Stadtteil Zeitung Zeitung Nr.137 • Mai 2010 • 14
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StadtteilStadtteil Zeitung Zeitung Nr.137 • Mai 2010 • 14. Jahrgang • Zeitung des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. • Ostpreußendamm 159 • 12207 Berlin www.stadtteilzentrum-steglitz.de Steglitz-Zehlendorf www.stadtteilzentrum-steglitz.de 65 Jahre Fotos: Peter Dörrie „Tag der Befreiung“ Am 8. Mai 1945 ging der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands zu Ende. Nach zwölf Jahren Gewalt- herrschaft, in der es unermessliches Leid über ganz Europa gebracht hatte, lag das nationalsozialistische deutsche Regime am Boden. War im Nachkriegsdeutschland danach vom Kriegsende die Rede, wurde von Kapitulation und Niederlage gesprochen und die dunkle Vergangenheit möglichst verdrängt. Erst Bundespräsident Richard von Weiz- säcker rief die Deutschen dazu auf, der Wahrheit ihrer Vergangenheit ins Auge zu sehen. In seiner historischen Rede am 8. Mai 1985 vor dem Deutschen Bun- destag nannte er diesen Tag unmissver- ständlich als einen „Tag der Befreiung“. Die ehemaligen KZ-Häftlinge bei Aus dem Tag der Niederlage wurde so der Feierstunde am 8. Mai 2006 ein Tag der Befreiung: die Befreiung von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherr- Mein 8. Mai - schaft und als Ende eines Irrweges deutscher Geschichte. Von Pillau zur Säule der Gefangenen Er wies darauf hin, dass im Ende des Krieges nicht die Ursache für Flucht, Die alten Männer sitzen regungslos in schaut aus dem Fenster – Zwischensta- Vertreibung und Unfreiheit zu sehen sei, der milden Maiensonne, manche auf tion einer Vertreibung. Der kleine Knirps sondern dass sie vielmehr in seinem ihre Gehstöcke gestützt, den Kopf soll – wie ihm seine Mutter später erzählte Anfang liege: Der 8. Mai darf nicht vom gebeugt – nachdenklich, viele mit – mit ihr auf das Schiff „Wilhelm Gustloff“ 30. Januar 1933, dem Beginn der Nazi- Tränen in den Augen. Mühsam ver- zwecks Weitertransport über die Ostsee diktatur, getrennt werden. Dieser Tag soll suchen sie, den Reden zu folgen, die – wohin? Er weiß die heftige Explosion für die Deutschen ein Tag der Erinnerung an der „Säule der Gefangenen“ nicht zu deuten, bei dem die Fenster in an das sein, wozu Menschen fähig sind gehalten werden. Sie kommen aus der Baracke auffliegen und die Gardinen und was Menschen erleiden mussten. vielen Ländern Europas, ihre wie wild wehen. Bei der hochschwange- Der 8. Mai sei für die Deutschen kein Tag Deutschkenntnisse sind nicht mehr ren Mutter setzen frühzeitig die Wehen zum Feiern ... die Besten. Das bisschen Deutsch, ein: An diesem 26. Januar 1945 be- In der Bundesrepublik war und ist der das sie kennen, haben sie hier gelernt kommt der kleine Junge ein Schwester- 8. Mai kein offizieller Feiertag – er ist dem – an dieser Stelle, wo in der NS-Zeit chen. Diagnose: Mutter und Kind sind Anlass entsprechend ein Gedenktag. das KZ-Außenlager Lichterfelde „nicht transportfähig.“ Wenige Tage stand und wo sie in den letzten später, am 30. Januar 1945, versinkt die Anders in der ehemaligen DDR: Hier war Kriegsmonaten Zwangsarbeit leisten „Wilhelm Gustloff“ nach einem Torpedo- er von 1950 bis 1967 und nochmals mussten. Warum sind sie nach Jahr- Legt seinen Finger in die Wunden 1985 als „Tag der Befreiung des treffer in den eisigen Fluten der Ostsee. der Vergangenheit: Klaus Leutner zehnten an den Ort ihrer Qualen Die Mutter erzählt nach der doch noch deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus“ zurückgekehrt? Wer hat sie zu dieser gelungenen Flucht ihrem Jungen, dass Autobahnen gebaut“, „Hitler hat die gesetzlicher Feiertag (Quelle: Wikipedia). alljährlichen Feierstunde am 8. Mai, sich an diesem Tag, dem Geburtstag Arbeitslosen von der Straße geholt“. Im Wir haben den „Tag der Befreiung“ dem Tag der Befreiung von der seiner Schwester, sowjetische Kriegsge- September 1958 geht dem Papagei bei aus Anlass des 65. Wiederkehrens zum Nazidiktatur, eingeladen? fangene in Pillau mit einem deutschen der Einweihungsfeier der Gedenkstätte Themenschwerpunkt dieser Ausgabe Zu verdanken ist das dem ehemaligen Torpedolager in die Luft gesprengt Buchenwald, zu der er als Westberliner gewählt. Lichterfelder Bürger Klaus Leutner, der haben. Durch den Tod der sowjetischen Lehrling der Deutschen Reichsbahn ein- Peter Dörrie sich seit Jahren intensiv mit der Ge- Kriegsgefangenen, das erkennt er geladen wurde, die Argumentation aus: später, haben ihm Soldaten der Roten schichte des Außenlagers in unserem Ein ehemaliger Häftling krempelt seinen Bezirk beschäftigt hat. Der Stadtteilzei- Armee das Leben geschenkt und ihres Ärmel hoch und der Lehrling sieht zum Aus dem Inhalt: tung hat er seine Geschichte und die verloren. ersten Mal eine Nummer auf einem Seite 3: Zeitzeugen Erlebnisse, die ihn zur Gründung der Zeitensprung Menschenarm ... Seite 4: DP Camp Schlachtensee „Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde Mutter sagt dem 14jährigen Jungen im- Seite 5: Teamerfahrung e.V.“ bewegt haben, geschildert. mer wieder „Hitler hat die Autobahnen Polen Flucht gebaut“ und „Hitler hat die Arbeitslosen Im Jahre 1974 besucht der Reichsbah- „Gemeinsam Kochen“ Pillau an der Kurischen Nehrung am 26. von der Straße geholt“. Der Schüler Leut- ner Klaus Leutner seine alte Heimatstadt Seite 10: FREUNDwärts Januar 1945. Ein fünfjähriger Junge aus ner meldet sich in der Schule und spricht Lötzen, die 1946 in Gizycko umbenannt – FEINDwärts Ostpreußen steht in einer Baracke und wie ein Papagei nach: „Hitler hat die wurde. >> Seite 11 Seite 2 Nr. 137 • Mai 2010 • 14. Jahrgang KiReLi Die Staatliche Bildungsanstalt 1920 – 1933 Kinderrestaurant Lichterfelde Drei-Gänge-Menue Als nach dem Ersten Weltkrieg auch und die „Hausdamen“ hatten die ehe- für Kinder von 1 bis 17 Jahren 1 Euro alle vormilitärischen Einrichtungen maligen Kadetten außerhalb des Unter- Montag bis Freitag, täglich geöffnet von 12 .00 –16.00 Uhr gemäß dem Versailler Vertrag richts zu betreuen, jedoch blieb das Wir freuen uns auf euch! geschlossen werden mussten, plä- Verhältnis zwischen ihnen und den Zög- Schulklassen und Gruppen dierten Bürgermeister und Gemeinde lingen sehr gespannt. Weitere Neuerun- bitte 4 – 5 Tage vorher anmelden! Telefon 7551 67 39 von Berlin-Lichterfelde für die Um- gen waren z.B., dass der rein dozierende Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum wandlung der Hauptkadettenanstalt Unterricht aufgelockert wurde durch Steglitz Foto: Heimatverein Osdorfer Straße in eine zivile Erziehungsanstalt. Wanderungen, Lehrausflüge, Klassen- Diesem Vorschlag folgend, wurde am fahrten, Schülervorträge und Unterricht 5. Mai 1920 durch einen Erlass der im Freien. Es gab hoffnungsvolle Ansätze preußischen Regierung die Staatliche für eine positive Veränderung der Anstalt Bildungsanstalt (Stabila) eröffnet. und man kann sagen, dass die Neuord- Dabei handelte es sich um eine Son- nung des preußischen höheren Schul- derform des Realgymnasiums und wesens, die dann bis in die Zeit nach dem eine Oberrealschule mit Internat. Zweiten Weltkrieg fortwirken sollte, zu- Individual PCs • Betreuung • Netzwerk • Schulung • IT-Service Es wurden nun bevorzugt die Söhne erst in der Stabila Lichterfelde entwickelt Hans Richert (1869-1940) gefallener oder kriegsgeschädigter wurde. Für die Anfangsjahre ist jedoch Leiter der Stabila 1922-1923 www.gilg.de Soldaten sowie die Söhne von Deut- festzustellen: Die uniformierten, militä- den. Das änderte sich erst, als die ehe- schen aus den abgetretenen Landes- risch gedrillten, allen demokratischen maligen Kadetten nicht mehr in der Über- Markus Gilg teilen sowie auch Arbeiterkinder als Ansätzen zumindest mit Reserviertheit, zahl in den oberen Klassen waren: 1926 [email protected] Mobil: 0177 – 7532032 Borstellstr. 48 wenn nicht gar mit Ablehnung begeg- machte der letzte Kadett in der Stabila Fon: 030 – 7532032 Schüler in die Stabila aufgenommen. 12167 Berlin Fax: 030 – 7532025 nenden Kadetten in „innerlich selbstän- Der Übergang zur zivilen Einrichtung ging sein Abitur; seitdem entsprach die Schü- dige, verantwortungsfrohe Persönlich- mit großen Problemen vonstatten. Der lerschaft der Stabila der jedes anderen keiten für eine demokratische Gesell- preußische Kultusminister Konrad Hae- beliebigen Gymnasiums. Laib und Seele schaft“ (Karsen) zu verwandeln – dieser nisch (SPD) beauftragte Dr. Fritz Karsen Die Zahl der Schüler sank. Verglichen mit Aktion für Bedürftige mit Bezug von: Plan konnte nicht gutgehen. Da auch (1885-1951) mit der Umwandlung der der früheren Hauptkadettenanstalt hat- ALG; ALG II und Rente Karsens Forderungen nach Verkleine- Lichterfelder Anstalt in eine Modell- ten sich die Internatsplätze in der Stabila in Kooperation mit der Berliner Tafel, der Ev. rung der Anstalt, Autonomie der Ver- schule. Karsen war Mitglied des „Bun- 1922/23 mehr als halbiert, so dass es nur Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf und dem suchsschule und Versetzung der kon- Stadtteilzentrum Steglitz e.V. des Entschiedener Schulreformer“ und noch deutlich unter 500 Schüler gab. Da- servativen Lehrer nicht erfüllt wurden, trat Dienstags: Ab 14.00 Uhr Klärung der Bedürftigkeit gilt heute als einer der ersten Begründer durch standen zwei Kasernengebäude er nach nur dreimonatiger Amtszeit zu- und Ausgabe der Warte-nummer per Losverfahren, einer Gesamtschule in Deutschland; leer, in denen zwei andere Dienststellen rück. Teile der Schülerschaft, insbeson- 15.00 – 16.00 Uhr Lebensmittelausgabe. nach ihm ist eine Schule in Berlin-Britz untergebracht waren: Das Provinzial- dere die ehemaligen Kadetten, hatten Servicebüro: Frau Suada Dolovac, schulkollegium, d.h. die Aufsichtsbe- benannt. - Für uns heute ist kaum ver- immer wieder Zwischenfälle provoziert, Info/Telefon: