Marktradikalismus Als Politische Ökonomie Wirtschaftswissenschaften Und Ihre Netzwerke in Deutschland Ab 1945
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ICAE Working Paper Series No. 38 September 2015 Marktradikalismus als Politische Ökonomie Wirtschaftswissenschaften und ihre Netzwerke in Deutschland ab 1945 Walter Ötsch und Stephan Pühringer Institute for Comprehensive Analysis of Economy Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft Johannes Kepler Universität Linz Altenbergerstraße 69 4040 Linz Austria Tel.: +49 732 2468 3402 [email protected] www.icae.at Marktradikalismus als Politische Ökonomie Wirtschaftswissenschaften und ihre Netzwerke in Deutschland ab 1945 Walter Ötsch und Stephan Pühringer beide: Johannes Kepler Universität Linz, Institute for Comprehensive Analysis of Economy, Altenbergerstraße 69, 4040 Linz. [email protected], [email protected]. Das vorliegende Paper entstand im Zuge des Projekts “ÖkonomInnen und Ökonomie”, welches von der Hans-Böckler- Stiftung gefördert wurde (Projekt Nr.: 2012-575-1). 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................... 2 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... 3 1. Theoretische Grundlagen .................................................................................................. 4 1.1. Die Grundthese zur Geschichte der ökonomischen Theorie ..................................... 4 1.2. Der historische Ausgangspunkt: die Krise des Liberalismus .................................... 7 1.3. „Der Markt“ bei Mises ............................................................................................... 9 1.4. Hayek I: „Der Markt“ als Produkt der kulturellen Evolution .................................. 11 1.5. Hayek II: „Der Markt“ als Kommunikations-Mechanismus ................................... 15 1.6. Hayek III: Der Mensch angesichts „des Marktes“ .................................................. 17 1.7. „Der Markt“ im Ordoliberalismus ........................................................................... 19 1.8. Die Polysemie des Marktes ..................................................................................... 24 1.9. Planung für „den Markt“ ......................................................................................... 27 1.10. Elite und Masse ........................................................................................................ 28 1.11. Eine nicht reflektierte „Politische Ökonomie“ ........................................................ 30 2. Netzwerke der Ordoliberalen bis 1945 ........................................................................... 31 2.1. Netzwerke bis zur Machtergreifung Hitlers ............................................................ 31 2.2. Die Freiburger Schule .............................................................................................. 32 2.3. Länderübergreifende Netzwerke ............................................................................. 42 2.4. Eine erste internationale Organisation des Marktradikalismus ............................... 44 3. Neuordnung bis 1950 ...................................................................................................... 47 3.1. Kontinuität der Wirtschaftselite nach 1945 ............................................................. 47 3.2. Vorbereitungen zu Kriegsende ................................................................................ 49 3.3. Kurz nach Kriegsende .............................................................................................. 59 3.4. Neue internationale Netzwerke ................................................................................ 61 3.5. Im Wissenschaftsbetrieb .......................................................................................... 65 3.6. Politik und Denkweisen des Kalten Krieges ........................................................... 66 3.7. Ordoliberale im Zentrum der Politik ....................................................................... 69 3.8. Verdichtete Netzwerke politischer Macht ............................................................... 72 4. Der deutsche Keynesianismus ........................................................................................ 77 4.1. „Wirtschaftswunder“ und Wohlfahrtsstaat .............................................................. 77 4.2. Der deutsche Keynesianismus ................................................................................. 78 4.3. Karl Schiller ............................................................................................................. 85 5. Die marktradikale Wende ............................................................................................... 87 5.1. Das Ende des Systems von Bretton-Woods ............................................................. 87 5.2. Die „Konterrevolutionen“ gegen den Keynesianismus ........................................... 91 5.3. Marktradikale Netzwerke ........................................................................................ 99 6. Quellen .......................................................................................................................... 111 3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Bedeutende VWL-Ausbildungsstandorte bis 1950 ............................................... 34 Abbildung 2: Walter Eucken als akademischer Lehrer ............................................................... 35 Abbildung 3: Die Freiburger Kreise und ihre Mitglieder............................................................ 39 Abbildung 4: Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats beim deutschen Bundeswirtschaftsministerium bis 1950 .............................................................. 40 Abbildung 5: Theodor Wessels als akademischer Lehrer ........................................................... 53 Abbildung 6: Günter Schmölders als akademischer Lehrer ........................................................ 54 Abbildung 7: Bedeutendste VWL-Ausbildungsstandorte 1950-1969 ........................................ 55 Abbildung 8: Müller-Armack als akademischer Lehrer ............................................................. 57 Abbildung 9: Erich Preiser als akademischer Lehrer .................................................................. 58 Abbildung 10: Erich Schneider als akademischer Lehrer ........................................................... 82 Abbildung 11: Gottfried Bombach als akademischer Lehrer ...................................................... 83 Abbildung 12: Herbert Giersch als Knotenpunkt personeller und institutioneller marktradikaler Netzwerke ................................................................................. 102 Abbildung 13: Deutsche Monetaristen in deutschen marktradikalen Netzwerken ................... 104 Abbildung 14: Akademischer Stammbaum deutscher Monetaristen ........................................ 105 Abbildung 15: Vernetzung aller ÖkonomInnen mit mindestens mittlerem Einflusspotential in mindestens zwei Koeffizienten.......................................... 109 Abbildung 16: Mediale Präsenz von deutschen ÖkonomInnen in der Finanzkrisendebatte ..... 110 4 1. Theoretische Grundlagen 1.1. Die Grundthese zur Geschichte der ökonomischen Theorie Wissenschaftsgeschichte wird herkömmlich als Theoriegeschichte erzählt. Die Entwicklung des wissenschaftlichen Feldes bleibt dabei von der Entwicklung seiner Sozialgeschichte entkoppelt. Im Gegensatz dazu werden in diesem Projekt – Kuhn und Latour folgend - Inhalt (Theoriegeschichte) und Kontext (Sozialgeschichte) der Wissenschaft von der Wirtschaft in ihrer Verwobenheit verstanden. In der Geschichte der deutschsprachigen Ökonomik nach 1945 haben sich nicht die besseren Theorien und die schlagkräftigeren Argumente durchgesetzt, sondern jene, die in jeweils wirkungsmächtigster Resonanz zu anderen Bereichen der Gesellschaft standen. Diese Resonanz spiegelt sich auch in Form von Netzwerken wider, welche die VertreterInnen der universitären Ökonomik mit gesellschaftlich relevanten Felder verbinden. Nach Latour (1998) sind bei der Formierung bestimmter Denkschulen fünf Prozesse zu unterscheiden: (1) Implementierung wissenschaftlicher Instrumente und Techniken, (2) Aufbau einer eigenen scientific community, (3) Errichtung von Allianzen mit außerakademischen Bereichen, vor allem der Wirtschaft und der Politik sowie (4) entsprechende Medienarbeit. Für ein längerfristiges Gelingen ist nach Gelingen der ersten vier Prozesse dann der fünfte von entscheidender Bedeutung: Latour spricht von „Verbindungspflege“ und der Schaffung von „Bindemitteln“, mit deren Hilfe alle anderen Verbindungen dauerhaft und „hart“ zusammengehalten werden. In diesem Projekt soll folgende These illustriert werden: Den Vertretern und Vertreterinnen des Ordoliberalismus ist es in Deutschland nach 1945 gelungen (vor allem über ihren unmittelbaren Einfluss auf die Politik) dauerhaft ein Beziehungsnetzwerk zu errichten, in dem die von Latour genannten ersten vier Prozesse enthalten sind. Diese These impliziert auch, den Ordoliberalen für die Entwicklung des universitäten wirtschaftswissenschaftlichen Denkens in Deutschland ab 1945 viel mehr Einfluss zuzuschreiben als dies üblicherweise in der dogmenhistorischen Geschichtschreibung passiert. Dabei nehmen wir aber nicht nur auf den Ordoliberalismus (der Begriff wird im Folgenden noch definiert) als solchen Bezug, sondern auf alle jene Richtungen, mit denen Ordoliberale in einem direkten politischen Anspruch aktiv