BMWi-Markterschließungsprogramm für KMU (A)

ZIELMARKTANALYSE MAROKKO Mit Profilen der Marktakteure

“Erneuerbare Energien zum Eigenverbrauch in der Industrie” www.export -erneuerbare.de

Impressum

Herausgeber Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko - DIHK Chambre Allemande de Commerce et d’Industrie au Maroc Lot. El Manar, Villa 18 Rue Ahmed Ben Taher El Menjra Quartier El Hank 20160 , Marokko Telefon: +212 (522) 42 94 00/01 Fax: +212 (522) 94 81 72 E-Mail: [email protected] Internet: http://marokko.ahk.de

Stand April 2014

Gestaltung und Produktion AHK Marokko, Marktberatung

Bildnachweis Rainer Sturm, pixelio.de

Redaktion AHK Marokko, Marktberatung

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... 1 I. Tabellenverzeichnis ...... 3 II. Abbildungsverzeichnis ...... 4 III. Abkürzungen ...... 6 VI. Währungsumrechnung ...... 9 V. Energieeinheiten ...... 10 VI. Quellenverzeichnis ...... 11 Vorwort ...... 13 1. Marokko Allgemein ...... 15 1.1 Länderprofil ...... 15 1.1.1 Zahlen und Fakten ...... 15 1.1.2 Geografie ...... 17 1.1.3 Klima ...... 22 1.1.4 Bevölkerung...... 24 1.1.5 Staatssystem und Verwaltung ...... 26 1.1.6 Wirtschaftliche Entwicklung ...... 28 1.1.7 Investitionsklima ...... 29 1.1.8 Wirtschaftsbeziehungeen zwischen Deutschland und Marokko ...... 31 1.2 Brancheninformationen ...... 31 1.2.1 Umwelt ...... 31 1.2.2 Landwirtschaft ...... 35 1.2.3 Abfallwirtschaft und Recycling ...... 36 1.2.4 Wasser- und Abwasserwirtschaft ...... 39 1.2.5 Energiewirtschaft mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien ...... 42 1.3 Nationale Strategie, Pläne und Programme ...... 47 2. Energiemarkt ...... 48 2.1 Energieressourcen ...... 51 2.2 Aufbau des Energiemarktes ...... 53 2.2.1 Infrastruktur des Energiesektors ...... 54 2.3 Marktakteure...... 57 2.4 Energieproduktion und –verbrauch ...... 62 2.5 Strompreise ...... 67 2.6 Energiepolitische Rahmenbedingungen, nationale Energiestrategie ...... 71 2.7 Gesetzliche Rahmenbedingungen ...... 74 2.7.1 Umwelt ...... 74 2.7.2 Abfallwirtschaft ...... 75 2.7.3 Wasser- und Abwasserwirtschaft ...... 76 2.7.4 Energiewirtschaft, Schwerpunkt Erneuerbare Energien und Energieeffizienz ...... 76 2.8 Neue Entwicklungen auf dem Energiemarkt ...... 78 2.8.1 Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Marokko ...... 78 2.8.2 Energiepartnerschaft als Meilenstein für Desertec ...... 79 2.9 Fördermaßnahmen / Finanzierungsunterstützung ...... 79 2.9.1 Fonds ...... 79

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2.9.2 Kurzüberblick über weitere regionale und internationale Finanzierungsinstrumente ...... 85 2.9.3 Finanzierungsmechanismus CDM im Rahmen des internationalen Klimaschutzes (Kyoto Protokoll) ...... 85 3. Erneuerbare Energien in Marokko...... 87 3.1 Windenergie ...... 87 3.1.1 Definition ...... 87 3.1.2 Entwicklungsstand ...... 87 3.1.3 Rahmenbedingungen ...... 89 3.1.4 Ausblick und Zukunftspotential ...... 89 3.1.5 Referenzprojekte ...... 92 3.2 Solarenergie ...... 100 3.2.1 Definition ...... 100 3.2.2 Entwicklungsstand ...... 101 3.2.3 Rahmenbedingungen ...... 103 3.2.4 Solarthermie...... 104 3.2.5 Ausblick und Zukunftspotential ...... 106 3.2.6 Referenzprojekte ...... 107 3.3 Bioenergie ...... 109 3.3.1 Definition ...... 109 3.3.2 Entwicklungsstand ...... 110 3.3.3 Rahmenbedingungen ...... 112 3.3.4 Ausblick und Zukunftspotential ...... 113 3.3.5 Referenzprojekte ...... 118 3.4 Kraft-Wärme-Kopplung aus Solar und/oder Biomasse ...... 131 4. Erneuerbare Energien zum Eigenverbrauch in der marokkanischen Industrie ...... 132 4.1 Interessante Industriesektoren und ihr Energiekonsum ...... 132 4.1.1 Luft- und Raumfahrt ...... 132 4.1.2 Automobilindustrie und Automobilzuliefererbranche ...... 133 4.1.3 Elektrotechnik / Elektronik ...... 133 4.1.4 Papierindustrie ...... 134 4.1.5 Lebensmittel-, Getränke und Tabakindustrie ...... 134 4.1.6 Chemieindustrie ...... 135 4.1.7 Textilindustrie ...... 135 5. Profile der Marktakteure ...... 136 5.1 Institutionen, Organisationen und Verbände ...... 136 5.1.1 Wichtigste Ansprechpartner ...... 136 5.1.3 Standortagenturen und Beauftragte für Auslandsinvestitionen ...... 142 5.1.4 Regionale Investitionszentren ...... 143 5.2 Marokkanische Unternehmen ...... 146 5.2.1 Marokkanische Industrieunternehmen mit hohem Energiebedarf ...... 146 5.2.2 Banken und Investitionsgeber ...... 154 5.3 Sonstiges ...... 156 5.3.1 Wichtigste Messen in Marokko ...... 156 5.3.2 Fachzeitschriften, Nachrichtenportale ...... 157 6. Schlussbetrachtung ...... 159

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I. Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Umrechnungstabelle Energieeinheiten ...... 10 Tabelle 2: Politische und geografische Daten ...... 15 Tabelle 3: Bevölkerungsdaten ...... 16 Tabelle 4: Wirtschaftsdaten ...... 16 Tabelle 5: Länderrisikoanalyse ...... 17 Tabelle 6: Aufteilung der Regionen nach Anteil am BIP, EW und Gesamtfläche ...... 27 Tabelle 7: Wirtschaft – SWOT-Analyse Marokko ...... 30 Tabelle 8: Landwirtschaftliche Statistiken...... 35 Tabelle 9: Eckdaten Energiemarkt ...... 51 Tabelle 10: Zeitposten ...... 68 Tabelle 11: Stromtarife für den häuslichen Gebrauch und privater Beleuchtung ...... 68 Tabelle 12: Stromtarife im System Nour für Haushalte ...... 68 Tabelle 13: Stromtarife im System Nour für Gewerbe und landwirtschaftliche Unternehmen ...... 69 Tabelle 14: Stromtarife für Industrie, Landwirtschaft und Motorenbetrieb ...... 69 Tabelle 15: Stromtarife für patentierte Kunden ...... 69 Tabelle 16: Stromtarif für gewerbliche Nutzung (Mittelspannung) ...... 70 Tabelle 17: Tarifoption für Höchstspannungskunden (150 und 225 kV) ...... 71 Tabelle 18: Tarifoption für Hochspannungskunden (60 kV) ...... 71 Tabelle 19: Tarifoption Superpointe für Höchstspannungskunden (150 bis 225 kV) ...... 71 Tabelle 20: Tarifoption Superpointe für Hochspannungskunden (60 kV) ...... 71 Tabelle 21: Zonen für Windproduktion ...... 78 Tabelle 22: Durchschnittliche Windstärken an ausgewählten Orten ...... 91 Tabelle 23: Übersicht bestehender Windparks ...... 93 Tabelle 24: Datenblatt Windpark El Koudia El Baïda ...... 94 Tabelle 25: Datenblatt Windpark Amogdoul ...... 96 Tabelle 26: Datenblatt Windpark Dhar Saadane ...... 96 Tabelle 27: Datenblatt Windpark Lafarge ...... 97 Tabelle 28: Datenblatt Windpark Ciment du Maroc ...... 98 Tabelle 29: Potential für Bioenergie in Marokko – biologisch, gasförmige Energiequellen ...... 115 Tabelle 30: Potential für Bioenergie in Marokko – biologische Festkörperenergiequellen ...... 115 Tabelle 31: Potential für Bioenergie in Marokko – biologische, flüssige Energiequellen (Biokraftstoffe) ...... 115

Tabelle 32: Gesamtpotenzial Biomasse in MW el ...... 115 Tabelle 33: Biogasnutzung in Fallstudie ...... 117 Tabelle 34: Ergebnis Fallstudie und deren Kostenvergleich ...... 117 Tabelle 35: Übersicht Betriebsleistung je nach Auslastung ...... 125

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II. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Afrika mit Marokko (einschließlich Westsahara) ...... 17 Abbildung 2: Gebirgszüge ...... 18 Abbildung 3: Geografische Eigenschaften Marokkos ...... 19 Abbildung 4: Geografische Karte Marokkos mit Flüssen und Erhebungen ...... 20 Abbildung 5: Klimatische Zonen...... 22 Abbildung 6: Durchschnittlicher Jahresniederschlag ...... 24 Abbildung 7: Einwohnerverteilung nach Region ...... 25 Abbildung 8: Administrative Unterteilung Marokkos, Stand 11.06.2009 ...... 27 Abbildung 9: Verwaltungsbezirke mit Kreisstädten ...... 28 Abbildung 10: Kartografie der Luftqualität in Abhängigkeit des Schadstoffes NOx für den Großraum Casablanca ...... 34 Abbildung 11: Strukturentwicklung der produzierten Energie bis 2020 ...... 43 Abbildung 12 Jährliche direkte Sonneinstrahlung Marokko ...... 44 Abbildung 13: Sonneneinstrahlung pro Jahr nach Ländern ...... 45 Abbildung 14: Elektrizität aus Wind ...... 45 Abbildung 15: Windpotential ...... 46 Abbildung 16: Übersicht über Pläne und Programme der nationalen Strategie ...... 47 Abbildung 17: Entwicklung der Energierechnung und staatliche Erdölsubventionen, 2002 – 2011 ...... 48 Abbildung 18: Energieverbrauch 2011 Marokko ...... 52 Abbildung 19: Primärenergieversorgung in Marokko ...... 52 Abbildung 20: Aufbau des Energiemarktes ...... 53 Abbildung 21: Trasse Algerien- Marokko- Spanien ...... 56 Abbildung 22: Entwicklung der Stromgewinnung nach Ressourcen in Marokko ...... 62 Abbildung 23: Entwicklung der installierten Produktionskapazitäten in Marokko ...... 63 Abbildung 24: Nationale Eigenproduktion in Marokko in GWh ...... 63 Abbildung 25: Steigerung des Energieverbrauches ...... 64 Abbildung 26: Steigerung des Energieverbrauchs ...... 64 Abbildung 27: Stromverkauf durch ONEE nach Sektoren 2009/2010 ...... 65 Abbildung 28: Entwicklung der Kosten für Erdölprodukte 2002-2011 ...... 66 Abbildung 29: Entwicklung der Kosten für Kohle 2002-2011 ...... 66 Abbildung 30: Entwicklung des Stromimports und der Kosten hierfür 2002-2010 ...... 67 Abbildung 31: Antrieb ökonomische Entwicklung Marokkos durch spezifische Strategien, die jedoch gleichzeitig einen erhöhten Bedarf an Energie bewirken ...... 72 Abbildung 32: Vier Grundprinzipien der neuen Energiestrategie ...... 73 Abbildung 33: Projektverlauf CDM ...... 86 Abbildung 34: Messstation von ADEREE in Lamkhalif (Essaouira) ...... 91 Abbildung 35: Windgeschwindigkeiten in Marokko ...... 92 Abbildung 36: Windpark El Koudia El Baïda ...... 94 Abbildung 37: Windpark Amogdoul ...... 95 Abbildung 38: Windpark der Zementfabrik Lafarge ...... 97 Abbildung 39: Windpark der Zementfabrik Ciments du Maroc ...... 98 Abbildung 40: 5 Standorte in Marokko für Solarplan ...... 102 Abbildung 41: Thermische Nutzung von Solarenergie ...... 105 Abbildung 42: ISCC Ain Beni Mathar von Dana Smillie ...... 107 Abbildung 43: Funktionsskizze ISCC Ain Beni Mathar, erbaut durch Abengoa Solar S.A...... 108 Abbildung 44: Biomassepotentiale ...... 112 Abbildung 45: Prognostizierte Entwicklung der Haushaltsabfälle bis 2030 ...... 113 Abbildung 46: Biomasse-Potential ...... 114 Abbildung 47: Jährliche Niederschlagsverteilung und Einstufung Marokkos anhand Niederschlagsmenge ...... 116

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Abbildung 48: Gesamtüberblick energetisches Potential in der Region ...... 116 Abbildung 49: Übersicht über die größten Städte, in denen Biogas gewonnen wird ...... 118 Abbildung 50: Kläranlage in Marrakesch ...... 119 Abbildung 51: Aufbau der Kläranlage vom Marrakesch zur Biogasgewinnung ...... 119 Abbildung 52: BHKW auf der Mülldeponie Oujda ...... 121 Abbildung 53: Technische Zeichnung CET Oujda, Beyyoudh ...... 121 Abbildung 54: BHKW Mülldeponie Fès ...... 122 Abbildung 55: Region um Ifrane ...... 123 Abbildung 56: Drei Bestandteile des landwirtschaftlichen Digerierapperates Dayet Ifreh ...... 123 Abbildung 57: Kläranlage Khouribga...... 124 Abbildung 58: Zusammensetzung des gewonnenen Biogases ...... 126 Abbildung 59: Pilotanlage ...... 126 Abbildung 60: Experimente zur Biogasgewinnung in der Kläranlage M’Zar ...... 127 Abbildung 61: Ergebnisse der Experimente, Zusammensetzung des Biogases ...... 127 Abbildung 62: Absetzbecken ...... 128 Abbildung 63: Sandversickerung ...... 129 Abbildung 64: unbehandeltes Abwasser, geklärtes Wasser, gereinigtes Wasser ...... 129 Abbildung 65: CET Agadir, Studienreise Biogas, 23.-29.09.2012 ...... 131

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III. Abkürzungen

% Prozent ABH (regionale) Wasserwirtschaftsämter = Agence de Bassin Hydraulique ADA Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung = Agence pour le Développement Agricole, www.ada.gov.ma ADBG African Development Bank Group ADEREE Agence des Energies Renouvelables et de l’Efficacité Energétique (ex CDER) = Agentur zur Förderung der Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz, www.aderee.ma AFD Französische Entwicklungsagentur = Agence Française de Développement, www.afd.fr AGIRE Programme zur Unterstützung für integriertes Wasserressourcenmanagement = Programme d’Appui à la Gestion Intégrée des Ressources en Eau PPP Projekt der GIZ, Wasserprogramm, www.agire-maroc.org AIE = IEA L’Agence internationale de l’énergie = IEA, www.iea.org AMDI Marokanische Investitionsförderagentur = Agence Marocaine de Développement des Investissements, www.invest.gov.ma APD Hilfen für Entwicklungsprogramme = Aides aux Programmes de Développement BIP Bruttoinlandsprodukt BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, www.bmwi.de CDER (alt) Centre de Développement des Energies Renouvelables, jetzt ADEREE, www.aderee.ma

CH 4 Methangas CAM Crédit Agricole du Maroc CIA Central Intelligence Agency cm Centimeter

CO 2 Kohlenstoffdioxid

CO 2eq C0 2-Äquivalent CRI Regionale Investitionsbehörde = Centre Régional d’Investissement, www.cri.ma CSB chemische Sauerstoffbedarf DAT Direction de l’Aménagement du territoire Dh Dirham (auch MAD = marokkanischer Dirham) EEf Energieeffizienz EEn Erneuerbare Energien EIB Europäische Investitionsbank, www.eib.org EU Europäische Union EUR Euro (€) FEM Fonds pour l’Environnement Mondial (= GEF) FEMIP Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer = Facilité euro-méditerranéenne d’investissement et de partenariat FENELEC Nationaler Verband für Unternehmen aus Elektrizität, Elektronik und Erneuerbare Energien = Fédération Nationale de l’Electricité, de l’Electronique et des Energies Renouvelables, www.fenelec.com FODEP Fonds für Industrielle Umweltverschmutzung = Fonds de Dépollution Industrielle GEF Global Environment Facility (= FEM) GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (ex GTZ), www.giz.de GJ Gigajoule

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GME Gazoduc Maghreb Europe GMT Greenwich Mean Time = Zeitzone GTaI Germany Trade and Invest, www.gtai.de GTZ (alt) Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, jetzt GIZ ha Hektar HCEFLCD Oberkommissariat für Wasser, Wald und Bekämpfung der Desertifikation = Haut Commissariat des Eaux et Forets et de la Lutte Contre la Désertification, www.eauxetforets.gov.ma HCP Statistisches Amt = Haut Commissariat au Plan, www.hcp.ma ICP Ingenieurgesellschaft Prof. Czurda und Partner mbH, www.icp-ing.de IEA Internationale Energie Agentur = International Energy Agency, www.iea.org IfaS Institut für angewandtes Stroffstrommanagement, www.ifas.de IRESEN Forschungsinstitut für Solarenergie und neue Energien = Institut de Recherche en Energie Solaire et Energies Nouvelles, www.iresen.org kW Kilowatt kWh Kilowattstunde l Liter m3 Kubikmeter MAEC Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Zusammenarbeit = Ministère des Affaires Etrangères et de la Coopération, www.maec.gov.ma / www.diplomatie.ma MASEN Marokkanische Agentur für Solarenergie = Moroccan Agency for Solar Energy, www.masen.org.ma MDP Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (= CDM) = Méchanisme de Développement Propre, www.cdmmorocco.ma MEMEE Ministerium für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt (kurz Umweltministerium) = Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, www.mem.gov.ma MINENV Umweltministerium, Bereich Bergbau und Umwelt, www.minenv.gov.ma KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau, www.kfw-entwicklungsbank.de Mio. Million, 10 6 MJ Megajoule mm Millimeter Mrd. Milliarde, 10 9 MW Megawatt MWh Megawattstunde NASA National Aeronautics and Space Administration N Stickstoff NIP Note d’Idée de Projet ONE (alt) Marokkanischer Stromerzeuger und -lieferant = Office National de l’Electricité, jetzt ONEE, www.one.org.ma ONEE Fusion aus ONE und ONEP / Nationaler Strom- und Trinkwasserversorger = Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable ONEP (alt) Marokkanische Wasserbehörde = Office National de l’Eau Potable, jetzt ONEE, www.onep.ma ONHYM Marokkanische Behörde für Kohlenwasserstoffe und Bergbau = Office National des Hydrocarbures et des Mines, www.onhym.com PEREN Programm zur Förderung der Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz = Promotion des Energies Renouvelables et de l‘Efficacité énergétique PPP Projekt der GIZ, Erneuerbare Energien / Energieeffizienz

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PERG Programm zur Elektrifizierung der ländlichen Regionen = Programme d’Electrification Rurale Globale PGPE Programm für Umweltmanagement und -schutz = Programme de Gestion et de Protection de l’Environnement PPP Projekt der GIZ, Umweltprogramm, www.gd-maroc.info PNUD Entwicklungsprogramm der UN = Programme des Nations Unies pour le Développement, www.pnud.org.ma RAMSA Régie Autonome Multi Services d’Agadir RADEEMA Régie Autonome de Distribution d'Eau et d'Electricité de Marrakech SEEE Sekretariat des Umweltministeriums für Wasser und Umwelt = Secrétariat d‘Etat Chargé de l’Eau et de l’Environnement, www.water.gov.ma / www.environnement.gov.ma SGG Secrétariat Général du Gouvernement SIE Energieinvestitionsgesellschaft = Société d’Investissement Energétique, www.siem.ma t Tonnen

TEP Tonnen CO 2-Äquivalent (toe) = Tonnes Equivalent Pétrole USD US-Dollar ($)

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VI. Währungsumrechnung

Marokkanischer Dirham (MAD, kurz Dh)

Aktueller Stand (11.04.2014)1: 1 Dh = 0,09 EUR = 0,12 USD 1 EUR = 11,209 Dh (Ankauf) / 11,277 Dh (Verkauf) 1 USD = 8,084 Dh (Ankauf) / 8,133 Dh (Verkauf)

Der Wechselkurs USD/Dh und EUR/Dh entwickelte sich wie folgt: 2 Jahr 2007: 1 USD = 8,53 Dh und 1 EUR = 11,30 Dh Jahr 2008: 1 USD = 7,80 Dh und 1 EUR = 11,35 Dh Jahr 2009: 1 USD = 8,12 Dh und 1 EUR = 11,28 Dh Jahr 2010: 1 USD = 8,36 Dh und 1 EUR = 11,43 Dh Jahr 2011: 1 USD = 8,10 Dh und 1 EUR = 11,29 Dh Jahr 2012: 1 EUR = 11,06 Dh Jahr 2013: 1 EUR = 11,12 Dh (Schätzung)

1 Bank Al Maghrib, www.bkam.ma, abgerufen April 2014 2 GTaI, www.gtai.de, abgerufen April 2014

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V. Energieeinheiten

Energiemaßeinheiten J Joule Häufig für Angabe von mechanischer Energie Wh Wattstunde Häufig für Angabe von elektrischer Energien (Strom und Wärme) kcal Kilokalorie SKE Steinkohle-Einheiten Energie, die bei der Verbrennung von Steinkohle (gemessen in Tonnen) frei wird RÖL Rohöl-Einheiten Energie, die bei der Verbrennung von Rohöl (gemessen in Tonnen) freu wird Erdgas Gaseinheiten Energie, die bei der Verbrennung von Erdgas (gemessen in Kubikmeter) frei wird

Zieleinheit PJ Mio. t SKE Mio. t RÖE Mrd. kcal TWh Ausgangseinheit 1 Petajoule (PJ) - 0,034 0,024 238,8 0,278 1 Mio. t Steinkohleeinheit (SKE) 29,308 - 0,7 7.000 8,14 1 Mio. t Rohöleinheit (RÖE) 41,869 1,429 - 10.000 11,63 1 Mrd. Kilokalorien (kcal) 0,0041868 0,000143 0,0001 - 0,001163 1 Terawattstunde (TWh) 3,6 0,123 0,0861 859,8 - Tabelle 1: Umrechnungstabelle Energieeinheiten 3

Energieeinheiten und Umrechnungsfaktoren 1 Wh 1 kg RÖL 1 kg SKE Brennstoff (in kg SKE) = 3.600 Ws = 41,868 MJ = 29.307,6 kJ 1 kg Flüssiggas = 1,60 kg SKE = 3.600 J = 11,63 kWh = 8,141 kWh 1 kg Benzin = 1,486 kg SKE = 3,6 kJ ≈ 1,428 kg SKE = 0,7 kg RÖL 1 m³ Erdgas = 1,083 kg SKE 1 kg Braunkohle = 0,290 kg SKE

Weitere verwendete Maßeinheiten Gewicht Volumen Geschwindigkeit 1 t (Tonne) 1 bbl (Barrel Rohöl) 1 m/s (Meter pro Sekunde) = 3,6 km/h = 1.000 kg ≈ 159 l (Liter Rohöl) 1 mph (Meilen pro Stunde) = 1,609 km/h = 1.000.000 g ≈ 0,136 t (Tonnen Rohöl) 1 kn (Knoten) = 1,852 km/h

Vorsatzzeichen k = Kilo = 103 = 1.000 = Tausend T M = Mega = 106 = 1.000.000 = Million Mio. G = Giga = 109 = 1.000.000.000 = Milliarde Mrd. T = Tera = 1012 = 1.000.000.000.000 = Billion Bill. P = Peta = 1015 = 1.000.000.000.000.000 = Billiarde Brd. E = Exa = 1018 = 1.000.000.000.000.000.000 = Trillion Trill.

Bei internationalen Veröffentlichungen (z.B. OECD und IEA, World Energy Investment Outlook) tRÖL = toe (Tonnes of Oil Equivalent) also: 1 tRÖL = 1 toe

1 toe = 41,868 GJ 1 Mtoe = 41,868 PJ 1 Gtoe = 41,868 EJ

3 BMWi, www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/Binaer/energie-daten-gesamt,property=blob,bereich =bmwi2012,sprache=de,rwb=true.xls, abgerufen April 2014

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VI. Quellenverzeichnis

Publikationen • A. Mounir Debbarh, „L’Energie : développement énergétique au Maroc depuis 1955, perspectives 2025“ • AHK Marokko, Fact sheet, Stand März 2014 • Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (die), „Studies: Achieving Inclusive Competitiveness in the Emerging Solar Energy Sector in “, 2013, ISSN 1860-0468 • dena GmbH, Länderprofil Marokko, Dezember 2012 • GIZ, 2012, Voyage d'étude sur le biogaz au Maroc et atelier de synthèse, 23.-29.09.2012, Herr Mustapha Brakez, SEGU Group • GIZ, April 2010, Etude sur les possibilités d'une séparation des déchets en condsidérant les aspects techniques, économiques, écologiques et sociaux de la nouvelle décharge de Meknès, Maroc, ICP GmbH • GIZ/ADEREE, 14.10.2011, Etude dur les potentiels de biomasse dans la région de l'Oriental, IfaS • GIZ, Januar 2010, Etude sur les potentiels de biomasse pour la région Souss-Massa-Draâ et la province d'Essaouira • GIZ, Etude sur le cadre organisationnel, institutionnel et législatif pour la promotion des Énergies Renouvelables, Juli/Dezember 2007 • GTaI - Germany Trade and Investment, Wirtschaftsdaten kompakt • Seconde communication nationale du Maroc sur les changements climatiques (SCNCC), Maroc, www.preventionweb.net/files/29116_rapportcompilationdelascncc.doc, Stand 13.02.2013 • Secrétariat d’Etat chargé de l‘Eau et de l’Environnement, Département de l’Environnement, Rapport d’activités 2009-2010 (http://minenv.gov.ma/PDFs/Rapport_activites2010.pdf), März 2011

Genutzte Internetseiten • ADEREE, www.aderee.ma, Stand 2011 • African Development Bank Group, www.afdb.org / http://morocco.opendataforafrica.org, abgerufen April 2014 • Agence Marocain de Presse, www.map.ma • Agence pour de Développement Agricole, www.ada.gov.ma, Stand 2013 • Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de / www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/ Marokko/Wirtschaft_node.html, abgerufen April 2014 • Aufteilung der Regionen nach Anteil am BIP, EW und Gesamtfläche: www.scribd.com/doc/25848936/Maroc-Contribution- Sectorielle-des-Regions-a-la-Creation-de-la-Richesse-Nationale, abgerufen April 2014 • Bank Al Maghrib, www.bkam.ma, abgerufen April 2014 • BMWi, www.bmwi.de; www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/Binaer/energie-daten-gesamt,property=blob,bereich =bmwi2012,sprache=de,rwb=true.xls • Changements climatiques au Maroc, www.ccmaroc.ma/maroc/default-pnrc.html, abgerufen März 2014 • CIA - The World Factbook, www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/mo.html, abgerufen April 2014 • Crédit Agricole du Maroc, www.fellah-trade.com • Deutsche Botschaft in Rabat (Marokko), www.rabat.diplo.de, abgerufen April 2014 • Europäische Investitionsbank, www.eib.org/projects/regions/med/about/index.htm • FH Bingen, http://uir.fh-bingen.de/fileadmin/user_upload/Marokko/%C3%9Cbergeordnetes/F%C3%B6rderung/ db_ma_wa_Foerderprogramme_FODEP_2011_01_06.pdf • GFA Envest, www.gfa-envest.de/, abgerufen April 2014 • GIZ-AGIRE, www.agire-maroc.org/activites/biogaz/formation-biogaz-rabat-fevrier-2012.html • GTaI, www.gtai.de, abgerufen April 2014 • Google Maps, Marokko, https://maps.google.com/maps?oe=utf-8&client=firefox-a&channel=sb&q=morocco&ie=UTF- 8&hq=&hnear=0xd0b88619651c58d:0xd9d39381c42cffc3,Morocco&ei=7D9qU8_SHOaK0AXx1YHwDQ&ved=0CKMBEL YDMBE, abgerufen April 2014 • La Ressource en eau au Maroc, http://mercatoraumaroc.over-blog.com/article-19043922.html, abgerufen April 2014 • , www.lematin.ma/supplement/economie/2014/abdelkader-amara_-l-energie-constitue-un-facteur--federateur-pour- les-pays-du-maghreb-/entretien-avec-abdelkader-amara-ministre-de-l-energie-des-mines-de-l-eau-et-de-l-environnement_-l- energie-constitue-un-facteur-federateur-pour-les-pays-du-maghreb-/197996.html, abgerufen März 2014 • MASEN, www.masen.org.ma, abgerufen April 2014 • Maroc Agriculture, www.marocagriculture.com

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• Ministère de l’Urbanisme et de l‘Aménagement et du Développement du Territoire, Direction de l’Aménagement du territoire, www.territoires.gov.ma/ • Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, www.mem.gov.ma • Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, Département de l’Environnement, www.cdmmorocco.ma • The World Bank (Weltbank), www.worldbank.org. abgerufen April 2014 • MAEC, www.maec.gov.ma / www.diplomatie.ma • Marokko-Portal, www.maroc.ma • Ministère de l’Urbanisme et de l‘Aménagement et du Développemement du Territoire, Direction de l’Aménagement du Territoire, www.territoires.gov.ma • NASA Aufnahme, http://visibleearth.nasa.gov/view_rec.php?id=2426 • ONEE, Tarifübersichten: www.one.org.ma www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&id3=160&t2=1&t3=1 und www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&t2=1, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&id3=159&t2=1&t3=1 www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=2&id2=35&id3=133&t2=1&t3=1 www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=1&id2=28&id3=74&t2=1&t3=1 www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=1&id2=28&id3=157&t2=1&t3=1 abgerufen April 2014 • OPEC Fund for International Development, www.ofid.org/COUNTRIES/Africa/Morocco.aspx • RAMSA, www.ramsa.ma / www.docstoc.com/docs/104548230/LE-RESERVOIR-MASSAL# • Secrétariat d‘Etat Chargé de l’Eau et de l’Environnement, www.water.gov.ma, abgerufen April 2014 • Secrétariat Général du Gouvernement, Bulletin Officiel, www.sgg.gov.ma, abgerufen April 2014 • World Economic Forum 2013, www.weforum.org

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Vorwort

Die Energieversorgung gehört zu den Grundbedürfnissen der Menschheit und ist der Schlüssel für Wirtschaftswachstum und soziale Entwicklung. Angesichts eines weltweit steigenden Bevölkerungswachstums und einer Begrenztheit der fossilen Energieträger sowie der nachwachsenden Rohstoffe ist das Thema der Energieversorgung sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene in den Fokus gerückt. Die bisherige Energiepolitik, welche sich auf den Verbrauch der fossilen Energien beschränkt, ist langfristig untragbar. Zum einen wegen der Endlichkeit dieser Ressourcen, aber auch wegen des Klimawandels, welcher direkt mit dem

Verbrauch fossiler Energieträger und damit verbundenen Ausstoß von CO 2 zusammenhängt. Daher wird nach Lösungen gesucht, um sozial und ökologisch verantwortungsbewusst die Energieversorgung zu gewährleisten.

Die Knappheit der fossilen Energieträger hat in den letzten Jahren bereits zu einem deutlichen Preisanstieg auf dem internationalen Markt geführt, wodurch Länder wie Marokko, die praktisch ihren gesamten Energiebedarf importieren, einen immer höheren Anteil ihres Bruttoinlandprodukts in den Kauf von Energie investieren müssen. Die nationale Sicherung der Energieversorgung unter wirtschaftlich wettbewerbsfähigen Gesichtspunkten ist daher ein Kernanliegen der marokkanischen Regierung, an dem sie ihre nationale Energiepolitik neu ausgerichtet hat. Seit Mitte der 90er Jahre hat die Regierung dementsprechend schrittweise Reformen umgesetzt, um die Strukturen auf dem Energiemarkt zu verändern. Die Zielsetzung besteht darin, die heimischen Ressourcen maximal auszunutzen, um eine möglichst große Unabhängigkeit vom internationalen Markt zu erlangen. Dementsprechend wird die Nutzung der erneuerbaren Energien ein immer wichtigerer Bestandteil der nationalen Energiepolitik des Königreichs, und nach Meinung von Experten wird die Nachfrage nach erneuerbaren Energien, darunter Solar-, Wind-, Hydro- und Bioenergien, weiterhin sehr stark zunehmen.

Die Gründe für Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien sind vielfältig. Marokko verfügt aufgrund seiner geografischen Struktur mit sehr viel Sonnenstunden und hohen Windgeschwindigkeiten sowie seinem bisher weitgehend ungenutzten Potenzial im Bereich der Biomasse über hervorragende Voraussetzungen. Darüber hinaus hat Marokko sehr gute Rahmenbedingungen für ausländische Investoren geschaffen, indem eine Einbindung in internationale Strukturen der Weltwirtschaft und eine stufenweise Liberalisierung seiner Wirtschaft forciert wurden und mit langfristigen Zielsetzungen eine politische Stabilität gewährleistet ist.

In der folgenden Studie wird ein allgemeiner Überblick über die geografischen, gesellschaftlichen, gesetzlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Marokkos gegeben, um dann auf die erneuerbaren Energien und speziell auf das Potential von Eigenproduktion elektrischer und thermischer Energie einzugehen.

In Anbetracht der Tatsachen, • dass sich innerhalb der nahen Zukunft der Energiemarkt durch Einspeisemöglichkeit mit Netmetering in das Mittelspannungsnetz stark verändern und große Chancen eröffnen wird, aber eben keine genaue Zeitspanne vorhergesagt werden kann, • dass der Kostendruck auf die Industrie durch Abschaffung von Subventionen auf Energie in den letzten Monaten stark zugenommen hat • dass die Netzparität für Windenergie, Photovoltaik, Biomasse und Kraft-Wärme-Kopplung unter gewissen Voraussetzungen in Marokko bereits gegeben ist, sind Investition in erneuerbare Energien für den Eigenverbrauch in der marokkanischen Industrie zum jetzigen Zeitpunkt ein guter Schritt, der es gleichzeitig erlaubt, relativ schnell in den marokkanischen Markt einzusteigen und mit ersten Projekten Marktkenntnisse und eigene Kontakte aufzubauen, um sich für die vorauszusehende positive Marktentwicklung in den nächsten Jahren vorzubereiten.

Nach einem Einblick in die aktuelle Lage Marokkos werden Praxisbeispiele betrachtet und anstehende Projekte aufgelistet. Die Übersicht der Marktakteure beinhaltet offizielle Institutionen, die wichtigsten Akteure für den Markteintritt, die Förderung und Begleitung bei der Projektumsetzung sowie - zu guter Letzt - den Kontakt zu potentiellen Geschäftspartnern in Marokko.

Ziel der Studie ist die Identifizierung und die Darstellung des Marktpotentials der Erneuerbaren Energien mit Schwerpunkt der Sonnen- und Windkraft als Quelle zum Eigenverbrauch in Industriesektoren für deutsche Unternehmen in Marokko.

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Deutschland im Vergleich

Das Thema der Energiewende ist in aller Munde. In Marokko wird das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung hinsichtlich der Energiewende positiv angesehen. Die marokkanische Regierung hat sich ebenfalls ehrgeizige Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren Energien gesetzt und strebt in dieser Hinsicht dem „Vorbild“ Deutschlands nach.

Im Rahmen der Recherchen und Gespräche für diese Zielmarktanalyse wurde oft das Interesse an deutscher Technologie seitens der lokalen Unternehmen und Kommunen deutlich. Deutsche Technologie und deutsches Know-how, besonders im Bereich der erneuerbaren Energien, steht in Marokko hoch im Kurs. Deutschland wird von der marokkanischen Regierung durch seine Erfahrung mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien als wirtschaftspolitisches Vorbild betrachtet. Allerdings sind französische und spanische Projektentwickler schon vor Ort, aber auch diese arbeiten nicht ungern mit deutscher Technologie. Selbstverständlich steht die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko interessierten Unternehmen jederzeit zur Verfügung, um diese bei der Ansiedlung deutscher Technologie in Marokko zu unterstützen.

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1. Marokko Allgemein

1.1 Länderprofil 1.1.1 Zahlen und Fakten

Politische und geografische Daten Land Königreich Marokko (al-Mamlaka al Maghrib īya) ا ا

Amtssprachen Arabisch, Tamazight Diverse arabische Dialekte, Französisch ist landesweit Geschäfts- und Bildungssprache, im Norden Marokkos wird zusätzlich Spanisch gesprochen Religion Islam (98,7 %), Christentum (1,1 %), Judentum (0,2 %) Hauptstadt Rabat Verwaltung 16 Regionen Nationalflagge Rote Basis (Farbe des Sherifen von Mekka) mit grünem Pentagramm (Siegel des Sulayman) Staatsform Konstitutionelle Monarchie mit Elementen parlamentarischer Demokratie Staats- und geistiges Oberhaupt

König Mohammed VI. (seit 23.07.1999) Regierungschef Abdelilah Benkirane, Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung („Parti de la Justice et du Dévelopment“, PJD), seit 30. November 2011 Unabhängigkeit am 02.03.1956 von Frankreich und Spanien Lage Nordwesten Afrikas N: Mittelmeer, O: Algerien, S: Mauretanien, W: Atlantik Zeitzone UTC Klima Norden, Atlantik und Osten: Westseiten Winterregenklima (mediterranes Klima) Süden: trockenes Passatklima (Sahara Klima) Fläche 710.850 km 2 (Kernland 446.550 km² ohne Westsahara und die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla) Küstenlinie Atlantikküste: 2.934 km (ca. 1.323 km ohne Westsahara) Mittelmeerküste: 512 km Wichtige Gebirge Atlas-, und Rif-Gebirge Wichtige Städte Casablanca, Rabat, Tanger, Marrakech, Fès, Meknès, Agadir, Tétouan Wichtigste Flüsse Loukkos, Sebou, Bouregreg, Moulouya, Drâa, Oum Rbia, Souss, Tensift, Ziz Tabelle 2: Politische und geografische Daten 4

4 Eigene Zusammenstellung: u.a. CIA, www.cia.gov; MAEC, www.maec.gov.ma; Maroc-Portal, www.maroc.ma, abgerufen März 2014

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Daten zur Bevölkerung Einwohnerzahl 32,9 Mio. (2013) Bevölkerungsdichte 81,25 Einwohner pro km² Bevölkerungswachstum 1,1 % Durchschnittsalter 26,5 Jahre Geburtenrate 2,2 Geburten pro Frau (2011), 19,0 Geburten / 1.000 Einwohner (2012) Durchschn. Lebenserwartung 71,8 Jahre (2011: 66,1 % Alter zwischen 15-64 Jahre) Analphabetenrate Insgesamt 43,9 % der über 15-jährigen; davon Männer 34 %, Frauen 60 % (2009) Größte Städte Casablanca: 3,2 Mio. Rabat-Salé (Rabat 658.000 mit Salé): 1,8 Mio. Fès: 719.000 Tabelle 3: Bevölkerungsdaten 5

Wirtschaftsdaten BIP nominal 103,3 Mrd. USD (Schätzung2013) 95,9 Mrd. USD (2012) 99,2 Mrd. USD (2011) 90,7 Mrd. USD (2010) BIP je Einwohner 3.144,4 USD (Schätzung 2013) 2.987,9 USD (2012) 3.084,4 USD (2011) 2.851 USD (2010) Wachstum reales BIP 3,6% (Prognose 2014) 4,5% (Schätzung 2013) 4,2% 2012 5,7 % (2011) 3,6 % 2010 Währung 1 Dh = 100 Centime Wechselkurs 1 EUR = 11,191 Dh (15.04.2014) Inflationsrate +2,5 % (Prognose 2013) +2,2 % (Prognose 2012) +0,9 % (2011) Gesamt Export / Hauptexportland 22,99 Mrd. USD / Spanien Gesamt Import / Hauptimportland 40,39 Mrd. USD / Frankreich Rohstoffe - agrarisch Fisch, Wein, Vieh, Oliven, Gemüse, Trauben, Zitrusfrüchte, Weizen, Gerste - mineralisch Salz, Zink, Blei, Mangan, Eisenerz, Phosphate Tabelle 4: Wirtschaftsdaten 6

Länderrisikoanalyse Auslandsverschuldung/BIP: 29,7 % (Prognose 2012) 28,1 % (Schätzung 2011) Einfuhrdeckung 4,3 Monate (2014) 3,8 Monate (2013) 3,8 Monate (2012) 5,0 Monate (2011) 7,0 Monate (2010)

5 Eigene Zusammenstellung: u.a. CIA, www.cia.gov, abgerufen März 2014 6 GTaI, Wirtschaftsdaten kompakt 2011-2014, www.gtai.de; Weltbank, www.worldbank.org, abgerufen März 2014

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Jährliche Neuverschuldung des Staates (in % des BIP) -5,3 % (Prognose 2013) -6,1 % (Schätzung 2012) -6,9 (2011) Leistungsbilanz (in % des BIP) -5,4 % (Prognose 2013) -7,9 % (Schätzung 2012) -8 % (2011) Länderrating BBB+ mit stabiler Aussicht (S&P) A4 (Coface) Tabelle 5: Länderrisikoanalyse 7

1.1.2 Geografie

Das Königreich Marokko liegt im Nordwesten Afrikas, angrenzend an die Küsten des Atlantischen Ozeans im Westen und des Mittelmeers im Norden. Eine seiner Charakteristiken ist seine Ausdehnung zwischen dem 21° und 36° N, daher seine breite Front zum Atlantik (2.934 km) dazu kommen 512 km Mittelmeerküste. Am nördlichen Punkt Marokkos, bei Tanger, wird das Königreich lediglich durch die Straße von Gibraltar 14 km von Europa getrennt. Im Volksmund wird es als das „Tor zwischen Afrika und Europa“ bezeichnet und verfügt durch diese Nähe über eine wichtige strategische Bedeutung. Im Osten grenzt das Königreich an Algerien und im Süden an Mauretanien.

Abbildung 1: Afrika mit Marokko (einschließlich Westsahara) 8

7 Eigene Zusammenstellung: u.a. CIA, www.cia.gov; GTaI, Wirtschaftsdaten kompakt 2011-2014, www.gtai.de, abgerufen März 2014 8 Eigene Bildzusammenstellung

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Die Staatsfläche beträgt mit dem umstrittenen Gebiet der Westsahara im Süden (ca. 264.300 km²) 710.850 km². Im Osten und Süd- Osten grenzt das Land an Algerien, im Süden und Süd-Osten an Mauretanien. Die Hauptstadt von Marokko ist Rabat mit ca. 1,8 Mio. Einwohnern (mit Geschwisterstadt Salé). Das Wirtschaftszentrum befindet sich in Casablanca, der größten Stadt Marokkos mit ca. 3,2 Mio. Einwohnern. Weitere Großstädte sind Fès und Marrakech im Landesinnern sowie Tanger und das nahe der Küste gelegene Tétouan.

Marokko bietet eine beeindruckende Vielfalt an Reliefs: von schneebedeckten Gipfeln bis Palmen, grünen Flächen und Sanddünen.

Gebirgszüge Die Landschaft ist sehr vielfältig. Neben seiner breiten Mittelmeerfront wird die geografische Vielfalt Marokkos durch ausgedehnte hohe Gebirgsregionen charakterisiert. Der größte Teil des Landesinneren wird vom Gebirgszug des Hohen Atlas geprägt, in welchem sich der Djebel Toubkal, der höchste Berg Nordafrikas mit 4.165 m, befindet. Entlang der Mittelmeerküste verläuft das Rif-Gebirge und parallel zur Atlantikküste im Westen des Landes ziehen sich von Südwesten nach Nordosten die Gebirgsketten des Antiatlas, des Hohen und des Mittleren Atlas.

Abbildung 2: Gebirgszüge 9

Vier Gebirgsketten, die sich in unterschiedlichen Zeitepochen bildeten, reihen sich von Nord nach Süd aneinander: • Rif-Gebirge , in Form eines vertieften Bogens zum Norden, fällt zum Mittelmeer steil ab (höchste Erhebung: Djebel (Berg) Tidirhine 2.465 m), • Mittlerer Atlas , in dem die höchsten Gebirgszüge Nordafrikas liegen (Djebel Bounaceur 3.326 m) • Hoher Atlas , (höchste Erhebung: Djebel Toubkal 4.167 m) • Antiatlas , (Djebel Aklim 2.531 m) in nord-östlicher und süd-westlicher Ausrichtung

Im Westen des Atlas erstreckt sich das vom Atlantik begrenzte westliche Tiefland; im Süd-Osten des Atlas und im Süden des Landes befinden sich die Hochebenen und Ebenen der Wüste und Halbwüste.

9 NASA Aufnahme, http://visibleearth.nasa.gov/view_rec.php?id=2426, abgerufen April 2014, eigene Bearbeitung

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Ebenen und Hochebenen Die Ebenen erstrecken sich über große Teile des Territoriums. Sie liegen an der Atlantikküste (Gharb, KwaZulu, Doukkala, Marrakech), entlang der Mittelmeerküste (Martil Lau, Triffa) sowie im Landesinneren, wie das Flachland Tadla und Haouz und in der Region Oriental das Flachland Moulouya.

Abbildung 3: Geografische Eigenschaften Marokkos 10

Die Hochebenen nehmen die größte Fläche des Landes ein. Sie variieren zwischen 200-400 m in der Nähe der Atlantikküste (Bereich Larache, Zemmours, Zaers), zwischen 500-900 m westlich der Gebirgsketten des Mittleren und des Hohen Atlas (Saïs und Hochebene der Phosphate) und zwischen Höhen bis zu 1.500 m (Zaïan, Hochebenen des Mittleren Atlas, Hochebene Oriental).

10 Direction de l’Aménagement du territoire, www.territoires.gov.ma/, abgerufen April 2014

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Flüsse Marokko verfügt über viele Flüsse, die einen relativ großen Bereich, außer der Sahara und Subsahara, gut bewässern. Im Winter bildet sich in den Bergen des Rif-Gebirges, Mittleren und Hohen Atlas manchmal eine sehr dicke Schneedecke. Alle Flüsse und Bäche entstehen aus dem Wasservorkommen dieser Gebirgszüge.

Abbildung 4: Geografische Karte Marokkos mit Flüssen und Erhebungen 11

Die wichtigsten Flüsse (Oued) des Landes (Loukkos, Bouregreg, Sebou, Oum Er-Rabi, Souss, Draâ) entspringen im Rif-Gebirge, dem Mittleren und Hohen Atlas und münden in den Atlantik. Andere, wie der Oued Ziz, versickern in der Wüste. Schließlich ist der Moulouya der einzige Fluss, der ins Mittelmeer mündet. Diese Flüsse führen je nach Saison und auch von Jahr zu Jahr sehr wechselnde Wassermengen mit sich. Dieses Problem der Unregelmäßigkeit führt in Küstenregionen in der Regel zu Überschwemmungen, im Gegensatz dazu trocknen zahlreiche weniger bedeutende Flüsse innerhalb eines Jahres aus. Manche Flüsse bleiben über mehrere Jahre in Folge in den halbwüstenhaften Zonen ausgetrocknet.

• Draâ, 1.200 km • Sebou, 614 km • Moulouya, 600 km • Oum Er-Rbia, 600 km • Ziz, 282 km • Gueris, 270 km

11 La Ressource en eau au Maroc, http://mercatoraumaroc.over-blog.com/article-19043922.html, abgerufen April 2014

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• Tensift, 250 km • Bouregreg, 240 km • Dadès, 201 km • Oued Souss, 180 km • Loukkos, 176 km

Der Wassermangel, aber auch die großen Schwankungen der Wassermengen, stellen für Marokko ein großes Problem dar, insbesondere für die Landwirtschaft (mit und ohne Bewässerung).

Darüber hinaus sind die Grundwasserströmungen in weiten Teilen des Landes sehr intensiv, jedoch durch den hohen Salzgehalt des Grundwassers ungeeignet für den Verzehr und die Verwendung.

Böden Es gibt riesige Unterschiede zwischen den entwickelten Böden in den Bergen, den Böden in den Hochebenen und den atlantischen Ebenen sowie denen in der Subsahara und Sahara.

In Bezug auf die geologische Beschaffenheit der Gesteine kann wie folgt unterschieden werden: • weiche Gesteinsformationen (Mergel, Ton) entlang des Atlantiks und des Rif-Gebirges • harte Gesteine wie Quarzit, Kalkstein und Basalt • karbonathaltige Felsen, die eine Kalkschicht über große Gebiete im südlichen Teil Marokkos legen

Im Land gibt es mehr oder weniger braune bis hin zu roten Böden, die relativ reich an organischen Substanzen und Mineralien sind. Problematisch sind jedoch die Aktivitäten der Menschen, die mit der Zerstörung der Pflanzendecke, durch die Gewinnung von Kulturen und durch Überweidung zu der starken Bodenerosion beitragen.

Empfindliche Ökosysteme

Küstenzonen Die Küstengebiete sind für Marokko von großer ökologischer Bedeutung. Diese Gebiete setzen sich aus verschiedensten Formen von Lebensräumen (Flussmündungen, Strände und Felswänden) und Lagunen, die Heimat einer sehr vielfältigen Flora und Fauna, zusammen. Zusätzlich verfügen sie über einen hohen Freizeitwert und touristisches Potenzial.

Darüber hinaus ist die marokkanische Küste die Stütze wichtiger Wirtschaftszweige wie beispielsweise dem Industrie- und Tourismussektor. Entlang der Atlantikküste sind 61 % der städtischen Bevölkerung (in den großen Städten) beheimatet. 80 % der städtischen Industrie ist dort angesiedelt, 53 % der Touristen werden in der Küstenregion beherbergt und 92 % des Seeverkehrs abgewickelt.

Oasen Die marokkanischen Oasen Marokkos sind empfindliche Ökosysteme. Sie erstrecken sich in den großen Tälern der Subsahara im Süden des Landes, vor allem in den Provinzen Ouarzazate und Errachidia, über eine Fläche von rund 44.000 ha einschließlich der Oase in Tafilalt, welche die Größte in der Welt ist.

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1.1.3 Klima

Klimazonen Marokko hat aufgrund seiner geografischen Lage ein mediterranes, kontinentales und wüstenhaftes Klima. Charakteristisch sind zwei klar abgegrenzte Jahreszeiten, ein trockener, heißer Sommer sowie ein kühler bis kalter Winter mit kurzen heftigen Niederschlägen. Der Frühling und der Herbst sind Übergangsperioden von meist kurzer Dauer, in denen es aber zu plötzlichen extremen Hitze- und Kälteeinbrüchen kommen kann. Marokko liegt in der Übergangszone zwischen zwei Klimazonen. Die grundlegenden klimatischen Gegebenheiten des Landes werden einerseits durch die gemäßigte Zone im Norden, andererseits durch die subtropische Zone im Süden geprägt. Von Norden in Richtung Süden nimmt der Einfluss der gemäßigten Zone ab, woraus sich ein zunehmend trockenes Klima ergibt, gekennzeichnet durch höhere Sonneneinstrahlung (die Sonneneinstrahlung variiert zwischen 2.400 Stunden/Jahr im Norden und mehr als 3.4000 Stunden/Jahr im Süden bei einer durchschnittlichen Einstrahlung von 17 bis mehr als 21 MJ/m² pro Tag), und einer Abnahme sowohl der Bewölkung als auch der Niederschläge.

Die Aufteilung des Staatsgebietes in Klimazonen zeigt, dass der wesentliche Teil des Landes in der Trockenzone liegt: 560.000 km² in der Trocken- und Saharazone, 100.000 km² in der Halbwüstenzone, 50.000 km² in der halbfeuchten und Feuchtzone.

Abbildung 5: Klimatische Zonen 12

12 Ministère de l’Urbanisme et de l‘Aménagement et du Développement du Territoire, Direction de l’Aménagement du Territoire, www.territoires.gov.ma, abgerufen März 2014

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Das Wettergeschehen wird zudem durch zwei Aktionszentren reguliert: dem Hochdruckgebiet der Azoren, welches sich im Atlantik bildet und dem Tiefdruckgebiet der Sahara. Die Verschiebung der Klimagürtel und des Hochdruckgebietes der Azoren gehört zu den Ursachen für die unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse des Landes. Von diesen Mechanismen werden das Niederschlagsvolumen sowie die Niederschlagsperiode des Landes maßgeblich beeinflusst.

Nicht zuletzt sind die Wetterverhältnisse der Küstenregionen vom ozeanischen Einfluss geprägt, woraus die mäßigen Wärmeschwankungen (Tag/Nacht und Sommer/Winter), die Befeuchtung und das Vorkommen regelmäßiger Winde aus nordwestlicher Richtung während des Großteils des Jahres hervorgehen. Je weiter man ins Landesinnere eindringt, desto mehr nimmt der ozeanische Einfluss ab. Die Temperaturen sind im Landesinneren höher und die Winde unregelmäßiger.

Das Atlasgebirge fungiert als Klimabarriere und beeinflusst durch den Ost-West Verlauf und durch die Höhe das Klima in den Bergregionen und im Südosten des Landes sehr stark. Die Nord- und Westhänge der Gebirge empfangen die direkt aus dem Nordwesten kommenden Niederschläge, woher ein halbfeuchtes bis feuchtes Klima herrührt (teilweise örtliche Niederschlagsmengen von mehr als 2.000 mm/Jahr), das besonders prägnant für das westliche Rif-Gebirge und den Mittleren Atlas ist. Die westlichen Gebirgshänge sind hingegen sonniger und weniger feucht. Diese Gebirgswand des Atlas erklärt auch das subsaharische Klima im Südosten des Atlasgebirges, welches geringe Niederschlagsmengen im Laufe des Jahres registriert.

Grob kann man das Land in vier Klimazonen unterteilen: • Norden / Rif-Gebirge : typisch mediterranes Klima. An der Küste sehr viel Niederschlag, im Osten trockener • Atlantikküste : ebenfalls feuchte und milde Winter, allerdings im Sommer durch den Einfluss des Atlantiks nicht ganz so heiß • Kontinental : sehr trockene und heiße Sommer, im Winter oft kalt und viel Regen, im Atlasgebirge Schnee • Grenzgebiete der Sahara : wüstenhaftes Klima, kaum Niederschlag. Starke Temperaturschwankungen mit kalten Nächten und sehr heißen Tagen

Zusammengefasst sei erwähnt, dass durch die bestehenden Klimazonen eine regional sehr differenzierte Aufteilung und Variabilität der Jahresniederschlagszahlen und der Niederschlagsperioden entsteht, wodurch einige Regionen durch die Regenfälle begünstigt werden.

Niederschlagsmengen Die hydrologische Situation Marokkos wird maßgeblich von großen jährlichen Schwankungen der Niederschlagsmenge beeinflusst und fällt je nach Region sehr unterschiedlich aus. Marokko erlebte mehrere Trockenperioden, von denen etwa zehn nahezu das gesamte Königreich erfassten. Die Trockenperioden, die sich merklich auf das Land auswirkten, wurden in den Jahren 1944 - 1945, 1980 - 1985, 1991 - 1995 und 1998 - 2002 registriert. Diese sind die schwersten und längsten Dürreperioden, die seit Beginn der Aufzeichnung meteorologischer Beobachtungen gemessen wurden. Zudem lagen die Durchschnittswerte der Niederschlagsmenge der letzten 30 Jahre bis zu 35 % unter denen der 30 vorangegangenen Jahre. Die Winter 2012/13 und 2013/14 waren nördlich / westlich der Gebirge in den Mengen wieder „gute“ Jahre, südlich des Atlas aber fast ohne Niederschläge. Die durchschnittliche Menge pro Jahr wird auf 140 Mrd. m³ geschätzt, wobei hier große regionale und zeitliche Unterschiede zu beachten sind. Die folgende Abbildung zeigt die durchschnittliche Anhäufung der einzelnen Regionen pro Jahr.

Folgende regionale Unterteilungen ergeben sich hinsichtlich der Niederschlagsmenge: • Mehr als 800 mm in den feuchtesten Regionen im Norden • Zwischen 400 und 600 mm im Zentrum des Landes • Zwischen 200 und 400 mm in der Region Oriental und Souss • Zwischen 50 und 200 mm in den südlichen Zonen der Atlasgebirge • Weniger als 50 mm im Raum Sakia El Hamra und Oued Eddahab

Diese enormen Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen des Landes beeinflussen maßgeblich die Wasserressourcen und wirken sich somit auf die landwirtschaftlichen Erträge der einzelnen Regionen aus. Es wird in Marokko ernsthaft über einen Wassertransfer über Pipelines und / oder Kanäle von Nord nach Süd nachgedacht.

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Abbildung 6: Durchschnittlicher Jahresniederschlag 13

1.1.4 Bevölkerung

Laut aktuellen Angaben leben von den rund 33 Mio. Menschen Marokkos, etwa 57 % in Städten. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist 28 Jahre alt, während der Anteil der über 65-jährigen nur etwa 6,3 % beträgt. Das Bevölkerungswachstum ging in den letzten Jahren auf nur noch 1,02 % (Prognose 2014) zurück. 14 Ungefähr zwei Mio. Marokkaner leben im Ausland, der Großteil in Frankreich, in den Niederlanden, in Belgien, Italien und Deutschland. Die Überweisungen dieser Bevölkerungsgruppe stellen eine der wichtigsten Devisenquellen des Landes dar.

Die Amtssprachen sind Arabisch und Tamazigh; Französisch ist insbesondere als Geschäfts- und Bildungssprache geläufig. In ganz Marokko wird die Umgangssprache Darija – eine lokale Variante des Arabischen, der sog. Marokkanisch-Arabisch – gesprochen. Während in den Städten die meisten Menschen zumindest Grundlagen des Französischen beherrschen, dominiert in den ländlichen Regionen Darija. Im Norden, unter ehemaligem Protektorat von Spanien, wird außerdem auch häufig Spanisch gesprochen.

Trotz vieler Reformen und einem zusätzlichen Budget liegt die Analphabetenrate immer noch bei etwa 67,1 %. In den vergangenen Jahren stieg dieser Wert immerhin von 44 % an. Von den marokkanischen Frauen können etwa 57,6 % nicht lesen und schreiben. Obwohl 1963 eine allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, besuchen viele Kinder, vor allem junge Mädchen, weiterhin nicht die Schule. Im Jahr 1999 wurde von der Regierung und König Mohammed VI eine Kampagne zur Reform der Schulausbildung initiiert. Die Einschulungsrate ist bis auf 92 % angestiegen, das ehrgeizige Ziel von 100 % konnte jedoch nicht erreicht werden. Außerdem besucht von der Gruppe der 15-jährigen nur noch die Hälfte die Schule.

13 Umweltministerium, Abteilung SEEE, www.water.gov.ma, Stand 2011 14 CIA, www.cia.gov, abgerufen April 2014

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Abbildung 7: Einwohnerverteilung nach Region 15

Die neue Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Analphabetenrate bis zum Jahr 2016 auf 20 % zu halbieren. Das Erziehungsministerium verabschiedete 2008 einen Notfallplan, der die Schulausbildung weiter fördern soll. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schulen und Universitäten seit Jahren völlig überfüllt sind und der Arbeitsmarkt nicht alle Absolventen aufnehmen kann. Durch eine Universitätsreform sollen für den Ausbau weitere Mittel zur Verfügung gestellt, sowie die Qualität der Ausbildung verbessert werden. 16

In Marokko ist der Islam Staatsreligion. 98,7 % der Marokkaner sind Muslime, davon ein Großteil Sunniten malikitischer Richtung. Hinzu kommen kleinere Gruppen von Christen und Juden.

Geschichtlicher Hintergrund 17 Marokko wurde von der Kolonialzeit (1912-1956) stark geprägt. Im Jahre 1912 wurden zwei Protektoratsverträge abgeschlossen: Frankreich bekam das Kernland und Spanien den Norden und die Westsahara. Die ausländische Besatzung erlaubte unter anderem die Verbesserung der Infrastruktur des Landes durch den Bau von Verkehrswegen, Häfen, Fabriken, Siedlungen und Schulen. Doch sehr früh leistete die Bevölkerung gegen die kolonialen Besatzer Widerstand.

Im Jahre 1956 erlangte Marokko die Unabhängigkeit von Frankreich. Spanien behält bis heute immer noch die Kontrolle über die Enklaven Ceuta und Mellila im Norden. Nach der Unabhängigkeit nahm Mohammed V 1957 den Königstitel an. Für das nun unabhängige Marokko begann eine schwierige Periode. Nach Abzug des ausländischen Kapitals und der Abwanderung vieler ausländischer Fachkräfte kam es zum wirtschaftlichen Zusammenbruch. Der Regierungs-, Verwaltungs- und Militärapparat musste modernisiert sowie ein neues Bildungs- und Sozialwesen aufgebaut werden. Zündstoff war die Unzufriedenheit breiter verarmter Bevölkerungsschichten wie der zahlenmäßig recht weniger, aber reichen Feudalherren.

15 African Development Bank Group, www.afdb.org / http://morocco.opendataforafrica.org (abgerufen April 2014) 16 Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de, Stand 2011 17 Karl Baedeker, Reiseführer Marokko, Ausgabe 2007

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Nach dem Tod seines Vaters kam Hassan II 1961 an die Macht. Seine Herrschaft ist geprägt von Modernisierungsprogrammen, um Marokko auf einen wirtschaftlich erfolgreicheren Weg zu bringen: er stellte sich der schwierigen Aufgabe, in den 1990er Jahren mit sukzessiven Demokratisierungsbemühungen (Wahlen, Amnestie, Verfassungs-und Verwaltungsreformen) sein Land zu demokratisieren. Nach seinem plötzlichen Tod 1999 wurde sein Sohn Mohammed VI als neuer König ernannt. Als Verfechter der Modernisierung seines Staates setzt sich der neue König für eine wirtschaftliche Öffnung des Landes in Richtung Europa ein, versucht den Tourismus zu fördern und hat 2004 ein neues, liberaleres Familienrecht (Moudawana) eingeführt, das den marokkanischen Frauen mehr Rechte zusichert.

1.1.5 Staatssystem und Verwaltung

Marokko ist gemäß der Verfassung von 1972 eine konstitutionelle Monarchie mit der Staatsreligion Islam. Dem König wird danach eine Doppelrolle als Staatsoberhaupt und geistigem Führer zugewiesen (Amir Al Mu’minin). Weiter werden in der Verfassung Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit, Gleichheit der Geschlechter, Streikrecht, Recht auf Eigentum und Bildung festgeschrieben. Durch die Verfassungsänderung im September 1996 wurde ein Zweikammersystem eingeführt. Die Abgeordneten der ersten Kammer werden direkt vom Volk gewählt. Die zweite Kammer wird hingegen indirekt durch Gemeindevertreter und Berufsvertretungen zusammengesetzt. Trotzdem bleibt der Einfluss des Königs, der nach Belieben Regierungschefs ein- und absetzen kann und mit Hilfe von Notverordnungen auch alleine regieren kann, beherrschend.

Durch die Bewegung des „Arabischen Frühlings“ geriet allerdings auch das Herrschaftshaus unter Druck. Nach Protesten am 20. Februar 2011 und den darauf folgenden Tagen, an denen mehrere zehntausend Demonstranten für mehr Demokratie und wirtschaftliche Gerechtigkeit auf die Straße gingen, kündigte König Mohammed VI Verfassungsreformen für dasselbe Jahr an. Diese wurden in einem Referendum am 1. Juli 2011 mit breiter Mehrheit von der Bevölkerung angenommen. Die wichtigsten Neuerungen umfassen eine Stärkung des Parlaments und des Premierministers, die Einführungen eines Verfassungsgerichts sowie der Anerkennung von Tamazight als offizielle Amtssprache.

Politische Veränderungen im Jahr 2011 Marokkos Entwicklung war vor allem durch die „Bewegung 20. Februar“ geprägt – Tausende von Demonstranten gingen angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit für mehr Demokratie, politische Reformen und gegen Korruption auf die Straßen. Vor diesem Hintergrund schlug König Mohammed VI eine weitreichende Verfassungsreform vor, die am 1. Juli 2011 in einer Volksabstimmung mit 98 % aller abgegebenen Stimmen angenommen wurde.

Am 25. November 2011 fanden in Marokko dann vorgezogene Parlamentswahlen statt, aus denen die moderat islamistische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD) als Wahlsieger hervorging. In seinem Regierungsprogramm betonte Benkirane, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, den Kampf gegen Rentenwirtschaft und Korruption stärken zu wollen. Bis 2016 soll die Analphabetenrate auf nicht mehr als 20 % (aktuelle Rate bei den über 15-Jährigen von 38,45 %) und die Arbeitslosigkeit offiziellen Angaben zufolge von heute 9,1 % auf 8 % gesenkt werden. Der Haushaltsplan 2012 visiert ein Wirtschaftswachstum von 4,2 % an und die Reduktion des Budgetdefizits auf 5 %. Der Haushaltsplan sieht 51 Mrd. Dh an Ausgaben für die Bildung, 12 Mrd. Dh für die Gesundheit, 3 Mrd. Dh für Wohnungswesen und 2,6 Mrd. Dh für die Erschließung ländlicher Regionen vor.

Im Zuge der 1992 angestoßenen Verwaltungsreform wurde Marokkos Verwaltungssystem 1997 in 16 Regionen unterteilt, die ihrerseits aus insgesamt 61 Provinzen (Wilayas) und 1.689 kommunalen Einheiten – 41 Arrondissements (AR), 193 municipalités (MU, Munizipien, städtische Kommunen), 1.298 communes rurales (CR, ländliche Kommunen) und 157 autres centres (AC, andere zentrale Orte) – bestehen. Mit dem Dekret Nr. 2-09-319 vom 11. Juni 2009 wurde die Umstrukturierung wie folgt vorgenommen:

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Abbildung 8: Administrative Unterteilung Marokkos, Stand 11.06.2009 18

Die größte Stadt Marokkos ist die Wirtschaftsmetropole Casablanca mit über 3,2 Mio. Einwohnern, gefolgt von der Hauptstadt Rabat (mit Salé) mit 1,8 Mio. Einwohnern, sowie den Städten Marrakech, Fès, Agadir und Tanger.

Region Anteil Einwohner Einwohner Gesamtfläche am BIP (Volkszählung (pro km²) (in km²) 02.09.2004) Grand Casablanca 18,8 % 3.631.061 2.239 1.615 Sous-Massa-Drâa 12,2 % 3.113.653 44 70.880 Marrakesch-Tensift-Al Haouz 8,2 % 3.102.652 99 31.160 Tanger-Tétouan 7,4 % 2.470.372 213 11.570 Rabat-Salé-Zemmour-Zaër 9,8 % 2.366.494 245 9.580 Meknès-Tafilalet 4,9 % 2.141.527 27 79.210 Doukala-Abda 5,4 % 1.984.039 149 13.285 L'Oriental 7,1 % 1.918.094 23 82.900 Gharb-Chrarda-Béni Hsen 6,9 % 1.859.540 210 8.805 Taza-Al Hoceima-Taounate 2,7 % 1.807.113 75 24.155 Chaouia-Ouardigha 5,2 % 1.655.660 235 7.010 Fès-Boulemane 4,2 % 1.573.055 79 19.795 Tadla-Azilal 4,2 % 1.450.519 85 17.125 Guelmim-Es Semara 1,0 % 462.410 3 122.825 Laâyoune-Boujdour-Sakia El Hamra 1,0 % 256.152 2 139.480 Oued ed Dahab-Lagouira 1,0 % 99.367 1 50.880 Tabelle 6: Aufteilung der Regionen nach Anteil am BIP, EW und Gesamtfläche 19

18 Eigene Darstellung 19 Eigene Zusammenstellung: www.scribd.com/doc/25848936/Maroc-Contribution-Sectorielle-des-Regions-a-la-Creation-de- la-Richesse-Nationale, Régions du Maroc, Stand 2013

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Abbildung 9: Verwaltungsbezirke mit Kreisstädten 20

Die Provinzen besitzen eine eigene Rechtspersönlichkeit und finanzielle Autonomie, allerdings keine legislativen Befugnisse. Für die kommenden Jahre sind weitere Reformen zur Regionalisierung vorgesehen. Einige Verwaltungsabläufe wurden bereits in den letzten Jahren zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes verbessert. So bieten z.B. die regionalen Investitionszentren (CRI) eine konzentrierte Anlaufstelle für Investoren und Unternehmensgründer: Auch der Zoll verfügt über eine weitgehend funktionale Internetplattform zur Informationsbeschaffung. Jedoch bleibt der Verwaltungsapparat im Allgemeinen recht schwerfällig; das System trägt trotz der formalen Dezentralisierung die typischen Züge einer zentralisierten und hierarchischen Bürokratie: bürokratische Hindernisse, hierarchische Strukturen und lange Entscheidungswege verzögern die Abläufe.

Die Region Oued ed Dahab-Lagouira, der größte Teil von Laâyoune-Boujdour und Teile von Guelmim-Es Semara bilden die Westsahara, deren Zugehörigkeit zu Marokko international nicht anerkannt ist.

1.1.6 Wirtschaftliche Entwicklung 21

Zuletzt hatte Marokko unter der europäischen Wirtschafts- und Finanzkrise zu leiden. Seit 2013 ist das Königreich jedoch wieder in einer wirtschaftlich guten Verfassung. Der langjährige Aufschwung soll nach den Krisenjahren fortgesetzt werden. Die Regierung strebt weiterhin nach einer durchgreifenden Modernisierung des Landes und bemüht sich zudem um den Ausbau einer international wettbewerbsfähigen klein- und mittelständischen Industrie. Marokko soll zu einem Schwellenland mit diversifizierter Industrie und international wettbewerbsfähigem Dienstleistungssektor werden.

20 Eigene Bildzusammenstellung 21 Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de, abgerufen März 2014

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Um die negative Leistungsbilanz von ca. 7 % im Jahr 2013 zu vermindern, wird Marokko im Jahr 2014 auf niedrige Energiepreise und steigende Weltmarktpreise für Phosphate angewiesen sein 22 . Das Land wird 2014 im Wirtschafts-, Energie- und Tourismussektor weiterhin von Europa abhängig sein. Hinsichtlich der europäischen Konjunktur ist mit einer moderaten Erholung der marokkanischen Wirtschaft zu rechnen. Unter der Voraussetzung, dass die europäische Wirtschaft ihre Erholung fortsetzt und die marokkanische Landwirtschaft um ca. 5 % wächst wird Marokko für das Jahr 2014 ein Wachstum von rund 4 % prognostiziert 23 .

Seit Anfang 2013 verhandeln Marokko und die EU über ein umfassendes Abkommen zur Handels- und Dienstleistungsfreiheit. Zahlreiche Freihandelsabkommen, unter anderem mit der Türkei, den USA und Russland, wurden bereits abgeschlossen. Der marokkanische Außenhandel ist jedoch durch die teure Importrechnung von Energie: Öl, Kohle, Gas und Elektrizität defizitär. 2013 sorgten gefallene Nahrungsmittel- und Energiepreise für eine Verringerung des weiterhin hohen Warenbilanzdefizits 24 .

Die marokkanische Landwirtschaft trägt rund 15 % zum BIP bei und wird im Jahr 2014 weiter zulegen. Seit 2008 soll mit dem „Plan Maroc Vert“ eine Strategie zur Modernisierung der Landwirtschaft entwickelt werden. Bis 2020 soll sich durch Aufbau einer modernen Verarbeitungsindustrie der Anteil der Landwirtschaft am BIP verdoppeln. Durch umfangreiche Subventionsmaßnahmen finden deutsche Landwirtschaftstechnik sowie Agrarchemie und Saatgut zunehmend Absatz 25 .

Seit 2012 besteht zudem eine Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Marokko. Deutschland unterstützt Marokko über die Entwicklungszusammenarbeit beim Ausbau der Erneuerbaren Energien. Das Königreich besitzt günstige natürliche Voraussetzungen bei der Erzeugung von Wind- und Solarenergie. Bis 2020 sollen ca. 6.000 MW aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden. Die international steigenden Energiepreise und Ausschöpfung der Ölreserven machen einen schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien in Marokko unausweichlich. Im Gegensatz zu anderen Maghrebstaaten verfügt Marokko mit Ausnahme von Phosphatvorkommen über keine nennenswerten Bodenschätze. Marokko ist zu 96 % von Energieimporten abhängig.

1.1.7 Investitionsklima

Nach der Klassifizierung des World Economic Forum 2013 belegt Marokko unter den Investitionsstandorten den Platz 77 von 148 untersuchten Ländern (2011 Platz 75) kurz hinter Jordanien (Platz 68)und vor dem wichtigen Konkurrenten Tunesien (Platz 83, bedingt durch die politische Lage). Laut des Berichts ist die geringe Effizienz des Steuersystems sowie der Bürokratie eine besondere Hemmnis. Als weitere Schwachpunkte führt der Report für Marokko die Korruption, die geringe Spezialisierung der Wirtschaft, patriarchalisch geführte und damit wenig innovative Einzelunternehmen, fortdauernde soziale Ungleichheit und die hohe Analphabetenrate auf. Für Unternehmen werden zudem als problematische Faktoren der mangelnde Zugang zu Finanzierungsquellen, hohe Steuersätze und ein komplexes Steuersystem herausgestellt.

Auf der anderen Seite ist die Infrastruktur (Straßen, Bahnstrecken, Häfen, Flughäfen) gut ausgebaut, es gibt viele Neubauprojekte und das Land öffnet sich schrittweise dem internationalen Handel. Auch die Investitionen in das Humankapital steigen. Die marokkanische Wirtschaft wächst seit über 10 Jahren. Auf dem marokkanischen Markt existieren zahlreiche Monopole und Oligopole, vielfach mit engen Verbindungen zum Königshaus. Die abgeschlossenen und in Kraft getretenen Freihandelsabkommen, die Liberalisierung des Telekom- und Energiesektors und auch das Luftverkehrsabkommen mit der EU haben daran ihren Anteil.

Der marokkanische Staat gibt verschiedene Investitionsanreize, auch für ausländische Unternehmen. So können Unternehmen, die: • umgerechnet mindestens 18 Mio. EUR investieren • mehr als 250 dauerhafte Arbeitsplätze schaffen • in ausgewählten Provinzen investieren • Technologie transferieren und • zum Umweltschutz beitragen

22 GTaI, www.gtai.de, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2013/14, Stand Dezember 2013 23 GTaI, www.gtai.de, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2013/14, Stand Dezember 2013 24 GTaI, www.gtai.de, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2013/14, Stand Dezember 2013 25 Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de, abgerufen März 2014

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nach staatlicher Genehmigung von verschiedenen Anreizen profitieren: • Beteiligung des Staates an bis zu 20 % der Bau- und Investitionssumme, • bis zu 5 % der notwendigen Infrastrukturinvestitionen und • bis zu 20 % der im Investitionsplan vorgesehen Fortbildungsausgaben.

In ausgewählten Branchen (Textil, Automobil- und Luftfahrtzulieferer, Feinmechanik) können diese Fördersummen noch überschritten werden.

Umweltschutzmaßnahmen in bestehenden Betrieben werden mit bis zu 20 % der anfallenden Kosten bezuschusst. Besondere Wirtschaftszonen mit Offshore Charakter wurden ausgewiesen. Die größte bestehende ist die Wirtschaftszone bei Tanger. In Casablanca steht ein Industriepark für ausgelagerte Dienstleistungen ausländischer Unternehmen (Casablanca Nearshore Park), bei Rabat bestehen weitere Industriezonen (Rabat Technopolis und Industriepark A ïn Johra).

Die ausländischen Direktinvestitionen waren in Marokko stark von der Privatisierung von Staatsvermögen abhängig, haben sich aber in jüngster Zeit davon entkoppelt. Dies ist ein positives Zeichen für die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Allerdings haben die Direktinvestitionen seit Beginn der Wirtschaftskrise deutlich gelitten, und sind zwischen 2007 - 2009 um mehr als 50 % gesunken. Insgesamt aber ist seit den neunziger Jahren die Präsenz ausländischer Investoren in Marokko wieder deutlich gestiegen. Ganze vorne liegt Frankreich mit Beteiligungen in fast allen Wirtschaftsbereichen. Über 500 französische Unternehmen beschäftigen 75.000 Menschen. Sie erreichen einen Anteil von 10 % an der gesamten marokkanischen Wertschöpfung.

Frankreich und Spanien mit 544 Mio. EUR sind mit Abstand die wichtigsten Investoren in Marokko. Deutsche Unternehmen haben in 2010 156 Mio. EUR investiert, zumeist waren es Erweiterungsinvestitionen deutscher Großunternehmen.

Im Jahr 2008 unterzeichneten Deutschland und Marokko den deutsch-marokkanischen Investitionsförderungs- und Schutzvertrag (IFV). Vertragsbestandteil ist ein umfassender Rechtsschutz, die Sicherung von Kapital- und Ertragstransfer sowie eine Inländergleichbehandlung für deutsche Unternehmen. Streitigkeiten werden über ein Schiedsverfahren gelöst. Darüber hinaus hat die EU mit Marokko ein Assoziierungsabkommen abgeschlossen, das eine schrittweise Einrichtung einer Freihandelszone sicherstellen soll.

Strengths (Stärken) Weaknesses (Schwächen) • Verbessertes Wirtschaftsklima (u.a. hohe • Hohe Armuts- und Analphabetenquote Wirtschaftsfreiheit für Unternehmen, geringe • Schwerfällige Bürokratie Lohnkosten) • Hohe Abhängigkeit von Energieimporten • Gute Anbindung an Europa • Abhängigkeit von volatilen Einkommen (Tourismus und • Assoziierungsabkommen mit EU, Genießt Vorzugsstatus Phosphatexporten) (Statut Avancé) • Von Jahresniederschlägen abhängige Landwirtschaft, die • Politische Stabilität für Wachstum, Beschäftigung und Konsum wichtig ist • Großzügige Unterstützung durch internationale • Wirtschaft von Marktmacht geprägt Finanzinstitutionen und Golfstaaten Opportunities (Chancen) Threats (Risiken) • Drehschreibe für den Handel zwischen amerikanischem • Außenhandels- und Leistungsbilanzdefizit Kontinent, Europa und Westafrika • Schwache Entwicklung in Europa führt zu • Regionaler Vorreiter bei Wind- und Solarenergie Wachstumseinbußen • Ausbau der verarbeitenden Industrie und IKT • Schwacher Absatz und Wettbewerbsdruck aus Asien setzt • Neuer Tiefseehafen Tanger Med und Infrastrukturausbau Bekleidungssektor zu locken Investoren • Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung wächst vor allem • Aufträge im Bereich Umweltschutz (Abfälle und Wasser) bei Akademikern und jungen Menschen Tabelle 7: Wirtschaft – SWOT-Analyse Marokko 26

26 Eigene Ergänzungen und GTaI, www.gtai.de, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2013/14, Stand Dezember 2013

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1.1.8 Wirtschaftsbeziehungeen zwischen Deutschland und Marokko

Deutschland unterhält seit langem wirtschaftliche Beziehungen zu Marokko. Ende 2013 wurde die Intensivierung der bilateralen Beziehungen in der sogenannten „Erklärung von Rabat“ festgehalten. Darin einigten sich die damaligen Außenminister des Königreichs und der Bundesrepublik Deutschland zu einer Ausweitung der Zusammenarbeit.

Unter den Handelspartnern Marokkos belegte Deutschland im Jahr 2012 den 7. Platz hinter den USA, Frankreich und Spanien 27 . Deutschland schneidet als Lieferland im Jahr 2012 mit Rang acht unter seinem Potential ab 28 . Aus deutscher Sicht stand Marokko 2012 bei den Einfuhren auf Rang 65, was ca. 792 Mio. Euro entspricht, und bei den Ausfuhren auf Rang 57, einem Umfang von ca. 1,6 Mio. Euro 29 . Der Deutsche Überschuss lag bei 820 Mio. Euro. Wichtigste Deutsche Exportgüter stammen überwiegend aus den Branchen der Automobil, Maschinenbau, Elektrotechnik und Chemie. Heutzutage sind ca. 120 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in Marokko vertreten. Für die deutsche Industrie bestehen neue Geschäftsmöglichkeiten insbesondere in den Bereichen Erneuerbare Energien, besonders Solar- und Windenergie, KFZ-Zuliefererindustrie, Landwirtschaft, Infrastruktur und Umwelt (Abfall, Wasser, Recycling).

1.2 Brancheninformationen

1.2.1 Umwelt

Nationales Programm zur Bekämpfung der globalen Klimaerwärmung (Plan National de Lutte Contre le Réchauffement Climatique, PNRC) Die marokkanische Regierung entwickelte bis 2009 den „Nationalen Plan zur Bekämpfung der globalen Klimaerwärmung“ (Plan National de Lutte Contre le Réchauffement Climatique, PNRC) als Reaktion auf die globale Klimaerwärmung. Obwohl das Emissionsaufkommen in Marokko im Vergleich zu Ländern wie China, Russland oder Brasilien noch als gering gelten kann, begründet sich das extra entwickelte Programm zu einem wesentlichen Teil auf der Reduktion von Treibhausgasen. Hauptquellen in Marokko bilden dabei der Energiesektor (50,9 %) und die Landwirtschaft (32,53 %). Einen geringeren Anteil haben die Industrie (5,95 %), die Forstwirtschaft (5,75 %) und der Abfallsektor (4,88 %). Insgesamt wird die mögliche Emissionsreduzierung auf nicht weniger als 56,6 Mio. tCO 2/Jahr geschätzt. Bis 2030 erhofft die marokkanische Regierung sich durch entsprechende politische

Maßnahmen eine allgemeine Reduktion der Treibhausgase um 52,9 Mio. tCO 2. Die entsprechenden Projekte wurden bereits 2008 in der nationalen Energiestrategie zusammengefasst und betreffen insbesondere den Ausbau und Investitionen im Bereich erneuerbare Energien sowie Energieeffizienz. So sollen erneuerbare Energien bis 2030 rund 30 % des Energiebedarfs decken und die Entwicklung der Energieeffizienz in der Industrie soll gefördert werden. Konkrete Maßnahmen in diesem Bereich sind zum Beispiel: die Erweiterung des Straßenbahnnetzes (-880 ktCO 2/Jahr), die Programme zur Abfall- (PNDM) und Abwasserentsorgung

(PNA, -335,95 ktCO 2/Jahr bis 2030), die Verbesserung der öffentlichen Beleuchtung und die Aufforstung von 50.000 ha/Jahr

(-208,94 ktCO 2/Jahr).

Neben der Reduzierung der CO 2-Emissionen soll der Plan aber auch schon jetzt vorrausschauend auf zukünftige und bereits bestehende, durch den Klimawandel bedingte, Probleme reagieren. Als betroffen werden dabei unter anderem die folgenden Bereiche angesehen: Wasser, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Bekämpfung der Wüstenausdehnung, Fischerei, Küste, Gesundheit und Tourismus. Im Wesentlichen basiert dieser Teil des Planes auf der Wasserstrategie von 2009. Andere Projekte fallen aber auch in den Rahmen des „Plan Maroc Vert“ für die Modernisierung der Landwirtschaft. So soll zum Beispiel ein gezielter und bewusster Umgang mit der Ressource Wasser gefördert und Erosionen und Wüstenbildung bekämpft werden.

27 Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de, abgerufen März 2014 28 GTaI, www.gtai.de, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2013/14, Stand Dezember 2013 29 Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de, abgerufen März 2014

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Böden In Marokko leiden die Böden an hohen Klimaschwankungen was zu Erosion, Auswaschung und Versalzung führt. Hinzu kommt der steigende Druck auf die Böden durch das hohe Bevölkerungswachstum und die starke landwirtschaftliche Nutzung. Die Böden sind sensibel und benötigen den Umweltschutz nicht weniger als andere natürliche Ressourcen. Die Problematik für Marokko liegt vor allem in der unzureichenden Kenntnis über die Bodenressourcen des Königreiches und in der hohen Belastung der Böden (Erosion, Umweltverschmutzung, Verdichtung, Versalzung, Versiegelung, etc.). Die Widrigkeiten denen die Böden in Marokko ausgesetzt werden, können in die folgenden Kategorien eingeteilt werden: Erosion durch Wasser, Erosion durch Wind, Verdichtung, Überschwemmung und Wüstenbildung. Erosion durch Wasser verursacht Schäden von mehr als 2.000 t/km²/Jahr an den Hängen des Rif-Gebirges im Norden, 1.000-2.000 t/km²/Jahr im Vor-Rif-Gebiet und 500-1.000 t/km²/Jahr im Mittleren und hohen Atlas. Die Böden des Landes neigen dazu bei unüberlegter Behandlung schnell an Produktivität zu verlieren. Hinzu kommt die Abnahme des natürlichen pflanzlichen Schutzes der Böden aufgrund der Nachfragen der Bevölkerung nach Anbaufläche, Holz und Futter für Vieh. Aufgrund des schwachen Gehaltes an organischem Material verstärken die genannten Faktoren die Armut und Zerbrechlichkeit der Böden.

Internationale Konventionen enthalten bereits eine Reihe von allgemeinen Verpflichtungen zum Schutz der Böden. Die Verabschiedung von Gesetzen würde einen hervorragenden Ansatz für einen rechtlichen Rahmen zum Schutz der Böden gemäß diesen Konventionen innerhalb Marokkos bilden.

Küste Marokko verfügt aufgrund seiner geografischen Lage über rund 3.500 km Küste (500 km Mittelmeer, 3.000 km Atlantik). Dieses Küstengebiet spielt nicht nur eine wesentliche Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und Tourismus, sondern ist ein wesentliches Element des marokkanischen Naturgebietes und umfasst eine enorme Anzahl an Lagunen, Ökosysteme mit reicher Flora und Fauna, und Heimat bedrohter Arten. Gleichzeitig liegen in der Küstenregion die großen Städte des Landes, ein wesentlicher Teil des Infrastrukturnetzes und bedeutende wirtschaftliche Zonen.

Das Programm zur Bekämpfung der Verschmutzung der Küsten (Programme de Lutte contre la Pollution du Littoral) soll bedrohte Küstengebiete schützen. Ein Beispiel ist das Projekt Marchica für das Küstengebiet von Nador. Bei der Lagune Marchica handelt es sich um ein einzigartiges Ökosystem mit einer Fläche von 115 km². Dieses beherbergt eine beeindruckende Vielzahl an Pflanzen und Tieren, bietet Nistplätze für zahlreiche Vogelarten und bietet einen Lebensraum für vom Aussterben bedrohte Meereslebewesen. Gleichzeitig wurde die Lagune von Nador aber zu einem „Hotspot“ der Umweltverschmutzung im Mittelmeerraum ernannt. Besonders leidet die Lagune unter Abfällen, Verschmutzungen aus der Landwirtschaft, der Industrie und den Häfen. Deshalb unterzeichnete das Ministerium für Wasser und Umwelt in Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen im Jahr 2010 eine Konvention zum Schutz der Lagune Marchica. 2011 und 2012 wurden infolge dieses Abkommens jeweils 30 Mio. Dh für die Reinigung von Ufer, Stränden und Wasseroberfläche sowie des Meeresgrundes in der Lagune investiert.

Wald Die Wälder Marokkos bedecken rund 5.814.000 ha und bestehen zu 63 % aus Hartholz (Eiche, Korkeiche, Akazie und Arganbäume) und zu 20 % aus Nadelgehölz (Zedern, Pinien, Zypressen und Tannen). Der Rest der Fläche, also 17 %, wird besonders in Folge von Waldschäden von niedrigen Pflanzenformen bewachsen. Die durchschnittliche Aufforstungsrate zum Ökologieausgleich liegt bei etwa 8 %, was deutlich unterhalb des optimalen Niveaus von 15-20 % liegt. Der Nationale Wiederaufforstungsplan (Plan National de Reboisement, PNR), der 1970 gestartet wurde, konnte erste, noch zaghafte Erfolge verzeichnen, erreichte jedoch mit dem Aufforstungsplan (Plan Directeur de Reboisement, PDR) von 1994 einen Höhepunkt. Das neue Programm des Hohen Kommissariats für Wasser, Wälder und die Bekämpfung der Desertifikation (Haut Commissariat aux Eaux et Forets et à la Lutte Contre la Désertification, HCEFLCD)zielt insbesondere auf einen effizienteren Einsatz der vorhandenen Mittel und Maßnahmen ab. Die Priorität liegt dabei bei der Rekonstruktion von zerstörten Wäldern. Beachtet werden soll zukünftig besonders die Notwendigkeit einer stärkeren Diversifizierung der Arten und der Wasserversorgung in ariden und semi-ariden Gebieten in der Folgezeit. In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnte bereits eine Steigerung der aufgeforsteten Fläche verzeichnet werden. Derzeit umfasst die aufgeforstete Fläche rund 578.263 ha. Trotzdem genügt die Aufforstungsrate nicht, um der Abnahme der Waldfläche entgegenzuwirken und die nationale Nachfrage an Holzprodukten zu decken. Ungünstig für die Aufforstung ist besonders der

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zunehmende Druck auf die Waldfläche durch die wachsende Bevölkerung sowie die trockenen und nährstoffarmen Böden. Die Aufforstung ist ein wesentliches Projekt des HCEFLCD zur Bekämpfung der Desertifikation, da der Rückgang der pflanzlichen Schutzschicht insbesondere des Waldes aufgrund des starken Abbaus von Holz zur Energiegewinnung, der Abholzung für neue Anbauflächen und Waldbrände (3.000 ha jährlich) die Bodenerosion und damit die Desertifikation fördern.

Desertifikation In Marokko ist die Desertifikation besonders stark ausgeprägt, da das Klima des Landes trocken und von immer längeren Dürreperioden gezeichnet ist und die schlechten Böden für Erosionen anfällig sind. Die schwierigen Lebensbedingungen der Landbevölkerung zwingen diese zur Übernutzung natürlicher Ressourcen, um deren wachsende Bedürfnisse zu stillen, was zu einer gravierenden Zerstörung der Umwelt führt (z.B. Rückgang des Grundwassers und infolgedessen eindringen von salzhaltigem Wasser ins Grundwasser). Seit langem versucht die marokkanische Regierung diesen Entwicklungen und ihren sowohl sozio-ökonomischen als auch ökologischen Auswirkungen durch Bewässerung, Aufwertung von landwirtschaftlicher Fläche, Aufforstung und Schaffung von Nationalparks entgegenzuwirken. Im Juni 2001 wurde ein Nationales Aktionsprogramm zum Kampf gegen die Desertifikation (Programme d’Action National de Lutte Contre le Désertification, PAN-LCD) und zur Fokussierung der Bemühungen und Förderung von Finanzierungsmitteln gestartet. Die Bundesrepublik Deutschland unterstützte diesen Plan im Rahmen der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (United Nations Convention to Combat Desertification, UNCCD) von 2002- 2008.

Luftverschmutzung Marokko Die Luftverschmutzung wird auch für Marokko zunehmend prekärer. Die Entwicklung der Metropolen unserer Welt hat sicherlich zu Verbesserungen im Bereich der Arbeitsplatzentwicklung und der Lebensqualität im Allgemeinen beigetragen. Gleichzeitig sorgen der Anstieg des Lebensstandards, die Zunahme der Industrie und die steigende Nutzung von Fahrzeugen für eine bedenkliche Verschlechterung unserer Luftqualität. Auch das Königreich in Nordafrika ist gezwungen dem Problem der Luftverschmutzung in Folge seiner industriellen Entwicklung und dem steigenden Verkehr mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Besonders in den großen Städten sieht Marokko sich mit einem alarmierenden Problem konfrontiert. Nicht zuletzt wegen der direkten und bedrohlichen Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung – allen voran die der Kinder. Die anfallenden Kosten in direkter und indirekter Folge der schlechten Luftqualität werden auf 3,6 Mrd. Dh pro Jahr geschätzt – das entspricht etwa 1,03 % des BIP (2002).

Hauptursachen für Luftverschmutzung in Marokko • 1.928.599 Fahrzeuge (2009): Zunahme der Anzahl um 4 % pro Jahr, sowie Mangel an Instandhaltung und Kontrolle • 7.714 Industrieeinheiten, davon 2.874 im Großraum Casablanca (2009): Ein weiterer Anstieg wird erwartet

Nationales Programm zur Verhinderung von Industrieller Verschmutzung (Programme National de Prévention de la Pollution Industrielle, PNPPI) Im Jahresbericht 2009 bis 2010 gab das Departement für Umwelt in Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Institutionen die Realisierung einer Studie zur Entwicklung des PNPPI, das als Referenz und Orientierung für die Planung aller Projekte zur Verhinderung von Industrieller Verschmutzung dienen soll, bekannt. Das Programm beinhaltet von den notwendigen Vorhaben der Verwaltung, über die Einschätzung der Kosten bis zur genauen Planung zur Umsetzung alle Phasen. Außerdem sollen die momentanen Emissionen genau analysiert werden. Die Planung sieht vor mit dem Großraum Casablanca zu beginnen und bis 2020 80 % des Vorhabens erreicht zu haben.

Nationales Programm zum Kampf gegen die Luftverschmutzung (Programme Nationale de lutte contre la Pollution Atmosphérique, PN-Atm) In einer Studie zur Epidemiologie wurde ein Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und Krankheiten der Atemwege festgestellt. Die erhöhte Luftverschmutzung ist demnach häufige Ursache für chronische Erkrankungen der Lunge wie Asthma und Allergien, aber auch Augenkrankheiten wie Konjunktivitis, etc. Um dem entgegenzuwirken startete das Departement für Umwelt das „Nationale Programm zum Kampf gegen die Luftverschmutzung“. Das Programm verfolgt unter anderem folgende Ziele:

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Verbesserung der Luftverhältnisse, Schutz der Gesundheit der Bevölkerung sowie die Umsetzung einer Strategie zur Überwachung, Prävention und Reduktion von Emissionen.

Um der allgemeinen Luftverschmutzung entgegenzuwirken, beschloss die marokkanische Regierung das Thema zum Flaggschiff der nationalen Umweltschutz- und Gesundheitspolitik zu erheben. Als Etappenziel kann die Verwendung von verbessertem Treibstoff wie bleifreiem Benzin und Diesel 50 verzeichnet werden, die einen deutlich niedrigeren Schwefelgehalt aufweisen. In den großen Städten des Landes wurde außerdem ein Programm zur Umsetzung von Emissionskatastern gestartet. Diese Kataster beschreiben die räumliche Verteilung und die zeitliche Entwicklung der atmosphärischen Emissionen und bilden ein wichtiges Element zur Beurteilung der Luftqualität. Sie sollen in einer ersten Phase die Interaktion zwischen Emissionen, meteorologischen Bedingungen und Verschmutzungsgrad in Stadt und Land veranschaulichen – folgende drei Phasen sollen das Programm abrunden: • Phase I: Detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise und Analyse der verschiedenen Emissionsquellen: Transport, Industrie, Landwirtschaft, Flugzeugemissionen, etc. • Phase II: Realisierung einer Bestandsaufnahme der Emissionen (Datenerfassung, Berechnung der Emissionen, Schadstoffe, Emissionsquellen) durch die genaue Analyse aller gasförmiger Emissionen, deren Quantität und genaue Bestimmung der einzelnen Quellen, sowie deren zeitliche und räumliche Verteilung; Kartographierung der Luftqualität auf regionaler Ebene. • Phase III: Vorausschauende Analyse der Emissionsentwicklung durch Berechnung der Emissionen und Modellrechnung, Evaluierung der Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung, etc. • Phase IV: Entwicklung eines Aktionsplanes zur Verbesserung der Luftqualität und zur Verringerung der Luftemissionen; Definition der wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, insbesondere durch: Reglementierung (Abgasnormen, Treibstoffqualität), Entwicklung und Planung des städtischen Verkehrs, saubere Technologien, etc.

Abbildung 10: Kartografie der Luftqualität in Abhängigkeit des Schadstoffes NOx für den Großraum Casablanca 30

Nationales Netzwerk für die Überwachung der Luftqualität Teil des PNPPI bildet das nationale Netzwerk von 21 Stationen (7 Casablanca-Mohammedia, 2 Rabat, 1 Salé, 1 Kénitra, 2 El Jadida, 1 Safi, 1 Tanger, 1 Fes, 3 Marrakesch, 1 Agadir, 1 Essaouira), die vom SEEE in Zusammenarbeit mit der Stiftung Mohammed VI für den Umweltschutz eingerichtet wurden. Um die verschiedenen Emissionsquellen exakt zu analysieren, befinden sich diese Stationen entweder in städtischem Gebiet entfernt von Industriegebieten oder in städtischem Gebiet in der Nähe von Industriegebieten oder starkem Verkehr. Die Stationen sollen die Luftqualität beobachten, Luftverschmutzung messen, Entwicklungen vorhersagen und Regierungsinstitutionen sowie Öffentlichkeit informieren. Die Stationen sind ausgerüstet mit Anlagen zur Analyse von: Stickoxiden, Schwefeloxiden, Ozon, Staub, Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoff, etc. Außerdem verfügen sie über Geräte zur Messung

30 SEEE, www.environnement.gov.ma, Stand 2011

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meteorologischer Parameter wie Temperatur, Wind und Feuchtigkeit. Ergänzt werden diese Stationen durch mobile Einheiten. Die mobilen Stationen sollen außerdem zur Gegenkontrolle der Messungen der festen Anlagen und zur Wahl der Lage einer neuen Station dienen.

1.2.2 Landwirtschaft

Mit 12-14 % des nationalen BIP und einem Umsatz im Wert von 9,3 Mrd. EUR im Jahr 2009, ist der Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsektor der wichtigste verarbeitende Industriezweig in Marokko. 2010 waren 4 Mio. Menschen (43 % der marokkanischen Bevölkerung) in dem Agrarsektor tätig, er zählt daher zu den wichtigsten Arbeitgebern des Landes. Getragen wird die Landwirtschaft vor allem von traditionellen Branchen, wie dem Getreideanbau, der Fisch- und Milchindustrie und der Ölproduktion.

Von den fertilen Anbauflächen von 8,7 Mio. ha werden 65 % für Getreideanbau verwendet, rund 10 % liegen brach. Diese Gebiete sollen in dem „Plan Maroc Vert“ eine neue Orientierung bekommen, und zwar als Fruchtbaumanbau- und Gemüseanbauflächen, zumal die letzteren, obwohl sie momentan nur 3 % der Anbaufläche einnehmen, zu 13 % zu dem landwirtschaftlichen BIP beisteuern.

Bezüglich der Exportware (15,8 Mrd. Dh in 2010) sind die wichtigsten Produkte Zitrusfrüchte (mit 1,9 Mrd. Dh), frisches oder gefrorenes Gemüse (1,9 Mrd. Dh), frische Tomaten (1,7 Mrd. Dh), frische oder gefrorene Früchte (1,7 Mrd. Dh), Gemüsekonserven (1,5 Mrd. Dh). Die Eigenproduktion reicht für die wachsende Bevölkerung nicht aus, im Jahre 2010 wurden Lebensmittel im Wert von 34,8 Mrd. Dh aus dem Ausland importiert, größtenteils Getreide (10,9 Mrd. Dh in 2010), Öl (4,6 Mrd. Dh), Zucker (2,1 Mrd. Dh) und Milch und Milchprodukte (2,1 Mrd. Dh). Es wurde dennoch zwischen 2008 und 2010 ein Importkostenrückgang von 5,4 Mrd. Dh verzeichnet, der mit der Realisierung des „Plan Maroc Vert“ zusammenhängt.

Die Viehzucht steuert 25-30 % zu dem landwirtschaftlichen BIP bei und befindet sich in einem langsamen, aber kontinuierlichem Wachstum (2,4 % pro Jahr). So wurden 1984, 220.000 t Rindfleisch produziert, hingegen 2007 schon 386.000 t und 2012 459.000 t. Die Milchproduktion ist ebenfalls ein Wachstumssektor und hat sich seit 1975 verdreifacht. Trotz der nötigen Milchimporte, deckt dieser Sektor den Marktbedarf zu 87 %.

Um die marokkanische Landwirtschaft konkurrenzfähiger und moderner zu machen, wurde im Jahr 2008, mit einem geplanten Investitionsvolumen von 13,1 Mrd. Euro der „Plan Maroc Vert“ verabschiedet. Er soll auch den ca. 2.000 klein- und mittelständischen Unternehmen zur Hilfe kommen, um ihren Produkten einen Weg auf den Markt zu eröffnen, welcher zurzeit von nur einigen wenigen Großunternehmen monopolisiert wird (Centrale Laitière, Brasserie du Maroc, etc.).

Anteil Bevölkerung im Landwirtschaftsbereich tätig (2008) 41,0 % Anteil Landwirtschaft am BIP (2011) 16,5 % Getreideproduktion (2009) 5.331 kt Getreideertrag (2010) 1.540 kg/ha Fleischproduktion (2004) 600 kt Fleischverbrauch pro Kopf (2003) 21 kg/Jahr Ackerfläche (2009) 18 % der Gesamtfläche; 2.500 m²/Person Anzahl an Traktoren pro 1.000 ha kultivierter Fläche (2003) 5,8 Wälder (2010) 11,5 % der Gesamtfläche Tabelle 8: Landwirtschaftliche Statistiken 31

31 Crédit Agricole du Maroc, www.fellah-trade.com, Stand 2013

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Plan Grünes Marokko (Plan MarocVert, 2008 bis 2020) Einer der wichtigsten Entwicklungspläne Marokkos, der „Plan Maroc Vert“ hat als Ziel die Landwirtschaft nachhaltig und erfolgreich zu reformieren. Der landwirtschaftliche Sektor leidet an mehreren organisatorischen und strukturellen Unzulänglichkeiten, welche eine zunehmende Produktionsineffizienz nach sich ziehen. Mit der Einführung des „Plan Maroc Vert“ sollte die Landwirtschaft zum Hauptmotor des Wirtschaftswachstums aufsteigen – eine Multiplikation um 2,5 des Mehrwerts des Sektors wurde angestrebt, um damit ein BIP von 100 Mrd. Dh pro Jahr zu erlangen (d.h. ein Übergang von 38 auf 100 Mrd. Dh in 10 Jahren). Investitionen bis zu 150 Mrd. Dh wurden bereitgestellt. Der Export sollte von 8 auf 44 Mrd. Dh aufgestockt werden, ebenso die Produktion von bestimmten Lebensmitteln: Oliven (4,12 Mio. t), Zitrusfrüchte (3,7 Mio. t), Gemüse und Früchte (10 Mio. t).

Die Umsetzungsstrategie basiert auf zwei Säulen: erstens, auf der Entwicklung einer modernen Landwirtschaft, die mit einem besseren Produktionsniveau ausgestattet ist und sich mehr auf Produkte mit hohem Mehrwert konzentriert. Zweitens, auf der Unterstützung und Einkommensverbesserung von Kleinbauern, indem ihnen der Zugang zum Produktionsumlauf und zur Distribution erleichtert werden soll.

Jede Region Marokkos besitzt ihren eigenen angepassten Entwicklungsplan. Um deren Umsetzung zu vereinfachen, wurden zwei Institutionen hierfür errichtet: die Agentur zur landwirtschaftlichen Entwicklung ADA (Agence pour le Développement Agricole), die zur Aufgabe hat, eine überschaubare und zentralisierte Koordination der Regionalpläne zu ermöglichen, wie auch Privatinvestoren zu motivieren, und die ONSSA (Office National de la Sécurité des Produits Alimentaires), das Nationale Büro für die Sicherheit der Nahrungsmittel. Letztere beschäftigt sich mit der Einsetzung und Überwachung der sanitären Sicherheitsnormen in Ausrichtung an internationale Standards.

Zum aktuellen Zeitpunkt sind bereits 111 Projekte realisiert; bezüglich der Bepflanzungsprojekte wurde eine Fläche von 53.758 ha bewirtschaftet, was 78 % der Ziele für 2010 und 2011 ausmacht. Der Olivenanbau wurde zu 62 % verwirklicht, die Kaktusplantagen zu 22 %, der Mandelbaumanbau zu 9 %. Die Bewässerungswirtschaft rühmt sich ganzer 61 % realisierter Projekte, was 9.790 ha ausgebauter Fläche entsprechen. Hinzu kommen rund 72 % der Kanalprojekte (317 km). Ein exzellentes Beispiel ist die Provinz Nador: mehr als 40.000 ha Getreideanbaufläche wurde in Fruchtanbau umstrukturiert.

1.2.3 Abfallwirtschaft und Recycling

Abfallwirtschaft Marokko sieht sich aufgrund seiner sozio-ökonomischen und städtischen Entwicklung zunehmend mit dem Problem der Abfallentsorgung konfrontiert. In Marokko bearbeitet die fast täglich arbeitende Müllabfuhr ein Volumen von geschätzten 5,3 Mio. t pro Jahr – etwa 0,76 kg/Kopf/Jahr. Die Industrie verursacht jährlich allein 1,5 Mio. t – davon 256.000 t gefährliche – Abfälle. Medizinische Abfälle erreichen ein Volumen von 6.000 t/Jahr. Mindestens 1 Mio. t – davon 120.000 t Sondermüll pro Jahr werden auf insgesamt rund 180 unkontrollierte Deponien oder direkt in die Umwelt ohne Vorbehandlung entsorgt. Auf diesen Deponien wird der Abfall häufig unkontrolliert entzündet, wobei hochgiftige Rauchgase entstehen und das im Abfall enthaltene Energiepotenzial verschwendet wird. Dies hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit der Bevölkerung zur Folge. Die Kosten aufgrund der unkontrollierten Deponien und Umweltverschmutzung liegen bei jährlich 1.752 Mio. Dh bzw. 0,5 % des BIP.

Das Königreich versucht dieser Entwicklung in verschiedenen Bereichen, ob Sammlung, Sortierung, Lagerung oder Behandlung, entgegenzuwirken. Dabei gelten für die Regierung folgende Ebenen als grundlegend: • Die technische Ebene: Diese beinhaltet zum Beispiel das Typologisieren und Charakterisieren der Abfälle, das Anpassen der Sammeltechnik an einzelne Städte, die Einrichtung und Organisation kontrollierter Deponien, fundierte Behandlungsverfahren, sowie spezielle Aktionen zur Sammlung und Aufwertung von Abfall. • Die humane und sozio-ökonomische Ebene: D.h. die Berücksichtigung der Bevölkerung die direkt oder indirekt von der Aufwertung und vom Recycling der Abfälle leben, sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

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Nationales Programm für die Entsorgung von Haushaltsmüll (Programme National de Gestion des Déchets Ménagers et Assimilés, PNDM) Das Vorhaben der Regierung zeigt sich unter anderem in Form des Programms zur Entsorgung von Hausmüll zur Reformierung und Entwicklung des Abfallsektors. Dieses Programm wurde vom Sekretariat des Ministeriums für Wasser und Umwelt in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium und der Weltbank entwickelt. Die Ziele des Programmes sind im Wesentlichen: • Sammlung und Reinigung von Haushaltsmüll zu einem Anteil von 90 % bis 2020 und zu 100 % bis 2030 • Realisierung kontrollierter Deponien für Haushaltsmüll für den vollen Bedarf der städtischen Zentren bis 2020 • Sanierung oder Schließung aller bestehenden, unkontrollierten Deponien bis 2020 • Modernisierung des Abfallsektors durch Professionalisierung • Entwicklung der Bereiche „Sortieren – Recycling – Aufwertung“ durch Pilotprojekte im Bereich Mülltrennung, um bis 2020 eine Rate von 20 % für Recycling zu erhalten • Allgemeine Durchsetzung der Pläne für Hausmüll auf der Ebene aller Präfekturen des Königreiches • Schulung und Sensibilisierung aller Beteiligten für die Abfallproblematik

Die Kosten des Programmes werden auf 40 Mrd. Dh geschätzt und sollen wie folgt aufgeteilt werden: • Sammlung und Reinigung: 72 % • Realisierung und Inbetriebnahme kontrollierter Deponien: 14,6 % • Sanierung oder Schließung unkontrollierter Deponien: 6,3 % • Forschung, Überwachung und Kontrolle: 3,5 % • Sortieren, Recycling und Aufwertung: 1,8 % • Kommunikation, Sensibilisierung und Schulung: 1,8 %

Schon nach 4 Jahren, im Juni 2012, konnte man folgende Erfolge verzeichnen: die Erhöhung der Rate der Müllsammlung auf 76 % im Vergleich zu 44 % vor 2008 wie auch die Erhöhung des Anteils an kontrollierten Deponien auf 1.690.000 t/Jahr. Das entspricht 32 % des produzierten Hausmülls, im Vergleich zu 10 % vor 2008.

Zusätzlich konnte man die Realisierung von 14 kontrollierten Deponien melden (Fes, Oujda, El Jadida, Essaouira, Rabat, Berkane, Figuig, Guelmim, Al Hocaima, Agadir, Nador, Dakhla, Laâyoune und Mohammedia), fünf weitere kontrollierte Deponien befinden sich zurzeit im Bau (Beni-Mellal, Ifrane, Khouribga, Casablanca und Safi). Geplant werden noch 14 zusätzliche Mülldeponien bis 2016 und 42 zwischen 2017 und 2020. 21 bisher nicht kontrollierte Deponien konnten saniert werden. Bis 2014 sollen weitere 66 unkontrollierte Deponien und zwischen 2015 und 2020 nochmals 135 dazukommen.

Nationales Programm zur Beseitigung von Spezialmüll (Programme National d’Elimination des Déchets Spéciaux, PNEDS) Um die Abfallwirtschaft Marokkos zu verbessern wurden verschiedene weitere Maßnahmen ergriffen. Darunter unter anderem die Stärkung des rechtlichen Rahmens für die Abfallbewirtschaftung, die Schulung, Sensibilisierung und Aufklärung der Öffentlichkeit, aber auch die Entwicklung eines nationalen Plans zur Entsorgung gefährlicher Abfälle und zur Realisierung technischer Studien im Rahmen eines eigens gegründeten Zentrums für Abfallgefahrenstoffe.

Im Bereich der Gefahrenmüllbeseitigung arbeitet das Departement für Umwelt hierzu zusammen mit der GIZ-PGPE in Form eines Projektes zur Einrichtung des Nationalen Zentrums für die Gefahrenmüllbeseitigung (Centre National d’Elimination des Déchets Spéciaux, CNEDS). Das CNEDS soll dabei neben kontrollierten Deponien und Übergangslagern auch spezielle Einrichtungen wie eine Produktionseinheit für Sekundarbrennstoffe oder eine Einheit zur physikalisch-chemischen Behandlung von Sondermüll beinhalten. Dieses Projekt soll in Übereinstimmung mit dem entsprechenden Gesetz zur Müllbeseitigung folgende Ziele verfolgen: • Förderung einer besseren und nachhaltigen Entsorgung von Gefahrenmüll • Verbesserung der Bedingungen für Sammlung, Transport, Lagerung und Behandlung von Sondermüll • Modernisierung der industriellen Abfallentsorgung • Förderung von Investitionen im Bereich Sonderabfall-Management und Schaffung von Arbeitsplätzen

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Recycling In Marokko fehlen politisch begründete, gesetzliche Rahmenbedingungen, die das Ziel verfolgen, die Entwicklung von Verwertungs- und Recyclingstrukturen zu initiieren und die Nachfrage an Sekundärrohstoffen zu fördern, sowie Strukturen zur Organisation und zum Management zur Verwertung und zum Recycling von Abfällen zu bilden. Der informelle Sektor bedient, da er die an qualitätsbasierte Sekundärrohstoffe gestellten technischen Anforderungen nicht erfüllen kann, Großhändler, die ausschließlich am Export interessiert sind. Es werden lediglich Sekundärrohstoffe nichtsignifikanter Größe der untersten Verwertungsstufe hergestellt, die mangels qualifizierter Kapazitäten zur weitergehenden Aufbereitung exportiert werden. Recycling findet in Marokko zum Großteil im Bereich der kleingewerblichen Verwertung von Sekundärmaterialien statt. Nur langsam kommt es zum Aufbau großtechnischer Recyclingindustrie (z.B. für E-Schrott mit HP). Inzwischen gibt es zum Beispiel auch erste Ansätze zur Erzeugung von Biogas aus Abfallstoffen und Deponiegasnutzung (mehr dazu bei den Referenzprojekten).

Energiegewinnung durch Müllverbrennung Die Abfallverbrennung zur Energiegewinnung spielt in Marokko auch aufgrund des hohen Feuchtgehaltes und dem damit verbundenen, geringen Heizwert (4.200 kJ/kg) von Haushaltsmüll eine untergeordnete Rolle. Organisierte Hausmüllverbrennungsanlagen gibt es daher nicht. Allerdings werden industrielle Abfälle zum Beispiel in Zementwerken mit verbrannt. Im Rahmen eines Pilotprojektes der GIZ und der Firma Holcim aus dem Jahr 2003, wurden hierzu Standards erarbeitet. Holcim hat eine eigene Filiale zur Aufbereitung von Industrieabfällen als Brennstoffersatz gegründet, ECOVAL. Die Stadt Salé plant mit der deutschen Firma Hinkel eine Deponie mit einer vorgeschalteten Recyclinganlage, auf der geeignete Abfälle abgetrennt und zu Ersatzbrennstoffen aufbereitet werden sollen. Eine Deponie mit besserer Mülltrennung und Biogasverwertung ist ebenso in Meknès im Bau.

Recycling von Altöl In Folge einer Vereinbarung des Departements für Umwelt mit den marokkanischen Zement- und Ölfirmen ist das Unternehmen PolluClean verantwortlich für die Verwertung von Altöl. Dazu sammelt ein Lastwagen des Unternehmens das Altöl aus Tankwagen, das dann in Zementwerken zum Beheizen der Öfen verwendet wird. Teilweise wird Altöl relativ unkontrolliert z.B. in Ziegeleien in den Ton gemischt

Recycling von Plastik Das Aufkommen an potentiellen Kunststoffabfällen in Marokko beträgt mindestens 450.000 t/Jahr – davon werden etwa 26.000 t/Jahr verwertet oder recycelt. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, wie der Herstellung von PVC, werden die zu verarbeitenden Kunststoffarten importiert. Aufgrund der fehlenden Mülltrennung des Haushaltsmülls findet Recycling von Plastik bisher im industriellen Sektor, aber auch durch Sammlung durch den informellen Bereich statt. Mehr als 90 % des Plastikmülls wird informell gesammelt. Momentan arbeiten nur einige wenige Betriebe offiziell im Bereich Recycling von Plastik. Sita Maroc zum Beispiel sammelt Plastik bei industriellen Kunden und liefert dieses an plastikverarbeitende Firmen, die das gesammelte Plastik zerkleinern. Das Granulat aus Altplastik wird mit neuem Kunststoffgranulat vermengt und zum Beispiel zu Plastikfolie verarbeitet, die als Grundmaterial zur Herstellung von Plastiksäcken dient. Auf dem marokkanischen Markt wird wiederverwertbares Plastik zu 4 Dh pro Kilo an entsprechende Unternehmen verkauft. Insgesamt sammelt Sita Maroc etwa 50 t Plastik pro Monat, also etwa 600 t pro Jahr.

Nationales Programm für die Sammlung und Vernichtung von gebrauchten Plastiktüten (Programme National de collecte et d’élimination des sacs en plastiques usées) Bei diesem Programm handelt es sich um ein Projekt das sich aufgrund der Erfolge nach Sammelkampagnen auf regionaler Ebene entwickelt hat. Ziel des Programmes ist das Sammeln und Vernichten von Plastiktüten in den verschiedenen Regionen des Landes. Die Bevölkerung soll außerdem für einen rationellen Gebrauch an Plastiktüten sensibilisiert werden und zum Gebrauch von alternativen Produkten angehalten werden. Lokale Kommissionen sollen sich hierbei um den Start und die Verfolgung des Projektes kümmern, besonders betroffene Zonen identifizieren, Hilfskräfte mobilisieren, Ausrüstung und Finanzierung beschaffen und den Transport der Plastiksäcke zu Zementöfen organisieren. Folgende Zwischenbilanz des Programmes war Ende 2011 möglich:

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• Gründung von regionalen Ausschüssen für die Koordinierung von Sammlung, Lagerung, Transport und Entsorgung von Plastiktüten in Zementwerken in 83 Provinzen und Präfekturen • Organisation von mehr als 61 Kampagnen • Beseitigung von mehr als insgesamt 2.200 besonders betroffenen Gebieten • Sammlung und Vernichtung von insgesamt 1.000 t (2008: 30 t; 2009: 100 t; 2010: 290 t) Plastiktüten • Mobilisierung von mehr als 11.800 Arbeitern an mehr als 300.000 Arbeitstagen

Recycling von Altpapier Die Altpapiersammlung und Wiederverwertung Marokkos erfasst momentan nur 25-30 % des Verbrauchsvolumens, während in den europäischen Ländern im Durchschnitt 70 % des verwendeten Papiers recycelt werden – in Deutschland sogar 90 %. Im Jahr 2011 waren sechs Unternehmen im Bereich Entfernung, Trennung und Kompression von Altpapier tätig. Das wichtigste marokkanische Unternehmen der Papierindustrie CMCP (Compagnie Marocaine des Cartons et des Papiers) sichert rund 90 % seiner Produktion durch die Verwendung von Altpapier und -karton. Insgesamt werden in Marokko pro Jahr rund 120.000 t Papier aus Altpapier hergestellt, wobei der jährliche Bedarf an Papier bei rund 450.000 t liegt, von denen rund 380.000 t importiert werden. Bei einer besseren Organisation könnten leicht 50 % des nationalen Papierbedarfs durch Recycling von Altpapier gedeckt werden. Durch die Anwendung einer entsprechenden Mülltrennung könnte sich das Müllvolumen der Mülleimer um 40 % reduzieren, die durch Import anfallenden Kosten, die 2010 bei 3,7 Mrd. Dh lagen, könnten halbiert und zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Sammlung von Altpapier aus Haushaltsmüll wird nach wie vor von einzelnen, unorganisierten Sammlern erledigt, die am Ende des Tages ihr Altpapier an Mittlerunternehmen verkaufen, die das Papier pressen und an die entsprechenden Industrien weiterverkaufen. Ein einfacher Sammler erhält dabei nur knapp 0,50 Dh/kg.

Recycling von Altmetall Nach Angaben der marokkanischen Devisenbehörde (Office des Changes) stieg das Volumen an exportierten Abfällen und Schrott aus Kupfer und erreichte 2009 einen Wert 735 Mio. Dh. 80 % dieser für den Export bestimmten Waren werden von traditionellen Schrottsammlern zusammengelesen. Offizielle Firmen im Bereich Recycling und Export von Metallschrott bedienen sich dieser Sammler oder kaufen Metallschrott auf Ausschreibung durch große Firmen. Ein Großteil der wiederverwendeten Metalle wird auf öffentlichen Deponien gesammelt. Aufgrund der unorganisierten Sammlung kann nicht ausgeschlossen werden, dass bestimmte Mengen an Metall durch Diebstahl als Altmetall klassifiziert werden. Dies wird durch einen Preis von 48 Dh pro Kilo für Kupfer und 2,7 Dh für Eisen gefördert.

Recycling von E-Schrott Das Schweizer Forschungsinstitut für Materialwissenschaften und Technologie hat 2010/2011 gemeinsam mit dem IT-Unternehmen Hewlett-Packard Deutschland GmbH und dem „Global Digital Solidarity Fund“ (DSF) das Projekt „Sustainable E-Waste Management in Morocco“ (Rückgewinnung strategischer Metalle) gestartet. Das Ziel dieses Projektes war ein an lokale Verhältnisse angepasstes Konzept für das Management von Elektro- und Elektronikschrott, mit dem die Gefahren für die Gesundheit und Umwelt durch unsachgemäßes Entsorgen und Recyceln von E-Schrott verringert und neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

1.2.4 Wasser- und Abwasserwirtschaft

Trotz zahlreicher Bemühungen in der Vergangenheit, zwingt das enorme Bevölkerungswachstum, die Industrialisierung und Urbanisierung die marokkanische Regierung zu weiteren Maßnahmen im Bereich der Wasserpolitik. Verstärkt durch die klimatischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte, wie dem kontinuierlichen Anstieg der Durchschnittstemperatur und die stetige Abnahme des Jahresniederschlags, entwickelte sich die Sorge um die Wasserressourcen des Königreiches bis hin zur chronischen Wasserknappheit.

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Wasserressourcen Im Jahr 1960 verfügte Marokko noch über Wasserressourcen von etwa 2.500 m³/Einwohner/Jahr. Heute bleibt ein Volumen von insgesamt nur noch knapp 22 Mrd. m³/Jahr, das rund 730 m³/Einwohner/Jahr bietet – mit dieser Menge liegen die marokkanischen Wasserressourcen deutlich unterhalb des durchschnittlichen Mindestbedarfs von 1.000 m³/Einwohner/Jahr.

Das Oberflächenwasser, das zwei Drittel des gesamten Wasserpotentials ausmacht, leidet unter den jährlichen Schwankungen der Niederschlagsmenge. Hierzu zählen die sieben großen Flüsse Marokkos (Loukkos, Moulouya, Sebou, Oum Er-Rabia, Tensift, Souss- Massa), sowie mehrere kleine Flüsse. Der größte Fluss des Landes, der Oum Er-Rabia, der durch das Zentrum fließt, ist gleichzeitig bevorzugte Wasserquelle für landwirtschaftliche Bewässerung und Trinkwasserquelle für die Einwohner Casablancas. Um die Versorgung in Trockenperioden sichern zu können, muss das Wasser in regenreichen Jahren gespeichert werden. König Hassan II erklärte hierzu 1967 den Bau von Staudämmen zur Priorität, worauf 132 Staudämme und mehr als 100 Talsperren errichtet wurden. Bis 2015 soll Marokko über insgesamt 150 Staudämme verfügen.

Das Grundwasser stellt etwa 20 % der Wasserressourcen dar. Die wichtigsten Grundwasserleitungen bedecken eine Gesamtfläche von 80.000 km² und stellen nach heutigem Wissensstand rund 4 Mrd. m³ Grundwasser pro Jahr zur Verfügung.

Nutzung der Wasserressourcen Es wird geschätzt, dass der Wasserverbrauch Marokkos bis 2020 auf 14.500 Mio. m³ jährlich steigen wird. Davon werden voraussichtlich 90 % für landwirtschaftliche Bewässerung und 10 % für Trinkwasser, Industrie und Tourismus verbraucht werden.

Die landwirtschaftliche Bewässerung ist ein wichtiger Sektor für das Königreich. Bislang werden zwar nur knapp 1,26 Mio. ha (rund 14 %) der Anbaufläche bewässert, allerdings wird die bewässerte Fläche in den kommenden Jahren im Zuge verschiedener Projekte der Regierung stark zunehmen. Die nationale Trinkwasserversorgung Marokkos verbraucht rund 2.280 Mio. m³ Wasser. Rund 700 Mio. m³ werden aus Grundwasser und 1.580 Mio. m³ aus Oberflächengewässer gewonnen. Marokko nutzt seine Wasserressourcen außerdem zur Energiegewinnung: Wasserkraftwerke, die bis 2009 errichtet worden waren, erzielen eine Kraft von 1.700 MW und tragen somit in Jahren mit durchschnittlicher Wassermenge zu 10 % der nationalen Stromerzeugung bei.

Wasserverlust und Wasserverschmutzung Marokkos trockenes Klima verringerte in den vergangenen Jahrzehnten allein durch Dürren unterschiedlicher Dauer und Ausprägung die Wasserressourcen des Landes. Das enorme Wachstum der Bevölkerung und die damit einhergehende Steigerung der Trinkwassernachfrage, sowie die zunehmende Bewässerung in der Landwirtschaft und die Entwicklung in den Bereichen Industrie und Tourismus belasten die Ressourcen. Außerdem sind die vorhandenen Wasserressourcen Marokkos immer mehr von Verschmutzung betroffen: • Landwirtschaft: Übermäßige Nutzung von Düngemitteln und Pestiziden. Rund 720.000 t Düngemittel und 8.500 t Pestizide werden jährlich auf die Ackerflächen verteilt. • Grundwasserübernutzung: Die häufig illegale Nutzung des Grundwassers übersteigt oft das vorhandene Potenzial und führt zu schwerwiegenden ökologischen Folgeerscheinungen wie der Austrocknung von Brunnen und Wasserläufen und dem Eindringen von Meerwasser. • Unfälle: Die Zunahme des gewöhnlichen Verkehrs und der Gefahrentransporte (Öl, Chemikalien, etc.) führt immer häufiger zu Verkehrsunfällen; seit 1985 wurden mehr als 30 Unfälle mit Austritt giftiger Stoffe gemeldet. • Abfälle: Die starke Zunahme der Bevölkerung macht die Abfuhr und die Entsorgung der häuslichen Abfälle immer schwieriger. In den urbanen Gebieten entstehen jährlich rund 5 Mio. t Müll, das entspricht durchschnittlich 0,76 kg pro Kopf/Tag. Diese Abfälle werden häufig auf unkontrollierten und unbefestigten Müllhalden abgeladen. • Industrieabwasser: Die industriellen Abwässer führen jährlich ca. 140.000 t oxidierbare Materie mit sich, die zu fast 40 % nicht von der Umwelt absorbiert werden. • Abwasser: Die Haushalte der Städte produzieren jährlich 600 Mio. m³ Abwasser, die ungefähr 360.000 t organische Stoffe mit sich führen. Ein großer Teil des Abwasservolumens (43 %) wird direkt ins Meer abgeleitet. Weitere 30 % landen im

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regulären Wassersystem, die restlichen 27 % versickern im Boden. Schätzungen zufolge strömen 700 Mio. t Abwasser jährlich in Walis, Flüsse, das Meer und den Ozean.

Abwasserwiederverwertung Die Wasserwiederverwendung scheitert in Marokko bislang vor allem an dem geringen Reinheitsgrad des Abwassers, fehlenden Verordnungen zur Festlegung von Grenzwerten in Abwässern und den wenigen Abwasserwiederverwendungs-projekten. Bei einer besseren Reinigung könnte das Abwasser intensiver zum Beispiel zur Bewässerung von Grünanlagen oder Golfplätzen genutzt werden. Allerdings erreicht das Abwasser in Marokko nur sehr selten die dritte Reinigungsstufe. Die marokkanischen Behörden haben deshalb das Nationale Abwasserprogramm (PNA) zum Ausbau der Abwasserwirtschaft entwickelt.

Nationales Abwasserprogramm (Programme National d´Assainissement liquide, PNA) Dieses Programm betrifft insgesamt 260 Städte und Metropolregionen und verfügt über ein Budget von 43 Mrd. Dh. Ziel des Programmes ist bis 2020 über ein Abwassersystem zu verfügen, dass 80 % des Abwasseraufkommens bedient und die die unsachgemäße Müllentsorgung in die Natur um 60 % verringern soll. Teil des Programms ist auch der Bau von 60 großen Staudämmen, der Transport von Rohwasser von den nördlichen Speicherbecken in den Süden und die Modernisierung der landwirtschaftlichen Bewässerung.

Während sich das PNA-Programm mit der Wasseraufbereitung der Städte befasst, ist das Abwasserwesen in den ländlichen Gebieten aber weiterhin auf Initiativen der ONEE (ex. ONEP) angewiesen. Ein Beispiel hierfür ist das Pilotprojekt der GIZ in Dayet Ifrah bei Ifrane. Auch wenn im ursprünglichen PNA-Projekt noch nicht so vorgesehen, wurden bereits einige Anlagen so gut ausgerüstet, dass das Wasser die Qualität der dritten Reinigungsstufe erreichen kann. Der Großteil des im Rahmen des PNA gereinigten Wassers soll in der Landwirtschaft oder zur Bewässerung von Grünflächen genutzt werden. Im Kapitel Referenzprojekte wird näher zu den Realisierungen eingegangen.

Im Kontext der Nationalen Wasserstrategie besteht der Vorschlag, das Abwasserwiederverwendungsprojekt großflächig auszubauen und die Ausweitung der Wasserreinigung zu fördern. So fordert der Aktionsplan Entwicklung des Abwasserwiederverwendungsprojekts, ausgearbeitet durch das für Wasser und Umwelt zuständige Staatssekretariat SEEE, langfristig ungefähr 340 Mio. m³ Wasser wiederaufzubereiten (bis 2030). Der Großteil des gereinigten Wassers soll in der Landwirtschaft oder zur Bewässerung der Grünflächen genutzt werden.

Solche Abwasserprogramme, die auf ein integratives Wasserkreislauf-Management abzielen, werden sich positiv auf die Lebensbedingung und die Gesundheit der Bürger auswirken. Zudem werden sie ihren Beitrag zur sozial-ökonomischen und industriellen Entwicklung Marokkos leisten. Aktuelle Schätzungen gehen von einem Gesamtabwasservolumen von ungefähr 800 Mio. m³ aus. Im Jahr 2020 wird gar von 900 Mio. m³ ausgegangen. Hier ist ein bedeutendes Potential zur Wiederverwendung vorhanden, riesige Flächen im ganzen Land könnten bewässert werden.

Trinkwasserversorgungsprogramm auf dem Land (Programme d’Approvisionnement Groupé en Eau potable des populations Rurales, PAGER) Im Jahr 1995 wurde das Programm PAGER initiiert, um die Rate des Zugangs im ländlichen Marokko zu sauberem Trinkwasser zu erhöhen. Es hat eine Verzehnfachung des Zugangs zu Trinkwasser in ländlichen Gebieten in 13 Jahren ermöglicht. Das Projekt basiert auf zwei Prinzipien: Die Verwendung einfacher Techniken und die Beteiligung der Begünstigten an allen Projekten.

Seit der Einführung des PAGER Programms ist die Rate des Zugangs zu Trinkwasser in ländlichen Gebieten um 14 % im Jahr 1995 auf 90 % im Jahr 2009 gestiegen. Die Arbeiten beliefen sich auf das Graben von Brunnen, Bohrarbeiten und der Quellenfindung für die Entwicklung und den Bau der Lagerung und Verteilung von Wasser an die Bevölkerung aus regionalen Versorgungsstellen.

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Die damals noch unter dem Namen ONEP fungierende ONEE, hat ein ehrgeiziges Programm aufgestellt, um die Trinkwasserversorgung in den ländlichen Gebieten für den Zeitraum 2011 - 2016 zu verallgemeinern, mit einem Budget von rund 5 Mrd. Dh. Das Ziel dieses Programms ist es, eine Versorgung von 96 % auf nationaler Ebene, und mindestens 80 % in allen Regionen des Königreichs zu erreichen.

Nationales Wassereinsparprogramm (Programme National d’Economie d’Eau en Irrigation, PNEEI, 2008-2020) Das PNEEI ist für die Modernisierung der Bewässerung in großen Wasserkraftwerken, der Ausrüstung für Bauernhöfe mit Tröpfchenbewässerung, für die Unterstützung für Landwirte etc. ausgelegt. Die Gesamtkosten des Programms belaufen sich hier auf rund 37 Mrd. Dh. Der erste Teil der Kosten in Höhe von 17,5 Mrd. Dh wird vollständig durch den Staatshaushalt und internationale Kredite finanziert. Diese sind vorgesehen für die Modernisierung der kollektiven Netzwerke, die Umwandlung des Bewässerungssystems auf Betriebssystemebene und der landwirtschaftlichen Nutzung. Die Modernisierung, dessen Investitionen auf 10,5 Mrd. Dh geschätzt wird, wird von Bauern, dem Staat und den Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung gefördert. Die Kosten für Unterstützungsmaßnahmen für die landwirtschaftliche Nutzung belaufen sich auf 9 Mrd. Dh und werden vom Staat und den Begünstigten unterstützt.

Seit seiner Einführung im Jahr 2008, mobilisierte das PNEEI fast 2,4 Mrd. Dh Budget, davon 75 % durch Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung. Er hat auch viel Interesse unter den Gebern geweckt. So wurden zwei Darlehen in Höhe von fast 1,2 Mrd. Dh im Jahr 2010 mit der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank abgeschlossen. Die wichtigsten erwarteten Auswirkungen des PNEEI fokussieren auf eine Wassereinsparung von 20 bis 50 % durch die Reduzierung vermeidbarer Verluste in Verteilnetzen. Seit dem Beginn des PNEEI belief sich der Bereich mit Tröpfchenbewässerung auf 129.000 ha, womit die Gesamtzahl am Ende des Jahres 2011 bei 288.168 ha lag.

Das Programm zielt darauf ab, das Einkommen der Landwirte drei bis fünffach der durchschnittlichen Bruttomarge pro Hektar mit Bewässerung zu steigern und zusätzliche Margen von 20.000 bis 30.000 Dh/ha zu erhalten. Ebenso wird es eine Auswirkung auf die Intensivierung der Entwicklung und paralandwirtschaftlichen Aktivitäten vor und nach der Produktion geben. Die Verringerung der Armut in den ländlichen Gebieten, die für die Stabilisierung der ländlichen Bevölkerung beiträgt, und die Landflucht in die Städte, soll damit verbessert werden. Unter den Projekten in diesem Sinne kann der Erfolg des Projekts El Guerdane in der Region Souss erwähnt werden, bei dem die Anwendung in acht Stufen ablief: Loukkos, Tadla, Doukkala, Gharb, Moulouya Haouz, Chtouka Ait Baha und Azemmour Bir Jdid. Dies sind die ersten Projekte im Rahmen der öffentlich-privaten Partnerschaft. Zwei Flaggschiff- Projekte wurden im Jahr 2011 ins Leben gerufen. Die erste mit Kosten von 2,7 Mrd. Dh für die Bewässerung und Entsalzung im Bereich der Region Chtouka Ait Baha, während die zweite auf die Ausweitung der Bewässerung im Gharb mit einem Investitionsvolumen von 3,5 Mrd. Dh beliefen.

1.2.5 Energiewirtschaft mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien

Die nationale Energiestrategie mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien und Energieeffizienz steht im Einklang mit internationalen Trends, die angesichts der wachsenden Energienachfrage und den Herausforderung der globalen Erwärmung, erneuerbare Energien als eine Priorität ansehen. Als Ziel stellt sich die Herausforderung zur Sicherung der Energieversorgung die einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz sowie zur Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung leistet. Der ausschlaggebende Grund für die Initiierung ist einerseits das Staatsdefizit, dass besonders durch die Energieimporte (über 95 %!) beeinflusst wird, sowie der Klimawandel und seine Folgen für die Umwelt sowie die Ausarbeitung einer Umweltcharta mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Mit diesem Projekt werden mehrere Herausforderungen angegangen. Hierzu gehören die Senkung der Abhängigkeit des Strombedarfes aus dem Ausland, Umweltschutz, Verringerung der Abgasausstöße sowie Kampf gegen den Klimawandel.

Weltweit ist man sich den tiefgreifenden Veränderungen bewusst, welche durch eine Umstellung entstehen, um eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen unter Berücksichtigung des Wachstums wirtschaftlicher Verantwortlichkeit, einer gerechten Reichtumsverteilung und dem Kampf gegen den Klimawandel zu verbinden. Aus dieser Sicht werden die erneuerbaren Energien - sauber und unerschöpflich - schrittweise die fossilen Energieträger ablösen.. Sie ermöglichen auf lange Sicht sowohl die

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Sicherstellung der Energieversorgung in der Welt als auch die Verlangsamung des Klimawandels, der durch die Verwendung fossiler Ressourcen entstanden ist.

Im Jahr 2015 werden Sie die zweite Quelle für die Stromerzeugung nach Kohle und Erdgas werden. Erneuerbare Energien haben in den letzten Jahren einen starken Anstieg an Bedeutung gewonnen, einschließlich der Sonnenenergie, welche sich um 22 % pro Jahr seit 1996 gesteigert hat. Sie wird ein beschleunigtes Wachstum mit einem schnellen technologischen Fortschritt erleben und an der Verbreitung der Nutzung erneuerbarer Energien beitragen, die bis heute nur für die Industrieländer und Schwellenländer Indien und China zugänglich war.

Die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien, außer großer Wasserkraftanlagen, haben sich seit 2004 auf 120 Mrd. USD in 2008 versechsfacht. Die Entwicklung der erneuerbaren Energien ist aktuell aufgrund der hohen Investitionskosten im Vergleich zu herkömmlichen Brennstoffen vom politischen Willen des Staates abhängig. Dank der zu erwartenden technologischen Fortschritte, werden sie mittel- und langfristig wettbewerbsfähiger sein und auf diese Weise ohne Subvention auskommen.

Auf nationaler Ebene wird Marokko in den kommenden Jahren in seiner wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einen großen Sprung nach vorne machen. Grund hierfür sind die Umsetzungen von Großprojekten, die bereits im Gange oder noch in Planung sind, wie in den Bereichen der Landwirtschaft, Industrie, Infrastruktur, Tourismus und Bevölkerung. Dieses beispiellose Wachstum wird die wachsende Nachfrage nach verschiedenen Formen der Energie in einem Tempo von 5 % pro Jahr im Durchschnitt zur Auswirkung haben. Die bis jetzt vorhandene Kapazität wird sich bis 2020 verdreifachen. Der Anteil an erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieversorgung wird dann bei 42 % statt 26 % im Jahr 2008 liegen.

Abbildung 11: Strukturentwicklung der produzierten Energie bis 2020 32

Die neue Energiestrategie, ein Teil der umfassenden und integrierten Vision über die nachhaltige Entwicklung, sieht einen vielfältigen Energiemix vor, indem erneuerbare Energien für die wachsende Nachfrage, die Erhaltung der Umwelt und für die Verringerung der Abhängigkeit von Energie von außen einen wichtigen Platz einnehmen.

Sonnenenergie In Marokko scheint im Durchschnitt 3.000 Stunden pro Jahr die Sonne, das sind je nach Region zwischen 280 und 340 Sonnentage bei einer solaren Einstrahlung von 4,7 kWh/m² im Norden und 5,5 kWh/m² im Südosten. Insbesondere in den noch nicht elektrifizierten Regionen ist das Solarpotenzial sehr hoch.

Bisher ist dieses Reservoir noch nicht in großem Maßstab genutzt worden, aber kleinere Projekte wurden bereits im Rahmen des Programms zur ländlichen Elektrifizierung (PERG) umgesetzt und werden stetig erweitert. Die installierte Fläche an Solarkollektoren zur Warmwasserproduktion Ende des Jahres 2009 betrug 260.000 m². Das ausgewiesene Ziel der Regierung ist es, die Fläche der

32 Eigene Darstellung, der Bereich Nuklearenergie wurde nach den Ereignissen in Japan herausgenommen, Stand 2011

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Solarkollektoren bis 2012 auf 440.000 m² zu erhöhen. Insbesondere im städtischen Raum haben Solarkollektoren ein großes Potenzial für die Gewinnung von Warmwasser, in den Badeanstalten, aber auch im Tourismussektor.

Abbildung 12 Jährliche direkte Sonneinstrahlung Marokko 33

Die Rahmenbedingungen für die Nutzung der Sonnenkraft zur Warmwasserversorgung sind in Marokko sehr günstig. Mindestens 15 % der städtischen Haushalte Marokkos benutzen derzeit elektrische Erhitzer, um sich mit warmem Wasser zu versorgen. Deren Anschaffungskosten liegen zwischen 90-200 EUR. Hinzu kommen noch Stromkosten für den Betrieb, die sich monatlich auf mindestens 20 EUR belaufen. Bei einer guten solarthermischen Anlage mit 150 l liegt der Anschaffungspreis zwischen 700 und 1.500 EUR. Innerhalb von 5 Jahren hat sich die Installation einer solchen Anlage amortisiert.

Neben der dezentralen Nutzung von Solarkollektoren ist auch die Energiegewinnung durch solarthermische Kraftwerke im großen Stil möglich. Bei diesen größeren Projekten sind, neben den meteorologischen Bedingungen, die Standortbedingungen von entscheidender Bedeutung, um Strom kostengünstig produzieren zu können. Hierzu zählen vor allem Faktoren, wie etwa eine vorhandene Infrastruktur (Straßen, Stromnetz etc.), aber auch sonstige Rahmenbedingungen, wie etwa die Verfügbarkeit von Kühlwasser. Daraus ergibt sich, eine wirtschaftliche Rangliste von Standorten in Marokko, die sich besonders für die Nutzung von solarthermischen Kraftwerken anbieten. Die wirtschaftlichsten Gebiete - unter dem Gesichtspunkt der Infrastruktur - für solarthermische Kraftwerke liegen in der Nähe der Küste und im mittleren Teil Marokkos. Eine weitere Möglichkeit der Energiegewinnung sind Hybridkraftwerke, bei denen die Sonne in Verbindung mit fossilen Energieträgern genutzt wird.

Im Gegensatz zur Windenergie wird Solarenergie aktuell nicht schwerpunktmäßig zur Stromerzeugung in Marokko genutzt. Durch den im November 2009 verabschiedeten „Plan Solaire Marocain“ ändert sich dieses jedoch schnell, wie aus dem begonnen Bau der ersten Phase des CSP-Kraftwerkes in Ouarzazate mit 160 MW und den nächsten Ausschreibungen mit 300 MW ersichtlich ist.

33 MASEN, www.masen.org.ma, Stand 2011

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Abbildung 13: Sonneneinstrahlung pro Jahr nach Ländern 34

Windenergie Marokko verfügt über gute bis sehr gute Windbedingungen mit mittleren Windgeschwindigkeiten von bis zu 8 m/s, stellenweise sogar mehr als 11 m/s. Das daraus erwachsene nutzbare Windpotential ist beträchtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass die windreichen Küsten Marokkos 3.500 km lang sind. Dieses Potenzial haben sowohl private Unternehmer, als auch der marokkanische Staat erkannt. In verschiedenen Windgebieten des Landes werden nach und nach Projekte realisiert, welche die kostenlose Kraft des Windes in elektrische Energie umwandeln. Im Jahr 2007 betrug die Leistung der in Marokko betriebenen Windkraftanlagen 280 MW. Aktuell (2014) sind insgesamt 1.000 MW gebaut oder kurz vor Baubeginn. Bis zum Jahr 2020 soll die Leistung der umweltfreundlichen Windenergie sogar auf 2.000 MW erhöht werden und so 14 % des marokkanischen Energiebedarfs decken.

Abbildung 14: Elektrizität aus Wind 35

Potential aus Windenergie Bester Beweis für das Potential für die Nutzung von Windenergie in Marokko sind die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Rahmenbedingungen: Windvorkommen, erwartete Entwicklung des Energieverbrauchs und Energiepolitik des Königreichs. Dementsprechend große Bedeutung kommt der Windenergie innerhalb der erneuerbaren Energien zu. Wie bereits dargestellt, ist das Windvorkommen, insbesondere im Norden und Süden sowie an einigen Küstenabschnitten sehr hoch, und übertrifft bei Weitem die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten an den Standorten vieler großer Windparks in Europa.

34 Eigene Darstellung 35 Eigene Darstellung, in Anlehnung an Informationen von ONEE

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Aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums, sowie des steigenden Lebensstandards in Marokko ist ein kontinuierlicher Anstieg des Energiebedarfs in Marokko zu erwarten. Die marokkanische Regierung geht bis zum Jahr 2015 von einer jährlichen Wachstumsrate von 8 % aus. Darüber hinaus sollen mit der neuen Energiepolitik Marokkos bis 2020 insgesamt 42 % des landesweiten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien gewonnen werden-ein utopisches Ziel. Selbst die Zielsetzung von 20 %, welche ebenfalls hervorgebracht wird, erscheint eine große Herausforderung für die marokkanische Regierung. Dementsprechend große Bedeutung hat die Windenergie für die marokkanische Energiegewinnung.

Im Jahr 2004 wurden in Marokko 199 GWh Energie aus der Kraft des Windes gewonnen, was etwa 1,2 % der marokkanischen Stromproduktion entspricht. Im Jahr 2010 ist die Produktion bereits auf 658,8 GWh und 2 % des nationalen Strombedarfs gestiegen. Nach Angaben der ADEREE liegt das Potenzial der Gewinnung von Windenergie in den nächsten Jahren in Marokko bei 25 GW. Die Zielsetzung der Regierung ist es im Jahr 2012 bereits 1.440 MW durch installierte Windkraftanlagen zu gewinnen, diese Zahl soll dann im Jahr 2020 auf 2.000 MW erhöht werden. Der Anteil der Windkraft am Primärenergieverbrauch soll im Jahr 2012 dann bei 12 % liegen. Damit ist Windenergie, nach Ansicht der Experten, von allen erneuerbaren Energieträgern am ehesten in der Lage, einen nachhaltigen Beitrag zur Energieversorgung Marokkos und zu seinem Energiemix zu leisten.

• Essaouira, Tanger und Tétouan: Durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit zwischen 9,5 bis 11 m/s in 40 m Höhe • Tarfaya, Taza und Dakhla: Durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit zwischen 7,5 bis 9,5 m/s in 40 m Höhe

Abbildung 15: Windpotential 36

Das Windpotential wird durch die ADEREE wie folgt eingeschätzt: • totales Windpotential: 7.936 TWh/Jahr (3.968 GW) • technisches Windpotential: 4.896 TWh/Jahr (1.632 GW) • verwertbares Windpotential: 25 GW

Für die ferne Zukunft ist auch eine Energieversorgung Europas mit Strom aus marokkanischer Windenergie erdenklich. Bei einem Anlageabstand von 2,4 MW/km² an der 3.500 km langen Küste könnte eine Produktion von mehr als 1.000 TWh pro Jahr erreicht werden. Dies wäre ausreichend um die Hälfte des gesamten jährlichen Strombedarfs der EU Länder (2.300 TWh) zu decken. Durch

36 ADEREE, www.aderee.ma, Stand 2011

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eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) könnte das Potenzial mit minimalen Verlusten von Nordafrika nach Europa transportiert werden. Zudem könnten Windkraftanlagen auch in der Wüste, insbesondere in dem riesigen Gebiet der Westsahara errichtet werden. Der Vorteil von Windkraftanlagen in der Wüste liegt vor allem darin, dass diese Standorte relativ hohe Windgeschwindigkeiten bereits sehr nahe am Boden aufweisen, da dort eine sehr geringe Oberflächenrauhigkeit besteht.

Um die Energie, die ein gewöhnliches Kraftwerk liefert, mit Windkraft zu erzeugen, benötigt man ein Vielfaches an Fläche. Da Marokko im Gegensatz zu Deutschland sehr dünn besiedelt ist und mit der windreichen Sahara - einem Gebiet mit durchschnittlich einem Einwohner pro Quadratkilometer - ein riesiges Flächenpotential für Windenergie aufweist, ist dieser Punkt ein weiterer Vorteil für Marokko.

Das Potenzial der Windenergie in Marokko ist riesig, und zusammen mit marokkanischen Partnerunternehmen und -institutionen bestehen für deutsche Unternehmen sehr gute Chancen, den marokkanischen Markt für Windenergie zu erschließen.

1.3 Nationale Strategie, Pläne und Programme

Die wichtigsten Umsetzungen der nationalen Strategie Marokkos in Pläne und Programme - in Bezug auf diese Studie - sind in der nachfolgenden Grafik dargestellt. Details zu den jeweiligen Plänen und Programmen sind den Brancheninformationen zu entnehmen.

Abbildung 16: Übersicht über Pläne und Programme der nationalen Strategie 37

Die grün markierten Programme und Pläne haben einen konkreten Bezug und Einfluss auf die Bioenergien. Blau betrifft die Windenergie und gelb die Solarenergie.

37 Eigene Darstellung mithilfe von Informationen vom MEMEE, ADEREE und GIZ

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2. Energiemarkt

Marokkos Energiebedarf wird überwiegend von importierter fossiler Energie getragen. 2011 deckten diese rund 95,5 % der gesamten Belieferung an Primärenergie, eine Quote, die deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 81 % liegt. Weniger als 1 % der konsumierten fossilen Energie wird auf einheimischem Boden produziert. Von diesen 95,5 % der gesamten Belieferung an Primärenergie repräsentiert Erdöl den bedeutendsten Teil mit 61,8 %, Kohle 22,4 % und Erdgas 4,6 %. Der Prozentsatz importierter elektrischer Energie (7,1 %) ist auf Grund des wachsenden Energiebedarfs weiterhin am Steigen.

Wie der gesamte Energiesektor, ist auch der Bereich Elektrizität weitgehend von fossilen Brennstoffen abhängig. 2010 stammten 81 % der konsumierten Energie, die für die Produktion von Elektrizität verwendet wurde, aus fossilen Brennstoffen. Marokko ist ebenfalls vom Elektrizitätsimport aus Spanien abhängig um seine Nachfrage zu befriedigen: der Import belief sich auf 4.607,0 GWh im Jahre 2011, welches 16 % der gesamten elektrischen Energiezufuhr entspricht. 38

Abbildung 17: Entwicklung der Energierechnung und staatliche Erdölsubventionen, 2002 – 2011 39

2011 betrug die Energierechnung 86 Mrd. Dh. Marokkos Abhängigkeit von importierter fossiler Energie (überwiegend Erdöl), belastet das nationale Budget und die öffentlichen Finanzen in signifikantem Maße.

Eckdaten

Basisinformationen

2011 2012 2013* 2014* Entwicklung und Prognose (*) 2002 2005 Wirtschaftswachstum BIP [%] 3,3 % 3,0 % 5,7 % 24,2 % 4,5 % 3,6 %

Entwicklung und Prognose (*) 2002 2005 2009 2010 2011 2012 Energieverbrauch [GWh] 15.539,6 19,518,2 25.016,3 26.530,6 28.751,7 31.055,6 Kohle Heizöl Nuklear EE Sonstiges Verteilung Energieverbrauch nach Erdgas 6,7 %, Energieträger [%], 2012 22,0 % 60,7 % 0 % 3,5 % Stromimport 7,2 %

38 MEMEE, www.mem.gov.ma, Stand 2012 39 MEMEE, www.mem.gov.ma, Stand 2012

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2008 2009 2011 2012 2015* 2020* Entwicklung und Prognose der 5.292 6.188 6.677 11.048 Energiegesamtkapazität [MW] 6.407 MW 14.580 MW MW MW MW MW Verteilung Stromproduktion nach Kohle Heizöl Import EE Erdgas Energieträger [MW], 2012 (ONEE (2012) 53,4 % 11,8 % 15,8 % 6,9 % 12,1 % Verteilung Stromproduktion Kohle Heizöl Nuklear EE Erdgas Energieträger [MW], Ziel 2020 27 % 10 % 0 % 42 % 21 % Öl Kohle Erdgas Uran Sonstiges Importquote Energieträger [%], 2012* 88,5 % 5,7 % 3,2 % 0 % Stromimport 2,7 %

Strommarkt

Installierte Kapazität und Prognose Gesamtkapazität 2012: 6.677 MW [MW] Prognose 2020: 14.580 MW Strompreis Industrie [€/kWh], 2013 Preise je nach Verbrauch zwischen 0,11 € und 0,13 €/kWh (Basis 11,25 DH = 1 €) 0 – 100 kWh 1,1909 Dh 101 – 500 kWh 1,2803 Dh Über 500 kWh 1,4632 Dh

Die Tarifpreise (Großkunden, Stand 2013) sind in Dirham ausgedrückt und beinhalten die MwSt. (14 %). Fixprämie pro kVA und pro Jahr: 372,02 Dh (33,82 €) Verbrauchsgebühr pro kWh: • Volllastverbrauchszeit : 1,3010 Dh (0,11 €/kWh) • Mittellastverbrauchszeit : 0,9179 Dh (0,083 €/kWh) • Grundlastverbrauchszeit : 0,5649 Dh (0,051 €/kWh)

Optionstarif , Spitzenlastverbrauchszeittarif (3 Tarifoptionen je nach Nutzungsdauer: über 6.000 Stunden, zwischen 3.500 und 6.000 Stunden sowie unter 3.500 Stunden) Die Tarifpreise ab 2012 der ONEE für die Stromdurchfuhr auf nationalem Transportweg für Hochspannung und Mittelspannung, von der Produktionsstelle zum Verbraucher betragen 0,08 Dh (8 cDh)/kWh (entspr. 0,007 €/kWh) ohne Steuern. Strompreis Endverbraucher [€/kWh], Preise je nach Verbrauch zwischen 0,08 € und 0,13 €/kWh 2013 (Basis 11,25 DH = 1 €) 0 – 100 kWh 0,9010 DH 101 – 200 kWh 0,9689 DH 201 – 500 kWh 1,0541 DH Über 500 kWh 1,4407 DH

Die Strompreise können je nach Region und lokalem Versorgungsunternehmen variieren, da die ONEE nicht alle Endverbraucher versorgt. Wird der Strompreis subventioniert? Indirekt bis vor kurzem über die Subvention des Ölpreises, Subventionierung des Ölpreises Wenn ja, wie? wurde im Februar 2014 beendet. Wurde der Strommarkt liberalisiert? Der Strommarkt in Marokko wird schrittweise liberalisiert. Momentan gehören die Wenn ja, wie ist die Stromnetze noch alleinig dem halbstaatlichen Stromversorgungsunternehmen ONEE (Office Wettbewerbsstruktur der Anbieter? National de l‘Electricité et de l’Eau Potable), welches Großteile des in Marokko verbrauchten Stroms zur Verfügung stellt. Alle „régies“ (sozusagen Stadtwerke) und „gestions déléguées“ (an Privatunternehmen abgegebene Versorgung einiger großer Städte) müssen aktuell noch bei ONEE kaufen.

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Wer ist im Besitz der Das Stromnetz gehört ONEE, welches dem Ministerium für Energie und Bergbau untersteht. Übertragungsnetze? Zusätzlich sind Netzverbünde mit Spanien und Algerien vorhanden. Ist der Netzzugang reguliert? In den urbanen Zentren des Landes beziehen lokale Versorgungsunternehmen (Lydec, Redal, Amendis) ihren Strom von der ONEE und stellen diesen den Endverbrauchern zur Verfügung. Neben der ONEE gibt es drei unabhängige Stromproduzenten, die aber ausschliesslich an ONEE verkaufen: • JLEC (Jorf Lasfar Electricity Company) / Kohle: Teil der Gruppe TAQA aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die zu 72,5 % der Regierung Abu Dhabi gehört • CED (Compagnie Eolienne de Détroit) / Wind: Anteile an der CED gehören zu 49 % der Electricité de France (EDF), zu 35,5 % der Paribas Merchant Bank und zu 15,5 % Germa Consulting. • EET (Energie électrique de Tahaddart) / Naturgas: Anteile an EET haben ONE (48 %), spanische Endesa (32 %) und der deutsche Hersteller Siemens Project Ventures (20 %)

Seit 2006 dürfen Unternehmen als Selbstversorger Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen. Am 18. März 2010 ist das Gesetz Nr. 13-09 für den Bereich erneuerbare Bestehen Hindernisse für den Energien verabschiedet worden. Durch die Einführung des Gesetzes wurde ein erster Anschluss von EE-Anlagen? rechtskräftiger Rahmen für die zukünftige Entwicklung des Energiemarktes geschaffen. Die nachhaltige Entwicklung von heimischen erneuerbaren Energiequellen stellt eine der Prioritäten der nationalen Energiepolitik dar. Kleinkraftwerke erneuerbarer Energien mit einer Spitzenleistung unter 20 kW elektrisch und unter 8 MW thermisch unterliegen nicht einmal der Meldepflicht und können relativ unkompliziert errichtet und in Betrieb genommen werden. Bis auf weiteres ist aber eine Einspeisung im Bereich Mittelspannung und Niederspannung nicht erlaubt, sollte aber innerhalb der nächsten Jahre kommen.

Das neue Gesetz bestimmt die anwendbaren Rahmenbedingungen und Rechtsformen für die Vermarktung und den Export von Strom aus erneuerbaren Energien, die durch private und juristische Personen erzeugt werden. Zusätzlich wird auch Vertreibern das Recht eingeräumt, den einheimischen Markt zu versorgen, indem sie Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu Gunsten von (industriellen) Verbrauchern erzeugen. Dabei muss die ONEE im Bereich Hoch- und Höchstspannung den Strom durchleiten, wofür sie ein geringes Entgelt erhält.

Der Strommarkt soll in ein offenes und ein reguliertes Segment aufgeteilt werden. Ziel sind vor allem wettbewerbsfähige Preise für Kunden aus der Industrie sowie die Versorgung aller ländlichen Teile mit Elektrizität. Zudem soll die Reform private Investoren anlocken und dafür sorgen, dass mögliche Monopolgewinne im regulierten Teil des Marktes an die Verbraucher weitergegeben werden. Einen Feed-In Tarif gibt es nicht, Netmetering ist sowohl im Bereich Mittelspannung innerhalb der nächsten 1 bis 2 Jahre, wahrscheinlich auch ein bis zwei Jahre später im Bereich Niederspannung zu erwarten. Wärmemarkt Wie ist der Wärmemarkt Fernwärme existiert in Marokko nicht. strukturiert? Reguliert und/oder subventioniert Nein, außer der im Gesetz festgelegten Deklaration für Anlagen von mehr als 8 MW thermisch der Staat den Wärmemarkt? gibt es keine Regulierung oder gesetzliche Einschränkung für den Verkauf von Wärme. Energiedaten, 2011 Energieabhängigkeit 95,5 %

Energiekosten 86 Mrd. Dh

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Primärenergieverbrauch (PEV) 17 Mio. toe

Wachstum Primärenergie 5 % pro Jahr

Anteil der EEn am PEV 755 ktoe bzw. 5,1 % (Wasserkraft: 4,4 %, Windkraft: 0,7 %)

Haushaltsverbrauch 0,5 toe/Kopf/Jahr

Stromverbrauch 22,38 TWh (80,57 PJ)

Anteil EEn am Stromverbrauch 3,37 TWh bzw. 15 %

Anteil Erneuerbarer Energien (EEn)

Installierte Gesamtkapazität EEn, Wasserkraft 1.306 MW 2010 Sonnenenergie (PV, CSP etc.) PV 6 MW, CSP 20 MW Windkraft 286 MW Geothermie 0 MW Bioenergie k.A. Ausbauziele der Regierung Als erstes arabisches Land hat Marokko einen Gesetzesentwurf zur Förderung der erneuerbaren Energien und zur Energieeffizienz im Ministerrat vorgelegt, welcher am 18. März 2010 mit dem Gesetz Nr. 13-09 in Kraft getreten ist. Dabei orientierte sich das MEMEE am deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Ziel des neuen marokkanischen Gesetzes ist es, den Anteil der Erneuerbaren am Gesamtenergieverbrauch zu steigern. Die Verbesserung der Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden, in der Industrie und im Transportsektor steht ebenfalls auf dem Programm. Neue Bauvorschriften werden erarbeitet, die eine Verbesserung der Wärmedämmung zum Ziel haben. Prognose Anteil EEn [%] Bis 2020 sollen 42 % der Gesamtenergiekapazität aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Die Verteilung auf Sonnen-, Wasser- und Windkraft beträgt je 14 % oder je 2 GW. Ein konkretes Ziel für Biomasse gibt es aktuell noch nicht. Einspeisevergütung Nein (Ausnahme: Bei Eigenstromproduktion kann unter Umständen zu viel produzierter Strom an das ONEE-Netz zu einem vorher fest vereinbaren Preis abgegeben werden. Quotenregelung/Zertifikate CDM-Zertifikate

Ausschreibungen www.marchepublic.gov.ma; www.mem.gov.ma/appel_offre/appoff.htm; www.onee.ma (unter Rubrik Fournisseurs/Appel d’offres); www.masen.de Tabelle 9: Eckdaten Energiemarkt 40

2.1 Energieressourcen

Aufgrund des massiven Preisanstiegs der fossilen Brennstoffe auf dem internationalen Markt ist es von großem nationalem Interesse, die eigene Energieversorgung auf eine langfristig sichere Basis zu stellen. Die bedeutendste Energiequelle für Marokko sind Erdölprodukte, die einen Anteil von 61,8 % an Marokkos Energieverbrauch zur Erzeugung von Elektrizität haben, gefolgt von Kohle mit 22,4 % und Erdgas mit 4,6 %. Dementsprechend hat Marokko einen sehr hohen Verbrauch an fossilen Energieträgern.

40 AHK Marokko, Fact sheet, Stand März 2014

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Abbildung 18: Energieverbrauch 2011 Marokko 41

Die folgende Grafik verdeutlicht den massiven Anstieg des Energieverbrauchs in Marokko während der letzten 40 Jahre. Dabei sind die direkten Importe an Elektrizität, welche in erster Linie aus Spanien stammen, noch nicht in den Zahlen aufgeführt. Vor allem die Zunahme von Ölimporten ist bemerkenswert. Bei den Kohleimporten ist dagegen nach einem massiven Anstieg während der 90er Jahre ein Rückgang zu beobachten.

Abbildung 19: Primärenergieversorgung in Marokko42

Um langfristig die nationale Versorgung mit Energie sicherstellen zu können, besteht die strategische Zielsetzung der marokkanischen Regierung in der Diversifizierung der Energiequellen und einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis 2020 sollen 20 % der installierten Produktionskapazität aus dem Bereich der erneuerbaren Energien stammen.

41 MEMEE, www.mem.gov.ma, Stand 2013 42 International Energy Agency, www.iea.or, Stand 2011

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2.2 Aufbau des Energiemarktes

Bis in die Mitte der neunziger Jahre war der marokkanische Energiemarkt von dem Monopol der Stromproduktion, des Stromtransports und dessen Distribution von der ONEE geprägt.

Unabhängige, private Eigenproduktion ONEE Produzenten Thermisch / hydraulisch Mit Kaufvertrag

Verbund

Strom-Gas-Trasse Auto-Produzenten

(Spanien und Algerien)

ONEE Einkaufsmonopol

Großkunden Vertrieb Andere Vertrieb ONE (Stark- und Hochspannung) (Staatliche Unternehmen, THT-HT Konzessionäre)

Mittel- und Niedrigspannung Mittel- und Niedrigspannung MT-BT MT-BT

Abbildung 20: Aufbau des Energiemarktes 43

Im Jahr 1995 wurde ein Reformprozess im Energiesektor eingeleitet, der eine immer weitere Marktöffnung beinhaltet und stufenweise zur Liberalisierung des Marktes führen wird. Dementsprechend soll die Entstehung eines regionalen Strom- und Energiemarktes gefördert, die privaten Investitionen im Energiesektor stimuliert und die Effizienz und der Wettbewerbsdruck erhöht werden, um so niedrigere Endkundenpreise zu erhalten.

Die Reformen des Energiesektors betrafen insbesondere den Monopolisten ONEE und wurden in mehreren Schritten umgesetzt. Im Jahr 1994 wurden die staatlichen Distributionsunternehmen für Erdölprodukte und Raffinerien privatisiert. Im Herbst desselben Jahres wurde dann das Monopol des ONEE zur Stromproduktion per Gesetz abgeschafft. Allerdings behielt die ONEE das Exklusivrecht für den Betrieb von Kraftwerken mit einer Leistung von mehr als 10 MW. Der Privatsektor erhielt auf diese Weise aber die Möglichkeit, im Rahmen eines Konzessionssystems Strom zu produzieren. Während der Dauer der Konzession können private Betreiber seitdem selber entscheiden, auf welche Weise, mit welchem Energieträger und zu welcher Kapazität sie Strom erzeugen – Bedingung hierfür ist jedoch der Verkauf des Stroms über die ONEE. Beispiele für die Verlagerung der Produktion in private Hände sind das per Konzession betriebene Kohlekraftwerk Jorf Lasfar, welches rund 60 % des marokkanischen Stroms produziert, und der Windpark in Tétouan. 44 Das Gaskraftwerk in Tahaddart wird in Partnerschaft mit dem Baukonsortium betrieben, an welchem Siemens beteiligt ist. Die Realisierung dieser Projekte, die ohne Finanzhilfe des marokkanischen Staates durchgeführt

43 ONEE, www.one.org.ma, abgerufen April 2014 44 A. Mounir Debbarh, L’Energie : développement énergétique au Maroc depuis 1955, perspectives 2025

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wurden, wurde erst durch die beschriebene Anpassung der juristischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen möglich. Sie haben dazu geführt, dass die ONEE inzwischen nur noch für 34 % der Stromproduktion direkt verantwortlich ist. 45

Darüber hinaus ist es Unternehmen seit 2006 möglich, Strom für ihre eigenen Bedürfnisse zu erzeugen, und die überschüssige Energie in das Energienetzwerk einzuspeisen. Mit dem Gesetz Nr. 16-08 erfolgte ein weiterer Einschnitt und Erhöhung der Grenze des Exklusivrechts der Stromproduktion der privaten Stromerzeugung von 10 MW auf 50 MW. Nunmehr können auf Antrag und entsprechende Genehmigung privat- rechtliche und öffentlich-rechtliche Personen selbst Strom erzeugen, sofern die Produktion nicht 50 MW übersteigt, für den ausschließlichen Bedarf des Erzeugers bestimmt ist und die Stromversorgungspläne der jeweiligen Region nicht beeinträchtigt. Außerdem muss der nicht von dem Erzeuger benötigte Überschuss exklusiv an die ONEE verkauft werden. 46 Die erneute Änderung wurde mit dem Gesetz Nr. 13-09 in 2010 vorgenommen.

Ebenso wird inzwischen in den Bereichen Distribution und Transport das System der Konzessionen angewandt. Bespiele hierfür sind die Firmen Lydec in Casablanca, Rédal in Rabat und Amendis in Tétouan und Tanger. Inzwischen liegt fast die Hälfte der Distribution in fremden Händen, was im Jahr 2009 einem Energieverkauf von 10.068 GWh entspricht: 47 Ein Drittel der Distribution übernehmen Privatunternehmen und 20 % kommunale oder regionale Versorger, die ihren Strom jedoch wieder von der ONEE beziehen. Die ONEE besitzt damit weiterhin eine Monopolstellung im Bereich des Übertragungsnetzes, während bereits eine Liberalisierung des Strommarktes sowohl auf der Angebotsseite, als auch beim Verkauf der Endkunden stattgefunden hat.

Die ONEE arbeitet langfristig an einem zweigeteilten Strommarkt: einen liberalisierten Markt für Privat- und Industriekunden und einen reglementierten Markt für staatliche Konsumenten. Die so genannten „berechtigten Endverbraucher“, deren Anteil stetig steigen soll, dürfen den Strompreis direkt mit unabhängigen Erzeugern aushandeln, während die anderen Kunden den Strom weiterhin zu staatlich regulierten Preisen beziehen. Der Terminkalender für die Verwirklichung dieses Szenarios sah dessen Umsetzung bis zum Jahr 2009 vor. Doch bereits nach den ersten behutsamen Öffnungen des Marktes kann eine beschleunigte Erhöhung der Stromproduktion beobachtet werden, die entscheidend dazu beiträgt, den rasanten Anstieg des Energieverbrauchs zu decken. 48

Die Liberalisierung des marokkanischen Strommarktes erfolgt nicht durch eine radikale Umwälzung, sondern anhand langfristiger strategischer Ziele, wie die Senkung der Stromkosten für die Endkunden auf europäisches Preisniveau, Elektrifizierung des gesamten Landes (96,8 % in 2010), Öffnung des Marktes für internationale Investoren und die Diversifikation der Energiequellen, mit dem Anspruch, insbesondere die erneuerbaren Energien massiv auszubauen. 49

2.2.1 Infrastruktur des Energiesektors

Infrastrukturprojekte der Regierung Die marokkanische Regierung hat zur Stärkung der Infrastruktur des nationalen Energiesektors eine Strategie ausgearbeitet, anhand derer Projekte ausgeschrieben und umgesetzt werden sollen. Zum einen sollen die Energiequellen diversifiziert werden, um eine größtmögliche Unabhängigkeit von den schwankenden Rohstoffpreisen auf dem internationalen Markt zu erlangen. In diesem Zuge soll die Nutzung der erneuerbaren Energien ausgebaut werden, zunächst insbesondere im Bereich der Wasserkraft, mittelfristig aber auch in den anderen Bereichen der erneuerbaren Energien durch Solar-, Wind- und Biogasanlagen. Eine weitere Zielsetzung der marokkanischen Regierung ist es, der gesamten Bevölkerung Zugang zu elektrischer Energie zu verschaffen. In diesem Zusammenhang wurde 1995 das Programm PERG verabschiedet, welches die vollständige Elektrifizierung des Landes vorsieht. Darüber hinaus werden eine Verstärkung und eine Vernetzung der bestehenden Stromleitungen forciert. Diese Infrastrukturmaßnahme ist sowohl im nationalen, als auch im internationalen Kontext zu sehen, da auch die Verbindungen zwischen Marokko und seinen Nachbarländern Spanien und Algerien ausgebaut werden sollen, um so eine möglichst große

45 ONEE, www.one.org.ma 46 SGG, Bulletin Officiel 5684, 20.11.2008, S. 1582 – 1583, www.sgg.gov.ma 47 ONEE, www.one.org.ma 48 A. Mounir Debbarh 49 ONEE, www.one.org.ma

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Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Die Liberalisierung des Energiesektors gegenüber dem internationalen Markt soll stufenweise fortgesetzt werden und der Import neuester technologischer Kenntnisse unterstützt werden. Zudem sollen private Investitionen auf dem Energiemarkt gefördert werden.

Es ist ein ausgewiesenes Ziel der Regierung, den Kapitalfluss zu erhöhen, um so die Infrastruktur im Bereich des Energiesektors auszubauen. Die jährlichen Investitionen im Stromsektor für die Bereiche Energieproduktion, -transport und -verteilung beliefen sich im Jahr 2007 auf 7 Mrd. Dh. In den folgenden Jahren wird sogar von einem Investitionsbedarf von 10 Mrd. Dh. jährlich ausgegangen. Dies ist nur über private Investitionen von nationalen und internationalen Geldgebern sicherzustellen, da die Gelder der ONEE bereits durch die politisch vorgegebene Agenda der ländlichen Elektrifizierung (PERG) und der Senkung der industriellen Strompreise, die die Wirtschaft fördern sollen, gebunden sind. Zudem sollen langfristig auch die Preise für Privatkunden gesenkt und an ein europäisches Niveau angeglichen werden. Um die Attraktivität für Investitionen zu fördern, bedarf es weiterer Liberalisierungsschritte, die vor allem die halbstaatliche ONEE betreffen. Namhafte Banken wie Rothschild, Booz & Hamilton haben für die Restrukturierung der ONEE bereits Vorschläge unterbreitet, um die rechtlichen Rahmenbedingungen zu verändern und die Transparenz zu erhöhen und somit eine bessere Grundlage für Investoren zu schaffen. Die sukzessiven Gesetzesänderungen zur Liberalisierung des Energiemarktes sind Ausdruck dieser Strategie.

Stromnetz und -verbindungen Das marokkanische Königreich hat in den letzten Jahren massiv in den Ausbau des Stromleitungsnetzes investiert. Allein zwischen den Jahren 2003 und 2005 wurde das Netz der Niedrigstromleitungen um etwa 57 % erweitert. Dieser Ausbau ist vor allem vor dem Hintergrund des staatlichen Programms PERG geschehen, welches die vollständige Elektrifizierung der ländlichen Gebiete zum Ziel hat. Ende des Jahres 2009 belief sich das Stromnetz Marokkos nun auf 20.350 km Hochspannungs-, 69.059 km Mittelspannungs- und 134.491 km Niedrigspannungsleitungen.

Im Jahr 1988 wurde das marokkanische Stromnetz an das algerische und tunesische angeschlossen und seit 1995 existiert auch eine Verknüpfung mit Spanien, die das marokkanische Netz mit dem europäischen verbindet. 50 Um die Position Marokkos als Energiekreuz zwischen Europa und Afrika weiter zu stärken, und um die nationale Energiesicherheit trotz Schwankungen durch wechselseitigen Import und Export zu gewährleisten, wird in den Ausbau der Stromtrassen zwischen Marokko und Algerien und zwischen Marokko und Spanien investiert.

Die Austauschkapazität zwischen Marokko und seinem nördlichen Nachbarn Spanien wurde 2006 von 700 MW auf 1.400 MW verdoppelt. Die Kosten hierfür trugen Marokko und Spanien zu gleichen Teilen. Finanziert wurde das Projekt durch ein Darlehen der EIB (120 Mio. EUR), der Afrikanische Entwicklungsbank (80 Mio. EUR), dem afrikanischen Entwicklungsfond (50 Mio. EUR) und einen Eigenanteil der ONEE. Eine dritte Stromleitung ist geplant. Immerhin 17 % des elektrischen Stroms kommen aus Spanien.

Zwischen Marokko und Algerien besteht eine Verbindung mittels zweier Stromleitungen: zwei 225 KV starke Trassen, welche bereits Ende der 80er Jahre in Betrieb genommen wurde. Eine weitere Hochspannungsleitung mit einer Kapazität von 400 kV wurde im September 2009 unter Spannung gesetzt. 51 Bis 2011 wurden insgesamt vier Leitungen mit 2 x 400 kV und 2 x 225 kV mit einer Gesamtkapazität von 1.400 MW in Betreib genommen. 52 Positiver Nebeneffekt der Arbeiten an beiden Trassen ist die frühzeitige Einrichtung der Basisinfrastruktur, welche notwendig ist, um in einem liberalisierten Energiemarkt in der Region konkurrenzfähig hinsichtlich Preis- und Versorgungssicherheit zu sein. Auch nach Erweiterung der bestehenden Stromtrassen mit Algerien blieb jedoch das Volumen bescheiden und der Austausch findet mit einer Nullbilanz statt. 2012 belief sich der Stromimport über die Leitungen auf 756.442 MWh gegenüber 813.254 MWh für den Export. Er spielt heutzutage vielmehr eine technisch-wirtschaftliche Rolle.

50 Office Natinale de Hybrocarbonate, www.onhym.com , abgerufen April 2014 51 L’Economiste 52 ONEE

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Gasverbindung zwischen dem Maghreb und Europa (GME) Neben der Einrichtung einer Stromtrasse, die Marokko mit Spanien, Algerien und Tunesien verbindet, wurde im Jahr 1993 mit dem Bau einer Gasleitung von Algerien über Marokko bis nach Spanien, die Pipeline „Gazoduc Maghreb Europe“ (GME) begonnen und 1996 in Betrieb genommen. Die Gesamtkosten für dieses Großprojekt lagen bei 2,3 Mrd. USD, wovon Marokko 900 Mio. USD zu tragen hatte. Hinzu kommen noch Kosten für die Installation zweier Kompressionsstationen in Höhe von jeweils rund 75 Mio. USD. 53 Mit einer Länge von 1.620 km, wovon 522 km auf marokkanischem Gebiet liegen, werden jährlich 12 Mrd. m³ Gas von Algerien aus auf den europäischen Markt weitergeleitet. Auf marokkanischer Seite ist der Eigentümer der marokkanische Staat, wobei die Leitungen durch Metragaz, einem Konsortium von Sagane (spanischer Ableger von Gas Natural), Transgas (Protugal) und SNPP (Marokko), verwaltet werden.

Dabei erhält Marokko eine Transitgebühr, welche direkt in Gas ausgeschüttet wird. Diese beläuft sich auf 126 Mio. USD, oder 477 Mio. m³ Gas.54 Diese Zahlen unterliegen allerdings großen Schwankungen und hängen von der spanischen Importmenge ab. Bisher wurde die Situation so gelöst, dass im Falle eines Gasüberschusses auf spanischer Seite dieses von dem nördlichen Nachbarn direkt an Marokko veräußert wurde. Darüber hinaus sind die Transitgebühren insgesamt gefährdet, da Algerien zwei Direktverbindungen nach Spanien und Italien plant. Um sich gegen den drohenden Ausfall der Gaslieferungen einzustellen, wurde im August 2011 ein Vertrag zwischen der ONEE und dem algerischen Gasproduzenten Sonatrach geschlossen, welcher eine Lieferung von 640 Mio. m³ jährlich für die kommenden 10 Jahre zwischen der arabisch-maghrebinischen Union (UMA) und der EU vorsieht. Dabei hängt der Betrieb der Gaskraftwerke Tahaddart und Ain Beni Mathar direkt von diesen Lieferungen ab.

VERS PORTUGAL ROYAUME DU 2 CORDOUE MAROC SEVILLE HUELVA ESPAGNE Verbindung zu Spanien Verbindung zu TANGER Algerien Kompressionsstation Détroit NADOR

Gazoduc Maghreb Europe OUJDA KÉNITRA RABAT JERADA MEKNÈS FÈS MOHAMMEDIA AIN BENI MATHAR CASABLANCA KHEMISSET Der Norden Marokkos Kompressionsstation

JORF LASFAR Frontière Strom - und Gasverbindungen

Abbildung 21: Trasse Algerien-Marokko-Spanien 55

Sie hat eine jährliche Kapazität von 12 Mrd. m³. Darüber hinaus ist seit dem Frühjahr 2011 der Bau einer weiteren Pipeline zwischen Algerien und Marokko im Gespräch, ohne dass allerdings konkrete Fortschritte erzielt wurden. Hier stellen die angespannten Beziehungen zum Nachbarland ein Hindernis für die Vertiefung der bilateralen Beziehungen dar. Schließlich denkt das Königreich über den Bau einer Hafenanlage zum Import von liquified natural gas (LNG) nach, welche die Versorgung per Tankschiff ermöglichen könnte.

Übersicht Gasleitungs-Verbundnetzwerk Gasleitung „Enrico Mattei (ex TransMed)“ von Algerien (Hassi Rmel) nach Italien und Sardinien, über Tunesien: Kapazität 30 Mrd. m 3.

53 MEMEE, www.mem.gov.ma, abgerufen April 2014 54 TelQuel 55 MEMEE, www.mem.gov.ma, abgerufen April 2014

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Gasleitung „Maghreb-Europa“ (auch Gasleitung „Pedro Duran Farell“ genannt) von Algerien (Hassi Rmel) nach Spanien (Cordoba) und Portugal (Setubal) über Marokko, Kapazität 12 Mrd. m 3. Gasleitung „Medgaz“ von Algerien (Hassi Rmel) nach Spanien (Almeria), Kapazität 8 Mrd. m 3 Gasleitung „Greenstream“ von Libyen nach Italien, Kapazität 8 Mrd. m 3

Im Rahmen der kontinuierlich steigenden Stromnachfrage sowie der Umsetzung eines Gasterminals zum Empfang von Erdgas, ist die Installation neuer Komibinationskraftwerke in Sidi Abed, Oued El Makhazine und Dhar Eddoum vorgesehen. Zusätzlich werden in Mohammedia und Kénitra je 300 MW Gasturbinen zur Umwandlung in Erdgas errichtet.

2.3 Marktakteure

Ministerium für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt (Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, MEMEE) Rue Abou Marouane Essaadi B.P. Rabat Instituts 6208, Haut Agdal MA - 10000 Rabat Dr. Abdelkader Amara, Minister Tel.: +212 (537) 68 87 60 ROYAUME DU MAROC Fax: +212 (537) 68 87 61 MINISTERE DE L’ENERGIE, DES [email protected] MINES, DE L’EAU ET DE www.mem.gov.ma L’ENVIRONNEMENT

Das Ministerium für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt ist verantwortlich für die Ausarbeitung und Implementierung der marokkanischen Energie- und Bergbaupolitik sowie für alle Fragen in Sachen Wasser und Umwelt. Es gliedert sich auf in die Direktionen Bergbau, Energie und Wasser und Umwelt.

Die Energiedirektion ist aufgeteilt in die Divisionen Elektrizität, Hydrokarbonate, Erdgas und fossile Brennstoffe, eine Kontroll- und Forschungsdivision, sowie die Abteilung Energieentwicklung. In den Verantwortungsbereich der Letzteren fallen auch die erneuerbaren Energien.

Die beiden Institutionen ONEE (ex ONE und ex ONEP) und ADEREE sind direkt dem MEMEE unterstellt. Darüber hinaus ist das Ministerium an der Solaragentur MASEN (Moroccan Agency for Solar Energy) und der Société d’Investissements Energetiques (SIE) beteiligt.

Nationaler Strom- und Wasserversorger - Bereich Elektrizität (Office National de l'Electricité et de l'Eau Potable, ONEE, ex ONE) 65, Rue Othmane Ben Affane MA - 20070 Casablanca Herr Mohamed Fadili, Leiter der Abteilung Entwicklung Tel.: +212 (522) 66 80 80 Fax: +212 (522) 22 00 38 [email protected] www.one.ma

Das marktbeherrschende Unternehmen im Elektrizitätssektor ist die Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable (ONEE- Elektrizität, ex ONE): die ONEE wurde im Jahr 1963 als öffentliches Unternehmen mit industriell-kommerziellen Charakter, sprich finanzieller Unabhängigkeit, gegründet, und ist verantwortlich für Produktion, Transport und Distribution des Stromes. Dabei untersteht es direkt dem MEMEE. Im Jahr 1974 wurden die Rechte und Pflichten der ONE in einem Lastenheft per Dekret festgelegt. Diese umfassen unter anderem die Versorgungssicherheit des Landes, die Sicherung des Ausbaus und der Instandhaltung des

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Verteilernetzes, die vollständige Elektrifizierung des Landes und die Förderung des Einsatzes regenerativer Energien. Die ONEE selbst sieht seine Mission in: • der Gewährleistung des Zugangs zu Elektrizität für alle Bürger Marokkos • der Befriedigung des Bedarfes des Königsreiches an Elektrizität zu den bestmöglichen Konditionen und der bestmöglichen Qualität • dem Ausbau aller industriellen Aktivitäten und Dienstleistungen, die mit elektrischer Energie verbunden sind.

Zur Politik der ONEE gehören auch die Unterstützung und Finanzierung von Energiesparprogrammen, der Stromaustausch mit verlässlichen Abnehmern und Produzenten, wie etwa Algerien und Spanien, sowie die Erteilung von Konzessionen zur Stromproduktion an Privat- und Staatsunternehmen.

Um seine Ziele verwirklichen zu können hat die ONEE ein ehrgeiziges Investitionsprogramm auferlegt und investiert jedes Jahr 10 Mrd. Dh in Infrastrukturmaßnahmen. Die ONEE beschäftigt über 8.700 Mitarbeiter und verfügte über einen Kundenstamm von über 4 Mio. Kunden, deren Anzahl weiterhin wächst. Allerdings gilt die Behörde als chronisch finanzschwach, weshalb eine Fusion mit der nachfolgenden ONEP durchgeführt wurde.

Nationaler Strom- und Wasserversorger - Bereich Wasser (Office National de l'Electricité et de l'Eau Potable, ONEE, ex Office National de l’Eau Potable, ONEP) Avenue Belhassan El Ouazzani, Chellah MA - 10002 Rabat Herr Mohammed Nabil Boutahar, Dezernent Normalisierung und Ingenieurwesen der Abteilung Abwasserreinigung und Umwelt

Tel.: +212 (537) 75 96 00 Fax: +212 (537) 65 06 49 [email protected] www.onep.ma

Im Zusammenhang mit dem Thema erneuerbare Energien ist auch die Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable (ONEE- Wasser, ex Office National de l'Eau Potable, ONEP) zu erwähnen, welche bei einigen Projekten, die in diesem Bereich verwirklicht werden, als Partner fungiert. Die ONEP wurde 1972 gegründet und ist eine finanziell autonome öffentliche Institution mit industriell- kommerziellem Charakter. Das Aufgabengebiet der ONEP reicht von der Versorgung der marokkanischen Bevölkerung mit Trinkwasser über die Realisierung von Trinkwasserproduktionsanlagen bis hin zu Qualitätskontrolle, Ressourcenschutz und Abwasserbehandlung.

ONEE – Neuausrichtung aus ONE (Elektrizität) und ONEP (Wasser) Eines der Hauptargumente für die Neuausrichtung von ONE und ONEP sind die verstärkte Nachfrage nach Wasser und Energie in Marokko sowie die Harmonisierung der neuen Strategien im Bereich Wasser und Energie, um die Weiterführung des öffentlichen Dienstes zu gewährleisten. Die Neuausrichtung erlaubt die Mobilisierung und Ausschöpfung von Energie- und Wasserreserven.

Das Gesetz Nr. 40-09 stellt eine wichtige Etappe dar und ist gleichzeitig eine Voraussetzung für die Neuorganisation der Aktivitäten im Bereich Elektrizität und Trinkwasser. Mit dieser ersten Neuausrichtung verdeutlicht Marokko seinen Willen zur Neuorganisation des Wasser- und Energiesektors und seine Politik, die staatlichen Unternehmen bei ihrem Streben nach verbesserter Leistung im Bereich Finanzen und industrieller Produktion zu unterstützen und sie an die Spitze in ihren Sektoren zu führen.

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Förderagentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (Agence nationale pour le Développement des Energies Renouvelables et de l'Efficacité Energétique, ADEREE) c/o Ministère de l’Energie,des Mines, de l'Eau et de l’Environnement Bâtiment B, 5ème étage Agdal MA - 10000 Rabat Herr Said Mouline, Geschäftsführer Tel.: +212 (537) 77 01 96 / +212 (537) 68 84 07 Fax: +212 (537) 68 39 87 [email protected] www.aderee.ma

Das frühere „Centre de Développement des Energies Renouvelables“ (CDER), seit 2010 ADEREE, ist eine öffentliche Institution mit kommerziell-industriellem Charakter. Ziele des im Jahr 1982 eingerichteten CDER waren die Steuerung und Förderung der Entwicklung der erneuerbaren Energien, um für sie einen lukrativen Markt in Marokko aufzubauen. Aufgaben der ADEREE sind hierbei u.a. die Forschung nach neuen Technologien und ihre Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse, die Qualitätskontrolle von Anlagen und Dienstleistungen sowie die Aus- und Weiterbildung.

Die nationalen Programme zur Verbreitung erneuerbarer Energietechnologien in Marokko werden von der ADEREE vollständig oder begleitend implementiert. Mit der Veröffentlichung des Gesetzes Nr. 16-09 bezüglich der Agentur für erneuerbare Energien und Energieeffizienz wandelte sich das CDER in die ADEREE um, und legt die neuen Aufgaben der neu gegründeten Agentur fest.

Die Aufgabe der ADEREE ist die Vermarktung der erneuerbaren Energien unter Aufzeigen der Chancen und Vorteile für eine nachhaltige Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien. Der Umfang Ihrer Aufgaben geht vom Klimaschutz über eine sichere Energieversorgung bis hin zu mehr Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Entwicklung der erneuerbaren Energien. Die Tätigkeitsbereiche der ADEREE sind insbesondere: • Der Regierung nationale und regionale Entwicklungspläne für erneuerbare Energien und Energieeffizienz vorzuschlagen; • Entwicklungsprogramme im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz ins Leben zu rufen und durchzuführen, sowie Programme zu entwickeln, die da-rauf abzielt die Umwelt gegen negative Effekte der Energieaktivitäten zu schützen; • Förderungskampagnen im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz durchzuführen; • Die Kartografie von Ressourcen erneuerbarer Energien zu identifizieren und zu erstellen, sowie das Potential in Energieeffizienz; • Der Regierung Gebiete und Zonen vorzuschlagen, wo Projekte zur Energieerzeugung durch erneuerbare Energien durchgeführt werden können • Finanzielle Mittel zur Durchführung der unterschiedlichen Programme zu mobilisieren; • Normen und Standards für Anlagen und Geräte vorzuschlagen und zu veröffentlichen • Einen Beitrag zur Weiterbildung des Fachpersonals, sowie zur Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich erneuerbare Energien zu leisten.

Interessant ist auch, dass die ADEREE eine relative Freiheit bei der Budgetplanung besitzt. Gelder müssen nicht erst durch die Hände des Ministeriums laufen, sondern können direkt von der ADEREE verwendet werden.

Die ADEREE hat sich neben der Windenergie auch auf den Bereich der Biomasse spezialisiert, genauer auf die Herstellung von Biogas und deren Verwertung zur Strom- und Wärmeerzeugung. Die Biogasgewinnung wird in Marokko hauptsächlich durch die Vergärung landwirtschaftlicher Abfälle, Klärschlamm, Hausmüll und allen anderen biologisch abbaubaren Abfälle angewandt. Dabei setzt sie auf neueste Technologien, die den Verbrauch von Holz, vor allem von Arganbäumen, in Brennöfen für traditionelle Hammams, Kochstellen ländlicher Haushalte, etc. reduzieren.

Studien über die Erkennung des Potentials der Biomasse in den Regionen Souss-Massa-Draâ und Oriental wurden von der ADEREE in Zusammenarbeit mit der GIZ bereits durchgeführt. Aktuell beschäftigt sich die ADEREE mit der Erkennung von Finanzierungsmöglichkeiten der Projekte. Für die Regionen Rabat-Salé-Zemmour-Zaer und Tadla-Azilal sind Studien zur Erkennung

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des Potentials noch in Bearbeitung. In naher Zukunft soll auch ein interaktiver Atlas für erneuerbare Energien (Wind- und Solarenergie, Biomasse) online gestellt werden. Dieser wurde bereits erstellt und befindet sich im Genehmigungsprozess.

Die Eingriffsbereiche der ADEREE sind die Erkennung, Bewertung und Ausführung der erneuerbaren Energiequellen, die Koordinierung der Programme und Projekte auf nationaler Ebene, die Begleitung der Investoren in der Entwicklung und der Aufstellung der Projekte sowie die Unterstützung der Projektentwickler in der Fertigstellung von Machbarkeitsstudien.

Energieinvestitionsgesellschaft (Société d’Investissement Energétique, SIE) 3, Av. Abderrahim Bouabid, Secteur 10 - Bloc D, Hay Ryad MA - 10000 Rabat Herr Ahmed Baroudi, Geschäftsführer Tel.: +212 (537) 71 75 30/24 Fax: +212 (537) 71 75 21 [email protected] www.siem.ma

Die SIE wurde Anfang 2010 mit der Zielsetzung der Förderung von Energieprojekten ins Leben gerufen. Die Gesellschaft ist mit einem Kapital von 1 Mrd. Dh (etwa 89 Mio. EUR) auf dem Fonds de Développement Energétique ausgestattet.

Aufgrund dieser recht bescheidenen Summe in Anbetracht der generellen Größenordnung von Energieprojekten beschränkt sich die SIE auf die Co-Finanzierung und Zusammenarbeit. Dabei ist die Gesellschaft u.a. bei der Finanzierung der Machbarkeitsstudien für Windparks aktiv.

Moroccan Agency for Solar Energy (MASEN) Im Rahmen des marokkanischen Solarplanes wurde auf institutioneller Ebene die nationale Agentur MASEN gegründet, die die Durchführung der Solarstrom-Projekte gewährleisten soll. Die operationelle Umsetzung des Projektes wird durch eine öffentlich- private Partnerschaft in Unterstützung von Marktteilnehmern weltweit renommierter Institutionen durchgeführt. Um die Umsetzung des Projektes zu erleichtern, werden Abkommen mit dem Staat, nationalen und regionalen Behörden abgeschlossen. Mit dem Gesetz Nr. 57-09 zur Gründung der „Moroccan Agency for solar energy“, das am 11. Februar 2010 erlassen wurde, ermöglicht es der Agentur: • technische, wirtschaftliche und finanzielle Studien durchzuführen, die für die Verwirklichung des gesamten Programms notwendig sind; • das Programm bei marokkanischen und ausländischen Investoren zu vermarkten; • einen Beitrag zur Suche von Finanzierungsmöglichkeiten für die Programme zu leisten

Die Agentur muss auch zur Entwicklung der Forschung und Förderung der technologischen Innovationen im Bereich Solarenergie beitragen. Darüber hinaus muss die Agentur auch neue Bildungswege im Bereich Solarenergie in Zusammenarbeit mit Universitäten ins Leben rufen.

Laut dieses Gesetzes, dient die durch die Energiezentralen erzeugte Energie vorrangig der Befriedigung des nationalen Energiebedarfs. Diese Energie kann aber unter bestimmten Bedingungen exportiert werden.

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Nationale Förderation für Elektrizität, Elektronik und Erneuerbare Energien (Fédération Nationale de l'Electricité, de l'Electronique et des Energies Renouvelables, FENELEC) 4, rue de la Bastille, résid. Mervet, quartier Racine MA – 20100 Casablanca Herr Khalil Guermai, Geschäftsführer Tel.: +212 (522) 94 51 29 Fax: +212 (522) 94 96 42 [email protected] www.fenelec.com

Der marokkanische Verband für Elektrizität, Elektronik und Erneuerbare Energien ist aus der Fusion zwischen zwei großen Verbänden der privaten Energiewirtschaft (ASMELEC und AMIEE) während der Generalversammlung vom 26. November 1997 entstanden.

Die FENELEC zählt mehr als 400 Unternehmen als Mitglieder, welche mit mehr als 95 % der Produkte und Dienstleistungen des elektrischen und elektronischen Sektors den nationalen Markt repräsentieren. Im Jahr 2007 soll der Jahresumsatz dieser Unternehmen rund 4 Mrd. Euro betragen haben. Der Verband wird von einem Vorstand von 22 Mitgliedern verwaltet und von einem Verwaltungsrat mit 15 Mitgliedern geführt.

Association Marocaine des Industries Solaires et Eoliennes (AMISOLE) Die „Association Marocaine des Industries SOLaires et Eoliennes“ (AMISOLE) wurde im Jahr 1987 als Interessenverband marokkanischer Unternehmen aus den beiden Branchen Solar- und Windenergie gegründet. AMISOLE steht allen Betrieben, deren Schwerpunkt im Bereich erneuerbarer Energien liegt, offen. Ihr Ziel ist es, die Interessen der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter zu vertreten.

Etwa 50 Unternehmen sind Mitglied bei AMISOLE. Sie stammen aus den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie und Windenergie. Unternehmen aus dem Bereich Biomasse sind bisher nicht vertreten. Das AMISOLE arbeitet eng mit der ADEREE, und der ONEE zusammen und unterstützt seine Mitglieder und die Behörden bei der Realisierung der verschiedenen staatlich geförderten Wind-, Solar- und Elektrifikationsprojekte.

Ende 2010 ist AMISOLE dem Dachverband FENELEC (Fédération Nationale de l’Electricité et de l’Electronique) beigetreten und stellt nunmehr einen seiner fünf Bestandteile dar.

Forschungsinstitut für Solarenergie und neue Energien - Institut de Recherche en Energie Solaire et Energies Nouvelles (IRESEN) c/o Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, B.P. 6208 Rabat Instituts Agdal MA – 10000 Rabat Herr Badr Ikken Tel.: +212 (537) 68 22 36 Fax: +212 (537) 68 88 52 [email protected] www.iresen.org

Als neue Institution auf dem marokkanischen Energiemarkt wurde im Februar 2011 das Forschungsinstitut für Solarenergie und neue Energien gegründet. Ziel dieses Instituts ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen um die Forschung im Bereich der Solarenergie

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sowie der neuen Energien zu fördern und zu koordinieren. Ebenso soll die Energiestrategie der Regierung in R&D-Projekte umgesetzt werden und sich das Institut an Finanzierungen von Forschungsprojekten von Institutionen und Industriebetrieben sowie deren Markteinführung sicherstellen.

Ein Solarenergiecluster und eine Stromregulierungsbehörde sind im Entstehen

2.4 Energieproduktion und –verbrauch

Energieproduktion Marokko verfügt über keine nennenswerten fossilen Energieressourcen, hat jedoch im Vergleich zu anderen Ländern einen sehr hohen Anteil an fossilen Energieträgern am Energieverbrauch und muss daher beinahe die gesamte Energienachfrage durch Importe bedienen (rund 95 %).

Abbildung 22: Entwicklung der Stromgewinnung nach Ressourcen in Marokko 56

Strom wird in Marokko hauptsächlich aus Öl, Gas und Kohle mit über zwei Drittel Anteil gewonnen (68 % in 2009 und 69 % in

2010). Insgesamt geht der Anteil an CO 2- intensiver Kohleverstromung seit 2006 um fast 50 % zurück. Zu berücksichtigen ist dabei, dass kein weiteres Kohlekraftwerk hinzu kann und die anderen Energieträger weiter ausgebaut wurden. Für 2013 und 2014 ist jedoch die Inbetriebnahme der Kohlekraftwerke Jorf Lasfar 5 und 6 mit je 350 MW durch die der Jorf Lasfar Energy Company (JLEC) vorgesehen.

Die in Marokko installierte Produktionskapazität nahm von 4.508 MW in 2003 auf 6.346 MW in 2010 zu, was einer Steigerung von 40,77 % bzw. 1.838 MW entspricht.

56 IEA, www.iea.or, Stand 2011

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Abbildung 23: Entwicklung der installierten Produktionskapazitäten in Marokko 57

Die nationale Stromproduktion (Eigenproduktion durch die ONEE, Produktion aufgrund Konzessionen sowie private Stromerzeuger) wurde von 15.339,6 GWh in 2003 auf 22.851,4 GWh in 2010 gesteigert, ein Plus von 49,2 % / 7.511,8 GWh. Für 2011 sind leider noch keine Daten verfügbar. Eine genauere Differenzierung der Daten ist nicht möglich, da die Zahlen des Umweltministeriums und der ONEE sich unterscheiden und die offiziellen Zahlen der ONE nicht zuverlässig sind.

Abbildung 24: Nationale Eigenproduktion in Marokko in GWh 58

Energieverbrauch Marokko ist auf seinem Weg der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einer Vielzahl von Herausforderungen ausgesetzt, darunter auch die nachhaltige Versorgung des Landes mit Energie, da die eigenen Energieressourcen immer weiter abnehmen, während der Energiebedarf weiter steigt. Dabei verbrauchen der Industrie- und Transportsektor und die Stromgewinnung mehr als 70 % der Energie; der Rest verteilt sich auf Haushalte, den Landwirtschafts- und Dienstleistungssektor. 59

57 ONEE, www.one.org.ma, eigene Berechnung 58 ONEE, www.one.org.ma 59 A. Mounir Debbarh

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Der Energieverbrauch Marokkos ist in den letzten Jahren stets gestiegen. Von 1997 bis 2011 betrug die durchschnittliche jährliche Steigerung 6,6 %. Bis 2020 geht das MEMEE nach aktueller Einschätzung von einer Verdoppelung des Verbrauchs an Primärenergie und Elektrizität aus. Bis 2030 sollte sich der Verbrauch verdrei- bis vervierfachen. 60

Abbildung 25: Steigerung des Energieverbrauches 61

Abbildung 26: Steigerung des Energieverbrauchs 62

Die in Marokko abgerufenen GWh haben sich in den letzten zehn Jahren praktisch verdoppelt. Dies ist ebenfalls Auswirkung der weiteren Öffnung und Diversifizierung der marokkanischen Wirtschaft, insbesondere durch die in den letzten Jahren ins Leben gerufenen Programme zur Förderung einzelner Industriesektoren, des Tourismus, sowie der Landwirtschaft.

Die von der ONEE an seine über 4,3 Mio. Kunden verkaufte Strommenge erreichte in 2011 25.634 GWh, eine Steigerung von 7,9 % im Vergleich zum Jahr 2010. Der Verkauf in 2010 verteilt sich dabei zu 44 % auf Versorgungsunternehmen wie Lydec, Amendis, 30

60 MEMEE, www.mem.gov.ma, Stand 2012 61 ONEE, /www.one.org.ma 62 ONEE: Coopération entre le Maroc et l’Espagne dans le domaine de l’énergie électrique, 16.03.2006 / MEMEE, Chiffres clés 2010 du secteur de l’Energie, 25.03.2011

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% auf die Industrie, die vornehmlich über Hoch- und Mittelspannung versorgt wird, 4,8 % auf die Landwirtschaft, 4,3 % auf den Dienstleistungssektor, 14,2 % auf Haushalte und 2,7 % auf die Verwaltung. 63

Abbildung 27: Stromverkauf durch ONEE nach Sektoren 2009/2010 64

Die Gründe für die immer größer werdende Energienachfrage Marokkos liegen vor allem in der zunehmenden Industrialisierung des Königreiches und den Bemühungen des Staates, das Land vollständig zu elektrifizieren. In der Zeit von 1995 bis 2010 wurde die Elektrifizierungsrate ländlicher, oft abgelegener Dörfer von 20 % auf 96,8 % erhöht. Im Jahr 2015 wird die nachgefragte Energieleistung auf 35.000 GWh prognostiziert. Der jährliche Zuwachs des Energieverbrauchs wird nach Expertenschätzungen 6 % bis zum Jahr 2025 betragen. Um der anziehenden Nachfrage nachkommen zu können, sind jährliche Investitionen im Energiesektor von schätzungsweise 10 Mrd. Dh notwendig. 65 Dabei spielt sowohl der Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs als auch das Bevölkerungswachstum eine Rolle.

Allerdings könnten diese Werte unter Betrachtung der jüngsten Zahlen noch übertroffen werden. So wurde im ersten Trimester 2011 eine Steigerung des Energieverbrauchs um 8,5 % festgestellt, ausgelöst durch ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Haushalte und Industrie waren gleichermaßen für diesen Anstieg verantwortlich. Gleichzeitig fiel die Produktion der Wasserkraftwerke um mehr als 55 %. Die Folge war ein Anstieg der Stromimporte um 70 % gegenüber dem Vorjahr. Dieses Beispiel zeigt die Verwundbarkeit der marokkanischen Stromversorgung, insbesondere wegen der schwankenden Produktionsmengen der erneuerbaren Energien, auf.

Energieimporte Marokko war stets ein Energieimporteur, konnte jedoch Anfang der 70er noch zumindest ein Drittel des Energiekonsums aus eigenen Ressourcen decken; zehn Jahre später waren es nur noch 17 %. Aufgrund sinkender nationaler Ressourcen und gleichzeitiger Steigung des Bedarfs importierte Marokko fast den gesamten Energiebedarf. Die Kosten für die Erdölimporte lagen im Jahr 2007 bei 46 Mrd., während die Gesamtkosten für Energieimporte bei 51,8 Mrd. Dh lagen, was 8 % des marokkanischen Bruttoinlandsprodukts entspricht. 66 2012 hat Marokko noch über 95 % seiner Energie importiert, durch den Ausbau der erneuerbaren Energien steigt die Eigenproduktion aber langsam an.

Ölimport Marokko hat mit steigendem Energiebedarf auch immer größere Mengen Erdöl ins Land eingeführt. Dies geschah Anfangs vor allem in Form von Ölendprodukten und Ölzwischenprodukten. Inzwischen verfügt Marokko jedoch über eine umfangreiche Infrastruktur – mit Seehäfen, Straßen, Pipelines und Raffinerien – vor allem in der Nähe größerer Städte. Seit der Errichtung der beiden eigenen Raffinerien importiert Marokko fast ausschließlich Rohöl. Die beiden Raffinerien des Landes in Sidi Kacem und Mohammedia der

63 ONEE, „Bilan des activités industrielles et commerciales 2010“ 64 ONEE, MEMEE 65 La Vie éco 66 L’Economiste

65

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Firma SAMIR (Société anonyme marocaine de l’industrie du raffinage) in der Nähe von Casablanca können pro Jahr insgesamt 7,45 Mio. t Rohöl weiterverarbeiten. Seit dem Jahr 2000 bemüht sich Marokko zunehmend insbesondere angesichts des steigenden Rohölpreises, zusammen mit Partnerfirmen die marokkanischen Erdöl- und Erdgasressourcen zu erforschen.

Abbildung 28: Entwicklung der Kosten für Erdölprodukte 2002-2011 67

Kohleimport In den 60ern war Marokko kurzzeitig ein Exporteur von Kohle. Die Minen sind allerdings in der Zwischenzeit erschöpft und das Land muss seitdem immer größere Mengen an Kohle importieren, zumal Kohle der wichtigste Rohstoff Marokkos ist. Angesichts des steigenden Energiebedarfs wird zwar der prozentuale Anteil der Kohle am Energiebedarf zugunsten anderer Ressourcen abnehmen, der Nettokohleimport wird allerdings weiterhin steigen.

Abbildung 29: Entwicklung der Kosten für Kohle 2002-2011 68

67 MEMEE, „Chiffres clés 2010 du secteur de l’Energie“ und „Statistiques énergétiques“, Stand Februar 2012 68 MEMEE, „Chiffres clés 2010 du secteur de l’Energie“ und „Statistiques énergétiques“, Stand Februar 2012

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Erdgasimporte Das ONHYM sieht einen Zuwachs beim Verbrauch auf 4,8 Mrd. m³ in 2015, und 7,8 Mrd. m³ in 2020 voraus – zum Vergleich lag der Verbrauch 2008 noch bei 560 Mio. m³. Die Erdgasimporte kommen derzeit vor allem aus Algerien über die GME. Alternativen wären ein Ausbau der Verbindung mit Algerien oder die Einfuhr von liquified natural gas (LNG) auf dem Seeweg. Sollte der oben genannte Verbrauch erreicht werden müssen in jeder Hinsicht Alternativlösungen gefunden werden. – Der mit Algerien geschlossene Vertrag über Gaslieferungen umfasst lediglich 640 Mio. m³.

Stromimport Von 1956 bis 1974 exportierte Marokko Strom ins Nachbarland Algerien, der vor allem durch installierte Wasserkraftanlagen generiert wurde. Als 1988 die Beziehungen mit Algerien wieder aufgenommen wurden, bat die ONE aufgrund der rückläufigen Stromproduktion aus Wasserkraft durch die lange Trockenzeit, um den Anschluss des marokkanischen Stromnetzes an das algerische. Im Jahr 1993 importierte Marokko 1.027 GWh aus Algerien – seit 1997 wird der Großteil des importierten Stroms jedoch aus Spanien bezogen. Im Jahr 1999 erhielt Marokko 1.200 GWh aus dem nördlichen Nachbarland, im Jahr 2000 2.268 GWh, seit 2010 jährlich zwischen 4.800 und 4900GWh.

Abbildung 30: Entwicklung des Stromimports und der Kosten hierfür 2002-2010 69

2.5 Strompreise

Die Strompreise für die Endverbraucher werden für die Kunden der ONEE per Dekret vom marokkanischen Premierminister festgelegt. Die Kundengruppen werden in Nieder-, Mittel- und Hochspannungsabnehmern unterteilt. Am 25. Februar 2009 wurden die Strompreise in allen Bereichen, bis auf den häuslichen Bedarf erhöht. Im Bereich der Hoch- und Höchstspannung stiegen die Preise sogar um 18 %.

Im Gegensatz dazu wurde im Dezember 2010 der Strommarkt zu Gunsten der Konsumenten liberalisiert. Zuvor gab es für die Haushalte zwei Möglichkeiten, Strom zu beziehen: per Abonnement, welches einen gewissen Minimalverbrauch vorschrieb und die Kunden entsprechend zum übermäßigen Konsum verleitete. Daneben gab es noch die Möglichkeit, ohne Abonnement Strom zu beziehen, allerdings waren hier die Preise um 20 % teurer als beim Abonnement. Das Abonnement- System wurde nun abgeschafft: durchschnittlich wird eine Entlastung der Haushalte von 7 bis 17 % der Stromrechnung erwartet. Eine Erweiterung des Gesetzes auf die Industrien, welche weiterhin nach dem alten Prinzip fakturiert werden, ist allerdings nicht vorgesehen.

69 MEMEE, www.mem.gov.ma

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Der ONEE unterscheidet grundsätzlich bei den Tarifen zwischen Haushalten, Gewerben und den Großabnehmern (grands comptes). Darüber hinaus wird in den Kategorien gemäß der Spannungsabnahme unterschieden.

Winter Sommer 01.10.-30.04. 01.05.-30.09. Spitzentarif 17 - 22 Uhr 18 - 23 Uhr Normaltarif 22 - 17 Uhr 23 - 18 Uhr Tagtarif 7 - 17 Uhr 7 - 18 Uhr Nachttarif 22 - 7 Uhr 23 - 7 Uhr Tabelle 10: Zeitposten 70

Haushalte und System Nour (Früher Morgen)

Kategorie: Niederspannung Die Stromtarife in der Kategorie Niederspannung werden nach Menge festgelegt. Dabei wird zwischen der Nutzung für den häuslichen Bedarf und private Beleuchtung einerseits und einer Versorgungsstrategie für Bewohner des ländlichen Raumes andererseits differenziert. Die Preise für private Haushalte betragen seit der Gesetzesreform 2010 einen fixen Betrag, welcher allerdings zwischen Spitzen- und Nachtzeiten unterscheidet. Für die Versorgung der Kunden in der ländlichen Region wurde das System Nour eingerichtet, das auf Prepaid-Stromzählern beruht. Dieses System ermöglicht den Kunden ihre gewünschte Strommenge per Prepaidkarte ab einem Betrag von 20 Dh zu kaufen. Berechnet werden die Tarife nach der maximalen Anschlussleistung eines Haushaltes. Dabei ist festzustellen, dass die Strompreise auf dem Land etwas höher liegen: Der niedrigste Tarif beginnt bei 1,07 Dh, welches einen Preisunterschied von ca. +18 % im Vergleich zum urbanen Bereich entspricht.

Darüber hinaus plant die ONEE die Einrichtung eines Anreizsystems, um den Anstieg des Energieverbrauchs einzuschränken. Die Maßnahmen umfassen die Einrichtung eines besonderen Tarifs für Haushalte mit niedrigen Einkommen (wodurch der Strom sich für alle anderen Kategorien verteuern würde) und eine bessere Verteilung des Verbrauchs über den Tag. Bislang liegt der Spitzenverbrauch zwischen 17 - 23 Uhr, mit leichten Variationen gemäß der Jahreszeit. Geplant ist die Einführung zweier Tarife, um ein Anreizsystem für die Nutzung energieintensiver Geräte (Trockner, Waschmaschine) außerhalb der Spitzenzeiten zu schaffen.

Klassen des monatlichen Stromverbrauchs Preis pro kWh (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) 0 bis 100 kWh 0,9010 101 bis 200 kWh 0,9689 201 bis 500 kWh 1,0541 > ab 500 kWh 1,4407 Tabelle 11: Stromtarife für den häuslichen Gebrauch und privater Beleuchtung 71

Klassen der Anschlussleistung Preis pro kWh (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) Installierte Leistung kleiner/gleich 1 kW 1,0700 Installierte Leistung zwischen 1 kW und 2 kW 1,1021 Installierte Leistung zwischen 2 kW und 3 kW 1,1449 Installierte Leistung größer als 3 kW 1,3910 Tabelle 12: Stromtarife im System Nour für Haushalte 72

70 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&id3=160&t2=1&t3=1, abgerufen April 2014 71 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&t2=1, Abgerufen April 2014 72 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&id3=159&t2=1&t3=1

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Klassen der Anschlussleistung Preis pro kWh (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) Installierte Leistung kleiner/gleich 1 kW 1,2359 Installierte Leistung zwischen 1 kW und 3 kW 1,4260 Installierte Leistung zwischen 3 kW und 6 kW 1,4830 Installierte Leistung größer als 6 kW 1,5401 Tabelle 13: Stromtarife im System Nour für Gewerbe und landwirtschaftliche Unternehmen 73

Darüber hinaus ist ein anderer Tarif für Großverbraucher (>500 kWh/ Monat) einschlägig.

Gewerbe Stromtarife nach Lastzeiten (Gebühren inkl. 14 % Mehrwertsteuer) Grundtarif: • Gebühr pro kVA und Jahr (Dh): 381,4 • Gebühr pro kWh und Monat: o Stunden Spitzentarif: 1,2265 o Stunden Tagtarif: 0,8051 o Stunden Nachttarif: 0,5239 Tarife für berufstätige Niedrigstromabnehmer

Zwei weitere Tarifgruppen der Niederspannung sind erstens die Branchen Motorenantrieb, Industrie und Landwirtschaft und zweitens die der patentierten Kunden. Für sie gelten die Tarife wie sie nachfolgend dargestellt sind.

Klassen des monatlichen Stromverbrauchs Preis pro KWh (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) Installierte Leistung kleiner/gleich 1 kW 1,2359 Installierte Leistung zwischen 1 kW und 3 kW 1,3228 Installierte Leistung zwischen 3 kW und 6 kW 1,3573 Installierte Leistung größer als 6 kW 1,5401 Tabelle 14: Stromtarife für Industrie, Landwirtschaft und Motorenbetrieb 74

Klassen des monatlichen Stromverbrauchs Preis pro KWh (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) Installierte Leistung kleiner/gleich 1 kW 1,3145 Installierte Leistung zwischen 1 kW und 3 kW 1,4260 Installierte Leistung zwischen 3 kW und 6 kW 1,4830 Installierte Leistung größer als 6 kW 1,5401 Tabelle 15: Stromtarife für patentierte Kunden 75

Darüber hinaus gilt die Möglichkeit, Strom ohne Mindestabnahme zu beziehen, allerdings zu einem 20 % erhöhten Preis. Dieser ist für die Straßenbeleuchtung bei 1,1838 Dh pro kWh fixiert, für Verwaltungsgebäude bei 1,4365 kWh. Für Landwirte gibt es einen eigenen, vergünstigten „Grünen Tarif“ (tarif vert), der jahreszeitenabhängig ist.

73 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&id3=159&t2=1&t3=1 74 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&id3=159&t2=1&t3=1 75 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=3&id2=113&id3=159&t2=1&t3=1

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ZIELMARKTANALYSE MAROKKO 2014 - ERNEUERBARE ENERGIEN ZUM EIGENVERBRAUCH IN DER INDUSTRIE

Optionaler Tarif für Mittelspannungen

Darüber hinaus besteht für Unternehmen, welche das Mittelspannungsnetz nutzen die Möglichkeit, gemäß ihrer jährlichen Inanspruchnahme zwischen drei Optionen auszuwählen. Dabei wird unterschieden zwischen: • TLU: Très Longue Utilisation / Sehr lange Nutzungsdauer: mehr als 5.500 Stunden/Jahr • MU: Moyenne Utilisation/ Mittler Nutzungsdauer: zwischen 2.500 und 5.500 Stunden/Jahr • CU: Courte Utilisation / Kurze Nutzungsdauer: weniger als 2.500 Stunden/Jahr

Tarifoptionen Feste Gebühr kW/Jahr Preis pro kWh Spitzentarif Tagestarif Nachttarif Tarife in Dirham (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) TLU 1.729,33 0,7338 0,5499 0,4913 MU 692,19 1,2041 0,7053 0,4913 CU 346,10 1,6070 0,8289 0,5151 Tabelle 16: Stromtarif für gewerbliche Nutzung (Mittelspannung) 76

Großabnehmer

Kategorie Hoch- und Höchstspannung Der allgemeine Tarif der Höchst- und Hochspannung setzt sich aus einer monatlichen Grundgebühr von 372,02 Dh und einem Preis pro kWh Elektrizität je nach Nachfragezeitpunkt zusammen.

Genereller Tarif nach Lastzeiten (Gebühren inkl. 14 % Mehrwertsteuer) • Gebühr pro KVA und Jahr (Dh): 372,02 • Gebühr pro kWh: o Stunden Spitzentarif:1,3010 o Stunden Tagestarif: 0,9179 o Stunden Nachttarif: 0,5649

Im Bereich der Höchst- und Hochspannung existieren zwei weitere Möglichkeiten mit jeweils drei Tarifoptionen, die es dem Kunden erlauben, die preisgünstigste Kombination aus Leistungspreis und Arbeitspreis zu wählen: Option 1 unterteilt den Tag in drei Zeitzonen: Grundlast, Mittellast und Stunden der Spitzennachfrage am Abend. Option 2 unterteilt die Stunden größter Nachfrage in einem Super-Spitzentarif und einen Spitzentarif. 77 Ziel dieses neuen Tarifs ist die Reduktion der Nachfragenspitze um 87 MW.

Beide Optionen sind aus einem Festbetrag in Abhängigkeit von der jährlichen Bezugsmenge und einem stündlich abgerechneten Strompreis zusammengesetzt.

Optionen 1 der Bezugsmenge: Dauer der jährlichen Nutzung • TLU: Très Longue Utilisation / Sehr lange Nutzungsdauer: mehr als 6.000 Stunden/Jahr • MU: Moyenne Utilisation/ Mittler Nutzungsdauer: zwischen 3.500 und 6.000 Stunden/Jahr • CU: Courte Utilisation / Kurze Nutzungsdauer: weniger als 3.500 Stunden/Jahr

76 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=2&id2=35&id3=133&t2=1&t3=1 77 Secrétariat Général du Gouvernement, www.sgg.gov.ma

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Tarifoptionen Feste Gebühr kW/Jahr Preis pro kWh Spitzentarif Tagestarif Nachttarif Tarife in Dirham (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) TLU 1.448,28 0,7468 0,5749 0,4814 MU 579,81 1,1896 0,7234 0,4814 CU 289,9 1,5688 0,8413 0,5029 Tabelle 17: Tarifoption für Höchstspannungskunden (150 und 225 kV) 78

Tarifoptionen Feste Gebühr kW/Jahr Preis pro kWh Spitzentarif Tagestarif Nachttarif Tarife in Dirham (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) TLU 1.618,74 0,788 0,5873 0,4814 MU 648,25 1,293 0,7531 0,4814 CU 323,5 1,7258 0,8851 0,5029 Tabelle 18: Tarifoption für Hochspannungskunden (60 kV) 79

Option 2: vier Zeitzonen - Super-Pointe Die Stunden Höchstspannung liegen im Winter zwischen 18 und 20 Uhr und im Sommer zwischen 19 und 21 Uhr.

Tarifoptionen Feste Gebühr Preis pro kWh kW/Jahr Superspitzentarif Spitzentarif Tagestarif Nachttarif Tarife in Dirham (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) TLU 1.448,28 0,8184 0,7454 0,5749 0,4814 MU 579,81 1,6106 1,009 0,7234 0,4814 CU 289,9 2,1388 1,1849 0,8413 0,5029 Tabelle 19: Tarifoption Superpointe für Höchstspannungskunden (150 bis 225 kV) 80

Tarifoptionen Feste Gebühr Preis pro kWh kW/Jahr Superspitzentarif Spitzentarif Tagestarif Nachttarif Tarife in Dirham (inkl. 14 % Mehrwertsteuer) TLU 1.618,74 0,8348 0,7604 0,5873 0,4961 MU 648,25 1,7075 1,0698 0,7531 0,4961 CU 323,5 2,4034 1,3315 0,8851 0,5202 Tabelle 20: Tarifoption Superpointe für Hochspannungskunden (60 kV) 81

2.6 Energiepolitische Rahmenbedingungen, nationale Energiestrategie

Angesichts der wachsenden Energienachfrage und den Herausforderungen der globalen Erwärmung, werden erneuerbare Energien, insbesondere die Solar- und Windenergie sowie die Energieeffizienz als eine Priorität angesehen. Als Ziel stellt sich die Herausforderung zur Sicherung der Energieversorgung was als ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz sowie der Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung dient. Der ausschlaggebende Grund für die Initiierung ist der Klimawandel und seine Folgen für die Umwelt und die Ausarbeitung einer Umweltcharta mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Mit diesen Projekten werden

78 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=1&id2=28&id3=74&t2=1&t3=1 79 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=1&id2=28&id3=74&t2=1&t3=1 80 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=1&id2=28&id3=157&t2=1&t3=1 81 ONEE, www.one.org.ma/fr/pages/interne.asp?esp=1&id1=1&id2=28&id3=157&t2=1&t3=1

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ZIELMARKTANALYSE MAROKKO 2014 - ERNEUERBARE ENERGIEN ZUM EIGENVERBRAUCH IN DER INDUSTRIE

mehrere Herausforderungen angegangen. Hierzu gehören die Senkung der Abhängigkeit des Strombedarfes aus dem Ausland, Umweltschutz, Verringerung der Abgasausstöße sowie Kampf gegen den Klimawandel.

Weltweit ist man sich den tief greifenden Veränderungen bewusst, welche durch eine Umstellung entstehen, um eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen unter Berücksichtigung des Wachstums wirtschaftlicher Verantwortlichkeit, einer gerechten Reichtumsverteilung und dem Kampf gegen den Klimawandel zu verbinden. Aus dieser Sicht werden die erneuerbaren Energien- sauber und unerschöpflich- schrittweise die fossilen Energieträger übernehmen. Sie ermöglichen einerseits die Sicherstellung der Energieversorgung auf lange Sicht in der Welt und zusätzlich den Klimawandel zu bekämpfen, der durch die Verwendung fossiler Ressourcen den Treibhauseffekt verursacht hat.

Im Jahr 2015 werden Erneuerbare Energien die zweite Quelle für die Stromerzeugung nach Kohle und Erdgas werden. Erneuerbare Energien haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, einschließlich der Sonnen- und Windenergie, welche sich um 22 % pro Jahr seit 1996 gesteigert hat. Sie wird ein beschleunigtes Wachstum erleben mit einem schnellen technologischen Fortschritt und an der Verbreitung der Verwendung erneuerbarer Energien beitragen, die bis heute nur für die Industrieländer und Schwellenländer Indien und China zugänglich war. Die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien, außer großer Wasserkraftanlagen, haben sich seit 2004 auf 120 Mrd. USD in 2008 versechsfacht. Die Entwicklung der erneuerbaren Energien ist aktuell aufgrund der hohen Investitionskosten im Vergleich zu herkömmlichen Brennstoffen vom politischen Willen des Staates abhängig. Dank der zu erwartenden technologischen Fortschritte, werden sie mittel- und langfristig wettbewerbsfähiger sein und auf diese Weise ohne Subvention auskommen.

Auf nationaler Ebene wird Marokko in den kommenden Jahren in seiner wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einen großen Sprung nach vorne machen. Grund hierfür sind die Umsetzungen von Großprojekten, die bereits im Gange oder noch in Planung sind, wie in den Bereichen der Landwirtschaft, Industrie, Infrastruktur, Tourismus und Bevölkerung.

Dieses beispiellose Wachstum wird die steigende Nachfrage nach verschiedenen Formen der Energie in einem Tempo zwischen 6 und 8 % pro Jahr im Durchschnitt zur Auswirkung haben. Die bis jetzt vorhandene Kapazität wird sich bis 2020 verdreifachen. Der Anteil an erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieversorgung wird dann bei 42 % statt 26 % im Jahr 2008 liegen.

Abbildung 31: Antrieb ökonomische Entwicklung Marokkos durch spezifische Strategien, die jedoch gleichzeitig einen erhöhten Bedarf an Energie bewirken 82

82 MEMEE

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Marokkos neue Energiestrategie Die neue nationale Energiestrategie, ein Teil der umfassenden und integrierten Vision über die nachhaltige Entwicklung, sieht einen vielfältigen Energiemix vor, indem erneuerbare Energien einen wichtigen Platz für die wachsende Nachfrage, die Erhaltung der Umwelt und zur Verringerung der Abhängigkeit von Energie von außen einnimmt.

Abbildung 32: Vier Grundprinzipien der neuen Energiestrategie 83

Durch die Definition der Grundprinzipien erschließen sich vier strategische Ausrichtungen: 1. Verbesserter und abwechslungsreicher Technologie-Mix, d.h. Auswahl an zuverlässigen und wettbewerbsfähigen Technologien 2. Mobilisierung inländischer Ressourcen durch die zunehmende Bedeutung der erneuerbaren Energien 3. Energieeffizienz als nationale Priorität 4. Regionale Einbindung

Die Umsetzung der neuen Energiestrategie kommt durch die Ausführung von drei Phasen zum Ausdruck: 1. Kurzfristige Vision, 2008 - 2012 : Nationaler Aktionsplan prioritärer Maßnahmen (Plan National des Actions Prioritaires, kurz PNAP) basierend auf Gleichgewicht in Strom-Angebot und Nachfrage, Verstärkung der Stromproduktionskapazität und Energieeffizienz 2. Mittelfristige Vision, 2013 - 2019 : Energie-Mix basierend auf robusten und wirtschaftlichen Technologien (Kohle, Steigerung der Leistungsfähigkeit der erneuerbaren Energien und Gas) 3. Langfristige Vision, 2020 - 2030 : Entwicklung alternativer Optionen

83 MEMEE, Étude pour les spécifications des besoins en Compétences dans le secteur des énergies renouvelables et tout secteur impacté par l’efficacité énergétique, Ibrahim Benrahmoune Idrissi, 2012, Rabat, Seite 3

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Erste Phase der nationalen Energiestrategie In der kurzfristigen Vision geht es um die Sicherung des Gleichgewichtes zwischen Energieangebot und -nachfrage zu Spitzenzeiten und damit der Stärkung der Produktionskapazität als Priorität.

Das aktuell bestehende Ungleichgewicht zwischen Angebot (nationale Produktion und Interkonnektion) und Nachfrage (Haushalte, Industrie, nationale Programme) soll mit dem PNAP ausbalanciert werden.

Plan National des Actions Prioritaires (PNAP) In Anbetracht dieser Voraussetzungen hat die Regierung im Juli 2008 einen Nationalen Aktionsplan prioritärer Maßnahmen erarbeitet, um damit eine bessere Steuerung von Angebot und Nachfrage zu erreichen. Nationale Positionierung wurde zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung festgelegt. Es wird Wert auf eine Politik „sauberer Energien“ mit ambitionierten Zielen, 15 % Erneuerbare Energien und 12 % Energieeffizienz bis 2020, gelegt.

Strategische Rahmenbedingungen sind: • legislativ: Gesetze zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz • institutionell: ADEREE, MASEN, SIE, IRESEN • finanziell: Förderungsvereine für die Energieentwicklung • integrierte Programme: 2.000 MW Solarenergie, 2.000 MW Windenergie • industrielle Integration • Forschung und Entwicklung • Aus- und Weiterbildung

Zweite Phase der nationalen Energiestrategie Zu der mittelfristigen Vision gehören, im Einklang mit internationalen Trends, der marokkanische Solar- sowie Windplan.

2.7 Gesetzliche Rahmenbedingungen

2.7.1 Umwelt

Gesetz Nr. 11-03 über Umweltschutz 84 Mit dem am 12. Mai 2003 verabschiedeten Gesetz Nr. 11-03 über den Umweltschutz wurden allgemeine Vorschriften der nationalen Umweltpolitik zum Umweltschutz und der Verbesserung der Umwelt festgehalten.

Diese Regeln und Grundsätze sehen folgendes vor: Schutz der Umwelt gegen alle Formen der Umweltverschmutzung und Verschlechterungen jeglicher Herkunft Verbesserung der Umwelt- und Lebensbedingungen der Menschen Definition von grundlegenden Richtlinien im legislativen, technischen und finanziellen Rahmen für den Umweltschutz Bereitstellung eines spezifischen Haftungssystems, welches die Behebung der entstanden Umweltschäden und Entschädigung der Opfer garantiert

Das Gesetz betont die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung unter Berücksichtigung der Umwelt in der Politik als Teil der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung sowie bei der Entwicklung und Umsetzung von Raumordnungsplänen.

Das Gesetz listet die natürlichen Ressourcen (Boden, Flora und Fauna, Artenvielfalt, Binnengewässer, Luft, Raum und Meeresressourcen einschließlich der Küsten, Gebirge und Wälder) im Hinblick auf den Umweltschutz auf, mit der Notwendigkeit

84 Secrétariat Général du Gouvernement, Bulletin Officiel 5118, 12. Mai 2003, S. 500-507, www.sgg.gov.ma

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diese zu beschützen. Auch die verschiedenen Arten von Umweltverschmutzungen und -belästigungen (Abfälle, flüssige und gasförmige Ausstöße, gefährliche und schädliche Stoffe, Lärm- und Geruchsbelästigungen) sind zu berücksichtigen.

Es werden verschiedene Instrumente zur Umweltwirtschaft und zum Umweltschutz aufgezeigt. Zu den bisherigen Erschließungsverfahren kommen Umweltverträglichkeitsprüfungen hinzu. Zu den Verwaltungswerkzeugen für den Schutz und die Verbesserung der Umwelt gehören Notfallpläne, Normen und Qualitätsstandards sowie finanzielle Anreize und Steuern und ein nationaler Umweltschutzfond.

Gesetz Nr. 13-03 zur Vermeidung von Luftverschmutzung 85 Das Gesetz Nr. 13-03 vom 12. Mai 2003 zielt auf die Vorsorge und die Bekämpfung der Luftverschmutzung hin. Es untersagt jegliche Freisetzung, Ausstrahlung oder Entladung von Schadstoffen in die Luft, wie giftige oder ätzende Gase, Rauch und Dunst, Hitze, Staub und Gerüche, die über die vorgeschriebene genehmigte Menge oder Konzentration gehen, welche laut Normen der Verordnung zulässig sind.

Der Anwendungsbereich der Bestimmungen, die Mittel zur Bekämpfung und Kontrolle sowie die Strafen bei Verstoß werden festgelegt. Zusätzlich werden die Grenzen angegeben, die nicht überschritten werden dürfen sowie deren Ausnahmen, auf die das Gesetz keine Gültigkeit hat.

Darüber hinaus soll ein finanzielles Anreizsystem und Steuerbefreiungen einen Anreiz für den Erwerb von Ausrüstungsgütern und Investitionen in Projekte gegeben werden, zur Vermeidung der Luftverschmutzung, u.a. durch die Nutzung erneuerbarer Energien oder einer bewussteren Nutzung von Energie und Schadstoffen.

2.7.2 Abfallwirtschaft

Gesetz Nr. 28-00 über Abfallwirtschaft und –entsorgung 86 Das Gesetz Nr. 28-00 über die Abfallwirtschaft und –entsorgung wurde am 22. November 2006 verabschiedet. Es bezieht sich in erster Linie auf Vorbeugungsmaßnahmen und den Schutz der Gesundheit des Menschen, der Flora und Fauna, Wasser, Luft, Boden, Ökosysteme und Landschaften sowie der Umwelt allgemein in Bezug auf die schädlichen Auswirkungen von Abfällen. Das Gesetz definiert die verschiedenen Arten von Abfällen und dessen Verwaltung, d.h. jedes Verfahren von der Vorsortierung, Abfallsammlung, der Lagerung, Mülltrennung, Transport, Mülldeponieentsorgung, Behandlung, Verwertung, Recycling und Beseitigung einschließlich der Kontrolle der einzelnen Schritte von der Eröffnung bis zur Schließung einer Deponie.

Zur Vermeidung wilder Deponien wird darüber hinaus, im Gesetz festgehalten, dass Abfälle nur in den dafür vorgesehenen kontrollierten Mülldeponien abgegeben werden dürfen. Eine Entsorgung durch das übliche Verbrennen von Abfällen darf nur in Einrichtungen, die für diesen Zweck vorgesehen sind, erfolgen.

Die regionalen Behörden in Zusammenarbeit mit den Kommunen und untergruppierten Ämtern müssen jeweils innerhalb von fünf Jahren aufeinander abgestimmte Abfallwirtschaftspläne für deren Zuständigkeitsbereiche (Region, Präfektur, Provinz) mit einer Laufzeit von zehn Jahren erstellen. Das Ziel ist die Umstrukturierung wilder Deponien und die Einrichtung erforderlicher Verwaltungs- und Verwertungsanlagen. Sollte die Abfallbewirtschaftung die Kapazität einer Präfektur oder Provinz überschreiten, so sind auch präfektur- bzw. provinzüberschreitende Pläne möglich.

Die Gemeinden oder deren Verbände können das Produkt verwendeter Abfälle verkaufen, für verschiedene Zwecke wiederverwenden oder anderen Benutzern zur Verfügung stellen, sofern dessen Eigenschaften und seine Wiederverwendung den Anforderungen der menschlichen Gesundheit und des Umweltschutzes entsprechen und im Einklang mit den Bestimmungen des Gesetzes und seiner Anwendungsbestimmungen ist.

85 Secrétariat Général du Gouvernement, Bulletin Officiel 5118, 12. Mai 2003, S. 511-514, www.sgg.gov.ma 86 Secrétariat Général du Gouvernement, Bulletin Officiel 5480, 7. Dezember 2006, S. 1984-1993, www.sgg.gov.ma

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Die Bewirtschaftung, der Transport, die Behandlung und Entsorgung von Abfällen wird für Hausmüll und ähnliche Abfälle, leblose, landwirtschaftliche und industrielle nicht gefährliche Abfälle sowie gefährliche, medizinische und pharmazeutische Abfälle geregelt.

Des Weiteren sind in dem Gesetz Nr. 28-00 Vorschriften zur Abfallwirtschaft, wie der Eröffnung, Gestaltung, Inbetriebnahme, Transport, Änderung und Schließung von kontrollierten Mülldeponien, Verarbeitungs-, Verwertung- und Verbrennungsanlagen, Lagerungs- und Entsorgungsbetrieben an verschiedenen Orten beschrieben.

Ein Überwachungssystem zur Erkennung von Ordnungswidrigkeiten und deren Nachverfolgung durch Sanktionen sieht sowohl abschreckende administrative Aufforderungen als auch Geld- und Gefängnisstrafen je nach Schwere der Straftat vor, um die Effizienz der neuen Regeln maximal zu gewährleisten.

2.7.3 Wasser- und Abwasserwirtschaft

Das Gesetz Nr. 10-95 für Wasser dient dazu, dem Wassermanagement einen positiven und modernen juristischen Rahmen zu geben, ohne die ökonomischen, sozialen und kulturellen Besonderheiten Marokkos zu vernachlässigen. Es hat im Rahmen eines Pro- grammes zur Aufwertung der Wasserressourcen des Landes die Rationalisierung des Gebrauchs der Wasserressourcen zum Ziel. Des Weiteren soll es den allgemeinen Zugriff auf Wasser ermöglichen, die interregionale Solidarität fördern und die Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Regionen mindern.

Darüber hinaus behandelt das Gesetz Nr. 10-95 zum Wasser alle Aspekte zur Nutzung und zum Schutz der Wasserressourcen, hierbei sei insbesondere zu nennen: • Ausarbeitung einer kohärenten Planung der Wasserressourcen und ihres allgemeinen Managements durch Staubecken oder Ansammlung von Staubecken • Schutz und die Bewahrung des Wasservorkommens vor jeglicher Zerstörung, Verschmutzung und Verschwendung • Konzeption von Verfahren und das Management der Oberflächengewässer so-wie der Grundwasservorkommen wie auch die Kontrolle jeglicher Projekte durch eine Wasserverwaltung, deren Grundlage eine moderne Verfahrensweise auf zentralem, regionalem und lokalem Niveau ist • Abbau und darauffolgend die Erfassung und die Entschädigung der privaten Wasserrechte, die einen Verstoß gegen einen nachhaltigen Nutzen des Wasservorkommens darstellen • Staatliche Ausarbeitung eines Planes zum Umgang mit den Wasserressourcen sowohl auf nationaler Ebene als auch auf dem Niveau der Wasserbecken • Gesundheitsschutz durch das Festlegen von Bedingungen für Nutzen, Verteilung und Verkauf von potentiellen Trinkwasser wie auch der Kampf gegen Wasserverschmutzung durch Reglementierungen wie zum Beispiel die Einrichtung von Qualitätsnormen für Wasser sowohl für Bewässerung in der Landwirtschaft als auch im Trinkwasserbereich • Gleichmäßige Verteilung der Wasserressourcen in Dürrezeiten zwecks Dämpfung der Folgen von Wasserknappheit; dies soll der Administration erlauben, Reglementierungen einzusetzen, die die Wasserversorgung der Bevölkerung wie auch das Tränken des Viehbestandes gewährleisten • Schaffen einer Wasserpolice in Hinblick auf die Ahndung eines unzulässigen Gebrauchs von Wasser oder eines jeglichen potentiellen verschmutzenden oder zerstörenden Aktes der Ressource.

Um das Wasser den Verbrauchern zugänglich zu machen, unterscheidet der Gesetzgeber zwischen toleriertem und autorisiertem Gebrauch, kraft seiner Autorisation oder kraft seiner Konzession.

2.7.4 Energiewirtschaft, Schwerpunkt Erneuerbare Energien und Energieeffizienz

Als begleitende Maßnahmen der neuen nationalen Energiestrategie bestehen folgende rechtliche und institutionelle Rahmen, welche im offiziellen Gesetzesblatt veröffentlicht wurden: • Gesetz Nr. 13-09: Erneuerbare Energien • Dekret Nr. 2-10-578: Entwicklungszonen für Windkraft

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• Gesetz Nr. 16-09: ADEREE (Agentur zur Förderung der Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz) • Gesetz Nr. 47-09: Energieeffizienz • Gesetz Nr. 57-09: MASEN (marokkanischen Behörde für Solarenergie) • Gesetz Nr. 40-09: Neuausrichtung von ONE und ONEP (neu: ONEE)

Gesetz Nr. 13-09 über Erneuerbare Energien 87 Am 18. März 2010 ist das Gesetz Nr. 13-09 für den Bereich erneuerbare Energien in Kraft getreten. Durch die Einführung des Gesetzes wurde ein erster rechtskräftiger Rahmen für die zukünftige Entwicklung des Energiemarktes geschaffen. Die nachhaltige Entwicklung von heimischen erneuerbaren Energiequellen stellt eine der Prioritäten der nationalen Energiepolitik dar, deren vier Hauptschwerpunkte sind: • Die Verstärkung der regionalen Integration zur Öffnung zum euro-mediterranen Energiemarktes hin und der Harmonisierung der Gesetzgebung und energetischer Reglementierungen. • Die Verstärkung der Energieversorgungssicherheit durch die Diversifizierung von Quellen und Ressourcen. • Der breite Zugang zur Energie durch die Verfügbarkeit einer modernen Energie für alle Gesellschaftsschichten zu konkurrenzfähigen Preisen. • Die nachhaltige Entwicklung durch die Förderung erneuerbarer Energien, zur Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit der einheimischen Unternehmen, zum Schutz der Umwelt durch den Einsatz sauberer Energietechnologien.

Das neue Gesetz bestimmt die anwendbaren Rahmenbedingungen und Rechtsformen für die Vermarktung und den Export von Strom aus erneuerbaren Energien, die durch private und juristische Personen erzeugt werden. Zusätzlich wird auch Vertreibern das Recht eingeräumt, den einheimischen Markt zu versorgen, indem sie Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu Gunsten von Verbrauchern erzeugen. Um die Entwicklung von Anlagen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen zu fördern, wird ein angemessenes Finanz- und Steuersystem ins Leben gerufen.

Der wichtigste Punkt ist somit das Recht eines Betreibers, im Namen eines Verbrauchers oder einer Verbrauchergruppe, Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen und diesen an das nationale Stromnetz für Mittelspannung (Moyenne Tension), Hochspannung (Haute Tension) und Höchstspannung (Très Haute Tension) anzuschließen, als Teil einer Vereinbarung, wonach sich der Betreiber verpflichtet, den erzeugten Strom zu entfernen und zu verbrauchen sowie ihn ausschließlich für die eigene Verwendung zu produzieren.

Das Gesetz stellt die Grundlage zur Autoproduktion von Elektrizität dar. In den Anwendungsdekreten ist jedoch lediglich das Hoch- und Höchstspannungsnetz freigegeben. Bis Ende des Jahres 2013 ist das Ziel das Mittelspannungsnetz zu öffnen, in 2014 soll das Niedrigspannungsnetz hinzukommen. Dies erfordert nicht nur die Aufnahme in ein Anwendungsdekret, sondern vielmehr die Schaffung der technischen Voraussetzungen. Mit der Öffnung ist es dann auch für Privathäuseroffiziell möglich, Strom für den Eigenverbrauch zu produzieren.

Genehmigungsverfahren Um eine Anlage umsetzen zu können müssen die folgenden drei Institutionen MEMEE, ADEREE und ONEE mit einbezogen werden.

Der Bau, Betrieb, Erweiterung oder Änderung Kapazität der Produktionsanlagen für Strom aus erneuerbaren Energiequellen sind • Deklarierungspflichtig , wenn o Elektrisch: installierte Kapazität > 20 kW bis < 2 MW o Thermisch: für Leistungen ≥ 8 MW • Autorisierungspflichtig , wenn installierte Leistung ≥ 2 MW

87 Secrétariat Général du Gouvernement, Bulletin Officiel 5822, 18.03.2010, S. 229-235, www.sgg.gov.ma

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Alle anderen Leistungen durch die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien unterhalb von 20 kW (elektrisch) bzw. < 8 MW (thermisch) bedürfen weder einer Anmeldung noch einer Genehmigung.

Die einzureichenden Unterlagen für das Genehmigungsverfahren: • Art der durchzuführenden Arbeiten und den Zeitrahmen der verschiedenen Installationsabschnitte • zu verwendende(n) erneuerbare Energiequelle(n) • Lage der Produktionsstätte • technischen, städtebaulichen und sicherheitsbezogenen Modalitäten für die Realisierung der Anlagen • Maßnahmen, die für den Umweltschutz getroffen werden, einschließlich einer Umweltverträglichkeitsprüfung

Anzumerken ist, dass in dem Gesetz keine Festlegung von Tarifen zur Förderung erneuerbarer Energien vorhanden ist, weder Einspeisetarife (Feed-In Tarife) noch sonstige finanzielle Anreize oder werbetechnische Bestimmungen.

Mit dem Dekret Nr. 2-10-578 88 für die Entwicklungszonen für Stromproduktion aus Windkraft , in Bezug auf das Gesetz Nr. 13-09, wurden sechs Zonen mit den jeweils dazugehörenden Koordinaten vorgegeben, an denen die Stromproduktion durch Wind von ≥ 2 MW zugelassen sind.

Zone Regionen 1 Tanger – Tetouan – Chefchaouen 2 Taza 3 El Jadida – Safi – Essaouira – Agadir 4 Midelt und Talsint 5 Tiznit und Guelmim 6 Tan-Tan – Tarfaya – Laâyoune – Boujdour – Dakhla – Laguira Tabelle 21: Zonen für Windproduktion 89

Im Rahmen des Erneuerbaren Energien Gesetzes Nr. 13-09 wurde die bis dahin bestehende CDER in ADEREE umgewandelt. Die Gründung der Agentur zur Förderung der Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (ADEREE) ist im Gesetz Nr. 16-09 90 festgehalten.

Die Verbesserung der Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden, in der Industrie und im Transportsektor soll mit dem Gesetz Nr. 47-09 91 erreicht werden. Ziel des neuen marokkanischen Gesetzes ist es, 12 % der Energie bis 2020 einzusparen.

Das Gesetz Nr. 57-09 92 beinhaltet die Gründung der MASEN, der marokkanischen Agentur für Solarenergie.

Der Zusammenhang und die Ziele der Neuausrichtung von ONE und ONEP zur ONEE sind im Gesetz Nr. 40-09 93 verankert.

2.8 Neue Entwicklungen auf dem Energiemarkt

2.8.1 Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Marokko 94

88 SGG, Bulletin Officiel 5984, 06.10.2011, S. 2225-2231, www.sgg.gov.ma 89 SGG, Bulletin Officiel 5984, 06.10.2011, S. 2225-2231, www.sgg.gov.ma 90 SGG, Bulletin Officiel 5822, 18.03.2010, S. 235-237, www.sgg.gov.ma 91 SGG, Bulletin Officiel 5996, 17.11.2011, S. 2404-2408, www.sgg.gov.ma 92 SGG, Bulletin Officiel 5822, 18.03.2010, S. 237-239, www.sgg.gov.ma 93 SGG, Bulletin Officiel 5996, 17.11.2010, S. 2401-2404, www.sgg.gov.ma 94 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, www.bmwi.de/DE/Presse/pressemitteilungen,did =495234.html

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Zwischen dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und dem marokkanischen Ministerium für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt wurde im Jahr 2012 eine gemeinsame Absichtserklärung zur Begründung einer bilateralen Energiepartnerschaft unterzeichnet. Schwerpunkt der Partnerschaft ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die politische Begleitung des Desertec-Projektes. Zudem ist der Ausbau der Stromnetze, die Energieeffizienz und Energieforschung Gegenstand der Kooperation.

Die Energiepartnerschaft wird durch ein hochrangiges Steuerungsgremium geleitet. Die konkrete Zusammenarbeit erfolgt in thematischen Arbeitsgruppen, an denen Regierungs- und Industrievertreter beider Seiten teilnehmen. Bisher deckt Marokko seinen Energiebedarf fast ausschließlich durch Importe fossiler Brennstoffe. Hingegen machen Erneuerbare Energien trotz guter Potenziale gegenwärtig nur einen Anteil von gut 5 % des Primärenergiebedarfs aus. Um den rasant steigenden Energiebedarf zu decken, sollen bis 2020 jedoch 42 % der installierten Produktionskapazität aus Sonnen-, Wasser- und Windkraft bestehen. Dies würde bis 2020 einer Kapazität von 4GW entsprechen. Die Fortschritte sind bereits sichtbar, da bisher schon 500MW installiert wurden. Damit gilt Marokko als Pionier für Erneuerbare Energien in Nordafrika.

Mit einer hochrangigen Auftaktveranstaltung in Rabat hat die Bundesregierung im Jahr 2012 die Deutsch-Marokkanische Energiepartnerschaft offiziell eröffnet. Unter Leitung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und des marokkanischen Umweltministeriums wurden die Eckpunkte der Partnerschaft sowie erste Kooperationsprojekte vereinbart.

2.8.2 Energiepartnerschaft als Meilenstein für Desertec Die deutsch-marokkanische Energiepartnerschaft ist auch ein wichtiger Meilenstein für die Desertec-Initiative. Deutschland und Marokko tragen dazu bei, dass ein Markt für Strom aus erneuerbaren Energien entsteht. Dabei legen sie den Grundstein für eine das Mittelmeer überspannende Stromversorgung.

Dii bereitet in Marokko, Algerien und Tunesien Referenzprojekte in einer Größenordnung von 2,5 GW vor. Davon entfallen aktuell 500 MW auf Marokko. Die Hälfte dieses Vorhabens ist bereits mit 150 MW Solarthermie und 100 MW Photovoltaik und Wind genauer definiert. 2014 soll in diesen Anlagen der erste Strom erzeugt werden.

Auf einer gemeinsamen Veranstaltung von Dii und ADEREE am 9. April 2014 im Hotel Golden Tulip Farah in Rabat wurden die Potentiale für den Ausbau Erneuerbarer Energien dargestellt und die wichtige Rolle Marokkos als Katalysator in Nordafrika hervorgehoben. Dabei wurde erneut auf die Wichtigkeit der internationalen Kooperation hingewiesen. Durch die Beteiligung zahlreicher international agierender Unternehmen gilt die Energiepartnerschaft als Meilenstein für den Ausbau Erneuerbarer Energien in Marokko und der gesamten MENA Region.

2.9 Fördermaßnahmen / Finanzierungsunterstützung

2.9.1 Fonds

Fonds für umweltfreundliche (saubere) Technologien (Fonds pour les Technologies Propres, FTP) Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, MEMEE Rue Abou Marouane Essaadi B.P. Rabat Instituts 6208, Haut Agdal MA - 10000 Rabat Herr Abderrahim El Hafidi, Generalsekretär Frau Zohra Ettaik, Assistentin vom Direktor, Bereich Elektrizität und EEn Tel.: +212 (537) 68 87 55 Fax: +212 (537) 68 87 53 [email protected]; [email protected] www.mem.gov.ma

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Bereich / Branche Energie, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, Energieeinsparung

Aufgabe 95 Der Fonds für saubere Technologien (FTP) auch Klimainvestmentfonds genannt, ist eine der wichtigsten Fördermaßnahmen, um die Energiepolitik Marokkos voran zu treiben. Der FTP soll den Fonds für die energetische Entwicklung (Fonds de Développement énergétique, FDE) und insbesondere den Ausbau erneuerbarer Energien und der Energieeffizienzprogramme unterstützen. Der FTP dient zur: • Umsetzung einer Wachstumsstrategie mit geringem Kohlenstoffgehalt, • Bewilligung von Darlehen für nationale und regionale Investitionen, um eine breite Nutzung von sauberen Technologien zu ermöglichen; • Förderung umweltfreundlicher Projekte, die einen Beitrag zur Treibhausgasminderung leisten.

Dieses Finanzierungsprogramm wurde von der marokkanischen Regierung, der BIRD, der SFI und der BAD im Oktober 2009 verabschiedet und in enger Zusammenarbeit mit den Geldgebern vorbereitet. Die Mittel aus dem FTP werden mit den Mitteln des FDE zusammengelegt, um das Spektrum der Finanzierungsmöglichkeiten zu erweitern. Die Finanzmittel der Weltbank für den FTP liegen bei 150 Mio. Dollar (rund 110 Mio. EUR).

Über den Fonds werden Kredite mit Zinssätzen von weniger als 1 % für 10 Jahre bereitgestellt. Mit den Darlehen werden zwischen 10 und 15 % der Projektkosten finanziert. Der Zugang zu Mitteln aus dem FTP steht privaten Marktteilnehmern offen. Die Auswahlkriterien für Projekte und das Monitoring sind: Emissionseinsparung (rund 100 Mio. t), ökonomische Effizienz, nachhaltige Auswirkungen, Auswirkungen auf die Entwicklung und Erfolgspotenzial, Mehrkosten und Risikoprämie.

Ein Kredit aus dem FTP wird üblicherweise über die Bank des Antragstellers zunächst beim FDE beantragt, bei Bedarf wird der FTP eingeschaltet (alternativ oder parallel können auch Kredite bei anderen Banken wie z.B. der Internationalen Bank für Wiederaufbau, der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Internationalen Finanzgesellschaft aufgenommen werden).

Es können Projekte finanziert werden, durch die jeweils ca. 100 Mio. t CO 2 über die Projektlaufzeit vermieden werden. Kleinere Projekte können zusammengefasst werden. Der Fonds kommt insbesondere im Bereich der Stromerzeugung und bei Energieeffizienzmaßnahmen in Industrie und Verkehr zum Einsatz.

Stromerzeugung • Leistung aus erneuerbaren Energien [300 MW] • Prozent der produzierte Strom aus EE [2,3 % mehr als im Ist-Zustand]

• CO 2-Emissionsminderung im Jahr [730 kt/Jahr]

Energieeinsparung - Industrie • Senkung der Energieintensität und Emissionsintensität pro Produktionseinheit • Verminderung des jährlichen Energieverbrauchs

• CO 2-Emissionsminderung im Jahr [974 kt/Jahr]

Energieeinsparung - Transport • neu geschaffene Strecken im öffentlichen Transportsektor • Prozentuale Umstellung auf andere Verkehrsmittel • Passagierkilometer in öffentlichen Transportmitteln

• CO 2-Emissionsminderung im Jahr [590 kt/Jahr]

95 FH Bingen, http://uir.fh-bingen.de

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Marktchancen Ergeben sich für Unternehmen, die in den Bereichen erneuerbare Energien (Wind, Wasser, Solar…) und Energieeinsparung (Energieeffizienz in Industrie und Transport) tätig sind.

Bewertung Finanzierungsmaßnahme mit niedrigem Zinssatz. Mittel aus dem FTP werden mit dem FDE kombiniert, dadurch ergibt sich eine breite Finanzierungsmöglichkeit für Unternehmen.

Fonds für die energetische Entwicklung (Fonds de développement énergétique, FDE) Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, MEMEE Rue Abou Marouane Essaadi B.P. Rabat Instituts 6208, Haut Agdal MA - 10000 Rabat Herr Abderrahim El Hafidi, Generalsekretär Frau Zohra Ettaik, Assistentin vom Direktor, Bereich Elektrizität und EEn Tel.: +212 (537) 68 87 55 Fax: +212 (537) 68 87 53 [email protected]; [email protected] www.mem.gov.ma

Bereich / Branche Energie, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien

Aufgabe 96 Durch den Fonds soll die energetische Sicherheit Marokkos verbessert und die Abhängigkeit von den Energiepreisen gesenkt werden. Weiterhin dient der Fonds zusammen mit dem Fonds für saubere Technologien (FTP) der Umsetzung der kohlendioxidarmen Wachstumsstrategie des Landes, durch die das Wirtschaftswachstum ermöglicht und die Emissionen im Vergleich zu heute gesenkt werden sollen. Der Fokus liegt dabei auf dem Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten, dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Finanziert werden: • Aktivitäten, die zu Einnahmen führen (z.B. Erneuerbare Energien-Projekte, Kohlekraftwerke). Zu diesem Zweck wurde ein untergeordneter Fonds (Investitionsfonds) gegründet, der von der Energieinvestitionsgesellschaft SIE verwaltet wird. • Aktivitäten, die finanziell nicht rentabel sind (z.B. Modernisierung vorhandener Produktionskapazitäten, Studien und Investitionen im Servicebereich).

Der Fonds gehört zu 100 % dem marokkanischen Staat und fällt in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Energie, Bergbau, Umwelt und Wasser. Aktuell (2009) verfügt der Fonds über 1 Mrd. USD (rund 0,7 Mrd. EUR), von denen 500 Mio. USD (rund 365 Mio. EUR) von Saudi Arabien, 300 Mio. USD (~220 EUR) von den Vereinigten Arabischen Emiraten und 200 Mio. USD (rund 146 Mio. EUR) aus dem Fonds Hassan II stammen.

Durch den Fonds Hassan II hat der FDE Vorgaben zur Rentabilität seiner Projekte bekommen. Da sich vor allem Investitionen im Bereich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz nicht ausreichend wirtschaftlich umsetzen lassen, werden Investitionen in Projekte mit zu niedriger Rentabilität durch den FTP ergänzt.

Ein Kredit aus dem FDE wird üblicherweise über die Bank des Antragstellers beantragt und bei Bedarf wird der FTP eingeschaltet (alternativ oder parallel zum FTP können auch Kredite bei anderen Banken wie z.B. der Internationale Bank für Wiederaufbau, Afrikanische Entwicklungsbank und Internationale Finanzgesellschaft aufgenommen werden).

96 FH Bingen, http://uir.fh-bingen.de

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Marktchancen Ergeben sich für Unternehmen, die in den Bereichen erneuerbare Energien (Wind, Wasser, Solar, Bioenergie…) und Energieeinsparung (Energieeffizienz in Industrie und Transport) tätig sind.

Bewertung Finanzierungsmaßnahme mit niedrigem Zinssatz. Mittel aus dem FDE werden mit dem FTP kombiniert, dadurch ergibt sich eine breite Finanzierungsmöglichkeit für Unternehmen.

Fonds Hassan II Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, MEMEE Département de l'Energie et des Mines Rue Abou Marouane Essaadi B.P. Rabat Instituts 6208, Haut Agdal MA - 10000 Rabat Herr Abderrahim El Hafidi, Generalsekretär Frau Zohra Ettaik, Assistentin vom Direktor, Bereich Elektrizität und EEn Tel.: +212 (537) 68 88 57 Fax: +212 (537) 68 88 63 www.mem.gov.ma

Der Fonds Hassan II, der 1999 für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Marokkos gegründet wurde, fördert Investitionen in verschiedenen Sektoren, z.B. in der Automobil-, Elektronik- und Luftfahrttechnikbranche. Darüber hinaus fungiert der Fonds als Geldgeber für zahlreiche Programme, so auch für den Fond de Développement de l‘Energie (FDE). Gefördert werden Projekte mit einer Gesamtinvestition von über 5 Mio. Dh (ca. 455.000 EUR) und einer Investition in Maschinen und Ausrüstung von über 2,5 Mio. (ca. 230.000 EUR). Alle Beträge sind ohne Zölle und Steuern.

Die Obergrenze der Förderung beläuft sich auf 20 Mio. Dh. (1,8 Mio. EUR). Es werden allerdings nur 30 % der Gebäudekosten (bis zur Grenze von ca. 178 EUR/m ²), 10 % der Kosten für neue Ausrüstungsgüter und 50 % des Kaufpreises des bebauten Grundstücks (max. 250 Dh/m ²) unterstützt.

Garantiefonds für Effizienz und Erneuerbare Energien (Fonds de Garantie des Efficacité Energétique et des Energies Renouvelables, FOGEER) Dar Ad-Damane 288, Boulevard Mohamed Zerktouni MA - 20000 Casablanca Herr Mohamed El Bouazzaoui, Abteilungsleiter Tel.: +212 (522) 43 20 00 Fax: +212 (522) 29 74 07 [email protected]; [email protected] www.dardamane.ma

Bereich / Branche Energie, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien

Aufgabe 97 Der FOGEER ist der erste Fonds Marokkos, der den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz gewidmet ist. Er wurde vom CDER (heute ADEREE) ins Leben gerufen.

97 FH Bingen, http://uir.fh-bingen.de

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Durch den Fonds werden Kredite an marokkanische Unternehmen abgesichert, damit diese die nötigen Finanzmittel von Kreditinstituten und Leasingfirmen zu Verfügung gestellt bekommen.

Der Fonds ist in Handlungsfelder (z.B. Solarthermie, Windkraft, Energieeffizienz,...) untergliedert. Er wird von der Finanzinstitution Dar Ad-Damane verwaltet.

Gefördert werden jegliche Projekte im Bereich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz, deren Investitionen im Bereich von 0,3- 2,5 Mio. Dh (rund 0,03-0,25 Mio. EUR) liegen. Durch den Fonds werden max. 70 % der Investitionen (max. 1,5 Mio. Dh (rund 0,15 Mio. EUR) abgesichert.

Marktchancen Ergeben sich für Unternehmen, die in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien tätig sind und entsprechende Maßnahmen anbieten (Gebäudedämmung, Verbesserung der Anlageneffizienz, Beratungsunternehmen in den Bereichen Energieaudits).

Bewertung Mittel aus dem Fonds können nicht von ausländischen Firmen direkt bezogen werden. Durch die Finanzmittel kann sich die Liquidität marokkanischer Geschäftspartner erhöhen.

Industrieller Sanierungsfonds (Fonds de Dépollution Industrielle, FODEP) Département de l'Environnement, Direction du Partenariat, de la Coopération et de la Communication Cellule FODEP 4, Place Abou Bakr Essedik, Avenue Fal Ouled Oumeir, Agdal MA - 10000 Rabat Tel.: +212 (537) 68 07 41 Fax: +212 (537) 68 07 41 [email protected] www.minenv.gov.ma/fodep/presentation.asp

Bereich / Branche Altlastensanierung, Abwasserbehandlung, Luftreinhaltung, Ressourcenschutz

Aufgabe 98 Der FODEP wird durch das Umweltministerium und die deutsche Entwicklungsbank KfW getragen. Er zielt darauf ab Unternehmen zu ermutigen, Umweltschutzinvestitionen zu realisieren und Ressourcen zu sparen.

Der FODEP hat zum Ziel: • den Schutz und die rationelle Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zu verbessern, • Freiwillige Umweltschutzmaßnahmen zu fördern, • den vorbeugenden Umweltschutz und das integrierte Umweltmanagement innerhalb der Unternehmen zu fördern, • die nationale Industrie im Hinblick auf einen besseren Zugang zu internationalen Märkten zu unterstützen, • die Einbindung des Bankensektors als Partner in Maßnahmen des Umweltschutzes zu erreichen.

Jedes industrielle oder handwerkliche Unternehmen, das gravierende Umweltverschmutzungen verursacht, kann Unterstützung durch den FODEP erhalten. Hauptsächlich kommen folgenden Projekte in Frage: • Altlastensanierung, • Abwasserbehandlung, • Luftreinhaltung,

98 FH Bingen, http://uir.fh-bingen.de

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• Verringerung des Ressourceneinsatzes, • Änderung der Produktionsmethode in Richtung nachhaltiger Technologie.

FODEP unterstützt in 20 % der Fälle industrielle Projekte, die auf Umweltschutztechnologie und Ressourceneinsparung zielen (Wasser, Energie). In 40 % der Fälle werden andere Umweltschutzprojekte (Beseitigungs- und Behandlungsanlagen) gefördert.

Finanzierungsverfahren: • Das Unternehmen stellt einen Antrag beim Umweltministerium (Cellule FODEP). Der Antrag enthält eine detaillierte Planung des Projekts. • Finanzierungsschätzung des Projektes von einer Bank. Die Bank soll sich zur Durchführbarkeit des Projektes äußern. Die endgültige Entscheidung wird vom Umweltministerium getroffen.

Das Unternehmen stellt diese Entscheidung in der Bank vor, die das Geld aus dem Fonds bei der CCG (Caisse Centrale de Garantie) abruft.

Marktchancen Ergeben sich für Unternehmen, die in den Bereichen Umwelt, Abfall, Abwasser, Energieeffizienz und erneuerbare Energien sowie Altlastensanierung tätig sind.

Bewertung Aus dem Fonds stehen Finanzmittel für Umweltschutzmaßnahmen zur Verfügung.

Fonds für kommunale Ausstattung (Fonds d’Equipement Communal, FEC) Espace Oudayas, angle avenue Annakhil et avenue Ben Barka, B.P. 2175, Hay Ryad MA - 10100 Rabat Herr Hassan Rahmani, Direktor nachhaltige Entwicklung und Partnerschaft Tel.: +212 (537) 56 90 16 Fax: +212 (537) 56 60 94 [email protected] www.fec.org.ma

Bereich / Branche Abwasser- und Abfallwirtschaft, Luftreinhaltung, Energie, Erneuerbare Energien

Aufgabe Der Fonds für kommunale Ausstattung (Fonds d’Equipement Communal, FEC) wurde 1959 durch die öffentliche Hand als Institution für die Finanzierung von Gebietskörperschaften gegründet. Gefördert werden Investitionsprojekte, die zur Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner hinauszielen. Durch seine jahrzehntelange Erfahrung bei der Finanzierung im öffentlichen Sektor, ist er ein wichtiger Partner für technische und finanzielle Fragen für lokale Behörden und lokalen Investoren geworden.

Als Geldgeber verfolgt der FEC, welcher seit 1996 als Bank fungiert, einen kollektiven Auftrag zur Finanzierung des öffentlichen Sektors und wirkt auf die Entwicklung lokalen Know-hows und die Förderung lokaler Investitionen ein. Die Produkte und Dienstleistungen wurden im Laufe der Zeit auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten und bieten technische Unterstützung für die Installation und Umsetzung der Investitionsvorhaben.

Der FEC unterstützt u.a. städtische Modernisierungen, städtische Mobilität, ländliche Öffnung, ländliche Elektrifizierung, Hygiene und Zugang zu sauberem Wasser, öffentliche Beleuchtung, Entwicklung von Grünflächen, Entwicklung von touristischen Einrichtungen, Förderung von sauberen Technologien.

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Darüber hinaus kann der FEC Projekte, die im Rahmen der sektoralen Programme von der Regierung initiiert wurden, bis zu 100 % finanzieren. Darunter fallen u.a.: • Programm zur ländlichen Elektrifizierung (Programme d’Electrification Rurale Globale, PERG) • Gruppierte Versorgung Trinkwasser Programm ländliche Bevölkerung (Programme d’Approvisionnement Groupé en Eau Potable des populations Rurales, PAGER) • Nationale Programm für den Bau von Landstraßen (Programme National de Construction des Routes Rurales, PNRR II) • Sanierung und Modernisierung von Schulen in ländlichen und peri-urbanen Gebieten (Programme de réhabilitation et de mise à niveau des établissements scolaires en milieu rural et péri urbain, MEN)

Marktchancen Ergeben sich für Unternehmen, die in den Bereichen Abwasser- und Abfallwirtschaft sowie erneuerbare Energien (Bioenergie, Wasser, Solar…) und Energieproduktion und -einsparung tätig sind.

Bewertung Zu den Kreditnehmern gehören die Länder, Kommunen, staatliche Einrichtungen etc., die unter bestimmten Voraussetzungen Finanzierungen ab 6,5 % bis zu maximal 15 Jahren beantragen können.

2.9.2 Kurzüberblick über weitere regionale und internationale Finanzierungsinstrumente

• Europäische Investitionsbank (EIB), www.eib.org o Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP) • InfraMedFund, www.eib.org • International Finance Corporation (IFC), www.ifc.org • Islamic Development Bank, www.isdb.org • African Development Bank (AfDB), www.afdb.org o AfDB-Darlehen o Technical Assistance Fund for Middle Income Countries (MIC) o Fund for African Private Sector Assistance (FAPA) o Sustainable Energy Fund for Africa (SEFA) • The African Guarantee Fund (AGF), www.africanguaranteefund.com • SANAD FUND for MSME, www.sanad.lu • Faro Fund, www.faro-um.org

2.9.3 Finanzierungsmechanismus CDM im Rahmen des internationalen Klimaschutzes (Kyoto Protokoll) 99

Für deutsche Unternehmen besteht die Möglichkeit, von den flexiblen Mechanismen wie CDM und JI zu profitieren. Zusätzlich hat die KfW für deutsche und europäische Unternehmen Zusatzunterstützungen entwickelt. Diese werden im Folgenden vorgestellt.

Clean Development Mechanism (CDM, französisch: MDP, Mecanisme pour un Développement Propre) Secrétariat Permanent de l’Autorité Nationale Désignée du MDP Secrétariat d'Etat auprès du Ministère de l'Energie des Mines, de l'eau et de l'Environnement Département de l'Environnement, Direction du Partenariat, de la Communication et de la Coopération 9, Av. Al Ararar, secteur 16, Hay Ryad MA - 10000 Rabat Herr Mohamed Benyahia, Direktor Partnerschaft, Kommunikation und Zusammenarbeit Tel.: +212 (537) 57 66 37; +212 (537) 57 06 48

99 GFA Envest, Stand 2012

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Fax: +212 (537) 57 66 38 [email protected]; [email protected] www.cdmmorocco.ma

Marokko gehört zu den „Non-Annex-I-Countries“ im Rahmen des Kyoto-Protokolls. Somit ist die Durchführung von CDM- Projekten grundsätzlich möglich.

Der CDM, als flexibler Mechanismus im Rahmen der Maßnahmen des Kyoto-Protokolls, erlaubt es Unternehmen in Annex 1 Ländern ihre eigenen Treibhausgasemissionen auszugleichen, indem sie zertifizierte Emissionsreduktionen (CERs) aufkaufen, die durch emissionsreduzierende Projekte in anderen Ländern (Non-Annex-I-Countries) entstanden sind.

Um ein CDM-Projekt zu realisieren müssen besondere Vorgaben im Projektverlauf eingehalten werden:

Abbildung 33: Projektverlauf CDM 100

In Marokko gibt es derzeit 8 registrierte Projekte und 10 im Genehmigungsverfahren. CDM Projekte in Marokko liegen vor allem in den Bereichen Bio- und Windenergie.

Übersicht registrierter Projekttypen: • Wind: 5 • Solar: 1 • Deponiegas: 1 • Biomasse: 1

100 GFA Envest, www.gfa-envest.de/, Stand 2012

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3. Erneuerbare Energien in Marokko

3.1 Windenergie

3.1.1 Definition 101 Windenergieanlagen nutzen je nach Standort, Größenordnung und Höhe die Bewegungsenergie des Windes, die durch unterschiedliche Luftdruckverhältnisse nahe der Erdoberfläche entsteht. Moderne Windenergieanlagen nutzen anstatt des Widerstandsprinzips das Auftriebsprinzip. Diese Anlagen setzen dem Wind keinen Widerstand entgegen, sondern nutzen den Auftrieb, den der Wind beim Vorbeiströmen an den Flügeln der Anlagen erzeugt.

3.1.2 Entwicklungsstand

Marokkanischer Windplan „Projet Marocain de l’Energie Eolienne“ Der marokkanische Windplan zur Stromerzeugung aus Windkraft bezieht sich, wie auch der Solarplan, auf die nationale Energiestrategie zum Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz für eine nachhaltige Entwicklung und, unter hoher Priorität, die Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien.

Aktuell sind fünf Windparkprojekte mit einer Kapazität von insgesamt 850 MW durch die ONEE ausgeschrieben. Diese Projekte umfassen Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro. Die Ausschreibungen fanden bereits 2010 statt. Bei den Kandidaten handelt es sich um sechs internationale Firmen, u. a. Siemens, Vestas, Alstom, EDF, GDF-Suez und Acciona. Außerdem haben die aus Saudi-Arabien stammende Acwa und die emiratische Taqa bereits sehr viel in den Energiesektor in Marokko investiert. Bis 2020 soll Windenergie rund die Hälfte der geplanten 4GW ausmachen. Nach Südafrika ist Marokko der zweitwichtigste Markt in Afrika zum Ausbau Erneuerbarer Energien.

Die Projekte leisten einen Beitrag zur Entwicklung der Windenergie, die nach Schätzungen ein Potenzial der Energieerzeugung von 25 GW durch Windkraft ermöglicht. Dazu zählen u.a. folgende: • 286 MW wurden bereits realisiert (Stand 2012): Windpark Abdelkhalek Torres (50 MW) und Lafarge (30 MW) bei Tétouan, Windpark Amougdoul bei Essaouira (60 MW) und Tanger I (140 MW) • 720 MW sind aktuell noch im Bau: Windpark bei Tarfaya (300 MW), Akhfenir (200 MW) und Bab El Oued (50 MW) bei Laâyoune, Haouma (50 MW) und Jbel Khalladi (120 MW) bei Tétouan • fünf Standorte werden aufgrund ihres großen Potentials demnächst erschlossen: Tanger II/ Sendouk II (150 MW), Koudia El Baida II bei Tétouan (300 MW), Col Touahar bei Taza (150 MW) , Tiskrad bei Laâyoune (300 MW) und Boujdour (100 MW).

In diesem Windplan wurde ein besonderes Augenmerk auf die Regionen im Norden und Orient Marokkos gelegt, da dort ein besonders großes Potential für die Energiegewinnung aus Windkraft vorhanden ist. Sechs Windparks sind in diesen Teilen des Landes geplant und zwei davon bereits umgesetzt worden. Im Hinblick auf die nationale Wirtschaft und die Entwicklung der Windenergie ist die Herstellung von Ausrüstungsgegenständen für Windparks in das Programm integriert, um die nationale Wirtschaft zu stärken und von den Auswirkungen des Großprojektes zu profitieren.

Die anstehenden Windparkprojekte werden im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften durchgeführt, wobei sich ONEE, SIE und der Fond Hassan II für wirtschaftliche und soziale Entwicklung mit einem oder mehreren strategischen Referenzpartnern aus der Windindustrie und Stromproduktion zusammenschließen. Zur Deckung der geschätzten 31,5 Mrd. Dh Investitionskosten des Projekts werden Gelder aus den Fonds für öffentliche, private, nationale sowie durch ausländische Geldgeber zur Verfügung gestellt.

101 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit www.erneuerbare-energien.de/die- themen/windenergie/kurzinfo/

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Das Projekt zur Gewinnung von Wind- und Sonnenenergie ermöglicht es Marokko saubere und ergiebige Energien zu produzieren, die die aktuellen Stromimporte und deren Abhängigkeit vom Ausland reduzieren. In Zukunft sollen jährlich 2,5 Mio. TEP Erdöl eingespart und der CO 2 Ausstoß um fast 9 Mio. t verringert werden, was wiederum einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten würde.

Dieses Projekt steht im Einklang mit internationalen Trends, die angesichts der wachsenden Energienachfrage und den Herausforderung der globalen Erwärmung, erneuerbare Energien und insbesondere Windenergie als eine Priorität ansehen. Als Ziel stellt sich die Herausforderung zur Sicherung der Energieversorgung. Diese gilt als ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz sowie der Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung. Der ausschlaggebende Grund für die Initiierung des Projektes ist der Klimawandel und seine Auswirkungen für die Umwelt sowie die Ausarbeitung einer Umweltcharta mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Mit diesem Projekt werden mehrere Herausforderungen angegangen. Hierzu gehören die Senkung der Abhängigkeit des Strombedarfes aus dem Ausland, Umweltschutz, Verringerung der Abgasausstöße sowie Kampf gegen den Klimawandel.

Weltweit ist man sich den tiefgreifenden Veränderungen bewusst, welche durch eine Umstellung hin zu einer nachhaltigen Entwicklung entstehen. Im Veränderungsprozess geht es vor allem darum, das Wachstum wirtschaftlicher Verantwortlichkeit, eine gerechte Reichtumsverteilung und dem Kampf gegen den Klimawandel zu verbinden. Aus dieser Sicht werden die erneuerbaren Energien - sauber und unerschöpflich - schrittweise die fossilen Energieträger übernehmen. Sie ermöglichen sowohl die langfristige Sicherstellung der Energieversorgung in der Welt als auch die Bekämpfung des Klimawandels.

Im Jahr 2015 werden Sie die zweitwichtigste Quelle für die Stromerzeugung nach Kohle und Erdgas werden. Erneuerbare Energien haben in den letzten Jahren einen Bedeutungsanstieg zu verzeichnen, insbesondere die Sonnenenergie, welche seit 1996 einen Anstieg von 22 % pro Jahr erlebte. Sie wird einen schnellen technologischen Fortschritt und ein beschleunigtes Wachstum mit sich bringen. Zudem wird sie zu einer Verbreitung der erneuerbarer Energien beitragen, die bis heute nur für die Industrie- und Schwellenländer Indien und China zugänglich war.

Die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien, außer großer Wasserkraftanlagen, haben sich seit 2004 auf 120 Mrd. USD in 2008 versechsfacht. Die Entwicklung der erneuerbaren Energien ist aktuell aufgrund der hohen Investitionskosten im Vergleich zu herkömmlichen Brennstoffen vom politischen Willen des Staates abhängig. Dank der zu erwartenden technologischen Fortschritte, werden sie mittel- und langfristig wettbewerbsfähiger sein und auf diese Weise ohne Subvention auskommen.

Auf nationaler Ebene wird Marokko in den kommenden Jahren in seiner wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einen großen Sprung nach vorne machen. Grund hierfür sind die Umsetzung von Großprojekten, die bereits im Gange oder noch in Planung sind, wie in den Bereichen der Landwirtschaft, Industrie, Infrastruktur, Tourismus und Bevölkerung. Dieses beispiellose Wachstum wird die wachsende Nachfrage nach verschiedenen Formen der Energie in einem Tempo von 5 % pro Jahr im Durchschnitt zur Auswirkung haben. Die bis jetzt vorhandene Kapazität wird sich bis 2020 verdreifachen. Der Anteil an erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieversorgung wird dann bei 42 % statt 26 % im Jahr 2008 liegen.

Das Projekt wird als ehrgeiziges, realistisches und integriertes Projekt angesehen, weshalb die Notwendigkeit besteht, dass technische Bedingungen im finanziellen und institutionellen Sektor erreicht werden müssen, um einen Erfolg zu garantieren. In technischer Hinsicht werden in dem Projekt die modernsten verfügbaren Technologien genutzt, während eine ständige Überwachung stattfindet, um die erwartete Entwicklung zu verfolgen.

Dezentrale Energieversorgung der ländlichen Gebiete durch Windkraft In einem Pilotprojekt hat die ONEE 71 Haushalte des Dorfes Moulay Bouzerktoune mit Hilfe eines Windkraftrades mit einer Leistung von 15 kW elektrifiziert. Außerdem wurden 52 weitere Haushalte des Dorfes Sidi Kaouki in der Provinz Essaouira durch 2 kleine Windkrafträder mit einer Kapazität von jeweils 25 kW mit Strom versorgt.

Aufgrund der Erfahrungen mit diesem Pilotprojekt hat die ONE in Kooperation mit ADEREE und der französischen Firma Vergnet eine Studie erstellt, die die Möglichkeiten der Elektrifizierung einzelner Dörfer durch Windkraft aufzeigen. Angesichts der Resultate

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der Studie hat die ONEE 9 Dörfer in der Region Essaouira, Sagi und Agadir ausgewählt, die durch Windkraft elektrifiziert werden sollen.

Kooperationen, Investitionen und Studien Eine sehr bedeutsame Kooperation ist die ONEE im Dezember 2005 mit der spanischen Gesellschaft Iberdrola eingegangen, um die Entwicklung neuer Windparks in Marokko voranzutreiben. Bei dem Vertrag handelt es sich um ein gemeinsames Abkommen zur Entwicklung von Energieprojekten in Marokko durch Direktinvestitionen, Partnerschaften, Informations- und Technologieaustausch. Iberdrola erhält hiermit die Möglichkeit, die Entwicklung alternativer Energien in Marokko mitzugestalten, indem sie ihre Erfahrung und ihr technologisches Know-how in die Kooperation einbringen. Die ONEE möchte durch die auf fünf Jahre angesetzte Zusammenarbeit seine Politik der Energiesicherheit und -effizienz vorantreiben und verspricht sich darüber hinaus von der Partnerschaft die Entwicklung neuer Produktionstechnologien. Das erste konkrete Objekt der Kooperation ist die Erstellung einer Studie über einen Windpark bei Touahar, nordöstlich der Stadt Fès. Die Kapazität der Anlage soll 60 MW betragen.

Darüber hinaus wurden diverse Studien mit ausländischen Firmen und öffentlichen Institutionen erstellt, indem das Potential einzelner Standorte untersucht wird. Hierzu werden die Windverhältnisse geprüft, Windmessanlagen installiert und die Verwirklichung einzelner Projekte geprüft. Eine der wichtigsten Studien und ebenfalls Grundlage für das Erneuerbare Energien Gesetz Nr. 13-09 ist die von der GIZ (ex GTZ) im Dezember 2007 veröffentlichte Studie über den organisatorischen, institutionellen und rechtlichen Rahmen für die Förderung der Erneuerbaren Energien in Marokko (Etude sur le cadre organisationnel, institutionnel et législatif pour la promotion des eneregies renouvelables).

Die ehrgeizigen Ausbaupläne der Regierung erfordern Investitionen in einer Größenordnung von 5 Mrd. €, allein im Sektor der Windenergie, bis zum Jahr 2020. Dementsprechend wird daran gearbeitet die privaten Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Momentan beruht der Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem auf bilateralen und internationalen Kooperationen, sowie Geldern aus multilateralen Organisationen.

Weitere umfangreiche Studien für Windparks mit hohen Windgeschwindigkeiten sind in Zusammenarbeit zwischen der ADEREE und privaten Investoren in Bearbeitung.

3.1.3 Rahmenbedingungen

Die ADEREE tritt als Operator auf und bietet Unternehmen speziell im Rahmen der Windenergie ihre Unterstützung bei der Auswahl von Standorten für die Entwicklung von Windprojekten an. Das Spektrum umfasst dabei u.a. Projekte zur ländlichen Elektrifizierung, Konfiguration von Windparks und windkraftbetriebenen Wasserkraftanalgen. Sie steht den Unternehmen dabei als technischer Berater zur Verfügung, berät bei der Standort- und Ausrüstungswahl, bearbeitet Ausschreibungen und begleitet bei der technischen Umsetzung von Projekten.

Die bereits errichteten und noch in Planung befindlichen Messstationen von ADEREE geben Aufschluss über technisch notwenige Daten und sind an internationale Normen angepasst. Ein weiterer Service ist die Begleitung von Investoren ab der Entwicklung bis hin zur Montage der Windparks, sie organisiert Weiterbildungen für Interessierte, Führungskräfte und Techniker von nationalen und internationalen Einrichtungen. Zuletzt unterstützt Sie ebenfalls Studienabgänger an Fachhochschulen und Universitäten.

3.1.4 Ausblick und Zukunftspotential

Marktchancen deutscher Technologien und Zielmarktberatung Deutschland nimmt seit den 90er Jahren eine Vorreiterstellung bei der Nutzung und dem Ausbau der Windenergie ein. Getragen durch einen politischen Willen gibt es seit den 80er Jahren eine gleichmäßige Weiterentwicklung in der Windkrafttechnologie welche dazu geführt hat, dass Deutschland mit 22.247 MW über die weltweit größte installierte Windenergiekapazität verfügt. 102 Damit ist

102 World Wind Energy Association; www.wwindea.org/home/index.php; Stand 24.3.2008

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Deutschland nicht nur der weltweit größte Markt für Windkraftanlagen, sondern auch Technologie- und Qualitätsführer. Die langjährige Erfahrung deutscher Unternehmen beim Bau und Betrieb von Windkraftanlagen, und ihre Innovationsfähigkeit sind weltweit gefragt. So ist die Exportquote der deutschen Windindustrie stetig gestiegen und liegt bei Zulieferern bei 60 %. 103 Die deutsche Spitzentechnologie ist auch in Marokko gefragt: durch die ehrgeizigen Pläne der marokkanischen Regierung, den Anteil der regenerativen Energien - insbesondere den Anteil der Windkraft- zu erhöhen, bietet Marokko sehr viele Möglichkeiten der Kooperation in diesem Sektor. Zudem kann die bisher gewonnene Erfahrung deutscher Unternehmen, gerade im Windenergiesektor und Offshore-Windkraftanlagenbau, zu einer Vertiefung der deutsch-marokkanischen Wirtschaftszusammenarbeit beitragen.

Herausforderungen und Möglichkeiten Angesichts des steigenden nationalen Energiebedarfs und der damit anwachsenden Rohstoffimporte, die auf dem Weltmarkt zu immer höheren Preisen gehandelt werden, ist es ein zentrales Anliegen des Königreich Marokkos seine Energieversorgung langfristig auf ökonomisch und ökologisch sinnvolle Weise sicherzustellen. In diesem Zusammenhang restrukturiert die marokkanische Regierung seit den 90ern den Energiesektor und verfolgt neben der Liberalisierung des Energiemarktes eine Diversifizierung der Energieträger. Letzteres geht mit einer Politik der Förderung der erneuerbaren Energien einher, um die nationalen Ressourcen, die im Bereich der Energiegewinnung durch Biomasse, Sonne und Wind bestehen, bestmöglich zu nutzen.

Jede der drei Alternativen zur Energiegewinnung hat großes Potenzial in Marokko und je nach Gegebenheit ist der Einsatz einer bestimmten Technologie vorteilhaft. Windenergie kann durch die Installation von Parks im großen Stil zur Versorgung privater Haushalte mit elektrischer Energie genutzt werden, aber auch die die autarke Stromgewinnung von Unternehmen durch firmeneigene Windanlagen wird sich in den nächsten Jahren stark erhöhen.

Das Land verfügt über optimale Standortvoraussetzungen für die Energiegewinnung aus Wind. Um diese Energieform allerdings noch stärker zu fördern bedarf es besserer politischer Rahmenbedingungen, durch die die Investitionen in diesem Bereich erhöht werden, weitergehender Liberalisierungsmaßnahmen im Stromsektor und Regelungen, die detailliert die Produktion von Strom durch erneuerbare Energien fördern. Durch die Ratifizierung des Gesetzes über die erneuerbaren Energien wurde mehr Rechtssicherheit geschaffen. Nichtsdestotrotz bleibt dem Gesetzgeber noch einiges an Arbeit, um ausländischen Firmen bei Investitionen oder Beteiligung den nötigen rechtlichen Rahmen zu bieten.

Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum führt unweigerlich zu einem immer stärker ansteigenden Energieverbrauch. Da sich die marokkanische Regierung der Nutzung erneuerbarer Energie verschrieben hat, bieten sich hier langfristig große Chancen für deutsche Unternehmen: Die Vielzahl potentialstarker Orte zur Realisierung von Energieprojekten, der starke Anstieg des Energiebedarfs in Marokko, die positiven Effekte auf die Investitionstätigkeit im Land, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Reduktion der Ölimporte und nicht zuletzt der Schutz der Umwelt, sind die Trümpfe Marokkos, die es zu nutzen gilt, um die Installation von Anlagen zur Nutzung der regenerativen Energien und ihre Eingliederung in das nationale Stromnetz in Zukunft weiter auszubauen.

Windmessungen Im Jahr 1986 wurde das erste Mal ein Windatlas veröffentlicht, der in den Jahren 1995 und 2008 aktualisiert wurde. Alleine für die bestehenden Auflagen des Atlas wurden 67 Messstationen für die Windkraftmessung zwischen 1989 und 2011 installiert. Im Rahmen des Programmes zur Ermittlung von Windvorkommen der ADEREE folgen weitere Stationen.

Die Messstationen der Windgeschwindigkeiten befinden sich in Höhe von 60 m und haben je drei bis vier Anemometer, welche durch deutsche Spezialisten kalibriert werden, sowie zwei Windfahnen. Weiterer Bestandteil sind Messapparate für Druck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie Datalogger mit einer Speicherkapazität von einem Jahr.

103 Renewables-Made-in-Germany; www.renewables-made-in-germany.com

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Standort 104 Windstärke m/s Essaouira 8,92 Laayoune 9,23 Tanger 9,0 Tarfaya 7,69 Taza 7,75 Tétouan 10,95 Tabelle 22: Durchschnittliche Windstärken an ausgewählten Orten

Abbildung 34: Messstation von ADEREE in Lamkhalif (Essaouira) 105

104 Windmessung durch Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Stand 2010 105 ADEREE, www.aderee.ma

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Abbildung 35: Windgeschwindigkeiten in Marokko 106

3.1.5 Referenzprojekte

Bisherige Projekte und ihre Verwirklichung In dem Land an der Küste Nordafrikas können verschiedene Einsatzmöglichkeiten für Windenergie identifiziert werden. Sicherlich an erster Stelle stehen kommerziell betriebene Windparks, deren Leistung in das regionale Stromnetz eingespeist wird. Im Weiteren sind kleine Windanlagen für den lokalen Gebrauch vorstellbar. Vom Gesetzgeber wird hier bisher noch eine Höchstleistung von 50 MW vorgeschrieben. Allerdings ist festzuhalten, dass dieser Wert von 10 MW angehoben wurde; eine weitere Liberalisierung deutet sich dementsprechend an.

Genutzt werden können diese Kleinanlagen sowohl von Privatpersonen, lokalen Körperschaften als auch von Unternehmen. Im Rahmen dezentraler Elektrifizierungsmaßnahmen werden so bei Tétouan eine Zementfabrik, in Essaouira eine Moschee und eine Schule, durch Klein- Windkraftanlagen mit Strom versorgt. Ein Gesetz welches eine weitere Liberalisierung des Strommarktes vorsieht, unter besonderer Förderung der erneuerbaren Energien ähnlich dem deutschen Erneuerbaren-Energien-Gesetz, wurde vom Parlament 2010 ratifiziert.

106 ADEREE, www.aderee.ma

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Windpark Installierte Leistung Jährliche Status Hersteller Betreiber/ Investitions- Leistung per Produktion Eigentümer kosten (MW) Windrad (GWh) (kW) El Koudia El Baida 50,4 600 225 in Betrieb Vestas CED- 51 Mio. € Tétouan seit Theolia/ 08/2000 ONE El Koudia El Baida 3,5 k.A. 12 in Betrieb k.A. ONEE 5,5 Mio. € Tétouan seit (60 Mio. Dh 12/2000 Amogdoul 60 850-1.500 200 in Betrieb Gamesa ONEE 75 Mio. € Essaouira/Cap Sim seit (750 Mio. 04/2008 Dh) Dahr Saadane 140 850 536 in Betrieb Gamesa ONEE 250 Mio. € (Tanger Farm) seit 2010 Tanger Zementfabrik 5 850 kW 16 in Betrieb Gamesa Ciment du 9,1 Mio. € Ciment du seit Maroc (100 Mio. Maroc/Indusaha 21.10.2011 Dh) Laâyoune Taza 102 850 170 in Betrieb Ecotecnia/Als ONEE k.A. Touahar seit 2009 tom YNNA Bio Power 50 k.A. 125 in Betrieb k.A. Ynna Bio 27 Mio. € Tanger seit 2010 Power (300 Mio. Tanger DH) YNNA Bio Power 20 k.A. k.A. in Betrieb k.A. Ynna Bio ~ 65 Mio. € Essouaira seit 2010 Power (700 Mio. Essaouira DH) Zementfabrik 32 850, 115 in Betrieb Gamesa Lafarge 44 Mio. € Lafarge (2005: 10, 2.000 seit Ciments Tétouan 2008: 10, 05/2005 2009: 12) Meerwasserentsalz 10 500 25 in Betrieb k.A. ONEE ~ 30 Mio. € ungsanlage Tan (voraus. 2015 seit 2007 Tan erreicht) Sidi el Gran Akhfenir 200 850 600 im Bau Nareva/Intern ONEE ~ 280 Mio. € Tarfaya (auf 300 (auf 900 befindlich ational Power erweiterbar) erweiterbar) (2012) Laâyoune 240 500 601 im Bau Widemag Widemag k.A. Laâyoune befindlich (2012) Foum El Oued 200 k.A. 500 im Bau u.a. Siemens ONEE k.A. Timjichte befindlich (2011) Tangier Industrial 20 k.A. k.A. im Bau k.A. Tangier k.A. Park, Dalla I+II) (je 2x10) befindlich Industrial Tanger (2007) Tabelle 23: Übersicht bestehender Windparks 107

107 Eigene Zusammenstellung

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Windpark El Koudia El Baïda (auch Abdelkhalek Torress) Der Windpark von El Koudia El Baïda, der durch seine Lage im gleichnamigen Becken auch Abdelkhalek Torress genannt wird, war der erste große Windpark in Marokko und hat dementsprechend als Pilotprojekt einen wichtigen Beitrag zur Erschließung der erneuerbaren Energien geleistet. Nach der Durchführung einer Machbarkeitsstudie durch ein deutsches Ingenieurbüro in den Jahren 1993 und 1994 wurde mit dem Bau der Anlage, die sich in der Nähe der Stadt Fnidek in der Provinz von Tétouan im Norden des Landes befindet, begonnen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Winde am Standort und ihre Richtungen es erlauben, die Windanlagen in kurzen Abständen voneinander aufzustellen. In Betrieb genommen wurde der Park als Pilotprojekt im August des Jahres 2000. Mit einer in neun Metern Höhe gemessenen mittleren Windgeschwindigkeit von 10,95 m/s, herrschen an dem südlich von Gibraltar gelegenen Standort sehr günstige Bedingungen, im Vergleich dazu gibt es in den Windparkanlagen Europas lediglich eine mittlere Windstärke von 5,5 bis 9,5 m/s. Insgesamt erfolgte die Installation von 84 Generatoren der dänischen Marke Vestas mit einer Leistung von 600 kW, wodurch eine Kapazität von insgesamt 50,4 MW und eine durchschnittliche Jahresproduktion von 225 GWh/pro Jahr erreicht wird. Dies entspricht einem Anteil von 1,4 % des Stromverbrauchs des Landes und genügt für die Versorgung von ca. 400.000 Personen. 108

Die Finanzierung der Investitionskosten von ca. 560 Mio. Dh wurde durch die Europäische Investitionsbank (EIB) mit 22 Mio. US-$, Proparco mit 15 Mio. US-$, IndoSuez mit 3 Mio. US-$, und Paribas und Germa mit 20 Mio. US-$ gesichert. Nach Fertigstellung der Anlage wurde sie an die ONEE übergeben. Diese vergaben an den Betreiber eine Konzession von 20 Jahren, in denen die ONEE lediglich die produzierte Kilowattstunde bezahlt. Danach geht der Park an die ONEE über. 109

El Koudia El Baïda (Tétouan) Installierte Leistung 50,4 MW Windkraftanlage 84 Vestas 600 kW Geschätzte Produktion 195 GWh/Jahr (2005) Mittlere Windgeschwindigkeit (40 m) 11 m/s Windmessungen durch ADEREE Betreiber CED (EDF-Germa, F), aktuell durch Theolia (F) übernommen Datum Inbetriebnahme August 2000 Projektkosten 560 Mio. Dh (ca. 51 Mio. €) Tabelle 24: Datenblatt Windpark El Koudia El Baïda 110

Abbildung 36: Windpark El Koudia El Baïda 111

108 L‘économiste: 18.9.2007, EDF cède ses parts à Theolia 109 ONEE: Notes d’Information sur les Projets MDP – Maroc Parc Eolien Abdelkhalek Torres 110 Eigene Zusammenstellung

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Ebenfalls im Jahr 2000 wurde am gleichen Ort durch die ONEE ein kleiner Windpark errichtet. Die Fertigstellung der Anlage mit einer Leistung von insgesamt 3,5 MW entstand in Kooperation mit deutschen Institutionen. Die Gesamtkosten für den Bau der Anlage, die 12 GWh Energie erzeugt, beliefen sich auf 60 Mio. Dh. Hiervon stellte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an die ONEE ein Darlehen von rund 40 Mio. Dh zur Verfügung. Zum Aufbau der Anlage gehört auch die Einrichtung eines Schulungszentrums, welches den entwicklungspolitischen Einfluss des Projektes auf die wirtschaftliche Ausrichtung des Landes verstärken soll. 112

Windpark Amogdoul (CAP SIM) Der erste Windpark im Süden des Landes ist am Cap Sim, 15 km von der Stadt Essaouira entfernt und wurde im Frühjahr 2008 eröffnet. 113 Das Gelände des Projekts in der Nähe des Dorfes Ouassen erstreckt sich über eine Fläche von etwa 900 ha. Mit einer Gesamtkapazität von 60 MW liegt er etwas über der Kapazität des ersten Windparks bei Tétouan. Mit seiner Jahresproduktivität von durchschnittlich 200 GWh, deckt der Park 0,7 % des marokkanischen Strombedarfs ab. Damit stellt der Park Elektrizität zur Verfügung, die bei einem fossilen Kraftwerk einen CO 2- Ausstoß von 1,5 Mio. t pro Jahr verursachen würde. 114

Installiert wurden Windkraftanlagen mit einer Leistung zwischen 850 kW und 1.500 kW. Die veranschlagte Lebensdauer des Projekts liegt bei 25 Jahren.

Der Auftraggeber des Parks ist die ONEE, betrieben wird er allerdings von der spanischen Firma Gamesa Eolica. Die Installationskosten der Anlage belaufen sich auf rund 790 Mio. Dh, wovon 50 Mio. € von der deutschen KfW finanziert werden. Die restlichen Kosten werden von der ONEE getragen, welche wiederum Investoren sucht.

Ein weiterer Windpark nahe Essaouira mit einer Kapazität von 200 MW ist in Jbel Lahdid geplant.

Abbildung 37: Windpark Amogdoul 115

111 ADEREE, www.aderee.ma, Stand 2007 112 CDER (jetzt ADEREE) – Note sur l’Energie Eolienne au Maroc, Februar 2006 113 Des pistes pour développer l‘énergie éolienne; L‘économiste: 11.05.2007 114 ONEE: Notes d’Information sur les Projets MDP – Parc Eolien d’Essaouira 115 ADEREE, www.aderee.ma

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Amogdoul – Cap Sim (Essaouira) Installierte Leistung 60 MW Windkraftanlage 71 Gamesa G52-850 kW Geschätzte Produktion 210 GWh/Jahr Mittlere Windgeschwindigkeit (40 m) 9,45 m/s Machbarkeitsstudie durch ADEREE Realisation ONE Datum Inbetriebnahme April 2008 Projektkosten 800 Mio. Dh (72 Mio. €) Tabelle 25: Datenblatt Windpark Amogdoul 116

Windpark Tanger Der größte Windpark Afrikas steht derzeit im Norden des Landes bei Tanger. Er besteht aus den beiden Standorten Sendouk (65 MW, noch im Bau) und Dhar Saadane (75 MW) bestehen, und insgesamt eine Gesamtkapazität von 140 MW besitzen, dies entspricht einer durchschnittlichen Jahresproduktivität von 526,5 GWh. 117 Die Zahlen basieren auf erwarteten durchschnittlichen Windstärken von 9 m/s. Vorgesehen ist die Installation von 165 Windrädern mit einer Leistung von jeweils 850 kW.

Nach einer ergebnislosen internationalen Ausschreibung hat sich die ONEE im Februar 2003 entschlossen, den Windpark in Tanger, mit dem spanischen Partner Gamesa in Eigenregie zu bauen. Die kalkulierten Investitionen des Projekts belaufen sich auf rund 250 Millionen € und wird durch Kredite der European Investment Bank (80 Mio. €) und der KfW (50 Mio. €), sowie von ONEE 118 finanziert. Mit dem Bau der Anlage wurde 2007 begonnen, 2010 wurde die Windfarm ans Netz angeschlossen, wodurch eine CO 2- Reduktion von 470.000 t pro Jahr erreicht wird.

Aktuell ist der Windpark Tanger II in Planung. Es soll mit einer Leistung von 150 MW ans Netz angeschlossen werden.

Dhar Saadane (Tanger) Installierte Leistung 140 MW Windkraftanlage 165 Gamesa 850 kW Geschätzte Produktion 526 GWh/Jahr Mittlere Windgeschwindigkeit (40 m) 9 m/s Windmessungen durch ADEREE Realisation durch ONE Datum Inbetriebnahme 2010 Projektkosten 2.750 Mio. Dh (250 Mio. €) Tabelle 26: Datenblatt Windpark Dhar Saadane 119

Zementfabrik „Lafarge“ mit Windpark Im Mai 2005 hat die Zementfabrik Lafarge bei Tétouan im Norden Marokkos ihren eigenen Windpark in Betrieb genommen. Hiermit ist sie die weltweit erste Zementfabrik mit einer eigenen Windanlage. Verwirklicht wurde der Park, nachdem bei den eineinhalb Jahre andauernden Planungen und Studien zur neuen Zementfabrik hohe Windvorkommen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 9 und 11m/s bei durchschnittlichen Windstärken von 9,7 m/s festgestellt wurden.

116 Eigene Zusammenstellung 117 ONE; www.one.org.ma, Stand 18.3.2008 118 L‘économiste: Énergies renouvelables: 20 % en 2020 ?, 13.7.2007 119 Eigene Zusammenstellung

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Die aus 12 Windrädern bestehende Anlage, die etwa 60 km nord-östlich von Tétouan in der Kommune Semsa gelegen ist, hat eine Leistung von je 850 kW bei einer Jahresproduktivität von 42,3 GWh. Rund 50 % des Energiebedarfs der Fabrik können hiermit gedeckt werden. Gleichzeitig kann die CO 2-Emission um 88.000 t pro Jahr reduziert werden. Aufgrund der bisher bestehenden gesetzlichen Vorschriften war die Leistung des Parks zunächst auf 10 MW begrenzt. 120 Mit dieser installierten Leistung wurde die zulässige Obergrenze für die private Produktion von Energie eingehalten. Die Gesamtkosten des Parks belaufen sich auf rund 108 Mio. Dh. 121 Mit der Gesetzesänderung und der damit erreichten Erweiterung der Maximalkapazität für Selbstversorger auf 50 MW hat der Betreiber Lafarge beschlossen, die Produktion schrittweise auszuweiten. Entsprechend wurden im Jahre 2008 und 2009 die Kapazitäten auf insgesamt 32 MW erhöht.

Abbildung 38: Windpark der Zementfabrik Lafarge 122

Mit der ONEE wurde ein Vertrag für die Einspeisung des durch die Fabrik nicht genutzten Stroms geschlossen. Als erstes Projekt in Marokko wurde die Anlage im September 2005 als so genanntes MDP-Projekt (Mecanisme du Développement Propre) nach der „United Nations Framework Convention on Climate Change“ registriert.

Lafarge (Tétouan) Installierte Leistung 32 MW Windkraftanlage 10 MW (09/2005: 12 x 850 kW) 10 MW (09/2008: 5 x 2 MW) 12 MW (06/2009: 6 x 2 MW) Geschätzte Produktion 38 GWh/Jahr (2005) und 77 GWh/Jahr (2009) Datum Inbetriebnahme September 2005 (10 MW), September 2008 (10 MW), Juni 2009 (12 MW) Projektkosten 110 Mio. Dh (Tétouan) und 386 Mio. Dh (Casablanca)

Emissionsverminderung 88.000 t CO 2/Jahr Tabelle 27: Datenblatt Windpark Lafarge 123

120 www.lafarge.ma/lafarge/fr/actualite/DetailActualite.jsp?id=1240 121 ONEE: Notes d’Information sur les Projets MDP Maroc– Réalisation d’un parc Eolien de 10,2 MW sur le site de la nouvelle cimenterie Tétouan II 122 ADEREE, www.aderee.ma 123 Eigene Zusammenstellung

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Zementfabrik „Ciments du Maroc“ mit Windpark Am 21.10.2011 wurde der Windpark Indusaha durch die Zementfabrik Ciment du Maroc, zur Gruppe Italcementi gehörend, eingeweiht. Die aus 6 Windrädern bestehende Anlage, bei Laâyoune gelegen, hat eine Leistung von je 850 kW bei einer Jahresproduktivität von 16 GWh. Der Energieverbrauch der Fabrik liegt bei 12 GWh/ Jahr. Gleichzeitig kann die CO 2-Emission um 11.800 t pro Jahr reduziert werden.

Abbildung 39: Windpark der Zementfabrik Ciments du Maroc 124

Ciment du Maroc – Indusaha (Laâyoune) Installierte Leistung 5,1 MW Windkraftanlage 6 Gamesa 850 kW Geschätzte Produktion 16 GWh/Jahr Datum Inbetriebnahme 21.10.2011 Projektkosten 100 Mio. Dh (9,1 Mio. €)

Emissionsverminderung 88.000 t CO 2/Jahr Tabelle 28: Datenblatt Windpark Ciment du Maroc 125

Die Meerwasserentsalzungsanlage bei Tan Tan Das Projekt Tan Tan besteht aus der Errichtung einer Meerwasserentsalzungsanlage, die das Trinkwasserversorgungssystem der Stadt Tan Tan ergänzen und stärken soll. Die Nominalkapazität der Anlage liegt bei 110 l/s liegen und wurde in zwei Phasen eingerichtet. 70 l/s wurden bereits Jahr 2006 installiert, weitere 40 l/s folgten im Jahr 2010. Für den Betrieb der Anlage werden nach Berechnungen 14 GWh pro Jahr für die erste und noch einmal 25 GWh pro Jahr für die zweite Phase ab dem Jahr 2010 benötigt.

Der Auftraggeber der Anlage, die Office National de l’Eau Potable (ONEP) hat schon bei Projektbeginn beschlossen einen Windpark zu errichten, der genügend Leistung erbringt, um die gesamte Anlage bei ihrer endgültigen Fertigstellung vollständig mit Elektrizität zu versorgen. Der Park ist in das nationale Stromnetz

124 ADEREE, www.aderee.ma 125 Eigene Zusammenstellung

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integriert, um sowohl Über- als auch Unterproduktionen auffangen zu können. Die installierte Kapazität des Parks – gemäß den regionalen Windverhältnissen von ca. 26 % Windlast – liegt bei 10 MW, wobei diese Auslastung bis 2015 schrittweise erreicht werden soll.

Die Installationskosten des Windparks liegen bei 36 Mio. US-$, die Gesamtkosten der Entsalzungs-anlage bei insgesamt 165 Mio. US-$. Die Betriebskosten betragen 9,2 Mio. US-$ pro Jahr, wobei die ONEP eine Lebensdauer der Anlage von 40 Jahren veranschlagt. Finanziert wird die Anlage vollständig von der ONEP, Förderungen oder Hilfszahlungen in der Form des Aides aux Programmes de Développement (APD) oder des Fonds pour l’Environnement Mondial (FEM) sind nicht vorgesehen.

Windpark Taza Der Bau des Windparks von Taza, mit einer Kapazität von 150 MW, wurde nach der Realisation des Parks Koudia El Baida und dem Beginn der Arbeiten an den Parks in Essaouira und Tanger in Angriff genommen. In der Gebirgsregion Touahar gibt es durchschnittlichen Windstärken von 7,7 m/s. Bei einer Leistung von 850 kW je Windrad, beträgt die installierte Kapazität insgesamt jährlich etwa 170 GWh Strom.

Im Jahr 2009 wurde der Windpark, dessen Kosten in Höhe von 82,5 Mio. US-$ vollständig von der ONEE getragen werden, fertig gestellt und in Betrieb genommen. Seine Lebensdauer ist auf 25 Jahre angelegt.126

Windparks in Konstruktion

Windpark Akhfenir Mit einer geplanten Kapazität von 300 MW und 131 Windrädern ist mit dem Windpark in Tarfaya der bisher größte Windpark Marokkos geplant. Er wird im Süden des Landes zwischen Tah und Taraya entstehen und im Jahr durchschnittlich 900 GWh produzieren. Getragen wird der Windpark von dem Firmenkonsortium Chadbourne&Park, Garrad Hassan und HSBC+BMCE Conseil. Durch den Windpark können 750.000 tCO 2- Ausstoß pro Jahr vermieden werden. Mit der Konstruktion wurde 2013 begonnen.

Die Unternehmen International Power (UK) und Nareva Holding (Marokko) wurden mit der Errichtung des Windsparks von der ONEE beauftragt. Die Investitionen belaufen sich auf ca. 450 Millionen Euro, die zu 80% von marokkanischen Banken finanziert werden.

Sendouk Windpark Aufgrund der außerordentlich günstigen Lage im Norden Marokkos hat die ONEE beschlossen, einen weiteren Windpark in der Region Tanger zu errichten. Mit einer geplanten Kapazität von 65 MW handelt es sich um ein eher kleines Vorhaben, verglichen mit Großprojekten wie etwa in Tarfaya. Insgesamt soll der Sendouk Windpark eine Kapazität von 162 GWh im Jahr aufweisen – der Anschluss an das Netz war für 2011 vorgesehen.

Laâyoune Windpark Der Windpark in Laâyoune stellt ein weiteres Großprojekt der „Initiative 1.000 MW“ dar. Mit einer jährlichen Maximalkapazität von 601 GWh und einer Leistung 300 MW ist es ein weiteres Signal für die Überzeugung der marokkanischen Regierung, erneuerbare Energien zu ihrer Priorität zu machen. Die Fertigstellung des Projekts war ursprünglich für 2012 vorgesehen. Gebaut und betrieben wird die Anlage durch das deutsche Unternehmen Widemag, der von der ONEE die Konzession zum Betrieb erhalten hat.

126 ONEE: Notes d’Information sur les Projets MDP Maroc – Parc Eolien de Taza

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Foum El Oued Windpark Auch dieser Windpark wird in der Nähe der Stadt Laâyoune errichtet. Mit einer jährlichen Gesamtkapazität von 500 GWh bei einer Leistung von 200 MW ist er etwas kleiner als der oben genannte Laâyoune Windpark. Das Projekt, an welchem u.a. Siemens beteiligt ist, sollte ursprünglich 2011 fertig gestellt sein und ans Netz gehen.

Windparks in Planung

Windpark Taza II In Taza soll ein weiterer Windpark mit einer Kapazität von 150 MW errichtet werden. Die Anlage soll dieses Jahr ans Netz angeschlossen werden.

El Koudia El Baida II Auch der Windpark El Koudia El Baida im Norden des Landes soll erweitert werden. Dabei handelt es sich teilweise um Modernisierungsmaßnahmen des ältesten Windparks in Marokko (2000), teilweise um eine Erweiterung der Anlage. So sollen 50 MW an Zusatzleistung durch den Einbau leistungsstärkerer Maschinen auf die bestehenden Masten erreicht werden, weitere 200 MW durch die Errichtung neuer Masten. Insgesamt wird die Anlage eine Leistung von 300 MW erreichen. Nach Beendigung der Arbeiten soll eine Produktion von 1.100 GWh jährlich erreicht werden. Dabei sind die Voraussetzungen in der Region besonders vorteilhaft: die Windgeschwindigkeit erreicht durchschnittlich 10,9 m/s, was Koudia El Baida zu einem der attraktivsten Standorte in Marokko macht.

Mit der Umsetzung beauftragt ist der französische Konzern Theolia, der auch den Betrieb der Anlage zur 80% übernehmen wird. Die anderen 20 % werden von der ONEE betrieben. Als Kosten für die Modernisierung und Erweiterung sind etwa 46 Mio. € veranschlagt.

Windpark Boujdour Die Windanlage in Boujdour ist das dritte Großprojekt zur Integration der Westsahara in die marokkanische Energielandschaft. Die Anlage hat eine geplante Leistung von 100 MW, bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 8,4 m/s soll eine jährliche Produktion von 325 GWh erreicht werden.

Windpark Tiskrad Der Windpark Tiskrad ist das dritte Großprojekt in der Region von Laâyoune. Geplant ist die Errichtung einer Windanlage mit einer Gesamtkapazität von 300 MW, welche eine jährliche Produktion von 1.000 GWh erreichen soll. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit liegt bei 8,45 m/s.

3.2 Solarenergie

3.2.1 Definition 127 Solarenergie kann auf vielfältige Art und Weise genutzt werden. Die aus Sonnenlicht gewonnene Energie lässt sich durch Photovoltaikanlagen in elektrischen Strom umwandeln, oder durch solarthermische Anlagen zur Erwärmung von Wasser nutzen. Solarthermieanlagen können auch zur Kühlung genutzt werden.

127 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, www.erneuerbare-energien.de/die- themen/solarenergie/kurzinfo/

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3.2.2 Entwicklungsstand Marokko gilt hinsichtlich des Ausbaus Erneuerbarer Energien, insbesondere der Solarenergie als Katalysator in Nordafrika.

Die durchschnittliche Sonnenscheindauer in Marokko liegt im Süden bei ca. 3.000 und im Norden bei 2.800 Sonnenstunden im Jahr. Die Sonneneinstrahlung erreicht je nach Region eine Stärke von mindestens 4,66 kWh/m 2 bis 5,85 kWh/m 2. Marokko besitzt somit exzellente Grundlagen für die Produktion von Solarenergie. Hauptabnehmer für Solarenergie wären Privathaushalte und die Landwirtschaft, allerdings existiert ein Finanzierungs- und Bewusstseinsproblem. Beim heutigen Strompreis sind die meisten Photovoltaikmodule ökonomisch rentabel. Auch für die niedrigste Tarifklasse der PV Module wird erwartet, dass sie bis 2015 rentabler sein werden, als der Stromkauf.

Diese und andere Faktoren machen eine politische Umgestaltung des Energiemarktes und eine weitere Forcierung der Erneuerbare Energienpolitik unabdingbar. Spätestens seit Destertec ist die Solarenergie ins Zentrum der Aufmerksamkeit der marokkanischen Energiemarktpolitik gerückt. Inzwischen ist jedoch nicht der Stromexport, sondern die Deckung des Eigenbedarfs Hauptanliegen der Regierung. Bis 2020 soll die Solarenergie einen Anteil von 14 % an der Produktionsgesamtkapazität ausmachen. Für den Ausbau der Solarenergie und die Erreichung der Ziele bis 2020 wurde der „Plan Solaire Marocain“ ins Leben gerufen. Zwischen 2015 und 2020 sollen fünf Solarthermiekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 2.000 MW gebaut werden. In Quarzazate entsteht derzeit mit einer voraussichtlichen Leistung von 500 MW das größte Solarkraftwerk der Welt. Damit könnten ca. 3,7 Mio. t CO 2 pro Jahr eingespart und eine jährliche Produktionskapazität von ca. 4.500 GWh erreicht werden.Weitere Ausschreibungen für den Ausbau von Solarthermiekraftwerken mit einer angepeilten Gesamtkapazität von 1.100 MW werden für den Verlauf dieses Jahres erwartet.

Auch im Bereich des Nieder- und Mittelspannungsnetzes sind höhere Produktionskapazitäten möglich, sobald die Einspeisegesetze etabliert werden. Für Privatanbieter soll der Strommarkt weiter liberalisiert werden. Durch die Ausweitung der Solarenergieanlagen könnte Marokko seine Abhängigkeit vom Energietransport reduzieren und somit enorme Einsparungen verzeichnen.

Marokkanischer Solarplan (Plan marocain solaire thermique) Am 2. November 2009 wurde der marokkanische Solarplan zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie in Ouarzazate verabschiedet. Dieser Schritt bezieht sich auf die nationale Strategie einer nachhaltigen Entwicklung und, mit hoher Priorität, die Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien.

Ziel des Projektes ist die Stromerzeugung in 2020 aus Solarenergie mit einer Gesamtleistung von 2.000 MW in fünf Standorten: Ouarzazate, Ain Beni Mathar, Foum Al Oued, Boujdour und Sebkhat Tah. Dieser Wert repräsentiert 38 % der aktuell bestehenden Leistung in 2008, in 2009 wären es 32 % der Gesamtleistung. Bis zum Jahr 2020 wird Strom aus Solarenergie 14 % der gesamten Energienachfrage von 14.755 MW decken.

Mit diesem Projekt wurden ehrgeizige Ziele gesetzt, unter Berücksichtigung der Gegebenheiten, sind diese jedoch durchaus erreichbar. Marokko hat ein gutes Potential durch seine Lage und die vorhandene Sonneneinstrahlung: die mittlere Tageseinstrahlung liegt bei 5 kWh/m2 und pro Jahr bei 3.000 Sonnenstunden. Nicht zu vergessen ist die gute strategisch gelegene Position im Mittelpunkt von Energiekreuzungen, um an der weltweiten Plattform für den Energieaustausch zwischen den Ländern des Mittelmeerraumes, dank der gut ausgebauten Verbindung mit Spanien und Algerien, teilzuhaben. Regionale Projekte, wie der Mittelmeer-Solarplan und der Entwurf der Initiative Desertec fördern die Synergien in der Entwicklung von Solarenergie im europäischen Mittelmeerraum. Durch Großprojekte wie der Tiefseehafen Tanger Med sowie diverse große Kraftwerke zeigen, dass Marokko in der Lage ist, solche Ziele umzusetzen.

Das Projekt wird als ehrgeiziges, realistisches und integriertes Projekt angesehen, weshalb die Notwendigkeit besteht, dass technische Bedingungen im finanziellen und institutionellen Sektor erreicht werden müssen, um einen Erfolg zu garantieren. In technischer Hinsicht werden in dem Projekt die modernsten verfügbaren Technologien genutzt, während eine ständige Überwachung stattfindet, um die erwartete Entwicklung zu verfolgen.

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Zur Deckung der geschätzten 9 Mrd. USD Investitionskosten des Projekts werden Gelder aus den Fonds für öffentliche, private, nationale sowie durch ausländische Geldgeber zur Verfügung gestellt.

Abbildung 40: 5 Standorte in Marokko für Solarplan 128

Auf institutioneller Ebene wurde die nationale Agentur MASEN gegründet, die die Durchführung der Solarstrom-Projekte gewährleisten soll. Die operationelle Umsetzung des Projektes wird durch eine öffentlich-private Partnerschaft mit Unterstützung von Marktteilnehmern weltweit renommierter Institutionen durchgeführt. Um die Umsetzung des Projektes zu erleichtern, werden Abkommen mit dem Staat, nationalen und regionalen Behörden abgeschlossen.

Dieses Projekt wird weitere Faktoren mit sich ziehen, darunter die Ausbildung sowie Forschung und Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien. Die Gründung eines Forschungszentrums für Sonnenenergie ist bereits geplant, um die Integration in das nationale System, Ihre Nachhaltigkeit und Auswirkungen auf die Wirtschaft zu gewährleisten und zu verstärken.

Das Projekt zur Gewinnung von Sonnenenergie ermöglicht es Marokko saubere und ergiebige Energien zu produzieren, die die aktuellen Stromimporte und deren Abhängigkeit vom Ausland reduzieren. In Zukunft sollen somit jährlich

1 Mio. TEP Erdöl eingespart und der CO 2 Ausstoß um 3,7 Mio. t verringert werden, was wiederum einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten würde.

128 MASEN, www.masen.org.ma

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Der marokkanische Solarplan im Überblick: • Energieproduktion aus Solarenergie bis 2020: 2.200 MW • Jährliche Produktionskapazität aus Solarstrom: ca. 4.500 GWh • Erwartete Projektausgaben: 70 Mrd. Dh (9 Mrd. USD) • Standorte: 5 ausgewählte Standorte mit einer Gesamtfläche von 10.000 ha • Inbetriebnahme: erste Zentrale in 2015, Gesamtumsetzung bis Ende 2019 • Einsparung von jährlich 1 Mio. TEP

• Vermeidung von 3,7 Mio. t CO 2 pro Jahr

Das Programm Solarthermie für niedrige Temperaturen (Solarthermische Anlagen für Hausdächer) sieht eine Installation von 1,7 Mio. m 2 bis 2020 und 3 Mio. m 2 bis 2030 an solarer Gesamtfläche vor. Die jährliche Wirtschaftlichkeit soll 102,6 TEP (400 MW) in

2020 und 181 kTEP (700 MW) in 2030 betragen. Dadurch kann der CO 2 Ausstoß von 682 kt pro Jahr ab 2020 und ab 2030 1.024 kt pro Jahr verringert werden. Hinzu kommt die Schaffung 920 neuer Arbeitsplätze bis 2020 und ab 2030 1.600 neue Stellen.

Im April dieses Jahres wurde in Casablanca der erste industrielle Solarcluster in Betrieb genommen. Bei der Eröffnung waren internationale Experten, vor allem aus Frankreich und Deutschland vertreten. Der deutsche Botschafter Dr. Michael Witter war zu diesem Anlass ebenfalls anwesend. Das Projekt ist laut MASEN ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Umsetzung des nationalen Solarplans. Auch die privat-öffentliche Zusammenarbeit zwischen zahlreichen marokkanischen Unternehmen, Universitäten und Institutionen veranschauliche die nationale Kompetenz. Abdelkader Amara, Minister für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt, sieht durch das Projekt eine verbesserte nationale Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet. Die Stärkung der Unternehmenstätigkeit und die Integration der Industrie in die nationale Energiestrategie hält er in Anbetracht der politischen Zielsetzungen bis 2020 für besonders wichtig. Die Förderung von Solaranlagen und Bevorzugung von internationalen Experten umfasst ebenfalls einen bedeutenden Teil der nationalen Strategie. 129

3.2.3 Rahmenbedingungen

Förderpolitik und Genehmigungsverfahren Im Hinblick auf Ende 2011 werden im Rahmen des marokkanischen Solarplanes Fördermaßnahmen entwickelt. Aktuell gibt es jedoch, abgesehen von dem Fonds Hassan II, noch keine konkreten finanziellen Unterstützungen oder Rahmen, die einen Investor bei der Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien unterstützen. Mit der Gesetzesänderung des Energieeinspeisegesetzes Nr. 16-08 im November 2008 wurde die Eigenproduktion von Strom von 10 MW auf 50 MW erhöht. Einen Feed-In Tarif gibt es jedoch noch nicht.

Die neue marokkanische Agentur für Solarenergie (MASEN) ist, wie bereits unter Kapitel 2.3 sowie 5.5.1 beschrieben, für die Umsetzung und Zielerreichung des marokkanischen Solarplanes zuständig. Unter diesem Gesichtspunkt bedürfen alle Solarprojekte ab einer Erzeugung von 2 MW einer Genehmigung durch MASEN. Hierdurch soll vor allem sichergestellt werden, dass der im Solarplan geforderte Mehrwert für Marokko gesichert wird.

An dem bereits erschlossenen Standort in Ouarzazate wird zusätzlich ein Forschungsinstitut entstehen, das mit seinen 250 ha für die angewandte Forschung dienen soll. Geplant sind verschiedenste Technologien, die erprobt und entwickelt werden sollen.

Herausforderungen und Möglichkeiten Angesichts des steigenden nationalen Energiebedarfs und der damit anwachsenden Rohstoffimporte, die auf dem Weltmarkt zu immer höheren Preisen gehandelt werden, ist es ein zentrales Anliegen des Königreich Marokkos seine Energieversorgung langfristig auf ökonomisch und ökologisch sinnvolle Weise sicherzustellen. In diesem Zusammenhang restrukturiert die marokkanische Regierung seit den 90ern den Energiesektor und verfolgt neben der Liberalisierung des Energiemarktes eine Diversifizierung der

129 MASEN, www.masen.org.ma

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Energieträger. Letzteres geht mit einer Politik der Förderung der erneuerbaren Energien einher, um die nationalen Ressourcen, die im Bereich der Energiegewinnung durch Biomasse, Sonne und Wind bestehen, bestmöglich zu nutzen.

Jede der drei Alternativen zur Energiegewinnung hat großes Potenzial in Marokko und je nach Gegebenheit ist der Einsatz einer bestimmten Technologie vorteilhaft. Windenergie kann durch die Installation von Parks im großen Stil zur Versorgung privater Haushalte mit elektrischer Energie genutzt werden, aber auch die die autarke Stromgewinnung von Unternehmen durch firmeneigene Windanlagen wird sich in den nächsten Jahren stark erhöhen. Das Potenzial der Solarthermie zur Warmwassergewinnung liegt vor allem im Bereich der dezentralen Nutzung und wird im Moment aufgrund der politischen Zielsetzung insbesondere im ländlichen Bereich installiert. Es ist aber absehbar, dass in naher Zukunft auch private Haushalte in den städtischen Regionen, sowie das Tourismusgewerbe in diese Art der Warmwassergewinnung investieren werden. Die erneuerbare Energie der Biomasse wird in Marokko bisher fast ausschließlich in der traditionellen Weise durch die Verbrennung von Holz genutzt. Ganz neue Möglichkeiten bietet hingegen die Energiegewinnung aus Abfallprodukten über die Entstehung von Biogas. Diese Form der Energieerzeugung steckt in Marokko noch in den Kinderschuhen, allerdings bestehen hier im Zuge des Neubaus mehrerer Kläranlagen und Mülldeponien gute Investitionsmöglichkeiten.

Das Land verfügt über optimale Standortvoraussetzungen für die Energiegewinnung aus Biomasse, Sonne und Wind. Um die drei Energieformen allerdings noch stärker zu fördern bedarf es besserer politischer Rahmenbedingungen durch die die Investitionen in diesem Bereich erhöht werden, weitergehender Liberalisierungsmaßnahmen im Stromsektor und Regelungen, die detailliert die Produktion von Strom durch erneuerbare Energien fördern. Momentan arbeitet die Regierung an einem Gesetz, dass darauf abzielt. Mit der Verabschiedung wird Mitte des Jahres 2008 gerechnet.

Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum führt unweigerlich zu einem immer stärker ansteigenden Energieverbrauch. Da sich die marokkanische Regierung der Nutzung erneuerbarer Energie verschrieben hat, bieten sich hier langfristig große Chancen für deutsche Unternehmen: Die Vielzahl potentialstarker Orte zur Realisierung von Energieprojekten, der starke Anstieg des Energiebedarfs Marokkos, die positiven Effekte auf die Investitionstätigkeit im Land, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Reduktion der Ölimporte und nicht zuletzt der Schutz der Umwelt, sind die Trümpfe Marokkos, die es zu nutzen gilt, um die Installation von Anlagen zur Nutzung der regenerativen Energien und ihre Eingliederung in das nationale Stromnetz in Zukunft weiter zu fördern.

3.2.4 Solarthermie 130

Dank der verstärkten Nutzung solarer Energien kann die sich bereits heute abzeichnende Erschöpfung wichtiger fossiler Energieträger - zunächst Erdöl, später Erdgas - hinausgezögert werden. Letztlich resultiert der Zeitgewinn daraus, dass die unerschöpfliche Energiequelle Sonne unter Zuhilfenahme technischer Innovation genutzt wird. Die Techniken zur Nutzung der Sonnenenergie sind vielfältig: Photovoltaik, solarthermische Systeme und Solarkraftwerke. Solarthermie dient der Erzeugung von thermischer Energie, während Photovoltaikanlagen die Sonnenenergie direkt in elektrische Energie umwandeln. Da die meisten Marokkaner in Dörfern mit weit auseinander gelegenen Häusern wohnen, ist eine herkömmliche Elektrifizierung über Leitungen teuer und aufwendig. Hier bieten sich Photovoltaikanlagen zur Erzeugung von Strom an. Noch vor vierzehn Jahren hatten 78 % (1996) der Dorfbewohner keinen Strom, wohingegen heute nur noch 3,5 % der marokkanischen Dorfbewohner ohne Elektrizität sind. Durch die Elektrifizierung der Dörfer mit Photovoltaikstrom kann zudem auch die Abwanderung in die Städte verringert werden.

Herzstück der Solarthermie (Solarwärme) ist der Sonnenkollektor, der die Lichtenergie der Sonne direkt in Wärmeenergie umwandelt. Das Prinzip ist hierbei einfach dargestellt: ein flüssiger Wärmeträger (z.B. Wasser/Öl) wird durch Rohre geleitet und durch die aufgenommene Sonnenenergie erhitzt. Dazu nutzt die Solarthermie das Prinzip des Treibhauseffektes, der bei einem Sonnenkollektor - ähnlich wie bei einem Wintergarten oder Gewächshaus - entsteht, sobald die Sonnenstrahlen auf den verglasten Raum treffen und ihre Wärme entfalten. Im Gegensatz zu der beschriebenen Wärmeenergieerzeugung wird mit Photovoltaikanlagen Sonnenenergie direkt in elektrische Energie umgewandelt.

130 Siehe weitere Informationen Kapitel 1.2.5

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Die solarthermischen Anlagen können einerseits fest verankert sein oder mit einem sich nach der Sonne richtenden System auf geraden oder geneigten Flächen bis 90 Grad angebracht werden.

Abbildung 41: Thermische Nutzung von Solarenergie 131

Die Beschichtung der thermischen Anlagen ist ein sehr wichtiger Faktor, um eine möglichst hohe Absorption der Sonnenenergie zu erreichen. Deswegen ist die der Sonne zugewandte Oberfläche meist mit einer schwarzen oder einer speziellen blauen Beschichtung versehen. Um höhere Leistungswerte des Absorbers zu erreichen, bevorzugt man die moderne blau-schimmernde Schicht, da diese im Vergleich zu der herkömmlichen Schwarzchrom-Schicht zwar nur bis zu 96% Absorption der Sonneneinstrahlung erreicht, jedoch deutlich niedrigere Emissionswerte im Gegensatz erzielt und somit weniger Wärmeverlust aufweist. Um eine dauerhafte Funktionalität zu gewährleisten, ist es wichtig, dass der Absorber langfristig hitze- und UV-beständig ist.

Arten von Sonnenkollektoren Sonnenkollektoren kann man nach verschiedenen Gesichtspunkten betrachten und einordnen. Hierbei kann man u.a. nach Dämmwirkung, Wärmeträgermaterial und technischer Funktionsweise unterscheiden. Bei Flach- und Vakuumröhrenkollektoren werden die Lichtstrahlen annähernd gleichmäßig aus allen Richtungen aufgenommen. So kann auch bei Bewölkung noch eine gewisse Leistung erzielt werden. Daneben gibt es konzentrierende Kollektoren, wie Parabolrinnen und Solartürme, die nach dem Prinzip des Brennspiegels arbeiten und deutlich höhere Temperaturen erzielen. Derartige Verfahren sind nur in Regionen mit starkem direktem Sonnenlicht lohnend.

Einfacher Behälter Hier handelt es sich um die einfachste Form eines solarthermischen Kollektors mit niedrigster Dämmleistung. Ein dunkler, meist schwarz lackierter Wasserbehälter erhitzt mittels Sonneneinstrahlung das Wasser im Inneren des Behälters. Je nach Sonneneinstrahlung und Dauer kann die Temperatur bis zum Siedepunkt erreicht werden. Da jedoch keine bzw. kaum Dämmung vorhanden ist, kühlt sich der Behälter nachts sehr schnell ab und kann bei Bewölkung keine ausreichende Wärmeleistung bereitstellen. Gerade an der Mittelmeergegend findet man aktuell noch einige Beispiele.

Vakuumröhrenkollektor Die Dämmung wird durch ein Vakuum innerhalb zwei ineinander gebauter runden Glasröhren erreicht. Die Strahlungsenergie des Lichtes wird zum Absorber zugelassen. Der Wärmeverlust wird jedoch stark verringert, da die Wärmeenergie nicht durch Konvektion oder Leitung wieder an die kältere Umgebung abgegeben werden kann. Diese Kollektoren können eine Betriebstemperatur von bis zu 150 Grad erreichen und haben dadurch einen höheren Wirkungsgrad als Flachkollektoren. Leider ist dieses System noch zu teuer in der Anschaffung, um sich auf dem Markt erfolgreich zu etablieren.

131 Eigene Darstellung von technischen Abläufen

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Flachkollektor Flachkollektoren arbeiten mit einer durchschnittlichen Temperatur von 80 Grad. Die eingehenden Sonnenstrahlen erwärmen direkt eine wärmeabsorbierende Fläche, die mit flüssigen Wärmeträger (meist Wasser-Propylenglykol-Gemisch) gefüllten Röhren bestückt ist. Man unterscheidet in Flachkollektoren mit herkömmlichen Dämmmaterial und Flachkollektoren mit einer Vakuumisolierung. Die jährlich nutzbare Wärmeenergie eines nicht-vakuumisolierten Flachkollektors liegt bei ca. 350kWh/m2. Der Flachkollektor ist nach der einfachen Behälterbauweise die häufigste Variante der solarthermischen Anlagen im Privat- und öffentlichen Bereich die aktuell Anwendung findet.

Parabolrinnenkollektoren Mittels Parabolrinnenkollektoren werden die Sonnenlichtstrahlen auf eine zentral verlaufende, absorbierende Wärmeleitung gebündelt. Somit sind deutlich höhere Arbeitstemperaturen zwischen 200 und 500 Grad erreichbar. Aus diesem Grund werden daher vorwiegend Öle als Wärmeträger genutzt. Dieses System wurde bereits in der integrierten Thermo-Solarfabrik in Ain Beni Mathar angewandt. Auch für zukünftige Projekte der Solarkraftwerke soll auf diese Technologie zurück gegriffen werden.

Solartürme Einzelne Flachspiegel werden um einen Turm in Richtung der Sonne angebracht, sodass sich die Sonnenlichtstrahlen an der Spitze des Turmes bündeln und auf einen Absorber gelenkt werden. Hierbei sind die höchsten Temperaturen erreichbar, die zwischen 1.000 Grad und der theoretischen Maximalstrahlungsgrenze der Sonne von 5.500 Grad liegen. Als Trägermedium werden vorzugsweise Öle, Luft und flüssiges Natrium verwendet.

Auf dem Weltmarkt für Solarthermie spielen bisher fast nur Asien und Europa eine nennenswerte Rolle. Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2010 die neu installierte Kollektorfläche global um 10% bis 20% zunehmen wird. Die Technologie hat - nicht zuletzt in den bevölkerungsreichen Ländern um den Sonnengürtel - noch eine große Zukunft vor sich. Zuversichtlich stimmt, dass durch technischen Fortschritt bereits in 15 bis 20 Jahren die derzeitigen Kosten für Elektrizität aus solarthermischen Großkraftwerken von heute 15 bis 20 Cent/KWh auf 5 bis 7 Cent/KWh in sonnenreichen Gegenden reduziert werden könnte. Nach Expertenaussagen werden Zukunftsinvestitionen und die dadurch deutlichen Senkungen der Energieerzeugungskosten sowie der Verminderung des CO2-Ausstoßes für alle Beteiligten hohe Investitionen abwerfen werden.

3.2.5 Ausblick und Zukunftspotential

Marktchancen deutscher Technologien und Zielgruppenbetrachtung Die Warmwassergewinnung per Solarthermie kommt vor allem für private Haushalte, sowie für öffentliche Institutionen in Betracht. Dementsprechend zielt die marokkanische Politik vor allem auf die Förderung der Solarthermie bei Privatkunden und im öffentlichen Sektor ab.

Ein großes Installationspotenzial für Solarthermieanlagen bieten vor allem die in großer Anzahl vorhandenen traditionellen, öffentlichen Bäder und das rasant wachsende Tourismusgewerbe. So versorgt zum Beispiel der Robinson Club Agadir, der im April 2008 seine Pforten eröffnet all seine Zimmer und den Swimmingpool autark mit Warmwasser aus Solarthermie.

Auf dem Markt für Solarthermie sind bereits einige in- und ausländische Unternehmen aktiv und erfolgreich. Deutschen Unternehmen bietet sich besonders dann eine Chance, wenn sie marokkanische Unternehmen von ihren hohen Qualitätsstandards und ihrem Preis- Leistungs- Verhältnis überzeugen können.

Da Marokko über keine eigene Produktion von Solarkollektoren verfügt, besteht für deutsche Unternehmen mit ihren hochqualitativen Produkten und modernen, wartungsarmen Technologien gute Chancen auf dem marokkanischen Markt.

Deutsche Technologien haben in Marokko einen sehr guten Ruf. Besonders im Hinblick auf den Ausbau von Solarenergie könnten sich deutsche Firmen auf dem marokkanischen Markt stark positionieren. Auch der politische und wirtschaftliche Kurs der Bundesregierung bezüglich des Ausbaus und der Förderung der Erneuerbaren Energien wird in Marokko sehr geschätzt.

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3.2.6 Referenzprojekte

Die bisherigen ehrgeizigen Projekte der marokkanischen Regierung werden zur Zeit weiter ausgebaut und sollen bis 2020 fertiggestellt sein. Die Gesamtkapazität der Solaranlagen soll bis dahin auf 2000 MW ausgeweitet werden und einen erheblichen Teil zur marokkanischen Stromversorgung beitragen. Der größte Projektstandort befindet sich in Ouarzazate. Daneben existieren vier weitere Standorte: Aïn Béni Mathar, Foum Al Oued, Boujdour und Sebkhat Tah. Die Pläne der marokkanischen Regierung sehen eine Realisierung des Projekts in Ouarzazate bis 2015 vor. An den Projekten sind unter anderem die marokkanische Agentur für Solarenergie MASEN und die ONEE beteiligt. Die Kosten belaufen sich derzeit auf ca. 9 Mrd. USD.

Bisherige Projekte und ihre Verwirklichung

Integrierte Thermo-Solar Fabrik (ISCC) Ain Beni Mathar Als Startpunkt für eines der größten staatlichen Sonnenenergieprogramme wurde mit der solaren Pilotprojektanlage in Ain Beni Mathar ein neuer Weg zur Energiegewinnung beschritten. Das 81 km südlich der Stadt Oujda gelegene, nahe der algerischen Grenze im Osten, integrierte Solarkraftwerk, das Ende März 2008 in Bau genommen wurde (Fertigstellung Ende 2009), kombiniert die Energiegewinnung aus fossilen Energieträgern (Gasturbinen) und aus erneuerbaren Energien (Parabolspiegel). Es gilt mit seiner Fläche von 40 Hektar als weltweit modernstes Solarkraftwerk. Der Auftraggeber und Eigentümer der Anlage ist die staatliche Elektrizitätsgesellschaft ONE, die den Betrieb und die Wartung des Kraftwerks übernimmt. Die Nettomaximalleistung von Ain Beni Mathar beträgt 472 MW, wovon 20 MW durch Solarenergie erzeugt wird. Innerhalb der nächsten 10 Jahre soll die Solarfläche auf Grund des marokkanischen Solarplanes auf 10.000 Hektar auf insgesamt 5 Standorte verteilt erhöht werden, sodass eine hundertfache Leistung von 2.000 MW in 2020 erreicht wird. Im Vergleich entspricht dies einer bereitgestellten Leistung aus zwei Atomkraftwerken.

Abbildung 42: ISCC Ain Beni Mathar von Dana Smillie132

Das Ziel der solaren Pilotanlage von Ain Beni Mathar ist zu demonstrieren, dass auf Solarthermie beruhende Energiegewinnungsverfahren ökonomisch realisierbar und sinnvoll sind. Gleichzeitig sollen langfristig die Kosten der Technologie gesenkt werden. Darüber hinaus wird Ain Beni Mathar dazu beitragen die Energienachfrage und das Energieangebot in Marokko ins Gleichgewicht zu bringen und die Diversifizierung der Energiequellen zur Generierung von Elektrizität voran zu treiben. Für Europa entsteht hier Hinblick auf den europäischen Emissionshandel bedeutendes Interesse. Nach den Klimaschutzauflagen der EU können

132 Weltbank, www.worldbank.com

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bis zu 20% an Importe von Ökostrom für die Erfüllung der Auflagen erfolgen. Was aus Kostengründen weitaus günstiger sein kann, als Ökostromtechniken im eigenen Land zu subventionieren.

Das Projekt beinhaltet die Konstruktion und den Betrieb eines Hybridkraftwerks, das Solarenergie und fossile Energieträger nutzt: In ein gasbefeuertes Kraft-Wärme-Kraftwerk wird eine solarthermische Anlage integriert. Diese Anlage deckt in dem Hybrid betriebenen Kraftwerk die Grundlast ab. Hierzu werden auf einem Feld zylinderförmige Parabolspiegel mit einer Gesamtoberfläche von 220.000 m². Die gewonnene Primärenergie der Solaranlagen und des Gaskraftwerks wird in einen kombinierten Kreislauf integriert, der Naturgas über einen ca. 12 km langen Zubringer der Maghreb-Europe Gaspipeline transportiert. Ain Beni Mathar wurde als Standort ausgesucht, da er mit einer Sonneneinstrahlung von 2.290 kWh/m²/Jahr sehr gute Sonnenverhältnisse bietet, in der Nähe der Maghreb-Europe Gaspipeline liegt und zudem genug Kühlwasser für den Betrieb des Gaskraftwerks bietet.

Abbildung 43: Funktionsskizze ISCC Ain Beni Mathar, erbaut durch Abengoa Solar S.A. 133

133 Eigene Darstellung von technischen Abläufen, in Anlehnung an ONEE

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3.3 Bioenergie

3.3.1 Definition

Bioenergie 134 Bioenergie wird aus Biomasse gewonnen. Biomasse Eine einheitliche Begriffsdefinition für Biomasse gibt es bislang nicht. Eine Unterteilung aufgrund des Gebrauches in der Literatur ist grundsätzlich in zwei Gruppen möglich; der ökologischen und der energietechnischen Biomasse. In dieser Studie wird sich auf die Definition der energietechnischen Biomasse bezogen. Diese umfasst ausschließlich tierische und pflanzliche Erzeugnisse, jedoch ohne mikrobielle Stoffe und auch nur solche Substanzen, die energietechnisch verwertet werden können. Sie dient der Gewinnung von Heizkraft, von elektrischer Energie und kann als Kraftstoff verwendet werden. Energietechnisch relevante Biomasse kann in gasförmiger, flüssiger und fester Form vorliegen, dazu gehören u.a. Holzpellets, Hackschnitzel, Stroh, Getreide, Altholz, pflanzliches Treibgut, Biodiesel und Biogas. Biomasse wird zusätzlich in drei Typen unterteilt; nach Wassergehalt (feucht/trocken), der Herkunft (Phyto-/ Zoo-/ mikrobielle Biomasse) und nach der Lebendigkeit (lebend/tot).

Biomasse, egal ob aus toten oder lebenden Lebewesen, besteht wiederum aus einer Vielzahl von Verbindungen, darunter Kohlenhydrate, Fette und Proteinen. Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel, Phosphor, Kalium, Calcium und Magnesium sind die wichtigsten chemische Elemente. Sie ist gespeicherte Sonnenenergie in Form von Energiepflanzen, Holz oder Reststoffen (z.B. Stroh, Biomüll oder Gülle).

Als Hauptenergiequelle der Biomasse werden Nachwachsende Rohstoffe (Nawro) verwendet. Bisher hat Holz als Festbrennstoff die größte Bedeutung, aber auch landwirtschaftliche Produkte (Agrarrohstoffe) und organische Reststoffe aus unterschiedlichen Bereichen spielen eine zunehmende Rolle.

Derzeit findet weltweit ein starker Ausbau der Erzeugung von Bioenergie statt. Wichtige Gründe sind die steigende Preistendenz für fossile Energieträger und deren abnehmende Verfügbarkeit, die hohe Abhängigkeit durch die einseitige Verteilung von Ressourcen wie Öl und Gas, sowie Bemühungen zur Senkung der Treibhausgasemissionen.

Unter den erneuerbaren Energien ist sie der Alleskönner, denn sowohl Strom, Wärme als auch Treibstoff können aus Biomasse gewonnen werden. Sie bietet dadurch viele Einsatzmöglichkeiten, welche andere erneuerbare Energien nicht bieten können. Zudem ist Biomasse die flexibelste Ressource der erneuerbaren Energien. Sollte mal kein Wind wehen und die Sonne nicht scheinen kann auf die Biomasse kurzfristig umgestellt werden, um die Energienachfrage zu bedienen. Denn Biomasse und Biogas können gelagert bzw. gespeichert werden.

Die Mengenangabe von Biomasse wird i.d.R. in Tonnen (t) Trockenbiomasse angegeben.

Biogas Bei Biogas handelt es sich um ein brennbares Gas, welches durch Vergärung von Biomasse, beispielsweise pflanzlicher Abfall, hergestellt wird. In Biogasanlagen können sowohl Abfälle als auch nachwachsende Rohstoffe vergoren werden.

Das Gas kann zur Erzeugung von elektrischer Energie, zum Betrieb von Fahrzeugen oder zur Einspeisung in ein Gasversorgungsnetz eingesetzt werden. Für die Verwertung von Biogas ist der Methananteil am wichtigsten, da seine Verbrennung Energie freisetzt.

Ausgangsstoffe sind biogene Materialien wie die folgenden: • vergärbare, biomassehaltige Reststoffe wie Klärschlamm, Bioabfall oder Speisereste • Wirtschaftsdünger (Gülle, Mist) • bisher nicht genutzte Pflanzen sowie Pflanzenteile (beispielsweise Zwischenfrüchte, Pflanzenreste und dergleichen)

134 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, www.erneuerbare-energien.de/die-themen/bioenergie/kurzinfo/

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• gezielt angebaute Energiepflanzen (Nachwachsende Rohstoffe).

Dabei ergeben verschiedene Ausgangsmaterialien unterschiedliche Biogaserträge und je nach ihrer Zusammensetzung ein Gas mit variablem Methangehalt.

Ein Großteil der Rohstoffe, insbesondere Wirtschaftsdünger und Pflanzenreste, fallen prinzipiell kostenlos in der Landwirtschaft an, daher stellt dieser Wirtschaftszweig das größte Potenzial für die Produktion von Biogas. Ganz andere Auswirkungen hat der Anbau von Energiepflanzen: • die Produktion steht in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion, • Monokulturen können eine Landschaftsverarmung bewirken.

Vorteile von Biogas kann man mit den (möglichen) Nachteilen von Energiepflanzen abwägen („Ökobilanz“).

Biogas entsteht durch den natürlichen Prozess des mikrobiellen Abbaus organischer Stoffe unter anoxischen Bedingungen. Dabei setzen Mikroorganismen die enthaltenen Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette in die Hauptprodukte Methan und Kohlenstoffdioxid um. Dafür sind anoxische Verhältnisse notwendig, also die Abwesenheit von Sauerstoff.

Die Bezeichnung Biogas wird zusammenfassend für energiereiche Gase verwendet, die unter anoxischen Bedingungen durch Mikroorganismen aus biotischen Stoffen gebildet werden: • Klärgas: das bei der Reinigung von Abwasser entsteht • Faulgas: das erst in der Klärschlammfaulung produziert wird • Deponiegas: aus einer Mülldeponie austretendes Gas

Biogas verbrennt klimaneutral, da das entstehende CO2 vorher von Pflanzen aus der Luft gebunden wurde.

3.3.2 Entwicklungsstand

Während die erneuerbaren Energieträger, wie Solar-, Wind- und Hydroenergie in den letzten Jahren große Beachtung fanden, rückt das Potenzial der Bioenergie erst langsam ins öffentliche Interesse. Dabei hat die Bioenergie ein besonderes Potential, da diese gleichermaßen zur Erzeugung von Elektrizität, Wärme und Kraftstoffen brauchbar ist. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt der Bioenergien ist ihre Speicherbarkeit, d.h. die Energie kann in Abhängigkeit vom Bedarf abgerufen werden. Dieses Merkmal unterscheidet sie von den anderen erneuerbaren Energien wie Solar- oder Windenergie. Dank ihrer Vielseitigkeit kann die Energie aus Biomasse also einen entscheidenden Beitrag zum Energiemix Marokkos leisten und helfen, die Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten weiter zu verringern.

Fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle haben den Nachteil, dass sie endlich sind und ihre Verbrennung zur Emission von CO2 führt. Auch die biologischen Energieressourcen sind endlich, aber im Unterschied zu fossilen Energien grundsätzlich erneuerbar, d.h. trotz Nutzung ist es möglich, ihren Bestand zu erhalten. Die Abbaurate der nachwachsenden Rohstoffe darf nur nicht dauerhaft die natürliche Regenerationsrate übersteigen.

Bei der energetischen Verwendung der CO2-haltigen Materie Biomasse, wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie zuvor durch das Pflanzenwachstum aus der Luft gebunden wurde. Deshalb gilt die Energieerzeugung aus Biomasse als CO2-neutral.

Ein Nachteil der Biomasse ist, dass die Energiebeiträge im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien relativ gering sind. Bioenergie spielt jedoch für die Landbevölkerung Marokkos eine wichtige Rolle, denn dort macht der Anteil der Biomasse etwa ein Drittel der gesamten Energieerzeugung aus. Das meiste davon entfällt auf die traditionelle Nutzung von Feuerholz und Holzkohle. Marokko verfügt zwar über große Waldgebiete mit einer Fläche von ca. 5 Mio. ha, allerdings ist der Verbrauch zur Energieerzeugung so hoch, dass jährlich 30.000 ha Wald pro Jahr verloren geht. Um in diesem Bereich zu intervenieren fördert die marokkanische Regierung die Einführung effizienter Technologien bei der Nutzung von Holz. Vor allem die Energiegewinnung aus Abfällen und Exkrementen, die ebenfalls zur Biomasse zählen, ist in Marokko sinnvoll.

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Marokkanische Sektor-Programme mit Bioenergie-Bezug

Folgende Programme haben einen Bezug zur Bioenergie. Ausführlichere Informationen zu den jeweiligen Strategien, Plänen und Programmen sind in den jeweiligen Brancheninformationen aufgeführt.

PNDM Programme National de Gestion des Déchets Ménagers et Assimilés • Abfallerfassung: Sammlung und Reinigung von Haushaltsmüll zu einem Anteil von 90 % bis 2020 und 100 % bis 2030 • Realisierung kontrollierter Mülldeponien für Haushaltsmüll für den vollen Bedarf (100 %) der städtischen Zentren bis 2020 • Sanierung und Schließung aller bestehenden - ungefähr 300 - unkontrollierten (wilden) Deponien • Modernisierung des Abfallsektors durch Professionalisierung • Entwicklung der Bereiche Sortieren - Recyceln - Aufwerten durch Pilotprojekte im Bereich Mülltrennung, um bis 2020 20 % der Abfälle zu recyceln • Schulung und Sensibilisierung aller Beteiligten für die Abfallproblematik

PNA Programme National d‘Assainissement liquide • Laufzeit und Ziele bis 2020 • 260 Städte im Visier • Anbindungsrate an das allgemeine Abwassernetz: Anschluss von 80 % der städtischen Bevölkerung an ans Abwassersystem • Minderung der Umweltverschmutzung: Verringerung der unsachgemäßen Müllentsorgung in die Natur um 60 % • Verstärken und rehabilitieren bestehende baufälliger Netze • 330 Kläranlagen werden in Betrieb genommen • Primäre, sekundäre bzw. tertiäre Verarbeitung, Volumen von 307 Mio. m3 im Jahr 2012 • Kläranlagen-Management durch Kommunen und autonomer öffentlicher Wirtschaftsbetriebs (z.B. Lydec, Redal und Amendis)

PNRC Plan National de Lutte Contre le Réchauffement Climatique

Minderung um 52,9 Mio. t CO 2 eqv./Jahr bis 2030

Allgemeine Vorteile für die Eliminierung des Biogases aller Projekte: • Verbesserung der Luftqualität und Verminderung der Geruchsbelästigungen • Verminderung der sanitären und gesundheitlichen Risiken der Anwohner • Vermeidung unkontrollierter Ausbreitungen und Feuer (bei Deponien) • Bekämpfung der Verunreinigung des Grundwassers und anderer Gewässer (Flüsse, Meer) • Reduzierung des CO2- und CH4-Schadstoffaustoßes • Wärme- und Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen • Einsatz neuer Technologien in Marokko • Lokale Energieproduktion und damit Verbesserung der starken Abhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland • Schaffung neuer Arbeitsplätze und Ausbildung von Technikern • Aufwertung der lokalen Region • ROI der Finanzierungen durch Kosteneinsparungen (Stromproduktion für Eigenverbrauch), Einspeisung ins ONEE-Netz bei Überproduktion • (Vorbereitung für) Emissionszertifikate-Handel mit Europa

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3.3.3 Rahmenbedingungen

Nationale Erneuerbare-Energien-Strategie • Energie-Mix: 42 % installierte elektrische Leistung aus EEn bis 2020, d.h. je 14 % aus Solar-, Wind-, Hydrokraft • Entspricht der Stromerzeugung von 27 % aus EEn • 2.000 MW je aus Solar-, Wind-, Hydrokraft • Noch kein Ziel für Bioenergie

Zusammenfassung der Vorteile von Nutzung der Biomasse: • Nutzung von Rest- und nachweisender Rohstoffe • Alleskönner: aus gasförmiger, flüssiger und fester Biomasse kann Strom, Wärme als auch Treibstoff gewonnen werden und ist kann als Biomasse oder Biogas gelagert bzw. gespeichert werden • Schonung der (fossilen) Rohstoffreserven • Reduzierung der Importabhängigkeit: politische und ökonomische Abhängigkeit zu den Lieferstaaten sinkt

• Niedrige Klimabelastung: C0 2-neutrale bzw. arme Energieerzeugung

Herausforderungen • Ausweitung der Biomassennutzung auf bislang ungenutzte Naturflächen (z.B. durch Rodung von Wäldern) zerstört Ökosysteme und gefährdet die Biodiversität • Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Energieerzeugung • Verunreinigung, z.B. durch Düngemittel in landwirtschaftlicher Biomasseerzeugung können weitere Schäden mit sich ziehen • Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächenbewässerung, Ausnutzung Wasserressourcen, die ökologisch wichtig sind bzw. Trinkwasserversorgung sicherstellt • Verbrennung u.a. fester Biomasse (z.B. Feuer auf Mülldeponien) ist ohne zusätzliche Maßnahmen mit höheren Schadstoffemissionen, als Verbrennung von Öl und Gas • Biomasse langfristig und ökologisch unbedenklich erzeugen und nutzen

Abbildung 44: Biomassepotentiale 135

In der Studie wird nur auf die ersten beiden Potentiale, d.h. das theoretische und das technische Potential eingegangen. Die Potentialbereiche der Biomasse liegen in der Land-, Forst- und Abfallwirtschaft sowie im Abwassermanagement welche nachfolgend aufgegriffen werden, um die Möglichkeiten einer nachhaltigen Verwertung zu aufzuzeigen.

135 Eigene Darstellung

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3.3.4 Ausblick und Zukunftspotential

Allgemein Erhebliches, bisher kaum genutztes, Biomasse-Potential Marokkos.

Der Bereich Energie aus Biomasse ist in Marokko noch weitgehend unerschlossen und befindet sich im Anfangsstadium. Die marokkanische Regierung hat sich in Ihren Bemühungen zur Förderung regenerativer Energien bisher vor allem auf Wasserkraft, Solar- und Windenergie konzentriert. Dabei bietet das Land ein hohes Potential an Biomasse, welches zur Energiegewinnung genutzt werden kann, indem Methan (CH 4), welches bei der Vergärung von Schalabfällen und Klärschlamm entsteht, Heizkessel versorgt oder Feuerzeuge antreibt.

Marokkos Potential an Biogas ergibt sich zum einen aus dem Bevölkerungswachstum, mit dem nicht nur höheren Bedarf an Energie einhergeht, sondern auch eine Steigerung von Schalabfällen und Klärschlamm, und zum anderen aus der bedeutenden Landwirtschaft, in der hohe Mengen an Abfällen in Form Tierexkrementen (Kühe, Geflügel) anfallen.

Seit einiger Zeit entdeckt Marokko die wirtschaftlichen Potentiale der Abfallwirtschaft. Dem liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass die Abfallbehandlung zu einem großen Problem für das Land geworden ist. Unorganisierte Abfallwirtschaft in den Städten und wilde Deponien auf dem Land und in kleinen Ortschaften beeinträchtigen die hygienischen Verhältnisse und führen zur Verschmutzung des Grundwassers.

Täglich fallen in Marokko ca. 8.000 t Haushaltsabfälle an, sowie 1,1 Mio. m³ Abwasser, die zur Erzeugung von Biogas verwendet werden könnten. Das Potential Marokkos zur Biogasproduktion aus tierischen Abfällen in der Landwirtschaft beläuft sich auf weitere 320 Mio. m³ pro Jahr. Angesichts dieser Massen an Abwasser und Abfällen, die sich bis zum Jahr 2030 fast verdoppeln werden und den meist überfüllten Deponien, hat das zuständige Ministerium ein Programm zur Müll- und Abwasserentsorgung für den Zeitraum der nächsten 15 Jahre entworfen. Demzufolge soll die Müllabholung standardisiert werden, bestehende Deponien erneuert oder geschlossen werden und neue Mülldeponien sowie Abfallverwertungsanlagen eingerichtet werden. Die Pläne des Ministeriums für Projekte mit Biogasgewinnung beziehen sich zunächst auf die größeren Städte, wie Rabat, Fès, Marrakech, Oujda, Agadir, Kenitra und Casablanca. Darüber hinaus wurden bisher schätzungsweise 20 kleine Biogasanlagen installiert.

Abbildung 45: Prognostizierte Entwicklung der Haushaltsabfälle bis 2030 136

136 Streff, Dr. Ludwig, Déchets organiques au Maroc, 15.03.2006

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Abbildung 46: Biomasse-Potential 137

Bezug auf Studien der GIZ

In Vorbereitung auf die Gesetzeseinführung der Erneuerbaren Energien hat die GIZ im Juli 2007 eine Studie über den organisatorischen, institutionellen und rechtlichen Rahmen zur Förderung der erneuerbaren Energien erstellt. Die Ergebnisse zum Potential der Biomasse werden in den folgenden Tabellen auf die einzelnen Formen der Biomasse dargestellt.

In TWh/Jahr (Primärenergie) Realisierbares Potenzial Technisches Potenzial Theoretisches Potenzial 2020 Biogas aus Gülle 1,19 1,19 10,2 Grünabfälle 2,4 9,6 Schlachtabfälle 0,0054 0,0054 0,031 Deponien (Deponiegas) 1,39 1,64 1,82

137 MEMEE, www.mem.gov.ma

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Klärschlamm (Klärgas) 1,17 1,17 1,30 Energiepflanzen 6,2 6,2 78,0 Gesamt 10 12,6 100,9 Gesamt ohne 3,8 6,4 23 Energiepflanzen Tabelle 29: Potential für Bioenergie in Marokko – biologisch, gasförmige Energiequellen 138

In TWh/Jahr Realisierbares Technisches Potential Theoretisches Potential (Primärenergie) Potential bis 2012 Energetische Nutzung von Holz - - 15,2 Energiepflanzen 1,15 9,2 114,9 Verbrennung von Festmüll 0 2,55 2,83 Landwirtschaftliche Abfälle 0,35 1,15 11,9 Gesamt 1,5 12,9 144,9 Gesamt ohne 0,35 3,7 14,8 Energiepflanzen Tabelle 30: Potential für Bioenergie in Marokko – biologische Festkörperenergiequellen 139

In TWh/Jahr Technisches Potential Theoretisches Potential Biodiesel 0,447 2,8 Bioethanol 0,602 4,4 Total 1,05 7,2 Tabelle 31: Potential für Bioenergie in Marokko – biologische, flüssige Energiequellen (Biokraftstoffe) 140

MW el installiert Realisierbares Technisches Theoretisches Potenzial 2020 Potenzial Potenzial Gasförmige Mit Energie-pflanzen 599 757 6.056 Bioenergieträger Ohne 225 384 1.378 Feste Bioenergie- Mit Energie-pflanzen 772 772 8.692 träger Ohne 222 222 887 141 Tabelle 32: Gesamtpotenzial Biomasse in MWel

Ergebnis der Studie

Energiepflanzen sind für Marokko keine Option für den Anbau von Biomasse zur Biogaserzeugung im großen Stil, da eine Knappheit von Wasserressourcen herrscht. 90 % des verfügbaren Wassers wird bereits für die Produktion von Nahrungsmitteln verwendet und die restlichen 10 % werden für die Trinkwasserversorgung benötigt. Ein weiterer Aspekt ist die ungleiche Verteilung der Niederschläge und begrenzte landwirtschaftliche Nutzflächen lassen kaum Spielraum.

138 GIZ, Studie 2010 139 GIZ, Studie 2010 140 GIZ, Studie 2010 141 GIZ, Studie 2010

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Einordnung auf Grund der Niederschlagsmenge: Jährliche Niederschlagsverteilung Wasserstress mit Tendenz zu Wassermangel Abbildung 47: Jährliche Niederschlagsverteilung und Einstufung Marokkos anhand Niederschlagsmenge 142

Es folgten Studien der ADEREE in enger Zusammenarbeit mit der GIZ in den Folgejahren über potentielle Regionen: Souss- Massa.Draâ, Tadla Azila, Oriental und Marrakesch. Diese wurden u.a. durch das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) und die Ingenieurgesellschaft Prof. Czurda und Partner (ICP) mbH durchgeführt, nachdem die Ergebnisse der marokkanischen Experten und Ingenieurbüros eher mangelhaft eingestuft wurden. Ein entsprechender Biomasse-Atlas ist bereits vorgelegt worden und befindet sich im Genehmigungsprozess in der ADEREE.

Ergebnis der Studie der Region Sous Massa Draâ und Provinz Essaouira 143

Abbildung 48: Gesamtüberblick energetisches Potential in der Region 144

142 GIZ, Studie 2010 143 GIZ, Etude sur les potentiels de biomasse pour la région Souss-Massa-Draâ et la province d'Essaouira, Januar 2010 144 GIZ, Studie 2010

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Das gesamte technische Potenzial beträgt 2.794.758 MWh/Jahr , das entspricht 190.563 toe/Jahr . Die Selbstversorgung der Region mit Strom aus Biomasse kann somit von fast 22 % gedeckt werden.

Ergebnis der technisch-ökonomischen Studie für die neue Deponie von Meknès 145 3 Szenarien zur Biogasnutzung auf der Neudeponie wurden untersucht: • Fallbeispiel 1: Mülldeponie • Fallbeispiel 2: Mülldeponie und Biogas • Fallbeispiel3: gesamte Mülltrennung, Mülldeponie und Biogas

Bewertungskriterien Mögliches Maximum Mülldeponie Mülldeponie und Mülldeponie, Biogas Biogas und Mülltrennung Technische Kriterien 20 % 15 % 14 % 16 % Umweltkriterien 20 % 7 % 14 % 16 % Ökonomische Kriterien 50 % 25 % 32 % 35 % Soziale Kriterien 10 % 6 % 7 % 8 % Total 100 % 53 % 67 % 75 % Tabelle 33: Biogasnutzung in Fallstudie 146

….aber entscheidend ist die Ökonomie….

Mülldeponie Mülldeponie und Biogas Mülldeponie, Biogas und Mülltrennung Gesamtausgaben 358.283.625 Dh 897.506.720 Dh 1.090.404.631 Dh

Einnahmen Verkauf Biogas 0 Dh 0 Dh 0 Dh Verkauf Elektrizität 0 Dh 525.250.224 Dh 525.250.224 Dh Verkauf Wärme 0 Dh 0 Dh 0 Dh Verkauf Düngemittel 0 Dh 37.093.980 Dh 37.093.980 Dh

Verkauf CO 2-Zertifikate 77.348.983 Dh 106.911.432 Dh 106.911.432 Dh Verkauf recyclebares 0 Dh 0 Dh 271.702.092 Dh Gesamteinnahmen 77.348.983 Dh 669.255.636 Dh 940.957.727 Dh

Gesamtkosten 358.283.625 Dh 897.506.720 Dh 1.090.404.631 Dh Gesamteinnahmen 77.348.983 Dh 669.255.636 Dh 940.957.727 Dh Restkosten 280.934.642 Dh 228.251.085 Dh 149.446.903 Dh Jährliche 14.046.732 Dh 11.412.554 Dh 7.472.345 Dh Gesamtausgaben Gesamtausgaben pro t 61 Dh 50 Dh 33 Dh Tabelle 34: Ergebnis Fallstudie und deren Kostenvergleich 147

Wie man der Aufstellung der einzelnen Szenarien entnehmen kann, lohnen sie die Mehrausgaben für die Mülltrennung und die Biogasgewinnung und -verwertung.

145 GIZ, Etude sur les possibilités d'une séparation des déchets en considérant les aspects techniques, économiques, écologiques et sociaux de la nouvelle décharge de Meknès, Maroc, ICP GmbH, April 2010 146 GIZ, Studie 2010 147 GIZ, Studie 2010

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Entwicklung einer Biogas-Strategie

Die GIZ ist an der Entwicklung einer Biogas-Strategie in diesem und kommenden Jahr 2013/14. In einer ersten Phase werden alle Daten durch eine Bestandsaufnahme aktualisiert. Dazu gehört die detaillierte, aktuelle Zusammenstellung der „Quellen“ in den marokkanischen Programmen (PNDM, PNA und Lebensmittelindustrie), die Aktualisierung der Projektskizzen aus alten Studien und die Identifizierung von Projektoptionen sowie der Erstellung eines Rankings. Nach Abschluss dieser Vorbereitung ist in der zweiten Phase die Schaffung eines rechtlichen Rahmens Priorität. Die Entwicklung eines rechtlichen Rahmens ist nötig, um die Biogaserzeugung als Standard in den PNDM und PNA zu verankern. Die GIZ entwickelt derzeit einen Vorschlag zu den Verwertungs- und Einspeisebedingungen in das ONEE-Stromnetz (zurzeit: Aktivitäten zum Niedrig-/Mittelspannungsnetz). Als weiterer Punkt in dieser Phase zählt auch die Entwicklung von Standardverträgen zwischen Kommunen und Betreibern. Eine enge Kooperation von MEMEE/DEER, MI/DGCL, ADEREE, ONEE, GIZ, WEREEMa, evtl. lokale Gebietskörperschaften ist dabei unabdingbar.

Nach der ersten Hürde beginnt die Mobilisierung der erforderlichen Finanzierungsinstrumente. Gespräche mit verschiedenen marokkanischen Akteuren und Donor-Institutionen (z.B. SIE, KfW, WB, EIB, EBRD) werden geführt, die Entwicklung eines Finanzierungsprogramms mit diesen Partnern und Identifizierung von prioritären Pilotprojekten folgen. Am Ende der Biogas- Strategie steht die Integration durch Fort- und Weiterbildung sowie Kommunikation an. Dazu gehören die Fortsetzung der Bildungsaktivitäten mit Schwerpunkt auf Bioenergie, stärkere Einbeziehung von Universitäten (v.a. in der Begleitung und Auswertung) und Unternehmenskooperationen.

3.3.5 Referenzprojekte

Abbildung 49: Übersicht über die größten Städte, in denen Biogas gewonnen wird 148

Abwasserbehandlung: Energiegewinnung aus Klärwasser in Marrakesch

Im Hinblick auf die Besonderheiten der Region Marrakesch-Tensift-Al Haouz (Klima, Tourismus etc.) steigen die Nachfrage und der dringende Bedarf an aufbereitetem Wasser. In Anlehnung an die Ausrichtung der nationalen Politik in Richtung Umweltschutz und der Erhaltung der Wasserressourcen sowie als Unterstützung des städtischen und touristischen Aufschwungs in der Region führte der

148 Google Maps, eigene Bearbeitung

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autonome Wasser- und Stromlieferant der Stadt Marrakesch (RADEEMA) 2006 das Programm zur Behandlung und Wiederverwendung von Abwässern ein.

Abbildung 50: Kläranlage in Marrakesch 149

Daraufhin wurde eine Kläranlage (STEP) im Norden der Stadt Marrakesch, am Westufer des Flusses Tensift in Richtung Safi, auf einem Gebiet von 17 ha errichtet, welche 2008 operationell geschaltet wurde. Auftraggeber der Anlage ist RADEEMA. Jährlich können 33 Mio. m³ Abwasser behandelt werden, was mehr als die Hälfte des Verbrauchs der Stadt Marrakesch darstellt. Insgesamt können somit Abwässer von 1,3 Mio. Einwohnern behandelt werden. Durch die Förderung des bei der Klärung der Abwässer anfallenden Biogases (20.000 Nm³/Tag) und deren Umwandlung in Strom, werden 30.000 kWh/Tag Strom erzeugt. Bei einem täglichen Gesamtverbrauch der Kläranlage von 65.000 kWh/Tag entspricht dies einer Deckung von 46 %. Sie gilt als erste ihrer Art auf dem afrikanischen Kontinent.

Das behandelte Wasser, mit einem aktuellen Volumen von 20.000 m³/Tag, wird in einem Behälter mit einer Kapazität von 9.000 m 3 zwischengespeichert, bevor es danach durch das 80 km lange Rohrnetz mit den fünf Pumpstationen zugeführt wird. Die Leistungsfähigkeit dieser Pumpen variiert zwischen 400 und 1.250 kW. Die durchschnittliche hydraulische Leistung beträgt 1,05 m³ pro Sekunde. Über das Rohrsystem werden verschiedene Stellen beliefert, vorwiegend die sich über 810 ha erstreckenden Palmengärten Marrakeschs mit 3 Mio. m³/Jahr sowie die 19 Golfanlagen mit 23 Mio. m³/Jahr Wasser.

Abbildung 51: Aufbau der Kläranlage vom Marrakesch zur Biogasgewinnung 150

149 ADEREE, und Ausschnitt Google Maps, eigene Bearbeitung

119

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Das Projekt wurde in zwei Phasen durchgeführt, wobei in der ersten Phase, im Jahr 2007, das Auffangbecken, die Vor- und Hauptbehandlungseinheiten, der Behandlungsanlagen für den anfallenden Bioschlamm und die Verstromungseinheit installiert wurden. Mit der Fertigstellung der ersten Phase war es möglich, durch Verarbeitungsschritte wie grobe Rechenreinigung mit 100 mm (Grobsortierung), feine Rechenreinigung mit 10 mm (Feinsortierung), Entsanden, Entölen und Klärung, die 90.720 m³/Tag Abwasser der Stadt Marrakesch zu behandeln.

Der zweite Schritt, der Ende 2011 realisiert wurde, beinhaltete die Erweiterung der Anlage um ein weiteres Behandlungsbecken auf biologischer Basis mittels Belebtschlamm, mit der eine hundertprozentige Purifikationsleistung erzielt werden kann.

Durch den Einsatz neuster Technologien zur Abwasserreinigung entspricht die Kläranlage internationalen Normen. Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entspricht das geklärte Wasser der Kategorie A, welches anschließend für die Bewässerung von Grünflächen der Stadt Marrakesch, vor allem der zahlreichen Golfplätze, verwendet wird und zur Grundwasserneubildung beiträgt. Die Installationskosten der Anlage, deren Lebensdauer sich auf 40 Jahre beläuft, betrugen 1,232 Mrd. Dh (112 Mio. EUR). Davon trug RADEEMA 596 Mio. Dh, 150 Mio. Dh kamen aus dem Staatshaushalt und 486 Mio. Dh von Tourismusbauträgern.

Dieses Großprojekt hat einen hohen gesundheitlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Einfluss auf die Region. Mit der Kläranlage von Marrakesch wurde ein wichtiger Schritt im Rahmen der nationalen Umweltpolitik und einer nachhaltige Entwicklung Marokkos gesetzt. Es wird nicht nur Abwasser behandelt, sondern die Anlage unterstützt zusätzlich die Erhaltung der knappen

Wasserressourcen der Tourismusregion, die Geruchsvermeidung sowie verringert jährlich Treibhausgasemissionen von 60.000 t CO 2.

Betreiber und Ansprechpartner Régie Autonome de Distribution d'Eau et d'Electricité de Marrakech (RADEEMA) Bd. Mohamed VI, B.P. 520 40000 Marrakech Herr Yassine Bissi, Leitender Ingenieur der STEP Marrakesch Tel: +212 (524) 42 43 00 Fax: 212 (524) 42 43 03 [email protected] www.radeema.ma

Integrierte Abfallwirtschaft: Methanextrahierung auf der Mülldeponie Sidi Yahya von Oujda

Die Mülldeponie (CET) Sidi Yahya von Oujda, 7 km südlich der Stadt, erstreckt sich über eine Fläche von 8 ha. Der Betrieb der Deponie gliederte sich in drei Phasen: • Phase 1: Mülleinsammlung und Transport • Phase 2: Behandlung und Verwertung • Phase 3: Schließung und Sanierung des Standortes

Am 28. März 2006 begonnen die Rehabilitierungsarbeiten der Mülldeponie, die nach jahrelangen Protesten der Bevölkerung auf Grund der Umweltbeeinträchtigung der verschmutzenden Abgase und unangenehmer Gerüche im September 2005 geschlossen wurde (3. Phase).

Das Projekt erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 30 ha. In einem ersten Schritt wurde der Müll eingesammelt und zu einem Hügel gehäuft. Somit konnte die ursprüngliche Fläche der Mülldeponie von 10 auf 8 ha verkleinert werden. Durch die Integration der

Biogasanlage ist es möglich, das ausscheidende Methangas in weniger schädliches CO 2 umzuwandeln. Im zweiten Schritt, in 2009, wurde diese mit Mutterboden bedeckt und bepflanzt. Die restlichen 22 ha einschließlich des Flusses Sidi Yahya wurden gereinigt und Neubepflanzungen wurden durchgeführt. Rund 1,5 Mio. t Haus- und Industrieabfälle, die sich seit der Eröffnung 1990 bis zur

150 RADEEMA, GIZ-PEREN / ADEREE

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Schließung 2005, also in 15 Jahren angehäuft hatten, wurden somit vergraben. Nach Angaben der Betreiber können jährlich 28.977 t

CO 2eq an Schadstoffemissionen reduziert werden und bis 2026 wird mit einer Emissionsreduzierung von 600.000 t CO 2eq gerechnet.

Das Projekt der Biogasgewinnung (Methangehalt 59 %) auf der Mülldeponie in Oujda hat zum Ziel, durch die Kraft-Wärme- Kopplung Strom sowie Wärme zu gewinnen. Letzteres wird für die Trocknung in einer Töpferei verwendet. Mit 8.653 Betriebsstunden für die Pumpstation werden jährlich 311.000 Nm 3 Methan produziert und durch Fackeln verbrannt. Durch die Kraft- Wärme-Kopplung, bestehend aus 181 Entgasungsbrunnen auf vier Feldern, wird 2,3 MW Strom produziert, was einer Energie von 20 GWh/Jahr entspricht. Der erzeugte Strom wird über eine 14 km lange Leitung an die Stadtzentrale der ONEE weitergegeben.

Abbildung 52: BHKW auf der Mülldeponie Oujda 151

Abbildung 53: Technische Zeichnung CET Oujda, Beyyoudh 152

151 GIZ, www.giz.de 152 GIZ, www.giz.de

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Das Projekt wurde von der schwedischen Zentralbehörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit (SIDA) in Partnerschaft mit der Stadt Oujda durchgeführt. Die Projektkosten beliefen sich auf mehr als 10 Mio. Dh. Finanziert wurden diese durch die Generaldirektion der Kommunalverwaltungen (DGCL), die Agentur für die Förderung der Entwicklung im Norden Marokkos (APDN) sowie der Region Oriental (APD Oriental) und der Stadt Oujda.

Integrierte Abfallwirtschaft: Methanextrahierung zur Stromerzeugung auf der Mülldeponie (CET) Sidi Harazem von Fez

Die im August 1981 in Betrieb gegangene Mülldeponie der Stadt Fez diente mit einer Fläche von 6,5 ha für die 3,44 Mio. t Abfälle der 950.000 Einwohner der Umgebung und kam Ende 2005 an ihre Grenzen. Daraufhin wurde sie für Sanierungs- und Rehabilitationszwecke geschlossen.

Im Dezember 2001 unterzeichnete die Stadt Fez mit dem US-amerikanisch-marokkanischen Zusammenschluss Edgeboro-Ecomed einen Vertrag für die Übertragung der Verwaltung und Abfallentsorgung der Stadt Fez. Erstmals in der Geschichte Marokkos wurde die Rehabilitierung einer Mülldeponie in private Hände gegeben. Der Vertrag für den privatwirtschaftlichen Betrieb der Mülldeponie zog eine Investition von rund 100 Mio. Dh mit sich und wurde vorerst auf 10 Jahre ausgelegt. Ein Zusatzvertrag verlängert die Laufzeit um weitere 20 Jahre für die Biogasgewinnung. Zu den Aufgaben des Betreibers gehört u.a. der Betrieb und die Rehabilitierung der alten Deponie sowie die Planung, der Bau, die Ausstattung und die Bewirtschaftung der neuen Deponie, das Einsammeln, Verwalten und Behandlung von Sicker- und Regenwasser sowie die Verwertung und Umwandlung von Biogas in Strom.

Die Rehabilitierungsarbeiten der alten Deponie haben ungefähr zwölf Monate in Anspruch genommen, parallel dazu fand die Erschließung der neuen Deponie statt.

Am 02. April 2004 wurde die neue Mülldeponie in Betrieb genommen. Das tonhaltige Tal im Norden Marokkos mit der Umgehung Sidi Harazem - daher auch der Name der Deponie - umfasst eine Fläche von 110 ha. Pro Tag werden zwischen 700 und 1.000 t Müll in die 11 km vom Zentrum entfernte Deponie angeliefert, d.h. jährlich rund 310.250 t/Jahr. Die Gesamtkapazität wird mit 3,5 Mio. t Müll angegeben, jedoch nach Aussagen der Betreiber ist eine Aufnahmemenge von mindestens 10 Mio. t gesichert. Die neue Mülldeponie umfasste zu Beginn 3 ha, welche sich aktuell auf eine Fläche von 6,5 ha, mit einer Müllhöhe von 40 m und 2,2 Mio. t Abfall ausgeweitet hat.

Die Anlage besteht aus einem 11 km langen Rohrleitungssystem. Das Sickerwasser wird in Auffangbecken gesammelt und komplett entsorgt. Über die 24 Bohrlöcher wird der Biogasaustritt gemessen und kontrolliert. Mittels Gasmotoren mit innerem Verbrennungsvorgang und Mikroturbinen kann das Biogas zur Stromherstellung genutzt werden. Die Leistung des Entnahmemotors ist mit 1.000 m³/Stunde zu 37 % ausgelastet. Die geschlossene Hochfackel hat eine Brennleistung von 1.000 m³/Stunde. Das erste Modul von 165 kW, das dem Eigenverbrauch dient, ist bereits installiert. Das Kraftwerk ist in Modulen von jeweils 1 MW eingerichtet, die progressiv in der Biogasproduktion aufeinander folgen. Die bei einer Biogasproduktion von 17,52 Mio. m³/Jahr beträgt die Gesamtleistung des Kraftwerkes 5 MW, 1 MW Strom werden zurzeit produziert. Das Energiepotential liegt bei 44 GWh/Jahr. Abbildung 54: BHKW Mülldeponie Fès 153

Der gewonnene Strom wird in das öffentliche Beleuchtungsnetz eingeführt. Die Anschlusskosten an das Mittelspannungsnetzt mit 22 kV betrugen 1,7 Mio. Dh. ONEE zahlt einen Preis von 0,45 Dh/kWh. Eine Stromumwandlungsstelle für Niedrig- und Hochspannung ist mit ONEE noch in Verhandlung. Das aktuelle Angebot für den Verkaufspreis liegt bei 0,4 Dh/kW el .

153 GIZ, www.giz.de

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Die Anlage trägt zur Verringerung der Schadstoffemissionen bei. Alleine in den ersten 10 Jahren können 1 Mio. t und bis 2026 1,575

Mio. t CO 2eq an Schadstoffemissionen reduziert werden.

Betreiber Edgeboro-Ecomed (US-amerikanisch-marokkanischer Zusammenschluss) ECOMED Fès Appt 1 Im. C3 Al Adarissa II Fès Tel.: +212 (535) 60 25 61 Fax: +212 (537) 74 82 24 www.ecomed.ma

Landwirtschaftlicher Digerierapparat in Dayet Ifreh In Dayet Ifreh, nördlich Marokkos in der Region von Ifrane, wurde als erstes Pilotprojekt ein landwirtschaftlicher Digerierapparat unter finanzieller Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit im Rahmen des Wasserprogramms AGIRE (kurz GIZ-AGIRE) errichtet. Die Anlage dient einer effizienten Abwasserbehandlung und Energiegewinnung durch erneuerbare Energien. Der komplett unterirdisch liegende Biodigerierapparat mit geschlossener Kuppel wurde aus Ziegeln und Mörtel gebaut, die Kuppel des Fermenters ist halbkugelförmig zur Speicherung des Gases.

Die Exkremente gelangen in eine Grube (Vorgrube), das entstehende Gas wird über ein Ventil abgeleitet und zum Kochen genutzt (Fermenter mit Gasspeicher), die Gülle kann entnommen und zum Düngen der Felder verwendet werden Abbildung 55: Region um Ifrane 154 (Gärrestelager).

Organische Abfälle aus Gülle und Abwasser werden kontinuierlich in einem Fermenter mesophiler Art vollständig vermischt. Das erzeugte Biogas wird in dem aufgesetzten Gasometer gespeichert. Die produzierte Wärme wird zum Heizen und Kochen verwendet. Mit der Ablage werden gleich drei Punkte erzielt: die Reduzierung der Schadstoffbelastung, Wiederverwertung des Abwasser als Düngemittel und die Produktion von Biogas.

Abbildung 56: Drei Bestandteile des landwirtschaftlichen Digerierapperates Dayet Ifreh 155

• Vorgrube als Sammelbecken für Gülle und Abwasser • Fermenter mit integriertem Gasspeicher • Gärrestelager, Biomasse, die im Fermenter vergoren wurde wird hier gelagert und als hochwertiger Dünger für die umliegenden Felder verwendet

154 Google Maps, eigene Bearbeitung 155 ADEREE, www.aderee.ma

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Die Größe des Fermenters ist auf die Besitzer angepasst worden, sodass er die Menge der anfallenden menschlichen und tierischen Ausscheidungen aufnehmen kann. In diesem Pilotprojekt handelt es sich um eine 17-köpfige Familie mit einem Tierbestand von bis zu acht Rindern (fünf Kühe und drei Kälber), einem Schafstall mit etwa 50 Schafen und Lämmer, eine Stute, zwei Eseln und einem Maultier. Die täglich anfallende Zuführmenge an Gülle für den Fermenter beträgt 60 kg, hinzukommen rund 40 kg an menschlichen Fäkalien. Zu der Gesamtmasse von etwa 100 kg/Tag müssen weitere 60 l Wasser und/oder Urin hinzugefügt werden um die Gülle zu verdünnen (flüssige Methanisierung). Die Verweilzeit wurde auf 150 Tage angesetzt. Damit erreicht die Anlage ein Volumen von 30 m3.

Das Volumen des produzierten Biogases schwankt zwischen 2-3 m³/Tag. Das gewonnene Methangas wird als Energiequelle zum Kochen verwendet und Gärreste auf die umliegenden Felder für Bodendüngung ausgetragen.

OCP: Energiegewinnung durch Schlammfaulung zur Stromeigennutzung/-deckung der Kläranlage Oulad Abdoun in Khouribga

Marokko verfügt über die Hälfte des weltweiten Phosphatvorkommens. Die Gruppe Office Chérifien des Phosphates (OCP), mit Sitz in Casablanca, ist mit 85 Mio. t Phosphatabbau pro Jahr der drittgrößte Anbieter an Phosphatprodukten, nach den USA und China. OCP spielt eine wichtige wirtschaftliche und soziale Rolle international, aber auch in Marokko. Die Phosphate und seine Derivate haben alleine in 2010 fast ein Viertel der Exporte des Landes und etwa 3,5 % des BIP ausgemacht.

Die Eröffnung einer Kläranlage ist Bestandteil der Unternehmensstrategie der Gruppe OCP, welche seit 2007 ihre Produktivität der Bergbau- und Industrieanlagen, d.h. seine jährliche Produktionskapazität von Phosphaten, bis 2017 verdoppeln und die Herstellung von Düngemitteln bis 2020 verdreifachen wollen, bei gleichzeitiger Reduzierung des Wasserkonsums um 15 %.

Abbildung 57: Kläranlage Khouribga 156

485 Mio. Dh stehen dem Sanierungsprogramm flüssiger und fester Abfälle der Stadt Khouribga und der Trinkwasserversorgung der Gegend um Tadla zur Verfügung. Im Rahmen des Programms zur Abwasserentsorgung in Khouribga, eines der Hauptabbaugebiete des Phosphats, wurden 85 Mio. Dh bereit gestellt, mit dem Ziel die Umweltverschmutzung zu bekämpfen, die von Belästigung von den unkontrollierten, wilden Deponien zu beseitigen und die Mülltransportkosten auf kontrollierte Deponien zu reduzierten. OCP erhielt den Zuschlag für dieses Projekt. Die Umsetzung erfolgte seit März 2010 schrittweise, die endgültige Bereitstellung der Kläranlage fand im März 2011 statt.

156 GIZ, www.giz.de

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Die Kläranlage ist für die Sammlung, Reinigung und Abwasserbehandlung der 220.000 Einwohner-Stadt Khouribga zuständig, die durch die Verlegung eines 57 km langen Sammlungs- und Abfangnetzes aufbereitet werden. Somit können jährlich 5 Mio. m³ an gereinigtem Wasser produziert werden, was die Hälfte des Trinkwasserbedarfs der Stadt Khouribga ausmacht. Das gereinigte Wasser wird zum Waschen der Phosphate bei OCP wiederverwendet. Neben der Reduzierung des übermäßigen Wasserkonsums von OCP, dient die Anlage zusätzlich der Bekämpfung der Umweltverschmutzung, gewährleistet Energie, einschließlich jener, die für den Eigenbetrieb benötigt wird und die Produktion des beim Waschen des Phosphat anfallenden Abfalls organischer Düngemittel.

Der Bau und Ausstattung von fünf Pumpstationen für Ab- und Regenwasser sowie die Realisierung von 2.800 Abwasserkanalanschlüssen wurde durchgeführt.

Die Anlage ist in zwei Branchen aufgeteilt: • Wasser: Vorbehandlung durch Rechenreinigung, Entsandung und Entölung, biologische Behandlung mit Belebtschlamm, Abklärung und Klärung sowie Desinfektion durch Filtration gefolgt von Chlorierung. • und Schlamm: Extrahieren des Schlamms aus den Klärbecken, Verdickung des Überschussschlamm, anaerobe Vergärung, mechanische Entwässerung des Schlamms und letztendlich die Verwertung des Faulgases und Produktion elektrischer Energie.

Mit der Kläranlage werden täglich 2.600 Nm ³ Biogas produziert. Damit werden 100 % des Wärmebedarfs der Anlage (8.400 kW/Tag) gedeckt und weitere 200 kW/Tag Strom produziert (876 MWh/Jahr). Letzteres deckt zwischen 30 und 40 % der Eigennachfrage der Kläranlage. Der untere Heizwert des gewonnen Biogases beträgt 6 bis 6,7 kW/Nm 3.

Betriebsleistung je nach Auslastung 100 % 75 % 50 % Zugeführte Leistung BHKW (in kW) 657 510 350 Motorleistung (in kW) 265 199 132 Produktion elektrische Leistung (kW) 253 190 125 Thermische Leistung (kW) 304 240 173 Gesamtertrag der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) 84,8 84,3 85,1 Tabelle 35: Übersicht Betriebsleistung je nach Auslastung 157

Die Realisierung des Projektes fand in Zusammenarbeit zwischen OCP, ONEE (ex. ONEP), Wasserwirtschaftsamt (ABH) Oum Er Rabai, der Stadt Khouribga und der Kommune Ouled Abdoune statt. Die Investitionskosten für OCP belaufen sich auf insgesamt 224 Mio. Dh; 198 Mio. Dh für die Kläranlage, 26 Mio. Dh für den Transport.

Auf Grund der erfolgreichen Entwicklung stehen weitere zwei Projekte im Bereich Wasseraufbereitung mit der sich in Bau befindliche Kläranlage in Benguerir (2,5 Mio. m ³/Jahr) und in Studie befindliche Kläranlage Youssoufia (2,6 Mio. m ³/Jahr). Die Biogasproduktion steht hier jeweils im Hintergrund und dient der Eigenstromproduktion der Anlage.

Pilotprojekt zur Rückgewinnung und Verwertung von Biogas in der Kläranlage (STEP) Ben Sergao bei Agadir

Mit der Kläranlage Ben Sergao, südlich von Agadir gelegen, wurde ein Pilotprojekt für die spätere Integration in andere Anlagen gestartet. Die GIZ finanzierte 1993 im Rahmen des Programme Spécial Energie (PSE – Sonderprogramm Energie) die Pilotanlage. Das Projekt sollte die Rentabilität aus der Nutzung von Biogas für das Abwasserreinigungssystem der anaeroben Klärung durch Infiltration aufzeigen. Diese Technik ist besonders gut auf die Verhältnisse der Region Agadir angepasst und dient als Modell für aride und semi-aride Gebiete.

Aus den anfallenden Abwässern der damaligen 10.000 Einwohner der Stadt Ben Sergao (2008 auf 50.000 Einwohner angestiegen) konnten durch ein Absetzbecken mit einer Kapazität von 1.500m³ täglich 150 m ³ gereinigtes Wasser und 173 m ³/Tag Biogas mit

157 OCP / Studie GIZ 09.2012

125

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einem Methangehalt von 73,61 % produziert werden. Die Gewinnung von einem m ³ Biogas ermöglichte es 0,6 l Diesel einzusparen, in diesem Fall entsprach dies einer Einsparung an Diesel von 37.700 l/Jahr und einem Geldwert von 277.095 Dh/Jahr. Der Heizwert des gewonnenen Biogases beträgt 7,3 kWh/m ³.

Abbildung 58: Zusammensetzung des gewonnenen Biogases 158

Auf Grund der positiven Ergebnisse des Pilotprojektes hat die staatliche Einrichtung für Multi Service von Agadir (RAMSA) die Erfahrungen der Stromerzeugung durch die Verbrennung des gewonnenen Biogases, in die bestehende Kläranlage M’Zar von Agadir eingebracht. In enger Zusammenarbeit mit der ADEREE, GIZ und EIB wurde 2007 ein MDP-Projekt (Projekt im Rahmen „Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung“) für die Finanzierung der Rückgewinnung und Energieproduktion des anfallenden Biogases gestartet.

Abbildung 59: Pilotanlage 159

158 RAMSA 159 RAMSA

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In diesem Rahmen wurde ein Übereinkommen zwischen den drei Akteuren RAMSA, ADEREE und GIZ geschlossen, worauf hin die ADEREE eine Machbarkeitsstudie in der Kläranlage M’Zar durchführte.

Umsetzung Methanextrahierung zur Elektrizitätserzeugung in der Kläranlage M’Zar (Grand Agadir)

Die Kläranlage M’Zar befindet sich 20 km vom Zentrum der Stadt Agadir entfernt auf einer Gesamtfläche von 200 ha. Sie verfügt über ein 1.810 km Abwassernetz mit einer damaligen Klärkapazität von 1,2 Mio. Einwohnern. Auf dem Gelände der Kläranlage wurde eine hohe Gaserzeugung und Geruchsbelastung festgestellt, welche nach damaligen Schätzungen bei 20.800 m ³/Tag Biogas (70 % Methangehalt) lag.

Die ADEREE installierte im Rahmen der Machbarkeitsstudien an verschiedenen Orten der Kläranlage zwei Experiment-Gasometer mir einer Größe von jeweils 2 m x 2 m. Im zehntages-Rhythmus wurden die Messungen an jedem der Standorte durchgeführt und nachgefasst. Dabei wurde ermittelt, dass das Abwasser im Absatzbecken eine tägliche Belastung von 11.894 kg an chemischen Sauerstoffbedarf (CSB) erhält, 5.050 kg/Tag verlassen das Becken mit dem geklärten Wasser, 6.844 kg/Tag lagern sich mit dem Schlamm ab.

Abbildung 60: Experimente zur Biogasgewinnung in der Kläranlage M’Zar 160 Nach einer Verweilzeit von 48 Monaten konnte der CSB-Wert um rund 60 % reduziert werden. Durch den Abbau von 4.106 kg/Tag an CSB führte zu einer Biogasproduktion von täglich 1.275 m³ Biogas im Absatzbecken.

Abbildung 61: Ergebnisse der Experimente, Zusammensetzung des Biogases 161

160 RAMSA 161 RAMSA

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Nach einem Aufenthalt von vier Jahren in dem anaeroben Becken konnte der CSB-Gehalt um 60 % reduziert werden. Somit können 19.688,71 kg/Tag CSB abgebaut und in Biogas umgewandelt werden.

Der Abbau von einem kg CSB entspricht einer Gewinnung von 310,5 l Biogas, was einer durchschnittlichen potentiellen, täglichen Biogasproduktion von etwa 6.113,35 m 3 entspricht, d.h. einer durchschnittlichen jährlichen Produktion von 2.200.804,36 m 3 Biogas oder mehr als 16.924.185 kWh/Jahr.

Die technischen und finanziellen Machbarkeitsstudien für die Biogasanlage der Kläranlage M’Zar wurden im Rahmen der Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP) durch die EIB finanziert.

Etappen des angepassten Behandlungssystems

Abbildung 62: Absetzbecken 162

Erstbehandlung im Absatzbecken • Verarbeitungskapazität: 50.000 m 3/Tag • Maße der neun Absetzbecken: Länge 115m x Breite 35 m x Tiefe zwischen 4,24 m und 6,59 m • Volumen je Becken 16.000 m³, entspricht insgesamt 145.000 m 3

Nachbehandlung durch langsame Versickerung im Sand (Infiltrationsgeschwindigkeit 1 m/Tag) • Behandlungskapazität: 10.000 m³/Tag • 24 Filter mit jeweils einer Oberfläche von ca. 5.000 m² (entspricht 1 m² pro Einwohner)

162 RAMSA

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Abbildung 63: Sandversickerung 163

Abbildung 64: unbehandeltes Abwasser, geklärtes Wasser, gereinigtes Wasser 164

Das gereinigte Wasser wird u.a. für die eigene Bewässerung der Anlage sowie für Golfanlagen verwendet.

Die Kläranlage befindet sich im kontinuierlichen Ausbau, der bis dato noch nicht abgeschlossen ist. In den kommenden Jahren soll die Anzahl der Klärbecken auf 18 verdoppelt werden, dass somit 100.000 m ³ Abwässer der Einwohner und der lebensmittelverarbeitenden Industrie (vorwiegend Fischverarbeitung) gereinigt werden können.

163 RAMSA 164 RAMSA

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Durch die Nutzung dieser erneuerbaren Energiequelle mit der bestehenden Kapazität der neun Becken, ist es möglich im Durchschnitt mehr als 2,9 Mio. m ³ Biogas pro Jahr zu gewinnen, was 22,6 GWh/Jahr entspricht. Angesichts der anstehenden Erweiterung der Kläranlage M’Zar kann die Verarbeitungskapazität verdoppelt werden, d.h. mehr als 5,5 Mio. m ³ Biogas pro Jahr

(42,4 GWh/Jahr) sind möglich. Das Potenzial für die Stromerzeugung beträgt 8,6 GWh el / Jahr.

In der Studie aus Februar 2008 wurden die zwei Varianten der Gasverbrennung und der Stromerzeugung durch Kraft-Wärme- Kopplung bei der Methangasverwertung für die Kläranlage M’Zar beurteilt. Es wurde sich für die Stromerzeugung entschieden. Die Investitionskosten belaufen sich bei diesem Verfahren auf 4,28 Mio. EUR, wovon die Hälfte RAMSA trägt. Ein erster Teil wurde 2009 aus Selbstfinanzierung der RAMSA durchgeführt, zu den weiteren Etappen kommen weitere Investoren hinzu. Unter den Lieferanten der Biogasanlage-Teile gehört auch die deutsche Firma Haas Energietechnik GmbH.

In 2007 deckte das Potential der Stromerzeugung aus Biogas 133,3 % des Eigenverbrauchs der 13 Abwasserpumpen. Die erzeugte Energie wird Anfangs zur Eigenbedarfsdeckung der 1,5 MW Abwasserpumpen, zur Elektrifizierung der 200 ha Betriebsgelände und der Pumpen der gereinigten Wässer zur Weiterverwertung verwendet, danach ist das Ziel erstrangig die Netzweinspeisung als „grünen Strom“ an ONEE. In 2012, im Zuge des Ausbaus der Pumpleistung, wurden noch 94,4 % des Eigenstrombedarfs gedeckt. Durch weitere Investitionen von 45 Mio. Dh soll auch durch Kraft-Wärme-Kopplung Strom erzeugt werden. Hier lassen sich nicht nur weiter CO 2-Emissionen reduzieren, sondern die Wirtschaftlichkeit der Anlage im Hinblick auf den Verkauf von „grünen Strom“ wird gestärkt. Während der Kreditphase von sieben Jahren können 38.972 t CO 2 jährlich, d.h.

272.805 t CO 2 insgesamt eingespart werden. Die Schadstoffverringerung beläuft sich insgesamt auf 1,44 Mio. t CO 2eq . Bei einem erstrebten Preis aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten von 10 USD/t CO 2eq wird ein Gewinn von 14,4 Mio. USD erwartet. Dieser soll die Investitionen und einen Teil der Betriebskosten decken.

Der Umweltbeitrag des Sanierungsprojekts liegt in der Verbesserung für Hygiene und Gesundheit der Bevölkerung, die Verbesserung der Badewasserqualität und die Reinigung der Verschmutzung des Flusses Oued Souss. Nicht zu vergessen ist, dass dieses Projekt gleichzeitig eine positive Auswirkung auf die Entwicklung des Tourismus in der Region mit sich zieht.

Betreiber und Ansprechpartner Régie Autonome Multi-Services d’Agadir (RAMSA) Avenue 18 Novembre, Q.I., B.P. 754 80000 Agadir Herr Lahoussine Benzine, Geschäftsbereich Abwasserreinigung, MDP-Beauftragter Tel: +212 (528) 82 96 00 Fax: +212 (528) 22 01 15 [email protected] www.ramsa.ma

Methanextrahierung und Verbrennung auf der Mülldeponie Agadir

Die alte öffentliche, wilde Mülldeponie von Bikarane wurde 1978 für das Ballungsgebiet des Raumes Groß-Agadir eröffnet. Sie liegt ca. 800 m vom Campus der Universität Ibnou Zohr im Stadtteil Dakhla nördlich der Nationalstraße N1. Seit 1996 wurden lediglich feste Abfälle der Stadt Agadir angeliefert. Andere Müllhalden und –deponien wurden geschlossen und umgeleitet. Darunter zählten die Mülldeponien Bakchich (Ben Sergao), Oued Elaarba (Tiquiouine), Oued Souss (Inezgane) sowie Lamzar und Azrou (Ait Melloul).

Mit geschätzten 970.000 t Müll erreichte die Deponie ihren Sättigungsgrad im Jahr 2006. Im Rahmen des kommunalen Entwicklungsplan (Plan communal de développement d’Agadir, PCD) für die Jahre 2010 bis 2016, wurde 2007 die wilde Deponie Bikarane parallel zur Eröffnung der neuen, kontrollierten Mülldeponie Tamelast geschlossen. Der neue Standort wurde absichtlich weiter von der Stadt entfernt gewählt; in der Kommune Drarga. Die Rehabilitierungsarbeiten sind am Laufen, erste positive Veränderungen durch eine Luft- und Geruchsverbesserung sind bereits spürbar.

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Es wurden Entgasungsbrunnen zur Gewinnung des Biogases installiert. Das so gewonnene Biogas wird mit einer Fackel verbrannt. Aktuell brennt das Feuer sehr langsam, was das Anzeichen ist, dass die Stabilisierungsphase der Abfälle begonnen hat. Der Müll wurde mit Arganbäumen und Tröpfchenbewässerung bepflanzt.

Abbildung 65: CET Agadir, Studienreise Biogas, 23.-29.09.2012 165

Die Umsetzung der Rehabilitierung wurde von der Stadt Agadir in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Inezgane, Ait Melloul, Dcheira, Drarga, Tmissia und Aourir realisiert. Die Kosten von rund 0,5 Mio USD wurden auf die verschiedenen Gemeinden aufgeteilt. Auf der Basis eines Methangehaltes des Biogases von 60 % und einer Methangasproduktion aus festen Abfällen von 164 ³ m Methan pro Tonne Müll, können in den nächsten 10 Jahren 238.810 t CO 2eq an Schadstoffausstoß reduziert werden.

Betreiber und Ansprechpartner Commune Urbaine d’Agadir BP 4, Hôtel de ville; Bd Prince Héritier Sidi Mohamed 80000 Agadir Frau Fatima El Baz Tel: +212 (548) 84 38 38 Fax: +212 (548) 84 29 77 [email protected]

Pilotprojekt Mülldeponie Meknès

Meknès hat über 500.000 Einwohner, der anfallende Müll beträgt rund 160.000 t/Jahr mit einem Anteil von rund 60-70 % biologischer Zusammensetzung. Die Deponie erstreckt sich über eine Fläche von 24 h. Die aktuellen Abfälle werden auf eine wilde Mülldeponie in der Nähe der Stadt abgeladen. Die Anlage verfügt weder über eine Entwässerungseinrichtung für Sickerwasser, noch ein System zur Entnahme/Auffang des ausscheidenden Biogases. Das produzierte Methangas wird in die Natur freigesetzt. Nicht zu vergessen die informellen Müllsammler, die unter inakzeptablen Arbeitsbedingungen die recycelbaren Materialien heraussuchen und trennen.

Das Ziel der Stadt ist die Schließung und Rehabilitierung der bestehenden Deponie sowie der Eröffnung einer neuen Kontrollierten in der Nähe des jetzigen Standortes.

3.4 Kraft-Wärme-Kopplung aus Solar und/oder Biomasse

Erste CSP-Projekte, die sowohl Wärme als auch Elektrizität produzieren, sind im Bau (Ciments du Maroc, Gruppe Italcementi), Zementwerk von Ait Baha). Die doppelte Ausnutzung von Elektrizität und Wärme für industrielle Prozesse macht Projekte, gerade bei der Eigenproduktion von Energie im Bereich der verarbeitenden Industrie, oft erst rentabel.

165 GIZ, www.giz.de

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4. Erneuerbare Energien zum Eigenverbrauch in der marokkanischen Industrie

Der Kostendruck auf die Industrie hat durch Abschaffung von Subventionen auf Energie in den letzten Monaten stark zugenommen. In naher Zukunft wird sich der Energiemarkt durch Einspeisemöglichkeit mit Netmetering in das Mittelspannungsnetz stark verändern und große Chancen eröffnen, auch wenn keine genaue Zeitspanne für die gesetzlichen Veränderungen vorhergesagt werden kann. In Marokko ist die Netzparität für Windenergie, Photovoltaik, Biomasse und Kraft-Wärme-Kopplung unter gewissen Voraussetzungen bereits jetzt gegeben.

Dadurch sind Investition in erneuerbare Energien für den Eigenverbrauch in der marokkanischen Industrie zum jetzigen Zeitpunkt ein guter Schritt, der es gleichzeitig erlaubt, relativ schnell in den marokkanischen Markt einzusteigen und mit ersten Projekten Marktkenntnisse und eigene Kontakte aufzubauen, um sich für die vorauszusehende positive Marktentwicklung in den nächsten Jahren vorzubereiten.

4.1 Interessante Industriesektoren und ihr Energiekonsum

29 % der verbrauchten Energie in Marokko ist dem Industriesektor zuzuschreiben. 90 % des gesamten Energieverbrauchs im Industriesektor werden durch insgesamt 1.855 Unternehmen in Anspruch genommen. Zur Förderung der Energieeffizienz sollen die Unternehmen im Energieservicebereich weiterentwickelt werden. Hierzu bedient man sich beispielsweise einer Benchmark-Studie (internationale Gesetzgebung, Unterstützungsmechanismen).

Die Regierung strebt ebenfalls ein Kommunikationsprogramm zur Informationsverbreitung an: Im Rahmen dessen sollen Spezialistenverbände gegründet werden, eine Sensibilisierung für Energieeffizienztechnologien erreicht und eine Datenbank für Energieeffizienzinvestitionen entwickelt werden. Wichtig ist auch eine Verbreitung von Benchmarks und Praktiken im Bereich Energieeffizienz in der Industrie. Zur Förderung der Energieeffizienz im Industriesektor soll die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessert werden und Energie-Audits eingesetzt werden.

Ein effizientes Energiemanagement ist eine Herausforderung für alle Länder, besonders in Hinblick auf schwindende Rohstoffreserven und Wirtschaftskrisen. Das Sinken der Energiepreise, die einzig konjunkturell bedingt ist, darf in keinem Fall die politische Strategie zur Optimierung des Energieeinsatzes in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen beeinflussen oder gar verhindern. Der Klimawandel, das Schwinden fossiler Brennstoffe, die Wirtschaftskrise und die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen sind weitere Gründe für die Förderung von Energieeffizienz in Marokko.

Die marokkanische Regierung hat einen Nationalen Plan der prioritären Maßnahmen erarbeitet, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und die Energieeffizienz in Schlüsselsektoren der Wirtschaft zu fördern. Der Erfolg dieser Aktionen beruht auf der Miteinbeziehung der staatlichen und privaten Akteure.

4.1.1 Luft- und Raumfahrt Die marokkanische Luft-und Raumfahrtbranche gehört zu den aufstrebenden Wirtschaftszweigen Marokkos und vereint heute mehr als 100 Unternehmen, wobei 70 % der Firmen jünger als fünf Jahre sind. Die Unternehmen vor Ort bieten eine breite Palette von Dienstleistungen an - von der Herstellung von Verbundwerkstoffen und der Montage von Bauelementen, über die Wartung von Flugzeugen und -motoren, Verkabelung und Elektronik bis zum Engineering.

Der Luft- und Raumfahrtsektor in Marokko bietet mit Wachstumsraten von jährlich 25 % einen attraktiven Investitionsstandort. Die Anzahl der Niederlassungen von Unternehmen in diesem Bereich hat stark zugenommen. Dies zeigt sich vor allen in den Investitionen, sie sich seit 2002 auf 2,7 Mrd. Dh belaufen. Im Geschäftsjahr 2008 wurde mit 7.000 Arbeitnehmern ein Jahresumsatz in Höhe von 6,6 Mrd. Dh erwirtschaftet. Insgesamt sind heute rund 8.500 Personen in der marokkanischen Luftfahrt tätig,

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insbesondere an den Standorten Casablanca, Tanger, Rabat, Mohammedia, Bouskoura und Nouaceur. Der große Zuwachs an ausländischen Investitionen und das steigende Interesse an Marokko geht auch auf die Förderung des Sektors durch die Regierung und die Teilnahme Marokkos an internationalen Messen zurück. Das Königreich verfolgt ambitionierte Ziele und möchte bis 2015 15.000 Personen und 2020 23.000 Personen in diesem Sektor einstellen, wie auch einen zusätzlichen Umsatz von 383 Mio. EUR pro Jahr realisieren.

4.1.2 Automobilindustrie und Automobilzuliefererbranche Aufgrund seiner geographischen Lage bietet sich für Marokko an, eine gute Basis für den Ausbau von Kompetenzen und Infrastrukturen im Automobilbereich zu schaffen. Das Königreich hat demnach zahlreiche Projekte ins Leben gerufen und um auch somit die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung im Land zu fördern. Die ersten Meilensteine dieser Entwicklungsstrategie sind die Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit, die Verbesserung der makro- und mikroökonomischen Rahmenbedingungen, wie auch die Ausrichtung an internationale Standards. Im Rahmen der Strategie sollen für den Automobilsektor Niederlassungen von KFZ- Zulieferern der Ränge zwei und drei sowie Unternehmen von Nutzfahrzeugen etabliert werden.

Das neue Werk von Renault bei Tanger, das seit Februar 2012 in Betrieb ist, soll mit zwei Modellen und einer Kapazität von 60 Einheiten pro Stunde 400.000 Fahrzeuge bis 2014 herstellen. Insgesamt werden 6.000 direkte und 30.000 indirekte Arbeitsplätze bei den Automobilzulieferern geschaffen. Es sollen 90 % der Produktion von Renault exportiert werden. Nach dem Eintritt von Renault soll nun ein zweiter großer Automobilhersteller angezogen werden. Die Auswirkungen dieses Potenzials werden auf 12 Mrd. Dh ge- schätzt, was einen Zuwachs des BIP und einer Schaffung von ca. 70.000 neuen Arbeits-plätzen im Automobilsektor bis 2015 nach sich ziehen würde. Insgesamt lässt sich ein wachsender Trend in diesem Wirtschaftszweig feststellen. So sind in den Jahren 2005 bis 2010 die Investitionen durchschnittlich jährlich um 37,8 % gewachsen. Die durchschnittliche Jahreswachstumsrate im Produktionsbereich ist hingegen 12,9%. In derselben Betrachtungsperiode ist auch der Exportbereich um 20,3% gewachsen. Aber auch der Absatz der Privatfahrzeuge in Marokko erfährt einen Zuwachs. 2011 verzeichnete die Automobilbranche einen Absatz von 112.097 Fahrzeugen (davon Renault-Dacia mit 40.000 Fahrzeugen), was eine Wachstumsrate von 9,45 % bei Privatfahrzeugen entspricht.

Anfang 2012 war eine Euphorie im Automobilsektor zu erkennen, die unter anderem auf dem Abbau von Zöllen, Fachmessen und der Inbetriebnahme der Produktionsstätte Renault Tanger zurück zu führen ist. Die Zollsenkungen ab dem 01.01.2012 bewirkten Preisnachlässe. Die marokkanische Wirtschaftszeitung „l‘Economiste“ spricht von einer Gelegenheit „die man ergreifen muss, da die Gegebenheiten für den Erwerb eines PKWs besser sind denn je“.

Auf der anderen Seite wächst die Kfz-Teile-Industrie in Marokko stark. Im Juli 2011 sind es bereits 160 spezialisierte Unternehmen mit ca. 52.000 Beschäftigten vor allem in den Bereichen der Tiefziehtechnik, Kabel / Kabelbäume, Verglasung, Plastikteile, Mechanik und Elektronik, die sich in Marokko etabliert haben.

Was den Kfz-Bestand im Königreich betrifft, besagen die letzten statistischen Zahlen von 2010, dass sich 1,1 Mio PKWs, 50.000 Staatsfahrzeuge und 15.000 Wagen der Autover-mietung die marokkanischen Straßen befahren. Das Durchschnittsalter der PKWs liegt bei 10,5 Jahren.

4.1.3 Elektrotechnik / Elektronik Die Elektronikindustrie ist in Marokko in den Jahren 1950 - 1960 entstanden, unter ande-rem mit der Niederlassung „STMicroelectronics“ im Jahr 1952. Heute erfährt die Branche einen wahren Aufschwung in den Bereichen der integrierten Schaltungen, Telefonzentralen und der Herstellung von elektronischen Bestandteilen. Insgesamt 30 Industrieunternehmen mit einer Beschäftigtenzahl von 7.000 Personen generieren einen jährlichen Export mit einer Gesamtsumme von 940 Mio. Dh.

Die Elektrobestandteile werden in Marokko von elf Unternehmen hergestellt. In diesem Bereich wird ein Umsatz von 1,2 Mrd. Dh generiert, wobei 98 % der Produktion für den Export nach Frankreich und den USA bestimmt sind. Der Verein ASEL (Association du Secteur de l'Électronique) vereint die Hauptakteure des Marktes im Bereich Elektronik / Elektrotechnik in Marokko.

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Der marokkanische Export der Elektronik legt 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 % zu. Im Jahr 2012 nehmen marokkanische Exportprodukte ab, wobei Leitungen, Kabel und andere Isolierkabel / Elektrokabel um 3,1 % auf 4,1 Mrd. Dh und elektronische Bauelemente und Bestandteile um 23,2 % auf 1 Mrd. Dh zurückgehen. Auf der anderen Seite stiegen 2011 die deutschen Ausfuhren von Geräten zur Elektrizitätserzeugung und –verteilung in dem Segment um 66,2 %. Die elektronischen Bauelemente und elektrotechnischen Erzeugnisse aus Deutschland liegen in den ersten neun Monaten 2011 bei 14,8 Mio.

Von den gesamten deutschen Einfuhrgütern in Marokko gehen 2010 7,5 % auf die Elekt-ronik und 11,5 % auf die Elektrotechnik zurück. 2011 ging die Zahl bei elektronischen Produkten auf 6,3 % zurück, nahm jedoch im Bereich der Elektrotechnik auf 12,2 % zu. Aufgrund der europäischen Konjunktur ist eine Stagnation der Nachfrage nach elektroni-schen Komponenten aus Marokko zu erkennen. Voraussichtlich wird es weniger Nachfrage nach Vor- und Teilprodukten für die Elektroteilherstellung geben. In Marokko stagniert der Verkauf von elektrischen Haushaltsgeräten (Weißware bspw. Waschmaschinen und Kühlschränken). Weiterhin wächst die Nachfrage nach Gefrierschränken (+ 36 %), Spülmaschinen (+ 3 %), Küchenherden (+ 25 %) und Dunstabzugshauben (+ 37 %). Aufgrund des wachsenden Strombedarfs in Marokko besteht auch eine starke Nachfrage nach Geräten zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung.

4.1.4 Papierindustrie Die Papierindustrie in Marokko macht ca. 2,8 % des BIP aus und beschäftigt um die 6.000 Personen in über 100 Unternehmen. Der Papier- und Kartonverbrauch in Marokko beläuft sich auf geschätzte 500.000 t, was einem Pro-Kopf-Verbrauch von 14,5 kg im Jahr entspricht. Insgesamt wurden im Jahr 2007 135.000 t Papiermasse, 216.000 t Papier und 224.000 t Karton produziert. Verglichen mit den Nachbarländern ist dies jedoch ge-ring. 65 % der Inlandsproduktion geht zum größten Teil auf die Unternehmen CMCP, Safripac-Papelera de Tétouan, GPC, Sonacar, Tranfor Papier und Marembal zurück. Die Firma La Cellulose du Maroc ist der einzige Hersteller von Papiermasse. Mit einer Produktionssumme von ca. 130.000 t exportiert Cellulose du Maroc 90 % der Erzeugnisse. Die Branche verzeichnet einen Umsatz von 4,144 Mrd. Dh. Im Moment besteht noch eine große Abhängigkeit von Importen. Beispielsweise werden Papierprodukte für die Verpackung von Zement komplett importiert. Die Herstellung von Papierrohstoffen in Marokko beläuft sich auf 200.000 t, während der Bedarf des inländischen Marktes bei 400.000 t liegt. Die nationale Produktion deckt demnach nicht mal 50 % des Papierkonsums in Marokko. Zu den Risiken der Papierindustrie gehören zusätzlich die steigenden Energiekosten und die steigenden Preise der Rohstoffe. Laut Fachleuten der Branche wird jedoch in Anbetracht des Wirtschaftswachstums des Landes der Konsum bzw. die Nachfrage wachsen und somit auch das Potenzial die genannten steigenden Kosten auf die Preise aufzuschlagen. Darüber hinaus sind Investitionen um 200 Mio. Dh in 2007 getätigt worden, um die Produktivität zu steigern sowie den internationalen Normen (ISO 9001, ISO 14001, OHSAS 18001) gerecht zu werden. Um die Energiekosten einzusparen soll auf Biomasse und Naturgas zurückgegriffen werden.

4.1.5 Lebensmittel-, Getränke und Tabakindustrie Der Lebensmittelsektor zählt zu den meist entwickelten Wirtschaftszweigen des König-reichs und bestreitet mit den Ausfuhrgütern Kapern, grünen Bohnen und Sardinenkonserven den ersten Platz in der Weltrangliste sowie den zweiten Weltrang mit den Exportprodukten Oliven und Anchoviskonserven.

Die marokkanische Lebensmittelindustrie zählt 1.745 Unternehmen, was einen Anteil von 24 % der Gesamtindustrie in Marokko entspricht. Der Lebensmittelsektor produziert über 20 % des Gesamtvolumens der Industrieexporte und generiert einen Umsatz von 57 Mrd. Dh. Mit einer Beschäftigtenzahl von 88.600 Personen, was 19 % des Personalbestandes entspricht, tragen die Lebensmittelunternehmen zu 33 % zum BIP der Industrie bei.

Die 299 Exporteinheiten setzen 42 % ihrer Produktion ins Ausland ab, davon 65 % durch die Fischindustrie. Der Lebensmittelsektor besteht aus zwei Erwerbszweigen: die Le-bensmittelindustrie (Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, Fette, Milch, Getreide, Mehl und Körner, Getränke und andere) und die Tabakindustrie. 2002 zählte die Tabakindustrie vier Industrieeinheiten, die allein 3 % der Industrieproduktion und 13 % des Mehrwertes ausmachen. Die Leistungsfähigkeit der Tabakindustrie beträgt drei Mio. Dh pro Jahr und Person.

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4.1.6 Chemieindustrie Die marokkanische Chemieproduktion wuchs seit 1997 um 10 %. Sie beschränkte sich jedoch auf die Gewinnung von Phosphat. An den Häfen von Safi und Jorf Lasfar hat sich eine gut entwickelte Erdölchemieindustrie etabliert. Doch auch in den Städten Tanger und Nador ist die Industriechemie auf einen aufstrebenden Zweig. Die Zementproduktion ist aufgrund des Aufschwungs in der Bauindustrie ebenfalls stark am Wachsen. Die Ölraffinerien in Sidi Kacem und Mohammedia gehören zu den größten Ihrer Art in Afrika.

4.1.7 Textilindustrie Die Bekleidungsindustrie ist einer der Schlüsselindustrien der marokkanischen Wirtschaft. Sie beschäftigt mit 200.000 Personen 40 % des Personalbestands und macht 34 % des verarbeitenden Gewerbes aus. Angesichts der asiatischen Konkurrenz möchte Marokko seine geographische Nähe zu Europa nutzen. Derzeit repräsentiert die Textilindustrie 24 % der marokkanischen Exporte. Im Jahr 2011 wurden mit den Exporten 29,4 Mrd. Dh abgesetzt und im Inland geschätzte 40 Mrd. Dh generiert.

Mit einer derzeitigen Beteiligung von 7 % am BIP möchte sich der Wirtschaftszweig weiter ausbauen. Mit der nationalen Entwicklungsstrategie in der Industrie „Pacte nationale pour l’émergence industrielle 2009-2015“ soll das Potenzial des zusätzlichen Wachstums in Höhe von 1 Mrd. Dh am BIP erreicht und ca. 32.000 neue direkte Arbeitsplätze bis 2015 geschaffen werden.

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5. Profile der Marktakteure

5.1 Institutionen, Organisationen und Verbände

5.1.1 Wichtigste Ansprechpartner

Ministerium für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt (Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement, MEMEE) Rue Abou Marouane Essaadi B.P. Rabat Instituts 6208, Haut Agdal MA - 10000 Rabat Herr Dr. Abdelkder Amara, Minister Tel.: +212 (537) 68 87 60 ROYAUME DU MAROC Fax: +212 (537) 68 87 61 MINISTERE DE L’ENERGIE, DES [email protected] MINES, DE L’EAU ET DE www.mem.gov.ma L’ENVIRONNEMENT

Das Ministerium für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt ist verantwortlich für die Ausarbeitung und Implementierung der marokkanischen Energie- und Bergbaupolitik sowie für alle Fragen in Sachen Wasser und Umwelt. Es gliedert sich auf in die Direktionen Bergbau, Energie und Wasser und Umwelt.

Die Energiedirektion ist aufgeteilt in die Divisionen Elektrizität, Hydrokarbonate, Erdgas und fossile Brennstoffe, eine Kontroll- und Forschungsdivision, sowie die Abteilung Energieentwicklung. In den Verantwortungsbereich der Letzteren fallen auch die erneuerbaren Energien.

Die beiden Institutionen ONEE und ADEREE sind direkt dem MEMEE unterstellt. Darüber hinaus ist das Ministerium an der Solaragentur MASEN und der Energieinvestitionsgesellschaft SIE beteiligt.

Förderagentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (Agence nationale pour le Développement des Energies Renouvelables et de l'Efficacité Energétique, ADEREE) c/o Ministère de l’Energie, des Mines, de l'Eau et de l’Environnement Bâtiment B, 5ème étage Agdal MA - 10000 Rabat Herr Said Mouline, Geschäftsführer Tel.: +212 (537) 77 01 96 / +212 (537) 68 84 07 Fax: +212 (537) 68 39 87 [email protected] www.aderee.ma

Das frühere Centre de Développement des Energies Renouvelables (CDER), seit 2010 ADEREE, ist eine öffentliche Institution mit kommerziell-industriellem Charakter. Ziele des im Jahr 1982 eingerichteten CDER waren die Steuerung und Förderung der Entwicklung der erneuerbaren Energien, um für sie einen lukrativen Markt in Marokko aufzubauen. Aufgaben der ADEREE sind hierbei u.a. die Forschung nach neuen Technologien und ihre Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse, die Qualitätskontrolle von Anlagen und Dienstleistungen sowie die Aus- und Weiterbildung.

Die nationalen Programme zur Verbreitung erneuerbarer Energietechnologien in Marokko werden von der ADEREE vollständig oder begleitend implementiert. Mit der Veröffentlichung des Gesetzes Nr. 16-09 bezüglich der Agentur für erneuerbare Energien und Energieeffizienz wandelte sich das CDER in die ADEREE um, und legt die neuen Aufgaben der neuen gegründeten Agentur fest.

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Die Aufgabe der ADEREE ist die Vermarktung der erneuerbaren Energien unter Aufzeigen der Chancen und Vorteile für eine nachhaltige Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien. Der Umfang Ihrer Aufgaben geht vom Klimaschutz über eine sichere Energieversorgung bis hin zu mehr Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Entwicklung der erneuerbaren Energien. Die Tätigkeitsbereiche der ADEREE sind insbesondere: • Der Regierung nationale und regionale Entwicklungspläne für erneuerbare Energien und Energieeffizienz vorzuschlagen; • Entwicklungsprogramme im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz ins Leben zu rufen und durchzuführen, sowie Programme zu entwickeln, die da-rauf abzielt die Umwelt gegen negative Effekte der Energieaktivitäten zu schützen; • Förderungskampagnen im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz durchzuführen; • Die Kartografie von Ressourcen erneuerbarer Energien zu identifizieren und zu erstellen, sowie das Potential in Energieeffizienz; • Der Regierung Gebiete und Zonen vorzuschlagen, wo Projekte zur Energieerzeugung durch erneuerbare Energien durchgeführt werden können • Finanzielle Mittel zur Durchführung der unterschiedlichen Programme zu mobilisieren; • Normen und Standards für Anlagen und Geräte vorzuschlagen und zu veröffentlichen • Einen Beitrag zur Weiterbildung des Fachpersonals, sowie zur Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich erneuerbare Energien zu leisten.

Interessant ist auch, dass die ADEREE eine relative Freiheit bei der Budgetplanung besitzt. Gelder müssen nicht erst durch die Hände des Ministeriums laufen, sondern können direkt von der ADEREE verwendet werden.

Die ADEREE hat sich neben der Windenergie auch auf den Bereich der Biomasse spezialisiert, genauer auf die Herstellung von Biogas und deren Verwertung zur Strom- und Wärmeerzeugung. Die Biogasgewinnung wird in Marokko hauptsächlich durch die Vergärung landwirtschaftlicher Abfälle, Klärschlamm, Hausmüll und allen anderen biologisch abbaubaren Abfälle angewandt. Dabei setzt sie auf neuste Technologien, die den Verbrauch von Holz, vor allem von Arganbäumen, in Brennöfen für traditionelle Hammams, Kochstellen ländlicher Haushalte, etc. reduzieren.

Studien über die Erkennung des Potentials der Biomasse in den Regionen Souss-Massa-Draâ und Oriental wurden von der ADEREE in Zusammenarbeit mit der GIZ bereits durchgeführt. Aktuell beschäftigt sich die ADEREE um die Erkennung von Finanzierungsmöglichkeiten der Projekte. Für die Regionen Rabat-Salé-Zemmour-Zaer und Tadla-Azilal sind Studien zur Erkennung des Potentials noch in Bearbeitung. In naher Zukunft soll auch ein interaktiver Atlas für erneuerbare Energien (Wind- und Solarenergie, Biomasse) online gestellt werden. Dieser wurde bereits erstellt und befindet sich im Genehmigungsprozess.

Die Eingriffsbereiche der ADEREE sind die Erkennung, Bewertung und Ausführung der erneuerbaren Energiequellen, die Koordinierung der Programme und Projekte auf nationaler Ebene, die Begleitung der Investoren in der Entwicklung und der Aufstellung der Projekte sowie die Unterstützung der Projektentwickler in der Fertigstellung von Machbarkeitsstudien.

Marokkanischer Verein der Solar- und Windindustrie AMISOLE – L’Association Marocaine des Industries Solaires et Eoliennes Résidence Mervet 4 rue de la Bastille Casablanca Maroc Monsieur Ahmed Squalli – Président Tel +212 522 94 51 29 / +212 522 94 91 82 Fax +212 522 94 96 42 [email protected]

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Nationaler Strom- und Wasserversorger - Bereich Elektrizität (Office National de l'Electricité et de l'Eau Potable, ONEE, ex ONE) 65, Rue Othmane Ben Affane MA - 20070 Casablanca Herr Mohamed Fadili, Leiter der Abteilung Entwicklung Tel.: +212 (522) 66 80 80 Fax: +212 (522) 22 00 38 [email protected] www.one.ma Das marktbeherrschende Unternehmen im Elektrizitätssektor ist die Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable (ONEE- Elektrizität, ex ONE): die ONEE wurde im Jahr 1963 als öffentliches Unternehmen mit industriell-kommerziellen Charakter, sprich finanzieller Unabhängigkeit, gegründet, und ist verantwortlich für Produktion, Transport und Distribution des Stromes. Dabei untersteht es direkt dem MEMEE. Im Jahr 1974 wurden die Rechte und Pflichten der ONE in einem Lastenheft per Dekret festgelegt. Diese umfassen unter anderem die Versorgungssicherheit des Landes, die Sicherung des Ausbaus und der Instandhaltung des Verteilernetzes, die vollständige Elektrifizierung des Landes und die Förderung des Einsatzes regenerativer Energien. Die ONEE selbst sieht seine Mission in: • der Gewährleistung des Zugangs zu Elektrizität für alle Bürger Marokkos • der Befriedigung des Bedarfes des Königsreiches an Elektrizität zu den bestmöglichen Konditionen und der bestmöglichen Qualität • dem Ausbau aller industriellen Aktivitäten und Dienstleistungen, die mit elektrischer Energie verbunden sind.

Zur Politik der ONEE gehören auch die Unterstützung und Finanzierung von Energiesparprogrammen, der Stromaustausch mit verlässlichen Abnehmern und Produzenten, wie etwa Algerien und Spanien, sowie die Erteilung von Konzessionen zur Stromproduktion an Privat- und Staatsunternehmen.

Um seine Ziele verwirklichen zu können hat die ONEE ein ehrgeiziges Investitionsprogramm auferlegt und investiert jedes Jahr 10 Mrd. Dh in Infrastrukturmaßnahmen. Die ONEE beschäftigt über 8.700 Mitarbeiter und verfügte über einen Kundenstamm von über 4 Mio. Kunden, deren Anzahl weiterhin wächst. Allerdings gilt die Behörde als chronisch finanzschwach, weshalb eine Fusion mit der nachfolgenden ONEP durchgeführt wurde.

Nationaler Strom- und Wasserversorger - Bereich Wasser (Office National de l'Electricité et de l'Eau Potable, ONEE, ex Office National de l’Eau Potable, ONEP) Avenue Belhassan El Ouazzani, Chellah MA - 10002 Rabat Herr Mohammed Nabil Boutahar, Dezernent Normalisierung und Ingenieurwesen der Abteilung Abwasserreinigung und Umwelt

Tel.: +212 (537) 75 96 00 Fax: +212 (537) 65 06 49 [email protected] www.onep.ma

Im Zusammenhang mit dem Thema erneuerbare Energien ist auch die Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable (ONEE- Wasser, ex Office National de l'Eau Potable, ONEP) zu erwähnen, welche bei einigen Projekten, die in diesem Bereich verwirklicht werden, als Partner fungiert. Die ONEP wurde 1972 gegründet und ist eine finanziell autonome öffentliche Institution mit industriell- kommerziellem Charakter. Das Aufgabengebiet der ONEP reicht von der Versorgung der marokkanischen Bevölkerung mit Trinkwasser über die Realisierung von Trinkwasserproduktionsanlagen bis hin zu Qualitätskontrolle, Ressourcenschutz und Abwasserbehandlung.

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ONEE – Neuausrichtung aus ONE (Elektrizität) und ONEP (Wasser) Einer der Hauptargumente für die Neuausrichtung von ONE und ONEP sind die verstärkte Nachfrage nach Wasser und Energie in Marokko sowie die Harmonisierung der neuen Strategien im Bereich Wasser und Energie, um die Weiterführung des öffentlichen Dienstes zu gewährleisten. Die Neuausrichtung erlaubt die Mobilisierung und Ausschöpfung von Energie- und Wasserreserven.

Das Gesetz Nr. 40-09 stellt eine wichtige Etappe dar und ist gleichzeitig eine Voraussetzung für die Neuorganisation der Aktivitäten im Bereich Elektrizität und Trinkwasser. Mit dieser erster Neuausrichtung verdeutlich Marokko seinen Willen zur Neuorganisation des Wasser- und Energiesektors und seine Politik, die staatlichen Unternehmen bei ihrem Streben nach verbesserter Leistung im Bereich Finanzen und industrieller Produktion zu unterstützen und sie an die Spitze in ihren Sektoren zu führen.

Energieinvestitionsgesellschaft (Société d’Investissement Energétique, SIE) 3, Av. Abderrahim Bouabid, Secteur 10 - Bloc D, Hay Ryad MA - 10000 Rabat Herr Ahmed Baroudi, Geschäftsführer Tel.: +212 (537) 71 75 30/24 Fax: +212 (537) 71 75 21 [email protected] www.siem.ma

Die SIE wurde Anfang 2010 mit der Zielsetzung der Förderung von Energieprojekten ins Leben gerufen. Die Gesellschaft ist mit einem Kapital von 1 Mrd. Dh (etwa 89 Mio. EUR) auf dem Fonds de Développement Energétique ausgestattet.

Aufgrund dieser freilich recht bescheidenen Summe in Anbetracht der generellen Größenordnung von Energieprojekten beschränkt sich die SIE auf die Co-Finanzierung und Zusammenarbeit. Dabei ist die Gesellschaft u.a. bei der Finanzierung der Machbarkeitsstudien für Windparks aktiv.

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH – Programme d’Appui à la Gestion Intégrée des Ressources en Eau, AGIRE (Programme zur Unterstützung für integriertes Wasserressourcenmanagement) c/o Ministère de l‘Energie, des Mines, de l‘Eau et de l‘Environnement, Département de l‘Eau Rue Hassan Benchekroun, Bureau n° 229, Agdal MA - 10000 Rabat Frau Christine Werner, Programmleiterin Tel.: +212 (537) 77 54 50 Fax: +212 (537) 77 26 10 [email protected] www.giz.de; www.agire-maroc.org

Das Programm AGIRE wurde 2008 ins Leben gerufen. Seitdem wurden eine Reihe von Maßnahmen in den Bereichen Abwasserreinigung und Wiederverwendung von Abwasser und Biogas ins Leben gerufen sowie Kampagnen zur Grundwasserreinhaltung und Regenwassermanagement und diverse Ausbildungen durchgeführt.

Das Hauptziel des Programms AGIRE ist die Verbesserung eines nachhaltigen und integrierten Wassermanagements in Marokko. Die GIZ unterstützt die marokkanische Regierung bei der Umsetzung der nationalen Wasserstrategie, deren langfristigen Ziele bis 2018 erreicht werden sollen. Einer der wichtigsten Schwerpunkte dieser Strategie ist der nachhaltige Schutz des Grundwassers. Die Entnahme des Grundwassers und dessen Nutzung sowie mindestens 30 % der Haushaltsabwässer sollen kontrolliert und

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wiederverwendet werden. Im Rahmen des neuen Wassermanagements soll die Beratung, die Implementierung, die Steuerung und die Überwachung, wie auch die Sensibilisierung der Bevölkerung vermehrt in den Vordergrund gerückt werden. In Regionen, in denen das Programm AGIRE umgesetzt wird, werden vertraglichen Rahmenbedingungen für das Grundwassermanagement gesetzt.

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH – Promotion des Energies Renouvelables et de l‘Efficacité énergétique, PEREN (Programm zur Förderung der Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz) c/o ADEREE, Ministère de l‘Énergie, des Mines, de l‘Eau et de l‘Environnement (MEMEE) Rue Sidi Marouf Essaâdi, Agdal MA - 10000 Rabat Herr Dieter Uh, Programmleiter Tel.: +212 (537) 77 78 26 Fax: +212 (537) 77 78 61 [email protected] www.giz.de

In dem Programm PEREN verfolgt die GIZ, mit der partnerschaftlichen Unterstützung der ADEREE, ein integriertes Konzept, das Beratung im politischen Bereich, wissenschaftliche und technische Begleitung und Umsetzung, wie auch die Förderung der Institutionen umfasst. Darunter fallen auch Wissensvermittlung und Vernetzung von angewandter Forschung zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Die Schwerpunkte des Programms sind die Unterstützung des MEMEE bei der Ausarbeitung und der anschließenden Umsetzung der Verordnungen und Gesetzesänderungen. Des Weiteren wird die institutionelle Leistungsfähigkeit und die Managementkompetenz von ADEREE und MEMEE gekräftigt: im strukturell-organisatorischen wie im fachlichen Bereich. Ebenfalls zielt das Programm auf die Erweiterung von Wissen bei öffentlichen und privaten Akteuren über Energiepotenziale und mögliche Anwendungen bei erneuerbaren Energien und Energieeffizienz ab. Die Entwicklung lokaler Projekte sowie die Schulung von Professoren und die Bildung von Netzwerken zwischen Universitäten und Ingenieurhochschulen innerhalb Marokkos sowie zwischen Europa und Marokko hinsichtlich einer verstärkten Kooperation in Lehre und angewandter Forschung ist ebenfalls Teil der Unterstützung der ADEREE durch das Programm.

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH – Programme de Gestion et de Protection de l‘Environnement, PGPE (Programm für Umweltmanagement und -schutz) c/o Ministère de l‘Energie, des Mines, de l‘Eau et de l‘Environnement, chargé de l'Eau et de l'Environnement / Département de l‘Environnement 9, Av. El Araar - Secteur 16, Hay Riad, B.P. 433 MA – 10000 Rabat Herr Philippe Simonis, Programmleiter Tel.: +212 (537) 57 00 33; +212 (537) 57 17 41 Fax: +212 (537) 57 05 90 [email protected] www.giz.de; www.gd-maroc.info

Das Ziel des Umweltprogramms der GIZ ist die tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung der marokkanischen Umweltpolitik, wobei die GIZ mit technischem Wissen in diesem Bereich mitwirkt. Die Idee hinter dem Programm ist die Intervention auf nationalem Niveau, wobei auf Erfahrungen in regionalen Projekten und auf private Kooperationen zurückgegriffen wird. Somit entsteht eine stärkere Zusammenarbeit auf verschiedenen institutionellen Ebenen. Die Hauptpunkte des Programms sind: Beratung in Umweltpolitik des SEEE, Kräftigung der Kompetenzen der Kommunen im Umweltmanagement mit Schwerpunkt Abfall, integriertes

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Management von Industrie- und Sonderabfällen, industrieller und kommunaler Umweltschutz sowie Verbesserung der kommunalen Abfallwirtschaft in der Nordregion bei Tanger. Das Programm befindet sich in der 3.Entwicklungsphase.

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) B.P. 433 2, Avenue Tour Hassan MA – 10020 Rabat Frau Silke Stadtmann, Geschäftsführerin Herr Jan Schilling, Senior Project Manager Tel.: +212 (537) 70 98 93; +212 (537) 70 45 44 Fax: +212 (537) 70 93 15 [email protected] www.kfw-entwicklungsbank.de

Die KfW in Marokko finanziert ausschließlich öffentliche Projekte. Privatwirtschaftliche Kredit können nicht vergeben werden. In den Jahren 2007 bis 2012 wurden 316 Mio. EUR in Projekte der Energieerzeugung und –versorgung gefördert, darunter auch der Windpark in Tanger. Weitere 162 Mio. EUR folgten für die Wasserversorgung und Abwasser-/Abfallentsorgung. 14,6 Mio. EUR wurden für das Finanzwesen, 11 Mio. EUR für die Land- und Forstwirtschaft sowie für das Fischereiwesen bereitgestellt. Weitere 5 Mio. EUR gingen in sonstige soziale Infrastruktur und Dienste.

Forschungsinstitut für Solarenergie und neue Energien - Institut de Recherche en Energie Solaire et Energies Nouvelles (IRESEN) c/o Ministère de l´Energie, des Mines, de l´Eau et de l´Environnement, B.P. 6208 Rabat Instituts Agdal MA – 10000 Rabat Herr Badr Ikken Tel.: +212 (537) 68 22 36 Fax: +212 (537) 68 88 52 [email protected] www.iresen.org

Als neue Institution auf dem marokkanischen Energiemarkt wurde im Februar 2011 das Forschungsinstitut für Solarenergie und neue Energien gegründet. Ziel dieses Institutes ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen um die Forschung im Bereich der Solarenergie sowie der neuen Energien zu fördern und zu koordinieren. Ebenso soll die Energiestrategie der Regierung in R&D-Projekte umgesetzt werden und sich das Institut an Finanzierungen von Forschungsprojekten von Institutionen und Industriebetreiben sowie deren Markteinführung sicherstellen.

Nationale Förderation für Elektrizität, Elektronik und Erneuerbare Energien (Fédération Nationale de l'Electricité, de l'Electronique et des Energies Renouvelables, FENELEC) 4, rue de la Bastille, résid. Mervet, quartier Racine MA – 20100 Casablanca Herr Khalil Guermai, Geschäftsführer Tel.: +212 (522) 94 51 29 Fax: +212 (522) 94 96 42 [email protected] www.fenelec.com

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Der marokkanische Verband für Elektrizität, Elektronik und Erneuerbare Energien ist aus der Fusion zwischen zwei großen Verbänden der privaten Energiewirtschaft (ASMELEC und AMIEE) während der Generalversammlung vom 26. November 1997 entstanden. Die FENELEC zählt mehr als 400 Unternehmen als Mitglieder, welche mit mehr als 95 % der Produkte und Dienstleistungen des elektrischen und elektronischen Sektors den nationalen Markt repräsentieren. Im Jahr 2007 soll der Jahresumsatz dieser Unternehmen rund 4 Mrd. Euro betragen haben. Der Verband wird von einem Vorstand von 22 Mitgliedern verwaltet und von einem Verwaltungsrat mit 15 Mitgliedern geführt.

5.1.2 Staatliche Institutionen im Überblick Institution Internet Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement (MEMEE) www.mem.gov.ma; Ministerium für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt www.environnement.gov.ma Ministère de l’Industrie, du Commerce et des Nouvelles Technologies www.mce.gov.ma Ministerium für Industrie, Handel und neue Technologien Ministère de l’Economie et des Finances www.finances.gov.ma Ministerium für Wirtschaft und Finanzen Ministère de l’Intérieur www.cri.ma Innenministerium Ministère de la Santé www.sante.gov.ma Gesundheitsministerium Secrétariat d’Etat Chargé de l’Eau (SEEE) www.water.gov.ma Sekretariat für Umwelt und Wasser, Unterbehörde von MEMEE Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable (Abteilung Wasser, ex ONEP) www.onep.ma Nationale Strom- und Wasserbehörde, Bereich Wasser Le Haut-Commissariat aux Eaux et Forêts et à la Lutte Contre la Désertification www.eauxetforets.gov.ma Nationale Behörde für Wasser, Wälder und Schutz gegen die Ausdehnung der Wüste Haut-Commissariat au Plan (HCP) www.hcp.ma Statistisches Bundesamt Office des Changes www.oc.gov.ma Büro für Außenhandel und Devisenkontrolle Douane www.douane.gov.ma Zollbehörde

5.1.3 Standortagenturen und Beauftragte für Auslandsinvestitionen

Die marokkanische Agentur für Investmententwicklung (AMDI) ist eine nationale Institution, die das Anliegen hat, Investitionen in Marokko zu entwickeln und zu fördern. Sie untersteht dem Industrieministerium. Sie bietet verschiedene professionelle Dienstleistungen für internationale und marokkanische Investoren aus dem öffentlichen und privaten Sektor an, u.a. die Schaffung einer Empfangs- und Orientierungsstruktur, Herstellung von Kooperationen, Koordinierung der Förderungen sowie Unterstützung zur Erfolgsoptimierung.

Im Detail werden Information zu den rechtlichen Voraussetzungen und Investierungsgelegenheiten gegeben, Projekte in ihrer erfolgreichen Ausführung unterstützt, wie auch der Kontakt zu den lokalen und administrativen Partnern erleichtert.

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Agence Marocaine de Développement des Investissements (AMDI) 32, rue Honaine angle avenue Michlifen, Agdal MA – 10000 Rabat Tel.: +212 (537) 67 34 20/21 Fax: +212 (537) 67 34 17/42 E-Mail: [email protected] www.invest.gov.ma

Agence Marocaine de Développement des Investissements (AMDI) , Zweigstelle in Deutschland Bockenheimer Landstr. 17/19 D – 60325 Frankfurt a./M. Herr Eddouks Tel.: +49 (69) 71 04 55 222 Fax: +49 (69) 71 04 55 450 E-Mail: [email protected] www.invest.gov.ma

5.1.4 Regionale Investitionszentren

Die Regionalen Investitionszentren (CRI) sind staatliche Institutionen zur Unterstützung von Unternehmensgründern, wie auch von Investoren. Sie werden jeweils in zwei Abteilungen mit verschiedenen Aufgaben unterteilt. Die Abteilung zur Unterstützung der Unternehmensgründer ist ein kompetenter Ansprechpartner in den Bereichen der Gesetzgebung, der Steuerrichtlinien und dem Sozialen. Sie informiert, berät, orientiert und begleitet die Unternehmer in den diversen Vorgehensweisen. Die Abteilung zur Unterstützung der Investoren hingegen hat das Anliegen, den Kontakt zwischen Investor und Administration zu fördern indem folgende Bereichen begleitetet werden: die Prüfung aller administrativer Genehmigungsanfragen und Staatsvereinbarungen zur Umsetzung der Investierungsprojekte in der betreffenden Region, die Vorbereitung der administrativen Dokumente und Akten und Lösungsvorschläge für eventuelle Unstimmigkeiten zwischen Administration und Investoren. Außerdem wird ein Schwerpunkt auf die Entwicklung und Konsolidierung von bereits existierenden Investitionen gelegt, wie ebenfalls auf die Umgestaltung und Aktualisierung der regionalen Wirtschaftsstrukturen und auf die Förderung und Valorisierung der regionalen Potentiale.

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Agadir, Region: Sous-Massa-Draâ Cité Founty Agadir, B.P. 31 333 MA - 80000 Agadir Tel.: +212 (528) 23 08 77 Fax: +212 (528) 23 08 81 E-Mail: [email protected] Internet: www.cri-agadir.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Al Houceima, Region: Taza-Al Houceima-Taounate Quartier Calabonita, B.P. 213 MA - 32000 Al Houceima Tel.: +212 (539) 98 39 79/-83 Fax: +212 (539) 98 39 88 E-Mail: [email protected] Internet: www.alhoceimainvest.ma

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Centre Régional d‘Investissement (CRI) Beni Mellal, Region: Tadla-Azilal Avenue Bayrout MA - 23000 Beni Mellal Tel.: +212 (523) 48 22 43 Fax: +212 (523) 48 23 13 E-Mail: [email protected] Internet: www.tadla-azilal.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Casablanca, Region: Grand Casablanca 60, Avenue Hassan II MA - 20000 Casablanca Tel.: +212 (522) 48 18 88/-07 Fax: +212 (522) 48 21 15 E-Mail: [email protected] Internet: www.casainvest.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Dakhla, Region: Oued Eddahab-Lagouira Avenue Ahmed Benchekroune B.P. 1 MA - 73000 Dakhla Tel.: +212 (528) 89 85 35 Fax: +212 (528) 89 79 12 E-Mail: [email protected]

Centre Régional d‘Investissement (CRI) El Jadida, Region: Doukkala-Abda Avenue Nabel MA - 24000 El Jadida Tel.: +212 (523) 37 15 29 Fax: +212 (523) 34 15 24 E-Mail: [email protected] Internet: www.eljadida-invest.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Fés, Region: Fés-Boulmane Place de la Résistance angle My Youssef Allal Al Fassi MA - 30000 Fès Tel.: +212 (535) 65 20 57/16 Fax: +212 (535) 65 16 46 E-Mail: [email protected] Internet: www.crifes.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Guelmim, Region: Guelmim-Esmara Siège de la région, Bd Mohamed VI MA - 81000 Guelmim Tel.: +212 (528) 77 17 77 Fax: +212 (528) 77 14 44 E-Mail: [email protected]

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Kénitra, Region: Gharb-Chrarda-Beni Hsein 19, Avenue des FAR MA - 14000 Kénitra Tel.: +212 (537) 37 46 27 Fax: +212 (537) 37 45 36

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E-Mail: [email protected] Internet: www.kenitrainvest.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Laâyoune, Region: Laâyoune- Boujdour Annexe de la Wilaya, Bd Mekka, B.P. 2266 MA - 70003 Lâayoune Tel.: +212 (528) 89 11 89 Fax: +212 (528) 89 11 79 E-Mail: [email protected]

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Marrakech, Region: Marrakech-Tensift-Al Haouz Avenue Jean Kennedy, Jnane El Harti, Gueliz, B.P. 529 MA - 40000 Marrakech Tel.: +212 (524) 42 04 91/92 Fax: +212 (524) 42 04 92 E-Mail: [email protected] Internet: www.crimarrakech.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Meknès, Region: Meknès-Tafilalet Avenue Okba Bnou Nafii, Hamriya MA - 50000 Meknès Tel.: +212 (535) 52 12 43 Fax: +212 (535) 51 39 22 E-Mail: [email protected] Internet: www.meknesinvest.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Oujda, Region: Oriental 2, Bd Nations Unies MA - 60000 Oujda Tel.: +212 (536) 68 28 27 Fax: +212 (536) 69 06 81 E-Mail: [email protected] Internet: www.orientalinvest.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Rabat, Region: Rabat-Salé-Zemmour-Zaers 23, Avenue de la Victoire MA - 10000 Rabat Tel.: +212 (537) 77 64 00 Fax: +212 (537) 77 63 88 E-Mail: [email protected] Internet: www.rabatinvest.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Safi, Region: Doukkala-Abda Avenue Dr Med Benhima, ville nouvelle MA - 46000 Safi Tel.: +212 (524) 61 21 39 Fax: +212 (524) 61 21 40 E-Mail: [email protected] ; [email protected] Internet: www.safi-invest.ma

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Centre Régional d‘Investissement (CRI) Settat, Region: Chaouia-Ouardigha Siège de la wilaya B.P. 588 MA - 26000 Settat Tel.: +212 (523) 72 37 61 Fax: +212 (523) 72 36 81 E-Mail: [email protected] Internet: www.settatinvest.ma

Centre Régional d‘Investissement (CRI) Tanger, Region: Tanger-Tétouan Av Omar Ibn Khattab, siège de la Wilaya de la région Tanger-Tétouan MA - 90000 Tanger Tel.: +212 (539) 94 68 24 Fax: +212 (539) 94 33 14 E-Mail: [email protected] Internet: www.investangier.com

5.2 Marokkanische Unternehmen

5.2.1 Marokkanische Industrieunternehmen mit hohem Energiebedarf Im Folgenden werden marokkanische Unternehmen aufgelistet, die einen hohen bis sehr hohen Energieverbrauch haben, Interesse an einer Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen aus dem Bereich der Eigenstromerzeugung mittels erneuerbarer Energien geäußert haben und den Kontakt zu deutschem Know-how und innovativer Technik suchen, um deren Energiekosten zu senken und einen nachhaltigen Beitrag für die Umwelt zu leisten.

AGM - Akka Gold Mining Ansprechpartner: Herr Abdelaziz Abarro, Geschäftsführer 189, bd Mohamed Zerktouni, Twin Center Tour A 20100 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 95 65 65 Fax: +212 (522) 95 64 64 Internet: www.managemgroup.com

Tätigkeitsbereich/e: Das Unternehmen ist im Bereich Forschung und Bergbau tätig und gehört zur ONA Holding.

Asment de Témara Ansprechpartner: Herr Dr. Brahim Laraqui, Geschäftsführer Route de Casablanca 12000 Ain Atiq Telefon: +212 (537) 74 07 77; +212 (537) 74 76 92 Fax: +212 (537) 64 35 33

Tätigkeitsbereich/e: Das Unternegmen produziert und verkauft Zement. Ausländische Anteile: 63 % Gruppe Votorantim (Portugal), 20 % Procimar (Marokko) und 17 % französischer Zementhersteller.

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Brasseries du Maroc Ansprechpartner: Herr Jean-Marie Grosbois, Geschäftsführer Bd Ahl Loghlam (Sidi Moumen), Ain Sebaa 20450 Casablanca Telefon: +212 (522) 75 46 46 Fax: +212 (522) 75 92 65 Internet: www.brasseries-maroc.com

Tätigkeitsbereich/e: Getränkehersteller von Tafelwasser (Ain Ifrane) über alkoholische Getränke wie Wein und Bier (Casablanca, Flag spéciale). Gehören zu 66 % zur französischen Marke Castel.

Brimak - Briqueterie Maatof Khalifa Ansprechpartner: Herr Azeddine Maatof, Geschäftsführer Km 3,5, route Dar Kaid Sidi Aissa, BP 338 46000 Safi Telefon: +212 (524) 62 37 75; +212 (524) 62 60 86 Fax: +212 (524) 61 25 11 Internet: http://brimak-terrecuite.com

Tätigkeitsbereich/e: Herstellung von Ziegeln und Vertrieb von Baumaterialien.

Carrière et Transport Ménara Ansprechpartner: Herr Aderrahman Zahid, Präsident Km 0,5, route d‘Agadir, BP 4730, Hay Massira 40005 Marrakech Telefon: +212 (524) 49 99 00 Fax: +212 (524) 34 10 48 Internet: www.transportmenara.ma

Tätigkeitsbereich/e: Warentransport und Bergabbau (Geröll, Splitt und Sand). 1976 gegründet und arbeitet hauptsächlich für Grßkunden wie OCP und ONA-.

CIMAT - Ciments de l‘Atlas Ansprechpartner: Herr Anas Sefrioui, Geschäftsführer route de Rabat (r.p. 1), km.7, Ain Sebaa 20600 Casablanca Telefon: +212 (522) 67 75 00 Fax: +212 (522) 35 26 53 Internet: www.cimat.ma

Tätigkeitsbereich/e: Produzent von Zement, Beton und Granulat. Investieren in neueste Technologien und eine nachhaltige Entwicklung. Diverse Projekte im Rahmen u.a. von Luftreinhaltung, Wasseraufbereitung, und -wiederverwendung.

Ciments du Maroc Ansprechpartner: Herr Mohamed Chaibi, Geschäftsführer 621, Bd Panoramique 20150 Casablanca

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E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 85 94 50; +212 (522) 85 94 59 Fax: +212 (522) 50 10 99 Internet: www.cimentsdumaroc.com

Weiterer Ansprechpartner: Herr Laurent Meynet, Geschäftsführer Finanzen E-Mail: [email protected]

Tätigkeitsbereich/e: Gehört zur italienischen Gruppe Italcementi. Herstellung von Zement, hydraulische Bindemittel, Granulate, Fertigbeton und Dichtungsmittel. Investieren in neueste Technologien und eine nachhaltige Entwicklung. Diverse Projekte im Rahmen u.a. von Luftreinhaltung, Wasseraufbereitung, und -wiederverwendung. Wie Lafarge betreibt Ciments du Maroc eine Windkraftanlage zur Versorgung seines Mahlwerks in Laâyoune. Diese wurde vom spanischen Hersteller Gamesa ausgestattet. Ciments du Maroc hat angekündigt, weitere seiner Fabriken mit erneuerbaren Energien, besonders Windenergie, versorgen zu wollen. Neben dem Mahlwerk betreibt das Unternehmen drei Zementfabriken in Marokko.

Colorado Ansprechpartner: Herr Soleiman Berrada, Geschäftsführer 5, allée des Orchidées, Beausite 20250 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 35 23 35 Fax: +212 (522) 35 41 54 Internet: www.colorado.ma

Tätigkeitsbereich/e: Hersteller von Farben für Innen und Außen. Besteht bereits seit 1957 und zählt zu den Marktführern im Bereich Hausfarbe.

Cosumar Ansprechpartner: Herr Mohamed Boukraichi, Umweltbeauftragter 8, rue Mouatamid Ibn Abbad, BP 3098, Roches Noires 20300 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 67 83 36 Fax: +212 (522) 24 10 71 Internet: www.cosumar.co.ma

Weiterer Ansprechpartner: Herr Hamid Amira E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 67 83 00

Tätigkeitsbereich/e: Unternehmen ist tätig in der Produktion (Verarbeitung von lokal angebauten Zuckerpflanzen in Zucker, Zuckerraffinierie für Importzucker), Konditionierung und Vermarktung von Zucker und Zuckerprodukten. Besitzt 4 Filialen: Surac, Sunabel, Sucafor und Suta. 2010 Umsatz von 5.810,9 Mio. Dh, 2010 Produktion von 1.170,2 kt Zucker; Zuckerrübe wird in den Regionen Doukkala, Gharb, Loukkos, Tadla und Moulouya angebaut; das Unternehmen engagiert sich bei verschiedenen sozialen Einrichtungen (z.B. SOS Kinderdorf) und ist um ein umweltbewusstes Vorgehen bedacht (Behandlung industrieller Abfälle). Eigenes Programm namens INDIMAGE 2012 mit spezialisierter Arbeitsgruppe. Unternehmen will seinen Wasser- und Energieverbrauch

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senken. Für die Fabrik in Mechraa Bel Ksiri ist eine Heizanlage für die Erzeugung von Dampf aus Bagasse (Produktionsrest Zuckerrohrpflanze) zur Senkung des Energieverbrauches geplant.

Crown packaging Maroc (ex Carnaud Maroc) Ansprechpartner: Herr Mohamed Riadi, Geschäftsführer Route 110 (par Chefchaouni) km 10, BP 2650 20590 Casablanca Telefon: +212 (522) 66 75 30 Fax: +212 (522) 35 26 02

Tätigkeitsbereich/e: Herstellung von Leichtmetalverpackungen und Druck auf Metall.

DIMATIT - Société Nord Africaine pour l‘Hydraulique l‘Agriculture et le Bâtiment Ansprechpartner: Herr Miloud Chaabi, Präsident Route côtière 111 28800 Mohammedia E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (523) 30 41 94 Fax: +212 (523) 30 41 97 Internet: www.dimatit.com

Tätigkeitsbereich/e: Verarbeitung von Plastomeren/plastischen Materialien. Gehört zur Ynna Holding.

GPC - Gharb Papier et Carton Ansprechpartner: Herr Mounir Elbari, Geschäftsführer 111, Route Côtière 28800 Mohammedia E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (523) 32 77 50 Fax: +212 (523) 32 60 51 Internet: www.gpccarton.com

Tätigkeitsbereich/e: Planung, Herstellung und Marketinglösungen für Verpackungen aus Papier und Wellpappe (Kisten, Platten, Schnitte etc.). Für die Herstelltungen stehen drei Stätte zurVerfügung. Gehören zur Ynna Holding.

Holcim Maroc Ansprechpartner: Herr Dominique Drouet, Geschäftsführer Av. Annakhil, Hay Ryad, BP 2299 10000 Rabat E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (537) 37 02 02; +212 (357) 68 74 68 Fax: +212 (537) 71 66 97 Internet: www.holcim.ma

Tätigkeitsbereich/e: Herstellung und Vertrieb von Zement. Diverse Projekte in den Bereichen nachhaltige Entwicklung und Soziales.

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Imperial Tobacco Maroc - Société Marocaine des Tabacs Ansprechpartner: Herr Paul Legatt, Geschäftsführer 87, rue Ahmed El Figuigui -ex Gl Humbert 20500 Casablanca Telefon: +212 (522) 85 90 00; +212 (522) 28 55 64 Fax: +212 (522) 80 93 66 Internet: www.altadis-maroc.ma

Tätigkeitsbereich/e: Herstellung und Vertrieb von Tabacware und Zigaretten.

Jacob Delafon Maroc Ansprechpartner: Herr Philippe Cros, Geschäftsführer 207, bd d‘Anfa 20050 Casablanca Telefon: +212 (522) 95 97 40 Fax: +212 (522) 39 76 53 Internet: www.jacobdelafon.com Tätigkeitsbereich/e: Herstellung von Sanitärkeramik aus Porzellan und Stein.

Lafarge Ciments Ansprechpartner: Herr Mohamed Kabbaj, Präsident 6, Route de la Mecque, Californie, quartier les crêtes, BP 7234 20150 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 52 49 73 Fax: +212 (522) 52 49 49 Internet: www.lafarge.ma

Weitere Ansprechpartnerin: Frau Siham Anouar, Präsidentin E-Mail: [email protected]

Tätigkeitsbereich/e: Lafarge Ciment betreibt Zementfabriken in Marokko. Seit 2007 wird eine dieser Fabriken durch Windenergie versorgt, wobei die Leistung des angehörigen Windparks sukzessive ausgebaut wurde. Heute gilt die praktisch autonom arbeitende Zementfabrik als Modelprojekt für die Selbstversorgung von Industrieanlagen mittels erneuerbarer Energien, und besonders Windenergie, in Marokko.

Mafoder Ansprechpartner: Herr Daoudi Benyounes, Bereich Entwicklung km 9, route d‘El Jadida, Lissassfa 20190 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 89 09 38/-39 Fax: +212 (522) 91 46 52 Internet: www.mafoder.com

Tätigkeitsbereich/e: Metallverarbeitung u.a. für den Energiesektor.

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Maghreb Steel Ansprechpartner: Herr Fadel Sekkat, Präsident Route Nationale 9 , km 10, Ahl Loughlam, BP 3553 20640 Tit Mellil Telefon: +212 (522) 76 25 00 Fax: +212 (522) 76 25 01 Internet: www.maghrebsteel.ma

Weitere Ansprechpartner: Frau Hanan El Guinoui, Konrektor QSE E-Mail: [email protected] Mobil: +212 (661) 75 19 34

Herr Hakim Berriah, Konrektor Audit und Verwaltungskontrolle E-Mail: [email protected] Mobil: +212 (661) 57 28 98

Tätigkeitsbereich/e: Stahlverarbeitungsunternehmen. Herstellung von Edelstahlblechen. Managem, ONA Ansprechpartnerin: Frau Asmaâ El Haouari Twin Center, Tour A, Angle Boulevards Zerktouni et Al Massira Al Khadra, BP 5199 20100 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 95 65 65 Internet: www.managemgroup.com

Weiterer Ansprechpartner: Herr Islami E-Mail: [email protected]

Tätigkeitsbereich/e: Bergbau und Hydrometallurgie.

Nareva Holding, Groupe ONA Ansprechpartner: Herr Ahmed Nakkouch, Präsident 197, Bd Mohamed Zerktouni, Twin Center, Tour A, 24ème étage 20100 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (529) 00 46 47; +212 (522) 95 71 20 Fax: +212 (522) 95 80 28 Internet: www.nareva.ma

Weitere Ansprechpartner: Herr Mohamed Sebti, Verantwortlicher für den Bereich Erneuerbare Energien E-Mail: [email protected] [email protected] Telefon: +212 (529) 00 46 36

Frau Siham Aboumalek E-Mail: [email protected]

Herr Yassine Benjelloun

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E-Mail: [email protected]

Tätigkeitsbereich/e: Bau von Windparks.

OCP - Office Chérifien des Phosphates Ansprechpartner: Herr Amar Drissi, Geschäftsführer 2, Rue Al Abtal, Hay Erraha, BP Maârif 5196 20200 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 92 40 09; +212 (522) 80 04 09 Fax: +212 (522) 99 83 60 Internet: www.ocpgroup.ma

Weitere Ansprechpartner: Herr Dr. Rachid El Mrabet, Leiter Forschung und Entwicklung Umwelt, Wasser und Energie E-Mail: [email protected] [email protected] Telefon: +212 (523) 34 53 13 Mobil: +212 (661) 45 24 48 Fax: +212 (523) 34 54 45 Herr Othman Ouannane, Bereich Studien, Abteilung Umwelt E-Mail: [email protected] Mobil: +212 (661) 16 58 39

Frau Ilham Lrhcha, Bereich Umwelt E-Mail: [email protected] Mobil: +212 (662) 25 96 35

Frau Houda Khallaayoun E-Mail: [email protected]

Tätigkeitsbereich/e: Abbau und Vertrieb von Phosphat und Derivaten. Großes Angagement im Bereich nachhaltiger Entwicklung, u.a. Abwasseraufbereitung und -wiederverwendung etc.

Rédal Ansprechpartner: Herr Olivier Dietsch, Präsident 6, Rue Al Hoceima, BP 161 10000 Rabat E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (537) 23 83 83, +212 (537) 20 20 80 Mobil: +212 (661) 07 99 76 Fax: +212 (537) 72 36 34 Internet: www.redal.ma

Tätigkeitsbereich/e: Distribution von Wasser und Elektrizität.

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SAMIR - Société Marocaine de l‘Iindustrie du Raffinage Ansprechpartner: Herr Jamal Baamar, Geschäftsführer Route côtière, BP 89 20650 Mohammedia Telefon: +212 (523) 30 40 50; +212 (523) 32 75 75 Fax: +212 (523) 31 71 88 Internet: www.samir.ma

Tätigkeitsbereich/e: Raffinerie.

SEVAM - Société d‘Exploitation de Verreries au Maroc Ansprechpartner: Herr Badr Bennis, Geschäftsführer Bd Oukat Badi, Roches Noires 20290 Casablanca E-Mail: [email protected] [email protected] Telefon: +212 (522) 40 13 53; +212 (522) 40 40 88 Fax: +212 (522) 24 01 93 Internet: www.sevam.ma

Tätigkeitsbereich/e: Marktführer in der glasverarbeitenden Industrie für Hohlglas (Verpackungen und Geschirr).

SFPZ - Société des Fonderies de Plomb de Zellidja Ansprechpartner: Herr Tarafa Marouane, Präsident 284, bd Mohamed Zerktouni 20040 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 02 09 27 Fax: +212 (522) 20 09 85 Internet: www.sfpz.ma

Tätigkeitsbereich/e: Verarbeitung von Bleimaterialien: Behandung von Beierzen und Herstellung von weich, Mattkupfer und Oxiden.

SNEP - Société Nationale d‘Electrolyse et de Pétrochemie Ansprechpartner: Herr Mohamed Regba, Geschäftsführer Route côtière 111, BP 94 20650 Mohammedia E-Mail: [email protected] [email protected] Telefon: +212 (523) 32 43 28 Fax: +212 (523) 32 43 44 Internet: www.snep.ma

Tätigkeitsbereich/e: Gehört zur Ynna Holding. Herstellung von PVC, Chlor, Bleichmitteln, Salzsäure etc.

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5.2.2 Banken und Investitionsgeber Nachfolgend werden Banken und Investitionsgeber aufgeführt, die ausländischen Investoren, Projektentwicklern und Unternehmen bei Projekten im Bereich der Erneuerbaren Energien zur Verfügung stehen.

Arab Bank Maroc Ansprechpartner: Herr Abderrahim Saher, Regionalleiter 174, Bd Mohamed V 20000 Casablanca E-Mail: [email protected]; [email protected] (Assistentin) Telefon: +212 (522) 22 31 52 Fax: +212 (522) 20 23 22 Internet: www.arabbank.com

Weiterer Ansprechpartner: Herr Rachid Bourhim, FI-Trade Finance Head E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 20 33 28 Mobil: +212 (662) 04 07 09 Tätigkeitsbereich/e: Investitionsbank.

Attijariwafa Bank Ansprechpartner: Herr Abdeslam Taadi, Förderung Außenhandel 2, Bd Moulay Youssef 20000 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 29 88 88 Fax: +212 (522) 22 38 08 Internet: www.attijariwafabank.com

Tätigkeitsbereich/e: Bank

Banque Populaire Ansprechpartner/-in: Frau Hanane El Boury, Leiter internationale Zusammenarbeit 101, Bd Zerktouni 20070 Casablanca E-Mail: [email protected] (Assitentin); [email protected] Telefon: +212 (522) 46 93 75; +212 (522) 46 94 91 Fax: +212 (522) 48 76 28 Internet: www.gbp.ma

Weitere Ansprechpartnerin: Frau Latifa Chabbak, Abteilung Geschäftskorrespondenz E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 22 41 14; +212 (522) 22 44 05 Fax: +212 (522) 29 62 98

Tätigkeitsbereich/e: Bank

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BMCE Bank Ansprechpartner/-in: Herr Driss Benjelloun, Stellv. Geschäftsführer, Abteilung Finanzen 140, Av. Hassan II 20000 Casablanca E-Mail: [email protected]; [email protected] Telefon: +212 (522) 49 84 50/-51 Fax: +212 (522) 26 22 85 Internet: www.bmcebank.ma

Weiterer Ansprechpartner: Frau Ghizlaine Nourlil, Projektleiter Nachhaltige Entwicklung & RSE E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 49 83 98

Tätigkeitsbereich/e: Bank

CDG Capital Infrastructures Ansprechpartner: Herr Smaïl Bousta, Leiter Investitionen Angle Boulevard Abdelmoumen et Rue Cavalon 20000 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 98 13 91 Mobil: +212 (667) 96 71 30 Fax: +212 (522) 98 95 66 Internet: www.cdgcapital.ma

Tätigkeitsbereich/e: Investor, finanziert Projekte im Erneuerbare Energien-Bereich

CDG Capital Private Equity Ansprechpartner: Frau Ghislaine Rammaoui, Verantwortlicher Bereich Investitionen Angle Boulevard Abdelmoumen et Rue Cavalon 20000 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 98 13 91 Fax: +212 (522) 98 95 66 Internet: www.cdgcapital.ma

Tätigkeitsbereich/e: Investor, finanziert Projekte im Erneuerbare Energien-Bereich.

Crédit du Maroc Ansprechpartner: Herr Jamal Lemridi, Geschäftsführer 48-58, Bd Mohamed V 20000 Casablanca E-Mail: [email protected]; [email protected]; [email protected] Telefon: +212 (522) 47 73 25 Fax: +212 (522) 27 42 77 Internet: www.cdm.co.ma Tätigkeitsbereich/e: Bank

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Infra Invest, BMCE Capital Ansprechpartner: Herr Hamza El Kabbaj, Bereich Investitionen 30, Bd Moulay Youssef 20000 Casablanca E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (522) 42 91 33 Mobil: +212 (663) 56 92 37 Internet: www.bmcek.co.ma

Weiterer Ansprechpartner: Herr Zakaria Mouline, Bereich SMES E-Mail: [email protected] Mobil: +212 (661) 40 40 73 Fax: +212 (522) 27 38 15 Tätigkeitsbereich/e: Bank mit Investitionsfonds für Infrstruktur in Nord- und Westafrika. Im Umwaltbereich werden Projekte im Wasser, Abfall und erneuerbare Energien-Bereich unterstützt.

KfW - Deustche Kreditanstalt für Wiederaufbau Ansprechpartner: Herr Abderrazzaq Khaoua, Projektkoordinator 9, rue Khénifra 10020 Rabat E-Mail: [email protected] Telefon: +212 (537) 73 73 19; +212 (537) 70 98 93 Mobil: +212 (665) 13 76 90 Fax: +212 (537) 70 93 15 Internet: www.kfw-entwicklungsbank.de

Tätigkeitsbereich/e: Kreditgeber. Ist in den großen Windparkprojekten an den Finanzierungen beteiligt.

5.3 Sonstiges

5.3.1 Wichtigste Messen in Marokko

Name der Messe und Datum/Turnus Schwerpunkt Produkte Infos im Internet Veranstaltungsort BATIMAT Green 04.-05.06.2014 / Energieeffizienz Konferenzen, www.reedexpo.com/en/Events Building, unbekannt und nachhaltiger Gesprächsrunden, /3673/BATIMAT-GREEN- Sofitel Rabat Architektur Geschäftstreffen zu den BUILDING Themen Kosteneffizienz, Energiesparhäuser, "Grüne"-Materialien etc. CLIM, 14.-17.05.2014 Klima: Heizung und Klimatisierung für Privat www.clim.co.ma CICEC Casablanca (3.) / jährlich Kühlung und industrielle Nutzung, Ventilation, Warmwasseraufbereitung, Solarthermie, Heizkörper, Pumpen, Bioenergie etc.

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CONSTRUMAR, 12.2015 / Bauwesen, www.construmar.ma OFEC Casablanca zweijährig Inneneinrichtung/- ausstattung und Dekoration Eau Expo & Forum, 20.-23.05.2015 Wasser, Abwasser, Anlagen und www.eauexpo.com CICEC Casablanca (4.) / zweijährig Wasserreinigung/- Technologien zur aufbereitung Wasseraufbereitung/- reinigung, Abwasserbehandlung, Rohre, Kanalsysteme etc. Elec Expo Forum, 15.-18.10.2014 Elektrizität, Konferenzen, Seminare www.elec-expo.com OFEC Casablanca (1.) / zweijährlich Erneuerbare und Messe mit Energien, Schwerpunkt erneuerbare Elektronik Energien Elec Expo, EneR 11.2015 (4.) / Umwelt, Energie, www.elec-expo.com; Event und Tronica, zweijährlich Elektronik und www.ener-event.com; OFEC Casablanca Elektrotechnik www.tronica-expo.com Forum BatiVert, 06.2014/jährlich Green building und www.bativert.ma Casablanca Energieeffizienz MIDEST-SISTEP 10-13.12.2014 / Zulieferindustrie, www.midest-maroc.com Maroc, jährlich Zubehör und OFEC Casablanca industrielles Beschaffungswesen, Karosserie, Kunststoff, Elektronik, Maschinenteile etc. Photovoltaica, Oktober 2014 (1.) Solarenergie www.photovoltaica.ma Agadir / unbekannt Pollutec, 15.-18.10.2014 Umwelt, Energie www.pollutec-maroc.com OFEC Casablanca (6.) / jährlich Salon International 23.-27.04.2014 Agrar- und Landwirtschaftsmaschine www.salon-agriculture.ma de l'Agriculture au (9.) / jährlich Landwirtschaft n, Lebensmittel und Maroc (SIAM), verarbeitende Meknès Lebensmittelindustrie und Getränke Salon International 26.-30.11.2014 Bauwesen, Großhandel, www.sib.ma du Bâtiment (SIB), (15.) / Immobilien Baumaterialien, Sanitär, OFEC Casablanca zweijährlich Klima, Schreinerei, Sicherheit, Dekoration, Elektronik etc. Solaire Expo, 26.02.-01.03.2014 Solarenergie und www.solaireexpomaroc.com CICEC Casablanca / jährlich Energieeffizienz

5.3.2 Fachzeitschriften, Nachrichtenportale (Nur französische und englische Ausgaben berücksichtigt, Beschränkung auf die Wichtigsten)

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Tageszeitungen, Wirtschaftszeitungen • L’Economiste, www.leconomiste.com • La Vie Eco, www.lavieeco.com • Le Matin, www.lematin.ma • MAP (Agence Marocaine de Presse, Nachrichtendienst), www.map.ma

Fachzeitschriften • InstalMaroc, www.instalmaroc.com • RESAGRO, www.resagro.com • Agriculture du Maghreb, www.agriculturedumaghreb.com • Food Magazine, www.foodmagazine.ma • Construire, www.construiremagazine.ma • Energie et Mines, www.energiemines.ma

Internetauftritte • www.export-erneuerbare.de • www.renewablesb2b.com • www.massolia.com

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6. Schlussbetrachtung

In der vorliegenden Studie wurden die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien dargestellt. Zudem wurde der wirtschaftspolitische Entwicklungsstand der Erneuerbaren Energien in Marokko näher erläutert. Die Neuausrichtung der marokkanischen Energiepolitik sieht vor, Marokko auf dem internationalen Energiemarkt besser zu positionieren, d.h. unabhängiger von internationalen Energiepreisen zu machen und die heimischen Ressourcen maximal zu nutzen. Angesichts des steigenden nationalen Energiebedarfs und der damit anwachsenden Rohstoffimporte, die auf dem Weltmarkt zu immer höheren Preisen gehandelt werden, ist es ein zentrales Anliegen des Königreich Marokkos seine Energieversorgung langfristig auf ökonomisch und ökologisch sinnvolle Weise sicherzustellen. Seit Mitte der 90er Jahre hat die marokkanische Regierung die Rahmenbedingungen für ausländische Investoren stetig verbessert, sodass sich diese heute auf einem sehr guten Niveau befinden. Bis 2020 soll der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromproduktion Marokkos 42 % ausmachen. Auch dies verdeutlicht, dass der Bedarf und die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien weiter steigen. Der Zeitpunkt ist somit günstig, um in Marokko den Industriebetrieben energieeffiziente Lösungen und erneuerbare Energien zum Eigenverbrauch anzubieten.

Bisher werden meist internationale Unternehmen und Expertengruppen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien bevorzugt. Es sind bereits einige international agierende Firmen vor Ort und der Wettbewerbsdruck wird im Hinblick auf die ehrgeizigen Ziele der Regierung in den nächsten Jahren weiter steigen. Allerdings sind die bereits ansässigen internationalen Firmen nicht abgeneigt, mit deutschen Unternehmen zu kooperieren. Deutschland gilt mit seinem wirtschaftspolitischen Kurs hinsichtlich der Erneuerbaren Energien weltweit als Vorbild. Deutsche Technologien und deutsches Know-how stehen hoch im Kurs.

Ein weiterer ausschlaggebender Faktor ist der steigende Kostendruck im Industriesektor. Seit Abschaffung der Energiesubventionen haben sich die Kosten der Industrie für Energie in den letzten Monaten stark erhöht. Im Industriesektor besteht somit dringend sowohl kurz- als auch langfristig Handlungsbedarf. Die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien im Industriesektor wird in Zukunft weiter steigen. Für deutsche Unternehmen sind somit stabile Rahmenbedingungen und kontinuierliche Auftragschancen gegeben. In naher Zukunft wird sich der Energiemarkt durch Einspeisemöglichkeit mit Netmetering in das Mittelspannungsnetz stark verändern und große Chancen eröffnen, auch wenn keine genaue Zeitspanne für die gesetzlichen Veränderungen vorhergesagt werden kann. In Marokko ist die Netzparität für Windenergie, Photovoltaik, Biomasse und Kraft-Wärme-Kopplung unter gewissen Voraussetzungen bereits jetzt gegeben.

Dadurch sind Investition in erneuerbare Energien für den Eigenverbrauch in der marokkanischen Industrie zum jetzigen Zeitpunkt ein guter Schritt, der es gleichzeitig erlaubt, relativ schnell in den marokkanischen Markt einzusteigen und mit ersten Projekten Marktkenntnisse und eigene Kontakte aufzubauen, um sich für die vorauszusehende positive Marktentwicklung in den nächsten Jahren vorzubereiten.

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