Rote Liste Und Artenliste Sachsens Zieralgen Artikel-Nr
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Rote Liste und Artenliste Sachsens Zieralgen Artikel-Nr. L V-2-2/35 Inhalt Vorwort 03 1 Einleitung 05 2 Methodische Grundlagen der Erfassung und Bewertung 07 2.1 Fundnachweise, Taxaliste – Quellen und Herangehensweise 07 2.2 Erfassung und Auswertung von Begleitparametern 09 2.3 Lebensräume und ökologische Ansprüche der Desmidiaceen in Sachsen 09 3 Gefährdungskategorien 14 4 Gefährdungsanalyse 16 4.1 Grundlagen der Gefährdungsanalyse 16 4.2 Aktuelle Bestandssituation 16 4.3 Langfristiger Bestandstrend 17 4.4 Kurzfristiger Bestandstrend 18 4.5 Risikofaktoren 18 4.6 Gefährdungseinstufung 18 5 Kommentierte Artenliste 20 6 Rote Liste 62 7 Gefährdungssituation 70 8 Weiterer Untersuchungsbedarf 73 9 Literatur 74 10 Anhang 82 Anhang A1: Prozentuale Verteilung der Taxa auf Standorttypen 82 Anhang A2: Gesamt-Phosphor an den Messstellen mit aktuellen Desmidiaceen-Vorkommen 88 Anhang A3: pH-Wert an den Messstellen mit aktuellen Desmidiaceen-Vorkommen 92 Anhang A4: Leitfähigkeit an den Messstellen mit aktuellen Desmidiaceen-Vorkommen 100 Anhang A5: Vorstellung nicht eindeutig zuordenbarer Taxa 108 Vorwort Kommentierte Artenlisten bieten eine Übersicht Gefährdung innerhalb der Artengruppen werden über die in Sachsen vorkommende Artenvielfalt feste Bewertungskriterien angelegt, die den Ver- einer Organismengruppe. Sie vermitteln grund- gleich mit anderen Bundesländern ermöglichen. legende Informationen zu den Arten. Dazu zäh- Für die Zieralgen ist zudem die Kenntnis ihrer len auch die Fakten für eine Gefährdungsana- ökologischen Ansprüche wesentlich, da sie wich- lyse. Deren Ergebnis wird in der »Roten Liste« tige Indikatororganismen für die Bewertungs- zusammengefasst. verfahren nach der Europäischen Wasserrah- Rote Listen gefährdeter Organismen dokumen- menrichtlinie enthalten. tieren den Kenntnisstand über die Gefährdung Rote Listen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten der einzelnen Arten und über den Anteil gefähr- Sachsens werden in Verbindung mit kommen- deter Arten der betrachteten Sippe. Sie sind da- tierten Artenlisten entsprechend dem Bearbei- mit sowohl ein Instrument der Umweltindikation tungsstand in loser Folge und nach einheitlicher als auch der Fachplanung des Naturschutzes, Gliederung herausgegeben. Die Rote Liste der z. B. Grundlage für Arten- und Biotopschutzpro- Zieralgen wurde auf der Basis der fachlichen gramme. Nicht zuletzt dienen sie zur Informa- Vorgaben des Sächsischen Landesamtes für Um- tion der Öffentlichkeit. welt, Landwirtschaft und Geologie und der Rote Listen erleichtern es auch, Landschaften, durch die Staatliche Betriebsgesellschaft für Landschaftsteile und Biotope anhand der Vor- Umwelt und Landwirtschaft erhobenen Daten kommen gefährdeter Arten (nach Naturschutz- und ihrer Bewertung gemeinsam erarbeitet. kriterien) zu bewerten. Bei der Einstufung der Norbert Eichkorn Dr. Mathias Böttger Präsident des Sächsischen Geschäftsführer der Staatlichen Landesamtes für Umwelt, Betriebsgesellschaft für Umwelt Landwirtschaft und Geologie und Landwirtschaft Vorwort | 03 Einleitung 1 Einleitung Einführung Die Desmidiaceen (deutsch »Zieralgen«) gehören durch Zellteilung zwischen den Halbzellen. Ge- zur Klasse Zygnematophyceae. Traditionell wer- schlechtliche Fortpflanzung tritt relativ selten den zu den Zieralgen die Ordnung der Desmi- auf; es vereinigen sich dann die Gameten durch diales und die Familie Mesotaeniaceae aus der einen Verbindungskanal oder in einer Schleim- Ordnung Zygnematales gezählt. Sie gehören zu hülle zwischen den zwei beteiligten Zellen den grün gefärbten Algen, was in konzentrierten (GUTOWSKI & MOLLENHAUER 1996). Der Verbindungs- Proben oft mit bloßem Auge zu erkennen ist. kanal wird im Deutschen als »Joch« bezeichnet, Der Name »Zieralgen« geht auf den symmetri- woher auch die Bezeichnung »Jochalgen« für schen Bau dieser Algen zurück. Die Symmetrie die gesamte Algengruppe (Zygnematophyceae) ist spiegelsymmetrisch (meist zwei etwa gleich kommt. Es bildet sich die diploide Zygospore, aus geformte Halbzellen) und radiärsymmetrisch der wiederum ein bis vier haploide Keimlinge ausgeprägt – bei Staurastrum-Arten zum Teil hervorgehen. Insbesondere die Zygosporen sind sehr deutlich, wenn z. B. drei oder vier Arme je relativ unempfindlich gegenüber Austrocknung, Halbzelle um ihre Längsachse herum angeordnet sodass eine Verbreitung durch Wind und Was- sind. Dazu besitzen sie oftmals eine ästhetisch servögel möglich ist (BROOK 1981). ansprechende Zellform (z. B. Micrasterias, der Aus mehreren Gründen sind Zieralgen als Indi- »kleine Stern«) und oft eine arttypische Orna- katoren für die Gewässergüte gut geeignet: mentierung der Zellwand mit Rippen, Wärzchen und Stacheln und stellen so kleine Kunstwerke n Sie sind oft an nährstoffärmere Lebens- der Natur dar. räume gebunden und stellen damit viele Zieralgen leben zumeist benthisch im Periphyton Gütezeiger. (Lückenraum fein gegliederter Wasserpflanzen), aber auch im Plankton von Süßwasserhabitaten n Sie haben einen relativ engen Toleranzbe- (sehr selten Brackwasser, BROOK 1981) oder auf reich gegenüber wichtigen Umweltfaktoren feuchten Oberflächen (Schlamm, feuchte Fels- wie den Nährstoffen oder dem pH-Wert. wände, Moospolster). Die Größe der in Deutsch- land vorkommenden Arten liegt zwischen etwa n Sie sind meist mikroskopisch bei der Gewäs- sechs und tausend Mikrometer Länge. seruntersuchung relativ gut bestimmbar. Die im vegetativen Zustand haploiden Zellen besitzen meist einen Chloroplast je Halbzelle. Die Zieralgen können jedoch nicht nur stoffliche Ge- Fortpflanzung geschieht gewöhnlich vegetativ wässerbelastungen indizieren, sondern auch die Einleitung | 05 Degradation von Lebensräumen aus Sicht des Hinzu kommt die bisher geringe Kenntnis der ge- Naturschutzes, die oftmals durch den bloßen samten Artenvielfalt und Gefährdung der Gruppe optischen Eindruck nicht in gleicher Weise wie- in Sachsen aus naturschutzfachlicher Sicht. Für dergegeben wird. Es gibt sehr viele Desmidia- die Erarbeitung der Liste wurden bisher nicht un- ceen-Taxa, die auf komplexe Lebensräume (z. B. tersuchte Habitate (Moore, kleinere Standgewäs- intakte Moore) angewiesen sind und bei deren ser) zusätzlich beprobt. Ökologische Auswertun- Degradation verschwinden. gen, die die Liste ergänzen, können einen Beitrag Es liegt eine Rote Liste der Desmidiaceen leisten, sowohl weitere Bioindikatoren zu finden, Deutschlands vor (GUTOWSKI & MOLLENHAUER 1996), als auch Informationen zu Gefährdung und die 29 Gattungen mit 527 Arten und 798 Taxa Schutzmöglichkeiten der Desmidiaceen zu liefern. (Varietäten und formae) umfasst. Für die Erarbei- Die systematische Untersuchung der Gewässer tung einer sächsischen Taxaliste und Roten Liste nach Wasserrahmenrichtlinie erfolgt seit 2005. der Zieralgen gab es mehrere Gründe. Zum einen Aufgrund der Vielzahl beprobter Fließ- und lagen durch die Untersuchungen der Staatlichen Standgewässer kann man davon ausgehen, dass Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirt- der größte Teil der vorkommenden Taxa aus dem schaft (BfUL) im Rahmen der Europäischen Was- WRRL-Gewässer-Spektrum erfasst wurde. Zu- serrahmenrichtlinie zahlreiche Nachweise von sammen mit der reichen taxonomischen Aus- Desmidiaceen-Taxa vor. Außerdem sind bei den beute der Sonderbeprobungen liegt ein Datenbe- Desmidiaceen aufgrund ihrer größeren Populari- stand vor, der die Erstellung einer Roten Liste tät und guten mikroskopischen Unterscheidbar- zulässt. Für die Bearbeitung der Roten Liste war keit mehr und zuverlässigere historische Daten eine direkte Ableitung der in LUDWIG et al. (2006) aus der Literatur verfügbar als bei anderen Al- für die Gefährdungseinschätzung erforderlichen gengruppen. Zum anderen ist für die praktische Trends der Bestandsentwicklung aufgrund der Bearbeitung der planktischen und benthischen Datenlage nur teilweise möglich. Häufig musste Algen nach den Vorgaben der EU-Wasserrah- eine Einschätzung anhand der Entwicklung der menrichtlinie (WRRL) eine möglichst vollständige Algen-Habitate vorgenommen werden; diese un- Taxaliste eine wichtige Arbeitsgrundlage. Die terstützt das ebenfalls zulässige Expertenurteil. Eignung der Gruppe als Bioindikatoren wurde Es soll allen gedankt werden, die bei der Erarbei- bereits dargestellt. Es ist aber von großer Bedeu- tung der Roten Liste und Artenliste mitgewirkt tung für die Plausibilität der Bewertungsverfah- haben. Für die gründliche Durchsicht des Manu- ren der WRRL, dass die verwendeten Indikator- skripts und die Erstellung einiger rasterelektro- Taxa richtig eingestuft werden, was nur mit nenmikroskopischen (REM-) Aufnahmen wird Dr. detaillierten ökologischen Kenntnissen der Arten Markus Paul (Radebeul) gedankt. Eine große möglich ist. Auch hierzu wird mit den Auswer- Unterstützung kam von Herbert Schnabel (Wit- tungen für diese Taxaliste ein Beitrag geleistet. tichenau), der die Probenahmen im Dubringer Die Bewertungsverfahren für Fließgewässer und Moor begleitete. Dr. Regine Jahn (Berlin) half große Standgewässer beruhen auf einem Ver- beim Auffinden und der Einschätzung von Exsik- gleich mit Referenzbedingungen der untersuch- katen der Rabenhorst-Sammlung. Dr. Antje Gu- ten Habitate, die dort heute vielfach nicht mehr towski (Bremen) stellte Literatur zur Verfügung vorhanden sind. Hier ist ein Blick über die durch und Wolf-Henning Kusber (Berlin) gab wichtige die Vorgaben der WRRL begrenzte Auswahl zu Hinweise zur Nomenklatur und Taxonomie eini- untersuchender Habitate hinaus sehr hilfreich. ger seltener Taxa. 06 | Einleitung 2 Methodische Grundlagen der Erfassung und Bewertung Einführung 2.1 Fundnachweise, Taxaliste