Kurt Waldheim: "Ich Habe Nur Meine Pflicht Getan." Diplomarbeit
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Kurt Waldheim: "Ich habe nur meine Pflicht getan." Ein Wahlkampf überschattet von einer Debatte um den "Opfermythos" - Pflichterfüllung und der Auseinandersetzung Österreichs mit der eigenen NS Vergangenheit Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Christoph Schneeweiss Am Institut für Geschichte Begutachter: Ao. Univ. – Prof. Dr. phil. Dieter Anton Binder Graz, 2018 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. Graz am 26.07.2018 Unterschrift: Christoph Schneeweiss 1 Danksagung Ich bedanke mich bei meinem Betreuer Ao. Univ. – Prof. Dr. phil. Dieter-Anton Binder für die bereitwillige Unterstützung in allen Phasen dieser Diplomarbeit. Ich bedanke mich bei meinen Eltern, die mir meine Ausbildung ermöglichten und mich auf jede ihnen mögliche Art und Weise unterstützten. 2 Inhaltsverzeichnis I Einleitung…………………………………………………………………………………….5 1.1 Forschungsfrage/These………………………………………………………………….....7 1.2 Stand der Forschung……………………………………………………………………….8 1.3 Theoretischer Rahmen……………………………………………………………………..9 1.4 Methoden…………………………………………………………………………………..9 II Zur Person Kurt Waldheim………………………………………………………………...11 2.1 Waldheim kurz vor und während des zweiten Weltkriegs..……………………………...12 2.2 Standpunkte der Forschung zur Rolle von Waldheim während des Krieges……………..15 III Politische Lage Mitte der 1980er Jahre in Österreich……………………………………..17 3.1 Situation SPÖ……………………………………………………………………………..21 3.2 Situation ÖVP…………………………………………………………………………….22 IV Der Wahlkampf 1986……………………………………………………………………..23 4.1 Wahlkampfstrategie der ÖVP vor und nach Beginn der Affäre………………………….25 4.2 Haltung der SPÖ………………………………………………………………………….30 4.3 Die Debatte um Waldheim………………………………………………………………..32 V Kollektives Gedächtnis/Kommunikatives Gedächtnis……………………………………..35 5.1 Erinnerungskultur…………………………………………………………………………41 5.2 Vergangenheitsbewältigung……………………………………………………………....45 VI Einfluss der Waldheimaffäre auf die Erinnerungskultur in Österreich…………………...48 6.1 Opfermythos...…………………………………………………………………………….51 6.2 Vermischung von Opfern und Tätern…………………………………………………….55 6.3 Entwicklungen nach dem Ende des Wahlkampfes……………………………………….57 3 VII Medienanalyse……………………………………………………………………………61 7.1 Neue Kronenzeitung……………………………………………………………………...62 7.2 Arbeiterzeitung…………………………………………………………………………...62 7.3 Quantifizierung der Artikel zu Waldheims Vergangenheit (03.03.1986 – 09.06.1986)…63 7.4 Qualitative Analyse………………………………………………………………………65 7.5 Zusammenfassung der Ergebnisse………………………………………………………..78 VIII Conclusio………………………………………………………………………………...80 IX Literatur und Quellenverzeichnis………………………………………………………….87 9.1 Literaturverzeichnis/Sekundärliteratur……………………………………………………87 9.1.1 Monographien…………………………………………………………………………..87 9.1.2 Beiträge in Sammelbänden/Lexika……………………………………………………..88 9.1.3 Online Beiträge…………………………………………………………………………91 9.2 Quellenverzeichnis………………………………………………………………………..92 9.2.1 Primärquellen…………………………………………………………………………...92 9.2.2 Zeitungsquellen………………………………………………………………………....92 9.2.2.1 Arbeiterzeitung……………………………………………………………………….92 9.2.2.2 Neue Kronenzeitung………………………………………………………………….93 4 I Einleitung Kurt Waldheim war wohl einer der umstrittensten Kandidaten der jemals den Einzug in die Hofburg geschafft hat. Während am Beginn des Wahlkampfes alles auf einen klaren und ungefährdeten Sieg von Kurt Waldheim hindeutete, änderte sich dies nach dem Bekanntwerden pikanter Details aus seiner Kriegsvergangenheit schlagartig. Waldheim sah sich nun plötzlich vom Schatten seiner eigenen Vergangenheit eingeholt. Doch nicht nur Waldheim wurde von seiner Vergangenheit eingeholt, sondern der Staat Österreich und seine Bevölkerung als Ganzes konnten nicht länger die Augen davor verschließen, dass man ebenfalls eine Verantwortung für die Kriegsereignisse zu tragen hatte. Denn die Sichtweise von Kurt Waldheim lässt sich nur dann öffentlich vertreten, wenn auch das Publikum „sich vor einer scharfen Auseinandersetzung um die geschichtliche Wahrheit fürchtet und anstelle dessen lieber schwarz für weiß gelten lässt.1 Österreich als ein Opfer der Aggression Hitlers darzustellen, verselbständigte sich in der österreichischen Innenpolitik. Die NS Zeit wurde als etwas Externes gesehen, eine Angelegenheit welche nur Deutschland betraf, da Österreich zu dieser Zeit ja nicht existierte. Mit Waldheim bricht das alles auf, auch der allgemein herrschende Gedächtnisschwund scheint ein Ende zu finden, man macht sich vermehrt Gedanken über die NS Zeit und über die Rolle die Österreich dabei gespielt hat.2 Doch nicht nur durch die Affäre rund um Kurt Waldheim setzte sich in Österreich etwas in Bewegung, es brachen auch durch andere Faktoren, wie zum Beispiel einem Generationenwechsel in der Politik, die alten Strukturen und Geschichtsnarrative langsam auf. In anderen Ländern, besonders in den USA hatte dieser Prozess längst begonnen, beziehungsweise war er dort schon um einiges weiter vorangeschritten als in Österreich. In Österreich, war man sich dieser Entwicklung nicht so bewusst, beziehungsweise fand hier laut Göllner in den 1980ern ein Generationenwechsel in der Politik statt.3 Durch diesen Generationenwechsel waren die Politiker und Politikerinnen die 1980 frisch in die Politik kamen nicht mehr direkt am Krieg beteiligt gewesen, daraus ergibt sich, dass sie ihre Opferrolle nicht mehr wie ihre Eltern auf persönlichen Erfahrungen gründeten, sondern auf die Narrative die sie von ihren Eltern mitbekamen. Da das Opfernarrativ in Österreich jedoch 40 Jahre lang als die einzige Sichtweise von der Regierung etabliert wurde, 1 Heindl, Bernhard: „Wir Österreicher sind ein anständiges Volk“ Kurt Waldheim. Linz, Hamburg, 1991, S. 26. 2 Lehnguth, Cornelius: Waldheim und die Folgen: „Der Parteipolitische Umgang mit dem Nationalsozialismus in Österreich“. Frankfurt/New York 2013, S. 11 – 12. 3 Vgl. Göllner, Siegfried: Die politischen Diskurse zu „Entnazifizierung“ „Causa Waldheim“ und „EU – Sanktionen. Opfernarrative und Geschichtsbilder in Nationalratsdebatten. Hamburg 2009. S. 28 – 29. 5 kam es für den Großteil der Bevölkerung überraschend, plötzlich als Täter und nicht als Opfer des NS Regimes wahrgenommen zu werden. Während die Affäre rund um Kreisky und Wiesenthal sowie die Frischenschlager Affäre noch recht schnell aus den Medien verschwanden, war dies bei der Affäre Waldheim nicht mehr der Fall.4 Österreich und seine Bevölkerung musste sich seiner Vergangenheit stellen und konnte nicht länger die Augen vor den Verbrechen, die auch von Österreichern und Österreicherinnen während des Weltkriegs begangen wurden, verschließen. Auch wenn Waldheim selbst durchwegs versuchte sich aus allem herauszureden, beziehungsweise seine Aktivitäten während seiner aktiven Zeit bei der deutschen Wehrmacht zu relativieren, so hatte sich doch ein Ventil geöffnet, welches nachhaltige Auswirkungen auf die Erinnerungskultur in Österreich und das Verhältnis des Staates zu seiner eigenen Vergangenheit haben sollte. In dieser Arbeit soll es nun unter anderem darum gehen, aufzuzeigen, wie unterschiedlich Personen des öffentlichen Lebens, Politiker und die Medien Mitte der 1980er mit dem Thema der NS Vergangenheit von Kurt Waldheim als auch mit der NS – Vergangenheit Österreichs im Allgemeinen umgingen. Von einem homogenen Vorgehen aller Beteiligten kann hier nämlich keinesfalls die Rede sein. Vielmehr stellt sich eine Mehrheit hinter Kurt Waldheim, auch befeuert durch die Meinungsmache des Boulevards. Generell stellt das Aufbrechen des Opfermythos rund um die Affäre Waldheim und die wissenschaftlichen Diskurse sowie Debatten die daraus entstanden sind, einen zentralen Teil der Arbeit dar. Die Erforschung des Aspekts der Berichterstattung über die damalige Affäre basiert zum Großteil auf der Analyse zweier ideologisch unterschiedlicher Zeitungsmedien. Zum einen werde ich hier die Neue Kronenzeitung (NKZ) und zum anderen die Arbeiterzeitung (AZ) analysieren. Diese Analyse soll Aufschluss über die Stimmung im Land während der Affäre rund um Kurt Waldheim geben. Durch diese Analyse wird sich auch zeigen, wie sehr die Debatte die das Land damals gespalten hat und wie sich diese Spaltung auf die politische Landschaft und auf die Erinnerungskultur in Österreich ausgewirkt hat. Außerdem werde ich im Zuge dieser Arbeit genauer auf die Haltung der ÖVP und auf jene der SPÖ im Verlauf der Affäre eingehen. Auf den analytischen Teil werde ich in Kapitel 1.4 noch einmal zu sprechen kommen. Meine persönlichen Beweggründe warum ich mich für dieses Thema entschieden habe, liegen zu einem großen Teil an meinem persönlichen sehr großen Interesse an Politik. Besonders an den politischen Prozessen in der österreichischen Innenpolitik, sowohl in den letzten Jahren als 4 Vgl. Göllner, Siegfried: Die politischen Diskurse zu „Entnazifizierung“ „Causa Waldheim“ und „EU – Sanktionen. Opfernarrative und Geschichtsbilder in Nationalratsdebatten. Hamburg 2009, S. 250 – 251. 6 auch in den letzten Jahrzehnten. Außerdem jährte sich die Wahl Kurt Waldheims erst vor 2 Jahren zum 30. Mal und erst vor kurzem endete