Widerstand Gegen Das NS-Regime in Den Regionen Mecklenburg Und Vorpommern
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Widerstand gegen das NS-Regime in den Regionen Mecklenburg und Vorpommern Reihe Beiträge zur Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 12 Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern Widerstand gegen das NS-Regime in den Regionen Mecklenburg und Vorpommern Reihe Beiträge zur Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 12 Unter Mitarbeit von Hans Coppi Kyra T. Inachin Kai Langer Georg Diederich Irmfried Garbe Falk Bersch Andreas Wagner Achim v. Borries Mario Niemann Detlef Graf von Schwerin Dieter Krüger Annette Leo Schwerin 2007 © Copyright by Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern Arsenalstr. 8 19053 Schwerin 2. Auflage Schwerin im Februar 2007 Layout & Satz: Wolfgang Hoyer Druck: Altstadtdruck Rostock ISBN 3-89892-399-1 Bildnachweise: S. 16: Am Lankesee bei Liebenberg...: Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin; S. 28: Karl Buschmann, Schweriner Landgerichtspräsident: Bundesarchiv Berlin; S. 47: Leopold Wiemker (1909-1976): Archiv des Erzbischöflichen Amtes Schwerin; S. 49: Prof. Dr. Bernhard Schwentner (1891-1944): Archiv des Erzbischöflichen Amtes Schwerin; S. 63: Güstrower Gemeinde der Bibelforscher: Wachtturm-Gesellschaft; S. 73: Wehrmachtgefängnis Anklam: Politische Memoriale e.V.; S. 91: Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (1902-1944): Bildarchiv Stiftung Preußischer Kulturbesitz; S. 92: Achim Freiherr von Willisen (1900-1983) Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin; S. 94: Hans-Jürgen Graf von Blumenthal (1907-1944) Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin; S. 95: Adolf-Friedrich Graf von Schack (1888-1945): Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin; S. 96: Ewald von Kleist-Schmenzin (1890-1945): Ge- denkstätte Deutscher Widerstand Berlin; S. 98: Willy Jesse (1897-1971): Rechteinhaber unbekannt, Archiv der Sozialen Demokratie Bonn; S. 103: Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld (1902-1944): Detlef Graf von Schwerin 2 3 Inhaltsverzeichnis Vorwort ..................................................................................... 5 Vorbemerkung ........................................................................... 7 I. Einleitung Hans Coppi Deutscher Widerstand gegen das NS-Regime – Einsichten, Tendenzen und Fragestellungen ............................ 8 Kyra T. Inachin Widerstand gegen das NS-Regime in den Regionen Mecklenburg und Pommern 1933 bis 1945 ............................... 19 II. Widerstand und Verfolgung in den ersten Jahren der NS-Herrschaft (1933-1939) Kai Langer »Panzertruppe der Rechtspflege« – Zur Rolle der mecklenburgischen Sondergerichte ................... 26 Georg Diederich Widerstand der Katholischen Kirche in Mecklenburg 1933-45 ... 38 Irmfried Garbe Evangelischer »Kirchenkampf« und »Widerstand« in Mecklenburg & Pommern während des Nationalsozialismus. Eine Problemskizze 52 Falk Bersch Skizzen zu Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas in Mecklenburg und Pommern unter dem NS-Regime .............. 63 III. Widerstand und Dissens im Zweiten Weltkrieg Andreas Wagner Opposition und Verweigerung von Soldaten im Zweiten Weltkrieg: Eine regionalhistorische Bestandsaufnahme für Mecklenburg und Pommern ................................................ 72 IV. Einzelschicksale aus dem regionalen Widerstand Achim von Borries Das Ehepaar Lachmund ............................................................. 82 2 3 Mario Niemann Der 20. Juli 1944 in Mecklenburg und Pommern ...................... 90 Detlef Graf v. Schwerin Ulrich-Wilhelm Graf v. Schwerin v. Schwanenfeld 1902-1944 ... 103 V. Zum Umgang mit der Vergangenheit Dieter Krüger Otto Ernst Remer – Ein Offizier zwischen Eid und Unkenntnis. Eine Person des Rechtsextremismus nach 1945 .......................... 116 Annette Leo Ausflug nach Göhren – Die Erinnerung an die Verschwörer des 20. Juli 1944 in der DDR und der Umgang mit der Geschichte nach 1990 ........................ 124 4 5 Vorwort Die Erinnerung an die mutigen Frauen und Männer aus dem Widerstand gegen das verbrecherische NS-Regime gehört zu den Grundpfeilern unserer politischen Kultur. In einer Zeit, als die erdrückende Mehrheit der deutschen Bevölkerung begeistert den Nationalsozialisten folgte oder sich zumindest mit dem Regime arrangierte, hatten nur wenige Andersdenkende den Mut, ihre Stimme gegen Rassenhass, Kriegsvorbe- reitung und politische Verfolgung zu erheben. Manche riskierten ihr Leben, als sie den Worten Taten gegen das Regime folgen ließen. Sie handelten als Einzelpersonen oder im Rahmen illegaler Organisationen, immer in der Gefahr, durch Nachbarn oder Bekannte denunziert zu werden. Unter diesen Bedingungen den Mut zum Widerstand aufzubringen, verdient auch heute unsere Hochachtung, erinnert uns daran, wie wertvoll Zivilcourage und Widerstand in einer Gesellschaft sind. Nach der Zerschlagung der NS-Diktatur an den deutschen Widerstand zu erinnern, war nicht einfach, zumal die Mehrheit der Deutschen in den Widerständlern immer noch Vaterlandsverräter oder Verbrecher sahen. Einerseits bedeutete die Existenz des deutschen Widerstands eine Ehrenrettung des deutschen Volkes vor der Welt- gemeinschaft. Andererseits verkörperte der Widerstand eine bohrende Frage an alle diejenigen, die das Verbrecherische der NS-Politik nicht erkannten, nicht erkennen wollten oder einfach weggesehen hatten. Nur wenige fanden klare Worte wie der Schriftsteller Ernst Wiechert in seiner Rede an die deutsche Jugend 1945: »Die Hel- den und Märtyrer jener Jahre, sie sind nicht diejenigen, die mit dem Kriegslorbeer aus den eroberten Ländern zurückkehrten. Sie sind diejenigen, die hinter Gittern und Stacheldraht zur Ehre des deutschen Namens starben und verdarben. Zu seiner alleinigen Ehre, denn eine andere gab es nicht mehr landauf und landab.« Es waren vor allem die Kameraden der Ermordeten und ihre Familienangehörigen, die eine öffentliche Würdigung einforderten, unterstützt von den Besatzungsmäch- ten. Doch recht schnell kam es in Ost- und Westdeutschland zu einer politischen Instrumentalisierung der Geschichte des Widerstands. In der Bundesrepublik kon- zentrierte sich der Blick auf den militärischen Widerstand des 20. Juli 1944 und in der DDR wurde der kommunistische Widerstand verklärt und heroisiert. Seit den 1980er Jahren und insbesondere seit dem Ende des Kalten Krieges finden zuneh- mend alle Formen des Widerstands gegen die NS-Diktatur Aufmerksamkeit, wird den Vertretern des Widerstands unabhängig von ihrer weltanschaulichen Position und sozialen Herkunft öffentlicher Respekt erwiesen. Auch in Mecklenburg und Pommern gab es Menschen, die aktiv gegen die Na- tionalsozialisten kämpften, Angehörige der Arbeiterorganisationen, Mitglieder der 4 5 unterschiedlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, aber auch Einzelkämpfer ohne organisatorischen Rückhalt. Unser Wissen über diese Menschen und ihre Schicksale hat nach dem Ende der DDR, als ideologische Beschränkungen fielen und neue Aktenbestände zugänglich wurden, weiter zugenommen. Diese Forschungsarbeit ist mehr als wissenschaftlicher Fortschritt, sie ist zugleich eine verspätete öffentli- che Würdigung des Kampfes dieser Menschen. Jede Veröffentlichung über diese Menschen ist ein Erinnerungszeichen, ein Stachel in unserem Gedächtnis mit der Mahnung: Widerstand war möglich! Vor einem Jahr, im August 2004, fand die Tagung »Widerstand gegen das NS- Regime in den Regionen Mecklenburg und Pommern« in Neubrandenburg statt, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Landeszentrale für politische Bildung getragen wurde. Die Landesfachstelle für Gedenkstättenarbeit beim Politische Me- moriale e. V. stellte in enger Zusammenarbeit mit der Neubrandenburger Stadt- archivarin Frau Eleonore Wolf ein interessantes Tagungsprogramm zusammen. Für diese Dokumentation haben bis auf zwei alle Vortragenden eine Kurzfassung ihres Beitrages erarbeitet. Die Dokumentation macht deutlich, welche vielfältigen Formen der Widerstand in den beiden agrarisch strukturierten Regionen besaß, in welche gesellschaftlichen Verhältnisse er eingebettet war und wie fließend die Übergänge zu Formen der Verweigerung und des Nichtmitmachens erscheinen. Wenigstens teilweise geriet aber auch in den Blick, mit welchem Instrumentarium und welcher Brutalität die Nationalsozialisten Widerstand und jede Form von Nichtangepasstheit verfolgten, wie sie Widerstand kriminalisierten und propagandistisch stigmatisierten. Sich heute offensiv mit diesen Gegenkräften auseinanderzusetzen beugt Mythen und Verfälschungen vor, klärt über Zusammenhänge auf. Den Veranstaltern sei für ihren Mut gedankt, diese Fragen in die Tagung und ihre Dokumentation ein- bezogen zu haben. Ich wünsche mir, dass diese Dokumentation dazu beiträgt, an den regionalen Widerstand gegen das NS-Regime auch außerhalb von Jahrestagen zu erinnern, und dass sie Menschen anregt, auf Spurensuche zu vergessenen oder kaum bekannten Schicksalen aus dem regionalen Widerstand zu gehen. Hier ist sicher auch manches wiederzuentdecken und neu zu bewerten, was in den Jahren nach dem Ende der DDR in Vergessenheit geriet. Und nicht zuletzt ist das Nachdenken über dieses historische ema auch ein aktueller Beitrag zur Stärkung von Zivilcourage und zur Abwehr rechtsextremer Geschichtsverfälschung. Allen Mitwirkenden, vor allen den Vortragenden, sei für ihr Engagement sehr herzlich gedankt. Erwin Sellering, Justizminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Oktober 2005 6 7 Vorbemerkung Der vorliegende Band dokumentiert die Tagung »Widerstand gegen das NS- Regime in den Regionen Mecklenburg und Pommern«, die am 20. und 21. August 2004 in Neubrandenburg stattgefunden