Dr. Andreas Khol Ist Neuer Präsident Des Nationalrats
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Ausg. Nr. 3 • 20. Dezember 2002 Unparteiisches, unabhängiges und – derzeit noch – kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in zwei pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Dr. Andreas Khol ist neuer Präsident des Nationalrats it der Bundeshymne ging der neu ge- der Bevölkerung auf Weiterführung des Re- tischen Wirtschaftslage sei Österreich in vie- Mwählte Nationalrat am Freitag, den formkurses der letzten Jahre. Die Volkspartei len Bereichen auf sich allein gestellt. In den 20. Dezember, in die XXII. Legislaturperio- werde mit diesem klaren Wählerauftrag be- nächsten Jahren werde es darauf ankommen, de. Der Sitzung, die zunächst der Angelo- hutsam und umsichtig umgehen im Bewußt- einen Beitrag zur Belebung der Wirtschaft bung der Abgeordneten und der Wahl des sein der Verantwortung, das Land ruhig und und zur Ankurbelung der Beschäftigung Präsidiums gewidmet war, wohnten Bundes- sicher in eine nicht einfache Zukunft führen sowie zur weiteren Finanzierbarkeit der präsident Thomas Klestil sowie zahlreiche zu müssen. Österreich stehe vor großen Her- sozialen Sicherungssysteme zu leisten. Die Persönlichkeiten aus Politik und Diplomatie ausforderungen: Angesichts der angespann- und Vertreter der Medien bei, sodaß Präsident ten Wirtschaftslage müssen Maßnahmen er- Aus dem Inhalt Dr. Heinz Fischer ein tatsächlich „volles“ griffen werden, um die sozialen Sicherheits- Sondierungsgespräche zur Hohes Haus begrüßen konnte. Dr. Andreas systeme, insbesondere die Pensionen, auch Regierungsbildung 4 Khol wurde in der Sitzung zum Präsidenten für die Zukunft finanzierbar zu halten, be- Alle österreichischen des Nationalrats gewählt. Der bisherige Prä- tonte Schüssel. Bei der Lösung dieser Fragen Regierungen seit 1945 6 sident Dr. Heinz Fischer wurde zum Zweiten, werde dem Parlament als dem Ort der politi- ORF-Friedenslicht leuchtet der bisherige Zweite Präsident, DI Thomas schen Auseinandersetzung deshalb eine zen- auch am Ground Zero 7 Prinzhorn, zum Dritten Präsidenten gewählt. trale Rolle zukommen. Erstmals stand eine Konstituierende Sit- Hinsichtlich der Wahl des Nationalratsprä- EU-Erweiterungskommissar zung nicht bloß im Zeichen der von der Ge- sidiums berief sich Schüssel auf die parla- Verheugen über den Gipfel schäftsordnung vorgegebenen Formalakte. mentarischen Spielregeln, wonach der stärk- von Kopenhagen 9 Ein Dringlicher Antrag von ÖVP und FPÖ sten Fraktion das Amt des Präsidenten zu- WKÖ-Präsident Leitl über zu den Ergebnissen des Europäischen Rates kommt. Den dafür vorgeschlagenen Abgeord- Österreichs Chancen durch von Kopenhagen sorgte dafür, daß es bereits neten Dr. Andreas Khol würdigte er als lei- die EU-Erweiterung 10 in der ersten Sitzung der neuen Gesetzge- denschaftlichen Verfechter des Parlamenta- Wirtschaftswachstum im bungsperiode – ein absolutes Novum in der rismus und als einen der profundesten Ken- Fokus des WIFO 11 Geschichte des österreichischen Parlamenta- ner der Geschäftsordnung und der parlamen- Wirtschaftsmeldungen 12 rismus – zu einem inhaltlichen Schlagab- tarischen Gepflogenheiten. Erfreut zeigte sich Chronik 13 tausch über tagespolitische Themen kam. Schüssel darüber hinaus über die Nominie- Erster Tagesordnungspunkt war die Ange- rung des bisherigen Präsidenten Dr. Heinz Ehrenzeichen an lobung der 183 Abgeordneten. Mit 79 Man- Fischer für das Amt des Zweiten Natio- Karlheinz Böhm 14 dataren ist die ÖVP erstmals seit mehr als nalratspräsidenten, die, wie er unterstrich, Neujahrskonzert 2003 15 drei Jahrzehnten wieder die stärkste Fraktion ebenso wie die Kandidatur von DI Thomas Kultur-Meldungen 16 im Parlament, die SPÖ stellt 69 Abgeordne- Prinzhorn als Dritter Nationalratspräsident 70. Geburtstag von Bischof te, die FPÖ 18, 17 Sitze im Nationalrat ent- die volle Unterstützung der Volkspartei fin- Maximilian Aichern 17 fallen auf die Grünen. Insgesamt 74 Volks- den werde. Die ÖVP wolle damit signalisie- vertreter sind mit der heutigen Angelobung ren, daß sie von Beginn an auf Zusammen- Familienfreundliche Tage neu ins Hohe Haus eingezogen. arbeit setzt und dem Parlamentarismus dabei im verschneiten Imst 18 Der Tagesordnungspunkt Wahl des Präsi- einen besondern Stellenwert einräumt, schloß Fußball-EM 2008 diums bot danach den Rednern in einer kur- Schüssel. Die Spielstätten – Folge 1: zen Debatte Gelegenheit zu grundsätzlichen Stadion Wals-Siezenheim 19 Feststellungen. Gusenbauer: Enge Impressum 3 budgetäre Spielräume fordern Schüssel: Österreich steht vor Prioritätensetzung Das „Österreich Journal“ großen Herausforderungen wünscht Ihnen allen frohe Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (S) Abgeordneter Dr. Wolfgang Schüssel (V) sprach ebenfalls von großen Herausforde- Weihnachten und ein ortete im Wahlergebnis vom 24. November rungen, die auf das Land zukommen und gutes Neues Jahr! einen Aufbruch zur Mitte und den Wunsch meinte, vor dem Hintergrund der problema- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 3 / 20. 12. 2002 2 Politik wirtschaftlichen und budgetären Spielräume Mit der Kandidatur von Heinz Fischer für seien jedoch begrenzt, deshalb müßten klare den Zweiten Präsidenten werde ein Signal Prioritäten gesetzt werden. An vorderster der Kontinuität und der Weiterführung der Stelle stand dabei für Gusenbauer die Erhö- Traditionen in diesem Haus gesetzt; auch hung der Pensionssicherheit und der Pen- diese Kandidatur werde von der FPÖ unter- sionsgerechtigkeit. Pensionen sollten von der stützt. Beschäftigungssituation, und nicht von Spe- Die FPÖ habe für die Wahl des Dritten kulationen auf den internationalen Aktien- Präsidenten DI Thomas Prinzhorn vorge- märkten abhängig sein, gab er zu bedenken. schlagen. „Damit setzen wir“, sagte Haupt Vorrangig sei zudem auch die Sicherung der wörtlich, „auf einen Präsidenten, der sich in Gesundheitsvorsorge, und zwar unabhängig der letzten Gesetzgebungsperiode in seiner vom Einkommen. Eine weitere wichtige Her- Funktion als Zweiter Präsident bewährt hat.“ ausforderung sah Gusenbauer darüber hinaus Mit Prinzhorn stehe eine hervorragende Per- in der Erhöhung der Ausgaben für Forschung sönlichkeit zur Wahl, die in der letzten Ge- und Entwicklung. setzgebungsperiode bewiesen habe, daß er Viele der anstehenden Reformen werden dem Parlamentarismus und den Verfassungs- eine breite Mehrheit im Nationalrat benöti- funktionen nicht nur verpflichtet ist, sondern gen. Gefordert sei daher ein lebendiges und Der neue Nationalratspräsident er hat sie auch bestmöglich erfüllt. konstruktives Parlament, das versucht, die Dr. Andreas Khol Präsident Dr. Heinz Fischer gab bekannt, Foto: Christian Jungwirth © ÖVP großen Aufgaben gemeinsam zu bewältigen, daß G-Abgeordneter Mag. Werner Kogler ge- auch wenn es unterschiedliche Vorstellungen mäß § 33 Geschäftsordnung die Einsetzung über den Weg der Lösungen gibt. In diesem eines Untersuchungsausschusses zu den Vor- Sinn sprach sich auch Gusenbauer dafür aus, gängen bei der Abfangjäger-Nachbeschaffung bei der Wahl des Präsidiums die parlamenta- beantragt habe. – Die Debatte darüber er- rischen Usancen zu respektieren. Auch wenn folgte nach Erledigung des dringlichen An- Dr. Andreas Khol als Klubobmann den So- trages. zialdemokraten nicht immer Freude bereitet habe, unterstütze die SPÖ seine Kandidatur Van der Bellen: Präsident kein und gebe ihm für seine Tätigkeit einen Erfüllungsgehilfe der Regierung Vertrauensvorschuß, stellte der SP-Chef klar. Gleiches gelte auch für die Kandidatur von Abgeordneter Dr. Alexander Van der DI Thomas Prinzhorn, dessen Vorsitzführung Bellen (G) meinte, die Usancen des Hauses in der vorangegangenen Legislaturperiode bezüglich der Wahl des Präsidiums sollte Gusenbauer als korrekt bezeichnete. man nicht gering schätzen, bieten sie doch Sicherheit im Procedere. Dem Präsidenten, Haupt: Mehrheit wünscht der ein Mitglied der ÖVP und somit der kom- menden Regierungsfraktion ist, komme eine Fortsetzung des Reformweges Der Zweite Nationalratspräsident besondere Verantwortung zu. Das Wahlergeb- Dr. Heinz Fischer Abgeordneter Mag. Herbert Haupt (F) Foto: SPÖ/Petra Spiola nis bringe es mit sich, daß Fischer für das meinte einleitend, daß die Wahl am 24. No- Amt des Zweiten Präsidenten kandidiere. vember für die FPÖ einen schmerzlichen Fischer nannte er einen fairen und vorbild- Verlust gebracht habe. Trotzdem sei es lichen Präsidenten. Als Fischer das letzte Mal unübersehbar, daß die Menschen in Öster- zum Präsidenten gewählt wurde, sei er Mit- reich die Fortsetzung des Reformweges im glied einer Oppositionspartei gewesen, was Interesse Österreichs wünschen. Haupt be- einmalig in der Zweiten Republik war. dankte sich bei den drei scheidenden Präsi- Deshalb hält es Van der Bellen nicht für not- denten und den ausgeschiedenen Abgeord- wendig, daß der Nationalratspräsident auto- neten für ihre geleistete Tätigkeit in der letz- matisch Mitglied einer Regierungspartei sein ten Gesetzgebungsperiode. Namens der FPÖ müsse. Der Grüne Klub werde Fischer „aus signalisierte er den heute neu angelobten Respekt vor seiner Person“ wählen. Abgeordneten gute Zusammenarbeit. Mit Khol werde von der ÖVP der promi- Seit mehr als zwei Jahrzehnten sei es gute nenteste Parlamentarier zur Wahl vorge- Tradition, daß der Erste Präsident von der schlagen. Seine persönlichen Beziehungen stimmenstärksten Fraktion im Hohen Haus zu Khol seien nicht schlecht. Der G-Sprecher gestellt werde, fuhr der F-Klubobmann fort. möchte nicht, daß der Präsident ein Erfül- „Wir anerkennen daher nicht nur die Kandi- lungsgehilfe des Ballhausplatzes werde. datur von Khol für die Position des National- Für das Amt des Dritten Präsidenten wer-