GrabfeldDas Heimatblätter für Kultur, Jubiläumsausgabe Geschichte und Brauchtum im Grabfeld zum 20jährigen Herausgeber: Vereinsbestehen Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. und Museumspädagogisches Zentrum Bad Königshofen i. Gr. Nummer 6 Nummer 6 Bad Königshofen, Oktober 1998 Seite 1

Reinhold Albert Jagdstreitigkeiten währten viele Jahrhunderte Aus dem Inhalt Aus dem Vereinsleben...... 1 1613 wurde die vermutlich älteste Karte 1613 wurde die vermutlich älteste Karte des südöstlichen Grabfelds gezeichnet... 1 des südöstlichen Grabfelds gezeichnet Der Ybi vo Größaneuscht...... 11 Grabfeld-Lied...... 11 I. Einleitung Hierin ist nachzulesen: „461. Das zwischen Von der Revolution 1848/49 1613 wurde von Hans Kess, einem Maler aus den Herren von und dem Bischof war im Königshöfer Grabfeld Münnerstadt, eine Karte gezeichnet, die im von Würzburg strittige Jagdgebiet bei Obe- wenig zu verspüren...... 12 Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt wird. reßfeld im Grabfeld - 1613 - Landschaftsdar- Buchbesprechungen...... 15 Nach jetzigem Erkenntnisstand dürfte es sich stellungen aus der Vogelschau im kreisrund In memoriam Josef Sperl...... 17 um die älteste Karte mit Ansichten der Ort- mit Obereßfeld als Mittelpunkt. Waldungen Aus dem Leben des Ehrenbürgers schaften im südlichen Grabfeld handeln. durch Baumgruppen dargestellt. Kleine Orts- der Stadt Römhild, Christian Heurich.... 18 Ein Hinweis auf diese historische Karte fand ansichten. Bestimmte Objekte mit Ziffern Schriftenreihe des Vereins für sich im 1973 erschienenen Heft 37 der Baye- (1-30) und Großbuchstaben (A-O) versehen, Heimatgeschichte im Grabfeld...... 19 rischen Archivinventare, „Die handgezeichne- Erklärung am Kartenrand. Begrenzung: Groß- Frondienste der Büger bei ten Karten im Bayerischen Hauptstaatsarchiv eibstadt - Königshofen - Eyershausen - Als- 1 Kirchenreparaturen waren üblich...... 20 bis 1650“, bearbeitet von Edgar Krausen. leben - Sternberg - Schwanhausen - Sulzdorf Der Schulreformer Johann Baptist Graser über Königshofen ...... 21 Die ersten urkundlichen Nachrichten über Ipthausen...... 22 Grabdenkmal in Aubstädter Kirche...... 24

Aus dem Vereinsleben Liebe Mitglieder und Freunde unseres Ver- eins! In 20 Jahren wurde unser Verein zu einem herausragenden kulturellen Standbein im Königshöfer Grabfeld. Mit dem „Verein zur Förderung des Grabfeldmuseums“ fing am 29. April 1978 alles an. Damals fand die Gründungsversammlung statt, an wel- cher der damalige Bürgermeister Wolfgang Mack, Vorsitzender des Gründungsaus- schusses, sein Stellvertreter Walter Schlim- bach, Museumsverwalter Oswin Zwierlein und Georg Dotterweich, damaliger Kultur- wart im Rhönklub, teilnahmen. Hintergrund war eine finanzielle Unterstützung des Grab- feldmuseums in der alten Volksschule. Zum Ersten Vorsitzenden wurde Georg Dotter- weich gewählt, sein Stellvertreter war der damalige Kreisheimatpfleger Rektor Otto Schulz. Am 20. Juni 1978 wurde der neue Verein dann ins Vereinsregister eingetragen. Georg Dotterweich, so ist den Unterlagen zu entnehmen, machte sich als erstes Gedanken über die Gestaltung eines Kreismuseums in Bad Königshofen. Ihm ging es unter ande- rem darum, neben einem geschichtlichen Bereich einen naturkundlichen Zweig zu schaffen. Der neue Verein hatte es sich zur Von der Burg , idyllisch zwischen Aub und Sulzdorf gelegen, zog Anna von Berlin- … weiter auf Seite 2 gen um 1540 auf das Schloß in Untereßfeld. Seite 2 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

- Aub - Merkershausen. Ohne Maßstab. Prove- 27 die Sahlberg Prozess: nienz: Reichskammergericht. Original, Papier, 28 die Merklachen Gehülz Antrag: tertium mandatum der Pfändung einen Federzeichnung, koloriert, d: 46 cm, Blatt: 51 29 Eyershausen das dorf auf Untereßfelder Markung abgepfändeten h : 58,5 br. cm. - Pl. 4166 (aus: RGK 844).“ 30 Ipthausen das dorf Hasen betr. Gegenstand: Jagdgerechtigkeit auf dem Ritter- Folgende Orte bzw. Flurgemarkungen sind auf A Schwanhausen das Dorf gut Untereßfeld. dieser Karte genannt (Originalschreibweise): B Brönnhäuser holz Laufzeit: 6. Juli 1613 - 17. Jan. 1620 (22. Aug. 1 Ober Eisfeld dorf und flur C die Auber Hall ist ein schlag 1609 - 3. Juni 1619).“ 2 das Alten holz genannt sind weinberg D Merkershausen das dorf 3 das holz das birkig genannt E großen Eybstadt In mühseliger Kleinarbeit ist es gelungen, den 4 der Zagelschlag ist der druchseß F under Eißfeld das dorf Anlaß für die Zeichnung der für unsere Heimat 5 der Hainbergk hat solches Sternberg G die Eyßfelder Pfarrkirchen so ungemein wichtigen und aufschlußreichen 6 das Schloß Sternbergk H die Arnolds Mühel Karte zu erforschen. Jagdstreitigkeiten zwi- 7 der Questenberg sind weinberg I Eyn marcksthein auf dem Sülzdürfferweg schen Fürstbischof Julius Echter auf der einen 8 Alsleben feld und dorf K der Hainlesberg sind weinberg und den Truchseß von Wetzhausen bzw. Mar- 9 der Urschelbergk ist gehülz L die Märbel gehent in das alßleber gehülz schalken von Ostheim auf der anderen Seite 10 das sind Hain mit gehültz und weinbergk M das Sternberger Holz waren der Anlaß für den Auftrag an den Maler 11 Zimmer aue das feld und dorf N die Alsleber weinberg Kess. Doch bevor näher auf die langwierige 12 die Leder heckhen O der Erlenschlag sind weinberg Auseinandersetzung eingegangen werden soll, 13 Sulzdorf das dorf zunächst einige allgemeine Anmerkungen zum 14 der Rasberg ein gehültz Der Akt Reichskammergericht 844, der im Jagdrecht und zu den Herrschaftsverhältnissen 15 der Hasenlauf mit Ellern Hauptstaatsarchiv München verwahrt wird und in jenen Jahren in diesem Teil des Königshöfer 16 das Sulzdorffer Holtz mit dem Reit sehe diese Karte enthält, ist wie folgt verzeichnet: Grabfelds. 17 Ober Eysfelder gehülz 18 Rot Reyßig mit ackher und ellern „Kläger/Antragsteller: 19 der klein Haßberg mit gehülz Ostheim zu Friesenhausen (Lkrs. Hofheim 20 Brenhausen Schloß i. Ufr.) und Obereßfeld (Lkr. Königshofen i. II. Allgemeines zur Jagd 21 under Eyßfelder bau- und brönholz Grabfeld, Ufr.), Hans Christoph, Georg Wil- 22 das Aub ein Dörflein helm und Veit Ulrich von. Die Jagd war ursprünglich (Altsteinzeit) die 23 die Auber Pfann Beklagte/Beteiligte: Hauptnahrungsquelle des Menschen. Der 24 Gabolzhausen dorf und weinberg Würzburg (Ufr.), Bischof Julius und dessen Höhlenbewohner fing an, den Tieren seiner 25 Königshoffen Amtmann zu Königshofen, Burghard Hierony- Umwelt, die ja alle Wildtiere waren, mit ein- 26 die Rieth Mühel mus Rußwurm. fachen Hilfsmitteln nachzustellen. Später ging der Mensch daran, an geeigneten Stel- len Fanggruben zu errichten. Mit der weiteren Fortsetzung von Seite 1 das „Grabfeld“ ebenfalls ein fester Begriff ist. Entwicklung des Menschen kamen dann Fal- Welche Freude, als man bei ersten Fahrten len und Schlingen dazu. Unter den Geräten Aufgabe gemacht, das von Landrat Dr. Karl dorthin feststellte, wie stark dort die Bevölke- der Steinzeit finden sich zunächst Faustkeile, Grünewald gegründete Museum für den rung mit ihrem Grabfeld verbunden ist. Wenn Steinbeile, später Speerspitzen und wesentlich Grabfeldgau als kulturellen Mittelpunkt zu auch die einst gewünschten festen Kontakte später auch Pfeilspitzen. Erst mit der Erfindung erhalten und auch auszubauen. ins thüringische Grabfeld heute nicht mehr in von Pfeil und Bogen konnte sich der in der Bereits zwei Jahre später mußte der Vor- dem Maße vorhanden sind, sieht der Verein Vorzeit jagende Mensch der hautnahen, viel- sitzende in einer Mitgliederversammlung die Heimatverbundenheit der Grabfelder im fach gefahrbringenden Begegnung mit seiner be-richten, daß bisher kein entscheidender Vordergrund, was ja auch in unseren Hei- Beute entziehen. Durchbruch für das Museum und seinen För- matblättern mit den Beiträgen aus Römhild Später, als sich erste Gemeinwesen bildeten derverein erzielt wurde. Die Mitgliederzahl unterstrichen wird. und die Menschen seßhaft wurden, grenzte lag damals bei 93. Weitere Probleme traten Dies alles spiegelt sich in den vielen Büchern man sich Teile des Landes ab und nahm es ein Jahr später auf, als erste Gespräche über und mittlerweile auch neuen Medien wie sozusagen in Privateigentum mit der Folge, ein Prähistorisches Museum in Bad Königs- Dias und Videofilmen wider, die der Verein daß man in diesem Bereich auch die Jagdausü- hofen und ein Freilandmuseum in für Heimatgeschichte im Grabfeld herausge- bung für sich allein in Anspruch nahm. Dane- geführt wurden. In einer schwierigen Zeit bracht hat. Motor der schriftlichen Werke sind ben gab es noch das riesige Allmendeland, das übernahm im Februar 1983 Otto Schulz die zweifelsohne Kreisheimat- und archivpfleger Land, das der Gemeinschaft gehörte. Dies war Führung des Vereins, ihm folgte zwei Jahre Reinhold Albert sowie Schulamtsdirektor i.R. etwa der Vorläufer unseres heutigen Gemein- später Otto Klör und schließlich Reinhold Leo W. Hamm. Aber auch ansonsten zeigt deeigentums. Diese Flächen standen für die Albert. Wie seine Vorgänger hatte Albert sich der Verein aufgeschlossen, wenn es um Jagdausübung und Nutzung allen Angehörigen schwierige Aufgaben zu bewältigen, vor das Thema „Heimat“ geht. der Sippe zu. Über viele Jahrhunderte, ja Jahr- allem auch deshalb, da in sein Wirken die So war es keine Frage, daß mittlerweile das tausende, wurde von allen, die es konnten und Auflösung des Grabfeldmuseums fiel. Museumspädgogische Zentrum Bad Königs- wollten, auf diese Weise die Jagd ausgeübt.2 Damit war die eigentliche Aufgabe des Ver- hofen (MPZ) als Unterverein existiert und Erst in der Zeit Kaiser Karls des Großen um eins zur Förderung des Grabfeldmuseums durch seine Bemühungen dazu beiträgt, daß 800 n. Chr. erklärten die damaligen Fürsten beendet. Die damalige Vorstandschaft unter Besucher ein lebendiges Prähistorisches große, zusammenhängende Waldgebiete zu Reinhold Albert einigte sich schließlich Zweigmuseum vorfinden. Die Steinzeit- Bannforsten. In diesen jagdlich vorbehaltenen darauf, den Verein fortzuführen und ihm mit werkstatt, Museumsfeste und Führungen von Reservaten durfte kein gewöhnlich Sterblicher der Aufarbeitung der Heimatgeschichte eine Schulklassen und Erwachsenen und vor allem die Jagd ausüben, es sei denn mit ausdrück- neue Richtung zu geben. Eine Entscheidung, die Lehrerfortbildungen sollen hier angespro- licher Erlaubnis der Obrigkeit. Zuwiderhand- die, wie sich heute zeigt „goldrichtig“ war. chen werden. Es ist das Miteinander, das lungen und Übertretungen waren zum Teil mit Der Verein machte auf sich aufmerksam die aktive Vorstandschaft unseres Vereins schweren Strafen bedroht und wurden ent- durch erste Buchpräsentationen aber auch prägt, in dem gemeinsame Ideen verwirklicht sprechend geahndet. Übertretungen, besonders durch Wettbewerbe an den Schulen, wobei werden. Und so darf ich hoffen und wün- wenn sie die „Hohe Jagd auf die fürtrefflichen der Heimatgedanke an erster Stelle stand. Das schen, daß der Verein für Heimatgeschichte Tiere“ betrafen, wurden rigoros und mit unvor- ist bis heute so geblieben. im Grabfeld auch in den kommenden Jahren stellbarer Härte bestraft. Besonders unrühm- Mittlerweile ist unser „Verein für Heimat- auf seinem Weg bestärkt wird, zum Wohle lich verfuhren die Würzburger Bischöfe. Dort geschichte im Grabfeld“ zu einem wichtigen unseres Grabfelds. wurde Schlingenstellern der rechte Daumen kulturellen Standbein des Grabfelds gewor- abgeschnitten, Fallensteller verloren den rech- den. So war es auch ganz selbstverständlich, Hanns Friedrich, ten Fuß und verwendete Netze wurden auf den daß nach der Grenzöffnung sofort die „Füh- 1. Vorsitzender des Vereins für Rücken der Delinquenten verbrannt.3 ler“ nach Thüringen ausgestreckt wurden, wo Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. Über die Zeit hinweg entwickelte sich ein Obe- reigentum der Könige, bzw. der obersten Lan- Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 3

Die Karte von 1613, die im Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt wird. desherren, die wiederum ihre treuen Gefolgs- seits mit wertvollen Waffengeschenken revan- Fläche als Herrschaftsbereich definierte, einen leute belehnten. chierten. Daß manche Treibjagd in blutige Anspruchscharakter für die Zukunft.9 Die Fran- Der Vorgang der „Inforestation“ war im 12. Exzesse ausartete, hängt zusammen mit der ken erließen bereits Jagdgesetze (Forstbann), Jahrhundert im wesentlichen abgeschlossen. Jagdleidenschaft des Zeitalters, mit der lan- die sich später zum Jagdregal der Fürsten Bis zu diesem Zeitpunkt waren nahezu sämt- gen Dauer solcher Veranstaltungen und nicht namentlich für die Hohe Jagd (Luchs, Bär, liche weltlichen und geistlichen Herren des zuletzt mit dem Bedürfnis der Fürsten, sich Wolf, Wolf, Wildschwein, Hirsch, Reh u.a.) Reiches in den Genuß der mit einem gebannten bei weidmännischen Erfolgen wie ein Sieger entwickelten. Bereich verbundenen Jagdprivilegien gekom- gefeiert zu sehen. So hat Philipp der Groß- Im Regalienkatalog von Roncaglia bean- men. So wurde etwa der sogenannte Salzforst, mütige von Hessen einmal voller Stolz auf spruchte Kaiser Friedrich II. Barbarossa noch im wesentlichen die heutige bayerische Rhön, eine Strecke von 1000 erlegten Wildschweinen einmal die gesamte Jagdhoheit. Im 13. Jahr- der ursprünglich ein kaiserlicher Bannforst und 150 Hirschen hinweisen können.6 In einem hundert aber ging sie auf die Territorialherren war, im Jahre 1000 von Kaiser Otto III. an das Brief des Würzburger Fürstbischofs Friedrich über bei gleichzeitiger Einschränkung der Erzbistum Würzburg geschenkt. Die Könige Karl von Schönborn (1729-1724) an seinen bäuerlichen Jagdrechte in der Allmende in hatten den Salzforst durch ihre Jäger bejagen Gesandten Dr. Seitz in Rom ist nachzulesen, kleineren Territorien.10 lassen, doch bald nach der Belehnung des daß er auf seiner Visitationsreise in seinem Bischofs trat die Scheidung in „Hohe und Nie- Bistum auch der Jagd gehuldigt habe und bei 1 Die Hefte werden von der Generaldirektion der Staat- dere Jagd“ ein.4 dieser Gelegenheit in weniger als drei Monaten lichen Archive Bayerns herausgegeben. Der Hinweis Die „Hohe Jagd“ blieb dem Bischof vorbe- 300 Wildschweine, 200 Rehe und 3.560 Hasen findet sich auf den Seiten 143/144. 2 halten. Die niedere Jagd, auch „kleines Weid- nebst vielen Füchsen, Hühnern und Schnepfen Neuberth, Theodor: Aus der Geschichte der Jagd. In: Fränkischer Heimatkalender 1985, Coburg, S. 49; werk“ genannt, wurde den bischöflichen geschossen habe. Bis Lichtmeß würden wahr- 3 Ergert, Bernd: Die Jagd in Bayern - Von der Vorzeit Beamten übertragen, aber auch geistlichen und scheinlich noch 300 Wildschweine und mehr bis zur Gegenwart, 1984, S. 43; weltlichen Grundherren zugestanden.5 Nach als 1.000 Hasen geschossen werden, wurde 4 Ergert, a.a.O. S. 43; der Ausbildung der Bannforsten zugunsten der mitgeteilt.7 5 Tilch, Karl: Die Geleits-, Zent- und Jagdgrenzen. In: Obrigkeit wurden die Bauern, die ja inzwi- Die Jagd wurde also mit dem Übergang zu Heimatjahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld 1987, schen leibeigen geworden waren, auch aus der Ackerbau und Viehzucht immer mehr zu S. 219; 6 Häusler, Lothar: Höfisches Leben im 16. Jahrhundert. Nutzung am Allmendeland verdrängt. Damit einem Vergnügen, das besonders dem Adel In: Deutsche Geschichte, Band 6, Herausgegeben von war ihnen auch dort die Berechtigung eigen- bzw. dem Landesherren vorbehalten blieb Heinrich Pleticha, S. 244; ständiger Jagdausübung entzogen. (Jagdregal).8 Schon in fränkischer Zeit, in der 7 Klüpfel, Alois: Zur Geschichte der Jagd in Franken. Die höfische Jagd war mehr abenteuerlicher die Jagdverbote in den Kapitularien breiten In: Die Fränkische Heimat, Heimatbeilage zum Frän- Exzeß als weidmännische Kunst. Abwechs- Raum einnahmen, war das Verbot des freien kischen und Schweinfurter Volksblatt, Nr. 29/1929; 8 Bertelsmann Universal Lexikon, Band 8; lung in den höfischen Alltag brachten die auf- Tierfanges zugunsten der Privilegierten ange- 9 Lexikon des Mittelalters, 4. Band, 3. Lieferung, Mün- wendigen Jagdveranstaltungen, an denen die bahnt worden. Über das Herrenrecht der Hohen chen 1987, S. 659; Damen des Hofes sowie vom Landesherren Jagd hinausweisend enthielt der Wildbann, der 10 dtv-Wörterbuch zur Geschichte, Band 1, München eingeladene Gäste teilnahmen, die sich ihrer- über bäuerliche Nutzungsrechte hinweg eine 1980, S. 392; Seite 4 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

Im 16. Jahrhundert gingen die kaiserliche und Beaufsichtigung des Waldes, die ihnen durch annehmen, sondern sündigen ganz schwerlich, königliche Gewalt und die damit verbundene Ge-lübde verbunden waren. Ferner stand den daß sie mit ihrem vielen unmäßigen Jagen Machtfülle zugunsten der erstarkenden Lan- Erbförstern neben den verschiedenen Einnah- die armen Leute bestehlen, den Bauern und desfürsten zurück. Diese betrachteten sich als men für die Bewirtschaftung des Waldes die Ackerleuten die Früchte verderben. Machen Eigentümer ihres Herrschaftsbereiches und Jagdgerechtigkeit, d.h. der hohe und niedere ihnen den Acker gar wüster und man darf auf nahmen auch das Jagdrecht voll und ganz für Wildbann zu. keinerlei Weise das Wild aus den Äckern und sich in Anspruch. Landeshoheit und Patrimo- Das Hochstift verzichtete hier anscheinend Gärten wegtreiben, sondern es muß frei Scha- nialstaat hatten den Bauern und Bürgern das auf seine Jagdmöglichkeiten, was es in seinen den tun, und den Acker, so mit großer Mühe Jagdrecht entzogen. anderen Besitzungen sonst nicht tat. Dieses und Arbeit gebaut und gewässert ist, verwü- Im Mittelalter - und teilweise noch in der frü- alleinige Jagdrecht der Truchseß - vielleicht sten.”14 hen Neuzeit - bedeutete „jagen“ ein Stück Wild auch zu sehr betrieben - und die ständigen Der Unmut über die politische Unterdrückung mit oder ohne Hund verfolgen und es, sobald Aufgaben der Bauern als Jagdknechte, Trei- und soziale sowie wirtschaftliche Mißstände es eingeholt oder gestellt war, mit der Stich- ber, Helfer bei Wildfuhren und bei der Hun- hatte im Frühjahr 1525 eine Allianz der frän- waffe erlegen. Dementsprechend war Jagen die deaufzucht für die Herren und natürlich auch kischen Bauern gegen die Grundherren her- Bezeichnung für diese spezielle Methode der der sicherlich manchmal existenzbedrohende vorgerufen, die in verschiedenen Forderungen Verfolgung und Erlegung von Wild und stand Wildschaden brachten die Bauern nach und nach Umkehr des Systems gipfelten. Ein gleichrangig neben anderen, auf Teilbereiche nach in Aufruhr. Sie mußten ihre tägliche wesentlicher Punkt war: ”Jagd und Fischfang spezialisierte Begriffe wie Pirsch, Hetze, Fang, Arbeit vernachlässigen, durften aber selbst sollen frei sein. Aller Wald, den sich die Herr- Beitzjagd, Vogelfang usw.11 nicht mehr jagen. Langsam baute sich eine schaft ohne Kauf angeeignet hat, fällt an die allgemeine Wildfeindlichkeit auf, welche die Gemeinden zurück, damit jeder sein Holz zum II.1 Das Jagdrecht war häufig strittig adlige Jagd als Privileg in Mißkredit brachte.13 Bauen und Brennen schlagen kann.” Nach Schon um 1502 wurde in den Forderungen des der blutigen Niederschlagung des Bauernauf- Das Jagdrecht war häufig zwischen den geist- „Bundschuh“ festgelegt: „Wasser, Wild, Wald standes wurden die Fronen noch schlimmer lichen Herren und dem Adel strittig. Oft waren und Haid, Wildbann, Vogelfang, Pirschen und und im Jagdwesen die herkömmlichen Rechte die Adeligen ursprünglich den Forstmeistern Fischerei, so seitdem von Fürsten, Herren und der Adligen wieder wie ehedem ausgeübt.15 beim Jagen behilflich, nahmen aber dann die Pfaffen gebannt gewesen, sollen frei und offen Jagd als eigenes Recht in Anspruch.12 sein, so daß jeder Bauer holzen, jagen und II.2 Jagdfron war unentbehrlich 1372 übertrug das Würzburger Fürstbistum fischen mag, ohne Bann noch Hinderung all- seine Wälder im und um den Großen Haßberg zeit und überall.” Unentbehrlich für die Ausübung des nicht an Endres und Karl Truchseß, wahrschein- Erbitterte Anklagen wurden im ganzen Land unwichtigen Hoheitsrechts der hohen bzw. lich zu Wetzhausen, da das dortige Schloß im erhoben. Am Vorabend des Bauernkriegs in niederen Jagd waren die Jagdfronen der Besitz des Bistums war. Die Truchsesse wur- Deutschland drangen die mahnenden Worte Grundholden (Transport der Netze, in denen den nun die Erbförster mit allen Rechten und Martin Luthers gegen die Jagdwillkür der das Wild gefangen wurde, Trieb usw.).16 Was Pflichten. Als landsässiger Adel übten sie nun Fürsten an die Öffentlichkeit. In einer Pre- die Jagdfron beinhaltete, soll am Beispiel der die Jagd nicht aus eigenem Recht, sondern digt mahnte er: „Unsere Fürsten sündigen Herrschaft Sternberg im Grabfeld aufgezeigt als Lehensträger aus. Auf ihre Kosten unter- nicht allein damit, daß sie ihrem Amt nicht werden. hielten die Lehensherren vier Forstknechte zur genug tun und sich der armen Untertanen nicht In einem Truchseß-Sternbergischen Lehenbuch von 1695 sind im Kapitel ”Frohn und Dinsten” u.a. die Verpflichtungen der Untertanen bei der Jagdausübung der Herrschaft festgelegt.17 Es wurde bestimmt, daß bei den Jagden, seien es hohe oder niedere, die Untertanen mit Federn oder Lappen nebst den herrschaftlichen Jägern einen Trieb auf Hasen oder anderes Wildbret zu tun haben. Besagte Federn und Lappen und was sie nur tragen könnten, hätten dieselben hinaus und auch wieder heim zu tragen. Dafür erhielt jeder ein Pfund Brot. Weiter steht zu lesen: ”Würde aber ein ordent- liches Jagen angestellt, sollen sie dabei ihre Hand anlegen, jeder bei seinem Garn sich ein- finden, fleißige Aufsicht haben, damit wenn was einläuft, gefangen und tot geschlagen werde, auch dabei bleiben, bis der Zeug nebst Stangen und anderen Zugehörungen aufgela- den und heimgeführt werde. Er hat sich beim Jagen still und eingezogen zu verhalten, damit nichts durchkommen oder zurücklaufen möge. Dafür soll ihnen, wie vor alters gebräuchlich, jeden 1 Pfund Brot nebst Suppen und Gemüs gereicht werden. Wer auch ein Tier fängt und totschlägt, derselbe solle das Gelünge haben ohne die Leber, die sich die gnädigen Herr- schaft vorbehält. Der Bauer, in welchem Wagen das Wildbret gefangen wird, solle des- sen Kopf haben.” Die Bedrückung der Menschen durch die Jagd- fron wird am besten in einem Dichterwort des Nürnbergers Hans Sachs aus dem Jahre 1555 deutlich. Er schrieb: ”Es ist alle Tage Jagdtag, aber nicht alle Tage Fangtag.” Im 16. Jahrhundert wurde in speziellen Jagd- regalien juristisch festgelegt, wie das Hoheits- recht des Wildbanns (”ius banni ferenti”) aus- zulegen ist, wonach der ”Regent alles das zu besorgen hatte, was das Wohl des Staates ... in Ansehen der wilden Thiere und der Jagd erfor- Jagdfreuden - einst Privileg für Fürsten und Adel. dert”. Er erließ dazu spezielle Jagdordnungen, Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 5 bestimmte nach seinem Willen die Jagdzeiten berg, Georg (Jörg) Truchseß und schädlichen Wildarten, setzte die Strafen zu Brennhausen und Michael für die Wilddiebe fest usw. Das Jagdrecht (”ius Truchseß zu Aidhausen, die venandi”) gab ihm die alleinige Berechtigung, alle der gleichen Gesamtfamilie die Jagd ”... überall dort auszuüben, wo nicht angehörten.22 Privatpersonen die Jagdgerechtigkeiten seit In seinem 1747 geschriebenen unvordenklichen Zeiten besaßen oder durch Geschlechtsregister der Ritter landesherrliche Beleihung erhalten hatten.”18 des Kantons Baunach berichtet Ob dieser Bedrückung erscheint es verständ- Johann Gottfried Biedermann: lich, daß die Untertanen sich wehrten und mit Hans Junior Truchseß von dem einen oder anderen gewilderten Stück Wetzhausen zu Brennhausen Wildbret auch einmal Abwechslung in ihren und Sternberg sei der Stifter Speiseplan brachten. Der Würzburger Fürst- der wieder erloschenen Linie bischof Friedrich von Wirsberg erließ des- zu Brennhausen gewesen. Er halb 1560 ein ”Verboth des Wildschießens sei der Sohn des Hans Truchseß und Büchsentragens”.19 Es befiehlt: ” ... und von Wetzhausen zu Wetzhau- fügen euch zu wissen, daß Wir diese Zeit ein- sen/Sternberg/Brünnhausen und her nicht mit geringem Schaden, Nachtheil Eisfeld (Eßfeld), Stammherr der und Beschwerden gesehen und vernommen Truchseß von Wetzhausen. haben, wie daß in unserem Stift und Für- Hans Junior Truchseß von stenthum unsere Unterthanen, Verwandte und Wetzhausen zu Brennhausen andere hin und wieder Pirschbüchsen, kurze soll Vater von sieben Söhnen und lange Rohr ohne Unterschied tragen und und einer Tochter gewesen sein. führen, und nicht allein um Willen eines gerin- Sohn Georg oder Jörg als wahr- gen Genuß (der doch ihnen nicht gebühret) scheinlicher Haupterbe trat bei in unsern Wildfluren, Wäldern, Gehölzen und verschiedenen Verkäufen ur- sonst noch hohem und niedrigem Wildbret und kundlich in Erscheinung.23 anderm, das zu schießen nachgehen, sondern Den Besitz erbten nach seinem Philipp Albrecht Truchseß von Wetzhausen geriet in seinen auch unter dem Schein solches Wildbretschie- Tod hauptsächlich die beiden Jugendjahren um 1600 wiederholt mit den Fürstbischöflichen ßens unsere Wildmeister, Förster und diejeni- Schwiegersöhne Barthelmes in und um Untereßfeld aneinander. Seit Porträt hängt im Schloß gen, für denen sie sich solches Uebels halben zu Fras und Wilhelm Fuchs zu Kirchlauter in den Haßbergen. förchten oder scheiten müssen, jämmerlicher Dingelhausen. Hans und Michel mörderischer Weise in den Wildfluren erschos- Truchseß aus der Eßfelder Linie scheinen zwar 10 sen und umbracht; auch ein solches damit sie auch etwas geerbt zu haben, einiges dieser Hin- Lexikon des Mittelalters, 5. Band, S. 270; 11 Wagner, Heinrich, Historischer Atlas von Bad Neu- ihren Muthwillen ungehindert treiben mögen terlassenschaft erwarben sie aber durch Kauf. stadt, S 108. Er führt als Beispiel die Jagdgerechtig- ...” Des Fürstbischofs Strafandrohungen haben Auch die Wetzhäuser Stammlinie mit Kilian, keit in Reyersbach an.; offensichtlich wenig gefruchtet, denn schon Karl, Diez, Hans und Erhard versuchte 1444 12 Reinhard, Bernd/Hefter, Heiner: Das Hochwild in den 1567 erließ er ein neuerliches Mandat20, in dem ihr angebliches ein Drittel Anrecht geltend zu Haßbergen, 1992, S. 22, 23; er seine Verbote wiederholte. machen. Ob sie Erfolg hatten, ist unklar.24 13 Hobusch, Erich: Das große Halali - Eine Kulturge- Mit der bürgerlichen Revolution von 1848 Wie es scheint, erhielt ein Verwandter aus der schichte der Jagd und der Hege der Tierwelt, 1978, S. 102; wurde das Jagdregal in Deutschland aufgeho- Wetzhäuser, Sternberger oder Eßfelder Linie 14 Reinhard/Hefter, a.a.O., S. 24; ben und das Jagdrecht Bestandteil von Grund der Truchseß Brennhausen und nannte sich 15 Wagner, a.a.O., S. 65; und Boden. Das ”Gesetz, die Aufhebung des fortan ebenfalls von „Brennhausen“. 1477 16 Staatsarchiv Würzburg, Rentamt Königshofen Nr. 167, Jagdrechtes auf fremden Grund und Boden in wurde ein Philipp Truchseß von Brennhausen Blatt 7. Die Unterlagen wurden freundlicherweise von den Regierungsbezirken beidseits des Rheins in einer Urkunde genannt.25 Um 1500 verhei- Vermessungsdirektor i.R. Karl Tilch zur Verfügung betr.”21, unterzeichnet vom bayerischen König ratete Graf Wilhelm von Henneberg seinen gestellt; 17 Hobusch, a.a.O., S. 100; Maximilian II., bestimmte u.a. im Artikel 1: Vasallen Hans von Berlingen mit Anna, der 18 Sammlung der hochfürstlich-wirzburgischen Landes- 26 ”Das Jagdrecht auf fremden Grund und Boden Tochter des Philipp Truchseß , welche ihrem verordnungen, 1776, S. 8-10; ist aufgehoben und geht mit dem 1. Februar Gemahl das Schloß von Brennhausen mit 19 Fürstbischöfliche Landesverordnung a.a.O., S. 12; 1849 an die betreffenden Grundeigenthümer allen Zu- und Einbehörungen in die Ehe mit- 20 Intelligenz-Blatt von Unterfranken und Aschaffen- burg, Nro. 77 vom 15. Juli 1848; über.” Nachfolgend geschilderte Streitigkeiten brachte. Der Ritter Hans von Berlingen selbst 21 gehörten somit der Vergangenheit an. besaß nichts als ein Pferd und einen Harnisch Sprandel, Rolf: Die Ritterschaft und das Hochstift 27 Würzburg im Spätmittelalter, in „Jahrbuch für frän- (Brustpanzer), ist überliefert. Ob es sich bei kische Landesforschung, 1976; der Gemahlin des Sternberger Burgherren 22 Albert, Reinhold: Chronik der Gemeinde Sulzdorf III. Die damaligen Machtverhältnisse Sigmund Truchseß zu Sternberg, Amalie, a.d.L., Kapitel „Brennhausen“; einer geborenen von Berlichingen, um dessen 23 Loher, a.a.O., S. 63; 24 Schwester handelt, erscheint möglich.28 Staatsarchiv Würzburg, Urkunden 22/102; Die Streitigkeiten, anläßlich der die eingangs 25 Zeugen in dem Prozeß wegen der Jagdstreitigkeit erwähnte Karte gezeichnet wurde, spielten In einer Aufstellung der Teilnehmer am Rit- sagen aus, Anna sei eine geborene von Herbilstatt sich am Rand des Würzburger Fürstbistums, tertag 1523 ist unter den Teilnehmern aus dem gewesen; im fürstbischöflichen Amt Königshofen, ab. Ritterkanton Baunach ein Hannß Behringer 26 Beckerle, Adolf: Der alte Herrschaftssitz Brennhau- Beteiligt waren die Truchseß von Wetzhausen von Berling aufgeführt.29 Nach dem Tode ihres sen, ein Wasserschloß der Reichsfreiherren von Bibra und der fürstbischöfliche Amtmann. Sowohl Mannes mußte Anna von Berlingen um 1540 - Brennhausen, in Folge 3/1937 der Blätter für Heimat- kunde; das Schloß in Ober- als auch in Untereßfeld, das Schloß Brennhausen verkaufen, um dessen 27 30 Im Lehenbuch Bischof Lorenz von Bibra III., S. 235, dann Brennhausen und die Herrschaft Stern- Schulden (2000 Gulden) bezahlen zu können. ist unter 1513 vermerkt, daß Sigmund seiner Gemahlin berg, zu der im wesentlichen neben Sternberg Sie soll auf den alten Adelssitz in Untereßfeld einen Sitz ihr Lebenlang in seinem Burggut zu Stern- Sulzdorf, Schwanhausen und Zimmerau im gezogen sein, der ihre „Morgengabe“ gewe- berg „die Alt Kemenaten genannt“ mitsamt dem Hof Königshöfer Grabfeld sowie Schweickers- sen sei, berichteten 1606 alte Untereßfelder vor dem Schloß vermacht (s. Wolff, S. 101);. 28 hausen in Sachsen-Coburg (heute Thüringen) in einem Prozeß wegen der dortigen Jagdge- Sörgel, Paul: Der Ritterkanton an der Baunach in den rechtigkeit.31 Haßbergen, 1992, S. 98; gehörten, waren in Besitz der Truchseß. Die 29 a.a.O.; Bewohner der Dörfer Unter- und Obereßfeld Wie es scheint, erwarb Dietz Truchseß den 30 Stöger, Josef: Pfarreigeschichte von Untereßfeld, S. aber waren zum größten Teil fürstbischöfliche Besitz in Brennhausen. Ihm folgte Georg 94; Untertanen. Truchseß von Wetzhausen zu Ober- und 31 Amrhein, August: Archivinventare der kath. Pfarreien Untereßfeld, Brennhausen und Ipthausen. Er in der Diözese Würzburg, Pfarrei Untereßfeld; 32 III.1 Brennhausen trat am 13. Januar 1522 urkundlich in Erschei- In seinem Beisein entschied der Amtmann von Königs- 32 hofen, Philipp von Maßbach, die Klage der Gemeinde nung. Untereßfeld gegen Pfarrer Erhard Kast. Dieser führte In der fränkischen Adelseinigungsurkunde von Georg Truchseß soll 1526 seinem Schwager Klage, weil die Untereßfelder Pfarrer nur 15 Stück 1402 finden sich nebeneinander Kilian Truch- Hans Marschalk von Ostheim, Amtmann zu Vieh (Rinder, Schafe oder Schweine) „vor den Hirten seß zu Wetzhausen, Dieter Truchseß zu Stern- Lichtenberg, seinen achten Teil am großen treiben“ durften; Seite 6 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998 und kleinen Zehnt zu Feld und Dorf in Ober- und Untereßfeld, Brennhausen und seine zwei Teile am kleinen Haßberg mit Gehölz und allen Gerechtigkeiten für 1380 Gulden ver- kauft haben.33 Am 2. Dezember 1534 forderte das Landge- richt Würzburg „Jorg Truchses von Brunhau- sen zu Eysfelt“ auf, die Vormundschaft über seine jungen Vettern Wolf und Hans Truch- sessen zu Sternberg zu übernehmen.34 Georg Truchseß starb anno 1542 als letzter dieser Linie. 1587 war Brennhausen im Besitz eines Georg Wilhelm von Kotzau, dessen Ehefrau Ursula eine Tochter des Christian Truchseß von Wetzhausen war. 1608 kaufte Fürstbischof Julius Echter das „adelige Schloß und Vorwerk Prennhausen“.35

III.2 Obereßfeld

Das Schloß am nördlichen Ortsrand von Obe- reßfeld wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahr- hunderts unter Hans Marschalk von Ostheim errichtet.36 Mitte des 17. Jahrhunderts ging der Besitz von den Marschalk von Ostheim an Joachim Truchseß von Wetzhausen, Sohn des Philipp Albrecht und Bruder der nachmaligen Sternberger Schloßerbauers Wolff Dietrich. Nach dem Aussterben der Truchseß von Obe- „JTVS 1603“ sowie das Truchseß-Wappen sind auf einem Grenzstein bei Unter-/Obereßfeld reßfeld um 1800 lehnten es die Wetzhäuser eingemeißelt. Er wurde im Auftrag von Joachim Truchseß von Wetzhausen - dem Großvater des Verwandten anscheinend ab, das total ver- Sternberger Schloßerbauers Wolff Dietrich und vom Vater Philipp Albrechts - 1603 gesetzt. Er schuldete Erbe anzutreten. lag im Streit mit den Fürstbischöflichen in Königshofen. Carl August Truchseß von Wetzhausen ver- zichtete am 22.3.1817 auf den verpfändeten Besitz, weshalb die Universität Würzburg den sächsischer Lehen verlustig erklärt werden. Er tigkeiten scheinen jedenfalls länger gewährt zu Komplex in der Folgezeit an die jüdischen hatte in Schweickershausen öffentlich Schmäh- haben, denn es fielen in dieser Sache weitere Bankiers Mandel Rosenbaum und Moses reden gegen den Herzog geführt und versuchte, Zehrkosten für den Landgraf und Obereßfelder Rosenthal aus Würzburg verkaufte. die Bevölkerung mit Gewalt von der Treue- Bauern an.44 „Das Schloß Obereßfeld hat im Jahre 1833 pflicht gegenüber ihrem Landesfürsten abzu- 1612 und 1613 haben jeweils fünf Obereß- aufgehört ein Rittergut zu sein!“, ist in einem halten.41 felder Ortsnachbarn vier Pfund Zehrkosten gel- Schriftstück in der Obereßfelder Kirchturm- Viel Ärger und Verdruß scheinen auch die Obe- tend gemacht, als sie in Königshofen waren. kugel aus dieser Zeit vermerkt. Die Bankiers reßfelder mit den Sternberger Burgherren aus- Grund war, daß sie den Truchseß von Stern- veräußerten bei einer öffentlichen Versteige- gestanden zu haben, wovon eine ganze Reihe berg gepfändet hatten. rung am 12. März 1833 Schloß Obereßfeld und von Einträgen in den Obereßfelder Gemeinde- die zugehörigen Besitztümer. Die Ländereien rechnungen berichten. So erhielten die beiden III.4 Friesenhausen: umfaßten 319 Morgen 37 Artfeld, 55 Morgen Dorfmeister von Obereßfeld 1599 18 Batzen Wiesen sowie ein Viertel Morgen Krautland. Zehrgeld, als sie wegen Jagdstreitigkeiten beim Von Bedeutung für die Jagdstreitsache ist auch Junker zu Sternberg waren. Da keine Einigung noch Friesenhausen bei Hofheim/Ufr. Die III.3 Sternberg erzielt wurde, begaben sich die Obereßfelder Zollner von Rottenstein, deren Burg Rotten- Dorfgewaltigen anschließend zum Amtmann stein in der Nachbarschaft von Friesenhausen Unter Bischof Rudolf von Scherenberg (1466- nach Königshofen, um ihre Klage gegen den im Bauernkrieg total zerstört wurde, waren im 1490) wurden die Lehen Schloß, Amt und Truchseß vorzubringen. 1603 beschwerten sich 16. Jahrhundert Herren in Friesenhausen, bis Stadt Königshofen sowie Sternberg von den der Obereßfelder Schultheiß und die Dorfmei- sie 1563 von den Marschälken von Ostheim Hennebergern für 12.000 Gulden von Würz- ster erneut beim Keller in Königshofen über abgelöst wurden.45 burg zurückgekauft.38 den Truchseß zu Sternberg.42 Im August 1588 wird Georg Marschalk von Mit dem Sternberger Besitz wurde im 16. Jahr- Joachim hatte zwei Söhne, Wolff Dietrich, der Ostheim zu Friesenhausen als Bürge für seinen hundert Christoph von Truchseß belehnt. Des- ohne Erben abging, und Philipp Albrecht, den Vetter Hans Schott zu Eichelsdorf erwähnt. sen Söhne Hans Bastian, Hans Sigmund, Wolff Vater des letzten Truchseß zu Sternberg, sowie Die Gebrüder Moritz und Wolf Christoff von Christof und Joachim setzten den alten Stamm eine Tochter namens Eva, die mit Bernhard Ostheim zu Waltershausen und Trappstadt, fort und teilten unter sich den großen Besitz. von Güldlingen vermählt war.43 dessen Schwäger, liehen ihm 200 Gulden46. Nach dem Tod seines Bruders Hans Sigmund Philipp Albrecht Truchseß von Wetzhausen 1620 werden als Lehensträger in Friesen- wurde Joachim 1578 u.a. mit dem Sternberger zu Sternberg, Schweickershausen, Ober- und hausen der Junker Heinrich Zobel und Hans Besitz von Fürstbischof Julius Echter belehnt.39 Untereßfeld, Zimmerau, Sulzdorf und Rap- Christoph von Ostheim, dessen Wappen noch Joachim - er war verheiratet mit Anna von Sel- pershausen wurde am 4. Mai 1588 geboren. heute im Schloß von Friesenhausen zu sehen bitz - kaufte 1601 von seinem Vetter Bernhard 1610 heiratete er in Schweickershausen Ursula ist, erwähnt.47 von Marschalk das Schloßgut zu Untereßfeld.40 Barbara von Künsberg zu Thurnau, die bereits Albert Ludwig von Ostheim zu Friesenhau- Ein Grenzstein in der Untereßfelder Flur erin- 1621 verstarb. 1622 ehelichte Philipp Albrecht sen taucht als Siegler eines Heiratsvertrags nert noch an Joachim Truchseß von Wetzhau- in Eichelsdorf Helena Kunigunde von Münster, zwischen Adam Sigmund von Rosenau auf sen zu Sternberg, der 1606 verstarb. Auf dem Schwägerin des Philipp Ernst von Truchseß Rosenau und Goßmannsdorf und Elisabeth Stein sind das Truchseß-Wappen, die Jahres- von Pommersfelden. Dorothea von Hutten zu Birkenfeld vom 18. zahl 1603 sowie die Buchstaben „JTVS“ für Auch bei Philipp Albrecht setzt sich nahtlos Februar 1662 auf.48 „Joachim Truchseß von Sternberg“ eingemei- der Streit mit den Nachbarorten fort. So wur- Im bereits zitierten Geschlechtsregister des Rit- ßelt. den 1611 Obereßfelder Schützen zwei Gulden terkantons Baunach von 174749, kann über die Joachim Truchseß von Sternberg scheint recht aus der Gemeindekasse gezahlt, als sie nach Ostheim zu Friesenhausen für den relevanten fehdelustig gewesen zu sein. So wurde er vom Sulzdorf wegen des Truchseß auf Sternberg Zeitraum folgende Geschlechterfolge abgele- Herzog von Sachsen-Coburg, dem Lehens- gingen. Um welche Auseinandersetzung es sen werden:50 herren für seine sächsischen Lehenschaften, sich hier handelte, ist aus der Dorfrechnung des Eberhard von Ostheim zu Friesenhausen war des Treuebruchs beschuldigt und sollte aller genannten Jahres nicht ersichtlich. Die Strei- verheiratet mit Agnes von Lichtenstein. Ihr Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 7

Sohn war Hans von Ostheim zu Friesenhausen. auch unter heftigem Protest der Ostheimischen im 16. Jahrhundert im Grabfeld bereits ziem- Er wurde Amtmann zu Lichtenberg und machte Bediensteten geschah. Deren Anwalt Sebastian lich frühzeitig die reformatorische Bewegung Bischof Melchior von Zobel zu Würzburg Wolf unterstrich in einem Schreiben, seine vermerkte. Ausschlaggebend hierfür waren u.a. und dessen Stift zu Söhn- und Töchter-Lehen Mandanten könnten aber ihr Jagdrecht sehr starke Verbindungen zu den nahen sächsischen u.a. seinen frei eigenen Ansitz, 2 Bau-Höfe, wohl beweisen. Territorien, den reformatorischen Ländern der Untertanen, Hofleute, Zins, Güter und anderes, Nachdem die fürstbischöfliche Seite bemerkte, ersten Stunde. Die Truchseß von Wetzhausen die Zinsmänner, Schäferei und Fischweiher daß sie kein rechtliches Gehör fand, behauptete gehörten unzweifelhaft zu den Vorkämpfern zu Obereßfeld, und auf 90 Zinsmänner und sie zunächst, der Hase sei von ihnen gestellt der Reformation. Den aufstrebenden Dorfherrn Güter im Amt Königshofen gelegen, Samstags und getötet worden. Als sie merkten, daß sie aus niederem Adel erschien diese als geeig- nach Michaelis 1548. Er starb anno 1553 und damit keinen Erfolg haben werden, schob netes Mittel, ihren Kampf um Selbständigkeit war vermählt mit Margaretha Truchsessin von deren Anwalt Heinrich Stauber nach. Der Vor- und Reichsfreiheit zu unterstützen.52 Wetzhausen, Herrn Michael Junioris Truchses- fall habe sich nicht auf Untereßfelder, sondern Joachim Truchseß zu Wetzhausen klagte sen von Wetzhausen zu Ober- und Untereßfeld auf Gabolshäuser Gemarkung zugetragen und von 1605 - 1609 gegen das Hochstift Würz- und Brennhausen Tochter. diesen Eingriff könne man auf keinen Fall burg, dessen Keller zu Königshofen und Deren Sohn war Christoph von Ostheim zu dulden. Weiter bemerkte Stauber, daß bisher die Gemeinde Untereßfeld wegen des ihm Friesenhausen (* 1514 † 1563). Er war verehe- der Obereßfelder Ostheimer dem Sternberger zudem strittig gemachten Weiderechts auf der licht mit Margaretha Truchsessin von Wetzhau- Truchseß, die verwandt seien, aus „... Nachbar- Untereßfelder Gemarkung. Er vertrat die Mei- sen zu . Erbberechtigter Nachkömm- schaft und Gnadens willen“ auf Untereßfelder nung, dieses Recht sei Bestandteil seines 1601 ling war Georg von Ostheim zu Friesenhausen Gemarkung jagen ließ. erworbenen Guts.53 (* 1548 † 1607), der sich 1571 mit Maria von Beide Parteien suchten nun die Entscheidung Bereits im Dezember 1606, also sechs Jahre Eltershofen vermählte. Ihre Söhne waren Veit in dem offensichtlich schon jahrelang wäh- vor dem Vorfall mit dem gepfändeten Hasen, Ulrich von Ostheim und Hans Christoph von renden Streit um die Jagdgerechtigkeit seitens wurden auf fürstbischöflichen Befehl durch Ostheim. Georg Wilhelm, ein weiterer Sohn des Kaiserlichen Kammergerichts. „Zu allen den Amtskeller aus Königshofen eine Reihe des Paares, der in der Streitsache wegen des Zeiten Mehrer des Reichs in Germanien, zu älterer Untereßfelder Ortsbürger befragt, „... gepfändeten Hasen als Zeuge auftritt, wird von Hungarn, Böhmen, Dalmatien, Croatien und wegen des Truchsessen zu Sternberg, Ober- Biedermann nicht erwähnt. Deslanonien und Tirols“ beginnt ein am 4. Mai und Untereßfelder Markung des Jagens befugt Veit Ulrich von Ostheim zu Obereßfeld, Klein- 1613 ausgestelltes Schriftstück des Reichs- oder nicht!“, und zwar der Schultheiß Mathes Haßberg und Ipthausen, wie er sich nannte, kammergerichts. Daraus geht hervor, daß die Albert (66 Jahre), dann Jacob Ludwig (81), war mit Anna Maria von Schaumberg vere- Truchseß behaupten würden, sowohl sie als Balthasar Schober (70), Hans Hübner (59), helicht. Deren einziger Sohn Heinrich Ulrich auch ihre Väter und Vorfahren hätten von Hanns Kolb (70), Michael Thein (66), Clauß starb 1625 19jährig. Dem Paar wurden weiter ihrem adeligen Ansitz und Rittergut Obereß- Koch (60) und Wolf Bauer (64). noch sieben Töchter geschenkt. feld aus, die Jagensgerechtigkeit „... sechzig, Sie wurden zu folgenden Fragen gehört: Christoph von Ostheim zu Friesenhausen fünfzig und mehr Jahren, dann seit Menschen- „1. Ob des Truchsessen Gut zu Untereßfeld ein (* 1577 † 1641) heiratete 1617 Dorothea von gedenken erstrecken mag, auf ungenutzten adeliger Ansitz war? Schaumberg. Deren Sohn Georg Adam von Fluren.“ 2. War solches bei Menschengedenken be- Ostheim zu Friesenhausen (* 1618 † 1647) „Wir Matthias von Gottes Gnaden erwählter schehen? vermählte sich mit Rosina Barbara Truchsessin Römischer Kaiser zu allen Zeiten Mehrer des 3. Ob es Eigentum oder Lehen war? von Wetzhausen zu Bundorf. Reichs und König, Erzherzog zu Österreich, 4. Ob’s jagdbar war oder nicht? 1692/94 kaufte Fürstbischof Johann Gottfried Herzog zu Burgund, Steyr, Kärnten, Krain und von Guttenberg das Rittergut und alte Schloß Württemberg, zu Habsburg und Tirol“ ist die 33 Biedermann, a.a.O, Tabula CLXVI; Friesenhausen von dem kurmainzischen Dra- Einleitung eines kaiserlichen Mandats, eben- 34 Kloss, Rudolf M.: Nachlaß der Marschalk von Ost- gonerhauptmann Georg Sigmund von Ostheim. falls ausgestellt in Speyer am 4. Mai 1613. heim - Urkunden; Das alte, 1741 abgebrochene Schloß, aus dem Hierin wird ausgeführt, daß der fürstbischöf- 35 Staatsarchiv Würzburg: Würzburger Urkunden, Band Nachlaß des 1698 verstorbenen Fürstbischofs, liche Amtmann von Königshofen die Truchseß II, Teil I, S. 254; wurde am 4. Mai 1699 an Johann Philipp von Ostheim sehr wohl am 4. Januar an der 36 Stöger, a.a.O., S. 156 37 Fuchs von Dornheim, der 1699/1700 ein neues hergebrachten Jagensgerechtigkeit hinderte. Ein Morgen war ein Stück Land, das ein Gespann an 51 einem Morgen pflügen konnte. Nach heutiger Rech- Schloß erbaute, verkauft. Der Kaiser legte den Fürstbischöflichen eine nung sind 2,93 Morgen ein Hektar. Pön (Strafe) von acht Mark auf und verpflich- 38 Wolff, Friedrich: Geschichte des Schlosses Sternberg IV. Der Jagdstreit tete sie, den Hasen an die Truchseß heraus- im Grabfeld, 1928, S. 38; zugeben. 39 Lehenbuch Bischof Julius Echters 1578, abgedruckt in Wie wir gesehen haben, schwelte der Streit Der „ ... hochlöbliche Kaiserliche Kammerge- Wolff, a.a.O., Urkunden-Beilage Nr., XXXX, S. 104, zwischen den adeligen Dorfherren im Grabfeld richtsbote Nicolaus Wunderlich überstellte das 105; 40 Stöger, Josef: Pfarreigeschichte von Untereßfeld, S. und dem Fürstbischof schon lange. 1612 kam kaiserliche Mandat dem Edlen und Vesten Bur- 94; es schließlich zum Eklat, der zur Folge hatte, khardten Hieronymus Rußwurm, Fürstlichen 41 Staatsarchiv Coburg, LA D 2212; daß nicht nur das Reichskammergericht einge- Würzburgischen Amtmann zu Königshofen 42 Gemeindearchiv Obereßfeld, Dorfrechnungen der schaltet wurde, sondern gar Kaiser Matthias (er den 5. Juni 1613 abends in seiner gewöhn- genannten Jahre; regierte von 1612 - 1619). lichen Behausung“, ist niedergeschrieben. 43 Wolff, a.a.O., S. 45; 44 Gemeindearchiv Obereßfeld, Gemeinderechnungen; Die Sache muß sich wie folgt zugetragen Die fürstbischöfliche Seite beharrte aber weiter 45 Mahnke, Fritz: Schlösser und Burgen im Umkreis der haben. Am Samstag, 4. Januar 1612, befand auf ihrem Standpunkt, daß niemand des Jagens Fränkischen Krone, 1978, S. 60; sich ein Jäger der Gebrüder von Ostheim aus und Hetzens auch auf Untereßfelder Gemar- 46 Kloos, a.a.O., U 72; Obereßfeld auf Jagd in der Untereßfelder kung berechtigt sei, außer den Beauftragten des 47 Reuscher, Hans: Chonik der Stadt Hofheim und ihrer Gemarkung. Seine Hunde hetzten einen Hasen. Fürstbischofs. Dies sei seit alters her so. Stadtteile, 1993, S. 73; 48 Just in diesem Moment tauchte ebenfalls ein Unter dem 13. Oktober 1613 schließlich wurde Kloos, a.a.O., U 99 a; 49 Biedermann, Johann Gottfried: Geschlechtsregister Jäger des fürstbischöflichen Amtmanns von eine Klage eingereicht, und zwar von den Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Königshofen, Burkard Hieronymus Rußwurm, Gebrüdern Johann Christoph, Georg Wilhelm Franken Löblichen Orts Baunach welches aus denen auf. Dessen Hunde hetzten nun offensichtlich und Veit Ullrich von Ostheim zu Friesenhau- bewährtesten Urkunden, Kauf-, Lehen- und Heyra- ebenfalls das arme Häslein. Wie sagt schon sen und Obereßfeld gegen Fürstbischof Julius thsbriefen gesamleten Grabschriften und eingeholten das Sprichwort: „Viele Hunde sind des Hasen Echter „... wegen eines auf Untereßfelder Nachrichten von innen beschriebenen Gräflich-Frey- tot!“, und so hat es nun keine Chance, der Gemarkung im Auftrag dessen Königshöfer herrlich- und Edlen Häusern in gegenwärtiger Ord- nung verfasset und richtig zusammen getragen wor- Meute zu entweichen. Es wurde von den Hun- Amtmann Burckard Hieronymus Rußwurm den, Bayreuth, 1747, Tab. CXX - CXXVII; den des Truchseß eingekreist und von dessen gepfändeten Hasens.“ 50 Die Angaben Biedermanns sind jedoch nicht in allen Jäger getötet. Schon vor diesem Vorfall war es, wie bereits Punkten zuverlässig; Diesem wurde nun von den fürstbischöflichen mitgeteilt, zwischen den Truchseß und Ost- 51 Bischoff, Johannes: Genealogie der Ministerialen von Jägern erklärt, daß man weder den Truchseß, heimern einerseits und den Fürstbischöflichen Blassenberg und Freiherren von Guttenberg 1148- 1970, Nr. 310; noch den Ostheimern, noch anderen in den andererseits zu mehr oder weniger heftigen 52 Albert, a.a.O., Band I, S. 38; zum Amtsbezirk gehörenden Orten die Weid- Auseinandersetzungen gekommen. Der Grund 53 Staasarchiv Würzburg: Ger. KÖN 423/XX. Die Akte werksgerechtigkeit zugestehe. Aus diesem wird wohl darin zu suchen sein, die Truchseß verbrannte 1945, ein Hinweise auf diese findet sich in Grund werde der Hase gepfändet, was dann sorgten dafür, daß man in der Reformationszeit einem Band im Repertorienraum des Staatsarchivs; Seite 8 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

beschädigt wurde. So sagte der Untereßfelder Bauer Kaspar Hübner 1654 aus: ”Ich habe das Schloß gesehen, als es noch ein Steinbau war, wollte auch noch erleben, daß es wieder dazu käme!”57 Dietrich Ernst von Truchseß verkaufte das Schloßgut in Untereßfeld am 26. September 1763 an die Witwe des Klingenberger Kellers Fahres, Maria Antonie Fahres, die in Königs- hofen wohnte. Der Kaufpreis betrug 22.501 Gulden und 100 Dukaten bei 7.500 Gulden Anzahlung in Laubthalern und Karolinen. Zum Besitz gehörten damals: Haus, Hof, Stadel, Stallungen, Gärten, Felder, Wiesen mit allen Rechten und Freiheiten. Die Witwe Fahres veräußerte den Besitz jedoch bald wieder. 1793 schließlich wurde gegen den Protest der Truchseßverwandten das ganze Untereßfelder Gut zerschlagen und in Einzelteilen verkauft. Es bestand zu jener Zeit aus einem Bauern- und Hofwohnhaus, Auf dieser von Wolfgang Dippert von der Stadt Bad Königshofen z.V. gestellten Karte aus dem Scheuern, zwei Stallungen, Schweineställen, vorigen Jahrhundert ist deutlich der Standort des ehemaligen Untereßfelder Schlosses zu erkennen. Gärten, einem Ökonomiehof und einem drei Nr. 127 ist die heutige B 279, Nr. 117 das Anwesen von Gebhard Zirkelbach, die Flurnummern Morgen großen See. Es hatte in drei Fluren 52, 179 und 180 sind die Teiche rund um das Schloß, das deutlich erkennbar auf einer Terrasse lag. 53 und 50 Acker Artfeld und 30 Acker gute Wiesen nebst einem Acker auf Obereßfelder Markung.58 5. War der Truchseß des Jagens befugt? gens in der Pfarrkirche von Untereßfeld begra- In unseren Tagen ist vom Untereßfelder 6. Von wem kam das Gut an den Truchses- ben.54 Die Witwe des Junker Endres wohnte Schloß nichts mehr zu sehen. Es stand hin- sen? bis zu ihrem Tod noch viele Jahre in dem ter dem Anwesen der Familie Zirkelbach. Es 7. Haben sich auch die Marschalken von Ost- neuen Haus, nicht aber der Erbauer Jörg Mar- scheint der zu dem adeligen Ansitz gehörende heim dergleichen angemaßt?“ schalk. Erbe des Untereßfelder Schlosses war Gutshof gewesen zu sein. Wolfgang Dippert der Meininger Statthalter, Bernhard Marschalk von der Stadtverwaltung Bad Königshofen Vorweg bleibt festzustellen, daß die Zeugen von Ostheim zu Walldorf. Er verkaufte den stellte freundlicherweise einen alten Plan von mitunter widersprüchliche Angaben machten. Ansitz seinem Vetter, dem Truchsessen von Untereßfeld zur Verfügung, auf dem die das Es ergibt sich zusammenfassend ein leben- Sternberg, so die Zeugen. Schloß einstmal umgebenden Seen eingezeich- diges Bild der damaligen Verhältnisse, und Dies bestätigen Unterlagen im Staatsarchiv net sind. Deutlich zu erkennen ist in der Mitte vor allem kann die Geschichte eines Schlosses Würzburg. In einer Urkunde vom 22. April die Terasse, auf welcher das Schloß einstmals in Untereßfeld herausgelesen werden. 1601 ist nachzulesen: ”Bernhard Marschalk stand. zu Ostheimb zu Walldorf verkauft an Joachim IV.1 War das Truchseß’sche Gut Truchseß von Wetzhausen zu Sternberg und in Untereßfeld ein adeliger Ansitz? Schweickershausen folgende teils eigentüm- IV.2 War das Schlößlein Eigentum lich, teils dem Bischof zu Würzburg zu Lehen oder Lehen, besaß es ein Jagdrecht? Jacob Ludwig, der älteste der befragten Zeu- währende Güter: Den adeligen Ansitz und Hof gen, erinnerte sich, daß in Untereßfeld ein altes zu Untereßfeld, Erbzinsen daselbst, die Mühle Aus einer Markungsbeschreibung von 1600 Gemäuer gestanden habe. Vor ca. 70 Jahren, im Dorf, den vierten Teil des Zehnten.”55 geht hervor, daß die Untereßfelder Gemeinde- also um 1540, sei von Brennhausen kommend Pfarrer Josef Stöger teilte 1952 in seiner rechtler im Gehölz, Heeg genannt, allein den Hans von Berlingens Mutter, eine geborene Untereßfelder Pfarreigeschichte mit, daß hohen Wildbann hätten und in der Markung von Herbilstatt, hierher gezogen. Sie hätte mit damals verkauft wurden: ”Der Ansitz und außerhalb des Holzes die Berlingen und Mar- 59 ihren sieben Kindern in dem Ansitz, wozu Hof zu Untereßfeld mit Hofhäusern, Scheune, schalk. auch ein Hofhaus gehörte, auf dem ein Hof- Stallung, Wassergräben und Fischgruben, dazu Die 1606 befragten Zeugen erklärten, sie bauer saß, gewohnt. Schultheiß Mathes Albert 155 Acker und 1 1/2 Viertel Artfeld und 29 wüßten nicht, ob der adelige Ansitz ein Lehen berichtete, sein Amtsvorgänger, der um 1589 Acker Wiesen, ferner nachfolgenden Erb- oder ein Freigut gewesen sei. Frau von Ber- gestorben sei, habe ihm einmal erzählt, daß vor zins zu Untereßfeld: Die Mühle im Dorf, wel- lingen habe ihm einmal berichtet, sagte Jakob dem Berlinger ein anderer Adeliger auf diesem che zum halben Teil dem Schloß gehört, ein Ludwig aus, daß dieses Gut ihre Morgengabe Gut wohnte. Söldengut mit seinem Zins, zwei Acker Holz sei. Er, Ludwig, könne aber nicht sagen, ob als Hofbauern war lange Zeit die aus Allertshau- auf dem Haßberg, wofür ein Malter Weizen Lehen oder Eigentum. Berlingens Hofbauer sen bei gebürtige Familie gegeben wird. Ferner das Jagdrecht für die Michael Thein teilte mit, wie sein Vater Hof- Thein. Michael Thein berichtete 1606, daß er kleine Jagd, 1/4 Zehnt zu Gabolshausen Dorf bauer war, habe dieser einmal einer flüchtigen zusammen mit seinen Eltern 1554 auf das Gut und Feld lebendig und tot, welcher 28 Malter Person 14 Tage Asyl gewährt. ”Hat ihm nie- gezogen sei. Damals habe Junker Endres von 4 Maß Korn, ebensoviel Hafer und 9 Eimer mands was begehrt!”, was wohl bedeutet, daß Berlingen in dem adeligen Ansitz gewohnt. Wein beträgt.” Hierfür erhielt der Marschalk die fürstbischöflichen Verfolger den Hof nicht Wer diesen zuvor besaß, wisse er nicht. laut Urkunde: ”8.250 Gulden fränkisch und betreten und den Flüchtigen festnehmen durf- Das Hofhaus sei nun ebenfalls nicht mehr 200 Taler als Liebnuß für zwei bei sich seiende ten. vorhanden. Unter dem alten Amtmann Jörg Jungfrauen”. Mathes Albert sagte aus, er könne nicht bezeu- Marschalk (er war der Vorgänger Rußwurms) Weitere Nachforschungen ergaben, daß Bern- gen, daß auf dem Ansitz die Berechtigung des sei das alte Gemäuer eingerissen (der Zeuge hard Marschalk und seine Frau Christina Bri- kleinen Weidwerks lag. Hin und wieder habe Hanns Kolb sagt aus, es sei nur ein schlechtes gitta, geborene von Buchenau, kinderlos blie- er den Berlinger allein im Flur herumgehen hohes Haus gewesen) und das jetzige steinerne ben. Nachdem sein Bruder Georg Marschalk sehen, bewaffnet mit einem Spieß und Hunden, Haus, ein Schlösslein, erbaut worden. Ob aber von Ostheim, Amtmann zu Königshofen, den aber niemals im Gehölz. zuvor Adelspersonen darauf wohnten, könne das Paar 1585 als Erben eingesetzt hatten, ver- Jakob Ludwig teilte mit, er habe einmal beo- er, Thein, nicht sagen. storben war, ließ Bernhard am 20. September bachtet, wie Endres von Berlingen zusammen Balthasar Schober sagte aus, daß Anna von 1597 in Meiningen ein neues Testament aus- mit dem Junker von Sternberg mit Hunden Berlingen zunächst auf dem Gut wohnte. Nach stellen.56 durch den Questenberg ging. Ob sie damals ihrem Tod habe Junker Endres von Berlingen, Unter den Truchseß, die das Untereßfelder dem Wild im Wald nachstellten, habe er aber wie es scheint ihr Sohn, das Gut bewohnt. Schloß ca. 160 Jahre besaßen, kam es herun- nicht gesehen. Der Königshöfer Amtmann Jörg Entweder er oder seine Witwe verkauften es an ter, wohl hauptsächlich durch die langen Marschalk habe von Berlingens Sohn einmal Jörg Marschalk von Ostheim, berichtete Hans Kriegszeiten. Es ist anzunehmen, daß es im beim Jagen in den Weinbergen bei Untereßfeld Hübner. Der letzte von Berlingen wurde übri- Dreißigjährigen Krieg (1618-48) erheblich gestellt. Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 9

Hans Hübner gab zu Protokoll, Junker Endres und Obereßfelder Gehültz. In Summa soweit gegessen, er wolle ein anderes dafür geben, so wäre ”... vorzeiten mit ein Hündlein naus ins der kleine Haßberge imbbegriffen sambt dem der Truchseß. Feld gangen, auch zuzeiten bei der Nacht Garn gantzen Rothen Reysach, item die Brennhäu- Aber auch der Untereßfelder Schultheiß gestellt.” Dies bestätigte Hanns Kolb, der die- ser Gemarkung bis an den Traverschön die beschwerte sich über den Truchseß-Burschen: sem drei- bis viermal dabei half. Obere und Untere Eßfelder markung bis an die ”Was für große Müh und Arbeit hat der Bau- Kolb berichtete von einem Vorfall, der sich Riethmühl undt dann die Saal hinauf bis an die ersmann von früh bis spät, bei Tag und Nacht, an einem Sonntagvormittag vor der Predigt, Alsleber Mühl undt an das dorff und über dem im Sommer und Winter, bis das Feld bestellt also vor dem Gottesdienst, ereignete. Joa- Dorff den wißgrund hinauf gen Eschelhorn ist. Da ist es billig, daß den auf dem Felde chim Truchseß stellte in ihrem Berg Garn und bis an die Landwehr zu verstehen. Alles dies- stehengebliebenen Früchten von keinem ein wollte jagen, worauf diesem auf Befehl des seits des Dorfes Alsleben undt so fort auf der Schaden zugefügt wird, viel weniger mutwil- Amtmanns Johann von Dorffelden das Garn sächsischen Gräntz fürwärths bis wieder nach ligerweise. Wie in den beiden letzten Jahren abgenommen wurde. Zimmerau.” der Junker Truchseß und besonders sein Sohn Einmal habe der von Brennhausen in ihrem In einem Gegenschlag führt der fürstbischöf- mit unseren Früchten, Getreid und Wein durch Gehölz einen Vogel gestellt, worauf er mit liche Amtsverweser Andlau aus Königsho- Jagen gehandelt und noch handeln tut, ist nicht zwei Talern gestraft wurde, so Kolb. Hübner fen aus: ”Die Jagdbarkeiten bestehen zurn auszustehen, und wäre nicht wunder, wenn erklärte, es habe niemand außer dem Amtmann beschriebener maßen, worauf aber darumb an wir solchen großen Schaden mit blutigen Zäh- in ihrem Gehölz gejagt. nit viel zu halten, weillen selbige zum theil ren beweinen, wenn man sieht, wie täglich Balthasar Schober sagte aus, der von Berlingen Kuppeljagden und sonsten von geringem ertrag besonders der junge Junker mit anderen Rei- habe seines Wissens nach keine Jagensgerech- sindt.”61 sigen, mit 1 - 2 Hunden durchs Getreide zieht tigkeit besessen, wohl aber sein Nachfolger ohne alle Unterschied, wie sie es antreffen, auf dem Gut, der Amtmann Jörg Marschalk. IV.3 Streit der Bauern von Untereßfeld also an manchem Acker über 20 Gäng durchs Allerdings wisse er nicht, ob dieser die Hohe mit dem Truchseß 1593-1614 Getreide gemacht, und wenn ein armes Witt- oder nur die Niedere Jagdgerechtigkeit besaß. fräulein nur ein einziges Beetlein hat - ob ein Einmal habe er, Schober, gehört, daß der von Es gab viele Streitigkeiten der Eßfelder mit Stupfelacker daneben liegt, gehen sie nicht auf Sternberg oder Brennhausen in ihrem Flur den Truchsessen zu Sternberg wegen Jagdfre- diesen, sondern reiten und laufen ins Getreid, jagen wollte. Dies sei ihm verboten worden. vels. So haben 1593 Schultheiß und Gemeinde solang es ihnen gefällt. Sie ziehen auch mit den Trotzdem habe er sich in den Questenberg von Untereßfeld im Questenberg gewaltsam Hunden durch die Weinberg, jagen darinnen begeben, worauf ihn der Amtmann Johann von ”mit Sturmlaternen und bewehrter Hand” ein oder stellen Hühnern nach und reißen dadurch Dorffelden auf Eschelhorn60 zu verfolgte und Hasengarn pfänden lassen, das der Truchseß viele Beeren ab.” Die Bauern halfen sich meist einen seiner Hunde fing, den er aber wenig widerrechtlich gestellt hatte. dadurch, daß sie dem Truchseß wegen Jagd- später wieder laufen ließ. Die Gabolshäuser berichteten 1603: Sie hätten schadens Getreide pfändeten. Hofbauer Michael Thein berichtete, der Junker den jungen 15jährigen Truchseßsohn (Philipp Am 23. September 1603 schrieb die Gemeinde Endres habe auch im Untereßfelder Gehölz Albrecht) in ihrer Markung jagen gesehen, Untereßfeld an den Fürstbischof Julius Echter: Garn gestellt. Hierbei mußte er ihm mehr als Sturm geschlagen und diesen mit den zusam- ”Junker Joachim Truchseß hat bei uns vor drei hundertmal helfen. Wenn der Berlinger im mengekommenen Leuten zur Rede gestellt. Jahren einen Hof gekauft (Allodialgut, frei von Questenberg jagen wollte, hatte er gen Stern- Der habe seine Büchse herausgerissen und jeder Beschwerung) vom Junker Marschalk berg nach dem Garn und Hunden geschickt. wollte unter sie schießen. Da er aber merkte, von Walldorf, den ein Bauer in gewisser Gült Es habe auch sein Junker Endres mit dem Ost- daß ihn die Bauern umbringen wollten (wie bebaut. Wie immer seit Menschengedenken heimer, ”... als er gar jung gewesen”, in jenem dieser fälschlich behauptete), habe er seinem mit Pferden, nie mit Ochsen. Diesem Bauern Flur gejagt. Pferd die Sporen gegeben und ist mit seinem Der älteste Untereßfelder Mitnachbar Jakob Knecht davon gerannt, so daß die Bauern 54 Stöger, Josef: Pfarreigeschichte von Untereßfeld, S. Ludwig berichtete, der alte Amtmann Jörg weder ihn noch seinen Knecht, noch die Hunde 94; Marschalk habe von diesem Haus aus nichts pfänden konnten. 55 Staatsarchiv Würzburg: Würzburger Urkunden Nr. gejagt, aber als Amtmann habe er im Amt Auf diese Beschwerde antwortete der Vater des 268; gejagt, d.h. also, er habe nicht als Besitzer Truchseß, sein Sohn sei ungewollt von seinen 56 Kloos, Rudolf M.: Nachlass Marschalk von Ostheim - des Untereßfelder Schlosses die Jagd ausgeübt, Hunden über die Grenze in den Gabolshäuser Urkunden; 1974, S. 24; 57 sondern als fürstbischöflicher Amtmann. Die Flur gezogen worden, da er sich im Gebiet Stöger, a.a.O., S. 95; 58 Stöger, a.a.O., S. 95; Truchsessen von Sternberg hätten nicht auf nicht auskannte. Er habe sich erst wehren wol- 59 Stöger, a.a.O., S. 96; Untereßfelder Markung zu jagen, ”... denn bis len, nachdem die 60 Mann mit Spießen und 60 Eschelhorn, zwischen Alsleben und Gompertshausen der Weg, so von Alsleben nach Obereßfeld Rohren gekommen seien, um ihn gefangen gelegen, lag damals schon wüst. geht, jetzt wollen sie aber solches nit halten!” zu nehmen. Das gefangene Häslein sei schon 61 Wolff, a.a.O., S. 141, 142; In Untereßfelder Holz, der Hag genannt, dürfe niemand ohne ihre Erlaubnis jagen. Vor Jahren einmal habe der Ostheimische Vogt in diesem Holz Garn gestellt. Er wurde von des Amt- manns Jäger ertappt. Dieser warf das Garn des Ostheimers nieder und drohte, wenn er seine Hunde auf ihn hetze, lasse er ihn in den dicken Turm werfen. Welches Territorium die Truchseß von Wetz- hausen übrigens als Jagdgebiet betrachteten, geht aus einem Güteranschlag hervor, der dem Verkauf des Besitzes in Sternberg und sei- nen Nachbarorten 1695 durch Wolff Dietrich Truchseß von Wetzhausen an den Bruder des Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg, Otto Philipp, vorausging. In diesem ist u.a. vermerkt: ”Die Hohe und niedere Jagensge- rechtigkeit so viel das Haus Sternberg dieselbe je und allzeith undisputierlich hergebracht, wie solche hiernächst kürzlich spezifiert. Von Zimmerau auf der sächsischen Gräntz auff der Straß hinaus bei an den Ermelshäuser See und dann diesseits herunter. Die gantze Flurmar- kung gegen Serrfeld im Holtz und feldern bis an die Neusacher Sandgruben und See von daraus die Wurzbach hinauf in kleinem Haß- Dort wo sich heute eine Baumgruppe sowie eine Pferdekoppel befinden, stand einst im Schatten berge, so wohlen in Bundörffer, Brennhäuser der Martinskirche das Untereßfelder Schloß. Es ist heute gänzlich verschwunden. Seite 10 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998 hat nun der Truchseß Ochsen gegeben zum die Knechte zum Tanzen aufs Schloß nach und dem Truchseß’schen Besitz zu Sternberg Schaden der Gemeinde. Wird nämlich ein Sternberg. Wer nicht komme, werde mit einem in der Obereßfelder Markung besichtigten. Grund geöffnet zum Grasen, dann kommen Gulden gestraft. Die Liste der Beschwernisse 1699 wurde in ein Obereßfelder Gemeinde- zuerst die Pferde auf die Weide und dann erst ließe sich beliebig fortsetzen. buch geschrieben, daß die Hohe Jagdgerech- das Rindvieh. Der Truchseß läßt nun seine Es folgen in diesem Schreiben große Klagen tigkeit dem Hochstift zustehe, die Niedere und Ochsen vor den Pferden auf die Weide. Bis wegen der Jagdausübung durch die Truchseß, Vogelherdgerechtigkeit aber laut Salbuch den wir mit den abgearbeiteten Pferden kommen, die hierbei ihre Rechte weit überschritten. So Truchsessen, also den Schloßherren.64 ist das Beste weg. Obwohl wir doch mit den müßten die Bauern den Truchseß sieben Hunde Ein ähnlicher Vorfall mit einem gepfändeten Pferden dem Landesherren Frohn leisten müs- füttern. Oft müßten die Untertanen die ganze Hasen, mit jedoch weit schlimmeren Folgen, sen. Immer kamen zuerst die Pferde, ob von Nacht beim Jagen helfen, wovon sie teils krank ereignete sich übrigens bereits Anno 1541 bei der Gemeinde oder von den Adeligen, dann würden. Abschließend baten die Sulzdorfer in Würzburg. Zu den Lieblingsbeschäftigungen das Rindvieh und drei Tage später die Schafe, dieser Klageschrift um den Schutz des Bischofs des Würzburger und Bamberger Domherren nie aber Ochsen.” und bekundeten den ernstlichen Willen, sich, Graf Poppo von Henneberg gehörte das Weid- Der Truchseß sagte zu der sich beschwerenden um diesen Drangsalen zu entgehen, wieder der werk. Am meisten gefiel ihm das Hasenhetzen. Abordnung, die Gemeinde habe ihm nicht Ziel katholischen Religion zuzuwenden. In der Nähe von Gerbrunn jagte Graf Philipp und Maß zu setzen. Sie soll auf dem ihrigen, er Daraufhin befahl der Bischof dem Untereß- von Hohenlohe - auch er war Domherr - einen will auf dem seinigen treiben. Trotzdem trieb felder Pfarrer, wieder katholischen Gottes- Hasen und folgte ihm offensichtlich bis in der Truchseß seine Ochsen wieder mit den dienst in Sulzdorf zu halten. Auch schrieb er das Revier des Grafen Poppo nach. Daraufhin Pferden. Nun pfändete die Gemeinde Untereß- an den Keller in Königshofen, er wolle die Sul- wurde der Eindringling von Poppos Dienern feld einen Ochsen und hinterstellte ihn im Stall zdorfer beim alten Herkommen schützen. Auch gefangen. Jeder glaubte sich im Recht und so des Gemeindewirtshauses. sollten sie Schutz haben, wenn ihre Herrschaft kam es zu „harten Reden“ und „verbitterten Bischof Julius Echter schrieb dazu: Wenn der sie abhalten will, sich freiwillig katholisch zu Unwillen“, ist überliefert. Die beiden geist- Truchseß den Ochsen nicht auslöst, soll ihn die machen. Eine Umkehr geschah jedoch nicht. lichen Herren schieden im Streit voneinander. Gemeinde verkaufen und das Geld beim Keller Offenbar zeigte der Truchseß Einsehen. Am 19. Februar 1541 trafen sie sich zufällig hinterlegen. Die Gemeinde antwortete, daß sie wieder vor dem Hof zum Stern in Würzburg bereits den ersten Ochsen wieder gutwillig her- und gerieten so heftig aneinander, daß Graf gegeben habe. Im Wiederholungsfalle werde Poppo Graf Philipp eine große lange Wunde der Ochse aber verkauft. Nun ließ der Bauer am linken Arm zufügte. Anschließend schlug des Gutshofs die Ochsen nicht mehr mit den V. Schlußbemerkung er ihm heftigst auf den Kopf, „... daß er zur Pferden weiden.62 Erden niedergefallen.“ Und auch andere Gemeinden hatten Streit mit Eine endgültige Entscheidung des Reichskam- Poppo flüchtete ins Kloster Theres bei Haß- den Truchseß, so z.B. die Nachbargemeinde mergerichts in Sachen Jagdgerechtigkeit der furt, da er zunächst annahm, er habe seinen Sulzdorf an der Lederhecke. Deren Bewohner Truchseß bzw. der Ostheimer ist in den Unter- Kontrahenten getötet. Nachdem er aber hörte, wanden sich mit Schreiben vom 5. Juni 1609 lagen nicht enthalten und erfolgte offenbar auch daß Philipp noch am Leben sei, kehrte er nach an den Würzburger Bischof Julius Echter. Sie nicht, denn die Streitigkeiten währten fort. So Würzburg zurück und bat den neugewählten berichteten ihm, Joachim Truchseß zu Stern- sind in der Obereßfelder Dorfsrechnung von Fürstbischof Conrad von Bibra um Absolution. berg habe vor Jahren dem Georg von Lich- 1622 erneut vier Gulden Zehrkosten ausge- Am 5. März 1541, 14 Tage nach der Auseinan- tenstein alle zu Sulzdorf habenden Gerech- wiesen, nachdem der Keller von Königshofen, dersetzung, aber verstarb der Hohenloher an tigkeiten abgekauft, worauf er und dann seine nebst Stadtschreiber, Centgraf und Landknecht den Folgen der Auseinandersetzung. Söhne sich gewalttätiger Weise unterstanden, im „Rothen Reisich“ waren, weil der Truch- Die kirchliche Dispens, die ihm weiterhin im den seit unvordenklichen Zeit besessenen seß von Sternberg dort unbefugt gejagt hatte. Besitz der Domherrenwürde beließ, erhielt Rechten der Untertanen Einhalt zu tun und sich Und selbst mitten im Dreißigjährigen Krieg Poppo schon im März 1541. Spangenberg selber zuzueignen. Die Gemeinde müsse durch wollten die Streitigkeiten mit den Eßfeldern berichtete in seiner Henneberger Geschichte:65 die Truchseß übermäßig viel und beschwerlich nicht enden. 1645 sind Kosten ausgewiesen für „Fürst Poppo kam nicht mehr gen Würtzburg, ertragen und ausstehen (...wodurch sie endlich den Zentgraf, Stadtschreiber, Jäger und wei- vertrug sich doch mit des entleibten Grafen um Hab und Gut kommen und sich an den teren Personen, als diese die Gerechtigkeit des Brüdern, und gab 2.200 Gulden ins Spital zu Bettelstab begeben müßten...”).63 Auch müßten Jagens zwischen ihren hochfürstlichen Landen Oeringen Anno 1542.“ Noch im Jahre 1543 gab Graf Poppo nicht nur seine Domherrenpfründe zurück, sondern ver- ließ auch den geistlichen Stand. Auch Poppos Bruder Christoph (1510-1548), der ebenfalls für den geistlichen Stand bestimmt war und Domherrenstellen in Straßburg, Köln, Bam- berg und Würzburg inne hatte, erstach 1532 mutwillig einen Nachtwächter, was ihm eben- falls die Pfründe kostete66 - eine unruhige Zeit also nicht nur im Grabfeld.

62 Staatsarchiv Würzburg, Ger. KÖN 423/XX. Die Unterlagen verbrannten 1945 beim Bombenangriff auf Würzburg. Pfarrer Josef Stöger hatte sie noch einge- sehen und sie in seiner 1952 erschienenen Pfarreige- schichte, S. 98, 99 zitiert. 63 Staatsarchiv Würzburg, Nachlaß Müller, a.a.O.; 64 Gemeindearchiv Obereßfeld, Obereßfelder Gemeinde- buch, das Eintragungen ab 1681 enthält; 65 Spangenberg, Cyriakus: Hennebergische Chronica, Straßburg 1599, 2. Verb. Auflage: Meiningen 1755; 66 Zeitel, Karl: Die Reformation im Henneberger Land, Hildburghausen, 1994, S. 64-66;

Dieser Beitrag kam mit finanzieller Unterstützung des Bezirks Unterfranken zustande, dem hierfür herzlich gedankt Wohl einziges Überbleibsel der zum ehemaligen Untereßfelder Schloß gehörenden Wirtschaftsge- wird. bäude ist das ehemalige Hofhaus, das sich heute im Besitz der Familie Zirkelbach/Katzenberger befindet. Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 11

Die Regabogatellerlich der Kelta ihr Geld. Der Ybi vo Größaneuscht wor net groß, doch ganz aus Gold Ond Herrn worn sa a von größa Täl der Welt Karl Lurz Vor Christus besetzta sie sogar Rom. Ihr Berufskollega vo Größaneuscht, Die Renowierung wor geglückt, Jetzt wößt ihr war onner Vorfahra worn, wüst ihr wie alt euer Durf scho is? sie sah aus fast wie neu. mir senn a Mischung aus Kelta ond Germana. Und wärs net wäs, dem sog ichs heut Die drei Bugstuba, die macha uns verrökt, Doch fur alla die, wor der Ybi geburn Dos sen ke Lücha, dos is fei gewiß. wos söll dos für a Bedeutung sei. Wo unern Durf sein noma hot gaba. Größaneuscht is net erst 1200 Johr Wie ich die Bugstaba g’sähn ho, Der ehemalige Bürgermeister von Großeibstadt trug dieses Wos mer 86 höm g’feiert. Mundartgedicht über die Entstehung des Namens Großeib- do wors mir gleich klor, stadt im Januar 1998 anläßlich einer Zusammenkunft des Scho viermo so alt is dos Dürfla gor. däs dos en Ybi sei Trommel Bayerischen Bauernverbandes in seiner Heimatgemeinde vor. Dochs genaua Datem is a beßla verschleiert vo die erst Musikkapell wor. In onnern Flur hinna die Langaläng Fur a poor Johr hömsa 100 Johr Blosmusik g’feiert, do wor a Grob of en Acker. do hot sich die Fürstandschoft getäuscht: A Mo wor do begrowa dinn Föneftaused Johr hättesa do könn g’feier, sei Zeh hat der Mo noch alla. denn so alt ist die Musik scho in Größaneuscht. Grabfeld-Lied (Melodie: Morgenrot) A por neua Schor mit en Schnobel vurndro, Lange Zeit hot mer nix mehr von Ybi g’hört. die sen tief in en Boda nei ganga. Velächt hot er en Ötzi vo die Alpen besücht. 1. Zimmerau, Zimmerau, Die hem os Togeslicht befördert en Mo Dos Reisa wor domols ohna Auto schwär, hier beginnt der Grabfeldgau. mitsamt die Grobbeigaba alla. ob die zwe verwandt worn, dos wäs mer nicht. Sulzdorf, Serrfeld und Schwanhausen, Sternberg, Brenn- und Gabolshausen, A Beil on a Spetza fürn Pfeil aus Ste, Doch sächshunert noch Christus sensa wieder Ober-, Untereßfeld, Traa. die hot er wohl für die Jogd gebraucht. aufgetaucht, A Messer fürs oziecha vos Fell ziemlich kle, do worns ower scho villa Leut 2. Ursula, Ursula Flint ond Kieselste fürs Feuer hat er auch. drei Gutsacker hem do scho gebraucht weithin glänzt das Kirchlein da. und aus Eisa wor scho ihr Werkgezeug. Alsleben, Trappstadt, Eyershausen, En Räf aus Knocha mit Sträf verziert Königshofen mit Ipthausen, hot er getroga em sein Hals. On a Täl vo die Hallstattleut worn scho richtig Au- und Riedmühl in der Näh. Ach sei Brust hat er mit en Ohenger verziert räich, 3. Breitensee, Breitensee der hat a Loch domit er hat en Haalt. die ham en Woga kricht mit neis Grob. liegt unfern der Gleichberghöh’. Dozu noch es G’schirr für zwe größa Gäul , Rot- und Gollmuthhausen, Do gits gor ken Zweifel ich hob mich net ond Essa däßa lang sen wurn sot. geteuscht, , Höchheim, , däs dar Mo dar in die Langaleng sei Grob g’hot hat Ond die Weiber worn stolz, do werd ihr vor Neid Ottelmannshausen, Dörfleshof. dos wor der Ahnherr vom Durf Größaneuscht, erblast. 4. Sambachshof, Johanneshof, dos wor der Ybi vo Ybistat. Zäh Ring on Hals ond noch a Bernsteketa. Sand- und Rot- und Lindleshof. Die Orm on die Hüft worn mit Broza eig’faßt Rücks- und Unterhöfen draußen, Sei Verwandta domals in der Jungstezeit, On en Gaul hem die Damen stolz geritta. zwischen Leinach und Althausen, die worn vurn on Langastrich gewohnt. Groß-, Kleinbardorf, Bargetsmühl. Dar Acker k’hört onnern Bauernboß heut Ihr Menner paßt of euer Frauen jetzt auf, of so en guta Boda do hot sichs als Bauer gelohnt. däß sa net in Broza wella glenz. 5. Papiermühl, Papiermühl On en Gaul wella wo sa gereit könna drauf altbekannt durch Pappeln viel. Dar Bröckelesmaurer vom Nachbarurt, ond noch lann wella keltischa Tenz. Groß-, Kleineibstadt, Merkershausen, dar wo en Jüdahügel pflegt ond betreut Sulzfeld, Wülfers-, Waltershausen Dar hot es groba gleich o’gfanga durt. Däß mers Paradies nix mehr hömm, do wor die und zuletzt das schöne Saal. Aus Würzburg sen noch komma zwe junga Leut. Eva dro schold. 6. Heimattal, Heimattal, Die kannt dann Apfel ohn Bam net dersä. Dara ihr Brotzeit wor Brod mit Butter besträcha meine Freude allzumal. Velächt ist die Mode der Keltinnen schold Grüne Auen, würz’ge Triften, und der Knoblauch lach deck obadrauf. ond wella a mit so en Schmuck aushgäh. Dos hot mer scho aus zäh Meter gerocha. gold’ne Saaten reich an Früchten, A Obsperrung hem die net gebraucht. Der Bürgamäster vo Ybistat saß stolz of sei Pferd, Schütz dich Gott, mein Grabfeldgau. der hat noch ken BMW. Alwina Wohlfart aus Sulzfeld stellte das „Grabfeld- Ond alsa a por Tog gegroba hatta, En Federbusch of en Hut, o die Seita a Schwert, Lied“ freundlicherweise zur Verfügung. Der Verfas- so stellt sichs noundnoch raus, doch mit Geld kannt der a ömgegäh. ser ist unbekannt. die Pfostalöcher on die Sandsteplatta stamma vo a jungstezeitlichs Totahaus. So 20 Menscha hatta ihr Ruh durt g’fonna, dos hem die Orchaloga g’socht. Doch die größt Überraschung is zuletzt erst komma, aus Ton wor nämlich a Trommel durt. Sie wor wohl zerdröckt doch die Scherba worn do. In Würzburg hömsa alls zomgeleimt. Ond beim Polieren der Trommel wor die Über- raschung groß, denn do hot sich Y. a wächs B. on a I. gezeicht. Die studierta Dokter der Orchäaologie, die hem sich en Kopf zerbrocha. Wo stecka mer denn die drei Bugstuba hi, die fein säuberlich worn in die Trommel nei g’stocha. Ich wor domals noch Bürgämäster ond wor in der Kanzlei, do kümmt a Auto mit Würzburger Nummer. Zwe Männer steiga aus ond troga a Schochtel rei, do dinn wor die zomg’setzt Trommel. Ausgrabungen zwischen Großeibstadt und Aubstadt 1991. Seite 12 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

Reinhold Albert 9. September 1848 bestimmte die Auflösung des gesamten bisherigen Standes, der gutsherr- Die „1848er Revolution“ jährt sich zum 150. Mal lichen Gerichtsbarkeit sowie Polizeigewalt und stellte sie unter die alleinige Souveränität des Staates. Von der Revolution 1848/49 war im Grundgedanke bei der Errichtung dieser Königshöfer Grabfeld wenig zu verspüren Gerichte war, daß der Adelige im Bereich sei- nes Gebiets und hinsichtlich seiner Unterta- 2 nen auch hinsichtlich dessen, was ”Recht” sei, Auf den Straßen Europas regierte vor 150 Jah- Zehntes auf, so z.B. in Sulzdorf oder in Klein- 8 ren der Volkszorn. Die Massen rüttelten an bardorf3. Die Gemeinden kamen sich nach den Alleinherr sein wollte. den Fürstenthronen. Bürger, Bauern, Arbeiter revolutionären Errungenschaften übervorteilt Die Patrimonialgerichtsbarkeit stellte nicht nur und Studenten forderten Freiheit, nationale vor, verloren aber jeweils entsprechende Pro- eine besondere Standesehre für die Dorfherren Unabhängigkeit und soziale Gerechtigkeit. zesse. dar, sondern sie brachte sicherlich auch nicht Tatsächlich war die Revolution nur in ihren Im Gemeindearchiv von Ottelmannshausen unerhebliche Gebühren. Man konnte Steuer Anfängen erfolgreich, am Ende des Aufstands ist nachzulesen: ”Freudig begrüßt wurde das und Schatzung erheben, hatte Kontrolle über kam es überall in Europa zur Restauration. Gesetz vom 4. Juni 1848, wonach die Gefälle Mühlen, Maße, Gewichte und Prüfung von Viele Fürsten nahmen blutige Rache an ihren der Grundholdenschaft in den sogenannten Eichung, hatte das Recht, Grenzsteine zu set- aufmüpfigen Untertanen. Bodenzins umgewandelt wurden, den der Staat zen und die Steinsetzer zu bestellen, gewährte Seit 1815 bildeten sich in den Ländern des für seine Ablösungsleistung erhob.”4 Schankrechte, bewilligte die Einnahmen des Deutschen Bundes politische Lager: Die Nati- Wie es scheint, erfolgte die Umwandlung in Umgelds (Verbrauchssteuer), hatte Pfändungs- onalliberalen forderten einen deutschen Staat einigen Grabfeldgemeinden etwas später. In rechte, durfte Gemeinde- und Gotteshausrech- anstelle des schwachen Verbundes der Fürsten- der Familienchronik des Valentin Reichert aus nungen abhören, gebot über Kirchweihschutz und Herzogtümer im Deutschen Bund. Und Herbstadt heißt es nämlich: ”Im Jahre 1851 oder bestellte die Schultheißen. sie wollten Mitbestimmung, Selbstverwaltung ist der Zehnt in Bodenzins umgewandelt wor- Häufig schlossen Vogteirechte auch eine und Pressefreiheit. Mit dem industriellen Auf- den, nach dem Gesetz vom 4. Juni 1848. Der Gerichtsbarkeit über die sogenannten niederen schwung kamen die ersten Arbeitervereine auf Handlohn ist fixiert worden. Es ist eine neue Dinge ein. So wurden Zins- und Zehntfälle, und stellten soziale Forderungen. Besteuerung eingelegt worden. Alles ist anders Schuld- und Schmähsachen behandelt, im Die Wiege der Revolution stand in Paris. geworden.”5 Gegensatz zu den schweren Fällen, die man Studenten, Arbeiter und das bewaffnete Volk nur an der hohen Cent richtete. erzwangen im Februar 1848 in Barrikaden- Die Patrimonialgerichte kämpfen die Abdankung des ”Bürgerkönigs” Der Lebensweg des Karl Helmerich Louis Philippe. Im März schwappte die Revo- Die 1848er Revolution brachte insbesondere aus Königshofen i. Gr. lution auf die Länder des Deutschen Bundes auch das Ende der gutsherrlichen Gerichte, über. der sogen. Patrimonialgerichte. Patrimonialge- Der eine oder andere Bürger aus dem Grabfeld Gerade das Revolutionsjahr 1848 räumte mit richte gab es im Königshöfer Grabfeld in neun beteiligte sich in der Fremde an der Revolu- vielem auf, was alt und sinnlos geworden war der 33 Gemeinden, und zwar in Kleineibstadt, tion, wie z. B. der 1821 in Königshofen gebo- und zum Teil als großes Unrecht empfunden Kleinbardorf, Irmelshausen, Sternberg, Wal- rene Karl Helmerich. Er erlernte zunächst das wurde. Es brachte das Ablösungsgesetz der tershausen, Trappstadt, Serrfeld/Sulzdorf und Buchbinderhandwerk und begab sich anschlie- Fronen und Zehnten. Damit war ein kaum zu Leinach/Wetzhausen.6 ßend auf die Walz. Nachdem seine Eltern ver- ertragender wirtschaftlicher Druck von den Wenig Rühmliches hielt der Sternberger Pfar- starben, kehrte er, 21jährig, in seine Heimat- Schultern der Bauern genommen. Den als Aus- rer Michael Krapf 1873 über diese fest. Er stadt zurück. gleich zu gebenden Bodenzins empfand man schrieb: ”Bis in die neueste Zeit herab exi- Die Nachricht von der Revolution in Paris 1848 als eine wesentliche Erleichterung. 1919 kam stierten Patrimonialgerichte. Diese wurden im löste fast überall in Deutschland Demonstra- auch dieser letzte Rest einer feudalen Herr- Jahre 1848 aufgehoben, was in Wahrheit ein tionen aus. Karl Helmerich wurde deshalb schaft in Wegfall.1 Glück für die Untertanen solcher Gemeinden als Reservist zum 3. Schützenbataillon nach Aus dem Königshöfer Grabfeld ist über dieses war, die unter diesen Patrimonialgerichten Aschaffenburg eingezogen. unruhige Jahr recht wenig überliefert. In kei- gewöhnlich schlimm genug daran waren.”7 Die Monarchen in Deutschland beugten sich ner Chronik, in keinem Archiv wird von Aus- In der Proklamation vom 6. März 1848 geneh- zunächst dem Druck des Volkes. Sie gewährten schreitungen bzw. Erhebungen in unserer Hei- migte König Ludwig I. den Großteil der For- Presse- und Versammlungsfreiheit und allge- mat berichtet. Unmut kam höchstens wegen derungen, die unter dem Eindruck der fran- meine Wahlen zu einem nationalen Parlament. der vor dieser Zeit von einigen Gemeinden zösischen Februarrevolution in Bayern Ein- Die verfassunggebende Nationalversammlung für teures Geld vorgenommenen Ablösung des gang gefunden hatten. Eine Verordnung vom konstituierte sich am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche. Helmerichs Batail- lon wurde deshalb nach Frankfurt verlegt. Er schreibt: „Ich wurde schnell befördert, obwohl ich nicht verleugnete, daß meine Sympathie eher beim Volk als beim Militär lag. Innerhalb von zwei Wochen war ich gegen meinen Wil- len Vizekorporal und etwas später Korporal.” Aus der anstehenden Beförderung zum Batail- lonsschreiber wurde jedoch nichts, weil Hel- merich an verschiedenen revolutionären Ver- anstaltungen im Spessart in Uniform teilnahm. Er wurde degradiert. In Sachsenhausen lernte der Königshöfer das Mitglied des Frankfurter Parlaments, Robert Blum, kennen, mit dem er intensiv die poli- tische Entwicklung diskutierte. Der 1807 in Köln geborene Blum wurde in Leipzig der Führer der liberalen Bewegung in Sachsen. Im Februar 1848 sprang der revolutionäre Funke von Frankreich auf Deutschland über. Robert Blum brachte die Leipziger Stadtverordenten- versammlung gegen die Dresdner Regierung in Stellung und machte sie zum Zentrum der liberalen Kräfte in Sachsen. Blum wurde als sächsischer Abgeordneter ins Frankfurter Par- Erschießung Robert Blums in Wien. lament entsandt. Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 13

Als einer von vier Vertretern des Parlaments und seine Machtlosigkeit zu demonstrieren, Zeitalter der bürgerlichen Freiheit und Gleich- wurde er im Spätsommer 1848 nach Wien ging voll auf.9 heit, der Erleichterung vom Steuerdruck, die geschickt, um den dortigen Aufständischen Nach dem Ende der Nationalversammlung unbeschränkte Ausübung des Jagdrechts u.a. eine Sympathieadresse der Deutschen Natio- 1849 schlug sich der Königshöfer Karl Helme- in Aussicht stellte und durch dieses Lockmittel nalversammlung zu überbringen. Die dortige rich nun endgültig auf die Seite der Aufstän- die erregten, empfänglichen Gemüter für sich Erhebung wurde Ende Oktober durch Ein- dischen und floh ins Badische. Sein Bruder, gewinnen wußte.” heiten des Fürsten Alfred Windischgrätz nie- Armeeleutnant Eduard Helmerich, desertierte Bei dem, wie Hönn sich ausdrückt, „Volks- dergeschlagen. und schloß sich ebenfalls der revolutionären aufwiegler” Huhn handelt es sich um den Mit- Am 4. November 1848 wurden Robert Blum Bewegung an. arbeiter des Hildburghäuser Verlegers Joseph und der Thüringer Publizist Julius Fröbel, ein Meyer („Meyers Conversations-Lexicon”), Neffe des berühmten Pädagogen Friedrich Karl Helmerich übernahm das Kommando Dr. Eugen Huhn. Er gab ab März 1848 in Fröbel, der ebenfalls zu der Frankfurter Dele- eines Kaiserslauterner Aufständischen-Batail- Hildburghausen eine radikale Zeitung heraus - gation gehörte, verhaftet. An ihnen sollte ein lons, das am 24. Juni 1849 an einer Schlacht in das Freie Deutsche Volksblatt. Dr. Huhn hatte Exempel statuiert werden, um die staatliche Knielingen in Baden teilnahm. Das Bataillon großen Einfluß auf die Bauern und das Klein- Autorität wieder herzustellen. Beide machten gehörte unter Führung General Blenkers zu den bürgertum im Südosten des Herzogtums Sach- sich zunächst keine großen Sorgen, weil sie als 40.000 Mann zählenden Revolutionstruppen. sen-Meiningen. Er trat in den Dörfern auch als Mitglieder der Nationalversammlung auf ein ”Wir kämpften von 6 Uhr früh bis 5 Uhr guter Redner auf. Im August 1848, als sich die auch in Österreich gültiges Reichsgesetz vom abends und mußten uns, nachdem wir einen Reaktion nach der Niederschlagung des Pari- September 1848 vertrauten, das ihre Immunität gewissen Gustav Strube aus dem Gefängnis ser Arbeiter- und Studentenaufstands ermuntert verbürgte. befreit hatten, nach Bruchsal zurückziehen!”, fühlte, wurde die strafrechtliche Verfolgung In einem Standgerichtsverfahren, in dem überlieferte Helmerich. Huhns beantragt und er wurde schließlich Robert Blum u.a. die aktive Teilnahme an den Es folgten weitere Schlachten an der Murch Anfang Oktober 1848 verhaftet. Aus Anlaß Barrikadenkämpfen vorgeworfen wurde, ver- und bei Sinsheim, an denen der Königshöfer eines Appells im Volksblatt vom 6. Oktober kündeten die Militärrichter nach zwei Stunden beteiligt war. Beide Gefechte gingen verloren. 1848 rückten am späten Nachmittag eine große das Todesurteil. Fröbel wurde aus bis heute Nun flüchteten Karl Helmerich und sein Bruder Anzahl von Bewaffneten in Hildburghausen unbekannten Gründen begnadigt, Robert Blum in die Schweiz und wanderten 1859 nach Ame- ein, um Huhn gewaltsam zu befreien. Die Hild- am 9. November 1848 durch ein Erschießungs- rika aus. Dort nahm Karl Helmerich auf Sei- burghäuser Bürgerwehr erklärte sich teilweise kommando hingerichtet. Die Meldung von der ten der Nordstaaten noch am Sezessionskrieg mit den Aufständischen solidarisch. Hinrichtung wurde in ganz Deutschland mit 1861-65 teil. Er führte als Hauptmann eine Hönn schreibt über diesen Vorgang in seiner heller Empörung aufgenommen. Aber weder von ihm per Zeitungsannonce angeworbene Milzer Chronik: „Am 6. Oktober 1848 ertönte der leidenschaftliche Protest des Volkes noch 145 Freiwillige zählende Kompanie. Nach dem des Nachts Trommelwirbel und rief die Mann- eine antiösterreichische Resolution der Natio- Krieg baute Karl Helmerich eine bedeutende schaften zu den Waffen. Wie ein Lauffeuer nalversammlung, erreichten irgend etwas - im Firma auf, die sich heute Helmerich & Payne hatte sich die Nachricht verbreitet, daß Huhn, Gegenteil, die Spekulation des österreichischen INC. nennt und ihren Sitz in Tulsa/Oklahoma der vielgepriesene Volksbeglücker, in Haft Ministerpräsidenten Felix Fürst zu Schwarzen- hat. Nunmehriger Besitzer ist der mehrfache genommen sei. Um seine Freigabe zu erzwin- bergs, das Frankfurter Parlament zu brüskieren, Millionär Walter Hugo Helmerich.10 gen, sandte man eine Vertretung nach Hild- burghausen. Die Vorgänge daselbst machten auf einen Abgesandten einen solchen Eindruck, daß er sofort nach seiner Rückkehr dem Kom- Die Revolution in Südthüringen mandanten der Bürgerwehr Bericht erstattete und u.a. äußerte: ‘Die Kanonen haben große Während im Königshöfer Grabfeld, wie ab, um sich auf den Krieg genügend vorzube- Löcher!’, worauf dieser erwiderte: ‘Wenn sie bereits eingangs ausgeführt, weitgehend Ruhe reiten und im Ernstfalle gewappnet zu sein. erst pfeifen, machen sie Löcher!’ Während die herrschte, wurde der benachbarte Landkreis Natürlich wurde auch der folgende Trunk nicht Strafbayern und Sachsen in den Städten und Hildburghausen zum Zentrum der 1848er vergessen. Ortschaften verteilt wurden, blieb Milz hier- Revolution in Südthüringen. Nach begrenzt Am 24. September 1848 bemächtigte sich der von verschont; denn bei dem Verhör hatten erfolgreichen Reformversuchen des aufge- Einwohner eine lebhafte Bewegung. Auf der die hiesigen Bürgergardisten behauptet, daß klärten Absolutismus in Sachsen-Meiningen, Erdwiese hatte man eine Tribüne erbaut, auf sie nur zum Schutze der Stadt Hildburghausen die gegen 1800 zwar die landwirtschaftliche der vor einer zahlreichen Menschenmenge der erschienen waren, nicht zur Verbrüderung mit Produktion etwas steigern, an der Agrarverfas- Schriftsteller Huhn, ein gefürchteter Volksauf- den Aufrührern.” sung aber nichts ändern konnten, scheiterten in wiegler und Unruhestifter, sprach, das ersehnte Die herzogliche Landesregierung veranlaßte den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts etliche Versuche, die Bauern von ihren Feu- dallasten zu befreien. Ihre Zeit schien 1848 gekommen. So ist aus Rieth im Heldburger Unterland überliefert: „1848 wollten die Bau- ern Revolution. In jedem Dorf bildete sich eine Colonne, schaffte sich Spieße, Lanzen, Trom- mel, Gewehre, wählten sich Commandierente, hielten Versammlungen ab und nach unver- richteter Sache lehnten sie die Spieße wieder in die Ecken.”11 Eugen Hönn schildert in seiner 1910 erschie- nenen Milzer Chronik12 die damaligen Ereig- nisse in der Grabfeldgemeinde. Er schreibt: „Das ,tolle Jahr’1848, das die Volksseele in ihren Tiefen erschütterte und in allen Stän- den eine mächtige Gärung hervorrief, ist auch an Milz nicht vorübergegangen, ohne seine Einwohner zu erfassen und in Unruhe zu ver- setzen. Unter dem Kommando des damaligen Kantors Hesselbach bildete sich eine Bürger- wehr. Schneidermeister Martin Both, der den Rang eines Feldwebels bekleidete, fertigte für die Bürgerwehr die Uniformen an. Fahne und Im Zuge der Revolution von 1848/49 ging das Jagdrecht auf die Grundholden über. Die jagdlichen Trommel - beide sind noch erhalten - wurden Grenzen wurden neu versteint, wie z. B. am Steinbruch zwischen Obereßfeld und Sternberg, wo angeschafft. An den Sonntagnachmittagen hielt auf einem Grenzstein die Jahreszahl 1849 sowie die Buchstaben „S“ für Sternberg“ und „O“ für man auf der Erdwiese fleißig Waffenübungen Obereßfeld eingemeißelt wurden. Seite 14 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998 damals sofort Gegenmaßnahmen. Da die Sach- Als er vom gewaltsam Tod Robert Blums hört, sen-Meiningischen Streitkräfte im Raum Saal- schreibt Meyer, der übrigens später wegen Im Revolutionsjahr 1848/49 scheiterten leiden- feld gebunden waren, wurden von der sogen. Majestätsbeleidigung eingesperrt wird, in schaftliche Bestrebungen für einen großdeut- „Reichszentralgewalt” ein Bataillon baye- einem Nachruf u.a.: ”Wer so gestorben ist, wie schen Nationalstaat. Aber ihr zentrales Symbol rischer Infanterie und eine Einheit Artillerie Blum starb, der ist zu beneiden, nicht zu bekla- ist nach manchen historischen Wechselfällen in die Umgebung von Hildburghausen beor- gen... Er hat’s vollbracht! Den 9. November geblieben: Die Farben Schwarz-Rot-Gold als dert. Am 11. Oktober 1848 besetzten die vom aber schreibe - deutsches Volk - künftig rot Fahne Deutschlands. Studenten der Jenaer Volk als „Strafbayern” bezeichneten Truppen in deinen Kalender, denn er ist ein Feiertag.” Burschenschaft hatten beim Wartburgfest 1817 die größten Dörfer. Deren Bewohner wur- Schwarz-Rot-Gold als erste als Erkennungszei- den „verurteilt”, die hohen Besatzungskosten Der 9. November scheint fortan ein besonderer chen gewählt. Sie hatten sich dem Kampf für aufzubringen, weil sie in Mehrheit Anhänger Tag in der deutschen Geschichtsschreibung zu nationale Einheit und politische Freiheit ver- Huhns waren. Während die Reaktion immer werden. Der 9. November erinnert z.B. u.a. an schworen. Die Massenkundgebung des Ham- enthemmter auf den Plan tritt, während die den Beginn der Novemberrevolution 1918, an bacher Festes 1832 mit ihrem schwarz-rot-gol- Gegenrevolution dem Volke Stück für Stück die Reichspogromnacht 1938 als die Nazis die denen Fahnenmeer zeigte, daß dieses Symbol der erkämpften Errungenschaften entreißt, Ausrottung der Juden forcierten sowie an den nicht mehr zu unterdrücken war. Unter dem bekennt sich Joseph Meyer immer klarer zur Fall des Eisernen Vorhangs bzw. der Mauer Schock ausbrechender revolutionärer Unruhen Revolution und zum Volk.13 1989. wurden 1848 diese Farben von der Bundesver- sammlung zu den deutschen Nationalfarben erklärt. Als 1849 die Reaktion wiedererstar- kte und der Revolutionselan erlahmt war, sank Die Revolution in der Rhön auch Schwarz-Rot-Gold zunächst in den Staub. In der Weimarer Republik wurde dann wieder Nicht ganz so friedlich wie im Königshöfer In einem Schriftstück in der Kirchturmkugel offiziell Schwarz-Rot-Gold Nationalfahne. Im Grabfeld ging es in der Rhön in den Revolu- der Stadtpfarrkirche von Bad Königshofen aus Dritten Reich abgeschafft, wurden die Farben tionsjahren zu. So überlieferte Leopold Höhl jener Zeit wird mitgeteilt, in dem Städtchen sei Schwarz-Rot-Gold nach dem Zweiten Welt- 1892 aus : „Im Sturmjahr 1848 damals sieben Wochen lang ein k. u. k. Cheva- krieg wieder eingeführt. waren die Oberelsbacher vorndran. Die radi- euxlegers-Regiment unter Fürst Windischgrätz Und noch heute wird eine schwarz-rot-gol- kalsten Zeitungen wurden auf öffentlichem einquartiert gewesen. Die Mannschaft habe dene Fahne im nahen Königsberg i.Bay. beim Platz vorgelesen, und wenn die Schuljugend sich ”brav” benommen und sei deshalb sehr „Pfingstauszug” der Bürgerwehr am Pfingst- den Vorleser, einen rabiaten Zimmermann, beliebt gewesen.16 dienstag vorausgetragen. Dieser Tag ist für die auslachte, schrie er: ‘Ihr Dunnerwättersluider, Der Revolution von 1848 folgte eine Zeit, die Königsberger der höchste Feiertag des Jahres, für wän moß mer sich denn organisier, als bie schwer auf dem Volk lastete. Der wirtschaft- und das an diesem Tag ablaufende Zeremoni- für öuch!’ liche Aufschwung stagnierte und führte in ell ist die Erinnerung an die Weihe der Fahne Alle Abend 8 Uhr wurde die Trommel gerührt, den 1850er Jahren zu einer sprunghaft anstei- von 1848, unter der sich an diesem Tag mehr und alles strömte dann ins Wirtshaus, wo genden Auswanderungswelle nach Amerika. als hundert Bürger versammeln. Die Bürger- der Märzverein tagte, von welchem nur ein wehr griff für Einigkeit, Recht und Freiheit zur paar Männer sich ausschlossen. Dort wurde War Lola Montez in Sternberg? Waffe, hat aber noch nie einen Schuß abge- nun gotteslästerlich räsoniert und organisiert. feuert. Gewehre, Spieße und derlei Waffen hatte man Eine kleine Fußnote am Rand der Geschichte. schon zugerüstet. An einem Karsamstag (1849) Noch lange hielt sich im Volk die Mär, daß hielt man eine Gedächtnisfeier für Robert sich im 1848er Revolutionsjahr die berühmte Blum, wobei die Bildnisse der Revolutions- Lola Montez vorübergehend auf Schloß Stern- 1 Wohlleben, Karl: Dorfbuch von Sulzdorf, MS, um helden an den Wänden prangten. Das Bild des berg aufgehalten habe. Lola soll die Unterkunft 1935, S. 34; 2 siehe Albert, Reinhold: Chronik der Gemeinde Sulz- Fürsten Windischgrätz, der Prag beschießen übrigens als ihrer unwürdig mit Entrüstung dorf ad.L., 2. Bände, 1994; ließ, schnitten sie aus einer Zeitung heraus und aufgegeben haben, so die Legende. Im Sulz- 3 siehe Heusinger,Reinhold/Solf, Gerwin: Chronik der machten es zur Scheibe, nach der sie schossen, dorfer Pfarrbuch, das Pfarrer Ludwig Röder Gemeinde Kleinbardorf, 1989; und dann schickten sie es dem Pfarrer. Sogar 1915 schrieb, ist unter der Mitteilung, daß das 4 Huthöfer, Josef: Deutsche Revolution 1848/49 - eine den Kaplan suchten sie zu gewinnen, und ihn, Sternberger Schloß 1846 an den bayerischen Dokumentation aus den Dörfern und Städten der Rhön, MS, S. 4; als es zur Märzversammlung nach Neustadt König verkauft wurde, mit Bleistift vermerkt: 5 Hutöfer, a.a.O., S. 4; 18 ging, fast mit Gewalt mitzuziehen. Natürlich „Lola Montez!”. 6 Guder, Angelika: Der Landkreis Königshofen im bekam Oberelsbach als Hauptherd der aufstän- Die Schauspielerin Lola Montez trat 1846 erst- Grabfeld im 19. und 20. Jahrhundert. Schriftliche dischen Bewegung an der Strafeinquartierung mals in München auf. Sie soll von einer wahr- Hausarbeit zur 1. Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien, Universität Würzburg, 1986, S. 29 ff.; ein wohlgemessenes Teil - eine ganze Kom- haft bezaubernden Schönheit gewesen sein. 7 Pfarrarchiv Sternberg, Pfarrbuch von 1705 anfangend; pagnie. Als im hessischen Feldzug Windisch- König Ludwig I. wurde auf sie aufmerksam und 8 Beckerle, Adolf: Patrimonialgerichte als Sonderge- grätzer Cheveauxlegers ins Dorf kamen, war hatte mit ihr eine skandalträchtige Liaison.19 richte, in Blätter für Heimatkunde, Folge 2/1950; diesen im Andenken an das Jahr 1848 streng Dieses Verhältnis und die Wirren des Revoluti- 9 Degenkolb, Hermann: Der erste Abgeordnete wurde verboten, die Häuser zu betreten.”14 onsjahrs 1848 führten schließlich am 20. März erschossen - Zwickaus Ehrenbürger Robert Blum ist 1848 Opfer der österreichischen Reaktion geworden. In Ostheim v. d. Rhön bildete sich am 29. 1848 zum Rücktritt des Königs. Bereits zwei 10 Albert, Reinhold: Von Königshofen nach Amerika. In: April 1848 ein Volkshaufen, der mit dem Tage später wurde die flüchtige Lola Montez Am Kornstein Nr. 3/1989; Schiller’schen Lied: „Ein freies Leben führen unter dem Betreff: „Die Umtriebe der Gräfin 11 Schumann, Albrecht: Handschriftliche Aufzeich- wir, ein Leben voller Wonne!” durch die Stra- Landsfeld/Lola Montez und ihre Verhaftung nungen von 1910; 20 12 Hönn, Eugen: „Aus der Vergangenheit und Gegenwart ßen der Stadt zog und vor dem Amtsgericht, betr.” ausgeschrieben. Sie habe „... Versuche des Dorfes Milz“, Hildburghausen, 1910, S. 29, 30; dem Rentamt, dem Forstamt, der Superinten- unternommen, die gegen sie hervorgerufene 13 May, Karl-Heinz: Der feurige Geist Joseph Meyer. tendur und der Münze „tumultarische Auftritte” Aufregung zu erhöhen, und dadurch ebenso Hildburghausen, 1996, S. 59 ff; verursachte. Es wurden dabei auch einige Fen- wie auf andere Weise die Ruhe der Hauptstadt 14 Höhl, Leopold: Rhönspiegel. Kulturgeschichtliche Bil- sterscheiben zertrümmert. Zu irgendwelchen und des ganzen Landes gestört.” der aus der Rhön, Wien, 1892, S. 196, 197. Nachdruck im Oktober 1976 von Rainer Hartmann, 8741 Sond- Kämpfen kam es jedoch nicht. Bald herrschte Lola Montez’ Flucht ins Grabfeld scheint heim v.d. Rhön; 15 auch wieder Ruhe im Städtchen. vordergründig ein weiterer Beweis dafür zu 15 Huthöfer, a.a.O., S. 11; Noch einmal wurde das Königshöfer Grabfeld sein, daß bei uns wenig von der revolutionären 16 Herschel, Karl-Hellmuth: Die Geheimnisse im Schatz- von den Nachwirkungen der revolutionären Bewegung jener Tage zu spüren war. kästlein der Turmkugel auf dem Pfarrkirchturm in Königshofen. In: Blätter für Heimatkunde, Nr. 1/1952; Ereignissen berührt. 1850 lagen hier österrei- Doch, die Überlieferung scheint jeglichen 18 Röder, a.a.O. S. 10; chische Kürassiere im Quartier, die von der Wahrheitsgehalts zu entbehren. Auf Nach- 19 Beckerle,Adolf: Schloß Sternberg in den letzten 100 Strafbesatzung Hessens zurückkehrten. Eine frage teilte das Bayerische Hauptstaatsarchiv Jahren, in Bote vom Grabfeld, 1939; kleine Episode aus dieser Zeit überlieferte der München mit, Lola Montez wurde 1848 über 20 Intelligenz-Blatt von Unterfranken und Aschaffen- Sulzdorfer Lehrer Wohlleben: Drunten am die Schweizer Grenze bei Lindau abgescho- burg, Nro. 34 vom 23 März 1848; 21 Schreiben des Bayer. Hauptstaatsarchives - Geheimes ”Kleefleckle” hatte sich irgendwie ein Sol- ben. Ein Umweg der Dame über Unterfranken Hausarchiv an den Verfasser vom 16.11.1987, Az. 21 dat vergangen. Er wurde auf eine Waschbank erscheine wenig wahrscheinlich. 600/114-12, Bearb.: Dr. Hans Puchta, Archivdirek- geschnallt und öffentlich ausgepeitscht. Schlußbemerkung: tor; Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 15

Buchbesprechungen

Monika Ständecke: Trachteninitiativen in Thüringen nach 1900 - Das Trachtenfest in Milz und seine Nach- wirkungen Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kul- turgeschichte, Folge 63, 1997, 168 Seiten, 10 Abbildungen, DM 25.-; Es muß ein grandioses Fest gewesen sein - mehrere tausend Besucher aus dem Thüringer und Königshöfer Grabfeld waren 1909 nach Milz geeilt, um etwa 800 Mitwirkende in ihrer fränkischen Tracht zu bewundern. Ein Jahr später, vom 17. - 29. Juli 1910 traten die Gruppen aus Milz und Eicha beim Kreisland- wirtschaftsfest in Königshofen auf. Monika Ständecke, Tochter der Trachtenbera- terin des Bezirks Unterfranken, Helga Stände- cke (Bergrheinfeld), beleuchtet in ihrer Arbeit zunächst die Trachten in der Forschungslitera- tur. Sie widmet sich dann intensiv der Milzer Tracht. Diese ist noch heute insbesondere bei der Milzer Plankermes zu sehen. Breiten Raum in der Dissertationsschrift nimmt das legendäre Milzer Trachtenfest ein. Überaus ansprechend Seit 1992 wird die Sulzfelder Tracht wieder getragen. Der örtliche Heimatverein ergriff die gestaltet und sehr informativ ist weiter das Initiative und mit tatkräftiger Unterstützung der Trachtenberaterin des Bezirks Unterfranken, Kapitel „Trachtenförderung in den Thürin- Helga Ständecke, wurden 13 Erwachsenen- und fünf Kinderpaare mit der erneuerten Sulz- gischen Herzogtümern“. Dieses überaus interessante und aufschluß- felder Tracht eingekleidet. reiche Buch ist nicht nur für diejenigen, die sich mit Trachten in unserer Heimat befassen, sehr empfehlenswert, sondern für alle Heimat- ein Stück bayerisch-jüdischer Vergangenheit Quellensammlung zu den Geschlechtern Wild- freunde. (RA) dem Vergessen entrissen wird. Es bleibt zu berg, Thundorf, Hiltenberg, Alfeld und Tann- wünschen, daß diese Publikation um der histo- roda - Heft 13 der Schriftenreihe des Vereins G G G rischen Wahrheit willen einen breiten Leser- für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V., Bad kreis findet und damit dem gegenseitigen Ver- Königshofen 1998 ständnis sowie der Dialogbereitschaft zwischen Israel Schwierz: Um es vorweg zu sagen - Mit diesem in lang- Juden und Nichtjuden dient. (RA) Für das Vaterland starben - Denkmale und jähriger Arbeit erstellten Werk ist eine Lücke Gedenktafeln bayerisch-jüdischer Soldaten in der Aufarbeitung der mittelalterlichen © 1998 by Eduard Krem-Bardischewski Ver- G G G Geschichte des Grabfeldes und darüber hinaus lag, Aschaffenburg, ISBN 3-929167-18-2 geschlossen worden. Die Verfasser legen eine Bernd Thanisch: Von 1914 - 1918 waren fast 100.000 jüdische Arbeit vor, in der alles zusammengetragen ist, Männer Soldaten in den deutschen Armeen. Flachsanbau und Flachsverarbeitung in was über das bedeutsame Geschlecht der Gra- Daß Juden als tapfere deutsche Soldaten ihr Rhön und Grabfeld zu Urgroßmutters Zeiten fen von Wildberg niedergelegt ist. Leben für dieses ihr „Vaterland“ nicht nur - Eine Dokumentation in Wort und Bild. Heft 2 der Schriftenreihe des Heimatmuseums In einer ausführlichen Einführung (S. 6-35) aufs Spiel setzten, sondern auch opferbereit werden die ganzen genealogischen Zusam- der Stadt . hingaben (12.000 von ihnen fielen), kann im menhänge dargelegt. Es sind die Wildberger, Königshöfer Grabfeld an vielen Orten noch Der Flachsanbau war einst in Rhön und Grab- Thundorfer, Hiltenburger und Alfelder, die in heute festgestellt werden, so in Kleinbardorf, feld weit verbreitet. So schrieb ein Chronist im irgendeiner Weise einander zugeordnet sind. Kleineibstadt, Sulzdorf a.d.L., Bad Königsho- vorigen Jahrhundert nieder: „Der Flachs ist das Durch Verheiratungen entstanden Verbin- fen, Trappstadt, Eichenhausen und Höchheim. einträglichste Produkt dieser Gegend.“ Beson- dungen auch zu den Lobdeburgern, Henneber- Auf den Kriegerdenkmälern sind nämlich auch ders anschaulich dargestellt wird die heute gern und Grumbachern. die Namen der gefallenen jüdischen Solda- nahezu in Vergessenheit geratene einstmals ten enthalten. Am beeindruckendsten ist ein Enge Beziehungen zu Landesfürsten und so wichtige Flachbearbeitung im Heimatmu- Bischöfen und vor allem zum König bzw. Kai- jüdisches Kriegerdenkmal auf dem Judenhügel seum der Stadt Mellrichstadt. Bernd Thanisch bei Kleinbardorf. Auf diesen sind 22 Namen ser, zu deren vertrauten Beratern sie bei der erarbeitete nunmehr mit Unterstützung des Teilnahme an Reisen und Kreuzzügen gehörten, von im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten dortigen Museumsleiters Rudolf Mauder eine vermerkt. Um so schrecklicher ist das, was weisen auf die herausgehobene Stellung derer ausführliche Handreichung für die Schulen, die den jüdischen Frontsoldaten im Dritten Reich von Wildberg hin. Ihre Wahrnehmung von auch interessierten Heimatfreunden zum Preis widerfuhr. Vogteien und die zahlreichen Schenkungen Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus von 10 DM überlassen wird. Der Leser wird an Bistümer und Klöster sind Zeichen ihrer wurden die Diffamierungen der jüdischen deut- umfassend über Anbau und Verarbeitung des guten Verbindungen zu den kirchlichen Institu- schen Soldaten immer mehr gesteigert. Juden Flachses (vom Flachs zum Garn und zum Lei- tionen nicht nur im Bistum Würzburg, sondern wurden grundsätzlich als Feiglinge, Drücke- nentuch) informiert. Heft 1 dieser Schriften- gerade auch zu Bamberg. Die Erwähnung des berger oder Volksschädlinge hingestellt, unge- reihe hat das Thema „Wäsche waschen und Wiprecht von Groitzsch deutet dazu auf die achtet ihrer Verdienste und ihrer Tapferkeit. Wäschepflege zu Großmutters Zeiten“ zum Mitwirkung bei der Ostkolonisation und Ostmi- Der Rektor der Hauptschule Arnstein, Israel Inhalt. Dieses Geheft kann zum Preis von 5 ssion hin. Die große Streubreite ihres Besitzes Schwierz, Bundeswehrhauptmann der Reserve, DM ebenso wie die Arbeit über den Flachs- weist sowieso auf ihre Dienste im Reiche hin. anbau bei Bernd Thanisch, Lönsstr. 20, 97638 hat eine beeindruckende Dokumentation unter In einer Auflistung der Nennungen wird dem Titel „Für das Vaterland starben“ vorge- Mellrichstadt oder bei Rudolf Mauder, Salz- dies schließlich untermauert. Beigefügt sind legt. Landtagspräsident Johann Böhm (Uns- haus, 97638 Mellrichstadt bezogen werden. Geschlechtstafeln der Dynasten von Wildberg, leben) schreibt in einem Vorwort, jüdische (RA) G G G von Thundorf, von Tannroda, von Hiltenberg Soldaten in der bayerischen Armee des 19. und von Alfeld. Dazu kommt ein umfassendes und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahr- Personen- und Ortsregister zu dieser einführen- hunderts sahen im Militärdienst ein Mittel zur Reinhold W.F. Heusinger, Gerwin Solf: den Grundlegung. gesellschaftlichen Anerkennung. Böhm stellte Die Grafen von Wildberg und ihre Wappen- Israel Schwierz’ unermüdlichen Forscher- genossen, sowie die Dynasten von Thundorf Dem folgt die Zusammenstellung aller Nach- drang heraus, dem es zu verdanken sei, daß und Tannroda richten über das Geschlecht (S. 36-206). Die Seite 16 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

Regesten sind mit den Quellenangaben und Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grab- auf dessen Aufwertung für selbständiges Han- Erläuterungen versehen. feld, 1998, deln innerhalb seines Gebietes werden hier Das Literaturverzeichnis (S. 209-229) zeigt, 20. Jg., Bad Neustadt 1997. überzeugend dargelegt. daß wohl alle erreichbaren Quellen und Werke Das Jahrbuch enthält in bewährter Weise wie- der Fachliteratur ausgeschöpft wurden. Ein der die Kapitel „Unser Landkreis“, „Heimat- Mägdefrau, Werner: sehr ausführliches Personen- und Ortsregister kunde“, „Heimatgeschichte“, „Erzählen“ mit Mittelalterliche Burgen und Wehrbauten in zu den Regesten (S. 230-303) erleichtert die zahlreichen für das Grabfeld interessanten Bei- Thüringen (11.-13. Jahrhundert), Erfurt 1997. Arbeit mit diesem großartigen Sammelwerk. trägen, darunter solche von Reinhold Albert, Das Büchlein enthält grundlegende Ausfüh- Letztlich gibt eine Kartenskizze mit der Eintra- Michael Böckler, Leo W. Hamm, Dr. Reinhold rungen, die auch für das Grabfeld bedeutsam gung aller infrage kommenden Orte die land- Heusinger, Walter Jahn, Dr. Klaus Reder, Dr. sind, zumal diesbezüglich kaum Untersu- schaftliche Einordnung. Siegelabbildungen Reinhard Worschech u.a.m. chungen vorliegen. und Faksimile-Urkundentexte runden schließ- lich ab. Wölfing, Günther: Dr. Reinhold Heusinger und Gerwin Solf ist Themar und die Osterburg - Stadt, Burg, Zent sehr herzlich zu danken für diese großartige Fachliteratur und Amt im Mittelalter. Arbeit und Respekt und Anerkennung zu zollen für Fleiß und Ausdauer, für Gewissenhaftigkeit Bd. 1: Grenzen und natürliche Verhältnisse. Ignasiak, Detlev: und Sorgfalt. Der Band 13 der Schriftenreihe Das Frühmittelalter (bis ca. 1050) des Vereins für Heimatgeschichte im Grab- Regenten-Tafeln thüringischer Fürstenhäuser Bd. 2: Das Hochmittelalter (Von der Mitte des feld ist ein Standardwerk geworden, dem das - Mit einer Einführung in die Geschichte der 11. Jh. bis zu hennebergischen Teilung 1274). Interesse der Fachwelt ebenso wie der Heimat- Dynastien in Thüringen, Jena 1998. In Vorbereitung: freunde gewiß sein dürfte. Hm Ein guter Überblick über den thüringischen Bd. 3: Das Spätmittelalter (1274-1480) 1. Teil Hochadel. Ohne Kenntnisse über deren Wirken Bd. 4: Das Spätmittelalter (1274-1480) 2. Teil und deren familiäre Verbindungen kann auch Die innerhalb der Veröffentlichungen des Hen- die mittelalterliche Geschichte des Grabfelds nebergischen Museums Kloster Veßra als Nr. nicht erschlossen werden. 8 und 9 erschienenen Bände gehen weit über Jahrbücher eine lokale Geschichte der kleinen Stadt The- mar hinaus. Es handelt sich hier um eine Arbeit Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Krenig, Ernst Günther: Hennebergisches Erbe in Franken, im Reich des bekannten thür. Historikers, die anhand des Kunst, Beispiels von Themar die mittelalterliche Ent- Band 49, Würzburg 1997. und in Europa. In: Vinculum 45 (1996), S. 91-104. wicklung unserer Region in all seinen Zusam- Neben einigen interessanten zeitgeschicht- menhängen überzeugend beleuchtet. Empfeh- lichen Aufsätzen ist besonders die überaus rei- Der angesehene fränkische Historiker lenkt mit lenswert. che Unterfränkische Bibliographie 1997 für die seinem Aufsatz den Blick auf das Wirken des heimatgeschichtliche Forschung immer wieder Henneberger über deren engeren Wirkungs- von überaus großer Bedeutung. kreis hinaus und zeigt, wie diese im Reich Jahrbuch 1997 des Hennebergisch-Fränkischen und am großen Zeitgeschehen beteiligt waren. Geschichtsvereins, Empfehlenswert. Kirchengeschichte Band 12, Kloster Veßra 1997. Lubisch, Gerhard: Neben einem Aufsatz von Thomas Grasselt Evang.-Luth. Kirchengemeinde Bad Königshofen: Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“ „Eine keltische Münze aus dem Gleichbergge- 100 Jahre evang.-luth. Kirche in Bad Königs- (=Historische Studien, Bd. 449), Husum 1996. biet (S. 39-44) ist es auch hier die Henneber- hofen; 1998. gische Bibliographie 1994-1995, ferner Buch- Die hochpolitischen Zusammenhänge zwi- besprechungen, die hilfreiche Dienste leisten. schen Reich und Hochstift Würzburg inbezug Die Festschrift zeigt, mit guter Bebilderung, in übersichtlicher, beeindruckender Form die Geschichte der evang.-luth. Kirchengemeinde auf. Mit den Kapiteln Von den Anfängen der evangelischen Gemeinde bis zum Kirchen- bau - Vom Kirchenbau bis zum 2. Weltkrieg - Die Nachkriegszeit bis zur Gegenwart - Das Melanchtonheim: Ein Rückblick ist nicht nur eine Kirchengeschichte, sondern auch ein Stück Geschichte der neueren Zeit unserer Stadt aufgezeichnet worden. Sie weiß viele Erinnerungen wieder lebendig zu machen.

Martin Katzer / Horst Knobling; 1598 - 1998 - 400 Jahre Pfarrei Saal; 1998. Die Festschrift zum 400. Jubiläum ist gut auf- gemacht und gefällig gestaltet. Aus den Orts- akten werden über die kirchlichen Ereignisse und Gegebenheiten hinaus auch die dörflichen geschildert. Auf diese Weise entstand ein lie- benswertes Dorfbuch. hm

Faber, Annette: St. Wendelin in Eyershausen - Künstler und Kunsthandwerker im Grabfeld (= Renovatio No. 4: Im Auftrage der Diözese Würzburg, herausgegeben von Jürgen Lenssen); Linden- berg 1998. Wer besitzt diese Karte? Frau Dr. Annette Faber, Kunsthistorikerin, Im kommenden Jahr feiert Obereßfeld die Wiederkehr seiner ersten urkundlichen Nennung Gebietsreferentin im Bayer. Landesamt für vor 1200 Jahren. Aus diesem Anlaß soll u.a. eine Ausstellung von historischen Ansichtskar- Denkmalpflege für den Bereich östliches ten stattfinden. Wer ein Original der im Bild gezeigten Ansichtskarte (sie liegt bisher nur in Unterfranken, legt nach den Bearbeitungen Ablichtung vor) besitzt, wird gebeten sich entweder mit Kulturoberrat Dr. Klaus Reder, Tel. über die Kirchen von Breitensee und Klein- 0931/7959424, oder mit Reinhold Albert, Tel. 09763/1757, in Verbindung zu setzen. bardorf ein weiteres Werk über kunsthistorisch bedeutsame Kirchen des Grabfeldes vor. Es ist Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 17 wieder eine qualitativ hervorragende Arbeit „zammgekährda Ge-dankn”, die Du als Ver- geworden. Dr. Faber behandelt ausführlich die Buchbesprechungen mächtnis uns schenkst. Hab Dank dafür! Du Baugeschichte der Kirche von Eyerhausen, hast es gewußt, „wos es Laam it”. Und jetzt die beteiligen Künstler und ihre Arbeiten, das „Zsammgekährda Gedankn” – Fränkische wissen wir auch ganz viel davon, weil Du un s stimmige Gesamtkonzept und die religiösen Mundart von Artur Hofmann, herausgege- viel vom „Laam” gelehrt hast, was unvergeß- Begründungen. Hervorragende Abbildungen ben von Sieglinde Hofmann, erschienen bei lich von Dir geblieben ist.” Josef Kuhn belegen die fachkundigen Ausführungen. Schunk Druck und Verlags- Zu begrüßen ist das Bemühen von H. Domka- GmbH, Bad Königshofen, pitular Lenssen, das Grabfeld mehr ins Licht Preis 19,80 DM. der Kirchen- und damit auch der profanen Geschichte zu rücken. „Lieber Artur Hofmann, Renovatio No. 4 ist jedem Interessierten wärm- vor fast zwei Jahren bist Du stens zu empfehlen. Hm von uns gegangen, aus einer Welt, die Du so geliebt hast, die Du aber auch in Ihren Schmerzen und Leiden Beiträge in Zeitschriften durchlitten und durchschaut hast. Jetzt haben Deine ech- Frankenland ten dicken Freunde Dein 1997/Heft 5 Prof. Dr. Dr. Ebner: Johannes Vermächtnis in der Hand. Baptist Graser - Theologe und Pädagoge Und es ist Deine Frau Sieg- (1766-1841). linde gewesen, die Deine 1997/Heft 6: Reinhold Albert/Israel Schwierz: Gedanken, lebendig geblie- Zeugnisse jüdischen Lebens in Bad Königsho- ben in Deinen Gedichten, fen im Grabfeld. „zusammengekehrt” hat 1998/Heft 1: Reinhold Albert: Stärkantrinken auf 106 Seiten, in drei an Dreikönig kaum noch anzutreffen. Kapiteln unterteilt, jedes 1998/Heft 3: Carlheinz Gräter: Die Haßlegende eine Gedankenwelt für sich vom Röttinger Hostienfrevel zündete Ostern und alle so echt „hofman- 1298 eine Welle der Pogrome in Franken. nisch”, durchdrungen vom Geist und Gefühlsreichtum Die Haßberge eines Menschen von über- 1997/1: Reinhold Albert: Von der „Höllen- ragender geistiger Größe mauer“ blieben nur noch Trümmer. und zugleich filigranster 1997/4: Reinhold Albert: Feldgeschworene Sensibilität. Es ist ein sind wertvolle Helfer. ganz großes weitgespanntes Das idyllisch gelegene Wasserschloß Kleinbardorf, um 1950 1998/1: Reinhold Albert: Brauchtum in unserer „Fatzla”, was von Dir blei- gezeichnet von Theo Dreher. Heimat in der Karwoche. ben wird, nämlich Deine 1998/2: Reinhold Albert: Getreideernte im Wandel der Zeit.

Echo der Lederhecke (=Mitteilungsblatt der Gemeinde Sulzdorf a.d.L.) In memoriam Josef Sperl 3/1997: Reinhold Albert: Als das Schloß Stern- berg ein „Lager für Arbeitsmaiden“ war. Josef Sperl hat sich mit den wohlverdienten Ruhestand. 4/1997: Reinhold Albert: „Anhaltendes Wirts- der Aufarbeitung der „Ge- Zunächst wohnte er mit seiner haussitzen ist streng zu vermeiden!“ - Flur- schichte von Stadt und Familie in Merkershausen, sie- und Waldhüter erfüllten wichtige Aufgabe. Festung Königshofen im delte dann aber nach Königs- 1/1998: Reinhold Albert: Brauchtum zum Grabfeld“ (Bad Königshofen hofen über und widmete sich Dreikönigstag „... dann schützt er das Haus und die Herzen und schenkt euch ein seliges Jahr!“ 1974) bleibende Verdienste hier mit großer Hingabe der 2/1998: Reinhold Albert: Pfingstbrauchtum in erworben. Heimatgeschichtsforschung. unserer Heimat - „Singt net, er künnt net, die Am 03.11.1903 wurde er 1974 erschien das o.g. Buch. Katz hat’n g’fressen!“ in Döbitschen im südlichen Daneben schrieb er in der hei- 3/1998: Reinhold Albert: Vor 300 Jahren Egerland geboren. Er be- matgeschichtlichen Beilage gezeichnet - 1698 wurden zum Rittergut Stern- suchte in seinem Geburtsort „Am Kornstein“ zahlreiche berg gehörigen Güter in Sternberg, Zimmerau, die Volksschule, in Mies das fundierte Beiträge. Für Fest- Schwanhausen und Sulzdorf neu vermessen und versteint. Gymnasium und studierte schriften und heimatgeschicht- Es ist dies ein sehr ausführlicher Bericht, der anschließend in Prag, da er sprachbegabt liche Vorträge war er gesucht. Stadt- und nicht nur für die Aufarbeitung der Geschichte war, Slawistik und Latein. 1929 legte er Pfarrarchiv wurden von ihm sachkundig des genannten Raumes eminent wichtig ist, die Lehramtsprüfung ab und unterrichtete aufgearbeitet. sondern auch darüber hinaus. Selten trifft man danach an den Gymnasien in Aussig, Pre- Er wirkte in örtlichen Vereinen mit. Sein so gründlich recherchierte Ausarbeitungen. sov (Slowakei), Graslitz und Tetschen. zweites Hobby war die Musik. So war

Vorzeitung: 1936 verehelichte er sich mit seiner Frau er Mitbegründer des Gesangvereins Har- Nr. 16 / 1996 und 1997 Gisela; der Ehe entsprossen vier Kin- monia, Leiter des Kirchenchores (1953 - Die archäologische Arbeitsgruppe Rhön- der. 1942 wurde er wie viele andere zum 1964) und Mitglied des Kriegervereins. Grabfeld veröffentlicht unter der Federführung Kriegsdienst einberufen. Ihm dankte die Stadt mit der Zuerkennung von Walter Jahn-Ostheim/Rh. regelmäßig die 1949 kam er ins Grabfeld, um am dama- der Stadtmedaille (1976)). Im selben Jahr Fundberichte aus einem gewissen Zeitraum ligen Progymnasium seine Lehrtätigkeit wurde ihm auch das Bundesverdienstkreuz unter diesem Titel und gibt dazu fachlich fun- wieder aufzunehmen. Er galt als Vorbild verliehen. Die Straße vor dem Gebäude der dierte, grundlegende Beiträge. Die Arbeits- gruppe und ihr Publikationsorgan erfreuen sich für Pflichterfüllung; er war untadelig, auf- Verwaltungsgemeinschaft Bad Königsho- hohen Ansehens, und das mit gutem Recht. recht, immer auf das Wesentliche bedacht fen trägt den Namen dieses hochverdienten Für jeden, der sich mit der Vor- und Früh- und klar in seinen Ausführungen. Seit 1960 Mannes. Eine am Straßenschild vermerkte geschichte (und der Archäologie allgem.) des war er ständiger Vertreter des Direktors der Würdigung sorgt dafür, daß sein Wirken Grabfeldes beschäftigt, gehört das Mitteilungs- Schule. Als Studiendirektor ging er 1967 in unvergessen bleibt. Hm blatt zur Pflichtlektüre. Seite 18 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

Herbert König Christian Heurich (1842 - 1934) Aus dem Leben des Ehrenbürgers der Stadt Römhild

Wenn man aus Richtung Meiningen kommend Wer war dieser Mann? nach Römhild einfährt, fällt einem rechter- hand ein imposantes Gebäude auf, das sich Christian Heurich wurde am 12. September von den anderen des Straßenzuges durch seine 1842 in Haina als Sohn eines Gastwirts gebo- Größe und seinen Baustil abhebt. Am Eingang ren. Haina war damals ein Bauerndorf mit etwa des Gebäudes findet man eine Inschrift mit 1000 Einwohnern. Wie allgemein in derartigen folgendem Text: „Von dem Ehrenbürger der Dörfern üblich, war der Dorfwirt eine bedeu- Stadt Römhild, Herrn Brauereibesitzer Chri- tende Persönlichkeit, Ratgeber und achtung- stian Heurich in Washington - dem Wohle der gebietender Bürger für die meisten Bauern des Menschheit gewidmet - 1911.“ Ortes. Heurich berichtet in seiner Selbstbio- Es ist das von Christian Heurich gestiftete grafie u.a.: Volksbad. In seinen Memoiren schreibt er über „Das Haus, in dem ich geboren wurde, war diese Stiftung: „... glaube er, ein Institut zu ein altes Schloß, welches vor dem 30jährigen sehen, das nützlich und wohltuend für die ört- Krieg erbaut worden war. Zur Zeit meiner liche und umliegende Bevölkerung sein könne, Geburt gehörte es der Universität Würzburg. ... daß ein reingehaltener Körper weniger ärzt- Meine Eltern bewohnten es als Pächter 12 Christian Heurich (1842-1934) - der Ehrenbür- liche Behandlung bedürfe und die Arbeitskraft Jahre lang. Dann zogen wir nach Römhild. ger Römhilds. erhöhe. Man habe hier ein so gesundes Klima Das war 1854.“ und so ein gesundes Wasser ,,... daß man nicht Und an anderer Stelle berichtet er weiter: „Ich einsehen könne, warum nicht viele Menschen wuchs dort heran, wiewohl noch viele heran- achtungsgebietenden Platz in der Gesellschaft.. 100 Jahre und darüber alt werden sollten.“ wachsen. Nichts besonderes. Von einer sorg- Er war sehr sparsam. Seine Ersparnisse und Heurich hat in Römhild und Haina nicht nur fältigen Erziehung konnte keine Rede sein. Bis seine Gewinne aus dem Brauereigeschäft eine Stiftung hinterlassen. Es waren mehrere, zum 12. Jahr ging ich in Haina in die Schule. legte er in Immobilien und in der Erweiterung hinter denen als Förderer und Stifter der Name Dann war ich noch 2 Jahr in Römhild in der und Modernisierung seiner Brauereien an. So Heurich steht. Oberstufe. Mit dem 15. Lebensjahr kam ich in wurde er im Lauf der Zeit ein großer Brauerei- Die wichtigsten seien hier genannt: die Lehre nach Themar als Brauer und Metz- besitzer und Millionär. • Etwa zur gleichen Zeit wie das Volksbad ließ ger. Ausgestattet mit viel Eifer, die Welt ken- Man könnte hier die amerikanische Legende er in seinem Geburtsort Haina ein Kinder- nenzulernen, ging ich nach Beendigung meiner vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten heim errichten, einen großzügig angelegten Lehre in die Fremde.“ oder das Klischee „Vom Tellerwäscher zum Kindergarten. Er wird heute noch genutzt. Seine jahrelange Wanderschaft, sein Streben, Millionär“ neu beleben oder nachweisen. Doch • Er unterstützte mit großzügigen Geldzuwen- die Welt kennenzulernen, führte ihn durch Heurich sah das realer und schrieb darüber: dungen das Waisenheim in Römhild. ganz Mitteleuropa. So war er in Basel, Mün- „Um Wohlstand zu erringen, braucht man nach • Er gründete die Schillerstiftung in Bauer- chen, Wien, Budapest. Und die Wanderung Eures Freundes Ansicht Gesundheit, Sparsam- bach. führte ihn weiter über Italien nach der Schweiz, keit, Umsicht, rastlose Tätigkeit, Nüchternheit, • 1929 wurde von seinen Spenden das Steins- Frankreich und schließlich nach England. Selbstbeherrschung, Charakterstärke, Gerech- burgmuseum im Sattel der Gleichberge Auf Einladung seiner Schwester fuhr er 1866 tigkeitssinn. Man mag einwenden, daß es in errichtet. In der Eingangshalle des Museums nach Amerika. Er fand dort als Brauer gute Amerika leichter ist, Wohlstand zu erwerben ist auf einer Tafel folgende Inschrift zu lesen: Arbeit. Doch die Wanderlust trieb ihn weiter als in Deutschland, doch das ist nur inso- „Der hochherzigen Stiftung des Ehrenbürgers von den östlichen Staaten in den Westen der fern der Fall, als Amerika mehr Hilfsquellen der Stadt Römhild Herrn Christian Heurich Union. Er hatte überall gutbezahlte Arbeit und besitzt. Wenn Sie aber hier dieselben Kräfte und seiner Gemahlin, der Ehrenbürgerin sammelte immer neue Erfahrungen. Er war anwenden, die in Amerika angewendet werden, der Stadt Römhild Frau Amalie Heurich in sogar zeitweise auf See. um Wohlstand zu erwerben, dann kommen Sie Washington verdanken Wissenschaft und Infolge seiner angeschlagenen Gesundheit hier auch dazu. Man spricht nur von den weni- Heimat die Erbauung des Steinsburgmuse- kehrte er in die Oststaaten zurück und ließ gen, die Erfolg in Amerika haben, aber von den ums.“ sich 1872 in Washington nieder. Dort erwarb vielen, die dort ein kümmerliches Leben führen • Heurich half 1891 den Römhilder Bürgern er sich von seinen Ersparnissen eine kleine oder untergehen, hört man hier wenig ...“. durch eine große Geldspende nach dem ver- Brauerei. Durch rastlose Tätigkeit, Umsicht, Heurich war ein rastlos tätiger Realist, ein heerenden Brand ihre Stadt wieder aufzu- Willenskraft, Charakterstärke, Gerechtigkeits- Geschäftsmann und Manager, der genau bauen. und Geschäftssinn eroberte er sich dort einen wußte, was er wollte. Sein geschäftlicher Auf-

Das Steinsburgmuseum im Gleichbergsattel und die darin befindliche Gedenktafel an das Ehepaar Heurich. Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 19 stieg verlief nicht ohne Komplikationen und Widersprüche. Wirtschaftskrisen und persön- liche Rückschläge blieben nicht ohne Folgen für die geschäftliche Entwicklung. So wurden beispielsweise durch Brände mehr- mals seine Brauereien teilweise oder ganz zer- stört. Er ließ sich nicht unterkriegen. Durch die Brandschäden ausgelöst, entwickelte Heu- rich z.B. Pläne zur Errichtung von feuersi- cheren Wohn- und Fabrikgebäuden. 1893/94 ließ er das erste feuersichere Wohnhaus in den Staaten errichten. Er gehört zu den Pionieren Amerikas auf diesem Gebiet. In Washington war Heurich ein angesehener und geachteter Geschäftsmann. In den letzten 40 Jahren seines Lebens rei- ste er jährlich zur Kur nach Deutschland und damit immer verbunden in seine Heimat. Er war zeit seines Lebens heimattreu. Er nannte die Heimat seine Mutter und Amerika seine Braut. Wörtlich bekennt er in seinen Memoi- ren: „Deutschland ist und war meine Mutter, ... aber Amerika ist meine Braut, und wenn ich zu wählen habe zwischen beiden, dann verlasse ich meine Mutter und gehe zu meiner Braut. Ehrenbürger Christian Heurich (3.v.l.) wurde 1930 persönlich von Reichspräsident Paul von Hin- Meine ganze Existenz liegt bei meiner Braut denburg (im Wagen hinten links sitzend) in Römhild begrüßt. in Amerika!“ Aufgeschlossen für gesellschaftliche und Im September 1930, vier Jahre vor seinem Stadt und Umland begeistert begrüßt. Der soziale Probleme seiner Heimat unterstützte Tod, war Christian Heurich Ehrengast beim Reichspräsident stand neben Christian Heu- er durch materielle Zuwendungen Pläne und Empfang des Reichspräsidenten Paul von Hin- rich aus Washington, dem Wohltäter der Stadt Vorhaben in Römhild und Haina. Er spendete denburg in Römhild. Er war ebenfalls Ehren- und der Gegend, dem Stifter des Steinsburg- nie Einzelpersonen, weil er der Meinung war, bürger der Stadt Römhild. Hindenburg, der museums. An ihn, seinen „Kollegen“, wie er anläßlich von Herbstmanövern der Reichswehr sich ausdrückte, wandte sich Hindenburg mit im Grabfeld weilte, wurde auf dem Marktplatz besonders herzlichen Worten. Er lobte und des schönen Grabfeldstädtchens von Bürger- dankte Heurich für die treue Anhänglichkeit meister Griebel und Tausenden Bürgern aus an die deutsche Heimat.

Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld: Heft 1: Sabine Hansen, „Die Römhilder Druck: Druckerei Schedel, Klein- Reimchronik“, (z.Zt. nicht lieferbar) eibstadt, 1995; Preis 24,80 DM Druck: Holl-Druck GmbH, Hofheim Heft 9: Michael Böckler, „Unbekanntes i. Ufr, 1989. Preis: 10,00 DM Ganerbendorf Trappstadt“ Heft 2: Reinhold Albert, „Geschichte der Druck: Druckerei Schedel, Kleineib- Juden im Grabfeld“, stadt 1997; Preis 19,80 DM Druck: Druckerei Schedel, Kleineib- Heft 10: Detlev H. Pleiss/Leo W. Hamm: stadt, 1990. Preis: 19,80 DM „Der Dreißigjährige Krieg im Heft 3: Leo W. Hamm, „Der Königshof im Königs- höfer Land - Königshofen Grabfeld“, Preis: 28,00 DM unter der schwedischen Besatzung Druck: Schunk Druck- und Verlags- 1631 - 1634“ GmbH, Bad Königshofen, 1991. Druck: Druckerei Schedel, Kleineib- Heft 4: Reinhold Albert, „Geschichte der stadt,1997; Preis 19,80 DM Wüstung Eschelhorn (Urselhorn) Heft 11: Fritz Köth, „Künstler aus dem Grab- und der St.-Ursula-Kapelle bei Als- feld - Erich Mutze, Willi Pflüger, leben“. Theo Dreher, Ludwig Stolarski, Willy Ruß“ Druck: Druckerei Schedel, Kleineib- 1911 stiftete Christian Heurich in Römhild das Druck: Druckerei Alfons Schedel, stadt, 1992. Preis: 19,80 DM Volksbad. Kleineibstadt, 1997; Preis 2,00 Heft 5: Barbara Rösch/Gerhard Schätzlein/ DM Hanns Friedrich / Reinhold Albert, daß dies nur Unheil bringen würde. Wörtlich Heft 12: Reinhold Albert: „Geschichte des „Grenzerfahrungen 1945-1990“, Kapuzinerklosters und der Klo- schreibt er: „Doch lehrte die Erfahrung, daß / Mellrichstadt, 1993. sterkirche Bad Königshofen i. Gr.“ man das Allgemeine, die Gesamtheit berück- Preis: 19,80 DM (z.Zt. nicht lieferbar) Druck: Druckerei Schedel, Klein- sichtigen solle. Nur Unheil kann entstehen, Heft 6: Leo W. Hamm, „Sagen, Geschichten eibstadt, 1997; Preis 19,80 wenn dem Johann, Jakob und Peter persön- und Legenden aus dem Königshöfer DM lich geholfen würde und wenn sie sich in dem Land“, Heft 13: Reinhold W.F. Heusinger und Ger- Wahn befänden, von anderen Hilfe erwarten Druck: Druckerei Schedel, Kleineib- win K. Solf: „Die Grafen von Wild- zu dürfen.“ stadt, 1994; Preis 19,80 DM berg und ihre Wappengenossen, Christian Heurich blieb seinen Grundsätzen Heft 7: Reinhold Albert, „Kriegsende 1945 sowie die Dynasten von Thundorf und Einstellungen treu. Er starb im hohen Alter und Nachkriegszeit im Königshöfer und Tannroda.“ von 92 Jahren in Washington. Grabfeld“, Druck: Schunk Druck- Eigenverlag des Vereins für Heimat- Die Stadt Römhild ehrte Christian Heurich, in u.Verlags-GmbH, 1995; geschichte; Preis 29,80 DM dem sie ihm und seiner Frau die Ehrenbürger- Preis 19,80 DM würde verlieh. Ein Teil der Hauptstraße Röm- Heft 8: Klaus Reder/Reinhold Albert, Die Publikationen sind bei „Buch und Musik“ hilds trägt seinen Namen. Christian Heurich „Rhön und Grabfeld im Spiegel der (Inh:: Vossenkaul) in der Martin-Reinhard- ist einer der großen Söhne Römhilds. Er wird Be-schreibungen der Bezirksärzte Straße (Innenhof der ehem. Brauerei Kneuer) in der Erinnerung der Römhilder weiterleben - Mitte des 19. Jahrhunderts“, in Bad Königshofen erhältlich. vor allem in den Museen und in den von ihm gestifteten Bauten. Seite 20 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

Alfons Weigand boden, ohne Verrechnung der Materialien, ist vermerkt. Kupferschmied Leopold Wohlge- Turmknopfurkunden aus Bad Königshofen (I) muth bekam 55 Gulden. „Dies geschah unter der glorwürdigsten Regierung Ihro Heiligkeit Clements, des 13. Frondienste der Bürger Römischen Papstes und unseres gnädigsten bei Kirchenreparaturen waren üblich Fürsten und Herrn Adam Friedrich von Seins- heim.“, wird berichtet. Oberamtmann und Saal, gen. von Hep- Kommandant der Festung Königshofen und penheim, zugleich des Amtes Wildberg war der Kaiserliche und dieses Amt für Neu- Würzburgische Generalfeldmarschallleut- stadt, Münnerstadt nant Carl Reinhard Freiherr von Drachsdorf. und dem Amt Wild- Er starb 1770 in Königshofen. Sein Grabmal berg ausübte. Es schmückte einst die Stadtpfarrkirche. In der wird der Nachwelt Urkunde von 1767 sind zahlreiche Namen von überliefert, daß am Amts- und Würdenträgern genannt. Es gab St. Matthäustag 1662 übrigens neben Pfarrer und Kaplan in Königs- im Wirsing’schen hofen noch einen Feiertagsprediger und im ört- Kinderhaus (Gast- lichen Kapuzinerkloster wirkten 24 Patres und wirtschaft Neue Fratres segensreich in Stadt und Land. Liebe - es war das Bevor in dem Schriftstück von zurücklie- Anwesen zwischen genden Notzeiten berichtet wird, darf nicht dem heutigen Haus die Mitteilung fehlen, daß eine Maß Bier 46 Fellmann und der Pfennig kostete. 1680 vereiste das Wasser am Bäckerei Stegner) Brunnen trotz Kälteschutz und man mußte die ein Brand ausbrach, Wasserleitung am Schnellereingang anzapfen. dem fünf Häuser und Diese Wasserleitung aus Eyershausen wurde Scheunen zum Opfer seit 1642 in den Vierröhrenbrunnen und andere fielen. Viel Getreide Brunnen der Stadt geleitet. wurde vernichtet und Berichtet wird weiter von aufmüpfigen Ger- es entstand immenser bern und Schuhmachern der Stadt, die sich Schaden. weigerten, das sogen. Steckgeld (eine Steuer) 1984 wagten sich Pfarrer Alfred Scheller, Bürgermeister Wolfgang Mack, Unglück verhieß weiterhin zu entrichten. Sie wurden von einem 2. Bürgermeister Gerhard Weigand, Kaplan Petro Müller, Pfarrhaushäl- nach damaliger fürstbischöflichen Gericht zur Weiterzahlung terin Frau Bayer und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hans Hälker (von Auffassung, daß im verurteilt. links) in luftige Höhen um die Kupferrolle mit Dokumenten ab 1603 bis Dezember 1664 und 1714 grassierte in Königshofen eine schlimme in unsere Zeit wieder im Turmknopf einzulegen. im März 1665 zwei Krankheit - die Ruhr. Viele Bürger der Stadt große Kometen am und des Umlandes starben, allein im August Himmel gesehen 1741 51 Bürger Königshofens. ie älteste Urkunde im Turmknopf der wurden. Bestätigt fühlte man sich in diesem Im Verlauf des Siebenjährigen Krieges hat- kath. Stadtpfarrkirche von Bad Königs- Aberglauben, da in jenen Jahren eine grausame ten am 12. Mai 1758 englische und hessische Dhofen ist vom 3. August 1603, wo Ausbes- Pest wütete. Kriegsscharen am sogen. Rothölzlein Auf- serungsarbeiten am Kirchturm abgeschlossen 1667 mußten Kreuz und Kugel zweimal abge- stellung genommen. Sie beabsichtigten die wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt zierte den nommen werden, weil man bei der ersten Festung Königshofen einzunehmen. Nach- Turm der Stadtpfarrkirche ein spitzes Dach, Abnahme „schlechte Goldfarbe“ verwendet dem man mit zwei 24pfündigen Kugeln und das nun durch zwei „welsche Haube“ ersetzen hatte. anderen Kanonenschüssen „begrüßt“ wurde, wurde. Den Turm reparierten bzw. erneuerten In der Urkunde ist überliefert, daß der Turm- erklärte Festungskommandant von Drachs- 1603 die Königshöfer Handwerker Baltha- knopf bei den vorangegangenen Kriegswesen dorf, daß man mit genug Munition und Vorrat sar Schippel (Zimmermann), Caspar Tripp (gemeint ist der zwei Jahrzehnte zuvor zu Ende versehen sei, worauf sich die Angreifer unter (Schlosser) und Nikolaus Schramm (Maler). gegangene Dreißigjährige Krieg) mit einem General Orf zunächst wieder nach Römhild Der Schieferdecker war Andres Azuckh aus Schuß durchlöchert worden sei. Da die Helm- zurückzogen. „Laysten“ (wohl das heutige Lehesten, Zen- stange ebenfalls schadhaft war, kürzte man sie Auf ihrem Rückweg nahmen sie ob des trum der Schieferdecker im Thüringer Wald). einfach um 11/2 Fuß (das sind ca. 45 cm). Knopf gescheiterten Einnahme der Festung Rache an In dem damals verfaßten Schriftstück wird und Kreuz wurden am 30. Juni 1669 wieder der Gemeinde Herbstadt, die damals „schlimm berichtet, daß die Arbeiten durchgeführt eingesetzt. Es wird berichtet, daß die Orgel der heimgesucht“ wurde, wie in einer Urkunde in wurden „ ... als Julius des Geschlechts letz- Kirche, die sich über der Sakristei befand, in der dortigen Kirchturmkugel nachzulesen ist. ter von Mespelbrunn, Bischof von Würzburg die große Kirche nach hinten versetzt wurde, 1760 wurde in Königshofen eine Kaserne und Herzog von Franken und 30 Jahre an der und daß die Ratsherrenstühle und das Gitter- nach Plänen von Balthasar Neumann († 1753) Regierung“ war. Pfarrer war Gottfried Thein, werk, die zuvor dort standen, abgebrochen errichtet. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die gebürtig aus Karlstadt, Kaplan Nikolaus Braun und nach Sulzfeld verkauft wurden. Außer- Soldaten in Bürgerhäusern untergebracht. aus Oberschwarzach. Der Kommandant der dem wurden sieben kleine Altäre, die sich an Anno 1766 wütete in der Stadt erneut eine Festung Königshofen hieß Johann von Dorf- den Seitenwänden befanden, weggeräumt. An schlimme Seuche. Viele Menschen starben. In felden, Oberbürgermeister Bastian Arnstein, deren Stelle wurden zwei große Altäre, die der elf Bürgerhäusern fielen alle Bewohner der Unterbürgermeister Michel Geyßler und der Amtmann von Heppenheim stiftete, aufgestellt. Seuche zum Opfer. Im folgenden Jahr wurde fürstbischöfliche Amtskeller war Caspar Heim. Schließlich ist in der Urkunde noch vermerkt, mit der Pflasterung der oberen Stadt vom Dem Rat der Stadt gehörten Claus Ringelmann, daß Johann Wohlgemuth im 76. Jahr seines Markt bis zum Burgviertel begonnen. Auch Michael Lazarus, Appolinaris Meckel, Johann Alters als verständiger und qualifizierter Mann wurde in dieser Zeit das herrschaftliche Hof- Scheidler, Johann Metzler, Anton Appel, in den Rat der Stadt berufen wurde. haus (die Burg, die nachmalige alte Volks- Michael Wirsing, Philipp Unrath, Claus Derolt Die nächste Urkunde wurde rund hundert Jahre schule) umgebaut. und Bastian Wohlfrumb an. In der Urkunde später verfaßt, und zwar 1767. Am 26. Juni Für die Reparatur des Kirchendaches zahlten sind weiter verschiedene Preisangaben enthal- wurde der „ruinöse Kopf“ und das eiserne 1765 - 1766 die fürstliche Hofkammer 800, das ten. So kostete damals ein 117 Gramm wie- Kreuz durch Schieferdecker Martin Schlim- Kloster Bildhausen 400, das Kloster Wechters- gendes Weißbrot acht Kreuzer, das sind 37 bach aus Königshofen abgenommen. Als Lohn winkel 200, das Juliusspital 400, das Siechen- Pfennig. für seine Arbeit erhielt er 50 Gulden, „... nebst amt 100, die Kirche Maria Hilf Ipthausen 100 Von einer neuerlichen Reparatur des Kirch- ein paar Strümpfen und ein Paar Schuhen.“ und den Rest von 1500 Talern mußte die Stadt turms im Jahre 1667 berichtet eine weitere Drei Königshöfer Handwerker - Zimmermei- beisteuern. Diese Summe wurde u.a. damit auf- Urkunde. Hierin ist u.a. vermerkt, daß der Ober- ster Thomas Schmitt sowie Anton Michael und gebracht, daß die Stadt ihre Bürger verpflich- amtmann von Königshofen, Georg Anton von Franz Etzel - erneuerten Gesims und Bretter- tete, vier Tage Frondienst zu leisten. Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 21

der Stadt zu Stand, der eine Baumschule wer- Was der Schulreformer Johann Baptist Graser den soll, und der alte in der Stadt soll ein Gemüsegarten bleiben. Er säete voriges Jahr 1806 über Königshofen zu berichten wußte Kerne in denselben mit dem besten Erfolge, nahm die Kinder mit dahin, und lehrte ihnen thuns, diese Früchte der edlen Geistesbildung, hier das Obstkernlegen. Er wollte ihnen auch bei Menschen ärndten wollen, welche noch in jenes zeigen, da er sie im Belzen und Okuliren Finsternis leben, bei denen die Kraft des Ver- schon hinlänglich unterrichtet hatte, so zwar standes nicht in energische Thätigkeit gesetzt daß einige Knaben von 8 bis 9 Jahren darin wurde, und welchen eigenes Nachdenken und schon Meister genennt zu werden verdienen. Prüfung ihrer Gedanken und Handlungen eine Ich kann nicht umhin, auch zu berühren, daß so fremde Beschäftigung sind, als den Wil- er sogar junge Geistliche mit sich nahm, ihnen den die Rechtswissenschaft oder bürgerliche die schönen Früchte seiner Arbeit zeigte, in Oekonomie ! - Soll nun auch die geringere ihnen den Industrie=Eifer erweckte, belebte Klasse von Menschen einmal zu ihrer Bestim- und schärfte, und sie praktisch in Allem unter- mung und Würde gelangen, welches doch richtete. Er kaufte sich, um zur Industrie zu gewiß jeder wahre Menschenfreund wünschen ermuntern, einen Acker, versuchte daselbst die wird, so muß so wohl der Jugend, als auch neue Methode; Kartofel zu legen, und da man den Erwachsenen jederzeit ein zweckmäßiger, den Vortheil einsieht, ahmte man ihn schon passender Unterricht ertheilt werden. Beson- an verschiedenen Gegenden nach. So eifrig er ders muß mit der Jugend der Anfang gemacht, sich aber auch im Industrie=Fache zeigt, (Er und bei ihr der Grund zur ferneren Veredelung trug sehr viel durch sein öfters Besuchen und der Menschen gelegt werden. Geistliche und sonstiges verwenden dazu bei, daß die Strick= Schullehrer, denen der Staat die Bildung der und Näh=Schulen so gut bestellt sind, wo von Johann Baptist Graser (1766 . 1841) Menschen anvertraut, müssen daher mit ver- die zur churfürstlichen Schul=Kommission in: Oberfranken im 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. von einigten Kräften wirken, um ihm vernünftige, geschickten Industrie=Tabellen hinlängliche E. Roth, Byreuth 1900, 161 gute und glückliche Bürger zu erziehen, damit Belege sind) - eben so eifrig zeigt er sich auch sie seine Hoffnung nicht täuschen. im Lehrfache. Er besucht fast täglich die Schu- Johann Baptist Graser (* 1764 in Eltmann + len, und unterstützt die würdigen und fleißigen 1841 in Bayreuth) war ein weitblickender, Es folgen nun bittere, kritische Worte über feh- Lehrer, den Herrn Rektor Roßhirt, und den hochgebildeter Mann, der viel im Lande lende Bereitschaft und Unvermögen so man- Herrn Mädchen=Lehrer Schneider, welcher herumgekommen war, die damaligen Verhält- cher Verantwortlicher auf dem Lande. letztere in diesem Blatte schon einmal erwähnt nisse kritisch registrierte und schließlich 1810 Er weiß aber auch Erfreuliches zu berichten in wurde, und mit Recht, nicht nur wegen sei- Regierungs- und Kreis-Schulrat des Obermain- einer mit >Vermischte Schul-Nachrichten von ner Geschicklichkeit und Kenntnisse, sondern kreises in Bayreuth wurde. Königshofen im Grabfelde< überschriebenen auch wegen seines Eifers, der aus seinem Seine Ideen, Ziele und Methode der Erziehung, Fortsetzung. öffentlichen, seinem Privat=Unterrichte, der Schulaufsicht und Lehrerbildung waren stark häuslichen Erziehung seines ungefähr 5jäh- von der Aufklärung beeinflußt und eilten ihrer Wir zählen in dem Würzburgerland viele rigen Sohnes, und seinem Fortschreiten mit Zeit voraus: Sein Anliegen, das Volk zu einem eifrige Vorgesetzte, und Lehrer, die sich in dem Zeitgeiste hervorleuchtet. - Herr Kaplan anspruchsvollen Glaubensverständnis gegen- Betreff der Schul=Industrieverbesserung aus- beweist sich aber nicht nur in der Schule als über einer mechanischen Religionsausübung zeichnen. Dies Blatt that schon von manchen wahrer Kinderfreund und Lehrer der Jugend zu führen, fand anerkennende Zustimmung - würdigen Männern Meldung und zu diesen sondern auch außerhalb derselben. Denn wie aber nicht überall. möchte ich gern noch einige hin zu thun; die viele unterrichtete er nicht schon in der latei- Professor Dr.Dr. Robert Ebner hat über ihn bisher noch Manchem unbekannt blieben. nischen, französischen, italienischen Sprache einen gründlich recherchierten Lebenslauf und Ich fand solche in der Festung Königshofen und der Rechenkunst ! - Auch zeigte er sich eine treffliche Würdigung seiner Tätigkeit im Grabfelde, Männer deren Eifer und rast- besonders thätig bei Einführung des neuen geschrieben loses Bestreben den Lesern des fränkischen Gesangbuchs, alles Verdrußes aller Unan- (Leben und Wirken Johann Baptist Grasers Schul=Merkur nicht unbekannt bleiben kann nehmlichkeiten ungrachtet. Kann man wohl so (1766-1841) - Ein Pädagoge mit religions- und darf. einem thätigen, für das Wohl der ihm unterge- pädagogischem Engagemant; in: Archiv für Herr Stadtschultheiß Joseph Alois Bader zeich- benen stäts besorgten, rastlosen Manne abholt Geschichte von Oberfranken; Bd. 77 / Sonder- nete sich schon vor mehreren Jahren beson- seyn, und seine Verdienste verkennen? druck Bayreuth 1997 und in: Würzburger Diö- ders dadurch aus, daß er viele öde Plätze selbst zesangeschichtsblätter, Bd. 59 / Sonderdruck umriß, und dadurch die Bürger aufmunterte, als Videoreihe des Vereins für Würzburg 1997). sie wahrnahmen, welcher Vortheil daraus fließe. Bei seinen Nachforschungen stieß er auf einen Er setzte viele Bäume, so daß sein Anfang die Heimatgeschichte im Grabfed: Aufsatz Grasers im >Königlich-Baierisch- erste Ursache ist, warum man im Königshöfer Fränkischen Schul-Merkur< (Nro 43 vom Flure so viele Obstbäume sieht, da sonst im Video 1: Hanns Friedrich: 1250 Jahre Bad 9.April 1806), der das Grabfeld betrifft, den er ganzen Flure keiner einen Platz einnahm. Er Königshofen; 1991. 35 DM uns zur Verfügung stellt, wofür wir ihm sehr ließ selbst neben dem Herrn Stadtrath Kilian Video 2: Hanns Friedrich: 550 Jahre Stadt- herzlich danken. Hm Weidenbusch fremde Obstarten von Christ und pfarrkirche Bad KÖN; 1993.35 DM sonsten her sich bringen, so, daß man daselbst Video 3: Hanns Friedrich: Der Todeszaun; Einige Nachrichten von dem Schul- und die besten Obstsorten erhalten kann. 1994. 30 DM Erziehungswesen im Grabfeld Auch legte er einen Hopfengarten an, und Video 4: Hanns Friedrich: 50 Jahre Männer- (von J. B. Graser) las einen anderen Platz dazu aus, den er mit wallfahrt Vierzehnhl.; 1995.35 DM. Eine der ersten und wesentlichen Pflich- Holtzsamen besäete. - Dieser Eifer war von Video 5: Hanns Friedrich: Rhöner Advents- ten eines Geistlichen ist gewiß diese: er soll der Geschicklichkeit des Herrn Stadtkaplans u. Weihnachtsbräuche; 1996, 30 DM die ihm anvertrauten Menschen gehörig bil- Anton Virneisel unterstützt. Er belzte, okulirte Video 6: Hanns Friedrich: Zu Gast in Bad den, das heißt, er soll ihre Geistesfähigkeiten und propfte nicht nur selbst auf jedem Acker, Königshofen; 1997, 19,50 DM. wecken und in Thätigkeit setzen, Licht und wo er gesetzte Bäume antraf, sondern setzte in NEU • NEU wahre Aufklärung verbreiten, das Reich der einer Art von Alee selbe von der Stadt Königs- Video 7: Bad Königshofen - Eine Stadt mit Finsternis und des Aberglaubens immer mehr hofen an bis zum Filiale Ipthausen, wie auch Tradition, 1998; zerstören und so durch rastlose Thätigkeit an an andern Plätzen, und lehrte solches auch vie- Video 8: 4000 Jahre unter dem Acker - der Geisteskultur des Menschen als vernünftige len Bürgern, die dann gleichsam mit einander Dokumentation der Ausgrabungen bei Wesen dem Ziele ihrer Vollkommenheit, wie wetteiferten, und die Folge ist, daß man jetzt Großwenkheim. 1998; Jesus forderte, immer näher zu bringen. Denn im Königshöfer Flur die schönsten Bäume Die Videofilme sind bei „Buch und Musik“ (Inh:: wie kann man von Menschen Empfänglichkeit sieht, wo man sonst nicht einen Baum zählte. Vossenkaul) in der Martin-Reinhard-Straße (Innen- Ja sogar auf dem Walle veredelte er viele hun- hof der ehem. Brauerei Kneuer) in Bad Königshofen für das Wahre und Gute, für ächte Moralität erhältlich. und wahre Religiosität des freudigen Rechts- dert junge Stämmchen. Durch sein Bemühen kam ein neuer Industrie=Garten außerhalb Seite 22 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

dorf alles, daz er da hat gesucht und ungesucht, Die ersten urkundlichen Nachrichten und zu Rossefelt gut, daz vier und zwentzig schillinge giltet, und zu Heckesbach die voytei über Ipthausen uber zwei gut, und ist die urbor sin Meudere uber gut, daz aht pfunt hellere giltet, und zu Leo W. Hamm Leymeriet (südl. Hildburghausen) gut, daz vier pfunt heller giltet oder etwaaz mer. Er hat auch Übersicht hmul di habyn di von Vrwynrode, Cunrate von uns den halben zehenden zu Attelhauseen Holster line vorkouft. So hat her Herman die und anderhalbe hube da selbesst, und zu Mas- 1244 IX 21 Mul vor eygyn, Ouch nemyn di vire uffe yrin senhusen eine hube und zu Rossefelt zw hube Otto Graf von (Henneberg - ) Botenlauben eyt, Heynrich Steynmitze, Bertolt syn Bruder, und ein vorwerg da selbest. Er hat auch von schenkt in Gemeinschaft mit seiner Gemah- Kune Lurze, Cunrat von Owe, daz di hube laze uns swaz er hat zu Rotembach in dorfe oder lin Beatrix dem von ihnen gestifteten Non- hube sint, vnt daz uyman di heyn erbe recht an in velde allez samt gesucht oder ungesuchtt, nenkloster Frauenroth kurz vor seinem Tode habe, Ouch dir starb eyn hube uffe di herschaft ane eine hube und zu Atenwynden, waz er da seine Besitzungen in Wolfhalmeshusen von hern Karle von Zymtrowe, di nam ein hat gesucht und ungesucht, und die voytei zu (Wolfmannshausen), Iptehusen, Fuchsstatdt, Kelner yn von der herschaft, wegin der vur ybir Vilsdorf zu burglehen zu Strufe, Ouchhaben Löffelsterz, Steinach, Haselbach, Winden, mer, do vndirwant sich der alte von Kunstat wir im sünderlich gegeben zu burggute vierzig Aschach, Sulzthal, Stangenrod, Walpach und der hube vnd erbite si uffe synyn Sun, Ouch marg, der sint im funfzehen worden, da für hat den Burgschädel von Burkardrode. ligit da eyn garte der gyltit zwene schillinge, er uns ufgegeben zu Bachfelt sines eigens zwu Im Urkundentaxt wird für Vpthusen an Hofab- ouch swaz die von Masbach habyn in der hube, die gelten ane zwen schillinge vier pfunt gaben angegeben: Merckelachen daz get von der herschaft, ouch heller. So hat er von uns zu Walten dri marg V mansos qui foluunt V porcos (Schweine) sub leth der von Barbey dem von Suntheim wol gülte, sie sullnen wir um in lösen vür funf und forma prescripta (=in vorgeschriebener Größe); zwelf ackere, do liz her me dazu rodyn daz hat zwentzig narg und die sal er auch untrer uns XXIII octanus annene (Hafer); syn sun, Ouch habyn di eygene luete daz recht wenden oder sal uns sins eigens dafür als vil XV pullos (Hühnchen). vnd daz si daz rurste hop (das teuerste Haupt) ufgeben und sal daz mit dem vördern gute zu gebyn, Ouch hat myn herre da je zu der geyltzit Bachfelt von uns haben zu burggutee. Er hat Literaturangaben vier vnde zwenzich Schillinge zwir des jars. auch von uns zu Birkenfelt daz drittlel des Bechstein Ludwig; Geschichte und Gedichte zehenden und zwei gut daselbest, die geben drü des Minnesängers Otto von Bodenlauben, Literaturangaben pfunt und vier schilinge, und zu Massenhusen Grafen von Henneberg; Urbarium über die von Graf Berthold von waz er da hat an den zehenden. Ouch haat Leipzig 1845; hier: S. 123 no 30. Henneberg erkaufte sogenannte neu Herr- Cunrad der vorgenant und sin bruder Apel von Weidisch Peter (Hrsgb); Otto von Botenlau- schaft de anno 1317; uns zu lehene dise hernach geschriben gut und ben (= Bad Kissinger Archivschrifteen, Bd. in: Johann Adolph Schultes, Diplomatische die haben sie vürbaz vorlehent: der zehende 1 ) Würzburg 1994; hier: S. 493 f Geschichte der Gräflichen Hauses Henne- zu Breytenauwe, den haben sie von uns und Dobenecker Otto; Regesta Historiae Thurin- berg; Erster Theil; den lihent halben Cunrat und Aple die vor- giae, Bd. III; Jena 1925; hier: S. 196 no Leipzig 1788 (Neudruck: Neustadt an der benanten, so lihen daz andeer halbe teil die von 1197 Aisch 1994); hier: S. 208 Hessebugrg mit einander. Sie haben auch von Regesta Boica; Bd. II; uns alle mit einander die lehenschaft an dem München 1823; hier: S. 349 1317 ff zehenden zu Atenwynden. Sie haben auch alle Heinrich Gruzzing von uns die lehenschaft an dem zehenden zu 1294 VIII 23 der hat von uns den zehenden zu Nüsezze und Rotenbach gar. Sie haben auch von die lehen- In einer Urkunde über eine Schenkung von 5 ein hofestat daselbest, da er uf sitzet, und zu schaft zu dem halben zehenden zu Widech. Huben zu Ipthausen an das Kloster Frauenroth Ypptehusen vier hube zu burggut und zwene Sie haben auch alle von uns die lehenschaft werden unter den Zeugen zwei Bürger (cives) garten daselbsten. an dem zehenden gar zu Garnberg. Sie haben von Königshofen angeführt, nämlich Cunradus Heinrichs tohter von Sternberg auch von uns die lehenschaft des zehenden dictus Suger und Albert dictus Hube: hat von uns zu lehene den halben zehenden zu zu Steynhaug gar. So hat sünderlihch Cunrad Markardus, genannt Rackelin, und seine Teil- Zümerauwe, den gantzeen zehenden zu Ley- und Aple die vorgenanten brudere von uns die haber verpflichten sich, dem Kloster Frauen- denhusen (Leitenhausen sw Hildburghausen), lehenschaft an dem zehenden zu Yptehusen, roth jährlich von ihren fünf Mansen in Vppe- ein hube zu Yptehusen, zw Hube zu Austat, swaz sie daran haben. Den vorgenanten brude- husen fünf fleischige Gänse darzureichen. daz ist burgut, daz dorrf zu dem Hayn, daz ren gaben wir auch drizzigg marg, die sullen Wenn es beliebt, kann dafür ein Solidus ver- virteil giltet zwei pfunt heller, ein vierteil des sie uns noch bewisen. Sie haben auch von uns anschlagt werden. dorfes zu Leymberg (bei Althausen) daz giltet zu lehene und auch alle die von Hesseberg Testes: Aple de Bardorf, Advocatus in Wil- zwei pfunt und einen hof zu Sternberg, die zwei gut zu Lyntenauwe. Ez hat auch Cunrad perg. wingarten, die voytei zu Lauppach (Laubach, von uns zu lehene einen hof und ein vorwerg wüst bei Bundorf), daz giltet zwei pfunt gülte, zu Slusungen. Literaturangaben: zwei pfunt gulte zu Heldungen und ein vierteil NB >gesucht und ungesucht<: Lehensüber- RB IV pars II; München 1828; hier: S, 571 des zehenden zu Symarshausen. gabe nicht mehr bekannt bzw. Bekannt. Sperl J.; Stadt und Festung Königshofen i. Cunrad von Hesseburg der eltere Grabfeld; der hat von uns zu lehen zu Stresenhusen den Literaturangaben Bad Königshofen 1974; hier:S. 21 f (nach: halben zehenden und zu Gratzstat den halben Hennebergisches Lehensverzeichnis vom Jahre StAW Stb 520,Bl 21) zehenden und ein hube daselbest, di giltet zwei 1317; pfunt heller und fünf schillinge gülte. Er hat in: Johann Adolph Schultes; Diplomatische 1317 ff auch von uns daz vierteil des zehenden zu Geschichte des Daz sint mynis Herrin recht in dem Dorf Holtzhusen und zu Bratendorf zehen malter Gräflichen Hauses henneberg...; Zweiter Yptehusin. Von erst hat myne herre eygene korns und haber gulte und ein teil des zehenden Theil; luete da, Hartmut Racchelman, Albrecher zu Drosenhusen und ein teil des zehenden zu Hiltburghausen 1791 (Neudruck: Neustadt Huwe, vnd Heynrich vnd Bertold Huwe, Ouch Widech und zu Boppenwinden die zweiteil a.d.Aisch, 1994) Cunrat von der Owe vnd syn bruder Kune, des zehenden, ob zu Albreht Truchsezze von hier: Urkundenbuccch zur Geschichte, S. 30 ouch Apiln Eybers Kint, vnd Steynmezze vnd Esevelt (=Eßfeld) niht wider löset. Er hat auch ff (passim) syn geswistirde, vnd Cunrat Lurzin Wirtin vnt von uns die voytei über daz dorf zu Elmet- Mötsch Johann / Witter Katharina; die ältesten sine Kynt, Ouch hate die herschaft da achte winden und zu dem Walrabans drü gütt und zu Lehenbücher hube die warn eygin, da gab Grave Herman Hilteburgehusen die badestuben und ein halbee der Grafen von Henneberg; dem altyn Gotschalke vire vnd ander gut zu mülleen und ein hus und zu Eushusen sinen Weimar 1996; hier: SS A 147; A 175; A 304 Brunne zu rechtem eygen, dennoch warin da hof, den er da buwet, und darzu allez daz er 1340 vire, die leth (=verlieh) der von Barbey hern hat gesucht oder ungesucht ane ein hube, und Iptehusen Johan von Bibra dri zu burcgute, di geyltyn zu Attelnhusen zwei gut, die gelteen vier pfunt Si geiben Nothbeite und dinen nach Gnaden dru phunt hellere, di virdin sazte Grave Her- heller, und zu Steynvelt ein gut, daz giltet ane in di gefriget - (befreyet) sin - daz sin - eigen man hern Klupfele von Munrichstat, vnd Riet- einen schilling zwei pfunt, und zu Rudolfes- Leute, Cunzen von Edehusen etc. Nr. 6 · Oktober 1998 Das Grabfeld Seite 23

Literaturangaben resignacione H. Zentgr(ef) de Noua erwählte Hans Burgan, Bürger zu Münnerstadt, Urbarium über die Herrschaft Coburg; (Civita)te. im Jahre 1394 am andern Tag nach Sant Anto- in: Johann Adolph von Schultes; Coburgischee nientag die Sache dahin, daß gedachter Engel- Landesgeschichte des Mittel-Alters mit einem Literaturangabe hart dem Kloster jährlich 3 Schäffel Haber Urkundenbuhch; Coburg 1814 Hoffmann Hermann; a,a,O.; nrr. 1558, 1721 königshöfer Maßes, 2 Fastnachtshühner und hier: S. 59 und 1936 ein Pfund Heller für ein Schwein acht Jahre lang, und nach diesem Zeitverlaufe die in den 1354 um 1381 Briefen festgesetzte Abgabe entrichten sollte. (Graf Eberhard von Württemberg verkaufte in Um diese Zeit verweigerten die Klosterkolo- 1394 diesem Jahre das seiner Gemahlin zugefallene nisten in Ipthausen ihre jährlichen Abgaben. Wegen der übrigen Kolonisten zu Ipthausen (hennebergische ) Erbe an das Hochstift Würz- Sie hießen Wolf Engelhart, Heinz Beste, Hanns entschieden die Schiedsmänner Johann Stür- burg. Damit setzte eine Neuorientierung ein, Kremer, Jutha v. Althausen und Else v. Bar- mer, Pfarrer zu Königshofen, der Vikar Niko- nun würzburgische Interessen vertretend.) dorf. Diese waren nun im Jahre 1381 an Sant laus und der Edelknecht Simon von Wqalters- 1355 Martinstag durch die auserwählten Schiedsrich- hausen >am Sunntag do man sang: Judica, Item Gotzo Centgrafius in Nouaciuitate rece- ter Joh(a)n von der Kere, Ritter, Amtmann zu 1394<, daß von einer ganzen Hube 33 Schäffel pit racione novi domini Hennebergen(sis) tres Königshofen und Mellerichstadt, und Dieterich Haber, ein Pfund Heller für ein Schwein, zwei partes allodii in Ipthusen prope Kungshoueen von Witzleuben, des Bischofs Gerhart zu Würz- Hühnrer zu Weihnachten acht Jahre lang dem et 6 iugere vineti am Blankenberge ad idem burg Kuchenmeister, dahin verurtheilt, fürr den Kloster verabfolgt, und nach derselben Verlauf allodium spectancia. verflossenen Zins dem Kloster 40 Pfund Heller die urkundlich festgesetzten Abgaben entrich- 1355 zu zahlen, dann 6 Jahre lang den alten Zins tet werden sollen. Item Dyetr. Dapifer de Wetzh(usen) zu entrichten, und nach Verlauf dieser 6 Jahre miles tenet in feudum racione noui domini den im Übergabsbrief ausbedungenen Zins zu Hennebergen(sis) primo aream in castro Stern- Verabfolgen oder die Güter zu verlassen, um Literaturangabe berg et quisquid habet ibidem mansum in solchee an andere zu übertragen. Dr. Jäger; Geschichte des Klosters Frauen- Ipthusen. Item mansum in Kungshouen. Item 1394 roth: Aus Urkunden; 4 lb h et 5 modios annone redditus de agris Da der Kolonist Wolf Engelhart zu Ipthausen in: AU 5.Bd./2.Heft; Würzburg 1839; hier: am Hain et am Leymberg (FlN bei Königsho- abermals die Abgaben von seinem Klosterhofe SS 80F, 81 fen). Iteem tres partes advocacie super curia in verweigerte, vertrug der zum Schiedsrichter Laubach (abgeg. Hof am Bacch Leppach bei Bundorf). Item duos mansus in Austat (Aub- stadt) et novum molendinum infra Buntdorf. Kommentar und ein Garten; Item ante castrum Rotenstein duas areas et an die Tochter des Heinrich von Sternberg eine 4 iugera vinearum ibidem. Item ortum retro twa um 1235 fanden die Gründungen der Hube; castrum. Item lacum in Schehusen (wohl Seh- nord-unterfränkischen Städte statt, so auch von an Cunrad d. Ä. und Apel v. Hesseberg den hausen / Seehausen bei Sulzdorf/L.) et areaam Königshofen.E Graf Otto von (Henneberg) -Boten- Zehnten. ob der Wet necnon mansum in Sulzdorrf. lauben, der die Interessengemeinschaft mit seinem Insgesamt werden also 20 Höfe in verschiedenen Geschlechte aufgegeben hatte, stiftete 1244 seinen Rechtsverhältnissen genannt. Literaturangaben in Ipthausen befindlichen Besitz im Umfange von Hoffmann Hermann; Das Lehenbuch des 4 Huben dem von ihm und seiner Gemahlin Bea- In der Centbeschreibung von 1340, eine verwal- Fürstbischofs Albrecht von Hohenlohe 1345 trix gestifteten Frauenkloster Frauenroth. tungsmäßige Neueinteilung, wird Ipthausen nur - 1372; Erster Teilband; Der Erwerb des gräflichen Besitzes in nächster kurz erwähnt, offenbar weil keine gravierenden Änderungen eingetreten waren. Das Dorf diene (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Nähe von Königshofen, das seit Jahrhunderten nach Gnaden und gebe selbstverständlich die des Bistums und Hochstifts Würzburg; Band bereits ein Kleinzentrum im Grabfeldgau war, Nothbeite, eine über das Normale hinausgehende XXXIII); dürfte Jahre zurückliegen. Ein Zeitraum für die Ortsgründung von Ipthausen läßt sich nicht fest- Besitzsteuer in Notzeiten/Notfällen. Allerdings Würzburg 1982; hier: no 1024 und 1043. legen. seien die Eigenleute davon nicht betroffen. Als man anfangs des 14. Jahrhunderts begann, 1355 IX 12 Güterverzeichnisse und Lehensbücher aufzuschrei- Nach 1354 änderten sich die Verhältnisse. Graf Stiftungsbrief eines Clausen Jodesfas über ben, erscheint Ipthausen als ein Dorf, in dem man Eberhard von Württemberg verkaufte den an seine einen Ewigen Zins uff seinnen (zwischen gerne Liegenschaften haben wollte. Es waren dies Frau gefallenen hennebergischen Erbanteil im Königshofeen und Yptehusen / Ipthausen) Personen, die in Königshofen ihren Wohnsitz oder Umfeld von Königshofen an das Hochstift Würz- gelegenen Garten beim Brücklein am Breiten Zweitsitz hatten und vor der Stadt einen Garten burg. In dessen nun erstelltem Lehenbuch werden Rain zu dem Altare St. Jacobi der Stadtpfarr- haben wollten oder Beamte, denen Amtsgut zuge- die neuen Lehensträger genannt, denen wohl die kirche Königshofen wiesen worden war. Eingliederung unter die neue Herrschaft anver- Wenn man die Aufzeichnungen entschlüsselt, traut war: Quellenangabe ergibt sich folgende: Gotzo, Zentgraf in Neustadt drei Teile des Allo- StAKön Urkd.-Nr. 694 1.In einem sogen. Urbarium von 1317 ff werden diums und vier Weinäcker am Blankenberg; Besitz und Rechte des Grafen Berthold VII. von Dietrich, Dapifer (Truchseß) von Wetzhausen; 1363 XI 18 Henneberg über sein Territorium aufgezählt. In Gottfried, Zentgraf in Neustadt; Item sabbato ante Elizabeth (1362 XI 18) Ipthausen sind dies: Heinrich von Merkershausen, Zentgraf von Sieben mit eigenen Leuten besetzte Höfe, näm Gotfr. Zentgref de Nouaciuitate recepit in feu- - Königshofen: er erhält eine curia (Herrenhof) lich Hartmut Racchelman, Albrecht Huwe, Diese Besitzeintragungen gelten jedoch nicht für dum IIII partem allodii in Epthusen (Ipt- Heinrich und Berthold Huwe, Konrad von Aub eine Gleichzeitigkeit, sondern für eine Abfolge, die hausen) ex resignacione Symonis et Katha- und sein Bruder Kuno, Apel Eybers Kind, ein mit der Einsetzung eines eigenen würzburgischen rine suoris puerorum H.Simonis de Melrstat Steinmetz und seine Geschwister und die Witwe dictorum. des Konrad Lurz und ihre Kinder. Sie geben das Zentgrafen für Königshofen endet. 1365 Besthaupt, das ihnen die Alterssicherung bringt. Item Heinr. Zentgref de Nousiuitate recepit Ferner acht herrschaftliche Huben, von denen Ab 1355 mußte das Hochstift seinen Besitz in pro se fratribus et sororibus suis racione domi- vier dem alten Gottschalk und noch vier, die Amte Königshofen und anderen Ämtern wegen nii Henneberg allodium in Ypthusen cum suis bereits vom ehem. Statthalter Walter v. Barbey einer hoch angelaufenen Schuldenlast immer wie- pertinenciis prope Küngshouen. Item recepit vergeben worden waren, nämlich an Johann von der verpfänden. Die Hoheitsrechte blieben jedoch pro se et fratribus suis tantum decimam vini Bibra drei als Amts-/Burggut, die restlichen an davon unberührt. et bladi zum Hane am Betlers (FlN von Neu- einen Klüpfel von Münnerstadt. So konnten die Besitzer der seinerzeit dem Frau- stadt) prope Nouaciuitatem et 3 iugere vineti Außerdem die Rietmühle, eine weitere Hube enkloster Frauenroth übertragenen Höfe Schwie- am Altenberg vorm Holtz (bei ) sita und ein Garten, ebenso Besitz in der Merklach rigkeiten bei der Abgabenleistung machen, die amtlich geschlichtet werden mußten. ex obitu Gotfr. Patris suis. und zwölf Acker, die schon von v.Barbey dem Ipthausen hatte sich im Hochmittelalter zu einem 1368 v.Sundheim verliehen waren. 2.Im Lehensverzeichnis, ebenfalls von 1317 ff eng mit der Stadt Königshofen verbundenen Vor- Item Heinr. De Merkershusen zentgr(ef) in werden die ausgegebenen Lehen aufgezählt: ort entwickelt, dessen Bewohner durchaus selbst- Kungshofen pro se, filiis et filiabus recepit an Heinrich Grüzzing vier Huben als Burglehen bewußt aufzutreten verstanden. curiam in Ypthusen cum suis pertinenciis ex Seite 24 Das Grabfeld Nr. 6 · Oktober 1998

Reinhold Albert Grabdenkmal in Aubstädter Kirche erinnert an Königshöfer Festungskommandant Moser von Filseck Krieg mit den Türken verwickelt war. Ende städter Protokollbuch nachzulesen: „Anno Mai 1739 stand das Regiment im Feldlager bei 1779, den 10. März als am Mittwochen im Kamencia in Südungarn. Bei einem Gefecht Mittags hat es dem Herrn über Leben und Tod mit den Türken am 17. Juli 1739 zeichnete gefallen, weil Ihre Exzellenz Herrn General es sich sehr aus und eroberte zudem zwei tür- Moser von Filseck in der Vestung Königshofen kische Fahnen. Als es 1740 in die fränkische nach ausgestandener vieler Leibesbeschwerniß Heimat zurückkehrte, hatte es allerdings die aus dieser Welt zu sich in das Himmlische Hälfte der Mannschaft verloren. Jerusalem auf- und anzunehmen. Weil nun Von 1740 bis 1756 erfreute sich das Hochstift Hochdieselbe vor 7 Jahren schon den Platz Würzburg im großen und ganzen ungetrübten zu Ihrer Ruhestätte selbst, nämlich allhier zu Friedens. Das Regiment wurde mit Wach- Aubstadt in der Kirche vor dem Altar auser- dienst, Dienst in den festen Plätzen Marien- sehn, so wurde auch alsobald nach Ihrer Exzel- berg, Königshofen und in der Kaserne Kit- lenz H. Generals Lebensende an sämtl. Gnäd. zingen beschäftigt. Herrschaften von Bibra expreßo geschicket, Im September 1749 wurden die würzbur- um diesen hohen Todesfall zu melden und sie gischen Truppen indessen doch wieder zum sogleich der Erde Bestättigung wegen ersucht Kampf eingesetzt - gegen Heuschrecken. Diese worden, welche auch gewillfahret worden. hatten sich aus Ungarn kommend im Ochsen- Hierauf wurde dieser hohe Fürst am 13. März furter Gau niedergelassen und verwüsteten als am Sonnabend-Vormittag durch Begleitung die Fluren. Man bekämpfte sie mit Infanterie- Ober- und Unteroffiziere nebst einem Com- Gewehrfeuer, mit Pulver und Sandladungen. mando Soldaten hierhergeführet und im Pfarr- Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab es hof niedergesetzet. Darauf denn durch Zusam- Kriegswirren, die auch in Königshofen und menschlagen der Glocken und einer Vocal- dem Grabfeld zu spüren waren: Der sogen. Sie- Musik nebst Gesängen in einer sehr starken benjährige Krieg (1756-1763) zwischen Preu- Procession, wobei zwei Marschälle, in die Kir- ßenkönig Friedrich dem Großen und Kaiserin che gebracht. Herr Pfarrer Weinmann thäte Maria Theresia von Österreich. Diese bewaff- eine Ovation vor dem Altare, nämlich über die nete Auseinandersetzung rief auch das Reich Worte, welche sie gehört hätten vom hocher- Grabdenkmal im Chor der Kirche von Aub- auf den Plan. Man bildete die Reichs-exekuti- blaßten Leichnam selbst ‚Dennoch bleibe ich stadt, das an den ehemaligen Festungskom- onsarmee, zu welcher der Fürstbischof Adam stets bei Dir, den Du hältest mich bei meiner mandanten von Königshofen, Gottfried Moser Friedrich von Seinsheim (1755-1779) zwei rechten Hand’. Hierauf wurde eine Instrumen- von Filseck, erinnert. Infanterieregimenter beisteuerte, darunter das talmusik gemacht und nach dieser wurde unter Regiment Würzburg-Blau, das nun unter Füh- dem Liede ‚Begrabet den Leib in seiner Gruft’ In der Nordwand des Chores der protestan- rung von Gottfried Moser von Filseck stand. mit der Antwort ‚In ihrer Gruft’ gesenket und tischen Pfarrkirche von Aubstadt befindet Vom Sammellager Fürth rückte man über darauf der Segen gesprochen worden. Seine sich ein bemerkenswertes Grabdenkmal. Ebern, Trappstadt Richtung Erfurt. Bei Eisen- Lebenszeit reichte nicht ganz auf 70 Jahre.“ Es trägt die Umschrift: „Denkmal des Weil. ach stieß man zu den französischen Truppen. Reichs=Freihochwohlgebohrnen Herrn Herrn Durch deren Verschulden ging die Schlacht bei Literatur: Gottfried Ludwig Moser von Filseck, Herrn zu Roßbach am 5. November 1757 verloren. Die Beckerle, Adolf: Ein Kriegergrab in der Kirche zu Aub- stadt i. Gr. In: Blätter für Heimatkunde - Archiv für den Aderspach, Ihrer Kaiserl. Königl. Majestäten versprengten Reste der Reichsarmee fluteten Bezirk Königshofen, Beilage zum Bote vom Grabfeld, Wirklichen General Feld=Wachtmeisters und über den Thüringer Wald zurück nach Franken. Folge 7/1939: Hoch=Fürstl. Gnaden zu Würzburg, Wirck- Für Würzburg-Blau war die Festung Königs- Karlinger, Hans: Die Kunstdenkmäler von Bayern - lichen Geheimen Raths General Feldmarschall hofen Sammelort. Die Gegend wird Aufnah- Bezirksamt Königshofen, 1915; Lieutnants Hof Kriegs Raths Commandanten mebereich für die Reste der übrigen Reichsar- Landgraf, Ludwig: Blau Würzburg und sein Obrist der Vestung Königshofen und Oberamtmann mee, wobei Stadtlauringen und Wülfershausen Moser von Filseck. In: Die Frankenwarte - Beilage zum Würzburger General-Anzeiger Nr. 26/27.06.1930; zu Königshofen und Wildberg. Er ward gebo- mit Truppen belegt wurden. Schmitt, Hauptlehrer in Aubstadt: Heimatkundlicher ren zu Thalheim in Schwaben den 18. August Das Regiment Würzburg-Blau befand sich Beitrag über Aubstadt in den Blättern für Heimatkunde 1710, starb zu Königshofen den 10. März dann im Juli und August 1759 unter Führung Folge 13/1933; 1779. Seine Gebeine ruhen vor diesem Altar. Moser von Filsecks in der Niederlausitz und Sperl, Josef: Stadt und Festung Königshofen i. Grabfeld, Der Gerechten wird nimmer vergessen. Psalm erlitt bei Guben an der Neisse am 2. August - Ein geschichtlicher Abriß. 1974; 112 V. 6.“ 1759 durch preußische Husaren, angeführt Wer war nun dieser Moser von Filseck, des- von General Kleis, seinen größten Verlust. Ein sen eindrucksvolles Denkmal die Aubstädter Bataillon wurde gefangen genommen. Darun- Impressum Kirche schmückt? Er entstammte einem württ- ter befanden sich auch Regimentskommandeur Herausgeber: embergischen Geschlecht, das 1573 von Kaiser Moser von Filseck mit anderen Offizieren. Sie Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. und Max II. in den erblichen Adelsstand erhoben wurden bis zum Friedensschluß 1763 in Mag- Museumspädagogisches Zentrum Bad Königshofen. wurde. Gottfried Moser von Filseck wird 1739 deburg festgehalten. Redaktion: Nach dem Ableben des Festungskomman- Reinhold Albert (Sternberg); als Hauptmann einer Grenadier-Kompanie in Leo W. Hamm (Merkershausen); einem Würzburger Regiment erwähnt. danten Karl Reinhard von Drachsdorff wurde Satz und Gestaltung: Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, der damals 60jährige Moser von Filseck Kom- dta-fotosatz (Alsleben); der damals gleichzeitig Bischof von Würzburg mandant der Festung Königshofen und Ober- Druck: und Bamberg war, unterhielt als Landesherr amtmann. Er behielt diese Ämter bis zu seinem Alfons Schedel (Kleineibstadt); drei Infanterie-Regimenter, darunter das Regi- Tode 1779. Auflage: ment „Würzburg“. Die Soldaten waren ange- Moser war im Alter von vielen Leibesbe- 8.000 Exemplare worben. Das Würzburger Regiment hatte zur schwernissen geplagt und hatte sich schon sie- „Das Grabfeld“ erscheint einmal jährlich mit Unterscheidung zu den anderen beiden Regi- ben Jahre vor seinem Tode seinen Begräbnis- finanzieller Unterstützung des Landkreises Rhön- Grabfeld, der Stadt Bad Königshofen, der Mit- mentern rote Aufschläge, ist überliefert. Führer platz selbst ausgesucht, nämlich vor dem Altar gliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaften war zunächst Oberstleutnant Karl Reinhard, der Kirche in Aubstadt. Er war protestantisch Bad Königshofen und Saal a.d. Saale, der Stadt Freiherr von Drachsdorff, der ebenfalls später und äußerte den Wunsch, in einer protestan- Römhild, des LIONS-Clubs Bad Königshofen, Festungskommandant in Königshofen war. tischen Gemeinde bestattet zu werden. Dazu der Brauerei Werner Lang (Waltershausen), der Das Regiment Würzburg, dem Moser von Fils- muß man wissen, daß die Königshöfer damals Kreissparkasse Bad Königshofen, der Raiffeisen- eck angehörte, wurde Kaiser Karl VI. zur Ver- fast ausschließlich Katholiken waren. bank Bad Königshofen und der Raiffeisenbank Obereßfeld-Römhild. fügung gestellt, der in jenen Jahren in einem Über seine Bestattung ist in einem alten Aub-