (dann Amt chen wieder ab. Vertragliche Regelungen gelangen Steinfeld). Der Johanniterorden sollte mit den Breisgau- erst, als Baden die Souveränität über die kleineren klöstern abgefunden werden, da aber Habsburg-Modena Fürsten erlangt hatte und Württemberg sich zu teil- die seiner Landeshoheit unterstehenden geistlichen Ge- weise bis 1810 dauernden Verhandlungen herbeiließ. biete nicht herausgab, glückte lediglich die Übernahme 1806 schuf sich Napoleon im Rheinbund die poli- der st. blasianischen Grafschaft Bonndorf. tische Organisation, die das dritte Deutschland enger an Frankreich band und das alte Reich endgültig be-

2

MEINRAD SCHAAB UND HANS HALLER / BADEN IN NAPOLEONISCHER ZEIT 7,1

seitigte. Die Belohnung, die Baden für seinen Beitritt über die Ritterherrschaften im Hegau, Bodman, Steiß- erhielt, übertraf noch die von 1803. Im Zuge der lingen, Gottmadingen und Weiterdingen, sowie über Rangerhöhungen, die den alten ständischen Reichsver- Gutenstein und das einst salemische Stetten am kalten band auflösen sollten, wurde Baden zum Großherzog- Markt. Damit war Württemberg im Hegau wieder auf tum. Es erlangte die Souveränität über den gesamten seinen Besitz von vor 1803, den Hohentwiel, be- Besitz der Fürsten und Grafen von Leiningen, über die schränkt. Weiter mußte es Teile seines Altterritoriums löwenstein-wertheimischen Lande südlich des Mains, mit Orten der Oberämter Tuttlingen, St. Georgen (fast die salmschen nördlich der Jagst, das Fürstentum Für- ganz), Hornberg (fast ganz), Maulbronn und Güglin- stenberg ohne dessen den hohenzollerischen Landen gen abgeben. Baden seinerseits gewährte Hessen- benachbarte Herrschaften, die Landgrafschaft Darmstadt Anteil an der Kriegsbeute, indem es die des Fürsten von Schwarzenberg, die Duodezherrschaft leiningischen Ämter Amorbach und Miltenberg samt Thengen des Fürsten von Auersperg und das nas- dem löwensteinischen Kleinheubach und den einstigen sauische Hagnau. Lediglich der dem Rheinbund bei- Ritterorten Laudenbach und Umpfenbach abgab. Dies tretende Fürst von der Leyen konnte mit Hohen- alles fiel nach dem Wiener Kongreß an Bayern. geroldseck dank seiner Beziehungen zu Frankreich Damit waren die großen Erwerbsetappen abge- souverän bleiben. Außerdem wurde dem Großherzog- schlossen. Es kam in der Folgezeit nur noch zu einigen tum zu der mit dem Breisgau bereits übernommenen wenigen Arrondierungen: 1812 erhielt Baden von Ho- Souveränität über die Besitzungen der beiden Ritteror- henzollern- im Tausch gegen das zur den jetzt dieÜbernahme auch der Niedergerichtsrechte Herrschaft Gutenstein gehörige Dorf Ablach den Ort und des Besitzes samt der Residenz des Johanniter- Rast, 1814, nach dem Pariser Frieden, die 1808 an großpriors in Heitersheim zugestanden, ebenso die Frankreich abgetretene Stadt Kehl. So war am Ver- handlungstisch der Mittelstaat Baden geschaffen wor- Souveränität über die von den jetzt mediatisierten den, als geschlossenes Territorium vom Bodensee bis Fürsten eingezogenen Ritterorte. Von Württemberg an den Main reichend, mit einer schmalen Taille von erwarb Baden die Grafschaft Bonndorf, die Städte nur 17 km Breite, zusammengesetzt aus der alten Villingen und Bräunlingen. Der Abtretung der altwürt- Markgrafschaft, der Kurpfalz, Vorderösterreich und tembergischen Stadt Tuttlingen verweigerte der König der Summe der geistlichen und reichsunmittelbaren die Zustimmung, und der Staatsvertrag vom 17. Ok- Territorien. Hatte die Markgrafschaft beim Regie- tober 1806 sprach die Stadt wieder Württemberg zu. rungsantritt Karl Friedrichs 1738 eine Fläche von 29 Dafür erhielt Baden damals und im folgenden Vertrag Quadratmeilen mit 90 000 Einwohnern gehabt, so wa- vom 13. November 1806 die altwürttembergischen Ex- ren es am Ende seiner Regierungszeit 249 Quadrat- klaven im heutigen Baden (Sponeck, Nordweil, Alt- meilen und 902 000 Einwohner. und Neulußheim, Unteröwisheim, Oberacker, Nuß- Wenn die territoriale Umwandlung auch revolutio- baum u.a.). Außerdem bekam Baden nun auch noch när, gewaltsam und in kürzester Zeit erfolgte, so er- die breisgauische Herrschaft Triberg und die Johanni- schien doch bereits den Zeitgenossen selbst die Besei- terkommende Villingen sowie das Stadt Villinger tigung der geistlichen und adligen Territorien zugun- Gebiet links der Brigach. Es überließ Württemberg sten eines geschlossenen souveränen Staatsgebildes un- dafür die Stadt Biberach, die ehemals bischöflich- vermeidlich: Die Opfer der neuen Ordnung sind zu konstanzische Herrschaft Konzenberg auf der Ostbaar, beklagen, meinte ein Flugblatt von 1806, aber der neu- seine Exklaven auf den Fildern, den Anteil an Groß- zeitliche Entwicklungsprozeß ist nicht aufzuhalten. gartach, den Anspruch auf die Ritterherrschaften Das Ende Napoleons bedrohte das Großherzogtum, Mühlheim an der Donau und Klingenberg, Neipperg, das am längsten an seiner Seite ausgehalten hatte, in Schwaigern, Massenbach, Jagsthausen, Berlichingen. seiner Existenz. Die Protektion Rußlands und Rivali- 1808 erhielt Baden in einem neuen Vertrag mit täten unter den Verbündeten sicherten zunächst den Württemberg noch den ehemals fürstenbergischen Ort Fortbestand und ließen die Ansprüche Bayerns auf ei- Schlatt am Randen. ne Gebietsverbindung zwischen Franken und der ihm Die letzte große Stufe des Ländererwerbs leitete der jetzt zugesprochenen Rheinpfalz nicht durchdringen. Friede von Schönbrunn (1809) ein. Inzwischen hatte Das kleine von der Leyen konnte sich dagegen nicht Baden als Napoleons Verbündeter in Spanien und halten und wurde 1815/16 von Österreich eingezogen, gegen Österreich tatsächlich auf den Schlachtfeldern das nun noch einmal gegen allen Zug der Entwicklung mit dem Blut seiner Soldaten Anspruch auf Neuge- am Oberrhein einen Gebietssplitter übernahm. Es winn erkauft. Ein großer Ringtausch brachte es in den benutzte ihn als Tauschobjekt, um die Ansprüche Genuß neuer Gebiete, da es selbst längst nicht mehr an Bayerns wenigstens in einem gewissen Umfang zu be- den Gegner angrenzte. In einem Vertrag von 1810 trat friedigen. Baden trat 1819 das Amt Steinfeld an Württemberg nach zähem Ringen die schon 1805 von Bayern ab und erhielt dafür Hohengeroldseck. Damit Baden angestrebte Verbindung zwischen dem waren die eigentlichen Erwerbungen abgeschlossen. Schwarzwald- und dem Bodenseeterritorium, die Landgrafschaft Nellenburg ab, dazu auch die Souveränität

3

7,1 MEINRAD SCHAAB UND HANS HALLER / BADEN IN NAPOLEONISCHER ZEIT

29

4

MEINRAD SCHAAB UND HANS HALLER / BADEN IN NAPOLEONISCHER ZEIT 7,1

Da Karl Friedrichs Sohn Großherzog Karl (1811 bis Der Anschluß an die Karte 6,9 über die territoriale 1818) keine Erben hinterließ und eine Fortsetzung der Gliederung von 1800 ist ebenfalls jederzeit herstellbar. Dynastie nur über die Nachkommen aus der morga- Die Periodisierung der badischen Erwerbungen lag natischen zweiten Ehe Karl Friedrichs möglich war, auf der Hand. Es wurden die großen Etappen 1803, blieb der Fortbestand des Großherzogtums weiterhin 1805/6, 1810 gewählt, die Übernahme der Ritterorte, gefährdet. Durch Erlaß einer Thronfolgeordnung 1817, die vor dem übrigen Erwerb 1805 einsetzt und sich bis wieder durch Rußlands Vermittlung von den Groß- 1810 hinzieht, mit einer eigenen Farbe dargestellt. Nur mächten anerkannt, und durch die liberale Verfassung kleinen Raum beanspruchen alle folgenden Ände- von 1818 wurde eine endgültige Sicherung nach außen rungen bis zu den letzten Folgen des Wiener Kon- und innen erreicht. Bayerische Gebietsansprüche gresses und die späteren Grenzbereinigungen. Bei der tauchten zwar noch einmal auf, vermochten den Status Rheinkorrektion wurden nur die größten Umschichtun- quo aber nicht mehr zu beeinflussen. (Vgl. dazu die gen berücksichtigt, andere weggelassen, zumal nur für Abbildung S. 4.) Aufgrund einer Bayern gegenüber das Gebiet nördlich Speyer Untersuchungen vorliegen. eingegangenen Verpflichtung zahlte Österreich bis Die hochadligen Zwischenbesitzer sowie die Altter- zum Ersten Weltkrieg Entschädigungen dafür, daß kein ritorien des Hochadels wurden durch einfache Schraf- gebietsmäßiger Zusammenhang (Kontiguität) zwischen furen angedeutet. Sie stellen die späteren Standesherr- Franken und der Rheinpfalz zustande kam. schaften dar mit Ausnahme derer, die für Seitenlinien Die badischen Grenzen änderten sich in der Folge des Zähringerhauses erst während der Säkularisation nur durch kleine Austauschverträge und die Rheinkor- eingerichtet wurden. Ein Punktraster hebt die geistli- rektion. Im Tausch vom 28. Juni 1843 mit Württem- chen Zwischenbesitzer (Johanniter), die natürlich nicht berg kamen noch die Dörfer Korb, Dippach, Hagen- als Standesherrschaft fortbestanden, davon ab. Kreuz- bach und Unterkessach hinzu, während der Anteil an raster sollte dagegen Zwischenlösungen von habsbur- den Kondominatsorten Widdern und Edelfingen abge- gischer Seite andeuten, wie die Sekundogenitur Habs- treten wurde. Der Vertrag zwischen Bayern und Baden burg-Modena und das für kurze Zeit von Österreich eingezogene Hohengeroldseck, beides wurden keine zur Rheinkorrektion von 1825 bestimmte, daß der je- Standesherrschaften. weils neue Talweg des Stromes die Landesgrenze bil- Konsequenterweise hätte bei den Zwischenbesitzern den sollte. Dementsprechend übernahm Baden 1839 auch Württemberg eingetragen werden müssen. Da die sog. Ketscher Insel, Bayern (Bayerische Pfalz) den dies aber in Karte 7,2 eine eigene Darstellung erhält Koller. Letzterer wurde bereits 1840 gegen Vorgelände und die Eintragungen die Baden-Karte nur verwirrt der Festung Germersheim wieder ausgetauscht. 1872 hätten, wurde darauf verzichtet. ging der Angelhof an Bayern über. Gerade die Vergleichbarkeit zu den Territorialkarten Mittelalterliche Verhältnisse waren bis an die vor und um 1800 erfordert ein mit diesen möglichst Schwelle des 20. Jahrhunderts in Kürnbach bestehen einheitliches methodisches Vorgehen. So wurde auch geblieben, einem nach Hausgrundstücken abgeteilten für die Entwicklung seit 1802/03 die Landeshoheit, in Kondominat zwischen Baden (ursprünglich Württem- Zweifelsfällen das Steuer- und Waffenrecht, als ent- berg) und Hessen. 1905 wurde es durch Staatsvertrag scheidend für die Eintragung angesehen. Nun haben beendet. Baden erhielt ganz Kürnbach und trat dafür sich aber die vielen Verträge und Befehle zur terri- einige Waldgebiete im Neckarsteinacher Zipfel an torialen Umgliederung dieser Zeit keineswegs aus- Hessen ab. Damit war der Gebietsstand erreicht, den schließlich nach der so definierten Landeshoheit ge- das Land Baden bis zu seinem Ende 1945 umfaßte. richtet. Oft war die Ortsherrschaft entscheidender, manchmal blieb auch unklar, woran man sich halten sollte, und hatten die alten geschichteten Herrschafts- II. Erläuterungen zur Karte verhältnisse bis zu weiteren Austauschverhandlungen Bestand, wenn auch die Tendenz immer mehr zum Das Werden des modernen Baden hat schon mehr- einheitlichen modernen Flächenstaat hinging. Dieser fach kartographische Darstellung gefunden. Für den wurde völlig erst mit der Abschaffung von Standes- Historischen Atlas sollte aber über diese großmaßstäb- und Patrimonialgerichtsbarkeit 1849 erreicht. lichen Versuche hinaus mehr topographische und ver- Zur Grundkarte braucht hier nichts mehr eigens ge- fassungsrechtliche Genauigkeit erreicht werden, dabei sagt zu werden. Es genügt der Verweis auf die Er- mußten auch die Zwischenstufen zwischen 1800 und läuterungen in 2,2 und 6,3. Die Flächenfärbung gibt dem Erwerb durch Baden Berücksichtigung finden. analog zu den vorausliegenden Territorialkarten die Ein solches Vorgehen hat zusätzlich den Vorteil, daß Landeshoheit nach Steuer- und Waffenrecht an. Bei innerhalb Badens die Standesherrschaften erkennbar solcher Definition von Landeshoheit ist vor allem eine bleiben. Damit wird manches, was auf der Karte 7,4 Entscheidung über die unter österreichischer Lan- über die Verwaltungsorganisation in der ersten Hälfte deshoheit stehenden Gebiete schwierig. Schaut man des 19. Jahrhunderts erscheint, besser verständlich.

5

7,1 MEINRAD SCHAAB UND HANS HALLER / BADEN IN NAPOLEONISCHER ZEIT nach dem Steuer- und Waffenrecht, so fallen verschie- Dieser Vergleich wird darüber hinaus auch eine Aus- dene Teile, etwa der Landgrafschaft Nellenburg nicht sage über die Verschiedenheit in der Entwicklung Ba- unter die habsburgische Landeshoheit, die dort nur dens und Württembergs in der Napoleonischen Zeit aufgrund von Gesetzgebungsrecht, Appellationsinstanz, ermöglichen, was dem folgenden Beiwort vorbehalten Zoll- und Bergregal beansprucht wurde. Diese weit- bleiben muß. gefaßte Landeshoheit kann um so eher vernachlässigt werden, als sie auch nicht zum Kriterium für die terri- toriale Nachfolge wurde. Dagegen werden etwa die Be- III. Quellen und Literatur sitzungen des Deutschen Ordens oder der Johanniter 1806 eigens erwähnt, obwohl das Steuer- und Waffen- Quellen: recht schon 1805 mit dem Breisgau an Baden gefallen Kurfürstlich-Badische Landesorganisation in dreizehn Edikten waren. In diesem Falle unterbleibt ebenfalls eine Be- samt Beilagen und Anhang. 1803. rücksichtigung. Nur die vier Dörfer um Heitersheim, für Kurbadisches Regierungsblatt 1-4. 1803-1806. die die vorderösterreichische Regierung bereits das Steuerrecht den Johannitern überlassen hatte, sind doch Grossherzoglich-Badisches Regierungsblatt 5-14. 1807-1816. auf der Karte eingetragen, obwohl auch hier neben Ver- Grossherzoglich-Badisches Staats- und Regierungsblatt 15-42. tretung in den breisgauischen Landständen öster- 1817-1845. reichisches Waffenrecht galt. Grossherzoglich-Badisches Regierungsblatt 43-66. 1846-1868. Ein solch konsequentes Verfahren brachte es aber mit sich, daß gegenüber den bisherigen kartographischen Das Großherzogtum Baden in geographischer, naturwissen- und schriftlichen Darstellungen und dem Wortlaut pub- schaftlicher, geschichtlicher, wirtschaftlicher und staatlicher lizierter Verträge z.T. abweichende Eintragungen vorge- Hinsicht dargestellt, nebst vollständigem Ortsverzeichnis. 1885. nommen werden mußten. Es wurde versucht, das durch Randfärbungen – die allerdings in anderen Zeiträumen Universal-Lexikon vom Großherzogtum Baden. 1847. auch als Signatur für Verlust Verwendung fand – an- zudeuten. So ist bei den schwierigen Fragen im Hegau Literatur: verfahren worden, wobei das Steuer- und Waffenrecht ANDREAS, W.: Geschichte der badischen Verwaltungsorganisa- des Ritterkantons den Ausschlag gab; entsprechende tion und Verfassung in den Jahren 1802-1818. 1. 1913. Innenfärbungen machen aber den früheren Erwerb der ARNDT, E.: Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum groß- Ortsherrschaft durch Baden und damit auch die fol- herzoglichen Verfassungsstaat Baden. In: Zeitschrift für die genden Verwicklungen zwischen Baden und Württem- Geschichte des Oberrheins 101 (1963) S. 157-264, 436-531. berg deutlich. Das Gebiet der Reichsritterschaft warf auch sonst BADER, K. S.: Die badische Verfassung von 1818 und ein Jahr- Schwierigkeiten auf. 1. steuerte zur Ritterschaft auch hundert badischer Verfassungswirklichkeit. In: Oberrheini- sche Studien 2 (1973) S. 49-60. eine ganze Reihe von Dörfern, deren Ortsherrschaft die Landesherrn bereits im Verlauf des 17. und 18. Jahrhun- HAEBLER, R. G.: Badische Geschichte. 1951. derts an sich gebracht hatten. 2. ging die Mediatisierung HERZFELD, H.: Das Land Baden. 1948. der Ritterschaft in mehreren Etappen vor sich. Die willkürlichen Übergriffe vor 1805 wurden dabei nicht HÖLZLE, E.: Der deutsche Südwesten am Ende des alten Rei- beachtet, doch mußte ein Unterschied zwischen den Rit- ches. Geschichtliche Karte des reichsdeutschen und benach- terorten gemacht werden, die Baden aufgrund von Na- barten Gebiets (1 : 200 000). Hg. Württ. Statist. Landesamt 1938. Mit Beiwort von E. HÖLZLE unter Mitwirkung von H. poleons Tagesbefehl unmittelbar an sich bringen konnte, KLUGE. und denen, die erst im Verlauf späterer Verhandlungen nach der ersten Besetzung durch Württemberg oder HOERMANN, L.: Der bayrisch-badische Gebietsstreit (1825 bis andere Territorialherren Baden zugesprochen wurden. 1832). 1938. Die grüne Randfarbe läßt in beiden Fällen den Ursprung SCHNABEL, F.: Sigismund von Reitzenstein. Der Begründer des der Landeshoheit aus der Ritterschaft erkennen und badischen Staates. 1927. macht in Verbindung mit der Karte von 1800 deutlich, daß es sich fortan um Patrimonialherrschaften handelt, Die Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg. Amtliche nicht um Gebiete der Standesherrn, auch wenn diese Kreisbeschreibung: Orte z.B. durch Leiningen schon vor der Besetzung Heidelberg und Mannheim. Die Stadt- und Landkreise. 1. 1966; durch Baden eingezogen waren. 2.1968; 3.1970. Die letzten Fragen, vor allem die nach dem Zustan- Der Landkreis Konstanz. 1. 1968; 2. 1969. dekommen und der inneren Herrschaftsstruktur der erst Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. 1,1.1965; 1810 von Württemberg abgegebenen Gebiete, kann erst 1,2.1965; 2,1.1972. der Vergleich mit der Karte 7,2 bringen. WEECH, F. v.: Badische Geschichte. 1890.

6

MEINRAD SCHAAB UND HANS HALLER / BADEN IN NAPOLEONISCHER ZEIT 7,1

Als Anhang werden auszugsweise das heutige Land Baden-Württemberg betreffende Artikel des Reichsdeputations- hauptschlusses wiedergegeben. Auszüge aus weiteren Vertragstexten zur Neugliederung in der napoleonischen Zeit vgl. Anhang zu Beiwort 7,2.

Hauptschluß der außerordentlichen Reichsdeputation1 (Regens- endlich die mittelbaren sowohl, als unmittelbaren Besitzungen burg;, den 25. Februar 1803) und Rechte auf der Südseite des Neckars, welche von den öffentlichen Stiftungen und Körperschaften des linken Rhein- (Protokoll der außerordentlichen Reichsdeputation zu Regens- ufers abhängen. burg, 1803) § 6. Dem Herzoge von Wirtemberg für das Fürstenthum Die Austheilung und endliche Bestimmung der Entschädi- Mömpelgard nebst Zugehörden, wie auch für seine Rechte, Be- gungen geschieht, wie folgt: sitzungen, Ansprüche und Forderungen im Elsaß und in der § 1. Sr. Majestät dem Kaiser, Könige von Ungarn und Böh- Franche Comté: die Probstey Ellwangen; die Stifter, Abteyen men, Erzherzoge von Österreich, für die Abtretung der Land- und Klöster: Zwiefalten, Schönthal und Comburg, mit Lan- vogtei Ortenau: die Bistümer Trient und Brixen, mit ihren deshoheit (jedoch unter Vorbehalt der Rechte der weltlichen sämmtlichen Gütern, Einkünften, eigenthümlichen Besitzungen, Fürsten und der Grafschaft Limburg). Ferner: Rothenmünster, Rechten und Vorrechten, ohne irgend einige Ausnahme; und die Heiligenkreuzthal, Oberstenfeld, Margrethenhausen, nebst allen in diesen beiden Bisthümern gelegenen Kapitel, Abteyen und denjenigen, so in seinen neuen Besitzungen gelegen sind. Klöster; unter der Verbindlichkeit jedoch, sowohl für den le- Ferner: das Dorf Dürrenmettstetten, und die Reichsstädte Weil, benslänglichen Unterhalt der beiden jetzt lebenden Fürstbisch- , Eßlingen, Rothweil, , , Hall, Gemünd öfe und der Mitglieder der beiden Domkapitel, nach einer mit und ; . . . solchen zu treffenden Übereinkunft, als auch für die hierauf er- § 10. Dem Fürsten von Hohenzollern-Hechingen für seine folgende Dotation der bei diesen beiden Diöcesen anzustel- Feudalrechte in der Grafschaft Geulle und den Herrschaften lenden Geistlichkeit, nach dem in den übrigen Provinzen der Mouffrin und Baillonville, im Lütticher Lande: die Herrschaft Oesterreichischen Monarchie bestehenden Fuße zu sorgen. Alle Hirschlatt und das Kloster Stetten. Eigenthums- und übrigen Rechte, die Sr. Majestät dem Kaiser Dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen für seine Feu- und König als Souverain der Erbstaaten und als höchstem dalrechte in den Herrschaften Boxmer, Dixmüde, Berg, Gend- Reichsoberhaupte zustehen, bleiben Ihnen vorbehalten, in so ringen, Etten, Visch, Pannenerden und Mühlingen; und für ferne diese Rechte mit der Vollziehung gegenwärtiger Urkunde seine Domänen in Belgien: die Herrschaft Glatt, die Klöster bestehen können; jene Rechte hingegen, worüber besonders ver- Inzikhofen, Klosterbeuren und Holzheim; letzteres im Augsbur- fügt worden ist, gehen an die neuen Besitzer über . . . gischen. Das Breisgau und die Ortenau werden die Entschädigung des § 11. Dem Fürsten von Dietrichstein für die Herrschaft Trasp vormaligen Herzogs von Modena für das Modenesische, dessen in Graubünden: die Herrschaft Neu- . . . Zugehörden und Zuständigkeiten ausmachen. Dieser Fürst und § 14. Dem Fürsten von Löwenstein-Werthheim für die Graf- seine Erben werden beide Lande nach dem buchstäblichen In- schaft Pütlingen, die Herrschaften Scharfeneck, Cugnon und halte des vierten Artikels des Lüneviller Friedensschlusses be- andere: die zwei Mainzischen Dörfer Würth und Trennfurt; die sitzen; welcher in dieser Rücksicht ohne einigen Vorbehalt oder Wirzburgischen Aemter Rothenfels und Homburg; die Abteyen Einschränkung von der Ortenau, wie von dem Breisgau zu ver- Brombach, Neustadt und Holzkirchen; die Wirzburgischen Ver- stehen ist. waltungen Widdern und Thalheim, eine immerwährende Rente § 2. Dem Kurfürsten von Pfalz-Baiern für die Rheinpfalz, von 12,000 Gulden auf den § 39 erwähnten Schiffahrts-Octroi, die Herzogthümer Zweibrücken, Simmern und Jülich, die Für- und die Wirzburgischen Rechte und Einkünfte in der Grafschaft stenthümer Lautern und Veldenz, das Marquisat Bergopzoom, Werthheim; jedoch unter der Clausel, gedachtes Amt Homburg die Herrschaft Ravenstein, und die übrigen in Belgien und im und die Abtey Holzkirchen dem Kurfürsten von Pfalz-Baiern Elsaß gelegenen Herrschaften: . . . gegen eine immerwährende Rente von 28,000 Gulden, oder ge- Die Abteyen Wengen, Söflingen, Elchingen, Kaisersheim. gen jedes andere Aequivalent, dessen sie übereinkommen mö- Endlich die Reichsstädte und Reichsdörfer: Ulm, , gen, wieder abzutreten. Buchhorn, Wangen, Leutkirch und Ravensburg, nebst ihren Den Grafen von Löwenstein-Wertheim, für die Grafschaft Gebieten mit Einschlusse der freien Leute auf der Leutkircher Virneburg: das Amt Freudenberg, die Karthause Grünau, das Heide. Kloster Triefenstein, und die Dörfer: Montfeld, Rauenberg, § 5. Dem Markgrafen von Baaden für seinen Theil an der Wessenthal und Trennfeld. Grafschaft Sponheim, und für seine Güter und Herrschaften im § 18. Dem Fürsten Carl von Hohenlohe-Bartenstein, für die Luxemburgischen, Elsaß u. s. f.: Das Bisthum Konstanz, die Herrschaft Oberbrunn: die Aemter Falkenbergstetten, Lauten- Reste der Bisthümer Speier, Basel und Straßburg, die pfälzi- bach, Jaxtberg und Braunsbach, der Wirzburger Zoll im Hohen- schen Ämter Ladenburg, Bretten und Heidelberg mit den Städ- lohischen, und Antheil am Dorfe Neuenkirchen, das Dorf ten Heidelberg und Mannheim; ferner: die Herrschaft Lahr, un- Münster, und der östliche Theil des Gebiets von Carlsberg; alles ter den zwischen dem Markgrafen von Baaden, dem Fürsten unter der Clausel, das nöthige Gebiet zu einer militairischen von Nassau-Usingen, und den übrigen Interessenten verabre- Straße und direkten ununterbrochenen Communication von deten Bedingungen; femer die Hessischen Ämter: Lichtenau Wirzburg nach Rothenburg gegen ein billiges Aequivalent an und Wildstädt; dann die Abteyen: Schwarzach, Frauenalb, Al- den Kurfürsten von der Pfalz wieder abzutreten. lerheiligen, Lichtenthal, Gengenbach, -Münster, Pe- Den Häuptern der beiden Linien von Hohenlohe-Walden- tershausen, Reichenau, Oehringen, die Probstei und das Stift burg, für ihren Antheil am Bopparder Zoll: die schon erwähnten Odenheim, und die Abtey Salmannsweiler, mit Ausnahme von beständigen Renten von 600 Gulden auf Comburg. Ostrach und den unten bemerkten Zugehörungen. Die Reichs- Dem Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen, für seine Rechte städte Offenburg, Zell am Hammersbach, Gengenbach, Ueber- und Ansprüche auf die 7 Dörfer Königshofen, Rettersheim, lingen, Biberach, Pfullendorf und Wimpfen; Reiderfeld, Wermuthhausen, Neubronn, Streichenthal und 1 Oberndorf: das Dorf Nagelsberg. Nach HUBER, E. R., Dokumente zur deutschen Verfassungs- Dem Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein, für die Abtretung geschichte 1.1961. S. 1ff. des Dorfes Münster, und des östlichen Theils vom Carls-

7

7,1 MEINRAD SCHAAB UND HANS HALLER / BADEN IN NAPOLEONISCHER ZEIT

berger Gebiete, nämlich ein Bezirk von 500 französischen Toisen Dem Grafen von Ostein, wegen Mylendonk: die Abtey Bux- im Durchschnitte, von der äußersten Gränze an gerechnet: das heim (mit Ausschluß des Dorfes Pleß), unter der Verbind- Dorf Amrichshausen, und die Mainzer, Wirzburger und Com- lichkeit, eine jährliche Rente von 9,000 Gulden, nämlich an den burger Antheile an dem Marktflecken Künzelsau. Grafen von Bassenheim 1,3000 Gulden – an den Grafen von § 20. Dem Hause Leiningen, für das Fürstenthum dieses Plettenberg 6,000 Gulden – an den Grafen von Goltstein 1,7000 Namens, die Grafschaft Daxburg und die Herrschaft Weikers- Gulden, hinaus zu bezahlen. heim, so wie für seine Rechte und Ansprüche auf Saarwerden, Dem Grafen von Plettenberg, wegen Wittem und Eyß: die Lahr und Mahlberg. Nämlich: Hegbachischen Orte Miedingen und Sullmingen, sammt dem Dem Fürsten von Leiningen: die Mainzischen Aemter Mil- Zehenden in Baltringen, und 500 Jauchert Wald, welche dem- tenberg, Buchen, Seeligenthal, Amorbach und Bischofsheim; die selben in den an Miedingen zunächst angrenzenden Walddi- von Wirzburg getrennten Aemter: Grünsfeld, Lauda, Hartheim strikten Wolfloch, Laitbühl und Schneckenkau zuzumessen und Rückberg; die pfälzischen Aemter: Boxberg und Mosbach, sind; nebst dem: eine jährliche Rente mit 6,000 Gulden von und die Abteyen Gerlachsheim und Amorbach. Buxheim. Dem Grafen von Leiningen-Guntersblum, für seinen Verlust Dem Grafen Quadt, wegen Wickerath und Schwanenberg: und seinen Antheil an vorerwähnten Ansprüchen: die Mainzische die Abtey und Stadt Isny, und eine jährliche Rente mit 11,000 Kellerei Billigheim und eine immerwährende Rente von 3,000 Gulden von Ochsenhausen. Gulden auf den § 39 erwähnten Schifffahrts-Octroi. Dem Grafen von Schäsberg, wegen Kerpen und Lommer- Dem Grafen von Leiningen-Heidesheim, für seinen Verlust sum: das Ochsenhausische Amt Tannheim (mit Ausschluß des und seinen Antheil an vorerwähnten Ansprüchen: die Mainzische Dorfes Winterrieden), unter der Verbindlichkeit einer jähr- Kellerei Neidenau, und eine immerwährende Rente von 3,000 lichen Rente von 2,000 Gulden, nämlich an den Grafen von Gulden auf den § 39 erwähnten Schifffahrts-Octroi. Sinzendorf 1,500 Gulden, und an den Grafen von Hallberg 500 Dem Grafen von Leiningen-Westerburg, älterer Linie: die Gulden, hinaus zu zahlen. Abtey und das Kloster Ilbenstadt in der Wetterau, mit der Dem Grafen von Sinzendorf, wegen der Burggrafschaft, Landeshoheit in ihrem geschlossenen Umfange (enclos), und eine Rheineck: das vorerwähnte Dorf Winterrieden unter der Be- immerwährende Rente von 3,000 Gulden auf den § 39 erwähnten nennung einer Burggrafschaft, und eine jährliche Rente mit Schifffahrts-Octroi. 1,500 Gulden von Tannheim. Dem Grafen von Leiningen-Westerburg, jüngerer Linie: die Dem Grafen von Sternberg, wegen Blankenheim, Junkrath, Abtey Engelthal in der Wetterau, und eine immerwährende Rente Geroltsstein und Dollendorf: die Abteyen Schussenried und von 6,000 Gulden auf den § 39 erwähnten Schifffahrts-Octroi. Weissenau, unter der Verbindlichkeit einer jährlichen Rente § 24. Nachdem in Erwägung der Unzulänglichkeit der noch von 13,900 Gulden, nämlich an den Grafen von Wartemberg disponibel bleibenden Theile von unmittelbarem Gebiete, und für Sickingen 5,500 Gulden – an den Grafen von Sickingen zu den gleichwohl bestehenden Erfordernissen eines verhältniß- Sickingen 1,110 Gulden – an den Grafen von Hallberg 6,880 mäßigen Etablissements zur Uebertragung des Stimmrechts, die Gulden – an den Grafen von Nesselrod-Reichenstein 260 Gul- unmittelbaren Abteyen und Klöster: Ochsenhausen, Münchroth, den – an den Grafen von Goltstein 150 Gulden, hinaus zu Schussenried, Guttenzell, Hegbach, Baindt, Buxheim, Weissenau zahlen. und Isny, mit ihren Zugehörden, dann die Stadt Isny, für die Dem Grafen von Törring, wegen Gronsfeld: die Abtey Entschädigung der Reichsgrafen bestimmt sind, so wird die Guttenzell. Entschädigungsmasse folgender Gestalt vertheilt: Dem Grafen von Wartemberg, wegen Wartemberg: die Dem Grafen von Aspremont-Lynden, wegen Reckheim: die Abtey Roth und eine jährliche Rente von 8,150 Gulden von Abtey Baindt, und eine jährliche Rente mit 850 Gulden von Ochsenhausen. Ochsenhausen. Dem Grafen von Wartemberg, für Sickingen wegen Eller- Dem Grafen von Bassenheim, wegen Pyrmont und Ollbrük- stadt, Aspach und Oranienhof: das Buxheimische Dorf Pleß, ken: die Abtey Hegbach (mit Ausschluß der Orte Mietingen und und eine jährliche Rente mit 5,500 Gulden von Schussenried. Sullmingen, des Zehnden zu Baltringen, und der zu diesem letz- Dem Grafen von Goltstein, wegen Schlenacken: ein jähr- ten Antheile bestimmten 500 Jauchert Wald), ferner: eine jähr- liche Rente von 1,850 Gulden, nämlich von Buxheim 1,700 liche Rente von 1,300 Gulden von Buxheim. Gulden, von Schussenried 150 Gulden. Dem Grafen von Metternich, wegen Winneburg und Beilstein: Dem Grafen von Hallberg, wegen Fußgehnheim und Ruch- die Abtey Ochsenhausen (mit Ausschluß des Amtes Tannheim), heim: eine jährliche Rente von 7,380 Gulden, nämlich von unter der Verbindlichkeit jedoch, eine jährliche Rente von 20,000 Schussenried 6,880 Gulden, und von Tannheim 500 Gulden. Gulden – nämlich an den Grafen von Aspremont 850 Gulden – an Dem Grafen von Nesselrod-Reichenstein, für Burgfrei und den Grafen von Quant 11,000 Gulden – an den Grafen von War- Mechernich: eine jährliche Rente mit 260 Gulden von Schus- temberg 8,150 Gulden, hinaus zu zahlen. senried. Dem Grafen von Sickingen zu Sickingen, für das Amt Ho- heneinöden: eine jährliche Rente mit 1,110 Gulden von Schus- senried.

8

Historischer Atlas von Baden-Württemberg: Erläuterungen Herausgegeben von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Zeichnung der Abbildung: Graphisches Atelier Inge Hermanns, Leonberg 3. Lieferung 1974 Druck der Erläuterungen: Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart