FFH Vorprüfung-Vollmersweiler.20
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Bebauungsplan „In den Wiesenäckern“ in Vollmersweiler Erweiterung Vorprüfung zur Verträglichkeit mit den Natura 2000-Schutzzielen (§ 34 BNatSchG) April 2020 erstellt von: Dipl. Biol. Matthias Kitt Raiffeisenstraße 39 76872 Minfeld www.biologe-kitt.de im Auftrag von: VR Baulandentwicklungs- gesellschaft Südpfalz mbH Waffenstraße 15 76829 Landau BP-„In den Wiesenäckern“ in Vollmersweiler - Erweiterung Natura 2000 -Vorprüfung 1 Anlass und Zweck Die Ortsgemeinde Vollmersweiler beabsichtigt in der Gewanne „In den Wiesen- äckern“ westlich der Ortsbebauung ein Baugebiet auszuweisen. Da im Gebiet mit Vorkommen von seltenen, europaweit geschützten Tierarten zu rechnen ist, wurde im Jahr 2019 die Erstellung einer Artenschutz-Vorprüfung in Auftrag gegeben. Das Gutachten wurde im Juli 2019 fertig gestellt (KITT 2019). Inzwischen erfolgte eine Vergrößerung des Geltungsbereichs auf Grundlage des entwässerungstechnischen Begleitplans. Als Maßnahme zur Niederschlagsentwäs- serung ist eine Rückhaltung in einer Versickerungsmulde mit gedrosselter Ableitung in den Otterbach vorgesehen. Die Maßnahme berührt das südlich angrenzende FFH- Gebiet „Bienwaldschwemmfächer“ (6914-301) in Form des dort verlaufenden Otterbachs. Seitens der UNB Germersheim wird daher eine Ergänzung zum bereits vorliegenden Artenschutzgutachten um Aussagen zur Verträglichkeit mit den Natura 2000 Schutzzielen gefordert. 2 Rechtliche Grundlagen Natura 2000-Verträglichkeit: Nach § 33 BNatSchG sind alle Veränderungen und Störungen, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung eines NATURA 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen können unzulässig und somit nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig (Ausnahmen nach § 34 BNatSchG). Vorhaben sind daher vor Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines NATURA 2000-Gebietes zu überprüfen (§ 34 (2) BNatSchG). Die vorliegende Untersuchung soll abschätzen, ob maßgebliche Bestandteile des FFH Gebietes betroffen sind und ob eventuelle Betroffenheiten erhebliche Beein- trächtigungen des Gebietes verursachen können. Eine Beeinträchtigung ist dann erheblich, wenn - sie einem oder mehreren der Erhaltungsziele des jeweiligen Gebietes widerspricht - der Erhaltungszustand einer oder mehrerer der jeweils besonders zu schützenden Arten oder deren Lebensgrundlagen verschlechtert werden Insbesondere die folgenden Vorhabenswirkungen können zu Beeinträchtigungen führen: - Inanspruchnahme, Veränderung oder Zerschneidung von Habitaten beson- ders zu schützender Arten - Tötung besonders zu schützender Arten einschließlich ihrer Entwicklungs- stadien - Störung von Tieren durch z.B. Bewegungsunruhe, Erschütterungen, Emissionen von Licht, Lärm und Schadstoffen 2 BP-„In den Wiesenäckern“ in Vollmersweiler - Erweiterung Natura 2000 -Vorprüfung Eine erhebliche Beeinträchtigung von Arten liegt in der Regel vor, wenn aufgrund der vorhabensbezogenen Wirkungen: - die Lebensraumfläche oder die Bestandsgröße einer Art, die im Schutzgebiet aktuell besteht oder entsprechend den Erhaltungszielen wiederherzustellen bzw. zu entwickeln ist, abnimmt oder in absehbarer Zeit vermutlich abnehmen wird - anzunehmen ist, dass die Art (als lokale Population) kein lebensfähiges Element des Habitats mehr bildet - oder langfristig bilden würde -, dem sie angehört Die jeweilige Beeinträchtigung gilt weiterhin dann als gegeben, wenn sie nicht mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Bei der Ermittlung von Beeinträchtigungen und der Beurteilung ihrer Erheblichkeit sind Schutz- und Vorsorgemaßnahmen zu berücksichtigen. Daten zum FFH-Gebiet 6914-301 – Bienwaldschwemmfächer Erhaltungsziele nach Landesverordnung vom 18. Juli 2005: Erhaltung oder Wiederherstellung - von bodensauren Eichenwäldern und Eichen-Hainbuchenwäldern sowie Wäldern nasser und mooriger Standorte, auch als Habitat für holzbe- wohnende Käfer - von nicht intensiv genutztem Grünland als Lebensraum für Schmetterlinge (insbesondere Maculinea ssp.) und von strukturreichen Biotopmosaiken aus Feucht- und Nasswiesen, artenreichen Magerwiesen und Borstgrasrasen, - der Binnendünen, - der natürlichen Dynamik an den Gewässern vor allem als Lebensraum für Fische, Muscheln und Libellen, - der bestehenden Grabensysteme als Lebensraum des Fisches Schlammpeitzger Lebensraumtypen (Anhang I): 2330 - Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis 3150 - Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions 3260 - Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho -Batrachion * 6210 - Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia ), (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen) * 6230 - Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden 6410 - Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden ( Molinion caeruleae ) 6430 - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe 6510 - Magere Flachland-Mähwiesen ( Alopecurus pratensis , Sanguisorba officinalis ) 3 BP-„In den Wiesenäckern“ in Vollmersweiler - Erweiterung Natura 2000 -Vorprüfung 7140 - Übergangs- und Schwingrasenmoore 9160 - Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen- Hainbuchenwald ( Carpinion betuli ) 9170 - Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald ( Galio-Carpinetum ) 9190 - Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur * 91D0 - Moorwälder * 91E0 - Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior ( Alno padion , Alnion incanae , Salicion albae ) * = Prioritärer Lebensraumtyp Arten (Anhang II): Säugetiere Bechsteinfledermaus ( Myotis bechsteinii ) Großes Mausohr ( Myotis myotis ) Wimperfledermaus ( Myotis emarginatus ) Amphibien Gelbbauchunke ( Bombina variegata ) Kamm-Molch ( Triturus cristatus ) Fische und Rundmäuler Bachneunauge ( Lampetra planeri ) Bitterling ( Rhodeus amarus ) Groppe ( Cottus gobio ) Schlammpeitzger ( Misgurnus fossilis ) Käfer * Eremit ( Osmoderma eremita ) Heldbock ( Cerambyx cerdo ) Hirschkäfer ( Lucanus cervus ) Libellen Grüne Keiljungfer ( Ophiogomphus cecilia ) Helm-Azurjungfer ( Coenagrion mercuriale ) Vogel-Azurjungfer ( Coenagrion ornatum ) Schmetterlinge Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling ( Maculinea nausithous ) Großer Feuerfalter ( Lycaena dispar ) Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling ( Maculinea teleius ) * Spanische Flagge ( Euplagia quadripunctaria ) Weichtiere Bachmuschel ( Unio crassus ) Pflanzen Grünes Besenmoos ( Dicranum viride ) * = Prioritäre Art 4 BP-„In den Wiesenäckern“ in Vollmersweiler - Erweiterung Natura 2000 -Vorprüfung 3 Beschreibung des Plangebietes Das Plangebiet befindet sich unmittelbar westlich der Ortsbebauung von Vollmersweiler, beidseits der K 14. Es grenzt unmittelbar an die Altortbebauung der Hauptstraße an. Die nähere Beschreibung findet sich in KITT 2019. Abb. 1: Plangebiet „In den Wiesenäckern“ 2019 (rot) und Erweiterung 2020 (grün) Das Plangebiet selbst liegt in keinerlei Schutzgebieten. Das Landschaftsschutzgebiet 07-LSG.3.035 „Bienwald“, das Vogel-Schutzgebiet 6914-401 „Bienwald und Viehstrichwiesen“ sowie das Naturschutzgebiet „Bruchbach-Otterbachniederung“ liegen rund 700 bis 900 m südlich des Plangebietes. Der unmittelbar angrenzende Otterbach gehört als „Tieflandbach“ zum FFH-Gebiet „Bienwaldschwemmfächer“. Sein nördlicher Gehölzsaum ist als nach § 30 BNatSchG besonders geschützter Biotoptyp „BT-6914-0013-2009 – Otterbach zwischen Vollmersweiler und der Bahn- unterführung“ ausgewiesen. Das Erweiterungsgebiet umfasst nach Süden und Westen hin ausschließlich Ackerflächen, mit Ausnahme des am Otterbach verlaufenden Gehölzstreifens. Der betroffene Abschnitt des Ufergehölzstreifens liegt etwa zwischen dem im Westen ausgewiesenen Überschwemmungsbereich und der östlichen Grenze der Vorha- bensfläche. Die Gehölze setzen sich zusammen aus Weide (BHD 40 bis 60 cm), Erle (BHD 20 bis 70 cm), Eschen (BHD 50 cm), Kirsche (BHD bis 40 cm) und Buche. An Sträuchern dominieren Hasel, Holunder und Weißdorn. Der Unterwuchs besteht aus Brenn-Nessel, Efeu, Scharbockskraut, Giersch, Brombeere und Beinwell. Innerhalb des Gehölzbereichs finden sich alte landwirtschaftliche Geräte und sonstige Altlasten(Egge, Hänger, Reifen, Holzpfähle, Metallstäbe, Sandsteine). 5 BP-„In den Wiesenäckern“ in Vollmersweiler - Erweiterung Natura 2000 -Vorprüfung Der Otterbach selbst ist stark in das Gelände eingetieft, wobei am Nordufer die Grabenschulter leicht gegenüber dem restlichen Gelände erhöht ist. Er weist eine Breite von 1 – 1,5 m und eine durchschnittliche Tiefe von rund 40 cm auf. Die Fließgeschwindigkeit beträgt rund 0,3 m/s. Das Sohlsubstrat besteht aus Schluff, Löß und Detritus, die Ufer sind steil und mit kleinen Abbrüchen ausgebildet. In den Kurvenbereichen sind Prall- und Gleithänge vorhanden. Die Uferböschungen sind beidseits artenarm mit Scharbockskraut, Efeu, Lauchhederich, Brenn-Nessel und Gräsern bewachsen. 4 Beschreibung des Vorhabens Der Entwurf des Bebauungsplans sieht die Errichtung von Einfamilienhäusern entlang der Hauptstraße vor, die auch zur Erschließung des Gebiets dient. Analog zu der bestehenden Bebauung sollen mehrere Wohnhäuser beidseits der Straße entstehen. Das breite Bankett südlich der Straße bleibt erhalten und setzt den im Ortsbereich bereits bestehenden Grünstreifen nach Westen hin fort. Der südöstliche Bereich, aktuell ein Maisacker, wird zu einer privaten Grünfläche entwickelt. Nördlich und südlich wird die Vorhabensfläche durch