Flächennutzungsplan der Stadt Großschirma

Begründung

Planungsstand: Juni 2020 ENTWURF

Auftraggeber: Stadt Großschirma vertreten durch den Bürgermeister, Herrn Volkmar Schreiter Hauptstraße 156 09603 Großschirma

Tel.: 037328/8990 Email: [email protected]

Auftragnehmer: Planungsbüro Bothe Wasastraße 8 01219

Tel.: 0351/4 76 31 77 Email: [email protected]

für Umweltprüfung: Landschaftsarchitektur-Büro Grohmann Wasastraße 8 01219 Dresden

Tel.: 0351/8 77 34-0 Email: [email protected]

Stand: Entwurf – Juni 2020

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Inhaltsverzeichnis

Seite

1. Allgemeine Hinweise zur Bauleitplanung 1 1.1 Rechtsgrundlagen und Aufgaben der Bauleitplanung 1 1.2 Inhalt des Flächennutzungsplanes 2 1.3 Rechtswirkungen des Flächennutzungsplanes 3

2. Ausgangssituation 4 2.1 Allgemeine Planungsgrundsätze / Planerfordernis 4 2.2 Aufstellungsverfahren 6 2.3 Bearbeitungsgrundlagen / vorliegende Planungen 8

3. Allgemeine Angaben 10 3.1 Lage des Plangebietes 10 3.2 Großräumige Verkehrswege 11 3.3 Naturräumliche Einordnung 13 3.4 Naturräumliche Grundlagen 14 3.4.1 Geologie, Böden, Relief 14 3.4.2 Klima 15 3.4.3 Vegetation 16 3.4.4 Gewässer 16 3.4.5 Land- und Forstwirtschaft 18 3.5 Naturschutz und Landschaftspflege 20 3.5.1 Regelungen nach Naturschutzrecht 20 3.5.2 Planungsgrundsätze der Landschaftsplanung 22 3.5.3 Hinweise zur Landschaftsplanung 25

4. Raumordnung und Regionalplanung 26 4.1 zentralörtliche Bedeutung und Raumstruktur 26 4.2 konkrete planungsrelevante Darstellungen der Regional- 28 und Landesplanung für Großschirma 4.3 Schwerpunkte für Siedlungsentwicklungen 32

5. Bevölkerungsentwicklung 33 5.1 Allgemeiner Trend der Entwicklung 33 5.2 Bevölkerungsentwicklung von Großschirma 36

6. Wirtschaftliche Infrastruktur 39

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7. Technische Infrastruktur 41 7.1 Verkehr / Tourismus 41 7.2 Technische Erschließung 47 7.2.1 Trinkwasserversorgung 47 7.2.2 Abwasser 48 7.2.3 Energieversorgung/Gas 49 7.2.4 Windenergienutzung 52 7.3 Abfall/Altlasten 52 7.4 Radonschutz 56 7.5 Immissionsschutz 57 7.6 Bergbau 58

8. Siedlungsentwicklung 61 8.1 Siedlungsgeschichte 61 8.2 Denkmalschutz 62

9. Städtebauliche Entwicklungsabsichten 65 9.1 Allgemeine Planungsziele 65 9.2 Bauflächendarstellung 68 9.3 Bauflächenbedarf 69 9.4 Wohnbauflächen 70 9.5 Gemischte Bauflächen 79 9.6 Gewerbliche Bauflächen 80 9.7 Sondergebiete 85

10. Flächenbilanz 86

11. Flächen und Einrichtungen für den Gemeinbedarf 89

12. Grün- und Freiflächen 92

13. Flächen für Landwirtschaft und Wald 94

Quellenverzeichnis

Umweltbericht

Anlage I Kompensationsmaßnahmen [LASuV-Kiss 23.06.2020]

Anlage II Denkmalliste [Landesamt für Denkmalpflege – 18.06.2019]

Anlage III Archäologische Denkmale [Landesamt für Archäologie – 18.06.2020]

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1. Allgemeine Hinweise zur Bauleitplanung

1.1 Rechtsgrundlagen und Aufgaben der Bauleitplanung

Rechtsgrundlage der Bauleitplanung ist das Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 03. November 2017 (BGBl. I S. 3634). Die Bauleitplanung hat die Aufgabe, die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstücke in der Gemeinde nach Maßgabe des Baugesetzbuches vorzubereiten und zu leiten (§ 1 Abs. 1 BauGB). Bauleitpläne sind der Flächennutzungsplan (vorbereitender Bauleitplan) und der Bebauungsplan (verbindlicher Bauleitplan), (§ 1 Abs. 2 BauGB).

Die Gemeinden haben die Bauleitpläne aufzustellen, sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist (§ 1 Abs. 3 BauGB). Die Aufstellung hat von der Gemeinde in eigener Verantwortung zu erfolgen (§ 2 Abs. 1 BauGB). Die Bauleitpläne sind den Zielen der Raumordnung und Landesplanung anzupassen (§ 1 Abs. 4 BauGB). Die Bauleitpläne sollen eine geordnete städtebauliche Entwicklung und eine dem Wohl der Allgemeinheit entsprechende sozialgerechte Bodenordnung gewährleisten und dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln (§ 1 Abs. 5 BauGB). Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander gerecht abzuwägen (§ 1 Abs. 7 BauGB). Die Bauleitpläne benachbarter Gemeinden sind aufeinander abzustimmen (§ 2 Abs. 2 BauGB). Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind die Vorschriften über die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung nach §§ 3, 4 und 4 a zu beachten. Sie dienen insbesondere der vollständigen Ermittlung und zutreffenden Bewertung der von der Planung berührten Belange.

Zu den Rechtsgrundlagen dieses Flächennutzungsplanes zählen ferner folgende wesentliche Gesetze und Verordnungen:

- Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke (Baunutzungsverordnung – BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3786).

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- Verordnung über die Ausarbeitung der Bauleitpläne und die Darstellung des Planinhaltes (Planzeichenverordnung 1990 – PlanzV 90) vom 18. Dezember 1990 (BGBl. I 1991 S. 58), zuletzt geändert durch Gesetz vom 04. Mai 2017 (BGBl. I S. 1057)

- Gesetz zur Raumordnung und Landesplanung des Freistaates Sachsen (Landesplanungsgesetz – SächsLPlG) vom 11. Dezember 2018 (SächsGVBl. S. 706)

- Verordnung der Sächsischen Staatsregierung über den Landesentwicklungsplan Sachsen vom 14. August 2013 (SächsGVBl. S. 451, 468)

- Sächsisches Naturschutzgesetz – SächsNatSchG in der Fassung vom 06. Juni 2013 (SächsGVBl. S. 451), zuletzt geändert durch Gesetz vom 14. Dezember 2018 (SächsGVBl. S 782)

- Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG vom 29. Juli 2009 (BGBl. I, S. 2542), zuletzt geändert durch Gesetz vom 15. September 2017 (BGBl. I, S. 3434)

- Regionalplan – Erzgebirge; in Kraft getreten am 31.07.2008 einschließlich 1. Teilfortschreibung vom 28.10.2004 und 2. Teilfortschreibung vom 20.10.2005

- Regionalplan Region Chemnitz Entwurf für das Beteiligungsverfahren (Stand: 15. Dezember 2015)

1.2 Inhalt des Flächennutzungsplanes

Der Flächennutzungsplan stellt für das gesamte Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung entsprechende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen dar (§ 5 Abs. 1 BauGB).

Was im Flächennutzungsplan dargestellt werden kann, regelt § 5 Abs. 2 BauGB.

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Des Weiteren sollen im Flächennutzungsplan gekennzeichnet werden:

1. Flächen, bei deren Bebauung besondere bauliche Vorkehrungen gegen äußere Einwirkungen oder bei denen besondere bauliche Sicherungsmaßnahmen gegen Naturgewalten erforderlich sind.

2. Flächen, unter denen der Bergbau umgeht oder die für den Abbau von Mineralien bestimmt sind.

3. Für bauliche Nutzungen vorgesehene Flächen, deren Böden erheblich mit umweltgefährdenden Stoffen belastet sind.

Planungen und sonstige Nutzungsregelungen, die nach anderen gesetzlichen Vorschriften festgesetzt sind sowie nach Landesrecht denkmalgeschützte Mehrheiten von baulichen Anlagen sollen nachrichtlich übernommen werden. Sind derartige Festsetzungen in Aussicht genommen, sollen sie im Flächennutzungsplan vermerkt werden (§ 5 Abs. 4 BauGB). Dem Flächennutzungsplan ist eine Begründung mit den Angaben nach § 2 a BauGB beizufügen (Umweltbericht).

1.3 Rechtswirkungen des Flächennutzungsplanes

Der Flächennutzungsplan entfaltet als vorbereitender Bauleitplan gegenüber dem einzelnen Bürger keine unmittelbaren Rechtswirkungen. Er bringt aber die interne Selbstbindung der Gemeinde zum Ausdruck. Außerdem haben die am Verfahren beteiligten öffentlichen Planungsträger ihre Planungen dem Flächennutzungsplan insoweit anzupassen, als sie diesem Plan nicht widersprochen haben (§ 7 BauGB). Macht eine Veränderung der Sachlage eine abweichende Planung erforderlich, so haben sie sich unverzüglich mit der Gemeinde ins Benehmen zu setzen. Rechtswirkungen ergeben sich aus dem Flächennutzungsplan insoweit, als aus ihm die Bebauungspläne zu entwickeln sind (§ 8 Abs. 2 BauGB), die auf Grund ihres Rechtscharakters als Satzung gegenüber jedermann wirksam sind.

Die Darstellungen im Flächennutzungsplan sind nicht parzellenscharf und relativ kleinmaßstäblich. Aus diesem Grund kann aus dem Flächennutzungsplan nicht die Grenze zwischen Innen- und Außenbereich abgelesen werden. Eine solche Einschätzung ist ausschließlich durch die Beurteilung der tatsächlichen Situation vor Ort möglich.

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Die zeitliche Wirksamkeit des Flächennutzungsplanes ist durch das Baugesetzbuch nicht begrenzt. Änderungen, Ergänzungen und Aufhebungen durch die Gemeinde sind beim Vorliegen neuer Gesichtspunkte jeder Zeit möglich.

Der vorliegende Flächennutzungsplan ist auf die voraussehbaren Bedürfnisse im Zeithorizont von ca. 10 - 15 Jahren abgestellt.

2. Ausgangssituation

2.1 Allgemeine Planungsgrundsätze / Planerfordernis

Artikel 28 Abs. 2 des Grundgesetzes garantiert allen Gemeinden die kommunale Planungshoheit für ihr Territorium. Danach hat jede Gemeinde das Recht, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln. Sie kann sich frei entscheiden, wie sie die städtebauliche Entwicklung ihres Gemeindegebietes gestalten möchte. Dabei hat die Gemeinde die übergeordneten Planungen wie den Landesentwicklungsplan und den jeweiligen Regionalplan zwingend als Grundlage zu beachten. Die Erarbeitung eines Flächennutzungsplanes ist grundsätzlich immer geboten. Nur mit einem solchen langfristig angelegten planerischen Konzept kann die Gemeinde ihre Entwicklungsvorstellungen außenwirksam darstellen und eine Koordinierung und einen Ausgleich der unterschiedlichen Nutzungsanforderungen und Interessenlagen auf Gemeindeebene erreichen. Die Ordnungs- und Entwicklungsfunktion sowie die Steuerungsfunktion des Flächennutzungsplanes sichern der Gemeinde die nachhaltige städtebauliche Entwicklung. Soziale, ökonomische und ökologische Belange sind dabei zu berücksichtigen. Die künftige Siedlungsentwicklung und der Freiraumschutz sind untrennbar miteinander verbunden und erfordern eine flächenbezogene planerische Steuerung im Rahmen der Flächennutzungsplanung. Neben der verträglichen Steuerung künftiger Bebauungsplanung kommt insbesondere der konkreten Standortzuweisung von Außenbereichsnutzungen immer größere Bedeutung zu.

Die heutige Stadt Großschirma, die in diesen Grenzen seit dem 01. September 2003 existiert, hat in der Vergangenheit keinen vorbereitenden Bauleitplan aufgestellt.

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Auch die im Rahmen von Eingemeindungen von 1994 bis 2003 hinzugekommenen Ortsteile besitzen ebenfalls keine vorbereitenden Bauleitpläne. Das Territorium der Stadt Großschirma gliedert sich in die Stadt- bzw. Ortsteile Großschirma, Großvoigtsberg, Hohentanne, Kleinvoigtsberg, Obergruna, Reichenbach, Rothenfurth, Seifersdorf und Siebenlehn.

Da der Flächennutzungsplan als vorbereitender Bauleitplan die entscheidende Grundlage für die verbindliche Bauleitplanung darstellt und gemäß § 8 Abs. 2 BauGB künftige Bebauungspläne aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln sind, ist es für die Sicherstellung der weiteren geordneten städtebaulichen Entwicklung der Stadt Großschirma unverzichtbar geworden, diese Planung durchzuführen. Der Flächennutzungsplan stellt die interne Selbstbindung der Kommune für künftige planerische Entscheidungen dar und ist gleichzeitig auch das wichtigste Steuerungs- instrument für sonstige Vorhaben im Außenbereich. Der Flächennutzungsplan entfaltet zwar keine Rechtswirkungen gegenüber dem Bürger, stellt jedoch für alle anderen Planungsträger, die im Rahmen des Aufstellungsverfahrens diesem Plan nicht widersprochen haben, eine dauerhafte Bindung dar.

Zu Beginn der Aufstellung ist neben der Formulierung der allgemeinen planerischen Zielstellung eine ausführliche Bestandsaufnahme und eine Prüfung der übergeordneten gemeindlichen Entwicklungsziele vorgenommen worden. Mit dem Flächennutzungsplan ist eine dem Umfang und Detaillierungsgrad angemessene Umweltprüfung durchzuführen. Der Umweltbericht bildet einen gesonderten Teil der Begründung. Inhalt und Umfang des Umweltberichtes werden dabei vom Umfang der planerischen Neuausweisungen von Bauflächen abhängig sein. Diese Angaben werden erst nach der Erstbeteiligung gemäß § 4 Abs. 1 BauGB vorliegen. Die Stadt Großschirma geht gegenwärtig davon aus, dass mit der Aufstellung des Flächennutzungsplanes keine gesonderte flächendeckende Landschaftsplanung für das Territorium insgesamt erforderlich ist.

Die beabsichtigte städtebauliche Entwicklung wie sie im vorliegenden Entwurf des Flächennutzungsplanes ausgewiesen ist, berücksichtigt vorrangig die Erfordernisse der baulichen Entwicklung im Bereich des Wohnungsbaus und der gewerblichen Infrastruktur. Darüber hinaus werden alle erforderlichen Einrichtungen des Gemeinbedarfes, der Freiflächenentwicklung sowie die Belange der Freizeit und Erholung mit bewertet.

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Entsprechende Darstellungen für das gesamte Spektrum der Infrastruktur bis hin zur verkehrlichen Infrastruktur komplettieren das Gesamtbild der beabsichtigten künftigen Entwicklung.

In einem 1. Planentwurf (Vorentwurf vom April 2019) wurden zunächst einmal die potenziellen Bauflächenausweisungen für den Wohnungsbau und die gewerbliche Entwicklung bewertet und entsprechende Neuausweisungen unter Berücksichtigung der erkennbaren Eigenentwicklung und der in diesem Zusammenhang bestimmenden zentralörtlichen Bedeutung dargestellt. Bei diesem Vorentwurf sind Annahmen zur möglichen bzw. beabsichtigten Gesamtentwicklung der heutigen Stadt Großschirma getroffen und auf dieser Grundlage insbesondere eine Darstellung von neuen potenziellen Bauflächen als Diskussionsgrundlage für die 1. Beteiligung der von der Planung berührten Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange erarbeitet worden. Nach Auswertung der eingegangenen Stellungnahmen zur frühzeitigen Beteiligung und nach Fortführung der Planungsarbeit in der Verwaltung wurde die vorliegende Entwurfsfassung erarbeitet. Gleichzeitig ist der nach den Vorschriften des Baugesetzbuches erforderliche Umweltbericht erstellt worden. Mit dieser Entwurfsfassung wird das förmliche Verfahren zur Aufstellung des Flächennutzungsplanes eingeleitet.

2.2 Aufstellungsverfahren

Der Stadtrat der Stadt Großschirma hat am 04.12.2017 die Aufstellung des Flächennutzungsplanes für das heutige Gesamtterritorium der Stadt Großschirma mit einer Fläche von 6.163 ha beschlossen. Der Verfahrensverlauf ist aus dem folgenden Ablaufschema ersichtlich. Der Flächennutzungsplan bedarf der Genehmigung durch die höhere Verwaltungsbehörde (Landratsamt Mittelsachsen).

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Arbeits-/Verfahrensschritte Bearbeitungs- zeit / Termin

Aufstellungsbeschluss im Stadtrat: 04.12.2017

ortsübliche Bekanntmachung im Amtsblatt 13.12.2017

Beratung Vorentwurf Technischer Ausschuss / Stadtrat: 01.04.2019

ortsübliche Bekanntmachung der frühzeitigen Beteiligung 18.04.2019

frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 Abs. 1 BauGB 29.04.2019 in der Sitzung des Technischen Ausschusses

frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher 28.05.2019 Belange gem. § 4 Abs. 1 BauGB sowie der Nachbargemeinden gem. § 2 Abs. 2 BauGB

Billigungs- und Auslegungsbeschluss Stadtrat: 07.09.2020

öffentlichen Auslegung des Entwurfes 30.10.2020 – 30.11.2020

Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 Abs. 2 BauGB (öffentliche Auslegung)

Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gem. § 4 Abs. 2 BauGB

Abwägungsbeschluss Stadtrat:

Feststellungsbeschluss Stadtrat:

Genehmigung durch das Landratsamt Mittelsachsen

Bekanntmachung der Genehmigung und damit Rechtswirksamkeit

+ 14,14 h

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2.3 Bearbeitungsgrundlagen/vorliegende Planungen

Für die Bearbeitung des Flächennutzungsplanes wurden als Kartengrundlage die Rasterdaten der digitalen topographischen Karte 1 : 10 000 (DTK 100) Erlaubnis-Nr. 1719/2018 – Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen - verwendet. Der Bearbeitungsmaßstab beträgt 1 : 10 000. Detaildarstellungen für ausgewählte Bereiche in den einzelnen Ortslagen werden zusätzlich im Maßstab 1 : 5 000 vorgenommen.

Neben den landesplanerischen und regionalplanerischen Vorgaben wurden die bisher vorliegenden Entwürfe und rechtsverbindlichen Planfassungen der Bebauungspläne und städtebaulichen Satzungen des heutigen Territoriums der Stadt Großschirma für den Planentwurf verwendet.

Rechtswirksam vorliegende Planungen (Bebauungspläne und städtebauliche Satzungen):

(Stand: April 2019)

- Bebauungsplan „Gewerbe- und Industriegebiet an der B 101“ (in Kraft: 17.05.2006)

- Bebauungsplan Nr. 012 „Gewerbegebiet Weststraße Siebenlehn“ (in Kraft: 20.05.2015)

- Bebauungsplan „Sondergebiet Siebenlehn-Nord Nr. 1“ (in Kraft: 03.01.1994)

- Bebauungsplan „An der Freiberger Straße Nr. 02“ (in Kraft: 24.04.1995)

- Bebauungsplan „Wohngebiet an der Alten Schule“ Seifersdorf (in Kraft: 04.03.1998)

- Bebauungsplan „Wohn- und Mischgebiet an der Großschirmaer Straße“ Seifersdorf (in Kraft: 04.03.1998)

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- Außenbereichssatzung „Am Rand“ Großschirma (in Kraft: 23.11.2006)

- Ergänzungssatzung Forstweg Großschirma (in Kraft: 15.05.2014)

- Außenbereichssatzung OT Obergruna (in Kraft: 23.10.1995)

- Änderungsbebauungsplan „Wohngebiet Forsthofstraße“ (in Kraft: 17.07.2019)

Planentwürfe: (Bebauungspläne und städtebauliche Satzungen): (Stand: Juli 2020)

- Bebauungsplan „GE Großschirma an der B 101“ (genehmigt: 23.02.1993)

- Vorhabenbezogener Bebauungsplan „Bauhof Firma R. Küttner“ Seifersdorf (Planungsstand: nicht bekannt)

- Bebauungsplan „Gewerbe- und Industriegebiet Am Steinberg“ (Planungsstand: 17.01.2013)

- Bebauungsplan Nr. 007 „Ersatzneubau Sportanlagen Großschirma“ (Planungsstand: 24.03.2003)

- Bebauungsplan „Wohngebiet Alte Gärtnerei Siebenlehn“ (Aufstellungsbeschluss: 21.08.2017)

- Bebauungsplan „Wohngebiet Münzbachtal“ (Aufstellungsbeschluss: 21.08.2017)

- Bebauungsplan „Sondergebiet Solarpark Nordstraße“ Siebenlehn (Satzungsbeschluss: 11.05.2020)

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3. Allgemeine Angaben

3.1 Lage des Plangebietes

Das Plangebiet umfasst das gesamte Territorium der Stadt Großschirma in den Grenzen des Zusammenschlusses von Siebenlehn und Großschirma am 01.09.2003 mit einer Gesamtgröße von 6.163 ha. Großschirma hat nach dem Zusammenschluss von Siebenlehn das Stadtrecht übernommen und liegt zwischen Autobahnanschlussstelle Siebenlehn (A 4) und der Stadtgrenze von . Die Stadt befindet sich im östlichen bzw. mittelöstlichen Bereich des Landkreises Mittelsachsen und grenzt im Norden an das Territorium der Stadt (Landkreis ).

Großschirma besteht aus den 9 Orts- bzw. Stadtteilen:

 Großschirma  Großvoigtsberg  Hohentanne  Kleinvoigtsberg  Obergruna  Reichenbach  Rothenfurth  Seifersdorf  Siebenlehn

Nachbargemeinden:

 Stadt Nossen, Lks. Meissen  Gemeinde Striegistal, Lks. Mittelsachsen  Gemeinde Oberschöna, Lks. Mittelsachsen  Stadt Freiberg, Lks. Mittelsachsen  Gemeinde Halsbrücke, Lks. Mittelsachsen  Gemeinde Reinsberg, Lks. Mittelsachsen

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Geographische Lage des Plangebietes

3.2 Großräumige Verkehrswege

Durch das Plangebiet verlaufen eine Reihe von Straßen des klassifizierten Straßennetzes. Von besonderer überregionaler Bedeutung ist dabei die Bundesautobahn A 4, die über die Anschlussstelle Siebenlehn den südlich gelegenen Raum in Richtung Freiberg erschließt. Der 6spurige Ausbau der Autobahn A 4 ist seit längerer Zeit abgeschlossen und bereits heute wird der längerfristig vorgesehene 8spurige Ausbau dieser Hauptentwicklungsachse geplant.

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sonstiger klassifizierter Straßenbestand

 B 101 Bundesstraße - Berlin-Aue  S 195 Staatsstraße - Siebenlehn-Reinsberg-Mohorn  S 197 Staatsstraße - Großschirma-Halsbrücke bis S 196  K 7794 Kreisstraße - Deutschenbora-Hirschfeld-Bieberstein- Hohentanne-Rothenfurth  K 7710 Kreisstraße - Reichenbach Richtung Striegistal  K 7717 Kreisstraße - B 101 Großvoigtsberg über Reichenbach bis zur Gemarkungsgrenze Richtung Goßberg  K 7707 Kreisstraße - B 101 Großschirma über Seifersdorf bis zur Gemarkungsgrenze Richtung Mobendorf  K 7771 Kreisstraße - Großschirma Richtung Süden - Langhennersdorf

Schienenverkehr

Durch das Stadtgebiet verläuft in Nord-Süd-Richtung die Bahnstrecke der Zellwaldbahn, die ursprünglich von Freiberg kommend bis nach Nossen führte. Die Bahnstrecke Nossen – Moldava war als Nebenbahn ein Teil der überregionalen Verbindung von Mittelsachsen nach Prag. Nach Angaben der Deutschen Bahn AG handelt es sich dabei um die Strecke 6614 Nossen – Hermsdorf Rehefeld. Der Streckenabschnitt im Territorium von Großschirma wird heute noch von der RISS als Streckenpächter betrieben; allerdings nicht mehr für den regelmäßigen Personenverkehr. Seit längerer Zeit existiert der Förderverein Zellwaldbahn e.V. mit Sitz in Freiberg, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die alten Streckenabschnitte weiter zu erhalten. So werden z. B. zu besonderen Anlässen Sonderfahrten auf der alten Bahnstrecke als Museumsfahrten organisiert. Darüber hinaus gibt es die BSW Freizeitgruppe Museumsbahnhof Großvoigtsberg, die seit 2000 das unter Denkmalschutz stehende Bahnhofsgebäude und die seit 1999 geschützten Gleisanlagen betreut.

Die Strecke der Deutschen Bahn AG und die dazugehörigen Grundstücke sind gemäß ihrer Zweckbestimmung als Fläche für Bahnanlagen dargestellt worden. Auf dem Gebiet von Großschirma befindet sich die Bahnstromleitung Nr. 305 Chemnitz – Dresden Stetzsch. In den Schutzstreifen der Bahnstromleitungen sind Veränderungen nur nach vorheriger Zustimmung der Deutschen Bahn Energie GmbH zulässig.

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Hauptverkehrswege

3.3 Naturräumliche Einordnung

Entsprechend der naturräumlichen Gliederung Sachsens wird das Gemeindegebiet der Stadt Großschirma vollständig dem Mulde-Lößhügelland als sogenannte Makrogeochore (großräumige Naturraumeinheit) zugeordnet. Im Norden grenzt das Gebiet unmittelbar an das mittelsächsische Lößhügelland an. Im Süden bildet das Untere Osterzgebirge die Grenze des Territoriums.

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Das Muldelößhügelland reicht somit bis an den Rand des Erzgebirges und besteht zum einen aus flachwelligen bis hügeligen von lößerdigen Sedimenten bestehenden Plateauflächen in Höhenlage von 280 bis 380 m über Normalpunkt und zum anderen aus tief eingreifenden Tälern (sogenannte Kerbsohlentäler) der vom Erzgebirge kommenden Flüsse. Das Mulde-Lößhügelland lässt sich insgesamt noch in mehrere Mesogeochoren (kleinräumige Natureinheiten) untergliedern, von denen für den Planungsraum lediglich das Zellwald-Mulde-Striegis Plateau relevant ist.

3.4 Naturräumliche Grundlagen

3.4.1 Geologie, Böden, Relief

Das Mulde – Lößhügelland erhielt seinen Charakter vom geologischen Bau und der Entwicklungsgeschichte seit dem Tertiär. Es gehört größtenteils zum Granulitgebirge und nur ein geringer Teil zählt zur tektonischen Einheit der Elbtalzone. An einem tiefreichenden tektonischen Lineament (Mittelsächsische Überschiebung) setzen sich die erzgebirgisch streichenden Bauelemente gegenüber dem Schiefergebirge der Elbtalzone ab. Neben Granulit (kristlliner Kern des Gebirges) treten Granite und metabasische Gesteine (z.B. Gabbro, Serpentinit) auf. Der Schiefermantel des Granulitgebirges wird von sehr widerstandsfähigen Glimmerschiefern gebildet. Nach außen schließen sich Phyllit und weniger stark metamorphe Gesteine an.

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Im Mulde – Lößhügelland werden die Hochflächen von äolischen Lößsedimenten nahezu vollständig bedeckt. In vielen Bereichen wird eine Schichtdicke von 2 – 5 m, an NO exponierten Hängen und an Talflanken bis 10 m erreicht. Diese Lößsedimente treten vorrangig als Lößderivate (Lößlehm) auf. Sie besitzen auf den Hochflächen den Charakter von kalkfreien Braunlößen, von Schwemmlößen mit Verlagerungsmerkmalen, von Gleylößen mit Staunässemerkmalen und kalkfreien Solifluktionslößen mit Verlagerungs- und Staunässemerkmalen. Als dominante Bodenform sind auf den Lößderivaten Fahlerden entwickelt. Auf besonders verdichteten Lößderivaten oder an Unterhängen mit starkem Wasserzug vom Oberhang haben vielfach primäre Staugleye ausgebildet.

Das Relief des Mulde – Lößhügellandes wird von flachwelligen bis hügeligen Plateauflächen (Höhenlagen zwischen 280 – 380 m ü. NN) und 50 / 80 bis zu 120 m eingetieften Flusstälern (Zwickauer und , Chemnitz, Zschopau, Striegis, Weißeritz, Müglitz) bestimmt. Aufgrund der geringen Reliefgliederung (Talanfangsmulden und ausgedehnten Dellensysteme wechseln mit flachen Rücken, Hügelgruppen und Einzelbergen) sowie des tektonisch – geologischen Zusammenhangs mit dem Erzgebirgsblock werden die Plateaus als Erzgebirgsvorland bezeichnet. Die Flusstäler sind in Bereichen mit widerständigem Gestein als enge Kerbsohlentäler, in Bereichen mit weniger widerständigem Gestein als breite Sohlentäler mit Lehnhängen ausgebildet. Von den Talhängen reichen oft enge Kerbtälchen bis weit in die Plateauflächen hinein. Im Norden wird der Naturraum vom Verlauf der Freiberger Mulde begrenzt. Im Westen zeichnet das Tal der Zwickauer Mulde die grobe Grenze nach. Im Süden gehen die Hochflächen ohne deutliche Reliefmarke ins Erzgebirge über. Nur manchmal wird die Grenze durch Schwellen oder Bergrücken deutlicher.

3.4.2 Klima

Das Mulde – Lößhügelland ist aufgrund der Lage nordöstlich des Osterzgebirges (Lee – Effekt) klimatisch begünstigt. Die Jahresmitteltemperaturen betragen zwischen 7,8 und 8,3°C, wobei raschere Aufheiterungen als in der Umgebung erfolgen. Winterniederschläge haben beim Jahreniederschlag von 650 – 750 mm den geringeren Anteil. Daher gibt es auch selten länger andauernde geschlossene Schneedecken.

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3.4.3 Vegetation

Auf den Flächen des Mulde – Lößhügellandes wurden in der Vergangenheit vielfach Meliorationsmaßnahmen durchgeführt, um große zusammenhängende Landwirtschaftsflächen zu schaffen. Nur auf Hochflächen sind vereinzelt noch Waldreviere verblieben (im Bereich Großschirma z. B. der Zellwald). Insgesamt werden die Flächen des Mulde – Lößhügellandes aber vorrangig als Ackerland mit nach Süden zunehmendem Grünlandanteil genutzt. Flußtäler werden vielfach von Wäldern begleitet, welche Reste der ursprünglich weit verbreiteten Laubwälder (Eiche – Hainbuche) darstellen. Auf trockeneren Böden finden sich lindenreiche Ausbildungsformen und an Nordhängen treten Traubeneichen – Buchen und Buchen – Wälder auf. Insgesamt sind diese Wälder deutlich montan geprägt, was durch das Vorkommen von charakteristischen Arten wie Waldgeißbart oder Fuchs´ Kreuzkraut erkennbar ist. Nur auf süd- / südostexponierten Hängen finden sich auch wärmeliebende submediterrane Arten wie Pfirsichblättrige Glockenblume oder Ästige Graslilie. Waldreste in Talauen gehören verschiedenen Bach – Eschen – Erlen – Wäldern und Stieleichen – Wäldern an. Die Forsten der Hochflächen sind durch Fichtenwirtschaft geprägt und bieten so ein relativ monotones Waldbild.

3.4.4 Gewässer

Fließgewässer

Für alle Fließgewässer im Plangebiet sollte entsprechend ihrer Funktion im ökologischen Verbundsystem durchgängig eine naturnahe Gestaltung angestrebt werden. Dabei sind Gewässerstrukturgüte, Wasserqualität und die Durchgängigkeit für wandernde Tierarten zu pflegen und wiederherzustellen. Die Ufersäume sollen in einen naturnahen Zustand versetzt werden. Die Nutzung in den Auenbereichen ist zu extensivieren. Verrohrte Gewässerabschnitte sind möglichst zu renaturieren. Hauptfließgewässer im Plangebiet ist die Freiberger Mulde als Gewässer I. Ordnung. Die Freiberger Mulde entspringt etwa 1 km südlich der Staatsgrenze zu Tschechien in einer Höhe von ca. 830 m ü. HN. Die Gesamtfließlänge beträgt ca. 124 km. Sie durchquert das Stadtgebiet von Großschirma von Südosten bis zur nördlichen Grenze an der A 4.

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Liste der Hauptfließgewässer

 Freiberger Mulde (Gewässer I. Ordnung)  (Gewässer I. Ordnung) Zufluß zur Mulde nördlich von Obergruna  Pitzschebach (Gewässer II. Ordnung) Zellwald  Breitenbach (Gewässer II. Ordnung) Siebenlehn  Eselsbach (Gewässer II. Ordnung) Zellwald  Aschebach (Gewässer II. Ordnung) Zellwald  Dorfbach von Obergruna (Gewässer II. Ordnung)  Dorfbach von Großvoigtsberg (Gewässer II. Ordnung)  Dorfbach von Großschirma (Gewässer II. Ordnung)  Kleinwaltersdorfer Bach (Gewässer II. Ordnung) südlich von Großschirma  Kurprinzkanal (Gewässer II. Ordnung)  Münzbach (Gewässer II. Ordnung) Großschirma  Fischbach (Gewässer II. Ordnung) Großschirma  Langhennersdorfer Bach (Gewässer II. Ordnung) Seifersdorf  Herrenbach (Gewässer II. Ordnung) Seifersdorf

Diese Fließgewässer besitzen jeweils noch zahlreiche Nebenzuläufe, welche unter ihrem Eigennamen bzw. als namenlose Gewässer geführt werden. Die im Flächennutzungsplan dargestellten Fließgewässer bilden die Bestandsdarstellung des Landesvermessungsamtes für die als Kartengrundlage verwendete topographische Karte ab. Dementsprechend wird darauf hingewiesen, dass der tatsächliche Bestand aufgrund zwischenzeitlich eingetretener Veränderungen durchaus an einigen Stellen nicht korrekt sein kann. Dies ist allerdings unerheblich für die Aussagekraft des Flächennutzungsplanes zumal durch die planende Kommune keinerlei Veränderungen an Fließgewässern geplant werden.

Die Gewässerflurstücke der Gewässer I. Ordnung stehen in den meisten Fällen im Eigentum des Freistaates Sachsen und werden von der Landestalsperrenverwaltung Betrieb FM/Z verwaltet.

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Stehende Gewässer

Das größte stehende Gewässer im Plangebiet ist der Zechenteich südlich der Ortslage Großschirma mit dem Zufluß vom Fischbach. Daneben existieren eine Reihe von namenlosen kleineren Teichen bzw. Dorfteichen, die teilweise mit als Löschwasserreserven genutzt werden.

Gewässerrandstreifen

Gemäß § 24 Abs. 1, 2 und 3 SächsWG sind die Ufer einschließlich ihres Bewuchses zu schützen. Als Ufer gilt die zwischen Uferlinie und der Böschungsoberkante liegende Landfläche. Fehlt eine Böschungsoberkante, tritt an ihre Stelle die Linie des mittleren Hochwasserstandes. An das Ufer schließt sich landwärts ein zehn Meter breiter, innerhalb von im Zusammenhang bebauten Ortsteilen fünf Meter breiter Gewässerrandstreifen an. Für künftige Bebauungsplanverfahren wird auf die Regelung des § 24 SächsWG hingewiesen. Entsprechend § 24 SächsWG ist die Errichtung von baulichen und sonstigen Anlagen im Gewässerrandstreifen verboten. Weiterhin sind die Verbotstatbestände der §§ 38 Abs. 4 WHG und 24 Abs. 3 SächsWG einzuhalten. Insbesondere ist auch nur die zeitweise Ablagerung von Gegenständen (z.B. Grasschnitt, Kompost, Holz und sonstiges) im Gewässerrandstreifen verboten.

Überschwemmungsgebiet Für die Freiberger Mulde ist seit dem 07.11.2006 ein Überschwemmungsgebiet nach

§ 72 SächsWG festgesetzt. Es wurde für einen Wiederkehrsintervall von HQ 100 ausgelegt und besitzt eine Gesamtfläche von rund 114,36 ha. Die Lage und Ausdehnung sind im FNP dargestellt. Alle zur Zeit existierenden Überschwemmungsgebiete werden derzeit aktualisiert und die Ergebnisse in den nächsten Jahren veröffentlicht. Zur Gewässerökologie gilt die europäische Wasserrahmenrichtlinie.

3.4.5 Land- und Forstwirtschaft

Im Plangebiet dominiert insgesamt zweifellos die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen. Mit einem Flächenanteil von 59 – 69 % (die Flächenangaben variieren sehr stark in den statistischen Angaben) entspricht die Größe einer typischen Gemeinde in diesem Landschaftsraum.

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Auch in Zukunft wird die landwirtschaftliche Nutzung ein entscheidender Wirtschaftsfaktor der Infrastruktur bleiben. Im Jahr 2010 waren es insgesamt 22 Betriebe, die alle Flächen bewirtschafteten. Das deutet darauf hin, dass vorrangig auf großen zusammenhängende Flächen- bewirtschaftung gesetzt wird. Landwirtschaft im Sinne des § 201 Baugesetzbuch ist insbesondere der Ackerbau, die Wiesen- und Weidewirtschaft (einschließlich Tierhaltung soweit das Futter überwiegend auf den zum landwirtschaftlichen Betrieb gehörenden Flächen erzeugt wird – [wenn nicht, handelt es sich um gewerbliche Tierhaltung] -, die gartenbauliche Erzeugung, der Erwerbs- obstbau, der Weinbau sowie die Imkerei bis hin zur berufsmäßigen Binnenfischerei.

Diese Flächen werden im Flächennutzungsplan als Flächen für die Landwirtschaft dargestellt, unabhängig davon, welche Art der Bewirtschaftung vorherrscht. Darüber hinaus werden auch alle anderen Flächen, die nicht für bestimmte Nutzungsarten vorgesehen sind, als potenziell mögliche Landwirtschaftsflächen ausgewiesen. Dabei handelt es sich vielfach um Restflächen außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortslagen, Brachflächen oder in sonstiger Nutzung befindlichen Flächen im sogenannten Außenbereich.

Durch die überwiegend ackerbauliche Nutzung spielt die Forstwirtschaft eine eher untergeordnete Rolle. Der Waldanteil insgesamt ist mit ca. 28 % zwar relativ hoch im Vergleich zu anderen Gemeinden in der Region, resultiert jedoch in erster Linie auf der großen zusammenhängenden Fläche des Zellwaldes im Norden des Stadtgebietes. Wald ist nach Maßgabe des Bundeswaldgesetzes (BWaldG) i.V.m. dem Sächsischen Waldgesetz (SächsWaldG) jede mit Forstpflanzen bestockte Grünfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verdichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen. Die Entscheidung, welche Flächen als Wald im Sinne des Waldgesetzes anzusehen sind, obliegt allein der zuständigen Forstbehörde. Die Waldflächen sind für Großschirma in erster Linie als Erholungswald von Bedeutung und sind größtenteils auch Bestandteil der Landschaftsschutzgebiete bzw. Naturschutzgebiete. Bei der Abgrenzung der Waldflächen wurde auf der Basis der Forstgrundkarte der Bestand dargestellt. Darüber hinaus sind die nach Angaben des zuständigen Forstreferates beim Landkreis Mittelsachsen mitgeteilten Waldzugangsflächen in die Kategorie „Flächen für Wald“ aufgenommen worden (zusätzlich ca. 32 ha zu den bestehenden Waldflächen). Waldabgangsflächen sind im Rahmen der kommunalen Planung nicht vorgesehen. ______Stadt Großschirma – Flächennutzungsplan, Lks. Mittelsachsen – ENTWURF – Juni 2020

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Darüber hinaus existiert als Teil der forstlichen Rahmenplanung eine sogenannte Waldmehrungsplanung, die nach Auffassung der zuständigen Behörde landschafts- ökologisch vorteilhaft erscheint. Im Stadtgebiet von Großschirma wurden dazu insgesamt ca. 269 ha als potenzielle Aufforstungsflächen ausgewiesen. Da solche Aufforstungsflächen in einem gesonderten Verfahren festgestellt werden müssen, wurde auf eine flächenmäßige Darstellung im Flächennutzungsplan grundsätzlich verzichtet. Solche Flächen sind in aller Regel als Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete für die Waldmehrung bereits auf der Ebene der Regionalplanung ausgewiesen worden. Ob es tatsächlich bei konkreten Flächen zu einer Aufforstung kommt, ist einem gesonderten Verfahren vorbehalten. Der Flächennutzungsplan weist für diese Gebiete keine Darstellungen bzw. Nutzungen aus, die einer potenziellen Aufforstung widersprechen würden.

3.5 Naturschutz und Landschaftspflege

3.5.1 Regelungen nach Naturschutzrecht

Neben den Darstellungen in der Festlegungskarte des Regionalplanes sind für die Flächen- nutzungsplanung die ausgewiesenen Schutzgebiete nach geltendem Naturschutzrecht zwingend zu beachten. Dazu zählen z. B. auch die Darstellungen der Natura 2000 Gebiete.

Ausschnitt aus der Karte E Regionalplan: Regionale Schutzgebietskonzeption

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Ausschnitt aus der Legende zur Karte E Regionalplan:

Landschaftsschutzgebiete:

 Striegistäler  Grabentour

Naturschutzgebiete:

 Aschbachtal

Flächennaturdenkmale:

 Steinbruch und Laubholzhänge Siebenlehn  Aschbachtal  Eichenbestand am Aschbach  Emmrichbachtal Kleinvoigtsberg  Brückengrund Hohentanne  Bäckerschlucht Reichenbach  Wolfs Schlucht Seifersdorf

FFH-Gebiete:

 Oberes Muldetal  Pitzschebachtal  Striegistäler  Schwermetallhalden bei Freiberg

SPA-Gebiete:

 Täler in Mittelsachsen abgegrenzte Bereiche im Bereich Oberes Muldental, Zellwald und Seifersdorf

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Diese wesentlichen geschützten Landschaftsbestandteile sind nachrichtlich in die Darstellung des Flächennutzungsplanes übernommen worden. Eine Besonderheit ist die im Flächennutzungsplan gewählte Darstellung der Abgrenzung des Landschaftsschutzgebietes „Grabentour“. Für dieses LSG ist eine entsprechende Rechtsangleichung für die Jahre 2020 – 2022 gemäß Schutzgebietskonzept des Landkreises Mittelsachsen geplant. Da es sich gegenwärtig um ein altes LSG handelt, das mit der Nummer 05 (c 04) übernommen wurde, ist nach den geltenden Rechtsvorschriften die bisher vorliegende Abgrenzung insoweit korrigiert worden, dass die im Zusammenhang bebauten Ortsteile zum besseren Verständnis aus der Abgrenzung des LSG herausgenommen worden sind. Unabhängig von einer Neuabgrenzung des LSG gilt für den Bereich des § 34 BauGB (Innenbereich), dass diese Flächen per Gesetz nicht Bestandteil des LSG sind. Die Stadt Großschirma hat deshalb die Abgrenzung des LSG nach gründlicher Prüfung der Grenzen zwischen Innen- und Außenbereich für die betreffenden Ortslagen vorgenommen.

3.5.2 Planungsgrundsätze der Landschaftsplanung

Der ökologisch sinnvolle Umgang mit Natur und Landschaft im Rahmen der Bauleitplanung ist für die Gemeinde oberstes Gebot. Entsprechend § 1 BauGB sind bei der Aufstellung von Bauleitplänen die Belange von Umwelt- und Naturschutz sowie der Landschaftspflege in ausreichender Weise zu berücksichtigen.

Die Stadt Großschirma hat damit sicher zu stellen, dass mit der Verwirklichung der Bauleitpläne keine erheblichen oder nachteiligen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes zurückbleiben und das Landschaftsbild in seiner charakteristischen Form wiederhergestellt oder durch Ausgleich neu gestaltet wird. Wo die Funktionen der Landschaft möglicherweise dauerhaft geschädigt bleiben, müssen an anderer Stelle Kompensationsmaßnahmen durchgeführt werden.

Für das Territorium der Stadt Großschirma existiert kein Landschaftsplan. Unabhängig davon sind bei der Aufstellung des Flächennutzungsplanes die einschlägigen gesetzlichen Vorschriften zum Umweltschutz anzuwenden. Gemäß § 11 Abs. 2 BNatSchG sind Landschaftspläne aufzustellen, sobald und soweit dies im Hinblick auf die allgemeinen Erfordernisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege erforderlich ist, insbesondere weil wesentliche Veränderungen von Natur und Landschaft eintreten oder zu erwarten sind.

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Im Rahmen der vorliegenden überörtlichen Planungen und hier in erster Linie beim Regionalplan, der zugleich die Funktion eines Landschaftsrahmen- planes übernimmt, wurden bereits umfangreiche Grundsätze und Ziele formuliert, die es für die Stadt Großschirma möglich machen, auf eine gesonderte flächendeckende neue Landschaftsplanung für ihr Territorium zu verzichten. Im vorliegenden Fall erscheint es aus landschaftsplanerischer Sicht ausreichend, wenn der Begründung gemäß § 2a BauGB ein Umweltbericht als gesonderter Teil der Begründung beigefügt wird. Bei der dazu vorgenommenen Umweltprüfung sind die Ziele, Zwecke und wesentlichen Auswirkungen der Planung darzustellen. Im Rahmen der Entwurfsbearbeitung wurde ein Umweltbericht erarbeitet, der im Wesentlichen die Auswirkungen der potenziellen Planvorhaben nach Darstellung im Flächennutzungsplan bewertet hat und dazu Vorschläge für erforderliche Ausgleichs- maßnahmen in allgemeiner Form beinhaltet.

Die allgemeine Bodenschutzklausel, wie sie im Absatz 2 des § 1a BauGB verankert ist, verpflichtet alle planenden Gemeinden mit Grund und Boden sparsam und schonend umzugehen. Der notwendige Flächenverbrauch bzw. die Neuversiegelung von Boden ist auf das unbedingt erforderliche Maß zu reduzieren. Die zwei Hauptelemente des Bodenschutzes, die Begrenzung der Bodenversiegelung und der sparsame und schonende Umgang mit Grund und Boden korrespondiert mit der planerischen Forderung, die Darstellung und Festsetzungen des Flächennutzungsplanes entsprechend den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten und Erfordernissen anzupassen.

Im Rahmen der Abwägung sind das gesamte Spektrum der zu berücksichtigenden Belange des Naturschutzes und der langfristig geplanten städtebaulichen Entwicklung zu berücksichtigen. Der Planungsprozess des Flächennutzungsplanes stellt sich so als umfassende Optimierungsaufgabe der künftigen Bodennutzung dar. Konkrete Bilanzierungen von Eingriffen infolge der sich anschließenden verbindlichen Bauleitplanungen sind Aufgabe nachfolgender Planungsebenen (Grünordnungsplan, Landschaftspflegerischer Begleitplan), da erst hier der konkrete Eingriff (Größe, Schwere etc.) fassbar wird.

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Allgemeines Planungsleitbild

Schutzgebiete . fördernde Entwicklung der bestehenden und geplanten Schutzgebiete LSG, FND, ND entsprechend den Schutzgebietsverordnungen . fördernde Entwicklung von Gebieten nach RL 92/43 EWG – FFH-Gebiete und SPA – Gebiete, Beachtung des Verschlechterungsverbotes . Beachtung der archäologischen und Kulturdenkmale in der Ortslage

Flächen für die Landwirtschaft . Erhaltung und Entwicklung standortgerechter Landwirtschaft, Produktion nach Umweltgesichtspunkten . Extensivierung der Nutzung auf ausgeräumten strukturarmen Flächen . Erhaltung und Wiederherstellung extensiver Wiesengesellschaften . besondere Beachtung der Pufferzonen zu den Gewässern des Gebietes; Verhinderung von Schadstoffeinträgen; Einrichtung von Pufferzonen

Flächen für Wald . Förderung und Entwicklung standortgerechter Wälder – Wälder auf besonderen Standorten . Erhaltung und Entwicklung von reich strukturierten Waldrändern im gesamten Gebiet . Anreicherung der reinen Nadelholzforsten im Zellwald mit standortgerechten Laubgehölzen . kleinflächige Aufforstung unbewaldeter Kuppen, Ausbildung als Feldhecken ebenso möglich (Rückzugsraum für Arten der Feldflur)

Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung der Landschaft sowie zur Erhaltung eines prägenden Landschaftsbildes

. Erhalt und Pflege der Streuobstwiesen als typische Elemente der Kulturlandschaft . Anlage neuer Obstwiesen, bevorzugt am Rand der Siedlungen zur Einbindungen in die Landschaft . Erhalt und Entwicklung von Flurgehölzen bzw. Neuanlage von Gehölzstreifen als wichtige Saumbiotope zur Gliederung der Landschaft, auf Kuppenlagen zum Schutz vor Bodenerosion . Pflege sowie Neupflanzung der wegebegleitenden Baumreihen als gliederndes Landschaftselement, z. T. nach historischen Vorgaben

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3.5.3 Hinweise zur Landschaftsplanung

Die Stadt Großschirma verfügt nicht über einen flächendeckenden Landschaftsplan. Lediglich für einen Teil der ehemals selbständigen Stadt Siebenlehn existiert ein Landschaftsplan aus dem Jahr 1999, der als Bearbeitungsgrundlage für die planerischen Entscheidungen des vorliegenden Flächennutzungsplanes und die Aussagen der Umweltprüfung herangezogen worden ist. Unter Würdigung der mit dem Entwurf vorliegenden Entscheidung zu tatsächlichen Planungen für das heutige Territorium der Stadt Großschirma kann eingeschätzt werden, dass auf eine flächendeckende neue Landschaftsplanung verzichtet werden kann. Es kommt mit der langfristigen Umsetzung der vorbereitenden Bauleitplanung zu keinen grundsätzlichen Veränderungen der Landschaft. Die potenziellen Eingriffe in Natur und Landschaft sind außerordentlich gering. Im beschriebenen Planungsleitbild wird deshalb dem Schutz, der Erhaltung und der Förderung des bestehenden Landschaftsbildes der Vorrang gegeben.

Auf die Darstellung gesetzlich geschützter Biotope wird grundsätzlich verzichtet, da diese einem ständigen Wandel unterliegen und unabhängig von der Darstellung im vorbereitenden Bauleitplan unter gesetzlichen Schutz stehen. Im Flächennutzungsplan und zur Begründung zum Flächennutzungsplan sind nur die Sachverhalte dargestellt und erläutert worden, die für das Verständnis zur Entscheidung zu konkreten geplanten städtebaulichen Entwicklungen und zur Erläuterung des grundsätzlichen planerischen Konzeptes von Bedeutung sind.

Analog gilt dies auch für die Auseinandersetzung mit Fragen des Artenschutzes. Grundsätzlich sind die Bestimmungen des Artenschutzes im Rahmen des Vollzuges von Bauleitplänen zu beachten. Insofern ist lediglich grundsätzlich zu prüfen, inwieweit artenschutzrechtliche Verbotstatbestände bereits auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung zu berücksichtigen sind. Nach entsprechender Prüfung ist festzustellen, dass im Rahmen der Flächennutzungsplanung ein gesonderter Fachbeitrag Artenschutz nicht erforderlich ist. In diesem Sinne kann auf weitergehende Untersuchungen mit flächendeckenden Kartierungen zum Beispiel von Brut- und Rastvögelgebieten verzichtet werden. Eine entsprechende Prüfung erscheint nur im Rahmen sich anschließender verbindlicher Bauleitpläne möglicherweise sinnvoll (siehe dazu Angaben im Umweltbericht).

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4. Raumordnung und Regionalplanung

4.1 zentralörtliche Bedeutung und Raumstruktur

Ausschnitt aus dem Regionalplanentwurf

Die Stadt Großschirma befindet sich in der heutigen Planungsregion Chemnitz.

Mit der Verordnung der Sächsischen Staatsregierung vom 14. August 2013 ist der derzeitig geltende Landesentwicklungsplan Sachsen (LEP 2013) in Kraft getreten. Damit sind alle räumlichen Planungen insbesondere die Regionalplanung und die Bauleitplanungen an den Festlegungen des Landesentwicklungsplanes auszurichten. Gemäß der aktuellen Einstufung des LEP 2013 befindet sich die Stadt Großschirma in der Raumkategorie „Verdichteter Bereich im ländlichen Raum“. Im Regionalplan erfolgte eine entsprechende nachrichtliche Übernahme. Im immer noch gültigen Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge vom 31.07.2008 war lediglich die Raumkategorie „Ländlicher Raum“ dargestellt worden.

Aufgrund des aktuell vorliegenden Landesentwicklungsplanes und der Aufstellung des neuen Regionalplanes für die Region Chemnitz werden für die Bearbeitung des Flächennutzungs- planes grundsätzlich die getroffenen Planaussagen des LEP 2013 und die des rechtskräftig vorliegenden Regionalplanes Chemnitz-Erzgebirge vom 31.07.2008 zugrunde gelegt.

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Ungeachtet dieser Tatsache werden aufgrund des bereits fortgeschrittenen Stadiums des sich in Aufstellung befindlichen Regionalplanes für die Region Chemnitz diese Planaussagen (Regionalplanentwurf Stand: 15.12.2015) als wesentliche Bearbeitungsgrundlage verwendet.

Die Stadt Großschirma hat keine zentralörtliche Funktion und auch bei der Planung der besonderen Gemeindefunktionen erfolgte keine Spezifizierung für das Territorium von Großschirma. Unter Würdigung der aktuellen Entwicklungen und der in unmittelbarer Nachbarschaft vorhandenen Entwicklungsmöglichkeiten für potenzielle neue Gewerbeflächen im ländlichen Raum wird für die Stadt Großschirma selbst bei der Aufstellung des Flächennutzungsplanes dieser Sachverhalt bei der Darstellung des Flächennutzungsplanes berücksichtigt. Unabhängig davon kommt der Stadt Großschirma eine besondere Bedeutung für die Ansiedlung von Industrie und produzierendem Gewerbe zu. Dieser grundsätzliche Planungsansatz wird bestätigt durch die im Regionalplanentwurf und auch im verbindlich vorliegenden Regionalplan vorgenommenen Vorranggebiets- ausweisungen von regionalen Vorsorgestandorten für Industrie und produzierendes Gewerbe im Bereich Großschirma. Dies dürfte auch in Zukunft ein Schwerpunktbereich für die Siedlungsentwicklung der Stadt bleiben, da mit den bereits vorhandenen Gewerbestandorten und den regionalen Vorsorgestandorten in einer Größenordnung (von insgesamt ca. 130 ha Neuausweisung) vergleichsweise große Flächen für eine zukünftige gewerbliche Nutzung eingeplant sind.

Deutlich sichtbar auf der Übersichtskarte des Regionalplanes wird die Lage des Bearbeitungsgebietes zwischen den zwei in Ost-West-Richtung verlaufenden überregional und regional bedeutsamen Verbindungs- und Entwicklungsachsen, die zum einen den Verlauf der Autobahn A 4 und zum anderen den Verlauf der Bundesstraße B 173 entsprechen.

Im Plangebiet befinden sich:

überregional bedeutsame Verbindungs- und Entwicklungsachse Dresden-Chemnitz-: o Bundesautobahn A 4

regional bedeutsame Verbindungs- und Entwicklungsachse Freiberg-Nossen-Riesa bzw. Meissen

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4.2 Konkrete planungsrelevante Darstellungen der Regional- und Landesplanung für Großschirma

Der Regionalplan wird auf der Grundlage des Landesentwicklungsplanes aufgestellt und besteht im Wesentlichen aus einem Leitbild für die Region und aus den abgeleiteten Handlungsschwerpunkten aus dem LEP 2013 als thematisch orientierter Überblick der wichtigsten regionalen Erfordernisse der Raumordnung.

Er beschreibt Grundsätze und Ziele zur Raum- und Siedlungsentwicklung, zur Freiraumstruktur und zur technischen und wirtschaftlichen Infrastruktur. Grundsätzlich sollen auch mit der Flächennutzungsplanung in erster Linie die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Bereitstellung eines bedarfsgerechten Angebotes an Wohnungen geschaffen werden. Dabei sind die differenzierten Ansprüche an Wohnungsgröße und Wohnkomfort unter Beachtung der absehbaren Veränderungen von Bevölkerungszahl und –struktur zu berücksichtigen. Insbesondere soll darüber hinaus für ältere und behinderte Menschen dem Bedarf entsprechend alten- bzw. behindertengerechter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Ziel der Planung muss sein, den Bevölkerungsstand zu stabilisieren, indem durch geeignete Maßnahmen der Infrastrukturentwicklung, Abwanderungstendenzen vor allem jüngerer Menschen entgegengewirkt wird. In der Festlegungskarte der Raumnutzung werden eine Vielzahl von regionalplanerischen Ausweisungen dargestellt, die grundsätzlich als Restriktionen für die zu planende bauliche Entwicklung angesehen werden müssen. Dazu zählen in erster Linie entsprechende Regionale Grünzüge und Grünzäsuren sowie die dargestellten Vorrang- und Vorbehaltsgebiete.

Begriff: Regionale Grünzüge sind siedlungsnahe, zusammenhängende Bereiche des Freiraums mit unterschiedlichen ökologischen Funktionen oder naturnahen Erholungsmöglichkeiten. Regionale Grünzüge sind Ziele der Raumordnung. Grünzäsuren sind kleinräumige Bereiche des Freiraums zum Schutz siedlungsnaher ökologischer oder Erholungsfunktionen sowie zur Verhinderung des Zusammenwachsens dicht beieinander liegender Siedlungsgebiete, insbesondere im Zuge von Achsen. Grünzäsuren sind Ziele der Raumordnung.

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Aktuell sind die ursprünglich getroffenen Zielaussagen im Entwurf des Regionalplanes Region Chemnitz durch folgende Aussage ersetzt worden: „Regionale Grünzüge und Grünzäsuren sind von Bebauung im Sinne einer Besiedlung und von anderen funktionswidrigen Nutzungen freizuhalten“

Vorranggebiete sind Gebiete, die für bestimmte, raumbedeutsame Funktionen oder Nutzungen vorgesehen sind und andere raumbedeutsame Nutzungen ausschließen, soweit diese mit den vorrangigen Nutzungen, Funktionen oder Zielen der Raumordnung nicht vereinbar sind (s. § 7 Abs. 3 Nr. 1 ROG). Vorranggebiete sind Ziele der Raumordnung (s. § 3 Nr. 2 ROG).

Vorbehaltsgebiete sind Gebiete, in denen bestimmten, raumbedeutsamen Funktionen oder Nutzungen bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen besonderes Gewicht beizumessen ist (s. § 7 Abs. 3 Nr. 1 ROG). Vorbehaltsgebiete sind Grundsätze der Raumordnung (s. § 3 Nr. 3 ROG).

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Ausschnitt aus dem Regionalplanentwurf

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4.3 Schwerpunkte für Siedlungsentwicklungen

Bezüglich der Schwerpunktbereiche für Siedlungsentwicklungen wurden vom Regionalplan folgende Ziele und Grundsätze beschrieben, die bei beabsichtigter Neuausweisung eine Einzelfallprüfung möglicher Restriktionen erforderlich machen. Die positiven Standortbedingungen im Territorium von Großschirma sind in erster Linie mit der verkehrsgünstigen Lage zu begründen. Zum anderen gibt es in den Gemarkungen noch nennenswerte Flächen, für die bei einer geplanten Großansiedlung von Industrie und Gewerbe die vorhandenen Raumwiderstände als vergleichsweise gering einzuschätzen sind.

Begriff: Schwerpunktbereiche für Siedlungsentwicklungen sind regional und über- regional bedeutsame Regionale Vorsorgestandorte für Industrie und produzierendes Gewerbe. Die Flächenausweisung soll die Mindestgröße von 25 ha nicht unterschreiten.

Karte: Die Vorsorgestandorte Industrie und Gewerbe sind als Vorranggebiete Regionale Vorsorgestandorte für Industrie und produzierendes Gewerbe in der Karte 1 „Raumnutzung“ festgelegt.

Z 1.4.1 Regionale Vorsorgestandorte für Industrie und produzierendes Gewerbe sind die folgenden Standorte: Großschirma TG I und TG II und Obergruna-Viehweg

Z 1.4.2 Die Regionalen Vorsorgestandorte für Industrie und produzierendes Gewerbe sind nachrichtlich in den Flächennutzungsplan zu übernehmen und entsprechend dem vorhandenen Bedarf im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung standortkonkret auszuformen. Es ist insbesondere darauf hinzuweisen, dass die Standorte (V 6) „Großschirma (TG I und TG II) und (V 7) „Obergruna, Viehweg“ durch interkommunale Kooperation der Gemeinde Großschirma mit dem Mittelzentrum Freiberg vorbereitet und realisiert werden.

Z 1.4.3 Regionale Vorsorgestandorte für Industrie und produzierendes Gewerbe sind von allen Planungen und Maßnahmen freizuhalten, die eine industriell- gewerbliche Nutzung beeinträchtigen. Dabei sind insbesondere Einzelhandelseinrichtungen jeglicher Art und Größe, Photovoltaik-Freiflächen- anlagen, Windenergieanlagen, gewerbliche Tierhaltungsanlagen, Tankstellen,

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Anlagen für sportliche, kirchliche, kulturelle, soziale und gesundheitliche Zwecke sowie Vergnügungsstätten grundsätzlich auszuschließen. Geschäfts-, Verwaltungs- und Bürogebäude sind nur in direktem Zusammenhang mit den anzusiedelnden Industrie- und Gewerbeunternehmen zulässig. Logistikunternehmen sind nur in Verbindung mit produzierenden Industrie- und Gewerbebetrieben zulässig oder wenn die regionale, überregionale und gesamtwirtschaftliche Bedeutung nachgewiesen werden kann.

Z 1.4.4 Besteht im Rahmen der Planumsetzung der Regionalen Vorsorgestandorte für Industrie und produzierendes Gewerbe das Erfordernis der Teilinanspruchnahme und der Festlegung von Baugrundstücken, ist dies nachzuweisen und zu begründen. Dabei ist die Mindestgröße der Baugrundstücke von 3 ha einzuhalten.

5. Bevölkerungsentwicklung

5.1 Allgemeiner Trend der Entwicklung

Bei allen einschlägigen Berichten und Prognosen des Statistischen Bundesamtes bzw. des Statistischen Landesamtes Sachsen und z. B. des Berlin-Institutes für Weltbevölkerung und globale Entwicklung muß von einer weiterhin relativ stark abnehmenden Einwohnerzahl für Deutschland ausgegangen werden. Hauptursache für diesen demographischen Wandel bleibt die Tatsache, dass mehr Menschen sterben als geboren werden, d. h., dass von einer natürlichen Bevölkerungs- entwicklung auch in Zukunft nicht ausgegangen werden kann.

Entsprechend Analyse und Prognoseberechnungen wird sich die Geburtenziffer nach großen Schwankungen für die Zukunft auf durchschnittlich 1,4 Kinder/Frau einpegeln. Allerdings sind die Voraussetzungen für die tatsächliche Entwicklung in den einzelnen Regionen Deutschlands sehr unterschiedlich. Bei allen Berechnungsmodellen fließen deshalb neben der natürlichen Bevölkerungsbewegung, die sich aus Geburten und Sterbefällen zusammensetzt, die räumlichen Bevölkerungsbewegungen, die aus den Binnenzu- und fortzügen und den Außenzu- und fortzügen bestehen, in die Berechnungen ein.

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Dadurch ergibt sich für ganz Deutschland ein differenziertes Bild.

Auch für Sachsen sind die Analysen und Prognoseberechnungen der Bevölkerungs- entwicklung regional unterschiedlich. Sowohl was die einzelnen Zeiträume anbetrifft, als auch die Bevölkerungsstruktur. Mit Datum vom 19. April 2016 lag als Grundlage für die Prognosen die 6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen vor, bei der die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2030 aufgezeigt wurde. Tenor der Auswertung zu diesem Zeitpunkt war die Feststellung, dass der dramatische Bevölkerungsrückgang gestoppt werden konnte. Das heisst, dass frühere Prognoseberechnungen, die eine wesentliche pessimistischere Aussage getroffen hatten, aktuell nicht mehr gültig sind. Ursache dafür ist sicherlich auch die Tatsache, dass die durchschnittliche Geburtenrate mit 1,57 Kindern je Frau deutlich höher als der Bundesdurchschnitt gegenwärtig liegt. Weitere Ursachen liegen in der Zuwanderung aus dem Ausland und der weiterhin gestiegenen Lebenserwartung.

Mittlerweile liegt mit Datum vom 19.05.2020 die 7. Regionalisierte Bevölkerungsvoraus- berechnung (RBV) für den Freistaat Sachsen vor. Basiszeitraum für diese Berechnung ist die Bevölkerungsentwicklung der Jahre 2012 – 2018. Der Vorausberechnungszeitraum beinhaltet die Jahre 2019 – 2035. Für den Landkreis Mittelsachsen wird, ausgehend vom Jahr 2019 bis zum Jahr 2030, in der günstigsten Variante ein Bevölkerungsrückgang von ca. 11 % prognostiziert. Vergleicht man die Prognosewerte mit der 6. RBV fällt die Prognose für den Landkreis Mittelsachsen für das Jahr 2030 mit einem Rückgang von ca. 7.8 % in der Prognose der 7. RBV sogar günstiger aus. In der 6. RBV waren es noch ca. 9,2 %.

Der Landkreis Mittelsachsen befindet sich damit auch weiterhin im „Mittelfeld“ der gesamten sächsischen Landkreise und kreisfreien Städte. Allerdings immer noch deutlich über dem Durchschnitt für die prognostizierte Entwicklung des Freistaates insgesamt. Lediglich für die bestehenden Oberzentren und da besonders für Dresden und wird ein deutlicher Bevölkerungszuwachs erwartet.

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5.2 Bevölkerungsentwicklung von Großschirma

Einwohnerentwicklung und Prognose

Jahr: Einwohner EW EW Land- Sachsen (Statistik) 6. RBV 7. RBV kreis (2015-2030) (2019-2035)

1990 6.752

2000 6.446 VARIANTE 1 VARIANTE 1 2010 5.943

2011 5.807

2012 5.772

2013 5.708

2014 5.709

2015 5.721 5.709

2016 5.678 5.721

2017 5.613 5.619

2018 5.665 5.613 5.665

2019 5.631 5.631

2020 5.700 5.620

2025 5.500 5.470

2030 5.200 5.340

2035 5.170

[- 8,9 % [- 8,7 % [- 11 % [- 3,3 % 2015 - 2030] 2018 - 2035] 2018 - 2018 - 2035] 2035]

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Die Einwohnerzahl des heutigen Territoriums der Stadt Großschirma hat sich in den letzten ca. 10 Jahren kaum verändert. Im Vergleich zu anderen Kommunen kann man für Großschirma von einem annähernd stabilen Einwohnerniveau sprechen.

Die Altersstruktur entspricht in etwa der durchschnittlichen Altersstruktur des Freistaates Sachsen. Auch für die Prognose gleichen sich die prozentualen Anteile der einzelnen Alters- gruppen. Der demografische Wandel in der Region und speziell für die Stadt Großschirma besteht real in erster Linie in der Veränderung der künftigen Altersstruktur. Durch die Abnahme der jüngeren Bevölkerung ist längerfristig mit einem Fachkräftemangel zu rechnen und so muss das strategische Ziel sämtlicher Entwicklungspläne auch darin bestehen, junge Familien in der Region zu halten bzw. die Voraussetzungen für deren Zuwanderung zu schaffen. Klar ist, dass eine Veränderung der Einwohnerzahlen mit einer potenziellen Binnenmigration verbunden ist. Eventuelle Bevölkerungsgewinne sind allein durch Zuwanderung zu erreichen. Ein zweiter wesentlicher Grundpfeiler für die langfristige Entwicklungsplanung sind der Zustand und die Entwicklungsperspektiven der wirtschaftlichen Infrastruktur.

Die auf dem Gebiet der Stadt Großschirma vorhandenen Potenziale für die Großansiedlung von Industrie und Gewerbe lassen die Vermutung zu, dass zumindest bei teilweiser Ausnutzung dieser Potenziale eine deutliche Zahl von neuen Arbeitsplätzen im Gebiet der Stadt Großschirma entstehen können. Dies wiederum hätte zur Folge, dass auch eine gesteigerte Nachfrage nach Wohnbauland zu einer Erhöhung der Einwohnerzahl führen könnte. Es ist nicht zu erwarten, dass alle neuen Arbeitsplätze durch Pendler aus dem Umland besetzt werden. Diese Tatsache spielt bei der individuellen Prognose der künftigen Einwohnerentwicklung eine entscheidende Rolle.

Der Spielraum und die Streuung bei den Ergebnissen jeglicher Zukunftsprognosen ist allerdings auch umso größer, je weiter das Enddatum der Prognose in die Ferne rückt. So wird in der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes bis 2050 in insgesamt 9 Varianten eine Bevölkerungszahl für Deutschland von 67 Mio bis 81 Mio prognostiziert, also eine Abweichungsmöglichkeit von insgesamt 14 Mio oder prozentual von – 18,2 % bis – 1,2 % im Vergleich zu heute. Daran ist deutlich zu erkennen, dass bei unterschiedlichen Szenarien in der Entwicklungsplanung sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden können. Das gleiche trifft für die aktuelle Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes Sachsen zu.

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Da bei jeder Vorausberechnung demographische Einflussfaktoren wie z. B. Bevölkerungsstruktur, Geburten, Lebenserwartung und Wanderungsbewegungen, die in die Berechnung einfließen und mit zunehmender Regionalisierung immer unsicherer werden und wirtschaftliche und soziale Einflüsse unberücksichtigt bleiben, handelt es sich bei der ermittelten voraussichtlichen Bevölkerungszahl um ein rein mathematisches Ergebnis. Die verwendeten Berechnungsmodelle basieren auf getroffenen Annahmen und Mittelwerten der Vergangenheit. Dies führt neben einer relativen Unsicherheit zu erheblichen Streuungen bei unterschiedlichen Varianten. Die gemeindespezifische Entwicklung kann von dieser Bevölkerungsvorausberechnung zweifelsfrei abweichen. Das angestrebte Ziel, ein möglichst gleichbleibendes Einwohnerniveau zu erhalten, wird ergänzt durch die Erwartungen der Entwicklungen der wirtschaftlichen Infrastruktur. Die Stadt Großschirma stellt sich unter Würdigung der umfassend bewerteten Einflussfaktoren für die Gesamtentwicklung der Kommune das Ziel, ein möglichst gleichbleibendes Einwohnerniveau zu erhalten. Man geht nach nochmaliger Prüfung im Gegensatz zu den Annahmen des Vorentwurfes nicht mehr davon aus, dass im Rahmen des Zeithorizontes der vorbereitenden Bauleitplanung mit einem Einwohnerzuwachs gerechnet werden kann.

Als planerische Zielgröße wird für den Zeithorizont des Flächennutzungsplanes eine Einwohnerzahl von 5.600 Einwohnern angenommen. Im Rahmen der vorbereitenden Bauleitplanung soll dafür die notwendige planerische Vorsorge getroffen werden.

In der Regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung geht das Statistische Landesamt Sachsen grundsätzlich von 2 Berechnungsvarianten aus. Bei der Variante 1 (obere Variante) und bei der Variante 2 (untere Variante) werden für die einzelnen demografischen Einzelfaktoren unterschiedliche Entwicklungsszenarien angenommen. Darüber hinaus erfolgt auch eine Differenzierung bei den Größenklassen der einzelnen Kommunen. Die Variante 1 stellt insgesamt eine optimistischere Prognose in Aussicht als bei Variante 2. Aufgrund der zu erwartenden Gesamtentwicklung für Großschirma wird bei der Prognose und der planerischen Zielstellung der städtebaulichen Entwicklung die Variante 1 für die Festlegung der planerischen Zielgröße zugrunde gelegt.

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6. Wirtschaftliche Infrastruktur

Das heutige Stadtgebiet von Großschirma ist aufgrund des relativ hohen Flächenanteils von ca. 60 % durch eine landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Rechnet man den Anteil der forstwirtschaftlichen Flächen dazu (Waldanteil ca. 30 %) ergibt sich ein Nutzungsanteil von Grund und Boden für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung von ungefähr 90 %. Das wirtschaftliche Rückgrat von Großschirma bilden heute darüber hinaus zahlreiche Industriebetriebe, die teilweise bereits seit Jahrzehnten in der Stadt angesiedelt sind. In den bestehenden beiden großen Gewerbegebieten in Großschirma und in Siebenlehn haben sich neue Unternehmen angesiedelt. Die Stadt Großschirma hat sich demzufolge aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage an einer überregionalen und regionalen Entwicklungsachse zu einem potenziellen Entwicklungs- standort für Neuansiedlungen von Industrie und Gewerbe entwickelt. Günstige Standortfaktoren neben der verkehrsgünstigen Lage sind z. B. die geografische Lage am Rande des Ballungsraumes (der europäischen Cityregion „Sachsendreieck“ Dresden – Leipzig - Chemnitz / Zwickau), die bestehenden vielfältigen Infrastruktur- einrichtungen, die gute Erreichbarkeit durch den ÖPNV, das durchaus attraktive Freizeit- bzw. Erholungsangebot im Naherholungsgebiet „Zellwald“ und die romantischen Flußarme an Mulde- und Pitzschebach und nicht zuletzt die günstigen steuerlichen Randbedingungen bei Grundsteuer und Gewerbesteuer.

Einen großen Flächenanteil nimmt in Großschirma die Bergbaufolgelandschaft aus dem Erz- und Spaltbergbau ein. Im Regionalplan für die Region Chemnitz wird dadurch auf einen Raum mit besonderem Handlungsbedarf verwiesen. Die in diesem Gebiet ermittelten Sanierungserfordernisse sollen langfristig minimiert werden, um die bestehenden Entwicklungshemmnisse und bergbaubedingten Folgeschäden zu beseitigen.

In den übergeordneten Plänen der Landesentwicklung und der Planungsregion Chemnitz werden insbesondere für die Stadt Großschirma bedeutende Vorsorgestandorte für Industrie und Gewerbe als sogenannte Vorranggebiete ausgewiesen bzw. festgelegt. Mit insgesamt mehr als 120 ha derartiger Entwicklungsflächen handelt es sich um einen vergleichsweise hohen Flächenanteil, der wiederum als Standortvorteil für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der gewerblichen Infrastruktur anzusehen ist.

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Die Raumwiderstände bei den zwei großen Vorsorgestandorten in Großschirma sind vergleichsweise gering, so dass damit gerechnet werden kann, dass bei derartigen Erfordernissen von neuen Großansiedlungen für die Industrie und das produzierende Gewerbe in der Planungsregion auf diese Standorte vorrangig zurückgegriffen wird. Bei der Entwicklung dieser Flächen ist besonders die interkommunale Kooperation mit den Nachbargemeinden, wie z. B. dem Mittelzentrum Freiberg, von besonderer Bedeutung.

Bei den statistischen Angaben der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Wohnort und deren Anteil an der Gesamtbevölkerung der Kommune liegt die Stadt Großschirma über dem Durchschnitt des Landkreises Mittelsachsen (Anteil ca. 52 %). Interessant ist auch, dass dieser Anteil der Bevölkerung, hochgerechnet auf den Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter, mit ca. 64 % ebenfalls deutlich über dem durchschnittlichen Anteil des Landkreises liegt.

Mit dem Stichtag 30.06.2018 / 30.09.2018 gab es in Großschirma:  15 Betriebe des Bergbaus und des verarbeitenden Gewerbes mit insgesamt ca. 837 Beschäftigten und  16 Betriebe des Baugewerbes mit insgesamt ca. 112 Beschäftigten.

Daraus ist abzuleiten, dass ein sehr hoher Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in anderen Bereichen der Infrastruktur wie z. B. im Handel, im Dienstleistungssektor, in Land- und Forstwirtschaft, im Tourismus und in der Verwaltung tätig sind (Pendlerbewegungen sind bei dieser Analyse nicht berücksichtigt).

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7. Technische Infrastruktur

7.1 Verkehr / Tourismus

Das Plangebiet ist durch die unter Punkt 3.2 aufgeführten Straßen des klassifizierten Straßennetzes erschlossen. Die Stadt ist in das Fernstraßennetz integriert, verfügt über eine Abfahrt Siebenlehn an der Bundesautobahn (A 4) und liegt an der Bundesstraße 101 (B 101). In Siebenlehn befinden sich mehrere Fernbushaltestellen. Die entlang der Bahnstrecke Nossen–Moldau befindlichen Haltepunkte werden jährlich von Sonderfahrten angefahren. Die alten Bahnhöfe in Großvoigtsberg und Großschirma sind erhalten und werden von Vereinen gepflegt.

Neben dem klassifizierten Straßennetz gibt es noch eine Vielzahl von kommunalen Orts- und Ortsverbindungsstraßen sowie sonstige öffentliche Straßen und Wege, die in der Straßenbaulast (Unterhaltungspflicht) bei der Stadt Großschirma liegen. Das städtische Straßen- und Wegenetz sichert in ausreichendem Maße die örtliche Erschließung und soll entsprechend den Bedürfnissen der Zukunft erhalten bzw. ausgebaut werden. Dabei stehen ausschließlich Werterhaltungsmaßnahmen im Vordergrund.

Im Zusammenhang mit den Ausbaumaßnahmen der Autobahn BAB A 4 (Planfeststellungs- beschluss vom 07.09.1994), dem Neubau der Anschlussstelle Siebenlehn im Verlauf der Ortsumgehung Siebenlehn B 101 (Planfeststellungsbeschluss vom 23.06.1998) und der ebenfalls bereits durchgeführten Verlegung der S 195 in Siebenlehn sind auf dem Territorium der Stadt Großschirma zahlreiche Kompensationsmaßnahmen festgesetzt und realisiert worden. Diese wurden bei der Flächennutzungsplanung entsprechend berücksichtigt. Aufgrund der Vielzahl dieser bereits durchgeführten einzelnen Maßnahmen wurde aus Lesbarkeitsgründen des Flächennutzungsplanes auf eine detaillierte Darstellung in der Planzeichnung des Flächennutzungsplanes verzichtet. Im Bereich von allen festgesetzten Ausgleichsmaßnahmen sind im Rahmen des Flächen- nutzungsplanes keine Nutzungsänderungen bzw. Planungen dargestellt worden, die diesen Maßnahmen widersprechen würden. Der Vollständigkeit halber werden die Angaben zu allen Kompensationsmaßnahmen aus dem KISS Stand 23.06.2020 als Anlage der Begründung beigefügt. Alle Flächen von Kompensations- bzw. Gestaltungsmaßnahmen sind für andere Nutzungen grundsätzlich nicht verfügbar und besitzen Vorrangfunktion für Natur und Landschaft.

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Entlang der BAB A 4 sind die Bauverbotszone und die Baubeschränkungszone nach § 9 Bundesfernstraßengesetz (FStrG) zu berücksichtigen. Im Bereich der Bauverbotszone (§ 9 Abs. 1 Nr. 1 FStrG), d. h. in einem Abstand bis zu 40 m, gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn der Bundesautobahn A 4, ist die Errichtung von Hochbauten oder Aufschüttungen und Abgrabungen größerer Art nicht gestattet.

Innerhalb der Baubeschränkungszone nach § 9 Abs. 2 (FStrG), d. h. in einer Entfernung bis zu 100 m der Bundesautobahn A 4, gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn bedürfen Baugenehmigungen oder nach anderen Vorschriften notwendige Genehmigungen der Zustimmung des Autobahnamtes Sachsen. Eine Benutzung der Anlagen der Bundesautobahn A 4 ist nicht gestattet und die Beeinträchtigung muss ausgeschlossen werden. Dies betrifft insbesondere die Entwässerungseinrichtungen mit den zugehörigen Regenrückhaltebecken.

Die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs auf der A 4 darf zu keinem Zeitpunkt gefährdet oder beeinträchtigt werden. Gemäß § 33 Abs. 1 Nr. 3 StVO ist jede Werbung durch Bild, Licht oder Ton verboten, wenn dadurch Verkehrsteilnehmer in einer den Verkehr gefährdenden oder erschwerenden Weise abgelenkt oder belästigt werden können. Die Einhaltung und Festsetzung des Werbeverbotes für Werbung, die von der Bundesautobahn wahrnehmbar ist, wird vom zuständigen Fernstraßenbundesamt gefordert.

Sonstiges klassifiziertes Straßennetz

Auf dem Territorium der Stadt Großschirma sind aktuell keine Neubauvorhaben von Bundes- und Staatsstraßen geplant. Für den Ausbau der Bundesstraße B 101 südlich von Siebenlehn liegt mit Stand 06/2018 eine Voruntersuchung vor, die im Auftrag des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr erarbeitet worden ist. Die mögliche neue Trasse der B 101 wurde deshalb vorsorglich als geplante Trasse in die Darstellung des Flächennutzungsplanes aufgenommen. Darüber hinaus diente als Grundlage für die Darstellung die mit Stand vom Februar 2019 vorliegende Vorentwurfsfassung für den Bereich der Ortslage Großschirma (B 101 – Ausbau in und nördlich der OD Großschirma).

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Mit der Darstellung im Flächennutzungsplan wird auch deutlich, dass mehrere Kollisionspunkte mit vorhandenen Baugebietsdarstellungen im Bereich von Großschirma und Siebenlehn bestehen, die im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens zu behandeln sind.

Nach Angaben des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr ist für den Ausbau in und nördlich der OD Großschirma ein Planfeststellungsantrag für Ende 2020 angedacht. Gleichzeitig sollen die Vorentwurfsplanungen im Jahr 2020 für den Neu-/Ausbau südlich Siebenlehn durchgeführt werden. Auf der Ebene der Flächennutzungsplanung wurden im Bereich der geplanten neuen Trasse der B 101 keine Nutzungsänderungen vorgesehen.

Zulässigkeit von Bauvorhaben an klassifizierten Straßen

Die Zulässigkeit von Bauvorhaben an klassifizierten Strassen richtet sich nach den Bestimmungen des Sächsischen Straßengesetzes und des Bundesfernstraßengesetzes. Danach müssen außerhalb der geschlossenen Bebauung alle baulichen Anlagen bei Bundes-, Staats- und Kreisstrassen einen Abstand von 20 m zur Fahrbahn (gemessen vom äußeren Fahrbahnrand) als Bauverbotszone und eine Baubeschränkungszone von 40 m (gemessen vom äußeren Fahrbahnrand) einhalten. Außerhalb der nach § 5 Sächsisches Straßengesetz (SächsStrG) und § 5 Bundes- fernstraßengesetz (FStrG) festgesetzten Erschließungsbereiche der Ortsdurchfahren gilt § 24 SächsStrG bzw. § 8 FStrG Anbauverbots- und Anbaubeschränkungszone und ist entsprechend zu beachten.

Bahnanlagen

Die bestehenden Bahnanlagen bzw. Bahnstrecken unterliegen der Verfügungsberechtigung der Deutschen Bahn AG. Durch das Plangebiet verläuft in Nord-Süd-Richtung die Bahnstrecke der Zellwaldbahn.

Öffentlicher Personennahverkehr ÖPNV

Hauptträger des Regionalverkehrs ist die RegioBus Mittelsachsen GmbH mit Sitz in Mittweida. Das Unternehmen betreibt gegenwärtig im Bereich Großschirma zwei Buslinien

 Linie 751: Halsbrücke – Großschirma – Reichenbach – Großvoigtsberg – Hohentanne – Siebenlehn  Linie 755: Nossen – Siebenlehn – Obergruna – Großvoigtsberg – Großschirma – Freiberg ______Stadt Großschirma – Flächennutzungsplan, Lks. Mittelsachsen – ENTWURF – Juni 2020

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Die Buslinie 755 in Großschirma besitzt insgesamt 10 Stopps an diversen Haltestellen für Linienbusse bzw. ÖPNV in Großschirma. Sie beginnt an der Haltestelle Siebenlehn Möbel Mahler, Großschirma und endet für gewöhnlich Großvoigtsberg Zellwald-Center, Großschirma. Auf dem Weg dorthin hält diese u.a. an den Haltestellen Siebenlehn An der Halde, Siebenlehn Südstr., Obergruna Unterdorf und Obergruna Oberdorf.

Rad-, Wander- und Reitwege

Die Stadt Großschirma bietet eine Reihe von attraktiven Ausflugszielen, die zu Fuß oder mit dem Rad oder auch auf dem Rücken eines Pferdes zu erreichen sind. Dabei sind auch die durchaus vorhandenen Reize der Landschaft mit den breiten, sanft geböschten Flusstälern zu entdecken. Es existiert eine Vielzahl von gekennzeichneten Wanderwegen, die auch in Zukunft erhalten werden bzw. ausgebaut werden. Orientierungstafeln, Wegweiser und Wegemarkierungen werden ständig ergänzt. Darüber hinaus existieren Schutzhütten, Rastplätze und Ruhebänke an besonders markanten Blickpunkten. Von herausragender Bedeutung ist der überregionale Mulderadweg (Abschnitt Freiberg bis Nossen), der als Fernradweg bis zum Erzgebirgskamm führt. Außerdem wird vom Klosterbezirk Altzella ein Wander- und Radwegenetz gepflegt, das in die europäischen Fernwanderrouten integriert ist. Für den gesamten Zellwald existiert ein ausgewiesenes Reitwegenetz, in welches auch die zu Nossen gehörenden Waldbereiche eingebunden sind. Östlich des Pitzschebaches gibt es ein weiteres, von der Ortslage Zella aus erreichbares Reitwegenetz. Alle diese Netze sollen in der Zukunft weiter ausgebaut werden.

Seit April 2014 liegt die Radverkehrskonzeption für den Freistaat Sachsen vor. Im Planungsgebiet befinden sich 2 überregionale Radwege: der Fernradweg „Mulderadweg“ und die Sächsische Städteroute

Zur Übersicht sind die auf den beiliegenden Karten dargestellt. Darüber hinaus befinden sich im Gebiet 2 Fernreitrouten, die im Entwurf des Regionalplanes ebenfalls dargestellt sind. Die Karte 4 „Tourismus“ des Regionalplanentwurfes gibt dazu eine Übersicht.

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Übersicht (Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit Sachsen)

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Karte 4 „Regionalplanentwurf“ für die Region Chemnitz vom 15.12.2015

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7.2 Technische Erschließung

Allgemeiner Hinweis: Im Flächennutzungsplan werden außerhalb der bebauten Ortslagen wesentliche Hauptversorgungsleitungen nur soweit dargestellt, wie sie vom betreffenden Betreiber im Rahmen der Beteiligungsverfahren angezeigt wurden, bzw. soweit es für die Regelungstiefe des Planes erforderlich ist. Entsprechende Darstellungen werden somit nach der Frühzeitigen Beteiligung gemäß § 4 Abs. 1 BauGB in den Flächennutzungsplan aufgenommen.

In Großschirma sind sämtliche für eine zeitgemäße Ver- und Entsorgung erforderlichen Einrichtungen der technischen Infrastruktur vorhanden. Die Zuständigkeiten für die unterschiedlichen Medien sind gegenwärtig wie folgt geregelt:

7.2.1 Trinkwasserversorgung

Die Versorgung mit Trinkwasser liegt im Zuständigkeitsbereich des Wasserzweckverbandes Freiberg, der teilweise auch Aufgaben der Abwasserentsorgung übernimmt. Der Zweckverband übernimmt die Aufgaben der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Großschirma sowie in den Stadtteilen Großvoigtsberg, Kleinvoigtsberg, Obergruna, Reichenbach, Rothenfurth, Seifersdorf und Siebenlehn. Von herausragender Bedeutung sind dabei folgende Anlagen der Trinkwasserversorgung:

 Hochbehälter (HB) Großschirma  Hochbehälter Reichenbach  Hochbehälter Kleinvoigtsberg  Hochbehälter Obergruna  überörtliche Trinkwasserversorgungsleitung DN 300 aus Richtung Kleinwaltersdorf bis Siebenlehn  überörtliche Trinkwasserversorgungsleitung DN 200 von Großschirma (B 101) bis zum Hochbehälter Burkersdorf  Ableitungen (DN 200 und DN 150) vom HB Großschirma zum Ortsnetz (ON) Großschirma  Zuleitung (DN 150) zum HB Reichenbach  Ableitungen (DN 150 und DN 100) vom HB Reichenbach zum ON Reichenbach  Ableitung (DN 150) vom HB Reichenbach zum ON Seifersdorf

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 Zuleitung (DN 80) zum ON Hohentanne  Zuleitung (DN 100) zum HB Kleinvoigtsberg  Ableitungen (2 x DN 100) vom HB Kleinvoigtsberg zum ON Kleinvoigtsberg  Zuleitung (DN 300 mit Steuerkabel) zum HB Obergruna  Ableitungen (2 x DN 150) vom HB Obergruna zum ON Obergruna  Ableitungen (DN 300 mit Steuerkabel und DN 100) vom HB Obergruna zum ON Siebenlehn

Ortsnetzerweiterungen sind in der Stadt Großschirma bzw. in den Stadtteilen gegenwärtig nicht vorgesehen. Lediglich im Stadtteil Reichenbach soll die Ortslage „Zellhäuser“ in Abhängigkeit von der Beantragung von Trinkwasserhausanschlüssen und der Bereitschaft zur Zahlung von Baukostenzuschüssen durch die Grundstückseigentümer ggfls. trinkwasserseitig erschlossen werden.

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Trinkwasserbereitstellung (Menge und Druck) für die geplanten Wohnbauflächen und die geplanten gewerblichen Bauflächen aus dem öffentlichen Trinkwassernetz gewährleistet werden kann. Bestehende Trinkwasserleitungstrassen sind freizuhalten und dürfen nicht überbaut oder mit tiefwurzelnden Gehölzen bepflanzt werden. Dies gilt insbesondere im Schutzstreifenbereich (jeweils 2 bzw. 3 m beidseits der Längsachse) der Trinkwasserleitung. Für die überörtlichen Trinkwasserversorgungsleitungen (DN 300 mit Steuerkabel), (DN 200 mit Steuerkabel) gelten freizuhaltende Schutzstreifen- breiten von jeweils 6 m.

7.2.2 Abwasser

Die Zuständigkeit für die Abwasserentsorgung liegt beim Abwasserzweckverband Muldental (mit Sitz in Halsbrücke). Die Stadt Großschirma ist mit allen Stadtteilen Mitglied dieses Zweckverbandes. Die Verbandsmitglieder haben gemäß Satzung die Abwasserbeseitigungs- pflicht, die ihnen gemäß SächsWG übertragen worden ist. Das betrifft die Errichtung und Unterhaltung der Abwasseranlagen einschließlich der Ortskanäle sowie Sonderbauten entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen und den anerkannten Regeln der Technik.

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7.2.3 Energieversorgung/Gas

Zuständig für die Elektroenergieversorgung ist die MITNETZ Strom mbH Chemnitz, Netzregion Südsachsen in Freiberg.

Hochspannungsanlagen

Im Stadtgebiet, hier im Ortsteil Seifersdorf, befindet sich die

 110-kV-Freileitung Niederwiesa - Frankenberg - Köthensdorf - Mittweida/Süd - Hainichen - Kriebethal - Freiberg/Nord - Etzdorf, Abzweig Freiberg/Nord Mastfelder M 29/F - 34/F (Leitungsschutzstreifen in paralleler Ausführung max. Breite 30,50 m links und rechts der Trassenachse).

Die genannte 110-kV-Anlage hat Bestand und steht unter Spannung. Änderungen des derzeitigen Status und des Bestandes sind nicht geplant. Die Anlage dient der elektrischen Grundversorgung. Es wird darauf hingewiesen, dass die Mitbenutzung von Grundstücken bei Energiefortleitungen (110/30 kV) mit einem Errichtungszeitraum vor dem 03.10.1990 nach den Bestimmungen des § 9 des Grundbuchbereinigungsgesetzes (GBBerG) in Verbindung mit der Sachenrechts-Durchführungsverordnung (SachenR-DV) rechtlich geregelt ist. Bei Anlagen, die den Bestimmungen des GBBerG nicht unterliegen, erfolgt die Mitbenutzung der Grundstücke mit beschränkt persönlichen Dienstbarkeiten nach § 1090 ff BGB bzw. bei Verkehrsflächen nach dem Musterrahmenvertrag.

Die vorhandenen Dienstbarkeiten beinhalten u. a. die Maßgabe, dass die Stromanlagen durch Bauwerke sowie Arbeiten jeder Art nicht gefährdet werden dürfen. Sollten Änderungen unserer Leitungen/Anlagen unter der Vorrausetzung des Erhaltens der öffentlich-rechtlichen Genehmigungen notwendig werden, so erfolgt die Kostentragung vollständig durch den Veranlasser der Umverlegung.

Bei einer Bebauungsplanung bzw. der Bebauung im Bereich der 110-/30-kV-Anlagen bestehen bei Näherung Einschränkungen bezüglich der einzuhaltenden Mindestabstände u. a. zu Gebäuden, Verkehrswegen, anderen Versorgungsleitungen, Erholungsflächen etc. (siehe DIN EN 50341-3-4). Zu unseren Kabeln sind die Abstände nach DIN VDE 0100 und 0101 einzuhalten.

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Die Abstände nach DIN EN zu 110-/30-kV-Freileitungen sind immer einzuhalten. Dies gilt auch für die Errichtung von Windkraftanlagen ab einen Abstand von mindesten 300 m vom vorgenannten Anlagenbestand. Einer Bepflanzung der Leitungsschutzstreifen unserer Freileitungstrasse (durchschnittlich 25,0 m à wird im Zuge konkreter Anfragen präzisiert) bzw. der Kabelschutzstreifen (durchschnittlich 1,5 m à wird ebenfalls bei direkten Anfragen präzisiert) wird nicht zugestimmt.

Mittel- und Niederspannungsanlagen

Im Geltungsbereich des Flächennutzungsplanes befinden sich Mittel- und Niederspannungsanlagen der Netzregion Süd-Sachsen der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Strom mbH (MITNETZ STROM). Die Trassierung der Freileitungen ergibt sich aus den Örtlichkeiten. Die vorhandenen Kabel dürfen im Rahmen der Baumaßnahmen nicht in der Lage verändert, überbaut bzw. durch Baumaßnahmen geschädigt werden.

Zur Kabellage ist ein Mindestabstand von 1,0 m einzuhalten. Während der Bauphase ist eine Mindestüber-deckung von 0,4 m zu gewährleisten. Ist das nicht möglich, muss dies unter der Servicenummer 0800 2 884400 (kostenfrei) rechtzeitig angezeigt werden. Es wird dann vor Ort über geeignete Schutzmaßnahmen entschieden (z. B. Verrohrung des vorhandenen Kabels mittels Halbschalenschutzrohre oder Umverlegung der Kabel im Rahmen einer Baufeldfreimachung).

Bei Kreuzungen von Kabeln und Oberflächenerdern mit anderen Ver- und Entsorgungsleitungen ist ein Mindestabstand von 0,2 m einzuhalten. Bei seitlichen Näherungen bzw. Parallelführung ist zwischen Kabeln und Oberflächenerdern und anderen Ver- und Entsorgungsleitungen, mit Ausnahme von Telekom-Kabel, ein Mindestabstand von 0,4 m einzuhalten. Können die bei Näherungen und Kreuzungen vorgeschriebenen Mindestabstände nicht eingehalten werden, muss eine Berührung zwischen Kabeln sowie Oberflächenerdern und anderen Ver- und Entsorgungsleitungen durch geeignete Schutzmaßnahmen verhindert werden. Anderenfalls ist eine Umverlegung der Kabel im Rahmen einer Baufeldfreimachung erforderlich.

Im Bereich von vorhandenen Freileitungen verweisen wir auf die Einhaltung der gültigen Normen, insbesondere der DIN VDE 0105-100, 0210-1 und 0211.

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Der einzuhaltende seitliche Mindestabstand beträgt 3,0 m (20 kV) bzw. 1,0 m (1 kV) zum ausgeschwungenen Leiterseil. Unter der Freileitung sind keine Aufschüttungen von Erdmassen zulässig. Bei der Veränderung der Straßenhöhe (Geländehöhe) gegenüber der Freileitung ist der Nachweis zu führen, dass die vorgeschriebenen Mindestabstände eingehalten werden. Bei Nichteinhaltung der Mindestabstände ist die Veränderung der Freileitung zu beantragen. Durch den natürlichen Leistungszuwachs und den Anschluss weiterer Kunden können in den Folgejahren Netzverstärkungen oder Netzerweiterungen notwendig werden.

Etwaige Bepflanzungen müssen so erfolgen, dass eine Schädigung unserer Anlagen auch unter Beachtung des Pflanzenwachstums ausgeschlossen ist. Hinweise dazu sind im „Merkblatt Bäume, unterirdische Leitungen und Kanäle“, Ausgabe 2013 der Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen enthalten.

Gasversorgung

Für die Gasversorgung in den Ortsteilen Siebenlehn und Obergruna liegt die Zuständigkeit bei der enso Netz GmbH, Regionalbereich Großenhain. Anlagen des Gasnetzes dienen der Versorgung des Ortsteiles Siebenlehn. Obergruna ist nicht gasversorgt. Für alle anderen Ortsteile ist die inetz GmbH in Chemnitz zuständig.

Die inetz GmbH betreibt in den Ortsteilen Großschirma, Rothenfurth und Großvoigtsberg ein Rohrleitungssystem unterschiedlicher Dimensionen in der Druckstufe DP1 sowie weitere Anlagen, welche unterirdisch verlegt oder oberirdisch errichtet wurden. Die Ortsteile Kleinvoigtsberg, Reichenbach und Seifersdorf sind nicht an das Erdgasnetz angebunden. Eine Erschließung ist für diese Ortsteile gegenwärtig nicht vorgesehen.

Wichtige Anlagen sind die leitungsrechtlich gesicherten, überregional bedeutsamen Gashochdruckleitungen 0 63-0000, DN 500, DP25, die das Territorium der Stadt Großschirma im Süden geringfügig durchquert. Von der Ortslage Halsbrücke kommend, verläuft eine weitere Gashochdruckleitung (Bezeichnung C-8200, DN150, DP16) in Richtung Rothenburg bis zum Flurstück 1098/4 der Gemarkung Rothenfurth. Die im Flurstück befindliche Gasdruckregelanlage versorgt die beiden Ortsteile. Für alle Gasversorgungsanlagen sind Schutzstreifen und Abstandsforderungen festgelegt.

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 HD-Leitung 0 63-0000 8,0 m (4,0 m beidseitig der LA)  HD-Leitung C 82-0000 4,0 m (2,0 m beidseitig der LA) Regelanlage Schutzstreifen nach G 442 MD-Leitung (Ortsnetzleitung) 2,0 m (1,0 m beidseitig der LA)

Im Schutzstreifen der Versorgungsanlagen bestehen Bau- und Nutzungsbeschränkungen nach dem geltenden DVGW-Regelwerk.

7.2.4 Windenergienutzung

Gemäß Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge befindet sich auf dem Gemeindegebiet eine Teilfläche eines Vorrang- und Eignungsgebietes „Großschirma-Halsbrücke“ für die Nutzung von Windenergie. Diese Ausweisung wird in die Darstellung des Flächennutzungsplanes nachrichtlich übernommen. Im Entwurf des Regionalplanes existiert ein Vorrang- und Eignungsgebiet Nr. 26 „Großschirma-Halsbrücke“, das zur Ausweisung vorgeschlagen wurde. Die genaue Abgrenzung wurde noch nicht in den Flächennutzungsplan übernommen, da sich der entsprechende Regionalplan noch in der Entwurfsphase befindet. Die Stadt Großschirma hat nicht die Absicht, weitere eigene Vorrang- und Eignungsgebiete für die Nutzung von Windenergie auszuweisen. Die landesplanerische Vorgabe des LEP 2013 führt dazu, dass die Steuerung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen im Freistaat Sachsen abschließend in den Regionalplänen erfolgt und diese darüber hinaus nicht durch kommunale Planungen gesteuert werden können.

7.3 Abfall/Altlasten

Für die Abfallentsorgung im Plangebiet liegt die Verantwortung bei „Entsorgungsdienste Kreis Mittelsachsen GmbH“. Die EKM ist Beauftragte des Landkreises Mittelsachsen für die öffentliche Abfallentsorgung. Das Unternehmen schreibt die Leistungen der Abfallentsorgung aus, überwacht Verträge, stellt Abfallgebühren in Rechnung, sorgt für alte Deponien und informiert Bürger, Gewerbe und Institutionen.

Altlasten Die im Sächsischen Altlastenkataster (SALKA) aufgeführten Altlastverdachtsflächen wurden von der zuständigen Behörde beim Landratsamt Mittelsachsen (Untere Abfall- und Bodenschutzbehörde) für das Territorium der Stadt Großschirma benannt.

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In nachfolgender Tabelle sind sämtliche Altlastverdachtsflächen der Stadt Großschirma aufgelistet und durch die angegebenen Hoch- und Rechtswerte zu lokalisieren.

AKZ Bezeichnung HW RW E33 N33 22100365 ehem. Spülhalde 77100366 Deponie Schenkberg Waltersbachtal 5648500 4592200 381393 5647222 77100373 Betriebsdeponie Schlackenhalde 5649630 4592470 381708 5648339 Kurprinz 77100373 Betriebsdeponie Schlackenhalde 5649630 4592470 381708 5648339 Kurprinz 77100375 Deponie Muldenhang Großschirma 5649490 4591850 381083 5648225 77100376 Altablagerung Siedlerweg 5651560 4590580 379899 5650344 Großvoigtsberg 77100377 Altablagerung Ursulahäuser 5651290 4591200 380507 5650049 Großvoigtsberg 77100378 Altablagerung an Christbescher 5651190 4591060 380363 5649955 Fundgrube 77100399 Altablagerung Hohentanne 5650650 4591760 381040 5649387 77100405 Deponie Alte Hoffnung Gottes 5652480 4591850 381205 5651211 77100426 Altablagerung am Mühlberg 5653880 4593180 382590 5652556 77100427 Betriebsdeponie 5652790 4592740 382106 5651485 Bergwerksmaschinenwerk 77100428 Altablagerung Schindergraben 5654420 4592356 381789 5653128 77100429 Altablagerung Reinsberger Straße 5655070 4593120 382579 5653747 77100432 Altablagerung ehem. Bahnhof 5654930 4593620 383072 5653586 Obergruna 77100433 Altablagerung am Bahndamm 5654950 4593770 383223 5653600 77100439 Altablagerung am Sportplatz 5650685 4586695 375983 5649628 77100440 Altablagerung Steinbruch Ri 5650670 4587300 376586 5649588 Großschirma 77100441 Altablagerung Steinbr. südl. 5650230 4587170 376439 5649154 Reichenbach 77100445 Altablagerung Galgenberg 5648900 4587850 377064 5647798 Seifersdorf 77100446 Altablagerung Bungarten Seifersdorf 5649876 4586580 375835 5648825 77100447 Altablagerung "Ungers Schlucht" 5649670 4585910 375157 5648646 77100449 Altablagerung alter Mühlgraben 5649365 4586585 375819 5648314 77100453 Altablagerung Straße zur Heumühle 5649300 4585460 374693 5648295 77100454 Deponie Straße zur Steyermühle 5655540 4592990 382468 5654221 77100455 Betriebsdeponien Lederett 5655700 4593415 382899 5654364 77100455 Betriebsdeponien Lederett 5655810 4593440 382928 5654473 77100455 Betriebsdeponien Lederett 5655590 4593385 382865 5654255 77100456 Altablagerung Südstraße 5655200 4591560 381026 5653940 77200527 Bergwerkskanal Pappen- 5648520 4592080 381273 5647247 u.Zellstoffwerk

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77200528 Metallherstellung u. –verarbeitung 5648650 4591030 380230 5647419 (Zilla) 77200529 Kfz-Werkstatt/ Schrottplatz 5648580 4589830 379029 5647398 77200532 Chemikalienlager Materielltechnische 5648460 4589165 378359 5647305 Vers 77200534 Trockenwerk 5648000 4588670 377846 5646866 77200536 ehem. Radarstation Hohentanne 5649700 4594000 383239 5648347 77200537 Werkstatt Schreiberschacht 5649220 4591870 381092 5647954 77200541 Agrochemisches Zentrum 5651980 4589800 379137 5650795 Zellwaldring 77200544 ehem. Betonwerk Zellwaldring 5651330 4589680 378991 5650151 77200638 Chemikalienlager LPG 5654320 4591680 381110 5653056 77200661 Ges. Lederettgelände, Steyermühle 5655775 4593200 382687 5654448 77200661 Ges. Lederettgelände, Steyermühle 5655781 4593208 382696 5654453 77200661 Ges. Lederettgelände, Steyermühle 5655885 4592987 382479 5654566 77200661 Ges. Lederettgelände, Steyermühle 5655702 4593164 382648 5654376 77200662 Metallherstellung und -verarbeitung 5656240 4591550 381058 5654979 77200663 Kfz-Werkstatt Adler 5656280 4591390 380900 5655026 77200664 Tankstelle Siebenlehn Freiberger Str 5655605 4591820 381302 5654334 77200666 Tankstelle an der A 4-Auffahrt 5656300 4591470 380981 5655042 77200670 Sprengkapsel- u. Zündholzfabrik 5655950 4591150 380647 5654706 77200725 Tankstelle Großschirma 56b 5648520 4589820 379016 5647338 77200773 Energie Kom, ehem. Hoch- u. 5656370 4591920 381433 5655094 Brückenbau

Für die 7 Deponien in der Liste der Altlastverdachtsflächen ist die Landesdirektion Sachsen, Dienststelle Chemnitz, die zuständige Behörde. Insoweit ist für alle beabsichtigten Veränderungen auf Deponien im Vorfeld eine Abstimmung mit der Landesdirektion Sachsen erforderlich, ob eine abfallrechtliche Genehmigung erforderlich ist oder ob diese gegebenenfalls erteilt werden kann. Somit besteht Handlungs- bedarf nur für den Fall von Überplanung derartiger Flächen. Einige der bestehenden Deponien sind bereits endgültig stillgelegt und befinden sich in der Nachsorgephase. 3 Deponien müssen noch endgültig stillgelegt werden.

Im Rahmen der Flächennutzungsplanung wurde eine Prüfung vorgenommen, inwieweit Altablagerungen oder Altstandorte gemäß der Vorsorgepflicht der Gemeinde bereits in der vorbereitenden Bauleitplanung in besonderer Weise zu berücksichtigen sind. Im Ergebnis dieser Prüfung kann festgestellt werden, dass im Bereich potenziell geplanter baulicher Nutzungen keine erkennbaren Konflikte mit eventuell vorhandenen Altlasten bestehen.

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Grundsätzlich gilt für den Bestand: Werden im Rahmen einer Neubebauung oder Überbauung oder durch konkrete Baumaßnahmen Altlastverdachtsflächen berührt, so sind diese zu erkunden (§ 13 SächsKrWBodSchG ist hier anzuwenden). Gegebenenfalls notwendige Arbeiten zur Sicherung/Sanierung oder Entsorgung am jeweiligen Standort sind je nach Erheblichkeit der Schadstoffbelastung und der Art der vorgesehenen Nutzung zu veranlassen. Werden schädliche Bodenveränderungen oder Altlasten bekannt oder verursacht, sind diese unverzüglich der zuständigen Behörde (Kreisumweltamt des Landratsamtes Mittelsachsen) mitzuteilen.

Nach Angaben der Entsorgungsdienste Kreis Mittelsachsen GmbH ist dieses Unternehmen mit Geschäftsbesorgungsvertrag beauftragt, das Management der Abfallwirtschaft gemäß § 20 Kreislaufwirtschaftsgesetz in Verbindung mit den jeweils gültigen Abfallwirtschafts- und Abfallgebührensatzungen für den Landkreis Mittelsachsen durchzuführen.

Hinweis Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Im Plangebiet befindet sich unter den Nummer 4327 die Spülhalde Isaak (Rechtswert: 383395,4 – Hochwert: 5647096,1), die als möglicherweise radiologisch relevant zu klassifizieren ist. Sollten Eingriffe in diesem Bereich geplant sein, empfehlen wir, unsere Hinweise zu radiologisch relevanten Hinterlassenschaften zu beachten. Wir machen aber darauf aufmerksam, dass das zugrunde liegende Kataster [1] keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und insofern nicht sichergestellt ist, dass alle auf frühere menschliche Betätigung zurückzuführende Kontaminationen (mit natürlichen Radionukliden) erfasst sind.

Das Plangebiet liegt nach den uns bisher vorliegenden Kenntnissen zu überwiegenden Teilen in einem Gebiet, in dem wahrscheinlich erhöhte Radonkonzentrationen in der Bodenluft vorhanden sind. Zum vorliegenden Vorhaben bestehen nach derzeitigem Kenntnisstand keine rechtlichen Bedenken. Es sollten aber im Rahmen weiterer Planungen zur Bebauung die Anforderungen / Hinweise zum Radonschutz beachtet werden.

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7.4 Radonschutz

Aufgrund der Verabschiedung des neuen Strahlenschutzgesetzes [2] und der novellierten Strahlenschutzverordnung [3] gelten seit dem 31. Dezember 2018 erweiterte Regelungen zum Schutz vor Radon (§§ 121 – 132 StrlSchG [2] / §§ 153 - 158 StrlSchV [3]).

Erstmalig wurde zum Schutz vor Radon ein Referenzwert für die über das Jahr gemittelte Radon-222-Aktivitätskonzentration in der Luft von 300 Bq/m³ für Aufenthaltsräume und Arbeitsplätze in Innenräumen festgeschrieben.

Wer ein Gebäude mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen errichtet, hat geeignete Maßnahmen zu treffen, um den Zutritt von Radon aus dem Baugrund zu verhindern oder erheblich zu erschweren. Diese Pflicht gilt als erfüllt, wenn die nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik erforderlichen Maßnahmen zum Feuchteschutz eingehalten werden.

Wer im Rahmen baulicher Veränderung eines Gebäudes mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen Maßnahmen durchführt, die zu einer erheblichen Verminderung der Luftwechselrate führen, soll die Durchführung von Maßnahmen zum Schutz vor Radon in Betracht ziehen, soweit diese Maßnahmen erforderlich und zumutbar sind.

Voraussichtlich bis Ende 2020 werden spezielle Radonvorsorgegebiete ausgewiesen, für die erwartet wird, dass die über das Jahr gemittelte Radon-222-Aktivitätskonzentration in der Luft in einer beträchtlichen Zahl von Gebäuden mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen den Referenzwert von 300 Bq/m³ überschreitet. In diesen ausgewiesenen Radonvorsorgegebieten werden dann weitergehende Regelungen in Bezug auf den Neubau von Gebäuden, der Ermittlung der Radonsituation an Arbeitsplätzen in Kellern oder Erdgeschossräumen und zum Schutz vor Radon an Arbeitsplätzen zu beachten sein (§§ 153 – 154 StrlSchV [3]).

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7.5 Immissionsschutz

Begriffsbestimmung:

Ziel des Immissionsschutzes ist es, Menschen wie Tiere, Pflanzen und andere Sachen von schädlichen Umwelteinwirkungen, Gefahren erheblichen und unerheblichen Belästigungen, die durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen u. ä. gegeben sind, zu schützen und dem Entstehen schädlicher Umwelteinwirkungen vorzubeugen.

Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sind die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden.

Im Rahmen der Bauleitplanung kann durch folgende planerische Maßnahmen in diesem Sinne eingewirkt werden: - ausreichender Abstand zwischen Gebieten mit wesentlich unterschiedlichen Emissionen - Anordnung von Zwischenzonen - Abschirmung.

Die konkrete Ausformung dieser Maßnahmen obliegt der verbindlichen Planung.

Eine Beurteilungsgrundlage für Maßnahmen des Schallschutzes im Flächennutzungsplan stellt die DIN 18005 vom Mai 1987 „Schallschutz im Städtebau“ dar. In dieser Norm sind den Baugebieten bestimmte Orientierungswerte (Höchstwerte) zugeordnet worden. Die Orientierungswerte aneinandergrenzender Gebiete sollen sich in der Regel um nicht mehr als 5 dB (A) unterscheiden.

Im vorliegenden Flächennutzungsplan sind sowohl die Bestandsdarstellung von Bauflächen als auch die Planung von neuen Bauflächen so gewählt worden, dass alle künftigen Nutzungen sich grundsätzlich nicht beeinträchtigen bzw. durch unterschiedliche Nutzungen ein Konfliktpotenzial entstehen kann. Die Darstellung der Bauflächen in den einzelnen Ortsteilen entspricht der langfristig beabsichtigten Entwicklung, wie sie mit dem Flächennutzungsplan festgeschrieben wird. Das bedeutet, dass die Entscheidung der Stadt über die konkrete Art der Flächendarstellung in erster Linie aus städtebaulicher Sicht getroffen worden ist. Die Darstellung entspricht also dem planerischen Willen der Stadt im Rahmen ihrer Planungshoheit.

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Grundsätzlich muss allerdings aus der Sicht des Immissionsschutzes auch festgestellt werden, dass durch Darstellung von Nutzungen im Flächennutzungsplan insbesondere im Innenbereich (§ 34 BauGB) keine Immissionsschutzprobleme gelöst werden können. Vorhandene Anlagen, wie Gewerbenutzungen und auch Anlagen für die Landwirtschaft, haben Bestandsschutz und werden in ihrer Nutzung durch den Flächennutzungsplan nicht eingeschränkt.

Ein vermeintliches „Beschwerdepotenzial“ von Bewohnern gegenüber vorhandenen Gewerbebetrieben und Landwirtschaftseinrichtungen kann mit Hilfe des Flächen- nutzungsplanes nicht beeinflusst werden. Für alle diese Konflikte gilt das allgemeine Rücksichtnahmegebot des Baugesetzbuches und die einschlägigen Vorschriften des Bundesimmissionsschutzgesetzes.

7.6 Bergbau

Das Stadtgebiet der Stadt Großschirma ist aufgrund der langjährigen bergbaulichen Tätigkeiten in dieser Region im weitesten Sinne als Bergbaufolgelandschaft zu betrachten. Insbesondere ist der Erz- und Spaltbergbau in weiten Teilen des heutigen Stadtgebietes verbreitet gewesen. Im Regionalplan ist die gesamte Region als Raum mit besonderem Handlungsbedarf ausgewiesen. Im Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge (Karte 4 – Sanierungsbedürftige Bereiche der Landschaft) und Kapitel 2.7 „Räume mit besonderem landes- und regionalplanerischen Handlungsbedarf“ sind Teile der Stadt Großschirma als Gebiet mit Sanierungsbedarf Altbergbau-Erzbergbausanierung festgelegt worden. Entsprechend werden in Karte 5 und Kapitel 1.9.3 des Entwurfes des Regionalplanes Region Chemnitz Teile der Stadt Großschirma als Altbergbaugebiete mit Sanierungsbedarf Erz- und Spaltbergbau festgelegt.

Bergbauberechtigungen und Betriebspläne

Auf dem Territorium der Gemeinde Großschirma befinden sich die nachstehend aufgeführten Bergbauberechtigungen und unter Bergaufsicht stehenden Betriebe. Sollten in diesen Bereichen Bauvorhaben geplant sein, ist der Rechtsinhaber zu beteiligen:

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Altbergbau, Hohlraumgebiete

Im Plangebiet befinden sich mehrere Gebiete mit unterirdischen Hohlräumen. Für geplante Baumaßnahmen in diesen Geltungsbereichen wird deshalb empfohlen, vor Beginn entsprechend § 8 Abs. 1 der Polizeiverordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr über die Abwehr von Gefahren aus unterirdischen Hohlräumen sowie Halden und Restlöchern (Sächsische Hohlraumverordnung – SächsHohlrVO) vom 20. Februar 2012 (SächsGVBl. S. 191) konkrete objektbezogene bergbehördliche Mitteilungen beim Sächsischen Oberbergamt einzuholen.

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Übersichtskarte – Sächsisches Oberbergamt Freiberg / 27.06.2019

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8. Siedlungsentwicklung

8.1 Siedlungsgeschichte

Großschirma wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet. Durch Großschirmaer Heimatchronisten wurde die Entstehung auf 956 festgesetzt. Einen Beweis dafür blieben sie trotz eindeutiger Akten- und Forschungslage sowie Hinweisen der Geschichtsforschung bis heute schuldig. Bis zur Reformation gehörte der Ort zum Kloster Altzella. Mit Einführung der Reformation und der Säkularisation des Klosters Altzella kam Großschirma zunächst zum Amt Nossen.

1555 verkaufte Kurfürst August das Dorf Großschirma neben 14 weiteren Dörfern aus dem ehemaligen Klosterbesitz an seinen Kammerrat Ulrich von Mordeisen. Rudolph Mordeisen, einer seiner Söhne, verkaufte Großschirma und wenigstens weitere neun Dörfer des Familienbesitzes im Jahr 1587 an den Kurfürsten Christian. Großschirma lag seitdem wie sein heutiger Ortsteil Seifersdorf bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Freiberg.

Mit dem Beginn des Bergbaues im Freiberger Bergbaurevier begann auch Großschirma vom Aufschwung zu profitieren. Die staatliche Grube Churprinz Friedrich August Erbstolln (kurz auch: Churprinz) unweit des westlichen Muldenufers war gemessen an der Ausbeute eines der reichsten Bergwerke im Freiberger Revier. Bemerkenswert ist, dass von 1789 bis 1868 das hier geförderte Erz zur Verhüttung auf dem Wasserweg – über den sogenannten Churprinzer Bergwerkskanal – nach Halsbrücke befördert wurde. Ab 1856 gehörte Großschirma zum Gerichtsamt Freiberg und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Freiberg. Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam Großschirma im Jahr 1952 zum Kreis Freiberg im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Freiberg fortgeführt wurde und im Jahr 2008 im Landkreis Mittelsachsen aufging.

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8.2 Denkmalschutz

Kulturdenkmale im Sinne des Denkmalschutzgesetzes sind von Menschen geschaffene Sachen, Sachgesamtheiten, Teile und Spuren von Sachen einschließlich ihrer natürlichen Grundlagen, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen, städtebaulichen oder landschaftsgestalterischen Bedeutung im öffentlichen Interesse liegt.

Baudenkmale sind bauliche Anlagen und Teile davon aus vergangener Zeit, einschließlich der dafür bestimmten Ausstattungsstücke entsprechend den vorher genannten Bedingungen. Die Beseitigung, Veränderung oder Verbringung an einen anderen Ort von Baudenkmalen sowie deren Innenausstattung, Umgebung bzw. des äußeren Erscheinungsbildes bedarf einer Erlaubnis! Alle Maßnahmen an/in oder in der Umgebung von ober-/unterirdischen Kulturdenkmalen oder Sachgesamtheiten (gemäß § 2 SächsDSchG) müssen bei der zuständigen unteren Denkmalschutzbehörde beantragt werden.

Nach §§ 12, 14 SächsDSchG darf ein Kulturdenkmal nur mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde wiederhergestellt oder instandgesetzt werden, in seinem Erscheinungsbild oder seiner Substanz verändert oder beeinträchtigt sowie zerstört oder beseitigt werden. Ferner dürfen bauliche oder garten- oder landschafts- gestalterische Anlagen in der Umgebung eines Kulturdenkmals, soweit sie für dessen Erscheinungsbild von erheblicher Bedeutung sind, nur mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde errichtet, verändert oder beseitigt werden. Es bedarf der Genehmigung der Denkmalschutzbehörde, wer Erdarbeiten etc. an einer Stelle ausführen will, von der bekannt oder den Umständen nach zu vermuten ist, dass sich dort Kulturdenkmale befinden.

Denkmalliste

Die Denkmalliste des Landesamtes für Denkmalpflege ist in der Anlage II aufgeführt und repräsentiert den momentanen Erfassungsstand. Sie ist als nicht abgeschlossene Liste zu betrachten, da der Denkmalschutz nach SächsDSchG nicht von der Aufnahme eines Kulturdenkmals in ein Verzeichnis abhängig ist

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Die Aufstellung der Kulturdenkmale hat nach dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz (SächsDSchG) einen nachrichtlichen Charakter und ist fortschreibbar. Ihr aktueller Stand kann bei den Denkmalschutzbehörden eingesehen werden. Ergänzungen und Änderungen müssen gegebenenfalls abgefragt werden. Für die Listenobjekte gelten die Schutzbestimmungen SächsDSchG.

Gemäß aktuell zugängigen Angaben des Landesamtes für Denkmalpflege vom Juni 2019 ist in der Anlage II eine Liste von Sachgesamtheiten und Einzeldenkmalen enthalten. Besondere Bedeutung haben dabei die insgesamt 18 benannten Sachgesamtheiten, die jeweils mit einer gesonderten Listennummer versehen worden sind. Es ist darauf hinzuweisen, dass die bedeutendste Sachgesamtheit der Churprinzer Bergwerkskanal mit einer Vielzahl von Einzeldenkmalen in der Denkmalliste zu nennen ist; darüber hinaus die Grube Churprinz Friedrich August Erbstolln.

Im Flächennutzungsplan wurden aus Gründen der Planlesbarkeit fast ausschließlich nur Flächennutzungen dargestellt, so dass die Kenntlichmachung der einzelnen Denkmalobjekte wie auch die Darstellung der Sachgesamtheiten selbst im Plan unterblieb.

Archäologische Kulturdenkmale

Die vom Landesamt für Archäologie zur Verfügung gestellten Datensätze mit Stand vom September 2020 mit den dargestellten archäologischen Kulturdenkmalen wurden als gesonderte Textkarte (Anlage III) der Begründung zum Flächennutzungsplan aufgenommen.

Unter archäologischen Denkmalen verstehen wir alle kartographisch lokalisierbaren Flächen in Sachsen mit archäologisch feststellbaren Kulturhinterlassenschaften des Menschen. Dazu gehören, um die wichtigsten Beispiele zu nennen, Siedlungsplätze, Produktionsstätten, einzelne Bestattungen, ganze Gräberfelder sowie Kulturanlagen. In den meisten Fällen sind diese Strukturen nicht mehr obertägig, z. B. als Wallanlage oder als Hügelgrab sichtbar. Ihre Bedeutung als Denkmale ist durch Teilausgrabungen, durch an der Oberfläche aufgelesenes Fundmaterial, durch naturwissenschaftliche Prospektionsmethoden oder durch die Luftbildarchäologie gesichert. Die archäologischen Denkmale sind durch das Sächsische Denkmalschutzgesetz geschützt. Das gilt auch für noch unentdeckte archäologische Fundstellen.

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Es ist zu bemerken, dass der Bestand an archäologischen Denkmalen tatsächlich wesentlich umfangreicher sein kann, ist doch das in Rede stehende Gebiet Teil einer archäologisch vielschichtig geprägten Kulturlandschaft. Durch Neuentdeckungen wird sich die Zahl archäologischer Kulturdenkmale ständig erhöhen.

In einer historisch gewachsenen Landschaft sind es nicht nur die sichtbaren, sondern auch die überwiegend verborgenen archäologischen Spuren, die den Erscheinungscharakter einer ganzen Region entscheidend beeinflussen. Im Bereich der auf dem Plan eingetragenen Kulturdenkmale sollten Bodeneingriffe gänzlich vermieden resp. auf ein Minimum reduziert werden, um die archäologische Substanz mit ihrem weitgefächerten und unersetzbaren Quellenwert nicht zu zerstören.

Eine archäologische Ausgrabung, die letztlich die Zerstörung eines Bodendenkmals bedeutet, sollte nur als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Deshalb kann es nötig werden, im Rahmen von Baumaßnahmen archäologische Voruntersuchungen durchzuführen. Dies gilt insbesondere für alle im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Bauflächen. Diese können z. B. in Flächenplanierungen zur Erkundung evtl. vorhandener archäologischer Denkmale bestehen. Daraus können sich dann archäologische Ausgrabungen oder Veränderungen in Bebauungsplänen ergeben. Eine Genehmigung für Bodeneingriffe, Nutzungsänderungen und Nachforschungen im F-Plangebiet ist bei der zuständigen Denkmalschutzbehörde einzuholen (nach § 14 SächsDSchG).

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9. Städtebauliche Entwicklungsabsichten

9.1 Allgemeine Planungsziele

Zur Sicherung einer geordneten städtebaulichen Entwicklung für den Planungszeitraum des Flächennutzungsplanes wurde auf der Grundlage der aktuellen Vorgaben der Raumordnung und Regionalentwicklung ein schlüssiges Gesamtkonzept der künftigen baulichen Entwicklung erarbeitet. Dabei wurden neben den landesplanerischen Vorgaben auch die individuellen Ziel- vorstellungen der Stadt unter Berücksichtigung der aktuellen Nutzungsbeschränkungen hinsichtlich der naturräumlichen Grundlagen und die sich abzeichnenden Entwicklungs- möglichkeiten insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiet berücksichtigt.

Die städtebaulichen Entwicklungsziele der Stadt Großschirma werden entscheidend geprägt von den infrastrukturellen Möglichkeiten und den standortbestimmenden Faktoren wie z. B. den Möglichkeiten der Verkehrserschließung, der Lage im verdichteten ländlichen Raum, der Entwicklungspotenziale für den Arbeitsmarkt und dem damit zusammenhängenden Wohnbaulandangebot. Von besonderer Bedeutung ist dabei die angemessene Ausstattung des Planungsgebietes mit den notwendigen Gemeinbedarfseinrichtungen. Die Entwicklungspotenziale in den einzelnen Orts- bzw. Stadtteilen sind aufgrund der Lage im ländlichen Raum sehr unterschiedlich zu bewerten und auch in Zukunft werden sich die einzelnen Ortsteile dementsprechend unterschiedlich weiter entwickeln. In den meisten ländlich geprägten Ortslagen werden die Bestandssicherung und die Erhaltung der bestehenden Ortsstruktur im Vordergrund stehen.

Die hauptsächliche städtebauliche Entwicklung wird sich gemäß den Zielvorgaben der Landes- und Regionalplanung auf die zwei Siedlungsschwerpunkte Siebenlehn und Großschirma konzentrieren. Siedlungsentwicklung bedeutet an dieser Stelle ausschließlich „Eigenentwicklung“. Insbesondere potenzielle Neubauflächen für die Nutzungsart Wohnen, für die eine verbindliche Bauleitplanung erforderlich ist, sollen sich - soweit erforderlich - auf diese beiden Ortsteile vorrangig beschränken. In allen anderen Ortsteilen außerhalb dieser Siedlungskerne liegt die beabsichtigte künftige Entwicklung ausschließlich in der Sicherung des heutigen Bestandes in Abhängigkeit von Größe, Struktur und Ausstattung, die mit der ökologischen Belastbarkeit des umgebenden Raumes in Übereinstimmung stehen muss.

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Der Eigenbedarf für diese einzelnen Ortsteile ist ausschließlich in bestehenden Baulücken oder mit Hilfe von Ergänzungen, für die ggfls. die Aufstellung einer Ergänzungssatzung erforderlich ist, zu befriedigen.

Um Fehlinterpretationen des Begriffs der Eigenentwicklung im Sinne Ziel 2.2.1.6. LEP 2013 vorzubeugen, sind vom Sächsischen Staatsministerium des Innern Auslegungshinweise zu wesentlichen Gesichtspunkten des unbestimmten Rechtsbegriffs der Eigenentwicklung unter Berücksichtigung der jeweiligen konkreten örtlichen Gegebenheiten benannt worden. Danach wird auch für Großschirma die konkrete Beschreibung der Entwicklungs- vorstellungen insbesondere für die Bevölkerungsentwicklung und die Wohnbauflächen- entwicklung in den nachfolgenden Punkten vorgenommen.

Planungsleitbilder

 Ausreichende Bereitstellung von Bauflächen für den Wohnungsbau unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und des sparsamen Umganges mit Grund und Boden

Die vorrangige bauliche Entwicklung soll sich in den Siedlungskernen vollziehen. In allen anderen Ortsteilen sollen innerörtliche Reserven genutzt werden (Ortsabrundung – keine Ortserweiterung). Vorhandene Ortslagen sollen in ihrem Erscheinungsbild erhalten bleiben und somit das prägende Orts- und Landschaftsbild gesichert werden.

 Sicherung vorhandener ortsansässiger Gewerbebetriebe; Stabilisierung und Ausbau der gewerblichen Infrastruktur einschließlich der Sicherung der Nahversorgung der Bevölkerung

Die Entwicklung der Stadt Großschirma zu einem überörtlich bedeutenden Standort großflächiger Industrie- und Gewerbebetriebe soll vorangetrieben werden. Dabei ist eine entsprechende Anpassung der technischen Infrastruktur vorzunehmen. Die geplanten Erweiterungen begründen sich vorrangig in der überaus günstigen überörtlichen Verkehrserschließung mit direktem Anschluss an die Autobahn BAB 4. Die Stadt Großschirma besitzt keine zentralörtliche Funktion und übernimmt damit die Daseinsvorsorge für die Wohnbevölkerung ihres Gemeindegebietes.

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Großflächiger Einzelhandel ist somit gemäß den Zielsetzungen der Landesentwicklung grundsätzlich nicht zulässig. Als Ausnahme ist damit der vorhandene Standort von „Möbel Mahler“ im Bereich des B- Plangebietes Siebenlehn-Nord Nr. 1 von 1994 zu betrachten. Die Stadt Siebenlehn hat keine zentralen Versorgungsbereiche ausgewiesen. Das vorhandene „Zellwaldcenter“ ist als Teil einer externen Versorgungsstruktur zu betrachten und soll als solches für die Zukunft erhalten werden. Im Flächennutzungsplan wird der gesamte Bereich um das Zellwaldcenter als gemischte Baufläche dargestellt. Diese Darstellung entspricht der tatsächlichen Nutzungsstruktur und ermöglicht gleichzeitig die bestehenden Versorgungseinrichtungen unterschiedlichster Art für die Zukunft zu erhalten. Die Nahversorgung in den ländlichen Gebieten sowie generell die Versorgungssituation von nichtmotorisierten Haushalten hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Immer weniger Geschäfte sind in fußläufiger Erreichbarkeit. Somit ist auch die Stadt Großschirma vor die Herausforderung gestellt, Versorgungskonzepte zu entwickeln, die zur Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen und zur Sicherung einer verbrauchernahen Nahversorgung möglichst fußläufig oder zumindest mit zumutbarem Weg und Zeitaufwand sicherstellen. Die städtebaulichen Voraussetzungen sind dafür im Rahmen neu zu entwickelnder Versorgungsmodelle zu schaffen.

 Sicherung der bestehenden Nutzungen der Land- und Forstwirtschaft

Für den Erhalt der natürlichen Vielfalt der Landwirtschaft und des Landschaftsbildes ist ein Wiederaufleben der Wirtschaftszweige der Land- und Forstwirtschaft von ausschlaggebender Bedeutung. Die landwirtschaftliche Nutzung ist sowohl als Erwerbsquelle als auch als Pflegeinstrument für die Erhaltung der regionaltypischen Kulturlandschaft und den Naturschutz unverzichtbar.

 Entwicklung bzw. Unterstützung einer dem Orts- und Landschaftsbild entsprechenden „Baukultur“ zum Schutz des städtebaulichen Erscheinungsbildes und der umgebenden Landschaft

Die Maßstäblichkeit jeglicher Bebauung soll der vorhandenen Ortstypik entsprechen. Die Frage des Umgebungsschutzes ist dabei besonders zu beachten. Insbesondere sind der Einsatz ortstypischer Materialien und Bauweise bis hin zur farblichen Gestaltung der Objekte zu fördern. ______Stadt Großschirma – Flächennutzungsplan, Lks. Mittelsachsen – ENTWURF – Juni 2020

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Die Erhaltung der gewachsenen Ortsstruktur ist ein wichtiger Beitrag zur Wahrung der Identität der Ortschaften. Deshalb sollten bei nicht abwendbaren Abrissen von Gebäuden an dieser Stelle Ersatzbaukörper errichtet werden, die sich durch die Gebäudestellung, Größe, Grundfläche, Proportion, Dachform, Farbgebung und Materialauswahl an die vorhandene Bebauung anpassen und damit sowohl zur Erhaltung der Bebauungsstruktur als auch des Erscheinungsbildes beitragen.

 Schutz der Landschaft vor Zersiedelung

Bestehende Gebäude bzw. sogenannte „Siedlungssplitter“ außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile, die keine weitere städtebauliche Entwicklung erfahren sollen, werden im Flächennutzungsplan nur als Bestand im Außenbereich und nicht als Bauflächen dargestellt. Landschaftlich sensible Bereiche, wie zum Beispiel Bachauen, feuchte Wiesen, Uferrandbereiche stehender und fließender Gewässer sind von Bebauung freizuhalten.

 Weitestgehende Berücksichtigung der Erfordernisse des Klimaschutzes

Gemäß § 1a BauGB bestehen aktuell ergänzende Vorschriften zum Umweltschutz, die als Grundsätze der Bauleitplanung zu berücksichtigen sind. Dazu gehören neben konkreten Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, möglicherweise auch planerische Strategien wie z. B. die Planung bzw. Vorhaltung von Flächen zur Nutzung alternativer Energien.

9.2 Bauflächendarstellung

Die Baunutzungsverordnung ermöglicht die Darstellung der bebauten bzw. zur Bebauung vorgesehenen Flächen im Flächennutzungsplan sowohl nach der allgemeinen als auch nach der besonderen Art der Nutzung. Im vorliegenden Fall wurde die erste Darstellung gewählt. Damit hat die Stadt die Möglichkeit, die Nutzung im Detail später durch Beschlüsse entsprechend auszuformen und nachträglich mittels verbindlicher Bauleitpläne festzuschreiben.

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Für die Bereiche, deren zu geringes bauliches Gewicht die Darstellung als eigenen Ortsteil im Sinne des Baugesetzbuches (§ 34) nicht rechtfertigen und die auch nicht dazu entwickelt werden sollen, wird im Flächennutzungsplan keine Baufläche dargestellt. Das betrifft z. B. die Ortslagen wie: Teichhäuser, die Heidehäuser, den Bereich am Waldhaus, die sogenannte Kohlung oder auch die Zellhäuser. Die vorhandenen Gebäude sind planungsrechtlich als Bestand im Außenbereich (§ 35 BauGB) zu betrachten und genießen dementsprechend den Bestandsschutz.

Bei der Darstellung der geplanten Flächennutzung im Planungshorizont für den Planungszeitraum des Flächennutzungsplanes wird die beabsichtigte Zielvorstellung dokumentiert. Lediglich zur Verdeutlichung der Planungsabsichten für neu geplante Bauflächen wird bei der Darstellung zwischen Bestand und Planung unterschieden. Die für die Bebauung vorgesehenen Flächen werden bis auf die vorhandenen und geplanten Sondergebiete ausschließlich nach der allgemeinen Art ihrer baulichen Nutzung als Bauflächen dargestellt.

9.3 Bauflächenbedarf

Bauflächen sind grundsätzlich nach dem Bedarf zu bemessen, der sich einerseits aus den Zielvorgaben der Raumordnung und Regionalplanung und andererseits aus den Zielvorstellungen der Stadt ergibt. Dabei spielt das jeweilige städtebauliche Leitbild die entscheidende Rolle, denn diese Zielvorstellungen sind geprägt von Prognosen und Bedarfsabschätzungen, die vom Grundsatz her die voraussehbaren Bedürfnisse der künftigen Bodennutzung zu beachten haben. Eine gute Prognose hat nur dann einen wirklichen Nutzen, wenn auf ihrer Grundlage kommendes Handeln rechtzeitig beeinflusst wird und damit durch steuernde Maßnahmen negativen Entwicklungen vorgebeugt wird. Da der Flächennutzungsplan grundsätzlich als Grundlage für die verbindliche Bauleitplanung heranzuziehen ist, ergibt sich die Notwendigkeit eines zeitlichen Vorlaufes. Die Stadt kommt damit ihrer Vorsorgepflicht nach, ausreichend Bauflächen für alle möglichen Eventualitäten der Zukunft bereitzuhalten. Es ist jedoch nicht Aufgabe der Flächennutzungsplanung, für jeden einzelnen Standort einen Bedarfsnachweis zu führen, vielmehr muss sich die Stadt mit ihrem Flächennutzungsplan einen ausreichenden Spielraum für die verbindliche Planung und somit für planerische Alternativen erhalten.

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Die Flächennutzungsplanung steht wie sämtliche räumliche Planungen im Spannungsfeld kommunaler Verflechtungen, bei der die tatsächliche Entwicklung mit ihren nicht vorhersehbaren und oftmals unvermittelt auftretenden Veränderungen eine wirkliche sichere Prognose nicht ermöglicht. Die zeitliche Abhängigkeit zwingt darüber hinaus zu einer ständigen kritischen Auseinandersetzung mit den getroffenen Annahmen und zu einer ständigen Aktualisierung. Der Flächennutzungsplan mit seiner Bauflächendarstellung stellt somit keinen starren Rahmen dar, sondern stellt die beabsichtigte städtebauliche Entwicklung der Zukunft in ihren Grundzügen dar.

Bei der Bilanzierung potenzieller neuer Bauflächen in der Flächenbilanz wurden folgende Faktoren zugrunde gelegt:

1. das bestehende Angebot an Bauflächen (bestehendes Baurecht nach §§ 30 und 34 BauGB) 2. die für den Planungszeitraum prognostizierte Entwicklung von Einwohnern und Arbeitsplätzen 3. der Bestand an bebauten Flächen und ihre Nutzung 4. die bestehenden verbindlichen Plangebietsreserven

Die Neuausweisung von Bauflächen konzentriert sich vorrangig auf die Ortsteile Siebenlehn und Großschirma mit Ausnahme der Vorsorgestandorte für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe. Die Darstellung dieser Vorsorgestandorte erfolgt als nachrichtliche Übernahme aus dem Regionalplan. In allen anderen Ortsteilen orientiert sich die Darstellung allein an dem voraussichtlichen „Eigenbedarf“ für den jeweiligen Ortsteil. Darüber hinaus wird auf eine bauliche Entwicklung möglicher Siedlungssplitter im Außenbereich gänzlich verzichtet.

9.4 Wohnbauflächen

Die wesentlichste Grundlage für eine nachvollziehbare Bedarfsermittlung neuer Wohnbauflächen ist die zu erwartende Einwohnerentwicklung. Die unter Punkt 5. getroffenen Aussagen zur Bevölkerungsentwicklung werden als Grundlage für die Bestimmung der planerischen Zielgröße für Großschirma herangezogen.

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Konkret bedeutet das, dass folgende Kenngrößen für eine Bedarfsprognose maßgebend sind: - natürliche Bevölkerungsentwicklung - Zu- und Abwanderung - Abnahme der durchschnittlichen Haushaltgröße - steigende Raumansprüche/Komfortverbesserungen - Ersatz für Abriss und Umnutzung - Anpassung an den sich verändernden Wohnungsmarkt [z. B. veränderter Bedarf für Singles, Familien und Senioren] - planerische Vorstellungen der Stadt selbst zur künftigen baulichen Dichte

Da die Flächeninanspruchnahme für den Wohnungsneubau davon abhängig ist, in welcher Form er realisiert werden soll, sind bei der Bruttobauflächenbilanzierung entsprechende Annahmen zu treffen. Für die Stadt Großschirma werden für den Zeithorizont bis 2035 entsprechend den konkreten Bedingungen und Erfordernissen folgende Annahmen getroffen:

1. Das Einwohnerniveau wird sich mit ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit in einer Größe von ca. 5.600 Einwohnern stabilisieren.

2. Unter Berücksichtigung der steigenden Lebenserwartung wird ein entsprechender Bedarf an altengerechtem Wohnraum entstehen. Es wird angenommen, dass dieser Bedarf unabhängig von der Bauform ausschließlich im Bestand bzw. in entsprechendem Baulückenpotenzial befriedigt werden kann.

3. Für den Wohnungsneubau wird auf Grund der vorherrschenden Baustruktur angenommen, dass der Neubau zu 100 % in Form von Ein- und Zweifamilien- häusern zu erwarten ist mit einer Bruttobaudichte von 15 WE/ha.

4. Gemäß aktuellen Prognoseangaben ist künftig eine durchschnittliche Wohnfläche von 47 m²/Einwohner und eine durchschnittliche Haushaltgröße von 1,8 Einwohnern/WE zu erwarten.

5. Neue Eigentümerhaushalte werden mit pauschal 100 m²/WE bei der Bilanzierung in

Ansatz gebracht.

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Lückenpotenzial

Das tatsächliche Lückenpotenzial für das Bedarfssegment Wohnungsbau ist für den ländlichen Raum rein rechnerisch nicht genau zu erfassen. Dazu wäre es erforderlich, dass detaillierte Untersuchungen für alle Ortsteile mit ausführlicher Prüfung bestehender Baulücken vorgenommen werden müssten. Dies würde über den Rahmen der Flächen- nutzungsplanung hinaus gehen. In der Stadt Großschirma insgesamt wird deshalb eine pauschale Abschätzung des gesamten Planungsraumes für die Berechnung des Wohnbaulandbedarfes in Ansatz gebracht. Man rechnet damit, dass dieses Lückenpotenzial ca. 25 % des ermittelten Bedarfes beträgt. Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass potenzieller Mietwohnungsbau ausschließlich dem Lückenpotenzial zuzuordnen ist und deshalb die Befriedigung dieses Bedarfes mit ausreichend hoher Sicherheit im Bestand der gemischten Bauflächen in den einzelnen Ortsteilen abgedeckt werden kann.

Dabei sind insbesondere auch alternativ nutzbare Potenziale der Innenentwicklung untersucht worden. Lediglich im Ortsteil Siebenlehn sind solche Innenentwicklungsreserven noch vorhanden. So wurde z. B. der Standort der ehemaligen Alten Gärtnerei als ein solches Innenentwicklungspotenzial erkannt und deshalb in die Bilanz von potenziellen Neubauflächen aufgenommen.

Entwicklungsbedarf

Ein Entwicklungsbedarf entsteht ausschließlich durch die potenzielle Erhöhung der Einwohnerzahl. Entsprechend der aktualisierten Planaussagen wird nur noch mit einer Stabilisierung des bestehenden Einwohnerniveaus im Zeithorizont des Flächennutzungsplanes gerechnet und deshalb kein Entwicklungsbedarf kalkuliert.

Auflockerungsbedarf

Der weitaus größte Anteil an neuen Wohnbauflächen beinhaltet den Bedarf der mit der Beseitigung städtebaulicher Missstände und den gestiegenen Flächenansprüchen der Bevölkerung verbunden ist.

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So ist anzunehmen, dass bei gleichbleibender Einwohnerzahl die Pro-Kopf-Wohnfläche sowohl bei den Eigentümerhaushalten als auch bei den Miethaushalten weiter deutlich steigen wird. Für eine überschlägliche Berechnung werden die bestehenden Werte mit den Prognoseaussagen verglichen.

Einwohnerzahl 31.12.2018: 5.665 EW Wohnungsbestand: 2.937 WE Wohnfläche: 257.800 m² Durchschnittliche Wohnfläche: 45,5 m²/Einwohner

Bei einem Prognosedichtewert von 1,8 Einwohnern/WE und 47 m²/EW ergibt sich für die Erreichung dieser Prognosedichte eine fehlende Wohnungsanzahl von insgesamt 85 WE. Unter den getroffenen Annahmen ist für diese Bedarfsgröße damit eine Bruttobaufläche von ca. 5,7 ha erforderlich.

Ersatzbedarf

Ersatzbedarf an Gebäuden entsteht in aller Regel durch Abriss nicht mehr verwertbarer Bausubstanz und teilweise auch durch Umnutzung, wenn unter den gegebenen Bedingungen eine Fortsetzung der Wohnnutzung nicht mehr möglich ist. Dieser Bedarf kann sicherlich nicht immer an Ort und Stelle befriedigt werden. Auch wenn häufig als jährlicher Ersatzbedarf ca. 1 % des Gebäudebestandes bei Berechnungen angesetzt wird haben Analysen gezeigt, dass von einem Abgang bestehender Substanz in dieser Größenordnung keine Rede sein kann. Legt man zugrunde, dass ca. 3 % der vor 1948 errichteten Bausubstanz längerfristig zu ersetzen ist, ergibt sich folgende Überschlagsrechnung:

70 % des Wohnungsbestandes vor 1948 errichtet: 2.056 WE 3 % zu ersetzen: 62 WE

Für diese Bedarfsgröße ergibt sich nach neuer Berechnung eine erforderliche Bruttobaufläche von ca. 4,1 ha.

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Zusammenfassung:

Aus den unterschiedlichsten Gründen (z. B. Reservierung von Flächen für die Nachkommen, fehlende Erschließung) wird das planerisch zur Verfügung stehende unbebaute Bauland erfahrungsgemäß nur zu etwa 70 % tatsächlich bebaut. Um den voraussichtlichen Bedarf sicher abdecken zu können, müssten somit die geplanten Bauflächen einschließlich der vorhandenen Baulücken mindestens 30 % über den kalkulierten Bedarf hinausgehen (Bedarfszusatz). Bei der vorliegenden Berechnung wird unter Berücksichtigung der spezifischen Situation für die Stadt Großschirma auf die Anrechnung eines solchen Bedarfszusatzes verzichtet.

Unter der Annahme, dass zusätzlicher Wohnraum zum Teil durch Neubau-, Um- und Ausbaumaßnahmen im vorhandenen Bestand gedeckt wird (z. B. Auflockerungsbedarf) und unter der Annahme, dass ca. 25 % des Baulandbedarfes für den Wohnungsbau auf Gemischten Bauflächen und in Baulücken abgedeckt werden können, ergibt sich folgende Rechnung:

Entwicklungsbedarf entfällt Auflockerungsbedarf 5,70 ha Bruttobaufläche Ersatzbedarf 4,10 ha Bruttobaufläche Gesamtbedarf absolut 9,80 ha Bruttobaufläche Gesamtbedarf relativ 7,05 ha Bruttobaufläche Gesamtbedarf mit Planungszusatz 15 % 8,10 ha Bruttobaufläche

Mit den ausgewiesenen potenziellen Plangebieten auf der Ebene des Flächennutzungsplanes kann der tatsächliche Bruttobaulandbedarf mit ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit für die Zukunft abgedeckt werden.

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Wohnbauflächenbilanz

Neuausweisung von geplanten Wohnbauflächen:

Siebenlehn ► Plangebiet südlich des Wasserturms 1,00 ha

Siebenlehn ► Plangebiet „Alte Gärtnerei“ 1,31 ha

Großschirma ► Plangebiet „Weißer Hirsch“ 0,86 ha

Großschirma ► Plangebiet „Münzbachtal“ 3,60 ha

Hohentanne ► Ergänzung „Bauernseite“ 0,58 ha

7,35 ha

Bestehende verbindliche Plangebietsreserven:

Siebenlehn ► Plangebiet “Forsthofstraße” 0,50 ha Großvoigtsberg ► Plangebiet „Ergänzungssatzung Forstweg“ 0,30 ha 0,80 ha

Geplante Wohnbauflächen insgesamt: 8,15 ha

Rücknahme von geplanten Bauflächen WA / MI:

Seifersdorf ►Plangebiet „An der Alten Schule“ - 1,70 ha

Seifersdorf ►Plangebiet „An der Großschirmaer Straße“ - 1,69 ha - 3,39 ha

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Plangebiet südlich des Wasserturms - Siebenlehn innerstädtischer Standort, für den die Aufstellung eines Bebauungsplanes erforderlich wird

Der Standort ist Teil einer innerstädtisch vorhandenen Lücke im Siedlungskörper des Ortsteiles Siebenlehn und ist als Reservefläche für künftigen Wohnbaulandbedarf vorgesehen. Die Aktivierung dieser Fläche steht in Abhängigkeit von den bestehenden Eigentumsverhältnissen und damit der möglichen Verfügbarkeit potenziellen Baulandes

Plangebiet „Alte Gärtnerei Siebenlehn“ - Siebenlehn

innerstädtischer Standort, für den die Aufstellung eines Bebauungsplanes erforderlich wird – Aufstellungsbeschluss liegt bereits vor

Das Aufstellungsverfahren wird nach den Vorschriften des § 13a BauGB als Plan der Innenentwicklung durchgeführt (Fallgruppe 1).

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Plangebiet „Weißer Hirsch“ – Großschirma

Der Standort soll als innerstädtische Baufläche im Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau der Ortsdurchfahrt der B 101 entwickelt werden. Dabei wird z. B. eine neue Verkehrsverbindung zwischen der Dorfstraße (S 197) und der B 101 hergestellt, die gleichzeitig zur Erschließung der Bauflächen genutzt werden kann.

Plangebiet „Münzbachtal“ – Großschirma

Der Standort ist als Ergänzungsstandort zum bestehenden Wohngebiet Münzbachtal vorgesehen. Ein Aufstellungsbeschluss für das Planverfahren liegt bereits vor.

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Ergänzung „Bauernseite“ – Hohentanne

Mit der Herstellung des Baurechts für noch unbebaute Flächen am nordöstlichen Ortsrand soll längerfristig die vorhandene Ortslage städtebaulich abgerundet werden.

Plangebiet „An der Alten Schule“ – Seifersdorf

Für diese Fläche liegt ein rechtskräftiger Bebauungsplan vor, der seit vielen Jahren aus unterschiedlichsten Gründen nicht vollzogen werden konnte und deshalb vorgesehen ist, ein Aufhebungsverfahren durchzuführen. Darüber hinaus befindet sich die Fläche im Landschaftsschutzgebiet „Striegistäler“. Das Plangebiet selbst wurde nicht ausgegliedert.

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Plangebiet „An der Großschirmaer Straße“ – Seifersdorf

Diese Fläche ist Teil eines rechtskräftig vorliegenden Bebauungsplanes, der nur zum Teil durch Neubau eines Einfamilienhauses vollzogen worden ist. Für die verbleibende Fläche ist vorgesehen, ein Aufhebungsverfahren durchzuführen, da der vorliegende Bebauungsplan aus planungsrechtlicher Sicht heute nicht mehr vollzogen werden kann.

9.5 Gemischte Bauflächen

Die im Flächennutzungsplan dargestellten Gemischten Bauflächen repräsentieren ausnahmslos den gegenwärtig vorhandenen städtebaulichen Bestand. Bei der Entscheidung, ob die vorhandenen Ortslagen als Gemischte Bauflächen oder als Wohnbauflächen dargestellt werden, war ausschlaggebend, welche überwiegende Nutzung tatsächlich vorhanden ist. So ist nur in Ausnahmefällen bei der Darstellung der vorhandenen Ortslagen die Darstellung als Wohnbaufläche gewählt worden und zwar bei den Flächen, wo nach planungsrechtlicher Einschätzung die alleinige Wohnnutzung maßstabsbildend ist. In den bestehenden Ortslagen ist dies grundsätzlich nicht der Fall. Mit der Darstellung von Gemischten Bauflächen wird der planerische Wille zum Ausdruck gebracht, diese Bereiche der im Zusammenhang bebauten Ortslagen auch in Zukunft für eine Mischnutzung vorzusehen. Das bedeutet, dass jegliche ergänzende Bebauung ganz bewußt dem Charakter eines Mischgebietes entsprechen soll. Die Stadt möchte damit gerade im Bestand den Grundstückseigentümern die Möglichkeit erhalten, ein breites Spektrum von Nutzungsmöglichkeiten für ihr Grundstück zu bewahren. In den bestehenden Ortslagen ist somit eine Lückenbebauung im Innenbereich das erklärte städtebauliche Ziel. Diese potenziellen Lücken sind bei der Bilanzierung von Neubauflächen für den Wohnungsbau entsprechend mit berücksichtigt worden.

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Eine Planung von Gemischten Bauflächen ist aufgrund der spezifischen Nutzungsmöglichkeiten für das gesamte Plangebiet der Stadt Großschirma grundsätzlich nicht angezeigt. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung könnte auf solchen Flächen nur die Festsetzung eines Mischgebietes erfolgen. Die Stadt würde sich damit allerdings zu stark an die gemischte Nutzung binden und es würde sich daraus die Gefahr ergeben, dass ein solcher Bebauungsplan nicht vollziehbar wird, weil der Gebietscharakter z. B. überwiegender Wohnnutzung nicht gewahrt werden könnte. Aus diesem Grund wird auf die Ausweisung von geplanten gemischten Bauflächen im Flächennutzungsplan gänzlich verzichtet.

9.6 Gewerbliche Bauflächen

Bei der Ermittlung des Bedarfes für die Ausweisung von neuen Gewerbeflächen auf der Ebene des Flächennutzungsplanes ist eine rein rechnerische Bestimmung der erforderlichen Bauflächen grundsätzlich nicht möglich. Die Einflussfaktoren auf die gewerbliche Infrastruktur sind so vielschichtig und darüber hinaus einem ständigen Wandel unterzogen, so dass eine schlüssige Bedarfsberechnung für den Zeithorizont des Flächennutzungsplanes nicht vorgenommen werden kann. Unabhängig davon können jedoch planerische Aussagen zu den Entwicklungsabsichten der gewerblichen Infrastruktur als Grundlage für die Flächenausweisung herangezogen werden. Die erschließungsgünstige Lage des Raumes von Großschirma hat in den vergangenen Jahren zu einer erfolgreichen Entwicklung von Gewerbeneuansiedlungen geführt. In den vorhandenen neuen Gewerbegebieten z. B. in Siebenlehn (Gewerbe- und Industriegebiet an der B 101, Gewerbegebiet Weststraße), Obergruna (Plangebiet An der Freiberger Straße) und in Großschirma (Gewerbe- und Industriegebiet Am Steinberg) sind kaum noch Reserven vorhanden. Bei allen im Flächennutzungsplan dargestellten gewerblichen Bauflächen handelt es sich grundsätzlich um bestehende Gewerbegebiete. Auch wenn im Gewerbegebiet Großschirma an der B 101 die planungsrechtliche Klarstellung noch nicht endgültig abgeschlossen ist, wird diese Fläche trotzdem als bestehende Gewerbefläche ausgewiesen. Bei einer Vielzahl von Gewerbeflächen in den einzelnen Ortslagen handelt es sich um sogenannte faktische Gewerbegebiete. Für eine Weiterentwicklung der gewerblichen Infrastruktur sind im Territorium der Stadt Großschirma bereits auf der Ebene der Regionalplanung neue Potenziale benannt worden.

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Diese Potenziale sind sowohl im rechtskräftigen Regionalplan als auch im Entwurf des in Aufstellung befindlichen Regionalplanes enthalten. Dementsprechend erfolgte eine planerische Ausweisung der Vorsorgestandorte von Industrie und Gewerbe als nachrichtliche Übernahme aus dem Regionalplan in einer Größenordnung von über 130 ha. Diese Vorrangausweisung wurde in die Darstellung des Flächennutzungsplanes 1 : 1 übernommen und damit der planerische Wille dokumentiert, langfristig eine überörtlich bedeutende Rolle bei der Bereitstellung von Gewerbeflächen in der Planungsregion zu übernehmen. Unabhängig von den im Regionalplan beschriebenen Zielvorstellungen sind die dargestellten Flächenpotenziale geeignet, nicht nur Entwicklungsmöglichkeiten für neue Großansiedlungen darzustellen sondern auch im Rahmen der interkommunalen Zusammen- arbeit mit den Nachbarkommunen gegebenenfalls dringend benötigte Flächen für gewerbliche Neuansiedlungen kleineren Maßstabs zu gewährleisten. Eine endgültige Entscheidung darüber ist im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung erforderlich. Da es sich um keine unmittelbaren Planungsgebiete der Kommune handelt, ist für die Darstellung im Flächennutzungsplan eine überlagernde Darstellungsform von Flächen für die Landwirtschaft und potenzieller Gewerbefläche gewählt worden. Ungeachtet dieser Tatsache, sind diese potenziellen gewerblichen Entwicklungsflächen in die Umweltprüfung zum Flächennutzungsplan einbezogen worden.

Gewerbeflächenbilanz

Neuausweisung von Gewerbeflächen: nachrichtliche Übernahme

Siebenlehn ► Plangebiet Obergruna Viehweg V7 55,80 ha Vorsorgestandort für Industrie und Gewerbe*

Großvoigtsberg/ ► Plangebiet Teilbereich I V6 36,30 ha Reichenbach Vorsorgestandort für Industrie und Gewerbe*

Großschirma ► Plangebiet Teilbereich II V6 42,67 ha Vorsorgestandort für Industrie und Gewerbe*

134,77 ha

Planung insgesamt: 134,77 ha

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Vorsorgestandort für Industrie und Gewerbe in Obergruna

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Vorsorgestandort für Industrie und Gewerbe Teilbereich I in Großvoigtsberg/Reichenbach

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Vorsorgestandort für Industrie und Gewerbe Teilbereich II in Großschirma

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9.7 Sondergebiete

Sondergebiete werden im Flächennutzungsplan sowohl als Bestandsdarstellungen als auch als Neuplanungen ausgewiesen. Bei der Bestandsdarstellung handelt es sich um den Standort des Sondergebietes Siebenlehn-Nord, an dem gegenwärtig als Hauptinvestor die Firma „Möbel Mahler“ ansässig ist. Für diesen Standort existiert ein rechtsverbindlich vorliegender Bebauungsplan aus dem Jahr 1994. Neuausweisung von Sondergebieten erfolgt ausschließlich für die Nutzung von Solarenergie im Bereich Siebenlehn parallel zur Autobahn A 4. Für diese Flächen ist die Umsetzung der Photovoltaik-Freiflächenanlagen für private Investoren vorgesehen. Für das 1. Plangebiet in einer Größe von 0,8 ha liegt bereits ein rechtsverbindlicher Bebauungsplan vor, der sich gegenwärtig in der Umsetzung befindet.

Geplante Sondergebiete: Siebenlehn ► Plangebiet Solarpark Nordstraße 0,80 ha

Siebenlehn ► Plangebiet Solarpark Nordstraße West 1,70 ha

Plangebiete für Photovoltaik-Freiflächenanlagen zwischen Nordstraße und Autobahn A 4 – Siebenlehn

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10. Flächenbilanz

Bauflächen

Bestand Planung (ha) (ha)

Wohnbauflächen 15,00 8,15

Gemischte Bauflächen 242,92 -

Gewerbeflächen 87,40 [134,77]*

Sonderbauflächen 10,42 2,50

Gemeinbedarfsflächen 3,87 -

Summe: Bestand + Planung 370,26 ha

(*) im Plan als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt

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Gesamtflächenbilanz (Planung und Bestand)

ha %-Anteil

Bauflächen 370,26 6,01

davon Wohnbauflächen 23,15 Gemischte Bauflächen 242,92 Gewerbeflächen 87,40 Sonderbauflächen 12,92 Gemeinbedarfsflächen 3,87

Grünflächen 80,37 1,30

davon Kleingärten 42,99 Sport- und Spielflächen 8,28 Friedhöfe 2,94 sonstige Grünflächen 26,16

Verkehrsflächen 84,57 1,37 - örtliche und überörtliche Hauptverkehrsflächen (einschließlich Autobahnen, Bahnanlagen und Parkplätze)

Wasserflächen 28,99 0,47

Landwirtschaftsflächen 3.685,88 59,81

Waldflächen 1.851,24 30,04

Metabasaltbruch Seifersdorf 53,43 0,87

Versorgungsflächen 6,50 0,11

Sonstige Flächen 1,76 0,03 (Wirtschaftswege/Unland)

Gesamtfläche 6.163,00 100

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Flächenbilanz (in ha)

1,76 370,26

6,50 84,57

53,43 80,37 28,99 1851,24

3685,88

Bauflächen Grünflächen Verkehrsflächen Wasserflächen Landwirtschaftsflächen Waldflächen Metabasaltbruch Seifersdorf Versorgungsflächen Sonstige Flächen

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11. Flächen und Einrichtungen für den Gemeinbedarf

Gemäß § 5 Abs. 2 Nr. BauGB können und sollen im Flächennutzungsplan auch die Ausstattung des Gemeindegebietes mit Einrichtungen und Flächen für den Gemeinbedarf dargestellt werden. Dazu gehören in erster Linie Dienstleistungen des öffentlichen und privaten Bereiches insbesondere die der Allgemeinheit dienenden baulichen Anlagen und Einrichtungen des Gemeinbedarfes, wie z. B. Schulen, Kindergärten, kirchliche, soziale, gesundheitliche und kulturelle Einrichtungen. Aber auch Flächen für Sport- und Spielanlagen. Ein angemessenes Angebot an Gemeinbedarfseinrichtungen ist für die Bürger der Stadt ein wesentliches Merkmal der Lebensqualität. Die planerische Zielstellung der Stadt Großschirma ist demzufolge darauf ausgerichtet, die vorhandenen Gemeinbedarfs- einrichtungen in ihrem Bestand zu erhalten und gegebenenfalls in qualitativer Weise zu verbessern. Für die Erreichung dieser Entwicklungsziele sind grundsätzlich keine neuen Bauflächen- ausweisungen für Gemeinbedarfsflächen erforderlich. Eventuelle Anpassungen an sich verändernde demografische Verhältnisse können auf der Ebene der Flächennutzungsplanung mit der Darstellung von neuen Bauflächen nicht abgebildet werden. Grundsätzlich gilt, dass Gemeinbedarfseinrichtungen sowohl in Wohnbauflächen als auch in gemischten Bauflächen zulässig sind. Bei der Darstellung von Flächen für den Gemeinbedarf ist demzufolge auch nicht jede vorhandene Gemeinbedarfseinrichtung als Flächenkategorie Gemeinbedarf dargestellt. Wenn aus Gründen der Darstellungsgröße der jeweiligen Gemeinbedarfsnutzung eine bestimmte Flächengröße von ca. 0,2 ha unterschritten wird, wird auf die Darstellung einer gesonderten Gemeinbedarfsfläche im Flächennutzungsplan verzichtet.

Bestandsangaben:

Öffentliche Verwaltung

- Stadtverwaltung Großschirma, Rathaus Haupstraße 156, 09603 Großschirma

Schulen

- Grundschule „Friedrich Kaden“ Großschirma Hauptstraße 83a, 09603 Großschirma

- Grundschule „Am Wasserturm“ Siebenlehn Nossener Straße 11, 09603 Großschirma

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Kindertagesstätten

- Kindertagesstätte „Amalie Dietrich“ Siebenlehn - Kindertagesstätte „Flohkiste“ Reichenbach - Kindertagesstätte „Haldenstrolche“ Kleinvoigtsberg - Kindertagesstätte „Regenbogenland“ Großschirma

Kindertagespflege

- „Schatzinsel“ Großschirma - „Sonnenkid`s“ Siebenlehn kulturelle Einrichtungen

- Bücherei Großschirma Hauptstraße 83 A, 09603 Großschirma

- Bücherei Obergruna Dorfstraße 51, 09603 Großschirma

Sport- und Freizeiteinrichtungen

- Vereinshaus Hohentanne - Bürgerhaus Reichenbach - Bürgerhaus Obergruna - Vereinshaus Großvoigtsberg - Amalie-Dietrich-Park Siebenlehn - Sportpark und Sporthalle Großschirma - Sportcasino Großschirma - Bürgersaal Großschirma - Kegelbahn Hohentanne - Kegelbahn Seifersdorf - Kegelbahn Großschirma - Sporthalle und Kegelbahn Siebenlehn

Einrichtungen der Feuerwehr

- Feuerwehrgerätehaus Großschirma - Feuerwehrgerätehaus Großvoigtsberg - Feuerwehrgerätehaus Hohentanne - Feuerwehrgerätehaus Obergruna - Feuerwehrgerätehaus Reichenbach - Feuerwehrgerätehaus Seifersdorf - Feuerwehrgerätehaus Siebenlehn

Kirchgemeinden

- Ev.-luth. Kirchgemeinde Langhennersdorf Hirschtstraße 2, 09603 Großschirma OT Reichenbach - Ev.-luth. Kirchgemeinde Großschirma Hauptstraße 50, 09603 Großschirma

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- Kirche Großschirma Hauptstraße 50, 09603 Großschirma

- Kirche Siebenlehn Kirchgasse1, 09603 Großschirma

- Kirchgemeinde Siebenlehn-Obergruna Kirchgasse3, 09603 Großschirma OT Siebenlehn

Vereine

- Dorfclub Hohentanne e.V. - Dorfclub Reichenbach e.V. - Dorfclub Rothenfurth e.V. - Förderverein der Grundschule „Am Wasserturm“ Siebenlehn e.V. - Förderverein der Grundschule „Friedrich Kaden“ Großschirma e.V. - Förderverein der Meisterschule Siebenlehn für Orthopädieschuhtechnik e.V. - Förderverein Romanusbad Siebenlehn e.V. - Förderverein Wasserturm Siebenlehn e.V. - Freiberger Miliz 1643 - Freizeit- und Sportverein Großvoigtsberg e.V. - Geflügelzüchterverein „Am Romanus“ Siebenlehn e.V. - Gemischter Chor Reichenbach e.V. - Heimatverein Großschirma - Heimatverein Perzebach e.V. Seifersdorf - Imkerverein Großschirma und Umgebung - Jagdgenossenschaft Groß- und Kleinvoigtsberg - Jagdgenossenschaft Großschirma - Jagdgenossenschaft Hohentanne - Jagdgenossenschaft Obergruna-Siebenlehn - Jagdgenossenschaft Seifersdorf - Jugendclub Siebenlehn - Kaninchenzüchterverein Großvoigtsberg e.V. - Landfrauenverband Großschirma - Ortsverein Kleinvoigtsberg e.V. - Rassegeflügelzuchtverein Reichenbach 1940 e.V. - Rassegeflügelzuchtverein Seifersdorf - Rassekaninchenzüchterverein e.V. S 197 Großschirma und Umgebung - Rassekaninchenzüchterverein S 702 Obergruna e.V. - Reitverein „Schwalbennest“ Großschirma e.V. - Reitverein „Sonnenhof“ e.V. - Schützenverein Hohentanne e.V. - Seifersdorfer Blasmusikanten - Siebenlehner Sportverein 90 e.V. - Siedlergemeinschaft Siebenlehn e.V. - Sportfreunde Reichenbach 02 e.V. - Sportgemeinschaft Hohentanne e.V. - Sportverein „Traktor“ Obergruna - Sportverein Seifersdorf e.V. - TuS 1875 Großschirma e.V. - Verein zur ökologischen Abwasserbehandlung Obergruna e.V. - Volkssolidarität Ortsgruppe Reichenbach - Wild Mustang Großschirma

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12. Grün- und Freiflächen

Grünflächen erfüllen innerhalb der Ortslagen und im Außenbereich zahlreiche unterschiedliche Aufgaben. Die einen sind als Sport- und Spielplätze, als Haus- oder Kleingärten intensiv genutzt, andere verschönern das Ortsbild oder prägen die Landschaft. Andere wieder verbessern das Microklima, schirmen schädliche Umwelteinflüsse ab oder gewähren bestimmten Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsraum. Gemeinsam mit den land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen bilden sie einen Ausgleich zu den bebauten Gebieten. Insbesondere für den Bereich der Naherholung sind sie von hervorragender Bedeutung und so sollen insbesondere die vorhandenen gärtnerisch genutzten Flächen für die Zukunft erhalten bleiben.

Durch eine angemessene intensive Pflege der innerörtlichen Grünflächen soll die für alle Ortsteile prägende Grüngestaltung zur Verbesserung des Ortsbildes und damit zur Erhöhung der Attraktivität für die Bewohner und Besucher beitragen. Insbesondere im Bereich der Fluß- und Bachläufe sind Grünflächen als Retentionsraum von großer Bedeutung und sind somit von Bebauung freizuhalten.

Im Flächennutzungsplan wird für bestimmte Grünflächen die Zweckbestimmung genauer definiert. Das trifft für Sportplätze, Spielplätze und insbesondere für jene Flächen zu, die mit dem Symbol „Kleingärten“ als nähere Zweckbestimmung festgesetzt worden sind. Dabei ist es jedoch nicht entscheidend, welchen rechtlichen Status solche Gartenflächen tatsächlich genießen. Unabhängig von der Ausweisung im Flächennutzungsplan handelt es sich bei diesen Grünflächen um Kleingartenflächen, die entweder als Dauerkleingärten im Sinne des Bundeskleingartengesetzes zu bewerten, oder auch als sonstige Kleingärten (Eigentumsgärten) zu definieren sind, die gleichfalls zur Erholung und Freizeitbetätigung genutzt werden. Bei allen Darstellungen von Gartenflächen handelt es sich um Bestandsdarstellungen.

Die Darstellung einer Fläche als Grünfläche im Flächennutzungsplan ist eine Planaussage, die gegebenenfalls im Rahmen verbindlicher Planungen gesichert werden muß. So wurden eine Reihe von Grünflächen z. B. als Trennungsstreifen zur optischen Abschirmung unterschiedlicher Nutzungen dargestellt, deren konkrete Ausformung auch als Ausgleichsfläche für beabsichtigte künftige Eingriffe im Sinne des Naturschutzrechts vorgesehen werden können.

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Grünflächen, die mit keiner genauen Zweckbestimmung im Flächennutzungsplan ausgewiesen werden, sind aufgrund ihrer vorhandenen Bedeutung und ihrer landschafts- gestalterischen Funktion Ausdruck des planerischen Willens der Stadt Großschirma, diese Nutzungsart auch für die Zukunft an den jeweiligen Stellen des Territoriums zu sichern.

Bestehende Kleingartenanlagen

- Gartenanlage Naherholung Großschirma e.V. - Gartenverein „Frischer Wind“ Großschirma e.V. - Gartenverein Glück Auf Rothenfurth e.V. - Kleingartenverein „Am Bergwerkskanal Rothenfurth“ e.V. - Kleingartenverein Hohentanne

Spielplätze

- Spielplatz Amalie-Dietrich-Park - Spielplatz Grundschule Großschirma - Spielplatz Langhennersdorfer Straße - Spielplatz Wohnpark Münzbachtal

Friedhöfe

- Reichenbach - Großschirma - Großvoigtsberg - Obergruna - Siebenlehn

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13. Flächen für Landwirtschaft und Wald

Landwirtschaft

Alle nicht für eine bauliche oder sonstige Nutzung im Siedlungsraum vorgesehenen Flächen werden nach den Vorschriften des Baugesetzbuches als Flächen für die Landwirtschaft oder Wald dargestellt. Landwirtschaft im Sinne des § 201 BauGB ist insbesondere der Ackerbau, die Wiesen- und Weidewirtschaft einschließlich Tierhaltung, soweit das Futter überwiegend auf dem zum landwirtschaftlichen Betrieb gehörenden, landwirtschaftlich genutzten Flächen erzeugt werden kann, die gartenbauliche Erzeugung, der Erwerbsobstbau, der Weinbau, die berufsmäßige Imkerei und die berufsmäßige Binnenfischerei. Die Darstellung als Fläche für die Landwirtschaft ist insofern beim Flächennutzungsplan ein Auffangtatbestand, da in dieser Darstellung auch Flächen enthalten sind, die möglicherweise nicht unter die landwirtschaftliche Nutzung im Sinne des § 201 BauGB fallen und als Brachflächen potenziell nutzbare Landwirtschaftsflächen darstellen. In dieser Flächenkategorie der Landwirtschaft sind auch alle teilweise baulich oder in anderer Art und Weise genutzten Flächen enthalten, die planungsrechtlich dem Außenbereich zuzuordnen sind. Im konkreten Fall bedeutet das, dass eine bestehende Ortslage, die nicht die Kriterien eines im Zusammenhang bebauten Ortes erfüllt, wohl aber eine Bebauung von einigem Gewicht enthält, trotzdem insgesamt als Fläche für die Landwirtschaft (Bestand im Außenbereich) dargestellt wird. Der Flächennutzungsplan hat zwar nicht die Aufgabe, eine Abgrenzung zwischen Innen- und Außenbereich vorzunehmen, wohl aber wird mit der Darstellung im Flächennutzungsplan das Grundgerüst der künftigen geordneten städtebaulichen Entwicklung symbolisiert, die einer möglichen Zersiedelung der Landschaft entgegenwirken soll.

Wald Bei den Darstellungen der Flächen für Wald werden in erster Linie die Flächen als Wald ausgewiesen, die nach Maßgabe des Bundeswaldgesetzes bzw. des Sächsischen Wald- gesetzes als Wald anzusehen sind. Das sind zunächst einmal alle mit Forstpflanzen bestockte Grünflächen. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verdichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Waldäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere dem Wald verbundene und der Waldnutzung dienende Flächen.

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Die Entscheidung, welche Flächen als Wald im Sinne des Waldgesetzes anzusehen sind, trifft in jedem Fall die dafür zuständige Forstbehörde. Bei der Darstellung im Flächennutzungsplan sind teilweise auch Flächen mit der Kategorie Wald dargestellt worden, die möglicherweise nicht als Wald im Sinne des Waldgesetzes anzusehen sind, jedoch in ihrem Bestand gegebenenfalls zu Wald entwickelt werden können, oder nach Auffassung der planenden Kommune für das Landschaftsbild die Erholungs- und Schutzfunktion der Landschaft von Bedeutung sein können.

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Quellenverzeichnis

 Landesentwicklungsplan Sachsen 2013 (LEP 2013)  Regionalplan Chemnitz – Erzgebirge; in Kraft getreten am 31.07.2008 einschließlich 1. Teilfortschreibung vom 28.10.2004 und 2. Teilfortschreibung vom 20.10.2005  Regionalplan Region Chemnitz Entwurf für das Beteiligungsverfahren (Stand: 15. Dezember 2015)  Webseite der Stadt Großschirma  Webseite Geoportal Sachsenatlas  Webseite Statistisches Landesamt Sachsen

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