Klare Positionen Die Politischen Gegensätze Nehmen Zu
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Heute auf Seite 3: Deutschland: Weder Traum noch Trauma ®Xm öftrem lunliluii UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 35 — Folge 50 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Postvertriebsstück Gebühr bezahlt 15. Dezember 1984 Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13 C5524C Deutschlandpolitik: Klare Positionen Kein Spielraum in Rechtsgrundsätzen H. W. — Bonner Insider wissen zu berichten, ten, die Wirtschaftslage in Mitteldeutschland daß die Rangerhöhung des neuen Chefs des zu verbessern; denken wir an einen möglichen Bundeskanzleramtes zum Bundesminister als Kulturaustausch, der allerdings Berlin ein• ein Signal dafür gewertert werden kann, daß schließen muß. Auch wenn das der von der Bundeskanzler Kohl einen Mann in seine en• DDR angestrebten Drei-Staaten-Theorie zu• gere Umgebung aufgenommen hat, der sich widerläuft. seiner Position ebenso bewußt ist wie seines In einer Zeit, da die DDR unsere Rechtspo• Wertes. Wolfgang Schäuble, um ihn handelt sitionen unterlaufen will, da die „Grünen" im es sich, hat die im Kanzleramt angesiedelten Bundestag die Abschaffung des Senders RIAS deutschlandpolitischen Fragen in einer Zeit beantragen, den Freikauf von DDR-Häftlingen übernommen, die weder frei ist von Forderun• zu stoppen verlangen und den Vertriebenen gen noch von Belastungen. So hat zu Beginn die staatlichen Subventionen streichen wol• dieses Monats der DDR-Ministerpräsident len, da selbst der Bonner Oppositionsführer Willi Stoph erneut die „völlige Respektierung" Vogel bei einem Warschau-Besuch dem Ge• einer DDR-Staatsbürgerschaft ebenso gefor• neral Jaruzelski wünscht, er möge seine Politik dert wie die Rangerhöhung der Ständigen Ver• fortsetzen können, scheint uns von ganz be• tretungen in Bonn und Ost-Berlin zu Botschaf• sonderer Bedeutung, an den Schalthebeln der ten und die Auflösung der Erfassungsstelle in Bonner Politik einen Mann zu wissen, der die Salzgitter. Wie notwendig aber gerade die Deutschlandpolitik als einen Faktor betrach• Beibehaltung dieser Erfassungsstelle ist, be• tet, der den Menschen zu dienen hat und des• weisen die in der letzten Woche an der Berliner sen Ziel es nicht sein kann, zur Festigung eines Mauer abgegebenen Feuerstöße, die einen diktatorischen Systems beizutragen. weiteren Deutschen das Leben kosteten. Was die Anerkennung der DDR-Staatsbürger• Die Menschen drüben haben trotz leidvoller schaft angeht, ist anzumerken, daß in dieser Erfahrungen und Enttäuschungen weiterhin essentiellen Frage der Deutschlandpolitik in• die Hoffnung, daß auch ihnen einmal wieder nerhalb der SPD eine Tendenz nach vorbehalt• die Freiheitsglocken läuten. Auf dieses Ziel loser Anerkennung besteht. Hier scheint es einer deutschen Einheit in Frieden und Frei• Bundesminister Wolf gang Schäuble (Mitte), im Bundeskanzleramt für die Deutschlandpolitik keinen gemeinsamen Konsens zwischen Re• heit aber muß all unsere Politik ausgerichtet zuständig, traf in Ost-Berlin erstmalig mit dem DDR-Außenminister Oskar Fischer (Ii.) zusam• gierung und Opposition mehr zu geben. bleiben. men Foto dpa So ist von besonderem Wert zu wissen, wie der neue Mann im Kanzleramt zu diesen Fra• Oder-Neiße-Linie: gen steht. Sein erster Besuch in Ost-Berlin dürfte klargestellt haben, daß Schäuble zwar die von Bonn angestrebte Bereitschaft zu einer fruchtbringenden Zusammenarbeit im mensch• lichen Bereich fortsetzen will, er aber keinen Die politischen Gegensätze nehmen zu Spielraum in den Rechtspositionen sieht. „Es ist selbstverständlich, und bleibt es auch, daß Sozialdemokraten bleiben weiter auf Distanz zur Nation — Ein Brief belegt dies jeder Deutsche unsere Staatsbürgerschaft, das heißt die deutsche Staatsangehörigkeit Sozialdemokratie und Deutschlandpolitik, Nach dem Ersten Weltkrieg wuchs die SPD letzten Haushaltsdebatte Herrn Dr. Horst hat, daß es nur eine deutsche Staatsangehö• das waren schon immer zwei Positionen, die unter Männern wie Friedrich Ebert, Philipp Ehmke (SPD) zurief, er möge sich an die rigkeit gibt", sagte Schäuble in einem Inter• nicht gut zueinander paßten. Die SPD war in Scheidemann, Gustav Noske und Georg Leber Präambel des Grundgesetzes halten, schrieb view, und wir könnten uns vorstellen, daß die ihren Wurzeln in einer Zeit entstanden, in der immer mehr zu einer staatstragenden Partei dieser einen längeren Brief an Bundeskanzler überwiegende Mehrheit der Deutschen jen• das Reich noch nicht neu begründet war. Als heran. Auch nach Verbot und Wiederaufbau Helmut Kohl, in dem es u. a. hieß: „... Es ist seits von Mauer und Stacheldraht diese Fest• 1871 das Reich neu geboren wurde, hatte die der Partei am Ende des Zweiten Weltkrieges also klar, daß die Frage der Wiedervereini• stellung dankbar registriert. Es würde jede SPD ein revolutionäres, marxistisches Pro• gab es führende Männer, die endlich den ge• gung, oder richtiger der — wie das Grundge• Hoffnung auf eine friedlich-freiheitliche Ent• gramm. Das hielt sie nicht nur von der Natio• fährlichen Widerspruch zwischen nationalem setz sagt — .Einheit und Freiheit' Deutsch• wicklung genommen, wenn Bonn sich bereit• nalidee fern, sondern ließ auch die bürgerlichen und sozialem Denken, der über Jahrzehnte in lands die heutige polnische Westgrenze nicht erklären würde, die von der Sowjetunion ge• Parteien keine Annäherung an die Sozialde• der Partei schwelte, zum Ausgleich zu brin• berührt. Wer wie Ihre Parteifreunde — etwas schaffene DDR dadurch zu zementieren, daß mokratie finden. Bismarck, der noch nicht wis• gen versuchten. Insbesondere Kurt Schuma• anderes behauptet, sagt nicht nur etwas Un• wir die Menschen dort ihrem Schicksal über• sen konnte, daß Parteien im Untergrund sich cher und Ernst Reuter standen für eine Politik, richtiges, sondern er setzt die Bundesregie• lassen. Wir werden keinem Menschen — so oft besser entwickeln als unter staatlicher Be• die die deutsche Einheit als eine Hauptaufga• rung dem Verdacht aus, unter Bruch des mit ihr sagte Schäuble — unsere Staatsbürgerschaft obachtung, ließ sie kurzerhand verbieten, als be der Nation bejahte und kraftvoll für die abgeschlossenen Vertrages die polnische aufzwingen. Wer keinen Gebrauch davon ma• ihr revolutionäres Streben immer handgreifli• Wiedervereinigung eintrat. Leider ist mit dem Westgrenze erneut in Frage zu stellen." chen will, dem wird sie nicht aufgedrängt. cher wurde. Als die Gruppierung 1890 wieder frühen Tod dieser beiden Staatsmänner die Aber die Menschen drüben sollen wissen, daß zugelassen war, errang sie auf Anhieb das Sozialdemokratie wieder verstärkt in die Ten• Hätte Horst Ehmke sich den Kommentar des es für uns nur eine deutsche Staatsangehörig• beste Wahlergebnis ihrer Geschichte — denz zurückgefallen, die Nationalidee zu ver• Bundesverfassungsgerichts über die Ostverträ - keit gibt und diese gilt für die Deutschen hüben immer noch mit revolutionärem Programm, nachlässigen oder gar für geschichtlich über• ge einmal intensiv durchgelesen, wäre ihm — und drüben. aber in der praktischen Politik jetzt mehr einer holt und rückständig zu erklären. Mit der wie übrigens auch aus anderen Äußerungen Unterhalb dieser Schwelle unverrückbarer Reformpolitik der kleinen Schritte zugeneigt. Kanzlerschaft Willy Brandts hat sich diese Po• des Bundesverfassungsgerichts — klar gewor• Rechtspositionen wird es sicherlich zahlreiche Da die SPD im Reich ein monarchisch-bür• litik langsam aber stetig in der Partei durchge• den, daß der Warschauer Vertrag keinesfalls Projekte geben, die im Interesse der Menschen gerliches Herrschaftsinstrument sah, konnte setzt. „Ernst Reuter würde heute wegen Natio• einer friedensvertraglichen Regelung in bezug in Angriff genommen oder fortgeführt werden sie sich auch später mit der deutschen Natio• nalismus aus der Partei ausgeschlossen", sagte auf die Ostgebiete vorweggreift. Auch Walter sollten. Denken wir nur an die Wirtschaftsbe• nalidee nur sehr schwer anfreunden. Es waren kürzlich im kleinen Kreis einer aus der Garde Scheel hat am 9. 2. 1972 vor dem Bundesrat Kurt Schumachers, der heute nicht mehr im noch einmal verdeutlicht, daß in keinem Satz ziehungen, die es der DDR ermöglichen könn- im Grunde eher die Arbeiter, die „Basis" der Sozialdemokratie, die langsam bei steigenden Deutschen Bundestag sitzt. der Ostverträge über jene Gebiete verfügt worden sei, für die die Siegermächte weiterhin Löhnen und zunehmendem Selbstbewußtsein Und in der Tat: Die deutschlandpolitischen Verantwortung tragen. Wer also Annexionen Aus dem Inhalt Seite in das Reich hineinwuchsen. Der Erste Welt• Äußerungen vieler Sozialdemokraten sind deutschen Gebiets ohne jeden Grund fest• krieg zeigte dann deutlich, daß die Summe der derzeit so einheitsfeindlich, daß einem natio• Größte Gefahr durch schreiben will, bevor in einem Friedensvertrag Arbeitnehmerschaft „ins Reich hineinge• nalbewußten Deutschen die Haare zu Berge die Rechtslage Deutschlands festgelegt wird, wachsen" war! Zwischen jenen Sozialdemo• stehen können. Wenn selbst ein Kandidat der Linksextremismus V * ««B 1 verschlechtert die deutschen Verhandlungs- kraten, die weiter in die marxistisch-interna• Sozialdemokratie für das Amt des Regieren• „Literatur und Heimat" in der DDK o positionen und spielt den Gegnern Deutsch• tionale Richtung gehen wollten und jenen, die den Bürgermeisters in Berlin namens Hans Vor 130 Jahren wurde der lands Argumente in die Hände. Gut wäre es, gerade in der Gefahr ein klares Ja zum Natio• Apel die Meinung vertritt, die deutsche Frage Tiermaler Richard Friese geboren 9 wenn die Mannen um Ehmke und Apel sich nalstaat sagten, entstand eine zunehmende sei „nicht mehr offen", obwohl gerade Berlin