SPD – 7. WP Fraktionssitzung: 26. 03. 1974 (Kurzprotokoll)

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26. März 1974: Fraktionssitzung (Kurzprotokoll)

AdsD, SPD-BT-Fraktion 7. WP, 2/BTFG000051. Überschrift: »Kurzprotokoll der Frak- tionssitzung der SPD am Dienstag, den 26. März 1974«. Zeit: 15.30–19.45 Uhr. Vorsitz: Wehner. Protokoll: Winkler.

Sitzungsverlauf: A. TOP 1: Politische Berichte (Ergebnis der Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein). – TOP 2: Informationen (Mangel an Lehrstellen; Beamtenstatus der Fluglotsen; Sitzungs- plan des Bundestags; Pensionsregelung für Abgeordnete; Stand der Steuerreform und des Familienlastenausgleichs; Schlichtungsstelle für den öffentlichen Dienst). B. TOP 3: Bericht aus der Fraktionsvorstandssitzung (Teilnahme von Fraktionsreferenten an Ausschusssitzungen; Mitglieder des Fraktionsvorstands; Abgrenzung Fragestunde des Bundestags zur internen Informationsstunde der Fraktion). – Bericht des SPD- Schatzmeisters Nau über Wahlkampfkosten und Diskussion der Fraktion über den Be- richt. – Erhöhung der Unkostenpausche für Bundestagsabgeordnete. – TOP 4: Aktuelles aus den Arbeitskreisen. C. Vorbereitung der Plenarsitzungen: TOP 5: Tagesordnung und Ablauf der Plenarsitzun- gen. – TOP 6: Weißbuch 1973/1974. – TOP 7: Bericht und Antrag des 1. Untersu- chungsausschusses. – TOP 8: 1. Beratung Vertrag Bundesrepublik/Tschechoslowakei. – TOP 9: CDU/CSU-Anträge betr. Wahl der deutschen Mitglieder in das Europäische Parlament, betr. Europapolitik und Antrag Koalition betr. Stärkung des Europäischen Parlaments. – TOP 10: Jahresgutachten 1973 und Jahresbericht 1974. – TOP 11: 2. und 3. Beratung Steueränderungsgesetz 1973. – TOP 12: 1. Beratung CDU/CSU-Entwurf Än- derung Arbeitsförderungsgesetz. – TOP 13: Antrag CDU/CSU betr. Aufklärungsaktion Richtgeschwindigkeit. D. Vorlagen aus den Arbeitskreisen: TOP 14: Kleine Anfrage betr. Kernenergie und Kern- kraftwerke. – Verschiedenes: TOP 15: Beirat Deutsche Wochenschau GmbH. – TOP 16: Ausschussumbesetzungen. – TOP 17: Nächste Termine. – Verschiedenes.

[A.] Punkt 1 der TO: Politische Berichte Der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holstein, Günther Jansen, analysiert das Ergebnis der Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein (vgl. An- lage 1). Holger Börner kommentiert das Ergebnis der nordhessischen Teilwahlen (vgl. Anlage 2). In der Aussprache vertritt Norbert Gansel die Auffassung, daß eine Wahlanalyse nur aufgrund von Zahlen erfolgen könne. Bei einer Zahlenanalyse in seinem Wahlkreis in Kiel habe er festgestellt, daß viele Anhänger der SPD zu Hause geblieben seien. Das führe zu dem Schluß: Links ist zwar nichts zu gewinnen, jedoch viel zu verlieren. Das Tempo der Reformen dürfe daher nicht gedrosselt, der Konflikt mit der CDU/CSU nicht gescheut werden. Hermann Reiser verweist auf den Erfolg eines Bürgerblocks, der mit ähnlichem Pro- gramm wie Herr Glistrup in Dänemark hervorgetreten sei.

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Hans Apel bezieht sich auf einen Artikel im »Spiegel« vom 25. 3. 1974 wonach er von in der Frage des Bundespräsidenten-Kandidaten entsandt worden sei. weist diese Ausführungen im »Spiegel« als Lüge zurück. Punkt 2 der TO: Informationen und Hans Geiger nehmen in ihrer Fragestellung auf den großen Mangel an Lehrstellen Bezug. Karl Fred Zander hebt als eine der Ursachen die größere Qualitätsanforderung hervor (Kostenproblem). Außerdem habe man es zur Zeit mit einer Kampagne der Lehrherren zu tun. stellt ein erhöhtes Lehrstellenangebot der Bundespost in Aussicht. Helmuth Becker fragt, ob als Fluglotsen auch solche von EUROCONTROL einge- setzt würden. bestätigt, daß dies in Maastricht und Karlsruhe der Fall sei. Alwin Brück fragt, ob eine Änderung des Beamtengesetzes für Fluglotsen möglich wäre. Lauritz Lauritzen antwortet, daß diese Frage zur Zeit geprüft werde. Wilhelm Nölling stellt fest, daß nach der bisherigen Arbeitsplanung bis zur Sommer- pause des Parlaments nur zwei Ausschußtage zur Verfügung ständen. Karl Wienand antwortet, daß die letzte Pfingstferienwoche bereits zur Sitzungswoche bestimmt worden sei. Es sei möglich, daß 4 Tage dieser Woche für Ausschußsitzungen reserviert werden könnten. Man könne damit rechnen, daß die Sommerpause um 2 zusätzliche Sitzungswochen zu Beginn gekürzt werde. Karl-Heinz Stienen bittet um Auskunft über die beabsichtigte Pensionsregelung für diejenigen Abgeordneten, die dem lediglich 7 Jahre angehört haben. Manfred Schulte antwortet, daß erwogen werde, als Voraussetzung eine 8-jährige Zu- gehörigkeit oder eine Zugehörigkeit zum Bundestag in zwei Legislaturperioden einzu- führen. Damit kämen Abgeordnete, die dem Bundestag wegen der verkürzten VI. Le- gislaturperiode nur 7 Jahre angehört haben, ebenfalls in den Genuß der Pension. Diese Änderung des Diätengesetzes dürfe jedoch nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit der Besteuerung der Diäten gesehen und beraten werden. Hans Büchler bittet um Auskunft über den Stand der Steuerreform. Helmut Schmidt gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand und kritisiert das widersprüchliche Verhalten der Opposition. Er deutet an, daß nach der Steuerreform

(1. 1. 1975) zusätzliche steuerliche Maßnahmen vor der Bundestagswahl nicht auszu- schließen seien. Als noch zu bewältigendes Problem bezeichnet er die Technik des Familienlastenausgleichs (Abwicklung über das Finanzamt oder über das Arbeitsamt). Diese Frage solle kommenden Dienstag in einem Koalitionsgespräch behandelt werden. Es sei keineswegs gleichgültig, ob diese Milliarden-Summen über die Finanzämter (bzw. die Arbeitgeber) oder über die Arbeitsämter verteilt werden. Die technische Frage dürfe jedoch keine Kardinalfrage des Dritten Steuerreformpaketes sein. berichtet, daß für den Finanzausschuß eine Reihe von Sondersitzun- gen geplant sei, und er äußert sich hinsichtlich der Beratungen im Finanzausschuß des Bundestages zuversichtlich. Die Frage, ob der Familienlastenausgleich über die Finanz- ämter oder über die Arbeitsämter abgewickelt werden solle, sei nicht nur technischer Natur. Es müsse vor allem das steuerpsychologische Problem gesehen werden, daß bei einer Abwicklung über das Arbeitsamt viele Familien künftig mehr Steuern zu zahlen hätten als bisher. Das Kindergeld würde bald genauso wie das Wohngeld und die Aus-

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bildungsförderung als reines Sozialleistungsgesetz angesehen und in den Vergleich der Steuerlast nicht einbezogen werden. Bei der Regelung über das Arbeitsamt würde die

Steuerquote um 1,5 v. H. anwachsen. Günter Wichert spricht sich für die Auszahlung über das Arbeitsamt aus, damit das Kindergeld zu einem politischen Erfolg werden könne. Hugo Collet nimmt Bezug auf die Ausführungen von Helmut Schmidt zum wider- sprüchlichen Verhalten der CDU und bittet das Finanzministerium, dazu eine Über- sicht zu erstellen und der Fraktion zuzuleiten. spricht sich für die steuerliche Lösung des Familienlastenausgleichs aus. Wilhelm Nölling macht darauf aufmerksam, daß die Bundesanstalt für Arbeit nicht in der Lage sei, das Kindergeld bereits zum 1. 1. 1975 voll über die Arbeitsämter abzuwik- keln.

Herbert Ehrenberg hebt insbesondere hervor, daß bei einer steuerlichen Lösung 90 % der Fälle über die Arbeitgeber abgewickelt werden könnten. Helmut Schmidt erinnert die Fraktion daran, daß die Steuerreformgesetze der Zu- stimmung des Bundesrates bedürfen. Rainer Offergeld stellt klar, daß eine reine Steuerlösung des Familienlastenausgleichs wohl nicht möglich sei, daß jedoch Kompromißmodelle ausgelotet werden müssen, die dem Grundanliegen der steuerlichen Lösung Rechnung tragen. Es gebe durchaus Kompromißmöglichkeiten, gegen die keine steuertechnischen Bedenken vorgebracht werden können. Eugen Glombig befürwortet eine Dynamisierung des Kindergeldes. Heinz Rapp warnt vor einer solchen Dynamisierung.

Gunter Huonker berichtet, daß Präsident Stingl die »Arbeitsamtlösung« zum 1. 1. 1975 für nicht durchführbar hält. Die Frage von Axel Wernitz, ob es Überlegungen gebe, eine Schlichtungsstelle für den öffentlichen Dienst einzuführen, wird von bejaht. [B.] Punkt 3 der TO: Bericht aus der Fraktionsvorstandssitzung betont die Notwendigkeit voller Präsenz bis einschließlich Freitag. Der Bericht über Einzelplan 02 solle nach der Osterpause der Fraktion gegeben wer- den. Der Fraktionsvorstand habe sich gegen die Teilnahme von Fraktionsreferenten an den Ausschußsitzungen ausgesprochen. Die Wahl eines Nachfolgers für im Fraktionsvorstand solle nach Ostern erfolgen. Die Fragen Nr. 61 und 65 der Fragestunde gehörten nicht in das Plenum des Bundesta- ges, sondern in die Informationsstunde der Fraktion. Wahlkampfkostenerstattung Alfred Nau erläutert den Rechenschaftsbericht der Parteien für das Jahr 1972 (vgl. Anlage 3 und 4) und bittet die Fraktion, der Erhöhung der Wahlkampfkostenpauschale auf 3,50 DM zuzustimmen. Dietrich Sperling spricht sich für eine Begrenzung der Wahlkampfkosten auf gesetzli- chem Wege aus. Erich Meinike wendet sich insbesondere gegen die Anonymität der Spender.

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Hans Geiger spricht sich gegen eine Erhöhung der Wahlkampfkostenpauschale aus. Hans-Jochen Vogel unterstützt den Antrag von Alfred Nau mit dem Hinweis, daß die materielle Überlegenheit der CSU gegenüber der SPD etwa 7 : 1 betrage. Holger Börner hält eine gesetzliche Begrenzung der Wahlkampfkosten nur dann für sinnvoll, wenn es gelinge, Tarnorganisationen auszuschließen. Helmut Lenders berichtet, daß der wissenschaftliche Dienst den Auftrag erhalten habe, ein Gutachten über die gesetzliche Begrenzung der Wahlkampfkosten zu erstatten. Bruno Friedrich stellt die Frage, ob es nicht möglich sei, die Wahlkampfkosten aufzu- teilen. In Kanada z. B. seien Postwurfsendungen für den Wahlkampf portofrei. Herbert Wehner macht auf die unterschiedliche Stellung der Abgeordneten und die Verschiedenheit der Wahlsysteme im Ausland aufmerksam. Daher sei es problematisch, ausländische Regelungen auf die Bundesrepublik Deutschland zu übertragen. Karl Wienand berichtet der Fraktion, daß die CDU/CSU und die FDP damit einver- standen seien, den Gesetzentwurf in 1. Lesung ohne Debatte im Plenum zu behandeln. und Jürgen Schmude sprechen sich für eine Debatte aus. Die Fraktion stimmt für Einbringung des Gesetzentwurfes und für Debatte im Plenum des Bundestages. Unkostenpauschalen der Bundestagsabgeordneten Karl Haehser berichtet, die Arbeitsgruppe Haushalt habe sich für eine Erhöhung der Pauschalen um 700 DM ausgesprochen. Der Vorschlag der Projektgruppe 02 laute nunmehr 950 DM. Die anderen Parteien seien damit einverstanden. Eine Senkung des Fraktionsbeitrages sei nicht vorgeschlagen worden, da dies zu einer Erhöhung der Ab- gaben bei den örtlichen Parteiinstanzen führen würde. Manfred Schulte hebt die starken Kostensteigerungen seit der letzten Erhöhung her- vor. Peter Reuschenbach schlägt eine Dynamisierung der Pauschalen vor. Ernst Waltemathe gibt zu bedenken, daß eine Einkommensverbesserung über die Pauschalen bei einer Besteuerung der Grunddiäten zu einer relativen Schlechterstellung derjenigen führt, die eine sonstige Versorgung nicht haben. Antje Huber regt eine Erhöhung um 500 DM an und unterstützt den Vorschlag, die Pauschalen zu dynamisieren. Hermann Spillecke spricht sich ebenfalls für eine kontinuierliche Anpassung aus. Horst Haase betont, daß die Pauschalen nicht als Einkommen betrachtet werden kön- nen. Claus Grobecker und Hugo Collet sind für eine Erhöhung um 950 DM. Norbert Gansel unterstützt die Auffassungen von Ernst Waltemathe und Antje Huber. Die Einkommensverbesserung über die Unkostenpauschale sei unehrlich. Er werde dagegen stimmen und im Plenum seine Meinung äußern. Einer Anpassung der Grund- diäten werde er zustimmen. Bruno Friedrich bezeichnet ein solches Verhalten als unsolidarisch. Bernhard Bußmann vertritt die Auffassung, daß man die »soziale Frage« im Plenum nicht ansprechen könne. Dietrich Sperling bittet darauf zu achten, daß im Plenum nicht nur Herr Wohlrabe und Herr von Hassel zu Worte kommen.

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Hedwig Meermann regt an, eine unabhängige Kommission einzusetzen, auf die man sich berufen könne. Manfred Schulte berichtet, daß sich die Bundestagspräsidentin gegen eine Sachverstän- digenkommission ausgesprochen habe. Die Sachverständigen der Unterkommission »Diätenbesteuerung« hätten Bedenken gegen die Höhe der Pauschalen geäußert. Heinz Rapp tritt für einen Lastenausgleich unter den Abgeordneten ein. Auf den Antrag von Renate Lepsius, über die Berufung eines unabhängigen Gremiums abzustimmen, meldet sich Jürgen Schmude zur Geschäftsordnung. Er bittet um Zu- rückstellung dieses Antrags bis zum Bericht der Ad-Hoc-Gruppe 02. Die Fraktion schließt sich dem Antrag von Jürgen Schmude an. Sie billigt in einer Ab- stimmung die Erhöhung der Unkostenpauschale um 950 DM. Punkt 4 der TO: Aktuelles aus den Arbeitskreisen Keine Debatte. [C.] Punkt 5 der TO: Tagesordnung und Ablauf der Plenarsitzungen Karl Wienand erläutert die Tagesordnung im Plenum und weist auf die zu erwartende kontroverse Abstimmung zum 2. Steueränderungsgesetz 1973 hin. Eugen Glombig begründet, daß zu Punkt 11 der TO (Änderung des Arzneimittelgeset- zes) Erklärungen abgegeben werden müßten. Karl Wienand sagt zu, dies mit den anderen Fraktionen abzuklären. Punkt 6 der TO: Weißbuch 1973/1974 Werner Buchstaller gibt einen Überblick und schlägt folgende Redner vor: Werner Buchstaller Hermann Schmidt (Würgendorf) und Erwin Horn. Punkt 7 der TO: Bericht und Antrag des 1. Untersuchungsausschusses Hellmut Sieglerschmidt berichtet über das Untersuchungsergebnis. Horst Ehmke unterrichtet die Fraktion, daß er ebenfalls eine Erklärung abgeben wer- de. Punkt 8 der TO: 1. Les. Vertrag Bundesrepublik/ČSSR. Bruno Friedrich erstattet der Fraktion einen Bericht über den Inhalt dieses Vertrages. Punkt 9 der TO: CDU/CSU-Anträge betr. Wahl der deutschen Mitglieder in das Eu- ropäische Parlament, betr. Europapolitik und Antrag Koalition betr. Stärkung des Eu- ropäischen Parlaments Kurt Mattick berichtet, daß folgende Redner vorgeschlagen werden: Hans Apel Manfred Schmidt Hans-Jürgen Wischnewski Ludwig Fellermaier Hermann Schmitt-Vockenhausen und falls notwendig:

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Hans Georg Schachtschabel Horst Gerlach Georg Kahn-Ackermann und Erich Wolfram. Er, Kurt Mattick, werde zur EG und zur Ostpolitik sprechen. Punkt 10 der TO: Jahresgutachten 1973 und Jahreswirtschaftsbericht 1974 Herbert Ehrenberg berichtet über die Ergebnisse der gemeinsamen Sitzung der Ar- beitskreise III und V. Er hebt besonders hervor, daß sich die Bundesrepublik bei einem internationalen Vergleich der ökonomischen Lage sehr gut sehen lassen könne. Als Sprecher im Plenum werden vorgeschlagen: Herbert Ehrenberg Uwe Jens (insbesondere Wettbewerb) Erich Wolfram (insbesondere Energiepolitik) Peter Reuschenbach (Vorschläge der CDU) Rainer Offergeld (Steuerpolitik und öffentliche Haushalte) Hans Georg Schachtschabel (Indexklauseln und Mittelstand) Hans Büchler (Regionalpolitik). Helmut Schmidt gibt einen Überblick über die ökonomische und haushaltswirtschaft- liche Situation. Die Nettokreditaufnahme des Bundes werde 1974 8 Milliarden statt wie ursprünglich vorgesehen 2 Milliarden betragen. Das Gesamtdefizit der öffentlichen Haushalte, das sich 1973 auf rund 11 Milliarden belaufen habe, werde sich 1974 auf 18

Milliarden DM erhöhen. Eine weitere Erhöhung der Nettokreditaufnahme, d. h. also eine weitere Steigerung der Ausgaben, sei konjunkturell unerwünscht. Die Investiti- onsprogramme würden vorläufig in der Schublade verschwinden. Helmut Schmidt geht auf die Weltinflation ein. Die hohen Ausfuhrüberschüsse seien beschäftigungspolitisch positiv zu werten, würden jedoch dazu führen, daß der reale Zuwachs des Sozialpro- dukts in das Ausland gehe. Die Importpreise seien etwa 25 % höher als im Vorjahr. Eine autonome Währungspolitik sei weithin unmöglich, da sonst die »Schlange« ge- sprengt würde. Helmut Schmidt verweist auf die Problematik der Hochzinspolitik, spricht sich jedoch gegen einen Konflikt mit der Bundesbank aus. In der politischen Arbeit sei es notwendig, immer wieder den Vergleich mit dem Ausland anzustellen. Den meisten Schichten unseres Volkes, auch den Rentnern, sei es nie so gut gegangen wie in den vergangenen Jahren. Helmut Schmidt warnt vor einer Indizierung und be- zeichnet die Vorschläge von Prof. Giersch zum Indexlohn als unpolitisch. Heinz Rapp spricht sich dafür aus, daß die Fraktion in der Plenardebatte für den Ab- bau des Bardepots eintritt. Herbert Ehrenberg verweist auf den 6 Milliarden-Überschuß in der Sozialversiche- rung. Punkt 11 der TO: 2. und 3. Les. Steueränderungsgesetz 1973 Dieter Schinzel berichtet über den wesentlichen Inhalt dieses Gesetzes und erläutert die zu erwartenden Anträge der Opposition. Punkt 12 der TO: 1. Les. CDU/CSU-Entwurf Änderung Arbeitsförderungsgesetz Wilhelm Nölling erläutert den Entwurf der Opposition, der eine Erhöhung der Famili- enzuschläge vorsehe. Wirksamer sei eine Erhöhung der Hauptbeträge und der Höchst- beträge.

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Ernst Schellenberg vertritt die Auffassung, daß man die positive Haltung der Fraktion zur Erhöhung der Haupt- und Höchstbeträge herausstellen, jedoch von einer Konkre- tisierung im Hinblick auf die finanziellen Auswirkungen zunächst Abstand nehmen sollte. Punkt 13 der TO: Antrag der CDU/CSU betr. Aufklärungsaktion Richtgeschwindig- keit Dazu soll im Plenum Gottfried Wurche sprechen. [D.] Punkt 14 der TO: Kleine Anfrage betr. Kernenergie und Kernkraftwerke Die kleine Anfrage wird gebilligt (vgl. Anlage 5). Punkt 15 der TO: Beirat Deutsche Wochenschau GmbH Die Fraktion schlägt folgende Genossen vor: (vgl. Anlage 6): Ulrich Dübber Egon Lutz [Rolf]1 Meinecke und Hermann P. Reiser. Punkt 16 der TO: Ausschußumbesetzungen Die Fraktion billigt folgende Neubesetzungen: Wirtschaftsausschuß: Erwin Stahl (Stellvertr. Mitglied) Ausschuß gem. Art. 45 GG: Herbert Ehrenberg (Ordentl. Mitglied) Ausschuß gem. Art. 53a. GG: Herbert Ehrenberg (Stellvertr. Mitglied). (vgl. Anlage 7)

1 Vom Bearbeiter eingefügt. In der Vorlage versehentlich: »Horst«.

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