Radwander Touren

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Mit eindrucksvollen Berichten über 50 Radwandertouren weltweit LEGENDÄRE in 30 Ländern von Australien bis Bhutan und weiteren 200 Ideen für faszinierende Fahrradabenteuer bietet 50 LEGENDÄRE RADWANDERTOUREN WELTWEIT RADWANDER jedem, der mit Muskelkraft auf zwei Rädern unterwegs sein möchte, Anregungen für Reisen auf der ganzen Welt. TOUREN Die Fahrten und Touren reichen von familienfreundlichen weltweit Ausﬂ ügen über Expeditionen durch die Wildnis und Städterundfahrten bis hin zu klassischen Radrennstrecken und gemächlichen Erkundungstrips. Ganz unabhängig von der Erfahrung, die man als Radfahrer mitbringt: Jede dieser Touren ist der Stoﬀ , aus dem Legenden sind. LEGENDÄRE RADWANDERTOUREN RADWANDERTOUREN LEGENDÄRE

€ (D) 29,95 / € (A) 30,80 ISBN 978-3-95504-550-0

www.kunth-verlag.de

Im Uhrzeigersinn von oben: © Cass Gilbert, © Matt Munro, © Julian Love; Courtesy Bridge Road Brewers Einmal umManhattan(USA) Vancouver undWhistler(Kanada) Die überdachtenBrücken vonVermont (USA) Mit demFahrrad(Argentinien) durchBuenosAires Auf denSpurenvonPaul Revere(USA) Unterwegs aufdenWhitehorseTrails (Kanada) Mountainbiken inderMoab-Wüste (USA) Die Paziﬁkküste derVereinigten Staaten(USA) Bierfahrt inColorado(USA) Mit Familie undFahrrad durch Ecuador Rund umSanJuanIsland(USA) Der NatchezTrace Parkway(USA) Bis zurSpitzePatagoniens (Argentinien) Kubanische Achterbahn Durch dasRif(Marokko) Die Tour d’Afrique Chinas Wilder Westen Sehenswürdigkeiten aufSriLanka Durch MaeHongSon(Thailand) Drachenritt inBhutan Hoch imHimalaya(Indien) Mit demRad umdieSeto-Inlandsee(Japan) Radnomaden inderMongolei Hügel undEbenenumMaiChau(Vietnam) A A A E I INLEIT SIEN MERIKA FRIKA NHAL

UNG

106 100 146 140 158 128 120 152 134 114 112 88 68 08 06 48 04 94 94 56 20 82 62 28 36 42 22 22 74 14 Tasmaniens wilderWesten (Australien) Von denAlpenzumOzean(Neuseeland) Der MundaBiddiTrail (Australien) Der AcheronWay (Australien) Die AthertonTablelands inAustralien Die OldGhostRoad (Neuseeland) Strände undRäder inAdelaide(Australien) Genussradeln anderLoire(Frankreich) Die ÄußerenHebriden(Schottland) „Das Rennen“ indenCevennen(Frankreich) Von Küste zuKüste (England) Die Flandernrundfahrt(Belgien) Die ÎledeRé umrunden(Frankreich) Kopenhagen –Kurs aufKunst (Dänemark) Der SouthDownsWay (England) Überquerung derSierraNevada(Spanien) Ritt umdenBodensee(CH/D/Ö) Korsika –Bergeundmehr(Frankreich) West-Corks wildeKüste (Irland) Birkebeinerrittet –allefüreinen(Norwegen) Den MontVentoux bezwingen(Frankreich) Bergfahrten indenPicosdeEuropa(Spanien) Das BryanChapmanMemorial(Wales) Monte Amiata(Italien) An derschönenblauenDonau(Österreich) Bayerische Braukunst(Deutschland) R O E UROPA EGIST ZEANIEN ER

Leicht itlSchwer Mittel 288 280 268 208 306 300 294 256 250 282 262 244 226 220 202 238 324 274 196 190 166 232 164 184 178 318 214 172 312

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EINLEITUNG

uf die Frage nach ihren erinnerungsträchtigsten Fahrten, ren Hebriden – bis hin zu den angesagtesten Großstädten und bekommt man in diesem Buch von einem Dutzend verträumtesten Inseln. Manche der Fahrten lassen sich in wenigen Journalisten, die über Fahrradfahren schreiben, deutlich Stunden bewältigen, für manche braucht man ein oder zwei Tage, A mehr als ein Dutzend Antworten. Für einige ist das Fah- für andere eine Woche oder mehr als einen Monat. Meist wird ren nur die Flucht aus dem Alltag, für die man nicht mehr tut, als nicht die Zeit, sondern nur die Entfernung angegeben, da jeder ein paar Brote einzupacken und loszufahren. Der eine oder andere Fahrer anders ist. Stattdessen werden grundsätzliche Hinweise geht deutlich darüber hinaus und wagt sich mit dem GPS-Gerät darauf gegeben, ob eine Strecke in Bezug auf Terrain, Entfernung, bis nach Patagonien oder in den Himalaya, angetrieben von dem Wegequalität oder Klima eher leicht oder eher schwierig ist. Zweck Wunsch, auch noch zu sehen, was hinter der nächsten Ecke liegt. der Berichte ist es aber vor allem, Appetit zu machen, das Fahrrad Die Autoren mit Familien empfahlen leicht zu erreichende und hervorzuholen, es abzustauben (falls nötig) und loszufahren. ebene Rundstrecken auf Inseln ohne Autoverkehr oder an Flüssen Das Fahrrad ist das perfekte Verkehrsmittel für den Reiselieb- entlang. Einige Beiträge berichten von Touren in voller Rennmontur, haber: Man legt größere Entfernungen zurück als zu Fuß, ist aber die als Pilgerfahrten zu den Stätten klassischer Fahrradrennen nicht so eingeschränkt wie im Auto. Man taucht in seine Umge- führten. Die Mountainbiker schrieben über adrenalingeschwänger- bung ein, ist unabhängig und stets der Frage ausgesetzt, was wohl te Trails auf allen fünf Kontinenten. hinter der nächsten Wegbiegung liegen mag. Man kann jeder Deutlich war aber auf jeden Fall, dass jedermann seine eigene Laune folgen, bis an seine Grenzen gehen oder es gemächlich Auslegung des Begriffs „legendär” hat. Man kann ein legendäres angehen lassen. Es steht zu hoffen, dass dieses Buch den Beweis Abenteuer vor der eigenen Haustür erleben und noch rechtzeitig antreten kann, dass man ein Land, seine Leute und seine Kultur zum Abendbrot zurück sein. Oder den Reifenspuren von Alastair nicht besser als auf dem Rad kennenlernt. Humphreys folgen und in vier Jahren um die Welt fahren und dabei 60 Länder durchqueren. ZUM GEBRAUCH Dieses Buch ist bemüht, die Diversität und das unterschiedliche Die Hauptberichte jedes Kapitels schildern legendäre Fahrrad- Engagement dieser Einstellungen widerzuspiegeln. Nicht jeder- touren durch den betreffenden Kontinent. Sie enthalten einen mann kann sich lange Zeit aus den Alltagsverpflichtungen lösen, „Werkzeugkasten” mit Informationen für die Planung der Fahrt – um Fahrrad zu fahren. Deshalb sind hier einige der unterhaltsams- beste Reisezeit, Anreise, Unterkünfte. Darüber hinaus sollten die ten Erlebnisse zusammengestellt, die auf einem Fahrrad zu haben Berichte aber vor allem Anregungen bieten. Deshalb schließen sind, ob man nun Gelegenheitsfahrer oder ein Pedalero ist, der die Kapitel mit einem Abschnitt „Ähnliche Touren“, die verwandte über einen ganzen Stall von Carbonfaser-Rennern gebietet. Der Motive bieten, aber nicht immer auf dem gleichen Kontinent ange- Hintergrund dieser Erlebnisse reicht von einigen der entlegensten siedelt sind. Viele der Touren führen über bekannte Fahrradrouten.

Landschaften der Erde – der Mongolei, Bhutan und den Äuße- Das Register erschließt die Vorschläge auch thematisch. © Cass Gilbert; Marcus Enno (oben)

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DIE TOUR D’AFRIQUE Tour d’Afrique ist ein passender Name: Die Strecke führt durch den ganzen Kontinent. Eine Strapaze für das Rad wie für den eigenen Körper.

er Schweiß brennt mir in den Augen, als ich hochblicke und vor mir die Straße sehe, die als schmales graues START

Band zwischen zwei endlosen Sandﬂ ächen liegt. Wir sind ÄGYPTEN D80 km gefahren und haben noch einmal die gleiche Strecke vor uns. Die Sonne ist ebenso unerbittlich wie der Wüstenwind. Es ist, als ob man in den Luftstrom eines elektrischen Haartrockners hineinführe. Mit Staub darin. Verrückt, hier Fahrrad zu fahren. SUDAN Es war mein erster Tag auf der Tour d’Afrique, einem Lang- strecken rennen, das von Kairo nach Kapstadt führt. Die etwa 12 000 km sind in acht Etappen von jeweils 14 Tagen unter teilt, ÄTHIOPIEN sodass es vier Monate dauert, um den Kontinent von Norden nach Süden zu durchqueren. Wenn man nicht die Gesamtstrecke auf sich nehmen möchte, kann man sich auch auf eine Etappe KENIA beschränken – auch das ist schon eine beachtliche Leistung. Es gibt auch eine Staﬀ elvariante, an der ich 2009 mit einem anderen TANSANIA Fahrer für Lonely Planet teilnahm. Die Tour d’Afrique beginnt bei den Pyramiden von Gizeh am Stadtrand von Kairo. Nach den obligatorischen Fotos vor den MALAWI riesigen Grabmälern machte sich das Peleton auf den Weg nach SAMBIA Süden auf. Die Streckenführung variiert von Jahr zu Jahr etwas, SIMBABWE wenn neue Straßen gebaut wurden, Grenzen schließen oder die NAMIBIA Sicherheit in einem Land nicht mehr gewährleistet ist. Insgesamt BOTSWANA ist der Routenverlauf jedoch immer ähnlich. Von der ägyptischen Hauptstadt führt er ans Rote Meer und folgt der Küste, bis es durch Palmenhaine und Felder ins Landesinnere zum Niltal geht – eine Landschaft, die sich seit den Pharaonen kaum verändert hat. SÜD AFRIKA Eine Fähre bringt die Fahrer über den Nassersee in den Sudan, ZIEL

wo sie einige anstrengende Tage auf sandigen Straßen durch © Santiago Urquijo | Getty Images

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die Nubische Wüste erwarten. In diesem östlichen Ausläufer der Sahara ist sind schon normale Reisen abenteuerlich, ein Radrennen ist umso aufregender und anstrengender. KAIRO BIS In Khartum begann für mich die Tour. Mit dem anderen Fahrer KAPSTADT: von Lonely Planet machte ich mich auf den Weg durch die endlose REKORDE Wüstenlandschaft. Die Städte liegen weit auseinander, wir Die erste Tour machten deshalb häuﬁ g an kleinen, einfachen Raststätten inmitten d’Afrique stellte 2003 des Sandes halt, um aus kleinen Gläsern süßen schwarzen Tee zu einen neuen Maßstab trinken. Eine unerwartete Zugabe waren die Glukosetabletten, die für Langstrecken- man kaufen konnte. Zusammen mit dem Tee lieferten sie genug Fahrradrennen Energie für eine weitere Fahrt von ein oder zwei Stunden. und einen neuen Aus dem Sudan ging es nach Äthiopien. Fast unmittelbar nach Weltrekord auf: der Grenze erhob sich aus der Wüstenebene eine fruchtbare Neun Fahrer fuhren grüne Hügellandschaft, und die schnurgraden Straßen machten in 120 Tagen von kurvenreichen Steigungen Platz, auf denen wir in das Hochland Kairo nach Kapstadt. von Abessinien gelangten, ein Hochgebirge, das manchmal auch Seitdem wurde als „Dach Afrikas“ bezeichnet wird. Vom Fahrrad aus konnten die Zeit mehrmals wir das Alltagsleben der Äthiopier beobachten: Einheimische von Einzelfahrern bei der Feldarbeit und Kinder auf dem Schulweg. Eine Gruppe unterboten. 2015 äthiopischer Radfahrer schloss sich uns an – es war einer der brach der Brite Höhepunkte meiner Tour, neben ihnen durch die dramatische Mark Beaumont den Landschaft zu fahren und sich mit ihnen über das Leben in ihrer Rekord, als er etwa Im Uhrzeigersinn von oben: der Heimat zu unterhalten. Von Äthiopien führt die Tour d’Afrique 10 812 km in 41 Tagen, Kilimandscharo in Tansania; das nach Kenia. Jetzt verlässt man zwar die Berge, aber das Fahren 10 Stunden und 22 Fahrrad als Lastentaxi; Felukken auf wird noch anstrengender, da die Etappe durch die Dida-Galgalu- Minuten bewältigte. dem Nil; blühendee Landschaften. Wüste führt. Als 2009 das Lonely-Planet-Team hier unterwegs war, Vorhergehene Seite: ein Dschelada- verwandelte ein Sturm die Wüstenstraßen in Schlammpisten. Einer Pavian im Hochland von Äthiopien der Fahrer sagte später: „Das war nicht mehr Fahrradfahren, da ging es ums Überleben.“ Der Aufstieg in die sattgrünen Ausläufer des Mount Kenya ist eine willkommene Erholung. Hier quert die © Aberson | Getty Images, Mark Read

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Strecke auch den Äquator, um dann nach Nairobi und durch die „Vom Fahrrad aus sieht man eher Affen, klassischen afrikanischen Savannenlandschaften mit breitkronigen Akazien weiter nach Tansania zu führen. Auf dem Fahrrad bekommt Zebras, Giraffen oder andere Tiere, die man öfter Aff en, Giraff en, Zebras und andere Wildtiere zu sehen, dem Autofahrer vielleicht entgehen.“ als das vom Auto aus vielleicht der Fall wäre. Im Hintergrund erhebt sich der schneebedeckte Gipfel des Kilimandscharo. Als Nächstes geht es nach Malawi – ein armes Land, in dem man überall Fahrräder sieht. Es sind die Lastentaxis der Bewohner, auf denen riesige Brennholzbündel, Ziegelstapel, Benzinkanister, Wellblechrollen und sogar ganze Betten transportiert werden. Als Tour-d’Afrique-Fahrer hat man das gleiche Fahrzeug, und so WERKZEUG ergeben sich schnell eine Begrüßung oder ein freundliches Winken. In Sambia durchschneiden lange, gerade Straßen das leere Start // Kairo, Ägypten Land bis zu einer weiteren klassischen Sehenswürdigkeit Afrikas: Ziel // Kapstadt, Südafrika An den Viktoriafällen stürzen die Wasser des Sambesi in eine tiefe Entfernung // Etwa 12 000 km. Die Strecke verläuft Schlucht und schicken riesige Gischtwolken gen Himmel, die noch unterschiedlich, aber meist durch den Sudan, Äthiopien, aus weiter Entfernung zu sehen sind. Nach einem harten Tag im Tansania, Malawi, Sambia, Botswana und Namibia. Man Sattel ein mehr als willkommener Anblick. kann sie als Rennen fahren (mit Wertungen an den meisten Jenseits des Sambesi warten die relativ entwickelten Länder Tagen) oder einfach als „Expedition” abfahren. Botswana und Namibia, in denen aber die einfacheren Bedingun- Dauer // Für die gesamte Strecke benötigt man etwa 120 gen durch die Länge der Etappen aufgewogen werden, darunter Tage, an 90 wird gefahren, 30 dienen der Erholung. auch die mehr als 200 km lange „Königsetappe” auf dem Trans- Reisezeit // Die Tour d’Afrique fi ndet alljährlich statt, Kalahari-Highway. Falls das nicht schweißtreibend genug sein meist Mitte Januar bis Mitte Mai. Veranstalter: TDA Global sollte, triff t man vielleicht auf der Straße einen Elefanten – das Cycling (www. tdaglobalcycling.com/tour-dafrique). erhöht den Puls dann bestimmt. Weitere Informationen // Vorräte und Campingausrüstung Die letzte Etappe durch Südafrika bietet mit dem Namaqualand werden von LKW transportiert, die man auch nutzen kann, und den Zederbergen wieder atem beraubende Landschaften. um die mit dem Fahrrad zu fahrende Strecke zu verringern. Die Tour d’Afrique endet so, wie sie anfi ng: an einem afrikanischen Wahrzeichen. Die müden, aber euphorischen Fahrer

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Gegenüber: Haarnadelkurven am Sanipass in Lesotho

ÄHNLICHE TOUREN AFRIK ANISCHE FAHRTEN

RUND UM DEN KILIMANDSCHARO SANIPASS, VON SÜDAFRIKA NACH VON MASSAWA NACH ASMARA TANSANIA LESOTHO ERITREA

Falls man nach der Tour d’Afrique Die Drakensberge ziehen sich als Halb- Eritrea hat wegen seiner Vergangenheit noch Zeit hat, ist eine Rundfahrt bogen schroﬀer Gipfel und tiefer Täler als italienische Kolonie eine traditionelle um den bekanntesten Berg Afrikas, durch den Osten Südafrikas. Oben in den Verbindung zum Radfahren, heute ist es den Kilimandscharo, eine schöne Bergen liegt Lesotho, das wegen seiner sogar der Nationalsport, zu dessen gut Herausforderung. Die 235 km lange Höhenlage auch als „Königreich des bestücktem Rennkalender auch die Tour of Strecke kann man zum Beispiel in Moshi Himmels” bezeichnet wird. Dort hinauf führt Eritrea gehört. Man kann eine Vorstellung beginnen, einem beliebten Treﬀpunkt für der Sanipass, über den eine Schotterpiste davon gewinnen, indem man den Wanderer und Bergsteiger. Von dort aus die beiden Länder verbindet. Die Strecke fantastischen Aufstieg von der Hafenstadt geht es über Sanyaa Juu nach Tarakea. beginnt in der Kleinstadt Himeville und Massawa bis zur Hauptstadt Asmara Hierher verirren sich nur selten Touristen, führt dann mit leichten Steigungen bis angeht. Die Strecke wird manchmal als man benötigt also ein Zelt. Die Straßen zum südafrikanischen Grenzposten. „Eritreas Mortirolo” bezeichnet, weil die bieten von perfektem Asphalt bis hin zu Danach geht es über reine Schotterwege Steigungen und scharfen Kurven an den Dreckpisten alle denkbaren Bedingungen, zunehmend steiler bergauf, bis man nach berüchtigten Alpenpass erinnern. Die ersten und die vielen Flüsse bedeuten, dass man immer enger werdenden Haarnadelkurven 42 km sind relativ eben (aber dafür sehr immer wieder Täler durchqueren muss. schließlich den Grenzposten von Lesotho heiß), auf den folgenden 66 km muss man Insgesamt also nichts für Zaghafte. auf der Passhöhe erreicht hat. Die Luft dann den Großteil des Höhenunterschieds Start/Ziel // Moshi kann kochend heiß oder eisig kalt sein, von mehr als 2000 m überwinden. Die Entfernung // 235 km aber seinen Durst kann man so oder so in Regierung von Eritrea gilt zur Zeit als eine der nahe gelegenen Sani Mountain Lodge der repressiv sten der Welt, vielleicht sollte in der angeblich höchstes Bar Afrikas man deshalb jetzt nicht dorthin reisen. Aber löschen. falls sich die Umstände ändern, sollte man Start // Himeville, Südafrika die Strecke Massawa–Asmara vormerken. Ziel // Grenze von Lesotho Start // Massawa Entfernung // 37 km Ziel // Asmara

Entfernung // 108 km | Getty Images © Edwin Remsberg

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DURCH DAS RIF

Eine Fahrt durch das Rifgebirge stellt körperlich wie kulturell hohe Anforderungen. Aber Außergewöhnliches erlebt man halt nicht auf dem Sofa.

ich verbindet eine Hassliebe mit Bergen. Ich liebe die Das ging mir so durch den Kopf, als ich die ersten Tage im Rif rad sportliche Herausforderung (vor allem im Prinzip), unterwegs war. Das Gebirge verläuft in Nordmarokko parallel zur M und ich liebe auch das Erfolgserlebnis (vor allem in der Mittelmeerküste und hielt einige deftige Aufstiege für mich bereit. Praxis). Bei langen Aufstiegen verliere ich jedoch schnell Ich dachte darüber nach, wieso das Rif bei Fahrradfahrern nicht so die Lust und neige dazu, die goldene Regel des Radfahrens zu beliebt ist – eigentlich für keine Form des normalen Tourismus –, missachten und doch anzuhalten. Ich mag mich zwar über die aber da ich gerade eine auf neun Monate angelegte Umrundung zusätzliche Last der Gepäcktaschen beschweren – die doch auf des Mittelmeers entgegen dem Uhrzeigersinn begonnen hatte, war mehrtägigen Fahrten in den Bergen ohne Einkehr-, Reparatur- und mir meine Strecke von der Geograﬁe vorgegeben. Waschmöglichkeiten unabdingbar sind –, aber ich brauche diese Außerdem beschäftigte mich das wichtigste Exportprodukt des Zusatzlast auch als Ausrede, um langsamer zu fahren oder sogar Gebirges: Haschisch. Im Rif gibt es große Hanfplantagen, und eine Rast einzulegen. Cannabis ist seit Jahrzehnten ein Touristenmagnet, sorgt aber auch

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TANGER TÉTOUAN

ALHOCEIMA

CHEFCHAOUEN NADOR ZIEL ALHOCEIMA NATIONALPARK SAÏDIA

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immer wieder für Probleme, da das Rauchen von Hanf im Land „Wir glitten auf meist guten Straßen verboten ist. Leider nehmen die Einheimischen von jedem Besucher an, er wolle Haschisch kaufen. Die Verkäufer können bis an die durch Täler mit Zedern, schwitzten uns Grenze der Aggressivität aufdringlich sein. Der Drogenhandel Hänge hinauf und rauschten wieder hinab.” zieht auch andere Formen der Kriminalität nach sich, vor allem Schmuggel, sodass Polizeikontrollen an den Straßen häufig sind. Das sind wichtige Gesichtspunkte, die man bedenken sollte, lernten: die Landschaft und die Qualität der Straßen. Die guten wenn man mit dem Gedanken spielt, in diesem Gebiet Fahrrad zu Straßen sind ein nicht zu unterschätzender Vorteil, weil die fahren. Es mag zwar zunächst nicht sehr verlockend erscheinen, Strecke selten eben verläuft, nicht einmal zwischen Nador und aber tatsächlich bieten die wunderbarer Gebirgslandschaft, die Saïdia, wo sie immer in Sichtweite des Meeres durch das heiße und herausfordernde Streckenführung auf relativ gut ausgebauten trockene Hügelland zu Füßen der Beni-Snassen-Berge führt. Außer und nicht sehr befahrenen Straßen und die Einblicke in das Straßenbauarbeiten, niedrigen Wolken über den Passstraßen, der Alltagsleben der Marokkaner abseits der Touristenstädte Mittagshitze im Flachland und den Polizeikontrollen gab es kaum eine echte und sehr ansprechende Alternative zu anderen Widrigkeiten. Wir glitten auf meist guten Straßen durch Täler mit Urlaubsformen. Das Rif ist eine Reise wert, wenn man körperlich Zedern, schwitzten uns an entwaldeten Hängen entlang, quälten uns in Form und in der Lage ist, als Selbstversorger unterwegs zu sein. steile Passagen hinauf, um dann wieder hinabzurasen, und kämpften Unterkünfte und Verpflegung sind oft eher einfach, man sollte also gegen den Gegenwind an der Küste, ohne je den Blick von den auch ein gewisses Maß an Unbequemlichkeit ertragen können. herrlichen Ausblicken zu wenden. Unsere Strecke führte von Tanger im Westen über Tétouan und Das soll nicht heißen, dass die Straßen leer waren. Kraftfahrzeuge Chefchaouen mit seinen blauen Häusern und den Gemeinden waren zwar nicht sehr häufig, aber es gab sie doch. Und es gab Al-Hoceima und Nador mit schönen Stränden bis zur entspannten fast immer einen Mann in Dschellaba in Sichtweite (Frauen waren Küstenstadt Saïdia an der Grenze zu Algerien. In all diesen so gut wie nicht zu sehen), sogar auf halber Strecke zwischen neun rans Lemmens; Evgeny S ergeev | Getty Images Städten gibt es Gaststätten und andere touristische Infrastruktur, Haarnadelkurven 10 km vor dem Pass, der nach Kassita führt. aber auf den langen Strecken zwischen ihnen und in den Dörfern Diese rätselhaften Fußgänger trafen wir auch auf dem steilen sieht es damit eher dürftig aus. Außerhalb der Städte kann man Anstieg zwischen Tétouan und Chefchaouen an, auf den beiden

sich auf zwei Dinge verlassen, die wir bald sehr zu schätzen quälenden Steigungen zwischen Chefchaouen und Ketama und F © C hristine Wehrmeier;

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ESSEN IN MAROKKO

In den Touristenstädten gibt es feinste marokkanische Kost: Couscous, Tajine, Méchoui (gegrilltes Lamm), frittierte Sardinen, Harira (Suppe) und Salate wie Zaalouk oder Shakshouka. Tajine und Couscous werden oft nur in Privathäusern bei besonderen Gelegenheiten gekocht, man ist also auf Einladungen angewiesen. An Straßenständen zu Von links nach rechts: Chefchaouen; empfehlen: Ksra eine Berberfamilie; die Straße (Fladenbrot mit Anis) von Gibraltar; in der Medina von an den zwei legendären Abfahrten zum Meer hinab, die von oder Sfenj (frittierte Tétouan. Vorhergehende Seite: die Ketama nach Al-Hoceima und von Kassita nach Nador jeweils Teigbälle). blaue Stadt Chefchaouen einen Tag in Anspruch nahmen. Das Erste, was man von diesen Männern am Straßenrand hörte, war bezeichnenderweise nicht eine Begrüßung (auf Arabisch oder in der Sprache der Berber), sondern „Haschisch?“. Ein junger Mann trabte mehrere Kilometer neben uns her eine heftige Steigung hinauf, weil er die Hoff nung nicht aufgeben wollte, uns etwas zu verkaufen. Ein anderer bot uns WERKZEUG eine Kugel klebriges Haschischöl in der Größe einer Grapefruit an, und ein Mercedes folgte uns sogar langsam eine Weile, um Start // Tanger dann wieder abzudrehen. Aber solche Augenblicke waren sehr Ziel // Saïdia viel seltener als jene, in denen uns die Einheimischen in einer Entfernung // Etwa 600 km Mischung von Gastfreundschaft und Neugier entgegentraten. Anreise // Tangier Ibn Battouta Airport, etwa 12 km An den Straßenständen, wo wir uns mit kalter Orangenlimonade südwestlich von Tanger, wird von Royal Air Maroc, easyJet, oder heißem Pfeff erminztee erfrischten, rief unser Vorhaben, das Ryanair, Air Nostrum und anderen angefl ogen. Mittelmeer auf dem Rad zu umrunden, ungläubiges Staunen Übernachtung // In den größeren Städten wie Tanger, hervor. Auch bei den Übernachtungen nahm sich meist jemand Tétouan, Chefchaouen, Al-Hoceima, Nador und Saïdia gibt unserer an und sorgte dafür, dass wir uns willkommen fühlten. es Unterkünfte aller Kategorien. Bei den kleineren Dörfern In Ketama war es ein Student namens Bayloul Mohamed, der in dazwischen sollte man sich immer vorher informieren. unserem Hotel jobbte, mit uns in ein einfaches Restaurant Tajine Reisezeit // April bis Ende Juni. September und essen ging und uns viel über Land und Leute erzählte. Oktober sind auch gut, aber die Haschischernte hält die Das Radfahren hat mich immer in andere Zustände versetzt – Einheimischen zu dieser Zeit in Trab. physisch, psychisch und vor allem kulturell. Im Rif erlebte ich Ausrüstung // Alles, was man braucht, einschließlich Werkzeug, viele Hochs und Tiefs, auch ohne Haschisch. Es gab viele Ersatzteilen, Verpfl egung und wetterfesten Kleidung. Herausforderungen, aber es war eine Strecke und ein Erlebnis,

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