Unterrichtung Durch Die Deutsche Delegation in Der Nordatlantischen Versammlung
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Deutscher Bundestag Drucksache 13/5239 13. Wahlperiode 08. 07. 96 Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die Frühjahrstagung der Nordatlantischen Versammlung vom 16. bis 20. Mai 1996 in Athen Die Frühjahrstagung der Nordatlantischen Versamm- Ablauf der Tagung: lung fand vom 16. bis 20. Mai 1996 in Athen statt. Die Sitzungen der Ausschüsse der Nordatlantischen Der Deutsche Bundestag und der Bundesrat entsand- ten folgende Delegation: Versammlung fanden am 17. und 18. Mai 1996 (S. 3 ff.) statt, das Plenum tagte (S. 24 ff.) am 20.- Mai 1996. Deutscher Bundestag: Die Plenarsitzung wurde vom Präsidenten der Nord- Abg. Karsten D. Voigt (Frankfurt) (SPD), atlantischen Versammlung, Abg. Karsten D. Voigt Präsident der Nordatlantischen Versammlung, (Bundesrepublik Deutschland) eröffnet. Es folgten Abg. Klaus Francke (Hamburg) (CDU/CSU), Ansprachen des griechischen Parlamentspräsiden- Leiter der Delegation, ten, Apostolos Kaklamanis, des Präsidenten der Abg. Hans-Dirk Bierling (CDU/CSU), Nordatlantischen Versammlung, Karsten D. Voigt, Abg. Prof. Dr. Joseph-Theodor Blank (CDU/CSU), und des griechischen Premierministers, Constanti Abg. Heinrich Graf v. Einsiedel (PDS), nos Simitis. Anschließend sprachen der NATO Abg. Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU), Generalsekretär, Javier Solana, der Hohe Vertreter Abg. Lothar Ibrügger (SPD), für den Zivilen Wiederaufbau in Bosnien-Herze- Abg. Ulrich Irmer (F.D.P.), gowina, Carl Bildt, und der Leiter der griechischen Abg. Dr. Dionys Jobst (CDU/CSU), Delegation zur NAV, Elefterios Verivakis. Die Ver- Abg. Dr. Dietmar Kansy (CDU/CSU), sammlung gedachte des verstorbenen ehemaligen Abg. Walter Kolbow (SPD), Vorsitzenden des Ausschusses für Wissenschaft und Abg. Wolfgang Krause (Dessau) (CDU/CSU), Technik, Senator Earl Hastings (Kanada), und nahm Abg. Herbert Lattmann (CDU/CSU), im weiteren Verlauf der Plenarsitzung den vom Aus- Abg. Markus Meckel (SPD), schuß für Verteidigung und Sicherheit vorgelegten Abg. Manfred Opel (SPD), Entwurf einer Entschließung betr. die Achtung des Abg. Brigitte Schulte (SPD), KSE-Vertrages an. Da der Abg. Rose (Vereinigte Abg. Dr. Klaus-Dieter Uelhoff (CDU/CSU), Staaten) das Amt als Schatzmeister vorzeitig nieder- Abg. Dr. Norbert Wieczorek (SPD), gelegt hatte, wurde Sir Geoffrey Johnson Smith (Ver- Abg. Verena Wohlleben (SPD), einigtes Königreich) bis zur Jahrestagung der NAV Abg. Michael Wonneberger (CDU/CSU), im November 1996 in Paris kommissarisch zum Abg. Uta Zapf (SPD) Schatzmeister bestellt. Anläßlich der bei der NAV er- folgten Buchprüfung informierte der Präsident der Versammlung, Karsten D. Voigt, die Mitglieder über Bundesrat: die im Ständigen Ausschuß verabschiedeten Ände- Staatsminister Florian Gerster (SPD), Rheinland-Pfalz, rungen zur Geschäftsordnung, die auf der Jahresta- Stellvertretender Delegationsleiter, gung im Herbst von der Versammlung endgültig ver- Staatsministerin Prof. Ursula Männle (CSU), Bayern, abschiedet werden sollen. Minister Steffen Reiche (SPD), Brandenburg, Senator Uwe Beckmeyer (SPD), Bremen, Politischer Ausschuß Staatsminister Gerhard Bökel (SPD), Hessen, Minister Rudi Geil (CDU), Mecklenburg-Vorpommern, Im Politischen Ausschuß berichtete Dr. Sergei Kara Minister Gerhard Glogowski (SPD), Niedersachsen, ganow, Mitglied des Präsidentschaftsrates der Russi Minister Dr. Manfred Püchel (SPD), Sachsen-Anhalt schen Föderation und Direktor am Europäischen In- Drucksache 13/5239 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode stitut der Russischen Akademie der Wissenschaften, Im weiteren Verlauf seines Vortrages forde rte Hans zunächst über ein Sicherheitssystem, wie es Rußland Koschnick, daß alle Beteiligten - Serben, Moslems vorschwebe. Für die mittel- und osteuropäischen und Kroaten - dem Internationalen Strafgerichtshof Staaten schlage die Stunde der Erkenntnis, daß sie in Den Haag unverzüglich alle Personen überstellen im Jahr 2000 zwar die Chance hätten, Teile eines von sollten, die der Kriegsverbrechen beschuldigt wür- der NATO mitbestimmten Systems europäischer den, darunter Karadzic und Mladic, und daß die Sicherheit zu sein, keinesfalls aber Mitglieder des IFOR nicht länger zögern sollen, dem Strafgerichts- Atlantik-Pakts im klassischen Sinne. Gegen die hof praktische Unterstützung in bezug auf die Über- Mitgliedschaft in der NATO habe Rußland grund- stellung dieser Personen zu leisten. In diesem Zu- sätzlich nichts einzuwenden. Die Allianz könne den sammenhang soll ihr Mandat mit dem Ziel einer Lö- „Neuen" ruhig ihre Garantien gewähren, solle aber sung dieses Problems erweitert werden. Darüber hin- auf die Stationierung von Truppen und Waffen so- aus solle sichergestellt werden, daß die zugesagte wie auf Stützpunkte vor Ort verzichten. Fraglich sei, Stationierung von 200 WEU-Polizisten in Mostar ein- gegen wen die mittel- und osteuropäischen Staaten gehalten werden könne. Die zu verzeichnende Ge- geschützt werden sollten. Die gesamte Denkweise waltbereitschaft müsse endlich unterbunden werden. zeuge davon, daß man noch „Gefangene" alter Zei- ten sei. Da in Mittel-Ost-Europa weder ein neues Auf die Frage von Abg. Klaus Francke (Bundesrepu- „Zwischeneuropa" noch eine NATO-Struktur ent- blik Deutschland) nach der Entwicklung auf dem stehen solle, müsse am Ende ein Vertrag über Zu- Balkan erklärte Hans Koschnick, in dieser Region sei sammenarbeit und Partnerschaft zwischen NATO eine neue Politik erforderlich. Das Herbeiführen ei- und Rußland vereinbart werden. Seit dem Frühjahr ner dauerhaften Friedensordnung auf dem Balkan 1996 stelle ihn Moskau als Konzept der zwei Stützen hänge von der Einigung über bestimmte noch unge- zur Diskussion. Die Europäer hätten gute Gründe, klärte Angelegenheiten ab, wie z. B. die Streitigkei- ihre Handlungsfähigkeit auf dem Gebiet der Sicher- ten um den Brcko-Komdor, die Entmilitarisierung heit nach vielen Ankündigungen unter Beweis zu Ostslawoniens etc. stellen. Abg. Roman (Rumänien) erläuterte seinen Bericht über „Die neuen europäischen Demokratien und die Der ehemalige EU-Administrator für Mostar, Hans NATO-Erweiterung" . Er führte aus, daß Bitterkeit die nahm hierauf zum Friedensprozeß auf Koschnick, Folge einer nicht zustande kommenden NATO-Er- dem Balkan unter dem Aspekt der Umsetzung der weiterung sein werde. Ohne einen starken Sicher- Übereinkommen von Dayton Stellung. Er hob hervor, heitsschirm werde es den neuen Demokratien nicht die militärischen Voraussetzungen für den Übergang gelingen, wirtschaftlichen Wohlstand als ein Funda- in den gesicherten Frieden seien geschaffen, die ment für die Demokratie zu erreichen. In einem sol- Feindseligkeiten im gesamten Territorium des ehe- chen Falle könne die Sicherheit eines ganzen Konti- maligen Jugoslawien seien beendet und die Konflikt- nents gefährdet sein, da Mitteleuropa das Bindeglied parteien hätten die meisten Verpflichtungen im Rah- zwischen beiden Teilen Europas sei und daher keine men der Übereinkommen von Dayton und Paris in Trennlinie innerhalb Europas gezogen werden dürfe. bezug auf die militärischen Aspekte, eingehalten. Die Vorstellungen von Stabilität und Wohlstand wür- den durch unermüdliche Bemühungen der neuen eu- Die IFOR-Truppen leisteten auch einen maßgebli- ropäischen Demokratien in immer engerer Zusam- chen Beitrag im Wiederaufbauprozeß; sie garantier- menarbeit mit den euroatlantischen Institutionen zu- ten nämlich ein sicheres Umfeld einschließlich der nehmend Realität. Insbesondere junge Leute stün- Bewegungsfreiheit der Bevölkerung. Dies sei Voraus- den der NATO-Erweiterung positiv gegenüber. Zu setzung für die Durchführung freier Wahlen, den un- betonen sei, daß Ungarn und Rumänien gleichzeitig gehinderten Wiederaufbau und die Wiederansied- als neue Mitglieder in die NATO aufgenommen wer- lung von Flüchtlingen. In jedem Falle müßten freie den sollten. Wahlen ermöglicht werden, bei denen es sich nicht um „Scheinwahlen" handeln dürfe. Voraussetzung Abg. Just (Dänemark) erklärte, sie habe großes Ver- hierfür sei unter anderem auch die Etablierung einer ständnis für das Sicherheitsbedürfnis der baltischen freien Presse. Es habe sich gezeigt, daß die Notwen- Staaten und Rumänien. Aus militärischer Sicht beste- digkeit bestehe, Kandidaten für die Stadtparlamente he jedoch kein Grund für eine NATO-Osterweite- bis zum Tag der Wahl zu schützen. Über ein neues rung. Diese solle man hinausschieben, sofern sie mit IFOR-Mandat müsse in Ruhe nachgedacht werden. Instabilität verbunden sein sollte. Außer Frage stehe Die Thematik sei aber nicht zur Diskussion in der aber, daß Rußland in dieser Angelegenheit kein Ve- Öffentlichkeit geeignet. Darüber hinaus seien un- to-Recht zugebilligt werden könne. Festzuhalten sei erfüllbare Erwartungen an IFOR außerhalb ihrer mili- in diesem Zusammenhang, daß zunächst der EU-Er- tärischen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu ver- weiterung äußerste Priorität einzuräumen sei. Abg. meiden. Ein Teil der humanitären Hilfe und Wieder- Dutoft (Dänemark) verwies auf vertrauensbildende aufbauhilfe sei in konkrete Projekte für die För- Maßnahmen im Rahmen der OSZE. Abg. Inan (Tür- derung der Rückkehr von Flüchtlingen und Vertrie- kei) äußerte, der Russischen Föderation dürfe kein benen einzusetzen. Des weiteren sei festzuhalten, Signal gegeben werden, daß sie Gelegenheit habe, daß sich weitere Fortschritte auf dem in Rede stehen- sich in Fragen der NATO-Mitgliedschaft einmischen den Gebiet nur erzielen ließen, wenn sich das gegen- zu können. seifige Mißtrauen abbauen lasse und deutlich zum Ausdruck komme, daß man hinter den Verträgen Abg. Arbatov (Russische Föderation) stimmte dem zu