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Rund um die Schanz

Straßenrennen für Motorräder mit und ohne Beiwagen sowie Sportwagen

Am Montag, dem 15. August 1949

Maria Himmelfahrt, gesetzlicher Feiertag

Schirmherrschaft

Oberbürgermeister Dr. Weber Landrat Dr. Kramer Oberregierungsrat Erh. Meißner

Programm

mit

Erklärungen und Zeitenablauf

Veranstalter

Motorclub- im Allgemeinen Deutschen Automobil-Club

Verantwortlich für das Programm: Ing. A. Heinz Flücht, Kösching

Druck und Inserate: Auer Druck (W.Lehner), Ingolstadt-Donau

bearbeitet

von

Josef Würdinger 2

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Das Ingolstadt unserer Tage hat wie wenige Städte Deutschlands nach dem Krieg die Entwicklung zu einer blühenden Industriestadt vollzogen. Zu allen Zeiten hatte Ingolstadt einen festen Platz im Kranz bayerischer Städte. Als Sitz der bayerischen Landesuniversität stand es über drei Jahrhunderte im Blickpunkt des bayerischen Geisteslebens und auch als Festungsstadt war es weit über Bayern hinaus bekannt.

14 Jahre, seit unsere Stadt die schwerste Heimsuchung ihrer wechselvollen Geschichte erlitten hat, sind vergangen. Aus Schutt und Asche ist Vieles wiedererstanden und unsere Väter und Großväter haben dabei durch Arbeitseinsatz und Fleiß am sagenhaften industriellen Aufschwung mitgeholfen. Eine ganze Reihe von Firmen mieteten frühzeitig die vorhandenen ungenutzten Räume und Gebäude, um nach dem Kriege wieder neu anzufangen. So auch die – ich nenne sie ganz besonders, weil sie mit ihren DKW-Motorrädern mit dem wiedererstandenen Renngeschehen in Deutschland eng in Verbindung stand – die 1945 erstmals in Ingolstadt auftauchte, um in unserer Stadt eine neue Heimat zu finden. Ihre ehemaligen Fabrikationsanlagen in wurden abmontiert und als Reparationsleistung nach Russland verbracht. Erst war es das „Auto- Union-Ersatzteildepot“ im ehemaligen Proviantamt, dann kam zum Ersatzteilgeschäft die Fertigung von DKW-Antriebsaggregaten hinzu und 1949 wurden schließlich die ersten, legendären DKW RT 125-Motorräder hergestellt und schließlich folgten die DKW- Schnelllaster (3/4 t), wobei lediglich die Produktion von DKW-Personenkraftwagen in Düsseldorf verblieb.

Zwischenzeitlich waren die weit über Deutschland hinaus bekannten Rennfahrer Siegfried Wünsche und – letzterer nach überstandener Kriegsgefangenschaft – Ingolstädter Bürger geworden. Kein Wunder also, dass sich auch in unserer Stadt ein rühriger Motor-Sport-Club etablierte und dies musste ja schließlich einmal zu einem Rennen führen. „Bauernrennen“ sagten dazu einige Leute respektlos. Sie wurden eines Besseren belehrt; denn mit der Elite der deutschen Motorradrennfahrer konnte am 15. August 1949 in Ingolstadt das erste Motorradrennen überhaupt gestartet werden.1

1 Als das erste Motorradrennen 1946 in Deutschland wieder gestartet wurde, konnte der Sprit nur auf Bezugsschein bezogen werden. Am Start waren natürlich nicht die modernsten Maschinen, gefahren wurde, was den Krieg überstanden hatte und auch, oft mit großem Aufwand, von Serienmaschinen abgeleitete Eigenbauten. 8

Und da dieses erste Motorrad- und Autorennen 1949 bei der Bevölkerung einen so überaus großen Anklang gefunden hat, wurden noch weitere Rennen veranstaltet:

Die Donauring Rennen

1950, 1951 und 1954

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Ingolstadt ist für das Rennen gerüstet – Alle Vorbereitungen sind getroffen“ meldete der Donau-Kurier in seiner Ausgabe vom 13. August 1949 auf Seite 13 und gab weitere Informationen an die Zuschauer weiter: „Die Organisation des Rennens am Montag, 15. August 1949, das bei jedem Wetter stattfindet, ist im allgemeinen abgeschlossen. Die rund vier Kilometer lange Rundstrecke wurde mit etwa 30 Lautsprechern und sechs Telefonleitungen ausgestattet, die offenen Stellen sind mit Draht abgesichert und die scharfen Kurven werden noch mit Strohballen bestückt, die etwaige Stürze auffangen sollen. Die Zuschauer werden darauf hingewiesen, dass auf die Rennstrecke kein Papier geworfen werden darf; ein Stück Papier kann einer Rennmaschine für den Bruchteil einer Sekunde die Bodenhaftigkeit nehmen und sie zum Schleudern bringen. Ebenso sollen Hunde zu Hause bleiben. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein bei einer Geschwindigkeit von 120 bis 160 Stundenkilometern überfahrener Hund unter Umständen mit dem Leben davon kommen kann, während der Fahrer mit seiner Maschine auf jeden Fall aus der Bahn und meist in die Zuschauermenge geworfen wird.

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Ansicht und Beschreibung der Rennstrecke

Die Rundstrecke konnte fast auf der ganzen Länge auf beiden Seiten mit Zuschauern besetzt werden. Die schönsten Plätze waren an der Nördlichen Ringstraße und entlang der Friedenskaserne zu finden. Unter schattigen Bäumen konnten hier auf einer Strecke von ca. zwei Kilometern ohne Schwierigkeiten rund 30000 Zuschauer gut untergebracht werden. Außerdem waren 5000 Sitzplätze auf Tribünen und Stühlen vorhanden.

Tribünenplätze:

Die Tribüne I mit 1500 Plätzen lag gegenüber dem Start und Ziel an der Zehnerstraße (heute Straße Auf der Schanz, auf Höhe der Schule Auf der Schanz). Die Tribüne II wurde entlang der Straße Auf der Schanz, bei der Einmündung zur Harderstraße aufgebaut. Von dort aus konnten die beiden engen Kurven an der Einmündung zur Harderstraße und die nächste Linkskurve am Anfang der Friedenskaserne beobachtet werden. Die Tribüne III lag beim ehemaligen Finanzamt in der Rechbergstrße und gab so einen Blick in den weiteren Verlauf der Rennstrecke in Richtung Nordbahnhof frei. Tribüne IV, die nur aus Stuhlreihen bestand, konnte am Kreuztor, an der engsten Kurve der gesamten Strecke, benützt werden. 11

Neben Tribüne II und am Nordbahnhof war für die Zuschauer der 1. Platz reserviert, Stuhlreihen befanden sich ferner an der Nördlichen Ringstraß und teils an der Harderstraße, die als 2. Platz bezogen werden konnten.

Eintrittspreise:

Tribüne I - 6.-- DM

Tribüne II und III - 7.-- DM

Tribüne IV - 5.—DM

1. Platz - 4.—DM

2. Platz - 3,50 DM

Stehplatz - 2,50 DM

Jugendliche unter 14 Jahren 1.-DM

Im Vorverkauf waren die Tribünenpreise um je eine DM, die übrigen Preise um 0,50 DM gesenkt. Der Vorverkauf wurde am Sonntag, den 14. August um 12.00 Uhr beendet. Schwerkriegsbeschädigte erhielten verbilligte Karten beim VdK.

Disziplin war gefordert:

Der Motor-Club Ingolstadt erließ folgenden Aufruf an die Anlieger und Bewohner an der Rennstrecke: „Erstmalig wird an Maria Himmelfahrt, am 15. August 1949, eine Großveranstaltung des Motorsports stattfinden, die in die Geschichte Ingolstadts eingehen wird. Der Motor-Club-Ingolstadt im ADAC als Veranstalter, hat im besten Einvernehmen mit der Stadtverwaltung alle organisatorischen Aufgaben erfüllt, um das Rennen für alle Beteiligten, besonders aber auch für die Besucher aus Stadt und Land, zu einem Erlebnis werden zu lassen. Die Kosten für die Durchführung des Rennens sind erheblich, so dass alles daran gesetzt werden muss, alle Zuschauer des Rennens zu erfassen. Manche Bewohner der Stadt sind Anlieger der Straßen, auf denen das Rennen gefahren wird. An diese Ingolstädter Einwohner wenden wir uns mit folgenden Bitten: Lasst keinen Fremden während des Rennens in Wohnungen und Gärten; unterstützt die Rennleitung durch Disziplin. Das Rennen soll jedes Jahr wiederholt werden, um der Motorisierung zu dienen, um den Fremdenverkehr nach Ingolstadt zu ziehen und um bessere wirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen. Deshalb bitten wir alle: Helft mit, diese Veranstaltung finanziell tragbar zu gestalten: Sorgt dafür, dass jeder seinen Beitrag zahlt und unterstützt die Ordner, Polizei und Funktionäre.“ 12

Der Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt, Dr. Georg Weber, fügte diesem Aufruf noch Nachstehendes hinzu: “Die Stadtverwaltung Ingolstadt unterstützt die Veranstaltung des Rennens „Rund um die Schanz“ und die vorstehenden Wünsche der Veranstalter an die Anlieger der Rennstrecke. Dabei sollen nochmals die Anlieger der Strecke wie das gesamte Publikum auf folgende wichtigste Punkte zur Beachtung hingewiesen werden, damit Unfälle und Schäden vermieden werden: Während der gesperrten Zeiten (Samstag zehn bis 18.00 Uhr, Montag zwölf bis 18.00 Uhr) tretet nicht auf die Rennbahn; achtet darauf, dass Kinder nicht die Rennbahn betreten; lasst im Renngebiet und dessen Nähe keine Hunde oder sonstige Haustiere frei laufen; steigt nicht auf Bäume oder Zäune und zerstört oder beschädigt nicht unachtsam fremdes Eigentum in den anliegenden Grundstücken: Den Weisungen der Polizei und der mit Armbinden versehenen Ordner ist Folge zu leisten.“

Wenn am Montag in Ingolstadt die Rennmotoren donnern…

Eine Betrachtung von Sonderberichterstatter F.P. Albig

Da für viele Besucher das Motorrad- und Autorennen das erste motorsportliche Ereignis war, wurde vor Beginn des Rennens im Donau-Kurier auf einige sporttechnische Feinheiten hingewiesen, um den Zuschauern ein großes Maß von Verständnis am Rennen selbst und somit mehr Freude beim Beobachten der einzelnen Rennen zu vermitteln. Dort war zu lesen:

„Beim Rennen am Himmelfahrtstag starten zunächst die Ausweisfahrer. Ausweisfahrer sind die landläufig so bezeichneten „Lehrlinge des Motor-Rennsports“. Sie bekommen erst dann eine offizielle Rennlizenz, d. h. an jedem Rennen teilnehmen zu dürfen, wenn sie in sogenannten Ausweisrennen drei Siege verbuchen und damit sich qualifizieren konnten für den sehr viel härteren Rennbetrieb in der Lizenzklasse, wo sie sich dann mit den Meistern und „alten Hasen“ messen können.“„Die Lehrlinge des Motor-Rennsports“ sind für den Fachmann gerade diese Nachwuchsfahrerrennen von besonderem Reiz, weil sich hier schon der Fahrstil derjenigen Fahrer abzeichnet, die später einmal berufen sind, in der Lizenzklasse zu irgendwelchen besonderen Erfolgen zu kommen. Ich denke dabei an einen der jüngsten unserer Lizenzfahrer, Walter Zeller aus Hammerau, der durch bestechenden Fahrstil und souveräne 13

Beherrschung seiner Maschine das letzte Quentchen Kraft aus dem Motor herausholt und es versteht, sie auf die Straße zu bringen. Um solche späteren Talente vorausschauendschon frühzeitig zu entdecken, sind Ausweisfahrerrennen besonders interessant.“

Der Reigen der Säuglinge

Vielen Zuschauern war damals der Begriff Saugmotor unbekannt. F. P. Albig hatte folgende Aufklärung an die Zuschauer gerichtet: „Dann kommt der muntere Reigen der „Säuglinge“, was in diesem Falle gar nichts mit Babies zu tun hat, sondern mit der Art der gefahrenen Motoren, die das Gasgemisch direkt aus dem Vergaser saugen und daher Saugmotoren genannt werden, im Gegensatz zu den aufgeladenen „Kompressor-Motoren“, die das Gasgemisch durch mechanische Kraft in den Verbrennungsraum drücken.“

Die Akrobaten des Motorsports sind jene Rennfahrer, die sich durch ihre sehr ins Auge fallenden Belastungsverlagerungen in den Kurven beim Publikum ganz besonderer Beliebtheit erfreuen. Ich darf aber in diesem Zusammenhang die ganz besondere ernste Bitte an die Zuschauer richten, dem Überschwang der Begeisterung nicht dadurch Ausdruck zu verleihen, die Köpfe weiter hervorzustrecken, als es die Absperrmarkierungen zulassen; denn die Gespanne brauchen in jedem Fall bis auf den letzten Zentimeter die gesamte Straßenbreite. So anschaulich und erregend auch das Bild ist, das die durch die Kurven jagenden Beiwagenmaschinen und die artistischen Leistungen der „Schmiermaxen“ beim Herauslehnen aus den Seitenwagen bieten, so darf das doch nicht dazu führen, dass sich der Zuschauer verleiten lässt, die Gefahrenzone zu betreten. Selbstmordkandidaten bleiben besser zu Hause.“

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Das Rennen kann beginnen

Nur eine Woche nach dem Rennen am Nürburgring trafen sie sich wieder zum Ingolstädter Motorrad- und Sportwagenrennen „Rund um die Schanz“. Wenn auch hie und da diese Rennveranstaltung als „Bauernrennen“ bezeichnet wurde, so haben sich zu diesem Rennen eine ganze Reihe von Rennfahrern gemeldet, die im deutschen und internationalen Renngeschehen sowohl vor dem Krieg in den dreißiger Jahren wie auch in den ersten Jahren danach bis weit hinein in die 50er Jahre bei Straßenrennen beste Plazierungen erreicht hatten und somit in ihren Kreisen Rang und Würden (teilweise deutsche Meisterschaften und Europameisterschaften) besaßen.

Der dem ADAC angeschlossene Motor-Sport-Club Ingolstadt erhielt für die auf Montag, den 15. August 1949 angesetzte große Rennveranstaltung ein so zahlreiches Nennungsergebnis für alle Motorradklassen sowie für die 1100ccm Sportwagenkategorie, so dass die Besucher voll auf ihre Kosten kamen. Aus der Fülle der Nennungen seien an dieser Stelle etliche herausragende Fahrer genannt:

Ausweisfahrer:

 Werner Haas, Augsburg,  Xaver Heiß, Augsburg,  Hans Meier, Obermenzing b. München

Lizenzfahrer:

 Carl Döring, Wiesbaden  Paul Ried, Königswinter  H. P. (Hermann Paul) Müller, Bielefeld  Otto Daiker, Stuttgart  Karl Lottes, Marburg  Helmut Krackowitzer, Vöcklabruck/Österreich  Otto Kohfink, Bietigheim  Friedl Schön, Frankfurt am Main  Hermann Gablenz, Karlsruhe  Roland Schnell, Karlsruhe  Siegfried Wünsche, Ingolstadt  Rudi Knees, Braunschweig 15

 Georg (Schorsch) Meier, München  Wiggerl Kraus, München  Hans Baltisberger, Reutlingen  Heiner Fleischmann, Amberg  Karl Rührschneck, Nürnberg  Walter Zeller, Hammerau

Motorräder mit Seitenwagen: Lizenzfahrer

 Böhm Herrmann, Erlangen – Fuchs Karl, Nürnberg  Schuhmann Hansl, Stuttgart – Höller Franz, München  Hillebrand Friedrich, Amberg – Burghardt Heinz, Freudenberg  Klankermeier Max, München – Wolz Hermann, München  Füglein Kurt, Nürnberg – Müller Günther, Schweinfurt  Mohr Franz, Schweinfurt – Fritz Kurt, Schweinfurt

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Der Renntag, 15. August 1949

Ein Sonderbericht des DK vom 16. 8.1949 von F.P. Albig

Ingolstadt erlebte sein erstes großes Motorsport-Ereignis. Am Wahlsonntag, also einen Tag vor dem großen Rennen, war für die Rennfahrer „arbeitsfrei“. Der damalige Oberbürgermeister der Stadt, Dr. Georg Weber, nutzte die Gelegenheit, um Deutschlands Fahrerelite zu einem Frühschoppen ins Neue Schloss einzuladen. Das Bier war ausgezeichnet und kühl, die Rennfahrer waren allesamt guter Dinge, sie freuten sich auf das Rennen am nächsten Tag.

Eine Massenwanderung setzte ein

„Schon Stunden vor Beginn des Rennens am 15. August strömten die Besucher durch die Straßen der Stadt zur Rennstrecke und schon um 11.00 Uhr konnte man „wahre Trauben von Menschen“ entlang der Rennstrecke sehen und selbst Bäume wurden als Tribüne zweckentfremdet. Alle wollten sie dieses große motorsportliche Ereignis hautnah miterleben. Insgesamt dürften es 25000 bis 30000 Menschen gewesen sein, die die Rennstrecke zu beiden Seiten umsäumten.“

Der Weltrekordmann Ewald Kluge bezeichnete auf einer Rundfahrt die Ingolstädter Strecke „als allen anderen deutschen Rennstrecken ebenbürtig. Die Strecke sei schnell, und berge vor allem in den flachen Kurven an der Nördlichen Ringstraße, die die Fahrer in voller Geschwindigkeit durchjagen, einige Gefahren. Bei trockenem Wetter seien bei der 500ccm Klasse Spitzengeschwindigkeiten bis zu 160 km/h und Durchschnittsgeschwindigkeiten um die 120 km/h zu erwarten.

Eine lange und mit vielen Schwierigkeiten behaftete Organisation war jetzt endlich mit dem ersten Startschuss zu Ende gegangen. Das bei den Organisatoren immer da gewesene „mulmige Gefühl“, hoffentlich klappt alles, war vergessen. Was da aber auch in kürzester Zeit hingezaubert wurde, konnte sich sehen lassen. Eine gute Straßendecke auf einer interessanten Rundstrecke um die zum Teil schon abgebrochenen Festungsanlagen und Kasematten der alten bayerischen Garnisonsstadt, eine vorbildliche Absperrung der Rennstrecke sowie eine in allen Belangen hervorragende polizeiliche Verkehrsregelung, ausreichend vorhandene Tribünen und, man hätte es sich nicht besser wünschen können, am Start die Elite der deutschen Spitzenfahrer. Jetzt endlich konnte das Rennen beginnen. 17

8 Runden = 31,6 km

Ergebnis: 125ccm Klasse

1. Werner Haas, Augsburg, Ardi, Durchschnittsgeschw. 72,5 km/h

2. Otto Brüger, Niederwerrn bei Schweinfurt, DKW, 68,5 km/h

3. Oexner, Wertheim, Sachs, 68,3 km/h

Als Lizenzfahrer wurde der Sieger Werner Haas im Jahre 1953 in der 125ccm Klasse sowie in der 250ccm Klasse Doppelweltmeister und 1954 in der 250ccm Klasse Weltmeister. Insgesamt wurde er noch viermal deutscher Meister, stets auf NSU. 1954 bei seinem ersten Flug nach der Flugscheinprüfung in der Nähe von Neuburg/Donau tödlich verunglückt.

Ergebnis: 250ccm Klasse

1. Glock, Marbach, DKW, Durchschnittsgeschw. 80,7 km/h

2. Fred Mayerfels, Augsburg, DKW, 80,5 km/h

3. Günter Wiegershaus, Amberg, Ardie, 79,7 km/h

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10 Runden = 39,5

Ergebnis: 350ccm Klasse

1. Xaver Heiß, Augsburg, NSU, Durchschnittsgeschw. 82,0 km/h

2. Paul Erdmannsdörfer, Ansbach, NSU, 80,0 km/h

3. Willy Czekely, München, Sarolea, 79,8 km/h

Xaver Heiß 1954 Sieger in der 350ccm Klasse am auf NSU.

Ergebnis: 500ccm Klasse

1. Hans Hafner, Amberg, NSU, 90,1 km/h

2. Von Frankenberg, Stuttgart, BMW, 89,1 km/h

3. Hans Meier, München, BMW, 87,9 km/

Hans Meier war der Bruder des berühmten Rennfahrers und Europameisters Georg (Schorsch) Meier. Das Fahrtalent scheint in der Familie Meier vorhanden zu sein. Hans wurde im Jahre 1955 deutscher Geländemeister auf BMW.

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10 Runden = 39,5 km

Ergebnis: 1. Michael Forster/ Franz Ziegelwallner, München, BMW 750ccm, Durchschnittsgeschwindigkeit 84,0 km/h 2. Max Weißmeier,Forchheim/ Willi Schmidt, Effeltrich, BMW 750ccm Durchschnittsgeschwindigkeit 82,5 km/h 3. Franz Wimmer, Trostberg/ Hans Wimberger, Tacherting, BMW 750ccm Durchschnittsgeschwindigkeit 81,6 km/h

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10 Runden = 39,5 km

Es war das erste Rennen der Lizenzfahrer, bei dem man ohne Ausnahme die Elite der deutschen Fahrer am Start sah.

Es begann mit der Klasse bis 125ccm. Der amtierende deutsche Meister Carl Döring aus Wiesbaden auf seiner schnellen DKW konnte sich vom Start weg an die Spitze setzten und in meisterlich gefahrenem Stil mit 46 Sekunden Abstand vor seinem Verfolger das Rennen gewinnen. Förmlich verwachsen mit seiner Maschine zog er, von Runde zu Runde schneller werdend, seine Bahn. Es war dabei kein Wunder, dass er auch noch die schnellste Runde mit 82,1 km/h fuhr.

Ergebnis: 125ccm Klasse

1. Carl Döring, Wiesbaden, DKW, Durchschnitt: 80,8 km/h

2. Dietrich, Frankfurt, Puch, 78,8 km/h

3. Straßburger, Nürnberg, DKW, 78,6 km/h

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Klasse bis 250ccm:

Die Spannung steigerte sich beim Rennen der Viertelliter-Maschinen. Diese Klasse war schon seit Jahren eine Domäne der Ladepumpen-DKW-Maschinen. Der deutsche Meister H.P. Müller aus Bielefeld hatte in dieser Saison durch Umstellung seines Motors und damit verbundene neue Versuche reichlich viel Pech. Aber hier in Ingolstadt hatte er sich etwas ganz Besonderes vorgenommen. So gelang es ihm, in dieser Klasse das Spitzenrudel von drei DKW-Fahrern anzuführen. Herman Gablenz (ein Jahr später deutscher Meister in dieser Klasse auf Moto-Parilla) setzte ihm sofort nach, nur wenige Meter hinter ihm Otto Daiker (deutscher Meister und zweimal deutscher Vizemeister) auf einer DKW mit Kompressor. Gablenz, ebenfalls auf einer DKW mit Kpr., fiel in der dritten Runde etwas zurück und setzte sich dann in einer schnellen Runde mit 94 km/h wieder an den zweiten Platz. Da Gablenz wegen Kerzenschadens aufgeben musste, entspann sich jetzt ein hartes Duell zwischen H.P.Müller und Otto Daiker, das schließlich H.P. Müller auf DKW mit Kpr. mit seinem eleganten und sicheren Fahrstil mit acht Sekunden Vorsprung gewinnen konnte.

In der Klasse der Saugmotoren konnte Karl Lottes auf DKW ohne Ladepumpe mit 20 Sekunden Vorsprung einen Sieg vor Krackowitzer auf Rudge erringen.

Ergebnis: 250ccm Klasse

1. H.P. Müller, Bielefeld, DKW m. Kpr. Durchschnitt: 91,1, km/h

2. Otto Daiker, Stuttgart, DKW m.Kpr., 90,7 km/h

3. Otto Kohfink, Bietigheim, DKW m. Kpr., 84,1 km/h

Sieger der Klasse mit Saugmotoren:

1. Karl Lotes, Marburg, DKW, 83,3 km/h

2. Kurt Lewandowsky, Frankfurt, DKW, 82,4 km/h

3. Helmut Krackowitzer, Vöcklabruck/Österreich, Rudge, 79,8 km/h

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Sieger der 250ccm Klasse Hein Thorn Prikker auf Moto-Guzzi

Sieger H.P. Müller auf DKW mit Kompressors, links mit Mantel Ewald Kluge, rechts Frau Mariele Müller, hinten mit Hut Direktor Ludwig Hensel, Leiter der Verkaufsorganisation der Auto Union GmbH. 23

10 Runden = 39,5 km

Die 350ccm Klasse brachte die Überraschung des Jahres. Nicht eine Kompressor-Maschine, sonder Heinrich Thorn Prikker auf Velocette konnte mit einem Saugmotor dieses heißumstrittene Rennen für sich verbuchen. Rudi Knees (ein Jahr später deutscher Vizemeister auf AJS und 1952 in der 500ccm deutscher Meister) auf DKW konnte sich in den ersten vier Runden glänzend behaupten, aber schon in der dritten Runde rückte Hein Thorn Prikker ihm mit drei Sekunden Abstand auf den Pelz. Von der fünften Runde an eroberte er sich die Spitzenposition und gab sie nicht wieder ab. Rudi Knees übernahm den zweiten Platz, den er bis zum Schluss hart verteidigte, arg bedrängt von Roland Schnell und Siegfried Wünsche auf DKW. Der Wechsel in den Positionen und das unerhört scharfe Ringen um jeden Meter Boden machte diese Rennen zu dem spannendsten des ganzen Tages.

Ergebnis: 350cc Klasse

1. Heinrich Thorn Prikker, Godesberg, Velocette, Durchschnitt: 94,6 km/h

2. Rudi Knees, Karlsruhe, DKW-Ladepumpe, 94,1 km/h

3. Roland Schnell, Karlsruhe, Schnell-Spezial,

4. Siegfried Wünsche, Ingolstadt, DKW Ladepumpe, 93,9 km/h

5. Helmut Volzwinkler, Salzburg, Norton, III. Saugmotor, 93,8 km/h

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8 Runden = 31,6 km

Das Beiwagenrennen der 600ccm Klasse sah den Altmeister Hans Schumann auf DKW mit seinem Beifahrer Franz Höller (Schumann war 1937 mit seinem damaligen Beifahrer Beer auf einer DKW 1000 Europameister und mit H. Böhm als Beifahrer 1933-1935 in der 600ccm Klasse deutscher Meister) Beide konnten sich mit einem Stundenmittel von 86,4 km/h, hart bedrängt von Ziemer/Lischke auf NSU behaupten. Ziemer, der bislang in dieser Klasse mit einem 500ccm Motor fuhr, hat sich bei einer Ingolstädter Firma in wenigen Tagen einen neuen Motor gießen lassen, der 100ccm mehr hatte. Damit war es ihm möglich, eine überraschend gute Zeit zu fahren und vermochte nur eine Sekunde nach dem Siegerpaar Schumann/Höller einzupassieren.

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Ergebnis: 500ccm Klasse

1. Hansl Schumann,Stuttgart/DKW mit Kompressor, Durchschnitt: 86,4 km/h

Höller Franz, München,

2. Leo Neußner, Nürnberg, Zündapp, 86,3 km/h

Kurt Prätorius, Röthenbach

3. Ziemer/Lischke, NSU I. Saugmotor, 84,8 km/h

4. Friedrich Hillebrand, Amberg, NSU II. Saugmotor, 81.2 km/h

Heinz Burkhardt, Freudenberg

5. Hans Ernst, Nürnberg, NSU III. Saugmotor, 80,4 km/h

Otto Scheindel, Nürnberg

Das Rennen der großen Beiwagen-Klasse bis 1200ccm wurde vom Start weg von dem Paar Klankermeier/Wolz auf BMW angeführt vor Seppenhauser/Wenshofer, ebenfalls aus BMW. In dieser Reihenfolge ging das Siegerpaar Klankermeier/Wolz durchs Ziel.

Ergebnis: 1200ccm - Klasse

1. Max Klankermeier, München, 750ccm BMW, Durchschnitt: 88,3 km/h

Herman Wolz, München

2. Johann Schäfer, München, 750ccm BMW, 84,6 km/h

Bernhard Huser, München

3. Thomas Seppenhauser, München, 750ccm BMW, 83,6 km/h

Josef Wenshofer, München

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Runden = 39,5 km

Beim Sportwagenrennen gab es eine große Überraschung. Der ausgezeichnete langjährige Sportwagenfahrer Josef Kulzer auf einem 1090er Fiat konnte die Spitze übernehmen und durch geschicktes Kurvenfahren und scharfes Gas geben im Ausgang der Kurven immer einige Meter Feld gewinnen, die ihm dann der deutsche Meister Petermax Müller auf den Geraden beinahe wieder abnahm. Petermax Müller erzählte

Petermax Müller nach dem Rennen selbst:“Da war halt nichts zu machen; der gute Kulzer ging mir in der Kurve immer davon, er hat ehrlich und rechtschaffen ein phantastisches Rennen gefahren und auch gewonnen“. Wie herzlich unser Meister Müller ihm den Sieg gönnte, sehen wir, als er Kulzer freudestrahlend umarmte, als er mit seinem Siegerkranz ins Fahrerlager fuhr.

Ergebnis: Sportwagen bis 1100ccm

1. Josef Kulzer, Velden, 1090er Fiat, Durchschnitt: 84,4 km/h

2. Petermax Müller, Velpke, 1098er VW-Eigenbau, 84,4 km/h

3. Willy von Müller, 1100er AFM-Fiat, 1 Runde

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15 Runden = 59,25 km

Bei den 500ccm Solomaschinen setzte sich zunächst Wiggerl Kraus auf seiner Kompressor- Maschine vom Start weg an die Spitze, wurde aber in der zweiten Runde von Europameister geschnappt, der nun von Runde zu Runde einen unheimlichen Zahn drauflegte und seinen Abstand zu den „Säuglingen“ von Runde zu Runde auf 43 Sekunden vergrößerte. Mit Rekordrunden von 103,1 km/h jagte er über das Glacis und konnte das Rennen in meisterlicher Manier „nach Hause“ fahren.

Einen erbitterten Kampf gab es bei den anschließend fahrenden Saugmotoren um die Spitzenposition. Der junge Nachwuchsfahrer Walter Zeller auf seiner kompressorlosen BMW lag 14 Runden lang vor dem Europameister Heiner Fleischmann und es sah bis zu Schluss so aus, als ob es ihm gelingen sollten, den alten „Hasen“ Heiner Fleischmann zu besiegen. Doch in der letzten Kurve winkelte der Heiner seine maschine noch etwas tiefer an, er zog den Gasgriff noch eine Sekunde früher auf und so gelang es ihm, mit fünf Metern Vorsprung vor dem ausgezeichneten Zeller ins Ziel zu fahren.

Bekanntermaßen wurde Georg Meier von seinen Fans gerne als der „Gusseiserne“ bezeichnet. Und das mit Recht. Georg hatte zwei Wochen vor dem Rennen in Ingolstadt beim sog. „Schau- ins- Land-Rennen“ einen bösen Sturz und brach sich dabei das Schlüsselbein. Aber sportlich, wie er nun einmal war, brachte er es nicht übers Herz, dem Rennen in Ingolstadt fern zu bleiben. Er ließ sich den Gipsverband noch etwas fester schnallen und stieg in seien Rennsattel. Nach dem Training wurde der Verband noch einmal überprüft und er gestand, „dass das Waschbrett“, wie er die Strecke bezeichnete, seine Sturzverletzung ausgezeichnet massiert hat und dadurch die Heilung beschleunigte. So konnten sich die Ingolstädter an dem meisterlichen Fahrstil eines Georg Meier begeistern. Als schnellster Mann des Tages mit 105,2 km/h erhielt er einen Sonderpreis. 28

Als Oberbürgermeister Dr. Georg Weber dem Sieger Georg Meier den Lorbeerkranz übereichte, umringte ein Heer von Photographen den „Schorsch“. Und als Heiner Fleischmann mit Meier die Ehrenrunde fahren wollte, bemerkte er, dass er den Sprit in seiner Maschine restlos verbraucht hatte. So fuhr er eben als Sozius Meiers unter dem Beifall der Zuschauer die Ehrenrunde.

Ergebnis: Klasse bis 500ccm

1. Georg Meier, München BMW, Durchschnitt: 103,2 km/h = beste Zeit des Tages

2. Wiggerl Kraus, München, BMW, 100,4 km/h

3. Heiner Fleischmann, Amberg, NSU I. Saugmotor, 97,5 km/h

4. Walter Zeller, Hammerau, BMW, II. Saugmotor, 95,4 km/h

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Fazit der Großveranstaltung Als die Rennmotoren um die „Schanz“ in Ingolstadt donnerten, konnten die Ingolstädter packende Kämpfe der Motoren um Meter und Sekunden hautnah erleben. Die vielen Mühen der Organisatoren haben einen vollen Erfolg gebracht. Die Stadt der DKW-Motoren hat nun ihr erstes – und nicht letztes – Rennen innerhalb ihrer eigenen Mauern erlebt.

Alles in allem war dieser Renntag ein großes motorsportliches Ereignis. Es herrschte ausgezeichnetes Rennwetter mit trockenen Straßen und bedecktem Himmel, keine Sonne blendete die Rennfahrer und die notwendige Luftfeuchtigkeit für die Motoren war vorhanden. Jetzt hat die Bevölkerung der Stadt und aus der Umgebung erstmalig gesehen, was schnelle Rennmotoren zu leisten vermögen.

Eigentlich war das Rennen auf den zweiten August-Sonntag geplant, da aber an diesem Tag die Bundestagswahlen angesetzt waren, verlegten die Organisatoren den Renntag auf den in Bayern arbeitsfreien „Maria Himmelfahrtstag“, der am 15. August gefeiert wird. Aber nördlich der Donau wohnen die Franken. Die sind meist evangelisch, haben an diesem Tag also keinen Feiertag. Sie mussten arbeiten und kamen also nicht. Es reichte aber trotzdem, die Rennfahrer konnten trotzdem an vollen Tribünen vorbeirauschen, die Zuschauer waren aber so zahlreich gekommen, um die gesamte Rennstrecke doch noch schön zu bevölkern.

Siegerehrung:

Um 20.00 Uhr wurde auf dem Rathausplatz die Verteilung der Ehrenpreise an die Sieger in den einzelnen Rennklassen vorgenommen. Etwa 3000 bis 4000 Menschen spendeten den Fahrern Beifall. Anschließend endete die Veranstaltung mit einem gemütlichen Beisammensein im „Wittelsbacher Hof“ in der Donaustraße.

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Anmerkungen:

- Das „Donau-Ring-Rennen 1949 wurde unter Zuhilfenahme folgender Literatur bearbeitet: - Donau-Kurier vom 13.8.1949, Nr. 90, Seite 13 - Donau-Kurier vom 13.8.1949, Nr. 90, Seite 5 - Audi Tradition: „Motorrad Archiv“: „Ein Bauernrennen“ in Ingolstadt mit allen Stars - Donau-Kurier vom 16.8.1949, Nr. 92, Seite 8 - „Das Auto“, Heft 17/1949, Seite 18 - Audi Tradition: Rennergebnisse: „Das Auto“, Heft 17/1949, Seite 19 - Programmheft zum „Donau-Ring-Rennen“ 1949 - die im Aufsatz erscheinenden Bilder wurden freundlicherweise von „Audi-Tradition“ zur Verfügung gestellt.