Deutscher Drucksache 13/5239 13. Wahlperiode 08. 07. 96

Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung

über die Frühjahrstagung der Nordatlantischen Versammlung vom 16. bis 20. Mai 1996 in Athen

Die Frühjahrstagung der Nordatlantischen Versamm- Ablauf der Tagung: lung fand vom 16. bis 20. Mai 1996 in Athen statt. Die Sitzungen der Ausschüsse der Nordatlantischen Der Deutsche Bundestag und der Bundesrat entsand- ten folgende Delegation: Versammlung fanden am 17. und 18. Mai 1996 (S. 3 ff.) statt, das Plenum tagte (S. 24 ff.) am 20.- Mai 1996. Deutscher Bundestag: Die Plenarsitzung wurde vom Präsidenten der Nord- Abg. Karsten D. Voigt (Frankfurt) (SPD), atlantischen Versammlung, Abg. Karsten D. Voigt Präsident der Nordatlantischen Versammlung, (Bundesrepublik Deutschland) eröffnet. Es folgten Abg. Klaus Francke (Hamburg) (CDU/CSU), Ansprachen des griechischen Parlamentspräsiden- Leiter der Delegation, ten, Apostolos Kaklamanis, des Präsidenten der Abg. Hans-Dirk Bierling (CDU/CSU), Nordatlantischen Versammlung, Karsten D. Voigt, Abg. Prof. Dr. Joseph-Theodor Blank (CDU/CSU), und des griechischen Premierministers, Constanti Abg. Heinrich Graf v. Einsiedel (PDS), nos Simitis. Anschließend sprachen der NATO Abg. Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU), Generalsekretär, Javier Solana, der Hohe Vertreter Abg. Lothar Ibrügger (SPD), für den Zivilen Wiederaufbau in Bosnien-Herze- Abg. Ulrich Irmer (F.D.P.), gowina, Carl Bildt, und der Leiter der griechischen Abg. Dr. Dionys Jobst (CDU/CSU), Delegation zur NAV, Elefterios Verivakis. Die Ver- Abg. Dr. Dietmar Kansy (CDU/CSU), sammlung gedachte des verstorbenen ehemaligen Abg. (SPD), Vorsitzenden des Ausschusses für Wissenschaft und Abg. Wolfgang Krause (Dessau) (CDU/CSU), Technik, Senator Earl Hastings (Kanada), und nahm Abg. Herbert Lattmann (CDU/CSU), im weiteren Verlauf der Plenarsitzung den vom Aus- Abg. Markus Meckel (SPD), schuß für Verteidigung und Sicherheit vorgelegten Abg. Manfred Opel (SPD), Entwurf einer Entschließung betr. die Achtung des Abg. Brigitte Schulte (SPD), KSE-Vertrages an. Da der Abg. Rose (Vereinigte Abg. Dr. Klaus-Dieter Uelhoff (CDU/CSU), Staaten) das Amt als Schatzmeister vorzeitig nieder- Abg. Dr. Norbert Wieczorek (SPD), gelegt hatte, wurde Sir Geoffrey Johnson Smith (Ver- Abg. Verena Wohlleben (SPD), einigtes Königreich) bis zur Jahrestagung der NAV Abg. Michael Wonneberger (CDU/CSU), im November 1996 in Paris kommissarisch zum Abg. (SPD) Schatzmeister bestellt. Anläßlich der bei der NAV er- folgten Buchprüfung informierte der Präsident der Versammlung, Karsten D. Voigt, die Mitglieder über Bundesrat: die im Ständigen Ausschuß verabschiedeten Ände- Staatsminister Florian Gerster (SPD), Rheinland-Pfalz, rungen zur Geschäftsordnung, die auf der Jahresta- Stellvertretender Delegationsleiter, gung im Herbst von der Versammlung endgültig ver- Staatsministerin Prof. Ursula Männle (CSU), Bayern, abschiedet werden sollen. Minister Steffen Reiche (SPD), , Senator (SPD), Bremen, Politischer Ausschuß Staatsminister Gerhard Bökel (SPD), Hessen, Minister Rudi Geil (CDU), Mecklenburg-Vorpommern, Im Politischen Ausschuß berichtete Dr. Sergei Kara Minister Gerhard Glogowski (SPD), Niedersachsen, ganow, Mitglied des Präsidentschaftsrates der Russi Minister Dr. Manfred Püchel (SPD), Sachsen-Anhalt schen Föderation und Direktor am Europäischen In- Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode stitut der Russischen Akademie der Wissenschaften, Im weiteren Verlauf seines Vortrages forde rte Hans zunächst über ein Sicherheitssystem, wie es Rußland Koschnick, daß alle Beteiligten - Serben, Moslems vorschwebe. Für die mittel- und osteuropäischen und Kroaten - dem Internationalen Strafgerichtshof Staaten schlage die Stunde der Erkenntnis, daß sie in Den Haag unverzüglich alle Personen überstellen im Jahr 2000 zwar die Chance hätten, Teile eines von sollten, die der Kriegsverbrechen beschuldigt wür- der NATO mitbestimmten Systems europäischer den, darunter Karadzic und Mladic, und daß die Sicherheit zu sein, keinesfalls aber Mitglieder des IFOR nicht länger zögern sollen, dem Strafgerichts- Atlantik-Pakts im klassischen Sinne. Gegen die hof praktische Unterstützung in bezug auf die Über- Mitgliedschaft in der NATO habe Rußland grund- stellung dieser Personen zu leisten. In diesem Zu- sätzlich nichts einzuwenden. Die Allianz könne den sammenhang soll ihr Mandat mit dem Ziel einer Lö- „Neuen" ruhig ihre Garantien gewähren, solle aber sung dieses Problems erweitert werden. Darüber hin- auf die Stationierung von Truppen und Waffen so- aus solle sichergestellt werden, daß die zugesagte wie auf Stützpunkte vor Ort verzichten. Fraglich sei, Stationierung von 200 WEU-Polizisten in Mostar ein- gegen wen die mittel- und osteuropäischen Staaten gehalten werden könne. Die zu verzeichnende Ge- geschützt werden sollten. Die gesamte Denkweise waltbereitschaft müsse endlich unterbunden werden. zeuge davon, daß man noch „Gefangene" alter Zei- ten sei. Da in Mittel-Ost-Europa weder ein neues Auf die Frage von Abg. Klaus Francke (Bundesrepu- „Zwischeneuropa" noch eine NATO-Struktur ent- blik Deutschland) nach der Entwicklung auf dem stehen solle, müsse am Ende ein Vertrag über Zu- Balkan erklärte Hans Koschnick, in dieser Region sei sammenarbeit und Partnerschaft zwischen NATO eine neue Politik erforderlich. Das Herbeiführen ei- und Rußland vereinbart werden. Seit dem Frühjahr ner dauerhaften Friedensordnung auf dem Balkan 1996 stelle ihn Moskau als Konzept der zwei Stützen hänge von der Einigung über bestimmte noch unge- zur Diskussion. Die Europäer hätten gute Gründe, klärte Angelegenheiten ab, wie z. B. die Streitigkei- ihre Handlungsfähigkeit auf dem Gebiet der Sicher- ten um den Brcko-Komdor, die Entmilitarisierung heit nach vielen Ankündigungen unter Beweis zu Ostslawoniens etc. stellen. Abg. Roman (Rumänien) erläuterte seinen Bericht über „Die neuen europäischen Demokratien und die Der ehemalige EU-Administrator für Mostar, Hans NATO-Erweiterung" . Er führte aus, daß Bitterkeit die nahm hierauf zum Friedensprozeß auf Koschnick, Folge einer nicht zustande kommenden NATO-Er- dem Balkan unter dem Aspekt der Umsetzung der weiterung sein werde. Ohne einen starken Sicher- Übereinkommen von Dayton Stellung. Er hob hervor, heitsschirm werde es den neuen Demokratien nicht die militärischen Voraussetzungen für den Übergang gelingen, wirtschaftlichen Wohlstand als ein Funda- in den gesicherten Frieden seien geschaffen, die ment für die Demokratie zu erreichen. In einem sol- Feindseligkeiten im gesamten Territorium des ehe- chen Falle könne die Sicherheit eines ganzen Konti- maligen Jugoslawien seien beendet und die Konflikt- nents gefährdet sein, da Mitteleuropa das Bindeglied parteien hätten die meisten Verpflichtungen im Rah- zwischen beiden Teilen Europas sei und daher keine men der Übereinkommen von Dayton und Paris in Trennlinie innerhalb Europas gezogen werden dürfe. bezug auf die militärischen Aspekte, eingehalten. Die Vorstellungen von Stabilität und Wohlstand wür- den durch unermüdliche Bemühungen der neuen eu- Die IFOR-Truppen leisteten auch einen maßgebli- ropäischen Demokratien in immer engerer Zusam- chen Beitrag im Wiederaufbauprozeß; sie garantier- menarbeit mit den euroatlantischen Institutionen zu- ten nämlich ein sicheres Umfeld einschließlich der nehmend Realität. Insbesondere junge Leute stün- Bewegungsfreiheit der Bevölkerung. Dies sei Voraus- den der NATO-Erweiterung positiv gegenüber. Zu setzung für die Durchführung freier Wahlen, den un- betonen sei, daß Ungarn und Rumänien gleichzeitig gehinderten Wiederaufbau und die Wiederansied- als neue Mitglieder in die NATO aufgenommen wer- lung von Flüchtlingen. In jedem Falle müßten freie den sollten. Wahlen ermöglicht werden, bei denen es sich nicht um „Scheinwahlen" handeln dürfe. Voraussetzung Abg. Just (Dänemark) erklärte, sie habe großes Ver- hierfür sei unter anderem auch die Etablierung einer ständnis für das Sicherheitsbedürfnis der baltischen freien Presse. Es habe sich gezeigt, daß die Notwen- Staaten und Rumänien. Aus militärischer Sicht beste- digkeit bestehe, Kandidaten für die Stadtparlamente he jedoch kein Grund für eine NATO-Osterweite- bis zum Tag der Wahl zu schützen. Über ein neues rung. Diese solle man hinausschieben, sofern sie mit IFOR-Mandat müsse in Ruhe nachgedacht werden. Instabilität verbunden sein sollte. Außer Frage stehe Die Thematik sei aber nicht zur Diskussion in der aber, daß Rußland in dieser Angelegenheit kein Ve- Öffentlichkeit geeignet. Darüber hinaus seien un- to-Recht zugebilligt werden könne. Festzuhalten sei erfüllbare Erwartungen an IFOR außerhalb ihrer mili- in diesem Zusammenhang, daß zunächst der EU-Er- tärischen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu ver- weiterung äußerste Priorität einzuräumen sei. Abg. meiden. Ein Teil der humanitären Hilfe und Wieder- Dutoft (Dänemark) verwies auf vertrauensbildende aufbauhilfe sei in konkrete Projekte für die För- Maßnahmen im Rahmen der OSZE. Abg. Inan (Tür- derung der Rückkehr von Flüchtlingen und Vertrie- kei) äußerte, der Russischen Föderation dürfe kein benen einzusetzen. Des weiteren sei festzuhalten, Signal gegeben werden, daß sie Gelegenheit habe, daß sich weitere Fortschritte auf dem in Rede stehen- sich in Fragen der NATO-Mitgliedschaft einmischen den Gebiet nur erzielen ließen, wenn sich das gegen- zu können. seifige Mißtrauen abbauen lasse und deutlich zum Ausdruck komme, daß man hinter den Verträgen Abg. Arbatov (Russische Föderation) stimmte dem zu stehe. und führte aus, es sprächen keine plausiblen Gründe Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239 für eine Ost-Erweiterung der NATO. Die politische WEU alliierte Truppen einsetze, der auch Soldaten Elite in Rußland habe sich mehrheitlich dagegen aus- von Ländern angehörten, die nicht Mitglieder der gesprochen. Am Beispiel Schwedens und Finnlands WEU seien, wies der Abg. Göres (Türkei) hin. Abg. zeige sich, daß auch andere Pfade der Sicherheit be- Ruzin (Mazedonien) hob zunächst hervor, daß mit schritten werden könnten. In Rußland würden große seiner Wortmeldung zum ersten Mal die Stimme Ma- Hoffnungen in die Arbeit der OSZE gesetzt. zedoniens im Ausschuß zu hören sei, noch dazu in Gegenwart griechischer Vertreter. Dann machte er darauf aufmerksam, daß der russische Argwohn ge- Ausschuß für Verteidigung und Sicherheit gen die NATO-Erweiterung auch Länder einbeziehe, die - wie sein Land - nicht dem Warschauer Pakt an- Unter dem Vorsitz des Abg. Sjastaad (Norwegen) be- gehört hätten. Dennoch seien sich alle mazedoni- faßte sich der Ausschuß mit der Reform der NATO, schen Parteien einig, die NATO-Mitgliedschaft anzu- den Lehren aus dem Krieg im ehemaligen Jugosla- streben. wien, sowie Problemen der Sicherheit im Bereich der Ostsee und der Arktis. Ferner wurde die Entschlie- In einer kurzen Rede schlug die Abg. van Heemskerk ßung des Abg. Klaus Francke (Bundesrepublik Pillis-Duvekot (Niederlande) sodann vor, das NATO Deutschland) betr. die „Achtung des KSE-Vertrages" Parlament solle das Versagen der Völkergemein- beraten und gebilligt. Als Gastredner sprach der Lei- schaft beim Konfliktmanagement im ehemaligen Ju- ter der IFOR-Koordinierungszelle bei SHAPE, Gene- goslawien näher untersuchen. Zwar sei die große Be- ralmajor Harald Kujath, über die Mitwirkung von friedigung angesichts des erfolgreichen Verlaufs der nicht zur NATO gehörenden Streitkräften bei der Im- IFOR-Operation durchaus angebracht, dennoch dür- plementierung des Friedensabkommens von Dayton fe diese Befriedigung nicht vergessen lassen, daß zu- und der Angehörige des amerikanischen Verteidi- vor die dritte große kriegerische Katastrophe in Euro- gungsministeriums, Dr. J. David Martin, über die Zu- pa im 20. Jahrhundert 200 000 Menschen das Leben sammenarbeit innerhalb der NATO bei der Planung gekostet und ungeheure Ressourcen verschlungen von Raketenabwehrsystemen. habe. Es stelle sich die Frage, warum das Netz von Verträgen und Institutionen, das seit 1945 ausdrück- Der Generalberichterstatter, Abg. Estrella (Spanien), legte den Entwurf zum Jahresbericht „Die Reform lich zum Zwecke der Kriegsverhinderung geknüpft- der NATO" vor. Er begrüßte das Konzept der „Inte- worden sei, bereits der ersten Belastung nicht habe grierten Streitkräftekommandos", weil es sowohl die standhalten können. Bei der angestrebten Untersu- Voraussetzung für eine stärkere europäische Ro lle in- chung gehe es nicht um Schuldzuweisungen, son- nerhalb der Allianz als auch die Basis für die Erweite- dern einzig und allein darum, aus Fehlern der jüng- rung der NATO schaffe. Parallel dazu müsse aller- sten Vergangenheit zu lernen. dings mit Moskau eine formale Vereinbarung über die Beteiligung Rußlands an der neuen Sicherheits- In der folgenden Aussprache unterstrich Abg. Cook ordnung in Europa ausgehandelt werden. Er verwies (Vereinigtes Königreich), die Bedeutung von IFOR darauf, daß die neue NATO-Struktur bereits jetzt im für die Absicherung des Wiederaufbaus in dem ver- ehemaligen Jugoslawien praktisch erprobt werde. wüsteten Land. Scharf kritisierte er, daß für zivile Aufgaben bisher nicht genügend finanzielle und per- In der anschließenden Diskussion unterstrich der sonelle Ressourcen zur Verfügung gestellt worden Abg. Walter Kolbow (Bundesrepublik Deutschland) seien. Die Abg. Estrella (Spanien) und Papadoganas die strategische und historische Dimension der NA- (Griechenland) verwiesen insbesondere auf das frag- TO-Reform. Daß die Europäer größere Verantwor- würdige Verhalten europäischer Regierungen bei der tung zu übernehmen bereit seien, könnte sich darin Lösung des Konflikts. Als beste Methode einer Unter- niederschlagen, dem europäischen Stellvertreter des suchung schlug Abg. Hoekema (Niederlande) eine Obersten Alliierten Befehlshabers volle Verantwor- Reihe von Anhörungen vor. Abg. Walter Kolbow tung für die Leitung europäischer Militäroperationen, (Bundesrepublik Deutschland) erklärte, daß auch die selbstverständlich immer ein Mandat der Verein- Parlamente und Regierungen der beteiligten Staaten ten Nationen voraussetzten, zu übertragen. Der Abg. sich der Herausforderung stellen müßten, die Lehren Baumel (Frankreich) skizzierte die Grundzüge der aus der Katastrophe zu ziehen, ebenso die Europäi- neuen französischen Sicherheitspolitik. Er wider- sche Union. Ohne eine gründliche Analyse von Fehl- sprach der These des Berichterstatters, daß IFOR be- entscheidungen und Strukturschwächen könne man reits die neue NATO-Struktur vorwegnähme, aus sei- kaum daran gehen, eine künftige Sicherheitsarchi- ner Sicht habe diese Operation vielmehr einen ein- tektur für Europa zu entwerfen. Obwohl der Konflikt- maligen und einzigartigen Charakter. Scharf kriti- vorbeugung weiterhin Priorität zukomme, sei in Bos- sierte er, daß offenbar nicht alle Kriegsverbrecher nien bewiesen worden, daß mittels begrenzter und konsequent zur Rechenschaft gezogen würden. Auf gezielter Gewaltanwendung in der Tat Frieden er- die Besorgnisse Rußlands angesichts der geplanten zwungen werden könne; dies müsse freilich auch in NATO-Erweiterung wies der Abg. Sir Peter Emery Zukunft letztes Mittel bleiben. Der Abg. Campbell (Vereinigtes Königreich) hin und fragte, wie man (Vereinigtes Königreich) unterstrich noch einmal den diese Befürchtungen zerstreuen könne. Der Abg. überraschenden Erfolg der IFOR-Operation und for- Campbell (Vereinigtes Königreich) berichtete über derte, daß die notwendige Folgeoperation zwar we- seine Eindrücke bei einem kürzlich erfolgten Besuch niger umfangreich, aber mindestens ebenso effizient in Bosnien und forderte, daß sich die Vereinigten sein müsse, was robuste Regeln für Friedenserzwin- Staaten auch künftig mit Bodentruppen engagieren gung einschließe. Zwar möge die Forderung nach müßten. Auf die Problematik, die entstehe, wenn die Multinationalität politisch korrekt sein, dies dürfe Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode aber keinesfalls zu Lasten von Effizienz und Funkti- nen Änderungen wurden von dem Abg. Göres (Tür- onsfähigkeit gehen. kei), die von der russischen Seite vorgeschlagenen Änderungen wurden von dem Abg. Arbatov (Russi- Für den Unterausschuß „Zukunft der Streitkräfte" sche Föderation) begründet. Die Ausschußmehrheit legte der Abg. Cook (Vereinigtes Königreich) den folgte allerdings bei der Entscheidung über die An- Entwurf zum Jahresbericht „Partnerschaft für den nahme bzw. Ablehnung der Anträge in allen Fällen Frieden: Basis für neue Sicherheitsstrukturen und den Empfehlungen des Abg. Francke. Der Entschlie- Impuls für Streitkräftereformen in Europa" vor. Er be- ßungsentwurf wurde sodann mit großer Mehrheit ge- tonte die doppelte Bedeutung der Pa rtnerschaft für billigt und zur Verabschiedung an das Plenum ver- den Frieden; für einige Länder sei sie eine Durch- wiesen. gangsstation zur vollen NATO-Mitgliedschaft, ande- ren biete sie die Chance, nach nationalen Bedürfnis- sen und Möglichkeiten an gemeinsamen Aktivitäten Wirtschaftsausschuß zur Sicherung des Friedens teilzunehmen. Im An- schluß an diesen Vortrag berichtete der Abg. Ratiu Der Wirtschaftsausschuß beriet am 18. Mai 1996 un- (Rumänien) über den Fortgang der Militärreform in ter Vorsitz von Abg. Bliley (Vereinigte Staaten) den seinem Lande und lud den Unterausschuß ein, sich von Abg. Dr. Norbert Wieczorek (Bundesrepublik an Ort und Stelle ein eigenes Bild von der Situa tion Deutschland) vorgelegten Entwurf seines Generalbe- zu verschaffen. Die erste Stufe der Reform habe alle richts über „Europa und Nordamerika: Pa rtner und Ebenen - vom Verteidigungsministerium bis zur letz- Konkurrenten" und den von Abg. Zijlstra (Niederlan- ten Kompanie - umfaßt, aber auch Gebiete wie Erzie- de) verfaßten Zwischenbericht des Unterausschusses hung, Ausbildung und Bewaffnung seien nicht unbe- „Ost-West-Wirtschaftszusammenarbeit und -konver- rührt geblieben. Ein Zeichen für die feste Absicht Ru- genz" über den „Prozeß des wirtschaftlichen Wan- mäniens, sich vorbehaltlos NATO-Standards anzu- dels in Polen" . Vor dem Ausschuß sprachen als Gast- passen, sei die aktive Teilnahme an zahlreichen redner der Präsident der griechischen Indust rie- und Übungen im Rahmen der Pa rtnerschaft für den Frie- Handelskammer, loannis Papathanossiou, der stell- den. Die Beteiligung an der IFOR-Operation ergebe vertretende griechische Minister für Volkswirtschaft, sich darüber hinaus auch aus der geographischen Christos Pachtas, und die Expertin für internationa- - Nähe zum Konfliktgebiet sowie daraus, daß Rumä- len Handel und Investitionen in den mittel- und ost- nien - nach Polen - das zweitgrößte Land in der Re- europäischen Ländern der Anwaltskanzlei Hunter & gion sei. Mehrere Redner würdigten in der anschlie- Williams, Washington D. C., Dr. Paula Dobriansky. ßenden Diskussion die Bemühungen der osteuropäi- Zu Beginn der Sitzung berichtete der stellvertretende schen Staaten, ihre Streitkräfte ziviler Kontrolle zu Vorsitzende des Unterausschusses „Ost-West-Wirt- unterwerfen und an friedensbewahrenden interna- schaftszusammenarbeit und -konvergenz", Abg. Co- tionalen Einsätzen teilzunehmen. hen (Vereinigtes Königreich), über die Informa tions- reise des Unterausschusses in die gerade gegründete Der vom Abg. Hoekema (Niederlande) für die Ar- Republik Mazedonien. Er betonte die makroökono- beitsgruppe „Sicherheit im Norden" erläuterte Be- mische Stabilität des Landes, die gute Ausbildung richtsentwurf befaßte sich im wesentlichen mit zwei der Arbeitskräfte und die Qualität der Produkte bei Problembereichen: der sicherheitspolitischen Situa ti niedrigen Lohnkosten. Der Unterausschuß habe al- -on im Ostseeraum und der zunehmenden Umweltbe- lerdings den Eindruck gewonnen, daß die Regierung lastung in der Arktis. Die Sicherheit der baltischen bislang keine langfristig wirkungsvolle Strategie ge- Staaten hinge, so führte der Berichterstatter aus, gen die hohe Arbeitslosigkeit im Lande entwickelt stark von ihren Beziehungen zu Rußland ab. Zwar habe und derzeit nur auf eine ökonomische Expansi- habe Rußland seine Truppen inzwischen vollständig on durch Exporte und Auslandsinvestitionen setze. abgezogen, da sie nun aber im Raum Kaliningrad Abg. prognostizierte dem Land jedoch gute konzentriert seien, bestehe nach wie vor Anlaß zur Cohen wirtschaftliche Aussichten, sofern die derzeitigen in- Beunruhigung. Ursache für Spannungen sei auch frastrukturellen Probleme, wie der nur begrenzt weiterhin der Status der russischen Minderheiten in funktionsfähige Kapitalmarkt, das lückenhafte Pri- Lettland und Litauen. In der Arktis hingegen werde vatisierungskonzept sowie der liquiditätsschwache die Sicherheit mehr und mehr durch nuklearen Ab- Bankensektor, bewältigt würden. fall und andere Schädigungen der Umwelt beein- trächtigt. Die wachsende Einsicht, daß die Umwelt Ferner wies er auf den Bericht über die Ausschußrei- nur durch gemeinsame Anstrengungen geschützt se in die Slowakei und Slowenien hin und teilte mit, werden könne, sei - so wurde in der Aussprache daß der Ausschuß eine weitere Reise im September betont - ein wichtiger Impuls für eine verstärkte in- dieses Jahres nach Moskau plane. ternationale Zusammenarbeit, wie sie zum Beispiel im Arktischen Rat Realität zu werden verspreche. Anschließend stellte der Generalberichterstatter Dr. Norbert Wieczorek (Bundesrepublik Deutsch- Abschließend diskutierte der Ausschuß die vierzehn land) den Entwurf seines Generalberichts über „Eu- Abänderungsanträge zum Entwurf einer Entschlie- ropa und Nordamerika: Partner und Konkurrenten" ßung betr. die „Achtung des KSE-Vertrages", der zu- vor, der zu einer kontroversen Debatte der Delegier- vor von dem Abg. Klaus Francke (Bundesrepublik ten führte. Der Berichterstatter beleuchtete insbeson- Deutschland) vorgelegt und erläutert worden war. dere die am 3. Dezember 1995 zwischen Europa und Insbesondere die russische und die türkische Delega- den Vereinigten Staaten unterzeichnete Neue Trans- tion hatten jeweils mehrere Änderungsanträge ein- atlantische Agenda und betonte, daß nach seiner gebracht. Die von der türkischen Seite vorgeschlage Einschätzung die daran geknüpften Hoffnungen zu Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239 groß seien. Er kritisierte insbesondere, daß es dem zum Beitrittsgesuchs Chinas zur WTO bemerkte er, Vertrag an einer langfristigen, strategischen Perspek- den Vereinigten Staaten liege viel an einem Beitritt tive für neue Beziehungen zwischen Europa und den Chinas. Es sei jedoch nicht akzeptabel, daß ein Land Vereinigten Staaten ebenso mangele wie an neuen nur die Vorteile des internationalen Handels nutze, Ansätzen oder Verpflichtungen für teilweise jahre- ohne die daraus erwachsenden Verpflichtungen zu lang diskutierte Themen; ferner sei versäumt wor- tragen. den, die Öffentlichkeit angesichts der tiefgreifenden Der Berichterstatter (Bundes- Interdependenz von der Notwendigkeit gemeinsa- Dr. Norbert Wieczorek republik Deutschland) nahm die Ausführungen von mer Ansätze gegenüber Drittstaaten zu überzeugen. Senator Roth (Vereinigte Staaten) hinsichtlich des Kernstück der Agenda sei die Errichtung eines neuen Beitrittsgesuchs Chinas zur WTO zum Anlaß, darauf transatlantischen Marktes durch Abbau und Beseiti- hinzuweisen, daß China zukünftig durch ein starkes gung von Barrieren, die den Waren-, Dienstleistungs- Wirtschaftswachstum und eine Marktöffnung neue und Kapitalstrom zwischen der Europäischen Union Handels- und Investitionsmöglichkeiten bieten wer- und den Vereinigten Staaten behindern. Die Ini tiati de. Die Fortsetzung der Integra tion dieser Region in -ve des Marktes beschäftige sich mit 15 Bereichen, die europäische und die inte rnationale Wirtschaft die in der Vergangenheit immer wieder zu Disputen entspräche daher den Interessen der Union; Voraus- geführt haben, darunter die Liberalisierung im Be- setzung dafür sei, daß China die Aufnahmekriterien reich der Telekommunikation, das multilaterale Ab- der WTO erfülle. kommen zur Investitionstätigkeit, die Abstimmung Senator (Frankreich) erinnerte daran, daß die der Wettbewerbspolitik, die Reform der Produkthaf- Gaud transatlantischen Beziehungen nie ein „ruhiger tung und die Null-Zoll-Verhandlungen im Bereich Strom" gewesen seien und wies auf die Differenzen der Informationstechnologie. Der Berichterstatter hob und Schwierigkeiten der vergangenen Jahre im Be- in diesem Zusammenhang die erfolgreiche Einrich- reich der Mikroprozessoren, Luftfahrtindustrie und tung eines transatlantischen Wirtschaftsdialoges als Agrarpolitik hin. Auch die Neue Transatlantische einen ersten konkreten Schritt hervor, die Wi rtschaft Agenda werde wirtschaftliche Rivalitäten nicht aus- an den Regierungsverhandlungen zu beteiligen, der räumen, doch nur mit solchen Vereinbarungen seien beispielsweise entscheidend zu dem bevorstehenden Kooperationsschritte möglich; er teile daher die pes- Durchbruch bei der Harmonisierung der Normen im simistische Haltung des Berichterstatters nicht. Bereich der Automobilsicherheit und Umwelt beige- tragen habe. Abg. Dr. Norbert Wieczorek (Bundesrepublik Deutschland) erwiderte, die Planung einer transat- Aufgrund der bestehenden Interdependenz im ma- lantischen Freihandelszone habe in der Wi rtschaft kroökonomischen Bereich zwischen den Vereinigten viel Optimismus hervorgerufen, der jedoch ent- Staaten und Europa müsse es im beiderseitigen Inter- täuscht worden sei. Der Bericht spiegele daher nur esse liegen, eine engere Zusammenarbeit anzustre- die gegenwärtige pessimistische Einschätzung der ben. Er stellte jedoch fest, daß die Rivalität zwischen Geschäftswelt hinsichtlich der Neuen Transatlanti- den Partnern zu einer hochgradig wettbewerbsge- schen Agenda wider und zeige die Gefahren und prägten Atmosphäre nicht nur innerhalb der Region Probleme des Abkommens auf, daß nämlich Europa sondern auch gegenüber Drittländern führe. Deshalb und die Vereinigten Staaten zu den gleichen Fragen seien die Verhandlungen mit den Ländern in Mittel- unterschiedliche Auffassungen hätten, die immer und Osteuropa, Asien, Lateinamerika bzw. China wieder zu Konflikten führten. und Rußland durch eine fehlende Koordinierung der gemeinsamen Handels- und Investitionspolitik be- Die Abg. Meyers (Vereinigte Staaten) schloß sich den einträchtigt. Der Berichterstatter stellte zusammen- Bemerkungen von Senator Roth (Vereinigte Staaten) fassend fest, daß es angesichts der Globalisierung an und sah in der Neuen Transatlantischen Agenda der Weltwirtschaft dringend notwendig sei, größere die Möglichkeit, die Beziehung zwischen Europa Anstrengungen zu unternehmen, um eine gemein- und den Vereinigten Staaten zu verbessern, die ins- same Handels- und Investitionspolitik aufzubauen. besondere durch Maßnahmen, wie z. B. der Umtari- fierung der CD-ROM Laufwerke, immer wieder bela- In der anschließenden Debatte widersprach Senator stet würden. Ferner wies sie darauf hin, daß gerade Roth (Vereinigte Staaten) der pessimistischen Bewer- angesichts der Terrorregime im Nahen Osten deut- tung der Neuen Transatlantischen Agenda durch den lich werde, wie wichtig ein gemeinsamer politischer Berichterstatter. Er bewe rtete die bevorstehende Har- Ansatz von Europa und den Vereinigten Staaten sei monisierung der Normen als einen großen Erfolg des und regte an, den Bericht um diesen Punkt zu ergän- transatlantischen Wirtschaftsdialogs und machte dar- zen. Abg. Dr. Norbert Wieczorek (Bundesrepublik auf aufmerksam, . daß erst kürzlich auf einer Tagung Deutschland) bemerkte dazu, bei Ländern im Nahen in Sevilla über 70 konkrete Empfehlungen von Ge- Osten, wie Libyen, Iran und Irak, bestünde in der Tat schäftsleuten ausgearbeitet worden seien, um die be- kein gemeinsamer politischer Ansatz, gab aber zu stehenden Handelshemmnisse zwischen der Europäi- bedenken, daß dies nicht Gegenstand der Neuen schen Union und den Vereinigten Staaten abzubau- Transatlantischen Agenda sei. en. Auf die Notwendigkeit einer besseren Koordinie- rung zur Entwicklung gemeinsamer Strategien zur Abg. Nickolls (Vereinigtes Königreich) stellte fest, Bekämpfung der wachsenden Wi rtschaftskriminalität Europa und die Vereinigten Staaten hätten bei der eingehend, forderte Roth die Nordatlantische Ver- Förderung der mittel- und osteuropäischen Staaten sammlung zu verstärkter Unterstützung auf. Bei sei- zwei völlig unterschiedliche Konzepte in bezug auf nen Erläuterungen über die amerikanische Haltung die Zeitplanung, Konvertierbarkeit der Währung, Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode den Beitritt zur Europäischen Union und NATO ent- Der Berichterstatter ging ferner auf das transparente wickelt und vertrat die Auffassung, daß hier eine Bankensystem ein, eines der besten und stabilsten stärkere Zusammenarbeit sinnvoll gewesen wäre, der Region, welches auch Auslandsinvestitionen er- räumte aber zugleich ein, daß die unterschiedlichen mögliche, bedauerte jedoch, daß zu viele Banken Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten keine ausreichende Kapitaldecke hätten. Er erläuter- zwangsläufig zu einer unterschiedlichen Vorgehens- te dazu, in der Vergangenheit seien zu viele Kredite weise führten. Darauf erklärte der Berichterstatter an marode Bet riebe vergeben worden, deren Zah- Dr. Norbert Wieczorek (Bundesrepublik Deutsch- lungsfähigkeit nicht ausreichend geprüft worden sei. land), auch er habe den Eindruck, bei den mittel- Ein weiteres Kapitel des Berichtes widmete der Be- und osteuropäischen Staaten sei es schwer einen ge- richterstatter dem Agrarbereich und seiner Bezie- meinsamen Ansatz zu finden, unterstrich aber dabei hung zu der Europäischen Union, da er dies als einen die Vorteile eines gesunden Wettbewerbs für diese Schlüsselfaktor für einen baldigen Beitritt ansah. Länder. Senator Gaud (Frankreich) wies darauf hin, daß Po- Die Abg. Ringuette-Maltais (Kanada) bemerkte unter len nach Abschluß seiner Schocktherapie, die zu ho- Hinweis auf das Helms-Burton-Gesetz der Vereinig- her Arbeitslosigkeit geführt habe, jetzt zufrieden in ten Staaten, die wi rtschaftliche Isolierung von Kuba die Zukunft blicken könne. Die Senkung der Zentral- trage nur zur Unterstützung der derzeitigen Macht- bankraten und der Warenabsatz in die Europäische haber bei. Sie befürwortete daher die von den Verei- Union hätten 1995 zu einer Wachstumsrate von 7 % nigten Staaten abweichende Haltung der Europäer, und einer Inflationsrate von nur noch 20 % geführt. da sie persönlich in einer stärkeren wirtschaftlichen Nun gelte es, die Reform der Landwirtschaft und der Einbindung die Möglichkeit sehe, den Demokratisie- Schwerindustrie erfolgreich abzuschließen, damit Po- rungsprozeß dieser Länder zu fördern. len bald Mitglied der Union werden könne. Fraglich sei nur, ob Polen die positive Wachstumsrate unge- Mit Interesse nahmen die Delegierten den von Abg. schmälert aufrechterhalten könne angesichts der im Zijlstra (Niederlande) vorgelegten Entwurf eines vergangenen Jahr kräftig gestiegenen und weiter Zwischenberichts des Unterausschusses „Ost-West- steigenden Löhne für Facharbeiter. Wirtschaftszusammenarbeit und -konvergenz" über den Prozeß des wirtschaftlichen Wandels in Polen Abg. Bereuter (Vereinigte Staaten) stellte ausführlich auf. Eingangs stellte der Berichterstatter fest, daß Po- das Problem der kleinen Bauernhöfe in Polen dar. lens neues Privatisierungsprogramm zu einem Mo- Vor dem Hintergrund, daß 75 % der wegen ihrer Grö- dell für die Nachbarländer werden könne. Das Kon- ße zu unwirtschaftlichen Bet riebe in privater Hand zept basiere auf der Kapitalprivatisierung sowie dem seien und nur 25 % als staatliche Bet riebe geführt Direktverkauf und habe zu einem starken Ansteigen werden, sei es klar, daß eine Konsolidierung der der privaten Betriebe geführt, die nach westlichem Landwirtschaft schwer erreichbar sei. Die Europäer Vorbild geleitet würden. Investitionen der westlichen drängten einerseits darauf, daß Polen die Landwirt- Länder in Höhe von 3,5 Milliarden Mark in dem pro- schaft mit staatlicher Hilfe wettbewerbsfähig mache, duzierenden Gewerbe trügen so dazu bei, daß der doch andererseits richteten sie Handelshemmnisse Reformprozeß auch auf staatliche Bet riebe durch- für polnisches Obst und Gemüse ein, da sie eine schlage. Obstschwemme befürchteten. Hier sehe er ein poli- tisch unkorrektes Verhalten, da der Markt und nicht Ergänzend habe Polen im Dezember 1994 das Natio- der Staat die Konsolidierung zu leisten habe. nale Investmentfondsprogramm eingeleitet, in dem Der Berichterstatter stimmte Abg. (Verei- insgesamt 513 Betriebe in 15 Investmentfonds orga- Bereuter nigte Staaten) zu und führte aus, daß die polnische nisiert seien, die durch ein Konsortium aus polni- Reform der Landwirtschaft in der Tat für die Europäer schen und internationalen Bankexperten und Bera- ein großes Problem sei; aber auch für die Vereinigten tern geleitet würden. Dieses konzeptionell einzigarti- Staaten. Ohne eine Konsolidierung der Höfe habe ge System sehe folgende Aufteilung der Aktienan- Polens Landwirtschaft kaum Überlebenschancen, da teile vor: 33 % der Aktien behalte der Investment- nur große Höfe konkurrenzfähig seien. Daher müsse fonds, 27 % würden auf die restlichen 14 Investment- die Struktur geändert werden und die Logistik der fonds verteilt, weitere 15 % an die Arbeitnehmer und Betriebe sowie der Vertrieb an die internationalen 25 % behalte der Staat. Dies führe zu einer breiten Bedingungen angepaßt werden. Die Banken werden Streuung der Aktien und schütze auch die Kleinak- dabei eine große Rolle spielen, indem viele insol- tionäre, da das Risiko des Verlustes bei einem Fonds- vente Höfe in den Konkurs gezwungen werden. system viel geringer als bei einer einzelnen Firma sei. Es bestehe allerdings die Sorge, daß die Regie- Anschließend sprach der stellvertretende griechische rung durch den von ihr ernannten Vorstand einen zu Minister für Volkswirtschaft, Christos Pachtas, vor starken Einfluß gewinnen könne. Ferner habe bei dem Ausschuß. In seinem Vortrag ging er auf die zwei Investmentfonds der Vorstand versucht, westli- 3. Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) che Experten aus seinen Reihen zu drängen, weil ein und machte deutlich, daß der 1993 in Maast richt diese gegen den Verkauf von Aktienpaketen an ratifizierte Vertrag zum Ziel habe, eine politische Ein- Freunde oder Geschäftspartner votiert hätten. Sollten heit in Europa zu bilden. Die Währungsunion sei da- politische und persönliche Motive bei der Aktienaus- bei ein wichtiger unverzichtbarer Meilenstein, um gabe die Oberhand gewinnen, entstünde ein großer den gemeinsamen Markt abzusichern, und auf diese Schaden für das innovative Privatisierungspro- Art und Weise den europäischen Unternehmen die gramm. Möglichkeit zu geben, konkurrenzfähig zu bleiben. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239

Nur so könne die in ganz Europa herrschende Ar- der Erfolg des Investmentfondssystems in Polen sei beitslosigkeit langfristig abgebaut werden. Er hob enorm und erläuterte, daß es das einzige der Region hervor, daß Griechenland an der st rikten Einhaltung sei, welches einen riesigen Kreis von amerikanischen der Maastricht-Kriterien festhalte, wenngleich es sie und europäischen Kapitalanlegern überzeugen derzeit selbst nicht erfülle. Er hoffe jedoch, daß Grie- konnte, Gelder zu investieren, da die zu erwartenden chenland in der ersten Erweiterungsrunde der WWU Gewinne für sich sprächen. beitreten könne. Dies setze weitreichende Reformen Anschließend gab der Vorsitzende bekannt, daß der in den makropolitischen Rahmenbedingungen vor- Abg. Calha (Portugal) in seinem Land zum Minister aus, wozu insbesondere die Umstrukturierung der für Sport ernannt worden sei und daher als Vorsitzen- Landwirtschaft und Industrie zähle, aber auch die der des Unterausschusses „Ost-West-Wirtschaftszu- Privatisierung der staatlichen Bet riebe. Sorge bereite sammenarbeit und -konvergenz" ausscheide. Der ihm nur, daß die Länder, die nicht von Anfang an an Ausschuß wählte einstimmig Abg. Cohen (Vereinig- der WWU teilnehmen, als unzuverlässige Volkswirt- tes Königreich) zum neuen Vorsitzenden des Unter- schaften angesehen werden könnten, was sich mög- ausschusses. licherweise negativ auf Investoren auswirke. Der Ausschußvorsitzende Abg. Bliley (Vereinigte Der Präsident der griechischen Indust rie- und Staaten) schloß die Sitzung des Wirtschaftsausschus- Handelskammer, loannis Papathanossiou, wider- ses mit der Mitteilung, daß der Ausschuß vom 9. bis sprach zum Teil den Ausführungen des stellvertre- 15. Juni 1996 nach Japan eingeladen worden sei, tenden Ministers für Volkswirtschaft. Er vertrat die und vom 11. bis 13. Juni 1996 ein Rose/Roth-Seminar Ansicht, Griechenland müsse seine Bemühungen in Bulgarien stattfinde, zu dem die Mitglieder des darauf ausrichten, von Anfang an Mitglied der WWU Ausschusses ebenfa lls eingeladen seien. zu werden, da man sonst Gefahr laufe, ihr nie beitre- ten zu können. Der Staat sei aufgefordert, die Privati- sierung staatlicher Bet riebe voranzutreiben, die Rah- Ausschuß für Wissenschaft und Technik menbedingungen für die Wi rtschaft zu verbessern Der Ausschuß für Wissenschaft und Technik tagte am und die staatlichen Ausgaben zu senken, um die Ver- 18. Mai 1996 unter der Leitung seines stellvertreten- schuldung der öffentlichen Hand abzubauen. Aus den Vorsitzenden, Sir Peter Emery (Vereinigtes Kö- Sicht der Unternehmer könne die Wi rtschaft viele nigreich). staatliche Aufgaben übernehmen, wenn sich der Staat zurückzöge, wie das Beispiel der Privatisierung Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte Sir Peter des Flughafens von Athen zeige. Emery des nach schwerer Krankheit verstorbenen ehemaligen Ausschußvorsitzenden Senator Earl Ha- (Bundesrepu- Auf die Frage von Minister Rudi Geil stings (Kanada). Earl Hastings werde den Ausschuß- blik Deutschland), welche staatlichen Bereiche bzw. mitgliedern nicht nur durch seine angenehme und Unternehmen privatisiert werden sollten, antwortete bescheidene Persönlichkeit, sondern auch durch sei- der stellvertretende Minister für Volkswirtschaft, ne fachliche Kompetenz in Erinnerung bleiben. Christos Pachtas, daß der Fernmeldesektor mit dem griechischen Fernmeldeunternehmen OCE, einige Zu den Beratungsthemen des Ausschusses gehörten Energieversorgungsunternehmen, Flughäfen und der Entwurf eines Generalberichtes über „Chemische die Autobahn nach Istanbul im Gespräch seien. loan- und biologische Waffen: die Bombe des armen Man- nis Papathanossiou ergänzte, daß aus Sicht der Un- nes " von Lord Lyell (Vereinigtes Königreich), der Vor- ternehmer ganze Teile der Gesellschaft privatisiert trag des Gastredners Dr. J. David Martin vom US-Ver- werden sollten. Er denke dabei auch an Banken, an teidigungsministerium zum Thema „Abwehr ballisti- die Flugzeuggesellschaft „Olympic Airlines" und scher Flugkörper: Perspektiven und Probleme" , der eine Reihe von Betrieben, bei denen der Staat mehr Bericht des Unterausschusses „Weiterverbreitung als 50 % der Aktien hält. von Militärtechnologie" über „Die Verhandlungen über einen umfassenden Nuklearen Teststoppver- Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Osterwei- trag" des Berichterstatters Senator Riani (Italien), das terung der Europäischen Union hatte der Ausschuß Referat des stellvertretenden Leiters des nationalen als weitere Gastrednerin die Expertin für internatio- Zentrums für wissenschaftliche Forschung in nalen Handel und Investitionen in den mittel- und Griechenland, Dr. Andreas Kappas, über „Nukleare osteuropäischen Ländern, Dr. Paula Dobriansky, ein- und biologische Waffen" , die Erläuterungen von An- geladen, über Auslandsinvestitionen in den mittel- ne Peters vom „Human Rights Watch Arms Project" und osteuropäischen Staaten zu referieren. Dr. Paula in London über Laserblendwaffen, der Sonderbericht Dobriansky wies darauf hin, daß Investitionen in den über „Wissenschaft, Technologie und Pa rtnerschaft Ländern Mittel- und Osteuropas langfristige Kapital- für den Frieden" von Abg. Nolin (Kanada), sowie der anlagen seien und empfahl Kapitalanlegern, bevor Sonderbericht über die „Zerstörung der Ozon- sie investierten, eine wirtschaftliche und politische schicht" , den Senator Riani (Italien) vorgelegt hatte. Bestandsaufnahme des Landes durchzuführen und sich über den Stand der Privatisierung, Steuer- und Nachdem Lord Lyell (Vereinigtes Königreich) die anderen Rechtsvorschriften zu informieren. Charakteristik, Gefährlichkeit und Verfügbarkeit der verschiedenen chemischen und biologischen Stoffe Abg. van Gennip (Niederlande) fragte die Gastredne- skizziert hatte, erwähnte er ausdrücklich die Ver- rin, ob sie bestätigen könne, daß das Investment- wendung dieser Kampfstoffe durch Terroristen als fondssystem in Polen besonders lukrativ für Kapital- neue ernsthafte Bedrohung. Obwohl eine stringente- anleger sei. Hierzu antwortete Dr. Paula Dobriansky, re Konvention über biologische und chemische Waf- Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode fen unmittelbar vor dem Abschluß stehe, müsse, so Schutz ihrer jewei ligen Streitkräfte, militärischen der Berichterstatter, die NATO auch in den vor ihr lie- Mittel sowie des Territoriums und der Bevölkerung genden Jahren gegen eine anhaltende Bedrohung ebenso wie der Austausch von Schlüsseltechnolo- gewappnet sein. Nach Schätzungen aus NATO gien, die Kostenteilung im Bereich Forschung und Fachkreisen gehe man davon aus, daß bis zum Ende Entwicklung und letztlich die militärische Interopera- des Jahrzehnts 20 Staaten ballistische, 10 Staaten bilität und Integration von Streitkräften in Krisen- biologische und 30 weitere Länder chemische Waffen zeiten. in ihrem Arsenal haben werden. Nur mit Hilfe vielfäl- tiger, ineinandergreifender Maßnahmen, wie Syste- In der anschließenden Debatte fragte Abg. Lothar men zur Abwehr der entsprechenden Raketen sowie Ibrügger (Bundesrepublik Deutschland), wie kost- persönliche Schutzkleidung und eine verbesserte spielig der Aufbau eines umfassenden Schutzes sei, Überwachung, könne man sich gegen die Waffen und ob man diese Kosten mit denen des potentiellen schützen. Angreifers ins Verhältnis setzen könne. Darauf ant- wortete Dr. Martin, daß die Kosten nur dann expo- Im übrigen habe US-Verteidigungsminister Perry nentiell seien, wenn das gesamte NATO-Gebiet ge- festgestellt, daß man auf einen CB-Angriff nicht mit schützt werden solle; im übrigen sei es nun einmal den gleichen Waffen reagieren, sondern ein alternati- so, daß Offensiv- sehr viel preiswerter als Defensiv- ves Arsenal zur Abwehr bzw. Vergeltung anwenden - waffen seien; in der Gegenrechnung müsse jedoch werde. Abschließend erwähnte der Berichterstatter bedacht werden, daß dafür ein nicht in Geld beziffer- (Vereinigtes Königreich), daß nach dem In- Lord Lyell bares Gut, nämlich Menschen, Städte und eine ge- krafttreten der Konvention über chemische Waffen samte Infrastruktur, vor Schaden bewah rt werde. auch schärfere Wirtschaftssanktionen gegenüber den Ländern verhängt werden könnten, die sich den Ver- Vor Eintritt in den nächsten Tagesordnungspunkt tragsverpflichtungen entzögen. teilte der stellvertretende Ausschußvorsitzende mit, In der anschließenden Diskussion kritisierte der Abg. daß Berichterstatter Senator Riani (Italien) dem van Waling (Niederlande), daß in den Schlußfolge- neuen italienischen Senat nicht mehr angehören rungen des Generalberichtsentwurfes zwar auf die werde und von daher auch nicht mehr seine Funktion Gefahr durch gegnerische Länder nicht jedoch auf als Berichterstatter wahrnehmen könne. Sir Peter die durch Gewaltakte terroristischer Vereinigungen Emery (Vereinigtes Königreich) äußerte angesichts eingegangen werde. Besorgt äußerte sich Sir Peter der rasch wechselnden Mehrheitsverhältnisse in Ita- Emery (Vereinigtes Königreich) über die im Bericht lien jedoch die Zuversicht, daß Senator Riani (Italien) genannte Prognose, daß der Irak, obwohl seine Anla- möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft wieder gen zur Chemiewaffenproduktion durch eine Son- an den Ausschußaktivitäten werde teilnehmen kön- derkommission der Vereinten Nationen zerstört wor- nen. den seien, gleichwohl innerhalb eines Jahres ent- sprechende Produktionsstätten vollständig wieder- Daraufhin stellte der Berichterstatter seinen Zwi- herstellen könne. schenbericht über den „Stand der Verhandlungen ei- nes umfassenden Nuklearen Teststopp-Vertrages" Darauf folgte ein Vortrag von Dr. J. David Martin aus vor. Nach einem kurzen Überblick über das Zustan- dem US-Verteidigungsministerium über die Aussich- dekommen dieses Vertrages bemerkte der Berichter- ten und Probleme der Abwehr ballistischer Flugkör- statter kritisch, daß ein erfolgreicher Abschluß der per. Eingangs erinnerte Dr. Martin an die Entwick- Verhandlungen keineswegs gewährleistet sei, weil lung dieses Programms, das 1983 zunächst als Ab- zu viele Probleme in der noch verbleibenden Zeit zu schreckung auf einen massiven sowjetischen Angriff lösen seien. Ein Fehlschlag könnte diejenigen Län- unter der Bezeichnung „Strategische Verteidigungs- der, deren Unterstützung entscheidend sei, veranlas- initiative" ins Leben gerufen worden sei. Nach dem sen, die Übereinkunft nicht zu unterzeichnen. Dar- Zusammenbruch der Sowjetunion sei das Programm über hinaus könnten nicht in unmittelbarem Zusam- der neuen Situation angepaßt worden und firmiere menhang damit stehende Ereignisse die Verhandlun- seither unter der Bezeichnung „Abwehr ballistischer gen stören, so habe z. B. der Geheimdienst der Verei- Flugkörper". Nach einem kurzen Überblick über die nigten Staaten festgestellt, daß sowohl in Indien als Fähigkeiten von Nicht-NATO-Ländern auf diesem auch in Pakistan Vorbereitungen für Nuklearwaffen- Feld erklärte Dr. Martin die Abwehr ballistischer Waf- tests liefen, was von beiden Staaten bestritten werde. fen in den verschiedenen Entfernungsbereichen von Sehr unterschiedlich seien die Meinungen über den der Erdoberfläche. Dabei erläuterte er, daß bei einer Ausgang der Verhandlungen: die Verhandler selbst, Zerstörung dieser Waffen in großer Höhe, die Gefahr die sich in schleppenden Detaildiskussionen befän- der Beschädigung durch herabfallende Raketenteile den, seien der Verzweiflung nahe, die auf höherer bzw. ihre Ladung deutlich verringert würde. In die- Ebene agierenden Botschafter zeigten sich demge- sem Zusammenhang unterstrich er auch die Vorzüge genüber optimistischer. Sollte sich dieser Optimismus von Abwehrsystemen, die auf mobilen, insbesondere bewahrheiten, dann könne der Vertrag schon bald auf seegestützten Einheiten installiert seien. Das Pro- einigen Parlamenten zur Ratifizierung vorgelegt wer- gramm zum Ausbau der Abwehr ballistischer Flug- den. Allerdings seien sowohl in Rußland als auch in körper sei an der Bedrohung, dem Stand der Technik den Vereinigten Staaten schwerwiegende Bedenken und den fiskalischen Gegebenheiten ausgerichtet. gegen einzelne Vertragsbestimmungen noch auszu- Zu den Hauptzielen gehöre eine Stärkung der ge- räumen. Für den Herbstbericht stellte Senator Riani genseitigen Sicherheitsvereinbarungen zwischen (Italien) abschließend in Aussicht, daß er dem Aus- den Vereinigten Staaten und den Alliierten, der gang der Verhandlungen und weiteren Aspekten der Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239 nuklearen Nichtweiterverbreitung Rechnung tragen der Verteidigungsindustrie fördere, werde doch am werde. Beispiel Rußlands deutlich, in welchem Ausmaß das Wissen und die Fertigkeiten dieser Wissenschaftler Nach kurzer Diskussion schlug Sir Peter Eme ry (Ver- profitabel ausgenutzt würde. Deshalb regte der Be- einigtes Königreich) dem Ausschuß vor, zu den Ver- richterstatter an, die Anstrengungen um den Schutz tragsbedingungen Empfehlungen an die Parlamente geistigen Eigentums im Rahmen einer umfassenden der in Rede stehenden Länder zu richten, worüber Regelung zu intensivieren, und mit dem Ausschuß der Ausschuß in Paris endgültig zu entscheiden habe. für Wissenschaft und Technik der Nordatlantischen Versammlung ein zusätzliches Forum anzubieten, Daran schlossen sich die Ausführungen von Anne auf dem gemeinsam interessierende Fragen über gei- vom „Human Rights Watch" in London über Peters stiges Eigentum ertragreich diskutiert werden könn- Laserblendwaffen an. Neben der international ak- ten. zeptierten Verwendung von Lasern, z. B. zu thera- peutischen Zwecken, zur Entfernungsmessung oder Auf die Frage von Lord Lyell (Vereinigtes König- Zielerfassung, werden Laser als Waffen benutzt, um reich), ob die Maßnahmen zum Schutz des geistigen Menschen absichtlich und gezielt zu blenden. Mit Eigentums auch wirksam angewendet werden könn- dem am 18. Oktober 1995 verabschiedeten Protokoll ten, erwiderte Abg. Nolin (Kanada), daß in Rußland zum Verbot von Laserblendwaffen wurde deren An-- beispielsweise die internationalen Regeln ignoriert wendung als ein barbarisches und inakzeptables würden. Mittel zur Kriegsführung geächtet. Damit seien An- wendung und Transfer von Laserwaffen verboten Als nächster Redner sprach der Direktor des biologi- worden, die zu einer irreversiblen Blindheit oder schen Instituts des nationalen Zentrums für wissen- massiven Beeinträchtigung der Sehkraft führe. Fer- schaftliche Forschung in Griechenland, Dr. Andreas ner verpflichteten sich alle Unterzeichnerstaaten, Kappas, zum Thema „Nukleare und biologische Vorkehrungen zur Vermeidung von Blendungen zu Waffen". Nach einer Definition der chemisch-biologi- unternehmen. Von dem Protokoll nicht erfaßt seien schen Waffen und einem Exkurs in die Antike, als Erblindungen, die zufällig oder als Begleiterschei- z. B. an Infektionskrankheiten Verstorbene zur biolo- nung bei der Anwendung von nicht verbotenen mili- gischen Kriegsführung verwendet worden seien, tärischen Mitteln aufträten. Als Fernziel bezeichnete nannte er als aktuelle Gefahr vor allen Dingen die Anne Peters den Abschluß eines neuen für einen un- das Erbgut verändernde Auswirkung biologischer begrenzten Zeitraum geltenden Protokolls entspre- Substanzen. Durch die mit der Gentechnik zur Verfü- chend den Empfehlungen des Internationalen Komi- gung stehenden Möglichkeiten der gentechnischen tees des Roten Kreuzes. Darüber hinaus solle darin Manipulation seien weltweit Tausende von Laborato- festgelegt werden, wie das Verbot der Herstellung rien potentiell in der Lage, biologische Waffen her- von Laserblendwaffen und der Auflistung des ge- zustellen. Die größte Bedrohung gehe von sich selbst genwärtigen Arsenals taktischer Laserwaffen sowie kombinierenden Strukturen aus, deren unvorherseh- der Forschungs- und Entwicklungsprogramme auf bare, unkontrollierbare Ausbreitung das Leben auf diesem Sektor innerhalb der Streitkräfte umgesetzt der Erde insgesamt gefährden könnte. werde. In der anschließenden Diskussion bezweifelte der Danach hörte der Ausschuß für Wissenschaft und Abg. Rosjorde (Norwegen) die wissenschaftliche Se- Technik den Sonderbericht von Abg. Nolin (Kanada) riosität der im Bericht häufig erwähnten Zeitungszi- über „Wissenschaft, Technologie und Pa rtnerschaft tate, auch wenn es sich hierbei um so renommierte für den Frieden" . Der Berichterstatter nannte als Blätter wie die „International Herald Tribune" han- Schwerpunkt seines Berichtes das Recht auf geistiges dele. Eigentum und damit verbundene Differenzen, insbe- Abg. Nolin (Kanada) schlug vor, an die 1997 in Mont- sondere mit Ländern Mittel- und Osteuropas, die sich real zu einer Folgekonferenz zusammenkommenden im wirtschaftlichen Übergang befänden. Zusammen- Vertragsparteien ein gemeinsames Papier des Aus- fassend erläuterte Abg. Nolin, daß die wirtschaftli- schusses heranzutragen, und zwar in Form eines ak- chen Schwellenländer, wenn sie von der Globalisie- tualisierten und präzisierten Berichtes zu diesem rung und dem technischen Fortschritt der modernen Thema. Dieser Vorschlag wurde von dem stellvertre- Marktwirtschaft profitieren möchten, als Gegenlei- tenden Vorsitzenden begrüßt und die Vorbereitung stung auch geeignete Anreize für ausländische Inve- eines entsprechenden Berichtes für die Montreal- stitionen schaffen sowie eine wi rtschaftliche Moder- Sitzung in Aussicht gestellt. nisierung in ihrem eigenen Lande bewerkstelligen müßten. Als wichtige Voraussetzung dafür nannte er Der Vorsitzende des Unterausschusses „Weiterver- den angemessenen Schutz geistigen Eigentums. Die breitung von Militärtechnologie", Abg. Lothar Ibrüg- Länder auf der Schwelle in die moderne Marktwirt- ger (Bundesrepublik Deutschland) nannte als Ter- schaft zeigten Verständnis für die zugrundeliegen- mine für die Aktivitäten seines Unterausschusses An- den Überlegungen, als da sind: Anreiz für Kreativität, fang August zur Beobachtung des Ariane-Sta rts in Förderung von innovativem Unternehmertum, Kourou, den 2. bis 5. September in Budapest, den 14. Schutz von Investitionen und Verbraucherinteressen bis 16. Oktober im Rahmen eines Rose/Roth-Semi- sowie Gewährleistung eines fairen Wettbewerbs. nars in Bonn sowie den 10. bis 13. Dezember in Lon- don. Auch wenn der Wissenschaftsausschuß der NATO die Bemühungen zur Konversion der Rüstungsindu Zum Ende der Sitzung diskutierte der Ausschuß eine strie und zur Unterstützung von Wissenschaftlern aus Änderung seiner Bezeichnung und einigte sich dar- Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode auf, bei der Herbsttagung in Pa ris dem Plenum als Problem der Landminen seien die Hauptprobleme, neuen Namen „Ausschuß für Wissenschaft und Tech- die derzeit noch viele Flüchtlinge daran hinderten, in nologie" vorzuschlagen. ihre Heimat zurückzukehren.

Recht und Ordnung in einem Land wiederherzustel- Ausschuß für Zivile Angelegenheiten len, in dem es immer noch bewaffnete Einheiten, Ge- walttaten und keine ordentlichen Polizeikräfte gebe, Der Ausschuß für Zivile Angelegenheiten tagte am sei eine der größten Herausforderungen. Die interna- 17. Mai 1996 unter dem Vorsitz von Abg. Brigitte tionale Polizeitruppe habe bis jetzt kaum Erfolge vor- Schulte (Deutschland). zuweisen. Auch die Ausbildung einheimischer Poli- Auf der Tagesordnung des Ausschusses standen der zeikräfte stehe erst am Beginn. Bei allen Maßnahmen Berichtsentwurf von Abg. Ruperez (Spanien) über zur Unterstützung des Aufbaus in Bosnien sei immer „Die zivilen Aufgaben beim Wiederaufbau Bos- wieder zu bedenken, daß nicht Mitleid das tragende niens", der Berichtsentwurf von Senator Migone (Ita- Element sein sollte, sondern die Erkenntnis, daß die lien) über „Die Abstimmung einer gemeinsamen Stabilität und Sicherheit des gesamten Kontinents Asylpolitik in Europa" sowie die Berichtsentwürfe großen Risiken ausgesetzt sein würden, wenn diese von Abg. Moya (Spanien) über „Die Sicherheit im Aufgabe nicht erfolgreich bewältigt werden könne. Mittelmeerraum" und über „Die Neugestaltung der - In der anschließenden Diskussion stellte Abg. Ulrich Aktivitäten der NAV im Mittelmeerraum". Als Gast- Irmer (Deutschland) die Frage, welche Möglichkei- redner berichteten dem Ausschuß der frühere EU ten bestünden, die Anregungen des Berichtes in die Administrator für Mostar, Hans Koschnick (Deutsch- Tat umzusetzen. Er unterstrich, daß es noch keine land), sowie der griechische Innenminister, Athanas- Pressefreiheit gebe und daß der Einfluß und die Be- sios-Apostolos Tsochatzopoulos, zum Thema regio- hinderung der bosnischen Medien durch staatliche nale Migration und griechische Migrationspolitik. Organe noch sehr groß seien. Abg. Ruperez (Spa- In seinen Erläuterungen zum Generalbericht über nien) forde rte die Parlamentarier der NAV auf, ihre den Wiederaufbau Bosniens befaßte sich Abg. Ru- Regierungen immer wieder darauf aufmerksam zu perez (Spanien) mit dem Beitrag, den die NAV zum machen, daß sie die Einhaltung der im Abkommen Aufbau der zivilen Einrichtungen in Bosnien leisten von Dayton eingegangenen Verpflichtungen unter- kann. Er wies darauf hin, daß die IFOR-Operation stützen müßten. Es sei wichtig, die auf der Konferenz wesentliche Voraussetzungen schaffe, um mit dem der fünfzig Geberstaaten in Brüssel im Ap ril zuge- zivilen Aufbau in diesem vom Krieg zerstörten Land sagte Mittelbereitstellung von 1,2 Milliarden US-Dol- beginnen zu können. Dies sei die größte Aufgabe der lar auch einzuhalten. Darüber hinaus gebe es den Staatengemeinschaft in den kommenden Jahren. Vorschlag, ein Rose/Roth-Seminar mit Parlamenta- Gleichzeitig sei daran zu erinnern, daß das Abkom- riern aus den Balkanstaaten abzuhalten, das den Dia- men von Dayton nur durch den Druck der internatio- log untereinander fördern solle. Ferner müsse auch nalen Staatengemeinschaft und nicht aufgrund des die NAV bei der Wahlbeobachtung in Bosnien-Her- guten Willens der beteiligten Parteien zustandege- zegowina miteinbezogen werden. Es müsse alles ge- kommen sei. Abg. Ruperez ging auf die vier Bereiche tan werden, damit der geplante Zeitrahmen für die ein, denen beim Wiederaufbau größte Bedeutung zu- Wahlen eingehalten werden könne. komme, nämlich dem Wiederaufbau der politischen Die Ausschußmitglieder erörterten auch die Frage, Institutionen, der Respektierung der Menschenrech- was nach dem Abzug der IFOR-Truppen geschehen te, der Lösung des Flüchtlingsproblems und der Wie- solle. Sie waren sich darüber einig, daß die interna- derherstellung von Recht und Ordnung. Ein Schlüs- tionale Staatengemeinschaft noch für lange Zeit an selelement seien die für September geplanten Wah- den Geschehnissen im ehemaligen Jugoslawien be- len, für deren erfolgreiche Durchführung die Aus- teiligt sein werde, und daß dies auch als Botschaft ge- sichten nicht besonders gut seien. Abg. Ruperez kri- genüber den Konfliktparteien vermittelt werden tisierte die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der sollte. Menschen, die fehlende Pressefreiheit und die schwierige Registrierung der Wähler. Es sei wichtig, Lord Lucas of Chilworth (Vereinigtes Königreich) Druck auf alle Parteien auszuüben, damit die Wahlen warf die Frage auf, ob möglicherweise eine Verschie- stattfinden könnten. bung der Wahlen ins Auge zu fassen sei, da Fort- schritte in nächster Zeit wenig wahrscheinlich seien. Im Hinblick auf die Respektierung und Wiederher- Er sprach sich dafür aus, nicht darüber zu diskutie- stellung der Menschenrechte sei es notwendig, daß ren, was in der Zeit nach IFOR sein werde, sondern das Internationale Menschenrechtstribunal in Den schon jetzt dafür Sorge zu tragen, daß die Zeit nach Haag seine Aufgabe wahrnehmen könne. Die Bevöl- IFOR kein Problem werde. Der Berichterstatter kerung müsse das Gefühl erhalten, daß die für die sprach sich gegen eine Verschiebung der Wahlen Kriegsverbrechen Verantwortlichen zur Rechen- aus und regte an, ein Rose/Roth-Seminar zur Frage schaft gezogen würden, und daß es wieder Gerech- des weiteren Verbleibens der IFOR-Truppe abzuhal- tigkeit gebe. Die Rückführung und Wiederansied- ten, da abzusehen sei, daß die Aufgabe von IFOR lung der Flüchtlinge und Vertriebenen sei eine Maß- nicht in einem Jahr beendet sein werde. nahme, die der Stabilität des Landes diene. Die in weiten Teilen des Landes noch unsichere Lage, der Hans Koschnick (Bundesrepublik Deutschland), der Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten für die frühere EU-Administrator für Mostar, berichtete dem Rückkehrer, die schwierige Klärung der Eigentums- Ausschuß anschließend über seine Tätigkeit im Rah- ansprüche und der Ausgleichzahlungen sowie das men der ihm von der EU übertragenen Aufgabe, die Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239 zerstrittene Bevölkerung in Mostar wieder zusam- Menschen ohne Schwierigkeiten nach Bosnien-Her- menzuführen. Gemäß dem Beschluß vom Oktober zegowina zurück, jedoch die Serben nur in die serbi- 1993 sollten in zwei Städten in Bosnien-Herzegowina schen Teile und die Moslems nur in die moslemi- - in Sarajevo und Mostar - die zerstrittene Bevölke- schen Teile. Es gebe noch keine wirkliche Bewe- rung wieder zusammengeführt und die beiden Städ- gungsfreiheit für die Menschen. Wie sollte da ein te internationaler Kontrolle unterstellt werden. In Wahlkampf organisiert werden? Mostar sollten Kroaten und Bosnier wieder zusam- mengeführt und die serbischen Vertriebenen zurück- Hans Koschnick (Bundesrepublik Deutschland) äu- geholt werden. Diese Lösung sei jedoch gescheitert, ßerte sich pessimistisch über die Durchführung der weil die beteiligten Parteien in Pale nicht mitgespielt Wahlen. Kleinere Parteien hätten praktisch keine hätten. Im März 1994 sei als Lösung eine nach Natio- Chance, auch das Problem der Flüchtlinge, die laut nen geordnete Föderation festgelegt worden, in der Dayton-Abkommen nicht wählen sollten, für die es keine der beiden Seiten eine Majorität haben sollte. nach anderen Vorschlägen jedoch eine Briefwahl ge- Man habe danach vereinbart, Sarajevo der UN- und koppelt mit einer Rückkehr geben sollte, sei noch Mostar der EU-Kontrolle zu unterstellen. Für die Eu- nicht gelöst. Die Rückkehr der Flüchtlinge sei gene- ropäische Union hätte dies der Beginn einer gemein- rell nicht problemlos, nur ein Drittel könne derzeit samen Außen- und Sicherheitspolitik sein können, ungefährdet zurückkehren. Die Staatengemeinschaft wo mit ökonomischen und humanitären Maßnahmen müsse darauf drängen, daß das Abkommen von Day- Frieden und Stabilität geschaffen werden sollten. ton von den beteiligten politischen Führern eingehal- ten werde. Hans Koschnick forderte die NATO- und 1994 sei in Washington vereinbart worden, welche andere Staaten auf, Konditionen festzulegen, die un- Aufgaben die Europäische Union übernehmen sollte. bedingt durch alle Konfliktparteien einzuhalten sei- Leider hätten die Verfassungsorgane jedoch der en. IFOR und der Zufluß von Geldern hätten gehol- neuen Föderation keine Kraft gegeben; es gebe zwar fen, das Klima zu verändern. Zusammenfassend einen Präsidenten und eine Regierung, die jedoch stellte er fest, daß große Schwierigkeiten bei der handlungsunfähig seien. Der Durchbruch von Day- Rückführung der Flüchtlinge und bei der Durchfüh- ton sei nur dadurch gelungen, daß NATO-Kräfte ein- rung der Wahlen zu erwarten seien. Der Wiederauf- gesetzt worden seien. Damit sei es zu einer Einstel- bau werde länger dauern als angenommen. Ein neu- lung der Kampfhandlungen gekommen. Dayton sei es Mandat für IFOR und klare neue Mandate für alle, jedoch kein Friedensvertrag, sondern nur ein Ansatz. die den Wiederaufbau unterstützen wollten, seien in Die im Gegensatz zu den früheren nichtbewaffneten jedem Fall erforderlich. UNPROFOR-Truppen schwerbewaffnete IFOR-Trup- Die Ausschußmitglieder erörterten in der anschlie- pe sei erfolgreich bei der Demobilisierung und Trup- ßenden Diskussion die Schwierigkeiten bei der penentflechtung, jedoch dürfe nicht übersehen wer- Durchführung der Wahlen, wobei sie sich jedoch den, daß zwar die schweren Waffen der Kriegspartei- überwiegend für die Einhaltung des Wahltermins en jetzt unter internationaler Kontrolle seien, jedoch aussprachen, auch wenn z. B. Abg. Branger (Frank- die entlassenen Soldaten immer noch ihre Waffen be- reich) die Befürchtung äußerte, daß es kaum möglich säßen. IFOR habe auch die Aufgabe, den Schutz der sein werde, glaubwürdige Wahlen abzuhalten, weil internationalen Polizeitruppe zu gewährleisten, und die Vorbedingungen nicht erfüllt seien. Abg. Uta es sei unbedingt notwendig, die dortigen Polizei- Zapf (Bundesrepublik Deutschland) wies darauf hin, kräfte auszubilden und zu überwachen, jedoch dürfe daß die Mittel für die Wahlvorbereitung, z. B. bei der IFOR nicht in Polizeihandlungen eingreifen. Man OSZE, nicht ausreichten und es zu wenig Personal müsse sehen, daß die neue Polizei aus Soldaten be- für die Überwachung der Wahlen gebe. Sie sprach stünde, die sich früher als Gegner gegenüber gestan- ebenfalls eine Verlängerung des IFOR-Mandats an, den hätten, und daß die politischen Parteienzirkel über die man im Herbst sprechen müsse. Ferner soll- über umfangreiche eigene Polizeikräfte verfügten. Es ten auch die Nichtregierungsorganisationen in den sei wichtig, die Polizei auf Gesetz und Ordnung aus- Wiederaufbau miteinbezogen werden. Abg. Ruperez zubilden und ein unabhängiges Gerichtswesen auf- (Spanien) regte an, daß auch der Zivile Ausschuß der zubauen. NAV bei der Wahlbeobachtung beteiligt werden solle. Hans Koschnick (Bundesrepublik Deutsch- Der zivile Aufbau sei möglich, aber wegen der dop- land) sprach sich am Ende der Debatte noch einmal pelten Besetzung aller Stellen durch Kroaten und eindringlich dafür aus, das in Dayton Erreichte nicht Moslems teuer. Es müsse auch berücksichtigt wer- aufzugeben. Der Druck, die Termine einzuhalten, sei den, daß Ex-Jugoslawien kein Entwicklungsland sei, Voraussetzung für jede Wiederaufbauarbeit. Auch sondern ein hochtechnologisches Land. Jedoch gebe sei es unverantwortlich, jetzt Flüchtlinge in ein Land es noch immer unter den am Konflikt Beteiligten zurückzusenden, in dem möglicherweise in sechs keine Bereitschaft zur Kooperation, und Einstellun- Monaten wieder Krieg herrsche. Es sei Europas gen erfolgten nicht nach Fähigkeiten, sondern nach Pflicht, beim Wiederaufbau in einem Land des „Euro- Nationalität. Noch gebe es viel Haß in der Bevölke- päischen Hauses" mitzuhelfen. rung, so auch in einer Stadt wie Mostar, wo alle wüß- ten, wer wem was zugefügt habe. Es gebe auch eini- Bei der Vorstellung seines Berichtes: „Asyl und der ge wenige Orte, wo die drei Nationen zusammenfän- vorübergehende Schutz in Europa - die Notwendig- den. Die in Dayton vorgesehenen Ausgleichsrege- keit einer differenzie rten, gerechten und abgestimm- lungen seien schwierig durchzusetzen, weil die Ge- ten Politik" ging Senator Migone (Italien) zunächst winner des Krieges den erworbenen Besitz nicht ein- auf die Gründe für den dramatischen Anstieg der fach wieder abtreten wollten. Natürlich könnten die Zahl von Flüchtlingen und Asylsuchenden in Europa Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode ein. Das Ende des Kalten Krieges, der Zusammen- Einwanderer mittlerweile in Griechenland und hät bruch des Sowjetimperiums und der Krieg in Jugo- ten dort einen Arbeitsplatz gefunden. Über eine Mil- slawien sowie weitere Konflikte in anderen Staaten lion illegal eingereister Albaner seien festgenommen gehörten dabei zu den Hauptfaktoren, aber auch und zurückgesandt worden. Leider lehnten einige wirtschaftliche Not. Uneinheitliche Regelungen in Staaten aber Rücknahmeabkommen ab, so z. B. die den Empfängerländern hätten jedoch dazu geführt, Türkei. Jeden Sommer reisten über 50 000 Polen und daß Staaten mit den liberalsten Regelungen oft den Ungarn als sogenannte Saisonarbeiter in der Land- größten Teil dieser Menschen aufnehmen müßten. wirtschaft und im Fremdenverkehr nach Griechen- Klarere und einheitliche Regelungen seien daher für land ein. die Bewältigung dieses Problems unerläßlich. Die re- striktive Auslegung des Genfer Flüchtlingsabkom- Mittlerweile sei aber auch die traditionell fremden mens habe zu einer sehr engen Auslegung des Be- freundliche griechische Bevölkerung durch Überfälle griffes Flüchtling geführt. Trotzdem hätten die westli- und Konflikte in den Grenzgebieten verunsichert, so chen Staaten einen immer größeren Teil von Men- daß die einheimische Bevölkerung ganzer Landstri- schen, die nicht unter dieses Abkommen fallen, aus che abwandere und zum großen Teil in die großen humanitären Gründen aufgenommen. Der Berichter- Städte ziehe, was zu weiteren wi rtschaftlichen und statter stellte fest, daß es aufgrund der uneinheitli- sozialen Problemen führe. Durch illegale Beschäfti- chen Regelungen zur Ungleichbehandlung der zu- gung und Einnahmverluste in der Sozialversicherung vorübergehendem Schutz aufgenommenen Personen werde das Problem weiter verschärft. Griechenland und zu großen Ungleichheiten zwischen den EU sehe sich infolge dieser schwierigen Probleme ge- Staaten im Hinblick auf eine Teilung der Lasten ge- zwungen, seine Grenzüberwachung zu verbessern, kommen sei. Er schlug vor, ein kohärentes und stär- sowohl technisch als auch personell, verstärkte Poli- ker abgestimmtes Konzept zu entwickeln, wobei die zeikontrollen einzuführen, sich weiter um den Ab- Europäische Union mit der Entwicklung einer Ge- schluß von Rücknahmeabkommen zu bemühen und meinsamen Außen- und Sicherheitspolitik die Rich- das Schengener Abkommen, z. B. im Hinblick auf tung vorgeben sollte. Dazu gehörten die gemeinsame den Datenaustausch, verstärkt zu nutzen. Nur eine Definition eines Konzepts für den „vorübergehenden enge Zusammenarbeit auf politischer und techni- Schutz" und die Forderung, daß die gemeinsam fest- scher Ebene könne auf Dauer helfen, dieses Problem gelegten Standards in die Gesetze der EU-Staaten in den Griff zu bekommen. übernommen werden, damit die Praxis überhasteter In ihren Fragen und Kommentaren zu den Ausfüh- Ad-hoc-Gesetze ein Ende finde. rungen des griechischen Innenministers berichteten Die Ausschußmitglieder begrüßten in der sich an- die Ausschußmitglieder von ähnlichen Problemen in schließenden Debatte die Forderung nach einheitli- ihren Staaten. So wies z. B. der kanadische Abg. chen Regelungen für die Aufnahme von Flüchtlingen Cannis darauf hin, daß es für einige Länder durch die und Asylsuchenden. Lord Lucas of Chilworth (Verei- illegale Einschleusung der von Schiffen abgesetzten nigtes Königreich) gab zu bedenken, daß auch die Asylsuchenden auch zu Problemen außerhalb der Zahl der Wirtschaftsflüchtlinge ein großes Problem Staatsgrenzen komme. Es sei unbedingt notwendig, sei, und daß Staaten, die diesen Menschen weniger die wirtschaftliche Kooperation mit den Herkunfts- Sozialleistungen zahlten, auch weniger attraktiv für staaten zu verstärken, um in diesen Staaten neue Ar- Asylsuchende seien. Auch ein Land wie Deutsch- beitsplätze zu schaffen. Wichtig sei aber auch eine land, das sich sehr großzügig in dieser Hinsicht ge- wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen einzelnen zeigt habe, habe nun einen Punkt erreicht, wo es zu Regionen. Minister Tsochatzopoulos betonte, daß strikteren Regelungen greifen müsse. Er empfahl das Problem der Weiterwanderung alle europäischen den Regierungen dringend, die wi rtschaftliche Ent- Länder betreffe, und daß eine Zusammenarbeit aller wicklung und den Aufbau in den Herkunftsstaaten Staaten in dieser Hinsicht notwendig sei, nicht nur zu fördern, da sonst das Problem eine nicht zu bewäl- eine Zusammenarbeit der Polizeikräfte. Das schwie- tigende Dimension annehmen könne. rige Problem liege darin, neue Wachstumsmöglich- keiten, auch in der Perspektive des gemeinsamen In Weiterverfolgung dieses Themas gab als Gastred- Marktes und der gemeinsamen Währung zu schaf- ner der griechische Innenminister Athanassios-Apo- fen. Daher müsse man sich bemühen, in den näch- stolos Tsochatzopoulos den Ausschußmitgliedern sten Jahren neue Strategien und Perspektiven zu er- einen Überblick über die in Griechenland durch die arbeiten, in die alle europäischen Staaten miteinge- Migration entstandenen Probleme. bunden werden könnten.

Der Minister wies in seinen Ausführungen darauf In seinem Zwischenbericht über die Zusammenarbeit hin, daß für Griechenland schon aufgrund seiner im Mittelmeerraum sprach sich Abg. Moya (Spanien) geographischen Lage die Migration zu einem sehr dafür aus, zu prüfen, wie die künftigen Strukturen großen Problem geworden sei. Besonders die Zuwan- für den Dialog des Bündnisses mit den Mittelmeer- derung aus Albanien, dem ehemaligen Jugoslawien staaten, insbesondere den arabischen Staaten, ausse- und dem südöstlichen Mittelmeerraum habe sich in hen sollten. Er räumte ein, daß gerade in den arabi- den letzten Jahren rasant erhöht. Auch die illegale schen Staaten das Mißtrauen gegenüber dem Westen Zuwanderung, zum Teil organisiert von kriminellen generell noch groß sei, und daß einige Staaten dieser Schlepperbanden, die aufgrund der langen griechi- Region nur wenig über Aufgaben und Ziele des schen Grenze und der vielen Inseln des Landes nicht Bündnisses informiert seien. Viele Staaten hätten leicht zu kontrollieren sei, werfe große Probleme für auch deutlich gezeigt, daß sie von diesem Dialog das Land auf. So lebten z. B. über 400 000 i llegale mehr erwarteten als nur Gespräche. Aufgrund des Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239 vom Nordatlantikrat getroffenen Beschlusses, auch diese Schwierigkeiten, wenn zunächst auch nicht Jordanien miteinzubeziehen, erhoffe man sich auch völlig ausgeräumt, so doch zumindest so in den Griff neue Anstöße für den Friedensprozeß in Nahost. bekommen werden könnten, daß weitere nega tive Auswirkungen auf den Prozeß der Zusammenarbeit Die Mittelmeerinitiative beginne nun Formen anzu- mit den Staaten des Mittelmeerraums vermieden nehmen. Aus den Reaktionen vieler beteiligter Staa- werden könnten. ten sei zu erkennen, daß sie sich an Austauschpro- grammen für bestimmte Personenkreise und an den Mehrere Ausschußmitglieder begrüßten in der an- von der NATO initiierten Seminaren beteiligen woll- schließenden Diskussion, daß der Bericht in a ller ten. Der Berichterstatter ging kurz auf die Reaktion Deutlichkeit auf die bestehenden Probleme einge- einzelner Mittelmeerstaaten ein sowie auf die ver- gangen sei, daß es jedoch insgesamt ein positiv ein- schiedenen Ebenen, auf denen sich dieser Dialog ab- gestellter Bericht sei, der Lösungen und Vorschläge spielen könnte. Er wies darauf hin, daß bei einer aufzeige, die auch für die NAV und ihre Arbeit in die- Multilateralisierung des Dialogs auch so heikle The- sem Bereich richtungsweisend sein könnten. Dar- men wie Terrorismus und Massenvernichtungswaf- über hinaus forderte Abg. Radi (Marokko) nicht zu fen nicht ausgeklammert werden könnten, und daß übersehen, daß es sehr unterschiedliche Zonen im die NATO-Mitglieder sich damit befassen müßten, Mittelmeerraum gebe, daß zunächst der Zusammen- da man sonst Gefahr liefe, gerade im Bereich dieser halt und die Zusammenarbeit zwischen diesen unter- heiklen Themen offenzulegen, daß zwischen den schiedlichen Zonen gestärkt werden müsse, und daß Mitgliedstaaten in diesen Fragen ein Konsens fehle. dringend eine gemeinsame Maghreb-Politik verein- bart werden müsse. Auch Vorschläge, zu diesem Zeitpunkt bereits eine militärische Zusammenarbeit einzuleiten, könnten Als letzten behandelte der Ausschuß den Berichts- die bestehenden Schwierigkeiten verstärken. Zu- entwurf: „Die Umstrukturierung der Aktivitäten der sammenfassend kam der Berichterstatter zu der NAV im Hinblick auf den Mittelmeerraum" vor dem Schlußfolgerung, daß die Zukunft des Dialogs der Hintergrund des Vorschlags, den Unterausschuß NATO mit den Staaten des südlichen Mittelmeer- „Mittelmeerraum" des Zivilen Ausschusses und die raums davon abhängen werde, welchen Konsens die Arbeitsgruppe „Südregion" des Politischen Aus- NATO-Mitglieder untereinander in bezug auf die ge- schusses aufzulösen und deren Arbeit zu ersetzen nerelle Rolle, Aufgabe und Bedeutung der NATO er- durch eine Mittelmeergruppe, der Mitglieder des Zi- zielen würden, inwieweit die Spannungen zwischen vilen, des Politischen und des Ausschusses für Vertei- einigen Mitgliedstaaten der NATO im Mittelmeer- digung und Sicherheit angehören sollten. raum aufgrund besonderer Konflikte untereinander Die Ausschußmitglieder stimmten darin überein, daß abgebaut werden könnten, wie stark der Wunsch ei- es zu Überschneidungen der Arbeit der bestehenden niger NATO-Staaten überwiege, spezielle bilaterale Unterausschüsse und Arbeitsgruppe gekommen sei, Beziehungen der militärischen Zusammenarbeit auf- und daß anstelle isolierter Ansätze in den einzelnen rechtzuerhalten, um eine Multilateralisierung zu ver- Ausschüssen ein Gesamtvorgehen im Hinblick auf meiden und inwiefern andere direkt betroffene Gre- Mittelmeerfragen notwendig sei. Sie sprachen sich mien, wie z. B. die OSZE oder der Barcelona-Prozeß daher dafür aus, den Vorschlag im Ständigen Aus- der Europäischen Union, bereit sein könnten, Sicher- schuß zu unterstützen. Unterschiedliche Auffassun- heitsfragen, vertrauens- und sicherheitsbildende gen gab es jedoch in bezug auf den Vorsitz und die Maßnahmen (VSBM) und Terrorismusbekämpfung Besetzung des Ausschusses. Auch die Frage der Re- vorrangig in diesen Gremien zu behandeln. duzierung der Zahl der Berichterstatter, der Finanzie- Ein wichtiger Pfeiler für den Aufbau von Sicherheit rung von Seminaren und die Begrenzung der Teil- im Mittelmeerraum sei aber auch der von der Euro- nehmerzahl bei Seminaren und Besuchsreisen wurde päischen Union im November 1995 in Barcelona zwi- erörtert, wobei von allen Ausschußmitgliedern einer- schen den 15 EU-Staaten und den 12 Mittelmeerstaa- seits deutlich der Wunsch nach transparenten und ef- ten eingeleitete Dialog. Dieser Prozeß werde nicht fizienten Strukturen der neuen Arbeitsgruppe geäu- ohne Einfluß auf das Wirtschaftswachstum im südli- ßert wurde, gleichzeitig aber auch gefordert, mit der chen Mittelmeerraum sein. Durch die von der Euro- Einrichtung der Arbeitsgruppe keine neuen Pro- päischen Union bereitgestellten Gelder zur Unter- bleme hinsichtlich der Struktur, Zuständigkeit und stützung des wirtschaftlichen Übergangs in der Regi- Glaubwürdigkeit gegenüber den am Dialog beteilig- on werde der Lebensstandard erhöht und damit das ten Mittelmeerstaaten zu schaffen. ti Poten al für soziale Unruhen vermindert werden Zum Abschluß der Ausschußsitzung gab die Vor- können. Sechs Monate später sei es aber noch ver- sitzende, Abg. Brigitte Schulte (Bundesrepublik früht, eine Beurteilung der durch die Konferenz in Deutschland) einen Überblick über die für die näch- Barcelona herbeigeführten Veränderungen vorzu- sten Monate geplanten Besuchsreisen, Seminare und nehmen. Wichtig sei, daß die jahrzehntelange Bewe- weiteren Tätigkeiten des Zivilen Ausschusses, wie gungslosigkeit als Erbe der Vergangenheit überwun- den Besuch in den Vereinigten Staaten, den Besuch den worden und ein neuer Prozeß angestoßen sei, des Unterausschusses: Zivile Sicherheit und Zusam- der zu einer „Freihandelszone" in dieser Region füh- menarbeit in Europa in Deutschland und Polen und ren könnte. Unabdingbar stünden aber am Anfang in Norwegen und Rußland und das in Marokko ge- aller Fortschritte die Beendigung des Nahostkonflik- plante Seminar. tes und die Notwendigkeit, daß NATO und EU sich ernsthaft mit den unterschiedlichen Ansichten in den Im Hinblick auf die Beteiligung der NAV an der Reihen ihrer Mitglieder auseinandersetzten, damit Wahlbeobachtung in Bosnien stehe der Ausschuß in Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

Kontakt zur OSZE, leider gebe es aber derzeit noch halb auch - Hans Koschnick habe in seinen Ausfüh- keine Informationen in bezug auf die näheren Einzel- rungen vor Ort darauf hingewiesen - eine Militärprä- heiten. senz über das Jahr 1996 hinaus unverzichtbar sei. Im Gegensatz zu denjenigen, die eine Diskussion der Weiterführung des Mandats zum jetzigen Zeitpunkt Plenarsitzung kritisierten, befürwortete Präsident Voigt vehement eine rechtzeitige Diskussion und Meinungsbildung, Nachdem der Präsident der Nordatlantischen denn sowohl die Bevölkerung als auch die von der Versammlung, Karsten D. Voigt (Bundesrepublik Mandatsverlängerung betroffenen Einheiten hätten Deutschland), die Plenarsitzung eröffnet hatte, bat er Anspruch auf eine angemessene Vorbereitung. Ein als ersten Redner den Präsidenten der griechischen vollständiger Rückzug von IFOR zum Jahresende Abgeordnetenkammer, Apostolos Kaklamanis, das komme einer Kapitulation gleich und gefährde das Wort zu ergreifen. bis dahin Erreichte. An dieser Stelle begrüßte er aus- Mit großer Freude habe Griechenland die Parlamen- drücklich die Initiative der Abg. van Heemskerck Pil- tarier der NATO-Länder erstmals zu einer Frühjahrs- lis-Duvekot (Niederlande) im Ausschuß für Verteidi- tagung zu Gast. Die gegenwärtige Phase des Über- gung und Sicherheit, sich neben den aktuellen Ent- gangs - so betonte sei durch folgende wicklungen in Bosnien der Frage zu widmen, warum Kaklamanis - - Problemfelder gekennzeichnet: die Bedeutung der die internationale Staatengemeinschaft do rt bei ihren Zusammenarbeit mit Rußland, Auflösung der welt- Bemühungen, das Desaster zu verhindern, so kläg- weiten Bipolarität, Entstehung neuer Länder auf dem lich gescheitert sei. Balkan, den Konflikt im ehemaligen Jugoslawien, und die Bemühungen um einen dauerhaften Frieden Zur NATO-Erweiterung erläuterte Präsident Voigt, im Nahen Osten. Darüber hinaus brächen jedoch daß es intensive Dialoge mit beitrittswilligen Kandi- Konflikte in unmittelbarer Nachbarschaft Griechen- daten gebe, und im Rahmen der PfP Fortschritte bei lands wieder auf, alte Probleme erhielten neue Bri- der Harmonisierung und Interoperabilität erreicht sanz. worden seien. Über den Zeitplan werde der NATO Gipfel Anfang 1997 ebenso wie über die Kandidaten Mit neuen Mechanismen und Kooperationsformen - für die erste Erweiterungsrunde befinden. Zu der Ko- wie der Partnerschaft für den Frieden - versuche die stenfrage gab er zu bedenken, daß ihm darüber sehr NATO, den Veränderungen Rechnung zu tragen, da- unterschiedliche Schätzungen vorlägen, im Mittel- zu gehöre auch die Einbindung von Streitkräften aus punkt seiner Überlegungen stehe vielmehr die Frage Nicht-NATO-Ländern in die IFOR-Aktivitäten. Nach nach den Kosten einer Nichterweiterung. Solange Kräften bemühe sich die NATO, in den neuen Demo- sich die beitrittswilligen Kandidaten zu den gemein- kratien demokratische Institutionen und Verfahren samen Werten und Verpflichtungen des Bündnisses zu stabilisieren und auch diejenigen Entscheidungs- bekennen, sollten die Bündnismitglieder von ihnen träger zu stärken, die zur europäischen Einigung bei- nicht mehr verlangen als das, was sie selber zu lei- tragen. Abschließend zeigte Kaklamanis Verständnis sten bereit gewesen seien. Unermüdlich müsse in für die Besorgnisse und Bestrebungen der beitritts- Rußland Überzeugungsarbeit dahingehend geleistet willigen Länder, jedoch auch für die Befürchtungen werden, daß die Erweiterung nicht gegen Rußland Rußlands. gerichtet, sondern im Gegenteil ein Beitrag zur Stabi- lisierung in der Welt sei. Präsident bezeichnete Der Präsident der Nordatlantischen Versammlung, Voigt Karsten D. Voigt (Bundesrepublik Deutschland), abschließend eine kooperative Partnerschaft mit Ruß- land - aufbauend auf der erfolgreichen Zusammenar- dankte eingangs den Griechen für die Ausrichtung der Frühjahrstagung in Athen als Wiege der Demo- beit bei IFOR - als ein ganz entscheidendes Element kratie. Gerade hier werde durch die geographische für dauerhaften Frieden und Sicherheit in Europa. Nähe die Problematik greifbarer und mit der Einset- zung der Mittelmeergruppe habe die Nordatlanti- Der griechische Premierminister Constantinos Simi- gab eingangs zu bedenken, daß im Bündnis die sche Versammlung ihr Augenmerk auf die Prioritäten tis Sicherheit zwar gewachsen sei, weltweit jedoch wei- des kommenden Jahres gerichtet. Kurz vor der Sit- zung der NATO-Verteidigungsminister in be- terhin Krisenherde fortbestehen. Die reformierte NA- fasse sich die NATO mit den beiden Zentralthemen: TO werde im Sicherheitsgefüge einen Eckpfeiler bil- Bündniserweiterung und Bosnien. Bei der Reform den. Entsprechend den Ergebnissen der Turiner Re- der Bündnisstrukturen wolle man den Aktionsradius gierungskonferenz werde die WEU komplementär der NATO bei gemeinsamen Einsätzen mit der Schaf- zur NATO als europäische Komponente fortentwik- kelt und bei Missionen ohne die transatlantischen fung der Integrierten Streitkräftekommandos als ei nem echten europäischen Verteidigungspfeiler ver- Partner NATO-Einrichtungen nutzen können. Simitis rt größem. Damit werde auch ein Fundament gegossen betonte die enge Verflechtung von Sicherheits-, Wi -schafts- und politischen Interessen und mahnte ein für die Weiterführung der Pa rtnerschaft für den Frie- den, weil sie die Einbeziehung von Einheiten aus behutsames Vorgehen an. Zu Europa gehöre neben Nicht-NATO-Ländern vorsehe. dem Mittelmeerraum ein intaktes blühendes Ruß- land, das durch die Pa rtnerschaft für den Frieden be- Zu Bosnien unterstrich der Präsident, Karsten reits in viele Aktionen - insbesondere in Bosnien - D. Voigt, eine erst jüngst zurückgelegte Reise dorthin eingebunden sei. Dort könne letztlich nur eine politi- habe ihm deutlich vor Augen geführt, daß in dem in sche Lösung dauerhaft Frieden bringen, und deshalb Dayton festgelegten Zeitraum eine Rückkehr zu ei- müsse auch Carl Bildt bei dem Aufbau der zivilen In- ner normalen Situation praktisch unmöglich und des frastruktur energisch unterstützt werden. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239

Im übrigen liege Griechenland viel an der Stabilität Anschließend ging der Generalsekretär auf die ge- seiner unmittelbaren Nachbarn; ebenso aufmerksam plante Ost-Erweiterung der NATO ein. Er führte aus, folge es den Entwicklungen in der - traditionell die Entscheidung zur Erweiterung der NATO sei instabilen - Mittelmeerregion, zu der Brücken der 1994 auf dem Gipfel in Brüssel getroffen worden und Freundschaft errichtet werden sollen. werde auch umgesetzt. Er wies darauf hin, daß Län- der, die mit ihrem Beitritt zur NATO die vollen Rechte Die Beziehungen zur Türkei seien jüngst überschat- erhielten, auch in der Lage sein müßten, alle einher- tet worden, und Griechenland könne die Anwen- gehenden Pflichten zu übernehmen. Daher seien die dung von Gewalt und Verletzung international aner- derzeit geführten individuellen Gespräche mit den kannter Grenzen nicht akzeptieren, es sei jedoch beitrittswilligen Staaten über notwendige struktu- weiterhin an einer stabilen und wohlhabenden Tür- relle Anpassungen sehr wichtig. Am Ende dieses kei interessiert . Jahres gelte es dann, die Leistungsfähigkeit der Bei- trittsländer, aber auch die der NATO und deren An- Ansprache des NATO-Generalsekretärs, Javier Solana passungen an die neuen Herausforderungen zu beur- teilen. NATO-Generalsekretär, Javier Solana, sprach über den IFOR-Einsatz, den Prozeß der Osterweiterung - NATO-Generalsekretär Solana hob im Zusammen- der NATO und die notwendige strukturelle Anpas- hang mit der Ost-Erweiterung hervor, daß parallel sung der Allianz an die bevorstehenden Herausf or- dazu die wichtige Beziehung zur Russischen Födera- derungen. Eingangs würdigte er die wichtige Rolle tion weiter gestärkt werden müsse und versicherte, der NAV für die NATO, da sie bei der Schaffung ei- ein erweitertes demokratisches Bündnis stelle weder nes besseren Verständnisses für die Ziele und Missio- für die Russische Föderation noch für andere Staaten nen der NATO in der Öffentlichkeit eine wichtige eine Bedrohung dar. Es könne nicht oft genug betont Rolle spiele, und das einzige parlamentarische Forum werden, daß es nicht in der Absicht der NATO liege, von Europäern und Amerikanern für Sicherheitsfra- eine Isolationspolitik gegenüber der Russischen Fö- gen sei. deration zu betreiben. Ferner hoffte er, daß auch die Der IFOR-Einsatz in Bosnien-Herzegowina, so der Russische Föderation nicht beabsichtige, sich von der Generalsekretär, sei die wichtigste Mission in der NATO zu isolieren. Er merkte an, es müsse das er- Geschichte der NATO und habe gezeigt, daß eine in- klärte Ziel des Bündnisses sein, zu dauerhafter Si- ternationale militärische Zusammenarbeit unter Lei- cherheit und Stabilität auf dem Kontinent zu führen. tung der NATO möglich sei. Insbesondere der Unter- In einer Zeit, in der die NATO neue Aufgaben, Mis stützung der Länder des Bündnisses, der Pa rtner- sionen und Verantwortungen übernehme, sei es er- schaft für den Frieden und den assoziierten Partner- forderlich, die Anpassung der internen Strukturen staaten sei es zu verdanken, daß wichtige Etappen herbeizuführen. Der Generalsekretär maß dabei der des Dayton-Abkommens erreicht worden seien, um bevorstehenden Frühjahrstagung des Nordatlanti- den Termin für die Wahlen einzuhalten. Er unter- krates in Berlin eine große Bedeutung bei. Die Bür- strich, damit sei das Hauptziel der militärischen Ope- ger müßten erfahren, daß das Bündnis in der Lage ration abgeschlossen. Nun sei der Blick auf die noch sei, die neuen Aufgaben zu lösen. Bei der aus seiner anstehenden Aufgaben der IFOR-Truppe zu richten; Sicht historischen Sitzung in Berlin gelte es, die A rt es gelte eine dauerhafte Sicherheitszone aufzubauen, und Weise der internen strukturellen Anpassungen Strukturen zu schaffen, und die Versöhnung der ehe- zu diskutieren und zu unterstreichen, daß die transat- maligen Kriegsparteien voranzutreiben, um den er- lantische Beziehung vertieft werden müsse. Solana reichten Frieden dauerhaft zu sichern. fügte hinzu, IFOR habe gezeigt, daß eine Zusammen- arbeit der Amerikaner und Europäer ohne dieselbe Der Generalsekretär zeigte sich jedoch sehr hoff- „Wellenlänge" nicht möglich sei. Zum Abschluß sei- nungsvoll, daß durch eine enge Zusammenarbeit mit ner Rede ging der Generalsekretär auf den Dialog dem Hohen Vertreter, Carl Bildt, und dem Internatio- mit den Mittelmeerländern ein und begrüßte die nalen Kriegsverbrechertribunal, die Bewältigung Gründung des Ausschusses für Mittelmeerfragen der dieser schwierigen Mission bis zum Ablauf des Man- Nordatlantischen Versammlung, der zur Stärkung dates möglich sei, und betonte die Notwendigkeit der Beziehungen zum Mittelmeerraum führen soll der Präsenz der IFOR-Truppe bis zum Ende des Jah- und bot an, mit diesem Gremium zusammenzuarbei- res. Solana berichtete in diesem Zusammenhang von ten, da auch die NATO ein starkes Interesse an ei- seinen persönlichen Eindrücken, die er bei seinen nem vertieften Dialog mit den Mittelmeerländern ha- Besuchen in den vier Hauptquartieren der IFOR be. Im Anschluß an seine Rede ging der Generalse- Truppen gewonnen habe. Er betonte die enormen kretär kurz auf einige Fragen der Mitglieder der Leistungen der Truppen beim Wiederaufbau des Nordatlantischen Versammlung ein. Landes, aber auch die gute Zusammenarbeit der un- terschiedlichen Nationen, wie zum Beispiel die der Abg. Pastusiak (Polen) führte aus, daß anläßlich der Amerikaner und Russen, die im Bossadiner Korridor Reisen des NATO-Generalsekretärs in die mittel-, gemeinsam patrouillierten; eine Kooperation, die ost- und südosteuropäischen Staaten in Pressemittei- noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen wäre. lungen behauptet worden sei, als Voraussetzung für Abschließend faßte der Generalsekretär zusammen, einen Beitritt zur NATO müßten die beitrittswilligen die Mission der NATO könne nur dann dauerhaft er- Staaten ihr Einverständnis zur Stationierung von folgreich abgeschlossen werden, wenn die für Sep- Atomwaffen und fremden Truppen erklären. In der tember 1996 anberaumten Wahlen in Bosnien-Herze- offiziellen Studie der NATO zur Erweiterung sei eine gowina durchgeführt werden können. derartige Voraussetzung nicht herauslesbar. Der Ge- Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode neralsekretär erwiderte, er habe nie eine derartige wollte Abg. Arbatov (Russische Föderation) vom Ge- Äußerung gegenüber der Presse gemacht und zitier- neralsekretär wissen, nach welchen Kriterien die te die Ziffer 58 der NATO-Erweiterungsstudie, in der NATO entscheide, welches mittel- und osteuropäi- klar ausgeführt werde, daß die Stationierung von sche Land die Vollmitgliedschaft der NATO erhielte atomaren Waffen und fremden Truppen nicht Vor- bzw. in das Bündnis der Pa rtnerschaft für den Frie- aussetzung für die Aufnahme neuer Mitglieder sei. den aufgenommen werde. Generalsekretär Solana unterstrich in seiner Antwort, die NATO sei, wie auch Abg. Incorvaia (Italien) sprach das in der letzten Zeit Artikel 10 des Washingtoner Vertrages belege, eine stark belastete Verhältnis zwischen der Türkei und offene Organisation. Er verwies dabei auf das Erfor- Griechenland an und fragte, da beide Länder Voll- dernis der Einstimmigkeit der 16 Mitgliedstaaten, mitglieder der NATO seien, ob die NATO eine Initia- wenn ein Land zum Beitritt eingeladen werde und tive zur Entspannung der gefährlichen Situation er- legte besonderen Wert auf die politische Haltung des greifen werde. Generalsekretär Solana erläuterte, er Landes. Erklärend wies er darauf hin, daß die NATO habe bereits Gespräche mit dem griechischen Vertei- „Werte" verteidige. Nur ein Land, das diese „Werte" digungsminister und Ministerpräsidenten geführt teile, könne Mitglied werden. Ferner müsse das Land und beabsichtige, auch mit Ankara Gespräche zu die mit dem Beitritt einhergehenden Verpflichtungen führen, da es für die NATO wichtig sei, Spannungen erfüllen. Ziel der NATO sei es, eine europäische Si- innerhalb des Bündnisses so schnell wie möglich aus- cherheitsarchitektur auf der Basis von souveränen, zuräumen. freien Staaten aufzubauen, die sich für den Beitritt freiwillig entschieden haben. Im übrigen könne er Senator (Vereinigte Staaten) stellte fest, ange- Roth derzeit nicht feststellen, daß die russische Regierung sichts der Erweiterung der NATO werde immer wie- eine Mitgliedschaft in der NATO anstrebe. der betont, die NATO müsse ein Freundschafts- und Kooperationsabkommen mit Rußland abschließen. Es Abg. Ratiu (Rumänien) ging auf die Bemerkung des werde jedoch nicht konkretisiert, welcher Natur ein Generalsekretärs ein, daß die neuen Mitgliedstaaten solches Abkommen sein solle. 'Generalsekretär Sola- bereit sein müßten, die Aufgaben und Verpflichtun- führte daraufhin aus, bereits jetzt bestünde eine na gen voll zu übernehmen. Dazu vertrat er die Auffas- besondere Beziehung zur Russischen Föderation sung, daß die neuen Mitgliedstaaten der NATO - mi- durch die Partnerschaft für den Frieden. Die Ver- litärisch gesehen - vermutlich nicht nur Sicherheits- handlungen mit Rußland seien noch in einem sehr konsumenten, sondern auch potentielle Sicherheits- frühen Stadium, eine Reihe von Dokumenten über lieferanten sein werden. Er unterstrich in diesem Zu- eine engere Zusammenarbeit mit der NATO sei den sammenhang die praktischen Erfahrungen mit mili- russischen Behörden unterbreitet worden, über die tärischen Beiträgen, die Rumänien seit dem Bestehen allerdings von russischer Seite noch nicht entschie- der Partnerschaft für den Frieden gewonnen habe den worden sei. Im derzeitigen Stadium sei es daher und richtete die Frage an den Generalsekretär, ob nicht möglich, den Inhalt des Abkommens zu kon- dies bei der Auswahl für eine Vollmitgliedschaft Be- kretisieren. Die Zusammenarbeit mit Rußland in Bos- rücksichtigung fände. Solana begrüßte den Einsatz nien-Herzegowina verlaufe sehr kooperativ und die des rumänischen Volkes für die Partnerschaft für den NATO beabsichtige, darauf aufzubauen, denn sie ha- Frieden und erläuterte, die Kernfunktion der NATO be den Wunsch, Rußland enger in das europäische sei die kollektive Verteidigung ihrer Mitglieder. Es Sicherheitssystem einzubinden. Daher hoffte er, daß sei daher eine Frage der Solidarität; wer den Schutz nach den Wahlen in Rußland die Verhandlungen der Gemeinschaft erhalte, müsse selbst auch zum konkretisiert würden. Schutz anderer beitragen. Darauf müsse jedes Land Abg. Inan (Türkei) erklärte, die türkische Delegation vorbereitet sein, wenn es der NATO beitreten wolle. zur Nordatlantischen Versammlung unterstütze un- Darüber hinaus wiederholte er, es sei politisch wich- eingeschränkt die Aussagen des Ministerpräsidenten tig, die „Werte" der NATO nicht nur theoretisch, son- Simitis, die sich mit den Äußerungen des Minister- dern auch praktisch zu teilen um sie ggf. zu verteidi- präsidenten Yilmaz vom 24. März 1996 decken wür- gen. Abschließend ging er auf die wichtige Rolle der den, der seine Gesprächsbereitschaft über die stritti- Rumänen bei der Partnerschaft für den Frieden ein gen Fragen eindeutig dargelegt habe. An die NATO und betonte, daß sich die Gespräche mit der rumäni- gerichtet versicherte er, die Türkei sei, unabhängig schen Regierung über eine Vollmitgliedschaft sehr von dem persönlichen Konflikt mit Griechenland, je- konstruktiv entwickelten. derzeit bereit, ihre Verpflichtungen als Bündnispart- ner auch im Falle eines Angriffs auf Griechenland Abg. Gaytandjiev (Bulgarien) äußerte besorgt, daß wahrzunehmen. nach der Meinung vieler Politiker, Experten und ho- her Beamter aus diversen Ländern, Anwärter für die Abg. Arbatov (Russische Föderation) dankte im Na- Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union ver- men der russischen Delegation dem Generalsekretär pflichtet werden sollten, auch der NATO beizutreten für seine Aussage, daß die NATO keine Isolationspo- und bat den Generalsekretär Solana um Stellung- litik gegenüber der Russischen Föderation betreiben nahme. Dieser versuchte die Bedenken des Abg. wolle. In diesem Zusammenhang stellte er an den Gaytandjiev (Bulgarien) zu zerstreuen, indem er dar- NATO-Generalsekretär die Frage, ob die NATO eine auf aufmerksam machte, daß Schweden und Irland Ost-Erweiterung über die Visegrad-Länder hinaus als Mitgliedstaaten der Europäischen Union keine anstrebe und ob Solana sich vorstellen könne, daß Mitglieder der NATO seien. Sicher wäre es zu begrü- auch die Russische Föderation eines Tages gefragt ßen, wenn die Vollmitglieder der Europäischen werde, Mitglied der NATO zu werden. Ergänzend Union und NATO identisch seien, doch dies sei nur Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239 sein persönlicher Wunsch und keinesfalls eine Ver- demobilisierte Soldaten seien in das zivile und wirt- pflichtung. schaftliche Leben wieder einzugliedern. Es müßten neue Wirtschaftsstrukturen aufgebaut werden, die Sir Geoffrey Johnson Smith (Vereinigtes Königreich) wettbewerbsfähig seien, so daß das Land unabhän- spielte auf die ablehnende Haltung des Generalse- gig von den Lebensmittel- und Finanzmittelhilfen kretärs hinsichtlich einer Diskussion über die Zu- der Europäischen Union werde. Es gelte zusammen kunft von Bosnien-Herzegowina nach Abzug der mit den Behörden ein wirtschaftliches Rahmenkon- IFOR-Truppen an. Nach Ansicht vieler Parlamenta- zept zu entwickeln, wenn die umfangreichen Gelder rier sei es notwendig, eine Diskussion darüber zu der Europäischen Union nicht verpuffen sollen. Dar- führen. Die schwerwiegenden Sicherheitsprobleme über hinaus müsse zwischen den verschiedenen und Probleme des wirtschaftlichen Wiederaufbaus Volksgruppen langfristig das Vertrauen wiederher- seien in der noch verbleibenden Zeit des IFOR-Ein- gestellt werden. erklärte, ohne Versöhnung satzes nicht zu lösen, was den weiteren Friedenspro- Carl Bildt könne man keinen Frieden aufbauen. Gerade seien zeß gefährde. NATO-Generalsekretär erwi- Solana die ersten Massengräber entdeckt worden, dies wek- derte, es sei zu respektieren, daß das Ziel der IFOR ke Emotionen gegenüber den ehemaligen Feinden. Operation rein militärischer Natur gewesen sei. Viel- Die Öffnung der Massengräber solle nicht Rachege- leicht werde es nötig, über das vereinbarte Jahr hin- fühle, sondern ein „Nie wieder!" hervorrufen. aus, die IFOR-Truppen im Lande zu belassen, dies- Carl zeigte sich überzeugt, daß eine Versöhnung müsse aber nach Ablauf des Mandates vereinbart Bildt ohne Gerechtigkeit nicht möglich sein werde, und werden. Es könne sich allenfalls um eine Art deshalb müßten die mutmaßlichen Kriegsverbrecher „freundliche Aufsicht" handeln, damit der Wie- vor Gericht gestellt werden. deraufbau und der Versöhnungsprozeß unterstützt werde. Das laufende Jahr werde für die Zukunft des Landes entscheidend sein, erklärte Mitte März sei Auf entsprechende Bemerkungen der Abg. Papado- Carl Bildt. der Hauptteil der militärischen Operation zu Ende gonas und Kedikoglou (Griechenland) angesichts gegangen; jetzt stehe der Wiederaufbau im Vorder- des Konfliktes mit der Türkei stimmte der Generalse- grund. Die Voraussetzungen für eine Zurückführung kretär Solana der Auffassung der Abgeordneten zu, der Flüchtlinge würden geschaffen und die Vorberei- daß für die NATO als friedenserhaltende und frie- tungen für die im Dayton-Abkommen vorgesehenen densschaffende Organisation die Einheit des Bünd- Wahlen im September begonnen, wobei zehn ver- nisses besonders wichtig sei. Der Generalsekretär schiedene Wahlen an einem Tag stattfänden. appellierte, es sei daher auch im Interesse der am Carl wies darauf hin, daß das bestehende Wahlregi- Konflikt beteiligten Bündnispartner, das Gespräch zu Bildt ster von den acht führenden Parteien nicht akzeptiert suchen, damit sich die Allianz wieder den eigentli- werde, weil mehr als 50 % der registrierten Personen chen Aufgaben zuwenden könne. in ganz Europa verstreut seien, bzw. niemand wisse, wie groß die Anzahl der Personen sei, die nicht mehr Ansprache des Hohen Vertreters für den Zivilen lebten. Es gelte daher, ein neues Wahlregister aufzu- Wiederaufbau in Bosnien-Herzegowina, Carl Bildt stellen. Doch das eigentliche Problem sah Carl Bildt in der Zeit nach den Wahlen, denn dann müßten ge- Anschließend sprach der Hohe Vertreter für den Zivi- meinsame Institutionen in Bosnien-Herzegowina ge- len Wiederaufbau, über die zivilen Carl Bildt, schaffen werden. Derzeit gebe es nur dann gemein- Aspekte des Dayton-Abkommens. Er berichtete, sei- same Treffen, wenn er dazu einlade, jedoch nach den tens der Presse werde oft die Frage gestellt, ob sich Wahlen gäbe es ein Präsidium, ein Parlament, einen Bosnien-Herzegowina zur Teilung anschicke und er- Ministerrat und - so hoffte Carl Bildt - auch eine ge- läuterte dazu, er halte Bosnien-Herzegowina, abge- meinsame Politik. Er führte aus, wenn die gestellten sehen von Korea, für die zerstrittenste Region nach Aufgaben erfolgreich bis zum Ende des Jahres gelöst Beendigung eines Krieges, es gelinge daher nur werden können, sei man nicht am Ende, sondern erst mühsam, gegenseitiges Vertrauen zu schaffen. Die am Anfang der Durchsetzung des Friedensprozesses, Frage müßte daher lauten, wie weit in Bosnien-Her- und erklärte mit Nachdruck, ein Jahr könne nicht zegowina die Teilung vermieden werden könne. Das ausreichend sein, um die tiefen Wunden der Men- Friedensabkommen, so sei extrem kompli- Carl Bildt, schen zu heilen. Es werde lange Zeit brauchen, bis ziert und hinsichtlich der politischen und zivilen die Spannungen zwischen den Volksgruppen nach- Aspekte sehr ehrgeizig, weil es neben den weitge- ließen. henden Menschenrechtsbestimmungen einen strik- ten Zeitplan für die Durchführung der Wahlen und Carl Bildt vertrat die Meinung, aus Bosnien-Herzego- die Rückführung der Flüchtlinge vorsehe. Zur Ver- wina könnten viele Lehren gezogen werden: erstens deutlichung der Situation berichtete Carl Bildt, daß für die transatlantische Zusammenarbeit. Blicke man bereits jede einzelne Sitzung, die mit den zerstritte- auf die Fehlschläge bei den Friedensverhandlungen nen Parteien überhaupt stattfände, ein Erfolg sei und mit den Kriegsparteien 1993, könne man feststellen, betonte, die psychologischen Schranken der Angst daß diese durch eine fehlende Koordinierung der po- seien noch lange nicht durchbrochen und wirkten litischen Ansätze der transatlantischen Bündnispart- länger als jede physische Barriere. Das große Ziel ner begünstigt worden seien. Die Ansichten über müsse die Integration, der Wiederaufbau und die eine mögliche Lösung des Konfliktes seien so unter- Versöhnung des Landes sein, doch sei allen Beteilig- schiedlich gewesen, daß kein gemeinsames Frie- ten klar, daß bis dahin viele Probleme gelöst werden denskonzept habe entwickelt werden können. Erst müßten: die Wirtschaft liege danieder, über 250 000 1995 sei ein konstruktiver Vorstoß gelungen, der zum Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

Friedensabkommen in Dayton geführt habe. Zwei- Auf die Frage von Abg. Cook (Vereinigtes König- tens für die militärische Zusammenarbeit. Hier sei reich), was konkret benötigt werde, um die gestellte insbesondere die multinationale Division unter ein- Aufgabe zu bewältigen, antwortete Carl Bildt, seiner heitlicher Leitung im nördlichen Bosnien zu erwäh- Ansicht nach sei das wichtigste ein gemeinsames nen. Dies, so der Hohe Vertreter, sei eine besondere Vorgehen der Bündnispartner, die Zeit für außenpoli- Erfahrung, aus der man viel für zukünftige Operatio- tische Alleingänge einzelner Nationen sei vorbei. nen gelernt habe. Drittens für die Wiedereingliede- Das zweitwichtigste sei die militärische Sicherheit rung von ethnischen Gruppen. Bosnien-Herzegowi- und Stabilität, die durch IFOR garantiert werde. Der na sei ein Staat mit großen ethnischen Problemen. Es Versöhnungsprozeß könne nur schrittweise erreicht müsse gelingen, diese ehemaligen Feinde wieder zu- werden und hierfür sei neben einer langfristigen po- sammenzubringen, andernfalls käme es zu einer Tei- litischen Unterstützung auch die Koordinierung der lung des Landes. Die tägliche Arbeit zur Friedensim- Aktionen vor Ort notwendig. plementierung liege abseits der internationalen Pres- semitteilungen. Es werde beispielsweise versucht, Abg. van Traa (Niederlande) nahm Bezug auf die an- gemeinsam mit den Behörden vor O rt, die örtlichen stehenden Wahlen. Er stellte in Frage, ob es klug ge- Gemeindegrenzen festzulegen, damit die Gemeinde- wesen sei, den IFOR-Truppen die Möglichkeit zur räte gewählt werden können; harte Verhandlungen Festnahme vermutlicher Kriegsverbrecher vorzu- über die Zuteilung von Fernsehfrequenzen müssen- enthalten und wollte wissen, wer dafür garantiere, geführt werden, Geld sei zu sammeln, damit gemein daß die Wahlen nach demokratischen Grundsätzen same Schulen für die Kinder bosnischer Moslems, verliefen. Weiter gab er zu bedenken, daß evtl. Perso- Serben und Kroaten aufgebaut werden können. Carl nen in Ämter gewählt würden, die ihnen nicht ge- bührten und fragte, ob es deshalb nicht sinnvoll wä- Bildt hob zum Abschluß seiner Rede hervor, Friede sei noch nie durch diplomatische Lippenbekennt- re, die Wahlen zu verschieben. Carl Bildt wider- (Niederlan- nisse umgesetzt worden, sondern nur durch konkrete sprach der Auffassung von Abg. van Traa de) hinsichtlich einer Verschiebung. Das Land brau- Leistungen an der Basis. che ganz dringend gemeinsame Institutionen, weil nur so eine mögliche Teilung abwendbar sei. Er Nach Ende seiner Ausführungen stand der Hohe räumte ein, die Wahlen könnten vielleicht nicht ganz Vertreter, Carl Bildt, den Mitgliedern für Fragen zur dem Standard demokratischer Staaten entsprechen, Verfügung. aber sie dienten dem Zweck, das Land wieder zu ei- nen. Sicher müsse man auch die Kriegsverbrecher Minister Rudi Geil (Bundesrepublik Deutschland) zur Rechenschaft ziehen, betonte er, doch dies sehe knüpfte an die Ausführungen von Carl Bildt hinsicht- er als eine Aufgabe der neu gewählten Regierung lich der Schwierigkeiten bei der Wiedereingliede- und nicht der IFOR-Truppen an. rung der verschiedenen ethnischen Volksgruppen an und berichtete vom Beschluß der deutschen Innen- Abg. Viggers (Vereinigtes Königreich) äußerte sich minister, mit der Rückführung der in Deutschland le- pessimistisch über die Zukunft von Bosnien-Herze- benden Flüchtlinge Mitte des Jahres zu beginnen. Es gowina. Aus eigener Erfahrung könne er berichten, sei beabsichtigt, so der Minister, zuerst die Gruppe daß der Wiederaufbau sehr langsam vorankomme. Er der ledigen Männer und kinderlosen Ehepaare zu- warf daher die Frage auf, was vor Ort getan werden rückzuschicken, damit diese beim Aufbau des Lan- könne, um den Fortschritt zu unterstützen, und ob es nicht doch schon jetzt nötig sei, die Fortsetzung der des helfen könnten. Er bat daher Carl Bildt um Aus- kunft, ob davon ausgegangen werden könne, daß es militärischen Präsenz über den 20. Dezember hinaus wies darauf hin, in Bosnien in Bosnien-Herzegowina eine staatliche oder eine re- zu diskutieren. Carl Bildt gionale bzw. kommunale Autorität gebe, die garan- herrsche seit fünf Monaten Frieden, so daß man tieren könne, daß diese Menschen in Gebiete zu- keine Wunder erwarten dürfe. Es gelte die Wirtschaft rückgeführt würden, wo sie keine neue ethnische neu zu beleben. Häuser müßten wiederaufgebaut bzw. repariert, die Felder neu bestellt werden; Dinge Verfolgung erleiden. die zwar mit Material und Geld unterstützt werden können, jedoch von der Bevölkerung in Eigenregie Carl Bildt bestätigte dies, betonte jedoch, die eigent- durchgeführt werden müßten, betonte der Hohe Ver- lich relevante Frage, sei die des Zeitpunktes der ge- treter. Hinsichtlich der bestehenden massiven militä- planten Rückführung. Er machte darauf aufmerksam, rischen Präsenz, hoffe er, im Dezember sagen zu kön- daß ca. 70 000 Flüchtlinge zurückzuführen seien und nen, die IFOR-Truppen würden nicht mehr benötigt, appellierte an die europäischen Mitgliedsländer, die räumte zugleich aber ein, daß über diesen Zeitraum Rückführung „lieber später als früher" zu beginnen. hinaus eventuell eine inte rnationale Polizeitruppe, Die Menschen neigten dazu, in Gebiete zu gehen, in Beobachter und Abschreckungskapazitäten erf order- denen ihre Volksgruppe die Mehrheit bilde, weil sie lich sein könnten. Abschließend appellierte er an die sich dort durch die Behörden besser geschützt glaub- Mitglieder, es dürfe nicht dazu kommen, das Land ten. Es gebe noch immer starke Ressentiments, Angst nach dem 20. Dezember im Stich zu lassen, da sonst und Bitterkeit, so daß sich die Kommunen nicht in alle erreichten Erfolge in Frage gestellt werden könn- der Lage sähen, die Sicherheit der Rückkehrer zu ga- ten. rantieren. Es sei klar, daß die Menschen, die wäh- rend des Krieges in anderen Ländern aufgenommen Abg. Fronzuti (Italien) äußerte Zweifel an dem Opti- wurden, in ihre Heimat zurückgeführt werden müß- mismus hinsichtlich der neu geschaffenen Beziehun- ten, doch sollte man die Rückführung vorsichtig und gen in Bosnien. Er verwies auf die Schilderungen des bedächtig angehen. ehemaligen Verwalters von Mostar, Hans Koschnick, Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/5239 vor dem Zivilen Ausschuß, der berichtet hatte, daß es desrepublik Deutschland) bemerkte, Hintergrund nicht möglich sei, die sich zur Wahl stellenden Kandi- der Entschließung seien die bestehenden Schwie- daten öffentlich vorzustellen, da niemand deren Si- rigkeiten und Rückstände bei den Reduzierungs- cherheit garantieren könne. Carl Bildt gab zu beden- verpflichtungen bzw. regionalen Stationierungsbe- ken, daß Hans Koschnick über lokale Wahlen in Mo- schränkungen und drückte seine Hoffnung aus, mit star berichtete, bei denen die Kandidaten direkten der Entschließung alle Vertragsparteien, die ihren Kontakt mit der Bevölkerung hätten. Die nationalen Verpflichtungen bisher nicht nachgekommen seien, Wahlen für die Präsidentschaften würden jedoch mit zu veranlassen, ihre Bemühungen zu intensivieren. Hilfe der Medien, insbesondere von Radio und Fern- sehen, durchgeführt und hier sehe er keine Gefahren Hierzu erteilte der Präsident der Versammlung, Kar- für die Kandidaten. Eine größere Gefahr liege in den sten D. Voigt, dem Abg. Arbatov (Russische Födera- „Hardlinern", die mit ihrem Einfluß versuchen wür- tion) das Wort, da die nichtstimmberechtigte russi- den, eine ethnische Teilung des Landes durchzuset- sche Delegation besonders viele Abänderungsanträ- zen. ge im Ausschuß für Verteidigung und Sicherheit ein- gebracht hätte, die unberücksichtigt geblieben seien. Vor Eintritt in die weitere Tagesordnung gedachte Abg. Arbatov (Russische Föderation) dankte dem die Versammlung des am 5. Mai 1996 verstorbenen Präsidenten im Namen der russischen Delegation für ehemaligen Vorsitzenden des Ausschusses für Wis-- die Möglichkeit, die russische Position im Plenum senschaft und Technik, Senator Earl Hastings (Kana- darstellen zu dürfen. Er betonte zu Beginn seiner da), der in den achtziger Jahren eine Schlüsselfigur Ausführungen, daß Rußland nie die Erfüllung des bei der Gründung der Unterausschüsse für Technolo- KSE-Vertrags in Frage gestellt habe. Im Gegenteil, gietransfer, Kooperation sowie Forschung und Ent- Rußland habe in der Vergangenheit mehr als andere wicklung gewesen sei und als einer der ersten, Be- europäische Staaten durch den Abbau seiner kon- ziehungen zu den mittel- und osteuropäischen Staa- ventionellen Waffen zur Stärkung des Friedens und ten geknüpft habe. der Stabilität in Europa beigetragen. Nach der Auflö- sung des Warschauer Paktes habe es der Wiederver- Aus dem Ausschuß für Verteidigung und Sicherheit einigung Deutschlands zugestimmt, seine Truppen stand eine Entschließung betr. „Die Achtung des aus Polen, Deutschland, der Tschechoslowakei und KSE-Vertrages" zur Abstimmung an, die der Abg. Ungarn abgezogen. Durch die Auflösung der alten Klaus Francke (Bundesrepublik Deutschland) erläu- Sicherheitsstrukturen seien jedoch Regionen, die frü- terte. Er führte aus, der Vertrag über Konventionelle her ein Teil Rußlands waren, zu Grenzgebieten ge- Streitkräfte in Europa sei ein Stabilitätsgarant und worden und dies spiele eine wichtige Rolle für die Kernelement kooperativer Sicherheit in Europa, der Verteidigung militärischer Interessen. Daher sei die eine weitgehend ausgewogene Verteilung der Waf- russische Delegation der Ansicht, daß diese Sicher- fensysteme zwischen den ehemaligen Staaten des heitsinteressen ebenfalls in der Entschließung be- Warschauer Paktes und den Nachfolgestaaten der rücksichtigt werden müßten, was leider nicht der Fall Sowjetunion garantiere. Anläßlich der in Wien statt- sei. Im Anschluß an die Stellungnahme der russi- findenden Überprüfungskonferenz des Vertrages be- schen Delegation wurde die Entschließung ohne wei- absichtige er mit dem Entschließungsentwurf, be- tere Aussprache mit zwei Gegenstimmen angenom- stehende Probleme aufzuzeigen. Abg. Francke (Bun men.

Bonn, den 27. Juni 1996

Klaus Francke Florian Gerster Leiter der Delegation Stellvertretender Leiter der Delegation Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

Entschließung Nr. 6. ihre Erwartung zum Ausdruck bringend, daß alle Vertragsparteien, die ihren Verpflichtungen bisher betr. die Achtung des KSE-Vertrages nicht nachgekommen sind, vor diesem Hinter- Die Versammlung, grund ihre Anstrengungen intensivieren; 1. eingedenk der Tatsache, daß der „Vertrag über 7. in der Hoffnung, daß insbesondere Rußland auf Konventionelle Streitkräfte in Europa" (KSE-Ver- berechtigte Interessen seiner Nachbarn Rücksicht trag) ein Eckpfeiler der Sicherheit in Europa ist, nimmt und daß sich Rußlands Nachbarn weiterhin der durch seine Obergrenzen für die einzelnen mit dem Problem in einer konstruktiven A rt und Nationen und durch regionale Stationierungsbe- Weise befassen werden; schränkungen sowie durch einen weitgehenden Informationsaustausch und ein Verifikationsre- 8.ersuchtdie Regierungen und Parlamente der Mit- gime Transparenz und eine erweiterte Zusammen- gliedstaaten des Nordatlantischen Bündnisses arbeit im Bereich der europäischen Rüstungskon- dringend: trolle geschaffen hat; a) ihre gemeinsamen Anstrengungen fortzuset- 2. überzeugt, daß damit die Gefahr eines Überra- zen, um die Integrität und politische Vitalität schungsangriffes oder groß angelegter militäri- des Vertragswerkes zu erhalten und dazu ins- scher Offensivoperationen in Europa drastisch ver- besondere auf die vollständige Erfüllung der ringert, das gegenseitige Vertrauen gestärkt und Verpflichtungen aus dem KSE-Vertrag hinzu- der Frieden in Europa dadurch sicherer geworden wirken; ist; b) darauf hinzuwirken, daß die in Wien seit dem 3. begrüßend, daß die am 17. November 1996 zum 15. Mai erstmals tagende KSE-Überprüfungs- Abschluß gebrachte Reduzierungsphase im Rah- konferenz sich vertragskonform um die Verbes- men des KSE-Vertrages zu der beispiellosen Ver- serung der Wirkungsweise des Vertrages wie nichtung von beinahe 50 000 Waffensystemen in auch um die Beseitigung von Implementie- Europa geführt hat; rungsdefiziten bemüht, unter Berücksichtigung 4. unter Hinweis darauf, daß nicht alle Verpflichtun- weiterer Prioritäten; gen erfüllt wurden und daß es schwerwiegende Fälle der Nichtbeachtung der Vertragsbestimmun- c) insbesondere entsprechend der Zielsetzung der gen gibt; Erklärung der Gemeinsamen Beratungsgruppe vom 17. November 1995 und unter Beachtung 5. im Hinblick darauf, daß die Erfüllung rechtlicher der grundlegenden Ziele des Vertrages weiter- bindender Verpflichtungen die notwendige hin auf eine Lösung der Probleme in der östli- Grundlage für die Aufrechterhaltung des gegen- chen Flankenregion zu drängen, und dabei den seitigen Vertrauens darstellen und nur ein kon- Vorschlag der Vereinigten Staaten und der Tür- struktiver Dialog und Kompromißbereitschaft die kei, der derzeit noch von der NATO offiziell ge- Basis für den Erhalt der Integ rität des KSE-Vertra- billigt werden muß, uneingeschränkt zu unter- ges bilden; stützen.