Wolfgang Stelbrink: Die Kreisleiter Der NSDAP in Westfalen Und Lippe
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Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe VERÖFFENTLICHUNGEN DER STAATLICHEN ARCHIVE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN REIHE C: QUELLEN UND FORSCHUNGEN BAND 48 IM AUFTRAG DES MINISTERIUMS FÜR STÄDTEBAU UND WOHNEN, KULTUR UND SPORT HERAUSGEGEBEN VOM NORDRHEIN-WESTFÄLISCHEN STAATSARCHIV MÜNSTER Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe Versuch einer Kollektivbiographie mit biographischem Anhang von Wolfgang Stelbrink Münster 2003 Wolfgang Stelbrink Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe Versuch einer Kollektivbiographie mit biographischem Anhang Münster 2003 Die Deutsche Bibliothek – CIP Eigenaufnahme Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe im Auftr. des Ministeriums für Städtebau und Wohnung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-West- falen hrsg. vom Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Münster. Bearb. von Wolfgang Stelbrink - Münster: Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Münster, 2003 (Veröffentlichung der staatlichen Archive des Landes Nordrein-Westfalen: Reihe C, Quellen und Forschung; Bd. 48) ISBN: 3–932892–14–3 © 2003 by Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv, Münster Alle Rechte an dieser Buchausgabe vorbehalten, insbesondere das Recht des Nachdruckes und der fotomechanischen Wiedergabe, auch auszugsweise, des öffentlichen Vortrages, der Übersetzung, der Übertragung, auch einzelner Teile, durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übertragung auf Datenträger. Druck: DIP-Digital-Print, Witten Satz: Peter Fröhlich, NRW Staatsarchiv Münster Vertrieb: Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Münster, Bohlweg 2, 48147 Münster Printed in Germany Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 Einleitung 10 Die Parteikreise der NSDAP in Westfalen und Lippe 14 Teil I: Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe – Versuch einer Kollektivbiographie Kapitel 1: Kleinbürger in bewegter Zeit – Die Kreisleiter im Kaiserreich und in der Weimarer Republik Kinder des Kaiserreichs: Geburt und Herkunft 17 Die Konfession 18 Die Elternhäuser 19 Der Schulbesuch 22 Die Berufsausbildung 24 Kriegserlebnis und Etablierung im Beruf 25 Berufsstruktur und Schichtenzugehörigkeit um 1929/30 28 Die soziale Mobilität bis 1929/30 30 Die Kreisleiter in der Weltwirtschaftskrise 33 Frühe politische Aktivitäten 34 Der Eintritt in die NSDAP 36 Die Anfänge der Parteikarrieren bis 1933 43 Frühe Mitgliedschaften in SA und SS 44 Kapitel 2: Der steile Aufstieg – Die Zeit des „Dritten Reiches“ Die Erstbesetzung der Kreisleiterposten zum 1. Oktober 1932 45 Machtsicherung und Eigenversorgung: Der Zugriff der Kreisleiter auf öffentliche Ämter 1933 bis 1937 46 Die Einführung der hauptamtlichen Kreisleiter 52 Amtsverluste und Amtswechsel der Kreisleiter 1933 bis 1939 55 Die Besetzung der Kreisleiterposten im Krieg 61 Haupt- und ehrenamtliche Parteikarrieren ehemaliger Kreisleiter 66 Berufskarrieren ehemaliger Kreisleiter außerhalb der NSDAP 68 Die Altersstruktur der amtierenden Kreisleiter 70 Die „Kreisverbundenheit“ der amtierenden Kreisleiter 72 Die Dienstränge in der NSDAP 75 Die Entkonfessionalisierung der Kreisleiter 75 Mitgliedschaften in der SA, SS sowie anderen Gliederungen und angeschlossenen Verbänden der NSDAP 76 Orden im Zweiten Weltkrieg 78 Heirat und Elternschaft der Kreisleiter 79 Kapitel 3: Tiefer Fall und bescheidener Wiederaufstieg – Die ehemaligen Kreisleiter nach 1945 Selbstmord, Illegalität, Internierung: Die Kreisleiter in der „Zusammenbruchsgesellschaft“ 80 Die Aburteilung durch die Spruchgerichte 87 Die Entnazifi zierung der Kreisleiter 100 Strafverfahren vor deutschen Schwurgerichten 115 Die Reintegration der ehemaligen Kreisleiter in die Gesellschaft des „Wirtschaftswunders“ 119 Teil II: Biographischer Anhang Vorbemerkung 126 Die Kreisleiter des Gaues Westfalen-Nord 128 Die Kreisleiter des Gaues Westfalen-Süd 212 Die Besetzung der Kreisleiterposten 1932 bis 1945 289 Teil III: Tabellarischer Anhang Tabellen zu den Parteikreisen der NSDAP 304 Tabellen zu Kapitel 1 306 Tabellen zu Kapitel 2 315 Tabellen zu Kapitel 3 322 Abkürzungen 325 Quellen- und Literaturverzeichnis 327 Danksagung 345 Vorwort Die Regional- und Lokalgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus ist seit langem eines der Schwerpunktthemen von Archivbenutzern, in Münster und anderswo. Die – mitunter schmerzvolle – Aufarbeitung dieser Epoche der deutschen Geschichte ist Teil des demokra- tischen Selbstverständnisses der Bundesrepublik geworden. Deshalb werden auch weiterhin viele Besuche in den Archiven den Jahren zwischen 1933 und 1945 und der Bewältigung nationalsozialistischen Unrechts in der Zeit nach 1945 gelten. Umso wichtiger sind Hilfsmittel und Handreichungen für die Regional- und Lokalge- schichtsforschung. Aus archivischer Sicht können dies Inventare über Bestände zur NS- Zeit oder quellenkundliche Übersichten sein. Das Staatsarchiv Münster hat sich z. B. aus aktuellen Gründen für die Quellen zur Geschichte der Zwangsarbeit in Deutschland enga- giert. Vor allem die fachgerechte Erschließung der Massenüberlieferung von NS-Folgeakten, die zum Teil noch in den Behörden lagern, wird geraume Zeit eine zentrale Aufgabe der Archive in Nordrhein-Westfalen bleiben. Gerade weil die Quellenlage zur NS-Zeit oft völlig disparat ist, ist es nötig, die vorhandenen Informationen zusammenzustellen, kritisch zu gewichten und für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Biographische Handbücher sind deshalb ein wichtiges Instrument für alle Aspekte der Forschung. Das Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv Münster ist deshalb Herrn Dr. Wolfgang Stelbrink (Soest) sehr dankbar, daß er sein wissenschaftliches Werk über die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen der Schriftenreihe „Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen / Reihe C: Quellen und Forschungen“ zur Verfügung gestellt hat. Es knüpft an seine vielbeachtete, von Prof. Hans-Ulrich Thamer (Münster) betreute Disser- tation über den preußischen Landrat im Nationalsozialismus an. Gleichzeitig schließt es an die Dokumentation von Dr. Peter Klefi sch (Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) über die Kreisleiter der NSDAP in den Gauen Köln-Aachen, Düsseldorf und Essen an. Für die NSDAP-Gaue Westfalen-Nord und Westfalen-Süd wird somit eine Lücke geschlossen. Das jetzt vorliegende Werk ist aber wegen der Intensität der Auswertung mehr als ein biographisches Handbuch. Herr Dr. Stelbrink gibt ihm mit vollem Recht den Un- tertitel „Versuch einer Kollektivbiographie“. Vor allem untersucht er gruppenbiographisch nicht nur die Zeit zwischen 1933 und 1945, sondern auch die Vor- und Nachgeschichte dieser Funktionselite. Schon die Titel seiner Kapitel „Kleinbürger in bewegter Zeit“, „Der steile Aufstieg“, „Tiefer Fall und bescheidener Wiederaufstieg“ deuten den hohen empiri- schen Wert seiner Forschungen an. Ich bin sicher, daß dieses Buch vielen Archivbenutzern und Forschern in der Lokal- und Regionalgeschichte hilfreich sein wird, und wünsche ihm, daß es gute Aufnahme in der über- regionalen und internationalen Forschung fi ndet. Münster, im Januar 2003 Prof. Dr. Wilfried Reininghaus Ltd. Staatsarchivdirektor Einleitung „Die unterste hauptamtlich geleitete Hoheitsdienststelle der Partei ist die Kreisleitung. In- nerhalb ihres Hoheitsbereiches ist der Kreisleiter für die gesamte politische, kulturelle und wirtschaftliche Gestaltung aller Lebensäußerungen nach nationalsozialistischen Grundsät- zen verantwortlich.“1 Bereits diese parteioffi zielle Umschreibung aus dem Jahr 1937 macht bei aller Unschärfe deutlich, daß den Kreisleitern der NSDAP eine große Bedeutung für die Implementierung und Erhaltung der nationalsozialistischen Herrschaft vor Ort zugedacht war. In der Praxis waren die Aufgaben und Herrschaftsmethoden dieser Funktionselite der NSDAP vielfältig und dem zeitlichen Wandel unterworfen.2 In der bewegten Phase der Machtergreifung im Frühjahr 1933 wirkten die Kreisleiter in ihrem Zuständigkeitsbereich u.a. wesentlich mit bei der terroristischen Verdrängung und Verfolgung politischer und weltanschaulicher Gegner in einem praktisch rechtsfreien Raum. Nach der Stabilisierung der NS-Herrschaft hatten die Kreisleiter im wesentlichen drei Aufgabenbereiche. Innerhalb der Partei fungierten sie als Vorgesetzte aller Mitglieder und nachgeordneten Funktionäre im Parteikreis; im Rahmen dieser Befugnisse waren sie etwa wesentlich an der Berufung und Abberufung der Ortsgruppenleiter und anderer „Politischer Leiter“ beteiligt. Bedeut- samer waren fraglos ihre stetig expandierenden formellen und informellen Kompetenzen gegenüber den Kommunen, Kommunalverbänden und staatlichen Behörden. Zum einen wirkten sie nach der Deutschen Gemeindeordnung von 1935 in der Regel als „Beauftragte der NSDAP in der Gemeinde“ entscheidend bei der Berufung von Bürgermeistern, Beige- ordneten und Gemeinderäten mit. Ferner hatten sie gewöhnlich politische Stellungnahmen zu Personen abzugeben, die eingestellt bzw. befördert werden sollten oder die fi nanzielle Beihilfen der öffentlichen Hand beantragt hatten. Praktisch spielte sich jedoch zunehmend die Gewohnheit ein, bei allen Fragen von politischer oder sonstiger Relevanz Mitwirkung zu beanspruchen und von den Verwaltungsleitern auch sehr häufi g zu bekommen. Bisweilen entwickelte sich in den Städten und Landkreisen jedoch ein regelrechter Dualismus zwischen den Bürgermeistern und Landräten einerseits und den Kreisleitern andererseits.3 Ganz wesentlich waren schließlich die Funktionen der Kreisleiter gegenüber der Kreisbe- völkerung. So wirkten sie zum einen etwa bei der nationalsozialistischen Indoktrinierung im Rahmen politischer Versammlungen und Feiern mit. Zweitens hatten sie