Die Spessartrampe
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EDITORIAL Die Spessartrampe Laufach – Heigenbrücken NDERS VERMERKT – A HMEN – SOFERN NICHT SSER A A ERF V ALLE AUFN VOM Das war die alte Spessartrampe: dynamischer Hauptstrecken-Betrieb und Landschaft pur, hier mit Dieseltriebzug 601 (4.6.1985) am legendären Block Hain. dieu Spessartrampe! Den legendären Stei- geschichtsträchtiger Streckenabschnitt behandelt gungsabschnitt zwischen Laufach und Hei- wird – eben die Spessartrampe zwischen Laufach Agenbrücken, auf dem wie etwa auf der und Heigenbrücken! Immer wieder zog es Eisen- „Geislinger Steige“ ebenso legendäre wie imposan- bahnfreunde dorthin, die ganz früher beispielswei- te Schublokomotiven eingesetzt wurden, wird es in se die Optik und vor allem Akustik der gewaltigen absehbarer Zeit in der bisherigen Form nicht mehr Mallet-Dampflokomotiven der Reihe 96 im Schub- geben – sechs Kilometer klassische Hauptstrecke betrieb genossen oder später – nach der Elektrifizie- werden komplett durch einen tunnelreichen Neu- rung im Jahre 1957 – den mahlenden Motoren der bauabschnitt ersetzt, der sich kaum von den neuen schweren Sechsachser E 50 oder E 94 hinter immer Schnellfahrstrecken unterscheiden wird. Auch der schwerer werdenden Güterzügen lauschten. An die- bisherige Bahnhof Heigenbrücken, in zwei älteren sem Ort vereinte sich der dynamische Eisenbahn- Eisenbahn-Journal-Sonderausgaben („Josef Brandls betrieb einer Hauptabfuhrstrecke mit der Wildro- Traumanlagen“) als Vorbild und Modell ausführlich mantik der westlichen Spessartausläufer, nicht nur beschrieben und vorgestellt, wird zu Gunsten ei- die Strecke, auch das Herz des Eisenbahnfreundes nes schnöden Haltepunktes am anderen Ortsrand schlug aufwärts! vollständig verschwinden – nur sein altes Emp- Adieu Spessartrampe! Mögen trotz diesem Aus- fangsgebäude bleibt erhalten und wird an Ort und blick die nächsten Seiten über die Historie, die nur Geschehen einer pulsierenden Eisenbahnmagistra- noch kurze Gegenwart und das Verschwinden eines le erinnern. legendären Schienenweges für Sie dennoch eine Mit einer neuen und tunnelreichen „Rohrpost“ gewinnbringende Bergfahrt sein. Und noch haben durch den Spessart? Wie auch immer Sie darüber Sie nach Erscheinen dieser Publikation ein ganzes denken – gerade diese aktuelle Zäsur in der Eisen- Jahr Zeit, die Rampe mit dem Zug oberirdisch zu bahn- und Streckengeschichte Deutschlands ist An- erfahren oder an einem gemütlichen Plätzchen auf lass für diese BAHNEN+BERGE-Ausgabe, in der erst- den nächsten Güterzug von Laufach zu warten – mals nicht eine komplette Eisenbahnstrecke oder hoffentlich mit „Schiebung“! gar eine ganze Region mit ihrem Streckennetz, son- dern „nur“ ein kurzer, aber besonders markanter und Joachim Seyferth Spessartrampe 3 INHALT 32 50 Block Eisenwerk Bahnhof Heigenbrücken Die Blockstelle verdankt ihren Namen der traditions- Auf engem Raum und mit betrieblichen Erschwernissen reichen Eisengießerei in Laufach, charakteristisch ihr wird hier der gesamte Zugverkehr der Spessartstrecke großes und früheres Eisenbahner-Wohnhaus direkt durchgeschleust – Aufsichtsbeamter alias „Rotkäppchen“ 12 an den Gleisen. inklusive! Historie der Spessartstrecke Die Spessartstrecke ist Teil der bayerischen Ludwigs-West-Bahn, die zu ihrer Fertigstellung 74 am 1.10.1854 von Bamberg und Würzburg her schließlich auch Aschaffenburg erreichte. Einer gegen vier Gegenüber dem alten Schwarzkopf-Tunnel 22 benötigt die neue Spessartrampe gleich vier Tunnel. Verlief die Strecke früher in offener Landschaft, fährt man demnächst lange unterirdisch. Die Neubaustrecke Die „Umfahrung Schwarzkopftunnel“ lässt die 38 62 traditionsreiche Rampe Laufach – Heigenbrücken komplett verschwinden und wird die Betriebs- führung für die DB wesentlich vereinfachen. Block Hain Der Schubdienst Pittoresk und fast versteckt am Ortsrand von Hain Ob legendäre Mallet-Riesen wie die Baurei- hoch oben an der Bahn gelegen, war die gleichnamige he 96, Dampf-Kolosse der Reihen 94 und 95 86 Bahnhof Laufach Blockstelle seit jeher Pilgerstätte zahlloser Eisenbahn- oder schwere Elektro-Sechsachser wie E 50, Den Ortsnamen Laufach kennt jeder Eisen- fotografen. E 94 und 151: Nachschieben war Trumpf! bahnfreund: Ausgedehnte Gleisanlagen, stets reger Betrieb und lange Zeit immer ein „Krokodil“ auf der Lauer … Deutschland € 15,– Österreich € 16,50 Schweiz SFr. 24,80 BeNeLux € 17,50 Frankreich, Italien, Spanien € 19,50 Best.-Nr. 731602 ISBN 978-3-89610-681-0 www.eisenbahn-journal.de BAHNEN + BERGE BAHNEN + BERGE 2/2016 Joachim Seyferth Spessartrampe Inhalt Laufach–Heigenbrücken Titel: Geschafft! 194 580 hat mit ihrem Güter- zug die Steigungshö- 3 Editorial 50 Bahnhof Heigenbrücken he im Betriebsbahn- 6 Galerie 62 Der Schubdienst hof Heigenbrücken West erreicht und 12 Historie der Spessartstrecke 74 Einer gegen vier wird sogleich im 18 Domäne der Kraftpakete 86 Die Neubaustrecke Schwarzkopf-Tunnel verschwinden 22 Bahnhof Laufach 94 Chronik (9. September 1982). 32 Block Eisenwerk 97 Quellenhinweise Geschichte Betrieb Foto: Joachim 38 Block Hain 98 Vorschau/Impressum Neubau 4190238 015009 20 Seyferth 4 Spessartrampe Spessartrampe 5 GALERIE Geschichte TUNG F Das Nachschieben von schweren Zügen war von Anbeginn der betriebliche AHNSTI B ISEN Mittel- und Höhepunkt der Spessartrampe. Hier die geballte Schub-Kraft mit E R CHIV DE „König Dampf“ kurz vor Aufnahme des elektrischen Betriebes: 94 1177 und 95 031 R haben sich am 27. April 1957 in Laufach hinter einen Güterzug gesetzt und lassen es noch einmal richtig krachen! FOTO: JOSEPH R. QUINN / BILDA 6 Spessartrampe Spessartrampe 7 GALERIE Betrieb Der wohl schönste, interessanteste und gemütlichste Platz zur Beobachtung des Zugbetriebes auf der Spessartrampe befand sich am Westportal des Schwarzkopf-Tunnels mit Blick auf den Betriebsbahnhof Heigenbrücken West. Mitten im Wald sah und hörte man hier nur die Natur und die Züge – besonders spannend natürlich jene, die so wie hier am 10. Juni 1987 mit Schub-Unterstützung (194 584) die Steigung hinaufkrochen. 8 Spessartrampe Spessartrampe 9 GALERIE Neubau Das wichtigste und größte Bauwerk bei der so genannten „Umfahrung Schwarz- kopf-Tunnel“ ist ein über 2,6 Kilometer langer Basistunnel unter der Röhre der Altstrecke, der bis hinter Heigenbrücken die Steigungsstrecke länger und damit flacher ausfallen lässt. Am 1. Oktober 2015 rollt zwischen Abraummaterial und den beiden Westportalen des neuen Falkenberg-Tunnels eine ICE 3-Doppeleinheit zu Tal. 10 Spessartrampe Spessartrampe 11 GESCHICHTE Historie der Spessartstrecke Die Spessartstrecke ist Teil der bayerischen Ludwigs-West-Bahn, die zu ihrer Fertigstellung am 1.10.1854 von Bamberg und Würzburg her jetzt auch Aschaffenburg erreichte. Heute gehört sie zur Ausbaustrecke Hanau – Nantenbach, deren aktuelle und größte Baumaßnahme der Ersatz der alten Spessartrampe ist. rtsveränderungen im und durch buchenthal, Mespelbrunn und Weibers- verlängert werden sollte, einer schon damals den Spessart waren vor gerade brunn heute noch, obwohl die diese Region bedeutenden Messe- und Handelsstadt. Be- einmal zwei Jahrhunderten eine durchziehende Autobahn solch finstere Ge- reits 1845 begannen erste Vorbereitungen VO CORDES Angelegenheit zum Fürchten: stalten eigentlich längst vertreiben hätte auf dem Terrain des späteren Aschaffenbur- I OSchlechte und zerklüftete Wege durch dunk- müssen. Auf ihr herrscht heute die Lkw-Maut, ger Bahnhofs, ein Jahr später gab der Bayeri- le Wälder, bergauf und bergab, von widrigem der moderne Gegenpart zum Zoll an den sche Landtag den Bahnbau auch per Gesetz GRAFIK: Wetter und anderen Naturgewalten oft un- historischen Handelswegen durch den ge- frei und am 1. Oktober 1854 verkehrte zwi- Der Spessart zwischen Hanau und Gemünden und der Verlauf der ihn durchquerenden und tangierenden Bahnstrecken. Die klassische Spessartstrecke passierbar gemacht, bereiteten Reisenden fährlichen Spessart. schen Würzburg und Aschaffenburg der Er- kam dabei mit nur einem Tunnel aus. und Fuhrleuten Kummer und Sorgen, ein Eine Eisenbahn musste her, um die be- öffnungszug, überall feierlich und freudig paar Kilometer Wegstrecke konnten zu ei- schwerliche Reise nicht nur zwischen Aschaf- empfangen! Zuvor gab es Ende September Würzburg und Aschaffenburg, am 25.9.1854 Die größte Herausforderung beim Bau der und in der Gemarkung Hain mussten drei nem ganztägigen Abenteuer ausarten. Damit fenburg und Würzburg angenehmer und vor 1854 bereits erste Probezüge zwischen auch mit einer „großen Anzahl Gäste“; die Spessartstrecke lag also in der Errichtung der Steinbrüche angelegt werden, um das Mate- 1/ nicht genug: Abgesehen vom häufigen Bruch allem sicherer zu gestalten. Dieser vor- 2 4-stündige Fahrt soll „alle Erwartungen Rampe von Laufach nach Heigenbrücken, rial für die Trasse und den Unterbau zu be- der fragilen Speichenräder der Kutschen und nehmen Aufgabe hatte sich schließlich übertroffen“ haben! schaffen. Für die teils über zwanzig Meter dem Durchgehen der Pferde lauerten in den im Jahre 1843 kein Geringerer als der Im Gegensatz zu heute versuchte man Verspätung bis zu hohen Dämme mussten 500.000 Kubikme- endlos finsteren Wäldern die Räuber – Sagen bayerische König Ludwig I. angenom- beim Eisenbahnbau früher, mit so wenig fünf Stunden ter Erde bewegt werden, was damals aus- und Erzählungen wie etwa „Das Wirtshaus men, Namensgeber der bayerischen Kunstbauten (Brücken und insbesondere schließlich mit Schubkarren und Fuhrwerken im Spessart“ berichten hierzu nichts Gutes Ludwigs-West-Bahn, die von Bamberg Tunnel) wie möglich auszukommen. Daher die größtenteils auf hohen Dämmen verläuft. bewerkstelligt wurde. Die Steine