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Managementplan für das Europäische Vogelschutzgebiet

DE 1731- 401 „Oldenburger Graben“ Teilgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“

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Der Managementplan wurde durch Frau Dr. Wiebke Sach für die Projektgruppe Natura im Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume im Auftrag des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig- Holstein (MELUND) erarbeitet und wird bei Bedarf fortgeschrieben.

Als Maßnahmenplan aufgestellt (§ 27 Abs. 1 LNatSchG i. V. mit § 1 Nr. 9 NatSchZVO)

Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 Postfach 7151 24106 Kiel 24171 Kiel

Kiel, den 05.04.2019 gez. Hans-Joachim Kaiser

Titelbild: Oldenburger Graben südöstlich von Gaarz mit Blick nach Norden (W. Sach)

3 Inhaltsverzeichnis

0 Vorbemerkung ...... 5 1 Grundlagen ...... 5 1.1 Rechtliche und fachliche Grundlagen ...... 5 1.2 Verbindlichkeit ...... 5 2 Gebietscharakteristik ...... 6 2.1 Geltungsbereich des Managementplans ...... 6 2.1.1 Bezeichnungen ...... 6 2.1.2 Lage des Gebietes ...... 6 2.1.3 Naturräumliche und standörtliche Situation ...... 7 2.1.4 Vegetation ...... 7 2.1.5 Vögel ...... 7 2.2 Einflüsse und Nutzungen ...... 8 2.2.1 Fließgewässer und Wasserwirtschaft ...... 8 2.2.2 Landwirtschaftliche Nutzung...... 8 2.2.3 Forstwirtschaft ...... 8 2.2.4 Jagd ...... 9 2.2.5 Angeln und Fischerei...... 9 2.2.6 Freizeitnutzung und Sport ...... 9 2.2.7 Siedlungen und Infrastruktur ...... 9 2.3 Eigentumsverhältnisse ...... 10 2.4 Regionales Umfeld ...... 10 2.5 Schutzstatus und bestehende Planungen ...... 10 2.6 Ausgleichsflächen ...... 10 3 Erhaltungsgegenstand ...... 11 3.1 Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie ...... 11 3.2 Brutvogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie ...... 11 3.3 Weitere Brutvogelarten ...... 12 3.4 Weitere Fauna-Arten ...... 12 3.5 Weitere Flora-Arten ...... 12 4 Erhaltungsziele ...... 13 4.1 Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsziele...... 13 4.2 Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen ...... 13 4.3 Ausgleichsflächen als Folge von Eingriffen in Natur und Landschaft ...... 13 4.4 Aktuelle Planungen mit Eingriffen in Natur und Landschaft ...... 14 5 Analyse und Bewertung ...... 14 5.1 Brutvogelarten der Röhrichte und Gewässer ...... 14 5.1.1 Rohrweihe ...... 15 5.1.2 Schilfrohrsänger und Blaukehlchen ...... 15 5.1.3 Pirol ...... 16 5.1.4 Beutelmeise ...... 16 5.1.5 Kranich ...... 16 5.1.6 Rohrdommel ...... 17 5.2 Arten des Offenlandes ...... 17 5.2.1 Braunkehlchen ...... 17 5.2.2 Kiebitz ...... 18 5.2.3 Wachtel ...... 19 5.2.4 Weißstorch ...... 19 5.2.5 Bekassine ...... 20 5.2.6 Rotschenkel ...... 20 5.2.7 Neuntöter ...... 20 5.3 Rastvögel ...... 21 5.3.1 Goldregenpfeifer ...... 21 5.3.2 Sumpfohreule und Kornweihe ...... 22

5.4 Wasserwirtschaft und Maßnahmen der Wasserrahmen-Richtlinie ...... 22

4 5.5 Grünlandwirtschaft ...... 23 5.6 Forstwirtschaft ...... 24 5.7 Brachen ...... 24 5.8 Reetmahd ...... 24 5.9 Jagd ...... 25 5.10 Freizeitnutzung und Sport ...... 25 5.1 Mögliche Zielkonflikte ...... 26 6 Maßnahmenkatalog ...... 27 6.1 Bisher durchgeführte Maßnahmen ...... 27 6.1.1 Flächensicherung und Weideeinheiten ...... 27 6.2 Notwendige Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen ...... 27 6.2.1 Erhaltung des Bodenwasserhaushaltes – Vogelarten des Offenlandes und der Röhrichte ...... 27 6.2.2 Unterhaltung der Fließgewässer und Pflege ihrer Böschungen - Vogelarten der Röhrichte ...... 27 6.2.3 Verträglichkeitsprüfung vor Wiederaufnahme einer Reetmahd - Vogelarten des Röhrichts ...... 27 6.2.4 Erhaltung von Grünland – Vogelarten des Offenlandes ...... 28 6.2.5 Offenhalten des Schutzgebietes ohne Erstaufforstungen und uferbegleitende Gehölze – Vogelarten des Offenlandes sowie Rastvogelarten ...... 28 6.2.6 Erhaltung von hochwüchsigen Bäumen in Wäldern – Pirol, Seeadler ...... 28 6.2.7 Erhaltung der Störungsarmut im Offenland – Vogelarten des Offenlandes und Rastvogelarten ...... 28 6.2.8 Keine unbemannten Luftfahrtsysteme und Flugmodelle – alle Vogelarten ...... 28 6.2.9 Befahren des Oldenburger Grabens – Röhricht bewohnende Vogelarten ...... 28 6.2.10 Prädatorenbejagung ...... 29 6.2.11 Freihalten des Schutzgebietes von Hochspannungsleitungen und Windkraftanlagen ...... 29 6.3 Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen ...... 29 6.3.1 Verbesserung der Fließgewässer und des Oldenburger Grabens – Rohrweihe, Weißstorch, Rohrdommel ...... 29 6.3.2 Gestaffelte Unterhaltung der Fließgewässer-Böschungen außerhalb der Brutzeit – Schilfrohrsänger, Blaukehlchen ...... 29 6.3.3 Fortsetzung der Nutzungsaufgabe - Vogelarten des Röhrichts ...... 29 6.3.4 Pflege von Röhrichten und Hochstauden – Vogelarten des Röhrichts ...... 30 6.3.5 Entwicklung genutzten Grünlandes – Wiesen- und Greifvogelarten ...... 30 6.3.6 Nutzungsverzicht auf Randstreifen – Wiesen- und Greifvogelarten ...... 30 6.3.7 Kurzrasigkeit des Grünlandes zum Winter - Kiebitz, Goldregenpfeifer ...... 30 6.3.8 Entwicklung der „Plügger Wiesen“ und des „Oldenburger Warder“ zu Wiesenvogelgebieten – Kiebitz, Rotschenkel ...... 30 6.3.9 Entwicklung der Wälder – Pirol ...... 31 6.3.10 Verbesserung von Waldrändern – Neuntöter ...... 31 6.3.11 Bereitstellen von nutzungsfreien Arealen im Acker – Kiebitz, Feldlerche ...... 31 6.3.12 Klein- und großräumige Vernässung der Niederung – Kiebitz, Rohrdommel ...31 6.4 Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ...... 32 6.4.1 Jagd auf Graugans und andere jagdbare Vogelarten ...... 32 6.4.2 Einhalten geltender Abstandsregelungen an Fließgewässern ...... 32 6.4.3 Verzicht auf Ackerbau ...... 32 6.5 Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien ...... 32 6.6 Verantwortlichkeiten ...... 32 6.7 Kosten und Finanzierung ...... 33 6.8 Öffentlichkeitsbeteiligung ...... 33 7 Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen ...... 34 8 Literatur ...... 34 9 Anhang ...... 35

5 0 Vorbemerkung

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind über die Auswahl und Meldung von Natura 2000-Gebieten hinaus gem. Art. 6 der FFH-Richtlinie und Art. 2 und 3 Vogel- schutz-Richtlinie verpflichtet, die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen festzulegen, um in den besonderen Schutzgebieten des Netzes Natura 2000 eine Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und Habitate der Arten zu vermeiden. Dieser Verpflichtung kommt das Land Schleswig-Holstein im Rahmen der föderalen Zuständigkeiten mit die- sem Managementplan nach. Der Plan erfüllt auch den Zweck, Klarheit über die Möglichkeiten und Grenzen der Nut- zung von Natura 2000-Gebieten zu schaffen. Er ist daher nicht statisch, sondern kann in Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes bzw. der jeweiligen Schutzobjekte fort- geschrieben werden.

1 Grundlagen

1.1 Rechtliche und fachliche Grundlagen

Das Europäische Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ (Code-Nr.: DE-1731-401) wurde der Europäischen Kommission abschließend im August 2000 als Vogelschutzge- biet benannt und unterliegt dem gesetzlichen Verschlechterungsverbot des § 33 Abs. 1 BNatSchG i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG. Die nationalen gesetzlichen Grundlagen ergeben sich aus § 32 Abs. 5 BNatSchG in Verbindung mit § 27 Abs. 1 LNatSchG in der jeweils gültigen Fassung. Folgende fachli- che Grundlagen liegen der Erstellung des Managementplanes zu Grunde:  Standarddatenbogen in der Fassung vom Mai 2017  Gebietsabgrenzung in den Maßstäben 1:50.000 (Abb. 1)  Gebietsspezifische Erhaltungsziele (Amtsbl. Sch.-H. 04.09.2006, S. 761) gemäß Anlage 1  Monitoring der Brutvögel im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ (STRUWE- JUHL 2000 und 2008, KOOP 2016)

1.2 Verbindlichkeit

Dieser Plan ist nach intensiver, möglichst einvernehmlicher Abstimmung mit den Flä- cheneigentümern und/oder den örtlichen Akteuren aufgestellt worden. Neben notwendi- gen Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen werden ggf. auch weiterge- hende Maßnahmen zu einer wünschenswerten Entwicklung des Gebietes dargestellt. Die Ausführungen des Managementplanes dienen u. a. dazu, die Grenzen der Gebiets- nutzung (Ge- und Verbote), die durch das Verschlechterungsverbot (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, ggf. i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG) in Verbindung mit den gebietsspezifi- schen Erhaltungszielen rechtverbindlich definiert sind, praxisorientiert und allgemein verständlich zu konkretisieren (siehe Ziffer 6.2). In diesem Sinne ist der Managementplan in erster Linie eine verbindliche Handlungsleit- linie für Behörden und eine fachliche Information für die Planung von besonderen Vor- haben, der für die einzelnen Grundeigentümer und -eigentümerinnen keine rechtliche Verpflichtung zur Umsetzung der dargestellten Maßnahmen entfaltet. Da der Plan in en- ger Kooperation und weitgehendem Einvernehmen mit den Beteiligten vor Ort erstellt wurde, kann der Plan oder können einzelne Maßnahmen durch schriftliche Zustimmung der betroffenen Eigentümer und Eigentümerinnen oder einer vertraglichen Vereinbarung mit diesen als verbindlich erklärt werden. Darüber hinaus bieten sich Freiwillige Verein- barungen an, um die im Plan ggf. für einen größeren Suchraum dargestellten Maßnah- men flächenscharf mit den Beteiligten zu konkretisieren.

6 Die Darstellung von Maßnahmen im Managementplan ersetzt nicht ggf. rechtlich erfor- derliche Genehmigungen, z.B. nach Naturschutz-, Wasserrecht oder Landeswaldgesetz. Bei der Umsetzung der Maßnahmen sollen verschiedene Instrumente wie Vertragsna- turschutz, Flächenkauf, langfristige Pacht und die Durchführung von konkreten Biotop- maßnahmen zur Anwendung kommen. Sollte in Ausnahmefällen kein Einvernehmen bei notwendigen Erhaltungs- oder Wieder- herstellungsmaßnahmen (siehe Ziffer 6.2) erzielt werden können, ist das Land Schles- wig-Holstein verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu deren Umsetzung zu ergreifen. Hierbei können die Eigentümer oder sonstige Nutzungsberechtigte von Grundstücken verpflichtet werden, die Maßnahmendurchführung durch die Naturschutzbehörde zu dul- den (§ 65 BNatSchG i. V. mit § 48 LNatSchG).

2 Gebietscharakteristik

2.1 Geltungsbereich des Managementplans

Siehe Karte 1 Der hier vorliegende Managementplan umfasst mit dem 907 ha großen Teilgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ nicht die gesamte Kulisse des Vo- gelschutzgebietes „Oldenburger Graben“ – DE1731-401. Für das nordwestliche Teilge- biet „NSG Oldenburger Bruch“ mit einer Größe von 355 ha wurde ein Managementplan im Jahr 2015 genehmigt (MELUR 2015). Das gesamte Schutzgebiet erstreckt sich ge- mäß Standarddatenbogen über eine Fläche von 1.262 ha.

2.1.1 Bezeichnungen

Das Vogelschutzgebiet DE 1731-401 „Oldenburger Graben“ setzt sich aus den Teilge- bieten „NSG Oldenburger Bruch“ und „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ zusammen. Im Folgenden wird das Teilgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ kurz als „Teilgebiet Oldenburger Graben“ angesprochen, während die gesamte Kulisse dieses Natura2000-Gebietes mit „Vogelschutzgebiet Oldenburger Graben“ bezeichnet wird.

2.1.2 Lage des Gebietes

Das Vogelschutzgebiet (international: Special Protected Area, kurz: SPA) „Oldenburger Graben“ liegt im Kreis . Das Schutzgebiet erstreckt sich von Dahme im Süd- osten und reicht im Nordwesten bis an die Stadt . Der Graben selbst setzt sich im Nordwesten bis nach Weißenhaus an der Hohwachter Bucht fort. Der 22 km lange Oldenburger Graben durchtrennt die Wagrische Halbinsel von der Lübecker Bucht bis zur Hohwachter Bucht der Ostsee. Im Nordwesten des Schutzgebietes „Oldenburger Graben“ liegt das Naturschutzgebiet Oldenburger Bruch, das als „NSG Oldenburger Bruch“ ein Teilgebiet des Schutzgebietes bildet. Es reicht von der Stadt Oldenburg bis zum Gut Schwelbek, nördlich des Grabens, und dem Damloser Waldgraben, südlich des Grabens. Nach Südosten schließt das Teil- gebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ an. Auf dessen nördlicher Seite reihen sich von Westen nach Osten die Ortschaften Göhl, Lütjendorf, Plügge, Gaarz und Gut Rosenhof und auf dessen südlichen Seite die Ort- schaften , Koselau, Quaal, und Grube an. Der zwischen dem Olden- burger Graben und den Dörfern Altratjensdorf und Thomsdorf gelegene Matzenkoog wurde nicht in das Vogelschutzgebiet einbezogen.

7 Umgeben ist das Vogelschutzgebiet auf der Nordseite von höher gelegenen landwirt- schaftlichen Flächen, die hauptsächlich als Acker genutzt werden. Im Süden schließen sich Niederungsflächen mit Dauergrünland, aber auch großflächige Ackerbereiche an.

2.1.3 Naturräumliche und standörtliche Situation Das Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ liegt im Naturraum Ostholsteinisches Hü- gel- und Seenland (702b) in der naturräumlichen Haupteinheit Schleswig-holsteinisches Hügelland (D23). Der Oldenburger Graben stellt die Grenze zwischen dem Naturraum 702b und 703, Nordoldenburg und , dar. Der Oldenburger Graben entstand während der Eiszeit durch Schmelzwasser, die die- sen ehemaligen Meeresarm in die Moränenlandschaft spülten. Der Einfluss der Ostsee verringerte sich erst, als sich Strandwälle bei Weißenhaus und Dahme vor seinen Öff- nungen ablagerten und den Graben vom Meer abriegelten. Im Gebiet des ehemaligen Meeresarmes setzten Moorbildungsprozesse ein. Es entstanden mehrere Seen, die ver- landeten. Eine Ausnahme stellt lediglich der heute noch erhaltene Wesseker See dar. Der Boden im Schutzgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ be- steht größtenteils aus degenerierten Niedermoortorfen. Um die nassen und feuchten Flächen aus landwirtschaftlichen Aspekten zu verbessern, wurden Ende des 19. Jahrhunderts große Anstrengungen in Bezug auf die Entwässe- rung unternommen. Der Oldenburger Graben wurde zu einem kanalartigen Fließgewäs- ser ausgebaut und abschnittsweise mit Deichen ausgestattet. Um den mittleren Wasser- stand in dieser ebenen, kaum über dem Meeresniveau liegenden Landschaft abzusen- ken, wurden Pumpen installiert. Damit wurde eine intensivierte Grünlandwirtschaft mög- lich. Die eingeleitete Mineralisierung des Bodens in Verbindung mit leistungsfähigen Schöpfwerken schufen in einigen Bereichen die Voraussetzungen für Ackerbau. Der Kreis Ostholstein begann Ende der 1970er Jahre, dieser Entwicklung gegenzu- steuern, indem ein Wiedervernässungskonzept erstellt und Flächen gekauft wurden. Im NSG Oldenburger Bruch konnten deshalb die erworbenen Flächen der Harde- wiese vernässt werden. Eine Planung des damaligen Amtes für Land- und Wasser- wirtschaft des Landes Schleswig-Holstein, den Gruber See wieder mit Wasser zu fül- len, konnte nicht umgesetzt werden.

2.1.4 Vegetation

Prägend für die Niederung des östlichen Oldenburger Grabens sind neben dem Gewäs- serlauf Grünland, Röhrichte, Hochstauden und Gehölzbestände. Der Oldenburger Graben selbst wird als Natürlicher eutropher Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions angesprochen (LLUR 2018). Das Grünland ist hauptsächlich als Artenarmes bis mäßig artenreiches Wirtschaftsgrün- land ausgebildet. Dabei wird zwischen Biotopen mit einem geringen oder fehlenden An- teil an Flutrasen-Arten, einem höheren Anteil an Flutrasen-Arten sowie an Biotopen mit einer Dominanz an Flutrasen-Arten unterschieden. Kaum genutzte Grünländereien sowie Brachen werden von Landröhrichten eingenom- men. Sie werden häufig von Gemeinem Schilf, aber auch von Rohrglanzgras dominiert. Feuchte Hochstaudenfluren sind sehr vereinzelt präsent. Neben Weidengebüschen an Graben- und Parzellenrändern und anderen Gebüschfor- mationen kommen Sumpfwälder vor. Sie setzten sich vor allem aus Weiden, Schwarzer- len, Grauerlen und Pappeln zusammen. Ihr Alter ist zumeist eher gering.

2.1.5 Vögel

Das Gesamtgebiet hat eine sehr große Bedeutung für Röhricht bewohnende Arten wie Rohrweihe, Schilfrohrsänger, Neuntöter und Blaukehlchen. Auf der Vogelfluglinie lie-

8 gend stellt der Oldenburger Graben ein wichtiges Zwischenrastgebiet insbesondere für Goldregenpfeifer und Kiebitz dar. Zu den Rastvogelarten gehören außerdem beispiels- weise Sumpfohreule und Kornweihe.

2.2 Einflüsse und Nutzungen

2.2.1 Fließgewässer und Wasserwirtschaft

Nach der großen Flut von 1872 wurden Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser ein- geleitet. Erste Deiche und Seeschleusen sowohl in Weißenhaus als auch in Dahme wurden errichtet. In den 1930er Jahren wurden großen Anstrengungen unternommen, um das Niederungsgrünland zu verbessern und um die verlandeten Seen in der Niede- rung in landwirtschaftlich nutzbares Land zu überführen. Dafür wurde der Oldenburger Graben kanalartig ausgebaut, es wurden Schöpfwerke installiert. Köge entstanden. Im Zusammenhang mit diesen Maßnahmen wurde das Entwässerungssystem der Niede- rung mit offenen Gräben und Drainageleitungen angepasst. Der Wasserspiegel des Oldenburger Grabens wurde unter den Meeresspiegel abge- senkt. Er ist auf -1,90 m festgeschrieben. Die angrenzenden Niederungen weisen zum Teil einen Abstand von wenigen Dezimeter zum genehmigten Wasserspiegel des Oldenburger Grabens auf. Der Wasserstand wird vom Schöpfwerk in Dahme reguliert und in die Ostsee hoch gepumpt.

2.2.2 Landwirtschaftliche Nutzung

Die Niederung des Oldenburger Grabens wurde früher von verschiedenen Grünland-, Sumpf- und Röhrichtgesellschaften eingenommen und genutzt. In den letzten Jahrzehn- ten wurde die Weidewirtschaft auf wenige Flächen konzentriert, während mehr Flächen für die Silagegewinnung gemäht werden. Mit der Produktion von energiereichem Milch- viehfutter und einer erhöhten Nutzungshäufigkeit (mindestens drei Schnitte pro Jahr) ging im Allgemeinen eine erhöhte Gesamtjahresdüngung einher. Wo eine Umwandlung möglich war, wurde Grünland in den Ackerbau für unterschiedliche Kulturen überführt. Nassere Flächen blieben ungenutzt. Vor allem auf der Nordseite des Grabens etablier- ten sich Brachen. Auf tiefliegenden Flächen wurde in der Vergangenheit Schilf geerntet. Etliche Parzellen wurden zwischenzeitlich dauerhaft oder temporär naturschutzfachli- chen Zwecken gewidmet. Sie liegen brach oder werden extensiv genutzt, gemäht oder beweidet. Wie in den Jahren zuvor wurden im Jahr 2018 einzelne Nutzungseinheiten gemäß den Vorgaben des Vertragsnaturschutzes für einen vereinbarten Zeitraum be- wirtschaftet. Etliche Parzellen sind als sogenanntes Ökokonto oder als Kompensations- fläche mit vereinbarten Nutzungsvorgaben bzw. Entwicklungszielen ausgewiesen.

2.2.3 Forstwirtschaft

Im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ sind nur wenige Gehölzbestände entwickelt. Südlich des Grabens befindet sich ein junger Be- stand am Schwienkuhlener Bruchgraben. Auf der nördlichen Seite des Grabens stocken abschnittswiese jüngere Bestände im Übergang vom mineralischen Boden zur Niede- rung. Die Bestände werden vor allem von Grauerle (Alnus incana) sowie von Schwarzer- le (Alnus glutinosa) und Weiden aufgebaut. Hybridpappeln, vor allem ältere und alte Exemplare, sind ebenfalls im Gebiet vertreten. Sie wurden seinerzeit in Senken oder uferbegleitend an den Oldenburger Graben ge- pflanzt. An das Schutzgebiet direkt angrenzend wurden im Bereich des Schwienkuhlener Bru- ches jüngere Waldbestände angepflanzt; sie erweitern den Wald bei Damlos. Der Schwienkuhlener Bruch ist vertraglich als Naturwald gesichert.

9 2.2.4 Jagd

Die Jagd wird zum Teil als Eigenjagd von den Eigentümern selbst verantwortet, aber es sind auch Jagdgenossenschaften etabliert. Hochsitze, Kanzeln und ähnliche Einrichtungen sind besonders entlang von Gehölz- strukturen aufgebaut. Die Jagdnutzung von Nieder- und Schalenwild sowie von einzelnen Vogelarten ist nicht eingeschränkt. Sie darf im Rahmen der gesetzlichen Regelungen betrieben werden.

2.2.5 Angeln und Fischerei

Der Oldenburger Graben wird fischereilich vom Angelverein Angelsportverein Oldenburg i.H. e.V. sowie vom Angelverein Reetkiekers Grube e.V. genutzt und betreut. Ausschließlich mit der Handangel werden hauptsächlich Aal, Barsch, Brassen, Güster, Hecht, Karpfen, Rotauge und Rotfeder gefangen. Dabei handelt es sich in den meisten Jahren um eine übersichtliche Anzahl an Fischen. Ein Besatz findet nicht statt.

2.2.6 Freizeitnutzung und Sport

Der „Oldenburger Bruch“ ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für Einheimische wie für Tagesgäste und Urlauber. Der „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ wird in Nord-Süd-Richtung von einer Straße, der B 501 von Grömitz nach , durchschnitten. Ansonsten wird das Gebiet lediglich von wenigen Straßen und Wirt- schaftswegen durchzogen. Etliche stellen Sackgassen dar. Aufgrund der größeren Ent- fernungen zwischen möglichen Ausgangspunkt und Ziel werden sie kaum von Wande- rern, wohl aber von Radfahrenden genutzt. Eine Ausnahme bildet der Gruber Bruch westlich von Dahme bis Grube, der auch von spazierengehenden Ostsee-Urlaubern stärker frequentiert wird. Pferdesport, vor allem Reiten, wird auf den ortsnahen Straßen und Wegen ausgeübt. Außer der Brücke für die Bundesstraße gibt es bei Gut Gaarz eine weitere Brücke über den Oldenburger Graben, bei ihr handelt es sich um eine Feldzufahrt, die kaum aufge- sucht wird. Der Oldenburger Graben ist ganzjährig für Wassersportler gesperrt. Direkt neben dem Schutzgebiet befindet sich der Flugplatz Grube, der Motorflug, Segel- flug, Ultraleichtflug und Modellflug anbietet. Hier ist am Wochenende und in der Som- mersaison viel Betrieb. Nicht nur im „Oldenburger Bruch“, sondern auch im Gruber Bruch haben Besucher die Möglichkeit, sich mit Hilfe des Besucherinformationssystems (kurz: BIS) des Landes Schleswig-Holstein über die Besonderheiten des Gebietes zu informieren.

2.2.7 Siedlungen und Infrastruktur

Das Teilgebiet „Oldenburger Graben“ ist frei von Ortschaften oder Siedlungen. Die be- nachbarten Siedlungen weisen einen gewissen Abstand zur Schutzgebietsgrenze auf. Es gibt lediglich eine das Schutzgebiet durchtrennende Straße, die Bundesstraße B 501 von Grömitz nach Oldenburg. Wirtschaftswege und kleinere Straßen sind vorhanden oder bilden die Grenze des Schutzgebietes. Außerhalb der Kulisse verläuft die Bahntrasse von Lübeck über Oldenburg nach Putt- garden mit der Querung des Fehmarn-Belts. Eine 110 kV-Stromleitung quert bei westlich von Göhl das Teilgebiet „NSG Oldenburger Bruch“. Das Gebiet ist frei von Windkraftanlagen.

10 2.3 Eigentumsverhältnisse

Siehe Karte 4 Die im Teilgebiet „Oldenburger Graben“ liegenden Flächen sind im Wesentlichen im Ei- gentum von Privateigentümern (einschließlich einer Genossenschaft, einer gewerblichen Gesellschaft und der Landgesellschaft Schleswig-Holstein). Ihnen gehören rund 66 % al- ler Ländereien. Im Eigentum der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein befinden sich rund 27 % aller Flächen. Jeweils deutlich weniger als ein Prozent decken die Flächen der Evangelischen Kirchli- che und eines Sportvereines. Die Kommunen besitzen Flächen unterschiedlicher Funk- tion und Größe, darunter vor allem Wege; sie erreichen weniger als 2 Prozent der Ge- samtkulisse. Die Flächen des Kreises Ostholstein nehmen weniger als 1 Prozent ein. Die Flächen des Wasser- und Bodenverbandes Oldenburg umfassen knapp 3 Prozent.

2.4 Regionales Umfeld

Das Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ liegt inmitten einer landwirtwirtschaftlich geprägten Region des Kreises Ostholstein. Wälder sind in die Landschaft eingestreut, Güter, kleinere Ortschaften und Streusiedlungen gehören zum Umfeld. Im Norden grenzt die Stadt Oldenburg in geringem Abstand an den zum Schutzgebiet gehörenden Oldenburger Bruch. In der nordwestlichen Fortsetzung des Oldenburger Grabens wurde das Teilgebiet „NSG Wesseker See“ für das FFH-Gebiet „Strandseen der Hohwachter Bucht“, DE 1629-391 und das deckungsgleiche Teilgebiet „“Westlicher Oldenburger Graben“ für das Vogel- schutzgebiet „Östliche Kieler Bucht“, DE 1530-491 ausgewiesen. Südöstlich von Grube befindet sich das FFH-Gebiet DE 1732-321 „Guttauer Gehege“.

2.5 Schutzstatus und bestehende Planungen

Siehe Karte 1 Biotopverbundsystem Das Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ ist Bestandteil eines mehrteiligen Schwerpunktraumes zwischen der Hohwachter und der Kieler Bucht (beides FFH- und Vogelschutzgebiete). Zwischen den Schwerpunktbereichen und der Ostsee sind Haupt- verbundachsen ausgewiesen, es weist gleichwohl Lücken auf. Von ihm gehen außer- dem Nebenverbundachsen aus. Diese umfassen Fließgewässer und Senken. Biotope Das Teilgebiet „Oldenburger Graben“ weist nach Landes- und Bundesnaturschutzgesetz geschützte Biotope auf. Dazu zählen Pflanzengesellschaften aus folgenden Kategorien: Röhrichte und Sumpfgesellschaften, Feuchte Hochstaudenfluren, Weidengebüsche, Knicks und Kleingewässer. Das Gewässer Oldenburger Graben wurde als „Ka- nal“ (LLUR 2018) angesprochen und gehört wegen seiner Schwimmblattpflanzen zum Lebensraumtyp 3150, Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotami- ons oder Hydrocharitions ebenfalls unter den gesetzlichen Schutz.

2.6 Ausgleichsflächen

Sogenannte Ökokonten sind auf rund einem Dutzend Flurstücken, verteilt über das Teil- gebiet „Oldenburger Graben“, ausgewiesen. Weitere finden sich in geringem Abstand zum Schutzgebiet. Rund ein halbes Dutzend Flurstücke sind als Kompensationsflächen gewidmet. Für diese Flächen wurden Nutzungsvorgaben bzw. Entwicklungsziele verein- bart.

11 3 Erhaltungsgegenstand

Die Angaben zu Ziffer 3.1. entstammt dem Standarddatenbogen (SDB). In Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes können sich diese Angaben ändern. Die SDB werden regelmäßig an den aktuellen Zustand angepasst und der Europäischen Kommission zur Information übermittelt.

3.1 Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie

Tabelle 1: Im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ vorkommende Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) gemäß Standarddatenbogen (Stand: Mai 2017).

Art Status Populations- Erhaltungs- größe zustand3) Feldlerche (Alauda arvensis) 2) B 53 C Eisvogel (Alcedo atthis) 2) B 1 C Wiesenpieper (Anthus pratensis) 2) B 10 C Sumpfohreule (Asio flammeus) 2) R 4 C Rohrdommel (Botaurus stellaris 2) B 2 C Weißstorch (Ciconia ciconia) 2) N 2 C Rohrweihe (Circus aeruginosus)1) B 10 C Kornweihe (Circus cyaneus) 2) R 10 C Wachtel (Coturnix coturnix) 2) B 1 k.A. Wachtelkönig (Crex crex) 2) B 2 C Bekassine (Gallinago gallinago) 2) B 1 C Kranich (Grus grus) 2) B 3 C Neuntöter (Lanius collurio) 1) B 19 C Blaukehlchen (Luscinia svecica cyanecula)1) B 5 k.A. Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) 1) R 900 B Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana) 1) B 2 B Braunkehlchen (Saxicola rubetra) 2) B 14 C Rotschenkel (Tringa totanus) 2) B 1 k.A. Kiebitz (Vanellus vanellus) 2) B 31 C fett: Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie B: Brutvögel; R: Rastvögel; N: Nahrungsgast 1): Gebiet ist für die Erhaltung der Art von besonderer Bedeutung 2): Gebiet ist für die Erhaltung der Art von Bedeutung 3): Erhaltungszustand: A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig; k.A.: keine Angabe

3.2 Brutvogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie

Tabelle 2: Im Vogelschutz-Teilgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ vorkommende Brutvogel-Arten aus Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie und der Roten Liste Schleswig-Holstein (Quelle: STRUWE-JUHL 2000, 2008; KOOP 2017 ).

Art RL Bestand EHZ2 SH1 2008 2016 2016 Feldlerche (Alauda arvensis) 3 50 38 B Eisvogel (Alcedo atthis) - 1 1 B Wiesenpieper (Anthus pratensis) V 9 8 C Rohrdommel (Botaurus stellaris - 0 0 C Weißstorch (Ciconia ciconia) 2 1* 3* (B) Rohrweihe (Circus aeruginosus - 8 2 C Wachtel (Coturnix coturnix) 3 1 3 B Wachtelkönig (Crex crex) 1 0 2 B Bekassine (Gallinago gallinago) 2 1 0 C Kranich (Grus grus) - 2 2 B

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Art RL Bestand EHZ2 SH1 2008 2016 2016 Neuntöter (Lanius collurio) V 12 20 A Blaukehlchen (Luscinia svecica cyanecula) - 4 66 A Braunkehlchen (Saxicola rubetra) - 12 7 C Rotschenkel (Tringa totanus) V 1 0 C Kiebitz (Vanellus vanellus) 3 29 4 C fett: Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie 1) RL SH: Rote Liste Vögel Schleswig-Holstein 2010: 1: vom Aussterben bedroht; 2: stark gefährdet; 3: gefährdet; V: Vorwarnliste; -: ungefährdet 2) Erhaltungszustand: A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig; k.A.: keine Angabe * Randsiedler n.e.: nicht erfasst

3.3 Weitere Brutvogelarten

Tabelle 3: Im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ vorkommende weitere Brutvogel-Arten (Quelle: STRUWE-JUHL 2000, 2008; KOOP 2017).

Art RL Bestand EHZ2 SH1 2008 2016 2017 Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoeno- - 38 30 A baenus) Rohrschwirl (Locustella luscinioides) - 3 0 C Schafstelze (Motacilla flava) - 13 11 B Pirol (Oriolus oriolus) k.A. 1 3 B Bartmeise (Panurus biarmicus) - 7 3 B Beutelmeise (Remiz pendullinus) - 1 1 B Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) - 5 15 A 1) RL SH: Rote Liste Vögel Schleswig-Holstein 2010: 1: vom Aussterben bedroht; 2: stark gefährdet; 3: gefährdet; V: Vorwarnliste; -: ungefährdet 2) Erhaltungszustand: A: hervorragend; B: gut; C: ungünstig; k.A.: keine Angabe

3.4 Weitere Fauna-Arten

Tabelle 4: Im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ vorkommende Säugetier-Arten.

Artname Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung1) MAM Fischotter (Lutra lutra) RL-SH 2 Kern 2016 1) RL-SH: Säugetiere Schleswig-Holstein 2014 1: vom Aussterben bedroht; 2: stark gefährdet; 3: gefährdet; R: extrem selten; V: Vorwarnliste

3.5 Weitere Flora-Arten

Tabelle 5: Im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben ohne NSG Oldenburger Bruch“ vorkommende Pflanzen-Arten.

Name Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung1) Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) RL-SH 3 W. Sach 2018 1) RL-SH: Rote Liste Pflanzen Schleswig-Holstein 2006 1: vom Aussterben bedroht; 2: stark gefährdet; 3: gefährdet; R: extrem selten; V: Vorwarnliste; -: ungefährdet

13 4 Erhaltungsziele

4.1 Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsziele

Die im Amtsblatt für Schleswig-Holstein veröffentlichten Erhaltungs- und Wiederherstel- lungsziele für das Europäische Vogelschutzgebiet DE-1731-401 „Oldenburger Graben ergeben sich aus Anlage 1 und sind Bestandteil dieses Planes. Im Erhaltungsziel wer- den folgende Vogelarten von gemeinschaftlichem Interesse angesprochen

Code Bezeichnung

Vogelarten gem. Anhang 1 und Art. 4 (2) Vogelschutzrichtlinie AVE Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) (B) AVE Sumpfohreule (Asio flammeus) (R) AVE Weißstorch (Ciconia ciconia) (B) AVE Rohrweihe (Circus aeruginosus) (B) AVE Kornweihe (Circus cyaneus) (R) AVE Wachtel (Coturnix coturnix) (B) AVE Bekassine (Gallinago gallinago) (B) AVE Kranich (Grus grus) (B) AVE Neuntöter (Lanius collurio) (B) AVE Pirol (Oriolus oriolus) (B) AVE Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) (R) AVE Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana) (B) AVE Beutelmeise (Remiz pendulinus) (B) AVE Braunkehlchen (Saxicola rubetra) (B) AVE Kiebitz (Vanellus vanellus) (B)

Das als Erhaltungsziel genannte Tüpfelsumpfhuhn wurde seit dem Jahr 2000 nicht mehr nachgewiesen. Der Standarddatenbogen (Stand 2015) umfasst mit Eisvogel, Wachtelkönig und Blau- kehlchen drei weitere als bei den gebietsspezifischen Erhaltungs- und Wiederherstel- lungszielen aufgeführten Arten des Anhang I und Art. 4 (2) der Vogelschutz-Richtlinie. Eisvogel und Blaukehlchen wurden erstmals im Jahr 2008 im Schutzgebiet dokumen- tiert. Die Populationen des Eisvogels und des Wachtelkönigs werden von weiteren Fak- toren als von der Qualität des Vogelschutzgebietes beeinflusst, so dass beide Arten mit stark schwankender Häufigkeit auftreten können. Das Blaukehlchen hingegen ist in Schleswig-Holstein in starker Ausbreitung begriffen und wurde früher nicht im Gebiet beobachtet. Bei einer zukünftigen Überarbeitung der Erhaltungsziele von Vogelschutzgebieten kön- nen diese relevanten Arten für das Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ aufge- nommen werden.

4.2 Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen

Teile des Gebietes sind gesetzlich geschützte Biotope (§ 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG, siehe Kap.2.5).

4.3 Ausgleichsflächen als Folge von Eingriffen in Natur und Landschaft

Im Teilgebiet „Oldenburger Graben“ wurden einige Flächen als Kompensationsflächen anerkannt. Auch wurden einige Bereiche als sogenanntes Ökokonto ausgewiesen. Die- se Flächen werden nach naturschutzfachlichen Vorgaben bewirtschaftet oder entwickelt.

14 4.4 Aktuelle Planungen mit Eingriffen in Natur und Landschaft

Bau einer neuen Bahntrasse, der sogenannten Hinterland-Anbindung für die geplante Fehmarn Belt-Querung Bau einer 380 kV-Stromtrasse von Lübeck-Siems nach Göhl, der sogenannten Ostküs- tenleitung

5 Analyse und Bewertung

Das Teilgebiet „Oldenburger Graben“ wird vor allem von wertgebenden Vogelarten der Röhrichte und des Offenlandes als Bruthabitat und als Nahrungshabitat aufgesucht. Wenige Brutvogelarten sind an Gehölzbestände als Lebensraum gebunden. Neben den als Erhaltungsziel benannten Arten kommen mit Eisvogel, Wachtelkönig und Blaukehlchen weitere Arten aus dem Anhang I der Vogelschutzrichtlinie vor. Auf der Ro- ten Liste Schleswig-Holsteins werden darüber hinaus die im Gebiet brütenden Arten Feldlerche, Bartmeise, Wacholderdrossel, Wiesenpieper, Schafstelze und Schwarzkehl- chen dokumentiert. Mit Brandgans und Sprosser (mehr als 5 % des landesweiten Vor- kommens brütet im Teilgebiet „NSG Oldenburger Bruch“) treten weitere wertgebende Ar- ten auf. Insgesamt sind sechs Brutvogel-Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie und neun Arten, die in der Roten Liste Schleswig-Holsteins verzeichnet sind, im Teilgebiet „Olden- burger Graben“ präsent. Die Erfassungen der Brutvogelarten im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“, das sogenannte Monitoring, wurde in den Jahren 2000, 2008 und 2015/2016 im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein durchgeführt (STRUWE-JUHL 2000 und 2008, KOOP 2016). Daten zu Rastvögeln werden nicht erhoben bzw. liegen nicht beim Land Schleswig- Holstein vor.

5.1 Brutvogelarten der Röhrichte und Gewässer

Brutvogelarten der Landröhrichte, Weidengebüsche und Hochstaudenfluren sind im Teilgebiet „Oldenburger Graben“ gut bis mäßig vertreten. Röhrichte und Altschilfberei- che sind linienhaft und auch flächig entwickelt, viele Landröhrichte weisen jedoch eine geringe Größe auf. Die Röhrichte grenzen entweder an die Wasserfläche des Oldenbur- ger Grabens oder an terrestrische Biotope wie Gebüsch- und Waldbestände, an Hoch- staudenfluren oder an Feuchtgrünland. Diese Vielfalt an Habitaten bietet etlichen wert- gebenden Vogelarten sehr gute Lebensmöglichkeiten. Der Erhaltungszustand der meis- ten Arten wurde deshalb mit „gut“ oder mit „hervorragend“ bewertet. Es kommen bzw. kamen folgende wertgebende Vogelarten im Schutzgebiet vor: Bart- meise, Beutelmeise, Blaukehlchen, Rohrdommel, Rohrschwirl, Rohrweihe, Schilfrohr- sänger, Schwarzkehlchen. Im Verlauf der Jahrzehnte verschwanden Rohrdommel, Tüpfelralle und Knäkente aus dem Gebiet des Oldenburger Grabens. Diese Arten sind auf überstaute Schilfröhrichte bzw. an ausgedehnte Flachgewässer mit deckungsreichen Ufern angewiesen. Solche Habitatstrukturen wurden zu Gunsten eines maschinell bewirtschaftbaren Grünlandes auf Kleinstflächen reduziert. Ihre Wiederherstellung setzt großflächige Wasserstandsan- hebungen und damit die Aufgabe von landwirtschaftlichen Nutzflächen voraus und ist bei veränderten Rahmenbedingungen für Grünlandwirtschaft möglich. Kleinflächigere Vernässungen setzten hydrologisch abkoppelbare Areale voraus.

15 5.1.1 Rohrweihe

Die Rohrweihe brütete im Jahr 2008 mit acht und im Jahr 2016 mit zwei Paaren im Teil- gebiet „Oldenburger Graben“. Der Erhaltungszustand wurde wegen des starken Bestan- desrückgangs als „ungünstig“ eingestuft. Verteilten sich die Reviere im Jahr 2008 entlang des gesamten Oldenburger Grabens, so wurden im Jahr 2016 beide Reviere nördlich von Grube in älteren Brachen angelegt. Eine rückläufige Entwicklung wurde auch im übrigen Ostholstein beobachtet. Ursächlich kann dies mit der Populationsdichte von Kleinsäugern als häufig wesentlicher Nah- rungsquelle begründet werden. Im Allgemeinen stellt extensiv genutztes Grünland mehr Lebensräume für Insekten und Kleinsäuger bereit als intensiv genutztes Grün- land. Auch Ackerflächen mit eingestreuten Senken oder breiten Grünland- oder Blühstreifen bieten der Rohrweihe potenziell Nahrung. Im Gegensatz zu anderen Regionen bilden Wasservögel im Teilgebiet „Oldenburger Graben“ vermutlich keine Hauptnahrungsquelle; die Populationen an Gänsen, Enten und Blässhühnern sind eher gering einzuschätzen. Die Niederung des Oldenburger Grabens und sein Umland mit Grünland- und Acker- flächen sind mäßig strukturiert und verfügen deshalb über ein nur mäßiges Nah- rungsangebot für die Rohrweihe. Die allgemein rückläufige Entwicklung von Insekten und Kleinsäugern in der Agrarlandschaft wirkt sich folglich auch auf die Population der Rohrweihe aus. Eine Nutzungsextensivierung mit einer folgenden Erhöhung von Kleinsäugern und Vögeln auf den Flächen sollte mit einem positiven Effekt auf die Population der Rohrweihe verbunden sein. Die Nester legt die Rohrweihe bevorzugt in Altschilfbeständen an. Günstig sind nasse Standorte, es werden jedoch auch störungsarme trocknere Standorte gewählt. Solche potenziellen Brutplätze sind im Gebiet vorhanden. Des Weiteren spielen Prädatoren wie Wildschweine und Marderhunde in feuchten bis nassen Habitaten eine Rolle. Ihre Anzahl sollte deshalb im Vogelschutzgebiet möglichst gering sein.

5.1.2 Schilfrohrsänger und Blaukehlchen

Vom Schilfrohrsänger verringerte sich der Bestand von 38 Revieren im Jahr 2008 auf 30 Reviere im Jahr 2016. Eine vergleichbare Entwicklung zeigte sich laut KOOP (2017) auch in anderen Gebieten Ostholsteins. Der Erhaltungszustand wird als „hervorragend“ klassifiziert. Besiedelt werden vor allem am Oldenburger Graben entwickelte von Hochstaudenfluren und Weidengebüschen durchsetzte Schilfröhrichte. Die Reviere verteilen sich nicht gleichmäßig, sondern sie konzentrierten sich auf mehrere Fließgewässer-Abschnitte. Das Blaukehlchen wurde erstmals 2008 im Teilgebiet „Oldenburger Graben“ mit vier Brutpaaren nachgewiesen. 2016 gab es 66 Reviere. Damit war es 2016 das größte zu- sammenhängende Brutgebiet für diese Art in Ostholstein. Der Erhaltungszustand ver- besserte sich von „gut“ auf „hervorragend“. Die Reviere des Blaukehlchens lagen am Oldenburger Graben und an den Mündungs- bereichen kleiner Gräben des Niederungsgrünlandes. Nicht besiedelt ist der Abschnitt südlich Lütjendorf. Ausgewählt werden hochwüchsige terrestrische Altschilfsäume mit eingestreuten Hochstaudenfluren und Weidengebüschen. Um keine Nester der beiden Arten zu zerstören, dürfen Entkrautungen im Oldenburger Graben sowie Mäharbeiten an den Fließgewässer-Böschungen erst nach Abschluss der Brutsaison ausgeführt werden. Fließgewässer- und Grabenränder sollten nicht gleichzei- tig im gesamten Vogelschutzgebiet gemäht werden, um überjährige hochwüchsige

16 Strukturen für die folgende Brutsaison zu erhalten. Sie sollten abschnittsweise und nicht jährlich gepflegt werden. Auch bei der landwirtschaftlichen Mahd sollte im Grünland ein breiter Streifen zu Gräben von der sommerlichen Nutzung ausgespart bleiben, um das Blaukehlchen nicht zu be- einträchtigen. An Insekten und Kleintieren als Nahrung mangelte es diesen beiden Arten offenbar nicht. Die Bedingungen für die Ansiedlung weiterer Paare beider Arten sind günstig, wenn die langen durchgängigen Röhricht- und Hochstaudensäume erhalten bleiben.

5.1.3 Pirol

Der Priol besiedelt mit wenigen Individuen (2008: ein Brutpaar, 2016: drei Brutpaare) den „Oldenburger Graben“. Die Lage der Reviere wechselte. Der Erhaltungszustand wird mit „günstig“ bewertet. Sein Lebensraum umfasst lichte Wälder und Gebüsche aus Eiche, Erle und Weide auf feuchten bis nassen Standorten. Solche eher kleinflächigen, selten wenige Hektar gro- ßen Habitate sind vorhanden. Die Ernte von Pappeln, Schwarz- und Grauerlen bedeutet gegebenenfalls eine Beeinträchtigung des Lebensraumes, jedoch führen Windbruch und die Krankheiten Eschentriebsterben und Wurzelhalsfäule bei Erlen ebenfalls zu Verän- derungen der Habitatstrukturen. Die Gefahr einer gleichzeitigen Verschlechterung aller potenziellen Bruthabitate durch forstwirtschaftliche Eingriffe ist aufgrund der unterschied- lichen Eigentümer nicht zu erwarten. Eine wesentliche Verringerung von geeigneten Gehölzbeständen ist mittelfristig nicht wahrscheinlich, zumal sich junge Gehölzbestände auf natürliche Weise aus brachgefallenem Feuchtgrünland entwickeln.

5.1.4 Beutelmeise

Die Beutelmeise kam in den Untersuchungsjahren mit jeweils einem Brutpaar im Teilge- biet „Oldenburger Graben“ vor. Die Nester wurden an verschiedenen Standorten, jedoch immer im Übergang von Weidengebüschen zu Röhrichten, gefunden. Im „NSG Olden- burger Bruch“ gab es jeweils mehr Nachweise. Der Erhaltungszustand dieser Art wurde für das Vogelschutzgebiet als „gut“ eingestuft. Geeignete Bruthabitate mit hohen Einzelbäumen, Weidengebüschen und Röhrichten bzw. Hochstaudenfluren dürfte es in ausreichender Anzahl im Teilgebiet „Oldenburger Graben“ geben. Höhere Bruterfolge in warmen und trockenen Sommern und die sich aus dieser Witte- rungsabhängigkeit ergebenden Populationsschwankungen lassen sich indes nicht an- thropogen steuern.

5.1.5 Kranich

Der Kranich kam 2008 und 2016 mit jeweils zwei Brutpaaren vor. Bruterfolge wurden je- doch nicht registriert. Der Erhaltungszustand wird als „gut“ bezeichnet. Potenzielle Brutmöglichkeiten findet der Kranich in Bruchwäldern, in Röhrichten, im Nassgrünland und in Niedermooren. Ungestörte Gehölz- und Schilfbestände gibt es im Teilgebiet. Jedoch fehlt es in den meisten Jahren an anhaltenden Überschwemmungs- oder Vernässungsbereichen. Die Wasserstände fallen im Allgemeinen rasch, so dass Brutplätze nicht von Wasser umgeben sind. Eine Anhebung der Wasserstände, positiv sind mehrere Dezimeter Wasser während des Frühjahres, könnten den Bruterfolg verbessern. Dies ist jedoch unter den aktuellen Be- dingungen bestenfalls kleinflächig möglich.

17 5.1.6 Rohrdommel

Die Rohrdommel wurde zuletzt im Jahr 2008 bei Grube verhört. Seitdem gibt es keine Hinweise auf ein Brutrevier im Teilgebiet „Oldenburger Graben“. Früher boten die verlandenden Seen in der Niederung des Grabens mit ihren großen Röhrichten gute Lebensbedingungen für die Rohrdommel. Diese verschwanden mit den wasserbaulichen Maßnahmen und der In-Nutzungnahme dieser Areale im 20. Jahrhun- dert. Die verbliebenen größeren Schilfbereiche wurden zur Reetmahd genutzt. Diese un- terblieb im letzten Jahrzehnt. Die jetzt vorhandenen Altschilfbereiche stellen einen po- tenziellen Lebensraum für die Rohrdommel dar. Die Rohrdommel lebt in ausgedehnten Altschilfbeständen. Ihre Nahrung sucht sie in de- ckungsreichen Wasserflächen und Gräben. In zumeist etwas trockneren Bereichen legt sie ihr Nest an. Als Richtwert für einen geeigneten Lebensraum werden minimal 7 ha Wasserröhricht angegeben (LANU 2008). Auch wenn aktuell schmale bis etwas breitere Röhrichte nördlich und südlich des Grabens ausgebildet sind, handelt es sich bei ihnen vor allem um Landröhrichte auf feuchten bis nassen Standorten ohne offene Wasserflä- chen. Eine Verbesserung der Habitateigenschaften hängt von mehreren Faktoren ab: Einer- seits ist der Wasserstand in einzelnen Bereichen so weit anzuheben, dass es zu lang- anhaltenden Überstauungen kommt. Dies ist nur in wenigen wasserwirtschaftlich ab- grenzbaren Arealen, wie zum Beispiel südlich von Gut Gaarz und Klenau, möglich. Die- se Areale sollten zudem eine ausreichende Größe und ein geeignetes störungsarmes Umfeld aufweisen. Sie sollten außerdem in unmittelbarer Nähe zum Graben liegen, so dass dessen offene Wasserfläche als Nahrungshabitat genutzt werden kann. Ob das Nahrungsangebot jedoch ausreichend ist, ist ungewiss. Eine Mahd von Altschilf-Beständen verschlechtert die Situation für brutwillige Rohrdom- meln, insofern ist die Wiederaufnahme einer Reetmahd im Hinblick auf die Rohrdommel und andere Röhricht bewohnende Vogelarten vor einer behördlichen Genehmigung zu prüfen.

5.2 Arten des Offenlandes

Brutvogelarten des Offenlandes sind im Gebiet wie im gesamten Land Schleswig- Holstein rückläufig in ihrer Entwicklung, trotz der unverändert ausgedehnten offenen Grünlandniederung des Oldenburger Grabens. Die Populationsstärken der Arten verrin- gerten sich, einige Arten verschwanden. Es kommen folgende wertgebende Brutvogelarten im Schutzgebiet vor: Braunkehlchen, Kiebitz, Weißstorch und Wachtel. Ihr Erhaltungszustand ist „ungünstig“ oder „gut“. 2008 noch präsent, 2016 jedoch nicht mehr nachgewiesen wurden Bekassine und Rotschen- kel als Brutvogelarten. Zu den naturschutzrelevanten Rastvogelarten zählen Goldregenpfeifer, Sumpfohreule und Kornweihe. Daten über das Vorkommen von Rastvögeln liegen nicht vor.

5.2.1 Braunkehlchen

Das Braunkehlchen wurde im Jahr 2016 mit sechs Brutpaaren in der halboffenen Weide- landschaft bei Gut Gaarz und mit einem Brutpaar im Bereich der Weideeinheit „Gruber Bruch“ dokumentiert. Die Entwicklung ist rückläufig, denn im Jahr 2008 waren es 12 Brutpaare in diesem Teilgebiet. Vormals besetzte Reviere an den Rändern von Grün- ländereien und Brachflächen im westlichen wie im östlichen Graben blieben verwaist. Im Jahr 2000 war der Bestand mit 26 Paaren im gesamten Schutzgebiet erheblich höher. Der Erhaltungszustand ist „ungünstig“. Diese negative Bestandesentwicklung wurde auch in anderen Regionen des Landes registriert.

18 Für die Kartierung von Brutvögeln werden beim Braunkehlchen singende Männchen er- fasst. Ob sich alle Männchen verpaaren, bleibt häufig ungewiss. In Revieren mit intensiv genutztem Grünland ist der Anteil unverpaarter Männchen jedoch deutlich höher in Re- vieren mit extensiver Grünland-Nutzung (EVERS et al. 2018). Auch bei Brutpaaren ist der Reproduktionserfolg in Revieren in intensiv genutztem Grünland geringer. Die vom Braunkehlchen bevorzugten Habitate sind reich strukturierte Offenland- und Saumstrukturen mit bodennaher Deckung für die Nestanlage sowie mit höheren krauti- gen und holzigen Pflanzen als Ansitz- und Singwarte. Solche Habitate finden sich häufig an Graben- und Parzellenrändern, in extensiv beweidetem Grünland sowie am Über- gang zu nassen brachgefallenen oder mit Gehölzen bewachsenen Bereichen. Sie sind zu erhalten. Eine Förderung von solchen Strukturen durch Nutzungsänderung ist wün- schenswert, zumal es sich um ein ausgedehntes Niederungsgebiet mit entsprechendem Potenzial handelt. Geeignete Maßnahmen sind das ein- oder mehrjährige Stilllegen von breiten Rändern eines Grünlandes sowie eine Verringerung der Nutzungsintensität auf derselben Parzelle mit dem Ziel, einerseits eine größere Strukturvielfalt im Pflanzenbe- stand zu erreichen und andererseits mehr Lebensräume für Insekten als Hauptnahrung des Braunkehlchens zu schaffen. Hochstauden, niedrige Sträucher sowie Zaunpfähle gehören zum Habitat eines Braun- kehlchens. Sie sollten als Sing- und Sitzwarte erhalten bleiben. Sträucher können abge- sägt werden, da sie wieder austreiben und im jungen Alter für diese Vogelart wichtiger sind als ältere Exemplare. Höhere Gehölze werden meist nicht vom Braunkehlchen an- genommen. Sie werden eher von Raben- und Greifvögeln als Prädatoren genutzt. Des- halb sollten in der offenen Niederung keine Gehölzpflanzungen vorgenommen werden.

5.2.2 Kiebitz

Die früher in der Niederung häufige Art Kiebitz entwickelte sich stark rückläufig. Bis zum Jahr 2008 sank der Bestand innerhalb des Schutzgebietes auf 29 Brutpaare. Diese ka- men besonders im Schwienkuhlener Bruch, im Quaaler Bruch und in der Weideland- schaft „Gruber Bruch“ vor. Im Jahr 2016 jedoch waren es nur noch vier Revierpaare. Zwei Paare siedelten im Quaaler Bruch und zwei im Gruber Bruch. Wie in allen Jahren unternahmen weitere Paare vergebliche Brutversuche auf den angrenzenden Maisäckern. Der Erhaltungszustand des Kiebitz wird mit „C“ für „schlecht“ beurteilt. Der Kiebitz lebt in großräumig niedrigwüchsigen Flächen, die flach überstaut sein kön- nen oder die offene Flachgewässer zur Nahrungssuche aufweisen können. Solche Be- dingungen sind in der überwiegend konventionell genutzten Grünland-Niederung des Oldenburger Grabens kaum ausgebildet. Im Grünland sind die störungsfreien Zeiten nach Walzen und Düngen bis zum Aufwachsen des zu mähenden Aufwuchses für Re- vier- und Partnersuche sowie für die Brut von Kiebitz und anderen im Grünland brüten- den Arten häufig zu kurz. So wird das Gelege vom Aufwuchs überwachsen, der brüten- de Vogel hat keine ausreichende Sicht auf die Umgebung und gibt das Brutgeschäft auf. Sollten Küken geschlüpft sein, leben sie im dichten Grasaufwuchs statt in einer vegetati- onsarmen oder kurzrasigen Fläche. Eier und Küken fallen darüber hinaus Mähgeräten und weiteren Maschinen zum Opfer. Ein Aussparen von Gelegen bei der Mahd ist möglich, setzt jedoch Kenntnis beim Landwirt über die genaue Lage des Brutplatzes sowie Idealismus und ehrenamtliches Engagement voraus. Selbst bei später Nutzung oder bei extensiver Beweidung ungedüngten Grünlandes wir- ken sich gegebenenfalls die überständige sowie die aufwachsende Vegetation ungünstig auf Gelege und Jungvögel aus. Der Verzicht auf Düngemittel und eine geringere Nut- zungshäufigkeit erhöhen deshalb die Möglichkeit einer erfolgreichen Brut, sofern die Ve- getation auch im Frühjahr auf größerer zusammenhängender Fläche ausreichend kurz- rasig ist. Solche Bedingungen sind in der Weidelandschaft bei Gaarz nicht gegeben. Ein großer Bereich wird von hochwüchsigen Arten wie Rohrglanzgras und Brennnessel do- miniert. Auf den kurzrasigen Bereich konzentrieren sich die Rinder, so dass bodenbrü-

19 tende Vögel bei der Brut gestört werden. Um diese Weideeinheit für Wiesenvögel wie den Kiebitz attraktiver zu gestalten, sollten die hochwüchsigen Dominanzbestände mög- lichst mehrfach im Jahr gemäht werden, das Mahd sollte abgefahren werden, um die Vegetationshöhe durch eine veränderte Zusammensetzung des Pflanzenbestandes zu reduzieren. Damit werden auch diese Bereiche wieder als Weide für die Rinder attraktiv. In der ebenfalls ohne Düngemittel mit geringer Viehdichte besetzten Weideeinheit „Gru- ber Bruch“ verringert das Aufkommen von Gehölzen die Habitateignung für den Kiebitz. Davon profitieren andere Vogelarten. Insofern sollte die Weideeinheit „Oldenburger Warder“ bei Gaarz für den Wiesenvogelschutz optimiert werden. Ersatzhabitate können unbewirtschaftete und möglichst vegetationsarme Ackerflächen darstellen; sofern sie den Kiebitzen eine ausreichende Weitsicht bieten Diese können auch in Maisflächen liegen, da dessen Hauptwachstumsphase nach dem Schlüpfen der Küken erfolgt. Es bieten sich je nach Vorfrucht Bereiche mit oder ohne Bodenbearbei- tung, überstaute Senken mit vegetationsarmen breiten Rändern, Kuppensituationen o- der nicht eingesäte Areale ausreichender Größe innerhalb der Nutzeinheit für das ein- malige Bereitstellen von Brutplätzen an. Sollten solche Bereiche, „nutzungsfreie Fens- ter“, im Rahmen von Förderprogrammen mehrjährig zur Verfügung gestellt werden, ist eine jährliche Bodenbearbeitung erforderlich, um das Aufkommen von mehrjährigen Ar- ten zu verhindern. Davon profitieren auch Feldlerche, Sand- und Flussregenpfeifer. – Da es innerhalb der Schutzgebietskulisse des „Oldenburger Grabens kaum Äcker gibt, ist das Bereitstellen von nutzungsfreien Fenstern auch außerhalb der Kulisse in unmittelba- rer Nähe empfehlenswert. Prädatoren wie Fuchs, Marderartige, Marderhund und Rabenvögel dezimieren ebenfalls Gelege und Jungvögel. Bäume als Ansitzwarten für Greif- und Rabenvögel sollten des- halb nicht in die Niederung gepflanzt werden. Ihrer Bejagung im Rahmen des Jagdge- setztes kommt deshalb eine besondere Rolle zu. Auch als Rastvogel sucht der Kiebitz das Gebiet auf. Sie fliegen sowohl das Grünland als auch die außerhalb des Schutzgebietes liegenden Äcker an. Neben einer offenen Landschaft ist eine großflächige Störungsarmut gegeben.

5.2.3 Wachtel

Die Wachtel hatte in den vergangenen Jahren ein (2008) bzw. drei Brutreviere (2016) in der Weidelandschaft „Oldenburger Warder“ bei Gaarz sowie im Quaaler Bruch. Der Er- haltungszustand dieser Art wird als „günstig“ eingestuft. Hochwüchsige Ruderal- oder Grasbestände in gehölzarmer Landschaft als Habitat sind im Teilgebiet „Oldenburger Graben“ in den genutzten nicht überschwemmten Niede- rungsbereichen gegeben, entweder an Gräben und Senken mit breitem nutzungsfreien Saum oder in den Weidelandschaften bei Gaarz und im Gruber Bruch mit höherwüchsi- gen Vegetationsbeständen. Da im Jahr 2008 auch Jungvögel beobachtet wurden, ist die Verfügbarkeit von pflanzli- cher und tierischer Nahrung in diesen Habitaten offenbar im Allgemeinen auch ausrei- chend. Folglich sollte die Wachtel auch zukünftig in einer nicht vollständig kurzrasigen und ge- hölzarmen Landschaft am Oldenburger Graben geeignete Lebensräume finden.

5.2.4 Weißstorch

Der Weißstorch brütet am Rande des Schutzgebietes „Oldenburger Graben“. In den letzten Jahren gab es drei Brutpaare in den Ortschaften Plügge, Altratjensdorf und Gru- be. 2016 wurden zwei und 2018 drei Jungstörche flügge (HEYNA 2018). Das Monitoring bezeichnet den Erhaltungszustand als „gut“. Neben den benachbarten Acker- und Grünlandarealen nutzt der Weißstorch das im Schutzgebiet liegende Grünland, um Amphibien, Mäuse, Insekten und Regenwürmer zu

20 suchen. Vereinzelte Kleingewässer und gut unterhaltene Gräben sowie häufig gemähtes Grünland bieten Amphibien und Mäusen nur einen bedingt geeigneten Lebensraum. Die Nahrungssituation kann verbessert werden, indem im Frühsommer wasserführende Gräben seltener entkrautet und entschlammt werden. Weitere Laichgewässer können durch das Aufweiten von Gräben, durch die Anlage von Kleingewässern vor allem im mineralischen Boden sowie durch das Anheben des mittleren Grundwasserstandes er- reicht werden.

5.2.5 Bekassine

Die Bekassine kam im Jahr 2008 mit einem Brutpaar im Gruber Bruch vor. Im Jahr 2016 gab es keinen Nachweis dieser bis in die 1980er Jahre häufigen Art. Der Erhaltungszu- stand ist folglich „ungünstig“. Die rückläufige Entwicklung dieser Art im gesamten Land Schleswig-Holstein ist mit dem Verlust von feuchten bis leicht überstauten deckungsreichen Grünland- und anderen mehr oder weniger offenen Standorten verbunden. Im Hinblick auf die Entwässerung des Gebietes traten in der letzten Zeit keine großflächigen anthropogen bedingten Ver- änderungen ein. Was die Grünlandwirtschaft betrifft, so wurde auch im Bereich des Oldenburger Grabens die Weidenutzung, sei es als Dauer- oder als Standweide, zu- gunsten von mehrfacher Mahd für die Silagegewinnung stark reduziert. Damit gingen Kleinstrukturen im Übergang von beweideten zu unbeweideten Bereichen sowie Berei- che mit unterschiedlicher Halmdichte und –höhe verloren. Die Anhebung von Wasser- ständen sowie eine Beweidung mit geringem Viehbesatz verbessert die Habitateignung für die Bekassine. Die gelegentliche Mahd von temporären oder dauerhaften Brachen auf nassen oder im Frühjahr überschwemmten Standorten oder die Mahd von deren Randbereichen, beispielsweise in Jahren mit wenig sommerlichen Niederschlägen, kann ebenfalls geeignete Brutplätze schaffen. Jedoch können auch natürliche Ursachen, wie ausbleibende Niederschläge im Winter bzw. Frühjahr, zu einem frühzeitigen Austrocknen von Bruthabitaten führen. Dies hatte vermutlich in den Jahren 2016 und 2018 einen negativen Effekt auf die Population der Bekassine.

5.2.6 Rotschenkel

Der Rotschenkel brütete im Jahr 2008 mit einem Paar im Gruber Bruch, 2016 gab es kein Brutpaar im Schutzgebiet „Oldenburger Graben“. Sein Erhaltungszustand wird folg- lich als „ungünstig“ eingestuft. Die möglichst parzellenscharfe mehrfache Mahd im Jahr lässt selten einen geeigneten Brutplatz für den Rotschenkel. Dieser wird nicht in Feuchtgrünland-Brachflächen, son- dern in etwas höherer Vegetation des aus eher niedrigwüchsigen Pflanzenarten zu- sammen gesetzten Grünlandes angelegt. Im „Oldenburger Graben“ werden die meisten Grünlandbestände und ihre ungenutzten oder nur gemulchten Ränder von hochwüchsi- gen Pflanzenarten wie Rohrglanzgras, Brennnessel und Schilf eingenommen und sind damit nicht als Brutplatz geeignet. Zur Verbesserung der Lebensbedingungen für den Rotschenkel sollte im Offenland in weiten Bereichen niedrigwüchsiges Grünland auf nassen Standorten entwickelt werden. Der Bruterfolg erhöht sich, wenn eine Beweidung mit wenigen Tieren oder eine Mahd erst nach dem Schlupf der Jungen aufgenommen wird. Eine Verbesserung der Nah- rungsverfügbarkeit kann durch offene flache zumindest im Frühsommer wassergefüllte Mulden oder Senken erreicht werden.

5.2.7 Neuntöter

Der Neuntöter breitete sich in den vergangenen Jahren sowohl im Teilgebiet „NSG Oldenburger Bruch“ als auch innerhalb des Teilgebietes „Oldenburger Grabens“ aus.

21 Waren es im Jahr 2008 im Teilgebiet „Oldenburger Graben“ 9 Paare (drei weitere Revie- re lagen in geringer Entfernung außerhalb des Schutzgebietes), so handelte es sich im Jahr 2016 um 20 Paare. Diese verteilen sich mehr oder weniger über das gesamte Ge- biet. Es resultiert ein „hervorragender“ Erhaltungszustand. Nahrung findet der Neuntöter an breiten Übergangszonen zwischen Gehölzbeständen und landwirtschaftlichen Nutzflächen, vor allem jedoch im strukturreichen Grünland. Be- weidetes Grünland bietet gegenüber gemähtem im Allgemeinen eine größere Struktur- vielfalt. Diese wird hervorgerufen durch unterschiedlich häufig beweidete Bereiche, durch die Anlage von Wegen und Liegeplätzen, die wiederum mehr Insektenarten bes- sere Entwicklungsmöglichkeiten und geringere Raumwiderstände bieten. Die höchste Artenvielfalt findet sich in beweideten und ungedüngten Beständen. Insofern ist die Nah- rungsverfügbarkeit in extensiv genutzten Weiden im Allgemeinen für den Neuntöter bes- ser. Die Umstellung von Mahd auf extensive Beweidung wäre für diese Art vorteilhaft. Aber auch bei großflächiger Mähnutzung ließe sich durch eine zeitlich gestaffelte Mahd und durch das Aussparen von Arealen (in Senken, an Gräben und Gehölzbeständen) eine bessere Nahrungsverfügbarkeit erreichen. Der Neuntöter benötigt Gehölze als Ansitzwarte und für die Anlage eines Nestes. Diese Gehölze können einzeln oder saumartig wachsen, gerne nimmt er dornhaltige Strauch- arten, gelegentlich brütet er auch in großen Haufen Buschwerk. Solche Strukturen sind im „Oldenburger Graben“ vorhanden. In älteren Brachen mit angrenzenden oder einge- streuten Gehölzen gab es südlich von Klenau im Jahr 2016 vier Reviere. Das Vorkommen von Solitärgehölzen ist nicht nur für den Neuntöter, sondern auch für Raben- und Greifvögel vorteilhaft. Der Neuntöter ist jedoch nicht auf hohe Strukturen angewiesen, er nutzt auch junge Sträucher, die das Gewicht von Raben- und Greifvö- geln nicht tragen können. Im Hinblick auf den Neuntöter sollten Gehölze in der offenen Landschaft vorkommen, im Hinblick auf bodenbrütende Vogelarten wie Kiebitz und Rot- schenkel sollten im genutzten Grünland vorhandene Gehölze gekappt werden, bevor sie sich als Ansitz für die größeren Vogelarten eignen.

5.3 Rastvögel

5.3.1 Goldregenpfeifer

Es wird geschätzt, dass sich nur 20 % aller ziehenden Goldregenpfeifer in den Schutz- gebieten Schleswig-Holsteins, vor allem an den beiden Küsten, aufhalten (LANU 2008). Tradierte binnenländische Standorte sind ebenfalls besonders wichtig für diese Art. Ei- ner der wenigen in Holstein ist der „Oldenburger Graben“. Im Standarddatenbogen wer- den 900 rastende Individuen angegeben. Der Goldregenpfeifer sucht während des Zuges Nahrung im kurzrasigen Grünland oder auf Ackerflächen (hauptsächlich mit Wintergetreide bestellte). Das Nahrungsangebot bestimmt die jeweilige Raststätte. Die Verfügbarkeit an Regenwürmern und Insekten ist auf feuchten oder nassen Dauergrünland-Standorten größer als auf grundwasserferne- ren Standorten. Folglich sollten mit organischen Düngestoffen versorgte Wiesen und beweidetes Grünland ergiebiger sein als lediglich mit Mineraldüngern bewirtschaftete Flächen. Mais wird oberhalb des „Oldenburger Grabens“ angebaut; die Flächen sind in der Regel wenig nahrungsreich für den Goldregepfeifer. Mit Raps und Wintergetreide bestellte Felder werden häufiger aufgesucht. Angeflogen werden jedoch nur Flächen, die eine ausreichende Weitsicht bieten und die deshalb ausreichend niedrigwüchsig sein müssen. Geeignete Verhältnisse findet der Goldregenpfeifer in der offenen Agrarland- schaft beidseits des Schutzgebietes. Da Goldregenpfeifer zu den häufigsten Schlagopfern von Windkraftanlagen gehören (GRÜNKORN et al. 2016), ist bei der Planung von neuen Anlagen außerhalb des Schutzgebietes ein am Raumnutzungsverhalten dieser Art ausgerichteter Abstand ein- zuhalten.

22 5.3.2 Sumpfohreule und Kornweihe

Sumpfohreule und Kornweihe rasten am „Oldenburger Graben“ während des Zuges vom Sommerrevier zum Überwinterungsgebiet. Für beide Arten sind maximal zehn Individu- en im Standarddatenbogen (siehe Tab.1) genannt. Beide Arten suchen Nahrung in gehölzarmen Feuchtgebieten, seien es offene Hoch- moorflächen, niedrigwüchsige Niedermoore, genutzte Marschländereien oder Dünen- landschaften. Mehr oder weniger vergleichbare Verhältnisse bietet das Teilgebiet „Oldenburger Graben“. Auch entsprechende Nahrungsgrundlagen wie kleine Säugetiere und Vögel kleinerer Statur, sind potenziell vorhanden. Ein großflächiges Offenhalten der Niederung durch regelmäßiges Nutzen der Grünland- und Ackerparzellen mit dem Ziel, Lebensräume für eine vielfältige Tierwelt zu erhalten oder ihr bessere Bedingungen zu schaffen, kommt auch diesen beiden Rastvogelarten zu Gute.

5.4 Wasserwirtschaft und Maßnahmen der Wasserrahmen-Richtlinie

Von den für das Teilgebiet „Oldenburger Graben“ relevanten Vogelarten sind die meis- ten auf feuchte bis nasse Standorte und deren Lebensräume angewiesen. Das Wasser- regime wurde jedoch tiefgreifend verändert, um den Wasserstand unter das Meeresni- veau zu senken. Ziel war eine verbesserte Nutzung aller Niederungsflächen. Das Fließgewässer selbst wird regelmäßig unterhalten, in dem der im Gewässer und auf seinen Böschungen wachsende Bewuchs gemäht wird. Die empfohlene „schonende Krautmahd“ (Erlass des MLUR vom 20.09.2010) soll nicht auf der ganzen Breite des Gewässers, sondern auf wechselnden Teilbreiten ausgeführt werden. Dieses Vorgehen schont den Lebensraum vieler im und am Fließgewässer lebender Organismen und för- dert damit Vogelarten wie den Eisvogel und die Rohrdommel. Die Entwässerung der Niedermoorböden selbst führt zu einer Absenkung des Grund- wasserstandes und somit zu einer besseren landwirtschaftlichen Nutzbarkeit, aber auch zu einer erhöhten Mineralisation des organischen Bodens mit entsprechenden Austrä- gen besonders von wassergelösten Stickstoff- und Phosphorverbindungen. Dieser Ab- bau des Niedermoorkörpers ist in der sackenden Geländeoberfläche sichtbar. Verände- rungen der Bodenstruktur und des Porengefüges bedingen darüber hinaus einen verän- derten Bodenwasserhaushalt. Diese Prozesse tragen zum Verlust von Arten und somit zur Verschlechterung von Habitaten für Pflanzen- und Tierarten bei. Eine Anhebung des Wasserstandes in der Niederung ist für Vogelarten wie Rohrdom- mel, Knäkente, Bekassine und Rotschenkel zu begrüßen. Die Wiederansiedlung dieser Arten und die Erhaltung von weiteren Arten des Nass- und Feuchtgrünlandes sind bei ausschließlicher Erhaltung der vorhandenen Nass- und Feuchtstandorte und bei unver- änderten Nutzungen nicht zu erwarten. Folglich sollten Anstrengungen unternommen werden, um den Wasserhaushalt der für den Naturschutz gesicherten Flächen optimal zu entwickeln. Da jedoch viele Flächen im privaten Eigentum sind, ist das großflächige Anheben des Wasserstandes in der Niederung durch Anheben des Wasserspiegels vom Oldenburger Graben um wenige Zentimeter Höhe unter den aktuellen Rahmenbedin- gungen nicht realisierbar. Vorstellbar ist die Vernässung von einzelnen Kögen oder von kleineren Einheiten, auch wenn damit ein hoher technischer und finanzieller Aufwand sowie das Bereitstellen von privaten Ländereien verbunden ist. Kleinflächige Maßnahmen zur Vernässung von einzelnen Parzellen, unabhängig von ih- rer Lage in der Niederung, sind zu begrüßen, sofern die Entwicklungsziele jenen der an- grenzenden Flächen entsprechen. Handelt es sich um genutzte Grünland-Parzellen, darf das Anheben der Abflusshöhe in den Gräben wie der Einbau von Stauen nicht zur ab- sehbaren Nichtbewirtschaftung dieser Flächen führen, denn die sich entwickelnde dau- erhaft hochwüchsige Ruderalvegetation beeinträchtigt die benachbarten Grünlandflä- chen als Lebensraum für Offenlandvögel. Eine solche Verschlechterung darf nicht durch

23 gezielte Maßnahmen eintreten. Gegebenenfalls ist vor solchen Planungen eine Verträg- lichkeitsprüfung durchzuführen. Das Abdichten von Gräben oder das Aufheben von Entwässerungseinrichtungen zur Vernässung von Flächen mit einer folgenden Nutzungsaufgabe empfiehlt sich hingegen aus avifaunistischer Sicht vor allem zur Erweiterung von bestehenden Röhrichten oder von Nassgrünland und somit zur Erweiterung des Lebensraumes von Röhricht bewoh- nenden Vogelarten (wie Rohrweihe) oder von Arten des Feuchtgrünlandes (wie Bekas- sine). Durch das Aufweiten von Gräben und die Anlage flacher temporär überstauter Senken werden Amphibien, Libellen und anderen Artengruppen zusätzliche Habitate geboten. Über ihren eigenen naturschutzfachlichen Wert hinaus bilden sie die Nahrungsgrundlage etlicher Vogelarten. Die Unterhaltung von Entwässerungssystemen wird zumeist erst mit Nutzungsaufgabe eingestellt, vorausgesetzt, es gibt oberhalb keinen Wasserableitungsbedarf. Der Beschattung von Fließgewässern wird naturschutzfachlich eine hohe Bedeutung beigemessen. Der Oldenburger Graben verläuft überwiegend gehölzfrei durch die Nie- derung, jedoch gibt es Abschnitte mit einseitigen Gehölzbeständen. Auch die zufließen- den Gräben weisen nur wenige begleitende Gehölze auf. Anpflanzungen der Uferbö- schungen engen den Lebensraum für Kiebitz, Feldlerche und andere Vogelarten erheb- lich ein. Um eine Verschlechterung des Schutzgebietes für Vogelarten des Offenlandes zu vermeiden, sind Gehölzpflanzungen zur Beschattung von Fließgewässern auf ihre Verträglichkeit zu prüfen.

5.5 Grünlandwirtschaft

Die weiträumigen Niederungsbereiche am Oldenburger Graben bieten vielen Vogelarten potenziell gute Lebensmöglichkeiten. Wiesenvögel wie Kiebitz und Rotschenkel stellen dieselben Ansprüche an ihr Habitat: feuchtes bis nasses Grünland, das im Winter kurz- rasig ist und deshalb im Winter wie im Frühjahr gute Sichtverhältnisse bietet. Die kurzfristigen Überschwemmungen nach größeren Niederschlagsereignissen können vor allem Kleinsäuger sowie im und am Boden lebende Wirbellose dezimieren. Diese Areale verlieren anschließend an Attraktivität für Prädatoren. Auch die geringe Anzahl von Bäumen als mögliche Ansitzwarten für Greif- und Rabenvögel wirkt sich potenziell positiv auf die Überlebenswahrscheinlichkeit von Bodengelegen und nestflüchtenden Küken aus. Die intensive Grünlandwirtschaft mit mehreren Ernteschnitten pro Jahr sorgt zwar für kurzrasige Verhältnisse im Winter. Jedoch ist die Bearbeitungsruhe im Frühjahr häufig zu kurz für einen Schlupf- bzw. einen Reproduktionserfolg. Insofern sind in den Mahd- gebieten liegende ungedüngte und zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzende Parzellen oder Teilbereiche als potenzielles Brutrevier für Kiebitze und andere auf dem Boden brü- tende Arten wünschenswert. Das Aufspüren von Gelegen und das Aussparen dieser Areale bei der Bewirtschaftung dient dem unmittelbaren und direkten Schutz der Vögel und sollte deshalb praktiziert werden. Deshalb sollen Möglichkeiten zur praktischen und finanziellen Unterstützung dieser einfachen Maßnahme geschaffen werden. Nach Vorgaben des Vertragsnaturschutzes oder anderer naturschutzfachlicher Vorga- ben sowie freiwillig extensiv genutztes Grünland sollte zum Ende der Vegetationsperio- de ebenfalls kurzwüchsig sein. Damit erhöht sich die Attraktivität dieser Grünländereien für rastende Wintergäste sowie für Wiesenvögel in der kommenden Brutsaison. Bleibt überständige Vegetation kleinräumig, beispielsweise in den Randbereichen, erhalten, können Braunkehlchen, Blaukehlchen, Wiesenpieper und Schafstelze hier geeignete Brutmöglichkeiten finden. Die Umstellung von Mahd auf Beweidung ist mit der Erhöhung von Strukturen verbun- den. Es bleiben bei der Beweidung Blütenpflanzen sowie Kleinstlebensräume beispiels-

24 weise für Insekten erhalten. Pfade und Lagerstätten stellen eigene Habitate dar. Abge- setzte Exkremente der Weidetiere werden von abbauenden Pilzen und von Insekten bewohnt. Von letzteren ernähren sich nicht nur viele Vogelarten wie Braunkehlchen, Wiesenpieper, Schafstelze und Neuntöter, sondern auch mehrere Fledermaus-Arten. Die Anlage vopn Flutmulden oder flachen Kleingewässern sowie die Aufweitung von Gräben können ebenfalls zur Verbesserung von Lebensbedingungen für einige Vogelar- ten beitragen. Jedoch sollte bei einer Ausführung in der offenen Landschaft sicherge- stellt sein, dass eine solche Maßnahme nicht zur Bildung hochwüchsiger Strukturen, die eine Sichtbarriere für Wiesenvögel darstellen, führt, denn dies wäre eine Verschlechte- rung für die zu fördernden Arten. Um Greif- und Rabenvögeln möglichst wenig Ansitzwarten zu bieten, sollten auch wei- terhin nur vereinzelte Bäume oder Sträucher in den Grünlandbereichen wachsen. Ge- hölzstreifen oder Waldbestände sind nicht im Schutzgebiet zu begründen.

5.6 Forstwirtschaft

Das Gebiet ist insgesamt eher waldarm. Angrenzend an den Oldenburger Graben gibt es Aufforstungsflächen mit Pappel, Grauerle und Schwarzerle sowie mit anderen Laub- gehölzen auf den etwas grundwasserferneren Standorten. Von den naturschutzrelevan- ten Vogelarten kommt Pirol in den Wäldern und Beutelmeise an den Übergängen von feuchten Wäldern zum Röhricht vor. Solche Standorte sind auch an den Rändern der forstwirtschaftlich interessanteren sowie an den weniger interessanten Standorten vor- handen. Des Weiteren bilden sich solche Strukturen auch nach der Nutzungsaufgabe von Grünland. In den Wäldern sollten einzelne hochwüchsige und breitkronige Bäume als Horstbaum für den Seeadler erhalten und entwickelt werden.

5.7 Brachen

In langjährigen Brachen entwickelten sich feuchte Hochstaudenfluren, Rohrglanzgras- und andere Röhrichte sowie Schilf-Röhrichte. In ihnen etablieren sich allmählich Sträu- cher und Bäume. Durch das Gehölzvorkommen verändert sich der Offenlandcharakter des Röhrichts. Dadurch verschlechtert sich gegebenenfalls der Lebensraum für Offen- landvögel sowie auch für Röhricht bewohnende Vogelarten. Zur Erhaltung dieser Habita- te kann eine Pflege durch Entnahme von Gehölzen oder durch eine Mahd des Aufwuch- ses (es sollte abgefahren werden, damit es nicht als Streuauflage im Bestand bleibt) er- forderlich sein. Auch die Aufnahme einer Beweidung kann gegebenenfalls dazu beitra- gen, einer verschlechterten Situation von Vogelarten des Offenlandes oder des Röh- richts entgegen zu wirken. Die Befürwortung einer solchen Maßnahme setzt den Blick auf die aktuelle Situation al- ler relevanten Vogelarten im Schutzgebiet voraus.

5.8 Reetmahd

Bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts wurden im Bereich von Gut Gaarz und Klenau Schilf-Röhrichte geschnitten. Diese früher für die Reetgewinnung genutzten Flächen stellen jetzt konkrete und potenzielle Brut- und Lebensräume für Rohrweihe (drei Re- vierpaare im Jahr 2008, ein Revierpaar im Jahr 2016), Rohschwirl (drei Revierpaare im Jahr 2008), Rohrdommel (aktuell kein Revierpaar) sowie für weitere Arten dar. Die genannten Vogelarten sind an Altschilf mit Knickhalmen und mit weiteren Struktur- elementen gebunden. Durch die Reetmahd verschwinden diese Strukturen. Im Vergleich zu nicht gemähten Beständen werden gemähte Bestände von mehr Halmen aufgebaut. Diese weisen einen geringeren Durchmesser und eine geringere Stabilität auf. In diesen viel gleichförmigeren Röhrichten verändert sich außerdem das Mikroklima, indem im

25 Winter tiefere Temperaturen und im Frühjahr höhere Temperaturen auf dem Boden herrschen. Mit der Etablierung von Gehölzen verlieren die Bestände unterschiedlich schnell ihre Eignung für Röhricht bewohnende Vogelarten. Vor diesem Hintergrund kann eine gele- gentliche Mahd der Röhrichte eine geeignete Maßnahme zur Erhaltung von Habitatei- genschaften für bestimmte Vogelarten sein. Um dies im Einzelfall zu prüfen, ist vor Wie- deraufnahme einer Reetmahd eine Verträglichkeitsprüfung durchzuführen.

5.9 Jagd

Nach den Bestimmungen der Vogelschutzrichtlinie (Artikel 7) sorgen die Mitgliedsstaa- ten insbesondere dafür, dass bei der Jagdausübung auf Vögel, auf die die Jagdvor- schriften finden, keine Jagd während der Brut- und Aufzuchtzeiten, des Rückzuges zu den Brutgebieten stattfindet. Entsprechendes gilt für das Zerstören bzw. Beschädigen von Nestern, das Sammeln und den Besitz von Eiern sowie absichtliche gravierende Störungen, vor allem zur Brutzeit. Jagdbare Arten wie Graugans können auch innerhalb der nach Jagdrecht festgelegten Schonzeiten bejagt werden. Es kann eine Ausnahmegenehmigung zur Schadensabwehr auf gefährdeten Grünland- und Ackerflächen beantragt werden. Die Notwendigkeit zur Abwehr erheblicher Schäden muss zuvor von anerkannten Sachverständigen festge- stellt und von der Unteren Jagdbehörde genehmigt werden. Die Ausübung der ordnungsgemäßen Jagd auf Hoch-, Schwarz- und Niederwild sowie auf andere jagdbare Arten führt nach aktuellem Kenntnisstand zu keiner Verschlechte- rung der zu erhaltenden naturschutzrelevanten Vogelarten. Gleichwohl sollten auch zu- künftig lärmintensive Verrichtungen wie der Bau von Hochsitzen und anderen jagdlichen Einrichtungen außerhalb der Brutzeit stattfinden. Auch sollten Schusswaffen möglichst nicht in der Nähe von Brutplätzen von Rohrweihe, Kranich, Seeadler zum Einsatz kom- men. Eier, Küken und auch Altvögel bodenbrütender Arten werden von Wildschwein sowie von Prädatoren wie Fuchs, Dachs, Marderartigen, Marderhund und Waschbär dezimiert. Deren Baue liegen oberhalb des mittleren Grundwassers, aber es gibt auch innerhalb des Schutzgebietes bzw. in erreichbarer Entfernung höher gelegene Standorte für Erd- baue. Unverpaarte Prädatoren sind ohnehin überall unterwegs. - Beutegreifer sollten in- tensiv bejagt werden. Ob weiterführende Maßnahmen zur Bejagung von Prädatoren erforderlich sind, wird ei- ne ausführliche Prüfung entsprechend des Prüfschemas des Prädationsmanagement- konzeptes des Landes Schleswig-Holstein ergeben (MELUND 2018). Der Einsatz von Drohnen für jagdliche oder landwirtschaftliche Zwecke, wie zur Suche nach Rehkitzen oder von bodenbrütenden Vogelarten vor der Mahd von Grünländereien oder zur Kontrolle von Ackerkulturen, fällt unter das Verbot der Luftfahrtzulassungsver- ordnung (§ 21b, Abs. 1, Ziffer 6 der LuftVZO, 2017) und setzt deshalb die Zustimmung der zuständigen Behörden voraus.

5.10 Freizeitnutzung und Sport

Die geringe Nutzung der wenigen Wirtschaftswege im Schutzgebiet gewährleistet eine relativ große Störungsarmut für die Vogelarten des Offenlandes und der Röhrichte durch Spaziergänger, Hundehalter, Radfahrende und andere Erholungssuchende. Deshalb ist von einer flächenhaften Ausweitung der Sport- und Freizeitnutzung abzusehen. West- lich vom Urlaubsort Dahme ist ein geeigneter Rundweg durch den Gruber Bruch vor- handen. Ein Aussichtshügel bietet zudem einen Blick in die beweidete und dem Natur- schutz gewidmete Landschaft. Gleichwohl ist darauf zu achten, dass Hunde auf den öf- fentlichen Wegen bleiben und diese verlassen, Hundehalter dürfen nicht genutzte oder ungenutzte Felder als Auslauf für ihre Tiere nutzen.

26 Der Landessportverband Schleswig-Holstein e.V. schloss im Jahr 2008 für seine Spar- ten Segelsport, Kanusport, Rudersport, Motorbootsport, Tauchsport, Pferdesport und Schlittenhundesport mit dem Land Schleswig-Holstein eine freiwillige Vereinbarung über Natura2000-Gebiete einschließlich des Vogelschutzgebietes „Oldenburger Graben“. Gemäß Neufassung der Vereinbarung aus dem Jahr 2012 sind die Aktivitäten des orga- nisierten Sportes unter Beteiligung des Landessportverbandes gebietsspezifisch näher zu beschreiben und in die Managementplanung zu übertragen. Die Absichtserklärungen über „Natura 2000 und Sport“ zwischen dem Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein bzw. dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein und dem Landessportverein Schleswig-Holstein e.V. aus den Jahren 2002 und 2012 (LSV 2002, 2012) werden ergänzt durch die „Freiwillige Rahmenvereinbarung über das „um- weltfreundliche Kanu- und Ruderwandern in Schleswig-Holstein“ (LSV 2008a) mit dem „Großraum Fehmarn und Wagrien (5)“ im Speziellen (LSV 2008b). In letzterem wird der Oldenburger Graben nicht als Wassersportrevier aufgeführt. Das Gewässer des Oldenburger Grabens wird abschnittsweise von Biotopen wie Röh- richten und Weidengebüsche gesäumt, diese sind Bruthabitat von den naturschutzrele- vanten Arten Schilfrohrsänger und Blaukehlchen. Beide Arten kommen hier in großer Anzahl vor. Bislang ist das Gewässer ganzjährig für Boote und Wassersportaktivitäten gesperrt. Diese Regelung ist auch zukünftig fortzusetzten. Der LSV nennt den Pferdesport und seinen Umfang in der Region. Geritten wird auf den vorhandenen Wegen und ihren Banketten. Aus Sicht des LSV fehlen den Pferde- sportlern Vernetzungen über den Oldenburger Graben. Mit Blick auf die Erhaltungsziele des Vogelschutzgebietes setzt die Neuanlage von Reit- und Erholungswegen eine Ver- träglichkeitsprüfung voraus. Bislang führte der Pferdesport zu keinen Beeinträchtigungen in Bezug auf die Belange des Vogelschutzes. Ein Luftsportplatz befindet am Rand des Vogelschutzgebietes, ein kleiner Teil der Lan- debahn liegt innerhalb, das Gros des Geländes liegt außerhalb des Schutzgebietes. Luftsport wird mit Motorflugzeugen, Segelfliegern und Motorseglern betrieben. Geflogen wird während der Urlaubszeit täglich, ansonsten hauptsächlich am Wochenende. Nach aktuellen Kenntnissen gibt es keine negativen Auswirkungen auf die wertgeben- den Arten des Vogelschutzgebietes „Oldenburger Graben“.

5.1 Mögliche Zielkonflikte

Das Schutzgebiet ist überwiegend räumlich klar getrennt in die Habitate Fließgewässer mit Röhricht, Brachen, Wäldchen und genutztes Grünland. Die Habitate werden von un- terschiedlichen Vogelgilden bewohnt. Deshalb treten grundsätzlich keine Zielkonflikte zwischen deren verschiedenen Ansprüchen auf. Die Entwicklung von artenreichem, extensiv zu nutzendem feuchtem bis nassem Grün- land ist großflächig anzustreben, um den in den Erhaltungszielen genannten Vogelarten des Offenlandes langfristig im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ geeignete Le- bensbedingungen bieten zu können. Die Ziele der europäischen Wasserrahmen-Richtlinie zur Erhaltung und zur Wiederher- stellung eines „guten ökologischen Zustandes von Fließ- und Stillgewässern widerspre- chen in der Regel nicht den Zielen des Vogelschutzes. Verbesserungen der Wasserqua- lität fördern meistens ein breiteres Spektrum an Kleinlebewesen und bescheren damit auch ein verbessertes Nahrungsangebot für naturschutzrelevante Vogelarten. Für die Wiesen- und die Rastvogelarten kann rasch eine Verschlechterung durch eine Barriere- wirkung eintreten, wenn das Ufer des Oldenburger Grabens im Offenland auch nur ab- schnittsweise mit Gehölzen bepflanzt wird. Hier ist zuvor eine sorgfältige Abwägung der Schutzgüter vorzunehmen.

27 6 Maßnahmenkatalog

Die Ausführungen zu den Ziffern 6.2. bis 6.7. wurden durch die Maßnahmenblätter in der Anlage 7 konkretisiert.

6.1 Bisher durchgeführte Maßnahmen

6.1.1 Flächensicherung und Weideeinheiten

Es wurden in der Vergangenheit innerhalb und außerhalb des Schutzgebietes Flächen vom Kreis Ostholstein sowie vom Land Schleswig-Holstein zugunsten einer Naturschutz- Stiftung erworben. Diese Flächen sind zur Grünlandnutzung verpachtet, liegen brach oder sind mit Gehölzbeständen bestockt. Es wurden zwei große Weideeinheiten, Weideinheit „Oldenburger Warder“ südlich Gaarz und Weideeinheit „Gruber Bruch“, eingerichtet. In der Weideeinheit bei Gaarz wurden Rohrleitungen aufgenommen und Mulden für temporäre Gewässer angelegt. In der Weideeinheit „Gruber Bruch“ wurden nach Aufnahme der Entwässerungseinrichtun- gen flachere und tiefere Gewässer geschaffen. Ein Aussichtshügel mit Informationsta- feln lädt Besuchende ein. In den „Plügger Wiesen“ wurde die parzelleninterne Entwässe- rung weitgehend aufgehoben, um Wiesenvögeln in dieser Einheit bessere Bedingungen zu bieten.

6.2 Notwendige Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen

Die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen dienen der Konkretisierung des sogenannten Verschlechterungsverbotes (§ 33 Abs. 1 BNatSchG ggf. i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatschG), das verbindlich einzuhalten ist. Bei Abweichungen hiervon ist in der Regel eine Verträg- lichkeitsprüfung durchzuführen.

6.2.1 Erhaltung des Bodenwasserhaushaltes – Vogelarten des Offenlandes und der Röhrichte

Zur Erhaltung der feuchten bis nassen Standorte als Lebensraum typischer Arten ist ein Absenken der aktuellen Bodenwasserstände durch die Neuanlage von Drainagen oder Gräben oder eine Vertiefung vorhandener Einrichtung nicht zulässig (§ 24 LNatSchG). (keine Darstellung in der Karte)

6.2.2 Unterhaltung der Fließgewässer und Pflege ihrer Böschungen - Vogelar- ten der Röhrichte

Bei der Unterhaltung der Fließgewässer, vor allem des Oldenburger Grabens, sind die naturschutzfachlichen Anforderungen gemäß Erlass des MLUR vom 20.09.2010 anzu- wenden. Bei Entkrautungs- und anderen Unterhaltungsmaßnahmen, die innerhalb der Gewässer durchgeführt werden, sind die Lebensräume von Fischen und Wirbellosen als Bestandteil des Ökosystems und als Nahrungsgrundlage einiger naturschutzrelevanter Vogelarten zu erhalten und deshalb besonders zu berücksichtigen. Zum Schutz der Röhricht bewohnenden Vogelarten Blaukehlchen und Schilfrohrsänger sind die Böschungen des Oldenburger Grabens und seiner zuführenden Gewässer au- ßerhalb der Brutzeiten zu mähen.

6.2.3 Verträglichkeitsprüfung vor Wiederaufnahme einer Reetmahd - Vogelar- ten des Röhrichts

Eine Mahd von größeren Altschilf-Beständen bedeutet eine verschlechterte Situation für Röhricht bewohnende Arten, insofern ist die Wiederaufnahme einer Reetmahd im Hin-

28 blick auf Rohrweihe und andere Röhricht bewohnende Vogelarten zu prüfen. (keine Darstellung in der Karte)

6.2.4 Erhaltung von Grünland – Vogelarten des Offenlandes

Im Vogelschutzgebiet ist es verboten, Dauergrünland in Acker (einschließlich Plantagen für Kurzumtrieb, Weihnachtsbäume oder Schmuckreisig) umzuwandeln (§ 24 LNatSchG). (In der Karte sind möglicherweise nach Landwirtschaftsrecht als Acker eingestufte Flä- chen als Dauergrünland dargestellt, da Daten über deren Status nicht einsehbar sind.)

6.2.5 Offenhalten des Schutzgebietes ohne Erstaufforstungen und uferbeglei- tende Gehölze – Vogelarten des Offenlandes sowie Rastvogelarten

Zum Schutz des Offenlandes als Brut- und Nahrungsrevier der zu erhaltenden Arten des Grünlandes sowie der rastenden Vogelarten sind die Erstaufforstung von Flächen, die Neuanlage von Knicks oder Gehölzstreifen sowie das Anpflanzen von die Gewässer be- schattenden Gehölzen nicht zulässig. Entsprechende Vorhaben setzen eine Verträglichkeitsprüfung voraus.

6.2.6 Erhaltung von hochwüchsigen Bäumen in Wäldern – Pirol, Seeadler

In den Wäldern auf grundwassernahen und –fernen Standorten sind einige hochwüchsi- ge Bäume als Brutplatz für Sing- und Greifvögel zu erhalten.

6.2.7 Erhaltung der Störungsarmut im Offenland – Vogelarten des Offenlandes und Rastvogelarten

Sowohl während der Brutzeit als auch außerhalb der Brutzeit muss das Schutzgebiet weiterhin von Störungen frei gehalten werden. Gemeint sind das Aufscheuchen der Vögel an den Brut- und Raststätten durch Unter- schreiten der Fluchtdistanzen bei Annährungen von Land- oder Wasserfahrzeugen, Flugkörpern, von Erholungssuchen oder (freilaufenden) Hunden sowie von anderen Störquellen. Erholungssuchende und auszuführende Hunde sowie Reitende nutzen deshalb aus- schließlich freigegebene Wege (§ 31 LNatSchG) und öffentliche Straßen (§ 30 LNatSchG). Erforderliche Arbeiten der Land- und Forstwirtschaft, der Wasserwirtschaft und der Jagd können zum Unterschreiten von Fluchtdistanzen führen.

6.2.8 Keine unbemannten Luftfahrtsysteme und Flugmodelle – alle Vogelarten

Der Betrieb von unbemannten Luftfahrtsystemen (einschließlich Drohnen) und Flugmo- dellen ist wegen möglichen Aufscheuchens oder möglicher Gefährdung von Vögeln in- nerhalb des Vogelschutzgebietes verboten (§ 21b, Abs. 1, Ziffer 6 der LuftVZO, 2017). Ihr Einsatz für jagdliche Belange, land- und forstwirtschaftliche Zwecke ist an den recht- lichen Vorgaben unter Beachtung artenschutzrechtlicher Vorgaben auszurichten und bedarf einer Zustimmung der zuständigen Behörden.

6.2.9 Befahren des Oldenburger Grabens – Röhricht bewohnende Vogelarten

Das Befahren des Oldenburger Grabens mit Booten und Wassersportgeräten ist zum Schutz der Vogelwelt weiterhin ganzjährig nicht zu gewähren.

29 6.2.10 Prädatorenbejagung

Die Bejagung von Prädatoren (Fuchs, Marderhund, Marderartige, Waschbär, Rabenkrä- he, etc.) soll im bestehenden Rahmen beibehalten werden. Eine Festlegung weiterfüh- render Maßnahmen erfolgt nach einer Prüfung entsprechend des Prüfschemas des Prädationsmanagementkonzeptes des Landes Schleswig-Holstein (MELUND 2018). (keine Darstellung in der Karte)

6.2.11 Freihalten des Schutzgebietes von Hochspannungsleitungen und Wind- kraftanlagen

Zum Schutz der Großvögel wie Seeadler sowie der Wintergäste Kornweihe und Sumpfohreule sowie durchziehender und rastender Greifvögel, Gänsen, Enten, Limiko- len und Singvögeln ist das Gebiet von Strukturen wie Windkraftanlagen und Hochspan- nungsleitungen freizuhalten. (keine Darstellung in der Karte)

6.3 Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen

Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die über das Verschlechterungsverbot hinaus- gehen und einer Verbesserung des Zustandes der in den Erhaltungszielen genannten Lebensraumtypen oder Arten dienen. Sie werden auf freiwilliger Basis durchgeführt.

6.3.1 Verbesserung der Fließgewässer und des Oldenburger Grabens – Rohr- weihe, Weißstorch, Rohrdommel

Maßnahmen zum Erreichen des „guten ökologischen Zustandes“ sollen Fließgewässer, auch den Oldenburger Graben, in ihrer eigendynamische Entwicklung unterstützen, die Strukturvielfalt erhöhen und die Nährstoffbelastung von Fließ- und Stillgewässern redu- zieren. Diese über die WRRL und über andere Vorhabenträger veranlassten Maßnah- men sollen die Lebensbedingungen vieler im Wasser lebender Organismen verbessern. Sie können somit auch zu Verbesserung der Nahrungsgrundlage einiger zu erhaltender Vogelarten im Vogelschutzgebiet „Oldenburger Graben“ beitragen. (keine Darstellung in der Karte)

6.3.2 Gestaffelte Unterhaltung der Fließgewässer-Böschungen außerhalb der Brutzeit – Schilfrohrsänger, Blaukehlchen

Um ausreichend Brutmöglichkeiten in überjährigen Strukturen zu belassen, sollten nicht alle Gewässerränder im selben Jahr gemäht werden. Ihre Pflege ist räumlich und zeitlich zu staffeln, entweder gewässerweise, abschnittsweise oder seitenweise, so dass Auf- wuchs als Bruthabitat für das kommende Jahr erhalten bleibt.

6.3.3 Fortsetzung der Nutzungsaufgabe - Vogelarten des Röhrichts

Alte Brachen bleiben weiterhin der Sukzession überlassen. Sie werden sich über lange Zeiträume zu Gebüsch- und Waldbeständen entwickeln. Die Wiederaufnahme einer (Pflege-) Nutzung bedarf einer behördlichen Entscheidung (gemäß § 34 Abs. 6 BNatSchG). Das Einbeziehen solcher Bestände in Weideeinheiten bedarf einer sorgfältigen Abwä- gung der Belange einzelner Vogelgilden. Sofern möglich, sollten bestehende Entwässerungssysteme nicht mehr gepflegt oder aufgegeben werden.

30 6.3.4 Pflege von Röhrichten und Hochstauden – Vogelarten des Röhrichts

Zur Erhaltung des Röhrichts und der Hochstauden als Lebensraum für Vogelarten des Röhrichts sollte die Ausbildung von größeren Gebüschen durch Absägen von Gehölzen verhindert werden. Die Gehölze sollten zeitlich gestaffelt entfernt werden, das Material sollte abtransportiert werden. Alternativ kann der gesamte krautige und holzige Aufwuchs außerhalb der Brutsaison auf einer größeren Fläche gemäht und abgefahren werden. Einzelne Sträucher im Röhricht oder auf grundwasserferneren Standorten werden hin- gegen auch von Blaukehlchen, Bartmeise oder Neuntöter bewohnt. Der Bedarf zur Pflege von Hochstauden oder Röhrichten sollte sich an der Entwicklung der betreffenden Vogelgilden orientieren. Diese werden im Rahmen des Brutvogel- Monitorings regelmäßig erfasst.

6.3.5 Entwicklung genutzten Grünlandes – Wiesen- und Greifvogelarten

Zur Erhöhung der floristischen Vielfalt und zur Verbesserung der Lebensbedingungen für charakteristische Tierarten sowie gegebenenfalls zur Verringerung von Nährstoffaus- trägen sollte das Grünland mit geringer Intensität genutzt werden. Auf Maßnahmen zur Narbenverbesserung sollte verzichtet werden. Der Verzicht auf Düngung, eine geringe Mahdfrequenz und/oder ein niedriger Viehbesatz schaffen eine größere Strukturvielfalt. Diese Maßnahme hat zum Ziel, mehr Lebensraum für Insekten und andere Kleintiere als Nahrungsgrundlage für Wiesenvögel und für Greifvögel (Rohrweihe, Kornweihe, Sumpfohreule) zu schaffen.

6.3.6 Nutzungsverzicht auf Randstreifen – Wiesen- und Greifvogelarten

Bei der Grünlandnutzung kann ein breiter Streifen zum Parzellenrand oder um eine Senke für zwei oder mehr Jahre ausgespart werden, um Braunkehlchen, Blaukehlchen und Wachtel überständige Vegetation als Habitate zu bieten. Davon profitieren ebenfalls Kleinsäuger, eine Nahrungsgrundlage beispielsweise für Rohrweihe und Weißstorch.

6.3.7 Kurzrasigkeit des Grünlandes zum Winter - Kiebitz, Goldregenpfeifer

Grünland sollte zum Ende der Vegetationsperiode möglichst kurzrasig sein, um es für rastende Vogelarten wie Goldregenpfeifer und für Wiesenvogelarten im Folgejahr mög- lichst attraktiv zu sein. Dies kann auch auf Teilflächen mit einer späten Mahd oder einer intensiven Nachbeweidung erreicht werden.

6.3.8 Entwicklung der „Plügger Wiesen“ und des „Oldenburger Warder“ zu Wiesenvogelgebieten – Kiebitz, Rotschenkel

Die „Plügger Wiesen“ und die Weideeinheit „Oldenburger Warder“ südlich von Gut Gaarz sollte weiterhin ohne Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln extensiv ge- nutzt oder gepflegt und nicht der Sukzession überlassen werden. Ihre Entwicklung sollte sich an den Bedürfnissen von Wiesenvogelarten wie Kiebitz und Rotschenkel ausrich- ten. Die großflächig hochwüchsigen Pflanzenbestände sollten innerhalb weniger Jahre durch mehrfache Mahd im Jahr und Abfuhr des Mahdgutes (auch in der Weideeinheit möglichst mit einem Abtransport des Aufwuchses und durch intensive Beweidung dieser Areale) in geeignete Habitate überführt werden. Sowohl gemähte als auch extensiv beweidete Flächen sollten große zusammenhängen- de Bereiche mit kurzrasigem Aufwuchs zum Ende der Vegetationsperiode aufweisen. Sofern möglich und mit dem Ziel Wiesenvogelschutz vereinbar, können weitere Maß- nahmen zur Verringerung der Binnenentwässerung ergriffen werden.

31 6.3.9 Entwicklung der Wälder – Pirol

Zur Entwicklung von strukturreichen Wäldern mit unterschiedlichen Altersphasen und Entwicklungsstufen sollten nach der Holzernte, nach Windbruch, nach krankheitsbeding- tem Absterben oder nach Kalamitäten standortheimische Laubgehölze gepflanzt wer- den. Das Pflanzen von Kleingruppen verschiedener Arten schafft mehr Vielfalt in Bezug auf die Zusammensetzung und auf das Alter der Bestände. Auf nassen Standorten sollte auf Pflanzungen verzichtet werden, hier sollten sich be- sonders Weiden-Arten und Schwarzerle auf natürliche Weise ansiedeln und ausbreiten. Bei der Holzernte sollten einzelne ältere Bäume ausgespart und erhalten bleiben Der Anteil charakteristisch gewachsener oder mit Höhlen versehener Bäumen sollte erhöht werden. Es sollte auf einen zu entwickelnden höheren Anteil an stehendem und liegen- dem Totholz geachtet werden. Von solchen Maßnahmen profitieren außer dem Pirol Großvogelarten, Singvogelarten, Spechte und Fledermausarten.

6.3.10 Verbesserung von Waldrändern – Neuntöter

Zur Verbesserung von äußeren Waldrändern auf grundwasserferneren Standorten emp- fiehlt sich ein Saum aus verschiedenen Straucharten. Dornige Arten sollten für den Neuntöter gewählt werden. Sträucher können nach einem Einschlag in die erste Reihe oder vor diese gesetzt werden.

6.3.11 Bereitstellen von nutzungsfreien Arealen im Acker – Kiebitz, Feldlerche

Bestimmte Bereiche ausreichender Größe (mindestens 25 m²) können bei der Einsaat von Feldfrüchten ausgespart werden, sofern sie einen Abstand zu den Fahrgassen (kein Befahren der Areale, schlechtere Erreichbarkeit für Raubsäuger), zum Feldrand (min- destens 25 m) und zu Gehölzbeständen (mindestens 50 m wegen der Ansitzmöglichkeit für Greifvögel) aufweisen. Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen sollten in diesen nutzungsfreien Arealen nicht erfolgen. Nach der Ernte wird der Bereich wieder in die Bewirtschaftung des Ackers einbezogen. Bei mehrjähriger Bereitstellung von Arealen ist eine jährliche Bodenbearbeitung erfor- derlich, um das Aufkommen mehrjähriger Pflanzenarten zu unterbinden.

6.3.12 Klein- und großräumige Vernässung der Niederung – Kiebitz, Rohrdom- mel

Zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Vogelarten der genutzten wie der unge- nutzten Feucht- und Nassstandorte sowie zur Wiederansiedlung von Arten wie bei- spielsweise Rohrdommel und Tüpfelsumpfhuhn ist eine Anhebung des Wasserstandes des Oldenburger Grabens von aktuell 1,90 m unter NN auf einen dem Meeresspiegel weiter angenähertem Stand wünschenswert. Kleinräumigere Möglichkeiten zur Erhöhung des mittleren Grundwasserstandes beste- hen darin, die Abflusshöhe einzelner Vorfluter zu erhöhen. Dies bedingt eventuell die wasserwirtschaftliche Abkoppelung von arrondierten Einheiten. Kleinflächige Vernässungen können durch Aufheben von parzelleninternen Entwässe- rungseinrichtungen erreicht werden. Grabenaufweitungen oder die Anlage von flachen Mulden sollten in der offenen Landschaft nur ergänzt werden, wenn es dadurch nicht zu hochwüchsigen die Wiesenvögel beeinträchtigenden Strukturen kommt; im Zweifelsfall sollte dem Wiesenvogelschutz in der offenen Landschaft eine größere Bedeutung bei gemessen werden.

32 6.4 Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Verbesserung von Schutzgütern durchgeführt werden sollen, die nicht in den Erhaltungszielen des Natura 2000-Gebietes aufgeführt sind (z. B. gesetzlich geschützte Biotope, gefährdete Arten), aber dennoch für das betrachtete Gebiet naturschutzfachlich von Bedeutung sind. So- fern es sich um Maßnahmen handelt, für die eine gesetzliche Verpflichtung besteht (z.B. gesetzlicher Biotopschutz) wird hierauf verwiesen.

6.4.1 Jagd auf Graugans und andere jagdbare Vogelarten

Die Jagd auf Graugans, weitere jagdbare Gänse- und Entenarten ist innerhalb der Jagd- zeit vom 01.08 bis zum 31.01. zulässig. (keine Darstellung in der Karte)

6.4.2 Einhalten geltender Abstandsregelungen an Fließgewässern

Einhalten geltender Abstandsregelungen am Fließgewässer: Als Mindestmaß sind die nach § 38 WHG i.V.m. § 38a LWG geforderten Abstandsregelungen zum Schutz der Gewässer einzuhalten. So ist es im Außenbereich im 5 m breiten Streifen landseits des Gewässers verboten, standortheimische Bäume und Sträucher zu entnehmen und nicht standortheimische Neuanpflanzungen vorzunehmen, mit wassergefährdenden Stoffen umzugehen (Ausnahme: Die Anwendung von Düngemitteln ist nur in einer Breite von 1 m landseits des Gewässers verboten ebenso wie das Pflügen von Ackerland) sowie nicht nur zeitweise Gegenstände abzulagern, die den Wasserabfluss behindern oder fortgeschwemmt werden können. (keine Darstellung in der Karte)

6.4.3 Verzicht auf Ackerbau

Die ackerbauliche Nutzung von Parzellen sollte zugunsten einer Grünlandwirtschaft auf- gegeben werden. Dies vermindert Nährstoff- und Sedimenteinträge in den Oldenburger Graben und trägt darüber hinaus zum Klimaschutz bei.

6.5 Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien

Neben dem gesetzlichen Verschlechterungsverbot der Erhaltungszustände von NA- TURA-2000-Gebieten gilt für die gesetzlich geschützten Biotope (§ 30 BNatSchG in Verbindung mit § 21 LNatSchG), dass Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sons- tigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung der geschützten Biotope führen können, verboten sind. Außerdem sind in diesem Gebiet die Regelungen des Wasser- rechts und des Artenschutzrechts zu beachten. Weitere Instrumente sind Verträge aus dem Vertragsnaturschutz, Flächenkäufe oder die Förderungen über die „Allianz für den Gewässerschutz“. Diese Instrumente sollten im Gebiet gezielt beworben werden.

6.6 Verantwortlichkeiten

Jeder Flächeneigentümer und Flächennutzer ist zunächst selbst für seinen Grund inner- halb wie außerhalb eines Vogelschutzgebietes verantwortlich. Für die Umsetzung von Maßnahmen der Managementpläne sind nach § 27 Abs. 2 LNatSchG die Unteren Naturschutzbehörden der Kreise – in diesem Fall jene des Krei- ses Ostholstein – für die Umsetzung der Managementpläne zuständig. Bei bestimmten Maßnahmen sind weitere Behörden und Institutionen beteiligt. Zur Wiederherstellung eines guten ökologischen Zustandes der Fließgewässer sind im Rahmen der Europäischen Wasserrahmen-Richtlinie die Gewässerpflegeverbände bzw. Wasser- und Bodenverbände sowie die zuständigen Behörden verantwortlich.

33 6.7 Kosten und Finanzierung

Die Unterhaltung der Flächen obliegt grundsätzlich dem jeweiligen Flächeneigentümer. Die bisher rechtmäßig ausgeübten, verträglichen Nutzungen begründen keine Zah- lungsansprüche gegenüber dem Land. Für die Umsetzung von Maßnahmen in Natura 2000 Gebieten kann eine Finanzierung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel durch das Land Schleswig- Holstein erfolgen. Hierfür kommen nachfolgende Förderrichtlinien in Frage:  Maßnahmen der Flächensicherung (Flächenkauf und langfristiger Pacht)  Vertragsnaturschutz  Biotopgestaltende Maßnahmen  Artenschutzmaßnahmen  Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen (S+E) Die jeweils aktuellen Förderrichtlinien sowie eine inhaltliche Zusammenfassung sind im Internet auf den Seiten des Landes Schleswig-Holstein dargestellt. Als Antragsteller und Zuwendungsempfänger kommen grundsätzlich Körperschaften des öffentlichen Rechts (Gemeinden etc.), öffentlich- und privatrechtliche Stiftungen sowie gemeinnützig aner- kannte Vereine und Verbände in Frage. Bei Artenschutzmaßnahmen grundsätzlich und bei Biotopgestalteten Maßnahmen sind in begründeten Ausnahmefällen auch sonstige natürliche und juristische Personen des privaten Rechts möglich. Schutz- und Entwick- lungsmaßnahmen werden in Schleswig-Holstein vorrangig über die Kreise und kreis- freien Städte beantragt. Darüber hinaus können auch zwischen dem Flächeneigentümer und dem Land Schles- wig-Holstein Freiwillige Vereinbarungen mit entsprechenden Entschädigungszahlungen abgeschlossen werden. Weitere Agrar-, Wald-, Umwelt- und Strukturprogramme des ELER sowie eine forstliche Förderung gem. GAK sind ggf. einsetzbar. Weitergehende und sonstige Maßnahmen können grundsätzlich als Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen, über Ausgleichsmittel oder über die Anlage von Ökokonten umge- setzt werden. Eine Finanzierung über Spenden, Stiftungen und ehrenamtliches Engagement ist eben- falls nicht ausgeschlossen. Eine Spezifizierung der möglichen Finanzierungen erfolgt ggf. in den Maßnahmenblät- tern. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten, um die Entschädigung oder den Ankauf von Gewässerrandstreifen zu finanzieren z. B. über Ersatzgelder oder über ein Ökokonto. Näheres dazu findet sich in der Broschüre zur „Allianz für den Gewässerschutz“ (siehe unter https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/W/wasserrahmenrichtlinie /allianzGewaesserschutz.html).

6.8 Öffentlichkeitsbeteiligung

Im Jahr 2018 wurden die Kreisverwaltung, die Gemeinden und die Flächeneigentümer angeschrieben, über das Vorhaben informiert und zu einer Auftaktveranstaltung einge- laden. Eingeladen wurden zudem in der Region tätige Vereine und Verbände. In Grube fand am 20. September 2018 die Auftaktveranstaltung mit sehr großer Beteiligung statt. Es wurden persönliche Gespräche mit Beteiligten geführt. Der Entwurf des Manage- mentplanes wurde den genannten Gruppen am 24. Januar 2019 in einer zweiten Veran- staltung vorgestellt. Der Entwurf wurde im Internet bereitgestellt, damit sich Eingeladene und weitere Interessierte in Ruhe mit den Unterlagen auseinandersetzen und Stellung- nahmen einreichen konnten.

34 7 Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen

Die Vogelschutz-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten in Art. 11, den Zustand der Schutzobjekte und damit auch den Erfolg ergriffener Maßnahmen durch ein geeignetes Monitoring zu überwachen. Für die Umsetzung des Monitorings sind die Länder zustän- dig. Schleswig-Holstein kommt dieser Verpflichtung für die Vogelschutz-Gebiete durch ein Monitoring im 6-Jahres-Rhythmus nach. Die Ergebnisse der Erfassungsprogramme dienen unter anderem. als Grundlage für ein weiteres angepasstes Gebietsmanage- ment. Im Gegensatz zu naturschutzrelevanten Brutvögeln werden Rastvögel nicht im Rahmen eines Monitoring erfasst. Mit Goldregenpfeifer, Kornweihe und Sumpfohreule zählen drei Arten mit Relevanz zu den Erhaltungszielen. Insofern ist auch ein Monitoring dieser Ar- ten zur Beurteilung des Vogelschutzgebietes „Oldenburger Graben ohne NSG Olden- burger Bruch“ wichtig.

8 Literatur

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35 LSV, LANDESPORTVERBAND SCHLESWIG-HOLSTEIN e.V. (2012): Rahmenverein- barung über „Natura 2000 und Sport“. – geschlossen zwischen dem Landessportver- band Schleswig-Holstein e.V., dem Landessportfischerverband Schleswig-Holstein und dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. – Kiel. MELUR, MINISTERIUM FÜR ENERGIEWENDE, LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND LÄNDLICHE RÄUME DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN (2015): Managementplan für das Vogelschutzgebiet DE-1731401 „Oldenburger Graben“, Teilgebiet „NSG Olden- burger Bruch“. - Kiel, 21 S. MELUND, MINISTERIUM FÜR ENERGIEWENDE, LANDWIRTSCHAFT, UMWELT, NATUR UND DIGITALISIEURUNG DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN & LAN- DESAMT FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND LÄNDLICHE RÄUME DES LAN- DES SCHLESWIG-HOLSTEIN (2018): Prädationsmanagementkonzept Schleswig- Hostein. Kiel, 61 S. STRUWE-JUHL, B. (2000): Monitoring in Natura2000-Gebieten. Erfassung der Brutbe- stände der im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie und in der Roten Liste der Vögel Schleswig-Holsteins aufgeführten Vogelarten im Gebiet Oldenburger Graben. – Unver- öff. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schles- wig-Holstein. STRUWE-JUHL, B. (2008): Monitoring in Natura2000-Gebieten. Erfassung der Brutbe- stände der im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie und in der Roten Liste der Vögel Schleswig-Holsteins aufgeführten Vogelarten im Gebiet Oldenburger Graben. – Unver- öff. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schles- wig-Holstein.

9 Anhang Anlage 1: Gebietsspezifische Erhaltungsziele Anlage 2: Karte 1:Übersicht des Vogelschutzgebietes sowie Sonstige Schutzkategorien Anlage 3: Karte 2: Brutvogel-Monitoring Anlage 4: Karte 3: Maßnahmen Anlage 5: Karte 4: Eigentumsverhältnisse Anlage 6: Maßnahmenblätter der Maßnahmen 6.2 bis 6.4

36 Anlage 1

Erhaltungsziele für das Vogelschutzgebiet DE-1731-401 „Oldenburger Graben“

1. Erhaltungsgegenstand

Das Gebiet ist für die Erhaltung folgender Vogelarten und ihrer Lebensräume a) von besonderer Bedeutung: (fett: Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie; B: Brut- vögel; R: Rastvögel; N: Nahrungsgast):

 Rohrweihe (Circus aeruginosus) (B)  Neuntöter (Lanius collurio) (B)  Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) (R)  Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana) (B)  Beutelmeise (Remiz pendulinus) (B) b) von Bedeutung: (fett: Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie; B: Brutvögel; R: Rast- vögel, N: Nahrungsgast)

 Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) (B)  Sumpfohreule (Asio flammeus) (R)  Weißstorch (Ciconia ciconia) (N)  Kornweihe (Circus cyaneus) (R)  Wachtel (Coturnix coturnix) (B)  Bekassine (Gallinago gallinago) (B)  Kranich (Grus grus) (B)  Pirol (Oriolus oriolus) (B)  Braunkehlchen (Saxicola rubetra) (B)  Kiebitz (Vanellus vanellus) (B)

2. Erhaltungsziele

2.1 Übergreifende Ziele

Erhaltung des Niederungslebensraumes des östlichen Oldenburger Grabens mit seinen mannigfaltigen Röhricht-, Wasser-, Hochstauden-, Weidengebüsch- und Grünlandflächen als ein bedeutendes Brutgebiet gefährdeter Feuchtgebietsvogelarten in Schleswig-Holstein, als weitgehend ungestörter Rastlebensraum insbesondere für den Goldregenpfeifer und den Kiebitz sowie als Nahrungsraum z.B. für den Weißstorch. Der Oldenburger Graben liegt auf der sogenannten Vogelfluglinie und stellt ein wichtiges Zwischenrastgebiet dar. Zum Schutz der Zugvögel und der im Gebiet vorkommenden Groß- vögel sollte das Gebiet, insbesondere im Umfeld der Bruthabitate, von vertikalen Fremd- strukturen z.B. Stromleitungen und Windkraftanlagen freigehalten werden.

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2.2 Ziele für Vogelarten

Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes der unter 1. genannten Arten und ihrer Le- bensräume. Hierzu sind insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Arten der Landröhrichte, Weidengebüsche, Hochstauden, Teiche und Kleingewässer, einschließlich der Bruch- und Auenwälder wie Rohrweihe, Tüpfelsumpfhuhn, Beutel- meise, Schilfrohrsänger, Kranich und Pirol Erhaltung  von naturnahen Bruthabitaten wie Röhrichten und Verlandungszonen in der gesamten Niederung, dichten Hochstaudenfluren, großen zusammenhängenden Altschilfbeständen sowie von (Erlen-) Bruch- und Auenwäldern mit ausreichend hohen und über die Brutzeit weitgehend konstanten Wasserständen,  von Verlandungszonen, Kleingewässern, extensiv genutztem Feuchtgrünland u.ä. als Nahrungsgebiete in der Umgebung der Brutplätze (z. B. Rohrweihe, Kranich), aber auch als Habitat für Tüpfelsumpfhuhn und Schilfrohrsänger),  von Nassflächen mit niedrigem Wasserstand und dichter Vegetation, wie Großseggen- rieder, Nasswiesen (Tüpfelsumpfhuhn) und von Nassflächen mit Übergangszonen zwi- schen offenen Wasserflächen, ausgedehnten Röhrichten und Weidenbäumen, Weiden- gebüsch und Birken zur Nestanlage (Beutelmeise),  einer extensiven Nutzung von Grünlandstandorten (Tüpfelsumpfhuhn, Schilfrohrsänger),  lückiger Schilfbestände mit langen Grenzlinien und mit z.T. geringer Halmdichte (Schilf- rohrsänger).

Arten des Offenlandes, vor allem des Feuchtgrünlandes und Niedermoores, der Feld- gehölze und Knicks wie Goldregenpfeifer, Bekassine, Braunkehlchen, Kiebitz, Weiß- storch, auch Wachtel und Neuntöter sowie Sumpfohreule und Kornweihe als Rastvö- gel Erhaltung  von weiträumigem, extensiv genutztem Grünland und strukturreichen Offenlandbiotopen der Kulturlandschaft auf frischen bis feuchten Standorten mit Kleingewässern und aus- gedehnten Überschwemmungszonen (Weißstorch, Bekassine, Braunkehlchen, Kiebitz),  von hohen Grundwasserständen, kleinen offenen Wasserflächen wie Blänken und Mul- den (Bekassine, Kiebitz) und von Flächen mit niedriger Vegetationsbedeckung in den Nahrungsgebieten (für den Weißstorch),  von halboffenen, strukturreichen Landschaftsbereichen mit Knicks, Gehölzen und Einzel- büschen, insbesondere Dornengebüschen als wichtige Strukturelemente (Ansitz- und Brutmöglichkeiten für den Neuntöter),  möglichst störungsfreier Bereiche während der Brutzeit,  geeigneter Rastgebiete, insbesondere Schlammflächen und Seichtwasserzonen mit nicht zu dichter Vegetation und weichem Boden,  von geeigneten Rastgebieten mit günstiger Nahrungsverfügbarkeit wie offenen Kurz- graswiesen (Goldregenpfeifer),  des Strukturreichtums mit einem Mosaik unterschiedlich genutzter Flächen und einge- streuter Brachen früher Sukzessionsstadien sowie Sonderstrukturen mit abwechslungs- reicher Vegetation, z.B. Gräben, Wegrainen und Hochstaudensäumen (Wachtel, Braun- kehlchen),  vorhandener Weißstorchhorste,  von weitgehend unzerschnittenen Räumen zwischen Nahrungs- und Schlafplätzen (Kornweihe).