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„Donauring“

Straßenrennen für Motorräder mit und ohne Beiwagen sowie Rennwagen Meisterschaftslauf für Rennwagen Formel III

Samstag, den 29. und Sonntag, den 30. Juli 1950

Training am Freitag, den 28. und Samstag den 29. Juli 1950

Schirmherrschaft

Oberregierungsrat Erh. Meißner Oberbürgermeister Dr. Weber Landrat Dr. Kramer Programm

Mit Erklärungen und Zeitenablauf

Leitung

der Gesamtveranstaltung Ing. A. Heinz Flücht VDI Kösching/Oberbayern

Veranstalter

Motor-Club im Allgemeinen Deutschen Automobil-Club

Verantwortlich für das Programm: Liselotte Simon-Flücht München

Inserate: Allgemeiner Werbe- und Anzeigendienst, Hans Meier Ingolstadt

Druck: HoMrst Pruskil – I n g o l s t a d t -Donau, Pionierlände bei Turm Triva

bearbeitet

von

Josef Würdinger

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Ausschreibung

zum offenen Straßenrennen „Donauring 1950“ in Ingolstadt /Donau für Motorräder mit und ohne Seitenwagen sowie Rennwagen am Sonntag, dem 30. Juli 1950

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Vorschau auf das Rennen

Die gesamte DKW-Elite am Start

Das Donauring-Rennen am 30. Juli 1950 versprach ausgezeichnete Leistungen und prächtigen Sport in allen Klassen. Von den Veranstaltern wurde alles Menschenmögliche getan, um die vielen Zigtausend Menschen nach Ingolstadt anzulocken, um den einzelnen Rennen nicht nur einen lebendigen, farbigen und anfeuernden Rahmen zu geben, sondern dabei auch eine Atmosphäre entstehen zu lassen, die man so treffend mit „Rennfieber“ bezeichnet, nämlich jenes Pulsieren im Blut, jenes Mitgehen in den Zuschauermassen, das die Fahrer zu noch höheren Leistungen anspornt.

Insgesamt starteten 184 Fahrer, davon rund 70 Lizenzfahrer und 18 Fahrer auf Kleinstrennwagen der Formel III. Es hatte sich herumgesprochen, dass jeder einzelne Rennfahrer auf dieser schwierigen und kurvenreichen Rennstrecke – überhaupt eine der schönsten Deutschlands – sein Bestes geben musste, um einen Sieg bzw. eine gute Plazierung erreichen zu können. Besonders die Ausweisfahrer werden alle ihre Fahrkünste aufbieten, um sich für die Lizenzfahrerklasse zu qualifizieren.

So starteten in den Lizenzfahrerklassen die erfolgreichsten Fahrer der bisherigen Sportsaison.

Die Zuschauer brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen. Denn allein schon

drei Asse des Motorsports der Auto-Union DKW

kämpften auch beim Donau-Ring-Rennen in Ingolstadt, der neuen Heimat der

Auto-Union GmbH. um den Sieg. 49

und zwar:

Siegfried (Sissi) Wünsche Ewald Kluge

H.P. Müller

Weltmeister 1954 als

Privatfahrer auf NSU

Neben diesen werksbetreuten Fahrern hatten sich noch die besten Privatfahrer der Marke DKW zum Start angemeldet: Otto Daiker, Otto Kohfink, Rudi Felgenheier und P.H. Ried. Alle diese hier genannten Rennfahrer erreichten zusammen 22 Siege, 16 zweite und 13 dritte Plätze, was einen erstaunlichen Beweis nicht nur für ihr fahrerischen Können sondern auch für die Güte ihrer DKW-Maschinen als Zweitakter darstellte.

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Aber auch weitere herausragende Motorrad-Rennfahrer haben sich für das Ingolstädter Motorradrennen angemeldet:

Ausweisfahrer:

• Werner Haas, Augsburg, Ardi • Gerhard Bodmer, Ebingen, Puch • Vinzenz Klingenschmid, Ingolstadt, NSU-Fox • Seitz Franz, Ingolstadt, NSU-Fox • • Lizenzfahrer: • Hein Thorn-Prikker, Godesberg, Moto-Guzzi • Rudi Knees, Ahlshausen, Doppelstart mit AJS und Vincent • Heiner Fleischmann, Amberg, NSU • Roland Schnell, Karlsruhe, Parilla • Friedel Schön, Frankfurt, Horex • Rudi Felgenheier, Niederlahnstein, DKW • Erich Wolf, Ingolstadt, DKW (Konstrukteur bei Auto-Union) • , München, BMW • Hans Meier, München, BMW • Walter Zeller, Hammerau, BMW • Hans Baltisberger, Betzingen, Norton

Motorräder mit Seitenwagen:

• Hermann Böhm/Karl Fuchs – Erlangen/Nürnberg, NSU • Max Klankermeier/Hermann Wolz, München, BMW • Ernst Ebersberger/Hans Strauß, Nürnberg, BMW • Wiggerl Kraus/Bernhard Huser, München, BMW

Rennwagen der Formel III – Kleinstwagen Klasse 1

• Walter Kamossa, Recklinghausen, Scampolo • Helmut Deutz, Lüdenscheid, DKW-Scampolo • Adolf Glunz, Lüdenscheid, Scampolo • Toni Kreuzer, München, Cooper 51

Die zweite Ingolstädter Tageszeitung neben dem Donau-Kurier, das “Ingolstädter Morgenblatt“ gab ihren Lesern eine interessante Vorschau:

„In der 125ccm-Klasse wird es wieder hoch hergehen, da sich in diesem Rennen sämtliche DKW-Fahrer, an der Spitze die Ingolstädter Ewald Kluge, Siegfried Wünsche1, H.P. Müller und P. H. Ried vorgenommen haben, den Puch Fahrern (ohne Kompressor) Heiner Dietrich, Rudi Meister sowie Ernst Heinrich (Puch mit Kompressor) die Hinterräder zu zeigen. Auch Ingenieur Erich Wolf2, der sonst nur die DKW-Zweitakter schnell zu machen pflegt – er wird wohl etwas Neues an seiner 125er DKW ausprobieren - wird genauso in den Rennsattel steigen, wie der hoffnungsvolle Motorradrennfahrer Rudi Felgenheier3.

Auch in der Klasse bis 250ccm trifft ein starkes Aufgebot von DKW-Kompressor-Fahrern, vor allem Ewald Kluge. H. P. Müller, Karl Lottes, Otto Daiker, Otto Kohfink und Paul Schwarz auf die besten Fahrer kompressorloser italienischer Maschinen wie Thorn Prikker auf seiner schnellen Moto-Guzzi und Gablenz auf der Moto-Parilla. Hoetzer auf seiner alten Puch wird versuchen, einen ehrenvollen Platz zu erkämpfen.

Bei den 350ccm Maschinen wird es prächtige Kämpfe geben. DKW mit ihren werksbetreuten Kompressor-Fahrern Siegfried Wünsche und H.P. Müller und den Privatfahrern Kurt Nitschky und Karl Lottes, der hier erstmalig eine 350ccm DKW fahren wird, treffen auf die schnellen „Säuglinge“ Rudi Knees auf AJS, Hein Thorn-Prikker auf Velozette und Friedel Schön, der sich auf seiner Horex immer mehr in das Spitzenfeld vorkämpft.

In der Klasse bis 500ccm ist mit größter Wahrscheinlichkeit mit dem Start von BMW-Ass Georg (Schorsch) Meier, Wiggerl Kraus und Heiner Fleischmann4 zu rechnen. Neben dem Genuss, Georg Meier und seinen jüngeren Bruder Hans fahren zu sehen, werden wohl die spannendsten Kämpfe dieser Klasse unter den Saugmotoren-Fahrern ausgetragen. Hier wird Zeller auf seiner schnellen BMW hart bedrängt werden von der neuen Doppelnocken-

1 Sissi Wünsche sollte hier auf einer neuen Saugmotoren-DKW ursprünglich starten. Sie war jedoch bis zum Start nicht fit geworden, Wünsche musste daher seinen Start absagen. 2 Unter Wolfs Leitung entwickelte eine 125ccm Rennmaschine, mit der H.P. Müller gegen stärkste Konkurrenz zahlreiche Rennen gewann. Auch das spätere Flaggschiff der Auto Union, die 350ccm-Dreizylinder- DKW, die sog. „singende Säge“ wurde unter seiner Leitung konstruiert. 3 Felgenheier wurde ab 1952 Werksfahrer der DKW-Rennabteilung der Auto-Union Ingolstadt. 4 Wiggerl Kraus und Heiner Fleischmann sagten ihre Teilnahme am Rennen der 500ccm Klasse ab. 52

Norton des begabten Gert von Woedtke, aber auch Karl Rührschneck auf Norton, Georg Eberlein und Keller, beide BMW, werden alles daran setzten, um gute Plätze zu erreichen.

In den Beiwagenrennen der 600er Klasse werden Max Klankermeier/Hermann Wolz mit ihrer schnellen BMW-Kompressor Maschine die Kompressor-Zündapp von Willi Hofmann/Baierlein wohl besiegen können, während die Saugmotoren-NSU von Bruno Ziemer/Lothar Ströder gegen die BMW´s von Ernst Ebersberger/Hans Strauß und Eugen Haselbeck/Ernst Sauer zu kämpfen haben werden.

Bei den 1200ccm Beiwagenmaschinen werden die BMW-Gespanne von Thomas Seppenhauser/Josef Wenzhofer in Franz Mohr/Fritz Kurt auf MFK und Bruno Ziemer/Lothar Ströder auf NSU, ihre erbittertsten Gegner finden.

Im großen Rudel der Kleinwagenrennen (500ccm) führt Walter Komossa die 7 Skampolo Rennwagen an, die in Gottfried Vollmer auf Atlas und Ferdi Lehder auf LTE-Brillant erbitterte Gegner finden werden. Der Münchner Toni Kreuzer, ein noch unbeschriebenes Blatt, fährt einen neuen Cooper mit einem englisch-japanischen Motor, den erfolgreichsten internationalen Rennwagen dieser Klasse. Bruce Campell, der noch kein Rennen ausließ, startet auf seinem RC-Spezial. Da dieses Rennen zugleich ein Meisterschaftslauf 5 ist, werden wir scharfe und erbitterte Kämpfe erleben.“

5 Das Rennen, das ursprünglich auf 20 Runden angesetzt war, wurde auf 15 Runden verkürzt, so dass die Sieger ihre Punkte doch nicht für die Meisterschaftswertung verbuchen konnten. 53

Gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeiten der Lizenzfahrer beim

Donau-Ring-Rennen 1949

Solomotorräder der Klasse bis 125ccm:

1. Carl Döring, DKW, 80,8 km/h

2. Dietrich, Puch, 78,8 km/h

3. Straßberger, DKW, 78,6 km/h

Solomotorräder der Klasse bis 250ccm:

1. H.P. Müller, DKW, 91,1 km/h

2. Otto Daiker, DKW, 90,7 km/h

3. Otto Kohfink, DKW, 84,1 km/h

Solomotorräder der Klasse bis 350ccm:

1. Hein Thorn-Pricker, Velocette, 94,6 km/h

2. Rudi Knees, DKW, 94,1 km/h (mit Ladepumpe)

3. Siegfried Wünsche, 93,9 km/h (mit Ladepumpe)

Solomotorräder der Klasse bis 500ccm:

1. Georg Meier, BMW, 103,2 km/h

2. Wiggerl Kraus, BMW, 100,4 km/h

3. Heiner Fleischmann, NSU-Saugmschine,97,4 km/h

Seitenwagen der Klasse bis 600ccm:

1. Hansl Schuhmann/Fritz Höller, DKW mit Kompr., 86,4 km/h

2. Leo Neußner/Kurt Prätorius, Zündapp, 86,3 km/

3. Ziemer/Lischke, NSU-Saugmotor, 84,8 km/h

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Seitenwagen der Klasse bis 12ooccm:

1. Max Klankermeier/Hermann Wolz, BMW, 88,3 km/h

2. Johann Schäfer/Bernhard Huser, BMW, 84,6 km/

3. Thomas Seppenhauser/Josef Wenzhofer, BMW, 83,6 km/h

Rennwagen der Formel III bis 1100ccm:

1. Josef Kulzer, Fiat, 84,4 km/h

2. Petermax Müller, VW, 84,4 km/h

3. Willi von Müller, AFM Fiat, 1 Runde zurück

Gefahrene Geschwindigkeiten der Ausweisfahrer beim Donau-Ring- Rennen 1949

Solomotorräder bis 125ccm: Solomotorräder bis 250ccm

1. 72,5 km/h 1. 80,7 km/h

2. 68,5 km/h 2. 80,5 km/h 3. 68,3 km/h 3. 79,7 km

Solomotorräder bis 350ccm Solomotorräder bis 500ccm

1. 82,0 km/h 1. 90,1 km/h 2. 80,0 km/h 2. 89,1 km/h 3. 79,8 km/h 3. 87,9 km/h

Beiwagenmaschinen bis 1200ccm

1. 84,0 km/h 2. 82,5 km/h

3. 81,6 km/h

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Renngeschwindigkeiten des Vorjahres zum Teil überboten

Tausende sahen das erste Training auf dem „Donauring“

Am Donnerstagabend, gegen 21.00 Uhr, kurz nach Einbruch der Dunkelheit schlichen aus einem Mietshaus, das am „Donauring“ liegt, zwei Männer, die eine lange Leiter trugen, auf den ersten Baum einer Lindenallee zu, die unmittelbar neben dem Gebäude beginnt. Hier wird die Leiter an den Baum gelehnt, gehalten von einer Gruppe flüsternder Frauen. Einer der Männer zückt eine Baumschere und gleich darauf werden sichtbehindernde Zweige, die an der unteren Seite der Krone in die Straße hineinragen, abgezwickt. Kurz darauf ist das Werk getan. „So“ sagt der Baumfriseur, „jetzt kenna mia des Rennen in aller Ruah von unsere Fensta aus oschaun.“ Die Sicht für die Mietparteien war frei. Zufrieden betrachtete die Gruppe den Baum, soweit er noch in der Dunkelheit erkennbar war. Kein Mensch hat sich darüber aufgeregt, schließlich wurde der Baum ja nicht verschandelt. – Das war eines der Beispiele, wie die Ingolstädter vom Rennfieber gepackt waren, das am Sonntag, den 30. Juli 1950 seinen Höhepunkt erreicht hatte.

Schon während der Trainingszeiten war die Strecke ständig von mehreren tausend Zuschauern, darunter viele Kinder und Jugendliche, umlagert. Am Start und Ziel ging es zu wie in einem Bienenhaus. Rennleiter, Funktionäre, Polizisten und im Hintergrund der Tribüne hunderte von Kindern, die erstaunlich gute Disziplin hielten, so dass kaum ernsthaft eingegriffen werden musste. Viele Stunden lang brausten die Rennmaschinen über den Rennkurs, der mit Werbebändern und Flaggen bunt geschmückt war und den die Zuschauer trotz des heftigen Motorenlärms erst wieder verließen, als der letzte Rennfahrer sein Training beendet hatte und die Rennstrecke dann für den allgemeinen Verkehr wieder frei gegeben war. Schon die Zeiten, die im Training gefahren wurden, ließen erwarten, dass die meisten der Bestzeiten des Vorjahres überboten werden. Und so kam es auch.

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Ergebnis: Klasse bis 125ccm (Ausweisfahrer)

1. Walter Reichert, Ingolheim, Puch, Durchschnitt: 80,5 km/h

Ergebnis: Klasse bis 100ccm (Nachwuchsfahrer)

1. Vinzenz Klingenschmidt, Ingolstadt, NSU-Fox, 72,6 km/h

Platz 2 und 3 unbekannt

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Auffallend war in dieser Klasse, dass sich in Georg Braun aus Hechingen auf der DKW ein hervorragendes Fahrtalent zeigte, das sein Rennen überlegen nach Hause fuhr.

Ergebnis: Klasse bis 250ccm

1. Georg Braun, Hechingen, DKW, 89,7 km/h

Platz 2 und 3 unbekannt

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Ergebnis: Klasse bis 350ccm

1. Horst Herrmann, Stuttgart, Norton, Durchschnitt: 86,2 km/h

Platz 2 und 3 unbekannt

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Ergebnis: Klasse bis 500ccm

1. Hans Lideck, Passau, BMW, Durchschnitt: 93,7 km/h

Platz 2 und 3 unbekannt

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Ergebnis: Klasse bis 1200ccm

1. Wilhelm Klein jun., Jukersdorf, BMW, Durchschnitt: 82,2 km/h

Hans Seidel, Pulheim

Platz 2 und 3 unbekannt

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Lizenzfahrer

10 Runden = 39,6 km

Am Sonntagmorgen, bei Beginn der Läufe der Lizenzfahrer, warteten bereits 70 000 Menschen bei prächtigem Wetter fiebernd auf den Start in der 125ccm Klasse. Gemeldet für dieses Rennen waren u. a. der Ingolstädter Ewald Kluge und der Bielefelder H.P. Müller. Siegfried Wünsche, ebenfalls Ingolstädter Bürger, musste seinen Start absagen, weil seine „Kleine“, die 125er DKW für dieses Rennen nicht rechtzeitig fertig wurde. So entwickelte sich ein spannendes Rennen zwischen Ewald Kluge und H.P. Müller.

Das Feld brauste geschlossen ab, Ex-Europameister Ewald Kluge auf DKW-Kompressor an der Spitze, gefolgt von seinem Stallgefährten und Rivalen H.P. Müller aus Bielefeld. H.P., wie er von seinen Freunden genannt wurde, „drehte“ mit 88,6 km/h die Rekordrunde. Keiner außer Ewald Kluge konnte mithalten, noch dazu, da Ried aus Königswinter, ebenfalls auf einer DKW-Kompressor-Maschine, bereits in der zweiten Runde durch Sturz ausscheiden musste. Am Ende siegte H. P. Müller um vier Zehntelsekunden vor Ewald Kluge. Für viele war es doch eine Überraschung, aber H. P. hatte in zwei Nachtschichten

62 seiner Maschine noch das kleine Bisschen hinein gezaubert, das er zum Siegen brauchte. Allerdings hatte Ewald in der letzten Runde in der Spitzkehre vor dem Kreuztor noch eine kleine Verzögerung, als er einem Nachzügler ausweichen musste und daher wertvolle Zeit verlor.

Hier führt Ewald Kluge mit der Startnummer 157 vor H. P. Müller.

Das Bild wurde an der Einmündung der Straße Auf der Schanz in die Harderstraße aufgenommen

In der achten Runde wird H.P. Müller, Nr. 155, von Ewald Kluge angegriffen.

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Nach mehrmaligem Führungswechsel in der 125ccm wurde schließlich H.P. Müller Sieger.

Die beiden Sieger vereint im Siegeskranz:

H.P. Müller, Ewald Kluge, rechts

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Ergebnis: Klasse bis 125ccm

1. H. P. (Hermann-Paul) Müller, Bielefeld, DKW mit Kompr., Durchschnitt: 86,2 km/h

2. Ewald Kluge, Ingolstadt, DKW mit Kompr., 86,2 km/h

3. Heiner Dietrich, Frankfurt, Puch ohne Kompr., 83,2 km/h schnellste Runde: H. P. Müller, 88,6 km/h = neuer Rundenrekord

Der drittplazierte Heiner Dietrich, gewann vor dem dritten Kompressorfahrer P.H. Ried mit 25 Sekunden Vorsprung.

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12 Runden = 47,52 km

Vor dem Start in dieser Klasse sah es beinahe so aus, als sollte Kluge in seiner neuen Heimatstadt ohne Sieg bleiben. Seine Rekordmaschine, die am Freitag vorher im Training noch einwandfrei lief, hatte tags zuvor plötzlich blockiert. Noch am Morgen vor dem Rennen wurde fieberhaft am halbzerlegten Motor gearbeitet. „Ich wollte schon heimgehen“, sagte Kluge nach dem Rennen, „aber zwei Minuten vor dem Start kam die Maschine an“.

Vom Start weg an der Spitze, vergrößerte der Ex-Europameister von Runde zu Runde seinen Vorsprung und holte sich schließlich mit 1, 3 Sekunden Vorsprung den Sieg. Hinter ihm lieferten sich Otto Daiker und Karl Lottes, beide auf DKW-Kompressor-Maschinen, mit dem schnellsten der „Säuglinge“ (Saugmotoren), Thorn Prikker auf Moto-Guzzi, fesselnde Kämpfe, die sie mit Radlänge für sich entscheiden konnten.

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Ewald Kluge mit der Nr. 113 auf seiner Siegesfahrt

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Zweiter Sieger

Otto Daiker auf DKW mit Kompressor

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auf den dritten Platz fuhr Karl Lottes auf DKW mit Kompressor

Ergebnis: Klasse bis 250cm

1. Ewald Kluge, Ingolstadt, DKW mit Kompressor, Durchschnitt: 95,6 km/h

2. Otto Daiker, Stuttgart, DKW mit Kompressor, 92,0 km/h

3. Karl Lottes, Marburg, DKW mit Kompressor, 91,8 km/h

Schnellste Runde Ewald Kluge, 97,0 km/h

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12 Runden = 47,52 km

Schade, dass Heiner Fleischmann, der in dieser Klasse zu den Favoriten zählte, nicht starten konnte. Wie zu erfahren war, war seine Maschine nicht einsatzfähig.

Vom Start weg übernahm Siegfried Wünsche in einer temperamentvollen und kampfesfreudigen Weise die Führung. Er verstand es, die zahlreichen Kurven und die bessere Straßenlage seiner DKW auszunutzen. Im weiteren Verlauf des Rennens versuchte H.P. Müller den ausgezeichnet fahrenden Roland Schnell zu bedrängen. Schnell, dessen Maschine unter erheblichen Schwierigkeiten litt, konnte nach einer schneidigen Fahrt noch knapp vor H.P. Müller das Rennen beenden.

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Siegfried Wünsche, Sieger in der 350ccm Klasse auf dem Weg zum Ziel.

Das Bild zeigt ihn an der Spitzkehre vor dem Kreuztor.

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Roland Schnell auf Moto-Parilla errang den 2. Platz

Ergebnis: Klasse bis 350ccm

1. Siegfried Wünsche, Ingolstadt, DKW mit Kompresor, Durchschnitt: 97,2 km/h

2. (und 1. Saugmotorenfahrer) Roland Schnell, Karlsruhe, Moto-Parilla, 94,8 km/h

3. H. P. Müller, Bielefeld, DKW mit Kompressor, 94,7 km/h schnellste Runde Siegfried Wünsche, 99,4 km/h

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12 Runden = 47,52 km

Bei den „Seitenwagen-Akrobaten“ wurde das Gespann Böhm/Fuchs favorisiert. Es kam aber doch etwas anders.

In dieser Klasse war eine einzige Kompressor-Maschine mit Hofmann/Baierlein auf Zündapp vertreten, die aber in der dritten Runde durch Sturz einen empfindlichen Zeitverlust erlitten. Der Reiz dieses Laufes lag vor allem in den hartnäckigen Führungskämpfen, die sich Ruppert/Bauer auf NSU und Ebersberger/Strauß lieferten.

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Die Sieger Erich Ruppert/Karl Bauer auf NSU ohne Kompressor

an der Spitzkehre beim Kreuztor

Willi Hofmann und Baierlein auf Zündapp mit Kompressor erreichten den dritten Platz 74

Ergebnis: Seitenwagen bis 600ccm

1. Ruppert/Bauer, Fürth, BMWn NSU, Durchschnitt: 86,6 km/h

2. Ebersberger/Strauß, Nürnberg, BMW, 91,8 km/h

3. Hofmann/Baierlein, Würzburg, Zündapp mit Kompressor, 84,4 km/h

schnellste Runde Ruppert/Bauer 88,9 km/h

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auf 20 Runden = 79,2 km angesetzt, aber nur 15 Runden gefahren

Die Teilnahme aller Spitzenfahrer der Kategorie Rennwagen der Klasse III bis 500ccm war bei diesem Rennen selbstverständlich. Der „Atlas“ von Gottfried Voller zeigte sich bisher von seiner besten Seite, somit wurde ihm eine Chance gegen den sehr schnellen Australier Bruce Campell auf RC-Spezial, Walter Komossa auf Scampolo und Ferdi Lehder auf dem wirklich brillant laufenden LTE-Brillant eingeräumt.

17 Fahrer meldeten sich zu diesem Lauf, 14 traten an, und wer aus den schwachen Trainingszeiten von Walter Komossa auch auf ein schwaches Abschneiden des zweimaligen Meisters geschlossen hatte, tippte daneben. Obwohl er mit seinem Scampolo aus der fünften Reihe starten und bis zum Nordbahnhof auf „verstopfter“ Straße fahren musste, hatte er nach der ersten Runde die Spitze, die er bis zum Ziel nicht mehr abgab. In der dritten Runde lief Helmut Deutz auf DKW-Scampolo fast zu ihm auf, aber nun machte der Meister Ernst, hatte bis zur achten Runde Deutz einwandfrei abgeschüttelt und fast die Hälfte seiner Konkurrenten überrundet. Die Zeitnehmer mussten 93 Sekunden lang auf Helmut Deutz warten, dem – ebenfalls mit Abstand – Scampolo-Fahrer Glunz und der Rheydter Dilthey auf Kondor folgten.

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Leider wurde das Rennen auf 15 Runden verkürzt, so dass die Sieger ihre Punkte doch nicht für die Meisterschaftswertung verbuchen konnten. Warum das Rennen verkürzt wurde, obwohl es als Meisterschaftswertung angekündigt worden war, ist unbekannt geblieben. Es wurden keine Aufzeichnungen hierüber gefunden.

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Adolf Glunz aus Lüdenscheid erreichte mit seinem Scampolo-Rennwagen den dritten Platz

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Der Sieger des Ingolstädter Autorennens 1950:

Walter Komossa aus Recklinghausen wurde deutscher Meister 1949 in der Kleinstrennwagenklasse auf seinem Scampolo

Ergebnis: Kleinstwagenklasse Formel III

1. Walter Komossa, Recklinghausen, Scampolo, Durchschnitt: 88,8, km/h

2. Helmut Deutz, Lüdenscheid, DKW-Scampolo, 85,6 km/h

3. Adolf Glunz, Lüdenscheid, Scmpolo, 84,6 km/h

4. Friedrich Dilthey, Rheiydt, Kondor, 82,2 km/h

5. Otto Kolan, Neumünster, Scampolo

6. Toni Kreuzer, München, Cooper schnellste Runde Walter Komossa, 91,1 km/h 79

12 Runden = 47,52 km

„Wiggerl“ Kraus und sein Beifahrer Bernhard Husser waren mit ihrem BMW-Gespann die Favoriten in der 1200ccm Klasse. Aber auch den Schweinfurtern Franz Mohr und Fritz Kurt wurden ebenso Chancen eingeräumt wie den beiden Thomas Seppenhauser und Josef Wenzhofer.

Das Rennen verlief vom Start weg in scharfer Fahrt, in dem Ebersberger/Strauß, dicht gefolgt von Kraus/Husser, beide auf BMW, in einem Tempo über den „Donauring“ jagten, das im Mittel schneller war als die schnellste Runde des Vorjahres. Die wenigsten Zuschauer glaubten noch an einen Sieg von „Wiggerl“ Kraus, als es ihm doch noch in der Schlussrunde kurz vor dem Ziel gelang, an dem führenden Ebersberger vorbeizukommen und den Lauf in neuer Rekordzeit zu gewinnen.

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Die Sieger „Wiggerl“ Kraus und Bernhard Husser in voller Aktion an der Spitzkehre vor dem Kreuztor

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Hoppla ! Der Fahrer Franz Mohr auf MFK hätte beinahe seinen Schmiermaxe Fritz Kurt verloren. Dieser Zwischenfall ereignete sich auf der Friedhofstraße vor dem Kreuztor.

Ergebnis in der 1200ccm Beiwagenklasse:

1. Wiggerl Kraus/Bernhard Husser, München, BMW, Durchschnitt: 91,9 km/h

2. Ernst Ebersberger/Hans Strauß, Nürnberg, BMW, 91,8 km/h

3. Michael Forster/ Helmut Wirth, München, BMW, 89,9 km/h

Schnellste Runde Ebersberger/Strauß 93,6 km/h

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15 Runden = 59,4 km

Als letzten Höhepunkt dieses Renntages sahen die Zuschauer das Rennen der 500ccm Klasse. Vor dem Start waren allerdings viele der Zuschauer enttäuscht, als bekannt gegeben wurde, dass in der Kompressorklasse Heiner Fleischmann und Wiggerl Kraus nicht starten. Dennoch wurden sie reichlich entlohnt, da Schorsch Meier, der haushohe Favorit in dieser Klasse, wie alle anderen Fahrer ebenfalls, mit einem Saugmotor fuhr und sich dabei eine mitreissende Jagd zwischen ihm und seinem jüngeren Bruder Hans entwickelte. Georg fuhr zunächst verhalten und übernahm die Spitze erst in der dritten Runde. Hans setzte sich hinter ihm auf den zweiten Platz und es gelang ihm, den Vorsprung des Spitzenreiters, der bereits bis zu neun Sekunden betragen hatte, bis auf einige Zehntelsekunden zu verringern. Als Schorsch in der 5. Runde mit einem Durchschnitt von 100,2 km/h einen neuen Rekord aufstellte, ließ Hans die neue Bestzeit in der nächsten Runde nicht überstehen. In der 6.

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übertraf Hans die Bestzeit seines Bruders und mit 100,6 km/h fuhr er damit die schnellste Runde des Tages. Im Ziel lag er kaum fünf Meter hinter seinem Bruder Schorsch.

In der 1. Runde war es bereits zu einem tragischen Unfall gekommen, als Max Wolz auf BMW, der nach seiner schweren Verletzung auf dem Schottenring vor zwei Jahren erstmals wieder am Start war, in einer Kurve stürzte nd sich abermals schwere Verletzungen zuzog. Groß auf BMW, erstmalig am Start in der Lizenzklasse, kam dadurch erbenfalls zum Sturz, wobei seine Maschine, sein einziger Besitz, völlig ausbrannte. Seine Sportkameraden sammelten am Abend für ihn einen Betrag von rund 1500.- DM.

Georg (Schorsch) Meier – der Gusseiserne, wie er von seinen Fans gerne genannt wurde - fährt hier eine 500ccm BMW ohne Kompressor mit der legendären Nummer 1

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Schorsch Meier an der Spitzkehre vor dem Kreuztor

Hans Meier, bei seiner Aufholjagd zu seinem älteren Bruder Schorsch

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Ergebnis: 500ccm Klasse

1. Georg (Schorsch) Meier, München, BMW, Durchschnitt: 97,8 km/h

2. Hans Meier, München, BMW, 97,8 km/h

3. Karl Rührschneck, Nürnberg, Norton, 95,5 km/h schnellste Runde Hans Meier, 100,5 km/h

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Fazit der Großveranstaltung:

Das Dröhnen der Rennmotoren, das an diesem Wochenende Ingolstadt beherrschte, war nach den letzten Rennen verstummt. Endlich konnten die Organisatoren des „Donau-Ring- Rennens – Rund um die Schanz“ nach dieser wohlgelungenen, vom Wetter begünstigten Veranstaltung, wieder ruhig schlafen. Es hatte alles geklappt, angefangen von der Leitung der Rennen bis zum Ordnungsdienst, der es nicht allzu schwer hatte, da die Zuschauer im allgemeinen gute Disziplin hielten. Die Rennen selbst boten spannende, ja mitreißende Kämpfe so dass – alles in allem – mit einem Wort von Oberbürgermeister Dr. Georg Weber gesagt werden kann: das „Donau-Ring-Rennen 1950“ war in sportlicher, organisatorischer und wirtschaftlicher Hinsicht ein voller Erfolg. Rund 100 000 Zuschauer waren insgesamt an den beiden Renntagen am Kurs und gaben den Läufen, in denen rund 180 Fahrer starteten, die lebendige Kulisse. Der Präsident des ADAC, Hans Meyer-Seebohm, äußerte dazu bei der Siegerehrung am Sonntagabend auf dem Rathausplatz: „Ingolstadt kann stolz sein auf sein Rennen.“

Da im internationalen Renngeschehen Kompressor-Maschinen nicht mehr anerkannt wurden, sondern nur noch Maschinen mit Saugmotoren, war beim Start mancher Spitzenfahrer auf Saugmotoren ein Versuch zu erblicken, auch technisch den Anschluss an das internationale Rennwesen vorzubereiten. Die Rennen erhielten dadurch eine interessante Note.

Leider ereignete sich in der 1200ccm Gespannklasse kurz nach dem Start ein tödlicher Unfall. Das gesamte Feld, das geschlossen abgekommen war, riss den Gasghebel voll auf und raste los, wobei das BMW-Gespann Eberhardt/Schrepfer aus Lichtenfels an den Straßenrand gedrängt wurde und gegen einen Baum fuhr. Der Beifahrer Schrepfer erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen, denen er einige Stunden später im Städtischen Krankenhaus erlag. Der Fahrer sowie fünf Zuschauer mussten ebenfalls im Krankenhaus behandelt werde, jedoch bestand bei ihnen keine Lebensgefahr.

Ein geselliges Beisammensein am Abend im „Wittelsbacher-Hof“ beschloss die Veranstaltung.

Würdinger

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Anmerkungen:

Das „Donau-Ring-Rennen“ 1950 wurde unter Zuhilfenahme folgender Zeitungsberichte bearbeitet.

- Donau-Kurier 19500706-19501021-000292.jpg -

- Donau-Kurier vom 2. Juli 1950, Nummer 88, Seite 5

- Donau-Kurier vom 1. August 1950, Nummer 90, Seite 5 - Zeitschrift „Das Auto“, Heft 16/1950 - Programmheft zum „Donau-Ring-Rennen“ 1950 - Die im Aufsatz gezeigten Bilder wurden freundlicherweise von „Audi-Tradition“ zur Verfügung gestellt.