UID Jg. 7 1953 Nr. 78, Union in Deutschland

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UID Jg. 7 1953 Nr. 78, Union in Deutschland Union in Deutschland Informations-Dienst der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Deutschlands Vertag und Vextrieb: Bonn, Argelanderstraße 173. Redaktion: Bonn, Pressehaus IV, Z.mmer 48 (Tel • .408), Görresstraße Nr. 78 Bonn, den 7. Oktober 1953 VII. Johrg „Armen" zu geben. Sie will also den an- Die Antwort eines Pfarrers deren zwingen. Der diristlidie Glaube redet sowohl den vnZWnl B•"s*weiS«r Zeihingen veröffentlichten am Tage vor der Bundestagswahl eine Armen, als audi den Reidien an, in sei- von Dr. Fntz Wenzel aufgegebene halbseitige Anzeige mit einem Artikel von ihm und nem Bereidi das Nötige zu tun, und zwar einer Karte Deutschlands mit dem Spruch „Deutschland braucht jetzt Sozialdemokraten". sofort. Dr. Fntz Wenzel wurde in seinem Wahlkreis nicht wiedergewählt, rückte aber über die Jeder wird erkennen, weldier Unterschied Landeshste erneut in den Bundestag ein. Auf diese Anzeige hat Pastor Otto Graven- darin liegt, ob idi theoretisch von einem hör st, der Beauftragte der evgl. luth. Landeskirche für die seelsorgerische Betreuung der anderen etwas fordere, oder ob idi selbst Polizei und des Zollgrenzdienstes, seine Gedanken in die Form eines O f f e n e n B r i e f e s gekleidet. Er schreibt: zum Handeln aufgerufen werde. Nun ist es uns Menschen nicht gegeben, etwa 100- „Sehr geehrter Herr Pfarrer a.D.! /ialisfisehen Parteion beherrscht. Daß sie prozentig zu sein. Darum ist auch nicht je- Lieber Bruder Wenzel! grundsätzlich dem christlichen Glauben ent- der Sozialist ein Materialist. Sonst könnte In Ihrem Wahlaufsatz haben Sie den gegengesetzt ist, hat kein Geringerer als er kein Christ im vollen Sinne sein. christlichen Glauben in die Parteipolitik Bebel zum Ausdruck gebracht. Die Theorie Es ist das Große und Sdiöne des christ- hinabgezogen. Um der Würde und der des marxistischen Sozialismus hat ihre stärk- lichen Glaubens, daß er allen Menschen, die Wahrheit dieses Glaubens willen kann die- ste Verwirklichung in der UdSSR gefun- Gott als Christen verehren, eine Gemein- ses nicht unwidersprochen bleiben. den. Niemand wird sagen können, daß sich schaft geistiger und praktischer Art gibt, Dieser Entgegnung stelle idi die unter dort die von Ihnen behauptete Einheit die oberhalb aller Untersdiiede unseres ge- bewußten Christenmenschen gebräuchliche christlichen und sozialistischen Handelns sellschaftlichen Lebens steht. In diesem Anrede voraus, weil sie uns daran erinnert praktisch zeigt. Sinn grüße ich Sie in der Verbundenheit daß notwendige sachliche Auseinanderset- Die sozialistische Theorie will dem „Rei- dieses Glaubens als Ihr zungen stets von brüderlidiem Geiste ge- chen" das „Mehr" nehmen, um es dem tragen sein sollen. Otto Gravenhoist." Es ist wahr, wenn Sie schreiben, daß Christen sieh für die Politik entscheiden sollen, denn unser Glaube ruft uns zum Wirken in der Gemeinschaft — das ist poli- Gin be66erer ^Rundiunkl tisches Handeln — auf. Sie aber haben diese christliche Verpflichtung eindeutig auf Von Walter Brookmann, MdB. eine Entscheidung zum Sozialismus und zur In seiner ersten Pressekonferenz nach dem Eine Klärung dieser Schulbeispiele er- SPD umgedeutet. Damit haben Sie den Wahlsieg hat Bundeskanzler Dr. Adenauer scheint also unumgänglich, sdion damit die Glauben zu einer parteipolitischen Ange- daran erinnert, daß Teile des Rundfunks im öffentlidikeit einen Eindruck gewinnt, was legenheit gestempelt. Dieses ist eine falsche Wahlkampf eine Haltung eingenommen Darstellung. Sie beruht auf der irrtüm- den Bundeskanzler zu seinen Beschwerden hatten, die er als nicht in Einklang mit der veranlaßt hat. Sie waren ganz offensicht- lichen Gleichsetzung von „sozial" und „sozia- Uberparteilichkeit empfunden habe. Er er- listisch". Man kann sozial fühlen und han- lich nicht der Ausdruck einer bloßen allge- wähnte insbesondere den NWDR. Seitdem meinen Verärgerung oder Mißstimmung. deln sowohl als Sozialist wie auch als An- reißen die Vermutungen nicht ab, die da- hänger jeder anderen Partei. Es gibt viele Genau so abwegig wäre es, die neue An- von spredien, zu den ersten gesetzgeberi- kündigung gesetzgeberisdier Pläne für .^sozialistische Betriebsführer, die ihren schen Maßnahmen der neuen Bundesregie- Rundfunkreformen „als Ausbruch autoritä- ieb sozialer führen, als gewisse sozia- rung Adenauer werde ein Rundfunkgesetz B&tische Regierungen es tun. rer Neigungen" hinzustellen. Das wäre all- gehören. zu billig. Es muß ernsthaft über diese Din- Glauben Sie wirklich, daß nur die SPD Die Sendungen vom 30. 7. und 20. 8. im ge gesprodien werden, ausgehend von den für die Sehwachen und Elenden eintritt? NWDR — um nur zwei viel beaditete Bei- vorliegenden Mißverhältnissen und mit d in Sie stellen die wenigen Großverdiener den spiele zu nennen — dienten offeribarstark Ziel, nun audi „einen besseren Rundfunk" vielen geringen Einkommen gegenüber. Ein als Beweismaterial für die Beschwerde Dr. in die Wege zu leiten. völliger Ausgleich liegt aber weder in der Adenauers. Sollte man nidit diese beiden Daran, daß manches, nein, sehr vieles Natur, noch innerhalb der Möglichkeiten Sendungen jetzt, nadidem die Erregungen im deutsdien Rundfunk reformbedürftig der Menschen. Unterschiede wird es immer der Wahl hinter uns liegen, einmal in Ruhe ist, kann seit langem kein Zweifel beste- geben. Sie bestehen am krassestem im sozia- durdi eine wirklidi neutrale Instanz prüfen hen. Bisher haben mandie an der Auf- listischsten Staat der Welt, in den UdSSR. lassen? Gefragt wurde besonders, warum reehterhalutng des bisherigen Zustandes in- Entscheidend ist allein, wie man von sei- diese Sendungen mit unverkennbarem wahl- teressierte Kreise den Durdibruch dieser ner wirtschaftlichen Macht Gebrauch macht. politischen Charaktar neben und abwei- Erkenntnis und entsprediende Folgerun- Das allerdings sagt der christliche Glaube chend von dem Schema der Parteiensen- gen verhindert. Das dürfte jetzt unmöglich sehr deutlich sowohl dem sozialistischen, als dungen veranstaltet wurden, das eine mög- geworden sein. Nun wollen wir, die seit auch dem nichtsozialistischen Großverdie- liehst gerechte und genaue Zuteilung von langem auf eine vernünftige Reform ge- ner. Leider richten sich beide Gruppen nicht Sendezeiten vorsah. Wenn hier oder in an- drängt haben, aber audi von Anfang an mit immer danach. Sie wissen selbst, daß auch deren Fällen der Rundfunk bestimmten aller Deutlidikeit ausspredien, daß wir der Lebensstil hochgestellter Sozialisten zu- parteipolitischen Zwecken dienstbar ge- • inen besseren Rundfunk haben weilen dieser Konsequenz entbehrt. rn acht wurde, wer waren die Verantwort- wollen. Also einen Rundfunk, der nidit lidien? Das wird sidi einwandfrei feststel- Es ist das Verdienst von Karl Marx, auf etwa neue, andere Mängel aufweist. len lassen; in keinem Funkhaus können Das Ziel kann und wird nicht heißen: die erschütternden sozialen Zustände am solche schwerwiegenden Sendungen — nodi Anfang des Industriezeitalters hingewiesen Regierungsrundfunk. Das Ziel kann nur dazu in Wahlzeiten — ohne Kenntnis und heißen: ein wahrhaft überparteilicher Rund- zu haben. Diesem, echter Menschlichkeit Genehmigung des Intendanten oder des Ge- entsprungenen Gedanken gilt unsere Zu- funk, so unabhängig wie nur irgend mög- stimmung. Anders jedoch verhält es sich mit neraldirektors in Szene gesetzt werden. Es lich; aber dagegen geschützt, daß diese bedarf dazu erheblicher tedinisdier und Miner Lehre, die als Marxismus die so- Unabhängigkeit hintenherum von irgend- programmpolitischer Vorbereitungen. welchen parteipolitischen oder sonstigen und Mütter." Dies „Front" wurde von den wahlauswertenden Statistikern nidit erfaßt. cALö -*frau im 'Bundestag Aber in ihr muß jedes kommende Problem durchgestanden werden, und in ihr wird Von MdB. Aenne Brauksiepe jeder große politische Weg im kleinen ver- Es fängt auch diesmal nicht mit einem Märchen an. Keine goldene oder gläserne Kutsche sucht: Hier ist die „Wahrheit in der Nuß- mit einer lächelnden Regentin wird in den Zufahrtsstraßen zum Parlament umjubelt. Nicht schale". diese tragende historische Kraft, die ein so reiches Traditionsgeschenk für ein Volk ist, wird Es mag dennodi geschehen, daß heute den Hintergrund abgeben, wenn in wenigen Tagen der zweite Deutsche Bundestag oder morgen einmal die eine oder andere zusammentritt. Gruppe vorübergehend an der Grenze einer Interessengruppe steht. In einer Fraktion Der Schimmer, der über diesem zweiten ten, landwirtschaftliche Probleme nur von von last 250 Abgeordneten, die nicht unter Bundestag liegt, ist ein so ganz ariderer: den Vertretern der Grünen Front oder zu Jugendfragen nur Familienväter und Mül- Fraktionszwang stehen, sondern das Recht Er wird hereingetragen von jenen, die am der freien Meinungsäußerung als ein Kri- Vorabend der Eröffnung, aus Straßburg ler zu debattieren brauchten. Bei aller Notwendigkeit fachkundiger terium der Demokratie anerkennen, wird zurückkehrend, dem bisherigen und gewiß ganz gewiß leidenschaftlich debattiert wer- auch kommenden Bundeskanzler die euro- Vertretung auf jedem Sektor und der gro- ßen Erleichterung in der Gesetzesarbeit, die den. Aber eine Diskussion darf ganz ge- päische Morgengabe mitbringen: daß 14 wiß nicht kommen. Sie kam trotz aller europäische Nationen seinen vierjährigen Fachwissen bedeutet, bleibt doch auch für diesen neuen Bundestag mit seiner großen Unken rule auch nicht einmal auf der Höhe politischen Weg nicht nur begriffen haben, des Wahlkampfes. In einer so vielschichti- sondern seine Fortsetzung mehr oder Zahl von Abgeordneten die oberste Ver- pflichtung, dem gesamten Wohle zu dienen gen Union
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