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Unverkäufliche Leseprobe

Gerhard Köbler Historisches Lexikon der deutschen Länder Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 2019. 976 S. ISBN 978-3-406-74167-8 Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.chbeck.de/27839654 © Verlag C.H.Beck oHG, München Gerhard KÎbler Historisches Lexikon der deutschen LÌnder

Die deutschenTerritorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart

C.H.Beck 1. Auflage 1988 2., verbesserte Auflage 1989 3., verbesserte, um ein Register erweiterte Auflage 1990 4., vollständig überarbeitete Auflage 1992 5., vollständig überarbeitete Auflage 1996 6., vollständig überarbeitete Auflage 1999 7., vollständig überarbeitete Auflage 2007

8., unveränderte Ausgabe (Sonderausgabe) 2019

© Verlag C.H.Beck oHG, München 1988 www.chbeck.de Umschlaggestaltung: Atelier 59, München Umschlagabbildung: Geometrischer General-Riß des Stifts Merseburg Satz: Fotosatz Otto Gutfreund GmbH, Darmstadt Druck und Bindung: Druckerei C.H.Beck, Nördlingen Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff) Printed in ISBN 978 3 406 74167 8

klimaneutral produziert www.chbeck.de/nachhaltig Inhalt

Vorwort(zur1.Auflage)...... VII Vorwortzur6.Auflage...... XI Vorwortzur7.Auflage...... XII Ûberblick...... XIII Verzeichnisder wichtigstenAbkÏrzungen . . . . XXXI Literaturhinweise...... XXXV HistorischesLexikon...... 1 Register...... 823 Vorwort

Die deutsche Geschichte ist zunÌchst und vor allem die Geschichte des deutschen Volkes, das sich allmÌhlich aus indogermanischer und germanischer Wurzel entwickelt hat. SpÌtes- tens um die erste nachchristliche Jahrtausendwende sind sich die hieraus erwachsenen VÎl- kerschaften der Franken, Bayern, Alemannen, ThÏringer, Sachsen und zu einem gewissen Grade wohl auch der Friesen ihrer sie verbindenden, zu einer gemeinsamen Sprache und einem gemeinsamen Namen strebenden Eigenheit bewusst. Seitdem ging dieses Bewusstsein im Kern bis zur Gegenwart nicht mehr verloren. Daneben ist die deutsche Geschichte aber auch die Geschichte des von diesem Volk in erster Linie getragenen Reiches. Durch die Verbindung seiner Herrscher mit der christlichen Kir- che und durch die mehr oder minder stark angestrebte Nachfolge rÎmischer Weltherrschaft hat es als Heiliges RÎmisches Reich Ïberdeutsche europÌische Geltung erlangt. Gleichzeitig haben die Deutschen damit vielfach weit Ïber den Bereich all ihrer EinzelstÌmme hinaus ausgegriffen. Zugleich hatte gerade diese Hinwendung zu Ïbernationalen Aufgaben aber die SchwÌchung des deutschen Herrschers zur Folge. Zwar gelang es dem KÎnig im Laufe des 12. Jahrhunderts, die mit ihm seit dem Zerfall des frÌnkisch-karolingischen Gesamtreiches um die Herrschaft wetteifernden herzoglichen Geschlechter zu Ïberwinden, aber fast im gleichen Atemzug tra- ten in den der SchwÌcheperiode nach 1198 folgenden Jahren landesherrliche Familien an der Stelle der StammesfÏhrer in diesenWettbewerb um die Macht ein. Von daher ist die deutsche Geschichte auch und nicht zuletzt eine Geschichte der deutschen LÌnder und der sie beherrschenden Dynastien. Sie wurde dies spÌtestens mit der Aufteilung der alten auf die StÌmme bezogenen HerzogtÏmer in die festeren Territorien, wie sie etwa schon 1156 mit der Abtrennung des neuen Herzogtums Ústerreich vom alten Herzogtum der Bayern sichtbar zu werden beginnt und 1180 mit der erfolgten Aufteilung des Ïberkomme- nen Herzogtums der Sachsen ganz augenfÌllig ist. Sie blieb dies bis zur Gegenwart, in der noch immer alle bedeutenden deutschen Staaten aus einer Mehrzahl von LÌndern zusam- mengesetzt sind. Die Geschichte der einzelnen deutschen LÌnder stand im Vergleich zur Geschichte des ge- samten deutschen Volkes und der Geschichte des sie einheitlich umschlieÞenden Heiligen RÎmischen Reiches lange Zeit sehr im Hintergrund. Deswegen wurde zu Recht schon vor einiger Zeit eine ,,Geschichte der deutschen LÌnder`` verÎffentlicht, die zu einem wichtigen Standardwerk deutscher Geschichtsschreibung wurde. Trotz dieses Erfolges erfÏllte sie nach eigenem EingestÌndnis ihre Zielsetzung einer Geschichte der deutschen LÌnder nicht wirk- lich, sondern traf, ,,weil eine gesamtdeutsche Landesgeschichte nicht anders verfahren kÎnne``,eine zwar bedauerte, aber fÏr unvermeidlich gehaltene Auswahl der wichtigeren un- ter den vielen Territorien und fÏhrte selbst diese Auswahl nicht selbstÌndig, sondern nach historischen RÌumen gegliedert vor. Wenn es dabei auch dieVielzahl der LÌnder der deutschen Geschichte denVerfassern unmÎg- lich erscheinen lieÞ, nach ihnen zu gliedern, so sollte doch am Ende der Darstellung eine Ûbersicht aller am Ende des Reiches (1806) bestehendenTerritorien, nach Reichskreisen ge- ordnet, gegeben werden, damit der Leser jedes Zwergterritorium finden kÎnne, dessen Er- wÌhnung er innerhalb der Behandlung der historischen RÌume vermisst habe. Diese im ersten Band jenes Werkes fÏr den zweiten Band mitgeteilte AnkÏndigung erfÏllte der zweite Band nicht. Der deswegen im zweiten Band angekÏndigte dritte Band ist noch nicht erschie- nen. Von daher besteht noch immer eine wichtige LÏcke im Schrifttum der deutschen Geschich- te. Sie will der vorliegende Band vorlÌufig und hilfsweise schlieÞen. Sein Ziel ist die mÎg- lichst knappe Ûbersicht Ïber die Geschichte, wenn auch vielleicht nicht schon aller, so doch aber mÎglichst vieler deutscher ,,LÌnder`` und Herrschaften im weiteren Sinn (einschlieÞlich Vorwort VIII zahlreicher fÏr diese bedeutsamer sonstiger Ansatzpunkte) vom Mittelalter bis zur Gegen- wart. Dass dabei die Einheit deutscher Geschichte notwendigerweise in den Hintergrund tritt, versteht sich von selbst. Deswegen verbietet sich von vornherein auch derVersuch einer sach- lichen, zahllose Abgrenzungsschwierigkeiten aufwerfenden Gliederung. Vielmehr liegt es ohne weiteres nahe, eine formale, alphabetisch-lexikalische Ordnung zu wÌhlen. Das damit in seinen GrundzÏgen festgelegte ,,Historische Lexikon der deutschen LÌnder`` will ^ ausgehend von der Reichsunmittelbarkeit im Heiligen RÎmischen Reich (deutscher Nation) ^ in erster Linie in notwendiger KÏrze alle wichtigeren LÌnder und Herrschaften der Deutschen im Sinne historischer, in ihrem Gewicht ganz unterschiedlicher Bausteine der gesamtdeutschen Entwicklung erfassen. Es nimmt dabei als seinen Ausgangspunkt, wie schon der Titel zeigt, den Begriff des Landes, wie er das Verfassungsrecht der Gegenwart kennzeichnet. Schon die verhÌltnismÌÞig wenigen LÌnder aber beispielsweise in der Bundes- republik Deutschland sind im Einzelfall in vielfacher Hinsicht ganz unterschiedlich. Diese Verschiedenheit nimmt zu, wenn man die weiteren deutschen oder deutschsprachigen LÌn- der oder Staaten einbezieht, und sie vervielfacht sich darÏber hinaus, wenn man die tatsÌch- liche geschichtliche Entwicklung berÏcksichtigt. Weil die gegenwÌrtigen LÌnder aus ganz unterschiedlichen, in mannigfaltiger Weise in der Dimension Zeit zugleich auch personen- gebundenen Ansatzpunkten (HerzogtÏmern, FÏrstentÏmern, Grafschaften, Herrschaften, Herrlichkeiten, Gerichten, StÌdten, DÎrfern,TÌlern und BÏnden) entstanden und von ganz verschiedenen Familien und Einzelmenschen geprÌgt sind, kann an dem formellen namen- gebenden Begriff des Landes nicht wirklich festgehalten werden.Vielmehr mÏssen inhaltlich zahllose weitere Gegebenheiten berÏcksichtigt werden, welche nicht selbst zum Land ge- worden, sondern in einem Land aufgegangen sind, ohne dass dies in jedem Zeitpunkt der ge- schichtlichen Entwicklung absehbar gewesen wÌre. Ûber diesen noch immer engen und nicht immer leicht handhabbaren Rahmen hinaus sollen zahlreiche zusÌtzliche Artikel das GesamtverstÌndnis erleichtern. Bedeutsamere Einheiten sind dabei in der Regel ausfÏhr- licher, unbedeutendere kÏrzer beschrieben, gelegentlich sogar Ïberhaupt nur ohne weitere Angaben aufgefÏhrt, so unbefriedigend dies im Einzelfall auch sein mag. Dass die fÏr diesen Zweck gesammelten und nach MÎglichkeit von den frÏhen AnfÌngen jeweils bis zur Gegenwart verfolgten rund 5000 entsprechend der geschichtlichen Wirklich- keit ganz unterschiedlichen Einheiten bzw. territorial/personalen Ansatzpunkte von einem einzelnen Bearbeiter angesichts einzelner LÏcken des Schrifttums einerseits wie seiner allge- meinen ÛberfÏlle andererseits in Ïberschaubarer Zeit nicht in allen Einzelheiten fehlerfrei erfasst werden kÎnnen, wird sich dabei von selbst verstehen. Deswegen muss der landes- geschichtliche Fachmann Nachsicht haben, wenn er fÏr die ihm vertrauten LÌnder Angaben im Text oder in den Literaturhinweisen vermisst oder auf eigene oder aus der Literatur Ïber- nommene Fehler stÎÞt. Im Ûbrigen kann diese erste, auch fÏr den geschichtlich interessier- ten Laien bestimmte Ûbersicht vielleicht den AnstoÞ zu einem grÎÞeren Gemeinschaftswerk vieler Sachkundiger bilden, welches diese bisher sicher nicht ohne Grund nicht vorgelegt ha- ben. Sollte dies durch das vorliegende Buch erreicht werden, so hÌtte dieses zumindest mit- telbar ein Ïber sich selbst hinausreichendes weiteres Ziel erreicht. Wichtige Hilfsmittel fÏr das damit beschriebene, streng alphabetisch geordnete Nachschla- gewerk Ïber die bedeutendsten territorialen Bausteine der deutschen Geschichte waren neben anderem vor allem die Geschichte der deutschen LÌnder, Territorien-Ploetz, Bd. 1f. 1964 ff., das Handbuch der historischen StÌtten, der GroÞe HistorischeWeltatlas, Emil Wall- ners Zusammenstellung der kreissÌssigen Territorien, Carl Wolffs Ûbersicht Ïber die unmit- telbaren Teile des ehemaligen rÎmisch-deutschen Kaiserreichs, das Lexikon deutscher Ge- schichte und das Lexikon des Mittelalters, welche die Erfassung der deutschen Geschichte beispielsweise von der Einheit des historischen Raumes (28 historische RÌume: Rheinlande, Mittelrheinlande [Hessen und ], Franken, Pfalz und Saarland, Oberrheinlande, Schwaben, Bayern, Niedersachsen, Westfalen-, Ostfriesland, Schleswig-, Hanse und die StÌdte LÏbeck, Hamburg und , ThÏringen, Sachsen [Obersachsen] IX Vorwort und die Lausitz, Magdeburg-Wittenberg [^ nÎrdliche Territorien ^], Brandenburg, Meck- lenburg, Pommern, Deutschordensland PreuÞen, Schlesien, NiederÎsterreich [Ústerreich unter der Enns], OberÎsterreich [Ústerreich ob der Enns], Steiermark [Karantanische Mark], KÌrnten, Krain, , Tirol, Vorarlberg) oder der Vielfalt der einzelnen Orte (ca. 15000 Orte), von der Kartographie, vom Reich, von den Reichskreisen oder von der allgemeinen Lexikographie her versuchten. Zeitliche Anfangsgrenze dieser neuen, erstmals vom Territorium ausgehenden Ûber- sicht war dabei fast ausnahmslos das Jahr 1180, in welchem durch den Sturz Heinrichs des LÎwen und die grundsÌtzliche AuflÎsung des Stammesherzogtums die Territorialisierung des Reiches unÏbersehbar eingeleitet wurde, so dass die etwa 500 fÏr die Zeit bis 110 0 be- zeugten und zu etwa einem Drittel mit dem Wort -gau gebildeten Landschaftsbezeichnun- gen (Gaunamen) bisher grundsÌtzlich ebenso wenig berÏcksichtigt wurden wie die bereits fÏr die Karolingerzeit erarbeiteten 42 hochadeligen Familien, obgleich beide wichtige Wurzeln fÏr die Entwicklung vieler LÌnder gebildet haben dÏrften. Bei dieser (fÏr die Ar- tikelauswahl verwendeten) strikten zeitlichen Grenzziehung, in deren Umfeld sich zwi- schen 1150 und 1230 der ReichsfÏrstenstand augenfÌllig aussondert, wurde zwar keines- wegs Ïbersehen, dass die Bestimmung anhand einer einzigen genauen Jahreszahl, welche ein ZurÏckgehen innerhalb der ausgewÌhlten Einheiten auf die Ìlteren VerhÌltnisse keines- wegs verbietet, der KomplexitÌt eines derart vielfÌltigen Vorganges, wie ihn die allmÌhliche Verdichtung unterschiedlichster Rechte (Eigengut, Grundherrschaft, Gerichtsrechte, Rega- lien,Vogteien usw.) zur Landesherrschaft im spÌten Mittelalter und zur Landeshoheit in der frÏhen Neuzeit darstellt, nicht vÎllig gerecht werden kann, doch kann hierauf grundsÌtzlich nicht allgemein, sondern nur im Rahmen der jeweiligen individuellen Einheit eingegangen werden. Die zeitliche Endgrenze ergab sich demgegenÏber (trotz eines damit zwangslÌufig verbundenen relativen Schematismus') naturgemÌÞ aus der unmittelbaren Gegenwart, weil nur so eine vollstÌndige VerknÏpfung von Vergangenheit und eigener Zeit mÎglich er- schien. Úrtlich bildete der jeweilige, mehr oder weniger feste Bestand des (deutschen) Reiches bzw. seiner Nachfolger den Ausgangspunkt. Dies hatte notwendigerweise ein Ausgreifen weit Ïber die Grenzen der heutigen Bundesrepublik Deutschland sowie Ústerreichs und der Schweiz hinaus zur Folge. Selbst der deutsche Sprachraum musste an vielen Stellen verlassen werden, wenn die Einheit deutscher Geschichte im Sinne der Geschichte aller Deutschen ge- wahrt bleiben sollte. Sachlich stand dabei anfangs die strenge formale Abgrenzung der Reichsunmittelbarkeit imVordergrund. Die BeschrÌnkung auf die reichsunmittelbaren Einheiten des Heiligen RÎ- mischen Reiches (deutscher Nation) wurde bald aber aus Ïbergeordneten sachlichen ErwÌ- gungen aufgegeben. Deswegen wurden zahlreiche verschiedene weitere Artikel aufgenom- men, die insgesamt zu einem einfacheren und besserenVerstÌndnis der territorialen Entwick- lung Deutschlands fÏhren sollen. Auf die unmittelbare Beziehung zum Reich wurde dabei aber jeweils besonders hingewiesen. Die unter diesen Abgrenzungen insgesamt ermittelten historischen Einheiten sind ^ so weit wie dies einem einzelnen Bearbeiter in Ïberschaubarer Zeit und auf beschrÌnktem Raum mÎglich war ^ jeweils in Entstehung, Bestand und Untergang kurz beschrieben worden. Be- sonderer Wert wurde dabei der ungefÌhren geographischen Festlegung der territorialen Ent- wicklung beigemessen, welche sich alphabetisch geordnet auch im angeschlossenen Ortsre- gister widerspiegelt, mit dessen Hilfe sich zahlreiche weitere Einheiten geschichtlich einord- nen lassen. Die beigefÏgten ausgewÌhlten Literaturhinweise in der allgemeinen Ûbersicht wie bei den einzelnen Artikeln wollen, ohne erschÎpfend sein zu kÎnnen, den vertieften Einstieg ermÎglichen, den das Werk selbst von seiner Anlage her nicht zu gewÌhren vermag. Eine Einbeziehung von Stammtafeln und Landkarten war, so sehr sie auch zur Verbesserung des VerstÌndnisses zu begrÏÞen wÌre, bisher aus Zeit-, Raum- und KostengrÏnden leider noch nicht mÎglich. Insoweit muss ich beispielsweise vorlÌufig auf meinen einfachen Atlas deutscher LÌnder europÌischen Rahmens verweisen. Vorwort X

FÏr freundliche Hinweise habe ich vor allem Hans Kaminsky, Peter Moraw, Volker Press und Fred Schwind sehr zu danken. FÏr technische UnterstÏtzung bin ich Bettina Kesselgru- ber, Andrea JÌger, den Bediensteten der UniversitÌtsbibliothek GieÞen und des Hochschulre- chenzentrums GieÞen sowie der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums in NÏrn- berg verpflichtet. FÏr die freundschaftliche verlegerische Betreuung schulde ich Ernst-Peter Wieckenberg vom C. H. Beck-Verlag besonders herzlichen Dank.

GieÞen, den 20. 4.1988 Gerhard KÎbler Vorwort zur 6. Auflage

Der einfache, lange vor jeder wirklichkeitsnahen Hoffnung auf eine Einheit von Bundesre- publik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik begonnene und 1988 in erster Auflage vorgelegte Versuch, einen Ûberblick Ïber die landesgeschichtliche Entwicklung der Deutschen zu geben, ist von der Úffentlichkeit ungewÎhnlich gut aufgenommen worden. Dies liegt zum einen daran, dass die bisher bestehende LÏcke offensichtlich als besonders groÞ und schmerzlich empfunden wurde. Zum anderen kommt dies daher, dass die VorzÏge des einbÌndigen, knappen und klaren, wissensdemokratisierenden Lexikons seine MÌngel eindeutig Ïberwiegen. SchlieÞlich dÏrfte auch die in seiner Konzeption von Anfang an (im Widerspruch zur seinerzeitigen politischen Gegenwart wie zur damals gegenwÌrtigen Poli- tik, welche beide in dieser Zeit ^ wie im Ûbrigen auch heute ^ nicht unmaÞgeblich von den anderen europÌischen Staaten wie von vielen egoistisch-opportunistischen deutschen Politi- kern mitbestimmt wurden) enthaltene Aufforderung zu umfassender deutscher Einheit auf eine inzwischen teilweise Wirklichkeit gewordene Sehnsucht gestoÞen sein. Nicht anders lÌsst es sich erklÌren, dass binnen zehn Jahren die sechste Auflage dieser eher nÏchternen Da- tensammlung mÎglich wird. Diese sechste, vonVeronika SchÎnegger und EvaTiefenbrunner mit ganzer Kraft gefÎrderte Auflage berichtigt alle mir ^ vor allem durch dankenswerte unmittelbare Leserhinweise ^ bekannt gewordenen Versehen, wie sie trotz aufrichtiger MÏhen in einem in knapper Zeit von einem einzelnen Verfasser unter ungewÎhnlich schwierigen und in den letzten Jahren auch ausgesprochen leistungsfeindlichen UmstÌnden mit unzulÌnglicher UnterstÏtzung er- stellten umfÌnglichen Nachschlagewerk kaum ausbleiben kÎnnen, fÏgt zahlreiche neue StichwÎrter und Literaturhinweise ein, bringt dasWerk auf den von der jÏngsten geschichtli- chen Entwicklung geschaffenen Stand und verbessert das Register der wichtigsten Orte durch Ûbergang vom formalen zum inhaltlichen Hinweis (d. h. von der Angabe von Seiten- zahlen auf die Angabe des jeweiligen Artikels, in welchem ein Ort behandelt wird) nochmals betrÌchtlich. MÎge dieses einfache Ûbersichtswerk allen seinen an der Geschichte und damit der eigenen Herkunft interessierten Benutzern dienlich sein. MÎge es die Meister der Landesgeschichts- forschung dazu anregen, fÏr dasselbe Ziel noch bessere Mittel zur VerfÏgung zu stellen. MÎge es schlieÞlich auch in der Zukunft dazu beitragen, das Deutsche zumWohle aller Men- schen gÏnstig mitzugestalten.

Erlangen, den 20. 4.1998 Gerhard KÎbler Vorwort zur 7. Auflage

Die der freundlichen Betreuung des Verlages zu verdankende siebente Auflage bringt das Werk auf den neuesten Stand. Sie verwertet die zahlreichen und wichtigen, mir liebenswÏr- digerweise von Max MÏhlbauer nach jahrelanger, mÏhevoller ForschungstÌtigkeit gegebe- nen Hinweise und fÏgt zusÌtzlich insbesondere die in den bisherigen Auflagen ausgesparten Landschaftsbezeichnungen (Gaue) des FrÏhmittelalters ein. Sie werden nach der Wanderung der anfangs schriftlosenVÎlker in den geschriebenen Quellen sichtbar und gehen den Terri- torien und damit der Zeit ab 1180 (Sturz Herzog Heinrichs des LÎwen und Aufteilung des Herzog- tums der Sachsen bzw. 1156 Aufteilung des Herzogtums der Bayern in Bayern und Ústerreich) voraus. AuÞerdem legt sie formal die neue deutsche Rechtschreibung zugrunde.

Regensburg, den 20.10.2006 Gerhard KÎbler Ûberblick

A. Die Anfånge I. DieVorgeschichte Im Sinne der dem Menschen erlebbaren Zeit entstand vor vielleicht 10000000000 Jahren aus unbekannter Ursache das All. Auf der Erde als einem winzigen seiner zahllosenTeile ent- wickelte sich vor kaum mehr als 1000000 Jahren die erste FrÏhform des Menschen. Nur aus den letzten fÏnf Tausenden dieser Jahre wissen wir als Folge der Erfindung der Schrift etwas genauere Einzelheiten Ïber ihn.

II. Die FrÏhgeschichte Dabei sind uns die unmittelbarenVorlÌufer der Deutschen aus dieser Zeit noch ein so groÞes RÌtsel, dass wir sie nur wissenschaftlich vermuten und dieseVermutung nur mit dem wis- senschaftlichen Kunstwort Indogermanen benennen kÎnnen. Dieses noch schriftlose, aus spÌter Ïberlieferten, offensichtlich verwandten Sprachen jÏngerer Nachfahren wie Indern und Germanen erschlossene Volk lebte am Ûbergang von der bereits das unsichere Umher- ziehen des JÌgers, Sammlers und ViehzÏchters gegen die eine gewisseVorratsbildung und da- mit verhÌltnismÌÞige Lebenssicherung gestattende Sesshaftigkeit des Ackerbauern eintau- schenden Steinzeit zur Metallzeit. Seine Heimat lag wahrscheinlich irgendwo im Gebiet zwischen dem Indischen Ozean und der Ostsee. Von diesem Urvolk spalteten sich seit dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend namentlich bekannte einzelneVÎlker ab. Zu ihnen zÌhlen beispielsweise Inder, Iraner, Hethiter, Griechen und RÎmer, die wie Sumerer und Øgypter schon vor der Zeitenwende mÌchtige Reiche von noch heute beeindruckender GrÎÞe und Dichte schufen. Davon erstreckte sich das um das angeblich 753 v.Chr. gegrÏndete Rom geformte rÎmische Weltreich vom Schwarzen Meer bis zum Atlantik und vom nÎrdlichen Afrika bis zu Donau, Rhein und den nordwestlichen Inseln.

III. Die Germanen Die nÎrdlichen Nachbarn der RÎmer an oberer Donau und niederem Rhein waren nach derVerdrÌngung der Kelten viele, zu nicht genau bekannter Zeit an den Ufern der Ostsee er- scheinende VÎlker oder VolksstÌmme, fÏr die der antike Schriftsteller Poseidonios um 90 v.Chr. erstmals den zusammenfassenden, nicht klar deutbaren Namen Germanen bezeugt. Von ihnen waren bereits 102 v.Chr. die Teutonen bis Aix in SÏdgallien und 101 v. C hr. die Kimbern bis Vercellae in Oberitalien vorgedrungen, wo sich ihre mutigen Scharen an den gut geschulten Heeren der RÎmer aufgerieben hatten. Vor allem Gaius Julius Caesar ({ 44 v.Chr.) und Publius Cornelius Tacitus (98 n. Chr.) Ïberliefern Einzelnamen und Einzelum- stÌnde dieser in viele Untereinheiten gegliederten, vom SÏden angezogenen, noch weitge- hend in der Schriftlosigkeit verharrenden VÎlkergruppe, welcher der seit 84 n. Chr. an Do- nau und Rhein errichtete rÎmische Grenzwall (limes) das Eindringen in das von den RÎmern beherrschte Gebiet Ïber Jahrhunderte so erfolgreich verwehrte, dass sie auf den SÏdosten ausweichen musste.

IV.DieVÎlkerwanderung Im Jahre 375 n.Chr. beginnt dann unter dem Ansturm der aus China undTurkistan vertrie- benen Hunnen auf die wohl von SÏdskandinavien ans Schwarze Meer gelangten Goten die bekannte VÎlkerwanderung. WÌhrend dieser ziehen die Westgoten nach Gallien und Spa- nien, die Wandalen von der Weichsel nach Nordafrika, die Ostgoten nach Italien, die JÏten, Ûberblick XIV

Angeln und Sachsen nach Britannien, die Franken nach Gallien und die Langobarden als Nachfolger der im Kampf um Rom aufgeriebenen Ostgoten nach Italien. Mitten in diesen grundstÏrzenden VerÌnderungen endet 476 n. Chr. mit der Absetzung des westrÎmischen Herrschers Romulus Augustulus die rÎmische Herrschaft im westlichen Teil des rÎmischen Weltreichs.

V. D a s Re i c h d e r F r a n k e n Die reichste Beute in dieser Wanderungsbewegung errangen dabei die 258 n. Chr. erst- mals am Niederrhein bezeugten Franken. Ihr sie gewaltsam einender KÎnig Chlodwig ([* um 466] 481^511) aus der Familie der Merowinger schlug 486 den rÎmischen Statthalter Syagrius in Nordgallien, 496 die Alemannen am oberen Rhein und an der oberen Donau so- wie 507 die Westgoten in SÏdgallien (Aquitanien). Seine Nachfolger brachten 531 die ThÏ- ringer, 532/534 die Burgunder und wenig spÌter die um 550 erstmals genannten Bayern im nÎrdlichen Voralpengebiet unter ihre AbhÌngigkeit. 732 gelang dem frÌnkischen KÎnig durch den arnulfingischen Hausmeier Karl Martell bei Tours und Poitiers die dauerhafte Ab- wehr des Ansturms der von Nordafrika nach Spanien vorgedrungenen Araber. Mit EinverstÌndnis des durch reiche Gaben italienischer GÏter belohnten Papstes verdrÌngte 751 der arnulfingische Hausmeier Pippin den merowingischen KÎnig. Pippins Sohn war Karl der GroÞe, der 773/774 die Langobarden in Italien besiegte, 788 den Herzog von Bayern ent- machtete und zwischen 772 und 804 die Sachsen niederrang, so dass sich das Reich der Fran- ken nunmehr von den PyrenÌen bis zur Eider und von der KanalkÏste bis Mittelitalien er- streckte. Als ihn Papst Leo III. amWeihnachtstag des Jahres 800 in Rom zum Kaiser krÎnte, verlieh er mehr als 300 Jahre nach dem Untergang Westroms dem Aufstieg der Franken zur fÏhrenden Macht in Europa symbolisch den angemessenen Ausdruck.

VI. Die frÌnkische Reichsteilung Allerdings gliederten bereits die Enkel Karls des GroÞen nach merowingischen Vorbildern 843, 870 und 879/880 das GallorÎmer, Burgunder, Alemannen, Friesen, Sachsen,ThÏringer, Bayern, Langobarden und Italoromanen einschlieÞende, mit Hilfe von HerzÎgen in Herzog- tÏmern und Grafen in Grafschaften oder Gauen verwaltete Reich der Franken in mehrere Teile. Dabei wurden im ÎstlichenTeil zwischen Rhein und Elbe, Nordsee und Alpen vor al- lem die Menschen (Franken, Alemannen, Bayern,ThÏringer, Sachsen und Friesen) verei- nigt, welche die (germanisch/)germanistischeVolkssprache (ahd. diotisk, zu ahd. diot ,,Volk``) verwendeten und sich dadurch von den (franzÎsischen) Romanen im Westen (Gallien) und den (italienischen) Romanen im SÏden (Italien) deutlich unterschieden. Bei der Aufteilung des lotharingischen Mittelreiches wurde das Ostreich in den Westen (und das Westreich in den Osten) bis Maastricht,Trier und Metz ausgedehnt.

VII. Das deutsche Reich Mit dem Ûbergang von den 911 ausgestorbenen ostfrÌnkischen Karolingern Ïber den Fran- kenKonradI.aufdiesÌchsischenOttonen(HeinrichI.919) erwuchs aus dieser Teilung in kurzer Zeit die um die erste Jahrtausendwende als solche erkennbare neue politische Einheit deutsches Reich, die zwar das frÌnkische Durchgangsland Gallien/Frankreich nicht mehr einschloss, aber schon unter Heinrich I. dieWestgrenze an Schelde und oberer Maas sicherte, unter Otto dem GroÞen 955 die Ungarn auf dem Lechfeld zurÏckschlug und 962 das lango- bardische KÎnigreich bzw. Italien bis nach Rom (Reichsitalien) zurÏckgewann, in der Folge letztlich dauerhaft in den nach dem Abzug der Germanen (Goten,Wandalen) zwischenzeit- lich slawisch besiedelten Osten jenseits der Elbe ausgriff und unter Konrad II. (1032/1033) Burgund als (drittes) KÎnigreich anschloss. Im Inneren dieses im Umherziehen von Pfalz zu Pfalz regierten Reiches war der KÎnig viel- fachen Schwierigkeiten durch seine von ihm belehnten HerzÎge (etwa von Franken, Schwa- XV Ûberblick ben, Bayern oder Sachsen) und Grafen ausgesetzt. Deswegen gingen die Ottonen und die ihnen 1024 folgenden frÌnkischen Salier dazu Ïber, ErzbischÎfe, BischÎfe und Øbte in ihr Herrschaftswesen einzubeziehen (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). Hieraus er- wuchs am Ende des dadurch hervorgerufenen zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gre- gor VII. zum Ausbruch gekommenen Investiturstreites um die Besetzung der kirchlichen Ømter (1075^1122) die bedeutsame Erscheinung der zahlreichen geistlichen, dem KÎnig un- mittelbar verbundenen FÏrstentÏmer des deutschen Reiches.

B. Die Kurfçrstentçmer, Reichsfçrstenlånder, Reichsstådte, Reichsritter und Reichsdærfer des Hochmittelalters und Spåtmittelalters I. Die KurfÏrstentÏmer Als1125 der letzte salische Kaiser HeinrichV.kinderlos verstarb, entschieden sich die KÎnigs- macher, unter stÌrkster Beeinflussung durch den Papst, fÏr seinen Gegenspieler, den sÌchsi- schen, die Ostsiedlung (Mecklenburg, Pommern, spÌter auch Schlesien) wieder aufgreifen- den Herzog (110 6 ) Lothar von Supplinburg (SÏpplingenburg), dem schon 1127 Konrad von Staufen als Enkel des salischen KÎnigs Heinrich IV.als zunÌchst erfolgloser GegenkÎnig ge- genÏbertrat. Bei Lothars sÎhnelosem Tod (1137 ) wÌhlten einige FÏrsten auf Betreiben des Erzbischofs von Trier 1138 Konrad von Staufen, weil der noch von Lothar von Supplinburg vorgeschlagene Herzog der Bayern und Sachsen, Heinrich der Stolze aus dem Hause der Welfen, Schwiegersohn Lothars, der rÎmischen Kirche und den deutschen FÏrsten als Inha- ber zweier der insgesamt vorhandenen vier groÞen HerzogtÏmer zu mÌchtig erschien. Als neuer anerkannter KÎnig entzog Konrad III. folgerichtig dem Welfen in Halbierung seiner Macht das Herzogtum der Bayern und belehnte 1139 damit seinen Halbbruder Leopold IV. von Babenberg. 1156 gab zwar Konrads III. Nachfolger, der Staufer Friedrich I. Barbarossa, zwecks friedlichen Ausgleichs Bayern seinem welfischen, im Besitz des Herzogtums der Sachsen befindlichenVetter Heinrich dem LÎwen wieder zurÏck, lÎste dabei jedoch das im SÏdosten Bayerns gelegene Ústerreich vom Herzogtum der Bayern ab und erhob es zu einem eigenen territorialen, nicht mehr lÌnger auf ein Volk oder einen Stamm bezogenen Herzog- tum Ústerreich.Weil ihn aber Heinrich der LÎwe bei seinen italienischen Unternehmungen im Stich lieÞ, entzog er 1180 in der abschlieÞenden Auseinandersetzung mit Heinrich dem LÎwen demWelfen nicht nur beide HerzogtÏmer (Bayern und Sachsen) ganz, sondern teilte auch das Herzogtum der Sachsen in gleicher Weise in territoriale HerzogtÏmer auf und ver- gab das verbliebene Herzogtum (Rest-)Sachsen (ohneWestfalen) an die Askanier und (Rest-) Bayern (ohne Ústerreich und Steiermark) an die Wittelsbacher. Damit war an die Stelle der groÞen Stammesgebiete (der Bayern und Sachsen) das von den Bewohnern verselbstÌndigte kleinere Land (Bayern, Sachsen) getreten. Nach dem alten Grundsatz ,,teile und gebiete`` hatte sich somit der KÎnig einer grundsÌtzlichen Gefahr entledigt. Zur gleichen Zeit gewann freilich umgekehrt auch die von den Landesherren gefÎrderte Vor- stellung an Bedeutung, dass der KÎnig als oberster Lehnsherr beim RÏckfall des Lehens die- ses nicht behalten durfte. Vielmehr musste er es erneut an einen Lehnsmann ausgeben. Da- durch wurde, anders als in England und Frankreich, auf Dauer die Ansammlung von Gut in der Hand des KÎnigs verhindert, so dass auch die ReichsfÏrsten die ihnen vom KÎnig dro- henden Gefahren einzuschrÌnken verstanden hatten. Hinzu kam, dass der staufische, durch Heirat das normannische Sizilien gewinnende Kaiser HeinrichVI., der zu Beginn des Jahres119 6 den FÏrsten noch die Umwandlung des deutschen Reiches in eine Erbmonarchie vorschlug, bereits 1197 im Alter von 32 Jahren starb. Seinem Bruder Philipp von Schwaben setzten einige FÏrsten auf Betreiben des Erzbischofs von KÎln den zweiten Sohn Heinrichs des LÎwen als GegenkÎnig Otto IV. entgegen, wobei freilich keinem von beiden wirklich Erfolg vergÎnnt war. Bald danach traten unter dem Staufer Friedrich II. mit den ErzbischÎfen von Mainz, KÎln undTrier, dem KÎnig von BÎhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg sie- ben FÏrsten als KÎnigswÌhler hervor, von deren Entscheidung nunmehr der KÎnig bis zum Ûberblick XVI

Ende des Heiligen RÎmischen Reiches grundsÌtzlich abhÌngig war und denen es 1356 ge- lang, sich die Vorrechte der Primogeniturerbfolge und der Nichtevokation sowie der Nicht- appellation in der Goldenen Bulle Karls IV.von Luxemburg festschreiben zu lassen. Um die Besetzung des KÎnigtums rangen dabei in der nachstaufischen Zeit vor allem die Geschlechter der Luxemburger, Habsburger undWittelsbacher.Von ihnen bewirkten die Lu- xemburger 1327/1339/1348 den Ûbergang Schlesiens von Polen an BÎhmen und damit an das Reich. Nach ihrem Aussterben Ïbernahmen die Habsburger das luxemburgische Erbe.

II. Die ReichsfÏrstenlÌnder UnabhÌngig von der Entscheidung gegen die Erbmonarchie und fÏr das an die Auswahl aus wenigen fÏhrenden Geschlechtern durch sieben KurfÏrsten gebundene WahlkÎnigtum setzte sich die allgemeineTerritorialisierung des Reiches rasch durch. Auf unterschiedlichster Grundlage entstanden Landesherrschaften, die sich entsprechend den jeweiligen familiÌren Gegebenheiten in kurzer Zeit vielfÌltig aufsplitterten. Bereits fÏr das hohe Mittelalter wer- den dementsprechend mehr als 100 sonstige ReichsfÏrsten gezÌhlt, von denen allerdings rund drei Viertel geistlicher ZugehÎrigkeit waren. Entsprechend ihrer groÞen Zahl waren ihre Herrschaftsgebiete meist klein. Jeder einzelne sonstige ReichsfÏrst bildete deshalb fÏr den KÎnig keine Gefahr mehr. Nur in ihrer Gesamt- heit vermochten sie sich als eigener Reichsstand neben (dem KÎnig und) den KurfÏrsten zu organisieren. Hauptgegenstand ihrer Interessen war demgemÌÞ nicht mehr das Reich. Vielmehr wurde die Mehrung ihrer eigenen GÏter ihr wichtigstes Anliegen. Als bedeutsamste Entscheidun- gen in dieser Richtung erwiesen sich auf Dauer dabei die Belehnung der eigenen SÎhne mit dem Herzogtum Ústerreich durch KÎnig Rudolf von Habsburg im Jahre 1282 und die Be- lehnung des kÎniglichen Feldherren und Rates Burggraf Friedrich von Zollern (Hohenzol- lern) mit der kurberechtigten Markgrafschaft Brandenburg durch den habsburgischen KÎnig Sigmund im Jahre 1417, wÌhrend der Ûbergang ThÏringens von den Ludowingern (1247/ 1264) und Sachsens von den Askaniern (1423) an die Wettiner durch deren zahlreiche Erb- teilungen ohne allgemeinere Auswirkungen blieb.

III. Die ReichsstÌdte Neben den sieben unteilbaren KurfÏrstentÏmern und den vielen, zahllosen Teilungen in kleinste TeilfÏrstentÏmer unterworfenen LÌndern der sonstigen ReichsfÏrsten erschienen schon seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert die durch Handel und Gewerbe aufblÏhenden StÌdte als nach eigenstÌndigem Gewicht strebende KrÌfte. In manchen von ihnen setzten sich die BÏrger gewaltsam gegen ihre geistlichen Stadtherren durch. Daneben errangen die BÏr- ger der dem KÎnig unterstehenden StÌdte insbesondere seit dem zwischen dem Untergang der Staufer (1254) und der Wahl Rudolfs von Habsburg zum KÎnig (1273) eintretenden In- terregnum allmÌhlich die Stellung einer dem Reich unmittelbar zugehÎrigen Stadt (Reichs- stadt), was insgesamt rund 125 StÌdten fÏr eine mehr oder minder umfassende Zeit gelang.

IV.Die Reichsritter Weniger bedeutsam waren gegenÏber KurfÏrsten, sonstigen ReichsfÏrsten und ReichsstÌd- ten die seit dem SpÌtmittelalter (1422, 1495) erkennbaren, seit der ersten HÌlfte des 16.Jahr- hunderts, vor allem seit etwa 1540, deutlicher sichtbaren, zu einem groÞen Teil den Reichs- dienstmannen entstammenden Reichsritter, denen allmÌhlich die Errichtung einer eigenen Organisation neben der am Beginn der Neuzeit (150 0 bzw.1512 ) getroffenen Einteilung des Reiches in Reichskreise gelang. Innerhalb dieser umfasste der Ritterkreis Schwaben mit Sitz in Ehingen die Kantone Donau (Ehingen), Hegau mit Hegau (Radolfzell) und AllgÌu-Bo- densee (Wangen), Neckar(-Schwarzwald, Ort ) (TÏbingen), Kocher (Esslingen) und Kraichgau (), der Ritterkreis Franken die Kantone Odenwald (Heilbronn, dann XVII Ûberblick

Kochendorf), Steigerwald (Erlangen), Gebirg (Bamberg), AltmÏhl (Wilhermsdorf), Bau- nach (NÏrnberg) und RhÎn-Werra () sowie der Ritterkreis Rhein (am Rhein- strom) die Kantone Oberrheinstrom (Mainz), Mittelrheinstrom (Friedberg) und Nieder- rheinstrom (), neben denen sich auch die Ritter im Unterelsass und im Vogtland als zusammengehÎrig verstanden. Die nicht unbetrÌchtliche Bedeutung der Reichsritter lÌsst sich dabei daraus ersehen, dass in der nicht unerheblich fluktuierenden, literarisch nicht wirklich befriedigend aufgearbeiteten Reichsritterschaft, fÏr die allein die Nennung der Fa- milien schon Ïber den allgemein bekannten Literaturstand hinausfÏhrt und die AuffÏhrung aller territorialen Einheiten erstrebenswert erscheint, zum Jahre 1790 fÏr Schwaben etwa 670 ritterschaftliche Territorien mit 140 Familien und 160000 Einwohnern sowie 70 Quadrat- meilen, fÏr Franken etwa 700 ritterschaftliche Territorien mit 150 Familien und 200000 Einwohnern sowie 80 Quadratmeilen und fÏr Rhein etwa 360 ritterschaftliche Territorien mit 60 Familien und 90000 Einwohnern sowie 40 Quadratmeilen genannt werden, so dass auf der Grundlage dieser Zahlen insgesamt von etwa (1475 bis) 1730 Territorien mit etwa 450000 Einwohnern und knapp 200 Quadratmeilen Gebiet (nach anderer SchÌtzung: 200000 Einwohner und mehr als 100 Quadratmeilen) ausgegangen werden kann, die Ïber- wiegend erst 1805/1806 mediatisiert wurden. Sie alle bildeten trotz Fehlens der Reichsstand- schaft eigene, dem Reich unmittelbar verbundene Herrschaftsgebiete, die ^ so unvollkom- men dies auf der Grundlage der vorliegenden allgemeinen Literatur auch nur geschehen kann ^ es verdienen, in einer Ûbersicht Ïber die deutschen LÌnder ^ sei es von territorialer Seite, sei es von personaler Seite her ^ aufgenommen zu werden.

V.Die ReichsdÎrfer Nicht ganz so bedeutsam und wohl auch nicht so zahlreich waren demgegenÏber die meist aus altem Reichsgut stammenden, trotz Fehlens der Reichsstandschaft dem Reich ebenfalls unmittelbar verbundenen ReichsdÎrfer, von denen sich fÏr das Hochmittelalter einschlieÞ- lich der Reichsflecken, ReichshÎfe und freien Leute etwa 120 ermitteln lassen. Sie gingen zudem schon seit dem 13. Jahrhundert dem Reich allmÌhlich verloren. Einige von ihnen (u. a. Gochsheim, Holzhausen [Burgholzhausen], Sennfeld, Soden, Sulzbach, Leutkircher Heide) wussten sich aber gleichwohl bis zum Ende des Heiligen RÎmischen Reichs zu erhal- ten.

VI. Die Herrschaften Neben den drei reichsunmittelbaren StÌnden und den beiden reichsunmittelbaren, der Reichsstandschaft aber entbehrenden Gruppen sind schlieÞlich noch zahlreiche nicht reichs- unmittelbare, politische Einheiten zu nennen, die meist mit dem vielschichtigen und kom- plexen Begriff der Herrschaft bezeichnete Elemente der territorialen Geschichte Deutsch- lands bildeten. Sie waren vielfach den reichsunmittelbaren Gebilden in vielen ZÏgen recht Ìhnlich. In manchen FÌllen war zudem der Status der Reichsunmittelbarkeit auch dauerhaft umstritten.

VII. DieTitularfÏrsten Keine Reichsstandschaft hatte grundsÌtzlich auch der mit Karl IV. (1316^1378 ) einsetzende Briefadel.Er beruhte meist auf bloÞer Titularkonzession. Gleichwohl verdienen auch die TitularreichsfÏrsten wegen des Sachzusammenhanges an dieser Stelle wenigstens eine Er- wÌhnung. Ûberblick XVIII

C. Das Heilige Ræmische Reich der (frçhen) Neuzeit I. Die Reichsglieder am Ûbergang zur Neuzeit Eine nicht ganz zuverlÌssige Ûbersicht, erschienen am Ûbergang vom Mittelalter zur Neu- zeit, nannte als Folge der Territorialisierung des seit der zweiten HÌlfte des 13. Jahrhunderts als Heiliges RÎmisches Reich bezeichneten, nunmehr von Frankreich im Westen und den TÏrken bzw. Osmanen im Osten angegriffenen Gebildes 327 (bzw. 328) Glieder. Als solche wurden 6 KurfÏrsten, 43 geistliche und 29 weltliche ReichsfÏrsten in Deutschland und 3 in Welschland erwÌhnt. Hinzu kamen 118 Grafen und Herren, 50 PrÌlaten und Øbtissinnen, 4 Balleien des Deutschen Ordens und 74 StÌdte. TatsÌchlich dÏrfte die Zahl der Reichsglie- der zu dieser Zeit sogar etwa 420 betragen haben.

II. Die Reichsmatrikel von1521 Dem entspricht es, wenn am Beginn der frÏhen Neuzeit die fÏr praktische Zwecke angefer- tigte Reichsmatrikel des Jahres 1521 rund 400 (384 bzw. 392) EintrÌge aufwies. Sie bezogen sich auf 7 KurfÏrsten,3 bzw. 4 ErzbischÎfe, 45 bzw. 47 BischÎfe, 31 weltliche FÏrsten, 65 PrÌ- laten, 13 bzw. 14 Øbtissinnen, 4 Balleien, 137 bzw. 140 Herren und Grafen sowie 84 (freie StÌdte und) ReichsstÌdte. Diese Zahlen wurden bis 1776 vom Reich aus seiner Vorstellung undWirklichkeit nicht immer sicher trennenden Sicht immer wieder fortgeschrieben, wobei sich freilich die tatsÌchliche Herrschaft Ïber Italien schon seit dem Hochmittelalter immer mehr verflÏchtigte und die von der Reformation Martin Luthers des Jahres 1517 ausgelÎsten, zuletzt unter maÞgeblicher Beteiligung Frankreichs und Schwedens im DreiÞigjÌhrigen Krieg (1618^1648) ausgetragenen religiÎsen GegensÌtze zwischen den Protestanten im Nor- den und den Katholiken im SÏden spÌtestens nach dem Frieden von MÏnster und Osna- brÏck des Jahres 1648 auch nÎrdlich der Alpen den Kaiser und das durch Verluste an vielen Grenzen (Schweiz, Elsass, nÎrdliche Niederlande [Generalstaaten], Bremen, , Vor- pommern,Wismar) geschmÌlerte Reich gegenÏber LÌndern und Landesherren immer deut- licher zurÏcktreten lieÞen.

III. Die ReichsstÌnde 1792 ergab sich dabei folgende, nach Reichskollegien geordnete Ûbersicht Ïber die Verfas- sung des bekanntlich von dem Reichspublizisten Samuel Pufendorf 1667 als ein unregelmÌ- Þiges, einem Zwitter Ìhnliches Gebilde beschriebenen Reichs, das nach manchen am ehesten als BÏndnis weitgehend unabhÌngiger Staaten zu begreifen ist: Das KurfÏrstenkolleg: 1. Erzbischof von Mainz, 2. Erzbischof von Trier, 3. Erzbischof von KÎln, 4. KÎnig von BÎhmen, 5.PfalzgrafbeiRhein(bzw.HerzogvonBayern),6.KurfÏrst von Sachsen, 7. KurfÏrst von Brandenburg (seit 1618 in Personalunion auch Herzog des aus verbliebenem Deutschen Ordensland gebildeten Herzogtums PreuÞen, 1701 KÎnig in Preu- Þen), 8. Herzog von -LÏneburg (seit1692). ReichsfÏrstenrat: a) Geistliche Bank: 1. Herzog von Ústerreich (seit 1477/1493 Erbe Burgunds [ohne Provence und Dauphine¨ ], seit 1526 auch KÎnig von BÎhmen und Ungarn), 2.Herzog von Burgund,3. Erzbischof von Salzburg, 4. Erzbischof von Besanc°on,5. Hoch- und Deutsch- meister, BischÎfe (bzw. Bischof) von: 6. Bamberg, 7. WÏrzburg, 8. Worms, 9. EichstÌtt, 10. Speyer,11.StraÞburg,12. Konstanz,13. ,14. , 15. Paderborn,16. Freising, 17. , 18. Passau, 19.Trient,20.Brixen,21.Basel,22. MÏnster, 23. OsnabrÏck, 24. LÏttich, 25.LÏbeck,26. Chur, Øbte (bzw. Abt) von: 27. Fulda, 28. Kempten, 29. Propst von Ellwangen,30. Johanniter-Meister,31. Propst von Berchtesgaden,32. Propst vonWeiÞenburg, Øbte von 33.PrÏm,34.Stablo,35. Corvey,36. SchwÌbische PrÌlaten,37. Rheinische PrÌlaten. 36 und 37 waren dabei Kuriatstimmen, die im Gegensatz zu den ihnen vorangehenden Viril- stimmen von mehreren Berechtigten nur gemeinschaftlich gefÏhrt wurden, und zwar 36. (SchwÌbische PrÌlaten) von: a) den Øbten und PrÌlatenvon: 1. Salem, 2.Weingarten, 3.Och- XIX Ûberblick senhausen, 4. Elchingen, 5.Irsee,6. Ursberg, 7. Kaisheim (1756), 8. Roggenburg, 9.Rot,10. We iÞe nau, 11. Schussenried, 12. Marchtal (= Obermarchtal), 13.Petershausen,14.Wetten- hausen (1566, vorher Reichsritterschaft), 15. Zwiefalten (1749), 16. (1751), 17. Neresheim (1766), und b) den Øbtissinnen von: 18. Heggbach, 19. Gutenzell, 20.Rotten- mÏnster, 21. Baindt, 22. SÎflingen (1775)und23. Sankt JÎrgen zu Isny (1782), 37.(Rheini- sche PrÌlaten) von: 1. Abt von Kaisheim, 2. Ballei Koblenz, 3. Ballei Elsass und Burgund, 4. Odenheim und Bruchsal, 5.Werden, 6. Sankt Ulrich und Sankt Afra in Augsburg, 7. Sankt Georgen in Isny, 8. KornelimÏnster, 9. Sankt Emmeram zu Regensburg, 10.Essen,11. Buchau, 12. Quedlinburg, 13. , 14. Gernrode, 15. NiedermÏnster in Regensburg, 16. ObermÏnster in Regensburg,17. Burtscheid,18. Gandersheim und19.Thorn. b) Weltliche Bank:1.Bayern,2. Magdeburg, 3. Pfalz-(Kaisers-)Lautern, 4. Pfalz-Simmern,5. Pfalz-Neuburg, 6. Bremen, 7. Pfalz-ZweibrÏcken, 8. Pfalz-Veldenz, 9. Sachsen-Weimar, 10. Sachsen-Eisenach,11. Sachsen-Coburg,12. Sachsen-Gotha,13. Sachsen-Altenburg,14. Bran- denburg-Ansbach, 15. Brandenburg-Kulmbach, 16. Braunschweig-, 17. Braunschweig- Calenberg,18.Braunschweig-Grubenhagen,19.Braunschweig-WolfenbÏttel,20.Halberstadt, 21.Vorpommern, 22. Hinterpommern, 23.Verden, 24. Mecklenburg-Schwerin, 25.Mecklen- burg-GÏstrow,26.WÏrttemberg,27. Hessen-Kassel,28. Hessen-Darmstadt,29. Baden-Baden, 30.Baden-Durlach,31. Baden-Hachberg,32. Holstein-GlÏckstadt,33.Sachsen-Lauenburg,34. , 35. Holstein-, 36.Savoyen,37. Leuchtenberg, 38.Anhalt,39. Henneberg, 40.Schwerin,41.Cammin,42.Ratzeburg,43. Hersfeld (Hirschfeld), 44. Nomeny, 45.MÎm- pelgard, 46.,47.Hohenzollern,48.Lobkowitz,49. ,50. Dietrichstein,51.Nas- sau-Hadamar, 52. Nassau-Dillenburg, 53. Auersperg, 54. Ostfriesland, 55. FÏrstenberg, 56. Schwarzenberg, 57. Liechtenstein, 58. Thurn und Taxis, 59. Schwarzburg, 60. Wetterauische Grafen, 61. SchwÌbische Grafen, 62. FrÌnkische Grafen, 63.WestfÌlische Grafen. 60^63 waren Kuriatstimmen, die im Gegensatz zu den ihnen vorangehenden Virilstimmen gemeinschaftlich gefÏhrt wurden, und zwar 60. (Wetterauische Grafen) von: 1.Nassau- Usingen, 2. Nassau-Weilburg, 3. Nassau-SaarbrÏcken, 4. Solms-Braunfels, 5. Solms-Lich, 6. Solms-Hohensolms, 7. Solms-RÎdelheim, 8. Solms-Laubach, 9. Isenburg-Birstein, 10.Isen- burg-BÏdingen-Meerholz/WÌchtersbach, 11. Stolberg-Gedern(-Ortenberg), 12. Stolberg- Stolberg, 13. Stolberg-Wernigerode, 14. -Wittgenstein-Berleburg, 15. Sayn-Wittgen- stein(-Wittgenstein), 16.Wildgraf und Rheingraf zu Grumbach, 17.Wildgraf und Rheingraf zu Rheingrafenstein, 18. Leiningen-Hartenburg, 19. Leiningen-Heidesheim und Leiningen- Guntersblum, 20. Westerburg, christophische Linie, 21. Westerburg, georgische Linie, 22. ReuÞ (ReuÞ von Plauen), 23. SchÎnburg, 24. Ortenburg, 25. Kriechingen, 61. (SchwÌbische Grafen) von: 1. FÏrst zu FÏrstenberg als zu undWerdenberg, 2. GefÏrstete Øbtissin zu Buchau, 3. Komtur der Ballei Elsass und Burgund als Komtur zu Altshausen, 4. FÏrsten und Grafen zu Oettingen, 5. Ústerreich wegen der Grafschaft Menthor (Montfort), 6. KurfÏrst in Bayern wegen der Grafschaft Helfenstein, 7. FÏrst von Schwarzenberg wegen der Landgrafschaft und der Grafschaft Sulz, 8. Grafen von KÎnigsegg, 9.Truchses- sen vonWaldburg, 10. Markgraf von Baden-Baden wegen der Grafschaft Eberstein, 11. Graf von der Leyen wegen Hohengeroldseck, 12. Grafen Fugger, 13. Ústerreich wegen der Graf- schaft Hohenems, 14. Grafen von Traun wegen der Herrschaft Eglofs, 15. FÏrst und Abt zu Sankt Blasien wegen der Grafschaft Bonndorf,16. Graf von Stadion wegenThannhausen,17. FÏrst von Thurn und Taxis wegen der Herrschaft Eglingen, 18. Grafen von KhevenhÏller, Personalisten,19. Grafen von Kuefstein, 20. FÏrst von Colloredo, Personalist, 21. Grafen von Harrach, 22. Grafen von Sternberg, 23. Graf von Neipperg, 24. Grafen von Hohenzollern, 62. (FrÌnkische Grafen) von: 1. FÏrsten und Grafen von , 2. Grafen von Castell, 3. Grafen zu Erbach, 4. FÏrsten und Grafen von LÎwenstein wegen der Grafschaft Wertheim, 5. grÌflich limpurgischen Allodialerben, 6. Grafen von Nostitz wegen der Grafschaft Rieneck, 7. FÏrst von Schwarzenberg wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefÏrsteten Grafschaft Schwarzenberg, 8. grÌflich wolfsteinischen Allodialerben, nÌmlich FÏrst von Hohenlohe- Kirchberg und Graf von Giech, 9. Grafen von SchÎnborn wegen der Herrschaft Reichels- berg, 10. Grafen von SchÎnborn wegen der Herrschaft , 11.GrafenvonWin- Ûberblick XX dischgrÌtz, Personalisten, 12. Grafen (Ursin) von Rosenberg, Personalisten, 13. Øltere Linie der Grafen von Starhemberg, Personalisten, 14. Grafen von Wurmbrand, Personalisten, 15. Graf von Giech, Personalist, 16. Graf von GrÌvenitz, 17. Grafen von PÏckler, Personalisten, 63. (WestfÌlische Grafen) von: 1. Markgraf von Ansbach wegen Sayn-, 2. Burg- graf von Kirchberg wegen Sayn-, 3. KÎnig in PreuÞen wegen der Grafschaft Tecklenburg, 4.Wied-Runkel wegen der oberen Grafschaft Wied, 5. FÏrst zuWied-Neuwied (Direktor dieses Kollegiums), 6. Landgraf von Hessen-Kassel und Graf zu Lippe-BÏckeburg wegen der Grafschaft , 7. Herzog zu Holstein-Gottorp-Oldenburg, 8. Grafen von der Lippe, 9. Graf von Bentheim,10. KÎnig von England wegen der Grafschaft Hoya,11. KÎnig von England wegen der Grafschaft ,12. KÎnig von England wegen der Graf- schaft Spiegelberg, 13. FÏrst und Grafen von LÎwenstein wegen Virneburg, 14. FÏrst von Kaunitz wegen Rietberg,15. FÏrst vonWaldeck wegen der Grafschaft Pyrmont,16.Grafvon TÎrring wegen der Grafschaft Gronsveld, 17. Graf von Aspremont wegen der Grafschaft Reckheim oder Reckum, 18. FÏrsten zu Salm wegen der Grafschaft Anholt, 19. Grafen von Metternich wegen der Herrschaft Winneburg und Beilstein, 20. FÏrst zu Anhalt-Bernburg- Schaumburg wegen der Grafschaft Holzappel, 21. Grafen von Sternberg wegen der Graf- schaft Blankenheim und Gerolstein, 22. Grafen von Plettenberg wegen Wittem, 23. Grafen von Limburg-Styrum wegen der Herrschaft , 24. Graf von Wallmoden wegen der Herrschaft Gimborn und Neustadt, 25. Graf von Quadt wegen der Herrschaft Wickrath, 26. Grafen von Ostein wegen der Herrschaft Millendonk, 27. Grafen von Nesselrode wegen der Herrschaft Reichenstein, 28. Grafen zu der Mark wegen der Grafschaft Schleiden, 29. Grafen von Schaesberg wegen der Grafschaft Kerpen und Lommersum, 30. Grafen zu Salm-Reiffer- scheid wegen der Herrschaft Dyck, 31. Grafen zu der Mark wegen Sassenburg, 32. Grafen vonPlatenwegenHallermunt,33. Grafen von Sinzendorf wegen Rheineck. Kollegium der StÌdte: a) Rheinische Bank: 1.KÎln,2. Aachen, 3.LÏbeck,4.Worms,5. Speyer, 6. (am Main), 7.,8. Bremen, 9. Hamburg, 10. MÏhlhausen, 11. Nordhausen,12. ,13. Friedberg,14.Wetzlar, b) SchwÌbische Bank: 1.Regensburg, 2.Augsburg,3. NÏrnberg, 4. Ulm, 5. Esslingen, 6.,7. NÎrdlingen, 8.Rothen- burg (ob der Tauber), 9. SchwÌbisch Hall, 10.Rottweil,11.Ûberlingen,12. Heilbronn, 13. SchwÌbisch GmÏnd, 14. ,15. ,16. DinkelsbÏhl,17. Biberach,18.Ravens- burg, 19. Schweinfurt, 20.Kempten,21.Windsheim, 22. , 23., 24. Wa nge n, 25.Isny,26. , 27. , 28. Leutkirch, 29.Wimpfen, 30.WeiÞen- burg (im Nordgau), 31. , 32. Gengenbach, 33. , 34. Buchhorn, 35.,36.Buchau,37. .

IV.Die Reichskreise Ordnet man diese vielen Reichsglieder regional nach den bei der Reichsreform von 150 0 bzw. 1512 geschaffenen sechs bzw. zehn Reichskreisen, so ergibt sich fÏr das Ende des Heili- gen RÎmischen Reiches (deutscher Nation) etwa folgendes Bild: 1. Ústerreichischer Reichskreis: Erzherzogtum Ústerreich ob der Enns (OberÎsterreich) und Ústerreich unter der Enns (NiederÎsterreich), (InnerÎsterreich mit) Herzogtum Steier- mark (Karantanische Mark), Herzogtum KÌrnten, Herzogtum Krain, Herzogtum Friaul Îsterreichischen Anteils, gefÏrstete Grafschaft Tirol (auch [zusammen mit VorderÎsterreich] als OberÎsterreich bezeichnet), (VorderÎsterreich mit) Landgrafschaft im Breisgau, SchwÌ- bisch-Ústerreich, Vorarlbergische Herrschaften, Hochstift Trient, Hochstift Brixen, Deut- scher Orden: Ballei Ústerreich und Ballei an der Etsch, Herrschaft Tarasp (Hochstift Chur). 2. Burgundischer Reichskreis: Herzogtum Brabant, Herzogtum Limburg, Herzogtum Lu- xemburg, Grafschaft Flandern, Grafschaft Hennegau, Grafschaft Namur, Oberquartier des Herzogtums Geldern. 3. Kurrheinischer Reichskreis: Mainz (Kurmainz), Trier (Kurtrier), KÎln (KurkÎln), Pfalz (Kurpfalz), FÏrstentum Arenberg,Thurn und Taxis, Deutscher Orden: Ballei Koblenz, Herr- schaft Beilstein, Grafschaft Niederisenburg, Burggrafentum Rheineck. XXI Ûberblick

4. FrÌnkischer Reichskreis: Hochstift Bamberg, Hochstift WÏrzburg, FÏrstentum Kulmbach (Bayreuth), Hochstift EichstÌtt, FÏrstentum Ansbach, Deutscher Orden: Meistertum Mer- gentheim (und Ballei Franken), gefÏrstete Grafschaft Henneberg, gefÏrstete Grafschaft Schwarzenberg, FÏrstentum LÎwenstein-Wertheim, Grafschaft Hohenlohe, Grafschaft Castell, Grafschaft Wertheim, Grafschaft Rieneck, Grafschaft Erbach, Herrschaft Limpurg, Herrschaft Seinsheim, Herrschaft Reichelsberg, Herrschaft Wiesentheid, Herrschaft Welz- heim, Herrschaft Hausen, Reichsstadt NÏrnberg, Reichsstadt Rothenburg (ob der Tauber), ReichsstadtWindsheim, Reichsstadt Schweinfurt, ReichsstadtWeiÞenburg. 5. Bayerischer Reichskreis: Erzstift Salzburg, Herzogtum Bayern nebst Oberpfalz, Hochstift Freising, FÏrstentÏmer Neuburg (Pfalz-Neuburg) und Sulzbach (Pfalz-Sulzbach), Hochstift Regensburg, gefÏrstete Landgrafschaft Leuchtenberg, Hochstift Passau, gefÏrstete Grafschaft Sternstein (StÎrnstein), gefÏrstete Propstei Berchtesgaden, gefÏrstete Abtei zu Sankt Emme- ram in Regensburg, Grafschaft Haag, Grafschaft Ortenburg, gefÏrstete Abtei NiedermÏnster in Regensburg, Herrschaft Ehrenfels, gefÏrstete Abtei ObermÏnster in Regensburg, Herr- schaften SulzbÏrg und Pyrbaum, Herrschaft Hohenwaldeck, Herrschaft Breiteneck bzw. Breitenegg, Reichsstadt Regensburg. 6. SchwÌbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fÏrstliche Propstei Ellwangen, fÏrstliche Abtei Kempten, HerzogtumWÏrttemberg und Teck, obere Markgraf- schaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgraf- schaft Hachberg, gefÏrstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern- , gefÏrstete Frauenabtei Lindau, gefÏrstete Frauenabtei Buchau, gefÏrstete Graf- schaft Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefÏrstete Landgrafschaft im Klettgau, FÏrstentum Liechtenstein, Abtei Salem (Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisers- heim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei WeiÞenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei RottenmÏnster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kom- mende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund [Elsass und Burgund]), Landgrafschaft StÏh- lingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Mess- kirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fÏrstlichen Hauses Oettingen-Waller- stein, Lande der Erbtruchsessen zuWaldburg-Zeil-Zeil undWaldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg- Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (Staufen), Grafschaft KÎ- nigsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herr- schaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Graf- schaft Hohengeroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt NÎrdlingen, Reichsstadt SchwÌ- bisch Hall, Reichsstadt Ûberlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichs- stadt SchwÌbisch GmÏnd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Din- kelsbÏhl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt , Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Of- fenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell (am Harmersbach). 7. Oberrheinischer Reichskreis: Hochstift Worms, Hochstift Speyer, gefÏrstete Propstei WeiÞenburg, Hochstift StraÞburg, Hochstift Basel, Hochstift Fulda, FÏrstentum Heiters- heim (Johanniterorden), gefÏrstete Abtei PrÏm, Reichspropstei Odenheim (Odenheim und Bruchsal), FÏrstentum Simmern (Pfalz-Simmern), FÏrstentum Lautern (Pfalz-[Kaisers-] Lautern), FÏrstentum Veldenz (Pfalz-Veldenz), FÏrstentum ZweibrÏcken (Pfalz-ZweibrÏ- cken), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, FÏrstentum Hers- feld, Grafschaft Sponheim, Markgrafschaft Nomeny, gefÏrstete Grafschaft Salm, Lande des Ûberblick XXII

FÏrsten zu Nassau-Weilburg, Lande des FÏrsten zu Nassau-SaarbrÏcken-Usingen, Lande des FÏrsten zu Nassau-SaarbrÏcken-SaarbrÏcken, Grafschaft Waldeck, Grafschaft Hanau- MÏnzenberg, Herrschaft Hanau-Lichtenberg, Lande des fÏrstlichen Hauses Solms-Braun- fels, Lande des grÌflichen Hauses Solms-Lich-Hohensolms, Lande des grÌflichen Hauses Solms-Laubach, Lande des grÌflichen Hauses Solms-RÎdelheim, Grafschaft KÎnigstein (teils kurmainzisch, teils stolbergisch), Grafschaft Oberisenburg, geteilt unter: das fÏrstliche Haus Isenburg-Birstein, das grÌfliche Haus Isenburg-BÏdingen-BÏdingen, das grÌfliche Haus Isenburg-BÏdingen-WÌchtersbach, das grÌfliche Haus Isenburg-BÏdingen-Meerholz, Lande derWild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen), geteilt unter: die fÏrstliche Linie Salm-Kyrburg, die rheingrÌfliche Linie Grumbach (Salm-Grumbach), die rheingrÌfliche Li- nie zu Stein (Salm-Stein), Lande der Grafen Leiningen-Hartenburg, reichsunmittelbares Schloss und Dorf Mensfelden bzw. MÏnzfelden, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Wittgen- stein, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Grafschaft Falkenstein, Herrschaft Reipolts- kirchen, Grafschaft Kriechingen, Grafschaft Wartenberg, Herrschaft Bretzenheim, Herr- schaft Dagstuhl, Herrschaft OllbrÏck (OlbrÏck), Reichsstadt Worms, Reichsstadt Speyer, Reichsstadt Frankfurt (am Main), Reichsstadt Friedberg, ReichsstadtWetzlar. 8. Niederrheinisch-westfÌlischer Reichskreis: Hochstift MÏnster, Herzogtum Kleve nebst den Grafschaften Mark und Ravensberg (1614 an Brandenburg), HerzogtÏmer JÏlich und Berg (1614 an Pfalz-Neuburg), Hochstift Paderborn, Hochstift LÏttich, Hochstift OsnabrÏck, FÏrstentum Minden, FÏrstentumVerden, gefÏrstete Abtei Corvey, gefÏrstete Abteien Stablo und Malmedy, Abtei Werden, Abtei KornelimÏnster, gefÏrstete Abtei Essen, Frauenstift Thorn, Frauenstift Herford, Lande der FÏrsten zu Nassau-Diez, FÏrstentum Ostfriesland, FÏrstentum Moers, Grafschaft Wied, Grafschaft Sayn, Grafschaft Schaumburg (teils zu Hes- sen-Kassel, teils zu Lippe gehÎrig), Grafschaften Oldenburg und , Grafschaft Lippe, Grafschaft Bentheim, Grafschaft Steinfurt, Grafschaften Tecklenburg und Lingen, Grafschaft Hoya, Grafschaft Virneburg, Grafschaft Diepholz, Grafschaft Spiegelberg, Graf- schaft Rietberg, Grafschaft Pyrmont, Grafschaft Gronsveld, Grafschaft Reckheim, Herrschaft Anholt, Herrschaften Winneburg und Beilstein, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Wittem, Grafschaften Blankenheim und Gerolstein, Herrschaft Gemen, Herrschaft Gimborn und Neustadt, Herrschaft Wickrath, Herrschaft Millendonk (Myllendonk), Herrschaft Reichen- stein, Grafschaft Kerpen und Lommersum (Kerpen-Lommersum), Grafschaft Schleiden, Grafschaft Hallermunt, Reichsstadt KÎln, Reichsstadt Aachen, Reichsstadt Dortmund. 9. ObersÌchsischer Reichskreis: Sachsen (kursÌchsische Lande), Mark Brandenburg, Lande der HerzÎge zu Sachsen ernestinischer Linie: FÏrstentum Sachsen-Weimar, FÏrstentum Sachsen-Eisenach, FÏrstentum Sachsen-Coburg, FÏrstentum Sachsen-Gotha, FÏrstentum Sachsen-Altenburg, Lande der FÏrsten von Hatzfeld, FÏrstentum Querfurt, Herzogtum Pommern schwedischen Anteils, Herzogtum Pommern preuÞischen Anteils, FÏrstentum Cammin, FÏrstentum Anhalt, Abtei Quedlinburg, Abtei Gernrode, Stift Walkenried, FÏrs- tentum Schwarzburg-Sondershausen, FÏrstentum Schwarzburg-Rudolstadt, Grafschaft Mansfeld, Grafschaften Stolberg und Wernigerode, Grafschaft Barby, Herrschaften der Gra- fen von ReuÞ, Herrschaften der Grafen von SchÎnburg, Grafschaft Hohnstein nebst den Herrschaften Lohra und Klettenberg. 10. NiedersÌchsischer Reichskreis: Herzogtum Magdeburg, Herzogtum Bremen, FÏrsten- tum LÏneburg (Celle), FÏrstentum Grubenhagen (Braunschweig-Grubenhagen), FÏrsten- tum Calenberg (Braunschweig-Calenberg), FÏrstentum WolfenbÏttel (Braunschweig-Wol- fenbÏttel), FÏrstentum Halberstadt, Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, Herzogtum Meck- lenburg-GÏstrow, Herzogtum Holstein-GlÏckstadt, Herzogtum Holstein-Gottorp, Hoch- stift Hildesheim, Herzogtum Sachsen-Lauenburg, Hochstift LÏbeck, FÏrstentum Schwerin, FÏrstentum Ratzeburg, FÏrstentum Blankenburg, Grafschaft Rantzau, Reichsstadt LÏbeck, Reichsstadt Goslar, Reichsstadt MÏhlhausen, Reichsstadt Nordhausen, Reichsstadt Ham- burg, Reichsstadt Bremen. Nicht in diese sechs bzw. zehn Reichskreise eingekreist waren: KÎnigreich BÎhmen, Mark- grafentum MÌhren, Herrschaft Asch, Reichsstift Burtscheid, Propstei Cappenberg, Herr- XXIII Ûberblick schaft Dreis, Herrschaft Dyck, Frauenstift Elten, Herrschaft Freudenberg (Freudenburg), Herrlichkeit HÎrstgen nebst Rittersitz Frohnenburg (Frohnenbruch), Land Hadeln, Graf- schaft Homburg, Herrschaft Jever, Markgrafentum Oberlausitz, Markgrafentum Niederlau- sitz, Herrschaft Kniphausen, Reichsherrschaft Landskron, Herrschaft Lebach, Reichsherr- schaft Mechernich, Grafschaft MÎmpelgard, Herrschaft Nalbach, Herrschaft Oberstein, Herrschaft Pyrmont, Herrschaft Rhade (Rath), Herrschaft Rheda, Herrschaft Richold, Herrschaft Saffenburg, Herzogtum Schlesien preuÞischen und bÎhmischen Anteils, Graf- schaft Glatz, Reichsherrschaft Schauen, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft SchÎnau, Abtei SchÎnthal (SchÎntal), Herrschaft Schwarzenholz, Herrschaft Stein, Herrschaft Wasserburg, Herrschaft Wildenberg (Wildenburg), Kirchspiel Winden, Herrschaft Wylre, Grafschaft Fagnolle (sowie die Reichsritter und die ReichsdÎrfer).

V.VerÌnderungen durch den Reichsdeputationshauptschluss Nachdem zahlreiche weitere kriegerische Auseinandersetzungen nach 1648 erhebliche Wandlungen herbeigefÏhrt hatten (z. B. Verluste an Frankreich [1681 StraÞburg], Ûbergang der sÏdlichen Niederlande und einiger Teile Oberitaliens von Spanien an Ústerreich, Ge- winne Ústerreichs im SÏdosten, Erwerbungen Kleve-Mark-Ravensbergs fÏr Brandenburg, Erlangung der SouverÌnitÌt und der KÎnigskrone in PreuÞen durch Brandenburg, Erobe- rung Schlesiens durch PreuÞen, Aufteilung Polens unter Russland, Ústerreich und PreuÞen, ZusammenfÏhrung der wittelsbachischen GÏter, Verbindung Hannovers mit England und Sachsens mit Polen), bewirkte reichsverfassungsrechtlich der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 (§ 32) insofern noch kurzfristig erhebliche VerÌnderungen, als er einerseits zum Zweck der EntschÌdigung fÏr linksrheinischeVerluste an Frankreich die AuflÎsung von 41 der insgesamt 47 noch vorhandenen ReichsstÌdte und nahezu aller geistlichen Herrschaf- ten (3 KurfÏrstentÏmer, 19 ReichsbistÏmer und 44 Reichsabteien) verfÏgte, die vor der Re- formation immerhin etwa ein Sechstel bis ein Siebtel des deutschsprachigen Reichsgebietes umfasst hatten und zuletzt noch in einer Zahl von knapp 80 im Reichstag vertreten gewesen waren, und andererseits zu den bisherigen und weiterhin verbleibenden Mitgliedern des Reichstags, von denen Baden fÏr 8 Quadratmeilen Verlust 59 Quadratmeilen EntschÌdi- gung, Bayern fÏr 255 Quadratmeilen Verlust 290 Quadratmeilen EntschÌdigung, PreuÞen fÏr 48 Quadratmeilen Verlust 235 Quadratmeilen EntschÌdigung und WÏrttemberg fÏr 7 Quadratmeilen Verlust 29 Quadratmeilen EntschÌdigung erhielten, noch folgende neue Vi- rilstimmen hinzufÏgte: Der Kaiser, als Erzherzog zu Ústerreich: fÏr Steiermark eine, fÏr Krain eine, fÏr KÌrnten eine und fÏr Tirol eine (insgesamt 4 Stimmen); der KurfÏrst von der Pfalz, als Herzog von Bay- ern: fÏr das Herzogtum Berg eine, fÏr Sulzbach (Pfalz-Sulzbach) eine, fÏr Niederbayern eine und fÏr Mindelheim eine (insgesamt 4 Stimmen); der KÎnig von PreuÞen, als Herzog von Magdeburg: fÏr Erfurt eine und fÏr das Eichsfeld eine (insgesamt 2 Stimmen); der KurfÏrst (von Mainz) Reichserzkanzler: fÏr das FÏrstentum eine (1 Stimme); der Kur- fÏrst von Sachsen: als Markgraf zu MeiÞen eine, fÏr die Burggrafschaft MeiÞen eine und fÏr Querfurt eine (insgesamt 3 Stimmen); der KurfÏrst von Sachsen, wechselweise mit den Her- zÎgen von Sachsen-Weimar und von Sachsen-Gotha: fÏr ThÏringen eine (1 Stimme); der KÎnig von England, als Herzog von Bremen: fÏr GÎttingen (Braunschweig-GÎttingen) eine (1 Stimme); der Herzog von Braunschweig-WolfenbÏttel: fÏr Blankenburg eine (1 Stimme); der Markgraf von Baden: fÏr Bruchsal anstatt Speyer eine, und fÏr anstatt StraÞ- burg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog vonWÏrttemberg: fÏr Teck eine, fÏr Zwiefal- ten eine und fÏr TÏbingen eine (insgesamt 3 Stimmen); der KÎnig von DÌnemark, als Her- zog von Holstein: fÏr PlÎn eine (1 Stimme); der Landgraf von Hessen-Darmstadt: fÏr das Herzogtum Westfalen eine und fÏr Starkenburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Landgraf von Hessen-Kassel: fÏr Fritzlar eine und fÏr Hanau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Modena: fÏr den Breisgau eine und fÏr die Ortenau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Mecklenburg-Strelitz: fÏr Stargard eine (1 Stimme); der Herzog von Arenberg: Ûberblick XXIV seine auf diesseitige Lande versetzte Virilstimme (1 Stimme); der FÏrst von Salm-Salm: eine eigene Stimme, die vorher mit Salm-Kyrburg gemeinschaftlich war (1 Stimme); der FÏrst von Nassau-Usingen eine (1 Stimme); der FÏrst von Nassau-Weilburg eine (1 Stimme); der FÏrst von Hohenzollern-Sigmaringen eine (1 Stimme); der FÏrst von Salm-Kyrburg eine (1 Stimme); der FÏrst von FÏrstenberg: fÏr Baar und StÏhlingen eine (1 Stimme); der FÏrst von Schwarzenberg: fÏr Klettgau eine (1 Stimme); der FÏrst von Thurn und Taxis: fÏr Buchau eine (1 Stimme); der FÏrst von Waldeck eine (1 Stimme); der FÏrst von LÎwenstein- Werthe im e i ne (1 Stimme); der FÏrst von Oettingen-Spielberg eine (1 Stimme); der FÏrst von Oettingen-Wallerstein eine (1 Stimme); der FÏrst von Solms-Braunfels eine (1 Stimme); die FÏrsten von Hohenlohe-Neuenstein eine (1 Stimme); der FÏrst von Hohenlohe-Walden- burg-SchillingsfÏrst eine (1 Stimme); der FÏrst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein eine (1 Stimme); der FÏrst von Isenburg-Birstein eine (1 Stimme); der FÏrst von Kaunitz: fÏr Rietberg eine (1 Stimme); der FÏrst von ReuÞ-Plauen-Greiz eine (1 Stimme); der FÏrst von Leiningen eine (1 Stimme); der FÏrst von Ligne: fÏr Edelstetten eine (1 Stimme); der Herzog von Looz: fÏrWolbeck eine (1 Stimme). Hieraus hatte sich insgesamt folgende, in § 32 des Reichsdeputationshauptschlusses festge- legte Aufrufordnung des ReichsfÏrstenrates ergeben: 1. Ústerreich, 2. Oberbayern, 3. Steiermark (Ústerreich), 4. Magdeburg (PreuÞen), 5.Salz- burg, 6. Niederbayern, 7. Regensburg, 8. Sulzbach (Pfalz-Sulzbach), 9. Deutscher Orden, 10. Neuburg (Pfalz-Neuburg), 11. Bamberg, 12. Bremen, 13. Markgraf von MeiÞen, 14. Berg (Bayern, Pfalz),15.WÏrzburg,16. KÌrnten (Ústerreich),17. EichstÌtt,18. Sachsen-Coburg, 19. Bruchsal (Baden), 20. Sachsen-Gotha, 21. Ettenheim (Baden), 22. Sachsen-Altenburg, 23. Konstanz, 24. Sachsen-Weimar, 25.Augsburg, 26. Sachsen-Eisenach, 27.Hildesheim,28. Brandenburg-Ansbach, 29. Paderborn, 30. Brandenburg-Bayreuth, 31.Freising,32.Braun- schweig-WolfenbÏttel, 33. ThÏringen (Sachsen bzw. Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha), 34. Braunschweig-Celle, 35.Nassau,36. Braunschweig-Calenberg, 37. Trient, 38. Braunschweig- Grubenhagen, 39.Brixen,40. Halberstadt, 41. Krain (Ústerreich), 42. Baden-Baden, 43. WÏrttemberg, 44. Baden-Durlach, 45. OsnabrÏck, 46. Verden, 47. MÏnster, 48. Baden- Hachberg, 49.LÏbeck,50. WÏrttemberg (Teck), 51. Hanau (Hessen-Kassel), 52.Holstein- GlÏckstadt, 53. Fulda, 54. Holstein-Oldenburg, 55.Kempten,56. Mecklenburg-Schwerin, 57. Ellwangen, 58. Mecklenburg-GÏstrow, 59. Malteserorden, 60. Hessen-Darmstadt, 61. Berchtesgaden, 62. Hessen-Kassel, 63. Westfalen (Hessen-Darmstadt), 64. Vorpommern, 65. Holstein-PlÎn (DÌnemark), 66. Hinterpommern, 67. Breisgau (Modena), 68. Sachsen-Lau- enburg, 69. Corvey, 70.Minden,71. Burggraf von MeiÞen (Sachsen), 72. Leuchtenberg, 73. Anhalt, 74.Henneberg,75.Schwerin,76.Cammin,77. Ratzeburg, 78. Hersfeld (Hirschfeld), 79. Tirol (Ústerreich), 80. TÏbingen (WÏrttemberg), 81. Querfurt (Sachsen), 82. Arenberg, 83. Hohenzollern-Hechingen, 84. Fritzlar (Hessen-Kassel), 85. Lobkowitz, 86. Salm-Salm, 87. Dietrichstein, 88. Nassau-Hadamar, 89. Zwiefalten (WÏrttemberg), 90.Nassau-Dillen- burg, 91. Auersperg, 92. Starkenburg (Hessen-Darmstadt), 93. Ostfriesland, 94. FÏrstenberg, 95. Schwarzenberg, 96. GÎttingen (Braunschweig-GÎttingen), 97. Mindelheim (Bayern), 98. Liechtenstein, 99. Thurn und Taxis, 100.Schwarzburg,101. Ortenau (Modena), 102. Aschaf- fenburg (Mainz) (bzw. Kurerzkanzler), 103. Eichsfeld (PreuÞen), 104. Braunschweig-Blan- kenburg (Braunschweig-WolfenbÏttel), 105. Stargard (Mecklenburg-Strelitz), 106. Erfurt (PreuÞen), 107. Nassau-Usingen, 108. Nassau-Weilburg, 109. Hohenzollern-Sigmaringen, 110. Salm-Kyrburg, 111. FÏrstenberg-Baar, 112. Schwarzenberg-Klettgau, 113. Taxis-Buchau (Thurn und Taxis), 114.Waldeck,115. LÎwenstein-Wertheim, 116. Oettingen-Spielberg, 117. Oettingen-Wallerstein,118. Solms-Braunfels,119. Hohenlohe-Neuenstein,120. Hohenlohe- Waldenburg-SchillingsfÏrst, 121. Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, 122. Isenburg-Bir- stein, 123. Kaunitz-Rietberg, 124.ReuÞ-Plauen-Greiz,125.Leiningen,126. Ligne (Edelstet- ten), 127. Looz (Wolbeck), 128. SchwÌbische Grafen, 129.Wetterauische Grafen, 130.FrÌnki- sche Grafen,131.WestfÌlische Grafen. Innerhalb der im ReichsfÏrstenrat erfassten ReichsfÏrsten galten dabei, weil sie schon auf dem Augsburger Reichstag von 1582, auf dem man die bis dahin jedem FÏrsten verliehenen XXV Ûberblick

Virilstimmen (53 weltlicheVirilstimmen bei 46 geistlichenVirilstimmen, gegenÏber 1792 64 weltlicheVirilstimmen bei 38 geistlichenVirilstimmen und zuletzt 61 weltlicheVirilstimmen bei 33 geistlichen Virilstimmen) auf die gerade vorhandenen Herrschaftsgebiete festgelegt hatte, erfasst worden waren, Ústerreich, Bayern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Neu- burg, Pfalz-ZweibrÏcken, Pfalz-Veldenz, Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach, Sachsen- Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg, Brandenburg-Ansbach, Brandenburg-Kulm- bach, Braunschweig-Celle bzw. LÏneburg, Braunschweig-Calenberg, Braunschweig-Gru- benhagen, Braunschweig-WolfenbÏttel, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-GÏstrow, WÏrttemberg, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Baden-Baden, Baden-Durlach, Baden- Hachberg, Holstein-GlÏckstadt, Savoyen, Leuchtenberg, Anhalt, Henneberg, Nomeny, MÎmpelgard und Arenberg als altfÏrstliche HÌuser (der 14 altfÏrstlichen Dynastien, 1776 9). Zu den nach 1582 in den ReichsfÏrstenstand erhobenen (14, 1767 13) neufÏrstlichen HÌusern gehÎrten demgegenÏber Hohenzollern, Eggenberg (1717 ausgestorben), Lobkowitz, Salm, Dietrichstein, Piccolomini (bis 1757 ), Nassau-Hadamar (bis 1771), Nassau-Dillenburg, Nas- sau-Siegen (bis 1743), Auersperg, Portia (bis 1776), Ostfriesland, FÏrstenberg, Schwarzen- berg, Waldeck, Mindelheim (vorÏbergehend fÏr den Herzog von Marlborough), Liechten- stein, Thurn und Taxis und Schwarzburg, weiter die aus den Reichsgrafen hervorgegange- nen, nicht mit Virilstimmen begabten HÌuser Colloredo, Hohenlohe, Isenburg, Leiningen, Oettingen, Rosenberg, Sayn, SchÎnburg, Solms, Stolberg, Waldburg und Wied sowie die nach1803 hinzugekommenen HÌuser Metternich,Trauttmannsdorf undWindischgrÌtz.

D. Deutscher Bund Am 6. 8.1806 legte der habsburgische Kaiser des Heiligen RÎmischen Reiches, der nach dem Vorbild Napoleons1804 fÏr seine Erblande ebenfalls einen (zweiten) Kaisertitel angenommen hatte, auf politischen Druck Napoleons und der mit diesem verbÏndeten FÏrsten des Rhein- bundes die Krone des Reiches nieder. Bald stand fest, dass damit die noch bestehenden Reichs- glieder selbstÌndige Staaten geworden waren, mit denen Napoleon wÌhrend der sieben ver- bleibenden Jahre seiner MachtausÏbung fast nach Belieben schaltete. Sie entschieden sich allerdings nach der Befreiung von der Herrschaft Napoleons (1813) gegen einen vor allem von liberalen Idealisten geforderten deutschen Nationalstaat und fÏr einen von ihren FÏrsten und von den nichtdeutschen MÌchten Europas befÏrworteten, auf der Grundlage des vornapoleo- nischen Gebietsstandes die SouverÌnitÌt der EinzelfÏrstenwahrenden deutschen Bund. Zu die- sem1815 entstandenen, bis 1866 wÌhrenden Staatenbund, der 1815 etwa11 495 Quadratmeilen umfasste und rund 32 Millionen Einwohner im Bundesgebiet zÌhlte, gehÎrten folgende Staa- ten: Ústerreich (3480 Quadratmeilen 9 765500 Einwohner), PreuÞen (3307 Quadratmeilen 8730000Einwohner), Bayern (1499 Quadratmeilen 3630 800 Einwohner), Sachsen (278 Qua- dratmeilen 1386900 Einwohner), Hannover (695 Quadratmeilen 1463700 Einwohner) (bis 1837 in Personalunion mit England bzw. GroÞbritannien), WÏrttemberg, Baden, Kurhessen (Hessen-Kassel), GroÞherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), Holstein (und Lauenburg) (DÌnemark), Luxemburg (Niederlande), Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Nassau, Sachsen-Weimar(-Eisenach), Sachsen-Gotha (1825 erloschen), Sachsen-Coburg (seit 1826 Sachsen-Coburg-Gotha), Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen (bis 1826), Sachsen- Altenburg (seit 1826), Mecklenburg-Strelitz, (Holstein-)Oldenburg, Anhalt-Dessau (seit1863 Anhalt), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen), Anhalt-KÎthen (1847 erloschen), Schwarzburg- Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigma- ringen(1849 an PreuÞen), Liechtenstein (2,45 Quadratmeilen 5800 Einwohner),Waldeck, ReuÞ Ìltere Linie, ReuÞ jÏngere Linie, Schaumburg-Lippe (9,75 Quadratmeilen 25500 Einwohner), Lippe(-Detmold), LÏbeck, Frankfurt, Bremen, Hamburg, Limburg (seit 1839, Niederlande) sowie Hessen-Homburg (7,84 Quadratmeilen 20400 Einwohner, seit1817, 1866 erloschen). Im Ûbrigen erhielt Russland den grÎÞten Teil des Herzogtums Warschau als KÎnigreich (Kongresspolen) in Personalunion, erlangte PreuÞen die nÎrdliche HÌlfte Sachsens, die Ûberblick XXVI

Rheinlande,Westfalen, das verbliebene schwedische Vorpommern, Danzig,Thorn und Po- sen, gewann Ústerreich (wieder) Vorarlberg, Tirol, Salzburg (Inn- und Hausruckviertel 1816), KÌrnten, Krain, Istrien, Kreis Tarnopol, Lombardo-Venetien, Toskana und Modena (bei Verlust des Breisgaues und der sÏdlichen Niederlande) und erreichte die Schweiz die Kantone Wallis, Neuenburg und Genf sowie die Sicherung der immerwÌhrenden Neutra- litÌt.

E. Norddeutscher Bund Als der Deutsche Bund am 24.8. 1866 am politischen Gegensatz zwischen dem protestan- tisch ausgerichteten, straff gefÏhrten PreuÞen und dem katholischen habsburgischen VielvÎl- kerstaat Ústerreich-Ungarn zerbrach, verhinderten die nichtdeutschen GroÞmÌchte die Bil- dung eines bereits 1848 ins Auge gefassten kleindeutschen Nationalstaates unter der FÏhrung PreuÞens. Diesem wurde im August 1866 lediglich die Schaffung des 415000 Quadratkilo- meter und 30 Millionen Einwohner umfassenden Norddeutschen Bundes gestattet. Seine 22 Mitglieder waren PreuÞen, Sachsen, Hessen(-Darmstadt, nÎrdlich des Maines), Mecklen- burg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Weimar, Sach- sen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudol- stadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, ReuÞ Ìltere Linie, ReuÞ jÏngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Hamburg, Bremen und LÏbeck. Seine Verfassung stammte vom 1. 7. 1867 und war durch dieVorrangstellung PreuÞens gekennzeichnet.

F. Zweites Deutsches Reich und Drittes Deutsches Reich I. Zweites Deutsches Reich Der ÏberwÌltigende Sieg PreuÞens und der ihm folgenden deutschen Staaten gegen Frank- reich 1870/1871 im Ringen um die Thronfolge in Spanien erlaubte dann freilich bald den Beitritt der wenigen verbliebenen sÏddeutschen Staaten und die Umwandlung des nord- deutschen Bundes in ein Reich. Dieses zweite, von PreuÞen beherrschte Deutsche Reich umfasste 540 742 Quadratkilometer mit 56,37 Millionen Einwohnern. Es gliederte sich nur noch in die LÌnder bzw. die KÎnigreiche PreuÞen, Bayern, Sachsen,WÏrttemberg, die GroÞ- herzogtÏmer Baden, Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar, Oldenburg, die HerzogtÏmer Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sach- sen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Anhalt, die FÏrstentÏmer Schwarzburg-Sonders- hausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, ReuÞ Ìltere Linie und ReuÞ jÏngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, die freien StÌdte Bremen, Hamburg, LÏbeck sowie das Reichs- land Elsass-Lothringen. Am 10. 11. 1918 wurde dieses Reich Republik. Auch in den LÌndern dankten die Monarchen ab. Die territoriale Einteilung wurde trotz groÞer Verluste an den Grenzen (Elsass-Lothrin- gen, Eupen-Malmedy, Nordschleswig, WestpreuÞen, Posen, Kreis Soldau, Oberschlesien, Danzig, Memelland, Saargebiet [gleichzeitige BeschrÌnkung Ústerreichs auf seine deutsch- sprachigen Gebiete,Verlust SÏdtirols an Italien]) dadurch grundsÌtzlich freilich nicht verÌn- dert.

II. Drittes Deutsches Reich An der territorialen Gliederung rÏttelte auch die auÞenpolitisch mit Gewalt Ïber die be- stehenden Grenzen ausgreifende Diktatur Adolf Hitlers zwischen 1933 und 1945 (Anschluss Ústerreichs und des Sudetenlandes, Memelland, Reichsprotektorat BÎhmen und MÌhren, Reichsgaue Danzig-WestpreuÞen und Wartheland, Ostoberschlesien, Eupen-Malmedy, Lu- xemburg, Elsass-Lothringen,Teile von Slowenien) nicht grundsÌtzlich. Allerdings hÎhlte sie den bisherigen FÎderalismus sachlich weitgehend aus und stellte neben die LÌnder 42 Gaue. Entscheidungen wurden hauptsÌchlich zentralistisch getroffen. XXVII Ûberblick

G. Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Ústerreich, Schweiz und Liechtenstein auf dem Weg nach Europa I. Die Kapitulation und die Besatzungszonen Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland auf Grund der im Februar 1945 in Jalta von der Sowjetunion, denVereinigten Staaten von Amerika und GroÞbritannien beschlosse- nen Einteilung in vier Besatzungszonen der alliierten GroÞmÌchte besetzt. Ústerreich, des- sen verschiedenen Zielsetzungen dienende Wiederherstellung bereits am 1. 1. 1943 auf einer Konferenz der alliierten AuÞenminister beschlossen worden war, wurde vom Deutschen Reich getrennt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt, fÏr die aber das VerfassungsÏberlei- tungsgesetz einer provisorischen Staatsregierung vom 1. 5. 1945 das Wiederinkrafttreten der Bundesverfassung des Jahres 1920 in der Fassung des Jahres 1929 bestimmte. Auch die Tsche- choslowakei wurde wieder hergestellt. In Deutschland unterzeichneten am 5. 6. 1945 die alliierten Oberbefehlshaber eine Deklara- tion Ïber die AusÏbung bzw. Ûbernahme der obersten Gewalt in Deutschland und errichte- ten den Alliierten Kontrollrat, der am 30. 7. 1945 erstmals zusammentrat. Durch das Potsda- mer Abkommen der alliierten SiegermÌchte vom 2. 8. 1945 wurde Deutschland bis zu einer Friedensregelung in vier Besatzungszonen, zwei Gebiete unter sowjetischer und polnischer Verwaltung (tatsÌchliche Verminderung des deutschen Herrschaftsgebiets gegenÏber 1937 um 24 %) sowie das innerhalb der sowjetischen Besatzungszone geviertelt einem Sondersta- tus unterliegende Berlin geteilt. Bereits am 9. 7. 1945 waren im sowjetisch besetzten Osten durch Anordnung der sowjeti- schen MilitÌradministration in Deutschland fÏnf LÌnder (Brandenburg, Mecklenburg-Vor- pommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und ThÏringen) und am19. 9. 1945 im amerikanisch be- setzten Gebiet drei LÌnder (Bayern, GroÞhessen und WÏrttemberg-Baden) (neu) gebildet worden. Am 21. 4. 1946 wurden in der sowjetischen Besatzungszone die Sozialdemokrati- sche Partei und die Kommunistische Partei zur Sozialistischen Einheitspartei zusammenge- schlossen. Im Sommer 1946 entstanden im britisch besetzten Teil die LÌnder Nordrhein- Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, im franzÎsisch besetzten Teil die LÌnder Baden,WÏrttemberg-Hohenzollern und Rheinland-Pfalz. Frankreich und die Sowjetunion betrachteten ihre Zonen als Gegenstand der Ausbeutung, wÌhrend es den Vereinigten Staaten von Amerika demgegenÏber mehr um demokratische Erneuerung ging.Von daher erklÌrt es sich, dass am 1. 1. 1947 amerikanische Zone und briti- sche Zone zu einer Bizone zusammengeschlossen wurden. (Das als fÏr die beidenWeltkriege mitverantwortlich angesehene) PreuÞen wurde durch Gesetz vom 25. 2.1957 aufgelÎst.

II. Der Neuaufbau Am 20.3.1948 stellte die Sowjetunion ihre Mitarbeit im Alliierten Kontrollrat ein. In der Folge versuchte sie, den Zugang zu Berlin zu blockieren. Das fÏhrte zur verstÌrkten Zusam- menarbeit imWesten, in dem am 8. 4.1949 die Bizone zur Trizone erweitert wurde. Die drei WestmÌchte schufen auf Grund der Londoner SechsmÌchtekonferenz vom 6. 3. 1948 das Besatzungsstatut fÏr Westdeutschland. Am 25. 5. 1949 verkÏndeten sie das Grund- gesetz fÏr die neugeschaffene Bundesrepublik Deutschland. DemgegenÏber errichtete die Sowjetunion mit der Annahme einer Verfassung auf ihrem Besatzungsgebiet am 7. 10. 1949 die Deutsche Demokratische Republik (108178 Quadratkilometer, 17 Millionen Einwoh- ner), in der 1952/1958 die LÌnder in Bezirke umgewandelt und damit beseitigt wurden (str.). Ústerreich wurde am 15. 5. 1955 unter Verpflichtung zur NeutralitÌt durch Staatsvertrag als souverÌner unabhÌngiger und demokratischer Staat in den Grenzen vom 1. 1. 1938 aner- kannt. Ûberblick XXVIII

III. DerWeg nach Europa Die Bundesrepublik Deutschland schloss am 14. 4. 1951 mit Frankreich, Italien, den Nieder- landen, Belgien und Luxemburg den der Kontrolle Ïber die RÏstungsindustrie vornehmlich Deutschlands dienenden Vertrag Ïber die EuropÌische Gemeinschaft fÏr Kohle und Stahl. 1952 trat sie der EuropÌischenVerteidigungsgemeinschaft, der WesteuropÌischen Union und 1954 der am 4. 4.1949 gegrÏndeten NordatlantischenVerteidigungsorganisation bei und am 5. 5. 1955 wurde sie von den WestmÌchten fÏr souverÌn erklÌrt. 1957 vereinbarte sie mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg VertrÌge Ïber die Nutzung der Atomenergie und Ïber die EuropÌischeWirtschaftsgemeinschaft. In der Deutschen Demokratischen Republik wurde am 17. 6. 1953 ein Aufstand mit sowjeti- scherWaffengewalt niedergeschlagen. Am 13. 8. 1961 wurde mit dem Bau einer Mauer an der Westgrenze begonnen. In der Neufassung der Verfassung wurde am 7. 10.1974 die Vorstel- lung einer deutschen Nation aufgegeben. Im August 1989 flÏchteten, begÏnstigt von der Reformpolitik Michael Gorbatschows in der Sowjetunion, Tausende von hinter dem Eisernen Vorhang bzw. der ,,antifaschistischen Schutzmauer`` eingesperrten Bewohnern der Deutschen Demokratischen Republik in die bundesdeutschen Botschaften in Budapest, Prag,Warschau sowie in die stÌndige Vertretung in Ostberlin. Am10. 9. 1989 Îffneten daraufhin die AuÞenminister Ungarns und Ústerreichs mit einer Drahtschere den Stacheldrahtzaun zwischen ihren LÌndern. Danach begannen in der Deutschen Demokratischen Republik Massendemonstrationen fÏr die Freiheit. Am 9.11.1989 wurden Ausreisegenehmigungen ohne Vorbedingung zugesagt. Am 18. 3. 1990 fanden freieWahlen statt. Sie fÏhrten zu einer bÏrgerlichen Mehrheit. Am 3. 10. 1990 trat die Deutsche Demokratische Republik (unter [Wieder-]Errichtung [str.] der LÌnder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und ThÏ- ringen) der Bundesrepublik Deutschland bei. Der Vertrag Ïber die abschlieÞende Regelung in Bezug auf Deutschland vom 12. 9. 1990 erklÌrte die nach 1945 faktisch durchgefÏhrte Ge- bietsneuverteilung fÏr endgÏltig. Am 14. 11. 1990 wurde derVertrag zwischen der Bundesre- publik Deutschland und der Republik Polen Ïber die BestÌtigung der zwischen ihnen be- stehenden Grenze unterzeichnet. 1992 wurde innerhalb der auf zwÎlf Staaten (mit England, Irland, DÌnemark, Spanien, Por- tugal und Griechenland) erweiterten EuropÌischen Gemeinschaften ein gemeinsamer Bin- nenmarkt verwirklicht. Die Gemeinschaften wurden zu einer Gemeinschaft und danach zur EuropÌischen Union umgeformt. Dieser traten zum 1. 1. 1995 Ústerreich, Finnland und Schweden bei, zum 1. 5. 2004 Tschechien, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Polen, Estland, Lettland, Litauen, Malta und Zypern, wÌhrend in der Schweiz, der Liechtenstein eng ver- bunden ist, der Beitritt fÎrmlich abgelehnt wurde, wenn auch 1998 zwei Drittel der BevÎl- kerung dem Beitritt bejahend gegenÏberstanden.

H. Die deutschsprachigen Lånder in der Gegenwart

In der Gegenwart gliedern sich die wichtigsten fÎderalistisch aufgebauten Staaten des deut- schen Sprachraumes, die im Wesentlichen den Raum des Heiligen RÎmischen Reiches ein- nehmen, noch folgendermaÞen: Die Bundesrepublik Deutschland (357 092 Quadratkilometer, 82,4 Millionen Einwohner) setzt sich aus den BundeslÌndern Baden-WÏrttemberg (Stuttgart), Bayern (MÏnchen), Brandenburg (Potsdam), Bremen (Bremen), Hamburg (Hamburg), Hessen (Wiesbaden), Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin), Niedersachsen (Hannover), Nordrhein-Westfalen (DÏsseldorf), Rheinland-Pfalz (Mainz), Saarland (SaarbrÏcken), Sachsen (Dresden), Sach- sen-Anhalt (Magdeburg), Schleswig-Holstein (Kiel), ThÏringen (Erfurt) sowie Berlin zu- sammen. Ústerreich (83871 Quadratkilometer, 8,26 Millionen Einwohner) besteht aus den neun BundeslÌndern NiederÎsterreich (seit 1986 Sankt PÎlten), Steiermark (Graz), Tirol XXIX Ûberblick

(), OberÎsterreich (Linz), KÌrnten (Klagenfurt), Salzburg (Salzburg), Burgenland (Eisenstadt), Vorarlberg () und Wien (Wien). Die zu rund 75 % deutschsprachige Schweiz (41285 Quadratkilometer, 7,48 Millionen Einwohner) gliedert sich in die 26 Kan- tone bzw. Halbkantone Aargau (Aarau), Appenzell-AuÞerrhoden (Herisau), Appenzell- Innerrhoden (Appenzell), Basel-Stadt (Basel), Basel-Land(schaft) (Liestal), Bern (Bern), Freiburg (Freiburg), Genf (Genf), Glarus (Glarus), GraubÏnden (Chur), Jura (seit 1979) (Delsberg/Dele¨ mont), Luzern (Luzern), Neuenburg (Neuenburg), Sankt Gallen (Sankt Gallen), Schaffhausen (Schaffhausen), Schwyz (Schwyz), Solothurn (Solothurn),Tessin (Bel- linzona), Thurgau (Frauenfeld), Unterwalden nid dem Wald bzw. Unterwalden-Obwalden (Stans), Unterwalden ob dem Wald bzw. Unterwalden-Nidwalden (Sarnen), Uri (Altdorf), Waadt (Lausanne),Wallis (Sitten), Zug (Zug) und ZÏrich (ZÏrich).