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Wilhelm Kempff

R a m e au Couperin Händel Beethoven Schubert

Piano Recital 1962 02 Die Musikwelt zu Gast bei den Schwetzinger SWR Festspielen 03

Jean-Philippe Rameau (1683 – 1764) Wolfgang A. Mozart* (1756 – 1791) Als 1952 die ersten Schwetzinger Festspiele Der Gründung durch den Süddeutschen Rund- 1 Les trois mains [03:55] 5 Pastorale variée B-Dur ­stattfanden, konnten sich selbst die Optimisten funk und der Fortführung durch den Südwest- unter den Gründern nicht vorstellen, dass damit rundfunk verdanken die Festspiele ihre einzig­ aus: Nouvelles Suites KV Anh. C 26.01 [05:54] die Erfolgs­geschichte eines der bedeutendsten artige Dokumentation: vom ersten Tag an wurde Deutsch de pièces de clavecin, Nr. 4 deutschen Festivals der Nachkriegszeit begann. jede musikalische Veranstaltung aufgezeichnet 2 Le rappel des oiseaux [03:13] (1770 – 1827) Die „Schwetzinger Dramaturgie“ der 50er-Jahre, und gesendet. So wurden die Schwetzinger SWR aus: Pièces de clavecin, „Neues in Auftrag geben, Altes wiederentdecken, Festspiele im Laufe der Zeit zum größten Klassik- Klaviersonate Nr. 22 F-Dur op. 54 [11:42] dem Nachwuchs eine Chance“, behielt ihre Rundfunkfestival der Welt mit jährlich rund 550 deuxième ordre (1724), Nr. 5 6 I. in tempo d’un Menuetto [05:41] ­Gültigkeit und ist heute so modern wie damals. Ausstrahlungen auf allen Kontinenten. Die Liste 7 II. allegretto [06:00] Das Schloss mit seinem weltberühmten Park der Interpreten und Ensembles liest sich wie ein François Couperin (1668 – 1733) ­erwies sich als der ideale Ort und wurde wieder, Künstler-„Who is Who“ der letzten Jahrzehnte. wie schon vor 250 Jahren unter Kurfürst Carl Für die „Edition Schwetzinger SWR Festspiele“ 3 Le carillon de Cithère [03:24] (1797 – 1828) Theodor, zu einem „Arkadien der Musik“, in dem öffnen wir die Archive und lassen Sie teilhaben aus: Troisième livre de Klaviersonate a-Moll D 845 op. 42 [27:05] sich Europas Künstler trafen und treffen. an Sternstunden der Musik. ­Inzwischen wurden mehr als 40 Werke für Musik­ pièces des clavecin (Paris 1722), Nr. 14 8 I. moderato [08:13] theater in Schwetzingen uraufgeführt; hinzu 9 II. andante poco mosso [08:48] kommen einige 100 Vorstellungen mit alten Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) 10 III. Scherzo. Allegro vivace – Trio. Opern und über 2000 Konzerte. 4 Menuett g-Moll un poco più lento [05:14] aus: Suite für Klavier B-Dur 11 IV. Rondo. Allegro vivace [04:49] HWV 434, Nr. 4 [03:35] Gerold Hug 12 Impromptu Ges-Dur D 899 Nr. 3 [06:38] Hörfunkdirektor des SWR, Leiter der ­Schwetzinger SWR Festspiele

Total Time [65:54] Klavierabend 1962 Klavierabend

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Dr. Marlene Weber-Schäfer Künstlerische Leiterin des Konzertbereichs

[*] Autorenschaft nicht gesichert | doubtful authorship ition schwetzinger swr festspiele d ition schwetzinger swr e Wilhelm Kempff Wilhelm 04 Erleuchtung selbst des Schattenhaften 05

Ein Klavierabend mit Wilhelm Kempff im Wilhelm Kempff gehörte 1962 bereits zu den ­Schwetzinger Schloss Senio­ren des Klavierspiels, zumal aus der Sicht ­eines Gymnasiasten an der Schwelle von der

Deutsch Es sind jetzt gut 50 Jahre verstrichen, seit ­Unter- zur Mittelstufe. Die schon Älteren wie Deutsch ­Wilhelm Kempff sich im Schwetzinger Schloss an ­Wilhelm Backhaus, , Sviatoslav den Flügel setzte und in knapp eineinhalb Stun- Richter, , , Arturo den sein Publikum zu einer Reise durch sehr ­Benedetti Michelangeli, Hans Richter-Haaser, unter­schied­liche musikalische Landschaften ein- ­Rudolf Serkin – um nur wenige zu nennen – be- lud. Ich wage dies aus der Perspektive eines Rück- herrschten die internationale Konzertszene, so- blickenden so zu formulieren, weil ich in den frü- fern sie – wie Gilels und Richter – grünes Licht für hen 60er-Jahren im Frankfurter Volksbildungs- eine Auslandsreise bekamen. Selbst die legendä- heim – gegenüber dem berühmten Eschenheimer re, im Auftreten mehr als sonderbare, wie mumi- Turm gelegen – meinen ersten Klavierabend fizierte Elly Ney verfolgte noch ihr Beethoven-Ge- ­erlebte. Und es war der schmale, im ersten schäft. Kempff nun setzte sich in seinen gestalte- Augen­blick seines Erscheinen so sensibel, ja ver- rischen Absichten und mit seinem Vermögen, geistigt anmutende Wilhelm Kempff, den meine diese auf dem Podium wie im Schallplattenstudio Eltern für die Einführung in das öffentliche durchzusetzen, deutlich von allen genannten und Konzert­wesen ausgewählt hatten. Hier nun, un- auch von den hier nicht genannten Kollegen ab. ter dem Eindruck eines Konzertmitschnitts aus eben dieser Zeit, verdichten sich die Erinnerun- Dem deutsch-österreichischen Repertoire in gen, es ist, als ob der seinerzeit so sinnlich und ­erster Linie verpflichtet, wandte er sich mit körperlich erlebte Pianist noch einmal Gestalt an- ­seinen schlanken, lichten, stets vibrierenden nimmt; als ob er sich erneut wie in erhellter Um- ­Mozart-, Beethoven-, Schumann- und Schubert- nachtung seinen Themen hingibt, dabei die Ge- Interpretationen gegen alle muskulöse, bisweilen setze der Schwerkraft zu überlisten scheint, in- auch brachiale, in erster Linie technisch zuverläs- dem er sich und die dafür in Frage kommenden sige Klaviermethodik einer mehr von Mechanik Stücke in einen klanglichen und mobi­len Schwe- und Treffsicherheit geprägten Nachfolge. Selbst bezustand versetzt. Wilhelm Kempff beendete seine Liszt-Deutungen spiegelten diese Haltung. seinen Frankfurter Abend mit der technisch wie Wilhelm Kempff sicherte den religiösen, philo­ gedanklich höchst anspruchsvollen, dynamisch sophischen und naturhaften Vorlagen jene am Ende des langsamen Satzes bis zur Ungeheu- Durchsichtigkeit, Mehrdeutigkeit und Farbenviel-

erlichkeit gesteigerten f-Moll-­Sonate von Brahms falt, die unter den trommelnden und hyperflin- 1962 Klavierabend

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(op. 5). Erschöpft, aber zugleich beseligt, mit ver- ken Fingern der meisten Jüngeren mehr und klärtem Blick in Richtung Zuhörerschaft, ein mehr in den gestalterischen Hintergrund zu gera- Mann, der sich langsam erst anschickte, aus einer ten drohte. Unvergesslich ist Kempffs erste Ein- anderen Welt wieder in das normale Dasein ein- spielung jener Liszt’schen Franziskus-Legende, in zutauchen – dies freilich auf dem abfedernden deren Verlauf sich Vogelstimmen federleicht über Umweg über die eine oder andere Zugabe aus ei- einer tremolierenden Bodenkultur erheben, wo ner der vielen Schubladen kleinformatiger Kla- sie flattern, sprechen, singen, kurz: von der Gna- viereleganz und dem Leisen verhafteten Träu- de Gottes gegenüber allem Kreatürlichen und mens. von der erhebenden Betroffenheit all jener ition schwetzinger swr festspiele d ition schwetzinger swr e Wilhelm Kempff Wilhelm 06 07

­berichten, die dazu eingeladen sind, dies zu dann mit originalen Stücken und Bearbeitungen pendelndem Beginn überraschend einsetzende Die Autorschaft einer hübschen Pastorale variée schauen und zu belauschen. hat von Chopin und Liszt ihr eigentliches Ansinnen, Oktavserie zu entschärfen, ohne ihr die von Beet- (KV Anh. C 26,1) ist nicht gesichert, aber das sollte diese Kempff’sche Interpreta­tion, die in ihrer mithin ihr wahres musikalisches Virtuosenge- hoven zweifellos zugedachte Eindringlichkeit zu uns nicht stören. Gesichert hingegen ist das English

Deutsch räumlich-spirituellen-humanen Mehrfachdimen- sicht zu zeigen. nehmen. Und im zweiten Satz gelingt es Kempff, ­Menuett in g-Moll aus Händels Suite in B-Dur sion auch als „Inszenierung“ zu bezeichnen wäre, einem schnellen, Perpetuum-mobile-ähnlichen (HWV 434). Man mag es als eine literarische Fuß- immer wieder als eine seiner wegweisenden Besonders anschauliche, geradezu übersinnliche Gebilde in der Art einer der anspruchsvolleren note in den Aufzeichnungen Kempffs als Bach-

l e Erfah­run­gen bezeichnet. Klang- und Linienwirkungen erzielt Wilhelm Cramer-Etüden einen Hauch von bewegter Nach- Inter­pret und als Bearbeiter einiger Choräle in

e Kempff in Couperins Le Carillon de l’ile Cythère. Es denklichkeit zu verleihen. Es könnte eine War- Erinne­rung behalten. In seinem Schwetzinger Klavierabend des Jahres dreht und wendet sich diese Klangfigur wie in nung eines erfahrenen Beobachters der gesell- Peter Cossé 1962 bestätigt Wilhelm Kempff sein einzigartiges Musik gebranntes Edelporzellan, zerbrechlich, an- schaftlichen Vorgänge sein, sich im technisierten Vermögen, forschendes und träumerisches Kla- schmiegsam, eine kostbare Streicheleinheit für Zeitalter nicht gänzlich unter die Herrschaft vierspiel mit einem weiten Repertoireradius zu empfängliche Ohren! Kempffs entmaterialisier- mecha­nischer Abläufe zu begeben. verbinden und in allen stilistischen Fragen deut- tes, wie vom Instrument losgelöstes Spiel erzählt lich abzustufen. Dabei folgt er bei dieser Gele- in Düften und schimmernden, auch aufblitzen- Auch die blockhaften Akkordeinwürfe im Kopf- genheit keinesfalls einer programmatischen den Farbklängen von einer idealen Welt. Es er- satz der Schubert-Sonate D 845 bieten Kempff ­Saison- und Karriereroutine, wie sie etwa in einer zählt von der Überfahrt nicht nur zu einer sagen- genü­gend Gelegenheit, den extremen Ausdrucks- risiko­losen und von den Veranstaltern auch haften Insel, sondern in Richtung einer Sphäre, spitzen etwas von ihrer Unbedingtheit, von ihrer ­bevorzugten Zusammenstellung von Werken die von Goethe und vielen poetischen Wegge- perkussiven Grobheit zu nehmen. Es geht ihm ­Mozarts, Beethovens und Schuberts üblich ist. fährten als Arkadien bezeichnet wurde – eine Re- ­sicher nicht darum, alle Gegensätzlichkeiten zu Überraschend selbst für Kenner Kempffs als In- gion der künstlerischen Vollkommenheit, eines harmonisieren, vielmehr scheint er in den Extre- terpret umfangreicher Teile des Klavierreper- von artigen Ruinen bestückten Klassizismus’, eine men des Ausdrucks nach der Möglichkeit einer r swr f e stspi r swr toires dürfte der Beginn der Darbietungsfolge Heimstätte des Friedens und der Schönheit. feineren Temperierung Ausschau zu halten und sein. Selten zu hörende, von den meisten prakti- diese auch anklingen zu lassen. zierenden Solisten, von den Klavierpädagogen – Wilhelm Kempff legte in der Zwischenkriegszeit hat in den 60er Jahren die Schroffheiten und und in deren Windschatten auch von den Studen- als Erster eine Gesamtaufnahme der 32 Klavierso- Karate­schläge in den drei rascheren Sätzen dieser ten – vergessene Miniaturen von Jean-Philippe naten Ludwig van Beethovens vor. Weitere folg- a-Moll-Sonate bis zur Brutalität ausgereizt, wo- ­Rameau und Francois Couperin zeigen den Klang- ten in Mono- und in Stereoqualität. Sie waren durch der motivische Rückbau, die Zersplitterung akrobaten und Farbenmystiker Kempff auf fran- nicht nur die Bestätigung einer lebenslangen Be- des an sich schon Wenigen gegen Ende des Final-

e tzing e zösischem Territorium. In den Grenzen eines Kla- schäftigung, sondern auch ein klingendes Baro- satzes einem musikalischen Suizid nahekommt. vierlandes also, das er – soweit mir bekannt ist – meter für kleine und größere Veränderungen der Kempff deutet hier das Gefährliche an, spielt die nur im Hinblick auf zwei Fauré-Charakterstücke Kempff’schen Betrachtungsweisen. Bei der Wie- von Schubert angezeigte Katastrophe gewisser-

sozusagen tastend betreten hat. Drei wundersa- dergabe einer Sonate handelt es sich ja nicht nur maßen im Konjunktiv. Ein in seiner ruhigen, bis- 1962 Piano Recital

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me Kleinigkeiten beschreibender Klavierlyrik mit um die Bestätigung akademischer Forschung, weilen sanft gesteigerten Sanglichkeit würdevoll bald duftigen, bald kräftiger akzentuierten Sach- sondern um das Hier und Jetzt einer bis zum verströmtes Schubert-Impromptu in Ges-Dur und Situationsbeschreibungen sind es, die Letzten angespannten und im besten Fall auch steht in starkem Kontrast zur zerfurchten Anlage Kempff zur vorsichtigen, feinfühligen Kontakt- beglückten Persönlichkeit. Sie bestimmt das Hel- der Sonate. aufnahme mit dem Publikum ausgewählt hat. le und das Schattenhafte, das Erheiternde und Und das sicher nicht als „Einspielmaterial“, wie das Schmerzliche einer Sonatengeschichte. Zwei für Wilhelm Kempffs in den letzten Jahr- man das aus den Konzerten der großen „Alten“ in Kempff nun – das zeigt die hier übermittelte zehnten unermüdliche Tätigkeit untypische Erinnerung hat, wenn diese via Scarlatti, Haydn zweisätzige F-Dur-Sonate op. 54 – verstand es un- Kleinig­keiten von Mozart und Händel fächern das und Mozart „ihren“ Beethoven ansteuerten, um nachahmlich, die im ersten Satz nach gutmütig literarische Gewebe dieses Klavierabends auf. ed ition schw Wilhelm Kempff Wilhelm 08 The Schwetzingen SWR Festival invites the world of music to be its guest Illuminate even what is shadowy 09

When the first Schwetzingen Festival was held in Because it was founded by the Süddeutscher A piano recital with Wilhelm Kempff In 1962, Wilhelm Kempff was already one of the 1952, even the optimists among the founders Rundfunk public broadcasting company and kept in Schwetzingen­ seniors of piano music, at least from the point of could not imagine that this was the beginning of going after its merger into Südwestrundfunk, this view of a boy in the early stages of secondary English a success story that would make it one of the festival has been documented as no other. From It was a good fifty years ago that German pianist school. Those who were already older, such as English major German festivals of the post-war era. The the very first day on, every musical event was Wilhelm Kempff sat down at the piano in Wilhelm Backhaus, Claudio Arrau, Sviatoslav “Schwetzingen script” of the fifties, “Commission recorded and broadcast. Thus the Schwetzingen Schwetzingen Schloss and for one and a half ­Richter, Emil Gilels, Arthur Rubinstein, Arturo

l e new things, rediscover the old, give up-and-com- SWR Festival became in time the biggest classical hours invited the audience to go with him on a Benedetti Michelangeli, Hans Richter-Haaser, and

e ing youngsters a chance,” still holds today and is radio festival in the world, with nearly 550 broad- peaceful yet adventurous journey through a wide Rudolf Serkin, to name but a few, dominated the as modern as it was back then. The castle with its casts on all continents. The list of performers and variety of musical landscapes. I venture to formu- international concert scene, as long as their con- world-famous park proved to be the ideal venue ensembles reads like an artists’ “Who’s Who” of late it in this way, from the viewpoint of one look- cert tours were given the green light – like Gilels and became an “Arcadia of music” where Europe’s recent decades. For the “Schwetzingen SWR Festi- ing far back in time, because I experienced my and Richter. Even the legendary Elly Ney, with her artists could meet, just as it was 250 years ago val Edition”, we are opening up the archives and first piano recital in the early sixties at the Volks- strange demeanor, like a mummified being, was under Elector Carl Theodor. More than forty works allowing you to enjoy some of the greatest bildungsheim in Frankfurt, across from the still pursuing her Beethoven business. Now for musical theatre have premiered in Schwetzin- moments in music. famous Eschenheim Tower. And it was the slender Kempff made himself distinctly stand out from gen, along with some 100 performances of old Wilhelm Kempff, who seemed so sensitive, even those of his colleagues mentioned here, as well as operas and over 2000 concerts. spiritual, when he first appeared, and whom my those not mentioned, in his artistic intentions parents had chosen to introduce me to art in the and his ability to assert these on the podium as public sphere. Here and now, the impression left well as in the recording studio. by the recording of a concert from just this period in time condenses the vestigial lines of memory, Primarily committed to the German-Austrian rep- as if the pianist I experienced with my physical ertoire, his lean, sparse, always vibrating interpre- r swr f e stspi r swr Gerold Hug senses were to take shape once again. It is as if he tations of Mozart, Beethoven, Schumann and Radio Director of SWR, were once again devoting himself in illuminated Schubert turned against all the muscular, occa- Director of the ­Schwetzingen SWR Festival derangement to his themes, while seeming to cir- sionally brute and mainly technically reliable pia- cumvent the laws of gravity by putting himself nistic methods of successors who bore rather the and the pieces in question into a musical and stamp of mechanical accuracy. Even his Liszt mobile state of limbo. Kempff ended his Frankfurt interpretations reflected this attitude. For Kempff recital with the F Minor sonata by Brahms (op. 5), assured the religious, philosophical and natural

e tzing e a piece that is extremely demanding, both techni- models the transparency, ambiguity and range of cally and conceptually, whose slow movement colors which were threatening more and more to ends dynamically by escalating to the point of fade into the creative background under the

enormity. Exhausted yet at the same time pounding, all too nimble fingers of most younger 1962 Piano Recital

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Dr. Marlene Weber-Schäfer supremely blissful, looking misty-eyed in the musicians. Kempff’s first recording of Liszt’s St. Artistic Concert ­Director direction of the listeners, a man, who was just Francis Legend is unforgettable, when it lets us attempting to plunge from another world back hear birdsong rising light as a feather above a into the reality of normal existence. He cushioned quavering terrain – fluttering, nattering, singing, his descent, though, with a detour through vari- in a word, telling of God’s mercy to all creatures ous encores taken from one of the many drawers and of the uplifting consternation of all those of small-scale pianistic elegance and firmly in the who are invited to see and hear it. Alfred Brendel grip of quiet dreaming. frequently called Kempff’s interpretation, which could also be referred to as a “production” thanks dition schw e Wilhelm Kempff Wilhelm 10 11

to its many spatial, spiritual and human dimen- music, fragile, cuddly, a precious caress for the extreme peaks of expression. He was most A gracefully exuded Schubert impromptu in G Flat sions, one of his seminal experiences. responsive ears! Kempff’s dematerialized playing certainly not interested in harmonizing all the Major of a tranquil, occasionally softly enhanced seems removed from his instrument and tells of contrasts, but rather he appears to be keeping an songful character, provides a stark contrast to the English At his recital in Schwetzingen in 1962, Wilhelm an ideal world in scents and in iridescent tonal eye open for possibilities of finer tempering in the furrowed structure of the sonata. Two trifles by Kempff confirmed his unique ability to connect colors. It tells of a passage not only to a legendary extremes of expression and to allow these to Mozart and Handel, which are not at all typical of exploratory, dreamful piano music in a repertoire island, but also toward a sphere called Arcadia by shine through, as well. Friedrich Gulda took the Kempff’s untiring activity in recent decades, ena-

l e with a broad radius and to give it clear gradations Goethe and many of his companions. A region of asperities and karate chops in the three faster ble the literary weave of the piano recital to fan

e in all matters of style. In the process, he did not consummate artistry, of a Classicism stocked with movements of this A minor sonata to the point of out. The authorship of the pretty “Pastorale Var- take this opportunity in Schwetzingen to follow a courteous ruins, a home of peace and beauty. brutality in the sixties, which comes close to sig- iée” (K. Anh. C 26.01) is doubtful, although that programmatic routine related to season and nifying musical suicide for the motivic disman- need not bother us. There is no doubt, however, career, as is common in the risk-free assortment In the period between the wars, Wilhelm Kempff tling and fragmentation of the little that is left concerning the Minuet in G Minor from Handel’s of works by Mozart, Beethoven and Schubert pre- was the first to record the thirty-two piano sona- toward the end of the final movement. Here, Suite in B Flat Major (HWV 434). One might bear it ferred by concert organizers. The beginning of the tas by Ludwig van Beethoven. More followed in Kempff remains an insinuator of the hazardous, in mind as a sort of literary footnote in Kempff’s series of pieces is likely to surprise even those mono and stereo quality. They were not only the playing the catastrophe denoted by Schubert in recordings as a performer of Bach and arranger of familiar with Kempff’s as a performer of wide- confirmation of a life spent performing and the subjunctive, so to speak. a few chorales. ranging sections of the piano repertoire. Rarely teaching, but also a resonant barometer for large Peter Cossé heard miniatures by Jean-Philippe Rameau and and small changes in Kempff’s points of view. François Couperin, forgotten by most practicing Rendering a sonata is not only a matter of affirm- soloists, piano teachers and also the students fol- ing academic research, but of the here and now of lowing in their musical wake, show Kempff to be a personality tensed to the utmost and, at best, a musical acrobat and mystic of colours even on wholly elated. This is what determines the bright r swr f e stspi r swr French territory. Within the boundaries of a piano and the shadowy, the jocular and the dolorous of country, which he – as far as I know – only rather a sonata’s story. As the two-movement F Major tentatively visited in the form of two character sonata op. 54 passed on to us here shows, Kempff pieces by Fauré. Three wondrous trifles of descrip- was an inimitable master who could defuse the tive, lyrical piano music with now filmy, now more surprising onset of the octave series following the strongly accentuated descriptions of entities and indulgently oscillating beginning in the first Aufnahme | Recording Design doppelpunkt GmbH, Berlin situations are what Kempff chose to make a cau- movement, without denying them the urgency 11. 05. 1962, Schwetzinger Schloss Verlag | Publishing

e tzing e tious, delicate initial contact with his audience. Beethoven unquestionably intended. And in the Künstlerische Aufnahmeleitung­ | Artistic Director­ Bärenreiter, Edition de L’Oiseau-Lyre, Peters, This is most certainly not the sort of introductory second movement, Kempff manages to give a Rudolf Mittag Bote & Bock, Breitkopf & Härtel material we remember from the concerts of the fast, perpetuum-mobile-like pattern in the man- Toningenieur | Sound Engineer Fotos | Photographs

great “old masters”, who headed for “their” ner of the more demanding Cramer etudes a hint Bernd Lossen, Frau Fleck Cover, Inlaycard: © ullstein bild/The Granger 1962 Piano Recital

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­Beethoven­ by way of Scarlatti, Haydn and Mozart, of poignant thoughtfulness. It might be the warn- Digitalschnitt | Digital Remastering ­Collection; Booklet Seite | Page 04 Wilhelm only then to arrive at their true intention, and ing of an experienced observer of social processes Irmgard Bauer, Andreas Priemer Kempff 1961: © Ingi Paris/akg-images thereby show their true virtuoso face, with origi- not to put oneself fully at the mercy of the tech- Editionsplanung | Edition planning Übersetzung | Translation nal pieces and arrangements by Chopin and Liszt. nological procedures of a mechanized age. Dr. Marlene Weber-Schäfer, SWR Dr. Miguel Carazo & Associates Ausführender Produzent | Executive Producer Redaktion | Editing Peter Ewert Wilhelm Kempff attains vivid, almost transcen- The block-like chords interjected into the first Hans Hachmann, Dr. Sören Meyer-Eller dental effects with the musical lines in Couperin’s movement of the Schubert sonata (D 845) offer Einführungstext | Programme notes Original-Aufnahme des SWR, digital nach­ “Le Carillon de Cythère”. This musical figure Kempff sufficient opportunity to soften some of Peter Cossé bearbeitet. | Recording of the SWR, digitally squirms and writhes like fine porcelain fired in the unconditional, coarsely percussive features in Art Director Margarete Koch ­remastered from the original tapes. dition schw e Wilhelm Kempff Wilhelm eDITIoN SCHWeTZINGeR SWR FeSTSPIeLe Bereits erschienen | already available:

Claudio aRRau aleXiS WeiSSenBeRG andRÉ WattS Piano Recitals 1963/1973 Piano Recital 1972 Piano Recital 1986 BeetHoven, BRaHmS FRÉdÉRiC CHopin 1 Cd no.: 93.703 1 Cd no.: 93.710 1 Cd no.: 93.718

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