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Immobilien Projektleiter: Martin Kremming Bearbeitung: Benjamin Kemper Organisationsberatung Kultur Hannover, Februar 2020 Tourismus Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

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Seite 2 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

Inhaltsverzeichnis 1 Auftrag und Aufgabenstellung ...... 5 2 Ausführungen zum Planvorhaben im Flecken Uchte ...... 6 3 Untersuchungsgebiet und Wettbewerbsanalyse ...... 9 3.1 Vorhabenrelevante Nachfragesituation im Untersuchungsgebiet ...... 10 3.2 Vorhabenrelevante Angebotssituation im Untersuchungsgebiet ...... 11 3.2.1 Flecken Uchte ...... 11 3.2.2 Übrige Samtgemeinde Uchte (ohne Flecken Uchte) ...... 12 3.2.3 Weiteres Untersuchungsgebiet (Gemeinde Kirchdorf und Gemeinde Bahrenborstel) ...... 14 4 Ökonomische Wirkungsprognose ...... 17 4.1 Vorbemerkung und rechtliche Einordung ...... 17 4.2 Umsatzerwartung des Planvorhabens ...... 18 4.3 Auswirkungsanalyse der Umsatzumverteilung ...... 21 5 Raumordnerische Einordnung ...... 25 6 Abschließende Bewertung und Empfehlung ...... 28 7 Methodik ...... 29

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Lage des Plangebietes im Flecken Uchte ...... 7 Abb. 19: Umsatzumverteilungseffekte des Planvorhabens Abb. 2: Lage des Vorhabenstandortes in Uchte, Ortskern ...... 7 (Lebensmittel/ Reformwaren) ...... 22 Abb. 3: Blick auf den Vorhabenstandort im Flecken Uchte vom Abb. 20: Umsatzumverteilungseffekte des Planvorhabens Parkplatz aus ...... 8 (Drogerieartikel) ...... 23 Abb. 4: Blick auf den Eingangsbereich des LIDL Abb. 21: Kaufkraftherkunft des Planvorhabens ...... 26 Lebensmitteldiscounters (mit Pfandrückgabe-Raum) ...... 8 Abb. 22: Lage im zentralen Siedlungsgebiet des Flecken Uchte ...... 26 Abb. 5: Untersuchungsgebiet mit 10-Minuten Fahrzeitradius um Abb. 23: Die 32 cima-Sortimente ...... 29 den Planvorhabenstandort ...... 9 Abb. 6: Vorhabenrelevantes Nachfragevolumen im Untersuchungsgebiet in Mio. € ...... 10 Abb. 7: Vorhabenrelevante Angebotssituation im Flecken Uchte ...... 11 Abb. 8: Vorhabenrelevante Anbieter im Flecken Uchte ...... 12 Abb. 9: Abgrenzung des faktischen zentralen Versorgungsbereiches Uchte (schematische Darstellung) ...... 12 Abb. 10: EDEKA Filiale im Flecken ...... 13 Abb. 11: Abgrenzung des faktischen zentralen Versorgungsbereiches Diepenau (schematische Darstellung) ...... 13 Abb. 12: Geschlossene EDEKA Filiale in der Gemeinde ...... 14 Abb. 13: Vorhabenrelevante Angebotssituation in der Samtgemeinde Uchte (ohne Flecken Uchte) ...... 14 Abb. 14: Vorhabenrelevante Angebotssituation im weiteren Untersuchungsgebiet (Kirchdorf u. Bahrenborstel) ...... 14 Abb. 15: Abgrenzung des faktischen zentralen Versorgungsbereiches Kirchdorf (schematische Darstellung) ...... 15 Abb. 16: COMBI-Filiale in der Gemeinde Kirchdorf ...... 15 Abb. 17: Vollsortimenter ab 800 m² Verkaufsfläche im Untersuchungsgebiet ...... 16 Abb. 18: Umsatzerwartung des Planvorhabens ...... 20

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1 Auftrag und Aufgabenstellung

Auftrag und Zielsetzung ▪ Empfehlungen für die Umsetzung des Vorhabens: Planungs- und ▪ Erstellung eines Verträglichkeitsgutachtens für die geplante Ver- Handlungsempfehlungen zur Dimensionierung etc. kaufsflächenerweiterung der LIDL-Filiale im Flecken Uchte am Vorbemerkung zur Methodik Standort Mühlenstraße 6-10. ▪ Die Ermittlung der Leistungsdaten des Einzelhandels basiert auf einer vorhabenrelevanten Bestandserhebung in den Branchen Auftraggeber Lebensmittel/ Reformwaren und Drogerieartikel durch das cima- ▪ LIDL Vertriebs-GmbH & Co. KG Projektteam im Oktober 2016. Baurat-Köhler-Straße 31 ▪ Die Ermittlung der relevanten Einzelhandelsumsätze erfolgte über 31135 Hildesheim veröffentlichte Angaben bundesweit tätiger Unternehmen, cima interne Unternehmensdaten sowie einer Inaugenscheinnahme der Zeitraum Unternehmen hinsichtlich ihrer Wettbewerbsfähigkeit. ▪ Mai 2019 (auf Basis der Analysen im Oktober 2016), Neuprü- ▪ Die erarbeitete, gutachterliche Stellungnahme nimmt ausschließ- fung der Vereinbarkeit mit dem Kongruenzgebot und ergänzende lich Bezug auf Fragestellungen der Einzelhandelsentwicklung. Darlegung der Umsatzerwartung des Planvorhabens: Februar Umweltrelevante Fragestellungen sowie Fragen der Leistungsfä- 2020

higkeit der verkehrlichen Erschließung bleiben hier außer Acht. Aufgabenstellung und Untersuchungsdesign ▪ Die ökonomische Wirkungsanalyse zeigt die Auswirkungen des ▪ Beschreibung und Bewertung des Mikrosandortes an der Müh- Planvorhabens auf die bestehenden Versorgungsstrukturen im lenstraße 6-10 im Flecken Uchte. Untersuchungsgebiet. Die erwarteten Umsatzverlagerungen wer- ▪ Ökonomische Wirkungsanalyse: Prognose über die warengrup- den in absoluten und relativen Werten auf der Grundlage einer 1 penspezifischen Umsatzverlagerungen innerhalb des definierten ökonometrischen Modellrechnung nach HUFF berechnet. Untersuchungsgebietes, differenziert nach den Zentren und sons- ▪ Bei der Beurteilung der Auswirkungen des Erweiterungsvorhabens tigen Einzelhandelslagen. geht die cima von einem „Worst-Case-Ansatz“ aus. Das bedeu- ▪ Aussagen zu den zu erwartenden städtebaulichen Auswirkungen tet, dass bei den Berechnungen die maximal zu erwartenden des Planvorhabens auf Basis der ökonomischen Wirkungsanalyse Umsatzumverteilungswirkungen dargestellt werden. im Sinne § 11 Abs. 3 BauNVO. ▪ Berücksichtigung der raumordnerischen Vorgaben: Landes- 1 Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) 2017, Regionales Das HUFF-Modell ist ein ökonometrisches Denk- und Rechenmodell das Ein- Raumordnungsprogramm für den Landkreis (Weser) kaufattraktivitäten und Zeitdistanzen zur Berechnung von Kaufkraftströmen miteinan- (RROP) 2003. der gewichtet. Die cima hat langjährige Erfahrung, die theoretischen Modellrechnun- gen auf Plausibilität zu prüfen und realistische regionale Szenarien abzuleiten. Seite 5 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

2 Ausführungen zum Planvorhaben im Flecken Uchte

Das Planvorhaben sieht einen Umbau der bestehenden LIDL-Filiale gehend von Durchgangsverkehren befreit ist. Der Gebäudebestand am Standort Mühlenstraße 6-10 im Flecken Uchte vor. Geplant ist entlang der Mühlenstraße ist vorwiegend zweigeschossig und ver- eine Erweiterung des Lebensmitteldiscounters von derzeit rd. fügt über eine Nutzungsmischung aus Einzelhandel, Dienstleistungen 824 qm auf zukünftig rd. 1.000 qm Verkaufsfläche. Dabei soll das und Wohnen. bestehende Gebäude durch einen Anbau ergänzt werden, wodurch Auf der nördlichen Straßenseite wurden die historischen kleinteili- sich der Verkaufsraum vergrößern würde. gen Strukturen durch diverse (teils großflächige) Fachmärkte er- Die größere Verkaufsfläche dient unter anderem dazu, dass im gänzt. Neben dem Planvorhabenobjekt LIDL gehören dazu die Le- Vergleich zur gegenwärtigen Filiale die Gänge verbreitert werden bensmittelmärkte ALDI und WEZ, die Drogerie ROSSMANN, das können, um ein bequemeres Begegnen mit Einkaufswagen, Kinder- Kaufhaus MAGRO mit dazugehörigem Sport- und Modehaus M-LINE, wagen etc. zu ermöglichen. Zudem sollen die Regalhöhen reduziert der Textildiscounter KIK sowie ein HAGEBAUMARKT-Baumarkt. Zwar werden, um den Kunden die Erreichbarkeit der Waren zu erleich- sind die Eingangs- und Parkplatzbereiche der verschiedenen Stand- tern und eine bessere Orientierung innerhalb der Filiale zu errei- orte nicht unmittelbar aufeinander ausgerichtet, jedoch besteht chen. Für die internen Betriebsabläufe ermöglicht die Erweiterung durch die geringen Entfernungen auch die Möglichkeit eines fußläu- u.a. ein leichteres Rangieren mit Hubwagen und das Aufstellen grö- figen Kundenaustauschs zwischen den verschiedenen Fachmärkten ßerer Warenmengen, wodurch für das Personal der Aufwand für sowie den inhabergeführten Fachgeschäften. das Nachfüllen von Waren reduziert wird. Die geplante Erweiterung Der Planvorhabenstandort verfügt dabei über eine besondere Lage- dient somit vor allem der Optimierung der Wirtschaftlichkeit des qualität, da er sowohl von der Burgstraße als auch von der Müh- LIDL-Marktes – was wiederum der Sicherung des langfristigen Fort- lenstraße erschlossen wird. Entlang des Durchwegs befindet sich bestandes der Unternehmenspräsenz im Flecken Uchte dient. Im ein Schreibwarengeschäft sowie eine Spielothek (ehem. Drogerie Vergleich zu anderen derzeitig geplanten, modernen Lebensmittel- Schlecker). Lediglich nach Südwesten besteht durch einen kleinen discountern liegt das Planvorhaben mit einer Verkaufsfläche von rd. Bachlauf keine direkte Verbindung zu den dortigen Einzelhandelsbe- 1.000 qm im unteren Größenbereich. Insbesondere bei Neubauvor- trieben. haben existieren auch deutlich größere Flächen von bis zu Für den PKW-Verkehr ist der Standort durch die zentrale Lage im 1.500 qm. Siedlungsgebiet und die günstige verkehrliche Erschließung für po- Der Vorhabenstandort befindet sich inmitten des historisch ge- tenzielle Kunden attraktiv zu erreichen. Bushaltestellen befinden wachsenen Ortzentrums von Uchte, welches sich entlang des Stra- sich unmittelbar am Vorhabenstandort in der Burgstraße sowie an ßenzugs Mühlenstraße – Mindener Straße erstreckt. Bei diesem weiteren Stellen im Ortskern, weshalb trotz der Lage im ländlichen handelt es sich um die frühere Hauptortsdurchfahrt in Nord-Süd- Raum eine insgesamt gute ÖPNV-Anbindung gegeben ist. Da sich Richtung, welche durch die westlich verlaufende Ortsumgehungs- innerhalb der Samtgemeinde Uchte keine vergleichbaren Einzelhan- straße sowie die innerörtliche Entlastungsstraße Burgstraße weitest- delsagglomerationen befinden und zum Erreichen der nächst gele-

Seite 6 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

genen Wettbewerbsstandorte verhältnismäßig große Entfernungen Abb. 2: Lage des Vorhabenstandortes in Uchte, Ortskern zurückgelegt werden müssen, kommt dem LIDL-Lebensmittel- discounter – ebenso wie den meisten anderen Betrieben im Orts- kern – nicht nur eine Versorgungsfunktion für den Flecken Uchte zu. Er dient für Bewohner der kompletten Samtgemeinde sowie ein- Planstandort zelner angrenzender Ortschaften als attraktiver Einkaufsort (vgl. Kap. 3.2).

Abb. 1: Lage des Plangebietes im Flecken Uchte

Luftbild: GeoBasis-DE/BKG 2020 Bearbeitung: cima 2020

Kartengrundlage: OpenStreetMap-Mitwirkende Bearbeitung: cima 2018

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Abb. 3: Blick auf den Vorhabenstandort im Flecken Uchte vom Parkplatz Abb. 4: Blick auf den Eingangsbereich des LIDL Lebensmitteldiscounters aus (mit Pfandrückgabe-Raum)

Foto: cima 2016 Foto: cima 2016

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3 Untersuchungsgebiet und Wettbewerbsanalyse

Die Ermittlung des Untersuchungsgebiets basiert auf einer detaillier- durch die Erweiterung nahezu nicht verändert, da es aufgrund des ten Analyse der Wettbewerbssituation des vorhabenrelevanten Ein- Vorhandenseins anderer LIDL-Filialen in Sulingen, Pe- zelhandels im Umfeld des Planvorhabens. Die Attraktivität der Ein- tershagen, Rahden und von Vornherein begrenzt ist. zelhandelsstandorte wurde durch „Vor-Ort“-Recherchen der CIMA eingeschätzt. Abb. 5: Untersuchungsgebiet mit 10-Minuten Fahrzeitradius um den Plan- vorhabenstandort Einflussfaktoren für das Untersuchungsgebiet sind: ▪ Zeitdistanzen (Messungen der Wegezeiten) zwischen den Wohn- 10 Min.-Fahrzeitradius orten der Konsumenten und den zentralen Einkaufsorten, ▪ Lage und Attraktivität des Einzelhandelsbesatzes der konkurrie- renden Einkaufsorte nach Branchen- und Sortimentsschwerpunk- ten sowie ▪ geographische, örtliche und verkehrsbedingte Faktoren wie z. B. stadträumliche Hindernisse und Stadtteil- bzw. Gemeindegren- zen.

Als Grundlage für die Abgrenzung des Untersuchungsgebiets wurde zunächst ein Fahrzeitradius von 10 Minuten definiert, der dann an- hand der o. g. Faktoren entsprechend des HUFF-Modells modifiziert wurden. Im konkreten Fall wird das Untersuchungsgebiet vorrangig durch die bestehende Wettbewerbssituation im Lebensmitteleinzelhandel definiert. Bedingt durch den insgesamt geringen Verkaufsflächenzu- wachs ist davon auszugehen, dass sich der Wirkungsbereich des Planvorhabens auf das Gebiet der Samtgemeinde Uchte sowie die zur Samtgemeinde Kirchdorf gehörenden Gemeinden Bahrenborstel und Kirchdorf beschränkt. Da sich zudem nicht um eine Neuansiedlung, sondern lediglich ei- ne Erweiterung eines bestehenden Marktes handelt, werden nur ge- Kartengrundlage: MS MapPoint ringe Veränderungen der aktuell existierenden Kunden- und Kauf- Bearbeitung: cima 2016 kraftströme ausgelöst. Auch wird das Einzugsgebiet des Marktes Seite 9 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

3.1 Vorhabenrelevante Nachfragesituation im Untersuchungsgebiet

2 Die Berechnung des vorhabenrelevanten Nachfragepotenzials er- Abb. 6: Vorhabenrelevantes Nachfragevolumen im Untersuchungsgebiet in folgt auf der Basis der gemeindescharfen Einwohnerzahlen und der Mio. € spezifischen einzelhandelsrelevanten Kaufkraftkennziffern. Für die vorhabenrelevantes Nachfragepotenzial im Untersuchungsgebiet in Mio. € weitere Unter- Warengruppe Lebensmittel/ Reformwaren als Kernsortiment des Le- übrige Samt- Untersuchungs- suchungsgebiet CIMA Warengruppe Uchte (Flecken) gemeinde Uchte gebiet bensmitteldiscounters wird ein Ausgabesatz pro Kopf im Einzelhan- (Kirchdorf, (ohne Flecken Uchte) insgesamt del von 2.145 € (Bundesdurchschnitt) für das Jahr 2018 zugrunde Bahrenborstel) gelegt. Für die als Nebensortiment ebenfalls vorhabenrelevante Lebensmittel, Reformwaren 10,0 18,9 6,9 35,9 Branche Drogerieartikel steht ein bundesdurchschnittlicher Ausgabe- Drogerieartikel 1,5 2,8 1,0 5,3 satz pro Kopf von 315 € im Einzelhandel zur Verfügung. Diese Be- Summe 11,5 21,7 8,0 41,1 träge werden an das Kaufkraftniveau der jeweiligen Kommune mit Einwohner 4.953 9.074 3.277 17.304 Hilfe der Kaufkraftkennziffer angepasst. Die Kaufkraftkennziffer des Bearbeitung: cima 2018 Flecken Uchte beträgt 94,33 (D = 100). Die Kaufkraftkennziffer für Für den Flecken Uchte ergibt sich ein Nachfragepotenzial in Höhe die weiteren der Samtgemeinde Uchte angehörigen Orte gliedert von rd. 10,0 Mio. € in der Warengruppe Lebensmittel/ Reformwaren sich wie folgt: Flecken Diepenau (98,6), (94,8) und sowie rd. 1,5 Mio. € im Sortiment Drogerieartikel. Die übrigen Orte Warmsen (96,5). Insgesamt erzielt die Samtgemeinde Uchte somit der Samtgemeinde Uchte ohne den Flecken Uchte erzielen ein eine Kaufkraftkennziffer von 96,1. Nachfragepotenzial in der Warengruppe Lebensmittel/Reformwaren 4 Im Flecken Uchte leben 4.953 Einwohner . In den weiteren Gemein- von rd. 18,9 Mio. € sowie von rd. 2,8 Mio. € im Sortiment Droge- den der Samtgemeinde Uchte, welche dem grundzentralen Ver- rieartikel. Rechnet man das weitere Untersuchungsgebiet (die Ge- flechtungsbereich der Gemeinde Uchte zugehören, leben weitere meinden Kirchdorf und Bahrenborstel) mit ein, so ergibt sich für 9.074 Einwohner, sodass insgesamt 14.027 Einwohner in der Samt- das gesamte Untersuchungsgebiet ein Nachfragepotenzial für die gemeinde Uchte wohnen. Warengruppe Lebensmittel/ Reformwaren von rd. 35,9 Mio. € sowie In den ebenfalls dem Untersuchungsgebiet zugehörigen Gemeinden ein Nachfragepotenzial von 5,3 Mio. € für das Sortiment Drogerie- Kirchdorf (Kaufkraftkennziffer = 98,8) sowie Bahrenborstel (Kauf- artikel. kraftkennziffer = 99,0) leben 2.155 bzw. 1.122 Einwohner.

2 Das Nachfragepotenzial entspricht den Ausgaben (in €) der Bevölkerung einer jeden Kommune, die dem Einzelhandel zur Verfügung stehen (statistischer Wert). 3 Quelle: Michael Bauer Research GmbH 2017 4 Quelle: Statistisches Landesamt Niedersachsen (Stand 31.12.2016) Seite 10 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

3.2 Vorhabenrelevante Angebotssituation im Untersuchungsgebiet

Für die Beurteilung der Auswirkungen zur Verkaufsflächenerweite- ▪ Der von der cima errechnete Einzelhandelsumsatz in den vor- rung eines LDIL Lebensmitteldiscounters im Flecken Uchte ist eine habenrelevanten Branchen liegt bei ca. 19,7 Mio. € (brut- detaillierte Analyse der Wettbewerbssituation erforderlich. Die At- to/Jahr); davon entfällt auf die Warengruppe Lebensmittel/ Re- traktivität der konkurrierenden Wettbewerber innerhalb des Fleckens formwaren rd. 16,5 Mio. € und die auf Drogerieartikel rd. 3,2 Uchte sowie im weiteren Untersuchungsgebiet (übrige Samtgemein- Mio. €. de Uchte sowie die Gemeinden Kirchdorf und Bahrenborstel) wurde durch „Vor-Ort“-Recherchen des cima-Teams im Oktober 2016 er- Im Flecken Uchte konzentriert sich das Angebot im vorhabenrele- fasst. Insbesondere die Lage, die Betriebsform und die Größe der vanten Kernsortiment Lebensmittel und Reformwaren auf die filiali- Wettbewerber sind dabei von Bedeutung. sierten Anbieter WEZ, LIDL (Planvorhaben) und ALDI, wobei letzterer Im Kontext des hier vorliegenden Verträglichkeitsgutachtens erfolgte seinen Markt in den letzten Jahren auf rd. 900 qm Verkaufsfläche eine vollständige Erhebung aller Wettbewerber in den vorhabenrele- erweitert hat. Innerhalb des Ortskerns befinden sich darüber hinaus vanten Branchen Lebensmittel/ Reformwaren und Drogerieartikel im ein Getränkemarkt sowie diverse kleine Betriebe des Lebensmittel- gesamten Untersuchungsgebiet. handwerks. Auch die im Jahr 2011 neu eröffnete Filiale der Droge- rie ROSSMANN führt Lebensmittel und Reformwaren als Randsorti- 3.2.1 Flecken Uchte ment. Sie dient darüber hinaus als wichtiger Anbieter von Drogerie- und Parfümeriewaren und stellt nach Insolvenz der Drogerie Folgende Aussagen können zur vorhabenrelevanten Angebotssitua- SCHLECKER den einzigen Hauptanbieter für Drogerieartikel innerhalb tion im Flecken Uchte getroffen werden: des Untersuchungsgebiets dar. Im Ort Höfen bestehen neben zwei Hofläden außerdem noch ein kleinflächiger NAH&GUT, welcher vor- ▪ Insgesamt wurden 16 Betriebe mit dem Hauptsortiment Le- wiegend der wohnortnahen Versorgung dient.

bensmittel/ Reformwaren erfasst. Lediglich ein Einzelhandelsun- ternehmen bietet Drogerie- bzw. Parfümerieartikel als Kernsorti- Abb. 7: Vorhabenrelevante Angebotssituation im Flecken Uchte ment an. Anzahl der Verkaufsfläche in Umsatz in CIMA Warengruppe ▪ Der Flecken Uchte verfügt über eine vorhabenrelevante Gesamt- Betriebe m² Mio. € 5 verkaufsfläche in der Branche Lebensmittel/ Reformwaren von Lebensmittel, Reformwaren 16 3.345 16,4 3.375 m² und in der Branche Drogerieartikel von 650 m². Drogerieartikel 1 650 3,2 Summe 17 3.995 19,5 Quelle: cima 2016

5 Die Angaben zu den Verkaufsflächen und Umsätzen beziehen sich nicht nur auf die genannten 17 Betriebe, sondern beinhalten ebenso die vorhabenrelevanten Randsortimente in z.T. branchenfremden Betrieben. Seite 11 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

Abb. 8: Vorhabenrelevante Anbieter im Flecken Uchte Abb. 9: Abgrenzung des faktischen zentralen Versorgungsbereiches Uchte (schematische Darstellung)

Foto: cima 2016

Faktischer zentraler Versorgungsbereich Uchte6 Im Rahmen der Erhebung hat die cima im Flecken Uchte einen faktischen zentralen Versorgungsbereich identifiziert und abge- grenzt. Der zentrale Versorgungsbereich Uchte erstreckt sich zwi- schen den Straßen Mühlenstraße/ Mindener Straße und Burgstraße. Außerdem innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches befindet sich die Straße Zur Ihle. Der Bereich bis zum Gebäude der Samt- gemeinde Uchte im Balkenkamp sowie die Sparkasse wurden eben- Kartengrundlage: OpenStreetMap falls dem zentralen Versorgungsbereich zugesprochen. Bearbeitung: cima 2016

Der zentrale Versorgungsbereich Uchte umfasst neben den wettbe- werbsrelevanten Betrieben ALDI Lebensmitteldiscounter, WEZ Ver- 3.2.2 Übrige Samtgemeinde Uchte (ohne Flecken brauchermarkt sowie einen ROSSMANN. Darüber hinaus sind an Uchte) diesem Standort weitere Ankerbetriebe wie z.B. HAGEBAUMARKT, M- LINE und ein ERNSTINGS FAMILY. Weitere Dienstleistungsangebote Flecken Diepenau ergänzen das Angebot (Banken, Gastronomie). Eine Abgrenzung des Im Flecken Diepenau konzentriert sich der eher disperse Einzelhan- zentralen Versorgungsbereiches ist in der nachfolgenden Abbildung delsbesatz entlang der Lavelsloher Straße sowie der Hauptstraße. dargestellt. Es handelt sich überwiegend um inhabergeführte, kleinflächige Be- triebe. Im vorhabenrelevanten Kernsortiment Lebensmittel, Reform- waren ist der großflächige Vollsortimenter EDEKA Röthemeier 6 Die cima empfiehlt dem Flecken Uchte die Anfertigung eines kommunalen Ein- (Schulstraße) am Verbundstandort mit dem MODEHAUS GOSEWEHR zelhandelskonzeptes, in dem die zentralen Versorgungsbereiche abgegrenzt wer- zu nennen. In der Essener Dorfstraße in Diepenau-Essern besteht den. Seite 12 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

noch ein kleine LEBENSMITTEL-GETRÄNKEMARKT VERBARG sowie im Abb. 11: Abgrenzung des faktischen zentralen Versorgungsbereiches Die- Ortsteil Steinbrink der Betrieb IHRE KETTE KATTELMANN (Steinbrin- penau (schematische Darstellung) ker Straße). Zwei Bäckereien, ein Getränkehandel, drei Fleischereien und ein Obstalden stellen die wohnortnahe Versorgung sicher. Im ebenfalls vorhabenrelevanten Sortiment Drogerieartikel besteht zum Zeitpunkt der Erhebung kein Anbieter im Hauptsortiment. Drogerie- artikel werden im Flecken Diepenau aktuell lediglich als Randsorti- ment angeboten (u.a. im EDEKA). Der Flecken Diepenau verfügt über kein Einzelhandelskonzept7. Die cima hat im Rahmen der Vor- Ort Besichtigung einen faktischen zentralen Versorgungsbereich ab- gegrenzt, welcher sich entlang der Hauptstraße und der Lavelsloher Straße erstreckt und eine für die Nahversorgung relevante Anzahl an Betrieben aufweist. Zudem besteht neben Betrieben des aperio- dischen Bedarfs auch noch eine Reihe von Dienstleistungsangebo- ten den Kunden zur Verfügung.

Abb. 10: EDEKA Filiale im Flecken Diepenau

Kartengrundlage: OpenStreetMap Bearbeitung: cima 2016

Gemeinde Warmsen Die rd. 7 km von Uchte entfernte Gemeinde Warmsen verfügt in- nerhalb des Kernorts nur über ein geringes Einzelhandelsangebot. Im vorhabenrelevanten Sortimentsbereich sind vorrangig zwei klein- flächige Lebensmittelmärkte zu nennen. Die Märkte werden von wei- Foto: cima 2016 teren, jedoch nicht vorhabenrelevanten Anbietern sowie einzelnen Dienstleistern ergänzt, wobei kein räumlich zusammenhängender

Geschäftsbesatz vorzufinden ist. Eine Fleischerei (Straße Zum Park) ergänzt das Angebot in Warmsen. Der einzige großflächige Le- bensmittelmarkt (EDEKA) hat den Standort Hillerstraße im Septem-

7 ber 2016 aufgegeben. Aktuell steht die Immobilie leer. Die cima empfiehlt dem Flecken Diepenau die Anfertigung eines kommunalen

Einzelhandelskonzeptes, in dem die zentralen Versorgungsbereiche abgegrenzt werden. Seite 13 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

Abb. 12: Geschlossene EDEKA Filiale in der Gemeinde Warmsen Abb. 13: Vorhabenrelevante Angebotssituation in der Samtgemeinde Uchte (ohne Flecken Uchte) Anzahl der Verkaufsfläche in Umsatz in CIMA Warengruppe Betriebe m² Mio. € Lebensmittel, Reformwaren 13 2.295 10,3 Drogerieartikel 0 155 0,6 Summe 13 2.450 10,9 Quelle: cima 2016

Foto: cima 2016 3.2.3 Weiteres Untersuchungsgebiet (Gemeinde Kirchdorf und Gemeinde Bahrenborstel) Gemeinde Raddestorf In der ebenfalls zur Samtgemeinde Uchte gehörenden Gemeinde Dem weiteren Untersuchungsgebiet gehören die nördlich gelegenen Raddestorf ist kaum Einzelhandel vorzufinden. Insbesondere für den Gemeinden Kirchdorf und Bahrenborstel an. Beide sind über die Einkauf von Lebensmitteln existiert kein eigenständiges Versor- B61 mit dem Flecken Uchte gut angebunden. Insgesamt wurden in gungsangebot. Die Bewohner der ländlich strukturierten Gemeinde der vorhabenrelevanten Branche Lebensmittel/ Reformwaren 10 Be- nutzen v. a. die Angebote in Uchte; auch aufgrund der guten Ver- triebe zum Zeitpunkt der Untersuchung erfasst. Die Verkaufsfläche kehrsanbindung über die B61. beläuft sich in dieser Branche auf rd. 1.465 m² bei einem Umsatz von rd. 7,8 Mio. €. In der ebenfalls vorhabenrelevanten Branche Drogerieartikel gibt es zum Zeitpunkt der Erhebung keinen Anbieter Überblick zur Samtgemeinde Uchte (ohne Flecken Uchte) im Hauptsortiment. Insgesamt bestehen zum Zeitpunkt der Erhebung 13 Betriebe in der vorhabenrelevanten Branche Lebensmittel/ Reformwaren. Die Ver- Abb. 14: Vorhabenrelevante Angebotssituation im weiteren Untersuchungs- kaufsfläche in dieser Branche liegt bei rd. 2.295 m² und der Um- gebiet (Kirchdorf u. Bahrenborstel) satz beträgt rd. 10,3 Mio. €. In der ebenfalls vorhabenrelevanten Anzahl der Verkaufsfläche in Umsatz in Branche Drogerieartikel besteht in der Samtgemeinde Uchte (ohne CIMA Warengruppe Betriebe m² Mio. € Flecken Uchte) kein Einzelhandelsbetrieb. Diese Branche wird als Lebensmittel, Reformwaren 10 1.465 7,8 Randsortiment auf rd. 155 m² angeboten und ein Umsatz von rd. Drogerieartikel 0 85 0,4 0,6 Mio. € erzielt. Einziger Anbieter in der Samtgemeinde Uchte ist Summe 10 1.550 8,2 somit der ROSSMANN in der Straße Zur Ihle. Quelle: cima 2016 Einen Überblick der vorhabenrelevanten Angebotssituation in der Samtgemeinde Uchte (ohne Flecken Uchte) gibt folgende Abbildung.

Seite 14 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

Gemeinde Kirchdorf reich den Versorgungsschwerpunkt der Gemeinde, wo im Bereich Ein dritter Einzelhandelsschwerpunkt außerhalb Uchtes liegt in der des vorhabenrelevanten Einzelhandels nur noch einige kleinflächige Gemeinde Kirchdorf. Hier ist in direkter Nähe zur Bundesstraße B Betriebe zu finden sind (u.a. zwei Hofläden, eine Bäckerei). 61 eine Filiale des Lebensmittelvollsortimenters COMBI (ehemals Im Ortsteil Kuppendorf besteht noch ein kleiner Nahversorger JIBI_Markt) angesiedelt, welche in den letzten Jahren modernisiert NAH&GUT MEYER. und in ihrer Verkaufsfläche deutlich erweitert wurde. Die cima hat im Rahmen der Vor-Ort Besichtigung einen faktischen zentralen Abb. 16: COMBI-Filiale in der Gemeinde Kirchdorf Versorgungsbereich um den COMBI entlang der Bahrenborsteler Straße abgegrenzt8.

Abb. 15: Abgrenzung des faktischen zentralen Versorgungsbereiches Kirchdorf (schematische Darstellung)

Foto: cima 2016

Kartengrundlage: OpenStreetMap Bearbeitung: cima 2016

Gemeinsam mit einem einer Bäckerei und einem Fleischer sowie einigen Dienstleistungsangeboten (Post, Sparkasse) bildet dieser Be-

8 Die cima empfiehlt der Gemeinde Kirchdorf die Anfertigung eines kommunalen Einzelhandelskonzeptes, in dem die zentralen Versorgungsbereiche abgegrenzt werden. Seite 15 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

Gemeinde Bahrenborstel Abb. 17: Vollsortimenter ab 800 m² Verkaufsfläche im Untersuchungsge- Der Einzelhandel in Kirchdorf versorgt auch die Einwohner der biet Nachbargemeinde Bahrenborstel mit, welche aufgrund ihrer sehr ländlichen Struktur über keine eigene vollwertige Angebotsausstat- tung verfügt. Es besteht zum Zeitpunkt der Untersuchung lediglich kleiner Getränkehandel in der Heerder Straße.

Kirchdorf

Die Folgende Abbildung 17 gibt noch einmal eine Übersicht der Bahrenborstel Vollsortimenter im gesamten Untersuchungsbiet ab 800 m² Ver- kaufsfläche.

Uchte

Raddestorf

Diepenau

Warmsen

Kartengrundlage: OpenStreetMap-Mitwirkende Bearbeitung: cima 2018

Seite 16 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

4 Ökonomische Wirkungsprognose

4.1 Vorbemerkung und rechtliche Einordung

Ein maßgebliches Beurteilungskriterium von Planvorhaben ist die Nach den Ergebnissen einer Langzeitstudie sind wirtschaftliche Umsatzumlenkungsquote, die in Mio. € und in % ausgedrückt wird. Auswirkungen auf Einzelhandelsgeschäfte im Einzugsbereich eines Allerdings bedeutet nicht jeder Kaufkraftabfluss eine unzumutbare Einzelhandelsprojektes in der Regel erst ab einem Umsatzverlust Auswirkung. Denn die Veränderung der bestehenden Wettbewerbs- zwischen 10 % und 20 % relevant.14 9 lage allein ist baurechtlich irrelevant. Erforderlich ist vielmehr eine Der Literatur und der Rechtsprechung lässt sich die Tendenz ent- Wirkungsintensität, die sog. „städtebauliche Effekte“ nach sich zieht nehmen, dass selbst diese Prozentsätze lediglich Bedeutung für die (Schließen von Einzelhandelsbetrieben mit städtebaulichen Folgen, Frage der Abwägungsrelevanz eines Einzelhandelsgroßprojektes ha- 10 wie Verödung einer Innenstadt, Unterversorgung der Bevölkerung). ben, nicht jedoch schon zwangsläufig die Obergrenze für noch zu- Bei der Beurteilung des Kaufkraftabzuges ist zwischen dem „Ab- mutbare Auswirkungen markieren.15 stimmungsschwellenwert“ einerseits und dem „Hindernisschwellen- Unzumutbar im Sinne eines „Hindernisschwellenwertes“ ist ein wert“ andererseits zu unterscheiden. Das Bundesverwaltungsgericht Kaufkraftabfluss nach der obergerichtlichen Rechtsprechung zumeist hat die Frage eines numerisch-präzisen Schwellen- oder Rahmen- erst dann, wenn die Umsatzumverteilung deutlich mehr als 10 % 11 wertes bislang offengelassen. beträgt. Genannt wird – allerdings abhängig unter anderem vom Das OVG Koblenz und das OVG Lüneburg haben unmittelbare maßgeblichen Sortiment – ein Mindestwert von etwa 20 bis 25 %.16 Auswirkungen gewichtiger Art angenommen (=„Abstimmungs- Das VG Göttingen17 hat einen zwischengemeindlichen Umsatzabfluss schwellenwert“), wenn ein Planvorhaben der Standortgemeinde zu von bis zu 20 % für vertretbar gehalten und die Berufung zum Lasten der Nachbargemeinde eine Umsatzumverteilung von wenigs- OVG zugelassen. Neuere Rechtsprechungen gehen davon aus, dass 12 13 tens 10 % erwarten lassen.

14 Moench/Sandner, Die Planung für Factory-Outlet-Center, NVwZ 1999, 337. 15 OVG Münster, Urteil vom 05.09.1997, 7 A 2902/93, BauR 1998, 307, 312 = BRS 9 Berkemann/Halama, Erstkommentierung zum BauGB, Bonn 2005, Rn. 24 zu § 34 59 Nr. 70; OVG Frankfurt/Oder, Beschluss 3 B 116/98, NVwZ 1999, 434 = BauGB BauR 1999, 613 = BRS 60 Nr. 201; OVG Koblenz vom 08.01.1999, 8 B 10 OVG Greifswald, U. v. 15.4.1999, 3 K 36/97, NVwZ 2000, 826; OVG Münster, U. 12650/98, UPR 1999, 154 = NVwZ 1999, 435 = BauR 1999, 367; OVG Lüne- v. 6.6. 2005, 10 D 145 und 148/04.NE, BauR 2005, 1577 ff. (CentrO) burg, B. v. 21.2.2002, 1 MN 4128/01BauR 2003, 670 = NVwZ-RR 2003, 76 = 11 BVerwG vom 01.08.2002, 4 C 5.01, Urteil. vom 17.9.2003, 4 C 14.01, S. 15 UA auch Internetseite des OVG Lüneburg www.dbovg.niedersachsen.de. 16 12 Urteil vom 25.04.2001, 8 A 11441/00; OVG Münster, Urteil vom 05.09.1997, 7 A OVG Koblenz, Urteil vom 25.04.2001, 8 A 11441/00, NVwZ-RR 2001, 638 = 2902/93 BauR 2002, 577; VGH München, Urteil vom 07.06.2000, 26 N 99.2961, NVwZ-RR 13 OVG Lüneburg, E. v. 21.2.2002, 1 MN 4128/01, BauR 2003, 670= NVwZ-RR 2001, 88 = BRS 63 Nr. 62. 17 03,76; B. v. 30.10.2000, 1 M 3407/00, NStN 2001, 159 = NdsRPfl. 2001, 277 VG Göttingen, Beschluss vom 10.03.2004, 2 B 51/04 Seite 17 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

erst bei einer Kaufkraftumlenkung von etwa 20 % schädliche Aus- 18 4.2 Umsatzerwartung des Planvorhabens wirkungen zu erwarten sind. Einschränkend muss angefügt werden, dass die Abwägung in Ab- Im Flecken Uchte wird derzeit die Erweiterung der dort ansässigen hängigkeit vom Standort erfolgt. Außerdem geht die cima bei der Lidl-Filiale (Mühlenstraße) von derzeit 824 qm (nachfolgend darge- Bewertung von Vorhaben davon aus, dass die reine Berechnung stellt mit gerundet 825 qm) auf zukünftig 1.000 qm Verkaufsfläche der Umsatzumlenkungsquote nicht allein ausschlaggebend für oder diskutiert. Die Erweiterung soll dazu dienen, das Ladenlokal an ak- gegen die Realisierung eines Planvorhabens sein sollte. Es bleibt tuelle Standards des Unternehmens anzupassen und damit einen bei der Abwägung zu bedenken, dass der Umsatzabfluss nur ein langfristigen Fortbestand der Filiale an diesem Standort abzusi- Indiz im Sinne eines „Anfangsverdachtes“ ist. Gesunde Einzelhan- chern. delsstrukturen sind z.B. bezüglich der Verträglichkeit anders zu be- Es muss davon ausgegangen werden, dass als Folge der geplanten werten als Zentren, die bereits durch „Trading-Down-Effekte“ ge- Verkaufsflächenerweiterung und Modernisierung des Lidl Lebensmit- kennzeichnet sind. Maßgeblich sind bei Bewertungen letzten Endes teldiscounters Umsatzumverteilungen innerhalb des Untersuchungs- erhebliche städtebauliche Funktionsverluste, die u. U. bereits bei gebietes zu erwarten sind, die durch den Gutachter zu bewerten Umsatzumverteilungen ab ca. 7 bis 11 % eintreten können. Diese sind. Aus diesem Grund werden nachfolgend die Auswirkungen ge- Funktionsverluste können sich ausdrücken in städtischen Verödun- mäß § 11 Abs. 3 BauNVO für das Untersuchungsgebiet dargestellt. gen und zu erwartenden „Trading-Down-Effekten“. Zur Berechnung der Umsätze sind Flächenproduktivitäten zu Grun-

de gelegt worden, die sich an der örtlichen Wettbewerbssituation Als Richtwert für die Verträglichkeit von Vorhaben verwendet die im Untersuchungsgebiet und der Region orientieren sowie auf cima im Allgemeinen die oben genannte 10 %-Schwelle als wesent- Grundlage der durchschnittlichen Flächenproduktivitäten entspre- lichen Bewertungsmaßstab, so auch im vorliegenden Fall für die chender Betriebstypen und vergleichbarer Verkaufsflächendimensio- geplante Modernisierung und Verkaufsflächenerweiterung des LIDL nierungen im Bundesdurchschnitt ermittelt worden sind.19 Dabei Lebensmitteldiscounters im Flecken Uchte. Je nach der Situation fand auch die Tatsache Berücksichtigung, dass der Betrieb in sei- vor Ort sind dabei jedoch branchenspezifische Abweichungen (nach ner Gesamtheit modernisiert werden soll, also auch auf den Be- oben und unten) grundsätzlich möglich, um den speziellen Gege- standsflächen zukünftig eine höhere Umsatzleistung erzielen wird. benheiten gerecht zu werden. Dies bedarf aus Gutachtersicht je- Die folgenden Verkaufsflächen (Erweiterungsflächen), die für die doch einer auf den Einzelfall bezogenen Begründung. ökonomische Wirkungsanalyse angenommen wurden, basieren auf Angaben des Auftraggebers. Die Größen der Teilflächen für die Randsortimente ergeben sich aus den Erfahrungen der cima und

19 18 vgl. Prof. Dr. Berkemann, Großflächiger Einzelhandel: Auswirkungen der Entschei- Die Flächenproduktivität ist angelehnt an die Zahlen vom EHI Retail Institute, dungen des Bundesverwaltungsgerichts auf die kommunale Praxis, Hannover Statista GmbH (Stationärer Einzelhandel Deutschland 2015) sowie an die Zahlen 2006. des Hahn Retail Real Estate Report 2015/2016. Seite 18 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

aus der Betrachtung der Sortimentsaufteilung in vergleichbaren Aufgrund des geringen Umsatzvolumens können zentren- Märkten in der Region. schädigende Effekte von vornherein ausgeschlossen werden20. Mit rd. 90 % entfällt der Großteil des Vorhabenumsatzes auf die Untersuchungsrelevant ist somit der Vorhabenumsatz im periodi- Hauptsortimente des periodischen Bedarfs. Das Angebot im aperio- schen Bedarf in Höhe von rd. 0,90 Mio. €. dischen Bedarfsbereich ändert sich im vorliegenden Betriebstyp Le- bensmitteldiscounter typischerweise in regelmäßigen Abständen.

Daher ist die Berücksichtigung aller Sortimentsgruppen, die über das Jahr verteilt angeboten werden (teilweise in Form sog. Akti- onswaren) nicht möglich. Um die Bedeutung der aperiodischen Randsortimente in einem Lebensmitteldiscounter trotzdem ange- messen zu beachten, hat die cima zumindest die wichtigsten, d.h. die umsatzstärksten und erfahrungsgemäß am häufigsten angebo- tenen Sortimentsgruppen bei der Umsatzprognose zu berücksichtigt. Dabei handelt es sich nach Ansicht der cima um die Warengrup- pen ▪ Bekleidung, Wäsche ▪ Hausrat, Geschenkartikel ▪ Elektroartikel, Unterhaltungselektronik

Die Größen der Teilflächen für die einzelnen Warengruppen erge- ben sich aus den Erfahrungen der cima und aus der Betrachtung der Sortimentsaufteilung in vergleichbaren Lidl-Märkten. Von diesen Informationen ausgehend prognostiziert die cima für das Erweite- rungsvorhaben nach dem „Worst-Case“-Ansatz einen maximal zu erwartenden Einzelhandelsumsatz (brutto) von ca. 0,97 Mio. € pro Jahr (vgl. nachfolgende Abbildung). Der Umsatzzuwachs im Bereich der Aktionswaren (Randsortimente im aperiodischen Bedarfsbereich) dürfte je Sortiment, bspw. in den Bereichen Bekleidung, Haushaltswaren oder Unterhaltungselektronik, bei unter 0,1 Mio. € liegen. Eine detaillierte wirkungsanalytische 20 zur „Geringfügigkeit“ aperiodischer Randsortimente in Lebensmitteldiscountern Prüfung der Auswirkungen dieser Umsatzanteile erfolgt daher nicht. vgl. z.B. HafenCity Universität Hamburg / Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, „Qualifizierte Nahversorgung im Lebensmitteleinzelhan- del“, März 2013 Seite 19 Einzelhandels- und Innenstadtentwicklungskonzept für die Stadt Osterhofen

Abb. 18: Umsatzerwartung des Planvorhabens Verkaufsflächenerweiterung LIDL Lebensmitteldiscounter im Flecken Uchte Aktueller Bestand Erweiterungsfläche Bestand nach Erweiterung Verkaufs- Verkaufs- Verkaufs- Um satz Flächenprod. Um satz Flächenprod. Um satz Flächenprod. CIMA Warengruppe fläche fläche fläche in Mio. € in €/qm VKF in Mio. € in €/qm VKF in Mio. € in €/qm VKF in qm in qm in qm periodischer Bedarf 735 4,66 6.336 160 0,90 5.638 895 5,56 6.211 Lebensmittel, Reformwaren 665 4,41 6.632 140 0,81 5.800 805 5,22 6.487 Drogerieartikel 70 0,25 3.529 20 0,09 4.500 90 0,34 3.744 aperiodischer Bedarf 90 0,29 3.167 15 0,07 4.333 105 0,35 3.333 Bekleidung, Wäsche 30 0,11 3.633 5 0,03 5.000 35 0,13 3.829 Hausrat, Geschenkartikel 30 0,06 2.000 5 0,02 3.000 35 0,08 2.143 vorhabenrelevanterElektroartikel, Unterhaltungselektronik Einzelhandel 30 0,12 3.867 5 0,03 5.000 35 0,14 4.029 insgesam t 825 4,94 5.990 175 0,97 5.526 1.000 5,91 5.909 Quelle: cima 2020

Seite 20 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

4.3 Auswirkungsanalyse der Umsatzumverteilung

Die geplante Verkaufsflächenerweiterung des LIDL-Marktes wird in Bei den nachfolgend gerechneten Umverteilungswirkungen wurden erster Linie eine Verlagerung von Kundenfrequenzen innerhalb des folgende Prämissen berücksichtigt: Flecken Uchte zur Folge haben. Daher ist abzuwägen, in wie weit ▪ Gleichartige Betriebskonzepte und Absatzformen stehen intensi- die Wettbewerber durch Frequenzverluste und Verdrängungsumsätze ver im Wettbewerb als unterschiedliche Absatzformenkonzepte. betroffen sind und negative städtebauliche Effekte zu erwarten Somit konkurriert ein SB-Warenhaus zunächst unmittelbar mit sind. Die Auswirkungen auf den faktischen zentralen Versorgungs- benachbarten SB-Warenhausstandorten; ein Lebensmitteldiscoun- 21 bereich im Flecken Uchte ist dabei das maßgebliche Bewertungs- ter unmittelbar mit nahe gelegenen Lebensmitteldiscountern. kriterium. In Bezug auf die geplante Verkaufsflächenerweiterung eines LIDL Die Prognose der Umsatzverlagerungen innerhalb der Einzelhan- Lebensmitteldiscounters hat die Wettbewerbsanalyse aufgezeigt, delsstrukturen geht auf den ökonometrischen Modellansatz von dass mit einem ALDI ein weiterer Lebensmitteldiscounter inner- HUFF (Dr. David L. Huff: „Defining and Estimating a Trading Area“) halb des faktischen zentralen Versorgungsbereiches vorhanden zurück. In die Berechnungen fließen die Attraktivität konkurrierender ist. Weiteren Lebensmitteldiscounter wurden außerhalb des fakti- Einzelhandelsstandorte sowie das Abwägen des Zeitaufwandes zum schen zentralen Versorgungsbereiches im Flecken Uchte nicht Aufsuchen von unterschiedlichen Wettbewerbsstandorten ein. Vo- vorgefunden. raussetzung für die Entwicklung eines für den Flecken Uchte spezi- Darüber hinaus sind die vorhandenen Wettbewerbsstrukturen in fischen Verhaltensmodells ist die detaillierte Analyse der Einzelhan- den weiteren Gemeinden der Samtgemeinde Uchte als auch im delsstrukturen innerhalb des relevanten Untersuchungsgebietes. weiteren Untersuchungsgebiet zu beachten. Lebensmitteldiscoun- Die cima interpretiert das HUFF-Modell als ein Denkmodell, das ter wurden bei der Untersuchung ebenfalls nicht angetroffen keine schlussfertigen Ergebnisse aus einer Formel ableitet. Vielmehr (vgl. Kap. 3). sind die Ergebnisse immer wieder in ihrer Plausibilität zu hinterfra- ▪ Je besser die Verkehrsanbindung des Projektstandortes, umso gen, ob tatsächlich ein realistisches Konsumverhalten abgebildet größer ist die räumliche Reichweite. Der Planvorhabenstandort wird. So sind z.B. spezifische Vorlieben für einzelne Betriebstypen befindet sich in städtebaulich integrierter Lage im räumlich- und Anbieter (z.B. Oligopol- oder Monopolvorteile einzelner Betrei- funktionalen Zusammenhang mit dem zentralen Versorgungsbe- ber) regionalspezifisch zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind reich des Flecken Uchte an der Burgstraße. Sowohl die innerört- etablierte Verflechtungen innerhalb des Flecken Uchte und dem de- liche Erreichbarkeit des Planvorhabenstandortes als auch die Er- finierten Umland zu berücksichtigen. reichbarkeit aus den weiteren Mitgliedsgemeinden der Samtge- meinde Uchte ist aufgrund der Umgehungstraße B61 (Tangiert den Flecken im Westen) als gut zu bewerten. Mobile Kunden

21 aus den Umlandgemeinden nutzen überwiegend bereits heute Der Flecken Uchte verfügt über kein kommunales Einzelhandelskonzept. Die cima empfiehlt dem Flecken Uchte die Anfertigung eines kommunalen Einzelhandels- die Einkaufsmöglichkeiten im Flecken Uchte und erzeugen ent- konzeptes, in dem die zentralen Versorgungsbereiche abgegrenzt werden. sprechend Kaufkraftzuflüsse. Bestehende Kaufkraftverflechtungen Seite 21 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

dürften somit verfestigt werden. Zusätzliche Kaufkraftzuflüsse in Umsatzumverteilungseffekte werden für den zentralen Versorgungs- einem bedeutenden Umfang sind in Folge der Verkaufsflächen- bereich des Flecken Uchte sowie für die übrigen Einzelhandelslagen erweiterung des LIDL Discounters demnach nicht zu erwarten. im Flecken Uchte, der restlichen Samtgemeinde Uchte (ohne Fle- Zudem verfügen die Städte (südlich von Uchte), Ni- cken Uchte) und dem weiteren Untersuchungsgebiet (Kirchdorf und enburg (Weser) und Espelkamp (westlich von Uchte) über ver- Bahrenborstel) differenziert ausgewiesen. gleichbare, moderne und leistungsfähige Wettbewerbsstrukturen im regionalen Umfeld. Abb. 19: Umsatzumverteilungseffekte des Planvorhabens (Lebensmittel/ ▪ Erfolgt eine Projektentwicklung an einem Standort und in einem Reformwaren) Segment mit bereits deutlichen Kaufkraftzuflüssen aus dem Um- Verkaufsflächenerweiterung LIDL-Lebensmitteldiscounter im Flecken Uchte, feld, werden deutlich höhere Umsatzverlagerungen „vor Ort“ ge- Mühlenstraße 6-10

neriert, als wenn noch von einem Angebotsdefizit auszugehen Umsatz- Umsatz- Umsatz aktuell wäre. Die Wettbewerbsanalyse innerhalb des Flecken Uchte hat cima Warengruppe Lebensmittel/ Reformwaren umverteilung umverteilung in Mio. € aufgezeigt, dass bereits heute eine gute Nahversorgungssituation in Mio. € in %

vorhanden ist. Entsprechend wird die Verkaufsflächenerweiterung Flecken Uchte 11,8 0,47 4,0 des ortsansässigen LIDL-Marktes in erster Linie zu Umsatzumver- davon ZVB Uchte* 10,8 0,45 4,2 teilungen innerhalb des Stadtgebietes führen. Weitere Kaufkraft- zuflüsse aus dem Samtgemeindegebiet sowie dem weiteren Un- Sonstige Lagen im Flecken Uchte 1,0 ** 2,4 tersuchungsgebiet sind nur in begrenztem Umfang zu erwarten. Samtgemeinde Uchte (ohne Flecken Uchte) 10,5 0,18 1,7 Der erwartete Mehrumsatz wird größtenteils durch Kaufkraftver- davon ZVB Diepenau* 7,1 0,10 1,4

lagerungen innerhalb des eigenen Stadtgebietes erwirtschaftet Sonstiges Samtgemeindegebiete 3,4 0,08 2,4 werden. Erweitertes Untersuchungsgebiet 7,8 0,14 1,8

Die räumlichen Umsatzverlagerungseffekte werden für das Projekt- davon ZVB Kirchdorf* 6,3 0,10 1,5 vorhaben warengruppenspezifisch für die Sortimente Lebensmittel/ Sonstige Lagen im erweiterten UG 1,5 ** 2,8 Reformwaren und Drogerieartikel aufgezeigt. Da die Gruppe der aperiodischen Randsortimente (wöchentlich wechselnde Aktionswa- Umsatzumverteilungen von außerhalb des Untersuchunsgebietes ** ren) sehr diffus ist und in den einzelnen Branchen keine nachweis- Quelle: cima 2019 baren Umsatzumverteilungen zu erwarten sind, werden die ökono- * Die cima hat für die Orte Uchte, Diepenau und Kirchdorf einen faktischen zent- ralen Versorgungsbereich abgegrenzt (vgl. Kapitel 3) und diese in der Wirkungs- mischen Auswirkungen nicht weiter ausdifferenziert (vgl. Kapitel 4.2). analyse mitberücksichtigt. Da es sich hierbei um eine reine Umsatzumverteilung handelt, ist ** Umsatzumverteilungen unterhalb der rechnerischen Nachweisgrenze (< 0,05 Mio. €) die Aufteilung der Umsatzherkunft auf die einzelnen Standorte in- nerhalb des Untersuchungsgebietes stark an dem dort vorhande- nen Wettbewerb orientiert. Je nach Wettbewerbssituation kann die Umsatzherkunft in den einzelnen Warengruppen z.T. variieren. Die

Seite 22 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

Abb. 20: Umsatzumverteilungseffekte des Planvorhabens (Drogerieartikel) sorgungsbereich Uchte sind neben dem LIDL (Planvorhaben) u.a. noch die beiden großflächigen Anbieter WEZ und ALDI Discount Verkaufsflächenerweiterung LIDL-Lebensmitteldiscounter im Flecken Uchte, vorhanden. In der Branche Drogerieartikel würde durch eine absolu- Mühlenstraße 6-10 te Umsatzumverteilung von 0,07 Mio. € eine relative Umsatzverla- Umsatz- Umsatz- Umsatz aktuell cima Warengruppe Drogerieartikel umverteilung umverteilung gerungsquote von 2,4 % erreicht werden. Neben ROSSMANN wer- in Mio. € in Mio. € in % den Drogerieartikel im zentralen Versorgungsbereich auch als Randsortiment in den Lebensmittelbetrieben angeboten. Negative Flecken Uchte 2,9 0,07 2,3 städtebauliche Auswirkungen sind hier eindeutig nicht zu erwarten. davon ZVB Uchte* 2,9 0,07 2,4 Die Wettbewerber in den Streulagen des Flecken Uchte (außerhalb Sonstige Lagen im Flecken Uchte 0,1 ** 0,2 des zentralen Versorgungsbereiches) sind ebenfalls durch Um- Samtgemeinde Uchte (ohne Flecken Uchte) 0,6 ** 2,1 satzumverteilungen betroffen. Allerdings sind sowohl in der Branche davon ZVB Diepenau* 0,4 ** 2,3 Lebensmittel/ Reformwaren als auch Drogerieartikel die Umsatzum-

Sonstiges Samtgemeindegebiete 0,2 ** 1,9 verteilungen unterhalb der rechnerischen Nachweisgrenze (< 0,05 Mio. €). Negative städtebauliche Auswirkungen, die mit einer Ver- Erweitertes Untersuchungsgebiet 0,4 ** 1,5 schlechterung der Nahversorgungssituation im Flecken Uchte ein- davon ZVB Kirchdorf* 0,4 ** 1,5 hergehen, können somit auch hier ausgeschlossen werden. Sonstige Lagen im erweiterten UG 0,1 ** 1,8 Wesentliche strukturschädigende Auswirkungen sind aus Sicht der Umsatzumverteilungen von außerhalb des Untersuchungsgebietes ** cima auch im weiteren Samtgemeindegebiet (ohne Flecken Uchte) Quelle: cima 2019 nicht zu erwarten. Im faktischen zentralen Versorgungsbereich Die- * Die cima hat für die Orte Uchte, Diepenau und Kirchdorf einen faktischen zent- penau mit dem neuaufgestellten EDEKA werden ebenfalls keine ralen Versorgungsbereich abgegrenzt (vgl. Kapitel 3) und diese in der Wirkungs- analyse mitberücksichtigt. Umsatzumverteilungseffekte in einem abwägungsrelevanten Umfang ** Umsatzumverteilungen unterhalb der rechnerischen Nachweisgrenze (< 0,05 Mio. erreicht. Die Umsatzumverteilungsquoten liegen bei 1,4 % in der €) Branche Lebensmittel/ Reformwaren (Umsatzumverteilung von 0,10 Mio. €). Im Bereich Drogerieartikel beläuft sich die Umsatzum- Die ökonomische Wirkungsprognose zeigt, dass durch die geplante verteilung unter 0,05 Mio. € im zentralen Versorgungsbereich. Die Verkaufsflächenerweiterung des LIDL-Lebensmitteldiscounters im Umsatzumverteilungsquote liegt bei 2,3 %. Flecken Uchte (Mühlenstraße 6-10) keine Umsatzumverteilungen In den Streulagen der Samtgemeindegebiet Uchte (ohne Flecken ausgelöst werden, die über dem Abwägungsschwellenwert liegen. In Uchte) liegt die Umsatzumverteilungsquote bei 2,4 % in der Bran- der allgemeinen Rechtsprechung werden Umsatzverlagerungen ab che Lebensmittel/ Reformwaren (Umsatzumverteilung ca. 10 % als abwägungsrelevant eingeordnet. 0,08 Mio. €) sowie bei 1,9 % in der Branche Drogerieartikel (Um- Aus dem zentralen Versorgungsbereich Uchte beliefe sich die abso- satzumverteilung unter 0,05 Mio. €). Dabei verfügen die Gemeinden lute Umsatzverlagerung in der Branche Lebensmittel/ Reformwaren Warmsen und Raddestorf nur über kleine Einzelhandelseinrichtun- auf 0,45 Mio. €. Dies würde einer relativen Umsatzverlagerung von gen. Nach der Betriebsaufgabe des EDEKA sind in Warmsen neben rd. 4,2 % des heutigen Umsatzes entsprechen. Im zentralen Ver- Seite 23 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

zwei kleinen Frischemärkten noch weitere Betriebe des Lebensmit- Die ökonomische Wirkungsprognose auf der Basis des HUFF- telhandwerks vorhanden. Negative städtebauliche Auswirkungen, die Modells und die qualitative Bewertung der prognostizierten Auswir- mit einer Verschlechterung der Nahversorgungssituation im Samt- kungen haben gezeigt, dass das Planvorhaben zur Verkaufsflächen- gemeindegebiet einhergehen, können somit auch hier ausgeschlos- erweiterung des LIDL Lebensmitteldiscounters im Flecken Uchte sen werden. keine negativen städtebaulichen Auswirkungen im Sinne des § 11 Der von der cima im Rahmen der Untersuchung identifizierte und Abs. 3 BauNVO auslösen würde. Das bedeutet, dass eine wesentli- abgegrenzte zentrale Versorgungsbereich Kirchdorf muss Um- che Beeinträchtigung für den zentralen Versorgungsbereich und der satzumverteilungen im Bereich Lebensmittel/ Reformwaren von 0,10 wohnortnahen Versorgungsstrukturen im Untersuchungsgebiet aus- Mio. € hinnehmen. Dies entspricht einer Umsatzumverteilungsquote geschlossen werden kann. von 1,5 %. Im Sortiment Drogerieartikel beträgt die Umsatzumver- teilung weniger als 0,05 Mio. € (rd. 1,5 % Umsatzumverteilungsquo- te). Die cima geht in beiden Sortimentsbereichen nicht davon aus, dass die Versorgungsstrukturen im Bestand beeinträchtigt werden. Die Streulagen im weiteren Untersuchungsgebiet (die Gemeinden Kirchdorf und Bahrenborstel) außerhalb des abgegrenzten zentralen Versorgungsbereiches Kirchdorf sind ebenfalls nicht durch Um- satzumverteilungen betroffen. Sowohl im Bereich Lebensmittel/ Re- formwaren (Umsatzumverteilungsquote 2,8 %) als auch im vorha- benrelevanten Sortiment Drogerieartikel (Umsatzumverteilungsquote 1,8 %) sind städtebauliche Auswirkungen, die mit einem Wegbre- chen der zentralen Versorgungsstrukturen und insbesondere der Versorgungsfunktion in den nahversorgungsrelevanten Sortimenten einhergehen würden, eindeutig nicht zu erwarten.

Seite 24 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

5 Raumordnerische Einordnung

Die Beurteilung der raumordnerischen Verträglichkeit des Planvor- Kongruenzgebot habens erfolgt unter Beachtung der Ziele der Raumordnung und „In einem Grundzentrum darf das Einzugsgebiet eines neuen Ein- Landesplanung in Niedersachsen. Die am 24.01.2017 beschlossene zelhandelsgroßprojektes den grundzentralen Verflechtungsbereich Änderung des Landesraumordnungsprogramms (LROP) Niedersach- gemäß Abschnitt 2.2 Ziffer 03 Sätze 8 und 9 als Kongruenzraum sen ist bei der Vereinbarkeit des Planvorhabens mit den Vorgaben nicht wesentlich überschreiten (Kongruenzgebot grundzentral).“ (Ab- der Raumordnung zu prüfen. Gemäß LROP 2017 soll in allen Ge- schnitt 2.3, Ziffer 03, Satz 1) meinden auf ein zeitgemäßes Angebot des allgemeinen, täglichen „Eine wesentliche Überschreitung nach den Sätzen 1 bis 3 ist ge- Grundbedarfs hingewirkt werden. Dabei soll ebenso die Erreichbar- geben, wenn mehr als 30 vom Hundert des Vorhabensumsatzes keit der Versorgungseinrichtungen für alle Bevölkerungsgruppen si- mit Kaufkraft von außerhalb des maßgeblichen Kongruenzraumes chergestellt sein. erzielt würde.“ (Abschnitt 2.3, Ziffer 03, Satz 5) Da das LROP den Rahmen für die regionalen Raumordungspro- Aus dem Begründungstext zu der Regelung geht hervor, dass der gramme geben soll22, das Regionale Raumordungsprogramm für den Kongruenzraum des Grundzentrums nicht nur das Gemeinde- oder Landkreis Nienburg (Weser) (RROP) aber bislang noch nicht auf die Stadtgebiet sein soll, sondern – wie im vorliegenden Fall für Uch- geänderten Inhalte des LROP angepasst werden konnte, dienen im te – auch die Gemeinden des grundzentralen Kongruenzraumes. vorliegenden Fall die Regelungen des LROP für die raumordneri- Der entsprechende grundzentrale Kongruenzraum wurde bislang sche Einordung des Planvorhabens: nicht abgrenzt. Als Grundzentrum in der Samtgemeinde Uchte ist Gemäß LROP soll in allen Gemeinden auf ein zeitgemäßes Angebot neben Uchte auch die Gemeinde Diepenau festgelegt. Dem Ver- des allgemeinen, täglichen Grundbedarfs hingewirkt werden. Dabei flechtungsbereich Uchte sind aufgrund von Erreichbarkeit und soll ebenso die Erreichbarkeit der Versorgungseinrichtungen für alle Marktgebiet dabei aus Gutachtersicht die Gemeinden Kirchdorf, Bevölkerungsgruppen sichergestellt sein. Bahrenborstel, Raddestorf zu 100 % zuzuordnen. Die Gemeinde Warmsen befindet sich in etwa gleicher Entfernung zu den beiden Die im Zusammenhang mit dem konkret zu prüfenden Vorhaben im Grundzentren der Samtgemeinde Uchte und Diepenau, sodass das Flecken Uchte zu berücksichtigenden Vorgaben sind: Nachfragepotenzial in den nachfolgenden Berechnungen zu jeweils gleichen Teilen den beiden Grundzentren Uchte und Diepenau zu- gerechnet wird. Weiter wird in der Begründung geregelt, dass der Umsatz, der ins- gesamt mit Kaufkraft von außerhalb des Kongruenzraums erzielt wird, 30% des Gesamtumsatzes nicht überschreiten dürfe.

22 Die cima hat die nachfolgende Berechnung zur Kaufkraftherkunft vgl. Begründung zur Verordnung zur Änderung der Verordnung über das Landes- für das Planvorhaben erstellt. Zu beachten ist dabei, dass es sich Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP), Teil A, Nr. 1 Seite 25 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

nicht wie in der ökonomischen Wirkungsprognose um die Umsatz- Aus der Berechnung zur Kaufkraftherkunft geht hervor, dass rd. herkunft, also den im Einzelhandel gebundenen Umsatz handelt, 88 % der vorhabenrelevanten Kaufkraft aus dem grundzentralen sondern um die Kaufkraftherkunft, d.h. den Wohnort der Kunden. Kongruenzraum des Fleckens Uchte stammen würden. Der Anteil auswärtiger Kaufkraft liegt bei 12 %. Die 30 % Schwelle des Kon- Abb. 21: Kaufkraftherkunft des Planvorhabens gruenzgebotes wird nicht erreicht. Kaufkraft- Potenzial- Ort der Umsatzanteil potenzial bindung Kaufkraftherkunft Das Vorhaben erfüllt die Vorgaben des Kongruenzgebotes. In Mio. € in % in Mio. € in %

Flecken Uchte 9,9 29 2,8 55 Konzentrationsgebot Lebensmittel, Verflechtungsbereich 14,1 12 1,8 34 Reformwaren außerhalb 0,6 12 „Neue Einzelhandelsgroßprojekte sind nur innerhalb des zentralen

Summe 5,2 100 Siedlungsgebietes des jeweiligen Zentralen Ortes zulässig.“ (Ab-

Flecken Uchte 1,4 14 0,2 59 schnitt 2.3, Ziffer 04)

Drogerie- Verflechtungsbereich 2,7 4 0,1 32 Das Regionale Raumordnungsprogramm Nienburg (Weser) 2003 artikel außerhalb 0,0 9 stellt das baulich zusammenhängende Siedlungsgebiet für den Fle-

Summe 0,3 100 cken Uchte dar. Das Planvorhaben liegt innerhalb des zentralen

Flecken Uchte 1,9 4 0,1 61 Siedlungsgebietes des Flecken Uchte.

Verflechtungsbereich 3,7 1 0,0 22 Bekleidung Abb. 22: Lage im zentralen Siedlungsgebiet des Flecken Uchte außerhalb 1 0,0 17

Summe 0,1 100

Flecken Uchte 0,4 12 0,0 60

Hausrat, Verflechtungsbereich 0,7 3 0,0 31 Geschenkartikel außerhalb 0,0 9 Planvorhaben Summe 0,1 100

Flecken Uchte 0,5 17 0,1 57

Verflechtungsbereich 0,9 5 0,0 31 Elektrogeräte außerhalb 0,0 12

Summe 0,1 100

Flecken Uchte 14,1 23 3,3 55

Verflechtungsbereich 22,1 9 2,0 33 insgesamt außerhalb 0,7 12 Summe 5,9 100 Quelle: Regionales Raumordnungsprogramm Nienburg (Weser) 2003 Bearbeitung: cima 2016 Quelle: cima 2020

Das Vorhaben erfüllt die Vorgaben des Konzentrationsgebotes. Seite 26 Verträglichkeitsgutachten zur Erweiterung des Lebensmitteldiscounters LIDL im Flecken Uchte

Integrationsgebot Bei dem Planvorhaben handelt es sich um die Erweiterung und „Neue Einzelhandelsgroßprojekte, deren Kernsortimente zentrenrele- Modernisierung eines bereits bestehenden Betriebes. vant sind, sind nur innerhalb der städtebaulich integrierten Lagen Bei Einhaltung der im Rahmen der Bauleitplanung üblichen Beteili- zulässig (Integrationsgebot). Diese Flächen müssen in das Netz des gungen kann das Abstimmungsgebot eingehalten werden. öffentlichen Personennahverkehrs eingebunden sein.“ (Abschnitt 2.3,

Ziffer 05, Satz 1 und 2) Beeinträchtigungsverbot „Städtebaulich integrierte Lagen im Sinne des LROP stehen im en- „Ausgeglichene Versorgungsstrukturen und deren Verwirklichung, die gen räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit den zentralen Funktionsfähigkeit der Zentralen Orte und integrierter Versorgungs- Versorgungsbereichen im Sinne des § 2 Abs. 2 und § 9 Abs. 2a standorte sowie die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung BauGB. Sie verfügen über ein vielfältiges und dichtes Angebot an dürfen durch neue Einzelhandelsgroßprojekte nicht wesentlich be- Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen, die auch fußläufig einträchtigt werden.“ (Abschnitt 2.3, Ziffer 08) als im Wesentlichen zusammengehörend erfahren werden können. Städtebaulich integrierte Lagen sind in das ÖPNV-Netz eingebun- Die zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf die integrier- den.“ (Arbeitshilfe zum Abschnitt 2.3 „Entwicklung der Versorgungs- ten Versorgungsstandorte und auf die verbrauchernahe Versorgung strukturen des Einzelhandels“ des LROP, 5.8) waren Gegenstand der ökonomischen Wirkungsprognose in Kapitel 4.3. Demnach sind wesentliche Beeinträchtigungen der Versor- gungsstrukturen nicht zu erwarten. Bei dem geplanten Lebensmitteldiscounter handelt es sich um ein Vorhaben mit zentrenrelevantem, periodischem Kernsortiment. Der Das Vorhaben erfüllt die Vorgaben des Beeinträchtigungsverbotes. Vorhabenstandort befindet sich in einer städtebaulich integrierten Lage, nämlich in direktem räumlich-funktionalem Zusammenhang mit dem abgegrenzten zentralen Versorgungsbereich von Uchte. Eine Einbindung in das ÖPNV-Netz ist über eine Bushaltestelle in fußläufiger Distanz gegeben (Haltestelle Uchte Burgstraße).

Das Vorhaben erfüllt die Vorgaben des Integrationsgebotes.

Abstimmungsgebot „Neue Einzelhandelsgroßprojekte sind abzustimmen.“ (Abschnitt 2.3, Ziffer 07, Satz 1)

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6 Abschließende Bewertung und Empfehlung

In diesem Gutachten wurde die Verträglichkeit der Erweiterung ei- Sicht nicht zu erwarten. Ebenso wenig ist mit einer merklichen Ver- nes bestehenden Lidl-Lebensmitteldiscounters am Standort Mühlen- schärfung der Konkurrenzsituation innerhalb der Samtgemeinde straße in Uchte untersucht. Das Vorhaben umfasst eine Vergröße- Uchte zu rechnen. Letztendlich werden durch das Planvorhaben in rung der Verkaufsfläche um 176 qm auf zukünftig 1.000 qm. erster Linie absatzwirtschaftliche Effekte für einzelne Anbieter des Der Vorhabenstandort befindet sich inmitten des Ortskerns des Lebensmitteleinzelhandels entstehen. Diese haben jedoch keinerlei Fleckens Uchte in einer siedlungsstrukturell integrierten Lage. Im bedeutende Auswirkungen auf den Fortbestand der heutigen Ange- Umfeld des Vorhabenstandorts befinden sich diverse andere Ein- botssituation, sondern werden sich im Bereich normaler Markt- zelhandelsbetriebe, darunter sowohl inhabergeführte Fachgeschäfte schwankungen bewegen. als auch großflächige Filialisten. Durch die Verbindung einer ver- kehrsgünstigen Lage und gewachsenen städtebaulichen Strukturen Die cima empfiehlt daher die Umsetzung des Planvorhabens. handelt es sich um einen bedeutenden Einkaufsstandort innerhalb der Samtgemeinde Uchte und z. T. darüber hinaus. Das Areal des Lidl-Marktes verfügt über eine besondere Standortqualität, weil es als Verbindung zwischen den modernen Fachmarktstrukturen und dem gewachsenen Ortskern fungiert. Für das Planvorhaben wurde ein Jahresmehrumsatz von 0,97 Mio. € (brutto) prognostiziert, der zu knapp 98 % bestehende Einzelhandelsumsätze innerhalb des von der CIMA betrachteten Un- tersuchungsgebiets umverteilen wird. Dabei wird der höchste Um- satzanteil im Flecken Uchte selbst generiert (rd. 61 %), während die Nachbargemeinden nur geringe Umsatzanteile aufweisen. Auf- grund der schon heute auf den Ortskern von Uchte fokussierten Wettbewerbssituation ist nicht davon auszugehen, dass infolge der Erweiterung bedeutende Kaufkraftverschiebungen an weiter entfernt gelegenen Einkaufsstandorten stattfinden werden. In der ökonomischen Wirkungsanalyse konnte dargelegt werden, dass sich die geplante Erweiterung als eindeutig verträglich für die bestehenden Einzelhandelsstrukturen im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO darstellt. Negative städtebauliche oder strukturschädigende Auswirkungen im Untersuchungsgebiet sind aus gutachterlicher

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7 Methodik

Die Analyse des Einzelhandels im Untersuchungsgebiet wurde auf Abb. 23: Die 32 cima-Sortimente der Basis der wichtigsten Kennzahlen vorgenommen, die sich auf Lebensmittel Antiquitäten, Kunstgegenstände die Angebots- oder die Nachfrageseite des Einzelhandels beziehen. Reformwaren Eisenwaren, Baumarktartikel Die Ermittlung der Daten auf der Angebotsseite erfolgte auf Basis Arzneimittel (Apotheken) Glas, Porzellan, Keramik, Hausrat bestehender cima-Daten, welche für die vorliegende Untersuchung Drogerie- und Parfümeriewaren Farben, Tapeten, Bodenbeläge, Teppiche im Oktober 2016 vorhabenrelevant aktualisiert und fortgeschrieben Schnittblumen, Floristik Elektrogeräte, Leuchten wurden. Oberbekleidung Unterhaltungselektronik Dabei wurde die folgende Methodik zu Grunde gelegt: Wäsche, sonstige Bekleidung Foto Heimtextilien Optik, Hörgeräteakustik ▪ Bestandserhebung der vorhabenrelevanten Einzelhandelsflächen Sportartikel Uhren, Schmuck ▪ Erfassung von einzelnen Sortimenten in den jeweiligen Betrieben Schuhe Lederwaren ▪ Branchenmix (32 Sortimente, Zusammenfassung auf 15 cima Sanitätswaren Musikinstrumente, Waffen, Sammelhobbies Waren-gruppen) Bücher Fahrräder Schreibwaren Kfz-Zubehör ▪ Betriebstypendifferenzierung (Facheinzelhandel, Discounter, Filia- Spielwaren Computer, Büro-/ Telekommunikation listen, „Regionalisten“, Kaufhäuser, Fachmärkte, SB-Warenhäuser) Zoobedarf Pflanzen, Gartenbedarf ▪ Bewertung der Nahversorgungssituation Möbel Zeitschriften, Zeitungen ▪ Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Betriebe während der Quelle: cima 2018 Erhebung

▪ Einschätzung der Flächenproduktivität nach Bundesdurchschnitt sowie Einschätzung durch Experten ▪ Darstellung der 15 Warengruppen sowie Differenzierung der Sor- timente in den periodischen (kurzfristigen) und den aperiodi- schen (mittel- und langfristigen) Bedarf

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Die von der cima differenzierten Betriebstypen Warenhaus Fachgeschäft ▪ In der Regel Verkaufsflächengröße über 3.000 qm, Lebensmittel- ▪ Sehr unterschiedliche Verkaufsflächengrößen, branchenspeziali- abteilung, breites und tiefes Sortiment bei den Non-Food- siert, tiefes Sortiment, in der Regel umfangreiche Beratung und Abteilungen, in der Regel zentrale Standorte. Kundenservice. Kaufhaus Fachmarkt ▪ In der Regel Verkaufsflächen über 1.000 qm, breites und tiefes ▪ Großflächiges Fachgeschäft mit breitem und tiefem Sorti- Sortiment, im Gegensatz zum Warenhaus meist mit bestimmtem mentsangebot, in der Regel viel Selbstbedienung und Vorwahl, Branchenschwerpunkt. häufig knappe Personalbesetzung. Shopping-Center Supermarkt (Lebensmittel-Vollsortimenter) ▪ Großflächige Konzentration vieler Einzelhandelsfachgeschäfte di- ▪ Ca. 400 bis 1.500 qm Verkaufsfläche, Lebensmittelvollsortiment verser Branchen, Gastronomie und Dienstleister, i.d.R. unter ei- inklusive Frischfleisch, in der Regel ab 800 qm Verkaufsfläche nem Dach, oft ergänzt durch Fachmärkte, Kaufhäuser, Waren- bereits zunehmender Non-Food-Anteil. häuser und Verbrauchermärkte; großes Angebot an Kundenpark- Lebensmittel-Discounter plätzen; i.d.R. zentrale Verwaltung und Gemeinschaftswerbung. Quelle: cima 2018 ▪ Meist Betriebsgrößen zwischen ca. 600 und 1.400 qm Verkaufs- fläche, ausgewähltes, spezialisiertes Sortiment mit geringer Arti- kelzahl, grundsätzlich ohne Bedienungsabteilungen. Die Berechnung der Kennzahlen der Nachfrageseite erfolgte mit der Fachmarktzentrum folgenden Methodik: ▪ Großflächige Konzentration mehrerer Fachmärkte verschiedener ▪ Aktuelle Einwohnerzahl Branchen, i.d.R. kombiniert mit einem Verbrauchermarkt ▪ Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer (KKZ) in % und/oder einem Lebensmittel-Discounter, periphere Lage, viele Parkplätze. ▪ (Bundesdurchschnitt = 100 %) Verbrauchermarkt ▪ Ausgabesatz im Einzelhandel: Pro-Kopf-Ausgaben in €/Einwohner p. a. (gemäß statistischem Warenkorb für 2018) ▪ Verkaufsfläche ca. 1.500 bis 5.000 qm, Lebensmittelvollsortiment und mit zunehmender Fläche ansteigender Anteil an Non-Food- - Periodischer Bedarf: 3.183 € /Einwohner p. a. Abteilungen (Gebrauchsgüter). - Aperiodischer Bedarf: 2.707 € /Einwohner p. a. SB-Warenhaus - Ausgabesatz gesamt: 5.890 € /Einwohner p. a. ▪ Verkaufsfläche über 5.000 qm, neben einer leistungsfähigen Le- ▪ Berechnung des Nachfragepotenzials: Einwohner × Ausgabesatz bensmittelabteilung umfangreiche Non-Food-Abteilungen, Stand- (gewichtet mit der KKZ) ort häufig peripher, großes Angebot eigener Kundenparkplätze.

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