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Frühjahr 2018 Ausgabe 55 klassikerleben Empfehlungen des Klassikfachhandels

Sonya Yoncheva • Marc-André Hamelin & Daniel Hope • Federico Albanese • Anita Rachvelishvili u. v. a.

klassikerleben.de EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Intuition“, das neue Album von Cellist Gautier Capuçon, ist ein sehr persönliches Werk gewor- den. Alle darauf enthaltenen Stücke für Solo-Cello mit Klavier- oder Orchesterbegleitung hat er selbst ausgewählt. Diese musikalischen Stationen im Leben Capuçons machen die CD zu einer klangvollen Autobiografie. Es sei schon verraten: Capuçons musikalische „Intuition“ zeugt von Geschmack und künstlerischer Reife. Der 100. Todestag des großen Klangzauberers und -poeten am 25. März wird erwartungsgemäß von zahlreichen CD-Neuerscheinungen begleitet. Der mittlerweile 95 Jahre alte Pianist Menahem Pressler und die Klavierlegende sind unter den Interpreten. Aber auch Debussy-Adaptionen der mit dem eng verbundenen ukrainischen Pianistin Marina Bara- nova sind dabei. Das Klavier und große Pianistenpersönlichkeiten spielen bei den Neuveröffentli- chungen Anfang dieses Jahres sowieso eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es gibt umfangreiche Boxen historischer Aufnahmen von und sowie eine sehr persönlich geratene Neueinspielung zweier Beethoven-Klaviersonaten von . Arthur und Lucas Jussen, die beiden neuen Stars der Klavierduo-Szene, widmen sich Saint-Saëns’ „Karneval der Tiere“, begleitet von Katja Riemann, welche die Textadaption Roger Willemsens rezitiert. Große Verdi-Alben von Joseph Calleja und Sonya Yoncheva, eine CD von der schillernden Mez- zosopranistin Anita Rachvelishvili sowie eine Erinnerung an die Bach-Passionsaufnahmen Fritz Wunderlichs sind die vokalen Highlights. Last but not least geht der Geiger Daniel Hope auf eine spannende Reise zu Mozart und seinen Weggefährten.

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HIGHLIGHTS: Friedrich Gulda & Marina Baranova (Debussy-Special, S. 4), Marc-André Hamelin & Leif Ove Andsnes (S. 5), The Complete Bach Edition (S. 6), Daniel Hope (S. 7), Núria Rial (S. 8), Sonya Yoncheva (S. 9), Federico Albanese (S. 11), Anita Rachvelishvili (S. 11), Katja Riemann, Arthur & Lucas Jussen (S. 12) Bleiben Sie auf dem Laufenden und bestellen Sie unseren Newsletter auf www.klassikerleben.de

IMPRESSUM Herausgeber: Aktiv Musik Marketing GmbH & Co. KG, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, Sitz: Hamburg, HR A 105205, UstID: DE 187995651. Persönlich haftende Gesellschafterin: Aktiv Musik Marketing Verwaltungs GmbH, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, Sitz: Hamburg, HR B 100122. Geschäftsführer: Marcus-Johannes Heinz Fon: 040/468 99 28-0 Fax: 040/468 99 28-15 E-Mail: [email protected] Redaktions- und Anzeigenleitung: Tim Geppert (verantwortlich für den Inhalt) Redaktion: Helmut Peters Schlussredaktion: Katrin Zabel Layout: werkstatt no.8 - designkonzepte, Hamburg Druck & Vertrieb: apm alpha print medien AG, Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt Auflage:40.000 Hinweis: Farbgenauigkeit, Anzeigeninhalte und abgedruckte Termine ohne Gewähr

BILDNACHWEISE: © Felix Broede (1 + 3 Gautier Capuçon), Gregor Hohenberg (4 Baranova), Simon Perry (5 Hamelin & Andsnes), Marco Borggreve (6 Harnoncourt, 12 Jussen), Cooper & Gorfer (7 Hope), Mercè Rial (8 Rial), Kristian Schuller (9 Yoncheva), Beniamino Barrese (11 Albanese), Gregory Regini (11 Rachvelishvili)

klassikerleben 2 KLASSIKERLEBEN.DE TITEL

Gautier Capuçon Eine musikalische Autobiografie Der Albumtitel sagt rasenden Läufen und Sprüngen und den harten Kla- schon viel. Alle kurzen vierakzenten mit dem Komponisten selbst als Kla- Stücke für Solo-Cello mit vierbegleiter ein krasser Kontrast dazu. Der kompo- Klavier- oder Orchester- sitorische Wurf ist ein Virtuosenstück par excellence, begleitung wurden vom eine handwerkliche Meisterleistung, die von beiden Cellisten Gautier Capu- Interpreten großartig gespielt wird. çon persönlich ausge- Zu dieser klingenden Autobiografie gehört auch der wählt. „All diese Stücke“, berühmte „Schwan“ aus Camille Saint-Saëns‘ „Kar- sagt Capuçon, „reflektieren meine Lebensgeschichte neval der Tiere“. Zarter und hingebungsvoller kann und folgen in verschiedensten Abschnitten meiner man den Klassiker der Celloliteratur kaum spielen. emotionalen Entwicklung.“ Man braucht nur Elgars Weitere Highlights: der „Elfentanz“ des böhmischen romantisches „Salut d’amour“ zu hören, um eine Cellisten und Komponisten David Popper, die „Vari- Ahnung von der tiefen Durchdringung der kompo- ationen auf einer Saite“ des Teufelsgeigers Niccolò sitorischen Idee zu erhalten. Der oft zur besseren Paganini, Tschaikowskys Andante cantabile, Scott Beschreibung herangezogene Begriff des „singenden Joplins „Original rag“ und Astor Piazzollas „Le grand Cellos“ erhält hier eine ganz neue Qualität. Es ist fast tango“. Das Album ist eine Sammlung, die Capuçon so, als begänne das Instrument in Capuçons Händen auch als eine Art Standortbestimmung verstanden zu leben. „In der Musik, im Leben ist die Kommunika- wissen will: „In den letzten zehn Jahren meines tion die Essenz von allem“, so der Bruder des Geigers Lebens ist viel geschehen“, berichtet der Cellist. „Ich Renaud Capuçon, „jeder teilt etwas davon.“ musste ein neues Selbstverständnis als Vater zweier Auf der CD gibt es Stücke zum Träumen wie Jules wunderbarer Töchter finden. Das war für einen wie Massenets Meditation aus „Thaïs“. Massenet schrieb mich, der bis dahin pausenlos ein Zickzackmuster die Oper 1890 auf der Grundlage des gleichnamigen als Musikreisender um den Globus zog, eine echte historischen Romans von Anatole France, der um Herausforderung. Die Suche nach mir selbst, die die antike Figur der ägyptischen Heräre und Ere- folgte, brachte mich meiner Intuition wieder näher.“ mitin Thaïs kreist. Capuçon spielt die Kantilene, Das Album erscheint auch in einer Sonderedition mit begleitet vom Orchestre de chambre de Paris, voller zusätzlicher DVD und als LP. Inbrunst und Klangschönheit. Gleich das folgende Erato/Warner Music CD 9029571585/CD + DVD Stück „Encore“ von Jérôme Ducros ist mit seinen 9029588395/LP 9029568760 (LP ab 23.02.)

klassikerleben 3 NEUERSCHEINUNGEN

Friedrich Gulda & Marina Baranova Jazz? Ohne Debussy undenkbar! Zum 100. Todestag von Claude Debussy am 25. März dieses Jahres bringt Edel einen ech- ten Leckerbissen heraus. Im Jahr 1969 hatte der legendäre Mozart- und Bach-Interpret Friedrich Gulda in den Studios der damals in Villingen ansässigen Musikproduktion Schwarzwald alle 24 Préludes von Debus- sy eingespielt. Mittlerweile sind die Archive von MPS in den Besitz von Edel übergegangen, die 1973 sagte Gulda, dass die halbe Jazzmusik doch von nun die Debussy-Préludes remastered auf zweimal Debussy lebe. Das Changieren der Klänge im sechs- 180-Gramm-Vinyl und auf CD veröffentlichen. Gul- ten Prélude „Schritte im Schnee“ etwa, die Auflösung das Debussy ist in mehrfacher Hinsicht besonders. von Konturen und die Schraffur großer Klangflächen Erstens hat der im Jahr 2000 verstorbene Pianist erhalten in Guldas Interpretation eine große Intensi- Debussy gar nicht so häufig gespielt wie etwa Mozart tät. Dem Jazz ist auch die ukrainische Pianistin Mari- oder Bach. Zudem hat er die Harmonik und das na Baranova verbunden, die schon als Elfjährige den Wesen von Debussys Musik immer wieder mit ande- ersten Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb ren musikalischen Genres in Verbindung gebracht. in der Ukraine gewann. Mit ihrem Album „Unfolding Debussy“ schuf sie für die Reihe „Neue Meister“ nun eine sehr persönliche, improvisiert wirkende und freilich verjazzte Annäherung an den großen Impres- sionisten. Baranova: Neue Meister/Edel CD 0301014BC (ab 09.03) Gulda: MPS/Edel CD 0300973MSW/2LP 0301022MSW

Sviatoslav Richter Richter plays Schumann & Brahms Wenn Sviatoslav Richter Brahms und Schumann spielte, schwang etwas Ent- rücktes, ja Geheimnisvolles mit, das sich kaum in Worte fassen lässt. Das trifft etwa auf Brahms’ Intermezzi zu, die hier in einer Leningrader Liveaufnahme aus dem Jahr 1959 zu hören sind. Diese zwölf CDs umfassende Sammlung ist deshalb so wertvoll, weil neben Richter-Juwelen wie sein 1962 live in Mailand gespielter „Faschingsschwank aus Wien“ op. 26 von Schumann auch die von Richter so geliebte Kammermusik mit Part- nern wie dem Cellisten Mstislaw Rostropowitsch und dem Borodin Quartett enthalten sind. Außerdem ist die Sopranistin Nina Dorliac mit teilweise in russischer Sprache gesungenen Schumann-Liedern mit Richter als Klavierbegleiter zu hören. Profil Medien 12CD PH17067

Murray Perahia Beethoven: Hammerklavier- und Mondscheinsonate Beethovens „Hammerklaviersonate“ sei auch heute noch eine Herausforderung für ihn, gesteht Murray Perahia. „Man kann immer wieder in die Geheimnisse dieses Stückes eindringen.“ Kraftvoll, scharf konturiert, aber auch hochsensibel im Wechsel extremer Dynamiken spielt der Pianist das von ihm hoch respektierte und geliebte Werk. Perahia gelingt es außerordentlich gut, den in Beethovens Klaviersonaten trotz der straffen Konzeption oft improvisierenden Charakter herauszuarbeiten. Die zur „Hammerklaviersonate“ so stark kon- trastierende „Mondscheinsonate“ interpretiert Perahia wie eine Fantasie, denn Beethoven habe seiner Ansicht nach bei diesem Werk auch an die geheimnisvolle Äolsharfe gedacht, über die er mal in der „Allgemeinen Musikzeitung” gelesen hatte. Deutsche Grammophon/Universal Music CD 4798353/LP 4799919 (LP ab 02.03.)

klassikerleben 4 KLASSIKERLEBEN.DE NEUERSCHEINUNGEN

Marc-André Hamelin & Leif Ove Andsnes Strawinskys Frühlingsweihe für zwei Klaviere Bei dieser polyrhyth- das Publikum lachte, stampfte und schimpfte. Auch mischen Verflechtung, für die Konzeption dieses orchestralen Feuerwerks den unerwarteten bedeutete das Klavier für ihn, wie bei vielen anderen Umschaltungen und seiner Kompositionen, ein unverzichtbares Werk- Sprüngen im Metrum zeug zur Vorbereitung. Dass wenige Tage vor der sowie den messerschar- Skandal-Uraufführung die Fassung für zwei Klaviere fen Akzenten kommen dann von keinen Geringeren als ihm selbst und dem regelmäßig auch Orches­ Impressionisten Claude Debussy in privatem Rahmen termusiker und ihre Dirigenten ins Schwitzen. Igor vorgestellt wurde, reizte viele Pianisten der Nachwelt Strawinskys dritte große Ballettmusik „Le Sacre du natürlich, sich ebenfalls damit auseinanderzusetzen. Printemps“ ist ein Schlüsselwerk der Moderne: kühn, Bis auf wenige kleinere Änderungen im Notentext aufreizend, harmonisch bizarr und in vieler Hinsicht haben Hamelin und Andsnes diese Version nun bei radikal. Nun haben die beiden Weltstars Marc-André Hyperion zu einer genialen Einspielung gebracht. Hamelin und Leif Ove Andsnes das Jahrhundertwerk Auch wenn sie mit wuchtigen Schlägen und schar- im Rahmen einer ersten gemeinsamen Aufnahme fen Diskanttönen die ganze Farbigkeit der Partitur in der Version für zwei Klaviere eingespielt. Tat- aufgreifen, erliegen die beiden nicht der Versuchung, sächlich hatte Strawinsky diese Fassung für zwei einen Orchesterklang auf den Flügel übertragen zu Klaviere vor der legendären Uraufführung seines wollen. Die Klavierversion zeigt aber noch deutlicher „Sacre du Printemps“ 1913 im neugebauten Pari- die ganze Komplexität der Sacre-Partitur. ser Théâtre des Champs-Élysées angefertigt, bei der Hyperion/Note 1 Music CD CDA68189 klassikerleben 5 NEUERSCHEINUNGEN

Nikolaus Harnoncourt, u. v. a. Ein halbes Jahrhundert der Bach-Interpretation auf 153 CDs Welche musikalischen Spuren die Cembalisten Alan Curtis, Gustav Leonhardt und Andreas Staier, der Dirigent und der Lautenist Luca Pianca von den Fünfzigerjahren bis heute hin- terlassen haben, ist unermesslich. Man denke nur an die Englischen Suiten und die Cembalokonzerte mit Leonhardt, diesem Grandseigneur des Cembalos, der einst in jeder Etage seines Hauses unterschiedliche historische Instrumente verwahrte. Jedes Cembalo hatte für ihn sein eigenes Herz und seinen eigenen Charakter und wurde für seine legendären Bach- Vergleiche etwa zwischen Leonhardt und Staier, die Aufnahmen speziell ausgewählt und präpariert. Von jeweils ganz andere Akzente setzen, sich in der Tem- Harnoncourt ganz zu schweigen, der die historische powahl und Phrasierung unterscheiden und beide Aufführungspraxis genau wie Ton Koopman- revo gute Gründe dafür haben. Oder sprechen wir vom lutionierte. Dass die sage und schreibe 153 CDs italienischen Ensemble Il Giardino Armonico, das umfassende Aufnahme- mit seinen konturierten, zuweilen ja auch provozie- geschichte von Bachs renden Bach-Interpretationen die Szene der Alten Werken der zurücklie- Musik aufrüttelte. Alte Musik sei eine fremde Spra- genden sechzig Jahre che, sagte Nikolaus Harnoncourt einmal, eine Spra- wiederaufgelegt wird, che eben, die von Musikern und Hörern gleicherma- ist eine Sensation. Die ßen gelernt werden müsse. Sammlung ermöglicht Warner Classics 153CD-Limited 9029570303

Andris Nelsons & Gewandhausorchester Bruckner: Sinfonie Nr. 4 & Wagner: Lohengrin-Vorspiel Die großen Kontraste in Bruckners Sinfonik, von heftigen Ausbrüchen bis zu verletzlicher Intimität, haben es Andris Nelsons besonders angetan. Im Gewand- hausorchester Leipzig nun hat er ein Orchester zur Verfügung, das an Flexibilität, Intensität und Leidenschaft keine seiner Wünsche unerfüllt lässt. „Dass ein ein- ziges melodisches Motiv bei diesem Orchester so unterschiedlich zum Klingen gebracht werden kann“, sagt der Dirigent, „hat für mich fast eine minimalistische Qualität. Bei der zuvor erschienenen dritten Sinfonie von Bruckner hatte der Maestro dem Bruckner-Werk Wagners Tannhäuser-Ouvertüre an die Seite gestellt. Hier nun stellt er Bruckners Vierter das schwebend-zauberhafte Vorspiel zu „Lohengrin“ gegenüber. Deutsche Grammophon/Universal Music CD 4797577

Fritz Wunderlich Passion Kaum jemand wird bestreiten, dass die Johannes- und die Matthäus-Passionen mit als Oratorientenor zu den eindrucksvollsten Bach-Interpre- tationen gehören. Wenn Wunderlich die Tenor-Arie „Ich will bei meinem Jesu wachen“ aus der Matthäus-Passion in der Begleitung des Münchener Bach-Chors und Bach-Orchesters anstimmt, läuft einem ein Schauer über den Rücken. Der Ausdruck, die Spitzentöne und die Textdeklamation sind einzigartig. Neben dieser im Rahmen der Bachwoche Ansbach 1957 live mitgeschnittenen Aufführung und der Johannes-Passion mit dem Freiburger Bach-Chor und dem Rundfunkorchester des Südwestfunks ist Wunderlich auch in einem Mitschnitt von Händels Messias aus der Liederhalle Stuttgart und in der Neunten von Beethoven mit den Stuttgarter Philharmonikern zu hören. Profil Medien 12CD PH17015

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CollectorsEdition_AMM_X3.indd 1 02.02.18 09:38 NEUERSCHEINUNGEN

Daniel Hope Eine Reise zu Mozart und seinen Freunden Den Begriff des Reisens fasst der südafrikanisch- britische Geiger Daniel Hope sehr weit. Sowie der Geist in Bewegung gerät, befindet man sich seiner Philosophie folgend von ganz allein in fernen Welten. Bei seiner neuesten Reise zu Mozart geht es Hope aber keineswegs nur um den Salzburger selbst, son- dern um dessen Zeit und das persönliche Umfeld, das er pflegte. Hört man die hier vereinten Stücke von Mozarts Freunden und Bekannten Haydn, Gluck und Salomon und vor allem dem viel zu wenig bekannten böhmischen Komponisten Josef Mysliveček, dann gibt es viele Beziehungen zu Mozarts Musik zu ent- decken. Mit dem von ihm selbst geleiteten Zürcher Kammerorchester stellt Hope eine von Olivier Fourés arrangierte Fassung des „Tanzes der seligen Geister“ aus Glucks „Orphée et Eurydice“ für Violine und Kam- merorchester vor. Von Fourés stammt auch ein Arran- gement von Mozarts Parallelen zu Mozarts E-Dur-Konzert K. 261 erkennen. Klaviersonatensatz „Alla Eine Entdeckung ist das noch etwas barocker anmu- turca“. In Haydns Violin- tende Konzert von Mysliveček, der sich bei der Ver- konzert G-Dur Hob. VIIa: gabe eines Opernauftrags für seinen Freund Mozart 4 und einer Romanze eingesetzt hatte. des Komponisten und Impresarios Johann Peter Deutsche Grammophon/Universal Music CD Salomon kann man viele 4798376

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CollectorsEdition_AMM_X3.indd 1 02.02.18 09:38 NEUERSCHEINUNGEN

Núria Rial & 8 Cellisten des Sinfonieorch. Basel Lebendigkeit und Rhythmus Die katalanische Sopranistin Núria Rial setzt mit ihrer CD „Vocalise“, begleitet von den acht Cellisten des Sinfonieorches­ ters Basel, einen überraschend neuen Akzent in ihrem Repertoire. Im Zentrum steht südamerikanische und spanische Musik aus dem 20. Jahrhundert. Beson- ders die ergreifende Aria (Cantilena) und den wilden Tanz Martelo aus Heitor Villa- Lobos Bachianas Brasileiras Nr. 5 präsen- tiert die Sängerin in neuem Licht. Leben- digkeit und Rhythmus sind typische Merkmale von und acht Celli mit dem Titel „Voval Ice“ stammt von Villa-Lobos’ Musik. Der bekannteste brasilianische Rials 1973 geborenem Landsmann Bernat Vivancos. Komponist liebte es ja, sich bei der Arbeit sogar Rials Vokalparts werden von den vier Sätzen des von lärmend spielenden Kindern inspirieren zu las- Cello-Oktetts „Vier Jahreszeiten“ vom argentinischen sen. Das Pulsieren seiner Tango-König Astor Piazzolla unterbrochen. Das ist Musik und die tiefe Ver- eine ungemein dramatische, direkte, zuweilen sogar wurzelung in der brasili- mit Geräuschhaftem arbeitende Musik, die den acht anischen Folklore bringt Cellisten hörbar Spaß macht. Hörbar Spaß macht Rial außerordentlich Núria Rial natürlich auch das katalanische Lied „El zum Ausdruck. Ein extra cant dels ocells“ („Der Gesang der Vögel“) in seinem für dieses Album ausge- ruhigen, andachtsvollen Duktus. wähltes Solo für Sopran Sony Classical CD 88883754452

Joseph Calleja Verdi Der aus Malta stammende Tenor Joseph Calleja singt nicht nur die größten Partien der Verdi-Opern, er formt dabei Charaktere voller Ausdruckskraft, Widerspruch und verborgenen Absichten. Vom männlich-bestimmten Auftreten des Radames in der „Celeste Aida“-Arie bis hin zum gebrochenen, sich selbst zugrunde richt- enden Otello in der Arie „Niun mi tema“ reicht die Palette. Das Album vereint die größten Hits von Verdis Tenor-Repertoire. Unter anderem vertreten sind „Ah si ben mio“ aus „Il Trovatore“, „La Vita è inferno“ aus „La Forza del destino“ und „È lui … desso! L’Infante!“ aus „Don Carlo“. Mit dem Orquestra del Comunitat Valenciana hat der lyrische Startenor allerdings auch ein Orchester an seiner Seite, das im itali- enischen Opernfach mehr als bewandert ist. Decca/Universal Music CD 4831539

Max Emanuel Cenčić, Julia Lezhneva u. v. a. Porpora: Germanico in Germania Das hier auf CD veröffentlichte Projekt sei Teil der Konzertserie „Opera Rara“ in Krakau, die schon die unterschiedlichsten Künstler zusammengeführt habe, berichtet der polnische Dirigent Tomasz Adamus. Max Emanuel Cenčić wollte schon immer mal eine Oper von Nicola Antonio Porpora singen und konnte sich als Titelheld von dessen Oper „Germanico in Germania“ in diesem Rahmen endlich seinen Traum erfüllen. „Porporas Opern zu singen, ist immer schwierig“, betont der Countertenor. „Man muss seine Stimme wie ein Instrument benutzen.“ Cenčić und seine Partnerin Julia Lezhneva reizt es besonders, unabhängig vom Text verborgene Gedanken allein durch die Stimme auszudrücken. „Germanico in Germania“ handelt von einer germanischen Fürstenfamilie, die sich beim Ansturm der Römer auf ihre Stadt entzweit. Decca/Universal Music 3CD 4831523

klassikerleben 8 KLASSIKERLEBEN.DE NEUERSCHEINUNGEN

Sonya Yoncheva Die Stimme der Seele Dass sie einmal zu einer me Ausdruck der Seele sei. Im Interview mit BR-Klas- der bedeutendsten Verdi- sik sagte sie: „Musik hat sehr viel Macht und kann Interpretinnen der Ge-­ uns sehr viel Kraft geben, uns aber auch total runter- gen­wart werden würde, ziehen. Sie gibt uns ein breites Spektrum, mit dem wir stand für die gefeierte ausdrücken können, was wir wirklich fühlen.“ bulgarische Sopranistin Auf ihrer dritten Solo-CD widmet sich Yoncheva nun Sonya Yoncheva ja nicht ausschließlich den dramatischen Verdi-Sopranrollen von Beginn an fest. Am wie Leonora (in „Il trovatore” und „La forza del desti- Anfang ihrer Karriere sang sie in erster Linie Barockre- no“), Abigaille („Nabucco“), Desdemona („Otello“), pertoire. Als Yoncheva dann aber für Elisabetta („Don Carlo“), Amelia („Simon Boccane- einspringen durfte und erste Triumphe im Verdi-Fach gra“), Luisa Miller aus der gleichnamigen frühen feierte, stand ihrem Ruf als DIE Verdi-Interpretin Verdi-Oper und Odabella aus „Attila“. Die große, von schlechthin nichts mehr im Weg. Yoncheva sei „die den Streichern sanft begleitete Arie „Tacea la notte beste Violetta seit “, schrieb 2015 sogar placida .“ aus „Il trovatore” dringt direkt ins Herz. einmal einer der sicher schärfsten Kritiker der Musik- Mit viel Verve, Leidenschaft und sensiblem Klang- presse, Manuel Brug, zu einer Aufführung von „La empfinden wird Yoncheva vom Münchner Rundfunk- Traviata“ am Berliner Schillertheater in der Zeitung orchester unter Massimo Zanettis Leitung begleitet. „Die Welt“. Besonders die Bläser wie das Englischhorn und die Dass Yoncheva auf Anhieb berührt und die Gestalten Flöte mit aufblitzenden Einlagen brillieren in der Arie der großen Musiktragödien Verdis so authentisch „Liberamente or piangi . Oh! Nel fuggente nuvolo“ und zutiefst menschlich darzustellen imstande ist, aus „Attila“. liegt aber auch an ihrer Überzeugung, dass die Stim- Sony Classical CD 88985417982 klassikerleben 9 NEUERSCHEINUNGEN

Joyce DiDonato & Berliner Philharmoniker Silvesterkonzert 2017 aus Berlin Joyce DiDonato, die Mezzosopranistin mit der unwiderstehlich dunkel schim- mernden Stimmfärbung, war der umjubelte Gaststar des zum letzten Mal von Sir geleiteten Silvesterkonzerts der Berliner Philharmoniker 2017, welches nun auf DVD und Blu-ray erscheint. Sie sang klug ausgewählte Orchester- lieder von Richard Strauss, darunter sein erstes veröffentlichtes Lied „Zueignung“ op. 10 Nr. 1 und das Lied „Morgen“, das Strauss seiner Frau Pauline einst zur Hochzeit geschenkt hatte. „Ich liebe es“, sagt DiDonato über die Zusammenarbeit mit den Berlinern, „wenn die Musik ihre Flügel ausspannt und wir gemeinsam fliegen.“ Weitere Höhepunkte sind Dvořàks schmissige Ouvertüre „Karneval“, Auszüge aus Bernsteins „On the Town“, Strawinskys „Apollon musagète“ und Schostakowitschs „Das goldene Zeitalter“. EuroArts/Warner Music DVD 8024267488/Blu-ray Disc 8024267484

Kian Soltani & Aaron Pilsan Home (Schubert, Schumann, Vali) Da hat sich der österreichische Cellist Kian Soltani für sein Debütalbum bei der Deutschen Grammophon eine tolle Überraschung ausgedacht: Neben Schu- bert- und Schumann-Werken, darunter das für Cello und Klavier arrangierte Schumann-Lied „Du bist wie eine Blume“, ist der „Folk Song from Khorasan“ des persischen Zeitgenossen Reza Vali ein echter Leckerbissen fürs Ohr. Das Stück, das als Vorgeschmack auf das Album schon seit Beginn des Jahres als Download bereitgestellt wurde, hat bereits eine beachtliche Resonanz gefunden. Es gehört zu einem Zyklus, den Vali dem jungen Cellisten persönlich zugedacht hat. Soltanis exzellenter Klavierbegleiter Aaron Pilsan muss bei dem rhythmisch-pulsierenden Stück in den Korpus seines Flügels greifen und die Saiten mit den Fingern anschlagen. Deutsche Grammophon/Universal Music CD 4798100 NEU AB 23.02.2018

Capella Antiqua München Gregorian Chants Ohne die in Neumen notierten gregorianischen Choräle des hohen Mittelalters wäre unsere Notation musikalischer Werke – über die weiße und schwarze Mensu- ralnotation bis zur heutigen Notenschrift – nicht möglich gewesen. Wie kaum ein anderes Vokalensemble hat sich die 1951 gegründete Capella Antiqua München unter Konrad Ruhland für diese geistliche Vokalmusik eingesetzt. Die hier auf drei CDs vereinten Aufnahmen stammen von 1974. Die gregorianischen Gesänge der wichtigsten Feste des Kirchenjahres Weihnachten, Ostern und Pfingsten laden hier auf berührend eindringliche Weise zu einer Zeitreise zu tausend Jahre zurück- liegender Gesangstradition ein. Es sei eine Musik, so sagte Ruhland einmal, die meditieren und verweilen ließe, die aufwecke und ansporne, die besänftigen und erregen könne. MPS/Edel 3CD 0300949MSW

Kammerchor der Frauenkirche Dresden & das ensemble frauenkirche Bach: Johannespassion Mit der Johannespassion setzen der Kammerchor der Frauenkirche Dresden und das ensemble frauenkirche die Reihe ihrer Liveaufnahmen von Bachs Sakralwerken fort. Dezidiert, fein und klar phrasiert der Kammerchor bei dieser im April 2017 entstandenen Aufnahme schon den Eingangschor „Herr, unser Herrscher“. Aus dem Solistenensemble mit Camilla Nylund, Nicole Pieper, Andreas Scheibner und Frank Hönisch ragt der Tenor und Evangelist Tilman Lichdi heraus. Der viel gefragte Bach- und Liedinterpret deklamiert den Text so transparent und ideenreich, dass die Ereignisse der letzten Stunden im Leben Christi bildgewaltig vor das geistige Auge treten. Berlin Classics/Edel 2CD 0300995BC

klassikerleben 10 KLASSIKERLEBEN.DE NEUERSCHEINUNGEN

Federico Albanese Verborge­ne Seelenlandschaften Sphärische Klänge und eine geheimnis- volle Atmosphäre breiten sich in Federico Albaneses minimalistischen Kammersin- fonien für Klavier aus. Nach seiner CD „The Blue Hour“ folgt mit „By The Deep Sea“ das zweite Album für das Label Neue Meister. Die Tracks „682 Steps“, „Your Lunar Way“ oder „Boardwalk“ verleugnen nicht das improvisatorische Moment, aus dem sie einst erwachsen sind. Albanese aber wollte noch mehr daraus machen. Es reizte ihn, die schwebenden und changierenden Synthesizer, Hammondorgel sowie elektrische, aku- Klangwelten auf verschiedene Instrumente zu vertei- stische und Bassgitarre. Unter den zwölf ungemein len. Seine aus diesem Wunsch heraus entstandenen kontrastreichen Tracks findet sich zudem ein „Mauer Arrangements hat er mit dem Cellisten Arthur Hor- Blues“, der ganz konkret auf Berlin Bezug nimmt, ning und der ebenfalls Cello spielenden Jazzerin ILLAY das Albanese zu seiner neuen Wahlheimat erklärt sowie dem Geiger Simon hat. „,By the Deep Sea‘ erzählt die Geschichte eines Goff und dem Toningeni- Innenraums“, so Albanese, „der tief im Selbst verbor- eur Francesco Donadello gen liegt.“ Unter dem Begriff „Deep Sea“ versteht der produziert. Der Pianist Komponist verborgene Bereiche der eigenen Seele und Komponist selbst und der gesammelten Erinnerungen. spielt neben dem Kla- Neue Meister/Edel CD 0300968NM/LP vier auch Rhodes-Piano, 0301027NM

NEU AB 02.03.2018 Anita Rachvelishvili Georgische (Stimm-)Königin Die georgische Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili­ hat einen Exklusivvertrag mit Sony Classical abge- schlossen und veröffentlicht bei diesem Label nun ihr erstes Album mit dem passend griffigen Titel „Anita“. Rachvelishvilis packende Dramatik, ihre fas- zinierende stimmliche Strahlkraft und ihre eindrucks- volle Charakterisierungskunst haben ihr 2009 an der Mailänder Scala die Publikumsherzen als Carmen an der Seite von zufliegen lassen. Nicht weniger triumphal war Rachvelishvilis jüngs- ter Auftritt als Azucena in Verdis „Il Trovatore“ an der MET in New York. Dazu schrieb die „New York Times“ übrigens, dass einem bei dieser Sängerin das Blut in den Adern gefrieren könnte. Auf dem Debütalbum Rachvelishvilis dürfen die Carmen-Arien „Habanera“ und ihre „Seguidilla“ von Bizet freilich ebenso wenig fehlen wie zwei Arien aus Verdis „Don Carlo“. Die Georgierin hat aber auch ein Faible für zählt außerdem die Cavatina der Königin Tamar aus seltener zu hörendes der 1919 uraufgeführten Oper „Die Legende von Repertoire wie Niko- Shota Rustaveli“ von Dimitri Arakishvili. Dieser Lands- lai Rimski-Korsakows mann von Rachvelishvili hatte das Stück der mittelal- Oper „Die Zarenbraut“, terlichen Herrscherin Tamar gewidmet, die von 1184 aus der sie die traurige bis 1213 Georgien regierte, das Land zu großer Blüte A-cappella-Arie der Lju- führte, aber auch die Spaltung der Gesellschaft nicht bascha ausgewählt hat. verhindern konnte. Zu kostbaren Raritäten Sony Classical CD 19075808752

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Katja Riemann, Arthur & Lucas Jussen Tierisch schön! Die aus den Niederlanden stammenden Brüder Arthur und Lucas Jussen betrach- ten Saint-Saëns’ „Karneval der Tiere“ als musikalisches Bilderbuch, das sie nach Belieben ausmalen können. Die Lust am Plastischen, am Direkten und am Erzählen in Tönen ist den beiden Shootingstars der Klavierduo-Szene in die Wiege gelegt. In dem für beide Pianisten höllisch schweren Stück bekommt jedes Tier sein passendes Klanggewand mit Sinn für Pointen ver- passt. Begleitet wird das Duo vom Concertgebouw­ nun erscheinende Produktion des zoologisch-musika- orkest, mit dem es 2017 bereits Francis Poulencs lischen Publikumslieblings konnte die Schauspielerin virtuoses Doppelkonzert aufgenommen hat. Kritiker Katja Riemann gewonnen werden. Sie rezitiert Roger von Radio France erklärten die Produktion damals Willemsens liebevoll-ironische Textfassung des „Kar- zur besten Aufnahme, die jemals von diesem Werk nevals der Tiere“, in der der 2016 verstorbene Autor gemacht worden war. genussvoll reimend vom eitlen Dandy mit Handy und Beim „Karneval der Tiere“ einer Weinbergschnecke mit Vorliebe für Lippenstift haben einzelne Orches­ erzählt. Auch das Publikum kommt nicht ungescho- termusiker wie etwa der ren davon: „Damen und Herren, ungelogen: Schön Flötist in der „Volière“ habt ihr euch angezogen. Vom Pinguin den schwar- oder der Solocellist im zen Frack, vom Goldfasan den Nagellack.“ elegischen Part „Schwan“ Deutsche Grammophon/Universal Music extrovertierte Soli. Für die CD 4798380

Jukka-Pekka Saraste & WDR Sinfonieorchester Brahms: Sinfonie Nr. 4 Jukka-Pekka Sarastes Serie der Brahms-Sinfonien mit seinem WDR Sinfonieor- chester ist vor allem deshalb so spannend, weil für jedes einzelne Werk wieder ein überraschender, dem jeweiligen Charakter angepasster Zugang gefunden wird. Die vierte Sinfonie in ihrer kompakten Dichte und ökonomischen Verarbei- tungstechnik mit dem Passacaglia-Finale und den atemberaubenden Variationen befreit Saraste von jeder verkopften Schwere. Das Allegro non troppo beginnt in zügigem Tempo zu fließen, und selbst der Durchführungsteil gerät nicht schroff. Die phrygische Tonart im Hauptmotiv des langsamen Satzes kosten Saraste und sein Orchester in vollen Zügen und perfekter Klangschönheit aus. Wuchtig und ausgelassen klingt das Allegro giocoso und entschlossen das Finale. Profil Medien CD PH17085

Niklas Liepe & Deutsche Radio Philharmonie The New Paganini Project Er habe es immer bedauert, sagt der in Hannover und Köln ausgebildete Geiger Niklas Liepe, dass die Capricen für Solo-Violine von Niccolò Paganini im Konzert- leben nicht den Platz einnähmen, die ihnen eigentlich zustünden. Für „The New Paganini Project“ hat er deshalb mit der Deutschen Radio Philharmonie unter der Leitung von Gregor Bühl Bearbeitungen dieser Werkserie von Andreas N. Tarkmann, Fazil Say und Andrea Csollány eingespielt, die diese Werke nun in völlig neuem Licht präsentieren. Dabei wird das Orchester in den virtuosen Verlauf der Stücke raffiniert mit eingebunden. „Die Capricen sind sehr viel mehr als nur technische Studien“, sagt Liepe. „Jede von ihnen ist bis heute für jeden Geiger ein kleines Juwel geblieben.“ Sony Classical 2CD 19075823252

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Referenz_AMM_1S_X3.indd 1 02.02.18 09:42 NEU AB 09.03.2018

Emil Gilels Emil Gilels Edition Eine Aufnahme dieser dreizehn CDs umfassenden Gilels-Edition von Hänssler stammt von 1933. Damals war der russische Pianist Emil Gilels 17 Jahre alt und spielte die „Fantasie über Themen aus Mozarts Figaro“ von Franz Liszt und Ferruc- cio Busoni ein. Erst zwei Jahre später sollte er in die Schule des großen Pädagogen Hans Neuhaus gehen. Gilels’ außergewöhnlich kontrastreiche Interpretations- kunst kann man bei den Aufnahmen der Jahre 1933 bis 1963 auch am Beispiel reizvoller Repertoire-Raritäten wie Poulencs Toccata oder Albéniz’ „Navarra op. posth.“ erleben. Neben Barocksonaten und Suiten von Rameau und Clementi enthält die Sammlung auch Mozart-Konzerte, unter anderem mit dem Gewandhaus- orchester unter Franz Konwitschny. Profil Medien 13CD PH17065

Christa Ludwig The Complete Recitals on Warner Classics Wenn Christa Ludwig Lieder von Schubert oder Schumann, von Mahler und vielen anderen sang, dann entstanden Bilder für das Ohr und für den Geist. Die Text­ inhalte wurden von dieser großen Mezzosopranistin nicht nur deklamiert, sie spiegelten sich in ihrer Stimmfärbung und ihrem Timbre auf wundersame Weise wider. Zum 90. Geburtstag von Ludwig am 16. März veröffentlicht Warner Classics nun historische Einspielungen aus seinem Archiv in modernstem Remastering. Auf den elf CDs befinden sich noch nie zuvor veröffentlichte Einspielungen von Schubert und Wolf. Außerdem bisher unveröffentlicht: die Orchesterversion von Wagners „Im Treibhaus“ aus den „Wesendonck-Liedern“ und Ludwigs intime Interpreta- tion von „Stille Nacht, heilige Nacht“. Warner Classics 11CD 9029569020

Menahem Pressler Clair de lune (Debussy, Fauré, Ravel) Der Pianist Menahem Pressler ist eine lebende Legende. Der 95-Jährige kannte Thomas Mann und spielte vor Mahlers Witwe Alma Mahler-Werfel. Und Pressler, der zudem ein wunderbar unterhaltender Gesprächspartner ist, hat sich bis heute so viel Witz und Ironie bewahrt, dass er zum Leben wie zur Kunst ein freies und gelöstes Verhältnis aufbauen konnte. Im Debussy-Jahr veröffentlicht die Klavier- legende ein Debussy-Album, angereichert mit Stücken von Fauré und Ravel. Das Andante con moto aus den Deux Arabesques L. 66 Nr. 1 fließt dahin, und die Auszüge aus dem ersten Buch der Préludes ziehen sofort in ihren Bann. Auch bei Klassikern wie „Clair de lune“ aus der Suite bergamasque oder der oft interpretierten Pavane pour une infante defunte M. 19 findet Pressler immer wieder neue Zugänge. Deutsche Grammophon/Universal Music CD 4798756

NEU AB 16.03.2018 Helge Burggrabe, Christof Fankhauser & elbcanto Hagios II: Gesänge zur Andacht und Meditation Der Erfolg seines ersten Albums „Hagios – ein gesungenes Gebet“ vor drei Jah- ren mit eigenen Kompositionen hat den Komponisten und Blockflötisten Helge Burggrabe dazu animiert, das Projekt fortzuführen. Diesmal lautet der Untertitel des mit dem Vokalensemble elbcanto, dem Schweizer Pianisten, Akkordeonisten und Studiomusiker Christof Fankhauser und weiteren Instrumentalisten produzierten Albums „Gesänge zur Andacht und Meditation“. Bei den ruhigen, aber auch mit Inbrunst gesungenen Gebetsliedern wie „Ruach“, „Lichtgebet“, „Hineni“ oder „Oh du mein Gott“ wirkt Burggrabe mit diversen Flöten selbst mit. Durch die erwei- terte Instrumentalbegleitung von zwei Violinen, Viola und Cello sei, so Burggrabe, das Klangbild im Vergleich zur ersten CD noch vielseitiger geworden. Berlin Classics/Edel CD 0301065BC

klassikerleben 14 KLASSIKERLEBEN.DE TOP 20 KLASSIK-CHARTS

FEBRUAR 2018 1 2 3

Neujahrskonzert 2018 / New Year's Dolce Vita 1 Concert 2018 11

Riccardo Muti & Wiener Sony Sony NEU 6 m Jonas Kaufmann Philharmoniker Classical Classical

2 Dolce Duello 12 Monteverdi: La Dolce Vita

Deutsche Decca m Harmonia 1 & Sol Gabetta Records NEU Dorothee Mields Mundi

3 Handel Arias 13 The Händel Album

Franco Fagioli, Il Pomo d'Oro, Zefira NEU DG 5 m Philippe Jaroussky Erato Valova

4 L'Opéra 14 Porpora: Germanico in Germania Max Emanuel Cencic, Julia Lezhneva, m Sony Decca 2 Jonas Kaufmann Classical NEU Jan Tomasz Adamus & Capella Records Cracoviensis Neujahrskonzert: die Gesamten Serenata Española 5 15 Werke

Sony k Sony NEU Xavier de Maistre Classical 19 Wiener Philharmoniker Classical

6 Tesori d'Italia 16 Gold

Albrecht Mayer, I Musici di Roma, Signum 4 m DG 15 m The King's Singers Andrea Zucco & Luca Pianca Classics Tchaikovsky: Symphony No. 6 Schubert: Piano Sonatas D 959 & 7 (Pathétique) 17 960

Sony k DG 9 Teodor Currentzis & Musicaeterna Classical REE Krystian Zimerman

8 Claude Debussy 18 Sämtliche Sinfonien 1-9

NEU DG REE Herbert Blomstedt Accentus

Schubert: Forellenquintett - Trout Berlioz: Les Troyens (Live) 9 Quintet 19 Anne-Sophie Mutter, Daniil Trifonov, John Nelson, Joyce DiDonato, Marie- 7 m Hwayoon Lee, Maximilian Hornung, DG 18 m Nicole Lemieux, Michael Spyres, Erato Roman Patkoló Marianne Crebass 10 Chopin Evocations 20 Bach - Small Gifts

Daniil Trifonov, Mikhail Pletnev, Sergei Dorothee Oberlinger, Andreas Scholl, Deutsche 3 m DG 10 m Harmonia Babayan, Mahler Chamber Orchestra Ensemble 1700 Mundi

Die Offiziellen Deutschen Klassik-Charts werden von GfK Entertainment im Auftrag des Bundes- verbandes Musikindustrie e.V. ermittelt. Basis der Top 20 sind die Verkaufs- bzw. Nutzungsdaten von Klassik-Alben im Zeitraum 05.01.2018 - 09.02.2018. klassikerlebenGfK Entertainment 15

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