Editorial Inhalt

haben und insbesondere unserer Jury. Ich hoffe auch, dass sich die Bemühungen in nächster Zeit in einer noch größeren Anzahl „gefestigter“ Schiedsrichter niederschlagen. Fasziniert bin ich von Frank Reinel, der seine Spiele aus dem Rollstuhl heraus leitet. Davon hatte ich bisher noch nichts gehört. Das Interview mit ihm zeigt, dass sich die Tätig- keit als Schiedsrichter auch für die Integra- tion Behinderter eignet. Mit dem notwendi- gen Respekt gegenüber den Mitbürgern kann der Fußball einen überaus positiven Beitrag für die gesellschaftliche Anerkennung aller Gruppen leisten. Alle müssen dazu beitragen und sicherstellen, dass man aufeinander zu- und nicht losgeht. Dies kommt auch in dem Ansichten Positive Beitrag über die 20jährige Schiedsrichterin Wie ist das denn nun mit dem Mut? Sinem Turac aus Berlin zum Ausdruck. Wie 4 selbstverständlich, ja fast abgeklärt sie ihr Zeichen Hobby ausübt, ist schon beachtenswert und Analyse eine Aufforderung auch und besonders an Beim Jubeln den Kopf verloren 6 iebe Leserinnen und Leser der DFB- Frauen, sich der überaus interessanten Tätig- LSchiedsrichter-Zeitung, keit als Schiedsrichter zu stellen. es ist für mich immer wieder höchst erfreu- Porträt Natürlich stehen die Spiele der Lizenzligen lich zu sehen, mit welcher Hingabe, mit wel- jedes Wochenende im Fokus der Berichter- Keine Angst vor Fußball-Männern 10 chem Interesse und Können in unseren Grup- stattung. Nur 0,05 Prozent aller Schiedsrich- pen und Vereinigungen an der Aufgabe gear- ter im DFB-Gebiet leiten Spiele in den beiden beitet wird, dem Fußball die Schiedsrichter Panorama 12 Klassen. Gleichwohl sind ihre Entscheidungen zur Verfügung zu stellen, die einen reibungs- oftmals für alle richtungsweisend, werden losen Ablauf des Geschehens gewährleisten leidenschaftlich diskutiert. Dass dabei Fehler Report können. Natürlich wissen wir, dass Schieds- passieren, wissen wir. Diese versuchen die richter auf allen Ebenen keine seelenlosen Immer mehr Aufgaben Aktiven und wir stets zu minimieren. Seit Roboter sind, dass sie Fehler machen. Das ist Beginn dieser Saison hilft uns dabei ein so für den Ausschuss 14 menschlich und wird sich bei allen Bemühun- genanntes „Internet-Portal“, in das an jedem gen auch niemals ganz verhindern lassen. Wochenende vier, fünf strittige (die natürlich Aber wir haben keinen Grund, uns zu verste- Regel-Test auch positiv sein können) Entscheide mit cken. Wir haben schon gar keinen Grund, uns der entsprechenden Meinung des DFB- Ein Stürmer hinter der Torlinie 17 die teilweise unsäglichen Kritiken ans Revers Schiedsrichter-Ausschusses eingestellt wer- zu heften und uns mit Selbstvorwürfen zu den. Die -Schiedsrichter können strapazieren. Wir haben, bei allen notwendi- Lehrwesen sich diese Szenen am heimischen Computer gen Verbesserungsmaßnahmen, aber allen ansehen und ihre Kommentare dazu abge- Die lange Leine macht aggressiv 18 Grund, die Leistungen unserer Schiedsrichter ben. Aus der bislang positiven Resonanz und Schiedsrichterinnen positiv zu sehen. kann ich ableiten, dass dieses System bereits Im Gespräch Dies kommt auch bei der Auswertung des nach ein paar Wochen zur Vereinheitlichung „Wir Frauen sind eigentlich Wettbewerbs „Faszination Schiedsrichter“ der Regelauslegung und -anwendung bei- ganz deutlich zum Ausdruck. Was da an Ein- trägt. Ebenso wie die von Eugen Strigel seit doppelt aktiv“ 21 zel- und Gruppenbeiträgen abgeliefert wurde, vielen Jahren beschriebenen kniffligen Situa- ist aller Ehren wert. Insofern kann ich der tionen aus Spielen der Lizenzligen, die für Wettbewerb DFB-Arbeitsgruppe „Schiedsrichter-Erhaltung alle Schiedsrichter äußerst lehrreich sein und -Gewinnung“ unter Leitung von Wolfgang können. Gestatten, wir sind die Sieger! 24 Mierswa nur gratulieren. Nicht nur, dass sie Ich denke dass Sie, liebe aktive und passive die ausgezeichnete Idee für diesen Wettbe- Schiedsrichter-Freunde, erneut viel Vergnü- Olympia werb hatte. Schließlich mussten auch alle 149 gen beim Lesen dieser DFB-Schiedsrichter- Beiträge gesichtet und bewertet werden. Beck & Stark – Einsatz in Peking 28 Zeitung haben werden. Wenn dann der eine oder andere nicht zu den Preisträgern gehört, ist dies im Einzelfall zwar Mit freundlichem Gruß bin ich Ihr Blick in die Presse 31 bedauerlich, sollte aber die Freude an der Beschäftigung mit dem Thema „Faszination Schiedsrichter“ nicht trüben. In jedem Fall Aus den Verbänden 33 danke ich allen, die sich an der Aktion beteiligt

Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 3 Ansichten Wie ist das denn nun m Volker Roth macht sich Gedanken über die wohl wichtigste Eigenschaft eines erfolgreichen Schiedsrichters

ersönlichkeit, Ehrlichkeit, haften Beeinträchtigung für den PDurchsetzungsvermögen, Tole- Schiedsrichter werden. ranz, Sportlichkeit, Menschen- kenntnis, Unbeeinflussbarkeit, Dass gar tätliche Angriffe vorkom- Erfahrung und Mut sind Merkmale, men, wissen wir, ist jedoch glückli- die einem guten Schiedsrichter cherweise die Ausnahme. Da zugeschrieben werden. Während gehört dann doch eine gewisse sich die meisten der genannten „Furchtlosigkeit“ dazu, um die Attribute erst im Verlauf der Regelbestimmungen konsequent Schiedsrichter-Tätigkeit aus- oder umzusetzen. Da muss (insbesonde- weiterbilden, ist neben der Ehrlich- re bei jungen Schiedsrichtern) keit vor allem Mut eine unabding- dann aller Mut zusammengenom- bare Voraussetzung für einen men werden, um sich gegenüber erfolgreichen Schiedsrichter. den Fanatikern zu behaupten. Wer dies schafft, hat dann auch für Schon Theodor Fontane, Apotheker seine eigene Persönlichkeits-Ent- und der bedeutendste deutsche wicklung einen großen Fortschritt Schriftsteller des poetischen Rea- erzielt. Dieses „Ich schaffe das lismus, hat in seinem 1889/1890 schon“ wird ja nicht nach dem erschienenen Roman „Stine“ Spiel auf dem Fußballplatz zurück gesagt: „Am Mute hängt der gelassen, sondern zieht sich wie Erfolg.“ Da lohnt ein Blick in die ein Roter Faden auch durch den Brockhaus Enzyklopädie, die unter beruflichen und persönlichen All- dem Begriff Mut zwei Definitionen tag. anbietet. „Nach der Art der zu bestehenden Gefahr unterscheidet In den Spitzenklassen sind solche man den Mut, der Leben oder Einflüsse eher gering (auch wenn ernsthafte Verletzung wagt, von gewisse Psychologen eine „unter- Strafraum des Gegners an den Ball Insofern war es nur logisch, dass dem, der im Dienst von Überzeu- schwellige“ Einflussnahme durch kommen können, da sie oftmals die UEFA-Schiedsrichter-Kommis- gungen und Idealen eigene Nach- das Publikum ausgemacht haben gehalten würden. Uli Hoeneß sagte sion die Spielleiter aufforderte, in teile riskiert.“ Nun geht es bei wollen), da man die Äußerungen beim Sommer-Lehrgang der solchen Fällen mehr einzugreifen. unserer Tätigkeit als Schiedsrich- von 50.000 oder 60.000 Zuschau- Lizenz-Schiedsrichter in Kamen- Dies kann (bevor der Ball im Spiel ter glücklicherweise nicht um ern auf dem Platz eher als ein Rau- Kaiserau, dass es Kopfballtore à la ist) durch präventives Ansprechen „Leben oder Tod“, so dass ich für schen wahrnimmt, manchmal aller- Horst Hrubesch in deutschen Sta- oder (wenn dies nicht hilft) durch weitere Erörterungen auf „im dings auch als einen Sturm. Die dien schon lange nicht mehr gibt, Verwarnungen geschehen. Das wir- Dienst von Überzeugungen“ zurück- ausgezeichneten Sicherheitsmaß- weil im Getümmel nach einem kungsvollste Mittel gegen dieses greifen möchte. nahmen in den modernen deut- Eckstoß in aller Regel die Stürmer nach Regel 12 verbotene Spiel sind schen Stadien lassen darüber hin- „am Boden gehalten“ werden. allerdings bei Vergehen der Stür- Aus eigener Erfahrung weiß ich, aus einen direkten Kontakt zwi- UEFA-Präsident Michel Platini mer Freistöße oder bei Fouls der dass es manchmal schwieriger schen den Akteuren und dem erinnerte die Schiedsrichter der Verteidiger innerhalb des eigenen sein kann, Spiele an der Basis zu Publikum nicht zu. Hier geht es EURO 2008 in Österreich und der Strafraums Strafstöße. leiten als im Spitzenfußball. Nicht dann wohl auch mehr darum, die Schweiz daran, dass Fußball nicht was die Bedeutung, was die Regelbestimmungen trotz ihres in Wrestling-Stadien gespielt wird. Ist da gar Feigheit im Spiel? Medienpräsenz oder was die möglicherweise negativen Einflus- Videos zeigen eindeutig, dass im öffentliche Kritik anbelangt. Viel- ses auf finanzielle Entwicklungen Durcheinander des Geschehens Nun habe ich in vielen Diskussio- mehr was den direkten Kontakt mit der Beteiligten konsequent und (oftmals vor Ausführung von Frei- nen (auch und besonders mit Spit- dem Umfeld betrifft. Da können die richtig umzusetzen. oder Eckstößen) scheinbar mehr zenkräften) oftmals das Argument oftmals nur zwei, drei Dutzend Arme und Hände im Einsatz zu gehört: „Warum soll ausgerechnet Zuschauer mit ihren selbstver- Seit geraumer Zeit beispielsweise sehen sind, als die dazugehören- ich mit Strafstößen anfangen?“ ständlich deutlich vernehmbaren beklagen Stürmer, dass sie nur den Spieler eigentlich haben kön- Fehlt da der Mut, oder ist da gar Feig- verbalen Attacken zu einer ernst- noch mit viel List und Tücke im nen. heit im Spiel? Ich glaube beides

4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Hohe Auszeichnung für Karl- Westfalen Heinz Kopeka it dem Mut? Schiedsrichter Sechzig geladene Gäste wohn- aus Südkorea zu Gast ten im Dortmunder Rathaus der Feierstunde bei, als fünf Dort- Die Schiedsrichter des Kreises munder Bürgern die Verdienst- Unna/Hamm hatten bei der medaille des Verdienstordens jüngsten Schulung der Gruppe der Bundesrepublik Deutschland Kamen/Bergkamen ebenso verliehen wurde. Einer der Aus- Ein Fall von besonderem Mut: hohen wie unerwarteten Besuch. gezeichneten war der langjähri- zeigt Wise Unter der Leitung von DFB- ge Dortmunder Schiedsrichter (Dritter von links) die Rote Schiedsrichter-Ausschuss-Mit- Karl-Heinz Kopeka (68). Karte wegen groben Foul- glied Wilfried Heitmann und in spiels – der dritte von vier Begleitung von Leichtathletik- Bundespräsident Prof. Dr. Horst Feldverweisen gegen Ulm Köhler würdigte mit dieser Ver- beim Spiel in Rostock im Trainer Heinz-Dieter Antretter leihung Kopekas „auszeich- September 1999. nahm eine 44-köpfige Delega- tion aus Südkorea an der nungswürdige soziale Verdiens- monatlichen Schulung teil. te durch seine ehrenamtliche Zuschauer oder besser noch: keine Tätigkeit für die Allgemeinheit“. Kamera, sondern nur der Schieds- Die südkoreanischen Spitzen- In der Laudatio wurde ausge- richter gesehen hat, nicht zu dem Schiedsrichter der K-League führt, dass Karl-Heinz Kopeka seit 1966 Schiedsrichter ist, 1975 Sprichwort „Dem Mutigen gehört weilten zu ihrem Lehrgang im in die Verbandsliga aufstieg und die Welt“ passen. nahe gelegenen SportCentrum viele Jahre in den Verbandsklas- Kamen-Kaiserau. Kreis-Schieds- sen des FLVW seine Spiele leite- Kommen wir zurück zu Theodor richter-Obmann Michael Allery te. Im Jahr 2004 beendete Karl- Fontane. Wie ist denn das nun mit begrüßte die Gäste und gab dem Mut? Ich erinnere an einen Heinz Kopeka mit der Leitung einen kurzen Einblick in die unserer besten Schiedsrichter, der seines 2.500 Spiels in seinem Struktur seiner Vereinigung. Das vor Jahren am Beginn seiner Lauf- Heimatkreis Dortmund seine Schulungsthema wurde mit den bahn in einem Bundesligaspiel vier aktive Laufbahn. Darüber hinaus wenigen Regeländerungen und Spieler einer Mannschaft des Fel- übt er in seinem Verein BV einigen DVD-Szenen von der EM des verweisen musste. Ein sicher Borussia 09 Dortmund seit vie- 2008 bewusst knapp gehalten, nicht alltäglicher Vorgang, aber in len Jahren die Tätigkeit des diesem Fall eben notwendig. Natür- so dass man sich anschließend Schiedsrichter-Obmanns aus lich kann es so etwas nicht in zu einem zünftigen Grillabend und kümmert sich um die Belan- jedem Spiel geben, weil sonst zusammenfand und erste Kon- ge und das Wohl der Unparteii- nicht, vielmehr dürfte es sich um etwas mit der Fähigkeit eines takte knüpfen konnte. schen des Vereins. Dabei war es eine Art von Anpassung handeln. Schiedsrichters, ein Spiel in geord- für Karl-Heinz Kopeka insbeson- Nur, mit einer solchen Einstellung neten Bahnen zu halten, nicht Abgerundet wurde das Pro- dere auch ein Anliegen, durch ist keinem gedient. Natürlich ist stimmen würde. Aber dort, wo es gramm mit einigen Spielleitun- persönlichen Einsatz die klar, dass es oftmals schwierig ist berechtigt ist, muss eben konse- gen durch südkoreanische Schiedsrichter auf die Regel- zu erkennen, wer denn nun als quent nach den Regelbestimmun- K-League-Referees in Westfalen. überprüfungen vorzubereiten. Erster mit dem „griechisch-römi- gen gehandelt werden. Was hier Die jeweiligen Teams wurden schen Stil“ begonnen hat, der Ver- geschah und der Beginn der groß- durch DFB-Beobachter Torsten Michael Liedtke teidiger oder der Angreifer? Und artigen Karriere von Herbert Fan- Perschke und Bundesliga-Assis- natürlich ist auch klar, dass es bei del war. „Am Mute hängt der tent René Kunsleben bei ihren erkennbaren Regelverstößen mit Erfolg.“ Ich denke, eine berechtigte Spielleitungen betreut und als dem „Mute der Gerechtigkeit“ (was Feststellung. Darf allerdings hinzu- Vierte Offizielle unterstützt. nichts anderes bedeutet als ent- fügen, dass es eben darauf Wilfried Heitmann und die süd- sprechend den Regelbestimmun- ankommt, das Merkmal „Mut“ an koreanische Delegation dankten gen) zugehen muss, um die richti- der richtigen Stelle einzusetzen, da dem Schiedsrichter-Ausschuss ge Entscheidung zu treffen. Hono- es sonst zu einer Art „Übermut“ aus Unna/Hamm mit einigen ré de Balzac, der große französi- kommen könnte. Präsenten und stellten in Aus- sche Schriftsteller, sagt in seinem sicht, auch im kommenden Jahr 1829 erschienenen Werk „Les der- Und wenn man an den Beginn die- wieder die gelungene Organisa- nier Chouans“ allerdings auch: ser „Ansichten“ zurückkehrt, fin- tion und gewährte Gastfreund- Mit der Verdienstmedaille des „Mut zur Unzeit heißt Wasser in det man, dass der nicht zu den schaft in Anspruch zu nehmen. Verdienstordens der Bundes- einem Korbe tragen.“ Dies bedeu- Merkmalen eines erfolgreichen republik Deutschland wurde der tet ja nichts anderes, als dass Schiedsrichters gehört. langjährige Schiedsrichter Karl- Torsten Perschke Heinz Kopeka ausgezeichnet. geahndete Vergehen, die kein ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 5 Analyse Beim Jubeln den Kop Auch in dieser Saison beschreibt Eugen Strigel knifflige Situationen aus den Lizenzligen. Sie sollen als Beispiele die offizielle Regelauslegung dokumentieren und damit allen Schiedsrichtern dienen.

1. Spieltag Hamburger Mathijsen seinen Foto 7 Eine Flut von Strafstößen? Gegenspieler über mehrere Meter Nach der tollen EURO 2008 rollt klammert und dann noch am Trikot seit Mitte August auch bei uns wie- festhält, dann ist das eben ein kla- der der Ball. Die Saison 2008/2009 rer Strafstoß (Foto 1). Ebenso wie brachte schon am ersten Spieltag das Herunterdrücken des Gegners diskussionswürdige Situationen. beim Kopfball. Auch das ahndete Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer Im Saison-Eröffnungsspiel Bayern in diesem Klassiker konsequent München gegen den Hamburger SV und richtig. ging es vor allem um zwei Straf- stoß-Entscheidungen. Die Meinun- Es blieb dann am ersten Spieltag gen lagen dabei weit auseinander. bei diesen zwei Strafstößen im In der Öffentlichkeit entstand der Spiel in München. Hysterie war also Eindruck, dass „Halten im Strafraum“ nicht angebracht, wie auch die fol- das Schwerpunktthema für die genden Spieltage zeigen sollten. Schiedsrichter wäre und dass Man kann es sogar so interpretie- künftig jeder kleine Zupfer mit ren, dass die beiden Strafstöße, die einem Strafstoß geahndet werden Thorsten Kinhöfer in München gab, müsste. Manch Trainer befürchtete bei den Spielern Signalwirkung hat- schon „fünfzig Elfmeter pro Spiel- ten. Was es auch den Schiedsrich- tag“. tern in den unteren Klassen leich- ter machte, entsprechende Verge- Die Regeln haben sich selbstver- hen zu bestrafen. Denn wir kennen ständlich nicht geändert. Halten ja die Vorbildwirkung der im Fern- war nur eines von vielen Themen, sehen gezeigten Entscheidungen. die mit den Schiedsrichtern auf den Lehrgängen besprochen und Nicht gefallen haben mir am ersten für die sie sensibilisiert wurden. Spieltag die Arm- und Ellenbogen- Und wenn wie in München der schläge. Auch dieser Bereich wurde

Foto 1

Ein Foto wie fürs Regelheft gemacht: Lauterns Anel Dzaka stülpt sich das Trikot über den Kopf und „zwingt“ so den Schiedsrichter, ihm die Gelbe Karte zu zeigen.

auf den Lehrgängen besonders Spieler war sicher gerechtfertigt, angesprochen. Trotzdem blieben aber wir müssen natürlich errei- einige dieser Schläge ungeahndet, chen, dass solche Strafen aufgrund Und das soll kein Foul gewesen sein? Mit beiden Armen wie beispielweise der von Womé von Schiedsrichter-Entscheidungen umschlingt der Hamburger Mathijsen seinen Gegenspieler gegen Dejagah im Spiel VfL Wolfs- auf dem Platz zustande kommen Bastian Schweinsteiger und macht es ihm so unmöglich, den burg gegen den 1.FC Köln. Die nach- und nicht nach dem Spiel durch TV- heranfliegenden Ball unter Kontrolle zu bekommen. trägliche Sperre gegen den Kölner Bilder.

6 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 f verloren

Foto 2 diesen Schlag rein zufällig aus- geschehen die Möglichkeit dazu sehen zu lassen (Foto 2). Schieds- gibt. richter Herbert Fandel konnte die Situation nicht sehen. Aber sein 3. Spieltag Assistent Mike Pickel signalisierte Ein Spieler kollabiert – ihm sofort den Vorgang. was nun? Beim Stand von 0:0 brach in der Für mich unglaublich gut gesehen, 25. Spielminute der Kölner Ümit da ich im Normalablauf am Fernse- Özat im Spiel beim Karlsruher SC her überhaupt nichts wahrgenom- zusammen und kollabierte. men hatte. Erst die Zeitlupenbilder Schiedsrichter unter- offenbarten die Tat. Dass van Bom- brach sofort das Spiel und rief mel, der seine erste Gelbe Karte Ärzte und Betreuer auf das Spiel- nur zwei Minuten vorher (auch zu feld, die dann erfolgreich um das Recht!) bekommen hatte, sich Leben des türkischen Nationalspie- „ungerecht“ behandelt und von lers kämpften (Foto 3). Spieler und den Schiedsrichtern verfolgt fühl- Zuschauer waren über den Vorfall Van Bommel trifft mit dem rechten Arm Hajnals Kopf, der te, kann man nach diesen Zeit- völlig schockiert. Nach einigen förmlich zur Seite fliegt. lupenbildern nicht nachvollziehen. Minuten Unterbrechung kam zum Vielmehr muss der Bayern-Kapitän Glück die Nachricht, dass Ümit Ein weiterer wichtiger Themenbe- und Torerfolg ein so kurzer froh sein, dass er nur „Gelb/Rot“ ansprechbar wäre und es ihm reich bei den Lehrgängen war der Zeitraum liegt, kann man den und nicht glatt „Rot“ sah. Pickels schon wieder deutlich besser ginge. Umgang mit verletzten Spielern. Mainzern wohl nicht vorwerfen, Verhalten war jedenfalls ein Der Schiedsrichter setzte daraufhin Ein ungeschriebenes Gesetz sich nicht ans Fairplay gehalten zu Musterbeispiel dafür, wie ein Assis- die Partie fort, nicht ohne vorher besagt ja, dass der Ball ins Seiten- haben. Möglicherweise haben die tent mit den Augen bei einem mit den Spielern darüber gespro- aus gespielt wird, wenn ein Spieler Spieler, die noch am Ball waren, scheinbar beendeten Zweikampf chen zu haben. Jede andere Mittei- verletzt am Boden liegt. Ein faires die Verletzung gar nicht bemerkt. bleiben sollte, wenn ihm das Spiel- lung über den Gesundheitszustand Verhalten, das leider nicht mehr immer praktiziert wird. Was aber Und der Schiedsrichter? Er hatte Foto 3 auch daran liegt, dass häufig mit nur die Chance, sofort zu pfeifen, vorgetäuschten Verletzungen das als Ouattara den Ball ins Gesicht Angriffsspiel des Gegners unter- bekam. Da konnte er allerdings brochen werden soll. Da aus dieser noch nicht wissen, wie schwerwie- unklaren Situation immer häufiger gend dieser „Treffer“ war. Es gibt Ärger entsteht, gaben wir den einfach kein Patentrezept für diese Schiedsrichtern die Anweisung, Situationen. Sicher ist nur, dass dann das Spiel mit einem Pfiff zu man ständig mit ihnen rechnen unterbrechen, wenn sie der Auf- muss… fassung sind, dass ein Spieler ernsthaft verletzt ist. 2. Spieltag Extra-Lob für Pickel Prompt kam es in der 2. Bundesliga Im Spiel gegen zwischen Mainz 05 und dem 1.FC Bayern München sah der Münchner Kaiserslautern zu solch einer kriti- van Bommel bereits in der 23. Minu- schen Situation. Der Lauterer te die Gelb/Rote Karte. Was war Ouattara wurde vom Ball im geschehen? Nach einem Zwei- Gesicht getroffen, er blieb verletzt kampf gegen Hajnal traf der am Boden liegen. Mainz spielte Niederländer seinen Gegenspieler aber weiter und erzielte nur wenige mit dem Arm am Kopf, als der Ball Betroffenheit bei Kölns Spielern und bei Schiedsrichter Sekunden danach den Führungs- schon nicht mehr in der Nähe war. Florian Meyer: Die Kölner Betreuer versuchen – zum Glück mit treffer. Wenn zwischen Verletzung Wobei van Bommel sich bemühte, Erfolg - Ümit Özat vor dem Schlimmsten zu bewahren.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 7 Foto 4 Analyse

des Spielers hätte sicher zum der Anschlusstreffer von Dort- Abbruch der Partie geführt. Florian mund zum 2:3. Leider wurde dieses Meyer reagierte in diesem unge- Tor von Alexander Frei aus einer wöhnlichen Fall vorbildlich und Abseitsposition erzielt. Zwar sehr besonnen. knapp, aber die Standbilder im Fernsehen entlarven eben auch Eine bemerkenswerte Szene gab solche Situationen. In der Live- es noch im Spiel Schalke 04 gegen Situation hatte kein Zuschauer die den VfL Bochum. Nach der Abseitsposition erkannt, Proteste Gelb/Roten Karte gegen den von Schalker Spielern blieben aus – Bochums Fuchs muss gehen, Rafinha klatscht Beifall dazu. Bochumer Fuchs in der 90.(!) Minu- und bedauerlicherweise auch das Schade, dass dem Schalker nicht sofort die te applaudierte Rafinha (Foto 4). Fahnenzeichen des Assistenten! Gelbe Karte zeigte. Das ist eine Verhaltensweise, die unbedingt mit „Gelb“ geahndet Foto 5 werden muss. Denn es sind gerade solche Unsportlichkeiten, die „Gift“ in ein Spiel bringen. Diese Art von Beifall ist genauso zu ahn- den wie die Forderung nach einer Gelben Karte.

4. Spieltag Ein unglaubliches Spiel Im Mittelpunkt: das Westfalen- Derby Borussia Dortmund gegen Schalke 04. Ein hochinteressantes Spiel, bei dem Schiedsrichter Lutz Wagner häufiger im Blickpunkt stand, als es eigentlich sein soll. Er hatte viele schwierige Entschei- dungen zu treffen.

Zunächst entschied Lutz Wagner auf einen Hand-Strafstoß für Die Situation kurz vor dem Abspiel von Tinga auf den deutlich im Abseits stehenden Frei. Der Schalke, nachdem Subotic reflex- Assistent steht eindeutig falsch. haft mit der Hand nach dem Ball gelangt und ihn auch gespielt hatte. Eine mutige, schnelle und Foto 6 vor allem richtige Entscheidung, obwohl dies sehr schwer zu erken- nen war. In diesem Fall ein großes Lob für den Schiedsrichter.

Dann kam es zu einer Tätlichkeit von Rafinha, der mit dem linken Arm nach hinten schlagend seinen Gegenspieler Valdez im Gesicht traf. Das wäre „Rot“ gewesen, lei- der blieb es bei „Gelb“. Für viele Zuschauer nicht verständlich, da der Assistent in unmittelbarer Nähe stand und bei dem Vergehen auch sofort die Fahne hob. Ich muss allerdings einräumen, dass ich die Intensität dieses Schlags auch erst richtig deutlich in den Zeitlupenbildern sah. Obwohl der Ball nach dem Abspiel durch Tinga noch gar nicht bei Frei angekommen ist, liegt Die nächste kritische Situation war nach einer knappen Sekunde schon keine Abseitsstellung mehr vor.

8 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/20085/2008 LEHRBILD

Erster Grund dafür: Der Assistent wurde, zumal der Assistent mit sei- befand sich während der gesamten ner freien Hand „weiterspielen“ Situation nicht auf Höhe des vor- anriet. letzten Abwehrspielers sondern auf Höhe des Stürmers (Foto 5). Ein Ein ganz schwieriges Spiel voller eindeutiger Konzentrationsfehler, Emotionen, in dem ein Schiedsrich- der auf dieser Ebene einfach nicht ter-Team niemals alles richtig passieren darf. Zweiter Grund: Frei machen kann. Ärgerlich für alle „stand“ im wahrsten Sinne des Beteiligten ist es aber, wenn die Wortes im Abseits. Er bewegte sich Fehler entscheidende Situationen zunächst nicht Richtung Tor, son- betreffen – so wie in diesem Derby. dern wartete auf den Ball. Durch die nach hinten rückenden Schal- Da hatte es Georg Schalk am Abend ker Abwehrspieler schloss sich die zuvor leichter. Obwohl es für einen Abseitslücke innerhalb von einer Schiedsrichter nicht gerade ange- knappen Sekunde (Foto 6). nehm ist, einen Spieler vom Platz zu stellen, der gerade ein Tor Dann gab es „Gelb/Rot“ gegen den erzielt hat. Anel Dzaka schoss in kurz zuvor verwarnten Schalker der 61. Minute das 2:1 für Kaisers- Pander. Für sein deftiges Einstei- lautern gegen St.Pauli. Er stülpte gen gegen Blaszczykowski kann es sich das Trikot über den Kopf und nur „Gelb“ geben – wieder richtig drehte so eine Jubelrunde (Foto 7, und sehr gut entschieden. Auch die siehe Seite 6). Man staunt immer folgende Rote Karte gegen Ernst wieder, dass die Spieler die Folgen wegen eines üblen Tritts war rich- einer solchen Aktion offensichtlich tig und absolut berechtigt. Aber es nicht kennen oder in diesem hätte noch einen weiteren Feldver- Moment einfach den Kopf verlieren. weis geben müssen: Denn kurz vor Georg Schalk blieb gar nichts ande- der Roten Karte gegen Ernst hielt res übrig, als dem Spieler „Gelb“ zu der bereits verwarnte Rafinha sei- zeigen. Und noch „Rot“ dazu, denn nen Gegenspieler so deutlich fest, Dzaka war bereits verwarnt. dass „Gelb“ und damit „Gelb/Rot“ unausweichlich war. Lutz Wagner Die Richtlinien der FIFA in der Regel drückte hier beide Augen zu, dabei 12 sind ja eindeutig: Wer „sein gab es in diesem Fall absolut kei- Hemd über seinen Kopf auszieht nen Ermessensspielraum. oder es ganz oder teilweise über seinen Kopf stülpt“, wird verwarnt. Schließlich entschied er kurz vor Auf Seite 88 des aktuellen Regel- Spielende auf Handelfmeter für hefts finden sich auch noch die Dortmund, der dann zum 3:3-End- entsprechenden Fotos dazu. Falls stand führte. Krstajic bekam den ein Spieler sich das doch einmal Ball nach einem Kopfball aus kur- anschauen möchte. zer Entfernung an den Arm, der ■ sich in einer normalen Haltung neben dem Körper befand. Krstajic Eugen Strigel ist AUFSTÜTZEN seit 1995 Lehr- bewegte seinen Arm auch nicht Da kann sich der „Untermann“ noch so sehr abmühen: Sein wart im DFB- aktiv zum Ball, sondern versuchte Schiedsrichter- Gegner hindert ihn mit dem rechten Am daran, näher an den eher noch, ihn wegzuziehen. Für Ausschuss. Ball zu kommen. Hier genügt eine Spielstrafe, denn es handelt mich ein unabsichtliches Hand- sich „nur“ um ein klassisches Aufstützen, wie es immer wie- spiel. Sehr bedauerlich, dass hier der einmal vorkommt. sofort auf Strafstoß entschieden

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 9 Porträt Keine Angst vor Fußba Torsten Haselbauer (Text) und Detlev Schilke (Fotos) stellen eine junge Schiedsrichterin vor, für die der Sinem Turac ist 20, pfeift schon in der 2. Frauen-Bundesliga und macht sich jetzt auch imanstrengenden

anchmal fährt die Mutter von MSinem Turac lieber doch noch mit. Tülay Civelek steht dann am Spielfeldrand und beobachtet auf- merksam und stolz zugleich, wie sich ihre Tochter da inmitten von 22 oft hitzköpfigen Fußballern als Schiedsrichterin behauptet. „Eine Art moralische Unterstützung von der Familie“, erklärt die Mutter. Gleich zum Saisonauftakt, Mitte August, war es mal wieder so weit. Mutter und Tochter machten sich gemeinsam auf den Weg nach Wedding. Die erst 20-jährige Sinem Turac war nämlich zum Landesliga- spiel von Hürriyet Burgund gegen Energischer Blick, deutliche Gestik - die Reserve von Trabzonspor ange- Sinem Turac weiß schon sehr gut, setzt. Kein einfaches Match, das wie wichtig das Auftreten ist. die Schiedsrichterin da zu pfeifen Zumal, wenn man in der Berliner Männer-Landesliga pfeift. hatte. Aber sie hatte das Spiel gut im Griff. In der 21. Minute zog Turac die erste Gelbe Karte aus ihrer Brusttasche. Als es später hekti- scher wurde, behielt sie die Über- sicht und vor allem jederzeit die Kontrolle. „Es gibt sicher einfachere Spiele. Aber insgesamt bin ich zufrieden“, erklärte die junge Schiedsrichterin fast abgeklärt nach neunzig Minuten überaus hartem Fußballsport.

In Berlin gibt es derzeit rund 1.100 Schiedsrichter, nur 35 davon sind weiblich. Und Schiedsrichterinnen mit einem Migrations-Hintergrund kann man an einer Hand abzählen. Sinem Turac ist eine davon. Sie gilt derzeit als das größte Referee- Talent in dieser Stadt und für man- che sogar darüber hinaus. Turac ist in Berlin geboren und Deutsch- Türkin in der so genannten dritten Generation. Die Abiturientin pfeift bereits in der 2. Frauen-Bundesliga und in der Männer-Landesliga. Als Assistentin wird sie in der Berlin- Liga, der höchsten Spielklasse der Hauptstadt, eingesetzt.

10 ll-Männern Fußball auch ein Stück Integration bedeutet. Berliner Herren-Fußball einen Namen.

„Sinem Turac trauen wir noch viel sich Sinem. Ihre Mutter ergänzt: zu, und wir werden sie deshalb för- „Natürlich entsprach Sinem mit dern“, erklärt der Vorsitzende des ihrer Fußball-Leidenschaft nicht Berliner Schiedsrichter-Ausschus- unbedingt dem traditionellen tür- ses, Gerhard Müller. Bodo Brandt- kischen Frauenbild, das bei uns in Chollé, der Leiter des Schiedsrich- der Familie und im Umfeld teil- ter-Leistungskaders in der Haupt- weise vorherrschte.“ stadt, schwärmt von ihrer Fähig- keit, „sich in der oft feindlichen Aber schließlich konnten und woll- Ihre bemerkenswerte Laufstärke hilft Sinem vor allem in kniff- Fußball-Männerwelt durchsetzen ten sich die Eltern Sinems Wunsch, ligen Situationen. Wenn sie näher dran ist, werden ihre Ent- zu können“. Und der Berliner Fußball zu spielen, nicht mehr ver- scheidungen schneller akzeptiert. Schiedsrichter-Beobachter Ludger weigern. Ihre Tochter Sinem Turac Trettin lobt Turacs „hohe Entschei- besaß Talent, wie sie im Verein Leistungen per Video genauestens 2. Frauen-Bundesliga sind es 75 Euro, dungsdichte und das Laufvermö- bewies. Schnell brachte sie es bis analysiert. Ihr steht mit Kaj Schu- die die angehende Industriekauf- gen“. in die Berliner Jugend-Mädchen- mann ein persönlicher Coach zur frau als Aufwandsentschädigung auswahl. Im Alter von 15 Jahren Seite, mit dem sie regelmäßig ihre kassiert. Aber das Geld ist nicht Die 1,67 Meter große Berlinerin hat entdeckte sie ihre Leidenschaft für Spielleitungen bespricht. ausschlaggebend für Sinem Turac: das Selbstbewusstsein, ohne das den Schiedsrichter-Sport. Durch „Seitdem ich pfeife, bin ich viel niemand als Schiedsrichter einen einen Trainerwechsel saß sie als „Schiedsrichterin zu sein ist wirk- selbstbewusster und vor allem Platz betreten sollte: „Ich habe Spielerin plötzlich auf der Ersatz- lich toll. Du machst Sport, kommst stärker geworden. Ich kann mich keine Angst vor Fußball-Männern.“ bank. Schließlich kam ein Freund viel rum, lernst Leute kennen und besser durchsetzen und schnell Probleme aufgrund ihrer türki- der Familie, ein Ex-Schiedsrichter, verdienst dir noch ein kleines Entscheidungen treffen.“ schen Herkunft hat sie bisher sel- auf sie zu und sagte: „Du hast Taschengeld nebenbei“, erklärt ten bekommen. Höchstens dort, wo Ahnung vom Fußball, du kannst gut Sinem Turac die Vorzüge ihres Auch gegen „Fußball-Männer“ ... man es gerade nicht erwartet. laufen und bist im perfekten Alter, Hobbys. 23 Euro ohne Fahrgeld pro ■ „Wenn eine türkische Mannschaft um als Schiedsrichterin anzufan- Match erhält die Schiedsrichterin gegen eine deutsche spielt, dann gen.“ So lautete die ebenso einfa- für ein Herren-Spiel. In der fühlen sich eher die Türken von che wie wirksame Aufforderung, mir benachteiligt“, erklärt sie. Von eine andere Seite des Fußballs türkischer Seite werde immer ein kennenzulernen. wenig Hilfestellung von der Lands- frau erwartet. Vergeblich. Rassisti- Dann ging alles ganz schnell. sche Sprüche von Zuschauern Sinem absolvierte einen Schieds- gegen ihre Person hat sie noch richter-Lehrgang beim Berliner nicht erlebt, auch nicht im Osten Fußball-Verband und pfiff im der Stadt oder im Land Branden- Dezember 2003 ihr erstes Jugend- burg. „Ich werde dort, wenn über- spiel. Rasch entschied sie sich für haupt, eher als Frau angemacht“, die Schiedsrichter-Laufbahn. Sie fasst Sinem ihre bisherigen Erfah- pfeift jetzt für den 1. FC Schöne- rungen mit diesem Thema zusam- berg 1913, seit zwei Jahren im men. Seniorenbereich. Die junge Frau investiert gut und gerne zehn Schon als Kind kickte sie mit ihren Stunden in der Woche für ihr Cousins auf der Straße und in den Hobby. Gut siebzig Spiele in der Garagenhöfen im Stadtteil Tempel- Saison pfeift sie. Zweimal hof. Anfänglich sahen die Eltern wöchentlich wird gejoggt, um kör- die Fußball-Begeisterung ihrer perlich fit zu bleiben. Zudem wird Tochter gar nicht gern. „Sie dach- Turac im Leistungskader des Berli- ten, wenn man als Mädchen Fuß- ner Fußball-Verbandes betreut, Der wichtigste Punkt in der Spielvorbereitung: Sinem nimmt ball spielt, bekommt man dicke aktuell als einzige Frau. Neben sich viel Zeit für die Absprache mit ihren Assistenten Sven Beine und wird hässlich“, erinnert intensiver Regelkunde werden ihre Pratsch (links) und Alexander Rackow.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 11 Kempter und Zwayer der Directeur National d’Arbitrage. Dazu sei es wichtig, dass die in Frankreich Unparteiischen über die Grenzen Beim DFB-Bundestag in Mainz 2007 hinaus die Bedeutung der engli- vereinbarten Dr. Theo Zwanziger schen Sprache als Basissprache im und Jean-Pierre Escalettes als Prä- internationalen Fußball erkennen sidenten der beiden großen Ver- würden. bände eine verstärkte Kooperation G.T. zwischen dem DFB und der Franzö- sischen Fußball Federation (FFF). „Gelb“ nach Foul an Mannschaften, Funktionäre und Schiedsrichter sollen in einen ver- Ein Wiedersehen mit dem Zuschauer stärkten Austausch treten. Im Rah- französischen Referee Said Die kurioseste Verwarnung seiner men dieser Vereinbarung besuch- Ennjimi gab es in Aix-les- Karriere hat der tschechische ten Michael Kempter und Felix Bains für Michael Kempter Nationalspieler Radoslav Kovac von Zwayer den Lehrgang der französi- und (rechts). Spartak Moskau hinnehmen müs- schen Spitzen-Schiedsrichter. Sie sen. Als beim Derby der obersten erwiderten damit den Besuch des etlicher Video-Analysen und in der russischen Liga zwischen Spartak Unparteiischen Said Ennjimi, der Diskussion zur Frage der „Persön- und Lokalrivale Lokomotive Moskau im Sommer als Gast beim Lehr- lichkeit von Spitzen-Schiedsrich- (2:2) in der 73. Minute ein Fan über gang der deutschen Bundesliga- tern“. Mal war die englische Spra- das Spielfeld lief, spurtete Abwehr- Schiedsrichter in Kaiserau die Far- che Grundlage ihrer Gespräche, spieler Kovac dem Störenfried kurz- ben der Tricolore vertreten hatte. dann wieder kam man sich mit erhand hinterher und grätschte ihn einigen französischen Brocken in bester Verteidigermanier um. Die beiden jungen deutschen oder in Deutsch ein Stück näher. Schiedsrichter Igor Sacharov zeigte Schiedsrichter wurden schnell in Für Marc Batta war der Besuch der dem verdutzten 28-Jährigen wegen das abwechslungsreiche Lehr- Gäste vom DFB nicht nur sportlich unsportlichen Verhaltens die Gelbe gangsprogramm in Aix-les-Bains und im Zuge internationaler Karte. Nach Regel 12 hätte der integriert. Nachdem sie beim prak- Begegnungen eine Bereicherung Schiedsrichter hier „Rot“ zeigen tischen Test im Kreise der franzö- des Lehrgangs. „Der Austausch müssen wegen „Tätlichkeit an einer sischen FIFA-Referees mit starken von Erfahrungen und das tägliche sonstigen Person“. Der Flitzer hum- Leistungen zu überzeugen wuss- Gespräch mit Schiedsrichtern pelte mit Schmerzen vom Feld – und ten, bereicherten sie anschließend anderer Nationen bringen alle Sei- blieb minutenlang liegen. Solange, das Lehrgangsprogramm während ten ein großes Stück voran “, so bis sich Kovac bei ihm entschuldigte. Panorama

Die Spiele der Deutschen im Juli und August 2008 FIFA-Schiedsrichter unterwegs

Name Wettbewerb Heim Gast Assistenten/Vierte Offizielle* Christine BECK Olympische Spiele Argentinien Kanada I. Müller Christine BECK Olympische Spiele China Japan I. Müller UI-Cup SC Braga Sivaspor Schiffner/ Schalk Herbert FANDEL Champions League Olympiakos Piräus Anorthosis Famagusta Pickel/ Dingert/ Fleischer Manuel GRÄFE UI-Cup OFK Belgrad Panionis GSS Bornhorst/ Hacker Manuel GRÄFE UEFA-Cup FC Kopenhagen Cliftonville FC Voß/ Häcker/ Drees Manuel GRÄFE U 21-EM Russland Spanien Borsch/ Wingenbach/ Schmidt Thorsten KINHÖFER Champions League FK Modrica FC Aalborg Scheppe/ Margenberg/ Winkmann Thorsten KINHÖFER UEFA-Cup AC Omonia (CYP) AEK Athen Borsch/ Fischer/ Gagelmann Florian MEYER Pokalfinale Tunesien Sportive de Sahel Sportive de Tunis Henschel/ Grudzinski Florian MEYER Champions League Schachtjor Donezk NK Dinamo Zagreb Kadach/ Frank/ Michael Kempter Babak RAFATI Champions League FC Pyunik Anorthosis Famagusta Glindemann/ Thielert/ Seemann Babak RAFATI UEFA-Cup FC Manchester City FC Midtjylland Bornhorst/ Kleve/ Seemann Peter SIPPEL Champions League Tampere United Artmedia Bratislava Schiffner/ Stieler/ Winkmann Drei Spiele in drei Wolfgang STARK Supercup Ukraine Schachtjor Donezk Dynamo Kiew Salver/ Wezel/ Gagelmann verschiedenen Wolfgang STARK Olympische Spiele Argentinien Elfenbeinküste Wezel/ Salver Wettbewerben: Wolfgang STARK Olympische Spiele Nigeria USA Wezel/ Salver FIFA-Schiedsrich- UEFA-Cup MSK Zilina FC Slovan Liberec Glindemann/ Willenborg/ Drees ter Manuel Gräfe.

* Vom DFB nominierte Assistenten und Vierte Offizielle

12 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Hoffentlich nicht! „Schwer zu entscheiden, Trauer um aber der Assistent ist ja tern am konkreten Beispiel deut- immer auf Ballhöhe…“ lich gemacht, unter welchen kurz Heinz Einbeck Gesichtspunkten solche Bespre- Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Premiere-Kommentator chungen ablaufen müssten. Im notiert Heinz Einbeck starb am 21. Juli beim Spiel Duisburg gegenseitigen Erfahrungsaus- ■ Ein weiterer Schritt auf dem

2008 im Alter von 77 Jahren. Von Reporter-Weisheit gegen Rostock. tausch seien zahlreiche Hinweise Weg zu einer einheitlichen 1963 bis 1980 war er - gegeben worden. G.T. Regelauslegung ist ein internes Schiedsrichter des Deutschen Fuß- Eugen Strigel, wenn eindeutige Internet-Videoportal, das der ball-Verbandes der DDR. Außerge- Fehler bei Abseits-Situationen Ein Jahr Sperre für DFB für die Bundesliga-Schieds- wöhnliche Leistungen führten ihn übersehen wurden und nicht gege- richter eingerichtet hat. Sie 1970 auf die internationale Liste bene, zwingend notwendige Per- Spucken können dort am Montag der FIFA, der er bis 1980 angehör- sönliche Strafen in der folgenden Slobodan Rajkovic (19) wurde von umstrittene Szenen des Spiel- te. In dieser Zeit leitete er zahlrei- Beobachtung fehlten: „Solche Vor- der FIFA für zwölf Monate gesperrt. tags anschauen und die offi- che Länderspiele und Europapokal- gänge müssen in der Beobachtung Der serbische Abwehrspieler, der zielle Einschätzung des Begegnungen. Von 1981 bis 1986 aufgeführt werden und sich in der zurzeit vom FC Chelsea an den Schiedsrichter-Ausschusses war er Vorsitzender der Schieds- Punktzahl niederschlagen.“ Twente Enschede ausgeliehen ist, lesen. Der nächste Schritt wird richter-Kommission und damit hatte beim Olympischen Fußball- dann eine Video-Konferenz gleichzeitig Präsidiumsmitglied Für Rollenspiele wurde aus mehre- Turnier nach der 0:2-Niederlage im sein. des Deutschen Fußball- Verbandes ren Szenen eines Bundesligaspiels Gruppenspiel gegen Argentinien der DDR. eine Beobachtung konstruiert. Eine den Schiedsrichter bespuckt. Der ■ Das DFB-Präsidium verlieh Gesamtbeurteilung des Spielcha- Vorfall ereignete sich, nachdem die DFB-Verdienstnadel für rakters war da ebenso gefordert, Rajkovic als einer von zwei serbi- zehn Jahre Zugehörigkeit zur wie die Bewertung der wichtigsten schen Spielern von Schiedsrichter DFB-Liste an Markus Häcker Szenen, die der Unparteiische zu Abdullah Al Hilali (Oman) die Rote (Mecklenburg-Vorpommern), entscheiden hatte. „Gab es schwie- Karte gezeigt bekam. Die Diszipli- Josef Maier (Bayern), Inka Mül- rige Abseits-Situationen? Entspra- nar-Kommission der FIFA wies in ler (Sachsen-Anhalt), Mike chen die Torentscheidungen den ihrer offiziellen Erklärung darauf Pickel (Rheinland), Georg Vorgaben von Regel 10?“, waren hin, dass die „Sperre für alle natio- Schalk (Bayern), Martina nur einige der Fragen, die im fol- nalen und internationalen Spiele Storch-Schäfer (Hessen), Ralf genden Beobachtungsgespräch mit gilt und auch Klub-Wettbewerbe Viktora (Hessen) und Wolfgang dem fiktiven Schiedsrichter hervor- umfasst.“ Von einer möglichen Walz (Württemberg). 1975 leitete Heinz Einbeck zuheben waren. Kritisch wurden Berufung wurde bisher nichts das FDGB-Pokalendspiel, diese Gespräche danach von den bekannt. ■ Die Gilde der ehemaligen das Sachsenring Zwickau übrigen Teilnehmern analysiert: Bundesliga-Schiedsrichter, die (weiße Trikots) im Elfmeter- „Du hast das Schiedsrichter-Team ihre aktuellen Kollegen bei schießen gegen Dynamo sehr gelobt, dabei waren in den ihren Spielen betreuen, ist grö- Dresden gewann. Spielszenen klar erkennbare Fehler ßer geworden: Frank Fleske des Unparteiischen. Die müssen (46) aus Schönow hat diese Beobachter: angesprochen werden!“, hieß es Aufgabe bei Hansa Rostock einige Male. übernommen. Fleske leitete Mit Rollenspielen den von 1993 bis 1997 in der Horizont erweitern Häufig gab es jedoch Lob von den Bundesliga 32 Spiele. erfahrenen Beobachtern. Der Auf- „Information, Erfahrungsaustausch bau des Beobachtungsgesprächs ■ Für Lutz Michael Fröhlich, und Rollenspiele“ waren die Schlag- hatte ebenso gestimmt wie das Slobodan Rajkovic (rotes Tri- jetzt hauptamtlicher Abtei- worte beim diesjährigen Lehrgang Gesprächsklima. Ein positives Fazit kot) bei einer Grätsche gegen lungsleiter in der DFB-Zentral- der DFB-Schiedsrichter-Beobachter zogen abschließend die Moderato- den Argentinier Angel di verwaltung, wurde als neuer in Frankfurt am Main. Lehrwart ren Lutz Michael Fröhlich, Wilfried Maria. Links Schiedsrichter Vertreter des Nordostdeut- Eugen Strigel informierte die rund Heitmann und Günter Supp. Die Al Hilali, den der Serbe spä- schen Fußballverbandes Ex- hundert Beobachter, die von der Rollenspiele hätten den Beobach- ter bespuckte. FIFA-Schiedsrichter Siegfried B-Junioren-Bundesliga bis zur Kirschen in den DFB-Schieds- neuen 3. Liga tätig sind, über die richter-Ausschuss berufen. Auswertung ihrer Beobachtungen. Das Zitat ■ Horacio Elizondo (44), In der überwiegenden Mehrzahl „Antizipation ist besser als Reaktion. Ihr Ziel muss Schiedsrichter des WM-Finales hätten die Punktzahlen mit dem es sein, die Zeit„ zwischen der Aktion des Spielers 2006, hat seine Karriere been- Text auf dem Beobachtungsbogen und Ihrer Reaktion zu verringern. Wenn Sie voraus- det. Der Argentinische Fußball- übereingestimmt. In einer Video- ahnen, was passieren wird, haben Sie das Spiel im verband AFA ernannte ihn zum analyse einiger ausgesuchter Spiele Griff und treffen die richtigen Entscheidungen“. Leiter der neu geschaffenen wurden jedoch auch kritische Sektion Schiedsrichter-Ausbil- Punkte zur Bewertung von Spiel- Pier-Luigi Collina in einem Vortrag vor UEFA-Nach- dung. szenen angeführt. Klartext sprach wuchs-Schiedsrichtern.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 13 Report Immer mehr Aufgaben für Der Arbeitsaufwand der ehrenamtlichen Funktionäre um Volker Roth ist in den letzten Jahren kontinuie Anregung des neuen Abteilungsleiters Lutz Michael Fröhlich wurden klare Zuständigkeiten geschaffen,

s gab Zeiten im deutschen richtern verstärkt Fitness erwartet Schiedsrichter verändert hat. Nur Coaching, die forcierte Zusammen- EProfi-Fußball – so Mitte der wird – und keine Sprüche. eine paar Stichworte: Die Halbzeit- arbeit mit den Regionalverbänden 80er-Jahre bis Anfang der 90er- Tagung im Winter, mehrere Stütz- bei der Talentförderung; die 3. Liga Jahre – da leiteten 36 Schiedsrich- Den Lehrgang gibt es selbstver- punkt-Treffen im Jahr, die wach- ist dazu gekommen, bei den Frau- ter die Spiele der Bundesliga. Dazu ständlich immer noch, zurzeit ist sende Zahl der internationalen en die Bundesliga und die 2. Bundes- kamen 24, die in der 2. Bundesliga er einen Tag länger. Aber diese Einsätze der zurzeit 13 FIFA- liga, die A- und die B-Junioren- Dienst taten. Diese 60 bildeten mit Veränderung ist nur eine Kleinig- Schiedsrichter (zehn Männer, drei Bundesliga. Und in all diesen Berei- ihren damals noch „Linienrichter“ keit, verglichen mit dem, was sich Frauen), der Ausbau des Beobach- chen werden die Schiedsrichter genannten Assistenten die DFB- sonst im Arbeitsfeld DFB und tungswesens hin zum intensiven vom DFB geführt. Ihre Namen Liste. Das war eine überschaubare Zahl von Unparteiischen, die vom siebenköpfigen Schiedsrichter- Ausschuss und zwei hauptamt- lichen Mitarbeitern beim DFB betreut wurden. Die Ansetzungen für die beiden Profiligen und den DFB-Pokal gab es Wochen im vor- aus, während der Saison Urlaub zu nehmen, auch mal kurzfristig, war kein Problem. Der eine Lehrgang pro Jahr mit Regeltest und einer nur für damalige Verhältnisse anspruchsvollen Laufprüfung ent- sprach dem Aufwand, den Spitzen- Schiedsrichter damals für ihre Spiele treiben konnten.

Es war auch auf der Bundesliga- Ebene noch die Zeit der Hobby- Schiedsrichter, die für 72 Mark pro Tag ein Spiel leiteten und im übri- gen Leben einer Vollzeitbeschäfti- gung nachgingen. Wer damals dabei war und seinen Spaß hatte, hält womöglich Manches von dem, was heute von einem DFB-Schiedsrich- ter verlangt wird, für übertrieben.

Er verkennt dabei, dass die physi- schen und psychischen Ansprüche, die an einen Spitzen-Schiedsrich- ter gestellt werden, in den vergan- genen 15, 20 Jahren in einem Maße gestiegen sind, das niemand vor- hersagen konnte. Über den Platz zu staksen und mit einem zackigen „Zurücktreten von der Bahnsteig- kante!“ eine Mauer stellen zu wol- len, kann sich niemand mehr leis- ten. Das gilt inzwischen auch für untere Ligen, wo von den Schieds-

14 Dem Organigramm 3 ka benverteilung im Aussc den Ausschuss rlich gewachsen. Das gilt natürlich auch für die hauptamtlichen Mitarbeiter in der DFB-Zentrale. Auf die eine ständige Optimierung der Arbeit ermöglichen.

findet man inzwischen auf 16 der DFB-Verwaltung waren unum- ehrenamtlichen und im hauptamt- Listen, die wir auf der nächsten gänglich; der Schiedsrichter-Aus- lichen Bereich ist.“ In enger Seite veröffentlichen. schuss vergrößerte sich auf elf Absprache mit dem Schiedsrich- Mitglieder, um die Arbeit auf mehr ter-Ausschuss entwickelte Fröhlich Kein Wunder, dass diese vielen Auf- Köpfe und Hände verteilen zu kön- mehrere Organigramme, die wir gaben vor allem im hauptamt- nen. Im August 2008 ist mit Carolin hier abdrucken und die die klaren lichen Bereich nicht mehr mit der Rudolph erstmals auch eine Frau Zuordnungen zeigen. Mini-Besetzung von einst zu bewäl- berufen worden (siehe auch das tigen waren. Neueinstellungen in Interview mit ihr in dieser Ausgabe). Volker Roth, der Ausschuss-Vorsit- zende, ist sehr zufrieden mit der Organigramm 1 zeigt die Einbet- Aber damit war es nicht getan. Arbeit des letzten halben Jahres: tung des Schiedsrichter-Aus- Zum 1. April 2008 übernahm Lutz „Mit Lutz Michael Fröhlich haben schusses in den DFB. Michael Fröhlich (51) den Posten wir genau den richtigen Mann für des Abteilungsleiters Schiedsrich- diese Position gefunden. Er verbin- ter beim DFB. Der ehemalige FIFA- det hier seine beruflichen Erfah- Ein gelungener „Transfer“: Schiedsrichter begann damit, die rungen aus dem Personalwesen Lutz Michael Fröhlich wech- vorhandenen Arbeits-Strukturen mit seinen speziellen Fußball- und selte aus der Intendanz des zu durchleuchten, dabei Schiefla- Schiedsrichter-Kenntnissen und ARD-Senders RBB aus Berlin gen, die sich in der täglichen seinen Fähigkeiten als Kommuni- zum DFB nach Frankfurt am Arbeit für die Schiedsrichter ein- kations-Wissenschaftler.“ Main. geschliffen hatten, zu beseitigen und die einzelnen Bereiche in Wohltuend für alle Beteiligten ist Fröhlich hat die Aufgabe, diese AGs ihren Abläufen zu optimieren. Fröhlichs unaufgeregte Arbeits- als zentrale Anlaufstelle zu koordi- weise. Sie wird ihm helfen, weiter- nieren und zu gestalten.“ Fröhlich: „Wir haben direkte gehende Pläne des Schiedsrichter- Organigramm 2 macht deut- Zuständigkeiten geschaffen, damit Ausschusses umzusetzen. So sind Neben diesen Aufgaben muss die lich, welches Ausschuss-Mit- glied für welche Spielklasse jeder Schiedsrichter konkret weiß, inzwischen vier Arbeitsgruppen Schiedsrichter-Abteilung des DFB zuständig ist. wer sein Ansprechpartner im installiert worden: Weiterentwick- sich natürlich auch um das Tages- lung Coaching, Weiterentwicklung geschäft kümmern. „Spielbetriebs- Lehrgänge und Stützpunkte, bezogene Arbeit“, nennt Fröhlich Weiterentwicklung Talent- und das, was da ständig von der inzwi- Nachwuchsförderung sowie Ent- schen sechsköpfigen Crew bewäl- wicklung Qualifizierungswege für tigt werden muss. Neben dem Chef Schiedsrichterinnen. Die sechs bis kümmern sich Klaus Löw, Matthias sieben Mitglieder rekrutieren sich Eiles, Susan Koch, Helga Müller und aus dem Ausschuss und aus den Kathrin Fritzius, um die Belange aktiven DFB-Schiedsrichtern. Die der 670 Schiedsrichter (inkl. Assis- Schiedsrichter-Zeitung wird in den tenten) und 103 Coaches und nächsten Ausgaben die konkrete Beobachter, die bei DFB-Spielen Arbeit dieser Gruppen vorstellen. inzwischen zum Einsatz kommen. Pro Woche sind von ihnen zum Bei- Dr. Rainer Koch, Vizepräsident für spiel bis zu 400 Abrechnungen zu Rechts- und Satzungsfragen, hält bearbeiten. diese AGs für sehr wichtig: „Es ist notwendig, dass man sich auf der Dafür braucht man schon durch- operativen Arbeitsebene ständig dachte Organigramme. Und mit hinterfragt und die Augen offen den beschaulichen 80er-Jahren hält, ob es irgendwo neue Ideen hat das auch nichts mehr zu tun… gibt. In den Arbeitsgruppen kön- nen sich alle, auch die DFL, kons- Lu.Lü./T.R. truktiv einbringen. Lutz Michael

nn man die thematische Aufga- SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 15 huss entnehmen. Report

Von der FIFA bis zur B-Jugend

Die 16 DFB-Listen Schiedsrichterinnen der 2. Frauen-Bundesliga Sandra Blumenthal, Mirka Derlin, Katrin Gathmann, Annett Grußer, Isa- FIFA-Schiedsrichter belle Herrmann, Julia Heuschkel, Sabrina Jene, Doris Kausch, Tanja Dr. Felix Brych, Herbert Fandel, Manuel Gräfe, Thorsten Kinhöfer, Knut Krause, Sandy Kuchmann, Silke Lüken, Katja Mattig, Kathrin Meingast, Kircher, Florian Meyer, Babak Rafati, Peter Sippel, Wolfgang Stark, Ina Michel, Kathrin Naber, Beatrix Nieder, Nadine Scheller, Verena-Kor- Michael Weiner. dula Schultz, Christiane Söder, Sabine Stadler, Kim-Jana Trenkner, Bundesliga-Schiedsrichter Sinem Turac, Christine Weigelt, Nathalie Widmann. , Dr. Jochen Drees, Dr. Helmut Fleischer, , Michael Kempter, Günter Perl, , Marc Seemann, Lutz Schiedsrichter der Wagner, . Arne Aarnink, Lars Albert, Patrick Alt, Nikolaus Athanassiadis, Martin Schiedsrichter der 2. Bundesliga Bärmann, Dominik Bartsch, Christine Beck, Eduard Beitinger, Manuel Christian Bandurski, Tobias Christ, , Christian Fischer, Biesemann, Sebastian Born, David Bornhöft, Stefan Brauer, Benjamin Thomas Frank, , Norbert Grudzinski, Robert Hartmann, Hol- Cortus, , Christian Dietz, Malte Dittrich, Matthias Eibach, ger Henschel, Robert Kempter, Thomas Metzen, Georg Schalk, Christian Christian Erbs, Thomas Färber, Rafael Foltyn, Marc Frömel, Christian Git- Schößling, Thorsten Schriever, Bibiana Steinhaus, Florian Steuer, Sascha telmann, Stefan Glasmacher, Marcel Göpferich, Lars Heitmann, Tobias Thielert, Wolfgang Walz, , , Markus Wingen- Helwig, Martin Hofmann, Riem Hussein, Timo Ide, Michael Karle, Matthias bach, Felix Zwayer. Lämmchen, Simon Marx, Thomas Münch, Dominik Nowak, , Lothar Ostheimer, , Marek Preuß, Tobias Reichel, Andreas FIFA-Schiedsrichter-Assistenten Robke, René Rohde, Dominik Schaal, Stefan Schlott, Alexander Schlutius, Christoph Bornhorst, Mark Borsch, Sönke Glindemann, Carsten Kadach, Sebastian Schmickartz, Andreas Schönfelder, Markus Schüller, Jan Seidel, Mike Pickel, Jan-Hendrik Salver, Detlef Scheppe, Thorsten Schiffner, Kai Thorben Siewer, Markus Sinn, Tim Sönder, Thomas Stein, Waldemar Stor, Voß, Volker Wezel. Martin Thomsen, Marcel Unger, Ralf Viktora, Dominik Waldkirch, Karl Wiatrek, Dirk Wijnen, Matthias Zacher. Schiedsrichter-Assistenten der Bundesliga Marco Achmüller, Matthias Anklam, Torsten Bauer, Markus Häcker, Wal- ter Hofmann, , Guido Kleve, René Kunsleben, Stefan Lupp, Schiedsrichter der A-Junioren-Bundesliga Josef Maier, Dirk Margenberg, Christian Schräer, . Ehsan Amirian, Marcel Beck, Andreas Bischof, , Thomas Dreyer, Jan-Eike Ehlers, Steffen Ehwald, Markus Eschner, Björn Förster, Schiedsrichter-Assistenten der 2. Bundesliga Timo Gerach, Christof Günsch, Daniel Hartig, Steffen Hösel, Matthias Arne Aarnink, Patrick Alt, Frederick Assmuth, Nikolaus Athanassiadis, Jöllenbeck, Patrick Kalbhenn, Marcel Klein, Stefan Kleinschmidt, Jens Martin Bärmann, Marcel Bartsch, Florian Benedum, Rainer Bippen, Arno Klemm, Patrick Kluge, Bekim Kollcaku, Dennis Kraus, Florian Kruppa, Blos, Bastian Dankert, Malte Dittrich, Michael Emmer, Christian Erbs, Ingo Müller, Paul Müller, Kevin Music, Jens Neuffer, André Neumann, Thomas Färber, Kuno Fischer, Marc Frömel, Thomas Gorniak, René Ham- Daniel Niemeyer, Andreas Peplinski, Johann Pfeifer, Daniel Schächner, mer, Lars Heitmann, Björn Hinrichs, Thorsten Joerend, Robert Kampka, Vincent Schuhmann, Vladimir Schwegler, Cetin Sevinc, Tim-Julian Skorczyk, Michael Karle, Dr. Manuel Kunzmann, Christian Leicher, Thomas Münch, Stefan Tendyck, Michael Völk, Sven Waschitzki, Jonas Weickenmeier, Dominik Nowak, Lothar Ostheimer, Marcel Pelgrim, Markus Pflaum, Robert Wessel. Marek Preuß, Dominik Schaal, Stefan Schlott, Alexander Schlutius, Karl- Markus Schumacher, Raphael Seiwert, , Markus Sinn, Flori- an Steinberg, Stefan Trautmann, Karl Valentin, Ralf Viktora, Tino Wenkel, Schiedsrichter der B-Junioren-Bundesliga Matthias Zacher. Yalcin Arlioglu, Henrik Bramlage, Lennart Brüggemann, Abdullah Car- man, Manuel Dürr, Andreas Dusch, Ferdinand Friedrich, Dimitrios Gavri- Schiedsrichter der 3. Liga las, Michael Geggus, Norbert Giese, Raphael Haliszczak, Michel Haupt, Marco Achmüller, Florian Benedum, Arno Blos, Kuno Fischer, Thomas Sven Heinrichs, Markus Hertlein, Matthias Hillmeier, Jan Hittig, Andreas Gorniak, René Hammer, Patrick Ittrich, Thorsten Joerend, Robert Kamp- Hummel, , Lasse Koslowski, Moritz Kühlmeyer, Philipp ka, Markus Kuhl, Dr. Manuel Kunzmann, Christian Leicher, Markus Lehmann, Julian Lüddecke, Pascal Müller, Stefan Prager, Boris Reisert, Pflaum, Stefan Schempershauwe, Karl-Markus Schumacher, Raphael Sei- Daniel Riehl, Daniel Rott, Lukas Salm, Stefan Sauerzweig, Philipp wert, Daniel Siebert, Florian Steinberg, Tobias Stieler, Stefan Trautmann, Schmitt, Felix Schmitz, Stefan Schneider, Robert Schröder, Peter Karl Valentin, Tino Wenkel. Schroth, Christopher Schwarzmann, Gunnar Stary, , FIFA-Schiedsrichterinnen Andreas Streich, Lukas Taugerbeck, Benjamin Witzel. Christine Beck, Anja Kunick, Bibiana Steinhaus. FIFA-Schiedsrichter-Assistentinnen FIFA-Futsal-Schiedsrichter Miriam Dietz, Inka Müller, Moiken Reichert, Marina Wozniak. Stephan Kammerer, Stefan Weber. Bundesliga-Schiedsrichterinnen Miriam Dietz, Riem Hussein, Christina Jaworek, Sandra Jung, Monique DFB-Futsal-Schiedsrichter Klauß, Marija Kurtes, Inka Müller, Sandra Pansch, Katrin Rafalski, Moiken Michael Ackermann, Aslan Basibüyük, Daniel Darandik, Swen Eichler, Reichert, Daniela Schneider, Angelika Söder, Martina Storch-Schäfer, Torsten Günther, Ingo Hess, Thorsten Kaatz, Heiko Langhammer, Ricardo Christiane Wenkel, Marina Wozniak. Munoz-Nunez, Marcus Schierbaum, Sascha Siegwart, Andreas Walter.

16 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Regel-Test Fragen Ein Stürmer hinter der Torlinie 15 Situationen, die bei den DFB-Lehrgängen von den Teilnehmern schriftlich beurteilt werden mussten. Die richtigen Antworten: Seite 20

Situation 1 Der Schiedsrichter sieht, dass der Torhüter während des laufenden Spiels außerhalb des Strafraums einen Gegenstand in die Hand nimmt und ihn einem im Strafraum stehenden Gegenspieler an den Kopf wirft.

Situation 2 Der Schiedsrichter sieht, wie ein Auswechselspieler außerhalb des Spielfeldes steht und während des laufenden Spiels einen Gegenstand einem auf dem Spielfeld stehenden Gegenspieler heftig an den Kopf wirft.

Situation 3 Mannschaft sofort ausgeführt wer- anderen Angreifer ab, der den Ball Rücken des Schiedsrichters prallt Vor der Ausführung eines Einwurfs den, wobei der Ball etwa drei bis nun ins Tor schießt. der Ball zurück ins Tor. teilt der Spielführer dem Schieds- vier Meter nach vorn gelegt wird. richter mit, dass seine Mannschaft Situation 9 Situation 13 einen Spieler auswechseln will. Der Situation 6 Als ein Angreifer den Ball auf das Bei einer Strafstoß-Ausführung von Auswechselspieler steht bereits an Der Torwart hat eine hohe Flanke gegnerische Tor schießt, verliert er Mannschaft A wirft ein sich aufwär- der Seitenlinie und will auf das abgefangen und will den Ball seinen Schuh. Der Ball geht ins Tor. mender Auswechselspieler von B Spielfeld kommen. Auf dem Weg zur schnell wieder abschlagen. Als er kurz vor dem Schuss einen Ersatz- Trainerbank, kurz nach dem Über- den Ball aus der Hand fallen lässt, Situation 10 ball in den Strafraum. Der Schütze schreiten der Seitenlinie, beleidigt spitzelt ihn ein Angreifer mit der Ein in der ersten Halbzeit wegen wird irritiert, so dass der Schuss am und bedroht der auszuwechselnde Fußspitze zur Seite und schießt ihn Beinstellens verwarnter Abwehr- Tor vorbei geht. Spieler den Trainer des Gegners mit ins Tor. spieler gerät nach einem Eckstoß den Worten: „Dir Idiot polier ich die im Strafraum in einen Luftkampf Situation 14 Fresse!“ Der Schiedsrichter hört Situation 7 mit einem Angreifer. Dabei stößt er Ein indirekter Freistoß für die dies. Vor der Ausführung eines direkten dem Angreifer seinen Ellenbogen angreifende Mannschaft wird in Freistoßes in Strafraumnähe laufen grob gegen den Hals. Strafraumnähe schnell ausgeführt, Situation 4 zwei Abwehrspieler zu früh aus der obwohl sich die Abwehrspieler noch Ein direkter Freistoß in der Nähe „Mauer“ nach vorn, um den Abstand Situation 11 nicht auf die Freistoß-Ausführung der Eckfahne wird von der angrei- zu verkürzen. Der Angreifer führt Bei einem direkten Freistoß etwa 20 eingestellt haben. Der Ball geht fenden Mannschaft schnell ausge- den Freistoß trotzdem aus. Es Meter vor dem Tor haken sich die unberührt ins Tor. Der Schiedsrich- führt, da sich die Abwehr vor dem gelingt ihm, den Ball ins Tor zu Spieler in der „Mauer“ mit den ter befand sich nicht unmittelbar Tor noch nicht formiert hat. Ein schießen. Dem Torwart war durch Armen absichtlich ein. Einem dieser bei den Spielern und hatte den Arm Angreifer schießt schnell den Ball, seine eigenen Spieler die Sicht ver- Spieler wird der Ball gegen die gehoben. trifft jedoch den etwa fünf Meter sperrt. Hand geschossen. entfernt mit dem Rücken zu ihm Situation 15 stehenden Abwehrspieler, der das Situation 8 Situation 12 Ein Spieler grätscht an der Mittelli- Foul begangen hat. Ein Eckstoß wird vor das Tor Ein indirekter Freistoß für die ver- nie von schräg vorne mit übergro- gespielt. Mehrere Spieler springen teidigende Mannschaft wird in Höhe ßer Härte mit beiden Füßen in der Situation 5 nach dem Ball. Ein Angreifer fällt der Strafstoßmarke ausgeführt. Der Luft voran einem Gegner, der den In der Nähe des Strafraums wird ein dabei ins Tor hinter die Torlinie, Schütze schießt dabei versehent- Ball führt, in die Beine. Obwohl sich Angreifer gehalten. Um das Spiel bleibt dort ruhig liegen und behin- lich den Schiedsrichter an, der der Spieler hätte verletzen können, schnell fortsetzen zu können, soll dert keinen Abwehrspieler. Der Tor- einen Meter außerhalb des Straf- blieb er unverletzt und konnte der Freistoß von der angreifenden wart wehrt den Ball direkt zu einem raums im Teilkreis steht. Vom sofort wieder weiterspielen. ■

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 17 Lehrwesen Die lange Leine macht Günther Thielking befasst sich mit dem Kampf gegen die kleinen und großen Unsportlichkeiten

ie Phantasie eines Menschen Schiedsrichter diesem Spieler Dreicht kaum aus, um die ganze sofort „Gelb“ zeigen. Diese Hand- Palette möglicher und unmög- bewegung kennt licher Unsportlichkeiten aufzuzäh- Und noch ein Beispiel: Den Weg man leider in len, die in einem Fußballspiel vor- vom Verbotenen Spiel bis zur gro- allen Stadien der kommen können. Von der Kritik an ben Unsportlichkeit zeigte Diego Welt: Spaniens einer Entscheidung des Schieds- Maradona bei der WM 1986 in Mexi- Nationalspieler richters bis zur hässlichen Beleidi- ko auf, als er beim Match gegen Sergio Ramos gung und vom ausgestreckten England den Ball mit der Hand ins fordert eine Mittelfinger bis zum wutentbrann- Tor lenkte. Der Argentinier erzielte Gelbe Karte. ten Schuss in die Zuschauertribü- damit einen Treffer, bei dem das nen nach einem Freistoßpfiff gibt unsportliche Verhalten mit dem es nichts, was es nicht gibt. Begriff „Die Hand Gottes“ beschö- Bei solchen Aktionen gibt es kaum nigt und damit geradezu perver- Unterschiede in den Spielklassen, tiert wurde. die Profis im bezahlten Fußball for- dern den Schiedsrichter ebenso Präventives heraus wie die Amateurspieler in Eingreifen hilft der Kreisklasse. So „durfte“ jeder Unparteiische befürchten, dass Für die Schiedsrichter stellt sich nach der Beleidigung durch den bei dieser scheinbar unversiegba- Italiener Marco Materazzi und dem ren Vielfalt von Unsportlichkeiten anschließenden Kopfstoß von Zine- die Frage: „Wie können wir solch dine Zidane in einem unterklassi- einem Verhalten begegnen? Was gen Spiel ähnliche Aktionen folgen müssen wir unternehmen, dass es würden. Weiß doch jeder erfahrene gar nicht erst dazu kommt?“ Referee, wie viel böse Worte in den 90 Minuten eines Spiels mitunter EM-Schiedsrichter Herbert Fandel gewechselt werden. Doch zum sprach dazu beim Sommer-Lehr- Glück rastet nicht gleich jeder gang in Kamen-Kaiserau klare Spieler aus, die Mehrzahl der Akti- Worte. Er machte deutlich, dass ein ven ist bemüht, ihr Fußballspiel im Unparteiischer von der ersten Sinne einer fairen Spielweise aus- Minute des Spiels mit einem siche- zutragen. ren Auftreten, klaren Entscheidun- gen und eindeutigen Signalen Dennoch sind in Sachen Unsport- allen Aktiven die Grenzen sportlich lichkeiten die zahllosen „Schwal- fairen Handelns aufzuzeigen hat. Aktionen wird in allen Spielklassen zu spät zum Ball kommt oder ein- ben“ selbst im Jugendfußball ein Er berichtete von seinem Spiel zwi- Wirkung zeigen und ist ohne Ein- fach technisch nicht in der Lage großes Übel. Ihr unsportliches Vor- schen Portugal und der Türkei, das schränkung bis zur Fußballjugend ist, seinen Gegner sauber vom Ball bild fanden sie in dem vorge- am Eröffnungstag der EURO 2008 übertragbar. zu trennen. Man kann hier von täuschten Foul von Andreas Möller stattfand: „Als ich gleich am „zwangsläufigen“ Fouls sprechen. im Bundesligaspiel von Borussia Anfang erkannte, dass hinter mei- Nur nicht zögern! Dortmund gegen den Karlsruher SC. nem Rücken ein türkischer Spieler Unsportlichkeiten sind dagegen Sicher war Andreas Möller dadurch seinen Gegner am Trikot festhielt, Zum Fußball gehören kampfbetonte „überflüssige Fouls“. Spieler, die mit ein Auslöser für eine Erweite- ohne dass der Ball in der Nähe war, Zweikämpfe, Tacklings zum Ball ständig reklamieren, Gelbe Karten rung des Regelwerks. So wird jetzt zog ich sofort die Gelbe Karte. Die und spannende Aktionen vor den fordern oder ihren Gegenspieler das Simulieren eines Foulspiels als Wirkung dieser Maßnahme war Toren, wenn die Aktiven mit hohem verbal provozieren, wissen genau, Unsportlichkeit bewertet. Heute fabelhaft, denn jeder wusste nun: Einsatz versuchen, den Ball zu was sie tun. Dieses Verhalten führt müsste bei einer solchen Aktion In diesem Turnier geht so etwas spielen. Dabei passieren zwangs- oft zu Aggressionen, vor allem kein Fernsehbild mehr herangezo- durch.“ Ein solch konsequentes läufig Fouls aus dem Spiel heraus, wenn die Spieler merken, dass der gen werden, heute würde jeder Vorgehen gegen unsportliche weil ein Akteur sich verschätzt und Unparteiische versucht, in solchen

18 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Lehrbrief 21 erschienen

Die Bundesliga gibt die Signale

Von der Bundesliga bis zur Spielklasse der Allerjüngsten sorgen die Schiedsrichter dafür, dass im Gebiet des DFB aggressiv unzählige Spiele regelkonform und im Sinne des Fair Play ablaufen. Die Unparteiischen leiten die Spiele, unterbinden Verbotenes Spiel und Unsportlichkeiten sofort und setzen konzentriert, energisch und gezielt das Regelwerk durch.

Nur wenige dieser Schiedsrichter werden in den Spielen der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga eingesetzt. Diese Fällen mit der langen Leine zu über das „Verbotene Spiel“ oder Unparteiischen sind aber die Vorbilder, die in ihren Spiellei- arbeiten. Bei Führung ihrer Mann- „Persönliche Strafen“. tungen den Spielern die Grenzen aufzeigen. Sie geben schaft die Zeit zu verzögern, sich damit medienwirksam gleichzeitig die notwendigen Signale bei Freistößen in Strafraumnähe zu Den einen oder anderen Hinweis für den Fußball an der Basis. Ihnen kommt gerade beim Ein- nah vor den Ball zu stellen oder auf mögliche Verhaltensmuster greifen gegen Unsportlichkeiten eine hohe Verantwortung ihn kurz ein paar Meter weg zu beim unsportlichen Verhalten gibt zu. spielen - auch diese Unarten es sicher auch in der Analyse von bekommt der Schiedsrichter nur in Videoszenen. Aber: Die dort Lassen sie solch ein Geschehen zu, dann werden dies die den Griff, wenn er sie sofort sank- gezeigten Bundesliga-Schiedsrich- Aktiven in den unteren Spielklassen nachmachen, und die tioniert, also zumindest eine erns- ter haben bei Kritik, bei Aggressio- Schiedsrichter haben beim Vorgehen gegen jedes unsportli- te Ermahnung ausspricht; Dort nen einzelner Spieler und bei che Verhalten zahlreiche undankbare Entscheidungen zu aber, wo die Gelbe Karte zwingend „Rudelbildungen“ auf Grund ihrer treffen. In der Folge haben die Lehrwarte in den Kreisen vorgeschrieben ist, muss er sie Persönlichkeit und ihrer langjähri- dann wieder Basisarbeit zu leisten, um die daraus entstan- auch ohne zögern zücken. gen Ausbildung ganz andere Ver- denen Fragen und Konflikte aufzuarbeiten. Sie müssen mit haltensstrategien als der Unpartei- ihrem Fachwissen und ihren pädagogischen Fähigkeiten den Solche Persönlichen Strafen wer- ische in der Kreisklasse. jungen wie älteren Schiedsrichtern deutlich machen, dass den überwiegend kommentarlos das Vorgehen gegen jedes unsportliche Verhalten zum hingenommen. Der Spieler weiß ja Von der Unsportlichkeit grundlegenden Wissen eines jeden Unparteiischen gehört. genau, dass er gegen die Regeln zum verbotenen Spiel verstoßen hat. Kommen dazu die Mit dem Lehrbrief 21 spricht der DFB-Lehrstab unter der passenden Worte und eine eindeu- Wenig Mühe bereiten den Schieds- Überschrift „Unsportlichkeiten und ihre Sanktionen“ ein tige Körpersprache des Schieds- richtern Situationen, in denen aus Thema an, das vor allem die Schiedsrichter an der Basis richters, werden sich andere Spie- einem Verbotenen Spiel eine betrifft. Gehört doch der Bereich „Unsportliches Verhalten“ ler genau überlegen, wegen solch Unsportlichkeit geworden ist, zu den elementaren Abschnitten des Regelwerks, denn die einer Unsportlichkeit ebenfalls wenn ein Spieler zu Fall gebracht Schiedsrichter werden in jedem Spiel wieder und wieder „Gelb“ zu kassieren. wird, ohne dass der Gegner die gefordert, um hier die richtigen Entscheidungen zu treffen. Chance hat, den Ball zu spielen. Zu den vor allem in unteren Spiel- Die Gelbe Karte als Konsequenz klassen vorkommenden Vergehen wird hier in der Mehrzahl der Fälle zählen die unterschiedlichsten For- kritiklos akzeptiert. Dies kann men von Kritik an den Schiedsrich- ebenso das absichtliche Handspiel ter-Entscheidungen. Gerade jünge- sein, um den Gegner nicht an den re, noch unerfahrene Unpartei- Ball kommen zu lassen oder der ische müssen in ihren ersten Spie- Griff zum Trikot des gegnerischen len im Jugendfußball und in den Angreifers beim Eckstoß, so dass Kreisligen damit umgehen, dass dieser nicht zum Kopfball hoch- sie als Institution Schiedsrichter kommt. Wird aus dieser Unsport- und zugleich als Person immer lichkeit das Verhindern einer kla- wieder in Frage gestellt werden. ren Torchance, dann muss der 22. Juni 1986: Sie erleben Situationen, die sie Unparteiische zur Roten Karte Diego Maradona außerhalb ihrer neuen Freizeitbe- greifen - ihm bleibt da keine andere „überwindet“ schäftigung so noch nicht erlebt Wahl. ■ Englands Tor- haben. Hier ist es die Aufgabe der wart Peter Ausbilder, ihren neuen Schieds- Shilton mit der richtern den Rücken zu stärken Ex-DFB-Schieds- Hand. Schieds- und sie an den Belehrungsabenden richter Günther richter Benna- Thielking ist Lehr- durch eine passende Ausbildung wart in Niedersach- ceur ließ das Tor auf solche Geschehnisse vorzube- sen und Mitglied im gelten. Wohl die reiten. Dialogtraining und Rollen- DFB-Lehrstab. denkwürdigste spiele bringen da mehr als stun- Unsportlichkeit denlange, theoretische Vorträge aller Zeiten ...

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 19 Regel-Test Antworten Ein Stürmer hinter der Torlinie Die richtige Beurteilung der Spiel-Situationen von Seite 17

Situation 5 Situation 8 Situation 12 ● Der Schiedsrichter verhindert ● Tor. ● Kein Tor. die Ausführung und legt in ● Kein strafbares Abseits, keine ● Eckstoß. Unsportlichkeit. Strafraumnähe den Ort der Situation 13 ● Anstoß. Spielfortsetzung fest. ● Verwarnung des Auswechsel- ● Das Spiel ist anschließend mit Situation 9 spielers. einem Pfiff wieder frei zu ● Tor. ● Wiederholung. geben. ● Anstoß. ● Schuh wird wieder angezogen. Situation 14 Situation 6 Situation 10 ● Kein Tor. ● Kein Tor. ● Rote Karte gegen den ● Abstoß. ● Indirekter Freistoß. Abwehrspieler. Situation 15 ● Strafstoß. Situation 7 ● Rote Karte. ● Tor. Situation 11 ● Direkter Freistoß ● Keine Verwarnungen. ● Strafstoß. . ■

-Situation 1 ● Der Tatort ist dort, wo der Spieler getroffen wurde. ● Rote Karte gegen den Torhüter. ● Strafstoß. LEHRBILD Situation 2 ● Rote Karte. ● Indirekter Freistoß, wo sich der Ball bei der Spielunterbre- chung befand.

Situation 3 ● Rote Karte für den auszuwech- selnden Spieler. ● Die Mannschaft muss mit einem Spieler weniger weiter spielen. ● Einwurf.

Situation 4 ● Weiterspielen, da die angrei- fende Mannschaft bewusst den TACKLING Mit vollem Einsatz bis an die Grenze des Erlaubten: Der Spieler im blauen Trikot macht das Freistoß schnell ausgeführt hier perfekt vor. Er hat seinen Körper unter Kontrolle und ist bis in die Fußspitze auf das hat und dabei in Kauf nehmen Erreichen des Balles ausgerichtet, was ihm offensichtlich auch gelingt. Kommt hier dennoch muss, dass der Gegner vom der Pfiff, wirft man dem Schiedsrichter zu Recht vor, kleinlich zu leiten. Ball getroffen wird.

20 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Im Gespräch „Wir Frauen sind eigentlich doppelt aktiv“

Interview mit Carolin Rudolph, die als erste Frau in den DFB-Schiedsrichter-Ausschuss berufen wurde. Das Gespräch führte Lutz Lüttig.

den Männern genutzt werden Carolin Rudolph (34) aus kann. Unsere Top-Schiedsrichterin- Halle/Saale arbeitet in ihrer nen sind sehr interessiert daran, Heimatstadt als Rechtsanwäl- sich intensiv zu schulen. Ganz all- tin. Sie ist Mitglied im VfB gemein sind Fernsehbilder natür- Lettin und leitete von 1999 lich eine enorme Hilfe in der bis 2002 Spiele in der Frauen- Weiterbildung. Wer gezeigt Bundesliga. Im November bekommt, wie er sich bewegt, wie 2007 wurde sie in den Schiedsrichter-Lehrstab beru- die Körpersprache ist oder wie er fen, im August dieses Jahres einen falschen Laufweg einschlägt, dann in den DFB- kann besser an sich arbeiten. Schiedsrichter-Ausschuss. Ist deine Fußball-Begeisterung erblich bedingt? Eher nicht, wir haben in der Familie keinen Schiedsrichter. Und ich habe auch nur in der Schule gekickt, aber nie aktiv in einem Verein. Aller- dings war mein Vater Mannschafts- arzt bei der BSG Buna-Schkopau in der DDR-Liga und hat mich oft zu den Spielen mitgenommen. Mich hat beim Zuschauen die Rolle des Schiedsrichters interessiert, und deshalb habe ich 1994, da war ich 20 Jahre alt, auch auf Anregung arolin, wie kommt man als land der Wunsch größer geworden Eugen Strigel in Kooperation mit meines Vaters meine Schiedsrich- Cjunge Strafverteidigerin in ist, auch im Schiedsrichter-Bereich mir und anderen Mitgliedern des ter-Prüfung abgelegt. Noch selbst den DFB-Schiedsrichter-Aus- den Frauen mehr Bedeutung zu Schiedsrichter-Ausschusses oder mit dem Spielen anzufangen, wäre schuss? geben. -Lehrstabs geleitet, was in Zukunft wohl zu spät gewesen, da hätte ich Mit meinem Beruf hat das nur sehr auch so bleiben wird. Für mich ist nichts mehr erreichen können. Auf bedingt etwas zu tun. Ich habe Wie dürfen wir uns dein Arbeits- es wichtig zu sehen, wie die jeden Fall nicht das, was ich im nach der Zeit als aktive Schieds- feld vorstellen? Schiedsrichterinnen im Leistungs- Endeffekt mit der Schiedsrichterei richterin, davon drei Jahre als Ich setze die Schiedsrichterinnen test abschneiden. Ich führe viele geschafft habe. DFB-Schiedsrichterin, bewusst die für beide Bundesligen an und persönliche Gespräche mit ihnen, Funktionärs-Laufbahn eingeschla- beobachte viele Spiele. Außerdem um die Saison gut vorzubereiten. Schiedsrichterin und Rechtsan- gen. Zunächst war ich in meinem kümmere ich mich mit um Organi- Erfreulich ist, dass seit letztem wältin: Hat das etwas miteinan- Landesverband Sachsen-Anhalt als sation und Inhalt der Lehrgänge Jahr auch bei den Schiedsrichte- der zu tun? Ansetzerin und Beobachterin tätig. und bin in Personalentscheidungen rinnen die Abseitsschulung durch- Ich arbeite viel im Strafrecht, Eugen Strigel hat mich dann im im Frauen-Bereich involviert. Dazu geführt wird, um sie auch in ihrer und dafür war die aktive Schieds- April 2007 gefragt, ob ich im Lehr- verstehe ich mich natürlich auch Assistenten-Tätigkeit weiter zu richter-Tätigkeit zweifellos eine stab des DFB mitarbeiten möchte. als Vermittlerin der Frauen-Interes- entwickeln. große Hilfe. Denn auf dem Platz Das war für mich eine neue Heraus- sen im Schiedsrichter-Bereich. Im entwickelt man seine Persönlich- forderung, die ich gern angenom- Ausschuss kann ich die Probleme, Und wie sind da die Ergebnisse? keit und lernt auch als Einzelkämp- men habe. Im August dieses Jah- die ich nicht selbst lösen kann, Beim ersten Mal waren rund 50 ferin zu bestehen. Das wiederum res wurde ich dann in den DFB- einem entscheidungsbefugten Gre- Prozent der Situationen von den braucht man in der Strafverteidi- Schiedsrichter-Ausschuss berufen, mium vortragen. Assistentinnen richtig erkannt gung genauso, wenn man sich mit was ich als Ehre und Anerkennung worden, jetzt im zweiten Jahr der eigenen juristischen Meinung empfinde. Sicher hat mir dabei Leitest du auch die DFB-Frauen- waren es schon 64. Uns fehlt da im durchsetzen will. In diesem geholfen, dass mit Blick auf die Lehrgänge? Bundesliga-Alltag der Frauen Bereich, wo man es auch mal Frauen-WM 2011 bei uns in Deutsch- Bisher wurden die Lehrgänge von natürlich das Fernsehen, wie es bei salopp gesagt mit schweren Jungs

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 21 Im Gespräch

Seit Beginn der neuen Saison in der Männer-Regionalliga dabei: Christine Beck, hier bei einem Frauen-Bundesliga- Einsatz mit ihren Assis- tentinnen Miriam Dietz (links) und Inka Müller.

zu tun hat, wird man gerade als Ist das so ein großer Aufwand? Assistentin und am Sonntag Frau- sich schlecht miteinander verbin- junge Frau oft belächelt nach dem Ja, wir Frauen sind ja eigentlich en-Bundesliga oder auch mal zwei den, man muss das trennen. Motto: „Na, haben Sie denn über- doppelt aktiv. Einmal auf der Frau- Männerspiele, eins gepfiffen, eins Zunächst war ich ein Jahr ganz haupt schon Ihre Ausbildung been- en-Ebene und dann auch bei den an der Linie. Dann kommen die raus und habe nur noch im det?“ So etwas wegzustecken, Männer-Spielen. Die möchte man Lehrgänge beim DFB dazu, die Jugend-Sportgericht mitgearbeitet. lernt man auch als Schiedsrichte- auch nicht missen, weil man dort DFB-Turniere. Hier kann man sich Nachdem ich mich dann aber ent- rin. zum Teil mehr gefordert ist und dann weiterentwickeln und für die schieden hatte, beruflich endgültig geprägt wird. Die Frauenspiele 2. Frauen-Bundesliga qualifizieren. in Halle zu bleiben, habe ich Wie bist du als aktive Schieds- unterhalb der Frauen-Bundesligen gemerkt, dass mir etwas fehlt. Und richterin gefördert worden? stellen an eine Schiedsrichterin Und warum hast du nicht da kam mir das Angebot des Auf Kreisebene noch nicht, aber keine so hohen Anforderungen wie weitergemacht? Schiedsrichter-Ausschusses in der Landesverband Sachsen- beispielsweise ein Männerspiel in Das hatte berufliche Gründe. In Sachsen-Anhalt gerade recht. Ich Anhalt hat Mitte der 90er-Jahre der Verbands- oder Oberliga. Hier unserer Kanzlei gab es eine wurde gefragt, ob ich mich um das intensiver nach Schiedsrichterin- bestehen sowohl läuferisch als Umstellung, durch die ich nicht Beobachtungswesen kümmern und nen mit Perspektive gesucht. Das auch von anderen Entscheidungen mehr so flexibel sein konnte. Man auch selbst Spiele beobachten war auch die Zeit, als Inka Müller, her höhere Ansprüche – mehr darf ja nicht vergessen, dass auch könnte. Das hat mir zugesagt, denn die auch von dort kommt und ja Zweikämpfe, härtere Fouls, schnel- eine Frauen-Bundesliga-Schieds- man ist weiter dabei, aber zeitlich vor kurzem als Assistentin bei leres Spiel. Da gibt’s kaum Ruhe- richterin ihr Geld mit ihrem Beruf nicht ganz so festgelegt wie als Olympia 2008 war, angefangen hat. pausen. und nicht mit dem Fußball ver- Schiedsrichterin, und es ist ein will- Wir wurden dann gut unterstützt. dient. Für uns ist es wirklich noch kommener Ausgleich zu meinem Ich durfte relativ schnell nach Also in die Frauen-Bundesliga ein Hobby. So habe ich mich – Beruf. kommt „Frau“ nur über Männer- allerdings nicht leichten Herzens – Duisburg zu den bekannten Nach- spiele? entschieden, meine Laufbahn als Was bist du für ein wuchs-Turnieren fahren, die ja das Man kann nur Spiele in der 1. oder Anwältin intensiv zu verfolgen. Ich Funktionärstyp? Sprungbrett zum DFB sind. Dort 2. Frauen-Bundesliga leiten, wenn habe dann im Landesverband nur Ich bin eher verbindlich. Ich versu- habe ich mir gewissermaßen die man im eigenen Land im Männer- noch alle 14 Tage ein Spiel geleitet. che gern zu vermitteln und klar zu Reife für die DFB-Liste und die Bereich aktiv ist und in der höchs- machen, dass es nicht nur Schwarz Bundesliga der Frauen geholt. ten oder zweithöchsten Klasse des Und jetzt pfeifst du gar nicht oder Weiß gibt. Aber wenn eine Ent- Landes Spiele pfeift. Ich habe fast mehr? scheidung getroffen werden muss, Bis du in dieser Zeit völlig in der immer zwei Spiele am Wochenende Richtig. Die aktive Schiedsrichterei dann habe ich keine Scheu. Da Schiedsrichterei aufgegangen? gehabt. Also entweder am Samstag und die Funktionärs-Tätigkeit lassen kommt mir auch mein Beruf zugu- Ja, in den drei Jahren Bundesliga te. Schließlich muss ich als Vertei- von 1999 bis 2002 blieb kaum Zeit digerin nach Abwägung von Argu- für irgendetwas anderes. Ich war menten klar formulierte Anträge beruflich damals im Referendariat stellen, die Hand und Fuß haben. und habe zum Beispiel auf einen möglichen Auslandsaufenthalt ver- Wir wissen ja, dass viel zu viele zichtet, um meinen Platz auf der Schiedsrichter ihr Hobby an den Schiedsrichter-Liste zu behalten. Nagel hängen. Seit einigen Jah- Da geht der Urlaub drauf, und das ren hält sich die Zahl der neu Leben wird wirklich von der ausgebildeten und der zurückge- Schiedsrichterei beherrscht. Es tretenen die Waage. Gibt’s das waren in meinem Fall drei anstren- bei den Frauen auch in diesem gende, aber auch schöne und vor Maße? allem prägende Jahre. Das muss So weit ich weiß, gibt es hier bisher man einfach einkalkulieren, wenn keine speziellen Erhebungen. Aber man in die Spitze will und sich dort vermuten kann man, dass der auch behaupten möchte. Da muss Riem Hussein (hier mit ihren Assistentinnen Viktoria Ferderer/ Grund aufzuhören bei Frauen häu- man auch mal auf andere Annehm- links und Sandra Höllman vor einem Spiel des 1. FFC Frank- fig etwas mit der Familie zu tun lichkeiten des Lebens verzichten furt) wird seit dieser Saison auch in der Männer-Regionalliga hat, vor allem wenn sie Kinder können. angesetzt. bekommen. Viele wollen zwar gern

22 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 LEHRBILD weiter machen, aber sie merken dann schnell, dass beide Bereiche kaum miteinander zu vereinbaren sind. Auf Bundesliga-Ebene haben wir zurzeit drei Schiedsrichterin- nen, die Babypause machen. Auch sie wollen natürlich gern wieder pfeifen. Mit der wachsenden Bedeutung des Frauen-Fußballs müssen wir hier auch im Schieds- richter-Bereich flexible Lösungen finden, die verhindern, dass erfah- rene und vom DFB gut ausgebildete Schiedsrichterinnen der Sache ver- loren gehen.

Wo liegen aus Schiedsrichterin- nen-Sicht heutzutage die Unter- schiede zwischen Männer- und Frauenspielen? Einige Aspekte sind ja bekannt: Frauen spucken nicht auf den PRÄVENTION Rasen. Frauen entschuldigen sich Weil es auf dem Spielfeld zu hitzig zuging, macht der Schiedsrichter beide Spielführer auf eher, wenn sie foul gespielt haben, mögliche Konsequenzen aufmerksam. Er tut das ruhig, aber sehr bestimmt. Wichtig bei die- was allerdings weniger wird. Ich ser eher seltenen Maßnahme: Der Ankündigung müssen im Falle des Falles auch Taten, also meine nicht das Foulspielen, son- Persönliche Strafen folgen. dern das Entschuldigen. Dann ist das Tempo zum Teil nicht so hoch, und es gibt viel weniger grobe bildung“. Ich hoffe, das bleibt auch Die unvermeidliche Frage zum Beide leiten jetzt auch Spiele in Fouls. Also von hinten reingrät- so. Denn wir wollen ja nicht all die Schluss: Wann gibt es die nächs- der Männer-Regionalliga. schen oder den Ellenbogen einset- Dinge, die wir gerade bei den Män- te Bibiana Steinhaus, die ja zen, das haben wir im Frauen- nern mühsam wieder rausbekom- inzwischen ihre zweite Saison in Vielen Dank für das Gespräch Bereich doch sehr selten. der 2. Männer-Bundesliga pfeift? und viel Erfolg im DFB-Schieds- men, dann bei den Frauen sehen. Schwierig zu sagen. Wir haben richter-Ausschuss! ■ Gibt es da eine Entwicklung? sicher Frauen, die das schaffen Aber es ist doch immer noch die Ganz sicher, wenn ich an die Zeit können. Aber das liegt nicht in vor zehn Jahren denke. Einerseits gleiche Sportart, oder? erster Linie beim DFB. Zunächst zum Besseren, was die Technik und Ja, natürlich. Und es spricht auch müssen die Landesverbände und das Tempo der Spielerinnen nichts dagegen, dass sich der Kör- die Regionalverbände eine Schieds- angeht. Andererseits werden die pereinsatz weiter verstärkt. Da las- richterin in ihrer jeweils höchsten Hemmungen geringer, auch mal sen wir schon mehr laufen als frü- Männerklasse einsetzen. Denn das ordentlich hinzulangen. Das hat her. Die verantwortliche Trainerin ist ja wie bei den Männern – dort sicher mit der besseren Athletik zu der Frauen-Nationalmannschaft, muss man durch gute Leistungen tun, aber auch damit, dass der Silvia Neid, wünscht sich auch, und körperliche Fitness auffallen. Frauenfußball international einen Ich kann hier also nur an die ent- dass hier nicht zu kleinlich gepfif- höheren Stellenwert hat. Jetzt sprechenden Schiedsrichter-Gre- fen wird. Dazu sind unsere Schieds- Im Gespräch: Lutz Lüttig haben wir den UEFA-Cup, da geht’s mien appellieren, ihren besten richterinnen auch bereit. Allerdings interviewte Carolin Rudolph dann auch um viel Prestige – und Frauen in diesen Klassen eine während eines Lehrgangs im inzwischen natürlich auch um Geld müssen die Spielerinnen mit einer Chance zu geben, so wie es zur lau- SportCentrum Kamen- und gute Verträge. Was wir aber großzügigen Spielleitung auch fenden Saison mit Christine Beck Kaiserau für die DFB- auch nicht kennen, ist die „Rudel- umgehen können… und Riem Hussein geschehen ist. Schiedsrichter-Zeitung.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 23 Wettbewerb Gestatten, wir sind die Sieger! DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch zeichnete in Wolfsburg die Gewinner des Wettbewerbs „Faszination Schiedsrichter“ aus. David Bittner war für die Schiedsrichter-Zeitung dabei.

aszination Schiedsrichter“ – Die vielen Stunden Arbeit haben Funter diesem Motto hat der DFB sich für den Jung-Schiedsrichter 2008 eine Aktion gestartet, die von der Mosel gelohnt: Aus den über die Vereine einerseits zur Händen des DFB-Vizepräsidenten Neugewinnung von Schiedsrichtern Dr. Rainer Koch, der selbst zwölf führen soll. Andererseits muss ver- Jahre lang Schiedsrichter war, stärkt daran gearbeitet werden, die erhielt Sebastian Schuler die bereits ausgebildeten Schiedsrich- Urkunde für den ersten Preis. ter der Sache zu erhalten. Denn nach wie vor ist es so, dass pro Die Siegerehrung fand im Rahmen Jahr zwar rund 10.000 Schiedsrich- des Bundesligaspiels VfL Wolfsburg ter gewonnen werden können, min- gegen den 1.FC Köln statt. Eingela- destens die gleiche Zahl aber die den waren die Erst- bis Drittplat- Pfeife an den Nagel hängt. zierten im Einzel- und im Gruppen- wettbewerb. „Wir haben würdige Ein Teil der Aktion war ein Wettbe- Preisträger gefunden“, sagte werb, bei dem aktive Schiedsrich- Dr. Rainer Koch, der extra nach ter darlegen sollten, was denn für Wolfsburg gereist war. „Dieser Wett- sie die „Faszination“ ausmacht. bewerb trägt dazu bei, den Spaß Ausgeschrieben für Gruppen und und die Freude an der Schiedsrich- Einzelpersonen hatte die Jury 149 terei nach außen zu kommunizie- Beiträge zu bewerten. Die Sieger: ren. Und wenn wir diese Freude wei- Sebastian Schuler (Kreis Mosel) ter vermitteln können, werden wir und die Schiedsrichter-Gruppe aus auch künftig neue Schiedsrichter dem Rhein-Lahn-Kreis. für dieses interessante Amt gewin- nen können.“ „Ich war überglücklich, als ich erfahren hatte, dass ich überhaupt Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Wil- zu den Gewinnern gehöre. Dass es fried Heitmann, Mitglied im DFB- dann sogar der erste Platz wird, Schiedsrichter-Ausschuss, fand es damit hatte ich wirklich nicht „wunderbar“, wie viele Schieds- gerechnet“, sagt Sebastian Schuler richter sich an dem Wettbewerb aus dem Kreis Mosel. Mit einem beteiligt hatten: „Es ist immer wie- Video-Trailer hatte der 21-jährige Zwei Schiedsrichter, zwei Urkunden, zwei Gewinner: Aslan Schiedsrichter an dem Wettbewerb Basibüyük (31, links) und Sebastian Schuler (21) freuen sich teilgenommen und damit, laut über ihren Sieg. Jury, den besten Beitrag einge- reicht. Mit seinem drei Minuten lan- gen Film „Schiri TV“ will Schuler Jury und Kriterien potenzielle Schiedsrichter anspre- chen, indem er die Vorzüge und Nach Schulnoten Herausforderungen des Schieds- Bei der Bewertung der 149 Beiträge wurden Schulnoten richter-Amtes herausstellt. „Die nach unterschiedlichen Kriterien verteilt: So musste die Idee zu dem Film entstand aus Jury unter anderem beurteilen, inwieweit die Beiträge zum unserer Schiedsrichter-Gruppe Thema „Faszination Schiedsrichter“ passen und wie viel heraus. Bei einem Hallenturnier Kreativität der jeweilige Autor in sein Werk gesteckt hat. hatten wir einen Info-Stand zur Die Jury bestand in erster Linie aus den Mitgliedern der Werbung neuer Schiedsrichter auf- Arbeitsgruppe „Schiedsrichter-Erhaltung und -Gewinnung“. gebaut. Dafür hatte ich den Video- Dieser gehören an: Wolfgang Mierswa, Bernd Domurat, Wal- film zusammengestellt“, erzählt ter Handke, Dr. Ronald Möhlenbrock, Walter Moritz, Erich Schneider und Gundolf Walaschewski. Sebastian Schuler.

24 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 der toll zu sehen, wie sehr sich Gruppenwettbewerb Platz 1 2000 Alle vier Tage zum Win- junge Menschen mit ihrem Hobby terurlaub nach Eschenlohe. Schiedsrichter identifizieren, und GRUPPE RHEIN-LAHN-KREIS Diese Ausflüge sind ein sehr wie gerne sie dieses schwere Amt wichtiger Bestandteil unserer mit solch großer Verantwortung Fördern – Fordern – Füreinander da sein großen Schiedsrichter-Fami- übernehmen“, sagte Heitmann. lie. Vor allem seitdem wir „Bei diesem Wettbewerb wurde die Wie alle Schiedsrichter-Verei- begonnen haben, die Jung- Faszination durch die Teilnehmer nigungen setzen auch wir im Schiedsrichter-Ausfahrten zu hervorragend zum Ausdruck Rhein-Lahn-Kreis uns für die organisieren, ist der gebracht.“ Gewinnung neuer Schieds- Zusammenhalt enorm richter ein. gewachsen. Seitdem hat uns Dr. Ronald Möhlenbrock, Mitglied Ich möchte kurz aufzählen, fast kein Schiedsrichter mehr der Arbeitsgruppe „Schiedsrichter- Rührige Gruppe: was wir in den letzten Jahren Der Rhein-Lahn-Kreis hat ein verlassen. Im Gegenteil. Es Gewinnung und -Erhaltung“, saß auf die Beine gestellt haben. klares Konzept. spricht sich rum, was wir tun. mit in der Jury, die die Einsendun- Das führt dazu, dass sich Zu Saisonbeginn gehe ich als gen nach einem ausgeklügelten viele Neue bei uns melden. Schulnoten-System bewertete: „Wir Nachwuchs-Referent hin und Nach der bestandenen Schiedsrichter-Prüfung Auch Mädchen kommen lang- waren beeindruckt, wie viel Herz- lade alle jungen Schiedsrich- erhält jeder Referee bei uns sam von sich aus. Blut die Teilnehmer in ihre Beiträge ter zu einer Fortbildung ein. einen Paten. Dieser begleitet gesteckt hatten. Für jeden der Teil- Unsere Saisonvorbereitung Gleichzeitig fordern wir auch läuft so ab, dass wir erst lau- unseren „Neuling“ bei seinen nehmer bedeutet die ,Faszination unseren Nachwuchs. Schu- fen, dann Regelfragen und Spielen und gibt ihm wichtige Schiedsrichter’ etwas Anderes.“ lungen mit Gruppenarbeit, anschließend noch einen Tipps. Gleichzeitig merken Referate vorbereiten, Video- die neuen Unparteiischen, praktischen Teil (meist analysen und natürlich die Gute Stimmung für eine gute dass sie nicht alleine sind. Schiedsrichter-Assistenten- Leistungsprüfung sind selbst- Sache: Im Vordergrund DFB- Schulung) durchführen. Pro Jahr machen wir einen verständlich – zum Beispiel Vizepräsident Dr. Rainer Anschließend grillen wir größeren gemeinsamen Aus- bei der Fortbildung im Januar. Koch, links von ihm Wilfried gemeinsam und spielen dann flug. In dem einen Jahr fah- In diesem Jahr ging’s danach Heitmann vom DFB-Schieds- selbst Fußball. Gewinner an ren wir alle mit der Schieds- noch gemeinsam ins richter-Ausschuss, rechts diesem Tag ist immer die richter-Vereinigung weg, im Schwimmbad zum Austoben. Wolfgang Mierswa, Leiter der Kameradschaft. anderen Jahr nur unser Nach einem anschließenden Arbeitsgruppe Schiedsrich- Mit den gewonnenen Nachwuchs. Essen wurde noch die eine ter-Gewinnung und -Erhal- Erkenntnissen gehen unsere oder andere „Tanzeinrich- tung. 2008 Alle nach Unparteiischen gestärkt in tung“ besucht. die Saison. Da sie auch die 2007 Jung-Schiedsrichter Ich bin sicher, dass wir mit Assistenten-Schulung schon nach München: drei Tage dem Grundsatz Fördern – hinter sich haben, nehmen zum EM-Spiel Deutschland – wir auch in der höchsten Tschechien Fordern – Füreinander da sein sehr gut fahren. Bestä- Kreisklasse junge Schieds- 2006 Alle zum Winterurlaub tigt wird das, wenn wir sehen, richter mit an die Linie. Jeder vier Tage nach Ruhpolding Verein in der A-Klasse dass wir von unseren jungen bekommt in der Saison für 2005 Jung-Schiedsrichter Unparteiischen in den letzten drei Tage nach Köln ein Heimspiel ein Gespann. vier Jahren sieben Schieds- Die Vereine freuen sich, weil 2004 Alle vier Tage nach richter in die Bezirksliga und es meistens Spiele sind, in Berlin zum Pokalfinale auch höher gebracht haben. denen es um was geht oder Ich denke, dass dies nicht so 2003 Jung-Schiedsrichter die sogar Derbys sind. Gleich- verkehrt ist. drei Tage nach Stuttgart zum zeitig können wir unsere jun- Freundschaftsspiel Deutsch- gen Assistenten heranführen. land – Italien Was aber auch hier wieder Aslan Basibüyük nicht zu kurz kommt, ist die 2002 Alle vier Tage nach Bel- Nachwuchs-Referent im Kameradschaft. gien Rhein-Lahn-Kreis

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 25 Wettbewerb

So beginnt das Sieger-Video von Sebastian Schuler. Leider kann es zurzeit aus Copy- right-Gründen nicht ins Inter- net gestellt werden.

Die Palette der eingereichten Bei- Einzelwettbewerb Platz 2 Zwei vorne, einer hinten. der Kühlschrank. Bloß wieder träge war dementsprechend groß. Gespräche über Gott und die raus hier. Abklatschen. Auf Welt. Wäre noch ein Vierter geht’s. Beeindruckend auch der Beitrag TOBIAS ALTEHENGER im Auto, würde er vermutlich von Tobias Altehenger, der mit sei- Die Mannschaften sind da, es ...doch heute ist nicht mal die Hälfte des nem Text („...doch heute ist Sonn- kann los gehen. Der Platz tag“) Platz zwei belegte. Sonntag Gesprochenen verstehen. Wir sind ein Team. Wir ken- riecht wie ein Moor. Wenn Zehn Uhr. Kölner Regen nen uns, mögen uns, vertrau- man einen Samen in den Die Drittplatzierten Florian Keppe- prasselt auf meine Dach- en uns. Bereich der Mittellinie wer- ler und Thomas Stepan fassten auf schrägen. Saß man vor fünf- fen würde, würde vermutlich mehreren Seiten zusammen, was zig Jahren zu dieser Zeit innerhalb kürzester Zeit ein für sie die Faszination Schiedsrich- noch in der Kirche, den Pfar- Baum daraus wachsen. Platz- ter ausmacht. „Mit meinem Beitrag rer in den Ohren und den wahl, die Münze fällt, alles Sonntagsbraten im Sinn, hat wollte ich anderen Menschen zei- bereit. Noch mal Abklat- sich ein neues Phlegma etab- schen. gen, was für ein tolles Hobby die liert. Deutschland schläft Schiedsrichterei ist“, erzählt Florian aus. Das alles für diesen Moment. Keppeler aus Südschwaben. Der 17- Spieler auf die Positionen, Doch dieser Zustand neigt Jährige ist seit drei Jahren die Assistenten bereit. Was sich seinem Ende zu. Jeden- Schiedsrichter. Für den Wettbe- bisher passierte, ist nun völ- falls heute. Jedenfalls für Tobias Altehenger: Sein Bei- werb hatte er sich „einfach mal lig egal. Wie der Wecker klin- mich. Das Handy auf dem trag trifft genau das Thema. einen Nachmittag lang hingesetzt“ Nachttisch spielt „Lemon gelte, wie der Regen fiel, die und seine Gedanken zu Papier Tree“ und es ist wieder Wir lassen Köln im Rückspie- Fahrt, die Kabine, der Platz. gebracht. Als Belohnung darf er in soweit. Normalerweise sitze gel, dann Wesseling, passie- Was zählt, ist jetzt. ren Bonn und sind immer der neu gestarteten Saison einen ich zu dieser Zeit in Hörsälen 90 Minuten volle Konzentra- noch weit weg. Der Regen Schiedsrichter-Coach bei einem oder Seminarräumen. Doch tion. 90 Minuten Vollgas, prasselt auf die Windschutz- Bundesliga-Spiel begleiten. heute ist Sonntag. Augen auf und Leistung brin- scheibe. Geduscht, gefrühstückt, Kaf- gen. 90 Minuten, die alles in Den gleichen Preis hat auch Tho- fee in rauen Mengen und Endlich, die richtige Aus- den Schatten stellen, was mas Stepan gewonnen: „Auf dieses eine Stunde später sitze ich fahrt. Jetzt noch zwei Kilo- der Tag bisher bereithielt. Es besondere Spiel freuen wir uns im Auto. Der erste Zwischen- meter durch ein Wohngebiet, gibt keine „normalen“ Spiele. stopp an der Tankstelle. schnell noch einen Einheimi- jetzt schon“, sagt der 23-Jährige Ich könnte immer noch im Dann geht es weiter. Ein gro- schen nach dem Weg gefragt aus Flensburg, der bereits Bett liegen, oder lernen, ßes Haus am Waldrand, und auf einmal die vertraute gespannt ist, „wie ein Bundesliga- oder ins Stadion gehen. Spiel aus Sicht des Schiedsrichters gleich neben einem Fußball- Aussicht auf Flutlichtmasten. Die Taschen aus dem Auto, abläuft“. Liane Lindenberg fand platz. Natürlich muss ich erst Ich könnte alles tun. aussteigen und warten. Alles noch mal drei Kaffee, Platz- ebenfalls viele Gründe, warum für andere hätte mich auch begehung, Absprache, letzte Doch in dem Moment, wo ich sie das Hobby Schiedsrichter so gewundert. Dann, endlich, Vorbereitungen in der Kabi- im Mittelkreis stehe, interessant ist und darf als Beloh- eine Sporttasche über dem ne. erwartungsfroh auf das Fol- nung an der Halbzeit-Tagung der Rücken, mein Beifahrer, mein gende und angespannter als Das Waschbecken ist mit DFB-Schiedsrichterinnen teilneh- Aufpasser, mein Rückenfrei- jeder Spieler, bin ich genau schmutzig braunem Wasser men. halter. Wer ihn heute wohl da, wo ich sein will. verstopft, ein paar Grashal- wieder alles anbrüllen und me schwimmen traurig in der In dem Moment, wo ich die beleidigen wird? Im Gruppenwettbewerb durften Brühe. Vermutlich hat der Pfeife zum Mund führe und sich alle – wirklich alle! – Teilneh- Weiter zum Bahnhof. Die Schiedsrichter der zweiten die Partie eröffne, mache ich mer als Gewinner fühlen: Jede nächste Sporttasche in den Mannschaft keine Zeit mehr genau das, was ich tun will. Gruppe wird demnächst entweder Kofferraum und der alte Ford gefunden, seine Schuhe zu Ich könnte alles tun. von einem Bundesliga-Schiedsrich- ächzt wieder über die Auto- Hause zu putzen. Der Dusch- ter oder einem Ausschuss- oder bahn. vorhang schimmelt, ebenso …doch heute ist Sonntag. Lehrstabs-Mitglied besucht werden. So wird FIFA-Schiedsrichter Manuel die mit Tobias Ottos Beitrag den Einzelwettbewerb – in den Fußball- Rhein-Lahn-Kreises. Jungschieds- Gräfe bei den Schiedsrichtern des dritten Platz belegten. Platz eins bei verband Rheinland, und zwar an richter-Referent Aslan Basibüyük FC Nordost Berlin vorbeischauen, den Gruppen ging – wie bereits beim die Schiedsrichter-Gruppe des hatte die vielen Aktionen der

26 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Sieger und Preise

Die Mühe hat sich gelohnt Gruppenwettbewerb 1. Platz: Besuch des Spiels Werder Bremen - FC Bay- ern München Aslan Basi- büyük (Gruppe Rhein- Lahn/Rheinland) 2. Platz: Besuch des Spiels Hannover 96 – Werder Bremen Markus Büsing (Gruppe Osnabrück- Stadt/Niedersachsen) 3. Platz: Vortrag eines Die Gewinner, die Jury und der DFB-Vizepräsident: Im Stadion des VfL Wolfsburg formierten FIFA-Schiedsrichters sich die Teilnehmer der Siegerehrung zum Gruppenfoto. Tobias Otto (Gruppe des FC Nordost Berlin) Schiedsrichter-Gruppe zusammen- „Fördern, fordern und füreinander „Den Wettbewerb haben wir als Einzelwettbewerb gestellt, bei denen jeweils „die da sein ist der Grundsatz unserer Chance gesehen, unsere Arbeit in 1. Platz: Teilnahme an der Kameradschaft der Gewinner“ ist. Gruppe“, sagt Aslan Basibüyük. die Öffentlichkeit zu bringen. Viel- Halbzeit-Tagung der DFB- leicht kann sich ja auch manch Schiedsrichter Sebastian anderer Nachwuchs-Referent Anre- Schuler (Wittlich, Kreis Drei Fragen an Wolfgang Mierswa gungen für seine eigene Gruppe Mosel/Rheinland) holen.“ „Die Richtigen finden“ 2. Platz: Teilnahme an der Während sich 40 Schiedsrichter aus Halbzeit-Tagung der DFB- Herr Mierswa, wie fällt Ihr Fazit als Leiter der Arbeitsgruppe dem Rhein-Lahn-Kreis auf den Schiedsrichter Tobias „Schiedsrichter-Gewinnung und -Erhaltung“ zum Gruppen-Hauptpreis, den Besuch Altehenger (Köln, Kreis Abschluss des Wettbewerbs „Faszination Schiedsrichter“ Köln/Mittelrhein) aus? des Spiels Werder Bremen gegen Bayern München am 22. Spieltag 3. Platz: Begleitung eines Wolfgang Mierswa: Es wurden insgesamt 149 Beiträge ein- freuen dürfen, fiebert die zweitplat- Coaches zu einem Bundes- gereicht – das hätten unserer Meinung nach eventuell auch zierte Gruppe Osnabrück-Stadt dem ligaspiel Thomas Stepan ein paar mehr sein können. Von der Qualität der eingesand- Nord-Derby Hannover 96 gegen (Flensburg, Kreis Flens- ten Beiträge wurden unsere Erwartungen jedoch eindeutig Werder Bremen Ende Oktober ent- burg/Schleswig-Holstein) übertroffen. Es sind sehr viele hervorragende Einzel- als Liane Lindenberg (Nien- auch Gruppenarbeiten eingegangen. Die Entscheidung über gegen. burg, Kreis Nienburg/ die Preisvergabe fiel uns wirklich nicht leicht. Das sieht man ja auch an den vielen dritten und vierten Plätzen. Die Einzelsieger müssen noch etwas Niedersachsen) Florian länger auf die Einlösung ihres Keppeler (Erisried, Kreis Was hat der Wettbewerb zur Erhaltung und zur Gewinnung Gewinns warten. Sebastian Schuler Südschwaben/Bayern) neuer Schiedsrichter beitragen können? und Tobias Altehenger nehmen im 4. Platz: WM-Uhr 2006 Mierswa: Wir hoffen, dass wir durch die öffentliche Präsen- Januar 2009 an der Halbzeit-Tagung Serap Abdul (Lennestadt, tation der Arbeiten Schiedsrichter motivieren können, wei- der DFB-Schiedsrichter in Mainz teil. Kreis Olpe/Westfalen) ter aktiv zu bleiben. Bei vielen Einsendungen kam vor allem „Es wird sicherlich etwas Einmali- Lena Dittmann (Stadtha- der Team-Gedanke innerhalb der Schiedsrichter-Gruppen ges, mit den Bundesliga-Schieds- gen, Kreis Schaumburg/ rüber. Schiedsrichter sollen merken, dass sie außerhalb des richtern an einem Tisch zu sitzen“, Niedersachsen) Benjamin Platzes viele Gleichgesinnte haben. Ein wichtiger Grund, die Egyed (Dannstadt-Schau- Flinte nicht zu früh ins Korn zu werfen. freut sich Sebastian Schuler schon jetzt auf den Gedankenaustausch. ernheim, Kreis Ludwigsha- Und wie sieht es mit der Gewinnung neuer Schiedsrichter Seine Hoffnung: „Bestimmt kann ich fen/Südwest) Peter Mick- aus? von dort das eine oder andere für ley (Letschin, Kreis Mär- Mierswa: Der Wettbewerb war nur der erste Schritt. In den meine eigene Schiedsrichter-Tätig- kisch-Oderland/Branden- nächsten Monaten werden wir beraten, wie wir die „richti- keit mitnehmen.“ burg) Timo Pick (Morbach, gen“ Leute zur Schiedsrichterei bekommen können. Wir Kreis Mosel/Rheinland) müssen es schaffen, gezielt Leute anzusprechen, die die Sicher ist auf jeden Fall, dass die Pierre Theuerkorn (Mann- Eigenschaften Durchhaltevermögen, Ehrlichkeit und Team- persönliche „Faszination Schieds- heim, Kreis Mannheim/ geist besitzen. Natürlich werden wir unsere Plakataktion richter“ der beiden Sieger danach Baden) Christoph Unck- fortsetzen und planen auch mit Trailern in verschiedenen noch größer sein wird. rich (Hochstätten, Kreis Medien für das Schiedsrichter-Amt zu werben. ■ Bad Kreuznach/Südwest)

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 27 Olympia Beck & Stark – Einsatz in Peking

Für Christine Beck und Wolfgang Stark fiel in diesem Jahr die Sommerpause aus: Sie verbrachten den August in China. Andreas Burkhardt und Lutz Lüttig sprachen mit unseren Olympia-Schieds- richtern über das Turnier in Fernost – und beleuchten die nähere Zukunft der beiden.

Zwar nur von außen begleitend, zwischen den Trainerbänken, den- noch eine nicht unerhebliche Belastung.

Wolfgang Stark und seine Assisten- ten Volker Wezel und Jan-Hendrik Salver hatten mehr Glück im Hin- blick auf die Eröffnungsfeier in Peking. Stark: „Wir hatten schon am Tag vor dem offiziellen Beginn von Olympia unser erstes Spiel und konnten deshalb live im Stadion an der Eröffnungsfeier teilnehmen. Das war gigantisch und erzeugte natürlich ein anderes Gefühl als bei einem reinen Fußball-Turnier.“

Weil die Schiedsrichter vom Inter- nationalen Olympischen Komitee zu den Wettkampfrichtern gezählt wurden und nicht zu den Sport- lern, wohnten sie nicht im Olympi- schen Dorf, sondern in einem nor- malen Hotel. „Aber Olympia war ja überall in Peking“, erzählt Wolf- gang Stark. Das konnten sie wäh- rend ihrer - natürlich nur spärlich bemessenen - Freizeit bei Ausflü- gen und Spaziergängen ständig feststellen.

Bei den Männern hatte die FIFA- Christine Beck und Wolfgang Stark hatten in Peking allen Grund zu strahlen: Sie Schiedsrichter-Kommission festge- haben mit ihren Assistenten die deutschen Schiedsrichter hervorragend vertreten. legt, dass jedes Team zwei Spiele bekommt. Stark: „Mit Elfenbein- küste gegen Argentinien hatten weimal China und zurück - FIFA- Die Aufregung war spürbar, als gen ein Spektakel versagt: die wir gleich ein schwieriges Spiel. ZSchiedsrichterin Christine Beck Christine Beck am 30. Juli mit Eröffnungsfeier im mit 90.000 Das lief aber gut für uns, so dass hat sich im Welt-Frauenfußball Assistentin Inka Müller und dem Zuschauern gefüllten „Vogelnest“ wir als zweiten Einsatz Nigeria ganz weit nach oben gepfiffen und männlichen Team um Wolfgang Bejings. Der Grund dafür war frei- gegen USA leiten durften, ein ent- demonstriert eindrucksvoll, wie Stark den Flug nach China antrat. lich positiver Natur. Beck hatte scheidendes Spiel um den Einzug der DFB auch unter den weiblichen „Olympia“, so schwärmte sie „Dienst“ zu verrichten, in der nord- in die nächste Runde.“ Referees Maßstäbe setzt. Nach unmittelbar vor dem Start, „ist ein- chinesischen Metropole Qinhuang- überzeugenden Leistungen bei der fach ein wahnsinnig großes Sport- doa: Nachdem sie zwei Tage zuvor Das begann gleich mit einer Stress- Frauen-WM 2007 wurde die 34-Jäh- ereignis, so viele Athleten aus so schon Argentinien gegen Kanada Situation: „Ich musste schon in der rige auch 2008 vom Fußball-Welt- vielen Ländern, und die ganze Welt geleitet hatte, musste sie nun als 3. Minute einem Amerikaner „Rot“ verband FIFA ins Land der aufge- schaut zu - und das zu begleiten, Vierte Offizielle in den Gruppen- zeigen. Er war gefoult worden und henden Sonne entsandt, diesmal, das ist überwältigend!“ Ein paar spielen USA gegen Japan und Neu- hatte sich nach meinem Pfiff mit um Spiele beim olympischen Frau- Tage später allerdings blieb ihr im seeland gegen Norwegen ran. einem Ellenbogenschlag revan- enfußball-Turnier zu leiten. Gegensatz zu den deutschen Kolle- Gleich zwei Spiele an einem Tag! chiert. Es war dennoch ein Klasse-

28 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Spiel, in dem die Amerikaner mit zehn Mann einige Minuten vor Schluss auf 1:2 verkürzten. Ein Unentschieden hätte ihnen fürs Weiterkommen gereicht. Natürlich hatten wir nach diesem Spiel die leise Hoffnung, doch noch einen dritten Einsatz zu bekommen. Das wegen unsportlichen Handspiels. hat leider nicht geklappt.“ „Die Spielerinnen haben uns als Persönlichkeiten akzeptiert, so Christine Beck hatte da mehr zu dass die direkten Ansprachen bei tun. Insgesamt kam die Verwal- den Spielerinnen wirkten. Deshalb tungsangestellte aus Magstadt auf blieb es bei diesen wenigen Kar- sechs Ansetzungen, vier Mal als ten.“ Vierte Offizielle und zwei Mal in lei- tender Funktion. Ihren wichtigsten Was hat die Magstädterin von den Einsatz hatte sie im Viertelfinale, anderen Wettkämpfen mitbekom- als sie, assistiert von Inka Müller men? Einmal machte sie sich auf und der Spanierin Maria Luisa Villa zum Bodenturnen und hatte Glück, Gutiérrez, die Begegnung China dass man ihre Fußball-Akkreditie- gegen Japan (0:2) leitete. Mehr Ein- rung beim Einlass aus Versehen sätze als Schiedsrichterin kamen akzeptierte. Ein anderes Mal nicht in Frage, da ihr die deutsche Konsequent, wie man ihn aus der Bundesliga kennt: Wolfgang besuchte sie die Leichtathletik im Nationalmannschaft, wie man so Stark schickt den Amerikaner Michael Orozco vom Platz. „Birdnest“. Dabei sah sie das Hoch- sagt, „im Weg stand“. Die Spielerin- nen von Trainerin Silvia Neid hatten in den frauenfußballstarken Län- sich fürs Halbfinale qualifiziert und dern auch die meisten Spitzen- gewannen schließlich Bronze. Kein Schiedsrichterinnen zu Hause sind. Problem für Beck, die das souverän Oder anders ausgedrückt: Sie wegsteckte, denn sie weiß um das haben dort die besten Möglichkei- Wechselspiel des Erfolgs: Wenn die ten, sich zu profilieren und in die Nationalmannschaft Erfolg um Weltspitze zu gelangen. Erfolg einheimst, dann profitieren auch Deutschlands Schiedsrichte- Von den insgesamt zwölf Schieds- rinnen davon. Auch deshalb, weil richterinnen, die die FIFA für die die Ansprüche steigen. „Man misst Olympischen Spiele nominierte, hat uns“, sagt Beck, „an den Leistun- es Christine Beck am Ende doch gen unserer Topspielerinnen, und noch ins Endspiel geschafft. Sie diese Entwicklung kann man nur war die Vierte Offizielle in dem von begrüßen.“ Dagmar Damkova (Tschechien) geleiteten Finale Brasilien gegen In der Tat! Inzwischen zählt sie zu USA (0:1 n. V.). Auch dies eine Aner- den Top-Acht unter den FIFA- kennung für ihre ausgezeichneten Schiedsrichterinnen. Angeführt Leistungen. wird die inoffizielle Liste von der Schweizerin , die Als „sehr fair“ bezeichnet Beck das sogar Spiele des UEFA-Cups der olympische Frauenfußball-Turnier. Männer pfeifen darf. Dann folgt die Lediglich zwei Mal musste sie eine US-Amerikanerin Kari Seitz. Insge- Verwarnung aussprechen, einmal samt aber dominieren die Europä- gegen Argentinien wegen Foul- Auch bei ihrem zweiten großen Turnier in China überzeugte erinnen, was die These stützt, dass spiels und einmal gegen Japan Christine Beck in ihren Spielen mit klaren Entscheidungen.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 29 Olympia

sprungfinale der Männer und den 200-Meter-Vorlauf der Männer mit Usain Bolt aus Jamaika.

Vergessen werden die deutschen Olympia-Schiedsrichter die Spiele in Peking sicherlich nie. Aber als sie Ende August wieder in Deutsch- land waren, gab es keine Ruhepau- Im offiziellen Anzug der Olympia-Kampfrichter: Volker Wezel, Inka Müller, Wolfgang Stark, se. Neue Aufgaben schoben die Christine Beck und Jan-Hendrik Salver (von links). Bei ihren Spielen durften sie dann aber den China-Erlebnisse beiseite. Schiedsrichter-Dress anziehen...

Christine Beck ist im Männer- ja noch aus der „alten“ Regionalliga China - am 30. August bei der ersten bis zur letzten Minute im Bereich aufgestiegen in die Regi- 2007 den Sprung in die 2. Bundes- Begegnung SV Wehen-Wiesbaden II Griff. So sahen es auch die Fach- onalliga - genau so wie Riem Hus- liga der Männer schaffte. Ihren gegen 1. FC Nürnberg II. 0:2 endete kundigen unter den Zuschauern. sein aus Bad Harzburg. Die beiden ersten Einsatz in der neuen Klasse das Spiel, sechs Mal musste sie in befinden sich sozusagen auf den hatte Christine Beck schon wenige die Tasche greifen, um „Gelb“ zu Trotz des gelungenen Debüts Spuren von Bibiana Steinhaus, die Tage nach ihrer Rückkehr aus zeigen. Die Partie hatte sie von der bleibt Christine Beck angenehm selbstkritisch: „Es waren schon große Unterschiede zur Oberliga festzustellen. Ich muss noch das eine und andere verbessern, auch etwas cleverer werden. Im Allge- meinen war ich aber zufrieden mit meinem Einstand.“ Jetzt freut sie sich auf die weiteren Ansetzungen in dieser Spielklasse: „Mein Ziel ist es, mich dort zu etablieren.“

Für Wolfgang Stark heißt indessen das Ziel Südafrika 2010. Die FIFA führt ihn auf der Liste der 54 WM- Kandidaten, die regelmäßig zu Lehrgängen zusammenkommen. Deshalb war der Bankkaufmann aus Ergolding bei Landshut nach Bundesliga- und Champions-League- Einsätzen Ende September schon wieder eine Woche in Zürich; mit dabei seine Assistenten Volker Wezel und Jan-Hendrik Salver. Die drei arbeiten mit Feuereifer auf ihre Nominierung für die Weltmeis- terschaft hin.

Wolfgang Stark: „Wir wollen Anfang Juni 2010 im Flieger nach Südafrika sitzen. Um zwei Jahre nach Olym- pia wieder als Akteure an einem Spaziergang durch Peking: Eine willkommene Abwechslung vom Training und den Spielauswer- weltumspannenden Sport-Spekta- tungen während des Olympia-Turniers. kel teilzunehmen.“ ■

30 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Blick in die Presse

„Ich kann Vorbild für andere sein“ Der Jurist Frank Reinel pfeift seine Spiele aus dem Rollstuhl

Frank Reinel ist Schiedsrichter im Haben Sie schon Reaktionen von Kreis Regensburg. Das wäre nichts anderen Schiedsrichter-Kollegen Besonderes, würde der gebürtige auf Ihre Arbeit eingefangen? Mittelfranke nicht aufgrund einer Reinel: Durch meine Tätigkeit als körperlichen Behinderung im Roll- Jurist habe ich beruflich und privat stuhl sitzen. Dieser Umstand guten Kontakt zu Bundesliga- macht Frank Reinel zu einem ein- Schiedsrichter Felix Brych. Er maligen Beispiel für Integration schätzt meine Leistung und unter- von Behinderten in den Fußballbe- stützt mich bei meiner Tätigkeit. reich. In einem Gespräch mit BFV- Auch Verbands-Schiedsrichter- Mitarbeiter Thomas Geisler erklärt Obmann Rudi Stark respektiert der Jurist, was ihn am Schieds- mein Engagement und hat immer richter-Dasein fasziniert und was ein offenes Ohr bei Sachfragen. seine weiteren Ziele sind. Darüber hinaus erhalte ich auch aus der Schiedsrichter-Gruppe Herr Reinel, ein Schiedsrichter im Regensburg volle Unterstützung. Rollstuhl ist für viele Menschen unerklärlich und unvorstellbar. Was sind Ihre Ziele für die nächste Wie sind sie auf die Idee gekom- Saison? men, es einmal als Referee zu Reinel: Ich möchte auf alle Fälle versuchen? versuchen, einmal bei einem Her- Reinel: Wie fast jeder kleine Junge ren- oder Frauenspiel eingesetzt zu War die Behinderung für Sie Rasen hin haben. Dies sind die ein- werden. Bislang war ich nur im hatte ich den Traum, einmal in jemals ein Problem an Ihrem zigen Bedingungen, die erfüllt sein Junioren-Bereich tätig. Ich denke, einem Bundesligastadion zu ste- Traum zu zweifeln? dass mein Rollstuhl keine Behinde- hen. Aufgrund meiner Behinderung sollten. Reinel: Ich habe mich früh mit rung darstellen sollte. Meine jetzt ist dies als Spieler ja nicht mög- meiner Behinderung abgefunden schon fast 15-jährige Schiedsrich- lich. Also war für mich schnell klar, Gibt es dann auf dem Platz oder und wollte nicht nur zu Hause sit- ter-Erfahrung ermöglicht es mir, dass ich meinem Traum nur als im Vorfeld der Spiele negative zen und Trübsal blasen, sondern ein Spiel zu lesen und mein Schiedsrichter nacheifern kann. In Stimmungen gegen Sie? das Beste aus meinem Leben Geschwindigkeitsdefizit zu kom- der Schule vertrauten mir die Leh- Reinel: Bis jetzt habe ich zum machen. Die positiven Reaktionen pensieren. Ich habe ja bereits Spie- rer dann die Leitung von Fußball- Glück noch keine erlebt. Bei der auf meine Schiedsrichter-Leistung Leitung der bisherigen Jugend- le bei der bayerischen Universitäts- spielen im Sportunterricht an, und bestätigen mich in dieser Auffas- Wohnheim-Meisterschaft und beim ich erlernte schnell die Regeln. Da spiele haben wir im Vorfeld keine sung, und ich denke, ich kann großen Ankündigungen getätigt, „Fußball bringt Toleranz“-Turnier in ich bei der Spielleitung keine grö- somit auch Vorbild für andere Regensburg souverän geleitet und dass ich als Schiedsrichter im Roll- ßeren Probleme hatte, wurde mir Behinderte sein. bin daher recht zuversichtlich für stuhl pfeife. Vor dem Spiel habe mit der Zeit dann die Aufsicht meinen weiteren Werdegang. ich mich dann den Spielern vorge- diverser Gaudispiele angetragen, Müssen bei einem Spieleinsatz stellt, und sie haben mich ohne die ich sicher und zu aller Zufrie- von Ihnen gewisse Risiken und Betreiben Sie neben dem Schieds- große Einschränkung akzeptiert. denheit leitete. Da mir die Arbeit Umstände beachtet werden? richter-Dasein noch andere Sport- als Referee sehr viel Spaß macht, Reinel: Da ich mit meinem Roll- Die meisten fanden es sogar arten? entschied ich mich, im November stuhl witterungsabhängig bin, wer- lobenswert, dass ich den Mut habe, Reinel: Große Erfolge feierte ich 2006 am Schiedsrichter-Neulings- den die Partien, die ich leiten soll, mich trotz meiner Behinderung bislang beim Rückenschwimmen. Lehrgang in Regensburg teilzuneh- meist erst kurzfristig angesetzt. der Aufgabe zu stellen. Klar gibt es Hier halte ich den deutschen men. Ich wolle mich einfach mit Vor allem bei starkem Regen und manchmal negative Stimmen von Rekord in meiner Klasse über die einer offiziellen Bestätigung absi- matschigem Untergrund kann es Verliererseite her. Aber bis jetzt 200-Meter-Strecke, holte bereits chern. Ich absolvierte die Prüfung für mich Probleme geben. Ansons- hat sich noch niemand über mei- einige Deutsche Meistertitel und mit Bravour und kurz darauf leitete ten müssen das Sportgelände und nen Rollstuhl beschwert, und ich nahm an der Europameisterschaft ich mein erstes Punktspiel bei den die Umkleidekabine rollstuhltaug- denke, so lange ich weiterhin gute in Linz teil. Mein großes Ziel ist die Junioren des Freien TuS Regens- lich sein, das heißt möglichst keine Leistungen zeige, wird das auch so Qualifikation für die Paralympics burg. Treppen im Sportheim oder zum bleiben. 2012 in London.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 31 Blick in die Presse

Neven Subotic erst gehalten und dann geschubst worden und hatte dafür, gänzlich unschuldig, „Gelb“ „Schwalbe“!?? gesehen. So lange aber Kollegen wie der Hamburger Ivica Olic nicht Die Schiedsrichterei gehört zu den aufhören, auf plumpeste Art und anspruchvollsten Tätigkeiten im Weise zu versuchen, durch eine Wenn Martin Jol Fußball. Sie ist nur in seltenen Fäl- „Schwalbe“ einen Elfmeter zu len aufgrund des komplexen schinden, werden Opfer damit Mut hat, setzt er Geschehens auf einer Fläche von leben müssen, immer mal wieder 6.000 Quadratmetern über 90 zu vermeintlichen Tätern zu wer- können, was Laienschauspiel und Olic auf die Bank Minuten fehlerfrei zu verrichten. den. was Notfall ist. Daraus spricht ein Das menschliche Auge ist in man- gewachsener Respekt vor den Die Betrüger sind schon wieder bei chen Fällen schlicht überfordert. Es ist mehr Sache der Trainer als Unparteiischen, den diese sich der Arbeit. Sie täuschen vor, dass Oft deshalb, weil im Getümmel die der Schiedsrichter, ihre Spieler von auch in der konsequenten Behaup- sie geschlagen wurden. Sie tun so, Sicht eingeschränkt wurde oder den Grundregeln des Fair Play zu tung ihrer vielen guten Vorsätze als habe man sie getreten. Sie weil die entsprechende Situation überzeugen. Der Reflex, sich vor erarbeitet haben. Fast jede Saison reklamieren eine Ecke für sich, angesichts zu hohen Tempos den Übeltäter aus den eigenen Rei- gab es ja ein Verbrechen, das gera- obwohl sie zuletzt am Ball waren. schwerlich beurteilt werden kann. hen zu stellen, herrscht aber de groß in Mode war: Grätsche von Mit Verlaub: Es ist zum Kotzen. Hinzu kommt, dass die Unparteii- bedauerlicherweise vor. Auch Jür- hinten. Ellenbogenschlag beim schen zunehmend höhere Ansprü- gen Klinsmann dürfte sich, getreu Kopfball. „Rudelbildung“. Wäsche- Hamburgs Ivica Olic war am zwei- che der obersten Regelhüter zu seines Mottos „Lebenslanges Ler- klammern. ten Spieltag besonders dreist. Erst erfüllen haben. nen“, in der Causa van Bommel wollte er gegen den Karlsruher SC noch einmal hinterfragen. Meist gibt es dann ein Drei-Phasen- per „Schwalbe“ einen Elfmeter So sind die 42 Elite-Schiedsrichter Szenario, in dem sich die Rasen- schinden, dann täuschte er vor, der Bundesliga und 2. Bundesliga Jan Christian Müller Justiz entwickelt: a) Rechts-Unsi- vom Gegner geschlagen worden zu vor dieser Saison besonders ange- cherheit, b) Rechts-Sicherheit, c) sein und sank zu Boden. Man halten worden, regelwidrige Ellen- Rechts-Verfall. Das Zupfen befindet kapiert es einfach nicht. Olic ist so bogen und Armeinsätze konse- sich in Phase a), auch wenn jeder ein sympathischer Kerl. Warum quent zu ahnden. FIFA-Referee Her- Ringen und Kung Fu Klub seinen Profis per Schiri-DVD wird er auf dem Platz zum Betrüger? bert Fandel hat diese Aufforderung mit 36 strittigen Szenen auf den des DFB-Schiedsrichter-Ausschus- Die Bundesliga startet stets im aktuellen Pfeifton einstimmen Kann man sich über einen Sieg ses dank der aufmerksamen Assis- August in ihr Spieljahr, und deshalb konnte. HSV-Trainer Jol meinte, freuen, wenn er mit unlauteren tenten Mike Pickel im Fall des unbe- werden die guten Vorsätze im Fuß- „das waren keine Elfmeter“, obwohl Mitteln erzielt wird? Sagt er seinen lehrbaren Münchners Mark van ball im Sommer und nicht wie im Schiedsrichter Kinhöfer beide Mal Kindern, dass es okay ist, wenn sie Bommel beispielhaft erfüllt. gewöhnlichen Volk an Silvester auf neuer Linie und richtig lag. Die sich mit Schummeln Vorteile ver- gefasst. In diesem Spätsommer Rudelbildung dagegen steckt in der schaffen? Er sollte mal nach Eng- Aber im Einzelfall kann seine Wahr- lautet die erste Botschaft zur Bes- Liga schon in Phase b) - das Ärger- land schauen: Dort werden nehmung selbst den besten deut- serung: Nicht an die Wäsche gehen! nis gilt (momentan) als aufgelöst. „Schwalben-Könige“ wie er von schen Unparteiischen täuschen. Die Wer im Strafraum an Angreifers Tri- Grätsche und Ellenbogenschlag den eigenen Fans gnadenlos aus- Gefahr zu Fehlurteilen im Bemühen kot zieht und zupft, soll mit Elfme- scheinen wieder in der c)-Phase gepfiffen. So werden die Spieler um Pflichterfüllung ist gerade in ter bestraft werden. Uli Hoeneß, angekommen zu sein: Hannovers erzogen! den Fällen von „Stoßen, Halten und einst selbst ein oft gezupfter Stür- Lala, der Schalkes Jones nieder- Trikotzerren“ versus „Simulation mer, ist ein Fan dieser Finger-weg- streckte (Knieverletzung, sechs HSV-Trainer Martin Jol hat das Ver- und Täuschungsmanöver“ gege- Kampagne; die aus der Regelver- Wochen Pause), und Kölns Womé, halten seines Stürmers ebenfalls ben. Beides sollen die Ordnungshü- schärfung resultierenden Strafstö- dessen Arm Wolfsburgs Dejagah kritisiert. Er arbeitete zuvor in ter entsprechend bestrafen. Dabei ße seiner Bayern gegen Hamburg rüde traf (Schädelprellung) hätten England bei Tottenham Hotspur. ist es in der jüngeren Vergangen- (Mathijsen klammert Schweinstei- für ihre Attacken sofort „Rot“ ver- Wenn Jol jetzt Mut hat, dann setzt heit wiederholt aufgetreten, dass ger, Lell drückt Olic nieder) waren dient gehabt. er Olic nach dessen doppelter schützenswerte Angreifer regelwid- ihm noch viel zu wenig: „Mal fünf“‘ Betrugsabsicht im nächsten Spiel rig vom Ball getrennt wurden und in einem Spiel wünscht sich Hoe- Wie wichtig der Personenschutz ist, auf die Bank. Bestraft vom eigenen statt eines Strafstoßes für ihre neß, „dann hört das endlich auf.“ zeigt sich daran, dass Klubs wie Trainer beim HSV - das wäre ein Mannschaft eine Verwarnung Bayern, Schalke, Dortmund bereits großes Zeichen gegen unfaire gegen sich zugesprochen bekamen. Nach den „Freistil-Elfern“ vom jetzt lange, prominente Verletzten- Spielweise und würde mehr brin- Die Schiedsrichter wären gut bera- Eröffnungsspiel war schon befürch- listen beklagen. Manches ist Spät- gen als tausend Worte! ten, sich in diesen Fällen an die tet worden, am nächsten Tag wür- folge der EM, anderes Foul oder gängige Rechtsprechung zu halten: den die Profis von einer kollektiven Verschleiß. In diesem Klima rasan- Jochen Coenen Im Zweifel für den Angeklagten. Fallsucht befallen, doch die Liga ter Personal-Fluktuation ist trotz hielt sich stabil auf den Beinen. Die aller modischen Ringer-Regeln auf In Dortmund ist Luca Toni Opfer meisten Profis kennen ihre Rechte die Experten des Kung Fu zu achten. eines „Justizirrtums“ geworden. inzwischen genau, sie wissen, dass Der Italiener war vom Dortmunder die Schiedsrichter unterscheiden Klaus Hoeltzenbein ■

32 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2008 Aus den Verbänden

des DFB, eine Sichtungsmaßnahme zierten „Hammes-Modell“ in der Südbaden Niederrhein für Auswahlmannschaften U 15, Form, dass jeweils die Tabellen- statt. nachbarn gegeneinander spielten. So kam es jeden Tag zu „Platzie- Spende für guten Zweck Nachwuchs-Schiedsrichter Teilgenommen haben zwölf Aus- rungsspielen“ bis hin zu den im Test wahlmannschaften aus elf Landes- Begegnungen der Tabellenführer. Jedes Jahr zur Sommerzeit treffen verbänden. Der Thüringer Fußball- Gespielt wurde auf den drei Plät- sich etwa 60 Senioren-Schiedsrich- Neue Wege der Ausbildung von Verband war für die Ansetzung der zen des Landesleistungszentrums ter aus Südbaden unter der Lei- Nachwuchs-Schiedsrichtern gingen Schiedsrichter verantwortlich. In im jeweils 30-Minuten-Rhythmus tung von Klaus Schlotter/Elzach, jetzt die Kreise Düsseldorf und Anlehnung der Praxis aus den ver- zeitversetzt. Mitglied im Verbands-Schiedsrich- Rees-Bocholt. Anlässlich eines gangenen Jahren hatten zehn ter-Ausschuss, zu einem Lehrgang internationalen C-Jugend-Turniers Schiedsrichter die Möglichkeit, Besonderen Wert legte die Lehr- im Sporthotel Sonnhalde des Süd- unter anderem mit Borussia Dort- unter Regie des Lehrstabs des Lan- gangsleitung auf eine dem Charak- badischen Fußballverbandes. mund, Eintracht Frankfurt, Arminia des-Schiedsrichter-Ausschusses an ter der Spiele angemessene Per- Bielefeld und Fortuna Düsseldorf - diesem Treffen teilzunehmen. sönlichkeitsdarstellung, auf die Neben verschiedenen Referaten wurden zwölf Unparteiische zwi- Umsetzung der Anweisungen im standen auch Wandern und schen 14 und 17 Jahren an einem In der Sportschule des Landes- administrativen und regeltechni- Schwimmen auf der Tagesordnung Wochenende in einem Hotel unter- sportbundes fand man ideale schen Bereich, auf eine angemes- und selbstverständlich kam auch gebracht. Neben den zahlreichen Bedingungen vor. Die Teilnehmer sene Spielkontrolle gerade bei der gesellige Teil nicht zu kurz. Spielleitungen im Team standen traten sehr diszipliniert auf und wechselndem Spielcharakter und auch der obligatorische Lauf- und brachten sich somit nahtlos in ein auf das Stellungsspiel der Schieds- Um die Kosten für den Verband Regeltest auf dem Programm. vom DFB sehr gut organisiertes richter bis hin zur Zusammenar- etwas zu senken, verzichteten die Turnier ein. Besonders hervorzuhe- beit im Team. Die Unparteiischen Teilnehmer auf Fahrtkosten und Darüber hinaus hatten die beiden ben waren trotz des Leistungs- bemühten sich in allen Spielen, die Tagegeld und haben dieses Jahr Jung-Schiedsrichter-Referenten drucks eine ausgeprägte Kamerad- Ergebnisse der Auswertungen der auch erstmalig eine Eigenbeteili- Henning Thimm (Rees-Bocholt) und schaft und ein hervorragender Beobachtungen direkt umzuset- gung geleistet. Trotzdem ist es Wolfgang Schneider (Düsseldorf) Teamgeist untereinander. zen, so dass sie ihre Leistungen vom Verband großzügig, diesen vier Top-Schiedsrichter aus ihren verbessern konnten. Dies zeigten Lehrgang anzubieten, was von den Kreisen mitgebracht, die die jun- Vom 15. bis 19. Juli 2008 fanden, dann auch die Beobachtungser- Teilnehmern auch dankbar aner- gen Unparteiischen und ihre Assis- mit Ausnahme eines Ruhetages, gebnisse. kannt wird. tenten nach jedem Spiel intensiv täglich sechs Spiele statt, die coachten. jeweils im Team geleitet wurden. Karsten Krause Für Verbands-Schiedsrichter- Gespielt wurde nach einem modifi- Obmann Manfred Schätzle war es „Man konnte im Verlauf der Veran- eine Selbstverständlichkeit, die- staltung bei allen Beteiligten eine sem Lehrgang schon seit Jahren deutliche Entwicklung sehen. Die einen Besuch abzustatten und aus Gruppe hat toll mitgearbeitet und dem Verbandsgeschehen zu sich auch außerhalb des Platzes berichten sowie den langjährigen hervorragend verhalten“, waren und verdienten Schiedsrichtern zu sich die beiden Organisatoren danken. einig, die sich auch darüber freu- ten, dass sich unter den Jugend- Die Senioren lassen es sich auch lichen auch Freundschaften gebil- nicht nehmen, jedes Jahr für einen det haben. Groß war übrigens die

Freude bei allen Beteiligten, dass LEHRBILD guten Zweck zu spenden. So konnte sich auch Verbands-Schiedsrich- auch dieses Jahr wieder ein nam- ter-Obmann Jürgen Kreyer im hafter Betrag an die Kinderkrebs- Ratinger Stadion blicken ließ und klinik in Freiburg übergeben wer- sich lobend über die Veranstaltung den. äußerte, die es auch 2009 wieder geben soll. Dieser Lehrgang ist eine Einrich- tung, die wohl einmalig ist. Man- Wolfgang Schneider fred Schätzle hofft, dass er diese Sache noch recht lange erhalten Thüringen kann und ist dem Südbadischen Fußballverband und dem langjähri- Gute Beobachtungsergebnisse gen Leiter Klaus Schlotter sehr erzielt dankbar, dass er sich jährlich HALTEN darum kümmert. Kürzlich fand an der Sportschule des Ein klarer Fall: Der Spieler rechts bremst regelwidrig den Landessportbundes Thüringen in Lauf des Gegners, indem er ihn hält und auch noch im Knie- Manfred Schätzle Bad Blankenburg das Juniorenlager bereich trifft. Wichtig bei solchen Vergehen: So lange der Gefoulte nicht stürzt, kann er sich vielleicht doch noch durchsetzen. Also lange mit dem Pfiff warten! SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2008 33 (4:1 für die Trainer) gab es die natürlich nicht fehlen durften. Ein eine einheitliche Spielleitung, die Hamburg Ehrung für den schiedsrichter- Vortrag zum Thema „Stress und durch alle Schiedsrichter sehr gut freundlichsten Verein Hamburgs Stressbewältigung“ rundete diesen umgesetzt wurden. Durch den im Jahr 2008. Ausgewählt wurde Abend ab. Erfahrungsaustausch zwischen TSV Seestermüher Marsch von einer Jury als Nachfolger des Schiedsrichtern und Trainern war schiedsrichter-freundlichster letztjährigen Titelträgers SV Alten- Nach Bekanntgabe der ersten auch dort eine gute Atmosphäre Verein im HFV gamme der TSV Seestermüher Ansetzungen galt es, Konzentra- zu verzeichnen. Nach der Sieger- Marsch von 1924 e.V.. Laudator war tion und Kondition für die ange- ehrung und der Auszeichnung des Schon seit vielen Jahren feiern die HFV-Vize-Präsident Reinhard henden Spielleitungen miteinander verdienten Siegers, des Teams aus Hamburger Spitzen-Schiedsrichter Kuhne. Viel Beifall gab es auch für optimal zu verbinden. Da jedes ein- Berlin, bescheinigten Klaus Ladwig ihren Saisonabschluss im Polizei- Werner Thomsen. Der Trainer der zelne Spiel im Kollektiv geleitet und Harald Sather den Schieds- sportheim am Sportplatz Stern- Hamburger Spitzen-Schiedsrichter und beobachtet wurde, wurden richtern sehr gute Leistungen. Für schanzenpark. Vor dieser Feier fin- legte nach 25 Jahren sein Amt nie- Fehler durch Harald Sather und die kommenden Spielleitungen det traditionsgemäß ein Fußball- der und wurde von Wilfred Diekert Klaus Ladwig direkt angesprochen werden die gegebenen Hinweise spiel der Hamburger Schiedsrich- in seiner Rede gewürdigt und auch und wertvolle Tipps für die weite- mit Sicherheit eine große Berei- ter-Auswahl gegen eine Trainer- von den Aktiven verabschiedet. ren Spielleitungen mit auf den wei- cherung sein. Auswahl statt. Kürzlich konnte teren Weg gegeben. Im Vorder- Schiedsrichter-Obmann Wilfred Carsten Byernetzki grund der Spielleitungen standen Felix-B. Schwermer Diekert etwa 150 Gäste begrüßen. die Zusammenarbeit im Team und Nach der obligatorischen Begeg- nung Schiedsrichter gegen Trainer Nordost

Gute Tipps von Ladwig und Sather

Kürzlich fand in der Sportschule Lindow (Brandenburg) der U 15- Länderpokal-Wettbewerb des Nord- ostdeutschen Fußball-Verbandes für Junioren statt. Durch Klaus Ladwig und Harald Sather, Mitglie- der im Schiedsrichter-Ausschuss Der Vorsitzende des TSV des NOFV, wurden sieben Schieds- Seestermühe Volkert Dupke richter-Talente aus den sechs Lan- (links) und der stellvertreten- desverbänden des NOFV begrüßt. de Schiedsrichter-Obmann Michael Averhoff (Mitte) nah- Im Einsatz waren folgende Bildnachweis men aus den Händen von Nach Anreise und Vorstellung der Schiedsrichter (von links): HFV-Vizepräsident Reinhard Schiedsrichter erläuterten Klaus Felix-B. Schwermer, Alexan- ARD, Bittner, Gettschat, Imago, Kuhne Gutschein und Urkunde Ladwig und Harald Sather die ein- der Sather, Daniel Harting, Picture Point, Premiere, als „schiedsrichter-freund- heitliche Regelauslegung des Tur- Thomas Hahn, Nico Savoly, Schilke, Schwarz, Thielking, lichster Verein Hamburgs niers, wobei die Diskussionen um Martin Kuhardt und Max Ulmer, Wende, ZDF 2008“ entgegen. Spielszenen der Lehr-DVD des DFB Burda.

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund e.V., Frankfurt am Main Redaktion: Klaus Koltzenburg, DFB-Direktion Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Lutz Lüttig, Berlin Gestaltung, Satz und Druck: kuper-druck gmbh, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, ISDN 0 24 03 - 94 99 71 (Leonardo) Anzeigenleitung: kuper-druck gmbh, Franz Schönen Abonnement bequem per e-mail: Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste vom 1. 1. 2002 gültig. [email protected] Erscheinungsweise: zweimonatlich. Abonnementpreis: Jahresabonnementpreis 15,– €. Lieferung ins Ausland oder per Streifband auf Anfrage. Abonnementskündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb bekannt zu geben. Zuschriften, soweit sie die Redaktion betreffen, sind an den Deutschen Fußball-Bund e.V., Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt am Main, zu richten. Vertrieb: kuper-druck gmbh, Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler, Telefon 0 24 03 / 94 99 - 0, Fax 0 24 03 / 949 949, ISDN 0 24 03 - 94 99 70 PC, 0 24 03 - 94 99 71 MAC Nachdruck oder anderweitige Verwendung der Texte und Bilder – auch auszugsweise und in elektronischen Systemen nur mit schriftlicher Genehmigung und Urhebervermerk. IMPRESSUM

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