Nutzen oder bewahren? Beides.

Sanierung und Umnutzung des historischen Forstamtes zum zentralen Forstbetriebssitz als Vertretung der Bayerischen Staatsforsten im Hochspessart 2007 – 2013 www.baysf.de Nutzen oder bewahren? Beides.

Wo liegt der Break-even- Punkt für den Duft von feuch- tem Moos? Wie hoch ist der Wert des Kuckucksrufes? Wie geht unternehmerisches Han- deln auf einer sonnenbeschie- nenen Lichtung? Typische Fra- gen im Unternehmen Wald, die wir Tag für Tag beantwor- ten. Der Wald und seine Pro- dukte bereichern unser Leben und begleiten uns: Holz für Möbel und Häuser. Brennholz für den Kamin. Rehrücken zum Festessen. Freizeitraum für alle. Und frische Luft für unser Klima. Die Bayerischen Staatsforsten bieten ein brei- tes Portfolio und bewirtschaf- ten mit rund 2 800 Beschäf- tigten eine Fläche von über 800 000 Hektar – den bayeri- schen Staatswald. Bayerische Staatsforsten übernehmen gesellschaftliche Verantwortung Die schönen Buchen- und Eichenwäl- Die Bayerischen Staatsforsten haben sich der der des Spessarts geben einer einzigar- Nachhaltigkeit verschrieben, sie ist unser Leitbild tigen Kulturlandschaft ihren Charakter. und tägliches Brot. Dies bedeutet die gleichbe- rechtigte Berücksichtigung von ökonomischen, Es sind Wälder, die seit Jahrhunderten ökologischen und gesellschaftlich-sozialen bewirtschaftet werden und dabei an- Belangen bei unserer täglichen Arbeit. Als muten wie reine Natur. Für uns gibt Flächenbetrieb, der für rund zehn Prozent der bayerischen Landesfläche verantwortlich ist, es nicht nur die Alternative zwischen gehört dazu auch die Landeskultur. ungenutzten Schutzgebieten einerseits Allein die Hälfte der 41 Forstbetriebsgebäude der Bayerischen Staatsforsten sind in der und reinen Nutzwäldern für die Holz- bayerischen Denkmalliste aufgenommen, produktion andererseits. Die Wälder darunter das Forstbetriebsgebäude in Rothen- im sind beste Beispiele dafür, buch. Dazu kommen viele Denkmäler wie Burgruinen, Kapellen, Gedenksteine, Marterl wie intelligente und innovative Forst- etc., die sich ebenfalls im Unternehmensbesitz wirtschaft beides vermag: Schützen befinden. Im Geschäftsjahr 2013 haben die Bayerischen Staatsforsten knapp 900.000 Euro und nutzen. Naturschutz ist also inte- in die Erhaltung von historischen, meist unter grativer Bestandteil unserer Arbeit, zu Denkmalschutz stehenden Gebäuden investiert. der auch die nachhaltige Nutzung des Diese Investitionen geschehen aus der festen Überzeugung heraus, dass der Erhalt der Waldes gehört. Der gefragte Rohstoff Landekultur gerade im ländlichen Raum enorm Holz sichert dabei nicht zuletzt auch wichtig ist. Dafür leisten wir unseren Beitrag, Jahr für Jahr. Nicht zuletzt zeigt sich dieses die Investitionen in den Wald und in Engagement am ältesten staatlichen Forstbe- unsere Baudenkmäler wie den Forst- triebsgebäude Bayerns in Rothenbuch. Die betriebssitz Rothenbuch. Nutzen, um Bayerischen Staatsforsten setzen mit der aufwändigen Sanierung dieses historischen zu schützen – das ist ein Kreislauf, der Forstgebäudes ein deutliches Zeichen für den wertvolle Wälder im Spessart hervor- Erhalt des Standorts und die nachhaltige Bewirtschaftung des Kulturwaldes im Spessart. bringt und Kulturdenkmäler erhält. Ein Gewinn für uns alle.

Jann Oetting, Forstbetriebsleiter Reinhardt Neft Vorstand der Bayerischen Staatsforsten, AöR

4 Ein Denkmal wird wieder sichtbar.

Ich freue mich über die Fertigstellung rischen Bestand, hat diesem Haus so eines Projektes, das allen Beteiligten besondere Akzente geschenkt, wie die einen langen Atem abverlangt hat; ge- Stahlkonstruktion des Treppenbaumes, gen Widerstände, Änderungen und das die im Grunde nichts weiter ist wie die bequeme Laufen lassen hat sich das Pla- Ertüchtigung der bestehenden Treppe. nungsteam den langen Atem bewahrt. Die meisten statischen Herausforderun- Ich danke Herrn Boris Hausotter, Team- gen sind längst in Wänden und Decken leiter des Forstbetriebssitzes Rothen- verschwunden, dieser Stahlbaum bleibt buch, der mich aufgrund gemeinsamer sichtbares Zeichen dieser Zusammen- Erfahrungen am Forsthaus in Altenbuch arbeit. mit der Sanierung betraute. Uns ist ge- Ich danke auch den übrigen Fachplanern lungen, das 2007 erarbeitete Konzept und den vielen engagierten Firmen, die viele Jahre unverändert beizubehalten. uns mit ihrer Ihnen eigenen Fachkompe- Dies sicherte die heute sichtbare Qua- tenz unterstützt haben. lität des Hauses. Dies wird zukünftige Ich wünsche allen Nutzern und allen Veränderungen erleichtern. Gästen ein gutes Gefühl in diesem Haus. Ohne eine engagierte Bauleitung vor Ein ehemaliges Büro- und Wohnhaus ist Ort, die in der heißen Phase Tag und wieder zu einem Denkmal geworden, Nacht für den reibungslosen Fortgang sichtbares Zeichen der Jahrhunderte der Baustelle gearbeitet und selbst alten Forstwirtschaft im Spessart. Hand angelegt hat, hätte ein solches Projekt nicht umgesetzt werden kön- nen. Ein großer Dank gilt daher Herrn Dipl.-Ing. (FH) Achim Köhler für die großartige Leistung. Die deckungs- gleiche Vorstellung von Architekt und Tragwerksplaner, von Bauen im histo- Eike Krause, Architekt

5 Grußworte Auszug aus der Die Anfänge und Ausgrabungen. Denkmalliste: D-6-71-148-5 Schloßplatz 3. Rothenbuch 1 Glasstempel von Flaschen, Obwohl nur wenige schriftli- zumindest was die Außen- Forstamt, Bau des 16. Jh., Reste eines Fayence-Kaffeege- Wappen bez. 1576 che Zeugnisse zum Gebäude mauern angeht, das Gebäude schirrs und glasierte Blumen- töpfe zeugen vom Reichtum am Schlossplatz vorliegen, in die zweite Hälfte des 16. der Jagdgesellschaft im 18. konnte das Archäologische Jh. datiert werden. Es wurde Jahrhundert Grabungsteam des Spessart- als Zehntscheune des Rothen- 2 Der Eulenspiegel von 1916, projekts (www.spessartpro- bucher Schlosses errichtet. der im Dach gefunden wurde, jekt.de) interessante Sachver- Zur gleichen Zeit wurde auch datiert den letzten großen Umbau, bei dem nicht nur der halte aufspüren. die Schlosskapelle 1575 ein- Eingang auf die Schlossplatz- Wie Wappenstein, Fenster- geweiht und 1566 das ehe- seite verlegt wurde, sondern auch alle Innenwände erneu- gewände und Beschaffenheit malige Zeughaus (heute Gast- ert und die heute vorhandene des Mauerwerks zeigen, kann, haus „Zum Löwen“) errichtet. Treppe eingefügt wurde. Wappenstein, datiert 1576, des 3 Im östlichen Erdgeschoss- Mainzer Kurfürsten Daniel Bren- raum wurde eine gemauerte del von Homburg (1523 – 1582) Herdstelle entdeckt

4 Vor der Öffnung zum Gewölbekeller erkennt man einen gepflasterten Weg, der die ehem. Wirtschaftsräume erschloss.

5 Unter dem südlichen Zim- mer liegt ein kleiner Gewölbe- keller, keine 3x1,5 m groß und 1,5m hoch. Er besitzt eine rechteckige Luke und zwei schmale senkrechte Lüftungs- 1 2 schächte, aber keine Öffnung ins Freie. Reste einer Holver- kleidung lagen auf dem ge- stapften Lehmboden. Der Fund wurde dokumentiert und wieder verschlossen.

Hintergrund: Fotografie von 1963 mit Fens- terläden und Schornsteinen

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7 Anfänge + Ausgrabungen Februar 2008. Der wilde Parkplatz ist stets zugeparkt und viel zu klein. Auch der Schlossplatz wird von Autos zugestellt. Der Parkplatz.

Ein neuer Parkplatz um ein langsames Fahren here Büsche abgeschirmt, musste der veränderten zu erzwingen. Für den um das beabsichtigte Bild Erreichbarkeit des Forst- Bau war eine wasserwirt- nicht zu stören. betriebes Rechnung tra- schaftliche Genehmigung Alle standortfremde Bäu- gen. Er sollte hinter dem notwendig (14.05.2007). me am Bachufer wur- Gebäudekomplex ver- Es wurden 14 Stellplätze den entfernt. Die Erlen schwinden – schließlich geschaffen und ein brei- verjüngt. Die auf dem ist ein Forstbetriebssitz terer, behindertengerech- Schlossplatz stehende kein Autohaus. Der leicht ter Parkplatz. Im hinteren „Sängerlinde“ wurde der zur fallende Teil werden die fünf rech- Auftakt zu einer kleinen Zufahrtsweg ist einspurig ten Parkplätze durch hö- Lindenallee. Alle Kanten sind feinsinnig auf- einander bezogen

8 Die Edelstahlplatten des Logos reflektieren den Himmel bei Tag und Nacht. Sie strahlen Die Skulptur. stets heller als ihre Umgebung.

Da jede Achse definiert ist che nachgeschnitzt um eine durch Anfangs- und End- längere Haltbarkeit zu erzie- punkt, verlangte das Ende len. Vier Edelstahlbleche, 1 cm des Zufahrtsweges nach et- stark und hochglanzpoliert, was Besonderem, auf dem bilden zusammengesetzt das sich alle Linien beziehen Logo der Bayerischen Staats- konnten. Der Architekt wur- forsten AöR. Stamm und Logo de beauftragt ein Kunstwerk sind exakt auf den Betrachter zu entwerfen. im Torbereich berechnet und Eine 300-jährige Eiche wur- ausgerichtet. Nov. 2007: die 300 jährige Logoskulptur und Hafenlohr Eiche ist entrindet und wartet fügen sich zu einem Bild. de entrindet, die Oberflä- auf die Oberflächenbearbei- Endlich wird der Bach im Orts- tung kern von Rothenbuch wieder sichtbar.

9 Parkplatz + Skulptur 1 Das ehem. Scheu- nentor ist zu einem Garagentor verkleinert. Die Wildsammelstelle. Fenster und Türen sind dort eingebrochen, wo sie gerade benötigt Mit der Zertifizierung für steht, mittels einem offenen entstanden im linken Gebäu- wurden. Funktional, das Lagern und Kühlen von Luftschacht bereits unter Bo- debereich umfangreiche La- aber kurzsichtig. Wild nach Vorgaben der EU denniveau trocken gelegt. gerflächen und das für den 2 Alle Fugen werden musste die vorhandene Wild- Damit die moderne Technik Betrieb der Wildsammelstelle ausgekratzt und mit sammelstelle völlig erneu- und Kühlung im Innenbe- notwendige WC, das in der Kalkmörtel wieder geschlossen. ert werden. Das vorhanden reich keinen Schaden nimmt, Zwischenzeit nicht nur als Gebäude wurde entkernt, wurden diese Einbauten als Baustellen-WC gute Dienste 3 Das Dach und der Dachstuhl wurden die Garage der ehemaligen Haus-im-Haus gelöst. Die Fas- geleistet hat, sondern auch denkmalgerecht saniert. Forstdienstwohnung aufge- sade kann nun ungehindert bei öffentlichen Veranstal- Die Fassade ist ausdruck- geben und das Gebäude, bis unter das Dach von außen tungen von Forst und Ge- stark vereinheitlicht. Der ursprüngliche Charakter das mit seinen Fundamen- wie von innen mit Luft um- meinde oft und gerne ange- wieder hergestellt. ten im Grundwasserbereich strömt werden. Gleichzeitig nommen wird.

1 2 3 1 + 4 Der Zustand der Wirtschaftsgebäude ist erbärmlich. Das Grund- wasser hat sich bis in 3m Höhe durch den Sand- stein gezogen (dunkle Fläche). Verantwortlich hierfür war maßgeb- lich das zementhaltige Fugenmaterial (helle Linien).

5 Die Holzschäden waren 2007 erheblich. 4 5 6 6 Zur Anlieferung des Wildes in den Kühlraum kann in den gefliesten Vorraum eingefahren werden. Sobald man das Tor öffnet, gehen Licht und Lüftung an.

10 11 Wildsammelstelle Das Treppenhaus.

Durch eine erneute Drehung wurde über einen Glasvorbau des Eingangs – es ist die drit- vor die historische Fassade te – vom Schlossplatz in den verlegt. Die statische Ertüchti- Forsthof und dessen Absen- gung der vorhandenen Trep- kung, um ihn horizontaler pe aus der zweiten Umbauzeit auszurichten, musste die Ein- um 1916 wurde mittels dreier gangssituation völlig neu ge- Rundstützen geschaffen, die staltet werden. zusammen einen Baum mit Die Treppe wurde verbreitert Ästen symbolisieren. Um die und um eine Stufe verlängert, Lauflinie der Treppe zu zei- ihr Schwung folgt der Gehbe- gen wurden beidseitig Hand- wegung. läufe als freie Formen über Der notwendige Windfang die Treppenstufen gelegt.

12 Die Flure.

Als Bodenbelag für Erdge- schoss-Flure und Treppe wur- de der seit Jahrhunderten be- währte Terrazzo gewählt, der vom Architekten auf die Far- bigkeit des Forsthauses ab- gestimmt wurde. Unter dem Treppenaustritt wurde eine Fußbodenheizung verlegt, die den Boden abtrocken hilft.

Im Flur des Obergeschosses wurden extra breite Eichen- holzdielen verlegt, die den historischen Charakter des Hauses unterstützen. Die raumhohen Brandschutztüren sind aus europäischer Eiche hergestellt.

13 Treppenhaus + Flure Die Innentüren.

Ursprünglich sollten die al- Die Bayerischen Staatsfors- gleichbarer Gebäude neu ten Türen aus dem frühen ten entschlossen sich dar- profiliert. Einzelne Türen sind 20. Jahrhundert erhalten aufhin die Türen vollständig als Brandschutztüren form- bleiben. Beim Rückbau wur- zu erneuern. Sie wurden in gleich ausgebildet. Die neu- den jedoch hinter den Zargen Eiche ausgeführt. Die Rah- en Türschwellen trennen die mit Teeranstrich kontami- men wurden entsprechend unterschiedlichen Beläge und nierte Türgerüste gefunden. der raren Bestände und ver- Fußbodenhöhen.

14 Die Terrassentür.

Bei genauem Hinsehen fiel auf der Forstgartenseite das mittlere Erdgeschossfenster aus dem Rahmen (vgl. S. 6 und 26). Ein Eingriff an die- ser Stelle schien vertretbar. Der Architekt entschloss sich, ein Türelement vor die Fassade zu setzen und den Charakter eines Hoftores zu geben, vergleichbar dem der Wildsammelstelle. Beim Rückbau der Fensterleibung wurden die Türgewände, historische Putze und die Schwelle des ursprünglichen Eingangs aus dem 16. Jh. wiederentdeckt. Sie wurden freigelegt und sind heute im Teamraum sichtbar. Das Tür- element steht auf einer Kon- sole über dem Luftschacht und ist von der stark aus- bauchenden Mauer mit spie- gelnden Blechen optisch los- gelöst. Die Mitarbeiter- und Raucherterrasse ergänzt die Funktion des zentralen Ver- sammlungsraumes.

15 Innentüren + Terrassentür Herstellung der Stichbögen.

Die für das 16. Jh. so typi- Bogen. Beim Rückbau der worden waren. Da diese schen Stichbögen waren vor mit Trockenbau verkleideten Stürze bereits so desolat wa- der Sanierung nur vereinzelt Nischen stellte sich heraus, ren, nutzte man die Chance sichtbar. Diese Stichbögen dass, entgegen der Sondie- zur Rekonstruktion der Stich- überwölben die tiefen Fens- rung eine Großzahl mit fla- bögen auch an dieser Stelle. ternischen mit einem flachen chen Holzstürzen begradigt

16 Das WC und die Küche.

Mit der völligen Erneuerung Kombination zurückgebaut. bringen und auf ein Material- der Entwässerungsleitungen Die WC´s wurden an die rück- mix verzichtet werden sollte. und der Einrichtung eines wertige Fassade verlegt. Die Der Kunstharzboden ist Sand- Teamraumes mit Küchenzeile, Ausstattung ist völlig aus Glas, steinfarben gehalten und lies wurden alle vorhandenen WC´s da das große Fenster genü- eine hohe Schwelle vermeiden. und die Serverraum-Küchen- gend Licht in den Vorraum

Um den Eingang im Forsthof hervorzuheben, wurden die Fenster der Fassade symmet- risch angeordnet. Dazu wurde das ehem. Toiletten- fenster im Erdgeschoss geschlossen. Im Außenputz ist an dieser Stelle eine Ritzung, die die Lage bei Streiflicht erkennen lässt.

17 Innenräume

Befund in Fensterleibung: Oberfläche mit Fassungen in Grün und Schablonendekor der 1. Hälfte des 20. Jahrhun- derts. Darunter zweilagig Kalkputze, teils mit Zuschlä- gen aus Schweineborsten und Die Fenster. monochromen Farbfassungen.

Das in der Fassade fehlende verschiedenen Farb- und Tape- reich der dreiseitig umlaufen- Fenster im Obergeschoss ist tenfassungen bis zum großen den Fase zum rechtwinkeligen von Anfang an Bestandteil Umbau von 1916. Das Fenster Bereich im unterem Drittel der Planung. Trotz der Ein- war innen mit einer Mauer- des Gewändes wurden zwei wände der Denkmalpflege schale vermauert, sodass alle Köpfe sichtbar, die behutsam ein solches Fenster dürfe nicht Zeugnisse erhalten blieben. ergänzt wurden. Die freigelegten Tapeten wur- eingebrochen werden, es sei Im Außenbereich hatte man Warum dieses aufwändige den zugunsten der Farbfassung denn es würde belegt wer- über die gesamten Gesimse Fenster Anfang des 20. Jh. aus dem 16. Jh. abgenommen den, dass sich ein solches dort und Sandsteingewände einen verschlossen wurde, bleibt ein befunden hätte, macht sich dicken Putz aufgetragen. Rätsel. Vielleicht musste an das Planungsteam daran den Während die Lage des Fens- diese Stelle ja ein Möbel ge- Innenputz abzuschlagen und ters voraussehbar war, gab es stellt werden. danach zu forschen. eine echte Überraschung im Um das Fenster an dieser Stelle Zum Vorschein kam ein Fens- Bereich der Mittelstütze. An- noch ursprünglicher wirken zu ter mit originaler Farbigkeit stelle der üblichen Voluten/ lassen, wurden die Scheiben in aus dem 16. Jahrhundert und Schnecken im Übergangsbe- schlierigem Glas ausgeführt.

19 Fenster Das Glaslamellenfenster und das Dach.

Durch den Einbruch der Gie- dazugehörigen Ecksteinen belgaube, und den üblichen rekonstruiert, sondern auch Beschädigungen durch holz- das Glaslammellenfenster als zerstörende Pilze und In- Belichtungs-, Lüftungs- und sekten musste das Tragwerk Rauchabzug (RWA) an die und viele Bauelemente des höchste Stelle des Treppen- Dachstuhls umfassend denk- raumes eingebaut. malgerecht Instand gesetzt Beim Einschnitt des Mauer- werden. Hierbei wurden werks im Bereich des Glas- nicht nur die Fußpunkte und lamellenfensters konnte ein der Ziegelbelag erneuert, die weiteres Fenstergewände Schornsteine entfernt, die freigelegt werden, das da- ungenügenden Reparaturen rauf hinweist, dass sich an der Vergangenheit beseitigt, dieser Stelle wohl keine Trep- das Traufgesims in seiner pe im 16. Jh. befand. historischen Form mit den

20 21 Glaslamellenfenster + Dach

Der mit einem völlig verrotte- ten Glasfenster und durch die Zufahrt in den Hof verschüt- tete Gewölbekellerzugang wurde wieder freigelegt.

Der ehemalige Zugang zur Dienstwohnung wurde vollständig umgekrempelt (siehe S. 24). Die neue Eingangstüre sitzt nun achsial unter dem einzigen Fenster des frühen 20. Jh., das deshalb in Holz-Alu ausge- führt wurde, Mauer innen- bündig.

Die Fassaden. Der keine 1m breite „Schleichweg“ vom Reiner Kalkputz, Sandstein- tenpforte darf ihr Dasein als Parkplatz zum Forsthof gewände und behauene Eck- Rosenrankhilfe fristen. Die wurde mit allen gestalteri- steine sowie ein makelloses Gartenmauer wurde weit ge- schen Mitteln aufgewertet. Es ist wohl der engste Dach prägen das äußere Er- öffnet. Das Forsthaus emp- Hauptzugang zu einem scheinungsbild. Die alte Gar- fängt seine Besucher. öffentlichen Gebäude!

23 Aussenansichten Mittels Unterfangungen, neuem Fundament und 3-teiligen Stahlträgern wurde die neue Eingangs- türe unter dem Treppen- lauf und zwischen ehem. Fenster und Haustüre verschoben.

Das Tragwerk.

An den Ecken des Südost- giebels wurden bis zu 10 cm breite Risse entdeckt, durch die man einen ganzen Arm stecken konnte. Der gesam- te Giebel hatte sich vom Haus gelöst. Durch das Einbohren von Armierungsstäben und das Injizieren von Verpressmörtel an den Außenecken und in den beiden Wände des WC´s, wurde die Fassade wieder an das Haus zurückverankert, man spricht von Vernadelung. Durch Veränderungen in der Raumaufteilung und wegen teilweise erheblichen Baumän- gel wurden im ganzen Haus etliche Türstürze, Stahlträger, Auflager und Deckenbalken, ergänzt, gewechselt, verstärkt, ausgetauscht und erneuert.

24 Das Tragwerk.

Bestand nach Rückbau der Wandverkleidung im Badezimmer des Oberge- schosses. Die Haustechnik.

Glasfaserkabel, neue Entwäs- Ersatz für Pollerleuchten, LED- serung, Fassadentemperie- Strips zur Akzentuierung des rung, W-Lan, Bussystem, Iuk, Haupteingangs und des Wind- kontrollierte Entlüftung des fangs, neuen Hausanschlüsse, Teamraumes, Energiesäulen Wetterstation zur Warnung als zentrale Versorgung in der vor Frost in der Wildsammel- Raummitte unter den Schreib- stelle … tischen, Lichtgestaltung an Altes wurde vollständig ent- den Mittelstützen der histori- fernt. Das Neue ist nicht mehr schen Fenster. LED-Wallwasher zu sehen, doch deren Funktion an der Wildsammelstelle als erleichtert täglich den Betrieb.

25 Tragwerk + Haustechnik Der nicht näher datierbare Lüf- tungsgraben, der das Gebäude vor dem drückenden Grund- wasser der nahe gelegenen Hafenlohrquelle schützte, war in der Vergangenheit mit einer Betonplatte abgedeckt. Das Planungsteam beschloss die Platte zu beseitigen, die Bruch- steinmauer zu sanieren, sie im oberen Bereich abzustützen und den Eingriff mit der Anla- ge einer Rampe zu verbinden. Der Gitterrost erleichtert jetzt die Be- und Entlüftung. Der Graben wurde zur statischen Sicherung der Bruchsteinmau- Der Forstgarten und er zum Teil mit Schotter ver- füllt. der Lüftungsgraben. Die Entwässerung des Grabens musste wegen des vorhande- nen Gefälles unorthodoxer Weise durch den Gewölbekel- ler in einem sichtbaren Rohr an den Hauptkanal angeschlossen werden.

Der Forstgarten wurde freige- schnitten. Die Rampe erleich- tert einen barrierefreien Zu- gang vom Forsthof bzw. dem Schlossplatz über die Mitarbei- terterrasse in das Erdgeschoss des Forstbetriebssitzes.

26 Die beteiligten Firmen.

Sondierung, Kunstwerk, Treppe Schreinerei Englert, Neuhütten Rückbau Merz. Baudienstleistungen, – Basser Haustechnik, – Elektro Aulenbach, Rothenbuch – Schreinerei Eich, Ro- thenbuch – Schreinerei Englert, Neuhütten PCP/Lindan-Absaugung Dach Hartmann, Gemünden Rohbau Merz. Baudienstleistungen Archäologische Grabung Archäologisches Spessartprojekt, Heizung, Wasser, Sanitär Basser Haustechnik, Weibersbrunn Lüftung Ritter Heizungs- u. Lüftungsbau, Natursteinarbeiten Heinz Lauber, Angelburg Fenster Reheuser Fensterbau, Burgebrach Tü- ren, Dielenböden, Schwellen, Schrägverglasung Schreiner-Team, Holz- und Parkettböden Hufschmid, Aschaffenburg Innenputz, Trockenbau Dr. Schreck GmbH, Weibersbrunn Deckensanierung Zimmerei Schwarzkopf, Mömbris Elektroinstallation, IuK Elektro Streb, Freigericht – Elektro Baumgartner, Günding/Dachau Estrich Göbig Fußbodenbau GmbH, Terrazzo Terrazzo-Beton GmbH, Ham- melburg Bodenbeschichtung PA Floor-tec, Stahlbau, Windfang, Treppenbaum Metallbau Fritz, Sailauf WC-Trennwände Glasbau Aschaffenburg, Goldbach Dach Ihre Zimmerei ZD GmbH, Bischbrunn Außenputz Malerbetrieb Büttner, Luftschachtabdeckung Endrich GmbH, Metall- und Stahlbau, Lohr Spenglerarbeiten Spenglerei Hock, Mömbris Blitzschutz Zeitz Blitzschutz, Bad Brückenau Außenanlagen, Parkplatz Garten- und Landschaftsgestaltung Heinisch, Heustreu Schimmelpilzsanie- rung Concept-Sanierung, Walluf Verschattung Schenk exquisit wohnen, Nürnberg Beschläge Serie 121: Vieler International GmbH + Co.KG, Iserlohn Brandschutztüren Schwab GmbH Hafenlohr – HOBA: Holzbau Schmid GmbH & Co. KG, Adelberg – Schörghuber Spezialtüren KG, Ampfing Glaslamellenfenster Steb- ler Glashaus AG, Önsingen, CH Entsorgung M. Werner GmbH & Co., Goldbach, Agnes Schmittner GmbH, Laufach Gerüst Gerlach Gerüstbau, Parkplatzschild OKA, Verkehrs- u. Werbetechnik GmbH, Anröchte Schließsystem SWE Sicherheits- und Elektrotechnik GmbH, Nidderau Büromöbel VS Vereinigte Spezialmöbelfabriken GmbH & Co.KG, Tauberbischofsheim – Hund, Büromöbel GmbH, Biberach Mitar- beiterterrasse Franz Kurtnaker, Zimmerei & Denkmalpflege, Abdichtungsarbeiten Gei- bel, Aschaffenburg Wildsammelstelle: Elektroplanung Norbert Fehl, Nürnberg Elektro Georg Wagner GmbH & Co., Lohr Gitterrost Schlosserei Stegmann, Rothenbuch Dach Holzbau Stegmann, Rothenbuch Fliesen Ludwig Kunkel, Rothenbuch Maler, Putzer Heinz Englert, Rothenbuch Kühlraum Werner Kunkel, Urspringen Tor Schreinerei Klaus Fäth, Esselbach Umzug Langer-Umzüge, Aschaffenburg

Entwurf, Konzept Architekturbüro entAsis Eike Krause, Zirndorf Ausschreibung, Bauleitung Parkplatz Wolfgang Leimeister, Landschaftsarchitekt, Marktheidenfeld Aufmaß, Dokumentation Bauleitung, Statik Ingenieurbüro Achim Köhler, Sailauf Brandschutz Ingenieurbüro Bott und Fries, Stockstadt Prüf- statik, Sicherheits- und Gesundheitskoordination Hock – Beratende Ingenieure GmbH, Haibach Elektro- planung Ingenieurbüro VDE Michael Dedio, Linsengericht Heizungsplanung Frank Basser, Weibersbrunn Landesamt für Denkmalpflege Dr. Christian Dümler, Memmelsdorf Befund Restaurator Andreas Wüst, Nürnberg

27 Forstgarten + Lüftungsgraben www.baysf.de

Impressum

Auflage 2.000 Stück (Oktober 2013)

Fotos und Texte: Eike Krause, Achim Köhler Harald Rosmanitz Bayerische Staatsforsten AöR

Layout und Produktion: alexpress Alexander Gößelein Michael Schrittwieser

entAsis Dipl.- Ing. (FH) Eike Krause Baustraße 1, 90513 Zirndorf Telefon: 0911 / 600 44 888 Mail: [email protected]

Ingenieurbüro A. Köhler Dipl.-Ing. (FH) Achim Köhler Beratender Ingenieur BayIKaBau Tragwerksplaner in der Denkmalpflege Gartenstraße 5, 63877 Sailauf Telefon: 06093 / 307 966 Mail: [email protected]

Bayerische Staatsforsten AöR Forstbetrieb Rothenbuch Schloßplatz 3, 63860 Rothenbuch Telefon: 06094 / 9717-0 Mail: [email protected]

Diese Broschüre ist auf PEFC-zerti- fiziertem Papier gedruckt. Die Bayerischen Staatsforsten sind PEFC-zertifiziert. Schutzgebühr: 4,00 EUR