Europäischer Kulturweg Spessartrampe Wie Eisenbahn und Tunnel die Kulturlandschaft seit 1854 prägen

Laufach und Heigenbrücken sind zwei Spessartdörfer, deren Ursprung in Anschluss an die große Welt - die Spessartrampe der historischen Nutzung ihrer Rohstoff-Ressourcen zu suchen ist. Ging Die Bahnanlagen in Laufach (175 m Höhe) bestanden aus einem zweistö- es dabei in Laufach um Eisenerz, das vor Ort verarbeitet ckigen Betriebsgebäude, einem Lokschuppen für die Schubloks und einem wurde, so stand in Heigenbrücken die Glasproduktion im Güterschuppen mit Rampe. Wegen des starken Gefälles der Bahnlinie Vordergrund, für die ausreichend roter Quarzsand und musste der Bahnhof außerhalb des Ortes in der Ebene angelegt werden. Energie in Form von Holz für die Glasschmelze zur Ver- fügung stand. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert änderten sich die Voraussetzungen „Mr. Düker“ (am Werksgelände) massiv. Die Pro- und Blick auf Laufach mit der duktion wan - alten Bahntrasse derte in die Bal- Freizeitgelände bei Hain und der lungsräume wie Hainer Dorfplatz z.B. das Rhein- Main-Gebiet, die Das Bahnhofsgebäude um 1900 und eine Gruppe Bahnarbeiter Spessarter blie- ben zurück und Für den Eisenbahnbau waren die 100 m Steigung zwischen Laufach und verarmten. Mit Heigenbrücken (2 %) und die Querung des Spessarts eine technische der Eröffnung der „Ludwigs-Westbahn“ im Herausforderung. Bis zur Inbetriebnahme der Neubaustrecke im Jahre Oktober 1854 wendete sich für die beiden 2017 mussten schwere Güterzüge von einer oder zwei Schubloks beglei- Gemeinden vieles zum Guten. Sie erhielten tet werden. Diese standen am Laufacher Bahnhof auf Abruf bereit. Anschluss an die große Welt und sie nutzten diese Chance. Die Bahnarbeiten für die Ludwigs-West- Für die Einwohner beider Orte war der Bahn- bahn begannen im im Jahr 1850. bau die erste Verbesserung ihrer Lebensver- Für die Ausführung der Spessartrampe war hältnisse, denn hier boten sich vor Ort neue die Eisenbahnbausektion Hain zuständig. Arbeitsplätze. Lohn und Brot versprach die Während der Baumaßnahme fanden viele Bahn aber auch durch die Verbindung zu den Spessarter Arbeit auf der Baustelle und Fabriken nach oder Frankfurt. Schubloks und der Lokschuppen, des- stellten für die Erdarbeiten ihre Fuhrwerke Tunneleingang West, Pollasch- sen Gebäude heute noch steht (unten). denkmal mit Blick Für die Firma Dü- zur Verfügung. Sämtliche Erd- und Bau- ins Aschafftal ker und andere arbeiten wurden in Einzelbaulosen verge- und das Natur- Betriebe brachte ben. So errichtete der Frohnhöfer Ökonom schwimmbad in Heigenbrücken der Bahntrans- Kilian Müller (siehe Kulturweg Frohnhofen) port einen en- die Laufacher Bahngebäude. Eine weitere ormen Stand- Einnahmequelle war das Beherbergen und ortvorteil, denn Verköstigen der Arbeiter. Rohstoffe und Die Inbetriebnahme der Bahnstrecke Würz- Produkte konn- Alter Bahnhof und neuer Halte- burg-Aschaffenburg erfolgte am 1. Oktober ten nun wesent- punkt Heigenbrücken 1854. Am Anfang verkehrten täglich fünf lich günstiger Zugpaare: Zwei Personenzüge, zwei Per- transportiert werden. Ebenso profitierte Hei- sonen- und Güterzüge und ein Eilzug. Der genbrücken nun vom Transport von Gruben- Fahrpreis wurde nicht nach Kilometer, son- holz ins Ruhrgebiet und einheimischen roten dern nach Stunden berechnet. Die Fahrzeit Buntsandstein zu den Baustellen im Frankfur- Frankfurt-(Aschaffenburg)-München betrug Schubbetrieb am Bahnhof Laufach ter Raum. (bis 2017) 13 ½ h (heute 3 h, 15 min). 2018 verkehrten In der Landschaft fallen die Bahnlinie und be- etwa 100 Zugpaare. sonders die damit verbundenen Tunnelbauten Die Steigung zwischen Laufach und Heigenbrücken war mehrfach Ursache ins Auge. 2017 wurde der 1854 eröffnete Schwarzkopftunnel geschlossen für Unfälle, da Bremsen oder Wagenkupp- und eine komplett neue Trasse durch den Spessart-Hauptkamm gebohrt. lungen der Belastung nicht standhielten. Am Entlang des Weges erfahren Sie von den Umwälzungen, die mit der Eisen- 20. August 1871 riss letztere bei einem Güter- bahn im Lohrbach- und Laufachtal verbunden sind. zug und die Waggons prallten auf einen Ex- presszug. Die Bedienung der Bremsen erfolgte Der Kultur- damals per Hand in den einzelnen Waggons. weg kann vom Am Bahnviadukt über die B 26 Bahnhof Lauf- In Heigenbrücken wurden deshalb mehrere steht das „Wartehäuschen“ für ach begon- Bremser zusätzlich für die Züge nach Laufach die Schublokführer. nen und durch Rückfahrt vom eingesetzt. Diese fuhren dann mit dem näch- H a l t e p u n k t sten Zug zurück. Daran erinnert das Heigenbrückener Bremserhäuschen Heigenbrüc- (siehe Infotafel dort). Nach der Einführung der Druckluftbremse bei Güter- ken absolviert werden. zügen Anfang der 1930er Jahre war die Zeit der Bremser zu Ende. (Aktuellen Fahr- plan beachten!) The railway line Würzburg-Aschaffenburg was brought into service on Oct. 1st, 1854. In those days, there were five daily back-and-forth connections, today there are one Sie wandern zunächst durch das Laufachtal und erreichen dann hundred. Back then, the technical challenge of railway engineering consisted of a nach mäßiger Steigung den höchsten Punkt mit 390 Metern am 2% gradient between Laufach and Heigenbrücken over a length of 100 m and the construction of Pollaschdenkmal. a tunnel through the Spessart hills. Therefore, the railway station had to be established outside the Abwärts geht es dann bis Heigenbrücken und durch den Kurpark village on level ground. Until 2017 still, heavy cargo trains had to be accompanied by thrusters ready bis zum Haltepunkt an der Bahnlinie. Folgen Sie der Markierung der for use here. The cultural trail starts either from Laufach or from Heigenbrücken train station. Follow gelben Dampflok auf blauem Grund. (Länge ca. 14 km). the marker of the yellow steam train on blue background (length approx. 14 km). After a moderate slope you reach the trail peak (390 m) at Pollasch memorial. For your way back, you may use the train. Folgende Stationen führen durch die Kulturlandschaft: La ligne ferroviaire Würzburg-Aschaffenburg a été mise en service le 1er Octobre 1854. À l’époque, il y avait environ cinq paires de trains journaliers, aujourd’hui c’est Station Bahnhof Laufach Station Hain im Spessart Station Schwimmbad une centaine. En ces temps-là, une pente à inclinaison de 2% sur 100 m (entre Station Eisenwerke Düker Station Panoramaplattform Station Alter Bahnhof Laufach et Heigenbrücken) et la traversée des collines du Spessarts par un tunnel était un défi technique énorme. Par conséquent, la gare ferroviaire devait être construite en dehors du villa- Station Blick auf Laufach Station Tunnelportal West Station Haltepunkt ge sur surface plane. Jusqu‘en 2017, les trains de poids lourds devaient être propulsés par des Station Neue Freizeitanlage Station Pollaschdenkmal Heigenbrücken locomotives de pousse qui étaient à disposition à la gare. L’itineraire culturel démarre ou à la gare de Laufach ou à celle de Heigenbrücken. Suivez la marque de la locomotive jaune sur fond bleu Der Kulturweg wurde am 7. Oktober 2018 eröffnet. (longueur env. 14 km). Après une montée modérée vous atteignez le sommet à 390 m (Mémorial de Pollasch). Le retour est possible en train.

© Archäologisches Spessart-Projekt e.V. Weitere Informationen bei: Der Kulturweg Laufach-Heigenbrücken wurde rea- Unterfränkisches Institut für lisiert im Rahmen des Projekts «Pathways to Cul- Kulturlandschaftsforschung tural Landscapes» mit Unterstützung der Archäologisches Spessart-Projekt e.V. Gemeinden Laufach und Heigenbrücken, der AG Ludwigstraße 19 Kulturweg sowie des Bezirks Unterfranken. 63739 Aschaffenburg www.spessartprojekt.de [email protected]